Lokale nachrichten * 43 Millionen dürfen zur Präſidenten⸗ wahl ihre Stimme abgeben, wie nach einer ge⸗ nauen Schätzung feſtſteht. * Generalverſammlung des Turner⸗ bundes. Einen ſehr guten Beſuch hatte die Ge⸗ neralverſammlung obigen Vereins aufzuweiſen. Mit einigen Begrüßungsworten hieß der 1. Vorſitzende, Herr Lamberth, alle Anweſenden herzlich willkom⸗ men, um ſofort zur Tagesordnung überzugehen. Rechenſchafts⸗ und Kaſſenbericht zeigten, was im verfloſſenen Jahre geleiſtet wurde, und waren alle Mitglieder mit der Arbeit des vorjährigen Vor- ſtandes voll und ganz zufrieden, ſodaß der geſamte Vorſtand mit einer kleinen Veränderung wieder ge⸗ wählt wurde. Bei Punkt 5 nahm das kommende Gauturnfeſt einen breiten Raum ein. Daß ein ſtarkes Intereſſe für dieſes Feſt bereits vorhanden iſt, zeigte vor allem die große Schar der älteren Turner, die ſich wieder gern in den Dienſt unſerer Turnſache ſtellen wollen, und deren Anweſendheit der Verſammlung den würdigen Rahmen gab. Mit dem alten Lied: Turner auf zum Streite, ſchloß die in allen Teilen gut verlaufene Generalverſammlung. * Reifeprüfung für Extraneer. Am vergangenen Mittwoch wurden die Reifeprüfun⸗ gen für Privatſchüler an der Oberrealſchule in Heidelberg beendet. Hierbei erwarben ſich 14 Prüflinge der höheren Privatlehranſtalt In ſti- tut Sigmund am Schloß in Mannheim das Zeugnis der Reife. Beſonders hervorzuheben iſt dabei, daß ſich ſämtliche Abendſchüler des Oberprimakurſes des Inſtituts erfolgreich der Reifeprüfung unterzogen haben. Mit den 3 Gym⸗ naſialabiturienten der Anſtalt, die ihr Examen ſchon vorher am Karl Friedrich⸗Gymnaſium in Mannheim beſtehen konnten, wurde ſomit bis jetzt im laufenden Schuljahr 17 Schülern des Inſtituts Sig- mund die Univerſitätsreife zuerkannt. Der erſte Märzſonntag. Der erſte Sonntag im Frühlingsmonat März hatte noch alle Schattenſeiten eines Winterſonntags. Am Vormittag leuchtete die Sonne, doch gegen Mittag wurde es kalt und ungemütlich und am Abend fiel Schnee, der mit Regen gemiſcht war und bald auf der Straße einen Matſch verurſachte. Während der Nacht ſchneite es weiter, ſodaß heute Früh die Erde wieder ein winterliches Bild bot.— Im Ort war es geſtern ruhig. Am Nachmittag fand im„Frei⸗ ſchütz“ eine Kath. Frauenverſammlung ſtatt, die ſehr gut beſucht war. Die Rednerin zeichnete in klaren Zügen den Weg, den die katholiſche Frau in unſerem jetzigen Zeitalter der Wirrniſſe zu gehen hat und fand eine aufmerkſame und begeiſterte Zuhörerſchaft. — Die„Grünen“ waren zum Spiele um den Ver- bandspokal nach Neunkirchen gefahren und konnten dort ganz überraſchend einen 4:5 Sieg landen, der ſie wieder an die Spitze der Tabelle brachte.— Am Abend fand im Freiſchütz der 2. muſikaliſche Abend der Vereinigten Feuerwehrkapelle ſtatt, wo den erſchienenen Kunſtfreunden ein prächtiger Kunſt⸗ genuß bereitet wurde. Central⸗Film⸗Palaſt Siegfried Arno, Dina Gralla Ralph A. Roberts Lucie Engliſch Adele Sandrock in ihren beſten Tonfilm Schlager. Keine Feier ohne Meyer Vor ausverkauftem Hauſe ging geſtern Abend das glänzende Tonfilmprogramm in Bild und Ton über die weiße Leinwand und große Lachſtürme und Heiterkeit war der Erfolg. Die obengenannten Schauspieler ſagen ja ſchon alles. Allen voran Siegfr. Arno. Dieſes ausgezeichnete Tonfilmwerk muß man unbedingt geſehen und gehört haben. Wirklich! ein Beſuch noch heute lohnt ſich. Im 2. Teil zeigt man„Jonny braucht Geld“ Rodla Roque und Sue Carol zwei der beliebteſten inter⸗ nationale Filmſtars die ebenfalls ſehr gut gefielen. Auch die tönende Militär⸗Humoreske,„Das Haus bleibt rein“ ein Zwiegeſpräch zwiſchen einem Leut⸗ nant und ſeinen Burſchen Peter brachten großen Lacherfolg. Allem in Allem ein ganz erſtkl. Ton⸗ filmprogramm das verdient noch von Vielen ge⸗ ſehen zu werden. Auf in den Central Film Palaſt zu Siegfr. Arno. U. T.⸗Film⸗Palaſt. Der große Erfolg hente nochmals. Wieder hatte der U. T. P. einen vollen Erfolg. Iſt auch kein Wunder, jede Woche ſtarten größere Schlager. So zeigte man geſtern den gewaltigen Submarine-Großfilm„U 13“, ein Film, der allen zu Herzen ging. Jedem ſtockte der Atem, als das Trauer⸗Signal auf dem Meere geblaſen wurde, für die auf ſo tragiſcher Weiſe nmgekommenen U-Boots- leute.„Die Mühle von Sanſſouci“, ein klaſſiger Standartfilm in 12 Akten. Heute geh daher alles zu„U 13“ für nur 40 Pfg.; ſichert Plätze. Alles iſt geſpannt, alles wartet auf das größte Tonfilm⸗ Ereignis. Ab Freitag Charly Chaplins erſter Ton- film„Lichter der Großſtadt“. Büchertiſch. 8 Jeder ſein eigener Steuerberater bezüglich der Sondergebäudeſteuer... Wie ſpart man in Heſſen Sondergebäudeſteuer? Wie löſt man ſie ab? von Regierungsrat J. Kemmerer, unter Mitwirkung von Steuerſyndikus Schink, Geſchäfts- führer des Wirtevereins Heidelberg. Preis RM. 2.80. Verlag Philipp L. Fink, Groß-Gerau. 114 Seiten. Der Verfaſſer, der ſchon jahrelang auf dem Gebiete dieſer Steuerart praktiſch und litera⸗ riſch tätig iſt, hat die zahlreichen ſich im Geſetz, in Verordnungen und in Miniſterialerläſſen vorfinden⸗ den Befreiungsmoͤglichkeiten von dieſer drückenden Steuer in äußerſt überſichtlicher Weiſe zuſammen— geſtellt. Das Steuerbuch, das im Verlag Philipp L. Fink, Groß⸗Gerau, zu beziehen iſt, iſt ſehr zu empfehlen. Steuerterminkalender für den Monat März 1932. Am 5. Abführung der Lohnſteuer für die Zeit vom 16. bis 29. Febr. ſowie Abgabe der Be— ſcheinigung über die Geſamtſumme der im Monat Februar einbehaltenen Lohnſtenuer-⸗ beträge. Keine Schonfriſt. Am 10 Umſatzſteuer-Voranmeldung und Voraus- zahlung der Monatszahler für Monat Febr. Schonfriſt bis 17. März. Am 10. Einkommen- und Körperſchaftsſteuervoraus⸗ zahlung für das 1. Vierteljahr des Kalen- derjahres 1932 in Höhe von einem Viertel der im letzten Steuerbeſcheid feſtgeſetzten Steuerſchuld. Keine Schonfriſt. Am 10. Erſte Rate Kriſenſteuer für das Kalender jahr 1932 lt. Zahlungsaufforderung. Keine Schonfriſt. Am 20. Lohnſteuer für die Zeit vom 1. bis 15. März, ſofern der Lohnabzug den Betrag von 200 Mk. überſteigt. Sport und Spiel. Um den Verbandspokal Rhein⸗Saar: Ein überraſchender Sieg der„Grünen“. Ein Meiſterſtück von Energie und Siegeswillen haben die Grünen geſtern in Neunkirchen geleiſtet. Brachten ſie es doch fertig, ein bereits 4:0 verlo⸗ renes Spiel, und zwar ¼ Stunde vor Schluß mit 5:4 für ſich zu entſcheiden. 5 Tore in einer Vier⸗ telſtunde iſt eine Leiſtung, die anerkannt werden muß. Dieſer Sieg dürfte auch entſcheidend ſein für die Pokalmeiſterſchaft, um die nun Viernheim ein gewichtiges Wort mitreden wird, zumal der größte Favorit Spfr. Saarbrücken auf dem Waldſportplatz ſpielen wird. Die Reſultate: Borruſſia Neunkirchen ⸗Amieitia Viernheim 4:5 VfR. Mannheim— Phönix L'hafen 10 Mundenheim— 1. FC. Idar 5:1 Sportf. Saarbrücken— Sandhofen 4.1 Stand der Tabelle vom 6. März: Vereine Spiele gew. un. verl. Tore Pkt. Amicitia Viernheim 7 27:15 12:2 Sportfr. Saarbrücken 7 21:9 12:2 Boruſſia Neunkirchen 8 25:14 11:5 Phönix L'hafen 7 20:12 8 6 Sp⸗Vgg. Mundenheim 6 14. 9 715 Sp.⸗Vgg. Sandhofen 6 10: 8 6:6 1. F C. Idar 7 16:23 628 1 FC. Kaiſerslautern 7 17:26 6:8 VfR. Mannheim 8 15:18 6:10 08 Mannheim 7 9 14 59 Saar Saarbrücken 7 8 15 3:11 SV. 05 Saarbrücken 7 10:31 2:12 = 0 O O O D S= OO D e E N N ο ο ο O Länderſpiele: in Leipzig: Deutſchland— Schweiz in Straßburg: Elſaß— Baden Süddeutſche Meiſterſchaft: Abteilung Nordweſt: FV. Saarbrücken— Eintracht Frankfurt FSV. Mainz 05— SV. Waldhof FSV. Frankfurt— Wormatia Worms Vfe. Neckarau— FK. Pirmaſens Abteilung Südoſt: 1860 München— Karlsruher FV. VfB. Stuttgart— 1. FC. Nürnberg Um den ſüddeutſchen Verband spolal. Main⸗Heſſen: Kickers Offenbach— 1. FC. Langen SV. Wiesbaden— Viktoria Urberach Rotweiß Frankfurt— Germania Bieber 1. Fc. Hanau 1893— Union Niederrad Vf. Neu⸗Iſenburg— Olympia Lorſch Alemannia Worms— FVgg. Kaſtel 06 — c bo H bo Württemberg⸗Baden: SpVgg. Schramberg— FC. Mühlburg VfB. Kaxlsruhe— Freiburger FC. Sportfr. Eßlingen— FC. Birkenfeld SV. Feuerbach— Phönix Karlsruhe Germania Brötzingen— Union Böckingen SC. Freiburg— Kickers Stuttgart do de do id do d Südheſſen⸗Kreisliga. Vfdt. Bürſtadt— FV. Biblis 82 Olympia Lampertheim— SpV. Hochheim 0: Viktoria Neuhauſen— Olympia Worms 0: Stark. Heppenheim— Konkordia Gernsheim 5 Falſche Behauptungen über den Prälaten Raas en wtb. Berlin, 6. März. Vom Reichsgeneral⸗ ſekretariat der Deutſchen Zentrumspartei wird uns mitgeteilt: Die„München⸗Augsburger Abendzeitung“ Nummer 57a vom 4. März 1932 ſtellt die Be⸗ hauptung auf, Prälat Kaas habe in einer Rede für die Hindenburg⸗Wahl die Parole ausge⸗ geben:„Der Feind ſteht rechts.“ Das Blatt rich⸗ tet ſodann an den Herrn Reichspräſidenten die Frage, was er dazu ſage, daß„alſo auch der Zentrumsführer die Kandidatur Hindenburgs zu einer Kampfkandidatur rechts und zu einer Rettungsaktion für die bisherige Politik der Weimarer Koalition abſtempelte.“ Dieſe Meldung der„München⸗Augsburger Abendzeitung“, ſowohl der Prälat Kaas unter⸗ ſchobene Satz wie die daran geknüpfte Schluß⸗ folgerung, iſt von A bis Z frei erfunden und dient dem Zweck, die Kandidatur des Herrn Reichspräſidenten zu diskreditieren. Auf der von dem Blatt erwähnten Verſammlung der Ber⸗ liner Zentrumspartei hat Prälat Kaas eine Rede gehalten, deren Wortlaut veröffentlicht wurde und der damit auch jedem Verbreiter bewußter oder unbewußter Falſchmeldungen zu⸗ gänglich iſt. In ſeiner Rede hat Prälat Kaas weder wörtlich noch dem Sinne nach den ihm unterſchobenen Satz aufgeſtellt, er hat vielmehr von der Reichspräſidentſchaftskandidatur Hin⸗ denburgs gerade die Freiheit von jeder partei⸗ olitiſchen und kog itionsmäßigen Bindung ge⸗ fordert wie ſie der Herr Reichspräſipent für ſeine Wiederaufſtellung ſelbſt reklamiert hat. Aus Heſſen. Darmſtadt.(Senkung weiterer ſtaatlicher Ge⸗ bühren.) Die Gebühren für die Arbeiten der Kataſtervermeſſung ſind durch Bekanntmachung vom 18. Februar d. Is. in Berückſichtigung der inzwiſchen eingetretenen Senkung der perſön⸗ lichen und ſachlichen Koſten neu geregelt wor⸗ den. Die neuen Gebührenſätze haben eine we ſentliche Ermäßigung der von den Gemeinden und Gemarkungsinhabern aufzubringenden Ko⸗ ſtenanteile zur Folge, zumal ſie auch für zum Teil zurückliegende Arbeiten in Anſatz kommen. Die neue Bekanntmachung wird im Regie⸗ rungsblatt demnächſt veröffentlicht. Dar enſtadr.(Parlamentariſches aus Heſſen.) Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtags iſt für Dienstag und Mittwoch, den 8. und 9. März, einberufen. Die Tagesordnung umſaßt 21 Punkte, meiſt Anträge und Eingaben. Nur Punkt 1 behandelt eine Regierungsvorlage über die Sanierung der heſſiſchen gemeinnützi⸗ gen AG. für kleine Wohnungen(Hegemag). Böhl.(Vom Dach geſtürzt.) Der verheiratete erwerbsloſe Frank, ſtieg auf das Dach, um nach dem Kaminaufſatz zu ſehen. Er fiel dabei vom Dach herunter auf die Erde und zog ſich dabei ſchwere äußere und innere Verletzungen zu. Er wurde ſofort ins Krankenhaus gebracht. cu ixlæt ꝛbie gurgeln Erkältungen vor] Holzverſteigerung. Freitag, den 11. März 1932, vormit⸗ tags /9 Uhr, werden im„Freiſchütz“ zu Viernheim verſteigert: Scheiter, Rm: 37 Buche, 330 Eiche, 2 Erle, 311 Kiefer. Knüppel, Rm: 56 Buche, 110 Eiche, 4 Erle, 10 Kiefer. Rnüppelreiſer, Rm: 12 Buche. Aſtreiſig, Wellen: 245 Buche(am Rennweg), 950 Eiche, 2450 Kiefer (Fr. Heide 41 Nr. 5501-5605). Das Buchen- und Eichenholz aus Grabenſchlag 2, Knoden 14 u. 15, das Kiefern⸗Scheit aus Fr. Heide 41 Nr. 5357— 5530, Rennſchlag 3 und 4 Nr. 5806—5917, ſowie Reſte aus Grabenſchlag und Knoden. Steigerer, die mit Bolzgeld aus 1930 und früher noch rückſtändig ſind, ſind vom Mitbieten ausgeſchloſſen. Heſſ. Forſtamt Viernheim. Cantral-FIlw- Palast— ITelkion 27 Das unübertreffliche Tonfilmprogramm heute Montag letzmals. 1. Sleolrien Arno, Dina Gralla, Ralph A. Roberts, Lucie Englisch, Adele Sandiock in Keine Feier ohne Meyer 2. Rad la Roque und Sue Carol zwei der beſten internationalen Filmſtars in: Jonny braucht Geld 3. Die könende Militär Humoreske Das Haus bleibt rein Die Namen der Darſteller ſagen alles. Niemand darf ſich dieſes Tonfilmprogramm entgehen laſſen. Entlaufen! Deulscher Schäferhund Farbe: Schwarzbraun. Um Rückgabe wird gebeten Louiſenſtraße 50. Vor Ankauf wird gewarnt. Bau⸗ Gtosser Geräte⸗Mannschaftskampf zwiſchen T. U. 4% Mannheim, T. U. Schwetzingen und Turnerbund Oiernheim am Sonntag, den 13. März nachmittags halb 4 Uhr, im Saale des Lokals„Freiſchütz“ Jedermann iſt herzlichſt eingeladen. — Ein möbl. mer zu vermieten. Wo, ſagt der Verlag. 1 Zimmer und Küche mit Zubehör bis 15. März zu vermieten. Wo, ſagt der Verlag. Volkschor Mitglied des Deutschen Arbeitersängerbundes een Heute abend Theaterprobe 8 Uhr Ballett 9 Uhr Chor der Herren. Der Vorſtand. Dienstag Singſtunde für den plätze zu verkaufen Kühner Brauerei 2 Aecker 12 u. 21 ar, in guter Lage zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verlag Frauenchor und 1. u. 2. Baß. Gutes Wieſeuhen Zentnerweiſe zu verkaufen. Repsgaſſe 6 Aachruben Ztr. 70 Pfg. hat zu verkaufen Winkenbach Hansſtraße 10 (Hinterhaus). Fe 4 Mascninensziekerel Hügel Anstalt Johanna Stumpf Goethestrasse 18 empfiehlt sich im kauten die fertige Arbeit. Keine Vorkenntnisse nö- Waschen u. dugeln tig. Entfernung kein Verlangen von Stärkewäsche Gatdinen Lelb- u. Beliwäsche usw., im Reinigen von Anzügen. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden en 8. März 1932. n ugenbergs Spiel dem Feuer Eine notwendige Klarſtellung— Der wahre Totengräber deutſcher Einheit In ſeinen Agitationsreden macht der deutſch— nationale Führer Dr. Hugenberg immer wie— der den krampfhaften Verſuch, die Politik der 12 Nachkriegsjahre in einem Zerrſpiegel verlogener Geſchichtsklitterung aufzuzeigen. Ex konſtruierte ſich ein ſogenanntes Syſtem, das„ſchwarz⸗rote Sytem“, das an allen Entwicklungen der Nach— kriegszeit ſchuld ſein ſoll. Das Syſtem hat Deutſch— land durch ſeine Erfüllungspolitik ins Unglück ge— ſtürzt. Das Syſtem hat die Wirtſchafts- und Kreditpolitik durcheinander gebracht. Das Syſtem hat die Befreiungspolitik des deutſchen Volkes ſa— botiert. Die Sozialdemokraten ſind ſchuld. Die Zentrumspartei iſt ſchuld. Kurz geſagt, auch Hu— genberg benutzt das vortreffliche Rezept ſeines Konkurrenten Hitler, die Entwicklung der letzten Jahre ſo zu vereinfachen, daß ſie der verſtändnis— loſen Pſychologie von Minderjährigen und Unrei— fen entſpricht. Eines muß ſchuld geweſen ſein: bei Hitler iſt es der Jude— bei Hugenberg das „ſchwarz-rote Syſtem“. In ſeiner durchaus vermaterialiſierten Denk— art vermag Hugenberg nur konkretiſierte und in— karniſierte Schuftereien zu ſehen die für die gro— ßen Schickſalsſchläge, die das deutſche Volk erlit— ten hat, ſchuldig geſprochen werden. Daß ein Volk, durch eine ſchlecht beratene Vorkriegsführung auf außenpolitiſche Irrwege geleitet, ein unheilvolles Geſamtſchickſal erleiden kann, ohne daß einzelnen Volksgruppen irgendwie ein Vorwurf daraus ge— macht werden darf, zu einer ſolch demütigen und chriſtlichen Auffaſſung vermag ſich Herr Hugenberg nicht durchzuringen. Ein„ſchwarz-rotes Syſtem“ gab es nicht bei Ausbruch des Weltkrieges. Ein„ſchwarg-rotes Syſtem“ hat auch nicht wie Ludendorff in den ſchickſalhaften Oktobertagen 1918 die Nerven ber— loren und das deutſche Volk in überſtürzte und unvorbereitete Friedensverhandlungen getrieben. Die heutigen jugendlichen und un⸗ reifen Gegner des ſogenannten „ſchwarz-roten Syſtems“ waren bei Ausbruch der Kataſtrophe nirgends, amallerwenigſten an der Front zu finden, wo die großen Maſſen, die Herr Hugenberg heute ohne Grund beſchimpft, ausharrten und zuret⸗ ken ſuchten, was zuretten war. Kein Mann der„nationalen“ Oppoſition war bereit, mit Marſchall Foch zu verhandeln; kein Mann der ſogenannten„nationalen“ Oppoſition war bereit, das Steuer des deutſchen Regierungsſchiffes zur Zeit der größten feindlichen Beſtürmungen in die Hand zu nehmen. Vielmehr wurde die Parole be— folgt: drücke ſich, wer kann, mögen die Herren des manchmals beſchimpften„ſchwarz- roten Syſtems“ die unangenehmen Dinge tun, d. h. die Konſequenzen derer tragen, deren Staatskunſt nicht hinreichte, Deutſchland vor der Kataſtrophe des Weltkrieges zu retten, deren Mut zur Entſa⸗ gung nicht ausreichte, eine verlorene Partie in ei⸗ nem Augenblick zu liquidieren, in dem das deutſche Volk vor dem Aeußerſten hätte bewahrt werden können. Die„nationale“ Rechte hatte nicht den Mut, die Waffenſtillſtands⸗ und Friedens⸗ verhandlungen im Sinne ihrer nationalen Forderungen zu führen; ſie hatte nicht den Mut, den Abſchluß des Waffenſtillſtandes und die An⸗ nahme des Verſailler Diktates zu verhindern, wo⸗ zu ſie die Gelegenheit und die Möglichkeit in der Nationalverſammlung gehabt hätte. Sie hatte nicht den Mut, eine Regierung, die den Friedens⸗ vertrag unterzeichnen mußte, deshalb zu ſtürzen und die Macht an ſich zu nehmen. Zu all dem wäre ſie in der Lage geweſen. Die„nationale“ Oppoſition hätte das„ſchwarz⸗rote Syſtem“ ſo⸗ gar ſchon gleich bei Beginn des republikaniſchen Re⸗ gimes unmöglich machen können, wenn ſie den Mut gehabt hätte, die nicht auszudenkenden Folgen zu tragen. 5 Die Deutſchnationalen insbeſonbere haben ſogar das„ſchwarz⸗rote Syſtem“ in dem höchſt kritiſchen Augenblick gerettet, als es den Dawesplan im Reichstag anzunehmen galt. Die Deutſchnationalen haben darüber hinaus zur Verfeſtigung dieſes von ihnen ſo geſchmähten Sy⸗ ſtems eine Koalition mit dem Zentrum abgeſchloſſen. Sie haben die Verfaſſung be⸗ ſchworen, das Republikſchutzgeſetz anerkannt. Sie haben für die Verbannung ihres kaiſerlichen Herren geſtimmt, kurz ſie ha— ben nichts unterlaſſen, was unbedingt Voraus- ſetzung war, um in dieſem verhaßten republikani— ſchen Syſtem an die Macht zu gelangen. Weſent— liche Entſcheidungen der Finanz- und So— zialpolitik ſind unter der Regierung der Deutſchnationalen gefallen,; die Deutſchnationa— len haben auch der Sozialverſicherung und der Einrichtung der Arbeitsloſenverſicherung zuge— ſtimmt, die ſie heute als Auswuchs der„ſchwarz— roten Mißwirtſchaft“ und als Quelle des ſpäteren finanzpolitiſchen Unheils hinzuſtellen belieben. Der deutſchnationale Führer Dr. Hugen— berg hat ſyſtematiſch an der Entzweiung nicht nur der bürgerlichen Parteien, ſondern des ganzen deutſchen Volkes gearbeitekt. Er hat den Eris⸗Apfel der konfeſſionellen Strei⸗ tigkeiten in das deutſche Volk geworfen. Ge— heimrat Dr. Hugenberg, der ſo ſtolze„Führer“ des ſogenannten nationalen Deutſchlands hielt es nicht unter ſeiner Würde, die Regierung ſeines Landes, die in ſchwerſtem außenpolitiſchem Kampfe R ſtand, durch ſchülerhafte, an Amerika gerichtete Expoſes über die deutſche Wirtſchafts- und Finanzpolitik zu diskreditieren und einem lachenden Ausland das traurige Spiel eines unei— nigen und ſich bis aufs Blut bekämpfenden Deutſch— land vorzuführen. Wenn alſo Dr. Hugenberg ſich hinſtellt, um auf die Parteien, die in ſchwierigſten Stunden ſich für das Wohl des deutſchen Volkes geopfert haben, — auch für die Sicherheit des ſogenannten natio— nalen Beſitzbürgertums!— Dreck zu werfen, dann ſind wir durchaus in der Lage, unſere Gegen— rechnung aufzumachen. Wir warnen Herrn Dr. Hugen berg ſein frevel⸗ haftes Spiel weiter auf die Spitze zu treiben, damit wir nicht um unſerer Ehre willen genötigt ſind, die wah⸗ re Geſchichte des deutſchen Volkes und der Totengräber deutſcher Ein⸗ heit Herrn Hugen berg vor Augen zu führen. Wir haben uns redlich bemüht, aus den Reden und Schriften des Herrn Hugenberg einen Auf— riß poſitiver Aufbauarbeit ausfindig zu machen. Was er an poſitiven Einzelvorſchlägen vorgebracht hat, war ſachlich mit Recht auf das heftigſte umſtritten, vor allem aber politiſch undurchführbar. Im übrigen haben wir bei ihm nur feſtgeſtellt, daß Dr. Hugenberg groß iſt im Negieren, Nieder- reißen, Verdächtigen, Kritiſieren und im Erzeugen eines namenloſen Haſſes, der das deutſche Volk definitiv in den Abgrund rei— zen wird, wenn niemand aufſteht, der einem ſol— chen, die nationale Einheit zerſtörenden und des— halb vaterlandsloſen Treiben Einhalt gebietet. Ariſtide Briand 2 2 8. Paris, 7. März. Ariſtide Briand iſt heute um 13.30 Uhr franzöſiſcher Zeit in ſeiner Wohnung in der Avenue Kleber geſtorben. Wenige Wochen vor Vollendung ſeines 70. Lebensjahres— er war am 28. März 1862 in St. Nazaire geboren— iſt Briand in Paris dem Leiden erlegen, das ihn bereits im ver— gangenen Jahre wiederholt aufs Krankenlager geworfen hatte. Als er im vorigen Sommer in Berlin weilte, hatte er ſich von einem erſten ſchweren Anfall ſeines Herzleidens noch kaum erholt, und wer den alten Fechter zuvor auf der Kammertribüne oder in der Völkerbunds— verſammlung mit der ganzen Lebhaftigleit ſeines galliſchen Temperaments als Red— ner gehört hatte, erkannte den ſtillen und gebeugten Greis kaum wieder. Elfmal hatte er die Bürde des Miniſterpräſiden— ten getragen, 25mal ein Miniſterportefeuille verwaltet, ſeit er im März 1906, in den Tagen des Kampfes um die Trennung von Staat und Kirche, von Sarrien zum erſten Mal als Un— terrichtsminiſter in ein Kabinett berufen wor⸗ den war. 1909 war er als Nachfolger Clémen— ceaus Miniſterpräſident geworden. In der Folge amtierte er unter Poincaré, Viviani und nach dem Kriege unter Leygues, Painlevé und anderen. Bei Kriegsausbruch war er Juſtiz— miniſter, vom 29. Oktober 1915 bis 7. März 1917 ſelbſt Miniſterpräſident. Damals betrieb er die Saloniki⸗Expedition gegen den Willen Clémenceaus. Auf der Konferenz von Cannes, wo er zum erſten Mal nach dem Krieg interna— tional in den Vordergrund trat und von Poin— caré geſtürzt wurde, zog er ſich drei Jahre lang vom politiſchen Leben zurück auf ſein Muſter⸗ gut Cocherel in der Normandie, das er bis zu ſeinem Tode zärtlich liebte. Denn ſeine Tier⸗ liebhaberei und der Angelſport waren die ein— zigen Vergnügungen, die ſich der alternde Junggeſelle gönnte, und aus denen er, neben geiſtreichen Unterhaltungen, immer von neuem die Kraft für ſeine Arbeit zog. Dieſe Arbeit galt ſeit den Oltobertagen von 1925, in denen der Vertrag von Locarno gebo⸗ ren wurde, der Befriedung Europas und vor allem der deutſch-franzöſiſchen Zuſammenar⸗ beit. Wenn auch Fehler und Mißgrifſe, Rück⸗ fälle in die Kriegsmentalität, Zurückwei chen vor der Oppoſition der Rechten, die ſich bei den komplizierten Mehrheitsverhältniſſen der fran⸗ zöſiſchen Kammer immer wieder geltend ma⸗ chen konnte, die Verwirklichung dieſer Pläne gehemmt haben, ſo ſind doch alle die, die mit Briand perſönlich in Berührung gekommen ſind, die die ſuggeſtive Kraft ſeiner Beredtſam keit und ſeiner Kunſt der Menſchenbehandlung empfunden haben, ſtets davon überzeugt ge weſen, daß ihm das Ziel einer Verſtändigung der beiden großen Nachbarvölker mindeſtens ſeit 1925 als Lebensaufgabe vor Augen ſtand. 2 2 Die Trauer um Briand Paris, 7. 3. Ariſtide Briand iſt in einem Zimmer ſeiner Pariſer Wohnung vorläufig aufgebahrt worden. Als erſter verneigte ſich Miniſterpräſident Tardieu vor der ſterblichen Hülle ſeines Vor— gängers. Er führte die Hand des Toten an ſeine Lippen, eine Geſte, die nach ihm auch La— val, Malvy, Grumbach und Henneſſy vornah— men. Die Trauerfeier in der Kammer findet Dienstag nachmittag 3 Uhr ſtatt. Außer dem Kammerpräſidenten Bouiſſon wird Miniſter— präſident Tardieu reden, der nicht, wie ange— kündigt, heute abend nach Genf fahren wird. Heute 6 Uhr nachmittags tritt ein Miniſter— rat zuſammen, um die Beſtimmungen über die Beiſetzungsfeierlichkeiten zu treffen. Tardien 49. Jahrgang bemüht ſich, die Familienangehörigen des Ver— ſtorbenen dazu zu bringen, daß ſie eine, nale Beſtattung“ annehmen. natio- „ 2 2 0 48 2 Deulſches Beileid zum Tode ria Paris, 7. 3. Als erſte ausländiſche Miſſion gat die deutſche Botſchaft ihr Beileid zum Ab⸗ leben Briands zum Ausdruck gebracht. Der Zeſchäftsträger Botſchaftsrat Dr. Forſter trug ſich in ſeinem Namen ſowie im Namen des abweſenden Botſchafters von Hoeſch in die im Trauerhauſe aufliegende Liſte ein. Beileidstelegramm des Reichskanzlers Berlin, 7. 3. Der Reichskanzler hat anläßlich des Ablebens Ariſtide Briands an den franzö— ſiſchen Miniſterpräſidenten Tardieu das fol⸗ gende Beileidstelegramm geſandt: Mit tiefſter Erſchütterung empfange ich ſo— eben die Trauernachricht vom Ableben Ariſtide Briands und beeile mich, im Namen der deut- ſchen Regierung Ihnen und der franzöfiſchen Regierung aufrichtigſtes Beileid zu dem Ver— luſte auszuſprechen, der das franzöſiſche Volk betroffen hat. Neben der perſönlichen Hoch— ſchätzung, die ich für ihren großen Staatsmann empfinde, betrauere ich mit der geſamten Reichsregierung in zym den Mann, deiſen Streben es war, die Verſtändigung zwiſchen unſeren beiden Völkern zu fördern und der Idee des Friedens in der Welt zu dienen. Das Beileid der Reichsregierung in Paris. wtb. Paris, 8. März. Der deutſche Ge— ſchäftsträger, Botſchaftsrat Dr. Forſter, hat dem Gencralſekretär am Qua d'Orſay, Berthe— lot, das Beileid der Reichsregierung zum Ab— leben Briands zum Ausdruck gebracht. Die letzten Stunden Briands. wib. Paris, 8. März. Der Arzt, der Briand behandelte, und bei ſeinem Tode anweſend war, Dr. Emery, hat erklärt, daß Briand an einer Lungen- und Gehirnſchwulſt(Oedem) geſtor⸗ ben iſt. Ich bin, ſo erklärte Dr. Emery, Mon⸗ tag vormittag um 10 Uhr zu Briand gegangen, um ihm ſeine tägliche Einſpritzung zu machen. Briand ſaß in einem Lehnſtuhl in ſeinem Zim— mer und ſchien niedergeſchlagener zu ſein als gewöhnlich. Er befand ſich in einer Art von Dämmerzuſtand. um 12 Uhr telephonierte Briand noch mit einem Freunde. Kurz nach 13 Uhr hat er ohne Leiden ſein Leben aus⸗ gehaucht. Staatsbegräbnis für Briand. wib. Paris, 8. März. Der Miniſterrat, der, wie angekündigt, am Montag nachmittag unter dem Vorſitz Doumers zuſammentrat, beſchloß im Einvernehmen mit den Angehörigen des Verſtorbenen, Briand durch ein Staatsbegräb⸗ nis zu ehren. Die ſterblichen Ueberreſte Briands werden im Außenminiſterium aufgebahrt wer— den. Die Beiſetzung wird vorausſichtlich am Donnerstag erfolgen. Schwediſcher Wirtſchaftsführer ermordet Der Täter der eigene Sohn wtb. Stockholm, 8. März. Eine der bekannteſten Perſönlichkeiten Schwedens, der kürzlich zurückgetretene Direktor der Arbeitgebervereinigung Hjalmar von Sy⸗ dow wurde am Montag nachmittag in ſei⸗ ner Wohnung ermordet aufgefunden; mit ihm ſind auch ſeine beiden Dienerinnen er⸗ mordet worden. Die ſchaurige Entdeckung machte ſein unverheiratete Tochter, die bei ihrem Vater wohnt, als ſie gegen 5 Uhr nachmittags von einigen Beſorgungen zu⸗ rückkehrte⸗ witb. Stockholm, 83. März. Zu der Ermor⸗ dung des ſchwediſchen Wirtſchaftsführers Hjal⸗ mar von Sydow wird ſpät abends aus Upſala gemeldet, daß der Sohn des Ermordeten, der Student der Rechte Fredrik von Sydow, Montag Abend in ſeinem Hotel ſeine Ehefrau und ſich dann ſelbſt erſchoſſen hat. Die Tat geſchah, als der junge von Sydow erfahren hatte, daß ein Kriminalbeamter in dem Hotel auf ihn war⸗ tete. 1 Die Polizei erklärt nun, daß alles darauf hindeutet, daß der Sohn des Ermordeten von Sydow die Tat, und zwar wahrſcheinlich in einem Anfall geiſtiger Umnachtung begangen hat. Es ſteht feſt, daß der junge von Sydow Montag mittag in Stockholm war und ſeinen Vater beſucht hat. Tagesumſchau Die Steuerbehörde hat gegen fünf Steuer- defraudanten, die insgeſamt etwa 8 Millionen RM eins Ausland verſchoben haben, Haftbe— fehl erlaſſen. 1. Zwiſchen Rom und Budapeſt iſt ein Abkom⸗ men zur Förderung des Warenverkehrs zwi⸗ ſchen Ungarn und Italien abgeſchloſſen wor⸗ den. * Wegen einer Grippeepidemie ſind in Bres— lau 14 Schulen und 47 Einzelklaſſen geſchloſſen worden. * Die Polizei in Linz an der Donau verhaftete einen 53jährigen Mann, der eingeſtand, ſechs Morde begangen zu haben. * Der badiſche Kultusminiſter hat eine Ver⸗ ordnung erlaſſen, die allen wahlunmündigen Schülern jede parteipolitiſche Betätigung aufs ſtrengſte verbietet. * 80 Schülerinnen des Mädchengymnaſium in Ahmedabad(Indien), die eine Kundgebung für die Ungehorſamkeitsbewegung veranſtalte— ten, ſind verhaftet worden. * Der Hauptvorſtand des Gewerkſchaftsringes deutſcher Arbeiter-, Angeſtellten- und Beam— tenverbände faßte dem Mehrheitsbeſchluß, die Volkskandidatur Hindenburgs zu unterſtützen. * Die durch den Tod des Miniſterpräſidenten erforderlich gewordene Geſamtdemiſſion des norwegiſchen Kabinetts iſt erfolgt. * Nach kurzer Krankheit entſchlief in Pader— born gegen 3 Uhr Pater Dr. Beda-Klein— ſchmidt, eine in ganz Deutſchland bekannte Perſönlichkeit. Kleinſchmidt wurde im Jahre 1867 in Brakel i. W. geboren. nah und Jern Darmſtadt.(Wer kennt den Toten?) Am Samstag nachmittag wurde im Walde nach Nieder-Beerbach im Dickicht die Leiche eines unbekannten, etwa 45—50 Jahre alten Man— nes erhängt aufgefunden. Der Tote iſt ſchlank, hat dichtes blondes Haar, rotblonde Augen— braunen, große Ohren, gelbroten Schnurbart, In einem Trauring finden ſich die Buchſtaben M. H. Im Rockkragen finden ſich der Firmen— eindruck: Geſchäftshaus Joſ. Müller, Freiburg i. Brsg. In den Taſchen fand man eine leere Brieftaſche und eine Geldbörſe mit 2,50 RM Kleingeld, ferner eine ſilberne Uhr mit Gold— rand. Triberg.(Durch Beize verbrüht.) In der Jahresuhrenfabrik verunglückte der Arbeiter Friedrich Hunzicker dadurch, daß er ein Ge— fäß mit Beize ſich über den Körper ſchüttete. Hände und Beine wurden von der ätzenden Flüſſigkeit übergoſſen und riefen ſchwere Ver— brennungen hervor. Weil a. Rh.(Mord an einem fünf Monate alten Kind.) Hier wurde die in Packpapier ein— geſchlagene Leiche eines etwa fünf Monate alten Knaben in der Kiesgrube gefunden. Die gewaltſame Tötung des Knaben dürfte erſt vor kurzer Zeit erfolgt ſein, da das Papier noch friſche Blutſpuren hatte und der Zuſtand der kleinen Leiche darauf ſchließen läßt. Frankfurt a. M.(Leichenfund auf den Schie— nen.) Auf der Eiſenbahnſtrecke Frankfurt a. M.— Wiesbaden wurde in der Nähe des Gü— terbahnhofs Höchſt die Leiche eines etwa 30W eee eee ee jährigen Mannes gefunden, deſſen Perſönlich⸗ keit noch nicht feſtgeſtellt werden konnte. Wahr⸗ ſcheinlich liegt Selbſtmord vor. Die Leiche wur⸗ de total zerſtückelt. Frankfurt a. M.(Tabakſchmuggel und Waf⸗ fenbeſitz.) Das Erweiterte Schöffengericht ver⸗ urteilte den Kaufmann Peter Joſef Thomä wegen Zuwiderhandelns gegen das Tabak— ſteuergeſetz zu acht Monaten Gefängnis und 14000 RM Geldſtrafe. Der Angeklagte hatte aus dem Saargebiet im Auto Zigaretten ge— ſchmuggelt. Bei ſeiner in Eſchersheim erfolg— ten Feſtnahme ergab es ſich, daß er einen ſchußfertigen Revolver bei ſich hatte. Das Ta⸗ bakſteuergeſetz ſieht beſonders ſtrenge Beſtra— fung vor, wenn ein Zolldefraudant eine ſolche Waffe mit ſich führt, und zwar muß dann ne— ben der Strafe wegen Zollſchmuggels auf eine Freiheitsſtrafe von ſechs bis zwölf Monaten Gefängnis erkannt werden. Im vorliegenden Fall wurden ſechs Monate Gefängnis als Ein— ſatzſtrafe zudiktiert. Mannheim.(Aufgefundene Kindesleiche.) Am Sonntag wurde aus dem Neckarkanal bei Freudenheim die Leiche eines neugeborenen Knaben geländet. Die Leiche dürfte kurze Zeit im Waſſer gelegen haben. Mannheim.(Selbſtmordverſuche.) Am Samstag vormittag wurde ein Fuhrmann aus der Emil Heckelſtraße mit einer Gasvergiftung ins Städtiſche Krankenhaus eingeliefert. Er hatte in der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, den Gashahn geöffnet.— Auf die gleiche Wei ſe verſuchte geſtern abend ein Fräulein aus [Königheim in der Wohnung ihrer Verwandter in der Schwetzingerſtraße ihrem Leben ein En de zu machen. Sie wurde in bewußtloſem Zu ſtande in das Allgemeine Krankenhaus ver bracht. Ludwigshafen.(Vollendeter und verſuchter Selbſtmord.) Am Samstag nachmittag hat ſich ein erwerbsloſer verheirateter Lagerhausarbei— ter von Landau im Stadtpark an einem Baume erhängt. Der Grund zur Tat iſt unbekaunt.— Am Samstag nachmittag wurde auf dem Städtiſchen Friedhof eine 34 Jahr alte geſchie— dene Ehefrau bewußtlos aufgefunden Wie nachträglich feſtgeſtellt wurde, har ſie in ihrer Wohnung eine größere Anzahl Luminaltablet⸗ ten eingenommen und ſich dann nach dem Friedhof begeben. Sie dürfte jedoch mit dem Leben davonkommen. Die Urſache zur Tat iſt unbekannt. Hanhofen.(Selbſtmord.) Der frühere Bür⸗ germeiſter Landwirt G. Fiſcher verübte in ei⸗ nem Verzweiflungsanfall Selbſtmord. Darmſtadt.(Dr. Frick in Darmſtadt.) Am Sonntag abend ſprach in der Darmſtädter Feſt⸗ halle, die gut beſucht war, Staatsminiſter a. D. Dr. Frick über das Thema„Unſer Kampf um Deutſchland“. Gießen.(Flugzeugnotlandung auf einem Scheunendach.) Infolge des ſtarken Schnee⸗ geſtöbers mußte das Sportflugzeug D 128 der Weſtdeutſchen Sportfliegervereinigung bei Nieder⸗Beſſingen niedergehen, wobei es auf ein Scheunendach geriet. Das Flugzeug wurde ſtark beſchädigt, die Beſatzung, Flugzeugführer Dietrich und Flugſchüler Heueck, blieben voll⸗ komme letzt. Landau.(Große Beteiligung am Sommer⸗ tagszug Landau.) Am Sonntag wurde hier der übliche Sommertagszug durchgeführt. Man ſah in den Straßen das buntfröhliche Bild der Jugend, die ihre buntbebänderten Stecken durch die Stadt trugen. Eine Gruppe Schüler führte an drei Stellen der Stadt das Lätareſpiel auf, und die Veranſtaltung endete mit der Verbrennung des durch Strohpuppe ſymboliſierten Winters auf dem Meßbplatz. Weit über tauſend Kinder hatten ſich an der Veranſtaltung beteiligt. Kirchheimbolanden.(So weit iſt es ſchon?) Um im Wahlkampf Tätlichkeiten auszuſchlie⸗ ßen, hat das Bezirksamt Kirchheimbolanden verfügt, daß öffentliche politiſche Verſamm— lungen nur ſtattfinden dürfen, wenn der Aus⸗ ſchank von Getränken, das Verabreichen von Speiſen ſowie das Aufſtellen von Aſchenbe— chern und ſonſtigen Tiſchgeräten in den Ver— ſammlungslokalen unterbleibt. Morbach.(Im Ziehbrunnen ertrunken.) Dieſer Tage iſt der 72 Jahre alte Landwirt Jakob Göttel 3. in ſeinen Ziehbrunnen gefal⸗ 13 Mill. RM. Kruyp⸗Verluſte Umſatzrückgang um ein Drittel— Belegſchaftsverminderung um ein Jünftel Eſſen, 5. 4. Die Friedrich Krupp AG. erklärt in ihrem Geſchäftsbericht für das Ende Sep— tember abgelaufene Geſchäftsjahr, daß ſie da— von abſehe, das Ergebnis dieſes Kriſen— geſchäftsjahres irgendwie zu bemänteln. Die Geſellſchaft, das größte deutſche Familien— unternehmen der Montaninduſtrie, weiſt einen Betriebsüberſchuß von 20,38(31,85) Mill. RM und Einnahmen aus Zinſen und Beteiligun⸗ gen von 7,25(5,14) Mill. RM. aus. Die or⸗ dentlichen Abſchreibungen in Höhe von 14,86 (14,5) Mill. RM. und die Handlungs- und Verwaltungskoſten in nicht genannter Höhe ſind bereits vor Errechnung dieſes Betriebs— überſchuſſes abgebucht worden. In der Gewinn- und Verluſtrechnung ſtehen dem Betriebsüberſchuß an Ausgaben gegen— über: Steuern 13,54(16,47), Angeſtellten- und Arbeiterverſicherung 11,13(12,60), freiwillige Wohlfahrtsausgaben 4(5,70) und Ausgaben für Zinſen, Bergſchäden, Abſchreibungen auf Beteiligungen uſw. mit 9,84(6,66) Mill RM. Unter Berückſichtigung des Verluſtvortrags aus dem Vorjahr in Höhe von 2,53 Mill. RM er⸗ gibt ſich ſomit ein Geſamtverluſt von 13,42 Mill. RM. Zur teilweiſen Deckung des Ver— luſtes wird die Rücklage für Werkserhaltung mit 9 Mill. RM aufgelöſt und der Verluſt von 4,42 Mill. RM auf neue Rechnung vorgetragen. Die Zahl der Werksangehörigen iſt ein⸗ ſchließlich der Tochtergeſellſchaften im abge— laufenen Geſchäftsjahr auf 44 100 gegen 57 540 im Vorjahr zurückgegangen. Um Weiterungen, wie sie ſich während der Bankenkriſe eingeſtellt haben, für die Zukunft zu entgehen, hat die Geſellſchaft eine grundlegende und bemerkens⸗ werte Aenderung ihrer Werksſparkaſſe Eſſen eingeführt. Damals forderten die Einleger der Kaſſe in größerem Umfange ihre Spargelder zurück, während die Firma nicht in der Lage war, ihre korreſpondierenden Guthaben bei der ſtädtiſchen Sparkaſſe zu mobiliſieren. In Zu⸗ kunft wird die Werksſparkaſſe nur noch als Zweigſtelle der ſtädtiſchen Sparkaſſe Eſſen ge. führt. Die Firma beſorgt lediglich die Einbe⸗ haltung der Sparbeträge und deren Verrech— nung. n len. Er konnte nur noch als Le ch werden. Der Unfall war von nie worden, wahrſcheinlich iſt ein Schwächeanfall der Anlaß geweſen. Kaiſerslautern.(Hütet die Kinder!) Das 3. jährige Söhnchen des Schloſſers Jeßberger ſtürzte in heiße Seifenlauge und verbrühte ſich ſchwer. Sein Zuſtand iſt bedenklich. Rußheim(Amt Karlsruhe).(Feuerwehr⸗ kommandant ſchwer verunglückt.) Hier ſind Wohnhaus und Oekonomiegebäude des Satt⸗ lermeiſters Karl Zimmermann niedergebrannt. Die Brandurſache iſt unbekannt. Feuerwehr⸗ kommandant Hermann Elſer wurde bei den Löſcharbeiten von einem umſtürzenden Maſt der elektr. Leitung getroffen und erlitt eine ſchwere Gehirnerſchütterung. Idſtein.(Brand— Vier Arbeiter verletzt.) In einem Raume der Lederfärberei der Fir⸗ ma Lückel und Rücker entſtand ein Brand. Vier darin beſchäftigte Arbeiter wurden verletzt, da⸗ von zwei ſchwer. Sie mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Karlsruhe.(Mit der Piſtole.) In einer Wirtſchaft in der Altſtadt kam es zwiſchen mehreren Perſonen zu einem Streit, mobel zu⸗ nächſt mit Biergläſern geworfen wurde. Plötz⸗ lich zog einer der Beteiligten eine Selbſtlade⸗ piſtole und gab einen Schuß auf ſeinen Geg⸗ ner ab; dieſer, ein lediger 22 Jahre alter Schneider, erhielt einen Steckſchuß in den Hals und mußte ſchwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Drei Perſonen, darunter eine Frau, der die Piſtole gehört, wurden feſtge— nommen und ins Gefängnis eingeliefert. Neuhauſen(Amt Villingen).(Anweſen ein⸗ geäſchert.) Nachts brach in dem landwirtſchaft⸗ lichen Anweſen des Joſef Betz Feuer aus. In⸗ nerhalb kurzer Zeit lag der ganze Hof in Schutt und Aſche. Außer dem Vieh konnten nur wenige Fahrniſſe gerettet werden. Der Gebäudeſchaden beläuft ſich auf etwa 12 000 RM. Die Brandurſache iſt noch unbekannt. Pfohren.(Vom Auto überfahren.) Die bei⸗ den 3 und 6 Jahre alten Knaben des Ferdi⸗ nand Fricker, die hinter einem Fuhrwerk her⸗ laufen wollten, wurden beim Ueberſchreiten der Straße von einem Kraftwagen erfaßt. Da⸗ bei wurde der eine Knabe erheblich verletzt, der andere kam mit Quetſchungen davon. Gießen.(Der heſſiſche Dichter Alfred Bock geſtorben.) Der heſſiſche Dichter und Träger des Büchnerpreiſes Dr. Alfred Bock in Gießen iſt Sonntag abend plötzlich und unerwartet geſtorben. Pirmaſens.(15000 RM unterſchlagen.) Schuhfabrikant Johann Herweck hat in ſeiner Eigenſchaft als Rechner einer hieſigen Spar⸗ genoſſenſchaft den Betrag von rund 15 000 RM Kunterſchlagen und iſt flüchtig. Sein Auf⸗ enthaltsort iſt nicht bekannt. Niederſimten.(Im eigenen Hof überfallen.) In der Nacht zum Sonntag wurde die Witwe Obermayer, als ſie ihr Anweſen verlaſſen wollte, im Hofe von einem Unbekannten mit einem Beil oder einem ſchweren Meſſer nieder⸗ geſchlagen. Die Frau erlitt erhebliche Ver⸗ letzungen am Kopf und mußte ins Kranken⸗ haus eingeliefert werden. Die Nachforſchungen der Polizei nach dem Täter ſind bisher erfolg⸗ los geblieben. Die Gründe des Ueberfalls ſind vorläufig nicht erſichtlich. Schiffweiler.(Landjägermord.) In der Nacht auf Sonntag wurde der Oberlandjäger Schlad erſchoſſen. Schlad wurde von den bei⸗ den dienſttuenden Nachtwächtern mit dem Be merken geweckt, daß in der Kirchenſtraße wahr eee eee Aber die Liebe iſt die größte unter ihnen Roman von Helma von Hellermann. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle 1931 3. Fortſetzung. Gemeinſam betraten ſie das Veſtibül, das mit ſeiner gotiſch gewölbten Decke, ſeinen ſchmalen bunten Glasfenſtern und kahlen grau— en Steinwänden, an denen Geweihe und Waf— fen hingen, einen düſteren Eindruck machte. Trotz des hellen Sonnenſcheins draußen brann— ten elektriſche Lampen zu Seiten des hohen Pfeilerſpiegels, in dem ſich die blonde Frau Aenne mit einer faſt ängſtlich anmutenden Sorgfalt muſterte, obwohl ſie zufrieden ſein konnte mit der ſchlanken Erſcheinung, dem fri⸗ ſchen, blühenden Geſicht, das er widergab. „Darf ich die Herrſchaften in die Empfangs— halle bitten“. Zeremoniell öffnete der Haus⸗ hoͤmeiſter die Türen. Durch zwei mit ſchweren Polſtermöbeln ausgeſtattete Salons ſchritten ſie einem runden, hohen Raum zu, auf deſſen teppichloſem Parkett die Schritte hart widerhall⸗ ten. Mitten in der Halle ſtanden ein großer, grauhagriger Herr und eine faſt ebenſo große, alte Dame mit denſelben eckigen Schultern, derſelben geraden Haltung wie ihr Gemahl.— Und dem jungen Helmut Hardt, deſſen aufs äußerſte geſpannte Nerven feinſte ſeeliſche Schwingungen empfanden war es, als ob die⸗ ſes hochaufgerichtete alte Paar dem Licht wehr⸗ te das hinter ihnen durch die weit geöffneten Glastüren der Terraſſe hereinzufluten verſuch⸗ te. In gemeſſener Höflichkeit begrüßten Baron Rohſen und ſeine Frau ihre Gäſte um einen Grad verbindlicher jungen Profeſſorsſohnes, deſſen Kommen er ſehr überflüſſig fand.— Man begab ſich, des Kranken wegen, der nicht lange ſtehen konnte, ſofſort ins Eßzimmer ſtatt auf die ſonnenhelle Terraſſe, wie Frau Aenne heimlich gehofft hatte. „Das Licht iſt ſo grell draußen“, meinte die Baronin zu ihr gewandt,„im Hauſe iſt's jetzt angenehmer und auch kühler.“ „Seltſame Menſchen“, dachte die junge Frau. während ſie höflich bejahte,„als gäbe es keine Markiſen! Wie kann man Sonne und Wärme ſo ausſperren wollen“. Und faſt der gleiche Ge⸗ danke flog durch Helmuts Sinn, der neben dem alten Baron zu ſitzen kam. Eine große Niedergeſchlagenheit überkam ihn fählings. Lag das an der ſeltſam berücken⸗ den Atmoſphäre dieſes Hauſes, oder war es die Enttäuſchung— die Waldelfe war nicht zu ſe⸗ hen.— Aber halt— da war ein leeres Gedeck, ein leerer Stuhl am Teetiſch— wäre es möglich? Da hob die Baronin, die ihm gegenüber ſaß, leicht die Brauen:„Roſemarie fehlt“ Sie ſchien es eben erſt bemerkt zu haben, Ein kur⸗ zer Befehl über die Schulter—„die Baroneſſe ſoll ſofort zum Tee kommen.“ Aber ihr Sohn wehrte nervös ab.„Nein, laß ſie, Mama, Roſemarie ordnet meine Bü⸗ cher, ſucht mir Verſchiedenes heraus. Du kanuſt ihr ja oben ſervieren laſſen.“ den bekannten Gelehrten, auf deſſen Beſuch ihr Sohn ſich freute— was ſelten genug geſchah. Soeben erſchien er, ſchwer auf einen Stock geſtützt, reichte jedem die kalte, wächſerne Hand. Und wieder flog ein heimlich muſternder Blick über die ſchlanke Geſtalt, das ſchöne Geſicht des Einer de en grauköpfigen Diener glitt lautlos wie ein Schatten davon. Einen Augenblick herrſchte Schweigen am Tiſch. Dann ſiegte die Wohlerzogenheit der drei Gäſte über ihr Staunen ob der wenig freund— lichen Art, mit der ihr junger Gaſtgeber über die abweſende Verwandte verfügte, Hier ſchien ſich alles um ſeine Wünſche zu drehen. Bei Hel⸗ mut Hardt aber verſtärkte ſich das Staunen zu heller Entrüſtung. Stumm würgte er an dem Gebäck auf ſeinem Teller, froh, daß die Unter⸗ haltung ohne ſeine Beteiligung wieder in Fluß kam. Endlich ging dieſe unerquickliche Teeſtunde zu Ende. man ſtand auf und begab ſich in einen der Salons, deſſen Rolläden inzwiſchen hochge⸗ zogen worden waren. Auch dieſer Raum wirkte unwohnlich, fand Helmut Hardt, die alten Familienporträts be⸗ trachtend, aus denen die kühlen Züge der fetzi⸗ gen Bewohner auf ihn herabſahen. Schwer u. unbeholfen ſtanden die Möbel umher, nirgends gefällige Linien, helle Farben, Kiſſen oder ſon⸗ ſtiger Komfort für müde, des Ausruhens be⸗ dürftige Glieder. „Roſemarie ſoll mir die Bücher herunter⸗ bringen, die ich vorhin zurechtlegen ließ“, ſagte Baron Joachim, zu ſeiner Mutter gewandt, die den Diener herbeirief:„Die Namen? Nicht nötig, die Baroneſſe weiß ſchon. Schnell.“ Irgendwo tickte eine Uhr langſam und un⸗ beirrbar die Minuten ab, gab dunklen Unter⸗ ton für die Stimmen der Redenden. Nun ſprach Frau Aenne. leiſer, gedämpfter als ſonſt— eine Bemerkung als den alten Barons. Er kat⸗ te ein knarriges Organ, Der gute Vater doßier⸗ 1 ſchon wieder— kurze Fragen unterbrachen n. 5 Helmut Hardts gedankenlos umherſchwei— fender Blick weitete ſich in leuchtender Freude. Auf der Schwelle der offenen Tür, die zum Flur führte, ſtand eine elfenzarte Mädchenge— ſtalt im ſchlichten, hellgrauen Kleid. Ueber den Pack ſchwerer Bücher auf ihrem Arm neigte ſich ein köſtlich geformtes Köpfchen, als würde es niedergedrückt von der Laſt der herrlichen, ſchwarzen Flechten, die ſich wie breite, ſeidig ſchimmernde Bänder darum wanden. Unſchlüſſig ſtand ſie da, als ob ſie zögere, ungerufen das Zimmer zu betreten— und ſah plötzlich auf, juſt in die Augen des Mannes der ſich wie unter einem Zwang erhoben hatte und nun vor ihr ſtand, hilfreich nach ihrer Bürde greifend. „Geſtatten Sie, daß ich Sie von Ihrer Laſt befreie!“ Welche warme, gütige Stimme! Noch nach vielen Jahren entſann ſich Roſemarie Rohſen, daß dieſes Mannes erſte Worte an ſie eine Bitte waren, ſie von einer Laſt befreien zu dürfen. Sie ſah empor zu dem ſie um Haupteslänge Ueberragenden. Ein ſchüchternes Lächeln ver⸗ ſcheuchte das ängſtliche Fragen in den veilchen⸗ blauen Augen— aber nur für eines Atem⸗ zuges Länge. Dann erloſch es jäh, als habe ſich ein Wolkenwall vor die Sonne geſchoben. Der Kranke hatte ſich umgewandt. „Da biſt du ja endlich. Roſemarie— haſt du auch alle Bücher? Ach, danke ſehr, Herr Hardt. Geſtatten die Herrſchaften: meine Ku. ſine.“ Fortſetzung folgt. * ſcheinlich Diebe am Wert ſeien. Schlad zog ſich an und ging von ſeiner Wohnung in die Friedrich⸗Ebertſtraße. Plötzlich wurden me, rere Schüſſe auf ihn abgegeben. Die Schüſſe verletzten die Schlagader, ſo daß der Tod be⸗ reits nach einigen Minuten eintrat. Es ſind ungefähr 12—15 Schüſſe abgegeben worden, Schlad hat noch geſchoſſen, aber anſcheinend nicht getroffen. Von den Tätern hat man bis jetzt noch keine Spur. Wieder Papagelenkrankheit' Köln, 7. 3. Ein Ingenieur und ſeine Frau erkrankten vor etwa 14 Tagen an heftigen Grippe⸗Erſcheinungen. Die Symptome der Krankheit ließen den Verdacht aufkommen, das hier ein Fall der ſogenannten Papageienkrank⸗ heit vorliege, zumal die Krankheitserſcheinun⸗ gen auftraten, nachdem das Ehepaar einige Wellenſittiche erworben hatte. Der Ingenieur iſt Mitte voriger Woche geſtorben, ſeine Frau ſchwebt in Lebensgefahr. Die Kölner Geſund⸗ heilspolizei hat die Wohnung der Erkrankten verſiegeln laſſen und die Wellenſittiche dem Ro⸗ bert⸗Koch⸗Inſtitut in Berlin zur Unterſuchung überſandt. Der Tod in der Badewanne Frankfurt a. M., 7. 3. Am Sonntag nachmit⸗ tag ertrank eine 54jährige Ehefrau in ihrer eigenen Wohnung in der Badewanne. Die Frau hatte den Gasbadeofen derart überheizt, daß der Lackanſtrich in Brand geriet. Durch den ſchwelenden Rauch wurde die kränkliche Frau ohnmächtig, fiel in das Badewaſſer zu— rück und ertrank. Wenn ber März ius Laub gezogen ist. Der März iſt ins Land gezogen und mit ihm neues Erwachen, hoffnungsfreudiges Erwar⸗ ten, Auferſtehung. März!— Frühlings⸗ oder Lenzmonat nannte ihn ſchon Karl der Große. Nachwinter und Vorfrühling haben ihr Tur⸗ nier ausgefochten, der Lenz iſt Sieger geblie⸗ ben und Frühling wirds überall, wenn auch der Winter noch mancherorts kleine Revolten durchführen zu müſſen glaubt. Kalendermäßig beginnt der Frühling in dieſem Jahr mit dem 20. März. Mit Befriedigung bemerkt man jetzt ſchon ein ſtarkes Zunehmen des Tageslichtes; der Tag wächſt um eine Stunde, ſechsunddrei⸗ ßig Minuten. Von ſchwieligen Bauernhänden werden Pflug und Egge über die Felder geführt, die Erde atmet den warmen Duft des neuen Wer⸗ dens und heimelig nimmt Mutter Erde das Saatkorn auf in die tiefen Furchen. Mehr und mehr erwacht die Natur, das Gras treibt grü⸗ ne Spitzen, in der Tierwelt regt es ſich, und die Vögel, die durch die Niederungen ſtreiſen, künden jubelnd den Frühling. Setzt in den erſten Märztagen noch ſtärkerer Schneefall ein, ſo iſt der Bauer davon nicht entzückt, denn„Märzenſchnee tut den jungen Saaten weh“. Nach dem hundertjährigen Kalender ſoll es bis zum Frühling, dem 20. März, meiſt kalt ſein, dann wird es allmählich wärmer. Zwei Tote Saalfeld, 7. 3. Auf der Max⸗Hütte in Unter⸗ wellenborn kontrollierten am Samstag der Hilfsarbeiter Markert und der Schloſſer Vogt den Gaſometer. Aus einer undichten Stelle ausſtrömendes Gas führte den Tod der beiden Arbeiter herbei. mmer noch Depreſſion im Handwerk Bericht über die wirlſchaflliche gage des handwerks im Monat gebruar 932 Vom Reichsverband des deutſchen Hand— werks wird uns geſchrieben: Wie bei dem anhaltenden allgemeinen Tief— ſtand der deutſchen Wirtſchaft nicht anders zu erwarten iſt, hat auch der Monat Februar dem Handwerk keine Beſſerung gebracht. Die Hoff⸗ nungen auf eine ſtärkere Auftragserteilung aus ſaiſonmäßigen Gründen, wie ſie ſonſt üblich war, haben ſich nicht erfüllt. Die Frühjahrs⸗ belebung, die ſonſt bereits im Februar einzu⸗ ſetzen pflegte, iſt ausgeblieben. Von einer Be⸗ ſchäftigung mit Neuaufträgen kann im Hand⸗ werk kaum noch die Rede ſein. Soweit über⸗ haupt Beſchäftigung vorlag, beſchränkte ſie ſich auf unerläßliche Reparaturarbeiten. Aber auch die Zahl dieſer Aufträge war äußerſt be—⸗ ſchränkt, einmal infolge der Zurückhaltung der Kundſchaft, zum anderen, weil dieſe Aufträge dem Handwerk in immer größerem Maße von Schwarzarbeitern entzogen werden. Für die Entwicklung der Handwerkswirtſchaft außer⸗ ordentlich bedeutſam iſt auch die Preisſen⸗ kungsaktion der Reichsregierung, die zum Teil durch die Form ihrer Durchführung im Hand—⸗ werk außerordentliche Erbitterung ausgelöſt hat. Es wird bei den Forderungen auf Sen⸗ kung der Preiſe im Handwerk nur zu leicht vergeſſen, daß das Handwerk in ſeiner Preis— bildung nicht frei iſt, ſondern weſentlich von den Preiſen ſeiner Vorlieferanten, von der Belaſtung mit Steuern und Sozialbeiträgen, die noch keine Senkung erfahren haben etc., abhängt. Infolge der bereits ſeit Jahren an— Ueberlingen.(Ziegelei niedergebrannt.— Brandſchaden 50000 RM.) Samstag früh brach in der Ziegelei Imhoff in Deggenhauſen ein Brand aus, dem das große, Trocken- und Herſtellungsraum ſowie eine elektriſche Kraft⸗ anlage enthaltene Gebäude vollſtändig zum Op⸗ fer fiel. Dem Eingreifen der Feuerwehr am Ort, der von Wittenhofen und des Löſchzuges Ueberlingen gelang es, das etwas abſeits ſte⸗ hende neuerbaute Wohnhaus zu retten. Der Schaden beträgt 50 000 RM, ein Teil des ver⸗ nichteten Anweſens, der im Herbſt gebaut wur⸗ de, iſt nicht verſichert. Lokales Soziales Handeln wird beſtraft. Ein Eſſener Bürger wurde von der Krankenkaſſe in eine „Ordnungsſtrafe“ genommen,„weil er glaub⸗ te, gegen ſeine Hausangeſtellte ſozial zu han⸗ deln“. Der beſagte Bürger zahlte dem Mäd⸗ chen 25 RM pro Monat. Von dieſem Betrage hätte nun die Angeſtellte die Krankenkaſſen⸗ gebühren bezahlen müſſen. Der Arbeitgeber zahlte aber ohne Abzug die runde Summe von 25 RM aus und leiſtete die Krankenkaſſen⸗ gebühren von ſich aus. Es ging alles in Ord⸗ nung. Bis eines Tages dieſer Mann von der Krankenkaſſe zur Zahlung eines Betrages von etwa 10 RM aufgefordert wurde. Die Kran⸗ kenkaſſe billigte nicht das ſoziale Handeln des Arbeitgebers, da dadurch das tatſächliche Ein⸗ ausangeſtellten ſich um einige höher ſtellte und dadurch zu dauernden Depreſſion im Handwerk hat ſich allmählich ein derartiger Hunger nach Arbeit entwickelt, daß die Preiſe im Handwerk auf das äußerſte gedrückt ſind. e Charakteriſtiſch für die gegenwärtige Lage im Handwerk iſt das vollſtändige Darnieder⸗ liegen der Bautätigteit, das nur zum Teil auf das zeitweiſe herrſchende Froſtwetter, über⸗ wiegend aber auf den völligen Mangel an Auf⸗ trägen zurückzuführen iſt. Die Ausſichten für das bevorſtehende Baujahr müſſen auch, da noch keinerlei Projekte für Neubauten vergeben werden, zum mindeſten ſoweit die Privatbau⸗ tätigkeit in Frage kommt, als äußerſt ungün⸗ ſtig angeſehen werden. Auch in den übrigen Handwerksberufen haben ſich die Geſchäftsver⸗ hältniſſe nicht gebeſſert. In den Bekleidungs⸗ handwerken iſt der Beginn der ſaiſonmäßigen Belebung des Geſchäfts ausgeblieben. Die me⸗ tallverarbeitenden ſowie holzverarbeitenden Handwerke, die zum Teil in engem Zuſammen⸗ hang mit dem Baumarkt ſtehen, liegen völlig darnieder. Nicht viel beſſer liegen die Verhält⸗ niſſe bei den leder- und papierverarbeitenden Handwerken. Auch die Nahrungsmittelhand⸗ werke bekommen immer ſtärker den allgemei— nen Niedergang zu ſpüren. Entſprechend der ſchlechten Beſchäftigung der Betriebe hat die Lage auf dem Arbeitsmarkt eine weitere Verſchärfung erfahren. Selbſt für Lehrlinge liegt vielfach keine Beſchäftigung mehr vor. wenig Krankenkaſſengebühren bezahlt worden 10 Der Proteſt des Arbeitgebers nützte nichts; er mußte den verlangten Betrag zah⸗ len. Lindbergh wendet ſich 5 an Unlerwelisführer Neuyork, 6. 3. Lindbergh hat ſich mit zwei führenden Gangſters, Salvi Spitale und Bitz, in Verbindung geſetzt und ſie gebeten, in der „Unterwelt“ nach ſeinem Kind zu ſuchen. Aufſtandsbewegung in Jinnland beendet Helſingfors, 6. 3. Nachdem den Lappo⸗Leu⸗ ten geſtattet worden iſt, Mäntſälä zu verlaſſen und nach Hauſe zu gehen, kann die Aufſtands⸗ bewegung als vollſtändig beendet angeſehen werden. Sechs Führer der Aufſtändiſchen, dar⸗ unter General Wallenius, ſind heute abend nach Helſingfors gebracht und in Haft genom⸗ men worden. Zuſammenrottungen von Auf⸗ ſtändiſchen gibt es nun nirgends mehr. Die Zenſur über Telephon und Telegraph iſt voll⸗ ſtändig aufgehoben worden. f Schwerer Aukounfall auf Korſika Paris, 7. 3. In der Nähe von Baſtia(Korſi⸗ ka) ſchlugen geſtern zwei mit Poliziſten voll beſetzte Autos infolge falſcher Steuerung um. 10 Inſaſſen wurden ſchwer verletzt. N Fort mit dem Sparſtrumpf! ur durch raſchen Geldumlauf kann der Wirtſchaft geholfen werden Das Geld muß rollen! In unſerer geſamten Volkswirtſchaft ſind zurzeit etwa 6 bs 7 Milliarden RM baren Geldes in Umlauf. Nach Schätzungen Sach⸗ verſtändiger werden nun im letzten halben Jahre 1 bis 1½ Milliarden RM dem Um⸗ lauf vorenthalten, und zwar dadurch, daß ſich die Leute dieſe 1 bis 1½ Milliarden zu Hauſe hingelegt haben. Dieſe Summe ſtammt teils aus den laufenden Einnahmen, die nicht wie⸗ der zu Ausgaben benutzt wurden, teils aus den Abhebungen von Erſparniſſen auf Spar⸗ kaſſen und Banken. Geld iſt aber nicht dazu da, um zu Hauſe zu liegen, ſondern es ſoll möglichſt bald wie⸗ der weitergegeben werden. Geld, das nicht von einer Hand zur anderen geht, hat ſeinen Beruf verfehlt. Genauer geſagt: Geld erfüllt ſeinen Beruf um ſo beſſer, je häufiger und ſchneller es ſeinen Be⸗ ſitzer wechſelt! Das erklärt ſich daraus, daß unſere Wirtſchaft eine Tauſchwirtſchaft iſt. D. h., jeder ſtellt das, was er braucht oder verbraucht, nicht ſelbſt her, ſondern bezieht es von anderen. Jeder dieſer anderen ſtellt wiederum nur eine Sache, und dieſe immer wieder her, z. B. der Schuhmacher Schuhe. Will der Schuhmacher einen neuen Anzug haben, ſo muß er den Schneider bemühen, uſf. Wir haben aber zum Tauſchen einen Vermittler, das Geld. Der Arbeiter z. B. tauſcht Arbeitsleiſtung gegen Lohn, und der iſt Geld, und Teile dieſes Gel— des tauſcht er beim Bäcker gegen Brot uſw. Jedesmal nun, wenn ſo getauſcht wird(wir nennen es kaufen, mieten uſw.), wird eine Sache oder eine Arbeitskraft in Bewegung ge— bracht. Die Bewegung des Geldes hat die Be— wegung von Waren und Arbeitskräften zur Folge. Erſt durch dieſe Bewegung aber gedeiht die Wirtſchaft. Die Bewegung von Waren, z. B. aus dem Laden zum Konſumenten, ſchafft Raum für ein Nachrücken weiterer Sachen und Arbeitskräfte, die hinter der bewegten Sache oder Arbeitskraft auf Abruf warten. Es kommt alſo Bewegung in die Wirtſchaft: und Be— wegung, ſo ſagt man nicht ganz mit Unrecht, iſt Leben. 5 Das Geld muß alſo rollen. Es muß raſcher rollen! Je raſcher das Geld rollt, deſto mehr Roh— ſtoffe und Waren bewegt es, deſto mehr Ar— beitskräfte bringt es in Funktion. Die Menge der Geldes allein macht es nicht. Es kommt auf die Umlaufsgeſchwindigkeit an. Es würde 3. B. gar nichts nützen, wenn ſtatt der zurzeit 6,6 Milliarden 10 Milliarden in Umlauf geſetzt und die zuſätzlichen 3,4 Milliarden in die Schublade gelegt würden. Ueber die Umlaufsgeſchwindigkeit aber beſtimmt nicht die Regierung und nicht die Reichsbank, ſondern jeder, der auch nur etwas Geld in die Hand bekommt. Sobald er es weitergibt, handelt er volkswirt⸗ ſchaftlich poſitiv, ſolange er es behält, ver⸗ urteilt er es zur Unwirkſamkeit mit allen ihren Folgen. Heute behalten Millionen von Menſchen nicht bloß 1½ Milliarden zu Hauſe, ſondern ſie geben darüber hinaus Milliardenbeträge viel zu langſam weiter. Das macht auch die Volks⸗ wirtſchaft träge. Sollen nun alle, die Geld haben, damit los⸗ ſtürzen und das erſte beſte kaufen? Davon iſt nicht die Rede. Man kaufe das, was man als vernünftiger Menſch braucht, und auch nur das. Man handle auch ſcharf mit dem Händler in Preis und Qualität; denn ſonſt fühet ſtei⸗ gendes Kaufen leicht zu ſteigenden Preiſen. Die Preiſe dürfen aber nicht ſteigen, an man⸗ chen Stellen müſſen ſie weiter unter Druck bleiben, damit ſie noch fallen. Der volks wirt⸗ ſchaftliche Effekt der Mobiliſierung des brach— liegenden Geldes wäre ſonſt bald wieder dahin. Wie nun, wenn ich Geld habe, aber keine Waren brauche? Dann brauche ich vielleicht Arbeitskräfte: den Schneider, Anſtreicher, Maurer, Schloſſer, Dachdecker. Wer eigent⸗ lich etwas machen laſſen müßte“, der tue es, und er bezahle ſofort, damit das Geld auch auf dieſem Wege belebend wirken kann. Soll aber nicht wenigſtens derjenige das Geld bei ſich behalten, der weder was braucht, noch etwas machen laſſen will? Durchaus nicht! Gerade ſein Geld braucht die Volkswirtſchaft am dringendſten. Und zwar brauchen es die Sparkaſſen und Banken, um ihre Kredit⸗ maſchinerie wieder auf die Höhe zu bringen. Bringt man das Geld auf Sparkaſſen und Banken, ſo braucht man nicht zu fürchten, daß es nicht raſch rolle. Noch am ſelben Tage rollt es weiter; denn der Bedarf an Kredit iſt groß. Wer aber Kredit(Darlehen) nimmt, der tut es gewiß nicht, um ſich das Darlehen zu Hauſe einzupacken, ſondern um es ſchleunigſt weiter— zuleiten an Arbeiter u. Angeſtellte(als Lohn), an Poſt und Eiſenbahn(für Porto u. Fracht), an ſeine Lieferanten, an die Sozialverſiche— rung, an den Staat(Steuern), an drängende Gläubiger uſw. Und dieſe geben es auch wie— der weiter bei Einkäufen, bei Bezahlung der Miete uff. Aber nicht nur das, ſondern Spar— kaſſen und Banken werden für die Einleger um ſo ſicherer für die Rückzahlung und Zins⸗ zahlung, je größer die Summe iſt, die ſie von den Einlegern erhalten, und ihre Lage wird um ſo ſchwieriger, je mehr Einleger ihr Geld abheben und es zu Hauſe behalten. Dieſes zu Hauſe gehaltene Geld iſt für die Volkswirt⸗ ſchaft wie tot; gegen Entwertung durch In⸗ flation iſt es nicht geſchützt, wohl aber ſtärkt es die Tendenzen aller, die auf ein Inflatiönchen hinaus ſind. Das Geld auf den Sparkaſſen und Banken aber bewirkt in allem das Gegen⸗ teil, und die Goldklauſel ſchützt gegen Entwer⸗ tung durch Inflation. Dr. Röhr. er Nel neuer Rekord der„IDremen“ Neuyork, 7. 3. Der Lloyddampfer„Bremen“ ſtellte einen neuen Rekord auf. Trotz ungünſti⸗ ger Witterung kreuzte er den Atlantik in vier Tagen 17 Stunden 10 Minuten. Polniſche Preſſehetze gegen deulſchland Falſche Behauptungen über die Ermordung eines polniſchen Lehrers Berlin, 7. 3. Die„Kurjer Illuſtrowany God— zienny“ bringt die Nachricht aus Konitz, daß in Allenſtein der polniſche Schullehrer Lang von Nationalſozialiſten ermordet worden ſei Der Ermordete ſei Organiſator des Minder— heitenſchulweſens von Allenſtein und Um— gegend geweſen. Das Blatt fordert die polni— ſchen Amtsſtellen auf, die Angelegenheit vor den Völkerbund zu bringen. Wie wir von zuſtändiger Seite dazu erfah⸗ ren, haben die polizeilichen Ermittlungen ſol⸗ gendes ergeben: Der ſeit April 1931 in Piaſut⸗ ten, Kreis Ortelsburg, an der dortigen polni— ſchen Minderheitenſchule tätig geweſene Schul lehrer Lang iſt in ſeinem Bett tot aufgefunder worden. Der Staatsanwalt hat die Leiche nach genauer ärztlicher Unterſuchung freigegeben Merkmale eines gewaltſamen Todes wurden nicht feſtgeſtellt. Lang lag in den letzten Ta⸗ gen vor ſeinem Tode mit heftigem Bruſtſte. chen und Atembeſchwerden im Bett. Todes; urſache war vermutlich Lungenſchwindſucht Lang war Angeſtellter des polniſchen Schul. vereins für die Minderheitenſchule in Piaſut⸗ ten, aber mit der Organiſation des polniſcher Minderheitenſchulweſens in Oſtpreußen hatt! er nichts zu tun. Schlägereien hat es in der in Frage kommenden Zeit in Piaſutten nich aegeben. 3 44 6 Hiden bn“ kand.Llert 1 1 auch im zweien Wahlgang Berlin, 7. 3. Der Berkiner Korreſpondent des„Daily Expreß“ veröffentlicht in ſeinem Blatt ein angebliches Schreiben des Reichsprä— ſidenten an einen alten Kriegskameraden, Herr von Hindenburg ſoll ſich darin in dem Sinne ausgeſprochen haben, daß er in einem zweiten Wahlgang nicht mehr als Kandidat auftreten werde, wenn er nicht im erſten Whlgang am 13. März gewählt werde. Die amtlichen Stellen bezeichnen dieſen Brief als eine freie Erfindung und verſichern, daß der Reichspräſident in ſeinem Entſchluß ſich auch für einen zweiten Wahlgang aufſtellen zu laſſen, nicht wankend geworden ſei. Mannheimer Groſgviehmarkt. Mannheim, 7. 3. Zufuhr und Preise: 119 Och- sen, 26—34; 137 Bullen, 19—28; 248 Kühe, 11 bis 27; 287 Färsen, 25—35; 630 Kälber, 30—46; 48 Schafe, 15—24; 2878 Schweine, 34—41: 2 Ziegen, 13—20 RM.— Marktverlauf: Grobhvieh und Kälber mittel, geräumt; Schweine rnhig, langsam geräumt; ausgesuchte Schweine über Notiz. Mannheimer Produktenborse. Mannheim, 7. 3. Inlandsweizen, 75—76 kg, gut, gesund und trocken, 27—27, 25; dto., 73—74 kg, 25,7526; Inlandsroggen 23; Inlandshafer 16,25 bis 19; inl. Sommergerste 19,75 20,75; Futter- gerste 17,2518, 25; gelber La-Plata-Meis mit Sack 17,75; südd. Weizenmehl, Spezial Null, neue Mahlart, März-April-Lieferung, 37,45; dto. mit Auslandsweizen 39,20; südd. Weizenauszugs- mehl, gleiche Mahlart und Lieferzeit 41,45 bezw. 43,20; südd. Weizenbrotmehl, gleiche Mahlart und Lieferzeit, 29,45 bezw. 31,20; Roggenmehl, 70. prozentige Ausmahlung, je nach Fabrikat, 30 bis 30,25; feine Weizenkleie 9,25; Biertrebe: 12,5