* Vom Sonntag. Am Vormittag glaubte man, einen prächtigen Tag vor ſich zu haben. Es war nicht kalt, die Sonne blinzelte durch die Wolken. Am Nachmittag wurde es jedoch trübe und fing ein wenig an zu regnen.— Prinz Karneval regiert die Lande. Im Saftladen war am Samstag abend der erſte Maskenball. Narrheit iſt Trumpf. Im Taunhäuſer wurde der Reigen der Kappen⸗Abende eröffnet.— Der Geſangverein„Liederkranz“ brachte im Engelſaale die Operette„Die Winzerprinzeſſin vom Rhein“ zur Aufführung und hatte mit dieſer lebensſprühenden, humorvollen Operette wieder einen vollen Erfolg. * Holzabgabe. Wie in vorliegender Nummer bekannt gemacht wird, hat die Gemeinde mit der Abgabe des Bürgerholzes begonnen. Wir machen die Intereſſenten hierauf aufmerkſam. * Der Polizeibericht der letzten Moche meldet folgende Anzeigen: 3 wegen Vergehen gegen die Straßen- und Verkehrsordnung, Fahren ohne Licht; 1 wegen Körperverletzung und 3 wegen Dieb⸗ ſtahl und zwar ein Fahrraddiebſtahl, eine Dynamo⸗ Fahrradlampe Nr. 769434 und ein Gelddiebſtahl. Letzterer iſt bereits aufgeklärt und der Täter feſtge⸗ nommen. * Nochmals: Die Frau und der Chorgeſang. Der von uns unter dieſem Titel in der Freitag⸗Nummer erſchienene Artikel hat in der Samstag⸗Nummer einen Einſender in einer Art und Weiſe dazu Stellung nehmen laſſen, die in jeder Hinſicht den Boden der Sachlichkeit verläßt. Wir können dieſen Artikel nicht unwiderſprochen laſſen, weil wir darin eine Beſchimpfung der unter großen Mühen aufgebauten Frauenabteilung des Volkschors erblicken. Unſer Artikel behandelte dieſe Frage vom rein künſtleriſchen Standpunkt aus. Wenn der Ein- ſender in ſeinem Artikel Worte gebraucht wie:„Die Alten haben die Achtung verloren“ uſw., dann be- gibt er ſich auf ein Gebiet, das von uns, auch nicht andeutungsweiſe, erwähnt wurde. Nein, lieber Einſender, ſo iſt die Sache nun doch nicht. Sie wollen doch im Ernſt nicht behaupten, daß die Kinder ſchlechter erzogen werden ſollen, oder, daß das Familienleben geſtört wird, nur deshalb, weil die Frau einmal in der Woche eine Singſtunde, eine Turnſtunde, oder eine Verſammlung irgend eines Frauenvereins uſw. beſucht. Das Familien⸗ leben wird aber geſtört, wenn infolge der knappen Unterſtützungsſätze oder des niederen Lohnes des Mannes, die Frau den Kindern oft das Notwen⸗ digſte verſagen muß. Das Familienleben wird weiter geſtört, wenn die Frau tagsüber in der Fa⸗ brik arbeitet, während der Mann die Frauenarbei⸗ ten verſehen muß. Das Familienleben wurde wei⸗ ter geſtört, wenn man im Kriege der Frau den Mann oder die Söhne, den Kindern den Vater genommen hat. Fragen Sie einmal die Krieger⸗ witwen und Waiſen, wer der Zerſtörer ihres Fa⸗ milienlebens iſt. Nein, lieber Einſender, das Po⸗ lonaiſeſtehen während des Krieges hat doch mancher Frau die Augen geöffnet. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn gar manche Frau aus ihrer Gleich gültigkeit erwacht iſt, und heute zu den Zeitgeſcheh⸗ niſſen Stellung nimmt. Auch die Frauen müſſen den irdiſchen Leidensweg gehen, genau wie der Mann. Voll Achtung betrachtete ich kürzlich ein Bild in der„Berliner Illuſtrierten“, das die be⸗ deutendſten weiblichen Chirurgen des In- u. Aus⸗ landes zeigte. Auch in der Frau ſchlummern Ta⸗ lente, die ſich jedoch nicht durch ein Vermauern in die vier Wände entdecken laſſen. Wir wollen Ihnen hierin abſolut keine Belehrung erteilen, je nach der Weltanſchauung läßt ſich hierzu noch manches ſagen. Sie kennen ſicher den Satz„Böſe Menſchen haben keine Lieder“. Ich nehme nicht an, daß Sie Ihren Artikel aus Böswilligkeit, ſondern aus Un- kenntnis geſchrieben haben. Kommen Sie einmal in unſere Singſtunden, ſehen Sie wie unſere Frauen und Mädchen um den Flügel ſitzen und die herr⸗ lichen Weiſen des deutſchen Liederſchatzes ſingen. Hören Sie einmal„Das alte Lied“, das die Mutter in ihrer herrlichſten Geſtalt beſingt; fühlen Sie nicht, welche erzieheriſchen Werte aus dieſem quellen⸗ den Born zu ſchöpfen ſind? Hören Sie einmal die„Neunte Symphonie“, geſungen von unſerem Bruderverein der Mannheimer„Volksſingakademie“, mit dem wunderbaren Schlußchor„Alle Menſchen werden Brüder“. Jawohl, auch die Frau darf eine Stunde in der Woche ſich dem Chorgeſang, der Turnerei, dem Wanderſport oder ſonſt einer Sport- art widmen. Darum braucht noch lange nicht die Familie vernachläſſigt zu werden. Ich kenne eine ganze Anzahl ergrauter Sangesſchweſtern, bei keiner konnte ich jedoch die von Ihnen wider beſſeres Wiſſen geſtellten Behauptungen feſtſiellen. Daß auch die Frau, die im Viernheimer Volkschor ſingt (auch ohne äußeren Ruhm und„Dekorierung“), eine gute Mutter ſein kann, daß dürfen wir mit Stolz von unſeren Sangesſchweſtern behaupten. Deshalb, ihr Viernheimer Frauen und Mädchen:„Pflegt den Chorgeſang, aus dem Liede ſchöpft ihr die Kraft, die Euch hilft, das Daſein zu erleichtern, aus dem Liede ſchöpft ihr den Glauben an eine beſſere und lichtere Zukunft, für Euch und die geſamte Menſchheit“. Volkschor Viernheim J. A.: Ludwig Benz, Schriftführer. » Geſangverein Flora. Nachdem der Verein in den letzten zwei Jahren infolge der Un⸗ gunſt der Verhältniſſe von jeder größeren Veran- ſtaltung Abſtand genommen hatte, hat der Vorſtand nun auf Drängen, hauptſächlich aus Kreiſen der jüngeren Mitglieder, den Beſchluß gefaßt, in dieſem Jahre wieder und zwar am Samstag, den 30. Januar, einen Maskenball zu veranſtalten. Es ſoll dadurch den Mitgliedern nebſt ihren Angehörigen, ſowie Freunden und Gönnern der Flora nach ſo langer Zeit wieder einmal Gelegenheit geboten wer— den, einige frohe Stunden in trautem Sängerkreiſe zu verbringen. Lachen iſt geſund! ſagt ein altes Sprichwort. Wer wollte nun beſtreiten, daß ein befreiendes Lachen, ausgelöſt durch den bei einer ſolchen Veranſtaltung üblichen Humor, für uns ſor⸗ genbeladene Erdenbürger heute nicht noch notwendiger iſt, als zu Zeiten, da jeder ſeiner Arbeit nachgehen konnte und infolgedeſſen auch ſein Auskommen hatte, wo Sorge und Not für den größten Teil unſerer Volksgenoſſen noch unbekannte Begriffe waren. Von dieſem Geſichtspunkte aus möchten wir nun auch die Veranſtaltung unſeres Maskenballs betrachtet wiſſen. Nicht unerwähnt möchten wir aber auch laſſen, daß in finanzieller Hinſicht auch keine größe⸗ ren Anforderungen an den Geldbeutel der Beſucher unſeres Maskenballs geſtellt werden, als es im Falle einer Weihnachts- oder Neujahrsveranſtaltung geſchieht. Unſere Eintrittspreiſe ſind der Zeit ent⸗ ſprechend ſo niedrig kalkuliert, daß jedem die Mög- lichkeit zum Beſuche der Veranſtaltung gegeben iſt. Erwähnt ſei noch, daß die Alexander ⸗ Hauskapelle Hanf(Driginal⸗Jazz) zum Tanz aufſpielt und daß ſomit die beſte Gewähr für ein gutes Gelingen ge⸗ geben iſt. Wir laden heute ſchon alle Mitglieder nebſt Angehörigen, ſowie Freunde und Gönner recht herzlich ein. Maskenkarten find im Vorverkauf zu haben: Lorſcherſtraße 37, Bismarckſtraße 40 und im Lokal zum Storchen. Parole: Auf zum Flora⸗ Maskenball im Fürſten Alexander am 30. Januar. Sport und Spiel. g Das Nothilfeſpiel in Viernheim. Weinheim 4:0 geſchlagen! In vorbildlicher, dankenswerter Weiſe hat der deutſche Fußballbund die ihm angeſchloſſenen Ver- eine angewieſen in ihren Orten Nothilfeſpiele durch- zuführen, um ſich ſo in den Dienſt der Wohltätig⸗ keit und Hilfsbereitſchaft zu ſtellen. Viernheim hatte als Gegner den alten Rivalen der Kreisliga Fuß ballverein Weinheim. genommen. Um den Bezirkspokal ngen Saar Mundenheim— MFC. 08 1·2 1. FC. Kaiſerslautern— Phönix L'hafen 39 Boruſſia Neunkirchen—- VfR. Mannheim 3:2 Aula ces ichts los eff Preisdiktatur im Inventur- für alle Reste und Restposten! Ausverkauf Ab Dienstag früh ½9 Uhr bringen wir U N 1 auf Extratischen gewaltige Mengen Fabrikreste uncl Abschnitte ſacamadcaaaaaggagganadnaaagannangannaunaunananm Ein Posten Frottier-Reste, Schlaf- neccken u. Moltonreste 3 jeder Rest... 20, Ein Posten Seiten- u. Munstseiden- Restebis 60 em Länge, jeder Rest 753 50 2 aa Ein Posten Hemden-Popelinereste größere Maße, für Hemden Meter im Rest 25, 75. 3 klein. Maße, ſüt Eins., Mtr. i. R. 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Morgen Dienstag Vormittag wird an Rezeß⸗ holz für 1932 abgegeben: Auflage Großes Losholz vom älteſten Orts⸗ Betrag bürger bis Georg Schalk 1., geboren 8. 12. 60 5. 5 5 Kleines Losholz(Kiefern⸗Scheit) von Ferdinand Pfenning 1., geb. 14. 3. 62 bis Jakob Bugert 6., geb. 18. 2. 75 Kleines Losholz(Kiefern⸗Knüppel) von Alexand Weidner 1. geb. 2. 1. 81 bis Joh. Haas 18, geb. 20. 3. 88 Eichen⸗Knüppel von Michael Man- del 15., geb. 11. 12. 97 bis Adam Weidner 15., geb. 24. 10. 99 Kiefern⸗Stöcke von Martin Ecker 2., geb. 7. 5. 91 bis Pet. Buſalt 2., geb. 15. 9. 91 8 5: 5 Buchen⸗Stöcke von Johann Kempf 10. geb. 5. 1. 83 bis Nikolaus Helfrich 4. geb. 27. 2. 83 5. 5 b Eichen⸗Wellen von Franz Brechtel 1., geb. 21. 6. 06 bis Joh. Mandel 29., geb. 25. 9. 06 5 5 Abwechſelnd Kiefern⸗ Wellen bezw. Knüppelreiſig von Franz Mandel 2. geb. 21. 2. 86 bis Kaſpar Englert 2. geb. 22. 6. 97 1.50 bezw. 3.— Viernheim, den 18. Januar 1932. Winkenbach. Sänger Einheit Der Verein beteiligt ſich an der am Dienstag nachm. 3 Uhr ſtattfindenden Beerdigung unſeres verſtorbenen Sangesbruders, Herrn Peter König Die Sänger verſammeln ſich bereits um 2 ¼ Uhr im Lokal zu einer kurzen Probe. Die roten Liederbücher mitbringen! Reſtloſe Beteiligung Ehrenſache! Der Vorſtand. 3 Zimmer u. Küche mit Zubehör ſofort zu vermieten. Jünglings-Sodalſtat. 8 Wir l i . Cheung 015 die fasten 1 Mitglieder der DJK. zur A enerel-Versammlunp ee Unserer Sportanleneng Dag für Dienstag Abend halb 9 Uhr in die Sporthalle freundlichſt ein. Es möge kein DiKler u. Freund der Kath. Jugend fehlen. Caden zur Zeit Kolonialwaren⸗ geſchäft, mit oder ohne Wohnung, ſofort zu ver⸗ mieten. Näheres beim Verlag. J. A* Euer Präſes Cella. Fiim- Feast Felix Bressart der Schrecken der Garnsan eule lsleimsis im b 1p Verſäume niemand dieſen erſtklaſſigen Tonfilm⸗Schlager lle Tontim- Lachkanone der Saison. 2. Filmwerk „Llachtlok a!“ Das zu Herzen gehende Mutterfilm⸗ werk 3. Miky Maus Tonfilm 4. Schöne Matur-Aainahmen. Alles beſucht noch heute Abend den Preſſart, die Engliſch, die Sandrock, die Evelyn Holt und Erna Morena. Sie werden es nicht bereuen. ade Malin. Herrn Viernheim. b An das Abholen der Krankenſcheine wird nochmals erinnert. Der Vorſtand. Frühjahrs⸗Dünger zu den neu herabgeſetzten Preiſen. Am Lager vorrätig: Thomasmehl, Kaliſalz, Kainit, Rohlenſaurer Düngerkalk in Original 1 Ztr.⸗Säcken. Alois Walter. Prelsabschlag Hocnnuller Aaolnerelguler nw f. 30 Techuller pfund J, 50 ld Schwelzerhäse, bnd- 90 Dazu 5 0 Raban Pfund 1.05 Vor einer ſtattlichen Zu- ſchauerzahl wurde für die am letzten Sonntag in Weinheim erlittene 3:4 Niederlage 4:0 Revanche von Reparationen betonen, viernheimer Anzeiger rern- enbelmer Nadricter Viernh eimer Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und 150 et 19 Feiertatbe.— Bezugspreis monatl. 10 ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 5 recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathaus ſir Keine Reparationen mehr! Lauſanner Konferenz ſoll verſchoben werden. Einig ſind wir uns alle ohne Unterſchied der Partei darüber, daß Deutſchland keinerlei politiſche Zahlungen mehr leiſten kann. Wären wir uns, wie im Ziel auch im Weg einig, wären wir uns ins⸗ beſondere darüber einig, daß eine Regierung, die die Forderung der endgültigen Beſeitigung der Re— parationen in Lauſanne zu vertreten ſich anſchickt, nuch eine abſolute einheitl. u. geſchloſſene Front im Lande als Rückendeckung haben muß, dann wäre der Kampf in Lauſanne ſchon zum guten Teil ge— wonnen. Leider ſind wir nicht in der glücklichen Lage wie andere Länder, die, wenn es ſich um die Ver— teidigung des Landes nach außen handelt, alle par— teiiſchen Rückſichten beiſeite ſtellen und unbeküm— mert um im übrigen auch noch ſo tiefgehende Ge— genſätze geſchloſſen hinter denjenigen Männern ſte— hen, die das Intereſſe des Landes zu verteidigen ſich bemühen. Und wie günſtig ſtänden Deutſchland gegenwärtig die ſolche gerade bei uns in Situation, um eine nationale Einheitsfront zu ſchaffen. Wenn wir die Unmöglichkeit der Fortzahlung dann brauchen wir uns ja gar nicht einmal in erſter Linie auf die Er— fahrungen und die Notſtände im eigenen Lande zu ſtützen, ſondern das Ausland ſelber hat durch ſeine erfahrenſten und gewiſſenhafteſten Sachverſtändi— gen auf Grund einer auch nicht die geringſte Klei— nigkeit außer Acht laſſenden genauen Prüfung der deutſchen wirtſchaftlichen und finanziellen Verhält— niſſe durch den Baſeler Bericht die Feſtſtellung ge— troffen, daß Deutſchland zur Fortſetzung der hisheri— gen Reparationszahlungen unfähig ſei. Daß dieſe Zahlen nicht nur das wirtſchaftliche Elend in Deutſchland, ſondern in der ganzen Welt verurſacht haben, und daß die Erzwingung weite— rer Zahlungen die Wirtſchaftsnot ſteigern und zur Kataſtrophe führen müſſe, iſt gleichfalls Erkennt⸗ nis und Ueberzeugung der Sachverſtändigenberater aus allen beteiligten Ländern. In der italieniſchen Preſſe iſt jetzt das Wort geprägt worden, daß endlich Schluß gemacht wer— den ſoll mit der europäiſch-amerikaniſchen„Blut— rechnung“. Von Amerika iſt eine unmittelbare Initiative nach Lage der Dinge nicht zu erwarten. Aber die amerikaniſche Regierung wird, wenn man ſich erſt in Europa verſtändigt hat, gewiß bereit ſein, die entſprechenden Folgerungen zu ziehen. Die Entſcheidung liegt in erſter Linie bei England, und dann erſt bei Frankreich. Wenn England ſeine grundſätzliche Bereitſchaft zur Streichung der etwa 250 Millionen Goldmark, die es von Frankreich zu fordern hat, erklärt, würde Frankreich eine wich— tige Waffe in ſeinem zähen Kampfe um die Auf— rechterhaltung der deutſchen Zahlungen entwunden ſein. Freilich würde England die Sicherheit ha— ben müſſen, daß Amerika in eine entſprechende Streichung der engliſchen Schulden bei den Verei— nigten Staaten einwilligen würde. i Das Feſthalten an dem Grundprinzip der Zah— lung von Reparationen würde nichts anderes be— deuten, als daß wegen weiter anhaltender Unruhe und Unſicherheit die Wiederkehr des Vertrauens einfach unmöglich iſt und daß damit die Zerſtörung der noch unverſehrt gebliebenen Reſte der Produk⸗ tions⸗ und Wirtſchaftskräfte der Welt weiter ſich fortſetzt. Man darf doch ſchließlich auch nicht vergeſſen, daß mit einer weiteren Verſchlechterung der wirt⸗ ſchaftlichen Lebensbedingungen auch der innere Friede der Nationen mehr und mehr gefährdet wird. Die zerſtörenden Kräfte, die ſich ja jetzt ſchon unheilvoll bemerkbar machen, würden ein wei⸗ teres rieſiges Agitationsfeld und einen gewaltigen Zulauf an Kämpfern erhalten, die zu allem ent⸗ ſchloſſen ſind, um gegen die ihre Exiſtenz zerſtören⸗ den Kräfte ſich zur Wehr zu ſetzen. f 1 Die Vertagung von Lauſanne, für die ſeit einigen Tagen in der franzöſiſchen Preſſe Stim⸗ mung gemacht wurde, ſcheint nun leider Wirklichkeit zu werden. Die kurz vor Redaktionsſchluß einge⸗ laufene Havaserklärung beſtätigt, daß die Franzoſen tatſächlich die Löſung des Reparations⸗ problems wiederum auf die lange Vank ſchieben wollen. Eine Verſchleppung bedeutet aber nur eine Verſchlimmerung unſerer Lage, die durch das Baſeler Gutachten doch eigentlich hinreichend ge⸗ klürt ſein dürfte! Frankreich will Seit gewinnen Zeitung Anzeigenpreiſe: (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 932. Verſchiebung der Cauſanner Konferenz Eine Havas⸗Erklärung— Stillſchweigende Derlängerung des Hoover moratoriums wtb. Paris, 19. Jan. Agentur Havas unter Hinweis auf die gegenwärtig In einer ſichtlich offiziöſen Charakter tragenden Auslaſſung erklärt die zwiſchen den am Poungplan intereſſierten Mächten geführten diplomatiſchen Verhandlungen und insbeſondere den geſtrigen Beſuch des deutſchen Votſchaf— ters bei Miniſterpräſident Laval: Wegen der Wahlen, die im Laufe des Jahres in Frankreich, Deutſchland und den Vereinigten Staaten ſtattfinden ſollen, verbreitet ſich in den intereſſierten internationalen Kreiſen immer mehr die Anſicht, daß man gegenwärtig unmöglich zu einer detaillierten endgültigen Löſung des Repara— tions- und Kriegsſchuldenproblems gelangen kann. einig zu ſein, für Deutſchland das am 1. Juli 1932 ablaufende Hoover-Moratorium neuern und unter gleichen Bedingungen für ſechs Monate oder ein Jahr zu verlängern. Man ſcheint jetzt in Paris und London darüber lediglich zu er— Gleichzeitig würden die europäiſchen Schuldner der Vereinigten Staaten, die Gläubigeranſprüche an Deutſchland 2 haben, in einer gemeinſamen Erklärung für ihre Rechnung von der amerikaniſchen Regierung als Bedingung und während der Dauer des neuen Deutſchland zu bewilligenden Moratoriums gleiche Behandlung fordern. Wenn die Verſtüändigung auf dieſer Grundlage zwiſchen den Unterzeichnern des Moungplanes auf diplomatiſchem Wege erzielt werden kann, wird die Lauſanner Konferenz vor— läufig gegenſtandslos werden, da der Kern des Problems nicht vor Ablauf des Jahres von den intereſ— ſierten Regierungen erörtert werden wird. Unter dieſen Umſtänden könnte eine Zuſammenkunft von Finanzſachverſtändigen für die Ausarbeitung eines zwecks ſtillſchweigender Verlängerung des laufen— den Hoovermoratoriums notwendigen Abkommens genügen. Zur Feier des RNeichsgründungstages Gedenkſtunde im Rundfunk— Innenminiſter Gröner gegen den Parteihader Berlin, 18. 1. Zum Gedenken der heute vor 61 Jahren erfolgten Gründung des Deutſchen Reiches wurde heute abend durch den Deutſchen Rundfunk eine feierliche Veranſtaltung über- mittelt, in deren Verlauf Reichsinnenminiſter Dr. Groener ſprach. Wiederum, ſo erklärte der Miniſter u.a., kämpft das deutſche Volk um ſeine Rettung aus tiefer Not, um ſeinen Wiederaufſtieg als große Na- tion. Dabei ſtehen weniger die materiellen Gü— ter auf dem Spiele, als vielmehr die geiſtigen und moraliſchen Kräfte. Eine geiſtige Wieder— geburt aber kommt nicht von ungefähr und nicht von außen. Die Wurzeln dieſer Erneue— rung liegen in der Vergangenheit. In der Pflege der geiſtigen Errungen⸗ ſchaften unſeres Volles liegt die Voraus⸗ ſetzung für unſere Rettung und den na⸗ tionalen Wiederaufſtieg. Der Redner erinnerte an die am 18. Januar 1871 erfolgte Vollendung der Neugründung des Reiches. Zwei hehre Geſtalten, erklärte er, ragen aus dem Bilde von Verſailles von 1871 hervor. Bismarck und ſein königlicher Herr, Wilhelm J. Dieſer hiſtoriſchen Geſtalten heute zu gedenken. iſt ein Gebot vaterländiſcher Pflicht. Dune dieſe beiden Perſönlichkeiten iſt die Einheit des deutſchen Volkes verwirklicht worden. Doch welch ein Unterſchied zwiſchen damals und heute! Das Band, das die Reichsgründung um das deutſche Volk geſchlungen, war für das zweite Verſailles unzerreißbar. Erhobenen Hauptes dürfen wir daher trotz allem Widrigen der Gegenwart des Reichsgründungstages geden— ken. Was ſchwer errungen, hatte in ſich die Kraft des Beſtandes. Die Einheit des Reiches überſtand die Schreckniſſe des Weltkrieges, das Elend des Zuſammenbruches, den Wandel von der Monarchie zur Republik, den Krieg im Frieden, den der Ruhrkampf bedeutete. Wo die Einheit des Reiches auf dem Spiele ſtand, gab es keine Parteien. So ſoll und muß es bleiben. Der Reichsgründungstag mahnt alle Volks- genoſſen, zuſammenzuſtehen in Brüderlichkeit und Einigkeit. Fort mit dem häßlichen Streit der Parteien, der unſer ganzes Volksleben ver— giftet. Es muß möglich ſein, eine neue Gemein— ſamkeit herzuſtellen, die auch jene politiſchen Lager umfaßt, die ſich heute als erbitterte Fein— de gegenüberſtehen. Die einzige Grundlage ei— ner ſolchen Einigung aber kann nur die Nation ſein. Ihr Ziel und ihr Wahrzeichen iſt und bleibt die Freiheit und Gleichberechtigung der deutſchen Nation. Von dieſer Grundlage der nationalen Einigkeit aus werden ſich auch die Probleme löſen laſſen, die unſer Verfaſſungs— leben aufwirft. Es iſt ebenſo verkehrt, die Verfaſſung von Weimar in Bauſch und Bogen zu verwerfen, wie in ihr ein unveränderli⸗ ches, ſtarres Symbol zu ſehen. Organiſche Ausführung und Entwicklung der Verfaſſung iſt die Aufgabe der politiſchen Kräf— te. Es kommt weniger darauf an, einzelne Ver faſſungsbeſtimmungen zu ändern, als dieſe durch den Geiſt, in dem ſie ausgeführt werden, den lebendigen Bedürfniſſen des Staates und der Nation anzupaſſen. Der Leidensweg des deutſchen Volkes muß dieſem eine dauernde Lehre ſein, daß allein die eigene geſchloſſene Kraft ihm den Weg in die Zukunft bahnen kann. Schwerer politiſcher Juſammenſtoß Zwei Tote, ſieben Verletzte wib. Berlin, 19. Jan. In der Lauben⸗ kotonie Felſeneck in Reinickendorf⸗Oſt am Schönholzer Weg kam es heute früh gegen 9.45 Uhr zu einer ſchweren Schießerei zwiſchen Nationalſozialiſten und Kommuniſten. Bis⸗ her ſind zwei Tote, ein Schwer⸗ und ſechs Leichtverletzte zu verzeichnen. Bei den Toten handelt es ſich um den 60⸗jährigen Profeſſor und Kunſtmaler Ernſt Schwarz aus Frohnau, der der nationalſozialiſtiſchen Partei angehört und um den 50 Jahre alten Arbeiter Fritz Klemke aus der Kolonie Felſeneck, der der 49. Jahrgang KPD. angehört. Der Kunſtmaler wurde durch einen Meſſerſtich in die Herzgegend getötet. Die politiſche Polize. und die Mordkommiſſion weilen zur Klärung des Tatbeſtandes an Ort und Stelle. Bisher wurden etwa 50 Verhaf⸗ tungen vorgenommen. Die Verletzten wurden nach ihrer Vernehmung dem Krankenhaus Rei⸗ nickendorf zugeführt. Eine Rede Oberfohrens enb. Kaſſel, 19. Jan. Bei einer Reichsgrün⸗ dungsfeier der Kaſſeler Deutſchnationalen hielt der Vorſitzende der deutſchnationalen Reichstagsfrak⸗ tion Dr. Oberfohren eine Anſprache, in der er u. a. ſagte, die„nationale Oppoſition“ mache der Reichsregierung und vor allem dem Reichskanz— ler den Vorwurf, daß ſie durch ihre Aktion die Präſidentſchaft des Generalfeldmarſchalls zon Hin- denburg auf parlamentariſchem Wege zu verlän— gern, die ehrwürdige und vom deutſchen Volk als Symbol empfundene Figur des großen Heerführers verkleinert habe. Zur außenpolitiſchen Lage führte Dr. Ober— fohren aus, daß es mit dem Worte des Reichstanz— lers, Deutſchland könne keine Tribute mehr zahlen, allein nicht getan ſei. Das Wort müſſe dadurch ergänzt werden: Wir wollen keine Tribute mehr zahlen, wir haben es auch nicht mehr nötig, denn was in der Lanſing-Note von 1918 gefordert wor— den iſt, hat Deutſchland reſtlos erfüllt; ja nach der rechtlichen und ſachlichen Seite hätte Deutſchland ſogar das Recht, von Frankreich nicht unerhebliche Beträge zurück zu verlangen. Deutſchland müſſe auf die Teilnahme an der Abrüſtungskonferenz ver— zichten, weil die maßgebliche Forderung, Gewäh— rung von Wehrfreiheit und Wehrgleichheit, von der Abrüſtungskonferenz nie erfüllt werden würde. Die Kriegsſchuldlüge müſſe in öffentlicher Form wider— rufen werden. Die Frage der 2 2* Bierpreisſenkung wtb. Berlin, 18. Jan. Die heutige Mitglie— derverſammlung des deutſchen Brauereibundes beſchäftigte ſich u. a. mit der Frage der Bier⸗ preisſenkung. Wie WTB.⸗Handelsdienſt dazu erfährt, war die Verſammlung einſtimmig der Auffaſſung, daß ohne eine fühlbare Senkung der Bierſteuer eine Ermäßigung des Bierprei— ſes nicht vorgenommen werden könne. Nur durch eine gleichzeitige Bierſteuerſenkung in einem Ausmaß, das eine Verbilligung des ein drittel Literglaſes um mindeſtens fünf Pfen— nige ermögliche, könne eine Wiederbelebung des Konſums erreicht werden. Eine Kommiſſion wird morgen vormittag die Vorſchläge des Reichskommiſſars für Preisüberwachung an— hören. Cetzte Radiomeldungen Geſchloſſener Uebertritt der Landvolkpartei in Waldeck zu den Deutſchnationalen. cnb. Berlin, 19. Jan. Der erweiterte Vor- ſtand der Chriſtlichnationalen Bauern⸗ und Landvolkpartei in Waldeck hat— den Blättern zufolge— den Beſchluß gefaßt, dieſe Partet⸗ organiſation aufzulöſen unter geſchloſſenem Uebertritt zur Deutſchnationalen Volkspartei. Bis zur Aufnahme Waldecks in Preußen war dieſe Partei die weitaus ſtärkſte Partei des Landes Waldeck, vie in dem dortigen Landtag faſt die abſolute Mehrheit aller Sitze beſaß. Strenge Schutzmaßnahmen in Bilbao. wtb. Belbao, 19. Jan. Wie Havas berichtet, hat die Regierung wegen der blutigen Zuſam⸗ menſtöße am Sonntag zwiſchen Traditionali⸗ ſten und Sozialiſten in Bilbao ſtrenge Schutz⸗ maßnahmen angeordnet. Bisher ſind 51 Per⸗ ſonen verhaftet worden. Die Stadt wird mili⸗ täriſch bewacht. In Sagunto und anderen Städ⸗ ten der Provinz Valencia iſt es zu ernſten Streilzwiſchenfällen gekommen. Aus Valencia find Truppen nach Sagunto abgegangen. pulſchpläne in deſterteich: Sozialdemokratiſche Geheimbefehle im Falle eines Putſches Wien, 18. 1. Wie das chriſtlich⸗ſoziale„Wie— zer Montagsblatt“ erfährt, fand man im Otta⸗ tringer Arbeiterheim außer Waffen und Muni⸗ tion in einer eiſernen Kaſette auch zahlreiche Schriftſtücke mit einem bis in die kleinſten Ein⸗ zelheiten ausgearbeiteten Plan für ein bewaff⸗ netes Vorgehen der ſozialdemokratiſchen Par⸗ teigruppen im innerpolitiſchen Ernſtfalle ſowie Befehle für die Beſetzung öffentlicher Gebäude, Verhaftung politiſcher Gegner, für die An⸗ griffsweiſe der Sturmabteilungen, die Errich⸗ tung von Barrikaden und die Organiſierung eines diktatoriſchen Sicherheitsdienſtes. *. Der öſterreichiſche Innenminiſter kündigt ein neues Entwaffnungsgeſetz an. Wien, 18. 1. In einer Unterredung mit ei⸗ nem Vertreter des„Wiener Morgens“ erkärte) Inneénminiſter Winkler, er beſchäftige ſich mit! der Ausarbeitung eines Geſetzes, das den Staat als alleinige Träger der Machtmittel von jedem anderen Einfluß befreien ſolle. Die! Bundesregierung werde die Aktion zur inne⸗ ren Abrüſtung ſtreng unparteiiſch durchführen Schutz der bäuerlichen Veredelungs⸗ wirkſchaft Abſchluß der Kabinettsberatungen Berlin, 18. 1. Das Reichskabinett beſchäftigte ſich in ſeiner heutigen Sitzung mit dem Schutze der bäuerlichen Veredelungswirtſchaft. Die Be⸗ ratungen ſind zum Abſchluß gelangt. Die zu treffenden Entſcheidungen werden alsbald ver— 6 f öffentlicht werden. 7 Rom Regierung Paris, 18. 1. Nach einer Meldung aus Liſſa⸗ bon ſind in den beiden letzten Tagen etwa 50 Perſonen, die verdächtig ſind, an einem Kom⸗ plott gegen die Regierung teilgenommen zu ha— ben, feſtgenommen worden. Gegenwärtig, herr⸗ ſche in Liſſabon völlige Ruhe, doch ſtänden Truppen alarmbereit. Maßnahmen gegen Ueberfällung der Hochſchulen? Bei den bisherigen Verſuchen zur beratung für Schüler der Oberſtufe der hö— heren Lehranſtalten hat ſich gezeigt, daß die bloße Warnung vor dem Hochſchulſtudium kei— nen Erfolg hat. Vorbedingung iſt vielmehr die Oeffnung anderer Berufslaufbahnen. Der Deutſche Philologenverband hat daher Schritte getan, um durch Fühlungnahme mit Wirt— ſchaftskreiſen wenigſtens die Unterbringung der Abiturienten des Jahrgangs 1932 in prak— tiſchen Berufen zu erreichen. Wie wir hören, beabſichtigt nunmehr auch das Reichsminiſte— rium des Innern die gleiche Aufgabe in An— griff zu nehmen. Am 23. Januar ſoll zu die- ſem Zweck im Reichsminiſterium des Innern eine Beſprechung mit den Spitzenverbänden von Handel, Technik und Induſtrie und ande— ren intereſſierten Stellen ſtattfinden, um Wege zu ſuchen, durch Schaffung von Beſchäftigungs— möglichkeiten die ſtarken Abiturientenjahrgänge der nächſten Jahre dem akademiſchen Arbeits- markt fern zu halten. Bei der ſchweren Berufs— not der Schüler der höheren Schulen würde ein Erfolg dieſes Verſuches einen großen Schritt vorwärts bedeuten. Berufs⸗ 8 Abg. Schäfer und die n. s. d. g. p. Darmſtadt, 18. Jan. Die nationalſozialiſtiſche Gaupreſſeſtelle teilt mit: Der Gauſchatzmeiſter der NSDa. Heſſen hat bei einer vorläufigen Prü⸗ fung der Kaſſenbücher feſtgeſtellt, daß der durch die Boxheimer Affäre bekannt gewordene Abgeordnete Schäfer etwa 150 Mark veruntreut har. Danach wurde bei der Staatsanwaltſchaft Anzeige einge⸗ reicht. Schäfer richtete nun an die Preſſe eine „Berichtigung“, in der er ſaat, daß er niemals Jö Tage geheim gehalten: Furchtbare Gelder unterſchlagen habe, daß ſein Doktordiplom tatſächlich echt ſei, daß er nicht zur ſozialdemokra⸗ tiſchen Partei übergetreten ſei und daß er demzu⸗ folge durch ſeinen Rechtsbeiſtand gegen ſeine Ver⸗ leumder Klage einreichen werde. Dazu werde feſt⸗ geſtellt, daß der Gauſchatzmeiſter im Augenblick eine Unterſuchung durchführe, die einwandfrei er⸗ geben habe, daß durch Schäfer Veruntreuungen tatſächlich erfolgt ſind. Zu gegebener Zeit werde von der Höhe der Veruntreuungen noch genauer geſprochen werden. 115 4 . Eiſenbahn⸗ kalaſtrophe bei Moskau 68 Tole und 128 Verletzte— zwei Züge ſueinandergeſahren— Lokomotive fährt in den Trümmerhaufen— Weit erer Jug vor gleichem Schicksal in letzter Minute bewahrt— verbrecheriſche nachläſſigkeit Moskau, 18. 1. Erſt jetzt berichten Moskauer Zeitungen über ein ſurchtbares Eiſenbahnun⸗ glück, das ſich am 2. Januar in der Nähe von Moskau ereignet hat, 68 Menſchen das Leben koſtete und 128 Verletzte forderte. Auf der Strecke nach Kaſan wurde am 2. Januar gegen 5 Uhr nachmittags von Moskau ein Zug abge— laſſen, dem nach einigen Minuten ein zweiter folgte. Der erſte Zug paſſierte mit drei Minuten Verſpätung die Station Koſſino, die 17 Kilo⸗ meter von Moskau entfernt liegt. Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof von Koſſino warf ſich plötzlich ein Mann vor den Zug, er wurde von den Rädern der Lokomotive getötet. Der Loko— motivführer hielt den Zug ſofort an. Der nachfolgende Zug brauſte, da ein Warnungsſignal nicht abgegeben worden war, mit höchſter Geſchwindigkeit durch die Station Koſſino und fuhr auf den haltenden Zug auf. Die beiden Züge ſchoben ſich mit einer derarti— gen Wucht ineinander, daß eine ganze Anzahl von Wagen aus den Schienen geriſſen wurden. Aus den Trümmern wurden 68 Tote und 128 Verletzte geborgen. Kurze Zeit nach dieſem Unglück kam aus ent⸗ gegengeſetzter Richtung eine Reſervelokomotive und fuhr in den Trümmerhaufen. Wenige Mi⸗ nuten ſpäter näherte ſich dem Unfallort ein wei⸗ terer Zug, der aber dank der Aufmerkſamkeit eines Stationsbeamten aufgehalten werden konnte. Elf Eiſenbahnbeamte werden ſich in den nächſten Tagen wegen dieſes Unglücks vor dem Oberſten Gericht der Sowjet-Union zu verant⸗ worten haben. Den Angeklagten wird vorge— worfen, das Unglück dadurch verſchuldet zu ha⸗ ben, daß ſie die einfachen Sicherheitsregeln außer acht gelaſſen haben. Die Anklage lautet auf verbrecheriſche Nachläſſigkeit. Man erwar⸗ tet, daß gegen die Beamten die Todesſtrafe ver⸗ hängt werden wird. rr Profeſſor Georg Kerſchenſteiner, der berühmte Münchener Pädagoge und Re⸗ formator des Volksſchulweſens, iſt im Alter von 78 Jahre in München geſtorben. Auch guf dem Gebiete des Fortbildungsſchulwe— ſens hat ſich Profeſſor Kerſchenſteiner große a Verdienſte erworben. Das Medaillonbild Roman von Annn v. Panhuis. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) (47. Fortſetzung.) Renate erklärte, daß ſich die Karte des Herrn nicht fände und das Mädchen nicht wiſſe. was auf der Karte geſtanden. Das hatte der Beſucher nur hören wollen. Vorläufig war es für alle Fälle beſſer, wenn Karl Kruſes Na⸗ men aus dem Spiel blieb. Alles ſchien ja nach Wunſch zu gehen. Er führte das Taſchentuch an die Augen. „Wie konnte ich vorgeſtern ahnen, ich würde die Liebe, Gute nicht mehr lebend wiederſehen. Darf ich zu ihr, Fräulein Re⸗ nate?“ Renate war viel zu verſtört, um es auf— fallend zu finden, daß Otto Holz ſie ſo ver⸗ traulich Fräulein Renate nannte. Der Tod war zm Hauſe geweſen, das mildert auch die Ge⸗ danken. Renate dachte nicht gut über Otto Holz, ſie konnte es nicht nach dem, was ihr die liebe Tote vorgeſtern erzählt hatte, aber jetzt trat das weit zurück. Sie wollte ihm nicht verweigern, die alte Frau noch einmal zu ſehen, der er bitteren Kummer bereitet durch einen ſchlechten Lebenswandel. Sie öffnete vor ihm das Zimmer, darin die Tote aufgebahrt war, und blieb draußeg, wartete auf dem Gange, bis er wiederkam. Ihr Mitleid erwachte, als ſie ihn dann ſah. Wie ſchleppend ſein Gang war, wie mühſam er Haltung zu bewahren ſuchte. Der Toten gegen⸗ ſein. So ein Alleinſein mit einer Toten konnte wohl den leichtſinnigſten Menſchen aufrütteln. Sie ließ ihn jetzt in das rote Zimmer ein⸗ treten. Sie bot ihm Platz an. „Verzeihen Sie, Fräulein Renate“, ſagte er,„aber ich werde wohl eine Todesanzeige in die Zeitung ſetzen laſſen müſſen.“ Renate erwiderte:„Das beſorgt alles das Beerdigungsinſtitut. Ich ſollte den Wortlaut aufſetzen. Der Herr, der das beſorgt, kommt nachher, um das mit mir zu beſprechen.“ Er drückte ſein Einglas feſter. „Es iſt alſo gut, daß ich dann hier bin, ich werde natürlich dann mit dem Vertreter des Beerdigungsinſtitutes verhandeln, da ich der einzige Verwandte der Entſchlaſſenen bin.“ Jetzt wurde Renate ſtutzig. Es klang ſo betont, was Otto Holz ſprach. „Tante Hedwig erklärte oft, ich ſei ihr lieb wie eine Tochter“, entgegnete ſie;„bei ſolcher Liebe kommt es ja auch gar nicht darauf an, ob man wirklich, ich meine dem Geſetz nach, ver⸗ wandt iſt.“ „Natürlich nicht“, beſtätigte er.„Sie können ja die Todesanzeige mit unterzeichnen.“ ihr doch vorgeſtern im Park von Sansſoucie und ging im Zimmer umher, als ſei er hier zu Hauſe. Nahm Nippſachen auf, ſtellte ſie wieder hin. „Tantchen hat hübſche Zierſächelchen“, meinte er,„reizende Stücke ſind dabei, und die Möbel ſind gediegen, aber ich werde die Zim⸗ mer doch umbauen. Dieſes hier iſt mir ein bißchen zu ſehr im Damengeſchmack gehalten.“ Renate begriff nicht, wie er jetzt überhaupt an ſolche Nebenſächlichkeiten denken konnte. Vorhin hatte er noch ausgeſehen, als wenn er über mochten Gewiſſensbiſſe in ihm erwacht zuſammenbrechen wollte. Tante Hedwig hatte Internationale Ehrung Dr. Eckeners. Die Internationale Luftſahrt-Vereinigung, die gegenwärtig in Paris tagt, verlieh ihre Große Goldene Medaille an Dr. Eckener. Es iſt das erſtemal, daß die Medaille an Deutſchland fällt. ihr doch vorgeſtern im Park von Sansſouice erzählt, ſie hätte ihrem Neffen deutlich erklärt, er erhalte dreitauſend Mark nach ihrem Tode. And dabei geſagt, daß ſie, Renate, alles andere bekommen ſollte, Haus, Möbel und Geld. Otto Holz ſchien ſich für den Erben zu halten und machte hier ſchon Veränderungspläne. Sie ſchwieg. Es hatte ihr weh getan, daß dieſer Menſch von Einrichtungsveränderungen zu reden vermochte, während nur durch eine dünne Wand von dieſem Raum getrennt die Tote lag. Sie hätte am liebſten laut aufge⸗ weint, ſo erregte ſie dieſe Herzloſigkeit. Sie konnte es nicht vermeiden, daß ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie fuhr mit dem Taſchentuch über das Geſicht und ſagte mit bebender Stimme:„Ich bitte Sie, mich zu ent⸗ ſchuldigen. Ich bin außerſtande, mich jetzt ruhig zu unterhalten. Sie werden das begreifen; mein Liebſtes, mein Beſtes iſt mir nun ſo plötzlich genommen worden.“ Sie wollte aufſtehen, aber ſie konnte nicht, ſo ſchüttelte ſie wieder jäh ausbrechender Schmerz. Er kam näher. In ſeinen Augen leuchtete ein böſes Fünkchen auf. „Sie tun mir ſehr leid, Fräulein Renate aber der Tod fragt nicht danach, ob er Men⸗ ſchen in Leid ſtürzt.“ Er lächelte ein wenig. Sie bemerkte es nicht. Er zog ihr die Hände, die das Taſchen⸗ tüchlein hielten, vom Geſicht.„Renate, Sie ſind ſchön, ſind jung und liebenswert. Sie dürfen ſich nicht ſo unglücklich fühlen. Sie ken⸗ nen mich zwar kaum, aber Sie gefallen mir. Mir würden in dieſem hübſchen Hauſe bequem und ſorglos leben können. Renate, es wäre für uns beide das einfachſte, wenn wir uns heirateten.“ Das Goldhaar flimmerte dicht vor N EN „hier liegt laub. Schöne und originelle Grabſchriften Des Schöpfers der„Sixtiniſchen Madonna“ in Dresden, des weltberühmten italieniſchen Malers Raffael Grabſchrift im Pantheon zu Rom hat den Wortlaut: f „Hier ruhet Raffael; als er noch lebte, da bangte Natur, daß Sieger er ſei, als er ſtarb, daß ſie auch ſterbe mit ihm“. 5. Dem Dichter Karl Simrock ward durch ſeine Volkslieder und die von ihm geſammelten al⸗ ten deutſchen Helden⸗ und Rheinſagen Volks⸗ tümlichkeit zuteil. Der von ihm ſelbſt verfaßte Spruch auf ſeinem Grabſtein in Bonn lautet: Ob kalt und ſtumm, ſie leben doch, Die wir ins ſtille Grab geſenkt, So lang ein Herz auf Erden noch In Liebe ihrer treu gedenkt!“ * 1 1 Moliere, der bedeutendſte Komödien-⸗Dichter Frankreichs, der auch ein begabter Schauſpieler war, ſpielte in ſeinem Luſtſpiel„Der eingebil⸗ dete Kranke“ die Titelrolle. Selbſt als wirklich Kranker führte Moliere bei der vierten Auffüh⸗ rung ſeine Rolle mit größter Selbſtbeherr⸗ ſchung zu Ende und verſtarb dann eine halbe Stunde ſpäter an einem Blutſturz. Sein tragi⸗ ſches Geſchick gab Veranlaſſung zu ſeiner Grab— ſchrift: „Roſicus Molieres Staub iſt in dieſer Urne geſammelt. Rings das Menſchengeſchlecht ſpielen war ihm ein Spiel. Doch einſt foppt' er den Tod. Da er⸗ grimmte dieſer und raffte ihn, Den Gaukelnden, fort. Und der Scherz endete furchtbar im Ernſt.“ 1. Am Wannſee, dort, wo ſich Deutſchlands größter dramatiſcher Dichter Heinrich von Kleiſt, am 21. November 1811, erſchoß, heißt es auf einem Denkſtein unter einer alten Eiche: „Er lebte, ſang und litt in trüber, ſchwerer Zeit— Er ſuchte hier den Tod und fand Unſterblichkeit.“ Einen Vers aus ſeinem„Meſſias“ ließ Klop— ſtock 1758 auf ſeiner Meta Grab in Ottenſen bei Altona ſetzen und ſeine zweite Gattin ließ ihm dann 1803 auf ſein eigenes Grab ſchreiben: „Saat von Gott geſäet, dem Tage der Garben zu reifen.“ * Staub, ein witziger deutſcher Juriſt(1885 bis 1904), der Verfaſſer wertvoller Kommen— tare, hat ſich eine originelle Grabſchrift ge— wünſcht, nämlich: „Hier liegt Staub, Es bedarf weiter leines Kommentars.“ 5* Die in ihrer Schlichtheit vielleicht ſchönſte al⸗ ler Grabſchriften befindet ſich auf einem holſtei— niſchen Törfkirchhof: Hier ruht Claus Moorege Tiſchler und Imler geb. 16. 12. 1797 geſt. 5. 6. 1878 Süß iſt der Schlaf des Arbeiters. eee eee ee nn jeinen Augen, der ſchlanke Korper war ihm ſo nahe. Er verlor die Beherrſchung, riß Re⸗ nate an ſich, wollte ſie küſſen. Mit einer Kraft, die er ihr nicht zugetrau. hätte, machte ſich das junge Mädchen von ihm frei. Ihre Tränen waren verſiegt, ihr vor— dem blaſſes Geſicht war zorngerbtet. „Schämen Sie ſich, nebenan ſchläft Tante im Todesſchlaf! Und nun verlaſſen Sie mich, verlaſſen Sie dieſes Haus! Uebermorgen um elf Uhr wird Tante beerdigt, von der Kapelle des Friedhofes aus, falls Sie ihr die letzte Ehre erweiſen wollen.“ Sie wies empört auf die Tür. Holz machte keine Miene, ſich zu entfernen. Eigentlich war er froh, daß Renate Witten⸗ born die Beleidigte ſpielte, da hatte ſeine Aufwallung wenigſtens keine Konſequenzen. Ja, wenn ſie die Erbin wäre, würde die Ehe mit ihr praktiſch ſein, aber wozu ſich noch ein⸗ mal mit einer Frau beladen und wenn ſie noch ſo ſchön iſt. Es gab ja eine Maſſe Weiber in der Welt, die man nicht heiraten brauchte. Und dieſe blonde, nend ſehr zimperlich erzogene Prinzeſſin würde auch noch klein werden, und ſich auch ohne Ehe etwas freundlicher benehmen. Er ſagte ganz ruhig:„Nein, meine liebe Renate, ich werde das Haus nicht verlaſſen. Es iſt gar kein Grund dazu. Vergeſſen Sie die⸗ ſen— na, dieſen kleinen Scherz von mir, und reden wir mal ganz nüchtern von vorſ zn wichtigeren Dingen.“ —: Fortſetzung folgt. —— von ſeiner Tante anſchei-⸗ mlllionäre von Bühne und Jilm Eine Statiſtik, die Steuerbeamte nicht ſehen dürfen. Ein Mann, der es wiſſen muß, nämlich der internationale Finanzberater aller großen Bühnen⸗ und Filmſterne, Joe Bigelow, hat ſich kürzlich die Mühe genommen, größeren engliſchen und amerikaniſchen Zeitungen ge⸗ wiſſe Indiskretionen über ſeine„Klienten“ zu äußern. In erſter Linie verbreitete er ſich über ihre finanzielle Situation, und was er da mit ziemlich präziſen Angaben über die Art der Vermögensanlage etc. auszuplaudern wußte, dürfte für die deutſche Oeffentlichkeit nicht ohne Intereſſe ſein. Bigelow ſtellt da ſo ganz ne⸗ benher eine Statiſtik von Millionären auf, die ſamt und ſonders im Jahrbuch der Millionäre nicht zu finden ſind. Den Aufmarſch der„goldechten“ Helden der Bretter und der Leinwand beginnt bei Bige— low der Schauſpieler David Warfield, der un— beſtritten der reichſte Schauſpieler der Welt ſein ſoll. Warfield hat ſich im Schimmer der Rampenlichter ein Vermögen von zwei Milli⸗ onen engliſchen Pfund gemacht, das er vom Glück begünſtigt bei der letzten Wallſtreet-Pa⸗ nik auf drei Millionen Pfund erhöhen konnte. Bei der gleichen Panik, die des Filmkomikers Eddie Cantor Vermögen auf die klägliche Summe von einer Million Pfund herunter— drückte. Harold Lloyds Vermögen ſchrumpfte in der gleichen Baiſſe auf 1,5 Millionen Pfund zu ſammen, und die unglückſeligen Adolphe Men jou, Norma Talmadge, Buſter Keaton, Rod le Rocque müſſen nach dieſem Finanzſtück ſoga: aus der Reihe der Pfund-Millionäre geſtri chen werden. Sie werden nur noch auf„armer zwölf Millionen Mark geſchätzt. Auch Al Jol ſon hat ſich nur durch gewagte Grundſtück Spekulationen auf der Grenze der Pfund-Mil lion halten können. Emil Jannings ſoll tro! ſeiner„ſchweren Berliner Verluſte“ auf den gleichen Linie liegen. Von Marlene Dietrich weiß der vielbewanderte Bigelow zu berichten, daß ſie in der nächſten Zeit gut und gern in das Feenland der Pfund-Millionäre einrücken wird. Herzergreifend aber iſt, was Douglas Fair⸗ banks, Mary Pickford und Charlie Chaplin geſchehen iſt. Ihr Schickſal iſt beinahe ſo er⸗ ſchütternd, wie das des„Bankentöters“ Max Pallenberg. Sie haben über zwei Drittel ihres Geldes verloren und bereiten ſich mit dem „armſeligen“ Reſt von ungefähr 1,5 bis 2 Mil- lionen Pfund auf das Wohlfahrtsamt vor. Dafür aber hat ſich der Held des Tonfilms, John Gilbert, der mit dem Auftauchen des „Talkie“ vollkommen von der Bildfläche ver⸗ ſchwunden iſt, wacker gegen alle Finanzſtürme gehalten. Er iſt noch immer Pfund-Millionär, wie auch die„neureichen“ Maurice Chevalier und Jeanette Mac Donald. Mannheimer Produktenbörse. Mannheim, 18. 1. Inlandsweizen, 75—76 Kilo, gesund und trocken 24,5024, 75, desgleichen 73 bis 74 Kilo, gut, gesund und trocken, 23,7524, Inlandsroggen 21,3021, 75, Inlandshafer 15—17, inl. Sommergerste 18,7519, 75, inl. Futtergerste 1818,50, Laplatamais 17,75—18, südd. Weizen- mehl Spezial Null, neue Mahlung, Januar.— Lieferung, 34,25, desgleichen mit Auslandswei: zen 36, südd. Weizenauszugsmehl, gleiche Mah- lung und Lieferzeit, 38,25 bezw. 40, südd. Weizen- brotmehl, gleiche Mahlung und Lieferzeit 26,25 bezw. 28, Roggenmehl, 60prozentige Ausmahlung, je nach Fabrikat, 30, 7531,50, feine Weizenkleie 8,30—8,75, Biertreber 12,50—12,75, Erdnuſku- chen 13, 25. Mannheimer Grohgviehmarkt. Mannheim, 18. 1. Zufuhr und Preise: 138 Och- sen 2634, 175 Bullen 18—26, 311 Kühe 10—27, 399 Färsen 25—35, 732 Kälber 24—44, 61 Schafe 1520, 2754 Schweine 32—44, 1 Ziege 12—30 RM.— Marktverlauf: Großvieh ruhig, mittlerer Ueberstand; Kälber und Schweine ruhig, lang- sam geräumt. * Eine wirkliche Erſparnis erzielt die Hausfrau gerade auch in der heutigen ſchweren Zeit durch Verwendung der altbewährten Maggi⸗ würze. Wo bei dem beſcheidenen Wirtſchaftsgeld an den nötigen Zutaten geſpart werden muß und die Suppen, Soßen und Gemüſe gleichwohl den ge— wohnten Wohlgeſchmack erhalten ſollen, wirkt Maggi's Würze Wunder. Wenige Tropfen genügen.— Beim Einkauf von Maggi's Würze erhalten Sie, wie auch auf alle anderen Maggiprodukte, Gutſcheine. Letztere gibt es auch beim Nachfüllen in das kleine Maggifläſchchen. Vergeſſen Sie nicht, ſich die Gutſcheine von Ihrem Kaufmann aushän⸗ digen zu laſſen. Fleißiges Sammeln wird ſeitens 100 Maggi⸗Geſellſchaft durch wertvolle Prämien be⸗ ohnt.. Vereins⸗Anzeiger Geſang⸗Verein„Liederkranz“. Ich bitte alle Koſtüme bis heute abend 8 Uhr bei mir abzu⸗ geben. Der Spielleiter. Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia(Schützen⸗ abteilung). Morgen Mittwoch abend 8 Uhr Ver- ſammlung und Uebungsſtunde durch den Führer Kam. H. Kromm. Sonntag, den 24. Januar, nachm. 1 Uhr, im Gaſthaus zum Goldenen Bock in Weinheim Gau⸗Hauptverſammlung. Alle Mit⸗ glieder ſind hierzu freundlichſt eingeladen. Speyer.(Selbſtmordverſuch.) Ein 32 Jahre alter Bäcker aus Speyer ſtürzte ſich in ſelbſt⸗ mörderiſcher Abſicht von dem am Südende des Bahnhofes über die Gleisanlagen führenden Steg hinab. Der Lebensmüde erlitt anſchei⸗ nend nur leichte Verletzungen und wurde ins Krankenhaus Speyer verbracht. Schriesheim.(Vom Zug überfahren und ge— tötet.) Der auf Wanderſchaft befindliche 62 Jahre alte Bürſtenmacher Adolf Britſch aus Schwäbiſch-Gmünd wurde von einem Zug der OCG. zwiſchen Schriesheim und Doſſenheim überfahren, gräßlich verſtümmelt und ſofort getötet. Ob Unglücksfall oder Selbſtmord vor— liegt, iſt unaufgeklärt. Frankfurt a. M.(Bluttat aus Notwehr). In einer Wirtſchaft in der Rödelheimer Landſtraße kam es zwiſchen einem Gaſtwirt und vier Schirmflickern zu Streitigkeiten, weil die vier die große Zeche, die ſie gemacht hatten, nicht be⸗ zahlen wollten. Die Schirmflicker verließen das Lokal, kamen aber nach kurzer Zeit wieder und fingen erneut mit dem Wirt Streit an. Der Wirt zog ſchließlich eine Piſtole, worauf einer der Schirmflicker ebenfalls in die Taſche griff und ſo tat, als ob er auf den Wirt ſchießen N wollte. In Wirklichkeit aber beſaß er gar keine Waffe. Der Wirt ſchoß in der Notwehr und traf einen der Zechpreller in den Hals. Der Verletzte wurde ſofort ins Krankenhaus gebracht, wo er inzwiſchen geſtorben iſt. uus dller Welt 8 Manſardeneinbrecher auf friſcher Lal 5 erkappt Frankfurt a. M., 18. 1. Am Freitag hörte in einem Hauſe im Grüneburgweg ein Bewoh— ner verdächtige Geräuſche auf der Manſarde. Beim Nachſehen ſtellte er feſt, daß ein Dieb, der bereits mehrere Manſardentüren erbrochen hatte, gerade dabei war, in eine weitere Man— ſarde einzudringen. Der auf friſcher Tat er— tappte Dieb erhielt zunächſt eine ganz gehörige Tracht Prügel und wurde dann der herbeige— rufenen Polizei übergeben. Es handelt ſich um den 36jährigen Leo Labinſki aus Schmie— gel, der ſich auch„Hintze“ nannte. In ſeiner Wohnung fand die Polizei zahlreiches Diebes— gut und eine reiche Sammlung von Einbre cherwerkzeugen. Achmugglerpech Trier, 18. 1. In einem hieſigen Zigarren geſchäft legte ein Fremder ein großes Paket nieder mit der Bemerkung, er werde es bald wieder abholen. Dem Zigarrenhändler kam das Paket verdächtig vor, und er benachrichtigte die Zollbehörde. Dieſe ſtellte feſt, daß das Paket 40 Kartons mit zuſammen 400 000 Blatt Zigaret tenpapier enthielt, die geſchmuggelt waren. Der Schmuggler kehrte nicht zurück, da er anſchei— nend die ihm drohende Gefahr erkannt hatte. Landwirt zu Tode geſchleift Eckfeld(Eifel), 18. 1. Beim Ausfahren aus dem Gehöft des Landwirts Philipp Borſch gin— gen die Pferde durch. Borſch kam zu Fall, ge— riet unter den Wagen und wurde eine Strecke über die Ortsſtraße geſchleift. Der Verunglückte mußte wegen der ſchweren Verletzungen ſofort ins Krankenhaus gebrächt werden, wo er ſtarb. Der Bolksbegehrensankrag des Jungdeulſchen Ordens Hannover, 17. Januar. Für den Zulaſſungs⸗ antrag auf das Volksbegehren zur Verlänge— rung der Amtszeit des Reichspräſidenten v. Hindenburg zeichneten ſich am Sonntag nach— mittag in der Stadt Hannover beim Jungdeut⸗ ſchen Orden, wie dieſer mitteilt, 3000 Perſonen ein. Damit iſt weit über die Hälfte der für das ganze Reich erforderlichen Unterſchriften für den Zulaſſungsantrag bereits an einem Tage allein in Hannover erreicht. —— Tagesallerlei Die angeſehene Verlagsgeſellſchaft Grethlein u. Co. in Leipzig in Konkurs geraten. E Madame Lupeſeu, König Carols einſtige Freundin, iſt heimlich aus Bukareſt abgereiſt. Es ſoll um ihre Sicherheit nicht gut beſtellt geweſen ſein. Madame Lupeſcu hat ſich in der Schweiz niedergelaſſen. Durch den Zuſammenbruch des Davaheims hat der ehemalige deutſche Kaiſer 26 000 RM verloren, die er der Geſellſchaft als Hypothek gegeben hatte. A* Nach Mitteilung der Britiſchen Bibelgeſell— ſchaft wurde 1931 die Bibel in 11888 226 Exemplaren abgeſetzt. Die Heilige Schrift iſt damit immer noch das Buch, das jährlich den größten Abſatz hat. Frankreichs neuer Innenminiſter Cathala, der im zweiten Kabinett Laval den Poſten des Innenminiſters übernommen hat. Weinſpiegel Bayerns Weinmoſlernle im Jahre 1931 München, 17. 1. Nach den Zuſammenſtellun⸗ gen des Statiſtiſchen Landesamtes betrug die Weinmoſternte im Jahre 1931 insgeſ. 875 941 hl, gegen 803 229 hl im Jahre 1930. Auf die Weißweinernte entfallen 701702 hl, auf die Rotweinernte 174149 hl. Die Weinmoſternte 1931 iſt demnach mengenmäßig ſehr reichlich ausgefallen. Weniger befriedigend ſtellte ſich der Jahrgang 1931 hinſichtlich der Güte des Moſtes dar. E Würzburg, 17. 1. Der Handel der 1931er ist schleppend. Für geringere und mittlere Konsum- weine wurden 25—36 RM pro hl bezahlt. Auch nach 1930er war die Nachfrage gering: kleine Po- sten mittlerer Lage wurden mit 45 und 48 RM. pro hl bezahlt. Die neue Vierpfennigmünze Die Vorderſeite der Münze trägt eine künſtleriſch eingerahmte Vier, die Rückſeite den Reichsadler. Die Münze wiegt 5 Gramm und hat die Größe der letzten eingezoge⸗ nen Fünfzig⸗Pfennig⸗Stücke. In der Reichsmünze werden 50 Millionen Stück Vierpfennigſtücke geprägt, die An⸗ fang Februar zur Einführung gelangen. Sport und Spiel. Waldſportplatz. Die Weinheimer werden auf dem Waldſportplatz ſicher mit 4:0 geſchlagen. 3. M. 2:2, 1. Jug. 213, 2 Jug. 510. Das Treffen gegen den Kreisligavereiu Wein- heim ſtand im ganzen Verlauf auf keiner beſonde— ren Höhe. Es bewahrheitete ſich wieder die Er— fahrnng, daß eine Mannſchaft ſo gut ſpielt, wie es eben der Gegner zuläßt. Wenn Weinheim ein— mal das Glück haben ſollte, in die Bezirksliga auf— zurücken(wir wünſchen es ihnen ſehr), dann wer- den ſie einmal kennen lernen, daß in der oberen Klaſſe ein anderer Wind pfeift. Die ganze Sache beweiſt, daß Weinheim im Fußball, was wir nicht glaubten, doch noch etwas zurückſteht. Die Viern— heimer waren auch alles andere als in Form. Es dauerte lange bis es im Schlußtrio klappte und es war ein Glück, daß die Halfs auf dem Damm waren. Der Sturm bot meiſtens ein total zer— riſſenes Bild, trotzdem es ſehr gute Einzelleiſtungen gab. In der zweiten Hälfte kam mehr Schwung in den Laden, und es gab wirklich bildſchöne Tore zu ſehen. Das vier zu Null, hätte ebenſo 6:0 oder 7: 0 ausgehen können. Es gab wieder mal ein Elfer(der Torwächter der Gäſte konnte es gar nicht begreifen, daß ein Goalkepper auch Elfer ver— urſachen kann.) Wie gewöhnlich wird dieſer Straf— ſtoß verſchoſſen. Wann kommt endlich einmal der Mann, der die Elfer todſicher verwandelt? Am Sonntag Nachm. 1 Uhr iſt Generalver- ſammlung im Vereinshaus. Wir machen darauf aufmerkſam, daß gerade dieſe Verſammlung von größter Wichtigkeit iſt und es für jedes Mitglied der Sportvereinigung Ehrenpflicht iſt, zu erſcheinen. Anträge zu der Generalverſammlung ſind bis Sams— tag Abend 6 Uhr beim erſten Vorſitzenden der Sp. Vgg. Amicitia, Herrn Michael Hoock, Friedrich— ſtraße 27 einzureichen. D. J. K. Sport. Reſultate:(Fußball) Viernheim 1.—V'heim 2. 2:1 V'heim 3.— Worms 1. 4:3. V'heim Priv.— Lorſch 2.(ausgef.)— Handball: V'heim 1.— Bensheim 1. 7:1. V'heim Jugend—Bens- heim 2. 1:1. Wiederum blieb die 1. Fußballmannſchaft über ihre Nachkommen nur knapper Sieger. Tatſache iſt es, daß die Leiſtungen der 2. M. in ſteigendem Maße begriffen ſind. Sie zeigten nämlich im Ver— gleich zum vorausgegangenen Spiele einen weitaus gefälligeren Fußball. Im Punkte Zuſammenſpiel, Eifer und Elan wurde wahrhaftig Vorzügliches ge— leiſtet; auf beiden Seiten, ſodaß nun die ſichere Gewähr dafür beſteht, daß das geſtrige Zuſammen— treffen, d. h. der in der Vorſchau titlierte Bruder— kampf, dominierend über allen vorausgegangenen Verbandskämpfen ſteht. Unglaubliches wurde von dem Torſchützen der 2. Elf vorgetragen. Die pla— zierteſten Schüſſe aus allen Lagen wurden von ihm meiſterhaft vereitelt. Viele Jugendkraftfreunde hat⸗ ten ſich für dieſes Spiel intereſſiert und alle Achtung hatte man vor dem Geleiſteten beider Mannſchaften. In der D. J. K.⸗Front liegt unſtreitig ein recht ge⸗ ſunder Nachwuchs, was für einen Verein von un- erreichtem Nutzen iſt.— Die 3. M. revanchierte ſich für die in Worms erlittene Punkteneinbuße. Worms blieb knapp 3:4 im Hintertreffen.— Viern- heims Privat hatte es am leichteſten. Lorſch 2. blieb aus. Die Punkte ſtehen auf dem Pluskonto der Privatleute. In zweiter Linie bot der Handballſport wirk— lich eine Senſation. Bensheim, welche in der Vor— runde auch 4:1 unterlagen, holte ſich hier eine un⸗ geahnte Spritze ab. Was die abnormalen Platz- verhältniſſe ausmachen, ließ ſich bei dieſem Spiele deutlich erkennen. Dieſes gebotene Spiel ſtellte das- jenige in Lampertheim weit, weit in die Hinter- gründe. Trotz dieſes Bombenerfolges von 7:1 war ein ungeheures Schußpech merklich ſichtbar. Unge⸗ achtet deſſen muß man mit dieſem Ausgang ſehr zufrieden ſein. Den Läufern ſowohl, als auch den rechten Flügelleuten muß angeraten werden, dem linken Flügel auch Bälle zu gönnen. Die Zu— friedenheit in der Mannſchaft darf durch ſolch leicht vermeidbare Fehler keineswegs untergraben werden. Weiteres Komentar unnötig. Wenn der Schieds— richter glaubte, daß es mit ſeinen Entſcheidungen „z. B. öfters Abſeitsſtellung des linken Außenſtür⸗ mers“ recht gehabt hätte, befindet er ſich auf dem Holzwege. Es iſt rückſichtslos von Seiten der Mannſchaft, einen Mann dieſerhalb kaltzuſtellen. Darum künftig mit der Vernunft arbeiten.— Ein Remis ſtellte die Handballjugend gegen Bensheim auf. Die beiden Punkte durften ſie trotzdem ein- ſtecken. Bensheim hatte keine Päſſe. Jugendband- baller Beſſer Ballfangen, beizeiten ſchießen, gicht wurſteln. Wochenplan der DK. Dienstag: ¼9 Uhr Generalverſammlung der DK. Mittwoch: 2—4 Uhr Hallentraining f. d. Schüler 7—8/[Uhr 1. Schülerm. 9—10 Uhr oberen Mſch. Donnerstag: 5¼— 7 Ahr Schülerturnſtunde. 8 /⁰10 Uhr Hallentraining für unt. Mannſch. Freitag: 7—9 Uhr Turnſtunde. Montag: 5¼— 7 Uhr Schülerturnſtunde. Montag, Dienstag und Freitag: Platztraining.