Lokale Nachrichten * Großer Geräte ⸗Mannſchafts⸗ kampf des Turnerbundes. Kommenden Sonntag ¼4 Uhr findet im Lokal Freiſchütz der erſte Mannſchaftskampf zwiſchen Tv. 46 Mannheim, Tv. Schwetzingen und Turnerbund Viernheim ſtatt. Ein ſpannender Kampf wird zu erwarten ſein, und Viernheim wird alles brauchen, will die Mann- ſchaft in Ehren beſtehen. Zu einem Siege wird es wohl diesmal nicht reichen. Welche Kräfte aus ſolchen Vereinen hervorgehen, kann der Beſucher am kommenden Sonntag ſelbſt feſtſtellen, denn Vereine wie 46 Mannheim mit über 2300 Mit⸗ glieder und Schwetzingen mit weit über 1000 bringen die Gewähr, daß etwas ſelten Schönes geleiſtet wird. Geturnt wird an Reck, Barren und Pferd, ſodaß die Freunde des ewig ſchönen Ge— räteturnens voll auf ihre Rechnung kommen. Wer deshalb einen ſpannenden Kampf erleben will, ſichere ſich beizeiten einen Platz, denn der Kartenvor— verkauf hat ſchon bereits eingeſetzt, und ſind ſolche bei allen Mitgliedern noch erhältlich. Für Hindenburg! In weiteſten Kreiſen des deutſchen Volkes ſah man es als eine Selbſtverſtändlichkeit an, daß Hin— denburg ohne Parteikampf durch Reichstagsbeſchluß wiederum zum Reichspräſidenten gewählt würde. Auch Hitler war Anfangs geneigt, dieſen Weg zu beſchreiten. Aber er, der wohl ſeinen eigenen Durchfall im Wahlkampf vorausſah und ohne deſſen Willen und Wunſch angeblich nichts in ſeiner Partei geſchehen ſoll, mußte ſich dem Willen ſeiner Unter— führer beugen, welche auf dem Feuer der deutſchen Zwietracht ihre Parteiſuppe kochen und eine reine Parteiherrſchaft aufrichten wollen. So ſcheiterte an engſtirnigem Parteiegoismus des Kanzlers Verſuch, dem Volke einen Wahlkampf zu erſparen. Auch die Nationalſozialiſten und Hugenbergianer waren bereit, für Hindenburg einzutreten, wenn er ſich ihren Bedingungen gefügt hätte.„Wir wollen Ware für unſer Geld“ ſchrie Goebbels in die Welt hinaus. Alſo unter Abſchluß eines Handelsgeſchäftes hätte Hindenburg die Naziſtimmen kaufen können. Dann wäre er dieſen„Patrioten“ nicht„zu alt“ und als Partei Reichspräſident gut genug geweſen Aber Hindenburg wär kein Partei⸗Reichspräſident und will auch zukünftig kein ſolcher ſein. Und ge⸗ rade das gefällt uns an Hindenburg, daß er zu ſeinem Ruhm als grosser Feldherr ſich in den letzten 7 Jahren noch den Ruhm eines gewissen⸗ haften, verfassungstreuen Staatsoberhauptes hinzuerwarb, dem die Zwietracht unter den Deutſchen ein Greuel iſt, der nach ſeinen eigenen Worten nur ein wahrhaft nationales Ziel kennt: „Zusammenschluss des Volkes im Kampf um das Deutschtum— Zusammenschluss in dem harten Ringen um die Erhallung der hation!“ Darum stehen wir zu Hindenburg! Ohne ihm eine Bedingung zu stellen. Brünings ernſtes Beſtreben war es, das deutſche Volk in einer ſo ernſten Schickſalsſtunde zuſammenzuführen und zu ſcharen um dieſen großen Mann, der keiner Partei. ſondern dem deutſchen Volke gehört. Wenn nun auch Fanatiker der rechten Parteien ſich ſelbſt aus dieſer Volksgemeinſchaft ausſchloſſen, ſo bekennen ſich doch weiteſte Kreiſe, nicht nur die Anhänger der Verfaſſungsparteien, zu Hindenburg. Er iſt der Kandidat aller derjenigen, die wiſſen, daß die jetzige Krise nur durch Ruhe und ſtetige Arbeit überwunden werden kann, daß ein Bürgerkrieg der ſchrecklichſte der Schrecken wäre und uns noch in ein viel größeres Elend ſtürzen würde, daß die äussere Freiheit nicht durch großtönende Worte, ſondern durch kluge Taten errungen wer— den kann, daß Hindenburg ein treuer Hüter der Uerfas⸗ sung iſt und über allen Parteien steht. Er iſt der Kandidat derjenigen, die als aufrechte deutsche Männer die Frei- heit leben und sich nicht in die Knecht⸗ schaft eines links- oder rechtsradikalen Tyrannen begeben wollen! Die hieſige Zentrumspartei ruft nun zu einer Kundgebung für Hindenburg auf, die am Don- nerstag abend um 8 Uhr im Freiſchütz ſtattfindet. Dazu ſind nicht nur Männer und Jünglinge einge— laden, die ſich zur Zentrumspartei zählen, ſondern alle Anhänger der Kandidatur Hindenburg. Als Redner werden Stadtrat Kuhn⸗Mannheim und Pfarrer Müller, N. Liebersbach auftreten. Anhänger Hindenburgs, erscheint in massen! Rüttelt alle Traumſeligen und Saumſeligen auf, daß ſie mithelfen beim großen Ringen um eine glücklichere Zukunft, indem ſie ſich bekennen Für Hindenburg! Vereins⸗Anzeiger Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia.(Schützen⸗ abteilung). Das Schießjahr 1932 beginnt am 1. März 1932. Der 1. Uebungsabend findet ſtatt am Mittwoch, den 9. März abends 8,30 Uhr im Lokal zum Schützenhof unter Leitung des Jugendführes Herrn Kromm. Wir erwar- ten vollzähliges Erſcheinen. Der Vorſtand. Turngenoſſenſchaft 1893. Heute Abend 8 Uhr beim Kaſſier Vorſtandsſitzung. Pünktliches Er⸗ ſcheinen erwartet. Der Vorſitzende. Vereins- u. Trainingsabende der Sport- vereinigung Amicitia 09 e. D. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag nachm. 6 Uhr: Hallentr. der 1. Mannſch. mit Erſ. Leute. Mittwoch nachm. 3 Uhr: Leichtathl. Training Schüler, Jugend und untere Mannſch. unter Leitung des Herrn Bugert. Donnerstag nachm. 5 ½ Uhr: Fußballtr. der 1. und 2. Mannſchaft. abends 8 Uhr: Spielausſchuß im Vereinshaus abends ½9 Uhr: Spielerverſammlung iu Ver- einshaus. Alles muß erſcheinen. Freitag nachm. 3 Uhr: Fußballtraining der unteren Mannſchaft. abend 8 Uhr: Gymnaſtik, Maſſage der 1. M. anſchließend Zuſammenkunſt. Vorſchau für Sontag, den 13. März. Pokal⸗ ſpiel gegen VfR. Mannheim. Ort und Zeit wird bekannt gegeben. In Viernheim Sonntag vormittag: Großer Waldlauf um die Meiſterſchaft der Gruppe Rhein. Handball⸗Repräſentativſpiel Mannheim Nord gegen Süd. Kath. Jugend Viernheim Wochenplan Dienstag: /28— ½10 Uhr Turnſtunde. Mittwoch: 2— 4 Uhr Schülertraining. 4—5 Uhr 2. Abteilung der Schülerinnen. 5/7 Uhr 1. Abteilung der Schülerinnen. 9 Uhr Hallentr. für die oberen Mannſch. Donnerstag: 5½¼—7 Uhr Schülerturnſtunde. Das Hallentraining von 7— 10 fällt wegen der Zentrumsverſammlung aus. Freitag:/ 8— ½10 Uhr Turnſtunde. Montag: 5¼— 7 Uhr Schülerturnſtunde. 1/8— 9 Uhr Turnabtlg der Jungfr.⸗Kongregation Dienstag und Freitag: Platztraining. Bekanntmachung. Als gefunden wurde ein Damenfahrrad ge⸗ meldet. Viernheim, den 7. März 1932 Heſſiſches Polizeiamt. Oechler. SentrumsDerſammlung am Donnerstag, den 10. März, abends 8 Uhr, im„Freiſchütz“. Kundgebung für Hindenburg! Redner: Abg. Kuhn, Mannheim; Pfr. Müller, N.⸗Liebersbach. Für alle Männer und Jünglinge(über 18 Jahre), die ſich zur Zentrumspartei zählen, iſt die Teilnahme eine Selbſtverſtänd— Darüber hinaus iſt jeder Hindenburganhänger (Kein Trinkzwang). lichkeit. zum Beſuche herzlichſt eingeladen. HZindenbur gan hänger, ſchließt die Kampffront! mit Hindenburg für Freiheit, Ordnung und Aufbau gegen Bürgerkrieg und Serſtörung! Der Vorſtand. 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Wo, ſagt der Verlag. 2 Fimmer, Küche mit ſämtlichem Zu- behör zu vermieten, ſowie ein Sportwagon zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verlag. ſind, die trotz mehrmaliger Bekanntmachung in den hieſigen Zeitungen die Vorſchriften der Statuten nicht beſolgen, ſo werden die Mitglieder nochmals erſucht die Statuten des Verbandes genau durch⸗ zuleſen und hiernach zu handeln. Geſchieht dieſes nicht, ſo haben die Mitglieder die Folgen die hier⸗ Dichrüben Ztr 70 Pfg. hat zu verkaufen Winkenbach aus entſtehen ſelbſt zu tragen. Der Vorſtand. Hansſtraße 10 Wochenplan des Turnerbundes 5 nachmittag 5 Uhr Schülerturnſtunde im okal. abends 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner und Jechter. Mittwoch nachmittag 2 Uhr Turnſtunde für alle Schülerinnen. Donnerstag abend 8 ¼ Uhr Turnſtunde der Tur- nerinnen. Freitag abend 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner, Sportler und Fechter. Gemeinnützige Baugenoſſenſchaft e. G. m. b. H, Viernheim. Unter Hinweis auf die Beſtimmungen des 8 53 der Satzung berufe ich hiermit die ordentliche Hauptverſammlung unſerer Genoſſenſchaft auf Mittwoch, den 16. März 1932, abends 8 Uhr, in das Gaſthaus zum roten„Löwen mit folgender Tagesordnung: 1. Bericht des Vorſtandes und Aufſſichtsrats. 2. Genehmigung des Jahresabſchluſſes, Beſchluß⸗ faſſung über die Bildung der geſetzlichen Rück- lagen nnd der Hilfsrücklagen. „Entlaſtung des Vorſtandes. Umſtellung der Stammanteile bezw. Haftſummen auf Reichsmark. „Beſchlußfaſſung über die weitere Anerkennung der Gemeinnützigkeit auf Grund der Heſſ. Ver⸗ ordnung vom 18. Juni 1931. 6. Wahl von drei Mitgliedern des Aufſichtsrats. 7. Erledigung von Anträgen. Jedem Mitglied ſteht es frei, Einſicht in die Jahresrechnung zu nehmen und bis zum 12. ds. Monats ſchriftliche Anträge abzugeben. Viernheim, den 8. März 1932. Der Vorſitzende des Aufſichtsrats. Alter. viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. (Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 120 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21477 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Brutale Offenheit franzöſiſcher Nationaliſten Die Pariſer Zeitungen bringen ſpaltenlange Berichte über die Wahlkundgebungen, und faſt alle größeren Organe haben Sonderkorreſpondenten nach Deutſchland entſandt, die ſich bemühen, das für ſie befremdliche und in mancher Hinſicht völlig unverſtändliche Bild des gegenwärtigen Deutſch— lands zu zeichnen. Man iſt gegangen, um„der Entſcheidung“ beizuwohnen. Wird ſie die Kata— ſtrophe ſein, zu der einige voreilige amerikaniſche Blätter ſchon ſeit den Monaten des vergangenen Herbſtes ihre Bürgerkrieg- und Straßenkampfkorre— ſpondenten in Deutſchland weilen haben oder jenes Zuſammenreißen der pſychiſchen Kräfte, das ſchon mehr als einmal ins letzten Augenblick alle Progno— ſen enttäuſcht hat? Die Erwartungen der auslän— diſchen Beobachler orientieren ſich, ſobald ſie un— miitelbaren Kontakt mit den deutſchen Verhältniſ— ſen nehmen, auf einen überraſchend ſtarken Sieg der Ordnung. Man begreift, daß es keine Wahl im üblichen Sinne des Wortes mehr iſt, der das deutſche Volk entgegenſieht, ſondern„eine pſychologiſche Manifeſtation von unvergleichlichen Ausmaßen, in der ein ganzes Volk von 63 Millio— nen bloßlegt, was es im Grunde ſeines Herzens und ſeiner Seele trägt.“ In dieſer„Entſchei— dung zwiſchen Marſchall und Kor⸗ poral“, von denen nach dem Paris Midi der eine„das Prinzip des progreſſiven, diſziplinierten nationalen Wiederanſtiegs, der andere das der revolutionären Ohnmacht verkörpert“, glaubt man feſt mit einem ſicheren Siege Hindenburgs rechnen zu können. An dieſem Wendepunkt ſeiner Geſchichte hat ſich das deutſche Volk zwiſchen innerer Ordnung und verfaſſungsmäßigem Regime und auf der an— deren Seite innerem Chaos und außenpolitiſchem Abenteuer zu entſcheiden.(Temps.) Allerdings ſieht man hier klar genug, daß nicht die nationale Politik Deutſchlands als ſolche, ſondern nur ihr Weg zur Entſcheidung ſteht. Was die Gleichberech— tigung Deutſchlands mit der europäiſchen Politik anbelangt, ſo ſpricht die„Gauche“ mit vollem Recht von einer eiſernen Front, die alle deutſchen Par— teien umfaſſe, und in deren Vertretung ſich„alle deutſchen Parteien als Glieder zu einer Kette zu— ſammenfügen.“(Emile Buré.) Es iſt nur von Wert, wenn auf franzöſiſcher Seite keine Mißver— ſtändniſſe darüber entſtehen, daß die Auseinander- ſetzung der deutſchen Parteien in der Tat nicht um die Stellungnahme zur Kriegsſchuld, zur Abrü⸗ ſtung, zu den Reparationen geht, ſondern nur um eine Art ihrer Aeußerung, die allerdings noch alle Modifikationen zwiſchen Krieg und Frieden offen läßt, und von der die Mehrheit des deutſchen Vol— kes zweifellos die Sprache des Friedens ſprechen will.. 8 Es iſt lediglich eine Stelle in Frankreich, die eine Wahl Hitlers wünſcht, und es iſt ſehr fraglich, ob Herr Goebbels gegenüber dieſem Wunſch und ſeiner Begründung auf ſeiner Frage beſteht:„Sage mir, wer dich lobt...“ Es iſt das Organ des extremſten franzöſiſchen Nationalismus, die Action Francaiſe, die in der Wahl Hitlers ihre Hoffnung ſieht und mit der bru⸗ talen Offenheit, mit der ſie ihre außenpolitiſchen Anſichten offenzulegen pflegt, die Begründung hinzufügt: „Wenn Hitler den Bürgerkrieg bringt, um ſo beſſer! Wir wünſchen ofſen, daß Deutſchland den Weg des Schlimmeren wählen möge. Denn ſo wie die Dinge heute liegen, iſt das, was ſchlimmer für Deutſchland iſt, das Beſſere für Frankreich. Mag es uns mit Krieg überfallen, ſo haben wir unter Hitler wenigſtens die Ausſicht, daß dieſer Krieg ſich gleichzeitig mit einer inneren Auseinanderſetzung abſpielen wird.“ Sollte jemand, dieſes Tones ungewohnt, an ſeiner Ehrlichkeit zweifeln, ſo ſei er nur auf die Ausfüh⸗ rungen des Leitartikels in der gleichen Nummer verwieſen, in dem kein Geringerer als Charles Mauras ſich über die„Gefahren“ ausläßt, die„ein *. (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Got Amtsblatt der Heſſiſchen Bür germeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen N N Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden „Wenn Hitler den Bürgerkrieg bringt, um ſo beſſer!“ geeinigtes Deutſchland für Frankreich und die Welt bedeute“. Die Begrüßung durch die Action Fran- caiſe iſt echt, Herr Goebbels! Cetzte Radiomeldungen Die Trauerfeierlichkeiten für Briand. wtb. Paris, 9. März. Die Leiche Ariſtide Briands iſt geſtern Abend in den Sarg gelegt und aufgebahrt worden. Hierbei waren an⸗ weſend die Schweſter Briands mit ihren beiden Kindern, die ehemaligen Mitarbeiter Briands ſowie ſeine Bedienſteten in Cocherel und in Pa⸗ ris. Der eiſerne Sarg trägt eine ſilberne Platte mit der Inſchrift:„Ariſtide Briand, geboren am 28. März 1862, geſtorben am 7. März 1932.“ Der Unterrichtsminiſter hat Anweiſung ge⸗ geben, daß am Tage des Leichenbegängniſſes ſämtliche Schulen eine Trauerfeier abhalten, die jedoch um 10 Uhr beendet ſein ſoll und von da ab den Unterricht für dieſen Tag ausfallen zu laſſen. Starkes Anziehen des Pfundkurſes Kursſtand von Ende November 1931 wieder erreicht! Berlin, 8. 3. Bereits in den letzten Tagen zeigte das engliſche Pfund eine bemerkenswert feſte Haltung und konnte faſt täglich an Boden gewinnen. Dieſe langſam anſteigende Bewe— gung des Pfundes ging aber heute in eine ausgeſprochene Hauſſebewegung über. Als Gründe hierfür werden zunächſt die ſtarlen Rückflüſſe engliſcher Kapitalien aus dem Aus⸗ land angeführt, aber auch ausländiſche Kapi— talien ſuchen in verſtärktem Maße Anlage am engliſchen Markt. Man führt ferner an, daß die vorzeitige Rückzahlung des größten Teils des 80 Millionen Pfund-Kredites, der erſt im September fällig war, die Stärke der engliſchen Finanzlage zeigt, und daß hierdurch das Ver— trauen des Auslandes in Englands Währung erneut gefeſtigt wurde. Die heutige außeror⸗ dentlich ſtarke Aufwärtsbewegung des Pfun⸗ des ſoll aber, wie aus London berichtet wird, auch darauf zurückzuführen ſein, daß die Bank von England heute keine Interventionskäufe in Dollars und franzöſiſchen Franken vorge— nommen hat. Die Schwäche des franzöſiſchen Franken dem Pfund gegenüber iſt jedenfalls ein Zeichen dafür, daß umfangreiche engliſche Kapitalien heute aus Paris abgezogen wor— den ſind. Das engliſche Pfund hat ſeinen Stand von Ende November wieder erreicht und ſtellte ſich heute auf 3,61 gegen den Dollar, nachdem es geſtern noch 3,53 notiert hatte; es hat alſo in einem Tage 8 Dollarcents aufholen können. Gegen die Reichsmark notierte das Pfund 15,15, alſo 27 Pfg. höher als geſtern, gegen den franzöſiſchen Franken zog es auf 92,56 nach geſtern 90,15 an. Senkung des Reichsbankdiskonts von 7 auf 6 Prozent— Combardſatz 7 Prozent Berlin, 8. 3. Die Reichsbank hat mit Wirkung ab Mittwoch, den 9. März, den Dis⸗ kontſatz von 7 auf 6 Prozent und den Lom⸗ bardſatz von 8 auf 7 Prozent herabgeſetzt. 72 Begründung zur diskonkſenkung Berlin, 8. 3. In der heutigen Sitzung des Zentralausſchuſſes der Reichsbank begründete Reichsbankpräſident Dr. Luther die Herabſet— zung des Diskontſatzes von 7 auf 6 Prozent und des Lombardſatzes von 8 auf 7 Prozent mit Wirkung vom 9. ds. Mts. wie folgt: Seit Jahresbeginn hat der Status der Reichsbank eine weitgehende Entlaſtung erfahren, die zwar zum Teil ſaiſonbedingt iſt, aber doch nach der beſonderen Krediterſchütterung des zweiten Halbjahres 1931 in gewiſſem Umfang auch als Ausdruck einer Wiederkehr geordne⸗ terer Kreditverhältniſſe aufgefaßt werden darf. Die geſamte Kapitalanlage der Reichsbank in Wechſeln und Schecks, Lombards und Reichs⸗ ſchatzwechſeln iſt von 4487 Mill. RM Ende De⸗ zember 1931 auf 3671 Mill. RM Ende Februar b. Is., d. h. um 816 Mill RM zurückgegangen und hat ſich nach dem letzten Ultimo weiter um 151 Mill RM vermindert. Auch der Bank⸗ notenumlauf zeigt eine rückläufige Bewegung; er hat in den erſten beiden Monaten des lau⸗ donden Fobres um 508 Mill. von 4776 Mill. auf 4268 Mill. RM ab enommen und iſt ſeit Anfang März noch um etwa 90 Mill. R! zurückgegangen. Die Deviſenlage iſt freilich weiter wenig befriedigend. Nachdem in den letzten Wochen ein Nachlaſſen und zeitweiliges Abſtoppen der Deviſenabflüſſe eingetreten war, bringt die erſte Märzwoche neue Abgänge, die zum weit— aus größten Teil mit der bereits bekannten 10prozentigen Rückzahlung des 100 Millionen- Dollarkredits zuſammenhängen. Dennoch glaubt das Reichsbankdirektorium, ſich den in der letzten Zeit an wichtigen Plätzen des Aus⸗ landes vorgenommenen Ermäßigungen der offiziellen Diskontrate anſchließen zu können, ohne dadurch den Gleichsgewichtszuſtand am Deviſenmarkt in gefährlicher Weiſe zu beein⸗ trächtigen. Den Ausſchlag gibt für das Reichs- bankdirektorium wieder der Geſichtspunkt, vaß angeſichts der ungewöhnlichen Schwere und Dauer der Wirtſchaftskriſe der darniederlie— genden Wirtſchaft jede nur mögliche Erleichre⸗ rung auch von der Seite der Zinslaſten zu⸗ gewandt werden muß. Die Reichsbank hält eine Diskontſenkung zugleich aus dem Grunde für vertretbar, weil durch die inzwiſchen durch⸗ geführte große Bankenorganiſationen der deut⸗ ſche Kreditapparat ſelbſt wieder auf eine ge⸗ ſunde Baſis geſtellt worden iſt, welche ver⸗ beſſerte kreditmäßige Vorausſetzungen für die Hereinnahme von geeigneten Wechſeln ſchafft. Mindeſtſatz der Deutſchen Golddiskont⸗Bank. witb. Berlin, 9. März. Der Mindeſtdiskontſatz der Deutſchen Golddiskont⸗Bank beträgt vom 9. März 1932 ab 6 Prozent. Der bisherige Satz von Prozent war ſeit 16. Juli 1931 in Geltung. General von Lukas geſtorben. wtb. Berlin, 9. März. Der 71 Jahre alie öſterreichiſche General der Infanterie Freiherr Karl von Lukas, der frühere Kommandeur des 24. Armeekorps, wurde geſtern Abend gegen 10.30 Uhr in ſeiner Wohnung in Zehlendorf, Burggrafenſtraße 23 tot aufgefunden. Es liegt anſcheinend ein Unglücksfall vor, der Tod iſt auf Leuchtgasvergiftung zurückzuführen. Förſtermord in der Mark. nb. Fürſtenwalde, 9. März. In der Nähe ſeines Dienſtgehöftes wurde geſtern der 68⸗jähr. Förſter Saupe in Wilmersdorf(Kreis Lebus) ermordet aufgefunden. Der Beamte, der im Dienſte der Gräflich Finkenſtein'ſchen Forſtver⸗ waltung ſtand, iſt offenbar mit Wilderern zu⸗ ſammengeſtoßen, die ihn überwältigt und er⸗ würgt haben. 4 4 2 8 Endgültige Beiſetzung Briands in Cochere. Paris, 8. 3. Nach der nationalen Leichenfeier am Samstag findet die proviſoriſche Beiſer zung Briands auf einem Pariſer Friedhoe! ſtatt. Die endgültige Beiſetzung, die mit eine? religiöſen Feier verbunden ſein wird, erfolg. in Cocherel. Ehe die ſterblichen Reſte Briauds das Außenminiſterium verlaſſen, werden ſi von dem Kardinalerzbiſchof von Paris einge ſegnet werden. Im Trauerhaus herrſcht ſeit heute früh ein endloſes Kommen und Gehen. Unüberſehbate Mengen von Würdenträgern, Staatsmännern, Militärs, hohen Verwaltungsbeamten, Delega— tionen aller möglichen Verbände uſw. ſtatten ihre Beileidsbeſuche ab. Die aus aller Welt eingehenden Beileidstelegramme ſind unüber— ſehbar. Berkrelung des Völkerbundes bei der Beiſetzung Briands Genf, 8. 3. Vor Eintritt in die Tagesord— nung nahm der Hauptausſchuß der Völler— bundsverſammlung Kenntnis von einem Bei— leidstelegramm des Präſidenten an den fron— zöſiſchen Miniſterpräſidenten anläßlich des To— des Briands. Es wurde beſchloſſen, daß der Völkerbund bei der Beiſetzung durch die Prä— ſidenten der Verſammlung und des Völker— bundsrats und den Generalſekretär vertreten ſein ſolle. Der engliſche Außenminiſter teilte hierauf mit, daß die Vertreter der Konzeſſionsmächte in Schanghai beſchloſſen haben, dem Völker- bund täglich einen gemeinſam ausgearbeiteten Lagebericht zu übermitteln. Drei Tole hei einem Drahlſeilbahnunglück Paris, 8. 3. Aus Nizza wird gemeldet, daß heute vormittag die von Beauſoleil noch La Turbie führende Drahtſeilbahn entgleiſte. Drei Perſonen ſollen ums Leben gekommen ſein. Wie Havas zu dem Unglücks all der Draht⸗ ſeilbahn Monte Carlo-La Turbie berichtet, hatte der Zug heute früh etwa 150 Meter der Strecke durchlaufen, als er plötzlich ins Rollen kam. Die Lokomotive fiel auf die Straße. Der Lokomotivführer wurde getötet. Der Anhänger⸗ wagen entgleiſte, wurde aber durch einen Prellbock am Sturz verhindert. Einer der Rei⸗ ſenden, der ſich durch Abſpringen retten wollte, wurde ſo ſchwer verletzt, daß er im Kranken- haus verſtorben iſt. Aus Nah und Fern. Ludwigshafen.(„Zärtlicher Ehemann“.) Weil er in der Nacht vom 29. auf 30. Dezember v. Is. ſeine Ehefrau durch zwei Beilhiebe auf den Kopf verletzt hat. wurde der Former Fritz Fröhlich, geb. am 31. Mai 1907 zu Speyer, zu einer Gefängnisſtrafe von drei Monaten ver⸗ urteilt. Da er noch nicht vorbeſtraft iſt, erhielt er bedingten Straferlaß bis 1. März 1936. Speyer.(Vom Schnellrichter verurteilt.) Die 22⸗ und 23jährigen Handlungsgehilfen Her⸗ mann Lehr aus Speyer und Franz Leingang aus Berghauſen wurden von dem Schnellrichter am hieſigen Amtsgericht wegen eines Verge— hens des Schußwaffenmißbrauchs zu je drei Monaten Gefängnis verurteilt. 5 Grünſtadt.(Im Rauſch?) Der Kaufmann Fritz Demmer von hier fuhr mit ſeinem Liefer⸗ kraftwagen in Frankenthal in der Heßheimer— ſtraße gegen einen Baum. Demmer wurde ſchwer verletzt und mußte in das Städtiſche Krankenhaus Frankenthal gebracht werden. Die Schuld an dem Unfall ſoll auf Trunkenheit des Fahrers zurückzuführen ſein. Ober⸗Olm.(Wilde Autler.) Ein junger Mann von hier wurde auf der Landſtraße von einem Laſtkraftwagen angefahren und mit ſei⸗ nem Fahrrad in den Straßengraben geſchleu— dert. Die Autler fuhren davon ohne ſich um den Verletzten zu kümmern. Bundenthal.(Großfeuer.) Nachts iſt das landwirtſchaftliche Anweſen des Metzgers Pet. Hoffelder vollſtändig niederbrant. Große Heu— und Strohvorräte ſind dem Feuer zum Opfer gefallen. Da Bundenthal noch keine Waſſer— leitung beſitzt, waren die Löſcharbeiten ſehr er— ſchwert, und erſt nach dem Eintreffen der Wehr von Rumbach konnte das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkt werden. Der Schaden iſt groß. Pirmaſens.(Mit dem Bierkrug!) In einer Wirtſchaft kam es zu einer ſchweren Schlägerei. Der Fabrikarbeiter Robert Kunz hat in deren Verlauf ſeiner Braut mit einem Bierglas ei- nen ſolch wuchtigen Schlag auf den Kopf ver— ſetzt, daß dieſe mit ſchweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Karlsruhe.(Kindesleiche als Gepäckſtück.) Reichsbahnbeamte, die im Gepäckraum des hie— ſigen Bahnhofes nicht abgeholte Gepäckſtücke zur Ermittelung des Eigentümers öffneten, machten dabei eine ſchauerliche Entdeckung. In einem Gepäckſtück fanden ſie die Leiche eines mehrere Monate alten Kindes, die vermutlich ſchon längere Zeit in dieſem Behältnis war. Die Kriminalpolizei hat alsbald die nötigen Erhebungen eingeleitet. Engen.(Scharlach geht um.) In den Ge— meinden Welſchingen und Neuhauſen iſt der Scharlach ausgebrochen. Die Schulen ſind ge— ſchloſſen. In Welſchingen iſt ein achtjähriges Kind der Krankheit erlegen, im übrigen ſcheint ſie gutartig zu verlaufen. Altenkirchen.(Kindsmörderin.) Am Sams⸗ tag vormittag hat die noch nicht 17 Jahre alte Johanna Lilli Jung von hier, ihr neugebore— nes Kind erwürgt. Die Tat wurde bald darauf entdeckt. ö Nannheim.(Selbſtmordverſuche.) Hier ver⸗ ſuchte eine Frau in ihrer Wohnung am Wer— derplatz ihrem Leben durch Einatmen von Leuchtgas ein Ende zu machen. Sie wurde ins Heinrich Lanz Krankenhaus gebracht. Der Grund zur Tat iſt in geiſtiger Störung zu ſuchen. Eine am Itzſteinplatz wohnende Frau verſuchte ihr Leben durch Einnehmen von Tabletten zu beendigen. Sie wurde dem Städtiſchen Krankenhaus zugeführt. eee* Pirmaſens.(Noch keine Spur von dem Schuhfabrikanten Herweck.) Der ſeit einigen Tagen verſchwundene Schuhfabrikant Herweck iſt bisher noch nicht aufgefunden worden. Wie man nachträglich feſtgeſtellt hat, iſt Herweck Kaſſier des Sparvereins„Bienenkorb“ gewe⸗ ſen. Die Mitglieder dieſes Vereins bezahlen wöchentlich 20 Pfennig und bekommen am Ende des Jahres Haushaltungsgegenſtände dafür. Herweck hat nun die von den Mit⸗ gliedern eingezahlten Beträge für ſich ver⸗ wendet. Geſchädigt ſind aber nicht die„Bie⸗ nenkorb“-Mitglieder, deren Anſprüche befrie⸗ digt worden ſind, ſondern ausnahmslos hie⸗ ſige Geſchäftsleute, bei denen Herweck die für die Mitglieder bezogenen Gegenſtände hätte bezahlen ſollen. Waldshut.(Aus China zurückgekehrt.) Der Flieger Hermann Frommherz, der im Auguſt vergangenen Vayres auf uinſorverung ver cr. neſiſchen Regierung in Nanking als Fluglehrer nach China gereiſt war, iſt am Samstag wie⸗ der glücklich und geſund in Waldshut einge⸗ troffen. Von Schanghai bis Waldshut hat Frommherz genau vier Wochen reiſen müſſen. Straßburg.(Tödlicher Autounfall.) Auf der Landſtraße zwiſchen dem Truppenübungsplatz Oberhofen—Biſchweiler wurde die auf dem Uebungsplatz wohnende Witwe König, die mit dem Rade nach Biſchweiler fahren wollte, von dem Auto des Schuhfabrikanten Oskar Kinn aus Pirmaſens überfahren und auf der Stel⸗ le getötet. Das Auto rannte gegen einen Baum und wurde ſchwer beſchädigt. Kinn erlitt ſchwe⸗ re innere Verletzungen und mußte ins Spital verbracht werden. Seine neben ihm ſitzende Mutter kam mit dem Schrecken davon. Dle Fürstin mit den koſtpieligen Launen Jürſlin Maria von Liechtenſlein unker Kuratel geſtellt— gie machle in zwei Jahren 300 000 Mark Kleiderſchulden Skandal in Liechlenſlein Wien, 7. 3. Das Fürſtentum Liechtenſtein iſt klein, aber der Skandal iſt groß: Fürſtin Ma⸗ ria von Liechtenſtein iſt unter Kuratel geſtellt worden. Rechnungen werden in Zukunft nur noch von Fürſt Johann bezahlt, wenn nach— weisbar iſt, daß er perſönlich die Beſtellung aufgegeben hat. In den Kreiſen des Adels und in allen Geſchäften, die damit zu tun haben, iſt dieſe Tatſache, die auch in vorſichtiger Form in einem Adelsblatt bekanntgegeben worden iſt, das Geſpräch des Tages. Der Fürſt iſt trotz ſeiner erfreulichen Ein⸗ nahmen aus dem Fürſtentum nicht mehr in der Lage, die Rechnungen zu bezahlen, die Für— ſtin Maria durch ihre unbändige Kaufluſt ver— urſacht. Niemand in ganz Oeſterreich wird von jetzt ab, ſo ſchreibt der„Mittag“, Schmuck- ſachen, Kleider oder Blumen an die Fürſtin abgeben, wenn nicht Johann die Beſtellung gegenzeichnet oder ſelbſt zuſammen mit der Fürſtin erſcheint, um die Beſtellungen aufzu— geben. i Die Fürſtin war früher eine Gräfin Andraſ— ſy. Sie heiratete den Prinzen bereits im Jahre 1906. Dadurch wurden zwei der älteſten und vornehmſten Häuſer vereinigt, die an„Würde“ dem habsburgiſchen Hauſe nur wenig nach- ſtanden. Merkwürdig iſt, daß man früher nie von einer beſonderen Verſchwendungsſucht der Fürſtin Maria gehört hat. Aber auch hierfür gibt es eine Erklärung, wenigſtens ſpricht man ſie in adligen Kreiſen ganz offen aus: Fürſtin Maria ſoll vor einigen Jahren einen ſpani⸗ ſchen Diplomaten dennen gelernt haben, der es meiſterhaft verſtand, eine unbändige Lebens⸗ ſucht im Herzen dieſer ſonſt ſo ſtillen Frau zu erwecken. Maria lernte den Diplomaten ausge⸗ rechnet zu jenem Zeitpunkt kennen, als die öſterreichiſche Regierung die Bezüge der Für⸗ ſten und Prinzen ganz erheblich kürzte. So kam eines zum anderen. Schließlich iſt es auch ſehr begüterten Perſonen nicht möglich, Klei⸗ derrechnungen zu bezahlen, die ſich in knapp zwei Jahren auf rund 300 000 Mark belaufen. Wenn nicht alles täuſcht, trägt Fürſtin Ma⸗ ria ſich mit der Idee, ihren ſchönen, geſchmack⸗ voll eingerichteten Palaſt in Wien an einen deutſchen Bankier zu verkaufen, deſſen Name geheim gehalten wird, und dann von der Ren⸗ te zu leben, die Fürſt Johann ihr zubilligt. Dieſer Ausklang eines bisher friedlichen Ehe⸗ lebens iſt keineswegs ſchön. Johann iſt jetzt 59 Jahre alt, ſeine Gattin zählt allerdings nur 45. Sie haben vier Söhne, der älteſte von ih⸗ nen iſt 24 und der jüngſte 19 Jahre alt. Man ſpricht in Adelskreiſen neuerdings ſo⸗ gar von der Möglichkeit einer Scheidung, allerdings tut man das nur ſehr vorſichtig. Wahrſcheinlich wird es zu einer längeren Aus⸗ landsreiſe und einem dauernden Aufenthalt der Fürſtin in einer kleineren deutſchen Stadt oder aber in Paris kommen. Nn 19 Fahre gefangen gehalten Gerolſtein(Eifel), 8. 3. Wie ein Menſch aus Habgier gepeinigt werden kann, zeigt ein Fall, der in Gers aufgedeckt wurde. Vor ein paar Tagen ſtarb die 64 Jahre alte Anna Mörs. Der Leichenbeſchauer fand den Körper der Greiſin in einem erſchütternden Zuſtand. Die Frau war bis zu einem Skelett abgemagert und wog nur noch 44 Pfund. 19 Jahre lang war die Unglückliche von ihrem Bruder gefangen gehalten worden, und zwar aus Habſucht. Sie wurde in ein kleines enges Zimmer geſperrt und kam nicht mehr ans Tageslicht. Auch die Einwohner des kleinen Ortes vergaſten die Frau bald. So vegetierte die Frau 19 Jahre lang in der engen Stube. Das Zimmer ſtarrt vor Schmutz. Als die Frau krank wurde, holte man keinen Arzt. Dieſe Tat ſoll aus dem Grunde erfolgt ſein, um einen Erben aus⸗ zuſchlieſzen r eee Er eee e die glänzendſte Leiſtung der Grünen! Ein unglaubl. 5:4 Sieg in Neunkirchen Eigentlich fehlen mir die Worte, um den Sieg ſo zu ſchildern, wie er errungen wurde. Das ging ſchneller als man glaubte. Das Unmögliche wurde möglich gemacht. Man muß ſich vorſtellen, daß das Spiel 11 Minuten vor Schluß noch 40(P)) ver- loren war. Die Mannſchaft fand und fand ſich nicht. Der R. A. ſtand regelmäßig frei und leitete ſämtliche 4 Treffer ein, von denen je 2 in der Halb- zeit geſchoſſen wurden. Das 1. Tor der Viern⸗ heimer ſchoß der LA. Kaum eine Minute ſpäter hieß es 4:2 durch den M.St. und wenige Minuten ſpäter 4:3 durch HR. Der Sieg kam immer näher. Eine Minute vor Schluß holte der M. St. den Aus- gleich. Nun ſchoß wieder Neunkirchen einen Treffer, der aber wegen Hand annulliert wurde. Die re- guläre Spielzeit war zu Ende. Der Schiedsrichter gab eine Minute Verlängerung, wegen abſichtlichem Ballausſchlagen. Ausgerechnet in dieſer Minute fiel der Siegestreffer durch den L A. Boruſſia war techniſch bedeutend beſſer, hatte aber keine Kraft zum Durchhalten. Es fehlten ihnen die Kraftreſer ven, um einen errungenen Sieg zu verteidigen. Die Grünen boten bis/ Stunde vor Schluß keine er⸗ hebende Leiſtung. Nur 3 Spieler: Krug, Schmidt und Vallendor ragten hervor. In der letzten Viertel- ſtunde waren aber alle auf dem Damm. Es war das Spiel des Lebens, das die Grünen in Neun⸗ kirchen geliefert haben. Die Leiſtung war einfach unerhört fabelhaft. Man muß allen Spielern, wenn einzelne auch nicht auf der Hohe waren, die höchſte Anerkennung ausſprechen. So etwas gibt es nur einmal... Daß die paar Männlein aus Viernh im total aus dem Häuschen waren, iſt ſicher ſehr ver— ſtändlich. Es war ein Spiel, das jedem in der Erinnerung bleibt.— Reſuliate der unteren Mann⸗ ſchaften: 2. M. 4:0, 3. M. 6:1, 4. M. 3:4, 1. Jug. 2:1, 2. Jug. 0:2 und Schüler 0:2. Noch eine Neuigkeit für die Viern⸗ heimer Sportwelt! Am kommenden Sonntag findet der Waldlauf ſtatt, deſſen Durchführung der Sportvereinigun hüber— tragen worden iſt. Es ſtarten ca. 300 Läufer! Senioren(9 Klm.), Erſtlinge(5 Klm.), A H. und Junioren(3 Klm.), Damen und Jugend(1,5 Klm.). Die Strecken werden noch bekannigeg ben. Bei den Senioren ſtartet der ſüddeutſche Meiſterläufer Abel von V. f. L Neckarau, einer der beſten Läufer Deutſch— lands. Ebenſo iſt der V. f L. Neckarau Titelver— teidiger des Mannſchaftslaufes. Bei den Damen iſt M T. G. Titelverteidiger und ſtartet auch Im ganzen ſind 17 Damen am Start. Einzellauf der Damen ſieht die Verteidigerin, Frau Alexander-Kehl, eine der beſten 800-Mtr Läuferin, als Favoritin. Das ſchwache Geſchlecht wird ſich hier von einer ganz anderen Seite zeigen. Auch bei den Erſtlingen iſt die M T. G. Verteidiger. Bei den Alten Herren ſind 3 Viernheimer am Start, die Namen werden noch nicht verraten Am Schluß findet noch ein großes Handball Repräſentativ-Spiel zwiſchen Mann- heim Süd und Nord ſtatt. Die beſten Mannh imer Handballer kommen und machen Pſopaganda fur den Handball im Süddeutſchen Fußball- und Leichtath— letikberband. Vielleicht entſchließen ſich endlich die Fußballer, eine großzügige Handballabteilung ins Leben zu rufen. Wäre es nicht angebrach!? 2 n 2 2 Aber die Liebe iſt die größte unter ihnen Romeg von Helma von Hellermann. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle 1931 0 4. Fortſetzung. 0 Helmut weideie ſich heimlich an den Blik— ken aufrichtigen Entzückens, mit denen Vater und Freundin die junge Nichte ihrer Gaſt— geber begrüßten. Sie hatten ſich gewiß etwas zanz anderes unter der bücherordnenden Ver— wandten vorgeſtellt! Nun antwortete ſie auf irgendeine ſr'undliche Frage Frau Aennes— da war wieder der weiche, dunkelſchwingende Altklang, der ihn irgendwie an Samt erin— nerte. Nur wenige Minuten hielt der Kranke die Unterbrechung aus. Dieſe koſtbare Stunde, die der Gelehrte ihm ſchenkte, verrann allzu raſch. Die Baronin verſtand den beredten Blick ihres Sohnes auf ſeine Uhr und griff helfend ein. „Sie fragten mich vorhin wegen Haus— mittel, Frau Sättler, die man in dieſer arzt⸗ loſen Gegend eigentlich ſtets zur Hand haben müßte— wenn es Si intereſſiert. zeige, Ihnen einmal meine kleine Hausapotheke, die, im Laufe vieler Jahre ge'ammelt, wohl alles Nötige enthält.“ Sie ſah hinüber zu Hard„Das dürfte allerdings nichts für Sie ſein, Herr Hardt.“ „Ihr könntzt Herrn Hardt ja den Park zei⸗ gen“, ſchlug Baron Joachim, zu Vater und Kuſtine gewandt, vor.„Ihnen wird es wohl kaum zu heiß draußen ſein!“ Ein ironiſch bitteres Lächeln zog ſeine Lip⸗ pen in diinne Linen Helmut Hardt ſah es ihm auf. In Eine Welle von Teilnahme flutete warm in dieſem Augenblick begriff er, daß dem armen, ſiechen Menſchen da manch hartes Wort, manch böſe Laune verziehen wer— den mußte um des Schickſals wegen, das ihn ſo grauſam geſchlagen hatte.— Freund! verneigte er ſich. Wenn die Herrſchaften die Güte haben wollen, ſehe ich mir gern den herr— lichen Park an. Der Kranke nickte zufrieden. Nun halte er den Proſeſſor für ſich. Eifrig beugte er ſich über den Tiſch, ſchlug eines der geholten Werke auf und blätterte ſuchend darin— wies mit dem Finger dann auf eine Seite:„Sehen Sie, Herr Profeſſor, dieſer Paſſus hier feſſelte mich ganz beſonders, das haben Sie prachtvoll klar ge⸗ ſagt.“— Als der Baron mit ſeiner Nichte und ſei⸗ nem Gaſt die Treppe hinuntergingen, kam ihnen der alte Diener nachgeeilt: „Förſter Werner iſt eben gekommen und bittet, Herrn Baron ſprechen zu dürfen, wegen der Pachtverlängerung.“ „Ach ſo, das eilt. Ja— dann muß ich Sie leider verlaſſen, Herr Hardt, entſchuldigen Sie. Mache du den Führer, Roſemarie! Auf Wie⸗ derſehen—“. Ein leichtes Neigen des grauen Hauptes, dann ſchritt der Baron, von dem Die⸗ ner gefolgt, wieder ins Haus zurück. Seite an Seite traten die beiden fungen Menſchen in den Sonnenſchein, der goldenen Glanz auf das maifriſche Blühen breitete. Be⸗ täubend duftete der Flieder, deſſen Dolden ſchwer von eigener Süße herabhingen. Stumm gingen Mann und Mädchen neben⸗ einander— und wußten es nicht, ſo beredt, ſo beglückend und traulich war das Schweigen, das feine Fäden geheimnisvollen Verſtehens dem ſüßen Lied des gefiederte zwiſchen ihnen ſpann. Eins fühlten ſie ſich mit n Sängers, den duftenden Blumen, dem blauen Himmel, dem ganzen ſonnenſtrahlenden, ewigen All. An einem kleinen verſchwiegenen Teiche, auf deſſen Waſſern Seeroſen des Erblühens harr— ten, ſtand eine weiße Steinbank. Einladend deutete Hardt darauf.„Wollen wir uns ein wenig ſetzen, Ba roneſſe?“ Mit ihrem ſchwebenden Schritt, der kaum die Ende zu berühren ſchien, glitt Roſemarte auf die Bank zu und ließ ſich darauf nieder und Hardt, der noch ſtand, umfaßte mit zart⸗ verſonnenem Blick das holde Geſchöpfchen, das ſo ganz in die Poeſie dieſes ruhevoll ſchönen, weltentrückten Winkels paßte. „Das iſt mein Lieblingsplatz im Park“, ſagte Roſemarie,„hier kann man ſo ſchön träumen.“ „Wovon träumt man wohl?“ fragte der Mann ſanft, ſich neben ihr niederlaſſend. „Ach— Märchen. Lauter holde Unmöglich⸗ keiten.“ Er betrachtete ſie von der Seite. Wieviel leidvolle Ergebenheit barg das leiſe Wort—. „Sie träumen von Märchen, Baroneſſe“, er⸗ widerte er betont,„ich aber habe neulich eins erlebt. Ja, wahrhaftig!“ Er nickte ihr ernſt⸗ haft zu, da ſie ungläubig lächelte. „Auf der Heimkehr von einer herrlichen Wallderung verirrte ich mich in einen Wald. Daß er verzaubert war, merkte ich ſofort an der furchtbaren Zutraulichkeit der Tiere, die den Menſchen als Bruder, nicht als Feind be⸗ grüßten. Während ich ſo, bei jedem Schritt auf eine Begegnung mit Waldmännlein und Elfen⸗ volk hoffend, diele köſtlich duftende Heimlichkeit durchmaß, ſah ich plötzlich vor mir die aller⸗ holdſeligſte Erfüllung meiner Wünſche. Inmit⸗ ten eines weißen Blumenteppichs ſaß die Elfenkönigen ſelber in duftigem Gewand, auf dem ſchönen jungen Haupt ſtatt einer Krone einen Blumenkranz, und flocht mit ihren zar⸗ ten Fingern an einem grünen Gewinde.“ Er halte die Hände um das gekreuzte Knie geſchlungen und ſprach in leichtem Erzähler ton, ohne das Mädchen anzuſehen, das mit weit geöffneten Augen an ſeinen Lippen hing.„So lieblich war die Erscheinung, ſo betörend ihre Holdſeligkeit, daß der Wunſch übermächtig in mir wuchs, vorzutreten und ihr kniend meine Huldigung darzubringen. Aber bei der erſten Bewegung ſprang ein großer, grauer Wächter in Geſtalt eines Hundes auf und bannte mich mit ſeltſam ſchaurigen Drohaugen an meinen Platz. Und ehe ich wieder ein Glied zu regen vermochte, war das ganze Bild entſchwunden.“ Er ſchwieg einen Augenblick, hörte das er⸗ regte Atmen neben ſich, das in kleinen, flattern⸗ den Stößen an ſein Ohr drang. „Ich glaubte, geträumt zu haben, ſchalt mich einen Toren, der am hellen Tage Geiſter ſah. Aber als ich endlich den blumenbedeckten Platz auf dem die Elfe geſeſſen hatte, zu betreten wagte, fand ich ein feines Tüchlein auf der Erde, das ſie als Zeichen ihres Daſeins zurück⸗ gelaſſen hatte. Hier, auf meinem Herzen, ruht es.“ Er griff in die linke Bruſttaſche, entfaltete ſorgfältig das feine Spitzentuch— einige ver⸗ trocknete Maiglöckchenſtengel lagen darin. Das Mädchen hatte unwillkürlich die Hand danach ausgeſtreckt, hielt jedoch in der halben Bewegung inne und ſaß reglos, wortlos da, im Banne einer ungeheuren Erregung. Noch im⸗ mer ſah der Mann auf den ſtillen Teich, über dem eine Libelle ihr Spiel trieb. Blaugrün ſchillerten ihre durchſichtigen Flügel beim an⸗ mutigen raſchen Flug. a 1 FJortſetzung folgt. Poliſtt benim das Geichl Jühlbare verſteifung des Geſchäftslebens vor der Wahl— Auch Unſicherheit auf dem Effektenmarkt In den letzten Tagen hat ſich im Handels⸗ geſchäft aller Art eine fühlbare Verſteifung be⸗ merkbar gemacht. Die Politik hemmt das Ge⸗ ſchäft. Größere Abſchlüſſe werden vor Vollzug der Reichspräſidentenwahl nicht getätigt, und man kann aus den verſchiedenſten Wirtſchafts⸗ kreiſen hören, daß Aufträge ſowohl von innen, als auch von Seiten des Auslandes unter der ausdrücklichen Begründung zurückgehalten werden, daß man erſt einmal abwarten wolle, wie ſich die politiſchen Dinge in Deutſchland entwickeln. Die Rückwirkung dieſer Zurückhal⸗ tung in den Großabſchlüſſen wie in den Groß⸗ käufen und ⸗verkäufen macht ſich natürlich auch bei den mittleren und Kleinhandel bis zun Einzelhandel herunter bemerkbar, ſodaß auch hier das Geſchäft in den letzten Tagen arg ins Stocken gekommen iſt. Man tätigt nur die allerwichtigſten und lebensnotwendigſten Ein— käufe und ſpart ſich Diſpoſitionen größeren Umfangs bis nach den Reichspräſidentenwah⸗ len auf. Der Umſtand, daß gegenwärtig größere En⸗ gagements im Hinblick auf die bevorſtehenden großen politiſchen Entſcheidungen in Deutſch— land nicht unternommen werden, drückt auch dem geſamten Börſengeſchäft den Stempel auf. Die Papiere derjenigen Unternehmungen, die auf den Export ihrer Produkte angewieſen ſind, wurden am meiſten von der Unſicherheit der letzten Wochen betroffen. Das gilt insbeſondere für die Werte der Maſchinen- und Metall— induſtrie, aber auch anderer Erzeugniſſe. Bi— lanzmäßig hat die letzte Woche in Berückſich— 4 tigung des Kursſtandes der Wertpapiere mit einem Minus abgeſchloſſen. Es ſind nur ganz wenige Papiere, die den in der Vorwoche er⸗ reichten Stand halten konnten, meiſt aber ha⸗ ben ſich die Effekten nach Lage der Dinge nicht unerhebliche Kursminderungen gefallen laſſen müſſen. Nachdem nach kurzem Auftrieb die Elektrizitätspapiere ziemlich ſtark geſteigert waren, haben ſie mittlerweile ihren Gewinn faſt vollends wieder abgeben müſſen. Aehnlich iſt es einer Reihe von Werten des Kalimarktes ergangen, die vordem ſehr lebhaft gefragt wa— ren. Und Aktien zumal, die, wie Schubert und Salzer und andere, ſich eines ganz beſonderen Intereſſes auch des Auslandes erfreuen durf⸗ ten, haben mittlerweile ſtark am Kurs verlo— ren. Es ſind in der letzten Woche eigentlich nur zwei wichtigere Ausnahmen zu verzeichnen, u. zwar Continental Gummi, deren Aktien vom Ausland, insbeſondere Holland her, ſtark auf— gekauft wurden, und Akkumulatoren-Aktien, die auf den ganz überraſchenden Gewinnabſchluß kursmäßig erheblich profitieren konnten, ſodaß ſie ſchon mit mehr als 50 Prozent den Pari— Kurs überſchritten haben, unter welchem dieſe Aktien noch im Dezember 1931 lagen. Im ganzen wird man auch in der laufenden Woche, jedenfalls bis zu einem Zeitpunkt, in welchem eine Klärung der innenpolitiſchen Verhältniſſe auf Grund der am Sonntag ſich vollziehenden Reichspräſidentenwahl geſchaffen iſt, mit ſtarker Zurückhaltung und infolgedeſſen mit einer ruhigeren Tendenz am geſamten Wertpapiermarkt rechnen müſſen. Aus duller Well Jagd hinter Ladendieben Frankfurt a. M., 8. 3. Seit einigen Wochen wurden die großen Warenhäuſer auf der Zeil und der Kaiſerſtraße von einer gefährlichen Bande von Ladendieben heimgeſucht, ohne daß man dieſelbe faſſen konnte. Man hatte inzwi⸗ ſchen nur feſtgeſtellt, daß es ſich um ein 20— 22 Jahre altes Pärchen und um einen älteren Mann handelte, der den Aufpaſſer ſpielte. Nun legte ſich ein Kriminalbeamter auf die Lauer, der nach einigen Tagen auch die Täter auf friſcher Tat erwiſchte. Auch der ältere Herr war wieder dabei und deckte ſeine Schützlinge. Der Hauptſchuldige ergriff, als er ſich beobach⸗ tet ſah, die Flucht, und nun begann eine wilde Jagd durch die Straßen der Stadt hinter dem Ladendiebe her, der auf der Flucht die gemach— te Beute wegwarf. Schließlich konnte er aber doch geſtellt und in polizeilichen Gewahrſam genommen werden. Am anderen Tage wurde auch das weibliche Mitglied der Bande ſeſt⸗ genommen. Der dritte im Bunde, der Auf⸗ paſſer und freundliche alte Herr, iſt ebenfalls identifiziert, ſeine Verhaftung ſteht bevor. Beim Einbruch von der Polizei erſchoſſen Berlin, 8. 1. Der 25jährige Zeitungshändler Erich Wilde drang heute früh gegen 5 Uhr mit Hilfe dreier Kameraden in die Wohnung ſei⸗ ner früheren Braut ein. Er hatte ſich vom Dach aus an einem Strick bis zum Fenſter einer Kammer ihrer Wohnung heruntergelaſſen und das Fenſter eingedrückt. In der Annahme, daß ſeine Braut in der Kammer ſchlaſe, gab er drei Schüſſe auf das Bett ab, in dem jedoch der Bruder der Braut lag. Die Schüſſe gingen fehl. Die übrigen Angehörigen flüchteten in die Nachbarwohnung und alarmierten die Polizei. Während der Eindringling in der Wohnung nach ſeiner früheren Braut ſuchte, traf ein Be⸗ amter ein und ſtellte ihn in d ſüche. Als Wilde darauf in die Kammer te, gab der Beamte einen Schuß nach 9. mmer ins Dunkle ab und tötete Wilde d. einen Kopfſchuß. neue Verhaftung im Falle Lindbergh New Haven(Connecticut), 8. 3. Die Polizei hat einen gewiſſen Tony Meſlo feſtgenommen. Dieſe Verhaftung ſoll nach Angabe der Poltzei 11 Falle Lindbergh eine neue Wendung ge⸗ en. Auf der Landſtraße überfallen. Altenglan, 8. 3. Der Landwirt Jakob Chri⸗ ſtoffel aus Friedelhauſen, wurde auf dem Heimweg von einem Handwerksburſchen ange⸗ halten und ſchwer mißhandelt. Chriſtoffel trug ſchwere Kopfverletzungen davon. Der Täter konnte noch am gleichen Tage von der Gendar⸗ merie Altenglan verhaftet und ins Amitsge⸗ richtsgefängnis nach Kuſel eingeliefert werden. Er ſoll ſchon mehreremal vorbeſtraft ſein. Kind ſchwer verletzt. Spieſen, 8. 3. Ein ſchwerer Verkehrsunfall ereignete ſich im Oberdorfe. Das vierjährige öhnchen eines Bergmannes wurde von ei⸗ et angefahren und mit ſol⸗ Pflaſter geſchleudert, daß ihm die Schädeldecke zertrümmert und das Gehirn freigelegt wurde. Außerdem erlitt das Kind noch Knochenbrüche. Lebensgefährlich ver— letzt wurde das Kind nach Neunkirchen ins Krankenhaus überführt. Die Schuldfrage iſt nicht geklärt. Unterſchlagungen eines Verwaltungsbeamten. Marburg, 8. 3. Ein Verwaltungsbeamter von der Landesirrenanſtalt Haina(Kreis Franken— berg), der bereits kürzlich wegen Unterſchla— gung von 32000 RM e Kaſſengeldern zu zwei Jahren vier Monaten Gefängnis verurteilt wurde, ſtand geſtern vor dem hieſigen Schöf— fengericht unter der Anklage, gleichzeitig 5400 RM aus der Gemeindekaſſe— der Beamte hatte nebenbei auch das Amt des Gemeinde— rechners inne— unterſchlagen zu haben. Der Angeklagte gab die Unterſchlagungen auch zu, doch beſtritt er die angegebene Höhe. Das Urteil lautete unter Zuſammenziehung mit der bereits erkannten Strafe auf zwei Jahre ſie— ben Monate Gefängnis. Brlnde wüten zwei Großfeuer in einer Nacht Hünfeld, 8. 3. Nachts brach in dem Anweſen des Landwirts Rud. Hütſch Feuer aus, durch das Scheune und Stall in Aſche gelegt wur⸗ den. Die Feuerwehr war noch an der Brand⸗ ſtätte tätig, als die Scheune des Landwirts Joſef Kircher, die etwa 150 Meter entfernt liegt, in Flammen aufging. Von hier griff das Feuer auch auf die Scheune des Land- wirts Herbert über und für das ganze Ober— dorf beſtand große Gefahr. Die von den Nach⸗ barorten herbeigeeilten Feuerwehren waren nicht in der Lage, den gewaltigen Brand wirk— ſam zu bekämpfen. Erſt als die Fuldaer Mo— torſpritze eintraf, gelang es ein weiteres Um— ſichgreifen des Feuers zu verhindern. Scheune und Schweinſtälle des Herbert und Scheune, Schweine- und Pferdeſtall ſowie ein Schuppen des Kircher brannten bis auf die Grund— mauern nieder. Die Urſache des Brandes iſt noch unbekannt. Großfeuer in Bickenbach Bickenbach(Bergſtraße), 8. 3. Montag abend gegen halb 9 Uhr brach in der Süddeutſchen 955 1 05 8 5 Putzwollefabrik Feuer aus, das außerordent— lich ſchnell um ſich griff. Beim Eintreffen der Feuerwehr ſtanden das Fabrikgebäude und die Lagerräume bereits in hellen Flammen. Zur Bekämpfung des Feuers mußten die Feuer⸗ wehr aus Heppenheim und die Motorſpritze aus Darmſtadt herangezogen werden, deren vereinten Bemühungen es gelang, das Feuer in ſpäter Nachtſtunde zu löſchen. Der Schaden iſt ſehr beträchtlich. 5 N. Ein neuer Brand um Lenderſcheid 5 Lenderſcheid, 8. 3. Am Samstag abend er— tönte im benachbarten Merzhauſen Feuer⸗ alarm. Es brannte in der Scheune des Land— wirts Jakob. Das Feuer fand an den dort lagernden Heu- und Strohvorräten reiche Nahrung. Es konnten nur eine neue Preſſe und eine Sägemaſchine gerettet werden. An der Brandſtelle trafen ſofort mehrere Land— jägereibeamte ein. Auch in dieſem Falle ſoll Brandſtiftung vorliegen u. es hat den Anſchein, als ob, nachdem in Lenderſcheid verſchiedene Schutzmaßnahmen getroffen und Polizeikräfte von außerhalb eingeſetzt worden ſind, die ruch— loſen Brandſtiftungen nunmehr die Umgebung iin Aufregung verſetzen ſollen. 21 Pöl kerbund Beendigung der Debatte über Japan- China— Bildung eines Redaktions- komitees zur Ausarbeitung einer Entschließung Genf, 8. 3. Der Hauptausſchuß beendete heu— te abend die Ausſprache über den cghineſiſch— japaniſchen Konflikt und beſchloß die Einſet— zung eines Redaktionskomitees, das morgen zuſammentreten und eine Entſchließung zum Fernoſtkonflikt ausarbeiten ſoll. Der Haupt— ausſchuß tritt erſt wieder am Donnerstag zu— ſammen. Die Abrüſtungstagung Genf, 8. 3. Die geſtrigen Beſchlüſſe des Büros der Abrüſtungskonferenz wurden dem Hauptausſchuß heute vormittag von dem Be— richterſtatter Dr. Beneſch vorgelegt und be— gründet. Dr. Beneſch wies ausdrücklich darauf hin, daß die Delegationen nach wie vor das Recht haben, jederzeit vor dem Ausſchuß Ab— änderungsanträge oder neue Vorſchläge vorzu— bringen. Der deutſche Vertreter Nadolny ſtellte in dieſem Zuſammenhang feſt, daß die Frage der Abſchaffung der militäriſchen Luftfahrt, die in der Tagesordnung für den Luftfahrtausſchuß vorgeſehen iſt, mit ihrer grundſätzlichen Seite im Hauptausſchuß bei der Ausſprache über das Verbot gewiſſer Waffen oder Rüſtungskatego— rien erörtert werden könne. Dieſer Feſtſtellung ſtimmte der Berichterſtatter im Einvernehmen mit dem Ausſchuß zu. 30 eroberken die Japaner Tſchapei Di letzlen Bilder vom chineſiſch⸗japaniſchen Kriegsſchauplat 5 5* WN 8 neſiſche Infanterie verſucht zwiſchen den Trümmern der Oben: Japaniſches Geſchütz in Feuerſtellung zwiſchen den Ruinen von Tſchapei. Unten: Chi hineſenſtadt einen letzten verzwei⸗ felten Angriff auf die japaniſchen Stellungen. Unſere Bilder geben einen erſchütternden Eindruck von den furchtbaren Endlämpfen um die Schanghaier Vorſtadt Tſchapei. Als die Japaner endlich die Stadt erobert hatten, beſtand 3 ſie nur noch aus Quadrat ilo 3 r Durch das Eingreifen des Vorſitzenden des Luftfahrtausſchuſſes de Madariaga kam es zu einer längeren Ausſprache über Art und Um— fang der Erörterung der Luftfahrtfragen in den einzelnen Kommiſſionen, eine Ausſprache, die nach dem Eingreifen von Nadolny, Paul— Boncour und Beneſch zur Beſtätigung der deutſchen Auffaſſung führte. Der Bericht und die Tagesordnung wurden angenommen. Die techniſchen Ausſchlüſſe beginnen ab mor⸗ gen mit ihrer Arbeit. * Briand⸗Ehrung im Hauptausſchuß der Abrüſtungskonferenz. Genf, 8. 3. Der Hauptausſchuß der Abrü— ſtungskonferenz hat heute vormittag ſeine Ar— beiten wieder aafgenommen. Zu Beginn der Sitzung gedachte Henderſon der Nerſönlichkeit und der Verdienſte Briands. Am Samstag wird keine Sitzung ſtattfinden, um den Aus— ſchußmitgliedern die Teilnahme am Begräbnis Briands zu ermöglichen. Ein Jedermankel von Millionenwerk geſlohlen Göttingen, 8. 3. Aus dem Ethnographiſchen Inſtitut der Univerſität wurde in der vergan⸗ genen Nacht ein Federmantel aus Hawaii ge⸗ ſtohlen. Der Mantel beſteht aus geflochtenen Faſern, in die wertvolle Federn eingeknüpft ſind. Der Schulterkragen iſt mit roten und gel⸗ ben Federn beſetzt. Ferner wurde ein ebenfalls aus roten und gelben Federn angefertigter Federhelm geſtohlen. Als Wert der beiden Ge— genſtände werden zwei Millionen RM auge— geben. Tagesumſchau In der Ludwigsburger Vorſtadt Oßweil ſchoß ein Polizeibeamter in der Notwehr auf einen 27jährigen Arbeiter, der lebensgefährlich verletzt wurde. E Der Unterſuchungsausſchuß des Völkerbun— des iſt nach Kioto abgefahren. Am Freitag wird er ſich nach Schanghai einſchiffen. Eine Verſammlung des Henburger Gaſt⸗ wirtegewerbes beſchloß, den Vierſtreik abzu⸗ brechen. * Ein rangierender Zug ſtieß bei Nakel(Po— ſen) mit einem aus Gneſen kommenden Güter— zug zuſammen. Elf Eiſenbahnbeamte und Ar— beiter wurden verletzt. * In dem ſeit Wochen dauernden Budapeſter Putſch-Prozeß wurde heute der Angeklagte Oberoffizial Ladislaus Vannay zu ſechs Mo⸗ naten Staatsgefängnis und Degradierung ver— urteilt. E Die Zahl der Opfer der Unruhen bei den Ford⸗Werken hat ſich auf vier Tote und 50 Verletzte erhöht. * Reichspräſident v. Hindenburg empfing heute den Segelflieger Groenhoff, dem als dem er— folgreichſten Piloten für mötorloſen Flug für das Jahr 1931 vom Preisgericht der Hinden⸗ burg⸗Potal und der Höchſtpreis für motocloſen Flug zuerkannt war. * Die Reichsregierung hat der Induſtrie wei⸗ tere Garantiehilfe für neue ruſſiſche Aufträge zur Verfügung geſtellt. * In der Druckerei des„Illuſtrierten Beobach⸗ ters“ erſchien Kriminalpolizei und beſchlag⸗ nahmte laut„Völkiſchen Beobachter“ die ge⸗ ſamte bereits fertiggeſtellte Auflage der Wahl⸗ propagandanummer des„Illuſtr * 10 5 5 5 1„ ee