terkſpruch. Es ſtand ein Stern am Himmel, Ein Sternlein guter Art, Das tat ſo lieblich ſcheinen So lieblich und ſo zart Ich wußte ſeine Stelle Am Himmel, wo es ſtand, Trat abends vor die Schwelle Und ſuchte, bis ich's fand Und blieb dann lange ſtehen, Hatt' große Freud in mir, Das Sternlein anzuſehen, Und dankte Gott dafür. *** * * Motorradzuſammenſtoß! Heute Vormittag um ½7 Uhr kollidierten Ecke Wald⸗ und Waſſerſtraße 2 Motorradfahrer, wobei der eine zu Fall kam und ſich Kopfverletzungen und leichte Gehirnerſchütterung zuzog. Der Verletzte, ein Viernheimer Motorradfahrer, wurde in ſeine Wohnung gebracht, währenddem ſein Partner dem dienſthabenden Polizeibeamten zur Feſtſtellung der Perſonalien und des Tatbeſtandes zur Wache folgen mußte. Das Rad des Verletzten wurde zudem noch ſtark demoliert, während der auswärtige Fahrer körperlich und auch an ſeinem Rad keinen Schaden erlitt. Die Schuldfrage an dem Zuſammenſtoß wird durch die polizeiliche Unterſuchung noch zu klären ſein. »Ein Fahrrad demoliert. Geſtern abend ereignete ſich am Anker, Ecke Heddesheimer⸗ und Mannheimerſtraße ein Verkehrsunfall, infolge eines unglücklichen Zufalls. Ein radfahrender Junge wollte auf ſeinem Fahrrad von der Mannheimer- ſtraße in die Heddesheimerſtraße einbiegen, als dort ein ſchwerer Lieferwagen von der Heddesheimer⸗- in die Mannheimerſtraße einbiegen wollte. Beide fuhren recht langſam. Der Junge wurde jedoch mit ſeinem Fahrrad vom Vorderrad des Liefer- wagens erfaßt, kam zu Fall, erlitt jedoch weiter keine Verletzungen, da es dem Führer des Autos gelang, den Wagen ſofort zum Stehen zu bringen, ſodaß das Vorderrad noch auf dem Fahrrad ſtehen blieb. Es entſtand alſo zum guten Glück nur Sach- ſchaden, über welchen ſich die beiden Parteien wohl auf gütlichem Wege einigen werden. * Ein guter Fang. Am Freitag abend nahm die hieſige Polizei einen 11jährigen Jungen hier feſt, der im Befitze eines Damenfahrrades hier herumvagabundierte und bei einer Familie Unter- kunft für die Nacht erbat. Bei Feſtſtellung ſeiner Perſonalien gab er falſchen Namen und Wohnort an, was gleich durch telefoniſche Anfrage feſtgeſtellt wurde. Auf eindringliches Zureden bequemte er ſich endlich zu geſtehen, daß er in Heidelberg ge— boren, aus dem Knabenheim Marienhof in Hüfingen bei Donaueſchingen entflohen ſei und das Damen- fahrrad in Freiburg i. Breisgau geſtohlen habe. Nachdem feſtgeſtellt worden war, daß dieſe Angaben der Wahrheit entſprachen, wurde der vielverſprechende Junge, der ſich ca. 14 Tage obdachlos umherge— trieben hatte, wieder in das Knabenheim zurück— transportiert. Das Damenfahrrad wurde ſicherge— ſtellt und wird nach Feſtſtellung des Befitzers dem- ſelben wieder zurückgebracht werden. Viernheims großer Triumph ⸗Sieg in Mannheim gegen V. f. R. 3:2 2. M. 4:0 gew., 3. M. 1:7, 4. M. 0:6. Eigentlich waren wir an der Reihe, dieſes Spiel zu gewinnen, denn es war die 4. Begegnung der beiden Vereine, bei der zweimal der V. f. R. ß es iberragenden Leiſtung der Sechſerdeckung zuzuſchreiben, während der Sturm in des Gegners Hälfte bald deren Schwächen entdeckt und in gleich famoſer Weiſe durch drei wundervolle Tore den eindrucksvollen Sieg er⸗ möglichte. An dem Siege ſelbſt iſt nichts zu tadeln, es iſt auch kein Gelegenheitserfolg der im neuen grün weißen Dreß erſcheinenden„Grünen“, wenn ſchon im Sturm die Möglichkeit beſtanden hat, eine höhere Torſcala aufzuſtellen. Hier müſſen noch beſſer die Momente erfaßt werden, nicht ſo über⸗ haſtet losgeſtürmt und im richtigen Augenblick der Torſchuß abgefeuert werden. Dann reifen noch mehr die Erfolge heran, die der Mannſchaft mit ihrem bekannten Angriffsſyſtem einen noch größeren Rückhalt geben. Was wir noch weiter brauchen, iſt ein präziſeres Zuſpiel und einen ſicheren Paß vom Läufer nach vorn, geeignete Flankenwechſel, wie ſie uns auch am Sonntag wieder Erfolge brachten. Dann werden wir zu weiteren Siegen und Ehren gelangen, man wird nicht mehr von Senſationen ſprechen können, ſondern von den großen Leiſtungen aufgrund eines ausgefeilten Syſtems, das getragen wird von techniſcher Vervollkommnung, einem nie erlahmenden Kampfeswillen zum Sieg. Weiter ihr elf Spieler mit dieſem Geiſt, mit dieſem Eifer, laßt Süddeutſchlands Fußballgemeinde erneut aufhorchen. Nie werdet ihr zu bezwingen ſein, wenn ihr ſo ſtets kämpft wie am Sonntag an den Brauereien. Em- pfangt größtes Lob und Dank für eure bravouröſe Leiſtung. Schon gibt der nächſte Mannheimer Groß⸗ verein ſeine Viſitenkarte ab: am Sonntag der V. f. L. Neckarau auf dem Waldſportplatz. Bdr. Vereins- u. Trainingsabende der Sport ⸗ vereinigung Amicitia 09 e. v. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag Abend ½¼7 Uhr: Training der 1.Mſchft. mit Erſatz. Mittwoch Abend 1/7 Uhr: 3. M. und 4 M. 9 Uhr: Spielausſchuß im Verwaltungszimmer. Donnerstag Abend 7 Uhr: 1. M. gegen 2. M. 9 Uhr: Vorſtands⸗ und Verwaltungsausſchuß⸗ ſitzung im Verwaltungszimmer. N Abend 5 Uhr: Training der 5. M, Priv. H. 7 Uhr: Training der Jugend und Schüler. Vorſchau für den 28. Auguſt 1932: Großkampf auf dem Waldſportplatz gegen VfL. Neckarau Königsberg, 21. 8. Mit einem J heute die 20. Deutſche Oſtmeſſe eröffnet. Na⸗ mens des abweſenden Oberbürgermeiſters be⸗ grüßte Stadtrat Ullrich die Vertreter der Be⸗ hörden und die Delegationen, in deren Erſchei⸗ nen er die Anerkennung der Bedeutung der Kö⸗ nigsberger Oſtmeſſe als Mittlerin zwiſchen Deutſchland und dem deutſchen Oſten erblicke. Reeichsinenminiſter Frhr. v. Gayl entbot na⸗ mens des Reichskanzlers und der Reichsregie⸗ rung Gruß und Dank für die in der Oſtmeſſe erkennbar werdende opfervolle Gemeinarbeit. Der Miniſter wünſchte lebhaft wirtſchaftliche und politiſche Beziehungen zu den Nachbarſtaa⸗ ten in friedlichem Wettbewerb unter Sicherung der Gegenſeitigkeit und Achtung der nationalen Belange. Die Reichs⸗ und Staatsregierung würden alle Kraft einſetzen, um der Sonder⸗ lage auf kulturellem und politiſchem Gebiet Rechnung zu tragen. Preußen und das Reich hätten ſich ſoeben entſchloſſen, für die durch Un⸗ wetterſchäden ſchwer betroffenen Teile Oſtpreu⸗ ſiens zunächſt eine Behiilfe für Aufräumungs⸗ arbeiten und zur Beſchaffung von Saatgut ſo⸗ fort bereitzuſtellen, vorbehaltlich weiterer Maßz⸗ nahmen. 8 Iwei Jeuerwehrleute bei einem Großfeuer gelölel Görlitz, 21. 8. In einem bekannten Garten⸗ lokal an der Neiße, dem„Reichshof“ in Leſch⸗ witz brach Feuer aus, das mit großer Schnellig⸗ keit um ſich griff und in kurzer Zeit die geſam⸗ te Anlage mit den beiden Tanzſälen bis auf die Grundmauern eingeäſchert hatte. Zwei Leſch⸗ witzer Feuerwehrleute wurden von einer ein⸗ ſtürzenden Giebelmauer erſchlagen und zwei andere Perſonen erlitten ſchwere, wenn auch nicht lebensgefährliche Rauchvergiftungen. Bom Blitz erſchlagen Stettin, 22.8. Bei einem Gewitter am Sonntag J abend fuhr der Blitz in eine Laube in der Zül⸗ chower Siedlung, in der acht Perſonen ſaßen. Ein zwölfjähriger Enkel des Laubenbeſitzers wur⸗ de getötet. Seine Mutter mußte mit Lähmungs⸗ erſcheinungen in das Krankenhaus eingeliefert werden. Die anderen ſechs Perſonen wurden be— zu haben bei: Frau Jakob Hook Schuhgeschäft— Lampertheimerstrasse 1. Wer beraul sein Haus evtl mit Geſchäft od. ſonſt Anweſen hier oder Umge⸗ bung? Nur Angeb direkt vom Beſitzer unter V. 47 an den Verlag der„Bor- igt. U. Verhaufs-Tontrale“ Frankfurt a. f., Goethepl. 22 Paumen Pfund 5 Pfg. zu haben bei Martin an der Apotheke Jure Vermahlung beehren sid anzuzeigen 5 Wilhelm Mdler Gretel VHdler geb. Ves Viernheim Hdferia/ Helhenstraße 24 23. Huguſt 1932 Eine der Neuzeit Dampf- Motor- Bettfedernreinigung iſt in Viernheim, Blauehutſtraße, auf dem freien Platz, an der Linde, ange— kommen Betten werden unter Garantie zu billigſten Preiſen gereinigt. Auf Wunſch werden die Betten abgeholt und zurückgebracht. Der Beſitzer. Separate Wohnung beſtehend aus 1 Zimmer und Küche mit großem atz bis 1 oder 15. vermieten entſprechende Ober matratzen Stahlmatratzen Sohonerdecken geg. Kasse zu Fabrikpreisen Preislisten verlangen. Bekanntmachung. Betr.: Den Feldſchutz. Wir bringen unſere Anordnung vom 16. Juli 1932 über das Verbot des Betretens der Feld— gemarkung in der Zeit von abends 9 bis morgens 5 Uhr wiederholt in Erinnerung und weiſen be⸗ ſonders darauf hin, daß dieſes Verbot auch für die Grundſtücksbeſitzer gilt. Das Verbot des Futterſammelns von vorm. 11 bis 1 Uhr und abends 7 bis morgens 7 Uhr bleibt weiterhin beſtehen. Betr.: Sommerpreiſe für Gaskoks. Die nachſtehenden ermäßigten Sommerpveiſe für Gaskoks gelten nur noch bis Ende Auguſt. Wir empfehlen daher den Intereſſenten, dieſe gün⸗ ſtige Gelegenheit nicht zu verpaſſen und rechtzeitig den notwendigen Winterbedarf an Koks einzudecken. Koks III 20/0 mm 1,40 RM. Koks II 40/0 mm 1150 Koks 1 60/ 90 mm 1,40„ pro Zentner. — frei Haus 15 Pfg. pro Zentner mehr.— Betr.: Unterhaltung des Rathauſes. Die Lieferung von 2 Schränke und ſowie die Ausführung weiterer Schreiner- und Schloſſer⸗ arbeiten ſollen im öffentlichen Wettbewerbe vergeben werden. Die Zeichnungen liegen auf dem Büro des Gemeindebaumeiſters offen, woſelbſt auchdie Ange⸗ botsformulare erhältlich ſind. Die Angebote ſiud verſchloſſen und mit ent⸗ ſprechender Aufſchrift verſehen, bis zum 24. Auguſt ds. Is. vormittags 10 Uhr auf dem vorgenannten Büro einzureichen, woſelbſt auch die Eröffnung der Angebote im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtatt⸗ findet. Vollſtändig freie Wahl bleibt verbehalten. Zuſchlagsfriſt 14 Tage. Viernheim, den 17. Auguſt e Bür 5 lünglingssodalitat ——ů— D 2 N w be in ſüdlichen f ſtammt aus dem ſüdlichen Amerika. In Peru und Mexiko wurde ſie ſchon während vieler Jahrhunderte angebaut, ehe die Entdeckung die⸗ ſer Länder durch die Spanier erfolgte. Erſt ganz allmählich faßte ſie auch in Europa Fuß und hier waren es England, Holland, Belgien und die Mittelmeerländer, deren Bevölkerung ſich ihre wertvollen Eigenſchaften zuerſt nutzbar machte. In Deutſchland hat ſie in den letzten 50 Jahren Eingang gefunden und erfreut ſich hier ſteigender Beliebtheit. Aber erſt in den letzten zwei Jahrzehnten iſt ſie ein Volksnah⸗ rungsmittel geworden. Dies wird auch dadurch begünſtigt, daß der Anbau der Tomatenpflanze im großen auch bei uns möglich iſt. Beſonders wichtig iſt, daß auch jeder Gartenbeſitzer ſie ohne Mühe ziehen kann, ja, daß ſie leicht ge⸗ deiht und dankbar reiche Ernte ſpendet, wenn ihr nur ein kleines ſonniges Fleckchen und gute Erde zur Verfügung ſteht. Dieſe heimiſchen Tomaten ſind den auswärtigen völlig gleich⸗ wertig und es iſt ſelbſtverſtändliche Pflicht, den heimiſchen Tomatenbau zu unterſtützen. Der Nährwert der Tomate beruht in erſter Linie auf ihrem ſehr hohen Gehalt an Vitami⸗ nen und Mineralſtoffen, während ihr Gehalt an Eiweiß und anderen organiſchen Nährſtof⸗ fen wie bei den meiſten Früchten gering iſt. Das zeigt ſchon der hohe Waſſergehalt, der 93 Prozent der ganzen Frucht beträgt. Von den verbleibenden 7 Prozent entfallen 0,6 Prozent auf Salze verſchiedener Art, die für die richtige Ernährung ſehr wichtig ſind und die in ſol⸗ chen Mengenverhältniſſen vorkommen, daß ein erheblicher Ueberſchuß an badiſchen Mineral⸗ ſtoffen entſteht, die für den Aufbau des Körpers und die Erhaltung der richtigen Beſchaffenheit und Reaktion der Körperzellen äußerſt wichtig ſind. Von beſonderer Bedeutung für die Er⸗ nährung iſt der hohe Vitamingehalt der To⸗ mate. Sie enthält die Vitamine A und Bein demſelben Ausmaß wie die grünen Blattge⸗ müſe, die bezüglich des Vitamins A den höch⸗ ſten Gehalt an allen pflanzlichen Nahrungsmit⸗ teln aufweiſen. Von Bedeutung iſt, daß auch bei Verwendung von Tomaten zu Kochgerichten dieſe beiden Vitamine nicht merklich zerſtört werden. Zumeiſt wird die Tomate roh gegeſſen. Dabei kommt ſie als eine der reichſten Quellen des vor Skorbut ſchützenden Vitamins Gü zur vollen Geltung. Sie ſteht im Gehalt an dieſem wichtigen Vitamin den Apfelſinen und Zitro⸗ nen nicht nach. Der Wert der Tomate beruht ferner auf ihren hervorragenden geſchmacklichen Eigenſchaften. Roh, oder zubereitet als Salat, Zuſatz zu Koch- und Schmorgerichten und Tun⸗ ken erhöht ſie die Schmackhaftigkeit. Sie iſt in jeder Weiſe geeignet, einfache Gerichte ſchmack⸗ hafter, aber auch nahrhafter zu machen. 68. deulſcher Genoſſenſchaflolag in Dortmund Dortmund, 2. 8. Die Hauptverſammlung des 68. Deutſchen Genoſſenſchaftstags wurde hier heute vormittag in Anweſenheit zahlreicher Vertreter von Reichs- und Staatsbehörden ſo wie des Reichsbankpräſidenten Dr. Luther und des Präſidenten der Preußenkaſſe Dr. Helffe⸗ rich eröffnet. Der ſtellvertretende Anwalt des Deutſchen Genoſſenſchaftsverbands Rechtsan⸗ walt Dr. Lang erſtattete einen eingehenden Bericht. Dienstag, den 23. Auguſt Versammlung der Oberabteilung, ½9 Uhr, in der Harmonie. Sämtliche im freiw. Arbeitsdienſt Beſchäftigte müſſen an⸗ weſend ſein.— Donnerstag Ver⸗ 0 N ſammlung der 2. Abteilung, Jahrgang 1930/1. Weil, Präſes. 1 doſlalummer eichen, neu, mit nußbaum, pol. Geſims, Röſten und Gebrauchte, guterhaltene Fiege!!! (Biber ſchwänze) Mark 240.— in größeren u. kleineren e ſowie Mengen billig abzugeben Ae e Näheres: ſchiedene Einzelmöbel D. Gispert ſpottbillig ab zugeben Dachdeckermeiſter Mannheim, Nietzſche⸗ Mannneim Au 9, 16 ſtraße 16, Tel. 42789. mönellagernaus Guntner. Es ist ein Dorigespräch da) man zu je der Tageszeit im 5 8 Saftladen ein gutes, angenehm gekühltes Glas Bier bekommt. Saltladen 2. grünen Laub Kath. Jugend Viernheim Wochenplan Montag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde 1/8 bis 9 Uhr Turnabteilung der Jungfrauen⸗ kongregation. 9 Uhr ab Uebungsſtunde des Trommlerkorps. Dienstag: 5—/ 7 Uhr 3. Abteilung der Schüler- rinnen der Jungfrauenkongregation. 6 Uhr ab Training der Leichtathletik. 8— 10 Uhr Uebungsſtunde der Turnabteilung. 8—10 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde. Mittwoch: ½9 Uhr Hallentraining ſämtl. Fußball- und Handballmannſchaften. 2 Uhr ab Platz⸗Training für Schüler. Donnerstag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde. 6 Uhr ab Training der Handballmannſchaften und Leichtathletik. 8—10 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde, Freitag: 8—10 Uhr Uebungsſtunde der Turnabtlg. 9 Uhr Spielerverſammlung. 5—7 Uhr 1. und 2. Abteilung Schülerinnen der Jungfrauenkongregation. Dienstag u. Freitag: Platz-Training u. Leichtathletik. Zu allen Uebungs⸗ und Trainings Stunden iſt im Sport zu erſcheinen. Die Sportleitung. lan abs Arbe beſonders ſtrapazierfähige Ware ü Mk. 25. Georg Martin are, N wählt. ieben Uhr brach in den Lagerhäuſern reiſpitz am Rande der Stadt ein Brand aus, der Schaden geht ſchon ö Gegen Mitternacht führte die Feuerwehr noch im⸗ n täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1 agt a k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand; kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117. Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 196 Zür eilige Leſer Wegen der politiſchen Situation, die ſich aus dem Beuthener Urteil ergeben hat, haben die Reichsregierung und die preußiſche Staatsre⸗ zierung eine Kundgebung erlaſſen. Die feierliche Beiſetzung der Niobeopfer fand am Dienstag nachmittag ſtatt. * Dem außerordentlichen Univerſitätsprofeſſor Dr. Gumbel in Heidelberg iſt vom Badiſchen unterrichtsminiſterium die Lehrberechtigung entzogen worden. Zum erſten Präſidenten des neugewählten Landtages wurde ein Nationalſozialiſt ge⸗ Der öſterreichiſche Nationalrat hat das Lau⸗ anner Protokoll mit 82 gegen 80 Stimmen endgültig angenommen. Es iſt damit trotz des Einſpruches des Bundesrates in Kraft getre⸗ ten. . Altbundeskanzler Dr. Schober wurde geſtern in Wien beigeſetzt. qcetzte Radiomeldungen Großfeuer in Baſel. wtb. Baſel, 24. Aug. Dienstag abend gegen auf dem äußerſt raſch um ſich griff. Die Feuerwehr war dem raſenden Element gegenüber nahezu machtlos. Mehrere Lagerhäuſer vieler großer Unternehmun⸗ gen ſind mitverbrannt. Müchtige Kohlenlager ſind äußerſt gefährdet. Für dort befindliche große Ben⸗ zinlager beſteht große„Exploſionsgefahr. Der jetzt in die Hunderttauſende. mer einen verzweifelten Kampf gegen das Flam⸗ menmeer, um ein weiteres Ausbreiten des Bran⸗ des zu verhindern. v. Gronau zum Weiterflug geſtartet. wtb. Juneau(Alaska), 24. Aug. Wolfgang v. Gronau iſt geſtern früh 11 Uhr örtlicher Zeit mach Cordova geſtartet. dem Golf von Alaska hatte ſich der Weiterflug um mehrere Stunden verzögert. Wegen des Nebels über Großfeuer in Ludwigsburg. witb Ludwigsburg, 24. Aug. In der würt⸗ tembergiſchen Zelluloſe⸗Fabrik vormals Mül⸗ ler u. Kirſchbaum brach geſtern nachmittag ein großes Schadenfeuer aus, das in kurzer Zeit zwei große Fabrikgebäude völlig einäſcherte, während es den Feuerwehren, die mit 20 Rohrleitungen den Brand bekämpften, gelang, zwei benachbarte Wohnhäuſer und eine große Schreinerei zu retten. Schaden gekommen. Der Schaden wird auf Perſonen ſind nicht zu mehrere 100 000 Mark geſchätzt, ſoll aber durch Verſicherung gedeckt ſein. Ueber die Brandur⸗ ſſache iſt nichts Näheres bekannt; es ſoll ſich um eine Exploſian handeln. Drei ſchweizer Studenten am Matterhorn tödlich abgeſtürzt. wtb Zermatt, 24. Aug. Am Matterhorn ind drei Studenten aus Sitten, Kanton Wal⸗ lis, etwa 1500 Meter tief abgeſtürzt. Die Leichen wurden geborgen und wurden nach Zermatt gebracht. Das Unglück hat ſich höchſt⸗ wahrſcheinlich ſchon am Freitag zugetragen. Ernste Beurteilung der Cage durch die Reichsregierung Die leidenſchaftlichen Vorwürfe, die in der Deffentlichkeit gegen die Beuthener Todesur⸗ telle erhoben worden ſind, haben zu einer Kundgebung der Reichsregierung an das utſche Volk geführt, aus der man entnehmen kann, daß man an amtlicher Stelle der wei⸗ teren Entwicklung der innenpolitiſchen Lage nicht ohne Sorge entgegenſieht. In der 1 Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Juſerate und Notizen vor— muütages Uhr, größere Artitel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Anitsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Mittwoch, den 24. Auguſt 1932. oronung ſeſtgelegt und mit auer Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht, daß alle Machtmittel des Staates eingeſetzt werden, um den unpar⸗ teiiſchen Rechtszuſtand zu erhalten, und daß ſie nicht dulden werde, daß irgend eine Par⸗ “ei ſich gegen ihre Anordnungen auflehnt. Ge— rade dieſer letzte Satz läßt den Schluß zu, daß die Reichsregierung in der allernächſten Zeit ſchon mit ernſten innerpolitiſchen Auseinan— derſetzungen rechnet. Daß die Reichsregierung nicht gewillt iſt,, gegenüber innerpolitiſchen Konflikten tatenlos zuzuſehen, geht ſchon da⸗ raus hervor, daß ſie, wie es an amtlicher Stelle heißt, auf alle Eventualitäten vorberei⸗ tet iſt.— Wie ernſt die Reichsregierung die Gegenwart beurteilt, geht am beſten ſchon da⸗ raus hervor. daß an ſämtliche Länderregie⸗ rungen die Anweiſung ergangen iſt, dafür zu ſorgen, daß alle deutſchen Tageszeitungen die⸗ ſe Kundgebung im Portlaut und an hervor⸗ gender Stelle abdrucken. Sollte ſich irgend eine Zeitung weigern, die Kundgebung zu bringen, ſo hat ſie mit einem Verbot zu rech- nen. Man kann aus dieſer Anweiſung nur den Schluß ziehen, daß die Reichsregierung gute Gründe hat, dafür zu ſorgen, daß die Kund⸗ gebung auch in den letzten Winkel des Deut ſchen Reiches dringt Begnadigung der zum Tode verurteilten Nationalſozialiſten? Wie wir hören, hat Adolf Hitler den Stabschef der SA., Hauptmann Röhm, nach Berlin entſandt, um mit der Reichsregierung wegen des Beuthener Urteils zu verhandeln. Der Reichskanzler iſt, wie wir weiter hören, durchaus bereit, eine Begnadigung in Erwä⸗ gung zu ziehen. Mitten in dieſe Erklärungen hinein fällt nun die Veröffentlichund des Aufrufs Adolf Hitlers im„Völkiſchen Beo— bachter“, von dem an zuſtändiger Stelle be— hauptet wird, daß er den Beſtimmungen der Preſſenotverordnung widerſpricht. Der Aufruf enthält ſehr ſcharfe Angriffe gegen die Regie⸗ rung v. Papen.„Mit dieſer Tat“, heißt es in dem Auftuf,„iſt unſere Haltung dieſem „nationalen Kabinett“ gegenüber endgültig vorgezeichnet“. Der Aufruf ſchkeßt mit der Erklärung, daß der Kampſ um das Leben der fünf Verurteilten nunmehr einſetze. Durch dieſen Aufruf iſt die Regierung, wie in Berliner politiſchen Kreiſen verlautet, in eine ſchwierige Lage geraten. die nicht beſſer ochkonjunktur in der Politik Vor bedeulungsvollen Enkſcheidungen— wer geht: negierung oder Reichslag? Nur noch eine Woche, u. in zwei Parlamen— ten werden politiſche Großkämpfe eröffnet. Am 30. Auguſt wird der neue Reichstag erſtmals zuſammentreten. Am gleichen Tage hält der Preußiſche Landtag eine Sitzung ab, die ſich aber vorläufig noch nicht mit der Wahl des Miniſterpräſidenten befaſſen wird. Wahrſchein⸗ lich wird ſich der Preußiſche Landtag bereits wieder am 31. Auguſt vertagen, weil am erſten September in Eſſen der große Deutſche Ka— tholikentag ſtattfindet, an der die Mitglieder der Zentrumsfraktion, wie in jedem Jahre, teilnehmen. Je nach dem Verlauf der Debatte im Landtag kann man alſo für den 31. Auguſt mit bedeutungsvollen Abſtimmungen über die Frage der Einſetzung des Reichskommiſſars und die blutigen Zuſammenſtöße in den letzten Wochen rechnen. Wegen der Wahl des Miniſterpräſidenten hat der Landtagspräſident Kerrl den Staatsge— richtshof von der Einberufung des Landtags in Kenntnis geſetzt. Dieſe letzte Woche werden ſich Regierungen und Parteien weiter rüſten, zumal für die in dieſem Ausmaß und dieſer Tragweite ſeit 1919 kaum mehr erledte ſchickſalsvollſte Tagung des Reichsparlaments. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß ſchon zu Anfang der Plenarſitzung politiſche Entſcheidungen von größter Tragweite fallen. Entſcheidungen, welche das Schickſal der Reichsregierung ebenſo betreffen, wie das des Reichstags ſelbſt, je nach dem Ausgang der zahlreichen Abſtim⸗ mungen, mit denen man zu rechnen haben wird. An ſich kann, wenn die Nachrichten über die Erkrankung der kommuniſtiſchen Abgeordneten Frau Zetkin ſich bewahrheiten ſollten, unter dem in dieſem Falle dann tätigen Alterspräſi⸗ denten dem Zentrumsabgeordneten Blum, ein verhältnismäßig ruhiger Verlauf der Eröff⸗ nungsſitzung erwartet werden. Das Haus wird ſich lediglich konſtituieren, bis die einzelnen Fraktionen ſich über die Wahl des Präſidiums ſchlüſſig geworden ſind, wozu eine kurze Ver⸗ tagung des Hauſes für den nächſten Tag not⸗ wendig wird. Geht es nach der üblichen par⸗ lamentariſchen Tradition, dann dürfte ein Nationalſozialiſt Präſident werden, vorausge⸗ ſetzt allerdings, daß der parlamentriſche Brauch auch von allen Parteien eingehalten wird. Ueber dieſe Fragen bringen wohl erſt die Ver⸗ handlungen zwiſchen den Parteien, welche zum Beginn der nächſten Woche aufgenommen wer— den, die letzte Klarheit. Nach dem Abſchluß dieſer formlen Wahlen, welche erſt den Reichstag arbeitsfähig machen, vürfte vielleicht mit dem 5. oder 6. September aide Graftamnf in Walle he die große politiſche Ausſprache mit einer Vor— ſtellung der Reichsregierung und einer Ver— kündigung des Regierungsprogramms einleiten wird. Vorher will der Reichskanzler evtl. noch in dieſer Woche, ſicher zu Beginn der näch— ſten noch einmal Sonderbeſprechungen mit den Parteien aufnehmen, um die parlamentariſche Baſis zu ſondieren. Nahezu in allen politiſchen Kreiſen iſt man für die Entwicklung ziemlich peſſimiſtiſch geſtimmt. Man hält es vorläufig für ausgeſchloſſen, daß es dem Kanzler gelingen dürfte, hinter ſein Kabinett eine parlamentari⸗ ſche Mehrheit zu bringen. Denn nicht nur von den Sozialdemokraten und Kommuniſten, ſon— dern auch von den Nationalſozialiſten werden eine ganze Reihe von Anträgen eingebracht, deren Annahme bei der derzeitigen Zuſammen— ſetzung des Hauſes nicht zweifelhaft iſt, ſodaß damit ſchon das Schickſal der gegenwärtigen Reichsregierung beſiegelt wäre. Intereſſant iſt in dieſem Zuſammenhang eine Berliner Meldung der Frkf. Ztg., in welcher es u. a. heißt: Reichspräſident und Reichsregierung ſind ſich endgültig über ihre Politik gegenüber dem neugewählten Reichstag einig geworden. Wie wir zuverläſſig hören, wird die Regierung zwar vor den neuen Reichstag, der für den 30. Auguſt ein⸗ berufen iſt, treten, aber ſie will ſich nicht von ihm ſtürzen laſſen, ſondern ſie wird ihn im Namen des Reichsprüſidenten alsbald wieder auflöſen. Die Seſſion wird alſo nur von kürzeſter Dauer ſein. Dieſe Entſcheidung bedeutet, daß die an— dere Möglichkeit: nach einem formellen Miß— trauensvotum zurückzutreten und— in Er— mangelung einer arbeitswilligen Reichstags— mehrheit— vom Reichspräſidenten mit der Weiterführung der Geſchäfte beauftragt zu werden, für den heutigen Fall nicht mehr in Betracht kommt. Die Entſcheidung der Regierung hat offen— ſichtlich zur Vorausſetzung, daß ſich im neuen Reichstag eine arbeitsfähige und arbeitswillige Mehrheit nicht zuſammenfindet, mit anderen Worten, daß die Koalitionsbildung zwiſchen Zentrum und Nationalſozialiſten nicht gelingt. Gelänge ſie, ſo würde die Auflöſung des Reichstags ohne Ausprobierung dieſer Mög— ligkeit gegen den Sinn der Verfaſſung ver⸗ ſtoßen. Die Reichsregierung, die in dauernder Fühlung mit führenden Perſönlichkeiten des Zentrums und der Nationalſozialiſten ſein dürfte, muß alſo offenbar auf Grund des neue⸗ ſten Standes zu der Ueberzeugung gekommen ſein, daß eine dieſer Parteien(oder, was wahr⸗ „ ſcheinlicher iſt, beide) ein Zuſammengehen nicht N eee 49. Jahrgang geworden iſt dadurch, daß Adolf Hitler, wie geſtern bereits gemeldet, an die in Beuthen verurteilten Nationalſozialiſten ein Telegramm zerichtet hat, in dem er die Verurteilten ſeiner unverbrüchlichen Treue verſichert. Nach dieſem Telegramm und der Kampfanſage Hitlers iſt es ſo gut wie ſicher, daß der letzte Verſuch, die Nationalſozialiſten in die Präſidial-Regierung hineinzubringen, zur völligen Ausſichtsloſig⸗ keit verurteilt ſein muß. Demonſtration in Breslau Proteſt gegen das Urteil von Beuthen. enb. Breslau, 23. Aug. Nachdem es be⸗ reits heute Nachmittag wegen des Beuthener Ur⸗ teils in Breslau zu Anſammlungen gekommen war, zog in den Abendſtunden ein Demonſtrationszug durch die Straßen der Innenſtadt und brachte Rufe aus wie:„Nieder mit dem Schandurteil von Beuthen!“,„Gebt uns unſere Kameraden frei!“, „Nieder mit der Papen⸗Regierung!“. Die Poli⸗ zei verſuchte, an mehreren Stellen den Zug aufzu⸗— löſen. Als der Zug am Warenhaus Wertheim vorbeikam, ertönte plötzlich eine ſcharfe Detonation, die unter den Demonſtranten Erregung hervorrief. Die Täter konnten noch nicht verhaftet werden; es konnte auch noch nicht feſtgeſtellt werden, woran! die Detonation zurückzuführen war. Vor dem Schloß hatten bisher ebenfalls noch änbekannte Täter einen Kinderwagen an⸗ gezündet, in deſſen Schein einer der Demon— ſtranten eine Rede hielt. Als die Polizei im Licht eines Scheinwerfers gegen die Demonſtranten mit dem Gummiknüppel vorging, wurde von den De nonſtranten auf der Flucht die Scheibe eines jüdi⸗ chen Geſchäftes zertrümmert. Bei den Kundgebungen am Nachmittag wurden icht Perſonen feſtgenommen. Gnadengeſuch für die Beuthener Verurteilten. enb. Beuthen, 28. Aug. Die Ortsgruppe Glei⸗ gitz der Vereinigung Heimattreuer Oberſchleſier hat an den Reichskanzler ein Telegramm gerichtet, nn dem auf das Anwachſen der kommuniſtiſchen Stimmen durch den Uebertritt polniſcher Wähler zu dieſer Partei hingewieſen wird. Dieſer Ver⸗ mehrungsſucht hätten die nationalen Verbände, insbeſondere der Stahlhelm und die SͤA. der Na⸗ tionalſozialiſten, eine ſtarke Abwehrlinie entgegen⸗ geſetzt. Aus dieſen nationalen Gründen heraus ſeien die bedauerlichen Vorkommniſſe in Potempa zu erklären. Eine Vollſtreckung des Urteils an bisher unbeſcholtenen deutſchen Kämpfern würde keineswegs zur Beruhigung beitragen, ſondern da⸗ rüber hinaus innere Unruhen und auch eine Ge⸗ fährdung der Oſtgrenze zur Folge haben. Die Ortsgruppe bittet daher um Wiederaufnahme des Verfahrens oder um Begnadigung der Verurteil⸗ ten. Schwere Zuſammenſtöße zwiſchen Polizei und Arbeitsloſen. tb. Kattowitz, 24. Aug. In der Nähe der Arnes⸗Hütte bei Bittkow kam es geſtern Nachmit⸗ tag zwiſchen den dort„wilden Abbau“ treibenden Arbeitsloſen und Polizei zu blutigen Zuſammen⸗ ſtößen. Eine größere Polizeitruppe im Stahl⸗ helm und Gewehren ſperrte das ganze Gelände ab und vertrieb die Arbeitsloſen aus den Notſchäch⸗ ten. Die Arbeitsloſen ſetzten den Beamten ver⸗ zweifelten Widerſtand mit Aexten und Keilhauern entgegen, mußten aber der Uebermacht der Polizei weichen. Nach den bisherigen Mitteilungen ſollen mehrere Arbeitsloſe getötet und verletzt worden ſein. Die Unruhe dauert immer noch an. Die Polizei hat das Gelände noch nicht verlaſſen. gich ſelbſt gekreuzigt Budapeſt, 23. 8. Ein ungewöhnlicher Fall er⸗ eignete ſich in Szeged. Der 78jährige Kaufmann Sebök erkrankte an Blattern und ſollte in das Krankenhaus eingeliefert werden. Am Aben? vor ſeiner Ueberführung ins Spital verfertig, er aus einigen Latten ein Kreuz und band ſich daran feſt. Am nächſten Morgen wurde er tot aufgefunden. In einem zurückgelaſſenen Brief erklärte er, er wolle um keinen Preis in ein nnan Brulhen— Midethall der unde Ne Aufnahme des fünffathen Todesurteils Ein Aufruf zu den Beuthener Urleilen München, 23. 8. Adolf Hitler veröffentlicht im„Völkiſchen Beobachter“ einen langen Auf- ruf, in dem er zu den Todesurteilen von ſtimmungen der bekannten Preſſenotverord— nung widerſpricht, haben wir den Wortlaut bisher nicht veröffentlicht. Nach den Beſtim— mungen der Preſſenotverordnung können der— artige Veröffentlichungen aber erfolgen, wenn die Zeitung bei Abdruck ſich mit dem eventuell beanſtandeten Inhalt nicht identifiziert. Mit dieſem Vorbehalt übermitteln wir Leſern nachſtehend die weſentlichſten Teile des Aufrufs: Am ſelben Tage faſt, an dem die Mörder und Peiniger unſerer Ohlauer Parteigenoſſen mit geringen Strafen davonkamen, haben die Gerichte der Regierung v. Papen fünf Natio- nalſozialiſten zum Tode verurteilt. Deutſche Volksgenoſſen! Wer von euch ein Gefühl für den Kampf um die Ehre und Freiheit der wird verſtehen, weshalb ich mich weigerte, in dieſe bürgerliche Regierung einzutreten. Die Juſtiz des Herrn v. Papen Nation beſitzt, wird am Ende vielleicht Tauſende von Natio— nalſozialiſten zum Tode verurteilen. Glaubte man dieſes von Blindheit geſchlagene, das ganze Volk herausfordernde Vorgehen auch mit meinem Namen decken zu können? Die Herren irren ſich. Herr v. Papen, Ihre blutige Objektivität kenne ich nicht. Ich wünſche dem nationalen Deutſchland den Sieg und ſeinen marxiſtiſchen Zerſtörern und Verderbern die Vernichtung. Zum Henker der nationalen Frei- heitskämpfer des deutſchen Volkes aber eigne ich mich nicht. Mit dieſer Tat iſt unſere Haltung dieſem „nationalen Kabinett“ gegenüber endgültig vorgezeichnet. Es mag der Himmel über uns Qualen über Qualen ſchicken. Unſere Bewe— gung wird auch mit dieſer Regierung der Hin— richtung unſerer Mitkämpfer fertig werden. Herr v. Papen kann ruhig ſolche Bluttribunale über unſere Bewegung ſetzen. Die Kraft der nationalen Erhebung wird mit dieſem Syſtem ſo ſicher fertig, wie ſie den Marxismus trotz dieſer Verſuche zu ſeiner Rettung dennoch be— ſeitigen wird. Angeſichts dieſes ungeheuerlich— ſten Bluturteils gibt es für uns erſt recht nur einen einzigen Lebensinhalt: Kampf und wie— der Kampf! Wir werden den Begriff„na- tional“ befreien von dieſer Umklammerung, deren innerl. Weſen das Urteil von Beuthen ge— gen das nationale Deutſchland aufzeigt. Herr v. Papen hat damit ſeinen Namen mit dem Blut nationaler Kämpfer in die deutſche Geſchichte eingezeichnet. Die Saat, die daraus aber auf— gehen wird, werde man künftig nicht nur durch Strafen beſchwichtigen können. Der Kampf um das Leben unſerer fünf Kameraden ſetzt nun ein. die weilere Behandlung der Beuthener Tobesurkeile Berlin, 23. 8. Hinſichtlich der weiteren Be— handlung der von dem Sondergericht in Beu— then gefällten Todesurteile wird von zuſtändi— ger Stelle mitgeteilt: Auf das Verfabren der Sonderaerichte fin— unſeren den gemäߧ 7 der Verordnung der Relichs⸗ regierung vom 9. Auguſt 1932 die Vorſchriften der Strafprozeßordnung Anwendung, ſoweit wie nicht in der Verordnung ausdrücklich et⸗ was anderes beſtimmt iſt. Daher iſt die Voll⸗ Beuthen Stellung nimmt. Mit Rückſicht auf die ſtreckung von Todesurteilen, auch wenn ſie von Möglichkeit, daß der Inhalt dieſes Aufrufs nach Anſicht der zuſtändigen Stellen den Be⸗ Sondergerichten gefällt ſind, gemäߧ 453 der Strafprozeßordnung nur zuläſſig, wenn die Entſchließung der zur Ausübung des Gnaden— rechts berufenen Stelle ergangen iſt, von dem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch zu ma— chen. Da die Sondergerichte Ländergerichte ſind, iſt die zur Ausübung des Gnadenrechts berufene Stelle in dieſem Falle nicht der Reichspräſident oder die Reichsregierung, ſon— dern gemäß Artikel 54 der preußiſchen Ver⸗ faſſung die preußiſche Staatsregierung. Das Verfahren regelt ſich, wie bei allen Todesurteilen preußiſcher Gerichte, nach der allgemeinen Verfügung vom 26. 8. 1919 über die Zuſtändigkeit und das Verfahren in Gna— denſachen. Danach hat der Oberſtaatsanwalt, nachdem er zunächſt die Stellungnahme des Generalſtgatsanwalts eingeholt hat, die Akten mit einer Aeußerung dem Beauftragten für Gnadenſachen vorzulegen. Dieſer hat in jedem Falle, ohne auf die Einreichung eines Gna— dengeſuchs zu warten, mit größter Beſchleuni— gung an den Juſtizminiſter zu berichten. Sei⸗ nem Bericht hat er eine Aeußerung des Vor— ſitzenden des Sondergerichts, des Gnadenan— walts und etwa noch anderer von ihm ge— hörten Stellen beizufügen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß neben tunlich— ſter Beſchleunigung allen beteiligten Stellen mit Rückſicht auf die Bedeutung der Angele— genheit ſorgfältigſte Prüfung obliegt. Proleſttelegramm der nad Ag. eee, an hindenburg München, 22. 8. Der Leiter der Rechtsabtei⸗ lung der NSDAP., Rechtsanwalt Dr. Frank 2. hat an den Herrn Reichspräſidenten und an Reichskanzler v. Papen, Reichskommiſſar für Preußen, folgendes Telegramm geſandt: „Die Reichsleituna der NS DAV. erhebt ge⸗ gen das unfaßbare Beuthener Schregensurteil ſchürfſten Proteſt vor der geſamten deutſchen Oeffentlichkeit und erwartet unverzüglich di⸗ Begnadigung der Verurteilten. Die in de größten politiſchen Bewegung Deutſchlands ver einigten Millionen deutſcher Männer und Frauen ſchließen ſich in erbitterter Empörung dieſem Verlangen an. Ueber 300 ermordete Nationalſozialiſten, die faſt reſtlos bis heut⸗ ungeſühnten Opfer der marriſtiſchen Mord⸗ peſt, ſind der erſchütternde Beweis dafür, daß der nationale deutſche Menſch ſchutzlos dem internationalen marxiſtiſch. Mordreigen preis— gegeben war. Das Beuthener Schreckensurteil war nur möglich in Verkennung dieſer un— beſtreitbaren Sachlage. Seine unverzügliche Aufhebung iſt zur Sicherung und letztmöglichen Aufrechterhaltung des inneren Friedens eine Notwendigkeit. Reichsleitung der NSDAP. gez. Dr. Frank 2.“ Goebbels zu den Beuthener Todesurleilen Berlin, 22. 8. Dr. Göbbels nimmt im„An⸗ griff“ zu dem Urteil im Beuthener Sonder⸗ gerichtsprozeß Stellung. Er nennt die 5 To— desurteile das ungeheuerlichſte u. empörendſte, was man in der an Demütigung und Unglaub⸗ lichkeiten ſo reichen Zeit der vergangenen 14 Jahre in Deutſchland erlebt habe und fährt fort:„Wir fragen die Regierung Papen, wir fragen den Herrn Reichspräſidenten: Sollen dieſe Urteile vollſtreckt werden? Wird man in der Tat den Mut haben, die Köpfe dieſer 5 jungen Männer auf den Block zu legen Wird man wirklich hier ein Exempel ſtatuieren, grauenvoll und unerträglich iſt, daß man es zu dieſer Stunde noch gar nicht auszudenken wagt? Nichts liegt uns ferner, als uns mit Gewalttätigkeiten zu identifizieren. Wir ha— ben keine Veranlaſſung, den Terror zu ver— herrlichen. Das aber erklären wir feierlichſt vor der Oeffentlichkeit des Landes und der ganzen Welt: Dieſe Urteile dürfen nicht voll⸗ ſtreckt werden. Dieſe Urteile ſind ein Nauſt⸗ Kundgebung der Reichsregierung und Preußiſchen Saalsregierung Berlin, 23. 8. Gezwungen durch Gewalt taten im innerpolitiſchen Kampf, welche das Anſehen des Reiches aufs ſchwerſte gefährdet en, hat der Herr Reichspräſident auf Vorſchlag der Reichsregierung die ſchürfſten Strafen geg een den politiſchen Terror verhängt. Mit dem Augenblick, in dem dieſe Verordnung in Kraft getreten iſt, muß ſie gleichmäßig gegen jeder⸗ mann, der Recht und Geſetz verletzt, ohne An ſehen der Partei oder der Perſon Anwendung finden. Die Reichsregierung wird nötigenfalls alle Machtmittel des Staates einſetzen, um den Vorſchriften des Rechtes unparteiiſch Geltung zu verſchaffen und wird nicht dulden, daß ſich irgend eine Partei gegen ihre Anordnung auf lehnt. Ebenſo wenig wird ſich die preußiſche Staatsregierung durch politiſchen Druck in der pflichtmäßigen Prüfung beeinfluſſen laſſen, ob ſie ihr Begnadigungsrecht im Falle der Beuth ener Todesurteile aufheben kann. Die leidenſchaftlichen Vorwürfe, die in der Oeffentlichkeit gegen dieſe Urteile erhoben wor⸗ den ſind, ſollten ſich gegen die Urheber der blu tigen Ereigniſſe und nicht gegen die Staatsge⸗ walt richten, die im Intereſſe der Geſamtheit zu ſo harten Maßnahmen greifen mußte. Die Reichsregierung wird jedem Verſuch, die Grundſätze des Rechtsſtaates zu verfälſchen und die politiſchen Leidenſchaften zu erneuten Ausſchrei tungen aufzuſtacheln, zu begegnen wiſſen. Auf die Veröffentlichung der vorſtehenden amtlichen Kundgebung legt die Reichsregierung entſcheidenden Wert. Wie das Conti-Büro erf ährt, wird die Kundgebung denjenigen Zei— tungen, die ſie nicht zum Abdruck bringen, auf grund einer Zwangsauflage zugehen. Blätter, die ſich weigern, ſie zu veröffentlichen, werden verboten werden. ag in Beſicht des land. Dieſe Urteile bedeuten als daß die Urheber des Verhängn g ſchoren davonkommen und daß die mehr oden weniger ſchuldloſen oder ſchuldigen Opfer da für anit dem Leben bezahlen ſollen“. f Berliner Blätter zu den Todesurleilen in Beuthen Berlin, 23. 8. Die fünf Todesurteile des Sog, dergerichtes in Beuthen werden von der Preſſ aller Richtungen lebhaft kommentiert. Der„Tag“ beſchäftigt ſich mit der Frage du Möglichkeit durch Gnadenakt die Todesurteile rückgängig zu machen. Bei der Beurteilung dez Beuthener Urteils falle pſychologiſch ins Ge wicht, daß gleichzeitig das Urteil für Ohlau un Zuchthausſtrafen vorſehe. Wenn auch für diese Mordtat die Beſtimmungen der letzten Notver⸗ ordnung noch nicht in Betracht kämen, ſo werde die Maſſe den großen Unterſchied des Straß, maßes nicht verſtehen. Dieſe Erwägungen dürß. ten nach Anſicht des Blattes bei den Weratun— gen des preußiſchen Staatsminiſteriums über einen zu erwartenden Gnadenantrag eine nicht unweſentliche Rolle ſpielen. Der Kommentar des„Lokalanzeigers“ be— wegt ſich in ähnlichen Gedankengängen. Die„Deutſche Zeitung“ vertritt die Auffaſ⸗ ſung daß dem Buchſtaben des Geſetzes in bei den Fällen Genüge geſchehen ſei; formaljuri⸗— ſtiſch ſei gegen keines der beiden Urteile etwas einzuwenden. Doch lieferten die Urteile von Brieg und Beuthen den Beweis für die Un haltbarkeit der Beſtimmungen, daß für Sonder— gerichte nur die Tatbeſtände allein maßgebend ſein dürfen. Die Tat, die die zum Tode Verur— teilten begangen hätten, ſolle keineswegs be— ſchönigt werden; man verlange auch nicht zwei⸗ erlei Recht. Doch fordere man eine gerechte Ab⸗ wägung der inneren Beweggründe ſowohl in Ohlau als in Potempa, die die Täter zu ihren Handlungen getrieben hätten. Die ſeeliſche Ver faſſung der Täter müſſe berückſichtigt werden. das in ſeinen Folgen und Auswirkungen ſo Die„DA.“ weiſt in einer Erörterung der Begnadigungsfrage darauf hin, daß die Regie— rung zweifellos nach Vorliegen der Urteils begründung den geſamten Sachverhalt noch— mals ſorgfältig prüfen werde und daß eine Be— gnadigung umſo eher ausgeſprochen werden könne, als die Hitlerbewegung ſich eines Ver— ſuches enthalte, die zuſtändigen Inſtanzen un— ter einen politiſchen Druck zu ſetzen. Der neue Chef des Prolokolls Rudolf Graf von Baſſewitz, bisher deutſcher Generalkonſul in Kalkutta, wurde als Nachfolger des Grafen Tattenbach zum Chef des Protokolls im Auswärtigen Amt in Berlin ernannt. . r e heimtich von nlstede oman von Emmi Lewald. Abdrucksrecht durch: Der Ztgs.⸗Koman⸗Vertr., Berl. W. 9, Linkſtr. 20 6. Fortſetzung. „Ich habe ſeit kurzem eine entfernte Ver⸗ wandte in Athen“. fuhr der junge Adjutant fort,„Eliſabeth von Wöllerwarth—“, er er— rötete leicht. „O ja, ich hörte von ihr, eine glänzende Reiterin. Ich war leider ſchon fort, als ſie ein— traf.“ „Tolle Zuſtände müſſen da in Athen ſein“, warf der Kammerjunker von Leeven ein,„man ſagt, die Räuberhäuptlinge aus den Bergen bekämen zuweilen Tafeleinladungen, da man ihrer doch nicht Herr würde und ſie auf dieſe Weiſe zu beſänftigen ſuchte.“ „Es werden allerhand Märchen erzählt“, wich Griſtede aus. Die Tür öffnete ſich. Ein knallroter Water⸗ kantmann, ſchwer und ſelbſtbewußt, verließ den Audienzſaal, ſtolz befriedigt, die Sorgen ſeines Kirchſpiels ſo direkt an das Herz des Landes⸗ vaters getragen zu haben. Die Herren geleiteten Griſtede durch zwei Gemächer mit erleſenen Gobelins in den tag⸗ hellen, bilderreichen Saal, deſſen blankes Par⸗ kett Säulen und Kronleuchter ſchimmernd wi⸗ derſpiegelte. Da ſtand der Landesherr, ein hoher Fünf⸗ ziger, aufrecht und bewußt unter den großen Repräſentationsbildern ſeiner Vorfahren, ein den Fremden aufmerkſam muſterten, mit dem abwartenden Menſchenkennerblick deſſen, an dem endloſe Spielarten wünſchend und wollend und hoffend vorübergegangen ſind. Wir hoffen, daß Sie kein allzu flüchtiger Gaſt bei uns ſein werden“, ſagte er gnädig. „Es wäre zu wünſchen, daß der alte Name Griſtede nicht auszuſterben brauchte im Lande. Er hatte ſtets ſo guten Klang.“ „Ich wäre glücklich, wenn mein perſönlicher Wunſch entſcheiden könnte“, verſetzte Griſtede, „aber meine Verpflichtungen in Griechenland ſind zur Zeit noch nicht gelöſt.“ „Natürlich“, ſagte der Herzog und ſchob zwei Finger der Linken zwiſchen die enggeſchloſſenen Köpfe ſeines Uniformrockes, und mit leichtem Seufzer fuhr er fort:„Sie haben von den Früchten der Lotophagen gegeſſen! Und wir leben in den unwirtlichen hyperboreiſchen Ne⸗ beln. Ihre Athener Beriefe, Herr von Griſtede, waren eine große Freude für Ihren verſtorbe⸗ nen Onkel. Der Begriff„Briefe aus Athen“ hat nicht nur ihn berauſcht. Auch unſere Da⸗ men waren ſtets ſehr begierig auf die Nach⸗ richten vom griechiſchen Fürſtenhof. Meine Nichte, Ihre Königin, war kurz vor ihrer Ver⸗ mählung noch bei uns zu Gaſte. Sie fuhr wie in ein Märchen. Gebe Gott, daß unſere Hoff⸗ nungen ſich verwirklichen! Länder, deren Gren⸗ zen von entfernten Großmächten zugeſchnitten und etwas eng geraten ſind, tragen nicht un⸗ bedenkliche Keime in ſich. Schon ein Blick auf die Landkarte läßt jene, die dieſe geographſchen Linien zogen, ein wenig grauſam und vielleicht 5 etwas kurzſichti cheinen. Es hat wenig denen auch von egoiſtiſchen Nachbarn gern der Lebensatem ein wenig verkürzt werden möchte. Wir kämpfen um unſere Entwicklung, um Handelsſtraßen von Griſtede, wie wenig hier geruht und wie viel vorangearbeitet wird.“ Der Herzog ſprach perſönlicher, als er ſonſt zu tun pflegte. Der Mann von auswärts, der ſo viel von der Welt kannte, löſte ihm die Zun⸗ ge. Er genoß den weiteren Horizont. Es war etwas an des Fremden ernſter und ruhiger Art, das ihm irgendwie weſensverwandt war. „Meine Schweſter, Herzogin Friederike, hat viele Fragen an Sie. Ich hoffe, Sie morgen zur Tafel auf meinem Sommerſchloß zu ſehen. Ihr Onkel war ein ſo häufiger Gaſt dort. In früheren Zeiten auch einmal Ihre Mutter, de⸗ ren ich mich ſehr wohl entſinne. Die Griſtede hatten immer ſehr ſchöne Frauen. Nur zart, überzart, wie auch die Gräfin Holger.“ Seine Augen ſchweiften zum Fenſter. Ueber ſeine Jahre alt und müde ſchauten ſie drein. Der dreimal Verwitwete wußte Beſcheid mit dem Schickſal, das überzarte Frauen bedeuten. „Sie trafen Ihre Frau Mutter nicht mehr am Leben?“ „Ich erhielt ihre Todesnachricht in Trieſt, zugleich mit der meines Onkels.“ „Eine bittere Heimkehr; und Sie kamen auch zum Begräbnis zu ſpät nach Ansbach?“ „Ich konnte nur an ihr Grab treten— ſie iſt in München neben meinem Vater beſtattet.“ Der Herzog reichte Griſtede die Hand. Der Adjutant erſchien auf der Schwelle. „Auf morgen“, ſagte der Herzog; und wie er ſich abwandte, ſah er noch einmal ſchnell und da plötzlich im Bannkreis ſeines Hofes aufge⸗ taucht waren. Griſtede ging, ſeltſam berührt von dem Kontakt, der zwiſchen ihm und dem Fürſten plötzlich hergeſtellt ſchien. Mit eifriger Höflichkeit geleiteten ihn die Kammerherrn. Unten flogen die Lakaien, das Portal zu öffnen, und wie er ins Freie trat, in die früh⸗ lingsfriſche Luft, ſchlug ihm der Duft rieſiger Fliederbüſche mild berauſchend entgegen. * Am Tage darauf fuhr Griſtede von Meer⸗ warfen aus direkt in das Sommerſchloß, quer durch das Land, erſt zwiſchen fetten Marſchen⸗ Bretten, 23. 8. Nachts ſchlug während des ſchweren Gewitters der Blitz in eine Scheune des Schwarzerdhofes, der an der Straße Bret⸗ ten⸗Derdingen liegt, und zündete. Die etwa wieſen, dann über das große Hochmoor, das die Kanäle durchſchnitten, auf denen hier und da der Schiffer am Ufer ſchwer und langſam die Treckſchuite zog— dann an ſtarkſtämmigen Laubwäldern entlang— durch Dörfer mit weitoffenen Herdſtellen, Stockroſen im Garten und Storchneſtern auf dem Schindeldach, und zuletzt hinein in ein ſehr hohes Tor mit ver⸗ goldeten Gitterſpitzen, an deſſen Seiten auf hohen Poſtamenten bronzene Rieſenhirſche la⸗ gerten— der Parkeingang, der in leuchtende Rabatten führte, bis das Schloß auftauchte, fenſterreich und vornehm hell mit breiten Trep⸗ pen, die vom Portikus niedergingen, vor dem der Staatswagen aus Meerwarfen mit ſeinen feurigſten Kutſchpferden aus raſchem Trabe muſterhaft ſchnell zum Stehen kam. (Fortsetzung folgt.) Bartholomäusnacht Aus der Pfaa z Harxheim(Pfalz).(Tod durch Sonnenſtich.) zufolge Sonnenſtichs mußte am Samstag nach⸗ mittag der 36 Jahre alte Landwirt Ernſt Scheuer aus Zell ſich beim Heueinladen wegen Unwohlſeins ablöſen laſſen. Zu Hauſe iſt er einem Herzſchlag erlegen. Vollmesweiler.(Gräßlicher Unfall.) Einem 10jährigen Jungen von Steinfeld, der hier bei Bekannten weilte, drangen beim Abſpringen auf einen Leiterwagen die Sproßen durch den Oberſchenkel eines Beines, ſo daß er ſchwer verletzt wurde. Aus heſſen Langen(b. Darmſtadt).(Das dritte Todes⸗ opfer.) Am Sonntag abend iſt im hieſigen Kreiskrankenhaus auch die Frau Fritſch aus Offenthal den ſchweren Vergiftungserſcheinun⸗ gen erlegen. Damit hat alſo der Vergiftungs⸗ fall, über den wir bereits berichtet haben, drei Todesopfer gefordert. Das Ergebnis der amtli— chen Unterſuchung liegt noch nicht vor. Worms(Beim Baden ertrunken.) Am Sonn⸗ tag gegen 17 Uhr ertrank beim Baden im freien Rhein unterhalb der Ziegelei Stephan und Weiler der Bäckerlehrling Ludwig Marſch, geb. am 10. 3. 1916 zu Biblis, wohnhaft zuletzt in Worms. Woms.(Meſſerſtecherei.) Nachtsgerieten ein 58jähriger Händler aus Worms und ein ſich vorübergehend hier aufhaltender Wanderburſche in einen Wortwechſel, in deſſen Verlauf der Händler auf den Wanderburſchen mit einem Meſſer einſtach und ihm eine lebensgefährliche Verletzung zufügte. Der Verletzte wurde in das Krankenhaus verbracht. Der Täter konnte feſtgenommen werden. Birkenau.(Schwerer Zuſammenſtoß.) Auf der Landſtraße zwiſchen Reiſen und Birkenau ſtieß ein Motorradfahrer mit einem aus Bir— kenau ſtammenden Radfahrer zuſammen. Letz⸗ terer erlitt einen ſchweren Schädelbruch, der Motorradfahrer brach ein Bein. Offenbach a. M.(Beim Baden ertrunken.) Im Mainbad der Deutſchen Jugendkraft er— eignete ſich ein Unfall mit tödlichem Ausgang. Ein 21jähriges Mädchen aus Fechenheim ging plötzlich lautlos unter. Durch die ſofort ein— ſetzenden Rettungsmaßnahmen konnte das Mädchen nach einigen Minuten geborgen wer— den. Es war jedoch bereits tot. Die Aerzte ſtellten Tod durch Herz- und Lungenſchlag feſt. Offenbach a. M.(Selbſtmord?) Am Sonn⸗ tagabend wurde von Paddelbootfahrern in der Nähe der Fähre eine Frau leblos im Waſſer ſchwimmend geſichtet und aus dem Waſſer ge— zogen. Wiederbelebungsverſuche blieben ohne Erfolg. Es ſoll ſich um ein geiſteskrankes Mädchen handeln, das Selbſtmord begangen hat. Hallgarten.(Feuer durch Blitzſchlag.) Bei dem in der Nacht zum Montag niedergegange— nen Gewitter ſchlug der Blitz in die Scheune des Eiſenbahners Jak. Johl ein und zündete. Dem Eingreifen der hieſigen Feuerwehr, ſowie der Fabrikfeuerwehr von Oeſtrich mit der Mo⸗ torſpritze gelang es, das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken u. das angrenzende Wohnhaus zu retten. Die Scheune iſt faſt völlig nieder— gebrannt. Dalen für den 24. Auguſt Sonnenaufgang 4.59 Uhr, Sonnenuntergang 19.40 Uhr. Mondaufgang 21.31 Uhr, Mond⸗ untergang 14.23(Letztes Viertel).— 1572: (Pariſer Bluthochzeit) Niedermetzelung zahlreicher Hugenotten. 1919: Der Politiker Friedrich Naumann in Trave⸗ münde geſtorben. 1921: Friedensſchluß zwi⸗ chen Oeſterreich und Amerika. Vellervorherſage Vorherſage für Mittwoch: Vielfach aufhei⸗ ternd und im weſentlichen wieder trocken, tags⸗ über leichte Wärmezunahme, abflauende Winde — Witterungsausſichten für Donnerstag: Viel⸗ fach heiter, trocken, wieder etwas wärmer. Brand durch Blitzſchlag 2000 Zentner Weizen vernichtet. 40 Meter lange Scheune, die von oben bis unten mit Weizengarben angefüllt war, brannte völlig nieder. Es handelt ſich dabei um minde⸗ ſtens 2000 Zentner Weizen, die die geſamte Weizenernte des Hofes darſtellen. Die Feuer⸗ wehr mußte ſich auf die Rettung einer angren⸗ zenden Scheune beſchränken. Der Schaden, der allein durch den verbrannten Weizen entſtand, beträgt etwa 25 000 RM und iſt zum größten Teil durch Verſicherung gedeckt. Darmſtadt.(Den Verletzungen erlegen.) Der von dem Eppertshäuſer Räuber angeſchoſſene 30 Jahre alte Auguſt Müller aus Epperts⸗ Teen iſt jetzt im Dieburger Krankenhaus leinen ſchweren Verletzungen erlegen. Der a unte trotz eifriger Bemühungen der Aufruf zur Hindenburgipende Die Deulſchlumsverbände zum 85. Geburkstag des neichspräſidenten Berlin, 22. 8. Die Deutſchtumsverbände er⸗ laſſen zu Hindenburgs 85. Geburtstag folgen⸗ den Aufruf: Zu Hindenburgs 85. Geburtstag. Am 2. Oktober dieſes Jahres begeht Reichsprä⸗ ſident von Hindenburg ſeinen 85. Geburtstag. In ſeiner hochragenden, von Geſchichte und per— ſönlicher Leiſtung umwitterten Geſtalt ſieht die ganze Welt die Verkörperung der beſten Kräfte und Eigenſchaften des deutſchen Volkes. Als ſich die Deutſchen daheim u. draußen im Jahre 1927 verbanden, um den 80. Geburtstag Hindenburgs zu feiern, da bat er, der Notlage des Vaterlan— des und Volkes Rechnung zu tragen und von großen äußeren Feſtlichkeiten abzuſehen. Sein Herzenswunſch war es, an dieſem Tage be— ſchenkt zu werden, um ſelbſt ſchenken zu können. Mit den acht Millionen Mark, die ihm das deut⸗ ſche Volk damals in Liebe und Verehrung dar— brachte, hat der Reichspräſident das ſchwere Los der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinter— bliebenen gelindert. Zu ſeinem 85. Geburts— tage würde es dem Reichspräſidenten ſicherlich die größte Freude bereiten, wenn das ganze deutſche Volk ihm bei der Fortführung ſeines Werkes helfen würde, ſoweit es auch heute noch die Not einer ſchwer laſtenden Zeit erlaubt. Dem Wunſche vieler Auslands- und Kolonial- deutſchen folgend, wenden ſich die vom Reich her die Verbindung in den außerhalb der Reichsgrenzen lebenden Volksgenoſſen halten— 6 den Verbände mit der Bitte an alle Deutſchen in der Welt, auch diesmal die Hindenburg— ſpende zu einem Werk der deutſchen Geſamtheit Propagierk den deulſchen Wein! In wenigen Wochen beginnt in den Wein— baugebieten unſeres Vaterlandes der Herbſt, die Traubenernte. In früheren Jahren war dieſe Zeit die ſchönſte im Jahr des Winzers, ſie war, von Mißjahren abgeſehen, die Zeit des Lohnes für harte Mühe und Arbeit und daher auch eine Zeit froher Feſte. Das Herbſten ſelbſt war ja damals ein einziges großes Freudenfeſt. Heute iſt dies anders. Die allgemeine Wirt— ſchaftsnot hat auch den deutſchen Winzer ſcharf in ihren Krallen, und zwar ſo ſcharf, daß er kaum zum Schnaufen mehr kommt. Was nutzt ihn die ſchönſte und beſte Ernte, wenn er ſie nicht verkaufen kann, was taugen die weinge— füllten Keller, wenn man in Deutſchland aus— ländiſchen oder überhaupt keinen Wein trinkt? Die Abſatzfrage iſt für den Winzer wie für alle Wirtſchaftskreiſe das große Fragezeichen, das für den Erfolg einer Jahresarbeit beſtim— mend. iſt. Und heute mehr denn je gilt es, den Abſatzzu ſteigern, wo ſich eine Gelegenheit hier— zu bietet, mehr noch, wo ſich irgend eine Mög— lichkeit ſchaffen läßt. Denn der Wein kann heute nicht mehr warten, bis die Konſumenten zu ihm kommen. Er muß ſelbſt zu den Verbrauchern kommen, er muß ſich in Deutſchland neue Ab— ſatzgebiete erſchließen. Die Vorausſetzungen hierfür aber ſind ge— genwärtig gar nicht ſo ausſichtslos, u. ungün⸗ ſtia. wie dies auf den erſten Blick ſcheinen maa. zu machen. Hat doch gerade Hindenburg immer wieder mit Wort und Tat den deutſchen Ge— meinſchaftsgedanken betont. Aus ſeinem Mun⸗ de ſtammt das Wort:„Die Pflege des Volks— tums und der kulturellen Zuſammengehörigkeit mit den Volksgenoſſen im Ausland iſt ein un⸗ veräußerliches Recht und hohe Pflicht jeder Na— tion.“ Er hat den Auslandsdeutſchen zugeru— fen:„äAus dem Bewußtſein, einem großen, ar— beitſamen und tüchtigen Volke anzugehören, können alle ſeine Glieder Mut ſchöpfen für die Ueberwindung der gegenwärtigen Not. Not hat Opferſinn geweckt. Opfer und Arbeit werden die deutſche Not brechen.“ Am 85. Geburtstag Paul von Hindenburgs, des ehrwürdigen Füh— rers der Nation, wird Antwort zurückſchallen von überall her, wo Deutſche in der Welt woh— nen. Bund der Auslandsdeutſchen, zugleich im Namen der im Auslande angeſchloſſenen Verei— ne und Verbände/ Deutſche Akademie/ Deut— ſcher Schutzbund /Deutſches Ausland-Inſtitut- Koloniale Reichsarbeitsgemeinſchaft/ Oſtaſia— tiſcher Verein Hamburg-Bremen E. V., Ham⸗ burg, zugleich im Namen der Deutſchen Han— delskammern und ſonſtigen Wirtſchaftsorgani— ſationen in den Ländern Oſt- und Südoſtaſiens Reichsverband deutſcher evangeliſcher Aus— landsarbeit Reichsverband für die Katholi— ſchen Auslandsdeutſchen 7 Verein für das Deutſchtum im Ausland/ Vereinigung Carl Schurz/ Vereinigung für deutſche Siedlung und Wanderung. Gut und pillig, ſo wird ſich der deutſche Wein in unſerem Vaterlande neue Freunde ſchaffen, und beides wird heuer der Fall ſein. Es wäre verfehlte Politik, wollte man in Gegenden, wo der Wein ſeither noch Luxusgetränk war, ſchlech— ten Wein ſchicken, weil der gute dort ja doch nicht verſtanden werde. Denn wenn dem ſo wäre, der ſchlechte würde zweifellos nicht ge— trunken. Und aufs Trinken kommt es ja letzten Endes an. Die Organiſationen des Weinhandels und des Weinbaues richten auf die Weinpropagan— da ihr Hauptaugenmerk. Sie ſollten jetzt auch nachhaltig in Gebiete vorſtoßen, die den deut— ſchen Wein ſeither nicht oder kaum gekannt ha— ben. Ein deulſches Marne⸗Drama Unter dem Titel„Die Marneſchlacht“ voll— endete der Dichter Paul Joſeph Cremers das erſte deutſche Bühnenwerk über die Tragödie an der Marne. Im Mittelpunkt des vieraktigen Stückes ſtehen die Vorgänge im Luxemburger Hauptquartier, die zur Entſendung des Oberſt— leutnants Hentſch und zum Marnerückzug führ— ten, ſowie die dramatiſchen Szenen in Paris vor der Regierungsflucht nach Bordeaux. Per— ſönlichkeiten unſerer Zeitgeſchichte wie Moltke, Kluck, Bülow, Hentſch, Wilhelm II., Joffre, Poincaré, Briand u. Clemenceau ſind Träger der führenden Rollen. Jeuerüberfall auf die Wohnung eines Nationalſozialiſten Duisburg⸗Hamborn, 23. 8. Ein Feuerüber⸗ fall wurde heute früh auf die Wohnung eines Nationalſozialiſten in Duisburg-Meiderich, der bis vor kurzem der KPD. angehörte, ausge⸗ führt. Durch ein Fenſter gaben mehrere Per⸗ ſonen etwa acht bis zehn Schüſſe in die Woh⸗ nung ab, wodurch die im Bett liegende Ehe— frau des Nationalſozialiſten am rechten Unter⸗ ſchenkel verletzt wurde. Die Täter flüchteten auf mitgebrachten Fahrrädern in Richtung Hamborn. Drei vermutlich an der Tat betei⸗ ligte Perſonen, Mitglieder der KPD., wurden verhaftet. Präſidiumswahl im Thüringer Landlag Weimar, 23. 8. Der neue Landtag von Thüringen, der heute vormittag zu ſeiner er⸗ ſten Sitzung zuſammentrat, wählte zum erſten Präſidenten den nationalſozialiſtiſchen Abge⸗ ordneten Marſchler. Erſter Vizepräſident wurde ein Abgeordneter des Landvolks, zwei— ter Vizepräſident ein Nationalſozialiſt. Die SPD. hätte ihrer Stärke nach Anſpruch auf den erſten Vizepräſidentenpoſten gehabt. Als der neue Präſident Marſchler der Opfer der„Niobe“ gedachte, erhoben ſich die Kom⸗ muniſten nicht wie die anderen Abgeordneten von den Plätzen. Der Präſident ſchloß darauf die geſamte kommuniſtiſche Fraktion auf drei Tage von der Sitzung aus. Vertreter der 5p. beim Reichskanzler Berlin, 23. 8. Der ſozialdemokratiſche Partei⸗ vorſtand hatte, wie der„Abend“ meldet, durch Schreiben vom 17. Auguſt beim Reichskanzler v. Papen und dem mit der Vertretung der Ge⸗ ſchäfte in Preußen beauftragten Oberbürger⸗ meiſter Dr. Bracht gegen die gehäuften Maß⸗ regelungen ſozialdemokratiſcher Beamter Be⸗ e Beſch! kam 1 ſtärkere Verwendung einheimiſcher Erze Jes heute in der Reichskanzlei zu einer Ausſpra⸗ che, an der auf ſozialdemokratiſcher Seite die Reichstagsabgeordneten Wels und Stampfer, auf Seiten der Regierung Herr v. Papen, Dr. Bracht und Staatsſekretär Planck teilnahmen. Die ſozialdemokratiſchen Vertreter erklärten, daß die fortgeſetzten Amtsenthebungen u. Zur⸗ dispoſitionſtellungen von Sozialdemokraten einer Infamierung der Sozialdemokratiſchen Partei gleichkämen und mit dem Geiſt der Ver⸗ faſſung in keiner Weiſe zu vereinbaren ſeien. Auch beſtritten ſie der kommiſſariſchen Preu— ßenregierung die ſtaatsrechtliche Legitimation zu einem derartigen Vorgehen. Die Vertreter der Sozialdemokratie brachten ſodann auch die Sprache auf das unerhörte Zuchthausurteil von Brieg, das nur dadurch zuſtandekommen konnte, daß die Angeklagten widerrechtlich ih— rem ordentlichen Richter entzogen wurden. Zum Schluß der Ausſprache erklärten die ſo— zialdemokratiſchen Vertreter, die ihnen auf ihre Vorſtellungen gewordenen Aufklärungen von Seiten der Reichs- und der preußiſchen Regie- rung ſeien nicht geeignet, auf ſie beruhigend zu wirken. Abordnung der Hanſaſtädle zur Beſprechung von Wirlſchaftsfragen in Berlin Hamburg, 23. 8. Eine Abordnung der Se— nate und der Handelskammer der Hanſeſtädte hat ſich nach Berlin begeben, um im Reichs⸗ wirtſchaftsminiſterium und im Reichsminiſte⸗ rium für Ernährung u. Landwirtſchaft grund⸗ ſätzliche Fragen der deutſchen Handelspolitik zur Sprache zu bringen. Es handelt ſich da⸗ bei vor allem um die weitgehenden angekün⸗ digten Kontingentierungsmaßnahmen zur Ver⸗ minderung der Einfuhr landwirtſchaftlicher Produkte, ferner um Maßnahmen für eine gniſſe. Lokales Merkſprüche. Treue Hand geht durchs ganze Land 1 Williger Sinn macht leichte Füße *. Die Geige auf der Tankſtelle 4„Schuſter bleib bei Deinem Leiſten!“ lautet ein altes, gutes Sprichwort, deſſen Mißach⸗ tung ein Tankſtellenbeſitzer kürzlich empfind⸗ lich zu büßen hatte. Statt ſich auf den Ben⸗ zin⸗ und Oelverkauf zu beſchränken, glaubte er ſo nebenbei ſich auch im Geigenhandel ein we⸗ nig betätigen zu können, fiel aber tüchtig da⸗ bei herein. In ſeine Tankſtelle kam nämlich ein fahrender Muſikant mit einer Geige un⸗ ter dem Arm, bat, das Inſtrument unterſtel⸗ len zu dürfen, da er in der Nachbarſchaſt Ver⸗ ſchiedenes zu beſorgen habe, und verſchwand. Bald darauf hielt ein Wagen an der Tank⸗ ſtelle, der Beſitzer bat um Treibſtoff, und während ſeinem Wunſche willfahrt wurde, ſah⸗ er ſich ein wenig in der Tankſtelle um.„Was für eine ſchöne Geige haben Sie denn da?“ fragte er plötzlich und ergriff auch ſchon das Inſtrument des noch nicht zurückgekehrten Mu⸗ ſrkanten.„Ich bin Sammler von dergleichen und würde Ihnen gern 600.— RM für dieſe hier geben. Sind Sie einverſtanden?“— Der Tankſtellenmann hätte nur zu gern ſeine ſo⸗ fortige Bereitwilligkeit erklärt, aber leider ge⸗ hörte ihm die Geige ja nicht.„Was nicht iſt, kann noch werden“, ſagte er ſich jedoch im Stillen. Laut erklärte er, er wolle ſich den Fall noch etwas überlegen. Der andere war einverſtanden und verſprach, gegen Abend wie⸗ der vorzuſprechen. Dann fuhr er davon. Als der Beſitzer der Geige zurückkam, war er nicht ſchlecht erſtaunt, als der Tankſtellenbeſitzer ihn bat, ihm die Geige doch für 200.— RM zu überlaſſen. Erſt wollte er nicht ſo recht da⸗ ran, aber ſchließlich: 200 Mark ſind 200 Mark und für einen armen Straßenmuſikanten viel Geld. So erklärte er ſich ſchließlich ein⸗ verſtanden. Die Geige und zwei Hundertmark⸗ ſcheine wechſelten ihre Beſitzer. Damit iſt die Geſchichte aus. Denn daß der Geigen am⸗ melnde Kraft ſahrer ich nicht wieder eben ließ und auch der bisheriger Beſitzer des In⸗ ſtruments nicht mehr aufzufinden war, eg auf der Hand. Beide machten ſich in der be⸗ nachbarten Stadt einen vergnügten Abend. Wozu ſie auch alle Urſache hatten; denn eine Geige im Werte von 5 Mark verkauft man nicht jeden Tag für 200 Mark. Sprüche und Jpliller Es iſt kein Wehe ſo groß als Herzeleid(Jeſ- Sir. 25). Der Zug des Herzens iſt des Schickſals Stimme(Schiller: Piccolomini A. 3). Heute hüpft im Frühlingstanz— Noch der frohe Knabe:— Morgen weht der Toten⸗ kranz— Schon auf ſeinem Grabe(Hölty: Gedichte). i Fromm erflehet Segen euch von oben.— Aber Hilfe ſchafft euch tätig wirkend— Sel⸗ ber(Goethe: Vorſpiel zur Eröffnung des Weimarer Theaters). f Soll aller Irrtum ganz verſchwinden,— So wär' es ſchlimm. ein Menſch zu ſein(Gel⸗ lert: Fabeln und Erzählungeg). Ewig jung iſt, was wir lieben(Eichendorff: Sängerleben. Jung ſich enthaltſam preiſen,— Alt toll von Sinnen ſein,— Wird nie des wahren Weiſen— Rat und Beginnen ſein(Boden⸗ ſtedt: Lieder der Mirza Schafſw)). Junge Gänſe haben große Mäuler(Sprich⸗ wort). i Die Kunſt ſoll ein Beten ſein voll In⸗ brunſt und Andacht(E. J. Hähnel). Lebt ein Menſch gleich vil hundert jahr:— So wurdt er doch am endt gewar,— Daß diß leben gleicht dem windt,— Der hin fert ö und verbirgt ſich geſchwindt(Alter Spruch). Humor „Unſer Baby iſt noch koloſſal dumm! Vor dem Geldbriefträger fürchtete es ſich, und zu dem Gerichtsvollzieher ſagt es Onkel!“ „Fünf Mark vro Tag verlangen Sie für dieſes Zimmer?“ „Ja, Sie haben aber von da aus auch eine herrliche Ausſicht.“ „Dann laſſen Sie nur ruhig ein bis zwei Mark herunter, ich bin kurz ichtig!“ „Du kennſt meine Braut von früher?“ „Ja!— Ich kenne ſie und ihre dunkle Ver⸗ gangenheit!“ „Menſch, was willſt du damit ſagen?“ „Nur, daß ſie früher braunes Haar hattel“ „Sie ſind ja heute ſo ſchrecklich heiſer, Frau Allauf.“ „Ja, mein Mann iſt geſtern abend ehr ſpät nach Hauſe gekommen..“ „Warum machſt du denn beim Trinken im⸗ mer die Augen zu?“ i i. A ge K 2 t, 1 oil,. 4 3