Vom Sonntag. Der geſtrige Sonntag war in Bezug auf die Witterungsverhältniſſe ſehr ſchön. Der Schmutz auf der Straße war abgetrocknet; es war etwas kälter geworden. Die Sonne zeigte wieder ihre Strahlen, ſodaß man mit dem Wetter recht zufrieden ſein konnte.— Die„Grünen“ weilten geſtern zur Aus ⸗ tragung des Nothilfeſpiels in Weinheim, um gegen den alten Rivalen in der Kreisliga zu ſpielen. Das Spiel wurde mit 3 Mann Erſatz beſtritten, die ſich jedoch nicht ſo bewährten wie man erhoffte, weshalb das Spiel auch 4:3 verloren ging— Am Abend hielt der Kath. Arbeiter⸗Verein im Freiſchütz ſeinen diesjährigen Familien ⸗Abend ab. Die Mitglieder mit Angehörigen füllten den Saal und waren von der gebotenen Unterhaltung recht befriedigt. Ver⸗ eins⸗Familien⸗Abende werden immer gerne beſucht. Kann man doch hierbei mit ſeinen Vereinsfreunden und deren Angehörigen recht gemütvolle Stunden frohen Beiſammenſeins verleben.— Desgleichen feierte der Krieger⸗ und Soldatenverein„Teutonia“ im Schützenhof ſein Vereins⸗Familien⸗Feſt. Bericht hierüber an anderer Stelle.— Der Volkschor führte im Karpfen zum 3. Male den Schwank, Die Spaniſche Fliege“ auf und hatte nochmals einen vollen Erfolg.— Im Walſiſch war Konzert und in verſchiedenen Lokalen Tanzbetrieb. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Vergehen gegen die Allgemeine Bauordnung und 2 wegen Fahren ohne Licht. * Marian. Jünglingsſodalität. Die Mitglieder der Sodalität mögen das Inſerat be⸗ achten. »Der Krieger⸗ u. Soldatenverein Teutonia hatte geſtern abend im„Schützenhof“ ſeine Mitglieder und Freunde zum Familienabend zuſammengerufen. Durch die Angliederung der Schützenabteilung hat der Verein ſehr gewonnen. Ueberblickte man den dichtbeſetzten Saal, ſo ließen ſich unſchwer 3 Gruppen unterſcheiden: die alternde Schicht der Vorkriegsſoldaten, die ſtarke Gruppe der Kriegsteilnehmer als Rückgrat und die Schütz⸗ enabteilung. Der treue Mentor des Vereins, Herr Dölcher begrüßte das volle Haus in kurzen, von vaterländiſcher Liebe und Opfergeiſt getragenen Worten. Vier Kameraden ehrte er für 25jährige Tätigkeit im Verein. Weitere 5 Kameraden traten vor 25 Jahren dem Verein bei: Vizefeldw. Ludw. Weißmann iſt gefallen— Ehre ſeinem Andenken — 4 find verzogen. Den Unterhaltungs abend be- ſtritten die Jungſchützen mit einigen Damen. Le⸗ benswahre Soldaten des alten Heeres aller Dienſt⸗ grade geben ſich ein Stelldichein. Eine Monarchiſten⸗ gräfin treibt mit 2 alten Tanten ihr Unweſen. Zuletzt ſperrt ein oſtpreußiſcher Grenadier eine würdige Matrone ins Schilderhaus, paſſend auf ſeine ſtrenge Inſtruktion, führt aber dadurch ein liebendes Paar zuſammen und gibt dem Pantoffel“ helden Redanten Knax ſeine Freiheit wieder. Ju⸗ zwiſchen bietet ſich ein heiratsluſtiger Racker den Jungſchützen als Frau an und zwei Wäſchermädel geben Einblick in ihre nicht üblen Geſchäftsgrund⸗ ſätze. Schnell iſt es 11 Uhr geworden und die fleißige Feuerwehrkapelle ermunterte Jung und Alt mit alten und modernen Weiſen zum Tanz. Der Verein kann einen vollen Erfolg ins Regiſtrum ſchreiben. N * Leiſe Anfrage. Es wird geſchrieben: Nachdem die Notverordnung jeden Staatsbürger im Einkommen ſchon mehr als erträglich beſchnitten hat, iſt es jetzt auch an der Zeit, daß die Kranken⸗ kaſſenbeiträge herabgeſetzt werden. Wie ſtellt ſich der Vorſtand der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe Heppenheim dazu? U. A. w. g.! * Silberhochzeit. Der hier allſeits be⸗ liebte Förſter, Herr Albus, feierte dieſer Tage mit ſeiner Gemahlin das Feſt der Silbernen Hoch- zeit. Wir gratulieren! * Pfarrer a. D. Eckert hat am Sams⸗ tag Abend über ſeine Rußlandreiſe hier in zwei Verſammlungen geſprochen. Der Saal zum Karpfen war gut beſetzt, der Saal im Union⸗Theater über⸗ füllt. Mit Aufmerkſamkeit lauſchten die zahlreichen Zuhörer dieſem, von der S. P. D. zur Kommuniſti⸗ ſchen Partei übergetretenen, ehemaligen evangeliſchen Pfarrer. Die Verſammlungen verliefen ſonſt ruhig. Alles andere bleibt der„ſchöneren“ Zukunft vor- behalten. Wahlergebnis d. Bürgermeiſter. wahl in Lampertheim. Geſtern Sonntag fand im benachbarten Lam⸗ pertheim die Neuwahl des Bürgermeiſters ſtatt. Es kandidierten der ſeitherige Bürgermeiſter Herr Adam Keller, der der Sozialdemokratiſchen Par⸗ tei angehört, Herr Uhrig, von den Nationaſozia⸗ liſten aufgeſtellt, und Herr Bertel von den Kommuniſten. Wahlberechtigt waren 8110 Per- ſonen, abgeſtimmt haben 6690= 83%. Es erhielten Stimmen: der bisherige Bürgermeiſter Herr Keller, der auch vom Zentrum unterſtützt wurde, 3549 Stimmen, Herr Uhrig 1638 u. Herr Bertel 1467.— Bei der Landtagswahl— im November letzten Jahres wurden in Lampertheim für die maßgebenden Parteien Stimmen abgegeben: Sozialdemokraten 542 Stimmen, Zentrum 1414, Chriſtl. Soz. Volkspartei 658, Nationalſozialiſten 1674, Kommuniſten 1675. Aus dieſem Zahlen- verhältnis iſt zu entnehmen, daß der bisherige Bürgermeiſter, Herr Keller, dieſen neuen Sieg über ſeine beiden Gegner ſeiner Perſönlichkeit und ſeinem überragenden Können und Wiſſen zu ver⸗ danken hat. Der Wahlkampf, der ſehr ſcharf unter den Parteien geführt wurde, iſt vorbei und die Ruhe wieder eingekehrt. Wir gratulieren Herrn Bürgermeiſter Keller zu ſeinem Erfolg! Filmſchau. Die herrliche Wiener Tonfilm⸗Operette. Das Walzerparadies heute letztmals im Ceſipa, Die ſchönſte Muſik und die ſchönſten Lieder kommen von der ſchönen blauen Donau, von Wien. So auch dieſes Lied:„Wien und der Wein, das ſoll ein Glück im Himmel ſein, Wien und der Wein, Wien und der Wein. Dieſen herrlichſten aller Ton⸗ filmſchlager mit ſeinen ſchönen Wiener Walzern und ſeinen vielen Liedern und ſeiner herrlichen Muſik, das iſt mein Wien. Da geht einem Herz und Ohren auf, da möchte man mitſingen und mittan⸗ zen. Ja, ſo ein echter Wiener Tonfilm mit einer ſolch fabelhaften Beſetzung wie: Chalotte Suſa, Gretl Theimer, Ernſt Verebes, Adele Sandrock, Joſe Wedorn, Szöke Szakall, Betty Bird und Paul Hörbiger muß man noch heute beſuchen. Zu all dieſem kommt noch das ausgezeichnete ſtumme Pro⸗ gramm. Der weiteſte Weg lohnt ſich. Die ſchön⸗ ſten und auch die billigſten Abendunterhaltungen iſt ſtets ein Beſuch des Cefipa. Sport und Spiel. Die Vereinigung in Weinheim 4:3 geſchlagen! Man hatte mit der Aufſtellung der Viern⸗ heimer Ligamannſchaft keine glückliche Hand gehabt. Das Spiel wurde verdient verloren, weil der Sturm, beſonders in der 1. Halbzeit, ganz kläglich ver⸗ ſagte. In der Läuferreihe wollte es auch nicht klappen und ſo kam es denn auch, daß die Ver⸗ teidigung überlaſtet wurde. Nach wenigen Minn⸗ ten ſtand die Partie 2:0 für Weinheim. Bis zur Pauſe zogen die Grünen gleich und holten nachher die Führung. Weinheim fetzte den Ausgleich ent⸗ gegen, dem die Führung aus glatter Abſeitsſtellung folgte. Herr Böhnig von 08 Mannheim bewies wieder, daß er reichlich ſchwach iſt. Wir haben ihn noch von dem Spiel der 3. Mannſch. gegen Wald⸗ hof in Erinnerung.— Am Sonntag bei dem Rück⸗ ſpiel muß Viernheim ein anderes Spiel aufziehen. Der Sturm muß ein anderes Geſicht haben. Wie in Weinheim ſo wird auch am Sonntag der Rein- ertrag der Vieruheimrr Winternothilfe zur Verfüg⸗ ung geſtellt werden. Die Vereinigte Feuerwehr- kapelle und die hieſigen Arbeiterſamariter werden ihren Teil durch muſikaliſche Vorträge, bezw. durch ein Geländeübung dazu beitragen den Nachmittag intereſſant zu geſtalten. Vereins⸗ u. Trainingsabende der Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 e. v. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Heute Montag abend 9 Uhr: Zuſammenkunft der Intereſſenten für die 2. Privatmannſchaft im Vereinshans. N Dienstag nachmittag 3 Uhr: Fußballtraining der 3. und 4. M. abends 8 Uhr: Hallentraining der 1. M. mit Erſatzleuten im Vereinshe 0 haben unbedingt zu erſcheine. Mittwoch nachm. 3 Uhr: Jugend- u. Schülertraining. Mittwoch Abend 8 Uhr: Spielausſchuß in der Ge. ſchäftsſtelle. e 5 Donnerstag nachm. 3 Uhr: Fußballtraining der 1. und 2. Mannſchaft. f Freitag nachm. 3 Uhr: Fußballtraining der 5. u. Privatmannſchaft NB. Ab Dienstag nachm. iſt die internationale Fußballzeitſchrift der Kicker zu ermäßigten Preiſen in der Geſchäſtsſtelle zu haben. Sonntag, den 17. Januar, nachm. halb 3 Uhr: Das Spiel für die Viernheimer Nothilfe! Das Lokalderby Amicitia Viernheim FV. 09 Weinheim, auf dem Waldſportplatz! Sonntag, den 17. Januar „Die Winzerptinzessin vom Rhein“ im Freischütz. VBeilagen⸗Hinweis. Unſerer heutigen Geſamtausgabe iſt eine Beilage der bekannten Schuh⸗ firma Carl Fritz& Cie., Mannheim H 1, 8 beigegeben, in welchem aus Anlaß des Inventur⸗ Aus verkaufs außerordentlich billige Angebote enthal⸗ ten ſind. Wir empfehlen, die Beilage zu beachten. Untererhebſtelle. Im Laufe dieſer Woche kann noch das 5 Ziel Staatsſteuer 1931 ohne Mahnkoſten bezahlt werden. Gleichzeitig erinnern wir an Zahlung der Umſatzſteuer für Monat Dez. bezw. für das 4. Vi. 31, ſowie der Einkommenſtener⸗Voraus zahlung vom 4. Vj. 31. Die nachträglich gewährten Miet⸗ unterſtützungen für die Mieter vom Monat Oktob. und November 1931, können durch die Hausbefitzer verrechnet werden. Eine Verrechnung der Miet- unterſtützungen für Hausbeſitzer kaun noch nicht ſtattfinden, da uns die Unterlagen noch nicht zugingen. Kirchner. Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnerbund. Heute Montag abend 8 ¼ Uhr vollzählige Turnſtunde aller Turnerinnen. Pänktliches und vollzähliges Erſcheinen. Die Turnleitung. Gaſtwirte⸗Verein. Donnerstag abend /9 Uhr bei Kollege Lantz, im„Rheingold“ Mitglieder⸗ Verſammlung. Dringendes Erſcheinen Der Vorſtand. »An der ſchönen blauen Donau liegt Das Walzerparadies. Dieſer herrliche Wiener Tonfilmſchlager heute letzmals im Cefipa. Wien und der Wein, das ſoll ein Stück vom Himmel ſein, Wien und der Wein, Wien und der Wein. Wiener Muſik, Wiener Lieder, Wiener Walzer und Wiener Stimmung. Niemand verſäume dieſen herrlichen und köſtlichen Wiener-Operettenfilm. 2. Film Der Detektiv des Kaiſers are. 3. Film Sonny, der Muverbeſſerliche. ren Am nsssüsfl Morgen Dienstag Abend 8 Uhr Verſammlung der Oberabteilung (Alle über 17 Jahre.) „Die Sekte der Neuapoſtoliſchen“ der Unterabteilung. Kein Ausſchank⸗ Donnerstag abend 8 Uhr im Kettelerſälchen. Seid alle zur Stelle! 0 5 Euer Präſes. Fur die eruiesenen Hufmerksam- geilen anlaßlich unserer 8 II b e „oh et danken allen heralicst Oo Hlbus u. Frau I. hg Hö bant age Viernheim. Die Mitglieder werden gebeten, bis zum 15. Januar ſämtliche Rechnungen an den Rechner abzugeben, zwecks Auszahlung der⸗ ſelben. Der Vorſtand. N. Später einlaufende Rechnungen können nicht berückſichtigt werden. i 1 fiene 12—15 Ztr. hat abzugeben Adler, zur Traube. Dauerbelen ohne 5 Elektrizität 1 1 0 1 4 mit elektr. Heizern v. 0 „ Au bart Rrach Damenfriseurmelster Rathausstr. Nr. 25 ilebschben zu verkaufen. Luiſenſtraße 30 Zwangsverkauf. In einer Zwangs vollſtreckungsſache hat das Amtsgericht Lampertheim den freihändigen Verkauf eines Pfandes angeordnet. Auf Grund dieſer An⸗ ordnung verkaufe ich daher zwangsweiſe gegen Bar⸗ zahlung 1 Rind. Lampertheim, Friedhofſtraße 15, oder am kommen⸗ einfinden. Lampertheim, den 9. Januar 1932. Köhler Gerichtsvollzieher in Lampertheim. Intereſſenten wollen ſich in meinem Geſchäftszimmer den Freitag, den 15. Januar 1932, nachmittags 2½ Uhr, im Gaſthaus zum„Plug“ in Viernheim Zugeführt: 242 Stück Verkauft 370 Stüc Milchſchweine das Stück 4—8 Mk. Läufer das Stück von 12— 18 Mk. Marktverlauf gut. Weinheimer Schweinemarkt Amtlicher Teil. Betreffend: Winterhilfsmaßnahme der Reichsregie⸗ rung zur Verbilligung von Kohle für die hilfsbedürftige Bevölkerung. Zur Durchführung der Winterhilfe hat die Reichsregierung jetzt auch Mittel für die Verbilli⸗ gung von Kohle für die hilfsbedürftige Bevölker⸗ ung für die Monate Januar bis März dieſes Is. zur Verfügung geſtellt. An der Kohlenverbilligung, die aufgrund von nicht übertragbaren Bezugsſcheinen erfolgt, können diejenigen Perſonen teilnehmen, die nach den bereits erlaſſenen Beſtimmungen zum Bezug von verbilligtem Friſchfleiſch berechtigt ſind. f Jeder Berechtigte kann, ohne Rückſicht auf die Zahl der mit ihm in einem gemeinſamen Haus⸗ halt lebenden Perſon, monatlich 2 Zentner verbilligte Kohlen erhalten. Der verbilligte Preis muß 300, unter dem Tagespreis oder bei etwa vereinbarungs⸗ gemäß weiter ermäßigten Preiſen 30 Pfg. unter dieſen Preiſen liegen. Die erſten Kohlenbezugsſcheine werden zuſam⸗ men mit den nächſten Fleiſchbezugsſcheinen von den bisherigen Ausgabeſtellen(Arbeitsämtern und Bür⸗ germeiſtereien) an die Empfangsberechtigten aus⸗ geben. Bezugsſtellen für verbilligte Kohle ſind alle Verkaufsſtellen, die ſich bereit erklären, den Be⸗ zugsſchein in Zahlung zu nehmen und den ergangenen Beſtimmungen zu entſprechen. Ueber die für den Verkauf der Kohlen und die Einlöſung der Bezugsſcheine geltenden Vor⸗ ſchriften wird den in Frage kommenden Gewerbe- treibenden demnächſt ein Auszug aus dem Erlaß des Reichsarbeitsminiſteriums vom 23. Dzb. 1931 durch die Bürgermeiſtereien zugeſtellt. Die Bür⸗ germeiſtereien ſind angewieſen, den Gegenwert für die eingelöſten Bezugsſcheine vorlagsweiſe durch die Gemeindekaſſen auszahlen zu laſſen. Heppenheim, den 4. Januar 1932. Kreiswohlfahrtsamt: J. V.: gez. Dr. Groß. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir zu allgemeinen Kenntnis. Die erſte Ausgabe der Bezugsſcheine erfolgt: Dienstag, den 12. Jan. 1932, vorm., für Ausge⸗ ſteuerte bei der Kontrolle beim Arbeitsamt, Dienstag, den 12. Jan. 1932, nachm. Kriegsbeſch. und Kriegsbinterbl. im Sitzungsſaale, Dienstag, den 12. Jau. 1932, nachm., Scszial⸗ rentner im Sitzungsſaale, Dienstag, den 12. Jan. 1932 nachm., Kleinrent⸗ ner im Sitzungsſaale. 9 den 7. Januar 1931. Heſſ. meiſtorei Viernheim Lamberth Bekanntmachung. Betr.: Verbilligung von Friſchfleiſch für die hilfs⸗ bedürftige Bevölkerung. Die Ausgabe der Reichsbezugsſcheine für Friſch⸗ fleiſch für die nächſten 4 Wochen erfolgt am kom⸗ menden Dienstag mit den Kohlenbezugsſcheinen. Der Gegenwert für die abgelieferten Bezugs⸗ ſcheine für Friſchfleiſch wird am 9. ds. Mts. bei unſerer Gemeindekaſſe an die Metzger ausbezahlt. Von jetzt ab werden die Fleiſchmarken nur alle 2 Wochen hier abgeliefert. Die nächſte Ablieferung iſt erſt am Dienstag, den 19. Jaunar 1932, für die alten Marken Nr. 3 und 4. Die Abſchnitte müſſen bei der Ablieferung vor⸗ ſchriftsmäßig entwertet und aufgeklebt ſein. Bei größeren Mengen empfiehlt es ſich, Abſchnitte auf einen beſonderen Bogen aufzukleben. Betr.: Feſtſetzung der Auflage für das Berechti⸗ gungs⸗Brennholz. Die Losholzauflage wurde für 1932 wie folgt feſtgeſetzt: Für großes Losholz auf 18.— RM. „ kleines„ 2.— „ Ergänzungsholz 4.— Windfallholz 2.— Eichen Knüppel 4.— 5„ und Kiefern⸗Stöcke 3.— 10„ und Kiefern⸗Wellen 1.50 „ Kiefern⸗Reisknüppel„ 3.— Betr: Anſtellung der Frau Magdalena Brechtel Gemeindehebamme. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß die Obengenannte durch das Kreisamt Heppen⸗ heim als Hebamme für die Gemeinde Viernheim verpflichtet worden iſt. 7 77 Aus Mitteln der Winterhilfe ſollen für ca. 1200 Mk. Schuhe, in erſter Linie für Schulkinder beſchafft werden, damit ſie die Schule beſuchen können. Die Anträge auf Gewährung von Schuhen, auch für andere Bedürftige ſind ſo groß, daß wir denſelben mangels finanzieller Mittel nicht zu ent⸗ ſprechen vermögen. Um jedoch einem großen Teil von Bedürftigen entgegenzukommen, haben wir einen Betrag von 500 Mk. für Schuhreparaturen reſerviert. Wir hoffen mit dieſem Betrage einen großen Teil der Bedürftigen berückſichtigen zu konnen. Bei der großen Anzahl von Wohlfahrts⸗ erwerbsloſen, die nach dem Stande des Heutigen 614 zählen, iſt es nur möglich die Bedürfigſten der Bedürftigen berückſichtigen zu können. Bei Stellung von Anträgen wolle man ſich darüber klar ſein und es nicht als Böswilligkeit deuten, wenn der eine oder andere leer ausgeht. Viernheim, den 11. Januar 1932. l Bürgermeiſterei eee jedesmal 50 iernheimer Anzeiger See eee: Viernheimer 4 int mit Aus eher täglich na Sonntagsblatt„Sterne und B a der Sonn- und Feierta ug ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte en“, halbjah — ge.— Bezugspreis monatl. ich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 3 555 recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathaus ſtr. Ar. 9 Die nat.⸗ſoz. Antwort an das Sentrum betreffend Regierungsbildung in Heſſen iſt ſo aus⸗ zefallen, wie es aufgrund der verſchiedentlichen Aeußerungen nalionalſozialiſtiſcher Blätter in letz⸗ ter Zeit nicht anders zu erwarten war. Die Na⸗ Wonalſozialiſten betrachten, zweifelsohne nach Füh⸗ nungnahme mit ihrem Parteichef in München, die entrumsantwort als ungenügend und machen nun a die Feder des heſſiſchen Fraktionsführers enz das böſe Zentrum dafür verantwortlich, waß die Regierungsbildung nicht zuſtande kommt. Wäre es nicht ehrlicher geweſen, man hätte won vornherein offen heraus geſagt, daß man gar icht im Ernſte daran dachte, die Verantwortung Heſſen zu übernehmen, bevor nicht in Preußen die Entſchſeidung gefallen, anſtatt ſolch eine Ko⸗ ßmödie vorzuſpielen, die doch letzten Endes nur darauf hinauslief, das Zentrum als den Schuldi⸗ ſoen zu ſtempeln, der das Zuſtandekommen einer ſchriſtlich⸗ nationalen“ Regierung in Heſſen ver⸗ hindere. Es muß hier nochmals feſtgeſtellt wer⸗ en, daß das Zenkrum ſich mit fämtlichen Sparanträgen der Nationalſozialiſten einverſtan⸗ den erklärte, daß es auch bereit war, ein Ein⸗Mann⸗ Kabinett zu tragen, ſofern die verfaſſungsmäßige Grundlage hierfür geſchaffen werden könnte. Daß für eine Partei jedoch, die eine Regierung ſtützen und in ihr nicht maßgeblich vertreten ſein ſollte, nur ein über den Parteien ſtehender Miniſter, für den man bei gutem Willen ſicherlich den rechten Mann gefunden hätte, tragbar ſein konnte, Fürfte jedes politiſche Kind einſehen. Der beſte Beweis für die Notwendigkeit dieſer Forderung ft ſchließlich, wenn Herr Lenz ſchreibt, daß für ſie nur ein Nationalſozialiſt in Betracht komme, der nationalſozialiſtiſche Politik mache. Dieſe Forde⸗ rung wäre berechtigt, wenn die Nationalſozialiſten die Mehrheit in Heſſen hätten. Soweit ſind wir aber noch nicht. Die Nationalſozialiſten kön⸗ nen eben nur durch ihre Parteibrille ſchauen, ſonſt könnten ſie nicht behaupten, daß doch auch ein Zentrumsminiſter nur Zentrumspolitik mache. Unbekannt ſcheint ihnen zu ſein, daß, wenn mehrere Parteien eine Regierung bilden— und in Deutſchland iſt ja noch keine Partei in der Lage, allein zu regieren— jeder Parteimini⸗ ſter zwar ſeine Parteigrundſätze durchzuſetzen ver⸗ ſucht, jedoch auch den anderen gewiſſe Konzeſſio⸗ nen machen muß, wenn überhaupt eine Koali⸗ tionsregierung möglich ſein ſoll. Eigenartig berührt es, wenn Herr Dr. Göbbels in Berlin in punkto Reichspräſidentenwahl von der geradezu orthodoxen Legalität der National⸗ ſozialiſten ſpricht, während Herr Lenz in einem Atemzuge in ſeinem Antwortſchreiben an das heſſiſche Zentrum für die verfaſſungsmäßigen Be⸗ denken des Zentrums in punkto Ein⸗Mann⸗Kabi⸗ nett kein Verſtändnis zeigt. Man hängt alſo genau wie die meiſten übrigen Parteien das Fähnchen ſchön nach dem Wind und iſt auch nicht beſſer als dieſe Verfaſſung bleibt Verfaſſung, ſolange leine Verfaſſungsänderung vorgenommen worden iſt und dazu wäre das Zentrum in Heſſen ja beren geweſen. Wenn Herr Lenz aber Brüning Verfaf⸗ ſungsbruch vorwirft, ſo haben darüber ſchließlich andere Inſtanzen zu befinden. Noch ſind unſere oberſten Gerichtshöfe da, die das Regieren mit Arr. 48 bis dato noch nicht beanſtandet haben. Und ſchließlich noch eine Frage: Würde Herr Hitler, wenn er ans Ruder käme, den Art. 48 etwa nicht nötig haben? Dann müßte der Reichstag ſchon über eine nationalſozialiſtiſche Mehrheit verfügen. Und ſo lange wollen die Nationalſozialiſten doch nicht warten, denn ſie erklären doch immer, daß ſie ſo⸗ fort zur Verantwortung bereit ſind. In Heſſen hat man die ſich bietende Gelegenheit leider nicht wahrgenommen. Die Bedingungen an das Zentrum waren, wie wir das ſchon mehrfach betont haben, ſo ge⸗ ſtellt, daß wir ſie in der Form einfach nicht annehmen konnten. Hätten Sie uns nicht ſelber verachten müſſen, meine Herren Natiorca⸗ ſozialiſten, wenn wir, wie Sie es im letzten Punfte Ihrer Bedingungen verlangten, der von uns als einzig möglich erkannten Außenpolitik unſeres eige⸗ nen Kanzlers in den Rücken gefallen wären?! Im übrigen wird ſich das Zentrum überlegen, ob es auf die in der Antwort des Herrn Lenz eut⸗ haltungenen„Diffamierungen“ und die Wieder— holung hundertfach widerlegter Beſchimpfungen antworten wird. Zeitung deen (Bternheimer Bürger-Ztg.— Biernh. Noltable) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— 20 115 nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plaßtvorſchriften bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kana jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Dienstag, den 12. Januar 1932. Volkswahl Hindenburgs auf breiter Baſis Einigung zwiſchen Hitler und hugenberg— Ablehnung der parlamentariſchen Derlängerung Berlin, 11. 1. Wie wir erfahren, hat die angekündigte Beſprechung zwiſchen Adolf Hit⸗ ler und Dr. Hugenberg heute nachmittag ſtatt⸗ gefunden. Sie dauerte bis in den Abend hin ein. Wie in den beteiligten Kreiſen verlautet, hat ſie zu einer Einigung geführt. Die beiden Parteiführer werden dem Reichs kanzler in einem Schreiben mitteilen, daß ſie den verfaſſungsändernden, alſo den parlamen⸗ tariſchen Weg einer Verlängerung der Amts⸗ zeit des Reichsprüſidenten ablehnen. In unter⸗ richteten Kreiſen rechnet man aber damit, daß die Antwort die Möglichkeit einer Volkswahl Hindenburgs auf breiter Baſis nicht verſchließt. *. Staatspartei für Wiederwahl Hindenburgs Berlin, 11.1. Reichskanzler Dr. Brüning emp⸗ fing heute nachmittag die Vorſitzenden der Reichstagsfraktion der Deutſchen Staatspartei Dr. Weber und Dr. Meyer und gab ihnen über die von ihm eingeleiteten Schritte zur Präſi⸗ dentenwahl Auskunft. Die Vertreter der Staats- partei brachten ihre volle Zuſtimmung zu den Bemühungen, um eine Wiederwahl Hinden— burgs zum Ausdruck. Am Anſchluß daran wur⸗ den Fragen der Außen-, Innen- u. Wirtſchafts politik beſprochen. Düſterberg über die Frage der Reichspräſidentenwahl Gotha, 11. 1. Auf einer Führertagung des Stahlhelms, Gau Thüringen, erklärte Düſter⸗ berg zur Reichspräſidentenfrage u. a.: Der Stahlhelm lehnt eine parlamentariſche Verlän⸗ gerung der Amtszeit des Reichspräſidenten ab. Die Antwort der Rechten nb. Berlin, 12. Jan. Wie wir erfahren, werden die Nationalſozialiſten und die Deutſch⸗ nationalen die Antwort auf die Frage des Eine Rede Schieles: Kanzlers wegen der Amtszeit des Reichspräſi⸗ benten getrennt erteilen. Die beiden Schrei⸗ ben ſtimmen in der Ablehnung des parlamen⸗ tariſchen Weges überein, dagegen iſt anzuneh⸗ men, daß die Frage der Volkswahl taktiſch ver⸗ ſchieden behandelt wird. In deutſchnationa⸗ len Kreiſen ſtellt man ſich auf den Standpunkt, daß der Kanzler nur eine konkrete Frage ge— ſtellt hat, nämlich die nach der parlamentari⸗ ſchen Löſung und daß deshalb auch nur hierauf eine Antwort zu geben ſei. Dagegen iſt mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß in dem Schreiben Adolf Hitlers die Möglichkeit der Volkswahl berührt wird, ſodaß damit ein direk⸗ ter Anknüpfungspunkt für weitere Verhand⸗ lungen nach dieſer Richtung hin gegeben ſein dürfte. Wie die Dinge ſich weiter entwickeln wer⸗ den, das läßt ſich erſt überſehen, wenn der Wortlaut der beiden Schreiben bekannt gewor⸗ den iſt. Die Veröffentlichung hat ſich bisher verzögert, weil die Nationalſozialiſten länger an der Formulierung ihres Briefes zu arbei⸗ ten hatten. In politiſchen Kreiſen ſpricht man auch von der Möglichkeit, daß der Faden nun auch vielleicht von den Parteien ſelbſt oder einzelnen parlamentariſchen Perſönlichkeiten weiter geſponnen werden kann, zumal die Deutſchnationalen grundſätzlich dagegen ſind, daß die Verhandlungen von der Reichregie— rung geführt werden. Dann würde die ganze Frage alſo in eine neue Phaſe treten. Ob die Entwicklung ſo und wann ſie weiter geführt wird, muß aber zunächſt abgewartet werden. Im Laufe des Tages hat übrigens auch Staats- ſekretär Meißner verſchiedentlich mit der Füh⸗ rung der Nationalſozialiſten geſprochen und darauf dürfte wohl auch die konziliantere Faſ⸗ ſung der nationalſozialiſtiſchen Antwort mit zurück zu führen ſein. ——— Deutſchland kann ſich ſelbſt ernähren Reichsregierung läßt ſich nicht irre machen, alles für die Cebens⸗ fähigkeit der Candwirtſchaſt zu tun Die„Landwirtſchaft an der Jahreswende“. wtb. Berlin, 11. Jan. Reichsminiſter Schie le ſprach heute im Landwirtſchaftsfunk der Deutſchen Welle über„Die Landwirtſchaft an der Jahres— wende“. Der Miniſter bezeichnete die fortſchreitende Senkung der Lebensmitteleinfuhr als die entſchei⸗ dendſte Tatſache der Agrarpolitik der letzten Jahre. Der Einfuhrüberſchuß an Nahrungsmitteln, die wir auch im Inlande erzeugen können, ſei ſeit 1927 im Jahre 1931 auf ein Drittel des Wertes zurückgegangen. Die volle Ausnutzung der in der Landwirtſchaft noch vorhandenen Produktionsreſer⸗ ven würde uns von jeder Sorge und Abhängigkeit in der Sicherung unſerer Ernährung mit den wich⸗ tigſten Nahrungsmitteln in verhältnismäßig kur⸗ zer Zeit befreien können. Deshalb ſei es gerecht und klug, wenn Maßnahmen ergriffen worden ſind und angeſichts der beſonders ſchwer darniederlie— genden landwirtſchaftlichen Veredelungswirtſchaft in der nächſten Zeit ergriffen werden müßten, die vielleicht eine völlige Umkehr der bisherigen wirt⸗ ſchaftspolitiſchen Auffaſſungen bedeuten, die aber dazu dienen ſollen, insbeſondere die bäuerliche Landwirtſchaft in ihrer Produktionskraf im Inte⸗ reſſe des Vollsganzen und der Sicher aug der Er⸗ nährung zu erhalten und zu ſtärten denn die Er- haltung der landwirtſchaftlichen Produktion und die Sicherung der kommenden Ern ſei keine Ange⸗ legenheit des privaten Erwerbsſtrebens, ſondern eine Lebensfrage des geſamten Molkes. Der Reichskanzler habe erklärt, daß Deutſch⸗ lands verzweifelte Lage die Fortſetzung politi⸗ ſcher Zahlungen unmöglich mache. Wie wäre us um unſere Verhandlungsfreiheit beſtellt, ſragte der Miniſter, wenn wir in dieſer Kri— ſengeit von ausländiſchen Nahrungsmittelein⸗ fuhren und damit praktiſch von ausländiſchen Krediteinfuhren abhängig wären? Seit Verſailles hat uns niemals eindringlicher die tiefe Wahrheit vor Augen geſtanden, die alle gro— ßen Staatsmänner zu ihrem Glaubensbekenntnis gemacht haben: Ein Volk, das ſich nicht ſelbſt er⸗ nähren kann, iſt auch nicht fähig, ſeine nationale Unabhängigkeit und Freiheit zu behaupten. Zum Schluß wandte ſich der Miniſter an ſeine landwirtſchaftlichen Berufsgenoſſen und erklärte: Ich kann und will Ihnen zum neuen Jahre kein neues Programm bringen. Ich will Ihnen nur ſagen, daß die Reichsregierung ſich nicht irre machen läßt in ihrem Ziele, dem ſie ſchon in den allernächſten Tagen einen neuen deutlichen Aus⸗ druck verleihen wird. Sie wird für die Sicherheit der deutſchen Volksernährung und für die Lebensfähigkeit der deutſchen Land⸗ wirtſchaft alles tun, was die Lage erfordert und was die Lage möglich macht. Sie tut es in der Ueberzeugung, daß ſie hiermit zugleich wichtigſte Pionierarbeit an dem Funda⸗ ment für die beſſere Zukunft des deutſchen Volkes leiſtet. 49. Jahrgang Dreimonalige Verlängerung des Reichsbankkredils durch die 535 Baſel, 11. 1. Der Verwaltungsrat der BIZ hat beſchloſſen, den Präſidenten der Bank zu er⸗ mächtigen, den der Reichsbank gewährten, am 4. Februar 1932 fälligen Kredit in Höhe von 25 Millionen Dollars für einen Zeitraum bis zu 3 Monaten zu erneuern, wenn die anderen am Kredit beteiligten Notenbanken ihren An⸗ teil zu den gleichen Bedingungen verlängern. Bekanntlich haben die Bank von England, die Bank von Frankreich und die Federal Reſerve Bank Neuyork je 25 Millionen Dollars für den Geſamtkredit mit 100 Millionen Dollars go⸗ geben. Immer neue Verhaftungen in Indien Putels Tochter verhaftet. Ahmedabad. 11. 1. Die Tochter des Präſi⸗ denten des Nationalkongreſſes Vallabhai Pa⸗ te! iſt verhaftet worden. Polizei gegen Verſammlung in Karachi. Karachi, 10. 1. Bei der gewaltſamen Auf— löſung einer Volksverſammlung durch die Po— lizei wurden drei Perſonen ſchwer u. 25 leicht verletzt. Strenge Maßnahmen gegen den zivilen Unge⸗ horſam in Bombay. Bombay, 11. 1. Ein Erlaß der oberſten Be— hörde der Präſidentſchaft Bombay verbietet für die Dauer von zwei Monaten in der Stadt Bombay Umzüge, Verſammlungen und jede andere Bekundung des zivilen Ungehor— ſams. Unkerredung zwiſchen N Briand und Laval Waris, 11. 1. Havas meldet, daß die geplante Unterredung zwiſchen Laval und Briand mor— gen vormittag ſtattfinden ſoll und erklärt, die feit Jahren zwiſchen ihnen beſtehenden herz— lichen Beziehungen würden gewiß eine Verſtän⸗ digung möglich machen. Eine Ausſprache Lavals mit Herriot dürfte wahrſcheinlich nicht vor Mittwoch ſtaltfinden. Im übrigen veröffentlichen die Blätter die widerſprechendſten Meldungen über die Kabi⸗ nettsumbildung und Briands Rolle dabei. Cetzte Radiomeldungen Die Rettungsarbeiten auf Karſten-Zentrum⸗Grube. wib. Beuthen, 12. Jan. Die Rettungsarbeiten gehen mit unverminderter Kraft weiter. Man iſt bis 8 Meter weit in der Hauptſtrecke vorgekommen, ſodaß es nach den Angaben des geretteten Slama nur noch 7 Meter bis zu den nüchſten Verſchütteten wären. Slama hegt die feſte Hoffnung, noch min- deſtens zwei oder drei Mann bergen zu können. Bei der Nettungsarbeit benutzt man ein ganz modernes Horch⸗Gerät, um Klopfzeichen beſſer hören zu kön⸗ nen. Man hört dann und wann leiſes Geräuſch, als wenn Kohle beiſeite geſchafft wird. Nach dem ſchönen Erfolg vom Sonntag iſt der Geiſt der ſo heldenhaft arbeitenden Bergungsmann⸗ ſchaft der denkbar beſte. Flandin über ſeine Beſprechungen mit Leith Roß. wtb. Paris, 12. Jan. Finanzminiſter Flandin gab geſtern in einer Unterredung mit dem engli⸗ ſchen Schatzamtsdelegierten Leith Roß eine Mittei⸗ lung aus, in der es heißt, daß die Ausſprache es erlaubt habe, die Anſichten der franzöſiſchen und der engliſchen Regierung über die Fragen, die auf der Reparationskonferenz zur Erörterung ſtehen. zu präziſieren. Der engliſche Delegierte Leith Roß werde nunmehr vollkommen orientiert nach London zurückkehren, um ſeiner Regierung das Ergebnis der in Paris geführten Verhandlungen vorzulegen. Wie Havas berichtet, ſoll der franzöſiſche Fi⸗ nanzminiſter vor Preſſevertretern betont haben, daß während der Verhandlungen mit Leith Roß von den Erklärungen des Reichskanzlers Brüning über die Reparationsfrage nicht die Rede geweſen ſei. Haftenlaſſung Gandhis? wib. Bombay, 12. Jan. Es läuft hier das Ge⸗ rücht um, daß die Regierung Gandhi gegen Ehren⸗ wort aus der Haft entlaſſen würde, allerdings mit Aufenthaltsbeſchränkung und einen beſtimmten Ort. 18. * Bränd des Brühler Jagdſchloſſes Brühl, 11. 1. Im ehemaligen Jagdſchloß des Kurfürſten Clemens Auguſt, in dem gegenwär⸗ tig das Hotel Belvedere untergebracht iſt, brach heute früh Großfeuer aus, das den größten Teil des Dachſtuhles vernichtete. Der Schaden wird auf einige hunderttauſend RM geſchätzt. Geheimnisvoller Leichenfund Idar, 11. 1. Am Samstag nachmittag fan⸗ den Holzſammler im nahen Dietzenwald in ei⸗ ner mit Steinen und Holz bedeckten Grube das Skelett eines Mannes. Die ärztliche Unterſu⸗ chung ergab, daß es ſich um einen Mann im Alter von 20 bis 30 Jahren handelt und daß die Leiche etwa drei bis vier Jahre dort ge⸗ legen habe. Bei dem Skelett fand man noch eine ſilberne Taſchenuhr mit Kette, ein Porte⸗ monnaie mit Inhalt und eine Aktenmappe mit 120 RM Bargeld in Ein⸗ und Zweimark⸗ ſtücken. Um wen es ſich bei dem Toten handelt, konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. Blutige Zuſammenſtöße zwiſchen Nationalſozialiſten und politiſchen Gegnern Rendsburg, 11. 1. Zwiſchen annähernd 70 Nationalſozialiſten, die von einem SA-⸗Appell kamen, und etwa 200 Reichsbannerangehörigen und Kommuniſten kam es zu einem ſchweren Zuſammenſtoß. Neunzehn Perſonen wurden verletzt, darunter vier ſchwer. Der 21jährige SA⸗Mann Menzel aus Büdelsdorf bei Rends⸗ burg iſt ſeinen Verletzungen erlegen. nah und Jern Mannheim.(Schädelbruch eines Fußballers.) Während des Fußballſpiels ſtieß ein lediger 22 Jahre alter Preſſer mit einem anderen Spieler zuſammen und trug dabei einen ſchwe— ren Schädelbruch davon. Er wurde mittels Krankenwagens in das Allgemeine Kranken— haus eingeliefert. Kaiſerslautern.(Beginn der Landwirtſchaft— lichen Woche in Kaiſerslautern.) Die Land— wirtſchaftswoche nahm im Proteſtantiſchen Ge— ſellſchaftshaus ihren Anfang. Mit ihr verbun⸗ den iſt der 21. Vortragskurs für praktiſche Landwirte. Friedberg.(Trichinöſe Füchſe.) Hieſige Jä⸗ ger ließen durch den amtlichen Fleiſchbeſchauer einige auf der Jagd erlegte Füchſe unter⸗ ſuchen. Dabei ſtellte ſich heraus, daß ein Tier ſchwach, das andere ſtark trichinös war. Im Anſchluß an dieſes Unterſuchungsergebnis ſei auf die Gefährlichkeit hingewieſen, das Fleiſch von Füchſen, Iltiſen, Mardern und Ratten an Haustiere, beſonders Schweinen, in rohem Zu— ſtand zu verfüttern. Biedenkopf.(99 Jahre alt geworden.) Sams⸗ tag konnte Frau Sophie Plitt, die älteſte hie⸗ ſige Einwohnerin, in ſeltener Friſche ihren 99. Geburtstag begehen. Rüdesheim.(Ein Schiff auf dem Rhein ge— ſunken.) In der Nähe des Adlerturmes bei Rüdesheim lag der Laſtkahn„Fränzchen“ be⸗ laden vor Anker, als in der Nacht ein ſchwerer Sturm über den Rhein ging. Die Wellen ſchlu⸗ gen über Bord u. füllten allmählich das Schiff. Gegen drei Uhr ſank der Kahn mit ſeiner Sandladung. Der geſunkene Kahn gehört dem Schiffer Willi Trapp aus Rüdesheim. Es war verſichert. Stettin.(Mordanſchlag auf einen Landjäger.) Der in Tantow ſtationierte Oberlandjäger Krüger wurde abends auf dem Heimwege von einem Streifgang von einem Radfahrer durch vier Schüſſe ſchwer verletzt. Es handelt ſich um einen planmäßigen Anſchlag. Der Regie⸗ rungspräſident hat 1000 RM Belohnung zur Ermittlung des Täters angeſetzt. Sobernheim(Nahe).(Wieder eingefangen.) Nicht lange hat ſich der 23jährige Ein⸗ und Ausbrecher Fritz Nürnberger aus Staudern⸗ heim der Freiheit erfreut, nachdem er im Kir⸗ ner Gefängnis den Wachtmeiſter niedergeſchla⸗ gen hatte und flüchtig gegangen war. Er hielt ſich im Stall des Elternhauſes verborgen. Dort wurde er bereits am folgenden Tag ausfindig gemacht und feſtgenommen. Karlsruhe.(Ein Wildererneſt.) Vor dem Einzelrichter ſtand ein Brüderpaar aus Knie⸗ lingen, 42 und 19 Jahre alt, um ſich wegen Jagdvergehens zu verantworten. In einem Jagdgebiet wurden hunderte von Schlingen gefunden. Man hatte Rehe geſchoſſen, die noch die Drahtſchlinge um den Hals trugen. Das Gericht verurteilte den älteren Adolf K. zu 6 Monaten Gefängnis. Der mitangeklagte Bru⸗ der wurde mangels Beweiſes freigeſprochen. Frankfurt.(Klage gegen die Leiter der Höch⸗ ſter Vereinsbank). In dem Strafverfahren ge⸗ gen die Leiter der Vereinsbank Höchſt iſt An⸗ klage vor dem Erweiterten Schöffengericht Höchſt erhoben worden. Angeklagt ſind die früheren Direktoren Ludwig Euler, Auguſt Friedrich Uhrich und Julius Bayer ſowie die Aufſichtsratsmitglieder Heinrich Balzer und Wilhelm Horne. Die erſteren drei Angeklagten ſind der fortgeſetzten genoſſenſchaftlichen Un⸗ treue und Bilanzfälſchung, Euler auch der De— potunterſchlagung angeklagt, die beiden Auf⸗ ſichtsratsmitalieder der wiſſentlich falſchen An⸗ gabe über den Stand der Genoſſenſchaft in der Generalverſammlung vom 30. April 1929. Kelſterbach a. M.(Frecher Raub.) In dem vermieteten Hauſe von Jakob Hammann Wwe. erſchien ein fremder Mann. Im erſten Stock ſprach er die allein im Hauſe befindliche Frau Gallmann um Geld an. Als ſie ſagte, ſie habe keines, erwiderte der Räuber, ſie habe doch ein Auto. Darauf antwortete Frau G., daß dies dem Hauseigentümer gehöre. Als der Kerl trotzdem Geld forderte, gab ſie ihm ihre Barſchaft in Höhe von 3 bis 4 RM. Er drohte ihr noch, zu ſchießen, wenn ſie nicht ruhig ſei. Dabei griff er in die Taſche und zeigte ihr ei⸗ nen Revolver. Nachdem ſie beſtimmt wußte, daß der Räuber das Haus verlaſſen hatte, ge⸗ traute ſie ſich erſt, Nachbarn zu Hilfe zu rufen. Der Täter jedoch war entkommen. Troſſingen.(Aus dem Fenſter geſtürzt.) Die im 90. Lebensjahr ſtehende Frau Anna Trich⸗ enger, die älteſte Frau der Stadt, iſt aus ei⸗ ier Höhe von 5,5 Meter aus dem Fenſter ge⸗ türzt, ſie erlitt einen ſchweren Schädelbruch, der ihren Tod zur Folge hatte. Meiſtershauſen(Hsr.).(Sprengkapſel in kindeshänden.) Der 13 Jahre alte Sohn ei⸗ tes Landwirtes ſpielte mit einer Sprengkapſel. ßlötzlich explodierte ſie und zerriß dem Kna⸗ hen ſämtliche Finger an beiden Händen. Fer⸗ ter flog dem Jungen ein Splitter ins Auge, jo daß es auslief. Auch das Kinn wurde zer⸗ ſplittert und die Backen verletzt. In ſehr be⸗ denklichem Zuſtande wurde der Knabe ins Krankenhaus geſchafft. Rennerod(Weſterwald).(Am Grabe des Nachbarn geſtorben.) Hier wurde dieſer Tage ein Einwohner zu Grabe getragen. An der Beerdigung nahm auch ein Nachbarsmann teil. Am offenen Grabe traf ihn ein Herzſchlag und er ſank tot zuſammen. N. eee Das eingestürzle Wwasserschufzwerk Heltgask In Oldenburg Die Trümmer des Pumpwerkes; Bergun gsmannſchaften verſuchen, den Motor des g Werks zu retten. Das ſtärkſte Waſſerſchutzwerk an der oldenburgiſchen-frieſiſchen wurde durch das Pumpwerk Holtgaſt in Oldenburg, Grenze, das andrängende Waſſer zerſtört. i i i ie A te, das moorige Die Vernichtung des Werkes, das in der Hauptſache die Aufgabe hatte, f Gebiet e Holtgaſt, Bokel und Auguſtfehn zu entwäſſern, hatte zur Folge, daß der Norddeich in der Nähe von Auguſtfehn brach und die Fluten das Land über⸗ ſchwemmten. München,(Schädigung der Stgatskaſſe durch Unredlichkeiten.) Dem Landtag il der Rechen⸗ ſchaftsbericht des Bayeriſchen Oberſten Rech“ nungshofes zu den Rechnungsnachweiſungen für die Jahre 1925, 1926 un! 1927 zugegan⸗ gen. Im Schlußteil des Berichtes wird be⸗ merkt, daß ſich bei den ſtaatlichen Kaſſen in den drei Jahren 1925 bis 1927, ſoweit bekannt ge⸗ worden iſt, ein Geſamtfehlbetrag von 299 979 RM ergeben hat, wovon bis jetzt 67070 Ra Deckung gefunden haben, ſodaß augenblicklich eine Schädigung der Staatskaſſe mit 232 908 RM in Frage kommt, die teils auf unordent⸗ liche Geſchäftsführung, größtenteils aber auf Unredlichkeiten von Kaſſenführern oder ande⸗ ren Beamten zurückzuführen iſt. Ein weiterer Betrag von 12 131 RM iſt aus der Reichskaſſe bezw. von der Reichsbahnverwaltung bei Be⸗ teiligung von Reichsbeamten der bayeriſchen Staatskaſſe erſetzt worden. N Kaiſerslautern.(Totſchläger vor Gericht.) Das Schwurgericht trat heute vormittag zu einer dreitägigen Sitzungsperiode zuſammen. In der 1. Sitzung hatten ſich die Geſchwore⸗ nen mit einem Totſchlagsverſuch zu befaſſen. Angeklagt war der Steinhauer Heinrich Kroll⸗ Alſenz, der im Auguſt bezw. September vori⸗ gen Jahres aus einem Flobertgewehr und dann aus einem Revolver mehrere Schüſſe auf den Tagner Wilhelm Schulz⸗Alſenz abgege⸗ ben hatte, weil dieſer ein Verhältnis mit der Frau des Kroll unterhielt. Durch die Revolver⸗ ſchüſſe war Schulz ſchwer verletzt worden, iſt aber bereits wieder völlig geſund. Die Ver⸗ handlung ergab zwar die volle Schuld des An⸗ geklagten, das Gericht kam aber zu der Ueber⸗ zeugung, daß ein Verſchulden des angeſchoſſe⸗ nen Schulz ebenfalls vorliege und ſprach gegen den Angeklagten die milde Strafe von ſechs Monaten Gefängnis aus. Zwei Monate Un⸗ terſuchungshaft werden angerechnet, für den Reſt der Strafe wird bedingter Straferlaß be⸗ willigt. Speyer.(Die Kriminalität in der Pfalz.) Die Kriminalität in der Pfalz weiſt nach den amtlichen Statiſtiken für das dritte Vierteljahr 1931 einen erfreulichen Rückgang auf. In dem genannten Zeitraum wurden 2849 Perſonen, darunter 2731 Erwachſene und 118 Jugend⸗ liche, verurteilt. Mit 14,1 Prozent der in ganz Bayern verurteilten Perſonen iſt der Anteil der Pfalz gegen das vorausgehende Viertel⸗ jahr(14,3 Prozent) alſo geſunken. Die ilalieniſche delegallon ſär Lauſanne Rom. 11. 1. Die italieniſche Delegation für die Lauſanner Reparationskonferenzwird vom Finanzminiſter Mesconi geführt werden. Ihr werden Profeſſor Beneduce und Dr. Pirelli, der Geſandte Buci als Generalſekretär und ei⸗ ne Anzahl von Sachverſtändigen und Sekretä⸗ ren angehören. Beim Legen von dauerwellen ſchwer verbrannt Kaſſel, 11. 1. In einem hieſigen Friſeurge⸗ ſchäft ließ ſich eine Verkäuferin Dauerwellen legen, als plötzl. der Haarwickelapparat Feuer fing. Im Nu ſtanden die Haare des jungen Mädchens in Flammen. Es lief in ſeiner Angſt um Hilfe ſchreiend auf die Straße und ver⸗ ſuchte, das Feuer mit den Händen zu löſchen. Schutzpolizei und Sanitäter leiſteten Hilfe und brachten die Schwerverletzte ins Krankenhaus. Das Haar iſt vollſtändig verbrannt, außerdem hat das Mädchen entſtellende Brandwunden im Geſicht und an den Händen davongetragen. Die Verletzungen ſind ſo ſchwer, daß ernſte Le⸗ bensgefahr beſteht. ECCCCCCCCCCCCTCCCCTCTGTCTCTGTCTCTCTGTGTGbGTGTGTCTUTbTCTbTbTbTbTbTbTPTGTPbPTbVbTPTbTPTVTbTbTbTbTbTbTbTPTVTVTb—T—VTPVTVTV—GbuGTWTTWTTWTWTPTVPTVTTVTVTVPTVTVTVvͤùTPÄPTPPPPFG1TTWTT1]TͤPͤWwWwWWWwWWWWWWWTWVWW1VWVVWW Das Medaillonbild Roman von Anny v. Panhuis. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) (42. Fortſetzung.) Sie ſchritt ſehr langſam. Ich glaube, es wird nichts mit unſerm Spaziergang werden, Renate, heute habe ich leider keinen guten Tag. Schade, weil du doch frei haſt.“ „Dann bleiben wir zu Hauſe, Tante H⸗ wig, und ich leſ dir vor. Die Hauptſache iſt doch, daß uns beiden der ganze Nachmittag ge⸗ hört, nicht wahr?“ Hedwig Sanders nickte und freute ſich der Anhänglichkeit Renates, die gar nicht daran zu denken ſchien, daß es für ein junges, ſchönes Mädchen noch andere Vergnügen gab als Un⸗ terhaltung mit einer alten, gallenkranken Dame. Renate hing den einfachen, aber hübſch ge⸗ arbeiteten Mantel an die Flurgarderobe, den kleinen ſchwarzen Samthut dazu. Nun ſah man erſt, wie wunderhübſch Renate Wittenborn ge⸗ worden, die ihr Vater, als er ſie Hedwig San⸗ ders beſchrieb, ein blaſſes, verkümmertes Angſt⸗ tierchen genannt. Ein roſiges Oval mit großen braunen Au⸗ gen ſah man und loſes hellgoldes, reiches Haar. Ebenmäßig und ſchmal war der Körper, ohne die bubenhaften Linien, die ſo viele Mädchen künſtlich herbeitrainieren und herbeihungern und dabei vergeſſen, daß der liebe Herrgott mit Abſicht die Körper von Männern und Frauen verſchieden ſchuf. Hedwig Sa mußte ſich zuweilen beſinnen, daß es Eoas Tochter war, die bei ihr lebte, nicht Eva ſelbſt. So groß war die Aehnlichkeit zwiſchen Mot⸗ ter und Kind. Im behaglichen Wohnzimmer war der Tiſch gedeckt. Renate ſtellte die Veilchen in eine klei⸗ ne Vaſe vor den Platz Hedwig Sanders“. „Es ſieht gleich feſtlich aus, wenn Blumen auf dem Tiſch ſtehen“, meinte ſie. Das Mädchen brachte die Suppe, und die beiden Damen unterhielten ſich über allerlei kleine Alltäglichkeiten. Nach Tiſch pflegte Hed⸗ wig Sanders ein wenig in ihrem Zimmer zu ruhen. Heute konnte ſie nicht ſchlafen, die Schmerzen hinderten ſie daran. Allerlei Pe⸗ danken zogen durch ihren Kopf, tauſend Er⸗ innerungen ſchoben ſich vor, Dinge, an die ſie lange nicht gedacht. Weit zurück ſann ſie. Jung war ſie gewe⸗ ſen, friſch und hübſch, und die Liebe war auch zu ihr gekommen, eine falſche, betrügerdche Liebe. Sie hatte dann nichts mehr von den Männern wiſſen wollen. Verwandte hatte ſie nicht; nur ein ſchon ältlicher Neffe, der die früher viel angelogen und angeborgt, lebte wohl noch. Seit ſie ihm einmal energiſch die Tür gewieſen, hörte ſie aber nichts mehr von ihm. Renate war ihr Glück, ihre Freude. Sie hatte ihre Entwicklung vom Kind zum jungen Mädchen beobachtet, wie ein Blumenliebhaber die Entwicklung einer wertvollen Pflanze be⸗ obachtet. Nur Freude hatte ihr Renate berel⸗ tet, nur Freude, nie bisher hatte es einen Augenblick gegeben, wo ſie bereut hätte, das hilfloſe Mädchen damals wie ihr eigen dei lich behalten zu haben. Sie machte ſich Vorwürfe, ſie hätte mit Ne⸗ te ückgezogen gelebt. Renate war auf⸗ N gewachſen ohne Freundin. Weil ſie nie danach verlangt hatte. Und ſie ſelbſt hatte immer ge⸗ fürchtet, es könne ſich noch einmal wiederholen, daß man das Mädchen um des ehrloſen Va⸗ ters willen beleidige und ſchmähe. Renate war ſchon mündig und hatte keine Freundin, mit der ſie ſich ausplaudern hätte können und jung lachen. Denn darauf kommt es doch an. Jung mit der Jugend lachen können; das verſtänd⸗ taigvollſte Alter muß davor weit zurücktreten Und Jugend gehört nun einmal zur Jugend In Hedwig Sanders' Schlafloſigkeit klang das Läuten der Glocke draußen. Wer kam dena um dieſe Zeit? dachte ſie aufhorchend, und als alles ſtillblieb, hing ſie weiter ihren Gedanken nach. Da das Mädchen in der Küche mit dem Säubern des Geſchirrs beſchäftigt war, ging Nenate ſelbſt, um zu ſehen, wer ſich an der Tür des Vorgärtchens befand. Sie wußte nicht wie wunderſchön ſie ausſah in dem glatten du akel⸗ grünen Tuchkleid, als ſie aus dem Hauſe trat. Die Frühlingsſonne hüllte ſie ein, brachte ihr goldenes Haar zum Leuchten. Ein Herr ſtand vor der Tür, Sehr groß und faſt hager war er, ein Monokel hatte ex einge⸗ klemmt, und ſein fixierender Blick berührte Re⸗ nate unangenehm. 100 N Renate war es dunkel, als habe ſie dieſen Menſchen ſchon ein paarmal bei der Tante ge⸗ jehen, aber es mußte lange her ſein. Er grüßte etwas übertrieben, fand ſie. „Ich möchte Fräulein Sanders ſprechen“, ſagte er,„ich hoffe, ſie anzutreffen. Beſtellen Sie nur, bitte, es ſei ein Herr gekommen, eine freudige Ueherraſchung für ſie.“ 9 „Fräulein Sanders iſt allerdings zu Hauſe“, gab Renate zurück,„aber ſie hält ihre Mit⸗ tagsruhe, an die ſie gewöhnt iſt, und ich ſie nicht ſtören.“ Der Fremde lachte mit gelblichen Raucher⸗ zähnen. „Mein Fräulein, ſtören Sie Fräulein Sau⸗ ders nur ruhig, auf meine Verantwortung. Ich ſagte doch ſchon, melden Sie: Eine freudige Ueberraſchung!“ f Renate war dieſes verlebte Männergeſicht direkt unſympathiſch. „Meine Tante iſt leidend und ihr Ge⸗ ſundheitszuſtand verträgt keine Ueberraſchun⸗ 0 0 Alſo muß ich Sie um Ihren Namen bit⸗ en.“— Der Fremde ſah ſie ſehr aufmerkſam an, ſchüttelte den Kopf, lächelte dann ein bißchen ſpöttiſch. f „Alſo ſind wir Geſchwiſter, Allerſchönſte.— Von dem Vorhandenſein einer 10 reizenden Schweſter habe ich allerdings bisher nichts ge⸗ wußt, aber vielleicht gehört das in die Rubrit Fomifjengeheimniſſe.“ „Was reden Sie denn für furchtbares Blech“ entfuhr es Renate unwillkürlich mehr burſchi⸗ kos als höfuch. Er lachte jetzt laut. „Sie ſind komiſch, nicht ich. Wenn Sie Fräu⸗ lein Sanders als Ihre Tante bezeichnen, denn ſie beſaß nur eine Schweſter, deren Sohn ich bin.— Na, rechnen Sie ſich danach die höchft einfachen Familienbeziehungen ſelbſt aus.“ Nun war Renate im Bilde. Dieſer Menſch war Tante Hedwigs Neffe Otto Holz, von dem ſie nicht viel wiſſen wollte. Eine freudige Ueberraſchung bedeutete er alſo kaum für ſie. Sie war unſchlüſſig, was ſie tun ſollte. Kurze gleuerbetalung Achtung für Bilanzen der Aktiengeſellſchaften und G. m. b. H. 8. Es wird vielfach nicht beachtet, daß das Finanzamt auch dann eine Körper⸗ ſchaftsſteuer feſtſtellen kann, wenn kein Gewinn erzielt wurde. Mindeſtens iſt ſtets die Summe der Vergütungen jeder Art, die an Mitglieder des Auſſichtsrats für den Steuerabſchnitt ge⸗ währt worden ſind, als Einkommen zu verſteu⸗ ern. Dieſer„kann“(nicht„muß“) zugerechnet werden, die Summe der Gewinnanteile, die für den Steuerabſchnitt ausgeſchüttet worden ſind, ſofern ſie nicht aus Vermögen ſtammen, daß bei ſeinem Entſtehen in den letzten drei Jahren der Beſteuerung unterlegen hat und die Sum⸗ me der Tantiemen ete., die an Mitglieder des Vorſtandes und Angeſtellte in leitender Stel⸗ lung für den Steuerabſchnitt gewährt worden ſind, ohne daß ſie vertraglich zugeſichert waren. Neufeſtſetzung des Vermögens zwecks Ver⸗ mögensſteuererſparnis. Die Wirtſchaftskataſtro⸗ phen ſetzten ſich fort, weshalb wir hier noch⸗ mals auf unſeren Eilbericht vom 9. 12. 1931 hinweiſen, damit Nachprüfung und eventuell Antrag an Finanzamt erfolgen, um Vermö⸗ gensſteuer etc. zu erſparen. Am 11. Januar 1932(keine Schonfriſt) iſt zu zahlen: a) Einkommenſteuer(nicht für Land⸗ wirte); b) Körperſchaftsſteuer je ein Viertel der im letzten Steuerbeſcheid feſtgeſetzten Steuer⸗ ſchuld; e) Zuſchlag zur Einkommenſteuer für Einkommen über 8000 RM(zweite Hälfte) (nicht für Landwirte, die erſt am 15. 2. 1932 zu zahlen haben); d) Ledigenſteuer für veranlagte Einkommenſteuerpflichtige(2. Hälfte)(nicht für Landwirte); e) Reichshilfe der Aufſichts⸗ rats⸗(Verwaltungrats⸗) Mitglieder(2. Hälfte). Am 11. Januar 1932(Schonfriſt bis 17. Ja⸗ nuar 1932) iſt zu zahlen: Umſatzſteuer für Mo⸗ dats⸗ und Quartalszahler. Kundgebung zur Wellabrüſtungs konferenz Karlsruhe, 11. 1. Der Badiſche Kriegerbund und der Deutſche Offiziersbund, Landesverband Baden, veranſtalteten am Sonntag im großen Feſthalleſaal eine gutbeſuchte Kundgebung zur Weltabrüſtungskonferenz. Nach Begrüßungs⸗ worten des Präſidenten des Badiſchen Krieger— bundes, Generalmajor a. D. Ullmann, hielt Ma⸗ jor a. D. von Laer einen Vortrag über Stellung⸗ nahme Deutſchlands bei den am 2. Februar d. Is. beginnenden Genfer Verhandlungen und über das Wehrproblem. Der Redner forderte, daß die Kriegsſchuldlüge offiziell als ſolche er⸗ klärt und widerrufen und daß dieſer Widerruf offiziell durch die deutſchen amtlichen Vertreter den fremden Mächten notifiziert wird. Im Fal⸗ le des Scheiterns der Genfer Verhandlungen müſſe man von der Reichsregierung erwarten, daß ſie für Deutſchland volle Wehrhoheit ver— langt. Die Darlegungen des Referenten wur⸗ den mit ſtarkem Beifall aufgenommen und gip⸗ felten in folgender Entſchließung, die an die maßgebenden Berliner Stellen(Reichskanzler, Reichsaußenminiſter, Reichswehrminiſter uſw.) weitergeleitet werden ſoll: „Die am heutigen Tage verſammelten Män⸗ ner und Frauen fordern Gleichberechtigung Deulſchlands auch in der Sicherheits- u. Wehr⸗ frage. Deutſche Selbſtachtung, nationale Ehre und deutſche Lebensintereſſen gebieten, daß dem Zuſtande minderen Rechts, in dem wir uns im⸗ mer noch befinden, ein Ende gemacht wird. Wir verlangen Recht und Freiheit.“ Mit dem allgemeinen Geſang des Deutſch⸗ landliedes war die Kundoehung beendet. eee Luftpoſt 5 Skizze von Max Geißler. Aus dem vierten Stock ihres Hauſes in Ne⸗ apel läßt 111 0% an einer Schnur das Körb⸗ chen herunter; der Bäcker legt die Brötchen hinein, der Gemüſemann die Peterſilie und den Salat, der Beppino ſeine Liebesbriefe. Natürlich darf die Tante davon nichts wiſſen.„O Madonna“, kreiſchte die alte Dame,„riechſt Du denn nicht, daß die Milch überkocht?“ Da muß Beppina in die Küche. ie Tante leiert das Körbchen her⸗ auf und will unter den Salat gucken... da ſteht die Bepping ſchon wieder hinter ihr und läßt das Krüglein mit Waſſer fallen, das ſie in der Hand hakt. Die Tante dreht ſich um und ſagt: „Gans!“ Und weil ihr dabei die Schnur mit dem Korbe aus der Hand rutſcht, greift die Bep⸗ ping raſch zu und rettet den 1 des Beppo in ihre ürzentaſche. 81 ihrem Kämmerlein 0 ſie:„Beppina, mein Herz, wenn ich Dir ſage, daß man 110 Tante ermorden müßte, ſo iſt das zu wenig. Ich habe einen Plan. Aher zuvor 16 5 Du mir ſchreiben, daß Du mich liebſt wie ich Dich und daß es eine größere Liebe nicht gibt. orgen früh laß den Korb mit Deiner Antwort herunter! Der Gemüſemann a* unſerer Bech Ich ſchicke Dir tauſend Küſſe. Ewig Dein ino. Wäre dieſer Brief in die Hände der Tante e dann hätte ſie den Beppino von den arabinieri abführen laſſen. Beppina zerreißt den Zettel und wirft die Fetzen ins Feuer. Am Schal Morgen lehnt ſie am t wie die Schwalbe am Dach. Sie guckt, ob der Gemüſekarren unten ſteht. Und weil er da iſt, läßt ſie das Körbchen hinab, in das ſie die Aut⸗ wort auf die Gewiſſensfrage des Beppo gelegt bat. Kreiſcht die Tante plötzlich neben ihr:„Was 105 220 1 10 000 1 5 922 ämmt um den Kopf. ſer der Kor 15 dcn f l Raubüberfall auf eine Bank Altona, 9. 1. In die dtäume der Wedeler Kreditbank in Wedel drangen geſtern drei Män⸗ ner, bedrohten den Kaſſenbeamten mit Schuß⸗ waffen und raubten 2800 RM. Die Täter ſind entlommen. 0 Langſam, aber ſicher Am 11. Oktober des Jahres 1898 richtete der Amtsvorſteher von Berlin-Pankow die amtli⸗ che Anfrage an die Polizeibehörde in Oberwei⸗ mar, ob ein gewiſſer X„dortſeits“ bereits vor⸗ beſtraſt ſei; er erſuche um Einſendung der Perſonalien„behufs Einſichtnahme“. Vor kur⸗ zem iſt folgende Antwort aus Oberweimar in Pankow eingetroffen:„Urſchriftlich zurückge⸗ richtet mit dem Bemerken, daß der angegebene Soundſo im Melderegiſter zu Oberweimar nicht gemeldet iſt.“ Der Amtsvorſteher von Pankow hat alſo auf die Antwort nicht länger als 33 Jahre warten müſſen. Goelhe, der Advokal Vier Jahre, von 17711775, hat Johann Wolfgang Goethe„Beyder Rechte Licentiat“ in Frankfurt als Advokat praktiziert. Seine Prozeßſchriften ſind der Goetheforſchung durch den Frankfurter J. L. Kriegk dienſtbar ge— macht worden, ſoweit ſie(in 28 Stücken) im Frankfurter Stadtarchiv erhalten ſind. Aber außer zu den zünftigen Forſchern iſt von dieſem„unbekannten Goethe“ wenig in die Oeffentlichkeit gedrungen, zumindeſt in einer Form, die dem Goetheleſer ein ſchlichtes und klares Bild von der Tätigkeit des Rechtsan⸗ waltes Goethe gegeben hätte. So wird die Publikation, die ſoeben als Goethe-Nummer in der Zeitſchriftenreihe der Anwaltskammer im Oberlandesgerichtsbezirk Frankfurt⸗Main erſcheint(Schriftleiter Dr. Roſenmeyer) und die dem„Collegen Goethe“ gewidmet iſt, über den Kreis der Fachgelehrten hinaus ein all⸗ gemeines und freundliches Intereſſe finden deshalb, weil ſie in nur wenigen Artikeln Weſentliches von dem gibt, was über Goethes Art als Juriſt zu arbeiten, über ſeine Stel⸗ lung zu„Recht und Ordnung“ und zur Ge⸗ ſetzgebung zu wiſſen willkommen iſt. Als Bei⸗ ſpiel eines von Goethe bearbeiteten Rechts⸗ falles behandelt ausführlich Dr. Ernſt Boeſe⸗ beck den Prozeß Stiebel gegen Günderode, den Goethe als Vertreter der Gebrüder Stiebel verlor; über„Goethe und das Theaterrecht“ gibt Dr. Roſenmeyer einen aufſchlußreichen Bericht, während Otto Rothbarth in ſeinem Aufſatz„Goethe und die Jurisprudenz“ die Frage zu löſen ſucht,„was Goethe die Be⸗ ſchäftigung mit der Jurisprudenz zurückgege⸗ ben hat.“ Ein einleitender Aufſatz von Prof. Ernſt Beutler„Recht und Ordnung“ und ein „Goethe-Brevier für Juriſten“, von Otto Roth⸗ barth zuſammengeſtellt, vervollſtändigen das Heft, dem als beſonders wertvolle Beilage ein Fakſimile des Antrages Goethes auf Zulaſ— ſung als Advokat in Frankfurt beigegeben iſt. Zum Tede des Erfinders dles deutschen Stahlhelms Unſer Bild zeigt den deutſchen Stahlhelm(unten links), im Vergleich mit dem fran⸗ zöſiſchen(oben links), dem ruſſiſchen(oben rechts) u. dem amerikaniſchen Stahlhelm (unten rechts). Der deutſche Stahlhelm, der von dem ſoeben verſtorbenen Rüſtmeiſter Franz Marx konſtruiert wurde, beſteht aus Chrom⸗Nickelſtahl und ſchützt Hirnſchale, Stirn, und Nacken. Zwei bis drei Zentimeter Spielraum zwiſchen der Wand und dem Kopf gewähren einen nochmaligen Schutz, wie ihn kein anderer Stahlhelm aufweiſt. Stöße Hiebe und Prellungen werden durch ſtarke Roßhaarkiſſen abgefangen. gern magſt, wollte 0 Dich damit uüberraſchen.“ Die Tante wirft ihr einen Blick zu, der durch Leib und Seele ſchneidet. Sie glaubt nicht recht an ſolche Zuneigung. Und.. Nun macht der Gemüſemann drunten eine große Dummheit. Weil Beppo noch nicht da iſt und weil der Händler ein anderes Papier nicht hat, ſchreibt er die Rechnung auf den offenen Brief der Beppina, birgt ſie unter das Gemüſe und gibt das Zeichen: Hinaufziehen! Aber die Tante zieht! Beppina iſt in ihre Kammer gegangen, ſich hübſch zu machen. Auf einmal hört ſie die Alte zetern; die hat den Brie entdeckt und lieſt:„Mein Beppo! Ich liebe Di wie Du mich und noch viel mehr! Komm alſo gleich und halte bei der Tante um meine Hand an. Sie wird zwar nein egen aber das macht nichts— ich nehme Dich doch; denn ich bin ſeit wei Tagen mündig. Ewig Deine Beppina. 5. S. Ich ſtelle allerdings die Bedingung, daß die Tante immer bei uns wohnt; ich mag ſie gern, ſie iſt mir die zweite Mutter geweſen, und ich werde ſie nicht verlaſſen, um alles Gold in der Welt nicht.“ ö Dies P. S. rührt der alten Frau heiß ans Herz. Und weil ſie noch im offenen Fenſter lehnt, ſieht ſie den daß ber wie er mit dem Gemüſe⸗ mann zankt, daß der die Sache ſo verſiebt hat. Da ruft ſie hinunter:„Signor Beppino, Signor Beppino!“ und winkt, o ſchön es geht. eppo begreift, nimmt all ſeinen Mut zu⸗ ſammen und ſtürmt die vier Treppen empor. Er gedenkt eine ſchwere Lanze zu brechen. Aber als ſich die Tür öffnet, ſteht die Alte dort und erwartet ihn mit ausgebreiteten Armen. Voller Geiſtesgegenwart wirft er ſich hinein. Und dann kommt Beppina. „O Madonna!“ ſtaunt ſie.„Was iſt denn ier los?“ Denn ſie ſieht, wie die Tante den eppo in einem fort küßt und ihn zwiſchendurch 1 Eſſen einlädt. Dann läuft die Alte und egt die Artiſchocken in den Kochtopf; denn da man dieſe zuvor wäſcht, ahnt man in Neape a nicht, Minuten läßt ſie die beiden e f dieſe fün ogar allein. i 9 0 an dieſem merkwürdigen age alles außer der Regel. Tölet Winterkälte die ſchädlichen Juſekten? Die Meinung, daß durch große Winterkälte die Entwicklung vieler für unſere Nutzpflanzen ſchädlicher Inſekten unterbunden wird, iſt ſelbſt in den Kreiſen gärtneriſcher Fachleute noch ſehr verbreitet. Die Folgeerſcheinung eines ſtrengen Winters ſoll daher immer ein Sommer mit geringem Inſektenſchaden ſein. Nun iſt neuer⸗ dings der Forſcher Feytaud auf Grund ſeiner Unterſuchungen zu dem Ergebnis gelangt, daß gerade die Pflanzenſchädlinge unter den In⸗ ſekten gegen Kälte ſehr widerſtandsfähig ſind, während die räuberiſchen Inſekten, alſo die für Garten und Landwirtſchaft nützlichen For⸗ men, durch die die Pflanzenſchädlinge vernich⸗ tet werden, viel kälteempfindlicher ſind und durch einen ſtrengen Winter alſo viel mehr geſchädigt werden, als die pflanzenfreſſenden Inſekten. Wirklich die Vermehrung und Wei— terentwicklung der kältefeſten Pflanzenſchäd⸗ linge zu ſtören oder zu hindern, vermögen nur Spätfröſte, die aber ihrerſeits die Pflanzen ebenfalls oft ſchwer ſchädigen, ſo daß der Ge⸗ winn einer ſolchen Inſektenvernichtung zumeiſt nicht beſonders zutage tritt. Vas die Mitropa leiſtet Am 1. Januar konnte die Mitropa, die deut⸗ ſche Schlafwagen⸗ und Speiſewagengeſellſchaft,, auf einen 15jährigen Betrieb zurückblicken. Mit⸗ ten im Krieg, im Jahre 1916, gegründet, nahm ſie am 1. Januar 1917 den Betrieb auf. Die Mitropa, die jetzt einen Wagenpark von 314 Speiſewagen und 332 Schlafwagen beſitzt, nahm ſeinerzeit den Betrieb mit etwa 100 Schlaf⸗ und Speiſewagen auf. Erſt im Laufe der Jahre wurde der Wagenpark auf ſeinen heutigen Stand gebracht. Seit 1927 wurde ein aroßes * Wirtſchaftsmaßuahmen des Landwirks Wie lange die deutſche Wirtſchaft im bisheri⸗ gen Umfange weiterhin landwirtſchaftliche Er⸗ zeugniſſe einführen kann, iſt bei der überaus ſchlechten Finanzlage Deutſchlands nicht zu überſehen. Im allgemeinen Intereſſe der deut⸗ ſchen Wirtſchaft, beſonders auch der Landwirt⸗ ſchaft, muß dieſe Einfuhr möglichſt eingeſchränkt werden. Das iſt aber nur möglich, wenn deut⸗ ſche Agrarprodukte in genügendem Umfange zur Verfügung ſtehen. Im allereigenſten Pri⸗ vatintereſſe jedes Landwirtes liegt es, alſo gro⸗ ße Qualitätsernten zu erzeugen. Bei der feſt⸗ liegenden Zins- und Steuerbelaſtung iſt dies nur möglich bei Anwendung der rentabelſten und billigſten Produktionsmittel. Als beſon⸗ ders wertvoll hat ſich der kalkreiche Kalkſtickſtoff erwieſen, da er neben ſeiner bekannt düngen⸗ den auch eine große Anzahl Ausgaben erſpa— render ſpezifiſcher Nebenwirkungen aufweiſt. Da Kalkſtickſtoff im allgemeinen der Auswa⸗ ſchung nicht unterliegt, kann er bereits früh⸗ zeitig, d. h. in arbeitsſtiller Zeit ausgebracht werden. Dieſes frühzeitige Ausbringen hat außerdem den Vorteil, daß der Stickſtoff und der Kalk im Kalkſtickſtoff den jungen Pflanzen bei Beginn des Wachstums rechtzeitig zur Ver⸗ fügung ſtehen und ſo eine gute harmoniſche Entwicklung gewährleiſtet. Dieſe gute harmo— niſche Entwicklung bedeutet aber eine Verſiche⸗ rung gegen die Schäden längerer Trockenperio⸗ den ſowie eine weſentliche Verringerung der Lagergefahr. In der gleichen Richtung wirken auch die unkrautbekämpfenden Eigenſchaften des Kalkſtickſtoffs, die durch eine einfache Kopf⸗ düngung der Winter- und Sommerſaaten zu erzielen ſind u. dem Landwirt teure Maßnah⸗ men erſparen. Es wäre der größte Fehler der deutſchen Landwirtſchaft, wenn ſie von ihrem billigſten Produktionsmittel, dem Stickſtoff, nicht genügend Gebrauch machen würde. Die Folgen würde mit Sicherheit jeder einzelne Landwirt am eigenen Leibe zu ſpüren bekom⸗ men, da die infolge der verminderten Stickſtoff⸗ anwendung eintretenden Ernterückgänge be— trächtliche Einnahmeausfälle mit ſich bringen müſſen. Behrend Handel, Induſtrie, Börſe Mannheimer Produktenbörſe. Mannheim, 11. 1. Weizen unverändert, Roggen ſe— ſter, Konſum zurückhaltend. Die Börſe verkehrte in ruhiger Haltung. Im heutigen Vormittagsverkehr hörte man folgende Preiſe in RM per 100 Kilo, waggon— frei Mannheim: Inlandsweizen, 75—76 kg, gut, ge⸗ ſund und trocken, 24,25—24,75; dto. 73—74 kg, 23,50 bis 24; Inlandsroggen, gut, geſund und trocken 21,75; Inlandshafer 15—17; inl. Sommergerſte 18,2519; inl. Futtergerſte 12; gelber Plata-Mais 17,5018; ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null, neue Mahlung, per Januar 34; dto. mit Auslandsweizen 35,75; ſüdd. Weizenauszugsmehl, gleiche Mahlung und Lieferzeit 38 bezw. 39,75; ſüdd. Weizenbrotmehl, gleiche Mah⸗ lung und Lieferzeit 26 bezw. 27,75; Roggenmehl, 60⸗ prozentige Ausmahlung, je nach Fabrikat 3031.50; feine Weizenkleie 8,25; Biertreber 12,25—12,75; Erd⸗ nußkuchen 12,7513. 4 Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 11. 1. Zufuhr und Preiſe: 153 Ochſen 26—35, 203 Bullen 18—27, 386 Kühe 10—28, 412 Färſen 26— 36, 884 Kälber 27—45, 24 Schaſe 16— 22, 3200 Schweine 32—42, 75 Arbeitspferde 6001600, 70 Schlachtpferde 25—110, 3 Ziegen 12—20 RM.— Marktverlauf: Großvieh ruhig, Ueberſtand ruhig, lang⸗ ſam geräumt; Schweine ruhig, Ueberſtand; ausge⸗ ſuchte Schweine über Notiz. Neubauprogramm durchgeführt, bisher konn⸗ ten 100 neuerbaute Schlafwagen und 75 neue Speiſewagen, von denen jeder etwa 100 000 Mark koſtete, eingeſtellt werden. Heute verpflegt die Mitropa täglich rund 40 bis 50 000 Rei⸗ ſende und rund 2000 Perſonen fahren nächtlich in Schlafwagen ihrem Ziele zu. Zeichen der Nol! Hotelbetrieb als Prinatquartiere Wie die Zeitſchrift„Wirtſchaft und Stati⸗ ſtik“ mitteilt, hat der geſamte Fremdenverkehr im dritten Vierteljahr 1931 um 24,7 Prozent, der Verkehr aus dem Auslande um faſt 30 Prozent und der Verkehr aus Amerika ins- beſondere gegen das Vorjahr ſogar um rund 42 Prozent abgenommen. Von dieſem Frem⸗ denverkehrsrückgang werden die Orte, die hauptſächlich vom Fremdenverkehr leben, am ſchwerſten getroffen. Schließung von Hotel⸗ betrieben und Entlaſſungen des Perſonals ſind an der Tagesordnung. Da ſich aber dieſe Maßnahmen nicht immer ſo ohne weiteres durchführen laſſen, hat ein großes Heidelberger Hotel, um ſeinen Betrieb halten zu können, ein auch heute nicht alltäg⸗ liches Mittel angewandt: Zu Beginn des Win⸗ terſemeſters vermietete das größte und feinſte Hotel Heidelbergs 50 Hotelzimmer für 25 NN im Monat einſchließlich Frühſtück an Studenten! Selbſtverſtändlich waren dieſe Zimmer im Handumdrehen beſetzt, da man für 25 RM monatlich kein Privatquartier mit Zentralhei⸗ zung, fließendem Waſſer und ſtändiger Bedie⸗ nung erhält. Auf dieſe Weiſe hat ſich das Ho⸗ tel eine laufende, feſte Einnahme geſichert. Und da die Studenten in„ihrem“ Hotel ab und zu etwas verzehrten, ſpringt auch noch eine nettes Nebeneinnabme heraus.