letzte Auguſtſonntag. Der letzte Sonntag im Auguſt brachte uns zur Kenntnis, daß der Sommer doch bald am Ende iſt. Die Tage haben ſich ſchon bedeutend verkürzt. In den Abendſtunden iſt bereits eine empfindliche Kühle zu bemerken. Der Herbſt ſteht vor der Tür und begehrt Einlaß. Geſtern Vor⸗ mittag machte der Himmel ein recht trübes Geſicht. Es fiel noch ein leichter Regen, wohl als Aus⸗ läufer des nächtlichen Regenniedergangs. Doch gegen Mittag hatte ſich der Himmel aufgehellt, die Sonne zeigte ihre freundlichen Strahlen, ſodaß es noch einen prächtigen Sonntag abgab. Das Haupt- ereignis des geſtrigen Sonntags war ohne Zweifel das Fußballtreffen auf dem Waldſportplatz gegen Neckarau. Hatten ſich doch annähernd 3000 Zu- ſchauer eingefunden, um Zeuge bei dieſem Spiele zu ſein, das die„Grünen“ in überlegener Manier 5:2 für ſich entſcheiden konnten. Den berechtigten Jubel der Viernheimer Anhänger konnte man bis weit in den Ort hinein hören.— Die Zeit der Jeſtlichkeiten im Freien iſt vorüber. In dieſem Jahre hatten wir ja auch in Anbetracht der Geld- knappheit nicht die übliche Reihe der Waldfeſte, wie man dies aus den früheren Jahren gewohnt war. So war auch der geſtrige Sonntag ſonſt ſehr ruhig. In den Tanzlokalen herrſchte auch kein übermäßiger Betrieb. In den Gaſtſtätten war es ſtill. Die Erwerbsloſigkeit und die damit ver⸗ bundene Geldknappheit macht ſich in unſerem an der Peripherie der Großſtadt gelegenen Viernheim kataſtrophal bemerkbar. Das Geſchäftsleben wird ruhig und ruhiger, man könnte faſt von einem Einſchlafen ſprechen. Es wird Zeit, daß es end⸗ lich beſſer wird. Die O. E. G.⸗Bahn hier teilt folgendes mit: Zur Ferienzeit wird auf die Vergütung der Sommerurlaubskarte aufmerkſam gemacht, ſie ſind bei Uebergang Weinheim zur Reichs- bahn bei der O. E. G. erhältlich.— Meſſerückfahr⸗ karten nach Leipzig(33/0 erm.) verausgabt die O. E. G. ebenfalls.— Auskunft erteilt der Bahnhof. *Nicht identiſch. Die Sportvergg. „Amicitia 09“ bittet uns, den Leſern unſerer Zeitung mitzuteilen, daß der wegen Felddiebſtahl genannte Martin Fetſch nicht identiſch iſt mit ihrem Spieler der erſten Mannſchaft Martin Fetſch. * Die Eiſenbahn veröffentlichſt folgendes: Bekanntlich werden auf den deutſchen Eiſenbahnen Kinder bis zum vollendeten 4. Lebensjahre ohne Fahrausweis frei und ältere Kinder bis zum voll- endeten 10. Lebensjahre zum halben tarifmäßigen Fahrpreis befördert. In letzter Zeit mehren ſi die Fälle, in denen bei der Fahrkartenprüfung in Begleitung Erwachſener reiſende Kinder angetroffen werden, für die. obwohl ſie dieſe Altersgrenzen überſchritten haben, noch freie Fahrt oder Fahrt zum halben Preiſe in Anſpruch genommen wird. Zur Vermeidung unliebſamer Weiterungen für die Beteiligten wird darauf aufmerkſam gemacht, daß die Reichsbahnbedienſteten angewieſen ſind, in ſolchen Fällen die Fahrpreiszuſchläge für Reiſende ohne gültige Fahrkarte nach§8 15 der Eiſenbahn⸗Ver⸗ kehrs⸗Ordnung zu erheben und gegebenenfalls An- zeige wegen Fahrgeldhinterziehung zu erſtatten. Verlängerung! Heute Montag im Union⸗Film⸗Palaſt „Das Schickſal einer Geächteten“. Wegen der großen Nachfrage geſtern Abend, verlängern wir auf heute den herrlichen Großfilm „Das Schickſal einer Geächteten“, der Film, der zum Tagesgeſpräch Viernheims wurde. Eine pracht⸗ volle Glanzleiſtung der ſtummen Lichtſpielkunſt. Er ſchildert das traurige Schickſal einer Ausge⸗ ſtoßenen mit ihrem Kinde, die Flucht ins Pfarr- haus, Austreibung aus dem Dorfe in die gefähr⸗ lichen Schneeſtürme, Verſöͤhnung durch den Pfarrer. Ein Film aus dem Leben, rührend, ergreifend für jeden. Unbeſchreiblich ſchön. Das muß man ge⸗ ſehen haben. Im 2. Teil„Mary's großes Ge⸗ heimnis“, ebenfalls ein wunderbarer Film, der alle Herzen erobert. Verſäume niemand heute Abend „Das Schickſal einer Geächteten“. Kommt alle! Nur 40 Pfg. Ins U. T. vor intereſſanten Debatten im Reichstag 15 Sozialismus durch d ie N. S. D. A. p Reventlow verlangt Verſtaatlichung der Großbetriebe— verſaſſungsändernde Mehrheit vorhanden— Nun heißt es Farbe bekennen! Dieſe Forderung hatte vor kurzem der natio⸗ nalſozialiſtiſche Abgeordnete Graf Reventlow in ſeinem„Reichswart“ aufgeſtellt. Er verlangte un⸗ ter anderem die Verſtaatlichung der Großinduſtrie. Darüber entſpannen ſich große Debatten und Aus⸗ einanderſetzungen, welche jetzt noch eine den Natio⸗ nalſozialiſten beſonders unbequem gewordene Ver⸗ ſtärkung durch verſchiedene Anträge der Sozialde⸗ mokratie für den neuen Reichstag erfahren haben. Die Sozialdemokratie, welche nunmehr die ſchärfſte Oppoſitionsſtellung bezogen hat, will vor allem durch ihre Anträge die Nationalſozialiſten entlarven, durch Abſtimmungen im Reichstag das ſozialiſtiſche Parteiprogramm der National⸗ ſozialiſten auf die wohl intereſſanteſte Probe ſtel⸗ len. Die Sozialdemokraten verlangen nämlich analog der Forderung Reventlows auch den Um⸗ bau der Wirtſchaft durch Vereinheitlichung der öffentlichen Wirtſchaft, Schaffung und Umbau von Staatsmonopolen, Schaffung eines Kartell⸗ und Monopolamtes, einer Planſtelle, welche„die ein⸗ heitliche Führung der öffentlichen Wirtſchaft ſichern“,„die Verſtaatlichung weiterer Wirtſchafts⸗ zweige vorbereiten“ und„in Gemeinſchaft mit dem Bankenamt und Kartell⸗ und Monopolamt auf ein planmäßiges Zuſammenarbeiten aller Glieder der Volkswirtſchaft hinwirken“ ſoll. Weiter verlangen ſie die Enteignung des Großgrundbeſitzes, wobei den Beſitzern als Entſchädigung eine Rente ge⸗ währt werden ſoll nach beſonderem Schlüſſel. Schließlich ſollen die Schlüſſelinduſtrien, ſo⸗ wie die aus öffentlichen Mitteln ſubventiv⸗ nierten Unternehmungen verſtaatlicht werden, vor allem der Bergbau, die Eiſeninduſtrie, die ſon— ſtige Metallgewinnung, die Großchemie und die Zementinduſtrie. Als Wichtigſtes wird verlangt: das geſamte Bankengewerbe ſoll der Aufſicht und Führung durch das Reich unterſtellt werden, durch Verſtaatlichung der Großbanken und Schaffung eines Banken-Amtes. Uns ſind dieſe Sozialiſierungspläne der SPD. ſchon deshalb keine Ueberraſchung, weil ſie ja zum alten Programm der SPD. gehören und jetzt wieder hervorgeholt worden ſind, um einmal die Oppoſitionsſtellung der Sozialdemokraten zu ſtär⸗ ken und dann, um die Regierung und jene Kräfte unter Druck zu ſetzen, welche den größten Schutz und das beſondere Wohlwollen der regierenden Männer bislang gefunden haben, nämlich die Na— tionalſozialiſten. Das kann im Reichstag intereſſante Debatten abgeben. Gibt es doch bei der NSDAP. einen ſtar— ken Flügel, der reſtlos beinahe von der Wirtſchaft abhängig iſt, auf das Kommando des Großindu— ſtriellen Thyſſen hört, welcher als einer der aus— ſchlaggebendſten Geldgeber der Nationalſozialiſten angeſehen wird. Und auf der anderen Seite ſteht die große Maſſe jener, nämlich die Arbeiter und Angeſtellten, denen man das Heiligſte vom Him— mel herunter verſprach, um ſie für die NS DA. einzufangen, und die jetzt auf die Erfüllung der Verſprechungen und auf die Durchführung der früheren nationalſozialiſtiſchen Anträge mit der Sozialiſierung warten. Dieſe Gruppe in der NSDAP.— und es dürfte noch immer die ſtärkſte ſein— verlangt nun von der Führung eine klare Stellungnahme zum Programm, nachdem dieſes bisher nur dazu die⸗ nen ſollte, die leicht zu Beeinfluſſenden und Erreg⸗ baren, ganz beſonders die Verzweifelten, einzu— fangen.— Dieſe Gruppe iſt es auch, welche der Führung in der NSDAP. ein gewiſſes Geſetz zum Handeln aufzwingt, deren Ideenwelt ſich kaum unterſcheidet von der der Sozialdemokraten und auch der Kommuniſten. Wie geſagt, iſt der Führer dieſer ſozialiſtiſchen Bewegung innerhalb der NSDAP. Graf Revent⸗ low, welcher am 20. Auguſt, in ſeinem„Reichs⸗ wart“ noch einmal auf das Sozialiſierungsprob⸗ lem, wie es ihm vorſchwebt, wie folgt, zu ſprechen kommt: „Sozialismus durch die NSDAP. Der ſo überſchriebene Aufſatz des„Reichswart“ vom 13. Auguſt 1932 hat auf der Linken komiſcher⸗ weiſe erhebliches Aufſehen erregt, weil er Ver⸗ ſtaatlichung der Großbetriebe fordert, eine Forderung, die das nationalſozialiſtiſche Par teiprogramm, ſeitdem es beſteht, alſo ſeit dem Winter 191920 enthält. Da an dieſem Pro⸗ gramm während der verfloſſenen zwölf oder dreizehn Jahre nichts geändert, auch keine Er⸗ gänzung dazu gemacht worden iſt, ſo ſollte ei⸗ gentlich nicht ausdrücklich geſagt zu werden brauchen, daß die Partei ſelbſtverſtändlich ent⸗ ſchloſſen iſt, alle Programmpunkte, alſo auch dieſen, zur Verwirklichung zu bringen. Die Gründe, weshalb die ſozialdemokratiſche Preſſe die neuerlichen Ausführungen des„Reichs⸗ wart“ als Ausdruck meines„Eingänger“ tums bezeichnet, ſind klar genug und bedürfen keiner Auseinanderſetzung“. Hat Graf Reventlow Recht, dann muß alſo die Verſtaatlichung der Großbetriebe ſchon deswegen gelingen, weil zu den 230 Natio⸗ nalſozialiſten im Reichstag ſofort 188 Sozialde⸗ mokraten und 88 Kommuniſten ſtoßen. Damit iſt eine große verfaſſungsändernde Mehrheit für die Annahme der Sozialiſierungsanträge vorhanden. Wir haben uns nicht mit den entgegengeſetzten Strömungen in der NSDaP. bei der Darſtellung dieſes Sachverhaltes zu beſchäftigen, nicht mit den Kreiſen der Wirtſchaft, des Mittelſtandes, des Handwerkes und des Handels, die durch die Er— füllung der Sozialiſierungspläne durch die Natio⸗ nalſozialiſten aufs ſchwerſte enttäuſcht und ſich mit Recht betrogen ſehen müßten. Uns wird es nur darauf ankommen, gerade in dieſen wichtig— ſten wirtſchaftlichen Fragen ebenfalls die Natio— nalſozialiſten dazu zu zwingen, eindeutig und klar Farbe zu bekennen, nichdem ſie bislang es durch eine maßloſe Agitation nur zu gut verſtanden haben, die Bewegung in Fluß zu halten, weil ſie jedem Wähler etwas anderes ver— ſprachen und in der Propaganda ihrer angeblichen Programmpunkte keine Zurückhaltung und kein Maß kannten. Mit dieſem Trommeln und mit dieſer Agitation hat es jetzt ein Ende. Im Reichs— tag wird ſich die Führung um große Entſcheidungen nicht mehr drücken können, dann werden nicht nur die betrogenen Hitleranhänger, dann wird das ganze deutſche Volk ſehen, daß zwiſchen dem„na— tionalen“ Sozialismus und dem von der NSDAP. ſo ſtark bekämpften„marxiſtiſchen“ Sozialismus nicht der geringſte Unterſchied beſteht. Und für dieſen lehrreichen Anſchauungsunterricht wollten mit klug berechnender Abſicht die Sozialdemokra— ten durch die Einbringung ihrer Anträge früh ge— nug ſorgen. Der Nationalſozialismus befindet ſich nun am Scheidewege. Entweder man bekennt ſich zum praktiſchen Sozialismus und die Gelder der Induſtriellen hören auf zu fließen, oder man ſtimmt die Anträge nieder, welche die eigenen Ideen verwirklichen ſollen und die Wähler⸗ -maſſen gehen laufen Viernheimer Tonſilmſchau. Irrwege des Lebeus— Die unvollkommene Ehe— Im Kampf mit Pferdedieben. Heute 1. Platz nur 40 Pfg. Ein ausgezeichnetes und hochintereſſantes Ton- filmprogramm iſt dieſe Woche wieder auf dem Spielplan im Central⸗Film⸗Palaſt. So zeigt man 1. den überaus ſchönen Tonfilm„Irrwege des Lebens“ mit dem Untertitel„Junge Mädchen von heute.“ Ein Tonfilmwerk das überall großes Auf- ſehen hervorrief; das überall ganz große Erfolge hat. Ein Film der heutigen Jugend, der alle inte- reſſiert. Ein 100% Tonfilm, den man gehört und geſehen haben muß, der verdient von allen beſucht zu werden. Im 2. Teil ſehen wir— Buſter Keaton in„Die unvollkommene Ehe“. Ob Ihre Ehe vollkommen iſt, oder unvollkommen oder ob Sie garnicht verheiratet ſind— dieſe unvoll⸗ kommene Ehe müſſen Sie ſehen. So ſicher wie Buſter nie lacht, ſo ſicher lachen Sie über ihn, in ſeinem beſten Filmwerk in 9 luſtigen Akten. Im 3. Teil zeigt man ein Original⸗Wild⸗Weſt⸗Schlager „Im Kampf mit Pferdedieben.“ Aeußerſt ſpannend und ſenſationell bis ans Ende. So iſt ein Ton- filmprogramm zuſammengeſtellt, das ebenſo reich haltig wie ſehenswert iſt, das ſicher allen Beſuchern gefallen wird. Ein Beſuch iſt die ſchönſte und billigſte Abendunterhaltung. Kommen und über- zeugen. Heute 1. Platz nur 40 Pfg. *Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 3 wegen Radfahren ohne Licht und 1 wegen verbotenen Waffentragen. — Bekanntmachung. Betr.: Ausführung des Feldſtrafgeſetzes. Bei der am Samstag, den 27. ds. Mts. erfolgten Veröffentlichung von Feldfrevlern iſt inſofern ein Irrtum unterlaufen, als es ſich unter poſ. 7 nicht um Valentin Hoock 7., ſondern um Valentin Hoock 6., Kiesſtraße, handelt. Betreffend: Ohmetgrasverſteigerung. Am Mittwoch, dem 31. Auguſt 1932 vorm. 9 Uhr wird im Saale des Gaſthauſes zum Engel das Ohmetgras in den gemeinheitlichen Wieſen öffentlich verſteigert. Steigerer, die noch aus früheren Jahren Rückſtände an Gras, Pacht pp. an die Gemeinde haben, können als Steigerer nicht zugelaſſen werden. Betr.: Schweinezwiſchenzählung am 1. September 1932. Am 1. September 1932 findet eine Schweine⸗ zwiſchenzählung zu ſtatiſtiſchen Zwecken ſtatt. Ver- bunden mit dieſer Zählung iſt die Ermittelung der nichtbeſchaupflichtigen Hausſchlachtungen für die Zeit vom 1. Juni bis 31. Auguſt 1932. Dieſe Ermittelung ſoll dazu dienen, einen Ueberblick über den ſaiſonmäßigen Verlauf der Geſamtſchlachtungen an Schweinen zu erhalten. Gleichzeitig iſt mit dieſer Schweinezwiſchenzählung eine Ermittelung der Abkalbtermine verbunden. Hier iſt die Zahl aller Kälber anzugeben, die in den Monaten Juni, Juli und Auguſt 1932 lebendig oder tot geboren wurden, gleichgültig ob ſie noch in der Viehhaltung vorhanden oder bereits geſchlachtet, verkauft oder ſonſtwie weggebracht worden ſind. Die Zählung wird von ausgeſteuerten Kauf leuten vorgenommen und empfehlen wir deshalb, dieſen richtige Angaben zu machen. Wer vorſätzlich die Angaben, zu denen er bei dieſer Zählung aufgefordert wird, nicht erſtat⸗ tet, oder wer wiſſeutlich unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 10000 Mark beſtraft. Auch kann Vieh, deſſen Vorhandenſein verſchwiegen worden iſt, im Urteil für den Staat verfallen, er⸗ klärt werden. Viernheim, den 29. Auguſt 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 5 Tabakban⸗ Verein 2 Der Verein hat Tabaksgarn allerbeſte Qualität beim Rechner Hofmann vor⸗ rätig. werden. Kann mit dem Sandblattgeld verrechnet Weinheimer Schweinemarhl Zugeführt: 502 Stück Verkauft: 308 Stüc Milchſchweine das Stück 6—11 Mk. Läufer das Stück von 12—30 Mk. Marktverlauf mäßig. f Tong programm dur uz m Central- Film- Palast Tele I. Eat Lu 1d Fu- Das Arohar t ohnzimmer: Nuß⸗ baum ſtahlblank gebohnt. Einer alteingeſeſſenen ſüdd. 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Ganz Viernheim muß heute abend noch unſer brillantes Prachtwerk ſehen. Das Schickſal einer Geächteten Das Tagesgeſpräch Viernheims. Union ⸗Film⸗Palaſt. geg. Kasse zu Fabrikpreisen Preislisten verlangen. Ludwigshafen a. Rh. Hagenstraße 19 eee bübnard ober Uu. H. Bauer l. Telefon 31. Kraftfuhr- Betrieb VIERNHEIM Wir übernehmen Arbeiten ge, Transporteu) Wochenplan des Turnvereins Montag: ½8 Uhr Turnerinnen auf dem Waldſportpl. Dienstag: 5 Uhr Schüler auf Sportplatz 1. 5 Uhr Leichtathl. u. Handballſpieler auf Sportpl.! 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner im Lokal. Mittwoch: 4 Uhr Schülerinnen auf dem Waldſportpl. ½9 Uhr Mandolinenabteilung im Lokal. 6 Uhr 1. u. 2. Fußballjugend auf Sportplatz J. Donnerstag: 6 Uhr 1. u. 2. Fußball mannſchaft auf Sportplatz 1. ½8 Uhr Turnerinnen auf dem Waldſportplaß. Freitag: 5 Uhr Schüler auf Sportplatz 1. 5 Uhr Leichtathleten auf Sportplatz 1. 8 Uhr Turnſtunde für alle Turner, Sportler und Miünnerriege im Lokal. 15 te. Das nationalſozialiſtiſche (Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) — 1, 0 Mk, frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Viernheim e 0 9 3 h iernh eimer eitung(Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Ar. 201 Jür eilige Leſer Die Filmprüfſtelle hat in dem„Tannen⸗ berg“-Film alle Stellen verboten, in denen Feldmarſchall von Hindenburg erſcheint. Der Verteidiger der Ohlauer Reichsbanner⸗ leute hat gegen Hitler Strafantrag wegen Be⸗ leidigung angeſtrengt, weil er die Ohlauer An⸗ geklagten als Mörder bezeichnet hat. Der Nationalſozialiſt Kurdzel aus Weſſel⸗ buren wurde wegen Totſchlags zu drei Jahren Gefängnis verurteilt; der Staatsanwalt hatte 12 Jahre Zuchthaus beantragt. Staatsgerichtsrat Wigel, der Vorſitzende im Lübecker Calmette⸗-Prozeß, iſt Samstag nach⸗ mittag in Hamburg durch Selbſtmord aus dem Leben geſchieden. * Der chineſiſche Außenminiſter erklärte gegen⸗ über den kürzlich von dem Grafen Uſchida in tokio gemachten Ausführungen, daß China niemals einer Löſung der gegenwärtigen Lage. zuſtimmen werde, die den künſtlichen Mandſchu⸗ kreiſtaat berückſichtige. politiſche Zuſammenſtöße Feuergefecht zwiſchen Kommuniſten und Nationalſozialiſten. wtb Berlin, 30. Aug. In Charlottenburg, wo ſich ein nationalſozialiſtiſches Verkehrslokal befindet, kam es geſtern gegen 23 Uhr zwiſchen Lommuniſten und Nationalſozialiſten zu einer wüſten Schlägerei. Im Verlaufe dieſer wur⸗ den von beiden Seiten etwa 20 Schüſſe abge⸗ geben und drei Nationalſozialiſten verletzt, ſo⸗ daß man ſie ins Krankenhaus einliefern muß⸗ Perkehrslokal wurde von der Polizei, die die Raufenden mit dem Gummiknüppel auseinanderjagte, nach Paffen durchſucht. Lediglich zwei Piſtolen und ein Dolch, deren Beſitzer nicht feſtgeſtellt wer⸗ den konnten, wurden beſchlagnahmt. Die Poli⸗ zei ſah ſich gezwungen, 35 Siſtierungen in dem Lokal vorzunehmen und der Abteilung 1 im Polizeipräſidium zuzuführen. Wie wir nachträglich erfahren, ſollen bei dem Raufhandel etwa 40 Kommuniſten und Ein Todesopfer der Charlottenburger Schießerei. wtb Berlin, 30. Aug. Von dern bei dem Juſammenſtoß zwiſchen Kommuniſten und Na⸗ tionalſozialiſten in Charlottenburg ſchwer ver⸗ letzten Nationalſozialiſten iſt gegen halb 2 Uhr der 25jährige Kaufmann Herbert Gatſchke, der einen Lungenſchuß erhalten hatte, geſtorben. 0 Nationalſozialiſten beteiligt geweſen ſein. Politiſche Zuſammenſtöße in Mecklenburg. wtb Malchin, 30. Aug. Zu einem ſchweren guſammenſtoß zwiſchen Nationalſozialiſten und Reichsbannerleuten kam es nachts in Ver⸗ chen am Cummerower⸗See, nachdem es nach⸗ mittags bereits zu Reibereien zwiſchen einem Nationalſozialiſten und einem Reichsbanner gekommen war. ſten einen Kameraden heimbegleiteten, erfolg⸗ te ein heftiger Zuſammenſtoß. Als Waffen wurden Beile, Meſſer und Knüppel benutzt. Der SA.⸗Führer Vogler aus Verchen wurde durch Beilhiebe am Kopf und an beiden Schul⸗ tern verwundet, gleichfalls ein SA-Mann durch Schläge auf den Kopf und. Oberarme. Ebenfalls ſchwer verletzt wurde der Reichs bannerführer Vierk aus Verchen. wib Gadebuſch, 30. Aug. Am Montag abend kam es hier zu blutigen Zuſammenſtö⸗ den zwiſchen Nationalſozialiſten und Mitglie- ern der Eiſernen Front. Die Freie Turner⸗ haft hielt ihr 20jähriges Stiftungsfeſt ab, „und SA. ⸗Mitglieder, die zu einer Kör⸗ gerfeier verſammelt waren, gerieten mit den 1 mern in ein Handgemenge. Aus geſetzt werden ſollen. Als etwa 20 Nationalſoziali⸗ Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Dienstag, den 30. Auguſt 1932. miert, das die Ruhe wieder yherſteuen konnte. Vier Arbeiterſportler aus Ratzeburg wurden em Kopf zum Teil ſchwer verletzt. Weiter hat noch eine Reihe von anderen Perſonen leichte Verletzungen erlitten. Die Unterſuchung über die Vorfälle iſt eingeleitet. Auf der Straße erſchoſſen. wtb Swinemünde, 30. Aug. Im Swine⸗ münder Krankenhaus ſtarb am Sonntag nach- mittag der 28 Jahre alte Hotelbeſitzersſohn Edwin Thoms an einer ſchweren Schußver— letzung, die ihm in der Nacht zum Sonntag von unbekannten Tätern beigebracht wurde. Die Einzelheiten des Vorfalles ſind noch nicht ge— klärt. Die Leiche des Erſchoſſenen wurde be— ſchlagnahmt. Möglicherweiſe kommen politi— ſche Gründe für den Ueberfall in Betracht, da Thoms als SA-Führer bekannt war. Preußiſche KRoalitionsbeſprechungen gehen weiter Die Zentrumsfraktion des Preußiſchen Landtags trat am Montag abend zu einer Sitzung zuſammen, in der vor allem auch die politiſche Lage in Preußen erörtert wurde. Abg. Dr. Graß berichtete über den Stand der mit den Nationalſozialiſten geführten Koali⸗ tionserörterungen, die entgegen der urſprüng⸗ lichen Annahme am Montag noch nicht zum Abſchluß kamen, vielmehr am Dienstag fort⸗ Die Zentrumsfraktion ſoll gleichfalls am Dienstag weitergehen. Beſchlüſſe wurden bisher nicht gefaßt. Reichstagsauflöſung nichr zu vermeiden? Vortrag des Reichskanzlers beim Reichspräſidenten in Neudeck. wtb. Berlin, 29. Aug. Reichskanzler v. Pa⸗ pen, Reichswehrminiſter von Schleicher, Reichs— miniſter des Innern Freiherr von Gayl und Staatsſekretär Dr. Meißner haben heute abend mit dem fahrplanmäßigen Zuge Berlin verlaſſen und ſich nach Neudeck zum Vortrag beim Reichs präſidenten begeben. Im Reichstag, wo es heute durch die Sitzungen. der verſchiedenen Fraktionen ſchon recht lebhaft zuging, war die Reichstagsſitzung das all⸗ gemeine Geſprächsthema. Die Beſprechungen zwi— ſchen den Nationalſozialiſten und dem Zentrum ſind heute nicht weiter gekommen. Bei ſo ziemlich allen Lagern geht der Eindruck dahin, daß es für einen Erfolg dieſer Fühlungnahme bereits zu ſpät ſei. Man rechnet vielmehr durch⸗ gängig mit der Auflöſung und iſt ſich nur nicht darüber klar, ob ſie bereits in dieſer oder erſt in der nächſten Woche erfolgen wird. Ausſprache. der Trotz dieſer ziemlich weitverbreiteten Anſicht will man aber am Dienstag doch einen Vorſtoß machen, und zwar iſt beabſichtigt, bereits morgen das Präſidium zu wählen. Der Gedanke ſcheint von den Nationalſozialiſten auszugehen. Auch das Zentrum iſt damit einverſtanden. Nur beſtehen noch gewiſſe Schwierigkeiten bei den Sozialdemo— kraten, die die Abſicht haben, Paul Loebe im erſten Wahlgang als Präſidenten vorzuſchlagen und, wenn ſie damit, wie zu erwarten iſt, nicht durch— kommen, ihn als erſten Vizepräſidenten zu nomi— nieren. Die Schwierigkeit liegt nun darin, daß die Nationalſozialiſten keinen Sozialdemokraten wählen wollen und die Sozialdemokraten dann vielleicht Einſpruch gegen die Tagesordnung er— heben. Der Sinn des etwas überraſchenden Pla— nes, die Wahl zu beſchleunigen, liegt darin, daß die Arbeitsfähigkeit man dem Reichspräſidenten des Reichstags demonſtrieren will. davon, daß das Ergebnis der Wahl ſofort Neudeck mitgeteilt und daß gleichzeitig um den üblichen Empfang nachgeſucht werden ſoll. gens iſt es techniſch durchaus möglich, Einſpruch noch am gleichen Tage eine neue anberaumt wird. Ob aber dieſe Taktik noch welchen Sinn hat, das wird ſelbſt von n n Abgeordneten ſkeptiſch beurteilt, die ſie an und für ſich befürworten. In der Tat liegt ja auch die Entſcheidung über die weitere Entwicklung zunächſt in der überaus wichtigen Konferenz, die n beim Reichspräſidenten in Neudeck ſtatttfindet. Erneute Abſage Hitlers an Papen nb Berlin, 29. Aug. In der Wilhelm⸗ ſtraße wurde heute abend mitgeteilt, daß die heutige Zuſammenkunkt zwiſchen dem Kaneler und Adolf Hitler keine Aenderung der politi⸗ ſchen. Lage gebracht habe. Das heißt alſo, daß die Nationalſozialiſten nicht daran denken, die Regierung Papen zu tolerieren. Veſtätigt wird dieſe Haltung auch durch eine fünfviertelſtün⸗ dige Rede, die Hitler heute nachmittag im Kai⸗ Man ſpricht daß bei ſerhof vor ſeinen Abgeordneten gehalten hat. Nach dieſer ablehnenden Haltung Hitlers iſt nun endgültig Klarheit geſchaffen, und der Reichskanzler weiß genau, moran er iſt, wenn er morgen in Neudeck dem Reichspräſidenten Bericht erſtattet. Dieſe Klarſtellung dürfte das Ziel der heutigen Beſprechung geweſen ſein. Cetzte Radiomeldungen Großfeuer im Speyerer Städtiſchen Gutshof. old Speyer, 30. Aug. Geſtern abend brach gegen 10,45 Uhr im rechten Flügel des Städti⸗ ſchen Gutshofes Feuer aus, deſſen Entſtehungs⸗ urſache noch nicht bekannt iſt. Durch das raſche Eingreiſen der ſofort alarmierten Feuerwehr konnte der Vrand auf ſeinen Herd beſchränkt und der geſamte Viehbeſtand gerettet werden. Vernichtet wurden außer dem Gebäude 3000 Was geſchieht in Neudeck? Aus parlamentariſchen Kreiſen wird uns geſchrieben: Die Reiſe des Reichskanzlers im Begleitung der Reichsminiſter v. Schleicher und v. Gayl zum Reichspräſidenten nach Neudeck gibt Ver⸗ anlaſſung, die Frage aufzuwerfen, was mit dieſer Reiſe bezweckt werden ſoll. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß der Reichs— kanzler dem Reichspräſidenten über die Bera— tungen des Kabinetts, in dieſem Falle über das Wirtſchaftsprogramm, Bericht erſtatten muß. Aber das Bild ändert ſich ſofort, wenn jene Gerüchte ſich bewahrheiten ſollten, die davon ſprechen, daß der Reichskanzler gleich— zeitig die Abſicht haben ſoll, mit dem Reichs- präſidenten über die Reichstagsauflöſung zu verhandeln. Die Verhältniſſe im Reichstag ſind abſolut noch nicht geklärt. Die Reichsregierung hat in keiner Weiſe das Recht, ohne weiteres von ei— nem arbeitsunfähigen Reichstag zu ſprechen und ſich auf Grund dieſer noch nicht bewieſe⸗ nen Argumentation neue beſondere Vollmach⸗ ten geben zu laſſen. Sollte der Kanzler Vorſchläge dieſer Art dem Reichspräſidenten unterbreiten, müßten wir ſie als voreilige Entſchlüſſe anſehen. eiter der Auffaſſung, daß i ö N aber auch der Reichspräſident zu keinem Schritte ſo weitgehender Art entſchließen wird, lediglich auf Grund der Berichte des Kanzlers und der ihm von der Reichsregierung über— mittelten Auffaſſungen oder Anſichten. Denn es gibt noch ganz andere Meinungen und Be— urteilungen der politiſchen und parlamentari— ſchen Lage. Nach dieſen hätte der Reichspräſi— dent auch zuerſt den rechtmäßig gewählten Reichstag zu hören, deſſen noch völlig unbe— kannte Einſtellung zu den Regierungsfragen und Geſetzesproblemen abzuwarten. Gerade in dieſer Zeit unheilvoller Wirrniſſe, wäre es zur Vereinigung der Atmoſphäre u. auch zur ſachlichen Urteilsbildung unbedingt erforder— lich, daß vor jeder irgendwie gearteten Be— ſchlußfaſſung für den Reichstag mindeſtens der noch zu wählende Reichstagspräſident zu hören wäre, ferner auch die Fraktionsführer, damit eine allgemeine und umfaſſende Unter⸗ richtung gewährleiſtet bleibt. Wir erwarten deshalb, daß die Reichsregie⸗ rung ſich in Neudeck auf das Weſentliche be⸗ ſchränkt, daß ſie alle die Fragen aber höch⸗ ſtens zum Gegenſtand einer unverbindlichen, Ausſprache macht, welche erſt noch zwiſchen den Parteien und dann im Reichstag ſelbſt hie erforderliche Klärung finden müſſen N 1 nach Kraftwagen in ſchneller Fahrt zuſammengeſto— Uebri⸗ Marſch auf Quite a eee 49. Jahrgang FFF Jenrner peu und zwei waggon Trogzen⸗ ſchnitzel. Der Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt. Die Abſperrungsarbeiten unterſtütz ten die als Gäſte in Speyer weilenden Off ziere und Mannſchaften der Koblenzer Polizei, die an der Polizeifernfahrt durch die Pfalz teilnehmen. Der franzöſiſche Konſul in Danzig bei einem Kraftwagenunglück erheblich verletzt Magdeburg, 29. 8. Der Kraftwagen des fran— zöſiſchen Konſuls in Danzig Deflin, der ſich mit ſeiner Familie auf der Fahrt nach Paris be— fand, iſt geſtern auf der Landſtraße Magdeburg ⸗Helmſtedt hinter Bornſtedt mit einem anderen ßen. Der Konſul erhielt durch Splitter der Schutzſcheibe erhebliche Schnittwunden an Kopf und Händen. Auch ſeine Gattin zourde verletzt. der Reichsleifer des Kampfbundeg gegen den Jaſchismus verhafkel Stutgart, 29. 8. Der ehemalige Bezirksleiter der KPD in Württemberg, Schlater, der in ſei— ner Eigenſchaft als Reichsleiter des Kampfbun— des gegen den Faſchismus vorübergehend in [Stuttgart weilte, iſt am Samstag hier verhaftet worden. Ueber die Gründe der Verhaftung war keine Auskunft zu erlangen. Beſtialiſche Unkal in güdſlawien Wien, 29. 8. Der 24jährige Bauer Franz Enzi aus Weißenſtein begleitete ſeine Braut am 15. Auguſt über die ſüdſlawiſche Grenze nach Hauſe. Bei der Rückkehr fiel er einem ſüd⸗ ſlawiſchen Grenzſoldaten in die Hände, der ihn feſtnahm. Es gelang ihm, zweimal dem Solda— ten zu entfliehen, er wurde jedoch zum dritten Nale eingefangen, an einen Baum gebunden und blutig geprügelt. Dann ſchoß ihm der Grenzer eine Kugel in den Kopf. Der unglück⸗ liche Kärntner Bauer blieb ſo in ſchwer verletz⸗ tem Zuſtand am Baum gefeſſelt; nach 34 Stun⸗ den trat der Tod ein. Während dieſer Zeit ge—⸗ ſtatteten die Grenzſoldaten nicht, daß dem in der Sonenglut Verendenden auch nur Waſſer gereicht werde. Die Leiche wurde über die Grenze in den Heimatort geſchmuggelt. Die Kärntner Landesregierung hat eine Unterſu— chung eingeleitet. Die öſterreichiſche Preſſe for— dert Genugtuung für dieſe beſtialiſche Tat. An⸗ geblich ſollen den Dienſt an der ſüdſlawiſch— öſterreichiſchen Grenze uniformierte Komita— ſchis, die unter der Bezeichnung Cetnici in die Armee eingereiht wurden, verſehen. der„völkiſche Beobachler“ gegen Klara Jelkin München, 29. 8. Der„Völkiſche Beobachter“ wendet ſich unter der groß aufgemachten Ueber⸗ ſchrift:„Soll eine Landesverräterin den Reichstag eröffnen?“ dagegen, daß die komuni⸗ ſtiſche Reichstagsabgeordnete Klara Zetkin als Alterspräſidentin die erſten Sitzungen des Reichstages leiten ſoll. Das Blatt bringt wei⸗ ter eine Anklage des Oberreichsanwalts aus dem Jahre 1915, in der Klara Zetkin der Vor⸗ wurf des Landesverrates gemacht wird. Slaalsſtreich unler dem Aequalot Guayaquil, 29. 8. Im Anſchluß an einen Staatsſtreich in Quito, der Hauptſtadt Ekua⸗ dors, ſoll es dort zu heftigen Kämpfen gekom⸗ men ſein. Als Führer der Aufſtändiſchen wird der im vergangenen Jahr zum Präſidenten ge⸗ wählte Bonifaz genannt, der jedoch am Amts⸗ antritt verhindert wurde. Guayaquil, 29. 8. Die Leitung des Feldzuges gegen die Aufſtändiſchen, die unter der Füh⸗ rung des neugewählten Präſidenten von Ekua⸗ dor, Bonifaz, die Hauptſtadt Quito beſetzt hal⸗ ten, iſt vom Kriegsminiſter perſönlich übernom⸗ men worden. Die im Norden ſtehenden Regie⸗ rungstruppen ſind angewieſen worden, den 5 N den Tod im Rhein geſucht Mainz, 29. 8. Der 48jährige Kaufmann Paul Eckert aus Wismar, wohnhaft zuletzt in Köö⸗ nigsberg in Preußen, iſt dort am 20. Auguſt mit ſeiner Frau und ſeinem Kinde verſchwun⸗ den und wurde ſeit dieſer Zeit als vermißt ge⸗ meldet. Die Familie wohnte kurze Zeit in ei⸗ nem Hotel in Wiesbaden, wo der Ehemann am 25. Auguſt verſchwand. Am Sonntag vormittag wurde Eckert hier am Feldbergtor im Rhein als Leiche geländet. Wie verlautet, ſoll ſich E. in Königsberg ſtrafrechtlich vergangen haben und deshalb Selbſtmord verübt haben. Aus Jahrläſſigkeik der Muller in den Rücken geſchoſſen Mainz, 29. 8. Der 24jährige Spengler Scheuer aus dem Verbindungsweg 20 han— tierte am Samstag nachmittag in der elterli— chen Wohnung mit einem geladenen Revolver, den er angeblich gefunden haben will. Plötzlich ging ein Schuß los und die Kugel drang der 59 jährigen Mutter des jungen Mannes in den Rücken. Lebensgefährlich verletzt wurde die Frau durch das Sanitätsauto ins Städtiſche Krankenhaus eingeliefert. zwei Angeklagte zu je zehn Jahren Juchthaus, zwei Angeklagte zu je 1 Jahr Juchkhaus verurkeilt Berlin, 27. 8. Wegen des Feuerüberüberfalls auf den Polizeioberwachtmeiſter Kottowſki am 16. Auguſt wurden heute mittag von dem Ber— liner Sondergericht die Angeklagten Püſchel und Kopper wegen Totſchlags zu je zehn Jah ren Zuchthaus verurteilt, die Angeklagten Reichardt und Klüh zu je einem Jahr Zucht haus. Die Angeklagten Pabſt, Kurt und Holzer wurden mangels Beweiſe freigeſprochen. Bei der Urteilsverkündung mußte die Schweſter des Angeklagten Püſchel, die ſchon geſtern bei dem Strafantrag einen Nervenzuſammenbruch und einen Schreikrampf erlitten hatte und heute in laute Pfuirufe ausbrach, aus dem Saale ge— führt werden. Die Mutter des Angeklagten Püſchel wurde obnmächtia. Schwerer Motorradunfall im Lorſcher ald Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Lorſch, 28. 8. Auf der Chauſſee durch den Lorſcher Wald ereignete ſich in der Nacht zum Sonntag ein ſchwerer Motorradunfall. Ein Motorradfahrer aus Gernsheim namens Stephan verunglückte dabei tödlich; die beiden Mitfahrer trugen ſchwere Verletzungen davon. Der Unfall ſoll durch eine Reifenpanne am Vorderrad herbeigeführt worden ſein. Flternpaar erhängt ſich Familientragödie an der Dill Herborn. Der Hausmeiſter der hieſigen Klein⸗ kinderſchule hat ſich früh morgens auf dem Schulhof erhängt. Er hatte einen Neubau an⸗ gefangen und glaubte, dieſen nicht vollenden zu können. Der unglückliche Mann war Mitglied einer Baugenoſſenſchaft, die ihm den erforder— lichen Geldbetrag zur Fortſetzung des Haus- baus nicht auszahlen konnte, weil er noch nicht an der Reihe war. Als der Sohn nach Hauſe kam, vermißte er die Mutter. Dieſe hatte ſich den Selbſtmord ihres Mannes ſo zu Herzen genommen, daß ſie ſich ebenfalls erhängt hatte. Der Sohn erlitt einen Nervenſchock, er mußte einer Anſtalt überwieſen werden. 0 5 Heinrich von Gristede Noman von Emmi Lewald. Abdrucksrecht durch: Der Ztgs.⸗Roman⸗Vertr., Berl. W. 9, Linkſtr. 20 11. Fortſetzung. Die Welt wor ſehr viel leuchtender anders⸗ wo. Da ſchäumten blaue Meere um herrliche Länder, und beſchneite Bergeszüge ſtanden köſtlich klar gegen leichte, wolkenloſe Luft. And wenn er in der abendlichen Einſamkeit mit dem Licht abends durch die Stuben ging und ſeine Pläne hin und her überdachte, dann ertappte er ſich darauf, daß er ganz laut und faſt feindſelig vor ſich hinſagte: „Nein, ich will es nicht. Ich will es nicht!“ * Er ſaß im Abendſchein am offenen Fenſter und las den erſten Brief aus Athen, der ihn in ſeinem nordiſcheg Exil erreichte, wie der Herzog ſein unerwartetes Erbe nannte Lr hatte den Brief faſt ungeduldig erwar⸗ tet. Es hing ſehr vieles für ihn ab vom In⸗ halt gerade dieſes erſten Briefes. Lydia von Mahrenhof, die immer heitere, die mit Goldſtaub auf ihrem dunklen Haar, die mit ihrer leichten Grazie im Gefolge der ſchönen Königin ſeit Jahren einherſchritt durch die Rieſenſale des Königsſchioſſes von Athen das von neuem Marmor leuchtete der blauen Luft Heſperiens. * und im größten Mittelfenſter den Blick auf die Akro⸗ polis einfing, graubraungoldene Säulen auf ein ausführliches er— zum Wirtſchaftsprogramm Erwägungen und Schlußfolgerungen Berlin, 29. 8. Ueber das Wirtſchaftspro⸗ gramm der Reichsregierung erfahren wir von unterrichteter Seite noch folgende Einzelhei⸗ ten: Das Zentralproblem für alle wirtſchaftli⸗ chen Ueberlegungen der Gegenwart iſt die Arbeitsloſigkeit und ihre Bekämpfung gewor⸗ den. Es geht heute darum, möglichſt alles, was bis heute auf dem Arbeitsmarkt brach gelegen hat, wieder in den Wirtſchaſtsprozeß einzugliedern. Bei den ſehr ſachlichen und ſehr vorſorglichen Beſprechungen über dieſes Problem, die ſchon ſeit zwei Jahren, angefan⸗ gen von der Brauns-Kommiſſion, gepflogen worden ſind, hat ſich gezeigt, daß es nicht möglich iſt, der Arbeitsloſigkeit allein mit den bisher angewendeten Mitteln, nämlich mit Notſtandsarbeten u. Arbeitsbeſchaffungs— programmen zu begegnen. Die Arbeitsbeſchaf— fungsprogramme und die Notſtandsarbeiten ſollen zwar durchaus nicht aufgegeben wer— den, doch genügen ſie allein nicht. Es muß mehr geſchehen, um das Uebel der Arbeits- loſigkeit zu bekämpfen. Die Ueberlegungen der Reichsregierung gehen davon aus, daß man die Arbeitsloſigkeit aus der Privatwirt⸗ ſchaft heraus zu bekämpfen ſuchen muß. Das hat dazu geführt, daß die Reichsregierung zu der Erkenntnis gekommen iſt, daß ſie die Pri— vatwirtſchaft ſtärken muß. Solange die Kriſe noch im Wachſen begriffen iſt, ſolange hat es keinen Wert, die Wirtſchaft zu veranlaſſen, mehr Arbeitskräfte zu beſchäftigen. Ganz be— ſonders gilt das für die Zeit der Deflations— kriſe; denn die Abgaben laſſen ſich nicht ſo ſchnell ſenken wie die Einnahmen. Von dieſer Tatſache gehen die Lähmungser— ſcheinungen aus, die parallel einer jeden De— flationskriſe bemerkbar werden. Wenn man nun der Meinung iſt, daß der längſte Teil des Weges durch die Kriſe zurückgelegt iſt, dann darf man daraus den Glauben ſchöpfen, daß wieder eine Belebung der Privatwirt— ſchaft einſetzen wird, ja ſogar, daß die Welt— wirtſchaft ſich wieder beleben wird. In ei⸗ nem ſolchen Moment iſt es gerechtfertigt, daß auch die Privatwirtſchaft, wenn ihr die Mög— lichkeit dazu gegeben wird, anders darauf rea— gieren wird, als das in einem früheren Zeit⸗ punkt der Fall geweſen wäre. Aus dieſem Grunde wird der Verſuch gemacht, die Privat— wirtſchaft in den Stand zu ſetzen, in Zukunft anders zu diſponieren als bisher, und da— durch den Anſchluß an die Belebung der Welt⸗ wirtſchaft überhaupt zu finden. Seit zwei bis zweieinhalb Jahren haben wir es in breiten Schichten der Wirtſchaft mit Zurückſtellung der Arbeiten für die Erhaltung der Betriebe zu tun. Dieſe Dinge müſſen jetzt nachgeholt werden, weil zum Beginn des Wiederauf— ſchwungs der Geſamtwirtſchaft der Produk⸗ tionsapparat in Ordnung ſein muß. einer Größe von 2—2,2 Milliarden aufgeſtellt worden, aufgelöſt in zwei Teile zu 700 Mil⸗ lionen und 1,5 Milliarden Mark. Die 700 Mil⸗ lionen Mark ſtellen eine Prämie auf die Mehrbeſchäftigung von Arbeitern dar. Dieſe Prämie beträgt, wie bereits bekannt, pro Kopf des Arbeiters 400 Mark im Jahre, oder vier⸗ teljährlich 100 Mark. Die Prämie hat die Wir⸗ kung, die öffentlichen Haushalte von den Ko⸗ ſten für die Arbeitsloſen zu entlaſten für den einzelnen Arbeiter gerechnet um einen Betrag, der größer iſt als 400 Mark. Umſo mehr man von dieſem Gelde ausgibt, umſo größeres An⸗ wachſen des Wirtſchaftsvolumens iſt zu er⸗ warten. Wenn die Entlaſtung auf dieſem Wege her— beigeführt wird, kommt ſie in erſter Linie den Gemeinden zugute, indem die Wohlſahrtsla⸗ ſten unmittelbar verkleinert werden. Der Ein⸗ ſatz des anderen Teiles des Betrages in Höhe von 1,5 Milliarden Mark ſoll in der Form erfolgen, daß für die nächſten 12 Monate, in dem Maße, als gewiſſe Steuern fließen, auf dieſe Steuern Anrechnungsſcheine gegeben werden. Bei den Steuerarten handelt es ſich um die Umſatz⸗, Gewerbe-, Grundvermögens⸗ und Beförderungsſteuer, die entweder in mo⸗ natliche oder vierteljährliche Abſchnitte(An- rechnungsſcheine) geteilt werden. Doch ſind die Erwägungen über die Unter⸗ teilung noch nicht abgeſchloſſen. Die Auswahl der Steuerarten iſt nach dem Geſichtspunkt er⸗ folgt, daß eine Erleichterung geſchaffen wer⸗ den ſoll bei den Steuern, die unmittelbar auf dem Produktionsprozeß ruhen. Die Einkom⸗ menſteuer konnte für dieſe Art der Steuerer— leichterung nicht in Betracht kommen. Wie von unterrichteter Seite weiter ver— lautet, hat der Reichsbankpräſident erklärt, daß die Steueranrechnungsſcheine nach der Lombardierungsſeite genau ſo behandelt wer— den, wie andere Papiere. Die Höhe der Lom— bardierungsfähigkeit hängt natürlich mit der Bewertung durch den Markt zufſammen. Aber der innere Wert der Papiere liegt ja feſt, weil man weiß, zu welchem Betrage das Reich ſie unter allen Umſtänden in Zahlung nimntt. Selbſtverſtändlich hat ſich die Reichsregierung bei ihren Ueberlegungen auch mit der Frage beſchäftigt, wieweit die künftigen Etats von ei⸗ nem Steuerausfall betroffen werden können. Dabei muß man berückſichtigten, daß die Be— ſchäftigungsprämie von 700 Millionen prak- tiſch nichts koſtet, weil ja ein noch größerer Betrag fortfällt, der jetzt für die Arbeitsloſen⸗ hilfe ausgegeben wird. Rechnet man ſo, ſo be⸗ trägt der Ausfall in den ſpäteren Jahren 300 Millionen zuzüglich Zinſen: aber auch ſelbſt dann, wenn man dieſen Umſtand beiſeite läßt, würde die obere Grenze nur auf etwas über 400 Millionen liegen. Ferner iſt die Beobachtung zu machen, daß in einem gewiſſen Teil der Wirtſchaft die Lagerbeſtände ſchon ganz außerordentlich nie⸗ drig ſind. Auch hieraus ergibt ſich die Mög⸗ 1 Was nun die Auswirkungen auf die Ankur⸗ belung der Produktion anlangt, ſo wird man nach Anſicht der unterrichteten Stellen einen Ueberblick erſt nach etwa vier bis fünf Mo⸗ naten haben, während die Wirkung auf den lichkeit, einer Beſchäftigung weiterer Arbeits⸗JT Arbeitsmarkt ſchon früher zu verſpüren ſein kräfte im Falle des Aufſchwungs. Für dieſe wird. Belebung der Wirtſchaft muß man einen Ein⸗ Wie der Reichskanzler bereits mitgeteilt hat, ſatz wagen, der genügend groß iſt. Er iſt in ſoll ferner unter prinzipieller Beibehaltung der Athen, 20. Mai 1838. Mein lieber, viel zu ſchnell ent⸗ ſchwundener Griſtede! Endlich kam Ihr erſehnter Brief, Seit dem Brief aus Trieſt iſt keiner an mich gelangt. Wo habe ich ihn geleſen: mitten im Saroni⸗ ſchen Meer! Wir fuhren mit dem Dampfer „Otto“ hinüber nach Aegina. Der Prinzenbe⸗ ſuch beherrſchte die Stunde. Im Hafen flagg⸗ ten und feuerten die Schiffe. Mit einemmal wurde uns nachſignaliſiert, daß Briefe da wären. Ein raſches Boot kam durch das Blau, oh, wie klopfte mein Herz— Briefe aus der Heimat! f Ach, wo ſind unſere Rtter hin mit den feu⸗ rigen Pferden auf den abſcheulichen Wegen— wo man ſich ſo ſchön„verirren“ konnte von der Kavalkade am Hange des Hymettos— zu al⸗ ten Grotten, wo weißer Marmor aus dem Schutt blinkte und abgeſchlagene Götterglieder, Stirngelock und Frauenhände zwiſchen den blauen Kaktusblüten lagen. Und nachher entſchuldigten wir uns mit „Sammeln“, wieſen ein paar dieſer ſo vergan⸗ genheitsſchweren Marmorſtücke vor und waren gleich wieder rehabilitiert! Der neue Marine⸗ offizier, ein vornehmer Hoſpodar, macht mir ſehr den Hof. Aber es ſind ſchlimme Dinge hier vor ſich gegangen. Ich wage keine Namen zu ſchreiben, ein Miniſter wurde ermordet. Ein großer griechiſcher Herr, jener, der den berühmten Namen des größten Türkenſiegers ſo prachtvoll repräſentierte, kam in Verdacht, davon gewußt zu haben; die ganze fiel in Ungnade. Ein Griech 1 amilie 0 Die Löhne bis z bleiben in der bisherigen Höhe beſtehen, wih. rend bei Neueinſtellung von Arbeitskräften d Löhne zwiſchen der 30. und 40. Arbeitsſiunt eine gewiſſe Ermäßigung erfahren könne Insgeſamtwirdeim Höchſtfall eine Ermäßigun, von 12½% eintreten. Vorausſetzung dafür i daß die Geſamtlohnſumme des Betriebes ſteigt Durch dieſe Beſtimmung ſoll gleichzeitig ein in direkter Druck in Richtung einer Arbeitszeit verkürzung ausgeübt werden. Eine Entſchließung des Zentrums Berlin, 29. 8. Die Zentrumsfraktion dez Reichstages hielt am Montag ihre erſte Sitzung ab. Die Verhandlungen wurden durch einen Bericht des ſtellvertretenden Parteivorſitzenden Joos über ſeine Unterredung mit dem Reichs kanzler von Papen kurz nach den Wahlen ein geleitet. Mit der BWP iſt, wie auch im alten Reichstag, eine Arbeitsgemeinſchaft geſchloſſen die ſich auf alle parlamentariſchen Fragen er ſtrecken wird. In der Ausſprache kam als Ein⸗ heitswille des Zentrums zum Ausdruck, daß die Partei alles verſuchen wird, um in die In— nehaltung verfaſſungsmäßiger Wege zu ge— währleiſten. Es wurde eine Entſchließung an⸗ genommen, in der die Richtlinien gebilligt wer den, die am 11. Auguſt von den Reichstags abgeordneten Joos u. Bolz dem Reichskanzler vorgetragen worden ſind. Im Verfolg dieſer Haltung fanden auch die Sonntag vom Reichs kanzler in Münſter hinſichtlich der über die der zeitigen Bemühungen des Zentrums gemachten Ausführungen grundſätzliche Ablehnung. Wör— lich heißt es am Schluß der Entſchließung: In der klaren Erkenntnis, daß jede Regie— rung, ohne Mehrheit und Vertrauen in der Volksvertretung zu beſitzen, notwendigerweiſe auf eine abſchüſſige Bahn kommen muß, arbei— tet die Zentrumsptrtei unbekümmert um Dro— hungen und Einſchüchterungen ihrerſeits mit an der Schaffung einer Regierung, die ſich auf eine klare Mehrheit des Parlamentes ſtützen kann und bemüht ſich, mit den Kräften zuſam— menzuarbeiten, die geleitet ſind von dem Ge— danken, daß es verfaſſungsmäßig unmöglich iſt, eine Reichstagsauflöſung nur deswegen zu befürworten und vorzubereiten, weil der ge— genwärtigen Regierung die Mehrheit verſagt bleibt. Jom Warten Von Franz Mahlke Es gibt nicht wenige, die warten auf— daz Glück. Das Glück will nicht erwartet, es will erkämpft ſein. 1 Ein wartender iſt nie ganz allein. Man kann es ihm vom Gedicht ableſen, ob die Freu— de, die Verzweiflung, die Stunde mit ihm teilt Was die meiſten Menſchen gern vergeſſen: an allen Wegen wartet der Tod. Wer der Ungewißheit einer ſchickſalbeſtin⸗ menden Entſcheidung lächelnd entgegenwartet, der ſteht nicht mehr im, der ſteht über dem Leben, * Wen ein Zuhauſe erwartet, der iſt auch in der Fremde nicht allein. Jeder Abſchied ſt der erſte Heimkehrſchritt auf der Gedanken⸗ brücke der Liebe. neue Konkurrenz in Ihrem Herzen nicht zu fürchten brauche. Und nun, mein teurer Freund, komme ich auf einen beſonderen Punkt, auf den ich drin⸗ gend aus mehreren Gründen Antwort erbit⸗ te: Es wird ſo ſeltſam geraunt über Ihre Ab⸗ reiſe. Zuſammenhanglos nur. Genaues ſcheint kein Menſch zu wiſſen. Nur die Tatſache ſcheint feſtzuſtehen, daß Sie mit dem Dampfer„Ma⸗ ria Dorothea“ nicht gefahren ſind, daß die be⸗ ſtellten Plätze leer blieben und verfielen. Sie ſollen anders fortgegangen ſein! Auf einer waghalſigen Route, zu Pferd quer durch das Land, vorbei an jenem Borne, wo Herku⸗ les die lernäiſche Schlange bezwang und auf der Felſenburg wo jene Penelope K. wohnt, die mir ſo viel Herzweh bereitet hat. Was für ein Wahnſinn hat Sie getrieben, in letzter Stunde das Heikelſte und Bedenklich⸗ ſte zu tun, was jemand aus unſerem Kreiſe ſich auf dieſem unſicheren Boden leiſten kann? And einer dunkelen Quelle nach, die ich aber gleich mit ſehr viel Drachmen verſtopft habe, ſollen Sie unter den Mauern der Burg von Lernä wirklich Ihr gefährliches Ideal ge⸗ troffen haben in regelrechtem Stelldichein und von den Brüdern, dieeſer wilden Bande von „ aufgeſtöbert und verfolgt zu ein. Sie u. Ihr Diener ſtreiften in wilden Ritten durchs Land um die Uferberge herum, um den ſteilen Fels von Palamides faſt bis zum Hafen von Nauplia. Und es heiß ſich nur mit Mühe und N Sie unter Kiſſen und Decken barmherzig verſtaut haben ſollen. Wer weiß, wohin dies Segel erſt trieb? Daher die ſo ſpäte Nachricht aus Trieſt, daher die leer gebliebenen Plätze auf der „Maria Dorothea“! Lieber Griſtede, ich müßte Sie haſſen für Ihren Verrat; aber vielleicht iſt das alles Lüge und Ihr Ritt über die Berge nichts als der Wunſch, eher eine Fahrgelegenheit nach Weſten zu erreichen. Die höchſten Herrſchaften ahnen noch nichts. Baron Basberg iſt ſofort hierher in See geſtochen, auf ſo begehrtem Poſten den Kameraden zu vertreten. Er hofft natürlich, Ihre Erbſchaft ſei ſo märchenhaft groß, daß Sie nicht wiederkehren. And auch ich hoffe, über mein Herz weg, daß Sie es niemals tun! Denn iſt nur ein Schimmer Wahrheit an dieſem Wahnſinns⸗ ſtreich, dann fallen Sie heut oder morgen dem Landesbrauch ja doch zum Opfer. Dann iſt der griechiſche Boden unmöglich für Sie! Denn nicht bloß in der Maina herrſcht das unerſchüttliche Blutrachegeſetz, es herrſcht überall zwiſchen dieſen wilden Bergen, erbt ſich fort in den Generationen. Und Sie kön nen nicht ſicher ſein, lieber Griſtede, daß, wenn einmal ein Enkel von Ihnen in ſpä⸗ teren, ziviliſierten Zeiten harmlos in Patras ans Land ſteigt, daß ihn nicht die Enkel von den Brüdern Penelopes nach automatiſch wirkendem Geſetz noch umbringen, falls 115 lich, wie man mir zugeraunt hat, einer ihres Geſhlehtes in leenſcweten mond olke e 5 W. ern Mainz.(Der Tod fuhr mit.) rige, unverheiratete Zimmermeiſter Philipp Kirſchner aus dem Vorort Ginsheim mit ſei⸗ nem Motorrad gegen einen Landwirtswagen, der angeblich nicht beleuchtet war. Der Unfall ereignete ſich kurz nach 8 Uhr abends. Bei dem heftigen Anprall trug K. einen ſchweren Schä⸗ delbruch und andere ſchwere Verletzungen da⸗ von, denen er bereits auf dem Wege zum Krankenhauſe erlegen iſt. Worms.(Gräßlicher Unfall an der Dreſch⸗ maſchine.) An der in Worms⸗Pfeddersheim aufgeſtellten Dreſchmaſchine ereignete ſich ein gräßlicher Unfall. Während ſich die Maſchine in Betrieb fand, geriet ein aus der Pfalz ſtammender Dreſchmaſchinenarbeiter in die Strohpreſſe. Er erlitt an beiden Beinen Brü⸗ che; außerdem wurden ihm mehrere Finger abgeriſſen. Im Städt. Krankenhaus Worms iſt er den Folgen der Verletzungen erlegen. Worms.(Großes Fiſgſterben in Pfrimm.) Bei Pfeddersheim beobachtete man, daß in der Pfrimm viele Hunderte kleine und größere Fiſche tot auf der Waſſerober läche ſchwammen. Darunter beſanden ſich Exemplare bis zu 4 und 5 Pfund. Die polizeilichen Er⸗ mittlungen nach den Urſachen des großen Füchſterbens haben ergeben, daß bei Wachen⸗ heim ein Autoführer zwei vom Kraftwagen geſtürzte Fäſſer, in die Pfrimm auslauken ließ. Es handelte ſich um einen giftigen Inhalt. Gegen den Autoführer iſt Strafanzeige er⸗ ſtaktet. Worms.(Wegen unheilbaren Leidens in den Tod.) Ein 49jähriger Heizer aus Worms wurde in ſeiner Wohnung erhängt vorgefun⸗ den. Wie die Ermittlungen ergaben, war der Verlebte mit einem unheikbaren Leiden be⸗ haftet, was die Urſache der Tat ſein dürfte. der Tole auf den Schienen Ingelheim, 28. 8. Sonntag früh wurde auf dem Bahnkörper in der Nähe der Chemiſchen Fabrik Boehringer eine männliche Leiche ge— funden. Der Kopf war vom Rumpf getrennt. Die Ermittlungen ergaben, daß es ſich bei dem Toten um den im 46. Lebensjahre ſtehenden Händler Karl Pitzer aus Ober-Ingelheim handelt. Anſcheinend liegt Sell tkmord vor. Die Tat dürfte Samstag abend zw'ſchen 10 und 11 Uhr ſtattgefunden haben. Mannheim.(Verkehrsunfall.) Auf der Fahrt durch die Hildaſtraße kam der Führer eines Perſonenkraftwagens mit ſeinem Fahr- zeug auf dem regennaſſen Aſphalt ins Schleu— dern und fuhr gegen das Haus Hildaſtraße Nr. 6. Dabei wurde das Steuerrad und die Windſchutzſcheide zertrümmert. Ein im Füh⸗ rerſitz mitfahrender 12 Jahre alter Junge er— litt Schnittverletzungen im Geſicht, der Führer blieb unverletzt. Der entſtandene Sachſchaden iſt erheblich. Mannheim.(Ueberfallen und ſchwer miß— handelt.) Vor dem Uebungsplatz des Hunde— ſportvereins Neckarau wurde ein 24 Jahre alter Taglöhner von bis jetzt noch unbekann⸗ ten Tätern durch Schläge und Fußtritte der⸗ art mißhandelt, daß er liegen blieb. Der Miß⸗ handelte, der vermutlich innere Verletzungen davontrug, wurde nach dem Krankenhaus verbracht. Lebensgefahr ſoll nicht beſtehen. Mannheim.(Erhängt.) Am Samstag nach— mittag hat ſich in Sandhofen ein 55 Jahre alter verh. Kaufmann vermutlich infolge eines ſchweren Nervenleidens in ſeiner Wohnung erhänat. Zu Tode„verhört“ der„dritte Grad“ vor Gericht/ Der Fall Start Neuyork, 29. 8. Wie ein menſchlicher Körper lach einem„Verhör“ durch amerikaniſche Po⸗ liziſten nach Anwendung des berüchtigten„drit⸗ len Grades“ ausſieht, beſchrieb in einem Pro⸗ zeß gegen amerikaniſche Polizeibeamte der Ge— krichtsarzt Dr. Otto Schultz. Die Verhandlung wurde geführt gegen fünf Poliziſten, die vor N einiger Zeit einen jungen Neuyorker namens Starck ſo eingehend„verhört“ hatten, daß er ſtarb. Der Leichnam wies folgende Wunden auf: Bruch des Kehlkopfknorpels, verſchiedene ſchwere Verletzungen auf der rechten Seite des Kopfes, Rißwunden unter den Augen und auf den Lippen, verurſacht durch harte Schläge mit einem Polizeiknüppel, Wunden am Kinn, ver⸗ mutlich die Folgen von Fauſtſchlägen, wobei dem„Verhörten“ einige Zähne ausgeſchlagen wurden, Wunden u. Quetſchungen am ganzen Rücken. Außerdem waren bei dem Getöteten die Knie, Schienbeine, Waden, ja ſogar die Füße über und über mit Wunden bedeckt. Die Vertei⸗ diger der angeklagten Poliziſten brachten den Mut auf, den Gerichtsarzt zu fragen, ob dieſe Wunden nicht von einem Unglücksfall herrüh⸗ den könnten. Der Gerichtsarzt verneinte dieſe Fragen jedoch ganz energiſch. Wellervorherſage Dienstag: Abgeſehen von Nebelbildung vielfach aufheiternd, trocken, neue Wärmezu⸗ öſtliche und ſüdliche Winde. 0 Zwischen Lau⸗ benheim und Mainz⸗Weiſenau fuhr der 34jäh⸗ der Aukounglück N Zwei Schwerverletzte. Kaiſerslautern, 29. 8. In der Nacht zum Sonntag ereignete ſich in der Nähe des Weſt⸗ bahnhofes ein ſchweres Autounglück. Der Chauffeur des Autobeſitzers Mann aus Kai⸗ ſerslautern fuhr mit deſſen Wagen, der mi zwei Damen beſetzt war, infolge der regen— naſſen Aſphaltſtraße die Böſchung hinab, zwei Bäume, einen Randſtein und ein Geländer wegreißend. Der Wagen wurde total zer⸗— trümmert. Die beiden Inſaſſen, Frau Müller und Frau Schilling, wurden lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Der Chauffeur blieb unverletzt. Lokales. Mignon Nur wer die Sehnſucht kennt, Weiß, was ich leide. Allein und abgetrennt Von aller Freude Seh ich ans Firmament Nach jener Seite. Ach!, der mich liebt und kennt Iſt in der Weite. Es ſchwindelt mir, es brennt Mein Eingeweide. Nur wer die Sehnſucht kennt, Weiß, was ich leide. Goethe. Der gut verſteckte Trauring. Ein zu Beſuch gekommener Schwiegerſohn hatte auf dem Gut ſeines Schwiegervaters in Tiefenſee(Oſt— preußen) im vorigen Jahr ſeinen Trauring verloren. Dieſer Tage verkaufte der Gutsbe— ſitze einem Fleiſcher eine Kuh, die bald da— rauf im Schlachthauſe ihr Leben laſſen mußte. Bei näherer Unterſuchung und Zerlegung des Schlachtſtückes fand ſich in den Fakten eines der vier Mägen der Trauring des Schwieger— ſohnes. Beerdigte Ziegelſteine. Der Tiſchlermeiſter N. aus einem kleinen oſtpreußiſchen Dorfe ſtand in dem guten Geruche, für billiges Geld immer ſehr ſchöne ſchwere Särge zu liefern, u. die Bevölkerung wünſchte ja immer ſchwere Särge. Auch fur eine Frau aus Groß Walde wurde ein ſolcher geliefert. Als man aber die Füllung herausnahm, weil man die verſtor⸗ bene Frau tiefer legen wollte, fand man des Rätſels Löſung: ſieben Ziegelſteine lagen un⸗ ter dem doppelten Holzboden und machten den Sarg um ein erhebliches ſchwerer und vor al— lem— teurer. Der vergeßliche Gedächtniskünſtler. Ein Ge⸗ dächtniskünſtler, dem man die unglaublichſten Fähigkeiten auf dieſem Spezialgebiet nachſag— te, ſollte unlängſt in einer kleinen Provinz— ſtadt der Vereinigten Staaten auftreten. Kein Wunder, daß bei dieſer nachgerühmten phä— nomenalen Begabung des Mannes der Vor— tragsſaal überfüllt war. Als aber eine halbe Stunde nach dem Beginn der Vorſtellung der „Genius des Erinnerungsvermögens“ noch immer nicht erſchienen war, ſchickte man einen Boten nach dem nahegelegenen Hotel, wo der Künſtler ſeelenruhig beim Abendbrot ſaß. Er hatte nämlich vergeſſen, daß die Vorſtellung bereits am gleichen Abend ſeiner Ankunft ſtatt— finden ſollte. Der Hund als Gerichtsvollzieher Wenn in Amerika einem Privatmann eine Klage zugeſtellt werden ſoll, ſo muß ein Be— auftragter des Gerichts dem Beklagten die amtliche Benachrichtigung über die Eröffnung des Verfahrens perſönlich übergeben. Es ge— nügt nicht, daß die Ladung— wie bei uns— durch die Poſt zugeht. Kann der Beauftragte des Gerichts den Beklagten nicht antreffen, ſo gilt die Vorladung oder der Strafbefehl als nicht zugeſtellt. Dieſe Beſtimmung wird natürlich von ſäumigen Schuldnern in jeder Hinſicht ausgenützt. Zu dieſen Leuten gehörte auch ein Bewohner von San Franzisco. den der Gerichtsvollzieher mit einem Strafbefehl über 300 Dollars Schadenerſatz für einen Kraftwagenunſall nicht erreichen konnte. Schließlich ſteckte der Beamte in einem ver— zweifelten Anfall die Urkunde unter die Tür, in der Hoffnung, der Schuldner würde dieſe Art der Zuſtellung doch als zu Recht beſtehend anerkennen. Ein Nachbar ſah das. Er war nun auch Zeuge der folgenden Szene: Der Wind, a Poll! den, damit Mißerfolge ausbleiben. und wirbelte ihn auf die Straße. Der Hund der plötzlich einſetzte,, packte den Strafbefehl Auslandsecho der Kanzlerrede Die hallung der franzöſiſchen Preſſe Paris, 29. 8. Die Blätter heben bei Be— ſprechung der geſtrigen Rede des Reichskanz— lers v. Papen in Münſter allgemein hervor, ſie lege davon Zeugnis ab, daß die Regierung von Papen im Amte bleiben wolle, denn ſie habe ein Programm entwickelt, deſſen Durch— führung eine größere Zeitſpanne zur Voraus— ſetzung habe. Große Beachtung findet außer— dem die Stelle, die ſich gegen den National- ſozialismus wendet. Die radikale Volonte meint u. a., man finde in der Rede keine Anſpielung auf die Außen- politik; dagegen zeige ſie den deutlichen Wil— len zu einer inneren wirtſchaftlichen Wieder— herſtellung und ſozalen Entſpannung. Auch der ſozialiſtiſche Populaire ſchreibt, die Regierung werde am Ruder bleiben und ihr Programm durchführen gleichviel welche Haltung die politiſchen Parteien einnehmen werden. Nach verſchiedenen Mutmaßungen über die Weitergeſtaltung der Dinge erklärt das Blatt, ein neues Kapitel der Geſchichte Deutſchlands beginne. Das Gewerkſchaftsblatt Le Peuple lehnt das in Münſter entwickelte Programm des Kanzlers ab. Echo de Paris ſchreibt, der Reichskanzler habe ſich für die Grundſätze ausgeſprochen, denen ſchon Preußen unter ſeinen großen Herrſchern gefolat ſei. Die Rede richte ſich an eine nationale Elite, die fähig ſei, nachzuden— ken und auch Andeutungen zu begreifen. Die Ausſchreitungen der Hitlerbewegung hätten die Gefahr mit ſich gebracht, unter den Deut⸗ ſchen Uneinigkeit hervorzurufen und das Aus— land zu erſchrecken. Die Reichsregierung finde ein Mittel, um ſich außenpolitiſche Sympa⸗ thien zu erwerben. Die Welt hatte ſehr viel Mühe gehabt, um die deutſche Macht zu bre⸗ chen. Jetzt werde ſie denen Beifall zollen, die dieſe Macht wieder herſtellen. Werde Frank⸗ reich dieſer Illuſion widerſtehen? Avenir führt aus, ſeit mehreren Tagen ha⸗ be man mit berechtigter Neugier ſich gefragt, wie der Reichskanzler, von Hitler herausge- fordert, reagieren würde. Seine geſtrige Rede ſei weder eine heftige Proklamation noch eine verſchleierte Abdankung geweſen. Sie ſei, wie man anerkennen müſſe, die Klugheit ſelbſt. Wie auch das Deutſchland von morgen aus⸗ ſehen möge, ſo ſei es für ſeine Nachbarn beſ⸗ ſer, es mit einer effektiven Regierung zu tun zu haben, als mit einem politiſchen Klub ohne Mandat und ohne Verantwortung. Man kön⸗ ne zwar kaum die Hoffnung haben, daß Pa⸗ pen für Frnukreich ein ſicherer Freund werde, aber man wiſſe wenigſtens, wer im Namen Deutſchlands ſpreche und mit wem Frankreich zu ſp habe. f ö Der Ber 80 n 0 der Vereinigung zwiſchen konſervativer und kühner moderner Geſinnung, alſo Neubau u. Konſervatismus. Der Berliner Korreſpondent des Petit Journal ſchreibt, Herr v. Papen habe ſo ge— ſprochen, als ob er die Gewißheit habe, lange an der Regierung zu bleiben, nicht aber wie ein Mann, der wegen des Ausganges der be— vorſtehenden parlamentariſchen Kämpfe beun— ruhigt ſei. Der Berliner Korreſpondent des Journal erklärt, man müſſe anerkennen, daß die Rede einmal über die Abſichten und Pläne der Re— gierung Aufſchluß gebe, zum anderen aber nicht als der Schwanengeſang eines Kabinetts angeſehen werden könne. * glarkes Jnlereſſe Englands für die Reichskanzlerrede London, 29. 8. Die Rede des Reichskanz— lers in Münſter mit ihren umfaſſenden Plä— nen zur Bekämpfung der wirtſchaftlichen Not— lage wird von den Blättern in ſpaltenlangen Berichten wiedergegeben. Der politiſche Teil der Ausführungen des Herrn von Papen wird allgemein ſo aufgefaßt, daß die jetzige Regierung nicht nur beabſichtigt, ſondern ent— ſchloſſen iſt, im Amte zu bleiben. Große Be— achtung findet der Angriff auf Hitler. Das Hauptintereſſe der Blätter wendet ſich aber naturgemäß den weitreichenden wirtſchaftli— chen Maßnahmen und beſonders der damit verbundenen Finanzpolitik zu.— In der kon— ſervativen Preſſe finden ſich bereits redak— tionelle Aeußerungen dazu. So ſchreibt Daily Telegraph in einem Leitartikel u. a., das Pro— gramm habe ſozialiſtiſche Merkmale, u. wenn die ſozialiſtiſche Seite des Hitlertums ernſt zu nehmen wäre, ſo wäre eine theoretiſche Reichs— tagsmehrheit zum mindeſten für einige der Maßnahmen denkbar. Dieſes ungeheure und koſtſpielige Programm für die Wiederbele— bung der Induſtrie und die Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit habe aber, ſo meint das Blatt zuſammenfaſſend, viele ſehr zweifelhafte Seiten. die Auswirkung der Kanzlerrede auf die Berliner Börſe Berlin, 29. 8. Die Bekanntgabe des Wirt⸗ ſchaftsprogramms der Reichsregierung in der Rundfunkrede des Reichskanzlers hat die ſchon am Samstag recht hochgeſpannten Hoffnungen der Börſe noch übertroffen. Bei außerordent⸗ lich lebhaftem Geſchäft— auch das Ausland hatte Kauforderns gegeben— lagen die Kurſe anfangs bis zu 3 Prozent höher;: vereinzelt waren noch 1 1 5 Beſſerungen des Schuldners, von ſeinem Herrn gut erz gen, ſprang hinter dem Papier her, packte es, kratzte an der Haustür und übergab es ſchweif⸗ wedelnd ſeinem Herrn, der nach dem Verſchwinden des Gerichtsvollziehers plötzlich wieder aufgetaucht war. Der Mann las das Papier und warf es ſofort auf die Straße. Der freundliche Nachbar hatte natürlich nichts Eiligeres zu tun, als dem Vollzugsbeamten den Vorfall zu melden, und dieſer erklärte vor Gericht, die Urkunde ſei rechtsgültig zuge⸗ ſtellt. Der Schuldner weigerte ſich zu zahlen: „Nein, der Strafbefehl iſt mir nicht zugeſtellt worden.“ Die gerichtliche Entſcheidung lautete: „Der Hund hat ſeinem Herrn die Urkunde ordnungsgemäß zugeſtellt.“ Man ſah das Tier demnach als Beauftragten des Gerichts an. Der Mann mußte zahlen. Elwas vom Obſteinmachen Gebieteriſch verlangt die heutige Zeit auch von der Hausfrau äußerſte Sparſamkeit. Da gibt es jetzt gutes und billiges Obſt in Men⸗ gen, aber wohin damit? Es verdirbt doch ſo leicht! Was liegt näher, als zu verſuchen die⸗ ſes Obſt zu konſervieren, d. h. einzumachen? Das Verderben der Lebensmittel iſt abhän⸗ gig von ihrer chemiſchen Zuſammenſetzung einerſeits und von ihrem Gehalt an Pilzen und Bakterien andererſeits. Da die letzten nur bei Gegenwart von Luftſauerſtoff in einer ge— wiſſen Feuchtigkeitsmenge und bei beſtimmter Wärme leben können, gilt es, ſie durch Ent⸗ ziehung ihrer Lebensbedingungen zu vernich— ten. Das geſchieht beim Obſteinmachen im all— gemeinen auf zweierlei Weiſe, einmal, wie beim ſogenannten Einwecken, dadurch, daf nan durch Hitze die vorhandenen Bakterien abtötet und die ſo zubereiteten Früchte unter uft⸗ und keimſicheren Verſchluſſe hält. Hierbei ſſt neben einwandfreien Gefäßen vor allem Sauberkeit vonnöten. Nicht nur Gläſer und Gummiringe müſſen ſauber ſein, ſondern auch die Hände der Hausfrau und alle Geräte, die ſie etwa beim Einwecken ſonſt noch gebraucht. Weiterhin darf zum Einwecken nur friſches, ſauberes und vollreifes Obſt verwendet wer— Das Gleiche gilt für die zweite Art der Früchtekonſervierung, nämlich das Einmachen mit Zucker oder Eſſig. Bei dieſem Verfahren werden die Pilze und Bakterien, mit denen je— des Obſt in wechſelnder Menge behaftet iſt, zwar nicht abgetötet, aber es werden ihre Le— bens⸗- u. Wachstumsbedingungen doch in ſehr hohem Grade verſchlechtert. Dabei darf man allerdings nicht zu ſparſam ſein u. etwa eine zu dünne Zucker- oder Eſſiglöſung verwen⸗ den. Im allgemeinen ſoll man eine Löſung herſtellen, in der je 10 g. Zucker oder je vier Teile Eſſig auf je 100 Teile Waſſer kommen. Um den Luftabſchluß, der durch die verſchie— denſten Verſchlüſſe erfolgen kann, noch weiter zu ſichern, muß ſoviel Zucker- oder Eſſiglö⸗ ſung genommen werden, daß dieſe ein wenig über dem Eingemachten ſteht. Ein Zuſatz von Desinfektionsmitteln wie etwa Salizylſäure oder dergl. iſt in geſundheitlicher Beziehung nicht harmlos und bei ſorgfältigem Einkochen auch entbehrlich. Wenn trotzdem der Inhalt eines Weckglaſes oder eines Gefäßes mit ein gemachten Früchten ſchlecht geworden, gegoren oder mit Schimmelpilzen bedeckt iſt, dann ſchütte man lieber im Intereſſe der Geſund—⸗ geit das Ganze fort, als daß man verſucht, urch irgendwelche Kunſtgriffe Verdorbenes retten zu wollen. Handel und Verkehr. Mannheimer Produktenbericht. Mannheim, 29. 8. Inlandsweizen, neuer, gut, geſund und trocken, 75—76 Kg., 22,50— 22,75, Inlandsroggen, neuer 72—73, 17, In⸗ landshafer, alter, 16,25—17, Inlandshafer neuer, 14,50—15,50, Sommergerſte 17-19, Futtergerſte 16,25—16,75, gelber Platamais m. S. 17,50, ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null Auguſt mit Auslandsweizen 34,40, ſüdd. Wei⸗ zenmehl Spezial Null, September—- November 33,40, desgleichen mit Auslandsweizen 34,40, ſüdd. Weizenauszugsmehl gleiche Mahlarten und Lieferzeiten 37,40, 36,40, 37,40, ſüddeutſch. Weizenbrotmehl gleiche Mahlarten und Liefer⸗ zeiten 26,40, 25,40, 26,40, Roggenmehl 60— 70 prozentige Ausmahlung, je nach Fabrikat 25— 26,25, feine Weizenkleie 8,50, Biertreber 10,40 10,70, Erdnußkuchen 12,75. Mannheimer Großviehmarkt. Mannheim, 29. 8. Zufuhr und Preiſe. 188 Ochſen 26—37, 148 Bullen 18—28, 200 Kühe 10—27, 298 Färſen 24—37, 591 Kälber 3048, 24 Schafe 22—29, 2664 Schweine 4350, 5 Ziegen 10—16 RM. Marktverlauf: Großvieh mittel, geräumt, Kälber lebhaft, geräumt, Schweine ruhig, Ue⸗ berſtand. Dalen für den 30. Auguſl: Sonnenaufgang 5.35 Uhr, Sonnenunter⸗ daufg 19.16 Uhr, 0 Mon duntergan 1 .