Die Jugend klagt euch an! Wir klagen euch an, euch Katholiken, die ihr bei der letzten Wahl von der Urne ferngeblieben ſeid! Durch Eure Lauheit habt ihr den Gegner, euren Gegner unterſtützt, habt eure Sache preis- gegeben. Kennt ihr die Wort Chriſti in der Hei⸗ ligen Schrift, in denen er ſo ſtreng über die Lauen urteilt?... Heute gibt es nur eins: entweder — oder..„Wer nicht mit mir iſt, der iſt gegen mich!“, ſo ſprach einſt der Herr. Dieſes Wort hat heute mehr denn je ſeine Berechtigung! Ihr ſeid alſo gegen ihn! Oder wenn ihr nicht ge⸗ gen ihn ſeid, warum habt ihr nicht gewählt? Viel⸗ leicht aus Verſtimmung über die vielen Wahlen? Denkt der Gegner auch ſo?— Wenn ihr deswegen ferngeblieben ſeid, dann habt ihr den Sinn nicht erfaßt! Ihr habt die Wichtigkeit des Augenblicks nicht begriffen. Verzeiht, wenn euch die Jugend das ſagen muß, aber ſie hat recht, denn ſie geht heute mit offenen Augen durch die Welt! Wir laſ⸗ ſen uns nicht durch die Phraſen der Hitler täu⸗ ſchen, ſondern wir wiſſen wie groß gerade eben die Gefahr iſt. Deshalb klagen wir euch an, euch Lauen! Sind wir nicht einem neuen Kulturkampf ſehr nahegerückt? Ja, ſtehen wir nicht ſchon mitten drinn? Seht ihr nicht, wie ſich die Hetze dieſer „Chriſten“ gegen die katholiſche Kirche und eure Biſchöfe richte?— Laßt ihr euch das bieten? — Merkt ihr nicht, wie eure Söhne und Töchter von dieſen neuheidniſchen Ideen angeſteckt werden? Seht ihr denn gar nicht, wie der Radikalismus an den Grundfeſten euerer katholiſchen Familie rüt⸗ telt 1 Die Augen auf! Wir klagen euch an! Wollt ihr die in Jahrzehnten mühſam erwor⸗ benen Rechte der Katholiken wieder vernichten? Dann fahrt ſo fort! Wollt ihr wieder in die Ka⸗ takomben ſteigen? Wollt ihr, daß eure Frauen und Töchter zu gemeinen Objekten geſtempelt wer⸗ den? Dann ſeid ihr auf dem rechten Weg!! Aber hört den Schrei der Jugend, die anders denkt als ihr.„Wir klagen euch an, daß ihr uns dieſer ſchmutzigen Welle nicht entriſſen habt!“ Durch eure Schuld, durch eure unverant⸗ wortliche Lauheit habt ihr die Katholikenfeinde unterſtützt, den Feind, der angibt, er trete für ein poſitives Chriſtentum ein, das aber nichts anderes iſt als der Wegbereiter einer deutſchen National⸗ kirche. Werdet euch wieder eurer hohen Aufgabe be⸗ wußt. Sie wurde euch von Gott gegeben! Wer— fet die Lauheit ab, ſeid ganze Katholiken! Es geht um eure heiligſten Güter, um euren katholi⸗ ſchen Glauben. Es geht um das, was ihr von euren Vätern ererbt, und wehe euch, wenn ihr euren Kindern das Gut nicht bewahrt, ſie werden euch anklagen! Geſtörte Zentrumsverſammlung in Heidelberg old. Heidelberg, 20. Juli. Die Baden⸗ wacht wollte heute abend um 729 Uhr in der Har⸗ monie in Heidelberg eine Verſammlung abhalten, die ſchon nach wenigen Minuten von den anweſen⸗ den politischen Gegnern gestört wurde. Es kam alsbald zu einer Schlägerei mit Stühlbeinen und Gläſern. Auf beiden Seiten mußten einige Leute mit blutigen Köpfen nach Hauſe ziehen. Die Po⸗ lizei vertrieb die Ruheſtörer mit dem Gummilnüp⸗ pel und ſäuberte die Straßen. N ieee * Aus dem Gerichtsſaal. Herr Adam Haas 6, von hier, war unlängſt wegen Beamten⸗ bedrohung zu einer Freiheitsſtrafe verurteilt worden. In der geſtrigen Berufungsverhandlung in Darm⸗ ſtadt wurde nun Herr Haas freigeſprochen. Die Koſten fallen der Staatskaſſe zur Laſt. * Das Offenbacher Zentrum prote⸗ ſtiert. Die Offenbacher Zentrumspartei hat an den Reichspräſidenten von Hindenburg ein Proteſttelegramm abgeſandt, in dem es heißt: In Bochum wurden katholiſche Jungmänner von National- ſozialiſten überfallen, das Chriſtusbanner wurde zerriſſen und geſchmäht. Dieſe wiederholten Roheiten empören das katholiſche Volk. Wir fordern Ein⸗ löſung ihres gegebenen Wortes auf Sicherheit von Frieden und Ordnung auch für die Katholiken. * Turnverein 1893. Infolge Saalbe⸗ ſetzung am Samstag abend ergeht unſere Einladung auf Sonntag nachmittag halb 4 Uhr. Wir bitten unſere Mitglieder hiervon Kenntnis zu nehmen. Viernheimer Tonfilmſchau. Achtung! Das große Militär- Tonfilmwerk. „Derz ſchöuſte Mann im Staate“ dieſe Woche im Central⸗Film⸗Palaſt. Siegſried Arno hat endlich ſeine große Rolle in einem Militär⸗Großtonfilm. Siegfried Arno wird Soldat. Zwar nicht regulär aber doch auf Umwegen, weil ſeine Braut das Militär liebt. Seine Militärzeit ſind nur 3 Tage. Sie genügen, um faſt eine ganze Kaſerne auf den Kopf zu ſtel⸗ len. Man ſtelle ſich vor: Ein Ziviliſt anno 1913 in der Kaſerne, der keine Ahnung von der Bedeu- tung des Feldwebels hat. Das Reſultat iſt jeden- falls ſo, daß Lachſalven über Lachſalven ertönen. Alles freut ſich, alles lacht wenn Siegfried Arno in ſeinem neueſten Tonfilm„Der ſchönſte Mann im ganzen Staate“ Witze reißt. Auch Ralf Artur Roberts als Major und Hugo Fiſcher Köppe als Feldwebel ſind ebenfalls zwei ganz große Nummern. Jedenfalls kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Im 2. Teil das ſtumme Programm iſt ſtets reichhaltig und ſehr unterhaltend ſo daß fich ein Beſuch doppelt lohnt. Einer ſagt dem andern: Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen findet man nur im Central⸗Film⸗Palaſt. Das Haus der erſtkl. Tonfilme. Bekanntmachung. Betr.: Steuerſprechtag. Der nächſte Sprechtag des Finanzamts wird am Dienstag, den 2. Auguſt 1932 auf dem hieſigen Rathaus ſtattfinden. Diejenigen Steuerpflichtigen, die an dieſem Tage vorſprechen wollen, müſſen 0 enntnis: nllen Viemheimer Zentrums wüänlern Zur Der M. S. D. I. P.- Redner: Pfarrer Knab 8 Hein halnonscher Plarrer (Kathollscher Pfarrer von Malnz- Gustavsburg ist H. M. Balweg, frübher Kaplan in unserer Gemeinde). ſich bis ſpäteſtens Freitag, den 29. Juli 1932, vormittags 11 Uhr bei uns, Zimmer Nr. 21, melden und genau angeben, in welcher Sache die Beſprechung mit dem Finanzamt gewünſcht wird. Später Anmeldende können auf Erledigung ihrer Steuerangelegenheit an dem betr. Sprechtag nicht rechnen. Betr.: Reinigung der Kamine. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß mit der Reinigung der Kamine in der Ge⸗ meinde Viernheim am Montag, den 25. ds. Mts. begonnen wird. Viernheim, den 21. Juli 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Betr.: Den Feldſchutz. Das Ueberhandnehmen ſchwerer Felddieb⸗ ſtähle zwingt uns zu beſonderen Gegenmaßnahmen. Auf Grund des Beſchluſſes des Ortsbürgernutzungs⸗ ausſchuſſes vom 14. ds. Ms. ordnen wir deshalb an, daß die Feldgemarkung in der Zeit von 18. Juli bis 1. Oktober ds. Js. von abends 9 Uhr bis morgens 5 Uhr geſchloſſen bleibt. Hiernach iſt in der angegebenen Zeit das Betreten der Felder einſchl. der Feldwege für alle Perſonen verboten. Das Feldſchutzperſonal iſt ſtreng ange⸗ gewieſen, Uebertretungen unnachſichtlich zur Anzeige zu bringen. Unſere Anordnung über das Verbot des ſogen. Krautens in den bereits früher bekanntgebe⸗ nen Zeiten bleibt gleichfalls beſtehen. Viernheim, den 15. Juli 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. oe hlan k ohne Diät! In kurzer Zeit 20 Pid. leichter durch mein ein⸗ faches Mittel. Auskunft koſtenlos: galvina, Hamburg 24 Ir. 8 81. Vertreter für Kapital u. Mobiliar⸗ geſellſchaft geg. hohe Ent⸗ ſchädigung an allen Plätze⸗ geſucht Vorbends- Syndikus, Dir. Engler Hamburg, Neuerwall 17 Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtverein 1916. Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß Sojaſchrot das Pfund 7 Pfg. bei Kollege Alex Müller, Molitorſtr. 7 abgeholt werden kann. Säckchen mitbringen! Der Vorſtand. Turnverein 1893. Alle Turner, die ſich am Vereinswetturnen, alle Einzelturner, alle Turnerinner, alle Ausſchuß⸗ mitglieder, ſowie alle, die ſich an den Arbeiten vor und über das Gauturnfeſt beteiligt haben ſind hiermit auf Sonntag, den 24. Juli, nachm. ½4 Uhr, zu einem Glas Freibier ins Lokal Freiſchütz herzlich eingeladen. Der Vorſitzende. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten. Samstag, den 23. d. Mts., abends ½9 Uhr, Vorſtandsſitzung im„Eichbaum“ Geſangverein„Sängerbund.“ 9 Uhr Singſtunde. Freitag abd. halb Der Vorſtand. Central-Film- Palas: Ichtung! Der Ein 100% Tontfilmschlager. Kommen, ſehen, hören, ſtaunen und lachen. dageweſen. Ueherall das fagesgespräch. Ueberall Massenandrang. Beſtimmt einer der ſchönſten Tonſilm⸗Schlager des Jahres. Im 2. Teil Das übliche u. reichhaltige stumme Programm Ab 9 Uhr nochmals alles zu Anfang an allen Tagen 8 Uhr. ſehen donnlag iillag: Große Jugend- ung Kinger-Vorstelluag f Kinder 10 Pfg. Ein Bomben- Tonfilm Achtung! er neueste und schönste Militär-Groffüm Mit Siegfried Arno, Ralf Artur Roberts, Lissi rna, Hugo fischer Möppe und Kurt Vesnermann, schönste Mann im Staate 35 Das Beste vom Besten. stets frisch 1 Dtzd.⸗Rolle ca. 50 gr. 50 Pig. 10 Stck.-Rolle ca. 100 gr. 75 Pig. erhältlich bei Georg Dewald Annaſtraße 5 Den Klee von einem Acker zu ver⸗ kaufen; daſelbſt iſt auch ein Kaute Dung abzugeben. Von wem, ſagt die Exp. ds. Blattes. Pfälzer Kartoffel zu den billigſten Tagespreiſen. Heigr. Fallermann Moltkeſtr. 15— Tel. 76 Sowas noch nie Ober matratzen Stahlmatratzen Schoner decken geg. Kasse zu Fabrikpreisen Preislisten verlangen. Matratzen-Burk Ludwigshafen a. Rh. Hagenstraße 19 Obſtgroßmarkt Weinheim vom 21. Juli 1932. Sauerkirſchen 24—27 Pfg., Johannisbeeren Stachelbeeren 616,0, Pfirſiche 23— 32, Birnen 18-24 œ, Aepfel 16— 24, Falläpfel 3— 6%, Früh⸗Mira⸗ Nachfrage gut. Nächſte Verſteigerung am 22. Juli 1932, 4 Uhr. rot 8—9 Pfg., ſchwarz 14—17, ellen 23—32. Anfuhr gut. lte Zeitungen Zum Broteinschlagen und Tapezleren empfiehlt die Buchdruckerei da. Blattes. — Fehrelber. Lebensmittel! Zur Salatzeit: Gute Salat- und Tafelöle Ltr. 45, 58, 75, 90, 1. ist. Olivenöl/ Flaſche 95% e Salat- und Einmachessige Essigessenz hell u. dunkel Flaſche 630 Citrovinessig Flaſche 2. Gitronen Stück 7 u. 6% Ferner empfehle: frische Eier 10 St. 65, 75, 80, 65% Meue Kartoffeln 10 Pfd. 40, Neue Vollheringe Stck. 100 Vorderschinken gekocht ¼ Pfd. 34% la Apfelwein tr. 28,0 Meillwein Ltr. 500 Rotwein Ltr. 55/0 Volkschor Altgned des Deutschen Arbeltersängerbundas g. Dober: Herbstonzert Heute Freitag abend 3/49 Uhr Singſtunde für die Bäſſ Mnder Stele und Halhschuhe erstklassige nus führung billige Berechnung frau dak. Moch ul Schuhgeschäft Lampertheimerstrasse Nr. 1 hat abzugeben Bäckerei Ffennüng Waſſerſtraße 65 ommersprossen beſeitigt un te Garantie mein einfaches Mittel. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Samstag, den 23. Juli 1932. unt der kö nmiſſariſche beiler im preußiſchen Miniſterium des Juern über die Maßnahmen in Preußen Berlin, 22. 7. In ſeiner Eigenſchaft als Be⸗ 5 pollmächtigter des Reichskommiſſars für Preu⸗ ßen führte heute Dr. Bracht im Rundfunk fol⸗ gendes aus: Die Aufgabe, die mir der Reichskanzler in einer Eigenſchaft als Reichskommiſſar geſtellt hat, hat mit irgendwelchen parteipolitiſchen Manövern nichts zu tun. Sie hat nur das ein⸗ fachſte Ziel, die Staatsautorität und die öf⸗ fentliche Sicherheit und Ordnung in Preußen auf überparteilicher Grundlage wiederherzu— Iſtellen. Deshalb hatte ſich der Reichskommiſſar da⸗ rauf beſchränkt, die Amtsenthebung des Mini⸗ terpräſidenten und Innenminiſters anzuord— nen, die übrigen Miniſter aber auf ihrem Po⸗ ten zu belaſſen. Erſt die Weigerung der Mini⸗ ter, den mit den Funktionen des preußiſchen Miniſterpräſidenten ausgeſtatteten Reichskom⸗ Iniſſar anzuerkennen, hat eine Aenderung der Regierungsverhältniſſe in Preußen erforder- ich gemacht. Die neue preußiſche Staatsregierung hat als erſte ihrer Maßnahmen eine Reihe perſsnel⸗ er Veränderungen vornehmen müſſen. Die Staatsregierung wird ſich auch in der ukunft bei der Betrauung von Perſönlichkei⸗ en mit öffentlichen Aemtern nicht nach der Parteizugehörigkeit, Per fachlichen Eignung und der Objektivität io! richten. ſondern lediglich nach Die Wiederherſtellung der öffentlichen Si⸗ hherheit und Ordnung ſetzt voraus, daß der [Staat vorausſchauend diejenigen Gruppen be⸗ ämpft, die die Störung der öffentlichen Ord— ung ſich zum Ziel geſetzt haben. Es genügt icht, wenn die Staatsgewalt gegen Störun⸗ en erſt eingeſetzt wird, wenn dieſe erfolgt ind. Es gilt, die kommuniſtiſchen Terrorgruß⸗ en ſchon vor Ausführung ihre Terrorakte u bekämpfen. Es geht nicht an, daß die friedliebenden Feile der Bevölkerung auf die Dauer von F taatswegen in der Ausübung ihrer politi⸗ chen Rechte behindert werden, weil der Staat ich nicht dazu entſchließen kann, gegen die⸗ nigen, die tein Intereſſe am friedlichen Ver⸗ uf der politiſchen Auseinanderſetzungen ha⸗ hen, mit aller Schärfe vorzugehen. Ich werde afür ſorgen, daß die Waffen aus der Bepölke⸗ iig verſchwinden. Das Vorgehen der Reichsregierung und der ir erteilte Auftrag haben nicht das Ge ringſte it einem Akt der Wahlbehinderung n tun. Js iſt meine erſte und wichtigſte Aufgabe, eine erroriſierung des Wahlkampfes za verhin⸗ ern. Schließlich möchte ich in voller Offenheit eeinem ſehnlichſten Wunſche Ausdruck geben, Paß es auch in Preußen gelingt, bald gevehnete arlamentariſche Verhältniſſe herzustellen u. die ommiſſariſche Verwaltung zu erſetzen durch ine vom Landtag gewählte Regierung. Ein dunkler Tag * Die Exekution der Reichsregierung gegen reußen hat in ganz Deutſchland, beſonders aber Im Weſten und im Süden eine ungeheure Erre⸗ zung hervorgerufen. Der Schritt Schleichers— Penn er iſt doch zweifelsohne der eigentliche Ma⸗ her, während Papen wieder nur der Vorgeſcho⸗ dene iſt— hät eine Welle des Widerſpruchs und der Empörung entfacht und die Gefahr heraufbe⸗ chworen, Deutſchland in ein fürchterliches Aben⸗ euer zu ſtürzen. Ueber die Verfaſſungsmäßigkeit er Maßnahmen, die wir ſehr ſtark anzweifeln, nag der Staatsgerichtshof entſcheiden, der leider a nur ein politiſcher Gerichtshof iſt, über die Handlungsweiſe als ſolche wird die Geſchichte ihr ürteil ſprechen. a Möge ein guter Engel das deutſche Volk vor 3 chlimmerem bewahren! leber die Stellungnahme des Zentrums, nament⸗ ch die Stimmung in rheiniſchen Zentrumskreiſen, Nie 1 Volksztg.“ F end 8: Das Zentrum iſt keine revolutionäre Partei, und dieſe Partei wird nichts tun, was gegen Ver⸗ faſſung, Recht und Geſetz verſtößt. Aber wir ver— raten kein Geheimnis, wenn wir bemerken, daß die Erregung in den Kreiſen dieſer Partei nicht gut noch höher ſteigen kann, und daß die Beſorg— nis um die Folgen des Schrittes der Reichsregie— rung im Lager des Zentrums faſt grenzenlos iſt. Die Rheiniſche Zentrumspartei hat an den Reichs— präſidenten bereits ein Telegramm gerichtet und an die Gefahren erinnert, dié für das Deutſche Reich heraufgezogen ſind. Zentrumspartei richtet außerdem an ihre Anhänger in dieſer Stunde die Mahnung, beſonnen zu bleiben und die Weiſung ihrer Führer abzuwarten. Die Niemals war die Einigkeit nötiger als in die⸗ ſer Stunde. Die Ereigniſſe können ſich in den nächſten Tagen überſtürzen, heute erſcheint die Reichsregierung ars Herr der Lage, was wird morgen ſein? Die Frage, wer die Verantwortung für das Mor— gen und die nächſte Zukunft trägt, iſt raſch beant— wortet: Die Verantwortung für das, was ſich am 20. Juli in Deutſchland hat vollziehen können, lädt ſich mit vollkommener und unerbittlicher Wucht N auf diejenigen, welche die jetzt in der ganzen Welt zur Rede ſtehenden Maßnahmen getroffen haben. Nicht die ſchlechteſten Patrioten ſind es, welche fürchten, daß das, was am 20. Juli geſchehen iſt, dem erhabenen Gedanken an die Einheit des Rei— ches Schaden bringen könnte. Die zügelloſe Sprache der nationalſozialiſtiſchen Blätter wird am beſten beleuchtet durch das, was die Hamburger Nach- richten in ihrer Nummer 298 vom 28. Juni ge— rufen haben:„Die vollziehende Gewalt in den Ländern muß den militäriſchen Stellen übertra— gen werden. Eine andere Frage, die ernſtlich zu erwägen wäre, iſt, ob die Herren Reichskommiſſare ihre zweifellos ſegensreiche Tätigkeit nicht damit beginnen ſollen, die Herren Miniſter der rebellie— renden Länder zu verhaften.“ Wie ſeltſam! In Berlin ſind ſchon Verhaf— tungen vorgenommen worden. Es bleiben tauſend andere Dinge ungeklärt in dieſen ſtürmiſchen Stunden. Tür den 31. Juli Mittelſtand, ſei auf der Hut! Wie wählſt Du?— welcher Partei gibſt Du Deine Stim Se? Haſt du noch nicht nachgeprüft, ob die von ge— wiſſer Seite dir gegebenen Verſprechungen auch erfüllt werden können? Verſprechungen ſind leicht gegeben, doch im politiſchen Leben ſchwer erfüllbar, beſonders wenn allen Ständen gleiche Verſprech— ungen gegeben wurden, die niemals gehalten wer— den können. Du biſt ein Mann der Tat, mit dem klaren Blick auf das Reale, ſchon durch deine harte Berufsarbeit. Du kannſt ſelbſt beurteilen, was du von allzugroßen Verſprechungen zu halten haſt! 1. Wie ſtellt ſich die Zentrumspartei, Dr. Brüning, bisher zu deinen Belangen? Es ſei hier an die Reichshandwerkswoche, den 14. März 1931, erinnert und an das große Inte⸗ reſſe, welches Reichskanzler Dr. Brüning damals für die Bedeutung des Mittelſtandes, insbeſonbere des Handwerks, bekundete. Er ſagte ausdrücklich: Das Handwerk lebt als gleichberechtigtes, geſun— des, entwicklungsfähiges und lebensberechtigtes Glied unſerer Geſamtwirtſchaft. Weder die ſprunghafte kapitaliſtiſche Entwicklung in der Vor— und Nachkriegszeit, noch die dem Handwerk be— ſonders abträglichen Bedingungen der Kriegs- und Inflationsjahre haben es in ſeinem Stande zurück— demmen können. Der Handwerksmeiſter iſt der ausgleichende Mittler zwiſchen Kapital und Ar- beit! II. Als Mitte 1931 die Bankkriſe unſer ganzes deutſches Wirtſchaftsleben aufs ſtürkſte er⸗ ſchütterte, da zeigte ſich ſehr deutlich die große Widerſtandskraft der kaufmänniſchen und gewarblichen Betriebe des Mittelſtandes. Und als es galt, von der Wirtſchaft das Gute und Lebensfähigkeit durch dieſe Kriſe hindurchretten, da ſtand bei der Rettungsarbeit Reichs⸗ tanz ler Brüning, die Zen⸗ trums partei an erſter Stelle. Ihrem Einfluß und energiſchen Eintreten iſt es haupt⸗ ſächlich zu verdanken, daß unſer Wirtſchaftsleben nicht vollſtändig zuſammengebrochen iſt; ihr ſind die finanziellen Hilfsmaßnahmen für die deutſche Wirtſchaft, insbeſondere, für den Mittelſt and und ſeine Unternehmungen hauptſächlich zu verdanken. Die Reichsbank gab damals Milliardenkredite für Wirtſchafts⸗ und Bankenſanierungen; auch viele Millio⸗ nen wurden zur Sanierung gewerb⸗ licher Genoſſenſchaften durch das Reich bewilligt. Viele Hunderte von Unter⸗ ſtützungsſuchenden von Kredit⸗ und Warengenoſ⸗ ſenſchaften wurden verbeſchieden. Mittelſtands⸗ banken wurden geſtützt. Bei dieſer Ban⸗ kenhilfe durch das Reich ging es auch um die Rettung deines Vermö⸗ gens. Bei der Erledigung dieſer Rieſenarbeit ſtand das Zentrum an erſter Stelle. Das iſt eine reale Wirtſchaftspolitik, und keine Verſprechungs politik! III. Wie ſteht es mit der Hilfe für den zuſam⸗ menbrechenden Neuhausbeſitz? Auch hier bekundete die Zentrumspartei, ſo⸗ wohl im Lande als auch im Reiche, das allergrößte Dir. Intereſſe, und zeigte das energiſchſte Eintreten, 8 f derentfaltung eines Arbeitsbeſchaffungsprogramms, die um hunderttauſenden deutſcher Volksgenoſſen das Eigentum, das Vaterhaus zu erhalten. Von den Angehörigen anderer Parteien wird dieſe Tatſache in den Kreiſen der Neuhausbeſitzer ſtets mit Hochachtung anerkannt. Es geht bei dem Problem des Neuhausbeſitzes um mehr als um die finanzielle Rettung des Einzelhauſes. es geht um die Erhaltung der eigenen Scholle, des Vaterhauſes von Hun⸗ derttauſenden; es geht um die Er⸗ haltung deutſchen Nationalver⸗ mögens. Das iſt eine reale Wirt⸗ ſchaftspolitik, und keine Verſpre⸗ chungspolitik! IV. Von der Organiſation des Mittelſtandsbeirates wurde am 16. September 1931 ein umfangrei⸗ che irtſchaftsprogramm der Deutſchen Zen⸗ trumspartei in Verlin vorgelegt, welches in der Zwiſchenzeit zum Teil ſchon ſe ine Beachtung bei den neuen Geſetzmaßnahmen der Reichs⸗ und Länderregierungen gefunden hat, und unter dem Kabinett Brüning noch weiter finden ſollte. Das Programm umfaßte: Die Frage der Senkung der Bankzinſen, den Abbau der Gebäudeſteuer, die Schaf— fung einer Stelle für 2. Hypotheken zur der Bautätigkeit i Stützung Herausgabe Siche- die Betriebe die Wi e⸗ in Stadt und Land, die des Neuhausbeſitzes, die rung von öffentlichen Aufträgen für des Mittelſtandes und der Großinduſtrie, ſofortige ſteuerliche Entlaſtung Mittelſtandes, die Förderung der Landwirtſchaft im Südweſten des Reiches, die Förderung der Holzinduſtrie, die Re⸗ gelung der Frauenarbeit und viele andere Fragen, welche die Lebensnotwendigkeiten des Mittelſtandes ganz beſonders berühren. Das iſt reale Wirtſchaftspolitik u nd keine Verſprechungspolitik! V. Wie verhält es ſich mit deiner Weltanſchauung? des Wir wiſſen, daß dieſe auch bei dir nicht an letz⸗ ter Stelle ſteht, ſondern an erſter Stelle. Auch als Männer der Arbeit und der Selbſtverantwor— tung haben wir den Glauben nicht ü ber Bord geworfen, vielmehr uns erſt recht die— ſem, als der Grundlage des geordne⸗ ten Staatsweſens und der geordne⸗ ten Wirtſchaft, angeſchloſſen. Wo wird nun deine Weltanſchauung po⸗ ſitiv vertreten? Wo werden deine beruflichen Intereſſen durch deine eigenen Standesgenoſſen richtig vertreten? Es kann dir die Entſcheidung über die Wahl der Partei, der du deine Stimme zu geben haſt, nach vorſtehenden Ausführungen, nicht ſchwer fal⸗ len. Es iſt dies nur die Zentrumspartei Wähle Zentrum e 4 49. Jahrgang Nea ene dne ausgeſchrieben. Wird dieſe Regierung, die ſich ſoeben ſo ſtark gegen Preußen zeigen zu müſſen geglaubt hat, imſtande ſein, die Freiheit der Wahl zu ſchützen, oder werden Ereig⸗ niſſe eintreten, welche den Bürger zu der Frage berechtigen, ob ſein vornehmſtes Recht, das Recht der freien und geheimen Stimmabgabe, für den Tag des 31. Juli wirklich geſichert iſt. Aber viel— 9 75 5 dies nicht einmal die wichtigſte Frage. W hören dumpfes Grollen, wir ſehen, wir die Staatsautorität in dieſen Tagen der Zerſetzung den fürchterlichſten Ge⸗ fa hren ausgeſetzt iſt, und wir ſehen, wie Mil— lionen von neuem in Feindſchaft gegen den Staat getrieben werden, für den ſie ge— wonnen waren. In ſeiner Rundfunkrede behauptet der Reichs⸗ kanzler, daß die Maßnahmen deswegen hätten er— griffen werden müſſen, weil man die Kommuni⸗ ſten in eine gemeinſame Front gegen die ſogen. nationale Rechte eingegliedert habe. Wir ſind aufs höchſte erſtaunt über die Gelaſſenheit, mit der die— ſer Satz ausgeſprochen wurde. Denn war es nicht die nationale Rechte, die ſeit Jahren die kommu— niſtiſchen Stimmen für ihre Verſuche benutzt hat? Im Reich und in Preußen, im Parlament und bei Volksentſcheiden haben ſich die Rechtsparteien nie— mals ein Gewiſſen daraus gemacht, mit Hilfe der Kommuniſten einen Sturz der Regierung zu ver— ſuchen. Die Nationalſozialiſten ſind ſogar noch weiter gegangen. Wir können dem Reichskanzler nicht die Frage erſparen. warum er nicht ſeine Stimme erhoben hat, als in Preußen National— ſozialiſten und Kommuniſten gemeinſam eine ge— genſeitige Amneſtie beſchloſſen, die ein Attentat auf das Rechtsbewußtſein deutſchen Volkes und eine Untergrabung der Staatsautorität war, wie ſie ſchlimmer kaum gedacht werden ſollte. Da— mals wäre es Pflicht der Reichsregierung gewe— ſen, zu ſprrechen. Statt deſſen ſtimmte im Reichs⸗ rat Reichsinnenminiſter von Gayl für dieſe kom— des muniſtiſch⸗nationalſozialiſtiſche Amneſtie, die im Staatsrat an den Gruppen geſcheitert iſt, denen der Reichskanzler heute Abhängigkeit von den Kommuniſten vorwirft. Im übrigen ſehen wir die kommuniſtiſche Gefahr ſogar noch ſchärfer als der Reichskanzler. Denn wir denken nicht nur an den Anfang einer Politik auf ſchiefer Ebene, ſondern auch an das Ende. Das Experiment Primo de Riveras warnt, ebenſo wie jeder, der offene Augen hat, an die Gefahren denken muß, die im Gefolge eines Ueberkippens der nationalſozialiſtiſchen Welle drohen. Deshalb war unſer Kampf ſtets ein zwei⸗ ſeitiger und wird es bleiben. Die Regierung Papen wandelt auf einem Grat, und nicht nur Deutſchland ſchaut mit ſtarren Augen auf dieſe halsbrecheriſche Fahrt ins Reich der ſorgengrauen Nebel. Die Geſchichte meldet, daß ſolche Gratwanderun⸗ gen entweder zum Ziele führen oder durch einen grauenvollen Abſturz in unermeßliches Dunkel zu Ende gehen. Seitdem das Kabinett Brüning durch diejeni⸗ gen beſeitigt iſt, die heute den Polizeipräſidenten eines deutſchen Einzelſtaates verhaften laſſen, ſind wir von den düſterſten Ahnungen erfüllt, und gerade in dieſer dunklen Stunde ſteigt es in uns heiß herauf: Gott ſchütze Deutſchland! Der neue Rektor 101 der Berliner Universitat Prof. Dr. Eduard Kohlrauſch, der Direktor des kriminaliſtiſchen Inſtituts der Berliner Univerſität, wurde zu deren * A 4 N 1 Ne Or gewe lt e n 5 1 Mett! r gen F