Lokale Nachrichten Zweite Heſſiſche Notverordnung über die Mietſenkung Unter dem 26. Januar haben der Innenmini⸗ ſter und Juſtizminiſter im Anſchluß an die Ver⸗ ordnung des Reichsarbeitsminiſters und des Neichsminiſters der Juſtiz zur Durchführung der Mietſenkung vom 15. Dezember 1931(Reichs⸗ geſetzblatt 1 S. 752) zur Ergänzung der Heſſi⸗ ſchen Verordnung zur Durchführung der Miet⸗ ſenkung vom 23. Dezember 1931(Reg.⸗Bl. S. 249) folgendes beſtimmt: „Artikel I. 1. Im 8 2 wird hinter dem Abſatz 1 als Satz 2, 3 angefügt: Hatte der Vermieter den neuen Mietzins dem Mieter bereits vor dem Inkrafttreten der gegenwärtigen Verordnung mit⸗ geteilt, ſo kann der Antrag an das Mieteinigungs— amt(S 2 der Heſſ. Notverordnung) noch inner⸗ halb vier Wochen nach Inkrafttreten dieſer Ver⸗ ordnung geſtellt werden. Iſt die Friſt verſäumt, ſo bleibt es bei der vom Verraieter angegebenen Mietermäßigung. 2. Im 8 3 wird als Satz 2 angefügt: Als Beihilfen aus öffentlichen Mitteln gelten auch Zu— wendungen der Reichsbahn und Reichspoſt. 3. In 8 4 werden folgende Sätze angefügt: a) hinter Abſatz 1: Hatte der Vermieter den neuen Mietzins dem Mieter bereits vor dem Inkrafttre— ten der gegenwärtigen Notverordnung mitgeteilt, ſo kann der Antrag an die zuſtändige Behörde(8 4 der Heſſ. Verordnung) noch innerhalb vier Wo— chen nach Inkrafttreten dieſer Verordnung geſtellt werden. Iſt die Friſt verſäumt, ſo bleibt es bei der vom Vermieter angegebenen Mietermäßigung; b) hinter Abſatz 2: Sie hat innerhalb zwei Wo— chen nach Zuſtellung der Entſcheidung zu erfolgen. 4. Im 8 5 wird als Abſatz 3, 4 und 5 ange— fügt: Erſtreckt ſich die Tätigkeit gemeinnütziger Wohnungsunternehmen auf mehrere Gemeinden, ſo gelten als die geſamten Grundſtücke nur die innerhalb einer Gemeinde gelegenen Grundſtücke. Der Miniſter des Innern iſt ermächtigt, auf An⸗ trag eines Wohnungsunternehmens zuzulaſſen, daß deſſen bebaute Grundſtücke, die in benachbar⸗ ten Gemeinden liegen, zuſammengefaßt werden. Gemeinnützigen Wohnungsunternehmen gleichzu⸗ achten ſind Gemeinden und Gemeindeverbände hinſichtlich ihrer Grundſtücke, die nach dem 1. Juli 1918 zu Wohnzwecken bebaut worden ſind. Inwieweit Privatunternehmen nach Zahl und Größe ihrer nach dem 1. Juli 1918 erſtellten Wohnbauten den gemeinnützigen Wohnungsunter⸗ nehmen gleichzuachten ſind, entſcheidet auf Antrag im Einzelfall der Miniſter des Innern. Gleichzeitig wird die Heſſiſche Verordnung über ein Schiedsverfahren vor dem Mieteinigungs⸗ amt vom 28. Mai 1929(Reg.-Bl. S. 77) mit Wirkung vom 1. Januar 1932 ab aufgehoben. „ K. K. V. Auf die heutige Hauptver- ſammlung wird nochmals hingewieſen. Die Mit⸗ glieder werden um zahlreiches Erſcheinen dringend gebeten. „83 Jahre alt. Heute Donnerstag, den 28. Januar, kann unſer wohlachtbarer Mitbürger, Herr Johann Burkert, Blauehutſtraße, in noch geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen 83. Geburts- tag feiern. Wir gratulieren dem greiſen Geburts⸗ tagskind recht herzlichſt, und wünſchen ihm, daß er noch lange Jahre einen geruhſamen Lebensabend verbringen möge. „ Die Sp.⸗Vgg. kämpft auf dem Betzenberg. In ganz Fußballſüddeutſchland weiß man, wo der Betzenberg iſt. Hier wurden ſchon heiße und erbitterte Kämpfe ausgetragen als noch in Friedenszeit der FV. auf ſeinem Platze unge- ſchlagen war. Der 1. F. C, der ja aus dem FV. und FC Phönix hervorging, ſtellt auch heute eine ausgezeichnete Elf, die an 3. Stelle in der Saar- gruppe ſteht. Für die Grünen ſteht viel auf dem Spiel. Ein Sieg kann ſie auf den 1. Platz bringen. Wir hoffen, daß die Emigkeit innerhalb der Mann⸗ ſchaft gewahrt bleibt und ſie mit einem Sieg aus der ehrwürdigen Barbaroſſaſtadt zurückkehren. „Wichtige Lohnſteuerbeſtimmungen. 1. Bei Abführung der Lohnſteuer in bar oder durch Ueberweiſung: 4) Arbeitgeber, die im Ka⸗ lenderjahr 1931 die Lohnſteuer ihrer Arbeitnehmer in bar oder durch Ueberweiſung abgeführt haben, müſſen für jeden am 31. Dezember 1931 bei ihnen beſchäftigt geweſenen Arbeitnehmer dem Finanzamt die Steuerkarte 1931 mit der vollzogenen Lohn⸗ ſteuerbeſcheinigung auf der zweiten Seite derſelben überſenden. Die Ueberſendung hat bis zum 15. Februar 1932 an das Finanzamt zu erfolgen, in deſſen Bezirk die Steuerkarte 1932 ausgeſchrieben worden iſt. Die Steuerkarten dürfen alſo dieſen Arbeitnehmern nicht ausgehändigt werden. b) Für die übrigen im Jahre 1931 bei ihnen beſchäftigt geweſenen, aber vor dem 31. Dezember 1931 aus- geſchiedeneu Arbeitnehmer müſſen die Arbeitgeber bis zum gleichen Zeitpunkt den Finanzämtern, in deren Bezirk die Steuerkarte 1931 ausgeſchrieben worden iſt, Lohnſteuer-Ueberweiſungsblätter über- ſenden. Die Ausſchreibung und Ueberſendung von Lohnſteuer-Ueberweiſungsblättern hat dann zu unter- bleiben, wenn der Arbeitgeber bereits beim Aus- ſcheiden des Arbeitnehmers eine vollſtändige Lohn⸗ ſteuer-Beſcheinigung auf der zweiten Seite der Steuerkarte 1931 ausgeſchrieben hat. Vordrucke zu den Lohnſteuer⸗Ueberweiſungsblätter werden von den Finanzämtern unentgeldlich abgegeben. 2. Bei Verwendung von Steuermarken: Arbeitnehmer, für die im Kalenderjahr. 1931 Steuermarken ver⸗ wendet worden ſind, ſind verpflichtet, die in ihrem Beſitz befindlichen Steuerkarten 1931 mit den mit Marken beklebten Einlagebogen bis zum 15. Febr. 1932 bei dem Finanzamt abzuliefern, in deſſen Bezirk ſie am 10. Oktober 1931 gewohnt haben Nähere Auskunft erteilen die Finanzämter. Zwangs⸗Verſteigerung. Morgen Freitag, den 29. Januar 1932, verſteigere ich in Viernheim, teilweiſe im Verſteige⸗ rungelokal und teilweiſe an Ort und Stelle öffent⸗ lich, zwangsweiſe, meiſtbietend gegen Barzahlung, Mobilien, Einrichtungs⸗ und Gebrauchsgegen⸗ ſtände aller Art, darunter insbeſondere: 2 Büffet, 1 Kredenz, 1 Vitrine, 1 Sofa, 1 Tiſch mit Stühlen, 1 Schreibmaſchinentiſch, 2 Schreibtiſche, 1 Sekretär, 1 Kleiderſchrank, 1 Friſiertoilette, 1 Ausziehtiſch, ferner 1 Teppich, 2 Schreibmaſchinen, 1 Lieferwagen, 1 Rolle, 1 Kaſtenwagen, 1 Partie Damen⸗ hüte, 2 Ferkel u. a. m. Zuſammenkunft der Steigliebhaber nachmittags Uhr im Gaſthaus zum Pflug, Weinheimerſtraße. Lampertheim, den 28. Januar 1932. Köhler, Gerichtsvollzieher in Lampertheim. Viernheim Rathausſtraße 50 Lorſcherſtraße 8 Konserven. Hache bei Schreiber Auberst verbilligte Preise gültig bis einschließlich 6. Februar vorteilhafte Einkaufsgelegenheit. Junge Schniunonnen/ Dose ff. 50,65 unge Beecnbonnen/ Dose 90, 65 lemuse-Erusen/ Dose 30 lunge Erbsen/ Dose 70 Harollen gesenniien/ Dose 30 Erüsen mi Harauen/ pose 50 Pflaumen ll Zlein J Dose 55 Air schen ml Flein/ Dose 70 Aprikosen— Hirnen Erübeeren Mirabellen- Pfirsische Reineclauden Daz 5% Raban Halbe Dosen entspreehend billiger Weh Bm Morgen Freitag Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Freitag, den 29. Januar 1932, vorm. 11 Uhr werden im Sitzungsſaale des Rathauſes, nachſtehende Allmendgrundſtücke öffentl. verſteigert: Oberlück 7. Gew. Nr. 19 Kl. neuer Garten Nr. 31 Krottenwieſe(Acker) Nr. 120 Schloth Nr. 51 Viernheim, den 28. Januar 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Empfehle: Amerik. Schweineſchmalz. Pfund 48 Pfg Cocosfett Pfund von 33& an Margarine Pfund von 34 an Grünkern, ganz und gemahlen ¼ Pfund 10 Weizengrieß e. Pfund 30 Tafelreiss... Pfund 20—30 u. 40 Suppeneinlaen ½ B Pfund 25 Haferflocken Pfunde 18 Bruchreis Pfund 13. Salatöl„„ Liter 50&. Tafelöl Liter 60. 5 Prozent Rabatt Alois Walter. Frische Seefische eingetroffen. Rottelets, backfertig geputzt. »bei Franz Hofmann, am Haltepunkt und Kik. Sommer, Lorſcherſtraße 18. friſche Seefiſche Kablian— Schellſiſch— Goldbarſch Gg. Mich. Winkenbach, Lampertheimerſtraße 1. Empfehle: Miſchobſt Zweiſchen Himbeer⸗Confitüre Johannisbeer-Gelee Zweiſchenmus Grünkernflocken Speiſe⸗ Haferflocken Schweizerkäſe, vollſaftig/ Pfd. 4 Allerlei⸗Käſe 3 Stück 25 Süß- und Scharfbücklinge, Sprotten, Fiſchmarinaden 5 Prozent Rabatt! Otto Wächter Waſſerſtraße 31. Schöne geräumige 1 Innung Wohnung 3 mmer u Muehe beſtehend aus: 2 immer und Ache Pfund Pfund Pfund Pfund Pfund Pfd. Pfd. Dee Küche mit Kammer 010 zu mi. evtl. auch 2 Zimmer u. ˖ lünglingssodalität Viernheim r.. Freitag dasaml-vors lap dsTng Eder Sodalität und DJ K in der Sporthalle. Ich bitte um pünkt⸗ liches und vollzähliges Erſcheinen. Weil, Präſes. %% A Auswanderer- Fürsorge daöld- Lotterie Ziehung am 9. u. 10. Febr. 32 Höchstgewinn= NM. 10 000 1 Hauntgewinn= RM 6000 1 Prämie HN. 4000 Lospreis RM. 1.— Verkaufsstelle für Viernheim: cee. NB. Die Lose sind nur bis 2. Febr. erhältlich. 5 1„ Bauernverein. Es wird Zeit zum Ausſtreuen von Thomasmehl, Kainit, evtl Kali und den kohlenſ. Düngerkalk. Vorrätig und hochprozentig am Lager. NB. In zweckmäßiger Düngung gibt unſer Lager- halter als erfahrener Landwirt gerne Auskunft. ſinmmunmmmmmmnnmnnunmmannnnnnnnnu Vereins⸗Anzeiger Radfahrer⸗Verein Vorwärts gegr. 1906. Sonntag, den 31 Januar 1932 nachm. 1 Uhr im Lokal zum Brauhaus ordentl. General- Berſammlung mit folgender Tagesordnung: 1. Punkt: Ge⸗ ſchäftsbericht 2. Kaſſenbericht. 3. Eutlaſtung. 4 Neuwahlen. 5. Verſchiedenes. Damit unſere Mitglieder und Ehrenmitglieder erſcheinen können, gibt es ein Faß Freibier. Der Vorſtand. Sünger⸗Einheit. Sonntag, den 31. Jannar, nach⸗ mittags 1 Uhr, im„Freiſchütz“ ordenil General verſammlung, wozu wir unſere Mitglieder und Ehrenmitglieder freundlichſt einladen. träge, die bis ſpäteſtens Samstag Abend 7 Uhr beim 1. Vorſitzenden abzugeben ſind, berückſich⸗ 10 Samstag abend 8 Uhr Vor⸗ tigt werden.— ſtandsſitzung im Gartenfeld. Der Vorſtand. Klub der Gemütlichen. Heute Donnerstag 8 Uhr Elferratsſitzung. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Präſident. Geſangverein„Sängerbund.“ Sonntag mittag 1 Uhr Generalverſammlung im Vereinslokal, wozu wir alle aktiven, paſſiven und Ehrenmit⸗ glieder herzlichſt einladen. i Samstag abend Zuſammenkunft der Sänger zwecks Darbringung eines Ständchens. D. V. Amicitia 09 E. V. V'heim 6 UI Sportplatz im Wald mit 9 Reſt.„Zur Waldſchenke“ Sonntag, den 3 1. Januar 32, nachm. ½3 Uhr: Verbands⸗Pokalſpiel gegen: 1. F. C. Kaiſerslautern in Kaiſerslautern. Abfahrt vorm. 11 Uhr ab Lokal. Es werden noch einige Karten zu Mk. 3.— hiu und zurück in der Geſchäftsſtelle ausgegeben. Jugendſpiele: Samstag nachmittag 3 Uhr: Schüler gegen Waldhof. Verbandsſpiel. Sonntag nachmittag 1 Uhr: 2. Jugd. gegen Heddesheim. Verbandsſpiel. Sonntag vorm. 11 Uhr: 1. Jugend geg. Feuden⸗ heim. Dort. Abfahrt wird noch bekannt gegeben. Sonntag nachm. ½3 Uhr findet eine Verſammlung ſämtlicher Jugendſpieler im Vereinshaus ſtatt, wozu alles erſcheinen muß. Der Vorſtand. NB. Morgen Freitag Abend 8 Uhr: Zuſammen— kunft der 1. Mannſchaft im Vereinshaus! Im Tha-Ga-Laden erhalten Sie garantiert reines deutsches Schweine- schmalz Pfd. nur 48 3 Pf von 470 an 5 57 49* Zwetschen Pfd. 27, 34 u. 38 9 Mischobst Pfd. 35, 49 u. 59 3 Gemüse- Nudeln Ptd. 379 Maccaroni„ 3709 2 6 Prozent Rabatt 8 Hamburger Hafteelager Richard Hohmann Niederlage von Thams& Garfs Rathausstraße 62. Dampfaptel Aprikosen Die lauchenumne III ist immer noch die zuver- lässigste unter allen und zu enorm herabgesetzten Preisen zu haben bei Schlesssrmelsler Weinheimerstraßze 53. 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Generalverſammlung können nur ſchriftliche An- W,ʒjpProzent Erſcheint täglich mit Ausnahme der Senn und Feiertage.— Be reis 1 49 nn 5 zugspreis monatl. 120 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchöftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernhem 9 1 75 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſche rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſch Zentrum und Nationalſozialiſten in Heſſen Von geſchätzter Stelle erhalten Zuſchrift: Man ſpricht eine Binſenwahrheit aus mit der Be— hauptung, daß ſich das politiſche Intereſſe in Heſſei ſich auf die beiden Parteien das Zentrum und P. konzentriert. Ganz beſonders wir folgende die NSDAP. dem Augenblick, da die Leitung der Nationalſozia⸗ liſten dem Zentrum ihre 12 Punkte überreichte Die Spannung ſteigerte ſich bis in die Fieberzone. Ein Zeichen dafür war die Belagerung aller etwa Informierten im Landtagsgebäude und außerhalb; waren die ungezählten Fragen, mit denen alle Prominenten der Partei behelligt wurden: was jann, was ſoll, was wird werden? In der politiſchen Axeng des Landtages iſt die Zentrumsfraktion kein neues Gebilde, wenn auch zwei neue Geſtalten aufgetaucht ſind und einige bekannte Köpfe von früher verſchwanden. Der Stamm iſt gebliel und damit die Tradi— tion, die überlieferte Linie. Ganz anders Fraktion der Nationalſozialiſten! Sie weiſt nur ein landtagsbekanntes Geſicht auf. Sie ſtellt alſo; ein vollkommenes Novum dar richten ſich ſcharf beobachtend fangreiche Gruppe. und aller Augen auf die neue um— Das rechtfertigt ſich auch zwegen der bewußten Traditionsloſigteit der Neu— linge. So oft ein alter Kämpe bemerkt: bisher war dies oder das nicht üblich in dieſem Hohen hauſe, ertönen Zwiſchenrufe: Wir werden euch für die Zukunft ſagen, was hier rechtens und üüb⸗ lich iſt! Sieges- und Kraftbewußtſein lebt in den langen Reihen der Nationalſozialiſten, darüber iſt kein Zweifel. Ihr Sprecher erhebt den Anſpruch, daß ſie die einzige noch exiſtenzberechtigte Partei Deutſchlands ſeien. Das eine oder andere naivere aktionsmitglied macht dieſem Bewußtſein Luft n dem Ausruf: ſiebenundzwanzig Abgeordnete! Wir ſind der Ausdruck des Volkswillens! Man ann es verſtehen, daß der Bombenerfolg des 15. kovember dieſer verhältnismäßigen Jugend in den Kopf geſtiegen iſt; aber man ſollte doch auch anmerken können, daß trotzdem eine Mehr⸗ eit ihr nicht zuteil geworden iſt, und daß einer Fraktion, die ſich um Unterſtützung von anderer Seite bemüht und bemühen muß, etwas mehr Ve⸗ herrſchung und Rückſicht ſehr wohl anſtehen würde. Das beobachtende Auge entdeckt bei den Natin⸗ nalſozialiſten ganz verſchiedene Züge. Sympa⸗ hiſch berührt die Jugend von ſo manchem, auch ine gewiſſe militäriſche Zucht und Haltung. lber dieſe Haltung macht der Unbeherrſchtheit u ſehr Platz. Die Zwiſchenrufe aus dieſen Reihen ugen von wilder Naturtraft und wenig Kultur. Geradezu peinlich wird der Eindruck, den das nehmen Akademiker macht: Zügelloſigkeit der der heiße Atem der tufe, Haß und Verbiſſenheit in den Geſichts igen paſſen ſchwerlich auf die rechte Seite eines deut— ſſchen Parlaments. In dieſen Rahmen der Leidenſchaftlichkeit und des Raditalismus fügt ſich wohl der Winterhilfe⸗ Autrag dieſer Partei, der weiteſtgehendſte von allen. Das Agitatoriſche an ihm ſchaut aus jedem Wort heraus. Und wenn es nicht ſo wäre, der rück— chauende Bericht des Gauleiters Lenz im Heſ⸗— enhammnter Nr. 51 beſtätigt es ja ausdrücklich, ie man damit die Abſicht verfolgte, die anderen arteien zu„demaskieren“. Aber ſo leicht ſollte e Abſicht der Antragſteller nicht gelingen. Die Deckungsvorſchläge werden ihnen Einbußen an Sympathie und Stimmen einbringen. Die Mit⸗ läufer aus den Kreiſen der Großverdiener in der Induſtrie und die höheren Gehaltsempfänger wer⸗ den ſich es merten, daß man die rund 20 Millio⸗ nen zur Hälfte aus ihren Taſchen aufbringen wollte. Das Finanzminiſterium hat errechnet, daß dieſer Deckungsvorſchlag bei unſeren kleinen hehiſchen Verhältniſſen Steuerſätze bis zu 100 ö des Einkommens notwendig gemacht ätte. Insbeſondere wird ſich dies mancher höhere Beamte, der verärgert über die Regierung der Notverordnungen und des Abbaues der neuauf— ſteigenden und viel verſprechenden Partei die Stimme gegeben hat, zu überlegen haben, ob er aufs rechte Pferd geſetzt hat. Es zeigt ſich jetzt ſchon, daß in der RS Du. viel mehr ſozialiſtiſche Flemente ſtecken, als die größere Oeffentlichkeit Be— Die W Orte, 1 ſich angeſichts der Rechtsrichtung träumen ließ. Noch weniger Glück hatten die Antragſteller it der anderen Hälfte ihres Deckungsvorſchlags, der die liquiden Vermögen über 200 Mart eranziehen wollte. Im Finanzausſchuß zeigte ich, daß die Herren ſich nicht einmal im eigenen gager klar waren, was das eigentlich ſei: ob ſo— ſeit die nach Abgang des Abg. Schäfer 26 Mann ſtarke ö onty Nr. 21577 Amt äftaſtelle Rathausſir. Anzeigenpreiſe: bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Die einſpaltige Betitzeile loſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer cheſchäftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 9* 5 CVSVVVVCCCCCCCCCCCPTTPVCCCGCCC Freitag, den 29 2 * ). Januar 1 7CCCCCCCC ³ĩV—w 1 N 2— 2—— fort greifbares Finanzvermögen oder auch Grund— vermögen, das ſich rentiere, oder was ſonſt. Der Abg. Claß, der entgegen dem erſten offiziellen Sprecher auch das Grundvermögen unter die li⸗ quiden rechnete hat ſeinen Parteifreunden offen— bar das Konzept bös verdorben. Die Sympathien der bäuerlichen Mitläufer hat er ſich dadurch gewiß nicht errungen. Und ſo mußte denn die ſtarke Partei einen Riick— zieher machen. Bis zum Plenum wollte er aller— dings noch nicht ſo recht gelingen. Zwar hatte man ſich bis zu den Plenumsverhandlungen ſchon etwas mehr Gedanken darüber gemacht, aber beſtimmten Vorſchlägen war auch noch keine Rede. Abg. Dr. Müller, Finanzamtsvorſteher in Zivilberuf, drückte ſich um das kitzlige Problem mit mehr oder weniger Geſchick herum. Dann endlich nach der endſcheidenden Ab— ſtimmung kam die Erleuchtung; jetzt definie Lenz im Heſſen hammer: das ſei doch von 1 1 nicht einmal . 4 ee P e ae eee e alles ſo ſonnenklar; der Antrag bezgl. des liqui⸗ den Kapitals zeige doch ein Höchſtmaß von ſozia⸗ lem Gerechtigkeitsgefühl. Denn wenn dieſer Notzei in? ö 5 ſitzer frei verf 20 0 0 0 Mark und ſes Geld weder nimmt 1 meh für die üterer gnis enötigt Anſpruch; dann iſt billig, ihm zu langen, daß er den- jenigen opfer hu nicht ein⸗ mehr über gliche Bro: von ma! Nur kommt und 2.) möch— 1 1 ieviel ſolch rmögen Heſſen vor- ich noch 100= Den fur K 7 5a rl S OBT I 1 1 1 handeniſtl Sehr wahrſchern! ſo viel, daß eine prozentig 80 uerun M 1 0* 858 mn Winter- & ſt e De or wen- glichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme och eine Gewähr nicht übernommen werden digen Ertrag lieferte. 8.) Endlich iſt für jeden Einſichtigen klar, daß die NS DA hier einen vollſtändig lzug antreten mußte, um einerſeits die völlige tloſigkeit ihres Antrages zu verdecken und ſeits die bäuerliche An— hängerſchaft beſchwichtigen. Man er— zählt ſich j Hegenden Rheinheſſens, vaß e ne n Abgeordneten ſich bor ihren eigenen! mehr ſehen laſſen dürfen. S rmherzig iſt der Spott wegen der famoſen terhilfe! Jetzt ſollen maſſenhaft weitgehende Hilfsanträge zugunſten der Landwirt- ſchaft den ſchlechten Eindruck von damals wieder zerſtören. Aber die Herren werden noch lernen müſſen, daß ſo kurz das Bauerngedächtnis nicht iſt; und daß verantwortliche Politik und hemmungslo⸗ ſe Agitation zwei ganz verſchiedene Dinge ſind. —— er e ec pe N— 1 727. Kampf hinkler brennenden Kerkermauern— Planmäßig vorbereifele neur— Polizei gewinnt Oberwaſſer Meuterei— Jagd auf den Couver Senſation des Inſelreithes Der Drang zur inneren und äußeren Freiheit iſt jedem Menſchen in mehr oder minder ausge prägter Form eigen. Daß man erſt den Wert der Freiheit am höchſten ſchätzt, wenn man die⸗ ſe verloren hat, ſchließlich gar noch durch eigene Schuld, dafür geben die Ereigniſſe, die ſich vor wenigen Tagen im engliſchen Zuchthaus von Dartmoor abgeſpielt haben, ein beredtes Zeug⸗ nis ab. Schwer- und Schwerſtverbrecher, der belſte Abſchaum der menſchlichen Geſellſchaft, uin Kunterbunt verwegenſter und verworren— ſter Subjekte, das iſt das Bild der mehreren hundert Inſaſſen des zweiten Sing-Sing in Dartmoor. Größtenteils Menſchen niedrigſter Geſinnung, aber alle von dem Drang beſeelt, freizukommen aus der ſchauerlichen Höhle der Vergeltung für ihr ſträfliches Tun. Wie mäch tig dieſer Freiheitsdrang gerade in dieſen Menſchen aufwallt, deren ganzes Sein auf dem Streben nach irdiſchen Glücksgütern aufgebaut zu ſein ſcheint, zeigt nachſtehendes Stimmungs- bild, das uns auf den Redaktionstiſch flattert und die Verhältniſſe in Dartmoor und den Vorgang der Meuterei ſelbſt in anſchaulicher Weiſe ſchildert: 6 ö Darkmoor, die Skrafanftalt für Ichwerverbrecher Die bleiche Winterſonne, die über der grauen Granitlandſchaft der Grafſchaft Devon auf ging, enthüllte kein typiſch engliſches Sonntag— morgenbild. Das war Wildweſt oder Ohio oder Kinophantaſie. Ein brennendes Zucht— haus, vierhundert meuternde Gefangene im Kampf auf Leben und Tod mit hundert Ge— fängniswärtern und vierzig Poliziſten, Ge— wehrſchüſſe, Meſſerſtiche, Knüppelhiebe, Stein— würfe. Ueber der bewegten Szene kreiſende Flugzeuge mit Zeitungsleuten und Filmope— rateuren. Ein ſolcher Zuchthausaufruhr England noch nicht dageweſen. iſt in Dartmoor iſt die Strafanſtalt für Schwer verbrecher, Leute, die mindeſtens vier, vielfach ſieben, vierzehn und mehr Jahre abzuſitzen haben. chwere Arbeit, eiſerne Diſziß lin, karges Eſſen, wenig Vergünſtigungen. Tageslauf der Juchthausinſaſſen: 6 Uhr morgens Aufſtehen und Zellendienſt, 7 Uhr Frühſtück, 7,30 Uhr Kirchgang, 8 bis 12 7 97566 ³˙·ꝛũꝛ1 A Ennlisches U-Boct auf dem feeresgrund Das engliſche Unterſeeboot„M 2“, das mit einem Flugzeug ⸗Katapult ausgerüſtet war. Das engliſche Großkampf-Unterſeeboot„M 2“, Mann Beſatzung bei Portland an der Küſte und nicht wieder an der Oberfläche erſchien, ten Dead Man's Bay(Tote⸗Mann⸗Bucht) entdeckt worden. des Bootes für zwei bis drei Tage ausreicht, hofft man, das am Dienstagvormittag mit 55 von Dorſethire im Aermelkanal tauchte iſt Mittwoch nachmittag in der ſogenann⸗ Da der Sauerſtoffvorrat die Beſatzung noch retten zu können. 0 1 Uhr Arbeit in den Werkſtätten, den Steinbrü⸗ chen oder der Farm unter Aufſicht gewehrbe— waffneter Wärter, 12 Uhr Mittageſſen, 2 bis 6 Uhr Arbeit, 7 Uhr Abendeſſen, 9 Uhr Schlafen⸗ gehen. Zwiſchendurch zweimaliger Appell und Spaziergang im Gefängnishof in geſchloſſenem Zuge. Es gürt. Schon ſeit Wochen gärte es unter den Ge— fangenen. Der Gouverneur von Dartmoor, Captain Roberts, hatte Neuerungen eingeführt. die den Inſaſſen nicht zuſagten. Da ſie murr⸗ ien und ſich widerſpenſtig zeigten, wurde die Diſziplin verſchärft. Vor Tagen ſchon verſuch⸗ ten mehrere Gefangene auszubrechen, wurden aber geſtellt und zurückgetrieben. Schließlich attackierte ein Sträfling einen Wärter mit einem Raſiermeſſer und verletzte ihn lebensge— fährlich. Dieſe Tätlichkeit ſcheint das Signal zum allgemeinen Aufruhr geweſen zu ſein. In ihrem Gefolge kam es zu der planmäßig vorbereiteten Generalrevolte. Als die Wärter das Frühſtück, Hafergrützen⸗ ſuppe, durch die Zellenöffnungen reichten, wei— gerten ſich die Gefangenen zu eſſen, weil der Speiſe kein Zucker zugeſetzt war. Sie verübten mit dem Geſchirr einen Höllenlärm und ver— langten den Gouverneur zu ſprechen. Als ſie dann zur Kirche geführt wurden, da brach der Slurm los. Die Sträflinge drangen in die Werkzeugkam⸗ mer ein, bewaffneten ſich mit Spaten, Häm⸗ mern, Beilen uſw., vertrieben die Wärter und zogen zum Verwaltungsgebäude. Hier zer— trümmerten ſie die Fenſterſcheiben und ver— ſchafften ſich Eingang in das Büro des Gou⸗ verneurs der gerade mit einem zur Unterſu⸗ chung der voraufgegangenen Vorfälle in Dart⸗ moor eingetroffenen höheren Beamten des In⸗ nenminiſteriums, Oberſt Turner, eine Beſpre— chung hatte. Der Gouverneur, deſſen Leben auf dem Spiele ſtand, rettete ſich durch die Flucht in die Korridore des Gefängniſſes, in denen er ſich verſteckte. Oberſt Turner dagegen blieb auf ſeinen Poſten und verſuchte, die Gefange— nen zu beſchwichtigen. Man ließ ihn ungeſcho— ren, da man es auf den Gouverneur abgeſehen hatte. In der Tat ſetzte auch eine wilde Jagd auf den Gouverneur ein. Inzwiſchen hatten die Wärter mit Hilfe von Leitern die breiten Gefängnismauern be— ſtiegen und ſchoſſen von oben herunter auf alle Sträflinge, die auszubrechen verſuchten. Als die Meuterer einſahen, daß ein Entweichen ausgeſchloſſen war, gingen ſie zur Braudſtiſtung über, wohl in der Hoffnung, in der entſtehen— den Verwirrung dennoch entkommen zu können. Sie ſchleppten aus dem Keſſelhaus brennende Kohlen in die Büros, und in wenigen Minuten ſtand das Verwaltungsgebäude in Flammen. Die ganze Einrichtung und ſämtliche Perſonal⸗ akten verbrannten, und nach einer balben Stun⸗ 1 J ſoſernheimer finzeiger Ene, een kee Viernh eimer Zeitung e