777 eee Männer-Sesang-Verein gegr. 1846. Morgen Sonntag, den 25. Sept., abends 8 Uhr, findet im Lokal zum „Engel“ unser diesjähriger Wurde mit Gesang, Theater und Tanz 1 8 8 l 9 1 1 1. 0 1 a N ist und bleibt das Verſteigerung. Am Montag, den 26. September 1932, vormittags 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes die nachſtehenden Grundſtücke des Michael Burkert 1. und den Erben ſeiner Ehefrau zur öffentlichen freiwilligen Verſteigerung gebracht. Die Verſteigerungsbedingungen, ſowie der Auszug aus dem Grundbuch können auf dem Geſchäftszimmer des Ortsgerichts während der Dienſtſtunden ein— geſehen werden. Flur VIII Nr. 73 41/100, Hofreite Hol- lerheck, 293 qm. Flur VIII Nr 73 45100, Grabgarten daſelbſt, 434 qm. b— eimer Finzeiger Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Brikett! 0* ek (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) W geh choc g Sicliore Dein Geid Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1% Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim statt. 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Im„Angriff“ veröffentlicht Dr. Goebbels einen Pareibeſchluß, wonach es den National⸗ ſozialiſten verboten iſt, die ſog. bürgerlich-na⸗ tionalen Zeitungen zu leſen. * Das Reichsgericht verurteilte den Roſtocker Bezirksleiter der KPD. Vogt wegen Vorberei⸗ tung zum Hochverrat zu anderthalb Jahren Feſtung. *. Im Lohnſtreit im Ruhrbergbau wurde ein Schiedsſpruch gefällt, wonach der Lohntarif unverändert um vier Monate verlängert wird. *. Das Altonaer Sondergericht verurteilte we⸗ gen des Raubüberfalles auf eine Filiale der Commerz⸗ und Privatbank die vier Angellag— ten zu drei bis neun Jahren Zuchthaus. * Die Berliner Kriminalpolizei verhaftete ei⸗ nen Ingenieur der ACG. und einen Vertreter wegen Werkſpionage. * Der mit Bildung der ſchwediſchen Regierung beauftragte Sozialdemokrat Hanſſon hat am Samstag dem König die Miniſterliſte vorge— legt. Im Brünner Hochverratsprozeß wurden die 7 Angeklagten für ſchuldig erklärt, ſich ſeit 193 in einigen Orten zu Anſchlägen auf die tſche⸗ choſlowakiſche Republik vereinigt zu haben. Sie wurden verurteilt zu Kerkerſtrafen von 3 Jahren bis zu einem Jahr Staatsgefängnis. * Nach längeren Werkſtatt⸗-Verſuchen iſt es dem M. A. N.⸗Werl Augsburg gelungen, einen Schweröl⸗Motor 1000 PS. herauszubringen, der jeden Vergleich mit dem Vergaſungsmotor aushält. Für die Luftfahrt iſt dieſer Fortſchritt von außterordentlicher Bedeutung, da Schweröl im Gegenſatz zu den bisherigen Brennſtoffen nicht exploſibel iſt. Die durch die Vorgünge bei der Nec rä⸗ ſidentenwahl zwiſchen dem Kyffhäuſerbund u. dem Stahlhelm eingetretene Entfremdung iſt, wie die neueſte Nummer des„Kyffhäuſer“ mel⸗ det, durch perſönliche Vermittlung des Reichs⸗ präſidenten beigelegt worden. * Die Nationalſozialiſten haben im ſüchſiſchen Landtag einen Antrag eingebracht, der Land⸗ tag möge beſchließen, ſich aufzulöſen, da er in keiner Weiſe mehr dem Volkswillen entſpreche. *. Von zuſtändiger Stelle wird zu der Mel⸗ dung über die beabſichtigte Einrichtung einer Zentralſtelle für Regierungsprovaganda er- klärt, daß eine derartige Zentralſtelle nicht be⸗ ſteht und daß ſie auch nicht geplant iſt. * Gandhi hat ſeit Beginn des Hungerſtreiks, 4.5 Pfund an Gewicht verloren. Aus Amerika iſt ein Sympathie⸗Telegramm bei Gandhi ein⸗ getroffen. * Der indiſche Nationaliſtenführer Patel iſt an Bord des deutſchen Dampfers„Europa“ in Neuyork eingetroffen, um eine große Werbe⸗ tätigkeit für die indiſche Unabhängigkeitsbewe⸗ gung in Amerika durchzuführen. * Die chineſiſche Regierung hat beſchloſſen, den Staat durch 8d 1 ö rauf ſeinen Verletzungen. ölle zu Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Montag, den 26. September 1932. zie japaniſchen Kaufleute in Schanghai ve⸗ roffen. * Ein Münchener Blatt will im Zuſammen— hang mit dem Abſchluß der wirtſchaftspoliti— ſchen Verhandlungen des Reichskabinetts u. a. wiſſen, daß etwa 80 v. H. der Gartenbauer— zeugniſſe, ſowie die wichtigſten tieriſchen Er— zeugniſſe, wie Butter, Speck, Schmalz unter die Kontingentierung fallen. 1. Wieder politiſche Juſammenſtöße Schwere Ausſchreitungen in Köln⸗Kalk Ein Toter, mehrere Schwerverletzte. witb Köln, 26. Sept. In der Kurzen Stra⸗ ße in Köln⸗Kalk kam es heute zwiſchen Kom⸗ muniſten und der Polizei zu ſchweren Zuſam⸗ menſtößen, die ein Todesopfer forderten. Als die Polizei einen kommuniſtiſchen Zug zum Auseinandergehen aufforderte, ſetzten ihr die Demonſtranten Widerſtand entgegen und es fielen mehrere Schüſſe aus der Menge. Als die Polizeibeamten aus den Fenſtern mit Steinen und Blumentöpfen beworfen wurde, befahl ſie den Einwohnern, die Fenſter zu ſchließen. Da dieſem Befehl nicht nachgekommen wurde, machte die Polizei von der Schußwaffe Ge⸗ brauch. Nach Räumung der Straßen fanden die Beamten bei der Durchſuchung der Häuſer unter mehreren Schwerverletzten den 25jähri⸗ gen Karl Stegmann mit einem ſchweren Ber⸗ kenſchuß auf. Stegmann erlag kurze Zeit da⸗ Die Polizei nahm 20 Demonſtranten feſt, die teilweiſe von aus⸗ wärts gekommen waren. Bei den Zuſammen⸗ ſtößen erlitten auch zwei Polizeibeamte leich tere Verletzungen. 2 3 Eine Hetzrede Herriots Berlin, 25. Sept. In Gramat hielt heute Miniſterpräſident Herriot eine Rede, die eine ſolche Fülle von Ungeheuerlichkeiten und Schiefhei— ten enthält, daß ſie nicht ohne Entgegnung hinge— nommen werden kann. Das gilt ſchon gleich zu Beginn der Rede für die Behauptung, es komme Deutſchland nur auf eine Wiederaufrüſtung an, während Frankreich den Frieden wolle. In Wirk⸗ lichkeit iſt in allen deutſchen Erklärungen zu die— ſem Thema— auch in denen des Generals Schlei— cher, auf die Herriot anſpielt— immer wieder mit Nachdruck betont worden, daß man jedes Waf— fenverbot, jede Abrüſtung begrüßen und mitma— chen würde. Herriot glaubt die Maßnahmen der Reichsregierung zur Ertüchtigung der Jugend als Beweismittel anführen zu können und verſteigt ſich dabei zu dem Satz:„Wie kann man Kinder die Kunſt des Tötens lehren“. Dabei hat der Leiter des Kuratoriums für Jugendertüchtigung, General v. Stülpnagel, in ſeinem bekannten Interview mit einem franzöſiſchen Journaliſten klar und deutlich Die Genfer Iriſtverlängerung für die Prüfung des iuseinandergeſetzt, daß die Jugendertüchtigung nicht im geringſten militäriſchen Charakter haben ſoll. Im Gegenſatz hierzu iſt Frankreich in der militäriſchen Ausbildung ſeiner Jugend allen Na— tionen geradezu richtunggebend vorangegangen. Die Beteiligung an dieſer Jugendausbildung iſt eine der wichtigſten Vorausſetzungen für die Be— förderung der aktiven Mannſchaften. Dieſer Ver— gleich zeigt unwiderlegbar, wie Herriot die tatſäch— lichen Verhältniſſe in beiden Ländern geradezu auf den Kopf ſtellt. Das gleiche gilt auch für den Teil der Rede, in dem der franzöſiſche Miniſter— präſident von der moraliſchen Abrüſtung ſpricht. Es iſt ſicherlich keine moraliſche Abrüſtung, wenn ſich noch vor wenigen Tagen der Vorſitzende des franzöſiſchen Oberſten Kriegsrates bei der Tu renne-Kundgebung in dem elſäſſiſchen Städtchen Türkheim das Wort des Marſchalls Ludwig des Vierzehnten zu eigen gemacht hat, daß kein ſtehe. Das iſt doch geradezu eine Propagandierung der Annektion des linken Rheinufers und ſie wiegt um— hervorragendſten Vertreter der franzöſiſchen Gene— ralität betrieben wird. g Wie ſich derartige Aeußerungen mit dem Be⸗ wiff der moraliſchen Abrüſtung vertragen, iſt für »utſchland und ſicher auch für neutrale Beurtei— ſchlechthin unerfindlich. Auf gleich ſchwachen Füßen ſtehen die hiſtori⸗ n Erinnerungen, mit denen Herriot operiert, wenn er Deutſchland vorwirft, es wolle ähnlich, wie ſeinerzeit Preußen, einen neuen Typus ſeiner Armee oder ſogar eine Doppelarmee ſchaffen. Höchſt unklar iſt die Rolle, die der Artikel 8 der Völkerbundsſatzung in der Rede ſpielt. Immer wieder greift Herriot auf ihn zurück, ohne aber nur einmal zu ſagen, was er denn vorſchreibt. Es iſt deshalb vielleicht nützlich, den Wortlaut heranzu— ziehen. Darnach bekennen ſich die Bundesmitglie— der zu dem Grundſatz, daß die Aufrechterhaltung des Friedens eine Herabſetzung der nationalen Rüſtungen auf das Mindeſtmaß erfordert, das mit der nationalen Sicherheit und mit der Erzwingung eittoittos pang usgungcpulcgo g aozpuanpugonn ſchaftliches Vorgehen vereinbar iſt. Dieſes Recht der„nationalen Sicherheit“ wird Deutſchand durch Frankreich ebenſo verweigert, wie Frankreich für ſich nicht daran denkt, die in dem Artikel 8 verlangte„Herabſetzung der nationalen Rüſtun— gen“ auf das Mindeſtmaß durchzuführen. Man ſieht alſo, wie Herriot bei der Zitierung des Arti⸗ tels 8 nur um den Kern herumredet, um das Prin⸗ zip der gleichen Sicherheit durch Spitzfindigkeite zu erſetzen. Herriot behauptet zwar, Frankreich habe bereit abgerüſtet. Aber ſeine Beweismitel ſind nur ein Spiel mit Zahlen. Mei den aroßen letzten franzöſiſchen Manövern, Lullonberichls in der Maudſchurei⸗ frage bis 14. November beſchloſſen— Chinas Vertreter ſagk: Japaniſche Lerſchleppungskalklißk Genf, 24. 9. Der Völkerbundsrat erledigte heute die letzten Vorbereitungen für die Ent— laſſung des Irak⸗Staates aus dem Mandats⸗ regime. Die letzte Bedingung, die der Irak noch zu erfüllen hat, iſt der Beitritt zum Völker— bund, der aus der diesjährigen Völkerbunds⸗ verſammlung vollzogen werden wird. Der Rat nahm weiter einen Bericht über die Vergebung öffentlicher Arbeiten auf inter⸗ nationaler Grundlage entgegen. Mit dieſem Plan hat ſich ein Sachverſtändigenausſchuß des Völterbundes, der unter Leitung des General- direktors der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft ſteht, in mehreren Sitzungen beſchäftigt. Der Rat beſchloß, die bisherigen Ergebniſſe dem von der Lauſanner Konferenz mit der Vorbe⸗ reitung der Weltwirtſchaftskonferenz beauf⸗ tragten Sachverſtändigenkomitee vorzulegen, in der Annahme, daß die Frage der öffentlichen Arbeiten in dem Programm der Weltwirt⸗ Sodann wandten ſich die Beratungen erneut dem chineſiſch⸗japaniſchen Konflikt zu. Der Ratspräſident ſchlug vor, in die von Jaapn er— betene Friſtverlängerung für die Prüfung des Lyttonberichtes einzuwilligen. Der japaniſche Vertreter erklärte, daß lediglich praktiſche und techniſche Gründe die japaniſche Regierung veranlaßt hätten, ihren Antrag zu ſtellen. Der chineſiſche Botſchafter Yen widerſprach der Friſtverlängerung. Er wies darauf hin, daß es Japan offenbar nur darauf ankomme, wieder Zeit zu gewinnen. Es wurde beſchloſ— ſen, den Völkerbundsrat zum 14. November einzuberufen, um zu dem Lyttonbericht Stel⸗ lung zu nehmen. * Frühſtück der Ratsmitglieder bei de Valera Genf, 24. 9. Der Präſident des Völkerbunds⸗ rates de Valera veranſtaltete heute mittag ein Frühſtück, an dem ſämtliche Mi 1 1 ing 8 1 6 b Kriegsmann in Frankreich Ruhe habe, ſolangen ein Deutſcher auf der linken Seite des Rheines! b n EE 49. Jahrgang die kürzlich ſtattfanden, waren Publirum und Preſſe ausdrücklich mit der Begründung ausge⸗ ſchloſſen, daß man niemanden in die techniſche Vervollkommnung der Armee Einblick gewähren wolle. Die Techniſierung des franzöſiſchen Heeres iſt denn auch ganz klar eine Aufrüſtung, die weit ſchwerer wiegt, als die Verminderung der Kopf⸗ ſtärke, die ſie automatiſch im Gefolge haben mußte. Denn die Tatſache, daß die ſchwerſte Gefahr in dem Ausbau der militäriſchen Technik und der Heranziehung der Maſchine zu militäriſchen Zwek⸗ len liegt, braucht man auch einem Nichtfachmann nicht erſt auseinanderzuſetzen. Endlich iſt zu den Ausführungen Herriots über die Schaffung einer internationa⸗ len Streitmacht noch zu ſagen, daß Deutſchland eine Teilnahme an einer ſolchen Ein— richtung niemals abgelehnt hat. Nur iſt es ſelbſt⸗ verſtändlich, daß ſie auch wirklich international ſein müßte, d. h., daß ſie gleichmäßig in Stärke und Qualität aus den Kontingenten aller Staaten zuſammenzuſetzen wäre. Sonſt würde eine ſolche 15 Un! N 0 Streitmacht garnichts anderes als die Verſtärlung ſo ſchwerer, als ſie von dem einflußreichſten und der Wehrmacht eines Volkes ſein. Am Schluſſe beklagt ſich Herriot dann noch da— rüber, daß die Deutſchen Frankreich keinerlei Dank für die Zurückziehung ſeiner Truppen vom Rhein gewußt hätten. Schließlich hat Frankreich aber doch bei jeder Räumungsphaſe ein gutes Geſchäft gemacht. Es hat die Räumung als Druckmittel zur Annahme des Dawesplanes und ſpäter auch des Poungplanes verwandt, die beide über das finanziell und wirtſchaftlich Mögliche hinausgin— gen und deshalb in ſich ſelbſt zuſammenbrechen mußten. Herriot hat von einem„neuen Friedens— ſtatut“ geſprochen. Vielleicht wird dieſer Gedanke bei den ſpäteren Erörterungen noch eine Rolle ſpielen. Vom deutſchen Standpunkt aus kann man ihm edenfalls nur wünſchen, daß dieſe einzige poſi— tive Anregung in der Rede des franzöſiſchen Mini— ſterpräſidenten auch ihn ſelbſt zu Erkenntniſſen führt, die eines Tages doch eine vernünftige wind gerechte Reoe lm eitinen. Ein Swölf⸗Monatsplan Papens? Berlin, 25. Sept. Die Regierung hat lt „N. B. L.“ einen politiſchen und wirtſchaftli chen Zwölf⸗Monats⸗Plan angekündigt. Was dieſer Zwölf⸗Monats⸗Plan enthält, wie er durchgeführt werden ſoll, iſt vorläufig unbe kannt. Die Negierung ſelbſt betrachtet nack Informationen aus politiſchen Kreiſen, die den Regierung naheſtehen, als Beginn ihres Jah resplanes den Erlaß der Notverordnung vom 4. September, ſodaß alſo jenes Zwölf⸗Monats, Programm vom September 1932 bis zum September 1933 laufen würde. Allerding wird darauf verwieſen, daß man dabei den ſelbſtverſtändlichen Vorbehalt machen muß, daf mit abſoluter Gewißheit heute niemand Vor⸗ ausſagen für einen längeren Zeitraum machen kann. Zu beachten ſei noch, daß die Regierung von Papen wiederholt eine ſehr elaſtiſche und bewegliche Taktik angewandt und ſtarre Ar⸗ beitsmethoden vermieden hat. Mit dieſen Ein⸗ ſchränkungen aber würde man den Ablauf des Zwölf⸗Monats⸗Planes ſich ungefähr fol⸗ gendermaßen vorſtellen: Man erwartet, daß der Block der zwei großen Parteien, Zentrum und Natio⸗ nalſozialiſten, bei den bevorſtehenden Reichs⸗ tagswahlen die abſolute Mehrheit verlieren wird, daß alſo in die Reichstagsverhandlun⸗ gen neue Faktoren eingeſchaltet werden kön⸗ nen. Das eine Mittel hat der deutſchnatio⸗ nale Fraktionsführer Oberfohren er⸗ wähnt, wenn er erklärte, die Deutſchnationa⸗ len wollten die 25 Mandate gewinnen, die jetzt die Bildung einer Mehrheit aus Zentrum und Natlonalſozialiſten ermöglichten. Das zweite Mittel ſieht man offenbar in dem Ver⸗ ſuch, die Bayeriſche Volkspartei vom Zentrum loszulöſen und durch beſonderes Entgegenkom⸗ men an bayeriſche Wünſche die regierungs⸗ feindliche Mehrheit des aufgelöſten Reichsta⸗ ges noch weiter zu ſchwächen. würde bei ſolcher Entwicklung entweder ar beitsunfähig ſein oder ſich den Wünſchen gierungsfreundlicher Parteigruppen bei Der Reichstag/ alen für den 26. Zeplember Sonnenaufgang 6.18 Sonnenuntergang 18.14 Mondaufgang 0.51 Monduntergang 16.51 1759: Generalfeldmarſchall Graf York v. War⸗ tenburg in Potsdam geb. 1815: Abſchluß der Heiligen Allianz. Lohales Die Einkommen der Staatsoberhäupter. Die Einkommensverhältniſſe der Staatsoberhäupter ſind recht verſchieden. Am beſten ſind noch im⸗ mer die gekrönten Häupter bezahlt. Der erſte auf dieſer Liſte iſt der König von England, der eine halbe Million Pfund(1 Pfund= 20 RM) bezieht, wovon er allerdings auch die Gehälter und Penſionen ſeiner Hofbeamten bezahlen muß. Der König von Belgien erhält jährlich 800 000 RM, der König von Italien, die Köni⸗ gin von Holland, der Zar von Bulgarien und der Kaiſer von Japan erhalten jährlich 250000 RM. Der Präſident von Frankreich muß ſich mit 2 Millionen Franken(ca. 320000 RM) begnügen. Dem Präſidenten von Portugal ſind 160 000 RM zugebilligt. Die Zivilliſte des deut⸗ ſchen Kaiſers lautete vor dem Kriege auf 17,5 Millionen RM. Hindenburgs Jahresgehalt be— trägt nach Abzug aller Notverordnungskürzun— gen nicht mehr als 37800 RM, von denen aber noch die Steuern abzurechnen ſind; als Auf— wandsentſchädigung bezieht er noch dazu 120 000 RM eim Jahr. Der erſte deutſche Reichs- präſident Ebert erhielt noch faſt das Doppelte des heutigen Reichspräſidentengehalts. Das Jahresgehalt des amerikaniſchen Präſidenten Hoover beträgt jährlich 370000 RM. Kartoffeln, Gemüſe und Brot billiger gewor⸗ den. Aus einer Ueberſicht der Einzelhandels— preiſe wichtiger Lebensmittel im Juli u. Auguſt 1932 ergibt ſich, daß die Preiſe für Kartoffeln und Gemüſe infolge der ſteigenden Zufuhren zurückgegangen ſind. Preisſenkungen ergaben ſich ferner auch für Mehl und Brot. Die But— terpreiſe ſind im Auguſt faſt unverändert geblie— ben. Die Eierpreiſe haben etwas angezogen. Speiſeſalz iſt infolge der Einführung der Salz— ſteuer erheblich teurer geworden. Der Kleinver- kaufspreis ſtieg im Geſamtdurchſchnitt von 14,5 auf 26,5 Pfg. und erhöhte ſich damit um 82,8 Prozent. Die Fleiſchpreiſe haben ebenfalls er— heblich angezogen. Die Geſamtſteigerung be— trägt durchſchnittlich 10 Prozent. Trotzdem lie— gen noch ſämtliche Fleiſchpreiſe unter den Prei— ſen vom Auguſt 1929, dem Jahre, in dem die Preisſenkung noch nicht begonnen hatte. 66 270 ſteuerpflichtige Kraftfahrzeuge weni⸗ ger. Die Beſtandserhebung der Kraftfahrzeuge in Deutſchland zeigt einen Rückgang um 25 668 Perſonenwagen und Omnibuſſe, 8652 Laſtkraft— 5 wagen und 31950 Großkrafträder. Insgeſamt beträgt alſo der Rückgang an ſteuerpflichtigen Kraftfahrzeugen 66 270 Stück. Ernkedanßhfeſt Den Abſchluß der Ernte bildet das Ernte— dankfeſt. Die kirchliche Erntedankfeier findet in den meiſten Gegenden Deutſchlands am Sonn— tag nach Michaelis(29. Sept.) ſtatt. Die Ernte⸗ feier blickt auf eine lange Geſchichte zurück. In den Sitten und Gebräuchen, die ſich an den Werdegang des menſchlichen Arbeitslebens an— ſchließen, läßt ſich die Art des Volkes erkennen. Unſer deutſches Volk iſt ein Bauernvolk von ſei— nem Urſprung her. Schon vor Jahrtauſenden haben in Deutſchland unſere heidniſchen Vor— kränzen und Feldſträußen geſchr Prieſtern Früchte des Feldes übe ſie als Opfer für Wodan und Frey der Ernte, dargebracht würden. Das Erntefeſt ländlichen Feſten und iſt es wert, in Sitte und Gebrauch erhalten zu werden und dem Volke nicht verloren zu gehen. Heute iſt ſchon vieler⸗ orts die ſchöne Feier verſchwunden und ver⸗ klungen. Nur den älteren Leuten klingt ſie noch als altes Märchen. Am Sonntagnachmittag ver⸗ ſammelte man ſich auf dem Anger zu einem Umzug durch das Dorf. Die Männer erſchienen mit blumenbekränzten Senſen und die Mädchen mit dem Rechen, den ſie auch mit einer Blumen⸗ Zuges marſchierte die Dorfkapelle. So gings Vor dem Hauſe des Ortsſchulzen wurde halt⸗ gemacht. Die Kapelle ſpielte den Choral:„Nun danket alle Gott“, worauf der Führer des Zu⸗ ges eine kleine Anſprache hielt, die vom Schul- zen mit einem patriotiſchen Ausklang erwidert wurde. War der Umzug beendet, ſo wurde im Dorfkrug Kaffee getrunken und danach fröhlich das Tanzbein geſchwungen. Das ganze Dorf nahm an dem Feſte teil. Schwere Jahre ſchaffen ſchwere Sorgen und verſcheuchen gar zu leicht die Freude an althergebrachten Feiern. Es iſt Zeit, daß dem Landmann wieder ſein Lebens— recht wird. Es geht beſonders an die Land— jugend die gern befolgte Forderung auf Wie— derbelebung alter Sitten und Bräuche und tra- ditioneller Dorffeſte. Zu den ſchönſten, ſinnio ſten und gegebenen Feſten gehört das Ernte— dankfeſt. Es iſt nicht bloß ein Tag der Freude. Es gilt, in Treue der heiligen Mutter Erde zu gedenken und der traditionsgebundenen Pflich— ten des ländlichen Berufs. Wer will erfinden? (Mitgeteilt vom Reichsverband Deutſcher Erfinder Weimar) Einen elektr. Anweſenheitsanzeiger für Aerzte, Schweſtern etc. über der Schelle an— gebracht, damit dieſe nicht unnötig und ruheſtörend benutzt wird. 2. Einen billigen Fünfminutenbrenner direkt an ber Faſſung der elektr. Glühbirne anzu⸗ bringen. 3. Einen Radio-Zimmerfernſchalter. Das wä— re gewiß ein Schlager. J. Eine Kapſel für elektr. Anſchlußſchnüre, da⸗ mit dieſe nicht immer im Wege herumlie— gen. Der Kapſel wäre immer nur ſo viel Schnur zu entnehmen, wie gerade gebraucht wird. Eine Büro⸗Uhr in Verbindung mit einem Abreißkalender, wodurch der Kalender je— den Morgen automatiſch abgeriſſen wird. Einen Tonverſtärker für Mundharmonika. „Eine Streubüchſe für Pfeffer, Salz etc., die nur beſtimmte Mengen abgibt. Einen kleinen, handlichen Staubſauger für Backſtuben.. Eine unauffällige Vorrichtung, damit Da⸗ menhandtaſchen nicht geſtohlen werden kön nen. 10. Eine Vorrichtung, mittels der Handtaſchen, Aktentaſchen, die auf den Tiſch oder einen Stuhl gelegt werden, ſich ſofort feſtklemmen. at und Auskunft koſtenlos erteilt unſeren A unenten der Reichsverband Deutſcher Er— fahren die geweihten Opferſteine mit Aehren⸗ finder Weimar. gehört an erſter Stelle zu den traditionellen. girlande umwunden hatten. An der Spitze des unter den Klängen der Muſik durch das Dorf.“ egen g Sie werden in den Karteien hintangeſtellt. Frankfurt a. M., 24. 9. Die Arbeitsämter im Bereich des Landesarbeitsamts Heſſen haben in letzter Zeit auf Anweiſung der Reichsanſtall der Ausmerzung der Doppelverdiener zugun⸗ ſten der dringender Erwerbsbedürftigen ihre ganz beſondere Aufmerkſamkeit zugewandt Den jetzt vorliegenden Berichten der Aemter iſl zu entnehmen, daß es dank der ſozialen Ein⸗ ſicht der Arbeitgeber der privaten ſowohl wie der öffentlichen Verwaltungen gelungen iſt, in vielen Fällen eine Beſeitigung beſonders kraſſer Fälle von Doppelverdienſt zugunſten völlig Er⸗ werbsloſer zu erreichen. Namentlich auch in der Forſtwirtſchaft konnte eine große Zahl von in⸗ negehabten Poſten untergebracht werden. In Fällen, wo ausreichend verſorgte Penſionsemp⸗ fänger noch eine volle Nebenbeſchäftigung ha⸗ ben, ſoll im Einvernehmen mit den oberſten Inſtanzen Preußens und des Reiches vorge⸗ gangen werden. Allgemein wird der Wunſch nach geſetzlicher Ausmerzung des ausgeſproche⸗ nen Doppelverdienerunweſens ausgeſprochen. Bei der Arbeitsvermittlung wird jetzt eine ſcharfe Kontrolle geübt: Erwerbsloſe, deren Familienmitglieder ausreichenden Verdienſt haben, werden zugunſten dringender Erwerbs⸗ bedürftiger hintangeſtellt. Geographie ſchwach. Pirmaſens, 24. 9. Die„Pirmaſenſer Zei⸗ tung“ berichtet:„Rheinpfalz— Provinz Sach⸗ ſen“. Daß man unſer armes Pirmaſens in alle möglichen Landſtriche des In- und ſogar des Auslandes verlegt, das ſind wir nachge— rade gewöhnt und dieſerhalb wollen wir auch kein Aufhebens mehr machen. Was ſich aber neulich ein Berliner Geſchäftshauß in einer Zuſchrift an eine Pirmaſenſer Firma geleiſtet hat, geht nun doch über die Hutſchnur. Sie ſchrieb nämlich kalt und unerſchrocken: An Hrn. P. in Pirmaſens, Rheinpfalz(Provinz Sach⸗ ſen). Die ganze Pfalz die doch nun ſchon ſeit geraumer Zeit am Rheine liegt, einfach nach Sachſen zu verlegen, das blieb wieder einmal den Berliner vorbehalten. 900 Arbeiter eingeſtellt. Trier, 24. 9. Die Schuhfabrik Romika bei Guſterath hat auf Grund des Wirtſchaftspro— gramms der Reichsregierung ihre Belegſchaft um über 900 Mann erhöht, ſodaß der frühere Stand von 1200 Mann wieder erreicht wor- den iſt. Am Montag wird in dem Betrieb die tere Steigerung der Belegſchaft zur Folge ha— ben wird. Großfeuer durch Blitzſchlag Wiesbaden, 24. 9. Heute abend hat ein Groß⸗ feuer auf dem Nürnberger Hof beträchtlichen Schaden angerichtet. Das Feuer iſt durch einen Blitzſchlag entſtanden. Es ſind über 120 Zent⸗ ner gedroſchene Frucht, deren Reſt erſt geſtern eingefahren worden war, vernichtet worden. Außerdem wurde auch eine Dreſchmaſchine ein Raub der Flammen. Die neue jetzt wieder in Brand geratene Scheune war erſt vor zwei Jahren niedergebrannt. Damals ſoll Brand— ſtiftung vorgelegen haben. Einſchränkung der militäriſchen Reſerveg eit in der Schweiz. Bern, 24. 9. Der Bundesrat hat einen An⸗ trag in der Bundesverſammlung eingebracht, der die Dienſtbefreiung für Korvoräle. Gefrei⸗ heinrich von Gristede Abdrucksrecht durch: Der Ztgs.⸗Roman⸗Vertr., Berl. W. 9, Linkſtr. 20 34. Fortſetzung. „Die Frechheit der Leute kennt heutzutage keine Grenze mehr. So was iſt mir wirklich noch nicht vorgekommen.“ „Ja“, ſagte mit einemmal Leeven und ſchoß einen aufgeregten Blick in Griſtedes Geſicht.„Dem kann ich nur beipflichten. So was iſt auch noch nicht vorgekommen!“ Und unwillkürlich hingen mit einemmal alle Blicke an Griſtede, der das Ziel dieſer plötzlichen Attake geweſen war. Die Ratsdiener und Schreiber, die vom Lärm herbeigelockt zur Treppe geeilt waren, die von oben aus dem Ausſtellungsſaal nach⸗ drängenden Menſchen, die nicht gehört hat⸗ ten und nur gemerkt, daß da irgendwas au⸗ ßerhalb des Gewohnten vor ſich ging— alle betrachteten Griſtede, der keine Miene verzog und wie ein Unbeteiligter dem Ausgang zu⸗ ſchritt und doch in der ſeltſamen Gelaſſenheit, mit der er den ganzen Auftritt hinnahm, et⸗ was Befremdliches hatte, etwas nicht ganz zu Verſtehendes. Der Intendant hatte zu lachen aufgehört. Er, der ſchärfſte Menſchenkenner von allen, der einzige mit ſtarker Phantaſie, fand mit einemmal, daß dies kurze Erlebnis faſt etwas bheimliches gehabt habe, nicht ſowohl we⸗ 1 2 * pig ie antes deine Griſtede ohne Kritik, ohne ein Wort der Em— pörung über die groteske Albernheit ſolch eines Auftritts, faſt wie ein Somnambuler, ſchweigend in die Sonnenhelle hinaustrat. Draußen tönte der Lärm des Marktes, die Hufſchläge der Pferde, die nun weiterfahren konnten. Aus dem Souterrain des Rathauſes aber hallte eine wütende, keifende Stimme, ein Schwall zornig herausgeſtoßener Worte, grell und ſchneidend. Die Herren trennten ſich eilig voneinander, jeder ging ſeinen Geſchäften nach, die ohnehin durch die Ausſtellung der Fresken einen ſtarken Aufſchub erlitten hatten. Nur der Kammerherr von Leeven ſchlen⸗ derte langſam weiter, ging einmal rund um die hohe Backſteinkirche und kehrte dann, die Hände in beiden Taſchen mit liſtigen Augen, wie auf der Fährte eines Wildes, in das Rathaus zurück. Er ſtieg ohne weiteres in die unteren Räume hinab; dieſe Sache mußte er ergrün⸗ den, ſo genau wie möglich.— Es gab für die Polizei ſehr viel zu tun. Ein paar Volksaufwiegler hatte man zu faſ⸗ ſen bekommen und ſtellte umſtändlich und langſam ihre Perſonalien feſt. In der Ecke ſaß zornbebend die zerlumpte Geſtalt des aufgegriffenen Vagabunden. Das Augenweiß über dem Stoppelbart blinkte unruhig hin und her. Die Poliziſten ſahen erſtaunt den Kam⸗ merherrn eintreten, der durchaus nicht in dieſe Welt gehörte. Da Leeven aper vorgab, in einer Privatſache den vollbeſchäftigten Po⸗ dieſer Abſicht herumbewegte, ließ man ihn unter den Wartenden und verſuchte verge— bens, einen Stuhl für ihn frei zu bekommen. Leeven lehnte ſich an die Wand und tat, als erkenne er jetzt den Uebeltäter dicht ne— ben ihm in der Ecke. „Das war ja unerhört, einen ſo Herrn in dieſer Weiſe zu beleidigen.“, er leiſe mit ſtrengem Kopfſchütteln. Der Vagabund fuhr empor. „Tauſend heilige Eide kann ich ſchwören, 15 alles wahr iſt, was ich ſage“, brauſte er auf. „Muß denn ſo geſchrien werden?“ flüſterte Leeven ſtreng.„Sie ſehen doch, wieviel Wich⸗ tigeres hier zu tun iſt. Warten Sie bis Sie an die Reihe kommen. Oder wenn Sie durch⸗ aus reden wollen, reden Sie leiſe mit mir hohen ſagte 40⸗Stunden-Woche eingeführt, was eine wei- ben, 15 den 7. 0 1 8 dieſe außerordentliche Maßnahm 1 fähr 2 500 000 Franes eingeſpart werden. e. n Triembach.(Todesopfer eines Brandun⸗ glücks.) Bei Landwirt Sittel brach Feuer aus, durch das Wohnhaus, Scheune, Stallungen u. Schuppen vollſtändig vernichtet wurden. Sittel konnte aus ſeinem Haus nicht mehr gerettet werden, er verbrannte bei lebendigem Leib. hHähnlein.(Selbſtmord.) Aus bisher unbe⸗ kannten Gründen machte der 66jährige Land⸗ wirt Knies in der Scheune ſeines Anweſens ſeinem Leben durch Erhängen an ſeiner Leiter ein Ende. Reichskanzler v. Papen in Oſlpreußen Königsberg, 24. 9. Reichskanzler v. Papen traf mit dem fahrplanmäßigen Zug aus Ber⸗ lin kommend hier um 9.42 Uhr ein und ſetzte ſeine Fahrt im Auto nach dem Notſtandsgebiet des Regierungsbezirks Gumbinnen fort. Humor Student: Gnädiges Fräulein, wiſſen Sie „ wer dieſer widerliche Kerl da drübem iſt? f Junge Dame: O ja, das iſt der Vorſitzende des Prüfungsausſchuſſes, Profeſſor Meyer. Aber wiſſen Sie denn, wer ich bin? Student: Nein! 7 Junge Dame: Ich bin die Tochter von ihm! 5 Student: Und wiſſen Sie denn, wer ich in ꝰ Junge Dame:Nein! Student: Gott ſei Dankl E Vater(ärgerlich zur ſpät heimkommenden Tochter): Willſt du mir gefälligſt erklären. was du getrieben haſt? Tochter: Gern Vater, du haſt Joch einen Geſchäftsfreund, mit dem du jedesmal zuſam⸗ men warſt, wenn du ſpät nach Hauſe kommſt. Das erzählſt du Mutter ja immer. Mit dem Sohne dieſes Mannes bin ich ausgeweſen. a5. Schaffner(zum Fahrgaſt während des Paſ⸗ ſierens einer Eiſenbahnbrücke): Stecken Sie den Kopf lieber nicht zum Fenſter hinaus! i e Das kann ich ja machen, wie ich will! Schaffner: Meinetwegen. Wenn Sie aber die Brückenbogen beſchädigen, müſſen Sie den Schaden bezahlen. Erſter Schotte: Hallo, Sandy! Biſt du es? Mindeſtens zehn Jahre haben wir uns nicht geſehen! Sandy: Bei Gott! Zehn Jahre ſind's! Erſter Schotte: Da müſſen wir bei einem Glas Bier feiern. Sandy: Allemal. Aber erinnere dich daran, daß ich damals das letzte Glas bezahlt habe. * „Sie haben eben vor dem Herrn, der uns begegnete, ſo tief den Hut abgenommen. War es einer Ihrer Vorgeſetzten?“ „Nein, das war mein Barbier! Er hat mir vor einiger Zeit ein Mittel angedreht, nach deſſen Gebrauch das Haar wieder wachſen ſoll⸗ te. Und jetzt zeige ich ihm jedesmal meinen kahlen Schädel, um ihm ſeinen Betrug vor und tragen mir den Fall vor.“ Das verwilderte Geſicht ſah mit ſcharfem Blick zu ihm auf, hoffnungsvoll, als wittere es plötzlich Teilnahme oder Beiſtand. „Da ſoll einem auch wohl die Galle über⸗ laufen“, flüſterte er. ſitzt man. Was habe ich denn viel verbrochen! Wir ſind am Kanalbau beſchäftigt und dann entlaſſen, wie er fertig war. Kriegte keine Ar⸗ beit, wollte in meine Heimat. Da, wo ich her bin, Sankt Veit in Kärnten; da, wo man zu Haus iſt, kriegt man am erſten was. Aber Kärnten iſt weit, wenn man kein Geld hat. Da hab' ich mit ein Pferd nehmen wollen heute früh und bin abgefaßt worden.“ Leeven heugte ſich tiefer herad. „Ja, aber, mein guter„ flüſterte „In Not und Klemme leutſ iſt Augen zu halten.“ ungeheuerlichen Behauptungen anzufallen.— Sie haben doch ſelbſt gemerkt, wte empört alle Leute waren, die es mit anhörten. Denn alle kennen den Kammerherrn von Griſtede, 5 ſchon ein Jahrzehnt lang in der Stadt iſt.“— „Der und hoher Herr!“ Der Mann lachte höhniſch in ſeinen wilden Bart.„Hat ſich was mit hohem Herrn! Das iſt der Franz Glanegg aus dem Waiſenhaus in Sankt Veit, ſo wahr als ich der Jakob Heerdweg bin! Zwei Fin⸗ delkinder ſind wir. Und wie ſie's denn ſo machen, den Vornamen kriegt man von dem Heiligen, wo grad der Tag im Kalender iſt, und den Familiennamen nach dem Weg, wo man gelegen hat. And den Franz fand man an der Glan, bei der Böſchung, da, wo es von der Burg Glanegg herunter geht zum Tal. Und beide haben wir das Mauererhandwerk gelernt, und ſind gewandert. Und beim gro⸗ ßen Brückenbau über die Fella gabs eine große Schlägerei,— es waren ſo viel Italie⸗ ner unter uns. Und wir wurden alle einge⸗ ſperrt. Aber er und ich kamen dann frei. Wir hatten keine Schuld. Aber auch kein Brot, und wir hungerten. Wir ſind auf Ar⸗ beit gewandert über den ganzen Karſt, und wie wir nichts fanden, herunter nach Trieſt; da bei den Werften gäbs was zu tun, hatte einer uns geſagt, ſie bauen ſoviel neue Schiffe f da beim neuen Lloyd. Und in Trieſt iſt er phötzlich fort von mir, hat einen bayriſchen Herrn gefunden, dem ſein Diener ertrunken war. a Fortſetzung folgt. der Kolonial frage Unſere Kolonlen dürfen uns nicht lä Deulſchland hat einen Anſpruch Die Kolonialpolitik iſt in all den Nachkriegs⸗ jahren ſehr ſorgfältig und auch mit wohlüber⸗ Aagter Zielſetzung betrieben worden. Sie wurde wefördert durch verſchiedene Kolonialverbände, Hatte auch einen ſehr großen Erfolg bei der reſt⸗ loſen Ausräumung der Koloniallüge. Heute iſt für uns die Kolonialpolitik lediglich Wirtſchaftspolitit. Sie hat nichts zu tun mit Machtbeſtrebungen, weil es gilt, auch auf die⸗ jem Gebiete das uns entriſſene Recht wieder zur Geltung zu bringen, berechtigte deutſche For⸗ derungen anzumelden. Die Kolonialpolitik er⸗ trägt aber keine aus innerpolitiſchen Preſtige⸗ gründen geſuchte forſche Vorſtöße. Denn damit würden wir unſere Rechtslage gefährden, wür⸗ den wir uns, wie ſchon in der Abrüſtungsfrage, ebenfalls in eine Iſolierung bringen, würden wir auch diejenigen Mächte vor den Kopf ſto— ßen, die grundſätzlich bereit zu ſein ſcheinen, un⸗ ſeren Forderungen zuzuſtimmen. Wenn von der„Aktivierung“ der deutſchen Außenpolitik die Rede iſt, dann heißt es vorſich— tig operieren, weitſchauend zu taktieren, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, bis man das deutſche Kolonialproblem wieder vor aller Oef— fentlichkeit aufzurollen vermag. Es iſt vor vor⸗ eiligen Reden und unüberlegten Forderungen dringend zu warnen. Das ſcheint ja auch die Reichsregierung nunmehr eingeſehen zu haben, denn es iſt bekannt geworden, daß in der letzten Zeit der geſchäftsführende Präſtdent der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft, Dr. v. Linde⸗ quiſt, mit Reichsminiſtern über die zukünftige deutſche Kolonialpolitik Beſprechungen führte, daß dabei die Reichsregierung den Standpunkt vertrat, man müſſe erſt die Klärung der vor⸗ dringlichen außenpolitiſchen Fragen, wie der uger vorenthalten bleiben— Auch auf einen Platz an der Zonne Abrüſtung, abwarten, bevor man ein Pro⸗ gramm über die Kolonialpolitik bekanntgeben könne. Die Rechtslage für Deutſchland iſt nach jeder Richtung hin geſichert. Wir können vom Völker— bund die Uebertragung von Mandaten früherer deutſcher Kolonien zurückverlangen, nachdem, wie ſchon angedeutet, die Kolonialſchuldlüge ausgeräumt iſt, weil die Regierung der ſüdafri⸗ kaniſchen Union, welche im Jahre 1915 das be⸗ rüchtigte Blaubuch herausbrachte, ſelbſt erklä⸗ ren mußte, daß dieſes Blaubuch nur ein Kriegs— propagandamittel geweſen ſei und daß ſein Inhalt den Tatſachen nicht entſpreche. Würden wir beim Völkerbund einen ſolchen Antrag ſtel— len, dann könnten wir auf die Unterſtützung vor allem Italiens rechnen, aber das hat Gefahren für ſich, weil Italien gegenüber Deutſchland den Prioritätsanſpruch erhebt, weil auch andere europäiſche Mächte gleiche Forderungen beim Völkerbund ſtellen könnten. Wenn wir auf den Verſailler Vertrag zurück greifen müßten, dann iſt deſſen Artikel 119 durch die Beſeitigung der Kolonialſchuldlüge aufgehoben und ſomit iſt jeder Weg zur Vertre— tung und Erreichung deutſchen Rechtes frei. Wir müſſen aber von der volkswirtſchaftlichen Seite her das Kolonialproblem aufrollen, weil eine Rückgabe ehemaliger deutſcher Kolonien ei⸗ ne fühlbare Entlaſtung unſerer heimiſchen Wirtſchaft brächte, weil wir überdies Gelegen heit erhielten, den Arbeitsmarkt zu entlaſten, denn die Kolonien wurden ſofort ein bedeutſa— mes Auswanderungsgebiet werden. Die Lö— ſung des Kolonialproblems muß kommen, aber taktiſch klug u. erfolgſicher vorbereitet werden. Stharfe Angriſje gegen Kabinelt Papen der badiſche Staalspräſidenf bezeichnel Regierungsaklionen als verfaſſungswidrig Karlsruhe, 24. 9. In einer Verſammlung der Zentrumspartei befaßte ſich Staatspräſi⸗ dent Dr. Schmitt mit der innenpolitiſchen La⸗ ge. Er bemerkte, die unvermittelte Auflöſung des Reichstages ſei eine Tragödie nach der ſachlichen und nach der formellen Seite. Das Ziel der Auflöſung des Reichstages ſei die Verhinderung der Mehrheitsbildung durch Na⸗ tionalſozialiſten und Zentrum geweſen. Es werde aber immer deutlicher, daß die Auflö⸗ ſung eine ſchon von vornherein beſchloſſene Sache geweſen ſei. Man müſſe ein ſtarkes Stück guten Glauben haben, wenn man das Handeln der Reichsregierung noch als verfaſſungsmäßig betrachten wolle. Dr. Schmitt, ſehe in dem Vorgehen des Herrn von Papen gegen die preußiſche Regierung jedenfalls objektiv eine Verfaſſungswidrigkeit. Es ſei richtig, daß die Reichskommiſſare nur dem Ernenner verant⸗ wortlich ſeien, aber ſie hätten auch den Eid auf die preußiſche Verfaſſung abgelegt und wer einen Miniſter⸗Eid leiſtet, der müſſe ihn auch der beſchworenen Verfaſſung gegenüber⸗ über halten u. müſſe, um konkret zu ſprechen, vor dem Preußiſchen Landtag erſcheinen. An⸗ ders geartetes Handeln könne man überhaupt 0 die großen franzöſiſchen Manöver in der Champagne München, 24. 9. Die Bayeriſche Landes- bauernkammer hielt heute die 40. Vollſitzung ab, zu der auch ein Vertreter der bayeriſchen Staatsregierung erſchienen war. Der Präſi⸗ dent der Kammer, Geh. Landesökonomierat Prieger, erörterte die Lage der Landwirtſchaft. Durch die gute Ernte dieſes Jahres, führte er u. a. aus, iſt die Ernährung des deutſchen Vol— kes mit Brotgetreide ſichergeſtellt. Die wirt— ſchaftliche Lage der Landwirtſchaft hat ſich aber in keiner Weiſe gebeſſert. Drei Forde— rungen müſſen unbedingt erfüllt worden, ſoll die Landwirtſchaft nicht gänzlich zuſammen— brechen: Einſührung von Kontingenten für Produkte, die bei uns in ausreichendem Maße erzeugt werden, Senkung der öffentlichen La⸗ ſten und nicht zuletzt Ermäßigung der hohen Zinſen. Die Induſtrie ſollte endlich einſehen, daß ihre Exportmöglichkeiten, wie ſie vor dem Kriege beſtanden, ein für allemal vorbei ſind, daß ihr aber ein ſicherer Abnehmer ihrer Er— Der„Heimatdienſt“, das Sprachrohr der Reichsregierung und ſonſtiger amtlichen Stel— len, ſchreibt unter vorſtehender Ueberſchrift: Alle Erwerbsgruppen werden von dem neuen Wirtſchaftsplan des Reiches erfaßt. Er bedeutet alſo einen kraftvollen Anſtoß des ge— ſamten volkswirtſchaftlichen Getriebes, nicht lediglich einzelner Teile. Hier liegt ein unbe— ſtreitbarer Vorzug, der nicht nur von den zahl— reichen ſachverſtändigen Befürwortern des Programms, ſondern auch von Kritikern aner— kannt worden iſt. Und was insbeſondere die finanzielle Seite des neuen Wirtſchaftsplans betrifft, ſo haben alle Wirtſchaftsgruppen An⸗ teil an den 2 Milliarden RM, die im Laufe eines Jahres als zuſätzliches Kapitalmittel flüſſig gemacht werden. Im einzelnen läßt ſich zwar bei dem Betrage von 0,6 Milliarden für zuſätzliche Arbeitsbeſchaffung und öffentliche Aufträge nicht immer von vornherein feſtſtellen, welchen Erwerbszweigen er in erſter Reihe zu— ſtrömt. Wohl aber gibt es gewiſſe Anhalts— punkte dafür, wie ſich vorausſichtlich die Steuergutſcheine in Höhe von insgeſamt 2,2 Milliarden RM(15 Milliarden für Entrich— tung beſtimmter Steuern, bis zu 0,7 Milliar⸗ den als Beſchäftigungsprämien) auf die ein⸗ zelnen Wirtſchaftsgruppen verteilen werden. Darüber hat neuerdings das Inſtitut für Kon— Tagung der Bayeriſchen Landesbauernkammer zeugniſſe in der Landwirtſchaft erſteht, wenn deren Lage gebeſſert wird. Die Bayeriſche Landesbauernkammer hat an den Reichskanzler ein Telegramm gerichtet, in dem es u. a. heißt: Die Bayeriſche Landesbauernkammer ſtellt feſt, daß das Wirtſchaftsprogramm der Reichs- regierung einſeitig auf induſtrielle Verhält— niſſe zugeſchnitten iſt. Das der Landwirtſchaft gemachte Verſprechen der Anwendung von Kontingenten muß nunmehr ſo raſch wie mög⸗ lich eingelöſt werden. Die Landwirtſchaft ver- langt Gleichberechtigung innerhalb der deut— ſchen Geſamtwirtſchaft, und ſie muß die ein⸗ ſeitigen Vorſtöße der Großinduſtrie und der Exportinduſtrie mit aller Entſchiedenheit zu— rückweiſen. Eine wirtſchaftliche Beſſerung iſt für Deutſchland nur zu erwarten, wenn neben dem ſtark durch das Ausland unterbundenen deutſchen Export der Binnenmarkt u. der In⸗ landsabſatz eine beſondere Stärkung erfahren. Wor erhält Steuergulſcheine? Möglichkeiten ſich für die Beſchäftigung von Arbeitern in den einzelnen Induſtriezweigen und Betrieben ergeben. Der Reſt würde ſich, ſoweit das heute überhaupt vorausgeſehen werden kann, vor allem auf das Handwerk, auf Handel und Verkehr und die Reichsbahn verteilen. Grundſätzlich bleibt jedoch bei dem geſamten Wirtſchaftsprogramm eins zu berückſichtigen: bei der engen Verflechtung aller heimiſchen Wirtſchaftszweige wird jede Belebung, die auf einem Gebiet erzielt worden iſt, automa— tiſch auch günſtige Rückwirkungen auf benach⸗ barte Erwerbsgruppen zeitigen. Beleben ſich beiſpielsweiſe Induſtrie und Handwerk, erhal- ten Erwerbsloſe neue Arbeit, dann wächſt auch die Kaufkraft der ſtädtiſchen Bevölkerung — mit in erſter Reihe zum Nutzen der Land⸗ wirtſchaft. Umgekehrt: gelingt es, dem deut⸗ ſchen Bauernſtand wirkſame Hilfe zu bringen, — und hier ſind in Kürze neben den bisheri⸗ gen agrarpolitiſchen Vorkehrungen und dem allgemeinen Wirtſchaftsprogramm noch neue, beſonders einſchneidende Maßnahmen zu er⸗ warten— werden auch der Induſtrie neue Abſatzmöglichkeiten eröffnet. So treibt ein Keil den andern. Soll aber das geſamte Werk der nicht chriſtlich konſervativ nennen. Reichskanz— ler von Papen habe die Verfaſſung nicht ein⸗ gehalten. Das ſei die Auffaſſung der geſamten Zentrumspartei. Die Verfaſſungswidrigkeit des Vorgehens ſei zu erblicken 1. in der Ab⸗ ſetzung der Preußenregierung und 2. in der wiedererfolgten Auflöſung des Reichstages. Dieſe bedeute einen ſchweren Schlag gegen den Gedanken des Rechtsſtaates, gegen den Parlamentarismus und eine ſchwere Schädi— gung der Autorität des Reichspräſidenten. Wirtſchaftsbelebung in UA Die Produktionsziffern haben ſich gehoben Waſhington, 24. 9. Zum erſten Male in die⸗ ſem Jahre zeigt der Bericht des Bundes-Reſer⸗ veamtes eine bemerkenswerte Belebung der Lage auf induſtriellem und finanziellem Gebiet. Der Bericht, der den Monat Auguſt und die erſten drei Wochen des September umfaßt, fül, aus, daß bedeutende Fortſchritte in den führenden Induſtriezweigen gemacht worden ſeien, in denen ſich die Produktionsziffern ge— hoben hätten. junkturforſchung ſehr aufſchlußreiche Berech— nungen angeſtellt, deren Ergebniſſe von ak— tuellem Intereſſe ſind. Zunächſt die 1,5 Milliarden Steuergutſchei— ne, die bei der Entrichtung der Umſatzſteuer, der Grund- und Gebäudeſteuer, der Gewerbe— ſteuer und der Beförderungsſteuer in der Zeit vom 1. Oktober 1932 bis entſprechend ihrer Steuerleiſtung, etwa ein Drittel an die In⸗ duſtrie(490 Millionen RM); an zweiter Stel- le werden wahrſcheinlich Handel und Verkehr mit etwa einem Fünftel(330 Millionen RM) ſtehen; mit etwa einem Sechſtel könnten Haus⸗ beſitz und freie Berufe beteiligt ſein.(225 Mil⸗ lionen RM). Auf die Reichsbahn entfallen ferner ungefähr 170 Millionen RM. Die Land— wirtſchaft würde etwa 460 Millionen RM., das Handwerk ſchließlich für 117 Millionen RM Steuergutſcheine auf Grund gezahlter Steuern erhalten. Von den Steuergutſcheinen, die bis zur Höhe von 0,7 Milliarden RM für Beſchüfti⸗ gungsprämien ausgegeben werden, wird aller Vorausſicht nach die Induſtrie den größten Teil beanſpruchen, etwa vier Fünftel. Aller- dings hängt das ſehr ſtark davon ab, welche 5 Von den vielen geführlichen Kriegswaffen der franzöſiſchen Armee zeigen wir Tanks, die in allen Größen und Typen vertreten waren. Der franzöſiſche Kriegsminiſter Paul Boncour unterhält ſich auf dem Beobachtungsſtand mit dem franzöſiſchen Generalſtabschef Weygand. e deutſchen Heeresleitungsübungen in der Grenzmark mit ſchwachen militäriſchen Kräften u. mit völlig unzulänglichem Kriegs⸗ bei z. B. 9 1 Tanks Champagne 0 ganz fehlten, durchgeführt wurden, hielt Frankreich bereits zum zweiten Male in dieſem Jahre b N i e Macht und ungeheure Kriegsrü 0 der Franzoſen er al Geſundung und Neubelebung unſerer Volks⸗ wirtſchaft gelingen, bedarf es vor allem auch tatkräftiger Mitarbeit aller Volksſchichten. Denn ein Wirtſchaftsaufſchwung kann nicht durch Verordnungen, und ſeien ſie auch noch ſo gut, diktiert werden. Die Wirtſchaftspolitik kann wohl Erleichterung ſchaffen, neue Im⸗ pulſe geben, Wege weiſen u. Hinderniſſe fort⸗ räumen. Gebotene Möglichkeiten ausnutzen, durch Aufbietung aller Kraft den Wiederauf⸗ ſtieg praktiſch herbeiführen— das iſt die Auf⸗ gabe der privaten Wirtſchaft und aller in ihr Schaffenden. 10 Unerhörtes drakoniſches Arleil im Brünner Hochverratsprozenß N Brünn, 24. 9. Um 9.15 Uhr wurde im Schwurgerichtsſaal des Brünner Reichsgerich— tes das von der geſamten ſudetendeutſchen Oeffentlichkeit mit großer Spannung erwar⸗ tete Urteil im Brünner Hochverratsprozeß ge— fällt. Das Urteil lautet: Die ſieben Angeklagten ſind ſchuldig, ſich ſeit den Jahren 1930, 1931 und 1932 in einigen Orten der tſchechiſchen Republik zu Anſchlägen auf dieſe vereinigt zu haben und zu demſelben Zwecke in unmittelbare oder mittelbare Ver⸗ bindung getreten zu ſein, ſie haben mit dem⸗ ſelben Zwecke bewaffnete Kräfte geſammelt, organiſiert und ausgebildet, wodurch ſie ſich des Verbrechens des§ 2 des Schutzgeſetzes ſtrafbar machten. Sie ſind deshalb gemäß die⸗ ſes Paragraphen verurteilt worden, und zwar Dr. Alexander Petermichel zu 18 Monaten, In⸗ genieur Haider zu 3 Jahren, Palide zu 15 Mo⸗ naten, Donnhäuſer zu 2 Jahren, Schwab zu 1 Jahr, Illing zu 3 Jahren und Metzner zu 3 Jahren Staatsgefängnis und zu weiteren Geldſtrafen, ſowie zu den Verluſten aller bür⸗ gerlichen Ehrenrechte. Die Unterſuchungshaft wird ihnen angerechnet. ö Die Verteidiger werden Nichtigkeitsbeſchwer⸗ de und Berufung anmelden. Die Angeklagten nahmen das Urteil mit Ruhe auf. 9 Neues Dementi des Reichswehrminiſters. Berlin, 24. 9. Angeſichts der Tatſache, daß die ſozialdemokratiſche Preſſe trotz der bereits geſtern vom Reichswehrminiſterium bekannt⸗ gegebenen Erklärung, daß der nationalſoziali⸗ ſtiſche Abgeordnete Straſſer den Reichswehr⸗ miniſter nicht aufgeſucht habe, erneut von Be⸗ ſprechungen zwiſchen Straſſer und General v. Schleicher ſpricht, erklärt das Reichswehrmini⸗ ſterium folgendes: Zwiſen dem Reichswehrminiſter und e. N