en Kron⸗ zur Ver⸗ ngefahren g iſt das nd Käfer ⸗ ung wird ntag, den hr durch⸗ erlaubt, Sregelung, der Kron⸗ Richtung ö ustag, den ſitzung im ter Knapp. ſt die Aus⸗ ſitzende. woch abend zütz. Alle Leitung. (Schützen⸗ bends 80 eilung und . Juni auf us.„Frei⸗ lteren Mit⸗ r Vorſtand. zialrentner⸗ J. ht, daß: oter Zettel) rufsgen. 31 ahlt werden nkenbach. rer die n.— er 0 E 0 5 500 5 reit, nkranke bon 2—4 Uhr I A 9.00 * 9.00 ann tin ) Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte onntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 125 Rückirift Prünings im Licht der franzöſiſchen Preſſe Paris, 31. 5. Die geſtrigen Ereigniſſe in Deutſchland ſind auch hier das alles beherr⸗ ſchende Thema der heutigen Preſſe. Journalchält es für bedauerlich, daß ſich die politiſche Lage in Deutſchland ſo entwickelt ha⸗ be. Allein, es ſei noch immer beſſer, klar zu ſehen, gerade jetzt, wo Frankreich ſelbſt beginne, ſich über ſeine politiſche Orientierung ſchlüſſig zu werden und ſich anſchicke, nach Lauſanne zu gehen. Hoffentlich würden die kommenden Männer in Frankreich auf der Hut ſein und Deutſchland ſo ſehen, wie es wirklich iſt. Petit Pariſien erklärt, am Vorabend der Lauſanner Konferenz dürfe man weder in Lon— don noch in Waſhington und Paris allzugroße außenpolitiſche Befürchtungen hegen. Vom deutſchen Geſichtspunkt aus wäre es ſicherlich beſſer geweſen, wenn Brüning wenigſtens bis ur Lauſanner Konferenz geblieben wäre. Denn, ſo behauptet das Blatt, der deutſche Reichs⸗ kanzler habe die deutſche Lage zu maskieren verſtanden. Jetzt aber ſei der Schleier gefallen und wenn man nun dem Willen ins Antlitz ſehen könne, ſo ſei das von internationalem Standpunkt aus Vielleicht beſſer. „Oeuvre“ wirft die Frage auf, mit wem Frankreich in Lauſanne verhandeln werde und 6 antwortet, mit einem Deutſchland, das hoffent— lich wiſſen werde, was es wolle, und das ſei venigſtens eindeutig. Auch Ere Nouvelle iſt der Anſicht, daß die gage wenigſtens den Vorteil habe, klar zu ſein. Das Blatt ſpricht übrigens davon, daß man von der Weimarer Politik nur noch als von einer Erinnerung reden könne. Der ſozialiſtiſche Populaire ſchreibt, Hitler warte auf ſeine Stunde. Für ihn ſei das kom⸗ mende Miniſterium nur ein Uebergangskabi⸗ b nett; aber wie dem auch ſei:„Trupe Tage er⸗ bvarten Deutſchland. Die letzte republikaniſche Regierung hat ausgelebt“. Die radikale République erklärt, es ſei kein Grund, nervös zu werden, es ſollte, bis mit dem notwendigen Ernſt Klarheit über Deutſch— land zu ſchaffen und auch den Dingen, die dort geſchähen den Schluß zu ziehen, daß die fran— zöſiſch-italieniſche Annäherung vorbereitet und . lommen müßte. Die katholiſche L'Aube ſchreibt: Der Rücktritt des Kabinetts Brüning bedeute vom außenpo⸗ litiſchen Geſichtspunkt eine, mindeſtens vorläu— ſige Vertagung aller ernſten Entſcheidungen. Die Verantwortung, die auf Frankreich überzu⸗ gehen drohte, werde jetzt auf andere Schultern der ſeinem Lande [Opfer und Selbſtverleugnung gewidmet hat, ſo abgewälzt. Was Dr. Brüning ſelbſt anlange, ſo viele Anſtrengungen, werde ſein Rücktritt nicht nur in Deutſchland Bedauern auslöſen. Man werde immer mehr erkennen, welche Rolle er für den Frieden der Welt geſpielt hat. Der nationaliſtiſche Figaro ſchreibt, man er— lebe in Deutſchland heute die Rückkehr zur Vor⸗ kriegszeit. Eine neue Aera deutſcher Politik beginne. Der alte preußiſche Geiſt der Junker und der militäriſchen Elemente wird aufs neue in Deutſchland regieren. „Ami, du perple“ erklärt, der erzwungene Rücktritt des Kabinetts Brüning öffne den ge⸗ fährlichſten Möglichkeiten Tor und Tür. ommenlare der engliſchen Preſſe „London, 31. 5. Beſonders ausführlich befaßt ſich die heutige„Times“ mit dem Rücktritt des Kabinetts Brüning, den ſie auch im Hinblick auf die Lauſanner Konferenz behandelt. Das Blatt Sidmet dem ſcheidenden Reichskanzler warme orte der Anerkennung. Dr. Brüning, ſo ſchreibt es, habe während zweier Jahre ſein Amt mit einer Stetigkeit, Entſchloſſenheit und volitiſchen Geſchicklichteit aeführt. die ihm ei⸗ viern Sternheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Zeitung Mittwoch, den 1. Juni 1932. Auslandseche zur Regierungskriſe nen geſicherten Platz unter den hervorragend— ſten Staatsmännern Europas verſchafft haben. Sein Ausſcheiden könne die ernſteſten Folgen für die innere Stabilität Deutſchlands haben. Das Blatt wendet ſich dann dem Notverord⸗ nungswerk der verfloſſenen Regierung zu, von dem es erklärt, es ſei„der ſtählerne Rahmen“ geweſen, der„das zerreißende Gewebe“ zuſam⸗ mengehalten habe. Es ſei nur natürlich, d ſolche Maßnahmen nicht zu Brünings Volks⸗ tümlichkeit beigetragen haben, aber daß ſie ohne hellen Aufruhr entgegengenommen wur— den, beweiſe, daß die Mehrheit des deutſchen Volkes tiefes Vertrauen in das Pflichtgefühl und die ſelbſtloſe Vaterlandsliebe von Reichs⸗ kanzler und Reichspräſident geſetzt habe, und in der Tat ſei Dr. Brünings Charakter ſo, daß er jeden Verdacht parteiiſcher oder niedriger Beweggründe ausſchließe. Das Geſchick des Reichskanzlers in der Behandlung des Parla- ments wird rühmend hervorgehoben; dem Ver⸗ trauen der Mehrheit des Reichskanzlers geſellte ſich das des Reichspräſidenten, eine Gemein— ſchaft, die niemals ſo eng erſchien wie während der Präſidentſchaftswahlen im März und April. In dieſem Zuſammen hang weiſt das Blatt darauf hin, daß Dr. Brüning der erſte Kanzler der deutſchen Republik iſt, der nicht durch ein Mißtrauensvotum des Reichstages geſtürzt wurde, und bezeichnet dieſen Umſtand als ſehr bedeutungsvoll. Ichweizeriſche Fimmen Die Neue Züricher Zeitung ſchreibt zum Rücktritt des Kabinetts Brüning: In dieſer Kriſe ruht auf den Schultern des Reichspräſi⸗ denten v. Hindenburg eine außerordentlich ſchwere Verantwortung. Wir ſtehen am Vor— abend einer bedeutſamen Reparationskonferenz und Deutſchland braucht eine Regierung, die volle Verhandlungsfähigkeit beſitzt. Das Berner Tagblatt erinnert an den äußerſt heftigen Feldzug, den bei der Reichspräſiden— tenwahl die Nationalſozialiſten und Deutſch— nationalen gegen Hindenburg geführt haben. Wenn Hindenburg trotzdem dieſe ins Kabinett berufen wolle, ſo zeige er wirklich eine be— wunderswürdige Größe des Charakters. Er volle nichts als der über den Parteien ſte— zende, einzig dem Vaterland dienende Reichs— hräſident ſein. Die Neuyorker Preſſe über die Regierungskriſe in deulſchland New⸗Pork, 31. 5. Die Morgenpreſſe befaßt ſich eingehend mit dem Rücktritt des deutſchen Reichskanzlers ſowie mit dem Echo, das dieſer Schritt in Paris; und London hervorgerufen ho: Der neue Kanzler Berlin, 31. 5. Der heute abend mit der Ka⸗ binettsbildung„beauftragte Zentrumsabgeord— nete Herr von Papen, der im Jahre 1921 im Wahlkreis Weſtfalen-Nord in den preußiſchen Landtag gewählt wurde und ſeit dieſer Zeit Mitglied des Landtages iſt, gehört dem rechten Flügel des Zentrums an. Er wurde am 29. Oktober 1879 in Werl in Weſtfalen geboren und hatte urſprünglich die Offizierslaufbahn eingeſchlagen. Während des Kriegs war er Militärattaché bei der deutſchen Botſchaft in Waſhington. Nach ſeiner Abberu— fung von dieſem Poſten wurde er Oberſtleut— nant und Generalſtabschef der 4. Armee. Er iſt Aufſichtratsvorſitzender der„Germania“ u, außerdem Vorſtand zahlreicher landwirtſchaft— licher Berufsorganiſationen ſowie Mitglied des deutſch⸗franzöſiſchen Studienkomités. Der Auflkrag des herrn von Papen Berlin, 31. 5. Die Beauftragung des Herrn von Papen mit der Neubildung der 2 Regierung zeigt, daß der Reichspräſident mit ſeinen Parteiführerbeſprechungen programm⸗ mäßig zu Ende gekommen iſt. In politiſchen Kreiſen rechnet man damit, daß dadurch zweifellos auch zu einer Beruhi⸗ gung der öffentlichen Meinung beigetragen werden wird. Herr von Papen wird ſich nun morgen mit den Perſönlichkeiten in Verbin⸗ dung ſetzen, die für das neue Kabinett in Frage kommen. Er wird vorausſichtlich bis ſpäteſtens Donnerstag nachmittag, wahrſcheinlich aber bereits Mittwoch im Laufe des Tages mit der Kabinetts⸗ bildung ſo weit fertig ſein, daß er dem Reichspräſidenten die Ernennung der Miniſter vorſchlagen kann. Als Perſönlichkeiten, die in erſter Linie für das Kabinett von Papen in Frage kommen, werden uns genannt: Inneres: Freiherr von Gayl oder von dei Oſten; Auswärtiges: Botſchafter von Neurath Reichswehr: General von Schleicher; Wirt ſchaft: Der frühere Reichswirtſchaftsminiſter Warmbold; Ernährung: Freiherr von Lüningk Juſtiz: Reichsminiſter Joel; Poſt: Reichsmini ſter Schätzel; Bei der Beſetzung des Finanzmi⸗ niſteriums glaubt man, daß Herr von Papen in erſter Linie an den bekannten Finanzſachver ſtändigen Geheimrat Schmitz von der J.⸗G. Farbeninduſtrie, ſowie an den Leiter der Etat—⸗ abteilung im Reichsfinanzminiſterium, Graf Schwerin von Kroſigk, denkt. Vor der Beauftragung von Papens * 2 die Empfänge beim Reichspräſidenlen Berlin, 31. 5. Der Herr Reichspräſident ſetzte heute vormittag ſeine Empfänge der Partei und Fraktionsführer fort. Er empfing nach einander als Vertreter des Zentrums Präla— Dr. Kaas und Dr. Perlitius, als Vertreter der DNVP. Geheimrat Hugenberg und Landra— a. D. v. Winterfeld, von der DVP. Dingelder und von der Wirtſchaftspartei Drewitz und Mollath. Heute nachmittag empfing der Reichs i dent die Führer des Chriſtlichen Volksdienſtes u. der Konſervativen Volkspartei, Abgeordnete Simpfendörfer und Graf Weſtarp, ferner den Vorſitzenden der Bayer Volkspartei Prälat zeicht, den Vorſitzenden des Deutſchen Land— bolks, ſowie von der Deutſchen Staatspartei die Abgeordneten Weber und Dr. Meyer. Die Flellungnahme des Zentrums Berlin, 31. 5. Bisher haben alle Parteien, mit deren Vertretern der Reichspräſident ge— ſprochen hat, erkennen laſſen, daß ſie bereit ſind, an der Löſung der Regierungskriſe mit— zuwirken. Jedoch haben die Führer des Zentrums erklärt, daß ihre Partei nicht in der Lage ſei, ſich an irgendeiner Kom⸗ bination zu beteiligen. Die Stimmung geht beim Zentrum offenbar dahin, zunächſt abzuwarten, wie die neue Re— gierung ausſieht. Eine poſitive Beteiligung des Zentrums an dem Prüſidialkabinett kommt aber nach dieſen Erklärungen nicht in Frage. Dadurch würde freilich die Tolerierungsbaſis des neuen Kabinetts im Reichstag vorläufig nicht geſchmälert. Aber es gilt— u. das wird in maßgebenden Kreiſen ſehr bedauert— nun als ſicher, daß keine Hoffnung mehr beſteht, Dr. Brüning für das Auswärtige Amt zu ge⸗— winnen, wie es dem Wunſche des Reichspräſi— denten entſprochen hätte. Die Nalionaiſozialiſlen wollen die volle Beranlworlung übernehmen Berlin, 31. 5. Wie dem Nachrichtenbüro des Voz von nationalſozialiſtiſcher Seite erklärt wird, nahmen die Beſprechungen Adolf Hitlers und Goerings mit dem Richspräſidenten einen befriedigenden Verlauf. Dieſer Eindruck bei den nationalſozialiſtiſchen Unterhändlern ſei darau, zurückzuführen, daß der Reichspräſident eimer Anzeiger Erſcheint täglich mit ee der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. Tiernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden eee 49. Jahrgang ich in dem Geſprach nicht abgenergt gezeigt habe, daß für die Nationalſozialiſten keine Regierung, wie ſie immer ausſehen möge, trag— bar ſein werde, die den Charakter einer Kom— bromißregierung haben würde. Andererſeits aber ſeien die Nationalſoz!aliſten jederzeit bereit, nicht nur die Regierung, ſondern die volle Verantwortung zu übernehmen, immer allerdings unter der Vorausſetzung, daß der Reichstag neu gewählt werde. Im übrigen verlautet in parlamentariſchen Kreiſen, daß die Kandidatur des Grafen We— ſtarp für das Kanzleramt in den Hintergrund getreten ſei und daß man jetzt an den rechtsgerichteten Zentrumspolitiker von Papen denke. Adolf Hitler dürfte jedoch auch darüber keine Zweifel gelaſſen haben, daß von Papen gleichfalls nicht auf eine Tolerierung durch die Nationalſozialiſten rechnen könne. In nationalſozialiſtiſchen Kreiſen denkt man ſich die weitere Entwicklung offenbar ſo, daß zunächſt ein Kabinett unter nationalſozialiſti⸗ ſcher Führung und unter Beteiligung der Deutſchnationalen, vielleicht auch der Deutſchen Volkspartei gebildet werde, das mit einer Re— gierungserklärung vor den Reichstag trete und dieſen dann auflöſe. Die Einberufung des Reichstages würde dann allerdings ſo verzö— gert werden müſſen, daß die Neuwahlen, die Zach. Artikel 23. de. Reichsverfaſſung ſpäteſtens am 60. Tage nach der Auflöſung ſtattzufinden haben, erſt nach der Ernte, alſo Mitte Septem- ber, vorgenommen werden könnten. Nach Ab— ſatz 2 des Artikels 23 müßte der neue Reichs- tag dann zum erſten Male ſpäteſtens am 30 Tage nach der Wahl zuſammentreten. Die Ausſichten von papens Ueber die Ausſichten v. Papens läßt ſich im Augenblick ſchwer etwas ſagen. Die Nationalſo⸗ zialiſten ſcheinen im Verlauf ihrer Ausſprache mit Hindenburg große Neigung zur Uebernahme der Verantwortlichkeit im Augenblick nicht gehabt zu haben. Sie haben deshalb wohl grundfätzlich ihre Bereitwilligkeit zur Unterſtützung eines Uebergangskabinetts zu erkennen gegeben, wenn ihnen beſtimmte Forderungen, hauptſächlich nach Aufhebung des S A.⸗ Verbotes erfüllt und Neuwahlen zum Reichstag in be⸗ ſtimmter Friſt in Ausſicht geſtellt würden, wobei wohl auf ſeiten der Nationalſozialiſten ebenfalls Klarheit herrſcht, daß auch durch Neu— wahlen an den zu bewältigenden Aufgaben nicht das geringſte geändert würde. Das Zentrum hat dem Reichspräſidenten durch Herrn Kaas mitteilen laſſen, daß es ſich an keiner Regierung beteiligen werde, ſeine Haltung zum neuen Kabinett aber von den Perſönlichkei— ten, von dem Programm und von den Taten ab— hängig mache, Neuwahlen dagegen lieber vermie— den ſehen möchte. Als Querſumme dieſer verſchiedenen Auffaſ— ſungen bliebe alſo in der Tat kaum etwas anderes als ein Präſidialkabinett, das Herr v. Papen jetzt als„Regierung der Nationalen Konzentration“ aufziehen will. Es beſtehen lebhafte Bedenken, ob Herr v. Papen der geeignete Mann für eine ſo ſchwere Aufgabe iſt. Die neuen Männer Berlin, 1. Juni. Die, große Ueberraſchung die der Reichspräſident wohl von Anfang an ſchon in der Taſche gehabt hat, iſt am Dienstag abend veröffentlicht worden. Nachdem die Beſuche der Fraktionsvorſitzenden und Parteiführer beendet waren, hat Herr v. Hindenburg den früheren Zen— trumsabgeordneten v. Papen empfangen und ihm den Auftrag zur Bildung eines Kabinetts der Nationalen Konzen⸗ tration erteilt. Auf dieſe Wendung war man, obwohl die ſeltſamſten Namen herumgereicht wur— den, nicht gefaßt. v. Papen iſt von jeher ein politiſcher Außenſeiter geweſen. Er iſt 1879 geboren, war Offizier bei den Düſſel⸗ dorfer Ulanen und wurde dann in den Generalſtab kommandiert. Aus der Zeit ſtammen wohl ſeine Beziehungen zu den Generälen des Reichswehrmi⸗ niſteriums. Im Kriege war er Attaché in Waſ⸗ hington. Nach dem Kriege nahm er ſeinen Abſchied und wurde 1931 in die Zentrumsfraktion des Landtags gewählt. Er hat es an Bemühungen, in⸗ nerhalb ſeiner Partei eine Rolle zu ſpielen, nicht fehlen laſſen. Er konnte ſich in der Landtaasfrak⸗ tion nicht durchſetzen und wurde bei der Neuauf⸗ ſtellung der Kandidatenliſte ſoweit zurückgedrängt, daß er erſt ſpäter wieder in den Landtag hinein⸗ kam. Diesmal hat die Partei ihn ſogar von der Kandidatenliſte geſtrichen. Er iſt Beſitzer der Mehrheitsanteile des Berliner Zentrumsorgans „Germania“. Innerhalb des Zentrums hat er ſich für Loslöſung von der Sozialdemokratie ein⸗ geſetzt, hat ſich aber immer mehr iſoliert und kann heute kaum mehr als Vertrauensmann der 0 agrarier im Zentrum bezeichnet werden. Wenn alſo etwa die Abſicht geweſen ſein ſollte, mit der Wahl v. Papens zum Kanzler eine ähnliche Sprengung des Zentrums zu verſuchen, wie ſie 1930 durch die Hereinnahme von Treviranus in das Kabinett Brüning bei den Deutſchnationalen eingeleitet wurde, ſo glauben wir, daß dieſe Rech⸗ nung hier fehlgeht. Das Zentrum ſchüttelt den neuen Kanzler bereits offiziell ab und läßt erklä⸗ ren, daß er auf eigene Verantwortlichkeit handele. Aus ſeiner Zurückhaltung wird ſich das Zentrum alſo durch dieſe Kandidatur nicht herauslocken laſſen. e enb Berlin, 31. Mai. Neben den bisheri⸗ gen Reichsminiſtern Joel und Schätzel, die auch weiterhin der Regierung angehören ſollen und Profeſſor Warmbold, der erneut mit dem Reichswirtſchaftsminiſterium betraut werder oll, werden bisher nur Männer genannt, die noch keiner Regierung angehört haben. 5 Der für das Reichsinnenminiſterium in Ausſicht genommene Freiherr von Gayl entſtammt einer alten preußiſchen Offiziersfa⸗ milie. Er wurde am 4. Februar 1879 in Kö⸗ nigsberg geboren und wandte ſich zunächſt der Rechtswiſſenſchaft zu, bis er im Jahre 1909 die Leitung der oſtpreußiſchen Landgeſellſchaft übernahm. Während des Krieges wurde er Chef der Abteilung für innere Politik und in⸗ nere Verwaltung beim Oberbefehlshaber Oſt und ſpäter Landeshauptmann von Nordlitau⸗ en. Im Jahre 1920 führte er als Reichs⸗ und Staatskommiſſar die Abſtimmung im oſtpreu⸗ ßiſchen Abſtimmungsgebiet von Allenſtein aus durch. Seit 1920 iſt er, der der Deutſchnatlo⸗ nalen Volkspartei angehört, Mitglied des preußiſchen Staatsrates und Bevollmächtigter Oſtpreußens zum Reichsrat. General von Schleicher ſteht im Alter von 50 Jahren. Im Kriege wurde er zunächſt im Generalſtab verwendet und zum Major befördert. Nach dem Kriege kam er mit der Oberſten Heeresleitung nack Kaſſel. Am 1. Januar 1924 avancierte er zum Oberſtleutnant und im Jahre 1929 zum Gene⸗ ralmajor. Seit dem 1. April 1929 hat er das Amt eines Chefs des Miniſteramtes im Reichswehrminiſterium inne. Für den Poſten des Außenminiſters iſt der derzeitige deutſche Botſchafter in London, Freiherr von Neurath auserſehen. Er wurde am 2. Februar 1879 geboren. Er wandte ſich der diplomatiſchen Karriere zu. Pei Kriegsausbruch war er Botſchaftsrat in Konſtantinopel, nahm ſodann zunächſt am Kriege teil, um bald darauf wie⸗— der als Botſchaftsrat nach Konſtantinopel zu gehen. Im Jahre 1917 erfolgte ſeine Beru⸗ fung zum Kabinettchef des Königs von Würt⸗ temberg, eine Stellung, die er bis zum Novem⸗ ber 1918 inne hatte. Im Jahre 1919 ging er als Nachfolger des Grafen Brockdorff-Rantzau nach Kopenhagen und wurde im Jahre 1922 als Botſchafter am Quirinal nach Rom verſetzt. Nach dem Rücktrittgeſuch von Dr. Sthamer im Juni 1930 wurde er als deſſen Nachfolger in London ernannt. Für das Reichsernährungsminiſterium iſt Freiherr von Lüninck auserſehen worden, der nach dem Kriege zu⸗ nächſt die preußiſche Verwaltungskarriere ein⸗ ſchlug. Nach ſeinem Abſchied trat er in den Dienſt des Rheiniſchen Bauernvereins und wurde im Jahre 1925 zum Präſidenten der Rheiniſchen Landwirtſchaftskammer und im Jahre 1931 zum Präſidenten des Verbandes Rheiniſcher Landwirtſchaftlicher Genoſſenſchaf⸗ ten gewählt. Das Reichsfinanzminiſterium ſoll Graf Schwerin von Kroſigk oder Geheimrat Schmitz angetragen werden. Graf Schwerin iſt Miniſterialdirektor im Reichsfinanzminiſterium, dem er ſeit dem Jah⸗ re 1920 angehört, wo er zunächſt in der Frile⸗ densvertragsabteilung wirkte, bis er im Jahre 1925 in die Etatsabteilung berufen wurde, deren Leiter er ſeit 1929 iſt. Im Dezember 1931 nahm er an der Tagung des Beratenden Sonderausſchuſſes in Baſel teil. Geheimrat Schmitz iſt der Finanzdirektor der J. G. Farbenindu⸗ ſtrie, an deren Zuſtandekommen er ein weſent⸗ liches Verdienſt hat. Er wurde im Jahre 1881 geboren und gehörte bereits als 30 Jähriger den Verwaltungsräten einer ganzen Anzahl engli⸗ ſcher, franzöſiſcher und ſpaniſcher Geſellſchaften an. Hervorragenden Anteil hat er am Aufbau der Stickſtoffinduſtrie genommen, wie auch die Gründung des Stickſtoffſyndikats auf ſein Be⸗ treiben als wirtſchaftlicher Beirat des Reichs⸗ ſchatzminiſterums zurückzuführen iſt. wieder; Klusſchreitungen in Hamborn Eine Perſon getötet. wtb Hamborn, 1. Juni. Anhänger der KPD. hatten für geſtern durch Flugblätter zu Demonſtrationen aufgerufen, bei denen es am Nachmittag an verſchiedenen Stellen der Stadt zu Zuſammenſtößen mit der Polizei kam. Ge⸗ gen 18 Uhr kam es im ſogenannten Goethe. Viertel in Hamborn zu einem planmäßigen Ueberfall auf eine Konſumanſtalt der Verei⸗ nigten Stahlwerke. Unter Vorſchiebung von Kindern drang eine größere Menge in das Lo⸗ kal ein und forderte die unentgeltliche Heraus⸗ gabe von Lebensmitteln. Da in den letzten Tagen häufiger Lebensmittelgeſchäfte von Plünderern heimgeſucht worden waren, hatte die Polizei eine Anzahl Geſchäfte durch Poli⸗ zeibeamte in Zivil beſetzt. Als dieſe Beamte gegen die Plünderer einſchritten, wurden ſie von der Menge angegriffen und bedroht. Die Beamten machten von der Schußwaffe Ge⸗ brauch. Hierbei wurde der 31 Jahre alte Ar⸗ beiter Fritz Perlich durch einen Bruſtſchuß ſo ſchwer verletzt, daß er kurze Zeit ſpäter ſtarb. Der Rädelsführer und zwei weitere Beteiligte wurden feſtgenommen. Ausſchreitungen Erwerbsloſer. wib Stettin, 1. Juni. Etwa 50 Erwerbs⸗ loſe drangen geſtern abend unter dem Rufe: „Hunger! Gebt uns zu eſſen!“ in Züllchow in ein Lebensmittelgeſchäft ein, zertrümmerten die Schaufenſterſcheiben und warfen die Lebens⸗ mittel unter die ſich ſchnell anſammelnde Men⸗ ge. Das Ueberfallkommando ſtellte unter An⸗ wendung des Gummiknüppels die Ruhe wieder her. paniſche Kontingent, BJhlaeichslag erſt nach Regierungsneubildung Berlin, 30. 5. Der Aelteſtenrat des Reichs⸗ tages lehnte am Dienstag abend Anträge der Kommuniſten, der Nationalſozialiſten und der Deutſchnationalen ab, die die Reichstagseinbe⸗ rufung für den 6. Juni verlangt hatten. Der Präſident wurde vielmehr ermächtigt, den Reichstag einzuberufen, ſo bald der neue Kanz⸗ ler in der Lage ſei, eine Regierungserklärung abzugeben. Beſetzles Auto ſtürzt eine Mauer herab Marburg, 31. 5. Geſtern nachmittag wollte ein mit mehreren Perſonen beſetztes auswär⸗ tiges Auto vom Steinweg in die Rotergraben⸗ ſtraße einbiegen. Bei dem dazu notwendigen Einſtechen wurde anſcheinend verſehentlich Gas gegeben, ſodaß das Auto eine dicke Mauer mit Eiſengeländer umriß und dann etwa zwei Me⸗ ter tief nach dem Steinweg hinabſtürzte. Einem gerade dort ſtehenden Bäckerlehrling wurde dabei ein Bein zerſchmettert. Das Auto kam glücklicherweiſe auf den Rädern zu ſtehen, ſodaß die Inſaſſen mit dem Schrecken davonkamen. Die letzlen japaniſchen Truppen verlaſſen schanghai Schanghai, 31. 5. Die letzten japaniſchen Truppen unter Führung des Generals Uyeda werden heute nachmittag eingeſchifft werden, um nach Japan zurückgebracht zu werden. In Schanghai werden lediglich insgeſamt 100 ja⸗ paniſche Poliziſten, Land- und Seeſoldaten zu⸗ rückbleiben. Es handelt ſich dabei um das ja⸗ das bereits vor den japaniſch-chineſiſchen Zwiſchenfällen in Schang⸗ hai ſtationiert war. Die Invalidenverſicherung iſt heute ſelbſt ſehr invalide geworden. Ihre Einnahmen be⸗ tragen monatlich nur noch rund 55 Millionen RM, denen an Ausgaben etwa 70 Millionen gegenüberſtehen. Zwar beſitzt die Invaliden⸗ verſicherung noch ein Vermögen von etwa 1,5 Milliarden RM; dieſes iſt aber feſt ange⸗ legt(in Darlehen an Kommunen, an Woh⸗ nungsbauluſtige, in Wertpapieren uſw.), ſodaß es heute nicht ohne weiteres flüſſig gemacht werden kann. Dadurch wird aber die Aus⸗ zahlung der Renten ſehr erſchwert. So hört man denn auch von den maßgebenden Stellen, daß nur eine Kürzung der Renten übrig bleibt, um die Invalidenverſicherung über die gegen— wärtigen Schwierigkeiten hinwegzubringen. Im Jahre 1913 beſaß die Invalidenverſiche⸗ rung ein Vermögen von mehr als 2 Milliarden Mark, das trotz des 3,5prozentigen Zinsfußes 67,4 Millionen Mark Zinſen abwarf;: damit konnte damals mehr als die Hälfte der Renten⸗ laſt beſtritten werden. Im vorigen Jahre er— zielte die Invalidenverſicherung wegen des hohen Zinsfußes einen Zinsgewinn von 80 Millionen Mark, dem gegenüber jedoch die Geſamtausgaben heute mehr als 1 Milliarde nach 1b alten als ler Hfegsgefangenschat „ urückgekehrt ee. Der Kriegsfreiwillige Oskar Daubmann aus Endingen(Baden), den man längſt totgeglaubt hatte, iſt jetzt, nach 16 Jahren, in ſeinen Heimatsort Eu⸗ dingen bei Freiburg i. Br. überraſchend heimgekehrt. Daubmann ſoll in der franzö⸗ ſiſchen Kriegsgefangenſchaft bei einem Fluchtverſuch einen Poſten erſchoſſen haben, und war zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt und in eine afrikaniſche Strafkolonie ver— ſchickt worden. Unter abenteuerlichen Um⸗ ſtänden konnte er im Winter entweichen und jetzt über Italien heimkehren. Wo ſteht die Invalidenverſicherung? Eruſlliche schwierigkeiten in der nenkenzahlung— das feſt inveſtierle vermögen nicht flüſſig zu machen— Rentenkürzung kaum zu umgehen Mark betragen. Mit dieſem Zinsbetrag konn— ten nicht einmal die Koſten des Heilverfahrens, die auf 90 Millionen Mark angewachſen ſind, gedeckt werden. Bereits 1931 mußte die In⸗ validenverſicherung ihr Vermögen angreifen, während dies eigentlich erſt für das Jahr 1933 erwartet wurde. Insgeſamt wird heuer mit einem Defizit von mindeſtens 280 Mill. Mark gerechnet, trotz der Erſparniſſe, die die Dezember⸗Notverordnung gebracht hat. Man wird alſo um neue Sparmaßnahmen nicht herumkommen. b Gegenwärtig beträgt die Invalidenrente im Durchſchnitt monatl. ungefähr 36 RM. In der Vorkriegszeit war die niedrigſte Rente 11 Mk., die höchſte Rente etwa 18 Mk., die Durch⸗ ſchnittsrente lag ſomit bei 15,60 Mk. Zur Zeit laufen bei der Invalidenverſicherung rund 23 Millionen Invalidenrenten(1913: nur 1 Mil⸗ lion), 19000 Krankenrenten(1913: 17000), 41 000 Altersrenten(1913: 87 000). Witwen⸗ rente wird in 681000 Fällen(1913: nur 12 000) ausbezahlt. Waiſenrenten erhalten 603 000(1913: 60 000) Waiſe. Ihr ſtarkes An⸗ wachſen iſt vor allem auf die Erweiterung des Geſetzes zurückzuführen. Der Sieg des Gewissens Originalroman von H. Fricke. 6. Fortſetzung. „Der Gedanke, daß ich dich dadurch behielte, Hertha!— Freunde, wie Ihr ſeid!— Das könnte mich veranlaſſen!“ Marthe ſtrich an ih⸗ rem dunklen Tuchkleide hin, das nur am Hals⸗ ausſchnitt eine koſtbare, aber unauffällige Stik⸗ kerei trug.— Ihr war ſo ſchwer ums Herz. Ein heißes Gefühl ſtieg ihr im Halſe empor. Wie Tränen, die man nicht zeigen kann— Schmerz, deſſen man ſich ſchämt.— f „Wer hilft mir?“ ſagte ſie verzweifelt. 5 Dann kniete ſie am Stuhl der Freundin gie⸗ der, legte den Kopf in deren Schoß und weinte bitterlich.. Hertha von Loja ſah zum Fenſter hinaus, während ihre feinen ſchlanken Finger das dunk⸗ le Haar Marthes liebkoſten. Sie fühlte, wie ſchwer es für dieſe war, in ein Haus zurückzu⸗ kehren, das nicht auf reinem Grunde ſtand. Wie ſchwer es war, auszuſprechen. daß man den Vater nicht achten konnte, den man nach einem ewigen Geſetz doch lieben mußte!„Sprich nichts, Marthel! Ich verſtehe dich ſchon! Sieh', die Del⸗ nen ſind in anderen Kreiſen aufgewachſen— das Geldverdienen iſt ihnen ſchließlich oberſtes Geſetz geworden, vielleicht aus einer tiefen Sehnſucht nach Schönheit heraus, die zu guter Marthe trocknete ihre Tränen und küßte heiß und innig der Freundin ſchöne Hand. Wie ſie doch verſtand!— Und war es nicht im Grunde ſo?— War das nicht des Vaters Ziel, wenig— ſtens ſie, Marthe, höher zu heben, Warum hat⸗ te er ſie in dieſe vornehme Penſion gebracht?— „Du ſollſt'ne Baronſche werden!“— Marthe lächelte mit noch feuchtem Blick:„Das war gut — das war ſo gut von dir, daß du mir das ſagteſt!— Das von der Sehnſucht nach Schön⸗ heit!“ „Und ſieh, wenn du nun zurückkehren willſt zu deinem alten Herrn, dem du doch alles biſt — du haſt dann gewiß Einfluß, daß alles et⸗ was beſſer und richtiger wird!“ tröſtete Hertha. Marthes Mut ſank wieder. Sie kannte ih⸗ res Vaters unbezwinglichen Starrfinn. Was ſollte ſie beſſern? Dazu reichte ihr Einfluß nicht!— 1 7 kannſt Gutes tun mit eurem vielen Geld!“ tröſtete das Freifräulein weiter.„O, Marthe, du biſt zu beneiden!“ Ja, das konnte ſie!— And das wollte ſie! Nicht den Straßenbettlern, nicht den Schamlo⸗ ſen, die aus ihrer Armut ein Gewerbe mach⸗ ten, die ihre Not als Aushängeſchild trugen! — Nein, denen, die durch Deutſchlands Unglück Not leiden mußten— die vornehmen Stolzen, die vielleicht durch ihres Vaters und ſeiner Ge⸗ noſſen rückſichtsloſen Geſchäftsſinn in Armut ka⸗ men und litten— denen wollte ſie helfen!— Ganz heimlich, ganz leiſe, ohne daß ſie es merk⸗ Letzt doch nur durch einen gewiſſen Ueberfluß Erfüllung finden kann!— Auch die Sehnſucht nach beſſerer Geſellſchaft. die auch in dir ſo tief wurzelt— nach edlen Menſchen!— Dann wird vielleicht das Ziel verſchoben— das Mittel ten, woher die Hilfe kam!— Das war 1 ein Troſt, das war Balſam für Marthes gequältes Herz. „Du mußt mir immer ſagen, wo es am mei⸗ ſten not tut!“ bat ſie. den! Und ich ſoll dich dazu bitten. Wir wollen beide als Japanerinnen in hübſchen geſtickten Kimonos den Tee reichen! Was ſagſt du dazu, dir betteln!“ lachte Hertha. „Und dadurch behalte ich dich!“ Marthe. So wurde in dieſer Stunde aus dem flüch⸗ tigen Spiel einer Jungmädchenfreundſchaft eine große ſtandhafte Treue geboren, die weite Kreiſe zog. frohlockte 8. Kapitel. „Noch acht, Tage, Marthe!“ ſagte die Freiin von Loja zu ihrer Freundin.„Mir iſt's ganz lieb, daß ich nun auch nicht mehr in dieſem Kindergarten zu ſein brauche. Ich bleibe ja vorläufig in Berlin, aber ich gehe zu einer Ku⸗ ſine meiner verſtorbenen Mutter, zur Gräfin Goltz. Sie hat mich gebeten, einige Zeit zu ihr zu kommen. Sie liebt Geſelligkeit, und da kann ich mich nützlich machen, der alten Dame helfen und komme dabei auf meine Koſten!— Ohne dich wär's mir wohl zu öde in der Penſton Schlieben! Wir hatten uns doch recht aneinan⸗ der gewöhnt.“ „Was ich an dir verliere, Hertha, das ahnſt du nicht!— Tu mir die Liebe, ſei heute noch mein Gaſt! Du weißt, daß du dann die Geben⸗ de biſt, denn was hätte ich davon, mich allein in ein muſikaliſches Kaffee zu ſetzen!“ Marthe machte ein ſo herzlich bittendes Geſicht. „Du machſt mit mir ja doch, was du willſt!“ ſcherzte das ſchöne Mädchen.„Jedesmal ſage ich mir— eigentlich dürfte ich nicht mehr von dir annehmen! Aber gerade heute will ich mich bet dir revanchieren. Tante Goltz gibt einen Wohl⸗ tätigkeitsteel Das ſoll ganz wunderhübſch wer⸗ wird Zweck!— Wer will es ſagen?“ „Dann komme ich wah cheinlich recht oft zu Marthe war überraſcht. Sie hatte noch nie ſolcher vornehmen Geſelligkeit beigewohnt. Es war ihr ein wenig bange. Und doch reizte es ſie, mittun zu dürfen. Hertha— oder könnte das taktlos wirken?— Hilf mir doch!“ „Taktlos?— O, du Uebervorſichtige!— der Mildtätigkeit ſind keine Schranken geſetzt. Abet ich hoffe— Marthel, es verletzt dich nicht. 90 ich vielleicht einen anderen Namen nennen! „Nicht gerade Sauerbier!“ meinte Marthe ein wenig bitter.„Es iſt mir ſchon ſelbſt lieber! Meine Mutter war eine geborene Albrecht. Hertha von Loja gab ihr einen Kuß.„Nicht böſe ſein, Kleine, aber Fräulein Albrecht klingt wirklich viel hübſcher!“ n Eine Stunde ſpäter ſaßen die Freundinnen in einem hübſchen vornehmen Kaffee, in den Marthe war ſehr muſikaliſch. Es war ihr 0 unendlicher Genuß, in den geſchmackvollen Räl⸗ men beim duftenden Trank den ſchmeichelnden Melodien zu lauſchen. 0 „Hier können wir uns öfter treffen, Hertha ſagte Marthe mit bittendem Blick. „Wir werden uns doch auch beſuchen!“ an wortete die Freiin von Loja. „Das mute ich dir nicht zu!“ meinte Marth ill.— Die Freundin drückte ihr ſtumm die Hand Marthe ſaß ſtill und lauſchte mit ſichtliche Genuß den Klängen der Liſztſchen Rhapſo n Ihre Augen wurden ganz dunkel vor innete Kleine?“ Freude. 1 ö(Fortſetzung folgt.) „Darf ich von vornherein— eine Summe— Zigeuner ihre ſchwärmeriſchen Weiſen ſpielten Tagesumſchaun Reichspräſident von Hindenburg hat am Dienstag den Zentrumsabgeordneten im Preußiſchen Landtag, Herrn von Papen, mit der Neubildung des Reichskabinetts beauftragt. von Papen hat den Auftrag akzeptiert. Der Reichspräſident empfing am Dienstag vormittag die Vertreter des Zentrums, der Deutſchnationalen Volkspartei, der Volkspartei und der Wirtſchaftspartei zur Beſprechung der Lage. * Dr. Brüning ſtattete am Dienstag dem Di⸗ plomatiſchen Korps ſeinen Abſchiedsbeſuch ab. Im Rechnungsjahr 1931 ſind im Deutſchen Reich an Steuern, Zöllen u. Abgaben insge⸗ ſamt 7 790,4 Millionen Reichsmark aufgekom⸗ men gegen 8 944,2 Millionen Reichsmark im Rechnungsjahr 1930. * Die Reichsindexziffer für Lebenshaltungs— koſten beträgt für den Durchſchnitt des Mai 121,1 gegenüber 121,7 im Vormonat. * Beim Aufziehen der Marinewache am Diens— tag in Berlin kam es wiederholt zu Aus— ſchreitungen. * Zur Erinnerung an die Seeſchlacht am Ska⸗ gerak fanden in Wilhelmshaven und in Em— den Feiern mit Paraden ſtatt. * Der Lohnſchiedsſpruch für den Ruhrbergbau iſt vom Zechenverband abgelehnt worden, die Gewerkſchaften werden ihn annehmen. * Der neugewählte bayeriſche Landtag trat am Dienstag zu ſeiner erſten Sitzung zuſammen. * Das Kabinett Tardieu hat am Dienstag ſeinen letzten Miniſterrat abgehalten. * Bei einer Exploſion in einer elektrochemi— ſchen Fabrik in Gardanne(Frankreich) Hur— den ſechs Arbeiter getötet. Drei neue ſeſte RAheinbrücken Seitens der Bayeriſchen Staatsregierung wurden nach Mitteilung des Verkehrsverban⸗ des der Südpfalz, die Uebereinkommen über den Bau von drei feſten Rheinbrücken unter⸗ zeichnet. Dementſprechend gibt es formelle Schwierigkeiten für den Bau der feſten Rhein⸗ brücke bei Maxau keineswegs noch. Bereits im Laufe dieſes Jahres wird mit den Arbei— ten an dieſer Brücke begonnen werden, und zwar zunächſt auf der badiſchen Seite. In aller Bälde ſoll dann auch auf der pfälzi⸗ ſchen Seite mit dem Bau begonnen werden und ein Erſuchen in dieſer Richtung wurde auch an die maßgebenden Stellen gerichtet. Man möchte, ſobald es nur geht, die arbeitsloſen Unternehmer und Arbeiter beſchäftigen. zwei ſchwere Einbrüche in Frankfurt Frankfurt a. M., 31. 5. In der Nacht vom Samstag zum Sonntag haben Einbrecher die Geſchäftsräume eines Konfektionshauſes in der Mainzerlandſtraße heimgeſucht. Die Täter ſind anſcheinend nach Oeffnung der Zugangstür mit Nachſchlüſſeln in das Innere des Lagers ein— gedrungen. Hier haben ſie eine große Anzahl fertiger Anzüge, Mäntel und Anzugsſtoffe ver— packt und dann fortgeſchafft. Der Schaden be— trägt mehrere 1000 RM. In der folgenden Nacht wurde ein Einbruch in ein Schuhgeſchäft in der Vilbelerſtraße ver— übt. Die Täter ſind durch den Keller an eine Lagertür gelangt, brachen dieſe auf und ſtie— gen dann ein. Sie entwendeten Herren-, Da⸗ men- und Knabenſchuhe ſowie Reit⸗ und Mo⸗ torradſtiefel im Werte von etwa 1000 RM. In der Hauptſache nahmen ſie die gangbaren Größen mit. Die Beiſetzung des Rennfahrers von Morgen Berlin, 31. 5. In Wannſee wurde heute nach mittag unter außerordentlich ſtarker Beteili— gung der auf dem Nürburgring verunglückte Rennfahrer Hans Joachim von Morgen beige⸗ ſetzt. Beſonders herzliche Worte fand der Geiſt⸗ liche für die unglückliche Frau, die ihrem Ehe⸗ kameraden wegen Krankheit nicht einmal die letzte Ehre erweiſen könne. Die Untühen in Spanien. Insgeſamt 11 Tote und 53 Verletzte. Paris, 31. 5. Nach einer Meldung des Jour⸗ nal aus Madrid ſind bei den Unruhen am letzten Sonntag in Spanien auf Seiten der Extremiſten 4 Perſonen getötet und 40 verletzt worden. Die Polizei zählt 2 Tote und 10 Ver⸗ letzte außerdem ſind 5 unbeteiligte Perſonen getötet und drei ſchwer verletzt worden. Ins⸗ geſamt wurden über 100 Demonſtranten ver⸗ haftet. Letzte Radiomeldungen Großfeuer in Mainz. witb Mainz, 1. Juni. Geſtern abend gegen 8 Uhr brach in einem Fabrikgebäude in der Nähe des Südbahnhofs, in dem eine Möbel⸗ ſchreinerei und eine Buchdruckerei untergebracht waren, Feuer aus, das ſich über das ganze Dachgeſchoß des Gebäudes verbreitete und die Lagervorräte der Druckerei ſowie die Möbel⸗ und Werkzeugſpeicherei der Schreinerei voll⸗ kommen vernichtete. Der Dachſtuhl und das oberſte Stockwerk fielen dem Brande zum Opfer. Die Entſtehungsurſache des Brandes konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Der Schaden iſt bedeutend, ſoll aber durch Ver⸗ ſicherung gedeckt ſein. Nach zweiſtündiger Tä⸗ tigkeit konnte die Feuerwehr des Brandes Herr werden. Mannheim, 31. 5. Zur offiziellen Eröffnung der 38. Deutſchen Landwirtſchaftlichen Wander⸗ ausſtellung, die im Rahmen der D. L. G.-Woche vom 31. Mai bis 5. Juni in Mannheim ab⸗ gehalten wird, ſetzte ſchon in den heutigen Vormittagsſtunden eine Völkerwanderung nach dem Ausſtellungsgelände ein. Ueberall an den Zugangsſtraßen zur Ausſtellung wehten Fah— nen, die das Straßenbild farbenprächtig be— lebten. Offiziell waren unter den Feſtgäſten vertreten die Landwirtſchaftsminiſterien von Preußen, Bayern, Thüringen, Württemberg und Heſſen, von den Regierungen die Pfalz, das Saargebiet und Oldenburg Birkenfeld, ſowie das Land Baden und die Stadt Berlin. Anweſend war auch Markgraf Berthold von Baden. Von Auslandsvertretern ſind z. Teil Attaches erſchienen, und zwar von Norwegen, Schweden, Holland, Belgien, Italien(das durch ſein Landwirtſchaftsminiſterium und das Italieniſche Landwirtſchaftliche Inſtitut ver— treten iſt), der Schweiz, Oeſterreich und Jugo— ſlawien. Auch die engliſche und die bulgariſche Schweſter-Geſellſchaft der D. L. G. haben Ver⸗ treter entſandt. Von den außereuropäiſchen Staaten iſt Amerika durch den Berliner Land- wirtſchafts-Attaché, die Kgl. ägyptiſche Regie- rung durch ihren Berliner Geſandten vertreten. Auch die Vertreter ſämtlicher in Mannheim befindlichen Konſulate wohnten der Er— öffnungsfeier bei. Der Präſident der Badiſch. Landwirtſchafts⸗ kammer, Dr. Graf Douglas, begrüßte als Vize⸗ präſident des Ausſtellungsgaues alle Anweſen— den und ganz beſonders das badiſche Geſamt— miniſterium, an deſſen Spitze der Staatspräſi⸗ dent und der Badiſche Landtag in corpore hier erſchienen waren. Staatspräſident Dr. Schmitt⸗Karlsruhe ent⸗ bot namens des badiſchen Staatsminiſteriums die aufrichtigen Grüße des Landes Baden. Im Namen des Badiſchen Landtages hieß Abg. Reinhold, erſter Vizepräſident des Land⸗ tages, die Deutſche Landwirtſchaftsgeſellſchaft im ſüdlichſten Teil des Reiches auf das herz— lichſte Willkommen. Die Stadt Mannheim entbot durch Ober— bürgermeiſter Dr. Heimerich ein herzliches Willkommen. Zum Schluß ſprach als Vorſitzender der Deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft General- landſchaftsrepräſentant Dr. h. c. von Webſky⸗ Karlsdorf. Er dankte an erſter Stelle der Stadt Mannheim, ferner gedachte er der för⸗ dernden Mitwirkung der Reichs- und Staats⸗ behörden, um dann zu betonen:„Insbeſondere hat das Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft die Einrichtung der Sonder⸗— ausſtellungen für Marktweſen und Landarbeit durch eine namhafte Reichsbeihilfe ermöglicht und auch zahlreiche Preiſe zur Verfügung ge⸗ Das Feſt des Apoſtels der Deutſchen. Am 5. Juni begeht die katholiſche Kirche das Feſt des großen Apoſtels der Deutſchen Bonifatius. Im Jahre 680 in England geboren, führte er urſprünglich den Namen Winfried. Als Mit⸗ glied des Benediktinerordens wurde er mit 30 Jahren zum Prieſter geweiht. Von glühen⸗ dem Miſſionseifer erfüllt begab er ſich auf⸗ grund päpſtlicher Sendung nach Friesland, Thüringen und Sachſen. Im Jahre 722 erhielt Winfried die Biſchofsweihe mit dem Namen Bonifatius. Predigend und Gutes wirkend kam er auch nach Bayern und gründete kraft päpſtlicher Vollmacht unter anderem auch das Bistum Paſſau. An ſeinem Lebensabend nach ſeinem erſten Wirkungskreis Friesland zurück- gekehrt, erlitt Bonifatius dort durch die Hand heidniſcher Frieſen im Jahr 755 mit ſeinen Gefährden den Märtyrertod. Sein Leib ruht in dem Dom zu Fulda. Dalen für den 1. Juni Sonnenaufgang. 4.15, Sonnenunterg. 20.31, Mondaufgang 2.29, Monduntergang 17.45 Uhr. 1765: Chriſtine v. Goethe, geb. Vulpius, in Wei⸗ mar geb.— 1780: Der preußiſche General Karl v. Clauſewitz in Burg b. Magdeburg geb.— 1899: Der niederdeutſche Dichter Klaus Groth in Kiel geſt.— 1920: Die Provinz Poſen wird in Kongreßpolen einverleibt. 38. 9 86⸗Wundernusſtellung eröffnet Zahlreich iſt das In- und Ausland auf der großarkigen schau verkrelen ſtellt. Dafür den wärmſten Dank der D. L. G. und der Ausſteller darbringen zu dürfen, ge— reicht mir zur beſonderen Ehre.— Eine für uns überaus wichtige Vorarbeit ſowohl für das Zuſtandekommen der Ausſtellung als auch für einen zahlreichen Beſuch hat die ich— und Tagespreſſe geleiſtet. Es wurde bereits Gelegenheit genommen, bei einer Vorbeſichti— gung am vergangenen Freitag teſer Mit- arbeit dankbar zu gedenken. Ich möchte aber nicht verfehlen, an dieſer Stelle unſeren ank zu wiederholen.„Der Redner ſchloß mit einem Hoch auf die Stadt Mannheim und ihre Bür— gerſchaft. An die offizielle Eröffnung der Ausſtellung, der etwa 2000 Perſonen beiwohnten, ſchloß ſich die Vorführung von Zuchtpferden, Kalt⸗ und Warmblut, an. Sehr ſchön war die Vorfüh⸗ rung von Vierſpänner-Equipagen, die vor allem ausgezeichnetes Fahren zeigen ſollten. Dann begaben ſich die Feſtgäſte zu einem Rundgang durch die Ausſtellung. Es ſind be⸗ reits alle Maſchinen in vollem Betrieb und zeigen die Reichhaltigkeit, mit der gerade auf dieſer Ausſtellung verſucht wird, den kleineren Landwirten, die ja in Baden vorwiegend ſind, mit praktiſchen Maſchinen zu helfen. Auffallend ſind auch die vielen Zelte und Stände, die Belehrungen durch Tabellen und Statiſtiken für die Landwirte bieten. Leider hat das Wet— ter ſich noch nicht aufgehellt, doch bietet die Ausſtellung einen außerordentlich impoſanten und freundlichen Anblick. Vom Reichsernährungsminiſter Schiele ging be. der Ausſtellungsleitung folgendes Tele— gramm ein: „Da mir zu meinem Bedauern die politiſche Lage die aktive Teilnahme an der Eröffnung der Mannheimer D. L. G.⸗Schau nicht ermög- licht, bitte ich auf dieſem Wege meine auf— richtigſten Wünſche für ein gutes Gelingen der Ausſtellung entgegen zu nehmen. Die Wander— ausſtellung muß als eine ſtarke Kundgebung unverwüſtlicher deutſcher Energie gewürdigt werden. Sie iſt beſonders prägnanter Beweis für die Einſatzbereitſchaft deutſcher Bauern— kraft um des höchſten Nationalzieles willen, die Ernährungsgrundlage unſeres Volkes zu erhalten und zu feſtigen. Solche aus unerſchüt⸗ terlichem Zukunftsglauben gewachſene Bauern— leiſtung verpflichtet die verantwortliche J itik zu doppelter Aktivität. Die große Mahnung Mannheims iſt der Zwang zu einer bewußt forcierten Binnenmarktpolitik, die Kern und Vorausſetzung für das Gelingen des Janzen bildet. Außen⸗, Währungs⸗, Wirtſchafts⸗ und Sozialpolitik ſind heute mehr denn je eine Schickſalseinheit. Möchten die kommenden Zei— ten die deutſche Landwirtſchaft in Einigkeit und Bereitſchaft finden.(gez.) Schiele.“ Regierungskriſe und den Gründen, die dazu geführt haben, ſchon heute irgendwie abſchließend Stellung zu nehmen, wäre verfrüht, da die Hintergründe noch nicht be⸗ kannt ſind, die letzten Endes den Abſchied dieſes Kanzlers herbeigeführt haben, dem ſelbſt der poli⸗ tiſche Gegner ſeine ſtaatspolitiſche Begabung, ſei⸗ nen zähen Idealismus und ſeinen unbeirrbaren Arbeitsfanatismus nicht beſtreiten konnte. Wir könnten verſucht ſein, die Entwicklung, wie ſie nun gekommen iſt im Intereſſe der Zentrumspartei als ſolcher und der ungeheuren kaum noch tragbaren Verantwortung, die dieſe neue angekündigte Not⸗ verordnung mit ſich gebracht hätte, zu begrüßen, wenn wir nicht immer zuerſt das Wohl des geſam⸗ ten Volkes und dann erſt das der Partei ſehen müßten. Welche Folgen ſich außenpolitiſch und innenpolitiſch aus dieſer im ungeeignetſten Zeit⸗ punkt, kurz vor Zuſammentritt der Lauſanner Konferenz entſtandenen Kriſe ergeben werden, dürfte von dem Geſicht der Regierung abhängen, die nun das Erbe Brünings antritt und von dem Maß des Vertrauens ſeitens des Reichspräſidenten und des Volkes, von dem ſie getragen wird. Daß Brüning in der neuen Regierung als Außenmini— ſter wiederkehren werde, wird zur Stunde als un— wahrſcheinlich bezeichnet. Wir glauben auch kaum, daß dies in Frage kommt. Alles, was jedoch heute in dieſem Zuſammenhange geſchrieben wird, kön⸗ nen nur Vermutungen ſein, da auch die Zentrums⸗ preſſe noch völlig im Dunkeln tappt, bevor die ge⸗ ſamten Vorgänge in allen Einzelheiten bekannt ſind, die zu dem Rücktrittsbeſchluß Brünings geführt ha⸗ ben. Mit Brüning verliert die deutſche Reichspolitil einen Mann reinſten Wollens und großen Kön⸗ nens, einen Mann, der in ſchwerſten Stunden hel— denhaft auf ſeinem Poſten ausgeharrt hat ohne Rückſicht auf ſeine Geſundheit und auf ſeine Par⸗ tei, einen Mann, der alles das auslöffeln ſollte, was jahrelang gegen gerade ſeine Oppoſition an politiſchen Fehlern gemacht worden war, und was nun wieder gut zu machen nur mit diktatori⸗ ſchen Mitteln möglich geweſen wäre. Denn für durchgreifende Maßnahmen reicht bekanntlich auch das Mittel der Notverordnung nicht aus, da nur Maßnahmen durch Notverordnung geregelt werden können, für die im Reichstag keine Zweidrittel⸗ Mehrheit notwendig wäre. Zu einem Verfaſſungs⸗ bruch hätten aber weder ein Brüning noch ein Hindenburg niemels ihre Hand gereicht. Und ſo vollzieht ſich dena mit dem Rücktritt dieſes Man⸗ nes ein tragiſches Schickſal, welches gleichzeitig das Schickſal des deutſchen Volkes iſt. Was nun? Wird der Rücktritt Brünings in dieſem Augenblicke ein nationales und internationales Unglück ſein? Wird ſich ein Nachfolger finden, der überhaupt eine Mehrheit im Reichstage wird zuſammenbringen können, oder müſſen wir alsbald durch einen neuen Wahlkampf gehen? Im Augenblick kann keine die⸗ ſer Fragen irgendwie mit Gewißheit beantwortet werden. Eines ſcheint jedoch feſtzuſtehen, daß die politiſche Maulwurfsarbeit gewiſſer Kreiſe eine nicht geringe Rolle dabei geſpielt haben dürfte, daß der Rücktritt Brünings im gegenwärtigen Augenblick erfolgt. Werden dieſe Kreiſe nun auch die ſchwere Verantwortung auf ſich nehmen, die Brüning bisher tragen mußte und wie wird dieſe Verantwortung ihnen und dem deutſchen Volke be— kommen? Den Beſſerwiſſern und Beſſerkönnern wäre man verſucht, einmal einen gründlichen Her⸗ einfall zu gönnen, wenn man dem deutſchen Volke nicht jenes ſchreckliche Exempel erſparen möchte, deſſen letztes Ende das Chaos und der Bolſchewis— mus wären. . ᷣͤ vr Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u.Singſtunden Verein für Sport- u. Körperpflege. Heute Mitt⸗ woch abend 8 Uhr vollzählige Uebungsſtunde der Ringermannſchaft mit anſchließendem Ab— wiegen der Mannſchaft für die Austragung der Landesmeiſterſchaft am Sonntag, den 5. Juni in Raſtatt. Die Leitung. Turnverein 1893. Mandolinenabtl. Mittwoch abend halb 9 Uhr Probe im Lokal Freiſchütz. Alle wollen erſcheinen, auch Anfänger. Die Leitung. Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia.(Schützen⸗ abteilung). Mittwoch, den 1. Juni, abends 8 ½ Uhr, Verſammlung im Lokal. Einteilung und Vorbereitung zum Gauſchießen am 12. Juni auf unſeren Ständen. Eingang vom Hof aus.„Frei⸗ bier“(kein Trinkzwang). Auch die älteren Mit⸗ glieder ſind herzlich eingeladen. Der Vorſtand. Miigliederverſammlung des Derbandes der heſſiſchen Kreiſe und Provinzen Friedberg, 31. 5. Unter der Leitung des Gießener Provinzialdirektors Graef fand ge⸗ ſtern vormittag in großen Hörſaal des Poly⸗ technitums eine Mitgliederverſammlung des Verbandes der heſſiſchen Kreiſe und Provinzen ſtatt. Innenminiſter Leuſchner hatte der Ver⸗ lung durch ein Telearamm die Wünſche der Regierung für einen erfolgreichen Verlauf der Verhandlungen ausgeſprochen. Als Vertreter des Finanzminiſteriums war Miniſterialrat Dörr erſchienen. Im Mittelpunkt der Ver⸗ handlungen ſtand der Geſchäftsbericht des Ver⸗ bandes, der über die zahlreichen Betätigungs- gebiete des Verbandes Aufſchluß gab. Vo allem aber waren zwei Referate von Bedeu⸗ tung, die der Präſident des Deutſchen Land⸗ kreistages Dr. von Stempel über das Thema „Aktuelle Fragen aus dem Leben der Kreiſe“ hielt, und ein weiterer Vortrag von Betaeord⸗ neten Berthold von der gleichen Organiſation über das Thema„Finanzausgleich auf Grund des Popitzſchen Gutachtens“. In beiden Refe⸗ raten wurde die Dringlichkeit der Löſung des Arbeitsloſenproblems und der Frage des Fi⸗ nanzausgleichs unter Wahrung des Grund⸗ ſatzes der Selbſtverwaltung der Kommunalver⸗ bände betont. Ferner wurde noch folgende wichtige Entſchließung einſtimmig angenom⸗ men:„Der Verband der heſſiſchen Kreiſe und Provinzen hat ſich in ſeinen Mitgliederver- ſammlungen faſt alliährlich mit der Verſiche⸗ * rungsanſtalt der gemeindlichen Beamten ve— faßt und verlangt, daß die Kreiſe und Pro⸗ vinzen in der gleichen Weiſe wie die Gemein⸗ weſen mit Städteordnung von der Verſiche⸗ rungspflicht für ihre Beamten, Angeſtellten u. Arbeiter befreit werden. Er muß zu ſeinem Bedauern feſtſtellen, daß dieſer Forderung ſeither keine Rechnung getragen worden iſt. Er beauftragt deshalb den Vorſtand, in ſeinen Bemühungen, das vorgenannte Ziel zu er⸗ reichen, nicht n.eeden.