1 Sterbefall. Unſere achtbare Einwoh⸗ nerin, Frau Katharina Hofmann geb. Adler, Gattin des Zimmermeiſters Herrn Lud⸗ wig Hofmann, Alicenſtraße, hat das Zeitliche ge⸗ ſegnet. Sie erreichte 78 Jahre. R. l. P. * Aufnahme in die Volksſchule. Am Montag, den 29. Februar und Dienstag, den 1. März, nachm, von 2— 4 Uhr findet die Neu⸗ aufnahme der Schulrekruten ſtatt. Näheres in der morgigen Bekanntmachung. * Sturm im Reichstag! In der geſt⸗ rigen Reichstagsſitzung iſt es zu großen Sturm- ſzenen gekommen. Der Nationalſozialiſt Goebbels, der gegen den Reichspräſident beleidigende Aeuße⸗ rungen getan haben ſoll, vurde von der Sitzung ausgeſchloſſen.(Näheres im Sitzungsbericht auf der 1. Seite). »Wie wird das Wetter im März? Joſef Schaffler, Oberwölz, Simk. gibt folgende Wettervorherſage für März 1932. Er ſchreibt: Die erſten Tage des Monats froſtig. Um den 6., 12., 21 und die letzten Tage nach dem 26. mild. Zu Beginn des letzten Monatsdrittels Zunahme der Niederſchläge bei ſtürmiſcher Luftbewegung. Oſter- wetter mittelmäßig, veränderlich, mit der Tendenz zu Schön. * Antrag auf Beſoldungsreform. Wie die heſſiſche Lehrerpreſſe mitteilt, hat die ſozial⸗ demokratiſche heſſiſche Landtagsfraktion den Antrag auf Erlaß eines neuen Beamtenbeſoldungsgeſetzes in Heſſen geſtellt und darin gefordert, daß der Höchſt⸗ betrag der Beamtenbeſoldung im Einzelfall 12 000 Mark nicht überſchreiten dürfe, daß die Gehälter der unteren Beamten zu ſchonen und die Ruhege- hälter, ſowie Hinterbliebenenpenſionen den geänder⸗ ten Gehaltsverhältniſſen anzupaſſen ſeien. * Wiederholung:„Das Heidegrab“ Dramatiſches Singſpiel in 3 Akten von Kurt Scheidig, Muſik von P. Dietrich, wird am Sonntag, den 28. Februar 1932, im Kaiſerhof von der Operetten- und Theatergeſellſchaft wiederholt. Vorverkauf findet ſtatt ab heute im Kaiſerhof, Friſeur Georg Lang und Filiale, Friſeur Hans Froſchauer, Bismarckſtr. und bei den Mitgliedern. Sorge ſich jeder recht⸗ zeitig für einen guten Platz. Nummerierte Plätze. Cintritt 60 Pfg. * Tabahverwiegung der 193 ler Ernte. Die tabakbautreibenden Landwirte ſeien auf die heutige Bekanntmachung aufmerkſam gemacht. * Die Vollsſchule den Volksſchul⸗ lehrern. Der Bezirksverband Dieburg des Kath. Lehrervereins in Heſſen hat in einer Ent— ſchließung ſich entſchieden gegen den Plan gewandt, Kandidaten des höheren Lehrfachs im Volksſchul⸗ dienſt zu verwenden. Dies müſſe vor allem im Intereſſe der Junglehrer geſchehen »Ein ſchöner Erfolg der D. J. K.⸗ Turner. Nun hat auch bei der D. J. K. Viern- heim der Turnerſport ſeine Auferſtehung gefeiert. Unter der Leitung von zwei tüchtigen Vorturnern hat die Turnerriege am letzten Sonntag in der Turnhalle zu Heppenheim ihren erſten Geräte⸗Mann⸗ ſchaftsſieg gegen die mitkonkurrierenden Abteilungen Gernsheim, Heppenheim und Fürth erfochten. Alle Ehre der D. J. K. Heppenheim, die dieſen Griff ge⸗ tan, um dem Turnerſport im Bezirk Südheſſen durch eine öffentliche Veranſtaltung in der ſtädt. Turnhalle Geltung zu verſchaffen.— In der Beſetzung mit: Hans Effler, Hans Belz, Nikol. Bugert, Hans Trä ger, Hans Roos, Stefan Weis konnte die Mann⸗ ſchaft am Reck, Barren und Pferd die höchſte Punkt⸗ zahl erreichen und den goldenen Eichenkranz an ſich ziehen. Es erreichten: Viernheim 862 Punkte, Gerrnsheim 833 Punkte, Heppenheim 776 Punkte, Fürth 712 Punkte. An höchſte Punktzahl konnten erringen: Hans Effler 177 Punkte, Hans Träger 146 Pkt., Hans Belz 141 Pkt., Hans Roos 135 Pkt., Nikol. Bugert 135 Pkt., Stefan Weis 128 Pkt. Die vier beſten Einzelturner waren: Effler⸗ Viernheim 177 Pkt., Meiſter- Gernsheim 150 Pkt., Hofmann⸗Heppenheim 148 Pkt., Jakob⸗Jürth 140 Punkte. Wir gratulieren den Mannſchaften und Turnern zu ihrem Erfolge. Sie mögen ein An- ſporn ſein für die Turner, die noch abſeits ſtehen und für diejenigen, die ſich für den Turnſport bei der D. J. K. intereſſieren. Anmeldungen zur Ver- ſtärkung der Riege ſind herzlich willkommen.— D. J. K.⸗ Heil! 5 Bekanntmachung. Betreffend: Verwiegung des Tabaks 1931er Ernte. Gemäߧ 24 Abſ. 1 des Tabakſteuergeſetzes vom 12. 9. 19. hat die Verwiegung des im In- lande geernteten Tabaks vor Beginn der Gärung, ſpäteſtens bis zum 1. März des auf die Ernte folgenden Jahres ſtattzufinden. Sollten einzelne Tabakpflanzer jetzt noch im Beſitz unverwogenen Tabaks ſein, ſo werden ſie zur Vermeidung von Weiterungen hiermit aufgefor- dert, denſelben ſpäteſtens am Montag, den 29. Febr. 1932 vormittags zwiſchen 9— 12 Uhr im Hofe des hieſigen Zollamts zur Verwiegung zu ſtellen. Viernheim, den 23. Februar 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Der für den Bereich der heſſiſchen land⸗ und forſtwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft gebildete Ausſchuß zur Feſtſtellung der durchſchnittlichen Jahresarbeitsverdienſte land- und forſtwirtſchaftlicher Arbeiter hat gemäß 8 933 der Reichsverſicherungs- ordnung die Jahresarbeitsverdienſte wie folgt feſt⸗ eſetzt: 5 9 Gebiet des Volksſtaates Heſſen iſt in 3 Lohngebiete eingeteilt. Es gehören 2 zum zweiten Lohngebiet die Verſicherungsamtsbezirke: Bensheim, Dieburg, Erbach, Heppenheim, Gießen-Land, Fried— berg, Worms⸗Land, Alzey, Bingen, Oppenheim. Als durchſchnittliche Jahresarbeitsverdienſte gelten: A) Für Arbeiter, Gehilfen, über von unter 5 Geſellen, Lehrlinge 21 Jahre: 16—21 Jahr.: 16 Jahr.: 1. In der Landwirk⸗ f i ſchaft beſchäftigte: 0 Geſpannführer: b) Mägde: c) Taglöhner, männl. 0„ weilb. 2. Forſtwirtſchaftliche Arbeiter: „ männliche: „ weibliche: 3. Gärtner u. Garten⸗ arbeiter: a) gelernte Gärtner männliche: weibliche: b) ſonſt. Gartenarbeiter: männliche: weibliche: 4. Im Weinbau be⸗ ſchäftigte Arbeiter: männliche: weibliche: B) Für Verſicherte, die nicht als Lohnarbei⸗ ter bei der Berufsge⸗ noſſenſchaft verſichert ſind: 1. Betriebsunternehmer 975 2. Ehegatten der Be⸗ triebsunternehmer: 3. Sonſtige im Betrieb Beſchäftigte und Be⸗ triebsfremde männliche: 750 615 405 weibliche: 435 360 255 Für Verſicherte, die zur Zeit des Unfalles über 65 Jahre alt ſind, vermindern ſich die vor⸗ ſtehenden Sätze um ein Viertel, für Verſicherte, die zur Zeit des Unfalles über 75 Jahre alt ſind, um die Hälfte der Verdienſte für Verſicherte über 21 Jahre. Damit iſt die Anrechnung einer vor dem Unfall vorhandenen Erwerbsbeſchränkung für dieſe Altersgruppe abgegolten, es ſei denn, daß der Verletzte ſchon vor dem Unfall Invalidenrente wegen Invalidität bezogen hat. Vorſtehende Feſtſetzungen gelten nicht für Rechnungsführer, Lagerverwalter, Buchhalter, Buch⸗ halterinnen, Gutsverwalter, Wirtſchaftsführer, Guts⸗ aufſeher, Vögte, Forſtgehilfen(Wildmeiſter, Jäger) Forſt⸗ und Jagdaufſeher,(Forſtſchutzbeamte), Meier und Meierinnen, Molkereimeiſter, Kuhmeiſter, Käſer, Schafmeiſter, Oberknechte, Geſtüttswärter, Futter ⸗ meiſter, Bereiter, Fiſchmeiſter, Torfmeiſter, Rieſel⸗ meiſter, Wirtſchafterinnen, Verwalterinnen, Brauer, Stärkemeiſter, Kraftwagenführer, Schloſſer, Säge- meiſter, Tiſchler, Sattler und Küfer. Dieſe Feſtſetzung tritt mit Wirkung vom 1. Januar 1932 in Kraft. Mit dem gleichen Tage tritt die ſeitherige Feſtſetzung außer Kraft. Darmſtadt, den 2. Februar 1932. Heſſ. Oberverſicherungsamt gez. Penn rich. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hier- mit zur öffentlichen Kenntnis. Viernheim, den 23. Februar 1932. 990 675 840 495 870 585 705 390 540 510 450 270 765 540 540 300 1080 660 1080 660 840 495 990 585 615 Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lambert h. Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Freitag, den 26. Februar 1932, vorm. 11 Uhr werden im Sitzungsſaale des Rathauſes, nachſtehende Allmendgrundſtücke öffentl. verſteigert: Oberlück 7. Gew Nr. 53 Oberlück 12. Gew. Nr. 56 Alter Garten 1. Gew. Nr. 42 Großer neuer Garten Nr. 17 Brunnenacker 2. Gew. Nr. 4 Am Kirſchenweg links Nr. 33 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 20 Kleiner Neuenacker im Kleinbruchfeld Nr. 78 Allmen Nr. 20 5 Dreiruthen Nr. 2 Vierruthen Nr. 53 Mittlere lange Theilung Nr. 80 Krottenwieſe(Wieſe) Nr. 17 Oberbruchweide 5. Gew. Nr. 19 Oberlück 6. Gew. Nr. 25 Oberlück 8. Gew. Nr. 19 Alter Garten 1. Gew. Nr. 5 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 9 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 29 Kleiner Neuenacker i. Gr. Nr. 44 Allmenfeld 2. Gew. Nr. 45 Rothfeld 1. Gew. Nr. 17 Dreiruthen Nr. 53 Vierruthen Nr. 49 Mittlere Lange Theilung Nr. 74 Krottenwieſe(Wieſe) Nr. 2 Overbruchweide 3. Gewann Nr. 8 Oberlück 6. Gew. Nr. 16 Oberlück 8. Gew. Nr. 10 Kl. neuer Garten Nr. 34 Sandgaben Nr. 45 Sandgaben Nr. 63 Kleinbruchfeld 2. Gew. Nr. 44 Gr. Bruchfeld 2. Gew. Nr. 18 Kl. Neuenacker im Gr. Bruchfeld Nr. 91 Allmenfeld 2. Gew. Nr. 17 Rothfeld 1. Gew. Nr. 21 Vierruthen Nr. 40 Vierruthen Nr. 95 Krottenwieſe(Acker) Nr. 52 Oberbruchweide 1. Gew. Nr. 20 Schloth Nr. 27, 88 Viernheim, den 23. Februar 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth Bereins⸗ Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Männergeſangperein. Donnerstag abend 8 Uhr 2. Tenor, halb 9 Uhr alle Stimmen. Reſt⸗ loſes Erſcheinen erwartet Der Präſident. Todes⸗Anzeige. In Gottes Willen hat es gelegen, meine liebe Frau, unſere 5 2. gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter u. Tante, Frau 3 Katharina Hofmann geb. Adler wohlvorbereitet mit den hl. Sterbeſakramenten, im 78. Lebens- jahre in die ewige Heimat abzurufen. Um ein Gebetsalmoſen bitten: Die trauernd Hinterbliebenen. Viernheim u. Flörsheim, den 24. Februar 1932 Die Beerdigung findet am Freitag nachmittag 4 Uhr vom Sterbehauſe, Alicenſtraße 14 aus, ſtatt. Saftladen, nachm. ½3 ſtatt. 1. Geſchäftsbericht Kaſſenbericht . Bericht der Rev Vorſtandes 4. Wahl der ausſche 5. Verſchiedenes. einzureichen. höflichſt ein. Hierzu 210 Mebinnal-Perhand Viernheim. Sonntag, den 28. Februar 1932 findet im Generalverſammlung Tagesordnung: Anträge ſind ſchriftlich bis zum 28. Februar, Vormittags beim 1. Vorſitzenden Adam Gutperle Uhr unſere diesjährige iſoren und Entlaſtung des idenden Vorſtandsmitglieder laden wir alle Mitglieder ist mein Monte Ausnahme A Donnerstag, den 25. ds. Mts. im Kettelerſälchen Vortragsabend. Auch die Jungmänner ſind herzlichſt eingeladen. Um zahlreichen Beſuch bittet Der Vorſtand. halle eine verweigert wurde. Erſcheinen. chtung Mitalieder des Medizinal⸗Verbandes. Ain Donnerstag Abend findet in der Gambrinus⸗ Verſammlung derjenigen Mitglieder ſtatt, denen wegen Nichtlöſung eines Krankenſcheines die Auszahlung der Rechnungen Wir erwarten im eigenen Intereſſe vollzähliges lohnender Verdienst! Für den Verkauf eines hdr U. Heladechels Abnehmer, die Privatleute besuchen, gesucht. Karl Walther, babenhausen(Hessen). RETTER in der Not! weiße Innenseite, Nieten, staubdicht Georg Martin Kiesstraße Danksagung. Für die wohltuenden Beweise herzlicher Anteil nahme beim Heimgange unserer lieben Vorstorbenen innigsten Dank. Jm Namen der trauernden Hinterbliebenen: Emil Hofmann. uranzug„Dreinaht“ Der Vorſtand. in ſchöner Lage preiswert zu verkaufen. Näheres: Weinheimerstr. 27 preis Mk. 10. Für die zum Kochen— Die Einberufer. eee Prima Backöl Feinſtes Tafelöl Cocosfett Margarine Weizengries Wirtſchaftsäpfel Erbſen Pfd. 25 Pfg. O bſt⸗ und G Reine deutſche Winzer 5 Pr empfehle zu billigſten Preiſen: Feinſte ſüdd. 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Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. A Nr Ar. 47 eee eee ee ECC ˙ A Hindenburg oder Hitler? * Alle Welt ſteht in dieſen Tagen in Erwar— tung des großen innerpolitiſchen Entſcheidungs— 0 der ſich am 13. März bei uns abſpielen fol. Die Harzburger ziehen uneinig in den Kampf um die Präſidentſchaft. Ihre wochenlangen Be— mühungen, ſich auf einen einheitlichen Kandidaten zu einigen, ſind endgültig geſcheitert. Daß es ſo gekommen iſt, lag weniger an einem Mangel an Entgegenkommen auf Seiten Hugenbergs als an der Intranſigenz der Nationalſozialiſten. Hugen— berg ſoll, wie glaubhaft verſichert wird, bereit ge— weſen ſein, ſeine Anhänger einer Kandidatur des nationalſozialiſtiſchen Führers Hitler zur Verfü— gung zu ſtellen unter der Bedingung, daß ihm be— ſtimmte Zuſicherung für die Ausübung der Herr— ſchaft, die man ſchon in Händen zu haben glaubt, gegeben würden. Die Nationalſozialiſten haben dieſe Bedingung abgelehnt und zwar aus einer geiſtigen Einſtellung heraus, die ihnen die Deutſch— nationale Partei und den Stahlhelm als verächt— lich kleine Gruppen und Anhängſel der alles über— ſchattenden nationalſozialiſtiſchen Bewegung er— ſcheinen läßt. Die Fronten im Präſidentſchaftskampf ſind nunmehr ſcharf und überſichtlich abgegrenzt. Es ſtellen ſich alſo vier Bewerber beim deut— ſchen Volk zur Wahl: Hindenburg als Repräſentant der ſtaats— treuen, ordnungsliebenden Bevölkerungsmehrheit, Hitler als Kandidat der Nationalſozialiſten, Düſterberg als Anwärter der Deutſchnatio— nalen und ſchließlich der„Reitergeneral“ Thäl— mann für die Kommuniſten. Für die Zerfahren— heit im Harzburger Lager iſt nichts charakteriſti— ſcher als die Begleitumſtände dieſer Kandidaten— proklamation. Wochenlang haben die Deutſchna— tionalen und nationalſozialiſtiſchen Führer die Köpfe zuſammengeſteckt, aber wie immer, wenn ſachliche Entſcheidungen zu treffen ſind, kamen die Männer der Harzer Front zu keinem poſitiven Entſchluß. Inzwiſchen ſteht es nunmehr parteiamtlich feſt, daß die Einigkeit der Harzburger Front in die Brüche gegangen iſt. Man begnügt ſich einſtwei— len mit der Hoffnung, daß die Einigung für den zweiten Wahlgang doch noch zuſtande kommt. Der Teil des deutſchen Volkes der ſich nichts Gutes von einem Parteipräſidenten berſpricht, wird beſtimmt ſein Möglichſtes tun, um die Harz⸗ burger aller Sorgen um einen zweiten Wahlgang zu entheben. Unvoreingenommenen und unverbkenderen Deutſchen kann die Entſcheidung zwiſchen Hindenburg und Hitler nicht ſchwer fallen. Wer will, daß ſich die Entwicklung Deutſchlands in geordneten Bahnen vollzieht, daß ein Mann an der Spitze des Reiches ſteht, deſſen Charakter und Perſönlichkeit die Entwicklung verbürgt, wer auf das dumme Geſchwätz von dem„Syſtem“ das an Deutſchlands ſchwieriger Lage ſchuld ſei, nicht hereinfällt, wer einen erprobten, ſelbſtloſen, über den Parteien ſtehenden Reichspräſidenten haben will, der kann ſich nur für Hindenburg ent⸗ ſcheiden. Wer dagegen einen Mann der großen Worte, den Träger einer Bewegung, die das Volk in Bürgerkrieg und außenpolitiſche Abenteuer zu ſtürzen droht, für fähig hält, den höchſten Poſten im Reiche einzunehmen, der mag Hitler wählen. Zur Beurteilung der Gegner, die Hindenburg gegenüberſtehen, iſt es auch nötig, folgendes zu wiſſen: Zwiſchen den Harzburgern iſt, wie ſchon geſagt, ein erbaulicher Kampf um die ſtaatl. Fut⸗ terkrippe entbrannt um deswillen die Ein— heits⸗Kandidatur in den letzten Tagen zunichte geworden iſt. Ueber die Vorgänge, die hin⸗ ter den Kuliſſen der„nationalen Oppoſition“ ge⸗ ſpielt haben, macht die„Deutſche Allgemeine Zei⸗ tung“, die der Rechtsoppoſition ſehr gewogen iſt, folgende kritiſche Bemerkungen:„Man zerbricht ſich den Kopf über künftige Regierungsbildungen, bei denen manche Reſſorts ſo gewertet ſind, daß man gleich drei bis vier Anwärter für eines der Aemter beſitzt. Darüber kämpft und ſtreitet man, während der Bär nicht nur noch nicht erlegt iſt, ſondern ſich beſter Geſundheit erfreut und der Schar ſeiner Gegner gerade einen gewaltigen Streich geſpielt hat.“ Damit iſt gleichzeitig die politiſche Situation, der ſich das Kabinett Brüning in dem jetzt begonnenen Reichstagskampf gegen⸗ überſieht, und die traurige Verfaſſung einer Rechtsoppoſition treffend gekennzeichnet, die immer ſo ſehr ſchmälern kann über die Herrſchaft des „Parteibuches“ bei den andern. Donnerstag, d D Der Auftakt im Reichstag am Dienstag hat uns ja einen recht üblen Vorge⸗ ſchmack von den Dingen gegeben, die uns in die— ſem Wahlkampfe bevorſtehen indem ein national— ſozialiſtiſcher Abgeordneter es fertig brachte, un— ſeren verehrungswürdigen Reichspräſidenten in einer Weiſe zu beleidigen, die bei jedem anſtän— digen Menſchen nur Abſcheu hervorrufen kann. Es wäre tief bedauerlich, wenn Hindenburg, der ſich aus reinſter Selbſtloſigkeit noch einmal für ſein Volk opfern will, in den kommenden Tagen des Wahlkampfes noch öfter ſolchen Verunglimpfungen ausgeſetzt wäre. Berlin, 24. 2. Vor der Fortſetzung der Aus⸗ ſprache über den Wahltag für die Wahl des Reichspräſidenten und die damit verbundenen volitiſchen Anträge gab Reichswehrminiſter Groener folgende Erklärung ab: „In der geſtrigen Sitzung hat der Abg. Goebbels nach Feſtſtellung des Aelteſtenrats folgendes geſagt:„Sage, wer dich lobt, und ich ſage dir, wer du biſt. Hindenburg gelobt von der Partei der Deſerteure.“ Ich ergreife die Gelegenheit, wo Dr. Goebbels wieder anwe— ſend iſt, auf dieſes Wort noch einmal einzuge— hen. Die überwiegende Mehrheit des deutſchen Volkes wird es als eine Ungeheuerlichkeit auffaſſen, wenn der oberſte Soldat des Krie— ges, der Sieger von Tannenberg, der Mann, der ſich freiwillig zu Anfang des Krieges in den Dienſt des Vaterlandes geſtellt hat, der Mann, der dieſen Dienſt auch dann nicht verlaſſen hat, als alles zuſammenbrach, wenn Hindenburg in irgendwelche Beziehung zu dem Wort Deſer— teur gebracht wird.(Abg. Dr. Goebbels:„Das iſt nicht geſchehen, Herr Miniſter.“) Dieſe Belei— digung, die ein Mann auszuſprechen wagt, der ſelber den Krieg nur vom Hörenſagen kennt, kann zwar der Größe der Leiſtung des Gene— ralfeldmarſchalls ebenſowenig anhaben wie der Verehrung, die das deutſche Volk vor ſeiner Pflichterfüllung im Krieg und Frieden erfüllt. Aber als Mitglied der Reichsregierung und als Vertreter der deutſchen Wehr⸗ macht habe ich die Pflicht und den Auf⸗ trag, dieſe ungeheuerliche Aeußerung des Abg. Goebbels als eine Beleidigung nicht nur des Herrn Reichspräſidenten, ſondern des deutſchen Volkes zu kenn⸗ zeichnen und ſie auf das ſchärfſte zurück⸗ zuweiſen.“ Dieſe Erklärung des Miniſters wurde von der Mehrheit mit ſtürmiſchem Beifall, von den Nationalſozialiſten mit lärmendem Proteſt auf— genommen. Präſident Löbe ließ wegen dauern— der Störung und beleidigender Zurufe den na— tionalſozialiſtiſchen Abgeordneten Dr. Ley und den deutſchnationalen Abgeordneten Kleiner aus der Sitzung ausſchließen. In der dann fortgeſetzten Ausſprache nahm hierauf Genf, 25. Febr. Botſchafter Nadolny hielt geſtern im Senderaum des Radio Geneve eine über die amerikaniſche Rundfunkgeſellſchaft Co— lumbia Broadcaſting Comp. nach Amerika über⸗ tragene Rede, in der er den amerikaniſchen Hörern den Standpunkt der deutſchen Delega⸗ tion auf der Abrüſtungskonferenz darlegte. Der Botſchafter betonte, daß Deutſchland eine Herabſetzung der Rüſtungen und die Be⸗ ſeitigung ſeiner bisherigen Diskriminierung fordere, damit es die von der Konferenz zu be⸗ ſchließende Abrüſtungskonvention mit den glei⸗ Zeitung viernheimer Anzeiger Viernheime (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 2. n 1 Es iſt zu hoffen, daß die Zeit bis zur Prä⸗ ſidentenwahl nicht ausſchließlich der Vernebelung durch Phraſen, ſondern auch der Aufklärung über die wirkliche Lage der Dinge dienen wird. Dieſe Lage wird auch dadurch gekennzeichnet, daß der— ſelbe Hitler, der ſich jetzt nötigen ließ, gegen Hin— denburg in die Schranken zu treten, zunächſt nicht abgeneigt war, den Reichskanzler bei ſeinen Be— mühungen, eine parlamentariſche Amtsverlänge— rung Hindenburgs zu ermöglichen, zu unterſtützen. Und dieſer Mann des„Heute ſo und morgen ſo“ wird nun den gut gläubigen Anhängern als der „Führer“ hingeſtellt. Abrechnung mit Abg. Göbbels Wieder Sturmſzenen im Reichstag— Sitzung zweimal unterbrochen Groener:„Es iſt eine Ungeheuerlichkeit, Hindenburg in irgend⸗ welche Beziehung zu dem Wort Deſerteur zu bringen“ Abg. Dr. Breitſcheid(Soz.) das Wort. Abg. Dr. Breitſcheid führte aus, er habe nicht geglaubt, daß die Nationalſozia— liſten hier im Reichstag für die Wahl Hitlers zum Reichspräſidenten Stimmung machen würden, zumal da Dr. Goebbels bereits im Sportpalaſt Hitler nicht nur als Kandidaten, ſondern ſchon als gewählten Reichspräſidenten ausgerufen habe. Die Nationalſozialiſten ſeien anſcheinend nur in den Reichstag gekommen, um gegen die Sozialdemokratie Verunglimp— fungen und Beſchimpfungen auszuſtoßen, weil ſie in der Sozialdemokratie den Hauptfeind erblicken. Wenn der Verſuch glückte, Hinden— burg zu einem Bruch mit dem Syſtem zu ver— anlaſſen, dann würde er noch heute von der nationalen Front begnadigt und wieder auf— genommen werden. Hindenburg, ſo fuhr Dr. Breitſcheid fort, iſt der Vertreter der Weltan ſchauung, die ſelbſtverſtändlich mit der ſoziali— ſtiſchen nichts zu tun hat. Wir ſind von Hin⸗ denburg angenehm enttäuſcht worden. Er hat nichts unternommen, um die Verfaſſung zu verletzen. Im Wahlkamp; von 1925 mag man⸗ ches ſcharfe Wort gefallen ſein, niemals haben wir uns aber ſolcher Beſchimpfungen ſchuldig gemacht wie die Vertreter der Rechtsparteien gegen den Präſidenten Ebert.(Stürmiſche Zu⸗ ſtimmung bei den Sozialdemokraten.) Nach der Hindenburgwahl hat unſere Fraktion erklärt, daß wir uns nach den Geſetzen der Demokratie dem Willen der Volksmehrheit beugen und dem neuen Präſidenten den nötigen Reſpekt entgegenbringen würden, ſolange er ſich im Rahmen der beſchworenen Verfaſſung halte. Bei der vorigen Präſidentenwahl wurde Hin- denburg von den Rechtsparteien in Poeſie und 1 7 2 99* f Proſa als der Retter gefeiert. Heute gilt er als das ſchwächliche Organ des von der Rechten bekämpften Syſtems. Es iſt nicht lange her, da gaben die Rechtsparteien die Parole aus „Mehr Macht dem Reichspräſidenten!“, jetzt ſoll dieſe Macht in unerhörter Weiſe einge⸗ ſchränkt werden, jetzt verlangen die gleichen Leute, daß der Reichspräſident über den Kopf des Reichstags hinweg einen Kanzler entlaſſe, der ihnen nicht gefällt, und an ſeine Stelle einen Kanzler ſetze, der das Vertrauen der „nationalen Oppoſition“ beſitze. Nun, wo der Retter von ehedem zum alten Eiſen geworfen wird, tritt die Harzburger Front zuſammen, Deutſchlands Forderung in der Abrüſtungsfrage Boiſchaſter Nadolnn ſpricht für den amerikaniſchen Rundfunk chen Rechten und Pflichten unterzeichnen könne wie alle übrigen Staaten. Zu den franzöſiſchen Forderungen nach wei⸗ terem Ausbau des ſogenannten internationalen Sicherheitsſyſtems bemerkte Botſchafter Nadol⸗ ny, daß die Schaffung einer internationalen Po— lizei unvorſtellbar ſei, die Internationaliſierung der Luftfahrt gänzlich unvorſtellbar ſei, wenn nicht vorher ein auf freiwilliger Vereinbarung beruhender Ausgleich der Rüſtungen auf das denkbar niedrigſte Niveau zuſtandekomme. und das Ergebnis iſt, daß die große geſchloſ— ſene Harzburger Front auseinanderfällt. Wir freuen uns, daß als ernſthafter Gegner Hin— denburgs Hitler ſelbſt auftreten will und daß Hitler ſelbſt ſich die Niederlage holt und nicht einer ſeiner Offiziere. Hitler hat es allerdings noch nicht für nötig gehalten, ſich um die deu“ ſche Reichs⸗ und Staatsangehörigkeit zu be mühen, wie es jeder andere Menſch tun muß. Abg. Dr. Breitſcheid erörterte ſodann die Folgen, die ſich aus einem Hitler-Sieg bei der Reichspräſidentenwahl für die deutſche In⸗ nen⸗ und Außenpolitik ergeben würden. Die erſte Antwort, ſo meinte er, würde heißen: Sturz der Weimarer Verfaſſung. Das Terrain der Notverordnungen kann beſeitigt werden, dann iſt das Fundament beſeitigt. Schließlich läuft das nationalſozialiſtiſche Programm da— rauf hinaus, die Majorität zu beſeitigen, das Recht der Mehrheit des Volkes zu vernichten. Es wird ſich ja zeigen, auf welcher Seite der Volkswille ſteht. Glaubt Herr Goebbels mit Frankreich zu einem beſſeren Ergebnis zu ge— langen, wenn er Frankreich als den„ſchurki⸗ ſchen Nachbarn“ bezeichnet? Sie(zu den Nat. Soz.) wollen den Poung-Plan zerreißen? Bei der Abſtimmung über den kommuniſtiſchen Antrag, alle Reparationszahlungen einzugel— len, haben Sie ſich aber der Stimme enthalten. Inzwiſchen haben ſich die Unruhe und die abſichtlichen Störungsverſuche in den national⸗ ſozialiſtiſchen Reihen ſo geſteigert, daß einige Sätze des Redners in dem Lärm untergehn. Der natioalſozialiſtiſche Abgeordnete Petter wird von dem Präſidenten aus der Sitzung ausgeſchloſſen, weil er eine Reichsdruckſache laut vorgeleſen und damit den bewußten Ver— ſuch gemacht hat, die Verhandlungen zu ſtören. Mit dem ausgewieſenen Abgeordneten verlaf⸗ ſen auch alle übrigen Nationalſozialiſten den Saal, wobei ſie an der Türe noch einmal zu— rückrufen:„Schieber!“ Darauf kommt aus dem Zentrum der Gegenruf:„So ſehen die Er— neuerer Deutſchlands aus!“ Die Deutſchnatio⸗ nalen, zuletzt der Abg. Oldenburg⸗Januſchau, ſchließen ſich dem Auszug der Nationalſozia⸗ liſten an. Abg. Dr. Breitſcheid(Soz.) erörtert in der Fortſetzung ſeiner Rede die Folgen, die ſich aus einem Hitler-Sieg bei der Reichspräſiden⸗ tenwahl für die deutſch Innen- und Außen⸗ politik ergeben würden. Innenpolitiſch würde in einem ſolchen Falle das Fundament der Weimarer Verfaſſung zer⸗ ſtört ſein. Daran können alle Legalitätsbeteue⸗ ungen Hitlers nichts ändern. Das Reichsge— richt hat in ſeinem Urteil vom 21. Februar 30 ganz einwandfrei den illegalen Charakter der Nationalſozialiſtiſchen Partei feſtgeſtellt. Mi⸗ niſter Groener und General Schleicher ſollten dieſes Urteil aufmerkſam ſtudieren, ehe ſie noch einmal in einem Erlaß der Nationalſozialiſten den Eingang in die Reichswehr öffnen. Der Sprecher der Nationalſozialiſten Abg. Straſſer hat den Miniſter Groener als Mann des Eid— bruches und Wortbruches beſchimpft. Er hat ihn den Mann des Hochverrates genannt. Wenn Sie, Herr Miniſter Groener, perſönlich d ſo leicht nehmen, der Staat kann es nicht ſo leicht nehmen.(Beifall bei den Sozialdemo⸗ kraten.) Wir wollen um des Staates und des— Volkes willen den nationalſozialiſtiſchen Fa⸗ ſchismus von der Macht fernhalten. Deshalb werden wir für den Präſident⸗ ſchaftskandidaten ſtimmen, der die meiſte Aus⸗ ſicht hat, die Mehrheit der Stimmen gegen den Faſchismus zu ſammeln. Mit der Eiſernen Front wollen wir den Abwehrkampf gegen den Faſchismus führen nach dem alten Wort: Der Gott, der Eiſen wachſen ließ, der wollte keine Knechte. Reichswehrminiſter Groener erwidert auf die Ausführungen des Abg. Dr. Breitſcheid zu dem jüngſten Reichswehrerlaß: Die Erklärungen des neuen Reichsbanner⸗ führers Holtermann hätten ergeben, daß das Reichsbanner ſich nicht mit der Aufſtellung von illegalen Polizeitruppen befaſſen wolle, ebenſo wolle er ſich nicht illegal mit militäri⸗ ſchen Organiſationen befaſſen. Wenn der Bun⸗ desführer des Reichsbanners dieſe Richtlinien in ſeinem Bunde durchzuſetzen in der Lage iſt, ſo wird er der öffentlichen Ruhe dienen, zu deren Aufrechterhaltung im Falle der Not allein die geſetzlichen Machtmittel des Staates da ſind. In dieſem Sinne habe ich in meinem Antwortſchreiben an Herrn Höltermann ſeine loyale Erklärungen begrüßt. Weiter iſt zu ſa⸗ gen: Sie(zu den Sozialdemokraten) unter⸗ ſtellen einen Kurswechſel des Reichswehrmini⸗ ſteriums. An einem Kurswechſel denke ich nicht. (Widerſpruch bei den Kommuniſten.) Der Kurs geht geradeaus zum Wohle des Staates. Ich kenne nur den Weg der Verfaſſung. Auf bieſem Wege bin ich gewillt, die Machtmittel des Staates nötigenfalls ohne Zögern ind rück— ſichtslos einzuſetzen. Mein Standpunkt über Einſtellung in die Wehrmacht iſt im Grundſatz unverändert, wie ich ihn im Herbſt unter dem lebhaften Beifall der Mehrheit dieſes Hauſes hier feſtgelegt habe. Die praktiſche Anwendung dieſer Grundſätze gebietet jetzt die Einſtellung in die Wehrmacht auch für Angehörige der NSDAP bei einſchniedenden Sicherungen. Ich habe niemals meine Hand zu einem politiſchen Geſchäft auf dem Rücken der Wehrmacht ge— boten. Die Wehrmacht ſteht über den Parteien. Vorbedingung für den Eintritt in zie iſt der Verzicht auf jegliche Zerſetzungsarbeit.(Rufe bei den Kommuniſten: Das haben Sie ja gar icht nötig.) Die hier wiederholt abgegebenen Erklärungen des Führers der NS DA und ſein Bekenntnis zur Legalität, erſtmals dur den Bruch mit dem radikalen Führer Stennes dargetan, zeigen, daß der Führer der NSDAP beſtrebt iſt, illegale Elemente aus ſeiner Par— tei auszuſchließen. Das ſtellen auch die Ent— ſcheidungen des Reichsgerichtes ausdrücklich feſt. Dieſe Tatſachen haben mich beſtimmt das Ehrenrecht der Landesverteidigung auch den Angehörigen der NSDAP nicht länger vorzu— enthalten. Die Befürchtungen aus dieſem Er— laß begreife ich nicht. Der Erlaß hat alle Siche— rungen getroffen. Der Miniſter wiederholt noch einmal die Beſtimmungen des Erlaſſes und betont, daß die unveränderte unpolitiſche Hal— tung der Reichswehr geſichert bleibt.(Unruhe bei den Kommuniſten.) Abg. Dr. Bolz(Ztr.): Der geſtrige Tag war ein unwürdiger Tag für das Parlament. Die Kritik, die geſtern hier in verletzenden Formen ſich gezeigt hat, iſt Kritik ohne Rückſicht auf na— tionale Würde und ohne einen Vorſchlag für beſſere Löſungen. Dieſe Kritik ſollte ihre Grenze da finden, wo das nationale Intereſſe geſchä— digt wird. Ihre Kritik(zu den Natſ.) iſt gren⸗ zenlos, gewiſſenlos, rein negativ ohne lt, iſt nichts als Verhetzung, Vergiftung, Zerſtö— rung.(Beifall im Ztr.). Während die Aufga— ben der Stellung des Reichspräſidenten gerade von der rechten Seite vor ſieben Jahren in einer gewiſſen Ueberparteilichkeit geſehen wur— den, wollen jetzt dieſelben Kreiſe das Amt des Reichspräſidenten mit parteipolitiſchen Bindun— gen verſehen. Man mutet dem Reichspräſiden— ten von Hindenburg zu, daß er die Regierung Brüning zum Teufel jagt, aber man kann nicht einmal plauſible Gründe dafür angeben. In den entſcheidenden Fragen der Politik, vor al— lem in der Reparations- u. Abrüſtungspolitik, gibt es im Volke gar keine Meinungsverſchie— denheit mit der Regierung. Unſere Aufgabe iſt es, den Verſuch zu machen, die Dinge zu beſſern. Meinungsverſchiedenheiten zu überwinden, wenn man mit Verantwortungsgefühl an die Aufgabe herangeht und wenn man den ehr— lichen Willen hat, wirklich aufzubauen und Ar- beit zu ſchaffen. Hier verſagen Parteien und Parlament und zwingen die Regierung zu Not— verordnungen. Ich bitte den Kanzler, ſeine Maßnahmen dem Volle ſo darzuſtellen, daß es ſieht, ob ihm ein Hoffnungsſtrahl winkt. Auch in der Notzeit brauchen wir wirtſchaftliche Freiheit. Es darf nicht einſeitig die Exportwirt⸗ ſchaft bevorzugt werden, ſondern wir müſſen Das Medaillonbild Roman von Anny v. Panhuts. [Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold 78. Fortſetzung. Renate packte vor Erregung über die nur allzu deutliche Beſchreibung den ſchmalen Jun⸗ gen an beiden Schultern. Er ſtarrte ſie verblüfft an. Doch ſchon hatte ſie ihn freigegeben, rief dem Chauffeur zu:„Nach Potsdam!“ und war in das Auto gesprungen. Fritz ſtand ſtatuenhaft, und ein glückliches Lächeln legte ſich über ſein Geſicht. Es war hübſch gewesen, wie die Hände der Bewunderten ſo feſt auf ſeinen Schultern gele⸗ gen hatten, wirklich ſehr hübich Er ſchüttelte die Erſtarrung ab, und ſein ſchloues Jungenhien fing an, allerie: kühne Zu⸗ ſammenhänge zu ſuchen zwiſchen Juan Caſero, den beiden Herren, die ihre Namen nicht ge⸗ nannt, und Renate Wittenborn, die nun im Auto nach Potsdam fuhr, wohin die Herren wahrſcheinlich mit der Eiſenbahn gefahren. Renate aber ſaß jetzt in noch größerer Auf— regung im Auto als borhin wührend der Fahrt ins Hote/. Die Beſchreibung der beiden Herren, mit denen ſich der geliebte Mann entfernt, war viel zu charakteriſtiſch, als daß ſie nicht ſofort ge wußt hätte, es handelte ſich um Otto Holz und Karl Kruſe. Was gerade die zwei bei ihm gewollt, dünk⸗ te ihr nebenſächlich, wichtig aber war, daß ſie ihn zuletzt geſehen, mit ihm geredet hatten, u. vielleicht gar etwas zu ſagen wußten, was ihr half, ihn zu finden. nach Möglichkeit unſeren Binnenmarkt ſtärken. Wir brauchen vor allem eine Einſchränkung der Einfuhr aus dem Ausland. Das bedeutet nicht Autarkie; denn Autarkie iſt Utopie. Wir bedürfen auch einer anderen inneren Einſtellung bei den Handelsvertragsverhand⸗ lungen, einer anderen Zielſetzung. In der Agrarpolitik müſſen wir hinſichtlich der Ernäh⸗ rung mindeſtens unabhängig vom Auslande werden. Solche Agrarpolitik iſt auch die Grund⸗ lage einer dauerhaften Siedlungspolitik. Unſe⸗ re zweite Aufgabe iſt die Verhinderung der Proletariſierung noch weiterer Kreiſe und Schaffung und möglichſte Neubildung und Er⸗ weiterung der ſelbſtändigen Kreiſe des Mittel⸗ ſtandes. Wir möchten auch wünſchen, daß Schluß gemacht wird mit dem Inflations⸗ gerede. Die nationale Oppoſition bildet ſich ſchon ein, mit der radikalen Linken den Sturz der Regierung herbeizuführen. Ende dieſer Wo⸗ che ſoll der erſte Sieg erfochten werden, und am 13. März der zweite. Wir haben ſo viel Ver⸗ trauen zur Beſonnenheit in dieſem Parlament, zu glauben, daß der erſte Sieg ihnen nicht zu— fällt, und daß der 13. März eine noch ſchwerere Niederlage für ſie ſein wird.(Beifall) Abg. Dr. Freiherr von Freytagh⸗Loringho⸗ ven(Dnl.). Bei den Präſidentſchaftswahlen geht es um die Aufrechterhaltung des heutigen Regimes. So verheerend dieſes Syſtem ſich in— nen⸗ und wirtſchaftspolitiſch ausgewirkt hat, muß es doch vor allem um ſeiner Außenpolitik willen bekämpft werden. Dieſe Außenpolitik ſtellt eine Kette von Mißgriffen und Niederla⸗ gen dar, und ſie bringt die letzten deutſchen Möglichkeiten parteipolitiſchen Zielen zum Op⸗ fer. Der Redner geht im einzelnen auf die außenpolitiſchen Ereigniſſe des Vorjahres und der letzten Wochen ein und erklärt ſchließlich: Wir wollen dieſes Syſtem nicht mehr dulden, das uns immer tiefer in die Knechtſchaft hinein⸗ geführt hat. Der Sturz dieſes Syſtems iſt das Ziel des Wahlkampfes, der jetzt beginnt. Es iſt die tragiſche Schuld des Reichspräſidenten von Hindenburg, daß er dieſes Syſtem geſtützt hat. 0 Abg. Dr. Breedt(WP) erklärt, das Kabinett Brüning ſei vom Reichspräſidenten von Hin⸗ denburg berufen worden als ausgeſprochenes Rechtskabinett. Einem ſolchen Kabinett hätten die Deutſchnationalen ſich anſchließen müſſen. Wenn Hugenberg das ablehnte, dann trage er ſelbſt die Schuld an der Entwicklung der Dinge. Die Deutſchnationalen haben immer mehr Mocht für den Reichspräſidenten verlangt. Ihr Verhalten jetzt beweiſt, daß ſie dieſe Forderung in der Weiſe auslegen:„Und der König abſo— lut, wenn er unſeren Willen tut!“ Der Stahl- helm hat ein Mitglied ausgeſchloſſen, weil es für Hindenburgs Wahl eingetreten iſt. Im Or- gan des Stahlhelms heißt es, der Ausgeſchloſſe— ne habe durch ſein Eintreten für Hindenburgs Wahl das Anſehen des Stahlhelms geſchädigt. Hindenburg iſt Ehrenpräſident des Stahlhelms, aber wer für ihn eintritt, ſchädigt das Anſehen des Stahlhelms.(Hört! Hört!) An der gegen— wärtigen Wirtſchaftsnot iſt weder die Regie— rung, noch das kapitaliſtiſche Wirtſchaftsſyſtem ſchuld.(Lärm bei den Nationalſozialiſten) Bei den weiteren Ausführungen des Redners häufen ſich laute Zwiſchenrufe und Unterbre⸗ chungen aus den Reihen der Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten. Vizepräſident Eſſer er⸗ teilt einen Ordnungsruf für die in einem Zwi⸗ ſchenruf aufgeſtellte Behauptung, die Wirt⸗ ſchaftspartei habe ſich ihre letzte Abſtimmung für die Regierung von der Regierung bezahlen laſſen. Abg. Dr. Bredt bezeichnet dieſe Behauptung als eine Verleumdung, deren Verbreiter ſich e rr 5 .——— vor dem Strafrichter verantworten mußten. Nach der Abſtimmung habe allerdings ein Mit⸗ glied der Wirtſchaftspartei, der frühere ſächſi⸗ ſche Finanzminiſter Dr. Weber für ſeine Genoſ⸗ ſenſchaften Hilfe von der Regierung erbeten. Dr. Weber aber ſei heute Mitglied der DNVP. (Heiterkeit bei der Wirtſchaftspartei). Wir fol⸗ gen nur unſerem Gewiſſen, wenn wir auch jetzt noch einmal für die Regierung ſtimmen. Abg. Graf v. Weſtarp(Volkskonſ.), bei deſſen Erſcheinen auf der Rednertribüne die meiſten Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten den Saal verlaſſen haben, erklärt dem Abg. Dr. Goebbels:„Ich glaube nicht, daß Sie die Ab⸗ ſicht hatten, den Reichspräſidenten perſönlich anzugreifen. Das von dieſer Stelle ausgeſpro⸗ chene Wort bleibt aber ſtehen und wirkt weiter. Irgendwelches Lob oder irgendwelcher Tadel von Deſerteuren hat mit dem Namen Hinden⸗ burg nichts zu tun.(Beifall.) Deſerteure nenne ich nicht in einem Atemzug mit dieſem Mann, der für mich und für das ganze Voll das Vor⸗ bild eiſerner Pflichttreue iſt. Wenn von meinen früheren Freunden und jetzigen Gegnern geſagt wird, Hindenburg habe ſie im Stich gelaſſen, ſo ſetze ich dem das perſönliche Bekenntnis entgegen:„Ich fühle mich durch Hindenburg nicht im Stich gelaſſen, und ich laſſe ihn nicht im Stich!“(Lebhafter Beifall.) Abg. Dr. Weber⸗Potsdam(Stp.) ſchließt ſich in der Frage der Reichspräſidentenwahl dem Vorredner an, meint aber, die Rede des Abg. Dr. Goebbels habe eine ſchwere Beleidi⸗ gung des Reichspräſidenten enthalten. Nach einem früheren Antrag der Nationalſozialiſten ſoll die Beleidigung deutſcher Heerführer mit Zuchthaus und körperlicher Züchtigung beſtraft werden. Wenn die Nationalſozialiſten dieſen Antrag zur Abſtimmung bringen wollen, ſo erklärt der Redner, ſo werde ich im vorliegen⸗ den Falle für die körperliche Züchtigung des Herrn Dr. Goebbels ſtimmen.(Sehr gut.) Der Redner wendet ſich dann gegen den Er⸗ laß des Reichswehrminiſters Groener und er⸗ klärt, Groeners heutiger Rechtfertigungsver⸗ ſuch habe ihn in keiner Weiſe befriedigt. Schon jetzt verkehrten die Nationalſozialiſten ungeniert mit Reichswehrſoldaten, die den Hitlergruß anwenden. Der ruhige Bürger könne es ſich nicht länger gefallen ſaſſen, daß Tag für Tag von den Nationalſozialiſten und Kommuniſten Bluttaten begangen werden, ohne daß die Gerichte mit der erforderlichen Strenge dagegen vorgehen. Das Geſchrei der Nationalſozialiſten über Unterdrückung ſtehe einer Partei ſchlecht an, die ſelbſt auf dem Wege des politiſchen Mordes vorangegangen iſt. Nach dieſen Worten des Redners ſtürmen die Nationalſozialiſten unter lauten drohenden Rufen gegen die Rednertribüne vor. Vizeprä⸗ ſident Eſſer ruft den Abg. Dr. Weber zur Ord⸗ nung, aber der Lärm der Nationalſozialiſten hält weiter an, und der Vizepräſident unterbricht darauf hin die Sitzung. Nach Wiedereröffnung der Sitzung teilt Vizepräſident Eſſer mit, er habe Dr. Weber gebeten, die Bemerkung, die zur Unterbrechung der Sitzung führte, zurückzunehmen. Herr Dr. Weber habe ſich daraufhin bereit erklärt, die Richtigkeit ſeiner Bemerkung, daß die Natio⸗ nalſozialiſten auf dem Wege des bpolitiſchen Mordes vorangegangen ſind, hiſtoriſch an der Hand von Tatſachenmaterial zu beweiſen. Auf die Bitte des Präſidenten habe Dr. Weber aber für dieſe Sitzung darauf verzichtet. 5 In der Fortſetzung der Ausſprache erhält darauf der Führer der Fraktion des Thriſtlich⸗ Snszialen Volksdienſtes Dr. Simpfendörfer 2 ſetzt und den Reichspräſi Volksdienſtes verſichert. 2. 2 Abg. Roſenberg(NS) geht als zweiter Red⸗ ner ſeiner Fraktion auf die Außenpolitik des Brüningkabinetts ein, um aus ihrer Ent lung den Schluß zu ziehen, daß das außen⸗ politiſche Syſtem dieſes Kabinetts völlig ver⸗ ſagt habe. Der Reder wird mehrmals durch Zwiſchenrufe von kommuniſtiſcher Seite unter⸗ brochen, weshalb er einem Kommuniſten zu⸗ ruft:„Sie wollen wohl eine Ohrfeige haben 10 Präſident Löbe erklärt, dieſe Bedrohung mil Ohrfeigen ſei eine ſo grobe Ausſchreitung. daß dem Redner das Wort entzogen werden müſſe Dieſe Erklärung des Präſidenten ruft bei den Nationalſozialiſten einen Proteſtſturm hervor Der Präſident ſchließt wegen weiterer Zuruf den nationalſozialiſtiſchen Schaller und den nationalſozialiſtiſchen Abg. Sprenger, der der erſten Aufforderung nicht ſolgte, auf zwei Sit zungstage aus. Da der Lärm andauert, unterbricht der Präſident nochmals die Sitzung. Nach faſt zweiſtündiger Unterbrechung wird die Sitzung wieder eröffnet. Abg. Roſenberg(NS) ſetzt ſeine Ausfüh⸗ rungen fort. Zwei Kommuniſten erhalten Ord⸗ nungsrufe, weil ſie ihm zurufen:„Es riecht nach Petroleum!“ Abg. Roſenberg verlieſt un⸗ ter ſtürmiſchen Entrüſtungskundgebungen ſei⸗ ner Freunde ſozialdemokratiſche Preſſeſtimmen zur Abrüſtung und erklärte dann, Hindenburg habe das außenpolitiſche Syſtem der Regie⸗ rung geſtützt. Er ſei vor ſieben Jahren in ſchlimmſter Weiſe vom Zentrum und den So⸗ zialdemokraten beſchimpft worden, während jetzt dieſelben Parteien Hindenburg als Helf* gegen die nationale Front auf den Schild er⸗ hoben hätten. Zentrum und Sozialdemokraten ſtänden heute in einer Front zuſammen und würden gemeinſam vernichtet werden. In eini⸗ gen Monaten würde Brüning dem neuen Reichspräſidenten ſeine Demiſſion überreichen und dieſer neue Reichspräſident werde Adolf Hitler heißen.(Lachen bei der Mehrheit, Bei⸗ fall bei den Nationalſozialiſten.) Die Weiterberatung wird gegen 8 Uhr auf Donnerstag 12 Uhr vertagt. Wie das Känguruh den Adler beſiegle Ein ſeltſames Jagderlebnis hatte kürzlich ein Sportsmann in Neudſüdwales unweit Molango. Er ſah, wie ein rleſiger Adler mit erbitterter Wut auf ein altes Känguruh⸗Männchen nieder⸗ ſtieß. Das Beuteltier, deſſen Stärke bekanntlich in den Hinterläufen liegt, Konnte natürlich nichts Beſſeres tun, als in mächtigen Säpen die Flucht zu ergreifen. Der Raubvogel aber ließ nicht von ſeinem Gegner ab. Auch dann nicht, als es dem Känguruh gelang, ein Gewäſſer zu erreichen und bis an den Hals darin unterzutauchen. Unent⸗ wegt hackte der Adler nach dem Kopfe des Vier⸗ füßers. Aber der königliche Vogel ließ ſich wohl doch allzu ſehr von ſeiner Wut hinreißen. Jeden⸗ falls gelang es dem Känguruh plötzlich, mii einem blitzſchnellen Griff den Adler zu packen und ihn ſo lange unter Waſſer zu halten, bis er ertrank. Als der Jäger ſich dem Kampfplatze näherte, halte das Vad dem Beuteltier ſoviel Erfriſchung gebracht, daß es ſich in den Buſch retten konnte. Der tote Feind wies zwiſchen den Schwingenſpitzen das ſtattliche Maß von 2,18 Metern auf. 7 Sie mußte die beiden ſprechen! Als ſie in Potsdam an der Garniſonkirche vorbeifuhr, erklang eben wieder das Glocken⸗ ſpiel, dem ſie ſo gern und oft gelauſcht in den ſorgloſen Tagen, als die Liebe und Treue Hed⸗ wig Sanders noch mütterlich über ſie wachte. Sie hatte dem Chauffeur als Ziel der Fahrt das Haus genannt, darin ſie jahrelang in un⸗ getrübtem Glück gelebt und das man ihr ge⸗ nommen. Hoffentlich waren der Herausgeber der „Sonne“ und ſein Freund daheim, damit ſie ihr Auskunft geben konnten. Daß ſie ſich mit dem Betreten des Hauſes, darin ihre Feinde wohnten, in Gefahr begab, daran dachte ſie nicht eine Sekunde. 2 2* In dem roten Zimmer, darin Hedwig San⸗ ders geſtorben, befand ſich jetzt die Redaktion der„Sonne“. In dieſen Raum führten die bei⸗ den edlen Herren Juan Caſero. Karl Kruſe ſchob ihnen einen Stuhl zurecht. „Nehmen Sie, bitte, Platz, damit wir unſere Angelegenheit in aller Gemütlichkeit erledigen können. Ich werde das Manuſkript aus dem Kaſſenſchrank nehmen. So wertvolle Dinge hebe ich immer gut auf.“ „Ich mag mich nicht ſetzen“, lehnte Juan Ca⸗ ſero die Aufforderung kurz ab, und ſah ſich ein wenig im Zimmer um. Er ſah die Gediegenheit der alten, ſoliden Möbel und dachte, eigentlich hätte Renate in dieſem Hauſe heimatsberechtigt bleiben müſſen, nach dem Wunſch und Willen der alten Dame, von der ſie großgezogen worden war. Schandkerle waren die beiden Menſchen, die fetzt hier wohnten, und wenn er nach Renates Erzählungen bisher noch immer geglaubt, ihre völlig Wertloſes ve kaufen“ Beſchützerin hätte es zu lange auſgeſchoben, ein Teſtament zu machen, ſo ſtand er jetzt, nachdem er die beiden Freunde kennen gelernt, auf einem anderen Standpunkt. Karl Kruſe, in deſ⸗ ſen Gegenwart die alte Frau ſo plötzlich geſtor⸗ ben, wußte wahrſcheinlich auch, wo das Teſta⸗ ment geblieben war. Wenn er jetzt noch Herr über ſeine freie Zeit wäre, wenn ſeine Briefe an Ramon Sa⸗ peras und Renate noch nicht fortgeweſen, dann würde er doch einen Verſuch machen, mit den zweien ein deutliches Wort zu reden. Otto Holz hatte ſich in der Nähe der Tür in einen Armſtuhl geſetzt, inmitten des Zimmers, neben einem großen Tiſch, ſtand Juan Caſero, und links am Kaſſenſchrank hantierte Kruſe herum. Es war ſo ſtill zwiſchen den dreien, daß man eine Fliege hätte ſummen hören. Der kleine Füllofen in der einen Zimmerecke ſtrahlte Wärme aus. Juan Caſero fand es zu warm. Es war ja ſo ſonnig draußen, der Herbſt hatte heute einen ſeiner liebenswürdigſten Tage. Karl Kruſe kehrte eben dem Kaſſenſchrank den Rücken, er hielt nun Juan Caſero ein paar mit der Maſchine geſchriebene Bogen entgegen. „So, das iſt das Feuilleton.“ Er hatte es dem anderen nur von nahe zei⸗ gen, aber nicht geben wollen. Doch Juan Caſero preßte ihm mit eiſernem Griff der Rechten das Handgelenk ſo feſt zu⸗ ſammen, daß die Finger das Manuſkript von ſelbſt freiließen. „Keine Angſt, ich will Ihnen nichts mit Ge⸗ walt wegnehmen! Ich will mich nut ganz nahe überzeugen, ob Sie mit nicht vielleicht etwas lachte Juan Caſe⸗ ro rauh.„Wenn alles ſtimmt, erhalten Ste die ausgemachte Summe.“ Da wagte es Karl Kruſe nicht mehr, allzu dicht an den etwas un' eiwill igen Beſucher her⸗— anzugehen. Er traute ihm nicht mehr. Alio ließ er ſich in den Schreibtechſtuhl fallen und be⸗ obachtete von hier aus den Leſenden genau— Ab und zu warf er auch ernen Blick zu H über, der gewiſſermaßen, weil er ſo nahe Tür ſaß, den Ausgang bewachte. Juan hate die Manuſfkriptſeiten übe den und geſehen, es handelte ſich tatſächlich uw meinheiten und Niederträchtigkeiten gegen e⸗ nate Aber er entdeckte gleichzeitig, dieſes Ma⸗ nuſkript war mit derſelben Schreibmaſchine ge⸗ ſchrieben, mit der die beiden Briefe an Pong le und Markus Berndt abgefaßt worden waren. Die beiden ſchadhaften Typen l und o verrieten es ſofort. „Es hat mit dem Feuflleton ſeine Richkig⸗ keit“ ſtellte Tuan Caſero mit erzwungener Ruhe feſt, obwohl man dergleichen wohl kaum Feuilleton nennen darf. Sie ſollten ſich andere Mitarbeiter ſuchen. denn der Stil iſt geradezu ſchauderhaft. Der Menſch. der das geſchrieben. wäre meines Erachtens nach geeigneter zum Steineklopſen oder Kohlentragen. Für dieſe zwei Berufe iſt Geiſt nicht unbedingt erforder⸗ lich. Uebrigens wäre der Kerl zu ſchlecht dazu. zwiſchen ehrlichen Steinklopfern ſein Brot zu verdienen. Wie Sie für ſo etwas 500 Mark ge⸗ ben konnten, verſtehe ich nicht zwei Zehnnfennia⸗ ſticke ſind ſchon viel zu viel dafür. Kein Stil, nicht die leiſeſte Andeutung davon ſondern nur die vlumpe Gemeinßeit. ein eßrenßaftes reines Geſchöpf in den Schmutz zu ziehen, hält dieſe Sätze zuſammen.“ Fortſetzung folgt. Paul von Hindenburg Adolf Hitler Weikere Entſcheidungen ur Hindenburg General von Lellow-Borbeck an hindenburg Bremen, 24. 2. Generalmajor a. D. von Let⸗ tow⸗Vorbeck hat letzte Woche an den Reichs— präſidenten ein längeres Schreiben gerichtet, in dem er dem Generalfeldmarſchall ſeinen Dank dafür ausſpricht, daß ſich dieſer— unbeirrt durch den Streit der Meinungen— bei den kommenden Reichspräſidentenwahlen dem Va— terlande wiederum zur Verfügung ſtelle. Zu— gleich gibt von Lettow-Vorbeck in ſeinem Brie— fe der Hoffnung Ausdruck, daß durch die Wahl Hindenburgs dem Vaterlande eine über den Parteien ſtehende Spitze erhalten bleibe. Zum Schluß wird in dem Schreiben der Wunſch ausgeſprochen, daß es Hindenburg gelingen möge, Deutſchland von ſeinen äußeren Feſſeln zu befreien und es innerpolitiſch bald aus einer auf die Dauer untragbaren Lage zu führen, ge— gen deren Nöte wirtſchaftszerſtörende Beſtim— mungen, wie ſie in den Notverordnungen ent— halten ſeien, beſtenfalls nur ſehr kurze Zeit tragbar ſeien. Reichspräſident von Hindenburg hat General von Lettow-Vorbeck in einem in herzlichen Worten gehaltenen Schreiben gedankt und nochmals darauf hingewieſen, daß er, wie er bereits ausgeſprochen habe, ſeine letzte Kraft dafür einſetzen werde, die äußeren Feſſeln Deutſchlands zu löſen und dem deutſchen Vol⸗ ke die Einigkeit wiederzubringen. Auch er ſei der Auffaſſung, daß ein Teil der Verordnun⸗ gen, die die harte Notwendigkeit der Zeit dem deutſchen Volke auferlegt habe, für die Dauer nicht tragbar ſeien und ſo bald wie möglich wieder abgebaut werden müßten. Wann das der Fall ſein werde, laſſe ſich gegenwärtig noch nicht überſehen. Deulſch-Hannoveraner für Hindenburg Hannover, 24. 2. Der Zentralverband der Deutſch-Hannoverſchen Partei erklärt zur Reichspräſidentenwahl: Hindenburg, der in ſiebenjähriger Amtszeit ein Vorbild Höchſten Pflichtbewußtſeins und treuen Dienſtes am Vaterlande geworden iſt, hat ſich trotz ſeines hohen Alters entſchloſſen, das deutſche Volk in dieſer Stunde nicht zu verlaſſen. Demgegen— über dürfen parteiliche Machtkämpfe und par⸗ teiliche Geſichtspunkte und Bedenken nichts be— deuten. Wir wählen Hindenburg. 3630 000 Einzeichnungen für hindenburg Berlin, 24. 2. Nachdem die Meldungen der an der Einzeichnung beteiligten Stellen nun— mehr zum größten Teil vorliegen, ſtellt ſich die Geſamtzahl der Einzeichnungen für die Volks— kandidatur Hindenburgs auf über 3 630 000. Davon wurden mehr als 3 000 000 Eintragun⸗ gen von rund 1100 deutſchen Zeitungen, die in rund 800 Städten die Einzeichnungsliſten zehn Tage lang auslegten, aufgebracht. Aus dller Well Javag⸗Urkeil donnerstag nachmittag Frankfurt a. M., 24. 2. In der Favagſache werden die Beratungen des Gerichts, die ſeit Freitag, den 19. Februar, im Gange ſind, vor⸗ ausſichtlich morgen Donnerstag zu Ende ge— hen. Mit der Verkündung des Urteils iſt nicht vor 15,30 Uhr zu rechnen. Varenhausdieb auf friſcher Tal erlappt Köln, 24. 2. Eine merkwürdige Methode des Ladendiebſtahls hatte ſich ein Spitzbube aus Köln zugelegt, der jetzt in Eſſen in einem Warenhaus auf friſcher Tat ertappt wurde. Bei der näheren Unterſuchung des Falles ent⸗ deckte man, daß der Langfinger ſeit etwa zwei Jahren eine ganze Reihe von Warenhäuſer in Köln und Umgebung(Bonn, Düren. Düſſel⸗ dorf, Koblenz uſw.) heimgeſucht hatte. Vor⸗ nehmlich hatte er es auf die Glaskäſten abge⸗ ſehen, in denen ſeidene Kleider ausgelegt waren. Die Beute ſetzte er größtenteils bei Bardamen ab, denen er ſich als Inhaber eines Kommiſſionslagers vorſtellte. Er arbeitete au⸗ ßerordentlich geſchickt, ſo daß es ihm bis jetzt gelang, unentdeckt zu bleiben. Ein Teil der Beute wurde noch ſichergeſtellt. die Gewehrkugel in der Gaslalerne Die Urſache einer Gasvergiftung Berlin, 24. 2. Die Revolutionskämpfe des Jahres 1918 hätten beinahe jetzt nach 13 Jah⸗ ren ein Menſchenleben gefordert. Im Hauſe Kupfergraben 4 brach geſtern plötzlich die Ehe⸗ frau eines Straßenbahners unter Hilferufen zuſammen. Es wurde feſtgeſtellt, daß die Frau eine ſchwere, glücklicherweiſe nicht lebensgefähr⸗ liche Gasvergiftung erlitten hatte dadurch, daß in das Haus von der Straße her Gas einge⸗ drungen war. Eine nähere Unterſuchung ergab, daß während der Revolutionswirren eine vor dem Hauſe ſtehende Gaslaterne von einer Ge⸗ wehrkugel durchſchlagen wurde, die jedoch in der Gasleitung ſtecken blieb. Inzwiſchen ſcheint das Geſchoß ſich gelockert zu haben und heraus⸗ gefallen zu ſein, ſo daß durch die freigewordene Oeſſnung d in die Erde und von dort in Hat die Wohnung des Straßen⸗ Auszeichnungen für die lapferen nellungsmannſchaflen von Karſten⸗Jenkrum Berlin, 24. 2. Wie noch friſch in Erinnerung, wurden Anfang Januar ds. Is. auf der Kar⸗ ſter-Zentrum⸗Grube bei Beuthen(Oherſchl.) eine Anzahl Bergleute durch einen ſchweren Gebirgsſchlag verſchüttet. Durch die ſofort mit größter Tatkraft aufgenommenen Rettungs—⸗ arbeiten gelang es, am gleichen Tage einen Bergmann und nach fünf Tagen weitere ſieben Bergleute lebend zu bergen. Aus Anlaß dieſer Rettungstat hat das preu⸗ ßiſche Staatsminiſterium zehn Bergleute und Grubenbeamten die Rettungsmedaille am Bande und 18 die Erinnerungsmedaille für Rettung aus Gefahr verliehen. Die Namen dieſer Retter ſind im Reichs⸗ u. Staatsanzeiger veröfffentlicht worden. Der Berghauptmann in Breslau wird die Medail⸗ len im Rahmen einer beſonderen Feier über⸗ reichen und gleichzeitig eine größere Anzahl Perſonen, die ſich ebenfalls hervorragend am Rettungswerk beteiligt haben, auf andere Weiſe auszeichnen. Der Präſident des Deutſchen Roten Kreuzes hat den Führern und Mitgliedern der Ret⸗ tungskolonne das Ehrenzeichen 2. Klaſſe des Deutſchen Roten Kreuzes verliehen. Der an den Rettungsarbeiten beteiligte Arzt erhielt das Ehrenzeichen 2. Klaſſe des preußiſchen Landesvereins vom Roten Kreuz. Elly Beinhorn in goerabaja Berlin, 24. 2. Elly Beinhorn hat geſtern nachmittag das Endziel ihres Fluges nach Niederländiſch-Indien erreicht. Sie iſt mit ihrem Fluge über die Urwälder Mitteljavas in Soerabaja gelandet.— Damit hat die Flie⸗ gerin ihr vor dem Abflug in Berlin geſtecktes Ziel erreicht. Die Jahrlen einer Ichmugglerbande 21 Monate Gefängnis und 160 000 RM Geldſtrafe. Eſſen, 24. 2. Am Dienstag hatte ſich vor dem erweiterten Schöfkengericht eine ſieben⸗ Oberſtleutnant a. D. Düſterberg Ernſt Thälmann köpfige Schmugglerbande zu verantworten. Die Bande hatte von Gladbach aus viele große Schmuggelfahrten an die holländiſche Grenze unternommen. Zwei oder drei Mann kauften in Holland ein, ſchmuggelten die Ware— es waren ſtets durchſchnittlich achtzig Pfund Ta⸗ bak, Kaffee, und Zigaretten— über die Grenze und legten ſie an einem vorher beſtimmten Ort nieder. Von dort holten die anderen Mit- glieder der Bande ſie im Auto ab. Das ging längere Zeit gut, bis die Zollbeamten eines Tages doch Wind von der Sache bekamen. Im November vorigen Jahres gelang es ihnen, die Angeklagten auf friſcher Tat abzu⸗ faſſen. In der Hauptverhandlung verſuchten die Schmuggler, nach bekannter Methode, Ge— dächtnisſchwäche vorzuſchützen, aber es half ihnen nichts. Das Gericht verurteilte ſie nach langer Beratung zu Gefängnisſtrafen von acht, ſechs, fünf und zwei Monaten ſowie Geldſtra— fen von 80 000, 50 000 und 30 000 RM. Ein Angeklagter wurde freigeſprochen. Mühle durch Jeuer vernichket St. Goarshauſen, 24. 2. In der Nacht zum Dienstag brach gegen 3,30 Uhr in der Spießer— Mühle, in der Nähe von Bornich, ein Groß— feuer aus. Glücklicherweiſe wurde das Feuer von einem zufällig heimkehrenden Einwohner des Nachbarortes bemerkt. Er ſchlug Alarm, und ſo konnten ſich die beiden Söhnen des Mühlenbeſitzers, die in der Mühle ſchliefen, noch rechtzeitig retten. Das Feuer, das in den Futtervorräten reiche Nahrung fand, war beim Eintreffen der Feuerwehr ſchon ſo vorge— ſchritten, daß nichts mehr zu retten war. Le— diglich das Vieh konnte in Sicherheit gebracht werden. Sämtliche Gebäude, Möbel und Ma— ſchinen wurden von dem Feuer vollſtändig vernichtet. Schiffsunfall Weſel, 24. 2. Infolge der ſtarken Strömung wurde ein Schleppkahn mit Salpeter gegen einen Brückenpfeiler der Rheinbrücke gedrückt, wodurch der Kahn leck wurde. Er wurde auf Grund geſetzt. Durch eindringendes Waſſer wurde Salpeter im Werte von etwa 100 000 RM vernichtet. Genf, 24. 2. Die Abrüſtungskonferenz hat in ihrer heutigen— vorläufig letzten— Vollſit— zung die geſtrigen Beſchlüſſe des Büros über den weiteren Gang der Arbeiten ohne Ausſpra— che genehmigt. In der Entſchließung über den Arbeitsſtoff heißt es: Die Konferenz fordert den Hauptausſchuß auf, eine Vorprüfung und Zuſammenfaſſung der genannten Entwürfe und Vorſchläge und des Konventionsentwurfes vorzunehmen. In Fortſetzung der Hauptausſprache, an der auch der franzöſiſche Miniſterpräſident Tardieu teilnahm, ſprach als erſter Redner der afghani⸗ ſche Geſandte Huſſein Aziz; er erklärte, daß un⸗ ter den der Konferenz vorgelegten Anregungen diejenige der deutſchen Delegation ganz beſon— dere Aufmerkſamkeit verdiente. Anſchließend ſprachen die Vertreter Griechenlands und Pa— namas. Zum Schluß der Hauptausſprache hielt Prä⸗ ſident Henderſon eine Anſprache, in der er die weſentlichen Ergebniſſe der einleitenden Dis⸗ kuſſion feſtſtellte. Der Grundſatz einer wirkli⸗ chen Rüſtungsherabſetzung unter Schaffung ei⸗ ner wirkſamen Kontrolle könne ſchon jetzt als feſtſtehend betrachtet werden. Das gleichfalls allgemein geforderte Verbot der Angriffswaf⸗ fen habe eine tiefe politiſche Bedeutung. Es ſei zu hoffen, daß ſich das Verbot auch auf die Vorbereitung der Waffen in Friedenszeiten er⸗ Schwerer Aulounfall Zons, 24. 2. Auf der Landſtraße Köln⸗Neuß geriet geſtern ein Perſonenkraftwagen ins Schleudern. Ein Radfahrer wurde von dem Auto erfaßt und ſo ſchwer verletzt, daß er kurz darauf im Krankenhaus ſtarb. Der Fahrer des Autos verlor durch dieſen Zwiſchenfall die Gewalt über das Steuer. Der Wagen raſte in den Straßengraben, die beiden Inſaſſen wurden durch die Windſchutzſcheibe auf die Straße geſchleudert, doch erlitten ſie nur leichte Verletzungen. Der Kraftwagen brannte voll— ſtändig aus. gechs Jäßchen Gold ins Meer gefallen 8 Millionen Franken verſanken in den Fluten Paris, 24. 2. Beim Ausladen von 426 Fäß⸗ chen Gold im Wert von 600 Millionen Fran⸗ ken, die an Bord der„Berengaria“ aus Neu— vork ankamen, fielen im Hafen von Cherbourg ſechs Fäßchen infolge Bruchs einer Kette ins Meer. Acht Millionen Franken verſanken in den Fluten. Die Hebungsverſuche werden unge— ſäumt unternommen werden. Beſchlagnahme des„Völk. Beobachters München, 24. 2. Die heutige Nummer des „Völk. Beobachters“ iſt wegen Vergehens gegen die Verordnung des Reichspräſidenten zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung polizeilich beſchlagnahmt worden. . y Im Zeichen des Reichslagsbeginns Berittene Schutzpolizei vor dem Reichstags⸗ gebäude Anläßlich der Eröffnung des Reichstags am Dienstag nahmen die Poliziſten ſcharfe Abſper— rungen vor. Die Arbeiten der Abrüſtungskonferenz Erſle öffenkliche Zitzung des Hauplausſchuſſes ſtrecken und nicht nur auf dem Papier ſtehen bleiben werde. Angeſichts der klaren praktiſchen und konſtruktiven Vorſchläge ſo vieler verant— wortlicher Regierungen ſei trotz aller noch zu überwindenden techniſchen und politiſchen Schwierigkeiten die Hoffnung und Zuverſicht auf das Gelingen der Konferenz gerechtfertigt. Erſte öffentliche dihung des Haupklaus⸗ ſchuſſes der Abrüſtungs konferenz Genf, 24. 2. Nach Abſchluß der großen politi— ſchen Ausſprache in der Vollverſammlung der Abrüſtungskonferenz iſt heute nachmittag der Hauptausſchuß unter dem Vorſitz Henderſons zu ſeiner erſten öffentlichen Sitzung zuſammen⸗ getreten. Die Delegationen ſind vollzählig ver— treten, und zwar jede durch ihren Hauptdele— gierten. Im Gegenſatz zu den letzten Sitzungen der Vollverſammlung iſt das Intereſſe an den jetzt beginnenden Beratungen außerordentlich ſtark und äußert ſich in einer ſehr regen Beteili— gung der Preſſe und des Publikums. Zunächſt wird der Ausſchuß den weiteren Gang der Ar⸗ beiten zu beſtimmen haben. Präſident Hender⸗ ſon machte zunächſt den Vorſchlag, einen Be— richterſtatter zu ernennen. Die Verſammlung wählte darauf durch Akklamation den tſchecho⸗ ſlowakiſchen Außenminiſter Beneſch. Henderſon eröffnete ſodann die Geſchäftsordnungsdebatte.