Reichsbannerorganiſarionen ſetien Waffen mut a0 gegeben worden. Die Sitzung nahm ſchließlich ein überraſchend ſchnelles Ende, da die Regierung erklärte: Auf die Anträge, die als Zeugen genannten Beamten von der Pflicht zur Amtsverſchwiegenheit zu entbinden, hat das Geſamtminiſterium nach 8 54 der Straf⸗ prozeßordnung beſchloſſen, dieſem Antrag in ſeiner Allgemeinheit nicht zu entſprechen. Gleichzeitig iſt beſchloſſen worden, die Vorlage der angeforder⸗ ten Verwaltungsakten auf Grund des§ 96 der Strafprozeßordnung zu verweigern. Miniſterialdirektor Dr. Schäfer gab als Regie⸗ rungsvertreter dazu folgende Erklärung:„Die Worte der Regierungsantwort in ihrer Allgemein- heit bedeuten, die Regierung ſei bereit, bei genau präziſierten Fragen zu prüfen, ob Ausſagegeneh— migungen im einzelnen erteilt werden können“ Als der Abg. Dr. Beſt gegen die ablehnende Hal⸗ tung der Regierung proteſtierte und ſich der Aus⸗ drücke bediente, die Regierung ſabotiere die Arbeit des Ausſchuſſes, man könne auch ſagen, die Regie— rung kneife, wurde er von dem nationalſozialiſti⸗ ſchen Vorſitzenden unterbrochen mit der Bitte, ſich doch nach Möglichkeit parlamentariſcher Formen zu bedienen. Da alſo weder Zeugen noch Akten da waren, nahm der Ausſchuß nach kurzer Geſchäftsordnungs— debatte einen Antrag des Abg. Dr. Beſt(N.) an, der den Ausſchuß auf unbeſtimmte Zeit ver— tagt. der Chauffeur Von F. Carlſen Als die Tür der Wohnung in der Kaiſerallee 17 hinter ihr zufiel, da wußte ſie, es iſt für im⸗ mer zu Ende. Nie wieder wird ſie dieſes Tür— ſchild mit den grellen Schriftzeichen ſehen... nie wieder mit Herzklopfen auf das Oeffnen dieſer Türe warten. Aus! Ein Großſtadterleb— nis... für moderne Menſchen noch lange keine Tragödie. Warum hatte ſie eigentlich heute dieſe Aus— ſprache mit ihrem Chef provoziert? Mit ſchar⸗ fer Deutlichkeit erlebte ſie noch einmal die! Szene, die ihr den Beweis gegeben, daß die Empfindung berechtigt war, die ſie ſchon wo— chenlang mit ſich herumgetragen hatte. Nur ſei— ne Feigheit hielt noch an dieſer Beziehung feſt, die er in einer flüchtigen Laune angeknüpft. Kei⸗ ner ſeiner Gedanken gehörte ihr mehr. Und dann hatte es Scherben gegeben. Ihr beſcheidenes Glücksgefühl, ihre Illuſion, ihr bißchen Stolz, Ales hatte er zertrümmert, mit der Brutalität des Mannes, der, einmal der Hemmung ſeiner Feigheit ledig, ſich für die Scham revanchiert, die er über dieſe empfunden hat. Dann war ſie gegangen... und die letzte Erinnerung, die ſie mitnahm, war der befreite Ausdrus ſeines Geſichts. Ihre Füße trugen ſie kaum. Sie ſtrebte mit der letzten Kraft zu dem Autoſtandplatz an der Ecke. 5 Nur nach Hauſe, ins dunkle Zimmer, den Kopf in die Kiſſen vergraben und darüber nachdenken, wie man ſich am ſchnellſten von dieſem Leben befreite! Sie blieb an dem letzten Auto der Reihe ſtehen, öffnete den Schlag, rief dem Chauffeur, zu: Ciceroſtraße 2, und ſtieg ein. Der Wagen glitt in raſchem Tempo durch die Straßen. Irgendetwas erweckte ſie jäh aus ihrer Verſunkenheit, und ſie merkte zu ihrem Erſtaunen, daß ſie die Ciceroſtraße längſt paſ⸗ ſiert hatten und ſich im Grunewald befanden. Hatte ſie in der Verwirrung eine falſche Adreſſe angegeben oder der Chauffeur ſich viel⸗ leicht verhört? Sie klopfte energiſch an die Glasſcheibe, die ſie von dem Chauffeur trenn⸗ te, aber dieſer hatte jetzt ein unheimliches Tem⸗ po eingeſchlagen und reagie ee überhaupt nicht. Er uveryolte jedes Auto, ließ an den Straßen⸗ kreuzungen keine Hupe ertönen...es war, als führe ein entfeſſelter Dämon den Wagen. Und ſeltſam, ſie, die mit dem Leben vorhin abgeſchloſſen, die nach einer kläglichen Bilanz zum Sterben bereit war, ſtand dieſer neuen in ihre Rechnung nicht einbezogenen Todesart völlig ablehnend gegenüber. Als ihr ſtürmiſches Klopfen erfolglos blieb und das Tempo der Fahrt ſich danach eher noch beſchleunigte, riß ſie die Scheibe zurück und faßte den Chauffeur an der Schulter. „Was fällt Ihnen denn ein... wohin fah⸗ ren Sie mich eigentlich... ich wollte doch in die Ciceroſtraße Und warum raſen Sie ſo. halten Sie doch endlich... hören Sie doch..“ Jetzt wandte der Chauffeur den Kopf, und ſie ſah in ein junges, braunes, wie im Krampf erſtarrtes Geſicht. Nur die Augen brannten in der lebloſen Maske. „Ihr Pech, gnädige Frau, daß Sie ausge⸗ rechnet mich, den Letzten in der Reihe, gewählt haben! Aus dieſem Auto kommen wir beide nicht mehr lebend heraus.“ „Sind Sie verrückt?“ 1„Nein, ganz bei Sinnen!“ Er verlangſamte jetzt das Tempo, um ſich ihr beſſer verſtändlich zu machen.. „Ich habe das Leben ſatt, und weil eine Frau mich zur Verzweiflung gebracht hat und ich ſie nicht erreichen, weil ſie ſchlau genug war, ſich in Sicherheit zu bringen, ſo habe ich mir vorgenommen, irgend eine andere ſchöne, le⸗ bensluſtige Frau mitzunehmen ins Jenſeits. Die Geſcheiten nennen das ausgleichende Ge⸗ rechtigkeit. Drei Fahrten habe ich abgelehnt, man ſucht ſich die Gefährtin einer letzten Stun⸗ de doch aus. Da kamen Sie, und Sie erfüllten meine Vorbedingungen. Sie ſind jung, ſchön, wahrſcheinlich auch glücklich...“ ö Die junge Dame im Wagen fing an zu la⸗ chen, ein großes, helles, befreiendes Lachen. Er ſah ſie erſtaunt an:„Sie ſcheinen zu glau⸗ ben, daß ich ſcherze! Mir iſt es bitter ernſt, kann ich Ihnen ſagen!“ Sie ſagte, immer noch von kleinen Lachſtößen unterbrochen:„Fahren Sie jetzt mal eine Wei⸗ le ganz langſam ich habe Ihnen etwas zu ſa⸗ gen. Nachher können Sie gleich wieder los⸗ raſen, wenn Ihnen darnach zu Mut iſt.“ Er zögerte einen Augenblick, dann gehorchte er. 2 Aus daller Well Kampf mit Hamburger Jimmerleulen in der Frankfurker Allſtadt Frankfurt a. M., 7. 1. In der Nacht zum Donnerstag kam es in der Altſtadt zwiſchen drei Polizeibeamten und drei Hamburger Zim⸗ merleuten, zu denen ſich ſchließlich noch fünf weitere Zimmerleute geſellten, zu einem wü— ſten Kampf, in deſſen Verlauf die Beamten die Schußwaffe ziehen und Feuer geben muß⸗ ten. Zwei der Zimmerleute wurden dabei nie— dergeſchoſſen, drei andere konnten feſtgenom— men werden, während die übrigen entkamen. Die Burſchen haben in den letzten Tagen dau— ernd Gaſtſtätten„‚aufgeſucht und abſichtlich Krach geſucht. Als ſie geſtern nacht in dem Ka— barett„Zum Clou“ ohne jeden Grund Händel ſuchten, ſollten ſie aus dem Lokal gewieſen werden. Da ſie nicht freiwillig gingen alar— mierte der Inhaber die Polizei, die auf die oben beſchriebene Weiſe die Ordnung wieder— herſtellte. Die beiden verletzten Zimmerleute mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden. gelbſtmoröd von Joſefine Roftmann Frankfurt a. M., 7. 1. Joſefine Rottmann, früher eine der glänzendſten Bühnenerſchei— nungen Deutſchlands, iſt in Frankfurt im Al⸗ ter von 52 Jahren freiwillig aus dem Leben geſchieden. Sie war mit der Frankfurter Kunſt⸗ händler Dr. Lapp verheiratet. Joſefine Rott⸗ mann war eine Schauſpielerin von Format u. feierte beſonders in der Verkörperung von Grillparzers Frauengeſtalten große Triumphe. Vor kurzem trat ſie noch einmal im Heſſiſchen Landestheater in Darmſtadt mit großem Er⸗ folg auf. Laſtkraflwagen ſlürzt eine Böſchung hinab Speele, 7. 1. Ein Laſtauto, das mit Schwei⸗ nen und Kälbern beladen ſich auf der Fahrt zum Kaſſeler Viehmarkt befand, durchbrach aus bisher unbekannter Urſache die Straßenbrü⸗ ſtung und ſtürzte die etwa acht Meter hohe Böſchung hinunter, wobei es ſich überſchlug. Wie durch ein Wunder blieben die Inſaſſen ſowie auch das Vieh unverletzt. Die Hilfs⸗ 1 maßnahmen geſtalteten ſich ſehr ſchwierig, da erſt die Fulda überquert werden mußte, die Hochwaſſer führt. Der verunglückte Wagen mußte abgeſchleppt werden, während das Vieh auf ein aus Kaſſel herbeigeholtes Erſatzauto verladen wurde. den Gefängni⸗wärter niedergeſchlagen und ausgebrochen Kirn(Nahe), 7. 1. Nach einem heftigen Kampf mit dem Gefängniswärter gelang es dem Einbrecher Fritz Nürnberger, aus dem Amtsgerichtsgefängnis auszubrechen. Als der Wärter dem Häftling das Eſſen bringen woll⸗ te, wurde er von dieſem plötzlich überfallen u. nach heftiger Gegenwehr niedergeſchlagen. Be⸗ vor der Beamte wieder zu ſich kam, hatte ſich Nürnberger über die Gefängnismauer ge⸗ ſchwungen und war ſpurlos verſchwunden. Die Fahndungen nach dem Ausbrecher wur⸗ den ſofort aufgenommen, waren bis jetzt je⸗ doch erfolglos. Nürnberger iſt vielfach wegen Diebſtahls und Einbrüchen vorbeſtraft. Er war am vergangenen Sonntag bei einem Einbruch in Sobernheim dingfeſt gemacht worden. der vermißle Zugführer giemſſen gefunden? Berlin, 7. 1. Das Rätſel um den Zugführer Siemſſen, der vor etwa ſechs Wochen auf der Eiſenbahnſtrecke Ludwigsluſt— Wittenberge ſpurlos aus dem Hamburg- Berliner Zug ver⸗ ſchwunden war, ſcheint einer Meldung der „Voſſ. Ztg.“ zufolge nun endlich gelöſt zu wer⸗ den. Geſtern wurde in einem Flußarm der Elbe eine Leiche gefunden, bei der es ſich anſcheinend um die des vermißten Zugführers handelt, da man ſeine Dienſtmütze in einer Taſche fänd. Nach den bisherigen Ermittlungen iſt kaum an⸗ zunehmen, daß Siemſſen aus dem Zuge direkt in die Elbe geſtürzt iſt. Vielmehr nimmt man an, daß er zunächſt aus dem Zuge geſtürzt und dann im Gelände umhergeirrt und dabei ins Waſſer gefallen iſt. Genaue Feſtſtellungen dar⸗ über, ob Unglücksfall oder Selbſtmord vorliegt, konnten bisher jedoch noch nicht getroffen wer⸗ den. Die Staatsanwaltſchaft hat die Leiche noch nicht zur Beerdigung freigegeben. „Ich war im Begriff, in fahren, um mich aus der Welt zu räu was Sie durch eine Frau erlebten durch einen Mann. Der witzige Z zwei nach demſelben Ziel Strebende mengeführt, und da ſtellt ſich plötzlich für mich heraus, daß ich dem Tod gar nicht ſo empfangs⸗ bereit gegenüberſtehe, wie ich vermutete. Wol⸗ len Sie nicht auch erſt in aller Ruhe Ihr Gefühl überprüfen, bevor Sie mit mir im Tode lan⸗ den?“ Er hatte den Kopf geſenkt, die Hände, die auf dem Volant lagen, zuckten nervös. Das Tempo war jetzt durchaus gemäßigt, und an der nächſten Kreuzung gab er ſogar ein Hu⸗ penſignal. „Halten Sie mal,“ ſagte ſie plötzlich,„ich möchte mich neben Sie ſetzen es ſpricht ſich leich⸗ ter.“ Sie wechſelte den Platz, dann fuhren ſie wei⸗ ter. „Ich ſehe die Dinge doch ganz anders an als Sie. Ich wollte mich vor meinem eigenen Elend till und beſcheiden allein aus dem Staub machen. Nicht ein einzigesmal kam mir der he⸗ roſtratiſche Gedanke, den Urheber meines Un⸗ glücks auf dieſe Extratour mitzunehmen...“ Gleich darauf fiel ihr ein, daß ein Chauffeur ſchwerlich je von Heroſtrat gehört haben wür⸗ de; da ſagte er, der ihren Gedankengang wohl erraten hatte, bitter:„Bemühen Sie ſich nicht, ich weiß Beſcheid. Ich habe mein Abitur ge⸗ macht; bloß zum Studium langte es nicht mehr.“ Mit Genugtuung bemerkte ſie, daß er jetzt auf Gefährte und Radfahrer achtete und daß ſein Gebaren ſich dem eines normalen Men⸗ ſchen immer mehr näherte. „Ihre Freundin war gewiß nicht blonder als ein Dutzend andere, nicht ſchöner als ir⸗ gend eine Miß Deutſchland oder Miß Amerika und beſtimmt nicht klüger als viele andere junge Mädchen. Suchen Sie Erſatz und ver⸗ zichten Sie auf den Ehrgeiz, eine Notiz im Abendblatt zu veranlaſſen.“ Zum erſten Male ſah er ihr jetzt ins Geſicht. „Ich komme Ihnen wohl ſehr lächerlich vor, .. aber, Sie können es mir glauben oder nicht, noch vor fünf Minuten war Ihr Leben keinen Pfennig wert.“ „Darum werde ich es gewiß jetzt um ſo be⸗ wußter und dankbarer genießen!“ Plötzlich gab er Gas, und der Wagen ſauſte wieder in beſchleunigtem Tempo dahin. „Iſt das ein Rückfall?“ fragte ſie laut, um das Sauſen der Luft und das Geräuſch des Motors zu übertönen. Er ſchüttelte den Kopf:„Wir wollen in Onkel Toms Hütte zuſammen Mittag eſſen, wenn es Ihnen recht iſt?“ Darmſtadt.(Das Motiv in der Elsbacher Mordſache.) Das Motiv, das den jungen Knecht aus Elsbach zur Ermordung ſeines Ar⸗ beitskollegen veranlaßte, war lange unklar. Man hatte ſchließlich feſtgeſtellt, daß beide auf⸗ einander eiferſüchtig waren wegen der beim Landwirt beſchäftigten Mägde. Neuerdings ſtellt ſich heraus, daß ſich die Eiferſucht in⸗ erſter Linie auf das 15jährige Töchterchen des Arbeitgebers erſtreckte. Ob und wie weit hier noch ſtrafbare Handlungen vorliegen, muß erſt noch geklärt werden. i 24 iigr fängt's an 4% vo gurgle trocben 90„t N 8 8 Lokale Nachrichten * Eine verſpätete Weihnachtsfreude bereiten Sie Ihren Angehörigen, wenn Sie am kommenden Sonntag abend in den„Karpfenſaal“ zum Theaterſtück des Volkschors kommen. Für 50 Pfg. ſehen Sie den Schwank„Die ſpaniſche Fliege“. Sie bereiten ſich und Ihren Angehörigen ein ſchönes und billiges Sonntagsvergnügen. * Sänger⸗Einheit. Die Sänger werden gebeten, das Inſerat im Vereinsanzeiger zu beachten. * Apollo⸗ Theater. Das z. Zt. auf dem Spielplan ſtehende ausgezeichnete Weltſtadt⸗ Varietee⸗Programm geht nur noch bis einſchließlich Sonntag, den 10. Januar in Scene. Nachmittags 4 Uhr findet eine Fremdenvorſtellung bei ungekürztem Programm zu halben Preiſen ſtatt. * Inventur⸗Ausverkauf bei Hirſch⸗ land. Wir empfehlen unſeren geſchätzten Leſern, die heutige Beilage, des altbekannten Kaufhauſes, Hirſchland, Mannheim a. d. Planken zu beachten. Central⸗Film⸗Palaſt. Die herrliche Wiener Tonfilm⸗Operette Walzer⸗ Paradies im Cefipa. In bunter Reihe der Tonfilm⸗Operetten iſt das Wiener Walzer⸗Paradies eine der amüſanteſten und luſtigſten und zeichnet ſich vor allem dadurch aus, daß es Stimmung, Stimmung, Stimmung bringt... es jauchzt alles in Muſik und Stim⸗ mung und manche anmutvolle Szene bringt die Beſucher zum freundlichen Schmunzeln und befreien ⸗ den Lachen. Das Wiener Milieu, ſeine Walzer— ſeligkeit, die Heurigenſzenen und Idylen in kleinen verſchwiegenen Kaffeehäuſern ſowie die vielen Schla- ger neueſter Schöpfung mit vielen Charme, ſoviel echt Wieneriſchem ausgeſtattet, daß dem Beſchauer Herz und Ohren aufgehen. Ein paar Stunden ungetrübten Genuſſes zumal auch die Tonwieder- gabe hervorragend iſt(Siehe die große Beſetzung) Charlotte Suſa, Gretl Theimer, Ernſt Verebes, Betty Bird, Adele Sandrock, Szöcke Szakall und Paul Hörbiger uſw. Ueber welche Perſon wird am meiſten gelacht? über Szöke Szakall. Hier wird fürs Geld was geboten. 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Sämtliche Spieler haben reſtlos zu erſcheinen. Die Leitung. Odenwaldklub(Ortsgr Viernheim). Sonntag, den 10. Januar 3. Programm⸗Wanderung, an⸗ ſchließend 5 Uhr Wanderehrung im Löwen zahl⸗ reiche Beteiligung erwartet. Der Vorſtand. 1 Rathausstraße 38. la Mernselſe Großer Riege! 0, 28 gelb 400 gr. 0.28 200„ 0,13 9.10 weiß 400„ 0,28 * 55„ 200„ 0,14 Schmierselſe gelb 2 25, weis g 30 4 Hohnerwachs weis u. gelb Dose U, 50 Bodenheize 0,70 la Putztücher von 0, 25 an la Fensterleder„ 0,42„ II** 60 95 5 „ Merns eite 5 Prozent Rabatt See 4 int uit Ausn 150 et 1 e 0 Sonntagsblatt„Sterne und B kalender. der Sonn- und Feierta ei ins Haus gebracht. e wöchentl. das 9 0 0 illuſtrierte en“, halbjah Viernheimer Zeitung ge.— Bezugspreis monatl. ich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ — Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim recher 117.— Telegramme: e er, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt u. a. M.— Schriftleitung, Ar. 6 Nur Endlöſung kann in Frage kommen Beſprechungen mit den Botſchaftern über die Neparationskonferenz. enb. Berlin, 7. Jan. Wie wir erfahren, hat heute Abend der Reparationsausſchuß des Reichskabinetts getagt, um die Konferenz von Lauſanne vorzubereiten. Im Anſchluß an ſeine Beſprechung mit Adolf Hitler nahm auch Reichskanzler Dr. Brüning an dieſen Bera⸗ tungen teil. An ſich liegen ſien im großen Zuge der Reſſortvorbereitungen. die— wie wir berichtet haben— bereits ſeit einiger Zeit im Gange ſind. Die heutige Beratung er⸗ hielt eine beſondere Bedeutung dadurch, daß auch die drei Botſchafter. Dr. von Hoeſch, Paris, Dr. Neurath, London und Dr. von Schubert, Rom, an ihr teilnahmen. Sie ſind bekanntlich eigens zu dieſem Zweck nach Ber⸗ lin gekommen. Sie haben bei der heutigen Zuſammenkunft zunächſt Bericht erſtattet und ein Bild davon gegeben, wie ſich die Repara⸗ tionsfrage von der Hauptſtadt des Landes aus anſieht, in der ſie das Deutſche Reich ver⸗ treten. Vom deutſchen Standpunkt aus kann in dieſem Zuſammenhang nur immer betont werden, daß entgegen all dem Gewirr von Ge⸗ vüchten und Projekten, die in den letzten Ta⸗ gen in der ausländiſchen Preſſe umgehen. nur die Endlöſung als Ziel in Frage kommen kann. Im Anſchluß an die Sitzung des Repara⸗ tionsausſchuſſes hatte der Kanzler dann übri⸗ gens noch eine interne Beſprechung mit den Botſchaftern. Entgegen den bisherigen Dis⸗ poſitionen, wonach die Herren heute Abend bereits wieder abreiſen ſollten, iſt nun ver⸗ einbart, daß ſie zunächſt bis Samstag in Ber⸗ lin bleiben. Am Samstag wird eine neue Sitzung ſtattfinden, an der ſie ebenfalls teil⸗ nehmen werden. Auslan ueber 70 deutſche Optantenfamilien alls Polen ausgewieſen. „Danzig, 7. 1. Mehr als 70 im Korridor wohnhafte Familien, die ſeinerzeit für Deutſch⸗ land optiert hatten, erhielten kürzlich von den Verwalungsbehörden die Mitteilung, daß ſie die Erneuerung der Aufenthaltsgenehmigung verſäumt und deshalb Polen zu verlaſſen hät⸗ ten, es ſei denn, ſie holten die Erneuerung nach. Als ſich die Optanten an die zuſtändigen Stellen um Verlängerung der Aufenthaltsge⸗ nehmigung wandten, wurde ihnen dieſe jedoch verweigert. Sie müſſen nunmehr bis zum 20. Januar Polen verlaſſen. Teilnahme der rumäniſchen Regierung an der Lauſanner Konferenz. Bulareſt, 7. 1. Die rumäniſche Regierung teilt heute mit, daß ſie an der Reparationskon⸗ ferenz von Lauſanne teilnehmen wird. Die Delegation wird von Tituleſcu geführt wer⸗ den. Der rumäniſche Juſtizminiſter geſtorben. Bukareſt, 7. 1. Juſtizminiſter Hamangiu iſt heute vormittag infolge einer Herzlähmung plötzlich geſtorben. 5 ee Der Lübecker Prozeß Lübeck, 7. 1. In der heutigen Verhandlung des Tuberkuloſeprozeſſes wurden zu der Be⸗ hauptung, daß Dr. Altſtaedt ſich 14 Tage vor der offiziellen Bekanntgabe des Lübecker Un⸗ glücks an ſämtliche Lübecker Kinderärzte wand⸗ te und ſie von dem Unglück in Kenntnis ſetzte, weitere Zeugen gehört, die das beſtätigten. Die Frage Dr. Witterns, was er den Eltern geſagt. habe, beantwortete Dr. Wundt damit, er habe ſie an das Geſundheitsamt verwieſen. Die Frage, wie es gekommen ſei, daß Dr. Deycke ſtatt des Darmes des Kindes Neuner einen Darm des Kindes Sand erhielt, kann Dr. Jan⸗ naſch nicht beantworten. Die Verhandlung wurde dann auf Montagnachmittag vertagt. In der Zwiſchenzeit wird Profeſſor Dr. Fried berger in Berlin durch den beauftragten Lü⸗ becker Richter vernommen werden.“ Verlag: Joh, Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Peti bei Wicberholung abgeſtufter Rabatt.— heimer Anzeiger (Siernheimer Bürger-Ztg.— Siernh. Volksblatt) ile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes d bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Freitag, den 8. Januar 1932. die Weltreligionen in Zahlen Die Zahl der Chriſten auf Erden beträgt nach neueſten Ermittlungen 710 Millionen. Das Chriſtentum iſt damit die weitverbreiteſte Re⸗ ligion. Der Buddhismus zählt 300 Millionen, die chineſiſche Volksreligion 270 Millionen, der Hinduismus 240 Millionen und der Islam 235 Millionen Anhänger. Keine dieſer großen Reli⸗ gionen unterhält ein ſo weitverzweigtes Miſſi⸗ onswerk wie das Chriſtentum. 3666 000 Arbeilsloſe am 31. dezember 1931 Berlin, 7. 1. Wie die Reichsanſtalt für Ar⸗ beitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung mitteilt, betrug die Zahl der Arbeitsloſen am 31. Dezember 1931 rund 5 666 000, das iſt eine Zunahme von rund 316 000 gegenüber dem 15. Dezember 1931. Beſprechung F 49. Jahrgang Brüning⸗Groener⸗Hitler Um die Wiederwahl HBindenburgs— Heute oder morgen neue KAusſprache enb. München, 7. Jan. Wie die Preſſe⸗ ſtelle der Reichsleitung der NS DAP. mitteilt, hatte Hitler geſtern Abend mit dem Reichs⸗ innenminiſter Groener und heute nachmittag mit Reichskanzler Dr. Brüning und Reichs⸗ innenminiſter Groener Beſprechungen, deren Gegenſtand die Frage der Reichspräſidenten⸗ wahl war. Hitler hat ſich ſeine Stellung⸗ nahme gegenüber dem Reichskanzler vorbehal⸗ ten, um vorher den Parteien der nationalen Oppoſition ſeine Auffaſſung mitzuteilen. enb. Berlin, 7. Jan. Die heutige Beſprechung zwiſchen dem Kanzler, Reichsminiſter Groener und Adolf Hitler dauerte etwa 1% Stunden. Wie wir Amerikaniſche Note an China und Japan Aktion der Vereinigten Staaten in der mandſchuriſchen Frage witb. Waſhington, 8. Jan. Außenminiſter Stimſon ſandte geſtern der chineſiſchen und der japaniſchen Regierung eine identiſche Note, deren Wortlaut er den hieſigen Vertretern der Unterzeichner des Neunmächte-Vertrages über⸗ gab. In der Note heißt es, durch die kürz⸗ lichen miliröriſchen Vorgänge um Tſchintſchau ſei der letzte Reſt der chineſiſchen Verwaltungs⸗ autorität in der Südmandſchurei zerſtört. Die amerikaniſche Regierung könne eine de facto beſtehende Lage nicht als eine de jure be⸗ ſtehende betrachten. Sie werde kein Abkommen zwiſchen den beiden Regierungen anerkennen, welche die vertraglichen Rechte der Vereinig⸗ ten Staaten in China verletzten. Amerika werde auch kein Abkommen anerkennen, das gegen den Kellogg⸗Pakt verſtoße. Stimſon bemerkte hierzu, Amerika zweifle Japans Vertragsrechte in der Mandſchurei nicht an und beabſichtige nicht, ſich damit zu befaſſen. Es wolle ſich auch nicht in ein japa⸗ niſch⸗chineſiſches Abkommen zur Beilegung des gegenwärtigen Konfliktes einmiſchen, unter 2 Bedingungen: Nichts in einem derartigen Abkommen darf Amerikas Rechte bezüglich der Offenen Tür verletzen. Auch darf ein Abkommen nicht un⸗ ter Verletzung der im Kellogg⸗Pakt feſtgeleg⸗ ten Methoden erreicht werden. 7 Letzte Radiomeldungen Amerikaniſche Kammer für Einberufung einer internationalen Zollkonferenz. wtb. Waſhington, 8. Dez. Der Finanzaus⸗ ſchuß des RNepräſentantenhauſes ſtimmte ge⸗ ſtern dem demolratiſchen Geſetzentwurf zu, der die Einberufung einer internationalen Kon⸗ ferenz zur Abſchaffung der Zollſchranken ver⸗ langt. Laval will nicht auf die Mitarbeit Briands verzichten. wtb. Paris, 8. Jan. Wie die Agence Ha⸗ vas zu wiſſen glaubt, würde Miniſterpräſi⸗ denten Laval, falls Vriand aus Geſundheits⸗ rückſichten nicht die Möglichteit ſehen würde, weiterhin das Außenminiſterium zu behalten Briand bitten, dem Kabinett ſeine Mitarbeit als Staatsminiſter zu erhalten, um der Negie⸗ rung auch ferner mit ſeiner großen Erfahrung zur Seite zu ſtehen. Dammbruch in den Vereinigten Staaten. wtb. Glendora(Miſſiſſippi), 8. Jan. In⸗ folge eines Dammbruches em Talahatſchie Fluß wurde 12 0000 ha. Ackerland überſchwemmt. Hunderte von Einwohnern ſind unter Zurück⸗ laſſung ihrer Habe und ihres Viehbeſtandes geflüchtet. Man fürchtet, daß viele Menſchen den wütenden Fluten zum Opfer gefallen ſind. Japan lehnt Einmiſchung Amerikas in der Mandſchurei⸗Frage ab. wtb. Waſhington, 8. Jan. Eine Meldung der Aſſociated Preß aus Tokio von heute vor⸗ mittag 10 Uhr japaniſcher Zeit beſagt, die amerikaniſche Note ſei in Tokio noch nicht ver⸗ öffentlicht worden. Japan ſtehe aber dem Vernehmen nach auf dem Standpunkt, daß die Mandſchurei nur Japan und China angehe, und daß daher kein Dritter Anlaß zur Ein⸗ miſchung habe. erfahren, hat Adolf Hitler ſich darauf ſofort mit den Führern der übrigen, der„nationalen Oppo⸗ ſition“ angehörenden Organiſationen in Verbin⸗ dung geſetzt, um ſie über die Beſprechung zu unter⸗ richten und um ihre Auffaſſung zu der Frage einer Verlängerung der Amtszeit des Reichspräſidenten zu erfahren. Im Laufe des Abends, wahrſchein⸗ lich aber erſt morgen vormittag, wird eine Zu— ſammenkunft der Führer der„nationalen Oppoſi⸗ tion“ ſtattfinden, in der die Haltung dieſer Orga⸗ niſationen geklärt werden ſoll. Im Anſchluß da⸗ ran wird dann der Führer der NSDAP. erneut mit dem Reichskanzler und mit Reichsminiſter Groener zuſammenkommen, um ihnen die Frage zu beantworten, die ſie ihm vorgelegt haben. Dieſe Beſprechung wird am Freitag nachmittag oder am Samstag ſtattfinden, je nachdem, wie ſchnell es ge⸗ lingt, eine Klärung innerhalb der Harzburger Front herbei zu führen. Aus der bisherigen Haltung Hitlers geht jedenfalls hervor, daß er großen Wert darauf legt, in Uebereinſtimmung mit den anderen Faktoren dieſer Verbindung vor⸗ zugehen. Sozialdemokratiſche Vertreter beim Reichs⸗ kanzler. enb. Berlin, 8. Jan. Der Reichskanzler emp⸗ fing geſtern Abend 9 Uhr Vertreter der ſozialdemo⸗ kratiſchen Partei, die Abgg. Wels und Dr. Breit⸗ ſcheid, zur Rückſprache über die Frage der Reichs⸗ präſidentenwahl. 2000 Tote in Niederländiſch-Indien Amſterdam, 7. 1. Nach aus Niederländiſch⸗ Indien vorliegenden Kabelmeldungen hat die Orkan⸗Ueberſchwemmungskataſtrophe, die das Sultanat Lombock und Bali heimgeſucht hat, über 2000 Todesopfer gefordert. Der General⸗ gouverneur von Niederländiſch⸗Indien hat ei⸗ ne Hilfsexpedition in die Unglücksgebiete ge⸗ ſandt. Indiens Mohammedaner für England Annahme einer regierungsfreundlichen Reſolution— Behörden in Bombay haben weitgehende Vollmachten Bombay, 7. 1. Die Behörden haben in Ah⸗ medabad eine Reihe von Verhaftungen vorge— nommen. Sonſt herrſcht Ruhe im ganzen Lan⸗ de. Spät abends verſammelten ſich Tauſende von Kongreßmitgliedern unter freiem Himmel und verbrachten zwei Stunden mit einer aus⸗ führlichen Beſprechung der Lage, ohne jedoch Beſchlüſſe zu faſſen. Die mohammedaniſchen Führer in Dacca haben eine Entſchließung ge⸗ faßt, in der das Verhalten des Allindiſchen Kongreſſes verurteilt und der Sympathie der Mohammedaner für die Regierung Ausdruck gegeben wird. Weiter wird dem Vizekönig Dank für die von ihm gezeigte Feſtigkeit ausgeſprochen. Wieder verbolene Jalzgewinnung Karachi, 7. 1. 6 Kongreßfreiwillige haben an der Meeresküſte verbotenerweiſe Salz herge— ſtellt und es ſpäter in einer Verſammlung ver⸗ kauft. Die Polizei iſt trotzdem nicht gegen dieſe Verletzung des Salzmonopols eingeſchritten. Weilere indiſche Jührer verhaftet Ahmedabad, 7. 1. Die Polizei hat heute in den erſten Morgenſtunden 30 Führer des In⸗ diſchen Kongreſſes verhaftet. Ichürſſte Jenſur Bombay, 6. 1. Scharfe Maßnahmen der Preſ⸗ ſezenſur ſind verkündet worden. Den Zeitungs⸗ redakteuren iſt erklärt worden, daß irgendwel— che Erwähnung von paſſiver Reſiſtenz, ſei es in dem Nachrichtenteil oder aber unter der Rekla⸗ me der Zeitung, die Schriftleiter wegen krimi— nellen Vergehens ſtrafbar machen würde. In der Stadt und der Präſidentſchaft ſind insge— ſamt, wie die Regierung jetzt bekannt gibt, 580 Kongreßorganiſationen unterdrückt worden. die„Unberührbaren“ machen mit Auch Parias verhaftet Bombay, 7. 1. Die Parias, die„Unberühr⸗ baren“, die zuerſt erklärten, nichts mit der Ge⸗ horſamsverweigerung des Allindiſchen Kon⸗ greſſes zu tun haben zu wollen, haben einen „Kongreß⸗Hilfsrat“ eingerichtet. Sofort nach der Bildung dieſes Rates wurden die Mitglie⸗ der verhaftet, doch ſind an ihre Stelle neue Vertreter der„Unberührbaren“ in den Rat er⸗ nannt worden. Die Behörden in Bombay beſitzen jetzt die weiteſten Vollmachten zur Aufrechterhaltung der Ordnung. Es können Perſonen ohne Ver⸗ haftungsbefehl feſtgenommen, die Bewegungs⸗ freiheit kann beſchränkt werden. Wer gegen die Anordnungen der Polizei verſtößt, kann mit zwei Jahren Gefängnis beſtraft werden. Ange⸗ ſichts der politiſchen Lage hat der Gouverneur von Bombay, Sir Frederick Sykes, ſeine Reiſe zum Indus⸗Fluß aufgegeben, wo er einen neu⸗ en Staudamm einweihen ſollte. nah und Jern Frankenthal.(Selbſtmord.) Aus wirtſchaft⸗ lichen Sorgen hat ſich hier der 42 Jahre alte verheiratete Schloſſermeiſter Georg Huß in ſei⸗ ner Werkſtatt vergiftet. Landau.(Beſtrafter Motorraddieb.) Im Auguſt 1931 wurde anläßlich des Herrheimer Motorradrennens einen Rennfahrer aus Karls⸗ ruhe ein wertvolles Motorrad geſtohlen. Des Diebſtahls angeklagt war der 25jährige Ze⸗ mentierer A. Kunz aus Rheinzabern, der das Motorrad zerlegte und die einzelnen Teile zu verkaufen ſuchte. Er war wegen Diebſtahls vorbeſtraft, erhielt dieſes Mal acht Monate Ge⸗ fängnis und wurde wegen Fluchtverdachts im i Gerichtsſaal verhaftet. Landau.(Eine Reihe von Winzern ſchwer betrogen.) Vor dem großen Schöffengericht hatten ſich unter Anklage eines gemeinſchaft— lichen Vergehen des Betruges der 30jährige Kaufmann Walter Marx aus Ingenheim, der 37jährige Kaufmann Ludwig Zotz aus Groß- fiſchlingen und der 43jährige Weinkommiſſi— onär Eugen Samſon aus Edesheim zu ver— antworten. Es lag ihnen zur Laſt, in einer Reihe von Fällen Winzern aus Edesheim durch falſche Vorſpiegelungen rund 20000 Li— ter Wein abgekauft und die Leute um die Be— zahlung zum Teil geprellt zu haben. Marx u. Zotz ſind vorbeſtraft. M.gilt als notoriſcher Be— trüger. Seine letzte große Betrugsſerie hatte eine große Anzahl landwirtſchaftlicher Exi— ſtenzen in der Südpfalz vernichtet. Das Gericht erkannte gegen Marx auf zwei Jahre Gefäng— nis, Zotz und Samſon wurden freigeſprochen. Gegen Marx wurde Haftbefehl erlaſſen. Kaiſerslautern.(Amtsunterſchlagung eines Poſtbeamten.) Das Erweiterte Schöffengericht verurteilte den Poſtaſſiſtenten Otto Schläfer aus Rockenhauſen wegen Amsunterſchlagung zu neun Monaten Gefängnis. Durch Krank— heit ſeiner Frau und ſonſtige familiäre Be— drängniſſe in Not geraten, hatte ſich Schläfer dazu verleiten laſſen, von den ihm anvertrau— ten amtlichen Geldern im Laufe der Zeit ins— geſamt 3000 RM zur Deckung eigener Ausla⸗ gen zu verwenden. Der größte Teil der ver— untreuten Summe konnte ſichergeſtellt werden. Zweibrücken.(Ungetreuer Gemeindebeam— ter.) Vor dem Schöffengericht hatte ſich geſtern der Kriminaloberſekretär Valentin Müller, Be— amter der Stadt Zweibrücken, wegen fortge— ſetzter ſchwerer Amtsunterſchlagung zu ver— antworten. Aus dem Gendarmeriedienſt her— vorgegangen, war er zunächſt Schutzmann, ſpäter ſtädtiſcher Wiegemeiſter, zuletzt bei der Stadtkaſſe Zweibrücken verwendet. Im Som— mer 1931 wurde er vom Dienſt entbunden, nachdem ſich herausgeſtellt hatte, daß er in einer Anzahl Fällen, etwa 20, Wiegegebühren falſch oder garnicht in die Kontrollregiſter ein— getragen und das Geld für ſich verwendet hatte. Der Angeklagte war vollſtändig ſeiner Straftaten geſtändig und entſchuldigte ſich mit Notlage. Das Urteil lautete auf die Mindeſt⸗ ſtrafe von ſechs Monaten Gefängnis bei Ab⸗ lehnung von Bewährungfriſt. Homburg(Pfalz).(Eine Räuberhöhle.) Auf dem Gelände des Karlsberg wurden zwei ver⸗ dächtige Burſchen beobachtet, die eine noch aus Zweibrücker Herzogszeiten ſtammende Höhle verließen. Eine Durchſuchung der Höhle ergab Einrichtungsgegenſtände, ein Tiſch, 10 Fla⸗ ſchen Bier uſw. Es wird angenommen, daß die Burſchen, deren Feſtnahme noch nicht ge⸗ lungen iſt, an den Ueberfällen und Einbrüchen beterbigt ſind, die in der leuten Zeit im pfäl⸗ iſchen Saargrenzgürtel zu verzeichnen waren. Beckſtein(Amt Tauberbiſchofsheim).(Kind verbrüht). Das 3 jährige Kind der Familie Knehr fiel in einen Eimer kochenden Waſſers und verbrühte ſich derart, daß es unter gräßli⸗ chen Schmerzen ſtarb. Karlsruhe.(Falſcher Tauſenddollarſchein). Die Polizei nahm einen ledigen 26 Jahre alten Landwirt und einen verh. 54 Jahre alten Auf⸗ ſeher aus der Gegend von Bretten feſt, die ver⸗ ſucht hatten, bei der Darmſtädter⸗ und Natio⸗ nalbank hier einen gefälſchten Tauſenddollar⸗ ſchein einzulöſen. Der Schein war von den Bankbeamten ſofort als plumpe Fälſchung er⸗ kannt worden. Lahr.(Ertrunken.) Ein drei Jahre alter Knabe des Maurers Weber fiel in die hoch⸗ waſſerführende Schutter und ertrank. Die klei⸗ ne Leiche konnte noch nicht geborgen werden. Singen a. H.(An Alkoholvergiftung geſtor⸗ ben.) Ein z. Zt. arbeitsloſer Mann wurde in völlig betrunkenem Zuſtand aufgefunden. Er hatte aus Anlaß der Alkoholablieferung einer Singener Brennerei dem Schnaps in ſolchem Maße zugeſprochen, daß der Tod alsbald ein⸗ trat. Es handelt ſich um einen 19 Jahre alten Arbeitsloſen namens Grieshaber. Verbrechern Maſſenmörder von Fpringfield geſtellt Pirmaſens.(Zunahme der Arbeitsloſigkeit). In den letzten 14 Tagen iſt eine ganz kataſtro⸗ phale Zunahme der Zahl der Arbeitsloſen im Bezirk Pirmaſens zu verzeichnen, die insbe⸗ ſondere auf die ungeklärten Tarifverhältniſſe und die zollpolitiſchen Schutzmaßnahmen des Auslandes zurückzuführen iſt. Während am 15. Dezember noch insgeſamt 9034 Arbeitsloſe ge⸗ zählt wurden, hat ſich dieſe Zahl im Laufe von 14 Tagen um nicht weniger als 2896 Perſonen geſteigert, ſodaß jetzt insgeſamt 11930 Perſo⸗ nen im Pirmaſenſer Bezirk arbeitslos ſind. „Mainz.(Chriſtbaum als Kinderſpielzeug.)! In Biſchofsheim zündete ein 10jähriges Kind in einem unbewachten Augenblick einen am Fenſter ſtehenden Chriſtbaum an. Der Vor⸗ hang fing Feuer und ſtand im Nu in Flam⸗ men. Die hinzukommende Hausfrau konnte im letzten Moment noch das Feuer löſchen, ſo daß Schlimmeres vermieden werden konnte. Villingen.(Orgelfabrik des Schwarzwaldes in Konkurs geraten.) Die Orgelfabrik Guſtav Schönſtein, offene Handelsgeſellſchaft, iſt in Konkurs geraten. Damit iſt wieder eine der früher ſo blühenden Unternehmen der Schwarz⸗ wälder Muſikinſtrumenteninduſtrie den ſtark veränderten wirtſchaftlichen Verhältniſſen in dieſer Branche zum Opfer gefallen. Aufregender Kampf zwischen und Polizei — Nach längerem Jeuergefecht und Gasbombardemenk verüble er mit ſeinem Bruder gelbſtmord Houſton(Texas), 7. 1. Das Blutbad von Springfield(Miſſouri), dem bekanntlich vor ei⸗ nigen Tagen zehn Polizeibeamte zum Opfer fielen, hat jetzt ein blutiges Nachſpiel gehabt. Harry Poung, der Farmer, der die Polizei⸗ beamten mit Schüſſen aus einem Maſchinen⸗ gewehr tötete, war in Houſton von den ihn ver⸗ folgenden Poliziſten eingeholt und in einem Hauſe eingeſchloſſen worden. Als er merkte, daß ein Entkommen unmöglich war, erſchoß er ſich ſelbſt. Sein Bruder Jennings, der ihn begleitet hatte, nahm ſich ebenfalls das Leben. Hierzu erfährt der„Mittag“ noch folgende bungen der beiden Maſſenmörder weiter. Ein Tiſchler in Houſton(Texas) erkannte in den Bildern, die eine Houſtoner Zeitung veröffent⸗ lichte, die beiden Gäſte wieder, die er in der vergangenen Nächte beherbergt hatte. Schon vorher waren die Beamten von Miſſouri in Houſton eingetroffen, da verſchiedene Spuren ſie hierher geführt hatten. Als der Tiſchler mit ſeiner Meldung bei der Polizei eintraf, wurden neun Beamte entſandt, um die Mörder feſtzunehmen. Vorſichtig umzin⸗ gelten ſie das Haus, in dem die Brüder ſich auf⸗ hielten. Einzelheiten: Die blutigen Vorgänge in Springfield ſtehen in der Geſchichte der amerikaniſchen Po⸗ lizei ohne Beiſpiel da. Harry Young, der wegen eines in Gemein⸗ ſchaft mit ſeinem Bruder Jennings begange— nen Mordes geſucht wurde und der erſt 25 Jahre alt war, hatte ſich bekanntlich mit ſeinem Bruder in ſeiner Farm verbarrikadiert und mit einem Maſchinengewehr auf die anrückenden Polizeikräfte geſchoſſen. Der Kampf dauerte bis zum Abend. Schließlich traf noch eine Batterie der Feldartillerie ein, um das Haus zu beſchie⸗ ßen. Inzwiſchen waren die Brüder jedoch im Schutze der Dunkelheit geflohen. Die Polizei nahm die Verfolgung ſofort mit allem Nachdruck auf. Funkentelegraph und Preſſe gaben Bilder und ausführliche Beſchrei⸗ Aber die Brüder hatten die Beamten kommen ſehen und ſchoſſen auf ſie. Die Beamten forderten die Verbrecher auf, ſich zu ergeben, erwiderten aber gleichzeitig das Feuer. Als die Beamten ſahen, daß die beiden Brüder nicht daran dachten, ſich zu ergeben, näherten ſie ſich dem Hauſe, um Gasbomben hereinzuwerfen. Plötzlich ſtellten die Mörder das Feuer ein. Einer von ihnen rief: „Kommt und holt uns“. Unmittelbar darauf fielen im Hauſe 2 Schüſſe. Vorſichtig drangen die Beamten ein. Sie fan⸗ den Jennings Poung mit 2 Kopfſchüſſen tot auf dem Boden liegen. Harry Poung lebte zwar noch, aber er war ſo ſchwer verletzt, daß er auf dem Wege zum Krankenhauſe ſtarb.— Die blutigen Ereigniſſe in Springfield und Houſton haben in den ganzen Vereinigten Staaten großes Aufſehen erregt. ein in der Gallusſtraße wo Mann ſtarke innere Verletz er geſtern mittag durch Mainz. Bei einem T pe Städtiſche Krankenhaus über iberführ en mußte.—(Stürze.) Eine 50jährige Frau aus Mainz⸗Mombach zog ſich bei einem Fall im Hofe einen Unterarmbruch zu. Sie wurde auf Anordnung des Arztes ins Krankenhaus ver⸗ bracht.— Aus gleicher Urſache mußte eine 45⸗ jährige Frau von hier dorthin verbracht wer⸗ den, da ſie durch Fall einen Vorderarmbruch erlitten hatte.— Ein älterer Mann von hier erlitt durch Sturz Rippenbrüche. Auch er kam ins Krankenhaus. 0 Darmſtadt.(Schulzahnklinik ſoll eingeſpart werden). Die Darmſtädter Schulzahnklinik ſon wie verlautet, aus Erſparnisgründen am 31. März d. J. geſchloſſen werden. Vorſorglich wurde daher dem ſeit 6 Jahren hier tätigen Schulzahnarzt, ſowie dem übrigen Perſonal zu dieſem Termin gekündigt. Das Inſtitut beſteht ſeit etwa 30 Jahren. Von 1902 bis Ende Ja⸗ nuar 1931 wurden insgeſamt 130 000 Schulkin⸗ der behandelt. Im Jahre 1931 ſtieg die Zak der Kinder auf durchſchnittlich 50—60, an gut frequentierenden Tagen ſogar bis zu 80 u. 90. Bingerbrück.(Schlingenſteller an der unteren Nahe). Im Gemeindewald Münſter⸗Sarms⸗ heim hat man in jüngſter Zeit 8 Stück Rehwild in Schlingen verendet aufgefunden. Bis auß eins waren alle Tiere verludert. Einem Bock war die Schlinge durchs Geäſe gegangen, ſodaß er elend verhungern mußte. Man vermutet, daß es den Tätern nur darum zu tun iſt, die Jagd⸗ pächter zu ſchädigen. Waldböckelheim.(Kindesnot auf dem Fried⸗ hof). Auf dem Waldböckelheimer Friedhof wur⸗ de abends ein Kind aus Braunweiler in halb erfrorenem Zuſtande vor einigen Tagen auf⸗ gefunden. Wie das Kind bei ſeiner Befragung mitteilte, war es zuhauſe ſchwer mißhandelt worden und weggelaufen. Es ſoll dies nicht der erſte derartige Fall geweſen ſein. Bad Nauheim.(Ein alter Bettler vom Auto getötet). Ein 67jähriger Bettler, der bis vor kurzem im Friedberger Verſorgungshaus un⸗ tergebracht war, wurde von einem Auto aus Friedberg erfaßt und zu Boden geſchleudert. Er trug ſo ſchwere Schädelverletzungen davon, daß der Tod alsbald eintrat. 1 28 Karlsruhe.(Barbariſche Kindesmißhand⸗ lung). Vor der Strafkammer entrollte ſich das Martyrium eines Kindes wie es ſchlimmer nicht gedacht werden kann. Die Eltern ſetzten das arme Geſchöpf eiſiger Kälte aus, drückten es in der Badewanne unter das Waſſer und ließen ſich außerdem zu furchtbaren Mißhand⸗ lungen mit einem mehrfach zuſammengedreh⸗ ten Drahtkabel hinreißen. Der Einzelrichter hat⸗ te den Ausläufer Fridolin Bähr aus Wehr und deſſen Ehefrau zu je vier Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. In der Berufungsinſtanz wurde die Strafe gegen den Ehemann auf 2 Monate ermäßigt, dagegen die Strafe für die Ehefrau auf fünf Monate erhöht. Ludwigshafen.(9 Monate für einen Kur⸗ pfuſcher). Der Naturheilkundige Guſtav Zan⸗ ger behandelte ſeine Patienten, indem er eine ſogenannte Augendiagnoſe vornahm. Er ver⸗ ſchrieb dann Thee und Marstabletten. Für je⸗ de Kur ließ er ſich 36—38 RM bezahlen. Auf Grund des Gutachtens des Gerichtsarztes, der ihm jede Befähigung zur Krankenbehandlung abſprach, erhielt Z. wegen Betruges eine Ge⸗ fängnisſtrafe von 9 Monaten. Das Medaillonbild Roman von Anny v. Panhuis. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) 39. Fortſetzung. Als Heinz ſpäter hinüberſchritt nach dem Häuschen, darin er wohnte, ſtieß ſein Fuß an Pepe Arndts Revolver. Er hob ihn auf, nahm ihn mit. Er ſollte ihn ſtändig an den heutigen Abend erinnern. Er hatte vorhin noch Ramon Saperas und Verena erzählt, auf welche Weiſe er ihren einſtigen Peon in Montevideo kennen⸗ gelernt, aber ſeine Reden nur für Wichtigtue⸗ reien gehalten. Heinz Hausmann ging zufrie⸗ den zur Ruhe. Ueber das dunkle Campo irrte Pepe Arndt; er faßte es nicht, daß jahrelange Rachegedan⸗ ken ausgelöſcht werden konnten von einer ein⸗ zigen Minute. Er zog einem unbekannten Ziel zu, mit dem beſten Vorſatz, worin der Alkohol⸗ geiſt ſpukte. Ob er ſeinen Vorſatz halten wird? Er ſchlich an der Pulperia von Pasqual Moreira vorbei, blieb ein paar Minuten ſeit⸗ lich davon ſtehen, um zu lauſchen; denn Jaime ſang wieder zur Gitarre. Deutlich verſtand Pepe Arnd jedes Wort des folgenden Liedes: „Der Teufel der Pampas bringt Hunger u. Not Macht hager und gelb deiner Wangen Rot. Unheimlich ſingt der Gitarre Lied, Verſtimmt und ſchrill: Heut wühlſt du im Glück und morgen im Dreck, Wenn der Teufel es will! Wen der Teufel einmal aus dem Sattel geſetzt, Der ſchleicht durchs Campo, müd und verhetzt, Das letzte Geld aus dem Beutel verſchwand. Dann ruhen ſtill Ein paar Knochen in Uruguays Sonnenbrand, Wenn der Teufel es will!“ Pepe Arndt ſchüttelte ſich. Dachte dann er⸗ geben: Wenn der Teufel es will! Und wan⸗ derte weiter durch das Campo, ſeinem unbe⸗ kannten Ziele zu. * Schon nach wenigen Wochen fand auf der Eſtanzia Alma brava die Hochzeit ſtatt. Da Heinz auch katholiſch war, gab es keine religiö⸗ ſen Schwierigkeiten. Natürlich raunten ſich die Gäſte mit mißgünſtigen Seitenblick auf Heinz Hausmann zu: Er hat ſich gut zu betten ver⸗ ſtanden. Heinz wußte, daß man ihn beneidete, aber ſeit Ramon Saperas auf ſo überaus einfache Weiſe ſeinen Segen gegeben, war es ihm gleich, was andere hinter ſeinem Rücken ſprachen. Er war längſt darüber einig, Verena wäre ſter⸗ bensunglücklich geworden, wenn er ſich aus ih⸗ rem Leben wieder fortgeſtohlen hätte. Gewiß, er hatte, wie man ſo zu ſagen pflegt, ſein Glück gemacht. Ohne ſein Verdienſt ward er ein reicher Mann; aber allein um des Reichtums willen würde er Verena nicht ge⸗ heiratet haben. Er liebte ſie auch, davon war er feſt überzeugt, weil er nicht wußte, daß us noch eine andere Liebe in der Welt gab. Eine Liebe, die lodernde Leidenſchaft iſt, die ganz in dem geliebten Weſen aufgeht, deren Lachen oder Weinen dem Liebenden wichtiger ſind als die erſchütterndſten Ereigniſſe der Welt. So eine Liebe kannte Hausmann nicht. Nur wie ein fernes Ahnen ſtreifte ein An⸗ klingen ſolchen Empfindens ſein Herz, wenn er, blonden Frau anſchaute. Wie überlief es ihn manchmal dabei, und ſein gei⸗ ſtiges Auge ſah mehr als das irdiſche. Blond, ſchlank, unendlich lieblich, mit dem verwirrend⸗ ſten Lächeln, den ſchönſten Augen meinte er das Original des Bildchens zu erſchauen. Ein ernſter Ton fiel in Verenas Glückstage, als ſie die Nachricht erhielt, ihre gute, alte Nives ſei geſtorben. Sie betrauerte ſie aufrich⸗ tig aber die Trauer ward doch vom Glück er⸗ drückt. Freude iſt ſtärker als Leid. Die Hochzeit wurde lebhaft gefeiert, ein Eſtanziero muß bei derartigen Gelegenheiten ſeinen Leuten etwas bieten. Die Peons waren außer Rand und Band. Sie veranſtalteten Pfer⸗ derennen und allerlei ſportliche Spiele. Es war ein reizvoller, maleriſcher Anblick, die geſchmel⸗ digen, kräftigen Geſtalten auf ihren blumen⸗ geſchmückten Pferden zu ſehen. In den weiten Hoſen aller Farben, blütenweißen Hemd, vorn im Gürtel den oft ein drittel Meter langen Dolch, das bunte Manteltuch über der linken Schulter, ſo ritten die Peons an dem jungen Paar vorbei, das in einer mit reichen Blätter⸗ und Blumengirlanden umrankten Loge Platz ge⸗ nommen, um den Spielen im Freien beizu⸗ wohnen. Die Zuſchauer jubelten dem Paare, als es erſchien, lebhaft zu, und Heinz Haus⸗ mann ward ſich vielleicht in dieſem Augenblick der Machtſtellung, die er fortan als Verenas Mann einnehmen würde, am ſtärkſten bewußt. Er blickte Verena an. Sie ſah heute beſonders hübſch aus an ihrem Hochzeitstage, trug auf ihrem weißſei⸗ denen Kleid echte Spitzenumrandungen, und dem faſt noch immer täglich, das Medaillonbiſd der die großen Perlen, die ihr die Mutter vererbt, ein Schauer dazu im glatten, glänzenden Haar einen hohen Kamm mit Brillanten überſät. Heinz erwiderte den ſtrahlenden Gruß ihrer Augen mit einem Lächeln. Seine Lippen formen lautlos die Wörtchen:„Ich habe dich lieb!“ Verena verſtand die ſtumme Sprache. Am nächſten Tage gingen ſie auf die Hoch⸗ zeitsreiſe. Zuerſt nach Montevideo, von dort mit dem Dampfer nach Buenos Aires. In Montevideo machte Heinz dem dicken Pablo Lopez einen Beſuch mit Vereng. Der ſtreckte ihm beide Hände entgegen: „Männeken, wat ſind Sie für een Ilücks⸗ pilz! Kommt ſo wat aus det Land, wo det Sauerkraut wild wachſt und die Bratwürſchte am Spalier jezogen werden, un bringt es fer tig, jleich die beſte Partie in Uruguay zu ma⸗ chen. Ick habe et letzthin in der Zeitung je⸗ leſen, und wo ick Ihren Namen fand als Ver⸗ lobten von Senjorita Saperas, da dachte ick. mir lauſt der Affe! Aber ick jratuliere!“ Er verneigte ſich tief vor Verena, die nun auch lächelnd ſeine Glückwünſche in Empfang nahm. 15 Heinz verſprach Pablo Lopez, ſtets bei ihm zu wohnen, wenn er in Montevideo zu tun hätte. Dann fuhr das junge Paar nach Argen⸗ tinien hinüber. Und dort im Hotel war es, wo Verena zufällig ſah, daß Heinz noch immer das Medaillonbild der blonden Frau bei ſich trug. Sie lächelte:„Faſt könnte ich eiferſüchtig werden, Liebſter! Alſo gibt es keinen Zweifel, um dir ſo recht zu gefallen, müßte ich hellblond ſein und ein weiches, liebliches Geſicht haben. 2: Fortſezung folgt. 5 2— Dle neuen Poſigebühren N treten am 15. Januar in Kraft. Die neuen Poſtgebühren treten nach Mit⸗ teilung des Reichspoſtminiſteriums am 15. Ja⸗ nuar in Kraft. Danach werden künftig erhoben: Für Briefe im Fernverkehr bis 20 g 12 Rpf., über 20—250 g 25 Rpf., über 250 bis 500 g 40 Rpf. f Für Poſtkarten im Fernverkehr 6 Rpf. Für Pakete, die in der nachfolgenden Ueber⸗ ſicht zuſammengeſtellten Gebührenſätze, zu de⸗ nen bei Nichtabholung eine Zuſtellgebühr von 15 Rpf. für jedes Paket hinzutritt, die auch vom Abſender vorausbezahlt werden kann. Der Freimachungszwang für Poſtpakete wird gleichzeitig aufgehoben, für nichtfreigemachte Pakete bis 5 kg einſchl. wird neben dem Fehl⸗ betrag ein Gebührenzuſchlag von 10 Rpf. nach⸗ erhoben. Die neuen Paketgebühren betragen im einzelnen: 1. Zone 2. Zone 3. Zone 4. Zone 5. Zone bis über über über über 75 km 75/150 150/½75 375/50 750 km bis 5 kg 0.30 0.40 0.60 0.60 0.60 üb. 5— 6 kg 0.35 0.50 0.80 0.90 1.00 6— 7g 0.40 0.60 1.00 1.20 1.40 7— 8 kg 0.45 0.70 1.20 1.50 1.80 8— 9g 0.50 0.80 1.40 1.80 2.20 9—10 kg 0.55 0.90 1.60 2.10 2.60 10—11 fg 0.65 1.05 1.80 2.35 2.90 11—12 fg 0.75 1.20 2.00 2.60 3.20 12 1318 085 185 2.20 2.85 3.50 13—14 kg 0.95 1.50 2.40 3.10 3.80 14—15 kg 1.05 1.65 2.60 3.35 4.10 15—16 kg 1.15 1.80 2.80 3.60 4.40 1617 ff 1.25 1.95 3.00 3.85 4.70 1718 kg 1.35 2.10 3.20 4.10 5.00 18—19 kg 1.45 2.25 3.40 4.35 5.30 „ 19—20 kg 1.55 2.40 3.60 4.60 5.60 Im Paketverkehr zwiſchen Oſtpreußen und dem übrigen Reich wird die Gebühr der jewei⸗ lig nächſtniedrigeren Zone in Anſatz gebracht, Woher kamen die Namen unſerer Haustiere? Unſere Haustiere verdanken wir in der Hauptſache ackerbau⸗ und viehzuchttreibenden Völkern, die in der früheren Steinzeit zu uns kamen. Bis dahin lebten bei uns nur herum⸗ ſtreifende Jäger. Eine wichtige Erwerbung war das Hausrind, das in der Hauptſache in Aſien durch Zähmung des Ures⸗Auerochſen gewon⸗ nen wurde. Der Ochſe hat ſeinen Namen vom indiſchen„Uks“ und der Stier vom lateiniſchen „taurus“. Die Herkunft des Namens Kuh iſt unerklärt. Kalb bedeutet ſoviel wie„junges von Tieren“. In der jüngeren Steinzeit züchte⸗ te man auch eine kleinere Form, das ſogenann⸗ te Dorfrind. Ein wichtiges Wirtſchaftstier aus älteſter Zeit iſt auch das Schwein, gezüchtet aus dem Wildſchwein. Auch beim Schwein züchtete man zwei Arten, ein größeres und kleineres. Das letztere war kleinköpfig und hochbeinig. Der Name Schwein iſt verkleinert aus„Sau“, die ihren Namen vom lateiniſchen„Sus“ hat, deshalb heißt die Sau auch im Althochdeutſchen — geſprochen bis etwa ums Jahr 1100— gro⸗ ßes Su. Auch das Schaf finden wir unter den Haustieren der jüngeren Steinzeit, d. h. der Wachſender Tag— wachſende Hoffung Ganz, ganz langſam weicht die Nacht. Und ganz, ganz langſam wächſt der Tag. Das troſt⸗ loſe Dämmern iſt überwunden. Es geht wieder aufwärts. Kaum merklich nur, aber ſchüchtern verlängert ſich der Tag:„Stephani um einen Katzenſprung— Dreikönig um einen Hirſch⸗ ſprung“, ſagt der Volksmund. Aber nichts kann den Siegeszug des Lichts aufhalten. Der Tag nimmt zu, ſtändig und deutlich:„Sebaſtiani um eine halbe Stund— Und Lichtmeß um eine ganze Stund“. Wie ſehr ſind doch wir Menſchen Geſchöpfe des Lichtes und der Sonne! Wo war unſer Mut, unſere Zuverſicht während der langen Nacht? Hat nicht die tote Nacht bleiern ſchwer auf uns gelaſtet und ſchier verzagt gemacht, weil ſie uns das Licht der Sonne, die Wärme des Tagesgeſtirns geraubt hatte? Und jetzt ſchwindet die Nacht und der Tag kehrt wieder. Wachſender Tag! Schafft er uns nicht ein wahres, wirkliches Glücksgefühl? Geht nicht durch uns ein befreiendes, erlöſendes Aufat⸗ men? Iſt es nicht, als ob neuer Glaube, neue Hoffnung, neues Leben in uns einkehrten? Das Licht des Tages hat geſiegt über das Dunkel der Nacht. Es geht wieder aufwärts! Aufwärts! Einſt wird auch der Tag kommen, der uns, unſer Volk herausführt aus den Drangſalen, aus der Not, dem Elend, der Fin⸗ ſternis in der Gegenwart und hinführt in eine beſſere, glücklichere und lichtvolle Zukunft. *. die Einlagen bei den deulſchen War kaſſen Ende november Berlin, 6. 1. Ende November 1931 deſteſen ſich die Sparkaſſeneinlagen bei den dentſchen Sparkaſſen auf 9 744,67 Mill. RM gegenüber 9 936,22 Mill. RM Ende Oktober 1931. Per Be⸗ richtsmonat weiſt eine Abnahme um 191,55 Mill. RM gegenüber einer Abnahme von 283,4 Mill. RM im Oktober 1931 auf. . Zeit, in der man das Handwerkzeug in der Hauptſache aus Steinen, namentlich aus Feuer⸗ ſtein, herſtellte. Die Herkunft des Namens iſt nicht aufgeklärt, ebenſo derjenige der Ziege nicht. Der Hund wird im Gothiſchen„Hinthan“ genannt. Das Pferd jagte in unſerer Gegend in der jüngeren Steinzeit noch wild herum und wurde erſt ſpäter gezüchtet. Vofür zahlen wir unſere Sleuern? Von 100 RM Steuern entfallen auf Kriegs⸗ laſten(Reparationen und Kriegsbeſchädigte) 26,05, auf Schulen und Hochſchulen 15,55, Wohl⸗ fahrtsfürſorge 11,83, Finanz⸗ und allgemeine Verwaltung 10,48, Verkehr 6,30, Schuldendienſt 4,77, Parlament, Wirtſchaftshilfe, allgemeine Anſtalten 4,13, Erwerbsloſenfürſorge 3,15, Wehrmacht 4,76, Polizei 4,73, Wohnungsbau 5,75, Rechtspflege 2,24, Kunſt und Theater 1,3“ und auf die Kirche 0.95 RM. Die Lage im oberbadiſchen Hochwaſſergebiet Kehl, 7. 1. Ueber die Lage im Hochwaſſer— gebiet meldet unſer Sonderberichterſtatter, daß die rieſigen geſchloſſenen Waſſerflächen das Gebiet öſtlich von Kehl noch immer bedecken und nur langſam abfließen. Orkanartiger Süd⸗ weſtſturm, der die ganze Nacht hindurch tobte, trieb nicht nur neue Regenfronten heran, ſon⸗ dern peitſchte auch die Waſſer, die noch über einen Meter hoch auf den Wieſen und Feldern. Lehre entrinnen. ſtehen, auf. Zwar hat der langſame Abfluß das Neudorf von Auenheim bis heute morgen wieder freigemacht, jedoch iſt die Verbindung zwiſchen Oberdorf und Auenheim noch immer unterbrochen, da die Waſſermaſſen die beiden dorthin führenden Brücken zum Einſturz ge⸗ bracht haben. In den Straßen ſteht vielfach noch das Waſſer. Auf der Kleinbahnſtrecke Achern⸗Kehl iſt der Verkehr noch unterbrochen, da zwei dieſem Verkehr dienende Brücken noch nicht wider inſtand geſetzt werden konnten. Auch jetzt läßt ſich der endgültige Schaden noch nicht erkennen. Sträucher, Bäume und Lei⸗ tungsmaſten der Ueberlandzentrale ragen aus dem See heraus, der dieſem ſonſt ſo anſpre⸗ chenden Landſchaftsbild den Stempel der Zer⸗ ſtörung und Verwüſtung aufdrückt. Wie amtlich mitgeteilt wird, wurde auf der Strecke Kehl⸗Appenweier der Güterzugsverkehr am Mittwoch früh um 1 Uhr und der Perſo⸗ nen⸗ und Schnellzugsverkehr ab 4 Uhr in vol⸗ lem Umfang wieder aufgenommen. Lehrling als mehrfacher Brandſtifter Aus Haß gegen das Werkzeug. Koblenz, 7. 1. Wir berichteten dieſer Tage, daß in einer Schreinerei im ſogenannten„Wöl⸗ lershof“ innerhalb kurzer Zeit 6 Brände aus⸗ gebrochen waren. Die Tatumſtände ließen von vornherein auf Brandſtiftung ſchließen. Jetzt iſt es der Kriminalpolizei gelungen, den 18 jährigen Schreinerlehrling als Brandſtifter zu ermitteln. Nach anfänglichem Leugnen hat er ein umfaſſendes Geſtändnis abgelegt. Gren— zenloſer Haß gegen das Werkzeug hat ihn je— desmal zur Tat getrieben. Er wollte durch Vernichtung des Werzeuges dem Zwang der Sthetkreiterei mit 180 Millionen Sklareks gaben vordalierle Schecks aus, um ſie bei Jälligkeit durch ebenso werlloſe zu erſetzen Berlin, 7. 1. Im Sklarek-Prozeß entſpann ſich heute eine Debatte über die Frage, ob der Monopolvertrag der Sklareks heute eigentlich noch in Geltung ſei, da eine ſchriftliche Er⸗ klärung der Stadt an den Konkursverwalter nicht abgegeben worden ſei. Die Staatsanwalt⸗ ſchaft betonte, daß ein formloſer Verzicht an⸗ zunehmen ſei. Weiter wurden die Scheckgeſchäfte der Skla⸗ reks behandelt. Genau wie bei den Gefällig⸗ keitswechſeln ließen ſich die Sklareks Schecks in beträchtlicher Höhe, zum Teil vordatiert, von Verwandten und Bekannten ausſtellen. Dieſe Schecks dienten dann der Stadtbank als Unterlage für die gewährten Kredite. So hat ein Feinkoſtgeſchäft derartige Schecks für 4,7 Millionen RM, ein Geſchäftsfreund der Skla⸗ reks für 20 Millionen RM und ein Skarek⸗An⸗ geſtellter für 85 Millionen RM ausgeſtellt. Die Gebrüder Sklareks erklärten auch heute, daß derartige Geſchäfte nur von Max getätigt wor⸗ den ſind. Leo Sklarek äußerte:„Ich habe gar nicht gewußt, daß ſich Max auf ſoviel eingelaſ⸗ ſen hat. Das iſt doch direkt irrſinnig. Max iſt ein guter, anſtändiger Junge, wenn er ſich auch wie Napoleon vorkam.“ Bei der weiteren Erörterung über die Ge— fälligkeitsſchecks ſtellte der Vorſitzende aus der Anklage feſt, daß die Stadtbank allein für die 28 Millio⸗ nen Mark vordatierte Schecks von den Sklareks bekam, denen an Eingängen auf dem Poſtſcheckkonto nur 1,5 Milli⸗ onen Mark gegenüberſtanden. Sobald derartige wertloſe Schecks fällig ge— worden waren, wurden ſie von der Stadtbank zurückgegeben und von den Sklareks durch neue ebenſo wertloſe Schecks erſetzt. Sowohl Leo Sklarek als auch die Stadtbankdirektoren Hoffmann und Schmitt erklärten, nicht gewußt zu haben, daß Schecks in Höhe von 80 Milli- onen gegeben worden waren. Der Vorſitzende berichtigte dieſe Zahl dahingehend, daß ins⸗ geſamt ſogar für 180 Millionen Mark Schecks ausgegeben worden waren. Teilſtreik bei Ullſtein Berlin, 7. 1. Bei Ullſtein iſt heute die Tages⸗ ſchicht der Rotationshilfsarbeiter wegen des aufgrund der Notverordnung durchgeführten Lohnabbaues in den Streik getreten. Die Hilfs⸗ arbeiter der Falzerei haben ſich der Streikbe⸗ wegung angeſchloſſen. Bisher haben etwa 150 bis 200 Perſonen die Arbeit niedergelegt. Zu dem Teilſtreik teilt der Verlag mit, daß, ob⸗ wohl innerhalb des Buchdruckgewerbes eine ta⸗ rifliche Vereinbarung über die Lohnherabſet⸗ zung aufgrund der Notverordnung erfolgt iſt, die Hilfsarbeiter in ſeinem Betriebe unter kom⸗ muniſtiſchen Einfluß heute früh die ultimative Forderung geſtellt hatten, von dem Lohnabbau Abſtand zu nehmen, widrigenfalls ſie die Ar⸗ beit nicht aufnehmen würden. Die gewerkſchaft⸗ treuen Arbeiter des Betriebes, die die Mehr⸗ heit der Belegſchaft darſtellen, haben ſich dem Streik nicht angeſchloſſen. Brandgefahr im Nationaltheater Mannheim, 7. Jan. Glücklicherweiſe iſt man am Donnerstag abend in einem Hinterbau des Nationaltheaters einem Brandherd auf die Spur gekommen, der ähnlich wie beim Stuttgarter Schloß heimtückiſch einen Brand hätte großziehen können, ehe man von der Sache ſonſt überhaupt etwas ge⸗ merkt haben würde. Gegen ½8 Uhr abends be⸗ merkte man in der Nähe der Probebühne Rauch aus den Ritzen des Fußbodens dringen. Die Feuer- wehr, die mit zwei Löſchzügen ſofort anxückte, ſtellte feſt, daß dieſer Rauch von einem probeweiſe in Betrieb geſetzten Rauchkeſſel ſtammte, der an— ſtatt durch den Kamin abzuziehen, ſich einen Weg durch ſchadhafte Stellen dieſes Kamins gebahnt, unter den Fußboden gelangt war(der Fußboden war, wie ſich herausſtellte, hohl) und ſo zur Ent⸗ deckung führte, da er durch die Ritzen im Fuß⸗ boden hervorquoll. Tauſende von Menſchen füllten die zum Nationaltheater führenden Straßen und mußten von einer Hundertſchaft Schupo, die die benachbarten Straßenzüge abgeſperrt hatte, in Schach gehalten werden. Handel und Induſtrie Mannheimer Produktenbörſe. Mannheim, 7. Jan. Die Tendenz iſt im allge⸗ meinen etwas befeſtigt, doch iſt die Geſchäftstätig⸗ keit infolge der Zurückhaltung des Konſums klein. Die Börſe verkehrte in ſtetiger Haltung. Im Vor⸗ mittagsverkehr hörte man folgende Preiſe in RM., per 100 Kilo, waggonfrei Mannheim: Inlands⸗ weizen, gut, geſund und trocken, 75— 176 Kilo, 23,75— 24,50, dto. 73—74 Kilo 23— 23,25; Inlandsweizen 21,25— 21,50; Inlandshafer 15 bis 17; Inlandsgerſte 18,25—19; Futtergerſte 17,75—18; gelber La Plata-Mais 17,75—18; ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null, neue Mahlung, per Januar, 34; dto. mit Auslandsweizen 35,75; ſüdd. Weizenauszugsmehl, gleiche Mahlung und Lieferung, 38 bezw. 39,75; ſüdd. Weizenbrot⸗ mehl, gleiche Mahlung und Lieferung, 26 bezw. 27,75; Roggenmehl, 60proz. Ausmahlung, je nach Fabrikat, 29,75—31; feine Weizenkleie 88,25; Biertreber 12,25— 12,75; Erdnußkuchen 12,75. Mannheimer Kleinvichmarkt. Mannheim, 7. Jan. Zufuhr und Preiſe: 181 Kälber 34—46; 29 Schafe 16—22; 76 Schweine nicht notiert; 716 Ferkel und Läufer, Ferkel bis vier Wochen 5—9, über vier Wochen 11—14, Läu⸗ fer 16—20; 1 Ziege 10—22. Marktverlauf: Kälber ruhig, langſam geräumt; Ferkel und Läu— ser lebhaft; Schweine nicht notiert. Inventur- iſt Durch Seidenraupen⸗ zucht können in 12 Wochen 1000 Mk. und mehr ver⸗ dient werden. Einfache, leichte Zucht für Alle Prſp. Anleit. koſtenlos, Rückp. erbeten. Beratgsſt. für deutſchen Seidenban. Schließf. 22 Weinböhla (Bezirk Dresden). Wer verhalt Unsere Preise sind wiederum unschlagbar evtl mit Geſchäft od. ſonſt 0 10 95 Herren- Anzüge 21 winter- xNäntel 10. Anweſen hier oder Umge⸗ bung? Nur Angeb direkt vom Beſitzer unter V. 47 an den Verlag der„09 migl.- U. Uerkauts-Lentrale“ —— Loden- Joppen warm gefüttert 7* jacken ent Fräaklurt a. Hl., Goethepl.22 2 Knaben-Anzüge* Knaben-Mäntel 2 Wer etwas zu kaufen Besuchen Sie uns unverbindlich sofort. 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Nach kurzer Zeit kommt ſie friſiert und in Schuhen wieder. Sie ſtellt das Glas auf den Tiſch und ſagt:„Zum Wohl.“ Egger dankt und trinkt. Dann nimmt er aus ſeinem Etui eine Zigarette, zu der ſie ihm Feuer gibt. „Danke,“ ſagte er, und bläſt den Rauch von ſich. Es iſt die erſte Zigarette heute. Eine Re⸗ nommierzigarette, denkt er und lächelt. Das Etui— es iſt ein Prachtſtück, ſtammt aus ſeinen beſten Tagen und trägt im Innern die Namen vieler Kameraden aus der Zeit des Krie⸗ ges eingraviert— ſteckt er mit liebevoller Sorg⸗ falt in die Taſche. Natürlich hat die Kellnerin das pompöſe Ding genau geſehen. Während ſie eifrig weiterpoliert, ſtreift ſie Egger mit abſchätzenden Blicken. Sie hat Menſchenkenntnis genug, um ihn richtig zu taxieren. Auch ſie hat beſſere Zeiten gehabt, da es großzügige Trinkgelder gab und andere Gäſte als hier. Sie hat ihnen manchmal ſogar ge⸗ pumpt und auch das war erträglich. Sie ſeufzt. Eggers Frage, ob er den Wirt ſprechen könne, hat ſie erwartet. Sie wolle nachſehen, antwortete ſie freundlich und geht. Es dauert eine gute Weile, bis der Wirt kommt. Es iſt ein breiter, behäbiger und dicker Mann. Auf ſeinem runden Schädel ſträuben ſich ein paar kurze Borſten. Das Geſicht hat ver⸗ ſchwommene Züge, die Augen ſind rot geädert. Er trägt keinen Kragen und hat ein ſchmieriges Hemd an mit aufgekrempelten Aermeln. Egger nennt ſeinen Namen abſichtlich undeut— lich und ſagt, weshalb er gekommen ſei. Ob man nicht Likör brauche? Der Likör ſeiner Firma ſei konkurrenzlos billig und ausgezeichnet. ſchätze ihn überall, und—— Der Wirt unterbricht ihn. Likör? Wer dae Zeug heute noch trinke? Er habe keine Bar. Seine Gäſte ſeien für ſchärfere Sachen. Bier, Wein und Schnaps, das gehe bei ihm. Das heißt, es gehe, ſoweit heute überhaupt ein Geſchäft noch gehe. Er könne auch mit Schnaps dienen, wirft Eg ger ein. Die beſten und billigſten Sachen. Hier ſei die Preisliſte. Er ſchiebt dem Wirt die Preisliſte hin. Der wirft einen kurzen Blick auf ſie. Er ſei eingedeckt und brauche nichts. Ob er vielleicht doch nicht einen Bedarf habe! „Nein!“ Der Wirt ſteht auf und ſtreckt ſich In dieſem Augenblick öffnet ſich das Schiebefen ſter zur Küche. Die Wixtin ſchreit ein paar Wort, hinaus, die Egger nicht verſteht. Der Wirt knurr irgend etwas. Dann ſchlurft er davon, ohn Gruß. Egger legt zas Geld für ſein Bier auf de Tiſch und geht hinaus. Die Kellnerin öffnet ih! die Tür. Am Kai herrſcht reges Leben. Krane raſſe! füllen und leeren die Bäuche der Schiffe. Matre Man ſen ſchreien. Schwere Laſtwagen rattern übers Pflaſter. Ggger geht am Hafenzollamt vorbei, dem Rhein zu. In den Anlagen ſetzt er ſich auf eine Bank und ſteckt ſeine letzte Zigarette an. Er hat ein ſchalen Geſchmack im Mund und ſein Kopf iſt dumpf. f An acht Stellen vergebens, denkt er, und zählt ſeine Barſchaft. Eine Mark und fünfundzwanzig Pfennige iſt alles, was er herauskramt. Er be⸗ hält das Geld in der Hand und ſieht gedankenlos ein paar Kindern zu, die einen Reigen ſingen und tanzen.** Später ſteht er auf und geht ſchlendernd nach der Sladt. Er blickt in die Schaufenſter, ohre etwas zu ſehen. Vor jedem verweilt er kurze Zeit, und dann geht er weiter. Eine Stunde ſpäter ſchellt er an einer Tür. Frau Seheimrat Schönherr, ſteht auf dem Meſ⸗ ſingſchild. Es iſt ihm eingefallen, daß eine Freundin ſeiner Mutter in der Wilhelmſtraße wohnt. Vielleicht würde die etwas kaufen und dann wäre der Tag nicht ganz ergebnislos. Ein rundliches Dienſtmädchen öfen. Egger nickt ganz von obenher und gibt ſeine Karte ab. Das Mädchen lieſt Oberleutnant a. D. unter dem Namen, und beeilt ſich, ihn in den Salon zu füh⸗ ren. 0 Dann kommt die Frau Geheimrat. Geräuſch⸗ voll und wohlgenährt. Sie begrüßt ihn mit über⸗ ſtrömender Freundlichkeit, nötigt ihn auf den Stuhl und hat tauſend Fragen. Er beantwortet ſie geduldig und mit der Ausführlichteit, die ſie wünſcht. Als eine Pauſe eintritt, kommt er mit ſeinem Anliegen. Die Frau Geheimrat nimmt ſeine Hand. „Es iſt ja ſchrecklich, lieber Herr Oberleut⸗ nant! Es iſt ja ſo traurig! Wie bedauere ich Ihre arme Frau Mutter! Wozu haben Sie etwas gelernt!(Ihre Stimme zitterte vor betontem Mitgeführ.) Wozu ſind Sie mal etwas geweſen! Begegnung mit einem Kaiser Erinnerungen einer allen dame Die ehemalige Schauſpielerin und Tra⸗ gödin des Budapeſter Nationaltheaters, Emilie Markus, hat ihre Memoiren ge⸗ ſchrieben, dem wir folgenden Beitrag als intereſſantes Dokument des geſellſchaftli⸗ chen Lebens der 9ber Jahre des vorigen Jahrhunderts entnehmen. Mein Gatte war Charlie Pulſzky, der Mi⸗ niſterpräſident Ungarns hieß Koloman Tiſza. Ich war ein kleiner farbiger Punkt am Kunſt⸗ himp e ig verheiratet, nicht die beſte Haus⸗ fra! erkrankte eines Tages Teſſa, mein Töch tenen. Ich rannte zu Kugler, um ein paar Flaſchen Kompott zu erſtehen. Hier traf ich die Gemahlin Koloman Tiſzas. Sie reichte mir die Hand und ſprach: „Kleine Frau Pulſky, was machen denn Sie hier?“ ö „Mein Kleinchen iſt krank. Ich will ein biß⸗ chen Kompott kaufen.“ „Aber, liebſter Pulſky, wie iſt denn das mög⸗ lich, daß Sie in Ihrem Hauſe kein eingemach⸗ tes Obſt haben?“ Dann unterhielten wir uns noch eine Weile über Kinder und andere Dinge, die das Inter⸗ eſſe der Hausfrauen wachrufen. Da richtete plötzlich Ihre Exzellenz— die Gemahlin des damaligen Miniſterpräſidenten war die beſte Hausfrau weit und breit— wieder die Frage an mich, was ich denn für eine Hausfrau ſei, daß ich zu Hauſe ſein Kompott hätte. Ich antwortete:„Exzellenz, ich hab' beim Theater ſo rieſig viel zu tun und kaum Zeit, um mich um die Wirtſchaft zu kümmern“. Alsbald eilte ich heim. Nach einer Stunde erſchien ein Diener Ihrer Exzellenz und über⸗ brachte mir zehn Flaſchen allerfeinſtes Kom⸗ pott. Einige Wochen waren vergangen. Da zog der Frühling in Budapeſt ein. Ueberall herrſchte Feiertagsſtimmung, Kaiſer Franz Joſeph war hierhergekommen. Es fand eine großartige Fei⸗ er zu Ehren Seiner Majeſtät ſtatt. Koloman Tiſza, der Miniſterpräſident, trug ſeine charak⸗ teriſtiſche ſchwarz umränderte Brille. Stürmi⸗ ſche Rufe ertönten, als der Herrſcher den dichtgefüllten Saal betrat. Ich trug ein Begrüßungsgedicht vor. Zum erſtenmal ſtand ich dem Herrſcher von Ange⸗ ſicht zu Angeſicht gegenüber. Von Zeit zu Zeit neigte er, wie das ſeine Gewohn⸗ heit war, den Kopf ein wenig nach unten. Ich zitterte vor Angſt und Befangenheit, aber ſchließlich endete alles gut. Ich machte vor dem Kaiſer einen tiefen, tiefen Knix und ſchlug mich in die Büſche. Aber Frau v. Tiſza entdeckte mich irgendwo in den hinteren Reihen, kam auf mich zu, faßte mich an der Hand und führte mich auf einen Platz, wo mich Franz Joſeph genau ſehen konnte. Aber auch ich ſah den Monarchen, blickte ihm in die wunderbaren hellblauen Augen. Meine Nachbarin flüſterte mir etwas ins Ohr, aber in meiner Aufregung verſtand ich kein Wort. Ich blickte immer wie hypnotiſiert auf den Kaiſer und ſah, daß er mit ſeinem Adjutanten einige Worte wechſel⸗ te. Der Adjutant trat dann auf mich zu, ſtellte ſich in Poſitur und teilte mir mit, daß Seine Majeſtät mich zu ſprechen wünſcht. Dieſer Au⸗ genblick wird mir für immerwährende Zeiten unvergeſſen bleiben. Da verließ der Herrſcher ſeinen Platz. Zu meinem größten Schrecken, aber auch zu meiner größten Freude ſtand Franz Joſef plötzlich vor mir. Mein Atem ſtockte, ich befand mich in einer unbeſchreibli⸗ chen Verlegenheit. Aller Etikette zum Trotz reichte ich dem Herrſcher die Hand. Plötzlich verſpürte ich einen Stoß in den Rücken. Ich glaube, daß er von meinem Gatten herrührte. Rechtzeitig zog ich meine Hand zurück. Franz Joſeph, dem dieſe Szene nicht entgangen war, lächelte und reichte mir ohne jede Förmlichkeit ſeine Rechte. Dann richtete er mehrere Fragen an mich und ſagte ſchließlich:„Gnädige Frau, Sie haben wirklich herrlich deklamiert! Ich danke Ihnen herzlich!“ Noch eine Weile ſtand der Monarch vor mir, dann neigte er leicht den Kopf und entſchwand meinen Blicken. Ich aber klammerte mich an den Arm meines Gatten. Ich zitterte am gan⸗ zen Körper und meine Füße waren ſo ſchwach, daß ich kaum ſtehen konnte. Aber es war doch eine ſchöne Zeit, es war Frühling, ein Früh⸗ ling voller Blumen, voller Glück. Aber das iſt ſchon lange, lange her... Und win geyen Sie von Haus zu Haus, und Nein, Ihre arme Mutter, meine liebe, alte Ireun⸗ dog!“ Egger zieht ſeine Hand aus der ihren und kramt in ſeiner Aktentaſche. 100 „Was iſt da zu tun, gnädige Frau!“ ſagte er. „Man muß ſich hineinfinden. Ich habe längſt einen Strich unter das Vorher gemacht.“ „Schrecklich“, proteſtierte die Frau Geheimrat. „Darf ich etwas notieren?“ fragt er in ſteifer Haltung. „Ach, lieber Fer Egger, wir ſelbſt trinken niemals etwas. Vielleicht zu Geſchenkzwecken es könnte ſein, gewiß...“ „Wenn gnädige Frau dann an mich denken wollen,“ ſagt Wizer, ſteht auf, legt ſeine Ge⸗ ſchäftskarte auf den Tiſch und verabſchiedet ſich kurz. Er lächelt und denkt dabei an ſeine vertre⸗ tenen Abſätze. Ganz zufällig fällt ſein Blick auf das Bild des verſtorbenen Herrn Geheimrats. Es zeigt einen dicken, gemütlichen Herrn, mit einem glatten, runden Geſicht und einer Reihe Orden auf dem Bratenrock. Draußen auf der Straße verſpürt er auf ein⸗ mal Hunger. Er flucht. In einem Zigaretten⸗ geſchäft kauft er fünf Zigaretten, das Stück zu vier Pfennigen. Dann geht er in ein Reſtaurant in der Hauptſtraße. Hier iſts bürgerlich und es riecht angenehm nach Küche. Ggger beſtellt nur ein Glas Bier und läßt ſich eine Zeitung geben. Als gerade niemand her⸗ ſieht, nimmt er ein Brötchen aus dem Korb. Un⸗ term Tiſch zerbricht er es in kleine Stücke und die ſchiebt er, hinter ſeiner Zeitung verborgen, in den Mund. Nachher ißt er noch ein zweites und drittes. Er bleibt noch eine gute Weile ſitzen und lieſt die Zeitung mit einer gedankenloſen Gemütlichkeit. Draußen hat es zu regnen begonnen. Eben kommt der Wirt durchs Lokal. Er ſieht gepflegt und wohlgenährt aus, eine überzeugende und ideale Empfehlung für die Güte von Küche und Keller. Er geht durch das ganze Lokal und macht jedem Gaſt eine Verbeugung. Nicht zu tief, eher eine Idee zu läſſig. Aber es wirkt gut und die Gäſte nicken freundlich zurück. Vor Egger bleibt der Wirt ſtehen. Er grüßt auch ihn, doch iſt ſeine Verbeugung tefer und in ſeinem Geſicht ſteht ein Lächeln, das bisher noch an keinem Tiſch zu ſehen war. „Nanu?“ denkt Egger. „Herr Oberleutnant Egger, nicht wahr?“ fragt der Wirt.„Kennen mich der Herr Oberleutnant nicht wieder? In X... Unteroffizier Merkel... Einkäufer für das Fliegerkaſino...“ Ggges erinnert ſich an gar nichts. Beim beſten Willen nicht. Aber er wittert die Möglichkeit eines Geſchäfts und deshalb ſchwindelt er ein klein we⸗ nig. Es werden gemeinſame Erinnerungen aus⸗ getauſcht. Egger laviert geſchickt an allen Erin⸗ nerungen vorbei, der gute, roſige Wirt hat eine ehrliche Freude und gerät immer mehr in Begei⸗ ſterung. Schließlich fragt er behutſam nach Eg⸗ gers Schickſalen, und der erzählt wahrheitsgetreu, was ihm ſeither begegnet iſt. Und dann hat Egger plötzlich einen netten Auftrag in der Taſche. Nun wird er geſprächig und erzählt ſogar ein paar Witze. Dabei denkt er immer daran, daß er jetzt für den nächſten Mo⸗ nat geſichert iſt. Ein Monat iſt eine lange Zeit. (Da kann ſich manches exeignen. Inzwiſchen hat es aufgehört zu regnen. Egger verabſchiedet ſich herzlich, tritt auf die Straße hin⸗ aus, rückt unternehmungsluſtig den Hut aus der Stirn und geht leiſe pfeifend davon. N 5 Heute 2 Blätter. Aenne Unsere Läger sind mit modernster Ware frisch sortiert üghthn huomͤugeddgdgnadagmndnaonuuanfr: Lua 2 8 * . 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Hallo Die Tonfilmwunder alles lacht Fick u. Flocke das span. Abenteuer 1 Telegramm, Die Lachkanone d. Woche 5 5 Wer ist der Direktor? Besucht diese schönste aller Darbie- tungen, Werktags billige Preise 409 und 603 Sonntags 60 und 80 Achtung: Sonntag große Minder-Vorstellung Tom Tyler Wildwest, Tom der Rächer 6 Akte Monty auf der Hochzeitsreise 7 Akte Flick und Flockie und Wer ist der Direktor. Alle Kinder sehen 18 Akte. 100 Achtungl Tonlenoreissen kana! Verkaufe eine erſtklaſſige, ſauber geſiebte kurz. Zeit d. Heinr. Meſiori Nudkonle Il e u. zum Preise von 1.40 per Zir. da. Brikett zu 1 30 per Zir. Achtungsvoll Mich. Ringhot, Weihgartenſtraße 23. Kohlenhandlung ler Sucht Geld? 1. 2. Hyp. Betriebsg. i. Heppenheim, Bismarckstr. 10. Keine Anz. Ausk. kostenl. Anfr. Rückp. Ab Heute d. schon lange erwartete Walzer paradies Die ſchönſte Tonfilm⸗Operette aus Wien in 11 köſtlichen Akten. In den Hauptrollen Charlotte guſa, Gretl Theimer, Ernſt Nere⸗ bes, Betty Bird, Adele Sandrock, Szöke Sakall und Paul Die Namen ſagen alles. ſind köſtlich. „Die Geſchichten aus dem Wiener Wald, ſind ewig jung u ewig alt. Meine Gnädigſte, ſind Sie ſchon einmal verliebt geweſen? 3. Es war im Frühling, ich glaube Mitre Mai, wir waren noch jünger— und war'n verliebt wir zwei. 4. Guter alter Stephansdom, oft beſung'ner Donauſtrom. 6. Machen wir a Rutſchpartie. Iim 2. Jell das refchnall. Summe Programm g Ae Man beſuche möglichſt die Werktags-Vorſtellungen. 90 nemdenfianeil „„ Inventur Ausber Baut Bewaltiger Preissturz! Wein-Wäschetuch 24 ... Meter 453 323 9 Handtuchstoff 10 Meter 36 223 3 Weill-Biber 8 40, (Croiſe) Meter 70 Meter 443 29.5 hellgeſtreift Der schönste Schwank Die Spanische Fliese bas e Die Spanische kllege o. un, ess, Dle Spünische Fliese ber große Lecherfolg Die panische kllege gelangt am Sonntag abend, ½ 9 Uhr, im„Karpfen“ zur letzten Aufführung Sportflanell indanthren Meter 903 653 58. Schürzenstoff, 44 Schürzenstoff doppelbreit Meter 85 66 Betidamast 34 185 130 em. breit Bettdamast 0 800 468 130 em. breit Meter 1.95 Beitdamast uu 8a 468 160 em. breit Meter 2.25 Betikaitun a 28, 6e 40, 1 Poſten prachtvolle Mleiderflanelle r 70. Mleiderkaros w. b 75 Mleiderschotten . hübſch, reine Wolle Meter 13⁵ Waschsamte .... ßhuübſch, Meter ab 90. Nähe des Ortes, gegen bar, zu kaufen geſucht. Von wem, ſagt der Verlag. Großer Hecker in der Nähe des Orts, vom Lachenweg bis Hed— desheimerweg gelegen, zu kaufen geſucht. Näheres im Verlag. An dem heute abend rbe— beginnenden Canz⸗Kursus önnen noch einige Damen u. Herren teilnehmen. Zwecks Erlernung des Rumba. Wozu freundlichst einladet Georg Kirchner. D f Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme bei dem ſchmerz— lichen Verluſte meiner lieben Frau, unſerer guten Mutter, Groß— mutter, Urgroßmutter, Schwiegermutter, Schweſter und Schwägerin ran Katharina Heckmann geb. Eck ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und die vie⸗ len Kranz⸗ und Blumenſpenden ſagen wir hierdurch herzl. Dank. Beſonders innigen Dank der Hochw. Geiſtlichkeit für den troſt⸗ reichen Beiſtand, den ehrw. barmh. Schweſtern für die liebevolle, aufopfernde Pflege, ſowie den Stiftern von Seelenmeſſen. Viernheim, Heddesheim, Rimbach, Reiſen, Weinheim, den 8. Januar 1932 Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Auf Fellparchenl. Beitfedern ſowie auf ſämtliche nicht ermäßigte Waren 10 Etazent Exlra Hakatl. Herren- und Damen-Mäntel teilweiſe bis zu 30 Prozent herabgeſetzt. D. Dobennelmer Ecke Lorſcher-Luiſenſtraße. Zu vermieten 2 Fimmer u. Küche evtl. auch 1 Simmer u. 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