Lokales Merkſprüche. Alle Guten ſind genügſam * Was wird— vergeht * Im Kleinſten treu! * 1* „Schönes Erntewetter iſt jetzt ins Land gezogen. Nur noch ein paar Tage und auch der letzte Halm wird unter der Senſe gefallen und heimgebracht ſein. * Geflaggt. Aus Anlaß des Verfaſſungs⸗ tages, am heutigen 11. Auguſt, ſind die Amtsge⸗ bäude geflaggt. * Verfaſſungsfeier des Reichs⸗ banner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Die für den nächſten Sonntag geplante Veranſtaltung aus An⸗ laß des Verfaſſungstages, muß infolge Verlänger⸗ ung des Burgfriedens ausfallen. Ebenſo hat auch die Gemeinde⸗Behörde von einer amtlichen Feier Abſtand genommen. *Die Auszahlung beim Arbeits⸗ amt findet dieſe Woche, wegen des Feiertags Maria Himmelfahrt am Montag, bereits am Sams- tag in der üblichen Reihenfolge ſtatt. Die Unter⸗ ſtützungsempfänger wollen dies beachten. » Die Wirtſchaftskriſe zählt zur Zeit in Deutſchland 5,4 Millionen Perſonen, die von der Arbeitsloſigkeit betroffen. * Zum Spiel⸗ und Sportfeſt wird geſchrieben: In dem Bericht über das Sportfeſt des„Vereins für Sport⸗ und Körperpflege“ iſt folgendes nachzutragen bzw. zu ändern: Der Kampf gegen Ringermannſchaft Feudenheim wurde von der Ringermannſchaft Viernheim nicht mit 9:7 Punkten ſondern mit 10:6 Punkten gewonnen. Wenn es in dem Bericht heißt ohne Benz, ſo iſt damit nicht der Mannſchaftsführer Georg Benz gemeint, der beim Kampf um die Süddeutſche Meiſterſchaft eine Sehnenzerrung am Arm davontrug, ſondern es iſt der frühere in der Mannſchaft im Weltergewicht ringende Jakob Benz gemeint, der aus dem Verein ausgetreten iſt. ins Waſſer gehen, das weiß jedes, aber man dar auch nicht bei großer Erhitzung und ſei der Durſt noch ſo ſtark, eiskalte Getränke zu ſich zu nehmen. Wie oft ſieht man glühend erhitzte Menſchen ſich am Eis laben, ſie ſchaden unfehlbar ihrer Geſundheit. Eine Darmerkältung, ein Halskartarrh kommt mit Sicher⸗ heit. Darum vernünftig, und warten bis die größte Erhitzung vorüber iſt. f Obſtgroßmarkt Weinheim vom 10. Auguſt 1932. Pfirſiche 1a 24—28 Pfg. Pfirſiche 1 18-24 Pfg. Pfirſiche 2 14-18 Pfg. Pflaumen 5-10 Pfg. Zwetſchgen 10—14 Pfg. Mirabellen 15—25 Pfg. Aepfel 1 12—17 Pfg. Aepſel 2 6—11 Pfg. Birnen 1 10-18 Pfg. Birnen 2 5-9 Pfg. Reineclauden 6— 10 Pfg. Stangen⸗Bohnen 9 14 Pfg. Strauch⸗Bohnen 6—8 Pfg. Tomaten 12— 14 Pfg. Brombeeren 22 Pfg. Anfuhr gut. Nachfrage gut. Nächſte Verſteige⸗ rung heute 16 Uhr. Turnverein von 1893 Fußballabteilung.— Sonntag, den 14. Auguſt, Freundſchaftsſpiel der 1. u. 2. Mannſchaft gegen Sportvereinigung Amieitia 09 V'heim auf dem Waldſportplatz der Sportvereinigung.— Beginn der Spiele: 1. M. 4 Uhr, 2. M. ½3 Uhr. Am Montag, den 15. Auguſt(Maria Himmelfahrt) auf dem Vereinigungsplatz: 1. Jug. gegen Sp.-Vgg. 09 1. Jug. um 1/5 Uhr 2. Jug. gegen Sp.⸗Vgg. 09 2. Jug. um ½4 Uhr NB. Freitag abend 9 Uhr Spielerverſammlung im Lokal Freiſchütz. Um pünktliches Erſcheinen bittet der Sportleiter. erhitung vorber ift, Erotzt derf wan niet eier des Verfaſſungstages in heſſen Darmſtadt, 10. 8. Am Verfaſſungstage para⸗ diert mittags die Schutzpolizei vor dem Staats⸗ präſidenten. Im Staatsminiſterium wird an⸗ ſchließend der Georg Büchner⸗Preis, der heſſ. Staatspreis für Kunſt, an die diesjährigen Preisträger vom Staatspräſidenten übergeben. Nachmittags konzertieren auf verſchiedenen Plätzen der Stadt Muſikkapellen. Der Feſtakt findet abends in der 5000 Perſonen faſſenden Feſthalle ſtatt. Die Feſtrede hält Prof. Dr. Heller, Staatsrechtslehrer an der Univerſität Frankfurt a. M. Auch in dieſem Jahre werden aus Anlaß des Verfaſſungstages ſportliche Wettkämpfe um die von der Reichsregierung zur Verfügung geſtellten Plaketten und Ehrenurkunden ſtatt⸗ finden. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia. Samstag 5— 7 Uhr letzte Gelegenheit zum Ueben vor dem Meiſterſchaftsſchießen am Sonntag in Viernheim. Der Vorſtand. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abd. halb 9 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Fechterſchaft vom Turnverein 1893. Die Uebungs⸗ ſtunden beginnen jetzt Montags und Donnerstag ſchon um halb 8 Uhr. Es iſt uns gelungen einen der beſten ſüdd. Fechter als Fechtmeiſter zu gewinnen. Er übernimmt heute abend ſein Amt. Ich bitte deshalb um pünktliches und reſtloſes Erſcheinen. Der Fechtwart. Bekanntmachung. Betr.: Die Polizeiverordnung über die konfeſſionellen Feiertage. Nach der Polizeiverordnung des Kreisamts Heppenheim vom 20. Oktober 1913 und der Be- heim als allgemeiner Feſttag beſtimmt. haben alle gewerblichen Arbeiten jeder dieſem Tage zu unterbleiben. Wir empfehlen der Einwohnerſchaft dringenſte Einhaltung dieſer Beſtimmung bei Meidung von Strafanzeigen. Viernheim, den 11. Auguſt 1932. Heſſiſches Polizeiamt: Oech ler. Amicitia 09 E. V. V' heim. 6 N Sportplatz im Wald mit 0 Reſt.„Zur Waldſchenke“ Sonntag, den 14. Auguſt 32 nachmitags 4 Uhr: Freundſchaftsſpiel Turnverein 1893 l. Mannschaft gegen Sportvergg. 09 2. Mannschaft Vorher 2,30 Uhr Sp.⸗Vgg. 09 4. Mannſchaft— T. V. 93 2. M. Vormittags halb 11 Uhr Sp.⸗Vgg. 09 A. H. M.— 08 Mannheim A. H. Vormittags 9 Uhr Sp.⸗Vgg. 09 3. M.— Germania Mühlen⸗Elf Die Sportleitung. Heute abend halb 8 Uhr Spielausſchuß im Ver- waltungszimmer. Heute abend halb 9 Uhr Vorſtand und Verwal- tungsausſchuß im Verwaltungszimmer. Montag, den 15. Auguſt(Maria Himmelfahrt) Sp⸗Vgg. 09 1. Jugend— T.⸗V. 93 1. Jugend Beginn halb 5 Uhr. Sp.-⸗Vgg. 09 2. Jugend— T.⸗V. 93 2. Jugend Beginn halb 4 Uhr. lte Zeitungen 1 Zum Broteinschlagen und Tapezieren empfiehlt uchdruckerei ds. Blattes. Zwangs⸗Verſteigerung. Morgen Freitag, den 12. Auguſt 1932 Prima Apfel⸗ AIT s. ls Hanlre n Wehen Eröffnung der Fruhobstausstellung in Weinheim(Bürgerpark, Realgymnasium) am Samstag, den 13. August 1932, m1 Uhr Eintrittspreis 20 Pfennig. Feuerwehr⸗ Uebung. Am Sonntag, den 14. Auguſt 1932, vormittags halb 6 Uhr findet eine Uebung der freiwilligen Feuerwehr und der Pflichtmannſchaften der Jahrgänge 1907 und 1908 ſtatt. 5 Uhr. Es iſt Pflicht reſtlos zu erſcheinen, da eine Neueinteilung der Geräte und Mannſchaften und zugleich auch ein Apell der Uniformſtücke der akti- ven Mannſchaften ſtattfindet. Muſik und Spielleute haben auch anzutreten. Wer von der Pflichtmannſchaft unentſchuldigt fehlt, wird zur Anzeige gebracht. Das Kommando. e e 4 Glashaut N in gangbaren Farben als Schutz gegen Sonne Staub und Fliegen. Vorrätig in Breiten von 50 u. 100 em. Das lid. Meter zu 40, 60 und 80 Pig. Buntglaspapier in diverſen Muſter zum bekleben der Fenſter Das lid. Meter zn 60, 70 und 80 Pig, Signal um mit Sternchen. 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Nach einem muſikaliſchen Vorſpiel nahm Reichsinnenminiſter Freiherr von Gayl das Wort zu der Feſtrede. Er führte u. a. aus: Seitdem am 11. Auguſt 1919 die National- verſammlung zu Weimar das Verfaſſungswerk abſchloß, um das Reich, wie es in dem Vor— ſpruch der Verfaſſung heißt„In Freiheit und Gerechtigkeit zu erneuern und zu feſtigen, dem inneren und äußeren Frieden zu dienen und den geſellſchaftlichen Fortſchritt zu fördern“, ſind 13 ſchwere und leidvolle Jahre verfloſſen, in denen eine Erfüllung des Vorſpruchs uns nicht gegeben war. Inmitten einer ihm immer noch feindlichen Welt hat unſer Volk die ſchwerſten Bürden äußerer und innerer Not zu tragen. Alle Verſuche, den Verfaſſungstag zu einem gemeinſamen, volkstümlichen Feiertag zu ge— 5 ſtalten, ſind bisher fehlgeſchlagen. Hier ſind nicht Ort und Stunde, um dieſe Frage zu vertiefen. Es genügt, offen zu bekennen, daß die Verfaſſung die Deutſchen nicht einigt, ſondern trennt. Dennoch hat die Reichsregierung ſich ent— ſchloſſen, den Verfaſſungstag amtlich zu be⸗ gehen. Wir wollen keine Feierſtunde, ſondern eine Stunde ſtiller Einkehr heute halten in— mitten der Unraſt unſerer Tage. Es iſt richtig, daß Wirtſchaftsnot auch Volks⸗ ſchickſal iſt. Es iſt aber nicht richtig, daß die Wirtſchaft das Schickſal der Nation iſt. Im Ringen der Völker um ihr Daſein ſind letzten Endes die unwägbaren Kräfte eines Volkes ausſchlaggebend. Dieſe unwägbaren ſeeliſchen Kräfte und Werte eines Volkes ſind an keine Formen und Verfaſſungsurkunden gebunden. Sie ruhen tief in den Herzen der einzelnen Volksgenoſſen. Es gibt im Leben der Völker denen dieſe Kräfte verſchüttet deutet, der ſieht, daß wir wieder an der Wende unſeres Schickſals ſtehen. Der Redner erläuterte dieſen Gedanken durch . den Hinweis auf die Entwicklung der letzten Jahrzehnte und fuhr fort: So iſt unſer Volk in unferen Tagen in zwei Lager zerſpalten, zwiſchen denen ein erbitterter Kampf um die Macht im Staat tobt. Jedes Lager nennt das andere Volksverderber und Staatsfeind u. bekennt ſich zu dem Streit⸗ uf: We nicht für mich iſt, iſt wider den Staat. So ſollten die Dinge nicht ſein. Was in unſerem Volke heute ausgefochten wird, das iſt ein Kampf der Weltanſchauungen, der ein Ringen der Geiſter und nicht eine handgreifliche Auseinanderſetzung ſein ſoll. Wir tun gut, auch den weltanſchaulichen und politiſchen Gegner bis zum Beweiſe des Gegen⸗ teils als einen ehrlichen Volksgenoſſen zu be⸗ trachten, der auf ſeine Weiſe und nach ſeiner Ueberzeugung das Beſte unſeres Volkes will. Bewußt ausgeſchloſſen ſei dagegen jeder, der einen nationalen deutſchen Staat grundſätzlich verleugnet und bekämpft. Man mag zu Einzelheiten der Weimarer Verfaſſung ſtehen wie man will. Sie iſt heute der einzige Grund, auf dem alle, unbeſchadet ihrer weltanſchaulichen und politiſchen Meinung ſtehen müſſen, die einen deutſchen Staat überhaupt beja⸗ hen. Wir haben keinen anderen Grund, von dem aus wir den Vormarſch zu einem neuen ſtaatlichen Leben überhaupt antreten können. Damit iſt aber nicht geſagt, daß die Wei⸗ marer Verfaſſung etwas unabänderliches wäre. Rückblickend auf die 13 Jahre des Beſtehens unſerer Verfaſſung müſſen wir bekennen, daß ſie abünderungsbe⸗ dürftig iſt. b Verdienſt der verfaſſungsgeben⸗ die Einſchränkung Zeitung Anzeigenpreiſe: — nzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Norizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Freitag, den 12. Auguſt 1932. deutſchen Lander, daß 1919 in verhaltnismäßig kurzer Zeit nach dem allgemeinen Zuſammen— bruch überhaupt eine Verfaſſung zuſtandekam, welche die Reichseinheit gewährleiſtete und für längere Zeit eine Grundlage ſtaatlichen Lebens ſchuf, auf der auch tatſächlich ſehr ſchwere Zei— ten überwunden werden konnten. Es iſt nicht Schuld der Verfaſſung allein, daß ſich in Deutſchland im Rahmen ihrer parlamenta— riſch⸗-demokratiſchen Grundſätze eine Herrſchaft der politiſchen Parteien entwickelte, bei der Legislative, Kontrolle und Exekutive immer mehr verſchmolzen, die ein Kommen und Ge— hen der Regierungen mit ſich brachte, die eine ſtetige, auf den Wiederaufbau gerichtete Regie— rungsarbeit hemmte und nahezu unmöglich machte, und die ſchließlich dazu zwang, ſogar Maßnahmen des wirtſchaftlichen Lebens und der Finanzgebarung mit der„ultima ratio“ des Artikels 48 zu regeln und damit tatſächlich einen Teil der Verfaſſung ſelbſt außer Kraft zu ſetzen. Die Zuſtände aber, unter denen wir heute zu leben gezwungen ſind, dürften ein ſchlagender Beweis ſein, daß die Ver⸗ faſſung abänderungsbedürftig iſt. Unſer Volk kann ſich auf die Dauer der Not⸗ wendigkeit einer Verfaſſungsreform, ja einer Reichsreform nicht entziehen. Je frühzeitiger und eneraiſcher dieſe Auf⸗ gabe angepakt wird, deſto beſſer iſt es für uns. Die Reform hat auszugehen von einer Aen— derung des im Artikel 22 der Verfaſſung vor— geſchriebenen Wahlrechts. In dieſem Artikel wurzelt die von weiteſten Kreiſen unſeres Vol— kes ſchwer empfundene Herrſchaft der Partei⸗ bürokratie. Das Volk will nicht Nummern, ſondern Perfünlichkeiten wählen, und es ver⸗ ſteht nicht, daß die Stimmen noch nicht mündi⸗ ger Volksgenoſſen gleich gewertet werden mit den Stimmen der Familienernährer und Müt— ter. Zur Reform des Wahlrechts gehört auch der zahlreichen kleinen Splitterliſten, deren Stimmen in der Regel ausfallen. Dem Wahlrecht ſollte die Wahlpflicht entſyrechen. Nach der Rückkehr des Reichswehrminiſters v. Schleicher nach Berlin, der ſofort eine Aus— ſprache mit dem Reichskanzler über das Er⸗ gebnis der Beſprechung von Schleichers mit Hitler auf Rügen folgte, ſcheint eine neue Wendung in den Entwicklungsmöglichkeiten eingetreten zu ſein. Bis dahin war in den politiſchen Kreiſen die Auffaſſung vorherr— ſchend, daß der Reichspräſident an Herrn von Papen als Reichskanzler feſthalte. Nunmehr wird aber doch bereits mit der Möglichkeit gerechnet, daß ein verſuchtes neues Präſidial⸗Kabinett nicht mehr von Herrn von Papen, ſondern entweder von General von f Schleicher oder aber von Adolf Hitler geführt werden wird. Es ſind das zwar auch nur jetzt Kombinationen, ſodaß ſich nur ſchwer ein zu— treffendes Bild von der Entwicklung gewinnen läßt. Vorläufig kann noch jede Möglichkeit zur Wirklichkeit werden, da keinerlei Nachrichten darüber vorliegen, welchen beſonderen Auftrag der Reichspräſident dem Kanzler v. Papen nach deſſen Vortrag am Dienstag gegeben hat. Lediglich ſoviel bleibt als Gewißheit beſtehen daß der Reichspräſident unter keinen Umſtän den eine parteigebundene Regierung zulaſſen wird, ſondern daß er unentwegt an dem Prä⸗ ſidiallabinett feſthält. Daß auch in Regierungskreiſen die Lage als ſehr ernſt betrachtet wird, nicht zuletzt wegen des unter ſtärkſter Betonung erhobenen natio nalſozialiſtiſchen Anſpruches, die Führung in nerhalb der Reichsregierung zu erhalten, welche Adolf Hitler übertragen werden ſoll, geht ſchon daraus hervor, daß der Reichspräſident ent gegen ſeinen früheren Dispoſitionen ſolange in Berlin bleiben will, bis die Frage der Re gierungsbildung gelöſt iſt. Ohne ſelbſtverſtändlich den notwendig wer⸗ denden Entſcheidungen des Reichspräſidenten vorzugreifen, der allein berechtigt iſt, die Per⸗ Es iſt nicht Schund von Perſonen allein, ſondern der Konſtruktion unſerer Verfaſſung, wenn in Deutſchland faſt alle Anſätze zu Re— formen bisher im Parteigetriebe erſtickten. Je— de zielbewußte Regierungspolitik iſt auf die Dauer in Deutſchland zum Scheitern an zwei Dingen verurteilt, an der Anonymität der Ver⸗ antwortung und an dem Fehlen einer Inſtanz, die unabhängig von Parteieinflüſſen, dem Ge⸗ ſamtwohl ſchädliche Parlamentsbeſchlüſſe ohne ſchwerwiegende verfaſſungsmäßige Reibungen auszugleichen vermag. Ein im Umbruch aller Werte befindliches Volk, das unter einer furchtbaren äußeren und nneren Not leidet, bedarf einer von den Feſſeln formaler Verantwortung mehr wie hisher befreiten, aber perſönlich umſo ſtärker verantwortlichen Regierung, die in einer erſten Kammer einen Helfer haben muß, der ſie vor den Fol— gen der oft durch Stimmungen und Wahlrück— ſichten beeinflußten Parlamentsbeſchlüſſe ſchüt⸗ zen und die Stabilität und Folgerichtigkeit der Regierungspolitik zu gewährleiſten ver— mag. Eine Aenderung der Verfaſſung nach dieſer Richtung iſt auf die Dauer nicht zu um— gehen. Schließlich iſt noch des innneren Umbaues des Reichs zu gedenken. Die Erfahrung ſeit dem 11. Auguſt 1919 hat zu Genüge die Un— haltbarkeit des Zuſtandes ergeben, daß im Reich und in Preußen von verſchiedenartig zu— ſammengeſetzten und gerichteten Regierungen eine verſchiedene Politik auf allen Gebieten ge— trieben werden kann. Das Verhältnis zwiſchen Reich und Preußen muß daher im Sinne einer engen Gemeinſchaft zwiſchen beiden umgeſtaltet werden. Das braucht keine Minderung der Selb— ſtändigkeit und Eigenſtaatlichkeit der deutſchen Länder zu bedeuten und ſoll ſie nicht herbei— führen. Schematiſierung und Zentraliſierung Deutſchlands von einer Stelle aus würden ſehr bald Gegenkräfte entfeſſeln, von denen auf die Dauer nicht eine Stärkung, ſondern eine weſentliche Schwächung des Reichs und damit eine Minderung der Geltung und Stoßkraft des deutſchen Volks in ſeinem ſchweren Kampf ums Daſein ausgeben würde. wird? verhandlungen ebenſo wie mit der Regie— rungsbildung zu beauftragen, ſind immerhin ſchon in politiſchen Kreiſen taktiſche Ueber— legungen darüber angeſtellt worden, wie ein Präſidialkabinett Hitler ausſehen könnte. Vor— ausſetzung dabei iſt ſelbſtverſtändlich, daß ernſt— haft mit der Möglichkeit einer Kanzleikandida— tur Adolf Hitlers zu rechnen wäre. Dazu wird nun erklärt, daß die Nationalſozialiſten in ein ſolches Kabinett außer dem Kanzler Hitler nur noch zwei Parteimitglieder entſenden würden. Genannt werden Gregor Straßer als Reichs— innenminiſter und die rechte Hand Hitlers, der AbgeordneteGöring als Reichsverkehrsminiſter. Der bisherige Kanzler v. Papen ſoll dieſer Kombination zufolge das Außenminiſterium übernehmen, während im übrigen die bisheri— gen Kabinettsmitglieder auf ihren Poſten ver— dleiben. Weiter wird von dieſen Kreiſen behauptet, daß im Falle der Bildung eines ſolchen Präſi⸗ dialkabinetts die Nationalſozialiſten bereits einige Garantien übernommen hätten, welche ich insbeſondere auf die Innenpolitik beziehen, den Schutz der Verfaſſung, ſowie die Betonung des überparteilich. Charakters der Regierungs— zolitik betreffen. Aber das ſind alles loſe Zuſammenhänge u. bſolut unverbürgte Kombinationen, welche zorläufig in keinerlei Verbindung mit den offiziellen Verhandlungen des Kanzlers mit den Parteien oder mit den Beratungen des Reichskabinetts ſtehen. Vor allem muß eben, bevor überhaupt eine objektive Beurteilung der Situation möglich iſt, abgewartet werden, wie ſich der Reichspräſident perſönlich ent⸗ ſcheidet. Auf keinen Fall rechnet man in ein⸗ geweihten Kreiſen mit einer ſofortigen Demiſ⸗ ſtion des Reichskabinetts, ſondern erwartet die Löſung der Regierungsfrage Ende dieſer Woche, wenn ſich inzwiſchen nicht neue Schwie⸗ e einſtellen Jallten. 49. Jahrgang Ueber die Einzelheiten dieſer Umgeſtaltung unſerer Verfaſſung kann man ſtreiten und ver— ſchiedene Wege ſuchen. Weſentlich bleibt, daß wir außer dem Willen zur Reform auch die Kraft aufbringen, um ſie trotz aller Schwie— rigkeiten durchzuführen, und daß wir dabei nicht nach Parteivorteilen und achteilen handeln, ſondern nach dem Wort Bismarcks: Der Staat will bedient, nicht beherrſcht werden! Die Schlußanſprache hielt Reichskanzler von Papen. Das Deutſchland von 1932, ſo führte der Kanz ler aus, iſt in Vielem und Entſcheidendem ein anderes als das von 1919. Die ſtarken natio⸗ nalen Kräfte, die jetzt zum Durchbruch gekom⸗ men ſind, lagen damals im Verborgenen, ver— ſchüttet unter den Trümmern eines furcht— baren Zuſammenbruchs. Der Notwendigkeit, die Grundlage deutſchen Lebens nach der Ueberlieferung unſeres Volkstums und einer ſtolzen Geſchichte und doch einem jungen leid— geprüften Geſchlecht angemeſſen zu erneuern, konnten die Geſtalter unſerer Verfaſſung vor 13 Jahren nicht in vollem Maße gerecht wer— den. Aber dennoch hat dieſe Verfaſſung Grund— gedanken und Möglichkeiten, die in die Zu— kunft weiſen. Auf ihnen müſſen wir das deut— ſche Haus neu bereiten. Dieſe Aufgabe ſteht feſt umriſſen vor uns. Geſtalter dieſer Zukunft zu ſein, rufen wir heute alle auf, die Deutſch⸗ land und ſein Volk mehr lieben als Partei— doktrinen, alle, die das unantaſtbare, grund— gewachſene landsmannſchaftliche Eigenleben der Länder gekrönt ſehen wollen von der Wohlfahrt, Kraft und Stärke des einigen Reichs. Der Reichskanzler ſchloß mit dem Ruf:„Das im Deutſchen Reich geeinte deutſche Volk, es lebe hoch!“ Nach Schluß der Feier begab ſich der Reichs— präſident in Begleitung des Reichswehrmini— ſters, des Chefs der Heeresleitung, ſowie des Polizeipräſidenten von Berlin durch Portal 2 nach der großen Freitreppe. Umjubelt von de! rieſigen Menſchenmenge erſchien der Reichs, präſident vor der von der 3. Jägerkompagnie des 2. Preußiſchen Infanterieregiments Ortelsburg geſtellten Ehrenkompagnie u. ſchritt deren Front unter den Klängen des Deutſch— landliedes ab. Der Reichspräſident verabſchie— dete ſich ſodann von den Herren der Reichs⸗ regierung und fuhr in Begleitung des Reichs- kanzlers v. Papen in ſeine Wohnung zurück. Eine Erklärung Adolf Hillers München, 11. 8. Im„Völkiſch. Beobachter“ veröffentlicht Adolf Hitler folgende Erklärung: Durch die Preſſe gehen zurzeit wieder roman— hafte Schilderungen über die„Zerſplitterung“ innerhalb der Führung der Nationalſozialiſti⸗ ſchen Partei und die„Oppoſition“, die von einzelnen Führern, Dr. Goebbels, Gregor Straſſer uſw. gegen mich getrieben werden ſoll. Die Nachrichten ſind zu dumm, als daß man ſie zu dementieren brauchte. Ich will hier nur bekanntgeben, daß ich mich nicht in Berlin in einem neuen„Hauptquartier“ in der Baden⸗ ſchen Straße aufhalte, ſondern mich ſeit Be— endigung des Wahlkampfes zuſammen mit Dr. Goebbels und den anderen Führern der Bewe— gung in den bayeriſchen Bergen befinde. Welche Entſchlüſſe die Partei für die Zukunft getroffen hat, werden die neugierigen Zei— tungsſchreiber noch früh genug erfahren. Wird hitler Reichskanzler? der„Angriff“ zur Regierungsbildung Berlin, 10. 8. Der„Angriff“, das Berliner Organ der NSDAP., ſchreibt zur Frage der Regierungsbildung u. a. folgendes: Will man der gewaltigſten deutſchen Volks⸗ bewegung weiterhin die Macht vorenthalten, die ihr zukommt, ſo verſchafft man dadurch nur immer neue Unruheherde. Es iſt eine Unverſchämtheit, uns heute noch zuzumuten, wir ſollten uns mit dem Reichsarbeitsminiſte⸗ rium und dem Reichswirtſchaftsminiſterium begnügen. Es gibt für uns nur zwei Möglich⸗ keiten: Entweder wir übernehmen die Re rung unſererſeits dieſe ſehr ſchnell in dle Knie zwingen, da er von einer ungeheuren Volksbewegung getragen wäre, und ſie ſich auf keine anderen Kräfte im Volk ſtützen könnte. Die Frage der Regierungsbildung iſt im Rollen und wir können mit der bisherigen Entwicklung bei der Löſung dieſes Problems zufrieden ſein. Mit Zuverſicht dürfen wir er⸗ warten, daß der Führer die ganze Frage ei⸗ ner glücklichen Löſung entgegenführen wird. Die Dinge liegen für uns ſo günſtig, und die Machtmittel, die Adolf Hitler in der Hand hält, ſind ſo groß, daß wir keinerlei Anlaß haben, vorzeitig die Nerven zu verlieren. Wir können, nachdem wir ſolange gewartet haben, auch noch die wenigen Tage warten bis zur endgültigen Entſcheidung. * Die Jorderungen der nd Ap über ihre Beteiligung an der Regierung Stockholm, 10. 8.„Eya Dagligt Allehan⸗ da“ bringt eine Unterredung mit Hauptmann Göring, der ſich in Stockholm aufhält, um das Grab ſeiner ſchwediſch geborenen Frau zu be— ſuchen. Göring ſagte, dem genannten Blatt zufolge u. a., daß alle Führer der National— ſozialiſten von Berlin abweſend ſeien, und des— halb in den nächſten Tagen keine politiſche Ent— ſcheidungen zu erwarten ſeien.„Wir haben die abſolute und ſelbſtverſtändliche Forderung er⸗ hoben, daß Hitler Reichskanzler wird. Au⸗ ßerdem iſt es ja ſelbſtverſtändlich, daß die Na⸗ tionalſozialiſtiſche Partei im Verhältnis zu ih⸗ rer Stärke eine Reihe anderer wichtiger Po⸗ ſten der Reichsregierung beſetzen muß. Aller Wahrſcheinlichkeit nach wird General v. Schlei⸗ cher auch in einer Regierung bleiben, in der Hitler Kanzler iſt. Ueber von Papen kann man noch nichts ſagen. Es iſt falſch, wenn man k hauptet, daß von Papen gegen die National, ſozialiſten feindlich geſinnt ſei. Vermutlich wird von Papen an der neuen Regierung teilneh⸗ men, doch nicht als Kanzler. Das Wort hat jetzt der Reichspräſident.“ Das Sentrum um die Regierungsbildung enb Berlin, 11. Aug. Ueber die Unterre⸗ dung mit dem Reichskanzler und den Vertre- tern des Zentrums, dem ſtellvertretenden Vor— ſitzenden, Abg. Joos-Köln und Staatsprä⸗ ſident Bolz-⸗Stuttgart veröffentlicht die „Germania“ in ihrer Nummer 223 folgende Mitteilung von Zentrumsſeite: De Zentrumsabgeordneten knüpften in der Darlegung ihrer Auffaſſung über die ge— genwärtige Lage an die Forderung an, die ſeinerzeit unmittelbar nach der Demſſion des Kabinetts Brüning der Vorſitzende der Zentrumspartei, Prälat Dr. Kaas, beim Reichspräſident erhoben hat: Die ſogenannte Totallöſung, d. h. die voll verantwort— liche Einbeziehung der damaligen Oppoſition in die Reichsregierung. Nach Anſicht des Zen— trums ergebe ſich die Notwendigkeit eines ſol⸗ chen Einbaues in Konſequenz der Ergebniſſe der letzten Reichstagswahlen ganz von ſelbſt. Das Zentrum müſſe abſolut klare Ver- ant wortlichkeiten verlangen; dazu gehören namentlich die offene und volle Mit⸗ verantwortung der nationalſozialiſtiſchen Par⸗ tei. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß dabei die ſtrikte Ein baltuna verfaſſungs⸗ loyale Zu arbeit f Volksvertretung wollen und pflegen müſſe. Alle anderen Wege führen not⸗ wendigerweiſe auf Abwege und zu Experi⸗ menten die mit der Verfaſſung nich! zu ver⸗ einbaren ſeien. 8 In ſolchem Zuſammenhang ſehe die Zen⸗ trumspartei auch die gegen die frühere preu⸗ ßiſche Regierung ergriffenen Maßnahmen der Reichsregierung und ſie müſſe es ablehnen, für die Folgen auch nur nachträglich die Verant⸗ wortung zu übernehmen. Allein aus dieſer Betrachtung ergebe ſich bereits die Unmög⸗ lichkeit einer weiteren Eriſtenz des gegenwärtigen Reichskabi⸗ netts, da ihm die Grundlage und Voraus⸗ ſetzung zu einer vertrauensvollen, geſicherten und erfolgverſprechenden Arbeit durchaus fehlten. Die Zentrumspartei werde ſich poſitiv verhalten jeder Löſung gegenüber, die unter Ausſchluß jeder Parteidiktatur den beiden Grundgedanken der klaren Verantwortung und der verfaſſungsmäßigen Wege entſpricht. Ein Vermögen im Strumpf Frankfurt a. M., 11. 8. Der Fahndungs⸗ dienſt der Kriminalpolizei nahm geſtern einen 55jährigen Rumänen feſt, der in Amerika natu⸗ raliſiert iſt. In ſeinen Strümpfen verſteckt fand man die Summe von nahezu 16 000 Dollar und ferner einige Sparkaſſenbücher auf amerika⸗ niſche Banken. Es liegt abſolut kein Beweis dagegen vor, daß der Mann das Geld auf an— redliche Art und Weiſe erworben hat. Er er⸗ klärte, es ſich erſpart zu haben. Er wird ſich aber wegen Vergehens gegen das Deviſengeſetz zu verantworten haben. Er iſt ſchon vor 6 Monaten nach Deutſchland gekommen. Außer⸗ dem fand man bei igm eine umfangreiche Kor⸗ reſpondenz und zahlreiche Bilder von Frauen, mit denen er wegen einer Heirat in Verbin⸗ dung getreten war. Es ſteht noch nicht feſt, ob er ſich mit Heiratsſchwindeleien befaßte oder ob er tatſächlich bei ſeinem Alter noch auf Amors Füßen wandelte. eine der Wildweſt im Kreiſe Limburg 10 aß 0 e den in em he Verſammlung auf⸗ elöſt, die dort 15 des Bur 1 0 0 1 26 Kommuniſten wurd 1 vorſ ache f genommen. f N N Zuſammenſtoß in Granada Sonſt herrſcht in Spanien wieder Ruhe. Madrid, 11. 8. Der ſpaniſche Innenminiſter hat heute der United Pr. mitgeteilt, daß die Erhebung vollkommen beendet ſei und daß die Stadt Sevilla ſich ergeben habe. Der Polizei⸗ präſident erklärte, daß die in Sevilla ſtatio⸗ nierten Truppen dem regierungstreuen Gene⸗ ral Gonzales y Gonzales übergeben worden ſeien. Im Innenminiſterium wird weiter be⸗ tont, daß nunmehr überall Ruhe herrſche. Die Berichterſtatter der United Preß in Santander, Oviedo und anderen Provinzſtädten melden, daß überall Demonſtrationszüge zugunſten der Regierung und der Rem ublik durch die Straßen ziehen. In Granada kam es bei einer ſolchen Kundgebung zu einem Zwiſchenfall, wobei ſie⸗ ben Perſonen verletzt wurden. Die Kundgeber hatten das Caſino Principal, das Clubgebäu⸗ de der Ariſtokraten, angegriffen. Die Clubmit⸗ glieder feuerten auf die Eindringlinge, wobei Kundgeber in einen benachbarten Waffenladen eindrangen und dann mit den dort erbeuteten Waffen ein heftiges Feuer auf das Kaſino er⸗ öffneten. Es gelang erſt nach längerer Zeit, die Ruhe wieder herzuſtellen. Millets„Angelus“ ſchwer beſchädigt Paris, 11. 8. Im Louvre wurde heute das Gemälde„Angelus“ von Millet mit einem Raſiermeſſer ſchwer beſchädigt. Der Täter, ein 31jähriger Ingenieur, iſt feſtgenommen wor— den. Er konnte bei ſeinem Verhör keinen ſtich— haltigen Grund für ſeine Tat angeben. Man glaubt, es mit einem Geiſtesgeſtörten zu tun zu haben. Die Konſervatoren i Banden lerroriſieren die Einwohner und plündern die Jelder am hellichten 2 22 Tag— Stumglocken läuten— Landjägerei„hal keine Zeit“ Wiesbaden. Unhaltbare Zuſtände, die ſelbſt Wild⸗Weſt in Schatten ſtellen, ſind in den Ge— bieten von Hadamar und Niederhadamar ein⸗ geriſſen. Dort liegen mehrere große Güter, eine verpachtete ſtaatliche Domäne, ein Gut des Bezirksverbandes und eines der„Barmherzi— gen Brüder“ in Hadamar. Nun haben ſich aus dem Dorf Niederhadamar ganze Banden bis zu 50 Mann Stärke organiſiert, die am hellen Tage mit Wagen auf die Felder ziehen, die Aehren von den Halmen ſchneiden und Kartof⸗ feln ausmachen. Beſonders der Hof„Urſeltal“ a iſt durch dieſe offenkundigen Raubzüge in ſei⸗ nem finanziellen Beſtand gefährdet, wenn nicht umgehend Maßnahmen zur Sicherung der Ern⸗ te getroffen werden. Soweit die Beſitzer verſu⸗ chen, die Räuber zu vertreiben, werden ſie mit Erſtechen bedroht. Der örtliche Polizeidiener iſt gegen dieſe Maſſen natürlich ebenſo macht⸗ los wie die Pächter, denen man trotz der Vor⸗ fälle und der Bedrohungen Waffenſcheine ver⸗ weigert. Die zuſtändige Landjägerei in Hada⸗ mar verfügt über drei Beamte, erklärt aber auf die Bitte um Hilfe und Abhilfe, daß ſie für eine gemeinſame Aktion„keine Zeit habe“. Der Landrat von Limburg wurde vor drei Wochen von den Vorfällen in Kenntnis geſetzt, hat aber bis heute noch nichts unternommen. Ihm iſt es ſogar unbekannt geblieben, daß man in einem Ort ſeines Kreiſes die Sturmglocken geläutet hat und daß das ganze Dorf gemein⸗ ſam gegen die Plünderer„zu Felde zog“. Die Regierung in Wiesbaden war als ſie davon erfuhr, wie aus den Wolken gel allen und mußte erſt den telephoniſchen Berich des Limburger Landrates einfordern. Tatſache iſt, daß es den örtlichen Behörden des Had narer Bezirks— die Gründe ſeien offen gelaſſen— nicht mög⸗ lich iſt, die Landwirte und Gutspächter gegen die organiſierten, bewaffneten und raubenden Banden zu ſchütze obwohl dieſe ihr„Ge— werbe“ am hellen Tage vor aller Augen aus⸗ üben. Nachdem jetzt durch unſere Rückfrage die Tatſachen der Wiesbadener Regierung be⸗ kanntgeworden ſind, kann wohl mit einer ein⸗ gehenden und durchgreifenden Unterſuchung der Vorfälle und ihrer Hintergründe gerechnet werden. 88 ·WAA A Der Sieg des Gewissens Originalroman von H. Fricke. 68. Fortſetzung. Oben in dem Mittelzimmer lag Marthe. Sie war geſtern angekommen, und Schweſter Sofie hatte bald dieſe kleine hübſche Villa ge— funden, die ſoeben von den letzten Gäſten ver⸗ laſſen war. Sie hatte drei freundliche Zim— mer, die zwar parterre lagen, aber doch den Eindruck einer Höhe machten, weil das Haus am Berge lag und den Ausblick über das Mittel⸗ meer und die Stadt freigab. Die Fenſter gin⸗ gen bis tief zum Erdboden hinab, wie man das in Italien faſt überall findet. Die Möbel waren von jener verblichenen Elegaagz und Buntheit, der Barockſpiegel in dem mattgewor⸗ denen Goldrahmen, die kriſtallenen Leuchter und Kronen hatte Schweſter Sofie einer echt deutſchen Säuberung unterzogen u. dann durch einige mitgebrachte ſchneeweiße Leinendecken eine gewiſſe Behaglichkeit hergeſteilt, die durch die hübſch geordneten Blumen in Schalen und Vaſen noch erhöht wurde. Marthe hatte den verſchönernden Händen der Schweſter von ihrem Liegeſtuhl aus zugeſehen, auf dem ſie die Schweſter mit Pelzdecken ſorgfältig zugedeckt hatte. Eine große Mattigkeit und Abſpannung war über Marthe gekommen nach der auf⸗ regenden Zeit. Mit der letzten Tat bei Juſtiz⸗ rat Bornemann war es mit Marthes ſeeliſchen und körperlichen Kräften zu Ende geweſen. Schweſter Sofie ſah ſie oft beſorgt an, wenn ſo ſtill lag mit dem blaſſen, leidvollen Ge⸗ in dem nur di U Augen ſo groß und dun⸗ . N „Jetzt, als die Freundin das Zimmer be⸗ trat, richtete ſie ſich auf und ſtreckte ihr die klet— nen, kalten Hände entgegen. „Hertha, meine liebe, liebe Herthal“ Sie umarmten ſich. Herha von Loja war er⸗ ſchrocken. „Marthel, biſt du ſo krank?— Wie ſiehſt du aus!— Du armes, armes Mäusle, was iſt dir denn?— Was hat man dir getan?“ „Ich bin krank geweſen auf Ried! Aber Günther und ſein Vater haben mich ſo gut ge⸗ pflegt!“ erzählte Marthe, und als ſie Gün⸗ hers Namen nannte, war es wieder, als ob ſie ihn liebkoſe. Hertha hatte feine Ohren, ſie lauſchte ja auf ihr Schickſal. „Es ſcheint mir doch nicht, als ob ſie dich gut gepflegt hätten!“ Ich bin unzufrieden und werde mir den Günther mal vorknöpfen!“— „Nein, nein— er war wirklich ſehr gut!— Aber nachher in Berlin, als Vater ſtarb— und — und nachher, das war alles ſo ſchwer!“— Ihre Augen füllten ſich ſchon wieder mit Trä⸗ nen und ſie ſah rührend hilflos aus. „Nun— nicht weinen, Kleines!“ Nun iſt ja alles vorüber, und du wirſt dich erholen!“ „Ja, nun iſt alles vorüber!“ ſagte Marthe traumverloren.„Ich wollte nur noch gern ſehen, wie du glücklich biſt— wie du dich freuſt, daß du nun bald Schloßfrau von Ried wirſt und zu Günther kommſt!“ Hertha ſtreichelte ihre blaſſen Hände. Auf ihrer weißen Stirn ſtand eine kleine Falte. „Aber du freuſt dich ja gar nicht! Du biſt ja gar nicht glücklich darüber, Hertha!“ „Wenn ich dich ſo krank und elend ſehe, Herzl— Wie kann ich mich denn freuen?“ du ihn nie hr lieb?“ fragt „Doch, meine gute Marthe, doch!— Aber nun rege dich nicht auf! Du biſt ganz fiebrig!“ Hertha verſuchte die Kranke abzulenken und erzählte von der Fürſtin, von dem Fürſten, von den Fahrten, die ſie gemacht härten, von den Leuten im Hotel. „Es iſt hübſch, wenn du ſo plauderſt!“ ſagte Marthe dann, ſtreckte ſich behaglich aus und ah Hertha intereſſiert an. „Der Fürſt!— Magſt du den gern, Hertha?“ „Ig, sehr!, „Lieber als Günther doch nicht?— Dann wäre Günther ſehr traurig!“ „Du biſt ein gräßlicher Examinator!— Du ſollſt dich nicht aufregen, Kleines, ſonſt gehe ich fort!“ „Nein, bitte, bitte, bleib'!— Du biſt noch ſchöner geworden, Hertha!“ 5 „Sieh' da, nun machſt du mir Kompli⸗ mente! Du ſiehſt auch ganz merkwürdig hübſch und intereſſant aus mit dem blaſſen Geſichtel und den großen blanken Augen, Marthel! Wenn das der Maler Fendrich ſähe, mit der roten Ampel darüber, der würde dich gleich malen wollen! Mater doloroſa!“ „Er ſoll nicht kommen“, bat Marthe. Es war wie eine ſchmerzliche Abwehr gegen alles, was ihren Frieden ſtören könnte. Hertha war unendlich zärtlich und behutſam mit Marthe. Sie tat ihr ſo leid.— Bis die Meſſingglocke hell und ſchrill erklang. Marthe fuhr zuſammen. „Wer iſt das?“ „Ich werde abgeholt, Marthel! Man kann doch hier 15 der fremden, dunklen Stadt nicht 40 9 duld mann,„wie g t es denn der „Ach, danke, recht gut, vorigen ſie geheiratet.“ f * Selbſt iſt der Mann „Herr Profeſſor?“, ſagte das Stubenmäd⸗ chen,„draußen iſt ein Herr, der Sie ſprechen möchte.“ „Sagen Sie ihm, ich bin nicht zu Hauſe.“ „Das habe ich ſchon geſagt, Herr Profeſſor, aber er glaubt es mir nicht. „Was? Er glaubt es Ihnen nicht? Dann muß ich ſelbſt rausgehen und es ihm ſagen!“ * Gewohnheit „Als wir durch den Urwald zogen“, erzählte der berühmte Forſchungsreiſende ſeiner Tiſch⸗ nachbarin,„begegneten wir immer wieder gif⸗ tigen Schlangen“. „Entſetzlich, ich würde vor Schreck tot um⸗ ſinken, wenn ich ein ſolches Tier träfe.“ „Nur das erſtemal, gnädige Frau, nachher gewöhnt man ſich daran.“ hindenburg wieder in Berlin Berlin, 10. 9. Reichspräſident v. Hindenburg iſt in den frühen Morgenſtunden des Mittwoch von Neudeck wieder nach der Reichshauptſtadt zurückgekehrt. Um 11 Uhr vormittags empfing der Reichspräſident den Reichskanzler von Pa⸗ pen zum Vortrag. Der Beſuch des Reichskanz⸗ lers beim Reichspräſidenten hat annähernd el— ne Stunde gedauert. Am Mittwoch nachmittog hat eine Kabinettsſitzung ſtattgefunden, die der politiſchen Lage galt. Nach der Kabinettsſitzung begann der Reichskanzler ſeine Sondierungen mit den maßgebenden Parteiführern. Militäraufſtand gegen die ſpaniſche Regierung Miniſterpräſident Azana. Spaniſche Monarchiſten unternahmen in der Hauptſtadt Madrid überraſchend einen Putſch⸗ verſuch. Es kam zu ſchweren blutigen Straßen⸗ kämpfen um den Beſitz einiger Regierungs⸗ gebäude. Ueberall wurden die Aufſtändiſchen zurückgeſchlagen. Der Umſturzverſuch iſt nach den vorliegenden Meldungen als mißglückt an⸗ zuſehen. r „Gewiß, gegen Abend werde ich kommen.“ Sie verabſchiedeten ſich. Der Morgen ſchaute noch nicht in die Fen⸗ ſter der Villa Correggio, als Marthe aufſtand und im weichen Frühkleide die grünen Sproſ⸗ ſenjalouſien öffnete. Ganz leiſe dämmerte es im Oſten. Dann kam ſie, die große Verkünderin des Lichtes, und tauchte die Gipfel der Seealpen in roſenfarbene Glut. Marthe ging leiſe auf ihren federbeſetzten Pantöffelchen, ſie wollte Schweſter Sofie nicht ſtören, die ſo viele ſchlaſ⸗ loſe Nächte hinter ſich hatte und auch in der letzten unruhigen Nacht in mütterlicher Beſorg⸗ nis alle Viertelſtunden an ihrem Bett geſtan⸗ den und nach Marthes Schlaf gehorcht hatte Sie ſollte ſchlafen, die Gute!— Ueber ihr wurde ein Stimmchen laut— ein kleines, kräkendes Kinderſtimmchen, und dazwiſchen die glücklichen, ſchmeichelnden, tro ſtenden Mutterlaute. „Du, du! Du liebes, kleines Zuckerſüßes, du!— Patſch— gib dein Händchen!— Komm gib ein Küßchen!— Was wird der Papa ſagen, wenn er kommt!— Ruf ihn doch— Papa!“ „Bah!“ machte das kleine Kind. „O du dummes Bübeli— Papa!“ „Bah!“ krähte das Kerlchen vergnügt. Marthe lauſchte mit verhaltenem Atem den Mutterglück. Sie hatte die junge deutſche Frau geſtern durch den Garten gehen ſehen, das Kind im ſpitzenbeſetzten Wagen, in den Augen die Inbrunſt des wunderbarſten Menſchenglücks, der erſten Mutterliebe. Und Marthe empfand die große Weibes⸗ ſehnſucht der liebenden Frau nach dieſem weil fremden Glück, nach dem Mutterſein!—— Got g folgt.) menſchliche Geiſt das Lebens. gen das lcchleit. Spliller Das aber iſt das größte am Menſchen, daß er ein Feuer in ſich trägt, das, rein und lau⸗ ter brennend, ſeinem Denken den Adel, ſeiner Arbeit die nachhaltige Kraft, ſeine Liebe und Senſucht die Glut gibt, ſich über Irdiſches und Niedriges zu erheben.(Pfeil). * Denken, was wahr iſt, fühlen, was ſchön iſt, und wollen, was gut iſt: daran erkennnt der Ziel des vernünftigen (DLATEN) Zeiten, in denen man kein Goldgeld wollte. Vor der Errichtung des Deutſchen Reiches herrſchte in den deutſchen Ländern die Silber⸗ währung. Obwohl es Goldmünzen in erheb⸗ licher Anzahl gab, ſpielten ſie keine beachtlich! Rolle Niemand war zur Entgegennahme dieſer Goldſtücke gehalten. Der Goldbeſitzer mußte vielmehr ſtets damit rechnen, bei der Hin⸗ gabe von Goldſtücken einen Kursverluſt zu erleiden. So konnte es nicht ausbleiben, daß man Gold nur ungern nahm oder gar grund— ſätzlich zurückwies. Eine Reihe von Sparka—⸗ ſen hatten in dieſem Sinne die Beſtimmung getroffen, daß Goldmünzen von den Einle— gern nicht angenommen werden dürften. Bei— ſpielsweiſe beſtimmte das 1839 umgeänderte Statut der Sparkaſſe zu Neiße, die Einzah⸗ lungen dürften lediglich in harten Talern oder; Kaſſenanweiſungen(alſo eine Art Papiergeld) beſtehen. Von der allgemeinen Abneigung ge— Geld blieb die Preußiſche Bank, die Vorläuferin der Reichsbank, nicht frei; im Gegenetil, ihre Politik war vielfach für die allgemeine Einſtellung zum Gold richtung— weiſend. So rechnete man 1854 mit der Mög⸗ daß bei einer Freigabe der Aus— prägung des Goldes alles Silber abfließen würde; da man aus der gleichen Annahme einen feſten Kurs von 5 Taler 2 Groſchen für den Friedrichsdor(ſo hießen die damaligen Goldmünzen) für bedenklich hielt, ſetzte man ſich für die verſtärkte Ausgabe von Bank⸗ noten anſtelle von Goldgeld ein. Und dies in einer Zeit, die durch eine Ueberſchwem— mung Deutſchlands mit unzähligen Noten bis hinunter zu den kleinſten Beträgen gekenn⸗ zeichnet war. Weſpen ſind gefährlich. Drei kleine Knirps mit 5 und 6 Jahren durchſtreiften letzten Sonntag die Flur. Bei Laupheim im Würt⸗ tembergiſchen kamen ſie an ein Weſpenneſt. und betrachteten den Ein⸗ und Ausflug der munteren Tiere. „Fritzle ſtupf nei!“ ſagte der Aeltere. Geſagt, getan: Ein Schrei, und eiligſt rannte der kleine Miſſeläter davon, der andere hinterdrein. Scharweiſe überfielen die kleinen Gelbringe die Knaben und rich— teten ſie übel zu. Ein Wanderer kam des Weges und ſah die Jungens mit ihren ver⸗ ſchwollenen Köpfen. Augen waren nicht mehr zu ſehen und die Naſe derart verſchwollen, daß Atemnot eintrat. Was war zu tun? Der Gefaßte machte raſch einen Brei von dem na⸗ hen Lehmboden und beſtrich damit Kopf und Geſicht der Kinder. Nach zweiſtündiger Be⸗ handlung war wenigſtens keine Lebensgefahr mehr zu befürchten. Die kleinen Schlitzauger wurden größer und gegen Abend konnten di Kleinen, um eine Erfahrung reicher, mit ihren den Heimweg antreten. Wie wird das Welter? Wenn der jugendliche Wanderer am Sonn⸗ tagmorgen mit Ruckſack und Feldflaſche vor feiner Haustüre ſteht, dann ſieht er wohl im⸗ mer mißtrauiſch gegen den Himmel und weiß ö nicht ſo recht, ob denn die Sonntagswanderung lohnen wird oder ob nicht doch der Himmel ihm einen Strich durch die Rechnung machen wird.— Und der Herr Papa ſtudiert eifrig die Wetterkurve, ſieht auf das Barometer— und nimmt dann doch den Regenſchirm auf den Sonntagsausflug mit. Oſt ſchon iſt die Wettervorherſage nicht ganz ſo eingetroffen, und er denkt: Sicher iſt ſicher! Der Bauer aber. der Landmann in deutſchen Gauen. — heit in der Vorherbeſtimmung des Wetters. Seine Merkmale für gutes oder ſchlechtes Wet⸗ ter ſind zwar nicht wiſſenſchaftlicher Natur, gehen vielleicht auch hin und wieder einmal fehl, aber im großen und ganzen kann man ſich auf ſeine Vorherſage ſo ziemlich verlaſſen. Und ſo hat der Landmann auch ſeine„Zehn Wettergebote“, die das folgende beſagen: 1) Zeigen ſich Federwolken an einem vorher kla⸗ ren Himmel, ſo kommt Regen. 2) Zeigen ſich Federwolken an einem vorher bewölkten Him⸗ mel, ſo folgt ſchönes Wetetr. 3) Geht die Sonne hinter einer geraden, ſchiefergrauen Wolkenwand unter, ſo regnet es am folgenden Tage. 4) Geht die Sonne hinter Haufen⸗ wolken unter, deren Ränder wie ſilbern er⸗ heinen, ſo folgt ter Tag. 5) 1 röte deutet auf Wind oder Regen. 6) Sehr durchſichtige Luft läßt Regen erwarten. 7) Starker Tau deutet auf einen ſchönen Tag. 8) Kleine ſchwimmende Wolkenfetzen unter qrauem Himmel zeigen Regen an. 9). Fal⸗ lender Nebel bringt ſchönes Wetter. 10) Auf ſtarken Sturm folgt in der Regel Ren. Dalen für den 12. Auguſt: Sonnenaufgang 5,06 Uhr; Sonnenr u ter— gang 19,56 Uhr; Mondaufgang 18,11 Uhr: Monduntergang—. f 1848: Der Begründer des Eiſenbahnwe lens, George Stephenſon, in Taptonhoufe geſtorben Hindenburg wieder in Berlin Der Reichspräſident in Begleitung ſeines Sohnes, Oberſt von Hindenburg, nach der Ankunft vor dem Bahnhof Friedrichſtraße. Reichspräſident von Hindenburg hat ſeinen Sommeraufenthalt auf ſeinem Gut Neudeck in Oſtpreußen abgebrochen und iſt Mittwoch morgen in Berlin eingetroffen. — Schwere Verkehrsunfälle Aufokalaſtrophe in der Kurve Polniſche Offiziere verunglückt.— Ein Toter, eine Schwerverletzte Warſchau, 11. 8. In der Nähe von Caco— lane(Hohe Tatra) ereignete ſich geſtern ein ſchwerer Autozuſammenſtoß. Ein Oberſt Rayſki dem Chef des Flugweſens im polniſchen Kriegsminiſterium, geführter Wagen ſtieß in der Kurve mit einem anderen Auto, das von Oberſt Jaſinſki geführt wurde, zuſammen. Der Wagen des Oberſten Jaſinſki geriet dabei ins Schleudern und kippte um. Oberſt Jaſinſki flog in weitem Bogen aus dem Wagen und war auf der Stelle tot. Die Frau von Oberſt Rayſti, die in dem Wagen von Jaſinſki ſaß ge⸗ riet unter den Wagen und wurde mit ſchweren Verletzungen geborgen. Auklo flürzt 100 Meiler lief Zwei Schwer⸗ und zwe! Leichtverletzte. Graz, 11. 8. Ein aus der Rheinprovinz ſtammendes Auto wurde auf der Fahrt Prebi⸗ chi⸗Paß⸗Eiſenerz, in der ſogenannten Radio⸗ Kurve, durch Bremsdefekt über einen ſteilen Hang hundert Meter hinabgeworfen und blieb zertrümert liegen. Von den vier Inſaſſen wur⸗ den Ernſt Slovan aus Neumatten und der Kaufmann Walter Kahn aus Wittlich ſchwer verletzt. Die beiden anderen, die Kaufleute Kurt Günther und Arthur Stramm aus Brau- neberg, erlitten nur leichte Verletzungen. Molorrad ſauſte gegen Aulo Schweres Verkehrsunglück in Dortmund— Sechs Verletzte. Dortmund, 11. 8. Mittwoch nachmittag kam es zu einem ſchweren Verkehrsunglück auf der Hohe Straße. Der Ingenieur Johannes Sch. aus der Querſtraße fuhr die Hohe Straße mit ſeinem Perſonenwagen in Richtung nach Dort— mund⸗Brünninghauſen herauf. Als er die Kreuzung Hohe Straße- Hindenburgdamm überfuhr, kam aus der Richtung von der Märki⸗ ſchen Straße der Student Hartmut Doermer mit einem Motorrade. Der Student fuhr dem Perſonenauto in die linke Flanke. Auf ſeinem Soziusſitz hatte er die Studentin Gerda Kaiſer bei ſich. Bei dem Anprall flog der Student durch die Scheiben des Perſonenautos beinahe in den Wagen, während ſeine Begleiterin über das Perſonenauto hinweg auf das Straßen- pflaſter geſchleudert wurde. Durch die Wucht des Anpralles wurde das Motorrad nahezu vollſtändig zertrümmert. Der Student und ſeine Begleiterin erlitten chwere Verletzungen. Sie wurden den Städtiſchen Krankenanſtalten in der Beurhausſtraße zugeführt. Außerdem wurden bei dem Zuſammenſtoß vier Inſaſſen des Perſonenautos verletzt. Es ſcheint, daß der Unfall auf die Leichtſinnigkeit des Motorrad— fahrers zurückzuführen iſt. Raubmord in Weſtfalen Sprockhoe vel, 11. 8. Der Wirt und Vieh⸗ händler Heinrich Nieland wurde in der vergan⸗ genen Nacht im Gaſtzimmer ſeiner Wirtſchaft ermordet aufgefunden. Als Täter kommen wahrſcheinlich drei Fremde in Betracht, die kurz vor Mitternacht die Wirtſchaft betraten. Die Taſchen des Toten waren leer. 4 Für eilige Leſer Im Plenarſitzungsſaal des Reichstag fand am Verfaſſungstag eine Verfaſſungsfeier der Reichsregierung ſtatt. * Die Zentrumsfraktion des preußiſchen Land— tages hat die Nationalſozialiſten und die Deutſchnationalen zu einer Beſprechung über torgen⸗ die Wegtenungaundung in Preußen eingeladen. Die ſprechung wird wahrſcheinlich am Montag ſtattfinden. Wegen der Haſſelfelder Vorgänge in der Nacht zum 31. Juli wurden neun Angeklagte zu Gefängnisſtrafen von drei Monaten bis zu einem Jahr verurteilt. * Bei einem ſchweren Kraftwagenunglück in Würzburg wurden zwei Perſonen tödlich ver— letzt. * Der Internationale Gerichtshof hat im Me— melſtreit ſeine Entſcheidung verkündet, dieſe erklärt u. a. die Abſetzung des Direktoriums— präſidenten unter gewiſſen Vorausſetzungen für zuläſſig, die erfolgte Auflöſung des Me⸗ mellandtages jedoch für unzuläſſig. * Der Grabſchänder, der Ende Juni in Deſſau gemeinſam mit zwei Schuljungen auf dem evangeliſchen Friedhof etwa 200 Grabdenk— mäler umgeworfen oder zerſtört hatte, wurde zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. * Miniſterpräſident Vajda hat die neue rumä— niſche Regierung gebildet. * Der Reichspräſident empfing am Donners— jag den deutſchen Botſchafter in Waſhington Dr. von Prittwitz und Gaffron. gleinbombardemenk gegen das haus eines Nalionalſozialiſten Königsſtädten bei Groß-Gerau, 11. 8. Heute nacht hat ſich vor dem Hauſe des National- ſozialiſten Naumann, der geſtern den partei— loſen Arbeiter Daum durch einen Schrotſchuß ſchwer verletzte, eine große Menſchenmenge an— geſammelt, die auf das Haus des Naumann ein wahres Steinbombardement eröffnete. An dem Hauſe blieb nicht eine Fenſterſcheibe ganz, auch die Fenſterläden wurden zerſtört u. auch ſonſtiger Schaden angerichtet. Nach dem Bom— bardement lagen auf dem Hofe Berge von Steinen. Noch in der Nacht wurde die Gen— darmerie aus Rüſſelsheim alarmiert, doch war die Menſchenmenge bereits wieder auseinan⸗ dergelaufen, als die Gendarmen eintrafen. Wie verlautet, ſoll es ſich in der Hauptſache um auswärtige Leute handeln, die an dem Steinbombardement beteiligt waren. Die po— lizeilichen Unterſuchungen ſind eingeleitet. Bon handel, Induſtrie und Börſe Mannheimer Produktenbörſe Mannheim, 1. 8. Weizen, neuer, 75/76 kg, gut, geſund und trocken, 23.50— 23.75, Roggen, neu— er, gut, geſund und trocken, 18.50; Hafer, inl. 17-18, Sommergerſte, geſtrichen, Futtergerſte, inl. 17.50 17.75, gelber La-Plata-Mais mit Sack 18.—: Weizenmehl, Spezial Null, Auguſt bis 15. September, 37.45; desgl. mit Auslands⸗ weizen, Weizenauszugsmehl, gleiche 25 30.— Mahlart und Lieferzeiten, 40.45 bezw. 37.— u. 26—27; Roggenmehl, 60prozent. Ausmahlung, 27,75— 28.50; Weizenkleie, feine, 9.—: Biertre⸗ ber, in- und ausl., 10.50—11.00; Erdnußkuchen 12.50 12.75. Mannheimer Kleinviehmarkt Mannheim, 11. 8. Zufuhr und Preiſe: 12² Kälber 26—38, 26 Schafe 22—30, 217 Schweine nicht notiert, 153 Ferkel und Läufer, Ferkel bis vier Wochen 811, Ferkel über vier Wo⸗ chen 13—15, Läufer 16-19, Marktverlauf: Käl⸗ ber ruhig, langſam geräumt, Ferkel und Läu⸗ fer ruhig. Weltervorherſage Vorherſage für Freitag: Nach Bewölkungs⸗ zunahme, ſtrichweiſe auch gewittrigen Störun⸗ gen, Wiederherſtellung der überwiegend heite— ren Witterung. Bei zunächſt noch öſtlichen und ſüdlichen Winden recht ſchwül. Ausſichten für Samstag: Wieder erneute Verſtärkung des Hochdruckeinfluſſes. 7555* N 8 9 N eee Nen Das ist die Blüte orientalischer Tabake umd die Ehrlichkeit deutscher Arbeit:; je milde SaIEM 33.