zokales. Merkſprüche. Auf dich ſelbſt ſchau; Nicht allen trau Eine Hand wäſcht die andere ** Kunſt bringt Gunſt * .* „75 Jahre alt. Heute Dienstag, den 9. Auguſt feiert unſer Mitbürger, Herr Sebaſtian Dewald, Waldſtraße 18 ſeinen 75ſten Geburts- tag. Dem greiſen Jubilar, der ſich geiſtig und körperlich noch wohlauf befindet, unſeren herzlichen Glückwunſch! D. J. K. Auf den heutigen Wochenplan wird ſeiner Wichtigkeit halber auch an dieſer Stelle hingewieſen. * Ausgeriſſen. Ein hier in Dienſten ſtehender Knecht iſt am Sonntag Abend unter Mit⸗ nahme eines noch neuen Fahrrades ausgeriſſen. An⸗ zeige iſt erſtattet. » Aufforderung. Der Kreditverein er- läßt in heutiger Nummer eine Aufforderung, deren Beachtung den Intereſſenten empfohlen wird. * Unerlaubter Umzug. Ein hieſiger Verein hat ſich ſtrafbar gemacht, weil er am Sonn⸗ tag Abend ohne vorherige Anmeldung und Ge⸗ nehmigung von einem auswärtigen Feſt kommend, muſizierend in den Ort eingezogen iſt. * Schutzpockenimpfung in Heſſen. Am 6. Auguſt 1807, alſo vor 125 Jahren, wurde durch Landesherrliche Verordnung die Schutzpocken⸗ impfung in Heſſen eingeführt. * Heſſiſcher Handwerker⸗ und Ge⸗ werbetag. Die vorjährige Tagung des Heſſi⸗ ſchen Handwerker- und Gewerbeverbandes fand in Bensheim ſtatt. Damals wurde beſchloſſen, in Ingelheim zu tagen. Nun iſt die Zeit dieſer Berſammlung nahegerückt; die Tagung findet Sams- tag, den 3. und Sonntag, den 4. September in Ingelheim(Ober⸗ und Nieder⸗Ingelheim) ſtatt. Die Vortagung iſt am Samstag, die Haupttagung beginnt Sonntag vormittag. Mit der Tagung iſt am Samstag ein Rheiniſcher Abend und am Sonn- tag ein Winzerfeſt verbunden, wobei ganz Ingelheim zum Winzerdorf werden ſoll. Geplant iſt auch eine lokale Ausſtellung des Handwerks. » Verprügelt. In Lampertheim wurde ein Feldſchütz bei Ausübung ſeines Dienſtes körper- lich mißhandelt. Es kommen 2 Lampertheimer Männer in Frage, die etliche Tage vorher von dem Feldſchützen wegen Feldfrevel veranzeigt waren und dieſerwegen Rache nahmen. Erfolge der DiK.⸗Turner. Unſere Turnabteilung, die in den letzten Wochen außerordentlich aufblühte, konnte auf dem Bezirksturnfeſt in Lampertheim große Er⸗ folge einheimſen. In ſämtlichen Stufen konnten unſere Turner die erſten Preiſe erringen. In der Oberſtufe errang H. Effler mit 132 Punk⸗ ten, in der Unterſtufe H. Brechtel mit 129 Punkten den 1. Preis. Bei den Schülern konnte der 10jährige Sohn unſeres Reichsmeiſters, der kleine Karl Effler, mit 88 Punkten 1. Sieger werden, obwohl ſeine„Konkurrenten“ faſt alle älter waren als er. Auch die übrigen Teilnehmer ſchnit⸗ ten gut ab. In der Oberſtufe waren es Bugert den 4., 1 ſtufe errangen St. Weis, Lantz u. Sommer Gg. den 4., 6. und 7. Preis. Von den Schülern kehrten als„glückliche“ Sieger heim: Vath(2. Preis), Wunder Rich., Hoock Wilh. und Knapp Karl(bei gleicher Punktzahl je einen 4. Preis), Jakob N.(9. Preis) und Bugert W. (10. Preis). Viel bewundert wurde das Ver⸗ einsturnen, das unſere Abteilung an 2 Barren vorführte. Die erzielten Erfolge ſind die Frucht eifriger Arbeit unter der Leitung tüchtiger Uebungs⸗ leiter. Sie mögen der Anſporn zu einer weiteren Stählung der Kräfte und zur Erreichung noch beſ⸗ ſerer Leiſtung ſein! Kath. Jugend Viernheim ochenplan Montag: 5—7 Uhr Schülerturnſtunde ½8 bis 9 Uhr Turnabteilung der Jungfrauen⸗ kongregation. 9 Uhr ab Uebungsſtunde des Trommlerkorps. Dienstag: 5— ½57 Uhr 3. Abteilung der Schüler⸗ rinnen der Jungfrauenkongregation. 8— 10 Uhr Uebungsſtunde der Turnabteilung. 8—10 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde. 7 Uhr ab Training der Leichtathletik. Mittwoch: ½9 Uhr Hallentraining ſämtl. Fußball- und Handballmannſchaften. 2 Uhr ab Platz⸗Training für Schüler. Donnerstag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde. 6 Uhr ab Training der Handballmannſchaften und Leichtathletik. 810 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde. Freitag: 8—10 Uhr Uebungsſtunde der Turnabllg. 9 Uhr Spielerverſammlung(Harmonie). 4/6 Uhr 2. Abteilung Schülerinnen der Jungfrauenkongregation. ½6—7 Uhr 1. Abteilung Schülerinnen der Jungfrauenkongregation. 7 Uhr ab Training der Leichtathletik. Dienstag und Freitag: Platz-Training. Achtung! Mittwoch 9 Uhr in der Sport⸗ halle ſehr wichtige Beſprechung aller Spiel⸗ führer(oder Vertreter) Erſcheinen Ehrenſache. Zu allen Uebungs⸗ und Trainings Stunden iſt im Sport zu erſcheinen. Die Sportleitung. Das Sportfeſt des Vereins für Sport⸗ und Körperpflege iſt beendet. Zwiſchen Hangen und Bangen, ob das Wetter wohl halten würde, begannen am Samstag nachmittag die Fußballſpiele der unteren Mannſchaf⸗ ten. Abends gab es einen ſcharfen Kampf zwiſchen der Ringermannſchaft Sandhofen 1. u. Viernheim 1.1, den Viernheim mit 9 Punkten für ſich entſcheiden konnte.— Am Sonntag früh kamen die Fünfer⸗ kämpfe zum Austrag. Eine ſtattliche Anzahl aus⸗ wärtiger Sportler beteiligten ſich an den Kämpfen. Von Viernheim waren folgende Sportler erfolgreich: Sportler A-Klaſſe: Otto Müller an 1. Stelle mit 335 Punkten, Konrad Martin an 14. Stelle mit 271 Punkten, Peter Martin an 18. Stelle mit 263 Punkten. Sportler-Jugendklaſſe: Andreas Kopp an 1. Stelle mit 341 Punkten. Anſtelle des von der Polizei verbotenen e zuges gab es Nachmittags einen Aufmarſch der Sportler und Sportlerinnen auf dem Feſtplatz. An⸗ ſchließend wurden dann die Fuß- und Handball⸗ ſpiele weitergeführt. Die beiden Fußballmannſchaf⸗ ten konnten jeweils Sieger bleiben und zwar Viern⸗ Käfertal 2. 0:1. g durch neu eingetretene ein Spiel gegen Weinheim 3:6 für ſich entſcheiden. — Die Ringer gewannen ohne Benz ihren Kampf gegen Feudenheim 9:7 Punkte. Das Wetter, das immer ſo unzuverläſſig aus⸗ ſah, hielt trotz allem, ſodaß auch die ſonſtigen Dar⸗ bietungen voll zur Geltung kamen. Ungeteilten Beifall fand die Artiſtengruppe Bürſtadt mit ihren Darbietungen. Insbeſondere die Kleinſten unter ihnen wurden für ihre Attraktionen reichlich beklatſcht. Die Schalmeienkapelle Worms war nicht müßig und ſpielte neben den bekannten Kampfliedern auch viele bekannte Volkslieder. Für die Freunde des Schach⸗ ſpiels war Gelegenheit, ihr Können zu erproben. Ständig umlagert war ein blinder Schachſpieler. der ſehr viele ſehende, darunter auch einige Viern⸗ heimer, ſchachmatt ſetzte. Wenn auch nicht der Umſatz erzielt wurde, wie dies bei anderen ſportlichen Anläſſen in Viernheim der Fall war, ſo kann der Verein trotzdem mit der 1 dieſes Feſtes nach jeder Richtung zufrieden ein. Waldſportplatz. Das erſte Verbandsſpiel gewonnen! Sportvereinigung ſchlügt Sandhofen 6:1! 2. M. 2:5, 3. M. 15:1 gew. Dieſes 1. Verbandsſpiel der Saiſon 1932/33 war für die Gäſte eine große Ueberraſchung, denn ſie kamen mit beſten Hoffnungen auf den Wald- ſportplatz. Nach dem Verlauf der erſten Spielhälfte ſah es auch wirklich nicht roſig für die Grünen aus, andrerſeits ſtand bis dahin die Hin⸗ termannſchaft der Gäſte gut durch. Als aber in der 15. Minute der Ausgleich erzielt war, mehr Verſtändnis in die Angriffsaktionen kam, vor allem aber der r. Flügel eingeſetzt wurde, war bald der Sieg und damit 2 wertvolle Punkte geſichert. Der Gegner wird ſich ſelbſt kritiſieren. Für uns wollen wir ſagen: das Verſtändnis allgemein in Spielauf⸗ bau und Abſchluß der Kampfhandluagen muß ver⸗ beſſert werden. Der Ball läuft zu planlos allein im Feld herum, zu oft von einem Grünen zum Gegner. Im Sturm wird oft getändelt, anſtatt ein Abſchuß zum Tor riskiert, wodurch nur Tore erzielt werden. Und dann: die ganze Mannſchaft braucht immer faſt eine Stunde, um in Fahrt zu kommen und zu gewinnen. Man muß von Beginn an Tore erzielen, anſtatt zu warten, bis der Geg⸗ ner mehr Goals hat und ſchließlich die Verteidig⸗ ung verſtärkt um Punkte zu retten. Der Kampf⸗ geiſt, den ſich die Mannſchaft alſo bis gegen Schluß reſerviert, muß in Zukunft gleich zu Spielanfang vorherrſchen. Wenn in dieſen Punkten bei den weiteren Spielen Verbeſſerungen eintreten, darf man hoffen, daß auch dieſe Verbandsſpiele gut überſtanden werden. Alles hängt aber vom Mann⸗ ſchaſtsgeiſt und der weiteren techniſchen Vervoll⸗ kommnung ab. Jeder Spieler hat das nötige Zeug dazu, er muß es nur anzuwenden wiſſen, um Siege zu erringen, denn die ſchwerſten Kämpfe kommen erſt noch. Rüſtet daher zum Kampf gegen ſtärkere Vereine durch eifriges Training. Bdr. Vereins- u. Trainingsabende der Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 e. v. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag Abend 6 Uhr: Training der 1. Mſchft. mit Erſatz. Mittwoch Abend 6 Uhr: Training der 2. u. 4. M. 1 Schüler. 9 9„„ Vorſchau für den 14. Auguft Liga ſpielfrei! Erſatzliga gegen Turnve 5 Freitag Abend 6 Uhr: Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder u. Generalverſammlungen u Singſtunden Turnverein 1893. Die Turnſtunde der Schüler beginnen heute Dienstag wieder regelmäßig von 5— 7 Uhr. Wir bitten die verehrlichen Eltern hiervon Kenntnis zu nehmen. Die Turnleitung. Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia.(Schützen⸗ abteilung). Morgen Mittwoch von 5— 7 Uhr Gelegenheit zum Uebungsſchleßen. Abends ds /, Uhr Verſammlung im Lokal Samstag von 5—7 Uhr letzte Gelegenheit zum Ueben vor dem Meiſterſchaftsſchießen am Sonntag in Viernheim. Der Vorſtand. Bekanntmachung. Betreffend: Dienſtſtunden des Standesamtes Vhm. Mit Genehmigung des Amtsgericht Lampert⸗ heim haben wir unſere Dienſtſtunden wie folgt feſt⸗ geſetzt: Werktags, vormittags von 9— 12 Uhr u. nachmittags von 4— 5 Uhr Feiertags, vormittags von 9— 10 Uhr Sonntags iſt das Standesamtsbüro geſchloſſen. Wir erſuchen um Beachtung dieſer Anordnung und em⸗ pfehlen ganz beſonders den Brautleuten, vor Be⸗ antragung des Aufgebots ſich auf unſerem Büro (Zimmer 18) über die evtl. notwendigen Heirats⸗ papiere Gewißheit zu verſchaffen. Betreffend: Unterhaltung des Faſelſtalles: hier; Verſteigerung des Faſeldunges. Der Dung im Faſelſtall wird am Mittwoch, den 10. Auguſt ds. Is. vormittags 11½ Uhr auf dem Rathaus in verſchiedenen Loſen öffentlich an die Meiſtbietenden verſteigert. Betreffend: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Mittwoch, den 10. ds. Mts. werden anſchließend an die Verſteigerung des Faſſeldunges 2 Schlothäcker Nr. 18 und 127, öffentlich verſtei⸗ gert. Viernheim, den 8. Auguſt 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. flaumen billig zu verkaufen. Martin, an der Apotheke. Danksagung. ö Für die wohltuenden Beweiſe herzlichſter Anteilnahme beim Hinſcheiden meines lieben Mannes, unſeres lieben Vaters, Bruders, Schwagers und Onkels nenn Heinrich Effler 2. ſpwie für die zahlreiche Beteiligung beim Gang zur letzten Ruhe⸗ ſtätte ſagen wir innigſten Dank. Beſonders danken wir der Hochw. Geiſtlichkeit und den ehrw. Barmh. Schweſtern für den troſtreichen Beiſtand, ferner dem kath. Männerverein, dem Männergeſangverein für den erhebenden Grab⸗ geſang und die Kranzniederlegung, für die vielen Kranz⸗ u. Blumen⸗ ſpenden und den Stiftern von Seelenmeſſen. Viernheim, den 9. Auguſt 1932. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Aufforderungl Diejenigen Schuldner, die zur Rückzahlung ihrer Schuld, Sparmarken gekauft haben, werden aufgefordert dieſelben zur Gutſchrift am Donners⸗ tag oder Freitag vormittag bei uns vorzulegen. Viernheimer Kreditverein E. G. m. b. H. lhre Kinder (aufen besser e Schohen zu haben bei Frau lak. Hook WIw. einer bereits beſtehenden Bedingung. Tolkschor Mrtgiied des Deutschen Arbeitersängerbhundes f g. OMtober: Herhstronzert 1 Kaute Strebſames Ehepaar(pol. neutral) zur Uebernahme Haaren. Jertehungsstee in Viernheim ſofort geſucht. heller und ſauberer Raum ſowie Sicherheit für Inkaſſo Zu beliefern iſt nur vorhandene Privatkundſch. Transportmittel uſw. werden geſtellt. Angebote unter M. H. 1449 an die Exped. ds. Blattes. Stahlmatratzen Schonerdecken geg. Kasse zu Fabrikpreisen Preislisten verlangen. Matratzen-Burk Ludwigshafen a- Rh. Hagenstraße 19 Kühler, luftiger, Prima Miſt zu verkaufen Wo, ſagt der Verlag. Heute Dienstag 9 Uhr Singſtunde des Frauenchors Unbedingt vollzählig Er⸗ 2 Ammer u. Hucne mit Zubehör per 1. Ki Sept. zu v 0 Ein Schlager! Arhelsanzüge d 8 6.00 i Tuncheranzüge(Köper) Georg Martin Apfel⸗ wein gibt in jedem Quantum ab ranniweinnsennerel Ludwig Lamberth. 2 Futter⸗ Krix gen aller Art, liefert ſchnell u. billigſt Viernh. 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Reichspräſi⸗ dent und Reichsregierung haben ſich daher 7 (Wiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) eee Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1% Mk. frei ins Haus gebracht.— Legat albj kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, 10 0 wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte ich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 185 neues in Kürze Der Beamtenwirtſchaftsverein in Verlin hat die Zahlungen eingeſtellt. * Der Ausweis der Reichsbank vom 6. Auguſt zeigt eine Notendeckung von 23,4 Prozent ge⸗ gen 22,5 Prozent Ende Juli. * Die Vereinigten Staaten, Mexiko, Cuba und Columbien haben Bolivien u. Paraguay auf⸗ gefordert, vom 10. Auguſt ab alle militäriſchen Operationen auf der Grundlage des Status vom 1. Juni einzuſtellen. Das geſamte chineſiſche Kabinett iſt zurück⸗ getreten. die Anki⸗Terror-Maßnahmen der Reichsregierung Berlin, 9. 8. Amtlich wird mitgeteilt: Bei der Bekanntgabe der Juniverordnung Ausſchreitungen hat der Gewalttätigkeiten neue politiſcher eintſchloſſen, zur Unterdrückung des pol'tiſchen Terrors von den ſchärfſten Mitteln Gebrauch zu machen. Politiſche Gewaltaten werden durch die Verordnung des Reichspräſidenten vom 9. Auguſt 1932 unter ſchwerſte Straf⸗ drohungen geſtellt, für die ernſteſten Fälle wird die Todesſtrafe angedroht. Das geltende Recht ſieht die Todesſtrafe vor für den Mörder, der mit Ueberlegung tötet Hund für ſchwere Sprengſtoffverbrecher. Künftig hat auch der ſein Leben ver⸗ wirkt, der ohne Ueberlegung in der Lei⸗ denſchaft des politiſchen Kampfes aus Zorn und Haß einen tätlichen Angriff auf ſeinen Gegner unternimmt oder einen Polizeibeamten»der einen An⸗ hörigen der Wehrmacht tötet. Auch der wird mit dem Tode beſtraft, der durch eine Brandſtiftung oder ein anderes ge⸗ meingefährliches Verbrechen den Tod eines Menſchen verurſacht. 5 Zuchthausſtrafe licht unter zehn Jahren trifft denjenigen, der eine ſchwere Körperverletzung durch Anwen⸗ dung einer Schußwaffe oder bei einem tät⸗ lichen Angriff auf einen Polizeibeamten ver⸗ gurſacht. Die gleiche Strafe trifft alle, die ſich gan Aufruhr oder Landfriedensbruch in er⸗ chwerter Weiſe beteiligen. Mit Zuchthaus wird künftig eine Reihe von Gewalttätigkeiten beſtraft, die bisher nur mit leichten Strafen bedroht waren. Alle aus poli— iſchen Beweggründen begangenen Körperver— letzungen, wenn ſie mit mehreren gemeinſchaft⸗ lich, mit einer Waffe oder einem gefährlichen Werkzeug verübt ſind, ſtehen künftig unter Zuchthausſtrafe, ferner alle Gewalttätigkeiten, die mit Schußwaffen begangen werden und eder tätliche Angriff auf einen Polizeibeam⸗ en, wenn er auch nur zu einer einfachen Kör⸗ perverletzung geführt hat. Zuchthaus iſt ferner angedroht für die leichteren Fälle des Auf⸗ ruhrs und des Landfrievensbruches und, im Hinblick auf Vorkommniſſe der letzten Zeit, für den aus politiſchen Beweggründen began— genen erſchwerten Hausfriedensbruch. Um die neuen ſchweren Strafdrohungen mit Nachdruck zur Geltung zu bringen, hat die Reichsregierung für diejenigen Bezirke, in denen dafür ein Bedürfnis hervorgetreten iſt, im Einvernehmen mit der zuſtändigen Landes— regierung Sondergerichte errichtet. Die Sondergerichte ſind Gerichte des Landes. Sie arbeiten nach einem beſchleunig⸗ en Verfahren. Ihre Urteile ſind leinem Rechta⸗ mittel unterworfen und deshalb ſofort mit hrer Verkündung rechtstrüftig un“ vollſtreck, 5 ö Mittwoch, den 10. Auguſt präſidenten neugeſchaffenen Tatbeſtänden ſind den Sondergerichten grundſätzlich auch alle leichteren Fälle der im politiſchen Kampf vor— kommenden ſtrafbaren Handlungen zugewieſen. Fälle von niedriger Bedeutung ſollen jedoch in der Regel den ordentlichen Verfahren zu— geleitet werden.— Au reizung der Maſſen Es war erwogen, weitere ſtrafverſchärfende Beſtimmungen gegen diejenigen zu treffen, die aus dem Hintergrund die Maſſen zu Gewalt— tätigkeiten aufreizen. Einſtweilen iſt jedoch von einer ſolchen Maßnahme mit Rückſicht darauf abgeſehen worden, daߧ 11 der Verordnung des Reichspräſidenten vom 14. Juni 1932 be— reits Gefängnis nicht unter dre! Monaten demjenigen androht, der öffentlich zu einer Ge— walttat gegen eine beſtimmte Perſon oder all— gemein zu Gewalttätigkeiten gegen Perſonen oder Sachen auffordert oder anreizt. Es wird nachdrücklich dafür geſorgt werden, daß dieſe Strafvorſchrift gegen jedermann, auch gegen die Preſſe, die zu einem Teil in letzter Zeit in un verantwortlicher Weiſe gehetzt hat, unnach— ſichtlich zur Anwendung gebracht wird. In der Bevölkerung ſind auch neuerdings von verſchiedener Seite Hoffnungen auf eine umfaſſende Amneſtie gehegt worden. Die Reichsregierung erklärt, daß eine Amneſtie politiſcher Straftaten im kraſſeſten Gegenſatz zu ihrer mit ihrer neuen Verordnung verfolgten Abſicht würde, poli— Verordnung verfolgten Abſicht ſtehen würde, politiſche Gewalttaten unnachſichtlich mit den dieſen Standvunkt iedem etwa auftauchenden 856 75 5 3* 425 10 Zeitung ernheimer Anzeiger (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Juſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 1932. Wunſch nach einer entgegenſetzen. Politijcher Burgfrieden verlängert Verordnung des Reichspräſidenken zur Licherung des inneren Friedens vom 9. Auguſt 1932 Berlin, 9. 8. Aufgrund des Artiels 48, Abf. 2 der Reichsverfaſſung wird folgendes ver— ordnet: Die Vorſchriften der Verordnung des Reichs— präſidenten zur Sicherung des inneren Frie— dens vom 29. Juli 1932(Reichsgeſetzblatt Teil I, S. 389) gelten auch für die Zeit vom 12. Auguſt 1932 bis zum Ablauf des 31. Auguſt 1932. Neudeck, den 9. Auguſt 1932. Der Reichspräſident gez. v. Hindenburg Der Reichsanzler gez. von Papen Der Reichsminiſter d. Innern gez. Freiherr von Gayl. * Da der gegenwärtige politiſche Burgfrieden am 10. Auguſt abläuft und der laut vorſtehen— der Verordnung feſtgeſetzte Burgfrieden erſt am 12. Auguſt beginnt, fällt alſo der Verfaſ— ſungstag(11. Auguſt) nicht unter die Burg⸗ frieden boſtimmungen. Amneſtie mit Nachdruck Beginn der Verhandlungen um die Negierungsbildung dr. Meißner und General von Schleicher wieder in Berlin— Schleichers Aarnkerredung mit hitler—„hitler oder nicht“ Baldige Wiedervertagung der Verhandlungen? Berlin, 9. 8. Da Reichspräſident v. Hinden⸗ burg am morgigen Mittwoch wieder in Berlin eintrifft, iſt Staatsſekretär Meißner bereits heute aus ſeinem Urlaub zurückgekehrt. Eben— ſo iſt Reichswehrminiſter von Schleicher ſeit heute nachmittag wieder im Amt. Von unter⸗ richteter Seite wird uns beſtätigt, daß er in den letzen Tagen eine Unterredung mit Adolf Hitler gehabt hat, und zwar hat ſie im Auf⸗ trage des Reichskanzlers mit dem Zweck ſtatt⸗ gefunden, N feſtzuſtellen, was der Führer der Natio⸗ nalſozialiſten in der Regierungsfrage überhaupt will. Es liegt auf der Hand, daß der Reichskanzler darüber orientiert ſein muß, wenn er dem Reichspräſidenten morgen über die innerpoliti⸗ ſche Lage Vortrag hält. In der Tat dürfte nun die Antwort, die Adolf Hitler gegeben hat, der Stellungnahme entſprechen, die in der nationalſozialiſtiſch. Preſſe mit der Formel „Hitler oder nicht!“ zum Ausdruck kommt. Der„Angriff“ hat dieſe Theſe bereits in der Montagausgabe aufge⸗ ſtellt, und er hat ſich heute einem Berliner Vor⸗ mittagsblatt gegenüber energiſch dagegen ver⸗ wahrt, daß er nur das Sprachrohr einer an⸗ geblichen oppoſitionellen Strömung innerhalb der NSDAP. ſei. Gerade in ſo entſcheidenden Fragen wie der Regierungsbildung ſchreibt der„Angriff“, würde kein nationalſozialiſti⸗ ſches Organ die Diſziplinloſigkeit begeben, in der Oeffentlichkeit eine andere Meinung zu äußern, als die des Führers. In der gegen⸗ würtigen Lage gäbe es in der nationalſoziali⸗ ſtiſchen Bewegung über den einzuſchlagenden Kurs überhaupt nur eine Meinung, und das ſei die Adolf Hitlers. Dieſe Aeußerung wird noch ſchärfer Nagel eilert durch einen Artikel der Nationaloziali'“! ſtiſchen Korreſpondenz, in dem klipp und klar geſagt wird, daß das Ergebnis der Reichstagswahl ſeinen Niederſchlag nicht in einer Beteiligung der NSDalp. an der Regierung finden könnte, ſondern nur darin, daß der Füh— rer der nationalſozialiſt. Bewegung vom Reichspräſidenten zur Führung eines Kabinetts der Perſönlichkeiten berufen werde, das der Stärke und Bedeutung der nationalſozialiſtiſchen Bewegung Rechnung trägt. Die Auffaſſung des Reichspräſidenten,“ den Charakter des Reichskabinetts als eine über— parteiliche Regierung aufrecht zu erhalten, lie⸗ ge durchaus in der Linie der Auffaſſung der NSDAP. Aber jeder andere Verſuch einer Re⸗ gierungsbildung, als er von der nationalſo— zialiſtiſchen Korreſpondenz gefordert wird, werde unperſönlichen Kampf finden. In Berliner politiſchen Kreiſen iſt man der Auffaſſung, daß man zunüchſt abwarten muß, wieweit dieſer Standpunkt zur Regierungsbil⸗ dung in den Verhandlungen zwiſchen von Pa⸗ pen und der nationalſozialiſtiſchen Führung zum Ausdruck kommen wird, die die zweite Hälfte dieſer Woche ausfüllen dürfte. Früher iſt mit einer Erklärung kaum zu rechnen. Nach Auffaſſung gut unterrichteter Kreiſe beſteht ſo— gar die Möglichkeit, daß die Verhandlungen zunächſt wieder vertagt werden, bis ſich die innerpolitiſchen Situationen aufgrund der heute beſchloſſenen Maßnahmen des Reichska⸗ binetts wieder mehr beruhigt hat. Dazu wer⸗ den ſicher auch, wie man erwartet, neuerliche Weiſungen der nationalſozialiſtiſchen Führung beitragen. Unter dieſen Umſtänden iſt wohl ſo⸗ gar damit zu rechnen, daß die entſcheidende Phaſe der Regierungsver⸗ handlungen erſt in der nüchſten Woche war Fee eee 49. Jahrgang Kanzler und Saargebiet Reichskanzler von Papen über die Nöte des Saarlandes.— Ein Rundfunk⸗Interview. enb. Frankfurt a. M., 9. Aug. Da- heutige Abendprogramm des Südweſtfunks brachte ein Hörbild, in dem die Grenzlandnöte des Saarlan— des veranſchaulicht wurden. Vor Beginn der Ueber— tragung wurde eine Unterredung des Reichskanz— lers mit dem Sprecher des Südweſtfunks geſandt. Reichskanzler von Papen betonte, daß er die Saar ſeit etwa 30 Jahren kenne. Er erklärte ur a.: „Aus dem Saargebiet zurückgekehrt, habe ich das Gefühl, noch ſehr viel ſtärker als ſonſt mit heimgebracht, daß eine Löſung der Saarfrage, und zwar eine baldige Löſung der Saarfrage, ein unbedingtes Erfordernis iſt, ein Erfordernis ſo— wohl für die Saar ſelbſt und das deutſche Vater— land, aber auch für die endgültige Beſſerung der Beziehungen zwiſchen den beiden großen Ländern Deutſchland und Frankreich. Es ſcheint mir un— möglich, etwa eine Zwiſchenlöſung ins Auge zu faſſen, wie ſie manchmal von einigen Stellen vor— geſchlagen worden iſt, etwa in der Art, dem Saargebiet eine Autonomie zu geben. Das Saar— gebiet nach ſeiner ganzen wirtſchaftlichen Struk— tur kann niemals als autonomes Land lebens— fähig ſein. Lebensfähig kann es nur im größeren Rahmen ſeiner alten deutſchen Heimat ſein. Der Wortlaut der neuen Notverordnung enb Berlin, 9g. Aug. Die am Mittwoch in Kraft tretende Notverordnung des Reichsprä— ſidenten trägt den Titel: „Verordnung des Neichspräſidenten gegen politiſchen Terror vom 9. 8. 1932“ und hat folgenden Wortlaut: „Aufgrund des Artikels 48, Abſ. 2 der Reichsverfaſſung wird Folgendes verordnet: 8 1. Mit der Todesſtrafe, die das geltende Recht bereits für den Mord und für das ſchwere Sprengſtoffverbrechen nach 8 5 Abſ. 3 des Sprengſtoffgeſetzes androht, wird beſtraft: 1. wer einen Totſchlag(S8 112 bis 215 des STB) begeht: als Angreifer aus politiſchen Beweggründen oder an einem Polizeibeamten, einer zu deſſen Anterſtützung zugezogenen Perſon oder einem Angehörigen der Wehr— macht, die ſich in der rechtsmäßigen Ausübung ihres Amtes oder Dienſtes befinden; 2. wer ein Verbrechen der Brandſtiftung, der Zerſtörung durch Sprengſtoffe oder der Gefährdung eines Eiſenbahntransportes be⸗ geht, ſofern es nach den§8 307, 311, 315 Abf. 2 des StGB. mit lebenslänglichem Zuchthaus bedroht iſt. 8 2 Mit Zuchthaus nicht unter 10 Jahren wird beſtraft: 1. wer mit einer Schußwaffe eine Gewalt⸗ tätigkeit gegen einen anderen begeht, wenn durch die Tat eine ſchwere Körperverletzung (S 224 des StGB.) oder der Tod des anderen oder eines Dritten verurſacht worden iſt; 2. wer einen Polizeibeamten, eine zu deſſen Unterſtützung zugezogene Perſon oder einen Angehörigen der Wehrmacht, die ſich in der rechtsmäßigen Ausübung ihres Amtes oder Dienſtes befinden, tätlich angreift, wenn durch die Tat eine Körperverletzung des Angegriffe— des St. G. B.) oder der Tod des Angegriffenen oder eines Dritten verurſacht worden iſt; 3. wer bei einem Aufruhr Rädelsführer iſt oder Widerſtand oder Beamtennbtigung begeht(§ 115 St. G. B.); 4. wer bei einem Landfriedensbruch(8 125 St. G. B.) Rädelsführer iſt oder Gewalt— tätigkeiten gegen Perſonen begeht. § 4. Mit Zuchthaus bis zu 10 Jahren wird, ſoweit nicht die Tat nach anderen Vorſchrif⸗ ten mit ſchwerer Strafe bedroht iſt, beſtraft: 1. wer aus politiſchen Beweggründen eine gefährliche Körperverletzung(8 223a des St. 224 St. G. B G. B.) oder eine ſchwere Körperverletzung(8 begeht, Ten! 8 — 2. wer mit einer Schußwaffe eine Gewalt⸗ tätigkeit gegen einen anderen begeht; 3. wer einen Polizeibeamten, zu deſſen Un⸗ terſtützung zugezogene Perſonen, oder einen Angehörigen der Wehrmacht, die ſich in der rechtsmäßigen Ausübung ihres Amtes oder Dienſtes befinden, tätlich angreift, wenn durch die Tat eine Körperverletzung des Anregriffe⸗ nen oder eines Dritten verurſacht worden iſt; 4. wer, abgeſehen von den Fällen des§ 2, 3 und 4 Aufruhr oder Landfriedensbruch be⸗ geht, 5. wer aus politiſchen Gründen einen Hausfriedensbruch mit einer Waffe oder ge⸗ meinſchaftlich mit anderen oder als Teilneh⸗ mer einer öffentlichen Zuſammenrottung(8 123 Abſ. 2,§ 124 des St. G. B.) begeht; zur Strafverfolgung bedarf es keines Antrages. § 4. In den Fällen der Ss 1 bis 3 dürfen mil⸗ dernde Umſtände nicht zugebilligt werden. 8 5. Für die Verbrechen der§S 2 bis 3 ſind, ſoweit nicht die Zuſtändigkeit eines Sonder— gerichtes begründet iſt, die Großen Strafkam— mern zuſtändig. § 6. Dieſe Verordnung tritt mit dem auf ihre Verkündung folgenden Tage in Kraft. Neudeck, den 9 Auguſt 1932. Der Reichspräſident: gez.: v. Hindenburg. Der Reichskanzler: gez.: v. Papen. Der Reichsminiſter der Juſtiz: ez.: Gürtner Der Reichsminiſter des Innern: gez. Freiherr v. Gayl. neichspräſident on Hindenburg an den 21. Deutſchen Feuerwehrtag. Karlsruhe, 8. 8. Auf das Begrüßungstelegramm anläßlich des 21. Deutſchen Feuerwehrtages 1 Reichspräſident v. Hindenburg folgende telegraphi⸗ ſche Antwort geſandt: „Beſten Dank für das Begrüßungstelegramm. Nehme Gelöbnis der treuen und opſerwillig en Hilfsbereitſchaft gern entgegen. Allen Angehöri⸗ gen des Feuerwehrtages ſende ich in aufrichtiger Anerbennung der hervorragenden Leiſtungen der braven deutſchen Feuerwehrmänner herzliche Grüße.“ 9nd. und Kp. fordern 5 5 Landlagseinberufung Berlin, 8. 8. Die Tatſache, daß der Präſident des Preußiſchen Landtags, Kerrl, infolge der Aus parlamentariſchen Kreiſen wird uns ge— ſchrieben: Das bisherige Studium unverbindlicher Fühlungnahme und Sondierungen wird nach der Rückkehr des Reichskanzlers nunmehr abge— löſt durch das ernſte Stadium bedeutungsvoller politiſcher Entſcheidungen. Vorausſichtlich wird das Reichskabinett Mitte dieſer Woche ſchon eine erſte Sitzung abhalten, um die Ergebniſſe der inoffiziellen Beſprechungen dahingehend zu prüfen, ob eine brauchbare Grundlage für die offiziellen Verhandlungen mit den Parteifüh— rern geſchaffen wurde. In dieſer Sphäre iſt es notwendig, ſich von Die Sondergerichte enb Berlin, 9. Aug. Zu der Frage der in dem heute veröffentlichten Kommunique über die Bekämpfung des politiſchen Terrors er— wähnten Sondergerichte erfahren wir noch, daß ihre Einrichtung zunächſt nur in Preußen ins Auge gefaßt iſt, und zwar für folgende Provinzen: Berlin-Brandenburg, Oſtpreu— allen Gerüchten Kombinationen und Phanta⸗— ſien freizuhalten, die zum Teil abſichtlich und gefliſſentlich verbreitet worden ſind, um durch Manöverieren eigene Entſchlüſſe der Parteien hinausſchieben und eine Beeinfluſſung der Oef— fentlichkeit verſuchen zu können. Die Situation iſt nach wie vor ernſt. Differenzen und Schwie— rigkeiten beſtehen weiter in größtem Umfange. Gerade deshalb muß die Lage ſo nüchtern wie möglich betrachtet werden, denn es handelt ſich ßen, Schleswig-Holſtein, Schleſien und Rhein— land⸗Weſtfalen(Ruhrgebiet). Der„Treue huſar“ als Nachtwächler Herbede, 9. 8. Der Wirt Rauendahl in Her— bede erhielt des Nachts Spitzbubenbeſuch. Als ſich der Spitzbube mühſam vorgearbeitet hatte und am Ziel zu ſein glaubte, ſetzte plötzlich das elektriſche Klavier mit dem Liede„Es war ein— mal ein treuer Huſar“ ein. Die Akkorde weckten den Wirt und erſchreckten den Spitzbuben ſe heftig, daß er ausriß und dadurch den blauen Bohnen entging, die ihm nachgeſchickt wurden Jnkraftlreten des Nichkangriffspakles zwiſchen der Jowjelunſon und Iinnland Moskau. 9. 8.(Telegrafenagentur der Sowjet— union). Der ſtellvertretende Volkskommiſſar des Aeußeren Kreſtinſki und der Bevollmäch— tigte Vertreter Finnlands Hakarainen tauſchten die Ratifikationsurkunden des Nichtangriffs—⸗ paktes und des Schiedsgerichtsabkommens zwiſchen der Sowjetunion und Fiänland aus, die heute in Kraft traten. jetzt bei den bevorſtehenden Entſcheidungen nicht um das Schickſal der gegenwärtigen oder einer anderen möglichen Reichsregierung, nicht allein um die Teilnahme oder Machtbeteiligung der oder jener Partei, ſondern die Schickſals— frage lautet: wie iſt die Reichsregierung zu geſtalten, damit ſie für alle Volkskreiſe die reſt⸗ loſe Garantie bietet, daß der Rechts⸗ und Ordnungsſtaat erhalten bleibt, daß die Grundrechte des Volkes nach der Verfaſ⸗ ſung gewahrt bleiben? Die Frage lautet noch weiter: wie iſt eine Sammlung aller aufbauwilligen Kräfte hinter einer dem Volkswillen entſprechenden ſtarken Reichsregierung möglich, damit endlich wieder nach den Erſchütterungen wiederholter Wahl- kämpfe das Aufbau⸗ und Sanierungswerk weitergeführt und die ganze Energie und Tat⸗ kraft der Regierung eingeſetzt werden kann, um auch nach außen die Befreiungsaktion zum Endziel führen zu können? Das Volk ſelbſt hat ſich zum größten Teil einen ſachlichen und ungetrübten Blick das Notwendige und national Entſcheidende be— wahrt. Das Volk fordert die nationale Ueber- legung, die nationale Entſcheidung, das Weg— räumen von Parteigrenzpfählen, b galſticch Parteiveranſtaltungen ige Termin in Ausſicht genommenen Ple demokratiſche und die kommuniſtiſche Fraktion veranlaßt, brieflich den Landtagspräſidenten zu er⸗ das Plenum einzuberufen. man Plenarſitzungen des Landtags in dieſen Ta⸗ gen deshalb mit einer gewiſſen Unruhe entgegen⸗ ſehen müſſe, weil die ſchweren politiſchen Zuſam⸗ menſtöße in den verſchiedenen Landesteilen die Befürchtung begründen könnten, daß auch ſolcht Plenarſitzungen des Landtags nicht ohne ernſtl Störungen ablauſen würden. der preuß. Staakshaushalt für 1932 noch von der geſchüftsführenden preußiſchen Regierung durch Notverordnung in Kraft geſetzt Wer wird regieren? Vor hochpolitiſchen Enkſcheidungen die Konzentrierung der nationalen Kraft innerhalb der Regierung wie innerhalb der Parteien auf das geſamte Volks⸗ wohl und auf das Schickſel des Vater⸗ landes. Denn nicht die Parteien können ja die aus⸗ ſchlaggebenden Faktoren ſein, ſondern ſie ſind nur Willensträger, Willenskünder des Volles. In dieſem Augenblick politiſche Prophezei⸗ ungen auszuſprechen, wäre nicht nur verfehlt, ſondern noch mehr widerſinnig. Ohne Zweifel werden neue Kämpfe entbrennen zwiſchen den Parteien, wie in den Parteien ſelbſt, ſofern Jſie ſich nicht eine Zielſetzung nehmen, die der von uns aufgezeigten entſpricht. Es werden auch Meinungsverſchiedenheiten innerhalb der gegenwärtigen Reichsregierung fortbeſtehen. Aber Schwierigkeiten ſind da, um überwunden zu werden, ſie dürfen vor allem nicht die nationale Einſtellung den Geſchehniſſen und Notwendigkeiten gegenüber zurückdrän zen. Beſonders darf niemals das Perſönliche in den Vordergrund treten. Alles hat ſich jetzt dem Nationalen, da⸗ mit dem Allgemeinen unterzuordnen. Wer wird regieren? Die Löſung dieſer Frage ſollen uns die nächſten Wochen bringen, müſſen ſie uns bringen! Wir haben ſchon viel zu viel koſtbare Zeit verloren, ſind außenpoli⸗ tiſch denkbar ſchwer ins Hintertreffen geraten, ſehen rings um uns wieder eine Konzentra⸗ tion der früheren Feindbundmächte, ganz be— ſtimmt nicht zum Vorteil Deutſchlands. Das Volk will die Beſten und Fähigſten in die Regierung, Männer, die ſich als Diener des Volksganzen und der Nation fühlen, nicht als Vertreter einſeitiger Intereſſen oder Stände und Berufe. Was an Reformwünſchen und formenändernden Plänen beſteht, das muß jetzt zurückgeſtellt werden, ſolange das deut⸗ ſche Gebäude noch brennt, alle Kräfte zur Lö⸗ ſchung notwendig ſind, ſolange jeder Stand auf Rettung und Geſundung hofft, ſolange wir noch nicht frei nach außen ſind. Haben wir den inneren Aufbau vollendet, die wirtſchaft⸗ liche Geſundung erreicht, ſind erſt Kalkulationen auf Fernſicht wieder möglich, dann können Fragen über eine Faſſadenänderung, über Farbenanſtriche wieder angeſchnitten werden, dann können auch die Parteien wieder pro⸗ grammatiſche Kämpfe anfechten. Zur Stunde gilt aber nur eines: Volk und Vaterland! ſitzungen des Landtags abſetzte, hat die ſozial⸗ ſuchen, auf jeden Fall noch in der nüchſten Woche In parlamentariſchen Kreiſen wird erklärt, daß 1 if Haushalt für Kraft geſetzt. Die ent pr chung in der preußiſchen Geſetzesſammlung da, tiert vom 14. Juli(ausgegeben am 19. Juli). Die Verordnung über den Haushalt ſtützt ſig auf die Verordnung des Reichspräſidenten zur Sicherung der Haushalte von Ländern und Ge meinden vom 24. Auguſt 1931. Dem Landtag iſt die Notverordnung übe den Haushalt bisher noch nicht zugegangen, Der Landtag hat jedoch auf Grund der Verord— nung noch Gelegenheit, den Haushalt zu eröꝛ tern. Der Staatsgerichtshof hat ſich aber bisher auf den Standpunkt geſtellt, daß die Länder parlamente nicht befugt ſeien, Notverordmn— gen der Landesregierung aufzuheben, die au Ermächtigung des Reichspräſidenten zurüc— gehen. Telegramm des oſtpreußiſchen Reichsbanners an die Reichsregierung Königsberg, 8. 8. Der Gauvorſtand Oſtpreu⸗ ßen des Reichsbanners Schwarzrotgold hat an die Reichsregierung ein Telegramm gerichtet, in dem unter Hinweis auf die Erſchießung dez Kreisführers des Reichsbanners vom Kreiſe Lötzen, Kotzan, erklärt wird, der Bürgerkrieg tobe in Oſtpreußen weiter. Dr. Bracht habe im— mer noch nicht das Erforderliche veranlaßt. Die republikaniſche Bevölkerung Oſtpreußens ver— lange daher ſeine Abberufung und die Wieder— einſetzung von Braun und Severing. Eiferſuchtsdrama in Budapeſt Polizeihauptmann a. D. ſchießt auf ſeine Frau und tötet ſich dann ſelbſt. Budapeſt, 6. 8. Im Vorort Peſt⸗Szent⸗Imre ereignete ſich ein erſchütterndes Familiendrama, Der 44jährige penſionierte Polizeihauptmann Kaſimir Sterſky, der wegen eines ſchweren Nervenleidens ſeit vielen Jahren bettlägerig war, verletzte durch einen Schuß, den er aus dem Bett abfeuerte, ſeine 38jährige Fran lebensgefährlich u. tötete ſich dann ſelbſt durch einen Schuß in die Schläfe. Der Zuſtand Sterſkys, der ſeit ſeiner Er— krankung ſeiner Frau ſtändig Eiferſuchtsſzenen machte, verſchlimmerte ſich in den letzten Ta— gen, was zu einer ſchweren ſeeliſchen Depreſ— ſion des Kranken führte. In dieſem Zuſtand geriet er in einem Wortwechſel mit ſeinet Frau und gab ſchließlich einen Schuß auf ſie ab, worauf er Selbſtmord beging. Der Zu— ſtand der verletzten Frau iſt lebensgefährlich, jedoch nicht hoffnungslos. 56 Millionen Kilogramm Kaffee 5 verbrannt Amtlicher Bericht über die Kaffeepreisſtützungs⸗ aktion in Braſilien. Rio de Janeiro, 9. 8. Dieſer Tage erlebte man wieder das groteske Schauſpiel, daß un— geheure Mengen Kaffee verbrannt wurden, um die Kaffeepreiſe zu halten. Insgeſamt wurden geſtern hier 2000 Säcke mit je 150 Kilogramm Inhalt, ſomit 300 000 Kilogramm Kaffee ver⸗ nichtet. Wie die Regierung amtlich mitteilt, wurden in der Woche vom 3. bis 10. v. M. in Rio de Janeiro 33 000 Säcke, in Santos 49 000, in Sao Paulo 270 000, in Vittoria 12 000 und in Paranaua 13000 Säcke Kaffee. zuſammen * Der Sieg des Gewissens Originalroman von 5. Fricke. 66. Fortſetzung. „Gewiß, Gnädigſte, doch konnte ſich das bei dem Liebreiz ſeiner Gemahlin geändert ha— ben!“ Marthe wurde blüte Kopf. „Was für einen Schewungsgründ wünſchen Gnädigſte anzugeben?“ „Ich bitte, Herrn Juſtizrat, das gütigſt zu arrangieren. Mir wurde doch damals geſagt, daß bei beiderſeitigem Einverſtändnis die Sa⸗ che einfach zu regeln ſei.“ „Ich werde mich mit Ihrem Herrn Gemahl in Verbindung ſetzen“. „Meinen beſten Dank!— Ich reiſe für einige Zeit aus geſundheitlichen Gründen nach dem Süden. Meine jeweilige Adreſſe geht Ihnen zu!“ Marthe neigte den Kopf. Der verbeugte ſich. Auch dieſes war getan, überſtanden!—— Zu Hauſe waren Diener und Mädchen un⸗ ter der zuverläſſigen Aufſicht von Sofie beſbäf⸗ tigt, die Wohnung zu verwahren, Silber und Koſtbarkeiten in den Schutz der Bank zu geben, und was der Notwendigkeiten mehr ſind. Mar⸗ the wußte auch gar nicht, ob ſie je nach hier zurückkehren würde. Ja wohin?— Die Worte der Parthenia fielen ihr ein: „Frag mich nicht, 2 ich geh Sie ſchüttelte den war Juſtizrat! Sind Weg!“ Schweſter Sofie, das vierzigjährige Mädchen das nur die Not des Lebens kannte, begriff noch gar nicht ihr großes Glück, daß ſie von dieſer liebenswürdigen Dame ſo ohne weiteres mit nach Italien genommen werden ſollte. Wochen-, vielleicht monatelang, ohne Sorgen, ohne Entbehrungen, ohne anſtrengende Nacht⸗ wachen und Pflegen— nichts zu tun brauchen, als ſich dieſer rührenden blaſſen jungen Dame widmen, die ſie ohnehin ſchon in ihr Herz ge⸗ ſchloſſen hatte!— So blühte Sonne und Freude, wohin Mar⸗ the ihren Fuß ſetzte— nur ſie ſelbſt ging leer aus. „Ich möchte mich gern freuen, und kann es doch nicht vor dieſen traurigen, jungen Au⸗ gen!“ dachte Schweſter Sofie.„Wenn wir in Italien, dem Lande der Sonne ſind, dann wird es beſſer mit ihr werden!“ tröſtete ſie ſich, 40. Kapitel. „Ich begreife Sie nicht, Baroneß! Sie ſind ein Menſch, der zwei Seelen hat!“ ſagte Joa⸗ chim von Pleſſen in einer gewiſſen Verzweif⸗ lung. Er war längſt über beide Ohren ver⸗ liebt in Hertha von Loja und hatte die feſte Abſicht, ſie zu ſeiner Gemahlin zu machen. Doch kam er mit ihr keinen Schritt weiter und wurde nicht klug aus ihr. In Hertha von Lojas Algen lohte ein ſelt⸗ ſames Feuer. Sie war mit ſich ſelbſt unzu⸗ frieden. Warum war ſie ſo feige?— Wa⸗ rum We 8 dem Günther, dem gute biſt, ein Wüſte— und dorthin geht mein nicht mehr die, die ich damals war! I mich nicht mehr zurecht als Gutsfrau, die das Melken beaufſichtigen und Hühner füttern soll. Wenn du auch noch ſolch ein lieber, hübſcher Kerl biſt!— Aber nein, anſtändige Menſchen halten ihr Wort, und ſie würde ſich nicht von der kleinen Marthe Sauerbier beſchämen laſ⸗ ſen!— Sie hatte die Todesanzeige bekommen und ein paar Zeilen von Marthe, ſobald alles in Ordnung ſei, bekäme ſie Nachricht!— Das war geſtern. Dieſe Marthe war doch ein ganz goldiges Mädel. Aergerlich ſchlug ſie mit ihrem Stöckchen auf die dicke Opuntie am Wege, daß einer der tellerartigen Glieder herunterhing. „Warum ſo zornig, Baroneß?“ „Verzeihung, ich war nur zornig auf mich ſelbſt!“ „Das dürfen Sie nicht. Sie ſind gar nicht ein bißchen glücklich, wo wir doch alle Tage der Sonne entgegengehen, wie Sie ſo ſchön ſagten? — Sind Sie gar nicht ein bißchen ſtolz?— Sie haben eine Prinzeſſin aus dem Felde ge⸗ ſchlagen!— Parti ſans adreſſe!— Weil ſie gegen Baroneß Loja nicht aufkommen konnte!“ „Meinetwegen hätte ſie nicht abzureiſen brauchen!“ ſagte Hertha von Loja unartig. „Geſtern abend, als wir den Weg durch die Palmen gingen, waren Sie ſo weich und gut, und heut ſind ſie ſo trotzig, Baroneß!“ Der Fürſt zog die Stirn kraus. 1 ſtrahlte ihn Baroneß Loja mit ihren ſchönen Augen an, daß der blaue Himmel von Italien es ihr nicht gleichtun konnte ch finde Ich möchte ſelbſt mit mir verheirale ſein!“ „Aber ich!“ rief der Fürſt und preßte ihte Hand an ſeinen Mund.„Mädchen, du machſ 2550 nicht mich noch zum Narren!“ „Still— artig! „Sprich, Mädchen! Da kommen Leute!“ Ich bin nicht der Mann, der ſich von einem Mädel hausnarren läßt. Sag' mir, liebſt du mich, oder ſpielſt du nur mit mir?“ Hertha ſah ihn mit ihren ſchönen Auge voll ins Geſicht, ſo daß ihm ganz heiß wurde. „Daß ich Sie lieb habe, g längſt, Durchlaucht! Aber ich bin nicht frei, und ein anſtändiges Mädel hält einem braven Kerl ihr treue, auch wenn ſie ſich nachher keine Fürſten krone in die Taſchentücher ſticken laſſen kann!“ „Das iſt tapfer, Hertha, und das macht ein ehrlich bekümmertes Geſicht. Es kamen Be⸗ kannte und grüßten, ſprachen von dem ſchönen Klima und der entzückenden Gegend, erzähl ten vom Korſo und vom Reiterfeſt und hatten damit zum großen Aerger des Fürſten jede⸗ weitere Wort abgeſchnitten. Hertha ſchritt ſinnend an ſeiner Seite. „Dieſe elenden Schwätzer! ſchönſten Minuten totzuſchlagen!“ Fürſt. „Sie ſind oft das Schicksal“, ſagte Hertha, „Ja, wenn ſie ſich mit ihrem ſeichten Ge ſchwätz zwiſchen Lippe und Kelchesrand drä! zürnte der — Aber da kommt Mama mit der Grü friſchel g ußiſche ſeröffentll das wiſſen ef Wort und wird ihm eine brave Einem ſo die Ache i dalpßelach e Las Palmas, 9. 8. Das deutſche Segelboot „Hummel⸗Hummel“ lief nahe dem Strand auf. Die drei Inſaſſen, die ſich auf einer Sport⸗ fahrt befanden, ſind gerettet. An die Unfall⸗ ſtelle begaben ſich einige Bergungsfahrzeuge, um das Segelboot wieder flott zu machen. Ungewöhnliche Hitze im Moskauer Gouvernement. Moskau, 9. 8. Im Moskauer Gouvernement herrſcht zur Zeit ein außerordentlich trockenes und heißes Wetter. Die Tagestemperatur, die in dieſer Jahreszeit durchſchnittlich 19 Grad beträgt, iſt bis auf 35 Grad geſtiegen. Durch die Trockenheit wurden vielfach Brände her⸗ vorgerufen, ſo im Dorfe Tuſchino, wo Bau⸗ baracken in Flammen aufgingen. Auch eine Kugellagerfabrik wurde von einem Feuern heimgeſucht, das jedoch durch die Feuerwehr raſch gelöſcht wurde, ſo daß kein großer Scha⸗ den entſtand. Aus Baden Mannheim.(Lebensmüde.) Vermutlich in einem Anfall geiſtiger Störung hat ſich ein verwitweter 21 Jahre alter früherer Packer aus der Innenſtadt, in den Induſtriehafen geſtürzt und iſt ertrunken. Die Leiche konnte bald geborgen und auf den Friedhof über⸗ führt werden. Heidelberg.(Einbruch beim Jugendgericht.) Nachts brachen Unbekannte in die Räume des Jugendgerichts ein, die an die Kaſerne der Schutzpolizei angrenzen. Es blieb eine Uhr liegen, auch fehlen keine Akten. Dagegen war in die Wand gebohrt worden, hinter der die Waffenkammer der Polizei vermutet wurde. Die Täter hatten die Fenſter verhängt. In ihrer Arbeit müſſen ſie geſtört worden ſein; denn ſie ließen im Schloß der Haustüre den benützten falſchen Schlüſſel ſtecken. Schwetzingen.( Motorradunfall.) Ein junger Mann aus Kirchheim rutſchte mit ſeinem Mo⸗ torrad aus, fuhr gegen ein Haus und wurde erheblich verletzt. Der Verunglückte wurde ins Krankenhaus nach Heidelberg gebracht. Wiesloch.(Selbſtmord.) Die in den 30er Jahren ſtehende Tochter der Familie Moſes Flegenheimer, die mit einem Kaufmann Schön— berger verheiratet iſt und in Rülzheim in der Pfalz lebt, zurzeit aber wegen ihrer ſich be— merkbar machenden Schwermut ſeit einiger Zeit zur Erholung bei ihren Eltern in Wies loch weilt, hat ſich am Samstag vormittag in einem unbewachten Augenblick erhängt. Karlsruhe.(Verfaſſungstag und Demon ſtrationsverbot.) Von der Preſſeſtelle bein Staatsminiſterium wird mitgeteilt: Bishe⸗ war es üblich, daß auch in Zeiten eines De monſtrationsverbots für Verfaſſungsfeiern an Verfaſſungstag Ausnahmen zugelaſſen wur den. Auf Anfrage hat der Reichsinnenminiſte erklärt, daß Ausnahmen vom Demonſtrations verbot auch für den Verfaſſungstag nicht i Frage kommen. Es müſſen daher öffentliche Aufzüge, Fackelzüge uſw. am Verfaſſungstag unterbleiben. Itiſch auf zu froher Wanderfahrt Die Kunſt des rechten Genußes der Ferien und Freizeiten iſt nicht ſo leicht. Es iſt nicht damit getan, daß man ſich von all den Bin⸗ dungen des Arbeits⸗Alltages freimacht und ſich dem ſüßen Nichtstun hingibt. In der Freizeit gehören Jung und Alt der Mutter Natur, die mit ihrem Grünen und Blühen in uns einen neuen Menſchen zu ſchaffen vermag. Wahrhaft frei fühlen wir uns, wenn wir mit Sonne im Herzen und leichtem Gepäck Wälder und Flu⸗ ren durchſtreifen und nur das eine Ziel vor Augen haben, die echten natürlichen Schönhei⸗ ten der Welt zu genießen. So ſchreiten wir Seit' an Seite durch den ſonnigen Tag, liegen am Bachesrand oder am Wieſenquell, lauſchen dem Geſang der Vögel und ſingen ſelbſt aus voller Kehle. So ſuchen wir Waldeinſamkeit und raſten zur Veſper und kurzer Entſpan⸗ nung der Muskeln auf mooſigem Stein, be⸗ ſichtigen eigenartige Landſchaftsbilder und be⸗ ſondere Naturſchönheiten, klettern an Abhän⸗ gen, beſteigen Ausſichtstürme und ſchauen von ſonſtwie lockenden Altanen in die Lande. Hier lockt uns eine ſchlichte Gaſtſtätte zu erfriſchen⸗ dem Trunk und Imbiß, dort laſſen Brombee⸗ ren, Ginſter oder Erika ihre Einladung zu kurzem Verweilen an uns ergehen. Hier wie⸗ der beobachten wir graſendes Wild oder einen ſchaumſpritzenden Waſſerfall, dort winkt in Einſamkeit ein waſſerklarer See und ladet zum Bade. Freilich, nicht jeder Tag iſt eitel Luſt bei hellem Sonnenſchein. Oft will uns ſtrömender Regen den Ausmarſch verleiden, oft treten tagsüber dunkle Wolken vor die S zuweilen zwingen uns Unwetter zu unfrei⸗ willigem Unterſchlupf. Aber das verdrießt den rechten Wanderer nicht ſo ſehr. Er denkt an das Dichterwort: „Du ſollſt den Tag nicht vor dem Abend ſchelten, Nach Regengüſſen und nach Sturmesnot chöner man des Himmels 9 7 5 Sonne, chführ g des gtelulllgen Uibellodtenſies Ausweitung der Arbeitsmöglichkeit. Berlin, 9. 8. Ueber die Zahl der gegenwärtig im Freiwilligen Arbeits dienſt beſchäftigten Arbeitsdienſtwilligen erfahren wir vom Reichs⸗ kommiſſar für den Freiwilligen Arbeitsdienſt, daß zu den Anfang Juli im Freiwilligen Ar⸗ beitsdienſt heſchäftigten 70 000 Perſonen An⸗ fang Auguſt noch 25 000 hinzugekommen ſin Es beſteht die Abſicht, noch vor Eintritt des Winters die Zahl der Arbeitsdienſtwilligen bis auf 200 000 zu erhöhen. Um dieſe Abſicht zu verwirklichen, iſt eine planmäßige Erfaſ⸗ ſung aller in Frage kommenden Arbeitsmög— lichkeiten notwendig. Der Reichskommiſſar ſteht deshalb mit allen für die Schaffung von Ar⸗ Heitsmöalichkeiten und für die Bereitſtellung eingehenden Verhandlungen. Der Reichskommiſſar wird die bereits mehr⸗ fach angekündigten Durchführungsbeſtimmun⸗ gen über die Einzelheiten des Freiwilligen Arbeitsdienſtes, insbeſondere über die Führer⸗ auswahl und Führerausbildung, morgen ver— öffentlichen. Hakenkreuzfahne auf dem Schweriner Landkagsgebäude Schwerin, 9. 8. Der nationalſozialiſtiſche Landtagspräſident Krüger hat angeordnet, daß an Tagen, an denen Landtagsſitzungen ſtatt. finden, neben den mecklenburgiſchen Landes farben das Landtagsgebäude mit der Haken. kreuzflagge beflaggt wird. Die nationalſozia liſtiſche Hakenkreuzfahne iſt heute morgen auf gezogen worden. Immer weiter willet der Terror Ein Reichsbannermann erſchoſſen Küpper bei Seidenberg, 9. 8. Auf den Reichsbannermann Maurer Hoffmann, Vater von vier Kindern, wurden in der vergangenen Nacht aus nächſter Nähe zwei Schüſſe abge⸗ feuert. Er ſtarb im Krankenhaus. Mißglückter Sprengſtoffanſchlag Der Täter ſelbſt durch vorzeitig losgehende Handgranate töblich verletzt. Breslau, 9. 8. Ein SA.⸗Mann in Rei⸗ chenbach wurde durch eine vorzeitig explodierte Handgranate, die er gegen einen ſozialdemo⸗ kratiſchen Redakteur hatte werfen wollen, töd— lich verletzt. Neue Terrorakte in Schleſien Gleiwitz, 9. 8. Wie die Polinzeipreſſeſtelle mitteilt, wurden heute früh in Schönwald auf die Wohnung eines Schuhmachermeiſters, der der Zentrumspartei angehört, Piſtolen— Karabinerſchüſſe abgegeben. Verletzt niemand. In Hindenburg wurde heute Nacht ein Sprengkörper in das Schaufenſter eines jüdi⸗ ſchen Gemiſchtwarengeſchäfts geworfen. Kurz darauf wurde in einem Fenſter des Büros der International. Arbeiter-Hilfe ein Spreng- körper zur Entzündung gebracht. In Schomberg explodierte geſtern abend auf einem Gartengrundſtück ein Zwei Kommuniſten wurden als der Tat drin— gend verdächtig feſtgenommen. In Wünſchelburg, Kreis Neurode, wurden heute früh ſieben Schüſſe auf die Wohnung eines Reichsbannerführers abgegeben. Perſo nen wurden nicht verletzt. In Münſterberg erfolgte heute Nacht eir Feuerüberfall gegen das Haus der Münſter berger Zentrumszeitung und gegen ein Ge ſchäftshaus. Perſonen wurden nicht verletzt. In Strehlen wurden die Schaufenſter von zwei jüdiſchen Kaufleuten durch Steinwürfe zertrümmert. In Waldenburg wurden heute Nacht wegen unbefugten Waffenbeſitzes 11 Angehörige der NSDAP. feſtgenommen. Man fand bei ihnen zwei Trommelrevolver, eine Selbſtladepiſtole und verſchiedene Schlagwerkzeuge. Auf das Haus des Gemeindevorſtehers in Markowitz, eines bekannten wurde heute Nacht ein Handgranatenanſchlag verübt. Heidersdorf(Kreis Lauban), 9. 8. Gegen das Konſumlager in Niederheidersdorf wur— den in der vergangenen Nacht Schüſſe abge— geben, eine Stielhandgranate und eine Flaſche mit exploſiver Flüſſigkeit geworfen. Perſonen ſind nicht verletzt worden. Auch die Niederlaſſung des Konſumvereins in Markliſſa b. Lauben wurde heute Nacht be— ſchoſſen. Neue Anſchläge in Oſipreußen Ortelsburg, 9. 8. Die Wohnung eines frühe— und wurde zwiſchen zur SPD. übergetreten iſt, wurde heute früh beſchoſſen. Getroffen wurde nie— mand. Am vergangenen Donnerstag hatte der Betroffene aus einer Poſtkarte die Mitteilung erhalten, daß ihn innerhalb 14 Tagen der Tod ereilen würde. Marienburg, 9. 8. In der Nacht zum Diens—⸗ tag wurde auf die Wohnung eines Bäckers ein Bombenattentat verübt. Der 6½ jährige Sohn des Bäckers wurde durch Sprengſtücke am Kopf ſchwer verletzt. Der Bäcker gehört keiner Partei an und betätigt ſich auch nicht politiſch. Rieſenrazzia im Hamburger Gängeviertel 1500 Poliziſten an der Arbeit Hamburg, 9. 8. Im Hamburger Gängevier— tel, das in letzter Zeit vielfach der Ausgangs— punkt von Unruhen geweſen iſt und in dem ſchon des öfteren Polizeibeamte angegriffen und in verſchiedenen Fällen auch tödlich ver— Sprengkörper.“ Polenführers, letzt wurden, nahm die Polizei heute in den frühen Morgenſtunden eine ganz groß ange— legte Durchſuchung vor. Nicht weniger als 1500 Polizei- und Kriminalbeamten riegelten das ganze Gängeviertel ab und durchſuchten es daraufhin aufs gründlichſte nach Waffen u. verdächtigen Perſonen. In den Wohnungen wurden teilweiſe die Fußböden aufgeriſſen und nach Waffen durchforſcht. Die Razzia dauerte bis 12 Uhr. 16 Handſchußwaffen, 3 Militärgewehre, 2 Jagdgewehre, zahlreiche Gummiknüppel, teil weiſe mit Blei- bezw. Eiſenfüllung verſehen, Stahltroſſen, Eiſenknüppel, Dolche, Schlagringe und große Mengen Munition beſchlagnahmt. Bei der Durchſuchung wurden gleichfalls um— fangreiche Schriften hochverräteriſchen Inhalts gefunden und beſchlagnhmt. Etwa 50 Perſo— nen wurden ſiſtiert. Ferner wurde im Kornträ— gergang eine Falſchmünzerwerſtatt ausgehoben und die Falſchmünzer verhaftet. Es wurden Aufſehenerregende Verhaftung in Weſſelburen Heide i. H. 9. 8. In Weſſelburen iſt am Sonntag der dortige frühere ſtellvertretende Bürgermeiſter Herwig, ein nationalſozialiſti— ſcher Führer, verhaftet worden. Wie verlautet, ſoll die Verhaftung mit den kürzlich im Lunde— ner Bezirk erfolgten Handgranatenanſchlägen in Zuſammenhang ſtehen. Die amtlichen Kreiſe bewahren über die Urſache der Verhaftung Stillſchweigen. Herwig war ſeinerzeit vom Amt ſuſpendiert und gegen ihn ein Diſziplinarverfahren einge— leitet worden, weil er ſein Amt infolge ſeiner politiſchen Einſtellung nicht einwandfrei ge— führt haben ſollte. Die Dienſtſtrafkammer in Schleswig war aber zu einem freiſprechenden Urteil gelangt, weshalb jetzt die Wiedereinſet— zung Herwigs in ſein Amt als ſtellvertretender Bürgermeiſter erfolgen ſollte. Bevor dies ge— ſchehen konnte, iſt Herwig nun verhaftet wor— ren kommuniſtiſchen Stadtverordneten, der in-den. von Arbeitswilligen zuſtändigen Stellen in Lokales. Deulſchland au ſechſler Kelle 10. Olympiſche Spiele in Los Angeles. Los Angeles, 9. 8. Der WTB⸗ Sportdienſt meldet: Bei den Olympiſchen Spielen in Los Angeles hat ſich das Klaſſement der Nationen in den letzten Tagen nicht geändert, ebenſo wie Amerika mit weitem Vorſprung die Füh⸗ rung, konnte Deutſchland den ſechſten Platz be— haupten. Daran ändert auch der Gewinn einer dritten goldenen Medaille durch Paul Bauer in der Literatur nichts. In der Geſamtwertung der Leichtathletik, die nunmehr abgeſchloſſen iſt, rangiert Deutſchland an vierter Stelle hinter Amerika, Finnland und England. Die Natio— nenwertung für alle Wettbewerbe zeigt folgen— des Bild: 1. Amerika 182 Punkte, 2. Italien 151, 3. Frankreich 149, 4. Finnland 120, 5 Schweden 119, 6. Deutſchland 108,5, 7. Eng⸗ land 85. 8. Javan 58, 9. Canada 57, 10. Oeſter⸗ reich 36 Puntte. Sporkneuigkeiten in Kürze Das 35. Mittelrheiniſche Kreisturnfeſt in Trier wurde am Montag abgeſchloſſen. Sieger des Zwölfkampfes wurden Reuter, Turnverein Gießen, und Göbüg, Turnverein Mainz-Mom⸗ bach, mit je 207 Punkten. * Einen 10-Stundenſegelflug über der Nord— ſee vollbrachte der Flensburger Polizeiſegel— flieger Guttſche, nachdem er erſt vor kurzem mit einem Sechsſtundenflug aufwarten konnte. 27 Der erſt kürzlich von Michard aufgeſtellte Weltrekord im Radfahren über 500 Meter bei fliegendem Start wurde am Sonntag von Gerardin-Frankreich erneut unterboten. Der franzöſiſche Fliegermeiſter verbeſſerte den Nekord von 30,4 auf 30,2 Sekunden. * Waſſerballmeiſterſchaft von Mittel- deutſchland holte ſich wiederum Hellas Magde— burg, obwohl einige der beſten Spieler nicht zur Verfügung ſtanden. E Vienna Wien ſiegte in ihrem dritten Spiel auf deutſch. Boden in Hamburg gegen Altona 93 nach intereſſantem Spielverlauf mit 211 Toren. Die * Bei den Deutſchen Tennismeiſterſchaften in Hamburg errang die Wiesbadener Spielerin Frl. Horn einen bemerkenswerten 6:2, 613 Sieg über die Engländerin Frau W! I gſtöll. E Am den berfaſſungslag in heſſen Schreiben des Präſidenten des Heſſiſch. Land⸗ tages an den Staatspräſidenten Adelung. Darmſtadt, 9. 8. Der Präſident des heſſi⸗ ſchen Landtages, Prof. Dr. Werner, hat an den heſſiſchen Staatspräſidenten ein Schreiben über die Abhaltung von Verfaſſungsfeiern ge⸗ richtet, in dem er darauf aufmerkſam macht, daß die darauf bezügliche Anordnung des Ge— ſamtminiſteriums in Widerſpruch zu dem ein⸗ ſeitigen Beſchluß des Landtages ſtehe. Denn durch den Beſchluß des Landtages ſei nicht nur der Artikel 1 des Geſetzes über den Ver— faſſungsfeiertag aufgehoben, ſondern mit Zweidrittelmehrheit ein Antrag des Abgeord— neten Lenz und Fraktion angenommen wor— den, der beſage: Der 11. Auguſt iſt weder durch öffentliche, noch durch interne Veran⸗ ſtaltungen der Behörden, Schulen und An⸗ ſtalten zu feiern. Für dieſen Antrag habe auch die Zentrumspartei, alſo eine Regierungs⸗ partei geſtimmt. Infolgedeſſen ſeien ſämtliche Anordnungen, die ſich auf Beflaggung aller öffentlichen Gebäude am Verfaſſungstag, ferner auch Abhaltung offizieller Verfaſſungs⸗ feiern als im ſchroffſten Widerſpruch zu dem Mehrheitswillen des heſſiſch. Landtags ſtehend zu betrachten. Aympia 1932