—————————— (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 102 — Bezugspreis monatl. 21577 Amt Zeitung Anzeigenpreiſe: hiernheimer Anzeiger Viernheimer 5575 cheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage, *) Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Inſerate und Notizen vor- Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Montag, den 2. Mai 1932. Kann der Aichsbaukdtekentſat noch niedriger werden? Weitere Jenkung hängt von der Nolendeckung ab Die jetzige Diskontſenkung von 5% Prozent auf 5 Prozent hat ein offizielles Zinsniveau geſchaffen, wie wir es ſchon ſeit langem nicht mehr hatten. Es iſt deshalb erklärlich, daß die Frage aufgeworfen wird, ob der Diskontſatz noch weiter herabgeſetzt werden kann. Die Frage wird wohl deswegen auch geſtellt, weil in der Tat es im Jahre 1930 zwei Epochen gab, in welchen wir einen Diskontſatz unter 5 Prozent hatten, und zwar war der bis da— hin auf 5 Prozent lautende Satz am 20. Mai 1930 auf 4½ Prozent und am 21. Juni 1930 ſogar auf 4 Prozent herabgeſetzt worden. Die Störungen, die von der politiſchen Seite her nach den Reichstagswahlen im September 1930 eintraten, nötigten dann allerdings im Oktober zur Heraufſetzung des Diskontſatzes um ein volles Prozent, nämlich auf 5 Prozent, eine Quote, die wir ja jetzt, nachdem wir in— zwiſchen 15 Prozent ſchon durchmachen muß— ten, wieder haben. Seit Stabiliſierung der Währung haben wir mi“ Ausnahme der zwei eben erwähnten Epo— chen ſtets einen Diskontſatz von über 5 Proz. gehabt. Einer weiteren Diskontſenkung unter Prozent ſtehen bankgeſetzliche Schwierig⸗ keiten im Wege. Nach den geltenden Beſtim— mungen muß nämlich, ſofern die Notendeckung unter die Quote von 40 Proz. herabgeht, der Diskontſatz mindeſtens 5 Prozent betragen. Da nach Lage der Dinge bis auf weiteres mit einer Auffüllung der Deviſenreſerven bis zu einem Punkte, der nach den bankgeſetzlichen Vorſchriften eine Ermäßigung unter 5 Proz. zuließe, nicht zu rechnen iſt, wird man ſich wohl darauf einſtellen müſſen, daß der Dis— kontſatz von 5 Prozent zunächſt den niedrigſten unter den gegenwärtigen Verhältniſſen er⸗ reichbaren Satz darſtellt, es ſei denn, daß man im Hinblick auf die ganz außerordentlichen Verhältniſſe auch in den erwähnten bankge— ſetzlichen Beſtimmungen eine Aenderung ein— treten läßt. Damit kann freilich nicht geſagt ſein, daß der 5prozentige Diskontſatz unter allen Um⸗ ſtänden für die nächſte Zeit beibehalten wer⸗ den kann. Die Reichsbank muß vielmehr, ſo— bald ſich eine Aenderung der Situation er— gibt, die die geld- u. insbeſondere währungs— politiſche Lage verändern würde, ebenſo raſch und entſchloſſen, wie das jetzt der Fall war, dann auch wieder zu einer Diskonterhöhung ſchreiten. Denn die Sicherheit und Stabilität der Währung ſteht über allen anderen Er⸗ wägungen. Das iſt ja das große Verdienſt der Reichsbank, daß es gelungen iſt, trotz der übermenſchlichen Schwierigkeiten unter voller Aufrechterhaltung der Markparität von 15% nunmehr auf 5 Prozent den Diskont herab— ſenken zu können. Rurve der diskoul⸗ und. Lombardſätze der Reichsbank Diskont Lombard Prozent Prozent Ab Dezember 1923 10 12 ab 26. Jebruar 1925 9 11 ab 12. Januar 1926 8 10 ab 26. Februar 1926 8 9 ab 27.„März 1926 7 8 ab 0 Juni 1926 6 7 ab 6. Juli 1926 6 7 ab 11. a 1927 5 7 ab 10. Juni 1927 6 7 ab 4. Oktober 1927 7 85 ab 12. Januar 1929 6 77 ab 25. April 1929 7 8 ab 2. November 1929 7 8 ab 14. Januar 1930 67% 7 b 5. Februar 1930 6 76 ab 8. März 1930 5 6 ab 25. März 1930 5 6 ab 20. Mai 1930 4% 5 ab 21. 0 1930 4 5 ab 16. Juli 1931 10 15 ab 1. Auguſt 1931 15 20 ab 12. Auguſt 1931 10 15 ab 19. Auguſt 1931 10 12 ab 2. September 1931 8 10 ab 10. Dezember 1931 7 8 ab 9. März 1932 6 7 ab 9. April 1932 5% 6 ab 28. April 1932 5 6 * Die Zinsfrage Durch die Diskontſenkung iſt die Frage der Verzinſung der Sparguthaben wieder akut ge— worden. Es iſt erfreulich, daß die Sparkaſſen auch nach Senkung des Diskontſatzes an der Zinsquote von 4 Prozent feſthalten. Die Ren- tenpapiere gewähren auch unter den gegen— wärtigen Verhältniſſen eine Verzinſung, die diejenige der Sparguthaben noch weit über— trifft, aber man muß berückſichtigen, daß die Spareinlagen eben einen ganz anderen Cha— rakter haben als die feſtverzinslichen Anlagen und erſt recht als die auf täglichen Abruf ge— ſtellten Bankgelder. Die Spareinlagen unter— liegen beſonderen Kündigungsvorſchriften, die ſatzungsgemäß feſtgelegt ſind. Im Intereſſe der Entwicklung des Sparweſens liegt es ja auch, daß der Zinsſatz für Spargelder eine möglichſte Stabilität aufweiſt. Aus aller Großfeuer im Weſterwald Marienberg, 30. 4. In der Nacht zum Frei⸗ tag gegen 3 Uhr entſtand auf bisher unauf— geklärte Weiſe in dem Wohnhaus der Witwe Biel in Ailertchen ein Brand, dem das Ge— bäude zum Opfer fiel. Dem ſchnellen Eingrei— fen der Feuerwehr gelang es, die überraſchten und in Lebensgefahr ſchwebenden Hausbewoh— ner zu retten und den Brand auf ſeinen Herd zu beſchränken. Der Schaden iſt groß, zumal die Mobilien nicht verſichert waren. Ichmuggler im Panzerwagen Nach heftigem Feuergefecht zur Strecke gebracht. Emmerich. In Horbach bei Kerkrade wurde ein von Holland kommendes Auto von deut— ſchen Zollbeamten angehalten. Die Haltrufe der Beamten beantworteten die Schmuggler mit erhöhter Geſchwindigkeit. Als die Zollbe— amten das Feuer eröffneten, wurde es aus dem Kraftwagen erwidert. Als ein zweiter Zollpoſten mit einem Karabiner ſchoß, flüchte— ten die Schmuggler unerkannt unter Zurück— laſſung des Wagens. Der Wagen, der gepan— zert war, wies zwanzig Einſchüſſe auf: er war mit 1300 Pfund Kaffee beladen.— Bei Bel— lingwoude verſuchten drei von deutſchen Zoll— beamten feſtgenommene holländiſche Berufs- ſchmuggler, über die holländiſche Grenze zu fliehen. Die Beamten machten von der Schuß— waffe Gebrauch, wobei alle drei Schmuggler verletzt wurden. Einigung über die Frage der Jeſerſchichlen bei der Reichsbahn Berlin, 30. 4. In den Verhandlungen zwi⸗ ſchen der Reichsbahnhauptverwaltung und den Vertretern der an dem Tarifvertrag mit der Reichsbahn beteiligten Gewerkſchaften iſt heute eine Einigung über die Frage der Feier⸗ ſchichten erzielt worden. Um umfangreiche Ent⸗ laſſungen zu vermeiden, iſt man übereinge⸗ kommen, in Ausbeſſerungswerken bis zu 13 Feierſchichten im Vierteljahr durchzuführen, in den Werkſtättenteilen der Bahnbetriebs⸗ werke und Bahnbetriebswagenwerke können bis zu drei Feierſchichten im Monat eingelegt werden. Ebenſo bis zu drei Feierſchichten im Monat können für die Arbeiter auf den Güter⸗ böden in den e und Werfthallen eingelegt 8 49. Jahrgang Slimſon iſt optimiſtiſch Der amerikaniſche Slaalsſekrelär über ſeine Genfer Eindrücke Genf, 30. 4. Der amerikaniſche Staatsſefre⸗ tär Stimſon, der morgen Genf verläßt, hat heute der amerikaniſchen Preſſe eine Erklärung abgegeben, in der es heißt:„Ich werde mor— gen, ſehr befriedigt über meinen Beſuch auf der Abrüſtungskonferen:z. Genf verlaſſen. Die Beſprechungen, die ich mit den Mitgliedern der amerikaniſchen Delegation und mit den Füh— rern vieler anderer Delegationen auf der Ab rüſtungskonferenz hatte, haben mich, was den Enderfolg dieſer Arbeiten betrifft, ermutigt. Die verantwortlichen Führer der auf der Ab— rüſtungskonferenz verſammelten Staaten ſind ernſtlich gewillt, Löſungen der Aufgaben zu finden, die der Konferenz geſtellt ſind. Dieſe Probleme ſind ſchwer und verwickelt. Ihre Löſung erfordert Zeit und Geduld. Die Re— gierungsführer der direkt beteiligten Länder haben ſich entſchloſſen, in perſönlicher Füh— lungnahme an die Löſungen heranzugehen, was beſonders ermutigend iſt.“ Stimſon erklärte weiter, daß er auße dem während ſeines Genfer Aufenthaltes mit den anderen Staatsmännern über andere Proble⸗ me geſprochen habe, die die genen eitigen In⸗ tereſſen dieſer Staaten und Amerikas betref⸗ fen, insbeſondere über die fernöstlichen Fra⸗ gen. Die Beſprechungen hierüber. die außer⸗ halb ſeiner eigentlichen Miſſion gelegen hät— ten, ſeien mehr informatoriſcher Natur ge— weſen. Der perſönliche Kontakt, in den er jetzt Vell Unrichtige franzöſiſche Behaunkungen über deutſche Ausgaben für Kulturpropanganda Berlin, 30. 4. In der Reparationsdiskuſſion der franzöſiſchen Preſſe iſt vielfach mit der völlig unbegründeten Behauptung gearbeitet worden, daß von deutſcher amtlicher Seite ſehr erhebliche Summen für die Zwecke der Kultur— propaganda verwandt würden. Zu dieſer an— geblichen Verſchwendung wurde dann das ſparſame Frankreich in Gegenſatz geſtellt. Je— dem, der ſich über die wahre Sachlage unter— richten will, zeigt das Stadium des deutſchen Reichsetats mit aller Klarheit, wie eng be— grenzt leider die Mittel ſind, die das Deutſche Reich für Zwecke der Kulturpropaganda auf— wenden kann. Daß aber in Frankreich noch reichlich Geld vorhanden iſt, um im Dienſt der franzöſiſchen Propaganda großzügige Kul— turprojekte durchzuführen, zeigen zwei Bei— ſpiele aus der jüngſten Vergangenheit. So iſt jetzt der franzöſiſchen Kammer ein Geſetz über die Gewährung einer außerordentlichen Sub— vention von 1650 000 Frances für das Inſtitut francaiſe in Neapel vorgelegt worden. Außer— dem hat das franzöſiſche Außenminiſterium zum Ausbau des franzöſiſchen Lyzeums in Madrid einen zuſätzlichen Kredit von 4657000 Franes erhalten. Dieſe beiden Beiſpiele, die ſich noch leicht vermehren ließen, zeigen, mit welcher Großzügigkeit die franzöſiſche Kultur— propaganda zu arbeiten pflegt. = Iwei Todesopfer a i einer wüſten Schießerei Neuyork, 30. 4. Das Geräuſch einer Raſen— mähmaſchine, die die Bewohnerin eines Land— hauſes in Los Angeles, Mrs. Pohl, in ihrem Garten zur Anwendung brachte, erwies ſich als zuviel für die Nerven ihrer Nachbarin Mrs. Alger, die auf die friedlich in ihrem Garten arbeitende Frau Pohl aus einem Armeerevolver das Feuer eröffnete. Auf te⸗ lephoniſchen Hilferuf erſchien die nächſte lizeiſtreife; ein Polizeibeamter zog die Klin⸗ gel bei Mrs. Alger, worauf dieſe den Polizi— ſten durch einen Schuß durch das obere Glas⸗ fenſter der Tür auf der Stelle tötete. Ein darauf herbeigerufenes Ueberfallkommando mußte vor den Schüſſen der wütenden Frau a nehmen und war e 222 gen, Tränengasbomben in das Hus zum dritten Male mit den verantwortlichen Staatsmännern Europas getreten ſei, ſei von größter Bedeutung für die außerpolitiſchen Intereſſen und haben viel dazu beigetragen, das gegenſeitige Verſtändnis zwiſchen den in⸗ tereſſierten Regierungen zu fördern. Stimſon gab zum Schluß ſeiner Befriedigung Aus— druck., daß die Beſprechungen demnächſt fort— gesetzt würden. Rücktritt des Sgalsſekrefärs Schäffer Berlin, 30. 4. Der in der Preſſe bereits vor einigen Tagen angekündigte Rücktritt des Staatsſekretärs im Reichsfinanzminiſterium Dr. Schäffer wird, dem„Berliner Tageblatt“ zufolge, mit Beginn des neuen Monats Tat— ſache werden. Staatsſekretär Schäffer hat ſich heute von ſeinen Beamten verabſchiedet. Kleine Tagesumſchau Im Hotel„Deutſches Haus“ in Schwaan (Mecklenburg) brach ein Großfeuer aus, dem das ganze Gebäude und angrenzende Räum⸗ lichkeiten zum Opfer fielen. Es gelang den Löſchmannſchaften, gefährdete Nachbarhäuſer zu retten. Ein unbewachter Bahnübergang hat wieder einmal ein ſchweres Unglz ick verurſacht: Ein beladener Laſtkraftwagen aus Hannover fuhr an der Strecke Celle. horſt einem Güter⸗ zug in die e Kr aftwagenführer wur⸗ de ſchwer verletzt, de 1 Selfahrer getötet. Die Berteame ff Flugezpedition iſt in Bang⸗ tot eingetroffen. Kurz nach der Landung mach— te Flugkapitän 9 bei Marga v. Etz⸗ dorf einen Krankenbeſuch, um ſich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Die Piſotin befindet ſich auf dem Wege der Beſſerung. Februar weiſen die Lebens Ve rſichen Für Ende cherungsunternehmungen im ſtande gegenüber Ende 1931 um 58 Millionen RM auf. * Die Bremer Sparkaſſe erwarb in der Zwangsverſteigerung die Sanſa-Flashütte Carlshöfen bei Gnarrenberg für 6000 Non. Der Einheitswert der Gebäude beträgt 80 500 RM. Alle anderen Hypotheken fallen alſo aus. * Auf der Strecke Angermünde— Pasewalk wurde bei Wilmersdorf ein Landfuhrwerk vom Schwedenzug überfahren. Der Kutſcher war ſofort tot. Ein ſchwerverletztes Pferd mußte getötet werden. * Der Re ichspräſident empfing am Sonn⸗ abend Dr. Brüning zum Bericht über die Gen— fer Bes ſprechung ent Der Hindenburgpokal für die beſte ſport— liche Motorflugleiſtung fir n wurde am Sonnabend dem Ziegeleibeſitzer Auguſt Lauw aus Bockhorn(Oldenburg) vom Reichspräſi⸗ denten perſönlich überreicht. * Die für den 27. April berechnete Groß— bandelsinderziffer iſt mit 98,2. gegenüber der Vorwoche um 0,1 Prozent zurückgegangen. d. Die Arbeitfürſorgebeſchäftigung in Eſſen iſt wegen der außerordentlichen Verſchlechterung der ſtädtiſchen Kaſſenlage mit dem 30. April eingeſtellt worden. 0 Der Zechenverband hat die Lohnordnung für den Ruhrbergbau zum 31. Mai gekündigt, um das beſtehende Lohnſyſtem aufzulockern. * Zur Weiterführung der Deſſauer Junkers⸗ werke iſt von den Gläubigern unter Beteili⸗ dung der Stadt Deſſau in 3 eine W triel aefsliſchaft agariude den 1 Das litauiſche Außenminiſterium erklärt, die vom Haager Gerichtshof auf den 30. Mai feſtgeſetzte Friſt für die Entgegnung auf die Anklageſchrift der Signatarmächte wegen des Memelkonfliktes ſei zu kurz bemeſſen. * Die Tagung der internationalen Arb its⸗ konferenz wurde am Sonnabend abge z choen. Die Völkerbundsverſammlung hat unter Stimmenenthaltung Japans am Sonnabend einſtimmig die Entſchließung über die Waffen⸗ ſtillſtandverhandlungen angenommen. * Eine Miniſterkonferenz in Tokio beſchloß, trotz des Schanghaier Anſchlages bei der bis— herigen Haltung in der Frage des Waffen⸗ ſtillſtandes zu bleiben. E Ein Wirbelſturm hat zwei Drittel der Stadt Jelo auf Zanboanga(Philippinen) vernichtet; ein Dampfer iſt untergegangen, ein anderer geſtrandet.. Die Feier des 1. Mai Im allgemeinen ruhiger Verlauf. f 5 5 Vereinzelte Zwiſchenfälle Zwiſchenfälle bei der Maifeier in Bremen. witb Bremen, 2. Mai. Nach Schluß einer kom— muniſtiſchen Verſammlung bildete ſich geſtern mit⸗ tag ein größerer Demonſtrationszug, der unter Abſingen revolutionärer Lieder und Angriffen auf die Polizei durch die Landwehrſtraße zog. Den einſchreitenden Poliziſten wurde tätlicher Wider- ſtand entgegengeſetzt, ſodaß ſie vom Gummiknüp— pel Gebrauch machen mußten. Sieben Polizeibe— amte wurden verletzt, davon drei erheblich durch Verletzungen am Kopf. Als die Beamten zu ſchie— ßen drohten, flüchteten die Kommuniſten. Auch in anderen Stadteilen löſte die Solizei einige kom— muniſtiſche Umzüge auf. Die Maifeiern der SPD. nahmen einen ruhigen Verlauf. Ruheſtörungen bei der Maifeier in Trier. wib Trier, 2. Mai. Aus Anlaß der Maifeiern! hatte die Polizei den Kommuniſten einen Umzug durch die Stadt genehmigt. Als die Kommuniſten verſuchten, ein Transparent mit einem aufreizen— den Bild und einer aufreizenden Inſchrift im Zuge durch Frauen tragen zu laſſen, verbot die Polizei dies, worauf ſie mit Steinen beworfen wurde. Die Beamten mußten mit dem Gummiknüßpel ein— greifen, wobei es mehrere Verletzte gab. Nach dem Zuge kam es zu erneuten Zuſammenrottungen auf der Weberbachſtraße, wobei die Polizei wiede— rum mit Steinen beworfen wurde, von denen aßer nur Kommuniſten getroffen wurden. Nachdem die Polizei erneut mit dem Gummiknüppel vorgegan— gen war, zerſtreuten ſich die Demonſtranten. Drei kommuniſtiſche Teilnehmer wurden feſtgenommen. Der 1. Mai in Polen.— Zwei Kommuniſten getötet. wtb Warſchau, 2. Mai. Bei der Maifeier in Dombrowa-Gora bei Soſnowitz, kam es zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen Kommuniſten und der Po— ligei. Die Kommuniſten ſchoſſen auf die Poligei, die das Feuer erwiderte. Zwei Kommuniſten wur— den getötet. Sonſt haben die Maifeiern im gan— zen Lande einen ruhigen Verlauf genommen. Detzte Radiomeldungen Franzöſiſcher Gutshof durch Erdrutſch verſchüttet.— Drei Tote. wib. Piris. 2. Mai. Laut„Petit Parilien“ rollten bei Chaze in der Nähe von Privas 300 Kubikmeter Erde auf einen Gutshof. Die Be⸗ ſitzerin, ihre Tochter und ihre Nichte wurden Ihre Leichen unter den Trümmern begraben. konnten geborgen werden. Mord und Selbſtmord. witb. Hamburg, 2. Mai. Der 28⸗jährige Ha⸗ fenarbeiter Breuer ſchnitt der 58jährig. Marg. Ecke aus Farmſen in ſeiner Wohnung mit einem Raſiermeſſer den Hals durch, die Fiau ſtarb alsbald. Breuer beging hierauf Selbſt⸗ mord. Das Motiv der Tat iſt nicht geklärt. Vierte Südamerikafahrt des„Graf Zeppelin“. Friedrichshafen, 2. Mai. Das Luftſchiff „Graf Zeppelin“ iſt heute früh 5.03 Uhr zu einer vierten Südamerikafahrt glatt geſtartet. Füh⸗ rer iſt Kapitän Lehmann. An Vord befinden ſich 10 Paſſagiere, darunter 1 Kind. Dieſer Flug wird der letzte nach Südamerika in dieſem Früh⸗ jahr ſein. Die Wahlen in Frankreich Ergebnis von 500 Kammerſitzen. Für 283 Mandate Stichwahl nötig. wtb. Paris, 2. Mai. Die letzte Sta⸗ tiſtik der Agentur von 1.30 Uhr früh umfaßt 337 Ergebniſſe. Danach erhielten: Gewinn. Verl. Rechtsſtehende 0 Marin⸗Maginot⸗Parteien 39 Linksrepublikaner 17 rechtsſtehende Radikale 14 Radikale(Richtung Herriot) 38 Sozialrepublikaner 9 Sozialiſten 22 2 Kommuniſten 0 0 In 198 Fällen hat Stichwahl ſtattzu finden. wtb. Paris, 2. Mai. Zum Verſtändnis der Statiſtik über das Ergebnis der franzöſiſchen Wahlen ſeien folgende Parteinennungen von rechts nach links angegeben: 1. Unter der Bezeichnung Rechtsſtehende ſind zu verſtehen: die Reaktionären, die Roya⸗ liſten und die Bonapartiſten. a Alsdann folgt zuſammengenommen die Partei Marin und die Partei Maginot, zu welcher Gruppe auch die katholiſchen Demokraten hinzugezählt werden. 3. Unter der Bezeichnung Linksrepublikaner 22228 * iſt die Frartion Tardieu zu verſtehen Unter der Bezeichnung rechtsſtehende Radi⸗ kale ſind vereinigt: die radikale Linke (ehemalige Fraktion Loucheur) Gruppe Franklin⸗Bouillon und die Gruppe der Unabhängigen Linken. Die Radikalen(Herriot). i . Sozialrepublikaner, zu denen auch die rechtsſtehenden Sozialiſten gerechnet wer⸗ den(Chabrun.) 7. Die Sozialiſten. 8. Die Kommuniſten. Tardieu wiedergewählt. wtb. Paris, 2. Mai. In Belfort iſt Mini⸗ ſterpräſident Tardieu mit 12 178 Stimmen ge⸗ wählt worden; ſein ernſteſter Gegenkandidat, ein radikaler, erhielt 2852 Stimmen. Bemer⸗ kenswert iſt von den bisher vorliegenden Er⸗ gebniſſen die Niederlage des Generalſekretärs der Sozialiſtiſchen Pirtei, Paul Faure in Creu⸗ ſot. In zwei Wahlkreiſen, nämlich in Nantes und Bordeaux haben die Sozialiſten gereits zwei Linksrepublikanern(Fraktion Tardieu) Sitze abgenommen. In Lyon ſind außer Her⸗ riot noch zwei Radikale und ein Sozialiſt ge⸗ wählt, ferner der ehemalige Miniſter und ra⸗ dikale Abgeordnete Dalinier. 217 franzöſiſche Abgeordnete endgültig gewählt. Paris, 2. Mai. Um 3.25 Uhr war des Wahl⸗ ergebnis über 500 Kammerſitze bekannt. Darum iſt für 283 am nächſten Sonntag ein zweiter Wahlgang notwendig. Die 217 endgültig Ge⸗ wählten verteilen ſich auf die verſchiedenen Parteien wie folgt: Rechtsſtehende 2 Marin⸗Maginot⸗Parteien 64 Links⸗Republikaner 25 Rechtsſtehende Radikale 25 Radikale(Herriot) 55 Sozialrepublikaner(Painleve]! 12 Sozialiſten 39 Kommuniſten 5 Tagesnachrichten Steinhindernis im Tunnel. wtb. St. Goar, 2. Mai. In dem Eiſenbahn⸗ tunnel zwiſchen der Station Sankt Goar und Oberweſel ſtürzte geſtern ein etwa 30 Zentner ſchwerer Felsblock ab und fiel auf die Schie⸗ nen. Kurz darauf paſſierte ein Personenzug die Stelle und ſchob den Felſen beiſeite. We⸗ nige Augenblicke ſpäter kam auch ein Perſonen⸗ zug aus entgegengeſetzter Richtung, der eben⸗ Nueh Prominente sind vor der Polizei nicht sicher! enleuer Max Gchmelings Man hielt ihn und ſeine Begleiter für— Juchkhäusler Chicago, 30. 4. Der deutſche Boymeiſter Max Schmeling und ſein Gaſtgeber, der Chi— cagoer Bürgermeiſter Anton Cermak, ſind die— ſer Tage nur mit Not und Mühe der Ver— haftung entgangen. Schmeling befand ſich, wie die Nachtausgabe meldet, mit ſeinem Manager Jacobs und Bürgermeiſter Cermak auf der Fahrt nach Chicago, als Poliziſten auf einer Chauſſee in Illinois plötzlich mit vorgehaltenen Revolvern ihren Wagen ſtoppten. Die Poliziſten glaubten in den Autoinſaſſen aus dem Zuchthaus von Indiana entkommene Strüflinge, nach denen ſie fahndeten, gefaßt zu haben. Cermak konnte! die über ihren vermeintlichen„guten Fang“ erfreuten Poliziſten erſt nach längerer Debatte davon überzeugen, daß er der Bürgermeiſter von Chicago iſt und ſeine beiden Begleiter keine Zuchthäusler ſind. Den Poliziſten erſchien Cermaks kategoriſche Erklärung„Ich bin der Bürgermeiſter von Chicago“ offenbar zunächſt als der unverfrorene Bluff eines hartgeſottenen Sträflings. Als ſie aber ſchließlich erkennen mußten, wen ſie vor ſich hatten, ließen ſie die„Zuchthäusler“ unter vielen Entſchuldigungen weiterfahren. Bei den Chicagoern rief die Nachricht, daß man um ein Haar ihren Bürgermeiſter verhaftet hätte, großes Gelüchter hervor. ſaus gegen das Hindernis ſtieß Seite warf. Beide Maſchinen wi beſchädigt. Verletzt wurde niemand. Es ergaben ſich Zugverſpätungen von 1—1½ Stunden. An der Beſeitigung des Felsblocks wird noch gegn beitet. N Bluttat im Ditmarſchen. wib. Heide, 1. Mai. Am Sonntag norm't. tag erſchoß in Haſſenbüttel bei Weſſelbuten der Knecht der Gutsbeſitzerin Witwe Kruſe ſeine Arbeitgeberin, die ihm gekündigt hatte. Der Knecht, der über zwei Selbſtladepiſtolen verfügen ſoll, verbarrikadierte ſich nach der Tat im Hauſe. Nachdem 10 Landjäger und das Ueberfallkommando der Schleswiger Schupo das Haus umzingelt hatten, erſchoß er ſich. Anſchlag auf einen britiſchen Verwaltungs⸗ beamten in Indien. wtb. Kalkutta, 1. Mai. Der Diſtriktchef von Midnapore, Douglas, wurde geſtern von einem jungen Bengalen überfallen und ſchwer ver⸗ wundet. Er iſt heute ſeinen Verletzungen er⸗ legen. Humor Mutter: Du biſt aber heute ein artiges Kind, Fritz, daß du ſo hübſch ruhig daſitzt und ſo beſorgt biſt, daß der Papa von ſeinem Nachmittagsſchlummer nicht aufgeweckt wird. Fritz: Pſt, Mama, nicht ſo laut. Ich warte darauf, daß die Zigarette Papas Finger ver— brennt. iK „Als ich Kurts Antrag annahm, ſagte er, er fühle ſich wie im ſiebenten Himmel.“ „Das will ich gern glauben! Er war ja ſchon ſechsmal vorher verlobt.“ . „Papa, erinnerſt du dich, daß du mir mal die Geſchichte erzählſt haſt, wie du aus der Schule hinausgeworfen wurdeſt?“ „Ja.“ „Hm, iſt es nicht merkwürdig, wie ſich alles im Leben wiederholt! Wahrſagerin: Ich ſehe einen hübſchen jun⸗ gen Mann— dunkel Mädchen: Aber er iſt blond! Wahrſagerin:... dunkel gekleidet— blon⸗ des Haar. Der Leepolyp Zu den bizarreſten Tierformen, die das an— endliche Meer hervorgebracht hat, gehören un— ſtreitbar die Seepolypen, über die ſehr viel gefabelt wird. Dieſe ganz eigenartigen Ge— ſchöpfe üben mit ihren Katzenaugen und ih— ren Schlangenarmen auf jeden Aquariums⸗ beſucher einen überwältigenden Eindruck aus. Die Seepolypen, auch Kraken, Tintenpolypen und Tintenfiſche genannt, ſind bekanntlich kei— ne Fiſche, ſondern gehören als ſog. Kopffüßler zur Gruppe der Weichtiere. Die äußerſt lebhaf⸗ ten beweglichen Tiere beſitzen ausgezeichnete, große Augen, ihre rieſigen Fangarme, die mit vielen Saugnäpfen beſetzt ſind, dienen auch zum Kriechen auf dem Meeresgrund oder an der Küſte. Ein auf dem Meeres- bezw. Aqua⸗ riumsboden dahinſchreitender Seepolyp, der buchſtäblich auf dem Kopf läuft, bietet tatſäch— lich einen grotesken, nicht zu beſchreibenden Anblick. Beim Schwimmen werden die gefürch— teten, kraftvollen Fangarme zuſammengelegt und nach vorn geſtreckt. Durch Atmungsrück— ſtoß ſchießt dann das Tier, mit dem Körper— ende voraus, durch das Waſſer. Zwiſchen den 1 50 MBs nal Ai ee de TBH T- Tit N eee eee Aber die Liebe iſt die größte unter ihnen Roman von Helma von Hellermann. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle 1931 149. Fortſezung.) Hardt ſaß ſehr gerade da, ſofort wieder auf der Wacht. Darauf wollte ſie hinaus? Natürlich, wie immer. Das alte Lied in neuer Variante. „Sie ſind müde und verſtimmt“, ſagte er möglichſt unbefangen,„da ſieht man alles in traurigem Lichte. Soll ich Ihnen ein wenig vorleſen, etwas recht Schönes, Beruhigendes? Kennen Sie„Himmelsvolk“? Ich will es he— len.“— Aber ehe er die Tür erreicht halte, ſtand ſie wie hingeweht vor ihm, hob bittend die Hände: „Laß das Buch, Helmut, bleibe bei mer— du weißt ja gar nicht, wie lieb ich dich habe, Hul- mut Hardt! Regungslos hatte er dageſtanden, erſtarrt vor dem plötzlichen Ausbruch.— Nun juchte er die Arme zu löſen, die ſich um ſeinen Nacken geſchlungen hatten, bog den Kopf zur Seite, um ihren heißen Lippen zu entgehen, ging Schritt für Schritt rückwärts der Tür zu. Die Frau ließ nicht los, klammerte ſich ar ihn mit der Ver⸗ zweiflung der Hoffnungsloſigkeit. Endlich befreite er ſich, angewidert und zornig, riß die Hände von ſeinem Nacken, hielt die an den Gelenken feſt.„Sie wiſſen, daß ich verlobt bin, Frau Hartmann. Ich liebe meine Braut von ganzem Herzen. Eine andere Frau kommt für mich nicht in Betracht. Verzeihen Sie meine brutale Offenheit— aber hier ſcheint ſie vonnöten. Ich ſchätze, bewundere, verehre Set:; Ein Geräuſch hinter ihm ließ ihn plotzlich verſtummen. Das Geſicht der Frau hatte ſich blitzartig verwandelt, drückte Angſt aus, Ab⸗ ſcheu— gewaltſam riß ſie ihre Hände aus ſei— nem Griff, der ſich unwillkürlich gelockert hatte. Auf der Schwelle ſtand James Hartmann. In der Sekunde, als er die Tür geöffnet, hatte Marion Hartmann begriffen, daß es jetzt für ſie nur eine Rettung gab. Eine Rettung, die zugleich Rache an dem Manne war, der ſie verſchmäht hatte. Mit beiden Fäuſten ſtieß ſie nach Hardt, der betreten zurückfuhr, lief auf ihren Mann zu, warf ihm aufſchluchzend die Arme um den Hals: Jim, Jim, Liebling— Gott ſei Dank, daß du kamſt! Hilf mir, rette mich vor dieſem Menſchen.“ Mit einem tierhaften Laut ſchob Hartmann die Frau beiſeite, trat vor, keuchend, mit plötz⸗ lich rot unterlaufenen Augen:„Verdammter Lump— beleidigt mir die Frau, die ich in ſei⸗ nem Schutz zurücklaſſe, zum Dank dafür, daß ich ihn vor dem Verhungern gerettete habe—“, die Stimme ſchnappte ihm raſſelnd über vor Erre⸗ gung. Grau im Geſicht, ſtand Helmut da, wich nicht vom Platze. Welch fürchterliche Verwir⸗ rung richtete das Weib an, das ſchon wieder an des Gatten Hals hing.„Ich habe Ihre Frau nicht beleidigt, Herr Hartmann!“ Auch ſeine Stimme klang heiſer und atemlos. „Der Schuft lügt noch—“ Hartmann befrei⸗ te ſeinen rechten Arm, holte aus zum Schlage, verſuchte auf den Deutſchen einzudringen, deſ⸗ ſen Hände ſich ebenfalls unbewußt zu Fäuſten geballt hatten. Dir Frau ließ nicht locker, klammerte ſich an den Gatten mit einer Zähigkeit, die nicht abzuſchütteln war. Küßte ſeine Wange, ſeinen Hals, bat, drohte, flehte in ſein Ohr. „James, James, ſchrei doch nicht ſo, denke an meinen Ruf! Gibt ses offenen Skandal, ſo bleibt er immer an der Frau hangen, hörſt du? Beruhige dich, ſchick' ihn fort, laß ihn laufen— nur keinen Standal! Jim, Liebling, ich bitte dich ſo ſehr—“ Was teine Gewalt vermocht hätte, die Bit⸗ ten der angebeteten Frau erzwangen es. James Hartmanns erhobener Arm ſank herab— wies dann befehlend nach der Tür: „Gehen Sie. Meiner Frau wegen ſei Ihnen die Strafe geſchenkt, die Sie verdienen, meine Verachtung geb' ich gratis dazu—“, mit herab⸗ gezogenen Mundwinkeln ſah er den bleichen Mann an, in deſſen Geſicht jetzt eine dunkle Röte aufflammte.„In einer halben Stunde haben Sie mein Haus verlaſſen, mein Wagen wird meinen„ehrenhaften“ Gaſt zur Stadt fahren. Im übrigen können Sie zum Teufel gehen. raus, ſage ich Ihnen!“ Hardt trat vor mit keuchendem Atem.„Herr — Sie haben kein Recht, meine Ehre anzu⸗ taſten—“. Der Amerikaner duckte den Kopf, hatte ſchmale, höhniſche Augen.„Was, kein Recht?! Was iſt denn das für'ne Sorte Ehre, die ein wehrloſes Weib in ihrem Zimmer überfällt, ſie umarmt, ſie feſthält, da ſie fliehen will, he? Oder haben Sie eine andere Erklärung für das was ich ſelber ſah?“ Hardt ſuhr auf, öffnete die Lippen— und ſchwieg mit abgewandtem Blick. Konnte er die Frau anklagen, dem Manne der ſie liebte, der ihm ſoviel Güte, ja väterliche Freundſchaft bewieſen hatte, das Schwerſte antun, um ſich zu rechtfertigen? Und, wenn er ſo tief ſänke: Würden James Hartmann ihm, dem Fremden, mehr Glauben ſchenken als der eigenen Frau? — Die Situation war hoffnungslos für ihn. Ein tiefes Atemholen— dann richtete Hel mut Hardt ſich auf:„Vielleicht kommt einmal die Zeit, in der Sie alles begreifen, Herr Hart⸗ mann, in der Sie erfahren, daß ich nicht ſchul⸗ dig, nicht undankbar geweſen bin.“ Und es war etwas ſo Ernſtes in der dunk⸗ len, ſchweren Stimme, daß der Amerikaner keine Erwiderung fand. Stumm wandte er ſich ab, ſeine Frau um die Schultern gefaßt, deren blonder Kopf ſich wie hilfeſuchend dagegen ſchmiegte. Nun hob ſie ihn ein wenig, blinzelte verſtohlen nach rückwärts. J Hardts Blick glitt über ſie hinweg, als ſel ſie nicht vorhanden. Eine knappe Verbeugung gegen ſeinen bisherigen Brotherrn, dann ver⸗ ließ er das Zimmer. Mit einer ſeltſamen Zer⸗ ſchlagenheit in den Gliedern, ging er die Trep⸗ pe hinauf, mußte ſich am Geländer anhalten, ſo zitterten ihm plötzlich die Knie. Er biß die Zähne zuſammen. Vorwärts— hier war kein Platz mehr für ihn. Oben angelangt, fand er ſchon den Diener vor, der den Koffer aus der großen Garderobe herauszog und ihm behende beim Packen hall. Ab und zu warf er einen verſtohlenen Blick auf die verſchloſſenen Mienen, die nichts ver⸗ rieten. Aber daß etwas vorgefallen ſein mußte, war klar. Jimmy, wie ſein Perſonal ihn reſpektlos unter ſich nannte, hatte gar ſo laut gebrüllt. Gewiß wegen Molly. Ein kokettes Frauenzim⸗ merchen— ſie alle hatten das letzte Liebes⸗ werben bemerkt, nur der dumme Jimmy nicht, der blind und taub war vor lauter Verliebt⸗ heit! Mollys wegen flog gewiß dieſer nette junge Deutſche, dem er gar ſo gut war, hinaus. —: Fortſetzung folgt. unheimlichen Fangarmen ſitzt ein giftdrüſen⸗ bewehrter Hornſchnabel, von dem das Tier aber im Kampfe— wenigſtens den Menſchen gegenüber— kaum Gebrauch macht. Die Na⸗ tur hat dieſe Seepolypen mit einer Reihe trefflicher Schutz⸗ und Trutzwaffen ausgeſtat⸗ tet, und hierzu kommt noch als weiteres, recht wertvolles Hilfsmittel im ſchweren Kampf ums Daſein ihr außerordentlich großes Farb⸗ wechſel⸗ und Farbanpaſſungsvermögen, mit dem ſie ſogar das berühmte Chamgeleon über⸗ treffen. In Gefangenſchaften halten dieſe ab⸗ ſonderliche Tiergeſtalten, die Hauptſtücke, die ein Binnenlandaquarium überhaupt zu bie⸗ ten vermag, gewöhnlich nicht lange. Meiſt verweigern ſie die Nahrungsannahme, wobei es nicht allzu ſelten vorkommt, daß ſich die Tiere ihre eigenen Fangarme abfreſſen, ſich al⸗ ſo richtiggehend ſelbſt verſtümmeln. Wendiſche Lagen Wir entnehmen nachfolgende Pro⸗ ben dem ausgezeichneten kleinen Buche „Wendiſche Sagen“(Herausgeber: F. Sieber), das innerhalb der Sammlung „Deutſche Volkheit“ bei Eugen Diede⸗ richs in Jena erſchien. Anekdolen vom allen Jritz Zur Zeit des Fritz wurde in einem Dorfe ein Unteroffizier als Prediger angeſtellt. Der hatte ſich eine Predigt auswendig gelernt, und predigte ſie von Woche zu Woche in einem Striche fort. Da beſchwerte ſich ein Dorbewoh⸗ ner beim König darüber. Der fragte:„Was hat der Prediger gepredigt?“ Da wußte der Bauer nichts und der König ſprach:„Mag er noch ein paar Jahre predigen, bis Er lernt.“ In einem andern Dorfe waren zwei Pre⸗ diger. Von denen hatte der eine eine fette Stelle, der andere eine magere. Der mit der mageren mußte Sonntags nachmittags in der Schenke zum Tanz aufſpielen. Aber der mit der fetten Stelle war nicht zufrieden, ſchrieb an den König, er wolle noch eine beſſere ha⸗ ben. Dann kam der König ſelbſt in das Dorf, hörte die Predigt des mit der mageren Stelle an und auch ſeine Muſik nachmittags in der Schenke. Beides gefiel dem König ſehr, Da beſtimmte er. daß die beiden mit ihren Stel⸗ len tauſchten, und ſagte:„Mag der andere nun ein paar Jahre geigen!“ Die Bauern und die alle Kuh Man wollte einen Nochtener Bauer auf dem Weißenberger Viehmarkte ſeine alte Kuh ver— kaufen. Aber er kriegte ſie nicht los. In der Sommerhitze wollte die Kuh heimwärts nicht weitergehen, wiewohl ihm ein Dorfnachbar treiben half. Beide Bauern waren ziemlich an⸗ getrunken. Wie ſie ſo hintaumelten, kamen ſie an ei⸗ nen Teich. Da ſagte der Kuhbeſitzer zu ſeinem Nachbar:„Weißt du was, hier in dem Teiche ſind ſo viele Fröſche. Wenn du einen lebendi⸗ gen Froſch verſchluckſt, ſo gebe ich dir meine Kuh.“ f Der andere, nicht faul, ſteigt an den Teich, haſcht einen lebendigen Froſch und verſchluckt ihn. Da bekam er die Kuh. Langſam trieben ſie das Tier weiter. Aber der neue Beſitzer wurde des Tieres bald über⸗ drüſfig. Auch hatte er Angſt, daß ſeine Frau ſehr ſchimpfen würde, wenn er eine alte Kuh brächte. And als er lange überlegt hatte, ſagte er:„Weißt du was, ich gebe dir deine Kuh wieder zurück, wenn du auch einen Froſch ver⸗ ſchluckſt.“ Der dachte: Wenn's deinem Nachbar nichts geſchadet hat, wird dir's auch nichts tun, haſchte einen Froſch und verſchluckte ihn. Nun hatte er ſeine Kuh wieder und erfreute ſich ſehr. Sie trieben noch langen Weges gemein⸗ ſam bis gegen Abend. Als ſie bald zu Hauſe waren, wurden ſe klug und ſagten:„Sind wir doch ein paar Narren, daß wir nun jeder einen Froſch im Bauche haben und ſonſt nichts“. i Gefahr an der Grenze! bollündiſcher Automobilelub empfiehlt ſeinen Mitgliedern Tagesfahrten.— Nachts wird ge⸗ ſchoſſen. Nordhorn, 30. 4. Die Tatſache, daß die hol⸗ ländiſche Grenze in der Aachener Gegend zu ſcharf bewacht wird, hat dazu geführt, daß ſich die Schmuggler mehr nach Norden zurück⸗ ziehen. Bis nach Friesland hinauf gibt es kaum eine Grenzſtation, die nicht in kurzen Abſtänden im Kampf mit Schmugglern liegt. Mehrfach iſt es bei Nacht zun ſchweren Schie⸗ ßereien an der Grenze gekommen. Der hollän⸗ diſche Kraftwagenbetrieb(ſoweit er nichts mit dem Schmuggel zu tun hat) ſoll ſich auf Grund von Warnungen der holländiſchen Behörden in Zukunft nur noch bei Tage in den Grenz⸗ gebieten abſpielen. Alraßenbahnunfall in mährlſch⸗oſtrau Fünf Schwer⸗ und 60 Leichtverletzte. Mähriſch⸗Oſtrau, 30. 4. An einer Straßen⸗ kreuzung ſtießen infolge falſcher Weichenſtel⸗ lung zwei Wagen der Straßenbahn zuſammen. Beide Wagen waren ſtark mit Paſſagieren, insbeſondere Schülern, beſetzt. Fünf Perſonen een wurden ſchwer und 60, zumeiſt Schultinder, leicht verletzt. Die Motorwagen wurden ſtark beſchädigt. b. Trier.(Den eigenen Bruder aus Verſehen erſchoſſen?) Ein bedauerlicher Unglücksfall er⸗ eignete ſich in Noswendel(Kreis Wadern), Durch einen Gewehrſchuß in der Nacht aufge⸗ ſchreckt, fand man den 27 Jahren alten Berg⸗ mann Joachim Barth aus Noswendel in dem Hauſe ſeiner Eltern tot auf. Die Landjäger⸗ beamten verhafteten als der Tat dringend ver⸗ dächtig zwei Brüder von Barth, die jedoch in⸗ zwiſchen wieder aus der Haft entlaſſen worden ſein ſollen, da ſich herausſtellte, daß der jüngſte Bruder auf den älteren in der Annahme ge— ſchoſſen hat, daß er in dem dunklen Zimmer einen Einbrecher vor ſich habe. Mannheim.(Schrecklich zugerichtet.) Auf der Ilvesheimerſtraße wurde ein vierjähriges Kind in Begleitung ſeiner Pflegeeltern, als es auf der linken Straßenſeite ging und auf den Warnungsruf der Eltern die Straße über⸗ queren wollte, von einem Kraftradfahrer an⸗ gefahren, zu Boden geſchleudert und eine Strecke weit geſchleift. Es wurde ins Allge⸗ meine Krankenhaus gebracht. Die Unterſuchung ergab einen Schädelbruch. Ferner hatte das Kind ſämtliche Schneidezähne, des Oberkiefers oingebüßt. Wochenplan des Turnvereins 1898: Montag: von 6—8 Uhr Schülerinnen, Abtl. 1, im Lokal. Von 8 Uhr ab Turnerinnen im Lokal. 8 Uhr Fechter im Lokal. Dienstag: ab 5 Uhr Schüler auf dem Sportplatz. ab 5 Uhr Leichtathleten und Handballſpieler auf dem Sportplatz. Ab 8 Turnſtunde im Lokal für Turner und Fechter. Mittwoch: nachmittags Schülerinnen im Lokal. Ab 6 Uhr 1. und 2. Jugend- Fußball auf dem Sportplatz. Donnerstag: ab 6 Uhr 1. u. 2. Mannſchaft. Fußbball 8½ Uhr: Turnerinnen im Lokal. ½8 Uhr Fechter im Lokal. Freitag: ab 5 Uhr Schüler auf dem Sportplatz. 8 Uhr: Turnſtunde im Lokal für alle Turner, Sportler, Männerriege u. Fechter. Zu allen Uebungsſtunden iſt nur im Sport zu erſcheinen. Bekanntmachung. Betr.: Erhebung der Gas⸗, Strom- und Waſſer⸗ gelder. Um unſeren Konſumenten die Begleichung der beim Uebergang zum FLinkaſſieren der Gas⸗, Strom- und Waſſergelder noch aus früheren Monaten rück⸗ ſtändigen Gelder zu erleichtern, haben wir uns ent⸗ ſchloſſen, die Rückſtände aus den Monaten Oktober bis einſchl. Februar ohne Pfandkoſten bis ſpäteſtens 15. Mai 1932 entgegen zu nehmen. Nach Ab- lauf dieſer Friſt ſind wir gezwungen, die gericht liche Beitreibung durchzuführen, da das Kreisamt Heppenheim wegen Ueberlaſtung der Vollziehungs- beamten eine Beitreibung im Verwaltungswege ab⸗ gelehnt hat. Wir machen ausdrücklich darauf auf merkſam, daß die gerichtliche Beitreibung mit weit höheren Koſten verbunden iſt, als die ſeitherige im Verwaltungswege durchgeführte Einziehung der Rück- ſtände. Es iſt daher dringend zu empfehlen, die Rückſtände bis zum erwähnten Zeitpunkte bei der Gemeindekaſſe zu bezahlen, damit unliebſame Koſten vermieden werden. Die Rechnungsbeträge vom Monat März ab werden, wie bereits bekannt, durch die Erheber Gutperle und Mandel kaſſiert. Wir müſſen unbe⸗ dingt erwarten, daß dieſe Monatsbeträge an die Erheber bezahlt werden. Ausnahmsweiſe werden die beim erſten Erhebungsgang nicht bezahlten Rechnungsbeträge für März im Laufe der kommen⸗ den Woche ohne Zuſchlag kaſſiert. Für die Folge müſſen wir jedoch einen Zuſchlag berechnen, wenn der Erheber ein zweites Mal für denſelben Monat vorſprechen muß. Mit Rückſicht auf die Verpflich- tungen den Lieferwerken gegenüber ſind wir auf den ſchnellen Eingang der Gelder dringend ange— wieſen, und müſſen uns daher auch bei ungebühr- licher Zahlungsverzögerung an den Zahlungsſäumi⸗ gen ſchadlos halten. Betr.: Das Faſelweſen der Gemeinde Viernheim; Wir haben 2 Eber u. 1 Ziegenbock abzugeben⸗ Die Bedingungen liegen auf Zimmer 5 offen, woſelbſt auch die Angebote verſchloſſen mit entſpr' Aufſchrift verſehen bis Freitag, den 6. Mai, vorm. ½11 Uhr einzureichen ſind. Die Tiere können im Faſelſtall beſichtigt werden. Betr.: Herſtellung der Fußſteige; hier Erhebungen der jährlichen Ratenzahlungen. Die Zuſammenſtellung der von Privaten zu erſetzenden Fußſteigherſtellungen für 1931 liegt bei uns— Zimmer 21 zur Einſicht offen. Einwendungen ſind binnen einer Friſt von 4 Wochen mittelſt Klage im Verwaltungsſtreitverfahren geltend zu machen. Betr.: Auszahlung der Wohlfahrtsunterſtützungen. Trotzdem ſchon wiederholt darauf hingewieſen worden iſt, daß die wöchentlichen Auszahlungen vor Freitag in der Woche nicht ſtattfinden können mit Rückſicht auf die verſpäteten Zuweiſungen der wöchentlichen Beihilfen aus dem Ausgleichsſtock hören die Beläſtigungen auf frühere Auszahlung ſeitens eines Teils der Wohlfahrtsunterſtützungs⸗ empfänger nicht auf. Wir ordnen daher an, daß ſowohl die Bürger⸗ meiſterei alsauch die Gemeindekaſſe mit Ausnahme des Standesamts und Ortsgerichts am Donnerstag jeder Woche für den Publikumsverkehr geſchloſſen bleiben. Viernheim, den 2. Mai 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 5 Numdfunk Stuttgart Dienstag, den 3. Mai 1932. 6,00: Zeitangabe, Wetterbericht; anſchl. Gym⸗ naſtik; 10,00: Klavierkonzert; 10,30: Duette für zwei Horfen; 11,00: Nachrichten; 12,00: Kon⸗ zerrt; 12,50: Nachrichten; 13,00: Buntes Schall⸗ plattenkonzert; 23,30: Ausſchnitt von der Tra⸗ kehner Pferde-Auktion; 13,55: Nachrichten; 14,50: Engl. Sprachunterricht; 16,00: Blumenſtun⸗ de; 16,30: Frauenſtunde; 17,00: Nachmittagskon⸗ zert; 18,25: Leiſtungen der Wünſchelrute; ab 18,50: Frankfurter Programm; 22,35: Nachrichten, 29,45— 24,00: Nachtmuſik. Frankfurt Dienstag, den 3. Mai 1932. 6,00: Wettermeldung; anſchl. Morgengymnaſtih; 7,00: Wetterbericht; anſchl. Frühkonzert; 11,50: Wirtſchaftsmeldungen; 12,00: Konzert; 12,50: Nochrichten; 13,00: Konzert; 13,30: Ausſchnitt von der Trakehner Pferde-Auktiyn; 14,00: Nach⸗ richtendienſt; 15,20: Hausfrauen-Nachmitt ig; 16,55: Wirtſchaftsmeldungen; 17,00: Nachmittags- konzert; 18,25: Leiſtungen der Wünſchelrute: 18,50: Vom Bauſparen; 19,20: Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft, Wirtſchaftsmeldungen; 19,30: Muſikaliſche Grundbegriffe; 20,00: Oper „Macbeth“; 22,35: Tagesnachrichten, Sportbe⸗ richt; 22,45 23,30: Nachtmuſik. München Dienstag, den 3. Mai 1932. 12,00: Muſikwettſtreit; 12.55: Zeitangabe, anſchl. Unterhaltungskonzert; 14,00: Nachrichten: 14,50: Stunde der Hausfrau; 18,05: Erwerbslos und doch bildungsfreudig? 16,25: Kinderbaſieln; 16,45: Veſperkonzert; 17,50: Aus der Kinder unde des Grammophons: 18,25: Kleines Wirtſchafts⸗ lexikon; 18,45: Vortrag; 19,05: Ein Lebensbild Bi ſchof Mich. Sailers; 19,30: Liederſtunde; 20,00: Konzert; 20,40:„Der Wunderhund', eine Funkkomödie; 21,10: Kammermuſik: 22,00 Zer Lage des Theaters. Wenn Unter weltler streiten. Nächtliches Jeuergefecht in Moabit— Drei Perſonen verletzt Berlin, 30. 4. Zu einem ſchweren Tumult, der in eine Schießerei ausartete, kam es nachts in einem Lokal in der Stromſtraße in Moabit, in dem Mitglieder von Anterweltsvereinen zu verkehren pflegen. Bei dem Feuergefecht wur— den zwei Perſonen durch Schüſſe verletzt, wäh⸗ rend eine dritte eine Hiebwunde davontrug. Dem Tumult bereitete die Polizei ein Ende, die das Lokal räumte, die Verletzten nach dem Krankenhaus brachte und mehrere Beteiligte feſtnahm. N N Schon ſeit einiger Zeit beſteht zwiſchen dem Sparvereinen„Alt-Moabiter“ u. dem„Spar— und Geſelligkeitsverein Moabit 1926“ ein Zwiſt. Der Verein„Alt-Moabiter“ tagte ge— wöhnlich im Lokal in der Stromſtraße, wo ſich an dieſem Abend etwa 15 Mitglieder einſanden. Plötzlich, gegen 9.30 Uhr abends. ſtürzten zwei Männer, die dem„Spar- und Geſelligkeitsverein Moabit 1926“ angehörigen Brüder Waſilowſki in das Lokal und forder— ten ein Vereinsmitglied auf, mit ihnen auf die Straße zu kommen, da ſie mit ihm„eine Sache in Ordnung zu bringen“ hätten. Der Angeſprochene zog einen Revolver und ſchoß auf Stephan Waſilowſki, der von der Kugel in die Hüfte getroffen, zuſammenbrach. Nun holte der Bruder des Verwundeten ſeine Waffe hervor und ſchoß zurück. Er traf den Arbeiter Otto Kohn aus der Roſtocker Straße[ge. Die in de 7 J Mitte des Monats ſtarke Nachtfröſte hervor⸗ bringen. ins Bein. Jetzt ſtürzten ſich die im Lokal Anweſenden alle auf Waſilowſki, und es entſpann ſich ein fürchterliches Handgemenge. Nur mit Mühe gelang es dem Wirt und einigen beſonnenen Gäſten, die Raufenden auf die Straße hinaus⸗ zubringen. Dort aber nahm die Schlägerei ih— ren Fortgang, bis Polizei herankam. Bei dem Zuſammenſtoß wurde der Arbeiter Hermann Nickel verletzt, der einen Hieb auf den Kopf erhielt u. eine Gehirnerſchütterung davontrug. Lokale nachrichten Dalen für den 3. Mai 1932: Sonnenaufgang: 4.55 Uhr, Sonnenunker⸗ gang 19.49 Uhr, Mondaufgang: 3.59 Uhr, Monduntergang: 17.37 Uhr.— 1469: Der italieniſche Staatsmann Niccolo Machiavelli in Florenz geb.— 1849: Reichskanzler Fürſt Bülow in Klein⸗Flottbeck geb. Dalen für den 4. Mai 1932: Sonnenaufgang: 4.53 Uhr, Sonnenunter⸗ gang: 19.51 Uhr, Mondaufgang: 4.09 Uhr, Monduntergang: 18.48 Uhr.— 1521: Luther wird auf die Wartburg gebracht.— 1776: 555 Philoſoph J. F. Herbart in Oldenburg dert 5 der Mai Der Mai„der fünfte Monat des Jahres, wird mit Recht der Schönſte genannt. Wohl kein, Monat erfreut ſich ſo allgemeiner Be⸗ liebtheit bei den Poeten, als der Wonnemo⸗ nat, der uns die Hochzeit des Frühlings bringt. Alles ſteht in ſchönſter Blüte, Wieſen und Gärten bieten ſich dem frohen Auge in farbenprächtigſtem Gewande. Das junge Grün des Waldes belebt den dunklen Bergeshinter⸗ grund und ſchafft Farbenſpiele von einer Eindringlichkeit, wie ſie ſelbſt der Herbſt dem Walde nicht geben kann. Noch laſtet der Druck der Sommerhitze nicht über der Land⸗ ſtraße, doch empfindet man den Sonnenſchein als eine Wohltat, noch ſind die Nächte lind und kühl, noch erglänzen Felder und Wälder im Silber des Morgentaues. Die blühende Natur des Mai ſtimmt die Menſchen froh und zieht ſie hinaus ins Freie. Faſt überall im deutſchen Vaterland kennt man die Mai⸗ wanderungen, die bei Tagesanbruch beginnen, um gerade den köſtlichen Zauber des Mai⸗ morgens zu genießen. Himmelfahrt u. Pfing⸗ ſten, die meiſt in den Mai fallen, ſind für dieſe Wanderungen beſondere Gelegenheiten. Wohl kein anderer Monat lockt die Menſchen ſo hinaus als gerade der Mai. der Mai iſt gekommen! „Maienzeit bannet Leid! So heißt es in einem alten Volkslied. Des Maien Blüten⸗ pracht läßt keine Traurigkeit aufkommen. In helles Licht getaucht iſt nun die ganze aus den Winterträumen erwachte Natur. Die Entwicklung der Vegetation hat heuer zwar etwas auf ſich warten laſſen, aber jetzt iſt in allen Hecken, Sträuchern und Bäumen frohes Leben zu ſpüren. Der Mai iſt einer der meiſt⸗ beſungenen Monate im Jahr. Das Blühen und Singen in der Natur überträgt ſich auch auf die Menſchen. Viele alte Völker, ſo die Germanen, die Griechen und die Römer, be— gannen zu dieſer Zeit eine Frühlingsfeier, deren Gebräuche ſich noch zum Teil in den chriſtlichen Feſten erhalten haben. So werden im Wonnemonat in den erſten Nächten in den Dörfern von den Burſchen die gezierten Mai⸗ bäume aufgerichtet; da und dort gibt es Mai⸗ umzüge mit Spiel und Tanz und Sang und Klang. Die Mädchen ſammeln Blumen und Zweige und zieren damit die Maialtäre. Was rankt ſich ſonſt noch alles um das Wort Mai? Für die ABC-Schützen iſt das Maifeſt ein Freudentag erſter Ordnung, wenn ſie hinaus⸗ ziehen dürfen ins Grüne. Der alte ſchnurrige Kinderreim vom„Maikäfer flieg, dein Va— ter iſt im Krieg....“ wird bald wieder über— all zu hören ſein, wenn die ſchwerfälligen braunen Geſellen von den Bäumen geſchüttelt werden und ins junge Grün purzeln. Wer wüßte nicht eine Bowle Maiwein mit dem würzig duftenden Waldmeiſter zu würdigen? Wieder andere halten es mit dem Maibock als Frühlingskur, und Dritte, die Verächter von Wein und Bier, ſammeln an den Rändern von munteren Bächen und des Waldes, Kräuter und Wurzeln, für ihre eigene Frühlingskur. Auch aus den Schaufenſtern der Läden lächelt der Frühling in Geſtalt der Mode. Der 1. Mai iſt der Tag der hl. Walpurga, jener frommen Frau, die im 8. Jahrhundert mit ihren Brüdern Willibald und Wunnibald nach Deutſchland kam, um hier für die Verbreitung des Chriſtentums zu wirken. In der„Walpur⸗ gisnacht“ ſind alle böſen Geiſter entteſlelt, denn auf dem Blocksberg verſammelt nach dem Volksglauben der Teufel ſeine Getreuen, und alle Hexen reiten auf Beſen durch die Lüfte zu dem Verſammlungsplatz, wo dann wilde Orgien gefeiert werden. Von dem Trei— ben der Walpurgisnacht iſt in Goethes „Fauſt“ ein dichteriſches Bild gegeben. Ge— fürchtet ſind die drei Eisheiligen, recht geſtren— ge Herren, die in der Regel in der Zeit der *Der Milchpreis wurde von der Land⸗ wirtſchaft und den Milchhändlern in Ladenburg pro Liter um 2 Pfg. und zwar von 28 auf 26 Pfg. geſenkt. Gültig ab 2. Mai. * Holzgewerbe. In Berlin ſind rund 90 v. H. aller Holzarbeiter arbeitslos. Weinheimer Wochenmarkt Kartoffeln 5 Pfg., Spinat 8—12, Rote⸗ rüben 8— 10, Gelberüben 12, Schwarzwurzeln 35, Kopfſalat 15—25, Sellerie 5—15, Meerettich 20 25, Rhabarber 11 bis 18, Feldſalat 60, Radieschen 12, Zwiebeln 15— 18, Lauch 2—5, Dörrobſt 30, Inl. Trinkeier 6— 7, Tafelbutter 1,60, Landbutter 1,50 Handkäſe 8—12, weißer Käſe 45- 50. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 431 Stück Verkauft: 378 Stück Milchſchweine das Stück 8— 16 Mk. Läufer das Stück von 17—29 Mk. Markiverlauf gut.