5 dagegen Lokales. Merkſprüche. Es iſt beſſer, ſein Kreuz tragen als ſchleppen Geſpannt erſt zeigt der Bogen ſeine Kraft Sparſchaft bringt Barſchaft Eine große Wähler⸗ Verſammlung findet heute Samstag Abend im„Freiſchütz“ ſtatt. Dieſe iſt von der Zentrumspartei ein⸗ berufen. In ernſter Stunde appelliert die Partei an ihre Anhänger, in Not und Gefahr einig zu ſein. Das ſturmerprobte Zentrumsbanner muß auch in dieſem aufgezwungenen Wahlkampf in Ehren be⸗ ſtehen. Deshalb iſt es die dringende Pflicht, die heute Abend ſtattfindende Wahlverſammlung zu beſuchen. Werde keiner zum Verräter, haltet treu zur Zentrumspartei. Kommt in Maſſen in die heutige Verſammlung. * Aerztlicher Sonntagsdienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes verſieht den Sonntags- dienſt Herr Dr. Kienle. * Die Ernteferien an der hieſigen Volks- ſchule beginnen heute Samstag und dauern 14 Tage. — Die Ernte hat trotz der Regenperiode auch hier bereits begonnen. Es wäre dringend zu wünſchen, daß das Wetter endlich ſommerlich heiß wird, da⸗ mit die Ernte ohne weiteren Schaden eingebracht werden kann. * Neichsarbeiterſporttag auf dem Bierkeller. Die Sportleitung ſah ſich genötigt, den R A S T nicht am Ochſenbrunnen, ſondern auf dem Bierkeller vom Stapel laufen zu laſſen. Wie ſchon erwähnt, werden die angeſchloſſenen Vereine ihr beſtes Können zeigen. Volkschor mit ſeinem Männer- und Frauenchor, ſowie Solidarität und Samariter-Kolonne. Im Sport verweiſen wir auf die Mannſchaften der Solidarität und ganz be⸗ ſonders auf die Halle⸗Mannſchaft. Der hieſigen Einwohnerſchaft iſt hier Gelegenheit geboten Spitzen- leiſtungen zu ſehen und zu hören und ein Beſuch des Feſtes lohnt ſich. Beginn der Veranſtaltung nachm. 1 Uhr. Feſtzug findet keiner ſtatt. J. B. „Turnverein 1893. Die Zuſammen⸗ kunft, welche für morgen Sonntag nachmittag um ½4 Uhr vorgeſehen war, findet morgen abend um 19 Uhr im Freiſchütz ſtatt. Wir machen die geſamte Mitgliedſchaft hierauf aufmerkſam und ver- weiſen auf den Vereins⸗Anzeiger. * Ein ſeltenes Jagdglück. Herr Förſter Schepp in Lorſch brachte vorgeſtern ein kräftiges Wildſchwein im Lorſcher Wald zur Strecke. Es wog aufgebrochen 150 Pfund. In unſerer Gegend wurden in letzter Zeit ſchon mehrfach dieſe „Schwarzkittel“ vereinzelt angetroffen. * Volkschor. Morgen Sonntag beteiligt ſich der geſamte Verein mit Angehörigen bei dem Reichsarbeiter⸗Sporttag am Bierkeller.— Heute abend Singſtunde für den geſamten Männerchor. Pünktlich erſcheinen. »Zechenkoks iſt kein Gaskohs. Das beweiſen die Tatſachen von jahrelanger Er⸗ fahrung der Verbraucher die nur Zechenkoks brennen, weil er dem Gaskoks infolge ſeiner hohen Heizkraft bei weitem überlegen iſt. Demzufolge wird für In⸗ duſtriezwecke, ſei es für Hochöfen, Gießereien, Heiz⸗ ungsanlagen u. ſ. w. nur Zechenkoks verweudet. Die Ausbeutung in den Gaswerken iſt bedeutend größer als in den Kokereien in den Zechen, wo nur die beſte Kohle verwendet wird. Wer die Verſuche ſelbſt gemacht hat, kann ein Urteil fällen was Zechenkoks bietet gegenüber Gaskoks. Es iſt ein großer Vorteil, in den heißen Sommermonaten ſich mit trocknem Zechenkoks einzudecken und ſo die Sommer Rabatte zu genießen. Ebenſo gebe ich durch meine wöchentliche Kaſſierung jedermann Ge- legenheit jetzt ſchon für ſeinen Winterbedarf zu ſparen.(Siehe Inſerat.) * Einziehung der heſſiſchen Nota⸗ riatskoſten. Nach der neu erlaſſenen Heſſiſchen Notariatsvollzugsordnung vom 20. Juni 1932 müſſen die heſſiſchen Notarsgebühren, die als ge⸗ meinſchaftliche Gebühren des Staates und des No⸗ tars erhoben werden und die zum größten Teil — zur Zeit bis zum Höchſtſatz von 80 Prozent — dem Staate zuſtehen, ſamt den Auslagen be⸗ ſchleunigt eingezogen werden. Jeder Notar muß, falls die Koſten nicht alsbald nach Rechnungsver⸗ teilung bezahlt werden, Mahnung mit Friſt von höchſtens einer Woche ergehen laſſen. Erfolgt in dieſer Friſt die Zahlung nicht, ſo iſt er verpflichtet, die Koſten vollſtreckbar feſtzuſetzen, und ſie beizu⸗ treiben. In Ausnahmefällen darf er dann noch eine gewiſſe Stundung eintreten laſſen, Waldſportplatz. Die im Rahmen des freiwilligen Arbeits⸗ dienſtes begonnenen Sportplatzarbeiten der Sport ⸗ vereinigung Amicitia 09 nehmen ihren Fortgang. Das Torgehäuſe nordwärts wurde 5 Meter in das Spielfeld hinein verſetzt, das dem Ort nähere Tor wird 10 Meter zurückgenommen, ſodaß das Spielfeld jetzt eine Länge von 105 Meter beſitzt. Die 10 Meter aus machende Platzverlängerung ver⸗ ſpricht ein gutes Spielfeld abzugeben. 8 zwiſchen haben die aktiven Mann ſeither ſämtliche Mannſchaften einem planmäßigen Training unterzogen, von deſſen Durchführung und Gelingen die Zukunft abhängt. Aber nicht nur fleißiges Training iſt die Parole, ſondern auch Für⸗ ſorge und Wohlwollen vonſeiten des Sportleiters und Spielausſchuſſes für die geſamten Mannſchaften. An Euch, Ihr Aktiven und Funktionäre liegt es, Erwartungen und große, kühne Hoffnungen zu er⸗ füllen. Herbei den Geiſt, der den Aufſtieg und den zweiten ſüddeutſchen Pokalmeiſter erkämpfte. In der oben erwähnten Verſammlung wurde Herr Math. Kiß, Ehrenmitglied und langjähriges Vorſtandsmitglied, zum Schatzmeiſter gewählt. Eingeſandt. (Ohne Vorantwortung der Redaktion.) Bezüglich des Hochwaſſers in den Krottenwieſen und der Langenteilung wäre es doch intereſſant zu erfahren, ob ſich die Behörde von dem Stand der Dinge und dem Schaden, den das übergetretene Waſſer angerichtet, überzeugt hat. Wer iſt hier für den Schaden verantwortlich? Warum wurde ver⸗ ſäumt, den Graben von Rohr und Schilf zu reinigen, wie dies von allen angrenzenden Gemeinden getan wurde? Hier muß eine Unterſuchung einſetzen und die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden. Es iſt ſehr bedauerlich, daß trotz der Anfrage unſeres Mitbürgers, Herrn Adam Träger, auch bis heute noch nicht nach dem Rechten geſehen wurde. Es muß unbedingt dafür geſorgt werden, daß der Graben gereinigt wird, damit das Waſſer beſſer abfließen kann. Nikolaus Roos. Viernheimer Tonfilmſchau. Achtung! Das große Militär⸗Tonfilmwerk. „Der ſchönſte Mann im Staate“ dieſe Woche im Central⸗Film⸗Palaſt. Siegſried Arno hat endlich ſeine große Rolle in einem Militär⸗Großtonfilm. Siegfried Arno wird Soldat. Zwar nicht regulär aber doch auf Umwegen, weil ſeine Braut das Militär liebt. Seine Militärzeit ſind nur 3 Tage. Sie genügen, um faſt eine ganze Kaſerne auf den Kopf zu ſtel⸗ len. Man ſtelle ſich vor: Ein Ziviliſt anno 1913 in der Kaſerne, der keine Ahnung von der Bedeu⸗ tung des Feldwebels hat. Das Reſultat iſt jeden⸗ falls ſo, daß Lachſalven über Lachſalven ertönen. Alles freut ſich, alles lacht wenn Siegfried Arno in ſeinem neueſten Tonfilm„Der ſchönſte Mann im ganzen Staate“ Witze reißt. Auch Ralf Artur Roberts als Major und Hugo Fiſcher Köppe als Feldwebel ſind ebenfalls zwei ganz große Nummern. Jedenfalls kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Im 2. Teil das ſtumme Programm iſt ſtets reichhaltig und ſehr unterhaltend ſo daß ſich ein Beſuch doppelt lohnt. Einer ſagt dem andern: Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen findet man nur im Central-Film⸗Palaſt. Das Haus der erſtkl. Tonfilme. Bekanntmachung. Nach der mit Wirkung vom 1. Auguſt 1932 in Kraft getretenen Verordnung des Reichspräſiden⸗ ten vom 14. Juni 1932, Erſter Teil(betreffend Reichsverſorgung)— Reichsgeſetzblatt 1 S. 273, 276— erliſcht der Anſpruch auf Kinderzulage für Kinder von Kriegsbeſchädigten und auf Waiſen⸗ renten für Kinder von Kriegerwitwen mit dem Ab⸗ lauf des Monats, in dem das Kind das 15. Le⸗ bensjahr vollendet. Von dem genannten Zeitpunkt an fällt demgemäß auch die Zuſatzrente fort. Die Verſorgungsgebührniſſe und die Zuſatzrente können jedoch beim Vorliegen eines Bedürfniſſes auf An⸗ trag wieder gewährt werden, wenn das Kind ſich in Schul⸗ oder Berufsausbildung befindet oder in⸗ folge körperlicher oder geiſtiger Gebrechen nicht in umfangreich als verantwortungs och 1 s Arbeitgel übe der Lehrvergütung, bei Schulausbildung gung des Schulleiters über den Schulbeſuch alsbald bei uns einzureichen. Heppenheim, den 14. Juli 1932. Kreiswohlfahrtsamt JV. gez.: Metzger. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hier⸗ mit zur allgemeinen Kenntnis. Viernheim, den 23. Juli 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Stromabſtellung. Morgen Sonntag, den 24. Juli 1932 wird wegen dringender Reparaturarbeiten der Strom v. vormittags 1/5 bis 6 Uhr abgeſtellt. Wir machen die Intereſſenten darauf aufmerkſam. Viernheim, den 23. Juli 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Filmſchau. „Wenn die Abendglocken läuten“. Ab heute im Union⸗Filmpalaſt! Dieſe Woche zeigt das Union etwas ganz Außer⸗ gewöhnliches. Eine Prachtaufführung, die zu den beſten des Jahres zählt. Der ſchönſte Großfilm, der Liebe zur Heimat gewidmet, das ergreifende Volksſtück„Wenn die Abendglocken läuten“. Selten iſt eine Symphonie des Herzens und der Heimat⸗ lieder ſo geſungen worden, wie hier; ein tiefem⸗ pfundenes Gedicht iſt dieſes wunderbare Prachtwerk. Ueberall hatte dieſer einzigartige Heimatfilm den größten Erfolg. Auch in Viernheim iſt die Nach⸗ frage nach dieſem Werk ſehr ſtark geweſen. Wir bitten, womöglich die heutige Vorſtellung zu beſuchen, da morgen ſicher Maſſenbetrieb iſt. Im 2. Teil ein ſenſationeller Abenteuerſchlager„Der Schrei aus Tunnel“, atemraubend bis zum letzten Meter. Zum Schluſſe der dieswöchentliche Bombenlacherfolg„Der verflixte Klepper“. Verſäume niemand, ganz Viern⸗ heim, alle Filmfreunde oder„Feinde, alles, Groß und Klein, Eltern und Kinder, beſucht das Film⸗ werk„Wenn die Abendglocken läuten“. j!— Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden CCC ĩ ͤ cc Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtverein 1916. Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß Sojaſchrot das Pfund 7 Pfg. bei Kollege Alex Müller, Molitorſtr. 7 abgeholt werden kann. Säckchen mitbringen! Der Vorſtand. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten. Samstag, den 23. d. Mts., abends ¼9 Uhr, Vorſtandsſitzung im„Eichbaum“ Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia.(Schützen⸗ abteilung.) Morgen Sonntag halb 4 Uhr Uebungs⸗ ſchießen für die Klaſſen A, B und C. Vorbe⸗ reitung für die Verbandsſchießen. Die Jung⸗ ſchützen haben reſtlos zu erſcheinen. Der Vorſtand. Turnverein 1893. Alle Turner, die ſich am Vereinswetturnen, alle Einzelturner, alle Turner⸗ inner, alle Ausſchußmitglieder, ſowie alle, die ſich an den Arbeiten vor und über das Gau⸗ turnfeſt beteiligt haben ſind hiermit auf Sonn⸗ tag, den 24. Juli, abends /9 Uhr zu einem Glas Freibier ins Lokal Freiſchütz herzlich ein⸗ geladen. Der Vorſitzende. Nusnahmezust über Berlin 7 55 1/7 Uhr heil. Meſſe. 8 Uhr heil. Meſſe 10 Uhr Hochamt. 11 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. ½2 Uhr Chriſtenlehre für die Jungfrauen. 2 Uhr Andacht. Nach der Andacht Verſamm. lung für die Jungfrauen⸗Kongregation. In der neuen Kirche an Werktagen: Montag: /7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Joh. Hofmann 9., Tochter Marg. geehl. Klee und die in Oppau verunglückten Kaſpar Adler und Phil. Adler 4. 37 Uhr beſt. Amt für ff Angehörige der Familie Zengerling. Dienstag: ¼7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Famillt Matthäus Heckmann, Cäcilie Knapp geb. Eng. lert und Peter Knapp. 3¼7 Uhr beſt. Amt für Eliſabeth Koob geb. Sax, Eltern und Schwiegereltern. Mittwoch: 3/7 Uhr beſt. Amt für Jakob Ring.] hof 5., Schwiegervater Nik. Adler, Schwäger; Jak. und Joh., Eltern Jak. Ringhof und Ehe⸗ frau Juliana geb. Michler. Donnerstag: ¾7 Uhr beſt. E.⸗A. für Metzger, meiſter Hans Heckmann, Eltern Adam Hes mann und Ehefrau Magdalena geb. Kirchner, Schwiegereltern Anton Hanf, Ehefrau Joſephine geb. Winkenbach und Angehörige. Am Mittwoch und Donnerstag wird vor der hl. Meſſe und während derſelben die heiligt Kommunion ausgeteilt. Freitag: ¼7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Georg Kirchner und Martin Beutel. 37 Uhr beſt. Amt für Adam Winkenbach Ehefrau Marg. geb. Lahres, Tochter Maria und Schwiegerſohn Joh. Seib. Samstag: ¼7 Uhr beſt. Amt für Kath. Thomaz geb. Knapp, Kinder ff Krieger Phil. u. Gg, Schwager Wilh. Boppre, Tochter Maria und deren Ehemann Gg. Winkenbach, beiderſeitige Großeltern und Angehörige. 3/7 Uhr Singmeſſe an Stelle eines beſt. Ames für Joh. Hofmann 11., Ehefrau Anna Marin geb. Hofmann, Tochter Eliſ. geehl. Hanf und Angehörige. Unter der Singmeſſe gehen die diesjährigen Erſtkommunikanten zur heil. Kommunion. Es wird gebeten unter der Singmeſſe die 8 erſten Bänke auf beiden Seiten für die Kinder fel zu laſſen. Am Mittwoch iſt bei den Engl. Frl., an Donnerstag bei den Barmh. Schweſtern um/ Uhr hl. Meſſe. Am nächſten Samstag iſt gemeinſchaftliche h. Kommunion für die diesjährig. Erſtkommunikanten. Beicht für dieſelben Freitag ¼4—5 Uhr für die Knaben und ½5— 7 Uhr für die Mädchen. Daf Schulferien ſind, werden die Eltern gebeten, die Kinder darauf aufmerkſam zu machen. Am nächſten Sonntag iſt gemeinſchaftliche hl. Kommunion für die Kinder des Herrn Lehrer Beicht für dieſeff Mohr und Herrn Rektor Beller. Samstag 2 Uhr. Am nächſten Sonntag iſt Kollekte für de kath. Fürſorge⸗Verein.— Donnerstag 2— 5 Uhr Sprechſtunde des Arbeiterſekr. im Freiſchütz. Kirchliche Anzeigen der Gvang. Gemeinde Viernhein 9. S. u. Tr. Vormittags 415 Uhr: Abfahrt der Mädchen des Sonntag, den 24. Juli 1932. Mädchenbundes zur Wartburgfahrt. Vormittags 9½ Uhr: Gottesdienſt. Vormittags 10¼ Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendverein und Mädchenbund Dienstag und Freitag Abends 8 Uhr: Spiel⸗ und Turnſtunde, Es werden die Beiträge zur Schweſterſtation geges a f eee gehe heren Polizeitkommandeurs von Berlin Hei⸗ i mannsberg und des Polizeimafors Enke ſowie wärtig geſammelt, bitte um Bereithaltung! Turnverein von 189 3% beur der Schutzpolizei, Polizeioberſt Heimanns⸗ in Haft genommen wegen dringenden Tat⸗ Verordnung des Reichspräſidenten vom 20. Ju⸗ mit vier Soldaten im Polizeipräſidium, forder⸗ te zwei Beamte der Abteilung 1 an und ver⸗ Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl 1,50 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſehtige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 170 Die Vorgänge in Preußen: Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen 995 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Samstag, den 23. Juli 1932. Oberst Heimannsberg erneut verhaftet egen des dringenden Talverdachls berordnung vom 20. Juli— Polizeima der zuwiderhandlung gegen die jor Enke und ein Reichsbannerführer ebenfalls in haft genommen heimannsberg, Major Enke und ein Mitglied des Reichsbanners verhafte! Berlin, 22. 7. Der ehemalige Komman berg, Polizeimajor Enke und das Mitglied des Reichsbanners Carlbergh wurden heute früh verdachts einer Zuwiderhandlung gegen die li 1932. Die Angelegenheit wird nach den ge⸗ ſetzlichen Beſtimmungen weiter behandelt. Wir erfahren hierzu noch folgendes. Gegen 4 Uhr früh erſchien ein Reichswehrhauptmann 5 langte, zur Wohnung des Polizeikommandeurs Heimannsberg und zu der des Polizeimajors Enke geführt zu werden. Er hatte einen Aus⸗ weis des Militärbefehlshabers bei ſich. Dem Erfuchen wurde ſtattgegeben. Um 4.55 Uhr hat Polizeikommandeur Heimannsberg ſeine Woh⸗ nung, die im Polizeiamt Schöneberg liegt, um 5.45 Uhr Polizeimajor Enke ſeine eee verlaſſen, jeweils in Begleitung der Reichs⸗ wehr. Die Verhafteten wurden in die Militär⸗ arreſtanſtalt nach Moabit gebracht. Die Perſönlichkeit des verhafteten ö Reichsbannermitgliedes Carlbergh Berlin, 22. 7. Das heute nacht verhaftete Mik⸗ glied des Reichsbanners Carlbergh iſt, wie wir erfahren, Vorſitzender des Ortsvereins Char⸗ lottenburg des Reichsbanners und gehört außerdem dem Gauvorſtand an, bekleidet alſo eine der wichtigſten Funktionen im Reichsban⸗ ner. Der ebenfalls verhaftete Major Enke ſteht zu Carlbergh in freundſchaftlichen Beziehungen und iſt, wie aus Kreiſen des Reichsbanners mitgeteilt wird, ebenſo wie Oberſt Heimanns⸗ berg, Mitglied des Reichsbanners. Keine untliche Auskunft über die Verhaftung Heimannsberg Berlin, 22. 7. Ueber die Verhaftung des frü⸗ , ü Sonntag, den 24. Juli, vorm./ 10 U Training für ſämtliche Leichathleten und Turner auf den Sportplatz am Wieſenweg. In Anbetracht del Gau⸗Volksturnfeſtes iſt es dringend notwendig, daß Jeder pünktlich erſcheint. Gleichzeitig wird da rauf aufmerkſam gemacht, daß die Turner welch in Ketſch mitmachen wollen, Herrn Peter Roſchauer melden müſſen. Termin. Letztel Jeitungsverbote Dresden, 22. 7. Das Pol zeipräſidium hat die kommuniſtiſche„Arbeiterſtimme“ bis ein ſchließlich 31. Juli verboten. Stuttgart, 22. 7. Die ſüddeutſche Arbeiter- zeftung iſt wegen eines Berichtes über eine Rede des Führers der Kommunisten Thäl mann bis Mittwoch, 27. Juli, verboten wel, den. Der frühere Reichsfinanzminiſter v. chlieben geſlorben 7. Der frühere Reie d Abend nach dem Hugi⸗Sattel ſich am Sonntag bi Die Sportleitung.. Letzte Radiosmeldungen Der am Finſteraarhorn abgeſtürzte Amt⸗ gerichtsrat Wirthwein tot. wib Jungfraujoch, 23. Juli. Die geſtern aufgebrochene Vergungskolonne hat den Mannheimer Amts⸗ gerichtsrat Wirthwein, deſſen Abſturz geſtern gemeldet wurde, tot geborgen. Die Bergungs⸗ kolonne iſt geſtern nachmittag mit der Leiche nach dem Jungfraujoch zurückgekehrt. Die Leiche wird heute zu Tal gebracht werden. Schwerer Raubüberfall auf der Landſtraße bei Pirna. wib Dresden, 23. Juli. Ein Kraftwagen wurde geſtern nachmittag auf der Landſtraße in der Nähe von Pirna von zwei Männern an⸗ gehalten. Sie bedrohten den Inſaſſen mit Revolver und riſſen ihm die Kleider vom Lei⸗ be. Sie raubten eine Kaſſe mit über 2500 Mk. Inhalt. Die Täter ſind entkommen. 5 die reihen Kampfzölle treten in Kraft. Juli. Der Vorſchlag des ſtim in de des Reichsbannerführers Carlbergh kann, wie vir erfahren, amtlicherſeits vorläufig nichts Näheres mitgeteilt werden. Die Amlsenthebung des Berliner Polizeipräſidenten Grzeſinſki Berlin, 22. 7. Da in der Oeffentlichkeit über die Rechtslage bei der Amtsenthebung des bis⸗ herigen Berliner Polizeipräſidenten Grzeſinſki und ſeiner leitenden Beamten verſchiedentlich Zweifel laut geworden ſind, wird von zuſtändi⸗ ger Seite darauf hingewieſen, daß nach der Rechtſprechung des Reichsgerichtes jederzeit Be⸗ amte zwangsweiſe beurlaubt werden können, und zwar iſt zu dieſer Beurlaubung kein aus⸗ drücklicher Beſchluß des Staatsminiſteriums notwendig, ſondern ſie kann durch den Vorge⸗ ſetzten des betreffenden Beamten erfolgen. Eine derartige Beurlaubung hat ſelbſtverſtändlich zur Folge, daß der betreffende Beamte ſeine Dienſtgeſchäfte ſofort einſtellt. Da dies von ſei⸗ ten des Präſidenten Grzeſinſki, des Vizeprä⸗ ö ſidenten Dr. Weiß und des Kommandeurs Hei⸗ mannsberg am 20. Juli nicht erfolgt war, muß⸗ te notwendigerweiſe ihre zwangsweiſe Entfek— nung aus den Aemtern erfolgen. Organiſakionsänderungen im Berliner Polizeipräſidium Berlin, 22. 7. Auf Anordnung des kommiſ⸗ ſariſchen Miniſters des Innern hat der Poli⸗ zeipräſident von Berlin einige Aenderungen der Geſchäfts verteilung innerhalb ſeiner Verwal⸗ tung beſchloſſen. In der politiſchen Abteilung iſt ſichergeſtellt, daß die Bearbeitung der ſoge- nannten„Radikal⸗Links⸗Bewegung“ in der Hand vor Dezernenten liegt, die in ihrer politi⸗ ſchen Ueberzeugung ſich von dieſer Bewegung klar abſetzen. In der Abteilung IV, in der u. a. kulturelle Angelegenheiten bearbeitet werden, werden in Zukunſt alle kulturellen Fragen durch Dezer⸗ nenten bearbeitet, die für ihre Perſon poſitiv auf dem Boden chriſtlicher Weltanſchauung und Kulturauffaſſung ſtehen. FF Erhebung einer Stempeiſteuer auf aue Doku⸗ mente und Transaktionen ermächtigt, wurde von der Kammer abgelehnt. Damit iſt die Vorlage über die Verzollung engliſcher Wa⸗ ren in Kraft getreten. Tödlicher Unfall im Bergwerk. witb Halle, 23. Juli. Auf dem Wolſſchacht der Mansfelder A.⸗G. bei Alsleben wurde ge⸗ ſtern ein Hauer durch niedergehendes Geſtein getötet. Ein Kamerad von ihm erlitt ſchwere Quetſchungen. Gronau auf Island gelandet. 7 Uhr im Sendisfjord gelandet. Streikbewegung unter den engliſchen Textilarbeitern. wib London, 23. Juli. tige Lohnkürzung Lohntürzungen 15 77 0 um ent vornehmen Heimannsberg aus der wtb Reykjavik, 23. Juli. Der deutſche Flie⸗ ger von Gronau iſt geſtern abend kurz vor 15—20 000 Arbei; ter in etwa 60 Textilſabriken in Burnley wer ⸗ den heute als Proteſt gegen eine 12 prozen⸗ in den Streik treten. 40 Tertilſabriken des Bezirks Peſton, wo ungefähr 30 000 Arbeiter beſchäftigt ſind, werden heute Prozent und 15. Au⸗ Haſt entlaſſen witb Berlin, 23. Juli. Der Militärbefehls⸗ haber für Groß⸗Berlin und die Provinz Bran⸗ denburg teilt mit: Aus Kreiſen der Schutzpo⸗ lizei iſt dem Militärbefehlshaber am 21. Juli 1932 dienſtlich gemeldet worden, daß Polizei⸗ major Enke im Einvernehmen mit Polizeikom⸗ mandeur Heimannsberg und Herrn Carls⸗ bergh die Wiedereinſetzung des Polizeikomman⸗ urs Heimannsberg in ſein bisheriges Amt auf geſetzwidrigem Wege betreibe. Aufgrund dieſer Anzeige wurden die drei Genannten am frühen Morgen des 22. Juli in Schutzhaft genommen. Die Anterſuchung, die ſich über den 22. Juli hingezogen habe, habe ergeben! Die Ermittelungen gegen den Polizeimajor Enke geben Anlaß zur Einleitung einer ſtraf⸗ rechtlichen Verfolgung. Er verbleibt». Schutz⸗ haft. Dem Polizeikommandeur Heimanns⸗ berg konnte die Teilnahme an den Beſtrebun⸗ gen des Polizeimajors nicht nachgew. en wer⸗ den. Polizeikommandeur Heimannsberg hat betont, daß er ſolche Beſtrebungen unter allen Umſtänden ablehnen würde. Der gegen Herrn Carlsbergh beſtehende Verdacht hat ſich nicht ausreichend beſtätigt. Die beiden Letztgenann⸗ ten wurden aus der Schutzhaft entlaſſen. Schutzhaſtbefehl gegen Major a. D. Anker und Nobert Breuer wib Berlin, 23. Juli. Der Militärbefehls⸗ haber von Groß-Berlin und Provinz Bran⸗ denburg hat am 22. Juli 1932 gegen die Reichs⸗ bannerführer Major a. D. Anker und Robert Breuer Schutzhaftbefehl erlaſſen. Die beiden Genannten ſind, wie ſich aus einem Artikel der „Berliner Börſenzeitung“ vom 21. Juli 1932 und einer Vernehmung des Berichterſtatters der genannten Zeitung ergeben hat, dringend verdächtig, in einer Verſammlung der Eiſernen Front am 20. Juli die Reichsregierung und die Träger der vollziehenden Gewalt beſchimpft und die Eiſerne Front zur Illegalität aufge⸗ fordert zu haben. Dadurch haben ſie die öf⸗ fentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit ge— fährdet. Gegen die Genannten wird wegen Zuwiderhandlungen gegen die Verordnungen des Reichspräſidenten und des Militärbefehls— habers vom 20. Juli 1932 bei der zuſtändigen Staatsanwaltſchaft Strafanzeige erſtattet. preußenkonflikt vor dem Ueberwachungsausſchuß odz Berlin, 22. Juli. Die Sitzung des Ueberwachungsausſchuſſes des Reichstages wurde am Freitag nachmittag vom Abg. Hei⸗ mann(Soz.) eröffnet. Zu dieſer Sitzung wa⸗ ren außer den Nationalſozialiſten und Vertre— tern der Deutſchnationalen, des Landvolks und der DVP. fämtliche Parteien eſchienen. 49. Jahrgang Reichstagspraſident Lobe nahm an der Sitzung teil. Ein Vertreter der Reichsregierung war nicht anweſend, dagegen waren einige Geſand⸗ te von Länderregierungen erſchienen. Es ent⸗ ſpann ſich zunächſt eine Geſchäftsordnungsaus⸗ ſprache über die Rechtsmäßigkeit der Einberu⸗ fung des Ausſchuſſes. Die Abgg. Wegmann(3.) und Dr. Breit⸗ ſcheid(Soz.) ſtimmten der Auffaſſung des Prä⸗ ſidenten zu, da der Abg. Straſſer ſeine Pflich⸗ ten als Vorſitzender in gröblichſter Weiſe ver⸗ letzt habe. Der Ausſchuß trat dann in die ſachliche Beratung ein und nahm zunächſt mit allen Stimmen gegen die des Abg. von Lindeiner⸗ Wildau einen Antrag des Abg. Dr. Pfleger (BVP) an, durch den der Vorſitzende des Aus- ſchuſſes, Abg. Straſſer(NS) abberufen wird. Zur Beratung des dem Ausſchuß vorliegenden zahlreichen Antragsmaterials wurden von der Ausſchußmehrheit die Anweſenheit des Reichs⸗ kanzlers und des Reichsinnenminiſters ver⸗ langt. Ein Antrag auf Herbeizitierung der beiden Vertreter der Reichsregierung wurde gegen die Stimme des Abg. Lindeiner-Wildau angenommen. Sozialdemokraten und Zentrum haben in— zwiſchen übereinſtimmende Anträge einge— bracht, wonach der Ausſchuß von der Reichsre— gierung die Außerkraftſetzung der Notverord— nung über die Einſetzung des Reichskommiſſars in Preußen und über die Verhängung des Ausnahmezuſtandes für Berlin und Branden- burg verlangt. Sozialdemokraten und Zen⸗ rum verlangen darüber hinaus die Aufhebung der beiden Notverordnungen gegen politiſche Ausſchreitungen und die Sozialdemokraten zuch die Aufhebung der Notverordnung über die Arbeitsloſenhilfe und Rechtspflege. Ein Antrag der Bayeriſchen Volkspartei verlangt die Aufhebung der zweiten politiſchen Not⸗ verordnung, die das Aniformverbot aufgeho⸗ ben hat. Auch die Kommuniſten haben Zu⸗ rückziehung des Reichskommiſſars für Preußen die Aufhebung des Belagerungszuſtandes und des Demonſtrationsverbotes und weitere Maß⸗ nahmen beantragt. Ferner liegt dem Aus⸗ ſchuß ein Zentrumsantrag vor, der die Reichs⸗ regierung erſucht, angeſichts der zunehmenden Verrohung und Verwilderung des politiſchen Kampfes, die Wahlfreiheit unbedingt zu ſichern. Um das zu erreichen, wird die Reichs⸗ regierung aufgefordert, ein allgemeines Par⸗ teiunformverbot zu erlaſſen, evtl. für den Wahltag ſelbſt und den Tag vor dem Wahltag. Der Reichskanzler hat in einem Brief an Löbe erklären laſſen, er ſei bereit mit den anderen Mitgliedern der Regierung vor dem Ausſchuß zu erſcheinen, wenn der Gegenſtand der Beratungen ſich im Rahmen der verfaſſungsmäßigen Zuſtändigkeit ds Ausſchuſſes halte und rechtzeitige Einla⸗ dung erfolge. Inzwiſchen iſt von Papen zur Länderkonfenrenz nach Stuttgart abgereiſt. Milderung des Demonſtrationsverbotes Beſondere VBeranſtallungen von dem verbot ausgenommen Berlin, 22. 7. Nachdem in den letzten Tagen die Störungen der öffentlichen Ordnung we⸗ ſentlich nachgelaſſen haben, hat der Reichsmi⸗ niſter des Innern durch eine Verordnung vom 22. Juli 1932 Milderungen des beſtehenden Demonſtrationsverbotes vorgenommen. Das Verbot von Verſammlungen unter freiem Himmel und von Aufzügen gilt nach der neuen Verordnung, die am Sonntag, den 24. Juli 1932 in Kraft tritt, nicht mehr für Veranſtal⸗ tungen, die künſtleriſchen, kulturellen und hei⸗ matlichen Zwecken dienen, wenn ſie von Kör⸗ perſchaften und Vereinen unpolitiſcher Art ver⸗ anſtaltet werden; jedoch ſind auch dieſe Veran⸗ ſtaltungen 48 Stunden vorher anzumelden u. können unterſagt werden, wenn ſie eine Gefahr für die Aufrechterhaltung d 3 cherheit und Ordnung darſtellen. Für Veran⸗ ſtaltungen, die am Sonntag, den 24. Juli 1932, ſtattfinden ſollen und für die die 48ſtündige Anmeldefriſt daher nicht mehr eingehalten werden kann, hat der Reichsminiſter des In⸗ nern den Landesregierungen empfohlen, aus der Nichteinhaltung der Anmeldefriſt keinen Anlaß zu nehmen, die Veranſtaltungen, die gerade für den Tag an verſchiedenen Orten geplant ſind, nicht zuzulaſſen. In einem Rund⸗ ſchreiben an die Landesregierungen hat der Reichsminiſter des Innern ferner ausgeführt, daß hergebrachte Hochzeitszüge, kirchliche Pro⸗ zeſſionen, Wallfahrten u. dgl. nicht unter das Verbot fallen. Das gleiche gilt von ſportlichen Uebungen, ſofern ſie nicht demonſtrativen Cha⸗ Forderungen des Handwerks der neichsverband des deulſchen handwerkös übergibt der deſfentlichkeit die nachfolgenden Grund forderungen des deulſchen Handwerks: Der achte Teil des deutſchen Volkes lebt in der Handwerkswirtſchaft. Eine weitere Millionenſchicht Handwerker arbeitet in der Landwirtſchaft, in Handel, In⸗ duſtrie und Verkehr. Die Bedeutung der deut⸗ ſchen Volkswirtſchaft in faſt allen ihren Tei⸗ len ruht ganz weſentlich auf den Trägern des handwerklichen Könnens u. Wiſſens. Je deut⸗ licher die übertriebene Anwendung der Ma⸗ ſchine ſich als wirtſchaftliche Fehlleitung er⸗ weiſt, deſto höher ſteigt der Wert des Menſchen im Betriebe. insbeſondere des handwerksmä— ßig geſchulten Arbeiters. Die wirtſchaftspolitiſche Führung des Hand— werks hat ſtändig den Grundſatz vertreten, daß die Pflege der lebendigen Produktivkräfte unſeres Volkes die erſte u. vornehmſte For⸗ derung jedweder Wirtſchafts- und Sozialpoli⸗ tik ſein und bleiben müſſe. In dieſer Erkennt⸗ nis wurzeln alle Forderungen des Handwerks. Der Reichsverband des deutſchen Hand- werks fordert die Anerkennung der Volkswirt⸗ ſchaft als der wirtſchaftlichen Organiſation des deutſchen Volkskörpers auf der Grundlage der Privatwirtſchaft. Er lehnt die ebenſo weitreichende wie planloſe Interventions- und Subventionspolitik der Nachkriegszeit ab, die es dem Staate ermög— licht hat, immer ſtärker in die Wirtſchaft ein— zudringen. Der Reichsverband fordert die neue Rege— lung des Verhältniſſes zwiſchen Staat und Vollswirtſchaft und die Anerkennung der ſelbſtverantwortlichen Unternehmertätigkeit als einer dem Staate fremden und mit der Aus⸗ übung ſeiner Hoheitsrechte unverträglichen Tätigkeit. Der Reichsverband des deutſchen Hand— werks verlangt die Förderung der dezentraliſierten Güter⸗ erzeugung und Güterverteilung. Staat und Wirtſchaft haben gemeinſam die Pflicht, der Anhäuſung von Produktionsmit— teln in wenigen Händen entgegenzutreten und die menſchliche Arbeitskraft vor der mechani— ſierten Arbeit überall dort zu ſchützen, wo wirtſchaftliche und ſoziale Rückſichten es ver— langen. Der Reichsverband des deutſchen Hand⸗ werks lehnt die auf völligen Abſchluß der deut⸗ ſchen Volkswirtſchaft vom Auslande gerichte⸗ ten Beſtrebungen ab. Aus der Anerkennung der Volkswirtſchaft, als eines in dem Staate beſtehenden, aber von eigenen Triebkräften belebten Organismus folgt notwendig, duß 28 der wirtſchaftlichen Arbeit mög⸗ lech ſein muß, aus Boden und Kapital eine Rente zu erzielen, aus der das ſtaatliche und geiſtige Leben des Volkes die Unterlagen gewinnt. Eine Lebensnotwendigkeit für die deutſche Volkswirtſchaft iſt die Sicherung der Währung. Der Reichsverband des deutſchen Handwerks hält die Verſuche, eine Binnenwährung zu ſchaffen, und das Streben, private Zahlungs⸗ verpflichtungen der deutſchen Wirtſchaft durch Währungsmaßnahmen abzubürden, wegen ih⸗ rer unüberſehbaren Folgen für verderblich. Der Reichsverband des deutſchen Handwerks fordert eine Kreditpolitik, die eine organiſch geſunde und in den Zins⸗ ſätzen tragbare Kreditorganiſation ſicherſtellt. Um die Verklammerung des Staates mit der Volkswirtſchaft zu löſen, hält der Reichsver⸗ band es für unerläßlich, daß für alle ſchöpferi⸗ ſchen Kräfte der Wirtſchaft in den angedeute⸗ ten Grenzen die Möglichkeit zur freien Entfal⸗ tung geſchaffen und damit die produktive Be⸗ ſchäftigung der vorhandenen Arbeitskräfte er⸗ möglicht wird. Der erſte Weg wird durch geeignete Kredit⸗ maßnahmen und durch ſtarke Betonung einer geſunden Grundſtücks⸗ und Siedlungspolitik unter Einſchaltung des Handwerks ſowie durch Förderung des Kleinhausbaues in geräumiger Bauweiſe frei zu machen ſein; der zweite durch Auflockerung der Kartelle und Konzerne, durch berufsſtändiſche Regelung der Arbeits⸗ und Lohnbedingungen an Stelle der Zwangslohn⸗ politik und durch Ausbau des freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes. Hinzu tritt als beſondere For⸗ derung des Handwerks die Pflege des Alt⸗ hausbeſitzes. Der Reichsverband des deutſchen Handwerks hält es für richtig, daß im Regel⸗ falle die männliche Arbeitskraft innerhalb der Wirtſchaft ſtärker berückſichtigt wird als die weibliche, deren ureigene Arbeitsgebiete indes nicht eingeengt werden ſollen. Im Zuſammen⸗ hang mit dieſen Maßnahmen fordert der Reichsverband die Bekümpfung der Schwarz⸗ arbeit mit der durch die Lage gebotenen Schär⸗ fe, die Anpaſſung der Sozialverſicherung an die Leiſtungskraft der Wirtſchaft und die För⸗ derung aller Beſtrebungen, die einer breiten Schicht der Bevölkerung in allen Berufsgrup⸗ pen die Bildung von Sparkapital wieder er⸗ möglicht. Das Handwerk erhebt ſehr nachdrücklich die Forderung nach einer grundlegenden Verfaſ— ſungs⸗ und Verwaltungsreform, deren Maß⸗ nahmen darauf abzielen müſſen, die eigen⸗ ſtändigen Kräfte im Volkskörper ſtärker zu pflegen u. zu kraftvoller Entfaltung zu führen. Der Reichsverband als Spitzenvertretung des geſamten Handwerks hält nach wie vor eine Arbeitsgemeinſchaft der öffentlich⸗recht⸗ lichen und der freien Berufsvertretungen für unabweisbar, um die Willensbildung des ſelbſtüändigen Handwerks nach Inhalt, Aus⸗ druck und Wirkung einheitlich und ſchlagkrüftig zu erhalten. FFFFFCCFCCCCcCCCcCCCCCPCCCCCCoccCCbcCPPoCbCTTbCbbTT Iwei Frauen gelölel Schweres Straßenbahnunglück in England London, 21. 7. Ein folgenſchweres Unglück ereignete ſich geſtern nachmittag am Strande von Boscombey in Hertfortſhire, dem zwei Frauen zum Opfer fielen, während eine dritte lebensgefährlich verletzt wurde. Ein leerer Wa⸗ Der Sieg des Gewissens Originalroman von H. Fricke. (51. Fortſetzung.) „Jawohl, Herr Rechtsanwalt!— Darf ich die Bilder noch einmal ſehen?“ Bernowſki legte ihm die Bilder Günther von Rieds und Marthes vor, dann eins der Freiin von Loja. Dieſe Dame iſt angeblich noch in Italien. Aber man kann ja nicht wiſſen, ob und wann ſie zurückkehrt. Im übrigen erhalten Sie jeder⸗ zeit telephoniſch Order von Herrn Sauerbier, wann die Herrſchaften die Tiergartenſtraße verlaſſen!“ „Ich bin im Bilde, Herr Rechtsanwalt!“ Der junge Burſche machte ſich Notizen und ver⸗ ließ das Zimmer. „Alſo alles in beſten Händen, Herr Sauer⸗ bier! Sonſt alles in Ordnung?“ „In Ordnung?— Ja,— iſt wohl!— Abers macht keenen Spaß mehr, das Arbeiten!“ Bernowſfki lächelte.„Ich dächte, es verlohnt ſich noch immer!— Die Kleinbahnaktien——“ Sauerbier machte eine abwehrende Hand⸗ bewegung.„Ach wat!— Wenn das was wird injefallen!“ b „Darum Grundſtücke kaufen!— Häuſer, Gü⸗ tet, Fabriken, Bauplätze,— alles— und De⸗ viſen, Deviſen, Herr Sauerbier!“ „Tu ich ja— hab ich ja!— Deviſen ſind aber ſchon bannig knapp!“„„ halten Sie Ried feſt! mit die neue Goldmark,— denn ſin wir 15 1 gen der elektriſchen Straßenbahn raſte aus un⸗ geklärter Urſache plötzlich aus den Schienen und ſtürzte über den Promenadenweg auf die am Strande ſitzende Menge. Zahlreiche Per- ſonen konnten durch Rufe gewarnt werden und ſich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Zwei Frauen wurden auf der Stelle getötet, eine dritte lebensgefährlich verletzt. f Frankfurt a. M., 21. 7. Mit der Uebergabe des Römers hat heute mittag das 11. Deut⸗ ſche Sängerbundesfeſt in Frankfurt a. M. ſei⸗ nen Anfang genommen. Schon im Laufe des Vormittags trafen die erſten Sängerſonder⸗ züge in Frankfurt ein, die die Sänger aus Oſtpreußen, Pommern, Sachſen und Thürin⸗ gen nach der feſtlich geſchmückten Mainmetro⸗ pole brachten. Die geplante feierliche Einho⸗ lung der Sänger unter Vorantritt einer Mu⸗ ſikkapelle mußte leider unterbleiben, da noch nicht entſchieden iſt, ob die Umzüge der Sänger ebenfalls unter das Demonſtrationsverbot fal⸗ len. Die Begrüßungsfeierlichkeiten beſchränkten ſich deshalb nur auf einen kurzen Begrüßungs⸗ akt auf dem Bahnſteig, worauf die Sänger einzeln in ihre Quartiere geleitet wurden. Um 11,15 Uhr trafen die Wiener Sänger mit dem Bundesbanner ein. Auch hier mußte die feier⸗ liche Einholung wegen des Demonſtrations⸗ verbots unterbleiben Das Banner wurde in einem mit Blumen geſchmückten Wagen zum Römer gebracht, wo es auf dem Römerberg mit dem Chor„Wachet auf“ aus„Die Mei⸗ ſterſinger“, vorgetragen vom Sängergau Frank⸗ furt a. M. begrüßt wurde. Inzwiſchen hatten ſich im Kaiſerſaal die Spitzen der deutſchen Sängerſchaft und der Frankfurter Behörden, ſowie die Vertreter der auslandsdeutſchen Sängerbünde zur Ban— nerübergabe verſammelt. Hofrat Jakſch⸗Wien, der Vorſitzende des Sängerbundes Oſtmark, übergab das Banner mit Worten der Genug⸗ tuung, daß nach Wien Frankfurt die Stadt des 11. Deutſchen Sängerbundesfeſtes gewor⸗ den ſei, die Stadt, in der ſich die Geſchichte Deutſchlands wiederſpiegele. Während das Wiener Feſt dem Anſchlußgedanken und der Erinnerung an den 100. Todestag Franz Schu⸗ berts galt, ſei das Frankfurter Feſt zu Ehren Goethes ausgerufen, in deſſen ſprachlicher Vollendung Schubert das Ideal ſeiner kompo— ſitoriſchen Unterlagen gefunden habe. Der Redner erinnerte an den Verlauf des Wiener Feſtes im Jahre 1928. Als die Sänger All⸗ deutſchlands damals 12 Stunden lang über die Ringſtraße zogen, begleiteten ſie die Wo⸗ gen einer alles mit ſich fortreißenden Begei⸗ ſterung. Die Kabinette der geſamten politiſchen Welt horchten damals nach Wien, wo ſich un⸗ beugſame Entſchloſſenheit und der harte Wille des ganzen deutſchen Volkes zur machtvollſten Kundgebung für ein großes und einiges, alle Deutſchen umſchließendes Vaterland vereinigt hatten. Es gebe eben kein wirkſameres Mittel, die Menſchen zu vereinen, zu erheben, deren Gegenſätze weniger fühlbar zu machen und dem durch die Not der Zeit vielfach in den Hintergrund gedrängten Gefühlsleben wieder zu ſeinem Recht zu verhelfen, als die Pflege des deutſchen Liedes. Der Vorſitzende des Feſtausſchuſſes, Rechts⸗ anwalt Dr. Karl Hermann, übernahm das Bundesbanner mit der zuverſichtlichen Hoff⸗ nung, daß das 11. Deutſche Sängerbundesfeſt in Frankfurt a. M., das unter ſo großen Schwierigkeiten geſchaffen wurde, eben wegen dieſer beſonderen Verhältniſſe auch ſeine ganz beſondere Bedeutung behalten möge in der Süngerbundesfeſtes Glänzender Auftakt— des Bundesbanners im hiſtoriſchen Kaiſerſaal 5 Jeierliche Bannerübergabe Geſchichte des Deutſchen Sängerbundes u. dez deutſchen Volkes. Zur Erinnerung an das(1 Deutſche Sängerbundesfeſt übergab der Ned⸗ ner ein Banner⸗Erinnerungsband. 5 Oberbürgermeiſter Dr. Landmann übernahm Frankfurt a. M. Er feierte die Bedeutung Goethes für das deutſche Volk, deſſen ſchönſte Sängerbundesfeſtes zum Vortrag gebracht werden. Eine große Idee habe die deutſchen Einheit des deutſchen Volkes, die Idee der Einheit des deutſchen Kultur, deren her— ſen Tagen der Not, der Zerriſſenheit und der nicht dem politiſchen Kampf, ſondern einem ſei. burtstages Joſef Haydns und wies darauf Bedrängnis und der ſchweren vaterländiſchen verzweifle. Er dankte der Stadt Frankfurt und Vaterland. Symphonieorcheſters mitwirkten. Die läglithen politischen Blutopfer Amksvorſteher ermordet zur Ruhe. Bald darauf verließ der Amtsvor⸗ warnte Kommuniſt folgte ihm und verſetzte ihm gen Tod zur Folge hatte. Der Kommuniſt getreten. Hand haben, muß der Herr Schwiegerſohn tun, wie Sie wollen!“ „Nee, es macht keenen Spaß mehr!“ wieder⸗ holte Sauerbier.„Wenn einen die eijene Fa⸗ milie beſchummelt!“ „Kommt in den beſten Kreiſen vor!“ tröſtete Bernowſfki. „Alſo Montag kommen ſie“, überlegte er. „Neugierig, wie die kleine Baronſche ausſieht! — Der Bernowſki iſt auch ein Filou!— Manch⸗ mal ärgere ich mich, daß ich mir ſo mit ihm ein⸗ jelaſſen habe!— denn ſo'n Viech war auch Karl Eduard Sauerbier nicht wie er! Aber ſchließlich ging es ſo zu zweien recht fix.— Ich hatte das Jeld und er die Jeſchäfte an der Hand.— Ohne den wäre ich nicht ſo fix zu ſo'n vieles Jeld jekommen!— Aber was hat man ſchließlich von das Viele! Es macht unmenſch⸗ lich viel Arbeit.— Und trauen tu ich den Bernowſki auch nich!— Nich über den Weg.— Vielleicht hat er das allens bloß angezettelt, da⸗ mit er was mit ſeine„Fackel der Wahrheit“ verdient!— Die koſt''n hahnbüchenes Jeld. was er janz allein ſchluckt. Und manchmal is es vielleicht beſſer, er leuchtet nich überall hin. — Aber wenn man einmal erſt mißtrauiſch je⸗ macht wird, denn ſtänkert man überall herum und wird ſeines Lebens nicht mehr froh. Ich werde ihnen mal auf Ehre und Jewiſſen fro⸗ gen, wenn ſie kommen, was da dran is!— Und wenn denn allens in Ordnung is denn mache ich auch allens in Ordnung.— Denn ſollen meine Enkels, die dann als kleene Barone uff die Welt kommen, nich vor ihrem Großvater ausſpucken, denn ſollen ſe ins eijene Schloß je⸗ Hoeren werdenl?; war er fiel, wenn er an ſeine Tochter dachte. Sie war doch nun einmal ſein einziges Kind und ſeine einzige Erbin. Für wen hätte er ſonſt noch In⸗ tereſſe haben ſollen!— Das Leben war arm geworden für den ſtein⸗ reichen Mann, und es würde ganz leer werden wenn ihm ſeine Tochter verlorenging. Zu Hauſe empfingen ihn ſeine Wirtſchafte⸗ rin und der tadelloſe Friedrich. Er war gleich⸗ gültig und hochfahrend gegen die Leute und ſie ließen ſichs gefallen, weil er gut zahlte und ſich wenig um ſie kümmerte, Er ſtand ihnen fern. Das Theater und Kino hatten wenig Reiz für ihn. Er arbeitete weiter, aber in dem Be⸗ wußtſein, daß das Reichwerden eigentlich kein Ziel ſei, ſondern nur der Weg zu einem Ziele, und daß er das Ziel faſt verloren hatte. So war er oft verdrießlich und wußte nichts rechtes mehr mit ſich anzufangen. Es war ihm plötzlich lieb, daß Marthe kommen wollte. So hatte die⸗ ſes langweilige Leben doch mal eine Aende⸗ rung. 3 4. Kapitel. 5 Die Abendſonne ſtand über dem Park von „Ried. Günther führte ſeine junge, kaum gene⸗ ſene Frau, von einem kleinen Spaziergang kom⸗ mend, zurück zum Schloß. Marthe ſah noch ein wenig angegriffen aus, aber ihre Augen wa⸗ ren hell und mutig.„Wenn es dir recht iſt, Günther, dann fahren wir morgen!“ ſagte ſie während ſie ſo dahinſchritten. „Ich wäre der Anſicht geweſen, wir warten noch, aber deine Ungeduld iſt ſo groß, Marthe, daß es vielleicht beſſer iſt, je eher ſe lieber fahren!— Wir! ns nur nicht verh. geln, hätte er es gewiß ſchon getan!“ ſchen Ausgang der Sache oder die Trennung von Marthe, die doch ohne Zweifel die Folge eines guten Ausganges war. Er dachte wohl oft ihre Munterkeit und ihre an Hertha und Schönheit,— aber ſie war ſo weit fort von ihm — auch innerlich— und Marthe, die ſeit Mo⸗ i ſte Sorge trug, war ihm innerlich und äußerlich ſo nahe. Sie war ſo ſanft und fügſam,— nur in einem war ſie unerbittlich, in dem, was ſie für recht erkannt hatte 8 ö Als ſie vor Monaten hier einzog, ſtanden die Felder noch im ſchönſten Grün. Da hatte Marthe oft gedacht:„Wenn die Aehre refft, dann wird meine Miſſion erfüllt ſein! Dann bin ich nicht mehr hier“!!k“r!!. Nun waren die Felder leer, das Korn lag reif und trocken in den Scheunen, der Herbſt⸗ wind fuhr über die Stoppelfelder, und ſie war immer noch hier. Aber eine raſtloſe Unruhe überkam ſie oft mit dem Gefühl, daß ſie kein Recht mehr hatte, hier zu ſein. Und ein ande⸗ res Mal wünſchte ſie, die Zeit möchte ſtillſte⸗ hen, damit der Abſchied nicht ſo ſchnell kam. % Sie wußte, daß ſie Heimweh bekommen würde, und es kam ſchon fetzt in dem Gedanken an die bevorſtehende Trennung. Aber wenn es denn nicht anders ſein konnte, ſo wollte ſie doch alle die freundlichen Bilder feſthalten. So ſah ſie die ſchlichten Landſchaften, die Tiere im Stall. e darauf das Banner in die Obhut der Stad Lieder in den großen Konzerten während dez Sänger in Frankfurt vereint: die Idee der vorragendſter Repräſentant Goethe ſei. In die⸗ politiſchen Leidenſchaft gebe dieſes Feſt, das edlen, höheren Ziele gelte, die Gewißheit, daß das deutſche Volk trotz alledem unzerſtörbar Zum Schluß verkündete der Vorſitzende des Deutſchen Sängerbundes, Geheimrat Dr. Karl Hammerſchmidt⸗ München, die Eröffnung des“ Sängerbundesfeſtes. Er gedachte des 200. Ge⸗ hin, daß die Durchführung des Feſtes der Ausdruck des ſtarken und unbeugſamen Wil-“ lens ſei, trotz der allgemeinen wirtſchaftlichen Not unſere geiſtigen und ſittlichen Kulturgü⸗“ i ter hochzuhalten, auf daß unſer Volk nicht ganz den Feſtausſchüſſen für die mühevolle Vorar⸗ beit und ſchloß mit einem dreifachen Heil auf den Deutſchen Sängerbund und das deutſche Draußen auf dem Römerberg, wohin die Reden durch Lautſprecher übertragen wurden, trug dann der Sängergau Frankfurt unter Lei- tung von Guſtav Maerz das„Deutſche Lied“ von Anton Bruckner vor, wobei der Bläſerchor des Städtiſchen Orcheſters und des Rundfunk Stettin, 21. 7. Im Oſtſeebad Zing wurde ge⸗ ſtern abend der dortige Amtsvorſteher Köthur ermordet. Der Amtsvorſteher hatte ſich zur Ueberwachung einer kommuniſtiſchen Verſamm⸗ lung begeben. Als es in dieſer zu Ruheſtörun⸗ gen kam, ermahnte Köthur einen Kommuniſten i lau b geſehen hatten. Pitzinger, der zeitweiſe Anzei— ſteher die Verſammlung. Der von ihm ver⸗ einen Meſſerſtich in den Kopf, der den ſoforti⸗ 1 ſeuſtit pf, ſof war zur Donau hinuntergelaufen. flüchtete, konnte aber bald feſtgenommen wer⸗ den; er weigerte ſich bisher, ſeinen Namen zu nennen. Der ermordete Amtsvorſteher war ein ruhiger Mann und iſt politiſch niemals hervon⸗ te ö 1 tragiſche Angelegenheit aufgeklärt erſcheint: . Der Knecht, der zweifellos i fühlte ſich ſeit Monaten von Geſpenſtern und wäre, die e i re⸗ g f 1 Sache nach unſeren Wünſchen zu wolle. Mehreremal mußte er ſeine Arbeiten un— 5 15 0 5 terbrechen und Hals über Kopf flüchten, ſonſt „ Günthers Geſicht war nicht ſorglos, und er 5 e eee ee wußte nicht, was er mehr fürchtete, den tragi⸗ Tage ſpürte er wieder die ganze Zeit Geſpen⸗ 1 ſter um ſich. Bevor er ſich erſchlagen laſſe, er— klärte der Verrückte, wollte er ſich ſelbſt„weg⸗ räumen“. Als in der Grube bei der Palter⸗ ſtraße fünf Geiſter in langen weißen Gewän⸗ dern vor khm auftauchten, warf er ſich zu Bo⸗ den und ſchlug den Kopf ſo lange gegen einen naten mit ihm gemeinſam ſeines Lebens ſchwer⸗ 9 pf ge ges den di üpswahnahme * 0 0 aus In der Notverordnung vom 14. Juni 1932 war dem Althausbeſitz die Gewährung von Zinszuſchüſſen des Reiches für die Inſtand⸗ ſetzung von Wohngebäuden und die Teilung pon Wohnungen zugeſichert worden. Wie wir zuverläſſig erfahren, werden dazu nun in dieſer Woche noch die Durchführungsbeſtimmungen vom Reichsarbeitsminiſterium erlaſſen. Danach können Zinszuſchüſſe für Darlehen im Betrage von 1000 RM und mehr gewährt werden, welche für große Inſtandſetzungsarbei⸗ ten an Wohngebäuden und zur Teilung einer Wohnung aufgenommen ſind. Die Wohngebäude und die Wohnungen müſ⸗ ſen vor dem 1. Juli 1918 bezugsfertig gewor— den und die Arbeiten ſelbſt müſſen nach dem 1. Juli 1932 und vor dem 1. April 1933 be⸗ gonnen ſein. Ausſchließlich für dieſe Arbeiten muß das Darlehen verwendet werden. Zum Nachweis dafür ſind die Rechnungen vorzule— gen, ferner kann eine Beſcheinigung der Hand— werkskammer oder eines vereidigten Bauſach— verſtändigten gefordert werden. Rechnungen v. Handwerkern werden nur berückſichtigt, wenn der Ausſteller in der Handwerksrolle einge— tragen iſt. In Zweifelsfällen iſt eine Beſcheini— gung der Handwerkskammer vorzulegen. Die Koſten der Arbeiten müſſen angemeſſen ſein und die Koſten des Darlehens dürfen die mark— mäßigen Sätze nicht überſteigen. Wird ein Dar⸗ lehen aus öffentlichen Mitteln bereitgeſtellt, ſo wird ein Zinszuſchuß nicht gewährt. Der Zinszuſchuß beträgt bei einem Darle— hensbetrag bis zu 2000.— RM 6%; für den darüber hinausgehenden Darlehensbetrag 10% wobei die Laufzeit des Darlehens nicht in Be— tracht kommt. Die Auszahlung des Zuſchuſſes erfolgt in einer Summe nach Fertigſtellung der Arbeiten. Die Bewilligung erfolgt auf An⸗ trag des Grundſtückseigentümers durch eine von der oberſten Landesbehörde zu beſtimmen⸗ den Stelle. Wird in einem Lande für Darlehen obiger Art aus Mitteln der Gebäudeentſchul⸗ dungsſteuer oder aus anderen öffentlichen Mit⸗ teln ein Zinszuſchuß oder ein Steuernachlaß gewährt, ſo beſtimmt die oberſte Landesbehör⸗ de, ob und inwieweit aus Mitteln des Reiches ein zuſätzlicher Zinszuſchuß im Einzelfall gege⸗ ben wird. Die oberſte Landesbehörde kann be⸗ ſtimmen, daß in ſolchen Fällen die von dem Lande geforderten Vorausſetzungen auch für den Zinszuſchuß des Reiches gelten. Weiter ſind noch Sonderbeſtimmungen vor— geſehen für die Inſtandſetzung von Wohnungen und für die Teilung von Wohnungen. Als große Inſtandſetzungsarbeiten gelten: vollſtän⸗ dige Erneuerung der Dachrinnen und Abfluß— rohre, Umdecken des Daches, Abputz oder An— ſtrich des Hauſes im Aeußeren, Erneuerung des ganzen Treppenhauſes im Inneren, Erneue— rung der Heizanlage bei Sammelheizung und Warmwaſſerverſorgung, Beſeitigung v. Haus⸗ ſchwamm und andere einen außerordentlichen Koſtenaufwand erfordernde Inſtandſetzungsar— beiten. Eine Nachprüfung der Notwendigkeit der Arbeit iſt nicht erforderlich. Bei einer Woh— nungsteilung können Zinszuſchüſſe gewährt werden, wenn durch die Teilung einer Woh— nung mehrere Wohnungen geſchaffen werden, aber jede Teilwohnung muß für ſich abge— ſchloſſen ſein. Die Wohnung gilt dann als abgeſchloſſen, wenn ſie eigene Küche, erforder— liche Nebenräume und möglichſt eigenen Zu— gang hat.— Die Länder ſind berechtigt, zu dieſen Beſtimmungen des Reichsarbeitsmini— ſteriums noch nungen zu erlaſſen. ——— 9———. Hrauenvoller Selbſtmordverſuch eines Geiſteskranken Aus Angſt vor Geſpenſtern Krems, 22. 7. Ein Wirtſchaftsbeſitzer fand in den Nachmittagsſtunden in einer Mulde neben dem Bahndamm, bei der Straße Mautern— Palt, einen jungen Mann, der mit entblößtem blutigem Oberkörper anſcheinend tot dalag. Der Kopf des Mannes war vollſtändig mit Blut bedeckt. Die Gendarmeriebeamten aus Mautern erſchienen an Ort und Stelle und ſtellten feſt, daß der Mann noch lebe. Neben ihm lag ein großer blutiger Stein, an dem Haare des Mannes klebten. Der Bewußtloſe wurde ver— bunden und ins Krankenhaus nach Krems über— führt. Die Erhebungen der Gendarmerie erga— ben, daß der Aufgeſundene der 26 Jahre alte Knecht Anton Pitzinger aus Rietgers iſt. Kri— minalbeamte aus Krems ſtellten feſt, daß meh— rere Perſonen den Pitzinger am Bahndamm laut lachend und mit den Armen ſchwenkend chen von Geiſtesſchwäche zeigte, hatte gegen 2 Uhr nachmittags den Wagen ſeines Dienſt⸗ gebers auf offenem Felde ſtehengelaſſen und Pitzinger, der im Kremſer Spital zum Be⸗ wußſein gebracht werden konnte. wurde von N Kriminalbeamten vernommen und er⸗ zählte folgende Geſchichte, durch die die ganze geiſteskrank iſt, einem„weiblichen Geiſt“ verfolgt, der ihn töten hätten ihn die Geiſter gemordet. Am kritiſchen Stein, bis er bewußtlos wurde. Außer einem Bruch der Schädelbaſis erlitt Pitzinger eine i ſchwere Gehirnerſchütterung. Sein Zuſtand iſt hoffnungslos. — Eine Liebestragödie vor 2 Jahren Neuſatz(b. Herenalb), 22. 7. dichtem Gebüſch verſteckt, wurden zwei menſch liche Skelette gefunden. Dabei lagen alte Klei— dungsſtücke, Schuhe uſw. Es dürfte ſich um ein unbekanntes Liebespaar handeln, das hier vor etwa 2 Jahren Selbſtmord verübte, und zwar um einen 40jährigen Mann und ein 20 Jahre altes Mädchen. An der Fundſtelle wurde auch ein Revolver gefunden. Die Schädel, die Schuß— verletzungen aufwieſen, wie auch die Klei— dungsſtücke wurden an die Vermißtenzentrale in Stuttgart zwecks weiterer Nachforſchung ge— ſchickt. Die Identifizierung der Toten dürfte ſich recht ſchwierig geſtalten; aus der hieſigen Ge— gend ſtammen die Toten jedenfalls nicht. Beltervorherſage Samstag: Weiterhin bewölktes, zeitwetſe auch aufslarendes Wetter, mit einzelnen meiſt kurzen, aber vielfach gewitterartigen Nieder— ſchlägen, ziemlich ſchwül, ſchwache, wechſelnde Winde. Sonntag: Nach etwas Abkühlung ung Ge— wittertätigkeit wieder mehr aufklarendes Wet— ter und Vordringen des Hochdruckeinfluſſes. gägewerk abgebrannt 250 000 RM Schaden Nürnberg, 22. 7. Geſtern abend gegen 9 Uhr brach im Sägewerk Gunreben in der Jäck⸗ ſtraße Großfeuer aus. Die Feuerwehr gab aus 20 Schlauchleitungen Waſſer. Trotzdem gelang es nicht, die Vernichtung des Sägewerkes auf⸗ zuhalten. Zwei Wohnhäuſer, die vom Feuer bereits ergriffen waren, konnten nach andert⸗ halbſtündiger ſchwerer Arbeit gerettet werden. Das Sägewerk ſelbſt iſt bis auf eine Holzlager⸗ halle niedergebrannt. Eine große Anzahl vl Maſchinen, vor allem Spezialmaſchinen für Parkettherſtellung, wurde vernichtet. Der Scha⸗ den beläuft ſich auf rund 250 000 RM. Die Ent⸗ ſtehungsurſache des Brandes iſt noch nicht ge⸗ klärt, ſcheint aber durch Heißlaufen eines Transmiſſionslagers hervorgerufen worden zu ſein. Die Feuerwehr hatte bis in die Morgen⸗ dämmerung zu tun, um den immer wieder auf— flackernden Brand niederzuhalten. weitere Durchführungsverord⸗; Im Walde, in der Reichsinnenminiſter kommt zum gängerfeſt Berlin, 21. 7. Auf unſere Anfrage an zuſtän⸗ diger Stelle über eine Lockerung der Beſtim⸗ mungen über Umzüge unter freiem Himmel, die gelegentlich des Frankfurter Sängerbundes⸗ feſtes zu Unrecht zu Unträglichkeiten mit der Polizei geführt haben, wird uns erklärt, daß ein definitiver Beſcheid im Augenblick noch nicht erteilt werden kann. Auch liegen Aeußerungen der zuſtändigen Stellen wegen der an den Reichskanzler aus Frankfurt gerichteten zahl⸗ reichen Telegramme noch nicht vor. Es wird uns aber mitgeteilt, daß der Reichsminiſter am morgigen Freitag in Frankfurt eintreffen wird, um die Regelung der Angelegenheit perſönlich in die Hand zu nehmen. es werden in Frank⸗ furt Beſprechungen mit den zuſtändigen und intereſſierten Stellen ſtattfinden. Somit kann erwartet werden, daß die Angelegenheit eine zufriedenſtellende Erledigung findet und das Programm des Sangerfeſtes in teiner Weiſe eine Beeinträchtigung erfährt. 200 Jleiſchvergiftungen Poſen. In dem Städtchen Margonin ſind etwa 200 Perſonen an ſchweren Fleiſchvergif⸗ tungen erkrankt. Bei vielen beſteht Todesge⸗ fahr. Es ſoll ſich um nicht unterſuchtes Fleiſch handeln, das in einem beſtimmten Laden zum Verkauf gelangte. Ein Sonderausſchuß aus Poſen hat eine eingehende Unterſuchung ein⸗ geleitet. Daten für den 23. Juli 1932: Sonnenaufgang 4.11 Uhr, Sonnenuntergang 20.01 Uhr, Mondaufgang 22.03 Uhr, Mond⸗ untergang 10.37 Uhr.— 1532: Religionsfriede zu Nürnberg.— 1562: Ritter Götz von Berli⸗ chingen in Hornberg geſtorben.(geb. 1480).— 1914: Ultimatum Oeſterreich-Ungarns an Ser⸗ bien. Keine Wein⸗Einfuhrerleichterungen für Frankreich Beſeitigung der Umſatzſteuer Jrei-Grenze Mainz, 21. 7. Deutſche Zeitungen brachten in den letzten Junitagen aus Lau anne die Mittelung daß Beſprechungen auf wirtſchaſtlichem Gebiete mit den Franzoſen eingeleitet worden ſeien. Auch auf dem Gebiete der Weineinfuhr ſollen deutſche Zugeſtändniſſe an die Franzoſen gegeben worden ſein, beſonders zur Erleichterung der Weinein⸗ fuhr. Dieſe Mitteilungen haben den Deutſchen Weinbauverband veranlaßt, bei der Reichsregie— rung ſchärfſten Proteſt gegen irgendwelche Zuge— ſtändniſſe an Frankreich zum Nachteil des deut— ſchen Weinbaues einzulegen. In der Proteitſchrift wurde auf die kataſtrophale Notlage des Wein⸗ baues und den nicht abzuwendenden Zuſammen— bruch des deutſchen Weinbaues hingewieſen, wenn irgendwelche Zollzugeſtändniſſe an Frankreich ge— macht würden. Es wurde dabei auch ausge prochen, daß ſolche Zugeſtändniſſe in der geſamten deut⸗ ſchen Weinbaubevölkerung die größte Erbitterung verurſachen würden. Die Reichsregierung hat nunmehr in durchaus ernſter Form dementiert, daß eine ſolche Wein⸗ Einfuhrerleichterung für Frankreich in Ausſicht genommen ſei. ö Durch die letzte Notverordnung erfolgte auch die Beſeitigung der Umſatzſteuerfreigrenze. Hiergegen hat der Deutſche Weinbauverband entſchieden Ein⸗ ſpruch bei der Reichsregierung erhoben und die Wiederherſtellung der Umſatzſteuerfreiheit, ſowie die Anwendung des ermäßigten Um'eatzſteuerſatzes von 0,85 Prozent, wie er für das Getreide gilt, auch für den Wein gefordert. In dem Proteſt— ſchreiben wird beſonders betont, daß bei den niedrigen Weinpreiſen nahezu ſämtliche Weinbau⸗ betriebe, von wenigen Ausnahmen abgeſehen, bis⸗ her von der Umſatzſteuer befreit waren und daß die Aufhebung der Umjatzſteuerfreigrenze eine außerordentlich ſchwere Belaſtung für die um ihre Exiſtenz kämpfenden Weinbaubetriebe bilde. ane eee, lr e WM ee eee eee Wafhington und die Vorgänge in Preußen Die Notmaßnahmen der Reichsregierung in Preußen werden in Waſhington zwar Intereſſe verfolgt, jedoch völlig ruhig aufge— nommen. In den Waſhingtoner Zeitungen, die auf die Gegenſätze zwiſchen der Linken in Deutſchland und der Reichsregierung nicht näher eingehen, kommen allgemein Verſtänd⸗ nis und Sympathie für den Wunſch des deut— ſchen Volkes nach Verhinderung eines Bürger— krieges und für die Wiederkehr von Ruhe und Ordnung im Straßenverkehr zum Ausdruck. Die Berliner Vertreter der amerikaniſchen Zeitungen zeigen ſich von jeder parteipolitiſchen Auswertung der Vorgänge unbeeinflußt und befleißigen ſich daher in ihren Meldungen aus der Reichshauptſtadt einer durchaus ſachlichen Darſtellung, wobei der Schritt der Reichs— regierung als draſtiſch, aber notwendig be— zeichnet wird. In amtlichen Kreiſen wird eine Stellungnahme zu den innerdeutſchen Vorgän— gen abgelehnt. Anfragen, ob Leben oder Ei— gentum amerikaniſcher Bürger in Deutſchland gefährdet ſeien, wurden nachdrücklich verneint, wobei hervorgehoben wurde, daß alle Anzei— chen dafür ſprächen, daß die Reichsregierung die Lage feſt in der Hand habe. Großfeuer bei Radow— 120 Häuſer eingeüſchert Warſchau. Die Ortſchaft Bodlibozyce bei Radow iſt in der Nacht zum Mittwoch einer Feuersbrunſt zum Opfer gefallen. 120 Häuſer ſind in Aſche gelegt worden, Zahlreiches Vieh iſt in den Flammen umgekommen. Mehrere Perſonen, darunter drei Feuerwehrleute, muß— ten mit ſchweren Brandwunden und in bedenk— lichem Zuſtand in das Krankenhaus nach Ro— dow übergeführt werden. mit 1 4 Aus dem Wahlkampf Dr. Brüning zur Lage Im Bürgerbräu-Keller in München hielt Dr. Brüning am Mittwoch abend eine zweite An— ſprache. Er führte u. a. aus, wenn man Koali⸗ tionen oder Regierungen wechſeln wolle, ſo ſolle man das im richtigen Augenblick tun. Er ſtreifte die Oſtpolitik der neuen Reichsregierung und wandte ſich ſcharf dagegen, daß man die von ſeinem Kabinett vorbereiteten Maßnahmen als Siedlungskommunismus bezeichnet habe. Es komme der Tag, wo er es nicht mehr vor ſeinem Gewiſſen verantworten könne, über die Vorgänge der letzten Wochen zu ſchweigen. Er ſpreche bislang nicht darüber, weil er die Auto— rität retten wolle, aber man ſolle nicht glauben, daß es möglich ſei, in Deutſchland eine freie Meinungsbildung zu unterdrücken. Mit erho⸗ bener Stimme erklärte Dr. Brüning zum Schluß:„Wir verlangen, daß der Reichstag ge— wählt wird, wir verlangen, daß er geſetzmäßig zuſammentritt“. Ein Aufruf der 9. P. d. Der ſozialdemokratiſche Parteivorſtand hat an die Partei einen Aufruf gerichtet, in dem es u. a. heißt: „Der Kampf um die Wiederherſtellung ge— ordneter Rechtszuſtände in der Deutſchen Re⸗ publik iſt zunächſt mit aller Kraft als Wahl⸗ kampf zu führen. Es liegt beim deutſchen Volk, durch ſeinen Machtſpruch am 31. Juli dem ge⸗ genwärtigen Zuſtand ein Ende zu bereiten, der durch das Zuſammenwirken der Reichsregie⸗ rung mit der Nationalſozialiſtiſchen Partei entſtanden iſt. Die Organiſationen ſind in höchſte Kampfhereitſchaft zu bringen. Strengſte Diſziplin iſt mehr denn je geboten. Wilden zarolen von unbefugter Seite iſt Widerſtand bos ist die Salem · Fabrik an kann eine zu leiſten.“ 8 8 Zigarette nur rauchen, wenn sie mild ist. Aus diesem Grunde ist die meistgerauchte Zigarette Deutschlands deten mil Ohrfeigen gcharfer Zuſammenſtoß auf der Interparlamenlariſchen Unlon Genf, 22. 7. Während die Allgemeine Kom⸗ miſſion der Abrüſtungskonferenz die Einzelbe⸗ ratung der Uebergangsentſchließung zu Ende brachte und dabei auf Antrag Spaniens eine wichtige Erweiterung in dem Sinne beſchloß, daß nicht nur die private, ſondern auch die ſtaatliche Rüſtungsinduſtrie in die vorzuberei⸗ tende internationale Kontrolle einbezogen wer⸗ den ſoll, iſt es heute vormittag in der in einem anderen Saal des Völkerbundsgebäudes ta⸗ genden Interparlamentariſchen Union zwiſchen der italieniſchen und franzöſiſchen Vertretung zu einem ſo ſcharfen Zuſammenſtoß gekommen, wie ſolche auf internationalen Tagungen ſich kaum jemals ereignet haben dürften. Der Konflikt entſtand ſo raſch und entlud ſich mit ſolcher Heftigkeit, daß der ſtellvertre⸗ tende Vorſitzende, der ſchwediſche Senator Hallin, ihm ohnmächtig gegenüberſtand. Der italieniſche Deputierte Profeſſor Coſtamagna hatte zu einem Kodiſizierungsprojekt des Welt⸗ rechtes geſprochen, wobei er das faſeiſtiſche Sy⸗ ſtem beſonders geprieſen haben ſoll, was den franzöſiſchen Sozialiſten Renaudel zu dem Zwiſchenruf veranlaßte, die Faſciſten hätten kein Recht, über die Friheit zu ſprechen. Der Zwiſchenruf erhielt ſofort ſehr temperament⸗ volle italieniſche Antworten und neue franzö— ſiſche Zurufe, wobei im Höhepunkt des Kra⸗ walls Renaudel gerufen haben ſoll, er nehme keine Lehren von Anhängern eines Syſtems an, das den Mord Mattevttis veranlaßt habe, und von italieniſcher Seite entgegnet wurde, Frankreich ſei die Herberge politiſcher Mörder. Die Hitze des Zuſammenſtoßes war in ei⸗ nem gewiſſen Moment derart geſtiegen, daß ein Türwächter des Sitzungsſaales von einem wirder b Italiener einen Schlag an den Kopf erhielt; zu anderen Tätlichkeiten kam es jedoch im Ge⸗ genſatz zu zeitweiſe zirkulierenden Gerüchten nicht. War die Geſchichte bis dahin eine bedauer⸗ liche, jedoch ausſchließlich private Lärmange⸗ legenheit geweſen, ſo erhielt ſie hochoffiziellen Charakter, als der Chef der italieniſchen Dele⸗ gation San Martino in einer Erklärung for⸗ derte, daß die gegen die italieniſche Nation und die italieniſche Regierung ausgeſprochene Be⸗ leidigung zurückgezogen werden müſſe. Darauf⸗ hin hob der Vorſitzende die öffentliche Sitzung der Interparlamentariſchen Konferenz auf, u. es trat der Interparlamentariſche Rat zu ei⸗ ner Geheimſitzung zuſammen, die ſich bis nach 13 Uhr hinzog und ſchließlich damit endete, daß die Angelegenheit einem kleinen Schlichtungs⸗ ausſchuß unter Vorſitz des Konferenzpräſiden⸗ ten de Wiart übertragen wurde, der heute nachmittag tagen wird. Die Erregung über den Zwiſchenfall war ſo⸗ wohl unter den Teilnehmern der Interparla⸗ mentariſchen und den Journaliſten zeitweiſe ſehr beträchtlich, wofür die Tatſache zeugen mag, daß der Leiter der italieniſchen Abrü⸗ ſtungsdelegation Miniſter Balbo, wie offiziell beſtätigt wird, beim Generalſekretär des Völ⸗ kerbundes vorſtellig geworden ſein und ver⸗ langt haben ſoll, daß, wenn Italien nicht eine befriedigende Genugtuung erhalte, die Inter⸗ parlamentariſche Konferenz für den Reſt ihrer Tagung aus dem Völkerbundsgebäude hinaus⸗ gewieſen werden ſolle. Sir Eric Drummond, als der Hausherr des Völkerbundspalais, wird jedoch in ſeiner ſprichwörtlichen Ruhe ſich kaum zu übereilten Schritten verleiten laſſen. es Lindbergh⸗Babys ö erſchoſſen? Leiche im Jemenigrab— Rache für entgangenes Löſegeld? Neuyork, 22. 7. Auf Anzeigen unbekannter Perſonen hin entdeckte die Polizei von New Jerſey auf dem Grunde des Eaſt River, einige Kilometer oberhalb von Neuyork, die Leiche eines Gangſters namens Abie Wagner, der ſeit einigen Wochen vermißt wurde. Um die Auffin⸗ dnug der Leic zu verhindern, hatten die Mör⸗ der ihr Opfer, das von ihnen niedergeſchoſſen worden war, in eine Zementröhre geſteckt und dieſe dann mit Zement ausgegoſſen. Die Poli⸗ zei mußte den zunächſt ganz harmlos erſchei⸗ nenden Zementblock mit Hammer und Meißel öffen, ehe ſie ſeinen furchtbaren Inhalt entdeckte. Die Auffindung der Leiche Abie Wagners iſt deswegen beſonders intereſſant, weil dieſer Verbrecher einer von denjenigen iſt, die gleich nach dem Verſchwinden des Lindbergh⸗Babys mit der Entführung in Zuſammenhang ge⸗ bracht wurden. Es konnte ihm allerdings nichts nachgewieſen werden, und er iſt auch niemals verhaftet worden. Die Polizei iſt damit beſchäf⸗ tigt, die Mörder des toten Gangſters feſtzu⸗ ſtellen und hofft, vielleicht auf dieſe Weiſe Licht in die immer noch ungeklärte Lindbergh⸗Trä⸗ gödie bringen zu können. In dieſem Zuſammenhang iſt ein in amerika⸗ niſchen Zeitungen viel erörtertes Gerücht ſehr intereſſant. Danach hat man in dem toten Ver⸗ brecher ſelbſt den Mörder des Lindbergh⸗Babys zu ſehen. Wagner ſoll gemeinſam mit mehreren Komplizen das Kind entführt haben, um nach⸗ her von Charles Lindbergh die Hergabe einer großen Summe Löſegeldes zu erpreſſen. Aus Angſt vor Entdeckung ſoll dann aber Wagner, dem die Entführer das Kind„zu treuen Hän⸗ den“ überlaſſen hatten, das Baby ermordet haben. Damit wurde natürlich die Hoffnung auf die Erlangung eines Löſegeldes illuſoriſch, und ſeine Komplizen ſchwuren Wagner blutige Rache. Mehrere Monate hindurch gelang es Wagner, ihren Nachſtellungen zu entgehen, bis er ſchließlich doch ihren Revolverkugeln zum Opfer fiel. Die ſüdamerikaniſchen Wirren Rücktehr des früheren argentiniſchen Präſiden⸗ ten Alvear aus der Verbannung. Buenos Aires, 22. 7. Der frühere Präsident von Argentinien Dr. de Alvear iſt heute nach einjähriger Verbannung hierher zurückger hrt. Seine Anhänger bereiteten ihm einen begeiſter⸗ ten Empfang. Die Polizei verbot die Kund⸗ gebungen; es kam zu Zuſammenſtößen, bei denen mehrere Schüſſe fielen. Der Konflikt zwiſchen Paraguay und Bolivien. Waſhington, 22. 7. Die Vertreter der fünf neutralen Mächte, die an der ſüdamerikani⸗ ſchen Konferenz in Waſhington teilnehmen, haben Paraguay und Bolivien telegrafiſch ge⸗ beten, die Feindſeligkeiten einzuſtellen und ei⸗ nen Nichtangriffsvertrag zu anterzeichnen —? Polizei im Berliner Liebknechthaus Von links: Staatsſekretär Muſſehl vom Reichs ernährungs⸗Miniſterium, der mit der Wahr⸗ nehmung der Geſchäfte im Preußiſchen Land wirtſchafts⸗Miniſterium beauftragt wurde: Staatsſekretär Schleuſener, bisher im Preußiſchen Finanz⸗Miniſterium tätig, der das Finanz⸗Miniſterium übernehmen ſoll; Dr. Ernſt, bisher Reichskommiſſar für das Banken⸗ gewerbe, der mit der Wahrnehmung der Geſchäfte im Preußiſchen Handels⸗Miniſterium be⸗ auftragt wurde. 11. Deulſches Süngerbundesfeſt Eine Jeier in der Paulskirche Frankfurt a. M., 22. 7. Nachdem geſtern abend die Berliner Sänger in Frankfurt ein⸗ getroffen waren, folgten im Laufe des Freitag vormittag Sängerſonderzüge aus Kiel, Baſel, Wien, Kaſſel, Saarbrücken, Offenburg, Hanno⸗ ver, Bremen, Eſſen, Kottbus, Stuttgart, Düſſel⸗ dorf, Tübingen, Friedrichshafen, Zweibrücken, München und Nürnberg. Damit dürften die in Frankfurt erwarteten 40 000 Sänger ſo ziemlich zur Stelle ſein. Der heutige Tag wurde mit einer eindrucks⸗ vollen Feier in der Paulskirche eingeleitet. Die Feier galt dem deutſchen Einigungsgedanken. Die Feſtrede hielt der Vorſitzende des Feſt⸗ ausſchuſſes, Rechtsanwalt Dr. Hermann⸗Frank⸗ furt a. M., der in längeren Ausführungen die Geſchichte jener Zeit umriß, in deren Mittel⸗ punkt die Paulskirche ſtand. Unter Nutzanwen⸗ dung auf die heutige Zeit betonte der Redner, daß die Einheit auch heute nicht beſtehe, ſolange man widernatürlich unſeren Volkskörper in zwei Teile zerriſſen und lebenswichtige Teile aus ihm herausgeſchnitten habe. Solange man unſere Brüder an der Saar vom Mutterlande fernhalte und die Vereinigung mit den öſter⸗ reichiſchen Stammesbrüdern gegen die Stimme der Vernunft und des Blutes hindern wolle. Solange noch dieſe Wunden bluteten und unſer Volk mit der Kriegsſchuldlüge behaftet ſei, könnten wir keinen wahren Frieden erkennen. Wie in der Zeit des Werdens unſerer nationa⸗ len Einheit, ſo gehöre auch heute und immerdar in ſelbſtloſer und ſelbſtverſtändlicher Pflicht⸗ erfüllung das Herz und das Lied des deutſchen Sängers dem deutſchen Vaterlande und der deutſchen Volksgemeinſchaft. Die deutſchen Sänger glaubten nicht nur an die Zukunft, ſon⸗ dern auch an die Ewigkeit unſeres Volkes. Der Obmann des öſterreichiſch⸗deutſchen Volksbundes in Wien, Generaldirektor Dr. Hermann Neubacher, legte in längerer Rede ein begeiſtertes Bekenntnis für den Anſchlußgedan⸗ ken ab. Er erklärte u. a., während wir in dieſer Kirche den Geiſt der großen Geſchichte beſchwö⸗ ren, rüttelt draußen das Fieber den Volkskör⸗ per, das Reich. Während ich hier aus tiefſtem deutſchen Herzen für Großdeutſchland ſpreche, ſoll Deutſch⸗Oeſterreich in einem Augenblick drängender Wirtſchaftsnot neuerlich die Be⸗ kräftigung einer verhaßten außenpolitiſchen Bindung gegen Großdeutſchland aufgezwungen werden. Vereſſen wir in dieſer Not des Tages nicht, daß die Geſchichte die größten Zeiträume der Erfüllung über Freud und Leid, Ungemach und Widerſpruch vieler Tage ſpannt, vergeſſen wir das größte Ziel nicht und die ernſte Pflicht, für das größte Ziel täglich einzutreten. Laſſen Sie mich in dieſer ernſten Stunde im Namen der alten Oſtmark des Heiligen römiſchen Rei⸗ ches deutſcher Nation ſagen: Wir werden nie⸗ mals ermüden, wir werden uns niemals erge⸗ ben, wir werden niemals daran zweifeln, daß wir mit Euch Großdeutſchland und ein beſſeres Europa erkämpfen werden, in dem das deutſche Volt zum Wohle der Menſchheit frei und ſtark ſeiner geſchichtlichen Sendung leben kann. Die Feier umrahmten drei Werke, die in der Paulskirche ihre Uraufführung erlebten,„Aus dem deutſchen Parnaß“(Goethe) von Bodo Wolf,„Grenzen der Menſchheit“(Goethe) von Wilhelm Rinken und„Mahnung“ von Will Veſper und Otto Jochum. Alle drei Werke paß⸗ ten ſo recht in den Rahmen der Stätte in der ſie ihre Uraufführung erlebten. Der Chor wur⸗ de vom Frankfurter Lehrerverein geſtellt. Goltfried Jeder über das nat.-ſoz. Wirlſchaftsprogramm Hamburg, 22. 7. Der Wirtſchaftstheoretiter ſich einer Gottfried Feder 1 hier heute] hat nunmehr einen beſonderen Arbeit Nöte ſtellten, meiſtern müſſen. Steuerüberla⸗ ſtung, Verſchuldung und Irrwege des Außen⸗ handels bezeichneten den heutigen Zuſtand. Maßvolle Autarkie ſei eines der Hauptheilmit⸗ tel. Autarkie bedeute nicht Iſolierung. Ueber den Schiffahrtsintereſſen ſtünden die nationa⸗ len Intereſſen. Erſt die Heimat, dann die Welt! Im dritten Reich werde nichts eingeführt wer⸗ den, was im Lande wachſe oder produziert werde. Das ſchließe nicht aus, daß eine Lebens⸗ miteleinfuhr in gewiſſen Grenzen und natur⸗ gemäß die unerläßliche Rohſtoffeinfuhr erhol⸗ ten blieben. Dabei habe der Grundſatz zu gel⸗ ten, daß Geld nicht Geld ſondern Ware, Fertig⸗ ware ſei. Deutſchland führe heute für 4 Milli⸗ arden entbehrlicher Lebensmittel und für 2,5 Milliarden erſetzbarer Rohſtoffe ein. Man dürfe demnach behaupten, daß 3 Millionen Arbeits⸗ loſe das Ergebnis einer irregehenden Außen⸗ handelspolitik ſeien und dieſe drei Millionen durch eine maßvolle Autarkie wieder in Lohn und Brot geſetzt werden könnten. Die Er⸗ kenntnis, daß die Welt am Ende des techniſchen Zeitalters ſtehe, das eine Einmaligkeit geweſen ſei, führt die NSDAP zu einer ihrer Haupt⸗ forderungen, zur Reagrariſierung, zu intenſiver Siedlungspolitik. Erlaß der Hauszinsſteuer ge⸗ gen Reparaturnachweis werde ſofort eine unge⸗ ahnte Ankurbelung bedeuten. Hinzu komme die Arbeitsdienſtpflicht. Das dritte Reich werde je⸗ den jungen Menſchen gleich welchen Standes in Arbeitsdienſtpflicht nehmeg. Die Finanzie⸗ rungsfrage regele die produktive Kreditſchöp⸗ fung. Urteil im Noojen⸗Prozeß Berlin, 22. 7. Nach mehrtägiger Verhand⸗ lung verurteilte das Schöffengericht Berlin⸗ Mitte heute nachmittag den Rechtsanwalt Dr. Max Rooſen wegen gemeinſchaftlicher Körper⸗ verletzung und Vergehens gegen das Schußwaf⸗ fengeſetz zu zehn Monaten Gefängnis, den Na⸗ tiaonalökonom Werner Kertſcher zu neun Mo⸗ naten zwei Wochen Gefängnis. Auf die Strafe werden drei Monate und neun Tage der Unter⸗ ſuchungshaft angerechnet. Die Verurteilten hatten am 9. April abends auf dem Potsdamer Bahnhof einen Anſchlag auf den Reichsbankpräſidenten Dr. Luther ver⸗ übt und ihn durch einen Schuß am Oberarm leicht verletzt. Die Tat erklärten ſie damit, daß ſie ihre Währungstheorie durch die Gerichts⸗ verhandlung an die Oeffentlichkeit bringen wollten. In der Verhandlung ſelbſt iſt über ihre Theorie aber nicht geſprochen worden, der 1 ihres Vorgehens alſo nicht erreicht wor⸗ en. Vorſchläge zur Einſchränkung der Gewerbefreiheit Das deutſche Handwerk erleidet durch die infolge der großen Arbeitsloſigleit immer mehr zunehmende Schwarzarbeit(Ausübung nicht angemeldeter gewerblicher Tätigkeit) eine empfindliche Beeinträchtigung. Nicht nur Re⸗ paraturen, ſondern auch faſt alle Neuaufträge an Lieferungen und Leiſtungen werden heute durch Schwarzarbeiter dem ſelpſtändigen Hayd⸗ werk weggenommen. Die Forderung des Be⸗ rufsſtandes nach einem geſetzlichen Verbot der Schwarzarbeit wurde bislang nicht berückſich⸗ tigt, ebenſo auch nicht die Forderung, die die vorübergehende Ausübung einer handwerker⸗ lichen Tätigleit an die für die Ausübung eines ſtehenden Gewerbes vorgeſchriebene Anmel⸗ dung gebunden wiſſen wollte. Der Reichsverband des deutſchen Hand 990 der Frage waige Ein⸗ chuß eingeſetzt, dem die Prüfu ein Kaute abzugeben. heute Samstag Abend 9 Uhr im Saal zum Freischiltz FPFbPVVVVCVVVVVVVVVVTVVVVTVVTT—TTT—T—T—TTT— Neuner: Holl U. Meier, bapmsladl. Alle Zentrumsanhänger und Freunde Brünings sind hierzu eingeladen! wehrt Euch gegen die Notverorunung ter Hitler-Barone weg mit nationalsozialistischer u. kommunistischer Tyrannei und Rirchenfeindlichkeit! Der Vorstand der Zentrumspartei. aeg IEA AAS SEN Nr Sc abe derer fer ausge. NA Eine faſt neue Ulmer ſchwerſtes Fabrikat zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verlag. ſllanulatur-Papler zu haben in der Buch⸗ druckerei ds. Bl. 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Die Bezirksſparkaſſe Lorſch hielt am 6. ds. mts. ihre diesjährige Mitgliederverſammlung ab. Der Vorſitzende, Herr Direktor Dr. Brauns, er- öffnete zur feſtgeſetzten Stunde die Verſammlung, hieß alle Anweſenden, beſonders den Vertreter des 1 Heſſiſchen Sparkaſſen⸗ und Giroverbandes, Herrn Miniſterialdtrektor Schwarz, herzlich willkommen und gab ſogleich ein anſchauliches Bild über die derzeitigen Geldverhältniſſe der Kaſſe mit dem Wun⸗ ſche, daß das vorhanden geweſene Vertrauen recht bald in vollem Umfange wiederkehren möge. Herr Schwarz dankte für die freundliche Einladung zur heutigen Tagung und wünſcht ihr einen recht guten Verlauf. In der daran anſchließenden kurzen Aus⸗ ſprache kommt Herr Schwarz auf die Kriſenmonate 10931 zu ſprechen, dabei beſonders hervorhebend, daß die Sparkaſſen dieſe harte Kriſe alle gut über⸗ wunden und durchaus hieran ſchuldlos waren. Es bei nun Pflicht aller in Betracht kommenden Stellen, Gemeinde und Sparkaſſenvertreter u. ſ. w., den in letzter Zeit ſich wieder mehrenden Inflations⸗ und Mährungsgerüchten mit ſtehenden Mitteln völkerung aufzuklären und zu beruhigen. Gebote entgegenzuarbeiten, die Ve⸗ Eine Juflation ſei, wie auch die höchſten Regierungs- allen zu ſtellen fortwährend mit vollem Nachdruck betonen, Vollständig ausgeſchloſſen, die Währung nach wie vor gut befeſtigt, zumal die Reichsbank unabhängig von der Reichsverwaltung als ſelbſtändige Anſtalt verwaltet wird. Die beſte Propaganda zur Be⸗ kämpfung dieſer unſinnigen Gerüchte ſei die Auf⸗ klärung von Haus zu Haus, von Mund zu Mund, in Freundes. Bekannten⸗ und Verwandtenkreiſen. Tue jeder in dieſer Hinſicht ſeine Schuldigkeit, dann dürfen wir alle überzeugt ſein, das Ver⸗ trauen wird bald wiederkehren, die Sparer werden die unnütz abgehobenen Gelder wieder zur Spar- kaſſe bringen und die Letztere, die Sparkaſſe, könne es der Wirtſchaft alsdann wieder zuführen. Für die äußerſt intereſſanten Ausführungen wurde Herrn Schwarz durch den Vorſitzenden der Dank der Verſammlung zum Ausdruck gebracht. Nunmehr wurde in die eigentliche Tages- ordnung eingetreten. Die einzelnen Poſitionen wickel⸗ ten ſich programmäßig ab. Die Prüfung der 1931er Rechnung und des Geſchäftsberichts ergaben keinerlei Beanſtandung; der Reingewinn wurde dem Reſervefonds zugeführt. Die durch die Notver⸗ ordnung hervorgerufenen, von dem Miniſterium feſtgeſetzten Satzungen wurden der Verſammlung bekannt gegeben und angenommen. Die Neuwahl der Aufſichtsratsmitglieder erfolgte gemäß den neueſten Beſtimmungen; 2/3 derſelben(die Zahl wurde von 8 auf 9 erhöht) ſind von der Mitgliederverſamm⸗ lung zu wählen, während 1/3 von Seiten der Aufſichtsbehörde ernannt wird. Die Amtsdauer ſämtlicher Aufſichtsratsmitglieder beträgt 4 Jahre. Von Seiten der Verſammlung wurden auf Vor⸗ ſchlag ſechs der ſeitherigen Mitglieder wieder ge⸗ wählt. Zu Punkt Verſchiedenes wurde einmütig zum Ausdruck gebracht, daß die Auszahlung aufge⸗ werteter früherer Sparguthaben, oder mindeſtens in dringenden Fällen die teilweiſe Auszahlung ſehr wünſchenswert, und auch im Intereſſe der Kaſſe gelegen ſei; von Seiten der Verwaltung wurde dies anerkannt und ausdrücklich betont, daß dies, ſoweit möglich, ſeither ſchon geſchehen, daß aber eine weitere Ausdehnung der Auszahlung die derzeitige, ungünſtige Geldlage dies keineswegs zu⸗ laſſe und die Kaſſe unbedingt eine allgemeine Beſſerung der Geldverhältniſſe abzuwarten ge⸗ zwungen ſei, die hoffentlich nicht mehr allzulange auf ſich warten laſſe. Nachdem weitere Wortmeldungen nicht mehr vorlagen, ſchloß der Vorſitzende die recht anregend verlaufene Verſammlung. Lokales Gefährdung von Kraftfahrzeugen. Es beſteht begründete Veranlaſſung immer wieder darauf aufmerkſam zu machen, daß durch das Werfen von Steinen und anderen harten Gegenſtänden nach dem Automobil, durch das Bereiten mut⸗ williger Hinderniſſe auf der Fahrbahn uſw. Kraftfahrzeugunfälle mit ſchweren Folgen her— vorgerufen werden können, insbeſondere dann, wenn ein ſolcher Stein zufällig den Lenker des Fahrzeuges trifft, und daß der Täter in einem ſolchen Falle mit empfindlicher Beſtrafungen gen fahrläſſiger Körperverletzung oder auch fahrläſſiger Tötung zu rechnen hat. Es iſt vor kurzem in Bad Wießee bei Tegernſee vorge— kommen, daß mit einer Steinſchleuder auf den Führer eines Kraftwagens geſchoſſen wurde. Dieſer Fall läßt erkennen, mit welchem Mangel an Verſtändnis für die Gefährdung von Kraft⸗ fahrzeug⸗Inſaſſen, insbeſondere bei jugend⸗ lichen Perſonen, heute noch gerechnet werden muß. der fünflauſendjährige Jpeiſezeltel Bei Nördlingen fand man kürzlich einige Topfſcherben aus der älteſten Steinzeit, der ſchwarze kohlige Streifen aufwieſen. Die wiſ⸗ ſenſchaftliche Unterſuchung dieſer Streifen, die Profeſſor Dr. Grüß, Berlin, in langwieri⸗ gen, umſtändlichen Verſuchen vornahm, lieferte ein Ergebnis, das einen wiſſenswerten Ein⸗ blick in die Lebens⸗ und Ernährungsweiſe un⸗ ſerer vor etwa fünf Jahrtauſenden lebenden Vorfahren geſtattet.— Profeſſor Grüß fand in den Streifen verbrannte Stärkekörnchen und Dechſpelze des ſogenannten Emmerkorns (Triticum ſativum dicoccum), einer dem Wei⸗ zen ähnlichen Getreideart. Die Körner waren grob geſchrotet, wahrſcheinlich in einem Mör⸗ ſer zerſtoßen und dann zu einem dicklichen Bre verkocht. Da man bei den Ausgrabungen bis⸗ her Spuren von Backöfen nicht gefunden hat. ſo liegt die Vermutung nahe, daß den Men⸗ ſchen der frühen Steinzeit die Kunſt des Brot⸗ backens unbekannt war und ſie Zerealien nur in Breiform zu genießen pflegten. Dieſe Zu⸗ bereitungsart verlor erſt etwa im 12. Jab hundert n. Chr., als die verbeſſerten Bac⸗ öfen aufkamen, ſeine überragende Bedeutung für die Ernährung des Menſchen, aber noch lange Zeit bis in unſere Tage war der Brei aus Getreide, beſonders aus Roggen, eine beliebte tägliche Speiſe. Die Kunſt, Brot zu hacken, ſcheinen die Menſchen erſt in der jün⸗ zeren Steinzeit erlernt zu haben. Es werden dies flache kuchenähnliche Backwerke geweſen ein, wie ſie zum Beiſpiel die Fellachen heute noch zubereiden. In dem jungſteinzeitlichen Moordorf Taubried fand man bei Ausgra⸗ bungen eine Anzahl niedriger mit Lehm über⸗ wölbter, alſo gedeckter Feuerſtellen, die als primitive Backöfen anzuſprechen ſind. Damals wird man das Korn auch nicht nur in Mör⸗ ſern zerſtampft, ſondern bereits in Handmüh⸗ len gemahlen haben. Intereſſant iſt für uns die Tatſache, daß ſchon die Menſchen der frü⸗ heren Steinzeit nicht, wie man vielfach an⸗ nahm, vorzugsweiſe von tieriſcher Nahrung lebende Nomaden waren, ſondern ſeßhafte, eine geregelte Ackerwirtſchaft treihende Be⸗ völke nung. 1 ——— Das 17. Todesopfer in Altona Altona, 21. 7. Nach Mitteilung des dortigen Preſſeamtes iſt im Krankenhauſe ein weiterer Schwerverletzter der Unruhen vom Sonntag ge⸗ ſtorben. Es handelt ſich um einen 23jährigen Mann namens Erwin Geß. Die Zahl der To⸗ desopfer iſt damit auf 17 geſtiegen. Arbeiter-Sport- und Kulturkartell Viernheim. am Sonntag, den 24. Jull, findet auf dem ö letz em. Seele deslähr. N e e e eee RAS T eser Veranstaltung, welche mit Wirtschaftsbetrieb stattfindet, laden wir die gesamte Einwohnerschaft höflichst ein. e eee unter Mitwirkung der dem Kartell geschlossen Vereinen: Volkschor, Solidarität u. Samariter statt. Der Vorstand des Sportkartells.