Lokale Nachrichten * Heſſiſche Zentrumspartei. Mitt⸗ woch, den 2. März 1932, nachmittags 3,15 Uhr, findet in Darmſtadt, Katholikenverein, Waldſtr. 33, eine gemeinſame Konferenz des Vorſtandes, der Landtagsfraktion und der Kreisvorſitzenden ſtatt. Tagesordnung„Unſere nächſten Aufgaben“. Landes- ſekretariat der Heſſiſchen Zentrumspartei. N. B.: Perſönliche Einladungen zur Konferenz werden nicht verſandt. »RNeinhaltung der Ortsſtraßen. Wir empfehlen unſeren Leſern die Bekanntmachung des Polizeiamtes betr.: Reinhaltung und Wegſamkeit der Ortsſtraßen in vorliegender Nummer zu beachten. Generalverſammlung der Jünglingsſodalität. Die für Dienstag angeſetzte Generalverſamm— lung der Sodalität der Jünglinge und Jungmänner war überaus ſtark beſucht; trotz Regen. Ein gutes Zeichen für unſere Jugend, die die Ideale der So— dalität zu ſchätzen weiß und nicht nur an die Be— tätigung des Körpers denkt im Sport, ſondern auch die Seele zu ihrem Recht kommen läßt. Im Jahres- bericht, den der Präfekt Herr Karl Zöller gab, konnte man ſehen, daß während eines Jahres in dieſem Verein doch viel geleiſtet wurde. Stärkere Beteiligung wünſchte der Herr Präfekt noch bei der gemeinſchaftlichen Kommunion. Mit Freude erinner— ten ſich die Mitglieder bei dem Jahresbericht an die ſchönen Stunden, die da noch einmal an ihrem Geiſt vorbeizogen. Stunden religiöſer Weihe und wahrer, reiner Jugendfreude. Der Kaſſenbericht, den Herr Lehrer Schmuck gab, läßt die Sodali— tät ruhig vertrauend in die Zukunft ſchauen. Mit beſonderer Freude wurde von der Verſammlung be— grüßt, daß Herr Lehrer Schmuck, der ja in vielen der Anweſenden ſeine einſtigen Schüler erkannte, nach der letztjährigen Generalverſammlung dieſes Amt übernommen hat. Bei der dann folgenden Wahl des Vorſtandes wurden die alten Mitglieder zum Teil wiedergewählt. Der andere Teil war ausgeſchieden, da ſie im Laufe dieſes Jahres in den Stand der Ehe treten wollen. Als neuer Präfekt konnte Herr Bernhard Weidner die Verſamm— lung begrüßen. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß wie im abgelaufenen Jahr, ſo auch im kom— menden die Sodalität als der kirchliche Zuſammen⸗ ſchluß der katholiſchen, männlichen Jugend wachſe, blühe und gedeihe. Nach einer kurzen Anſprache des H. H. Präſes konnte die Generalverſammlung geſchloſſen werden. Als beſonders angenehm ſei hervorgehoben der vornehme, gemütliche, geſellige Charakter der Generalverſammlung, nicht als ob das früher nicht ſo geweſen wäre. Es fällt heute in dem allgemeinen Wirrwarr und bei dem oft nicht gerade fairen Benehmen der heutigen Jugend be⸗ ſonders auf. Möchten doch alle Jugendlichen, die noch auf Religion etwas geben, ſich in der Sodali⸗ tät zuſammenfinden, zu ihrem Nutzen, zur Freude der Eltern, zum Wohle der Kirche und der Ge— meinde Viernheim. Filmſchau Ein gewaltiges Abenteuer⸗Senſations⸗Programm für nur 30 Pfg. Heute Freitag! Nur 1 Tag im Central⸗Film⸗Palaſt. 1.„Drei Tage auf Leben und Tod“ oder „Der Untergang des U Bootes u C 1“. 2. „Achtung! Sprengſtoff“ mit Richard Talmadge. 3 „Tom ſucht Abenteuer“. Ein großer Wurf iſt mit dieſem ſenſationellen Abenteuer-Programm ge— glückt, dem alle Filmfreunde, ob Jung oder Alt mit Spannung entgegenſehen. Die heutigen Film— werke haben„Mumm“ das heißt: Tempo, Span- nung, Abenteuer und Senſationen, ſodaß jeder ſeine helle Freude daran haben wird. Der Eintritts— preis iſt ſo gehalten, daß alle Filmfreunde das hochaktuelle Programm beſuchen können. Einer ſagts dem andern: heute Freitag gehts wieder in den Central-Film-Palaſt. Dieſe Freitags⸗Sonder-Vor⸗ ſtellungen ſind was für dich und für mich. Ein Beſuch überzeugt. Nur 30 Pfg. Weißt du auch ſchon was ab morgen kommt? Der allerneueſte Harry Piel-Tonfilm⸗Schlager! Wie heißt der? B. g. l. Bekanntmachung. Betreffend: Die Reinhaltung und Wegſamkeit der Ortsſtraßen. Nachdem in der Nacht vom 21. zum 22. ds. Mts.— Sonntag auf Montag— zum zweiten Male in dieſem Winter ein ſtarker Schneefall ein— geſetzt hat, konnten wir uns verſchiedentlich davon überzeugen, daß ein verhältnismäßig großer Teil von Grundſtücksbeſitzern die Bürgerſteige vor ihrem Anweſen völlig ungenügend von dem gefallenen Schnee gereinigt hatten. Trotzdem haben wir uns mit Rückſicht auf die allgemeine Wirtſchaftslage da⸗ rauf beſchränkt, die Betreffenden durch unſere Be⸗ amten zur Reinigung der Trottoirs aufzufordern und zu verwarnen. Wir geben deshalb nochmals einen Auszug aus der Polizeiverordnung des Kreis⸗ amts Heppenheim vom 3. Januar 1898, der die Reinigungspflicht der Hauseigentümer oder ſonſt hierzu Verpflichteten enthält, mit dem beſonderen Hinweis bekannt, daß wir im Wiederholungsfalle gegen alle Säumigen und ohne vorherige Verwar⸗ nung Strafanzeige erheben werden. Viernheim, den 25. Februar 1932. Heſſiſches Polizeiamt. Oechler. Auszug aus der Polizeiverordnung des Kreisamts Heppen⸗ heim vom 3. Januar 1898; betreffend die Rein- haltung und Wegſamkeit der Ortsſtraßen. 6 Bei Schneefall muß, ſobald es zu ſchneien auf⸗ hört, da, wo ein Bankett iſt, bis die Floßrinne und wo keins iſt, ein 1 bis 1½ Meter breiter Pfad auf der Fahrbahn freigekehrt werden. Letzteren⸗ falls haben die rechts und links der Straße zur Reinhaltung Verpflichteten den Pfad je zur halben Breite herzuſtellen. An Straßenübergängen ſind ebenſolche Pfade von den beiderſeits Verpflichteten über die Straße zu führen. Iſt der Schneefall bei Nacht eingetreten, ſo hat dies, ohne daß es hierzu einer beſonderen polizeilichen Aufforderung bedarf, unter allen Umſtänden bel Tagesanbruch zu geſchehen. Schnee, welcher bei Tauwetter von Dächern auf Banketts und Jußpfade fällt, iſt alsbald zu entfernen. 8 7. Bei Glatteis und bei Winterglätte(glattge- frorenem Schnee) ſei es, daß dieſelben an einzelnen Stellen oder auch im allgemeinen entſtehen, muß ſogleich nach dem Entſtehen, und falls dies bei Nacht geſchehen iſt, nach Tagesanbruch auf den Banketten oder wo ſolche nicht vorhanden, auf der Mitte der Fahrbahn und auf den Straßenüber— gängen ein 1 bis 1½ Meter breiter Pfad mit Aſche, Sand oder dergleichen beſtreut werden. Sollen Sägemehl, Spreu oder ähnliche Gegen- ſtände Verwendung finden, ſo ſind dieſelben dick aufzuſtreuen, weil ſie leicht vom Winde weggeweht werden. Nach Verſchwinden des Glatteiſes pp. ſind gepflaſterte Bankette von dem verwendeten Mate⸗ rial wieder zu reinigen. An der Kreuzung zweier oder mehrerer Straßen haben die Biſitzer bezw. Bewohner der Eckhäuſer oder Eckplätze gefahrloſe Uebergänge e 5 9. Tritt Tauwetter ein, ſo müſſen die Goſſen und Bankette alsbald von Schnee und Eis befreit werden.§ 10. 6 Das Schleifen und Schlittſchuhlaufen auf öffentlichen Plätzen, auf Fahrdamm und Banketten der Straße iſt verboten. Schleifen, welche auf den Banketten entſtehen, müſſen von den Beſitzern der angrenzenden Hofraiten mit Aſche, Sand oder der⸗ gleichen beſtreut oder aufgehauen werden. Das Abwärtsfahren von Schlitten jeder Art ohne Ge⸗ brauch einer Deichſel auf abſchüſſigen Straßen und 0 und das Ueberfahren der letzteren iſt unter⸗ agt. BCC Bereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnerbund. Heute Freitag abend 8 Uhr Turn— ſtunde für alle Turner, Sportler, Fechter und Männerriege. Muſterriege vollzählig erſcheinen wegen Gerätemannſchaftskampf. Die Turnleitung. Säuger⸗Einheit. Samstag abend 8 ¼ Uhr Sing⸗ ſtunde Pünktliches und vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abend halb 9 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Berein für Sport⸗ u. Körperpflege 1896.(Ab⸗ teilung Ringen u. Stemmen). Sonntag, Serien- kämpfe der Ringer und Stemmermannſchaften in Fürth i. O. Treffpunkt beim 1. Vorſitzenden, Weinheimerſtraße. Die Leitung. Durch Seidenraupen zucht können in 12 Wochen 1000 Mk. und mehr ver⸗ dient werden. Einfache, leichte Zucht für Alle Proſpekte, Anleit koſtenlos, Rückp. erbet. Beratungsſt. für deutſchen Seidenbau. Schließf. 22 Weinböhla in Ja. Wir bringen zu diesen Preisen Herren. Kleidung, die an Güte u. Preis würdigkeit ist. in dliiesem Jahr haben wir besonders sorgfältige Vorbereitungen getroffen, sodaß Sie sehr überrascht sein werden. Vertrauen zu unserer Herrenkonfektion erweitert täglich unseren Kundenkreis. Das ist ein sicherer Beweis unserer kaum zu übertreffen Diese Anzüge u. Mäntel sind in unserem grogen Eckfenster aus- gestellt. Tſcuſc gröſſe Jöndſer-Vörsfeſſüng im wanna 30 Zwei gewalt. 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Abfuhr der Schreier Brüning läßt die Bäume der Harzburger ö nicht in den himmel wachſen »Wer die Reichstagsrede Brünings am Don⸗ nerstag Abend Gelegenheit hatte, in der erfreu— licherweiſe über alle deutſchen Sender verbreiteten ausgezeichneten Schallplatten-Wiedergabe zu hören, der war vielleicht erſtaunt über den kämpferiſchen, von äußerſter Selbſtdiſziplin gezugelten Geiſt, der aus den immer wieder von dem Geſchrei der Harz⸗ burger unterbrochenen Worten des Kanzlers ſprach. Brüning rechnete ab. Es war eine aus gequältem Herzen kommende feurige Abwehr gegen jene ver— antwortungsloſe, auf bloße Demagogie eingeſtell— te Oppoſition, die ſeit Wochen ſich bemüht, an Lärm, an Intrige, Schmähungen und bewußten Unwahrheiten alles bei ihr gewohnte Maß zu überſteigern. Der Kanzler hat aber nicht nur Feuer entwickelt, er bat mit jener feinen Ironie, deren erlaubtes Maß nur der wirklich gute Redner kennt, die nationalſozialiſtiſchen Schreier abge⸗ führt, die von der deutſchen Geſandtſchaft in Kow— no und dem dortigen Perſonal ſprachen. Der Platz⸗ regen, der über ſie niederging, ertränkte ihre kna— benhaften Quengeleien in einem Meer von Lächer— lichkeit. Dieſe verdiente Abſtrafung hat denn auch bei der Mehrheit des Hauſes die Heiterkeit ausge— löſt, die in ſolchen Stunden befreiend und erhebend zugleich iſt. Wahrhaftig, die nationalſozialiſtiſchen Bäume wachſen nicht in den Himmel. Aber nicht dieſe niederzwingende Ironie des Kanzlers, dieſer veredelte Sarkasmus war das Ereignis des Tages. Die Rede in ihrer Geſamt⸗ heit und in ihrer ſtahlſtichgleichen Schärfe und Un— erbittlichkeit, in ihrer Pracht der Gruppierung der Argumente und ihrer ſieghaften, über das Haus weit hinausgreifende Wirkung war ohne jeden Zweifel, ſo ſchreibt die K. V., ein großes Ereignis in der Geſchichte des Reichstags überhaupt. Wenn bemerkt wird, daß dies die beſte Rede geweſen ſei, die der Kanzler je gehalten habe, ſo trifft dies nur für diejenigen zu, die die Gabe dieſes Mannes nicht kennen, am rechten Ort und zur rechten Zeit das rechte Wort zu ſprechen. Dem deutſchen Volke wurde mit dieſer Rede der ungeheuerliche Unter— ſchied gezeigt, der zwiſchen dem Werke eines bis zur letzten Hingabe immer bereiten Mannes und dem Geſchrei einer Oppoſition beſteht, die auf die poli⸗ tiſche Ahnungsloſigkeit vieler Menſchen und das Elend der breiten Maſſen gewiſſenlos ſpekuliert. Dem Volke wurde auch gezeigt, wo die Grenzen liegen, bis zu denen jene Gewiſſenloſigkeit reicht. Und der Teil des Volkes, der es hören wollte, hat die Sätze vernommen: „Ich werde mich nie dazu verleiten laſſen, eine Preſtigepolitik zu machen mit Rückſicht auf Agitationsbedürfniſſe im Innern nach außen hin, durch die Lebensintereſſen des deutſchen Volkes auf lange Sicht gefährdet werden. Dieſe Stellung wird in der ganzen Welt verſtanden.“ Ein dramatiſcher Höhepunkt war es, als der Kanzler dem Zwiſchenrufer Roſenberg(Natſoz.) eine glänzende Abfuhr erteilte mit Worten, die alle die, welche es immer noch wagen, einen Mann wie Brüning mit dem 9. November in Zu⸗ ſammenbruch zu bringen, zum Verſtummen bringen dürften. Reichskanzler Dr. Brüning rief erregt: Am 9. November 1918 war ich in der Gruppe Winterfeld, die zur Niederwerfung der Revo⸗ lution gebildet worden war.(Beifall in der Mitte, Lärm bei den Nationalſozialiſten.) Wenn der Abg. Roſenberg meine vaterländi⸗ ſche Geſinnung verdächtigt(großer Lärm bei den Nationalſozialiſten), ſo muß ich es ablehnen, darüber Belehrun⸗ gen von einem Manne entge⸗ gen zunehmen, der in jener Zeit noch gar nicht entdeckt hatte, welches Vaterland er über⸗ haupt hat.(Stürmiſcher Beifall der Mehrheit.) Höchſte Zeit war es auch, daß das Lügengewebe zerſtört wurde, das ſich um die Rolle Brünings in der Frage der Wiederaufſtellung Hindenburgs ge⸗ ſponnen hat. Der Kanzler war bereit, den Weg frei zu machen, er hat dem Reichspräſidenten ſei⸗ nen Rücktritt angeboten, der jedoch von Hindenburg verweigert wurde, weil Deutſchland in der Stunde der Gefahr auf dieſen Mann nicht ver⸗ zichten kann. In der Hand dieſes Mannes, der die Sachlichkeit erwärmt und veredelt und der das edle Pathos und die Kunſt der Sprache in den Dienſt der Sachlichkeit und Wahrhaftigkeit ge⸗ zwungen hat, liegen die Zügel feſt. Er ſteht auf⸗ recht vor uns da, längſt vom Schimmer eines Weltanſehens umwittert, das ſeine Gegner nie— mals zerſtören können, und das auch fortwirken würde, wenn es jenen Fanatikern einmal gelingen ſollte, ihn zu ſtürzen. Deutſchland iſt aufgerufen, ſich zu entſcheiden, ob es zu Hindenburg und Brü— ning und dem Geiſte der Pflichttreue dieſer Män— ner, zum Geiſte des klugen, zielbewußten Maßes, des zähen, unbeirrbaren Ringens um jedes Meter deutſchen Weges oder zu dem Geiſte des Haſſes, der Gewalt und dem verderblich ſchwelenden Feuer des Abenteuers ſtehen will. Brünings Rede war der Ruf an die Deutſchen, mit aller Zwietracht zu brechen und ſich auf den Tag zu beſinnen, an dem Hindenburg zur Wahl ſteht. Indem der Kanzler feierlich an die Wahl erinnerte und ſagte:„Von der Wiederwahl des Reichspräſidenten von Hin⸗ denburg hängt es auch ab, ob die Welt glauben ſoll, daß im deutſchen Volk noch Ehrfurcht und Achtung vor der Geſchichte und der geſchichtlichen Perſon beſteht“, hat er Millionen aus dem Her— zen geſprochen und ihnen noch einmal den großen Führer des Krieges, den Mahner des Friedens, den Vater des Volkes und den Schützer deutſcher Ein— heit und Einigkeit vor das Auge geſtellt. Wer die Rede Brünings mit anhören durfte, der hat ſich dem Eindruck eines großen Erlebniſſes nicht ent⸗ ziehen können! (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Samstag, den 22. Februar 1932. Stürmiſcher Abſchluß der heſſiſchen Candtags⸗ tagung witb. Darmſtadt, 26. Febr. In der heutigen Sitzung des Heſſiſchen Landtages kam es zu leb⸗ haften Zuſammenſtößen zw n dem national— ſozialiſtiſchen Abgeordneten Dr. Beſt und den Sozialdemokraten. Dr. Beſt warf den Sozial⸗ demokraten vor, ſie verfolgten für den Fall der nationalſozialiſtiſchen Machtergreifung ſepara⸗ tiſtiſche Pläne. Beſt behauptete weiterhin, daß nicht die Parteien des Hochverrats von 1918 ſondern nur der kommende RNeichspräſident Adolf Hitler die Rettung brächte. Daraufhin kam es zu Zuſammenſtößen mit dem Zentrum. Die Nationalſozialiſten verließen den Sitzungs— ſaal. Der ſozialdemokratiſche Fraktionsführer bezeichnete dies unter dem Beifall des Hauſes als feige Handlung, was ihm einen Ordnungs— ruf des nationalſozialiſtiſchen Landtagspräſiden⸗ ten einbrachte. Nach weiteren ſtürmiſchen Sze⸗ nen vertagte ſich der Heſſiſche Landtag, der einen Antrag der NSDAP. auf Amneſtie für politi⸗ ſche Vergehen gegen die Stimmen von SPD., Zentrum, Volkspartei, Chriſtliche und Land— bund angenommen hatte, auf unbeſtimmte Zeit. Gegen den nationalſozialiſtiſchen Landtags⸗ präſidenten ſoll, wie man hört, im Aelteſtenra— ein Mißtrauensantrag eingebracht werden, Politiſche Gedanken zum Wochenende die brennende Memelfrage— Um Oſtaſiens Schickſal— Kampftage im Reichsparlamenk— bor ereignisſchweren Wochen Nicht oft genug kann von uns die Tatſache feſtgeſtellt werden, daß der Völkerbundsrat in der Frage des litauiſchen Rechtsbruches reſt⸗ los verſagt hat. Gehört doch der Schutz der nationalen Minderheiten zu den Hauptaufga⸗ ben des Völkerbundes. In all den Jahren ſeit Beſtehen des Völker— bundes mußten wir von Fall zu Fall erleben, wie aktionsunfähig die Maſchinerie des Völ— kerbundes in der Löſung der Minderheitsfra— gen ſich erwies. Die deutſche Regierung kann im Augenblick zu den letzten gegen Litauen zu treffenden Maßnahmen ſolange nicht greifen, als nicht der Haager Schiedsgerichtshof ge⸗ ſprochen hat. Dabei müſſen wir annehmen, daß die Signatarmächte des Memelſtatuts dieſe höchſte internationale Rechtsinſtanz auch an— rufen werden, wie das von der Reichsregie— rung nach dem Verſagen des Völkerbundes ge— fordert worden iſt. Keinen Augenblick zweifeln wir daran. daß die Haager Cour den Rechtsbruch der litau⸗ iſchen Regierung feſtſtellen wird. Dann wird es ſich auch zeigen, ob die litauiſche Re⸗ rung ernſtlich gewillt iſt, wieder normale Zuſtände im Memelland herzuſtellen, ein Direktorium zu bilden, das getragen iſt von dem Vertrauen der Mehrheit des Memel⸗ ländiſchen Landtags, ob ſich an die veinlichſte Erfüllung internationaler Verpflichtung hal⸗ ten wird. Tut ſie das nicht, dann wiſſen wir aus dem Munde des Reichskanzlers ſelbſt, daß die Reichsregierung in der gegebenen Zeit zu ſchärfſten Maßnahmen gegen Litauen greifen wird. Denn eine ihrer nationalen Hauptauf⸗ gaben iſt es ja, für die Erhaltung des Deutſch⸗ tums, für deſſen Schutz und Sicherung in allen uns willkürlich entriſſenen kerndeutſchen Ge⸗ bieten mit allen ihr zu Gebote ſtehenden Mit⸗ teln zu ſorgen. Damit für alle Zukunft ver⸗ knüpft iſt die weitere nationale Zielſetzung, mit den Waffen des Rechtes zu kämpfen für die Wiedereinverleibung dieſer Gebiete in das Deutſche Reich. Einen weiteren Beweis für die völlige Ak⸗ tionsunfähigkteit des Genfer Völkerbundes bietet uns die immer noch ungelöſte oſtaſiatiche Frage. So macht- und hilflos wie der Rat ſich gegenüber kleinen, willkürlich geſchafſenen Staaten zeigt, iſt er auch unfähig, Großmäch— ten wie Japan gegenüber. Die oſtaſiatiſche Frage iſt von kaum geahn— ter weltpolitiſcher Bedeutung. Denn von ihrer Löſung und Behandlung hängen eine ganze Reihe gleicher Fragen der Jetztzeit ab. Ge— lingt es nicht, auf dem Wege völkerrechtlicher Vereinbarung durch den Rat den Frieden im Oſten wieder zu ſchaffen, dann ſchlägt die letzte Stunde für den Völkerbund. 5 Deutſchland, das zu Japan wie China gleichfreundſchaftliche Beziehungen unterhält, iſt bemüht, zu ſeinem Teil dazu beizutragen, daß ein wirklicher Friede hergeſtellt wird. Da— rum hat auch die Reichsregierung dieſen Be— mühungen ihre volle Unterſtützung gewährt, iſt ſie in der Unterſuchungskommiſſion des Völkerbundes für die Mandſchurei vertreten. Japan ſcheint allerdings der Auffaſſung zu ſein, daß der Völkerbund ſagen und anordnen kann, was er will. Es wird ſeinen eigenen Weg weitergehen, und wir ſehen in der Un— abhängigkeitserklärung der Mandſchuret nur den erſten Schritt auf dem Wege zu ihrer Anektierung, den die Japaner ſchon ſeit zehn Jahren durch bewußte und jetzt gewaltmäßige Ausſchaltung des chineſiſchen Einfluſſes be⸗ treiben. Mit Spannung darf man deshalb der weiteren Entwicklung im fernen Oſten entge- gengeſehen, und weltpolitiſche Fragen von größter Bedeutung ſchieben ſich von ſelbſt in die Weltdiskuſſion über die Brandfackel in Oſt⸗ aſien ein. * Innerpolitiſch herrſchte dieſe Woche wieder Hochbetrieb. Der Reichstag trat am Dienstag nach mehrmonatiger Sitzungspauſe wieder zu⸗ ſammen, um vor der für 13. März bezw. 10. April angeſetzten Reichspräſidentenwahl noch die wichtigſten Tagesfragen zu erledigen. Nicht ganz kampflos gingen die Sitzungstage ab, u. wiederholte Male war der Präſident des hohen Hauſes gezwungen, zu ſcharfen Ahndungen zu areifen. ja ſogar. als ſeine Präſidentenalocke ſich nicht mehr genügend Gehör zu verſchaffen bermochte, Sitzungsunterbrechungen eintreten zu laſſen. Ganz der inneren Atmoſphäre des Wallotbaues entſprechend war auch die große politiſche Rede des Reichskanzlers eingeſtellt, die dieſer in der Donnerstagsſitzung vor ver— ſammeltem Plenum hielt. Sie war— ſieht man von den mehr akademiſchen Darlegungen s Kanzlers über die außenpolitiſchen Fragen ab— eine ausgeſprochene Kampfrede, in d Dr. Brüning oft in ſehr ſcharfer Form gegen die verſchiedenen Parteiredner und deren Par— teigruppen zum Angriff vorging. Szene auf Szene, jede dramatiſcher durchwogt, waren die ſtändige Begleiterſcheinung ſeiner Ausführun— gen. Die dieswöchige Reichstagsſeſſion war nichts anderes als der Auftakt zu der jetzt be⸗ ginnenden großen Schlacht um die Reichspräſi⸗ dentenwahl. Eine Wahl-„Schlacht“ im wahr⸗ ſten Wortſinne ſteht uns für die nächſten Tage und Wochen bevor. Niemand wird hieran— betrachten wir doch einmal den Verlauf der Reichstagsſitzungen und auch die ſonſtigen Vor⸗ poſtengeplänkel im Reich— zweifeln wollen. In vier Lager hat ſich die deutſche Wählerſchaft zur bevorſtehenden Wahl geteilt. Da ſteht zu⸗ nächſt der Sahm⸗Ausſchuß, der als„Volks“ Ausſchuß gemeinſam mit den Regierungspar— teien und der anderen Anhängerſchaft um den Fortbeſtand der Präſidentſchaft Hindenburgs kämpft, daneben die NSDAP, die den nunmehr zum braunſchweigiſchen Regierungsrat ernann— ten und damit eingebürgerten Führer ihrer Or— ganiſation Adolf Hitler als Kandidat nomi⸗ niert hat, dann der Stahlhelm BdF., der ſeinen zweiten Bundesführer, Oberſtleutnant a. D. Diüſterberg, präſentiert, und ſchließlich die Kom— muniſtiſche Partei, deren Kandidat Ernſt Thäl⸗ mann— nach den bisherigen Wahlen zu ſchlie— ßen— eine immerhin ſehr beachtliche Wähler⸗ ſchaft auf ſeine Kandidatur vereinigen wird. Es kann als ſicher gelten, daß kein Kandidat ſchon im erſten Wahlgang mit abſoluter Mehr⸗ heit aller abgegebenen Stimmen gewählt wird. Wahrſcheinlich iſt vielmehr, daß wie bei der letzten Reichspräſidentenwahl 1925 ein zweiter Wahlgang erforderlich wird. Bei dieſem zwei— ten Wahlgang kämen theoretiſch die zwei Kan— didaten der beiden Wählergruppen, die im er⸗ ſten Wahlprozeß die beiden Höchſtanteile an Stimmen erhielten, in Stichwahl. Praktiſch wird der Fall aber ähnlich wie 1925 liegen, nämlich ſo, daß die Kommuniſten, von denen ein Verzicht auf eine nochmalige Kandidatur nicht zu erwarten iſt, ſich auch am zweiten Wahlgang beteiligen. Aus dieſem zweiten Wahl⸗ gang geht dann derjenige als erwählter Reichs⸗ präſident hervor, der die höchſte Stimmenzahl auf ſich vereinigt, ohne Rückſicht auf die abſo⸗ lute Mehrheit d. h. ohne Rückſicht darauf, ob deſſen Stimmenanteil die Geſamtzahl der für die anderen Kandidaten abgegebenen Stimmen überſteigt oder nicht. Bei Stimmengleichheit zwiſchen zwei Kandidaten entſcheidet das Los, das der Reichswahlleiter zieht. Bei dem, wie geſagt, mit hoher Wahrſchein— lichkeit erforderlich werdenden zweiten Wahl— gang, der programmgemäß am 10. April über die Bühne des politiſchen Geſchehens gehen ſoll, wird— ſoviel iſt aus der bisherigen Taktik der Rechtsparteien zu entnehmen— als alleiniger Kandidat der geſamten Rechten Adolf Hitler aufgeſtellt werden, der dann mit Hindenburg und dem kommuniſtiſchen Zählkandidaten Thäl⸗ mann um die Siegespalme ringen wird. Zu weſſen Gunſten der Wahlkampf auch aus⸗ gehen möge, hoffen und wünſchen wir, daz er in vornehmer und— das ſei mit beſonderer Eindringlichkeit der Wählerſchart ans Herz ge⸗ legt— in unblutiger Weiſe geführt wird. fl. Gerhart hauptmann in Neuyork Neuyork, 26. 2. Gerhart Hauptmann, der ei⸗ ner Einladung der Carnegie⸗Friedensſtiftung folgend mit der„Europa“ hier eingetrofſen iſt, wurde von Prof. Heuſer von dem Deutſchen Hauſe der Columbia⸗Univerſität und Konſul Schwarz ſowie von zahlreichen Preſſevertre⸗ tern und Sonderberichterſtattern begrüßt. Auf die Frage, ob er ſeine amerikaniſchen Erfahrun⸗ gen verwerten werde, antwortete Hauptmann: „Vielleicht in epiſcher Form.“ —