Lokale Nachrichten * Rezeßholzabgabe. Wie aus vorlie- gender Nummer zu erſehen iſt, findet die weitere Abgabe an Rezeßholz am Freitag Vormittag ſtatt. Die intereſſierten Ortsbürger ſeien hierauf auf⸗ merkſam gemacht. * Tabakbau⸗Verein J. Die Mitglieder des Vereins werden auch an dieſer Stelle auf die morgen Donnerstag Abend 9 Uhr im„Tann- häuſer“ ſtattfindende General⸗Verſammlung aufmerk⸗ ſam gemacht.(Siehe Inſerat). * Gaſtwirte⸗Verein. Die angekündigte Vorſtandsſitzung im Kaiſerhof iſt auf Freitag, den 19. Februar, nachmittags 2 Uhr, verlegt. * Tumult im Landtag. Die geſtrige Landtagsſitzung war wieder von größerem Tumult heimgeſucht. Näheres auf der 3. Seite dieſer Nummer. * Für die Reichspräſidentenwahl am 13. März gilt die Beſtimmung, daß im erſten Wahlgang derjenige Kandidat ſiegt, der mehr als die Hälfte der abgegebenen gültigen Stimmen er⸗ hält. Im zweiten Wahlgang entſcheidet die relative Mehrheit. Im zweiten Wahlgang der letzten Präſidentenwahl erhielten Hindenburg 14655 641 gleich 48,3 Proz. Marx 13 751605 gleich 45,3 Proz. und Thälmann 1931151 gleich 6,4 Proz. der abgegebenen Stimmen. D Beilagen⸗Hinweis. Wir machen unſere geſchätzten Leſer auf die Beilage in unſerer heutigen Ausgabe des bekannten Schuhhauſes Carl Fritz& Cie., Mannheim aufmerkſam und em— pfehlen dieſelbe zu beachten. Parlamenlariſches aus heſſen Darmſtadt, 16. 2. Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtags hat geſtern noch eine Reihe kleinerer Sachen für die Plenartagung, die am Dienstag beginnt, ſpruchreif gemacht. Die Ta— gesordnung für den Landtag wird noch eine Ergänzung erhalten, ſodaß wohl die ganze Wo— che mit Sitzungen ausgefüllt iſt. Von Intereſſe war die Erledigung eines kommuniſtiſchen Antrags, der die Auszahlung der auf einen nationalſozialiſtiſchen Antrag hin beſchloſſenen Winterhilfe ver'angt. Der An— trag wurde gegen die zwei Stimmen der An— tragſteller bei Enthaltung aller übrigen Aus— ſchußmitglieder abgelehnt. Einſtimmig angenommen wurde eine Regie— rungsvorlage, die die Beſchaffung einer elektri— ſchen Tiefpumpe für die Waſſerverſorgung der Zellenſtrafanſtalt Butzbach vorſieht. Die Nationalſozialiſten beantragten eine Senkung der ſtaatlichen Grundſteuer wegen Un⸗ wetterſchäden. Die Regierung teilte mit, daß ſie in weitgehendem Maße für Ermäßigung ein⸗ trete, daß ihr aber Mittel nicht zur Verfügung ſtünden. Der Antrag wurde mit 7:3 Stimmen bei 2 Enthaltungen angenommen. Ein kommu⸗ niſtiſcher Antrag auf Aufhebung der Bier⸗-, Bürger- und Getränkeſteuer wird geſchäftsord⸗ nungsmäßig zurückgewieſen. Ein nationalſozia⸗ liſtiſcher Antrag die heſſiſche Regierung möge ſofort die Forderungen des Volksſtaates Heſ⸗ ſen gegen das Reich aus der Uebertragung der heſſiſchen Eiſenbahnen auf das Reich nebſt den aufgelaufenen Zinſen beitreiben und dieſe Summe zur Auszahlung der beſchloſſenen Win⸗ terhilfe verwenden, wurde mit 7 Stimmen bei 5 Enthaltungen angenommen. Die Regierung erklärte dazu, daß mit dem Eingang des Geldes erſt zu rechnen ſei, wenn das Reich über die Mittel hierzu verfüge.„ Vereins anzeiger. Gaſtwirte⸗Lerein. Am Freitag nachmittag(nicht Donnerstag) 2 Uhr im Kaiſerhof,Vorſtandeſitzung. Um vollzähl. Erſcheinen bittet Der Vorſitzende. N. B. Anläßlich der in den Tagen vom 31. Mai bis 5. Juni 1932 in Mannheim ſtattfindenden Ausſtellung der deutſchen Landwirtſchaftsgeſell⸗ ſchaft werden dahier Quartiere benötigt und wird gebeten, Meldungen zu machen. Auch können Private, die gegen Entgeld Quartiere zur Ver— fügung ſtellen wollen, dieſelben beim Vorſitzenden des Gaſtwirtevereins anmelden. Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia. Der für den 17. Februar vorgeſehene Vortrag mußte um⸗ ſtändehalber verlegt werden. Der Vorſtand. Chriſtl. Gewerkſchaftskartell. Alle chriſtl. orga- niſierten Arbeiter und Arbeiterinnen ſind hiermit zu unſerem 2. Schulungsabend am Mittwoch, den 17. Febr., abends 8 Uhr, im Freiſchütz(Ketteler⸗ ſälchen) recht herzlich eingeladen. Im Intereſſe unſerer Aller hoffen wir auf guten Beſuch. Der Kartellvorſtand. Berufsgr. chriſtl. Fabrik⸗ u. Transport⸗Arbeiter. Zu dem heute Abend ſtattfindenden Vortrag des Kartells erwarte ich reſtloſes und pünktliches Erſcheinen. Der Vorſitzende. Männergeſangverein. Donnerstag Abend 8 Uhr Tenor; ½9 Uhr alle Stinmen. Vollzähliges Erſcheinen erbittet Der Präſident. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abd. 8 Uhr Singſtunde. Da das diesjährige Gauſingen nun- mehr auf den 1. Mai feſtgelegt iſt, werden die Sänger um pünktlichen und vollzähligen Sing- ſtundenbeſuch gebeten. Der 1. Vorſitzende. Bekanntmachung. Betr.: Das Faſelweſen in der Gemeinde Viernheim; hier Faſelochſen. Wir haben 1 Bullen, 3 Eber und 8 Ziegen- böcke, welche teilweife zur Zucht untauglich ſind, abzugeben. Die Bedingungen liegen auf unſerem Bſiro, Zimmer Nr. 5, offen, woſelbſt die Angebote verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift ver— ſehen, bis Mittwoch, den 24. ds. Mts., nachmittags 5 Uhr einzureichen ſind. Viernheim, den 16. Februar 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Viernheim Rathausſtraße 50— Lorſcherſtraße 8 kler-Mathaponi rng 50 u. 56 Härigrfeg-mankaront Pfund 30, I, 92 Fer- Säbpell 5 58. 80 rurgl-Swabpeln 42 30 Pfund ersruniunupen 4 54.88 2 Pfund Schnitünudeln rana 30. 0 Feinstes Mischohst aus besten Früchten letzter Ernte pfad 35. 40. 50, 55 Fllaumen,Dampfaplel. Pirszehe Call. gorikosen und birnen 5% Rabatt! 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Ins Innere des gewaltigſten Domes der Chriſtenheit fluteten die Menſchenmaſſen hinein, wo ſie auf Tribünen, Abſperrungen und Bänken Platz fan⸗ den. Ausländiſche Pilger waren wegen der all⸗ gemeinen Wirtſchaftsnot nur in geringer Zahl er⸗ ſchienen. Ueber die Feierlichkeiten bringt die K. V. aus der Feder ihres römiſchen Vertreters eine aus⸗ führliche Darſtellung: Kurz nach 11 Uhr erſchien Pius XI., der auf der Sedia geſtatoria getragen wurde, und deſſen Stirn die von ſeinen ehemaligen Mailänder Diö— zeſanen geſtiftete kunſtvolle Tiara zierte, mit dem feierlichen Papſtzuge, in dem 22 Kardinäle, da⸗ runter Kardinal Segura und der Erzbiſchof von Warſchau, Kardinal Kakowſki, einherſchritten, in der Baſilika. Der päpſtliche Jubilar ſtieg zunächſt im Mittelſchiff vom Tragthron und begab ſich zur Verehrung des Allerheiligſten in die Chorkapelle. Anſchließend zelebrierte Kardinal Locaſtelli am Altar der Cathedra ein Pontifikalamt, dem der Im Chor der Kathedrale wohnten der Feier außer den Mitgliedern des höchſten Senats der Kirche zahlreiche Biſchöſe und Ordensobere, die Verwandten des Papſtes und das diplomatiſche Korps bei, unter dem wir Botſchafter von Bergen und den bayeriſchen Geſandten Freiherrn von Rit⸗ ter bemerkten. Die päpſtliche Sängerkapelle, die von Prälat Rella dirigiert wurde, trug meiſterhaft die Meſſe Papa Marcello von Paleſtrina vor, die durch die in den Niſchen angebrachten Lautſpre— cher bis in die entfernteſten Ecken der Baſilika vernehmbar war. Das Pontifikalamt endete um 12,15 Uhr. Dann begab ſich der Papſt, bekleidet mit dem brokatnen Chormantel und dem Triregnum auf der Sedia geſtatoria zu einem Podium, das unmittelbar vor der Confeſſio aufgeſtellt war. Zu beiden Seiten des Pontifex ſtanden außer zwei päpſtlichen Zeremoniaren die Kardinaldiakone Laurenti und Verde, deren erſterer dem Heiligen Vater an Stelle der Tiara die Mitra aus Gold— tuch aufs Haupt ſetzte. Dann begann Pius XI. mit klarer Stimme, den Blick immer wieder auf die Andächtigen geheftet, in italieniſcher Sprache folgende Anſprache und Gebet zu verleſen, deren amtlicher deutſcher Text lautet: „Es hat der göttlichen Güte und Barmherzig⸗ keit gefallen, Uns noch einmal nach zehn Jahren Pontifikat zu dieſem Anniverſarium gelangen zu laſſen, das eure fromme und zur Andacht ge— stimmte Verſammlung Uns um ſo feierlicher und troſtvoller zu einer ſüßen und koſtbaren Erholung geſtaltet, inmitten der ungeheuren Laſt der Dank⸗ barkeit und Verantwortung, zu der Uns das vol⸗ lendete Dezennium Gott und den Menſchen ge⸗ genüber verpflichtet. Die göttliche Vorſehung fügt es, daß all das geſchieht in einem Augenblick allgemeiner Bedrängnis durch ſo ſchwere Leiden für die große Maſſe der Völker und von ſo ſchweren Sor⸗ gen für ihre Lenker im bangen Suchen nach dem Frieden und nach den Mitteln, die zu ſeiner Siche⸗ rung beitragen. Wir wiſſen, daß augenblicklich beim Zuſam⸗ mentreffen aller dieſer Umſtände viele Unſerer Söhne aus der großen katholiſchen Familie, ja aus der geſamten Menſchheitsfamilie verlangen, von der Ferne über die Wellen des Aethers wie ihr hier aus der Nähe, des Vaters Stimme zu hören und vom Stellvertreter Chriſti ein Wort des Lichtes und der Stärkung zu erfahren. Die hei— ligſte Jungfrau, deren wohltätige Erſcheinung von Lourdes Wir geſtern mit feierlichem Gedenken be— gangen haben, erleuchte Uns, dem frommen Wun⸗ ſche zu genügen, indem Wir alle einladen, die da nah und ferne ſind, ſich im Gebete an Gott, den Schöpfer, Herrn und oberſten Lenker der Welt und der Völker zu wenden, im Geiſte der Buße unſerer Sünden, die die göttliche Gerechtigkeit waffnen, zu gedenken und ſie zu beweinen, unſere Trübſale Seiner unermeßlichen Barmherzigteit zu empfehlen, von Ihm gemäß Seiner heiligen Einſprechungen dieſen Frieden und dieſe Mittel, die alles menſchliche Unternehmen zu fliehen ſcheint, zu erbitten. Wir laden ein, das zu tun mit den Worten, die die heilige Liturgie ſelbſt, dieſe unvergleich— liche Meiſterin des Gebetes, Uns auf die Lippen und in das Herz legt und Unſerer Betrachtung empfiehlt. So beten wir alſo, einig im Herzen und im Geiſte: Laſſet uns beten! Gott, der Du durch die Schuld beleidigt, durch die Buße verſöhnt wirſt, erhöre gnädig das Flehen Deines Volkes und wende gnädig ab die Geißel Deines Zornes, die wir um unſerer Sünden willen verdient haben. Gott, der Du niemand zurückſtößeſt, ſondern Dich in liebevollem Erbarmen auch vom größten Sünder durch Buße verſöhnen läſſeſt, blicke gnädig auf unſer demütiges Flehen und gib unſeren Herzen Licht, damit wir Deine Gebote erfüllen können. Erzeige uns gnädig, Herr, Deine unausſprechliche Barmherzigkeit, indem Du uns von allen Sünden befreieſt und zugleich von den Stra⸗ fen, die wir dafür verdienen, erretteſt. Gott, unſere Zuflucht und Stärke, ſei gnädig zuge⸗ gen beim frommen Flehen Deiner Kirche, der Du ſelbſt der Urheber aller Frömmigkeit biſt, und gib, daß wir in Wirklichkeit erlangen, um was wir gläubig bitten.“ 1 Zum Schluß ſpendete der hoheprieſterliche Ju— bilar den feierlichen Segen, um danach unter den Klängen der Papſthymne das Gottes⸗ haus zu verlaſſen. Von den Scharen der Gläu— bigen wurde Pius XI. mit nicht endenwollenden Evviva-Rufen und einem vieltönigen Ad mul⸗ tos annos begrüßt. Gemeindekaſſe. Am Freitag Vormittag, den 19. ds. Mts., wird an Rezeßholz weiter abgegeben: Großes Losholz von Stumpf Nikl. 5., Auflage geb. 11. 1. 61 bis Hofmann Ferd. 1., deb,, Kl. Losholz(K.⸗Sch.) von Neuhäuſer Frz. Joſ. 1., geb. 2. 3. 75 bis Knapp Adam 2, geb. 29. 12. 80 5 Kl. Losholz(K.⸗K.) von Hoock Valt. 10., geb. 31. 3. 88 bis zum letzten Bezugsberecht. und vom älteſten Ortsbür⸗ ger bis Helfrich Adam 1., geb. 11. 7. 57 Ergänzungsholz von Pfenning Ferd. 1., geb. 14. 3. 62 bis Bergmann Jo- hann 4., geb. 24. 9. 64 5 5 Windfallholz von Schloſſer Peter 3, geb. 4. 9. 94 bis Wieland Phil. 3., geb,, Eichen⸗Knüppel von Knapp Franz 6., geb. 27. 10. 99 bis Weinlein Joh. 3. geb. 8. 5. 1900 5 f Kiefern⸗Stöcke von Ringhof Math. 1., geb. 1. 12. 92 bis Krug Karl 1., i K.⸗Knüppel⸗Reiſig von Dewald Joh. 10., geb. 27. 6. 97 bis Dewald Joh. Peter 1., geb. 8. 1. 98 Kiefern⸗Wellen von Eufinger Georg 1., geb. 24. 1. 98 bis Neudörfer Gg. 1., a e eee, Eichen⸗Wellen von Thomas Jak. 3. geb. 2. 10. 06 bis Bugert Johann 19. Cꝗffß))7)7)ßd.ß. 18.— 7 1.50 a Winkenbach. NB. An Einlöſung der Abfuhrſcheine von der 1. Abgabe wird erinnert. i Alte Zeitungen J. Ei wicheln u. Tapezieren geeignel zu haben in der Geſchäftsſtelle ds. Blattes Tabakbauverein l. Am Donnerstag, den 18. Februar 1932, abends 8¼ Uhr, findet im„Tann⸗ häuſer“ unſere diesjährige General⸗Verſammlung dat. Wir bitten unſere Mitglieder um zahlreiches und pünktliches Erſcheinen. Der Vorſtand. eee ee eee ee ee ö Jonder-Angenol! Feinſte Toilette⸗Seife ½ Pfd. gewogen 35 Pfg. Waſchſeiſe(ae, 1 Riegel ca. 400 gr. weiß 27 Pfg. gelb 25 Bodenbeize in Pfund Doſen in rot und gelb Bodenwachs zu 50. Rathaus⸗Drogerie Peter Moskopp Frühjahrs⸗Hünger zu den neu herabgeſetzten Preiſen. Am Lager vorrätig: Thomasmehl, Kaliſalz, KRainit, KRohlenſaurer Düngerkalk in Original 1 Ztr.⸗Säcken. Alois Walter. 1 7 1 1 iernheimer Anzeiger 15˙⁰⁰ Erſ 1 0 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 5 k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21877 Amt Fuankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 41 er Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Donnerstag, den 18. Februar 1932. eee 49. Jahrgang „Vor die Cöwen mit Brüning!“ Empörender PHorgang im Schleſiſchen Landbund— Haß ſtatt Anerkennung der Gſthilfe Angriffe gegen Papſt und Kirche Der Schleſiſche Landbund hielt in Breslau ſeine traditionelle Jahrestagung ab. Er hatte lt. Bericht der„K. V.“ diesmal ſeine Getreuen zuſammen mit dem Oſtmarkenverein zu einer ſog.„Oſtkundgebung“ nach dem Zirkus Buſch eingeladen. Trotzdem noch am 7. Januar das nationalſozialiſtiſche Blatt in Breslau den Landbund eine reaktionäre Organiſation genannt hatte, die nicht zur Beſeitigung der im deutſchen Volke beſtehenden Gegenſätze, ſondern zu deren Verſchärfung beitrage, ſo hatten zur Füllung der Verſammlung doch auch viele treue„Harzburg— mannen“ aus Breslau beigetragen. Die Agitationsmanieren der Landbundführer ſind ſeit einem Jahr noch demagogiſcher geworden. An die Stelle der früher geübten „Kritik“ an Regierungsmaßnahmen iſt unver⸗ hüllter Haß getreten, der in ſeinen Mitteln des politiſchen Kampfes nicht mehr wähleriſch iſt. Nach Landbundanſicht,, wie ſie auf der Tagung in Breslau zum Ausdruck kam, iſt für die Landwirt⸗ ſchaft ſeitens einer deutſchen Regierung überhaupt noch nichts Greifbares geſchehen. Oſthilfe und Sicherungsverfahren, die hohe Anforderungen an die wirtſchaftliche Solidarität und das Gemein⸗ ſchaftsbewußtſein anderer Wirtſchaftszweige ſtellen und von denen gerade diejenigen Kreiſe profitie— ren, die in Breslau den Rednern fanatiſchen Bei⸗ fall zollten, wurden von dem Vorſitzenden des Schleſiſchen Landbundes, Rittergutsbeſitzer von Rohr(Manze), dem Tagungsleiter, einfach als Bagatellen behandelt und mit ironiſchen Bemer⸗ kungen abgetan. 5 Graf von Kalckreuth, der Präſident des Reichslandbundes, blieb in ſeinem Referat„Der Exiſtenzkampf der Landwirtſchaft“ allgemein gül— tige wirtſchaftliche Vorſchläge, die die Lebensbe— dürfniſſe aller deutſchen Wirtſchaftszweige be— rückſichtigt, ſchuldig. Er betonte, daß, wenn eine Reichsregierung nicht die Kraft und den Willen habe, mit allen Gewaltmitteln die Staatsausga⸗ ben der Steuerkraft des Volkes anzupaſſen, es noch immer geſunder ſei,„den Staatsbankerott zu er⸗ klären“. Und als habe die Welt niemals die furchtbaren Schrecken des Weltkrieges erlebt, ſetzte der Redner noch hinzu, daß Deutſchland in Genf ſich nicht um die Abrüſtung der anderen bemühen ſolle. Das Heil des deutſchen Volkes liegt nicht in der Abrüſtung anderer, ſondern in der Wieder— aufrichtung ſeiner Wehrhoheit. Während der Rede 1 des Landbundpräſidenten fehlte es auch an bemerkenswerten Zwiſchenfällen nicht. Als er gerade Reichskanzler Brüning der Energie- und Kraftloſigkeit bezichtigte— ſchärfere Angriffe überließen Verſammlungsleiter und-red— ner unwiderſprochen den Zwiſchenrufern!—, töate das dumpfe Brüllen der Löwen des Zirkus in die Verſammlung hinein. Von den Bänken fielen Witzworte, daß die Löwen ſogar ſchon„gegen den Kanzler proteſtieren“. Aus dem Beifallslärm, der daraufhin ent⸗ ſtand, waren laute Rufe zu hören:„Vor die Löwen mit Brüning!“ Der Leiter der Tagung rief dieſe Zwiſchenrufer nicht zur Ordnung, ſondern duldete dieſe empörenden Bemerkungen, die fürwahr charakteriſtiſch ſind für das allgemeine und politiſche Bildungsniveau der Anweſenden. Major a. D. Wagner vom Deutſchen Oſtmar⸗ kenberein propagierte in ſeinen Darlegungen über den„Kampf um den deutſchen Oſten“ die Idee eines„deutſchen Nationalſtaates im oſteuropäiſchen Raum“ unter politiſcher, wirtſchaftlicher, militä⸗ riſcher und kultureller Führung Preußens. So⸗ lange aber ein ſelbſtändiges Polen exiſtiere, ſtehe dieſem deutſchen Gedanken die Idee eines groß⸗ polniſchen Reiches gegenüber, die ſowohl von der Fa Paneuropapolitik Frankreichs als auch von der römiſch⸗katholiſchen Kirche zum Schaden Preußens und Deutſchlands gefördert werde. Es ſei kein Zufall daß der derzeitige Papſt zuletzt römiſcher Nuntius in Warſchau war. Es ſei daher Pflicht der deutſchen Katholiken, ſich bei ihrer Kirche und bei einem„beſſer zu unterrichtenden Papfſt“ mit aller Ener⸗ gie für das Deutſchtum und für e ußen einzu⸗ ſetzen gegen Polen. Eine zum Schluß angenommene Entſchließung machte die parteipolitiſche Geſinnung des Landbundes bezw. ſeine Sehnſucht nach dem„Dritten Reich“ offenkundig. Daß übrigens der Oſtmarkenverein, deſſen Politik wir nicht zu⸗ letzt den Verluſt Poſens zu verdanken haben, ſich wieder ins Licht ſetzen darf, iſt bezeichnend für die ganze Geſellſchaft. Der Landbund iſt landauf, landab mit den radikalen Agitationsmethoden der Nationalſozia⸗ liſten zur Aufwieglung der Bauern in einen in— tenſiven Wettbewerb getreten. Die jüngſte Kampf— rede des Präſidenten des Reichslandbundes, Gra— fen von Kalkreuth, in Hamm mit ihren Angriffen auf die Perſon des Reichspräſidenten und die Auf— forderung an ihn, ſich von Brüning zu trennen, hatte ſchon peinliches Aufſehen erregt. Die Vor⸗ fälle auf der oben geſchilderten Jahrestagung des Schleſiſchen Landbundes und die Tatſache, daß die erwähnten deutlich gehörten Zwiſchenrufe vom Verſammlungsleiter und den Teilnehmern ſelbſt ungerügt paſſieren konnten, zeigt mit beſtürzender Deutlichkeit, wieweit die Verrohung des politiſchen Kampfes in dieſen Kreiſen bereits gediehen iſt. Nebenbei bemerkt, ſcheint drü— ben auch eine erſtaunlich laxe Auffaſſung über die Redefreiheit in öffentlichen Verſammlungen zu herrſchen, ſonſt hätte man bei derartigen ſkanda— löſen Rufen, die dem zweithöchſten Beamten des Reiches galten, ein Einſchreiten des Polizeioffi— ziers erwarten müſſen. Klärung der Fronten Keine Einheitskandidatur der Harzburger Front zur Reichspräſi⸗ dentenwahl— Frick Zählkandidat der Nationalſozialiſten?— Noch keine Entſcheidung der Deutſchnationalen und des Stahlhelms Berlin, 17. Febr. Bei den Parteien der Harzburger Front haben auch am Mittwoch neue Beſprechungen ſtattgefun⸗ den, um eine Einheitskandidatur für die Reichspräſidentenwahl zuſtande zu bringen. Es ſieht aber ſo aus, als ob dieſes Unter⸗ nehmen ſcheitern wird. Die Nationalſozia⸗ liſten haben keine große Neigung, einer Per⸗ ſönlichkeit ihre Stimme zu geben, die nicht ihrer Partei angehört und bei den Deutſch⸗ nationalen und Stahlhelm will man nicht gern für einen Nationalſozialiſten eintreten. Vermutlich werden die Dinge ſo liegen, daß die Harzburger Parteien getrennt mar⸗ ſchieren, daß die Nationalſozialiſten eine Zählkandidatur, wahrſcheinlich Herrn Frick, aufſtellen, während die übrigen Gruppen ſich auf einen anderen Kandidaten zu eini⸗ gen verſuchen. In der Sitzung des Partei⸗ vorſtandes der Deutſchnationalen iſt die Entſcheidung darüber noch nicht gefallen, man will wohl noch einmal den Verſuch machen, zu einer Verſtändigung zu kom⸗ men, der aber wenig Ausſicht auf Erfolg hat. f Candbund contra Hindenburg cnb. Berlin, 17. Febr. Der Reichslandbund veröffentlicht heute ein Schreiben ſeines ge⸗ ſchäftsführenden Präſidenten, Grafen von Kalck— reuth, an die Führer der ſogenannten nationa⸗ len Oppoſition. In dem Schreiben heißt es, daß der Reichslandbund die Wiederwahl Hin⸗ denburgs ablehnen müſſe. Entſcheidung bei Hugenberg. enb. Berlin, 17. Febr. Der Vorſtand der Deutſchnationalen Volkspartei trat am Mitt⸗ woch in Berlin zu der angekündigten Sitzung zuſammen. Dr. Hugenberg berichtete über die durch die Reichspräſidentenwahl geſchaffene po⸗ litiſche Lage. Dabei wurde auch über die bei der NSDAP. beſtehenden Abſichten Mitteilung gemacht. Der Vorſtand billigte die Zurückhaltung, die ſeitens der Deutſchnationalen Partei aus be⸗ ſonderen Gründen in der Nennung von Kan⸗ didaten geübt wurde. Allſeitig wurde betont, daß der ausſchlaggebende Geſichtspunkt für die Behandlung der Reichspräſidentenfrage der in Harzburg verkündete Kampf gegen das Sy⸗ ſtem ſein muß. Zum Schluß der Beratungen erklärte der Vorſtand einſtimmig, daß er alle weiteren Entſcheidungen in der Frage der Reichspräſidentenwahl vertrauensvoll Hand von Dr. Hugenberg lege. in die Zentrale Geſchäftsſtelle der Hindenburg⸗ Wahlausſchüſſe. witb. Berlin, 17. Febr. Für die in den einzelnen Ländern und in den preußiſchen Pro⸗ vinzen ſchon beſtehenden und noch in Bildung befindlichen Hindenburg-Wahlausſchüſſe iſt eine zentrale Geſchäftsſtelle eingerichtet worden. Sie führt den Namen„Hauptgeſchäftsſtelle der Hin⸗ denburgausſchüſſe“ und hat ihr Büro in Berlin SW. 11, Prinz Albrechtſtraße Nr. 9, Fernſpre⸗ cher Jäger A 1 6776. Für die Zentralſtelle wird ein überparteiliches Kuratorium gebildet, deſſen Zuſammenſetzung alsbald bekanntge⸗ geben werden wird. enb. Berlin, 17. Febr. Nach der Rückkehr des Reichskanzlers aus Genf haben in den letzten Ta— gen eine Reihe von Chefbeſprechungen und Reſſort— beratungen ſtattgefunden, in denen das Arbeits⸗ programm der Reichsregierung durchgeſprochen worden iſt, das ſich für die nächſte Zeit außer auf die Regelung der Bankenfrage auf die Fertigſtellung des Reichshaus⸗ haltes für 193 2 ſowie auf die Pläne, die mit der Arbeitsloſenfrage und dem Arbeitsbeſchaffungsprogramm in Zuſamenhang ſtehen, erſtrecken wird. Man hofft an zuſtändiger Stelle, daß der Reichshaushaltsplan in nächſter Zeit bereits dem Reichsrat zugeleitet werden kann. Die Reichsregierung wird dem Reichsrat und dem Reichstag einen ausgeglichenen Etat vorlegen, in dem auch Beträge zur Schuldentilgung eingeſtellt ſind. In Verbindung mit dem Etatausgleich ſind, den Blättern zufolge, eine Reihe von Plänen erörtert worden, die das Ziel verfolgen, die Ausgaben für die Arbeitsloſen zu rationaliſieren und zu vermin— dern. Die Pläne des Reichskommiſſars Gördeler gehen u. a. davon aus, durch die Vereini⸗ gung der Arbeitsloſenverſicherung, der Kriſenfürſorge und der Wohl⸗ fahrtserwerbsloſenfürſorge eine Vereinfachung herbeizuführen, die gleichzeitig auch das Ziel hat, die Finanznot der Gemeinden zu vermindern. Das Reichskabinett wird ſich ferner in der nächſten Zeit auch mit den Arbeitsbeſchaf⸗ fungsplänen beſchäftigen. Hier liegen Vorarbei⸗ ten aus dem Reichswirtſchaftsminiſterium vor. Außerdem werden dabei die Pläne erörtert wer⸗ Dr. Gördeler gegen den Zehuſtundenkag Berlin, 17. 2. Ein Berliner Vormittagsblatt berichtet über einen angeblichen Plan des Preiskommiſſars Oberbürgermeiſter Dr. Gör— deler, die Ankurbelung der Wirtſchaft durch Einführung des Zehnſtundentags zu erreichen Wie wir auf Anfrage von Dr. Gördeler erfal, ren, kann aber gar nicht die Rede davon ſein daß er ein ſolches oder ähnliches Projekt pro pagiert hat. Derartige Pläne wären nach ſeine: Anſicht auch nur geeignet, die innerpolitiſcher Spannungen noch zu vermehren. Die Möglich, keiten der Wirtſchaftsankurbelung, die er fü ausnutzbar hält, hat Dr. Gördeler ſchon mehr fach vor der Oeffentlichkeit erörtert. gchwierigkeilen bei der Bierpreisſenkung Berlin, 17. 2. Die von dem Reichskommiſſar für Preisüberwachung angeordnete Senkung der Bierpreiſe iſt von den Brauereien vollſtän⸗ dig durchgeführt worden. Die Gaſtwirte haben die Anordnung jedoch nur teilweiſe befolgt. Der Reichslommiſſar har deshalb die örtlichen Behörden um Eingreifen gebeten. Die betreffenden Gaſtwirte ſollen ver— warnt werden; gegebenenfalls ſoll an den Reichskommiſſar berichtet werden. Berhandlungen des Preiskommiſſac⸗ mik dem Anwallsverein Berlin, 17. 2. Die Verhandlungen des Preis— kommiſſars mit dem Anwaltsverein haben zu dem Ergebnis geführt, daß der Vorſtand ſeiner früheren Beſchluß aufhob, wonach den örtlichen Vereinen empfohlen wird, die Erhebung der Gewerbeſteuerzuſchläge zu den Anwaltsgebüh— zen zur Standespflicht zu machen. Das Arbeitsprogramm der Reichsregierung Neue Maßnahmen in Vorbereitung den müſſen, die von gewerkſchaftlicher Seite aufge— ſtellt worden ſind. Eine einheitliche Kabinettsvor— lage iſt indeſſen noch nicht zuſtande gekommen, ſondern alle dieſe Fragen werden vorerſt in Chef— beſprechungen behandelt. mißtrauesanträge im Reichstag vdz. Berlin, 17. Febr. Zu Beginn der Ple— narverhandlungen des Reichstages in der nächſten Woche werden die Nationalſozialiſten, wie das Nachrichtenbüro des VDZ. meldet, einen Miß— trauensantrag gegen das Geſamtkabinett Brüning und einen Antrag auf Auflöſung des Reichstages einbringen. Gleichartige Anträge ſind von den Deutſchnationalen zu erwarten. Die Kommuniſten haben bereits am heutigen Mittwoch einen Miß— trauensantrag gegen das Reichskabinett und einen beſonderen gegen Miniſter Gröner eingebracht. Das Schickſal des Kabinetts Brüning wird wieder, wie ſchon mehrmals, im Weſentlichen von der Haltung der Deutſchen Volkspartei, des Land⸗ volks und der Wirtſchaftspartei gegenüber den Mißtrauensanträgen abhängen. Dieſe Fraktionen werden ihren Entſchluß wahrſcheinlich wieder bis zum letzten Augenblick zurückhalten. Ihre Frak⸗ tionsvorſtandsſitzungen ſind für Montag und Dienstag anberaumt. nah und Jern Neuburg.(Schadenfeuer.) Die beiden Unter⸗ kunftshütten des Fährmanns Betſch von hier brannten nieder. Sämtliche Vorräte an Holz, Schiffergeräten und Maſchinenteilen verſchie⸗ dener Art wurden vernichtet. Da Betſch nicht verſichert iſt, iſt ſein Schaden beträchtlich. Kaiſerslautern.(Ermäßigte Strafe.) Der Schreiner u. Vertreter Th. Schwarz aus Hoch- ſpeyer, wiedeholt vorbeſtraft, war vom hieſi⸗ gen Schöffengericht wegen Unterſchlagung, Be— trugs und Betrugsverſuchs zu insgeſamt 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Gegen dieſes Urteil legte er Berufung ein. Die Große Strafkammer ermäßigte die Strafe auf 3 Mo- nate Gefängnis. Albersweiler.(Schlingenſteller am Werk.) Die Gendarmerie fand hier ein totes Reh, das in einer Schlinge hing. Die Wilddieberei hat hier ſehr zugenommen: an einem Tage wurden nicht weniger als 10 Schlingen gefunden. Odernheim a. Gl.(Vater und Kind ertrun— ken.) Der 25 Jahre alte O. Dirrigl brach bei der Eiſenbahnbrücke Odernheim bei dem Ver— ſuch, ſein 2 Jahre altes Töchterlein, das beim Schlittenfahren auf dem Glan eingebrochen war, zu retten, ebenfalls in das Eis ein und ertrank mit ſeinem Kinde. Die ſofort angeſtell— ten Bergungsverſuche hatten erſt nach über 3 Stunden Erfolg. Zweibrücken.(Erhöhte Strafe.) Vor der Großen Strafkammer Zweibrücken ſtand die Berufung des 21jährigen Kaufmanns Georg Brück von Pirmaſens zur Verhandlung, der vom dortigen Schöffengericht wegen fahrläſ— ſiger Tötung zu 1 Monat Gefängnis berurteilt worden war. Er hatte am 5. Auguſt 1931 mit, ſeinem Auto eine 74jährige Witwe überfahren. die tot liegen blieb. Die Berufung wurde koſten— fällig verworfen, dagegen wurde der Berufung des Staatsanwaltes ſtattgegeben und gegen den Angeklagten eine Gefängnisſtrafe von drei Monaten ausgeſprochen. Rammelsbach.(Gefährliches Spiel) Einige junge Leute vergnügten ſich mit Meſſerwerfen. Der 20jährige Paul Klemens von hier wollie ſein Meſſer aufheben, kam jedoch zu Fall und das Meſſer drang ihm in den Unterleib, wo— durch ihm das Bauchfell verletzt wurde. Er wurde ſofort ins Krankenhaus Kuſel gebracht, wo er operiert werden mußte. Freiherr 8. N. von Oppenheim Der Kölner Bankier S. A. von Oppenheim einer der Führer des deutſchen Rennſpor— tes, ſtarb im Alter von 67 Jahren. Aus ſeinem Geſtüt Schlenderhan ſind viele der beſten deutſchen Galopp-Pferde, vor allem Oleander und Alba hervorgegangen. rs N I Hockenheim.(Kind tödlich verbrüht.) Das 7 Monate alte Kind der Wirtseheleute Ludwig Wüſt hatte ſich im Kinderwagen, der neben dem Küchenſchrank aufgeſtellt war, erhoben und am Bordbrett des Schrankes emporgezo⸗ gen. Dabei geriet der Wagen ins Rollen und kam vor den Herd, wo das Baby eine mit heißem Kaffee gefüllte Kanne ſo unglücklich anfaßte, daß dieſe umfiel und der Inhalt ſich über das bedauernswerte Geſchöpf eraoß. Mit Wer lacht da nicht? Das Mürthen ſchweren Verbrühungen wurde das Kind ſo⸗ fort in das Heidelberger Krankenhaus über⸗ führt, wo es ſtarb. 5 5 Bubenheim.(Amtsunterſchlagung) Die Un⸗ terſuchungen des Bezirksamts Kirchheimbolan⸗ den u. der Landesverſicherungsanſtalt Speyer ſtellten feſt, daß der hieſige Gemeindeſekretär Baade von Göllheim ſeit 1927 1635 RM. un⸗ terſchlagen hat. Der Gemeinderat hat Baade ſeiner Stelle enthoben. vom deulſchen Kriegsgeſpenſt deulſche Politiker wandern als Kinderſchreck durch Frankreich— det kole General als Kronzeuge Frankreich braucht solche Märchen zur Begründung seiner Aufrüstung Der Teufel mit Pickelhaube und Schleppſäbel Paris, 17. 2. Das deutſche Kriegsgeſpenſt geht, ſo unglaublich es klingen mag, wieder in Frankreich um. Den brave franzöſiſchen Bür⸗ ger, den kleinen Mann mit der ſo heiß gelieb— ten Rente machen fleißige Geſchäftemacher ban— ge und malen ihm den Teufel in Pickelhaube und mit Schleppſäbel an die Wand. Warum, wieſo! Die Franzoſen können es aus zwei Gründen brauchen im Augenblicke: Die Ab— rüſtungskonferenz tagt, und dann ſtehen die Kammerwahlen vor der Türe. Zu beiden braucht man patriotiſche Stimmung und Angſt um die Sicherheit. Werden die Volksmaſſen ſo ins chauviniſtiſche Lager getrieben, ſo haben die franzöſiſchen Delegierten in Genf einen guten innerpolitiſchen Grund, an der Hoch— rüſtung feſtzuhalten, und die Kandidaten der dreimal patentierten Deutſchenhaſſer erhalten bei den Wahlen Stimmen und Sitze. Ein paar Beiſpiele führt der„Mittag“ an, weil ſie des Witzes nicht entbehren und alſo ein wenig in dieſer traurigen Zeit zur Erhei— terung beitragen: In franzöſiſchen Zeitungen war in dieſen Tagen zu leſen, Hitler formiere in Baden 3 Infanterieregimenter, je eines in Heidelberg, in Karlsruhe u. in Freiburg. Die Regimenter würden nach dem Muſter der al— ten deutſchen Armee aufgeſtellt und ſeien re— gelrecht als Nachfolger der entſprechenden Vor— kriegsformationen zu betrachten, deren Namen und Nummern ſie auch trügen. Ebenſo würde in Halle das 36. Inſanterieregiment neu or- ganiſiert. Die Abſicht ſei offen in Maueran⸗ ſchlägen in Halle zu leſen geweſen. Allerdings habe der General Hoffmann gegen die Auf— ſtellung des Regiments proteſtiert. Dann wer— den gleich das badiſche und das Reichsinnen— miniſterium verdächtigt, von der Sache zu wiſ— ſen und ſie gar zu fördern. Auf Groeners An— Heiſung habe man das belaſtende Material, vas man in Baden bei Hausſuchungen gefun— den habe, zurückgegeben. Die genannten badi— ſchen Städte werden offen als„Hitler-Garni⸗ ſonen“ bezeichnet, und es heißt wörtlich:„Es ſcheint, daß General Groener, der Innenmi⸗ niſter des Deutſchen Reiches keinerlei Neigung hat die Hitler-Formationen zu ſprengen“.— Daß an dem ganzen Gefaſele kein Buchſtabe wahr iſt, braucht keiner Betonung. Ganz mun⸗ ee ter aber wirkt, daß man den General Hoff⸗ mann noch im Grabe beſchwört, Zeuge zu ſtehen für die franzöſiſche Stimmungsmache. Dieſer kleine Lapſus zeigt zur Genüge, wie 110 die franzöſiſchen Verleumdungen ind. Meldungen dieſer Art aber treten immer wieder auf und werden geglaubt. Dieſer Tage mußte ſogar öffentlich vor der wachſenden Kriegspſychoſe gewarnt werden: So ganz ge⸗ fährlich ſei es noch nicht, morgen wären die Ulanen noch nicht in Paris, aber... den Deutſchen iſt alles zuzutrauen. Vor allen an⸗ dern wandern Hitler und Groener als Kinder⸗ ſchreck durch das Land. Nichts kann über ſie ſo ſehr nach übelſter Erfindung ſtinken, daß man es nicht dem harmloſen Piſang als ernſte Wahrheit vorſetzen könnte. Man geht dabei ſogar ſo weit, ſelbſt die eigenen Landsleute anzuſchwärzen. Der bekannte Kanonenfabri⸗ kant Schneider aus Creuzot ſoll ſogar einen Vertrag mit Hitler auf Waffenlieferung ab⸗ geſchloſſen haben. Wie dem Volke, das über vier Jahre lang alle Schrecken eines neuzeit⸗ lichen Krieges kennen lernte, dabei zumute wird, läßt ſich leicht vorſtellen. Sicherheit! Sicherheit vor dem geplanten deutſchen Ueber⸗ fall! Sobald das Volk aber nach der Sicher— heit ſchreit und keinen anderen Gedanken faſ⸗ ſen kann als eben dieſe Sicherheit, haben die Leute im Hintergrunde erreicht, was ſie wol- len. Dieſes Geſchrei nach der Sicherheit iſt übri⸗ gens, wie auch jetzt der ehemalige Botſchaf⸗ ter Albert Pingaud mitteilt, keine franzöſiſche, ſondern eine— preußiſche Erfindung. Dieſer fleißige Forſcher will in Akten des Quai d, Or⸗ ſay feſtgeſtellt haben, daß vor 1870 Napoleon (dieſer friedfertige Monarch) Preußen die Ab⸗ rüſtung beider Länder vorgeſchlagen habe, aber Bismarck habe aus Gründen der preu⸗ ßiſchen„Sicherheit“ abgelehnt. Auch dieſe Mätz⸗ chen ſind in das Kapital der oben gekenn⸗ zeichneten Stimmungsmache einzureihen. Man käme zu keinem Ende, wollte man das alles, was in Frankreich an deutſchen Rü⸗ ſtungsmärchen umlfuft, aufzählen. Das Volk wird in die Kriegsſtimmung hineingetrieben, kein Mittel iſt zu billig und zu dumm dazu. Inzwiſchen reden Frankreichs Vertreter in Genf balſamiſche Worte von der Abrüſtung, auch von der moraliſchen. CC ̃ ͤ K M ˙TÄ:Qös..... 7 unglücklich * Mannheim.(25jähriges Jubiläum der Städ tiſchen Kunſthalle.) Am 1. Mai 1907 wurde die Städtiſche Kunſthalle Mannheim zugleich mit der großen Internationalen Kunſt⸗ u. Gar⸗ tenbau⸗Ausſtellung eröffnet. Aus Aulaß ihres 25jähr. Beſtehens wird die Kunſthalle am 1. Mai ds. Irs. mit einer beſcheidenen Feier eine kleine Ausſtellung eröffnen, die einen Ueber⸗ blick über alle weſentlichen Veranſtaltungen des geſamten Inſtituts— Erwerbungen, Aus⸗ ſtellungen, Vorträge ete.— ſeit 1907 geben ſoll. Lingenfeld.(Wiederaufnahmeverfahren ab⸗ gelehnt.) Der wegen des Mordes an Frau Kreuzberger zum Tode verurteilte und zu le⸗ benslänglichem Zuchthaus begnadigte Heinrich Remm hatte die Wiederaufnahme des Ver⸗ fahrens beantragt. Dem Vernehmen nach ſoll ſein Antrag ablehnend verbeſchieden worden ſein. Neufrach.(Lebensgefährlicher Huftritt.) In Leutkirch wurde der acht Jahre alte Sohn des Einwohners Benz von einem Pſerd ſo am Kopf getreten, daß er eine ſchwere Schädelverletzung erlitt. Sein Zuſtand iſt lebensgefährlich. Pforzheim.(Ein muſikaliſcher Bettler.) Hier wurde ein Bettler, ein 24 Jahre alter Silber⸗ ſchmied aus Pforzheim verhaſtet, der ſich von dem erbettelten Geld Zigaretten und Schall- platten gekauft hatte. Falkenſtein i. Taunus.(Rathausbrand.) In dem unter Denkmalſchutz ſtehenden Rathaus, ei⸗ nem ſchönen hochgiebligen alten Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert, entſtand vermutlich durch einen ſchadhaften Kamin ein Brand, der den Dachſtuhl und den Glockenturm zerſtörte. Die Glocke, die ſchon zu glühen begann, wurde gerettet. Die Löſcharbeiten der Ortsſeuerwehr und der Königſteiner Wehr geſtalteten ſich ſehr ſchwierig, da die Hydranten gefroren waren. Der Schaden iſt ſehr bedeutend. Trebur.(Opfer des Eiſes.) Ein fünfjähriger Junge brach im Eiſe ein und ertrank, ehe Hilfe zur Stelle war. on Fritz Hreisler entdeckt: Stranenmusikantin wird Honzertgeigerin . Miß Lillian Me. Evoy, eine Londoner Straßenmuſikantin, die der große deutſche Violinkünſtler Prof. Fritz Kreisler auf der Straße entdeckte. Er emp⸗ fahl ſie dem Direktor eines Londoner Thea⸗ ters, der ſie ſofort engagierte. Heute iſt Miß Evoy eine der zukunftsreichſten Konzert⸗ geigerinnen Englands. „„ Das medaſllonbil Noman von Annn v. Panhuts. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold (72. Fortſetzung.) Und er ſollte mit einem Zöndedruck von ihr ſcheiden, mit einem einfachen Händedruck? Irgend etwas Liebes, etwas Beſonderes mußte er noch zu ihr ſagen, etwas, das ihre Augen aufleuchten ließ. Dieſe wundervollen Sterne, die je ein Frauenantlitz belebt. Seine wahnwitzige Erregung überſtieg ſeine Beherrſchung. „Liebe Renate, geliebte Renate“, begann er, ſeiner nicht mehr mächtig und erſchrak dann vor dem Klang ſeiner eigenen Stimme. Renate hatte aufgehorcht. Da war er ja wieder, der Ton, der ſchon geſtern ihr Herz aufgewühlt, wie ein Sturm das Waſſer eines ſtillen Sees. Sie hatte eben ein wenig die Hände erhoben, um den Hut aufzuſetzen, und nun entfiel ihr das ſchleierumfaßte Kreppbarett. Renates Augen ſahen den Mann an, und es ſpiegelte ſich wie frohe, ſehnſüchtige Erwar⸗ tung auf den ſchönen Zügen. Da ſann er nichts mehr, mehr. Er ſah die Liebe in Renates goldbraunen Augen und las die Liebe auf ihrem Antlitz. Da breitete er die Arme aus und zog Re⸗ nate an ſich, träufelte ihr zärtliche Worte ins Ohr, gab ſich den ſeligſten Minuten ſeines Lebens hin. Renate ließ ſich in ſeinen Armen, von ſel⸗ nen Küſſen durch Paradieſe führten. Jäh und überlegte nichts be rauſchend war das große Glück über ſie ge— kommen. Plötzlich richtete ſie ſich in ſeinen Armen hoch, fragte zärtlich:„Weshalb biſt du unfrei?“ Die Frage verwirrte ihn. Wie ein grauſiges Geſpenſt ſtand ſeine Tat wieder vor ihm. „Morgen erfährſt du es, mein Lieb, mor⸗ gen“, ſagte er heiſer. Sie lächelte ihn hingebend an „Alles, alles ſoll ich morgen erfahren, alſo gedulde ich mich. Ich habe dich lieb, du. denke daran, und daß du nicht unfrei ſein darfſt, weil wir doch glücklich werden wollen.“ Er ſah ihr tief in die Augen. „Sage mir das noch einmal:„Ich habe dich lieb!“ bat er. Und ſie wiederholte es, und neue Küſſe dank⸗ ten es ihr. Endlich entzog ſie ſich ihm. „Es iſt ſchon halb acht, ich muß heim, man wird ſich ſonſt um mich änaſtigen“. Er nickte:„Ja, es iſt Zeit für dich, mein Lieb!“ 5 Es ward ihm ſo ſchwer, ſie fortzulaſſen, do entſetzlich ſchwer, nachdem er den ſüßen Mund geküßt. Er ſchlug vor, damit ſie ſchneller heimkäme, und er ſie noch ein Stückchen begleiten könne, ſie im Auto in die Nähe ihret Wohnung zu bringen. Sie bejahte es glückſelig. O, ſie fürchtete ſich nicht vor dem, was er ihr morgen ſagen würde, weshalb er ſich unfrei nannte. Sie liebten ſich doch beide, alles andere war dagegen klein und geringfügig. Das Auto fuhr in ſchnellſtem Tempo durch die Straßen, und die beiden Menſchen darin ſaßen Hand in Hand, und manchmal küßten ſie ſich. Juan Caſero dachte, wenn dieſe Fahrt doch nie ein Ende nähme. Aber viel zu früh war man am Ziel, ein paar Häuſer von dem Lädchen Frau Kuſchkes entfernt, ließ Juan Caſero das Auto halten. Renate ſtieg aus und reichte ihm noch ein⸗ mal die Hand in den Wagen, ſagte innig:„Auf Wiederſehen, morgen, auf Wiedersehen!“ Er küßte die Hand, und dann fuhr das Auto zurück. i Juan Caſero ſaß in die Ecke gedrückt, und über ſeine Wangen rollten ein paar Tränen. Nun war alles vorbei, alles. Morgen ſchon war er auf der Reiſe in un⸗ bekanntes Land, am Abend würde ſchon die endloſe Weite des Meeres um öhn ſein, ſelbſt⸗ gewählte Einſamkeit ihn umfangen Und nicht einmal das kleine Medaillonbild, das ſein Schiaſal beeinflußt, dieſes wunder⸗ ſchöne, ihm ſo lieb gewordene Ebenbild Rena⸗ tes, würde er mehr kfüſſen können. * Juan Caſero hatte alles vorbereitet. Seine Hotelrechnung hatte er bereits be⸗ zahlt, mit der Weiſung, ſeine Koffer aufzube⸗ wahren, bis er Nachricht geben würde, wohin ſie zu ſenden ſeien. Die Schreibmaſchine ſollte ebenfalls mit ſeinem Gepäck in Verwahrung genommen werden, etwa eintreffende Briefe liegen bleiben. Was ſpäter mit allem geſchah, wenn er, wie beabſichtigt, nichts hören ließ, konnte ihm gleich ſein. Das Päckchen an Renate, das ſeinen Brief enthielt, das Medaillonbild und was ſie ſonſt haben ſollte. hatte er eben einem zuverläſſigen Boten zur Beſorgung übergeben. In ungefähr einer Stunde würde Nenate es erhalten. Renate, meine einzig geliebte Renate! ſtieg es noch einmal wie ein Schrei in ihm empor. Ein Hilfeſchrei, ſtumm, aber unendlich ſchmerz⸗ haft. Wie ſchwer war es doch zu entſagen, wenn man liebte. Doch nun mußte er fort. keine Sekunde durfte er mehr verlieren. Er drückte den Hut auf den Kopf, griff nach der Reiſetaſche und dem klei⸗ nen Koffer. Es klopfte. Zum Teufel, was wollte man denn noch von ihm, wer kam denn noch, ihn aufzuhalten? Ziemlich unwirſch rief er: Herein! Der Hotelpage Fritz trat ein, meldete:„Zwel Herren wünſchen Herrn Caſero zu ſprechen.“ Juan Caſero ſagte ärgerlich:„Ich erwarte niemand und muß verreiſen. Ich bin alſo nicht mehr zu ſprechen, für niemand, verſtanden?“ Der Junge machte eine kurze Verbeugung und ging. Dieſe beſaß hier keine Bekanntſchaften Wahr⸗ ſcheinlich handelte es ſich um ein paar jener zu⸗ dringlichen Geſchäftsvertreter, die in fedem et⸗ was exotiſch ſcheinenden Reiſenden einen ver⸗ kappten Maharadſcha oder Multimillionär ver⸗ muten und ihm Juwelen, Autos oder koſt⸗ ſpielige Hunde aufſchwatzen wollen. Er blickte auf ſeine Armbanduhr. In einer . undo konnte Renate ſein Pa⸗ ketchen bereits in Händen halten. Die Arme! Wie würde ſie erſchrecken, wenn für ſie nach der Seligkeit des geſtrigen Abends ein ſo rauhes Erwachen kam. Die Zeit würde ihren Schmerz heilen, und vor Not war ſie fortan geſchützt. — Fortſetzung folgt. Gute Menſchen von Johan Luzian Ich bin früher einmal eine Zeit umherge⸗ wandert. In einem Dorf in der italieniſchen Schweiz erlebte ich es, daß eine alte, kränkliche Frau für mich am Herd niederkniete. Es war an einem Sonntag, und ſie hatte ein gutes Kleid an, das ſie gewiß verdarb, als ſie über den Knien Holz brach, Eier aus dem Stall holte, Speck vom Haken nahm und mir in einer Pfanne raſch ein Eſſen briet. Ich habe niemals wieder ſo gut gegeſſen. Ich war hungrig daher geſtrolcht gekommen und hatte nur um ein Glas Milch gebeten. Sie aber nahm mich ſofort bei der Hand und führte mich in das Haus, und ihr Geſicht war ſo froh, als wäre ich der verlorene Sohn, der heimkehrt. Mir ſtanden die Tränen in den Augen, als ſie mir ein wenig Wein neben das Eſſen ſtellte. Sie ſaß ſchweigend vor mir und betrachtete abwechſelnd mich und ein kleines gerahmtes Bild an der Wand, eine Photographie, die einen ebenſo jungen Menſchen darſtellte, wie ich war. „Das iſt mein Sohn“, ſagte ſie endlich,„und er wandert gewiß umher wie du.“ Ich fühlte, daß ſie mich in Gedanken um⸗ armte, und mir war ſo wohl zumute, als ſäße ich zu Hauſe bei meiner Mutter. Wie hängen wir Menſchen doch alle zuſammen! Und wie ſind wir aufeinander angewieſen! Ein gutes Wort kann oft Berge von Trübſal verſetzen. Ein fremder Menſch, der dahergewandert kommt, eine arme alte Frau einen Sonntag— nachmittag fröhlich machen, nur weil er da iſt und mit gutem Appetit etwas verzehrt. Aber er ſieht ja ſo ähnlich aus wie derjenige, den ſie lieb hat und an den ſie immer denkt. Und ſie begleitet ſeinen Weg mit Segenswünſchen, wenn er weiterwandert nach dem St. Gott— hard hinauf, und hofft, daß der Himmel dieſe Wünſche aufnimmt und ſie an der Stelle wie der herabgleiten läßt, wo ihr Sohn vor frem den Türen ſteht. Und noch etwas Seltſames erlebte ich da mals, als ich nach Lindau am Bodenſee kam. Ich hatte kein Nachtquartier und wollte in einem Parkpavillon ſchlafen, weil man mich aus der warmen Kajüte eines leeren Dampfers vertrieben hatte, obwohl ich dort niemand im Weg war. In dieſem Park ging es luſtig zu, weil ein Verein dort ein Feſt mit Lampions feierte. Es wurde Muſik gemacht und gelacht und ge— trunken. Als ich gerade mit vieler Mühe durch ein Fenſter in den Pavillon geklettert war, entdeckte mich ein junger Menſch, der ſich von der Geſellſchaft entfernt hatte. Er kam heran und fragte, was ich denn da wolle.„Schlafen!“ erwiderte ich mürriſch. Er wünſchte mir la⸗ chend eine gute Nacht und entfernte ſich, ein wenig angeheitert und ſchwankend, wie ich feſtſtellte. Nach einer Weile aber kam er zurück und fragte mich, ob ich nicht bei ihm ſchlafen wolle, er ginge jetzt nach Hauſe. Es war kalt in dem Pavillon, und die Bänke waren hart. Ich konnte es wohl beſſer, aber nicht ſchlechter bekommen und dankte ihm daher für ſeine Freundlichkeit. Da er im Ge⸗ hen ſchwankte, nahm ich ſeinen Arm und ſtützte ihn ein wenig. Ich tat es nur, weil ich nicht gern mit einem Betrunkenen durch die Stra⸗ ßen gehen mochte. 5 „Du biſt ein guter Kerl, daß du mich ſtützt!“ ſagte er lachend.—„Nun, du biſt ein ebenſo guter Kerl, daß du mich bei dir aufnehmen willſt“, ſagte ich.—„Kleinigkeit“, wehrte er ab,„ich brauche doch jemanden, der mich nach Hauſe bringt, und da biſt du es eben“, lallte er. Als wir in ſeiner Stube ankamen, ſagte er: „Das Gaslicht iſt nicht in Ordnung, und eine Kerze kann ich jetzt nicht finden.“ Wir zogen uns im Dunkeln aus. Nur als ein Streichholz aufflammte, an dem wir uns eine Zigarette anzündeten, ſah ich für einen Augenblick ſein Geſicht. Es war blaß, vom Trinken aufgedunſen und ſicher gar nicht be⸗ merkenswert am Tage. „Du mußt entſchuldigen“, ſagte er dann, „aber ich habe nur vieſes eine Bett. Leg dich an die Wand, damit du nicht herausfällſt. Es iſt immer noch beſſer als im Pavillon.“ Dann, kaum lag er neben mir, begann er ſchon zu ſchlafen. Es ſtörte ihn gar nicht, daß ich neben ihm lag. Und als ich ſeine ruhigen Atemzüge hörte, war mir ſo wohl, als ſei alles Bittere in der Welt nun mit einem gro⸗ ßen Schwamm aufgeſogen worden, damit die Erde wieder rein und ſchön ausſehen ſollte. Als ich am Morgen aufwachte, war er ſchon fort. Aber auf meinen Sachen lagen ein paar nagelneue Strümpfe und ein Paket mit Butter⸗ broten. Mit ſeinen Wirtsleuten wollte ich nicht zuſammentreffen, und ſein Name ſtand nicht an der Tür. Ich weiß heute noch nicht, bei wem ich dieſe ruhige, ſchöne Nacht verbracht habe, aber es war eine ganz beſonders glück⸗ liche Lebenslage geweſen, die mich noch oft in der Erinnerung froh gemacht hat. * Dieſer ſchlichte, gute Menſch in Lindau, der einen Wanderburſchen mitten in der Nacht bei ſich aufnahm, ohne ihn bei Licht zu beſehen, hat mich Vertrauen und Güte gelehrt. — Wieder große Tumult⸗ ſzenen im Heſſenlandtag Darmſtadt, 17. Febr. Wiederum gab es heute zu Beginn der Landtagsſitzung eine Sturm⸗ ſzene, als der nationalſozialiſtiſche Fraktions⸗ führer Lenz eine Erklärung verlas, in der die Nationalſozialiſten zur Selbſtverteidigung in Heſſen aufgerufen werden, weil der Staat ihr Leben nicht mehr ſchütze. Als der Abg. Galm von der kommuniſtiſchen Opposition darauf von „nationalſozialiſtiſcher Mordhetze“ ſprach, ſtürzte die geſamte nationalſozialiſtiſche Frak⸗ tion auf den Redner los, während ſich die Ab⸗ geordneten der Linken abwehrend dazwiſchen ſchoben. In einem bedenklichen Knäuel ſtan— den ſich die Abgeordneten gegenüber, Schimpf⸗ worte flogen herüber und hinüber. Die Poli⸗ zei, mit Pfuirufen empfangen, erſchien im Saal: eingang. Der Präſident mußte die Sitzunz auf eine Stunde unterbrechen und erklärt nachher als Beſchluß des Aelteſtenrates, daß zu derartigen Erklärungen in Zukunft das Wor nicht mehr gegeben werde. Innenminiſter Leuſchner führte dann aus „Die Auffaſſung, die aus der Erklärung de; Herrn Abg. Lenz ſpricht, bedeutet den Bürger krieg. Wenn alle Gruppen und Parteien ſiel dieſe Auffaſſung zu eigen machen würden, wäre es mit dem deutſchen Staat zu Ende. Ich er kläre deshalb hier ausdrücklich, daß die Ord, nung und Sicherheit für Staat und Bevölke— rung nur von den polizeilichen Organen auf recht erhalten und durchgeführt wird. Ich warne ausdrücklich jedermann, den Weg der ſog Selbſthilfe zu beſchreiten. Die ſtaatlichen Or, gane werden gegen jeden derartigen Verſuch rückſichtslos und unparteiiſch vorgehen.“ Darauf wurde bei etwas beruhigter Stim mung des Hauſes die Beſprechung größerer vor den Nationalſozialiſten geſtellter Anfragen fortgeſetzt. Gegenüber dem nationalſoziali— ſtiſchen Vorwurf, daß in Heſſen in den letzten Jahren nichts geſpart worden ſei, teilte Finanz— miniſter Kirnberger mit, daß in den letzten 8 Jahren in Heſſen 2700 Staatsbeamte abge— baut worden ſind, von den ſachlichen Einſpa— rungen ganz zu ſchweigen.— Zum Theater. unterſuchungsausſchuß wurde der Geſetzgebungs ausſchuß eingeſetzt. Die Beratungen werder morgen fortgeſetzt. Ein Landfriedensbruch⸗ Prozeß Darmſtadt, 17. Febr. Vor dem Bezirksſchöf⸗ fengericht hatten ſich am Mittwoch 13 Kommu— niſten aus Lampertheim wegen des am 21. Oktober 1931 erfolgten Ueberfalls auf Nationalſozialiſten, die ſich auf dem Rückweg von Heppenheim nach Lorſch befanden, zu ver— antworten. Vier der Angeklagten wegen einfachen Landfriedensbruchs zu je fünf Monaten, ein weiterer zu ſechs Monaten und der techniſche Leiter der Lampertheimer Anti- faſchiſtenbewegung, Renner, wegen ſchweren Landfriedensbruch und Vergehens gegen die Verordnung zur Verhinderung politiſcher Aus— ſchreitungen zu einem Jahr Gefängnis ver— urteilt. Vier weitere Kommuniſten erhielten wegen weren Landfriedensbruchs und ſchwe— rer Körperverletzung ſechs, acht und zehn Mo— nate ſowie ein Jahr Gefängnis, ferner der jetzt aus der KPD. ausgeſchloſſene Frey wegen ſchweren Landfriedensbruchs, ſchwerer Körpar— verletzung und unbefugten Waffentragens ein Jahr Zuchthaus und 50 Mark Geldſtrafe. Ein Kommuniſt aus Lorſch erhielt wegen Begünſti— gung Nenners 100 Mark Geldſtrafe. Das Ge— richt erklärte, daß mit der ſeitherigen milden Beſtrafung bei politiſchen Ausſchreitungen Schluß gemacht werden müſſe. Die Strafen ſind je nach der Beteiligung und den Vorſtrafen ab⸗ geſtuft. Die Suche nach den Urhebern des Attentats auf Buttler Darmſtadt, 17. Febr. Zu dem Ueberfall auf den nationalſozialiſtiſchen heſſiſchen Landtags⸗ abgeordneten Buttler erfahren wir, daß ver⸗ ſchiedene Mitglieder des Reichsbanners in Eberſtadt wegen des Verdachtes der Urheber⸗ ſchaft von der Landjägerei feſtgenommen wor⸗ den ſind. Die ſofort aufgenommene Verneh⸗ mung der Siſtierten hat aber einwandfrei er⸗ geben, daß ſie als Täter nicht in Frage kom⸗ men, worauf ſie wieder freigelaſſen wurden. In⸗ zwiſchen hat die Polizei zwei Mitglieder der kommuniſtiſchen Partei feſtgenommen, deren Alibi zur Zeit der Tat gegenwärtig einer Nachprüfung unterzogen wird. wurden Bemerkenswert iſt, daß die Unterſuchung jetzt ergeben hat, daß der Schuß nicht von gerade rückwärts, ſondern wagrecht im rechten Winkel in die Gegend des Rückgrates eindrang. Der Täter muß ſich alſo unmittelbar auf der rech⸗ ten Seite Buttlers, ſter Nähe, befunden haben, denn das Einſchuß⸗ loch im Rock des Verletzten weiſt eine ca. drei⸗ markſtückgroße Brandſtelle auf. Es iſt daher nicht gut verſtändlich, daß der Ueberfallene, wie er bei ſeiner erſten Vernehmung angab, von 115 Täter überhaupt nichts geſehen haben oll. Die Preisverzeichniſſe der gchuhreparalurbelriebe Der Beauftragte des Reichskommiſſars für Preisüberwachung für Heſſen und Heſſen-Naſ⸗ ſau teilt mit: Bei der Durchführung der Ver⸗ ordnung über Preisverzeichniſſe der Schuhrepa— raturen haben ſich einige Zweifelsfragen erge— ven. Der Reichskommiſſar für Preisuverwa⸗ chung in Berlin bittet, für dieſe folgende Rege⸗ lung zu treffen: 1. Die Schuhmacherbetriebe brauchen in die Preisverzeichniſſe nur die Qua— litäten aufzunehmen, die in ihren Betrieben verarbeitet werden. 2. Schuhbeſohlungen mit Ledererſatzſohlen ſind in die Preisverzeichniſſe als Qualität III aufzunehmen. 3. Soweit bei Beſohlungen von Damenſchuhen und Herren— geſellſchaftsſchuhen eichenlohgegerbtes Feder verarbeitet wird und dieſes Kernleder eine Stärke unter 3½ Millimeter auſweiſt, iſt die Einreihung der Beſohlung in eine höhere Qua— litätsklaſſe als Qualität III möglich. Bei der Durchführung der Verordnung über Preisſchilder vom 9. Januar 1932 ſind Zweifel aufgetaucht, ob der Großhandel verpflichtet iſt, ſeine Ware zu beſchildern oder Preisverzeich— niſſe anzubringen. Im Grundſatz bezieht ſich die Verordnung lediglich auf den Verkehr zwiſchen dem Einzelhändler und dem letzten Verbrau— cher. Nur ſoweit der Großhandel in eigenen Verkaufsſtellen und Verkaufsſtänden Waren an den letzten Verbraucher abgibt, wird er von der Verordnung vom 9. Januar 1932 betroffer. und zwar in deſſen näch⸗ Vchtig zubereitet(oͤrei Minuten gekocht) ſchmeckt oͤer Kat hreiner Dabei koſtet das ganze Pfunbpaket nur 50 Pfg. Milchwirkſchaftliche Ueberwachungsſtelle in heſſen Am 10. Februar fand im heſſiſchen Finanz⸗ miniſterium, Abteilung Landwirtſchaft in Darmſtadt die konſtituierende Sitzung der nach dem Milchgeſetz für den Bereich des Volks— ſtaates Heſſen zu bildenden Ueberwachungs— ſtelle für den Verkehr mit Markenmilch ſtatt. Nach den heſſiſchen Vollzugsbeſtimmungen zum Milchgeſetz wurde die Stelle gemeinſam von der Landwirtſchaftskammer und dem Verbande der heſſiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften gebildet. In ihr ſind ver— treten die Milcherzeuger, die Genoſſenſchafts— u. Privatmolkereien, die ſtädtiſchen Milchgroß— betriebe, der Milchhandel, die Gemeinden und die Verbraucherſchaft. Außer den Vertretern des zuſtändigen Miniſteriums nehmen an den Sitzungen der Direktor des Veterinärunter— ſuchungsamtes Gießen ſowie der Vorſtand der Verſuchsanſtalt der heſſiſch. landwirtſchaft— lichen Genoſſenſchaften mit beratender Stimme teil. Der erſtmalige Vorſitz, der nach den Be— ſtimmungen alljährlich zwiſchen Landwirt— ſchaftskammer und Genoſſenſchaftsverband wechſelt, wurde durch das Los entſchieden und fiel auf Verbandsdirektor Berg. Die neuge— hildete Ueberwachungsſtelle führt die Bezeich— „ung„ Milchwirtſchaftliche Ueberwachungs⸗ ſtelle für Heſſen“. Der Sitz der Geſchäftsfüh⸗ runa iſt in Darmſtadt, Sandſtraße 36. Revolle im Erziehungsht m Barrikaden und Scheilerhaufen im Sch lafſaal-10 der Rädelsführer verhaftet Strausberg, 17. 2. Im Brandenburgiſchen Landeserziehungsheim Strausberg kam es in der letzten Nacht aus noch nicht geklärter Ur⸗ ſache zu einer Revolte der Inſaſſen eines Schlafſaales. Die im Gartenhauſe unterge⸗ brachten Zöglinge, bei denen es ſich um beſon⸗ ders ſchwer erziehbare junge Leute handelt, verbarrikadierten gegen Mitternacht die Tür zu ihrem Schlafſaal, demolierten die Möbel ſchnitten die Strohſücke auf und ſchichteten das Stroh zu einem Scheiterhaufen. Der Anſtaltsführer verſuchte vergeblich, auf die Zöglinge einzuwirken. Als zwei Polizeibe⸗ amte aus Strausberg erſchienen, zerſchlugen die Zöglinge die Fenſterſcheiben und machten Miene, durch die Fenſter die Flucht zu ergrei⸗ fen. Es wurde ein Feuerwehrſchlauch herbeige⸗ holt und Waſſer gegen die Fenſter gegeben. Inzwiſchen war das Ueberfallkommando eingetroffen, das die Zöglinge durch Schreck⸗ ſchüſſe einſchüchterte, die Barrikaden beſeitigte, 10 der Rädelsführer verhaftete u. ins Straus⸗ berger Polizeigefängnis einlieferte. Der Lohn der Beſonnenheit Im Januar haben die deutſchen Sparkaſſen ihren Sparern die Zinſen für das vergangene Jahr gutgeſchrieben, über eine halbe Milliarde Reichsmark insgeſamt. Dieſe Einkommenser⸗ höhung der Sparer iſt umſo erfreulicher, als ſie Millionen kleiner und kleinſter Sparer zu⸗ gute kommt, auf die ſie ſich verteilt. Achtzehn Millionen Menſchen ſparen bei den deutſchen Sparkaſſen, tragen die oft ſehr kleinen Be⸗ träge zuſammen, die ſie mit Mühe, aber wil⸗ liger Enthaltſamkeit für ſpäter zurücklegen. Umſomehr haben ſie denn auch die Zinſen ver⸗ dient. Aber die Zinsgutſchriften an der letzten Jahreswende haben noch andere Bedeutung. Sie ſind gewiſſermaßen eine Belohnung für alle, die ſich durch die ſtürmiſchen Ereigniſſe des letzten Jahres nicht haben beirren laſſen, die vielmehr beſonnen waren und Vertrauen zu ihren Sparkaſſen gehabt haben. Die große Mehrzahl der Sparer hat ſich dieſe Belohnung in Form der jetzt erfolgten Zinsgutſchriften verdient. Die anderen aber, die glaubten, klü— ger zu handeln, wenn ſie ihr Geld abhoben, um es zu hamſtern oder in unnötigen Sachen anzulegen, dieſe andern mögen die Zinserlöſe, die ihnen entgangen ſind, als Mahnung auf— faſſen, daß man ſich nicht von Gerüchten und Unruheſtiftern verleiten, ſondern von Ver— nunft und ruhiger, ſachlicher Ueberlegung len— ken laſſen ſoll. Wer heute rückſchauend überlegt, was das vergangene Jahr an Gerüchten und Alarm— meldungen gebracht hat, die ſich nachher nicht bewahrheitet haben, der iſt wohl von Unver— nunft und Unbeſonnenheit einſtweilen kuriert. Der Zahlungsverkehr funktioniert ſeit langem wieder völlig reibungslos, und die deutſche Reichsmark iſt nach wie vor ſtabil. Wer ſein Geld gehamſtert hat, hat es allen möglichen Gefahren(Feuer, Diebſtahl uſw.) ausgeſetzt und Zinſen verloren, wer in die Sachwerte ge— flohen iſt, hat überhohe Preiſe bezahlt und von den inzwiſchen eingetretenen Preisſenkungen nichts gehabt. „J bin a ſchöner Balla. Vom gemütlichen Wiener Gericht. Bezirksgericht Mödling, Richter zum Ange— klagten Karl M.: Was ſind Sie von Beruf? — Angeklagter: Gar nix, a klane Wirtſchaft hab' i, zum Leben z'wenig und zum Sterben z'vül.— Richter: Wovon leben Sie?— An⸗ geklagter: Von der Steuerrückſtänd', die was i hab'. J verdien' weniger, Herr Richter, als a Arbeitsloſer.— Richter: Wie groß iſt Ihre Wirtſchaft, halten Sie Vieh?— Angekl.: Ja, zwa Küh' hab' i, no und a paar Kaibeln a dazua.— Richter: Wieviel Kaibeln ſind's denn?— Angekl.: So a ſiebene, vom vorigen Jahr, weil's no net trächtig waren, ſan's no Kaibeln.— Richter: No und Schweine werden S' doch auch haben?— Angekl.: Kane Schwei— ne ſan's net, des ſan nur ſieben Fad'ln.— Richter: Wenn man ſ' aber füttert, werden ſcho Schweindeln d'raus. Wann S' Fad'ln haben, müſſen Sie doch auch ein Mutterſchwein haben. — Angekl.: Ja, a Mutterſau hab' i a.— Rich⸗ ter: Alſo, Sie haben zwei Küh', ſieben Fad'ln und ein Mutterſchwein, da werden S', denk' ich heuer ſchon davonkommen. Alſo jetzt zur Klage. Sie haben der Frau M., Ihrer Nachbarin, geſagt:„San S' narriſch worden?“— Angekl.: Na, des hab' i net g'ſagt, i hab' g'ſagt:„Sö ſan net ganz zimmerrein“, des is bei uns a Volksausdruck, haßt aber ſo viel als narriſch. Si hat nämli zu mein Mad'l g'ſagt, ſie hat ihr die Mauer mit Perdekot beſchmiert.— Rich⸗ ter: Ich rate Ihnen, geben Sie eine Ehrener— klärung ab.— Angekl.: Sie ſoll aber mein Mad'l a a Ehrenerklärung geben, i kann dös auf mein Mad'l do net ſitzen laſſen, was wär' i denn für a Vatta!— Richter: Geklagt ſind Sie und nicht die Frau M., und wenn Sie keine Ehrenerklärung abgeben, müßte ich Sie beſtrafen.— Angekl.: Alſo guat, i erklär', daß i die Beleidigung zurucknimm und daß ſie halt net narriſch is. Aber a ſchöner Vatta bin i, daß i dös ſo ſitzen laſſ' auf mein Mad'l!! Der Schriftführer nimmt die Ehrenerklärung zu Protokoll, Frau M. nimmt zur Kenntnis, daß ſie nicht narriſch iſt, und zieht die Klage zurück. ——— Täklichk eilen auch im 5 Badiſchen Laudlkag Karlsruhe, 17. 2. In der heutigen Sitzung des Badiſchen Landtages kam es anläßlich des Zwiſchenrufes des Zentrumsabgeordneten Hil⸗ bert„Hitler iſt ein öſterreichiſcher Deſſerteur!“ zwiſchen Parteifreunden Hilberts und den Nationalſozialiſten und Abgeordneten anderer Parteien zu heftigen Auseinanderſetzugen, die ſchließlich zu Tätlichkeiten führten, in deren Verlauf der nationalſozialiſtiſche Abegeordnete Kraft den Abgeordneten Hilbert ohrfeigte. Durch das Dazwiſchentreten mehrerer Abge⸗ ordneter wurden weitere Handgreiflichkeiten verhindert. In der Nachmittagsſitzung des Landtags teilte der Landtagspräſident den Beſchluß des Vertrauensmännerausſchuſſes mit, daß der na⸗ tionalſozialiſtiſche Abgeordnete Kraft, der den Zentrumsabgeordneten Hilbert in der heutigen Sitzung geohrfeigt hatte, mit Ausſchluß für 60 Kalendertage zu beſtrafen ſei.