Lokale Nachrichten * Geiſtlicher Liederabend. Am Mon⸗ tag, den 25. Januar wird Frau Dr. Erna Mende, Sängerin für Kirchenmuſik, der Gemeinde im Gaſt⸗ haus zum Löwen eine muſikaliſche Feierſtunde bieten. Der Eintriit wird für Erwachſene 50 7, wo 3 Glieder einer Familie gehen, zuſammen eine Mark koſten, für Kinder 10 Pfennig, Arbeitsloſe gegen Vorweis eines Ausweiſes ſind frei. Weit herum in deutſchen Landen und im Ausland haben ihre Feierſtunden ſehr dankbare Hörer gefunden, auch ſchon in unſerer Nachbarſchaft. Gewiß wer⸗ den ſich die hieſigen Kunſtfreunde auch gerne da⸗ ran erbauen. * Kaninchen⸗ und Geflügelzucht⸗ verein Viernheim 1916. Auf der großen Badiſchen Landesverbandsſchau in Weil am Rhein erhielten unter großer Konkurrenz von 900 Tieren folgende Züchter Preiſe, Jak. Rohrbacher mit 2,0 W. RNieſen 93 und 94 Punkte 2 mal 3. Preiſe. Jak. Baus mit 2,0 Schwarzloh 94 und 95 Pkte. Ehrenpreis und 3. Preis. Den Züchtern im neuen Zuchtjahr ein dreifach„Gut Zucht!“ Auf der gro- den Spezialklubſchau in Oggersheim erhielten Gg. Hofmann mit 1,3 D. N. Schecken 95 und 96 Pkte. 2 mal Ehrenpreis, 1. und 2. Preis. Peter Berg mit 0,2 D. N. Schecken 94 und 96 Pkte. Ehrenpreis und 1. Preis. Max Muller mit 0,1 D. Widder 94 Pkte. 2. Preis. J. B. Familien⸗Abend des kalh. Arbeiter ⸗ Vereins. Zahlreich waren die Mitglieder mit ihren An · gehörigen der Einladung zum Familien- Abend ge⸗ folgt und ſchon frühzeitig war der„Freiſchütz“-Saal gefüllt. Mit dem Sruß:„Gott ſegne die chriftliche Arbeit“ eröffnete Präſident Schloſſer die Ver⸗ ſammlung und hieß alle recht herzlich willkommen. Das Lied„O du fröhliche... und 2 Gedichte: „Weihnachtsgebet“ und„Des fremden Kindes hlg. Tyriſt“ trugen der Weihnachtszeit Rechnung. Nun erteilte der Präſident dem H. H. Präſes pl. Frey das Wort. Er dankte vor allem den treuen Mit⸗ gliedern und den eifrigen Vertrauensmännern und fügte die herzliche Bitte an, im kommenden Bereins⸗ jahr mit Treue zum Verein zu ſtehen. Dann ging er über zu ſeinem Thema, das er kennzeichnete: Blick auf unſere Zeit. Er zeigte 1. die Urſachen der Not(verl. Krieg, Wertzerſtörungen, Reparati⸗ nen und Nüſtungen, Inflation, Ueberindu⸗ krialiſerung, falſche Güterverteilung, Auswüchſe des Kapitalismus), dann zweitens: Wie iſt die Kot zu überwinden?(durch Ueberwindung des national iſtiſchen Gedankens in allen Ländern und durch über nationales Zufammenarbeiten, welches das nationale vorausſetzt?— durch Wegfall der Reparationen— durch Neuordnung des Ver⸗ hältniſſes von Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Sinne von„Quadragesimo anno“— Reviſion des Eigentumsbegriffes Wiedereinſetzung des chriſtlichen Liebesgebotes ſtatt der formalen Gerech⸗ tigkeit) und dann 3. Wie ertragen wir die Leiden der Zeit ohne zu erliegen?(Wir blicken auf Jeſus, ſehen ihn im Leiden um unſerer Sünde willen— Leiden unſerer Zeit auch eine Strafe— wir ſehen ihn aber auch verherrlicht, für uns ein Troſt, daß wir zu beſſeren Zeiten kommen können, wenn uns Chriſti Lehre und Geſetz wieder im tätigen, tägli⸗ chen Leben Richtſchnur wird). Es gilt die Weih- nachtsbotſchaft: Ehre ſei Gott! Tat werden zu laſſen, dann erwächſt auch uns daraus der Segen: Friede den Menſchen auf Erden. Der Vortrag fand ſein Echo in dem Lied:„Wann wir ſchreiten“ mit ſeinem — Schluß:„Chriſtus Herr der neuen Zeit“.—. Jetzt! kam ein gaktiges Spiel zur Aufführung:„Ehre Vater und Mutter“, das in ernſten Bildern die Gefahren des Unglaubens und des Freidenkertums für das Familienleben zeigte, das die Lehre des 4. Gebotes mit Ernſt ins Gedächtnis rief. Die Spieler erfüllten ihre Aufgabe zur vollen Zufriedenheit, auch die Bühnen⸗ aufmachung war entſprechend.— Eine kleine Ver⸗ loſung brachte den glücklichen Gewinnern zum Schluß noch einige freudige Ueberraſchungen. Es war ein ſchönes Familienfeſt. Nun auf zum Silber⸗ jubiläum! Vereins⸗ Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Gaſtwirte⸗Verein. Donnerstag abend /9 Uhr bei Kollege Lantz, im„Rheingold“ Mitglieder- Verſammlung. Dringendes Erſcheinen Der Vorſtand. Kaniuchen⸗ und Geflügelzuchtverein 1916. Don⸗ nerstag abend 8 Uhr findet im Lokal zum„Kai⸗ ſerhof“ eine außergewöhnliche Mitgliederverſamm⸗ lung ſtatt. Pünktliches Erſcheinen wird erwartet Der Vorſtand. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag, den 14. Januar, abends 8 Uhr, findet im Lokal zum „Goldenen Stern“ eine Vorſtandsfitzung wit Aus⸗ ſtellungsleitung ſtatt Tagesordnung wird im Lokal bekanntgegeben. Gleichzeitig unſeren Mit⸗ gliedern zur Kenntnis, daß unſere diesjährige ordentliche Generalverſammlung vorausſichtlich am Donnerstag, den 4. Februar, ſtattſindet Etwaige Wünſche und Anträge find bis Mittwoch, den 3. Februar, beim 2. Vorſitzenden, Mich. Reinhardt, Steinſtraße, einzureichen. Sonntag, den 17. Januar „Die Winzerprinzessin vom Rhein“ FFPFPPPFCCCCCCGCGGTTCTbTGTCTTTTTTT im Freischütz. Wochenplan der Di. Dienstag: 7—9 Uhr Turnſtunde. /9 Uhr Verſammlung des Jungmäunerbundes im Freiſchütz. Mittwoch: 2— 4 Uhr Hallentraining f. d. Schüler 7-86/ Uhr Tr., 1. Schülerm. und Jugend. 1/9—10 Uhr Training für die oberen Mſch. Donnerstag: 5½— 7 Ahr Schülerturnſtunde. 8)⁰f 10 Uhr Training der 1. Handballm. 8 Uhr Verſammlung der Unterabt. im Freiſchütz. Freitag: 7—9 Uhr Turnſtunde. 9 Uhr Spielerverſammlung. Montag: 5¼— 7 Uhr Schülerturnſtunde. Montag, Dienstag und Freitag: Platztraining. Wochenplan des Turnerbundes. Dienstag nachmittag 5 Uhr Schülerturnſtunde im Lokal. abends 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner und Fechter. Mittwoch nachmittag 2 Uhr Turnſtunde für Schülerinnen. Donnerstag abend 8¼ Uhr Turnſtunde der Tur⸗ nerinnen. Freitag abend 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner, alle Sportler und Fechter. nah und Jern Darmſtadt.(Klage gegen den Abg. Schäfer). Die NSA hat, wie die Landeszeitung mel⸗ det, unterm 8. Januar gegen den Abg. Schä⸗ fer⸗Offenbach Klage wegen Unterſchlagung er⸗ hoben. Bei einer Reviſion der Kaſſenbücher ha⸗ be ſich ergeben, daß Schäfer Gelder der Orts⸗ gruppe Offenbach der NSDAP, die er zur Wei⸗ terbeförderung an die Gauleitung erhalten ha⸗ be, in Höhe von 150 RM unterſchlagen. Darmſtadt.(Verlängerung der Arzneitaxe.) Der heſſiſche Miniſter des Innern hat auf Grund des 8 80 Abſ. 1 der Gewerbeordnung unter dem 7. Januar verfügt, daß die für das Jahr 1931 erlaſſene Arzneitaxe bis auf wei⸗ teres in Kraft bleibt. Bekanntlich iſt die Be⸗ handlung der Arzneitaxe Reichsſache und es ſchweben bekanntlich Verhandlungen wegen ei⸗ ner generellen Senkung im Rahmen des Preis⸗ abbauprogramms der Reichsregierung. Darmſtadt,(Er gibt falſche 20⸗Mk. Scheine aus). Im Kaufhaus Ehape konnte ein Mann feſtgenommen werden, der verſucht hatte, mit einem falſchen Zwanzigmarkſchein zu bezahlen. Ludwigshafen.(Selbſtmordverſuche.) Hier verſuchte ſich eine 40 Jahre alte Witwe in ihrer Wohnung mittels Gas zu vergiften. Der Vorfall wurde ſofort bemerkt und das Gas abgeſtellt, ſodaß die Frau keinen ernſtlichen Schaden erlitt.— Außerdem verſuchte ſich in ſeiner elterlichen Wohnung im nördlich. Stadt⸗ teil ein lediger 23 Jahre alter Tüncher durch Einatmen von Leuchtgas das Leben zu neh⸗ men. Der Vorfall wurde noch rechtzeitig be⸗ merkt und der Lebensmüde durch die Rettungs- wache ins Krankenhaus verbracht.— Lebens⸗ gefahr beſteht nicht. Hirzenhain(Dillkreis).(In Stücke geriſſen.) Der 25jährige verheiratete Bergmann Fritz Rehm war beauftragt worden, fünf Pfund Dynamit aus der Sprengſtoffhütte zu holen. Auf dem Weg zur Grube kam Rehm mit ſeiner gefährlichen Laſt zu Fall. Das Dynamit ent⸗ zündete ſich und Rehm wurde in Stücke geriſ⸗ ſen. a Watzel(Hunsr.).(Schwer verbrannt.) Ein kleines Mädchen kam mit den Kleidern einem glühenden Radreifen zu nahe und brannte in kurzer Zeit lichterloh. Es trug ſchwere Brand⸗ wunden am ganzen Körper, beſonders im Ge⸗ ſich und am Mund, davon. Sein Zuſtand iſt bedenklich. Reinheim.(Sprung über die Bahnſchranke.) Ein Baugewerbeſchüler hatte anſcheinend et⸗ was zu lange geſchlafen und kam zu ſpät zum Bahnhof, wo er den 7-Uhr-⸗Zug nach Darm⸗ ſtadt erreichen wollte. Um noch in den Zug zu gelangen, ſprang er über die Bahnſchran⸗ ken, kam zu Fall und blieb bewußtlos vor dem Zug liegen. Bei dem Sturz hatte ſich der Jun⸗ ge einen ſchweren Schädelbruch zugezogen; in ſchwerverletztem Zuſtand kam er ius Kranken⸗ haus. Bekanntmachung. Als zugelaufen wurden ein Schäferhund und eine Dogge gemeldet. Sollten ſich die die Eigentümer der Hunde nicht bis Samstag, den 16. Jannar ds. Ihs. gemeldet haben, ſo erfolgt am gleichen Tage um 10 Uhr vormittags die Ver⸗ ſteigerung. Viernheim, den 12. Januar 1932. Heſſiſches Polizeiamt. Oechler. Frankenwein. 5 Der Abſatz von 1931 ließ auch iin Dezember viel zu wünſchen übrig. Es wurden nur klei⸗ nere Käufe, vorwiegend von Wirten getätigt, wobei die Preiſe noch weſentlich zurückgingen. Während bei Herbſtbeginn für kleine Gewächſe immerhin 30—35 RM die 100 Liter bezahlt wurden, werden jetzt kaum mehr als 25 RM angelegt. Nach vorſichtiger Schätzung dürfte kaum ein Fünftel der neuen Ernte abgeſetzt ſein. Für 1930er wurden bei den letzten Kauf⸗ abſchlüſſen etwa 4065 RM je Hektoliter er⸗ zielt. 5 Von der Moſel. g Inm freihändigen Weingeſchäft iſt hier und da etwas Nachfrage. So kamen im Gebiet der Mittelmoſel verſchiedene Kaufabſchlüſſe beim Erzeuger zuſtande. Es wurden bezahlt für das Fuder 1931er in Bernkaſtel⸗Cues, Wehlen und Brauneberg 400—450, Lieſer(für kleine Sa⸗ chen) 250, Keſten um 270, Enkirch 380.420, Clotten 300—330 RM, 1930er erzielte bei den letzten Uebergängen 400—500—650 RM. An der oberen Moſel haben die Preiſe etwas an⸗ gezogen. Es werden jetzt bei allerdings gerin⸗ ger Nachfrage bis 160 RM je Fuder, für beſte Qualitäten bis 170 RM angelegt. Gerichtszeilung Wie man unſchuldig verurteilt werden kann. Mainz, 11. 1. Während des Küferſtreiks an⸗ fangs vorigen Jahres wurde der Küfer Karl Bickerle von hier, der ſich dem Streik nicht an⸗ geſchloſſen hatte, an zwei Tagen im Februar, als er in der Dunkelheit zur Arbeit ging, von Streikpoſten überfallen und mißhandelt. Im erſten Falle will der Mißhandelte ganz beſtimmt denz9jährigen Küfer Peter Ottmann von hier als Täter erkannt haben. Der O. be⸗ ſtritt von Beginn ſeiner Vernehmung an, bei dem Ueberfall und der Mißhandlung beteiligt geweſen zu ſein, wurde aber durch die be⸗ ſtimmten Angaben des Mißhandelten als Tä⸗ ter angeſehen, und mit einem Strafbefehl in Höhe von 60 RM Geldſtrafe bedacht. Gegen den Strafbefehl erhob O. Einſpruch am Amts⸗ gericht, das ihn aber durch die vereidigten Aus⸗ ſagen des Bickerle für überführt anſah und auf die gleiche Strafe wie im Strafbefehl erkann⸗ te. O. legte Berufung gegen das Urteil ein. Nun wurde die Sache nochmals vor der Klei⸗ nen Strafkammer verhandelt. In der Zwi⸗ ſchenzeit war der 24jährige Küfer Karl Eugen Ott aus Wallertheim bei dem Verteidiger des Ottmann erſchienen und bezeichnete ſich als Täter, da er aus dem Zeitungsbericht über die Gerichtsverhandlung am Amtsgericht gegen Ottmann entnommen habe, daß ein Unſchuldi⸗ ger verurteilt worden ſei. Der Selbſtbezichtig⸗ te wurde vor der Kleinen Strafkammer unbe⸗ eidigt als Zeuge vernommen und behauptete mit poſitiver Sicherheit, daß er der Täter ge⸗ weſen ſei. Er habe es mit ſeinem Gewiſſen nicht vereinbaren können, daß ein Unſchuldiger verurteilt werde. Der Mißhandelte war trotz⸗ dem immer noch der feſten Ueberzeugung, daß Ottmann der Täter ſei. Das Gericht ſprach ent⸗ ſprechend dem Antrag des Staatsanwalts den Angeklagten Ottmann frei und belaſtete die Staatskaſſe mit den entſtandenen Koſten.— Ob der wirkliche Täter noch belangt werden kann, iſt zweifelhaft, da wahrſcheinlich Ver⸗ jährung durch Ablauf der Anzeigefriſt einge⸗ treten iſt. Hausfrauen Augen auf etwas Neues! Heizplatte„Vorzüglich“, für jed. Herd passend. Kolossale Ersparnis an Brennma- terial. Sie werden staunen über die Güte und Leistungen der Platte. Verlangen Sie unverbindliche und kostenlose Vorführung. Schreiben Sie sofort an Nans Rottmayer Ludwigshafen a.) R. Seilerstraße 35a Postkarte genügt. 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N Euer Präſes. bis zu den allerbilligsten empflehlt Meinheimerstr. 53 wie dringend ein. Aan Jungbauern⸗ Verein Zu unſerer diesjährigen Generalnerſammlung morgen Mittwoch Abend um 8 Uhr, im Gaſthaus zur Windeck laden wir unſere Mitglieder höflichſt Tagesordnung wird im Lokal bekanntgegeben. ferner für das z von Seelenmeſſen. Der Vorſtand. ſen Alte Zeitungen J. Ein wickeln u. Tapezieren geeignel zu haben in der Geſchäftsſtelle ds. Blattes Danksagung. b Für die vielen Beweiſe aufrichti i 5 lichen Verluſte unserer lieben, g 5 1 iger Teilnahme bei dem ſchmerz⸗ mutter, Schweſter, Schwägerin und len Kranz⸗ und B 2 — utter, Großmutter, Schwieger⸗ Tante, Frau Katharina Schüssler wow. ahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und die vie⸗ lumenſpenden ſagen sir hierdurch herzl. Dank. Beſonders inni ˖ reichen Beistand, d 1 Dank der Hochw. Geiſtlichkeit für den troſt⸗ hauſes in Mannheim für die liebevolle Pflege, ſowie den Stiftern Pflegeſchweſtern des Allgemeinen Kranken⸗ Viernheim, Stuttgart, Wohlgelegen und i den 12. Januar 1932 1 55 18 8 Die trauernden Hinterbliebenen. 15 on, das ihn zögernd in die Kandidatur hatte 10 trauensmann der Rechten (kürzeſter Zeit auch als Präſident ſymbohlhaften, erkannt. mit Verehrung oder mindeſtens mit höchſtem Re⸗ ſpekt vom„great old man“ ſpricht, und die frem⸗ den Miniſter, welche die Reichshauptſtadt beſuch⸗ ten, erbaten es ſich als Gunſt und höchſte Ehre, bon jenem Manne empfangen zu werden, deſſen Name einſt mit an der Spitze einer Liſte geſtan⸗ den war, auf der unter dem böſen Titel„Kriegs- verbrecher“ jene Männer genannt waren, deren Auslieferung und Verurteilung übermütige Sie⸗ ger gefordert hatten. feines Amtes getragen. undachtzigjährige ſich gefreut, wenn er nun, nach Ablauf ſeiner Amtszeit ſchweren Bürde entbunden worden wäre! iernheimer Anzeiger ae e dug dan, un der Sonn und Feierta tze.— Bezugspreis monatl. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das 15 illuſtrierte untagsblatt„Sterne und B, halbj kalender jährlich einen Fahrplan wie einen Wand- — Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 3 3.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Schri Ar. 10 Nationale Hinden⸗ 1 burgfront geſcheitert Die politiſche Senſation der letzten Tage bil⸗ deten die Verhandlungen Brünings und Groeners mit der Rechtsoppoſition über die Verlängerung zer Amtszeit Hindenburgs. Schon ſeit mehreren Monaten ſpielte dieſes innerpolitiſche Problem eine bedeutſame Rolle. In dem Augenblick, in dem wir uns anſchicken an wichtigen internationalen (Konferenzen teilzunehmen, hätte die Verlänge⸗ wung der Amtszeit des Reichspräſidenten eine An⸗ selegenheit des geſamten deutſchen Volkes ſein, gätten wir dem Auslande die Beſtätigung geben müſſen, daß unſer Volk, wenn es um wichtige 5 Dinge geht, doch nicht innerlich ſo zerriſſen iſt, wie es leider faſt immer den Anſchein hat. Als Hindenburg ſeinerzeit die hohe Würde ſei⸗ nes Amtes übernahm, da war es lediglich das Pflichtgefühl des Soldaten und Patrioten, welches lich ſtärker erwies als alle Rückſicht auf feine Per⸗ ein⸗ Nun er aber einmal ja geſagt chatte, ſtand er zu ſeinem Wort als ein ganzer willigen laſſen. Mann. Dabei erwies es ſich daß dieſer Ver⸗ ſich in ſich das Vertrauen der ganzen Na⸗ Ron erwarb, wobei er weder der Gefahr ei⸗ nes ſchattenhaften Repräſentantentums noch je⸗ 1 N ner eines diktatoriſchen Auftretens, wie ſie beide in gewiſſer Weiſe im Präſidentenamt begründet ſein mögen erlag. Hindenburg ging einfach den geraden Weg ſeiner Pflicht, mochte er für ihn zu Zeiten auch alles andere als angenehm ſein. Zu⸗ ſtatten kam ihm dabei mancherlei: der Ruhm des ſiegreichen Feldherren, der auch das Preſtige des Politikers feſtigte, die Abgeklärtheit eines patri⸗ archaliſchen Alters, die äußerſte Diſzipliniertheit im Denken„Reden und Handeln, endlich die in— nere Güte und Loyalität, von welcher Hindenburg 1 gerade in ſchwierigen Situationen Zeugnis gab. So kam es, daß dieſer Mann bald zu einer beinahe ſchon mythiſchen Erſcheinung emporwuchs, in der all das Geſtalt anzunehmen ſchien, was es an Gutem und Ed— lem im deutſchen Weſen gibt. Die Deutſchen, ſo uneins ſie in den verſchiedenſten Dingen ſonſt ſein mochten, erwieſen ſich zu einem erheblichen Teil als willig, ihr Oberhaupt als ihr Vorbild an⸗ zuerkennen, und im Wechſel der Erſcheinungen und Ereigniſſe ward Hindenburg immer mehr zum ruhenden Pol und damit ſchließlich zum größ⸗ ten Aktivum unſerer geſamten Po⸗ litik. Nicht zuletzt das Ausland hat das Es gibt kein Land, in dem man nicht Sieben Jahre alſo hat dieſer wahrhaft große Menſch in ſchwerſten Zeiten, welche das deutſche Volk ohne ihn kaum beſtanden hätte, die Bürde Wie ſehr hätte der Vier⸗ im Frühjahr von der Aber wiederum war es äußerſtes Verantwortungsbe⸗ wußtſein, das ihn für den Fall einer parlamenta⸗ riſchen Verlängerung ſeiner Amtszeit erneut ſich zur Verfügung ſtellen ließ. Die große Stunde, der wirklich einzigartige Augenblick, in dem das deutſche Volk ein weit⸗ hin leuchtendes Signal ſeiner Einigkeit über das ganze Erdenrund hätte ſenden können, iſt jedoch wieder mal verſäumt worden. b Die große Aktion des Kanzlers iſt zerſchlagen durch die Engſtirnigkeit derſelben Parteien, die Hindenburg damals als Kandidaten auf den Schild erhoben haben. Die Front der Harz⸗ burger Oppoſition iſt durch dieſe Ableh⸗ nung wenigſtens im Negativen wieder hergeſtellt. Sie hat dem Kanzler den politiſchen Erfolg, den ein Gelingen der Aktion zweifelsohne auch für Brüning bedeutet hätte, nicht gegönnt, ſie hat befürchtet, ſich bei Annahme des Brüningſchen Vorſchlages damit nicht nur für Hindenburg, ſon⸗ auch für den Kanzler zu erklären, darum Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Peti — Viernheimer Zeitung ile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Mittwoch, den 13. Januar 1932. der Sache, wie man das verſuchte, politiſche Ge⸗ ſchäfte eben keine zu machen waren, weil der Kanz⸗ 19 5 auf parteipolitiſche Bedingungen nicht ein⸗ ieß. Ob Hindenburg ſich für eine Volkswahl noch⸗ mals zur Verfügung ſtellt, iſt zweifelhaft. Die Verhandlungen werden nun direkt mit Hinden⸗ burg ſelbſt oder mit ſeinem Staatsſekretär geführt werden, wobei für den Reichspräſidenten die Vor⸗ ausſetzung für die Wiederaufſtellung wohl das die Aukwork hugenbergs an den Reichskanzlei Berlin, 12. 1. Der Vorſitzende der DNVP Geheimrat Dr. Hugenberg hat dem Reichs⸗ kanzler folgendes Schreiben übermittelt: Sehr geehrter Herr Reichskanzler! Sie legten mir geſtern die Frage vor, wie ſich die DRV zu Ihrem Vorſchlage der par— lamentariſchen Verlängerung der Amtszeit des Herrn Reichspräſidenten Generalfeldmarſchalls von Hindenburg ſtelle. Sie, Herr Reichskanz⸗ ler, könnten dieſe Frage nicht aufgerollt ha⸗ ben, wenn Sie dabei nicht des Einverſtänd⸗ niſſes des Zentrums und der Sp ſicher ge⸗ weſen wären. Es ſind dies die Parteien, die ſeinerzeit die Wahl des Reichspräſidenten auf das ſchärfſte bekämpft haben. Mit dem Rück⸗ halt dieſer Parteien treten Sie jetzt an uns heran, die wir einſt ſeine Wahl angeregt und durchgeſetzt haben. Sie begründen Ihr Vor⸗ gehen mit der außenpolitiſchen Notwendigkeit einer Stärkung der„Stabilität“ der deutſchen Regierungsgewalt. Gleichzeitig ſchwächen Sie aber ſelbſt dieſe Stabilität empfindlich durch die zähe Aufrechterhaltung einer Regierung im Reiche und in Preußen, hinter der keine Mehrheit des Volkes ſteht. Sie begründen die Notwendigkeit Ihres Schrittes weiter mit der außenpolitiſchen Wirkung einer einheitlichen Vertrauenskundgebung für den Herrn Reichs⸗ präſidenten. Demgegenüber ſind wir der Auffaſſung, daß die außzenpolitiſche Stellung Deulſchlands am me'ſten durch einen Rücktritt der jetzigen Regierung geſtärkt i wird, deren Vergangenheit es ihr erſchwert, dem veränderten Willen des deutſchen Volkes dem Auslande gegenüber glaubhaften Ausdruck zu geben. Sie, Herr Reichskanzler, erſtreben die Wie⸗ derwahl auf dem Wege der Beſchlußfaſſung des Parlaments. Nach der Verfaſſung geht die Wahl des Reichspräſidenten unmittelbar vom Volke aus. Dieſes Recht auf den Reichstag zu übertragen, liegt umſo weniger Anlaß vor, als witb. Paris, 13. Jan. Der Präſident der Republik Doumer hat geſtern Abend um 10 Uhr franzöſiſcher Zeit Miniſterpräſident La⸗ val und ſämtliche Mitglieder des Kabinetts empfangen, die ihm ihre Demiſſion überreich⸗ ten. Der Präſident der Republik, Doumer, hat dieſe Demiſſion angenommen, den Mit⸗ gliedern des Kabinetts für ihre bisherige Tä⸗ tigkeit gedankt und ſie gebeten, die Erledigung der laufenden Angelegenheiten zu übernehmen. Der Präſident der Republik wird heute vor⸗ mittag um 9,30 Uhr ſeine Beſprechungen zur Behebung der Miniſterkriſe beginnen. Nadikale und die Kabinettsbildung. with. Paris, 13. Jan. Die radikale Kammer⸗ fraktion hat über den Vorſchlag des Miniſterprä⸗ ſidenten Laval, Vertreter der Partei in die Regie⸗ hat man ſich hinter der Verfaſſung verſchanzt, von der man anſonſten gar nicht viel hält, zumal bei rung aufzunehmen, beraten. Sämtliche anweſen⸗ Zuſtandekommen einer Einheitsfront aller in Be⸗ tracht kommenden Parteien ſein dürfte. Es würde im nächſten Stadium der Präſident⸗ ſchaftsverhandlungen darauf ankommen, zunächſt Hindenburgs Bereitwilligkeit für eine Volkswahl feſtzuſtellen und dann die Einheitsfront der Par- teien zu ſchaffen, die Hindenburg als ihren Kan⸗ didaten aufſtellen müßte. Durch die Zerſchlagung der Aktion Brünings iſt nicht nur ein gewaltiger moraliſcher innen- und der Reichstag der wahren Volksmeinung nicht mehr entſpricht. Als die alten Anhänger des uns nach wie vor verehrungswürdig. Generalfeldmarſchalls glauben wir, zu der Bemerkung berechtigt zu ſein, daß die Art ſeiner Hineinziehung in par⸗ ſeimüßige und parlamentariſche Erörterungen der verfaſſungsrechtlichen Stellung und dem hohen Anſehen nicht gerecht wird, das der Herr Reichspräſident im deutſchen Volke genießt. Dieſe Tatſache wird durch die öffentliche Be⸗ i der Angelegenheit bedauerlich ver⸗ ärkt. Der parlamentariſche Wahlakt würde als eine Vertrauenskundgebung weni⸗ ger für den Herrn Reichspräſidenten als für die von uns bekämpfte Politik und insbeſondere Außenpolitik der jetzigen Reichsregierung wirken. Unter dieſen Umſtänden muß ich Ihnen nunmehr endgültig mitteilen, daß eine Billigung oder Unterſtützung ihres Vorhabens für uns nicht in Frage kommen kann. die Anlwork hiklers Berlin, 12. 1. Wie wir erfahren, hat Adolf Hitler ſeine Antwort auf die Frage wegen der Verlängerung der Amtszeit des Reichspräſi⸗ denten in Form einer längeren Denkſchrift dem Reichspräſidenten direkt, nicht aber dem Reichskanzler übermittelt. Sie enthält eine ausführliche Darlegung der juriſtiſchen Bedenken, die nach nationalſoziali⸗ ſtiſche Auffaſſung einer Löſung auf parlamen⸗ tariſchem Wege von der verfaſſungsrechtlichen Seite her entgegenſtehen. Ein glattes Nein enthält die Antwort wohl nicht. Vor allem glaubt man in politiſchen Kreiſen ihr aber ent⸗ nehmen zu dürfen, daß auch die Nationalſozia⸗ liſten ſich kaum einer Volkswahl auf breiter Baſis entgegenſtellen würden. Das läßt ſich vielleicht ſchon daraus erkennen, daß Hitler ſeine Auffaſſung dem Reichspräſidenten direkt übermittelt und die Volkswahl offen gelaſſen hat. Der Reichspräſident hat den Reichskanzler nunmehr gebeten, von weiteren Verhandlun— gen abzuſehen. Damit iſt die Aktion Dr. Brü⸗ Rücktritt der franzöſiſchen Regierung Radikale haben Eintritt in Kabinett Caval abgelehnt den radikalen Abgeordneten haben beſchloſſen, dem Angebot Lavals nicht ſtatt zu geben. totb. Paris, 13. Jan. Nach der Unterredung, in der Herriot die ablehnende Haltung der Radikalen gegenüber dem Angebot eines Eintritts in das Kabinett Laval dem Miniſterpräſidenten mitteilte, erklärte Herriot, die radikale Fraktion habe ſich an die Beſchlüſſe ihrer früheren Partei⸗ tage halten müſſen, er, Herriot, ſelbſt könne ſa⸗ gen, daß Laval in den nationalen Fragen, die ihn gegenwärtig beſchäftigen, auf ſeine Unterſtützung als Abgeordneter zählen könne. Miniſterpräſident Laval ſeinerſeits erklärte, er bedauere, daß die Gründe, die Herriot im Namen der Radikalen angeführt habe, es ihnen nicht er⸗ laube, ſein Angebot anzunehmen. Infolgedeſſen könne er nur noch dem Präſidenten der Republik die Demiſſign ſeines Kabinetts überbringen,. * 0 f 49. Jahrgang außenpolitiſcher deutſcher Erfolg verſäumt wor⸗ den, die nun unvermeidbare Wahl wird auch wie— derum eine Unſumme Geldes koſten, wel⸗ che die Parteien. die gerade das Wörtchen„ſpa⸗ ren“ immer ſo un Munde führen, hätten erſparen können, wenn ſie ſchon mal grundſätzlich für Hin⸗ denburgs Wiederwahl ſind. Oder ob man von vornherein mit einer Ablehnung Hinden— burgs für den Fall einer Wahl gerechnet hat? Hugenbergs und Hitlers Ablehnung Briefe an den Reichskanzler— Eine Denhkſchriſt Hitlers an den Reichspräſidenten nings nunmehr abgeſchloſſen. Von welcher Seite her der Faden jetzt weiter geſponnen wird, muß man abwarten. In politiſch. Kreiſen rechnet man jedoch damit, daß es nun zu der Volkswahl Hindenburgs auf breiter Baſis kommen wird. Es iſt zu erwarten, daß in parlamentariſchen Kreiſen ſchon bald eine entſprechende Fühlung⸗ nahme erfolgt. e 1 der Eindruck des hugeubergbrieſes Berlin, 12. 1. Das Antwortſchreiben des deutſchnationalen Parteiführers Hugenberg an den Reichskanzler, in dem die Anregung, die Amtszeit des Reichspräſidenten auf parlamen⸗ tariſchem Wege zu verlängern, abgelehnt wird, enthält nach Auffaſſung politiſcher Krei⸗ ſe, die der Regierung naheſtehen, in einer Reihe von Punkten weſentliche Unrichtigkeiten. Wenn Dr. Hugenberg davon ſpricht, daß der Reichskanzler die Frage nicht aufgerollt habe, ohne ſich des Einverſtändniſſes der SPD zu verſichern, ſo beſteht nach Auffaſſung dieſer Kreiſe dafür auch nicht der geringſte Beweis. Dr. Hugenberg mache auch gar nicht den Ver— ſuch, dieſe ſeine Behauptung irgendwie zu be— legen. Im übrigen gehe die Unrichtigkeit die⸗ ſer Behauptung auch ſchon daraus hervor, daß die ſozialdemokratiſchen Führer erſt nach Hit⸗ ler vom Reichskanzler empfangen worden ſei⸗ en. Für ebenſo unzutreffend hält man die wei⸗ tere Aeußerung des Schreibens, daß hinter der Regierung keine Mehrheit des Volkes ſteht. Die heute vom Aelteſtenrat des Reichstages beſchloſſene Ablehnung einer Einberufung des Reichstages, die durchaus den Wünſchen der Regierung entſpricht, zeige deutlich, daß die Regierung eine parlamentariſche Mehrheit be— itzt. Der Brief Hitlers an den Reichskanzler Berlin, 12. 1. Der Führer der NS Dh. Adolf Hitler, hat heute folgendes Schreiben Reichskanzler Dr. Brüning gerichtet: Sehr geehrter Herr Reichskanzler! Am 6. Januar 1982 teilte mir Reichsinnen miniſter General Groener mit, es beſtünde die Abſicht, die Präſidentſchaft des Generalfeld— marſchalls von Hindenburg auf parlamentari⸗ ſchem Wege zu verlängern, bezw. den Reichs⸗ präſidenten durch eine Zweidrittelmehrheit des Reichstages neu wählen zu laſſen. Reichsinnen⸗ miniſter Groener bat mich um Stellungnahme der Partei zu dieſem Vorhaben. Ich beehre mich, Ihnen, ſehr geehrter Herr Reichskanzler, mitzuteilen, daß die NSDAP bei aller Verehrung für die Perſon des Herrn Reichspräſidenten nicht in der Lage iſt, dieſen Vorſchlag zu unterſtützen. Ich lehne daher na⸗ mens der nationalſozialiſtiſchen Bewegung unſere Zuſtimmung ab. Die verfaſſungsrechtlichen, außen⸗ und in⸗ nenpolitiſchen, ſowie moraliſchen Gründe, die uns zu dieſer Stellungnahme bewegen, werde ich Ihnen, ſehr geehrter Herr Reichskanzler, in einer eingehenden Darlegung umgehend zu⸗ ſtellen. Mit der Verſicherung vorzüglicher Hochach⸗ tung, bin ich, ſehr geehrter Herr Reichskanzler, ihr ſehr ergebener 5 0 Adolf Hitler. Dieſer Brief wurde im Auftrage Hitlers heute abend dem Herrn Reichskanzler dur Hauptmann Goering perſönlich überreicht, 5 Mussolinis Meinung: 1 Bad Ems.(Von der Probe in den Tod). Die hieſige Ortsgruppe der Deutſchen Jugendkraft plante für Sonntag abend im Kaniſiushaus un⸗ Ludwigshafen.(Rohlinge). Ohne jeden Grund verletzten der Hilfsſchloſſer Wilhelm Biebinger, 32 Jahre alt und der 33 Jahre alte Tagner Wilhelm Schulz, beide in Mutterſtadt Was nun? Zu cler wunderbaren Die Vorbereitung der Volkswahl des Neichspräſidenten.— Zwei Wege. enb. Berlin, 12. Jan. Nachdem die Be⸗ mühungen des Reichskanzlers um die Verlän⸗ gerung der Amtszeit des Neichspräſidenten zum bſchluß gekommen ſind, beſchäftigt man ſich in politiſchen Kreiſen ſtark mit der Frage der weiteren Entwicklung. Nirgends beſteht eigentlich ein Zweifel darüber, daß jetzt der Weg zu der Volkswahl auf breiter Baſis frei iſt. Es iſt als das Verdienſt des Reichskanzlers anzuſehen. daß er durch ſeine Bemühungen die Klärung der ganzen Frage vorbereitet hat. Fair die Einleitung der Volkswahl gibt es nach Anſicht politiſcher Kreiſe zwei Möglich⸗ keiten: 1. Eine Initiative der Parteiführer. In dieſer Richtung ſind auch bereits Be⸗ mühungen im Gange, und zwar hat unſeres Wiſſens Graf Weſtarp ſich mit den Führern der anderen Gruppen der gemäßigten Rechten und der Mitte in Verbindung geſetzt, um entſpre⸗ chende Schritte einzuleiten. Dabei iſt es ſelbſt⸗ verſtändlich, daß die ganze Frage jetzt mit dem größten Takt behandelt werden muß, um in geeigneter Form vorwärts gebracht zu werden. Als eine der erſten Vorausſetzungen für das Gelingen betrachtet man deshalb auch, daß die Bemühungen von vornherein auf eine mög⸗ lichſt breite Grundlage geſtellt werden, d. h. daß der Block der die Kandidatur des Reichs⸗ präſidenten für die Volkswahl vorſchlägt, ſo⸗ weit wie möglich von rechts bis links reicht. Ein zweiter Gedanke, den man heute Abend erörterte, geht in der Richtung, daß die Wie⸗ deraufſtellung Hindenburgs durch ein Gremium führender Perſönlichkeiten des deutſchen Vol⸗ kes behandelt wird, die nicht in erſter Linie und ausſchließlich Politiker ſind. Es kämen alſo die Spitzen der Wiſſenſchaft, der Wirt⸗ ſchaft, der verſchiedenen Berufsſtände uſw. in Frage, um den Charakter der Volkswahl und des Eintretens ohne Anterſchied der Parteien und der Stände beſonders deutlich zu dokumen⸗ tieren. In unterrichteten Kreiſen rechnet man da⸗ rauf, daß der Reichspräſident ſich einem ſolchen Ruf nicht entziehen würde. Es iſt aber nicht anzunehmen, daß die Entwicklung ſich über⸗ ſtürzt vollzieht. „Der Neichskanzler beim Reichspräſidenten. wtb. Berlin, 12. Jan. Der Herr Reichs⸗ präſident empfing heute nachmittag den Herrn Reichskanzler Brüning zum Vortrag. Der Reichs⸗ kanzler berichtete dem Herrn Reichspräſidenten über ſeine Fühlungnahme wegen der Möglich⸗ keit einer parlamentariſchen Verlängerung der Amtszeit des Herrn Reichspräſidenten durch den Reichstag. Aufgrund dieſes Vortrages bat der Herr Reichspräſident den Reichskanzler, von einer weiteren Verfolgung des Weges einer parlamentariſchen Löſung der Frage Abſtand zu nehmen. nah und Jern Darmſtadt.(Ungetreuer Beamter vor Ge⸗ richt.) Das Bezirksſchöffengericht verurteilte den 1903 geborenen Heinrich Menger aus Darmſtadt, der bei der Landesverſicherungs— anſtalt beſchäftigt war, wegen fortgeſetzter Ur⸗ kundenbeſchädigung in Tateinheit mit fortge- ſetztem Diebſtahl ſowie wegen fortgeſetzter ſchwerer Urkundenfälſchung in Tateinheit mit Betrugsverſuch und fortgeſetzter Verwendung bereits verbrauchter Verſicherungsmarken zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis; 4 Monate der Unterſuchungshaft wurden angerechnet. 2 ö ö N Der Mleilegeier über Deulſchland ueberall zuſammenbrüche, ungeheure Verluſte und Quolen, bei denen ſich Einer Tagesausgabe der Düſſeldorfer Lokal⸗ zeitung entnehmen wir: Die Firma Adolf Kalmus& Co., Reiſebuch⸗ handlung, Herderſtraße Za, hat ihre Zahlungen eingeſtellt. Die Firma Adolf Leib, Kurz⸗, Weiß⸗ u. Woll⸗ waren, Kölner Straße 289, teilt ihren Gläubi⸗ gern mit, daß ſie zurzeit Zahlungen nicht mehr leiſten kann. Bei der Rundfunkhandels Gmbh. Düſſeldorf und der Firma Dr. F. Prang& Co. kann die vorgeſchlagene Quote von 30% erzielt werden. Die Firma Auguſt Büſchenſchütz, Vertrieb von Werkzeugen, Maſchinen und Transport⸗ geräten, Rutgerſtraße 19(Eller), die die Zah⸗ lungen eingeſtellt hat, macht einen außergericht⸗ lichen Vergleichsvorſchlag auf der Baſis von 40 Prozent. Bei der Firma Schuhhaus J. Mergen, Mit⸗ telſtraße 70, iſt das Vergleichsverfahren eröff⸗ net worden. Karl Biron, Stuckateurmeiſter, Düſſelkämp⸗ chen 4 hat ſich an ſeine Gläubiger gewandt und ſucht um Zahlungsaufſchub nach. Bei der Firma Karl Guntermann, die in der Grabenſtraße 4 einen Laden für Jagdausrü⸗ ſtung und Waffen betreibt, iſt ein Vergleich zuſtande gekommen. Die Forderungen werden mit 30 Prozent befriedigt. Bei Heinrich Toeneſſen, Maſchinenfabrik, Liebfrauenſtraße 10, iſt das Konkursverfahren eingeſtellt worden, weil eine entſprechende Maſſe nicht vorhanden iſt. Brauerei Rheingold, Jakob Großterlinden AG., Rheinhauſen⸗Friemersheim bringt einen neuen Vergleichsvorſchlag heraus. Die Gläubi⸗ ger, die über 1000 RM zu fordern haben, erhal⸗ ten 50 Prozent in bar und werden mit dem Reſt in Vorzugsaktien abgefunden. Die Schnürriemen⸗ und Kordelfabrik Kühler & Stock, Wuppertal⸗Barmen, iſt mit mehreren 100 000 RM Paſſiven in Zahlungsſchwierigkei⸗ ten geraten. Die Herm.⸗Franken⸗AGG., Gelſenkirchen, die ſich mit der Herſtellung und dem Vertrieb von Eiſenblechwaren befaßt, hat neuerdings das gerichtliche Vergleichsverfahren beantragt. Der geſamte Verluſt betrug für 1930 ſchon 575 000 Reichsmark. Die Firma Auguſt Pottbrock, Schuhgeſchäft, Herne i. W., ſtellte die Zahlungen ein. Angeb⸗ lich ſollen ca. 450 000 RM Paſſiven vorhanden ſein. Der Konkurs der Weſtfäliſchen Straßenbahn Gmbßg. in Gerthe bei Bochum wird für die Ver⸗ einigten Elektrizitätswerke Weſtfalen AG. und eine Anzahl beteiligter Kommunen, die gebürgt hatten, ſchwere Einbußen im Gefolge haben. Das Kapital umfaßt 2,4 Millionen RM, wäh⸗ rend die geſamten Verbindlichkeiten 9 Millio⸗ nen RM erheblich überſchreiten. Das bekannte Hotel Rheingold⸗Bellevus, Ro⸗ landseck, hat ſeine Zahlungen eingeſtellt und n 8 0 5 2 Das Medalllonbilg Noman von Anny v. Panhuis. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechlhold in Braunſchweig.) (43. Fortſetzung.) Er zwinkerte mit den Augen. „Jedenfalls ſind wir verwandt, nachdem wir feſtgeſtellt haben, meine Tante iſt deine Tante, und jetzt darf ich wohl die Sperre paſſieren? Ich will gerne warten, bis Tantchen auf⸗ wacht.“ 5 ö Renate zögerte noch. Nun wußte ſie ganz genau, weshalb ihr der Beſucher bekannt vor⸗ gekommen. Ein paarmal, in großen Zwiſchen⸗ räumen, war er hier aufgetaucht und hinter⸗ her war die Tante immer ſehr verſtimmt ge⸗ weſen. 6e ce e de J Ce „Machen Sie doch das Burgtor auf, Sie ſchöne Blonde, wir ſind doch durch eine gemein⸗ ſame Tante verwandt. Alſo geben Sie Ihrem erzchen einen kleinen Stoß, damit ich über die Burgbrücke einreiten kann.“ Renate ward dieſer Menſch immer un⸗ angenehmer. Sie ſagte: „Kommen Sie wieder, wenn Fräulein Sanders auf iſt.“ ö „Ich bin nur vorübergehend in Potsdam, und meine Zeit iſt ſehr gemeſſen“, erwiderte er.„Ich kann ja aber noch ein paarmal kräf⸗ tig läuten, dann wacht Tantchen vielleicht von ſelbſt auf.“. g ö Pfui Teufel, iſt das ein unverſchämter Menſch! dachte Renate. Ehe ſie noch etwas er⸗ e widern das gerichtliche Vergleichsverfahren eingeleitet. die Haare ſträuben Man hofft, den Betrieb, der vorläufig weiter⸗ geführt wird, ſanieren zu können. Bei der Glasdachfabrik Claus Meyn in Frankfurt a. M. wurde der Konkurs eröffnet. Den Gläubigern, die insgeſamt 1,2 Millionen RM zu fordern haben, ſtehen außer den Grund⸗ ſtücken keinerlei Vermögensbeſtände zur Verfü⸗ gung. Die Firma Eiſen⸗Matthes AG., Magdeburg, hat die Zahlungen eingeſtellt. Das Kapital wur⸗ de 1930 im Verhältnis 10:1 auf 225 000 zuſam⸗ mengelegt und auf 500 000 erhöht. Die neuen Aktien gingen in die Hände der Deutſchen Mer⸗ kur Bank über, mit der Eiſen⸗Matthes ſeit ih⸗ rer Zugehörigkeit zum Barmat⸗Konzern enge Beziehungen unterhielt.— Trotz der Sanie⸗ rung hat das abgelaufene Geſchäftsjahr mit einem Verluſt von ca. 100 000 RM geſchloſſen. Der Allgemeine Konſumverein für Halle und Umgebung hat es fertiggebracht, 2,266 Mill. RM Schulden zu machen. Das Gericht hat es nicht verſtanden, für dieſen Konkurs einen Kon⸗ kursverwalter herbeizuſchaffen. Nachdem man ſich einen aus Berlin verſchrieben hatte, konnte er nicht in Funktion treten, weil er 100 000 RM Vorſchuß verlangte. Die Firma Grethlein& Co., GmbH., Ver⸗ lagsbuchhandlung Leipzig, bietet ihren Gläubi⸗ gern eine Quote von 40 Prozent. Die Nitzſche⸗AG. für Kinematographen und Filme, Leipzig, hat mit 870 000 RM Paſſiven die Zahlungen eingeſtellt. Der Hauptkunde der Geſellſchaft, die Nalpas⸗SA. in Paris, ſoll die Inſolvenz verurſacht haben. Die AG. verteilte im Vorjahre nicht weniger als 50 Prozent Di⸗ vidende und ſchlug für das abgelaufene Ge⸗ ſchäftsjahr 20 Prozent vor. Die Zigarrenfabrik Heinrich Müller, Bremen, und die ihr angeſchloſſenen Firmen C. Freſe u. Röſener& Co. haben ihre Zahlungen einge⸗ ſtellt. Die Geſamtverbindlichkeiten belaufen ſich auf ca. 700 000 RM, als Gegenpoſten 140 000 RM Debitoren und Warenläger in Höhe von insgeſamt 260 000 RM, worauf allerdings Ei⸗ gentumsvorbehalte ruhen, ſodaß ſich als rechne⸗ riſche Quote 20 Prozent ergibt. Die Firma S. Adam, Herrenausſtattungs⸗ haus, Berlin, Leipziger Straße, war gezwun⸗ gen, das gerichtliche Vergleichsverfahren zu be⸗ antragen. Berückſichtigt man den außerordent⸗ lich günſtigen Standort der Firma, ſo erſcheint es trotzdem fraglich, ob die Grundſtücke, die mit ca. 6,8 Mill. bilanziert und mit 5,9 Mill., alſo mit ca. 90 Prozent belaſttet ſind, in einer Zeit ſtagnierender Grundſtücksmärkte eine angemeſ⸗ ſene Verwertung finden können. Ohne Berück⸗ ſichtigung der Grundſtücke und deren Belaſtung ſind an Verbindlichkeiten 2750 000 RM vor⸗ handen, enen 420 000 Aktiven gegenüberſtehen, ſo daß nach dieſem Vermögensſtande rund 14 Prozent in der Maſſe liegen. Der Amalthea⸗Verlag in Wien iſt zwecks Herbeiführung eines Vergleichs an ſeine Gläu⸗ biger herangetreten. Die Schulden betragen 300 000 Schilling. Es ſind hauptſächlich deutſche Gläubiger beteiligt. wohnend, am 1. November v. J. den Autobe⸗ ſitzer Becker ſehr ſchwer. B. ſchlug ihm mit ei⸗ ner Andrehkurbel auf den Kopf; als er zu Bo⸗ den gefallen war, trat Sch. mit den Füßen auf ihm herum. Der Verletzte war längere Zeit ar⸗ beitsunfähig. Jeder wurde zu einer Gefäng⸗ nisſtrafe von fünf Monaten verurteilt. Ludwigshafen.(Verurteilte Schmuggler). Wegen Zollhinterziehung hatten ſich zu verant⸗ worten: 1. der 1906 geborene Schneider Adolf Knobloch, 2. der 1909 geborene Schneider Er⸗ win Scherer. K. wohnt in Kaiſerslautern, die beiden anderen in Ludwigshafen a. Rh. K. hat 4000 Büchelchen Zigarettenpapier unverzollt aus dem Saargebiet nach Ludwigshafen a. Rh. gebracht; M. und Sch. waren für einen Teil b Abnehmer; ferner hat M. ſelbſt 600 Büchelchen geſchmuggelt. Das Gericht erkannte gegen K. 5 auf drei Monate Gefängnis, 3500 RM Geld⸗ ſtrafe oder einen Monat Gefängnis; gegen M. auf fünf Monate Gefängnis und 1200 RM Geldſtrafe oder weitere 14 Tage Gefängnis; ge⸗ gen Sch. auf 14 Tage Gefängnis. e Mannheim.(Großfeuer). In einem der letz⸗ ten Häuſer der Mannheimer Auguſta⸗Anlage brach im Dachſtuhl des fünfſtöckigen Gebäudes ein Großfeuer aus, das ſich in raſender Eile über den ganzen Dachſtock verbreitete und er⸗ 10 heblichen Schaden an den im Speicher aufbe⸗ wahrten Utenſilien der Hausbewohner anrich⸗ tete. Die Mannheimer Berufsfeuerwehr war mit drei Löſchzügen an der Brandſtelle erſchie⸗ nen und bekämpfte mit 6 Schlauchleitungen den Brand, der faſt eine Stunde anhielt. Die Brandurſache iſt vermutlich in einem brennen⸗ den, vergeſſenen Licht zu ſuchen, das beim Wä⸗ 1 ſcheaufhängen auf dem Dachſtuhl verblieben war. Karlsruhe.(Vollzug der Preisſenkung in Baden). Mit dem Vollzug der Preisſenkung auf Grund der 4. Notverordnung wurden für Baden das Statiſtiſche Landesamt in Karlsru⸗ he und deſſen Direktor, Oberregierungsrat Dr. Hecht, zuſammen mit dem bei dieſer Behörde bereits beſtehenden Preisprüfungsausſchuß be⸗ auftragt. Die örtlichen, ſtaatlichen Polizeibe⸗ hörden und die Gemeindebehörden ſind vom Miniſterium des Innern angewieſen, alle Maß⸗ nahmen zur Preisſenkung und Preisüberwa⸗ chung mit allem Nachdruck zu unterſtützen und dabei in engem Einvernehmen mit der zentra⸗ 9 len Stelle beim Statiſtiſchen Landesamt zu handeln. 5 5 Karlsruhe.(Verbot von Parteifahnen in Baden). Von der Preſſeſtelle beim Staatsmini⸗ ſterium wird mitgeteilt: Auf Grund des§ 29 des Badiſchen Polizeiſtrafgeſetzbuches in der Faſſung des Geſetzes vom 26. Februar 1931 wird zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung das öffentliche Zeigen von Par⸗ f teifahnen bis zum 31. März 1932 verboten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldſtrafe bis 1 zu 150 RM oder mit Haft bis zu ſechs Wo- chen oder mit einer dieſer Strafen beſtraft. Die Verordnung tritt am Tage nach ihrer Ver⸗ kündung in der nächſten Nummer des Geſetz⸗ und Verordnungsblattes in Kraft. Rieſtadt(Kreis Sangerhauſen).(Sie wollte nicht geſchlachtet werden). Hier ſtürzte ſich eine Kuh, die geſchlachtet werden ſollte, auf den 8 Schlächter. Sie nahm ihn auf die Hörner und ſtieß ihn gegen die Wand. Der Schlächter erlitt ſchwere innere Verletzungen. konnte, rief ihr einem Fenſter des erſten Stockwerks zu: „Schließe die Tür nur auf, Renate, und lühre den Herrn in das rote Zimmer.“ Renate öffnete jetzt, und Otto Holz trat ein ſtöhnte dabei:„Endlich! Aber ſo lange dürfen Sie mich nicht mehr antichambrieren laſſen, holde unbekannte Schweſter, Sie ſehen, unſer gemeinſames Tantchen hat mehr Herz als Sie.“ Renate erwiderte nichts und ging dem Be⸗ ſucher voran, der an der Flurgarderobe ab⸗ legte und dann das vor ihm geöffnete Zim⸗ mer betrat, das man im Hauſe der roten Ta⸗ peten und rotbezogenen Möbel wegen das rote Zimmer nannte. „Darf ich bitten, Platz zu nehmen“, for⸗ derte Renate jetzt Otto Holz auf, deſſen Kopf nur noch einen dünnen Kreis dunkelbrauner Haare aufwies, die ſehr ſorgfältig zurechtge⸗ bürſtet waren, nach dem Rezept, mehr vorzu⸗ täuſchen, als vorhanden war. Hedwig Sanders trat ſchon ein. Sie wandte ſich zuerſt an Renate. „Geh, mein Kind, ich fühle mich etwas beſſer, aber ſchlafen konnte ich nicht. Viel⸗ leicht machen wir ſpäter doch noch einen klei⸗ nen Spaziergang.“ Sie ſchob ſie ſanft zur Tür hinaus, küm⸗ merte ſich jetzt erſt um den Beſucher. „Gerade vorhin habe ich an dich denken müſſen, Otto“, ſagte ſie in ſehr kühlem Ton, „doch dachte ich nicht, daß du faſt gleichzeitig hier auftauchen würdeſt.“ f Sie ſetzte ſich, hatte ihre beiden Hände wie frierend in den großen geſtrickten Schal ge⸗ wickelt. den ſie trug. Otto Holz zuckte die enn, Hedwig Sanders von „Anſcheinend vermeideſt heit zu geben, dir die Hand zu küſſen, Tante.“ Er verſuchte ein trauriges, gekränktes Geſicht zu machen.„Biſt du mir noch böſe, weil du mich das letzte Mal, als ich hier war, vor vier Jahren, ſo energiſch haſt hinauswerfen müſ⸗ ſen? Sei verſöhnlich, ich bin auch nicht nach⸗ tragend. Ich denke, Verwandte ſollen friedlich miteinander leben, und wenn ich auch nicht ſo ein Tugendfatzke geworden bin, wie du ge⸗ wünſcht haſt, dann iſt's doch auch nicht ſchlimm, weil ich ſonſt ein amüſanter, netter Kerl bin.“ Hedwig Sanders unterbrach ihn kurz und ſchroff. N ö „Nimm nur Platz und dann erzähle mir möglichſt unumwunden, ich meine, ohne das Schnörkelwerk deiner Lügen, was du von mir wünſcheſt.“ ö a. Otto Holz hob ſeine linke Hand, hielt die Finger etwas auseinander. 5 ö „Fünftauſend Emmchen, Tantchen, wünſche ich von dir. So, das war doch unumwunden genug, nicht wahr?“ 1 „Sehr ſogar! Aber du ſcheinſt nicht zu wiſ⸗ ſen, daß fünftauſend Mark eine Menge Geld iſt.“ f „Doch“, beteuerte er in dem leicht ſpötti⸗ ſchen Ton, der ihm eigen,„natürlich iſt es viel Geld für den, der keine fünftauſend hat.“ Hedwig Sanders dachte nach. Sie hatte vorhin, als ſie keinen Schlaf mehr finden konnte, daran gedacht, da Renate ſie beerben ſollte, dem leichtſinnigen Neffen ſchließlich auch 15 paar tauſend Mark zu hinterlaſſen. Sie agte: „Ich bedauere, dir jetzt nichts geben zu können, Otto, du weißt, ich habe mehr an dir du es, mir Gelegen⸗ getan, als ich durfte. Aber wenn ich einmal ſterbe— mein Gallenleiden wird mich nicht mehr älter werden laſſen, ich bin neunund ſechzig—, dann will ich noch etwas für dich tun, will dir, nun ſagen wir mal dreitau⸗“ ſend Mark vererben. Aber jetzt darfſt du auf nichts rechnen.“ Otto Holz ſah ſie entgeiſtert an, das Mo⸗ ihm Tante Hedwig durchaus nichts mehr geben wollte, ſo ſchlimm das war, damit mußte er ſich abfinden, aber was ſie außerdem redete, Er war doch ihr einziger Wem ſollte ſie denn ihr Haus, ihre Möbel, ihr Geld ſonſt laſſen als ihm?“ nokel fiel ihm aus dem Auge. Wenn war doch Unſinn. Verwandter. Sie las ihm ſeine Gedanken vom Geſicht. „Es tut mir leid, Otto, falls du vielleicht 0 beſondere geglaubt haſt, mein Tod könne dir Vorteile bringen—“. f Er unterbrach ſie: ein etwas leichtſinniges Huhn bin, ſo hänge ich doch an dir. Na ja, Vater iſt ein bißchen zu früh für mich geſtorben, Mutter auch, mein Vormund war ein Sumpfhuhn, und nun ſieht es aus, als ſei ich ein ganz oberflächlicher 9 Kerl. Nein, Tantchen, ich hänge an dir, wirk lich, kannſt es mir glauben, und es wäre mir ſchrecklich, wenn du ſterben würdeſt. Biſt ja noch gar nicht ſo alt, tige Aerzte. Nee, Tantchen, mag ich ſein, wie ich will, aber ich denke nicht daran, durch dei⸗ nen Tod Vorteile zu erhalten.“ 5 —: Fottſetzung folgt.— —— „Tante, wenn ich auch und es gibt doch tüch durch ſie, oft auch das, was man nicht ſehen will.“ ter auswärtiger Beteiligung einen Werbeabend Nachmittags fand die letzte Probe ſtatt. Nach dieſer ſpielten zehnjährige Schüler, die zu den Mitwirkenden gehörten, auf dem Nachhauſe⸗ weg Nachlaufen. Dabei lief ein Junge in die Fahrbahn eines Autos, das ihn überfuhr. Mit ſchweren inneren Verletzungen wurde der be— dauernswerte Kleine in das nahe Kranken⸗ haus gefahren, wo er bald darauf während der Operation ſtarb. Spieſen.(Sprengſtoffdiebſtahl). Aus einem Sprengſtoffkeller des Bauunternehmers Hepp⸗ ſtädter in der Nähe des hieſigen Steinbruchs wurden 80 Kg. Sprengſtoff nebſt Zündſchnur geſtohlen. Die Ermittlungen nach den Tätern wurden ſoſort aufgenommen. die Lebensgeführlin„aur a biſſel an die Wand andruckt, wo der Nagel Aufſſiſchaul Ein liebevoller Mann. Reichlich mit Alkohol geladen und in auf⸗ geräumteſter Stimmung tritt Joſef Paris vor den Wiener Strafrichter.— Richter: Wieviel haben Sie heute ſchon getrunken?— Angekl.: Heit' no gar nix. Aber des macht nix, deshalb hab' i do an guaten Hamur. Gott ſei Dank, den hab' i immer.— Richter: Sie haben Ihre Lebensgefährtin Barbara Taſerner mit einer Hacke auf den Kopf geſchlagen.— Angekl.: Na, mit kaner Hacken war's net und g'ſchlagen hab' i ſ' a net. Wo werd' i denn, Herr Richter, mei Lebensgefährtin ſchlagen? Nur ſo a biſſel hab' i ſ' an die Wand an'druckt, wo der Nagel auſſi⸗ ſchaut. Sonſt gar nix.— Richter: Machen Sie das oft?— Angekl.: Nur wann's notwendig is.— Richter: Iſt es oft notwendig?— An⸗ geklagter: Na, dös kunnt' ma g'rad' net ſagen. — Richter: Haben Sie den Nagel eigens ein⸗ »geſchlagen?— Angekl.: Na, wozu denn, es war ja eh ſcho aner durt.— Richter: Heut' früh war wieder was los zwiſchen euch zwei. — Angekl.: Dös, Herr Richter, derzähl' i net, dös ſoll ſ' ſelber derzähl'n.— Richter: Alſo gut, Frau Barbara Taſerner, was war heute los?— Angekl.(gemütlich): So, derweil ſetz' i mi a klane Weil' auf d' Anklagebank. Barbara Taferner: Heut' in der Fruah bin i zum Greißler'gangen und hab' zu eahm g'ſagt:„Geben S' mein Alten heit' kan Rum, weil heit' is a großer Tag für eahm, er hat heit' nämli a Verhandlung.“ Drauf kummt mei Lebensgefährt' in's G'ſchäft und haut ma ſo a zwa oder dreie eini vor die Leit'.— Richter (zum Angeklagten): Wozu und wovon ſaufen Sie ſoviel?— Angekl.: No, ma geht halt amol in a bekannt's Gaſthaus und trinkt a biſſerl was, dann geht ma furt und geht dann wie— der in a anderes— und ſo kommt ma halt dazu.* Richter: Vierzehn Tage Arreſt. Erſchwerend iſt, daß der Angeklagte förmlich ſtolz auf ſeine Heldentat iſt, die Lebensgefährtin gegen den Nagel geſtoßen zu haben.— Angekl.: Sechs Tag' hab i ſchon a'bogen.— Richter: Was heißt das?— Angekl.: Dös wiſſen S' net, dös haßt g'ſeſſen.— Richter: Alſo gut, das wird Ihnen angerechnet.— Angekl.: Da wird ſi aber der Kerkermaſter g'freu'n, wann i wieder kumm, er unterhalt ſi ſo gern mit mir. Wie lang hab' i no zu ſitzen?— Richter: Neun Tage.— Angekl.: Neun Täg'? Serwas!(Nach einigem Nachdenken): S'is eh net z'vül, Herr Richter, i dank ergebenſt. Mailand, 12. 1. Die Zeitung des verſtorbe— nen Arnaldo Muſſolini veröffentlicht einen längeren Artikel, der ſich mit der Frage der Tribute eingehend beſchäftigt. Der Artikel iſt ohne Namen erſchienen, doch neigt man zu der Anſicht, daß Benito Muſſolini ſelbſt der Ver⸗ faſſer iſt.„Lauſanne ſoll“, ſo wird geſchrieben, „das ſogenannte Stahlbad ſein. Es hat mit der Streichung der verſchiedenen Soll und Haben, oder wie Muſſolini in ſeiner Rede ſagte, die im September in Neapel gehalten wurde, mit der Vernichtung des tragiſchen Rechnungsabſchluſſes des Krieges ſich zu be— ſchäftigen. Es wird die Frage aufgeſtellt, ob man bereit ſei, in Lauſanne eine endgültige Löſung der Tribut- und Schuldenfrage zu ſu— chen oder ob man die Löſung des Problems wieder aufſchieben werde. Sollte die Konferenz nicht in der Lage ſein, den Knoten zu löſen, ſo wäre es beſſer, die Konferenz gar nicht erſt Kurioſes Münzverbrechen Köln, 12. 1. Das Kölner Große Schöffenge— richt verurteilte einen Kaufmann wegen Münz⸗ vergehens zu einer Geldſtrafe von 500 RM. Der Kaufmann hatte in einem Lokal mit einem Bekannten Ecartéè geſpielt und etwa 120 RM verloren. Weil ihm das Kleingeld ausgegangen war und er ſchon ſo hoch in Kreide ſtand, daß ſein Partner nicht weiterſpielen wollte, gab er dieſem zur Sicherheit eine engliſche Note im Wert von 100 RM mit dem Bemerken, er wer— de den Geldſchein am folgenden Tage einlöſen, er dürfe nicht ausgegeben werden. Bei der Nachprüfung der Banknote durch die Reichs- bank ſtellte ſich heraus, daß ſie falſch war. Ob⸗ gleich der Kaufmann die Note am anderen Ta⸗ ge tatſächlich einlöſte, wurde er wegen Münz⸗ vergehens verurteilt, da es nicht erlaubt iſt, falſches Geld, ſei es auch nur als„Sicherheit“ in Umlauf zu bringen. Wenn nur der humor beſländig bleibt Was von einem Bürgermeiſter alles verlangt wird Bad Reinerz, 12. 1. Das Tauwetter, das al⸗ lenthalben in den deutſchen Mittelgebirgen den Unmut der Skifahrer erregt hat, die ihre ſchön⸗ ſte Hoffnung zunichte, d. h. zu Waſſer werden ſahen, hat den Standhaften vom Norddeutſchen Skiverband in Bad Reinerz ihre gute Laune nicht nehmen können. In phantaſtiſcher Ver⸗ mummung zog die ganze Geſellſchaft unter dem Ruf:„Wir wollen Schnee!“ vor das hieſige Rathaus und ließ nicht locker, bis der Bürger⸗ meiſter am Fenſter erſchien, um ſich nach den Wünſchen der„Demonſtranten“ zu erkundigen. Nl Zivilifation der weißen Raſſe bedroht „deulſche Kriſe hal ſich zur Wellkriſe entwickelt— Rechnungsabſchluß des Krieges muß in Lauſanne vernichlet werdan.“ verſtändigenbericht habe ohne jeden Zeifel die zwingende wirtſchaftliche und finanzielle Kriſe Deutſchlands offenbart. „Die deutſche Kriſe hat ſich zur Welt⸗ kriſe entwickelt. Es iſt notwendig, daß ſich dieſe Erkenntnis Bahn bricht, da⸗ mit die Welt im Jahre 1932 eine Beſſe⸗ rung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe erlebt.“ Man könne von den Menſchen nicht verlangen, daß ſie einen zweiten noch ſchwereren Winter wie den jetzigen über ſich ohne Unruhen oder Revolution ergehen laſſen. Es ſei keine Ueber— treibung, wenn man feſtſtelle, daß die wirt⸗ ſchaftliche und geſellſchuftliche Struktur Euro⸗ pas allmählich einem Abgrund zuſteure. Die Ziviliſation der weißen Raſſe könne unter dem Druck der Miſere zerſchlagen, geſchwächt und zuſammentreten zu laſſen. Der Baſeler Sach— überſchattet werden. As duller Welk Er verſprach ihnen mit der vollen Würde, deren der Bürgermeiſter eines ſo berühmten Bade— ortes teilhaftig iſt, den verlangten Schnee mit Unterſtützung des Wettergottes baldigſt beſchaf— fen zu wollen. Doppelmord auf Beſtellung Miſter Roberts erledigt alles— Ein Schauer⸗ roman des Lebens Neuyork, 12. 1. An ein und demſelben Tage wurden hier zwei Geſchäftsleute erſchoſſen, die ſich mit dem ungeſetzlichen Handel von Spiritu⸗ oſen befaßten. Da die Morde in zwei verſchie⸗ denen Gegenden geſchahen, dachte zunächſt nie⸗ mand an einen Zuſammenhang. Erſt ein ano⸗ nymer Brief brachte Licht in die geheimnis— vollen Vorfälle. Darin teilte ein anſcheinend genau Unterrichteter mit, daß an dem Tode der beiden Kaufleute der berüchtigte Gangſter Ro⸗ berts ſchuld ſei. Die Polizei ging der Sache nach, und es gelang ihr, die Mordfälle zu klä— ren. Die beiden Ermordeten waren erbitterte Konkurrenten und trachteten wiederholt einan⸗ der nach dem Leben. Der Zufall wollte, daß ſie ſich beide an Roberts mit dem Erſuchen wand⸗ ten, gegen Entlohnung den Konkurrenten zu „erledigen“. Roberts trug keine Bedenken, bei— de Angebote anzunehmen, und erhielt dafür je hundert Dollar. Als gewiſſenhafter Verbrecher ging er darauf an ſein Werk, lockte ſeine Auf⸗ traggeber, die nunmehr ſeine Opfer werden ſollten, in entlegene Gegenden und ſchoß beide an verſchiedenen Stellen nieder. Allerdings er— wägt die Polizei, ob nicht auch Rache der Grund der Taten ſein kann; denn Roberts hatte mit beiden Ermordeten geſchäftlich zu tun. Erreitung der tot᷑- gegen n NRergleute Ein Bild vom Beginn der Rettungsarbei⸗ ten: Ein Verunglückter wird von den Hilfs⸗ mannſchaften zum Schachtausgang gebracht. 6 Tage nach dem furchtbaren Einſturzun⸗ glück auf der Karſten-Zentrum⸗Grube in Beuthen(Oberſchleſien) iſt es jetzt gelun⸗ gen, 7 Verſchüttete, deren Tod ſchon als ſi⸗ cher galt, lebend ans Tageslicht zu bringen. 7 EN 6 2 2 2 7 Rechtsauwall müller erneut vor Gericht Noch eine Verfehlung des Geſchüftsführers der Heidelberger Wohnungsbaugeſellſchaft Heidelberg, 12. 1. Im Jahre 1927 war der jetzt 53 Jahre alte verheiratete Maurer Jörder aus Heidelberg an einer Straßenkreuzung ei⸗ nem Autounfall zum Opfer gefallen und hatte mehrere Knochenbrüche davongetragen. Er iſt „fſeit dieſer Zeit Invalide. Rechtsanwalt Ludwig Müller, der bekanntlich als Geſchäftsführer der Wohnungsbaugeſellſchaft im Juli 1931 wegen Untreue und einfachen Bankerotts zu drei Jah⸗ ren und drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde, hatte damals noch ſeine Praxis als Rechtsanwalt und vertrat den Jörder in ſei— nem Prozeß gegen die Verſicherung. Jörder er— hielt von der Verſicherung rund 15 000 RM Entſchädigung. Nun brauchte Müller Geld, wollte aber perſönlich den Jörder nicht anpum⸗ pen, ſondern gab ihm den Rat, ſein Geld bei der Farbenhandlung Alfr. Goldſchmidt Gmbh. in Heidelberg gegen Hypothekenſicherheit anzu— legen. Der Inhaber dieſer Firma war der Di— plomkaufmann Alfred Goldſchmidt, der eben— falls Geſchäftsführer der Wohnungsbaugeſell— ſchaft war und damals auch zu Gefängnis ver⸗ urteilt worden iſt. Er iſt ein alter Studien⸗ freund des Angeklagten Müller. Jörder gab daraufhin die 15000 RM eher und Goldſchmidt unterſchrieb für ſeine Firma den Darlehnsver⸗ trag mit einem Prozent monatlicher Zinſen. In Wirklichkeit hat jedoch Müller, der bei die⸗ ſem Darlehensvertrag zwiſchen Jörder und Goldſchmidt den Jörder vertrat, das Geld be— kommen und verbraucht. In der nunmehrigen Gerichtsverhandlung gab der Angeklagte Mül⸗ ler zu, den Schaden allein verſchuldet zu haben. Das Urteil iſt nicht vor Mittwoch zu erwarten. —— die Brille des herrn Kuan Lee Skizze von H. L. Rumpff. „Sie haben da eine merkwürdige Brille“, ſagte Colt heiſer, um die unerträgliche Spannung des Geſpräches zu durchbrechen, und die Worte ſollten zum wenigſten neutral klingen. Doch die Wut ſchärfte ſie gegen ſeinen Willen zu einer beleidigenden Drohung.. Herr Kuan Lee verbeugte ſich höflich. Bereit⸗ willig nahm er die Brille herunter und reichte ſie über den Tiſch.„Ein altes Erbſtück unſerer Familie“, ſagte er in unerſchütterlich leichtem Unterhaltungston,„man ſchreiht ihr die Fähigkeit zu, mehr zu zeigen, als zu ſehen iſt.“ Colt ergriff ſie.„Haben Sie dieſe Eigenſchaft ſchon bemerkt?“ fragte er mit einem Ausdruck, als l er von dem, was er tat und ſprach, nicht das Geringſte. Tatſächlich kahn ihn die Brille wenig, obwohl es die ſeltſamſte war, die er je geſehen hatte. Oberflächlich be⸗ trachtet, fiel nur ihre ee e breite Ein⸗ faſſung aus altem rotem Gold auf, erſt genaueres e zeigte, daß dieſe einen 510 en Schlangenleib darſtellte. Er ringelte ſich um die leicht friſierenden Gläſer, bildete mit einer Windung den Naſenſteg, während Kopf und Schwanzende als Bügel zu den Ohren ſtrebten. er ganze Schuppenpanzer war herrlich na gebildet, Plätt⸗ chen fügte ſich an Plättchen, und der Flachkopf mit glitzernden Augen reichte knopfartig bis unter das linke Ohr. Nach einer leeren Pauſe ſchob Colt die Brille zurück. Kuan Lee lächelte unbeſtimmt.„Ich trage ſie nur bei bft dil Anläſſen“, antwortete er endlich,„man ſieht viel 17 rob und ch W ndangriff,„was ich ſehen will, iſt das Papier, und verdammt, ic werde es Jeben bebor ich dieſe Höhle hier verlaſſe.“ „Mein großer Freund“, erwiderte Kuan Lee „Sie bekommen dieſes Papier nicht zu „Quatſch“, rie bpektoſchend um d Ihnen im Wege ſtehe.“ Er ſtand auf, immer noch lächelnd. Colt brauſte es vor den Augen, er fühlte, wie jede Ueberlegung in ihm faſt er⸗ ſtickt war.„Du“, keuchte er,„das Papier in Deiner Hand? Dann kann ich ſofort Schluß machen, Kuan Lee! Mein Schiff fährt in einer Stunde. Ich warne Dich——“ Der Chineſe ſprang an die Tür. Blitzſchnell riß er ſie auf. Aus den unteren Stockwerken klang gedämpftes Gewirr von Muſik, Weiber⸗ kreiſchen— in dieſem Augenblick warf Colt das Meſſer. f Ein kurzer ziſchender Laut, wie es die Luft durchſchnitt, jäh aufgeſogen von Kuan Lees Kleidern, ſeinem Blut, ſeinem Herzen. Der Chineſe wandte ſich, ſah ſeinen Mörder glaſig an, ſank zuſammen, lautlos. Colt war ſchon über ihm, er atmete ſtoßweiſe, aber ſeine Hände waren unheimlich ſicher, als ſie Kuan Lees Taſchen durchſtöberten. Schnell fanden ſie das Papier, das geeignet war, Colts Pläne, ſein neues Leben zu vernichten. Es war das einzige Verräteriſche, was der ſchlaue S mit in dieſes Haus gebracht hatte, das dem Laſter und damit der Polizei jederzeit offen ſtand. Colt lauſchte in den Korridor. Er blickte zurück, auf dem Tiſch glänzte etwas Goldenes. Kuan Lees Brille! Colt nabm ſie mit.—— Dreißig Jahre ſpäter fand er ſie, zufällig, als er ſein neues Nee e Haus bezog un im Begriff ſtand, die Reiſe anzutreten, die ſein, 12 50 eingleiſiges Leben krönen ſollte. Unter er Berührung des kühlen Goldes zuckte er eine Sekunde zuſammen— der Chineſe! Teufel, eine Sache war das geweſen! Dann dachte er ver⸗ ächtlich: Gerade auf dieſer Reiſe würde er die Brille tragen. Die Gläſer paßten, er war in den letzten Jahren wos geworden. Und ſo fuhr Herr Colt mit Kuan Lees Brille der höchſten Ehrung entgegen. Saß im Zug, las boshafte Zeltungdangr fe mochten 5 reden ſeine Vergangenheit durchwühlen— blieb alles ſtumm. Wenn Colt von der Reiſe zurück⸗ 1 e Unterredung hat mir klar ge⸗ daß Sie ae keine Sekunde zögern mich zu verwenden weil ich kam, war er unantaſtbar für alle, einer der ganz Großen des Land 5 Ades. eee ee r aus dem Draußen ſank der Abend über eine bedrückend eintönige Landſchaft, im Abteil war es ſchwül. Colt riß das Fenſter auf, letzte Sonnenſtrahlen fielen auf ſein zerfurchtes Geſicht, dem Kuan Lees Brille etwas Abſchreckendes verlieh... Und da ſah Colt vor ſich, unverrückbar im Tempo des Zuges mitgleitend, die Geſtalt eines Chineſen in ſchleppendem Kimono, nein, nein, das konnte nicht ſein— die Geſtalt des Herrn, „ Kuan Lee! N Colts Herzſchlag ſtockte, weit beugte er ſich ſenſter. Eine Halluzination? Nein, das war Kuan Lee, jetzt ſtand er an der Ma⸗ ſchine, auf den Trittbrettern des jagenden Zuges. Was wollte der verdammte gelbe Hund? Kuan Lee brachte eine Bahnüberführung heran, mit Mauerſtützen, eiſern, zerſchmetternd wie ein Felsſturz. An einer unſichtbaren Schnur hatte er Colts Kopf weit aus dem Zugfenſter herausgezogen— dann ließ er los, denn es war nichts mehr zu halten. 5 Etwas Merkwürdiges entdeckte ſpäter der Sachverſtändige für chineſiſche Kunſt bei der Unterſuchung der Brille, die den tödlichen Un⸗ glücksfall des Herrn Colt rätſelhafter Weiſe un⸗ verſehrt überſtanden hatte: Oberhalb des rechten Augenglaſes war im einfaſſenden Schlangenleib ein winziges Schuppenblättchen beweglich, und das Mikroskop enthüllte eine Zeichnung darauf, ein Wunder an minutiöſer Gravierkunſt, die Nagler eines ſtehenden Chineſen, die, je nachdem Reflexe auf das Brillengold fielen, im rechten Glas ſichtbar wurde, eine eigenartige, beinahe unheimliche Spielerei. Schutze den Hals pflege ihin täglich— gurgle trocten 9 45 60 u. 45 MH NO e 7 N. S e Kalhederblüten „Luſtige Entgleiſungen bekannter Profeſſo⸗ cen werden in den„Schleſiſchen Monatsheften“ mitgeteilt. 0 N So erklärte ein Hiſtoriker:„Zur Zeit der franzöſiſchen Revolution mußten viele Unſchul⸗ dige das Schafott beſteigen. Ich komme noch ſpäter darauf.“ Als Prof. Eulenburg eine pſychiatriſche Vor— leſung abhielt, waren die Präparate verwech— ſelt worden. Aergerlich fuhr der Gelehrte den ſchuldigen Aſſiſtenten an:„Ich habe doch die Gehirnerweichung und Kollege Volckmann hat das Delirium tremens!“ e Ernſt Häckel führte ſeinen Hörern in einer Vorleſung ein Präparat vor und bemerkte da⸗ zu:„Sie ſehen hier ein ſeltenes Exemplar eines Affenſchädels. Solche Schädel gibt es nur zwei in unſerer Stadt. Der eine gehört dem Muſeum, den andern habe ich.“ e Ein Philoſoph entſchuldigte ſich einmal bei ſeinen Hörern, die ſeine Ausführungen nicht gut verſtanden hatten, auf folgende Weiſe:„In bezug auf meinen letzten Vortrag möchte ich be⸗ merken, daß meine Werke überhaupt ſchwer ver⸗ ſtändlich ſind. Gewiß, aber ich ſchreibe ja auch nur für einen beſchränkten Leſerkreis“. Zum Schluß ein Stoßſeufzer aus unſeren Ta⸗ gen.—„Ja, meine Herren, es iſt wirklich trau⸗ rig“, klagte ein Profeſſor.„Heutzutage will alles auf die Univerſität, und jeder hält ſich für berufen, Medizin zu ſty ten. Zu meiner Zeit war das ganz anders! Da ſtudierte nicht 00 jeder Schafskopf, in meiner Heimatſtadt war ich der einzige!“ 0