oben in den Höhen Als ich auf der Wieſe lag, Und nach Wandrers Weiſe Süßen Selbſtvergeſſens pflog, Hört ich's donnern leiſe Droben in den Höhen. Als das Aug' ich aufgetan, Siehe, Wolken zogen Dunkel überall heran, And die Vöglein flogen, Aengſtlich über mir. So voll Glück und Sonnenſchein War mein Jugendmorgen; Doch, es zog Gewölb herein, Und es kam der Sorgen Dichtgedrängtes Heer. *„* 8 „75 Jahre alt. Unſerer wohlachtbarer Mitbürger, Herr Jakob Reinhard 4., Anna⸗ ſtraße 13 feiert morgen Donnerstag, den 25. Au⸗ guſt 1932 ſeinen 75ſten Geburtstag. Dem greiſen Geburtstagskinde, das ſich geiſtig und körperlich noch wohlauf befindet, zu dieſem Jubeltage unſeren herzlichſten Glückwunſch und auch weiterhin noch einen recht geruhſamen Lebensabend. * Turnverein 1893. Vor einiger Zeit blieben auf unſerem Sportplatz am Wieſenweg 1 Paar guterhaltene ſchwarze Knabenſtiefel nach der Turnſtunde ſtehen. Eigentümer wolle ſich bei Michael Koob Steinſtraße melden. * Achtet auf das elektr. Bügel⸗ eiſen. Eine Büglerin hatte vergeſſen das elek⸗ triſche Bügeleiſen auszuſchalten, als ſie raſch et⸗ was einkaufen ging. Bei ihrer Rückkehr waren Nachbarn eifrig damit beſchäftigt, den entſtandenen Wäſchebrand zu erſticken. Deutſche Jugendkraft⸗Sport. Die 1. Handball⸗Mannſchaft des Turnverein's von 1893 muß ſich mit knapp 213 als geſchlagen be- kennen.(Halbzeitſtand 1:1) Erwartungsgemäß hatte ſich auf dem D. J. K. Stadion am letzten Sonntage eine überaus ſtattliche Zahl Sportfreunde eingefunden. Erſtmals in der Sportgeſchichte Viernheims, reichten ſich dieſe beiden Vertreter die Hand zu einem Freundſchaftsſpiele. Dieſe Begegnung löſte unter vielen Intereſſenten inſofern eine beſondere Anziehungskraft aus, als daß man in letzter Zeit von großen Fortſchritten und ſchönen Erfolgen beider Mannſchaften zu hören bekam. In keiner Abſicht lag es, hierbei einen Rekord aufzuſtellen, ſondern der Wunſch faſt aller Sch auluſtigen, dieſe beiden Vertreter in großer Form ſtarten zu ſehen, wurde erfüllt. Der wahre Kritiker, welcher auch nur einen Funken von ſchöner Spielweiſe und erſtaunlichen Leiſtungen inne hat, muß und wird zugeben, daß dieſes Spiel in allen Teilen ſeinen Zweck erfüllte. Beſondere Anerkennung verdienen beide Mannſchaften dahingehend, daß ſie es glänzend verſtehen dem Viernheimer Publikum etwas Vortreffliches im Handballſpielen zu zeigen. Unter Anwendung fairſter Kampfesweiſe und echt ſportlichen Benehmens beſtritt man dieſen Kampf. In den Reihen der Ziviliſten gab es keine Lauig⸗ keit beim Verfolg des Spieles, denn ungeheuer ſchnell wechſelten die Angriffe, wobei jeder Durchbruch aufs höchſte gefährlich wurde. Eine geraume Zeit ver⸗ ging, bis das heiß umſtrittene Leder die Maſchen fand. Turnvereins Fünferreihe, ein Bollwerk im entſchloſſenen ſicheren Schießen eröffnete in der 20. Aufzug. heuerer Jubel im Lager Platzherren wurden erheb ſchüſſe gab es mitunter und auch der wieſelflinke Tormann Effler meiſterte vorzüglich. Der Aus⸗ gleich hing in der Luft und ließ auch nicht mehr lange auf ſich warten. Ein ausgezeichneter Straf- ſtoß ſtellte das Remis. So ging es in die Pauſe. und or U ſpiel und Kurzentſchloſſenſein, gleich der 1. 10 elle 6 u. Periode. Immerhin wuchs die Neagier bei den Schlachten⸗ bummlern. Wer wird als Sieger das Feld ver⸗ laſſen, war die bange Frage. Durch das Anfeuern der Außenſtehenden wurden beide Mannſchaften in ihrem Eifer erneut geſtärkt. Wiederum ſahen der große Tag der 118er Vorms im zeichen derer, die einſt hier den Ehrenrock krugen. Eindrucksvolle Ehrenmalweihe— Tauſende, die ſich des Wiederſehns freuen Samstag und Sonntag ſtand Worms noch einmal ganz im Zeichen der 118er, die einſt dem Stadtbilde das Gepräge gaben, einſt in einer andern Zeit. Im Mittelpunkte aber ſtand der große Dienſt an denen, die unter dem Zeichen 118 den Tod gefunden haben. Im Oſten, im Weſten, allüberall, wo deutſche Sol⸗ daten kämpften. Samstagabend fand der große Begrüßungs⸗ abend ſtatt, dem ſich Sonntagmorgen in der in Fahnen gehüllten Stadt Gottesdienſte in den Kirchen aller Konfeſſionen anſchloſſen. Leicht wehen die Fahnen im Winde und eine mitreißende Feſtſtimmung lag über der Stadt. DieReichswehrkapelle erfreute amLuther⸗ platz mit einem Standkonzert von prächtigen Militärmärſchen. Es herrſchte eine ſtarkes Le⸗ ben und Treiben in den Straßen. Alles für die 1 118er. Der Appell im Kaſernenhof vereinigte alle Regimentsangehörige gegen 1 Uhr in der Ka⸗ ſerne. Eine große Tafel zeigte überſichtlich die einzelnen Sammelgruppen. Auch ein großer Teil der früheren Offiziere des Regiments waren erſchienen. Außerdem eine Abteilung unſerer Gießener Reichswehr mit Kapelle. Als die alten Regimentsfahnen ankamen, wurden ſie mit lautem Veifall begrüßt. Unter Muſik⸗ begleitung wurpßen die Fahnen dann durch den Kaſernenhof getragen, während ohen in den Lüften ein Flugzeug ſeine Ehrentunden „zog, worauf die Aufſtellung zum Zug und zum Abmarſch zum Denkmalplatz erfolgte. Der Feſtzug war kaum abſehbar. Er ſetzte ſich nun mit einiger Verſpätung mit einer Reihe von Autos an der Spitze in Bewegung, um zum Denkmalfplatz zu marſchieren. Auf die Feuerwehrkapelle und die Kapelle der Reichs- wehr folgten die Regimentsfahnen, dann kam der Ehrenausſchuß und die Offiziersvereini— gung, worauf der Feſtausſchuß mit den Ver⸗ bandsvorſtänden und den Ehrengäſten, da— runter der greiſe General v. Münter folgten. Es folgten nacheinander das Reſerve⸗Infante⸗ rieregiment 118, das Landwehrinfanterieregi— ment, die Scharfſchützen, das Landſturmbatail⸗ lon, die Reſerveinfanterieregimenter 221 bis 224, 254 und 625, das Armierungserſ. Bat. und der Reichsbund jüdiſcher Frontſoldaten. In einzelnen Straßen wurden die„Ehe— maligen“ mit Jubel empfangen u. mit Blumen überſchüttet. Die außerordentliche Länge des Zuges zeigte erſt, in welchen Maſſen die„Ehe⸗ maligen 118er“ zum Ehrentag ihres Regimen⸗ tes erſchienen waren, und wie ſehr ſie die alte Anhänglichkeit an das Regiment und die frü— heren Kameraden noch bindet. Es dürften etwa 10 000 Mann im Zuge geweſen ſein, nicht ge⸗ rechnet die Angehörigen, die Spalier ſtanden. Mit 20 bis 25 000 wird man die Geſamt⸗ beſucherzahl wohl annehmen können. Der Denkmalsplatz mußte durch Polizeipo⸗ ſtenketten vor dem Andrang des Publikums ge⸗ ſchützt werden. Nach Ankunft des Protektors des Tages, des ehem. heſſiſchen Großherzogs, begann der Weiheakt. Alles erhebt ſich von den Plätzen, die Häupter entblößen ſich: die Reichswehrkapelle ſpielt das Niederländiſche Dankgebet, Die Feſtrede hält Generalmajar a. D. Münter. Für die, die aus dem großen Ringen noch übrig geblieben waren, ſo beginnt er, war es eine Ehrenpflicht, den gefallenen Kameraden ein Denkmal zu ſetzen, als dauerndes Zeichen der unauslöſch⸗ lichen Dankbarkeit gegen die tapferen Söhne des Heimatlandes, die ihr Gut und Herzblut, Leib und Leben hingegeben haben, getreu ihrem Fahneneide. All die Namen der Führer und Mannſchaften ſind Markſteine des Ruhmes. Heute ſind unſere Gedanken bei denen, die die⸗ ſen Ehrentag nicht mehr erleben konnten. Ihnen wollen wir nachrufen, daß wir nie vergeſſen werden, was ſie in dem Regiment Prinz Carl geleiſtet haben. Nicht beweilien ſollen wir die Gefallenen, vielmehr ihr Los beneiden. Ihr Heldentod darf nicht umſonſt geweſen ſein. Das Denkmal, deſſen Hülle jetzt falle, weihe ich dem Infanterie-Regiment Prinz Carl(4. Großher⸗ zoglich Heſſiſches Inf.-Reg. 118 und ſeinen For⸗ mationen. Feierlich ertönt das Lied vom guten Kameraden, und unter dem Läuten Glocken von der nahen Martinskirche ſenken ſich die Fahnen. Frei und ſtolz ſchauen zum erſtenmal unbehin⸗ dert die fünf grauen Geſtalten in ihrem grauen Ehrenkleid über das Land, das unangetaſtet erhalten blieb in ſchwerſter Zeit. Exzellenz Münter iſt der erſte, der vor dem Monument einen Kranz niederlegt. Nach Generalmajor Münter ſprachen Dekan Ihm, Pfarrer Bernbeck, Rabbiner Dr. Holzer, Oberleutnant a. D. Hohmann. Oberbürgermei⸗ ſter Rahm nahm anſchließend das Denkmal in die Obhut der Stadt. Auch der Oberbürgermei⸗ ſter legt einen Kranz nieder, und damit beginnt ſich ein Berg von Kränzen zu den Füßen der ſteinernen Helden zu türmen. Da die Einweihungsfeier von der Süddeut⸗ ſchen Rundfunkgeſellſchaft Frankfurt auf Schall⸗ platten feſtgehalten wurde, wird es möglich ſein, in kurzer Zeit dieſen wichtigen Teil des Feſtes noch einmal zu erleben. 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Somit gehört ein Handballtreffen der Vergangenheit an, das an Begeiſterung und Zug⸗ kraft aller übriger bis jetzt dageweſene weit über⸗ trifft. Am Schluße ſei nun beiden Mannſchaften ein rühmliches Lob für die geleiſtete Arbeit geſpendet. Wer bet für das ſchöne deutſche Handballſpiel: Gut Heil! Jugendkraft Heil! Geſchäſtliche Mitteilung. Ganz Viernheim u. Umgegend ſtaunt über den gutgeglätteten Tanzboden im Saft⸗ laden zum grünen Laub. Im Umkreis von 100 Kilometern iſt dieſer ſchöne Tanzboden nicht mehr zu finden. Es klappt alſo alles im Saft⸗ laden. Ein urwüchſiger Humor, eine gute Muſik ſowie ein erſtklaſſiger Saft, regen zum Beſuche im Saftladen an. Bekanntmachung. Betr.: Ausführung elektriſcher Anlagen. Wir mußten die Wahrnehmung machen, daß in letzter Zeit das Selbſtinſtallieren elektriſcher An. lagen oder Vergebung der elektriſchen Anlagen an ſogenannte Schwarzarbeiter und Pfuſcher überhand genommen hat. Aus dieſem Grunde ſehen wir uns veranlaßt, wiederholt darauf hinzuweiſen, daß zur Ausführung elektriſcher Anlagen nur die nachge⸗ nannten von der Gemeinde zugelaſſenen Inſtalla⸗ tionsfirmen berechtigt ſind: Karl Beyer, Rathausſtraße Math. Faber u. Co., Kirſchenſtraße Peter Grab, Repsgaſſe Michael Hanf 2., Bahnhofſtraße Hans Idſt, Rathausſtraße Es liegt im eigenen Intereſſe der Auftrag- geber ſelbſt, wenn die Ausführung der Anlagen nur von den zugelaſſenen und ordnungsmäßig aus⸗ gebildeten Elektroinſtallateuren erfolgt, die auch für einen dauernd einwandfreien Zuſtand der elek⸗ triſchen Leitungsanlage und der an dieſe ange⸗ ſchloſſenen Apparate u. Motore etc. Sorge tragen. Elektriſche Anlagen können nicht wie vielleicht andere ungefährliche Anlagen ſelbſt inſtalliert werden, denn meiſtens iſt der Schaden und die ſtändige Repara⸗ turnotwendigkeit ſehr viel größer, als die anfängliche Erſparnis, ganz abgeſehen davon, daß durch un⸗ fachgemäße Ausführung der Leitung ein Brand ent- ſtehen kann, in welchem Falle der Auftraggeber haftbar wäre und obendrein bei Feuerverſicherungs⸗ geſellſchaft oder der Brandkaſſe bezüglich des Ent⸗ ſchädigungsanſpruches auf Schwierigkeiten ſtoßen würde. Wir warnen daher eindringlich vor der Selbſt⸗ inſtallation oder Vergebung der elektriſchen Anlagen an Perſonen, die nicht von der Gemeinde zugelaſſen ſind. Im Zuwiderhandlungsfalle werden wir ge— eignete Schritte unternehmen, um dieſem wilden Inſtallieren Einhalt zu gebieten. Betr.: 10% für das gemeinheitlich e Faſel⸗ vie Für den Faſelſtall merden ca 50— 60 Zent⸗ ner Hafer benötigt. Bemuſterte Angebote ſind bis zum Dienstag, den 30. Auguſt ds. Js., vor⸗ mittags 10 Uhr auf dem Büro des Gemeinde⸗ baumeiſters verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift verſehen einzureichen, woſelbſt auch die Eröffnung der Angebote im Beiſein etwa erſchienener Anbieter ſtattfindet. Angebote in kleineren Mengen zuläſſig. Zuſchlag⸗ und Bindefriſt 14 Tage Viernheim, den 23. Auguſt 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtanbs⸗, Mit⸗ glieder u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia(Schützen ⸗ abteilung.) Heute Mittwochabend 8 Uhr Vereins- abend im Lokal. Wegen der Teilnahme am Ge— ländeſpiel in Wahlen wird Herr Kromm anweſend ſein. Vollzähliges Erſcheinen erwartet. Der Vorſtand. Uunüww, öl- U. Warcnpcnossenschal ausrnberdin) disrnneim. Stoppelſaaten eingetroffen. ö Der Vorſtand. Saftladen 2. grünen Laub Empfehle das ſehr gut gekühlte und prima gepflegte Auunnnier Hönrzu (Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 3 Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,0 Mt, frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte „Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Viernheim Viernheimer Nerd Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 197 Jür eilige Leſer Das Sondergericht in Berlin verurteilte den kommuniſten Schmidtke zu zehn Jahren Zucht⸗ aus. Das Schwurgericht in Kiel verurteilte den Fommuniſten Weißig aus Neumünſter, der bei keinem politiſchen Zuſammenſtoß im November vorigen Jahres einen Nationalſozialiſten er⸗ ſchoͤſſen und zwei weitere Perſonen ſchwer ver⸗ leht hatte, zu 15 Jahren Zuchthaus. Gegen das Finanzamt in Coſel wurden in der Nacht zum Mittwoch zwei Stielhand⸗ granaten geſchleudert; Perſonen wurden nicht verletzt. Vor dem Beuthener Gerichtsgebäude kam es am Mittwoch erneut zu Kundgebungen uni⸗ ſormierter S A.⸗Leute. Auf dem Genoſſenſchaftstag in Dortmund hielt Reichsbankpräſident Dr. Luther einen Vor⸗ trag über Gegenwartsfragen der Wirtſchaft und der Währung. Am Reſchenpaß bei Bozen verunglückte ein Nutobus aus Ravensburg; ein Inſaſſe kam ums Leben, 20 wurden verletzt. Das ſtändige wirtſchaftliche Studienkomitee für Agrarſtaaten Mittel- u. Oſteuropas iſt am Mittwoch in Warſchau zu einer Tagung zu⸗ ſammengetreten. Wie die nationalſozialiſtiſche„Deutſchöſter⸗ kreichiſche Tageszeitung“ meldet, hat der Mi⸗ niſterrat beſchloſſen, Hitler die Einreiſebewil⸗ ligung nach Oeſterreich für den 17. und 18. September zu erteilen. Zu dieſem Termin ſoll der Landesparteitag der Nationalſozialiſti⸗ ſchen Partei ſtattfinden. Dr. Schobers Beſtattung in Perg geſtaltete ſich zu einer großen u. würdigen Kundgebung. Die Regierung war durch Bundeskanzler Dr. Dollfuß vertreten. Der deutſche Geſandte Dr. Riedt nahm an der Trauerfeier neil. Der Reichskanzler empfing am Mittwoch nachmittag den Bürgermeiſter von Chicago Czermak. ſcetzte Radiomeldungen Der Tod Watkins. wtb. Angmagſallik(Grönland), 25. 8. Ueber den vermutlichen Tod des engliſchen Polar⸗ orſchers Watkin teilt das Ritzau⸗Bürp mit: Der engliſche Polarforſcher Watkin begab ſich am 20. Auguſt in einem Kajak allein auf die See⸗ hundjagd. Das Motorboot der Expedition nahm an dieſem Tage Kartenaufnahmen vor. Am Nach⸗ mittag fand das Motorboot der Expedition den Kajak Wattins mit Waſſer gefüllt an der Küſte treiben. In der Nähe des treibenden Kajaks fand man die Hoſe des Forſchers auf einer Eisſcholle liegen. mit Grönländern eine genaue Unterſuchung vor, Die Expedition nahm ſofort zuſammen die bis Mitternacht dauerte, duch verlief die Suche nach Watkin bisher ergebnislos. Paraguayaniſcher Augriff auf bolivianiſches Fort. wib. La Paz, 25. Aug. Bei einem Angrif auf einen Vorpoſten des bolivianiſches Forts Arc wurden fünf paraguayaniſche Soldaten getötet. Zuſammenſtoß zwiſchen Zechenwärter und kommuniſtiſchen Zettelverteilern. wtb. Dortmund, 25 Aug. Vor dem Ein, gang der Zeche Zollern II in Dortmund⸗Böving, hauſen kam es geſtern Nachmittag zu einem Zu ſammenſtoß zwiſchen einem Zechenwärter und dre kommuniſtiſchen Flugblattverteilern. Der Zechen, wärter Dirkel wollte die Zettelverteiler von dem Gelände der Zeche verweiſen, wurde von ihner aber mit Stockſchlägen mißhandelt. Einer der An, hreiſer umklammerte ſchließlich Dirkel und hiel ihn feſt. In ſeiner Bedrängnis zog Dirkel einer Revolver und ſchoß aus gebückter Haltung durch eine Beine hindurch dem ihn Umklammernden ein, n auch. Während Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von fämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.—Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Donnerstag, den 25. Auguſt 1932. Krankenhaus eingeliefert. Er ſchwebt in Lebens⸗ gefahr. Der angefallene Wärter hat durch die Stockſchläge ebenfalls erhebliche Verletzungen da— vongetragen. Ein Reichsdeutſcher im Wörther See ertrunken. witb. Klagenfurth, 25. Aug. Bei einem Gewitterſturm, der über dem Wörther See wütete, kenterte ein Boot, in dem ſich fünf reichsdeutſche Sommergäſte befanden. Dem herbeieilenden Mo, torboot gelang es, vier Perſonen, die ſich an dem umgekippten Boot feſtgehalten hatten, zu retten. Bei dem fünften Inſaſſen, einem reichsdeutſcher Kaufmann namens Hans Francker blieben, obwohl er ſofort geborgen werden konnte, die Wiederbele— bungsverſuche erfolglos. 15 Jahre Zuchthaus für poliliſchen Tolſchlag Urteil des Schwurgerichts Kiel. Kiel, 24. 8. Nach mehrtägiger Verhandlung des Kieler Schwurgerichts gegen den der KPD. angehörigen Arbeiter Weißig, der am 1. November vorigen Jahres bei einem politi⸗ ſchen Zuſammenſtoß einen Nationalſozialiſten durch Piſtolenſchüſſe getötet ſowie zwei wei⸗ tere Perſonen ſchwer verletzt hatte, wurde der Angeklagte wegen ſchweren Landfriedensbru⸗ ches, vollendeten Totſchlages und verſuchten Totſchlages in zwei Fällen zu 15 Jahren Zucht⸗ haus und 10 Jahren Ehrverluſt verurteilt. Der Reichsbankpräsident auf dem Genossenschatftstag Gegenwartsfragen der Mirkſchaft und Währung Währungsexperimente bedeulen Kalaſtrophenpolilik— Der Wille, nicht mehr ſlillzuſtehen Gold bleibt der Vertmeſſer der Währungen. Gegen Aularkie und Verſtaaklichung der Banken Dortmund, 24. 8. Auf dem Genoſſenſchaftstag hielt Reichsbankpräſident Dr. Luther eine Anſprache, in der er u. a. ausführte: Wenn man auch noch nicht ſagen kann, daß die Wirtſchaftskriſe ihren Drehpunkt bereits durchſchritten hat, ſo iſt doch die elementare Kraft des Schrumpfungsvorgangs der Wirt— ſchaft nicht mehr ſo groß, daß man nicht alles daran ſetzen müßte, den Wirtſchaftenden wie— der Mut zu machen, und daß man nicht mit wohlüberlegten und entſchiedenen Maßnahmen der Statsgewalt und der Reichsbank nunmehr verſuchen dürfte und müßte, den natürlichen Geneſungsprozeß zu unterſtützen. Angeſichts des Gedankens, nur ganz Neues vermöge Ab— hilfe von den vielen Uebeln der Zeit zu ſchaf⸗ fen, könnte bei manchen der Eindruck entſtehen, als ob eine Verteidigung des Grundſatzes der Privatwirtſchaft und der Aufrechterhaltung weltwirtſchaftlicher Verbindungen wie auch eine Verteidigung der Goldwährung Paſſivität ſei. Es iſt zu betonen, daß nach allen bisherigen Erfahrungen der Menſchheit nur durch Einſetzung des privatgeſchäft⸗ lichen Erfolgſtrebens, aber auch der pri⸗ vatgeſchäftlichen eigenen Verantwortung jener höchſte Nutzerfolg aus der Men⸗ ſchenarbeit herausgeholt werden kann, der herausgeholt werden muß, ſoll Deutſchland einer neuen Blüte entgegen⸗ geführt werden. Möglich iſt es und nützlich, den deutſchen Men⸗ ſchen in tunlichſt großem Umfang auf die Er⸗ zeugniſſe des deutſchen Bodens zu verweiſen. Es gibt aber Grenzen, die von den Fanatikern autarkiſchen Planens überſehen werden. Die abſolute Autarkie würde mit Not und Tod ſehr vieler Deutſchen über⸗ bezahlt werden. 68. Deutſchen Die Landwirtſchaft kann nur dann die Preiſe erzielen, die zu ihrer Erhaltung notwendig ſind, wenn die Kaufkraft der Bevölkerung eine ſtarke Ergänzung durch Beſchäftigung mit Hilfe der Ausfuhr erfährt. Die vielen, die ſo bedingungslos heute für eine am Schreibtiſch erfaßte Planwirtſchaft eintreten, machen ſich kaum klar, daß auf dem Wege zur Erreichung d planwirtſchaftlichen Ziele eine Elendsſtrecke liegen muß, der Millionen von Deutſchen zum Opfer fallen. Auch die Währung iſt kein Verſuchsfeld, keine Stelle, an der, ohne die Erfahrungen der Vergangenheit zu benutzen, herumgebaſtelt werden darf. In allen Kriſenzeiten ſind Pläne aufgetaucht, durch Währungsexperimente den Druck der Kriſe künſtlich aufzuheben. Nie iſt durch ein Experimentieren mit der Währung der Kriſendruck dauernd gemildert worden, wohl aber werden Kriſen durch Wäh⸗ rungsexperimente zu Kataſtrophen. R., ten oder doſierten Inflation ſich als Reichs— bankpräſident Volkstümlichkeit zu erringen, die ſicher raſch einer ewigen Verfluchung Platz machen würde, muß ich vor meinem Gewiſſen und meinem Verantwortlichkeitsgefühl gegen— über unſerem Vaterland ablehnen. Die Reichsbank iſt bereit, der Wirtſchaft für jeden wirtſchaftlich geſunden Zweck ihre Kredit— kraft zur Verfügung zu ſtellen. Den Stillſtand des Wirtſchaftslebens als ſolchen kann aber nicht die Notenbank überwinden, ſondern nur der Wille der Teilnehmer des Wirtſchaftslebens, nicht mehr ſtillzuſtehen. Gegenüber der Forderung, das Gold als Wäh— rungsgrundlage aufzugeben, iſt zu ſagen, daß man einen anderen internationalen Wertmeſ— ſer als Gold bisher nicht gefunden hat Die falſche Goldverteilung auf der Erde hebt ſeine Eigenſchaft als Wertmeſſer nicht auf. Auf die aktuellen Probleme der Zinshöhe ging Dr. Luther nicht in vollem Umfang ein; er behielt ſich ſeine ausführliche Stellungnahme vielmehr für eine demnächſt an anderer Stelle zu haltende Anſprache vor, mit Rückſicht auf die Erörterungen, die zurzeit noch zwiſchen der Reichsregierung und der Reichsbank ſchweben. Was den Diskontſatz anbetrifft, ſagte Dr. Luther, ſo iſt die Reichsbank zur weiteren Senkung ſchon ſeit längerer Zeit bereit. Wenn dieſe Diskontſenkung bisher nicht erfolgt iſt, ſo liegt das lediglich an der Vorſchrift des Bankgeſetzes, die die Unterſchreitung der 40 prozentigen Deckungsgrenze einen Diskontſatz von niedriger als 5 Prozent als unzuläſſig er— klärt. Wünſche und Bemühungen der Reichs— bank gehen dahin, daß die geſetzlichen Hinder— niſſe, die die Freiheit der Diskontpolitik der Reichsbank einengen, ſobald als möglich beſei tigt werden. Zum Abſchluß ſeiner Darlegungen behandelte der Reichsbankpräſident noch kurz die Organi⸗ ſation des Bankweſens. Obwohl die ſchwere Wirtſchaftskriſe die Notwendigkeit herbeige— führt habe, in großem Umfang den Kredit des Reichs und Barmittel und Kredit der Reichs— bank innerhalb des Bankweſens einzuſetzen, ſo könne doch eine Verſtaatlichung des die Löſung bedeuten. Für die Zukunft komme es darauf an, durch feſte und durchgreifende Reformmaßnah⸗ men am Staatlichen alles, was Staat und öf⸗ fentliche Aufgabenerfüllung ſei, geſund und kräftig zu machen. Das private Wirtſchaftsleben aber könne nur in der Luft der Freiheit und der Selbſtverantwortung der Einzelnen gedei— hen. Das Durcheinander von Staat und Wirt⸗ ſchaft habe nur Unſegen gebracht. Um des Wohles der Geſamtheit willen ö müßten ſtarker Staat und freie Wirtſchaft Die Bankweſens nicht eee ee 49. Jahrgang Der„Angriff“ auf eine Woche verboten Im„Angriff“ wird in polemiſcher Form zehauptet, daß Reichskanzler von Papen und Reichswehrminiſter von Schleicher wenige Stunden nach dem Beuthener Urteil der Pre⸗ miereaufführung eines Berliner Operetten⸗ theaters beigewohnt hätten. An amtlicher Stelle wird Wert gelegt auf die Feſtſtellung, daß weder der Reichskanzler, noch der Reichs⸗ wehrminiſter in dieſen Tagen überhaupt im Theater geweſen ſind. Wie der Berliner Polizeipräſident mitteilt, iſt der„Angriff“ wegen Bekämpfung und Ver⸗ ächtlichmachung des Reichskanzlers, wegen Aufreizung zum Ungehorſam und zur Auf⸗ lehnung gegen die Staatsgewalt mit ſoforti⸗ zer Wirkung bis zum 31. Auguſt verboten worden. Neue Demonſtrationen in Beuthen wtb Beuthen. 25. Aug. Im Zuſammen⸗ hang mit der von nationalſozialiſt. Seite durch ein Extrablatt angekündigten bevor⸗ ſtehenden Ueberführung der fünf zum Tode verurteilten SA. und SS.⸗Leute aus dem Beuthener Gerichtsgefängnis nach der Strafanſtalt in Groß⸗Strelitz hatte ſich in den Abendſtunden in den Straßen von Beuthen eine größere Menge von National⸗ ſozialiſten in Uniform in geſchloſſenen For⸗ mationen angeſammelt und unter Abſin⸗ gung des Horſt Weſſel⸗Liedes und anderer nationalſozialiſtiſcher Lieder die Straßen der Stadt in der Nähe des Gerichtsgefäng⸗ niſſes durchzogen. Dabei wurden mehrere Schaufenſterſcheiben zertrümmert. Augen⸗ blicklich ſteht vor dem SA⸗Heim in der Bahnhofsſtraße immer noch eine größere Menſchenmenge, gleichfalls zum Teil in Uniform. Der Umzug der Nationalſozia⸗ liſten durch die Stadt geht weiter. Die Po⸗ lizei iſt wiederum in verſtärkter Alarmbe⸗ reitſchaft und mit Stahlhelmen, Karabi⸗ nern und Maſchinenpiſtolen ausgerüſtet. Um 23 Uhr teilte die Polizeipreſſeſtelle mit, daß ein Abtransport der fünf zum Tode Verurteilten bis zur Entſcheidung über die Frage der Begnadigung nicht ſtattfinde. ö Ueber die Vorgänge in Beuthen in den geſtrigen Abendſtunden wird noch be⸗ kannt, daß die Polizei unter Anwendung des Gummiknüppels und mit vorgehalte⸗ nen Karabinern, ohne jedoch zu ſchießen, den Kaiſer Franz Joſef⸗Platz, der ſich in der unmittelbaren Nähe des Strafgerichts⸗ gefängniſſes befindet, geräumt hat. Eine Per⸗ ſon mußte infolge Verletzung mit dem Krankenauto abtransportiert werden. Auch die Bahnhofſtraße mußte in der Nähe des SA.⸗Heims unter Anwendung des Gum⸗ mitnüppels geräumt werden. In dem ſo⸗ zialdemokratiſchen Volkshaus wurden 16 Fenſterſcheiben eingeworfen und die Türen zertrümmert. Polizeibericht über die Beuthener Kund⸗ gebung. wib Beuthen, 25. Aug. Die Polizeipreſſe⸗ ſtelle gibt über die bereits gemeldeten Vorfälle in Beuthen einen Bericht aus, in dem es u. a. heißt: Gegen 18 Uhr wurde in einem Ge— ſchäft in der Wörthſtraße eine Schaufenſter⸗ ſcheibe eingeſchlagen. um 22 Uhr wurden in der Bahnhofsſtraße zwei Fenſterſcheiben ein⸗ geſchlagen. Hierbei wurde ein Nationalſozia⸗ liſt als Täter feſtgenommen. Um 22,30 Ahr zogen 300 bis 400 Nationalſozialiſten, Män⸗ ner und Frauen, teils in Uniform, um das Gerichtsgebäude und ſkandalierten. Die Schutz⸗ polizei ſprengte ſie auseinander. Zur gleichen Zeit ſammelten ſich auf dem Kaiſer Franz Joſef-Platz mehrere hundert Perſonen an. Auch hier griff die Polizei ein und trieb die Leute auseinander. Feſtgenommen wurde niemand. Auch von der Wafſe wurde kein Ge⸗ rauch gemacht. indwer perla Arbe — itsmöglich keit vertreter des deutschen Handwerks beim Reichskanzler Berlin, 24. 8. Der Reichskanzler empfing heu⸗ te vormittag Vertreter des Reichsverbandes des deutſchen Handwerks zu einer eingehende! Ausſprache über die Wirtſchaftslage und v. daraus abgeleiteten Wünſche. Dieſe betrafen vordringlichſt die Schaffung von Arbeitsmög⸗ lichkeiten für das ſelbſtändige Handwerk, ins⸗ beſondere durch Wiederherſtellung des Althaus⸗ beſitzes. Im Zuſammenhang hiermit wurde die Lage des gewerblichen Genoſſenſchaftsweſens und die Notwendigkeit einer einheitlichen Kre⸗ ditpolitik für den gewerblichen Mittelſtand er⸗ örtert. Schließlich äußerten die Vertreter des Handwerks den Wunſch, daß bei künftigen or⸗ ganiſatoriſchen und wirtſchaftspolitiſchen Maß⸗ nahmen der Reichsregierung mehr als bisher auf die Eigenart des Handwerks als einer ſelbſtändigen Berufsgruppe Rückſicht genommen werden möge. 5 Der Reichskanzler ſagte zu, daß die Vorſchlä⸗ ge in Fühlung mit der Spitzenvertretung des Handwerks eingehend geprüft werden würden. Reine Verdoppelung der Bürgerſteuer Berlin, 24.8. Vom Deutſchen Städtetag wird uns mitgeteilt: Der Deutſche Städtetag hat die Reichsregierung gebeten, die Bürgerſteuer für das Rechnungsjahr 1932 vom Oktober ab in ſechs Raten einziehen zu laſſen. Von einem Teil der Preſſe wird dazu behauptet, daß dieſer Antrag eine Verdoppelung der Bürger— ſteuer für 1932 ſchon in den Monaten Januar bis Juni 1932 erhoben ſei. Dieſe Behauptung beruht auf einem Irrtum: In den Monaten Januar bis Juni 1932 iſt erſt die Bürger— ſteuer für das Rechnungsjahr 1931 erhoben worden.(Das Rechnungsjahr läuft bekanntlich vom 1. April bis 31. März.) Der für die Ge— meinden wie den Steuerzahler unmögliche Zu— ſtand, daß eine Steuer erſt zur Hälfte im nach⸗ folgenden Rechnungsjahr zur Erhebung kommt, ſoll auf Wunſch der Städte dadurch beſeitigt werden, daß die Bürgerſteuerraten für 1932 vom Oktober 1932 bis März 1933 eingezogen werden. Eine Erhöhung oder gar Lerdoppe— lung der Bürgerſteuer erfolgt dadurch nicht. Die Gemeinden ſind bei ihrer äußerſt ſchwieri— gen Finanzlage darauf angewieſen, daß die für das Rechnungsjahr beſtimmten Steuern auch in demſelben Rechnungsjahr eingehen, da— mit vor allem die Arbeitsloſenunterſtützungen gezahlt werden können. Reichsregierung und Reichs lag Die Reichsregierung will nach einer neuer— lichen Erklärung beſtimmt vor dem Reichstag treten, diesmal alſo nicht einem Votum des Parlaments ausweichen. Ihre weiteren Be— ſchlüſſe will ſie dann von der Stellungnahme des Reichstags abhängig machen, ſodaß alſo vorläufig jenes Gerücht haltlos geworden iſt, wonach die Reichsregierung beabſichtige, den Reichstag aufzulöſen, um auf dieſe Weiſe der Erteilung eines Mißtrauensvotums aus dem Wege zu gehen. Eine andere Haltung der Reichsregierung durfte mit Fug und Recht auch nicht erwartet werden, denn auch das Kabinett Papen kann nicht um die Notwendig— keit herumkommen. ſich dem neugewählten Par⸗ lament zu ſtellen und ſich von ihm das Ver⸗ trauen beſcheinigen oder das Mißtrauen aus⸗ ſprechen zu laſſen. Es kann allerdings das Mißtrauensvotum, das ihm vorläufig ſicher iſt, noch einmal durch eine Auflöſung des Reichstags beantworten. Aber das würde nur eine kurze Zeitgewinnung bedeuten, bis die Neuwahlen getätigt wären, wobei wir voraus⸗ ſetzen, daß die Reichsregierung an ihrer wie— derholt gegebenen Zuſicherung feſthält, ſich bei allen Schritten ſtreng an die Verfaſſung zu halten. Demonſtralionen auch in Breslau Breslau, 23. 8. Nachdem es bereits heute nachmittag wegen des Beuthener Urteils in Breslau zu Anſammlungen gekommen war, zog in den Abendſtunden ein Demonſtrationszug durch die Straßen der Innenſtadt und brachte Rufe aus wie:„Nieder mit dem Schandurteil von Beuthen!“„Gebt uns unſere Kameraden frei!“,„Nieder mit der Papen-Regierung!“ Die Polizei verſuchte an mehreren Stellen den Zug aufzulöſen. Als der Zug am Warenhaus Wertheim vorbeikam, ertönte plötzlich eine ſcharfe Detonation, die unter den Demonſtran— ten Erregung hervorrief. Die Täter konnten noch nicht ermittelt werden; es konnte auch noch nicht feſtgeſtellt werden, worauf die Detonation zurückzuführen war. Vor dem Schloß haben bis— her ebenfalls noch unbekannte Täter einen Kinderwagen angezündet, in deſſen Schein ei— ner der Demonſtranten dann eine kurze Rede hielt. Die Polizei gino im Lichte eines Schein— werfers gegen die Demonſtranten mit dem Gummiknüppel vor. Beuthen, 23. 8. Vor dem Strafgerichtsgebäu— de und dem Gerichtsgefängnis verſammelte ſich in den heutigen Nachmittagsſtunden wiederum eine nach hunderten zählende Menſchenmenge, die auf Grund unkontrollierbarer Gerüchte of— fenbar irgendeine Senſation erwartete. Die An— ſammlungen wurden ſtärker, als der SA.-Füh⸗ rer Reichstagsabgeordneter Heines zuſammen mit Rechtsanwalt Lütgebrune das Gefängnis betrat, wahrſcheinlich, um die Verurteilten über die von nationalſozialiſtiſcher Seite unternom— menen Schritte zu unterrichten. Zu irgendwel— chen Zwiſchenfällen iſt es nicht gekommen. Die heſſiſchen Nafſonalſozialiſten fordern Begnadigung Darmſtadt, 23. 8. Von dem Führer der heſ— ſiſchen Nationalſozialiſten wurde folgendes Te— legramm nach Berlin geſandt:„An den Herrn preußiſchen Innenminiſter Dr. Bracht! 400 000 heſſiſche Nationalſozialiſten erwarten angeſichts des tendenziöſen Urteils des Beuthener Son— dergerichtes von der preußiſchen Regierung im Intereſſe des Rechts und der öffentlichen Ruhe und Ordnung die Begnadigung der ſchleſiſchen SA.⸗Leute. gez. Lenz, M. d. R. und M. d. L. Führer der heſſiſchen NSDAP.“ Die Verteidigten im Beuthener Prozeß ſind bemüht, ein Wiederaufnahmeverfahren zu er⸗ reichen. Dieſer Weg wird beſchritten, weil es eine Reviſion gegen das Urteil nicht gibt. Das neue Verfahren würde vor einem ordentlichen Gericht durchgeführt werden. ie eraufnah im Falle Potempa? Der verleidiger der fünf zum Tode Verurleilten kündigt neue beweisankrüge an, die dem Sachverhalt eine völlig neue Beleuchlung geben ſollen München, 24. 8. Juſtizrat Dr. Luetgebrune, der Verteidiger der Beuthener Verurteilten, er⸗ klärte heute dem Breslauer Vertreter des„Völ⸗ kiſchen Beobachters“, ihm ſeien neue Be⸗ weismittel beigebracht worden, die es not⸗ wendig erſcheinen ließen, den Potempa⸗Prozeß im ordentlichen Verfahren nachzuprüfen. Es ſei ihm gelungen, feſtzuſtellen, daß der getötete Pietrzuch am Abend des 9. Auguſt zwiſchen 22 und 23 Uhr einen S. A.⸗Mann namens Sowka mit 12 anderen Kommuniſten über⸗ fallen habe. Ein Begleiter des Ueberfallenen ſei zum Gaſtwirt Lachmann geeilt, bei dem das S. A.⸗Schutzkommando lag und habe um Hilfe gebeten. Damit erfahre der Sachverhalt eine völlig neue Beleuchtung. Stahlhelm für Begnadigung der Beuthener 3A-Leule Berlin, 24. 8. Der Stahlhelm hat ſich mit einem Schreiben an den Reichskanzler mit der über fünf Angehörige der SA. verhängte To⸗ desſtrafe auf dem Gnadenwege von den Ver⸗ urteilten abzuwenden. Ein weiteres Gnaden⸗ geſuch hat der Königin⸗-Luiſe⸗Bund an den Reichspräſidenten gerichtet. Auch Göring depeſchierk den VBerurkeilten Berlin, 24. 8. Einer der engſten Mitarbeiter Hitlers, der nationalſozialiſtiſche Abgeordnete Hauptmann a. D. Göring, hat an die fünf zum Tode Verurteilten von Potempa folgendes Te— legramm geſchickt:„In maßloſer Erbitterung und Empörung über das Schreckensurteil, das Euch betroffen hat, gebe ich Euch, Kameraden, die Verſicherung, daß unſer ganzer Kampf von jetzt ab Eurer Freiheit gilt. Ihr ſeid keine Mörder, Ihr habt das Leben und die Ehre Eurer Kameraden verteidigt. Für Eure Fa⸗ milien überweiſe ich heute 1000 RM, die mir Freunde zur Verfügung geſtellt haben. Bleibt aufrecht! 14 Millionen der beſten Deutſchen ha⸗ Bitte gewandt, die durch das Beuthener Urteil! ben Eure Sache zu der ihrigen gemacht.“ v—... ⏑²... ealclite amol Ju Bheadiun Die erſte Berhandlung des Lerliner Sondergerichts Berlin, 24. 8. Vor dem Berliner Sonder- gericht hatten ſich heute der 20jährige kommu- niſtiſche Hausdiener Paul Schmidtke wegen bank herantrat, um ſich flüchtig von ihm zu verabſchieden, einen hochgradigen Erregungs— anfall. Er wollte ſich nicht abführen laſſen, ſo daß ihn vier Juſtizwachtmeiſter mit Gewalt fortſchleppen mußten. Die Mutter rief:„Ich gehe nicht allein nach Hauſe, ich laſſe mich überfahren, mein Kind iſt ja unſchuldig!“ Der Verteidiger des Angeklagten Schmidtke mußte die ſchluchzende Frau beruhigen und hinaus ſchweren Landfriedensbruchs und der 25jähr. geleiten. nationalſozialiſtiſche Arbeiter Franz Bickel wegen unbefugten Waffenbeſitzes zu verant— worten. Für Schmidtke war eine Vertreterin der Jugendhilfe erſchienen, da der Angeklagte noch minderjährig iſt. Der Anklage liegt ein politiſcher Zuſammen— ſtoß zwiſchen Kommuniſten und Nationalſozia— liſten zugrunde, der ſich in der Nacht zum 15. Auguſt im Oſten Berlins ereignet hatte. Nach den bisherigen Ermittlungen wurden mehrere, Nationalſozialiſten von etwa 20 Kommuniſten überfallen. Die Angreifer gaben dabei mehrere Schüſſe ab, durch die jedoch niemand verletzt wurde. Als Schütze wurde von der Polizei der Angeklagte Schmidtke ermittelt. Nach der Vernehmung der Angeklagten be— antragte der Staatsanwalt gegen Schmidtke die durch die Notverordnung vorgeſchriebene Zuchthausſtrafe von zehn Jahren und gegen Bickel eine Gefängnisſtrafe von neun Monaten. Das Urteil des Berliner Sondergerichtes lautete gegen den Kommuniſten Schmidtke auf 10 Jahre Zuchthaus; der Nationalſozialiſt Bickel wurde freigeſprochen. Nach der Urteilsbegründung erlitt der zu Freiſprüche durch das Jondergericht Altona Altona, 24. 8. Jor dem Sonderrichter hatten ſich heute wegen Landfriedensbruches infolge einer Schlägerei am 30. Juli ſieben National- ſozialiſten und ein Reichsbannermann zu ber antworten. Da ſich von den Vorgängen kein klares Bild gewinnen ließ, beſchloß das Gericht, das Verfahren gegen den Reichsbannermann wegen Unerheblichkeit einzuſtellen und die Na⸗ tionalſozialiſten freizuſprechen. Ein zweites Sondergerichlsurkeil in Allona Altona, 24. 8. Das hier tagende Sondergericht befaßte ſich heute mit Zuſammenſtößen, die ſich am 7. Juli in Pinneberg anläßlich einer De— monſtration von Erwerbsloſen gegen eine Kür⸗ zung von Unterſtützungsſätzen ereigneten. Die zehn Jahren Zuchthaus verurteilte Angeklagte Angeklagten erbielten Gefängnisſtrafen von? Schmidtke, als ſeine Mutter an die Anklage⸗ bis 10 Monaten. eee Heinrich von Gristedle Roman von Emmi Lewald. Abdrucksrecht durch: Der Ztgs.⸗Roman⸗Vertr., Berl. W. 9, Linkſtr. 20 7. Fortſetzung. Laulos ſchritten die Gäſte auf dichten Smyrnateppichen durch das Veſtibül. Die Kammerherren empfingen; ſie geleite⸗ ten Griſtede in den großen Empfangsraum, weiß und golden, Empire. In Rieſenkübeln märchenhaft große Azaleen. Aber das Schönſte war der Blick aus hohen Glasfenſtern und Glastüren. Genau in der Mitte eingefangen, von rie— ſigen Rotbuchen flankiert, lag wie ein feines Paſtell ein See, waldumgrünt, eine Bauminſel in der Mitte, blaugrauſilbern, von einem Zug herrlicher Schwäne romantiſch belebt. Und wenn das Auge vom ſonnenblenden⸗ den Bild da draußen in die Nähe zurückging, fiel es auf feſtlich gekleidete Menſchen, die in Gruppen zwiſchen den Blumenkübeln ſtanden. Frauen im Hofausſchnitt. Blendende Büſten mit Diamantrivieren, Kavaliere von tadello⸗ ſer Haltung. Alle leiſe flüſternd, ſehr diſtin⸗ guiert und ſehr in Poſe. Ein alter Kammerherr ſtellte Griſted vor. Er wurde zuerſt zu der Oberhofmeiſterin gebracht, dieſem pietätvoll reſervierten Erb⸗ ſtück aus der Zeit der verſtorbenen Fürſtinnen, Armgard von Leevren, ſehr korpulent und würdevoll, mit vielen Orden bedeckt, eine Hü⸗ terin der Etikette bis in jede Einzelheit hin⸗ „vor deren Mißbilligung Hoffräuleins und den 1 Lakaien, die Da men der hoffähigen Rangklaſ⸗ ſen und ſelbſt die Herren des Hofes in dauern⸗ der Sorge lebten. Denn ſie war nicht bloß eine hochgeſtellte Dame. Sie war eine Inſtitution. Sie wußte nicht nur die Dinge der Gegenwart, ſie wußte auch alle Begebenheiten rückwärts, Geheimniſſe, die nie bekannt wurden, üher die nur wenige ſich erlaubt hatten, leiſe zu raunen. Sie hätte den letzten Brutstropfen hingegeben für die Dynaſtie, der ſie diente mit pelikanhaf⸗ ter Opferbereitſchaft. Aber ſie wollte auch re⸗ gieren auf ihrem Gebiet, die höchſte Autorität ſein, die Quelle für die Vergangenheit— eine alte Sybille im Hofausſchnitt. Sie erlaubte ſich alles zu kritiſieren, ſelbſt die Herzogin, mit der ſie in an ſich ſinnloſer, aber ſchärfſter Rivali⸗ tät ſtand. Sie ſelbſt beging in der Offenheit ihrer Rede zuweilen Sünden gegen die Eti⸗ kette, wie ſie keinem anderen ſie verzieh. Sie konnte alles riskleren, war ſie doch ſicher, daß niemand ſie je beſeitigen würde, aus dem ein⸗ fachen Grunde, aus dem bei Höfen ſelbſt ſchwierige Elemente ſich manchmal ſo lange halten: Sie wußte eben zu viel. Geſpannt, aber befriedigt nahm ſie Griſte⸗ des Erſcheinung unter die Lorgnette. Wer über ſo tadelloſe Maße verfügte, hatte von vornherein einen Stein bei ihr im Brett. Name auf Name klang an ihm vorbei. Bis mit einem Male der Name Karen Holger kam und Griſtede aufmerkſam aufſah. Das ſchlanke Mädchen aus dem Kirchſtuhl ſtand vor ihm, blitzend von Schmuck und Stei⸗ nen, dem berühmten Holgerſchen Familien- erbe, das ſeit der Krankheit der Großmutter nun immer um den Hals der Enkelin lug, ſo⸗ . gin tentür, die zwei Lakaien mit als er, angetan mit unendlich Herzogin vor. tat, die Schönheit der Jugend und Schmuck an thren Hoffräulein liebte. Auf ihren vollen Schultern lag ſchöner nach als alles Geſchmeide der ſchwere, weizenblonde Haarknoten, köſtlicher als Gold. Sie ſah Griſtede an mit Blicken, ernſthaft und großäugig. Und er ſah zu ihr hin kalt und mißbilligend und feindſelig faſt. Und während all der ſchöne höfiſche Glanz ſich rings entfaltete war es ihm plötzlich, als ſchalle die donnernde Rede des alten Barden⸗ wiek ihm im Ohr, und er hörte es wie eine flehende Klage: „Führe uns nicht in Verſuchung.“ Wie ſinnlos, dachte er. Er wandte die Augen ab und ging wortlos weiter. Eine Stille entſtand. Der Hofmarſchall trat aus der weißen Sei⸗ ehrfürchtigen Mienen öffneten. Er klopfte mit dem Stock auf. Die Gäſte verteilten ſich ſymmetriſch nach rechts und links. Der Herzog erſchien, ſeine Schweſter am Arm. Eine magere, lächelnde Dame, viel älter viel Schmuck, wie ein indiſches Götzenbild— auf dem Kopfe einen blitzenden Aufbau, eine lange Schleppe, die ein junger Page feierlich hielt. Rechts und links ſanken Damen in die Knie, ſah man die Scheitel der Herren, dünne und volle, junge und ergraute. Der Oberkammerherr ſtellte Griſtede der Sie reichte ihm liebenswürdig die behandſchuhte Rechte; ſie trug Glaces, die kaum eine Falte warfen und von 405 Menge wahlkaſten eines Juweliergeſchäftes. Der Fürſt begrüßte ihn leutſelig wie einen nahen Bekannten. Gegenüber gingen die Flügeltüren auf. Eine lange Tafel, Blumen überdeckt, mit blitzendem Kriſtall zog ſich durch den hellen Saal. Er fühlte genau, wie er in dieſem durchaus aufeinander gewöhnten und aufeinander ein geſpielten Kreis der einzige Fremdling war— jemand, der Neugier erweckte, der die Welt jenſeits des Herzogtums kannte— ein Meer befahrener, chenden Geſchehniſſen. Er empfand ſtark, wie in dieſem Lande eine ganz beſondere Atmoſphäre herrſchte. In die⸗ ſem ernſten Menſchenſchlag waren die geiſtigen Bedürfniſſe ſehr ſtark, und bei der ſeltſamen, faſt hermetiſchen Abgeſchloſſenheit, in der von der Mitte des letzten Jahrhunderts, dieſe klei nen nordiſchen Staaten faſt wie abgeriegelte Inſelgruppen ihr Daſein unter ſich hinſpanneſ mit eigenem Militär, eigenem Geld, eigenen Vorrechten aller Art, war der Drang, die Schätze der Ferne geiſtig zu beſitzen, eine dauernde Sehnſucht. In den Familienhäuſern hinter ſchönen Gärten, im Einerlei des Tage! werks ſammelte die geiſtige Elite dieſer Men ſchen in den Mußeſtunden Wiſſen auf Wiſſen. So war es ſeit Generationen geweſen— aber erſt in dieſer Zeitſpanne waren belebende Möglichkeiten aufgetaucht. Endlich öffnete ein ſtändiges Theater ſeine Säulenfront am eichenbeſtandenen Wall, Dichter und Literaten neu gegründete Zeitungen und neu erſtandene Kunſtſchätze, alles gab Leben und Bewegung. f iſt ein 18 Jahre ein Teilnehmer an vielverſpre— uwohnerſchaftk in Wohlfahrisfürſorge Die Stadt Mayen im Rheinland verabſchie⸗ dete in dieſen Tagen den Etat für 1932. Der Verwaltungsbericht gab ein trauriges Bild der Notlage dieſer Eifelſtadt. Von den etwa 14000 Einwohnern müſſen insgeſamt 8 424 Perſonen (alſo 60 Prozent) durch das Wohlfahrtsamt betreut werden. Die Wohlfahrtsausgaben be⸗ ziffern ſich auf 1 200 000 RM und machen die Hälfte aller Aufwendu en des Etats aus, der im übrigen mit einem ungedeckten Fehlbetrag von 257000 RM eabſchließt. Außer 500 Prozent Gewerbeertragsſteuer, 1000 Prozent Gewerbe— kapitalſteuer, 3000 Prozent Grundvermögens— ſteuer werden der Landesſatz der Bürgerſteuer und 250 Prozent Bierſteuer, 6 RM e pro Hekto⸗ liter und Gemeindegetränkeſteuer(10 Prozent des Umſatzes) erhoben. f Der naſſe Tod Immer wieder Opfer des Badens Im Strudel ertrunken. Rheinbiſchofsheim. Beim Baden im Rhein geriet der hier beſchäftigte Dienſtknecht Georg Dietrich aus Linx in einen Wirbel und ertrank, ohne daß die mitbadenden Kameraden ihm hel— fen konnten. Die Leiche des 25jährigen konnte noch nicht geborgen werden. Vorſicht beim Springen in unbekanntes Waſſer. Gundershauſen, 24. 8. Der 21jährige Zim⸗ mermann Georg Knoll badete im Ludwigsteich am Beſſunger Forſthaus. Er ſprang in das ihm unbekannte Waſſer. Bei einem Sprung ſchlug er ſchwer auf einen Stein auf, ſodaß die Wir— belſäule gebrochen wurde. Trotzdem Knoll als— bald in das Krankenhaus Darmſtadt kam, iſt er bald darauf ſeinen Verletzungen erlegen. Todesſprung in den Neckar. Mannheim, 24. 8. Am Dienstag iſt ein 20 Jahre alter Schloſſer aus der Seilerſtraße mut— willigerweiſe von der Mitte Jungbuſchbrücke in den Neckar geſprungen. Der junge Mann muß ſich beim Aufſchlag ins Waſſer verletzt haben, denn er kam, trotzdem er guter Schwimmer ge— weſen ſein ſoll, nicht mehr an die Oberfläche ſondern iſt ertrunken. Beim Baden ertrunken. Ludwigshafen, 24. 8. Am Montag nachmittag alter Schreinergeſelle aus Mundenheim beim Baden in der großen Blies außerhalb der Badeanſtalt ertrunken. Zwei Brüder beim Baden ertrunken. Stuttgart, 24. 8. Montag nachmittag wurden beim früheren Iſolierwerk bei Hedelfingen die Leichen der allem Anſchein nach ſchon am Sonn tag beim Baden im Neckar ertrunkenen 26 und 23 Jahre alten Brüder Gröner aus Hedelfingen geborgen. Sie wurden von einem Badenden beim Tauchen in einem Baggerloch entdeckt. De die Leichen aneinandergeklammert waren, ver— mutet man, daß der eine der Toten beim Ret— tungsverſuch ſeines Bruders von dieſem mit ir die Tiefe geriſſen wurde. Fünf Opfer des Badens. Würzburg, 24. 8. Auch in Unterfranken hat das Baden dieſer Tage eine Reihe von Todes— opfern gefordert. In Zellingen ertrank der 48. jährige Landwirt Andreas Mai, in Marktbreit der in Rodheim bedienſtete 20jährige Knecht Georg Hutter aus Tiefenbach in der Oberpfalz, in Dettelbach der Dienſtknecht Friedrich Braun, in Obereiſenheim der 17jährige Ludwig Schu— ler. In Stadtſchwabach rettete der 38jährige Vor. arbeiter Main eine Frau aus der Sefahr des Ertrin— lens. Kaum in ſeine Wohnung zurückgekehrt, erlitt Schuſter einen Herzſchlag, der ſeinen ſo— fſortigen Tod zur Folge hatte. Heinrich Schuſter beim Baden im Kind beim Spielen ertrunken. Höchſt, 24. 8. Beim Spielen am Main fiel ein ſiebenjähriger Junge aus Schwanheim ins ö Waſſer. Er verſank ſofort in den Fluten. Seine b Leiche konnte nach kurzer Zeit geborgen werden. —— 8 Aus der Pfalz Kerzenheim.(Kind tödlich verunglückt). Der zweijährige Sohn des Fabrikarbeiters Philipp Ritters bacher von hier, geriet beim Spielen an der neuen Eiſenbergerſtraße unter ein mit Frucht beladenes Fuhrwerk. Das rechte Hinter⸗ rad des Wagens ging dem Kind über den Kör— per und den Kopf, ſodaß der Tod auf der Stelle eintrat. 5 Fußgönheim.(Die erſten pfälzer Trauben.) Die erſten reifen Trauben(Portugieſer) wur— den in der Sandgewanne hier angetroffen. Zweibrücken.(Zwei Schafe vom Blitz getö— tet.) Bei dem heftigen Gewitter in der Nacht auf Montag ſchlug der Blitz in eine beim Offweilerhof eingepferchte Schafherde und tö— tete zwei Schafe. Dalen für den 25. Auguſt Sonnenaufgang 5.01, Sonnenuntergang 19.02, Mondaufgang 22.10, Monduntergang 15.31 Uhr.— 1900: Der Philoſoph Friedrich Nietz⸗ ſche in Weimar geſt.(geb. 1844). Aus heſſen Darmſtadt.(Brandſtiftung.) In der Bleich— ſtraße 32 wurden im Hinterhaus die Betten eines dort wohnenden Fuhrmannes ange— zündet. Die Unterſuchung iſt eingeleitet. Es dürfte außer jedem Zweifel ſein, daß es ſich hier um einen Racheakt handelt. Darmſtadt.(Mordprozeß Jöſt vertagt.) Der urſprünglich für die laufende Schwurgerichts— periode angeſetzte Prozeß gegen Frau Jöſt aus Nieder-Liebersbach, die im Frühjahr ihren Mann auf dem Heuboden erhängt hat, wurde vertagt. Die Angeklagte wird auf Antrag der Verteidigung u. mit Zuſtimmung der Anklage— behörde auf ihren Geiſteszuſtand unterſucht. Lorſch.(Das Geld iſt alle.) Aus Mangel an Bargeld mußte die Gemeinde einen Teil der Unterſtützungen für die Wohlfahrtserwerbs— loſen in Gutſcheinen auszahlen, die von den Geſchäftsleuten in Zahlung genommen und demnächſt wieder eingelöſt werden ſollen. Fürth i. O.(Feuer durch Blitzſchlag.) Wäh— rend eines ſchweren Gewitters ſchlug der Blitz in die Scheune des Landwirts Georg Berg und zündete. Scheune und Stallungen ſtanden in wenigen Minuten in hellen Flammen. Das Großvieh konnte gerettet werden, während das Federvieh verbrannte. Die Feuerwehr mußte ſich darauf beſchränken, ein Uebergreifen auf das bedrohte Wohnhaus zu verhindern. Die achwermul des hochſommers Von Emil Arnold⸗Holm Auf Gottes Füllhorn quillt es ohne Ende Es fällt aus ſeiner Hand, weit übers Land, Spende um Spende. Und jede Stunde ſchlägt mit vollem Ton, ſo ſüß und ſchwer, und häuft die holden Gaben, mehr als es das Herz erträgt. Ich bin ſo müd' der Düfte, die betäuben, der Sonnenſtrahlen, welche ſtäuben wie goldener Rieſelregen übers Feld. Ich bin ſo müd' des bunten Sprüh'ns, des Loderns, des verzückten Glüh'ns, der Luft, die mir das Herz geſchwellt... O ſommertrunkene Seele, ſchwer u. ſchwül o wildes, loderndes Bacchanal! Zu viel der Luſt, mein Herz, zu viel... Ach, ſoviel Luſt wird ſchließlich Qual. Schweig' ſtill, mein Herz, ſchweig' ſtill! Horch! In der Nacht, da raſchelt es im grünen Laub, da ſchleicht es ſtille, wie auf Raub, von ferne ſchleicht's, mit leiſem Schritt, und ſtiehlt etwas und nimmt es mit. Von weit her weht der Herbſt, der Tod.. Und mit dem trunkenen Flammenrot der Luſt, die hoch zum Himmel ſchreit, mengt ſich der Schatten der Vergänglichkeit Humor „Hör mal, alter Junge, du biſt doch an der Bühne beſchäftigt, da kannſt du mir doch ſi⸗ cher ein paar Billette für ein nettes Stück ſchenken.“ 5 „Und du biſt doch in einer Bank beſchäf⸗ tigt, da kannſt du mir doch dafür ein paar Banknoten ſchenken.“ „Ich rate Ihnen, bei Ihrer Arbeit zu rau— chen. Es beruhigt die Nerven ungemein.“ „Ausgeſchloſſen! Ich bin Taucher.“ * „Warum haſt du ſo mit dem Profeſſor ge— ſchimpft?“ „Ach, geſtern abend hat er mir wieder einen Heiratsantrag gemacht.“ „Und darum warſt du ſo. ö „Er hatte total vergeſſen, daß ich ihm ſchon vorgeſtern abend mein Jawort gegeben hatte“ — Anglücksfabrt der Rarianne Winkelftern Zilmſlar auf der Anklagebank in Moabit— Uachſpiel eines Autounfalles Urteil gegen Marianne Winkelſtern Berlin, 24. 8. Die Verkehrsabteilung des Schöffengerichts verurteilte die Tünzerin Ma⸗ rianne Winkelſtern wegen fahrläſſiger Tötung des Ingenieurs Rudolf zu drei Monaten Ge⸗ fängnis. Gleichzeitig wurde der Angeklagten eine Bewährungsfriſt von drei Jahren gegen eine Buße von 5000 RM kan die Staatskaſſe bewilligt. 4 Im März überfuhr die Tänzerin in der Kantſtraße in Berlin den Ingenieur Rudolf, als er im Begriffe war, die Straße zu über⸗ queren. Marianne Winkelſtern befand ſich ge— rade auf dem Wege zur„Scala“, wo ſie da⸗ mals gaſtierte, als kurz hinter der Kaiſer— Friedrich-Straße das von ihr ſelbſt geſteuerte Ford⸗Spezialkabriolett Ing. Rudolf mit dem Kotflügel erfaßte und zu Boden ſchleuderte. Der Ingenieur wurde zur Rettungsſtelle ge— bracht, wo man jedoch nur noch ſeinen Tod feſt— ſtellen konnte. Fräulein Winkelſtern erfuhr zu⸗ nächſt nicht, wie ſchwer der Unfall geweſen war. Nach Aufnahme der Perſonalien entließ die Polizei die Künſtlerin entgegenkommender— weiſe ſofort, damit ſie ihre beruflichen Ver— pflichtungen erfüllen konnte. Die Direktion der „Scala“ war nicht in der Lage, ſie von ihrem lung konnte ſie weiter vernommen werden; ſie beteuerte auf dem Revier noch einmal ihre Schuldloſigkeit. Als man ihr mitteilte, daß Rudolf eine Gehirnerſchütterung davongetragen habe und ſeinen Verletzung. erlegen ſei, erlitt ſie einen Nervenzuſammenbruch und war nicht mehr vernehmungsfähig. Die Polizei nahm ſofort die Ermittlungen auf, ohne jedoch klären zu können, ob Mari— anne Winkelſtern ein Verſchulden traf oder ob ihre Ausſage, daß der Paſſant ihr direkt in den Wagen hineingelaufen ſei, zu Recht be— ſtand. Selbſt ein Lokaltermin unter Führung des Leiters des Verkehrsunfalldezernats im Polizeipräſidium, Kommiſſar Schneider, ver— mochte keine Klarheit zu ſchaffen. Die an Ort u. Stelle vernommenen Zeugen widerſprachen ſich auffallend; die einen behaupteten, die Tän— zerin ſei übermäßig ſchnell gefahren, die an— deren ſprachen von einem normalen Tempo. Nicht einmal darüber konnte Einigkeit erzielt werden, von welcher Seite Rudolf die ant— ſtraße überquert hatte. W e Aufgrund der Beweisaufnahme in dem heute ſtattgefundenen Prozeß kam das Gericht zu der Ueberzeugung, daß eine gewiſſe Schuld Ma— rianne Winkelſterns nicht verneint werden kann und fällte daraufhin das oben mitgeteilte Auftreten zu befreien. Erſt nach der Vorſtel⸗ Urteil. Lokales. Lied des Harfenmädcheus Heute, nur heute Bin ich ſo ſchön; Morgen, ach morgen Muß alles vergehn! Nur dieſe Stunde Biſt du noch mein; Sterben ach Sterben Muß ich allein. Storm. Die Sonnenblumen blühen. Bei den jetzt blühenden Sonnenblumen unterſcheidet man die gewöhnliche, einjährige Sonnenblume He— lianthus annuus und die knollige Sonnenroſe (helianthus tuberoſus). Ihre Heimat iſt der ſüdamerikaniſche Staat Peru. Die knollige Sonnenroſe bringt an unterirdiſchen Auslän fern Knollen hervor, die als Viehfutter Ver wendung finden. Kleine Knollen, die bei der Ernte im Boden bleiben, dienen als Saatgut für das nächſte Jahr. Zu den knolligen Sonnen— blumen gehört auch der Topinambur, deſſen Heimat Braſilien iſt, und deſſen aufgeſchnittene Knollen einen Lieblingsſchmaus der Faſanen bilden. Ende der Hundstage Am 23. Auguſt haben die„Hundstage“ ihr Ende erreicht. In dieſem Jahre haben ſie we— nigſtens in ihrer zweiten Hälfte ihrem Namen Ehre gemacht. Nach den ſtarken Regenfällen um Juli-Ende und in der erſten Auguſtwoche heiterte ſich der Himmel auf, wolkenloſe Bläue ſtrahlte und unter einer wirklichen„Hundstag— hitze“ führte der Bauer das letzte Getreide ein. Ein alter Spruch lautet:„Hundstag im Son— nenſchein, führt Korn und Haber ein; Hunds— hitz und Sommerregen iſt ein rechter Brot— ſegen“. Nach altem Volksglauben ſoll der 23. Auguſt die Witterung im Herbſt vorausſagen. Der Morgen ſoll dabei das erſte, der Mittag das zweite und der Abend das dritte Drittel der kommenden Jahreszeit darſtellen. Der dreſchflegel kommt wieder zur Gellung In der Eifel fehlt das Geld für die Maſchinenarbeit. Aus der Eifel, 24. 8. Die Getreideernte iſt in der Eifel ſeit etwa 14 Tagen in vollem Gange. Die trockene Witterung begünſtigt den Fort— gang der Ernte außerordentlich, ſodaß ein gro— ßer Teil Roggen und Weizen bereits einge— bracht wurde. Vereinzelt findet man die Land— wirte ſchon mit dem Dreſchen beſchäftigt, wenn man auch im allgemeinen mit Rückſicht auf den Mangel an Nebenverdienſtmöglichkeiten wäh— rend der Wintermonate es vorzieht, dieſe Ar— beit im Winter vorzunehmen. Um jegliche Bar— ausgaben zu vermeiden, kommt wieder vielfach der in den letzten Jahren durch die Dreſchma— ſchine verdrängte Dreſchflegel zur Geltung. S weit man bisher feſtſtellen kann, iſt die Roggen⸗ und Weizenernte außergewöhnlich gut; man kann geradezu von einer Rekordernte ſprechen. Das trifft im beſonderen auch für die Qualität des bis jetzt eingebrachten Getreides zu. Die bisher vorliegenden Druſchergebniſſe laſſen da— rauf ſchließen, daß der Körnerertrag den Er⸗ wartungen durchaus entſpricht. Der Stroher— trag iſt mengenmäßig ſehr gut, dagegen hat die Qualität ſtellenweiſe infolge der Lagerfrucht zum Teil erheblich gelitten. Wettervorhersage Vorherſage für Donnerstag: Trocken und meiſt heiter, bei vorwiegend nördlichen und öſt⸗ lichen Winden nachts friſch, Tagestemperaturen wieder langſam höher anſteigend. Witterungsausſichten für Freitag: Fortdauer der meiſt heiteren Witterung tagsüber wieder etwas wärmer. pringge man, wenn das Alte nicht zufriedenstellt. Bewährtes aber behält man und vervollkomm⸗- net es. So geschieht es ständig mit der milden SALEM