„ Die Beerdigung des im hochbetagten Alter von 82 Jahren verſtorbenen Landwirts, Herrn Adam Helbig 1., Bismarckſtraße, ſindet morgen Mittwoch 3 Uhr ſtatt. Mit Herrn Helbig iſt ein kerndeutſcher Mann und tüchtiger Landwirt dahin⸗ gegangen. Er ruhe in Frieden. * Saatgutmärkte. Die heſſ. Landwirt- ſchaftskammer veranſtaltet morgen, am 17. Febr., im Starkenburger Hof in Heppenheim einen Saat⸗ gutmarkt und zwar von vorm. 10—13 Uhr. * Bürgerſteuer. In dem Reichsbund⸗ mitgliederkreis herrſcht vielfach Zweifel, wer von den Rentenempfängern von der Bürgerſteuer befreit iſt. Die Ortsgruppe teilt uns nun mit, daß von der Bürgerſteuer grundſätzlich befreit ſind alle Zu⸗ ſatzrentenempfänger, die am Fälligkeitstage Zuſatz⸗ rente beziehen. Befreit ſind weiter Perſonen, die am Fälligkeitstage Arbeitsloſenunterſtützung oder Kriſenunterſtützung empfangen; weiter ſind befreit ſolche Perſonen, die am Jälligkeitstage laufend öffentliche Fürſorge genießen; befreit ſind auch Per ⸗ ſonen, die Rente aus der reichsgeſetzlichen Sozial ⸗ verſicherung empfangen. Wo dennoch Bürgerſteuer⸗ beſcheide an den genannten Perſonenkreis ergangen ſind, iſt ſchnellſtens bei der Bürgermeiſterei zu re⸗ klamieren. Seit dem 10. Februar 1932 iſt eine Vergünſtigung für Kurzarbeiter und niedrig ent- lohnte Arbeiter und Angeſtellte inſofern eingetreten, als dieſer Perſonenkreis nur noch den halben Satz der Bürgerſteuer am Fälligkeitstage zu zahlen hat. * Lohnſteuer. Zur Behebung von Zwei⸗ feln hinſichtlich der Verwendung der einbehaltenen Steuerbeträge diene folgendes zur Aufklärung: Jeder Arbeitgeber, der zu Beginn eines Kalenderjahres oder bei Eröffnung des Betriebs mehr als 3 Arbeit⸗ nehmer beſchäftigt, hat die einbehaltene Steuer in bar oder durch Ueberweiſung auf das Poſtſcheck⸗ oder Bankkonto bei der Kaſſe des Finanzamts der Betriebsſtätte unter Abgabe der vorgeſchriebenen Lohnſteuer ⸗Anmeldungsbeſcheinigungen abzuführen. Arbeitgeber, die zu Beginn eines Kalenderjahres oder bei Eröffnung des Betriebs nicht mehr als 3 Arbeitnehmer haben, führen die abgezogene Steuer durch Einkleben und Entwerten von Steuermarken in loſe Einlagebogen der Steuerkarte ab. Es wird den Arbeitgebern anempfohlen, nach den gegebenen Beſtimmungen zu verfahren, da im Falle der Nicht⸗ beachtung gemäß 8 202 Abgabenordnung eine Strafe verfügt werden wird. * Evang. Gemeinde. In der 2. Paſ⸗ ſionsandacht am Mittwoch, den 17. Februar, abends 8 Uhr, ſpricht Fürſorgeſchweſter Grete Quack vom Evangeliſch⸗ Kirchlichen Landesjugendamt in Darm- ſtadt, wozu nicht bloß die Frauen und Jungfrauen, ſondern auch die Männer herzlichſt eingeladen ſind. * Im Jahre zwölfhundertzweiund⸗ dreißig, am 15. Auguſt, wurde die Gnadenkapelle in Dieburg eingeweiht, alſo vor bald 700 Jahren. Aus dieſem Anlaß wird die diesjährige Wallfahrt im September, die als Jubiläums⸗Wallfahrt gedacht iſt, ein ganz beſonderes feierliches Gepräge durch feſtliche Gottesdienſte etc. erhalten. Es iſt möglich, daß dieſer Feier eine Miſſion zur Einleitung vor⸗ ausgeht. Der Hochwürdigſte Herr Biſchoſ von Mainz wird an der Feier teilnehmen und, wenn es ſich ermöglichen läßt, ein feierliches Pontifikalamt am Außenaltar abhalten. Der Vorſtand des Kapellen⸗ bauvereins hat bereits in einer Sitzung ſich mit der würdigen Geſtaltung dieſes ſeltenen Jubiläums be⸗ faßt. Man rechnet mit einer großen Beteiligung von auswärtigen Gläubigen an den Jubiläumstagen im September. N Erblärung auf das Eingesandt, betreffend Senkung der Gebühren für Gas, Waſſer und Strom in der Samstagsuummer der beiden hieſigen Zeitungen. Vor allen Dingen iſt es unerklärlich, wie das Ratsmitglied Herr Bender dazu kommt, noch⸗ mals in der Oeffentlichkeit in dieſer durch den Gas⸗, Waſſer⸗ und Elektr.⸗Ausſchuß und den Rat ſattſam erörterten Angelegenheit ſich vernehmen zu laſſen. Herr Bender findet es für durchaus angebracht, daß unſere Gemeinde 5 Pfg. für Lichtſtrom ſenken konnte, zumal die Nachbargemeinde Weinheim weit größere Senkungen vorgenommen habe. Er über⸗ ſieht es vollkommen, daß der Oberbürgermeiſter von Weinheim ausdrücklich erklärte, daß er den Beſchluß, der dieſer Senkung zu Grunde lag, weil geſetzlich unzuläſſig und weit überſpannt, nicht aus⸗ führen werde. Es iſt vor allen Dingen zu be⸗ tonen, daß unſere Gemeinde bei den Gas- und Stromkoſten rechneriſch lediglich/ Pfg. pro Kwſt. bezw. ebm. eingeſpart hat, während eine Senkung bei Gas um 2 Pfg. und beim Lichtſtrom 5 Pfg. vorgenommen wurde. Für den ſich ergebenden Mehrbetrag iſt eine Deckung nicht vorhanden. Es beſteht auch nicht die geringſte Ausſicht, durch Stei⸗ gerung des Gas- und Stromverbrauchs den Aus- fall auch nur annähernd auszugleichen. Die Er⸗ fahrungen haben dies bereits ſchon überall ge- lehrt. Lichtſtrompreiſes um 3 Pfennig eingeſetzt haben, dann geſchah dies auf Grund einer ein- gehenden Beſprechung mit Herrn Miniſterialrat Weber vom Miniſterium des Innern, bei der Herr Bender zugegen war. Es wurde beſonders auf die gefahrvolle Lage der Stadt Worms hingewieſen, die überſpannte Senkungen vorgenommen hat. Mit Rückſicht auf die Tatſache, daß unſere Gemeinde eine mit Wohlfahrtslaſten ſchwer bedrückte Gemeinde iſt, die weit über 800 Ausgeſteuerte mit einem wöchentlichen Aufwand von 9000 RM, zu betreuen hat und auf ſtändige Zuſchüſſe hierzu aus Staats- und Reichsmitteln dringend angewieſen iſt, halten wir es keineswegs für gerechtfertigt, daß die Ge⸗ meinde durch dieſe übermäßige Senkung dieſen Mehr⸗ ausfall erleidet. Wir hegen die begründeten Be⸗ fürchtungen, daß auch die Auffichtsbehörde dieſen weitgehenden Beſchluß beanſtandet. Wir können nicht glauben, daß ſich bei dieſer weitgehenden Beſchluß⸗ faſſung des Rats die Befürworter hierzu dem Bei⸗ ſpiel ihrer Mannheimer Kollegen nachahmen wollten, die in der Bürgerausſchußſitzung erklärten:„Es muß geſenkt werden, und wenn die Stadt da⸗ bei kaputt geht“. Daß die Gemeinde an den Zeit⸗ verhältniſſen, woſelbſt auf allen Gebieten Verbillig⸗ ungen eintreten, nicht tatenlos vorübergehen konnte, war mehr wie ſelbſtverſtändlich, und hatte die Ver- waltung bereits vor Einlauf der geſtellten Anträge auf Senkung der Gebühren für die Werke die er⸗ forderlichen Vorbereitungen mit den notwendigen Unterlagen getroffen. Bei unſerer Stellungnahme zu den aufgeworfenen Fragen war lediglich der Wohlfahrtserwerbsloſen aus ſchlaggebend, die wir ge⸗ fährdet hielten, zumal die wöchentlichen Zuſchüſſe zu dieſen Laſten von Seiten der Regierung geſperrt werden könnten, wenn die Gemeinde über das Maß hinausgehende Einnahmeausfälle vornimmt. Wenn wir uns lediglich zur Senkung des Wie Herr Bender dazu kommt, noch die Frage der Waſſerpreisſenkung in der Oeffentlichkeit zu be⸗ ſprechen, iſt uns gleichfalls unverſtändlich, umſomehr, als er bei den Beſprechungen in Darmſtadt bei den zuſtändigen Stellen ſelbſt zugegen war und hören mußte, daß die Frage der Zinsſenkung bis jetzt noch nicht geklärt ſei. Nur davon hängt es ab, ob eine Senkung des Waſſerpreiſes und evtl. in welcher Höhe vorgenommen werden kann. Der Hinweis„Verwaltung ſenke und warte nicht zu lange“ iſt hiernach vollkommen hinfällig, zumal auch darüber nur der Rat in ſeiner Geſamtheit zu befinden hat. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim 5 Lamberth. Sport und Spiel. Die Sportvergg. iſt Tabellenführer der Gruppe Rhein— Saar! Ein hart erkämpfter 1:0 Sieg! Glücklich und doch verdient wurden die Punkte auf dem gefährlichen Sandhöfer Gelände erobert. Verdient, weil die Grünen entſchieden die beſſere Mannſchaftsleiſtung zeigten und taktiſch doch beſſer wie die Schwarzweißen. Sandhofens Team war zu hart in ſeiner Spielweiſe, es brachte die unfaire Note in das Spiel. Die Platzherren zogen alle Regiſter und polierten die Viernheimer nach ſchön⸗ ſtem Muſter. Sie wurden noch ungemütlicher, als die Grünen mit gleicher Münze heimzahlten. Wir können es nicht verſtehen, daß die Vereine bei dieſen Pokalſpielen mit aller Gewalt gewinnen wollen und die Knochen des Gegners nicht ſchonen. Es wäre noch zu verſtehen, wenn die Spiele über einen Ab- ſtieg ausſchlaggebend wären. In Viernheim hat man auch Verſtändnis dafür, daß Sandhofen end⸗ lich einmal auch gewinnen wollte. Es war auch ein taktiſcher Fehler der Behörde, ein Mannheimer Schiedsrichter— Herr Albrecht von 07 Mannheim— mit der Leitung dieſes Derbys zu betrauen. Es gab viele Leute, auf beiden Seiten, die mit ſeiner Leiſtung nicht zufrieden waren. Die Viernheimer waren gerade nicht in beſter Form. Im Sturm wollte es garnicht klappen. Lichte Momente gab es natürlich auch. Die Läufer waren auf dem Poſten, waren aber zuviel in der Defenſive und vernach- läſſigten dadurch den Sturm. Es war vielleicht doch die beſſere Taktik. Das Schlußtrio kämpfte mit allen Schikanen. Manchmal ging es auch haariſch zu. Der Spielverlauf gehörte in der erſten Halb⸗ zeit meiſtens den Viernheimern. Ein von dem Mittelſtürmer geſchickt eingefädelter Angriff mit ab⸗ ſchließendem Torſchuß brachte die Führung für die Grünen, die heftig von Sandhofen bekämpft wurden. Es hätte bei einigermaßen Schußglück und etwas ſchnellerer Auffaſſungsgabe ein höheres Score er- zielt werden können. Nach der Pauſe gingen die Sandhöfer mit Volldampf zum Generalangriff über, aber die Viernheimer ſtanden wie eine Mauer. Die Sportvereinigung ſteht nun alſo mit Teu⸗ tonia München, Union Niederrad und Kickers Stutt- gart an führender Poſition in den ſüddeutſchen Po⸗ kalſpielen. Harte Kämpfe werden in den nächſten Wochen ſteigen. Boruſſia iſt jetzt der neue Kon⸗ kurrent, der mit aller Macht zur Spitze ſtrebt. Es liegt an den Grünen, durch eifriges Training eine gute Körperbeherrſchung zu erzielen. Das Spiel am kommenden Sonntag gegen die Lindenhöfer gibt den Grünen vielleicht Gelegenheit, die Führung zu verbeſſern. Vereins⸗Anzeigern Gaſtwirte⸗Verein. Am Donnerstag, nachmittags 2 Uhr im Kaiſerhof Vorſtandsſitzung. Um voll⸗ zähliges Erſcheinen bittet Der Vorſitzende. N. B. Anläßlich der in den Tagen vom 31. Mai bis 5. Juni 1932 in Mannheim ſtattfindenden Ausſtellung der deutſchen Landwirtſchaftsgeſell⸗ ſchaft werden dahier Quartiere benbtigt und wird gebeten, Meldungen zu machen. Auch können Private, die gegen Entgeld Quartiere zur Ver⸗ fügung ſtellen wollen, dieſelben beim Vorſitzenden des Gaſtwirtevereins anmelden. Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia. Der für den 17. Februar vorgeſehene Vortrag mußte um⸗ ſtändehalber verlegt werden. Der Vorſtand. Chriſtl. Gewerkſchaftskartell. Alle chriſtl. orga⸗ niſierten Arbeiter und Arbeiterinnen ſind hiermit zu unſerem 2. Schulungsabend am Mittwoch, den 17. Febr., abends 8 Uhr, im Freiſchütz(Ketteler⸗ ſälchen) recht herzlich eingeladen. Im Intereſſe unſerer Aller hoffen wir auf guten Beſuch. Der Kartellvorſtand. Berufsgr. chriſtl. Fabrik⸗ u. Trans port⸗Arbeiter. Zu dem morgen Abend ſtattfindenden Vortrag des Kartells erwarte ich reſtloſes und pünktliches Erſcheinen. Der Vorſitzende. Vereins- u. Trainingsabende der Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 e. v. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag abend 8 Uhr: Hallentraining der 1. M. im Vereinshaus. Mittwoch nachm. 3 Uhr: Jugend- und Schülertr. abends 8 Uhr: Hallentraining der 2. u. 3. M. Donnerstag nachm. 3 Uhr: Fußballtr. der 1. u. 2. M. abends 8 Uhr: Spielausſchuß in der Geſchäftsſt. Freitag nachm. 3 Uhr: Training der 3. 4. u. 5. M. abends 8 Uhr: Leichtes Hallentraining der 1. Mannſch. und Zuſammenkunft. Vorſchau für den 21. Febr.: Bezirksligapokalſpiel gegen M. F. C. 08 auf dem Waldſportplatz! Kath. Jugend Viernheim Wochenplan Dienstag: 8/10 Uhr Turnſtunde. 9 Uhr Spielausſchußfitzung. Mittwoch: 2—4 Uhr Schülertraining. 4—5 Uhr 2. Abt. der Schülerinnen. 5—½½ 7 Uhr 1. Abt. der 5 7/9 Uhrß allentraining Jugend u. Schüler. ½9 10 Uhr„für die oberen Mannſchft. Donnerstag: 5¼—7 Uhr Schülerturnſtunde. 8-010 Uhr Jugendkraftſtunde. Freitag: /28— 1/10 Uhr Turnſtunde. Montag: 5¼—7 Uhr Schülerturnſtunde. 1/8—9 Uhr Turnabtlg. der Jungfr.⸗Kongregation Wochenplan des Turnerbundes. Dienstag nachmittag 5 Uhr Schülerturnſtunde im Lokal. abends 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner und Fechter. Mittwoch nachmittag 2 Uhr Turnſtunde für alle Schülerinnen. Donnerstag abend 8¼ Uhr Turynſtunde der Tur⸗ nerinnen. Freitag abend 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner, Sportler und Fechter. — d ge Gott, dem Allmächtigen, hat es in ſeinem unerforſchlichen Rat⸗ ſchluſſe gefallen, geſtern vormittag um halb 6 Uhr unſeren lieben guten Vater, Großvater, Urgroßvater, Schwiegervater und Onkel, Adam helbig l. nach kurzem, ſchweren Leiden, im ehrwürdigen Alter von 82 Jahren, Herrn zu ſich in die Ewigkeit aufzunehmen. Wir bitten, der Seele des Verſtorbenen im Gebete zu gedenken. Viernheim, den 16. Februar 1932. Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch Nachmittag um 3 Uhr, vom Trauerhauſe Bismarckſtraße 30 aus, ſtatt. Hofreite für Landwirtſchaft ge- eignet, zu verkaufen. Blauehutſtraße 25 Achlafzimmer zum ſelbſt zuſammenſtellen. Wir ha⸗ ben eine große Spezial- abteilung von einigen hundert neuen Schlafzim⸗ merteile errichtet, damit Sie ſich Ihr Schlafzimm. ſelbſt zuſammenſtellen kön⸗ nen. 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Bl. 22.— 11. 20.— Bekanntmachung. Betreffend: Futterbedarf für den Faſelſtall. Für den Faſelſtall werden ca. 40 Ztr. Hafer, ca. 20 Ztr. Gerſte, ca. 40 Ztr. Speiſekartoffeln und 60 Ztr. Hartſtroh benötigt. Die Lieferung hat frei Faſelſtall zu erfolgen. Angebote, auch in kleineren Mengen, ſind verſchloſſen und mit ent⸗ ſprechender Aufſchrift verſehen, bis Freitag, den 19. ds. Mts. vormittags 11 Uhr, auf dem Bau- büro einzureichen. Die Eröffnung der Angebote findet im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Zuſchlag⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Viernheim, den 16. Februar 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. mit Scheuer u. Gar⸗ ten, ſowie Zubehör, Repsgaſſe 5, per 1. März zu vermieten. Schriftliche Angebote an Wilhelm Berwerth Käfertal Mannheimerſtraße 31. Ein leichter 0 . billig zu verkaufen. Friedrichſtraße 61 Hirüben zu verkaufen. Michael Stumpf 5. Lampertheimerſtraße 12. Volkschor Mitglied des Deutschen Arbeltersängerbundes Unſere Spezialproben gehen unvermindert weiter und müſſen von allen Mit⸗ gliedern beſucht werden. Heute Dienstag abend Singſtunde 8 Uhr Frauenchor; 9 Uhr 1. u. 2 Tenor Der Vorſtand. En rchenehor Cite Wir beteiligen uns an der morgen nachmittag 3 Uhr ſtattfindenden Be⸗ erdigung unſeres Ehren⸗ mitgliedes Um ¼3 Uhr verſammeln wir uns im „Freiſchütz“ zwecks Einübung des Grabliedes. Der Vorſtand. K 11 Anlahlid! meines Geburtstages sprecie idi meinen Giucwunsch-Darbringern meinen verbind- licisten Dank aus. Mica Burhłert Hansſtraße 13 4 Freiwillige feuerwehr. Dienstag, den 16. ds. Mts., abends 8 Uhr, findet in der Schiller⸗ ſchule der 2. Vortragsabend ſtatt. Thema: 1.„Warum müſſen wir Feuerwehrübungen halten. 2.„Das Verhalten und Benehmen des Feuerwehrmannes“. Wir bitten ſo höfl. wie dringend, das alle aktiven Mitglieder bei dem Vortragsabend anweſend ſind, zumal auch noch andere wichtige Angelegenheiten er⸗ ledigt werden. Denke keiner, auf mich kommt es nicht an, denn jetzt hat doch jeder richtig Zeit. Der Schulſaal iſt geheizt. Alſo keine Ausrede gebrauchen. Das Kommando ſicht der großen politiſchen Schwierigkeiten, die ſich durch ſeine Kandidatur ergeben, hat Hin⸗ (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 10 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21377 Amt Flankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Treue um Treue! Zur Wiederannahme der Präſidentſchafts⸗ Kandidatur durch Hindenburg. *Im Inlande und auch im Auslande atmet man auf. Endlich Klarheit! Die Erklärung Hindenburgs beſeitigt die Ungewißheit, die ſeit der Aufrollung der Reichspräſidentenfrage das politiſche Leben Deutſchlands belaſtete. Auch das Ausland, ſelbſt franzöſiſche Blätter ſehen heute in dem Feldmarſchall des Weltkrieges den einzigen Schutzwall gegen Bürgerkrieg und Chaos und begrüßen die Wiederannahme der Kandidatur durch Hindenburg als Sicherheits- faktor für endliche Stabiliſierung der politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe. In ſchlichten Worten ſagt Hindenburg, wa⸗ rum er wieder kandidieren werde. Wenn irgend— einer, dann hätte das greiſe Reichsoberhaupt das Recht gehabt, die erneute Bürde dieſes ſchweren Amtes abzulehnen. In genauer Kenntnis der großen Laſten, die wiederum auf ſeine Schultern gelegt werden und bei Voraus⸗ denburg ſeine Bereitwilligkeitserklärung aus⸗ geſprochen und damit beſonders denen ein leuch⸗ tendes Beiſpiel von Pflichterfüllung und Va⸗ terlandsliebe gegeben, die dieſe Tugenden ſo gern für ſich reklamieren und doch ſo ſelten praktiſch üben. Bis zum letzten Augenblick hat die Harzer Front verſucht, den Weg zu der zweiten Präſidentſchaft Hindenburg zu verlegen. Die verſchiedenen Parteien, Gruppen und Grüppchen waren ſich zwar einig in der Be⸗ kämpfung des„Syſtems“, aber die Kraft zu einheitlichem Handeln konnten ſie nicht finden. Faſt die ganze letzte Woche haben ſie das poli⸗ tiſche Gelände nach Auswegen abgetaſtet, aber alle Anſtrengungen reichten nicht zu einem ein⸗ zigen poſitiven Entſchluß. Weder iſt es der Harzer Front gelungen, die Kandidatur Hin⸗ denburgs zu verhindern noch haben ſie den Sturz Brünings erreicht und ebenſo vermochten ſie ſich nicht auf einen gemeinſamen Kandidaten zu vereinigen. Die letzten Verhandlungen der Harzer Front ſtanden denn auch ſchon ſtark unter dem Zeichen dieſes Unvermögens u. einer gewiſſen politiſchen Müdigkeit. Ein Blatt der Rechten ſprach ganz offen aus, daß in den Sonntagsverhandlungen der Harzer Front ziemlich allgemein die Anſicht vertreten ſei, ein Rücktritt Brünings ſei nicht mehr zu er— warten. Nur der Stahlhelm hat noch einen ſchwachen Vorſtoß nach dieſer Richtung gemacht. Die Konferenz ſeiner Landesführer hat eine Entſchließung angenommen, die ſich zwar für die Wiederwahl Hindenburgs ausſpricht, aber unter der Bedingung der Schaffung einer„aus⸗ reichenden ſichtbaren Vorausſetzung für einen Kurswechſel“. Die Abordnung, die dieſe Ent⸗ ſchließung dem Reichspräſidenten überbringen wollte, wurde vom Staatsſekretär Dr. Meißner empfangen. Kurz darauf erfolgte die Bekannt⸗ gabe der Willensentſchließung des Reichs⸗ präſidenten. Der Stahlhelm hat dann durch ſeine Preſſeabteilung unverzüglich ſeine Ab⸗ lehnung einer Kandidatur Hindenburgs be⸗ kanntgegeben, da die Vorausſetzungen nicht er⸗ füllt ſeien. General von Horn, der Vorſitzende des Kyffhäuſer⸗Bundes, war vorher beim Reichspräſidenten erſchienen und hatte ihm ohne irgendwelche Bedingungen das Vertrauen und die Treue der im Kyffhäuſer⸗Bund vereinigten alten Soldaten zum Ausdruck gebracht. Die Entſcheidung Hindenburgs ſteigert die Verlegenheit der Harzer aufs höchſte. Die erſte Antwort iſt eine ſchroffe Abſage der Deutſch⸗ nationalen Volkspartei Die Erklärung, die ſie herausgibt, enthält zwar wieder, wie üblich die papierene Verſicherung der Ehrerbietung vor dem Sieger von Tannenberg, greift aber dann den Reichspräſidenten in der ſchärfſten Weiſe an und betont, daß es jetzt unmöglich ſei,„unſere Stimme wiederum wie 1925 für den Neichspräſidenten von Hindenburg abzugeben“. Die deutſchnationale Erklärung ſucht die Hin⸗ denburgkandidatur als ein Ergebnis der„Ge⸗ ſchäftigkeit der Linksdemokratie“ hinzuſtellen und behauptet, aus ihren Händen nähme nun⸗ mehr Hindenburg eine neue Bewerbung ent⸗ gegen. Dieſe falſche Behauptung wird durch die Bereitwilligkeitserklärung Hindenburgs ſelbſt widerlegt. In den Hindenburgausſchüſſen, die ſich in Berlin und in anderen Städten gebildet haben, ſitzen kaum Linkspolitiker. Die Deutſche Volks⸗ partei, die Wirtſchaftspartei, die Chriſtlich⸗ ſozialen und die Volkskonſervativen, die ſich zu⸗ ſammen mit einer großen Anzahl Perſönlich⸗ keiten des deutſchen Geiſteslebens tatkräftig für Hindenburg eingeſetzt haben, werden aus der deutſchnationalen Verlautbarung mit eini⸗ gem Staunen ſehen, daß ſie zu den ſchwarz⸗ roten Parteien und zu der Linksdemokratie ge⸗ hören. In Wirklichkeit iſt es ſo geweſen, wie Hindenburg in ſeiner Kundgebung ausführte: Nicht eine Partei, breite Volksſchich⸗ ten haben ihn gebeten, ſich noch einmal für das deutſche Volk zur Verfügung zu ſtellen. Was die Harzer im ürigen jetzt tun werden intereſſiert nur noch mäßig. Die Lage iſt durch Zeitung Anzeigenpreiſe: viernheimer Anzeiger Viernheimer (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden die Entſcheidung Hindenburgs hinreichend ge⸗ klärt, und die Fronten ſind deutlich abgegrenzt. Um die Fahnen Hindenburgs wird ſich der Volksteil ſammeln, der mit ihm das Vater⸗ land nach außen hin zur Freiheit und zur Gleichberechtigung, nach innen hin zur Einigung u. zum Wiederaufſtieg führen will. Dieſem Ordnungsblock ſtehen die zerſplitterten Haufen derer gegenüber, die ihre zerſtörenden Geſchäfte gern im Dunkeln machen wollen. Es wird ein ſehr bunter Haufen werden, denn nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge mar⸗ ſchieren Hitler und Hugenberg ge⸗ trennt, und man nennt jetzt ſehr ernſthaft dieſe beiden Namen als Präſidentſchafts⸗ kandidaten. Die DA3., die zwiſchen Hinden⸗ burg und Hitler hin und her ſchwankt, rechnet entgegen den Erwartungen im Braunen Hauſe wo man auf einen zweiten Wahlgang hofft, mit einem Siege des Reichspräſidenten gleich im erſten Anlauf. Man kann nur wünſchen, daß das Blatt ſich in dieſem Punkte nicht irrt. Treue um Treue! Appell des Völkerbundsrates an Japan Die Mächte wenden ſich zum erſten Male allein an Japan Japan iſt damit zum Verantwortlichen geſtempelt Genf, 16. 2. Entgegen den allgemeinen Er⸗ wartungen iſt es heute nicht zu der von China geforderten Einberufung der Völkerbundsver— ſammlung gekommen. Statt deſſen hat der Völ⸗ kerbundsrat, der ohne die Vertreter der Partei⸗ en tagte, heute vormittag beſchloſſen, angeſichts der neueſten Nachrichten aus Schanghai einen Appell direkt an die japaniſche Regierung zu richten und ſie aufzufordern, Maßnah⸗ men zu ergreifen, damit die äußerſt be⸗ drohliche Lage in Schanghai ſich nicht weiter verſchärft. Dieſer Appell bedeutet, daß der Völkerbund diesmal an der Fiktion der beiderſeitigen gleichmäßigen Verantwortung der Konfliktpar teien nicht feſthält, ſondern zum erſten Male ſich allein an Japan wendet. Der Ratspräſident wird den Appell im Gegenſatz zu bisher ohne befen Fühlungnahme mit Japan ergehen aſſen. Die Initiative zu dem neuen Schritt ſcheint auf England und Amerika zurückzugehen, deren vor 14 Tagen mit Unterſtützung des Völker— bundsrats unternommene Aktion zu keiner Ent⸗ ſpannung geführt hat. Die franzöſiſche Regierung geſtürzt Senat verweigert Laval das Vertrauen— Konzentrationskabinett mit Boncour oder Barthou? Paris, 16. 2. Das Kabinett Laval iſt geſtürzt. Das Miniſterium iſt bei der Fra⸗ ge, wann die Interpellation des Senators Peyronnet zur Verhandlung gelangen ſoll, mi/ 83 Stimmen in der Minderheit geblieben. Das Kabinett hat aufgrund ſeiner Niederlage im Senat ſeine Demiſſion gegeben and ſpäter das gemeinſame Rücktrittsſchreiben dem Präſidenten der Republik übergeben. Die niederlage des Kabinetts Laval Paris, 16. 2. Im Senat legte heute nach- mittag Innenminiſter Cathala dem Hauſe den Wahlgeſetzentwurf vor, den die Kammer an— genommen hat. Die Verhandlungen wurden von der Linken, namentlich den bürgerlichen Radikalen mit ironiſchen Zwiſchenrufen beglei⸗ tet. Unmittelbar darauf ſtellte der Senatspräſi⸗ dent an den Miniſterpräſidenten die Frage, wann er die Interpellation des Senators Peyronnet über die allgemeine Politik der Regierung zu beantworten gedenke. Miniſter⸗ präſident Laval erklärte, der Senat werde zweifellos der Anſicht ſein, daß die Debatte über dieſe Interpellation vielleicht vertagt werden könnte. In Genf ſei eine allgemeine Diskuſſion über dieAbrüſtung im Gange. Die Regierung müßte während dieſer Verhand⸗ lungen in Genf kämpfen, ihre ganze Autori⸗ tät zu halten. Die franzöſiſchen Delegierten werden gegenüber dem Standpunkt einer aus⸗ würtigen Delegation(die deutſchen Abrü⸗ ſtungsvorſchläge. Die Red.) den franzöſiſchen Standpunkt zu präziſieren haben. Er ſchlage deshalb als Verhandlungstag Freitag, den 26. Februar, vor. Bei der namentlichen Abſtim⸗ mung wurde der Antrag Laval mit 155 gegen 134 Stimmen abgelehnt. Darauf erklärte Mi⸗ niſterpräſident Laval: Ich bin bereit, den Tag der Diskuſſion eher anzuſetzen, als vogeſehen. Ich verlange aber, daß die Diskuſſion der In⸗ terpellation Peyronnet wegen der ausgeführ⸗ ten Gründe heute nicht ſtattfindet; denn vielleicht ſchon morgen wird eine aus⸗ ländiſche Delegation in Genf Vorſchläge unterbreiten, zu denen die franzöſiſche Delegation Stellung nehmen muß. Es handelt ſich hier um eine internationale Frage, während es ſich bei der Interpellation nur um innenpolitiſche Zwiſchenfälle handelt. Ich appelliere an das Gewiſſen des Senats und fordere die Senatoren auf, die politiſche Leidenſchaft in dieſem ernſten Augenblick zu⸗ rückzuſtellen. Um zu beweiſen, mit welchem Ernſt ich dieſen Appell an das hohe Haus richte, ſtelle ich die Vertrauensfrage. Dieſe Erklärung Lavals rief eine ungeheure Aufregung bei der Mehrheit des Senats her- vor, da es etwas ganz neues iſt, nach einer Abſtimmung nochmals einen Antrag zu ſtellen, der bezweckt, die erſte Abſtimmung zu korri⸗ gieren. Bei der namentlichen Abſtimmung blieb die Regierung mit 23 Stimmen in der Minderheit. Der Antrag Laval wurde mit 157 gegen 134 Stimmen abgelehnt; die Regierung iſt damit geſtürzt. EEC 49. Jahrgang Eine Regierung der Konzentration? wtb. Paris, 17. Febr. Im Senat hatte man den Eindruck, daß viele Senatoren, die gegen die Regierung geſtümmt haben, dies weniger aus rein innerpolitiſchen Erwägungen getan haben, als deshalb, weil ſie noch einmal verſuchen wollten, eine Regierung weiteſtgehender Konzentration zu bilden. Auch in der Kammer vertrat man nach Ha⸗ vas die Anſicht, daß der Senat durch ſeine Stimmabgabe den Wunſch habe bekunden wol⸗ len, eine Annäherung zwiſchen den verſchiede⸗ nen republikaniſchen Kammerfraktionen zu er⸗ möglichen. Die Abgeordneten der bisherigen Mehrheitsparteien ſollen nicht abgeneigt ſein, ſich an einer weitgehenden Konzentration zu be⸗ teiligen. Gewiſſe Mitglieder der Minderheits⸗ fraktionen erklärten ſich grundſätzlich zur Bil⸗ dung einer Konzentrationsregierung bereit, je— doch mit dem Vorbehalt. daß die radikale Frak⸗ tion daran teilnehmen müſſe. In den Wandelgängen der Kammer wurden für die Regierungsbildung in erſter Linie die Senatoren Paul Boncour, Louis Barthou und Albert Sarraut genannt. Reichspräfident vollzieht ſeine Unterſchrift unter den Wahlvorſchlag Hindenburg. Berlin, 16. 2. Um 11.30 Uhr wurde eine Abordnung des Hindenburg-Ausſchuſſes vom Reichspräſidenten empfangen, die aus den Herren Oberbürgermeiſter Dr. Sahm, Reichs— gerichtspräſident a. D. Dr. Simons, für den bayeriſchen Landesausſchuß Exzellenz v. Win⸗ terſtein und Oberſt v. Seißer, für den würt⸗— tembergiſchen Landesausſchuß Robert Boſch und General v. Maur, für den ſächſi— ſchen Landesausſchuß Reichsminiſter a. D. Dr. Külz beſtand. Oberbürgermeiſter Dr. Sahm bat den Reichs- präſidenten in einer Anſprache, ſeine Unter— ſchrift unter den Wahlvorſchlag Hindenburgs zu ſetzen. Der Reichspräſident dankte in ei⸗ ner kurzen Anſprache und vollzog die Unter⸗ ſchrift. Die Berkreler des hindenburg⸗ Ausſchuſſes beim Reichspräſidener Berlin, 16. 2. Der Herr Reichspräſident ein pfing heute wie gemeldet, eine gemeinſame Vertretung der in den verſchiedenſten Teilen Deutſchlands zur Vorbereitung der Wieder— wahl des Herrn Reichspräſidenten v. Hinden burg gebildeten„Hindenburg-Ausſchüſſe“. Auf die Anſprache des Oberbürgermeiſters Dr. Sahm erwiderte der Herr Reichspräſident wie folgt: „Zunächſt danke ich Ihnen, Herr Oberbür— germeiſter, herzlichſt für die an mich gerichteten freundlichen Worte. Wie ich in meiner geſtern abgegebenen öffentlichen Erklärung bekundet habe, bin ich bereit, eine etwaige Wiederwahl anzunehmen. Ich handele hierbei nicht aus per— ſönlichem Ehrgeiz, ſondern im Bewußtſein meiner Verantwortung für Deutſchland und im Gefühl meiner Pflicht.* Sie, meine Herren, ſtehen hier vor mir nichl als die Vertreter einer Partei, ſondern als Angehörige der verſchiedenſten Berufsſtände und politiſchen Richtungen aus allen Teilen Deutſchlands. Daß Ihr Ruf an mich nicht aus⸗ geht von einer beſtimmten Partei oder Inter⸗ eſſentengruppe, ſondern von zuſammenfaſſen— den Ausſchüſſen aus den verſchiedenſten Ge— bieten des Reiches, hat mir meine Entſchei⸗ dung weſentlich erleichtert. Ich erkläre Ihnen daher mein Einverſtänd⸗ nis dazu, daß mein Name auf den von Ihnen vorbereiteten Wahlvorſchlag für die Reichsprä⸗ ſidentenwahl geſetzt wird, und ich hoffe, ſo mit was mir in meinem langen Leben ſtets hoch heilig war: dem Vaterlande!“ Hieran ſchloß ſich eine perſöliche Unterhal⸗ tung mit den einzelnen Herren. Dr. Die Abrüiſtungs⸗ konferenz Wien, 16. 2. Bundeskanzler Dr. Bureſch hat heute die Geſandten Deutſchlands, Englands, Frankreichs und Italiens und anſchließend da⸗ ran die diplomatiſchen Vertreter der übrigen Staaten empfangen und ihnen in einer länge⸗ ren Regierungserklärung mitgeteilt, daß Oe⸗ ſterreich unbedingt einer Erweiterung ſeines wirtſchaftlichen Arbeitsraumes bedarf. Die öſterreichiſche Regierung erklärt deshalb, daß ſie mit allen Nachbarſtaaten und mit allen Staaten, die dazu bereit ſind, in Verhand⸗ lungen über eine wirtſchaftliche Annäherung einzutreten wünſche. Der Bundeskanzler er⸗ ſuchte die Geſandten, ihren Regierungen da⸗ von Kenntnis zu geben und ſie zu bitten, die Beſtrebungen der öſterreichiſchen Bundesregie— rung weiteſtgehend zu fördern. Genf, 16. 2. Vor Eintritt in die Tagesord⸗ nung der Abrüſtungskonferenz ſprach Präſi⸗ dent Henderſon den Wunſch aus, daß alle De— legationen ihre Vorſchläge bis zum Freitag einreichen, damit in der Nachmittagsſitzung des Büros über die geſchäftsordnungsmäßige Behandlung Beſchluß gefaßt werden könne. Henderſon betonte ausdrücklich, daß dadurch das Recht der Delegationen, auch ſpäter Vor— ſchläge zu unterbreiten, nicht verkürzt werden ſolle. Zur Abrüſtungsfrage erklärte der frühere argentiniſche Außenminiſter Boſch, Argenti⸗ nien unterhalte für ſein großes Gebiet eine ſo kleine Armee, daß ſie ſelbſt zur Erfülung po— lizeilicher Pflichten nicht ausreiche. Die Hee— resausgaben beliefen ſich nur auf 6 Prozent des geſamten Haushalts. Boſch ſchlug den Ab— ſchluß eines Abkommens der an den Ver— trägen von Waſhington und London nicht be— teiligten Staaten vor und ſprach ſich für die Errichtung einer ſtändigen Rüſtungskontrolle und für die Definition des Begriffes Kriegs— konterbande aus. Im Verlauf der weiteren Abrüſtungsdebatte ſprachen der perſiſche Delegierte Aga Khan, der warm für die franzöſiſchen Vorſchläge eintrat, und von lebhaftem Beifall begrüßt der ſchwei- zeriſche Bundespräſident Motta, der gegen die Mißſtimmung wegen des oſtaſiatiſchen Kon⸗ flikts anzukämpfen verſuchte und zwiſchen den in der bisherigen Debatte zum Ausdruck ge— kommenen Gegenſätzen zu vermitteln bemüht war. Die franzöſiſchen Vorſchläge nannte er ein logiſches Ganzes, deſſen Grundgedanken jedoch der Zeit vorauseilten. Motta ſchloß den allgemeinen Teil ſeiner Ausführungen mit der Apotheoſe einer deutſch-franzöſiſchen Annähe⸗ rung und entwickelte dann die traditionelle Neutralitätspolitik der Schweiz, der auch ihre militäriſche Defenſivorganiſation untergeord— net ſei. Durch ihre Lage ſei die Schweiz be— ſonders an der Beſchränkung der Militärluft⸗ fahrt intereſſiert, die aber nur durch eine Kon- trolle der Zivilluftfahrt wirkſam werden kön—⸗ ne. Die Entwicklung ſehe die Schweiz von dem Konventionsentwurf als Diskuſſionsgrundla— ge aus. Der jugoſlawiſche Außenminiſter Marinko—⸗ witſch, der nach Motta ſprach, trat vorbehalt— los für die franzöſiſchen Abrüſtungsvorſchläge ein und unterſtrich beſonders die franzöſiſche Theſe, daß eine über die Herabſetzung oder Abſchaffung beſtimmter Kriegswaffen hinaus— gehende allgemeine Verminderung der Rü— ſtungen erſt dann eintreten könne, wenn die politiſchen Friedesſicherungen im Sinne des N 2 2 Das Medalllonbild 0 Noman von Anny v. Panhuis. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold (71. Fortſetzung.) Welch herzwarmes Lob er ſeiner Frau ſpen— dete. Klang da nicht innige Liebe durch? Hatte ſie ſelbſt ſich geſtern geirrt, hatte ſie einen zu tiefen Sinn in die Worte gelegt, die er zu ihr geeprochen? Waren dieſe Worte nichts weiter geweſen, als die flüchtige Aufwallung eines gütigen Herzens, deſſen Mitgefühl ſie erregt hatte durch die Erzählungen, wie ſie um ihr Erbe kam und wie häßlich ſich der Herausgeber der„Sonne“ gegen ſie benommen. Hatten ſie weiter nichts, gar nichts zu be⸗ deuten, die Worte:„Liebe, liebe Renate, ich täte rie. für Sie, alles, alles, aber ich bin unfrei?.. Liehte er ſeine Frau aber, dann konnte er doch keint Liebe für ſie empfinden. Ihr Herz tat plötzlich weh, grauſam weh. Aber ſie blickte unentwegt auf die Photo⸗ graphie in ihrer Hand. Anders ſah die Frau Juan Caſeros aus, als ſie geglaubt. Sie war ſchlank und hochgewach⸗ ſen, ihr herbes, raſſiges Geſicht von fremdlän⸗ diſchem Typus beherrſchten kluge, dunkle Augen. Das Haar war ſehr glatt und tief geſcheitelt. Sie trug ein überaus einfaches helles Kleid und gar keinen Schmuck. Juan Caſero reichte Bild „Meine Frau zu Pferde!“ Renate war kaum noch bei der Sache. Ihre wirren Gedanken quälten ſie, und doch nahm Renate ein anderes 1 Memoradums ausgebaut wür⸗ en. Als letzter Redner in der heutigen Sitzung der Abrüſtungskonferenz ſprach der Delegierte Neuſeelands Sir Thomas Wilford, der ſich ge⸗ gen die franzöſiſchen Vorſchläge wandte, die beſtenfalls nur eine Wiederbelebung des Gen⸗ fer Protokoll bedeuteten und eine rein inner⸗ europäiſche Angelegenheit ſeien. Er ſchloß da⸗ mit, daß Abrüſtung zwar Sicherheit bedeute, daß aber Sicherheit nicht notwendigerweiſe die Abrüſtung zur Folge hätte. Darauf wurde die allgemeine Ausſprache der Abrüſtungskonferenz auf morgen vormit⸗ tag 10 Uhr vertagt. Untkerſchlagungen einer Poſtaſſiſtenkin Um dem Geliebten zu helfen Wiesbaden, 15. 2. Eine Wiesbadener Tele⸗ graphenaſſiſtentin wurde auf den Poſtſtellen der Umgebung beſchäftigt. Zuletzt arbeitete ſie in Schlangenbad, wo ihr alle Dienſtgeſchäfte ob⸗ lagen. Gleichzeitig war ſie Kaſſiererin des Poſt⸗ ſportvereins, und in dieſer Eigenſchaft ver⸗ wendete ſie Mitgliedsbeiträge für ſich. In 22 Fällen ließ ſich die Aſſiſtentin auch in ihrem Dienſt Unregelmäßigkeiten zuſchulden kommen, die die Höhe von 2000 RM erreichten. Trotz Aufnahme eines Bankdarlehens konnten die Unterſchlagungen nicht verdeckt werden. Vor dem Schöffengericht hatte die Angeklagte ausge⸗ ſagt, daß ſie das Geld teilweiſe für einen bei der Poſt beſchäftigten Feinmechaniker verwandt habe. Die Vorinſtanz ſprach ihr den§ 51 zu. Nach dem Urteil der mediziniſchen Sachverſtän⸗ digen in der zweiten Verhandlung lag wohl eine verminderte Zurechnungsfähigkeit vor, die Vorausſetzungen des 8 51 beſtehen jedoch nicht; die Angeklagte iſt alſo für ihre Tat voll ver⸗ antwortlich. Die Kammer hob das vorinſtanzli⸗ che freiſprechende Urteil auf und verhängte die geringſt zuläſſige, aber immer noch harte Stra⸗ fe von einem Jahr Zuchthaus. Die Fähigkeit, öffentliche Aemter zu bekleiden, wurde der An⸗ geklagten abgeſprochen. Das Gericht ſtellte ihr anheim, ein Geſuch einzureichen, die Zuchthaus⸗ ſtrafe in eine Gefängnisſtrafe umzuwandeln, für die dann Strafaufſchub in Frage kommen dürfte. 300 000 Am Schulden— 600 Am Maſſe Niederlahnſtein, 16. 2. Das Konkursverfahren der Niederlahnſteiner Maſchinenfabrik hat die⸗ ſer Tage ſein überraſchendes Ende gefunden. Der Konkursverwalter hat, nachdem die Maſſe nur etwa 600 RM beträgt gegenüber 300 000 RM Schulden, die nicht gedeckt werden können, die Einſtellung des Verfahrens mangels Maſſe beantragt. Die Akten der Fabrik befinden ſich in Wiesbaden. Es iſt zu erwarten, daß gegen die Firmeninhaber ein Prozeß wegen betrüge⸗ riſchen Bankerotts anhängig gemacht wird. zweiter Stratoſphärenflug Piccards? Augsburg, 16. 2. Ingenieur Dr. Kipfer, der Profeſſor Piccard bei ſeinem erſten Stratoſphä⸗ renflug begleitete, iſt aus Innsbruck hier einge⸗ troffen, um auf dem ſeinerzeitigem Startplatz bei der Ballonfabrik eine Reihe von Kontroll⸗ meſſungen durchzuführen. Er beſtätigte erneut, daß Profeſſor Piccard mit größter Wahrſchein⸗ lichkeit beabſichtigte, von Augsburg aus einen zweiten Stratoſphärenflug zu organiſieren, den der belgiſche Phyſiker Coſayns ausführen ſoll. nau in ſich auf. In Beinkleidern und hohen Schaftſtiefeln ſaß die Frau Juan Caſeros auf dunklem Pferxke, ein großer Hut beſchattete das ſcharf geſchnit⸗ tene Geſicht. Renate dachte, man ſah es dieſer Frau an, daß ſie ſich auch nicht vor einem wildgeworde⸗ nen Stier fürchtete. Furcht kannte ſie wohl überhaupt nicht! And wieder hielt ihr Juan Caſero ein Vild entgegen. Seine Stimme hatte klang, als er ſagte: Totenbett!“ Renate fuhr zuſammen. „Ich habe mich wohl verhört! Verzeihung, wie ſagten Sie eben?“ Er wiederholte wörtlich:„Meine Frau auf dem Totenbett!“ Sie blickte ihn groß an. „Ich wußte nicht, daß Ihre Frau tot iſt.“ „Schon über ein Jahr“, erklärte er. g Renate ſchaute ſtarr auf das Bild, und ein neues Rätſel quälte ſie. Alſo hatte ſie Juan Caſeros Worte geſtern doch richtig gedeutet, und ſie fühlte es ja auch. Gefühle laſſen ſich nicht mit Gegengründen bekämpfen. Juan Caſero liebte ſie! Aber weshalb nannte er ſich, wenn ſeine Frau doch tot war, unfrei? b Sie gab die Bilder mit leichtem Dank zu⸗ rück. Er ſchob alles wieder in die kleine Leder⸗ mappe Er lächelte matt. „Ich ſehe es Ihnen an, Fräulein Witten⸗ born, Sie grübeln über manches nach, was Ihnen an mir unverſtändlich ſcheint. Quälen einen heiſeren Bet⸗ „Meine Frau auf dem ſie das Bild, das ſie jetzt in Händen hielt, ge“ Sie ſich nicht damit 7 Euskirchen.(Begnadigter Mörder) Das Juſtizminiſterium hat den wegen Mordes an ſeiner Ehefrau zum Tode verurteilten Arbeiter Georg Göbel von hier zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Die Abſcheulichkeit der Tat hatte den Vorſitzenden in der Schwurge⸗ richtsverhandlung im November veranlaßt, gegen Göbel die Todesſtrafe zu verhängen und ſich jedem Begnadigungsgeſuch gegen⸗ über abweiſend zu verhalten. Göbel hatte im Sommer vorigen Jahres im Anſchluß an eine Auseinanderſetzung ſeine Frau in einem Tüm⸗ pel mit dem Kopf ſolange unter Waſſer ge⸗ halten, bis ſie ertrunken war. Aus aller Welk Schwere Schießerei in einem Pariſer Cafe Drei Tote Paris, 16. 2. Geſtern abend hat in einem Boulevard⸗Café der 32 Jahre alte Argentinier Fernandez Luiz drei Landsleute durch Revol⸗ verſchüſſe tödlich verletzt. Luiz wurde verhaftet. Bei ſeinem Verhör gad er an, daß er ſeine Landsleute nach längerem Suchen in Paris ge⸗ funden habe und mit ihnen eine Auseinander- ſetzung wegen einer großen Spielſchuld gehabt habe. Er habe in dem Augenblick geſchoſſen, als ſeine Landsleute nach ihren Taſchen griffen, wahrſcheinlich um ihn niederzuſchießen. In den Taſchen zweier der Argentinier wurden tatſäch⸗ lich Revolver gefunden. Irl. Aade aus Bombay ausgewieſen Bombay, 16. 2. Frl. Slade, Tochter eines engliſchen Admirals und treue Anhängerin Gandhis, den ſie bei ſeinen letzten europäiſchen Reiſen begleitete, wurde durch die Polizei⸗ behörde gebeten, Bombay binnen 24 Stunden zu verlaſſen. Fräulein Slade hat einen Werbefeldzug für die indiſchen Gewebe geleitet und hat mit den noch auf freiem Fuß ſtehenden Kongreßführern in engen Beziehungen geſtanden. Wie verlautet, wird ſie ſich weigern, aus Bombay abzureiſen. Banditenüberfall auf poln. Poliziſten Warſchau, 16. 2. Bei Rembertow in der Nähe von Warſchau ſind heute Nacht drei Schutz⸗ leute, die einen Schwerverbrecher feſtnehmen wollten, von Banditen beſchoſſen worden. Ein Poliziſt wurde auf der Stelle getötet, die bei⸗ den anderen ſind ſchwer verletzt. Die Verbrecher entkamen im Dunkel der Nacht. Tagesallerlei Für den Wahlvorſchlag Hindenburg ſind bisher über 3 Millionn Eintragungen feſtge⸗ ſtellt worden. Die nationalſozialiſtiſche Reichstagsfrakion, wird, wie der„Angriff“ berichtet, am 23. Je⸗ bruar an der Reichstagsſitzung teilnehmen. * Der preußiſche Handelsminiſter hat den Bör⸗ ſenvorſtänden mitgeteilt, daß er mit der Ab⸗ haltung von Verſammlungen der Wertpapier⸗ börſe einverſtanden ſei. * Der Reichsrat hat der Vorlage arbeitsminiſters zugeſtimmt, wonge 1932 die Beſchäftigung neu ein ländiſcher Landarbeiter verboten iſt. . 1* 739 n Die ſchwebende Schuld des Deutſchen Rei⸗ ches betrug am 31. Januar 1932 1858,8 Mil⸗ lionen Reichsmark gegenüber 1912,6 Millionen Reichsmark am 31. Dezember 1931. * 34 SA⸗Leute, die am Dienstag früh bei Rothenburg feſtgenommen worden waren, wurden vom Schnellrichter wegen verbotenen Tragens einheitlicher Kleidung zu je 10 Mark Geldſtrafe verurteilt. Der Räuber von Biebesheim Darmſtadt, 15. Febr. In der letzten Zeit war vielfach gemeldet worden, daß der Räuber von Biebesheim in Nauheim, Trebur, zuletzt in Rohr⸗ bach und Erzbach geſichtet worden ſei. In dieſen Orten waren Diebſtähle vorgekommen, und die Erregung in der Bevölkerung ließ es begreiflich erſcheinen, daß man nun alle dieſe Taten dem Räuber Herrmann zuſchrieb. Nach einer Mittei⸗ lung der Landeskriminalpolizei hat jedoch, wie be⸗ reits geſtern gemeldet, Herrmann am Samstag vor acht Tagen in Breslau bei einem Einbruch etwa 200 Mark erbeutet. Herrmann hatte mit der Schweſter ſeines Freundes ein Verhältnis an⸗ geknüpft. Das Mädchen war vorübergehend in Klein⸗Rohrheim und begab ſich wieder in die Hei⸗ mat zurück. Nachdem Herrmann hier in der Ge⸗ gend der Boden zu heiß geworden war, begab er ſich in die Gegend von Breslau. Dort fragte er nach dem Mädchen, das aber nicht anweſend war. Es gelang ihm, 10 Mark zu erſchwindeln. In Breslau drang er bei einer Schweſter des Mäd⸗ chens ein und erbeutete 200 Mark. Inzwiſchen „ſind von Herrmann Karten unterwegs aus Berlin und Hamburg. Vermutlich verſucht er zu ver⸗ ſchwinden. Es iſt anzunehmen, daß Herrmann, wenn ſein Geld zur Neige geht, und eine neue Quelle nicht fließt, wieder in die Heimat zurück— kehrt. Der Biebesheimer Räuber ſchreibt aus Ulm. Darmſtadt, 16. Febr. Der Biebesheimer Räu⸗ ber, der Former Herrmann, hat nun aus Ulm eine Poſtkarte an Verwandte geſchrieben. Er hat ſich alſo jetzt nach Südeutſchland gewandt. Preisſenkungen im Lichtſpielgewerbe wtb. Berlin, 17. Febr. Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung hat angeordnet, daß die Herſteller von Rohfilmen ihre Preiſe um min⸗ deſtens 10 Prozent zu ſenken haben. Die frei⸗ willig geſenkten oder feſtſetzten Preiſe tm Licht⸗ ſpielgewerbe dürfen bis Ende dieſes Jahres nicht erhöht werden. 5 Soweit die Bezüge der Stars, Regiſſeure, Kammerleute, Architekten uſw. immer noch in einem angemeſſenen Verhältnis zu den Geſamt⸗ herſtellungskoſten eines Fih mes ſtehen, iſt die Spitzenorganiſation der deutſchen Filmindußorie angewieſen worden, unverzüglich Verhandlun⸗ gen zu ſäthren, die eine zu vereinbarende Neu⸗ feſtſetzung oder Aenderung ſolcher Bezüge zum Ziel haben ſollen. Alles in allem ergibt die Anordnung, die Möglichteit einer etwa 20 Prozent und mehr be⸗ tragenden Koſtenſenkung bei der Filmherſtellung. Neu hinzutretende Abonnenten erhalten den„Viernheimer Anzeiger“ bis zum Ende dieſes Monats GR ATI18! 5255 Ihnen mehr beantwortet haben, als Sie fra⸗ gen möchten.“ Er holte eine reichgefüllte herbei, legte ſie auf ihren Schoß. „Mögen Sie ein wenig naſchen? Ich ſehe es lieber, wenn Frauen Süßigkeiten knabbern, als wenn ſie Zigaretten rauchen.“ „Vom Rauchen verſtehe ich gar nichts“, ge⸗ ſtand ſie, und dann aßen ſie beide Bonbons, redeten eine Menge oberflächlicher Dinge, doch ihre Herzen drängten zueinander hielten heim⸗ liche Zwieſprache. Es ſchlug ſieben Uhr auf der kleinen Mar⸗ morpendüle, die auf einem geſchnitzten Seiten⸗ tiſch ſtand. Renate ſagte leiſe: Nun iſt es Zeit für mich.“ Juan Caſero war wie benommen. Jetzt alſo war der Augenblick des Abſchieds da, den er ſo gerne hinausgeſchoben, wenn er nur ge⸗ wußt hätte, wie. Renate hatte ſich bereits erhoben und ihren Mantel genommen. ö Er ſprang zu, half ziehen. Als ihm die Geſtalt der Geliebten ſo nahe war, die er heute zum allerletzten Male ſah, erwachte glühend heiß der Wunſch in ihm, das Geheimnis ſeiner Schuld für ſich zu behal⸗ ten und Renate an ſich zu ziehen, ihr zu be⸗ kennen: Ich habe dich lieb! Das Medaillonbild ihrer Mutter konnte er vernichten, niemals würde Renate dann darauf verfallen, er könne identiſch mit dem Mörder Bonbonniere ihr den Mantel an⸗ ihres Vaters ſein. Er würde Renate mit ſich 50 g ut. nehmen nach mußte alles Böſe ſeiner Vergangenheit ver ſinken. Aber nein, nein, ſo ging es nicht! Allerlei Zufälligkeiten konnten ihn zu Jab bringen. Er hatte ja auch ſchon ſo oft gründlich über⸗ legt, wie er ſich ſein heiß erſehntes Glück ret— ten könne, aber es gab keinen Weg. Immer wieder würde er über das furchtbare Hindernis ſtolpern: Ein Mörder, und wenn er auch in Notwehr gehandelt, darf nicht die Tochter des Ermorderten heiraten. Eine Ehe, auf ſolchem Fundament erbaut. konnte niemals glücklich werden, niemals! Zu einer furchtbaren Qual mußte ſie werden, zu einem Golgathaweg ohne Ende. Er reichte Renate den Hut mit dem düſte⸗ ren Halbſchleier und ſagte plötzlich:„Wenn ich morgen ſterben würde, und ich wüßte das ſchon heute, dann könnte ich mir vor meinem Tode noch einreden, Sie trügen um mich Trauer.“ Sie blickte ihn erſchreckt an. „So etwas ſollten Sie nicht ſagen.“ Er bemerkte, wie ſie zitterte, und meinte beruhigend:„Es war töricht, was ich eben ſo hinredete. Lächeln.“ Sie lächelte wirklich und reichte ihm die Hand. 5 „Auf Wiederſehen morgen!“ Sein Herz revoltierte. Zum letztenmal im Leben wohl ſah er das blonde Mädchen, das er in dem Medaillonbild. ſchon längſt geliebt, ehe er Renate überhaupt begegnet. Zum allerletztenmal! 1 Gortſebung bolt) Das Vermächtnis Von Juſtizoberſekrtär Wittler, Osnabrück. „Meine Erben ſind meine beiden Söhne Franz und Walter. Meiner Nichte Anna Weiß⸗ mann, die mich ſchon ſeit mehreren Jahren kreu gepflegt hat, vermache ich meine geſamte Kücheneinrichtung nebſt Küchengeſchirr ſowie 2000 RM in bar. a Duisburg, den 16. Oktober 1930. Heinrich Maus. Der Rechtspfleger des Amtsgerichts Duis⸗ burg hatte dieſes Teſtament des kürzlich ver⸗ ſtorbenen Kaufmanns Maus eröffnet und den zu dieſem Termine Erſchienenen verkündet. Ber Inhalt kam den beiden Söhnen überraſchend, hatten ſie doch nicht damit gerechnet, mit ei⸗ nem Vermächtnis beſchwert zu werden. Doch nun hieß es, den rechtsgültig feſtgelegten Wil⸗ len ihres Vaters auszuführen. Es war ja kein Zweifel, die Anna Weißmann hatte eine For⸗ derung an den Nachlaß in Höhe des ihr zuge⸗ wendeten Vermächtniſſes und konnte dieſe For⸗ derung auch ſofort geltend machen, da ſie mit dem Eintritt des Erbfalles, nämlich des Todes des Vaters, entſtanden war. Hätte der Vater für die Zahlung der 2000 RM doch nur eine längere Friſt beſtimmt, vielleicht ein Jahr nach ſeinem Tode, dann hätte die Anna das Geld auch erſt dann fordern können! Doch nun mußte das Geld beſchafft werden, denn daß die Anna das Vermächtnis ausſchlug, was ſie ja durch eine formloſe— alſo auch mündliche— Erklä⸗ rung den Erben gegenüber hätte tun können, war nicht anzunehmen. Maus Teſtament war klar und deutlich, Zweifel waren nicht möglich. Leider iſt es nicht immer ſo! Häufig iſt die Anordnung eines Vermächtniſſes unvollſtändig und macht noch Entſcheidungen anderer Perſonen erforderlich. Wenn z. B. der Erblaſſer anordnet:„Einem der vier Söhne der mir befreundeten Familie H. vermache ich mein Auto. Der Vater H. ſoll beſtimmen, welcher Sohn das Auto erhalten ſoll“, ſo muß der Vater H. die Beſtimmung gegenüber demjenigen, der das Auto heraus— zugeben hat, treffen. Ebenſo wäre es, wenn es in dem Teſtament hieße, Alfred H. ſoll nach Beſtimmung ſeines Vaters entweder ein Auto oder 4000 RM in bar erhalten. Könnte der Vater die Beſtimmung nicht treffen, z. B. weil er verſtorben iſt, ſo muß der mit dem Ver⸗ mächtnis Beſchwerte entſcheiden. Heißt es in dem Teſtament nur:„Meinem Freunde Schulz vermache ich einen Anzug“, ſo iſt bei ſolchen nur der Gattung nach beſtimmten Sachen die⸗ jenige zu leiſten, die den Verhältniſſen des Be⸗ dachten entſpricht. Da Schulz ſelbſt mehrere Geſellſchaftsanzüge beſitzt, käme hier alſo der Frack des Erblaſſers nicht in Frage. Schließ⸗ lich kann der Erblaſſer ja auch denſelben Ge⸗ genſtand mehreren Perſonen vermachen. Er gehört ihnen dann, wenn nichts anderes be⸗ ſtimmt iſt, zu gleichen Teilen. Stirbt der Vermächtnisnehmer vor Eintritt des Erbfalles, ſo iſt das Vermächtnis unwirk⸗ ſam. Stirbt dagegen derjenige, der das Ver⸗ mächtnis leiſten ſollte(meiſtens wird das der Erbe ſein), ſo bleibt das Vermächtnis wirk⸗ ſam; es iſt jetzt von demjenigen zu leiſten, der an die Stelle des Verſtorbenen getreten iſt. Wer ein Vermächtnis annimmt, übernimmt es mit Rechten und Laen. Er kann z. B. nicht verlangen, daß die Erben die Hypotheken des ihm vermachten Hauſes vorher ablöſen. Und wie ihm einerſeits die Früchte und Erzeugniſſe einer vermachten Sache zuſtehen, hat er ande⸗ rerſeits die von dem Erben bezw. Beſchwerten gemachten Aufwendungen zu erſtatten. Wer ſo glücklich iſt, eine Kuh vermacht zu erhalten, kann zwar das Geld für die ſeit dem Anfall des Vermächtniſſes gewonnene Milch verlan⸗ gen, muß aber dem bisherigen Beſitzer die Futterkoſten vergüten. N Die Welle um einen Blinddarm Zwei Amerikaner und eine knarrende Auto⸗ federung Amerika hat viele ſonderbare Eigenarten, darunter fällt beſonders eine geradezu kindliche Freude am Wetten auf. Der Amerikaner wettet mit den kühnſten Einſätzen, um Haus und Hof, Weib und Vermögen, wegen der geringſten An⸗ läſſe, wettet in jeder Lebenslage, und böſe Zun⸗ gen behaupten ſogar, zwei ſchiffbrüchige Ameri⸗ kaner hätten noch in ihren letzten Minuten dar⸗ um gewettet, wer von beiden zuerſt ertrinken würde. Unerreicht in bezug auf Originalität dürfte aber eine Wette ſein, die kürzlich bekannt wurde, und zwar durch einen Chirurgen, der ei⸗ nen Blinddarm zu entfernen hatte, einen ſchö⸗ nen, geſunden Blinddarm,— nur um einer Wette willen. 5 1 „Die ganze Kiſte taugt überhaupt nichts, hö⸗ ren Sie nur das ſchreckliche Knarren an“, ſo ſchalt der Bankier Celaya, der ſein Auto in die Reparaturwerkſtätte des Mechanikers Gutierrez in Rio Grande(Texas) brachte. Selbſtver⸗ ſtändlich iſt da wieder mit dem Motor etwas nicht in Ordnung!“ N „Ausgeſchloſſen“, beſtritt der Mechaniker, „das Geräuſch kommt doch aus einer Feder im Fahrgeſtell.“ Der Bankier ereiferte ſich, der Me⸗ 0 heftig.„Zehn Dollar, daß der * liegt.“„Nein, das iſt mir zu⸗ der Mechaniker. ein Pfund chaniker wurde fe Bankierfleiſch gegen ein Pfund Mechaniter⸗ fleiſch.“ f „Verrückt“, meinte der Bankier,„aber wenn's abſolut Fleiſch ſein muß, dann alſo um den Blinddarm um Ihren oder meinen.“ Zwei Fliegen mit einer Klappe, dachte der geſchäfts⸗ tüchtige Finanzmann, den ein leichtes Ziehen in der Hüftgegend daran erinnerte, daß ſein Blinddarm auf Rat des Arztes ſchon lange ein⸗ mal entfernt werden ſollte. Die Wette wurde ordnungsgemäß zu Papier gebracht, die Dokumente verſchwanden in den gegneriſchen Hoſentaſchen. Ein unparteiiſcher Autoſchloſſer unterſuchte den Wagen nach der Urſache des Geräuſchs und erkannte den Fehler — im Motor. „Schön“, ſagte der Mechaniker,„morgen früh um acht Uhr haben Sie meinen Blinddarm.“ Sprach's, ſprang in ſein Auto und legte ſich, trotz Proteſtes der Chirurgen, auf den nächſten Operationstiſch in der Stadt. Und pünktlich mit der Morgenpoſt ging dem Bankier der in Alko⸗ hol ſchwimmende Mechanikerblinddarm zu. Der Mechaniker hatte nach genauer Rechnung einen Verluſt an Aerztekoſten und Verdienſt⸗ ausfall zu beklagen, der die abgelehnten zehn Dollar weit übertraf. Die beiden hätten doch lieber um das Gehirn wetten ſollen. Ein heil im Kinde Beſinnliches von Ilſe Franke. Wer in der Ehe das Kind nicht will, tötet Glück und Seele ſeiner heiligen Schöpferge— meinſchaft und entſeelt ſich ſelbſt. a. Wie manche Ehe, die den Schlüſſel zum Pa⸗ radieſe verloren hatte, findet ihn in den Augen des unſchuldigen Kindes. * Das Kind iſt oft die einzige Brücke über einen klaffenden Abgrund. * Kinderſcheu iſt auch ſeeliſche Unfruchtbarkeit, Entartung, Erſchöpftſein in einer Ichkultur, die wert iſt, daß ſie untergeht. 2. Wie die einzelne Familie, ſo offenbart auch ein ganzes Volk, daß es im innerſten Mark krank und faul iſt, reif zum Beſiegtwerden durch junge, geſunde lebenskräftige Völker, wenn der Wille zum Kinde in ihm erliſcht. Auch ein elendes, unglückliches, mißgeſtalte⸗ tes Kind kann zu einer Quelle tiefen Segens für ein Haus werden, indem es alle verborge— nen Schätze der Liebe und Aufopferung in den Herzen erweckt und frei macht. Oft, wenn ſolch ein armes kleines Weſen erlöſt wird empfindet das ganze Haus in der Lücke, die es läßt, daß ein Engel unerkannt unter ihnen gewohnt hat. 21. Von der Stunde an, da Dir ein Kind ge— boren iſt, haſt Du nicht umſonſt gelebt. *. Wenn Ihr Eure Kinder nicht mehr zur Opferwilligkeit erzieht, werdet Ihr mitſchul⸗ dig an den immer mehr um ſich greifenden Eheſcheidungen und an der Entwürdigung u. Entweihung des höchſten Gutes, das ein Volk ſtark, geſund und unbeſiegbar erhält. Leibl Ttangolls Jleiſchbeſchau Eine heitere Geſchichte von Richard Blaſing. Der alte Gutsauszügler Traugott Leibl war zeit ſeines Lebens ein Sparer geweſen. Erſt hatte er für ſich geſpart, dann mit für ſeine Ehehälterin und ſpäter auch noch für ſeinen Buben. Jetzt am Ende ſeiner Tage ſparte er ſchließlich nur aus Gewohnheit weiter. Schon früher war es auf dem Leibgute Brauch ge— weſen. Margarine zu eſſen, um möglichſt viel Butter in die Stadt auf den Markt fahren zu können. Wie nun der Alte im Auszugs⸗ ſtübchen ſaß, fiel es ihm nicht ein, ſich etwa mehr zu gönnen als einſt. Seine Sparſam⸗ keit bewegte ſich hart an der Grenze ſchmutzig⸗ ſten Geizes. Da hatte er nun noch eine Ziege im Stalle ſtehen, die ihm gehörte. Eines Tages kam ihm der Gedanke, ſie ſchlachten zu laſſen, denn ein Ziegenbraten zur Kirchweih ſei ja auch nicht zu verachten. Er ſchob die Sache auch nicht erſt auf die lange Bank, ſondern beſtellt den Flei⸗ ſcher, der das Tier aus ſeiner Haut kriechen hieß. Soweit war alles programmäßig verlaufen. Aber nun ſtand der Alte wie eine Kuh vor dem neuen Stalltore und wußte ſich keinen Rat mehr. Im Wirtshauſe hatte er vor Jahren ſchon von dem neuen Feinde des Menſchen ſchaurige Dinge erzählen hören; von der Trichine, einer Beſtie, die es ſich angelegen ſein laſſe, den Men⸗ ſchenleib, ſobald ſie einmal Wohnung in ihm genommen habe, von innen nach außen ge— mächlich aufzufreſſen. Das war damals gewe— ſen, als die Fleiſchbeſchau zum Geſetze erhoben worden war. Dem Alten war ob der Nieder— tracht dieſes Tieres ein kalter Schauer über den gekrümmten Rücken gelaufen. Hoch und heilig hatte er ſich gelobt, keinen Biſſen Fleiſch zu genießen, wenn nicht einwandfrei feſtgeſtell! war, daß es keine Trichinen enthalte. Wie ſollte das jetzt aber mit dem Ziegen— fleiſch werden? Beſchauen laſſen koſtete Geld. Und als Gutsauszügler hat man den Mam⸗ mon nicht eben übrig. Sich an das unbeſchaute Fleiſch zu wagen, verbot ihm die Furcht davor, womöglich hinterher wie ein ausgehöhlter Kürbis in der Welt aumherlaufen zu müſſen. Sein Sohn, der nunmehrige Bauer, wollte ihm die Angſt vor den Trichinen wegſchwätzen, geriet aber dabei arg mit des Vaters Eigen— ſinn zuſammen. „Willſt mich gar unter die Erde bringen?“ ſchrie der ihn an. Dieſer ſchmähliche Verdacht verſchloß dem Sohne den Mund. Neugierig Dilemma winden würde. Am Dienstag war das Tier geſchlachtet worden. Am Mittwochmorgen hatte die Unter— redung zwiſchen Vater und Sohn ſtattgefun⸗ den. Am Donnerstag ſtrich der Sohn mehr— mals um das kleine Auszugshäuschen u. hob die Naſe in die Höhe wie ein Hund, der Wit⸗ terung ſucht. Dasſelbe wiederholte ſich am Freitag. Und ſiehe da, ſo gegen den Abend hin duftete es über den ganzen Hof nach gebrate— nem Ziegenfleiſch. Eins, zwei, drei war der Sohn bei dem Alten im Stüblein. Die Neugierde hatte über das verletzte Ehrgefühl geſiegt. „Haſt doch die Furcht vor den Trichinen überwunden?“ lachte er. Der Vater ſchielte ihn mißmutig an.—— „Was denn, überwunden?“ knurrte er.„Ich weiß, was ich weiß. Und das iſt, daß man ſich vor dem Viehzeug in acht nehmen muß“. „Haſt es denn unterſuchen laſſen?“ fragte der junge Bauer. „Das wird ſein“. „Man hat doch aber den Fleiſchbeſchauer gar nicht auf den Hof kommen ſehen“. 3 „Iſt auch nicht dageweſen“, grinſte der Alte. „Wie ſoll man dich hernach verſtehen?“ Der Auszügler ſchloß das eine Auge und lächelte verſchmitzt aus dem andern, daß ſeine Mienen den Ausdruck eines verſchlagenen Fuchsgeſichtes bekamen. Dann zeigte er zur Schule hinüber, die neben dem Leiblgute ſtand, und meinte, dort wohne der Fleiſchbeſchauer. Daraus wußte ſich der Sohn erſt recht keinen niemand als der alte Kantor Neumann, auch ſchon ein weißhaariger Sechziger, den gute Nachbarſchaft mit dem alten Leibl verband CCCFPFPFCPC ³ĩ1O(G ðù(ß Zu der amerikaniſchen Krediterweilerungs⸗Akllon EIN EANN N NEUE 0 EcHskl· 5 MLAGEN 6 U N 1— In Das Schema des neuen Planes Unſere Darſtellung veranſchaulicht den inner⸗amerikaniſchen Kreditplan, deſſen Inkrafttreten die Weltbörſen mit einer kräftigen Hauſſe⸗Bewegung begrüßten. Durch die Bereitſtellung von 2 Milliarden Dollar ſollen die Klein⸗Banken und dadurch die Induſtrie ihre eingefrorenen Kredite frei bekommen, wovon man eine Ankurbelung der Wirtſchaft erhofft. Die Federal Reſerve⸗Bank, die Staatsbank der USA., hat ſich bereit erklärt, Finanz⸗Wechſel im hohen Um⸗ fange als Deckungsmittel des Zahlungsmittel⸗Umlaufs hereinzunehmen. „mit der Geduld der weder würden exemplariſche Maßnahmen gegen auch Staatspräſident Vers zu machen. In der Schule wohnt weiter ſcharfen Erwiderung das Wort:„An den überaus Er ſchüttelte den Kopf. und ſah den Vater ver⸗ ſtändnislos an. Dieſer kicherte geheimnisvoll und ſagte grie⸗ nend, die Henne ſei noch immer klüger als das Ei, ohne indes gleich mit der Wahrheit her⸗ auszurücken. Es gefiel ihm, den Jungen noch eine Weile zappeln und die Ueberlegenheit des geriſſenen Vaters ſpüren zu laſſen. 1 „Was ſoll denn das nun in drei Teufels Namen heißen?“ fuhr der Sohn ungeduldig auf. Da kam der Alte ins Erzählen. „Ich hab am Mittwoch dem Kantor ein hal⸗ bes Pfund Ziegenfleiſch hinübergeſchickt und dann gewartet. Wenn einer Trichinen ver⸗ ſchlingt und dieſe dann beginnen, ſeinen Ma⸗ gen aufzufreſſen, muß der Menſch doch wohl etwas davon merken. Am Abend hat der KNan⸗ tor das Fleiſch gegeſſen, wie er mir geſagt hat. Es iſt ihm noch nichts geſchehen. Geſtern früh habe ich auch noch nichts an ihm gemerkt und auch den ganzen geſtrigen Tag nicht. Heute früh habe ich ihn die Jungens anſchreien hö⸗ ren, Herrgott, man hat's über das ganze Dorf gehört. Jetzt hab' ich gedacht, er brüllt, weil ihm die Trichinen den Leib aushöhlen. Abe: nichts war daran. Zu Mittag hab' ich mit ihm geſprochen. Er iſt geſund u. munter. Da wußt' ich, es ſind keine Trichinen in dem Fleiſch und hab's gebraten. Siehſt, ſo muß man ſich zu helfen wiſſen bei den ſchlechten Zeiten“. gelma Lagerlöfs edle Rache Selma Lagerlöf war in der Mittelſchule nicht gerade die Beſte, und insbeſondere über ihre ſtiliſtiſchen Fähigkeiten fällten die Herren Pro⸗ feſſoren ein gar vernichtendes Urteil: Sie ſtell⸗ ten klipp und klar feſt, daß Fräulein Lagerlöf ihre ſchwediſche Mutterſprache weder in Schrift, noch in Wort einwandfrei beherrſche. Dieſe ſcharfe Kritik verfehlte ihre Wirkung nicht, und nach der Schlußprüfung verſteckte ſich die troſt⸗ luoſe Abiturientin in einer Ecke, wo ihre Kame⸗ 1 or V ick 8 0 2 7 1 f war er aber doch, wie der Vater ſich aus dem radinnen ſie nach langem Suchen mit verwein⸗ ten Augen fanden.„Ich werde ihnen doch zei⸗ gen, daß ich ſchwediſch ſchreiben kann“, beteuerte die junge Dame,„ich verfaſſe demnächſt eine warmländiſche Geſchichte, und da ſollen ſie ſe⸗ hen, was ich kann“.— Die Abiturientin hiel! ihr Verſprechen, und nicht nur die Profeſſoren der Mädchenſchule ſahen, was ſie konnte:„Gö⸗ ſta Berling“, das Hauptwerk der Dichterin, iſt in vielen Sprachen der Welt erſchienen. Tumulte im heſſenlandtag Ausführliche Faſſung. Darmſtadt, 16. Febr. Im Heſſiſchen Landtag. kam es heute zu erregten Szenen, als der natio⸗ valſozialiſtiſche Fraktionsführer Lenz vor Ein⸗ tritt in die Tagesordnung in einer Erklärung das marxiſtiſche„Unmenſchentum“ für den Schuß auf den nationalſozialiſtiſchen Abgeord— neten Buttler verantwortlich machte.(Pfuirufe von links). Der Redner warnte dann die„un- rechtmäßige“ Regierung, zu glauben, die Natio⸗ nalſozialiſten würden es weiterhin dulden, daß ihre Anhänger ermordet werden. Es ſei zu Ende Nationalſozialiſten. Ent⸗ die marxiſtiſchen Mörder ergriffen, oder die Na⸗ tionalſozialiſten griffen ſelbſt zu Mitteln, welche dieſe Mörder und ihre Genoſſen zur Raiſon bringen. Der Landtagspräſident erteilte darauf dem Sprecher wegen Beleidigung des Innen— miniſters einen Ordnungsruf. Sofort ergriff Dr. Adelung zu einer traurigen und bedauernswerten Vorfall mit dem Abgeordneten Buttler hat der Abgeordnete Lenz eine Warnung an die Regierung geknüpft, die ich als unangebracht und ungehörig zurückweiſe. Die Regierung und ihre Organe haben hier und in allen Fällen ihre Pflicht getan ohne Anſehen der Partei und Perſon. Ich möchte keine Warnung aber doch eine dringende Mahnung(Lärm bei den Nationalſozialiſten) an die Bevölkerung rich— ten, die mich ſicher verſteht. Zur Zeit herrſcht Verrohung und Verwilderung der politiſchen Sitte, die nicht mehr äberboten werden können. Revolver und Dolch ſind keine politiſchen Ueber— zeugungsmittel. Von ſolchen Methoden muß ſich jeder mit Abſcheu abwenden. Zwei Abgeord⸗ nete dieſes Hauſes liegen mit Schußverletzungen in Krankenhäuſern. Die letzte Urſache dieſer Roheiten liegt in der hemmungsloſen und be— denkenloſen Hetze in Rede und Schrift gegen die politiſch Andersdenkenden(großer Lärm bei den Nationalſozialiſten.) Die Regierung iſt gewillt und imſtande, für Ruhe und Ordnung zu ſor— ten. Sie appelliert an das Verſtändnis und An⸗ ſtandsgefühl der Bevölkerung, ſie in ihrem Be— ſtreben zu unterſtützen.“ Dem nationalſozialiſtiſchen Sprecher antwor⸗ teten auch der Kommuniſt Roſt, der von einer Nazi⸗Feme ſprach, und der Sozialdemokrat Zinnkann, der darauf hinwies, daß die Natio⸗ nalſozialiſten kein Recht hätten, ſich über Blut⸗ taten zu beſchweren. Ihre prominenten Führer hätten in öffentlichen Verſammlungen Gewalt gepredigt; ſo habe der Abgeordnete Straſſer das Wort geprägt, daß man zu Beginn des dritten Reiches bis an die Knöchel im Blut waten werde. Die Sozialdemokratie könne die Unterſuchung des bedauerlichen Vorfalles in aller Ruhe ab⸗ warten. Darauf erging ſich das Haus im Zuſammen⸗ hang mit einer Großen Anfrage der National⸗ ſozialiſten in eine zweiſtündige Debatte über die Finanz⸗ und Kaſſenlage Heſſens.