Lokale Nachrichten Die Eniſcheidungsſtunde. Als bei der letzten Landtagswahl die natio- nalſoz. Stimmen mächtig anſchwollen(nur Viern⸗ heim machte eine rühmliche Ausnahme), da war man allerſeits geſpannt, wie nun die Nazis tat- tatkräftig eingreifen und wenigſtens einmal Heſſen aus tiefſter Not retten würden. Kläglicher als die Nationalſozialiſtiſche Partei hat jedoch noch nie eine große Partei verſagt! Natioalſoz. Pläne zur „Rettung des deutſchen Volkes“ wurden zwar be— kannt: die Boxheimer Dokumente! Nach dieſen Plänen kann im„Dritten Reich“ ein 18,jähriger Nazijüngling über das Leben von Tauſenden von Volks genoſſen verfügen und jeden erſchießen, der ſeinem„Befehle“ nicht Folge leiſtet. Nach dieſen Plänen haben Landwirte, Bäcker, Metzger uſw. alle Nahrungsmittel unentgeltlich abzuliefern, falls ſie nicht erſchoſſen werden wollen. So offenbarten ſich die Nazis als Leute, die gar zu gern mit dem Schießgewehr ſpielen. Daß mit dieſer Metho⸗ de jedoch Brot und Arbeit und beſſere Verhältniſſe herbeigezaubert werden, das mögen politiſche Rinder glauben! Die Verfaſſer dieſer verbrecheriſchen Pläne ſitzen als natlonalſoz. Abgeordnete im heſſ. Landtag. Hier, im Landtag, machten nun die Nazis„prak— tiſche Rettungspolitik“. Sie bewilligten faſt 20 Millionen für die Erwerbsloſen, ſorgten aber einige Tage ſpäter dafür, daß der Finanzminiſter dieſe Rieſenſumme(die er auch garnicht zur Verfügung hatte) nicht auszuzahlen brauchte, ſodaß kein Er— werbsloſer auch nur 1 Pfg. aus dieſer„Nazi-Not— hilfe“ erhielt! Während ſo die Nazis Reden über die Rettung des Volkes hielten, handelte Brüning. Er erzwang den Preisabbau, brachte die Nothilfe-Aktion in den Gang, verbilligte zugunſten der Erwerbsloſen Fleiſch und Kohlen. In uner— müdlicher Arbeit ſorgte er, daß in Amerika, Eng— land und Italien nun eine günſtigere Stimmung zur Reviſion der Reparationsverpflichtungen herrſcht, um ſo den Wiederaufſtieg vorzubereiten, der freilich nur durch gemeinſame Arbeit aller großen Völker erreicht werden kann. Nur Frankreich wehrt ſich noch gegen beſſere Erkenntnis. Aber auch ſeine Stunde wird kommen! Alles drängt nun zur Ent— ſcheidung, innen- und außenpolitiſch. Wo ſteht das Zentrum in der Entſcheidungs⸗ ſtunde? Darauf wird der Abg. Beinſtadt, Bensheim, in der Zentrumsverſammlung, die am Sonntag abend, 8 Uhr, im Freiſchütz ſtattfindet, Auskunft geben. Wir alle ſind am Geſchick unſeres Volkes intereſſiert. Darum müſſen wir alle wiſſen, wo wir in der Entſcheidungsſtunde ſtehen und wel— chen Weg wir weiterhin einzuſchlagen haben. Des— halb beſuchen alle Zentrumsanhänger, die es mög— lich machen können, die Verſammlung. Weg mit der Schlafmütze! Seid alle zur Stelle, Männer und Frauen! Insbeſondere auch die Jugend, über deren Zukunft in der gegenwärtigen Seit entſchieden wird! * Gemeinderatsſitzung am Dienstag, den 26. Januar, abends 8 Uhr mit folgender Ta— gesordnung: 1. Jagdverpachtung der Gemeinde. 2. Geſuch des Schulamtsanwärters Hermann Brügel hier, um Aufnahme in den heſſ Staatsverband; 3. Ortsbürgerrecht des Leonhard Martin 3.; 4. Abtretung von Forderungen für gewährte Kom— munal-Darlehen an die Aktzept- und Garantie⸗ Bank A. G. Berlin, ſowie Umſtellung derſelben auf Feingoldklauſel; . Begutachtung der Rechnungen der Gemeinde, ſowie derjenigen der Gas-, Waſſer- und Elektr. Verſ. Anlage pro 1929. * Aerztlicher Sonntagsdienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes verſieht den Sonn— tagsdienſt Herr Dr. Günther. Sterbefall. In eine hieſige brave Bürgersfamilie hat der Schnitter Tod eine ſchmerz— liche Lücke geſchlagen. Seit ca. 3 Wochen lag die Tochter des Herrn Michael Beikert 1., Wieſenſtr. an einer ſchweren Grippeerkrankung darnieder. Da— zu geſellte ſich noch Gehirnhautentzündung, wodurch der Zuſtand der Erkrankten noch verſchlimmert wurde. Nun iſt das erſt 20jährige, blühende Mädchen an dieſer gefürchteten Krankheit geſtern unerwartet geſtorben. Der betroffenen Familie wird allgemeines Mitempfinden an dem ſchmerz— lichen Verluſt eines lieben Angehörigen entgegen— gebracht. Gott gebe der Familie in dieſen ſchweren Stunden Beiſtand und Troſt. * Die Generalverfammlung des Volkschors findet heute Samstag, 23. Januar, 9 Uhr, im„Karpfen“ ſtatt. Hierzu ſind neben der geſamten Aktivität insbeſondere die Ehren- und paſſiven Witglieder freundlichſt eingeladen. „Gäll är wäſes“ ſächt de Mathes zum Seppel,„daß heit owend beim Michel im Kaiſer⸗ hof die Opereten- un Theatergeſellſchaft närriſch is'. Do geh' mer aber a hie unn ſchauen uns denn Glaumauk an, was die verzappe. Awer unſere Weiber nähme mer a mit, damit ſie widder a anner G'ſicht mache.“„Alſo träffe mer uns beim Michel und bei de Gret im Kaiſerhof heit owend.“ * Einſchränkung des Zuckerrüben⸗ baues. Aus Worms wird gemeldet: Die Ver⸗ einigung der rübenbauende Landwirte der Pfalz Verrücktheit ist Trumpk: Dauerlänzer im Tanzſaal verehelicht nach der 800. Stunde— das halb bewwußltloſe Brautpaar— Unfug, der zum Himmel ſtinhkt Langſamer, grauſiger Jelbſtmord! Neuyork, 21. Jan. Das Wettanzen iſt zu einer wahren Landplage geworden. Eine die— ſer Veranſtaltungen in Waſhington dauert nun ſchon faſt 1000 Stunden. Als das bis dahin ſieghafte Paar die 800. Stunde erreicht hatte, ließ es ſich trauen und kehrte dann zum Wett⸗ bewerb zurück. Von Tanzen kann da natürlich kaum noch die Rede ſein. Die Paare torkeln halb bewußtlos durch den Saal. Sechs Paare ſind erſchöpft aus dem Wettbe— werb ausgeſchieden. Alle Stunden dürfen ſich die Teilnehmer 15 Minuten lang ausruhen. Dann fallen ſie faſt leblos auf ihre Betten. Wärterinnen eilen mit Schwämmen u. Hand— tüchern herbei, um ſie zu reinigen. Aerzte un⸗ terſuchen die Füße, Herzes und Lungen. Alle —— 12 Stunden erhalten die Tänzer ein Bad, und täglich 12mal werden ihnen Bouillon, belegte Brote, Eis und Schokolade verabreicht. Die Veranſtalter dieſer Wettbewerbe nehmen gro— ße Summen ein, die Bänke der Zuſchauer wer- den Tag und Nacht nicht leer. Die Trauung des jungen Paares, das nach der 800. Stunde ausſetzte, fand mitten im Tanzſaal ſtatt. Die Braut, die leichenblaß war, trug ein wei⸗ ßes Brautkleid mit Kranz und Schleier. Sie konnte ſich kaum auf den Beinen halten und ſchlief alle Augenblicke ein. Den Brautjung⸗ fern ging es ebenſo, denn auch ſie waren am Wettbewerb beteiligt. Eine Kapelle von fünf⸗ zig Mann ſpielte den Hochzeitsmarſch. Etwa 2000 Menſchen hatten je 2% Dollar Eintritts⸗ geld bezahlt, um dieſem traurigen Unfug bei— zuwohnen zu dürfen. und Heſſen hielt eine Verſammlung ab, in der zu den Kontingentierungsfragen Stellung genommen wurde. Die Mitgliederzahl des Verbandes beträgt etwa 52000 mit einer Anbaufläſche(1931) von 24800 Hektar. Die Unterbringung des erzeugten Zuckers auf dem Inlands- und dem Auslandsmarkt iſt außerordentlich erſchwert. Die Verſammlung beſchloß deshalb, die Anbaufläſche um weitere 25 v. H. einzuſchränken. * Die Zahl der Rundfunkhörer be⸗ trug am 1. Januar 1932 3980852, alſo faſt 4 Millionen. * Kein Schweinemarkt. Die Wein- heimer Ztg ſchreibt: wir machen Nochmals darauf auſmerkſam, daß wegen der Maul- und Klauenſeuche bis auf weiteres keine Schweinemärkte ſtattfinden. * Der Stolz der Hausfrau iſt ein guter Wäſchebeſtand. Gute Wäſche Qualitäten ſind ein Gegenſtand dauernder Freude. Im badiſchen Wieſental iſt die Leinenweberei ſeit Jahrhunderten heimiſch. Wieſental⸗ Qualitäten halten ein ganzes Leben lang aus. Die Firma Textilmanufak— tur Haagen Wilhelm Schöpflin hat ihren Sitz mitten in dieſem weltbekannten Fabrikationsgebiet. Die beſten Webwaren⸗Qualitäten Deutſchlands ſtam- men aus dem badiſchen Wieſental. Sie haben es in der Hand, ſich dieſe Qualitäten zu äußerſt gün⸗ ſtigen Preiſen zuzulegen. Beachten Sie die dieſer Nummer beiliegende reichhaltige Liſte. Sie werden ſtaunen über die große Auswahl und über die nie drigen Preiſe für beſte Qualitätswaren. Tauſende Nachbeſtellungen beweiſen die Leiſtungsfähigkeit der Textilmanufaktur Haagen Wilhelm Schöpflin in Haagen(Baden). Filmſchau. Carlo Aldini und Siegfried Arno im Central-Film⸗Palaſt. Ab heute ſtartet der erſte Carlo Aldini-Groß— tonfilm„Im Kampf mit der Unterwelt“. Ein Senſations-Tonfilm wie man noch ſelten einen ge— ſehen hat. Alſo ganz fabelhaft mit Carlo Aldini und Siegfried Arno. Dieſe beide Namen ſagen ſchon alles. Im 2. Teil zeigt man Harry Liedtke, Dolly Davis, Ernſt Verebes, Adele Sandrock und Albert Paulig in:„Erzieher meiner Tochter“. Ein entzückender und überaus luſtiger Liebesroman einer Dollarprinzeſſin. Im 3. Teil kommt der Luſtſpielſchlager der Woche. Alles in allem ſind die Darbietungen dieſe Woche im Cefipa ganz her- vorragend und ein großer Beſuch iſt zu erwarten Iſt doch ein ſolcher die ſchönſte und billigſte Abend⸗ unterhaltung. Wer einmal da war, kommt immer wieder. Der weiteſte Weg lohnt ſich zum Central Filmpalaſt, dem Haus der guten Filme. Mannheims großer Maskenball! Faſching im weißen Röſſie, das iſt der Titel des diesjährigen Mannheimer großen Masken⸗ balls im Roſengarten, der am Samstag, den 30. Januar wiederum in den Räumen des Roſengartens zur Durch- führung gelangen wird. Er ſoll alle Optimiſten für einige Stunden in heiterer Ausgelaſſenheit vereinigen. Als Motto mag ſymboliſch über dieſen frohen Stunden ſchweben der Anfang des Liedes aus dem„Weißen Röſſl“:„Im weißen Röſſl am Wolfgangſee, da ſteht das Glück vor der Türe“. Es werden alle Anſtreng⸗ ungen gemacht, um denen, die kommen werden, im Rahmen des Möglichen ein glanzvolles Feſt zu berei⸗ ten. Bernhard Ette, der ſpringlebendige blonde Jazzkönig und Geiger wird die ganze Nacht mit ſei⸗ nem berühmten Jazzorcheſter zum Tanze aufſpielen. (Ette gewann bei der großen Konkurenzveranſtaltung des 8 Uhr Abendblattes in Berlin vor 1 erſt die„goldene Funkuhr“). Dazu werden zwei Orcheſter Mannheimer arbeitsloſer Muſiker zur Mitwirkung her⸗ angezogen. Die geſamten Hauptdarſteller der leben⸗ digen Revue⸗Operette werden an dem Abend anweſend ſein und die Jury bei der Faſchingskönigin⸗Wahl, die gegen Mitternacht den Höhepunkt des Feſtes werden ſoll, bilden. Sie werden auch dafür legen, zuſammen mit den Steinweg⸗Girls des Nationaltheaters und dem ganzen Ballet, das einige der ſchönſten Tänze aus der Operette während des Feſtes darbieten wird, eine urluſtige, ſargenloſe und humorvolle„Weiße Rößl ſtimmung“ zu ſchaffen. Die Säle werden der Aus— ſtattung des Weißeu Rößl in ihrer Ausſchmückung an— gepaßt ſein, der Nibelungenſaal als rieſiger Wirts— garten zum weißen Rößl, der Verſammlungsſaal als Mannheimer Hütte für die„Zünftigen“, der Bierkeller als Skiabgabe für die ausgelaſſenſten Skihaſen und die Wandelhalle ſoll die Verbindung ſchaffen zwiſchen den einzelnen Stimmungszentren. So iſt alles auf's Beſte vorbereitet, damit der große Maskenball wieder der Clou des Karnevals Mannheims und der ganzen Umgebung werden kann, nichts iſt„Verordnungsge— mäß“ eingeſchränkt und eingeſpart worden bis auf die Eintritspreiſe, die noch gegen das Vorjahr um ein bedeutendes ermäßigt worden ſind und bis auf die Wirtſchaftspreiſe, die zeitgemäß angepaßt und ſolide ſein werden. 500 junge Mannheimerinnen werden ehrenhalber eingeladen werden, um an der Faſchings⸗ königin⸗Wahl teilzunehmen. Damen, die wünſchen, eine ſolche Einladung zu erhalten, können ihre Adreſſe an die Mannheimer Konzert-Direktion geben, der die geſamte Organiſation und Durchführung des großen Maskenballes obliegt. Bekanntlich wurden ſchon eine Reihe großer geſellſchaftlicher Feſte durch die Konzert- Direktion arrangiert. Wir erinnern nur an die ge⸗ lungenen Sylveſter-Feſte mit Raffke's Begräbnis und mit der Anweſenheit der geſamten Zeppelinmannſchaft, an die großen Maskenbälle„Kopf hoch Charlie“, Zir⸗ kusfeſt und Micky Maus⸗Ball, ſodaß auch in dieſer Hinſicht, die Gewähr für eine großzügige Durchführung des diesjährigen großen Mannheimer Maskenballes gegeben iſt. Unter bieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Männergeſangverein. Heute abend /9 Uhr Ge⸗ neralverſammlung, wozu alle Mitglieder und Ehrenmitglieder freundlichſt eingeladen ſind. Der Vorſtand. Geſangverein„Sängerbund.“ Sonntag vorm. 10 Uhr Singſtunde. Die angeſagte Zuſammen⸗ kunft findet erſt nächſten Samstag ſtatt. Der 1. Vorſitzende. Sänger⸗Einheit. Samstag Abend 8 Uhr Sing- ſtunde. Keiner darf fehlen. Der Vorſtand. Geſaug⸗Verein„Liederkranz“. Samstag Abend 8½ Uhr Singſtunde, ½8 Uhr wichtige Vorſtandsſitzung. Vollzähliges Erſcheinen erwartet. Der Vorſitzende. Chriſtl. Bauarbeiterverband(Ortsgr. Viernheim.) Zu der am Sonntag, den 24. Januar, mittags 3½ Uhr, im Gaſthaus zur Germania(bei Koll. Knapp) ſtattfindenden Generalverſammlung werden hiermit alle Kollegen freundlichſt eingeladen. Es iſt Pflicht für jeden, zur Generalverſammlung zu erſcheinen. Der Vorſtand. Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Morgen Sonn- tag, 3 Uhr findet bei Kam. Brechtel z.„Anker“ unſere Generalverſammlung ſtatt. Hierzu wer⸗ den alle aktiven und paſfiven Mitglieder einge⸗ laden und wünſcht ein zahlreiches Erſcheinen. Der Vorſtand. ſpiele gegen Hemsbach in Hems⸗ 0 e bach. 2. M. 2 Uhr, 1 M. 3 Uhr: Fußballabteilung: Sonntag, den 24. Jan. Freund- ſchaftsſpiel der 1. und 2. M. gegen Arbeiter⸗Sport⸗ verein Mannheim⸗Lindenhof in Mannheim, Sellweide. Anfang der 2. M. 1 Uhr. 1. M. 3 Uhr. Abf. der Mannſch punkt 12 Uhr am Ritter Allederreiden, Nauraigle In 5 U I 5 Glorvenschmerzew, Ulchl! Gerne teile ich kostenlos ein einfaches Mittel mit, das mit und zahlreichen Patienten in kurzer Zeit half. Ueber 4000 Dankbriefe. ck verkaufe nichts). Arankenschwester margret ueber, Wiesbaden in 8 Sonntag, den 24. ds. Mts. Serien⸗ J80hlas, fHenenschuss. Gottesdienſtorduung der katholiſchen Gemeinde V'heim Sonntag Septuagefima. ½17 Uhr hl. Meſſe. 8 Uhr hl. Meſſe mit Predigt. 3/10 Uhr Hochamt mit Predigt. 11 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. ſ½2 Uhr Chriſtenlehre für die Jungfrauen. 2 Uhr Andacht, darauf Verſammlung der Jung- frauen⸗Kongregation. In der neuen Kirche an Werktagen: Montag: ½8 Uhr 1. S.⸗A. für Pet. Karl König. 38 Uhr 1. S.⸗A. für Ludwig Werle. Dienstag: ¼8 Uhr 2., 8 Uhr 3. S.⸗A. für Friedrich Gallei. Mittwoch: ¼8 Uhr 2.,% Uhr 3. S.⸗A. für Katharina Schüßler geb. Alter. Donnerstag: ¼8 Uhr 1. S.⸗A. für Katharina Burkert geb. Hainz. 3/8 Uhr beſt. Amt für Alphons Hanf, beſtellt von den Schulkameraden. Freitag: ¼8 Uhr 2., 68 Uhr 3. S.⸗A. für Eliſabeth Fal termann. 7/8 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Michael Haas 2. und Familie Lippert. Samstag: ¼8 Uhr 1. S.⸗A. für Magd. Georgi i geb. Adler. 1/8 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Georg Platz und Anna Maria Kühner. 3½8 Uhr beſt. Amt für Katharina Schloſſer i geb Knapp. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl. 5 Fräulein, am Dienstag und Donnerstag bei den Barmherzigen Schweſtern um 7 Uhr hl. Meſſe. Am nächſten Sonntag gemeinſchaftliche heilige 5 Kommunion für die Klaſſen der Herren Lehrer Kallenbach, Stockert und Lipp A. Nächſten Sonn— gem. hl. Kommunion für Erziehung von Prieſtern“ in den Heidenmiſſionen, Werk des hl. Petrus ge— nannt. Kirchliche Anzeigen der Evang. Gemeinde Viernheim 3. S. n. Epiph. 1 Sonntag, den 24. Januar 1932. Vormittags 10 Uhr: Gottesdienſt. Vormittags 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Freitag, den 29. Januar 1932. Abends 8 Uhr: Turnſtunde. N. J. K. Fußball:(Platz 1) Beginn 2 ½ Uhr V'heim 2. J— Heppenheim J. Fußball:(Platz 2) V'heim Pr.— Heppenheim 2. (Platz 3) V'heim Sch. 2 H'heim Sch. Handball:(Platz 2) Viernheim 1.— Herrnsheim 1. Fußball:(Auswärts) 7 Lorſch 1.— V'heim 1. Beginn 2,30 Uhr Lorſch 2— Viernheim 3. 12,45 Uhr Abfahrt nach Lorſch: 3. Mannſchaft ½12 Uhr 1. M. 1 Uhr per Auto ab Orehſcheibe. Fahrtpreis pro Perſon 60 Pfg. Bei Bedarf fährt das Auto für Zuſchauer um 2 Uhr noch einmal. Die Sportleitung. Samstag, den 23. 1. 1932. Waldhof. lich erſcheinenden Maßnahmen zu ergreifen, 3 Uhr Abfahrt um 2 Uhr per Rad, ab Dreſchhalle(Sand⸗ Schüler 1— Viernheim Schüler 1 höferweg) pünktlich zur Stelle ſein. Unſere Bitte um eine Zugkräſtige Begleitung nach Lorſch. Dringender Appell! Die Sportleitung. Amicitia 00 E.V. V'hein 8 Sportplatz im Wald mw 0 J Reſt.„Zur Waldſchenke“. Sonntag, den 24. achm. 1 Uhr in 1 0 e 0 Der Text des neuen Stillhalteabkommens wird inzwiſchen fertiggeſtellt werden, ſo daß mor⸗ gen ſeine Unterzeichnung in einer Vollverſamm⸗ uung erfolgt. „Vereinshaus“ Ordentl. Generalverſammlung mit der Tagesordnung: . Geſchäftsbericht .Kaſſenbericht „Bericht des Spielausſchuſſes Anträge „Entlaſtung Neuwahlen Bekanntgabe der Ehrenmitglieder . Verſchiedenes. Unſere ſämtliche Mitglieder werden gebeten Anträge ſind bei unſerem 1. Vor⸗ ſitzenden Herrn Michael Hoock, Friedrichſtraße 27 zu erſcheinen. zu ſtellen. Samstag abd. 3,30 Uhr auf den Nenoſtheimer Sportplatz: Sp. Vgg. 07— V'heim Schüler Sonntag, vorm 10 Uhr auf dem 08 Platze: Viernheim A 1 Igd.— 08 M' heim A 1 Jgd. Sonntag, vorm. 11 Uhr auf dem Waldſportplatz. Hemsbach A-⸗Igd.— Amicitia 09 B⸗Igd. Abfahrt der A 1⸗Jugend 10 Uhr ab Lokal. Be⸗ ginn der 2. Jugend 1 Uhr auf eigenem Platze. Morgen vorm. 10 Uhr: Platztraining der 1. M. Der Vorſtand. der Bekämpfung der antefapaniſchen Jugendverein und Mädchenbund. Sportplätze an der Lorſcher⸗Straße mit Sport halle und Kaffeewirtſchaft. 0 Programm für Sonntag, den 24. Januar 1932. 1,15 uhr! 1,15 Uhr 3,00 Uhr germeiſter nahm die japaniſchen Forderungen 3,00 Uhr! Erſcheint täglich mit Ausn 1,0 Mi. i ins Haus gebracht 5 e ei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie 1 0 5 Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Feiertage.— Bezugspreis monatl. rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſiſcheckkonto Nr. 21577 Amt Faater M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Kr. 19 Wachſende chineſiſch⸗ japaniſche Spannung wib. Schanghai, 23. Jan. Infolge der zur Siedehitze geſtiegenen Spannung zwiſchen den Thineſen und Japanern, die durch die Zuſam⸗ menſtöße in den vergangenen Tagen beſonders genährt wurde, herrſchen hier große Befürch— tungen. Die chineſiſche Bevölkerung iſt außer- ardentlich erregt über die kürzlichen Aktionen der Japaner in der Mandſchurei und anders⸗ wo, während andererſeits die Japaner aufge- bracht ſind über die großen Verluſte, die ihnen der Boykott ihrer Waren durch die chineſiſche Bevölkerung zufügt, und über die Ablehnung Vereini— gung durch den Schanghaier Stadtrat. Die japaniſchen Seeſtreitkräfte ſollen heute durch ein Flugzeugmutterſchiff, einen Kreuzer, vier Zer— ſtörer und 400 Marineſoldaten verſtärkt wer⸗ den, wodurch die japaniſchen Streitkräfte vor Schanghai auf insgeſamt zehn Kriegsſchiffe und 1000 Seeſoldaten gebracht werden, wäh⸗ tend eine Flotte von 23 Kriegsſchiffen im japaniſchen Kriegshafen Saſebo zum Auslau— un dereit liegt. Das japaniſche Kabinett kündigte an, daß es zu der Entſcheidung ge— kammen ſei. die der Lage entſprechenden geeig⸗ urtſten Maßnahmen zu treffen. Der Neuter⸗Korreſpondent erfährt weiter, daß ſich die Polizei der internationalen Nie⸗ derlaſſung unzweifelhaft jedem Verſuch der Be⸗ ischlsßaber der fapaniſchen Seeſtreitkräfte ent⸗ gegenſetzen werde. Viernheim ll Heppenheim! in der Niederlaſſung ſelbſt etwa eine Sonderaktion durchzuführen. Der japaniſch⸗chineſiſche Konflikt in Schanghai. wib. Schanghai, 23. Jan. Der chineſiſche Bür⸗ auf Beſtrafung derjenigen Chineſen an, die fünf japaniſche Mönche überfallen hatten. Die Forderungen lauten auf Zahlung einer Buße und auf Entſchuldigung. Der Forderung, den Boykott japaniſcher Waren zu verbieten, iſt der Bürgermeiſter bisher noch nicht nachge⸗ kommen. Der japaniſche Admiral ließ den Bürgermeiſter darauf aufmerkſam machen, daß er ſich gezwungen ſehen werde die ihm erforder⸗ Fall⸗ die Forderung wegen des Boykotts⸗Ver⸗ botes nicht angenommen würde. werten Freunde und Gönner laden 1 0 wir zu obigen Spielen ergebenſt ein, mit der letzten amslag Unlerzeichnung des Slillhalteabkommen⸗ Berlin, 22. 1. Wie wir hören, iſt heute der deutſche Schuldnerausſchuß für die Berliner Stillhalteverhandlungen zuſammengetreten, um den Bericht der offiziellen Delegierten bei den Stillhalteverhandlungen entgegenzunehmen. —— 1 Letzte Radiomeldungen Vulkanausbruch in Guatemala. wtb. Guatemala, 23. Jan. Durch einen Vulkanausbruch des Acatenango⸗Vulkans find Antigua, Santa Lucia und andere Städte Gua⸗ temalas zerſtört worden. Einſtellung der Bergungsarbeiten auf Karſten⸗Zentrum. wib. Beuthen, 23. Jan. Die Bergungsar⸗ beiten auf der Karſten⸗Zentrumgrube ſind im Laufe des geſtrigen Tages vorerſt eingeſtellt worden wegen dauernder Bewegung des Ge⸗ birges. Zeitung . iernheimer Anzeiger lernhetmer Tageblan— Blernhelmer Nachrichten) V iernh eimer (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an ßbeſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Samstag, den 23. Januar 1932. 49. Jahrgang Frankreich beſteht auf den Verträgen Caval abermals vor der Kammer— Brünings Theſe unannehmbar Paris, 22. Jan. Die Kammer ſetzte am Frei— tag die Ausſprache über die Außenpolitik der Re— gierung fort. U. a. heelt Miniſterpräſident Laval die mit Spannung erwartete außenpolitiſche Rede.! in der er im weſentlichen die bereits in der Regie- rungserklärung holte. Laval zollte einleitend der Politik und der Perſönlichkeit Briands anerkennende Worte und erklärte:„Ich bleibe ein Jünger ſeiner Politik und werde mich bemühen, ſie weiter zu verfolgen.“ Er gab dann einen Ueberblick über die vergangene deutſch-franzöſiſche Politik von der Rheinlandräu— mung ab und ging ſchließlich auf die letzten Er— eigniſſe über. Am 14. Januar habe der Reichs— kanzler noch einmal den franzöſiſchen Botſchafter empfangen und ihm ſeine erſten Erklärungen wiederholt.„Nach dieſen Erklärungen“, ſo fuhr gemachten Ausführungen wieder— für Frankreich Laval fort,„kann man ſich über die Abſichten der Reichsregierung nicht mehr im Zweifel ſein. Brüning anulliert zwar nicht den Moungplan, erklärt aber, daß das Reich auf Jahre hinaus nicht zahlen kann. Frankreich wird niemals auf die Rechte verzichten, die ihm durch die Verträge zugeſtanden ſind und die nur einen Teil der erlittenen Schäden wiedergutmachen. Dieſe deutſche Theſe iſt für uns unannehmbar.“ Laval verwies auf die Schlußfolgerungen der Ba— ſeler Sachverſtändigen, aus denen hervorgehe, daß Deutſchland nach Ueberwindung der Kriſe einen großen Aufſchwung erlebe. Dieſe Schlußfolgerun— gen ermächtigen uns, eine endgültige Neuregelung der Reparationsfrage zu verweigern, weil die Zahlungsfähigkeit des Reiches nicht nach augenblicklichen Lage bemeſſen werden kann. Wir ſind bereit, für die Periode der wirtſchaft— lichen Kriſe eine neue Abrede zu treffen, wir werden aber keinerlei Herabfetzungen der Re— Sweiter Fünfjahresplan „Vollendung der Umgeſtaltung Moskau, 22. 1.(Telegraphenagentur der Sowjetunion). Die vom Politbüro des Zen— tralkomitees der Kommuniſtiſchen Partei ent⸗ worfenen Direktiven für einen zweiten Fünf⸗ jahresplan wurden jetzt veröffentlicht. In den Theſen wird als wichtigſtes Ergeb— nis des erſten Fünfjahresplanes die endgülti⸗ ge Unterwühlung der Wurzeln des Kapitalis⸗ mus im Dorfe hervorgehoben, wodurch eine völlige Vernichtung der Klaſſen vorausbeſtimmt werde. Durch den zweiten Fünfjahresplan ſoll durch Steigerung des Volkseinkommens ein erheblich raſcherer Aufſtieg des Wohl⸗ ſtandes der Arbeiter- und Bauerumaſſen erzielt werden. Die grundlegende Wirtſchaftsaufgabe des zwei— ten Fünfjahresplanes ſei die Vollendung der Umgeſtaltung der geſamten Volkswirtſchaft und die Schaffung der modernſten techniſchen Baſis für ſämtliche Wirtſchaftszweige, insbeſondere für die Maſchinen⸗ und energetiſche Induſtrie. Der Ausbau des Eiſenbahnverkehrs ſoll die Beſchleunigung des Aufſtiegs der Wirtſchaft der nationalen Sowjetrepubliken gewährleiſten. Schlägerei in in Rußland der geſamten Volkswirtſchaſt“ In der Nahrungsmittelinduſtrie ſei eine all⸗ ſeitige Erweiterung der Produktion auf der Grundlage eines erheblichen Ausbaues der Rohſtoffbaſis vorgeſehen, damit die Verdreifachung der Verbrauchsnormen pro Kopf der Bevölkerung geſichert wird. In der Landwirtſchaft ſoll das Viehzuchtproblem durch Vermehrung der Vieh⸗ beſtände und Steigerung der Warenproduktion gelöſt werden. Zur völligen techniſchen Umgeſtaltung der Volkswirtſchaft müſſen große neue Kadres techniſcher Intelligenz aus Arbeitern und Bau⸗ ern geſchaffen, müſſe das Kulturniveau der ganzen Maſſe auf eine Höhe gebracht werden. Die Theſen heben die völlige Unvereinbarkeit der bürgerlich-kauſmänniſchen Entſtellung des Grundſatzes der Rentabilitätsrechnung mit der Politik der Partei und den Iutereſſen der Ar⸗ eiterklaſſe hervor und ſtellen feſt, daß die Sowjetunion durch den zweiten Fünfjahresplan in techni⸗ ſcher Bezichung an die erſte Stelle Furn⸗ pas rücken werde. der Berliner Univerſität polizei geht mit Gummiknüppel vor— Sieben Studenten feſt⸗ genommen— Univerſitätsgebäude bis Montag geſchloſſen Berlin, 22. 1. Im Veſtibül der Univerſität kam es heute vormittag zu Auseinanderſetzun— gen, die in eine Schlägerei ausarteten. Da die Pedelle gegen die Menge der Demonſtranten machtlos waren, wurde die Polizei herbeigeru— fen, die die Kämpfenden auseinanderbrachte. Auch im Vorhof der Univerſität ſchritt die Po⸗ lizei gegen Zuſammenrottungen der Studenten ein und trieb ſie mit dem Gummiknüppel aus⸗ einander. Sieben Studenten wurden feſtge— nommen. Politiſche Provokalionen die Urſache Berlin, 22. 1. Die Unterſuchung der heuti⸗ gen Krawalle in der Univerſität durch den Uni⸗ verſitätsrat hat noch keine Klärung darüber bringen können, von welcher Seite die Un⸗ ruhen angezettelt worden ſind. Die national⸗ ſozialiſtiſch eingeſtellten Studenten ſchieben die Schuld auf die kommuniſtiſchen Kommili⸗ tonen und umgekehrt. Allem Anſchein nach ſind die Unruhen durch Provokation außerhalb der Univerſität entſtanden und die gereizte Stim— mung hat dann im Univerſitätsgebäude ihre Entlo dung gefunden. Mit dem Abſingen von Liedern auf den Gängen des Gebäudes began— nen die gegenſeitigen Reibereien; dann folg— ten Beſchimpfungen und ſchließlich Tätlichkei— ten, denen gegenüber die Pedelle machtlos wa— ren. Erſt der Polizei, die von dem Rektor her— beigerufen werden mußte, gelang es, die Schlägerei unter teilweiſer Anwendung des Gummiknüppels zu beenden. Dabei wurden 7 Studenten feſtgenommen. Nachdem die Füh⸗ rer der feindlichen Gruppen verſprochen hat⸗ ten, die Ruhe nicht mehr zu ſtören, rückte die Polizei wieder ab. Auf einem Beſchluß des Senats wurden die Uniſitätsgebäude heute mittag um 1,30 Uhr geſchloſſen und werden erſt am Montagmorgen wieder geöffnet werden. der paratioönen zuſtimmen, wenn ſie nicht durch eine gleichzeitige Herabſetzung unſerer Schul⸗ den gegenüber Amerike ausgeglichen werden. Wir werden außerdem ſtets die Zahlung des ungeſchützten Teiles der Reparationen verlan— gen. Dies ſind die neuen Opfer, die wir nach allen anderen bereit ſind, zu machen. Bei den kommenden Verhandlungen kann nur die Rede vyn einem Moratorium ſein. Deutſchland darf nicht ſeinen eigenen Willen diktieren. Die deutſchen Methoden haben bei uns keinen Ein⸗ fluß. Sie ſtärken im Gegenteil das Gefühl der Würde und der nationalen Selbſtändig— keit.(Großer Beifall auf den Bänken der Negierungsmehrheit.) Die Aufgabe, die ſich Frankreich geſtellt hat, kann nur erfüllt wer— den, wenn die Moral nicht aus den gegenſei— tigen Beziehungen ausgeſchaltet wird. „In der Abrüſtungsfrage bleibt reich bei ſeiner bisherigen Haltung, die ſich auf den Völkerbundspakt ſtützt. Frankreich nimmt keine Improviſierungen an. Wenn alle Verträge beachtet werden, ſo iſt eine Herabſetzung der Rü— ſtungen möglich. Frankreich wird nicht nur das Beiſpiel ſeiner eigenen Abrüſtung(2) nach Genf bringen ſondern poſitive Vorſchläge machen, die vor allem in der Verwirklichung des Schiedsge— richtspaktes beſtehen.“— Die Ausführungen des Min'ſterpräſidenten wurden auf den Bänken der Regierungsmehrheit mit anhaltendem Deifall be— grit. Nach kurzer Anſprache wurde Tagesordnung Herxiot, gegen die Laval die Vertrauensfrage ge— ſtellt hatte, mit 303: 265 Stimmen abgelehnt. Nit 312:261 Stimmen dann Frank⸗ wurde men: „Die Kammer, getreu der Politik internatio- naler Zuſammenarbeit und des organiſierten Friedens, bringt der Regierung ihr Vertrauen zum Ausdruck, daß ſie die Kontinuitüt dieſer Politik in der Achtung der Verträge ſichern wird. Sie billigt die Regierungserklärung, lehnt jeden Zuſatz ab und geht zur Tagesord⸗ nung über.“ folgende Tagesordnung angenom— Engliſche Einladung an Laval London, 22. 1. Im Anſchluß an die heute mittag 13 Uhr beendete Kabinettsſitzung ver— öffentlicht Reuter folgende Informationen: Der franzöſiſche Miniſterpräſident Laval iſt durch Vermittlung der britiſchen Botſchaft in Paris geſtern eingeladen worden, während des Wochenendes MacDonald in London zu be— ſuchen; Laval kann jedoch, wie verlautet, noch nicht ſagen, ob er kommen wird, ehe er das Ergebnis über den Vertrauensantrag für ſeine Regierung in der franzöſiſchen Kammer kennt. Wie Reuter im Zuſammenhang mit der Re parationsfrage weiter erfährt, entſprang der gegenüber der deutſchen Regierung gemachte Vorſchlag einer Moratoriumsverlängerung, der, wie bekannt, abgelehnt worden iſt, der eigenen Initiative der engliſchen Regierung: der Botſchafter in Berlin hat alſo im Namen der Gläubigermächte gehandelt. Arbeilsloſenunruhen in Konitz Konitz, 22. 1. Bei der Verteilung von Kohlen und Lebensmitteln im Rathausgebäude in Konitz an etwa 200 Arbeitsloſe kam es geſtern nachmittag zu Unſtimmigkeiten. Es mußte ſchließlich Polizei aufgeboten werden, die mit dem Gummiknüppel die Menge zerſtreuen wollte. Die Arbeitsloſen eröffneten ein Stein⸗ bombardement auf die Beamten und das Rat⸗ haus. Mehrere Poliziſten wurden verletzt. Da die Polizei machtlos war, ſäuberte das in Ko⸗ nitz ſtationierte 1. polniſche Schützenbataillon mit blanker Waffe die Straße von den Demon⸗ ſtranten. Zahlreiche Kaufleute haben ihre Lä— den geſchloſſen. Tagesallerlei Nach Berichten aus chineſiſcher Quelle ſind in den letzten beiden Jahren 164 551 Perſonen durch die Banditen der Provinz Hupeh getötet worden. 964 000 Perſonen werden vermißt. . Die Hoeſch-Köln⸗Neueſſen A.⸗G. für Bergbau und Hüttenbetrieb in Dortmund kündigt wegen Abſatzmangels Betriebseinſchränkungen auf der Schachtanlage Kaiſerſtuhl 2 an. Zur Ent⸗ laſſung kommen 850 Arbeiter. Die Vereinigten Stahlwerke, Gruppe Bo— chum, zeigen Betriebseinſchränkungen auf der Zeche Dannenbaum an. Zur Entlaſſung kom⸗ men hier 200 Arbeiter und Angeſtellte. * Die Tſchechoſlowakei hat verfügt, daß für Luxuswaren nur in ganz ſeltenen und dringen— den Fällen Deviſen zur Verfügung geſtellt wer— den dürfen. i Die Frau des Spiritusinduſtriellen Fried— rich Kaeßmann in Wien, eines ſehr reichen und einflußreichen Induſtriellen, wurde von einem Eintänzer entführt. Die Wiener Geſellſchaft hat wieder ihr Skandälchen. E Der frühere Leibſchneider des Kaiſers Franz Joſeph, M C. Frank, iſt in Konkurs geraten. 8 Die ſpaniſche Regierung gibt das Vermögen pracht, die ſeine Ueberführung in das ſtädt. von Alfons 13. nach dem Stande von 1929 mit 15 Millionen an. Dazu kommt das, was die Königsmutter hinterlaſſen hat: 5 Millionen. Der Tod der Frau von Hennigs Sechs Monate Gefängnis für den Täter Greifswald, 22. 1. Das Greifswalder Schöf— fengericht verurteilte den Privatförſter Johann Blinzler aus Buggow, der durch eine zum Wildfang aufgeſtellte Schußwaffenfalle am 21. November v. J. den Tod der 50 Jahre alten Ehefrau des Rittergutsbeſitzers v. Hennig her⸗ beigeführt hatte, zu ſechs Monaten Gefängnis mit Strafausſetzung nach Verbüßung von drei Monaten. Die Verhandlung ergab den einwandfreien Beweis, daß nur eine Fahrläſſigkeit des För— ſters vorgelegen hat 50 000 Mark im Karkloffelſach 1000 Mark verſchwunden Köln, 23. 1. Dieſer Tage hatte die Stations— kaſſe eines Kölner Vorortes bei der Reichsbank eine große Geldſendung in Empfang zu neh⸗ men. Der Stationskaſſierer, ein Oberinſpektor und ein Ueberwachungsbeamter ſollten in ei— nem Kraftwagen das Geld holen. In zwei Le— dertaſchen wurden die Kaſſenſcheine unterge— bracht. Etwa 50 000 Mark Silbergeld erhielten die Beamten in Zeuteln zu je 1000 Mark. Die⸗ ſe Beutel ſteckte man im Wagen in einen gro⸗ ßen Kartoffelſack. An der Stationskaſſe wurde nun feſtgeſtellt, daß einer dieſer Beutel ver⸗ ſchwunden war. Man vermutete Diebſtahl. Der Kraftfahrer mußte zugeben, daß er ſich „zwei Sekunden“ von dem ſeiner Obhut anver— trauten Kraftwagen entfernt hatte, und da er 1000 Mark Schulden hatte, kam er in Haft, die ſich jedoch nicht aufrecht erhalten ließ. De Beutel mit ſeinem wertvollen Inhalt blei! ve Ein Werbefilmſtreifen für das Goethe ⸗ und gängerjahr hergeſtellt Der Feſtausſchuß für das 11. Deutſche Sän⸗ gerbundesfeſt hat einen Film⸗Stehbild⸗Strei⸗ fen(94 bildliche Darſtellungen der Feldſtadt Frankfurt am Main und deren choriſchen Ver⸗ gangenheit) hergeſtellt, der nebſt ausgearbeite⸗ ten Vortragstext den Bünden und Vereinen des Deutſchen Sängerbundes koſtenlos zu Wer⸗ bungszwecken für das 11. Deutſche Sänger⸗ bundesfeſt zur Verfügung geſtellt wird. In erſter Linie wird an die Gaue des DSB. ge⸗ dacht, die die Vorbereitungen ſolcher Werbe⸗ abende überwachen, bezw. in die Wege leiten ſollen. Die Vorführung des Bildſtreifens(nebſt Vortrag) nimmt 1½ Sunden in Anſpruch. Ausgefüllt mit Eröffnungs- und Schlußchor eines Gauvereins, dürfte ein ſolcher Werbe— abend ſeine Wirkung nicht verfehlen. Um feſt⸗ zuſtellen, in welchen Bezirken der Bildſtreifen gewünſcht wird, erbittet der Preſſeausſchuß (Frankfurt⸗Main, Haus Offenbach) baldige Entſchließung durch die Gaue, damit der Ver⸗ leih der Bildſtreiſen entſprechend organiſiert werden kann. nah und Jern Worms.(Selbſtmord im Verfolgungswahn.) Selbſtmord verübt hat geſtern ein 25jähriger Arbeiter aus Worms, der in letzter Zeit an Verfolgungswahn litt. Der Tote hatte ſich mit einem Meſſer ſchwere Schnittwunden beige— Krankenhaus erforderlich machten und an deren Folgen er noch am gleichen Tage verſtarb. Eine ſtrafbare Handlung liegt nicht vor. Gießen.(Speiſung bedürftiger Kinder durch Reichswehr). Ein Muſterbeiſpiel von Nächſten— liebe und Hilfsbereitſchaft gibt die Gießener Reichswehrgarniſon, das 1. Batl. Inf. Rgt. 15. Sämtliche Angehörigen des Bataillons haben Rauf drei Monate, und zwar bis Mitte April, auf einen Teil ihrer monatlichen Beſoldung verzichtet und dieſes Geld einer Kaſſe überwie— ſen, deren Aufgabe es iſt, bis zum 15. April für rund 100 bedürftige Volksſchulkinder an jedem Werktag ein warmes Mittageſſen mit täglicher Fleiſchportion zu liefern. Darmſtadt.(Verurteilung eines Geſundbe⸗ ters). Der ehemalige Chemiker Johannes Me⸗ ding aus Darmſtadt, der als Ausüber der „chriſtlichen Wiſſenſchaft“ Kranke behandelt hat⸗ te, wurde vom hieſigen Schöffengericht wegen Betrugs zu einem Monat Gefängnis und 500 RM Geldſtrafe verurteilt. Seine Ehefrau er⸗ hielt als Mittäterin 300 RM Geldſtrafe. Für die Freiheitsſtrafe erhielt Meding fünf Jahre Bewährungsfriſt. Die Verhandlung fand vor einem großen Publikumsandrang ſtatt. Das Gericht ließ jedoch eine Debatte über den Wert der„chriſtlichen Wiſſenſchaft“ nicht zu und fällte das Urteil auf Grund eines beſtimmten Fal⸗ les, wo ein Kind durch die„Behandlung“ Me⸗ dings geſtorben war, da auf Anraten des An⸗ geklagten, der etwa 300 RM Honorar erhielt, ein Arzt nicht zugezogen worden war. Trier.(Vom Aberglauben geheilt). Anfangs dieſer Woche kam eine junge Verkäuferin nach Konz⸗Karthaus, wo ſie eine Zigeunerin traf, die Spitzen verkaufte und nebenbei auch das Wahrſagen betrieb. Das machte die junge Da⸗ me neugierig. 50 Pfennig wurden gezahlt, und nun ging das Theater los. Die Verkäuferin mußte ihr Geldtäſchchen hergeben, zuvor jedoch über das Portemonnaie ein Kreuz machen. Dann wühlte die Zigeunerin unter allerlei Sprüchen in dem Gelde herum, prophezeite und verſchwand. Die Verkäuferin war von dem Ge— rede derart benommen, daß ſie nicht daran dachte, ihr Geld nachzuzählen. Erſt ſpäter be⸗ merkte ſie den Verluſt von 5 RM. Die Polizei wurde mobil gemacht, verfolgte die Zigeune— rin und knöpfte ihr die 5 RM wieder ab. Die Verkäuferin aber hat von dieſer erſten Pro— phezeiung genug— ſie iſt ſicherlich von ihrem Ahoeralauben geheilt. Bad Orb.(Auszeichnung für Wilddiebbe— kümpfung). Für erfolgreiche Tätigkeit auf dem Gebiete der Wilddiebbekämpfung erhielt Ober— landjäger Hotz von Bad Orb vom Allgemeinen Deutſchen Jagdſchutzverband, Landesverein Kurheſſen, einen größeren Betrag als Ehren gabe, die Medaille des A. D. J. V. mit gekreuz ten Hirſchfängern und das Ehrendiplom für Wilddiebbekämpfung. Gleichzeitig wurde ihm aus dem gleichen Anlaß eine Ehrengabe und ein Ehrendiplom des Heſſiſchen Jagdklubs, Darmſtadt, übermittelt. Kleinwallſtadt.(Nach dienſtlichen Verfehlun⸗ Japans Kancnen rollen an die Front Japaniſcher Transportzug mit Geſchützen und Munition auf der Fahrt nach dem mandſchuriſchen Kriegsſchauplatz. 82 Das medallenbne Noman von Annn v. Panhuis. Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) 50. Fortſetzung. Renate ſtiegen heiße Tränen in die Augen. „Ich bin gewiß nicht habgierig, aber daß tun doch eingetreten iſt, was Tantchen durch⸗ zus nicht wollte, das tut mir weh. Tante wiinſchte nicht, daß ihr ſchlechter Neffe das Erbe bekäme, nun gehört es ihm doch. Und es nagt an mir, daß er mich in jeder Weiſe an⸗ log Aber was nützt mein Nachdenken, meine Empörung, alles, was Tante lieb hatte. iſt nun in den ſchlechteſten Händen. Der Him⸗ mel mag wiſſen, wo das Teſtament geblieben iſt.“ Sie faßte ſich an den Schläfen.„Sehen Sie, liebe Martha, mich quält immer wieder der Gedanke, Otto Holz weiß ganz genau, wo das Teſtament geblieben iſt, das gab ihm eben die Sicherheit, am Nachmittag von Tant⸗ chens Todestag ſo ſelbſtbewußt gegen mich auf⸗ zutreten.“ 7 17 Martha nickte:„Es muß da noch ein Ge— heimnis geben, und der letzte Beſucher von Fräulein Sanders kennt es., meine ich.“ Renate ſann vor ſich hin. 45 „Der mit dem ſchwarzen Spitzbart war ein ſehr eleganter Mosfö, ſeine wertvolle Krawatennadel ſprang mir direkt ins Auge, es war ein ziemlich großer Käfer aus Diamanten.“ Martha ſchrie auf. „Nun iſt es ganz ſicher, daß der Menſch. den Sie heute mit Holz zuſammenſaßen. der⸗ ſelbe iſt, der an dem Vormtiatg zu Fräulein Sanders kam. Mir fiel damals der ſchim⸗ mernde Käfer in ſeinem Schlips auf. So was tragen Herren nicht ſo oft, ſo ein großes Schmuckſtück. Ich dachte noch bei mir, es wäre eigentlich eine hübſche Broſche.“ Dieſe Feſtſtellung erregte Renate ſehr. Nun hatte ſie ihn alſo geſehen, den geheimnis— vollen Beſucher, von dem niemand etwas wußte, wie er hieß und was er bei Hedwig Sanders gewollt. Es war wohl ſicher, der Beſucher war im Auftrage von Holz bei der Tante geweſen. Die beiden unterhielten ſich noch viel über das Thema, dann verabſchiedete ſich Renate. Die Fahrt nach Berlin hatte ihr zu etwas für ſie Wiſſenswertem verholfen. Doch wie ſollte ſie es nützen?——— Aber ſoviel, wie ſie an den Freund von Otto Holz dachte, ſoviel dachte dieſer auch min⸗ deſtens an ſie. Renate Wittenborns Erſchei⸗ nung ſchwebte Karl Kruſe vor, wo er ging und ſtand. Er wollte ſich ſelbſt auslachen und brachte es doch nicht fertig. Er grübelte nach. ob es kein Mittel gab, ſich Renate geneigt zu machen. Er erkundigte ſich nach ihr. Hörte, ſie lebe völlig zurückgezogen, ginge nur ins Bureau, mache manchmal einen Spaziergang. Er ſann nach, auf welche Weiſe er ſie in Not bringen könnte. Hunger und Sorge hal⸗ fen vielleicht dieſes ſo ſtolz getragene Köpfchen beugen. Wenn es ihm gelänge, ſie aus ihrer Stellung zu bringen, ſo war das eine große Chance für ihn. Zu Holz würde er nichts er⸗ wähnen, der gönnte ihm das wunderſchöne Mädchen nicht. Ein Zufall kam Hilfe. ſeiner Schlechtigkeit zu Er las zufällig in der Zeitung von einem Diebſtahl nung. 7 5 gen Selbſtmord). Vor einiger Zeit hatte der Reichsbahnaſſiſtent Johann Kolb einen Selbſt⸗ mordverſuch unternommen, da er ſich verſchie⸗ dene dienſtliche Verfehlungen hatte zuſchulden kommen laſſen. Nunmehr iſt er im Kranken⸗ haus an den Folgen des Selbſtmordverſuchs geſtorben. 6 Gelnhauſen.(Zuſammenſtoß mit Wilderern). Im Kreisort Kaſſel ſtieß ein Förſter im Staats⸗ forſt auf vier Wilddiebe, die ein Stück Schwarz⸗ wild und ein Reh bei ſich trugen. Einer der Wilddiebe führte eine Schußwaffe bei ſich, wo⸗ mit er nach dem Anruf des Beamten auf die⸗ ſen anlegte. Der Förſter konnte jedoch einem Schuß zuvorkommen, worauf die Wilderer un⸗ ter Zurücklaſſung ihrer Beute die Flucht er⸗ griffen. a Waldmohr.(Ein Kind ertrunken). Das 1½ jährige Töchterchen des Mühlenbeſitzers Otto Motſch auf der Mohrmühle wurde nach dem Mittageſſen vermißt. Es hatte ſich unbemerkt entfernt und wurde nach längerem Suchen in der Futterküche in dem dort befindlichen Was ſerbottich ertrunken aufgefunden. Lauf(Amt Bühl).(Selbſtmord.) Der Den⸗ tiſt Walter Arthur Martin, der vor kurzem aus Biſchoffingen hierher gezogen war, hat ſich aus unbekanntem Grunde erſchoſſen. Mar⸗ tin iſt aus Freiburg gebürtig, 25 Jahre alt und verheiratet. Gemmingen(bei Bretten).(Von einem Au⸗ to überfahren und getötet.) Das dreijährige Söhnchen des Schneidermeiſters Adam Pfäffle wurde von einem aus Heilbronn kommenden Auto überfahren. Trotz ſofortiger ärztlicher Behandlung war das Kind nicht mehr zu ret— ten. Es iſt wenige Stunden ſpäter im Eppin⸗ ger Krautenhaus ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. Pirmaſens.(Politiſcher Ueberfall vor Ge⸗ richt.) Vor dem Schöffengericht hatte ſich der ledige Dachdecker Wilhelm Conrad zu verant— worten, der in der Nacht zum 29. November vergangenen Jahres den Lehrer Joſef Zin— graf auf dem Nachhauſewege des Nachts nie— dergeſchlagen und erheblich verletzt hatte. Po— litiſche Motive wurden von Conrad abgeſtrit— ten(Zingraf iſt Nationalſozialiſt), jedoch ſtellt das Gericht feſt, daß der Ueberfall ganz ohne Grund geſchah und verurteilte Conrad zu ei— ner Gefängnisſtrafe von einem Jahr. Mannheim.(Greis begeht Selbſtmord.) Ein verwitweter 71 Jahre alter Taglöhner aus der Innenſtadt wurde in das Städt. Kranken⸗ haus eingeliefert, weil er Gift zu ſich genom⸗ men hatte. Inzwiſchen iſt der Mann, der in krankhaftem Zuſtande gehandelt haben dürfte, geſtorben. Mannheim.(Mehrere Nationalſozialiſten verletzt.) Auf der Straße zwiſchen Q und R7 wurden zwei Nationalſozialiſten auf dem Weg zur Verſammlung der NSDAP angeblich von politiſch Andersdenkenden überfallen und mit 1 Stahlruten verletzt, ſodaß der eine an der rechten Kopfſeite eine Rißwunde und der an dere Hautabſchürfungen an der rechten Hand und eine Verſtauchung des rechten Handge— lenks davon trug. Den Verletzten wurden vom Sanitätsdienſt der Verſammlung Notverbände angelegt.— Desgleichen wurden zwei Männer die an der Verſammlung teilgenommen hat— ten, auf dem Neckarauerübergang angeblich ebenfalls von politiſch Andersgeſinnten ange- griffen. Hierbei erhielt der einer der Beiden mit einer Stahlrute mehrere Schläge über den Kopf, ſodaß er ſtark blutende Wunden davon trug. Der andere konnte ſich einer Mißhand⸗ luna durch die Flucht entziehen. Markus Berndt, der bis jetzt unaufgeklärt ge⸗ blieben, und darauf baute er ſeinen gemeinen Plan. Eines Morgens erhielt der Bauunterneh⸗ mer mit ſeiner Poſt einen Brief, den er mehr⸗ mals las, um danach ſeine Maſchinenſchreibe rin, Renate Wittenborn, prüfend zu betrach⸗ ten. So auffallend zu betrachten, daß ſie ver⸗ wirrt wurde unter dem Blick. Er ſagte aber nichts, doch gab er mittags ſeiner Frau den Brief zu leſen. Sein Bureau befand ſich im ſelben Hauſe wie ſeine Woh⸗ Frau Erna Berndt las halblaut: „Sehr geehrter Herr! Jemand, der von dem unaufgeklärten Diebſtahl in Ihrem Hauſe hörte, erlaubt ſich, Sie darauf aufmerkſam zu machen, daß Ihre Sekretärin vielleicht, wenn auch nicht direkt, ſo doch indirekt daran beteiligt ſein könnte. Ein ehrenwerter Geſchäftsmann wie Sie dürfte aber auch keine Angeſtellte wie Fräu⸗ lein Wittenborn bei ſich aufnehmen. Der Vater von ihr hatte Gelder unterſchlagen als Rechtsanwalt. er war dann ſpäter ein berüchtigter Faſſchſpieler, der von einem Gerupften erſchoſſen wurde. In ſolchen Dingen iſt es empfehlens⸗ wert, an die Veterbungstheorie zu glauben.“ Unterſchrieben war der Brief: Ein Warner. Frau Erna Berndt wiegte den etwas zu gelbgoldigen Lockenkopf hin und her. „Und wie ſtellſt du dich zu dem Brief, Männe?“ fragte ſie lebhaft. Ihr großer, breitſchulteriger Mann, dem bei dem Bauunternehmer len! glaube nicht, Diebſtahl bei uns was zu tun hat. direkt noch indirekt. ihrem Vater gefällt mir nicht. Das heißt Weder wenn ſie wahr iſt. Eigentlich ſoll man ja auf 0 anonyme Briefe nichts geben.“ „Frage ſie doch,“ dicke Frau Erna vor, der Renates Schlankge⸗ ſtalt, ebenſo wie ihr echtes Blondhaar ſchon lange ein Dorn im Auge waren.„Gerade heraus befragen würde ich ſie, und wenn der Brieſſchreiber recht hat, laß ſie laufen. Wenn der Vater ſo ein Kerl geweſen iſt, kann man der Tochter auch nicht recht trauen.“ Markus Berndt Schädel. 1 f „Ich bin doch ein bißchen Menſchenkenner, anſtändige Perſon, und ſchließlich, ſeinen Vater kann ſich die Wittenborn iſt eine brave, ja keiner ausſuchen, und man bann keinen da⸗ für verantwortlich machen.“. Frau Erna mochte Renate nicht leiden, ihre Schönheit forderte ihren Mann ſicher manchmal zu Vergleichen heraus. „So auffallende Perſonen wie dieſe Wit⸗ tenborn gehören überhaupt in kein Bureau. ſondern in den Tansſaal oder Tingeltangel!“ ſagte ſie gehäſſtg.„Du haſt einen Narren en ihr gefreſſen und läßt nichts auf ſie kommen. Gortſetzung folgt. Keine Brolpreiserhöhung Berlin, 22. 1. Der Reichskommiſſar für die Preisüberwachung hat, wie wir erfahren, aus den ihm erteilten Informationen die ſichere Ueberzeugung gewonnen, daß die Verſorgung der Bevölkerung mit Roggenmehl bis zur neu⸗ en Ernte zweifellos ſichergeſtellt iſt. Die Ent⸗ wicklung des Roggen⸗ und Roggenmehlmarktes wird aufmerkſam verfolgt. Es iſt Vorſorge ge⸗ troffen, daß eine Erhöhung der Preiſe, die eine Erhöhung des Roggenbrotpreiſes bedingen würde, nicht erfolgt. Raubmörder als Nauſchgiftdieb Koblenz, 22. 1. In der Nacht zum 20. Dezem⸗ ber v. J. ſind aus einer hieſigen Drogen- und Chemikalien⸗Großhandlung Rauſchgifte aller Art im Geſamtwert von 2000 RM geſtohlen worden. Der Diebſtahl hat nunmehr durch die Feſtnahme der Täter und Mittäter und Ermitt⸗ lung einiger Hehler ſeine Aufklärung gefunden. Zwei Täter wurden in Koblenz und der dritte in Köln feſtgenommen. Als geiſtiger Urheber und Haupttäter kommt ein 35 Jahre alter Drogiſt aus Köln in Frage, der bereits wegen Raubmordes mit 13 Jahren Zuchthaus und außerdem auch wegen Einbruchsdiebſtahls und Betrugs im Rückfalle vorbeſtraft iſt. Ein Teil des Rauſchgiftes konnte beſchlagnahmt werden. Jahl der deulſchen auf der Erde Die Zahl der Deutſchen im Deutſchen Reich beträgt 63 Millionen, dazu kommen im übri⸗ gen Europa, wie die Deutſche Beamtenbund— Korreſpondenz feſtſtellt, 21 Millionen Deutſche, in Nordamerika 15 Millionen, in Südamerika 3 Millionen und auf den übrigen Teilen des rdballes etwa! Million. Es ergibt ſich alſo als Geſamtzahl der Deutſchen auf der ganzen Welt: 103 Millionen. In den Vereinigten Staa— ten ſtammen nicht weniger als 35 Millionen Menſchen im zweiten und dritten Gliede von Deutſchen ab. Ralte greift ein Kind an Jallhauſen, 22. 1. Ein ſchreckliches Bild bot ſich einer Frau in Wallhauſen, als ſie auf einen Schrei ihres Kindes ins Schlafzimmer lief. Sie ſah, wie eine Ratte ſich m Geſicht des Kindes feſtbiß. Ein Elektrotechniker tötete das Vieh. Die Ratte war ſo groß, daß zwei Katzen es 1 nicht wagten, ſich ihr zu nähern. Veinſpiegel Belebung im Weingeſchüft. Von der Oberhaardt. Seit Beginn der letz— ten Woche konnte hier und insbeſondere am ganzen oberen Gebirge eine leichte Belebung im Weingeſchäft feſtgeſtellt werden. Aber nicht nur eine geſteigerte Nachfrage war vorhanden, ſondern es konnte auch ein leichtes Anziehen der Preiſe beobachtet werden. In Schweigen wurden einige Verkäufe das Fuder zu 190 RM abgeſchloſſen. In Oberotterbach kaufte eine Landauer Weinfirma mehrere Partien Natur- wein zum Preiſe von ebenfalls 190 RM auf. In Albersweiler wurden ſogar Verkäufe zum PPreiſe von 225 RM abgeſchloſſen. Gegenwär⸗ dig werden die erſten Weinbergarbeiten durch— ge“! het, dor Rebſchnitt iſt bereits im Gange. Lokales Jedem ungariſchen Pferd ſein eigener Kammbaum Das ungariſche Landwirtſchaftsminiſterium hat zwecks rationeller Entwickung der heimi⸗ ſchen Pferdezucht angeordnet, daß jedes Pferd für die Stammbuchregiſtrierung anzumelden iſt. Auf dem Anmeldeſchein ſind u. a. Vater und Mutter ſowie der Zeitpunkt der Geburt genau anzugeben. Die Scheine ſind bis zum 20. d. M. auszufüllen. Welche Unmenge von Verwal⸗ tungsarbeit dies namentlich für die Städte bedeutet, das zeigt allein ſchon das Beiſpiel der 90 000 Einwohner zählenden nordungari⸗ ſchen Landſtadt Debreczin, in der nicht weniger als 10 000 Pferde angemeldet werden müſſen. Deulſchlands Hochſchulen In Deutſchland beſtehen 23 Univerſitäten, davon 12 in Preußen, 3 in Bayern, 2 in Ba⸗ den, je eine in Sachſen, Württemberg, Thürin⸗ gen, Heſſen, Hamburg und Mecklenburg-⸗Schwe⸗ rin. Außerdem gibt es in Deutſchland 10 Tech⸗ niſche Hochſchulen, 4 Landwirtſchaftliche, 3 Tier- ärztliche und Forſtwirtſchaftliche Hochſchulen, 2 Bergakademien, 16 Hochſchulen für Bildende Künſte und 11 Hochſchulen für Muſik. Kalaſtrophe der Molkereiwirtſchaft Abſinzen der ausländiſchen Währungen drückt auf den deulſchen Markl— Preiſe für Molkereierzeugniſſe unter Vorkriegsniveau— Aulidumping⸗ maßnahmen Von den verſchiedenſten Seiten ſind in den letzten Tagen den zuſtändigen Stellen Einga— ben zugeleitet, in denen die umgehende Erhö— hung des Butterzolls verlangt wird, um den ungeheuren Gefahren zu begegnen, die der deutſchen Milchwirtſchaft drohen. Seit Beginn des neuen Jahres hat ein weiterer Preisſturz auf dem Butter- u. Käſemarkt eingeſetzt, der, ſofern nicht energiſche Gegenmaßnahmen ergriffen werden, zu einer noch weiteren Un— terhöhlung der geſamten Milchwirtſchaft füh— ren muß. Schon im Herbſt 1931 war es jedem Einſichtigen klar, daß das Abgleiten des eng— liſchen Pfundes nebſt dem Verfall der nordi— ſchen Währungen für die geſamte deutſche Landwirtſchaft, inſonderheit für die Milchwirt— ſchaft von verheerenden Folgen ſein müſſe. Schon damals iſt die Forderung erhoben wor— den, daß man in Deutſchland ſofort Antidum— pingzölle ſchaffen müſſe, um ſich in ähnlicher Weiſe wie auch andere Länder gegen die Fol— gen des Zuſammenbruchs fremder Währungen zu ſchützen. Heute ſteht zu befürchten, daß der jetzige Preisabfall auf den Weltmürkten noch längſt nicht ſein Ende erreicht hat. Der Sturz des engliſchen Pfundes hat eine er— hebliche Minderung der engliſchen Kaufkraft ausgelöſt. In dem Maße, wie ſich die Kauf— kraft Englands ſinkt, werden die Exportländer anderen Märkten zuſtreben. Ihre Aufmerkſam— keit iſt dabei in erſter Linie auf Deutſchland gerichtet, zumal andere Abnehmer, die früher als Käufer von Molkereierzeugniſſen wichtig waren, wie beſonders Frankreich und die Schweiz ſich gegen die fremden Zuführen durch rigoroſe Mittel wehren. Freilich ſind Deutſch— lands Aufnahmemöglichkeiten durch ſeine all— gemeine Verarmung, durch den Deviſenman— gel, ſtark beſchränkt. Solange man ſich aber nicht zu wirkſamen Abwehrmaßnahmen durch— ringt, werden die zum Verkauf drängenden Waren den Weg über die deutſchen Grenzen nehmen, ſelbſt zu Preiſen, die auch die Expor— teure nicht befriedigen. Jede neue Verzögerung im Schutz der Milchwirtſchaft wäre von verhüngnis⸗ vollen Folgen. Angeſichts der hie und da immer noch vorhan— denen Widerſtände gegen eine Erhöhung des Butterzolls, die durch die Idee der Preisſen— kungsaktion noch vergrößert worden ſind, iſt auf die Eilbedürftigkeit der Hilfsaktion beſon— ders zu verweiſen. Die Widerſtände müſſen überwunden werden, um ſo mehr, als bei ih— nen von ganz falſchen Vorausſetzungen aus— gegangen wird. Es handelt ſich gar nicht um Zollerhöhungen, die ungerechtfertigte Preis— ſteigerungen bewirken ſollen, ſondern um Anti— dumpingmaßnahmen, die der deutſchen Milch⸗ wirtſchaft lediglich eine Sicherung gegen die gefährliche Preisunterſchiebung zufolge Wäh⸗ rungsverſchlechterung in den nordiſchen Län⸗ dern zu bieten haben. Beachtet man dies, ſo be— darf es auch keiner weiteren Darlegungen, daß die Einführung von Antidumpingmaßnahmen in keinem Widerſpruch zu der Preisſenkungs— aktion ſteht. Zeigt doch auch die Begründung, welche die Reichsregierung im Dezember ihrer großen Notverordnung gegeben hat, daß das Preisniveau in volkswirtſchaftlich nutzbringen— der Weiſe nur geſenkt werden kann, wenn dabei eine vernünftige Preisrelation zwiſchen den einzelnen Wirtſchaftszweigen aufrechterhalten bleibt. Bekanntlich liegen jetzt aber die Preiſe der Molkereierzeugniſſe bereits erheblich unter dem Vorkriegsſtand, was von vielen anderen Preiſen noch keines— wegs zutrifft. Würdigt man alſo die bei den Molkereiprodukten vor ſich gehenden Preiszu— ſammenbrüche im Rahmen der geſamten Wirt— ſchaft, ſo kann man nicht umhin, die Einfüh— rung von Schutzmaßnahmen zu Gunſten der Molkereiwirtſchaft nicht nur als für die Land— wirtſchaft notwendig, ſondern auch mit Hin— blick auf die Sicherung der Volksernährung als unerläßlich zu bezeichnen. PPP Karneval Trotz der durch den Ernſt der Zeit bedingten Einſchränkungen der Karnevalsbräuche in Deutſchland läßt man auch in dieſem Jahr, wenn auch in kleinerem Kreiſe und in nicht ſo weitem Umfange wie ſonſt, nicht ab von den alten und ſchönen Bräuchen der Karnevalszeit, ſondern vergißt für einige Tage die Sorgen des Alltags, bannt ſich für einige Tage in den Zauber des Prinzen Karneval mit Mummen⸗ ſchanz und ausgelaſſener Fröhlichkeit. Eigent⸗ lich beginnt die Karnevalszeit in Deutſchland ſchon am 6 Januar. Die Haupttage ſind aber die letzte Woche vor dem Aſchermittwoch und hier wiederum die letzten drei Tage, der Kar— nevals⸗Sonntag, der Roſenmontag und der Faſtnachtsdienstag, wo beſonders in rheini⸗ ſchen Gegenden die Straßen von Masken be— lebt, von Mummenſchanz und Ulk erfüllt ſind. Vielgeſtaltiger als der deutſche Karneval ſind die Karnevalsfeierlichkeiten in den ſüdlichen Ländern, wo allein ſchon das Temperament der Ne: ſſchen den Grad der Ausgelaſſenheit ſtei⸗ gert. Am berühmteſten ſeit altersher iſt der Karneval von Venedig mit ſeiner Maskenfrei⸗ heit, ſeinen Tierhetzen, Herkulesſpielen und Feuerwerken. In Rom wiederum beluſtigt man ſich während der Karnevalszeit mit Pferde— rennen, Aufzügen, Werfen von Blumen und Gipskügelchen und Lichterkämpfen. In Paris bildet der Umzug des Boeuf gras(Faſchings— ochs), eines fetten Ochſen mit vergoldeten Hör— nern und bunten Bändern den Mittelpunkt der Feiern. n Deutſchland fand der Karneval im Anſchluß an das Schifferfeſt, der Feier der wiedereröffneten Schiffahrt auf den deutſchen Strömen, beſonders im Süden und am Rhein lebhafte Pflege. Haupttage des Mummenſchan— zes bildeten der ſog. Hirsmontag mit einem als Hirſch verkleideten Redner und der Faſt⸗ nachtsdienstag, der den Namen Narrenfeſt oder auch Narrenkirchweih erhielt. In rheiniſchen Städten bildeten ſich ſogenannte Karnevals— geſellſchaften, die ſich zu Jahresbeginn verſam— melten und den Großen und Kleinen Rat, ei— nen Feſtordner und ein närriſches Oberhaupt, den Prinzen Karneval, wählten, Feſtprogram— me entwarfen und ausführten. Bis zum heuti— gen Tage haben ſich auch die Faſtnachtsbräuche einiger Zünfte erhalten. Mit dem Faſtnachts⸗ dienstag hat dann die Zeit der Fröhlichkeit, der wilden Ausgelaſſenheit ihr Ende gefunden, um mit dem Aſchermittwoch einer ernſten Zeit, der Faſtenzeit, bis zum Oſterfeſte Platz zu machen. Bierpreisermäßigung in Bayern Um 4 RM pro Hektoliter Plünchen, 22. 1. Im Anſchluß an die heutigen Verhandlungen mit Vertreetrn der bayeriſchen Brauereien und Gaſtwirte erklärte der bayeri— ſche Preiskommiſſar, daß in Bayern ab 1. Fe⸗ bruar eine Senkung des Bierpreiſes um ins— geſamt 4 RM je Hektoliter Vollbier eintreten muß. Dieſe Ermäßigung erfolgt in der Weiſe, daß der Ganterpreis der Brauereien und der Schanknutzen der Gaſtwirte um je 2 RM je hl geſenkt wird. Weiter teilte der Preiskommiſſar mit, daß die bayeriſche Staatsregierung für ei— ne baldige Ermäßigung der Reichsbierſteuer mit allem Nachdruck bei der Reichsregierung eingetreten iſt und daß er ſelber ſich dafür ein ſetzen werde. Der neue Bierpreis pro Liter iſt auch bei Abgabe von weniger als zwei Litern maßgebend. Bei der Einzelberechnung iſt eine Aufrundung unzuläſſig. Der neue Bierpreis iſt in den Gaſtſtätten ab 1. Februar ſichtbar an⸗ zuſchlagen. Aber die Geſchichte oon ſchlug die ſchon etwa⸗ ſchüttelte den viereckige Anfänger ohne 4 900 n un der Emporkömmling zu allen Knopflöchern Wie Man zum Film kommt herausſchaute, antwortete ſeiner viel jüngeren Frau, die ſich nur in ſein Geld verliebt hatte „Ja, Schnuckelchen, wie ſoll ich mich dazu ſte! Ich muß dir ganz ehrlich bekennen, ich daß die Wittenborn mit den Zeitgemäße Skizze von J. Madlen Krog. Karl Lichfeld, der große Regiſſeur, betrat ſein Wochenendhaus. Zog ſich die alte, ſchäbige Haus⸗ jacke an, in der er ſich am wohlſten fühlte, ſteckte ein Streichholz unter die fertig geſchichteten Scheite des Kamins und holte ſeine ebenfalls ſehr alte, aber heißgeliebte Pfeife hervor. „Herrlich!“ ſagte er zu ſich ſelbſt.„Endlich einmal weg von 9 0 ganzen Klimbim, weg vor allem von den Frauen.“ Alle dieſe Mias, Pias und Lias, die ihn auf Schritt und Tritt ver⸗ folgten— was wollten ſie ſchließlich alle? Zum 0 m natürlich!„Gelichter!“ knurrte er durch ie 1 90 Hier ſollte ihn aber niemand ſtören, 10 ochenende wollte er einmal ganz für ſich aben. Ein Auto hielt vor dem Haus, und es klingelte. Lichfeld rührte ſich nicht. Schließlich wurde mit Fäuſten an die Tür getrommelt, und eine weib⸗ liche Stimme ſagte recht energiſch:„Von der 1 Schallplattenfirma Novum, Herr Lichfeld. Ich ſehe am Rauch im Schornſtein, daß Sie zu Hauſe ſind. Es dauert nur einen Augenblick!“ Seufzend erhob ſich Lichfeld und ließ eine zunge Dame eintreten. In der Diele ſchwankte ſſie und fiel dann plötzlich wie ein Klotz zu Boden. „Schöne Beſcherung“, dachte Lichfeld, hob ſie auf ein Ruhebett und legte ihren Kopf nach unten. Kölniſch Waſſer an die Schläfen und unter die Naſe, mehr wußte er nicht. Kalkweiß ſah ſie aus, eine ſcheußliche Farbe. Aber ſonſt? Klargeſchnittene Züge mit viel Charakter, das richtige Filmaeſicht. ſtellte er feſt und wurde ärgerlich 191 ſich ſelder. Mußte er denn immer an den lich ixten Laden denken? Telephon hatte er abſichtlich nicht nach hier draußen legen 10 r ging zum Fenſter und bat einen vorüber⸗ beheben lungen Mann, zum 1 Arzt zu 1 81 Er ſei ſelber Arzt, meinte der. Na, um ſo beſſer. Etwas ſchäbig ſah er aus, wohl junger und ö leitete er künſt⸗ liche at Lichfeld dann. doch tmung einige Tücher und etwas Eſſig zu beſorgen. Als der Regiſſeur die Küche betrat, um den Eſſig zu holen, wurde die Tür hinter ihm zugeſchlagen und der Schüſſel blitzſchnell herumgedreht. Lichfeld machte ſofort einen Mordskrach. Aber dann hörte er Getümmel im Wohnraum, die Küchentür wurde aufgeſperrt, die junge Dame ſtand vor ihm und ſchrie ihm zu:„Schnell! Sonſt reißt er aus. Er hat Ihre Brieftaſche!“ Lichfeld erwiſchte den Fremden gerade noch am Arm, als der Mann durchs Fenſter ſteigen wollte. Ein Griff, dann hatte der Regiſſeur die Brief— taſche wieder, aber der Kerl war ihm mit einem kühnen Satz entkommen. „Laſſen Sie ihn laufen!“ ſagte die junge Dame und lachte. „Ja, was ſoll denn das alles heißen?“ fragte der verwunderte Lichfeld. „Einen Augenblick!“ ſprach ſie, verſchwand im Baderaum und kam mit einem ſauber gewaſchenen, roſigen Geſicht wieder. a zichfeld ſchüttelte ſtumm den Kopf. „Na ja“, ſagte ſie halb trotzig, halb lachend, „die Leichenfarbe war eben Schminke, und die Ohnmacht nur gemimt und von der Schall⸗ plattenfirma bin ich auch nicht.“ „Und ich ſeage wieder: Was zum Teufel ſoll das alles heißen?“ „Daß ich Sie gern ſprechen wollte“, ſagte ſie, „und da ich nie bei Ihnen vorgelaſſen wurde, mußte ich eben eine Liſt gebrauchen.“ „Toll!“ erwiderte er grimmig.„Das Weitere weiß ich ſchon: Sie wollen natürlich zum Film. Aber wie war das mit dem falſchen Dokkor?“ „Ja, daß ſo ſchnell ein Arzt auftauchte, paßte mir natürlich gar nicht. Ich hatte Angſt, er würde mich durchſchan n, und beſchloß ſchon, Haberah wieder zu m zu kommen, da merkte ich aber, 855 mit dem B. hen etwas 1 0% Er 9 00 ie künſtliche Atmung ganz falſch, und als er Sie dann in der Küche W wußte ich ja Beſcheid. Ich ſtellte mich aber weiter be⸗ wußllos, er ſchli* ihrem Rock, der über der Stuhllene hing, und nahm die Brieftasche her⸗ aus. Da riß ich ſchi ll das Tuch vom Tiſch, warf es ihm von hinten über den Kopf und zog feſt 1 3 1 zu. Das brachte ihn zu Fau. Inzwischen ſchioß mich ihn hier ein und ließ Sie heraus.“ „Toll!“ ſagte Lichfeld und mußte nun doch lachen.„Sie ſind ein Frechdachs!“ „Das auch“, gab ſie geloſſen zu,„aber ich kann wirklich etwas. Gutes Photographiergeſicht, Sprachtechnik ſtudiert, ſportlich gewandt. Habe ich die Ohnmacht nicht gut geſpielt?“ „Na, die würde mir nun am wenigſten impo— nieren“, lachte Lichfeld,„aber die Sache mit dem falſchen Doktor haben Sie ja wirklich ganz außer⸗ ordentlich gemacht, da ſtehe ich gewiſſermaßen in Ihrer Schuld. Alſo ſagen wir: Probeaufnahme Montag um halb zwölf. Paßt das?“ „„Na, und ob das paßt!“ ſtrahlte ſie.„Wie wär's mit einer Taſſe Tee auf den Schreck, darf ich ihn aufſetzen?“ „Gar keine üble Idee“, meinte Lichfeld. Taubenkreue Ein Brieftaubenzüchter im Norden(Oſt⸗ friesland) ließ am 14. Juli 1930 durch ſeinen Cewährsmann in Friedrichshafen von dort aus fünf ſeiner beſten Tiere zum 720 km lan⸗ gen Rückflug nach Norden aufſteigen. Darunter befand ſich auch ein prächtiger dunkler Täuber, der Liebling ſeines Schlages. Als die Tauben in Friedrichshafen freigelaſſen wurden, herrſch— te wohl gutes Wetter, aber es dauerte nicht lange und es ſetzte auf dem größten Teile des für die Rückreiſe in Betracht kommenden Ge— bietes ſtürmiſches Regenwetter, ja in der Um— gebung Nordens ſogar Hagelſchlag ein. Die gefiederten Boten wurden nach allen Richtun⸗ gen verſchlagen und nur eine Taube kehrte zu⸗ rück. Auch der Täuber, der bereits 1929 einen Flug von Friedrichshafen glücklich durchgeführt hatte, blieb aus und ſein Beſitzer gab ihn ver⸗ loren. Als dieſer aber vor einigen Wochen ſei⸗ nen Taubenſchlag betrat, kam ihm ſein längſt für tot gehaltener Täuber entgegen, ließ ſich wie früher von ihm aus der Hand füttern und ſtrei⸗ cheln und zeigte ſich äußerſt zutraulich. Anſtatt des Erkennungsringes, den das Tier bei ſei— nem Abflug trug, hatte es einen anderen. Es kann darauf geſchloſſen werden, daß der Täu— ber in„Gefangenſchaft“ geraten war. Das treue Tier hat dann eine Gelegenheit zur Flucht wahrgenommen und nach faſt 16 Monaten den Weg nach Hauſe gefunden. Humor Der Nachteil „Aber Irene, willſt du Georg wirklich ver— laſſen? Du ſagteſt doch, er wäre das Licht in deinem Daſein!“ „Gewiß, aber das Licht hat die ſchlechte An— gewohnheit angenommen, abends auszugehen!“ Letzter Ausweg „Wenn ich bis morgen abend nicht zweihun— dert Mark auftreibe, muß ich mich erſchießen! Können Sie mir nicht helfen, Herr Schön— wald?“— Bedaure ſehr, mein Lieber... ich be⸗ ſitze keinen Revolver!“ Kleine Feier. Die Gaſtgeberin:„Sie haben es alſo doch noch möglich gemacht, heute zu uns zu kommen, Herr Profeſſor!“—„Jawohl, gnädige Frau, ich glaubte erſt ich würde vergeſſen, aber ich habe dann ganz vergeſſen, es zu vergeſſen!“ Die Freundin fragt „Du haſt alſo dem berühmten Maler Modell geſtanden, Adelheit?“—„Ja, zu dem Bilde: Kleopatra und die Schlange!“—„Ach— und wer war Kleopatra?“ Der ſchwarze Kaler Skizze von Ernſt v. Baſſermann⸗Jordan. Die beiden Alten ſaßen friedlich auf der Gartenterraſſe ihres Landhäuschens. Es war Hochſommernacht. Dunkel und maſſig ſtanden die Bäume der Nachbargärten gegen den hellen flimmernden Sternhimmel, in ſchwachem ſilbe⸗ rigen Lichte lag die Raſenfläche, zu der ein paar Stufen von der Terraſſe herabführten, Roſen⸗ beete und Gebüſche hoben 65 kaum vom Gras⸗ grunde ab. Aus der Milchſtraße, aus dem Bilde des Perſeus fielen ab und zu ene als ſuchten ſie Himmel und Erde zu verbinden. Kein Lüftchen regte ſich, kein Laut. Es war ſtill, ganz ſtell bis in die fernſte Ferne, nichts als das Rieſeln eines Brünnleins im Raſen, un⸗ hörbar, weil immer zu hören, wie die Uhr der Unendlichkeit. 5 N 5 Da klang aus dem Grunde der Gärten leis und werbend der Liebeslaut eines Katers. Die alte 1 ſah von ihrer Handarbeit auf. n dem müden Geſichte hatte ein freundlicher Lebensabend die Spuren von Sorge und Arbeit nicht zu verwiſchen, doch zu verſchönen vermocht. Die feine Hand der alten Frau hob den roten Schirm der Lampe ein wenig und ſchraubte den Docht höher. 90 „Siehſt Du auch gut, Viktor, und machſt Du Dir die Augen nicht müde bei dem langen Leſen?“ Der Alte nahm langſam die große Brille ab. Dann ſah er auf. Sein Blick war noch in eine fremde Welt gerichtet, dann ſchien er zurückzu⸗ finden und ſenkte ſich warm und gütig und doch auch mit dem Ausdruck der Schalkhaftigkeit in die Augen ſeiner Lebensgefährtin. „Und wieder Juſtinus Kerner, geſchichten?“ fragte dieſe vorwurfsvoll. Da faßte der Alte über den Tiſch weg mit Beru eit ihre beiden Hände.„Es iſt doch eine Beruhigung“, ſagte er„ſo zuverläſſig zu wiſſen, daß wir hier auf Erden nur Gäſte ſind, Reiſende, die weiterwandern in ein anderes Land.“ „Aber ob das andere Land ſchöner ſein wird? Wir waren doch ganz zufrieden die vierzig Jahre zuſammen. Ich möchte noch gar nicht fort von hier und gar von Dir.“ ö „Lieſt man, wie armſelig und töricht die Geiſter der Abgeſchiedenen ſich uns bemerkbar machen, ſo möchte man zweifeln an der Schön⸗ beit der andern Welt. die uns erwartet.— Es iſt eine dumme Geſchichte, wie es da im alten Kloſter zu Maulbronn rumort, durch die Gänge rauſcht, die Schneckenſtiegen hinauf, in den Zim⸗ mern ſich ſchwer auf das Herz der Schlafenden legt und— wenn man mutig nachſchaut— nichts 0 findet als ein ſchwarzer Kater. Es iſt nichts eſonderes an ihm, aber man kann den Stören⸗ fried nicht greifen trotz des ausgeſetzten Preiſes von vierzig Gulden.“ „Laß die Geiſtergeſchichten, Viktor! Sie kom⸗ men im Traume wieder. In all den Jahren haben wir nichts dergleichen erlebt. Warum ſollen wir dran glauben?“ „Es müſſen's ja nicht alle erleben, und doch kann es wahr ſein, und vielleicht erleben auch wir es noch. Aber Du haſt ja Katzen nie ge— mocht.“ 5 „Weil ſie meinen Amſeln nachſtellen, die mir den Frühling eingeſungen.“ Da klang ſchärfer, wie zornig, Katzenlaut aus größerer Nähe. Dann war alles wieder ſtill. Der Mond kam über den Bäumen hoch und goß ſein mildes Licht über den Raſen und das Brünnlein. Der Alte klappte das Buch zu und ſtand auf. „Emma“, ſagte er jetzt munter,„wenn ich nun por Dir fort müßte und Dich hernach noch ein⸗ mal beſushte, in neuer Geſtalt, ſo als ein roßer ſchwarze. Hater, um Dir zu zeigen, daß ich noch da bin und nur auf meine Kätzin warte, würdeſt Du dann auch noch Katzenfeindin ſein?“ „Ja dann, Viktor, wenn Du das wäreſt, da würde ich Dich ſtreicheln und lieb haben und Dir gute Milch geben, daß Du recht lange bei mir bliebſt.“ Er hatte ſich ſchon dem Hauſe zu⸗ ewendet. ö 8 Sie ſaß noch ein Weilchen verſonnen. Ein leiſer Wind hatte ſich aufgemacht. Aus fernem Lande ſchien er zu kommen. Er brachte fremden Duft, und in den Kronen der Bäume begann es zu wiſpern. Sie nähte die Naht zu Ende, dann vackte ſie alles zuſammen, den Garnknäul Ele Spuk⸗ öhen auf, und ſchränble die Lampe klein. Es war ſpät geworden. Müde erhob ſich die alte Frau und nahm das Arbeitskörbchen auf. Da fuhr ein gellender Schrei durch die Stille der Mondnacht.„Viktor!“ und gleich. darauf höher, ſchriller,„Viktor!“ Der Garnknäul, von erſchreckter Hand geworfen, ſprang an langem Faden die Stufen nach dem Raſen hinunter. Beſtürzt trat der Mann aus der Tür. Die Frau war keines Wortes mächtig und ſtarrte ihn entgeiſtert an, dann zeigte ſie mit müder Hand nach der kleinen Treppe und dem Raſen, auf deſſen mondbeſchienener Fläche der Alte eine ſchwarze Katze in großen Sätzen flüchten ſah. Da heiterte ſein Geſicht ſich auf, und er nahm ſein zitterndes Weib ſanft in den Arm. f 5 „Du hast Beſuch gehabt?“ fragte er leiſe. „Ich hab Dich gerufen“, ſtammelte ſie,„der Garnknäul iſt mir entfallen.“—„Und deshalb alſo... Aber Du haſt ihn nicht geſtreichelt, ihm keine Milch gegeben und ihn nicht bei Dir be⸗ halten wollen.“ 9 1 5 Da barg ſie verſchämt ihr Haupt an ſeiner treuen Bruſt und flüſterte: 10900 der alten Ge⸗ ſtalt biſt Du mir doch am liebſten, und ſo will ich Dich noch lange behalten“ Und ihre Blicke fanden ſich in der zarteſten Zärtlichkeit des allverſtehenden Alters. 5 ein Geige klingt dutch die nacht Hiſtorlſche Skizze von Hans⸗Eberhard v. Beſſer. Der brandrote Schein der Wachtfeuer lohte matt burch die nebelfeuchte Herbſtnacht, ein Schritt wurde laut, die Geſtalt eines Offiziers kam ſchattenhaft daher. Da wandte ſich der kaiſerliche Feldmarſchall Wallenſtein vom Feuſter, mit düſterer Stirn trat er an den Schreibtiſch. Seine Hand griff ein Papier heraus, verſunken be⸗ trachtete der Marſchall das Blatt. g 15 Der Offizier trat ein, Sporen klirrten, die 199 85 auf dem breitrandigen Hut des Ankömm⸗ ings wankte, als er ihn grüßend abnahm:„Ich komme—“ „Wallenſtein hob finſter die Hand. 9 9 nde Muſikant leugnet noch immer“, uhr der foi en betrachtet werden, die Exekution kann in aller Frühe morgen vor ſich gehen, wenn—“ Wallenſtein griff haſtig nach der 1 0„Es ſei, zwanzig Mann morgen früh, drüben an der 0 ich werde den Befehl unterzeichnen.“ Er ſetzte die Feder an, da wurde ſein Geſicht bleich, ſtarr blickte er den Offizier an. Die Männer lauſchten. Eine helle, unendlich feine Geige tönte durch die ſtille Nacht. Das Antlitz des Marſchalls wurde weich, ſein herriſcher Mund verſonnen, ſein hartes Auge mild; er ſah in die Ferne, und die wunderſame Geige klang innig und d durch das alte Schloß, in dem der Marſchall Quartier genom⸗ men. Wallenſtein deckte die Hand über die Augen; urplötzlich ſtand ſeine Mutter vor ihm, die blaſſe, ſtille Frau mit dem holden Lächeln: er ſpürte ihre Hand über ſeine Locken gleiten und.. „Was iſt das?“ fragte der Offizier verwundert. Wallenſtein riß 1 jäh von den Bildern, die ihn beim ſüßen Klang der Geige gefangen ge⸗ nommen, los, er ſprang auf, ſporenklirrend tot er einige Schritte, ſein düſteres Auge flackerte unheimlich.. „Eine 5 0 iſt es, eine verfluchte Geige, ein ſataniſches Lied, das einem ins Herz dringt. Seit drei Nächten, ſeit wir 80 fahrenden Geiger ins Jenſeits befördern wollen, weil er ſpionierte, klinat dieſe Geige durch die Nacht. Immer wenn. ich das Papier ergreife, wenn ich unterzeichnen will, das Urteil zu vollſtrecken befehlen möchte, dann beginnt dieſe Geige ihr Spiel. Ich forſche im ganzen Schloſſe ſeit drei Nächten, ich raſe; niemand weiß, wer in dieſem verdammten Ge— mäuer fiedelt.“ Zorn loderte aus der düſteren Glut der Augen, der Offizier fuhr zurück. Schweigend lauſchten die Männer. Da winkte Wallenſtein, der Offi⸗ zier nahm den Leuchter, und es ging treppauf, treppab, durch Gemächer, durch Türen und Kam⸗ mern. Da verſtummte jäh die Geige. Und wie in den vergangenen Nächten, ſo pochte der un⸗ Schwere antijapanische Unruhen in Ghanghai Blick in eine der Hauptſtraßen des europäiſch. Viertels von Changhai. Nachdem ſchon ſeit Wochen die japanfeindliche Stimmung in Changhai ſich durch kleinere Zuſammenſtöße zwiſchen chineſiſche Nationaliſten und den Soldaten der ja⸗ paniſchen Konzeſſion bemerkbar machten, ſind jetzt ſchwerſte Tumulte zum Ausbruch gekommen. Japan hat mehrere Kriegsſchiffe nach Changhai entſandt, um ſeine In⸗ tereſſen wahrzunehmen, ſodaß jetzt in dieſer größten Hafenſtadt des Fernen Oſteus ſich ein ähnlicher Zuſtand vorbereitet wie in der Mandſchurei zu Beginn des japaniſchen Vormarſches. ffizier fort,„doch ſeine Schuld kann als een beter f bar i „Wer geigt hier?“ fragte er barſch. „Es ib niemand, 1 3 5 15 Ehe Märſchalr rickſichtslos die zitter de, alte N f l inſtrument beſitzt. Keiner hat eine Geige. Seht ſelbſt nach!“ ſtam⸗ melte die Ad Frau. 1 Und wieder ſchritt man durch die Räume, zitternd huſchte der Kerzenſchein längs der Wände, man drang vor bis in die Kammer der ſchlafen⸗ den Magd. ſtöberte überall. nichts. ö „Morgen abend iſt das Urteil unterzeichnet“, ſagte finſter der Marſchall und hieß den Of 1600 ehen. Der Herbſtwind ſtöhnte um das Schloß, heiſer ſchrie ein Nachtvogel im Turmgebälk, Kerzenlicht überflackerte das derſtörte Antlitz eines Wachenden, und hundertmal legte ſich der Mar⸗ ſchall die en vor, wer dieſes Hexenlied geiger, wenn er den Muſikanten dem Tode überſchreiben wollte. Am nächſten Tage erklang das gleiche Spiel, das Wallenſteins Sinne lähmte, ſeine ge⸗ bietende Hand unfähig zur Tat machte. Und er ſann und ſann, und die Soldaten fürchteten ihn mehr denn je. Da ließ er am übernächſten Abend den Spielmann holen. Hart ging er mit ihm um, der fahrende Geſelle leugnete, Wallen⸗ ſtein zuckte die Achſeln und griff zur Feder. Da ertönte der ſchwebende, betörende Hall der Geige. Alle lauſchten, verle en lächelte der Muſiker. Wallenſtein ling dieſes Lächeln auf.„Steht Ihr mit dem Teufel im Bunde?“ rief er wutbebend. „Wer geigt hier? Sucht mir dieſe vermaledeite Fiedel, und Ihr ſeid frei.“ Da nahm der Muſikant ſeine Geige vom Rücken, man hatte ſie ihm auf ſein Flehen be⸗ laſſen, und leiſe ſtimmte er in die Melodie ein, untermalte und fand ſich in den wunderſamen Klang hinein. Zugleich ſchritt er feierlich voran, Offiziere, gefolgt von Wellenstein, folgten, und wieder ſpielten Lichtfunken längs der ſtummen Wände. Der Zug ging treppauf, die Töne fanden inniger zueinander, man bog in den Flur eines abgelegenen Flügels, man ſtand vor der Kammer der Magd. Wallenſtein Mie leiſe, da tönte ihm die Geige entgegen. ie oft war er durch das mondhelle Gemach der ſchlafenden Magd auf der Suche nach der Geige geeilt. Langſam trat man näher, und ein Staunen ergriff alle. Der Marſchall ſtarrte benommen in die Ecke des Zim⸗ mers, dort ruhte die junge Magd auf ihrem Lager, ihre Lippen waren geſpitzt, und die wunderſamen Töne einer Geige drangen empor. So ähnlich, ſo täuſchend, ſo voller Seele und Inniakeit. „Luzie, Sie hier?“ ſtammelte der Muſikant und ſetzte die Geige ab. In dieſem Augenblick ſchlug das Mädchen die ſeltſam glänzenden, dunk⸗ len Augen auf, der Blick ſchien nicht zu 19 „Ihr kennt dieſe da?“ fragte der Feldſcher, ſich herandrängend. „Es iſt Luzie, die bei dem Gaſtwirt im Dienſt war, bei dem ich ſeit Jahren abſteige, wenn ich in dieſe Gegend komme. Sie hörte mir immer zu, wenn ich ſpielte, ſie geigt mit dem Munde meine Melodien. Seltſam!“ „Eine Somnambule“, wandte ſich die Chirur⸗ gius an den Feldherrn,„die Wiſſenſchaft glaubt, daß dhe hellſeheriſche Traumzuſtand...“ Wallenſtein winkte ab. r deutete auf den Muſikanten, der das Mädchen an den Händen er⸗ griffen hatte. Glückſelig lächelnd ſchaute die Erwachte den Mann an. Tiefe Liebe lag im Blick der beiden. „Ihr ſeid frei, geht Eurer Wege als ein Paar!“ ſagte Wallenſtein und winkte ſeiner Um⸗ gebung. Sporenklirrend verließ er mit ſeinen Offizieren die Kammer. Lange noch ſtand der kaiſerliche Marſchall am Fenſter ſeines Gemaches und blickte in die Sterne. Zwiſchen Himmel und Erde lief die Bahn des Lebens, und ſeltſame Aae verrieten das Walten unirdiſcher, unbekannter Kräfte, unter deren dunkler Allmacht lich alles beugen mußte. f Grubenunglück bei Eſſen Zwei Steiger getötet Eſſen, 22. 1. Auf einer Zeche in Eſſen⸗Katern⸗ berg ging heute gegen 18 Uhr eine Strecke zu Bruch. Die Fahrſteiger Breve und Gruben⸗ ſteiger Sether wurden getötet. Das Paradies Skizze von Franziska Frankel. Er war über die Straße gegangen, die in der Mittagsſonne in einem Lichtwirbel von un⸗ erträglichem Glanz flimmerte. Der hatte ſich in ſeine ſchwachen Augen gebohrt wie die Spitze eines rieſigen Lichtſchwerts, funkelnd wie Feuer. Und er konnte von der ganzen Straße nichts ſehen als einen Funkenfall zerſtiebender Sonnen, die auch noch nicht erloſchen, als die Hufe des Pferdes ſchon über ihn hinweg gegangen. Dann legte ſich über die Augen ein kühles, dunkles Band— das Band der Ohnmacht. Lange lag er wie in einem Todestraum, Dunkelheit um ſich her, durch die Geräuſche von Stimmen drangen. Als er zum erſtenmal die Augen mit klarem Bewußtſein aufſchlug, da glaubte er wieder, er wäre auf der Straße im Sonnenbrand. Denn da ſtrahlten ihm eine Helle und ein unendlicher Glanz entgegen. Dann aber erkannte er, der Glanz und dieſe Helle kamen aus blondem Haar, und er ſah ein ſchönes ie worin das eine Auge bläulich und das andere bräunlich zu ſchimmern ſchien, und er glaubte auf der Welt nichts Schöneres geſehen zu haben als dieſes bläulich und bräunlich ſchimmernde Auge unter einer weißen, runden, kindlichen Stirn. Er fragte nicht:„Wo bin ich?“ Er ſagte zu ſich ſelbſt:„Ich bin im Paradies!“ Die Frau, die ſich über ihn geneigt, trat zurück. Ein alter Männerkopf, weißhaarig und mild, ward über dem Lager ſichtbar. Die Hand des Arztes taſtete über die Verbände, in die man den Oberkörper gezwängt. „Sie haben Glück gehabt, junger Mann. Das hätte bös abgehen können. Aber ihre Bruſt, ſy ſchmächtig ſie iſt, hat Knochen wie aus Stahl, Haben Sie Schmerzen?“ Ja— jetzt fühlte er die großen Schmerzen. Wie konnte es auch anders ſein? Ohne Schmerzen kommt man nicht ins Paradies. „Was ſind Sie?“ „Student.“ „Haben Sie Angehörige hier? Freunde?“ 9 „Nein.“ „Wie heißen Sie?“ Da fielen dem Studenten die Augen wieder zu, als wolle er ein Namenloſer, Uugekannter bleiben.—— 5—— „—— Er war geneſen. Die langen, ſchmerzhaften Krankheitswochen waren an ihm vorübergegangen wie ein Traum. An jedem Tage kam ſie an ſein Lager, ſie, Frau Rotraut Waendler, die mit ihrem Gefährt faſt den Studenten zu Tode gefahren, als die Augen ihm auf der goldenflimmernden, mittäglichen Straße wie geblendet geweſen waren. „Wie raſch alles an ihm heilt! Wie ſchnell er geſundet. Ja, ja, die Jugend!“ ſagte der Arzt. Aber es waren wohl nicht allein die Jugend und die geſunde Kraft ſeines Körpers, die ihn ſo ſchnell geheilt, ſondern wohl mehr die Sehnſucht und der Wille: ich will geſund werden und mit ihr im Paradieſe wandeln. Noch fuhr Herr Waendler, der Gatte, auf fremden Meeren und an fremden Küſten. Noch konnte ſein Schatten nicht auf ſein Glück fallen. „Ich laſſe Sie nicht fort, bis alles verheilt iſt und nichts mehr an Ihren Unfall erinnert“, ſagte Rotraut Waendler.„Sie ſollen viel im Garten ſein. Der Garten iſt ſo ſchön in dieſem, Sommer, ſo ſchön!“ „Der Garten iſt wie das Paradies!“ ſagte der junge Student laut. Und leiſe ſagte er zu ſich ſelbſt:„Und Du mit Deinen hellblonden Haaren und den Augen, von denen das eine bläu⸗ lich und das andere bräunlich ſchimmert, Du biſt auch das Paradies...“ Sie wandelten im Garten. Ganz allein. Sie ſaßen in den Lauben und ſprachen viel Worte, von denen keiner wußte, ob ſie klug oder cöricht waren. Sie waren beide ſo jung. enn ihn im Nebeneinandergehen ihr Kleid ſtreifte, ſchloß er die Augen und zitterte. Dann wußten ſie nichts mehr zu ſagen. Ein Schweigen lag zwiſchen ihnen. Ein Schweigen, ſüß zugleich und beklemmend. Ber Garten duftete. Es ſchienen nicht nur die Blumen zu duften, ſondern auch die Blätter, die Baumſtämme, die ganze Erde ringsum. — Dann ſah ſtie ihn an mit den ſonderbaren Augen. Und er neigte ſich zu ihr hinab und küßte ſie. „Schade! Nun müſſen Sie doch gehen!“ ſagte ſie traurig. „Natürlich!“ ſagte er.„Heute wie vor Tauſen⸗ den von Jahren vertreibt nach dem Sündenfall der Zürnende über den Wolken den Menſchen aus dem Paradies!“—— —— Nun ſitzt er wieder in ſeinem Miets⸗ zimmer. Wie lange iſt es ſchon her, daß ihn auf goldener Straße ein Gefährt überfahren? Er weiß es nicht. Wenn er ſich im Spiegel erblickt, erſchrickt er über ſich ſelbſt. Alt und bleich iſt er geworden, und unter den Augen liegen ſo tiefe Löcher, daß man die Finger hineinlegen könnte. Die Tage tropfen langſam fort. Die Sommer und die Winter gehen. Manchmal kommt er an einem Gartentor vor⸗ über. Ferne, ferne ſieht er Rotraut am Arme ihres Gatten. Sie iſt jung. Er iſt alt. Ihr Schal flattert ein wenig im Winde, auch die hellblonde Schläfen⸗ locke. Sie hat die Wimpern ſo tief geſenkt, daß man, auch wenn man dicht vor ihr ſtände, nicht ſehen könnte, daß das eine Auge ein wenig bläu⸗ lich ſchimmert, und das andere ein wenig bräunlich. Ein Hund bemerkt den Fremden und bellt. Bevor der Mann und die Frau aufſchauen können, iſt jener verſchwunden, der am Gitter geſtanden und die Finger ſo feſt um die Stäbe gepreßt hatte, daß die Handflächen ſchmerzten... Dakkyloſkopie und . FJamillenähulichkeit Die meiſten Menſchen zeigen in ihren Geſichts⸗ ügen eine gewiſſe, oft freilich ſehr entfernte 5 chnlichkeit u Eltern oder Geſchwiſtern. Nun hat man verſchiedeutlich verſucht. Fingerabdrücke Verwandter auf ihre Aehnlichteit zu unterſuchen. In Dänemark wollte man auf dieſe Weiſe Fälle von zweifelhafter Vaterſchaft aufklären. Alle dieſe Verſuche waren völlig ergebnislos. Die Papillar⸗ linien der Finger variieren an Eigenart in ſo ſtarkem Maße, daß es nirgendwo in der Welt zwei Menſchen mit gleichen Fingerabdrücken gibt. Aber auch von einer Familienähnlichkeit kann bei den Fingerabdrücken keine Rede ſein. Weder bei Vater und Sohn, noch bei Mutter und Tochter, noch bei Geſchwiſtern war irgendeine Aehnlichkeit in der Linienführung feſtzuſtellen. In Rotterdam wurden in derſelben Eihaut ge⸗ borene Drillinge, ein ſehr ſeltener Fall, bei dem die Kinder immer gleichen Geſchlechts ſind, unter⸗ ſucht. Die drei Mädchen wieſen gänzlich vonein⸗ ander abweichende Fingerabdrücke auf, deren Zeichnungen drei ganz verſchiedenen Syſtemen angehören. Dr. s J. N. Humor „Haben Sie die Bilder hier alle gemalt?“ „Gewiß, Herr Kommerzienrat.“ „Und verkaufen Sie auch manchmal etwas?“ „Natürlich, ziemlich viel, ich lebe ja davon.“ „Wiſſen Sie was, treten Sie in mein Ge⸗ ſchäft ein, als Verkäufer müſſen Sie ja ein Talent ſein.“ * „Ich möchte meinen Wagen über Nacht ein⸗ ſtellen, iſt noch eine Garage frei?“ N „Jawohl. Koſtet ſechs Mark, im voraus zu zahlen.“ 0 „Wieſo im voraus?“ „Sonſt laſſen Sie am Ende die Karre hier und ich bin der Dumme.“ SD lenses Aoseui dan mene ed ef pated zu da zg e Fuente ag 0 77 0 f uegpzüſe ngündag aged eaehun zckoh zeuugchen zqunzag dnsſun ua ne RA see gelun„Joilasfen“ mn jvgag uin quufßeg ahn 39 unc par arsmeg one Dichrüben hat laufend abzugeben. Jakob Haas Neuhäuſerſtraße 3 jetzt mit neuen Preisen! Aalnundnaunadudadmnamnanauneütunünuudüuuntuaanunun mum fee untl reg Linoleum-Läufer, 67 em. 5„ 90 em. „ Teppich 23 m Stragula-Läufer 67 cm. 5 5 90 em. „ Teppich 23 m Tischlinoleum im allen Breiten wesentlich billiger. RM. 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Homann Rathausstraße 9 Added 5 0 SS SS Send SS 25 e 1 auf alle Sorten Obstbäume können gemacht werden bei Jakob Nägel, Wasserstr. 69 Aazege Dich holde Frühlingsblume brach, So früh des Gärtners Hand, Er brach ſie nicht, er pflanzte nur Sie in ein beſſeres Land. Schmerzgebeugt machen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten die betrübende Mitteilung, daß es Gott dem Allmächtigen gefallen hat, unſere liebe Tochter und Schweſter, Fräulein Clara Beikert nach kurzer ſchwerer Krankheit, verſehen mit den hl. Sterbeſakramen⸗ ten, im blühenden Alter von 20 Jahren, heute Vormittag ½9 Uhr, zu ſich in ſein Reich aufzunehmen. Wir bitten, ihrer Seele im Gebete zu gedenken. Viernheim, Mannheim, den 22. Januar 1932. Im tiefſten Schmerze: Familie Michael Beikert 1. Emil Hertlein. Die Beerdigung findet morgen Sonntag Nachmittag nach der Andacht, vom Trauerhauſe Wieſenſtraße 18 aus, ſtatt. 9 und Verein!. Sport. U. Mörperpnegef896 —— Mifglied der roten Sport-Einheit—— Sonntag, den 24. Januar 1932, 0 nachmittags 3 Uhr derfenkampſe ien Stemmen um die Gruppenmeisterschaft Hiernneim- Fein Ringen A- Klasse Ulernneim- Sanonolen Ringen B. Klasse Hirnneim- Füpin Mitglieder, und Erwerbslose 20 Pfg. Eünipilt Nichtmitglieder 30 Pfg. Zu dieser Veranstaltung laden wir die Be- völkerung Viernheims freundſichst ein. Der Vorstand. S SSS Ir Schuueimezucnt empfehle Mieh-Lebertran-Emulsion Liter E Brockmanns futterkalk 1 Kilo⸗Paket 764 „ e, Bauernfreude Paket 65 Leinsamen reingemahlen Pfd. 23.9 Fulterkalk lose Pfd. 30 Rathaus Drogerie peter Moskopp S Mohlrahen laufend abzugeben. Unnastralle 37 Wer letwas zu kaufen etwas zu verkaufen eine Stelle ſucht eine Stelle z. vergeb. hat etwas zu mieten ſucht etwas zu vermieten hat der inſeriert mit Erfolg im Empfehle: Speiſekartoffeln Rotkraut Wirſinakraut Roſenkohl, Spinat und Gelberüben. 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Der Mann, den die Einwohner des Dorfes zu ken⸗ nen glaubten, war ein armer, armer Menſch, der nicht Herr über ſeine Leidenſchaft war, der trank, täglich faſt trank und abends wortlos i auf ſein wenig freundliches Lager ſank, um bis tief in den Morgen hinein zu ſchlafen. Aber das war ja nicht Peter Himbert, der Forſcher. Ich meldete meinen Beſuch ſtets zwei Tage vorher mit einer Poſtkarte an. Ganz wenige Worte genügten, etwa: Freitag, vier Uhr. Wenn ich die Tür zu dem niedrigen Gemach 9005 Kate gebückt durchſchritt, fand ich ihn über tauſend Sachen, inmitten einer Anzahl Gegenſtänden, die man im Orte Trödel nannte. Aber es war ebenſowenig Trödel, als daß der Trinker der wahre Peter Himbert war.— Peter Himbert ſchaute aus zwei großen brau⸗ nen Augen, überbuſcht von dichten Brauen, die die hohe freie Stirn noch auffälliger erſchei⸗ nen ließen. Wild und ungepfleat wallte ſein. Haupthaar bis auf die Schultern nieder. Es tat ihm in meinen Augen keinen Abbruch, daß man ihn in ſeinem Vaterorte„Struwwelpe— ter“ nannte. Kaum hatte ſich die Tür hinter mir geſchloſ— ſen, dann kam in dieſe Augen ein magiſches Licht, als wäre mit mir ſein guter Geiſt ge— kommen. Peter Himbert erzählte: Dieſen Stein fand ich heute morgen unter Brenneſſeln und Brombeeren. Das iſt der Tränenſtein der Grä— fin Lucca, von dem eine alte Sage geht. Er lag im Fenſterſims des alten Schloſſes, in dem heute die Bauern ihren Kuhmiſt aufheben. Lucca liedte Eberhardt von Dienheim. Sie ver— ſagte ihm, um den Kühlen noch mehr zu reizen, Hand und Herz. Er zog in fremdem Dienſte in die Ferne und kam nicht zurück. Durch Erbſchaft aber wurde ſie Erbin von Eberhardts Gütern, ſchaute Tag und Nacht mit ſehnſuchtstrunkenen Augen über den Rheinſtrom und das weite Land, bis ſie erblindete. Von ihren Tränen aber hat ſich dieſer Stein ausgehöhlt.— So meldete die Sage.. Dieſes Mädchen lebte und bebte, liebte, hoffte und verzweifelte in Peter Himberts Hand, wäh⸗ rend er den grauen Sein in ſeinen Händen drehte und wandte, als ſtehe Wort um Wort ſeiner Erzählung in ihm geſchrieben. Alte Krüge nahm Peter Himbert in die ſchmale Hand, erzählte von glänzend. Gelagen zur Zeit der Römer, von nachtdunklen Augen der jungen Weiber, von Liſt end Verderbnis alter, längſt im Schoße der dunklen Vergan⸗ genheit verſunkener Tage.— Peter Himbert las alte Akten in althochdeutſcher, mittelhoch⸗ deutſcher und lateiniſcher Sprache, und jedes Wort gewann beſondere Bedeutung in ſeinem Munde. Aus verſtaubten und vergilbten Blät⸗ tern bauten ſich Ruinen auf und wurden der Schlöſſer. Rüſtungen klirrten, und Rufe klangen herüber aus vergangenen Jahrhunder— ten. Alte Brunnen taten ihren Mund auf und erzählten. Ueber heute ſtaubige Straßen deckten ſich Teppiche, Guirlanden wanden ſich um ver— fallene Torbogen, Hochzeit war mit Feſt und klingendem Spiel, Trommelwirbeln und Hoch— rufen.— Krieg zog über Land mit Brand und Mord, Melac grinſte in das Feuer der bren— nenden Pfalz.— So lachte und weinte Peter Himberts Heimatgeſchichte. Derſelbe kannte ſie nicht nur aus den Büchern, mehr noch aus dem »was er dem Boden abgerungen hatte, wenn er, ſchäbiger angezogen als ein Landſtreicher, in heutigen Aeckern und Weinbergen nach alten Kaſtellmauern grub. Seiner Heimat geologi— ſches, geſchichtliches und ſeeliſches Werden war ſein geiſtiges Eigentum. Stunden oft ſaß er, hingeriſſen von dem ei— genen Herzensfeuer, weinend vor Freude über den kleinen Fund, eine Entdeckung, ein Wort einer vergilbten Urkunde.— Und dann, nach Stunden oft, ſagte ich zu ihm: Peter, das mußt Du mir ſchreiben, das gebrauche ich noch mor— gen früh!— Dieſe Nacht blieb das Wirts— haus ohne Peter Himbert, und kein Tropfen kam über ſeine Lippen. Er ſchrieb mit fliegen— dem Geiſte und fliegender Feder, Stunde um Stunde in ſeiner ſteilen, feſten ungeheuer ſiche— ren Schrift das Erlebnis der Heimat. Was tief in ihm brannte, wurde zur Tat, wurde ein großes Erleben ſeiner Liebe zur Heimat, die ihn, den einſtmals bedeutenden Lehrer, den ſcheuen, ſteilen Menſchen, den Dichter erkannte, verſpottete und über die Achſel anſah. Am nächſten Tage laſen Tauſende Peter Himberts Heimatgeſchichte, wie er ſie ſchrieb. Nicht trockene Zahlen und Daten, ſondern als mit Leben und Blut durchpulſte, neuerwachte Vergangenheit, als dichteriſches, aber in jedem Worte hiſtoriſch getreues Erlebnis. 1 Peter Himbert iſt tot... Nicht die Trauer um einen äußerlich ſo bitter armen, innerlich ſo großen und reichen Menſchen iſt es, was mich ſo tief bewegt hat, ſondern meine Schuld in ſeinem Tod... Peter Himbert war 60 Jahre alt geworden, und ich hatte ſeiner Heimat von ihm erzählt, von dem Feuer ſeines Herzens und Geiſtes, von dem Unrecht an ihm. Zum Schluſſe ſtanden die Worte Theodor Fontanes:„Der iſt in tief— ſter Seele treu, der ſeine Heimat liebt wie du.. Das war für Peter Himbert zu viel. Zum erſten Male beſuchte er mich, noch völlig er— ſtarrt von der Lektüre meiner Abhandlung. „Er ein Großer! Er ein Dichter! Seine Arbeit ein Verdienſt, ein hehres Werk!“ Das hatte ihn bis ins tiefſte Innerſte erſchreckt, im tiefſten Kern ſeines Weſens gefaßt, und aus jeder Faſſung geworfen“.„Seine Kate die Werkſtatt edelſten Dienſtes an der Heimat? Er Vorbild?“ — Weinend ſtürzte Peter Himbert fort. Drei Tage lang hat Peter Himbert nichts getan als getrunken. Dann hat er ſich auf ſein Lager geſtreckt und inmitten von Steinen, Scherben, Akten und Schriften und iſt, einſam wie er am liebſten war, geſtorben... Ich habe einen Menſchen getötet, indem ich ihn erlöſen wollte.— Nun ſteht ſeine Hütte einſam und verlaſſen; ſeine Sammlungen nur zeugen noch von ihm. Seine fliegenden, heili⸗ gen Worte leben in den Herzen ſeiner und meiner Leſer. Dort wird ihm ein ſtilles und ſchönes Denkmal ſicher ſein, und das iſt mir ein Troſt in dem Gedanken, daß ich ſeinen Tod gerufen habe. H. Oy.