Das grüßte und gewaltigste Ula- Groltonflmwerk. kines ter schönsſen und besten filmwerke der Well. L Ana A FFII AA Ein entzückender Tonfilm aus Wiens vergangener Zeit Dazu das Herrliche summe Propramm Zus. 19 Aale D Achtung! Reute Montag nur 10 Pig. Zuschlag bas erlolgrelckste deutsche Fllmw-erk I ipirh bünkrich in Central Film Versäume niemand diese erstkl. Tonfilm-Sehenswürdigkeit. Das gibt's nur einmal, das kommt nicht Wieder Das mul ein Stück vom Himmel sein, Wen und der Wein Geſchäfts⸗Verlegung und „Empfehlung. Der werten Einwohnerſchaft, insbeſondere Nach- barn, Freunden und Gönnern zur gefl. Kenntnis, daß ich meine Schuhmacherei von der Kühnerſtraße nach Blauchutſtraße Nr. 11 verlegt habe.— Ich danke meiner ſeitherigen Kund— fchaft ür das mir bisher bewieſene Vertrauen und bitte, mich auch in meiner jetzigen Wohnung unter— ſtützen zu wollen. Hochachtungsvoll! Valentin Wunder 2. Schuhmachermeiſter. Sonntag Morgen um ½8 Uhr, hat es dem Herrn über Leben und Tod gefallen, unseren lieben, treu- besorgten Vater, Herrn Metzgermeister Michael Haas 4. versehen mit den hl. Sterbesakramenten,„ von 67 Jahren, zu sich in sein besseres Jenseits ab- 9 105 zurufen. Viernheim, Brühl, den 14. März 1932. 9 80 Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Dienstag, nachmittags 3 Uhr, von Lampertheimerstraße 23 aus, statt. Vormittags ſtatt. Gemeindehaſſe. Die Auszahlung der Wohlfahrtsunter⸗ ſtützungen findet von jetzt ab jeweils Freitags 5 Das zahlende Publikum wolle im eigenen Intereſſe dieſen Vormittag meiden Winkenbach, 2 Wasen. u. 5 Düget dns al Johanna Stumpf Reisende für Private von bedeuten- der Wäschefabrik gesucht. Reichhalt. Kollektion sämtl. Haushalt- und Aussteuer— Wäsche kostenlos. Hoher Veidienst wir Sofort har pusgezahlt Shließfach 256 alauen i Goethestrasse 18 empfehlt sich im Wascnen u. Bügeln 5 von 75 Stärkewäsche 5 Gardinen 6 Leih- u. 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Mk. moderne in zutelstole (140 cm. breit) 8.90, 7.- 4.50 Mk. kaufen Sie bei Robert Steiert Weinheimerstrafe 62. Lokale Nachrichten »Der Wahlverlauf in Viernheim. Der geſtrige Sonntag hatte das deutſche Volk zur Wahl des Reichspräſidenten aufgerufen. Im Wett— bewerb ſtanden ſich 5 Kandidaten. Die Herren Hindenburg, Hitler, Thälmann, Düſterberg und Winter. Allgemein war die ganze Welt geſpannt, welches Ergebnis dieſe für das deutſche Vaterland ſo wichtige Wahl zeitigen wird. Durch den ſcharfen Wettbewerb, beſonders zwiſchen Hindenburg und Hitler, war eine große Wahlbeteiligung zu erwarten Daß dieſe aber ſo ſtark werden würde, hatten doch ſelbſt die größten Optimiſten nicht gedacht. Von mehr als 42 Millionen Wähler und Wählerinnen haben beinahe 38 Millionen ihre Stimmen abge⸗ geben. Die Wablbeteiligung betrug ſomit faſt 90 Prozent. Das wohl kalte, aber doch ſchöne Wetter hatte ſicher zu di ſem Rieſenergebnis auch ſehr viel beigetragen. Viernheim iſt ſich ſeiner Tradition der geringeren Wahlbeteiligung auch bei der geſtrigen Wahl treu geblieben. Von 7577 Wahlberechtigten gingen 5708 Perſonen zur Wahl, alſo 75 Prozent. Schon am Vormittag wurde ſtark gewählt, das den Ernſt der geſtrigen Wahl erkennen ließ. Durch Exnablatt ließen wir noch am geſtrigen Abend das hieſige Wahlreſultat verbreiten. Aus dem Ergeb- nis iſt zu folgern, daß alle Parteien höchſte An⸗ ſtrengungen machten. Die Hindenburgkandidatur errang mit 2838 Stimmen den Sieg; hernach folgten die Kommuniſten mit 1700 Stimmen, die gegen die letztjährige Landtagswahl wieder um 300 Stimmen zunahmen. Bezüglich der Zunahme der kommuniſtiſchen Stimmen, ſtand unſer Viernheim im prozentualen Einwohnerverhältnis im Reich mit on der Spitze. Die Agitation der Kommuniſten, und das Hierwohnen von Agitatoren, mögen an dieſer Zunahme der kommuniſtiſchen Stimmen ſtärtſten Anteil haben. Die Nationalſozialiſten haben ihre Stimmen gegen die letzte Landtagswahl verdoppelt, ſie erhielten 1081 Stimmen. (Tas Hakenkreuz auf einem Fabrikſchornſtein bildete die Senſation der National ſozia⸗ liſten. Dieſes war weit ſichtbar und in den Abend- ſtunden beleuchtet.) Die Kandidaturen Düſterberg und Winter verfügten hier über faſt keinen An: hang. Der Wahltag ſelbſt ging ohne beſondere Siörungen von Ruhe und Ordnung vorüber Das Geſamt⸗Ergebnis vom Reich war Nachts um 2 Uhr feſtgeſtellt, das unſere Leſer auf der 1. S. finden. Hindenburg fehlten nur etwas über 150000 Stim— men, ſonſt wär er ſchon im erſten Wahlgang als ge— wählt zu betrachten. Das iſt ſchade, da es dadurch nochmals zu einem Wahlgang kommen muß. Wie im Laufe der heutigen Nacht noch bekannt wurde, will ſich Hitler auch im zweiten Wahlgang gegen Hindenburg ſtellen. Letzterer hat bereits ſchon einen Vorſprung von 7 Millionen; Reſerven ſind nur noch wenige da. Hindenburg kann daher ſchon heute als künftiger Reichspräſident wieder be— trachtet werden. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Ruheſtörung, 1 wegen nicht rechtzeitigem Ladenſchluß, 2 wegen Vergehen gegen die Meldeordnung und 1 wegen verbotswidrigem Schlachten bezw weil die Schlacht- räume nicht den geſetzlichen Vorſchriften entſprechen. * Evangeliſche Gemeinde In der 6. Paſſtonsandacht, am Mittwoch, den 16. März, Abends 8 Uhr, wird Frau Pfarrer Storck aus Birkenau reden. Frau Pfarrer Storck, Leiterin des Birkenauer Frauenvereins und Mädchenbundes und ehemalige Kraynkenſchweſter, wird aus reicher Lebenserfahrung Wertvolles zu ſagen haben. Am Donnerstag, den 17. März, Abends 8 Uhr, wird in der Männer- und Jungmännerverſammlung Herr Pfarrer Storck Heppenheim ſprechen. Zu recht zahl- reichem Beſuch wird herzlichſt eingeladen, ſchon um der auswärtigen Redner willen. * Lotterie des deutſchen Sänger⸗ bundes. Allen Losinhabern genannter Lotterie zur Kenntnis, daß die Ziehungsliſte eingetroffen und zur Einſicht in den Schaufenſtern von Zigarren⸗ haus Specht und Metzgerei H. Heckmann Wtw. ab heute ausgebängt iſt „Verliebte Leut, die große gakt. Operette von Mielke, wird in vollſtändig neuer Bearbeitung vom Volkschor am Oſterſonntag zur Aufführung kommen. Ungefähr 70 Pirſonen werden hierbei mitwirken. Nu für Viernheim wird das Auftre⸗ ten eines Baſetts ſein, das unter Leitung des La- banſchölens Pier nkämper Mannheim z. Zt. eifrig mit der Ei ſtudierung der Tänze beſchäftigt iſt. Die muſikaliſche Leſtung liegt in den Händen von Herrn Karl Blank, dem das Orcheſter Hanf Blank t Frau Eliſe Beyer, 0 no men hat. Troß der hohen U oſten ſiud die Ein⸗ trittspreiſe äußerſt niedrig gehalten. Die Ein- wohnerſchaft von Viernheim, iſt zum Beſuch dieſer Operette am Oſterſonntag freundlichſt eingeladen. * Sterbefall. Unſer hochachtbarer Mit⸗ bürger Herr Metzgermeiſter Micha el Haas, iſt geſtern Sonntag an den Folgen einer Lungen— entzündung, 67 Jahre alt, ſchnell und unerwartet geſtorben. Die Beerdigung dieſes allſeits beliebten Mannes findet morgen Dienstag ſtatt.(Siehe Anzeige.) Wie in den Viernheimer Wahlbezirken gewählt wurde. 1. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Sitzungsſaal des Rathauſes. Außerhalb liegende Gebäude, Blauehutſtraße von Wald- bis Hofmannſtraße, Eliſabethenſtraße, Friedrichſtraße, Friedrich Ebertſtraße, Hofmannſtraße, Luiſenſtraßſe von Lorſcher⸗ bis Blauehutſtraße, Lud⸗ wigſtraße von Lorſcher⸗ bis Waſſerſtraße, Wald⸗ ſtraße, Waſſerſtraße, Weihgartenſtraße. Dueſterberg 3, Hindenburg 460, Thälmann 433, Winter 1. 2. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Schillerſchule rechts Alexanderſtraße, Alicenſtraße, Berth.⸗Pfenning⸗ ſtraße, Bürſtädterſtraße, Kirſchenſtraße, Kühnerſtraße, Lorſcherſtraße, Ludwigſtraße von Bürſtädter⸗ bis Lorſcherſtraße, Luiſenſtraße von Bürſtädter⸗ bis Lor⸗ ſcherſtraße, Nibelungenſtraße, Rathausſtraße links und rechts vom Rathaus bis Waſſerſtraße, Verl. Alexanderſtraße. Dueſterberg 2, Hindenburg 637, Thälmann 276, Winter 1. 3. Abſtimmungsbezirk. Wabllokal: Goctheſchule links. Am Frohnberg, Bahnhofſtraße, Blauehutſtraße von Hofmann- bis Weinheimerſtraße, Hansſtraße, Hügelſtraße, Pandurengaſſe, Repsgaſſe, Ringſtraße, Schulſtraße, Waſſerſtraße von Hofmann- bis Wein. heimerſtraße, Weinheimerſtraße, Wieſenſtraße, Zep⸗ pengaſſe Hitler 141, Hitler 226, Hitler 264, 4. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Goetheſchule rechts. Bismarckſtraße von Weinheimer- bis Rathaus⸗ ſtraße, Eulerſtraße, Heddesheimerſtraße, Holzſtraße, Kiesſtraße, Mannheimerſtraße, Neubauſtraße, Rat- hausſtraße links vom Rathaus bis ans Ende, Sand— ſtraße, Steinſtraße, Welhelmſtraße. Hindenburg 477, Winter 2. Dueſterberg 5, Thälmann 276, Hitler 217 5. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Schillerfchule rechts. Annaſtraße, Bismarckſtraße von Rathaus- bis Kreuzſtraße, Goetheſtraße, Kreuzſtraße, Lampert— heimerſtraße, Molitorſtraße, Römergartenſtraße, See⸗ gartenſtraße. Dueſterberg 4, Hindenburg 386, Thälmann 264, Winter 2. 6. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Schillerſchule rechts. Jahnſtraße, Jägerſtraße, Moltkeſtraße, Neu- häuſerſtraße, Spitalſtraße, Rathausſtraße, rechts vom Rathaus bis Ende. Tivoli: Rathausſtraße, Moltkeſtraße, Bürgmeiſter Lamberthſtraße, Am Tivoli, Am Königsacker. Dueſterberg 3, Hindenburg 330, Thälmann 258, Winter— Hitler 154, Hitler 79, * Heddesheim, 14. März. Hier wurden gezählt: Hindenburg 877, Thälmann 563, Hitler 498, Dueſterberg 43 und Winter 4 Stimmen. U. T.⸗Film⸗Palaſt. Charly Chaplins Meiſterwerk. Heute nur 40 Pfg. (Plätze ſichern). Wie überall, ſo auch in Viernheim, hatte Charly Chaplins Kunſtwerk einen großen Erfolg. Das Haus bog ſich geſtern Abend vor lauter Lach⸗ ſalven. Die Beſucher klatſchten Charly vor Freude Befall. Das war noch nie da, Tränen rollten vor Lachen. Trotz des teuren Fumes, der alles in Schatten ſtellt, nur 40 Pfg., damit alle Charly Chaplin ſehen ſollen. Mufter, Tochter, Sohn und Dueſterberg 6, Hindenburg 547, Thälm 193, Winter 4. Vater, alles geht für 40 Pig. ius Union⸗Theater, dem führenden Theater Viernbeims. Wiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 13˙0 Mk. frei ins Haus gebracht.— G Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“ Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Dem Endſieg entgegen * Leider hat das Fehlen von rund 160 000 Stimmen den endgültigen Sieg Hindenburgs im erſten Wahlgange bereits unmöglich gemacht. Wenn im zweiten Wahlgange am 10. April, wo die einfache Mehrheit entſcheidet, der Endſieg Hin— denburgs auch gewiß iſt, ſo iſt doch der Koſtenauf— wand zu beklagen, und namentlich der Aufwand an neuer Hetze und neuem Haß, denn Hitler hat ja ſchon angekündigt, daß der Kampf mit neuen, ſchärferen Methoden, vor allem gegen das Zen— trum, das die Naziwünſche wieder einmal zerſchla— gen hat, geführt werden müſſe. Die ganze Wahl, auch der erſte Wahlgang wä— re an ſich ja nicht nötig geweſen. Der Machtgier der Rechten haben wir den Kampf zu verdanken, der hinter uns liegt, und der uns gezeigt hat, wie übel die Methoden ſind, mit denen in Deutſchland die ſogenannte nationale Oppoſition kämpft. Das Syſtem? Das junge Deutſchland weiß gar und hat es noch gar nicht aus den Blättern der Rechten erfahren, daß das jetzt beſtehende Syſtem an die Stelle einer Herrſchaft getreten iſt, die den Krieg nicht zu verhindern mochte, die nicht rechtzeitig den Krieg abgebrochen, und die dem Volke die ganze Wahrheit über die hoffnungsloſe Lage erſt verkün⸗ Allerdings ſei es das Beſtreben der franzöſiſchen det hat, als nichts mehr zu verheimlichen war. Die Folgen dieſer Fehler ſtanden zur Rede, außerdem freilich auch die ſchwere wirtſchaftliche Lage, die über die ganze Welt ihre Wirkungen ausübt. Die Rechtsradikalen bekämpfen das„Syſtem“, weil es nicht ihr Syſtem iſt, ſie rufen nach einer ſtarlen Hand und meinen die ihrige. Das kurze Gedächtnis der Deutſchen mit Be— zug auf die Geſchichte des Krieges und des Zu— ſammenbruches hat der nationalen Front den Kampf erleichtert. Und es wäre ſeltſam geweſen, wenn die Hitler— partei ſich nicht auch diesmal als Sammelbecken der Unzufriedenheit gezeigt hätte. Vor dem Kriege war es die Sozialdemokratie, die der Unzufriedene wählte, um den Racker Staat zu ärgern, jetzt iſts die Hitlerpartei, der Frau Eulalia Rumpelkaſten ihre Stimme gibt, um dagegen zu proteſtieren, daß es ii Sommer zu viel geregnet hat, oder daß jetzt die Waſſerleitung eingefroren iſt. Wer Hitler wählt in dem Glauben„es werde anders“ und in dem Wunſche, es müſſe einmal anders werden, hat ohne Zweifel beſcheidene Anſprüche. Denn wenn er nur etwas anderes will, begnügt er ſich mit einer Wendung an ſich; es iſt ihm offenbar dabei gleichgültig, ob dieſe Wendung zum Schlechteren oder zu einer anderen Form des Schlechtſeins führt. Daß es in der nächſten Zeit weſentlich beſ—⸗ ſer werden wird, glaubt der Bürger Kulicke ſelbſt nicht. Macht nichts, er wählt eben Hitler, weil es Mode iſt. So haben die Nazi, dieſe Profiteure des Elends, einen großen Fiſchzug getan, und ihr Gewinn beſtätigt die Vermutung, die jeder haben konnte, der ſehend unter dieſem Volke umhergeht. Niemals wurde widerwärtiger von einer Op— poſition gekämpft, als von der nationalſozialiſti⸗ ſchen Hälfte der Harzburger Freunde. Daß die Hitlerblätter einen gefälſchten Aufruf be⸗ nützten, um gegen das Zentrum zu hetzen, hat uns an ſich nicht in Erſtaunen geſetzt, da von den Nazi⸗ blättern auf dieſem Gebiete das Verächtlichſte nun einmal bevorzugt wird. Aber dieſe Fälſchung war die ſchimpflichſte, die uns jemals in einem Wahl⸗ kampfe begegnet iſt. Dieſe Fälſchung, die in ihrem Charakter dem Kriminellen ſich nähert, war als Krücke für Herrn Hitler gedacht— es iſt uns noch nicht bekannt geworden, ob Herr Hitler dieſe ſchimpfliche Tat mißbilligt hat. Wenn er nicht bald von ihr abrückt— ſie hat in ſeinem Leibblatt ge⸗ ſtanden, wird man prüfen müſſen, wie weit ſein perſönliches Intereſſe an dieſer zum Himmel ſtin⸗ kenden Wahllüge gegangen iſt. Bei dieſer Wahl drehte ſich die Entſcheidung um nur zwei Kandidaten, und zwar um Hindenburg u. Hiter. Darüber, daß das deutſche Volk, von den Kommuniſten abgeſehen nicht fertig gebracht hat, einmütig und einſtimmig ſeinen Beſten zu wählen, wird noch ſpäter zu ſprechen ſein. Dieſe Zerflei⸗ ſchung iſt tatſächlich eine Schande. Aber ſie hat ſich vor den Augen der ganzen Welt vollziehen kön⸗ nen— verhülle dein Haupt, Germanig. Der ge⸗ waltigen Zahl von Stimmen, die auf den Mar⸗ ſchall gefallen iſt, wollen wir uns dabei aber doch freuen; ſie iſt wahrhaft erhebend, namentlich in latholiſchen Gegenden. Hindenburg wurde überall mit einer überwäl⸗ tigenden Treue von den Zentrumsleuten ge⸗ wühlt. und dies iſt für uns ein wahrer Troſt bei dem Anblick all der Verwirrung und des Haſſes, in den die nationale Oppoſition das ge⸗ plagte deutſche Volk hineingedrängt hat. Von 35 Wahlkreiſen haben ſich achtzehn für dalbſahrſich 0 ö 1 achtſeitige illuſtrierte jährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchaſtsſtele u. beim Hale rage Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. r Dien sta W Hindenburg entſchieden gegenüber allen anderen Kandidaten. In einer ganzen Reihe von Wahl⸗ kreiſen kam er nahe an die abſolute Mehrheit heran. Das Ergebnis iſt ſehr knapp aber durch⸗ aus ehrenvoll für Hindenburg. Der Vorſprung Hindenburgs iſt ſo groß, daß er auch in einem zweiten Wahlgang nicht eingeholt werden kann. Es iſt eine Tragik ſondergleichen, daß an der ab— ſoluten Stimmenmehrheit für Hindenburg nur et- viernheimer Anzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 32 NN e ee 22 . wa 160 000 Stimmen fel ei über 37 000 000 im ganzen abgegebenen ien. Die Schlußfolgerung dieſes Er und zu arbeiten. Im zweiten Wahlgang, in dem die einfache Mehrheit entſcheidet, kann der Endſieg Hindenburgs ja nicht zweifelhaft ſein. Die Parole bleibt dieſelbe wie bisher: Nur der Beſte wird Reichspräſident! Deutſchland gefährlich nur, wenn es Reparationen zahlt Botſchaſter von Hoeſch auf der Jahrestagung der Deutſchen Handelskammer zu Paris weib. Paris, 15. März. Auf dem traditionel— len Jahreseſſen in der Deutſchen Handelskammer zu Paris hielt Botſchafter von Hoeſch ein Referat über die deutſch-franzöſiſchen Handelsbeziehungen. Der Botſchafter ging von dem Beſtreben Frank- reichs aus, ſich einen möglichſt großen Innenmarkt durch Kontingentierung der Einfuhr zu ſchaffen. und der deutſchen Regierung, Handelsverträge über retten. die beſtehenden die Depreſſion hinüberzu⸗ Was den deutſchen Ausfuhrüberſchuß an— lange, ſo ſei es nicht richtig, aus einem Wachſen dieſes Ueberſchuſſes immer auf wirtſchaftliche Ge— ſundheit und Stärke des betreffenden Landes ſchließen zu wollen. Auf die Bedeutung der indu— ſtriellen Rüſtung Deutſchlands für das Ausland übergehend, betonte der Botſchafter, daß induſtrielle Rüſtzeug Deutſchland nur dann ge— das ſtarke fährlich werden könne, wenn Deutſchland gezwun— gen ſei, unter Herabdrückung ſeines eigenen Le— bensniveaus ſich die Mittel zur Abtragung der auf Jihm ruhenden Laſten zu beſchaffen. Neue Vergewaltigung des Memellandes Rein litauiſches Direktorium gebildet, das weder dem Sinne der Memelkonvention, noch dem Beſchluß des Völkerbundsrates entſpricht 5 M e m el, 14. 3. Der Präſident des Memel direktoriums Simmat hat heute mittag ſein Direktorium endgültig gelIdet und zu Mitgliedern dieſes Direktoriums den Beſitzer Reis⸗ gys und den Kaufmann Kadgiehn ernannt, ſo daß das Direktorium jetzt aus Simmat, dem in voriger Woche ernannten Teliſchus und den beiden oben genannten Herren beſteht. Die Er⸗ nennung Kadgiehns und Reisgys' iſt beſonders deshalb bemerkenswert, weil dieſe beiden ſchon ſeinerzeit vom Landtage das Mißtrauen ausgeſprochen erhielten. 1 Berlin, 14. 3. Die Nachrichten aus Memel, wonach Simmat ſein Direktorium endgültig gebildet und mit Toliſchus, Reisgys und Kad— giehn beſetzt hat, gibt zu der Feſtſtellung Ver⸗ anlaſſung, daß der Landtag gegenüber dem Präſident Simmat und Toliſchus, beides Na— tional⸗Litauer— bereits in dem Sinne Stel⸗ lung genommen hat, daß ſie das Vertrauen nicht erhalten könnten. Für Reisgys und Kad— giehn gilt logiſcherweiſe das Gleiche, weil ſie beide als Direktoriumspräſidenten zu ihrer Zeit bereits Mißtrauensvoten erhalten haben. Es handelt ſich um ein rein litauiſches Direktorium, das weder dem Sinne der Memelkonvention, noch dem Beſchluß; des Völkerbundsrates vom 20. 2. dieſes Jahres entſpricht, er die Errichtung eines verfaſſungsmäßigen Direktoriums fordert. Dafür tragen die Sig natarmächte ſowohl als Mitunterzeichner der Konvention wie als ſolche des vorerwähnten Ratsbeſchluſſes die Verantwortung. Sie wer— den alſo dafür ſorgen müſſen, daß der neue litauiſche Verſtoß raſcheſtens eine geeignete Norrektur erfährt. Politiſcher Oſterfriede enb. Berlin, 14. März. Das Reichsinnenmini⸗ ſterium bereitet, den Blättern zufolge, eine Vor⸗ lage vor, nach der die politiſchen Parteien in der Karwoche vom 20. März bis zum 30. März Burgfrieden wahren ſollen. Das Reichs⸗ kabinett wird ſich mit der Vorlage in einer ſeiner nächſten Sitzungen beſchäftigen. Die ſächſiſche Regierung hat bereits für die Oſter woche ein Demonſtrationsver⸗ bot erlaſſen. wieder Selbſtmord eines Multimillionärs wtb. Roch eſter, 15. März. Der bekannte Multimillionär und Aufſichtsratsvorſitzende der Eaſtman⸗Codak⸗Geſellſchaft, George Eaſt⸗ man, hat geſtern ſeinem Leben durch Erſchie⸗ ßen ein Ende bereitet. George Eaſtman, der im Alter von 77 Jah⸗ ren ſtand, war ſeit längerer Zeit leidend. Sein Arzt vermutet, daß er die Tat in einem Schwer⸗ mutsanfall begangen hat. In einem Schrei⸗ ben an ſeine Freunde erklärte Eaſtman: „Meine Arbeit iſt getan, wozu warten?“ wib. Rocheſter, 15. März. Wie zu dem Selbſt⸗ mord George Eaſtmans noch mitgeteilt wird, ſchickte Eaſtman, der krank im Bette lag, geſtern nachmittag die bei ihm weilenden Bekannten aus dem Zimmer. Als dieſe auf den Schuß hin zu Eaſtman ins Zimmer eilten, war er Lereits tot. Aus den Mitteilungen des Arztes ergibt ſich, daß Eaſtman, der ſeit vielen Jahren leidend war, ſich in letzter Zeit nicht unweſentlich erholt hatte. Der Oſtkonflikt Der Unterſuchungsausſchuß in Schanghai 5 eingetroffen Schanghai, 14. 3. Der Unterſuchungsausſchuß des Völkerbundes für die Mandſchurei iſt heute eingetroffen.— Abberufung japaniſch. Truppen aus Schanghai Tokio, 14. 3. Das Kriegsminiſterium teilt mit, daß eine Diviſion u. eine gemiſchte Briga⸗ de in Schanghai den Befehl erhalten haben nach Japan zurückzukehren. E 49. Jahrg FF Ang 5 Das ergänzte amtliche Wahlergebnis Berlin, 14. 3. Das beim Reichswahlleiter vorliegende vorläufige amtliche Wahlergebnis der Reichspräſidentenwahl ſtellt ſich auf Grund der Berichtigungen wie folgt: Gültige Stimmen 37657 199 Davon für: Dueſterberg Hindenburg Hitler Thälmann Winter Zerſplittert 2 558 813 18 654 24% 1341 119 4982 870 111492 8 661 Hindenburg kandidiert auch im 2. Wahlgang Berlin, 14. März. Reichspräſident von Hin⸗ denburg hat, wie wir von unterrichteter Seite erfahren, auf eine Anfrage der Vereinigten Hin⸗ denburgausſchüſſe heute vormittag erklärt, daß er AL ſich ſelbſtverſtändlich auch für den zweiten Wahl— gang zur Verfügung ſtellen werde. Der Reichspräſident hat ſich geſtern abend um 11 Uhr laufend die Berichte über die einzelnen Ergebniſſe der Wahl angehört und ſich dann zur Ruhe begeben.) um halb 7 Uhr wurde dem Reichspräſidenten endgültige Ergebnis mitgeteilt, über das er ſich ſehr befriedigt äuß Heute Ges 57 en e e, e d 0 Türdien kommt wieder ac) Ge Die Sanierung der Donaustaaten 5 Genf, 14. 3. Der franzöſiſche Miniſterprä⸗ ſident Tardieu wird morgen vormittag wieder in Genf eintreffen. Offiziell wird erklärt, daß Tardieu Frank⸗ reich in den Sitzungen des Hauptausſchuſſes der politiſchen Kommiſſion der Abrüſtungskon⸗ ferenz vertreten wird. Man glaubt aber allge— mein, daß der Hauptzweck ſeines neuerlichen Genfer Aufenthaltes die Fortſetzung der Be— ſprechungen iſt, die er hier vor einigen Wo⸗ chen in der Frage der wirtſchaftlichen Sanie⸗ rung der Donauſtaaten abhielt. Auf franzöſi⸗ ſcher Seite ſtellt man ſich den weiteren Verlauf ſo vor, daß nach einem vorherigen Einverneh⸗ men der europäiſchen Großmächte die Donau⸗ ſtaaten eingeladen werden, ſich über einen Plan zu verſtändigen und daß erſt dann die Groß⸗ mächte eingeladen werden, dazu Stellung zu nehmen. Heute abend war es noch nicht bekannt daß wegen dieſer Nagelegenheit auch ein Ver⸗ . deutſchen Regierung nach Genf kom Cetzte Radiomeldungen Ueberſchwemmungen in Rumänien.) witb. Bukareſt, 15. März. Jäh einbrechen⸗ des Tauwetter und Regengüſſe haben in vielen Gebieten Rumäniens zu heftigen Ueber⸗ ſch wem mungen geführt. Brücken und Eiſen⸗ bahnlinien ſind zerſtört, viele Dörfer ſtehen voll⸗ kommen unter Waſſer. In Bulareſt und Jaſſy ſind eine Reihe von Außenbezirken ebenfalls über⸗ ſchwemmt. Da inzwiſchen wieder unvermittelt Froſt eingeſetzt hat, ſind die Waſſermaſſen auf Straßen und Plätzen gletſcherartig vereiſt. El Salvador erklärt ein allgemeines Moratorium. witb. Paris, 15. März. Havas meldet aus San Salvador, daß die Nationalverſammlung der Republik El Salvador ein allgemeines Morato⸗ rium erklärt hat. Lehrer und Schüler im Möhneſee ertrunken. witb. So e ſt, 15. März. Einige Schulkinder aus Günne betraten geſtern das Eis am Ufer des Möhneſees, wagten ſich zu weit auf den Tee hin⸗ aus und brachen dann durch die noch zu dünne Eisdecke. Dem Lehrer Alteköſter gelang es, zwei Kinder zu retten. Bei dem Verſuch, auch das dritte i Kind zu bergen, brach er ſelbſt ein und ertrank mit ihm. Die beiden Leichen konnten geborgen werden. Die lommunale Amſchuldung Noch ſlarke hinderniſſe. Während man vor wenigen Wochen noch glauben konnte, daß bei dem damaligen Stand der Verhandlungen die Frage der ſogenannten Kommunalen Umſchuldung ſoweit gediehen ſei, daß beſtimmte Entſchlüſſe gefaßt werden konn⸗ ten, ſehen ſich die Dinge heute anders an. Ueber das Prinzip und die Notwendigkeit beſteht nirgendwo ein Zweifel. Aber die Mittel und Methoden zur Durchführung der Pläne ſind ſtark umſtritten. Das größte Hemmnis be⸗ ſteht eben in der Schaffung der notwendigen Gelder. Man hatte daran gedacht, dieſe Kom⸗ munalumſchuldung mit Hilfe einer Prämien⸗ anleihe durchzuführen, die aber nach Lage der Dinge einen ſehr hohen Betrag hätte erbrin⸗ gen müſſen. Man rechnet mit mindeſtens 600 Millionen Mark. Nun haben ſich aber bei den Verhandlungen mit denjenigen Geldinſtituten, die für die Plazierung dieſer Anleihe in Be⸗ tracht kommen, nicht geringe Hemmungen her⸗ ausgeſtellt, die ſich insbeſondere auf die Frage der Sicherung vor etwaigen Kurs- und ande⸗ ren Verluſten erſtrecken. Man machte von dieſer Gläubiger-Seite aus geltend, daß ſelbſt eine ſolche Anleihe unter den heutigen Verhältniſſen nicht zu pari, ſon⸗ dern unter pari herausgebracht werden müßte, um größeres Intereſſe zu erwecken, u. daß in⸗ folgedeſſen ſchon von vornherein eine Minde— rung der Forderungen der Gläubiger den Kommunen gegenüber ſich ergebe. Auf dieſem Gebiete ſind alſo noch erhebliche Schwierigkei⸗ ten zu überwinden. Nicht geringer ſind dieſe Schwierigkeiten u. Hinderniſſe bezüglich des Charakters der Um— ſchuldung, die nach dem Wunſche der Reichs- regierung jeden Zwanges entkleidet ſein muß, um dieſe Umſchuldung nicht einem Morato⸗ rium mit allen ſeinen bedenklichen Auswirkun⸗ gen gerade auch auf die geldgebende Seite hin gleichzuſtellen. Man betrachtet in den maßge⸗ benden Kreiſen es von ganz beſonderer Wich— tigkeit, daß der abſolut freiwillige Charakter dieſer Umſchuldung erhalten bleibt. Am kritiſchſten iſt immer wieder die Frage, wie eine Kredit⸗ bezw. Anleiheſumme von 600 Millionen Mark unter den heutigen Verhält— züſſen aufgebracht werden kann. Wie die Dinge heute gerade auf den Markt der Kommunalan⸗ leihen liegen, erſcheint der Plan kaum durch⸗ führbar, zu den vielen Sorten und Arten von Kommunalobligationen, die heute ſchon in Um⸗ lauf ſind, noch eine neue Abart, und noch dazu von 600 Millionen Mark, hinzuzufügen. Auch wenn man annimmt, daß der Betrag nicht ſo⸗ fort zur Auflage kommt, ſondern erſt Zug um Zug, ſo entſteht doch eine Belaſtung, die jedenfalls dem Zwecke, dem dieſe Anleihe die⸗ nen ſoll, nämlich dem vertrauensvollen Wie⸗ deraufbau der kommunalen Finanzwirtſchaft, nicht förderlich iſt. Man muß überdies beden⸗ ken, daß eine Anleihe dieſen Umfangs eine Til⸗ gungsfriſt von mindeſtens zehn Jahren in An⸗ ſpruch nimmt. Da nun auch neuerdings noch die Arbeits⸗ beſchaffungspläne eine große Rolle ſpielen, u. deren Finanzierung mindeſtens rund 1200 Millionen Mark für notwendig gehalten wer⸗ den, ſodaß alſo insgeſamt, wenn man noch an⸗ dere Maßnahmen für Mittelſtand, Handwerk und Gewerbe in Erwägung zieht, ein Bedarf von nicht weniger als zwei Milliarden Mark hervortritt, ſo kann man es verſtehen, daß man die gewichtigſten Sicherungen zu ſchaffen be⸗ ſtrebt iſt, um die Kreditwirtſchaft, die kaum wieder einigermaßen in Ordnung geraten iſt, nicht aufs neue zu gefährden. Jetzt iſt der Punkt da, an welchem die Reichsbank ſelbſt in Aktion treten muß, um durch eine Politik, die geeignet iſt, das Vertrauen weiteſter Schichten der Bevölkerung wiederzugewinnen, nicht nur die noch zuückgehaltenen, ſondern auch neue Kapitalien einzuſetzen, und den Weg für die Schuldkonſolidierung einerſeits u. Geldmarkt⸗ entlaſtung andererſeits freizumachen. Denn das entſcheidende, worauf es jetzt ankommt, iſt, die deutſche Kreditwirtſchaft aus den Feſſeln, in die ſie durch Mißtrauen und Funktionsſtö⸗ rung gekommen iſt, herauszulöſen und vor al⸗ len Dingen die Adern, durch die dem deutſchen Geldweſen die Lebenskraft zuſtrömt, die Ban⸗ ken, Sparkaſſen und ſonſtigen Kredit- u. Geld⸗ inſtitute, insbeſondere auch die Genoſſen⸗ ſchaftskaſſen, wieder im geſamten wirtſchaftli⸗ chen Organismus frei und unbehindert ihre vermittelnde Rolle ſpielen zu laſſen. —————.—-—.¼—᷑ nah und Jern Darmſtadt.(Schweres Autounglück.) Am Sonntag nachmittag fuhr ein von Frankfurt kommendes Frankfurter Perſonenauto vor Ar⸗ heilgen gegen einen Baum. Von den 5 In⸗ ſaſſen wurden zwei Herren ſchwer an Kopf und Händen, die übrigen Perſonen leicht ver⸗ letzt. Das Auto wurde ſchwer beſchädigt. Darmſtadt.(Politiſche Schlägerei.) In der Nacht zum Sonntag kam es in der Altſtadt aus politiſchen Gründen zu einer Schlägerei. Dabei wurde dem Schloſſer Chriſt von dem 22jähri⸗ gen Keutz mit einem Kartoffelſtößer ein Auge ausgeſchlagen. Der Verletzte kam durch die Rettungswache ins Stadtkrankenhaus, der Tä⸗ ter wurde von der Polizei geſtellt. Darmſtadt.(Reviſion im Sprendlinger Mordprozeß.) Der wegen ſeiner Ehefrau zum Tode verurteilte Friedrich Baumgarten aus Sprendlingen, ſowie die zu zwei Jahren 9 Monaten Gefängnis verurteilte Frau Bau⸗ meiſter haben beim Reichsgericht Reviſion des Urteils beantraat. Seitens des Staatsanwalts CCC Aber die Liebe iſt die größte unter ihnen Roman von Helma von Hellermann. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle 1931 9. Fortſetzung. So ſtart, ſo zwingend ſchwang die Freude in ſeiner Stimme, daß die Trauer zu ſchwinden, das Licht heller zu werden ſchien. Befreit von aller Schwere ſchritt Roſemarie von Rohſen an der Seite des Mannes dahin durch ihren geliebten Wald, als ſei er neues Land, deſſen Herrlichteit ſich ihr zum erſten Male ofſen⸗ barte. Bald darauf ſtanden ſie im duftenden Kreiſe ihres Lieblingsplatzes— Rosemarie mußte ſich ſetzen, während Hardt ihren Schoß mit Blumen füllte. Dann ließ er ſich auf den nachſten Baum⸗ ſtumpf nieder und ſah ſtillbeglückt den feinen Fingern zu, die im anmutigen Spiel Blumen und Blätter zu einer Kette wanden. Ein heißes Verlangen war in ihm, das ge⸗ ſenkte Kopſchen mit ſeiner ſchweren, dunklen Flechtenkrone koſend zu berühren. Aber er be⸗ zwang ſich Sie war allein mit ihm, auf ſeine Ritterlichteit angewieſen, vertrauensvoll wie ein Kind, das ſich in ſicherer Hut weiß. Da hob Rosemarie die Augen.„Haben Sie von Ihrer Frau Mutter gehört, Herr Hardt? Sie erwarteten ſchon geſtern einen Brief.“ „Er kam heute morgen“, gab er dankend Beſcheid, brachte aber leider keine gute Nach⸗ richt. Muttchen hat wieder Fieber, was uns beide ſehr beunruhigt Vater will morgen gleich nach dem Sanatorium im Schwarzwald fahren — ich hoffe, ſie kurz danach beſuchen zu düt⸗ 72772 A ͤ TT wird wegen des Freiſpruchs des Schwagers Heinrich Brandt Reviſion verfolgt. Scherzheim.(Selbſtmord.) Die in den 40er Jahren ſtehende ledige Karoline Häuſſel hat ſich im Schopf ihrer elterlichen Wohnung er⸗ hängt. Freiburg i. Br.(Wieder ein Kind verbrüht.) Das 3 Fahre alte Töchterchen eines Wirtes in Zähringen fiel in der Küche in einen Topf mit heißem Waſſer, wobei es ſich derartige Ver— brennungen zuzog, daß es in der Klinik geſtor⸗ ben iſt. Zuffenhauſen.(Seine Frau erſchoſſen.) Frei⸗ tag abend wurde in der Stuttgarter Straße ei⸗ ne Frau von ihrem Mann erſchoſſen. Der Tod trat faſt unmittelbar nach der Tat ein. Der Logisherr wurde ebenfalls von dem Mann an⸗ geſchoſſen; nach ärztlicher Unterſuchung mußte er ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Täter konnte durch die Polizei feſtgenommen werden. Ueber die Motive, die zur Tat führten, iſt noch nichts bekannt. Straßburg.(Giebelmauer eingeſtürzt.— Ein eee jehr zuverſichtlich—, da kann man ſich den machen.“ Sie ſcheinen zu führen.“ Hardt nickte.„Ich wünſchte, Sie gibt Frauen, die ihre Mädchenhaftigkeit, tene Tugenden geworden; ihrer Oberflächlichkeit. Das lockt, beſſer, ſchöner zu Hauſe kennen gelernt benden Herzen.“ Er hatte ſehr ernſt geſprochen. Sah nun be⸗ ſtürzt, daß des Mädchens Augen ſich mit Tra⸗ nen gefüllt hatten, die unaufhaltſam über das geſenkte, blaß gewordene Geſichtchen rannen. „Baroneſſe— liebe Baroneſſe Roſemarie—“ N Zum erſten Male entfuhr ihm ihr Name. Wie ſüß und vertraut er klang! Ihre Lippen bebten im Verſuch, ein Lä⸗ cheln zu erzwingen.„Verzeihen Sie— aber— Ih ltern— ich Sie ſprachen ſo lieb von ren E 77 ² A Die Veilchenaugen wuchſen groß und dun— kel vor Teilnahme.„Ach, wie leid tut mir das! ein ſo glückliches Familienleben möchten meine Mutter kennen, Sie beide würden ſich ſehr bald lieb gewinnen 1— Vater und ſie ſind wie ein Brautpaar zuſammen, ich necke ſie oft deswegen— und bin im Herzen doch jo froh darüber.“ Sein Blick wurde ſinnend.„Es ihr reines Empfinden, ihren bezaubernden Scharm mit den Jahren nicht verlieren, ſondern ver⸗ tiefen bis ins Alter hinein. Das ſind aber ſel⸗ die Mädels von heute legen allen Wert aufs Aeußerliche, ſie gleichen ſich wie eine Stecknadel der anderen in unterhält eine Weile— dann langweilt es. Ich hab's und möchte meiner Mutter nur die Tochter zufüh⸗ ren, die Heimat fände an ihrem großen, lie⸗ großen Straßendurchbruch, der mitten durch die Straßburger Altſtadt führt, ſtürzte eine Giebelmauer eines ſchon halb abgebrochenen Hauſes ein. Ein Arbeiter wurde ſo ſchwer an Bein und Bruſt verletzt, daß er im Kranken⸗ haus ſtarb. Ein anderer Arbeiter erlitt einen Beinbruch. München.(Das Bier wird nochmals billi⸗ ger.) Der Bayeriſche Brauerbund hatte am Samstag die Preſſe geladen, um über die ge⸗ plante Neuregelung der Bierpreiſe zu berichten. Dr. Stiegler, der Direktor des Bayeriſchen Brauerbundes, gab in großen Umriſſen ein Bild über den Werdegang der Bierſteuerpolitik des Reiches und der Gemeinden in den letzten zwei Jahren. Entſprechend der in Bayern ein⸗ tretenden Bierſteuerermäßigung werde ſich des⸗ halb für Bayern eine weitere Bierpreisermäßi⸗ gung ab 20. März 1932 von 4 Pfennig ergeben, ſo daß die Geſamtſenkung mit Einſchluß der vom Preiskommiſſar verfügten Senkung nun⸗ mehr 8 Pfennig pro Liter betragen wird. Bayriſchzell(Obb.).(Der Erfinder der Os⸗ ramlampe geſtorben.) Im Alter von 67 Jahren verſchied hier an Herzſchlag Dr. ing. h. c. Her⸗ mann Remanee von der Techniſchen Hochſchule Berlin. Remanee war früher in den Siemens⸗ und Halskewerken tätig, trat aber dann in die Osramwerke über, wo ihm die Erfindung der weltbekannten Metalldrahtlampe(Osramlam⸗ pe) gelang. Die Osramlampe hat ſeit ihrer Er⸗ findung durch Remanee die Kohlenfadenlampe faft vollkommen verdrängt. München.(Liebesdrama in einem Caféhaus.) Um die Mittagszeit ereignete ſich am Wahl⸗ ſonntag im Café Kaiſerhof an der Schützen⸗ ſtraße in München ein blutiges Drama. Dort feuerte ein verſchmähter Liebhaber, der 36 Jah⸗ re alte Schriftſetzer Fritz Altmann auf ſeine Nach dem Genuß verdorbener Lebensmiltel erkrankt Freiburg i. Br., 14. 3. 30 bis 40 National⸗ ſozialiſten, die geſtern abend in einem natio⸗ nalſozialiſtiſchen Verkehrslokal ihr Abendeſſen einnahmen, erkrankten nach dem Genuß von Konſerven, die vermutlich verdorben waren. 24 Erkrankte mußten in die Mediziniſche Klinik eingeliefert werden. Ihr Befinden gibt zu Be⸗ ſorgniſſen keinen Anlaß. Erfolgreiche Berufung. der Gebrüder aß Berlin, 14. 3. Erich und Franz Saß, die vom Schöffengericht wegen Vorbereitung zum Münzverbrechen zu einem Jahr Gefängnis ver⸗ urteilt worden waren, wurden heute auf ihre Berufung von dieſer Anklage freigeſprochen und lediglich wegen Uebertretung zu drei Wo⸗ chen verurteilt, weil ſie ohne behördliche Ge⸗ nehmigung Formen angefertigt hatten, die zur Herſtellung von Papiergeld geeignet erſchienen. Es war ihnen aber die Abſicht des Münzver⸗ brechens nicht nachzuweiſen. Verhaftung von Nalionalſozialiſten Waffen⸗ und Funkgerät beſchlagnahmt Pinneberg, 14. 3. Im Kreiſe Pinneberg ſind am geſtrigen Wahlſonntag eine Reihe von Na⸗ tionalſozialiſten verhaftet und Waffen- und 2 DD 1 Un ſen. Muttchens Briefe täuſchten in ihrer Sorge bin Waſſe, da begreifen Sie vielleicht— uns zu ängſtigen, ſie ſchreibt immer heiter und nur persönlich ein richtiges Bild von ihrem Beſin— „Ja“, ſagte Helmut Hardt ſchlicht, beugte ſich vor und legte ſeine Hand auf ihre kalt ge⸗ wordenen Finger, die ſich unbewußt um die be⸗ hütende, tröſtende Kraft ſchmiegten;„ich ver⸗ ſtehe Sie wohl.“ Wortlos blieben ſie, vom ruhevollen Frie⸗ den des Waldes umgeben bis ferner Kuckucks⸗ ruf in die verträumte Stille tönte. Da brach Hardt das Schweigen. „Wollen Sie mir nicht ein wenig von Ih⸗ rem Leben erzählen, Baroneſſe“, bat er herz⸗ lich.— Sie erwiderte dankbar den warmen Druck ſeiner Hand, die ſich dann ſanft von der ihren löſte. „So Frohes wie Sie kann ich nicht erzäh⸗ len, bei uns überwog der Schatten das Licht.“ Sie ſtreichelte die Dogge, die ſich nach länge⸗ rem wißbegierigen Herumſtreifen zu ihren Fü⸗ zen gelagert hatte und bei der Berührung nur ſchläfrig mit den Augen blinzelte. „Verloren Sie Ihre Eltern früh?“ „Vater ſtarb vor zwei Jahren, bald nach⸗ vor ſich hin.„Ob es wohl etwas Schrecklicheres für ein Kind gibt, als eine unglückliche Ehe der Eltern, den Unzufriedenen zu ſpüren, der mehr und mehr in Zank und Streit ausartet — und zuletzt den offenen Haß...“ Sie verſtummte jäh. Der Mann ſaß reglos geſſen. Endlich ſprach ſie weiter.„Mama war ſehr, ſehr ſchön. Es war als kleines Kind meine größte Freude, ſie aus der Nähe betrachten zu dürfen, bei ihrer Toilette zugegen zu ſein. Sel⸗ ten genug geſchah das, ſie liebte Kinderlärm Toter, ein Verletzter.) Bei Abbrucharbeiten am dem Mama— uns— verlaſſen hatte“. Sie ſah da Es ſchlen, als habe ſie ſeine Gegenwart ver⸗ ud zärtlichteit nicht. So war ich meiſt der Geltebte, eine 23 Jahre Kaſſierin, einen Revolverſchuß ſie erheblich am Hals. Dann rich i Waffe gegen ſich ſelbſt. Der Schuß traf ih den Kopf; er ſtarb auf dem Wege ins Kranken⸗ haus. 8 1 5 München.(Im Schlaf verbrannt.) Am Sonn⸗ tag früh 4 Uhr entſtand in dem Anweſen des Oekonomen Eierſtock in Perlach ein Brand, bei dem ein Schuppen in Flammen aufging. Der Feuerwehr gelang es, den Brand nach einſtün⸗ diger Arbeit zu löſchen und das Wohngebäude zu retten. Als man in den Schuppen eindrang, fand man dort ein Bett, in welchem die ſtark verkohlte Leiche des 59 Jahre alten Hilfsarbei⸗ ters Korbinian Oberhauſer, der ſtändig dort nächtigte, lag. Die Urſache des Brandes iſt noch nicht geklärt. Die Leichenteile wurden in das gerichtlich⸗mediziniſche Inſtitut gebracht. Frankfurt a. M.(Schwere Bluttat.) Sams⸗ tagmittag gegen 15 Uhr ereignete ſich in Eſchersheim, einem Vorort Frankfurts, eine ſchwere Bluttat. Der 24jährige Lackierer Hein⸗ rich Müller lebte mit ſeiner 25jährigen Frau Eliſabeth ſehr ſchlecht, ſodaß ſie zeitweiſe ſogar getrennt lebten. Samstagmittag kam er mit feiner Frau im Keller wieder in Streit, der im Hausflur fortgeſetzt wurde. Plötzlich zog der Mann ein Meſſer und verſetzte der Frau einen Stich in den Hals, der die Schalgader verletzte und eine 6 bis 8 Zentimeter tiefe Wunde verurſachte. Die Frau kam in bedenk⸗ lichem Zuſtande ins Krankenhaus. Mörfelden.(Bürgermeiſter Zwilling verun⸗ glückt.) Bürgermeiſter Zwilling, der kürzlich gewählte kommuniſtiſche Bürgermeiſter, vom dem die Oeffentlichkeit in der letzten Zeit ſchon vieles hörte, iſt mit einem Motorrad verun⸗ glückt und wurde mit lebensgefährlichen Ver⸗ Aus dller Well Funkgerät beſchlagnahmt worden, da, wie die Polizei mitteilt, angenommen werden mußte, daß die dort in Maſſenquartieren untergebrach⸗ ten SA⸗ und SS⸗Leute militäriſch organiſierte Maßnahmen zumindeſt vorbereiteten. Die Ortsgruppenleitung der NSDaAp in Pinneberg bemerkt dazu, daß es ſich lediglich um Schutzmaßnahmen für Parteiangehörige für den Fall gehandelt habe, daß Hitlers Wahl⸗ ſieg hätte verkündet werden können. Mordgeſtändnis im Schlaf Marſeille, 14. 3. Unter aufſehenerregenden Umſtänden wurde jetzt in Avignon der 51 Jah⸗ re alte Landſtreicher Henri Emile Roche zu dem Geſtändnis bewogen, eine Vierzehnjährige ermordet zu haben, weil ſie ihm kein Almoſen gegeben hatte. Das Geſtändnis wurde erſt da⸗ durch möglich, daß ein Kaufmann Reyre, den Roche um ein Nachtlager gebeten hatte, ihn im Schlafe belauſchte, wie er zuſammenhangloſe Reden führte, die immer wieder in einem Mordbekenntnis gipfelten. Er alarmierte ſo⸗ fort die Polizei, die den Landſtreicher noch im Schlafe feſſelte. Als Roche erwachte und ſich gefeſſelt ſah, glaubte er ſich überführt und gab die Bluttat an der vierzehnjährigen Marie Louiſe Bonfiglio in Saint⸗Antonie in allen Einzelheiten zu. Unter normalen Umſtänden wäre die Ueberführung nie gelungen, da kei⸗ nerlei Indizien gegen den Verhafteten vorla⸗ gen und die Polizei bis jetzt völlig im Dun⸗ keln tappte. Fürsorge oft wechſelnder Fräuleins' überlaſſen, die wenig Zeit für ihren Zögling hatten. In unſerem Hauſe herrſchten die Launen einer verwöhnten Frau— jeder Hausgenoſſe wurde zu ihrem perſönlichen Dienſt gepreßt. Ordnung und Pünktlichkeit waren unbekannte Gäſte. Mein Vater litt mehr darunter als ich, das Kind, das ſich gern mit einem Märchen⸗ buche in irgendeinen ſtillen Winkel verkroch u. dort Stunden zufrieden verträumen konnte. Was Vater unter ſeiner Ehe litt, das verſtand ich erſt ſpäter— und doch wurde ſie aus Liebe geſchloſſen.“ „Nein“, widerſprach da Hardt faſt heftig, „Liebe war das nicht, Liebe kann das nicht ge⸗ weſen ſein, höchſtens: Verliebtheit, Leiden⸗ ſchaft.“ Das Mädchen ſah ihn grübelnd an— nickte dann langſam.„Sie mögen recht haben, das habe ich ſelber auch ſchon gedacht. So tief konnte ein reiner Liebesbund nicht ſinken, ſo ſchrecklich nicht enden.“ N Nur ſeine Augen fragten. „Mama brauchte viel Geld, immer mehr— mehr als Vater beſaß. Da machte er Schulden. Oh, die furchtbaren Szenen, wenn beide ſich ſtritten, Türen krachten, alles geduckt umher⸗ ſchlich, die Dienſtboten in der Küche die Köpfe zuſammenſteckten und flüſterten. Fremde Män⸗ ner kamen, mit barſchen Stimmen, klebten blaue Zettel an irgendein Möbelſtück. Mama lachte dazu, trällerte ein Liedchen empfing abends Gäſte— ich mußte im Salon erſcheinen, mich von den Herren mit Süßigkeiten füttern, von den Damen ſtreicheln laſſen.— : Fortſetzung folgt. 4— tail kapoleons in das hannoverſche Land en ins Krankenhaus nach Gießen ge⸗ Ludwigshafen.(Leichenländung.) Am Sonn⸗ tag vormittag gegen 9 Uhr wurde aus dem Winterhafen hier eine männliche Leiche gelän⸗ det. Nach dem vorgefundenen Ausweis han⸗ delt es ſich um den Reichsbahnoberſekretär Hermann Albrecht, 53 Jahre alt, in Mannheim wohnhaft. Ob Unglücksfall oder Selbſtmord vorliegt, iſt noch nicht ſeſtgeſtellt. Oggersheim.(Ein Zeichen der Notzeit.) Die gegenwärtige Notzeit hat dazu geführt, daß die Zahl der Fernſprechteilnehmer bis zum 1. März über 80 zurückgegangen iſt. Die Abnah⸗ me der Fernſprechteilnehmer iſt hauptſächlich eine Folge der harten Kriſe. Handwerk und Gewerbe ſind in Anbetracht des minimalen Ge⸗ ſprächverkehrs nicht mehr in der Lage, die ho— hen Grundgebühren zu beſtreiten. Karlsruhe.(Raubüberfall auf ein Laden⸗ geſchäft.) Im Hauſe Kreuzſtraße 27 wurde ein dreiſter Raubüberfall verübt. In die Filiale der Metzgerei Görger kam, als ſich der 20jäh⸗ rige Sohn des Beſitzers allein im Laden be⸗ fand; der 17 Jahre alte Schloſſerlehrling Wil⸗ helm Zimmermann, nahm das auf dem La⸗ dentiſch liegende Hackbeil und verſetzte dem jungen Görger einen Schlag über den Kopf. Als der Angegriffene zuſammenbrach, beraubte Zimmermann die Ladenkaſſe. Auf die Hilferufe Görgers ergriff der Räuber die Flucht, konnte aber im Gang des Hauſes feſtgenommen wer— den. Man fand bei ihm den Betrag von 15 RM. Görger iſt ſchwer, aber nicht lebens— gefährlich verletzt und liegt im Städt. Krau⸗ kenhaus. München.(Ueberfall auf zwei Poltziſten.) Im Weſtend Münchens wurde in der Nacht zum Montag gegen halb 3 Uhr ein hinterliſti⸗ ger Ueberfall verübt. Dabei wurden zwei Po⸗ lizeibeamte durch Revolverſchüſſe verletzt. Der Täter konnte feſtgenommen und der Polizei überliefert werden. Ueber das Motiv der Tat hat er bisher jede Auskunft verweigert. Die verletzten Polizeibeamten wurden in die chi— rurgiſche Klinik verbracht. Wahnſinn der Bürgerſteuer Steuern zahlt niemand gern, noch nicht ein⸗ mal der Finanzbeamte, deſſen Beruf es iſt, die Steuern feſtzuſetzen und einzuziehen, weil er für ſeine Perſon ja keine Steuerfreiheit ge⸗ nießt, ſondern alle Abgaben in derſelben Höhe zahlen muß wie jeder andere Staatsbürger auch. Daß die Steuerlaſt in Deutſchland zu hoch iſt, wird wohl ernſthaft von keiner Seite be⸗ ſtritten. Wertvoll iſt, daß auch der Bericht des Baſeler Beratenden Sonderausſchuſſes dies feſtſtellt und ſeine Auffaſſung dahin zuſammen⸗ faßt,„daß die Steuerlaſt ſo groß geworden iſt, daß für eine weitere Erhöhung kein Spielraum iſt.“ Ein lehrreiches Beiſpiel, welche unvernünf⸗ tige Höhe hier und dort beſonders die Bürger⸗ ſteuer erreicht, wird trefflich durch ein bekannt gewordenes Beiſpiel aus der Gemeinde Wop— pen(Oſtpr.) illuſtriert. In Woppen werden nicht weniger als 1950 Prozent des Landes⸗ ſatzes als Bürgerſteuer erhoben. Ein dort woh⸗ nender Landarbeiter erhält einen Nettobarlohn von 11,26 RM monatlich. Er muß bei 1950 Prozent für ſich 58,50 RM und für ſeine Frau 29,25 RM zuſammen alſo 87,75 RM, Bürger⸗ ſteuer zahlen, die in ſechs Monatsraten von je 14,62 RM erhoben werden. Da man mit Deputaten keine Steuern zahlen kann, reicht alſo der Monatsbarlohn nicht aus, um die Bürgerſteuer aufbringen zu können. Wie der Landarbeiter es fertig bringt, ſechs Monate lang auf jeden Barlohn zu verzichten, nur um ſeinen Steuerpflichten gegen die Wohnſitzgemeinde gerecht wer⸗ den zu können, iſt natürlich ſeine Sache, denn darüber hat ſich ſcheinbar weder die Gemeindevertretung, die den Zuſchlag beſchloſſen hat, noch der Kreis⸗ ausſchuß, der ihn genehmigt hat, irgendwelches Kopfzerbrechen gemacht. Daß ein ſolcher Vor⸗ fall aber überhaupt möglich iſt, beweiſt am be⸗ ſten, welche verzweifelten Mittel teilweiſe heute ſchon von den Gemeinden angewendet werden müſſen, um überhaupt noch irgendwelche Ein⸗ nahmen zu erhalten. die neuen heeres⸗Ergänzungs⸗ Beſtimmungen Auf Grund der Verordnung des Reichsprä⸗ ſiventen über die Ergänzung des deutſchen Hee⸗ res von 1927 gibt jetzt der Reichswehrminiſter die am 12. Auguſt 1931 genehmigte Faſſung dazu bekannt. Die Beſtimmungen enthalten die Werbung zum Eintritt in das Heer, die An⸗ nahme, Einſtellung, Entlaſſung, Papiere und Liſten. Die Ergänzung des Heeres liegt den Wehrkreiskommandos ob. Ausfälle werden ſo⸗ fort gedeckt. Freiwillige werden immer Anſang April und Oktober eingeſtellt. Die Bewerber können ſich ſchriftlich melden, wenn ſie nicht in der Nähe des Truppenteils wohnen. Sie ſollen ſich aber möglichſt perſönlich vorſtellen. Reiſe⸗ koſten werden jedoch nicht erſetzt. Geſuche an das Reichswehrminiſterium ſind zwecklos; ſie werden ſtets den Truppenteilen überwieſen. In Frage kommen nur ſittlich, geiſtig und kör⸗ perlich hervorragende Freiwillige, die neben ihrer ſonſtigen Eignung Luſt und Liebe zum Die Wildſau im Biro Dierdorf(Weſterwald), 14. 3. Eine faſt un⸗ glaubliche Jagdgeſchichte hat ſich in dem We⸗ ſterwalddorf Dierdorf zugetragen, die man für eine Art Jägerlatein halten könnte, wenn ihre Wirklichkeit nicht zuverläſſig verbürgt wäre. Eine ſtattliche Zahl hieſiger Bürger veranſtal⸗ tete eine Treibjagd, bei der eine Wildſau ange⸗ ſchoſſen wurde, die aber aus dem Jagdbereich ausbrach und auf den Ort zuſtürmte. Ueber die Heide fegend kam ſie in das Gewächshaus des Krankenhauſes, zertrümmerte Glasfenſter und brach Drahtzäune durch, um dann im Hof des Kaufmanns Hommer zu landen. Mit einem ge⸗ waltigen Satz ſprang der Keiler durch das ge⸗ ſchloſſene Fenſter ins Büro. Das Perſonal ſuch⸗ te auf Schränken und Tiſchen Schutz vor die⸗ ſem ſchwarzen Ungeheuer, das dann den Weg in den Laden nahm, wo in wenigen Sekunden die tollſten Verwüſtungen angerichtet wurden. Auf das Geſchrei eilte ein Mann herbei, der dem wütenden Tier im Gewicht von etwa 1½ Zentnern mit der Axt einen Schlag beibrachte, der aber ſeine Wirkung verfehlte. Die Wildſau ſetzte den Zerſtörungslauf fort, durchbrach eine Reihe von Zäunen und knickte die dickſten Pfähle wie Streichhölzer. Nachdem das raſende Tier einen etwa 6 Meter breiten Bach durch— ſchwommen hatte, verſchwand es in im ſo— genannten Ochſenbruch. Bis heute iſt es nicht wieder geſehen worden. Die Herren von der „grünen Zunft“ mußten erleben, daß auf Er⸗ den im allgemeinen und auf der Heide im be— ſonderen nichts unmöglich iſt. Ein dreiſtöckiger Aukobus 190 In Rom wurde für den Ausflugsverkehr nach Tivoli ein dreiſtöckiger Autobus in Dienſt geſtellt. Der Wagen iſt 12 Meter lang, 3,5 Meter hoch, hat beſondere Abteile für Rau⸗ cher, Hunde und Gepäck und kann 88 Fahrgäſte Wagens beträgt 45 Kilometer. aufnehmen. Die Stundengeſchwindigkeit des Soldatenberuf haben, nur Deutſche mit einem ſehr guten Leumund ſind und im Alter zwiſchen 17 und 21 Jahren ſtehen. Verheiratete Bewer⸗ ber werden nicht berückſichtigt. Vorgelegt wer⸗ den müſſen Geburts⸗, polizeiliches Führungs⸗, Schul⸗ und Lehrzeugniſſe. Gute Ergebniſſe der ärztlichen Unterſuchung und der Prüfungen er⸗ möglichen die Einſtellung in das Heer. Aufruf der deulſchnalionalen Volks⸗ parlei Berlin, 14. 3. Die Deutſchnationale Volks⸗ partei erläßt einen Aufruf, in dem es heißt: Die Wahlen in Preußen und die Wahlen im Reich, die wir aufgrund der Wahlergebniſſe als Ausdruck des Volkswillens fordern, wer⸗ den das Anwachſen des nationalen Gedan⸗ ken erneut zeigen. Unter dieſen Umſtänden wird der zweite Wahlgang hervorragend unter dem Geſichts⸗ punkt der Preußenwahlen zu ſühren ſein. Un⸗ ſer nächſtes großes Kampfziel heißt Preußen. gez.: Dr. Hugenberg. Kleiner Irrlum Eugen Sue, der Mann mit den„Geheimniſ⸗ ſen von Paris“, dieſem alten Schmöker, wußte noch beſſer Beſcheid über die Kneiper dieſer Stadt als über ihre Geheimniſſe und Myſte⸗ rien. Das beſte deutſche Bier gab es im Café e Paris. Als er eines Abends ſpät dieſes Lokal ver⸗ ließ— zuſammen mit ſeinem Freunde Romieu — ſtolperte dieſer und riß ſich an einem Gitter die ganze Wade auf. Sue— als ehemaliger Marinearzt— verband die Wunde kunſtgerecht mit ihren Taſchentüchern und brachte den Un⸗ glücklichen nach Hauſe. Früh am nächſten Morgen eilte Sue wieder ans Krankenlager und löſte den Verband: aber da war keine Wunde mehr, nicht die geringſte Schramme, noch nicht einmal eine rote Stelle! Sue war erſtaunt und konnte ſich den Fall nicht erklären, bis Romieu anfing zu ſchimpfen: „Sue, Du biſt weder Dichter noch Arzt! Ich hätte verbluten können wegen Deiner. Die Wunde iſt überhaupt am andern Bein!“ Und ſo war es in der Tat. Bruchmühlbach.(Schwerer Motorradunfall. Hier ereignete ſich ein ſchwerer Motorradun⸗ fall. Der Hüttenarbeiter Johann Krauß aus Bechhofen fuhr mit ſeinem Motorrad nach Hauſe. Unterwegs rannte er in eine Gruppe junger Männer aus Mieſau. Dabei wurde der Gärtnergehilfe Otto Schmitt am Kopf ſo ſchwer verletzt, daß ſeine Einlieferung in das Land⸗ ſtuhler Krankenhaus notwendig wurde. Der andere Verletzte, Herbert Klein aus Mieſau, erlitt einen Rippenbruch und innere Verletzun⸗ gen. Der Motorradfahrer kam mit geringen Verletzungen davon. Wie verlautet, ſoll der Motorradfahrer ohne Beleuchtung gefahren ſein. Heidelberg.(Bachfeſt in Heidelberg.) Der Termin des Bachfeſtes ſteht jetzt feſt. Es wird am 3. bis 5. Juni ſtattfinden. Es ſind eine große und reiche Anzahl außer voller Veran⸗ ſtaltungen vorgeſehen. Der hilligenhof und ſein letzler Beſitzer Skizze von Guſtav Kohne. Wer in den weiten Gebieten der nordiſchen Heide kannte in den vergangenen Jahrhunder⸗ ten nicht die Bauern von Godenried! Und wer ſie kannte, der fürchtete ſie auch. Heute freilich hat niemand mehr Urſache, ihnen aus dem Wege zu gehen. In jener Zeit aber, als man noch drei Kreuze zu ſchlagen pflegte, wenn man ſich vor jemand ſchützen wollte, war das an⸗ ders. Nicht, daß man in Godenried darauf aus⸗ gegangen wäre, Händel zu ſuchen; nicht auch, daß man den Unterſchied zwiſchen den eigenen und des Nachbars Aecker nicht gewahrt hätte. Im Gegenteil! Sie waren durchaus rechtſchaf⸗ fene und ehrliche Menſchen, die Bauern von Godenried. Wehe aber jedem, der ihnen auf of⸗ fener Straße an den Wagen fuhr! Der ihnen auch im Dorfkruge, auf dem Jahrmarkte, bei einer Feſtlichkeit oder wo ſich ſonſt Gelegenheit dazu bot, an den Ellenbogen ſtieß! Die Bauern von Godenried waren Herrenmenſchen: Selbſt⸗ bewußt, aufrecht, gerade. Stolz auf die großen Hofräume, auf die ſchwer und lang dahin ge⸗ ſtreckten Gebäude, die Pferde⸗ und Rinderſtälle, die mächtigen Eichen, die aus den Gartenhecken empor wuchteten, die auch ihre gewaltigen Kronen hoch über die Firſte von Haus und Scheune hinaus reckten. Unter und zwiſchen ihnen ging der Bauer einher wie ein König, der die Lagerzelte ſeiner ſiegreichen Garden aufſucht. Die Fruchtbarkeit der Niederung, nach der die Ortſchaft auch den Namen trug, hatte dieſe Menſchenart im Laufe der Jahrhunderte wachſen und ſich entwickeln laſſen. Und wie der Boden, ſo die Früchte; wie die Umwelt, ſo der Menſch. Nun erſchien im Hochſommer des Jahres 1803, Wochen nach jenem unglückſeligen Mait dem mitten im Frieden die Ba⸗ 0 n. ein 1 795 N 0 omman⸗* do in Godenried. Der Ort ſoute 100 Scheffel Hafer, 50 Schinken und einen Zentner harte Mettwurſt liefern. Die Bauern ſtanden im er⸗ ſten Augenblick wie angewurzelt da. Dann trat wieder Leben in die erſtarrten Körper: Die Zornesadern fingen an zu ſchwellen, die Fäuſte ballten ſich. Was fiel den Kerlen, die da ſo eif— rig näſelten und ſchwadronierten, denn nur ein? Den Schlüſſel zu dem Getreideboden trug der Bauer in der Taſche, und denjenigen zur Fleiſchkammer hielt die Bäuerin in Verwah⸗ rung. Niemand ſonſt hatte ein Recht darauf, am wenigſten dieſe Nong und Wuiſager. Als aber die Franzoſen davon ſprachen, daß ſie demnächſt wiederkämen, um die erforderlichen Pferde und Wagen auszuheben, auch damit drohten, daß der Umfang der Aushebung ſicherlich nicht unabhängig von ihrem jetzigen Verhalten ſei, fügten ſie ſich. Taten's unter Groll und Zähneknirſchen, taten es aber noch mehr in ſtiller Ueberlegung und in berechnen⸗ der Abſicht. Sie dachten daran, ſich für die an⸗ getane Schmach zu rächen. Sobald die beiden Kontributionswagen da⸗ von gefahren waren, traten ſie zu einer heim⸗ lichen Beratung zuſammen. Sie beſchloſſen, ſich die Franzoſen mit Gewalt vom Leibe zu hal⸗ ten. Alle aufzuſtöbernden Flinten, und wären auch noch verroſtete Lunten⸗ und Radſchloßge⸗ wehre darunter, ſollten ausprobiert und in⸗ ſtand geſetzt werden. Als das der Beſitzer des Mönchshofes hörte, deſſen herrliches Gut eine Strecke vom Dorf ab ſeits lag, fuhr ihm die Farbe aus dem Geſicht Er war ein beſonnener und geſcheiter Mann, als ehemaliger junger Offizier weit in der Welt umher gekommen und ſah voraus, welche Folgen ein derartiger Widerſtand für die blü⸗ hende Ortſchaft haben würde. Eine Anzahl Wegelagerer oder eine Zigeunerbande zum Dorf hinauszutreiben, ſagte er, ſei ein Kinder ſpiel gegenüber dem Verſuche, einem wohlaus gerüſteten und trefflich einexerzierten Feinde mit Waffengewalt entgegen zu treten. Wäh rend er ſich ſonſt wenig um das Gemeinde- u Dorfleben der Bauern gekümmert hatte, ſetzte er jetzt all ſeine Geiſtesgaben und menſchlichen Vorzüge daran, ſich zum Führer der Gemeinde aufzuſchwingen. Ohne Nachgiebigkeit und Zu— geſtändniſſe vermochte er jedoch eine Einhellig— keit unter ſeinen Standesgenoſſen nicht zu er reichen. Schließlich kam der Beſchluß zuſtande alle beſſeren Pferde und Wagen in ſchnell auf zuſchlagenden Schuppen und dürftig hergerich teten Mooshütten zu bergen. Draußen im Bruch- und Moorgelände. Daheim aber ſollten abgetriebene Gäule eingeſtellt werden, und bei notwendigen Fuhren wollte man ſich mit altersſchwachem Gerümpel behelfen. f Eben war der Beſchluß durch den Ankau alter Klepper notdürftig zur Ausführung ge bracht, da erſchien das Aushebungskommando zum zweiten Male im Oxte. Sämtliche Pferde und Wagen mußten zur Ausmuſterung auf ei⸗ ner nahen Viehweide in Reih und Glied auf— geſtellt werden. Ein Jammerbild. Kaum ein brauchbares Stück war darunter. Auch die Nachforſchungen in den Ställen, die Durchſtö— berung aller Winkel und Verſtecke auf den Hö— fen forderte nichts Beſſeres zu Tage. Da war die Wut der franzöſiſchen Offiziere groß. Sie wandten alle Schliche und Kniffe ihrer welſchen Natur an, der Nasführung auf den Grund zu kommen. Sie erfuhren aber wei⸗— ter nichts, als daß der Beſitzer des Mönchs— hofes der tonangebende Mann in der Gemeinde ſei. Dieſe Angabe war einleuchtend, und das ganze Kommando rückte geſchloſſen auf dem ehemaligen Kloſtergute ein. Zu einem Ergebnis führten die Verhand⸗ lungen, die bis in den Abend andauerten, abel nicht. Wie konnte der Herr des Mönchshofes ſeine eigene Anordnung verraten. Auch er wan von der Art ſeiner bäuerlichen Ortsgenoſſen Von bitterem Zorn erfüllt, nahm das Kom⸗ mando von reichlich einem Dutzend Männern und etwa zwanzig Pferden in den geräumigen Gebäuden des Gutes Unterkunft. Als es am anderen Morgen aufbrechen wollte, fehlten die beſten Pferde. Ein vaar Bauern hatten ſie zur Entſchädigung für die Hafer⸗, Schinken- und Mettwurſtlieferungen nach dem Verſteck im Bruch- und Moorgelände gebracht. Der Befehlshaber des Kommandos machte aber den Mönchshofherrn in harter, ſchwerer Anklage für den„Diebſtahl“ verant- wortlich. Als der Angeſchuldigte ſich mit eben— ſo ſelbſtbewußten wie erregten Worten ver— teidigte, ließ ſich der Kommandeur zu einer furchtbaren Gewalttat hinreißen. Er wollte, wie er in heftigen, ſich überſtürzenden Worten ſagte, der Gemeinde und der ganzen Gegend ein Beiſpiel dafür geben, welche Strafe der— jenige zu erwarten hatte, der es wagte, Ehre und Eigentum der„Großen Nation“, an deren Spitze ein Napoleon ſtehe, anzutaſten. Kurzer Hand ließ er den Mönchshof in Brand ſtecken. Sämtliche Gebäude wurden angeſichts ihres Beſitzers in wenigen Stunden in Aſche gelegt. Vielen, die es ſahen, war es, als flammten die Holzſcheite von Glaubensmartyrern vor ihren Augen empor. Finſter grollend, aber auch in ſchwellender Begeiſterung und männlich-zähem Kraftgefühl verließ der Herr des Mönchshofes nun die Heimat. Gleich vielen ſeiner Landsleute trat er in die deutſche Legion und kämpfte auf Portugals und Spaniens Triften gegen die Heere des Eroberers. Godenried hat er nie wieder geſehen. Niemand weiß auch, wo und wie er ſein Leben beſchloſſen hat. Die dicken Findlingsſteine, auf denen die Grundbohlen der Mönchshofgebäude einſtmals ruhten, lie⸗ gen aber noch heute auf der alten Stelle. Efen und Heckenroſen umranken ſie, Fink und Am⸗ mer ſchlagen im Buſchwerk der Umgebung ihre ewig jungen Weiſen.— In Godenried kennt jedes Kind das Schick⸗ ſal dieſes Hofes und ſeines letzten Beſitzers. Die Stelle mit den umwucherten Findlings⸗ ſteinen wird aber nicht mehr der Mönchshof, ſondern der Hillgen⸗(Heiligen) Hof genannt. So iſt das Andenken des letzten Mönchshof⸗ bauern für alle Zeiten geſichert.