S N e e utgabe Beginn: Mittwoch. 2. März. Jam. 9 Uhr Unsere gesamten Warendestände müssen schnellstens geräumt werden, deshalb verkaufen wir die bekannt guten Laptdlauer-Jualitäten oft nur noch zu einem., Bruchteil des bisherigen Wertes. Setust die letzten Neueingänge in allen Abteilungen unseres Hauses, insbesondere modernste Kleiderstoffe, Damen- und Kinder- Konfektion werden zu lächerlich billigen Preisen dem Ausverkauf Ein Fein 00s die ganze adf in Atem g Schöne beſtehend aus: 3 Jimmer m. Küche Gas, Waſſer und Elek⸗ triſch, große Veranda, iſt bis zum 1. April zu vermieten. Anfragen in der Exp. ds. Blattes. 2 Zimmer Parterre, an ruhige Leute zu vermieten. Waſſerſtraße 38. beſtehend aus 2 Zimmer per ſo⸗ fort zu vermieten. Wo, ſagt der Verlag. 2 Zimmer und Küche auf 15. ds. Mts. oder 1. April zu vermieten. Hingstraſle 116 Allzu früh iſt ſie geſchieden, Und umſonſt war unſer Flehen, Sie ruhe ſanft in Gottes Frieden Bis wir ſie einſtens wieder ſehen! Todes- Anzeige. Tiefbetrübt machen wir Verwandten und Bekannten die traurige Mitteilung, daß meine liebe, gute und treubeſorgte Mutter, unſere herzensgute Schweſter, Schwägerin und Tante, Frau Josefine Bergmann geb. Rirohner geſtern Vormittag 11 Uhr, wohlvorbereitet durch den Empfang der hlg. Sterbeſakramente, im Alter von 48 Jahren ſanft entſchlafen iſt. Um ein Gebet für die teuere Verſtorbene bitten Viernheim, den 2. März 1932. In tiefer Trauer: Helene Bergmann und Angehörige. Die Beerdigung findet morgen Donnerstag Nachmittag 4 Uhr vom Trauerhauſe, Neubauſtraße 12 aus, ſtatt. Kath. Arbeiter-Uerein Donnerstag von 2— 5 Uhr Sprechſtunde des Arb.⸗Sekr. im„Freiſchütz“. Der Vorſtand. Bekanntmachung. Betr.: Wahl des Reichspräſidenten. Die Stimmkartei unſerer Gemeinde iſt während der Zeit vom Donnerstag, den 3. bis Sonntag, den 6. März 1932, beide Tage einſchließlich, vor⸗ mittags von 912 Uhr und nachmittags von 3—6 Uhr auf lunſerem Büro, Zimmer Nr. 13, zu jedermanns Einſicht ausgelegt. Am Sonntag, den 6. März 1932, erfolgt die Offenlage jedoch nur vormittags von 9 bis nachmittags 1 Uhr. Einſprüche gegen die Richtigkeit und Vollſtän— digkeit der Stimmkartei ſind während der Auslegungs— friſt bei uns vorzubringen. Wir machen beſonders die jüngeren Wähler, die neu in die Stimmkartei aufzunehmen ſind, da— rauf aufmerkſam und empfehlen, die Stimmkartei einzuſehen und ſich von der Aufnahme zu überzeu— gen. Das gilt ganz beſonders für die auswärts geborenen jungen Wähler, die bei den uns zur Ver— fügung ſtehenden Unterlagen nicht reſtlos erſaßt werden konnten.“ Viernheim, den 1. März 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Aal Fraurhugrga mung am Sonntag, den 6. März 32, nachmittags ½4 Uhr im„Frelschütz“. Rednerin: Frl. Ferrari, Heppenheim. Zum Besuche dieser Versammlung werden alle Kath. Frauen und Jungfrauen(über 18 Jahre), besonders die Mitglieder, der unterzeichneten Vereine, herzlichst und dringend eingeladen. eln. Munerveren Mär. Jung raven Hönorepanon 2 Zimmer und Hüche mit Zubehör ſofort zu vermieten EAdmAnd Wedel Goetheſtraße 28 2 ent. 3 Zimmer und Küche mit Diele, in beſter Lage zu vermieten. Offerten ſind an die Geſchäftsſtelle unter: H. Ur. 300 abzugeben. 1 neuwertiger rllapparat (98 100% Brutergebnis) ſpottbillig abzugeben, ebenſo noch einige eghühner (Weiße Leghorn). Mandel, Holzſtraße 4. Swei ſtarke 4 0 12775 2 Einlegschwelne zu verkaufen. Wer, ſagt der Verlag. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteilnehmer u. Krieger⸗ hinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Sonntag, den 6. März l. J., nachmittags 3 Uhr im Karpfen Mitglieder⸗Verſammlung Vollzähliges Erſcheinen aller Mitglieder erwartet. Der Vorſtand. eee Hal. Mrchenchor Cäclla Zu der heute Mittwoch, den 2. März abends 8 Uhr im„Freiſchütz“ ſtattfindenden General⸗Oersammlung laden wir alle aktiven, paſſiven und Ehrenmitglie— der recht herzlich ein. Der Vorſtand. Speiſe⸗ Kartoffel verkauft Johann Adler 9. Repsgaſſe 10 Schlafzimmer: neu. Sollen wir jetzt kaufen, od. ſoll wir noch warten? Das fragen uns die jg. Braut- leute alle Tage. Und wir geben immer als Antwort: wenn Sie Geld haben, kau⸗ fen Sie jetzt, dann wiſſen Sie was ſie haben. Es möge kommen was will, Ihr Schlafzimmer haben Sie dann. Es iſt ja auch ganz klar, wenn man ein Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteil⸗ nehmer und Kriegerhinterbliebenen Ortsgruppe Viernheim. Unſere werten Mitglieder ſetzen wir davon geziemend in Kenntnis, daß unſer langjähriges treues Mitglied, Krie⸗ gerhinterbliebene, Frau . 2 Joſephine Bergmann geſtern vormittag verſtorben iſt. Ihr Andenken werden wir ſtets in Ehren halten. Die Beerdigung findet am Don⸗ nerstag, den 3. März nachm. 4 Uhr, vom Trauerhauſe, Neubauſtraße aus, ſtatt. Wir bitten um zahlreiche Beteili⸗ gung. Der Vorſtand. gthnntntantttaamntmntttitnnntnnmntnnnun ana fruerwehriapede held Uachruben Ztr. 70 Pfg. hat zu verkaufen Sonntag, den 6. März abends 8 Uhr, findet im großen Saale des„Freiſchütz“ die Wiederholung unſeres 2. Musttanscnen Abena ſtatt, wozu wir die verehrliche Einwohnerſchaft freund- — Zum Vortrag gelangen außer erſt⸗ klaſſigen Muſikſtücken Violin-, Zither- u. Eylophon-golis, lichſt einladen. Winkenbach Hansſtraße 10 Inſerate machen ſich ſtets bezahlt. Der Geſchäftsumſatz er⸗ höht ſich und ſomit auch 9 der Gewinn. 90 Säumenheißt verſäumen! Lokal. muſikal. Duette und Terzette. Karten im Vorverkauf 40 Pfg. Uetrünke nacn Belieben! Kartenvorverkauf: Muſikhaus Hanf, Freiſchütz, Buchbinderei Hofmann(Dreh⸗ ſcheibe), Komandant Kempf, Schriftführer Andreas Weidner und bei allen IE Orcheſtermitgliedern.— N. B. Aktive Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr 5 PPV An der Abendkaſſe 50 Pfg. haben in Uniform freien Eintritt. Jechter. Schülerinnen. emma nerinnen. Sportler und Fechter. Wochenplan des Turnerbundes. Dienstag nachmittag 5 Uhr Schülerturnſtunde im abends 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner und Mittwoch nachmittag 2 Uhr Turnſtunde für alle Donnerstag abend 8¼ Uhr Tunnſtunde der Tur⸗ Freitag abend 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner, Bekanntmachung. Richtſätze in der allgemeinen und der gehobenen Fürſorge für den Bezirksfürſorgeverband Kreis Heppenheim. Auf Grund des§ 6 der Verordnung über die Fürſorgepflicht und der Bekanntmachung des heſſiſchen Miniſters für Arbeit und Wirtſchaft vom 28. März 1931 werden die Richtſätze für die Unterſtützungen in der allgemeinen und gehobenen Fürſorge für den Bezirksfürſorgeverband Kreis Heppenheim mit Wirkung vom 1. März 1932 ab wie folgt feſtgeſetzt: 1. in der allgemeinen Fürſorge wöchentlich a) Haushaltungsvorſtände u. alleinſtehende RM. Männer und Frauen 7,50 b) Ehefrau im eigenen Haushalt 3,75 c) Kinder im Haushalt der Eltern oder eines Elternteiles 2,10 Der Höchſtrichtſatz für die Wochenunterſtützung einer Familie beträgt 25 RM. Für die Wochenfürſorge gilt der doppelte Richtſatz der allgemeinen Fürſorge. 2. in der gehobenen Fürſorge(Kleinrentner, Sozial- rentner und ihnen Gleichgeſtellte) monatlich: a) Haushaltungsvorſtände u. alleinſtehende RM. Männer und Frauen 38,.— b) Ehefrau im eigenen Haushalt 19,— c) Kinder im Haushalt der Eltern oder eines Elternteiles Inhalt der Richtſätze. Die Richtſätze umfaſſen'ſämtliche laufende Be⸗ dürfniſſe des notwendigen Lebensunterhaltes“ Da⸗ zu gehbren insbeſondere Nahrung, Wohnung, Hei⸗ zung, Beleuchtung und Kleidung. Nebenleiſtungen neben der Hauptunterſtützung 10, ſind nur in beſonders begründeten Ausnahmefällen zuläſſig. Familieneinkommen. Sämtliche in einem Haushalt lebende Per- ſonen ſind als eine Familiengemeinſchaft zu betrach⸗ ten. Das Einkommen dieſer Familienmitglieder iſt bei Feſtſetzung der Hilfsbedürftigkeit ſtets zuſammen⸗ zurechnen Das Nettoarbeitseinkommen einzelner Familien⸗ mitglieder iſt mit ¼ auf den Richtſatz anzurechnen. Iſt jedoch der Wochenarbeitsverdienſt nicht böher wie 8 Mark, wird nur die Hälfte auf den Richt⸗ ſatz angerechnet. Kürzung der Richtſätze. Bei arbeitsſcheuen und offenbar unwirtſchaft⸗ lichen Perſonen ſind die Vorausſetzungen der Hilfs- bedürftigkeit auſs ſtrengſte zu prüfen ſowie Art und Maß der Fürſorge auf das zur Friſtung des Le⸗ bens Unerläßliche zu beſchränken. Die Unterſtützung ſoll für ſie in der Regel nicht mehr als 4 Fünftel der Vollunterſtützung betragen und ſoweit es ange⸗ bracht erſcheint, in Sachleiſtungen gegeben werden. Anrechnung auf die Richtſätze. Wohnung im eigenen Hauſe, Einſitzrecht, Pacht⸗ einnahmen, Erxträgniſſe aus der Bewirtſchaftung eigenen oder gepachteten Grundbeſitzes, Allmend⸗ nutzen, Verſicherungsleiſtungen, Renten, Penſionen, Ruhegehalt und ſonſtige Vorteile find grundſätzlich voll anzurechnen. Heppenheim, den 20. Februar 1932. Der Kreisdirektor gez. Pfeiffer. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hier⸗ mit zur allgemeinen Kenntnis Viernheim, den 1. März 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Männergeſangverein. men 9 Uhr Singſtunde. neues Schlafzimmer aus Garantieholz in ſchön. voll. ſattem Eichenton für Mk. 113. haben kann, ſelbſt⸗ verſt. ſof. zahlbar, ſoll man ſich auf nichts einlaſſen. Das Zimm iſt natürl. voll⸗ ſtänd, kompl., hat 2 große ſchwere Holzbettſtellen, 2 Nachttiſche, 1 groß. Waſch⸗ tiſch mit Spiegelaufſatz, 1 Spiegelſchrank, reichl. Platz f. Wäſche u. Kleider und 2 Stühle. Fragen Sie unt. Ihren verheir. Bekannten wen Sie wollen, ob ſie ein neues Schlafz. zu dieſem Preis, als ſie heirateten, kauf. konnten. Can des Mannheim⸗Lindenhof, Bellenſtraße 2(Alte Oel⸗ fabrik) direkt hint. Haupt⸗ bahnhof. Belanntmachung. Betreffend: Holzverſteigerung. Am Samstag, den 5. März 1932, vorm. 10 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes ca. 200 Rm. Brennholz öffentlich verſteigert. Viernheim, den 2. März 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Radfahrer ⸗Verein Eintracht. Sonntag, den 6. März nachmittags 3 Uhr im Vereinslokal zur Vorſtadt„Generalverſammlung. Tagesordnung: 1. Kaſſenbericht 2. Entlaſtung und Neuwahl des Vorſtandes 3. Verſchiedenes. Beſuche ladet freundlichſt ein. Zu zahlreichem Der Vorſtand. Donnerstag abend 8 Uhr Singſtunde für 1. Baß halb 9 Uhr alle Stim- Der Präſident. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abend halb Der Vorſtand. Bolſchewismus Vorſpanndienſte der nationalſozialiſtiſchen Partei hingeben, (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) viernheimer Viernheimer Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 120 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blunien“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21477 Amt Fuankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Religion in Gefahr, ſolange es ein Zentrum gibt— Nationalſozialiſtiſche Wahlkampf⸗ Methoden Es ſind nur noch wenige Tage bis zur Reichs— präſidentenwahl, die wie keine andere Wahl je zu— vor die Entſcheidung über Aufſtieg oder Untergang der Nation bringen wird. Von nationalſozialiſti— ſcher Seite wird wieder einmal alles bisher Ge— ſchehene überboten. Die nationalſozialiſtiſchen Flugblätter an die Katholiken ſind übereinſtimmend auf den Grund— ton abgeſtellt, daß die Religion in Gefahr ſei, weil es ein Zentrum gebe, und daß das Zentrum in der Praxis der Religion und der Kirche allergrößten Schaden zugefügt habe. Eines dieſer Flugblätter iſt gleichzeitig eine Ein⸗ ladung zu einer Goebbels-Kundgebung. Merkwürdig, daß diejenigen ſo beſorgt ſind um die Kirche, die, wie Dr. Goebbels, ſich durch eine proteſtantiſche Heirat aus der Kirche ausgeſchloſ— ſen haben. Oder die bei den preußiſchen Konkor— datsverhandlungen den Abſchluß eines Konkordats aus Prinzip bekämpft haben, weil der Staat nicht mit der Kirche auf dem Fuße der Gleichberechti— gung verhandeln könne. Oder die Kardinäle und Hirtenworte der nationalſozialiſtiſchen Zenſur zu unterwerfen, die dann vielleicht von Alfred Roſen— berg im Geiſte ſeines Mythos des 20. Jahrhun⸗ derts oder von Dr. Löpelmann ausgeübt würde, der ſich im Reichstagshandbuch als Diſſident be— zeichnet. Oder die, wie die nationalſozialiſtiſche Zeitung in Hannover, darauf warten, daß das Dritte Reich Deutſchland von der„Peſt“ des Je— ſuitenordens befreie. Ausgerechnet angeſichts dieſer Vorfälle ſollten die Biſchöfe ihre Stellungnahme gegenüber dem Nationalſozialismus geändert haben, wie es das Flugblatt behauptet, das zur Goebbelsverſamm— lung einlädt! Die Biſchöfe hätten vor mehr als einem Jahr„lediglich eine vorläufige Warnung ausgeſprochen, weil ſie ſich damals über den Na— tionalſozialismus noch kein klares Bild machen konnten“. Inzwiſchen hätten ſie ihre Stellung— nahme geändert. O nein, die Biſchöfe hatten in ihren Erlaſſen ein ganz klares Bild des National- ſozialismus entworfen. Klar und beſtimmt hat— ten ſie erklärt, inwieweit und wie lange der Natio— nalſozialismus mit der katholiſchen Weltanſchau— ung unvereinbar ſei. Sache des Nationalſozialis— mus iſt es deshalb, zu beweiſen, daß er ſich geän— dert habe. Dazu macht das Flugblatt nicht den leiſeſten Verſuch. Dagegen will es die Aenderung der Stellungnahme der Biſchöfe daraus heraus— leſen, daß die Biſchöfe klar ausgeſprochen hätten, daß der Kampf, gegen den Bolſchewismus geführt werden müſſe. Als ob die Biſchöfe nicht ſeit je— her zu dieſem Kampf aufgerufen hätten und die Katholiken Deutſchlands ſeit jeher im ſchärfſten Kampf gegen den Bolſchewismus ſtänden. Der Nationalſozialismus irrt, wenn er meint, das Zentrum überſehe die bolſchewiſtiſche Ge⸗ fahr. Wir überſehen dieſe Gefahr nicht, ſon⸗ dern wir ſehen ſie viel ſchärfer als der Nationalſozialismus, der durch die Me⸗ thoden ſeiner Praxis nicht ſelten zu einer Stärkung der Kommuniſtiſchen Partei und zu einer Bolſchewiſierung des Denkens gerade der Jugend geführt hat. Heißt es denn nicht die Bolſchewiſierung des Den⸗ kens auf die Spitze treiben, wenn man z. B. in Stuttgart beabſichtigte, als Herold des Dritten Reiches einen bolſchewiſtiſchen Tſchekamörder von 1923 ſprechen zu laſſen, der damals nach Stutt⸗ gart gekommen war, um den Miniſter Dr. Bolz „umzulegen“! Iſt das keine Bolſchewiſierung des Denkens, wenn man in Heſſen beabſichtigte, nicht nur für die Nationalſozialiſten, ſondern auch für die Kommuniſten eine Amneſtie zu fordern? Das nationalſozialiſtiſche Flugblatt hat nur zu recht, wenn es ſagt, die Biſchöfe hätten klar ausgeſpro⸗ chen, daß jeder unchriſtlich handeln würde, der dem leiſte. Welchen Hoffnungen ſich die Bolſchewiſten ſelbſt hinſichtlich zeigt die Anweiſung des Präſidiums der Kommuniſti⸗ ſchen Internationale, an die KPD. in Deutſchland vom 7. Nov. 1931, in der es heißt:„... muß ihren Apparat innerhalb der nationalſozialiſti⸗ ſchen Partei in Tätigkeit zu bringen.“ Berliner Bierſtreik wird eingeſtellt nb. Berlin, 2. März. Nachdem der Deut⸗ ſche Gaſtwirteverband und ſeine nachgeordneten Verbände und Organiſationen über die Lage Zeitung nzeiger (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes n werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden im Berliner Bierſtreik beraten hatten, wurde in ſpäter Nachtſtunde beſchloſſen, in Anbetracht der Erklärungen des Reichsfinanzminiſters den Berliner Bierkoykott ab Donnerstag, den 3. 3. 1932 einzuſtellen. Mehrheit des Wahlzkreiſes Weſtfalen⸗Süd bleibt in der DDp. enb. Dortmund, 2. März. In einer Sitzung, auf der die größten Ortsgruppen der Wahlkreis⸗ organiſation Weſtfalen-Süd der DWP. vertre⸗ ten waren, wurde feſtgeſtellt, daß die Mehrheit des Wahlkreiſes gewillt ſei, geſchloſſen der Deut⸗ ſchen Volkspartei treu zu bleiben. Der Spitzen⸗ kandidat des Wahlkreiſes, Reichstagsabgeordne⸗ ter Winnefeld, iſt gebeten worden, vorläufig den Vorſitz im Wahlkreis zu übernehmen. Die Jugend für Hindenburg Im Zeichen größter Not unſeres Vaterlandes ſind wir ur Wahl des deutſchen Reichspräſiden⸗ ten gerufen. An engſtirnigem Parteiegobismus ſcheiterte des Kanzlers Verſuch, dem Volke den Wahl⸗ kampf zu erſparen. In dem wilden Taumel der letzten Monate war uns Reichspräſident von Hindenburg der Fels nationaler Sicherheit Zuverſicht ſchauten. einmal auf ſich zu nehmen. ren Zukunft gewieſen. und Feſtigkeit, Der Reichspräſident hat ſich bereit erklärt, die ſchwere Bürde ſeines Amtes noch Durch ſeine Wahl wird uns der Weg aus deutſcher Not zu einer beſſe⸗ auf den wir mit Vertrauen und Wir ſind feind dem Radikalsmus der Rechten und der Linken, jenen, die glauben, im Zeichen des Sowjetſterns oder des Hakenkreuzes Deutſchlands Schickſal zu geſtalten. Wir wenden uns gegen jene, die, im Partei egoismus verſtrickt, im Haß gegen die deutſche Re⸗ publik die nationale Einheit und Geſchloſſenheit ſtören. Mit Hindenburg verbindet uns der Glaube an die deutſche Selbſtbehauptung und an die Frei⸗ heit der Nation. Wir wählen Hindenburg als den Hüter der Verfaſſung. Der Kampf gegen ihn iſt zu einem Kampf gegen die demokratiſche Verfaſſ ung geworden, in der wir die Grundlagen und die Vorausſetzungen für den Aufbau eines wahrhaft nationalen und ſozialen Staates ſehen. Wir wählen Hindenburg, den chriſtlichen Staatsmann. Die letzten Quellkräfte ſei⸗ nes ſtaatsmänniſchen Handelns fließen aus ſeinem Gottesglauben. Wir wählen Hindenburg als den Träger deutſchen Einheitswillens und deut⸗ ſcher Geltung in der Welt. Freunde, Kameraden! den burg! Berlin, den 1. März 1932. Wir glauben an Deut ſchland! iſt uns heilige Ueberzeugung. Wir wählen Führer der deutſchen Nation. Das Wir wählen Hin⸗ Sein Schickſal hängt von uns ab. Der Reichsführerring der deut ſchen Windthorſtbunde. Der Reichsjugendausſchuß der Deutſchen Zentrumspartei. Schwere politiſche Schlägerei Sechs Schwer-, 15 Leichtverletzte witb. Gladbeck, 3. März. Die NSDaAß. hatte für geſtern nach Gladbeck⸗-Zweckel eine Ver⸗ ſammlung einberufen, zu der auch Andersdenkende Einlaß begehrten. Etwa 40 Nationalſozialiſten hatten aber die Saaltür geſchloſſen. Gegen 19,15 Uhr ließ ſich die Menge außerhalb des Saales nicht mehr halten und drängte gegen die Tür, die nun geöffnet wurde. Es entſtand ein großes Durch⸗ einander. Von draußen fielen Schüſſe und wurden Steine in den Saal geworfen. Sechs Perſonen erhielten ſchwere und 15 leichtere Verletzungen. Die Verletzten, die verſchiedenen Organiſatio⸗ nen angehören, wurden dem Krankenhaus zuge⸗ führt. Die Polizei ſtellte die Ruhe und Ordnung bald wieder her und beſchlagnahmte verſchiedene Piſtolen, Totſchläger und ein Rehgeweih, das als Waffe gedient hatte. Mehrere Perſonen wurden feſtgenommen. Cetzte Radiomeldungen Sturm auf Kohlenhalden. wtb. Walſum, 3. März. Die Kohlenhalden der ſtillgelegten Zeche„Rhein“ der Vereinigten Stahlwerke wurden geſtern von annähernd 500 Perſonen an verſchiedenen Stellen zugleich ge⸗ ſtürmt. Die Polizei hat 30 Perſonen feſtgenom⸗ men. Japan will keinen Frieden. witb. Schanghai, 3. März. Die Hoffnungen, daß der Rückzug der chineſiſchen Truppen auf eine Entfernung von 20 Km. von Schanghai die Beendigung der Feindſeligkeit im Gefolge ha⸗ ben würde, ſind durch die Meldung erſchüttert worden, daß das Kriegsminiſterium in Tokio die japaniſchen Truppen bei Schanghai ange⸗ wieſen habe, die zurückgehenden Chineſen ſolange zu verfolgen, bis ein Waffenſtillſtand vereinbart worden ſei. Der finniſche Generalſtabschef zum Innen⸗ miniſter ernannt. wtb. Helſingfors, 3. März. Anſtelle des zu⸗ rückgetretenen Innenminiſters iſt geſtern der Generalſtabschef, General Oeſch, zum Miniſter des Innern ernannt worden. Die Lage iſt im weſentlichen unverändert. Im Auslande um⸗ laufende Gerüchte über einen Marſch der Lappo⸗ Männer gegen Helſingfors ſind, wie die finniſche Telegraphenagentur meldet, völlig unbegründet. Japaniſche Offenſive gegen Wuſung. wtb. Schanghai, 3. März. Am frühen Morgen haben japaniſche Vatterien von vorgeſchobenen Stellungen aus die neuen chineſiſchen Linien beſchoſſen. wib. Schanghai, 3. März. Unter dem Schutz des heftigen Sperrfeuers ihrer Kriegsſchiffe haben japaniſche Streitkräfte am frühen Mor⸗ gen eine Offensive begonnen, um endlich das Dorf Wuſung und die Wuſung⸗Forts zu er⸗ obern, die jetzt einen Monat lang wiederholten japaniſchen Angriffen Trotz geboten haben. E T 49. Jahrgang ee e 10⸗Mark⸗Schein ſtirbt aus Planmäßige Erweiterung des Hartgeldumlauf; in Deutſchland.— Silberpreis wird ſteigen. Eine Folge des japaniſch⸗chineſiſchen Krieges Berlin, 2. 3. Die Reichsbank geht planmäßig weiter auf dem Wege der Erweiterung des Hartgeldumlaufes bei gleichzeitiger Einſchrän⸗ lung des Umlaufs an 10-Mark⸗Scheinen. Ende 1930 betrug der Umlauf an 10-Mark⸗Scheinen noch 950 Mill. Mark, Ende Dezember 1931 nur noch 600 Mill. Mark. Gleichzeitig hat eine we⸗ ſentlich erhöhte Silbermünzprägung eingeſetzt. Schon die Notverordnung vom 18. Juli erwei— terte die obere Grenze der Silberprägung pro Kopf von 20 auf 30 RM. Von 1924 bis 1930 hat ſich der Umlauf von Silbermünzen nur von 1094 auf 1139 Mill. RM. erhöht. Jetzt ſind aber ſtärkere Neuprägungen erfolgt. Im Oktober 1931 waren 38½ Mill. RM. Scheidemünzen ge⸗ prägt worden, im November etwa 61 Mill. RM., im Dezember ſchon etwa 100 Mill. RM. und im Januar 1932 57 Mill. RM. In den letzten Tagen wurde vom Reichsrat eine wei⸗ tere Ausprägung von Silbermünzen im Nenn⸗ wert von 5 RM um weitere 120 Mill. RM be— ſchloſſen, die freilich kein neues Kontingent, ſon— dern nur eine weitere Rate auf die bereits vor längerer Zeit bewilligte Neuausprägung darſtellen. Bei der Reichsbank war der Scheide— münzenverkehr ſeit Anfang 1931 bis Ende Mai auf 174 Mill. RM. geſtiegen(Ende Dezember 1930 137 Mill. RM.). Nach dem letzten Aus⸗ weis vom 23. Februar waren 225 Mill. RM. Scheidemünzen vorhanden. Wenn das Reich don der Ausprägungserhöhung um 10 RM. pro Kopf Gebrauch machen würde, ſo könnte es damit einen nicht unerheblichen Ueberſchuß er— zielen. Die erhöhte deutſche Einfuhr von Feinſilber ſpiegelt auch die Statiſtik wieder. 1930 war unſere Feinſilberausfuhr um 1200 dz oder et⸗ wa 7% Millionen RM. höher als die Einfuhr, für 1931 hatten wir eine Mehreinfuhr von 6353 dz in Höhe von 25,2 Millionen RM. Die⸗ ſer vermehrte Silberbedarf Deutſchlands wie die Tatſache, daß der Oſtaſienkonflikt den Sil⸗ berbedarf Chinas erhöht(der Sold an die Truppen wird in Silber gezahlt, außerdem tau— ſchen bereits ſeit mehreren Monaten chineſiſche Kaufleute ihr Yenguthaben gegen Silber ein) wird wahrſcheinlich den Silberpreis erhöhen. Dieſer hatte vor Jahresfriſt mit 12 d einen nie erlebten Tiefſtand erreicht, während er au— genblicklich etwa 20 du beträgt. Der damalige Tieſſtand war unter dem Einfluß der immer weiter ſteigenden Silberproduktion und der be— abſichtigten Einführung des Goldſtandards u Oſtaſien, die große Silbermengen freizuma drohte, erfolgt. Seitdem hat man die Silbe produktion, namentlich der Hauptländer(Wer einigte Staaten, Mexiko, Peru), eingeſchräntt; andererſeits zeigten ſich während des ganzen Jahres internationale Beſtrebungen, den Sil— berpreis zu ſanieren, abgeſehen davon, daß auch Mexiko wieder zur vollen Silberwährung zurückkehrte Uages nachrichten Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 29. Februar beträgt die Notendeckung 25,2 Pro— zent gegen 26,9 Prozent in der Vorwoche. Derdeutſche Gaſtwirteverband hat der Ber liner Lokalkommiſſion die Einſtellung des Bierſtreiks empfohlen. * Der Zweckverband der Bäckermeiſter Groß— Berlins hat in einer ſcharf gehaltenen Ent⸗ ſchließung gegen das Verbot einer Erhöhung der Brotpreiſe proteſtiert. Im Schultheiß-Prozeß beantragte der Staatsanwalt gegen Katzenellenbogen 1 Jahr 6 Monate Gefängnis und 50 000 Mark Geld⸗ ſtrafe. * Im Reichsanzeiger iſt heute die Verordnung des Preiskommiſſars über Meldepflicht bei Markenwaren veröffentlicht worden und damit in Kraft getreten. a David Jayne Hill, ehemaliger amerikani⸗ ſcher Botſchafter in Berlin, iſt in Waſhington im Alter von 82 Jahren geſtorben. nah und Jern Lauda.(Auto vom Zuge überfahren.) Ein Perſonenauto fuhr in die geſchloſſene Weg⸗ ſchranke am Straßenübergang im Bahnhof Gerlachsheim und kam auf dem Bahnkörper zum Halten. Das Auto wurde von dem zu gleicher Zeit einfahrenden Perſonenzug 333 überfahren und vollſtändig zertrümmert. Ver⸗ letzt wurde niemand. Bodersweier.(Tödlicher Motorradunfall.) Aus bis jetzt noch nicht feſtgeſtellter Urſache fuhr der 22 Jahre alte Maurer Jakob Murr aus Bodersweiler auf der Kehler Landſtraße mit ſeinem Motorrad auf einen Baum auf, wobei er ſich ſchwere Verletzungen zuzog. Der Verletzte wurde von einem vorbeikommenden Auto zum Krankenhaus überführt, doch erlag er noch unterwegs ſeinen Verletzungen. Grünwettersbach.(Zu Tode geſtürzt.) Der 70 Jahre alte Landwirt Karl Berger ſtürzte beim Putzen eines Baumes ab, brach das Ge⸗ nick und war ſofort tot. Frankfurt.(Ueberfahren und dann beſtoh⸗ len.) Eine Frau, die ſich die Altersrente ge— holt hatte, lief vor einen Straßenbahnzug, von dem ſie erfaßt und umgeriſſen wurde. Die Verunglückte trug ſchwere Verletzungen am Kopf davon und mußte ins Krankenhaus ge⸗ bracht werden. Während des Unfalles eignete ſich ein junger Mann die Handtaſche der Verunglückten an, in der ſich die abgehobene Rente befand, und verſchwand unerkannt. Weingarten.(Exhumierung⸗Giftmord.) Durch die Staatsanwaltſchaft wurde die Leiche der vor zwei Jahren verſtorbenen Frau Schloſſer Ott exhumiert, da der Verdacht auf Gift⸗ mord vorliegt. Der ſchon ſeit einiger Zeit ver— haftete Mann der Verſtorbenen wurde zur Sek— tion vorgeführt. Die weitere Unterſuchuna wird hoffentlich Licht in die dunkle Affäre bringen. Offenbach.(Hart am Tode vorbei.) In der Guſtav⸗Adolf⸗Straße hatte ſich ein älterer Mann einen Topf mit Kaffee auf den Gas⸗ herd geſtellt, um ſich den Kaffee zu wärmen. Er war darüber eingeſchlafen, der überkochen⸗ de Kaffee löſchte die Gasflamme aus und das Gas ſtrömte in die Küche. In letzter Minute kam der Sohn heim u. fand ſeinen Vater be⸗ wußtlos vor. Dieſe Hilfe rettete dem alten Manne das Leben. Wahlaufruf des Vorſlandes des A. D. B. für Hindenburg Berlin, 2. 3. Der Bundesvorſtand des A. D. B. erläßt zur bevorſtehenden Reichspräſidenten⸗ wahl einen Aufruf, in dem es heißt: Beamte! Im ganzen Reiche rüſten die An⸗ hänger der faſeiſtiſchen Diktatur ſeit Monaten zum entſcheidenden Schlage gegen Volksrechte und Demokratie. Sie wollen die Grundrechte der republikaniſchen Verfaſſung im Reich und in den Ländern zertrümmern, um ihre unum⸗ ſchränkte Herrſchaft über Beamte, Angeſtellte und Arbeiter ausüben zu können. Beamte! Wollt Ihr auf Gnade und Ungnade den faſeiſtiſchen Gewaltherrſchern ausgeliefert ſein. Wollt Ihr Eurer durch Krieg, Inflation und Wirtſchaftskriſe erſchütterten Exiſtenz den letzten Halt rauben laſſen? Wollt Ihr die Wahrung Eurer durch die re⸗ publikaniſche Reichsverfaſſung anerkannten Grundrechte in die Hände jener legen, die noch vor kurzem in Harzburg die Einheitsfront mit den Vertretern des monopoliſtiſchen Großkapi⸗ tals errichteten? Entſcheidet Euch für Hindenburg und verhelft der Republik und dem deutſchen Volke zum Siege! Aus daller Well „Heſſiſcher U5⸗Kurier“ am Erſcheinungstag verboten. Darmſtadt, 2. 3. Wegen ſchwerer Verſtöße ge— gen die Verordnung des Reichspräſidenten vom 28. März 1931 ſind die nächſten vier Nummern der in Darmſtadt wöchentlich einmal erſcheinen⸗ den nationalſozialiſtiſchen Zeitung„Heſſiſcher NS⸗Kurier“ verboten worden. Dieſe Wochen⸗ ſchrift iſt am 1. März d. J. als amtliches Organ der heſſiſchen NSDAP. zum erſtenmal erſchie⸗ nen. Wie aus der ausführlichen Begründung hervorgeht, haben die Veranloſſung zu dem Verbot zahlreiche Beſchimpfungen der heſſiſchen Staatsregierung, des heſſiſchen Innenminiſters und der Polizei gegeben, die in drei Artileln enthalten ſind. Brandrerolle im Weſterwald Mit der Feuerſpritze gegen die Landjäger Limburg(Lahn), 2. 3. Am Dienstag wurden drei Erbacher Einwohner von der Großen Strafkammer Limburg wegen Aufruhrs und Landfriedensbruchs verurteilt. Die Vorgänge in Erbach(Oberweſterwald) während eines Brandes am 21. März v. J. erregten ſeinerzeit größtes Aufſehen. Der Kreis der Schuldigen iſt allerdings ein viel größerer. Auf den Feuer- alarm am 21. März hin rückte die Feuerwehr allerdings aus, konnte aber nicht löſchen, weil der einzige Hydrant nur die halbe Waſſermenge lieferte. Dieſe reichte aber immerhin noch aus, um die herbeieilenden Lauojäger mit einer tüch⸗ 3 2 Das Medaillonbild Noman von Annn v. Panhuis. [Copyright 4930 by Verlag Alfred Bechthold —: Schluß:— Am Abend fuhr Juan Caſero ſchon wieder vor dem eleganten Tiergartenhotel vor, von Fritz beſonders vergnügt begrüßt. „Fräulein Wittenborn war hier“, berich— tete er wichtig. Juan Caſero nickte. „Sie hat mich noch vor meiner Abreiſe ab⸗ gefaßt, und ich muß nun, da ſie mir eine wich⸗ tige Nachricht überbrachte, noch hierbleiben“, erklärte er.„Weil mich aber Fräulein Wit⸗ tenborn nach der Beſchreibung, die du ihr von den zwei Herren gegeben haſt. überhaupt ſo raſch gefunden hat, darfſt du dir nachher. wenn ich dich rufen laſſe, etwas von mir abholen.“ Fritz ſtrahlte. Er ſah im Geiſte ſchon ein Markſtück blitzen. Wie groß war aber ſeine Freude als er einen richtigen gediegenen Fünf⸗ zigmarkſchein bekam. Juan Caſero aber war, als er ſich dann wieder oben in ſeinen Zimmern befand, zumute, wie nach einem beängſtigendem, ſchrecklichen Traum. Er lebte] Er war ſchuldlos! Er durfte mit Renate glückſich werden! Wie bettelarm war er beute vormittag, als er hier fortging und wie reich war er inzwiſchen geworden. wie überreich!l——— Drei Tage ſpäter. am Nachmittag um vier Uhr, meldete der Page Frißk: Die beiden Herren ohne Namen von neulich!“ i tigen kalten Duſche zu empfangen. Die Feuer⸗ wehr ſpritzte überall hin, nur nicht in die Brandſtätte. Den Befehl des Bürgermeiſters, Mauern und Kamin des brennenden Gebäudes niederzureißen, machten die Landjäger wieder rückgängig, worauf die erregte Menſchenmenge gegen die Beamten ſtürmte. Die Landjäger wur⸗ den zu Boden geworfen, geſchlagen und getre⸗ ten und konnten ſich erſt durch das Ziehen ihrer Revolver etwas Luft ſchaffen. Rufe„Werft die Landjäger ins Feuer!“ uſw. wurden laut. Auch als ein benachrichtigter Beamter der Staatsanwaltſchaft Limburg mit einem Feuer⸗ löſchdirektor eintraf, wurden ſie mit einer kal⸗ ten Duſche begrüßt. Das Erweiterte Schöffen⸗ gericht hatte zwei Angeklagte zu je zehn und einen zu ſieben Monaten Gefängnis verurteilt. Die Große Strafkammer hab dieſes Urteil auf und ſprach einen Angeklagten frei, die beiden andern wurden zu Geldſtrafen von 120 und 60 RM verurteilt. Die Anklage wegen Aufruhrs und Landfriedensbruchs wurde fallen gelaſſen. Die Urteilsbegründung ſagt allerdings, daß das Verhalten der Erbacher Bevölkerung nicht den Intereſſen eines Staatsbürgers entſpro⸗ chen habe. Todesfahrt im Viererbob Führer tot, fünf Perſonen verletzt Wien, 2. 3. In dem Ort Payerbach im Sem⸗ mering⸗Gebiet ereignete ſich ein ſchwerer Bob⸗ unfall, bei dem ein Mann getötet, ein zweiter ſchwer und vier andere leichter verletzt wurden Kündesenkführungen ſerienweiſe in Amerika Für Lindberqhs Söhn- chen wird Lösegeld in Höhe von 50 000 Dollars gefordert Niles(Ohio), 2. 3. Nachdem geſtern in Neu⸗ york das erſt einige Monate alte Söhnchen des Ozeanfliegers Oberſt Lindbergh auf rätſel⸗ hafte Weiſe aus dem Schlafzimmer entführt wurde, iſt heute hier der junge Sohn eines reichen Unternehmers names James de Inte auf dem Wege zur Schule von Unbekannten in einem Kraftwagen entführt worden. Oberſt Lindbergh erhielt die Mitteilung, daß für ſein Kind 50 000 Dollars Löſegeld gefor⸗ dert würden. Die Eltern des Kindes ſind be⸗ reit, dieſe Zahlung zu leiſten. Präſident Hoover hat in Waſhington mit dem Generalſtaatsanwalt über die Entführung des Kindes Lindberghs beraten. Ne erſlen Slate ſind da! .. Hoch am Himmel bewegte ſich ein Vogel⸗ zug. In weiten Bögen und mächtig aus holen⸗ den Schleifen kreiſte die heimwärts eilende Vo⸗ gelwolke. Lenz, Luft und föhniger Wind haben. ſie vor einigen Tagen über die Alpen nach Norden getragen. Fragend ſchauten deutſche Kinder himmelan. Wer die wogenden auf⸗ und abwallenden Lüftebummler wohl geweſen ſind? Erſte Früh⸗ lingsboten ſicher, die des Winters ſpotteten, der die Höhen unſerer Berge neuerdings mit eit⸗ lem Schnee bekränzt hatte. Am Sonntag Remi⸗ niscere war erſte Starenheimkehr und ſeit die⸗ ſem Tage ſind da und dort im Lande einzelne heimgekehrte Starmatze zu beobachten. Auf Aek⸗ kern und Wieſen, in Obſthainen und Garten ſchwatzt, pfeift und trällert es wieder und ſchon liebäugelt der alte Star mit den wohlvertrau⸗ ten Kaſten. 8 „Denn die Elemente haſſen. Wieder brennt ein großes Gthloß Schwierige Brandbekämpfung Greifenberg(Schleſien), 2. 3. Seit heute früh gegen 4 Uhr ſteht das auf der Höhe zwiſchen Schosdorf und Welkersdorf liegende große Schloß Keſſel⸗Schosdorf in Flammen. Der ge⸗ waltige Brand, der auf Kurzſchluß oder Schorn⸗ ſteindefekt zurückgeführt wird, wurde gegen 4.30 Uhr bemerkt. Der Beſitzer des Schloſſes, Oberſt⸗ leutnant Capell, der im 70. Jahre ſteht, lag mit ſeinen Angehörigen im tiefen Schlaf. Gegen 5 Uhr, als die Feuerwehr anrückte, ſtand bereits der ganze Mittelbau des Schloſſes in hellen Flammen. Zur Bekämpfung des Feuers muß⸗ ten bis zu dem 200 Meter entfernten Keſſel⸗ Teich Schlauchleitungen gelegt werden, die aber bei der großen Kälte ſofort einfroren. Erſt ge⸗ gen 6.30 Uhr konnte auf das Mittelgebäude Waſſer gegeben werden. Der geſamte Mittel⸗ bau iſt völlig ausgebrannt. Das Mobiliar konn⸗ te zum größten Teil gerettet werden. Das Schloß iſt im Jahre 1835 in ſeiner jetzigen Ge⸗ ſtalt erbaut und 1905 umgebaut worden. Rieſenfeuer auf dem Schießplatz Berlin-Tegel Die Funkstation bedroht Berlin, 2. 3. Auf dem Tegeler Schießplatz brach heute nachmittag ein Brand aus, der über zwei Quadratkilometer Heide und Hochwald vernichtete. Die Funkſtation auf dem Tegeler Platz iſt gefährdet. Das Feuer nimmt immer größere Ausdehnung an. ———————— In der Nähe des Südbahnviaduktes in Pay⸗ erbach geriet in einer ſcharfen Kurve auf der vereiſten Bahn ein Viererbob, der aber mit 6 Perſonen beſetzt war, ins Schleudern. Da die Bremsvorrichtung nicht funktionierte, verlor der Führer die Herrſchaft über den Bob. Der Schlitten wurde mit voller Wucht an ein Eiſen⸗ geländer geſchleudert, ſtürzte eine 15 Meter tie⸗ fe Böſchung hinab und fiel in den Payerbacher Graben. Der Lenker, ein 22jähriger junger Mann, trug einen Schädelbruch davon; außerdem wur⸗ de ihm die Wirbelſäule gebrochen. Er war ſo⸗ fort tot. Ein 17jähriger Mitfahrer erlitt einen ſchweren Oberſchenkelbruch und innere Verlet⸗ zungen. Die übrigen vier Fahrer kamen mit leichteren Verletzungen davon. Ilugzeugnollandung Wien, 2. 3. Das Flugzeug des Berliner ägyp⸗ tiſchen Konſulats mußte geſtern mit dem Pilo⸗ ten el Gibry Mohamed Elwi und Heinrich Gu⸗ nerman an Bord auf dem Fluge nach Kairo bei Wels in Oberöſterreich eine Notlandung vor⸗ nehmen, wobei das Flugzeug ſchwer beſchädigt wurde. Die Flieger wollen nach Erledigung der Ausbeſſerungsarbeiten den Flug über Italien fortſetzen. Juan Caſero lachte: auch ohne Namen!“ Karl Kruſe hatte ſich eine kühl vornehme Miene vor dem Spiegel daheim einſtudierr, und überreichte mit dieſer Miene die Quit⸗ tung eines Altersheims, das Herrn Karl Krule mit vielem Dank den Empfang von dreitau⸗ ſend Mark beſtätigte!. Otto Holz erklärte, er ſei mit dem Verkauf des Hauſes zu den vorgeſchlagenen Bedingun⸗ gen einverſtanden. „Alſo waren Sie vernünftig!“ lobte Juan Caſero die beiden die, nachdem aſles wegen des Hausverkaufs beſprochen, froh waren. aus der Nähe des Mannes zu kommen, dem ſie nicht zu trauen waaten. Nach der Alma brava aber ſandte Juan Caſero ein langes Telegramm, es ſollte ſeinem Briefe zuvorkommen. Ramon Saperas aber begriff das Telegramm erſt, nachdem er den langen Brief geleſen. in dem ſein Schwiegerſohn Abſchied von ihm nahm, dieſen Brief, in dem ſo vieles ſtand von einer Schuld, von einer großen Liebe und einer ſelbſt auferlegten ſchweren Sühne. Er war beſtürzt. er war zornig! War es möalich, daß man Verena ſo ſchnell vergeſſen konnte? Aber dann las er den Brief noch einmal und noch einmal. las wieder das Telegramm, dns ihm meldete wie ſich alles im letzten Augenblick ſo wundervoll zum Guten gewandt, und allmäßlich verſchob ſich das Geſamtbild zu⸗ aunſten deſſen, den er liebgewonnen wie einen eigenen Soßn. N Er kabelte zurück: „Werde glücklich, mein Junge, und er⸗ 5 Laß ſie nur herein, warte lange einmal Deutſchland anſehen!“ * Und ein paar Wochen ſpäter wohnte in dem eleganten Tiergartenhotel noch ein Eſtan⸗ ziero aus Uruguay und täglich waren Ramon Saveras und Juan Caſero zu Beſuch in dem kleinen, villenähnlichen Hauſe der ſtillen vor⸗ nehmen Straße in Potsdam, darin jetzt wieder Renate Wittenborn wohnte, betreut von Frau Kuſchke und Martha, die mit ihr gezogen wa⸗ ren und alles taten, was ſie ihr nur an den Augen ableſen konnten. Ramon Saperas war begeiſtert von Renate er nannte ſie„du“ und„Töchterchen“ und unter handelte mit einem Graßarundpeſker in der Nähe von Potsdam, weil er beabſichtigte, völlig nach Deutſchland überzuſiedeln. „Ich fahre noch einmal nach Uruguay zu⸗ rück“, erklärte er.„um dort alles zu verkaufen und den großen Haushaſt aufzulöſen Es ſchielt ſchon längſt jemand nach unſerer Eſtanzia der Betreffende ſoll ſie haben. Denn was ſoll ich allein dort? Ich werde älter und brauche Liebe, vielleicht auch bald Pflebe Wie wäre es. wenn du mich begleiteſt, mein Junge, u. Renate auch mitkäme als mein liebes Töchterchen?“ Zu dritt reiſten ſie dann über das Meer. Renate lernte die Eſtanzia Alma brava ken⸗ nen und den berlinernden Penſionswirt Pablo Lopez in Motevideo, ſie lernte die Peons kennen u. das weite Camvo Sie lernte alles kennen, was zu d. Umwelt d. Geliebten gehörte ſo viele Jahre. Sie betete aber auch an Verenas Grab und liebte die Tote um der Liebe willen, mit der ſie den Mann umgeben, der ihr jetzt ſein Herz geſchenkt. Ihr, der armen Renate Wittenborn, mich dort, ich wollte mir ſchon Tagesumſchau Der engſte Vorſtand der DVP von Weſt⸗ falen⸗Süd hat den Vocſitzenden Hembeck aufge⸗ fordert, den Austritt der ſüdweſtfäliſchen Orga⸗ niſation aus der DVP zu erklären. Der Vor⸗ ſitzende Hembeck iſt dieſer Aufforderung nach⸗ gekommen und damit iſt der Austritt voll⸗ zogen. * Im Stadtteil Borbeck(Eſſen) kam es zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen SA-Leuten und Kommuniſten, in deſſen Verlauf Stöcke, Zaun⸗ latten und Meſſer benutzt wurden. 11 Natio⸗ nalſozialiſten wurden durch Stiche u. Schläge verletzt. * Bei Bad Segeberg waren bei Zuſammen⸗ ſtößen mit Nationalſozialiſten vier Angehörige des Reichsbanners ſchwer verletzt worden. Vor dem Schöffengericht in Neumünſter wurden wegen dieſes Vorfalles 13 Nationalſozialiſten zu Gefängnisſtrafen von einem Monat bis zu einem Jahr drei Monaten verurteilt. * Bei der Potsdamer Kriminalpolizei hat ſich geſtern der Lagerverwalter R. des Potsdamer Elektrizitätswerkes nach Veruntreuung von 3000 RM freiwillig geſtellt. Er hatte von die⸗ ſer Summe erſt 230 RM für die Bezahlung dringender Schulden ausgegeben. die in ſchweren Sorgen gelebt und nun einge reiche, glückliche Frau werden ſollte. Nach ungefähr einem halben Jahr reiſten die diei wieder nach Deutſchland, und hier er⸗ warb Juan Caſero ſeine alte Nationalität wieder zurück. Als Heinz Hausmann heiratete er in dem kleinen Potsdamer Heim die ſchöne Renate Wittenborn, und dann zogen die bei⸗ den mit Ramon Saperas auf das große Gut. das dieſer für ſie und ſich in der Nähe gekauft. Im Winter würde man dann ſtets ein paar Monate in Potsdam zubringen, in dem Häuschen, das Renate ſo ſehr liebte und in dem Frau Kuſchke mit ihrem„Martheken“ ein bequemes Leben führte. Die Bewohner der ſtillen, vornehmen Straße hatten aufgeatmet, als die„Sonne“ der beiden dunklen Ehrenmänner hier wieder unterging. ſie ſollte jetzt im äußerſten Oſten von Berlin ir Licht leuchten laſſen. Renate Hausmann denkt oft mit heiler Dank⸗ barkeit, wie plötzlich ihr Lebensweg doch aus der Duſternis ins Helle geführt. Dann küßt ſie ihren kleinen Jungen, der„Ramon“ heißt, ob⸗ wohl man den Namen beim Standesamt erſt gar nicht annehmen wollte, und liebkoſt ihr Mädchen „Verena“. Und zuweilen, wenn die drei glücklichen Menſchen zuſammenſitzen in dem ſtillen Her⸗ renhauſe des Gutes oder in dem traulichen Potsdamer Heim, dann ſprechen ſie davon, daß alles doch vielleicht ſo ganz anders gekom⸗ men wäre ohne das Medaillonbild der Frau. —: En de Fgplilter ſo in den Tag hinein Taktgefühl iſt etwas ſehr ſchönes. Schade nur, daß faſt niemand etwas merkt, wenn man es gezeigt hat, während jedermann ſofort eine Taktloſigkeit erkennt. * Wenn ein Mann auch keine Eier legen kann, ſo kann er trotzdem eine Omelette immer noch beſſer beurteilen als die beſte Legehenne des Landes. * Den Kampf ums Daſein müſſen alle durch⸗ machen, die leichtſinnigerweiſe verſäumt haben, ſich reiche Eltern auszuſuchen. Aber auch dieſe bekommen nichts umſonſt. * Das Rezept, immer jung zu bleiben, iſt leichte Schuhe, ein gutes Gewiſſen und die Ge⸗ legenheit, das Geld anderer Leute ausgeben zu können. * Alles will lange leben, aber keines alt wer⸗ den. Aus dieſem Grunde werden die„beſten Jahre“ immer ſo fünf Jahre weiter ver⸗ ſchoben. * Amerikas„Trockene“ behaupten, daß das Alkoholverbot der Stimme des Volkes zuzu⸗ ſchreiben iſt. Der Mundgeruch aus der gleichen Schicht ſcheint das Gegenteil zu beweiſen. zwei Unekdolenaus der Vorkriegszeit Von Georg Reges Tutzing Se. Exzellenz, der Herr kommandierende Ge— neral, hat in Mannſchaftskreiſen den Spitzna⸗ men:„Der Zapf“. Die Kompagnie bezieht Ortsunterkunft. Der Landwehrmann Hölzlwimmer wird auf die Ortswache kommandiert und ſtellt ſich am ſüd— lichen Ortsausgang als Poſten auf, neben ſei⸗ nem kriegsſtarken Schilderhaus. Die Dämmerung webt ihren dichten Schleier. Ein Offizier mit Umhang nähert ſich dem Schil⸗ derhauſe. Als aktiv gedienter Soldat macht Hölzlwimmer gewandt Meldung. Der Offizier greift mit der rechten Hand kurz an den Mützenrand und fragt:„Kennen Sie auch Ihre Poſtenanweiſung gut?“ „Jawohl, Herr Hauptmann!“ „Ja kennen Sie mich denn nicht?!“ Aus der recht unzufrieden vorgetragenen Frage ſchließt der Poſten, daß er in der Be— zeichnung des Dienſtgrades zu niedrig gewählt hat. Um ſein Verſehen zu begründen, ruft er: „Nein! Herr Major!“, verbeſſert ſich aber ſo⸗ fort, als der Offizier, offenbar auch mit dem Major noch nicht zufrieden, energiſch abweh— rend den Kopf ſchüttelt, unter Ueberſpringung des Oberſtleutnants mit dem Ausruf:„Nein! Herr Oberſt!“ Haltung und Gebärden des Offiziers verra— ten Hölzlwimmer, daß er mit der Titelanrede, im Gegenſatz zu ſeiner Abſicht, immer noch ge⸗ geizt habe. Er wird verlegen.„Es wird am Ende doch kein General ſein?“ fliegt es ihm durch den Kopf. Krampfhaft ſtrengt er ſein Er⸗ innerungsvermögen an. Er ſinnt und ſinnt. Wie eine Bildſäule ſteht er da. Plötzlich, als hätte ihn ein elektriſcher Schlag berührt, knickt ſeine ſtarre Haltung ein, und der Verzweif⸗ lungsruf kommt ihm über die Lippen:„Jeſſas! Da Zapf!!“ Der kommandlerende General legt großen Wert darauf, daß er mit dem ihm zukommen⸗ den Titel„Exzellenz“ angeſprochen wird. Er kann ſehr ungnädig werden, wenn er lediglich „Herr General“ genannt wird. Im Korpsver⸗ bande iſt dies wohlbekannt; und die Dienſtſtel⸗ len bemühen ſich, den Mannſchaften die richtige Anrede immer und immer wieder einzuſchärfen. Für heute iſt Exzellenz zum Beſuch der vor⸗ deren Linie angemeldet. Oberleutnant& arbei⸗ tet fieberhaft mit ſeinen Dienſtgraden, um die Leute ſeiner Kompagnie nochmals eingehend zu belehren, wie der Herr Kommandierende richtig angeſprochen wird. Mit Genugtuung überzeugt ſich der Kompagnieführer ſchließlich, daß ſeine Mannſchaften entſprechend vorberei⸗ tet ſind, und begibt ſich auf den rechten Flügel ſeines Abſchnittes, wo das Eintreffen des ho⸗ hen Grabenbeſuches zu erwarten iſt. Pünktlich zur feſtgeſetzten Zeit trifft Exzellenz mit Begleitung ein. Der Kompagnieführer er⸗ ſtattet Meldung. Exzellenz, offenbar nicht in beſter Stimmung, erwidert durch eine kurze Handgebärde. „Ihre Leute kennen mich noch nicht. Es iſt unglaublich! Da rückwärts, im Zugangsgra⸗ ben wurde ich mit„Herr General“ angeſpro⸗ chen“. Gewittergrollend klingt die Sprache Sr. Exzellenz. Der Kompanieführer zeigt die größte Eile, ſich zu rechtfertigen.„Die Leute im Zugangs⸗ graben“, meldet er,„gehören nicht zu meiner Kompagnie, Herr General!“ Kleine Ralſchlüge Laſſen Sie Ihren Löffel nicht in der Taſſe ſtehen, weil die Taſſe dadurch das Gleichgewicht verliert und ihren Inhalt über Decke und Kleid ergießt. Feuchten Sie Ihre Finger nicht mit den Lippen an, wenn Sie Geldſcheine zählen, oder ein Leihbuch leſen. Es iſt für Sie ungeſund und für die andern, die nach Ihnen kommen, un⸗ en, „ Stecken Sie Streichhölzer mit den Köpfen nach unten in einen Behälter. Wenn die Köpfe aus dem Behälter herausragen, können beim Anzünden eines Streichholzes ſämtliche in Brand geraten. * Haben Sie ſich in den Finger geſchnitten oder ſonſt eine blutende Verletzung, dann berühren Sie die Wunde weder mit den Händen, noch mit dem Taſchentuch. Iſt ſteriles Verbandszeug nicht zur Hand, ſo laſſen Sie die Wunde unbe⸗ rührt, bis Sie es ſchnellmöglichſt beſchafft ha⸗ ben. f* Sind im Krankenzimmer Obſt⸗ oder Kom⸗ pottflecke in die Bettwäſche gekommen, hilft ein Einweichen in Buttermilch mit Zitronenſaft. Beſſer noch, wenn man die Stelle vorher in warmem Waſſer mit etwas Salmiakgeiſt ein⸗ weicht, ausdrückt und über Nacht in Butter⸗ milch legt. d Geben Sie das Spielzeug vom Bett des kran⸗ ken Kindes nie in die Hand des geſunden. Holz⸗ ſachen müſſen zuvor ſauber geſeift und getrock⸗ net ſein, ebenſo Gummiſpielſachen. * Rauchen Sie nicht bei einem Krankenbeſuch. Der Leidende wird Ihnen zwar nicht verübeln und Ihnen beſtimmt verſichern: es ſtöre ihn nicht. Da Rauchen die Luft im geſchloſſenen Raum beeinträchtigt, ſchaden Sie demjenigen dem Sie mit Ihrem Beſuch eine Freude machen wollten. * Klagen Sie nicht über Ihre ſchlechte Lage in Gegenwart von Menſchen, denen es wahrſchein— lich noch ſchlechter geht. Sie können Ihnen kei⸗ nen Troſt ſpenden und fühlen ſich auch nicht berufen, Ihnen Rat zu erteilen. Weinſpiegel Der Berliner Bierſtreik dehnt ſich auch auf andere Großſtädte aus. Aus gut informierter Quelle wird uns berichtet, daß nach Hamburg und Berlin in der vergangenen Woche zirka zweitauſend Halbſtücke Wein aus deutſchen Weinbaugebieten abgegangen ſeien. Die Nach⸗ frage nach 1930er und 1931er Weinen hält dadurch weiter an. Lokale Nachrichten Neuer Roman. Morgen beginnen wir mit dem Abdruck eines ſpannenden Romanes, wo⸗ rauf wir unſere werten Leſer heute ſchon hinweiſen. * Sterbefälle. Heute Vormittag läuteten die Totenglocken für Frau Suſanna Mattern geb. Gallei, die im Alter von 62 Jahren verſtorben iſt. Desgleichen wurde Herr Nik. Adler 14. im Alter von 65 ½ Jahren in ein beſſeres Jenſeits abge⸗ rufen. * Jünglings⸗Sodalität. Die Mit⸗ glieder der Jünglings⸗Sodalität werden gebeten, die Anzeige im Annoncenteil zu beachten. „Eine 80⸗Jährige. Frau Margareta Gutperle geb. Martin, Molitorſtraße 3, wird am Freitag, den 4. März, 80 Jahre alj. Die greiſe Jubilarin iſt trotz ihres hohen, gottbegnade— ten Alters körperlich und geiſtig noch geſund und rüſtig. Zu ihrem 80. Geburtstag entbieten auch wir die beſten Glückwünſche! * Erfolgreiche Turner der T.⸗G. Die Bezirksmannſchaft, das ſind die ſechs beſten Turner im 8. Bezirk im Arbeiterturn⸗ und Sport⸗ bund, trat am letzten Samstag in Hemsbach und am Sonntag in Birkenau zu einem Geräte- wettkampf an. Der Gegner war die württem— bergiſche Meiſtermannſchaft vom Turnverein Feuer⸗ bach. Die Turngenoſſenſchaft konnte für die Be⸗ zirksmannſchaft 2 Turngenoſſen ſtellen und zwar Karl Hohenadel und Franz Herbert. Dem guten Abſchneiden dieſer Beiden iſt es zuzu— ſchreiben, daß der 8. Bezirk zweimal Seger blieb. Für die Anhänger des Geräteturnens waren die Kämpfe ein Hochgenuß; wurden doch wahre Pracht— leiſtungen gezeigt. Die Ergebniſſe waren in Hems- bach: Geſamipunktezahl: Bezirksmannſchaft 504 Punkte, Feuerbach 495 Punkte. Zu erwähnen iſt hier, daß nur die 5 Beſten gewertet wurden. Die beſten Einzelergebniſſe: Weißſchedel-Feuerbach 107 Punkte, Herbert. Viernheim 104 Punkte, Hohenadel⸗ Radfahrer⸗Verein Eintracht. Viernheim 103 Punkte. Die Ergebniſſe in Birkenau: Bezirksmannſchaft 507 Punkte, Feuerbach 497 Punkte. Einzelergebniſſe: Weißſchedel- Feuerbach 108 Punkte, Herbert-Viernheim 107 Punkte, Hohen adel-Viernheim 106 Punkte. Mögen dieſe ſchönen Erfolge den jüngeren Turngenoſſen ein Anſporn zur Nachahmung ſein. Zahlen sprech Eine erſchütternde Statiſtik— Trotz Notverordnungen zum Schutze des inneren Friedens im Oktober und November vorigen Jahres 21 politiſche Norde- 7298 Verurteilungen wegen politiſcher Dergehen Miniſterialdirektor Dr. Mentzel vom Reichs⸗ innenminiſterium hat in Berlin einen Vortrag gehalten über die Wirkung der Beſtimmungen, die auf Grund der letzten Notverordnungen zum Schutze des inneren Friedens eingetreten iſt. Die Zahlen, die er bei der Gelegenheit mit— teilte, ſind erſchütternd. Allein im Oktober und November vorigen Jahres ſind 14 National ſozialiſten, 6 Kommuniſten und 1 Reichsban⸗ nermann getötet worden. Als Täter wurden 33 Kommuniſten, 10 Nationalſozialiſten und 3 Parteiloſe ermittelt. Von April bis Dezem⸗ ber 1931 wurden 6529 Versammlungen ver⸗ boten, davon 3722 kommuniſtiſche, 2023 nariy⸗ nalſozialiſtiſche, 154 des Stahlhelms und 175 des Reichsbanners. Aufgelöſt wurden im gan⸗ zen 1062 Verſammlungen, davon 622 kommu⸗ niſtiſche und 256 von Nationalſozialiſten. An der Beschlagnahme von Flugblättern ſind Kom⸗ C muniſten mit 3200, Nationalſoz. mit 878 und, Stahlhelm mit 190 beteiligt. Ueber die Tätig⸗ keit der Gerichte liegen im Innenminiſterium für die gleiche Zeit folgende Angaben vor: Ins— geſamt wurden 7298 Perurteilungen wegen Ver— ſtoßes gegen die Notverordnungen ausgeſpro— chen bei 1421 Freiſprüchen. In 5961 leichteren Fällen wurde auf Geldſtrafen erkannt, in 1116 Fällen auf Gefängnisſtrafen bis 3 Monate, 915 Perſonen wurden mit Gefängnis bis zu einem Jahr beſtraft. Auf ſchwerere Gefäng— nisſtrafen wurde in 19 Fällen erkannt. Eine Statiſtik, die eigentlich ſehr nachdenk— lich ſtimmen müßte. Sie zeigt, welche Formen der innere Kampf angenommen hat und wie notwendig es wäre, wenn die Parteileitungen auf ſtrenge Diſziplin hielten. Es iſt auch nur ein magerer Troſt, wenn das Reichsinnenmini— ſterium barauf hinweiſt, daß ohne die Notver— orbnung zum Schutze des politiſchen Lebens die Verhältniſſe ſicherlich noch viel ſchlimmer wä— ren. HNmerika Konzentriert seine gesamte Flotte als Drohung gegen Japan Die amerikaniſchen Schlachtſchiffe in Marſchformation. Im Kreis: Admiral Shofield, der Oberbefehlshaber der amerikaniſchen Flotte Die USA. haben faſt ihre geſamte atlantiſche Flotte nach dem pazif! hen Ozean entſandt, wo ſie ſich mit der pazifiſchen Flotte an der kaliforniſchen Küſte verſammelt. Dieſe Konzentration wird offiziell als Flottenmanöver bezeichnet, in po— litiſchen Kreiſen jedoch wird zugegeben, daß damit eine deutliche Drohung an die Adreſſe Japans beabſichtigt wird. * Aufklärungs vortrag. Am Freitag Abend, 8 ½ Uhr, ſpricht in Viernheim im Gaſthaus zum„Löwen“ der durch ſeine Erfolge beſtbekannte Redner und Pſychologe Alfred Carl über das Thema: „Heilmittel und Heilmethoden“. Der Referent er⸗ läutert an Hand von Lichtbildern, wie eine große Anzahl von Erkrankungen auf natürliche und un⸗ ſchädliche Art aufgehalten und zur Ausheilung ge⸗ bracht werden kann In allen Großſtädten Deutſch⸗ lands wurden die Vorträge mit größtem Erfolg aufgenommen; deshalb iſt Kranken und Leidenden der Beſuch wärmſtens empfohlen. Sport⸗Vorſchau. Hie Boruſſia Neunkirchen! Hie Sportvereinigung! So iſt die Parole für die Viernheimer Sport⸗ vereinigung, die am Sonntag die weite Reiſe nach Neunkirchen zum entſcheidenden Pokalſpiel gegen die Boruſſen antreten muß. Welcher Fußballer kennt nicht die„Schwarzen Teufel“ aus Neunkirchen. Die Boruſſen waren vor Jahren die gefürchteſte Mannſchaft des ganzen Saargebietes. Sie ließ dann nach. Fͤ Pirmaſens und FV Saarbrücken kam auf. Die Anſtrengungen der Boruſſia wieder in die Höhe ſind gewaltig. Sie ließen ſich wieder ihre Kanone Voß auf Linksaußen und von Holſtein— Kiel kommen und verpflichteten ſich den berühmte— ſten Wiener Mittelſtürmer Ferdl Swatoſch von der „Auſtria“, der vorher Köln-Sülz zu einer Klaſſe⸗ mannſchaft herangebildet hat. Wir glauben, daß der Wiener die Boruſſen ſo in Schwung gebracht hat, daß die Grünen alles aufbieten müſſen, um in Ehren zu beſtehen. Die Grünen ſollten dies be— ſtimmt fertig bringen, denn Sandhofen hat ja auch Neunkirchen gewonnen. Sollte dies den Grünen nicht auch gelingen? Aber nur dann, wenn ſich die ganze Elf zuſammenreißt und ſo Fußball ſpielt, wie ſie es in den beſten Tagen getan hat. Be⸗ merken wollen wir noch, daß das Omnibus bereits ausverkauft iſt. Vereins⸗Anzeiger Sonntag, den 6. März nachmittags 3 Uhr im Vereinslokal zur Vorſtadt„Generalverſammlung. Tagesordnung: 1. Kaſſenbericht 2 Entlaſtung und Neuwahl des Vorſtandes 3. Verſchiedenes. Zu zahlreichem Beſuche ladet freundlichſt ein. Der Vorſtand. Männergeſangverein. Donnerstag abend 8 Uhr Singſtunde für 1. Baß halb 9 Uhr alle Stim— men Der Präſident. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abend halb 9 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Turnerbund. Heute Donnerstag abend 8¼ Uhr Turnſtunde der Turnerinnen. Morgen Freitag abend 8 Uhr Lehrabend der Volksturner im Freiſchütz. Wir bitten um zahlreiche Beteiligung an beiden Abenden. Die Turnleitung. Amicitia 09 E. V. V'heim 0 b 0 0 Sportplatz im Wald mit Reſt.„Zur Waldſchenke“ Sonntag, den 6. März nachmittags 3 Uhr: Entſcheidendes Bezirksliga⸗Pokalſpiel gegen 0 2* Boruſſia Neunkirchen in Neunkirchen. Abfahrt per Omnibus vormittags halb 8 Uhr ab Lokal zum„Goldenen Stern“. In Viernheim vormittags halb 12 Uhr: Verbands-Jugendſpiel V'heim A1— FC. 08 Mannheim. Der Vorſtand. Heute Donnerstag abend Zuſammenkunft der 1. Mannſchaft um 9 Uhr in der Geſchäftsſtelle. Sonntag, den 6. März Verbands— 75 H. Spiel der 1. u. 2. M. gegen Arb.⸗SportvereinJloesheim in Viernheim. Spielbeginn der 1. M 3 Uhr 2. M. 1,15 Uhr. Hierzu ſind alle Sportsfreunde und Gönner höfl. eingeladen. Die Leitung. Bekanntmachung. Betr.: Wahl des Reichspräſidenten. Die Stimmkartei unſerer Gemeinde iſt während der Zeit vom Donnerstag, den 3. bis Sonntag, den 6. März 1932, beide Tage einſchli ßlich, vor— mittags von 9 12 Uhr und nachmittags von 3—6 Uhr auf unſerem Büro, Zimmer Nr 13, zu jedermanns Einſicht ausgelegt. Am Sonntag, den 6. März 1932, erfolgt die Offenlage jedoch nur vormittags von 9 bis nachmittags 1 Uhr. Einſprüche gegen die Richtigkeit und Vollſtän— digkeit der Stimmkartei ſind während der Auslegungs— frift bei uns vorzubringen. Wir machen beſonders die jüngeren Wähler, die neu in die Stimmkartei aufzunehmen ſind da— rauf aufmerkſam und empfehlen, die Stimmkartei einzuſehen und ſich von der Aufnahme zu über zeu— gen. Das gilt ganz beſonders für die auswärts geborenen jungen Wähler, die bei den uns zur Ver⸗ fügung ſtehenden Unterlagen nicht reſtlos erſaßt werden konnten. Viernheim, den 1. März 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth— Gebetzeiten der jud. Gemeinde 5. März Wajakhel 26. Ador R. Sabatt- Anfang 5,45 Uhr „⸗Morgen 8,30 „»Nachm. 3,30 „ Abend 7,00 Wochentag ⸗Abend 700 1 Morgen 700„ Roſch⸗Chodeſch Ador-Scheni iſt Dienstag u. Mittwoch Fußballabteilung. 1 * * *