Lokale Nachrichten Im Silberkranze. Morgen Mittwoch, den 27. Januar, feiern die Eheleute Herr Mich. Fettel 1. und Frau Margaretha geb. Schmidt das Feſt der ſilbernen Hochzeit. Wir gratulieren! Glück auf zur Goldenen! “Eine Gemeinderatsſitzung findet heute Abend um 8 Uhr im Sitzungsſaal des Rat- hauſes ſtatt. *Das Ergebnis der Winterhilfe. Das heutige Reſultat der Bargeldſammlung für die Winterhilfe beträgt 1721,60 Mk. Hierunter be— finden ſich eine Spende von 600.— Mk. der Bezirks⸗ ſparkaſſe Lorſch, ſowie die Erlöſe der Winterhilfe⸗ Veranſtaltungen der Sportvereinigung mit 200,80 Mk., der Deutſchen Jugendkraft mit 68,40 Mk. und der Sänger⸗Einheit mit 50.— Mk. Der Be⸗ trag von 1721,60 Mk. wurde reſtlos für den An⸗ kauf von Schuhwerk für die Hilfsbedürftigen ver⸗ wendet. Es wurden angekauft und verteilt 209 Paar Schuhe; des Weiteren wurde für 96 Paar Schuhe das Sohlen und Flecken bezahlt. Die ge— ſammelten Kartoffeln kommen in den nächſten Tagen an die Bedürftigen zur Verteilung. * Bierpreis⸗ Ermäßigung. Die hie⸗ ſige Brauerei Kühner iſt in der Bierpreis-Verbil⸗ ligung vorbildlich. Wird doch ab letzten Sonntag in allen Wirtſchaften, die vom Viernheimer Brau- haus beliefert werden, das Glas Schankbier zum Preiſe von 15 Pfg, in 2 Wirtſchaften ſogar zu 13 Pfg. und der Stein zu 40 Pfg. ausgegeben. * Körperverletzung. Am 24. ds. Mts. nachmittags, wurde anläßlich eines Fußballſpieles zwiſchen dem Fußballverein 09 Weinheim— Phönix Mannheim, auf dem Sportplatz am Stahl- bad in Weinheim, der aus Wiesbaden ſtammende Schiedsrichter tätlich angegriffen und verletzt weil er 2 Spieler des dortigen Fußballvereins von dem Spiele ausgeſchloſſen hatte. Er trug verſchiedene Verletzungen davon und mußte unter poliz. Schutz zur Bahn gebracht werden. Das Spiel wurde hierwegen abgebrochen. : Maskentreiben. Geſtern Abend bis in die ſpäte Nacht hinein machte ſich in den hieſigen Ortsſtraßen lebhaftes Maskentreiben bemerkbar. Wie nun heute Früh bekannt wurde, waren die geſtrigen Veranſtaltungen gut beſucht. Die„Groß— mütter“ liefen wieder in Scharen herum. Es war köſtlich ihre„Laute“ zu hören Ahoi, ahoi! * Einmaliges Jazzkonzert zu Gun⸗ ſten des Mannheimer Hilfswerks. Am Sonntag, den 31. Januar, wird Bernard Ette, der berühmte„Jazzkönig“ und Geiger mit ſeinem fabel— haften Orcheſter im Nibelungenſaal des Roſengarten ein einmaliges Jazzkonzert, verbunden mit einer Jazzbühnenſchau, veranſtalten. Die Veranſtaltung findet zu Gunſten des Mannheimer Hilfswerk ſtatt und muß wegen der am Abend ſtattfindenden Weißen⸗Rößl⸗Aufführung am Nachmittag 3½ Uhr im Nibelungenſaal beginnen. * Viernheim als Feſtort. Am ver⸗ gangenen Sonntag fand in Schwetzingen der Gau— turntag des Turngaues Mannheim ſtatt. Der allgemeine Geſchäftsbericht und die ausführlichen Dieu Nlacilbcibbaus vo MSE Würze Ne von itetui liclurdlæs dlicli- es gibt für eine Nasche MO 7 ½ Gutschein M. 2 3 2* 3& 72 5 Auch er andere Hdd, Eræeugnisse, wie Mads Sαννοen und HAGEI= feischb d, 0 Berichte der einzelnen Fachwarte waren ſehr inte⸗ reſſant und hocherfreulich. Im guten Einvernehmen der einzelnen Gauvereine mit den ihnen übergeord- neten Verbänden der Deutſchen Turnerſchaſt konn— ten im vergangenen Jahre auf allen Gebieten des Turnweſens bedeutende Fortſchritte erzielt werden. Bei der Vergebung der Gauveranſtaltungen hatten ſich die Turnvereine Rheinau, Waldhof und Tur⸗ ö nerbund Viernheim um das Gauturnfeſt 1932 be⸗ worben. Bei einer geheimen Abſtimmung erhiel⸗ ten Viernheim 72, Rheinau 27 und Waldhof 18 Stimmen. Mithin iſt der Turnerbund Viernheim mit der Durchführung des Gauturnfeſtes des Turngaues Mannheim beauftragt u. Viernheim als Feſtort beſtimmt. Als Feſttage ſind der 16., 17. und 18. Juli beſtimmt. Dieſer Zeitpunkt iſt wohl, um Doppelfeſte zu vermeiden, all- gemein beſonders zu beachten. Durch die Beſtim— mung Viernheims zum Feſtort iſt zunächſt erreicht, daß das Geld der etwa 150 Viernheimer, die all⸗ jährlich zum Gauturnfeſt nach auswärts zogen, dieſes Jahr in Viernheim verbleibt und daß außerdem ein nicht unbedeutender Geldbetrag nach Viernheim ge⸗ bracht wird, zum Nutzen der hieſigen Geſchäftsleute und der Gemeinde und ſchließlich iſt auch unſerer rührigen Feuerwehrkapelle wieder Verdienſtmöglich⸗ keit gegeben. Es darf wohl erwartet werden, daß es die geſamte Einwohnerſchaft Vieruheims nicht fehlen läßt, an der tatkräftigen Unterſtützung gegen- über dem ſeſtgebenden Verein und an Gaſtfreund— lichkeit gegenüber allen Feſtbeſuchern. *Generalverſammlung des Volks⸗ chors. lung ein Gradmeſſer für die Aufwärtsentwicklung eines Vereins ſein kann, dann wird auch im kom— menden Jahre der Volkschor ſich auf der aufſtei— genden Kurve bewegen können. Der außerordent— lich gute Beſuch bewies, daß die Mitglieder auch in wirtſchaftlich ſchlechten Zeiten dem Verein erſt recht die Treue bewahren. Mit dieſen Worten konnte Vorſitzender Matthäus Mandel, nach dem Abſingen des Chors„Der Freiheit mein Lied“ die Generalverſammlung eröffnen. Aus dem Geſchäfts- bericht war zu entnehmen, daß die Aktivität mit ca. 140 Perſonen in letzter Zeit gewaltige Fort— ſchritte gemacht hat. Der Kaſſenbericht iſt in An- betracht der Verhältniſſe ein zufriedenſtellender. Um die agitatoriſchen Möglichkeiten voll ausnützen zu können, waren Neuanſchaffungen notwendig, die im Berichtsjahr reſtlos gedeckt wurden. Der Vorſtand ſetzt ſich zuſammen aus: Georg Herbert, 1. Vor- ſitzender; Michel Mandel, 2. Vorſitzender; Georg Umhauer, Kaſſier; Ludwig Benz, Schriftführer und den ſeitherigen 12 Beiſitzern. Der ſeitherige ver— diente Vorſitzende Matthäus Mandel und der lang— jährige Kaſſier Jakob Martin, die freiwillig ihre Poſten jüngeren bewährten Kräften übertrugen, wer— den auch in Zukunft dem Vorſtand als Beiſitzer angehören. Als Vertreter der Paſſiven wurde der 5 f ö Wenn der Beſuch einer Generalverſamm— Kaſſier des Baugewerksbundes, Jakob Martin, neu hinzugewählt. Als Reviſoren fungieren im kom- menden Jahre Fritz Kamuff und Valtin Alter ſen., als Archivar Peter Weinlein. Unter„Verſchtedenem“ wird ein Antrag Fritz Kamuff angenommen, der den Beitrag für Erwerbsloſe von 50 Pfg. auf 30 Pfg. herabſetzt. Die harmoniſch verlaufene Ge- neralverſammlung, die ihren Niederſchlag beſonders in der Bildung eines gefeſtigten Funktionärkörpers fand, konnte dann mit dem Sängerſpruch des Deut- ſchen Arbeiterſängerbundes geſchloſſen werden.(Heute Dienstag Singſtunde für den Frauenchor und den 1. und 2. Tenor. Beginn wie immer). Reſultate:(Fußball) Lorſch 1.— Viernheim 1.(L. n. angetr.) 7 2. 77 8 I 7 9 Viernheim 2.— Heppenheim 1. 6 „ Priv.— 5 2. 6 7 Jug. 8 I Jug. 4 Handball: Viernheim 1.— Herrnsheim 1. 9 „ Jug.— Wallſtadt bomb. 0:6 In der Sportvorſchau hatte man einen über- zengenden Sieg der 2. Fußball⸗Elf über Heppen⸗ heim getippt, der auch beſtätigt wurde. Sowohl in der erſten als auch in der zweiten Periode lag eine ſtarke Ueberlegenheit des Platzbeſitzers klar in Front, ſodaß der Verfolg von Seiten der Zuſchauer nur wenig intereſſant war. H. fehlte hauptſächlich das Zuſammenſpiel; ein Kombonieren in der Fün- ferreihe blieb aus, auch waren die Abſchläge der Verteidiger ſehr ſchwach. Das Gegenteil ließ ſich bei V. erkennen, was ja auch der ziemlich torreiche Sieg quittierte. Solche Gegner müſſen für die Abteilung V., namentlich unſere 1. Fußballelf als minimal gekennzeichnet werden. Dagegen widmete man dem Handballſpiel Viernheim— Herrnsheim ein ungeahntes Intereſſe. Mit ſeltenem Elan nahmen die V. dieſen Kampf auf. Jeder leiſtete auf ſeinem Poſten vollwertige Arbeit und ein Bombenreſultat war ſomit der der Gegenſtand klaſſigen und flüſſigen Zuſammen- arbeitens. Die ſo ſehr gewünſchte Flügelbedienung ließ deutlich erkennen, daß das größte Erfolgver⸗ ſprechen auf ihr ruht und H. mußte ſich der beſſe— ren Routine V. beugen. H. hatte ununterbrochen, trotzdem es für ſie von vornherein verloren ſchien, mit zäher Ausdauer gekämpſt, ſodaß trotz des hohen Ausganges eine Spannung von Anfang bis Ende nicht ausblieb. Auch V. Torhüter hatte einen großen Tag, ſodaß auch H. als leiſtungs— fähige gute Durchſchnittself angeſehen werden muß. Gerade dieſer ſchönen Sportart wurde in der hieſigen Bewegung ſeither nur mangelndes Intereſſe bekun— det und wir freuen uns, daß es Viernheims Schwarz⸗Roten fertigbrachten, den verehrten Freun— den zu zeigen, daß das Handballſpiel in der DJK 0 12 neu auflebt. Wenn V. es ſchaffen würde(die Ausſichten ſind da), daß ſie in der nächſten Saiſon ins die Bezirksklaſſe ſchreiten, wäre ein gewaltiger Fortſchritt weit geſichert. Wir hoffen es! Die Handballjug, verlor gegen Wallſtadt 1. 0:6. Den jugendlichen Spielern war nicht die Möglichkeit gegeben, gegen dieſe Rieſen aufzukommen. Jugendhandballer ſeht Euch die Spielweiſe der 1. Mannſchaft an und ahmt dieſem nach, wenn Ihr auch über ſtärkere Mannſchaften ſiegreich bleiben wollt.— Freunde der Jugendkraft achtet ſtets auf die Inſerate der DI K.; dort findet Ihr ſtets ein anziehendes, abwechslungsreiches Sportprogramm. Jugendkraft Heil! Kath. Jugend Viernheim Wochenplan Montag: ½8 Uhr Turnabteitung der Mar. Jung- frauen⸗Kongregation. Dienstag: 7—9 Uhr Turnſtunde. ½9 Uhr Spielausſchußſitzung. Mittwoch: 2— 4 Uhr Hallentraining f. d. Schüler 4—½6 Uhr Zuſammenkuuft der Schüler in der Sporthalle. 4 Uhr 2. Abteilung Schülerinnen. 5 Uhr 1. der Jungfrauen kongregation. 7—8¼ Uhr Hallentr. für 1. Schüler u. Jug. Das Hallentr. für die oberen Mſch. fällt aus. Donnerstag: 5¼— 7 Ahr Schülerturnſtunde. 8 /0⁰ 10 Uhr Jugendkraftſtunde. 9 Uhr Zuſammenkunft der 1. Fußballjugend im Umkleideraum der Sporthalle. Freitag: 7—9 Uhr Turnſtunde. 1/9 Uhr Zuſammenkunft der 2. Fußballjugend im Umkleideraum der Sporthalle. Montag: 5¼— 7 Uhr Schülerturnſtunde. 8 Uhr Turnſtunde für Mädchen. Wochenplan des Turnerbundes. Dienstag nachmittag 5 Uhr Schülerturnſtunde im Lokal. abends 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner und Fechter. Mittwoch nachmittag 2 Uhr Turnſtunde Schülerinnen. Donnerstag abend 8¼ Uhr Turnſtunde der Tur— nerinnen. Freitag abend 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner, Sportler und Fechter. Meines Geschöltsnaus (ev. Wirtschaft) mit Scheune u.ſ w. auch für Landwirtſchaft geeignet 20 Kaufen gesucht. Schriftliche Angebote über Lage, Preis ete. unter M 100 an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. erbeten. 0 1 für alle Bauernverein. Es wird Zeit zum Ausſtreuen von Thomasmehl, Kainit, eutl. Kali und den kohlenſ. 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Es dürfte allmählich kein Zweifel ſein, daß in der Nachkriegszeit zu viele Einzelheiten aus dem Zuſammenhang geriſſen und getrennt geregelt wor— den ſind, ſodaß das organiſche Zuſammenarbeiten des Wirtſchaftskörpers nicht mehr funktionieren konnte. Der Neid, daß es dem einen Berufs- oder Gewerbezweige noch beſſer ging, mag bei vielen einzelnen Maßnahmen, wenn auch unbewußt oder latent, mitgeſprochen haben. Wenn es dem einen Teile ſchlecht geht, kann man ſeine Lage nicht da— durch beſſern, daß man es dem anderen Teile, dem es vielleicht noch beſſer ging, auch ſchlecht gehen. läßt, ſondern nur dadurch, daß man die Voraus⸗ ſetzungen zu einem erträglichen Auskommen für beide ſchafft. Die Lage der Arbeiter wird nicht dadurch beſ— er, daß man dem, der die Arbeitsgelegenheiten ſchaffen ſoll und der heute ſchon kaum mehr exiſtenzfähig iſt, weitere Laſten auferlegt. Gerade auf ſteuerlichem Gebiete ſehen wir, daß eine Menge Einzelheiten, aus dem Zuſam— menhange losgelöſt, ſteuertechniſch und theoretiſch recht ſchön geregelt ſein mögen, und daß trotzdem das Geſamtbild nicht ſtimmt, daß vielmehr ein fittives Bild von Illuſionen entſtanden iſt, das der grauen Wirklichkeit der Tatſachen nicht ſtand hält. Zum Beiſpiel iſt der Begriff des gemeinen Wertes, nach dem bei Grundſtücksverkäufen die Grunderwerbsſte ner berechnet wird, trotzdem der tatſächliche Kaufpreis oft nur einen Bruchteil dieſes ſteuerlichen gemeinen Wertes dar— ſtellt, eine Fiktion. Die Hauszinsſteuer hat ſich gleichfalls als eine Illuſion herausgeſtellt, die auf der einen Seite die Werte des Althausbe— ſitzes zerſtört und die auf ihm ruhenden Hypothe— ken entwertet hat, während auf der anderen Seite die aus den Erträgniſſen der Hauszins⸗ ſteuer auf die Neubauten gegebenen Hauszins— ſteuerhypotheken in einem Betrage von mehreren Milliarden als vollkommen wertlos und vom Standpunkte einer ehrlichen Bilanz als abſchrei— bungsbedürftig ſich herausgeſtellt haben. Auch hier ſind die organiſchen Zuſam⸗ menhänge des Aufbaues der Voltswirtſchaft nicht berückſichtigt worden. Man hat nicht bedacht, daß mit dem Schickſal der Hypothe— ken, die irn Höhe von 50 Milliarden doch ½ unſe— res Voltsvermögens ausmachen, ſchließlich jeder Einzelne, guthaben und Pfandbriefe ſind doch nur korreſpon— dierende Ausdrucksformen der Hypotheken. Auch die Bu ſch⸗ und Betriebsprüfungen auf deren ſteuerliche Mehrerträgniſſe man zunächſt, ſtolz war, haben ſich in weitem Umfange als Illu⸗ ſion erwieſen, denn im weſentlichen beruhten ſie darauf, daß; man eine Steuerbilanz mit höheren Erträgniſſen konſtruierte, die nur auf einer Auf— löſung der ſtillen Reſerven beruhte, welche jeder vorſichtige Hausvater und ehrliche Kaufmann zu ſtellen gezwungen iſt, und wenn die Buch- und Betriebsprüfungen die Höhe ſolcher Reſerveſtellun— gen nicht anerlannten und einen ſteuerlichen Ge— binn des einzelnen Steuerpflichtigen errechneten, ſo hat die Entwicklung der letzten zwei Jahre ge— zeigt, daß umgekehrt die bei fruheren Bilanzen geſtellten ſtillen Reſerven noch abſolut unzurei— chend waren und dem Niedergang der Konjunktur gegenüber bei weitem nicht ausreichten. Die Frage, wo das ſteuerliche Optimum liegt, um dem Staate nicht nur möglichſt hohe, ſondern auf die Dauer geſicherte und ſtabile Steuererträge zu ver— ſchaffen, iſt ein ungeheuer ſchwieriges verwal— tungstechniſches Problem, das ernſteſter Nachprü⸗ fung insbeſondere auch dem Gebiete der indirekten Steuern bedarf. Das ſchöne Wort der Steuer⸗ moxal wird auch der Steuerhoheitsbexechtigte einmal bei ſeiner eigenen Gewiſſenserforſchung anwenden müſſſen. Mit raobikalen Eiſenbartkuren wird man dem innerdeutſchen wirtſchaftlichen Zu— ſammenbru ge wohl nie beikommen. Auch noch ſo tiefe Staatseingriffe, wie die in jüngſter Zeit er⸗ hobene Forderung der Sozialiſierung eines ganzen Gewerbezweiges, werden die Notlage der Wirk⸗ ſchaft nicht ändern. Treffend ſagte Steger⸗ wald in ſeiner Kölner Rede:„Pleitenkann man nicht ſozialiſieren.“ Weder Eiſen⸗ bartkuren auf wirtſchaftlichem noch auf politiſchem Gebiete werden die Notlage beheben. Vas mag auch von den Hoffnungen gelten, die ſo weite Volkskreiſe auf eine etwa kommende nationalſozialiſtiſche Regierung ſetzen, denn man wird auch hier zwiſchen Bewegung und Zielſetzung unterſcheiden müſſen. Die Bewegung dieſer acht bis zehn Millionen Wähler ſetzt ſich aus den ver— doch; der noch einen Pfennig erſparen; und anlegen will, vertnüpft iſt, denn Spartaſſen- 8 2 Zeitung viernheimer Anzeiger Segen Rerrer kes Viernheimer (Biernheimer Bürger-⸗Zig.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Wlatzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme au beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Mittwoch, den 27. Januar 1932. ſchiedenſten Gruppen zuſammen. Die eine Gruppe beruht auf der negativen Kritik, mit welcher man die in den letzten 12 Jahren eingeriſſenen Mißſtände geißelt. Dieſer Teil der Wähler rennt wohl offene Türen ein; denn daß in den letzten 12 Jahren viele Fehler gemacht worden ſind, ſieht wohl jeder ein und vor allem auch diejenigen, welche die Fehler begangen ha— ben, und es jetzt doch ſchließlich gerade die Tätigkeit der letzten 102 Jahre der jetzigen Regierung ge— weſen, dieſe Fehler zu beſeitigen. Der zweite Teil der Wähler geht von ge— fühhls mäßigen Erwägungen aus und läßt ſich von Worten beeinfluſſen, wie ſie z. B. Roſenberg in dem Vorwort zu ſeinem Kommen— tar des nationalſozialiſtiſchen braucht: Programms ge- „Der Aufbruch alles Stolzen im deutſchen Volke beginnt über alles niedrige Profit— ſüchtige zu ſiegen.“ Daneben aber bleibt ein erheblicher Wähler übris, der auf die Ideen des ſozialiſtiſchen Programms eingeſchworen iſt, und in dieſem Programm ſehen wir ſehr mulierungen wie No. 7: No. 11: national— präziſe For— Ppragiſe For Staatsſozialismus, Beſeitigung des Arbeitsloſeneinkom— mens und Kapital-Vodenrente, Verſtaatlichung aller vergeſellſchafte— ten Betriebe, unentgeltliche Enteignung. No. 13: No. 17: Dieſer Teil der Wähler wird doch von einer nationalſozialiſtiſchen Regierung eine Er— füllung dieſes Programmes logiſcherweiſe verlangen müſſen und was dann kommt, Teil der micht abzuſehen, vielleicht werden dann nie letzten Dinge ſchlimmer ſein als die erſten. Dieſer Entwicklung klar ins Auge zu ſehen, wird wohl Pflicht jedes Einzelnen ſein. Wenn wir in den eingangs erwähnten Repara— tionsverhandlungen unſeren Feinden gegenüber Recht und Wahrheit verlangen, dann werden wir dieſes Poſtulat im inneren Zuſammenleben des Volkes erſt recht aufſtellen müſſen. Die reinliche Scheidung der Geiſter wird das Jahr 1932 uns aufzwingen und es geht da— rum, ob nach dem Motto:„mundus vult decipi ergo decipiatur“ verfahren wird, oder die Deviſe ſiegt, welche einſt unſeren Vätern Nichtſchnur war: Wahrheit, Freiheit und Recht! Die nebelhafte Tributkonferenz Nun erſt am 30. Juni? Deutſchland fordert nach wie vor ſchnellſte Einberuſung — Deutſche Reparationsdenkſchriſt in Vorbereitung Die Ausſprache zwiſchen Laval und Mac⸗ donald und damit die Frage, ob es überhaupt noch zu einer Reparationskonferenz kommt, hängt noch in der Luft. Genannt werden neuerdings der 9. und der 30. Juni. Der 30. Juni, alſo ein Tag vor Ablauf des Hooverjah— res, wäre eine Sinnloſigkeit. Auch die erſten Tage des Monats Juni ſind ſo nahe an die Grenze herangerückt, daß einige zeitraubende Debatten ſchon genügen würden, um die Kon— ferenz in zeitliche Schwierigkeiten zu manöv⸗ rieren, womit die Gefahr überſtürzter Be— ſchlüſſe verbunden wäre. Beide Termine kommen alſo für Deutſch⸗ land nicht in Frage. Die Reichsregierung hält nach wie vor daran feſt, Grund einzuſehen iſt, weshalb ferenz nicht möglichſt raſch ſoll. Sie hätte dann bis zum 1. Juli noch fünf Mo⸗ nate Zeit und könnte bis dahin ſehr gut zu einer endgültigen Regelung der Frage kom— men. Die franzöſiſche Propaganda irrt ſich, wenn ſie glaubt, daß ſie im letzten Augenblick aus Deutſchland doch noch weitere Zugeſtänd— niſſe herausholen kann. Die Pariſer Preſſe hat behauptet, der Kanzler hätte bereits ge— droht, daß unſere Gläubiger die Folgen zu ſpüren haben würden, wenn eine Verſtändi⸗ gung bis zum 1. Juli nicht zuſtande käme. daß kein eine Kon⸗ zulammentreter zufammentreten Britiſches U⸗Boot verloren? 46 Mann an Bord witb. London, 27. Jan. Wie die Ad⸗ miralität mitteilt, iſt man ohne Nachricht von dem Unterſeeboot„Mü 2“, das geſtern vormittag um 10,30 Uhr vor Portland un⸗ tertauchte. Mehrere Zerſtörer und Unter⸗ ſeeboote befinden ſich auf der Suche nach ihm. Das britiſche Unterſeebvot anſcheinend verloren. wib. London, 22. Jan. Wie die Admiralität mitteilt, hat man von dem Unterſeeboot, das, wie bereits gemeldet, geſtern vormittag um 10,30 Uhr vor Portland untertauchte, noch nichts entdecken können. Verſchiedene andere Unterſeeboote befin— den ſich an der Unglücksſtelle. Das Boot, das 1 150 Tonnen groß iſt, iſt 1920 vom Stapel gelaufen und ein Schweſterſchiff des Unterſeebootes, das im Jahre 1925 im Aermelkanal unterging, wobei 68 Mann den Tod fan en. 46 Mann an Bord des verunglückten eng— liſchen Unterſeebootes. wtb. London, 27. Jan. An Bord des bei Portland verunglückten engliſchen Unterſeebootes „M. II“ befanden ſich ſechs Offiziere und etwa 40 Mann. 40 Minuten nach Mitternacht aufgegeben wurde, glaubt man, die Lage des Unterſeebootes drei Mei— len weſtlich von Bill of Portland feſtgeſtellt zu haben. Unterſeehoote von der Klaſſe des nen 48 Stunden unter iſt mit den modernſten Rettungsvorrichtungen aus— geſtattet, darunter einem Rettungsapparat, der es der Beſatzung ermöglicht, Mann für Mann an die Oberfläche zu kommen. „M. II“ kön⸗ Waſſer bleiben.„M. II“ Der Zug zur Autarkie Preiskommiſſar Goerdeler hält Enttäuſchung für unausbleiblich Berlin, 26. 1. Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung Dr. Goerdeler ſprach in der Geſchäftsführerkonferenz der Hauptgemein— ſchaft des Einzelhandels über ſein Amt und ſeine Ziele. Der Preisabbau, ſo führte er aus, ſei hier der Erſatz für eine Währungsentwer— tung, wie ſie England und die nordiſchen Staaten durchgeführt haben, um ſo auf eine andere Preisbaſis zu kommen. Die Not im eigenen Lande dränge jedes Volk zur Selbſt— hilfe. Deshalb ſei ein dämoniſcher Zug zur Autarkie vorhanden, dem ſich niemand ganz entziehen könne. Länder mit hoher Induſtrieentwicklung müßten aber ſelbſt bei größter Pflege des Bin⸗ nenmarktes eine ſolche Autarkie mit einem ſtarken Rückgang der Lebenshaltung bezahlen. Darum gelte es, eee ee alles vorzubereiten, um den mit Sicher⸗ heit in wenigen Jahren eintretenden Rückſchlag der Enttäuſchung aufzufan⸗ gen. Seine Tätigkeiterſtrecke ſich auf die verſchiedenen zlemente der Preisbildung von der Erzeu— jung bis zum Abſatz an den letzten Verbrau her. Es heiße arbeiten, ſparen, Kapital neu bilden. Dr. Goerdelers Ausführungen über die Autarkie unterſtrich dann das geſchäfsführende Vorſtandsmitglied der Hauptgemeinſchaft Dr. Tiburtius, der gleichfalls betonte, daß die Autarkie keinesfalls zu einer gewollten Ent⸗ wicklung erhoben werden dürfe. Er ſchilderte dann die Wirkungen der Notverordnung auf Preiſe, Unkoſten und Tributfähigkeit der deut⸗ ſchen Wirtſchaft und erklärte, ein niedrigeres Preisniveau ſei nur möglich, wenn auch die Einkaufspreiſe und Koſten des Einzelhandels zurückgeſchraubt würden. Zum Wagemannſchen Projekt erklärte Dr. Tiburtius weiter, es trage gefährliche Tendenzen einer Preisſteigerung in ſich. a Nach einer Meldung der Admiralität, die f 9 1 Dieſe Behauptung iſt von deutſcher S würdigerweiſe nur im Auslande dementiert worden. Zu einer ſolchen Drohung lag auch keinerlei Anlaß vor, denn unſere Gläubiger wiſſen alle, daß irgendeine Möglichkeit, um am 1. Juli Zahlungen aus Deutſchland zu erreichen, nicht beſteht. Deutſchland kann ein⸗ fach nicht zahlen, gleichgültig, ob ein neues Abkommen bis dahin zuſtande kommt oder nicht. Nachdem die verſchiedenſten Kommiſſio— nen einſchließlich ihrer franzöſiſchen Mitarbeiter ſich ſachverſtändig dazu bekannt haben, daß Deutſchland finanziell am Rande iſt, würde es eine innere Unehrlichkeit bedeuten, wenn wir auch nur das geringſte Zahlungsverſpre— chen machen würden. eite merk⸗ Die Reichsregierung hat ſchon ſeit Zeit eine Neparationsdenkſchrift angekün⸗ digt. Die Veröffentlichung dieſer Schrift, die zahlenmäßig nachweiſen will, was von uns alles geleiſtet wurde, ſoll ſchon Ende der Woche herauskommen. einiger Noch kein Fortſchritt in den Verhandlungen zwiſchen England und Frankreich London, 26. Jan. Von unterrichteter Seite daß in den franzöſiſch-britiſchen Ver— handlungen über die Abhaltung der Lauſanner Konferenz noch kein Fortſchritt erzielt worden iſt. verlautet, ſen der britiſchen Regierung, eine , die für Deutſchland und Frank- reich annehmbar iſt, dauern fort. Die beabſichtigte Macdonald hat Zuſammenkunft Lavals mit man franzöſiſcherſeits nunmehr vorläufig aufgegeben. Man beabſichtigt, die Be— gegnung der beiden Staatsmänner erſt nach wei— terer diplomatiſcher Vorbereitung ſtattfinden zu laſſen.— Die Antwort der engliſchen Regierung auf die letzten Vorſchläge Frankreichs zur Tribut— frage iſt ſchon am geſtrigen Spätabend bei der hieſigen engliſchen Botſchaft eingetroffen. Nach engliſcher Auffaſſung beſteht kein Grund zu der Annahme, daß die Geſamtlage in der Tributfrage ſeit Montag eine grundlegende Veränderung er— fahren hat. Die Beſprechungen zwiſchen Paris und London werden vielmehr fortgeſetzt. Es wer— den Verſuche gemacht, um, falls möglich, zu einer Einigung über die Einberufung einer Konferenz vor dem 1. Juli zu kommen, die ſich mit der Ge— ſamtfrage der Tribute zu befaſſen hätte. Aus Paris eingelaufene optimiſtiſche Berichte werden in London als verfrüht angeſehen. Soweit ſich erkennen läßt, hat die engliſche Re— gierung die Bedenken, die deutſcherſeits gegen eine einjährige Verlängerung des Moratoriums, wie es im Abkommen vom Auguſt 1931 umriſſen war, vorgebracht wurden, in Paris zum Ausdruck ge⸗ bracht und ſie nicht unweſentlich unterſtützt. An⸗ dererſeits hat ſich die engliſche Diplomatie die Kompromißmöglichkeiten, namentlich hinſichtlich der Anwendung dieſes Abkommens auf ein neues Mo⸗ ratorium, durchaus offen gehalten. Tagesallerlei Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichs⸗ bahn trat heute zuſammen. Aus einem vor⸗ läufigen Ueberblick ergibt ſich, daß 1931 mii einem Einnahmerückgang von 15,9 Prozent zegenüber 1930 geſchloſſen hat. Die Deckung der Reichsbanknoten durch Gold und deckungsfähige Deviſen beträgt in dieſer Woche 26,4 gegen 25,6 Prozent in der Vorwoche. Bei Auflöſung einer kommuniſtiſchen Funk⸗ tionärverſammlung in Altona wurden zwei Perſonen verhaftet, die in dem Verdacht ſte⸗ hen, hochverräteriſche Maſmahmen vorbereitet zu haben. N 1 Der Pharmakologe Dr. Bernſtein iſt geſtern in Bad Oeynhauſen 51 Jahre alt an Herz⸗ ſchlag geſtorben. ſtattfindet. * General Tſchernmingſchu iſt zum chineſiſchen Außenminiſter ernannt worden. * Die Mitglieder des ſpaniſchen Jeſuitenor⸗ dens haben ſich zur Abreiſe aus Spanien be⸗ reit gemacht. Sie werden nach Belgien gehen. Der Aufwand einſchließlich der Penſions⸗ und Soziallaſten für das Perſonal der Deut— ſchen Reichs-Bahn-⸗Geſellſchaft wird voraus⸗ ſichtlich für das Jahr 1931 zuſammen 25864 Millionen Mark betragen. 1930 waren es noch 287ʃ,8 Millionen, 1913 1350,2 Millionen. * Gegen die Brüder Sklarek wird nun ſchon mehr als 50 Tage verhandelt! Berlin hat 1931 mehr als 1 Prozent ſeiner Bevölkerung verloren, das ſind 43 721 Perſo⸗ nen!— In Berlin ſtarben 1931 10714 Perſo⸗ nen mehr als die Stadt Geburten zu verzeich—⸗ nen hatte. * Vor einem Beuthener Gericht verlangte ein ö Erwerbsloſer, der ſich durch Betteln ernährt, als Entſchädigung für drei Stunden 3,50 RM. Er erklärte, das müſſe er als Entſchädigung ha⸗ ben; denn er komme mit der Bettelei ſpielend in drei Stunden auf 3,50 RM. * Der Verkehr in ganz Perſien iſt durch den Schnee vollkommen lahmgelegt. Die telephoni⸗ ſchen Verbindungen mit der Hauptſtadt ſind ſeit ſechs Tagen unterbrochen. Die Straßen ſind unfahrbar. Es fehlt an Kohlen und ay Fleiſch. * Ein neuer Schwabenftreich Unter der Ueberſchrift„Kleiner Hanomag du haſt es gut!“ berichtet die„Neue Ausburger Zeitung“: Die geſperrte Donaubrücke in Leip⸗ heim Getzt wieder freigegeben) gab ſchon öfter Anlaß zu heiteren Vorkommniſſen. Als kürzlich »in Hanomag«⸗Kleinauto des Sperrverbotes wegen nicht hinüber fahren durfte, nahmen es zwölfbiedere Schwaben auf und trugen es im Triumph ſtolz über die Brücke, ſchmunzelnd das Verbot auf dieſe Weiſe umgangen zu ha⸗ (ben. Ein wohlgelungener Schwabenſtreich. n Nah und Jern Mörfelden.(Beigeordnetenwahl). In der ö Beigeordnetenwahl wurden abgegeben für Wilhelm Vitſch(KPD.) 1304, für Karl Grot⸗ tenberger(SPD.) 785 Stimmen. Wilhelm Bitſch iſt ſomit zum Beigeordneten gewählt. Trier.(Geheimbrennerei ausgehoben.) Zoll⸗ beamten und Poliziſten iſt es durch überra⸗ ſchendes Eingreifen gelungen, in einer um Wildbachtal bei Traben⸗Trarbach gelegenen Mühle eine Geheimbrennerei aufzudecken, die mit den modernſten Geräten ausgeſtattet war. Drei Schwarzbrenner wurden feſtgenommen. Die Brennerei beſtand erſt ſeit 14 Tagen und war eine Tageproduktion von 100 Litern ein⸗ gerichtet. Um ihren Betrieb in der bisher leer— ſtehenden Mühle zu verdecken, hatten die drei zwei Familie/ in der Mühle einquartiert, aber ſo geheim gearbeitet, daß dieſe von der Bren⸗ nerei nichts merkten. Siefersheim(Nahe).(Kraftfahrer tödlich 5. 5 e verunglückt.) Der Kraftwagenführer Heinrich Wie Reuter berichtet, ſcheint keine Ausſicht zu beſtehen, daß die Zuſammenkunft zwiſchen Macdonald und Laval noch in dieſer Woche Kaſſelmann von hier blieb mit ſeinem Laſt— kraftwagen infolge eines Motorſchadens auf der Straße liegen. Als er den Schaden behe— ben wollte und zu dieſem Zwecke unter den beiden Vorderräder lag, riß ihn ein zu ſcharf an ihm vorbeifahrender Perſonenwagen mit ſich. Hierbei trug Kaſſelmann zwei Beinbrüche, einen Schädelbruch und eine Gehirnerſchütte⸗ rung davon. Er erlag ſeinen Verletzungen. Winnweiler.(Erfreuliche Nachricht.) In den hieſigen Hartſteinwerken, die längere Zeit voll⸗ ſtändig die Arbeit eingeſtellt hatten, konnte in letzter Zeit der Betrieb mit einer ſtattlichen Anzahl Arbeiter wieder aufgenom⸗ men werden. Rülzheim.(Ein Gau Pfalz der Kleinkaliber⸗ ſchützen.) Die auf der Rheinsheimer Gau⸗ ſitzung des Gaues Bruchſal im Südweſtdeut⸗ ſchen Sportverband für Kleinkaliberſchießen beſchloſſene Herausnahme der pfälziſchen Ver⸗ eine wurde geſtern vollzogen. Die Gründungs— verſammlung des neuen Gaues fand hier ſtatt. Ludwigshafen.(Senkung der ſtädtiſchen Ta⸗ rife.) Der Stadtrat hat unter Ablehnung wei⸗ tergehender Anträge der Nationalſozialiſten u. Kommuniſten einem Zentrumsantrag zuge⸗ ſtimmt. die ſtädtiſchen Tarife wie folat zu Rechts: der engliſche Botſchafter beim Verlaſſen des Palais am i Noman von Annn v. Panhuts. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunſchweig.) (53. Fortſetzung.) Renate ſagte leiſe:„Wie ſchade, daß ſolcher Menſch in den Räumen wohnt, wo Tante ſo lange lebte.“ Ein Herr kam auf der anderen Straßen⸗ ſeite im eifrigen Geſlpräch mit einer auffallend gekleideten Dame. Renate erkannte ſofort den unverſchämten Anſtarrer aus der Eiſenbahn. Herr Sondermann ſagte blinzelnd:„Da drüben kommt der Herr Herausgeber und Re- dakteur der Sonne', Karl Kruſe; dieſe aufge— takelte Fregatte ſieht man öfter mit ihm zu⸗ ſammen. Die wird ihm wohl die Neuigkeiten aus der Halbwelt zutragen, in der ſie ſicher daheim iſt.“ Renate wußte nun, wer der Herr mit ſchwarzem Spitzbart war, jener Mann, der an dem unglückſeligen Vormittag bei Hedwig San⸗ ders geweſen. Wie ſonderbar, daß er nun in dem Haus der Toten wohnte, mit Otto Holz zuſammen. „Ich will lieber umkehren, Herr Sonder⸗ mann“, ſagte ſie,„ich habe mich nur beim Spazierengehen hierher verlaufen. Aber es freute mich, einen unſerer Nachbarn von früher zu ſprechen.“ „Wollen Sie nicht ein bißchen mit mir nach oben kommen“, ſchlug er vor,„meine gute Frau würde ſich freuen, Sie zu ſehen, Fräulein Re⸗ nate.“ Das junge Mädchen dankte. Sie war jetzt nicht mehr imſtande, ſich zu unterhalten. Sie ſeynte ſich danach, allein zu ſein, ſie mußte erſt die Neungkeit verdauen über die Perſon des Freundes von Otto Holz. Und dann fiel ihr auch plötzlich der Gedanke an ihre Entlaſſung ſchwer aufs Herz. N g Sie hatte minutenlang gar nicht mehr da— ran gedacht. Jetzt meldete ſich die Erinnerung doppelt ſchwer und laſtend. Sie reichte dem Rentier die Hand. „Auf Wiederſehen! Und beſuchen Sie uns doch gelgentlich. meine gute Frau würde ſich ſehr freuen.“ Herr Sondermann pflegte faſt an jeden Satz anzuſchließen„meine gute Frau“. Es war ein bißchen komiſch und zugleich rüh⸗ rend. Renate verſprach einmal zu kommen und kehrte um, ging zurſick, heim in ihr kleines, einſaches Zimmer, ſie mußfte überlegen, was ſie nun tun ſollte, um möglichſt bald wieder eine Stellung zu erhalten. Denn ſo viel Geld beſaß ſie nicht, um lange feiern zu können. Die Trauerkleider hatten ein Teil ihres Spargeldes verſchlungen und ſo manche kleine andere Anſchaffung. Auch den Vierteljahrslohn für Martha hatte ſie gezahlt. i Faſt ärgerte ſie ſich jetzt, nicht das Geld von Markus Berndt genommen zu haben, das ihr noch zugeſtanden hätte, weil er nicht ord⸗ nungsgemäß gekündigt. Und daß ſie auf ſein Zeugnis verzichtet, war ebenfalls eine Unüber⸗ leatheit. Obne Zeugnis brachte ſie ſich ja über⸗ all, wo ſie ſich vielleicht vorſtellen konnte, gleich in Mißkredit. 5 Sie hatte wohl ihren Stolz an der falſchen Stelle angebracht. Nedenfalls, den reichen Mar⸗ kus Berndt hatte ſie nicht geſchädigt, ſondern nur ſich. ſenken: Gas pro Kubikmeter um 1,5 Pfennig auf 19,5, Waſſer von 29 auf 28, Tiefbauge⸗ bühren um ½ Prozent. Annahme fand ferner ein ſozialdemokratiſcher Antrag auf vorläu⸗ fige Herabſetzung der Strompreiſe um fünf Prozent. Wegen der endgültigen Regelung ſollen mit dem Pfalzwerken Verhandlungen gepflogen werden. Mannheim.(Großfeuer in einer Oelfabrik.) In einem Fabrikationsraum der Oelfabrik in der Bonadiesſtraße hatte eine heftige Exploſion durch Benzingaſe ſtattgefunden. Es entſtand ein ausgedehntes Großfeuer. Es gelang, das Feuer, das mit 9 Rohren umfaſſend angegrif⸗ fen wurde, zu lokaliſieren. Ein Arbeiter der Firma hatte ſich wunden an den Händen und im Geſicht zuge⸗ zogen und wurde nach dem Städtiſchen Kran⸗ kenhaus transportiert. Winterſpüren(Amt Konſtanz).(Vom Fuhr⸗ werk überfahren und getötet.) Inſolge Scheu⸗ ens der Pferde rannte das Fuhrwerk des Einöderhofbauern Alfred Maier über das neunjährige Töchterchen hinweg. Das arme Kind wurde zu Tode gequetſcht. Lingerhahn(Hunsr.).(Korbmacher ſchießen auf Zigeuner.) Einer hier lagernden Zigeu— nerbande wurde von Korbmachern ein Wohn— wagen mit dem Pferd geſtohlen. Die Zigeu⸗ ner merkten den Diebſtahl bald und verfolgten die Diebe, wurden aber mit Revolverſchüſſen empfangen, die ein 26jähriger Korbmacher und ſeine 50jährige Mutter abfeuerten. Die Korb⸗ macher wurden ſpäter feſtgenommen. Die Zi⸗ geuner erhielten den Wagen zurück. Trier.(Deutſche Arbeiter in Lothringen ent⸗ laſſen). 350 deutſche Arbeiter, die im Grenz⸗ gebiet im Landkreis Trier und dem Reſtkreis Wadern wohnhaft ſind, wurden dieſer Tage in Klein⸗Roſſeln(Lothringen) entlaſſen. Weitere größere Arbeiterentlaſſungen ſollen bevorſtehen. Heidelberg.(Der Univerſitäts⸗Neubau in Heidelberg). Zwiſchen Staat und Stadtverwal⸗ tung iſt eine Einigung über die Unterbringung der Oberrealſchule erzielt worden, zu der noch die Genehmigung des Bürgerausſchuſſes einge⸗ holt werden muß. Darnach ſoll die Schule für die nächſten Jahre in die zur Zeit geſchloſſene Lehrerbildungsanſtalt verlegt werden. Man wird alſo in abſehbarer Zeit mit dem Abbruch —— Brice rr P Der ſcheidende Außenminiſter Briand bei der Uebergabe ſeines Amtes an Laval, der in ſeinem zweiten Kabinett ſelbſt die Geſchäfte des Außenminiſteriums führt.— Lord Tyrell und der deutſche Quai d'Orſay en Botſchafter von Hoeſch ach Zbeſuch bei Briand. N ihrem Abſchie 3 Renate mühte ſich eifrig um eine Stellung, aber man verlangte überall ein Zeugnis von ihr, betrachtete ſie mit Mißtrauen, wenn ſie die Frage unbeantwortet ließ und ſich zu einer unbezahlten Probezeit erbot.. Ein paar der Chefs blinzelten:„Bei ſo viel Schönheit bedarf es gar keines Zeugniſ⸗ ſes!“ Ein paar andere erklärten rund heraus: „Sie ſind mir zu ſchön, ſo was erlaubt mir meine Frau nicht!“ Renate ward immer mutloſer, und eines Tages war ſie ſo weit, ſie machte den Kanoſſa⸗ weg zu dem Bauunternehmer Markus Berndt, ſie wollte ihn nun doch um ein Zeugnis bit⸗ ten. Der Gang war vergebens. Markus Berndt war mit ſeiner Frau nach Schweden gereiſt. Der Buchhalter weigerte ſich, ihr die WMreſſe zu nennen. „Herr Berndt hat das ausdrücklich ver⸗ boten“, erklärte er,„nur die dringendſten Ge⸗ ſchäftsſachen dürfen wir nachſenden. Er will ſich ſeine Erholungsreiſe nicht mit Ueberflüſſig⸗ keiten verderben.“ 5 War das Zeugnis, das ihr zur Erlangung einer neuen Stellung behilflich ſein ſollte, eine Ueberflüſſigkeit? Natürlich. für die, die ſich nicht in ihrer Lage befanden! Sie bat den Buchhalter dringend um die Adreſſe. Er zuckte die Achſeln.„Ich handle nach meinen Inſtruktionen.“ Da mußte Renate wieder gehen. Sie beſaß noch Geld, aber wenn nichts da⸗ zu kam, würde ſie in einigen Monaten nichts mehr beſitzen. Ihr graute, wenn ſie ſich das vor⸗ ſtellte. ö durch die Exploſion Brand⸗ 1 FFT J 5„ Die Sehnſucht nach der Toten uberwa. ſie oft. Wie ruhig und ſorglos, wie glücklich. in dem reizenden ver alten Hauſer und den Arbeiten für den letzten Flügel des Univerſitäts⸗Neubaues be⸗ ginnen können. Es ſollen darin vor allem das Geographiſche und das Hiſtoriſche Seminar untergebracht werden. Die Koſten des Baues werden durch den noch nicht verbrauchten Reſt der Schurman⸗Stiftung gedeckt. Die Stadt hält feſt daran, daß der auf dem Baugelände ſtehen⸗ de ſogenannte Hexenturm erhalten bleibt. Die Löſung der Bauaufgabe wird dadurch aller⸗ dings erſchwert. Heidelberg.(Bauernverſammlung in Heidel⸗ berg). Im„Schwarzen Schiff“ wurde eine aus Heidelberg und Umgebung ſowie aus Mann⸗ heim⸗Land, Sinsheim und Wiesloch ſtark be⸗ ſuchte Vezirksbauernverſammlung abgehalten. Eine einſtimmig angenommene Entſchließung fordert: Weg mit den Tributen! Weg mit durchlöcherten Zöllen! Verſtändnis der Stadt⸗ bevölkerung für unſere Lage! Karlsruhe.(Die Rathausſchlacht kommt vo; das Reichsgericht). Wie der„Führer“ meldet haben die wegen der Vorgänge im Larlsruher Rathauſe im Sommer v. Is. verurteilten Na,. tionalſozialiſten Reviſion beim eingelegt. Mainz. Neichsgericht (Wenn mit Benzin gereinigt wird.) In der Küche einer Erdgeſchoßwohnung des Hauſes Am Römerlager 34 ereignete ſich eine folgenſchwere Benzinexploſion, durch die vier. Perſonen nicht unerheblich verletzt wurden. In Anweſenheit einer Nachbarsfrau war die Frau des Eiſenbahnſekretärs Landmeſſer und deren Schweſter damit beſchäftigt Wäſche mit Benzin zu reinigen. Durch einen Windſtoß durch das geöffnete Fenſter wurden die Benzin⸗ dämpfe nach dem brennenden Küchenherd ge⸗ trieben, und entzündeten ſich. Eine mächtige Stichflamme füllte plötzlich den Küchenraum, wodurch die drei anweſenden Frauen erheb⸗ liche Brandwunden im Geſicht und an den Außerdem gerieten die Klei- Händen erlitten. der einen der Frauen in Brand, die aber durch den auf das Hilfegeſchrei hinzukommenden 17 Ehemann Landmeſſer erſtickt wurden. Dabei zog ſich der Ehemann L. nicht unerhebliche Brandwunden an den Händen zu. Mainz.(Mit heißem Waſſer verbrüht.) Das zweijährige Söhnchen eines Arbeiters geriet an einen Topf kochenden Waſſers. Der Topf i in Teil des Inhalts ergoß ſich 5 l en en en e e aoß tillen anzuſteuern, direkt nach Newyork weiter⸗ beſonders auf die Füße des Kleinen. Das Sanitätsauto brachte das Kind ins Städtiſche Krankenhaus. Offenbach.(Die Offenbacher Mordſache.) In der Mordſache Kreutzer ſind bis jetzt insge— zer geſehen worden ſein ſoll, und zwar von einem Tapeziergehilfen, der von ſeinem Mei⸗ 5 ſter beauftragt war, bei der Kreutzer nachzu⸗ fragen, wann die beſtellten Matratzenteile ge⸗ 5 Las Palmas(Kanariſche Inſeln) ein. liefert werden ſollen. Es beſteht die Vermu⸗ tung, daß die Kreutzer ſich bei dem Ueberfal zur Wehr geſetzt und die betreffende Perſon Kratzwunden im Geſicht oder an den Händen davongetragen hat, ſodaß die Möglichkeit be ſteht, daß dieſe vielleicht auf die Spur des 1 Mörders führen können. den vorübergehend geſchloſſen. !!! ͤ ͤ TTT 5 waren die Jahre geweſen trauten Heim Tante Hedwigs. Sie ging oft auf den Friedhof, ſie ließ auc 10 den Hügel ſorgfältig pflegen. denn der Erbe kümmerte ſich nicht darum, ob Blumen darauf blühten oder ob der Hügel gleich einſank. Sie ließ eine Annonce in die Zeitung ſetzen, 1 ſuchte Schreibmaſchinenarbeit im Hauſe anzu— nhmen. Wenn Kundſchaft käme, wollte ſie ſich ſelbſt eine Maſchine anſchaffen. Sie dachte auch daran, Syrachunterricht zu erteilen. Aber auf 1 mehrere Anzeigen meldete ſich niemand. Sie beſuchte Martha und klagte dem einfachen Mädchen ihr Leid. ter geworden. „Ich mag wirklich keine Stellung mehr an „ſo gut wie Fräulein Sanders geweſen iſt, iſt doch keine Madame mehr zu mir. Die eine Sorte von Hausfraue Eßbare vor der Naſe weg ſoll einen altfränkiſchen Röcke wünſchen ſie zwe! nehmen“, erklärte ſie, ſchließt einem alles die andere will, man Hut tragen und die Meter weit und lang bis zum Knöchel. Jetzt bin ich mein eigener Herr. Mutter ſchüttelt 14 auch manchmal den Kopf und behauptet, früher nicht wahr. war alles ſolide und beſſer. Aber, Fräulein Renate. wir beide können uns doch auch ſehen laſſen!“ 5 Sie lachte, ſchlug ſich auf den Mund.„Pfu, Martheken“, rief ſie ſich ſelbſt zu,„ſo laut lachen darfſt du nicht. denn Fräulein Renate ſteckt mitten in ſchweren Sorgen!“ Fortſetzung folgt. ĩrheiniſchen Dichter,„Der ofen“, ein Roman aus Nachkriegs⸗, Beſatzungs⸗ und Separatiſtenzeit im Rheinland, deſſen Held Menuſtapt a. b. F.(Wilddiebe verhaftet.) Durch einen Jagdaufſeher und die Gendar⸗ merie Neuſtadt wurden zwei Burſchen beim Nachſehen von Schlingen, die ſie geſtellt hat⸗ ten, ertappt. Beide wurden ſeſtgenommen und in das Unterſuchungsgefängnis nach Neuſtadt eingeliefert. Ludwigsthal(Saar).(Tödlicher Unfall eines Kindes.) Der Bergmann P. Schmitt holte ſich am Samstag im Staatswalde Holz. Als er einen dürren Aſt abgeſägt hatte, ſiel dieſer zu Boden, ſprang aber federnd wieder in die Höhe und traf dabei ſein 4jähriges Söhnchen ſo ſchwer an den Hinterkopf, daß es mit Schädelverletzungen bewußtlos liegen blieb. Das Kind wurde ins Krankenhaus nach Neunkirchen verbracht, wo es ſtarb. 1 7 Bom badischen Weinbau Neben dem Winterbau der Weinberge wer— den Rodungen für Neuanlagen(mit Amerika⸗ ner⸗Pfropfreben) durchgeführt. Bei dem mil⸗ den Wetter hat man vereinzelt ſchon mit dem Rebſchnitt begonnen. Im freihändigen Wein⸗ geſchäft iſt es teilweiſe etwas lebhafter gewor⸗ den. Im ganzen genommen iſt etwa die Hälſte der 1931er Weinernte bisher abgeſetzt. Zuletzt ge 8 5 wurden bezahlt am Kaiſerſtuhl etwa 32—50— 0 RM die Ohm(150 L.) je nach Lage und Qualität. Am öſtlichen Kaiſerſtuhl iſt der 1931er zum größten Teil in anderen Beſttz übergegangen. In der Markgrafſchaft kamen in verſchiedenen Weinorten Kaufabſchlüſſe von 1931er zu etwa 25 bis 45 RM die 100 Liter uſtande. Der erſte Abſtich der neuen Weine iſt vorgenommen. Die 1931er haben ſich gut ent— wickelt und ſchon ſehr viel Säure abgebaut; fie probiere, ſich als reintönige Gewüchſe. Auf dem Allanlik verichollen Das Faltboot iſt kein Ozeandampfer! Liſſabon, 26. 1. Kapitän Engler, der An⸗ ang September von Oporto(Portugal) mit zinem Faltboot zur Ueberquerung des Atlanti⸗ chen Ozeans geſtartet iſt, iſt ſeit etwa 14 Ta- gen überfällig. Er hätte am 10. Januar bei ſeinem erſten Ziel, auf den Antillen, eintreffen müſſen. Man hofft immer noch, daß der Eng⸗ länder verſucht haben könnte, ohne erſt die An⸗ zufahren. Englers Vorgänger, Kapitän Romer, iſt bekanntlich bei dem Verſuch, den Atlantik im Faltboot zu überqueren, einem Tornado nahe der amerikaniſchen Küſte zum Opfer gefal⸗ len. ſamt 60 Perſonen vernommen worden, unter denen ſich auch ſolche befinden, die in dem dringenden Verdacht ſtehen, die Mordtat be gangen zu haben oder daran beteiligt zu ſein. Augenblicklich fahndet die Polizei nach einem jungen Mann, der in der Wohnung der Kreut⸗ Fritz Engler, ein früherer Offizier der deut⸗ ſchen Handelsmarine, hatte ſeine Ozeanfahrt in Hamburg angetreten, war am 14. Oktober von Oporto zur Ueberquerung des Nordatlantik aufgebrochen. Am 30. Oktober traf er in Caſa⸗ blanca ein. Nachdem er Liſſabon wieder ver⸗ laſſen hatte, zwang ihn ein heftiger Sturm zur Kursänderung, wodurch er nach Nordafrika ge⸗ langte. Mitte November traf er im Hafen von Etwa zehn Tage ſpäter traf dann der Dam⸗ pfer„Almeda Star“ mitten auf dem Atlanti⸗ ſchen Ozean ein kleines Segelkanu, bei dem es ſich offenbar um das Boot Englers gehandelt hat. Die Frage des Kapitäns des Dampfers an den Inſaſſen des Segelkanu, ob er irgendwel⸗ che Hilfe brauche, wurde mit Dank verneint. Kirchheimbolanden.(Diphterie.) Der Diph⸗ terie, die hier ſtark auftritt, ſind bereits zwei! Kinder erlegen. Eine Reihe erkrankter Kinder befindet ſich im Krankenhaus. Die Schulen wur⸗ Seit dieſer ſeltſamen Begegnung auf dem Oze⸗ an hat man nichts wieder von Kapitän Engler gehört. In 70 Tagen hatte er Newyork zu er⸗ reichen gehofft. Der deulſche Gewerkſchafts⸗Bun! gegen Tribute In der am 22. 1. in Frankfurt a. M. ſtatt⸗ gefundenen Jahreshauptverſammlung des Ortsverbandes Frankfurt a. M. des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes hielt Oberſtudiendirektor Dr. Weiner⸗Offenbach einen anſchaulichen Vor⸗ trag über 2 große politiſche Probleme.„Tribu⸗ te⸗Abrüſtung“. In einer Entſchließung, die dem Reichskanzler zugeleitet wurde, heißt es u. a.: Der Deutſche Gewerkſchafts-Bund, Ortsver— hand Frankfurt a. M., nimmt mit Genugtuung von der öffentlichen Erklärung des Herrn Reichskanzlers Kenntnis, daß Deutſchland we⸗ der jetzt noch in Zukunft irgendwelche Tribute zahlen kann. An dem feſten und klaren„Nein“ in der Tributfrage darf von keiner Seite ge— rüttelt werden. Zur Abrüſtungsfrage erklärt der Ortsver— band: Deutſchland iſt den ihm in Verſailles diktierten Abrüſtungsverpflichtungen bis zur Wehrloſigkeit nachgekommen. Es hat ein ver⸗ brieftes Recht auf Abrüſtung der hochgerüſteten Staaten der Welt. Der Weltfriede iſt durch die Ciedlungswerk in Ober 20mal 15 Hektar zur Verfügung— Es kann heulte billig geſiedell werden! Es ſind auf dem Gut Simmenau etwa 20 Siedlungsſtellen zu haben in der Größe von je 60 preußiſchen Morgen- 15 Hektar, und zwar mit bezugsfertigen Gebäuden; wobei Wohnung Gunter einem Dach ſind, während die Scheuer im rechten Winkel dazu ſteht. Die Ge⸗ bäude ſind aus gutem Material. Das Gut iſt in drei Vorwerke und ein Hauptwerk einge— teilt. Die drei Vorwerke ſtehen ſchlüſſelſertig zum Verkauf, das Hauptgut von etwa 3000 Morgen wird im kommenden Frühjahr auf— geteilt. Die Landgeſellſchaft legt Wert darauf, daß der Bezug der einzelnen Stellen ſpäteſtens bis zur Ernte im Juli erfolgt. Das Verſpre⸗ chen der Elektrifizierung dieſer Siedlungsſtel⸗ len wurde leider nicht crfüllt, weil das Reich die in Ausſicht genommenen Kredite nicht lei— ſten konnte. Es iſt aber die Möglichkeit gegeben, ne Siedlung von 15 Hektar nebſt den fertigen Gebäuden beträgt etwa 30 000 RM. Das Reich kreditiert 90 v. H., der Siedler hat nur 10 v. H. anzuzahlen, das wären 3000 NM. Die Intereſ— ſenten haben die Summe der Anzahlung aber auf 2500 RM heruntergebracht. Dazu kommen weitere 2500 RM e für die Inve ſierung, ſo— wie der Umzug mit 500 RM, ſodaß alſo etwa 5500 bis 6000 RM für die ſertige Siedlung zu 60 preußiſchen Morgen zu zahlen wären. Die erſten fünf Jahre iſt das Gut ſteuerfrei. Auch der Beſitzwechſel geht koſtenlos vor ſich. Die Kapitalſchuld iſt im erſten Jahre zinsfrei, im zweiten Jahr beträgt der Zins 1½ v. H., im dritten Jahr 3 v. H., im vierten Jahr 4 v. H., erſt vom fünften Jahr ab ſind 4% v. H. Zins und 1½ v. H. Amortiſation zu zahlen. Die „Schuld iſt auf dieſe Weiſe in 60 Jahren abge— daß der Siedler zu dieſem Zweck einen Kredit f tragen. von 800 RM e bekommt. Der Geſamtpreis für ei— Nevolke in einem englischen Zuchthaus Das brennende Gefüng nisgebäude in Dartmoor. . In dem Zuchthaus Dartmoor in Devonſhire, das die gefährlichſten Verbrecher Eng⸗ lands beherbergt, kam es am Sonntag zu einer ſchweren Revolte. Die Gefangenen über⸗ fielen während des Spazierganges die ſie das Verwaltungsgebäude in Brand. Wärter und ſchlugen ſie nieder. Dann ſetzten ö Erſt nach einem mehrſtündigen Kampf gelang es den zur Hilfe gerufenen Polizeimannſchaften, die Verbrecher zurückzudrängen. 84 Verbrecher ſowie 24 Gefängniswärter wur den ſchwer verletzt. ö heutige Ungleichheit der Rüſtungen aufs ſchwerſte bedroht. Ein wehrloſes Deutſchland im Herzen Europas und umgeben von annek⸗ tionslüſternen Staaten wird immer zu kriege⸗ riſchen Uebergriffen von ſeiten dieſer Staaten reizen. Nicht die Sicherheit Frankreichs oder anderer Staaten iſt bedroht; wohl aber iſt die Sicherheit des 63⸗Millionen⸗Volkes der Deut⸗ ſchen aufs ſchwerſte gefährdet. Der Ortsverband Frankfurt a. M. des Deutſchen Gewerkſchafts— Bundes verlangt bedingungsloſe Anerkennung des Rechtes Deutſchlands auf gleiche Sicherheit wie ſie andere Staaten und Völker für ſich fordern. Die Tribut⸗ und Abrüſtungsfragen ſind Le⸗ bensfragen des ganzen deutſchen Volkes. Unter den Folgen des auf der Kriegsſchuldlüge auf— gebauten Verſailler Diktates leiden aber die deutſchen Arbeitnehmer am ſchwerſten; ſie for⸗ dern deshalb mit beſonderem Recht endgültige Beſeitigung aller Tribute und eine Löſung der ö 0 ausſchuß“, eine vom Kirchenpräſidenten Dr. Bähr⸗Kaſſel und dem Reichstagsabgeordneten ö Joos geleitete evang.-kath. Arbeitsgemeinſchaft, die ohne kirchliche u. parteipolitiſche Bindung bei Grenz- und Streitfragen zwiſchen den bei— den chriſtlichen Bekenntniſſen als ausgleichende Stelle dienen will, hielt ſeine Hauptverſamm— Abrüſtungsfrage die den Lebensrechten des deutſchen Volkes entſpricht. Grenzjeagen zwifthen den Konfeſſionen Berlin, 26. 1. Der„Paritätiſche Ausgleichs- lung in Berlin ab. Die eingehenden Bera— tungen galten u. a. der Paritätsfrage, die an Hand von Referaten von Univerſitätprofeſſor D. Muler⸗-Kiel, Amtsgerichtsrat i. R. Dr. Loh⸗ mann⸗Weilburg, Reichsminiſter a. D. Dr. Bell, M. d. R., und Frau Oberin D. v. Tiling, M. d. R., Berlin, erörtert wurde. Hier ſollen zu— nächſt die für die weitere Behandlung notwen— digen objektiven Unterlagen beſchaffen werden. Auch bei der aktuellen Frage des Schulabbaues wurden gemeinſame Schritte verabredet. Die Siedlungsfrage wurde im Beiſein von Vertretern des evangeliſchen und katholiſchen Siedlungsdienſtes behandelt. Gegenüber der Freidenker- und Gottloſen⸗ bewegung wurde die Notwendigkeit engſter gegenſeitiger Fühlungnahme aller poſitiven chriſtlichen Kräfte betont. Zur Geburtenfrage wurde eine Entſchlieſfung angenommen, worin der Ausſchuß u. a. for⸗ dert, daß in der Geſetzgebung Strafbeſtimmun⸗ gen gegen die Abtreibung aufrecht erhalten bleiben, daß die ſoziale und die engeniſche In— Zikation als Strafausſchließungsgrund nicht in die Geſetzgebung aufgenommen werden und daß der öffentliche Vertrieb und die öffentlich— babe 0 von Ver,fütungsmitteln verboten Leiben. 1 1 Hier wirlæt MD 1 zel e 3 1. Es macht unempfindlicher 90 gegen Erleditung! 1 . v0 ͤpPé—0—70—00k0707777—PP———P c c—B——VZP——Ä—Ä—Ä——Ä—Ä—F—T—V—V—V—V—V—F—V—————————————————————— 1 15 ee Ein neues buch Im Verlag Albert Langen erſcheint dem⸗ nächſt: Von Heinz Steguweit, dem jungen Jüngling im Feuer⸗ „Manes Himmerod“, ein Mordskerl von For⸗ mat, in den wirren Zeitläuften nicht unterzu— kriegen iſt.— Von Georg Britting„Lebens- lauf eines dicken Mannes, der Hamlet hieß“, ein Roman im zeitloſen Raum dichteriſcher Satire und Tragit.— Von Hanns Johſt die graziöſe Novelle„Ave Eva“, ein kluges, dich⸗ teriſches Geſpräch über die Liebe.— Gunnar Gunnarsſon, der große isländiſche Dichter, kommt heraus mit dem Roman„Jon Araſon“, oeinem Werk, das die Geſtalt eines Glaubens- Martha war jetzt Büglerin bei ihrer Mut- helden, des letzten katholiſchen Biſchofs auf Island im Rahmen der nordiſchen Geſchichte darſtellt. organiſierte Bellelei Die Millionärin als Bettlerin Die Belgrader Polizei verhaftete eine alle Bettlerin wegen unbefugter Bettelei. Der Po⸗ lizeibeamte, der den Fall unterſuchte, begnügte ſich nicht mit einer ſchablonenmäßigen Behand⸗ lung des Falles, ſondern unterzog ihn einer eingehenden Unterſuchung. Da machte er eine überraſchende Entdeckung. Die alte Frau Lenka Koſtitſch, die von früh morgens bis ſpät abends von einem Haus ins andere zog, um einige Denar zuſammenzubet⸗ teln, war Beſitzerin von zwei dreiſtöckigen Häu⸗ ſern in Belgrad. Ihr Vermögen wird auf zwei Millionen Dinar geſchätzt, was immerhin den ſtattlichen Betrag von 270 000 Mark darſtellt. Sie batte eine Jahresrente von rund 20 000 Mark und deunoch ging ſie täglich, zerlunpt und ſchmutzig, betteln. Als man ſie befragte, weshalb ſie ſo ein Leben führe, antwortete ſie, daß die Zeiten ſchwer ſeien und man ſeines Vermögens nicht ſicher wäre und deshalb ein „Gewerbe“ ausüben müſſe. Der Fall war ungewöhnlich, die Polizei wuß⸗ te nicht, was ſie mit der Frau anfangen ſollte. Man gab ihr die übliche Polizeiſtrafe, verbot ihr in Hinkunft das Betteln und ließ ſie frei. Der Fall bewog aber eine Privatgeſellſchaft zu einer Unterſuchung des Bettelweſens in Belgrad. Es wurde eine ganze Organiſation von„profeſſionellen Bettlern“ feſtgeſtellt, deren Mitglieder größtenteils wohlhabende Leute ſind. Die wirklichen Armen und Bedürftigen werden von dieſen gewerblichen Bettlern in den Hintergrund geſchoben und auch ausge⸗ nützt. Sie ſind nur Handlanger der„Großun⸗ ternehmer des Bettlertums“. Vielleicht iſt das auch ein Zeichen unſerer Zeit: die Rationalt⸗ ſierung des Bettelus. Pfälzer in Galizien In Galizien begingen vor kurzem die eln gewanderten Deutſchen, in großen Teilen aus Pfälzern beſtehend, die 150⸗Jahrfeier der Ein⸗ wanderung in Galizien. Die Erinnerung an die pfälziſche Heimat hat ſich dort trotz der Länge der Zeit noch friſch erhalten. In den Umzügen am Gedenktag gab es Pfälzer Trachtengruppen, in den Feiern Pfälzer Tänze und Lieder. Auch ein Schwank aus der Pfalz,„Die Bürgermei⸗ ſterwahl“, wurde gegeben, ferner das Natio⸗ nal⸗Singſpiel in Pfälzer Mundart war zu hö⸗ ren. N e dee Der Henker von havana Von Alfred Wolfenſtein. Der Henker von Havana war ein Mörder, den man einſtmals zu fünfzehn Jahren Kerker begnadigt hatte. Wozu eignet ſich ein lebendiger Mörder? Zum Henker. So wurde dieſer umſtrittene Be— ruf in Havana beſetzt. Rim Zayas, ſo hieß er, erhielt nun für jede vollzogene Hinrichtung außer ſeinem Geldlohn einen Nachlaß ſeiner Strafe. Er begann ſie abzuarbeiten. Zuerſt kam ein gewöhnlicher Raubmörder. Für deſſen Kopf wurde ſeine Haft um einen Monat kürzer ge— macht. ö Bei einem Soldaten, der ſich am Wirt der Schenke Al Pinar wegen verweigerten Whis— kys tödlich gerächt hatte, verdiente er ſich ſchon ein Vierteljahr. Aber das Dreifache ſchrieb man ihm gut, als eine Frau folgte, eine junge Giftmiſcherin, ihr armer Gatte war Zollbeamter geweſen. Umgekehrt brachte ein Mann als Mörder ſei— ner Frau nur das Doppelte ein, obwohl Rim ihm gewiß den gleichen Tod bereitete wie allen. Die nächſte Zeit war beſonders reich an ka— pitalen Verbrechen. So ſparte er ſchon eine hübſche Summe von Jahren zuſammen. Die Freiheit kam ganz nahe, als eine Räu⸗ berbande eingefangen wurde, die wöchentlich mindeſtens einen Plantagenbeſitzer auf dem Gewiſſen hatte. Rim Zayas dehnte den runden Schlächter⸗ leib, das Kerkerfenſter dehnte ſozuſagen ſchon ſichtbar ſeinen Rahmen. Nur anderthalb Jahre noch fehlten, und ein Attentat auf den Herrn Präſidenten gab den Ausſchlag, dies drückte ihm zum letzten Male das Beil in die Hand. Dann flog der Henker mit fröhlichem Schwung vor das eiſerne Tor in die ſelbſtver— diente Freiheit hinaus, mitten ins ſchöne Ha— dana. Strahlend ſah er in die blaue Sonne, Millio— nen Kilometer war ſie entfernt geweſen, mit jedem Tode eines Mörders hatte ſich das Licht ihm genähert. g Nicht ſehr weit lag die Hafenſchenke Al Pi— nar, und es wunderte den Wirt und ſeine Mannſchaft nicht, daß an dieſem Abend dank Rim Zayas der halbe Vorrat an Drinks weg— ging. Heftiger wunderte ſich der Pförtner des Ge— fängniſſes, als man nachts dieſen ſelben Rim ſchon wieder zurückbrachte, und zwar in Ketten. Denn der hochmögende Herr Henker war den bordwärts taumelnden Matroſen nachgelaufen, und weil ſie ſein ganzes Geld mitverſoffen hat— ten, erſtach er vier Mann. Es iſt in dieſer Geſchichte eines natürlichen Kreislaufs unbekannt geblieben, ob inzwiſchen ein anderer Mörder zum Henker beſtellt wor⸗ den war— Oder ob man dem Rim eine neue Reihe von Verurteilten zuſchob, auf daß er noch einmal die ſchuldige Todesſtrafe mit Hinrichtungen abzahlte. nedeverbol für einen Geiſtlichen München, 26. 1. Wie der„Völkiſche Beobach⸗ ier“ meldet, hat der Biſchof von Augsburg dem Pfarrer Dr. Häuſer ein neues Redeverbo“ auferlegt. Er verbot dem Geiſtlichen, auf der Reichsgründungsfeier des Stahlhelms in Schrobenhauſen die Feſtrede zu halten.