— eee: e Lokale Nachrichten * Jünglingsſodalität. Die Mitglieder der Marianiſchen Jünglingsſodalität werden gebeten die Anzeige im Anzeigenteil beachten zu wollen. * Straßenſperre. Die Bergſtraße iſt zwiſchen Laudenbach und Heppenheim wegen Aus⸗ führung von Straßenbauarbeiten in der Zeit vom Montag, 4. bis 20 April für Kraftfahrzeuge und alle Fuhrwerke geſperrt. Die Umleitung geht über Weinheim— Viernheim— Lorſch. Ein Wort, ein Maun! Bruch des Ehrenworts— auch ein Mann! Nur unter zwei Kandidaten hat am nächſten Sonntag das deutſche Volk zu entſcheiden: Hin- denburg oder Hitler! Der dritte Name hat weiter nichts mehr zu bedeuten. Am 13. März war Thälmann wenigſtens noch ein Zählmann; diesmal bedeutet er eine glatte Null. Hitler hat nun einen neuen Befürworter ge⸗ funden: den deutſchen Kronprinzen! Die ältere Generation erinnert ſich noch, welchen Rufes ſich dieſer ſchon vor dem Kriege„erfreute“. Die Kriegsteilnehmer wiſſen ebenfalls über das kron⸗ prinzliche Hauptquartier Beſcheid. Die jüngere Generation hat es erlebt, daß der Kronprinz bei ſeiner Rückkehr aus Holland der deutſchen Regie rung ſein Ehrenwort verpfändete, ſich jeder politiſchen Stellungnahme zuent⸗ halten. In dieſen Tagen haben wir es nun alle erlebt, was ein kronprinzliches Ehrenwort gilt: einen Pfifferling! Unter offenem Bruch ſeines Ehrenwortes betätigte er ſich politiſch, indem er ſich für die Wahl Hitlers ausſprach. Auch in rechtsſtehenden Kreiſen iſt man empört über dieſes Verhalten eines deutſchen Prinzen. Freilich, den Anhängern Hitlers iſt der Bruch eines Ehrenwortes nichts Anſtößiges. Hat doch auch Hitler ſelbſt im Nov. 1923 verſprochen, kei- nen Putſch zu machen, um ſchon 24 Stunden ſpäter ſein Wort zu brechen. Der Kronprinz und Hitler— ſie ſind einander wert.„Verwandte Seelen finden ſich zu Waſſer und zu Lande!“ g Wenn in den Gefilden des Dritten Reichs ein ehren wörtliches Verſprechen nichts gilt, was gelten dann die alltäglichen Verſprechen, mit deren die Nazis ihre Anhänger beglücken? Im Dritten Reich nimmt Hitler den Reichspräſidenten- ſtuhl ein, Roſenberg, Frick, Goebbels und die ande⸗ ren Großbonzen nehmen die Miniſterſeſſel ein, die Leutnants von Adel ſchnallen wieder den Schlepp— ſäbel um, die kleineren nationalſoz. Parteibonzen und die SA Leute erhalten ſonſt ein Pöſtchen. Für dieſe hohen Herrſchaften iſt dann geſorgt, die ü b— rigen Volksgenoſſen können von den gebrochenen Verſprechen ſatt werden, wie von der letzten Nazi⸗Winterhilfe, oder ſie wer— den einfach nach den Boxheimer Plänen erſchoſſen, wenn ſie den Mund zur Kritik aufmachen! Turmhoch über Hitler und allen nat. ſoz. Stellenjägern ſteht unſer verehrter Herr Reichs- präſident Hindenburg, dem keiner ſeiner Gegner auch nur das Geringſte anhaben kann. Für den als deutſchen Mann das Sprichwort gilt: Ein Mann, ein Wort! Der ſeinen Eid hochhält! Der ſein Leben lang dem Vaterland und dem deutſchen Volk gedient hat! Darum kann es für jeden Deutſchen, der ſich die ehrliche, gerade Denkweiſe bewahrt hat, am Sonntag nur möglich ſein, Hindenburg zu wählen. Insbeſon⸗ dere ſtehen wir Zentrumsleute geſchloſſen hinter ihm. Deshalb beſuchen wir— ob Mann oder Frau— hente Abend die Verſammlung im Freiſchütz, um uns zu ſtählen im Kampfe Für Hindenburg! Beilagen⸗Hinweis. Unſerer heutigen Geſamtausgabe iſt ein Proſpekt der Staatl. Lotterie- Einnahme Haas, Bensheim beigefügt, worauf wir unſere geſchätzten Leſer beſonders aufmerkſam machen. Vereins ⸗Anzeiger Turnverein von 1893. Heute Mittwoch abend punkt 1/9 Uhe Spielausſchußſitzung im Frei⸗ ſchütz; die betr. Herrn werden gebeten, reſtlos zu erſcheinen. Die Leitung. Sünger Einheit. Heute abend punkt/ 8 Uhr Zuſammenkunft im Lokal zwecks Darbringung eines Ständchens. In Anbetracht des früh gelegten Termins, iſt auf Pünktlichkeit beſonders Wert zu legen. Der Vorſtand Gemeindekaſſe. Die Auszahlung der Wohlfahrtsunterſtützungen erfolgt am Freitag⸗Vormittag von 8—10 Uhr von A—K(Nr. 1— 478) 10—12 Uhr von I.— Zz(Nr. 479— 853) Das zahlende Publikum wolle nur von 11— 12 Uhr vorſprechen. Winkenbach Kath. Arbeiter⸗Oerein Viernheim. Donnerstag, den 7. April, iſt von 2— 5 Uhr Sprechſtunde des Arb.⸗Sekr. im„Freiſchütz l. Der Vorſtand. Bekanntmachung. Betreffend: Geſuch des Wilhelm Mayer in Viern⸗ heim, Rathausſtraße 94, um Erlaub⸗ nis zum Betriebe einer Schlächterei. Der Wilhelm Mayer in Viernheim, Rathaus⸗ ſtraße 94, beabſichtigt auf dem Grundſtück Flur IV., Nummer 377/100, 377ò 00, 379 ½¼⁰100 in der Ge⸗ markung Viernheim eine Schlachthausanlage zu er⸗ richten. Pläne und Beſchreibung des Unternehmens liegen 14 Tage lang, vom Erſcheinen dieſer Be⸗ kanntmachung in dem Verordnungs- und Anzeige⸗ blatt für den Kreis Heppenheim an gerechnet, in dem Amtszimmer der Bürgermeiſterei Viernheim zur Einſicht der Intereſſenten offen. Etwaige Einwendungen ſind, gehörig begründet binnen vorbeſtimmter Friſt bei Meidung des Aus- ſchluſſes bei der Bürgermeiſterei daſelbſt ſchriftlich oder mündlich vorzubringen. Heppenheim, den 12. März 1932 Heſſiſches Kreisamt Heppenheim gez.: Pfeiffer. Vorſtehende Bekanntmachung des Heſſ. Kreis- amts Heppenheim vom 12. März, 1932 bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis. Die Pläne und Beſchreibungen liegen während der Dienſiſtunden bei uns, Zimmer 5, zur Einſicht der Intereſſenten offen. Viernheim, den 5. April 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betreffend: Brikettsverſorgung für die gemeinheit lichen Gebäude. Für das Rathaus werden 200 Zentner Braun— kohlenbriketts benötigt. Angebote mit Angabe der Bezugsquelle, ſrei Reichsbahn Viernheim, ſind ver⸗ ſchloſſen und mit entsprechender Aufſchrift verſehen bis Samstag, den 9 ds. Mts. 10 Uhr auf dem Büro des Gemeindebaumeiſters einzureichen. Die Eröffnung der Angebote findet im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Die Verwiegung findet auf einer Gemeinde⸗ waage ſtatt und werden die Koſten von der Gemeinde getragen. Vollſtändig freie Wahl bleibt vorbehalten. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Viernheim, den 5. April 1932 Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Notverkauf! la. An zugsstoff blau Wollkamg. m. 7.80 Pfeffer u. Salz gran m 980 Erga Gera 167. 2000 fil. als 1. Hypothek gegen gute Sicherheit geſucht. Offerten unter P. I. 109 an den Verlag erbeten, Auserleſene, gelbe Ebartoltein zu verkaufen. lakoh Mandel 13. Kiesſtraße 5. 1 Simmer u. Küche ab 1. Mai zu vermieten. Zentrums- Versammlung am Mittwoch, 6. April, abends halb 9 Uhr im Freischütz. Redner: NSH ISeTungS rat Kn ll, barmstadt im Hinblick auf die außerordentliche Bedeutung des 2. Wahl- gangs der Reichspräsidentenwahl bitten wir alle unsere Freunde, Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen(über 18 Jahre), sich an dieser Versammlung zahlreich zu beteiligen. Der Vorstand der Zemtrumsparlal Lamperiheimersir. 29 Gelbe Speiſe Jur Frühjahrs- Geſtellung! kartoffel, Ohmed und friſche Eier zu verkaufen Peter Belz, Luiſenſtraße 56. Empfehle: Sämtliche Gartensämereien Sowie Diok- u. Kuhrübensamen, Steckzwiebel, Bohnen, Erbsen u.s. w. Ferner empfehle: piklirte Salat- und Blumenkohlpflanzen. Joh. Karl Kempf 2., Gartenbau, Waſſerſtr. 45 4 Zimmer u. Küche bone dl Mechuungsformulare FF werden ſchnell und billigſt angefertigt von der Buch⸗ druckerei dieſes Blattes. 26. ordenilicher Sängerlag des deutschen Söngerbundes in Mainz Ermäßigung des Mitglieder⸗Beitrags abgelehnt— 4. Nürnberger Sänger ⸗ woche auf 1934 verlegt— dortmund zum Tagungsort des gängerkages 1933 Mainz, 5. 4. Der 26. ordentliche Sängertag des Deutſchen Sängerbundes wurde am Sonn— tag nachmittag 5 Uhr im Rheingoldſaale der Stadthalle unter dem Vorſitz des Geheimen Rat, Oberſtudien-Direktor i. R., Dr. Hammer⸗ ſchmidt, München, um 5 Uhr, eröffnet. Der vom Geſamtausſchuß des Deutſchen Sänger⸗ bundes vorgelegte Bericht über ſeine Ge— ſchäftsführung in der Zeit vom 27. April 1930 bis 3. April 1932 wurde einſtimmig genehmigt. Der Antrag der 3 im Kreiſe 11 vereinigten Thüringer, Henneberger und Oſterländiſchen Sängerbünde, der Hauptausſchuß wolle nun endlich mit allen ihm zur Verfügung ſtehen⸗ den ſatzungsgemäßen und geſetzlichen Mitteln gegen diejenigen Bünde vorgehen, die ſeit Jahren mit ihren Zahlungen, in Geſamthöhe von 87500 Mk. an den deutſchen Sängerbund im Rückſtand geblieben ſind, wurde gegen 1 Stimme angenommen. Bundesſchatzmeiſter, Bürgermeiſter i. R., Friedrich Roth, Leipzig, erſtattete die Bundes rechnung. Die Einnahmen und Ausgaben balancieren in Höhe von 88 602 Mark. Der Reingewinn beträgt nominell 39 866 Mk. Die Finanzen des Sängerbundes bezeichnet der Bundesſchatzmeiſter als keine glänzenden, wohl aber als geſund. Nach dem Bericht der Reviſoren wurde dem Bundesſchatz⸗ meiſter einſtimmig Entlaſtung erteilt und ihm vom Vorſitzenden der Dank ausgeſprochen. Die Herabſetzung des Jahresbeitrages von 20 auf 15 Pfennige jährlich wurde gegen ſechs Stimmen des Antragſtellers(Badiſcher Sän⸗ gerbund) abgelehnt. Hierauf wurde die vom Saar⸗Sängerbund angeregte Frage der Zu⸗ gehörigkeit der Gaue Rhein-Nahe und Trier, denen vom Geſamtausſchuß durch Beſchluß vom 4. Oktober in Mainz die Auflage gemacht worden war, beim Rheiniſchen Sängerbund zu verbleiben, einem vom Geſamtausſchuß be⸗ ſtimmten Unterſuchungsausſchuß überwieſen. Die Sitzung wurde hiermit um 7 Uhr ge⸗ ſchloſſen und die Weiterberatung auf Montag vorm. 9.30 Uhr feſtgeſetzt. Abends 8.30 Uhr fand im großen Saale der Stadthalle der von ungefähr 3000 Perſonen beſuchte Begrü⸗ ßungsabend, veranſtaltet durch die Mainzer Sängerſchaft, ſtatt. Dem geſtrigen Bericht da⸗ rüber iſt noch nachzutragen, daß außer den ſchon erwähnten Vereinen auch die Mitglieder des M.⸗G.⸗V.,„Harmonie“ Mainz⸗Koſtheim als„Die Main⸗Koſaken“ mitwirkten. Außer⸗ dem waren am Schluſſe der Veranſtaltung der ſtellvertretende Vorſitzende des D. S. B., Rel⸗ tor Georg Brauner, Berlin, und Miniſterfal⸗ rat Dr. Siegert, Darmſtadt, dem Vorſitzenden der Sängerſchaft der Provinz Rheinheſſen Friedrich Karl Mattern und dem Gauvorſitzen⸗ 1 8 den Jakob Schreiber für die vorzügliche Aus⸗ geſtaltung des Begrüßungsabends herzlichen Dank aus. Die Sängertagung am Montag vormittag begann unter demſelben Vorſitz mit der einſtimmigen Wiederwahl der bisherigen Reviſoren. Der Antrag des Weſtfäliſchen Sän⸗ gerbundes, die Sängertage des deutſchen Sän⸗ bundes entſprechend ihrer kulturellen u. künſt⸗ leriſchen Bedeutung auszugeſtalten, gab Per⸗ anlaſſung zu einer lebhaften Debatte. Es wur⸗ de angeregt die Sängertagungen auf 2 Tage auszudehnen und bei dieſer Gelegnheit Kon⸗ zerte und dergleichen durch die Gauvereine uſw., der Tagungsorte in künſtleriſcher Form ausführen zu laſſen. Ferner ſoll außer der Sängerpreſſe auch die Tagespreſſe zu ein⸗ gehender Beſprechung der Tagungen des deut⸗ ſchen Sängerbundes veranlaßt werden. Es wurde dabei von den einzelnen Rednern im⸗ mer wieder der herrliche Verlauf des glanz⸗ vollen Begrüßungsabends am Sonntag abend hervorgehoben. Die Vorſchläge wurden als Anträge aufgefaßt und einſtimmig angenom⸗ men. Die Heranziehung jungen Nachwuchſes ſolk durch Einrichtung von Schülerchören gefördert werden. Bei einigen Sängerbünden wurden da⸗ mit große Erfolge erzielt. Der Vorſchlag, die Sängertagungen des Deutſchen Sängerbundes nach den Oſterfeier⸗ tagen ſtattfinden zu laſſen, wurde einſtimmig angenommen. Ferner wurde beſchloſſen die auf der Tagesordnung feſtgeſetzten Neuwahlen ab⸗ zuſetzen und auf dem Sängertag 1933 vorzu⸗ nehmen. Als nächſter Tagungsort wurde einſtimmig Dortmund beſtimmt. Zum Schluſſe der Tagung hielt Profeſſor Männer, Weinheim a. d. B., Vorſitzender des Vereins für das Auslandsdeutſchtum, einen Vortrag über„Das deutſche Lied im Aus- land“, der lebhaften Anklang fand. Nachdem noch aus der Mitte der Verſammi⸗ lung dem Haupt⸗ und Geſamtausſchuß für ſeine bisherige außerordentliche Tätigkeit der Dank der Delegierten ausgeſprochen worden war, wurde die Sängertagung des deutſchen Sängertages vom Vorſitzenden mit Worten des Dankes an die Tagungsteilnehmer ge⸗ ſchloſſen. Auf Einladung der Sektkellerei Kupferberg, der Weinkellerei Lekiſch und der Weinhandlung Sittmann in Oppenheim fanden nachmittags Beſichtigungen der vorerwähnten Kellereien ſtatt, die den Abſchluß der harmoniſch verlau⸗ fenen Sängertagungen des Deutſchen Sänger⸗ bundes bildeten. f lünglingssodalität + 5 Am nächſten Sonntag iſt gemeinſchaftliche Kommunion für die Unterabteilung. Die Kommunizierenden werden gebeten, die hl. Kommunion im Sinne der Sühne für den am letzten Sonntag, aller Wahrſcheinlichkeit nach von Viernheimern be— gangenen Gottesraub in der Kapelle des Schweſtern⸗ hauſes aufzuopfern. Auch die älteren Mitglieder ſind herzlichſt eingeladen. Die nächſte Generalkommunion iſt am 8. Mai. Der Vorſtand. J. V: Weil, Präſes. abe Medizinal-Verband ag Viernheim. Die Mitglieder werden gebeten bis zum 15. ds. Mts. ſämtliche Rechnungen an den Geſchäfts⸗ führer abzugeben zwecks Auszahlung derſelben. Der Vorſtand. Morgen Donnerstag früh von 8 Uhr ab lade ich am Staatsbahnhof 1a Saatkartoffel Allerfrüheſte Gelbe Ztr. Mk. 6.— Odenwälder Blaue„„ 5.580 Edeltraut„„0 anerkannt 1. Abſ. durch die Landwirtſchaftskammer Darmſtadt bezogen, aus. Chriſt. Adler, zur Traube Dünger⸗ und Futtermittel. alla Am Lager ſind vorrätig: e deine dndustrie. N Edeftraut. Ouenwal⸗ e ee dar Baus u. Donms eee lei Ungsia melde. Hch. Faltermann Moltkeſtraße 15. Tel. 76. Natürliche Schönheit durch Klare Haut Machen Sie eine Frühlabrskur mit Monaxin der vitamin- u. hormonhaftigen Fettsubstanz der Hete. Monaxin erneuert das Blut, be- seitigt Pickel, Pusteln, Mitesser, macht die Haut straff und elastisch. Dose 50 Pillen Mk. 1,50 Apotheke H. Weitzel 15550 leruheimer Tageblatt— Biernhetmer Nachrichten) 15˙0 Mk. frei ins Haus gebra Erſcheint täglich mit dee der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. t.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21477 Amt zankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 81 Arbeiterführer Hitler bezieht 445000 Mk. Jahreseinkommen Der Exkaiſer als Hauptaktionär der Hitlerbewegung— Der Wink aus Doorn an den Gutsherrn von Oels— Der„Hausaltar“ der Nationalſozialiſten Man weiß längſt in den nationalſozialiſtiſchen Kreiſen, daß bei Millionen Deutſcher, die bislang kritikloſe Nachläufer Hitlers waren, die Vernunft geſiegt hat und die lächerliche Hohlheit und Inhalt⸗ loſigkeit der auf Phraſen und Lügen eingeſtellten nationalſozialiſtiſchen Propaganda erkannt worden iſt. Jetzt hat Hitler, ſelbſt von Geheimrat Hugen— berg verlaſſen, im Exkronprinzen einen Sekundan— ten gefunden. Der Exkronprinz, dem auf die Streſemann gegebene Verſicherung hin, er werde ſich von jeder politiſchen Betätigung fernhalten, die Einreiſe nach Deutſchland erlaubt wurde, hat eine Erklärung veröffentlicht, in der er eindeutig für die Wahl Hitlers eintrat. Das Verhalten des Ex— lronprinzen wird erklärlich, wenn man erfährt, daß Einflüſſe von Dorn aus ihn zu ſeinem Schritt veranlaßt haben. Da der Kronprinz finanziell von ſeinem Vater abhängig iſt, hat er dem Drängen des Exkaiſers nachgegeben und ſich für Adolf Hitler er— klären müſſen. Der Exkaiſer gehört zu den Hauptaktionären der Hitlerbewegung, in die er große Summen geſteckt hat. In Doorn hat man jetzt den Zeitpunkt für gekom— men gehalten, um Adolf Hitler die Rechnung der Hohenzollern-Dynaſtie zu überreichen. Hierdurch erklärt ſich der jetzige Eintritt des Kronprinzen in den politiſchen Kampf. Bekanntlich hat ſich der Kronprinz früher gegen die Agitation des Prinzen Auguſt Wilhelm ablehnend verhalten. Aber auch der Kronprinz wird Adolf Hitler nicht retten können. Dadurch, daß die Harzburger Front auseinander— gefallen iſt, ſind weiten Kreiſen die Augen aufge— gangen. Die ſcharfe Ablehnung Hugenbergs an Hitlers Adreſſe, die außerordentlich heftigen Vor— würfe, die der Stahlhelm den anmaßenden Natio— nalſozialiſten gegenüber gemacht hat, haben vielen zum Bewußtſein gebracht, daß es bei dem vielbe— ſungenen Patriotismus des Herrn Hitler um nichts anderes geht, als, den Macht- und Diktatorentraum einiger Demagogen zu verwirklichen. Daß heute ſchon für Hitler ſelbſt die Politik ein glänzendes Geſchäft iſt, geht aus den An⸗ gaben hervor, die das Verbandsblatt der deut⸗ ſchen Buchdrucker„Der Korreſpondent“ macht. Indem wir dem Blatt die Verantwortung für die Richtigkeit der Angaben, an denen jedoch kaum zu zweifeln iſt, überlaſſen, entnehmen wir ihm, daß Hitlers Jahreseinkommen ſich auf etwa 445 000 Mark beläuft. Dem Oſaf wurden 1931 ausgezahlt: die Hälfte aller Einnahmen aus dem nationalſozialiſtiſchen Eher⸗Verlag, in dem ſämtliche nationalſozialiſti⸗ ſchen Druckſchriften, der„Völkiſche Beobachter“, der„Flluſtrierte Beobachter“ uſw. erſcheinen. Im verfloſſenen Jahr erhielt Hitler aus dieſem Verlag 9 090 Mark ausbezahlt. Als Ober⸗Oſaf der Nazi⸗Partei bezieht er ein monatliches Gehalt von 1100 Mark. Wenn Hitler bei Verſammlungen auftritt, ſo werden ihm vertragsgemäß jeweils 20 Prozent der Geſamteinnahmen ausbezahlt. Im Jahre 1931 hat er bei 130 derartigen Verſammlungen geſprochen und insgeſamt rund 200 000 Mark ausgezahlt be⸗ kommen. Eine Einnahmeſteigerung hat er neuer— 15 noch zu verzeichnen, da er braunſchweigiſcher Regierungsrat geworden iſt. Für ſeine gewiß ſehr ſchwere Tätigkeit bezieht er ein Jahresgehalt von 5238 Mark. Gleichzeitig iſt damit für ihn ſchon geſorgt, wenn auch der Reſt der Deutſchen einmal erkannt hat, wes Geiſtes Kind Herr Hitler iſt. Er erhält dann immer noch eine Penſion von minde⸗ ſtens 35 Prozent. Summiert man dieſe Beträge, 3 ergibt ſich eine Geſamteinnahme von 445 000 Mark im Jahr. Dieſem Einkommen des Führers der deutſchen „Arbeiter“-Partei entſpricht der Lebenswan⸗ del. Abgeſehen von den ſchickſten Automobilen bevorzugt Adolf Hitler nur die vornehmſten und teuerſten Hotels. In Berlin gaſtiert er beiſpielsweiſe im eleganteſten Diplomatenhotel, im„Kaiſerhof“. Jeder Tag, den er in Berlin verbringt, koſtet allein an Zimmermiete 150 Mark. Die NSDaAP.⸗Preſſe wird wohl zetern und ihren Adolf Hitler, der in Ermangelung einer zug— kräftigen ſachlichen Propaganda für den 10. April in geradezu abſtoßender und widerlicher Weiſe ver— himmelt und als das ſiebente Erdenwunder geprie— ſen wird, als den beſcheidenen, mit ein paar Mark haushaltenden deutſchen„Arbeiter“ hinſtellen. Daß Hitler Hunderttauſende verbraucht, um ſeinen Hof— ſtaat, Hofſchranzen, Ordonnanzen und Wachttrup— pen zuſammen mit ſeinen Automobilen unterhalten zu können, iſt ſelbſtverſtändlich. Hitler hat ſich ja ſchon ganz als Herrſcher in braunen Paläſten eta— Zeitung viernheimer Anzeiger Viernheimer (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Donnerstag, den 7. April 1932. f bliert— und möchte jetzt nur zu gern auch noch das Reichspräſidentenpalais dazuhaben! Mit wie plumpen Mitteln der Oſaf für ſich Stimmung macht, geht aus einem Bericht Joſef Goebbels hervor:„Wenn Adolf Hitler“, ſo erzählt Herr Goebbels im„Völtiſchen Beobachter“,„von München aus mit dem Auto auf ſeine großen Ver— ſammlungsreiſen fährt, dann hat er die Taſchen vollgeſtopft mit Zigarettenſchachteln, und in jeder Schachtel ſteckt ein Zwei- oder Drei-Markſtück. Faſt bei jeder wandernden Gruppe wird angehalten. Ein kurzes Geſpräch über woher und wohin... und dann verteilt Adolf Hitler die Zigarettenſchach— teln“. Aber der Scherz hört auf, wenn Herr Goebbels von Hitler weiter ſchreibt:„Zwar ver— ſteht es dieſer Mann nicht ſo, der Oeffentlichkeit in rührſeliger Weiſe zu zeigen, daß er Kinder liebt, oder Vögel füttert. Ihm iſt jede öffentliche Zur— ſchauſtellung in der Seele verhaßt“. Hier wird Hindenburg angerempelt. Wenn er im Garten des Reichspräſidentenpalais mit ſeinen Enkelkindern morgens ſpazieren geht und dabei die Vögel füttert, ſo iſt das nach Goebbels„öffentliche Zurſchauſtel— vollendet den SiegHindenburgs Was wir im Geiſte eines volksbejahenden Aufbauwillens in unſerem Aufruf zum 13. März er⸗ hofft und erwartet haben, iſt erreicht worden. Das deutſche Volk hat ſich aufgerafft und ſich in einer überwältigenden Kundgebung geſammelt um den Namen Hindenburgs.“ Seine Gegner ſind geſchlagen! Um ein Weniges nur, und ſchon der erſte Wahlgang hätte die endgültige Entſcheidung gebracht. Am 10. April wird der Hindenburgs vollendet! Noch einmal rennt verbiſſene Parteiwut vermeſſen gegen ihn an. Noch einmal muß ſie von allen, denen Volkseinheit und friedliche Entfaltung im Lande lieb iſt, entſchloſſen auf die Seite gewor— fen werden. Der Bekenntnistag des 13. März muß zum Triumphtag am 10. April werden. Nur wenige Tage ſtehen zur Verfügung. Es iſt unſere Pflicht, ſie doppelt zu nutzen! Die Gefahr des Augenblicks iſt die Saumſeligkeit bei denjenigen, die im erſten Wahlgang ihre Iflid 0 je Errei 8 N zjeles erforder 3 ni 31 i rü i Pflicht getan. Die Erreichung des Wahlzieles erfordert, daß niemand ausſetzt, niemand zurückbleibt. Der Gegner wird ſeinen Fanatismus zu ſteigern ſuchen. Verſtärken wir demgegenüber den feſten, einheitlich klaren Willen zu Deutſchlands Ehre, noch größer werden. Würde und Einheit. Das Lager Hindenburgs muß Hindenburg iſt der Treuhänder des deutſchen Volkes und die Bürgſchaft für eine ruhige Ent— wicklung zum Aufſtieg. Darum darf keine einzigs Stimme am 10. April fehlen. Es gilt neue für ihn zu werben in den Städten und Dörfern. „Hindenburg muß ſiegen, weil Deutſchland leben will!“ Berlin, den 4. April 1932. Die Deutſche Sentrumspartei Politiſche Schießereien in Ceipzig Sahlreiche ſchwere Verletzungen wtb. Leipzig, 7. April. Geſtern abend kam es im Vorort Mockau zu einer ſchweren politi⸗ ſchen Schlägerei zwiſchen Nationalſozialiſten u. Sozialdemokraten, wobei von den National⸗ ſozialiſten drei bis vier ſcharfe Schüſſe abge⸗ geben wurden. Zwei SPo⸗Leute mußten mit Steckſchüſſen ins Krankenhaus eingeliefert wer⸗ den. Auch ein zufällig vorüberfahrender Per⸗ ſonenkraftwagen wurde beſchoſſen. Ein Natio⸗ nalſozialiſt mußte mit ſchweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. In der Wohnung eines anderen an dem Zuſammenſtoß beteiligten Nationalſozialiſten wurden drei Ge⸗ wehre, ein Seitengewehr und verſchiedenes Mu⸗ nition gefunden; der Nationalſozialiſt wurde feſtgenommen. Bei einem zweiten Zuſammen⸗ ſtoß im Vorort Lößnig zwiſchen Nationalſozia⸗ liſten und Kommuniſten wurden fünf National⸗ ſozialiſten zum Teil erheblich verletzt. TCetzte Radiomeldungen Mmeinungsverſchiedenheiten auf der Viermächtekonferenz. wib. London, 7. April. Reuter meldet: Wie in ſpäter Abendſtunde verlautet, hat ſich auf der geſtrigen Sitzung der Viermächtekonferenz eine Meinungsverſchiedenheit zwiſchen Frankreich u. Großbritannien einerſeits und Deutſchland und Italien andererſeits herausgeſtellt. Der erſte Ausſchuß der Konferenz, der aus den De— legationsführern beſteht, wird ſich heute früh bemühen, dieſe Meinungsverſchiedenheiten auszugleichen. Die beiden zur Diskuſſion ſtehen— den Fragen ſind: 1. Muß Bulgarien in die Donauföderation einbezogen werden und 2. wollen die Donauländer für ſich Verhand— lungen führen? Die Vertreter Frankreichs und Großbritan— niens ſind dafür, die in der Viermächtekonferenz erarbeiteten Vorſchläge der Konferenz der Do— nauſtaaten vorzulegen, während die deutſchen und italieniſchen Vertreter es für notwendig halten, eine Vollkonferenz der neun beteiligten Staaten einzuberufen. Die deutſchen und die italieniſchen Vertreter ſind der Anſicht, es ſei wenig wahrſcheinlich, daß eine richtige Löſung auf einer Konferenz der Donauſtaaten allein gefunden werden könne und daß ein dort aus⸗ gearbeiteter Plan Oeſterreich und Ungarn ver⸗ hältnismäßig gegenüber der Kleinen Entente ſchwerer belaſten werde. 49. Jahrgang lung“. Wenn Adolf Hitler von Verſammlung zu Verſammlung raſt und unterwegs an Wanderbur— ſchen Zigarettenſchachteln mit Zwei- und Drei— Markſtücken verteilt, ſo verſteht er nach Herrn Goebbels nicht, ſich in rührſeliger Weiſe öffentlich zur Schau zu ſtellen. Armer, kleiner Propagandachef! Böſe ausgerutſcht iſt er hier, denn in der gleichen Nummer bringt der„Völkiſche Beobachter“ gleich zwei Bilder, die Adolf Hitler zeigen, wie er mit ju— gendlichen Anhängern ſchön tut, ſelbſtverſtändlich nicht, um öffentlich um Beifall zu buhlen, zu wel— chem Beweiſe der„Völkiſche Beobachter“ die beiden Bilder veröffentlicht hat und jeden Tag weitere ähnlicher Art veröffentlicht. Man erinnert ſich bei dieſer Hitleranbetung, in der ſich die Nazipreſſe heute gefällt, und mit der ſie offenbar beſonderen Eindruck zu machen hofft, daß vor einiger Zeit ein illuſtrierter Artikel durch einige Naziblätter ging mit der Ueberſchrift „Der Hausaltar des Nationalſozialiſten“. Darin erhielt der Hitlerkult eine Art xeligiöſe Wei— he. Denn es wurde wörtlich u. a. folgendes geſagt: „Wenn wir von der Tatſache ausgehen, daß der Altar in den Kirchen beider Konfeſſionen den Haupt- und Mittelpunkt ausmacht, um den ſich das kirchliche Leben dreht, ſo können auch Andersden— kende nichts dagegen ſagen, wenn wir in unſerem Heime ein Plätzchen, das der Ehrung Hitlers dient, mit Altar bezeichnen. Hitler iſt das A und O unſerer Weltanſchauung, iſt der unverrückbare Mittelpunkt unſeres politiſchen Denkens und Tuns. Jedes nationalſozialiſtiſche Haus muß eine Stätte, einen Platz haben, wo der Führer uns greifbar nahe iſt und unſere Gedanken ihn merkbar um— kreiſen können. An ſolcher Stätte ſen ihm auch h kleine Eh— Ranken darbrin— unſerer Lieben auch tun, um zu zeigen, wie lieb und wert ſie uns ſind. Der tiefe Sinn eines ſolchen politiſchen „Hausaltars“ mit dem Bilde Hitlers liegt jedoch darin, wenn man die Blumen friſch ordnet Fo hof yo 81 5 An* 11 2* 1 15 gebefreudige Hände und Hergen 1) 1 rungen in Form von Blumen und gen, wie wir es ja mit Bild uſw., alle unſere guten ehrlichen Wünſche für un— ſeren Führer und ſein Werk neu und lebhaft in un— ſeren Herzen emporſt Wünſche aber, wenn ſie ehrlich gemeint ſind, beſitzen die Kraft des Gebetes, und dieſe kann Hitler und können wir alle heute mehr als je gebrauchen, wenn wir bedenken, daß wir uns dem Endkampf nähern und unſere Feinde nichts unverſucht laſſen werden, uns dieſen zu erſchweren.“ Soweit alſo iſt der Fetiſchismus im Hitlerlager gediehen. Wir finden es höchſt ungerecht, daß aus— gerechnet nur Hitler zu dieſer ſonderbaren Ehre der Altäre erhoben wird; man ſollte zumindeſt auch Herrn Goebbels und Hitlers Stabschef Röhm daran beteiligen. Was will es dieſer Verſtiegen— heit gegenüber noch beſagen, wenn die nationalſozi— aliſtiſche Preſſe noch weiter erzählt, daß der große Führer weder Alkohol trinkt, noch Tabak raucht oder Fleiſch ißt. Fehlt ja ſchließlich nur noch die Verſicherung, daß Hitler demnächſt in den Trappiſtenorden eintreten und ein Gelübde ablegen wird bis an ſein Lebensendeſchweig⸗ ſam zu ſein. Das wäre erſt eine Leiſtung! Tardieus erſte Wahlrede ſte Wahlred wtb. Paris, 7. April. Miniſterpräſident Tar— dieu hat geſtern abend auf dem Bankett im Saal Bullier die angekündigte große politiſche Rede ge— halten, die die Wahlkampagne einleitet. Tardieun ſprach beinghe anderthalb Stunden. Er hat in ſei— ner Rede die Leiſtungen der abgelaufenen Legis— laturperiode 1928/32 auf den verſchiedenen Ge— bieten der Politik, der Wirtſchaft und der Finanz beleuchtet. Außenpolitiſch, führte Tardieu aus, ſei die erſte Aufgabe die Beſchwörung einer Wiederholung des Krieges und die Organiſierung des Friedens geweſen. Man habe die Wahl gehabt zwiſchen einem negativen Nationalismus, einem tollkühnen Internationalismus und als dritte Möglichkeit einer Politik der Feſtigkeit und Ausſöhnung. Die letztere ſei die Politik, die man getrieben habe. Freilich ſei ſie von den beiden Flügeln des Parla— ments angegriffen worden. Aber der Notwendig— keit einer Politik der Liquidierung des Krieges habe ſich niemand entziehen können. In den Beziehun⸗ gen zu Deutſchland habe Frankreich ſtändig ſeinen Verſtändigungswillen bewieſen. Es habe dafür nicht immer Dank geerntet, und deshalb haben die franzöſiſche Regierung und die Mehrheit des fran⸗ zöſiſchen Parlaments— einſchließlich der radika⸗ len Oppoſition in dieſem Falle— gewiſſen Theo⸗ rien den Begriff des Vertrages und der Achtung der Unterſchriften entgegengeſtellt. Das Nachtaſyl der Exmillionäre Die großen Börſenkrachs, die in Amerika an der Tagesordnung ſind, vermehren noch immer die Zahl der armen Millionäre. Geſtern beſaßen ſie noch herrliche Palais, Luxusautos und ein Bankkonio, das oſtmals mehrere Millionen Dol⸗ lar betrug. Heute ſind ſie arm, bettelarm und wiſſen nicht, wo ſie ihr müdes Haupt zum Schlafe niederlegen werden. Für dieſe armen Millioänre, für dieſe einſti⸗ gen Reichen, iſt jetzt lt.„Wiener Journal“, eine Art Nachtaſyl geſchaffen worden. In Newyork in dem chineſiſchen Viertel ſteht ein baufälliges Theagier. Schon lange wunde dieſes Theater zu nichts benutzt. Nun mietete es ein Wohltätig⸗ keitsverein unh ſtellte es den geweſenen Millio⸗ nären zur Verfügung. Betten ſind allerdings in dieſem Aſyl nicht vorhanden. Aber auf dem Boden iſt Stroh geſtreur und auch auf Stroh läßt ſich ſehr gut ſchlafen. e Ein Rundgang durch dieſes Theateraſyl för⸗ dert die einzigartigſten Schickſale an das Tages⸗ licht, Unlängſt befuchte es ein Journaliſt und fand dort acht ehemalige Millionäre. Einer die⸗ ſer einſtigen reichen Leute namens Philipp Con⸗ ſens iſt ein zugrunde gegangener kleiner Spe⸗ kulant:„Ich habe einmal vor vier Jahren in fünf Minuien— und dieſe fünf Minuten dau⸗ erten nicht länger als höchſtens einen Vormit⸗ tag— zwei Millionen Dollar durch eine glück⸗ liche Spekulation gewonnen. Dann kam voriges Jahr der ſchwarze Freitag und ich habe wieder⸗ um in fünf Minuten— und dieſe fünf Minu⸗ ten dauerten auch nicht länger als einen Vor— mittag— zwei Millionen Dollar verloren. Aber bevor ich die Millionen beſaß, begnügte ich mich auch mit ganz kleinem Gewinn, war zufrieden, wenn ich hundert, zweihundert Dollar erraffen konnte. Nun lernte ich das Wohlleben kennen und— verlernte das Verdienen im kleinen. Und darum muß ich hier im Nachtaſyl meine Tage verbringen.“ Die Mächrigen der Wallſtreet verdienen wann immer im Handumdrehen Millionen und Aber— millionen. Mitunter gelingt dies auch ihren klei neren Genoſſen. Oft genügt ein Mißverſtändnis ein Irrtum oder etwas Wagemut und der noch vor kurzem Bettelaſme iſt plö.lich ein beneide— ter Dollarmillionär, Die Jahre der Proſperity in Amerika haben zahlreiche ſolche Glückspilze hervorgebracht. Viele unter ihnen, ja ſogar die meiſten, ſind aber unter die Räder gekommen aind in der einſetzenden Baiſſe zermalmt worden, Einige ſolcher Glücklich⸗Unglücklichen ſprach der Journaliſt in dem Nachtaſyl für Exmillionäre. J. L. Livermore war noch vor einigen Jah, ren ein kleiner Börſendiſponent bei einer New⸗ vorker Maklerfirma. Dann gewann er an einem einzigen Tage eine Million Dollar und heute beſitzt er wiederum keinen Cent. Vor etwa zwei Jahren geſchah es. Der Börſendiſponent erbte fünftauſend Dollar und begann mit dieſex Erb⸗ ſchaft zu ſpekulieren. Es war auf det Baum⸗ wollbörſe. Es ſetzte eine plötzliche Baiſſe ein. Livermore hatte aber den ſicheren Typ, daß dieſe Baiſſe nur eine Mache ſei und daß bald Faru eine große Hauſſe erfolgen werde. vego alſo alles zu kaufen, was ihm angeboten wurde. Und da auf der Börſe eine wahre Panikſtim⸗ anung berrſchte, gelang es ihm, eine ganze Menge zu kaufen. Allerdings, er beſaß nur fünftauſend Dollar. Aber, er war ja Börſendisſponent der Malklerfiema und bas Notizbüchlein hielt ſtill, Und überdies. Er wußte ja ganz genau, daß die Kurſe in kürzeſter Zeit ſteigen werden. Und tat⸗ füchlich. Ehe zwel Stunden um waren, ſetzte die Hauſſe ein und ber Glückspilz konnte eine Mil⸗ lion Dollar einſtecken. Während des letzten Bör⸗ ſenkrachs ſpekulierte er jedoch auf Hauſſe und als die Baiſſe kam, verlore er alles, aber auch alles. Und jetzt ſitzt er im Nachtaſyl. 1 Auch der Fall von Joſeph Hodley iſt nicht unintereſſant, Hodley wax ein kleiner Makler und verdankte ſeine Millionen einem kleinen Irrtum. Er erhielt einmal den Auftrag, fünf⸗ kauſend National Codage⸗Aktin zu kaufen. Er führte den Auftrag durch. Als er aber die letzten fünfzig Stück kaufen wollte, unterlief ihm ein kleiner Irrtum. Er kaufie, in Gedanken verſun⸗ ken, ſeinen bisherigen Gewinn errechnend, nicht fünfzig, ſondern fünftauſend Stück. Als der Mak⸗ ler ſeinen Irrtum bemerkte, glaubte er, er ſei zugrunde gerichtet. Er beſaß ja nicht ſo viel Geld, um dieſe Aktien auszubezahlen. Ein wah⸗ res Wunder mußte geſchehen, um ihn zu reiten, dachte er ſich. Und dieſes Wunder geſchah auch. Plötzlich ſetzte in den National Codage⸗Aktien eine große Hauſſe ein und er konnte noch am ſelben Tage ſeine überzähligen 4950 Aktien mit einem Gewinn von einer halben Million Dollar verkaufen. Heute iſt aber auch er ein armer Mann. Zuletzt interviewte der Journaliſt einen Grundſtücksſpekulanten, deſſen Verhängnis es war, daß er Oelinduſtrieller werden wollte. Als Guundſtücksſpekulant verdiente dieſer Mann ſechshunderttauſend Dollar und ging mit dieſem Geld auf die Oelſuche aus. Er fand auch Oel, kaufte den Beſitz und verkaufte ihn bald darauf für anderthalb Millionen Dollar. Und dieſer große Verdienſt wunde ihm zum Verhängnis. Er bildete ſich ein, daß er ein ausgezeichneter Oelfachmann iſt, kaufte ſich eine ganze Reihe ölhaltiger Felder, ließ umfangreiche Bohrungen vornehmen und vergeudete auf dieſe Weiſe ſein ganzes Geld, biz er ſchließlich auch im Nachtaſyl endete, denn wieder von vorn anzufangen, dazu hatte er nicht mehr die Energie. Der Tagesanfang Für jeden beginnt der Tag anders. Es gibt Frühaufſteher und Langſchläfer, es gibt Men⸗ ſchen, die ſich nach dem Schlaf noch erholen müſ⸗ ſen und andere, die, ſofort wenn ſie die Augen öffnen, mit beiden Füßen aus dem Bette ſprin⸗ gen. Es gibt Menſchen, die morgens ſingen, an⸗ dere, die am Morgen ſchweigen müſſen. Selten ſtimmen Menſchen in ihren Gewohnheiten an. Morgen überein. Es hat aber doch für jeden große Bedeutung, wie der Tag für ihn beginnt. Der Tagesanfang iſt entſcheidend für ſeinen Tageslauf, für ſeine Arbeit, ſein körperliches Er⸗ gehen. Deshalb iſt es gut, daß man den Mor⸗ gen ganz nach ſeinen Gewohnheiten einſtellt und ſich auch durch Widerlichkeiten davon nicht abbringen läßt. dere Ratſchläge ge 0 Morgen verhalten. 8 N N daß die auf Erfahrungen ſicherlich beruhenden Vorſchriften für jeden zutreſſen. Der Menſch ſoll ja ſelbſt wiſſen, was ihm frommt. Ohne daß er zum Hypochonder wird, ſoll er ſich be⸗ obachten und ſeinen Körper und ſeine Geiſtes⸗ fähigteit ſtudieren. Leicht wird er dann dahinter kommen, welches Verhalten ſich bei ihm empfiehlt. Und die gemachten Erfahrungen ſollten ihm eine Lehre ſein. Der Morgen ſoll freundlich und der ſriſche Schritt in den Tag ſein. Er ſoll einen ausgeruhten Körper und Geiſt bringen und neue Tatkraft verleihen. Kann dieſer und jener nicht das Allheilmittel finden, wie er den Tag froh und lebensfroh beginnen ſoll, ſo muß er freilich nach bekannten Rezepten verſuchen, ob ſie ihm helfen können. Der eine wird morgens baden, der andere wird das Bad lieber für den Abend laſſen. Dieſer wird am Morgen ſeine Freiübun⸗ gen machen, jener wird ſich wohler fühlen, wenn er ſeinem Körper am Abend ſolche Uebungen zutraut. Morgenſtunde hat immer Gold im Munde. Falſch iſt es aber, wenn man das Bett abends als eine Gruft anſieht, morgens als ein Paradies. Schlafen gehen und Aufſtehen ſollen Selbſtverſtändlichkeiten ſein, die keinem Zwange unterliegen. Ein Menſch, der zu beidem ſchwe⸗ ren Entſchluß braucht, macht ſich das Leben ſchwer. Der Tagesanfang iſt, wie ſchon geſagt, das Entſcheidende für den ganzen Tag. Folg⸗ lich iſt es nur logiſch, wenn man den Tag ſo be⸗ ginnt, um ihn kräftig, frohen Mutes zu verleben. die Beweihräucherung der Verwahrloſten Nun iſt es aber an der Zeit, offen jene In⸗ ſtitute zu brandmarken, die ſich anheiſchig ma⸗ chen, die Verwahrloſung der Jugend zu beloh⸗ nen. Wohin ſoll es führen, wenn die Filmge⸗ ſellſchaften ſich den Rang ablaufen und hohe Gagen bieten, wenn eine„Hilde Scheller“ ſich be⸗ reit fände, in einem ihr angemeſſenen Film mit⸗ zuwirken, oder aber— wenn für die Niedec. ſchrift ihrer„Erinnerungen“ hohe Summen ge⸗ boten werden. Ein Menſchenkind, deſſen Werte in einer gewaltſamen Abſtreifung der kindlichen Pſyche liegt, das über Leichen ächelnd geht und nichts an ſich hat, was nachahmenswert iſt, wird mit Geldangeboten und Verdienſtmöglichkeiten überſchüttet, und daneben ringen Familienväter oder Mütter und ernſte Jugend um das tägliche Brot und müſſen of“ den Leibriemen enger ſchnallen, weil die paar Mark Fürſorge oder kar⸗ ger Verdienſt nicht ausreichen. Weil eine Verlotterung in der Erziehung eine Sechzehnjährige reif für das Strafgericht macht, hat ſie den„Grad der Berühmtheit“ er⸗ langt, der notwendig iſt, um Kinobeſitzern das Haus zu füllen und Zeitungen oder Büchern eine erhöhte Auflageziſſer zu ſichern. Das alſo iſt der Weg, den der Menſch gehen muß, um ſich eine ſorgloſe Zukunft zu ſchaffen?! Und vor den Toren der Filmkunſtſtätten ſtauen ſich die Menſchen, um nur Einlaß zu be⸗ kommen für die„intereſſante“ Szene der Früh⸗ reiſen. Die Sinne der Männer und junaen 0 mix Dieſe Folgen ſehen mit mir vi ſorgte Menſchen, und ſie fragen Kramer:„Und was wird es ſein am Ende?“— Dieſe Werte, die uns der verſpricht, ſind das Erziehungsmaterfal für die Heranreiſenden, und der Inhalt der Niederſchriften aus dem Le⸗ ben unmündiger Verirrter, bildet das„geiſtige Volksgut“. Was ſind Kokain und Morphium ſie vernich⸗ e Sehnſucht nach dem„ Michael ten ihre Opfer und töten ſie langſam, aber ſicher. Und das Gift der Lektüre und der ſchwülſtigen Kinokunſt, wo führt das hin?— Fragt in den Fürſorgeanſtalten an— dort findet ihr die Opfer! Lokales Garten⸗Arbeiten im April. Im Obſtgarten iſt jetzt die wichtigſte Arbeit das Spritzen der Obſtbäume. Steinobſtbäume werden mit 5—7⸗ prozentiger und Kernobſtbäume mit 8—10⸗pro⸗ zentiger Obſtbaum⸗Karbolineum⸗Löſung be⸗ ſpritzt. Die im Herbſt als Schutz gegen den Froſtnachtſpanner um die Stämme der Obſt⸗ bäume gelegten Klebgürtel müſſen, ſoweit es noch nicht geſchehen iſt, jetzt abgenommen und verbrannt werden. Die Stellen, an denen der Klebgürtel geſeſſen hat, ſind beim Spritzen der Bäume beſonders ſorgfältig mit Obſtbaun. Karbolineum zu behandeln, damit etwa hier vorhandene Eier des Froſtnachtſpanners abge⸗ tötet werden. Im Ertrage nicht befriedigende Obſtbäume ſind umzupfropfen. Im Gemüſegar⸗ ten ſind, ſobald es die Witterung geſtattet und der Boden froſtfrei und genügend abge⸗ trocknet iſt, Möhren, Spinat, Peterſilie, Erbſen, Zwiebeln auszuſäen. Bei mildem Wetter müſ⸗ ſen tagsüber die Ueberwinterungsräume der Kübelpflanzen und anderer ausdauernder Pflanzen gründlich gelüftet werden. Früh übt ſich, wer ein Meiſter werden will Als Fritzchen 5 Jahre alt war, gab er auf die Frage, was er werden wolle, ohne Zögern immer nur eine Antwort:„Bankdirektor—!“ Daran mußte Mutter denken, als ſich der heute neunjährige Fritz in einer traulichen Stunde an ſie heranſchmeichelte.„Mutti, ich möchte ſooo gerne einen Fußball!“—„Aber Kind, Du weißt doch%— da Du kein Geld haſt. Ja, aber Mutti, wenn er kein Geld koſtet?“ Die Mutter ſah ihn neugierig an. Schau, Mutti, ich habe mir ausgerechnet: Atlantis⸗Toilette⸗ Seife brauchen wir alle, Lux Seifenflocken brauchſt Du für unſere neuen Gardinen und die Strümpfe, Sunlicht Seife und Suma brauchſt Du für die große Wäſche und Vim kannſt Du doch für alles ver⸗ wenden: für das Geſchirr, den Schrank, die Fenſter, das Beſteck, den Fußboden, ſogar unſere neuen Schleiflackmöbel kannſt Du damit putzen! Wenn Du nun immer nur dieſe Sunlicht⸗ Reinigungsmittel kaufſt, und ich ſorgſam alle Sunlicht⸗Gutſcheine ſammle, die auf den Packungen angebracht ſind, dann habe ich bald ſo viele Gutſcheine, daß ich dafür den Fußball bekomme.“— Mutter freute ſich über den klugen, früh entwickelten Geſchäftsſinn ihres Söhnchens und nahm ſich vor, ihn in ſeinen Berech⸗ nungen nicht zu enttäuſchen. — Aber die Liebe iſt die größte unter ihnen Roman von Helma von Hellermann. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle 1931 27. Fortſetzung. Ob die Verwandten eingeweiht waren?— Manchmal wollte es ſie ſo dünken, wenn des Onkels Augen auf ihr ruhten mit einer ge— wiſſen, heimlich mitleidigen Beſorguis, die ſie ſich nicht zu erklären vermochte. Oder war das Einbildung? Der Tante Mienen verrie⸗ ten nichts in ihrer kühlen Beherrichtheit Und Joachim war von der gleichen zurück⸗ haltenden Freundlichkeit, die er letzthin gegen ſie übte. Die leiſe Wärme in ſeinem Weſen tat ihr wohl, beſonders, da jene ſeltſame Angſt, die ſie damils tagelang in ſeiner Gegenwart empfunden hatte, erloſchen war. Wa: woh. auch nur Einbildung geweſen.— Willig um⸗ ſorgte ſie den Kranken, deſſen Pflege und vie⸗ len kleinen Anſprüche die langen Stunden müßigen Wartens vertreiben halfen. Seine kluge Kritik an einem vorgeleſenea Buche vetlockte zu eigener Meinungsäußerung, lenk⸗ te ab von den trüben, ängſtlichen Gedanken, die ſie wie ein Bienenſchwarm überftelen, ſo⸗ bald ſie allein war. Käme Helmut nur wieder!—„Alles iſt traurig ohne unſeren lieben Herrn— nicht wahr, Wodan! Du vermißt ihn auch?!“ Die weiße Mädchenhand ſtrich zärtlich über den mächtigen Kopf der grauen Dogge, die ſie in täppiſcher Liebkoſung zu lecken ſuchte Im Begriff, ſich umzuwenden, um den Nückweg anzutreten, gewahrte das Mädchen eine weißgekleidete Geſtalt am Ende der Al⸗ [eke. die, mit der Hand winkend, ſchnell auf ſie zulam. Frau Aenne Sättler. Melch beglückender Zufall! Froh eilte Roſe⸗ marie der jungen Frau entgegen, die mit ei⸗ nem drollig fragenden Blick auf Wotan eini⸗ ge Schritte entfernt reſpektvoll ſtehenblieb u. ſoldatenmäßig ſtramm ſalutierte. Das mächti⸗ ge Tier hatte ſich von ſeiner jungen Herrin Seite vor ſie gedrängt und ſtand nun ruhig, aber wächterſam zwiſchen ihr und der frem⸗ den Frau. Erſt Roſemaries mahnendes„Gut Freund, Wodan, gut Freund!“ beruhigte die Dogge. die ſich mit gutmütigen Brummlauten beiſeite trollte, nicht ohne vorher ſchnuppernd zu erkunden, ob die Bekanntſchaft erwünſcht war „Nein. ich habe keine Angſt vor Hunden“, erklärte Frau Aenne lachend.„Alſo das iſt die gefürchtete biſſige Beſtie des Bauers N, von der meine Köchin ſoviel Schauermärchen erzählt— Freund Helmut wußte es beſſer! Der nannte Ihren Wotan den treuen Wächter ſeiner Waldfee.“ Das Geſicht des Mädchens zuckte in kaum zu beherrſchender Bewegung. Ach, welche Er⸗ innerungen wurden wach Sie beugte ſich herab, ſtreichelte den brei⸗ ten Rücken des Hundes. „Wotan beißt nie, nur, wenn er tätlich an⸗ gegriffen wird; er knurrt nicht einmal, wenn ein Fremder mir nahe tritt, verſucht nur, die⸗ ſen fortzutreiben. Das genügte bisher auch immer.“ „Glaub's wohl“, lachte Frau Sättler.„Sie wollten gerade umkehren? Dann begleite ich Sie ein Stück. Es iſt einſam zu Hauſe, wenn mein Mann nicht da iſt. Er hat ſchon ſeit acht Tagen in Berlin zu tun.“ Cu alitat Sb das mit Helmuts Reiſe zuſammenhing? Schnell ſah Roſemarie auf— unterdrückte aber, ſich beſinnend, die Frage, die ihr ſchon auf den Lippen geſchwebt. Was ihr Helmut nicht freiwillig ſelber ſagte, wollte ſie von Fremden auch nicht erfahren. So herzlich ſie Frau Aenne zugetan, gegen den Einen, Ein⸗ zigen ſchien ihr jeder andere Menſch der Welt „fremd“. Aber nun ſprach die junge Frau ſelbſt: „Ich freute mich ſo ſehr, Sie hier zu treffen; habe ſchon zweimal in dieſer Woche verſucht, Sie telefoniſch zu erreichen. Wollte Sie mal zu uns bitten oder wäre auch gern zu Ihnen gekommen, falls das beſſer gepaßt hätte. Aber Ihrer Frau Tante ſchien beides nicht er⸗ münſcht. Und du ſie erwähnte, daß ſie arge theumatiſche Beſchwerden gehabt und an ei⸗ ner böſen Zahngeſchichte laboriere, konnte ich auch nicht weiter in ſie dringen, leider.“ Roſemarie war überraſcht. Von beiden An⸗ rufen war ihr nichts geſagt worden, die Ba ro⸗ nin jedoch tatſächlich ſehr elend geweſen dieſe letzten Tage. „Tante Natalie leidet oft an Rheumatis⸗ mus, aber man ſieht es ihr an, ſie hat eine außerordentliche Willenskraft.“ „Das merkt man“, meinte Frau Aenne trocken. Bedauerte dann die Bemerkung, die ihr taktlos ſchien, und ſchob ihren Arm kame⸗ radſchaftlich in den des neben ihr hergehenden Mädchens, deſſen etwas müden Zügen ſie deut⸗ lich die ſeeliſche Bedrückung ablas. „Nun iſt unſer Helmut ſchon eine Woche fort“, bemerkte ſie in leichtem Plauderton. „Wie doch die Zeit vergeht.“ Sie wußte nicht, was er Roſemarie als Grund ſeiner plötzlichen Abreiſe angegeben hatte, wählte deshalb vorſichtig ihre Worte. Das junge Mädchen nickte traurig. „Ihnen vergeht ſie ſchnell, mir langſam. Keine Geſchäfte der Welt ſcheinen mir wichtig genug, ihn ſo lange zu beanſpruchen.“ „Wahrſcheinlich ſind ſie es aber doch, ſonſt wäre er wohl längſt wieder hier. Und ehe er alles glatt erledigt hat, will er wahrſcheinlich nicht fort.“ „Wenn ſie nur glatt zu erledigen ſind“ Frau Aennes Augen forſchten heimlich. Wußte Roſemarie...? Aber die ſah ernſt ſin⸗ nend, mit einer kleinen Sorgenfalte auf der Stirn, vor ſich hin. „Warum bezweifeln Sie das, Kindchen?“ „Weil Helmut ſie mir verſchweigt“, ant⸗ wortete Roſemarie leiſe, ohne die funge Frau anzuſehen. Nun war es doch geſagt..“ Frau Aennes Herz krampfte ſich zuſammen in liebendem Mitgefühl. Helmut hatte nichts geſagt vom wahren Sachverhalt. Aber das Mädchen, das ihn liebte, ahnte, daß ihr et⸗ was verſchwiegen wurde, und ängſtigte ſich nun in martervoller Ungewißheit mit trüben, traurigen Schreckensbildern. Ich werd's ihr ſagen, beſchloß ſie, die kleine Hand ſtreichelnd, die ſo matt und müde in der ihren lag. Tauſendmal beſſer alles wiſſen, als ſo im Dunkeln tappen. Aber ehe das erſte Wort geſprochen, ſtieg ſchon der Zwefel empor, ob ſie auch richtig han⸗ delte. Warum hatte Helmut Hardt der Braut ſeine Sorgen vorenthalten? Doch ſicherlich nur, weil ſie vorerſt auf Befürchtungen beruhten. * Seidenbau als Erwerbsquelle! Herr Hauptlehrer E. Glaſer in B. ſchreibt:„Durch meine diesjährige Seidenraupenzucht habe ich unſeren Ortsbewohnern uſw., trotz dem Für und Wider des deutſchen Seidenbaues den vollen Beweis er⸗ bracht, daß die Seidenraupenzucht in Deutſchland mit keinerlei Schwierigkeiten verbunden iſt(Vergleiche heutige Anzeige). * Klub der Geflügelzüchter 1926. Wiederum iſt die Brutzeit gekommen und die Hühnerhalter ſtehn vor der Frage: Muß ich meinen Beſtand erneuern? Ja! und zwar nur mit aus- gewählten Bruteiern von guten Leiſtungszuchten; (Siehe Inſerat). Es wird immer noch von vielen Hühnerhaltern, auf die Abſtammung nicht viel Wert gelegt, wo doch dieſes die Hauptſache iſt, der beſte Beweis dafür iſt, daß wir im Verein Züchter haben, deren Hennen weit über 200 Eier pro Legejahr bringen, darum erneuern Sie Ihren Beſtand durch friſche Bruteier aus guten Leiſtungszuchten! Bekanntmachung. Als gefunden wurde eine Geldbörſe mit In⸗ halt hier abgegeben. Viernheim, den 7. April 1932. Heſſiſches Polizeiamt. Oechler. Soll das ſo weitergehen?! Das Schöffengericht in Dresden verurteilte in der vergangenen Woche den Handlungs- gehilfen Pirwitz und den Architekten Fiſcher wegen gemeinſchädlicher Sachbeſchädigung zu je neun Monaten Gefängnis. Nach einem Zechgelage in Strehlen kamen die kommuniſtiſch geſinnten Pirwitz und Fiſcher an der Chriſtuskirche vorbei, und in den bun⸗ ten Kirchenfenſtern erblickten ſie ein geeigne⸗ tes Objekt ibres durch den Alkohol angeregten Tatendranges. Mit Stöcken und Steinen zer⸗ ſchlugen ſie die Kirchenfenſter. Aus Rheinheſſen wird berichtet, daß dort in katholiſchen Kirchen Nachtwache liegt, weil von nationalſozialiſtiſcher Seite aus Ueber⸗ fälle befürchtet werden. Vor dem 13. März mußten öfters nach dem Gottesdienſt die Pfarrer an die Kirchentür eilen, um die Kirchgänger vor den am Tore ſtehenden na⸗ tionalſozialiſtiſchen Provagandiſten in Schutz zu nehmen gegen Beſchimpfungen und Be⸗ drohungen. Soll das alles ſo weiter gehen, und wie ſoll das enden? Wäre es nicht allerböchſte Zeit, dieſem Radikalismus ein Ende zu be reiten, der den deutſchen Namen in der gan⸗ zen Welt ſchändet und uns in die Zeiten eines 30jährigen Krieges zurückwirft? im Rückſtande ſind. Bekanntmachung. Die nachſtehende Anordnung des Beauftragten des Reichskommiſſars für Preisüberwachung für Heſſen und Heſſen⸗Naſſau vom 23. März 1932 bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis mit dem Anfügen, daß die Innehaltung der getroffenen Maßnahmen durch uns überwacht werden. Viernheim, den 7. April 1932. Heſſiſches Polizeiamt. Oechler. Frankfurt a. M., 23. März 1932. Der Beauftragte des Reichskommiſſars für Preis“ überwachung für Heſſen und Heſſen⸗Naſſau. Betr.: Senkung der Koſten für Hufbeſchlag. Auf Grund der 88 1, 3, 4, 7 der Verord⸗ nung über die Befugniſſe des Reichskommiſſars für Preisüberwochung vom 8. Dezember 1931(Reichs ⸗ geſetzblatt Teil 1, Seite 747) ſowie auf Grund der vierten Notverordnung des Reichspräſidenten zur Sicherung von Wirtſchaft und Finanzen und zum Schutze des inneren Friedens vom 8. Dez. 1931 Teil 1, Kapitel 2, 8 5(Reichsgeſetzbl. 1, S. 699 ff) u. der Verordnung des Reichskommiſſars für Preisüberwachung vom 21. Januar 1932, be- treffend die Ernennung eines Beauftragten für Heſſen und Heſſen⸗Naſſau, treffe ich folgende An- ordnung: 1. Im Freiſtaat Heſſen werden die Bezüge der Schmiede für den Hufbeſchlag bei Sommereiſen Nr. 1 auf je Mk. 1.60 Sommereifen Nr. 2 auf je Mk. 1.85 Sommereiſen Nr. 3 auf je Mk. 2.— Sommereiſen Nr. 4 auf je Mk. 230 Sommereiſen Nr. 5 auf je Mk. 2.70 feſtgeſetzt. 2. Soweit der Hufbeſchlag bisher zu einem billi⸗ geren Preis vorgenommen wurde, verbleibt es bei dem bisherigen Preis. Dieſe Anordnung findet keine Anwendung auf die Städte: Darmſtadt, Mainz, Offenbach a. M. und Gießen. Die Anordnung tritt am 29. März 1932 in Kraft. gez. Dr. Langer. Bekanntmachung. Ausſtände der Gas-, Waſſer⸗ und Elektr. Verſorgungsanlage. Wir machen die Zahlungsſäumigen darauf aufmerkſam, daß wir die Einſtellung der Belieferung mit Gas⸗, Strom- bezw. Waſſer für diejenigen an⸗ geordnet haben, die mit mehr als 1 Monatsbetrage Unſer Betr. Inſp. Mandel iſt durch Gemeinderatsbeſchluß angewieſen, die oben angedrohte Maßuahmen nnachſichtlich durchzuführen. bei Vorzeigen der Quittung über die bezahlten Rückſtände kann von Durchführung der Maßnahme Abſtand genommen werden. Wer daher vor unliebſamen Störungen ſeiner Licht- und Waſſerverſorgung bewahrt bleiben will, Betr.: der bezahle ungeſäumt ſeine Rückſtände mindeſtens bis einſchl. Januar Rechnung. Viernheim, den 6. April 1932 Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Die Wahl des Reichspräſidenten(zweiter Wahlgang) 1932. Die obige Wahl findet am Sonntag, den 10. April 1932, von 9 Uhr vormittags bis 6 Uhr nachmittags ſtatt. Nachſtehend bringen wir die in unſerer Gemeinde gebildeten Stimmbezirke nebſt den für dieſe beſtimm⸗ ten Abſtimmungslokale zur öffentlichen Kenntnis. Im allgemeinen bemerken wir folgendes: Die Stimmzettel ſind amtlich hergeſtellt und enthalten alle zugelaſſenen Wahlvorſchläge. Der Stimmberechtigte kann bei der Stimmabgabe durch ein Kreuz oder Unterſtreichen oder in ſonſt erkenn⸗ barer Weiſe auf den Stimmzettel den Anwärter be⸗ zeichnen, dem er ſeine Stimme geben will. Wenn er keinem der vorgeſchlagenen Anwärter ſeine Stimme geben will, ſo kann er den Namen der Perſon, der er ſeine Stimme geben will, auf den amtlichen Stimmzettel in das hierzu freigelaſſene Feld ſchreiben. Stimmzettel, die dieſen Beſtimmungen nicht ent- ſprechen, insbeſondere, die mit ſonſtigen Vermerken oder mit Vorbehalten verſehen ſind, ſind ungültig. Nach 6 Uhr dürfen nur noch die Stimmberechtigten zur Stimmabgabe zugelaſſen werden, die zu dieſem Zeitpunkt ſchon im Abſtimmungsraum anweſend waren. Alle Stimmberechtigten unſerer Gemeinde werden eingeladen, ihre Stimme abzugeben. Wer am Wahl- tag nicht hier anweſend ſein kann, iſt berechtigt, mit einem durch uns auszuſtellenden Stimmſchein aus; wärts zu wählen. Viernheim, den 5. April 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lam berth. Betr.: 1. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Sitzungsſaal des Rathauſes. Außerhalb liegende Gebäude, Blauehutſtraße von Wald- bis Hofmannſtraße, Eliſabethenſtraße, Friedrichſtraße, Friedrich-Ebertſtraße, Hofmannſtraße, Luiſenſtraßſe von Lorſcher- bis Blauehutſtraße, Lud⸗ wigſtraße von Lorſcher⸗ bis Waſſerſtraße, Wald⸗ ſtraße, Waſſerſtraße, Weihgartenſtraße. 2. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Schillerſchule rechts Alexanderſtraße, Alicenſtraße, Berth.-Pfenning⸗ ſtraße, Bürſtädterſtraße, Kirſchenſtraße, Kühnerſtraße, Lorſcherſtraße, Ludwigſtraße von Bürſtädter⸗ bis Lorſcherſtraße, Luiſenſtraße von Bürſtädter- bis Lor- ſcherſtraße, Nibelungenſtraße, Rathausſtraße links und rechts vom Rathaus bis Waſſerſtraße, Verl. Alexanderſtraße. 3. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Goetheſchule links. Am Frohnberg, Bahnhofſtraße, Blauehutſtraße pengaſſe. von Hofmann⸗ bis Weinheimerſtraße, Hansſtraße, Hügelſtraße, Pandurengaſſe, Repsgaſſe, Ringſtraße, Schulſtraße, Waſſerſtraße von Hofmann⸗ bis Wein⸗ heimerſtraße, Weinheimerſtraße, Wieſenſtraße, Zep⸗ 4. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Goetheſchule rechts. Bismarckſtraße von Weinheimer⸗ bis Rathaus⸗ ſtraße, Eulerſtraße, Heddesheimerſtraße, Holzſtraße, Kiesſtraße, Mannheimerſtraße, Neubauſtraße, Rat⸗ hausſtraße links vom Rathaus bis ans Ende, Sand⸗ ſtraße, Steinſtraße, Wilhelmſtraße. 5. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Schillerfchule rechts. Annaſtraße, Bismarckſtraße von Rathaus⸗ bis Kreuzſtraße, Goetheſtraße, Kreuzſtraße, Lampert⸗ heimerſtraße, Molitorſtraße, Römergartenſtraße, See⸗ gartenſtraße. 6. Abſtimmungsbezirk. Wahllokal: Schillerſchule rechts. Jahnſtraße, Jägerſtraße, Moltkeſtraße, Neu- häuſerſtraße, Spitalſtraße, Rathausſtraße, rechts vom Rathaus bis Ende. Tivoli: Rathausſtraße, Moltkeſtraße, Bürgermeiſter⸗Lamberthſtraße, Am Tivoli, Am Königsacker. Iſchias, Herenſchuß, Glie⸗ 0 1 9 U II derreißen, Neuralgie eee(Nervenſchmerzen) Gicht! Gern teile ich koſtenlos ein einfaches Mittel mit, das wir und zahlreichen Patienten in kurzer Zeit half. Ueber 4000 Dankbriefe!(Ich verkaufe nichts). Hrankenschwester Margret heher, Wiesbaden i. 46 Der Mann ohne Nerven Hindenburg iſt nie aus der Faſſung zu bringen. Dieſe zäbe Rube beruht auf ſeiner Charakterſtärke und abſoluten Zielſicherbeit. nicht zuletzt aber auf der ſeit frübeſter Ju⸗ gend geübten Selbſtdiſziplin. Als General⸗ feldmarſchall antwortete er einmal auf eine bewundernde Aeußerung:„Ein Generalſtad darf keine Nerven haben, ein nervöſer Gene⸗ ralſtab bringt Unruhe in die ganze Armee.“ Als dann ſpäter ein Politiker den Reichs · präſidenten rübmte, niemand babe den alten Herrn, ſelbſt in den kritiſchſten politiſchen Situationen, nervös gefunden, erklärte er ge⸗ laſſen:„Ja, wiſſen Sie, Verehrteſter, wenn ich fühle, daß ich nervös werden könnte. pfeife ich mir eins.“ Auf den Einwurf, man habe ihn niemals pfeifen bören, erwiderte das Staatsoberhaupt:„Ich babe auch noch nie gepfiffen.“ Je degime dbl Poſtſchecpronto. Beru 202. H n Dοοjůaanl“ Ban-· Konto: a Hiacendurq os bei gef Bath deldrocg. Schicklef b(O Berli s Hevert 6/5 SUNLICHT SEIFE 45 Würfel. 23 Pf. IM Die Putzfrau in der Dose 5 n Normaldose 20 Pf. Doppelstück 27 Pf. Doppeldose 35 Pf. lanlis die neue Toilefte Seife Zu Bpf. 010-8719 Doppelpaket 45 Pf. Originalpaket LUX SEITRENFLOCKEN Normalpaket 27 Pf. UMA Das moderne Waschmittel ScHERE 25 Gutscheine Wäsche- und Blumen Sprenger 28 Gutscheine — Aber die Liebe iſt die größte unter ihnen Roman von Helma von Hellermann. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle 1931 28. Fortſetzung. Noch hatte ſich in der Lage der Dinge nichts Weſentliches geändert— vielleicht war es ge⸗ lungen, das letzte abzuwenden? Auch Georgs Nachrichten aus Berlin ließen keine entſchei⸗ dende Wendung zum Schlimmſten erkennen. Helmut war nach zweitägigem Aufenthalt zu ſeinen Eltern gereiſt, um dort den Vater von allem mündlich zu unterrichten. Direktor Markmann war, wie immer, an der Börſe er⸗ ſchienen, hatte dort mit wenig Glück ſpeku⸗ liert, aber größere Zahlungen waren doch von der Bank geleiſtet worden. Trotzdem hielten ſich die Gerüchte von drohender Inſolvenz hartnäckig aufrecht, wie Sättler beſorgt ſeiner Frau mitgeteilt. Es lag etwas in der Luft. Er bedauerte, keine Voll⸗ macht zum Vorgehen zu haben. Nun verbrachte Georg den Tag bei einem Jugendfreund, der Pfarrer in der Mark geworden war und den er alljährlich zu beſuchen pflegte. Was inzwiſchen alles geſchehen, wußte Frau Aenne nicht. So ſchwieg auch ſie. Erſt nach einigen Minuten ſtummen Ne⸗ beneinandergehens begann ſie, Helmuts Hand⸗ lungsweiſe ſchonend zu verteidigen. „Wenn Helmut Ihnen, die Sie ſeinem Her⸗ zen am nächſten ſtehen, den Grund ſeiner plötz⸗ lichen Abreiſe nicht offenbarte, ſo geſchah das nur, weil er Sie nicht unnütz erregen und äng⸗ ſtigen wollte. Geſchäftliche Sorgen tragen unſe⸗ re Männer nun einmal lieber allein, da ſie oft nur Augenblickshemmungen und bei ener⸗ giſchem Handeln ſchnell zu beſeitigen ſind. Das weiß ich aus Erfahrung.— Fraglos lieben, völlig vertrauen, ungeteilt auf der Seite ſtehen, dem wir uns geſchenkt haben— nur ſo wird uns wahrhaftes Glück zuteil.“ Da blieb Noſemarie ſtehen und ſah die Freundin an mit Augen, die groß und feier⸗ lich ſtrahlten in wiedergewonnener Klarheit: „Oh, wieviel ſchenken Sie mir mit Ihren lieben Worten! Sie verſtehen! Kein Mißtrau⸗ en quält mich, nur die Angſt um ihn, das pei⸗ nigende Gefühl, ihn in irgend einer Sorge od. Not zu wiſſen, ohne helfen zu können, und ſei es auch nur in Gedanken. Aber nun will ich nicht mehr ſo verzagt ſein, ſondern tapfer ver⸗ trauen, wie Sie!“ Aenne Sättler nickte und ſchloß das holde junge Geſchöpf, deſſen Weſen jedesmal an ih⸗ res Herzens Tiefe rührte, einem plötzlichen Im⸗ puls nachgebend, in die Arme. Wie gut begriff ſie den Freund, der dieſe reine Lieblichkeit fürs ganze Leben hegen und hüten wollte! Ein ſtummes Gebet rang ſich aus ihrer warm em⸗ pfindenden Frauenſeele empor um gnäbiges Abwenden des drohenden Unheils—. Weich lagen ihre Lippen auf dem ſchwar⸗ zen Haar. Ein Lächeln. das von Tränen über⸗ haucht— dann ſchied Frau Aenne. * Das Abendeſſen auf der Rohſenburg verlief einſilbig, wie immer, wenn Joachim es vor⸗ zog, ſeinen Gedanken nachzuhängen. Nur ab und zu richtete er eine freundliche Frage an Roſemarie, antwortete auf irgendeine Bemer⸗ kung ſeiner Mutter. Die Stimmen fielen wie Tropfen in das Schweigen, das ſie aufſaugte in ſtummer Wehr gegen jeden Laut. Geräuſchlos ſervierten die beiden Diener, reichten Platten, wechſelten Teller— ſilbernes Beſteck klirrte gegen Por⸗ zellan. Leichte Dämmerung erfüllte den hohen Raum trotz der frühen Abendſtunde mit grauen Schatten. Schwer laſteten ſie auf des Mädchens Seele, die in dieſer wortkargen, freudloſen Umgebung wieder in banger Unruhe zu er⸗ zittern begann. Es koſtete Mühe, die Haltung zu bewahren, die von dieſen drei Menſchen mit kühler Stetigkeit zur Schau getragen wurde, die Tränen zurückzuhalten, die hinter den ge⸗ ſenkten Lidern brannten in ſchmerzender Qual. Qual, die um ſo mehr ängſtigte, als ſie kei⸗ nem greifbaren Grund entſprang. Warum ſie im Innern ſo traurig war, wußte ſie ſelbſt nicht, vermochte ihrem Gefühl keinen Namen zu geben. Dennoch wuchs der Schatten von Stunde zu Stunde größer und drohender, wurde zum Netz, das langſam und ſtetig ſeine ſchwarzen Maſchen um ſie zuſammenzog, bis es den Atem zu erdroſſeln ſchien... Nicht zu ertragen war dieſe Stille. Rosemarie ließ die feine Stickerei, an der ſie mit zitternden Fingern arbeitete, in den Schoß ſinken und ſchloß ſekundenlang die Augen die dann irr und weh durchs Zimmer wander⸗ ten, ohne einen Ruhepunkt zu finden. Dort am anderen Fenſter ſaß die Tante und ſtrickte, mit grauen unbewegten Zügen wie ſtets. Et⸗ was von ſteinerner Fühlloſigkeit ging von die⸗ ſer ſteil aufgerichteten Geſtalt aus, die ſie nie heiter, nie erregt geſehen, nie zornig und nie gütig Oder ja, doch— einmal. an jenem Mor⸗ gen vor vier Wochen, als ſie ihr mit leidvoller Miene ſo ſeltſam ſcheu mit der Hand über Haar und Wange geſtrichen. War Tante Natalie früher anders geweſen, dachte ſie, die ſtille Frau betrachtend; hatte es je eine Zeit gegeben, in der man ſich mit ſeinen Herzensnöten zu ihr hätte flüchten kön⸗ nen, Güte und Verſtändnis gefunden hätte, wie bei Aenne Sättler? Oh, wie ſie ſich nach deren liebem Troſt ſehnte— bis Helmut wiederkam! Wann kam er? Morgen? In etlichen Tagen erſt? Endloſe Bitternis des Wartens, ohne zu wiſſen Joachim lag zurückgelehnt in ſeinem Kran- kenſtuhl. Er hatte geleſen, bis die zunehmende Dämmerung es unmöglich gemacht. Neben ihm auf dem Tiſch häuften ſich Bücher und Zeit⸗ ſchriften. Viele davon waren mit der Ahendvoßt gekommen. Sie hatte von Helmut keinen Brief erhal⸗ ten. Von ihrem Sitz aus konnte Roſemarie nur des Vetters Profil ſehen. Streng und edelge⸗ ſchnitten ſchien es in dem matten Licht, das mit zartem Schimmer weich in die nahende Nacht überſtrömte und barmherzig die Runen verhüllte, die Schmerz und Krankheit gezeich⸗ net. Es war Joachim in den letzten Tagen leidlich gegangen; ſeine Laune daher belebt und gehoben wie ſelten, was ſeine geſamte Umgebung dankbar empfand. Er war der Mit⸗ telpunkt des kleinen Kreiſes, von dem Gnade und Ungnade ausging.— Soeben wandte er den Kopf nach ihr: „Mach' doch Licht, Roſemarie. Mama ver⸗ dirbt ſich wieder mal die Augen. Ich gehe jetzt hinüber Willſt du mir nachher noch ein biß⸗ chen vorleſen?“ Fortſetzung folgt. 2 Aq ũð¹w.-w — — ———