Lokale nachrichten * Mar. Jünglingsſodalität. Die Mitglieder werden gebeten das heutige Inſerat zu beachten. * Heugras⸗Verſteigerung der Ge⸗ meinde. Bei der geſtern Vormittag ſtattgehabten Heugras⸗Verſteigerung wurde pro Morgen, je nach Qualität, 40 bis 60 Mk. geboten. Die Preiſe liegen in der gleichen Höhe wie im letzten Jahre. * Schweinezählung in Viernheim. Die Schweinezählung vom 1. Juni ds. Is. erbrachte als Ergebnis 1817 Schweine gegenüber 2132 am 1. März ds. Jahres, ſomit ein minus von 315 Schweinen innerhalb ¼ Jahr. * Miniſter Leuſchner kommt. In der großen Kundgebung heute Dienstag Abend im Saale zum Karpfen wird Heſſens Innenminiſter, Herr Leuſchner, beſtimmt ſprechen. Die derzeitige politiſche Lage wird der Referent eingehend zur Sprache bringen. Ein Beſuch dieſer Kundgebung dürfte ſicher lohnend ſein. Beginn halb 9 Uhr. «»Sänger⸗Waldfeſt vom 12. Juni auf den 19. Juni verlegt. Wie uns von der Leitung des zur Arrangierung eines großen Sänger⸗, Wald⸗ und Volksfeſtes beſtehenden Komi- tees der Geſangvereine Liederkranz, Sängerbund, Harmonie und Flora mitgeteilt wird, mußke aus verſchiedenen Rückſichten das für den 12. Juni an⸗ geſetzte Feſt auf den 19. Juni verlegt werden. Zur Teilnahme daran ſind alle hieſigen Geſang⸗, Turn⸗ und Sportvereine ſowie die geſamte Einwohnerſchaft eingeladen. Unſer herrlicher Wald am Ochſenbrunnen ſoll allen Beſuchern angenehmſter Aufenthaltsort für einige Stunden ſein, bei Geſang, Muſik und Frohſinn, um uns abzulenken von allem was uns drückt. Hat man uns auch alles genommen, ſo wird man uns die Freude am Deutſchen Lied nicht nehmen können, und dieſes erhabene Volksgut werden wir mit allen uns zu Gebot ſtehenden Mitteln zu erhalten ſuchen trotz aller Stürme der Zeit. Darum macht Ihr Sangesbrüder und auch Ihr Turner u. Sportsfreunde Euch frei für den Sonntag, den 19. Juni, um bei niedrigen Bier- und Speiſepreiſen Euch körperlich und bei Geſang und Muſik Euch geiſtig zu erholen. Auch für die Jugend ſoll dieſer Tag ein Tag der Freude ſein. Bei Sacklaufen, Wurſtſchnappen, Weißer Käſe⸗Beißen und ſonſtiger Beluſtigungen ſoll dieſer Tag den Kindern gedenken. Mögen ſich noch die Turner u. Turnerinnen durch Reigen und ſonſtigen Vorführungen und all die Mädchen der Fortbildungsſchule wie bei den Ameri⸗ 60 Tage nach der Auflöſung neu gewählt werden in den Dienſt des Volksfeſtes ſtellen, dann wird allen Teilnehmern dieſer Tag ein unvergeßlicher ſein. Bei dieſem gemeinſamen guten Wollen wird auch der Wettergott ſein gnädiges Geſicht zeigen. * Keine Verbindung der Landtags⸗ wahl mit der Reichstagswahl. Es iſt vielfach die Frage aufgetaucht, ob nicht die Land⸗ tagswahl mit der Reichstagswahl verbunden werden könne. Zu dieſer Frage äußert ſich Staatspräſident Dr. Adelung dahin, daß der heſſ. Landtag ſpäteſtens müſſe. Das wäre ſpäteſtens am 3. Juli. Die Reichstagswahl iſt aber berelts auf Ende Juli feſt⸗ gelegt worden. Eine Verbindung wäre alſo nur möglich, wenn die Reichstagswahl vor dem 3. Juli ſtattfinden würde. Es muß alſo bei der Landtags⸗ wahl am 19. Juni bleiben und ſchon wenige Wochen ſpäter, am 31. Juli, wird die heſſiſche Bevölkerung erneut zur Wahlurne ſchreiten müſſen, um ihrem Willen für die Reichspolitik Ausdruck zu geben. Aufhebung des Demonſtrations⸗ und Parteifahnenverbotes. Amtlich wird mitgeteilt: Um den Wünſchen der Parteien nach Erleichterungen bei der Propaganda während des Landtagswahlkampfes ſoweit wie möglich entgegen zu kommen, hat ſich der Miniſter des Innern ent⸗ ſchloſſen, das allgemeine Demonſtrationsverbot in- ſoweit einzuſchränken, daß während der Daner des Landtagswahlkampfes für alle Parteien Kundgeb⸗ ungen und Verſammlungen unter freiem Himmel erlaubt werden, dergleichen alle damit zuſammen⸗ hängende An- und Abmärſche der Teilnehmer in geſchloſſenen Gruppen. Aus den gleichen Gründen wird auch das bisher beſtehende Verbot der Pro- paganda mit Parteifahnen aufgehoben.— Die Zulaſſung der Verſammlungen unter freien Himmel dürfte im Hinblick auf die warme Jahreszeit all- ſeitig beſonders begrüßt werden. Sportbericht der D. J. K. Wiederum ſtellten unſere Blauweißen ihr reifes Fußballkönnen unter Beweis. Der Gaumeiſter Mannheim Sandhofen wurde mit einem 4:1 aus dem Felde geſchlagen. Die Vorausſage hatte ſich damit ins Gegenteil verwandelt. Der Platz befand ſich nicht gerade in einem gepflegten Zuſtand. Die Mitte entlang zog ſich ein Sandſtreifen, während die beiden Seiten mit ziemlich knüppeligen Gras⸗ büſchel bewachſen waren. Sandhofen enttäuſchte keinesfalls, jedoch muß man der Viernheimer Elf in der Mannſchaftskritik ein kleines Plus geben. Viernheim ſetzte ſofort bei Beginn energiſch ein; jedoch nur von kurzer Dauer. Sandhofen ging nach wenigen Minuten ebenfalls aus ſich heraus kanerbeſuchen vor 2 Jahren durch ihr ſchönes Singen und bedrängte einige Zeit das Viernheimer Tor. In dieſer Phaſe fiel auch das Führungstor für Sandhofen. Der Halblinke verwandelte durch Ein⸗ ſchieben im Gedränge eine Hereingabe von rechts. Bevor jedoch die Seiten gewechſelt wurden, konnte Viernheim den Ausgleich durch W. erzielen, der von ſeinem Flügel aus auf das Tor losſtürmte. Der Schuß prallte an dem 1. Verteidiger Sandhofens ab und ging ins Tor, obſchon der Sandhofer Tor⸗ mann zum Fang bereit ſtand. Die zweite Spiel ⸗ hälfte zeigte energiſcheres und beſſeres Kämpfen. Viernheims Ueberlegenheit wurde immer ſichtbarer. In ungefähr gleichmäßigen Abſtänden konnten dann die Viernheimer das zweite, dritte und vierte Tor erzielen. Zu bemerken ſei, daß auf derart kleinen Plätzen es empfehlenswert erſcheint, daß im Innen⸗ trio nicht allzuviel Kombination gezeigt wird. Sehr ſchön nahmen ſich die öfters angewandten Täuſchun⸗ gen der Blauweißen aus, doch muß auch ſtets der Hintermann darauf gefaßt ſein und dieſe Täuſchungen dürfen nicht zur Gewohnheit werden. Der Schiri durfte in Bezug auf Handſpiel verſchiedentlich beſſer eingreifen. Endlich ein Sieg der Grünen! Lampertheim 4158 geſchlagen! Es war wirklich allerhöchſte Zeit, daß die Grünen einen Sieg nach Hauſe gebracht haben, der weit höher ausgefallen, wenn der Schiedsrichter und die Olympier nicht entſprechend geſpielt hätten. Aus dieſem Spiel iſt die Lehre zu ziehen, daß man Lampertheim, Lorſch uſw. ohne weiteres links liegen laſſen ſoll. Kaum war man in Lampert⸗ heim gab es auch ſchon Differenzen, da man gegen die Grünen nicht antreten wollte, weil die Mann⸗ ſchaft zu ſehr geſchwächt wäre. Dann kam ein wunderbarer Schiedsrichter, der die Viernheimer alle Sünden ganz gehörig büßen ließ. Dieſer Mann ſpielte in der zweiten Halbzeit allein gegen Viernheim. Er hatte abſolut keine Ruhe bis zwei Tore im Viernheimer Kaſten waren, von denen eines die Linie abſolut nicht überſchritten hatte. In Zukunft danken wir für ſolche Privatſpiele. Was helfen die ſchönen Worte, Sportfreundſchaft uſw., wenn man Gott danken muß, daß das Spiel zu Ende iſt. Die Grünen ſpielten zeitweiſe ſehr gut, kombinierten flott und ſchoſſen auch. Das Schlußtrio Fettel— Mandel 2— Faltermann war zu⸗ friedenſtellend. Die Läufer hatten ihre immer wieder auftretenden Schwächen, obwohl der linke Läufer ganz hervorragend ſeinen Poſten ausfüllte. Der Sturm wird natürlich meiſtens unter die Lupe genommen. Er ſtand von rechts: Schmidt— Mandel P.—Pfenning M.—Koob— Pfenning W. Ich habe oben bereits angeführt, daß der Sturm ſchön kom⸗ binierte und auch gut ſchoß. Was ich vermißte war die Durchſchlagskraft und die Courage etwas auf eigene Fauſt zu unternehmen, 5 Uebrigens ließ man ſich auch den Mut ziemlich abkaufen. Die Tore: Olympia ging zuerſt durch einen tatſächlich ſchönen Schuß in Führung, muß ſich aber den Aus⸗ gleich und zwei weitere Tore durch Koob(2) und Pfenning M. gefallen laſſen. Nach der Pauſe ſeorte Schmidt zum vierten Mal, wodurch den Lampertheimern und nicht zuletzt dem Schiedsrichter die Galle ſtieg. Der letztere verhängte Strafſtoß auf Strafſtoß gegen die Viernheimer. Er bedauerte ſicher ſehr lebhaft, daß die reguläre Spielzeit vor ⸗ über war, denn es hätte ſicher nicht viel gefehlt er hätte höchſt eigenhändig den Ausgleich und den Siegestreffer geſchoſſen. Sowas kann nur im Ried paſſieren Vereins- u. Trainingsabende der Sport- vereinigung Amicitia 09 e. v. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag abend ½7 Uhr: Training der 1. M. Mittwoch abd. 1/7. Uhr: Traiung der 2. u. 3. M. 8½ Uhr: Spielausſchuß in der Geſchäftsſtelle. Donnerstag abd. 7½ Uhr: Training der 1. M. Freitag nachm. 5 Uhr: Training der 4., 5. u. AH. 6 Uhr: Training der Jugend und Schüler. Vorſchau! Samstag Abend 4,45 Uhr: Viernheim— Sandhofen auf dem Phönixplatz. Vviernheims Sportler bei den bad. Lan⸗ des meiſterſchaften der D. T. in Karlsruhe. Bei den am letzten Sonntag in Karlsruhe ſtattgefundenen Kreismeiſterſchaften des X Turn⸗ kreiſes(Baden) konnten ſich auch einige Sportler des Turnvereins 1893 mit Erfolg beteiligen. So iſt vor allem die Leiſtung unſeres Stabhochſpringers Ringhof hervorzuheben, der in ſicherer Weiſe 3,30 Meter überſprang, und nachdem er durch Bruch einer Stabhochſtange in Nachteil geriet mit einer min derwertiger Stange die gleiche Höhe erreichte wie der durch Vorteile begünſtigte Meiſter aus Heidelberg. Ferner konnte Karl Trapp den fünften Platz mit 12,31 Meter im Kugelſtoßen belegen, nachdem er mit 12,81 Meter durch Uebertreten um den zweiten Platz kam. Auch Helfrich Aug. der durch den aufgeweichten Boden und ſeine Körper ſchwere beim Weitſprung uur den ſechſten Platz mit 5,98 Meter belegen konnte, hätte weit beſſere Ausſichten gehabt wenn das Wetter beſſer geweſen wäre. Im 100 Meter Lauf konnte ſich leider Diehl nicht placieren, da er im erſten Vorlauf gleich auf den 1. und 2. Kreismeiſter ſtieß und ſo jede Hoffnung aufgeben mußte. Alles in Allem haben ſich die Viernheimer Sportler gut geſchlagen, und hoffen wir bei den nächſten Meiſterſchaſten in Heidelberg auf etwas mehr Glück. Gut Heil Sozialdemokratiſche Ortsgruppe Viernheim. Partei Heute Dienstag, den 7. Juni, abends Aroße Kundgebung im„Karpfenſaale“. Es ſpricht der Innenminiſter Wilhelm Leuſchner, Darmſtadt, über: Die bevorſtehende heſſ. Landtagswahl. Die Einwohnerſchaft iſt freundlichſt eingeladen. Der Vorſtand. NB. Unkoſtenbeitrag 10 Pfg. 80½ Uhr 4 Hochen kostenlos ſjefern wir ůhnen gegen Einsendung des anhängenden Sutscheſnes die „irtschaftlichen Hurzbriefe“, Vas die MM sind? fir. Anh mbssbüalld Heute Dienstag Abend 8 ⅛ Uhr Verſammlung der 1932 aus der Schule entlaſſenen 5 in der Sporthalle. Um pünkl. und reſtloſes Erſcheinen bittet Euer Präſes. Arechchef Fact Morgen abend halb 9 Uhr Lesaudbr übe eee für den ganzen Chor. Der Vorſtand. naler eunelm. Kommenden Donnerstag, den 9. Juni abends 8 Uhr findet im„Engel“ ein wichtiger KAufklärungsvortrag des Oberſteuerſekretärs Herrn 585 Schellenberg vom Finanz⸗ N amt Heppenheim über die Ein⸗ heitsbewertung des Haus- und Grundbeſitzes und des Gewerbes ſtatt. Die Mitglieder des Ver⸗ N eins, die Hausbeſitzer, Mitglieder 5 der Bauernvereine, Gewerbtreibende und alle In⸗ tereſſenten ſind der Wichtigkeit der Sache halber, hierzu eingeladen und erwarten wir der Aufklärung halber, ein volles Haus. Der Vorſtand. n Deutschlands Fee Zeitschrift für Steuerwesen und Wirt- schaſtsunde Oje Zeitschrift, zu deren Mitarbeitern einige der gesuch- testen Steuer- und Wirtschaftsrechtler gehören Oe Zeſtschutt, die Über einen vorbiſdlichen Kundendienst verfligt und nachweislich Zehntausende von Spezialaus- funtten an jhre Abonnenten ertelite/ Oje Zeitschritt, die infolge ihrer einzigartigen technſschen estaſtung ein nie versagendes Nachschlagewerl bildet. Mehr ais 46000 fortschrittliche Höpfe geh ten zu den Abonnenten. Auch 5/e soſſten sich diese Einrichtung zunutze machen. Es wird bestimmt ihr Vorteil sein. Bitte schichen Sie uns aso den Gutschein ein NRofkraui-Setzlinge zu verkaufen. Annastralle 13. Guterhaltener, weißer Cutschꝛein! e fern Sſe mir uns, wie versprochen, die H 4 ochen vollleommen Kostenlos u. unberbindlich Rudoſf LORCENNTZ Verlag Charlottenburg 9 Halserdamm 38 Ander wagen u verkaufen. Lampertheimerstir. 12 Heugrasberſteigerungen finden ſtatt: 1) am Montag, den 13. Juni 1932, nachmittags 2 Uhr, in der Wirtſchaft von Werle in der Neuzenlache in Viernheim. 2) am Dienstag, den 14. Juni 1932, vormittags 9 Uhr, in der Wagenhalle des Gräflich von Berckheim'ſchen Schloſſes in Weinheim vom Hemsbach⸗Laudenbacher Wie⸗ ſengut. Weinheim, den 7. Juni 1932 Araluch von gerekneim sches Renlam. Aaagaaaggagng Sonder- Angebot: ſa. Malaga 1.30 1.30 95 85 f Liter loſe Flaſche la. Rotwein Flaſche Weilnwein Flaſche Rathaus- Drogerie Peter Moskonn 8 ag — fffaqgannmnammapampaaaamnam Einige Zentner Stroh zu verkaufen. Lorscherstrane 38 Täglich friſche SElbkE Fl Hypotheken 6, Proviſion bei Auszahlung butt Zwecke. ae und Baugelder. Leihdauer bis 36 Monate. Näheres: Heinrich Fricke Magdeburg Otto v. Guerike⸗Str. 50 Foſſige dueſſef Neue u. getr. Anzüge, Mäntel, Kittel, Hoſen, Koffer, Schuhe, Leder⸗ joppen, Grammo⸗ phone und Platten. Mavaliehaus Manheim J. 1,20 An⸗ u. Verkauf ⸗Zentrale Schuhbaum!. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Anitsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei 8 Polizei 8 Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen wert an beſtimmt vorgeſchriehenen Tagen Mittwoch, den 8. Juni 1932. die neue Nol verordnung! Das Kabinett Papen an der Arbeit Es iſt ſchon verſtändlich, wenn die neue Reichsregierung nicht viel Zeit für große pro⸗ klamatiſche Erklärungen aufwenden kann. Das Feuer brennt ihr auf den Nägeln. Sie iſt zu ſchnellſtem Handeln gezwungen. Die Kaſſen drohen ſich zu leeren, wenn nicht entweder zuf der Ausgaben- oder auf der Einnahmenſeite bald entſcheidende Maßnahmen durchgeführt werden. Die Regierung Brüning hat den neu— en Männern ein völlig durchgearbeitetes Not- verordnungswerk hinterlaſſen. Was die Be⸗ ſchaffung von Mitteln betrifft, ſo darf es nicht als unweſentlich angeſehen werden, daß Reichsfinanzminiſter Graf von Schwerin-Kro⸗ ſigk als Mitverwalter des Staatsſekretariats im Miniſterium Dietrich ſtark an der Ausar⸗ beitung der Pläne beteiligt war, mit deren Hilfe das Loch im Staatsſäckel nach der ur⸗ ſprünglichen Anſicht geſtopft werden ſollte. Es; kann ihm darum nicht ganz leicht falten, ber⸗ ſpielsweiſe auf die Beſchäftigungsſteuer zu verzichten, an deren Ausarbeitung er beſon⸗ ders beteiligt war. Man weiß aber, daß das neue Kabinett vor allem auf die in einem ſpäteren Stadium ins Auge gefaßte Ausdeh⸗ nung dieſer unpopulären Steuer auf die Ein⸗ kommen unter 3000 RM k verzichten möchte. Dieſer Verzicht iſt dem Finanzminiſter, der über den Ernſt der Situation am wenigſten im Zweifel ſein kann, nur unter der Bedin⸗ gung zuzumuten, daß auf der Ausgabenſeiie die entſprechenden Abſtriche gemacht werden. Es beſteht natürlich theoretiſch noch die Mög⸗ lichkeit, die augenblicklichen Schwierigkeiten durch Kreditausweitung, will ſagen durch die Aufnahme neuer Anleihen, zu überbrücken. Ob die Ausſichten nach dieſer Richtung praktiſch zur Zeit ausreichend ſind, muß Herr von Schwerin⸗Kroſigk ſelbſt am beſten wiſſen. Zweifelhaft erſcheint vor allem, ob die Be⸗ ſchaffung der nötigen Mittel genügend ſchnell folgen kann. Das Gleichgewicht im Etat, der durch Notverordnung Geſetzeskraft erlangen ſoll, muß aber auf jeden Fall geſchaffen wer⸗ den. Die Abſtriche ſind, in Uebereinſtimmung mit den programmatiſchen Worten der erſten Regierungserklärung, in erſter Linie am So⸗ zialetat geplant. Sie ſollen ſich vorläufig wohl auf die Verminderung der Unterſtützungsſütze beſchränken. Weitergreifende Pläne, die auf die vielgeforderte Vereinheitlichung der ge⸗ ſamten Erwerbsloſenfürſorge zu zielen hätten, werden wohl im Hinblick auf die Kürze der verfügbaren Zeit noch etwas zurückgeſtellt bleiben. Ganz ohne Steuern geht es alſo zu⸗ nüchſt nicht. Man wird deshalb mit der Verlängerung der Bürgerſteuer nach dem Eutwurf Brüning zu rechnen haben. Um aber die Beſchäftigtenſtener nur als eine Maßnahme erſcheinen zu laſſen, die nicht dem Programm der gegenwärtigen Regierung entſpricht, ſondern ihr nur durch die Verhältniſſe aufgezwungen wurde, gedenkt man ſie nicht nach dem Entwurf Brüning auf die Finanzierung des ganzen Etatsjahres ein⸗ zuſtellen, ſondern ſie nur als eine Notmaß⸗ nahme für eine Uebergangszeit in Anwendung zu bringen. Wieweit man die unteren Einkom⸗ men freilaſſen kann und wieweit ſonſt noch Aenderungen möglich ſind, das feſtzuſtellen war der Zweck der Verhandlungen, die zwi⸗ ſchen dem Finanzminiſterium und dem Wirt⸗ ſchaftsminiſterium ſtattfanden. Im Reichsinnenminiſterium waren die Re⸗ ferenten eifrig damit beſchäftigt, den Entwurf einer neuen„Notverordnung zur Aufrechter⸗ haltung der Ruhe u. Ordnung“ ferligzuſtellen. Bei der Ausarbeitung der„Notverordnung zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Oro⸗ nung“ mußten ſich natürlich erhebliche Schwie⸗ rigkeiten ergeben. Die neue Regierung iſt hier an Verſprechungen gebunden. nach denen der 1 SA. die Möglichkeit der neuen Betatigung ge⸗ geben werden ſoll. Es iſt aber gerade bei der Einſtellung der neuen Regierung nicht mög— lich, alle diesbezüglichen früheren Notverord⸗ nungen einfach aufzuheben. Deshalb wird man praktiſch wohl den Standpunkt einneh⸗ men, daß die alte Notverordnung über die Wehrverbände und ihre Kontrolle die Or- ganiſation ſolcher Verbände nicht unterſagt Auch die Beſtimmungen über Waffenveſitz und die Beſchränkung in der Preſſefreiheit dürften einige Abänderungen erfahren, in dem ſich die Regierung allerdings das Recht vorbehalten wird, beſonders grobe Angriffe vor allem dann zu ahnden, wenn durch ſie auch ie Per⸗ ſon des Reichspräſidenten getroffen wird. Man rechnet damit, daß die in Arbeit befind⸗ lichen Notverordnungsmaßnahmen gegen Ende der Woche als eine Einheit verkündet werden. Reichsoffenſive gegen Preußen Der Kampf um die 100 Millionen— Etat⸗ Ausgleich oder Reichskommiſſar? Rommt die preußiſche Notverordnung zuſtande? enb Berlin, 7. Juli. Die preußiſche Staats⸗ regierung hat heute eine Kabinettſitzung abge— halten, die bis in die ſpäten Nachſtunden hinein dauerte. Der Vertreter des in Arlaub befindlichen Miniſterpräſidenten, Wohlfahrts- miniſter Hirtſiefer und Finanzminiſter Klep⸗ per berichteten zunächſt über die Verhandlun— gen, die ſie heute mittag mit dem Ae N bie aktuelle preußiſche Finanzlage geführt hatten. Es handelt ſich dabei bekanntlich um die 100 ler und dem Reichsfinanzminiſter über Millionen, die das Reich dem preußiſchen Staat für den Ver⸗ zicht auf Siedlungsanſprüche zah⸗ len ſoll. Dieſer Betrag iſt unbedingt not⸗ wendig. wenn der preußiſche Staatshaushalt ausgeglichen werden ſoll. In den Verhand— lungen, die mit dem Reich unter dem Ka— binett Brüning ſtattgefunden haben, war ver⸗ einbart worden, daß die 100 Millionen ab 1. April 1933 in fünf Raten zu zahlen ſind. Auch in der heutigen Vormittagsbeſprechung in der Reichskanzlei dürfte dieſer Tatbeſtand ein⸗ wandfrei feſtgeſtellt worden ſein. Das Dile— ma beſteht aber wohl darin, daß die urſprüng⸗ liche Abſicht, dieſen preußiſchen Anſpruch, viel— leicht durch Einſchaltung der Reichsbank, vor— zufinanzieren, ſich nicht durchführen läßt, wäh— rend auf der anderen Seite der Betrag zur Ausbalancierung des Etats für 1932/33 un⸗ bedingt erforderlich iſt. Danach bleibt der ge— ſchäftsführenden Staatsregierung nichts ande— res übrig als den Etat durch Abſtriche und entſprechende neue Steuern auszugleichen. Die— ſem Problem galt nun die Abendſitzung des Staatsminiſteriums. In politiſchen Kreiſen ſprach man davon, daß unter Umſtänden noch heute eine preußiſche Notverord⸗ nung herauskommen würde, durch die der Etatausgleich hergeſtellt würde. Dieſe Erwartung iſt indeſſen nicht eingetroffen. Das Kabinett hat ſich vielmehr auf Mittwoch ver— tagt, weil die Ausſchreibung umfangreicher neuer Steuern— namentlich jetzt vor den Wahlen— doch wohl größeren Schwierigkeiten begegnet, als man außerhalb der verantwort— lichen Kreiſe zunächſt angenommen hatte. Das preußiſche Kabinett wird alſo ſeine Beratun— gen morgen fortſetzen. Die Vertragung geht wohl. darauf zurück, daß man inzwiſchen mit den hinter dem geſchäftsführenden Kabinett ſtehenden Parteien Rückſprache nehmen will. Die Bemühungen ſind ſchon deshalb außerordentlich ernſt, weil man ſich auch in preußiſchen Regierungskreiſen darüber klar iſt, daß ihre Vorſchläge zwangs⸗ 0 den Landtag zu wählen. dem Landtag die übrigen Miniſter läufig zu der Einſetzung eines Reichskommiſ— ſars führen müßten. Die Ausſichten für Dieſe Löſung gewinnen umſomehr Boden, als nach der Erklärung der Nationalſoziali⸗ ſten, für ſie komme nur ein Mini- ſterpräſident aus eigenen Reihen in Betracht, die parlamentariſche Löſung der politiſchen Frage Preußens für die nächſte Zeit als ausgeſchloſſen gelten muß. Nachdem Reichskanzler von Papen heute einen Beauf— tragten der NSDAP empfangen hat. wird er im Laufe des Mittwoch noch eine Ausſprache mit dem Führer der preußiſchen Landtagsfrak— tion des Zentrums, dem Abg. Steeger, haben, der Dienstag abend wieder in Berlin eingetroffen iſt. Es handelt ſich dabei aber nur um eine Formſache. In Kreiſen der ge .—ͤ Eine Berliner Falschgeld- Fabrik ausgehoben Links: Die Wohnung(c) des Geldfälſchers, Kunſtmaler Walter Pahl. In Berlin konnte jetzt der Kunſtmaler Walter Pahl verhaftet werden, der ſeit acht Jahren umfangreiche Geldfälſchungen verübte. In dieſer Zeit hatte er für mindeſtens 50900 Mark glänzend gefälſchte 10⸗, 20- und 50 Markſcheine verausgabt.— Rechts: Der Fälſcher Pahl wird von einem Kriminalbeamten abgeführt. bilden. um den Etatsausgleich rden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme dann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 49. Jahrgang ſchäftsführenden preußiſchen Regierung iſt man ſich vor allem darüber klar, daß ſich die Einſetzung eines Reichskommiſſars in dieſer Situation nur vermeiden läßt, wenn es gelingt den Etat durch die geplante Schlachtſteuer und andere begreiflich unbequeme Maßnahmen auszubalancieren. Ob das möglich iſt,— da— rüber müſſen die am Mittwoch erfolgenden Beratungen Klarheit ſchaffen. Im Augen- blick läßt ſich nur noch feſtſtellen, daß das preu⸗ ßziſche Problem ganz außerordentliche Aktuali— tät gewonnen hat. Bayern macht nicht mit BVP. gegen Experimente im Reich u. Bayern wib München, 8. Juni. Die offiziöſe Kor⸗ reſpondenz des Bayeriſchen Bauern- und Mit⸗ telſtandbundes beſchäftigt ſich in einem Artikel „Bayern bleibt wach!“ mit der politiſchen Lage im Reich und in Bayern. Das Organ betont, daß die politiſchen Ereigniſſe der letzten Zeit zu allen möglichen Gerüchten Anlaß ge— geben hätten. Mit einer Handbewegung ſie abzutun wäre falſch und unvorſichtig. Eine Rechtsdiktatur Hitlers bedeute Verluſt des letz— ten Reſtes der Selbſtändigkeit der Länder. Wenn von Berlin aus Experimente unternom— men werden ſollten, dann müßten ſie in Bay— ern ſcheitern. Die Bayeriſche Volksparteikorreſpondenz ſieht aus den Antworten der Parteien, daß alle den Wunſch teilen, möglichſt eine parlamenta⸗ riſch verantwortliche Regierung in Bapern zu Lediglich die Antwort der NSDAP ſei eine glatte Ablehnung. Verfaſſung unterſcheide ſehr wohl in der Wahl des Mini— Die ſterpräſidenten die Stellung der übrigen Mi— niſter. Nur der Miniſterpräſident ſei durch Ihm liege es ob, Borzu⸗ ſchlagen. Zur Ernennung ſei allerdings das Landtagseinverſtändnis notwendig. NS del lehnt den Vorſchlaa der BV ab. wib München. 8. Juni. Der Führer der nationalſozialiſtiſchen Fraktion, Abg. Dr. Buttmann, hat in einem Antwortſchreiben auf den bereits mitgeteilten Brief des Abg. Dr. Wohlmuth über die Frage der Regierungsbil⸗ dung u. a. erklärt, daß die nationalſozialiſti⸗ ſche Fraktion den von der Bayeriſchen Volks⸗ partei vorgeſchlagenen Weg nicht für geeignet halte, ein Geſamtminiſterium zu bilden. Grundſätzliche Beſchlüſſe des Reichs kabinetts wib Berlin, 7. Juni. Das Reichskabin tt faßte heute grundſätzliche Beſchlüſſe über die Sicherung der Reichsfinanzen. Die Reichsreſ— ſorts werden angewieſen. weitere Erſparniſſe für den Reichshaushalt 1932 noch über den be⸗ reits vorliegenden Haushaltsplan hinaus an⸗ zumelden.— Ferner ſetzte das Reichskabinett u. a. die Beratung über das ländliche Sied— lungsweſen fort, das durch Beſchluß vom 3 Juni 1932 dem Reichsernährungsmini terium zugewieſen wurde. ** Kleine Tagesumſchau Die deutſche Delegation für Lauſanne, der die Reichsminiſter Freiherr v. Neurath, Graf Schwerin u. Prof. Warmbold angehören wer— den, wird nächſten Dienstag abreiſen. *. Das Kabinett Herriot hat ſich der neuen Kammer mit einer Regierungserklärung vor- geſtellt. Der Eutiner Muttermörder iſt am Dienstag vormittag feſtgenommen worden. * Reichspräſident von Hindenburg empfing am Dienstag den bisherigen Reichskanzler Dr. Brüning zur Verabſchiedung. * Die vom Statiſtiſchen Reichsamt für den Monatsdurchſchnitt Mai berechnete Gruß⸗ handelsindexziffer iſt mit 97,2 gegenüber dem Vormonat um 1,2 v. H. geſunken. Bei einem Handgemenge ums Leben gekommen Paderborn, 7. 6. Eine ſchreckliche Bluttat hat eich in der vergangenen Nacht in einer Zohn⸗ Jaracke in Neuhaus zugezogen. Der als Trun⸗ tenbold bekannte 54 Jahre alte Händler Adolf Deckert kam wieder einmal betrunken nach Hauſe und bedrohte Frau und Kinder. Die durch den Lärm aufgeweckten Mitbewohner der Baracke begaben ſich in die Wohnung des Deckert, um die Familie zu ſchützen. Es kam zu einem Handgemenge zwiſchen Deckert und den Hausbewohnern, bei dem Deckert ſo ſchwer verletzt wurde, daß er ins Krankenhaus ge⸗ bracht werden mußte, wo er bald darauf ſtarb. Wie es heißt, ſollen die Hausbewohner in Notwehr gehandelt haben, da Deckert einen Revolver in der Hand gehabt habe. gich ſelbſt zur Brandfackel gemacht Unter ſchrecklichen Qualen verbrannt. Bochum, 7. 6. Eine junge Frau, die ſchon bor einigen Tagen verſucht hatte, ſich und ihr Kind mit Gas zu vergiften, übergoß im Keller ihrer Wohnung ihre Kleider mit Petroleum und zündete ſie dann an. Sie verbrannte unter ſchrecklichen Qualen lebendigen Leives. Wirt⸗ ſchaftliche Schwierigkeiten ſcheiden als Grund zu der Tat aus. Irrſinniger verbrennt ſeine Frau Er übergoß ſie mit Petroleum. Gelſenkirchen, 7. 6. Der 60 Jahre alte Ju⸗ valide Heinrich Hoeſing übergoß am Montag in ſeiner Wohnung ſeine gleichaltrige Ehefrau mit Petroleum und zündete ſie an. Die Frau wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in das Marienhoſpital gebracht. Hoeſing wurde von der Polizei feſtgenommen. Da er früher bereits in einer Irrenanſtalt untergebracht war, wird angenommen, daß er die Tat in einem Anfall von geiſtiger Umnachtung de— gangen hat. Der Nusritt des Hönigs zur Beburtstagsparade König Georg 5. von England, übergabe(Donnerstag, 21. Juli). Das Bun⸗ der Herrſcher über 400 Millionen Menſchen, begibt ſich an ſeinem 67. Geburtstag zu der großen Parade der Garderegimenter. E Originalroman von 5. Fricke. (12. Fortſetzung.) „Wenn kein Wunder geſchieht, Herr Baron! Ich habe ſchon gleich gebeten, Sie möchten be— nachrichtigt werden. Aber der alte Herr wollte immer ſelbſt ſchreiben! Da konnte ich doch nicht vorgreifen! Und morgens lagen immer viele angefangene Briefe an den jungen Herrn durch— geriſſen im Papierkorb! Es tat mir ſo leid! Ich habe die letzten Wochen nicht mehr ordentlich gearbeitet! Es iſt ja doch alles für den Schie— ber, Herr Baron!“ Günther ging ſchweigend neben dem jungen Beamten her. Seine blauen Augen ſahen faſt ſchwarz aus, wie der kleine See unter den Er⸗ len dort, wenn düſtere Wolken darüber ſtan⸗ den. Jetzt aber lachte der See blau in den Morgenhimmel hinein, die grüngoldenen Gin⸗ ſterbüſche leuchteten in der hellen Frühlings- ſonne. Ein Schuß Wildenten ſchwamm darauf! Wie hatte das alles ſonſt ſein Jägerherz er⸗ freut! Jetzt ſchritt er traurig dahin unter den Kiefern, Buchen und Eichen, unter deren ur⸗ alten Kronen ſchon die Väter und Urväter jag⸗ ten! Es fiel ihm ein, daß er als kleiner Junge ſeiner geliebten Mutter immer die Vaſen mit den goldenen Dotterblumen und weißen Waldanemonen gefüllt hatte, die dort wachſen. Herrgott, war er früher ſelig geweſen, wenn er die Uniform des Kaſernenhofs ein paar ſchöne Urlaubswochen mit dem grünen Loden des Jagdanzuges vertauſchte! Wenn er mit Huſſan, dem großen, braungefleckten Jagdhund auf die Entenjogd ging. Raſch lag da der Eiſenbahnunglütk zuſammenſloß des Schnellzuges Varna Jofia 7 Schwer⸗, 20 Leichtverletzte. Budapeſt, 7. 6. Wie„z Eſt“ aus Sofia er⸗ fährt, ſtieß geſtern nachmittag der Schnellzug Warna— Sofia bei der Durchfahrt durch die Station Michalki mit einer Rangierlokomotive zuſammen. Fünf Pertonenwagen wurden zer⸗ nzelheiten vom 11. Oeutſchen * Lüngerbmdez e volksdeulſche Beranſlallun gen und Hauplkonzerle Nachdem der Rahmen für das 11. DSB. Feſt bekannt iſt, und inzwiſchen auch der Kon⸗ zertplan und andere amtliche Mitteilungen vorliegen, ſei im nachſtehenden nochmals auf einzelne Veranſtaltungen eingegangen. Den Auftakt des Feſtes bildet die Banner⸗ desbanner des DSB., z. Zt. im Katharinen⸗ bau in Nürnberg, dem Muſeum des DS., aufbewahrt, wird nach der Ueberführung in Frankfurt a. M. in feierlichem Zuge, begleitet von den Fahnenabordnungen der Vereine des Sängergaus Frankfurt a. M., vom Haupt⸗ bahnhof zum Römerberg und dann zum Kai⸗ ſerſaal im Römer gebracht. Der zweite Tag(22. Juli) ſteht bereits im Zeichen großer Veranſtaltungen und Konzerte. Zunächſt wird in der Paulskirche der hiſtori⸗ ſchen Stätte aus dem Jahre 1848, in der her— vorragende Männer um ein geeintes deutſches Vaterland kämpften, eine eindrucksvolle Feier ſtattfinden, bei der ein Vertreter der öſterrei— chiſchen Sangesbrüder, Generaldirektor Dr.⸗ Ing. Hermann Neubacher, Wien, ſowie der Vorſitzende des Feſtausſchuſſes, Rochtsanwalt und Notar Dr. Karl Hermann, Frankfurt a. M. auf die Bedeutung jener Tage heißen Ringens um die deutſche Einheit hinweiſen werden. Orgelvorträge ſowie geſangliche Darbietungen des Sängerchors des Lehrervereins, Frank⸗ furt, unter Leitung von Prof. Fritz Gamble, verurſacht hatte. trummert und veide Loromotiven vollſtändig zerſtört. Von den Reiſenden erlitten 7 ſchwere und 20 Paſſagiere und Bahnbeamte leichtere Verletzungen. Der Stationsbeamte vom Dienſt wurde verhaftet, weil ſich herausgeſtellt hatte, daß ſeine Fahrläſſigkeit den Zuſammenſtoß glierkampf im Kaſſeler Schlachthof Kaſſel, 7. 6. Auf dem Kaſſeler Schlachthof ſpielte ſich Montag morgen ein aufregender Vorfall ab. Ein Stier war dort ſeinem Beſitzer ſem Tage zu bewältigen, darunter zunächſt das erſte Hauptkonzert. Die Bünde: Ausland, Baden, Hannover, Naſſau, Pfalz u. Oſtpreußen werden, ungefähr 7000 Sänger ſtark, auf dem großen Podium in der Feſthalle, mit deſſen Einbau bereits in den nächſten Tagen begonnen und das auf die Zuhörer einen überwältigenden Eindruck ma⸗— chen wird, unter Leitung von Prof. Fritz Gamble, Frankfurt a. M., die innerhalb ihrer Vereine wohl vorbereiteten Chöre zum Vor⸗ trag bringen, z. T. Uraufführungen mit Tex⸗ ten von Goethe, in deſſen Zeichen unſer Feſt und noch ſo manche Veranſtaltung dieſes Jah— res ſteht. Im gleichen Konzert werden der Pfälziſche Sängerbund(Dir. Chr. Ott) u. der Badiſche Sängerbund(Dir. Karl Weidt) mit Einzelvorträgen aufwarten. Kurz darauf ver⸗ einigen ſich bereits die Sänger des zweiten Hauptkonzertes, die Bünde Heſſen, Nordmark, Pommern, Rheinprovinz, Schleſien. Schwaben und Weſtfalen, insgeſamt ungefähr 8000 Mit⸗ wirkende, um neben alten Volksweiſen neue Werke zeitgenöſſiſcher Komponiſten zum Vor⸗ trag zu bringen, dabei auch beſonders Goethe gedenkend. Die Leitung dieſer Aufführung hat Muſikdirektor Rudolf Hoffmann, Bochum. Als Einlage bietet der Schwäbiſche Sängerbund (Dir. Wilhelm Nagel) Einzelvorträge. Für den Nachmittag iſt die Zuſammenfaſſung aller das Feſt beſuchenden Sänger im herrlichen Stadtwald gelegenen Stadion vorgeſehen. Es Frankfurt, der drei Uraufführungen bringt, leiten die Feier ein bezw. laſſen ſie ausklin⸗ gemeinſchaft ſicher eine packende und nach⸗ haltige Wirkung auslöſen wird. Nach einlei⸗ tenden Orcheſter- und Chorvorträgen, geleitet von Muſikdirektor Wilhelm Weimar, Frank⸗ furt a. M., u. einer Begrüßungsanſprache des ſtellvertretenden Vorſitzenden des DS., Rek⸗ ter Georg Brauner, Berlin, werden drei Ver⸗ treter des Volkstums, aus dem Reiche dem Anſprachen über die Volksgemeinſchaft aller ö Deutſchen halten, ohne dabei außen- oder in⸗ nenpolitiſche Fragen zu berühren. Im An⸗ ſchluß an dieſe Feier findet die Uraufführung der mit dem erſten Staatspreis ausgezeichne— ten Kantate„Von deutſcher Not“ von Beorg Nellius ſtatt. s Der Samstag(23. Juli) bildet den Höhe⸗ punkt der geſanglichen Darbietungen. Nicht weniger als 17 Veranſtaltungen ſind an die Kolben an der Hahn knackte und das ſchwarze Gefieder zap⸗ pelte auf dem blanken Waſſer! Und Huſſan ſchwamm ruhig und ſicher durch die blanke Fläche, brachte das Getier und ſchüttelte ſich, daß die Waſſertropfen herumflogen wie blit— zender Sprühregen. Und als er damals in den Krieg hinauszog, da ſagte Wodrich, der alte Förſter:„Tref⸗ fen Sie die verfluchten Franzoſen wie die En⸗ ten am Teich, junger Herr,—0, ich möchte mit!“ Und Mutter hatte dort oben auf dem Bal⸗ kon geſtanden, das Tüchlein in der Hand. Ge⸗ weint hatte ſie nicht,— nicht, daß er es ſah, — nur gewinkt! Eine echte deutſche Soldaten⸗ mutter! „Es iſt ja um die Heimat, mein Günther! Gott ſchütze dich und deinen Bruder, der ſchon draußen iſt!“ „Du meine Heimat.— du ſüße Heimat!“ Die Melodie, die Worte gingen ihm durch den Sinn und machten ſein Herz noch ſchwerer. „Ja, was tun, Reimann!“ N Der junge Beamte kratzte ſich hinter dem Ohr.„Ja, wenn's ginge, würde ich ſagen: Ver⸗ kaufen, ſchnell verkaufen!“ „Nein, Reimann, Sie wiſſen doch, Rieſt iſt Majorat!“ „Majorat, das gilt nicht mehr, Herr Baron! Deshalb gings ſchon! Aber ſeit dem letzten Geldgeſchäft hat der Schieber doch das abſolute Vorkaufsrecht, und unter allen Umſtänden zu dem damals feſtgeſetzten niedrigen Preis!“ „Herrgott, wie konnte Vater 15 bloß ma⸗ chen!“ Günther ſchlug verzweifelt mit dem Stock auf den Boden. „Ich weiß es ja auch nicht! Der alte Herr war in großer Geldverlegenheit! Und immer laſſen, wenn dieſer Rieſenapparat von etwa 35 5 75„ 25 000—30 000 Sängern der Stabführung von gen. Am Nachmittag findet eine Volksdeutſche Dr. Langs. K 5 2 1701 Weiheſtunde ſtatt, die in erſter Linie unſeren Dr. Laugs, Kaſſel, folgt und nach einer Auslandsdeutſchen gewidmet iſt und durch das heimrat Dr. Hammerſchmi a 8 8 150 e N 9 0 hmidt, München, in Bekenntnis zur Deutſchen Volks- und Kultur⸗ mächtigen Akkorden das Gelöbnis der Treue lin⸗ Brandenburg, überſeei ela Alpenland, etwa 10 000 Sänger, und er zopäiſchen und dem überſeeiſchen Auslande Alpenland, etwa 10000 Sänger, und ſtehen friſchen, braunen Wange, der wird einen überwältigenden Eindruck hinter- Anſprache des Vorſitzenden des DSB., Ge— zum deutſchen Liede und zu unſerem deutſchen Vaterlande ablegt. Am Sonntag vormittag(24. Juli) findet alsdann das dritte Hauptkonzert ſtatt. Die Chöre werden beſtritten von den Bünden Ber⸗ Bayern, Franken, Oeſter⸗ reich, Saale, Saar, Sachſen, Thüringen und unter der Leitung von Wohlgemuth, Leipzig, Profeſſor Guſtav und Hofrat Profeſſor Viktor Keldorfer, Wien. Auch hier wechſeln A⸗ cappella-⸗Chöre mit Orcheſterwerken ab, auch hier wird die Vielgeſtaltigkeit unſerer deut⸗ ſchen Chorliteratur zum Ausdruck kommen. Im Rahmen dieſer Veranſtaltung werden der Berlin-Brandenburgiſche Sängerbund Dir. Hans Mießner) und der Mitteldeutſche Sän⸗ gerbund(Dir. Robert Laugs) weitere Werke mit Gaethe-Terten bringen. vernünftig werden, es müßten wieder normale Zeiten kommen! Aber es wurde immer ſchlim⸗ mer, er verlor den Kopf.“— 5 „Kein Ratgeber, Reimann?“ „Ja, wer denn, Herr Baron! Landwirte waren! Der alte Herr mochte auch niemand ſehen!— Er wurde ſonderbar!“ Günther ſchüttelte betrübt den Kopf. „Er hat doch ſo oft begonnen, an Herrn Baron zu ſchreiben! Aber er bracht's nicht fer⸗ tig, ich ſagte es ja!“ Sie kehrten auf einem kleinen Umweg nach Hauſe zurück. Der alte Freiherr ſaß in dem großen Lehnſtuhl an ſeinem Frühſtückstiſch und wartete auf den Sohn.— Er war um viele Jahre gealtert!— Spitz ragte die ſchmale Ha⸗ kennaſe aus dem bleichen Geſicht. Die buſchigen Brauen waren ſchneeweiß geworden. „Biſt du da, mein lieber Junge!“ ſagte er traurig und nahm die beiden jungen braunen Hände. „Lieber Vater!“ Günther umarmte ten Mann erſchüttert. b „Ich habe dir viel zu ſagen, mein Sohn! Ich habe——“ Hilflos ſuchte der alte Frei⸗ herr nach Worten. den al⸗ Ich weiß alles! Laß uns zuſammen tragen, was über uns kommt— zu zweien iſt es leichter!“ „Mein Junge, du mußt mich anklagen— du———“ Seine Stimme erſtickte, ſo heiß quoll es auf in des Alten Bruſt. „Ich klage dich nicht an. lieber Vater!“ „Ich habe Schweres ürer dich gebracht!“ glaubte er, die Sache müßte ſchnell mal wieder „Ja, und an den Sohn dachte er nicht!“— „Sei ſtill, guter Vater— komm, iß etwas! gl. Gebuntstau des Hälteterhniterd von Linne Geheimrat Karl Ritter von Linde, de, als Erſtem die Verflüſſigung der Luft und die Herſtellung von reinem Stickſtoff gelang, und der 1875 die für die Kälte⸗ Technik ſo überaus wichtige Ammoniak⸗ Eismaſchine erfand, wird am 11. Juni 90 Jahre alt. ausgebrochen, raſte auf dem Schlachtdof herum und ſchuf für die Umſtehenden gefährliche Situ⸗ ationen. Verſuche, den Stier wieder einzufan⸗ gen, ſchlugen fehl, vielmehr wurden von ihm drei Treiber auf die Hörner genommen. Das Tier wurde ſchließlich von der Polizei durch Schüſſe getötet, wozu neun Schüſſe nötig wa⸗ ren. nah und Jern Kolmar.(Von der Frau erſtochen.) In Bühl bei Gebweiler wurde der Bergmann Alfons Huck im Laufe eines Wortwechſels von ſeiner Frau erſtochen. Der Mann hatte, als er an— ſcheinend angetrunken nach Hauſe kam, von ſei— ner Frau eine Flaſche Bier verlangt, die dieſe ihm verweigerte. Er ſtürzte ſich auf ſeine Frau und dieſe hielt ein Küchenmeſſer vor ſich, in das der Mann hineinrannte. Der Stich traf das Herz und der Mann war ſofort tot. Die Frau wurde verhaftet. Karlsruhe.(Bauhandwerker tödlich abge ſtürzt.) Auf dem früheren kleinen Exerzierplatz ſtürzte der Bauhandwerker Raſtetter von Mörſch bei der Aufſtellung eines Gerüſtes ſo unglücklich in die Tiefe, daß er lebensgefährlich verletzt wurde. Im Krankenhaus iſt er ſeinen Verletzungen erlegen. Waldfiſchbach.(Schweres Unwetter über dem Pfälzer Wald.) Am Sonntag nachmittag ging über Waldfiſchbach und dem Holzland ein Wolkenbruch mit Hagelſchlag nieder. Wie jetzt bekannt wird, hat das Unwetter in Waldfiſch— bach und der ganzen Umgebung ſchweren Scha den angerichtet. Von den an den Bergen liegen den Aeckern wurde der Boden abgeſchwemmt und die wertvolle Saat, meiſtens Kartoffeln, weggeführt. An verſchiedenen Stellen liegt die Frucht am Boden. Der Hagel ſchlug die Blü⸗ ten und Fruchtanſätze von den Bäumen. Auch auf der Sickingerhöhe wurden von den zu Tal ſtürzenden Waſſermaſſen tiefe und breite Grä⸗ ben in die eingeſäten Felder geriſſen. Waldböckelheim(Nahe).(15jähriger erhängt ſich.) der 15jährige Nilius erhängte ſich im Walde. Er ſaate vor Ausführung zu ſeinem ne Selbſtvorwürfe! Sei ruhig! Komme, was da wolle, ich bin jetzt bei dir!“ 0 Endlich ließ ſich der alte Herr bewegen ein wenig Frühſtück zu ſich zu nehmen Es war ein ſchweigſames Mahl. Die Güter N ringsum ſind alle verkauft! An Leute, die nie „Der Kerl kommt morgen!“— „Laß ihn kommen, Vater! Ich werde mit ihm ſprechen. Gut, daß ich da bin!“ Sie frühſtückten beide. Günther erzählte von den Berliner Verwandten, von Hertha von Loja— von dem Feſt bei Tante Goltz und ron Guido Groningen— nur um die Gedanken ſei⸗ nes lieben alten Herrn abzulenken. Sein Mit⸗ leid mit dem Vater war ſo groß wie der Schmerz um ſein Erbe— um Ried. Und der Vater hörte zu. Er ließ ſich von den Dingen, die ſeinem Schickſal jetzt ſo fern lagen, gern mit fortziehen von den qualvollen Sorgen, die er ſchon monatelang ertrug und kaum noch ertragen konnte! Er freute ſich an der klingenden Stimme, an dem friſchen Weſen eines Einzigen und begriff es ſelbſt nicht mehr daß er ihn nicht früher gerufen hatte!— Ja, warum nicht?— 15 i Es war alte Tradition in der Familie ge— weſen, daß der junge Ried ſo lange dem Vater lande mit der Waffe diente, bis der ältere di Augen ſchloß und Platz machte!— Aber Gün ther war ſchon lange der Anſicht geweſen, daf es jetzt keinen Zweck hatte, Soldat zu ſein nac verlorenem Kriege. Er wartete nur, daß de Vater ihn rufen ſollte. a Er wollte ihm nicht das Septer aus der Han! nehmen) auch nicht den Eindruck erwecken, daf er den geliebten alten Herrn für nicht meh daß er ihn aufs Altenteil ſetzte! Wicht du, das Schi tal, Vatze!— Nur kel. fähig hielt, SBeoorſſezung folgt. kngeren Bruder: Gey' heim und ſag' der Mut⸗ ter, ich würde mich jetzt erhängen! Dem Auf⸗ trag, den der Bruder im Elternhaus ausrichte⸗ te, legte man jedoch keinen Wert bei. Nachdem aber der Sohn am Abend nicht zurückkam, ſtellte man Nachforſchungen an. Wachenheim.(Selbſtmord infolge Schwer⸗ mut.) Paſſanten fanden im Kaſtanienwalde zwiſchen dem Poppentalweg und Mundt⸗ harderhof, den verheirateten Winzer Georg Auguſtin von Wachenheim erhängt auf. Augu⸗ ſtin war etwa 60 Jahre alt. Der Grund zur Tat dürfte in Schwermut und längeren Krank⸗ heiten zu finden ſein. Handel, Juduſtrie, Börſe Schwetzinger Spargelmarkt. Schwetzingen, 6. 6. Zum heutigen Spargel⸗ markt waren etwa 30—35 Zentner angefah— ren. Es koſteten: 1. Sorte 35—40, 2. Sorte 20 — 25, 3. Sorte 15 Pfg. Der Marktverlauf war lebhaft. Eigenarliger Unfall am Reichswirlkſchaftsminiſterium Ein Amtmann ſtürzt infolge Herzſchlag aus dem Fenſter Berlin, 7. 6. Ein Miniſterialamtmann ſtürz⸗ te heute vormittag aus dem 4. Stock des Reichs- wirtſchaftsminiſteriums auf den Hof und blieb tot liegen. Der Miniſterialamtmann war kurz nach ſeinem Dienſtantritt von einem Unwohl⸗ ſein befallen worden. Er war ans offene Fen⸗ ſter getreten, um friſche Luft zu ſchöpfen. Dabei erlitt er, wie nachträglich vom Arzt feſtgeſtellt wurde, einen Herzſchlag, der den ſofortigen Tod zur Folge hatte. Da der Amtmann gerade in dieſem Augenblick ſich weit aus dem Fenſter gelehnt hatte, ſtürzte er ab. Eutiner Multermörder feſtgenommen Berlin, 7. 6. Der Eutiner Muttermörder Ludwig Schöß iſt heute vormittag feſtgenom⸗ men worden. Schöß hatte ſich in die Wohnung des Juſtizrats Dr. Guthmann begeben, bei dem er ſchon am Samstag vorgeſprochen hatte. Als er heute wiederkam, bedeutete ihm die Tochter zu warten. Sie benachrichtigte ſofort die Mord⸗ inſpektion, die ihn verhaftete. Der Mörder ließ ſich widerſtandslos feſtnehmen. Briefmarkenſammlerkagung Heidelberg, 7. 6. In den Tagen vom 28. Juli bis 1. Auguſt finden bekanntlich die phil⸗ ateliſtiſchen Bundestagungen in Heidelberg ſtatt, für welche der Bund mit dem Sitz in Dresden inzwiſchen das fachwiſſenſchaftliche Programm bekannt gegeben hat. Aus dieſem rogramm ſeien ſchon fetzt beſonders hervor⸗ gehoben der Bericht der Bundesleitung über das abgelaufene Geſchäftsjahr, in dem wie alljährlich üblich die umfangreiche Arbeit des Vorſtands, ſeine Beteiligung an Ausſtellun⸗ gen ſowie nationalen und internationalen Ta⸗ gungen bekanntgegeben u. erörtert werden. Be⸗ ſonderes Intereſſe wird auch der Bericht der Bundesrechtsſchutzſtelle erwecken, von der dte vielfach komplizierten rechtlichen Fragen, die beim An⸗ und Verkauf ſowie beim Tauſch von Briefmarken entſtehen, behandelt werden. Auch der Punkt der Tagesordnung,„Prüfungsſtelle und Oberprüfſtelle“ iſt für alle Sammler Lon größtem Intereſſe. Wie bei jedem Sport die Heranziehung der Jugend von beſonderer Bedeutung iſt, ſo ſpielt die Jugendbewegung in der Philatelie eine verhältnismäßig große Rolle. Der Bund ſetzt jährlich für Förderung der Philatelle uu⸗ ter der deutſchen Jugend beſondere Preiſe aus, und eine beſondere Kommiſſion beſchäf⸗ tigt ſich mit der Förderung des Nachwuchſes ein der ſachverſtändigen Philatelie. Cetzte Radiomeldungen Sechts Perſonen erſtickt. wib Bagdad, 8. Juni. Bei dem Brande ei⸗ nes Hauſes kamen hier geſtern eine Mutter und ihre fünf Töchter im Alter von drei bis zwölf Jahren durch Erſticken ums Leben. Sie hatten ſich in den Keller des Hauſes geflüchtet. 5 0 erblindeten Vater gelang es, ſich zu retten. Lokales. Merkſprüche. Undank iſt der Welt Lohn. 11 Geld allein macht nicht glücklich. * Kleine Geſchenke erhalten die Freundſchaft. „** 1 * Fleiſchergewerbe gegen Haus⸗ ſchlachtungen. Auf dem Bezirkstag des bad. Fleiſchergewerbes in Weinheim, dem etwa 300 Vertreter beiwohnten, wies das M. d. R. Freyhe⸗ Stettin in ſeinem Referat auf die kataſtrophale Marktentwicklung der für Gewerbe und Landwirt ſchaft wichtigen Nebenprodukte hin und forderte eine reichsgeſetzliche Regelung der Hausſchlachtungen ohne Abgabe an Dritte gegen Entgelt. Obermeiſter Güntert⸗Karlsruhe machte geltend, daß bei Haus⸗ ſchlachtungen im Werte von 510 Millionen Mark im Jahre große Steuerausfälle entſtehen und durch die unſachgemäße Verwertung viele Produkte ver— loren gehen; etwa 17000 Geſellen würden durch die Hausſchlachtungen weniger beſchäftigt. In den Anträgen wird eine Neuregelung des Lehrlingsweſens verlangt. Es ſprachen noch Direktor Endres von der Handwerkskammer Karlsruhe über die Berufs- ſtandspolitik des Handwerks, Müller, Freiburg über Fleiſch- und Wurſtvergiftungen und Geſchäfts⸗ führer Zähringer⸗Mannheim über die Lage des badiſchen Fleiſchergewerbes. Als nächſter Tagungs- ort wurde Lörrach auserſehen. *Die erſten Probebelaſtungen auf der neuen Rheinbrücke. Am Montag ha⸗ ben die Probebelaſtungen und die Meſſungen auf der neuen Eiſenbahnbrücke über den Rhein begon— nen. Insgeſamt werden während der fünftägigen Probebelaſtung vier der neueſten ſchweren Lokomo⸗ tiven mit Tendern auf beiden Gleiſen gleichzeitig fahren. Jeder Brückenbogen wird eine Belaſtung mit 120 Tonnen Gewicht erfahren. Die Belaſtungs⸗ züge haben insgeſamt ein Gewicht von 2400 Ztr. Eine ſolche Belaſtung werden die Oeffnungen der Brücke im fahrplanmäßigen Betrieb nie erfahren. * Turnen iſt geſund. Der 80jährige Joſef Formes aus Köln⸗Kalk iſt der älteſte aktive Turner Deutſchlands. Bereits ſeit 1875 gehört er dem Kalker Turnverein an und iſt auch heute noch für alle Sportarten ſehr intereſſiert. So ſtemmt er heute noch neunmal 100 und zwölfmal 75 Pfd., ſowie mit dem kleinen Finger der rechten Hand zweimal 50 Pfd. Vor drei Jahren feierte er ſeine goldene Hochzeit. Bei jedem Wetter unternimmt er mit ſeiner Frau täglich zwei- bis dreiſtündige Spazierfahrt. * Wird auch Sarraſani ein Opfer der Zeit? Der weit und breit bekannte Zirkus Sarraſani, der vor 2 Jahren die Senſation der ganzen Umgegend bildete hat dem größten Teil des Perſonals gekündigt. Jedenfalls wird er aufgelöſt oder nur noch im kleinen Maßſtab weitergeführt. Der Zirkus befindet ſich zur Zeit in Holland. * Heugras⸗Verſteigerung. Morgen Donnerstag und am Freitag verſteigert die Freiherr von Heyl'ſche Güterverwaltung das Heugras von 1000 Morgen Wieſen der Hofgüter Hüttenfeld⸗See⸗ hof-Rennhof. Zuſammenkunft der Steigerer je Vor— mittags 9 Uhr in der Wirtſchaft Delp zu Hüttenfeld. * Neuer Sparerlaß für Kriegsbe⸗ ſchädigte. Der Reichsarbeitsminiſter hat durch einen neuen Erlaß eine weitere Kürzung der Kann— bezüge für Kriegsbeſchädigte und Kriegerhinterblie— bene vorgenommen. Nach dieſem Erlaß wird die Höhe von Verſorgungsbezügen, auf die kein Rechts- anſpruch beſteht, innerhalb der zugelaſſenen Höchſt— ſätze nach Lage des einzelnen Falles feſtgeſetzt. Iſt die Gewährung der vollen Bezüge nicht vertretbar ſo kann eine Teilrente uſw. gewährt werden, zu der gegebenenfalls die Zuſatzrente nach Maßgabe der Zuſatzrentenbeſtimmungen hinzutritt. In geeig— neten Fällen kann auch eine Zuwendung bewilligt werden, zu der die Zuſatzrente nicht hinzutritt. An Stelle der Waiſenrente kommt ferner die Gewährung einer Erziehungsbeihilfe in Betracht. In dieſem Erlaß des Reichsarbeitsminiſteriums iſt zum erſten Male der Gedanke aufgetaucht, daß die Kannbe⸗ Erstaunliches von deer DLG Ausstellung. Rekordzahlen Zahlen reden von der DL. Am Sonntag⸗ vormittag kamen 15 Sonderzüge in Mannheim an, die gut beſetzt waren. Sie kamen aus der Rich- tung Baſel, Lauda, Jagſtfeld, Marburg u. Frank- furt. Auch die Kurszüge waren gut beſetzt. Im ganzen wurden während der Ausſtellung rund 40 Sonderzüge durch die Reichsbahn gefahren, dazu verſchiedene Autobuſſe. Das macht, wenn man den Zug zu 1000 Perſonen rechnet, allein für die Sonderzüge 40000 Fahrgäſte und Beſucher.— Der Autoverkehr nach der Ausſtellung war außer— ordentlich groß. Auf den Parkplätzen wurden pro Tag durchſchnittlich 1100 Wagen gezählt; dazu kamen rund 400 Motorräder am Tage. Am Sonn- tag ſtanden tauſende von Autos, Omnibuſſe, Motor— räder und Fahrrädern auf den Parkplätzen. Selten wird man ſolch ein Verkehrsbild geſehen haben.— Die Freiw. Sanitäts⸗Kolonne hatte täglich ca. 100 Fälle zu behandeln. Es kamen auch ſchwere Un— fälle und plötzliche Erkrankungen vor. Daß bei einer Rekordbeſucherzahl auch Rekorde in mancherlei anderer Hinſicht aufgeſtellt werden, iſt ſelbſtverſtändlich. In der Weinkoſthalle wurden etwa 7000 Flaſchen geleert. Von anfänglich 160 auf der Karte verzeichneten Weinen gab es am Schluſſe nur noch 31. An 8000 Beſucher wurden täglich Weinkoſtproben gegeben. In den Bierzelten wurden etwa 450 hl. Bier vertilgt. Dazu kamen täglich 3000 Brote, etwa ebenſoviel Weiß- und Bratwürſte und— laſt not leaſt— täglich ein 10 Ztr. ſchwerer Ochſe, 100 Erwerbsloſe fanden allein in den Bierzelten während den 5 Tagen Verdienſt. Der Stadtſäckel wird ſich durch die Ge— tränkeſteuereinnahmen wohl ebenfalls beträchtlich gefüllt haben. Die Mannheimer Milchzentrale ver— ausgabte täglich etwa 20000 Flaſchen Milch Rund 310000 Beſucher haben die Eingangs- kontrolle der Ausſtellung paſſiert, rund 20000 zahlende Beſucher fanden ſich zu den Reit- u. Fahr⸗ turnieren ein. 10000 Karten wurden zu verbillig— tem Preiſe an Erwerbsloſe abgegeben, 30000 Schulkinder empfingen auf der Schau Belehrungen. Welch ſoziale Bedeutung die Schau hatte, beweiſt, daß rund 900 bis 1000 Arbeitsloſe Beſchäftigung fanden. Von den über 300 000 Beſucher der Aus- ſtellung kamen nur etwa 100 000 mit der Reichs- bahn, während etwa ebenſoviel mit Omnibuſſen zur Schau gekommen waren. züge Höchſtbetrage ſeien. „Verlorene Kinder“ auf der DG. Am Samstag und Sonntag wurden mehrmals verlorene Kinder auf den Polizeiwachen angemeldet. Die glücklichen Finder machten„keine Fundunterſchla— gung“, ſondern brachten die Kleinen zur Wache, wo ſie von den beſorgten Eltern wieder abgeholt wurden.— Die Poſt auf der DG. hatte Maſ— ſenbetrieb. 26 Beamte hatten angeſtrengt zu tun. — Auch die Pavillon⸗Sparkaſſe auf der Aus— ſtellung wurde ſtark in Anſpruch genommen. Die OEG. hat am Sonntag etwa 20000 Beſucher nach Mannheim und zurück befördert. Im Flugzeug kamen über 100 Perſonen an. Die Maunheimer Straßenbahn hatte am Samstag und Sonntag 350 Mann mehr eingeſtellt, um den Rieſenverkehr zu bewältigen. Die Zelte ſind nun zum größten Teil abge— brochen, die 3000 Maſchinen, das Prachtvieh und die anderen Ausſtellungsgegenſtände werden verla— den und rollen zurück, faſt durch das ganze Deutſche Reich!— Mannheim hat große Tage hinter ſich! Die nächſte Ausſtellung der DG. findet in Berlin ſtatt. Jetkehrsbilanz der deG.-Augſlellung Mannheim, 7. 6. An den Tagen der DG. Wanderausſtellung hat die Reichsbahn insge— ſamt 100 000 Perſonen in einfacher Fahrt zur Ausſtellungsſtadt befördert. ſtädtiſchen Straßenbahnen beförderten während der ſechs Ausſtellungstage 870800 Perſonen(gegen den Durchſchnitt ein Mehr von 425!) und erzielten einen Reingewinn von rung 60 000 RM. Die OEG. hatte gegen die Vorwoche eine Mehrbe— förderung von 43000 Perſonen u. eine Mehr- einnahme in Höhe von 29000 RM. Die Fre— quenz der Rhein-Haardt-Bahn erfuhr eine Steigerung um 5764 Perſonen. Die Mehrein— nahme betrug hier rund 2600 RM. Die Der Dichter von„ Hit-Reidelberg“ wird 70 Jahre alt Wilhelm Meyer⸗Förſter. deſſen Schauſpiel„Alt-Heidelberg“ einen über die deutſchen Bühnen erlebte, u. auch als Film einen Welterfolg erzielte, begeht am 12. Juni ſeinen 70. Geburtstag. Kein Männermangel mehr! In Deutſchland wurden ſtets mehr Knaben als Mädchen gebo— ren. Durch die größere Knabenſterblichkeit der allerjüngſten Lebensjahre wurde aber der Un— terſchied ausgeglichen, und beide Geſchlechter waren dann ungefähr bis zum 40. Lebensjahr gleich ſtark in der Bevölkerung vertreten. Dann begann die frühere Sterblichkeit des männli⸗ chen Geſchlechts ihre Wirkung auszuüben, ſodaß die höheren Altersklaſſen einen ſteigenden Frauenüberſchuß hatten. Die Kriegsjahre brachten eine ſtarke Abweichung von dieſer Re— gel. Die Klaſſe, die 1917 im 19. Lebensjahr ſtand, hat heute einen Männermangel(51. 61 Frauen auf 100 Lebende). Dieſe Altersklaſſe iſt heute 31—32 Jahre alt. Der Männermangel erreicht ſeine höchſte Ziffer bei den jetzt 36—37⸗ jährigen. Von da ab ſinkt die Ziffer und gleicht ſich dem Satz der Vorkriegszeit wieder an. In den höheren Altersklaſſen iſt z. Zt. der Frauen⸗ überſchuß geringer als 1910. Intereſſanter iſt, daß das Gleichgewicht beider Geſchlechter jetzt wieder bis zum 30. Lebensjahre vorhanden iſt. Für das Hauptheiratsalter iſt alſo der durch die Kriegszeit hervorgerufene Männermangei bereits überwunden. l Pferde wieder modern— Zugtiere billiger als Maſchinen. Mit dem Fortſchreiten der Agrarkriſe zeigt ſich immer mehr, daß die pri⸗ mitiven Betriebe, das heißt jene Betriebe, die am wenigſten der allgemeinen Forderung nach Intenſivierung gefolgt ſind und nur wenig Ka⸗ pital in Maſchinen uſw. feſtgelegt haben, am widerſtandsfähigſten ſind. Bei der kataſtropha⸗ len Preisbildung und den ſchlechten Abſatz⸗ verhältniſſen für landwirtſchaftliche Erzeug— niſſe können die hohen Zinſen der Maſchinen und die Koſten der Inbetriebhaltung aus dem Erlös der Erzeugniſſe nicht mehr heraus— gewirtſchaftet werden. Es ſtellt ſich dabei her— aus, daß insbeſondere die Verwendung von Zugmaſchinen vielfach koſtſpieliger iſt als die von Zugtieren. Charakteriſtiſcherweiſe hat ge— rade im Lande mit der ſtärkſten Machiniſierung der Landwirtſchaft der ſchärfſte Rückſchlag ein⸗ geſetzt. Nach Nachrichten aus den Vereinigten Staaten werden in vielen landwirtſchaftlichen Bezirken die modernen Maſchinen abgeſchafft. Dagegen iſt die Nachfrage nach Pferden zur Zeit größer als in irgendeinem Zeitpunkt während der letzten Jahre. Auch in Auſtralien wurde aufgrund genauer Unterſuchungen, mit denen bereits voe Jahren begonnen wurde, feſtgeſtellt, daß die Verwendung von Zugtieren auch in der Getreidewirtſchaft bei beſtimmten Betriebsgrößen billiger ſei als die Verwen— dung von Maſchinen. Dieſe Entwicklung zeigt deutlich die außerordentlich ſchweren Auswir— kungen der landwirtſchaftlichen Kriſe auf den direkten Abſatz der Induſtrie und die Beſchäf⸗ tigung von induſtriellen Arbeitern. Zwar han⸗ delt es ſich bei dieſen Beobachtungen um aus⸗ geſprochene Kriſenerſcheinungen; gleichzeitig zeigen ſich aber deutlich die Grenzen der Indu⸗ ſtrialiſierungsmöglichkeiten der landwirtſchaft⸗ lichen Erzeugung. * , aui. Mainfur. reiß man! Jm. ipind nu. SalFENZI ARE HEN Anm fuen, ddl,.