Sterbefall. Geſtern verſtarb im Städt. krankenhaus zu Darmſtadt der in den 30er Jahren ehende Pferdehändler Fritz Burkert von hier, infolge einer Lungenentzündung. Beim Meiſterſchaftsſchießen der Gauvereine des Gaues Bergſtraße Süd des Südweſt⸗ deutſchen Sportverbandes für Kleinkaliberſchießen in Weinheim hat die Schützenabteilung der Teutonia glänzend abgeſchnitten. Im Einzelmeiſterſchafts⸗ ſchießen wurde Kamerad Michael Kempf als beſter Schütze Gau⸗Schützenmeiſter. Im Wanderpreis⸗ ſchießen wurde die Mannſchaft der Teutonia zweiter und Mannheim⸗Käfertal konnte die erſte Stelle er⸗ reichen. Den Wanderpreis für Jungſchützen konnte die Viernheimer Jungſchützen⸗Mannſchaft: 1. Franz Brechtel, 2. Joſef Hanf, 3. Karl Hook. 4. Michael Knapp und 5. Wilhelm Winkenbach mit nach Hauſe bringen. Beim Preisſchießen erzielten die Kamera- den Kempf, Schilling, Jakob, Brechtel u. a. Preiſe. Zum Bezirks⸗ und Landesverbandsmeiſterſchießen find zugelaſſen Kempf, Brechtel, Knapp und Win⸗ kenbach. Die Schützenabteilung kann auf dieſe herr⸗ lichen Erfolge ſtolz ſein und hat Viernheim im Schießſport würdig vertreten, ſodaß wir Viernheimer uns mitfreuen können, indem ein Viernheimer Schütze „Gau⸗Meiſterſchütze“ wurde. * Sicherung der Herbſtdüngung. Der Reichspräſident hat eine Verordnung unter⸗ zeichnet, wonach der Reichsfinanzminiſter ermächtigt wird, für Forderungen für Düngemittellieferung an landwirtſchaftliche Betriebe für die Herbſtdüngung Bürgſchaften bis zur Höhe von 11,2 Millionen Reichsmark zu übernehmen. Auf Grund dieſer Ver⸗ ordnung hat der Reichsfinanzminiſter dem Dünge⸗ mittelſyndikat gegenüber eine Bürgſchaft in Höhe von 14,2 Millionen Reichsmark in gleicher Weiſe wie Anfang des Jahres für Frühjahrsdüngung über⸗ nommen. Ein Pfandrecht an den Früchten der Ernte kommt nicht in Betracht. Großer heſſiſcher Bauerntag in Groß-Umſtadt 27. und 28. Auguſt 1932. Darmſtadt, 16. 8. Am Samstag. den 27. Auguſt, und Sonntag, den 28. Auguſt findet in Groß-Umſtadt der 9. Junglandbundtag ſtatt. Ein reichhaltiges ſportliches Programm bildet den Rahmen der Veranſtaltung: Volks⸗ ſport, Schießen, Sternritt, Werbereiten uſw. Am Nachmittag des Sonntags findet ein gro— ßer Feſtzug zum Feſtplatz im Raibacher Tal ſtatt. Tie Vorbereitungsarbeiten ſind in vol⸗ lem Gange. Als Redner für die Kundgebung iſt Graf Kalckreuth, der namhafteſte Führer der deutſchen Landwirtſchaft, Präſident des Reichslandbundes, gewonnen. Es iſt mit einem ſtarken Beſuch der Veranſtaltung zu rechnen. Bekanntmachung. Gefunden wurden eine ſilberne Damenarmbanduhr und ein Kinderumhang. Viernheim, den 16. Auguſt 1932. Heſſiſches Polizeiamt: Oechler. „„Nach Gelbe Raucher zähne en B õõ Ü]ð²˙;b! g& n endlich das Richtige für meine Zähne. Nach dreimaligem Gebrauch blendend weiße Zähne, trotzdem dieſelben durch vieles Rauchen braun und unſchön wirkten. Ich werde nichts anderes mehr gebrauchen, als Chlorodont.“ B., Horſt Berg. Man verlange nue die echte Chlorodont⸗Zahnpaſte, Tube 50 Pf. und 80 Pf., und weiſe jeden Erſatz dafür zurück. Betr.: Den Feldſchuu z. Wir bringen unſere Anordnung vom 16. Juli 1932 über das Verbot des Betretens der Feld⸗ gemarkung in der Zeit von abends 9 bis morgens 5 Uhr wiederholt in Erinnerung und weiſen be⸗ ſonders darauf hin, daß dieſes Verbot auch für die Grundſtücksbeſitzer gilt. Das Verbot des Futterſammelns von vorm. 11 bis 1 Uhr und abends 7 bis morgens 7 Uhr bleibt weiterhin beſtehen. Betr.: Sommerpreiſe für Gaskoks. Die nachſtehenden ermäßigten Sommerpreiſe für Gaskoks gelten nur noch bis Ende Auguſt. Wir empfehlen daher den Intereſſenten, dieſe gün⸗ ſtige Gelegenheit nicht zu verpaſſen und rechtzeitig den notwendigen Winterbedarf an Koks einzudecken. Koks III 20% 0 mm 1,40 RM. Koks II 40/0 mm 150„ Koks 1 60/ 90 mm 1,40„ pro Zentner. frei Haus 15 Pfg. pro Zentner mehr. Betr.: Unterhaltung des Rathauſes. Die Lieferung von 2 Schränke und ſowie die Ausführung weiterer Schreiner- und Schloſſer⸗ arbeiten ſollen im öffentlichen Wettbewerbe vergeben werden. Die Zeichnungen liegen auf dem Büro des Gemeindebaumeiſters offen, woſelbſt auch die Ange⸗ botsformularé erhältlich ſind. Die Angebote ſiud verſchloſſen und mit ent⸗ ſprechender Aufſchrift verſehen, bis zum 24. Auguſt ds. Is. vormittags 10 Uhr auf dem vorgenannten Büro einzureichen, woſelbſt auch die Eröffnung der Angebote im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtatt⸗ findet. Vollſtändig freie Wahl bleibt verbehalten. Zuſchlagsfriſt 14 Tage. Viernheim, den 17. Auguſt 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Tabakbau⸗ Verein! Wir bitten unſere Mitglieder Sandblätter vorzuleſen. Der Vorſtand. Haben sie in mrem garien oder Fla Inbezleler aller Art Auskunft, Rat und Vertilgungs mitte! erhalten Sie bei aols waer 10 ur Anlass u. f. l Freitag abend ½9 Uhr desaml⸗ Vorstands nzung in der Sporthalle. Tagesordnung: 1. Bezirksjugendwettkämpfe 2. Lichtanlage auf dem Platz 3. Verſchiedenes. Weil, Präſes. Donnerstag 92 Unternalungsabena 1 Zimmer u. Küche zu vermieten. in der Vorſtadt, wozu freundlichſt einladet] Von wem, ſagt der Verlag. Der Vorſtand. 2.3inmer⸗ Wohnung mit Zubehör zu mieten geſucht von Familie in geſicherter Stellung. Angebote unter f 100 an den Verlag erbeten. Doppel-Schlaßzimmer neu. Seit Jahren predigen wir, legen Sie nicht mehr an, wie Sie bares Geld haben. Auch laſſen Sie ſich nicht beirren v. irgend welcher Seite, daß ds Zim⸗ mer nicht fein genug ſei. Die Hauptſache für Sie iſt, daß es neu, praktiſch und kompl. iſt und alles zuſ. nur RM. 100.— koſtet. Es hat 2 ſchw. Holzbett⸗ ſtellen, 2 Nachttiſche, 1 Waſchtiſch m. Spiegelaufſ., 1 Spiegelſchrank,/ für Wäſche, ¾ f. Kleider u. 2 Stühle, u. alles in feinem Nußbaumton. Can des Mannheim⸗Lindenhof, Bellenſtraße 2(Alte Oel- fabrik) direkt hint. 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Tabakbhau- Verein 111 (Trauben) Unſern Mitgliedern zur Nachricht, daß die Zeit zur Sandblattvorbruch-Ernte gekommen iſt. Wir weiſen darauf hin, daß das Vorleſen von Sandblatt, oder das Ernten von Tabak beim Zoll- amt zuerſt angemeldet ſein muß. Wir bitten etwa befallene oder teilweiſe fleckige Blätter beim Ein⸗ fädeln zu ſortieren, um beſſere Qualität die Mög⸗ lichkeit zu geben. Für den Vorſtand: Martin. Landw. Geld- U. Warengenossenschaf (aauernverein) Nernneim. Stoppelſaaten eingetroffen. Der Vorſtand. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnverein 1893. Heute Mittwoch abend punkt 6 Uhr trainieren der 1. und 2. Handballmann⸗ ſchaft für das Spiel am kommenden Sonntag. Zugleich Mannſchaftsaufſtellung. Vollzähliges und pünktliches Erſcheinen auf Platz 1 erwartet. Die Spielleitung. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag abend 8 ½ Uhr findet im Lokal zum gold. Stern unſere Mitglieder⸗Verſammlung ſtatt. Tagesord⸗ nung wird im Lokal bekannt gegeben. Wegen Wichtigkeit der Sache iſt pünktliches und voll⸗ zähliges Erſcheinen erwünſcht. Der Vorſtand. Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia. Heute Mittwoch abend Verſammlung. Rückblick auf das Gaulandesſchießen in Weinheim. Ehrung der Sieger. Beſprechung der Geländeübung in der Nacht vom 27. auf 28. Auguſt im Abſchnitt Wahlen⸗Hiltersklingen. Mit Rückſicht auf die große Aufgabe die Viernheim hierbei geſtellt iſt, wird vollzähliges Erſcheinen erwartet. Der Vorſtand. lſacggaangacdamanagaggagggagaggagaapgag Schnaken tötet vadikal angenehm im Geruch / Liter 95 10 Liter 40 RATHAUS- DROGERIE Peter Moskonpp eee fſcgagagggaaaagagaangm „Ein Cogiker der Politik“ Erinnerungen an Bundeskanzler Dr. Seipel. Von Reichskanzler a. D. Dr. Joſeph W̃ irth. „Dr. Seipel kam im Jahre 1922 nach Berlin. Die politiſche Atmoſphäre bei uns war derartig geladen, daß zur Verhinderung eines Attentates der Empfang des öſterreichiſchen Bundeskanzlers in Lichterfelde, alſo vor Berlin, ſtattfand. Dr. Seipel hatte mit uns die Lage Oeſterreichs zu be⸗ ſprechen; er ſprach offen, ohne Vorbehalt, und richlete an uns die Frage:„Iſt Deutſchland in der Lage, Oeſterreich zu helfen?“ f In meiner Eigenſchaft als Reichskanzler war ich mir des Ernſtes ſeiner Frage durchaus bewußt. Dr. Seipel hatte ausdrücklich betont, daß er von mir volle und letzte Aufrichtigkeit erwarte. Deutſch⸗ land konnte Oeſterreich damals nicht helfen. So ging Dr. Seipel den Weg der Pflicht, ging nach Verona, um dort den italieniſchen Außenminiſter Schanzer zu treffen. Dieſe Reiſe Dr. Seipels be⸗ deutete den Weg zum Völkerbunde. Dr. Seipel, den ich im Laufe der letzten zehn Jahre des öfteren beſuchte, war der Mann, der aus den gegebenen Tatſachen die Folgerungen zog. Er überſah das ganze Tatſachenfeld. Nichts ent⸗ ging ſeinem Blick, der über ganz Europa ſchweifte. Er war ein Logiker der Politik. So ſtand er nach dem Geſpräch in Berlin vor der Frage, ob er nach Italien fahren ſolle oder nicht. Da er keinen anderen Weg vor ſich ſah, ging er den einzig möglichen. Ich ſah kaum jemals wieder einen Menſchen, der von dem Weſen der Politik ſo innerlich durch⸗ drun en war wie Prälat Dr. Seipel. Was we⸗ . n werden: er philoſophierte gern über Nein, ihn lockte die theoretiſche Aufgabe, ſich be. den ſchwierigſten Dingen auf den theoretiſchen philoſophiſchen Gehalt zu beſinnen. So war mir ein Zuſammentreffen mit Dr. Seipel immer ein großer Gewinn. Er war glücklich darüber, wenn man das ernſte politiſche Geſpräch mit einem kurzen Aufenthalt in jenen Regionen begann, wo man dauernden philoſophiſchen Gewinn einheimſen kann. Wenn dann ſo das Vorfeld geklärt war, ging er gern auf die Tagesfragen mit dem ganzen Eruſt ſeiner auf Wahrheit bedachten Perſönlichkeit ein. Noch im letzten Jahre war unſer Zuſammen— treffen in Berlin vom Jahre 1922 Gegenſtand längerer Betrachtung. Sein Weg und der deutſche Weg der ſogenannten Erfüllungspolitik wurden ſorgſam gegeneinander abgewogen. Er war ein Meiſter des politiſchen Schach⸗ ſpiels, ſeine Darlegungen über Prag, über Berlin, über Rom und Paris zeigten immer den Meiſter im europäiſchen Ueberblick. Der Gang der deutſchen Politit intereſſierte ihn bis in die letzten Einzelheiten. Ich konnte ihm mehrmals die Grüße ſeiner Freunde in Deutſchland überbringen. Brü⸗ nings Weg war ihm ein beſonderes Problem. Auch Streſemann und ſeine europäiſche Miſſion feſſelten ihn ungemein, wobe! aber nicht verſchwiegen werden ſoll, daß z wi ſchen dieſen beiden Staatsmän nern zeitweilig eine ſtarke Span nung beſtand. Dr. Streſemann intereſſierte ſich ſelbſtver⸗ ſtändlich auch für Dr. Seipel. Aber ihr Zu; ſammentreffen war nicht immer ohne Scha, ten: Dr. Streſemann bat mich mehrmals um eine Klärung bei Doktor Seipel. Es war höchſt intereſſant, dieſe zwei ſo ver⸗ ſchiedenen Manner gegeneinander können. Der eine ſprudelnd von poli abwägen zu b tiſchem Tem rament in ſeinen glücklichen and Aber man mußte ihn ſchon dazu drängen. gen gingen vorüber, nachdem manches Tatſächliche geklärt worden war. f Dr. Seipel war von einer Vornehmheit ohnegleichen; wenn man ihn direkt fragte, äußerte er auch ſeine Meinung über die deutſche Politik. Ueber das öſterreichiſche Problem gab er mir wiederholt die bedeutſamſten Aufſchlüſſe. Ich glaube, daß viele ſeiner hitzigen Gegner den Denker Dr. Seipel nicht verſtehen konnten. Man wirft ihm Dinge vor, die für den Philoſophen Seipel gar nicht auf der Platt⸗ form des Politiſchen erreichbar erſchienen. Er war ein echter Politiker. Haarſcharf vermochte er das politiſche vom ſpekulativen Moment zu trennen. Er ſprach öfters über die Grenzen des Politiſchen und des Ideals und der Idee und konnte darüber köſtlich plaudern. Die geiſtigen Strömungen Deutſchlands, auch die extremen, waren ihm wohl⸗ vertraut. Er ſuiog dann wohl gern in die Theorie der Demokratie hinein. Sein Vortrag in Heidelberg vor mehreren Jahren bleibt unvergeſſen. Wie ſchön war doch ſein Auftreten in der Rochuskapelle bei Bingen, wo er der hl. Hildegard die Gedächtnisrede hielt. Er, der Wiener, der öſterreichiſche Staatsmann, eilte zum ſonnigen Rhein, um der großen politi⸗ ſchen Heiligen des Mittelalters ſeine Huldigung darzubringen. Das katholiſche Volk des Rhein⸗ gaues begrüßte Dr. Seipel mit hinreißendem Enthuſiasmus. Er ſprach ſichtlich bewegt und er, griffen von Volk und Landſchaft. Mit der Prozeſ, ſion wanderten wir dann wohl drei Stunden, es wurde Nacht, als wir uns auf den Heimweg mach, ten. Er fühlte, daß er inmitten des katholiſcher Volkes Deutſchlands einen Ehrenplatz gewonnen habe. Das machte ihn glücklich und es war eir Genuß, mit ihm bei dieſer Gelegenheit über letzt. politiſche Möglichkeiten in Europa zu ſprechen. * 1 Faden unſerer langjährigen Unterhaltung wieder zuf. Und am anderen Tage ließ er es ſich nicht nehmen, zu Fuß nach der Deutſchen Geſandtſchaft in der Metternichgaſſe zu wandern, um das Ge⸗ ſpräch fortzuſetzen. Der totkranke Mann kehrte auch wieder zu Fuß zurück. Das Inſulin hielt ihn jahrelang aufrecht. Er hat nie über ſein Leben geklagt. Die getreuen Schweſtern mußten ihm mitteilen, daß die Inſulinſpritze bereitſtehe— trotzdem ging er mit mir aus ſeinem beſcheidenen Zimmer bis Zur Treppe, um ſich in ſeiner gewohnten edlen Form zu verabſchieden. Das Schickſal der deutſchen Politiker ging ihm ſehr nahe und für jeden hatte er ein philoſo⸗ phiſches Geſpräch, gleichſam in Bereitſchaft. Er konnte köſtlich plaudern und auch ein feines Scherz⸗ wort und ein ſonniger Humor fand bei ihm willi⸗ ges Gehör. Für mich iſt es ein nicht bender Verluſt, dieſen edlen Freund und Gönner nicht mehr unter den Lebenden zu wiſſen. Ihm das letzte Geleit zu geben, war mir Herzensbe⸗ dürfnis. Die Deutſche Zentrumspartei hat mich beauftragt, an ſeiner Bahre den Kranz der Ehre, den verdienten Lorbeerkranz, niederzulegen. Für uns iſt und bleibt er der politiſche Menſch, dem die Kunſt überlegener Staatsführung gegeben war. Ignaz Seipel konnte, was er woll⸗ te. Seine Größe beſtand nicht zum wenigſten in der hohen Gabe, im Politiſchen die Grenzen des Möglichen jederzeit und ſofort zu ſchauen. Sein Wiſſen verband ſich mit der durchdringenden Sicht politiſcher Dinge. Tief ergriffen nahmen wir nun Abſchied vom Grab dieſes genialen Men⸗ ſchen. Keiner von uns, der das Glück hat, wieder nach Wien zu kommen, wird verſäumen, neben G55 gentralfried⸗ den anderen goken keien auf dem Jen gu beſchrei⸗ Nationalſozialiſten in Ausſicht ſofern es ſelbſt cheint noch nicht endgültig geklärt beitsfähige Regierung gebildet, e Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1½0 Mk. frei ins Haus gebracht Sonntagsblatt„Sterne und 805 .— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte men“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 191 Inoffizielle Roalitions⸗ geſpräche Die ſchon einmal zwiſchen Zentrum und genommenen, dann aber wieder abgeſagten Verhandlungen ind nun doch ganz plötzlich in Gang gekom⸗ men. Diesmal allerdings ohne die Deutſch⸗ nationalen, die noch zu der erſten Beſprechung eingeladen waren. Die Deutſchnationalen ſind bewußt aus dem Spiel gelaſſen worden, ein⸗ mal, weil die Nationalſozialiſten in ihnen letzt ihre ſchärfſten Widerſacher ſehen, und zum anderen, weil die deutſchnationale Land⸗ tagsfraktion die gegenwärtige Entwicklung in Preußen begrüßt und gebilligt hat. Die Beſprechungen zwiſchen Zentrum und Nationalſozialiſten haben am Dienstag ſtatt⸗ gefunden. Sie ſind, wie das„Darmſt. Tag⸗ blatt“ mitteilen zu können glaubt, zwiſchen bem Landtagspräſidenten Kerrl und dem Zentrumsabgeordneten Graß hin und her— zegangen und haben noch keinerlei offiziellen Charakter gehabt. Beide Unterhändler hat⸗ ten auch von ihren Parteien keinen Auftrag erhalten, ſich an den Verhandlungstiſch zu etzen. Beide Herren haben ſich aber vorher vergewiſſert, daß ihre Fraktionen ſolche Be— prechungen nicht von vornherein ablehnen würden. Was in dieſer Unterhaltung heraus- geſprungen, iſt vorläufig noch das Geheimnis ber unmittelbar Beteiligten. Landtagspräſi⸗ bent Kerl hat am Dienstag abend Berlin ver⸗ laſſen, und man nimmt an, daß er ſich nach München begeben hat, um ſeiner oberſten Par⸗ teiinſtanz Bericht zu erſtatten. Es ſcheint aber zu ſtimmen, daß Herr Graß Im Namen feiner Partei bereits dem national⸗ . ſozialiſtiſchen Unterhändler zu verſtehen gege⸗ ben hat, daß ſich das Zentrum mit einem na⸗ tionalſozialiſtiſchen Miniſterpräſidenten in Preußen abfinden werde. Herr Kerrl ſoll wiederum angedeutet haben, daß ſehr wahr⸗ ſcheinlich Adolf Hitler ſelbſt als Kandidat für den Poſten des preußiſchen Miniſterpräſidenten in Vorſchlag gebracht werde. Außerdem ſoll bas Zentrum bereit ſein, den Nationalſoziali⸗ ſten noch einige andere Miniſter zuzugeſtehen das Innenminiſterium, alſe die Befehlsgewalt über die Polizei erhält, die bann in den Händen des derzeitigen kommis, ſariſchen Innenminiſters Dr. Bracht verblei⸗ ken ſollte. Bracht iſt ja Zentrumsmann. Wie nan bie übrigen Miniſterien aufteilen will, N zu ſein. Darüber will man ſich aber ſchon in den aller⸗ üchſten Tagen verſtändigen, ſobald ſich Herr bitler ſelbſt zu den Vorverhandlungen geäu⸗ ert hat. Wieweit dieſe Informationen in ihren Ein⸗ ielheiten zutreffen, läßt ſich von außerher nicht überblicken. Feſt ſteht aber daß das Zentrum bie Initiative zu dieſen Beſprechungen ergrif⸗ fen hat und auch bei den Nationalſozialiſten auf Gegenliebe geſtoßen iſt. Beide Parteien ſccheinen ernſthaft beſtrebt zu ſein, die Stellung der Regierung v. Papen von der preußiſchen eite her aufzurollen. Gelingt es ihnen, ſich über die Neuwahl des Miniſterpräſidenten, der angeblich bereits am 25. Auguſt gewählt werden ſoll, zu einigen, dann wird auf ver⸗ faſſungsmäßigem Wege in Preußen eine ar⸗ damit wäre die Vorausſetzung für die derzeitige Bevor⸗ mundung Preußens durch die Reichsregierung binfällig. Gleichzeitig würde dadurch das Kabinett Papen eine ſeiner wertvollſten Stützen verlieren und in die Ausgangsſtellung zurückgeworfen, die es vor dem 20. Juli, vor der Amtsenthebung der preußiſchen Miniſten inne hatte. Man braucht kaum darauf hinzuweiſen, daß der Reichskanzler dieſe Entwicklung ſicher lich ſehr aufmerkſam verfolgt, weil im Falll der Einigung zwiſchen Zentrum und National“ ſozialiſten ja ſeine Arbeit reſtlos zerſchlagen würde. Ob er ſich irgendwie einſchalten wird muß man abwarten. Von gewiſſer Seite wird allerdings bereit; f ht, dem Zentrum Angſt einzujagen, daf Zeitung 1 jernheimer Anzeiger 1 Wee 2e Viernh eimer (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Anitsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Donnerstag, den 18. Auguſt 1932. von bindenden Zuſagen ſpäter einfach aus den Regierung hinausgeekelt oder hinausgedräng werden würde, da der Miniſterpräſident nach der Verfaſſung die Miniſter ernennt oder ent läßt. Außerdem hätten die Nationalſozialiſter im Falle daß ein Nationalſozialiſt auch Mini ſterpräſident würde, die Mehrheit im Drei männerkollegium, das dann den Landtag auf löſen könnte, ohne vielleicht ſofort Neuwahlen auszuſchreiben. Man wird abwarten müſſen, ob die Be ſprechungen zu ernſthaften Verhandlungen füh ren werden. Beitere Landkreiſe und Amksgerichte ſollen verſchwinden Berlin, 16. 8. Gelegentlich einer Tagung der Bürgermeiſter des Liegnitzer Regierungsbezir— kes erklärte Präſident Dr. Haeckel vom Reichs— ſtädtebund, es ſei möglich, daß nach den Plänen des derzeitigen kommiſſariſchen preußiſchen Innenminiſters Dr. Bracht in nächſter Zeit au⸗ ſier den bereits aufgelöſten 58 Landkreiſen noch etwa 104 weitere Landkreiſe und außerdem noch ungefähr 100 weitere Amtsgerichte in Preußen aufgelöſt werden. * Spuren der Dia Triumphalis nachgewieſen Rom, 17. 8. Wie der„Oſſervatore Romano“ berichtet, wurden bei Ausgrabungen in der Va— tikanſtadt in 14 Meter Tiefe Spuren der anti— ken„Via Triumphalis“ nachgewieſen, über de— ren wirkliche Exiſtenz unter den Archäologen noch Meinungsverſchiedenheiten beſtanden. keine Staalskommiſſare in Gemeinden Berlin, 16. 8. Der Deutſche Städtetag telt mit:„Durch Preſſemitteilungen über die Be— ſtellung von„Staatskommiſſaren“ für preußi— ſche Gemeinden zum Zwecke der Sicherſtellung des Staatsſteueraufkommens iſt in der Oeffent— lichkeit der irrtümliche Eindruck erweckt worden, als ob neue Eingriffe in die Selbſtverwaltung ſtattfänden. Es wird demgegenüber als aus— geſchloſſen bezeichnet, daß die preußiſche Re— gierung vor habe, Staatskommiſſare für die preußiſchen Gemeinden einzuſetzen. Es könne ſich nur darum handeln, daß hinſichtlich der— jenigen Gemeinden, die mit der Ablieferung der Staatsſteuern im Rückſtand ſind, Staats- beamte den ſpeziellen Auftrag erhalten, für die laufende Ablieferung der aufkommenden Staatsſteuern Sorge zu tragen.“ Aufruf für die hindenburgſpende Berlin, 16. 8. Geheimrat Duisberg, Franz von Mendelsſohn, Landesdirektor von Winter— feld⸗Menkin und andere der Wirtſchaft nahe— ſtehende Mitglieder des Kuratoriums der Hin— denburgſpende veröffentlichen einen Aufruf, in dem ſie anläßlich des 85. Geburtstages des Reichspräſidenten zur Förderung der Hinden— burgſpende auffordern. Der Aufruf ſchließt mit den Worten:„Helfen Sie uns durch Ihren Beitrag, Hindenburg zu ſeinem 85. Geburtstag die Möglichkeit zu ſchaf⸗ fen, auch weiterhin der erſte Helfer ſeiner not⸗ leidenden Kriegskameraden zu ſein. Stärkt ſeine Stiftung! Helft Hindenburg helfen!“ von Papen geht nicht! die Reichsregierung werde nicht zögern, jede Revolle gegen ihre Autorität ſofork mit Waffengewalt zu unlerdrücken— der Kanzler iſt zuverſichllich London, 17. 8. Der Berliner Reutervertreter berichtet über ein Interview, das ihm Reichs— kanzler von Papen gewährt hat. Auf die Frage des Reutervertreters, ob der Kanzler glaube, daß ſeine Regierung kommende Weihnachten noch im Amte ſei, antwortete der Kanzler: Wir werden für lange Zeit im Amte 10 8 5. N 5 10 N ge 3 habe, und unterſtrich dabei, daß auch hier wie— ſein.“ Weiter erklärte v. Papen es ſei nicht die Rede davon, daß ſeine Regierung dem Reichstag aus dem Wege gehen wolle. Wie der Reutervertreter erklärt, iſt der Kanzler von der Zuverſicht er— füllt, daß ein Appell an den geſunden Menſchen— verſtand der Parteien nicht ohne Erfolg bleiben könne, da auch die Parteien ſich darüber klar ſein müſſen, daß es keine Regierung gäbe, die au die Stelle der gegenwärtigen treten könne. Sollte jedoch ein Mißtrauensvotum zur Annah— me gelangen, ſo würde die Regierung nach Maßgabe der dann geſchaffenen Situation han— deln, wobei ſie in jeder Beziehung die Abſicht habe, die Verfaſſung zu achten. Auf die Frage, ob Deutſchland aus dem Völkerbund austreten würde, wenn ſeine Ab— ſichten auf Abrüſtung keine Berückſichtigung fänden, begnügte ſich der Kanzler damit, zu unterſtreichen, daß die Frage der Gleichberechti⸗ gung auf dem Abrüſtungsgebiet für Deutſch⸗ land eine wichtige Lebensfrage ſei, da Deutſch— land ſich einer ſolchen Diskriminierung nicht länger unterwerfen und nicht länger zuſaſſen könne, daß es als Macht zweiter Klaſſe, be— handelt werde. Falls Deutſchland die Gleichheit auf dem Gebiete der Sicher⸗ heit länger verweigert werden ſolle, werde die Reichs⸗ regierung die notwendigen Maßnahmen in dem Sinne ergreifen, wie er bereits von General von Schleicher umriſſen worden ſei.„Deutſch⸗ land hat weder den Wunſch noch die Abſicht, zu rüſten“, führte Reichskanzler von Papen dazu aus,„aber es will, daß die anderen Nationen ihr Verſprechen, abzurüſten, auch halten.“ Er fügte hinzu, daß er in Lauſanne bei ſeinen Un⸗ terhaltungen mit Premierminiſter Mac Donald bei dem engliſchen Staatsmann volle Sympa⸗ ie für die deutſche Auffaſſung hinſechtlich Deutſchlands Benachteiligung in der Abrü— ſtungsfrage habe feſtſtellen können. Weiter bemerkte der Kanzler daß Deutſchland ſeine Beſtrebungen, etwas von den früheren deutſchen Kolonial⸗ beſitz zurückzuerhalten, noch nicht gufge⸗ geben der der Fall einer nicht zu rechtſertigenden Diskrimination zu ungunſten Deutſchlands vorliege, für den früher oder ſpäter Bhelſe geſchaffen werden müſſe. Indefſen ſeien guch keine diplomatiſchen Verhandlungen üben de— ſe Angelegenheiten eingeleitet worden. Menn dementiert worden ſei, daß Genera zen Schleicher ſolche Verhandlungen eröffneß ba— be, ſei das ganz richtig, dens Genera! zen Schleicher ſei Reichswehrminiſter und uicht Miniſter des Auswärtigen Nachdem der Reuter-Korreſpondent noch einmal als ſeinen ben hat, daß Herr von Papen hinſichtlich der Zukunft ſei⸗ nes Kabinetts durchaus zuverſichtlich ſei, berichtet er weiter: Der Kanzler gab ber Hoffnung Ausdruck, es ſei wohl nicht zu be⸗ fürchten, daß die NSDAP, um ihre Ziele zu erreichen, ſich zu illegalen Schritten hinrelßen laſſen werde. Er habe von Adolf Hitler eine Zuſicherung in dieſem Sinne erhalten und habe keinen Anlaß, an dieſer Zuſicherung zu zweifeln. Auf alle Fälle werde die Regierung nicht zögern, jede Revolte gegen ihre Autorität auf der Stelle mit Waften⸗ gewalt zu unterdrücken. „Wie die Dinge liegen, erklärte der Kanzler weiter, ſteht das deutſche Volk wieder gaſch'uſ⸗ ſener denn je hinter ſeinem ooerſten Zühpver, dem Generalfeldmarſchall von Hindenburg u. im Vertrauen auf ſeine weiſe Führung. Auf die Frage, ob demnächſt ein Nachſolger für Freiherrn von Neurath auf dem Londoner Botſchafterpoſten ernannt werden würde, art⸗ wortete der Kanzler zum Schluß daß in ie⸗ donn Eindruck hervorgeho— ſer Angelegenheit noch keine Entſcheidung ge⸗ ligllen ein ö de eee eee ee 49. Jahrgang Jür eilige Leſer Zum Leiter der Preſſeabteilung der Reichs⸗ regierung iſt Major Marcks aus dem Rcichs⸗ wehrminiſterium ernannt worden. * Der Ausweis der Reichsbank nom 15. Auguſt zeigt eine Notendeckung von 24% gegen 23,4 Prozent in der Vorwoche. * In Königsberg hat eine Gruppe von Ner⸗ ſönlichkeiten, unter ihnen der kisherige Over⸗ präſident Dr. Siehr, zur Gründung cines Nationalvereins aufgerufen. *. Die Bilanz der Reichspoſt über das Viertel April bis Juni zeigt 406 Miltionen Reichs⸗ mark Einnahmen und 400 Melionen Reichs⸗ mark Ausgaben. * Gegen das Haus des Landg'michtsrates Dr. Salinger in Landsberg a. d. Warthe wurde 6 Shprengſtoffanſchlag verübt. * Bei einer Razzia in einem ausſchließlich von Angehörigen der KPD. bewohnten Vieriel von Pinneberg wurden zahlreiche Schuß⸗ und Schlagwaffen beſchlagnahmt. * Der öſterreichiſche Nalionalrat hai das Lau⸗ ſanner Anleiheprotokoll mit 81 gegen 8 Stäm⸗ men angenommen. * 2 r* 1 Cetzte Radjomeldungen Die Hebungsarbeiten an der„Niobe“. wtb. Kiel, 18. Aug. Wie von Seiten der Marine m teilt wird, war der Schiffskörper der „Nivbe“ um 16 Uhr auf 11 Meter Waſſertiefe gehoben. Jnzwiſchen ſind die Bergungsarbeiten ſoweit gediehen, daß gegen 18 Uhr bereits der Bug und ein Teil des Vorderſchiffes an der Waſſerober— flüche erſchienen. 1 Ruſſiſche Bandenführer zum Tode verurteilt. witb. Moskau, 18. Aug. In Tſcheljabinſl wurden die Führer einer Bande, die im Monat März zwei bewaffnete Raubüberfälle auf Güter⸗ züge und acht Diebſtähle in Zügen unternommen hatten, zum Tode verurteilt. Der Ter chineſiſche Außenminiſter proteſtiert gegen die Ernennung Mutos. wtb. Nanking, 18. Aug. Außenminiſter Lomenkan hat gegen die Ernennung des Generals Muto zum japaniſchen Sondergeſandten in der Mandſchurei nachdrücklichſt Einſpruch erhoben und erklärt, daß dieſe Ernennung die charakteriſtiſchſte Tat in der jetzt von Japan in der Mandſchurei ins Werk geſetzten Eroberungstragödie darſtelle. Prof. Piccard geſtartet Die letzten Vorbereitungen zum Aufſtieg Piccards. Mittelholzer wird dem Ballon folgen. wtb. Dübendorf, 18. Aug. Die Vorberei— tungen zum Start des Straoſphärenballons wur den geſtern abend eifrig fortgeſetzt. Ungefähr 200 Pioniere beſorgten den Transport der Gondel und das letzte Bereitlegen der Hülle zum Einfüllen des Gaſes. Die Gondel wurde auf Schienen zun Waage transportiert und dort gegen 21 Uhr hin⸗ ausgeſchoben. Eine große Anzahl von Zuſchauern und Pho tographen hatte ſich eingefunden, um den Vorbe— reitungen beizuwohnen. Wie verlautet, werden nach dem Start vier Autos, hauptſächlich mit An⸗ gehörigen des oſtſchweizeriſchen Vereins für Luft, fahrt, der Fahrtrichtung des Ballons folgen.— Außerdem wurde von Privatleuten ein Flugzeug gemietet, das unter Führung Mittelholzers dey Ballon verfolgen wird. Dübendorf, 18. Aug. Prof. Piccard if unter ungeheurem Jubel einer rieſigen Menſchen menge bei vollkommener Windſtille um 5,05 Uhl zu ſeinem Stratoſphärenflug geſtartet. Um 3 Uh früh war die Gondel unter den Ballon geſchoben worden. Seit 2,30 Uhr befand ſich Prof. Piccar! auf dem Flugplatz, nachdem er vier Stunden it einem Schuppen geſchlafen hatte. Kurz nach 4 Uhr erſchien Frau Piccard mit ihren 4 Kindern Auch Dr. Eckener aus Friedrichshafen hatte ſich auf dem Flugplatz eingefunden. Vor dem Aufſtieg 1 ard unh e e, erkl f 0 unmöglich wiſſen könne. Wenige f 5 Uhr winkte Piccard ſeiner Frau und ſeinen Kin⸗ dern zum letzten Male zu, worauf die letzten altetaue durchſchnitten wurden. Anfänglich flog er Ballon in nördlicher Richtung davon, in einer Höhe von 3000 bis 3500 Metern. Jedoch änderte er langſam die Richtung und wandte ſich dann nach Süden. Die ganze Nacht hindurch war eine rieſige Menſchenmenge auf und um den Flugplatz. Man zählte allein 2000 Autos. Im Augenblick des Aufſtiegs lag über dem Flugplatz dichter Nebel. Schſie gerei zwiſchen Kommuniſten f Lund Nationalſozialiſten enb. Berlin, 18. Aug. Eine Schlägerei zwi⸗ ſchen Kommuniſten und Nationalſozialiſten ent, wickelte ſich heute um 00,15 Uhr an der Ecke Bü⸗ ſching⸗ und Höchſte⸗Straße zu einer Schießerei. Die Polizei nahm 20 Nationalſozialiſten, vier Kommuniſten und vier angeblich Parteiloſe feſt und führte ſie der Abteilung J zu. Im Verlaufe der tätlichen politiſchen Ausein, anderſetzungen ſind zwei Nationalſozialiſten durch Schläge auf den Kopf ſchwer verletzt worden. zwei alte Leule gehen gemeinſam in den Tod Frankſurt a. M., 17. 8. Ein in der Werra⸗ ſtraße wohnendes altes Ehepaar wurde von den Mitbewohnern des Hauſes ſeit Samstag nicht mehr geſehen. Als man daher geſtern abend die Wohnungstür durch die Polizei ge— waltſam öffnen ließ, fand man die beiden alten Leute erhängt auf. Es handelt ſich um den mehr als 70 Jahre alten Schneider Königsberger, der zuſammen mit ſeiner nur wenige Jahre jüng. Frau eine Kleiderreparaturwerkſtätte b treibt. Das Geſchäftchen ging aber in der letzten Zeit ſehr ſchlecht, ſo daß die alten Leute kaum etwas zum Leben hatten. Die Miete konnte aus dem gleichen Grunde auch nicht mehr aufge— bracht werden, ſodaß ihnen nun die Wohnung zum 1. September gekündigt worden war. Ein auf dem Tiſch liegender Zettel erhellte ſo recht die ganze Tragik der armen Leute. Es ſtand da— rauf zu leſen, daß man im gegenſeitigen Ein— verſtändnis aus dem Leben ſcheide, und daß man das beigefügte Geld— etwa 200 RM— für die Beerdigung verwenden möge. Noch ein— deutiger kann ſich die Not der Zeit nicht offen— baren. Ichweres Aulounglück bei Biblis Zwei amerikaniſche Studenten ſchwer verletzt Biblis, 16. 8. Heute abend nach 19 Uhr ereig— nete ſich in der Kurve auf der Bobſtädter Land— ſtraße in der Nähe des Hofheimer Grundes ein ſchweres Autounglück. Dort fuhr der 475 jährige Bohſtädter Landwirt Michael Stumpf mit einem Anhängerfuhrwerk. In der Kurve wollte ein mit zwei Perſonen beſetzter Kraft— wagen ihn überholen, rannte dabei jedoch auf den hinteren Wagen auf. Das Auto überſchlug ſich zweimal und ſtürzte dann die 5 Meter hohe Böſchung hinunter. Die beiden Inſaſſen, zwei amerikaniſche Literaturſtudenten aus Boſton namens Daniel Winthrop und Richard War— thes erlitten ſchwere Kopf- und innere Ver⸗ letzungen. Der Kraftwagen und der Bauern— wagen wurden völlig demoliert. Der Fuhr— mann und das Geſpann kamen mit leichteren Verletzungen davon. Nach der erſten Hilfelei— ſtung durch Mayerhofen und die Arbeiterſama— riterkolonne aus Biblis wurden die beiden ſchwerverletzten Amerikaner ins Krankenhaus nach Worms verbracht. Die Polizei iſt mit der Aufklärung des Tatbeſtandes beſchäftigt. und e N 4 Eine glellungnahme des Reichsverbandes der deulſchen Induſtri Berlin. 17. 8. Das Präſidium des Reichsver⸗ bandes der deutſchen Induſtrie beſchäftigte ſich heute unter dem Vorſitz von Dr. Krupp von Bohlen und Halbach mit der wirtſchaftspoliti⸗ ſchen Lage und nahm u. a.— aufgrund eines Referates von Generaldirektor Dr. Pietrkowſki — zu der Frage der Arbeitsbeſchaffung Stel⸗ lung. Hierüber wurde folgende Erklärung aus⸗ gegeben: Der Reichsverband der deutſchen Induſtrie vertritt den Standpunkt, daß auf dem Wege einer öffentlichen Arbeits⸗ beſchaffung eine konjunkturfördernde Be⸗ einfluſſung nicht erreicht werden kann u. lehnt alle Pläne, die zur Ausführung von Milliardenprojekten von verſchiede⸗ nen Seiten aufgeſtellt worden ſind, nach wie vor ab. Eine Beſſerung der innerwirtſchaftlichen Lage und eine allmähliche Behebung der Arbeits- loſigkeit kann nach Auffaſſung des Reichsver— bandes nur dann erhofft werden, wien die in⸗ nerwirtſchaftlichen Hemmungen beſeitigt und die Produktionskoſten derartig geſenkt werden, daß die Betriebe wieder rentabel wirtſchaften können. Es wurde aber anerkannt, daß unter den gegebenen Verhältniſſen 5 die öffentlichen Stellen einſchließlich der Reichsbahn und der Reichspoſt die Auf⸗ gabe haben, diejenigen Arbeiten mit möglichſter Beſchleunigung ingang zu ſetzen, die zur Erhaltung des öffentlichen Vermögens notwendig ſind und zwar in einem erheblich erweiterten Um⸗ fange, als bisher vorgeſehen iſt. In dieſem Zuſammenhang wurde auch die Frage des Freiwilligen Arbeitsdienſtes und der Arbeitsdienſtpflicht erörtert. Dabei wurde feſtgeſtellt, daß der Freiwillige Arbeitsdienſt einer möglichſten Förderung bedarf u. daß in einem weiteren Ausbau des Freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes auch die organiſchen Grundlagen für eine ſpätere Einführung der Arbeitsdienſt⸗ pflicht gefunden werden können. .. Der Schretken von Oberfranken“ feſtgenommen Görg Baucrnſachs nie dergeſchoſſen und hinler schloß und Riegel gebrachl— Ende einer Räuberherrlichkeit Koburg almel auf Bamberg, 17. 8. Der„Schrecken von Ober⸗ franken“ hat jetzt ein Ende mit Schrecken gefun⸗ den: Am Sonntagnachmitag wurde der berüch⸗ tigte Räuber Görg Bauerſachs von Landjägern geſtellt, niedergeſchoſſen und ſchwerverletzt nach Bamberg gebracht. Für die Bevölkerung Ober⸗ frankens bedeutet die Feſtnahme des gefürch⸗ teten Verbrechers eine wahre Erlöſung. Seit dem 11. Juli, dem Tage, an dem er auf rätſel⸗ hafte Weiſe aus dem Koburger Gefängnis aus⸗ gebrochen war, terroriſierte Bauernſachs die Gegenden um Kronach, Sonneberg und Koburg, ohne daß die Landjäger ihn trotz eifrigſter Ver⸗ folgung unſchädlich machen konnten. Er verübte eine Unzahl von Einbrüchen, und noch am Sonntagvormittag beging er einen Raub in der Nähe von Kronach. Der„Schinderhannes von Koburg“, wie Bau— ernſachs in„ſeinem“ Reich genannt wurde, ſchien ungreifbar. Er erfreute ſich auch tatſäch— lich weitgehender Unterſtützung bei einem Teil der ländlichen Bevölkerung, der ſich teils aus Furcht vor dem Räuber, teils aus Dankbarkeit für kleine Geſchenke dazu hergab, dem Banditen indirekt Hilfsdienſte zu leiſten.. Es war ſtets genau über jede Polizei⸗ expedition unterrichtet, und ſeine zahl⸗ reichen Verſtecke wurden nicht verraten. Vor einigen Tagen tauchte Bauernſachs wie— der in der Gegend von Kronach auf. Die Land— jäger hatten erfahren, daß er nach ſeinem neue— ſten Einbruch am Sonntagvormittag noch am gleichen Tage zum Schützenfeſt nach Kronach kommen würde. Nit weniger als 10 Streifen wurden mobiliſiert, die in der Nähe des Schüt⸗ zenplatzes nach dem Räuber ſcharf Ausſchau hielten. Ihre Wachſamkeit wurde ſchließlich be⸗ lohnt; kurz vor 3 Uhr entdeckten die Beamten den Verbreer in einer Mulde, die auf einer Aei⸗ nen Erhöhung lag und dem Banditen als „Feldherrnhügel“ diente. Bauernſachs hatte das Pech, gerade in dem Augenblick entdeckt zu werden, als er das beim Einbruch geraubte Gut in ein Verſteck bringen wollte. Die Gendar⸗ men kreiſten, als ſie ihm auf dic Spur kamen, ſeinen Ruheplatz ein. Der Ring ſchloß ſich im⸗ mer enger und enger. „Bauernſachs, ergib Dich!“ Als die Beamten auf etwa 50 Schritte an den Verbrecher herangekommen waren, ſpran— gen ſie auf. Der Kommandant der Streife rief dem Räuber zu:„Hände hoch! Bauernſachs er— gib Dich!“ Nun ging auch Bauernſachs zum Gegenangriff über. Er hatte eine geladene Pi— ſtole in der Hand und ſprang ait dieſer auf ei⸗ nen Beamten zu, wohl in der Hoffnung, dieſen über den Haufen zu ſchießen und ſo zu entkom⸗ men. Aber der Beamte war ſchneller: bevor Bauernſachs ihn richtig vor dem Lauf hatte, krachte ein Schuß und die Bandit ſank, in die Bruſt getroffen, zu Boden. Sofort wurde er von Landjägern umringt, die ihn entwaffneten und feſſelten. Man brachte ihn nach Kronach und ließ ihn dort verbinden. Eine rieſige Men⸗ ſchenmenge eilte vom Schützenfeſt herbei, um den Abtransport des gefürchteten Verbrechers zu ſehen. Bauernſachs wurde zur Sicherheit in das beſſer geſchützte Gefängniskrankenhaus von Bamberg gebracht. Sein Zuſtand ſoll ſehr be— denklich ſein. Aus heſſen Lauterbach.(Feuersbrunſt infolge Blitz ſchlags.) In dem Kreisort Friſchborn ſchlug bei einem ſchweren Gewitter, das über den nördlichen Teil von Oberheſſen zog, der Blitz in das Gehöft der Landwirtswitwe Ortwein ein und zündete. Dem raſch um ſich greifenden Element fielen die Scheune mit der Heuernte und der bereits geborgenen Roggenernte, ſowie die Stallungen und ein Holzſchuppen zum Opfer. Der eifrigen Tätigkeit der Feuerwehr gelang es, das Wohnhaus und das Vieh zu retten. Weiterer Schaden wurde von dem wol kenbruchartigen Regen des Unwetters auch auf den benachbarten Feldfluren angerichtet. Friedberg.(Mutter und Tochter wollten in den Tod gehen.) Eine alte Witwe und deren Tochter wurden in ihrer Wohnung durch Gas vergiftet tot bezw. bewußtlos aufgefunden. Die noch Lebenszeichen von ſich gebende Toch⸗ ter fand Aufnahme im Bürgerhoſpital. Man hofft, ſie am Leben erhalten zu können. Nah, rungsſorgen wird als Grund für den Ver⸗ zwe flungsſchritt angeſehen. Opfer der Berge München, 16. 8. Außer dem tödlichen Ab— ſturz der beiden Touriſten Graf Luxburg und des Franz Heinrich Atting im Wilden Kaiſer haben ſich während des Doppelfeiertages in Tirol weitere Touriſtenunfälle ereignet. Im Flörteltal bei Mayrhof im Zillertal verlor die Reiſende Toni Kimm aus Hamburg den Weg und ſtürzte über eine 70 Meter hohe Felswand tödlich ab. Beim Anſtieg auf die Schauſelſpitze in den Stubaier Alpengletſchern wurde die 43 Jahre alte Lina Zinn aus Laſchwitz bei Leip⸗ zig von einem herabſauſenden Stein am Kopf getroffen. Sie erlag dem großen Blutverluſt. — Der Bergführer Joſef Gumpold aus Neu⸗ ſtift im Stubaiertal ſtürzte bei der Führung des ſudetendeutſchen Touriſten Prof. Baur über die Fürſteiner ſieben Meter tief in eine Gletſcherſpalte. Als er während des Sturzes noch befürchten mußte, auch Prof. Baur mit⸗ zureißen, ſchnitt er, um dieſem das Leben zu retten, kurz entſchloſſen das Seil durch, wodurch er ſelbſt noch Meter tiefer ſtürzte. Nur den Anſtrengungen einer alpinen Heerespatrouille, die in der Nähe Uebungen abhielt, gelang es, den opfermutigen Bergführer zu retten. Kleine Tagesumſchau Nach einer amtlichen Mitteilung wurde det Altonaer Reichstagsabgeordnete der NS D P., Moder, im Zuſammenhang mit Spreng⸗ ſtoffanſchlägen in Schleswig⸗Holſtein verhaftet,. Frau Lindbergh. die Gattin des Ozean⸗ fliegers, deren Kind kürzlich entführt und to aufgefunden wurde, wurde von einem Knaben entbunden. In den letzten vier Tagen ſind in Paris 50 11 durch Verkehrsunfälle getötet wor⸗ en. Heinrich von Gristede Roman von Emmi Lewald. Abdrucksrecht durch: Der Ztgs.⸗Roman-⸗Vertr., Berl. W. 9, Linkſtr. 20 1. Fortſetzung. Heinrich von Griſtede las die Namen und Daten aufmerkſam von den Grabplatten. „So viel Verwandtenheiraten“, ſagte er vor ſich hin,„ſo viele frühverlöſchte Leben. Nur der alte Ohein hatte lange und ſtark wie ein Baum geſtanden zwiſchen früh abbrechenden Zweigen ringsum, wie eine aufrechte Eiche ſeines Hei⸗ matbodens, weit über bibliſches Alter hinaus.“ Und nun ſtand er an der Gruft. Vorläufig der Letzte—„Heinrich von Griſtede“— der Name, der von den Grabſteinen mehrerer Ge— nerationen immer wieder in blaſſen Goldlet⸗ tern von verwittertem Granit, zwiſchen dunk⸗ lem Moosgeflecht zu ihm aufſchimmerte. Heinrich von Griſtede.— * Paſtor Bardenwiek war ein echter Sohn der Waterkant. Sein Vater war Deichgraf geweſen. Die Deiche und das Moor waren ſeine Jugendwelt. Er meinte, nirgends leben zu können als am vorgeſchobenen Poſten gegen das Meer, daß er ſterben müßte, wenn ihn das Schickſal ins Bin⸗ nenland trieb, in eine Atmoſphäre, die ohne Seeſalz war und nicht mit Sturmwinden über e Deiche kam. Er kannte ſein Land bis in die tlegenſten Moorſtrecken, wo nichts mehr als ſchien. er kannte jeden Steinheiligen, der aus alten, verſchütteten Kirchen des Landes gegraben war, jede wilde und kühne Vergangenheitstat eines Volksſtammes, in dem das„Sichwehren gegen habgierige Nachbarn“ der rote ewige Faden ſeiner Geſchichte war. Er hatte die ſtarken ſeeliſchen Bedürfniſſe nordiſcher Men⸗ ſchen. Denn es lag in den ſchwerlebigen Gemütern dieſer weltabgelegenen Marſchgegenden oft eine ſtarke Sehnſucht, eine ideale, mit dem Reiz des Unerfüllbaren. Viele der Gebildeten unter ihnen lebten ja ein doppeltes Daſein. In den ſpitzgiebligen Häuſern, im Einerlei des Tage⸗ werkes, das früh begann und früh zur Rüſte ging, ſammelten ſie Wiſſen über Wiſſen an, laſen und grübelten, ſahen zu den Sternen und dachten nach über Zweck und Sinn der Welt. Und gar nicht zu verwundern war es, daß zwiſchen den verſchnittenen Akazien⸗ bäumen am grünen Kloſterplatz das Denkmal eines Denkers ſtand, eines großen Gelehrten und Forſchers, der hier die erſten Kinder⸗ ſchritte in die Welt getan. Und ſolch ein Mann, tüchtig und einfach nach außen und vielfältig in ſeinem Innen⸗ leben, voll unerfüllter Sehnſucht nach ferner Schönheit, war Paſtor Bardenwiek, und der Gedanke, mit jemand zu ſprechen, der aus Athen kam, von dieſer Hochburg ſeiner ewigen Sehnſucht, das hatte für dieſen nie gereiften Mann etwas ſo verführeriſch Verlockendes, daß ſein Puls ſchneller ſchlug, als der Bote mit der Anſage vom Nachmittagsbeſuch des neuen Herrn auf Meerwarfen plötzlich bei ihm er⸗ 1 ihm das Haus mit peinlichem Ordnungsſinn. Er brauchte nichts zuſammenzuräumen, weil vornehmer Beſuch kam. Er konnte die Vor⸗ freude genießen, die Erwartung auf das Kommende! g Oh, dieſer junge Heinrich von Griſtede! Wie hatte er ihn immer beneidet, wenn der alte Oheim aus ſeinen Briefen vorlas, die direkt von Griechenland kamen oder von der zarten, kränklichen Frau von Griſtede aus dem bay⸗ riſchen Damenſtift, die ſo ſtolz auf den Sohn war, der ſo viel erlebte und ſo beredt zu ſchil⸗ dern verſtand. Er hatte geiſtig teilgenommen an dem Glanz jener Fahrt— wenn ein Wort wie Salamis an ſein Ohr ſchlug, wenn Namen wie Platon und Perikles aufklangen aus den Berichten jenes fernen Daſeins, dann fühlte der ſchwere Mann ein Art Begeiſterung, wie ſie ſonſt nicht im Blute dieſer bedächtigen Menſchen lag. Dann war ihm, als führe eine direkte Be⸗ ziehung vom nebligen Nordſeeſtrande unmittel⸗ bar über Länder und Meere zu den berühmten Küſten Griechenlands. Und nun in wenigen Minuten ſollte er bei ihm ſein! Ein Fuß, der jene Stufen trat, die Platon ging, würde die Schwelle ſeines Studierzim⸗ mers überſchreiten, die weißen, ſandbeſtreuten Bohlen, aus dem hellen Holz moorverlorener Wälder. Der Erbe des alten Freundes und Gönners, der letzte Griſiede, der nun Heimatrecht beſaß im Weichbilde der Stadt, der ein neues Reis an dem alten, morſch gewordenen Stamme Und draußen tönte Hufſchlag, und ein Rei⸗ ter ſprang ab. And nun trat er ein, die Reitgerte in der Hand, blond und groß mit breiten Schultern und ſchmalen Hüften, tadellos gebaut wie ein griechiſcher Athlet, wie ſie einſt in den Paläſten Preiſe errangen und von den größten Bild⸗ hauern aller Zeiten in Marmor verewigt wur⸗ den. ö . „ Heinrich Griſtede ſaß vor Paſtor Barden⸗ wiek im hellen Fenſterlicht— ſehr anders im Grunde, als er ihn geglaubt, und er trank dem Fremden jedes Wort von den Lippen. Er konn⸗ te kaum erwarten bis das Geſpräch von der Krankheit des Onkels und ihren Einzelheiten übergehen konnte zu des Gaſtes perſönlichem Erleben— ihn verlangte von den Tempeln und Statuen und den ſchwer durchforſchbaren, unſicheren Bergen des Peloponnes, von den ge⸗ heiligten Gipfeln und Quellen der Sage und der Orakel zu hören Und der Gaſt erzählte. Er wußte ſehr ge⸗ nau Beſcheid. Er verſagte auch keine Frage. Er ſchilderte ſehr genau das ſeltſame Staa⸗ tengebilde in der ironiſchen Flut, das ziemlich lieblos und gedankenlos von den großen, ge⸗ walttätigen Mächtigen zuſammengeſtellt und auf zu ſchwacher Baſis hingebaut war auf den heiligen Boden der größten Weltvergangenheit. —= Fertſezung folet. die ſofort in Angriff genon. Nachdem eine gute Ernte ein,«bracht ſei, müſſe man dafür ſorgen, daß der Landwirt für ſein Getreide einen anſtändigen Preis bekomme. Nicht ein Getreidemonopol ſei zu dieſem Zweck tlingentierungsmaßnahmen, len, zu machen.— Außerdem müſſe man die Entſchuldungsfrage anpacken, man müſſe weit⸗ herzig Steuern und Laſten für den Bauer ſtun⸗ den, das landwirtſchaftliche Kredit- und Genoſ— ſenſchaftsweſen müſſe reformiert werden, und ſchließlich müßten die Zentralen der landwirt⸗ ſchaftlichen Abſatzorganiſationen nach kaufmän⸗ niſch geſunden Grundſätzen ausgebaut werden. Mit dieſer Arbeit ſei bisher noch nicht angefan⸗ gen. Es ſei darum höchſte Zeit, das ſachzenzeß gehandelt werde. Die gute Ernte dürfe nicht enteignet und verſchleudert werden. veränderliche Winde. Kelle Papierr falser Wilhelmſtraße brach ein Brand aus. Später wurde daſelbſt der Inhaber Sebaſtian Berger mit einer Schußwunde als Leiche und zum Teil verbrannt aufgefunden. Wie man hört, ſoll ſich Berger mit Petroleum übergoſſen, angezündet und dann erſchoſſen haben. Der Brand wurde alsbald gelöſcht. Lambsheim.(Tödlicher Sturz auf der Trep⸗ pe.) Die 14 Jahre alte Tochter des Tünchers Jakob Wild zog ſich bei einem Sturze von ei⸗ ner Treppe ſo ſchwere Verletzungen zu, daß ſie bald darnach im Städt. Krankenhaus in Frankenthal verſchied. Kaiſerslautern.(Lebens müde.) In der Quel⸗ lenſtraße hat ſich ein 63jähriſer Man erhängt. Der Grund dürfte in Lebensüserdruß zu ſuchen ſein. Ingenheim.(Tödliche Huftritte.) Der Land⸗ wirtsſohn Otto Trauth von hier, der von einem Fohlen durch Huftritte ſchwer verletzt worden iſt und ins Vinzentius-Krankenhaus eingeliefert worden war, iſt geſtorben, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben. Knöringen.(Tödl. Ung ücksfall.) Bei einem Speyerer Dreſchbetrieb, der hier aufgeſtellt war, ereignete ſich ein folgenſchwerer Anfall, als man mit dem Platzwechſel für den Dreſch⸗ zug beſchäftigt war. Der 28 Jahre alte Fried⸗ rich Berg aus Hördt führte dabei die Deichſel eines Dreſchwagens, kam zu Fall und wurde von dem rollenden Wagen gegen den Kühler der Zugmaſchine gedrückt. Der Sackhalter der Dreſchmaſchine verurſachte ihm eine ehr ſchwere Kopfverletzung. Schon während des Trans⸗ portes ins Krankenhaus Landau erlag Berg den Verletzungen. Agrarpolitiſche Forderungen hugend ꝛrgs Berlin, 17. 8. Der deutſchnationale Führe. Hugenberg ſkizziert in einem unter der Aeber⸗ ſchrift„Die Zeit iſt d. im„Tag“ veröffent⸗ lichten Aufſatz Grundling einer Agrarpolitik, u werden müſſen. erforderlich, ſondern der private Handel müſſe erhalten bleiben. Fehle das Geld, ſo könne man, da das Getreide in ſpäteſtens einem Jah⸗ re umgeſetzt ſei, Kredite durch vier Dreimonats⸗ wechſel beſchaffen. Das ſei keine Inflation, ſon⸗ 0 dern die ſolideſte Notendeckung. Außerdem müſ⸗ ſe man dafür ſorgen, daß die Produkte der bäu— erlichen Veredelungswirtſchaft, Vieh, Butter, Milch, Eier, einen rentablen Preis erlangten. Eine ſolche Politik ſei notwendig zur Erhal⸗ tung eines lebensfähigen Bauernſtandes und zur„Wiedergutmachung“ der bis jetzt begange⸗ nen Fehler. Der Staat müſſe Einflüſſe abweh⸗ ren u. ſtillegen, die dem Bauer“ das R hi der Erhaltung ſeines Hofes genommen hätten. Es dürfe kein Pfund der wichtigſten bäuerlichen Veredelungserzeugniſſe mehr ins Land kom⸗ men, als der Markt ohne Beeinträchtigung ei⸗ nes auskömmlichen Inlandspreiſes vertrage. Chne Schädigung Handels ſei der das and Kn⸗ Sbl⸗ Induttie nur mit nicht miu des Die jüdiſche Weltkonferenz in Genf Eine Entſchließung. Gen', 17. 8. In ihrer heutigen Vol ſitzung nahm die jüdiſche Weltkonferenz eine Reſowu⸗ tion an, die die Einberufung eines Jüdiſchen Weltkongreſſes, den Aufbau eines füdiſchen Nationalheimes in Paläſtina und die Organi⸗ ſation des jüdiſchen Volkes foedert. Eiſenbahnunglück in Frankreich Vier Verletzte Paris, 17. 8. Die ſchweren, mit ſtarken Re⸗ genfällen verbundenen Gewitter der letzten Ta⸗ ge haben an der Gironde ſtarken Schaden ange⸗ richtet. Als heute früh ein von Coutras nach Saint Mariens fahrender Perſonenzug die Strecke paſſierte, erfolgte ein Erdrutſch. Fünf fe entgleiſten. Vier Reiſende wurden ver⸗ etzt. Vellervorherſage Donnerstag: Vorwiegend heiter trocken. tagsüber ſehr warm, ſchwache, in Richtung Fortdauer 13 1 des beſtehenden Wit⸗ Greta Garbo gilt im perſönli reig Gurb Jilm⸗Nobize en Umgang licht gerade als übertrieben liebenswürdig, und wer es wagt, ſich ihr zu nähern, ohne die Genehmigung dazu auf dem Inſtanzenwege untertänigſt eingeholt zu haben, dem zeigt ſſe meiſt nicht das charmante Lächeln, das ſie um Licht der Jupiterlampen aufzuſetzen pflegt. Trotzdem war es einem jungen Studenten, den ſie flüchtig kennengelernt hatte, gelungen, die Filmkönigin zu bewegen, ohne alle Formalitä⸗ ten einer Einladung zum Mittageſſen Folge zu leiſten, da er ſie gerne ſeiner Mutter vorſtellen wollte. Im Verlauf der Unterhaltung kam man natürlich auch auf den Film zu ſprechen, und die alte Dame, die nie ein Kino beſuchte, und kaum noch die Zeitungen las, fragte ihren Gaſt, ob ſie nicht auch verſucht hätte, beim Film anzukommen. Greta, gerührt von dieſer ſeltenen Weltfremdheit, antwortete faſt ſchüch⸗ tern:„Verſucht habe ich es wohl....“, wo⸗ rauf die alte Dame tröſtend einfiel:„Sie müſ⸗ ſen nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, mein Kind, ich könnbe mir gut vorſtellen, daß auf der Leinwand ihr Geſicht doch ganz wirk⸗ ſam iſt.“ f — Blitzſchlag keifft ein Ehepaar Die Frau getötet, der Mann gelähmt Trier, 17. 8. Bei einem Unwetter am Sams⸗ tag abend gegen 11 Uhr wurde das Bauern⸗ ehepaar Hau aus Nimshuſcheid in der Eifel, das unter einer Fichte Schutz vor dem Regen geſucht hatte, vom Blitz getroffen. Die 40jährige Ehefrau, Mutter von vier kleinen Kindern, ben nicht, ihn am Leben erhalten zu können. Dalen für den 18. Auguſt: Sonnenaufgang 4.50 Uhr, Mondau' gang untergang 7.06 Uhr. 1830 Kaiſer Franz Joſeph 1. von Oeſterreich in Wien geb.(geſt. 1916) 1850 Der Schriftſteller Honore de Paris geſt.(geb. 1799). 1866 Gründung des Norddeutſchen Balzac in Bundes Privat; Schlacht bei Metz. 1881 Der Komponiſt Hermann Zilcher in Frankfurt a. M. geb. Eine Erklärung der DNVP zu der letlen Erklärung der 18 Ap. Berlin, 16. 8. Unter der Ueberſchrift„Ritter⸗ lich?“ veröffentlicht die DNVP. folgende Er⸗ klärung:„Der Reichspräſident hat die jetzige Reichsregierung ohne Fühlungnahme mit den Parteien und ohne deren Mitwirkung gebildet. Ebenſo iſt bekannt und ſteht feſt, daß er bei ſeinem Entſchluß, Herrn Hitler nicht die Macht- vollkommenheiten eines Muſſoltais zuzuerken— nen, die Herr Hitler bei ſeiner Unterredung mit dem Reichspräſidenten verlangt hat, von Nie⸗ mandem beraten»der beeinflußt worden iſt. Trotzdem bringt es der„Angriff“, für den Herr Dr. Goebbels verantwortlich zeichnet, in ſeiner Nr. 164 vom 15. Auguſt fertig, den Entſchluß des Reichspräſidenten, den er bei ſeinem Alter gnädig„nicht verantwortlich machen will“, auf eine Einbläſerei„gewiſſenloſer Intriganten aus dem Hugenberglager zurückzuführen“ Die Erklärung ſkizziert die entſprechenden Stellen aus dem„Angriff“ wörtlich und fährt fort: „Politiſcher Anſtand und politiſches Reinlich— keitsgefühl ſollten eine Kampfesweiſe, wie ſie dem glorreichen Syſtem von 1918 eigen iſt, auch dann unmöglich machen, wenn die Wut über eine politiſche Schlappe die Feder führt. Ein natürliches Gefühl der Selbſtachtung verhindert uns, auf dieſe Exploſion parteipolitiſchen Haſ— ſes, die eine nationale Schande iſt, einzugehen. Die Mahnung des Reichspräſidenten an Hitler, „die von ihm angekündigte Oppoſition der NS DAP. ritterlich zu führen und ſeiner Verant- wortung vor dem Vaterland und vor dem deut— ſchen Volke bewußt zu bleiben“, ſcheint für Teile der NSDAP. nur zu berechtigt zu ſein“ Naubüberfall in einem Dorfwirtshaus Der Täler ſchießt auf ſeine Verfolger — Ein Schwerverletzter— Der Räuber enlkommen Darmſtadt, 17.8. Ein ſchwerer Raubüber⸗ fall wurde am Dienstag abend in dem zwiſchen Darmſtadt und Aſchaffenburg gelegenen Ep⸗ pershauſen verübt. Im Dorfwirtshaus traf ein auf dem Fahrrad ankommender etwa 30jäh⸗ riger Mann nur einen 12jährigen Jungen an, den er unter einem Vorwand hinausſchickte, um ſich an der Buffetkaſſe zu ſchaffen zu machen. Auf die Hilferufe des zurückkehren⸗ den Buben eilten zwei Nachbarn herbei. Der Täter griff in die Taſche, um zu zeigen, daß er kein Geld geſtohlen habe. Dabei ſchoß er aber aus der Taſche heraus dem vor ihm ſtehenden 30 jährigen Auguſt Müller in den Unterleib, worauf dieſer mit einem Schrei zuſammenbrach. Sein Bruder Joſef ließ den Täter los, um Deckung zu ſuchen, worauf der Täter ſich auf ſein Fahrrad ſchwang und in raſendem Tempo durch die Ortsſtraße. in der Richtung nach Oberroden davonfuhr. Dabei hielt er die Schußwaffe in der Hand u. bedrohte alle, die ihn zurückhalten wollten, mit Erſchießen. Der ſchwerverletzte Auguſt Mül⸗ ler wurde in bedenklichem Zuſtande ins Kran⸗ kenhaus nach Dieburg gebracht, wo feſtge⸗ ſtellt wurde, daß der Schuß den Dünndarm ſechsmal durchſchlagen hat. Die Gendarme⸗ rie alarmierte ſofort die Schutzpolizei von Offenbach und Darmſtadt, die noch am Abend unter Hinzuziehung der Feuerwehr und mit Polizeihunden die umliegenden Wälder erfolg— los abſuchte. Man nimmt an, daß ſich der Täter, der Hochdeutſch mit badiſchem oder württembergiſchen Anklang ſpricht, noch im Walde verſteckt hält. CCC... ³ðùV) y Jernſeher auf der Junkausſtellung Auf dem Berliner Meſſegelände wird am 19. . Auguſt die Große Deutſche Funkausſtellung 1932 eröffnet. Sie bietet auch in dieſem Jahr einen ausgezeichneten Ueberblick über den neu⸗ eſten Stand der Radiotechnik und informiert des weiteren auch über die letzten Fortſchritte auf dem Gebiete des Fernſehens. Unſer Bild zeigt die erſten gebrauchsfähigen Fernſehemp⸗ fänger, die auf der kommenden Funk-⸗Ausſtellung praktiſch vorgeführt werden. Links: ein Fernſehapparat mit der neuen Spiegelſchraube, legt und ſo eine Bildſchärfe erreicht, die der des 5 ni Rundfun nd Fernſe die das geſendete Bild in 40 000 Punkte zer⸗ Heimkinos gleichkommt. Rechts: ein kombi⸗ mpfün ger wurde auf der Stelle getötet, während der Mann völlig gelähmt wurde. Die Aerzte glau⸗ 20.00 Uhr, Sonnenunterg. 19.16 Uhr, Mond⸗ 1870 Sieg der Deutſchen bei Gravelotte-St. 1 2 2 9 lch 1 berteilung auf der ganzen Erde, ſo können wir che Kopfbedeckung. tieren mehrmals Merkſprüche. Laß nie die Kraft, den Willen, dir erſchlaffen, Von Beſſern dich zum Beſten aufzuraffen! Nur wenn dein Geiſt nach Fortſchritt immer geizt, Dann lebſt du erſt; es leben nur, die ſchaffen. 85. Trockene und naſſe Jahre Trockene Jahre kommen in unſeren Brei⸗ ten häufiger vor als ſehr naſſe. In den drei Wintermonaten fallen bei uns im Durchſchnit! 125, in den drei Sommermonaten 225 und im Frühjahr und Herbſt etwa 150 Millimeter Regen. Das naſſeſte Jahr, das in Deutſch⸗ land im letzten Jahrhundert vorgekommen iſt, war das Jahr 1882, in dem die Regen⸗ menge faſt einen Meter betrug, während ſie ſonſt durchſchnittlich kaum zwei Drittel Meter ausmacht. Das trockenſte Jahr war 1857. das nur ein Drittel Meter Regenhöhe auf— zuweiſen hatte. Betrachtet man die Regen⸗ uns damit tröſten, daß es in anderen Regionen ſehr viel mehr vom Himmel„gieß!“ als bei uns. In Deutſchland hat der größte Teil öſtlich der Elbe weniger als 600 Millimeter Niederſchlagshöhe. Der Durchſchnitt für ganz Norddeutſchland belrägt 640 mm. In den ü ri⸗ Ländern Europas gibt es aber Jahresmen⸗ gen von 2000 mm. In den regenreichſten Ge— bieten Europas— in einzelnen Bergländern. Norwegens, an der Weſtküſte Schottlands, in der portugieſiſchen Serra da Eſtralla und man der Bucht von Cattaro— kommt es ſo⸗ gar zu einer durchſchnittlichen Niederſchlags⸗ menge von 3000 mm. Die größte Regenmenge der Erde findet ſich in Aſien. Dort genießt der Ort Cherrapunji auf dem Plateau des Khaſia⸗Gebirges an der Grenze von Vor— der- und Hinterindien den zweifelhaften Run, der naſſeſte Fleck der Erde zu ſein. Zehn Gebote für heiße Tage 1. Stehe früh auf, lüfte zeitig die Betten ind ſchließe ſpäteſtens gegen ſieben Uhr Fen⸗ ter und Läden. 2. Laſſe im Zimmer Waſſer verdunſten in möglichſt zahlreichen und flachen Gefäßen. Du werſt über die angenehme Kühle erſtaunt ſein. 3. Bei Spaziergängen trage leichte Klei⸗ dung und bei praller Sonnenhitze eine ebenſol⸗ 8 f 4. Beim Trinken vermeide alle Haſt und kühle Dich erſt gehörig ab. Das Durſtgefühl lätzt ganz bedeutend nach, wenn man einen Schluck Waſſer ſolange im Munde behält, bis es warm geworden iſt. 5. Plötzliche kalte Bäder an heißen Som⸗ mertagen können den Tod zur Folge haben. Vorherige Abkühlung des Körpers und eine ſchnelle kalte Abreibung der Arme und der Bruſt iſt ein dringendes Erfordernis. 6. Am Abend nach Untergang der Sonne öfene alle Fenſter und Türen und laſſe ſie während der Nacht möglichſt often. Alle über⸗ mäßig warmen Decken ſind beim Schlafen zu vermeiden. 7. Sei vorſichtig mit Speiſen. Unter keinen Umſtänden dürfen leicht verderbliche Speiſen der Sonne ausgeſetzt werden. Der jetzt unbe⸗ nutzte Zimmerofen iſt für kleine Gegenſtände eine vorzügliche Kühlſtätte. 8. Achte beſonders auf den Magen und das Wohlbefinden der Säuglinge. Hitzewel⸗ len haben ſtets größere Säuglingsſterblich⸗ keit zur Folge. 9. Eingetretene Hitzſchläge ſuche bis zum Eintreffen des Arztes durch Oeffnen der Klei⸗ der und Abwaſchungen des Kopfes und Kör⸗ pers mit kaltem Waſſer abzudämmen. 10. Gedenke auch der Tiere in dieſer heißen Jahreszeit! Vieh, insbeſondere Pferde und Rindvieh, aber auch Kleintiere aller Art den Sonnenſtrahlen auszuſetzen und ſie womög— lich feſtbinden, iſt eine Tierquälerei. Gib Haus⸗ am Tage reines friſches Trinkwaſſer. Bienen halten Standgericht. In der oſtpreu ßiſchen Stadt Johannisburg drangen Diebe des Nachts in den Bienenſtand eines dortigen Ein⸗ wohners, um— wahrſcheinlich im Glauben, der Honig könne einfach aus deit Stöcken ge⸗ ſchöpft werden— in eine mitgeführte Milch⸗ kanne den Honigſegen einzuheimſen. Sie öff— neten gleich die Türen von fünf Bienenſtöcken, um ans Werk zu gehen, nachdem ſie Schutz haubep aufgeſetzt hatten. Die Bienen aber ko⸗ men wütend heraus, krochen den Dieben in die Kleider und ſtachen drauf los. Eilends flüch teten die Einbrecher, fürchterlich zerſtochen. Dit Einwohner Johannisburgs halten nun ver gnügt Ausſchau nach Leuten, die zerſtochen oder geſchwollen ausſehen. 2. „Heinrich v. Gristede“ betitelt ſich unſer neuer Roman, mit deſſen Abdruck wir in der geſtrigen Nummer begon⸗ nen haben. Neuhinzutretenden Abonnenten wird dieſer hochintereſſante und überaus ſpannende Roman gratis nachgeliefert.