ung ürf⸗ für 32, ind⸗ mit lebt des- auf⸗ rth. Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 1,˙0 Mk. frei ins Haus 1 1 70— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte D Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ 1 kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Fuankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. — Bezugspreis monatl. 757 Nr 0 — N Der echte Patriot Die katholiſchen Beamten Seit den Tagen der ſtaatspolitiſchen Umwäl⸗ zung wird das deutſche Volk von einer gefährlichen Welle politiſcher Irrungen und Wirrungen über— flutet. Es gibt politiſche Parteien, deren natio— nales Denken und Handeln über das ſchmückende Beiwort„national“ im Firmenſchild der Partei nicht hinausgeht, die in nationalen Kraftaus⸗ drücken außerordentlich ſtark, hinſichtlich ihres na— tionalen Verhaltens aber ebenſo ſchwach ſind. Ja, es gibt Staatsbürger, die das Vaterland ſtets mit ihren eigenen Beſitz-, Gewinn- und Verdienſtinte— reſſen gleichſetzen und erſt dann zu„echten“ Pa— trioten werden, wenn die ganze Machtfülle des Staates in ihre Hände gelangt iſt. Heute, da der Kampf um den zukünftigen Reichspräſidenten alle politiſchen Leidenſchaften bei den Staatsfeinden von links wie von rechts entfacht hat, wird es mit aller Deutlichkeit offenbar, wie ſehr es der deut— ſchen Geſchichte an einer verbindenden, alle Glie— der des Volkes einigenden nationalen Tradition fehlt. In einer ſolchen Zeit mißverſtandener und mißbrauchter nationaler Werte hat ein gütiges Ge— ſchick dem deutſchen Volke in Paul von Hin- denburg einen Mann geſchenkt, der alle natio— nalen Tugenden in ſich vereinigt. Er iſt ein leuch— tendes und bezwingendes Vorbild für alle, die in Gefahr ſind, Begriff und Weſen des Nationalen falſch zu deuten. Abhold jeder nationalen Phraſe, hat Hindenburg als Tatmenſch ſein nationa— les Heldentum im Kriege und im Frieden dem deutſchen Volke vorgelebt. In einem ſtark ethiſch unterbauten Pflicht- und Verantwortungsbewußt— ſein iſt all ſein Tun und Handeln immer nur auf das eine Ziel gerichtet geweſen, ſelbſtlos dem Va— terlande zu dienen. Man kann ſicherlich nicht verlangen, daß Hin— denburg als Staatsbürger ein Republikaner des Herzens iſt. Bei ſeinem Werdegange und ſeiner ganzen Vergangenheit wäre es vielmehr ein per— ſönlicher Mangel, wenn ihn keinerlei Anhänglich— keit mit dem alten Syſtem mehr verbinden würde. Was Hindenburg jedoch ſo groß erſcheinen läßt, iſt ſeine volle Hingabe an das gemeinſame Vater— land, dem er in ſchickſalsſchwerer Zeit ohne Rückſicht auf ſeine eigene ſtaatspolitiſche Einſtellung und ohne Rückſicht auf den heftigen Widerſtreit politiſcher Meinungen mit allen Kräften gedient hat. Sieben Jahre lang laſtete auf ſeinen Schultern die ſchwere Bürde des Amtes eines Reichspräſidenten. Er hat dieſes Amt mit vaterländiſchem Empfinden, mit Takt und Klugheit verwaltet, und zwar in einer politiſch aufreibenden Zeit, die ein ganz beſonderes Maß von Pflicht⸗ und Verantwortungsbewußtſein bei dem Träger des Amtes vorausſetzte. Dieſem Na⸗ tionalhelden wäre ſicherlich ein beſſerer und be— quemerer Lebensabend zu gönnen geweſen. Gleich— wohl hat ſich der in den ſchwierigſten politiſchen Lagen erprobte Feldmarſchall für die Wahl am 13. März dem deutſchen Volk erneut zur Verfü⸗ gung geſtellt. Das iſt eine wahrhaft natio⸗ male Tat, die zugleich von hohem Berufsethos zeugt. In dieſer vaterländiſchen Geſinnung und in dieſer Berufsauffaſſung vereinigen wir katholi⸗ ſchen Beamten uns gerne und freudig mit dem ver⸗ ehrungswürdigen Reichspräſidenten. Ihm, dem Vater des Vaterlandes, will die katholiſche Beam⸗ tenſchaft am 13. März eine Dankesſchuld abtra⸗ gen. Nur am Rande ſei es vermerkt, daß wir in dem Verhalten des Stahlhelm, der gemein⸗ ſam mit den Deutſchnationalen den Oberſtleutnant a. D. Düſterberg als Präſi⸗ dentſchaftskandidaten aufgeſtellt hat, das Gefühl der Dankbarkeit gegenüber ſeinem Ehrenmitglied Hindenburg vermiſſen. Was aber bedeuten im Vergleich mit dem Füh⸗ rer und Menſchen Hindenburg erſt die kleinen Schreier von links und von rechts? Mit den Kommuniſten, die den„Reitergeneral“ Thälmann präſentieren, brauchen wir uns nicht auseinanderzuſetzen. Sie wollen bewußt nicht national im deutſchen Sinne ſein und können daher auch keine nationale Verwirrung anrichten. Anders dagegen iſt es bei den Nationalſozialiſten. Ihr„Volks“ ⸗Kandidat heißt Hitler, der bis⸗ her ſtaatenloſe Führer der NSDAP., der ſich zu⸗ dem in ſeinem früheren Heimatlande der allgemei⸗ nen Wehrpflicht entzogen hat. Er iſt ein Mann von gang eigenartiger nationaler Prägung und keinesfalls die Verwirklichung nationaler Führer⸗ idee. Hindenburg und Hitler in einem Atem zu nennen, entſpricht nicht unſeren Begriffen von Würde, es wäre eine Verſündigung am chen Volke ſowie an der Größe einer ge⸗ Perſönlichteit. ſtehen zu Hin den burg Die Nationalſozialiſten verſuchen mit natio⸗ nalen Phraſen und mit leerem Wortſchwall über ihre Kunſt, die Not des Volkes zu lindern, poli⸗ tiſch Unbegabte und alle jene einzufangen, die mit ihrem wirtſchaftlichen Los von heute unzufrieden ſind. Hinter ihrer nationalen Phraſe ſteht einzig und allein der Wille zur Macht, und der iſt bei den Nationalſozialiſten gleichbedeutend mit nationaler Zerſtörung. In Zeiten gro⸗ ßer nationaler Gefahren, die von au ßen kom⸗ men, liegt der beſte Wertmeſſer für die nationale Geſinnung und Zuverläſſigkeit des einzelnen wie auch der Parteien in der mehr oder weniger vor— handenen Bereitwilligkeit, die aus der Innenpoli— tik ſtrömenden politiſchen Leidenſchaften abzu⸗ dämpfen und eine geſchloſſene, einheitliche Front nach außen zu bilden. Der Nationalſozialis⸗ mus lehnt dieſe Einheitsfront ab, es ſei denn, daß ſich alles nur ihm allein, nur ſeinem Macht- dünkel und ſeiner ganz unangebrachten Ueberheb— lichkeit fügt. Er geht in ſeinem Zerſtörungswerk ſo weit, daß er eifrig jede außenpolitiſche Schwie— rigkeit mißbraucht, Zwiſt und Hader im Innern von neuem zu ſchüren. Die nationalſozialiſtiſche Propaganda, die um den Erfolg am 13. März bangt, ſchreckt nicht einmal davor zurück, ſelbſt einem Hindenburg die nationale Geſinnung zu be— ſtreiten. In einer Verſammlung der NSDalp. in der Kölner Meſſehalle forderte ein kaum 24jäh— riger Redner, der ſich keine in ſtaatsbürgerlichem Sinne irgendwie bemerkenswerten Verdienſte um Volk und Vaterland bisher erworben hat, Hinden— burg müſſe zugunſten eines deutſchen Man⸗— nes, gemeint war Hitler, zurücktreten. Unge— fähr 5000 Zuhörer gerieten bei dieſer Forderung in ſtrampelnde Ekſtaſe und zollten dem Redner ſtürmiſchen Beifall. Iſt dieſes Verhalten von Redner und Zuhörern nicht ein klaſſiſcher Beweis für den geiſtigen Tiefſtand gewiſſer Kreiſe unſeres Volkes? Politiſche Kinder, Ignoranten und Fana— tiker hatten ſich hier zuſammengefunden, um ihren Abgott Hitler anzubeten. Auf der gleichen Linie liegt es, wenn der natio— nalſozialiſtiſche Reichstagsabg. Dr. Goebbels von der Rednertribüne des Reichstages aus den um Volk und Nation hochverdienten Generalfeld— marſchall mit Deſerteuren in Verbindung bringt, oder wenn Hitler dem Vertreter einer italieniſchen Zeitung erklärt, Hindenburg ſei der Exponent eines Syſtems, das Deutſchland„verſklavt und ernie⸗ drigt“ habe. Haß macht blind, Fanatismus aber macht unzurechnungsfähig! Was ein Sieg Hitlers bei der Reichspräſiden— tenwahl für den deutſchen Katholi⸗ zismus zur Folge haben würde, braucht an dieſer Stelle nicht näher erlüutert zu werden. Gewiſſen Katholiken, die ihre ganze Hoffnung auf das Dritte Reich ſetzen, muß man jedoch ſagen, daß auf dem Portale zum Eingang ins Dritte Reich die Inſchrift für ſie zu leſen iſt:„Ihr, die ihr hier einzieht, laßt alle Hoffnung fahren.“ Lange genug hat das heutige Staatsvolk das verantwortungsloſe Treiben des Nationalſozialis⸗ Dienstag, den . jernheimer Anzeiger Secam, anne Viernheimer Zeitung I. mus mit allzu großer Nachſicht geduldet. Der Staat von heute muß ſich nun endlich auf ſich ſelbſt beſinnen und ſeine Autorität vor allen ſtaatsfeindlichen Elementen, gleichviel ob ſie links oder rechts ſtehen, energiſch und mit Nachdruck ſchützen. Denn der Staat, der ſich nicht ſelbſt re— ſpektiert, hat aufgehört, Staat zu ſein. Daher muß auch die Parole des Staatsvolkes lauten: Heraus aus der Reſerve! Verteidigung zum Angriff! Am 13. März ſchlägt Deutſchlands Schickſaks⸗ ſtunde. Die Reichspräſidentenwahl entſcheidet da⸗ Heraus aus der Eine überraſchende Wendung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 49. i Jahrgang 0 5 rüber, ob der Machtwille politiſcher Haſardeure oder ſtaatspolitiſche Vernunft das deutſche Volk in Zu⸗ kunft regieren wird. Wir katholiſchen Beamten wollen bei dem Generalangriff nicht fehlen. Die Stimme eines jeden katholiſchen Kollegen, jedes Mitgliedes einer katholiſchen VBeamtenfamilie ge⸗ hört unſerem Kandidaten Hinden— burg. Wir ſchulden es dem in Sturm und Drang erprobten Freunde und Retter des Volkes. Auguſt Asmuth, grſigender 55 org 808. 58(onhoyeino Vorſitzender des Verbandes kath. Beamtenvereine. Einſtellung der Seindſeligkeiten in Schanghai? Vertreter der beiden Konflikt⸗Parteien verhandeln auf engliſchem Kriegsſchiff— Grundſätzliche Einigung— Völkerbund für Konferenz Admiral Kelly vermillelt Tokio, 29. 2. Wie Reuter aus zuverläſſiger Quelle erfährt, hat der britiſche Admiral Kelly an Bord ſeines Flaggſchiffes Beſprechungen zwiſchen den japaniſchen Admiralen Nomura und Maſuoka einerſeits und Wellington Koo und dem Generalſtabschef der 19. chineſiſchen Armee andererſeits, bei denen er ſelbſt anwe— ſend war, vermittelt, um über die Möglichkeit einer friedlichen Löſung zu beraten. Richtlinzen an die japaniſche delegalion in Genf Genf, 29. 2. Der japaniſche Außenminiſter Voſhiſawa hat der hieſigen Delegation Mittei— lungen über die Haltung der Regierung in der Schanghaier Angelegenheit zugehen laſſen, in denen die bisherige Haltung Japans mit den örtlichen Notwendigkeiten begründet und er— klärt wird: Sobald die Sicherheit oder eine ge nügende Entfernung der chineſiſchen Streitkräf te gewährleiſtet iſt, wird die japaniſche Re⸗ gierung bereit ſein, mit den Mächten zur ge— meinſamen Regelung der Lage zuſammenzu— arbeiten. Zu dieſem Zweck hätte ſie nichts dage— gen einzuwenden, daß in Schanghai eine Rund⸗ tiſch⸗Konferenz eröffnet würde, auf der die an Schanghai intereſſierten Mächte vertreten wä⸗ ren. In der Preſſe ſind beunruhigende Nachrich: ten erſchienen, wonach die japaniſche Regierung das Ziel verfolgen ſolle, neutrale Zonen um die wichtigſten chineſiſchen Städte zu legen. Die⸗ ſe Informationen geben in keiner Weiſe die Abſichten der japaniſchen Regierung wieder.“ Völkerbundsrat für Schanghaier Konferenz Genf, 29. 2. Angeſichts der neuen Lage iin Schanghai trat der Völkerbundsrat heute ugch Ende des Freihandels Das engliſche Einfuhrzollgeſetz in Kraſt getreten wtb. London, 1. März. Nachdem, am geſtr. Montag, die Einfuhrzollvorlage in ſpäter Abendſtunde vom Oberhaus end⸗ gültig angenommen worden war, erhielt ſie die Unterſchrift des Königs und iſt damit offiziell in Kraft getreten. 5 wtb. London, 1. März. Das letzte Stadium im Uebergang Groß⸗Britanniens vom Freihan⸗ del zur ausgedehnten Anwendung von Tarifen wurde geſtern nachmittag im Oberhaus erreicht, als es zuſammentrat, um die noch übrigbleiben⸗ den Stadien der vom Anterhaus letzte Woche angenommenen Einfuhrzollvorlage zu erledigen. Die Vorlage wurde um Mitternacht, nachdem ſie vorher die Zuſtimmung des Königs erhalten hat, Geſetz. Die Vorlage wurde von dem Staatsſekretär für Luftfahrt, Lord London⸗ derty in zweiter Leſung eingebracht. Seine Rede war zum größten Teil eine Wiederholung der cimans im Unterhaus. Im Namen der Arbei⸗ teroppoſition hob Lord Narley hervor, daß die Vorſchläge nur zu Wiedergeltungsmaßnahmen und höheren Tarifen von Seiten des Auslandes führen würden. Snowden verurteilte gleich in den erſten Sätzen ſeiner Rede die Vorlage auf das Schärf⸗ ſte und unterſtrich die Vorteile und den Erfolg des Freihandels⸗Syſtems. Mit der Fauſt auf die Aktenſchatulle ſchlagend, fragte Snowden, wie es komme, daß in dieſer Zeit nie dageweſe⸗ ner Depreſſion England in der Lage ſei, ſeine Stellung auf den Märkten der Welt erfolg⸗ reicher zu halten als jedes zollgeſchützte Land. Den Höhepunkt erreichte Snowdens Rede, als er es„verbrecheriſch“ nannte,„mit den vitalen Intereſſen des Landes Haſard zu ſpielen“. Das Tarifſyſtem würde den Exporthandel behindern, die Lebenskoſten erhöhen, den internationalen Handel einſchränken und als Verhandlungs⸗ Ausführungen Neville Chamberlains und Run⸗ waffe nutzlos ſein. 5 in Schanghai mittag zu einer überraſchend einberufenen Völl— ſitzung zuſammen. Der engliſche Außenminiſlen Sir John Simon machte im Auftrage ſeiner Regierung dem Rat offiziell eine Mitteilung von den Verhandlungen, die geſtern auf einem engliſchen Rriegsſchiff in Anweſenheit des bri— tiſchen Kommandanten zwiſchen Vertretern der chineſiſchen und japaniſchen Streitkräfte ſtatt⸗ gefunden haben. Die Verhandlungen hätten zu einem Er⸗ gebnis geführt, und beide Parteien hät⸗ ten ſich grundſätzlich über ein Abkam men zur Einſtellung der Feindſeligkeiten geeinigt. Die diesbezüglichen Vorſchläge ſeien den Regierungen in Nanking und Tokio unterbreitet worden. Der Vorſitzende erklärte darauf, daß der Völ⸗ kerbundsrat mit großer Genugtuung von den Mitteilungen des britiſchen Vertreters Kennt— nis genommen habe. Es ſei nunmehr Aufgabe des Rates, ſeinerſeits dazu beizutragen, daß den im Gange befindlichen Beſprechungen zur Wiederherſtellung des Friedens ein Enderfolg geſichert werde. Der Völkerbundsrat ſchlage deshalb vor, daß in Schanghai ſofort eine Kon— ferenz einberufen werde, an der China und Ja— pan ſowie die Vertreter der anderen intereſſier— ten Mächte teilzunehmen hätten. Das Ziel die— ſer Konferenz ſolle die Einſtellung der Feind— ſeligkeiten und die Wiederherſtellung des Frie— dens in Schanghai ſein. ie Borſchläge des Völkerbundsrales Genf, 29. 2. Der Vorſchlag des Völkerbunds⸗ tes beſagt im einzelnen: Die nach Schanghai einzuberufende Konfe⸗ enz hat die endgültige Einſtellung der Feind⸗ eligkeiten und die Wiederherſtellung des Frie— dens in der Gegend von Schanghai zum Ziel. zerhandlungsgrundlage der Konferenz wäre: 1. Japan hat nicht beabſichtigt, noch beabſich⸗ gt es in Zukunft, politiſch oder territorial ine japaniſche Konzeſſion in Schanghai zu er⸗ ichten. 2. China nimmt an der Konferenz teil unter der Annahme, daß die Sicherheit und Unver⸗ ehrtheit der internationalen Konzeſſion und der franzöſiſchen Konzeſſion aufrecht erhalten Aeibt in Anbetracht der Abmachungen, die dieſe konzeſſionen und ihre Bewohner gegen jed⸗ gefährdung ſichern.. 4 Die Einberufung dieſer Konferenz geſchieht nter der Vorausſetzung, daß an Ort und Stel⸗ e Abmachungen über die Einſtellung der Feind⸗ eligkeiten getroffen werden. Der Völkerbunds⸗ at rechnet darauf, daß dieſe Bedingung ſehr chnell erfüllt wird. die Völkerbundskommiſſion in Tokio einge ⸗ e troffen. eee, Tokio, 29. 2., 9 Uhr vorm. Die Unterſu⸗ chungskommiſſion des Völkerbundes für die mandſchuriſche Frage iſt heute früh hier ein⸗ roffen. Tagesumſchau In einem Aufruf der Deutſchen Volkspartei wird zur Wiederwahl Hindenburgs aufge⸗ fordert. * Die Reichsindexziffer für die Lebenshal⸗ tungskoſten beläuft ſich für den Februar be⸗ rechnet auf 122,3 gegenüber 124,5 im Vor⸗ monat. Unter ſtarker Teilnahme der Bevölkerung wurde der verſtorbene Bruder des Reichspräſi⸗ denten, Bernhard von Hindenburg, zu Grabe getragen. 4 Bei dem Brand eines Alterheimes in Svärdſjö in der ſchwediſchen Provinz Dale— karlien fanden 12 Inſaſſen den Tod. A* Von den bei der Grubenexploſion bei Blue⸗ field(Weſtvirginia) am Sonnabend verun— glückten Bergleuten ſind 22 geborgen worden. nah und Jern Homburg.(Doch Bergarbeiterentlaſſungen.) Trotz aller Proteſte der Gemeinden, Bezirks— tags, der Geiſtlichkeit und der Arbeiterorgani— ſationen des Saargebietes hat die Bergwerk— verwaltung mit der Entlaſſung der Bergarbei— ter, hauptſächlich Saargänger aus der nahen Pfalz, begonnen. Kündigungen und Entlaſ- ſungen wurden vorgenommen auf den Gru— ben Dechen, Heinitz, König, Frankenpfalz und Reden. Eine ganze Reihe Arbeiterdörfer der Sickinger Höhe wurde von den Maßnahmen betroffen. Die Erregung der Bevölkerung über die Entlaſſungen, bei denen keineswegs wirt— ſchaftliche Gründe ausſchlaggebend waren, iſt begreiflicherweiſe ſehr groß. Pirmaſens.(Zu leicht befunden.) Bei drei hieſigen Bäckermeiſtern wurden insgeſamt 32 Laib Brot wegen Mindergewichts beſchlag— nahmt. In ſämtlichen Fällen hatte das Brot ein Mindergewicht von 30—35 Gramm. Das Brot wurde an die Waiſenkinder verteilt. Herxheim.(Diphtherie.) Nachdem ſeit eini— ger Zeit aus verſchiedenen anderen Orten der Südpfalz das Auftreten der Diphtherie ge— meldet wird, iſt nunmehr dieſe gefährliche Kinderkrankheit auch hier in Erſcheinung ge— treten. Ein dreijähriges Kind iſt geſtorben. Bruchmühlbach.(Sie wollten zur Fremden— legion.) Vor wenigen Tagen wurden hier von der Gerdarmerie Bruchmühlbach zwei jun— ge Leute feſtgenommen, die in die Fremden— legion gehen wollten. Durch das Benehmen der beiden jungen Leute im Eiſenbahnzug wurden die Paſſagiere ſchon in Landſtuhl auf— merkſam. Die Meldung bei der hieſigen Gen— darmerie hatte dann die Verhaftung der Bei— den im Zug zur Folge. Grünwettersbach.(Tödlicher Sturz.) Der nahezu 70jährige Karl Berger wurde abends unter einem Baume tot aufgefunden. Er iſt beim Baumputzen offenbar abgeſtürzt und hat das Genick gebrochen. Darmſtadt.(Aufklärung eines Einbruches im Neuen Palais in Darmſtadt.) Aus Halle wird gemeldet: Vom hieſigen Schwurgericht wurden der Packer Funke und ſein Komplize Moritz wegen eines Raubüberfalles auf eine Magiſtratsbotin mit je zwei Jahren Zucht— haus beſtraft. Einer der Täter hat weiter ein Geſtändnis abgelegt, wonach beide auch im Oktober vergangenen Jahres einen Einbruch im Neuen Palais in Darmſtadt, bei dem der Kammerherr Graf Cuno Hardenberg nieder— geſchlagen wurde, begangen haben. rf r AE Das Medaillonbild (Copyriaht 1930 by Verla Roman von Annn 82. Fortſetzung. „So, das haben Sie geſpürt, nicht wahr? Beruhigen Sie ſich nur, Sie kommen trotz— dem noch gut weg bei allem. Hätte ich Sie Schuft drüben in Uruguay, bliebe kein Kno— chen an Ihnen heil.“ Karl Kruſe ſtand faſſungslos. Er ſchrie plötzlich wie in einem Anfall von Tobſucht:„Schmeiße die beiden raus. Holz! Zum Teufel, höre doch, ſchmeiße ſie raus!“ Otto Holz hatte ſich in die äußerſte Zim⸗ merecke zurückgezogen, ganz nahe an der Tür. Das ſollte ihm einfallen, ſich da einzumiſchen. Mit ſolchen Menſchen, wie dieſer Uruquayer einer zu ſein ſchien, zog man immer den kür⸗ zeren. Daß Kruſe Renate Wittenborn unter einem falſchen Namen in eine Woßnung gelockt, er⸗ fuhr er überhaupt erſt jetzt. iſo ſagte er ihm nicht alles, alſo handelte er nicht ehrlich gegen ihn. Schon für ſeine Hinterhältigkeit batte er die Ohrfeige verdient Mochte er ausfreſſen. was er ſich eingebrockt. Die ganze Geſchichte gegen Renate Wittenborn hatte er eigentlich ange⸗ zettelt. Juan Caſero ſtand noch in drohender Hal⸗ tung vor Kruſe. So kommandierte er,„jetzt unterſchreiben Sie, was ich Fräulein Wittenborn diktiert habe!“ „Sollte mir einfallen“, knurrte Karl Kruſe. „od Bechthold huis. Mannheim.(Gehemmte Rheinſchiffahrt.) In⸗ folge des niedrigen Waſſerſtandes des Rheins iſt die Rheinſchiffahrt nahezu ſtillgelegt. In den Häfen von Baſel, Kehl, Straßburg, Karls⸗ ruhe und Mannheim liegen viele Schlepp⸗ kähne arbeitslos. Auch auf dem Kanal iſt die Schiffahrt eingeſchränkt. Weinheim.(Epidemiſche Grippe.) Ein gro⸗ ßer Teil der hieſigen Kinder iſt z. Zt. an Grip⸗ pe erkrankt. In der letzten Woche mußten viele Kinder wegen Krankheit der Schule fernblei⸗ ben. Die mittleren Jahrgänge der Volksſchule ſind beſonders ſtark heimgeſucht, ſodaß meh⸗ rere Tage hindurch 400 Schulkinder, lein Fünftel aller Schüler) fehlten. Zu einer Be⸗ unruhigung über eine weitere Ausdehnung der Krankheit liegt kein Grund vor. Es han⸗ delt ſich bei dem ſtarken Auftreten der Er⸗ krankungen nur um eine leichte Grippeerſchei⸗ nung. Reihen.(Großfeuer.) Abends brach in dem Anweſen des Landwirtes Bräunling Feuer aus, deſſen Urſache Kurzſchluß ſein dürfte. Das Feuer griff auf den Stall der Witwe Flach über, doch konnte das Vieh gerettet werden. Einige Feuerwehrleute wurden durch den elektriſchen Strom erletzt, während ein Teil des Viehs ſchon betäubt war. Der Scha— den beträgt etwa 5000—6000 Mark und iſt durch Verſicherung teilweiſe gedeckt. Frankenthal.(Einbrecher verhaftet.) Nachts wurde von einer Polizeipatrouille im Neuma— verring ein Mann betroffen, der auf einem Fahrrad einen Sack Mehl, eine Küchenwaage mit Gewichten und ein Brecheiſen transpor— tierte. Bei der Kontrolle verwickelte er ſich in Widerſprüche, gab einen falſchen Namen an und als Wohnort Mannheim. Er wurde da— raufhin feſtgenommen. Bald darauf konnte er— mittelt werden, daß in der gleichen Nacht in dem landwirtſchaftlichen Konſumvereinslager in Dirmſtein ein Einbruch verübt worden iſt, bei dem ſieben Sack Mehl geſtohlen worden waren. Auf Grund der Feſtnahme konnten dann auch die weiteren drei Mittäter ermittelt und das Mehl bei einem Hehler in Oggers— heim, dem es bereits verkauft war, beſchlag— nahmt werden. Frankenthal.(Schrecklicher Tod.) Auf der Flonheimerſtraße ereignete ſich ein ſchweres Verkehrsunglück. Die in Begleitung ihrer El— tern befindliche 11jährige Eva Heinemann von hier wurde von einem von rückwärts kommen— den Motorradfahrer erfaßt und etwa 20 Meter weit geſchleift. Das Mädchen wurde getötet. Der Motorradfahrer, der 26 Jahre alte Mecha— niker Karl Hoffmann von hier, wurde feſtge— nommen. Ludwigshafen.(Selbſtmordverſuch.) In der Nacht zum Montag, nachts gegen 12 Uhr, brach— te ſich ein verheirateter 28 Jahre alter Tagner in ſeiner Wohnung in der Mundenheimerſtraße in ſelbſtmörderiſcher Abſicht mit einem Raſier— meſſer eine erhebliche Schnittwunde am linken Unterarm bei. Der Verletzte wurde ins Kran— kenhaus gebracht. Der Grund des Selbſttö— tungsverſuches iſt unbekannt. Neuſtadt a. d. Hdt.(Erhängt.) Am Sonntag erhängte ſich hier eine 60jährige leidende Frau. Neuſtadt a. d. Hdt.(Mit Gas vergiftet.) Der 50jährige Gaſtwirt Schrägle von der„Neuen Poſt“(früher„Schillerhalle“) hat ſich im Keller der Wirtſchaft mit Gas vergiftet. Er wurde tot aufgefunden. Wirtſchaftliche Schwierigkeiten ſollen die Tat verurſacht haben. Speyer.(Ueberfall.) Ein hieſiger mit Tele⸗ zraphenhandwerkern beſetzter Poſtkraftwagen, der von Ludwigshafen hierher fuhr, fand in der Nähe des Wartturmes ein auf der Straße liegendes Motorrad und zwei Männer, wovon „Alſo wünſchen Sie, daß ich Ihrer Bereit— willigkeit nachhelfe“, lachte der ſonnenge— bräunte Mann faſt übermütig und hob die Rechte. Karl Kruſe fauchte. „Was ſoll denn das überhaupt heißen: Ich verpflichte mich, die dreitauſend Mark im Sinne der Wohltätigkeit zu gebrauchen? Ich werde ſie alſo an mir bekannte Bedürftige verteilen, nicht wahr?“ Juan Caſero ſchüttelte den Kopf. „Das gäbe bei Ihrem Charakter doch nur Lüge und Schwindelei zugunſten Ihrer Börſe Nein. nein! Es exiſtieren ſo viele Anſtalten für Blinde, für Krüppel, für Kinder und alte Leute, von denen ſich jede über die Genero⸗ ſität ves Herausgebers der„Sonne“ freuen wird. Einer ſolchen Anſtalt oder auch meh⸗ reren geteilt ſollen Sie die dreitauſend Mark geben, die Sie von mir erhielten. In drei Ta⸗ gen werde ich im Namen von Fräulein Witten⸗ born die Quittung oder Quittungen in Empfang nehmen.“ „Und wenn ich den Wiſch nicht unter⸗ ſchreibe?“ ziſchte Karl Kruſe, giftig und er⸗ regt von der Idee. das Geld, über das er im Geiſte ſchon verfügt, wieder hergeben zu müſ⸗ ſen „Wenn Sie nicht unterſchreihen, werden wir beide ein amüſantes Spfel vorführen, nämlich oh Ißre rechte Geſichtshälfte mehr verträgt oder Ihre linke.“ Er bob ſchon wieder die Hand. Da kuſchte der Maulßeld Karl Kruſe, denn er war im Grunde feige, wie alle Menſchen feiner Art. und ſetzte ſeinen Namen unter die Sätze mit denen er ſeine Gemeinbeft bekannte. „Nun bitte ich noch, mir das Bild von Fräu⸗ der eine erheblich verletzt war. Bei den Ver⸗ letzten handelt es ſich um zwei Perſonen aus Otterſtadt. Der Führer des Motorrades hat ſtarke Verletzungen am Kopf, Lebens⸗ gefahr beſteht jedoch nicht. Eine po⸗ lizeiliche Vernehmung desſelben war bis jetzt noch nicht möglich. Der Mit⸗ fahrer gab an, ſie wären plötzlich ange⸗ fallen und niedergeſchlagen worden. Der Füh⸗ eer ſei auf dem Platz liegen gebli een, er ſelbſt habe flüchtig gehen können. Darmſtadt.(Mutter wirft ſich mit ihrem Kind vor den Zug.) Hier warf ſich eine junge Frau in der Nähe der Stadtallee mit ihrem achtjährigen Kind vor den von Frankfurt kommenden Zug nach Heidelberg. Die Frau wurde durch die Lokomotive ſofort getötet. Dem Kind wurde der rechte Arm abgefahren; es kam ſchwer verletzt in das Krankenhaus. Familienſtreitigkeiten ſollen der Grund zu dem Selbſtmord ſein. Wiesbaden⸗Biebrich.(Schadenfeuer.) Aus bis jetzt noch ungeklärter Urſache brach in dem Anweſen des Fuhrunternehmers Beck Großfeu— er aus, durch das die Scheune ausbrannte und die dort los ben Vorräte vernichtet wurden. Das Wohnhaus konnte erhalten werden. Wiesbaden.(Schwere Ausſchreitungen bei einem Fußballſpiel.) Auf dem Sportplatz an der Frankfurter Straße kam es gegen Schluß des Entſcheidungsſpiels um die Kriesligamei⸗ ſterſchaft des Kreiſes Wiesbaden zwiſchen dem Sportverein Flörsheim und Opel Rüſſelsheim zu ſchweren Ausſchreitungen, bei denen zwei Spieler aus Rüſſelsheim ſo ernſtliche Verlet⸗ zungen davontrugen, daß ihre Ueberführung nach dem Krankenhaus notwendig war. Die Schlägerei entſtand, als der Schiedsrichter einen Flörsheimer vom Platz verwies und die Zu⸗ ſchauer auf den Schiedsrichter eindrangen. Das Ueberfallkommando bereitete dem üblen Spul ein Ende. genkung des milchpreiſes in heſſen Frankfurt a. M., 28. 2. Der Beauftragte des Reichskommiſſars für Preisüberwachung für Heſſen und Heſſen-Naſſau hat unter dem 27. d. M. folgende Anordnung getroffen: Im Frei⸗ ſtaat Heſſen wird der Preis pro Liter offene Vollmilch frei Haus des Konſumenten(Haus⸗ preis) auf 26 Pfg. feſtgeſetzt. Die hierin liegen⸗ de Verdienſtſpanne des Kleinhändlers wird auf 7 Pfg. pro Liter feſtgeſetzt. Der Händler, der zugleich auch Sammler iſt, darf ſie, ſofern er die Milch vom Hof des Landwirts holt, um 2 Pfg., ſofern ihm die Milch als Sammler ins Haus gebracht wird, um 1 Pfg. pro Liter erhöhen. Soweit die Milch bisher zu einem billigeren Preis an den Konſumenten abgegeben worden iſt, verbleibt es bei dem bisherigen Preis. Die Händlerſpanne beſchränkt ſich in dieſem Falle auf denjenigen Betrag, der ſich aus dem Ver⸗ hältnis des obengenannten Preiſes zu dem bil⸗ ligeren Preis ergibt. Inſoweit bisher für Ver⸗ käufe ab Laden des Händlers ein unter dem bisherigen Hauspreis liegender Preis erhoben wurde, verbleibt es bei dieſem. Die Händler⸗ ſpanne wird hierbei auf 7 Pfg. abzüglich des Unterſchiedes zwiſchen dem bisherigen Haus⸗ und Ladenpreis bemeſſen. Findet aber die oben angeordnete Ermäßigung des Hauspreiſes ſtatt, ſo ermäßigt ſich der Ladenpreis um den gleichen Betrag; die Händlerſpanne bemißt ſich alsdann auf 7 Pfg. abzüglich des Unterſchiedes zwiſchen dem neuen Haus⸗ und Ladenpreis. Dieſe An⸗ ordnung findet keine Anwendung auf die Kreiſe Alsfeld, Büdingen, Schotten und Lauterbach. Sie gilt auch nicht für die Stadt Offenbach a. M., für die eine beſondere Regelung erfolgen wird. Die Anordnung tritt am 2. März 1932 in Kraft. Deutscher Diplomat rd amerikanischen Literatur-preis Der deutſche Konſul Walter Reinhardt in Seattle(Waſhington) erhielt den dies⸗ jährigen Preis der Ralph-Beaver-Straß⸗ burger Stiftung für eine Biographie über George Waſhington. Reinhardt iſt als Pu⸗ bliziſt unter dem Namen Reinhard Weer ſchon mehrfach hervorgetreten. Die Jury brachte den Wunſch zum Ausdruck, daß dieſe Auszeichnung einer deutſchen Biographie des großen amerikaniſchen Staatsmannes als Zeichen der alten Freundſchaft zwiſchen den beiden Nationen aufgefaßt werden möge. Zur Kommunion Wünschen Sie einen Anzug, der ihren dun- gen vornehm kleidet, tadellos sitzt und auch durch Qualität und Preiswurdigkeit zufrieden stellt. Bleyle-Anzüge sind unerreicht in Gute, Sitz u. Haltbar- keit. Verlangen Sie den Sonder- Prospekt mit der neuen ermäßigten Preisliste Rohert Steiert, Manufaktur- u. Modewaren— Wäsche und Aussteuer— Damen- und Herrenkonfektion Weinheimerstrage 62. lein Wittenborn auszuliefern, das dem Schand⸗ artikel in der„Sonne“ beigefügt werden ſollte“, kommandierte Juan Caſero,„falls ſchon ein Kliſchee vorhanden iſt, verlange ich auch das!“ Karl Kruſe hatte die Photographie anſchei⸗ nend für ſich behalten wollen, man merkte deutlich, er gab ſie nur widerwillig her. Sie hatte auch in dieſem Kaſſenſchrank ge⸗ legen, und Juan Caſero nahm ſie entgegen, warf einen flüchtigen Blick darauf. „Miſerabel getroffen, ich meine, gar nicht getroffen!“ Er reichte das Bild Renate.„Man wollte dich, mein Lieb, den Leſern der„Sonne“ als Futter vorwerfen.“ „Ein Kliſchee exiſtiert nicht, alſo haben Sie jetzt alles!“ rief Karl Kruſe in ſo ungedul⸗ digem Ton, daß nur allzu deutlich der Wunſch durchklang., die Beſucher möchten jetzt gehen. Juan Caſero verſtand nur zu gut. „Wir bleiben keine Minute länger in Ihrer höchſt zweifelhaften Geſellſchaft, als unbedingt notwendig iſt“, erklärte er ſcharf,„aber ich wün⸗ ſche. daß Sie mir ein Rätſel löſen. Sie beide!“ Er trat ganz nahe vor Kruſe hin, drängte ihn gegen die Wand. „Sie ſind der Menſch, der in der Sterbe⸗ ſtunde Fräulein Sanders“ allein mit ihr ge⸗ weſen, die genaue Beſchreibung des Dienſtmäd⸗ chens hat Sie verraten. Ihr ſchwarzer Spitz⸗ bart, Ihr Schielen ſind ſchon Merkmale.“ Er tippte auf Kruſes Schlips. „Der allzu große Diamantkäfer iſt bei der Beſchreibung gewiſſermaſſen nur noch das Pünktchen auf dem i. Alſo ſicher iſt, Sie ſind der geheimnisvolle Beſucher geweſen, von dem man heute noch nicht weiß, was er von der alten Dame wollte. Und da meine ich, Sie, der Sie beim Sterben Fräulein Sander's zugegen waren, könnten vielleicht auch Auskunft geben. weshalb ſich kein Teſtament vorfand. Denn Fräulein Sanders wünſchte Renate Mittenborn die Erbſchaft zu hinterlaſſen, nicht ihrem vor⸗ kommenen Neffen.“ „Laſſen Sie mich doch endlich in Ruhe“, ſchrie Karl Kruſe heftig.„Gut, ich bin damals bei Fräulein Sanders geweſen. Ich machte viele Beſuche in den Tagen, um zu einem Abonne- ment auf die„Sonne“ einzuladen. Aber was ſoll ich von einem Teſtament wiſſen. Die Dame wurde in meiner Gegenwart ohnmächtig. So faßte ich das wenigſtens auf, als ſie in meiner Gegenwart umſank und ich ihr auf das Sofa half.“ Otto Holz wollte zur Tür hinaus. Das fiel Juan Caſero auf. Schon verſperrte er ihm den Weg. „Nun, Sie verköryertes ſchlechtes Gewiſſen, wie wäre es, wenn Sie Farbe bekennen wür⸗ den. Auf welche Weiſe wurde die rechtsmäßige Erbin betrogen?“ Bums! Die Ohrfeige ſaß, etwas Blitzendes flog im Bogen durch die Luft und fiel mit wehmütigem Klirren zu Boden, Scherben glänzten auf. Es war das Monokel von Otto Holz. Renate hätte faſt laut gelacht über den törichten Ausdruck, den das fade Geſicht des hageren großen Menſchen zeigte. „Was wollen Sie denn von mir?“ keuchte Otto Holz, nachdem er ſich von ſeinem erſten Schrecken etwas erholt hatte.„Ich weiß über⸗ haupt nichts, als daß ich erbte, nach Geſetz und Recht!“ Fortſetzung folat. Das ist Frankreichs, guter Mlle“? „uſtand von 1648 Jrankreich möchte Deulſchland wieder ſo ſehen wie in der allerſchlimmſien Phaſe deulſcher Geſchichle!— Schlimmeres kann man einem Volke wahrlich nicht wünſchen! Da gibt es eine franzöſiſche Zeitſchrift mit den ſchönen Titel„Animateur des Temps Nou⸗ veux“. Dieſer„Anreger“ und„Belehrer“ neuer Zeiten hat die Eigenheit, daß ſeine einzelnen Hefte maſſenhaft und koſtenlos in ganz Frank⸗ reich verſandt werden, was dadurch möglich wird, daß jede Nummer von einem beſtimmten Intereſſenten finanziert wird. Eines der letzten Nummern dieſes Journals beſchäftigt ſich an⸗ geblich mit dem Frieden, in Wirklichkeit mit dem Verhältnis Frankreichs zu Deutſchland, und erklärt, daß, um einen Frieden zu garan⸗ tieren, und das deutſch-franzöſiſche Verhältnis frei von allen Reibungen und Gefahren zu ma⸗ chen, nichts weiter nötig ſei, als die Rückfüh⸗ rung Deutſchlands auf den politiſchen Zuſtand von 1648. In dieſem Jahre wurde bekanntlich der Weſtfäliſche Friede geſchloſſen, der den Schlußſtrich ſetzte unter den Dreißigjährigen Krieg und damit unter Deutſchlands entſetzlich— ſte Geſchichtsperiode. Der Friede von Osnabrück und Münſter, der alſo für Deutſchland eine Bi— lanz völliger politiſcher Zerriſſenheit, abſoluter Ohnmacht, hoffnungsloſer wirtſchaftlicher Schwäche und eines kulturellen Niederganges ſondergleichen bedeutete, erſcheint jenem fran— zöſiſchen„Animateur“ als„das Meiſterwerk ei— ner wahrhaften Friedenspolitik“.„Er hat“, ſo heißt es wörtlich,„das Gleichgewicht der Mächte aufgerichtet. Er hat das deutſche Reich für zwei Jahrhunderte zur kriegeriſchen Ohnmacht ver⸗ urteilt. Er hat die deutſche Einheit verhindert, die Hauptquelle europäiſcher Kriege und Inva⸗ ſionen. Indem er den Liberates Germanic wie⸗ der herſtellte, hat er gleichzeitig ganz Europa eine relative Ruhe geſichert. Für Frankreich waren die Vorteile gewaltig. Von 1648 bis 1792 gab es keine deutſche Invaſion: das fran⸗ zöſiſche Gebiet blieb unverletzt“. Leider hat der Franzoſe, der dieſe verruchten Sätze niederſchrieb, zu erwähnen vergeſſen, daß dafür in den gleichen Zeitraum, den er ſo hoch preiſt, die Raubkriege Ludwig XIV. fallen, die ſchandbaren Verwüſtungen der Pfalz, die Ein⸗ äſcherung von Worms, Oppenheim, Mannheim, Heidelberg, die Mordbrennereien der Turenne und Melae. Selbſtverſtändlich verfolgt die franzöſiſche Politik mit ſolchen Hetzereien einen ganz be— ſtimmten Zweck: Deutſchland immer wieder als den großen Friedensſtörer, als den Barbaren, den Haſſenswerten hinzuſtellen. Aus dieſen trü— ben Quellen ſchöpft Frankreich die ganze politi— ſche Einſtellung zu Deutſchland und auch ſein „Recht“ auf den Verſklavungsvertrag von Ver— ſailles! Deutſchland wird ſich auf dieſe Politik einzuſtellen haben. Aus Aller Welk Jigeunerjunge verbrühl Frankfurt a. M. 29. 2. In einem Zigeuner— wagen, der in der Solmsſtraße untergeſtellt war, riß in einem unbewachten Augenblick ein noch nicht dreijähriger Zigeunerjunge einen Topf mit kochendem Waſſer vom Herde, deſſen Inhalt ſich über das unglückliche Kind ergoß. In ſchwer verletztem Zuſtande wurde der Kna— be ſofort nach dem Krankenhaus geſchafft, wo er aber bald darauf von ſeinen furchtbaren Schmerzen durch den Tod erlöſt wurde. Tod des Erfinders der Anſichkskarle Kaſſel, 29. 2. In Göttingen verſtarb der Er⸗ finder der Anſichtskarte, der 84jährige Buch-, Kunſt⸗ und Papierhändler Heinrich Lange. Lange hat nachdem Generalpoſtmeiſter Ste- phan die Poſtkarte eingeführt hatte, als Erſter die Möglichkeit entdeckt, die Karte zu bebildern oder mit den landläufigen Glückwunſchformeln zu verſehen. Muyſteriöſer Mord an einem jungen Mädchen Straßburg, 29. 2. Seit Mittwoch abend wur— de in Schildigheim bei Straßburg die 17jäh⸗ rige Tochter eines Chauffeurs vermißt. Am Samstag morgen erhielt die Polizei einen et— wa 10 Zentimeter großen frankierten Zettel mit den Worten:„An die Polizei! Das ver— ſchwundene Mädchen iſt ermordet worden“. Es war eine Skizze beigefügt, auf der die Stellle angegeben war, an der die Leiche ge— funden würde. Man fand tatſächlich auf der Straße zwiſchen Kronenberg und Schildig— heim in einer Vertiefung die Leiche des Mäd— chens, das in einer Garage in Kronenberg als Büroangeſtellte tätig war. Die Leiche war bis auf die Strümpfe und Schuhe vollkommen ent- kleidet, die Unterwäſche war um den Hals der Toten geſchlungen worden. Die Unglückliche war mit ihren eigenen Kleidern erwürgt wor— den. Der Körper wies die Spuren eines hef⸗ tigen Kampfes auf. Die Unterſuchung hat er⸗ geben, daß der Mord wahrſcheinlich ſchon am Mittwoch der vergangenen Woche ausgeführt worden iſt und ferner, daß eine Vergewalti⸗ gung nicht ſtattgefunden hat. Am Mittwoch abend wurde das Mädchen in Begleitung ei⸗ nes unbekannten jungen Mannes geſehen, nach dem nunmehr von der Polizei gefahndet wird, da in ihm wahrſcheinlich der Täter zu ſuchen ſein dürfte. Politik auf Tanzvergnügen Drei Schwerverletzte. Roſtock, 29. 2. Auf einem Tanzvergnügen in Steſſin(Mecklenburg) gerieten politiſche Geg⸗ ner in ein Handgemenge. Drei Perſonen muß⸗ ten mit ſchweren Verletzungen nach Roſtock übergeführt werden. Man befürchtet, daß zwei der Verletzten nicht mit dem Leben davon⸗ kommen. Die hauplmachl der amerikaniſchen Jlolle im Pazifik Waſhington, 29. 2. Das Marinedepartement hat angeordnet, daß die Hauptmacht der ameri⸗ kaniſchen Kriegsſlette im Stillen Ozean ſtatio⸗ Altersheim niedergebrannt 12 Tote. Stockholm, 29. 2. Durch einen Brand wurde heute früh eine Altersverſorgungsanſtalt in Svärdſjö in der Provinz Dalekarlien vernich— tet. 12 Perſonen fanden dabei den Tod. Das Feuer entſtand kurz nach 5 Uhr und griff mit ungeheurer Schnelligkeit um ſich. Mehrere In— ſaſſen der Anſtalt mußten ſich durch die Fen— ſter retten. 11 Perſonen wurden vom Rauch er— ſtickt, und eine Perſon verbrannte. Die Ur— ſache des Brandes iſt nicht bekannt. Raubmörder Irankowſky zum Tode verurkeill Poſen, 29. 2. Das Poſener Standgericht ver⸗ urteilte heute den mehrfachen Raubmörder Frankowſky, der auch in Pommern zwei Morde und mehrere ſchwere Raubüberfälle verübt hat⸗— te, zum Tode durch den Strang, obwohl er ſei— ne ihm zur Laſt gelegten Verbrechen leugnete und nur ſeine in Deutſchland verübten Taten zugab. Nelchsbahn ſenkt die Frachtſätze für Wein Berlin, 29. 2. Die Reichsbahn hat die Frachten für Wein ermäßigt. Wein erhält als Stückgut auf Entfernungen über 450 Kilometer Frachtermäßigungen von rund 25% und bis zu 450 Kilometer wird die Fracht nochmals um 15% geſenkt. Die Wagenladungsfracht für Wein wird um 8 bis 25% geſenkt. Vüller protestieren wegen Verhinderung be einer Brotpreiserhöhung Berlin, 29. 2. Die Anordnung des Preiskom⸗ miſſars Dr. Goerdeler, die eine Erhöhung des Brotpreiſes verbietet, hat im Berliner Bäcker⸗ gewerbe Erregung hervorgerufen. Es wird vor allem dagegen proteſtiert, des dieſe Verfügung ergangen ſei, ohne die Vertreter des Gewerbes zu hören und ohne daß gleiche Zwangsmaß⸗ nahmen gegen den Mehlhandel ergriffen wür— den. Bis heute vormittag ſei der Spitzenorgani— ſation der Berliner Bäcker noch nicht einmal der offizielle Wortlaut der Verfügung aus dem Reichskommiſſariat für Preisüberwachung zu— gegangen. Heute nachmittag wird eine Geſamt— ſitzung ſämtlicher Vertrauensleute des Zweck— verbandes, der Brotfabrikanten, des Beamten— wirtſchaftsvereins und der Konſumvereine ſtatt— finden, in der zu dem Vorgehen Dr. Goerdelers Stellung genommen werden ſoll. Außerdem iſt für Mittwoch nachmittag eine große Proteſt— kundgebung einberufen worden. Aus maßgebenden Kreiſen des Bäckergewer— bes wird darauf hingewieſen, daß dieſe unge— rechte Gewaltanwendung, die ſich einſeitig ge— gen die Bäcker richte, auch politiſche Folgen haben müßte, denn ſie werde zu einer Verſtär— kung der ſchon zu verzeichnenden Radikaliſie— rung der Bäcker beitragen. Die natürliche Folge ſei, daß auch dieſes Gewerbe jetzt mit anderen Mittelſtandsgruppen, die bereits im Kampf ge— gen Regierungsmaßnahmen ſtänden, ſich zu— ſammenſchließen werde, alſo mit den Gaſtwir— ten und den Milchhändlern, ſo daß ſich immer mehr eine geſchloſſene Front gegen die Zwangs— maßnahmen auf dem Gebiete der Preisbildung organiſiere. Die Vertreter des Bäckergewerbes wollen heute vor allem verſuchen, neue Ver— handlungen mit Dr. Goerdeler herbeizuführen, um ihm ihre Lage und die Gründe für die Not- wendigkeit einer Brotpreiserhöhung zu ſchil— dern. Neues hochverratsverfahren 22glen Scheringer Berlin, 29. 2. Der Oberreichsanwalt hat ge— gen den früheren Reichswehroffizier Richard Scheringer, der im Ulmer Offiziersprozeß vor dem Reichsgericht wegen Vorbereitung zum Hochverrat eine Feſtungsſtrafe von 1½ Jahren erhielt, erneut Anklage wegen Vorbereitung zum Hochverrat erhoben und die Eröffnung des Hauptverfahrens vor dem Reichsgericht be— antragt. Die umfangreiche Anklage wirft Scheringer vor, er habe während der Feſtungszeit in Goll— now durch Veröffentlichung zahlreicher Schrif— ten und Zeitungsartikel hochverräteriſche Hand— lungen begangen. Die Schriften und Zeitungs- artikel habe der frühere Reichswehroffizier, der während der Verbüßung ſeiner Feſtungshaft in Gollnow zur Kommuniſtiſchen Partei über— getreten ſei, im Intereſſe der Kommuniſtiſchen Partei und ihres Funktionskörpers geſchrieben. Handelsteil Diskontosenkung in Litauen. Kowno, 29. 2. Die Bank von Litauen hat ihren Diskontosatz von 8% auf 7½% vom 1. März ge- senkt. Mannheimer Produktenbörse. Mannheim, 29. 2. Inl. Weizen 75—76 Kg. gut, gesund und trocken 2727,25, dto. 73—74 Kg. gut, gesund und trocken 25,75—26, Inlandsroggen gut, gesund und trocken 2323, 25, Inlandshafer 15,75—18,50, inl. Sommergerste 18,7519, 75, Fut- tergerste 17—17, 50, gelber La Plata-Mais 17,75, südd. Weizenmehl, Spezial Null, neue Mahlung, per Februar März 37,45, dto. mit Auslandswei- zen 39,20, südd. Weizenauflzugflmehl, gleiche Mahlart und Lieferzeit, 41,25 bezw. 43, 20, südd. Weizenbrotmehl, gleiche Mahlart und Lieferzeit 29,45 bezw, 31,20, für Roggenmehl war noch keine Notiz zu erhalten, feine Weizenkleie 9,259, 50, Biertreber 12,25 12,50, und Erdnußkuchen 13, 75. Frankfurter Getreidemarkt. Frankfurt, 29. 2. Weizen 74 Kg. 256257, 50, Roggen 72 Kg. 207,50, Sommergerste 187,50— 192,50, Hafer inl. 155— 162,50, südd. Weizenmehl 8,25— 39,45, Sondermahl. 6,50 37,70, Niederrhein. 8,25— 39,20, Sondermahl. 6,5037, 45, Roggenmehl 31,75—32,25, Weizenkleie 9,40—9,50, Roggenkleie 10. Mannheimer Grogviehmarkt. Mannheim, 29. 2. Zufuhr und Preise: 186 Och- sen, 26—34, 163 Bullen 18—27, 337 Kühe 10—27, 336 Färsen 25— 36, 779 Kälber 25—42, 62 Schafe 1222. 2525 Schweine 35—44. 5 Ziegen Marktverlauf: Grohvieh ruhig, kleiner Ueber- stand, Kälber ruhig, langsam geräumt, Schweine ruhig, kleiner Ueberstand. Frankfurter Viehmarkt. Frankfurt, 29. 2. Ochsen a1 30—33, 42 25-29, bl 20—24, Bullen a 27—30, b 2126, Kühe à 24 — 26, b 20-23, c 15—19, Faärsen a 30—33, b 25 —29, c 20—24, Kälber b 33—36, e 28—32, d 23— 27, Schafe nicht notiert, Schweine b 42—44, c 41 14, d 40—44,e 35—40. Marktverlauf: Rinder ruhig, geringer Ueberstand, Schweine ruhig, zum Schluß abflauend, Kälber langsam, Schafe mittel- mäbig, geräumt. Berliner Produktennotierungen. Berlin, 29. 2. Weizen neue Ernte 244— 248, März 255— 256,50, Mai 284,50, Iuli 271,50, Roggen märk. 193—195, März 195, Mai 203,50— 203,25, Praugerste märk. 178—185, Futtergerste 167 172, Hafer märk. 148-155, März 164, Mai 172 173, Iuli 180, Weizenmehl 100 Kg. 31,25— 34, 50, Roggenmehl 27,50— 28,50, Weizenkleie 10,25 10,50, Roggenmehl 9,85— 10,25, Viktoriaerbsen 20—27, Kleine Speiseerbsen 2123,50, Futtererb- sen 15—17, Peluschken 16,50— 18,50, Ackerbohnen 15—17, Wicken 16— 19,50, Lupinen blaue 11—12, gelbe 15—17, Seradella neue 30—36, Leinkuchen 12,20 12,40, Erdnußkuchen 50 Proz. ab Hamburg 12,60, Erdnußgkuchenmehl 50 Proz. ab Hamburg 12,4050, Trockenschnitzel 8,20, Soyabohnen- schrat 46% ab Jamburg 11,20—11,30, 46 ab Stettin 12,30 12,40, Kartoffelflocken 14,80 15,10, Speisekartoffeln weiß 1,70—1,80, rote 1,90 2,00, blaue Odenwälder 2,102, 20, andere 2,60 2.80. Fabrikkartoffeln in Pfa. 8.759. 50. Lokale Nachrichten Eiſiger Abſchied des Februar. Allen Früh⸗ lingsgedichten und Boten zum Trotz läßt der Winter— vier Wochen vor Oſtern— nochmals ſeine ganze Macht ſpüren. Wie in den Faſt⸗ nachtstagen weht ein eiſiger Oſtwind durchs Land und bringt Temperaturen mit, die weit über 10 Grad unter Null liegen. In der Nacht zum Sonntag konnte man minus 13 Grad feſt⸗ ſtellen. Auch während des Sonntags zeigte das Thermometer 7 bis 8 Grad unter Null, und in der Nacht zum Montag wurden wiederum 12 Grad Kälte gemeſſen. Der ſcharfe Oſtwind, der den ganzen Sonntag über herrſchte, machte den Aufenhalthalt im Freien zu einer recht unge⸗ nrütlichen Sache. Man ſah deshalb auch nur we⸗ nig Winterſportausflügler, von Spaziergän⸗ gern ganz zu ſchweigen. Wie die Witterungs⸗ verhältniſſe augenblicklich liegen, iſt damit zu rechnen, daß dieſe Kältewelle auch noch in den erſten Märztagen anhält. Ein abenteuerlicher Obdachloſengaſt. Der Reichsfreiherr Franz von Schieder, Edler zu Pernegg aus Oeſterreich, meldete ſich kürzlich am Montag abend bei der Polizei in Bottrop obdachlos und wünſchte ein Nachtaſyl. Der 62⸗ jährige, der in Graz geboren, hat ein aben⸗ teuerliches Leben hinter ſich. Vor dem Kriege diente er als Offizier bei den deutſchen Schutz⸗ truppen in Deutſch⸗Südweſtafrika und kämpfte gegen Ovambos, Hottentotten und Hereros. Die deutſchen Kolonien verteidigte er während des Weltkrieges gegen die Buren und Englän⸗ der. Nach dem Kriege erlernte er das Schreiner⸗ handwerk und ſeitdem treibt es ihn durch die Welt. Verarmt tippelt er auf den Landſtraßen und nächtigt in den Aſylen der Städte. Bom Mouat März Bei den Griechen heißt der März artion, d. i. Monat der Vollkommenheit und der Vollen— dung. Dies ſoll beſagen, daß in ihm alle Dinge begonnen haben und in ihm ihre Vollendung, ihren Schluß bekommen. In dieſem Monat habe Gott die Welt und den Menſchen geſchaf— fen, der Gottſohn erlitt in dieſem Monat den Kreuzestod. In einem Märzen werde das Jüngſte Gericht und die Auferſtehung der To— ten ſein. So nach einer frommen Legende. Die Juden nennen den Monat Niſan, d. h. der erſte des iſraeliſchen Jahres. Die Römer nannten ihn bis zu den Zeiten des Romulus„primus“, d. h. ebenfalls der Erſte, da das altrömiſche Jahr mit dem März begann. Romulus aber än⸗ derte den Monatsnamen um zu Ehren des Kriegsgottes Mars und nannte ihn Martius. Von den Germanen wurde er Lenzmonat ge— nannt. Der Bauersmann aber zieht den Hut ab vor dem Märzen, denn er iſt der richtige Hoffnungsmonat. Da ſtreiten zum Eintritt die Winde mit dem Winter und jagen ihn zum Lande hinaus. Statt Schneeflocken„kommt der Märzenſtaub mit Gras und Laub“, wogegen „Märzenſchnee tut den Früchten weh“. Der März iſt überhaupt ein Ankünder: Soviel Re—⸗ gen nach Oſtern, ſoviel Nebel im Auguſt. Ka⸗ lendermäßig beginnt der Frühling in dieſem Jahre mit dem 20. März(Tag- und Nachtglei⸗ che). Mit Befriedigung bemerkt man jetzt ſchon ein ſtarles Zunehmen des Tageslichtes, der Tag wächſt bereite um über 1½ Stunden. Wenn ſich Schnee und Eis gelöſt haben, ſteigt warm vom Boden der Erdgeruch auf, und der Föhn belebt Feld und Wald. Von ſchwieligen Bauernhänden werden Pflug und Egge über die Felder geführt, und warm nimmt die Mut⸗ ter Erde das Saatkorn in die Furchen auf. Die Menſchen hoffen mehr und mehr auf das Er— wachen der Natur, ſehnen ſich nach dem Anblick grünender Wieſen und freuen ſich, wenn ſich's auch in der Tierwelt regt und die Vögel, die durch die Niederungen ſtreifen, jubelnd den vol— len Einzug des Frühlings künden. In dieſem Jahr bringt der März außer dem Joſefitag nach den ſtillen Wochen der Faſtenzeit noch das Oſterfeſt. Nach dem 100jährigen Kalender ſoll es im März kalt bis zum Beginn des Früh— lings ſein; die letzten Tage ſind meiſtenteils freundlich und ſchön. Iſt der Winter endlich gewichen, dann wollen wir im März keine Stu— benhocker ſein und dem Frühling entgegenſe— hen, mag er jetzt auch noch ſein Verſteckſpiel mit uns treiben! Die Reichsbahn dichtet Einem Schwein zuliebe Ein Eilgüterzug der Strecke München-Nürn⸗ berg hatte eine größere Verſpätung, die durch das Verladen eines ſtörriſchen Maſtſchweins auf einer Station verurſacht wurde. Trotz der unangenehmen Fahrtverzögerung verlor der Zugführer nicht ſeinen Humor und begründete die Zugverſpätung in ſeinem Fahrbericht mit folgenden Worten: „Wegen Einladung eines rieſengroßen Bor⸗ ſtentiers, verſäumten zehn Minuten wir“. Die Reichsbahndirektion München gab da⸗ rauf nach einigen Tagen ebenfalls in poetischer Form ihre Antwort: „Der Fahrtbericht iſt kein Dichtpapier, der Zugführer zahlt zwei Mark dafür“. Ein ſolches„Honorar“ hatte der poetlſche Zugführer beſtimmt nicht erwartet.