Achtung! Heute Mittwoch allerletzte Vorstellung Groller Volksabhend. Rur 50 u. 70 Pig. DVersäume niemand die letzte Gelegenheit Anfang ¼8 Uhr, ab 9 Uhr iſt nochmals alles zu ſehen! 10. J n Sen e oER DEUrScDNFEIfN MAN oN WEU eee Im 0 een 1 2., michts 9 1 ene —— SU e 1— 4 Todes⸗Anzeige. Der Herr über Leben und Tod hat ſeinen treuen Diener, un⸗ ſeren lieben, guten Vater, Großvater, Urgroßvater, Schwiegervater, Bruder und On kel, Herrn Friedrich Gallei 1. Landwirt am Montag abend um halb 9 Uhr, nach längerer Krankheit, öfters geſtärkt durch den Empfang der hl. Sterbeſakramenten, im hohen Alter von 88 Jahren zu ſich gerufen. Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſeren lieben Verſtorbenen. Viernheim, Bautzen i. Sa., den 6. Januar 1932. Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet morgen Donnerstag nachm. um 3 Uhr, vom Trauerhauſe, Waldſtraße! aus, ſtatt. ausgeladen. Bauernverein. Heute und morgen früh 8 Uhr ab wird am ——Staatsbahnhof kohlenſ. Düngerkalk Zu vermieten 2 Fimmer u. Küche evtl. auch 1 Zimmer u. Küche bis 1. Februar Bertholdus⸗ Der Vorſtand. Pfenningſtraße 19 Küthol Arbeiter⸗Verein. Donnerstag, 7. Januar, von 2—5 Uhr 2 Sprechſtunde des Arbeiter⸗Sekretärs im„Freiſchütz“ Milch, Butter und Häse, ſowie Dickrüben zu haben bei Seorg Winkenhach 9. Hansſtraße 10 2 Zimmer u. Küche Der Vorſtand. Freiw. Feuerwehr Am Freitag, den 8. Januar 1932 abends 8 Uhr findet in der Schiller⸗ ſchule(Zeichnenſaal) unſer 1. Vor- trags⸗Abend ſtatt Hierzu laden wird alle aktiven Mitglieder freund⸗ lichſt ein. Das Kommando. Mäntel Verkaufe Kohlen u. Briketts zu den billigſten Tages⸗ preiſen. Adam Herſchel, Friedrichſtraße 39. Herren-, Burschen- u. Knaben- von Mk. 21.— an Anzüge in den neusten Mode- farben, in jeder Preislage. Auf Wunsch Maßanfertigung. Es wird garantiert für — tadellose Paßform degrg Martin, Riesstrade 2. zu vermieten. Ad. Schmitt, Goetheſtraße 6. Wer verkault Sein Haus evtl mit Geſchäft od. ſonſt. Anweſen hier oder Umge⸗ bung? Nur Angeb direkt vom Beſitzer unter V. 47 an den Verlag der„Vor- mlet.- u. Verkauts-Zantrale- Frünklurt a. f., Goethepl. 22 Bekanntmachung. Teile der hieſigen Einwohnerſchaft ergebenſt mit, daß ich mich hier als Hebamme niedergelaſſen habe und bitte im Bedarfsfalle ſich vertrauensvoll an mich zu wenden. Achtungsvoll Frau Lenchen Brechtel Hebamme Blauehutſtraße 35. Bezugnehmend auf obige Bekanntmachung danke ich meiner werten Kundſchaft recht herz⸗ lich und bitte das mir geſchenkte Vertrauen auch auf meine Tochter übergehen zu laſſen. Achtungsvoll Frau Anna Hoock Hebamme i. R. Blauehutſtraße 35 Lokale Nachrichten 7 Sterbefälle. Am Montag Abend ver⸗ ſtarb der 88 Jahre alte Landwirt, Herr Friedrich Gallei 1., Waldſtraße 1.— Heute Vormittag läuteten die Totenglocken für Frau Katharina Schüßler, Friedrichſtr. 48, die heute Vormittag im hieſigen Krankenhauſe entſchlafen iſt.— Des weiteren iſt das 6jährige Söhnchen Franz des Herrn Nikl. Burkert, Alexanderſtraße 5, geſtorben. * Der DJ B. kauft ein Haus. Der Deutſche Fußballbund hat in Berlin am Bahnhof Tiergarten ein Haus im Werte von 180000 Mk. gekauft. Der Vertrag iſt allerdings noch nicht un⸗ terzeichnet da 2 Vorſtandsſtimmen fehlen ſollen.— Die„N. B. L.⸗Ztg.“ ſchreibt hierzu:„Man wird hierfür ebenſo wenig Verſtändnis aufbringen, wie für die Tatſache, daß ſich der Deutſche Fußballbund einen Packardwagen hält! Das Geld wäre als Darlehen an hilfsbedürftige Vereine ſicherlich weit beſſer angelegt worden. Wie lange ſich die Vereine, die der DFB. doch noch in ſeinen„Neujahrswün⸗ ſchen“ als die Träger der Bewegung bezeichnete, derartige Dinge gefallen laſſen, bleibt abzuwarten.“ * Aennchen von Tharau. Die im Rahmen eines großzügigen Programms beim Neu- jahrskonzert der Sänger⸗Einheit bereits mit großem Erfolge aufgeführte Operette„Aennchen von Tharau“ von Gebh. Schätzler⸗Peraſini wurde in anerkennens⸗ werter Weiſe am Sonntag Abend zum Beſten der Winterhilfe wiederholt und fand auch hier wieder ein begeiſtertes Publikum. Man muß unumwunden zugeben, die wackere Spielerſchar hat uuter der Führung des unermüdlichen Dirigenten des Vereins, Herrn A. Sütterlin aus Mannheim, Großartiges geleiſtet und dieſe ſelten ſchöne Dichtung von der Eniſtehung des geliebten Volksliedes mit wahrhaft bewundernswerter Darſtellungskunſt vor unſeren Augen vorüberziehen laſſen. Aennchen, das Pfar⸗ rerstöchterlein(Lonchen Neudörfer) meiſterte ihre Rolle ausgezeichnet und fand auch in ihrem Jugend⸗ geſpielen Jobſt von Hennewitz(Adam Hanf) einen ebenbürtigen Partner. Beſonders verdient die aus warmem Herzen geſungene ſchöne Duoſzene„Brü⸗ derlein fein“ hervorgehoben zu werden, mit der ſich die beiden gleichſam in die Herzen der Zu⸗ hörer hineinſangen. Die Rolle des beſcheidenen alten Dichters Simon Dach, die bei Joſef Zöller in den beſten Händen lag, wurde ausgezeichnet wieder⸗ gegeben, während auch Jean Haas ſehr würdevoll den Pfarrer Neander aus Tharau ſpielte. Der urkomiſche Famulus Jakob Ehrlich(Ferdinand Neu⸗ dörfer) ſowie die verliebte und eiferſüchtige Jungfer Euſebia Pfannenſtiel(Maria Beikert) waren her⸗ vorragend und ſorgten dafür, daß bei dem ſonſt ernſten Stück auch die Lachmuskeln in Bewegung kamen. Die Freundinnen Annas, insbeſondere Roſa(Sophie Gutperle), die die Partnerrolle des Famulus ſehr gut wiedergab, ſowie Lieſe u. Lene (Geſchwiſter Benz) verdienen Anerkennung. Zum Schluſſe wollen wir auch nicht den Großen Kurfürſt (Auguſt Sommer) unerwähnt laſſen, der in ſeiner Herrſcherrolle gut gefiel. Alles in allem kann der Verein mit Stolz auf dieſe ſchöne Veranſtaltung Dirigenten des Vereins zuzuſchreiben iſt, der mit fachmänniſcher und zielſicherer Umſicht die Operette einſtudierte. Dem Dirigenten ſowie den Spielern ſei daher für ihre mühevolle Arbeit herzlichen Dank geſagt. * Geſangverein Sängertreue. Im dichtbeſetzten Schützenhofſaale hielt obiger Verein am Sonntag, den 3. Januar, ſeinen zweiten The⸗ aterabend ab, für Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins. Wie zu erwarten war, mußten wieder viele umkehren und ſich den Genuß dieſes wirklich ſchönen Theaterſtückes verſagen, da der geräumige Schützenhofſaal ſchon um ¾8 Uhr zum Berſten voll beſetzt war. Nachdem der Präſident, Herr Kempf, die Anweſenden mit herzlichen Worten be⸗ grüßt und auch dabei die Not der Vereine ſo treff⸗ lich geſchildert hatte, trug der Verein unter Leitung ſeines tüchtigen Dirigenten, Herrn Jungmann, den Chor„Heimatroſen“ vor. Was nun den Anwe⸗ ſenden bei der Vorführung des Dramas„Der Schuß im Erlengrunde“ geboten wurde, kann man nicht trefflich genug ſchildern. Man muß ſo etwas geſehen haben, um ſich ein Bild von der Leiſtung dieſes jungen Vereins machen zu können. Hinge⸗ riſſen von dem ſchönen Spiel, lauſchten die Zu⸗ hörer den Worten der Spielerinnen und Spieler, die ihr beſtes Können zeigten und ſich förmlich in die Rollen hineingelebt hatten. Kein Auge blieb trocken, als„die ſchöne Lori“ von ihrem Mann verſtoßen wurde und dazu ſo piand die Muſik er⸗ klang„Verlaſſen, verlaſſen bin ich“. Man kann ſagen, daß alle Spielerinnen und Spieler des Ver⸗ eins auf der döhe ſind und man nur Lob gehört hat. Um vielen, die dieſes Stück noch zu ſehen wünſchen, Rechnung zu tragen, iſt es nicht ausge⸗ ſchloſſen, daß dieſes nochmal zur Aufführung kommt. Näheres wird die Vereinsleitung noch bekannt geben. Wer dem Verein im Monat Januar als Mitglied beitreten will, iſt von der Aufnahmegebühr befreit. * Ein Urteil über„Die Spaniſche Fliege“ iſt dem Vorſtand des Volkschors unterm Datum vom 30. Dez. 1931 aus Eſſen per Poſt⸗ karte zugegangen, das wir unſeren Mitgliedern, Freunden und Gönnern nicht vorenthalten möchten, und hiermit auszugsweiſe wiedergeben: Werter Vorſtand! .. Ich hatte Gelegenheit am 2. Weih⸗ nachtsfeiertage Ihrer Weihnachtfeier beizu⸗ wohnen, wo außer einem Weihnachtsſtück auch die„Spaniſche Fliege“ zur Aufführung kam. Vor Jahren hatte ich ſchon das Stück in Leip⸗ zig geſehen und war deshalb mit der Hand⸗ lung einigermaßen vertraut. Trotzdem freude ich mich ſehr über das flüſſige Spiel und den Eifer mit dem die Spieler zu Werke gingen. „Die Spaniſche Fliege“ war für mich ohne Zweifel der ſchönſte Schwank den ich je ge⸗ ſehen hatte. Daß die beiden Schlußchbre von Uthmann wir als Arbeiterſänger ſehr gut ge⸗ fielen, möchte beſonders erwähnen Mit freiem Sängergruß N. N. Eſſen(Ruhr) Die letzte Aufführung der„Spaniſchen Fliege“ findet am kommenden Sonntag abend im„Karpfenſaal“ ſtatt. Eintritt pro Perſon 50 Pfg. Zum Aus⸗ zurückblicken deren Gelingen in erſter Linie dem ſchank gelangen offene Getränke einſchl. Bier. * Schäferhunde ⸗Ausſtellung. Der Verein für deutſche Schäferhunde(SV), Hauptge⸗ ſchäftsſtelle Augsburg 3, der größte Raſſezuchtverein der an faſt allen Orten des Reiches Unterabtei⸗ lungen beſitzt, hat auch im vergangenen Jahr wieder ſchöne Erfolge zu verzeichnen. Der Verein veran- ſtaltete mit ſeinen Unterabteilungen über 1000 Leiſt⸗ ungsprüfungen, an denen rund 6000 Hunde teil⸗ nahmen und hielt auch über 100 ſelbſtändige Aus- ſtellungen und Schauen ab, auf den ebenfalls rund 6000 Hunde gezeigt wurden. In das Zuchtbuch des Vereins werden trotz aller Notzeiten jetzt noch jährlich 15000 Schäferhunde eingetragen. Der Verein ſteht wie die von ihm betreute Raſſe,„der Hund des deutſchen Volkes“, noch immer führend an der Spitze aller hundeſportlichen Vereinigungen. „Im Weſten nichts Neues Heute Mittwoch großer Volks- und Abſchiedsabend. Nur 50 und 70 Pfg. Heute kommt das gewaltige und vielum⸗ ſtrittene Tonfilmwerk zum ſechsten male zur Auf- führung. Da es gleichzeitig auch die letzte Vorſtell⸗ ung iſt, ſo werden die Preiſe auf 50 und 70 Pfg. geſetzt, um allen einen Beſuch der letzten Vorſtell⸗ ung zu ermöglichen. Das iſt das teuerſte Film- werk, das je hergeſtellt wurde und nach wie vor ſind die Eintrittspreiſe Allerorts, wo er gezeigt wird, viel, viel höher als in Viernheim. Ueberall verlangt man Preiſe bis zu 2 Mark. Ob Herr Fieger bei dieſem teuren Filmwerk mit ſeinen nie⸗ deren Eintrittspreiſen was verdient hat, wird be⸗ zweifelt. Mögen heute noch recht viele dieſes gigan⸗ tiſche und einzig daſtehende Welt⸗Tonfilmwerk be⸗ ſuchen. Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands,, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia(Schützen⸗ abteilung). Heute abend ½9 Uhr Uebungs⸗ ſtunde für Jungſchützen im Lokal. Kein Trink- zwang. Reſtloſes Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Odenwaldklub(Ortsgr Viernheim). Mittwoch, den 6. Januar Klubabend im Löwen. Sonntag, den 10. Januar 3. Programm⸗Wanderung, an⸗ ſchließend 5 Uhr Wanderehrung im Löwen zahl⸗ reiche Beteiligung erwartet. Der Vorſtand. Turngenoſſenſchaft 1893. Donnerstag abend halb 8 Uhr beginnen wieder die regelmäßigen Turnſtunden für Turnerinnen. ſcheinen erwartet. Die Turnleitung. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen, Ortsgruppe V'heim. Sonntag, den 10. Januar, nachmittags 3 Uhr, im Gaſthaus zum Eichbaum„General⸗Verſamm⸗ ung“. Tagesordnung: 1. Jahres- und Kaſſen⸗ bericht; 2. Entlaſtung und Neuwahl der Vor⸗ ſtandes; 3. Verſchiedenes. Hierzu laden wir nn⸗ f ſere ſämtl. Mitglieder freundlichſt ein. 5 Der Vorſtand. Reſtloſes Er⸗ Bekanntmachung. Kohlenverſorgung der gemeinheitlichen Ge⸗ bäude. f Für das Rathaus werden 300 Ztr. Braun- kohlenbriketts benötigt. Angebote, frei Reichsbahn⸗ hof Viernheim, ſind verſchloſſen mit entſprechender Aufſchrift verſehen, bis Freitag, den 8. ds. Mts. vormittags 10 Uhr auf dem Baubüro, Zimmer 5, einzureichen. Bezugsquelle iſt anzugeben. Vetr.: Betr.: Abſchaffung von Faſelvieh. Freitag, den 8. Januar 1932 vormittags 11 Uhr werden auf dem Rathauſe, Sitzungsſaale, 4 zuchtuntaugliche Eber und 1 Bulle öffentlich an die Meiſtbietenden verſteigert Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Freitag, den 8. Januar 1932, vorm. 11 Uhr werden im Sitzungsſaale des Rathauſes, nachſtehende Allmendgrundſtücke öffentl. verſteigert: Oberlück 10. Gew. Nr. 4 Oberlück 11. Gew Nr. 37 Großer neuer Garten Nr. 16 Kl. neuer Garten Nr. 22 Am Kirſchenweg links Nr. 5 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 28 Kl. Neuenacker im Gr. Bruchfeld Nr. 71 Almen Nr. 133 Allmenfeld 1. Gew. Nr. 27 Rothfeld 1. Gew. Nr. 33 Große lange Theilung Nr. 22 Mittlere lange Theilung Nr. 1 Krottenwieſe(Acker) Nr. 44 Oberbruchweide 4. Gew. Nr. 2 Oberlück 6. Gew. Nr. 6 Oberlück 12. Gew. Nr. 4 Kleiner Neuer Garten Nr. 9 Brunnenacker 1. Gew. Nr. 2 Am Kirſchenweg links Nr. 15 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 68 Kleiner Neuenacker im Großbruchfeld Nr. 11 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 8 Almen Nr. 142 Rothfeld 1. Gew. Nr. 34 Dreiruthen Nr. 107 Mittlere Lange Theilung Nr. 4 Krottenwieſe(Wieſe) Nr. 57 Oberbruchweide 4. Gewann Nr. 10 An der Kälbertrift links Nr. 1 717 7 1. 0 2 Schloth Nr. 64 Schloth Nr. 56 Schloth Nr. 31 Viernheim, den 5. Januar 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Steuerterminkalender für den Monat Januar 1932. 2. Teilbetrag Zuſchlag zur Einkommenſteuer für Pflichtige mit mehr als 8000 RM. ſowie Zuſchlag zur Einkommenſteuer für Ledige nach Zuſchlagsbeſcheid. Keine Schonfriſt. Lohnſteuer für die Zeit vom 1.— 15. Januar, ſofern der Lohnſteuerabzug den Betrag von 20. 20⁰ RM. überſteigt. Keine Schonfrist. nicht fertig bringen, uns zu beugen, wir ſo klein, Auch der ſtarke Chriſtophorus brach iernheimer See- Viernheimer * ee täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim halbjährli ch einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ ſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt kfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 5 „Daß er katholiſch iſt, drückt mich nicht“ Ein proteſtantiſcher Pfarrer über Brüning In einer Zeit, in der politiſcher Haß und die Leidenſchaft triumphiert, da ſo mancher Politiker, der gewiß als national angeſprochen zu werden verlangt, es mit ſeiner nationalen Geſinnung für vereinbar hält, die politiſchen Gegenſätze zu ſchüren und die innere Zerriſſenheit auszunutzen, gehört es leider Gottes ſchon zu den Ausnahmen, daß Rufer im Streite auftreten, die Gegenſätze zu überbrücken wiſſen, und die den Mut haben, über die Grenzen politiſcher und weltanſchaulicher Mei⸗ nungsverſchiedenheiten hinaus das zroße Gemein⸗ ſame zu betonen und den Führern unſeres Volkes in dem vielleicht ſchwerſten und entſcheidungsvoll⸗ ſten Ringen ſeit dem Weltkriege Gerechtigkeit wi⸗ derfahren zu laſſen. Wir freuen uns, nachſtehend der Stimme eines proteſtantiſchen Pfarrers D. Menſing Raum geben zu können, der an⸗ knüpfend an die Notverordnungen Brünings(ogl. Dresdner Neueſte Nachrichten Nr. 308) folgende Würdigung der Arbeiten des gegenwärtigen Kanzlers der Oeffentlichkeit übergibt: „Es gibt nur einen Erdentroſt in ſchwerer Zeit: wenn ein Mann da iſt, dem man ver⸗ traut, der nicht ſich will und keine Partei, ſondern nur ſein Volk; der zuerſt den Mut hatte, uns völlig klar zu ſagen, wie ſchrecklich es um uns ſteht, der den größeren Mut hat, allen weh zu tun, um das Ganze zu rettenz der, als alle Welt nach einem Diktator ſchrie, ohne viel Geräuſch auf einmal diktatoriſch verordnete; der nun, ohne er— ſichtlich geborener Herrſcher zu ſein, vielmehr ſachlich bis auf die Knochen, jedem Widerſtrehen— den den Kampf anſagt und doch nichts als den Frieden will für alle. Ich bete für ihn, daß er geſund bleibt, für uns. Wo iſt die Quelle ſeiner Kraft? Gott allein kennt das Menſchenherz. Aber in mir wächſt die Ueber zeugung, daß ſein Anker ruht im Grund von Glauben und Frömmigkeit. Wenn wir alle, wenn das deutſche Volk ſolche inneren Reſerven hätte, es könnte nie zugrunde gehen. Daß er katholiſch iſt, drückt mich micht. In ſolcher Notzeit nähern ſich die Kon⸗ feſſionen, und der Starke wächſt hindurch bis auf die Wurzeln des Chriſtentums. Man fühlt, daß dieſem Manne nicht plötzlich, ſondern ganz allmählich die Gewißheit ſeiner Be— rufung kam und die Verantwortung dafür. Wenn wir heute nach Weiſung der Schrift gerichtet wür⸗ den, daß ein jeglicher muß Rechenſchaft geben vor dem Richterſtuhl Gottes für jedes unnütze Wort, das er geredet hat, welches furchtbare Strafgericht würde uns treffen! Welche unnützen welche böſen und gehäſſigen Tag für Tag Zeitungen und aus unſer aller Mund! einen wird zum Vorwurf gemacht, daß er zu viel ſchweige. Vermutlich allerdings muß er in den 24 Stunden des Tages und der Nacht mehr reden als wir alle. Aber er redet nicht um Wortwirkun⸗ gen, ſondern um die Sache. Er verordnet, gewiß. Und wie alle Worte, die Schwerter ſind, tun ſeine, wenn er endlich in der Oeffentlichkeit das Schweigen bricht, weh. Aber immer habe ich dieſen Worten gegenüber das Gefühl: Es iſt mir befohlen, alſo befehle ich. Die großen Schickſalsmenſchen waren dämo— niſch. Das heißt, ſie ruhten auf einer geheimnis⸗ vollen inneren Naturmacht; dieſe flutete in ihnen empor und riß ſie hin zu Wort, Tat, Sieg. Der letzte von dieſen war Bismarck, vielleicht auch Lenin und Muſſolini. Es fällt mir nicht ein, un⸗ ſeren Mann neben dieſe zu ſtellen. Er kommt aus einer anderen Welt. Keine Dämonien umwittern ſeine Sachlichkeit. Aber der bewußte Dienſt im Auftrag eines größeren Herrn iſt uns jetzt, wo die Machtmittel fehlen, vielleicht nötiger und hilfreicher als die großen Schöpfer der Weltgeſchichte, die weder gut noch Löſe, ſondern Elementarmächte ſind. Wir, in den Dieſem Im Auftrag des größten Herrn. Wir wiſſen alle, daß es uns nichts hilft, wenn das Chriſtus⸗ kind nur in Bethlehem geboren iſt, und nicht in uns. Nur daß ihrer wenige ſind, in denen es lebt. Aber wo es wirklich geboren wird, entfaltet es in uns eine furchtbare Macht. Es macht ſich alles in uns untertan. Wie es ſelbſt untertan dem Vater iſt, gehorſam bis zum Tode, ſo fordert es in uns gegen alle Eigenwünſche, Lüſte, Launen und Leidenſchaften völlige Unterwerfung. Weil wir es darum ſind Zeitung Anzeiger (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Siernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchuͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Donnerstag, den. Januar 1932. unter der Laſt des Kindes zuſammen. Es iſt aber ein Troſt in unſerer Zeit, wenn endlich einmal einer aus ſolcher Unterwerfung her⸗ aus befiehlt. Ich will ihm folgen!“ Tagesnachrichten Ein neues Nieſen⸗Trausozean⸗Flugboot lant. enb. Amſterdam, 7. Jan. Hieſigen Blät⸗ ſoll mit zehn Motoren von 1000 PS. ausge⸗ rüſtet werden. Die Nutzlaſt ſoll 42 Tonnen bei einem Geſamtgewicht von 100 Tonnen und die Höchſtgeſchwindigkeit 210 Stundenkilometer betragen. Der Mukdener Zwiſchenſall. witb. London, 7. Jan. Wie Neuter aus Waſhington meldet, iſt Staatsſekretär Stim⸗ ſon der Anſicht, daß das von Japan ausge⸗ drückte Bedauern über den Angriff auf den Konſul der Vereinigten Staaten in Mukden einer Entſchuldigung Japans gleichkommt. Francois Poncet nach Paris abgereiſt. enb. Berlin, 7. Jan. Der franzöfiſche Bot⸗ termeldungen zufolge beabſichtigt der hollän⸗ diſche Flugzeugerbauer Koolhoven ein Flug⸗ boot für den Tranzozeanverkehr zu bauen, das Die Vorarbeiten für Cauſanne Vor Beginn der Konferenz muß vor allem Klarheit über die Stillhaltung herrſchen Berlin, 6. 1. Wie wir erfahren, werden die deutſchen Botſchafter in Paris, London und Rom am Donnerstag in Berlin eintreffen und bereits am Nachmittag an den Reparations⸗ beratungen teilnehmen. ö In dieſem Zuſammenhange iſt feſtzuſtellen, daß man ſich in der Oeffentlichkeit wohl zum Teil ein nicht ganz zutreffendes Bild von den Vorbereitungen macht, die die Reichsregierung für die Konferenz von Lauſanne trifft. Das gilt namentlich inſofern, als von einer großen „Diplomaten⸗Konferenz“ die Rede iſt. In Wirklichkeit liegen die Dinge ſo, daß nach den Reſſortarbeiten des Auswärtigen Amtes, bei denen der Schwerpunkt der Verhandlungen bis in die erſten Januartage hinein lag, nun ſeit Tagen der Reparationsausſchuß des Reichs⸗ kabinetts berät. In ihm ſind bekanntlich das Auswärtige Amt, das Reichsfinanz⸗, das Reichswirtſchafts- und— wegen der Eiſen⸗ bahnen— das Reichsverkehrsminiſterium ver⸗ treten. An den Beratungen dieſes Gremiums werden die Botſchafter teilnehmen, um ihre unmittelbaren Eindrücke von den Hauptplätzen zu übermitteln. In dieſem Rahmen iſt natür⸗ lich vor allem die Anweſenheit des deutſchen Votſchafters in Paris beſonders wichtig. Aus den geſchilderten Zuſammenhang ergibt ſich von ſelbſt, daß die Bezeichnung„Botſchaf— ter⸗Konferenz“ nicht recht zutrifft. Der Berliner Aufenthalt der drei Botſchafter iſt übrigens nur auf einen Tag berechnet, ſo daß ſie an den Sitzungen des Geſamtkabinetts, die den Be⸗ ratungen des Kabinettsausſchuſſes folgen, gar nicht mehr teilnehmen. Angeſichts der Tatſache, daß immer noch kein endgültiger Termin für den Beginn der Lau⸗ ſanner Reparationskonferenz feſtgeſetzt iſt, da Frankreich bemüht iſt, den von England für den 18. Januar vorgeſchlagenen Beginn bis etwa 25. Januar zu verſchieben, wird an zu⸗ ſtändiger Stelle erneut daran erinnert, daß Deutſchland ſich mit dem engliſchen Vorſchlag einverſtanden erklärt hat. Die deutſche Regie— Endlich Frankr Bemerkenswerte Keußerungen Repa ratio wtb. Paris, 6. Jau. Fernand de Brinon be— ſchäftigt ſich in dem Wirtſchaftsblatt„Informa⸗ tion“ mit der kommenden Reparationskonferenz. Er ſchreibt, die Schlußfolgerung ſei wohl nicht zu kühn, daß es nach Anſicht der Mehrzahl der Baſe⸗ ler Sachverſtändigen gut wäre, wenn man die Schulden überhaupt beſeitigen könnte. Be⸗ dauerlich ſei die Entdeckung, daß Frankreich von nun an das einzige Land ſei, das das in den Verträgen feſtgelegte Recht verteidige. Aber Tat⸗ ſachen ſeien nun einmal Tatſachen. Brinon ſtellt dann feſt, daß ſich in Frankreich Dämmerung in ſchafter Francois Poncet iſt nach Paris abge⸗ reiſt. Der Botſchafter hat vor ſeiner Abreiſe noch einen Beſuch beim Reichskanzler abgeſtattet. rung iſt der Auffaſſung, daß die Konferenz ſe ſchnell wie möglich zuſammentreten muß. Selbſtverſtändlich muß dabei Voraus⸗ ſetzung ſei, daß bis dahin auch die Still⸗ halteverhandlungen zu einem Abſchluß gelangen, damit Deutſchland bei den Verhandlungen auf der Raparations⸗ konferenz reſtlos Klarheit über ſeine ge⸗ ſamten Zahlungs verpflichtungen ſchaffen kann. Auch die an den Stillhalteverhandlungen be— teiligten Bankenkreiſe ſind der Auffaſſung, daß ihre Verhandlungen bis zum Beginn der Lau— ſanner Konferenz zu einem Ergebnis führen müſſen. Sie hoffen, Mitte Januar das neue Stillhalteabkommen fertiggeſtellt zu haben. Pariſer Blälter zur Reparalionsfrage Paris, 6. 1. In einer Beſprechung des Er⸗ gebniſſes der Berliner Bankierverhandlungen betont„Journal“, daß die Lauſanner Konfe— renz nur dann Erfolg haben könnte, wenn ſie genügend vorbereitet ſei. Denn Vertagung um ein Jahr bedeute jedenfalls keine Löſung, ſon⸗ dern nur ein Behelfsmittel, durch das man die Regierungskonferenz ſchleunigſt herbeifüh— ren wolle. Das Blatt untexſtreicht, daß die Re— gierungen an eine Regelung der politiſchen Schulden nur denken können, wenn ſie eine all— gemeine Regelung der privaten Schulden zur Grundlage nehmen. Der ſozialiſtiſche„Populaire“ wendet ſich ge— gen den Vorſchlag eines dreijährigen Mora⸗ toriums, das zwar den finanziellen und wirt⸗ ſchaftlichen Zuſammenbruch Deutſchlands ver— hindern, aber keine Beſſerung, ſondern eher eine Verſchärfung der Geſamtlage bringen würde. Die radikale„Ere Nouvelle“ bezweifelt den Zahlungswillen Deutſchlands und fordert vor einer Entſcheidung der Reparations- und Kre⸗ ditfrage die Bildung einer geſchloſſenen Gläu⸗ bigerfront, die von Deutſchland unantaſtbare Garantien verlangen müſſe. eich? der„Information“ über die nsfrage eine gewiſſe Sinnesänderung bemerkbar mache, deren Niederſchlag er in dem bekannten Artikel der „Depeche de Toulouſe“ ſieht, in dem die Strei⸗ chung der Reparationszahlungen gefordert wurde. Nach ſeiner Anſicht iſt die große Geſte des radika⸗ len Blattes bei der gegenwärtigen innerpolitiſchen Lage in Frankreich ſchwer durchführbar. Trotzdem habe der Artikel des Blattes einen großen Wert, indem er einen neuen Fingerzeig gebe. Das Blatt habe einen Akt des Mutes vollbracht und gezeigt, wie man die großen internationalen Diskuſſionen zweimal ſo groß ſein ſoll, wie der„D. X“. Es] wahren Intereſſen Frankreichs anſehen müſſe, und zwar in einem Licht, das den eee eee 49. Jahrgang nützlicher könne als die fortgeſetzten Beſchwerden, die ohne Wirkung bleiben mußten. ſein doch England, Frankreich und die Lauſanner Konferenz. wib. London, 7. Jan. Reuter veröffentlicht folgende Meldung: Die britiſche und die franzö— ſiſche Regierung ſind bemüht, eine Grundlage zu finden, die ihnen geſtattet, im Einvernehmen mit— einander zu handeln, um einen Erfolg der Lau— ſanner Konferenz ſicherzuſtellen. Die britiſche Re— gierung iſt der Meinung, daß das Hauptziel der Konferenz die Wiederherſtellung des Vertrauens der Welt zur wirtſchaftlichen und allgemeinen Lage in Deutſchland ſein muß. Stimſon über die Abrüſtung witb. Washington, 7. Jan. Staatsſekretär Stimſon hielt geſtern im Auswärtigen Aus⸗ ſchuß des Repräſentantenhauſes eine Rede, in der er die Notwendigkeit energiſcher Maß⸗ nahmen zur Durchführung des im Verſailler Vertrag vorgeſehenen urſprünglichen Ab⸗ rüſtungsplanes betonte. Wenn, ſo erklärte er, die Vereinigten Staaten keine Delegation zur Abrüſtungskonferenz entſenden würden, ſo würde der Friede und die Stabilität in der Welt eine rückläufige Bewegung von faſt un⸗ berechenbarer Tragweite erleiden. Tat⸗ ſache, daß die Alliierten dem Beiſpiel der deut⸗ ſchen Abrüſtungskonferenz nicht gefolgt ſind, ſchuf einen Zuſtand der Ungleichheit in Europa, der ein Gefühl der Erbitterung hervorrief. Stimſon fügte hinzu: Es beſteht nicht die geringſte Ausſicht, daß die Beteiligung der Vereinigten Staaten an der Abrüſtungskon⸗ ferenz ihren Beitritt zum Völkerbund zur Folge haben könnte. Tetzte Radiomeldungen Der indiſche Boykott engliſcher Waren. wib. Ahmedabad, 6. Jan. Die hieſige Stadt⸗ verwaltung hat mit großer Mehrheit eine Ent⸗ ſchließung angenommen, keine britiſchen Waren zu kaufen. Die Die Hochwaſſergefahr in Deſſau beſeitigt. witb. Deſſau, 6. Jan. Als die Hochwaſſerwelle der Mulde heute früh Deſſau erreichte, traten Deichſchutz, Reichswehr, Schutzpolizei, Techniſche Nothilfe und politiſche Organiſationen in Tätig⸗ keit. Zur Zeit des höchſten Waſſerſtandes war zwi⸗ ſchen Waſſerſpiegel und Muldenbrücke kaum 10 em. Raum. Durch die rechtzeitig ergriffenen Maß⸗ nahmen galt am Abend die Gefahr als gebannt. Kriegsminiſter Maginot 7 wtb. Paris, 7. Jan. Kriegsminiſter Magi⸗ not iſt zeute früh um 2 Uhr(franzöſ. Zeit) geſtorben. Grauſamkeiten in Spanien Die jüngſten Zwiſchenfälle.— Tänze vor den Leichen. Madrid, 6. Jan. Die Zwiſchenfälle in Spa⸗ nien häufen ſich. Die Unruhen namentlich in der Provinz Ba— dajoz und das Verhalten der Zivilgarde bilde den geſtern den Gegenſtand einer Ausſprache in dür ſpaniſchen Kammer, in die der Miniſterprä ſident eingriff mit der Erklärung, daß man we⸗ der die Regierung noch irgendeine politiſche Partei für dieſe Vorfälle verantwortlich ma⸗ chen könne. General San Jurjo hat ſeine Unterſuchung an Ort und Stelle abgeſchloſſen und iſt nach Madrid zurückgekehrt. Ueber die Zwiſchenfälle in Caſtilblanco erklärte er den Journaliſten, ſie ſeien nach einem wohlaufgezogenen Plan mit beſonderer Grauſamkeit ausgeführt worden. Vor den Leichen der getöteten Zivilgardiſten hätten Frauen getanzt. Man müſſe dieſe bluti⸗ gen Kundgebungen zum Stillſtand bringen, wenn man eine Kataſtrophe vermeiden wolle. Aus Nah und Fern. Landau.(Ein langwieriger Prozeß.) Am 15. Juli 1931 war die Witwe Luiſe Flaxmeyer aus Birkweiler vom Amtsgericht Landau we⸗ gen fahrläſſiger Brandſtiftung in Tatmehrheit mit einer Uebertretung der feuerpolizeilichen Vorſchriften zu einer Geldſtrafe von 30 RM oder 10 Tagen Haft verurteilt worden. Der Frau lag zur Laſt, durch Nichtinſtandhalten ei⸗ nes Kamins ihres Hauſes den Brand verur⸗ ſacht zu haben. Sie wies auf ihre zerrüttete Vermögenslage hin, die ihr Reparaturarbei— ten unmöglich machte. Gegen das Urteil legte ſie mit Erfolg Berufung ein. Das Landgericht Landau ſprach ſie am 1. September frei und überbürdete die Koſten der Staatskaſſe. Gegen dieſen Freiſpruch legte die Staatsanwaltſchaft Reviſion zum Oberſten Landesgericht in Mün⸗ chen ein. Dies hat am 3. November 1931 das Urteil des Landgerichtes Landau aufgehoben und die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entſcheidung an die Strafkammer zurück⸗ gewieſen. Nun wurde vor dem Landgericht Landau erneut gegen die 60jährige Witwe ver— handelt. Die Beweisaufnahme ergab wiederum keinen Beweis für ein fahrläſſiges Verſchulden der Angeklagten. Die Strafkammer ſprach die Angeklagte erneut frei unter Ueberbürdung der Koſten auf die Staatskaſſe. Landau. Schlachthof.) (Unterſchlagung im Landauer In der Verwaltung des ſtädti— ſchen Schlacht- und Viehhofes wurden Unter— ſchlagungen eines Beamten feſtgeſtellt. Der Hallenmeiſter Joſef Grimm hat in den letzten Monaten Gebühren in Höhe von 2—3000 RM veruntreut. Er wurde friſtlos entlaſſen; ein Verfahren gegen ihn iſt eingeleitet. Landau.(Berufung verworfen). Wegen Weinfälſchung waren am 21. Oktober 1930 vom Schöffengericht Landau der Winzer Karl Wambsganz aus Nußdorf zu einem Monat Ge— fängnis und 150 RM Geldſtrafe, der Küfer Fr. Dotzauer aus Nußdorf zur gleichen Strafe und der Winzer Jean Bayer aus Edenkoben zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die Staatsanwaltſchaft hat gegen das Urteil Beru— fung eingelegt, weil ihr die ausgeſprochenen Strafen zu niedrig waren. Im Verlauf der Be— rufungsverhandlung zog die Staatsanwalt— ſchaft die Berufungen gegen Wambsganz und Bayer zurück, nach der Verhandlung wurde auch die Berufung Dotzauers und des Staats— anwaltes verworfen. Es blieb bei den alten Strafen. Bad Dürrheim.(Selbſtmord). In der Kolo⸗ nie Ankenbuk wurde der 23 Jahre alte Melker Karl Voſſeler aus Talheim bei Tuttlingen auf der Heubühne erhängt aufgefunden. Nach ſei⸗ nen früheren Aeußerungen dürfte Liebeskum⸗ mer die Urſache des Selbſtmordes ſein. Kuſel.(Einbrecher im Pfarrhaus). Inner⸗ halb kurzer Zeit wurde das Pfarrhaus im na⸗ hen Pfeffelbach zum zweiten Male von Ein⸗ brechern heimgeſucht. Diesmal ſtiegen die Tä— ter, während der proteſtantiſche Pfarrer gerade Gottesdienſt hielt und ſeine Frau krank zu Bett lag, mit einer Leiter in das erſte Stock⸗ werk ein und hießen 17 RM, die Kaſſe des Ev. Frauenvereins, mit ſich gehen. Von den Dieben fehlt noch jede Spur. Waldshut.(Ein Mord vor der Aufklärung). Im Rhein wurde auf badiſcher Seite etwa 300 Meter unterhalb der Einmündung der Wutach eine im Eis feſtgefrorene weibliche Leiche ge— funden, die mit einem eiſernen 50-Pfund⸗ gewicht beſchwert und mit Stricken zuſammen⸗ geſchnürt war. Die Ermittlungen haben erge⸗ ben, daß es ſich um die ſeit 25. Oktober 1931 ver⸗ mißte 24 Jahre alte Eliſabeth Lupberger aus Leutersberg, Amt Freiburg, handelt, die von einem Kirchgang nach Tiengen, Amt Waldshut, nicht zu ihrer Dienſtherrſchaft, dem Sägereibe⸗ ſitzer Hilpert in Gutenberg, Amt Waldshut, zurückgekehrt war. Unmittelbar nach dem Ver⸗ ſchwinden tauchte ſofort der Verdacht auf, daß das Mädchen einen gewaltſamen Tod erlitten hat. Die Staatsanwaltſchaft Waldshut ſetzte ei⸗ ne Belohnung von 300 RM aus, die von ihr geführten Ermittlungen führten zur Feſtnahme einiger verdächtiger Perſonen, die jedoch alle bis auf den bei Hilpert beſchäftigten Säger Beck wieder entlaſſen wurden. Beck leugnet zwar jeden Zuſammenhang mit der Tat, jedoch ſprechen eine Reihe von Indizien gegen ihn. Die Leiche zeigte am Hals Würgemale. Nur dem Hochwaſſer iſt zu danken, daß ſie ſchon ſo bald wieder an die Oberfläche kam, 1 Kehl.(Rückgang des Hochwaſſers). Im Lau⸗ ſe des geſtrigen Tages konnten die Arbeiten am Dammeinbruch der Kinzig ſo ſtark gefördert werden, daß die Strecke wieder eingedammt iſt. Der Verkehr auf der Staatsbahn Appen⸗ weier— Kehl wurde heute morgen um 6 Uhr in vollem Umfang wieder aufgenommen. Im Ueberſchwemmungsgebiet macht ſich ſeit geſtern ein langſames, aber ſtetiges Fallen des Waſ⸗ ſers bemerkbar. Infolge des Sinkens der Tem⸗ peraturen hat die Schneeſchmelze aufgehört und das Waſſer iſt überall zurückgegangen. Offenburg.(Gefängnis für ungetreuen Rechtsanwalt). Der 47 Jahre alte Rechtsan⸗ walt Hermann Ottendörfer von Lahr wurde vom Schöffengericht Offenburg wegen Untreue zu fünf Monaten Gefängnis und 200 RM Geldſtrafe und wegen unerlaubten Waffen⸗ beſitzes zu zehn RM Geldſtrafe verurteilt. Ot⸗ tendörfer hatte für einen Mandanten Gelder in „Ohne Reparationsneuregelung keine Geneſung!“ Reichs finanzminiſter Dr. Dielrich über außen- und innenpoliliſche ragen Stuttgart, 6. 1. Reichsfinanzminiſter Dr. Diet⸗ rich hielt heute auf der Landesverſammlung der Demokratiſchen Partei Württembergs eine Rede, in der er beonte, daß das Jahr 1932 ein Jahr der ſchwerſten Entſcheidungen werden wird. Außenpolitiſch gehe der Kampf um Re⸗ gelung der Privatſchulden und um die Repara⸗ tionen, innenpolitiſch werde das gegenwärtige Syſtem darum zu kämpfen haben, ſich gegen die anſtürmenden neuen Gewalten zu verteidigen. Der Miniſter gab dann einen Ueberblick über die Entwicklung des Reparations⸗ und des Schuldenproblems, wobei er beſonders auf die Feſtſtellungen des Baſeler Sonderausſchuſſes hinwies, daß von einer Zahlung der geſchützten Annuitäten auch im nächſten Jahre keine Rede ſein könne und daß alle Vorausſetzungen des Youngplanes entfallen ſind. Ganz beſonders wichtig ſei aber die, wenn auch in verklauſu⸗ lierter Form ausgeſprochene Feſtſtellung, daß ohne eine gründliche Neuordnung des Reparationsproblems eine Geneſung nicht eintreten wird. Es ſteht alſo heute, erklärte der Miniſter, nach Meinung aller Sachverſtändigen feſt, daß die gegenwärtige Kriſe in erſter Linie auf die Zahlungen Deutſchlands und die Verrechnung der Kriegsſchulden unter den Alliierten zurück⸗ zuführen iſt, aber ebenſo ſehr ſind ſchuld die unmöglichen Friedensverträge, die den Kriegs- zuſtand in latenter Form fortgeſetzt haben und die wirtſchaftlichen Fehlgriffe der vergange— nen Jahre mit ihrer Ueberſpekulation in Wert⸗ papieren und Waren. Die Notverordnung vom 8. Dezember, die in der neueren Geſchichte auch nach Anſicht der Baſeler Sachverſtändigen ein Gegenſtück nicht hat, ſteht in engem Zuſammenhang mit den Zu⸗ ſtänden, die durch die Reparationen und die Fehler der Weltwirtſchaft heraufbeſchworen ſind. Sie verfolgt fünf große Ziele: die Sen⸗ kung der Preiſe und Geſtehungskoſten, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben; 2. dem Ausgleich des Reichsetats, von dem 3. ab⸗ hängt die Erhaltung und Behauptung der deutſchen Stellung in den Verhandlungen über Reparationen und Schulden und 5. den Schutz des inneren Friedens. Ed Aber ſo wichtig der Inhalt dieſer Notverord⸗ nung iſt: entſcheidend für die Zukunft des deut⸗ ſchen Volkes wird der Ausgang des Kampfes ſein, der ſich in einigen Mona⸗ ten in der Wahl des Reichspräſidenten entſpinnen wird. f Hier wird ſich zeigen, ob das deutſche Volk ge⸗ ſonnen iſt, einzuſehen, daß man nur mit Ein⸗ ſicht, Beharrlichkeit und rückſichtsloſer Anſpan⸗ nung aller Kräfte die Not meiſtern kann, aber nicht dadurch, daß man irgend einem Phan⸗ tom nachläuft, das dem deutſchen Volke Wun⸗ der verſpricht. Der Miniſter beſchäftigte ſich weiter mit der Frage der Arbeitsbeſchaffung, die leider im vergangenen Jahre nicht mit der wünſchens⸗ werten Energie betrieben worden ſei. Durch die Auftragsvergebung der Reichsbahn und die Umgeſtaltung der Siedlung ſei wohl etwas, aber nicht genug erreicht. Man wirft der Reichsregierung vor, daß ſie die ſchweren Mißgriffe, die manche große Wirt⸗ ſchaftskapitäne gemacht haben, toleriert; davon iſt gar keine Rede. Die Reichsregierung hat überall ſich ein⸗ geſetzt dafür, daß jeder verhaftet und ein⸗ geſperrt wird, der in unverantwortlicher Weiſe auf dem Rücken anderer gewirt⸗ ſchaftet hat. Aber die Reichsregierung kann nicht in die Juſtiz eingreifen und gegen Perſonen vorgehen, die nicht gegen die Geſetze verſtoßen haben, wenn ſie vielleicht auch wirtſchaftlich Fehlgriffe machten. Der Miniſter ſchloß: Die Außenpolitik kann nur mit Erfolg betrieben werden, wenn der Kampf im Innern gedämpft wird. Dabei wird entſcheidend ſein, ob das Bürgertum neben den ſtaatsbejahenden Parteien geſonnen iſt, ſich zu⸗ ſammenzuſchließen, um eine politiſche Rolle zu ſpielen. ö Die Reichsregierung kann und wird ihre Pläne durchſetzen, und das Volk wird durch die Schwierigkeiten der Zeit hin⸗ durchkommen, wenn es entſchloſſen iſt, an ſeinem Teil den Kampf um ſeine Zukunft aufzunehmen. 7 2 der Höhe von 2600 einge ſich verbraucht. Bei der Anw bei den Gerichten liefen ſch ren gegen Ottendörfer. Von der 5 mer wurde er in einem Falle 0 alt, bei Gericht wurde er von der erhobenen Anklage freigeſprochen. Ottendörfer wurde auf freien Fuß geſetzt. 10 95 5 Vöhrenbach.(Selbſtmord). Im Hagenreute⸗ wald wurde von Erwerbsloſen der 42 Jahre alte Kriegsbeſchädigte und Witwer Joſeph Ichreiber an einer Tanne erhängt aufgefunden. die Urſache der gräßlichen Tat iſt nicht bekannt. Offenbach.(Tod durch Gasvergiſtung.) Ein alter Mann aus der Bleichſtraße wurde in ſei⸗ nem Zimmer tot aufgefunden. Der Gashahn ſtand offen, ſo daß der Tod durch Gasvergif⸗ tung erfolgte. Bad Soden.(Tod in der Badewanne.) Di⸗ rektor Dr. Wagner von der Höchſter Abteilung der J. G. Farbeninduſtrie wurde in ſeinem Badezimmer in einer Gasvergiftung tot auf⸗ gefunden. Die Veranlaſſung zu der Tat dürfte in einem ſchweren Nervenzuſammenbruch des Direktors zu ſuchen ſein. Sulzbach a. Ts.(Sturz in die Tenne.) Der 25jährige Landwirt Friedrich Geis wollte von der Tenne des elterlichen Hofes Stroh holen. Als er mitten auf der Leiter war, brach dieſe, und der junge Mann ſtürzte in die Tiefe. Er kam mit gebrochener Wirbelſäule in das Höch⸗ ſter Krankenhaus. Oberweſel.(Schwerer Einbruchs diebſtahl.) Dem Anweſen des Weinhändlers Karl Fachin⸗ ger ſtatteten Diebe einen Beſuch ab und ent⸗ wendeten Kleider, Wäſche, Wein, Liköre und Zigarren im Wert von etwa 1000 RM. Die Räume, im Parterre gelegen, boten ein Bild der Verwüſtung. Sämtliche Schränke, Schubla⸗ den und ſonſtige Behältniſſe waren aufgebro⸗ chen und Gegenſtände, die den Dieben wertlos erſchienen, lagen verſtreut umher. Eine Ein⸗ bruchſtelle iſt nirgends feſtzuſtellen und man vermutet, daß die Täter im Lauf des Mon⸗ tags in das Haus eingedrungen ſind und ſich verſteckt hielten. Die Täter konnten ungehindert arbeiten, da der Beſitzer eine Etage höher ſchlief. Der Ausgang war leicht, da die Tür von innen abgeſchloſſen war und der Schlüſſel im Schloß ſteckte. Jurchtbare Blullat in diez Ein Familienvater von einem Lehrer er⸗ ſchoſſen Diez, 5. Jan. Ein in ſeinen Motiven noch nicht erkennbares Verbrechen verübte am Dienstag nachm. der Lehrer Schuſter aus Freiendiez. Er erſchoß in der Nähe des Ha⸗ fens von Diez den in der Lahn fiſchenden Schreinermeiſter Thorn aus Diez mit ſeinem Revolver. Thorn, der ſofort tot war, iſt Vater von vier unverſorgten Kindern. Allem An⸗ ſchein nach muß die Tat vorſätzlich erfolgt ſein, da nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei keine Veranlaſſung zu einem Streit vorlag. Die Polizei verhaftete den Täter. keiner mehr am Leben Beuthen, 5. Jan. Heute abend wurde folgender amtlicher Bericht ausgegeben:„Die Rettungsarbeiten ſind weiter im Gange. Es wurde hierbei feſtgeſtellt, daß die Streckenbe⸗ triebe, in denen die verſchütteten Bergleute arbeiteten, vollkommen zerbrochen ſind. Die Aufräumungsarbeiten werden ſich vorausſicht⸗ lich noch mehrere Tage hinziehen. Es ſteht feſt, daß keiner der Verſchütteten mehr am Leben Das Medaiflonbild Roman von Anny v. Panhuts. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) (38. Fortſetzung.) Verena begann von ihrer Liebe zu erzäh⸗ len, und wenn ſie eigentlich auch beabſichtigt hatte, alles ſo darzuſtellen, als habe ſie Heinz Hausmann erſt während ſeiner hieſigen Tätig⸗ keit lieben gelernt, ſo tat ſie es nun doch nicht. Sie ſchämte ſich weiterer Heimlichkeiten. Der Vater mußte die Wahrheit wiſſen. Seine Worte von dem Vertrauen hatten ihr Denken geändert. Aber ſie erwähnte nicht, welcher Grund den Geliebten wirklich über das Meer getrieben. Die Schuld des Geliebten erwähnte ſie nicht. Dazu hatte ſie kein Recht. Auch würde Heinz dadurch in des Vaters Augen verlieren. Es gehörten die Augen der Liebe dazu, um alles ſo zu ſehen wie ſie. Sie ſaß dem Vater gegenüber und erzählte wahrheitsgetreu, wie Heinz Hausmann ihr ſo⸗ fort gefallen, und wie ihm ihr Herz gleich zu eigen geweſen. Sie ſprach lebhaft und warm wie ein guter Anwalt, der ſeiner von ihm ver⸗ tretenen Partei zum Sieg verhelfen will. Ihre Wangen glühten, ihre Augen leuchteten. Ramon Saperas hörte zu, aber manchmal lag wieder für Sekunden das Lächeln um ſeine ſcharfgeſchnittenen Lippen, für das Verena die Deutung fehlte. Cacique klopfte, meldete Heinz Hausmann, der ſofort hinter dem Indianer eintrat. Caci⸗ que verließ lautlos das Zimmer. Mit einem Blick grüßten ſich Verena und Heinz. Verena ſagte erklärend:„Ich berichtete dem Vater, wie ich dich kennen und lieben gelernt.“ Ihre Augen beruhigten ihn.„Aber er weiß nichts von deiner Schuld!“ Ramon Saperas bot Heinz Platz an. a„Wir wollen uns ruhig verſtändigen, aber die Heimlichkeiten, die Sie getrieben, ſind nicht nach meinem Geſchmack, das kann ich Ihnen nicht verhehlen. Ich wollte eigentlich ſchärfer ſein, Ihnen eine ordentliche Standpauke halten aber Sie haben meinem Mädel das Leben ge⸗ rettet. Wer weiß, ob der Lump nicht abgedrückt hätte, wenn Sie ihm nicht den Revolver ſo kräftig aus der Hand geſchlagen hätten. In dem Augenblick kam ich dazu. Alſo zu ſpät, um Verena noch helfen zu können. Ich faſſe es nun ſo auf, das Leben meiner Tochter gehört Ihnen nach Ihrer Hilfe, weil ſie Ihnen dies Leben ja ſowieſo geben will.“ „Vater!“ Verena ſprang vom Stuhle, 450 auf den Vater zu. Er wehrte lächelnd ab. „Wir ſind noch nicht zu Ende. Und was ich nun ſage, das hat mir oft in letzter Zeit ein heimliches Lächeln abgerungen.“ Er ſah zu Verena auf, die vor ihm ſtand.„Mädel, Mä⸗ del, es iſt ein ganz ſonderbares Gefühl, zu merken, wie man für einen Dummkopf gehal⸗ ten wird. Sieh mal, meine ſehr kluge Verena, du haſt mich aber doch etwas unterſchätzt. Denn wiſſe, mein Kind, ich wußte ſchon von deiner Liebe, als du von deiner Deutſchlandreiſe zu⸗ rückkehrteſt und mir klar machteſt, man müſſe etwas für einen gewiſſen Heinz Hausmann tun, der wegen Stellungloſigkeit nach Uruguay gefahren. Vielleicht wüßte ich etwas auf an⸗ deren Eſtanzias. Dein Wunſch, ihn auf der un⸗ ſeren unterzubringen, ſchimmerte verräteriſch durch. Da merkte ich, daß unterwegs, als mein beſter Vaquero, mein tüchtigſter Peon einmal ein Weilchen allein geweſen, die Liebe an ihr Herz geklopft hatte. Ich dachte zuerſt: Gebe der Himmel, es möge ein anſtändiger Menſch ſein, den ſie liebt. Ich erfand die Geſchäfts⸗ reiſe nach Montevideo, die beſtimmt noch Zeit gehabt hätte, um mir Herrn Hausmann ein⸗ mal anzuſehen. And weil er mir gefiel, war ich entgegenkommend, denn ich glaubte nun mit ziemlicher Sicherheit zu wiſſen, dieſer ſchlanke Menſch wird einmal mein Schwiegerſohn!“ Verena und Heinz ſchauten ſich erſtaunt an. „Aber, Vater, daß du das alles wußteſt, davon ahnte ich nichts“, rief Verena.„Ich zer⸗ brach mir den Kopf, wie ich es dir beibringen könnte, daß ich keinen Landsmann heiraten möchte. Ich kann es noch gar nicht faſſen.“ Heinz ſchüttelte den Kopf. „Mich drückte die Heimlichkeit ſchon lange, es drückte mich aber auch, als armer Schlucker vor Sie hinzutreten mit meiner Bitte. Und Sie wußten längſt Beſcheid.“ Ramon Saperas ſagte ernſt:„Sie waren mir ſofort ſympathiſch, ſonſt hätte ich die Kü⸗ ſtenfahrt hierher nicht mit Ihnen gemacht. Wenn die Liebe nicht Verenas Logik anſchei⸗ nend vollſtändig ausgeſchaltet hätte, müßte ſie ſich damals ſchon geſagt haben, ich hole mir keinen Aufſeher über die Landarbeiter auf dieſe Weiſe ein, wie ich Sie geholt. Das hätte Verena ſchon ſtutzig machen müſſen. Aber nun genug davon. Nur noch, daß ich in letzter Zeit oft lächeln mußte, wenn Verena immer ſo kühl und ſachlich von Heinz Hausmann ſprach, ſo nebenbei. Ich dachte oft: Wie lange will man mich die Rolle des Unwiſſenden eigentlich noch ſpielen laſſen. Jetzt ißt ſie zu Ende. Und nun nehmt euch, Kinder, werdet glücklich und dann kommt eſſen, mein Magen hängt ſchon ganz 1 und das iſt ein höchſt unangenehmes Ge⸗ ühl. Verena ſah Heinz mit leuchtenden Augen an, aber ſie legte erſt die Arme um den Hals des Vaters. „Innigen Dank, Vater, nun haſt du auch einen Sohn fortan, jetzt werden dich zwei lie⸗ ben, und dein beſter Vaquero bleibe ich doch.“ Ramon Saperas ſchob ſein Mädel ſelbſt in Heinz Hausmanns Arme. Habt euch lieb, denn ihr ſeid jung. Ich freue mich nun einen Sohn zur Seite zu haben, der auch mir gefällt. Ich denke, wir drei werden uns gut verſtehen.“ Drei glückliche Menſchen ſaßen dann im ſchönen Eßzimmer und ſprachen den Speiſen mit Appetit zu. Sie ließen ihre Gläſer anein⸗ anderklingen, tranken auf die Zukunft. a Heinz Hausmanns Gedanken hielten noch einmal flüchtig Rückſchau. Wie günſtig hatte ſich ſein Schickſal geſtaltet, und wie trübe ſchien es ſich anfangs geſtalten zu wollen. Nun würde ihm dieſes Land wirklich Heimat werden für immer. Weit, weit über unzählige Wogen lag ein Land, das hieß Deutſchland. Er hatte es liebgehabt, und nun würde er nur noch manch⸗ mal im Traume ſein Geburtsdörflein grüßen Verenas herbes, intereſſantes Geſicht wo ihm voll zugewandt, fremdartig war es dennoch lieb und vertraut. —: Fortſetzung folgt. kaſtätten(Taunus),(Todesunglüg infolg. neegeſtöber). Im dichten Schneegeſtöber kam es auf der Landſtraße zwiſchen Ranſel bei Lorch und Rettershain zu einem folgenſchweren Zu⸗ ſammenſtoß zwiſchen zwei Radfahrern. Der aus Niederwallmenach gebürtige Chriſtmann 2. erlitt bei dem Sturz einen ſchweren Schädel⸗ bruch. Trotz ſeiner ſchweren Verletzung legte er den noch 7 Kilometer langen Weg nach Nie⸗ derwallmenach zu Fuß zurück. Die Operation konnte keine Hilfe mehr bringen; der Schwer⸗ verletzte iſt einige Zeit ſpäter geſtorben. Karlsruhe.(Internationaler Taſchendieb). Die Fahndungspolizei nahm einen Kaufmann wegen Diebſtahlsverdachts feſt. Es handelt ſich um einen als internationaler Taſchendieb be⸗ kannten Ausländer, der, ohne im Beſitz eines Paſſes zu ſein, die Reichsgrenze überſchritten ſowie eine größere Summe franzöſiſcher Fran⸗ ken und einen vom Grundbuchamt Schwerin ausgeſtellten Grundſchuldbrief in Höhe von 2000 Mark bei ſich hatte, über deren Erwerb er ſich nicht ausweiſen konnte. Prüm(Eifel).(Beim Brotbacken verbrannt). In Sevnig fand eine 70jährige Frau auf eine traurige Weiſe den Tod. Sie wollte Brot aus dem Backofen herausnehmen, wobei ſie dem Viehkeſſel zu nahe kam. Ihre Kleider wurden von den Flammen erfaßt und brannten plötz⸗ lich lichterloh. Nachbarn riſſen ihr die Klei⸗ dungsſtücke vom Körper. Aber es war bereits zu ſpät. Die Frau iſt nach drei Tagen ſchwerer Qualen geſtorben. Quirnheim.(Bürgermeiſter Eckhard 705 Bürgermeiſter Johann Eckard ſtarb im 69. Le⸗ bensjahre. Ein ſchweres Leiden hatte ihn ſchon ſeit einem halben Jahre ans Krankenlager ge⸗ feſſelt und ihn von ſeinen Dienſtgeſchäften fern⸗ gehalten. Wiesbaden.(Arbeitsgemeinſchaft Mainz⸗ Wiesbaden). Zur Förderung der wirtſchaftli⸗ chen⸗ und kulturellen Intereſſen von Mainz und Wiesbaden wurde die ſchon vor einigen Mo⸗ naten beſchloſſene Arbeitsgemeinſchaft gegrün⸗ det. Als Mitglieder gehören ihr an mindeſtens je 25 Vertreter der Wirtſchaft und der kultu⸗ rellen Einrichtungen von Mainz und Wiesba⸗ den. Vorſitzende ſind Stadtrat Glücklich⸗Wies⸗ baden und Dr. Stratemeyer-Mainz. Die Ar⸗ beitsgemeinſchaft hat den Zweck, die gemeinſa⸗ men wirtſchaftlichen und kulturellen Intereſſen beider Städte, insbeſondere die Verkehrsrege— lung, die Gasverſorgung, das Schulweſen und die Theaterfrage zu fördern, weiter noch ſchwe⸗ bende Fragen, wie z. B. der Bau einer neuen Rheinbrücke, zu beſprechen und auch ein Zuſam⸗ mengehen der beiden Stadtverwaltungen zu unterſtützen. Wiesbaden.(Selbſtmord eines Polizeibeam⸗ ten.) Ein von der Polizeiverwaltung zur Po⸗ lizeiſchule in Hann.Münden abkommandierter Polizeiwachtmeiſter hat ſich dort während ei⸗ ner Dienſtpauſe erſchoſſen. Landau.(Stillegungsanträge in der ſüdpfäl⸗ ziſchen Tabakinduſtrie.) Eine Reihe von Zi⸗ garren⸗ und Tabakwarenfabriken der Südpfalz haben Stillegungsanträge für ihre Betriebe eingereicht. Die Anträge werden begründet mit der Auswirkung der Zoll⸗ und Banderolen⸗ ſteuererhöhung, die ein ſchweres Hemmnis für den Abſatz des erſten halben Jahres bilde. Vor Weihnachten ſein ein erneutes Nachlaſſen der Aufträge feſtzuſtellen geweſen. Die einge⸗ tretene Geſchäftsflaue und die verſchiedenartig⸗ ſten Uinſtellungen, die als Folge der Notver⸗ ordnung für die Fabrikation notwendig ſind, würden die Fabriken zwingen, ihre Betriebe ſtillzulegen. Mainz.(Vom Auto angefahren.) Als am Unteren Zahlbacher Weg mehrere Jungen Fußball ſpielten, flog der Ball auf die Straße. Einer der Jungen lief ihm nach und wurde dabei vom Kotflügel eines daherkommenden Autos erfaßt und zur Seite geſchleudert. Paſ⸗ ſanten nahmen ſich des Verletzten an und tru⸗ gen ihn ins Städtiſche Krankenhaus. Mainz.(Beim Verlaſſen der Straßenbahn) kam heute früh am Brückenkopf ein 21jähriges Mädchen aus Wiesbaden zu Sturz und ver⸗ letzte ſich nicht unerheblich am Kopf und der Schulter. Das Sanitätsauto brachte das Mäd⸗ chen ins Städtiſche Krankenhaus. Mainz.(Im Stich gelaſſene Diebesbeute.) Schüler, die vom Koksſuchen kamen, fanden in * Mainz⸗Mombach hinter einer Bretterwand in der Arndtſtraße einen Sack, in dem ſich 14 ge⸗ ſchlachtete Hühner befanden, die gerupft und ausgenommen waren. Die Hühner ſind in der Nacht zum 29. v. Mts. einem in der oberen Bogenſtraße wohnhaften Arbeiter geſtohlen worden. Wiesbaden.(Selbſtmordverſuch aus Liebes⸗ kummer.) Der 21jährige Schloſſer Willi H. aus Griesheim hat geſtern abend, wahrſcheinlich aus Liebeskummer, einen mehrfachen Selbſt⸗ mordverſuch gemacht, indem er ſich die Puls⸗ adern durchſchnitt, Gift einnahm und ſich noch mit einem Taſchentuch erdroſſeln wollte. Er wurde ſofort ins Krankenhaus gebracht. Sein Zuſtand iſt bedenklich. Aus duller Well Jalſcher Mietskaſſierer Frankfurt a. M., 6. 1. Am Letzten des ver⸗ gangenen Monats erſchien hier bei zahlreichen Mietern vor allem in der Rechneiſtraße und am Merianplatz, ein etwa 30jähriger Mann, der vorgab, im Auftrag des Hauswirts zu kommen, um die Miete zu kaſſieren. Als Legi⸗ timation zeigte er einen geſtempelten Ausweis, und tatſächlich gelang es dem Schwindler in mehreren Fällen, den fälligen Mietzins zu er⸗ halten. Vor dieſem raffinierten Betrüger wird dringend gewarnt. Ein anderer Schwindler rief einen hieſigen höheren Beamten telefoniſch an und ſtellte ſich als ein Kollege aus Mainz vor. Später erſchien er in der Abweſenheit des Beamten in deſſen Wohnung und ſchwindelte dem zwölfjährigen Töchterchen einen Betrag von 25 RM ab. Die Polizei vermutet, daß es ſich in beiden Fällen um dieſelbe Perſon handelt. Am Bahnpoſtſchaller feſtgenommen Frankfurt a. M., 6. 1. Vor einigen Tagen ſtahl in Breslau ein Dieb eine Anzahl Schmuckge— genſtünde im Wert von etwa 1000 RM. Die dortige Polizei ermittelte, daß er die Sachen für 150 RM im Breslaur Pfandhaus verſetzte und den Pfandſchein weiterverkaufte. Der Dieb trat dann in Dresden auf und wandte ſich von dort nach Frankfurt. Da man wußte, daß er Briefſchaften auf der Bahnpoſt erwartete, wur— de der Schalter überwacht, und es gelang tat⸗ ſächlich geſtern vormittag, den Dieb, einen ge— wiſſen Berger, feſtzunehmen. Lebenslänglich Frankfurt, 5. 1. Der wegen Mordes zum Tod verurteilte u. dann zu lebenslängl. Zucht⸗ hausſtrafe begnadigte Artiſt Balth. Orth aus Untertheres machte ein Gnadengeſuch um Frei— laſſung. O., der in einem weſtfäliſchen Zucht- haus ſitzt, wollte ſeine ſchwerkranke Mutter noch einmal ſehen. Das Geſuch wurde abſchlä— gig beſchieden, wohl im Hinblick darauf, daß nach der ſchweren Tat erſt zehn Jahre verfloſ— ſen ſind. Es wurde aber in der Zuſchrift dem Häftling bedeutet, daß er nach zehn Jahren den Antrag erneut ſtellen könne. Verſuchler Poſtraub Hanau, 6. 1. In der Nacht zum 30. Juni b. J. hatten die Brüder Fritz und Ferdinand Pohl aus Altengronau ſich nach Marjoß(Kr. J. Schlüchtern) begeben und dort verſucht, in das Gebäude der Poſtagentur einzuſteigen, um ei⸗ nen ſich lohnenden Raub auszuführen, da ſie nach ihrer Ausſage Geld benötigten. Am Dienstag ſtanden ſie vor dem Erweiterten Schöffengericht in Hanau und legten ein Ge⸗ ſtändnis ab, nachdem ſie während der vier Mo⸗ nate dauernden Unterſuchungshaft geleugnet hatten. Das Leugnen war auch zwecklos, nach dem ein abgefangener Kaſſiber ihre Schuld deutlich dargelegt hatte. Sie erhielten unte: Anrechnung der Unterſuchungshaft von vier. 9 5 ant chene e und die ganze Herrlichkeit iſt wieder verdorben, Mongen wegen verſuchten ſchweren Diebſtahls je fünf Monate Gefängnis. lich war, in dieſem Punkte Freiſprechung. Was Berlin ein Schneefall koſtel Teurer Matſch. Berlin, 6. 1. Berlin hat nach dem Schneefall Tauwetter und einen richtigen Matſch bekom⸗ men. Matſch und dazu erhebliche Koſten; denn die Berliner laſſen ſich den Schnee auch noch abholen(was ja vielleicht auch notwendig iſt). Um dieſe Säuberungsaktion durchzuführen, wurden außer dem Stammperſonal 2000 Hilfs- träfte angeſtellt, ſodaß insgeſamt 5200 Arvei⸗ ter im Schnee ihr Brot fanden. Mit 60 Schnee pflügen wurden die größten Schneemaſſen bei— ſeite geſchoben. Eine Mutter kötel ihre zwei Kinder und verſucht gelbſtmord Wittenberge, 5. 1. Die hier mit ihren zwei Kindern, einem neunjährigen Sohn und einer achtjährigen Tochter, bei den Eltern zu Beſuch weilende Frau Weiskau aus Altona öffnete die Gashähne ihres Zimmers, um ſich und die Kinder zu töten. Die beiden Kinder ſind geſtor⸗ ben, das Befinden der Mutter läßt auch ihren Tod befürchten. Der Vorfall ſoll auf eheliche Zerwürfniſſe zurückzuführen ſein. Schwerer Orkan über Niederländiſch⸗JIndien Batavia, 6. 1. Niederländiſch-Indien wird von einem ſchweren Orkan heimgeſucht. Die Telephon- und Telegraphenverbindungen mit den Inſel Bali und Lombok ſind unterbrochen. Die Anklage hatte ihnen auch noch die Verübung zweier vollen⸗ deter Einbruchsdiebſtähle bei zwei Geſchäfts⸗ leuten in Altengronau zur Laſt gelegt, doch erfolgte, da ein volle Ueberführung nicht mög⸗ Die größten deukmäler der Welt Eines der größten Denkmäler in Deutſchlanß' iſt der 10.50 Meter hohe Herkules im Park des Wilhelmshöhe, der aus geſchlagenem Kupfer beſteht. Ebenſo groß iſt die Germania des Nieder⸗ walddenkmals; ſie beſteht aus reiner Bronze u. der Rieſenſockel, auf dem ſie ſteht, iſt 25 Meter hoch. Sie wurde 1883 eingeweiht. Die Figur des Hermann auf dem Hermanns⸗ denkmal des Teutoburgerwaldes iſt die größte jemals in Deutſchland gegoſſene Figur; ſie mißt bis zur Schwertſpitze 26,7 Meter und da ſie auf einem 30,7 Meter hohen Sockel ſteht, ragt ſie über alle Bäume hinweg. Bekannt iſt auch die von Profeſſor v. Miller in München im Jahre 1844 gegoſſene Bavaria⸗ ſtatue vor der Ruhmeshalle, die mit ihren 20,5 Meter die„größte Frau Deutſchlands“ iſt. In ihrem Kopf haben 28 Menſchen Platz. Amerika beſitzt die größte Statue der Erde, die Freiheitsſtatute zu Neuyork, deren Figur die ungewöhnliche Größe von 46 Metern beſitzt und dazu noch auf einem 34 Meter hohen Sok⸗ kel ſteht. Sie wurde 1886 von den Franzoſen in Frankreich gegoſſen und dem amerikaniſchen Volk geſchenkt. Glyzerin ſchützt Jeuſterſcheiben Soeben ſind alle Fenſter der Wohnung blitz⸗ blank geputzt worden, da kommt ein Nebeltag und man kann von vorne anfangen. Dieſen Aerger und Zeitverluſt kann die Hausfrau ſich erſparen, wenn ſie die friſch geputzten Fenſter und Spiegel mit ein wenig Glyzerin einreibt. Dadurch wird das Beſchlagen bei feuchtem und nebeligem Wetter verhindert. Man kann übri⸗ gens auch eine Brille mit dieſer Glyzerinſchicht verſehen, wenn man gezwungen iſt, etwa beim Geſchirrabwaſchen vor Schüſſeln und Töpfen mit dampfend heißem Waſſer zu ſtehen. Ebenſo iſt eine ſolche Glyzerinſchicht auf der Brille an⸗ gebracht, wenn man bei nebeligem Wetter aus⸗ geht und aus der freien Luft in einen geheizten Raum tritt. Berbilligte Aheindampferfahrten Die Köln⸗Düſſeldorfer Dampfſchiffahrtsge⸗ ſellſchaft hat ihren Fahrplan für dieſes Jahr bereits feſtgelegt. Die Fahrten werden am 25. März(Karfreitag) beginnen. Die Geſellſchaft hat für 1932 Tariferleichterungen eingeführt. Die verbilligte Fahrt und die Perſonenfahrt werden zur„Einheitsfahrt“ zuſammengefaßt. Die neuen Fahrpreiſe betragen in der Ein⸗ heitsfahrt 4,8 Pfg., in der Schnell- und Expreß⸗ fahrt 6,8 Pfg. je Tarifkilometer, der Expreßzu⸗ ſchlag iſt auf 1 RM für die einfache und 2 RM für die Rückfahrſcheine ermäßigt. Bei Löſung von Hin⸗ und Rückfahrt verbilligt ſich die Rück⸗ fahrt um 30 Prozent. Für Fahrten in der Ein⸗ heitsfahrt bis zu 75 Klm. werden verbilligte Tageskarten ausgegeben, bei denen ſich die Rückfahrt um 60 Prozent ermäßigt. Weiter tre⸗ ten beſondere Ermäßigungen für Kinder ein, die mit den Eltern reiſen, ferner für Schulen und Reiſegeſellſchaften(von mehr als 15 Per⸗ ſonen) ſowie für das Reiſegepäck, deſſen Ge⸗ bührenſätze um 20 Prozent geſenkt wurden. wirkt vie n gurgeln æãltungen vor! Gelbbrieftrüger Mahnke Skizze von Herbert Steinmann. Zwiſchen der ſiebenten und achten Morgen⸗ ſtunde ſaß eine Anzahl Geldbriefträger in ihrem Dienſtſaal des großen Berliner Poſtamtes zu⸗ ſammen. Mit gefüllten Taſchen auf Tiſchen und Stühlen hockend, verplauderten ſie die letzten Mi⸗ nuten, bevor ſie zu ihrem Beſtellgang aufbrachen. „Nun iſt es ſchon über einen Monat her, daß der arme alte Radtke unter der Erde liegt“, meinte erregt ein ſtrammer dunkelblonder Be⸗ amter.„Und den Kerl, der ihn erſtach, als er u Frau Mielke im vierten Stock der Hammer⸗ ſtraße 66 eine Anweiſung bringen wollte, hat man immer noch nicht erwiſcht. Man traut ſich ja gar nicht mehr allein in ein Haus.“ „Es iſt derſelbe Fall wie auf Poſtamt 106 vor einem halben Jahr“, brummte ein anderer Geld⸗ briefträger,„auch damals war eine Anweiſung im vierten Stock eines Hinterhauſes zu beſtellen. Der Empfänger wußte ſpäter ganz genau zu ſagen, daß er von nirgends her Geld erwarte, genau wie die Mielke. Wolter aber war tot ebenſo wie ſpäter Radtke— Herzſtich. Es iſt entſetz⸗ lich...“ Eine dünne, brüchige Stimme erklang. Sie kam von einem alten Beamten mit gebeug⸗ tem Rücken und ſchlohweißem Haar. Er hieß Mahnke und war erſt ſeit kurzem auf dieſem Poſtamt eingeſtellt worden, nachdem er, wie es ieh, von den Polen zum Rückwandern gezwungen worden war. „Hihi!“ kicherte Mahnke.„Dumme Leute, dumme Leute! Sowas kann mir nicht paſſieren. at man denn aus den Anweiſungen nicht wenig⸗ 9095 die Schrift des Täters feſtſtellen können?“ „Haben Sie eine Ahnung, Mahnke!“ ent⸗ gegnete der ſtarke Dunkelblonde, der ſelber erſt zwei Monate auf dieſem 1 arbeitete.„Die b e waren jedesmal mitgeraubt worden. So ſchlau iſt dieſer verflixte Kerl auch...“ eldbriefträger Mahnke ſtapfte unſicher auf 8 555 alten Beinen in der ſchönen breiten Haupt⸗ ſtraße von Haus zu Haus. Er zahlte Anweiſungen aus, ſchrieb ein wenig zittrig aber ſauber auf Nachnayhmen:„Annahme verweigert“, und ſtrich mit gütigem Lächeln die Trinkgelder hocherfreuter Geldempfänger ein. In ſeinem ſchwarzen Hand⸗ leder aber lag eine Poſtanweiſung für Herrn Euſebius Kranert, Heidegaſſe 7, vierter Stock. Und dieſer Herr hatte in den ganzen fünf Jahren, die er im Bezirk wohnte, noch nie einen Geld⸗ briefträger bei ſich geſehen. Mahnke ſagte von dieſen Tatſachen niemandem etwas, obwohl er ſie ſehr, ſehr genau kannte f Jctzt bog Mahnke von der hellen, freundlichen Hauptſtraße in die enge, dunkle Heidegaſſe ein. Gleich das zweite Haus auf der linken Seite war. die Nummer 7, für die Mahnke nur die einzige Poſtanweiſung für Herrn Kranert hatte. Vor der Tür dieſes Hauſes ſtand ein etwas blaſſer junger Mann und rauchte ruhig eine Zigarette. Das war der Untermieter der Witwe oll, der hier im Hauſe ſeit drei Wochen wohnte. Er hatte in dieſer Zeit ab und zu kleine Geld⸗ beträge durch die Poſt bekommen und ſich daher mit dem alten Beamten ein wenig angefreundet. „Tag, Herr Mahnke!“ rief er freundlich.„Haben Sie was für mich?“ Der greiſe Geldbrie träger ſchüttelte den Kopf: „Heute nicht, Herr Gellert“, len er leiſe hüſtelnd und blieb ſchweratmend ſtehen.„Heute nicht!“ Er warf einen langen unſicheren Blick nach dem dunklen Hauseingang der Nummer ſieben hin⸗ über, und es ſchien, als ob der alte Mann trotz des warmen Sonnenſcheins, durch den er gegangen war, 1 J zuſammenſchauerte. „Fehlt Ihnen irgend etwas, Herr Mahnke?“ fragte Gellert mitleidig und trat näher. „Nein, nein“, ſagte der Alte mit zitternder Stimme,„nur— nur die Taſche iſt fe ſchwer, und die Treppen da in der Nummer ſieben ſind ſo W Mir war heute morgen ſchon nicht hanf wohl, und ich habe gerade heute beſonders vie Anweiſungen zu beſtellen!“ „Soſo, viel zu tun?“ meinte Gellert,„hoffent⸗ lich 25 ſiert Ihnen unterwegs nichts.“ 1 ach“, keuchte der alte Beamte,„wenn ich doch die ſtellen Treppen in der Nummer ſieben feen e mir hätte! Wilen Sie masz“ erklärte der iunge Mann ruhig.„Ich werde Sie binaufbegleften. Es iſt ja jetzt auch ſo unſicher. Wenn man an die letzten Ereigniſſe mit den Geldbriefträgern denkt...“ Er erſchauerte und ſchwieg. „Kommen Sie mit, kommen Sie mit!“ flüſterte Mahnke faſt angſtvoll.„Aber unauffällig, damit es keiner merkt!“ „Gern!“ antwortete Gellert bereitwillig. Bald darauf ſtiegen die beiden einträchtig die teilen Treppen empor, die zu der Dachwohnung des Herrn Kranert führten, der Alte keuchend und ſtöhnend, Gellert mit federnden, faſt unhör⸗ baren Schritten. Plötzlich blieb der Beamte ſtehen. Sein Ge⸗ ſicht war Aſchfahl geworden in dem unheimlichen Halbdunkel, das ſie umgab.„Ich habe Angſt!“ ſtöhnte er. „Mit Recht, alter Narr“, ſagte eine harte Stimme. Ein Stahl blitzte auf. Ein Poltern, ein Klirren, ein überraſchter Aufſchrei. Von oben her kam ein Herr in Zivil mit einer großen Taſchenlampe eiligſt die Stufen her⸗ unter, einige Blauuniformierte folgten ihm. Sie ſahen Herrn Gellert in When „Hier übergebe ich Ihnen den Mörder der beiden alten Geldbriefträger Radtke und Wolter“, ſagte Mahnke mit ſtarker Stimme.„Er hat mir eine vorzügliche Vorſtellung ſeiner Arbeitsweiſe gegeben, nur leider...“ „—— iſt er an den Verkehrten gekommen, Herr Kollege Hartwig“, lachte der Kommiſſar beimmig;„es iſt ein Jammer, daß Sie nicht mehr ei uns im Dienſt ſind.“ Kriminalkommiſſar a. D. Paul Hartwig ſah betrübt an der Poſtuniform des Geldbriefträgers Mahnke herab:„Wer weiß, ob ich Ihnen dann ſo nützlich ſein könnte!“ ſagte er raſch. Dom geſunden und kranken Menſchen Herzkranke ſollen es ſich zur Regel machen, alle drei Stunden zu eſſen, aber jedesmal nur kleine Nahrungsmengen zu ſich zu nehmen. Dreimalige Mahlzeiten am Tage ſind für Herzleidende zu wenig und ſchaffen Beſchwer⸗ den; denn wenn dem Wiagen dabei jedesmal größere Speiſemengen zugeführt werden müſ⸗ ſen, ſtellt ſich zunächſt in der Magengegend ein unangenehmes Druckgefühl ein, dann ein Beklemmungsgefühl in der Herzgegend, und es kommt leicht zu Herzklopfen, unregelmäßi⸗ ger Herzbewegung und Atemnot, was aber alles ausbleibt, wenn der Leidende öfter im Tag geringere Mengen ißt. Aus einer in Turkeſtan wachſenden Pflanze wird ein Heilmittel bereitet, das Harmin, mit dem die nach Kopfgrippe(Encephalitis lethar⸗ gica) nicht ſelten zurückbleibenden, bisher kaum erfolgreich zu behandelnden Muskelſtarr⸗ heiten und Muskelverſteifungen geheilt wer— den ſollen. *. Die Zahl der weißen Blutkörperchen ſchwankt innerhalb weiter Grenzen; ſie beträgt 5000 bis 10 000, im Durchſchnitt 7680 im Kubikmilli⸗ meter Blut; nach einer Mahlzeit aber während der Verdauung 14 000 bis 16 000. f * Krankheit macht alle Menſchen gleich: Alle Kranken haben ein und denſelben Wunſch, nämlich— geſund zu werden. 1 Der Tuberkelbazillus iſt ein feines Stäbchen von zwei bis drei Mirkromillimeter Länge. * Ein gehäufter Kaffeelöffel Zucker oder Mehl ſind neun Gramm, ein geſtrichener nur fünf Gramm. 9 Tod in der Narkoſe kommt nach Zählungen Neubers einmal unter 6000 Aether⸗ und ein⸗ mal unter 2000 Chloroformnarkoſen vor.