Turnverein 1693 Sonntag, den 2. Oktober, abends 8 Uhr findet im„Freiſchütz⸗Saale“ unſer diesjähriges Großes Herhst-Schauturnen ſtatt.— Vorführungen ſämtlicher Abteilungen— Anschlie gend TANZ Zu dieſer Veranſtaltung iſt Jedermann herzlich eingeladen. Der Vorſtand. cc unerverein Am Sonntag, den 2. Oktober 1932, findet um ½4 Uhr im Gaſthaus zur„Vorſtadt“ eine Verſammlung ſtatt. Es ſpricht Herr Generalſekretär Diehl aus Mainz, über aktuelle ſtaatspolitſche Fragen. Dieſer Vortrag iſt für die gegenwärtige Lage ſehr lehrreich. Wir bitten unſere Mitglieder, reſtlos zu er⸗ Der Vorſtand. ſcheinen. e ggagaggagncgaggagaaggagaggaggamgdaagaagggaml 5 9 1 5(Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung Gicſliore Dein Geid 2 Radfahrerverein„Eintracht“ E Morgen Sonntag Mittag Ausfahrt N (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) f — Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht. e ee wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Orlsgewerbe-Verein Viernhein. Seſetzliche Gesellenprüfung. Die diesjährigen Geſellen-Prüfungen finden im Oktober ſtatt. Alle in Betracht kommenden Lehrlinge haben ſich bei dem Unterzeichneten zu melden, ſofern der Lehrmeiſter keiner Innung angehört. Die Prufungsgebühr beträgt 8 Mark. Schluß der Anmeldung 6. Oktober. 8 Viernheim den 29. September 1932. Der Prüfungsausſchuß: Zöller, Vorſitzender. — Central. Fim. Palast. 10 ECC TVdTTTbbCbCcbcbcccccc Tur Fröllnung d. 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Oktober. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beging die Reichshauptſtadt am Sonntag den 35. Geburtstag des Reichspräſidenten. Ueber dem Reichskanzlerpalais, wo Hindenburg wäh⸗ rend des Umbaues des Reichspräſidentenpalais Wohnung genommen hat, wehte die Standarte des Reichspräſidenten. Immer wieder brachten Poſtbeamte unzählige Glückwunſch⸗ ſchreiben und Telegramme, deren Beför⸗ derung nur in einem Sonder dienſt be⸗ wältigt werden konnte. Den Auftakt zur Ge⸗ burtstagsfeier gab das Wachregiment Berlin mit dem„Großen Wecken“. Um 7 Uhr marſchierten die Truppen durch das Branden⸗ burger Tor und Unter den Linden entlang zur Kommandantur. Trotz der frühen Mor⸗ genſtunde umſäumte eine große Menſchenmenge die Straßen und hörte den Klängen des mili⸗ täriſchen Signals zu. Zur gl hen Stunde wurde an den Fahnenmaſten aller öffentlichen Gebäude die Flagge aufgezogen. Die Wil⸗ helmſtraße und der Platz vor dem Reichskanz— waren von einer unüberſehbaren Menſchenmenge gefüllt. In der Garniſonlirche. Gegen 10 Uhr verließ der Reichspräſident, begrüßt von dem lauten Jubel der Menge, das Palais, um ſich in Begleitung ſeines Sohnes im Auto zum Militärgottesdienſt in der alten Garniſonkirche zu begeben. Auf dem Wege dorthin wurde dem Neichspräſidenten, der die Uniform des Generalfeldmarſchalls trug, überall ſtürmiſch zugejubelt. Dem Got⸗ tesdienſt wohnten viele hohe Militärs der al⸗ ten Armee und Marine, der Reichswehr und Reichsmarine, Mitglieder der Regierung und zahlreiche Perſönlichkeiten des öffentlichen Le⸗ bens bei. Umrahmt von der Liturgie hielt Feldpropſt D. Schlegel die Predigt, der er das Bibelwort zu Grunde legte:„Ich danke Gott, dem ich diene, von meinen Vor⸗ eltern her in reinem Gewiſſen.“ Mit dieſer Inſchrift ſchmückte der Reichspräſident eine Bibel, die er aus Anlaß ſeines Geburtstages der alten Garniſonkirche ſchenkte. Dem 8ö⸗ jährigen Reichspräſidenten gelte kein ſchöneres Wort als der Vers vom Erntedank:„Wer da ſäet den Segen, der werde auch ernten den Segen.“ Mit einem Gebet für das Reichs⸗ oberhaupt endete die Andacht. Beim Verlaſ⸗ ſen der Kirche wurde dem Reichspräſidenten von einem kleinen Mädchen, der Tochter eines alten Gemeindemitgliedes, ein großer Blumen⸗ ſtrauß überreicht. Zur gleichen Zeit hatte in der katholi⸗ ſchen Heereskirche ebenfalls ein Militärgot⸗ tesdienſt ſtattgeſunden. Die Rückkehr Hinden⸗ burgs geſtaltete ſich in den in unmittelbarer Nähe des Reichskanzlerpalais gelegenen Stra— ßen zu einer eindrucksvollen Huldigungsfahrt. Unmittelbar nach ſeiner Ankunft im Palats begaben ſich Reichswehrminiſter v. Schlei⸗ cher, der Chef der Heeresleitung, General v. Hammerſtein, und der Chef der Ma⸗ rineleitung, Admiral Raeder, zum Reichspräſidenten, um ihm die Glückwünſche der Wehrmacht zu überbringen. Der Reichs⸗ kanzler hatte ſchon vor dem Gottesdienſt die Glückwünſche der Reichsregierung dargebracht. Derweil wuchs die Begeiſterung der Men⸗ chenmenge vor den Toren des Palais immer ärker an. Immer wieder wurden Hochrufe auf Hindenburg ausgebracht. Ueber den weiten Platz tönten vom Turm der Dreifaltigkeits⸗ kirche die Klänge eines Jubelchorals. Aufmarſch der Ehrenkompagnie. Inzwiſchen war die Ehrenkompagnie der Berliner Wachttruppe der Moabiter Kaſerne über die Linden und Friedrichsſtraße unter klingendem Spiel anmaeſchiert und nahm auf dem Wilhelmplatz vor der Reichskanzlei Auf⸗ kellung. Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plagvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Montag, den 3. Oktober Die Feierlichkeiten erreichten ihren Höhe⸗ punkt, als ſich Reichspräſident von Hinden⸗ burg, von dem brauſenden Jubel der Menge empfangen, nun vor das Palais begab. Der Reichspräſident richtete an verſchiedene Offi⸗ ziere heczliche Worte des Dankes. und ſchritt dann, den Feldmarſchallſtab in der Hand, in Begleitung des Reichswehrminiſters und des Chefs der Heeres⸗ und Marineleitung die Front der Ehrenkompagnie ab. Spontan ſtimmte die Menge das Deutſchlandlied an. Darauf brachte die Fahnenkompagnie die Fahnen des Inf. Regiments Generalſeldmar⸗ ſchll von Hindenburg Nr. 147, des 3. Garde⸗ regiments zu Fuß, und des oldenbur iſchen Infanterieregiments Nr. 91 in das A. zimmer des Reichspräſidenten, wo die! chen an ſeinem Ehrentage Aufſtellung fanden. glürmiſche Ovationen. Während zahlreiche Gratulanten ſich in das Reichskanzlerpalais begaben, brachte die Mei ſchenmenge dem Reichspräſidenten ſtürmiſche Ovationen, und rief in ſchnell organiſierten Sprechchören:„Wir gratulieren, wir gra⸗ tulieren!“ für die Hindenburg vom Balkon des Palais mehrmals in ſichtlicher Bewegung dankte. Erſt in den Mittagsſtunden wurde der Platz vor dem Reichskanzlerpalais wieder frei, und die Menge ſtrömte dem Luſtgarten zu, wo ein großes Platzkonzert der Berliner Reichswehr⸗ kapelle den Abſchluß der Feierlichkeiten bildete. Keine offizlellen Empfänge. In einer amtlichen Mitteilung über Hin⸗ denburgs Geburtstag heißt es noch: Aus Anlaß des 85. Geburtstages des Herrn Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchalls v. Hindenburg ſind Telegramme und ſchriftliche Glückwünſche von fremden Staatsoberhäuptern, von Länderregierungen, von den Präſidenten des Reichstages und des preußiſchen Land⸗ tages, von Provinzen, Behörden, Verbänden und Perſönlichkeiten aus dem In⸗ und Aus⸗ lande in ſehr großer Zahl eingelaufen. Die beim Reiche beglaubigten Botſchafter und Geſandten, ebenſo die Mitglieder des Reichsrates und zahlreiche führende Perſön⸗ lichkeiten trugen ſich im Laufe des Vormittag in das im Haufe des Herrn Neichspraſidenten aufliegende Beſuchsbuch ein. Von offi⸗ ziellen Empfängen wurde auf ausdrück⸗ lichen Wunſch des Herrn Reichspräſidenten ab— geſehen. 0 Hindenburg gedenkt der Kriegsopfer. Wie alljährlich ſeit fünf Jahren ſo hat der Reichspräſident an ſeinem diesjährigen Ge⸗ burtstag wiederum zahlreichen ſchwer notlei⸗ denden Kriegsbeſchädigten, Kriegshinterbliebe⸗ nen und Veteranen eine Freude bereitet. Faſt 3000 Angehörigen dieſer Perſonenkreiſe ließ er durchweg je 150 Mark aus der Hinden⸗ burgſpende auszahlen. Damit ſteigt bis⸗ herige Unterſtützungsleiſtung der Hindenbu ſpende auf faſt 6 Millione Hoover gratuliert Waſhington, 3. Okt. Präſident Hoover hat an den Reichspräſidenten folgendes Telegramm geſandt:„Am 85. Geburtstag der Geburt Ew. Exzellenz ſende ich Ihnen meine herz⸗ lichſten Glückwünſche. Möge Ihnen die Zu⸗ kunft noch für lange Zeit Geſundheit und Glück beſcheren. Herbert Hoover.“ Völlerbundsbire ohe Deutschland? K Zur Wahl des Generalſekretärs.— i Kein deutſche 5 Irttinemeng Zuüftimmu 14. Geuf, Oktober. In unterrichteten Genfer Kreiſen beſtärkt ſich der Eindruck, daß in den letzten Tagen zwi— ſchen den Vertretern Englands, Frank⸗ reichs und Italiens eine Uebereinſtim⸗ mung über die Neubildung der politiſchen Lei⸗ tung des Völkerbundsſekretariats zuſta kommen iſt. Nach dieſen Plänen ſoll gegenwärtige ſtellvertretende Generalſekretär des Völkerbundes, der Franzoſe Ave⸗ nol, Generalſekretär des Völkerbundes wer⸗ den. Dagegen ſoll Italien den Poſten des ſtellvertretenden Generalſekretärs erhalten mit der Leitung der Finanz- und Wirtſchaftsabtei⸗ lung des Völferhundsſefretarigts. für die die der f 49. Jahrgang deutſche Regierung bisher Intereſſe gezeigt hatte. Eine Berückſichtigung der berechtigten, ſeit Jahren angemeldeten deutſchen For⸗ derungen auf Einräumung eines mitdeſtim⸗ menden Einfluſſes bei der politiſchen Leitung des Völkerbundsſekretariats ſcheint in dieſen Plänen nicht vorhanden zu ſein. Dazu iſt feſtzuſtellen, daß die Wahl eines Generalſelretärs Einſtimmigkeit im Völler⸗ bundsrat erfordert, alſo nur mit Zuſtimmung Deutſchlands erfolgen kann. Die deutſche Re⸗ gierung wird aber unter keinen Umſtänden einer Löſung zuſtimmen, die nicht endlich dem unbeſtreitbaren Anſpruch Deutſchlands als europäiſche Großmacht und ſt ge Rats⸗ macht auf maßgebende Mitbeteiligung politiſchen Leitung weitgehend ent Eine Neuregelung der po ohne Berückſichtigung der deu kann ſomit in keiner Weiſe in Fr Die übrigen Mächte werden dal rechnen haben, daß die erforde i migkeit im Völkerbundsrat bei der Wahl de Generalſekretärs nicht erzielt wird. Es kann kein Zweifel beſtehen, daß in der geſamten deutſchen Völkerbundspolitik Entſchei⸗ dungen von weittragender Bedeutung in ab⸗ ſehbarer Zeit unvermeidlich geworden ſind. Naubmord in Frankfurt. Brotlutſcher erſchoſſen. Frankfurt a. M., 3. Oktober. Samstag abend gegen 8 Uhr wurde zwi⸗ ſchen Offenbach und Frankfurt auf der Main⸗ uferſtraße ein Kutſcher einer Offenbacher Brot⸗ bäckerei von zwei unbekannten Burſchen über⸗ fallen, durch drei Schüſſe getötet und des ein⸗ kaſſierten Geldes von etwa 300 Mark beraubt. Naubmord in Pferaheim. Pforzheim, 3. Oktober. Am Samstag abend 5.15 Uhr wurde in der Holzgaſſe 25 der dort wohnhafte Groſſiſt Karl Bauer in ſeinem Büro von dem 23⸗ jährigen Speckmaier aus Pforzheim durch zwei Nevolverſchüſſe ermordet und beraubt. Speck⸗ maier hatte dem Ermordeten narher zmei „Ernte Erwägungen“ über die Gleichberechtigungsfrage.— Verfrühte Gerüchte CoteGon, 2. Oktober. Im Zuſammenhang mit der Sitzung des engliſchen Kabinettsrats, auf der die Abrü— ſtungsfrage und die deutſchen Gleichberechti— gungsforderungen eingehend erörtert wur— den, iſt in London eine Reihe von Gerüch— ten im Umlauf, die von einem bevorſtehen— den Eingreifen Englands wiſſen wollen. Die einen beſagen, daß die engliſche Re. gierung bereits in Paris, Berlin, vielleicht auch in Rom und Waſhinglon neue Anre- gungen habe übermitteln laſſen, um die ins Stocken geratenen Verhandlungen über die deulſchen Forderungen wieder in Gang zu bringen. Andere Gerüchte knüpfen an die Vorliebe Macdonalds für inkernalionale Konferenzen an und behauplen, daß engli- ſche, deulſche, franzöſiſche, italieniſche und vielleicht auch amerikaniſche Berkreter bezw. Beobachter nach London zur Erörterung der deulſchen Anſprüche im Rahmen einer Konferenz eingeladen würden. Dieſe Ge⸗ rüchte dürften den Ereigniſſen weſentlich vorauseilen. In verantwortlichen Kreiſen in London behauptet ſich zwar die Auffaſſung, daß im Hinblick auf die Erklärungen Herriots und der deutſchen Miniſter eine Weiterentwick⸗ lung nur durch Eingreiſen einer dritten Macht einſezen kann und viel⸗ leicht engliſcher Einfluß hierbei die beſten Dienſte feiſten könnte. Es fehlt aber im über eine Konferenz. mugenvuck noch an ſejten Planen, wie das geſchehen ſoll. Das engliſche Kabinett hat, wie zuverläſ⸗ ſig verlautet, keine Entſcheidung gefällt, wohl aber iſt die Genfer Angelegenheit Ge⸗ genſtand ernſter Erwägungen im Foreign Office. Hier wird erklärt, daß die Lage ſich noch nicht weit genug entwickelt habe, als daß man irgend etwas Endgültiges über die engliſchen Abſichten ſagen könne. Auch der immer gut unterrichtete diploma— tiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ weiß zu berichten, in Kabinettskreiſen herr⸗ ſche ziemlich einhellig die Anſicht, daß bald ein neuer Vorſtoß unternommen wer— den ſollte, die gegenwärtige Stockung zu be— enden, und daß ein ſolcher Schritt nur von England unternommen werden könne. Ueber den beſten Weg herrſche jedoch keines— wegs Klarheit, und die Erfolgausſichten dürften im Augenblick jedenfalls gering ſein. Papen erwartet Vorſchläge. Erklärungen zur Gleichberechtigungsfrage. Paris, 2. Oktober. Die von der„Republique“ angekündigte Unterredung ihres Berliner Sonderbericht⸗ erſtatters mit Reichskanzler v. Papen be⸗ ſchränke ſich auf eine kurze Erklärung des Reichskanzlers über die Gleichberechtigungs⸗ 01 Von Papen betont einleitend, daß er em franzöſiſchen Miniſteryräſidenten ge⸗ genuvber in Luufſanne ven Wunſch ſur den Abſchluß eines deutſch-franzöſiſchen Konſultativabkommens zum Aus⸗ druck gebracht habe. Ein Wiederaufbau Eu— ropas ſei jedoch erſt möglich, wenn Deutſch⸗ land die Gleichberechtigung in der Rüſtungs— frage zuerkannt worden ſei. Deukſchland beabſichtige nicht aufzurüſten. Es wünſche aber auch nicht gerade in dem Augenblick auf die Grundlage ſeiner Sicher⸗ heit verzichlen zu müſſen, in dem alle ande⸗ ren Mächte ſehr modern ausgerüſtet ſeien. Die Reichsregierung ſei außerdem der Auf- faſſung, daß die führenden Staatsmänner nach der Anerkennung der Gleichberechti⸗ gung Deulſchlands und nach einer allge⸗ meinen Erklärung, daß keiner von ihnen ir gendwelche Angriffsabſichten hege, ein Ueber ⸗ einkommen finden würden, das den gerecht kerkigten Forderungen Deutſchlands Kech⸗ nung krage. Dieſes Uebereinkommen vorzu- bereiten ſei jedoch Aufgabe der anderen Mächte. Die Fortſetzung eines aufrichtigen Mei⸗ nungsaustauſches zwiſchen Frank⸗ reich und Deutſchland könne dieſe Aufgabe nur erleichtern, da ſie zum beſſeren Ver⸗ ſtändnis der beiderſeitigen Auffaſſungen bei⸗ trügen. Er habe den größten Wunſch, für den Frieden zu arbeiten, und er er⸗ warte einen Modus vivendi, der es der Reichsregierung ermögliche, an den Abrüſtungsbeſprechungen teilzunehmen. ſcywere Schlag! mut einem Gummiſchlauch bet den Kopf verſetzt. Der Täter nahm ſich noch Zeit, einen Koffer mit Schmuckwaren im Wert von za. 10 000 Nm. zu packen, um dann durch das Fenſter zu entweichen. Die in der Zwi⸗ ſchenzeit alarmierte Polizei konnte aber Speck⸗ maier noch zur rechten Zeit abfaſſen und ins Polizeigefängnis einliefern. Auto gegen Triebwagen. Schweres Unglück bei Raſtatt. Naſtatt, 3. Oktober. Am Bahnübergang an der Sandweier Land⸗ ſtraße bei Raſtatt ereignete ſich ein ſchweres Autounglück. Ein Traktor mit Anhänger der Süddeutſchen Glashandels⸗AG. in Karlsruhe ſtieß in ſchneller Fahrt mit einem von Win⸗ tersdorf kommenden Triebwagen zuſammen. Der Traltor wurde vollſtändig zertrümmert und geriet in Brand. Der Führer wurde in verlohltem Zuſtand auf die Schienen gewor⸗ fen. Der Begleiter erlitt ſchwere Verletzungen. Die Schranke des Bahnübergangs war nicht geſchloſſen. Der Bahnwärter wurde verhaftet. Hindenburg⸗Jeien in London. London, 2. Oktober. Der Deutſche Verein Londons gedachte bei Kae Zuſammenkunft in eindrucksvoller eiſe des 85. Geburtstages des Reichsprä⸗ identen von Hindenburg. Das Vorſtands⸗ nitglied, Rechtsanwalt Crueſeman, be⸗ tonte in ſeiner Rede die Pflichttreue und Va— ſerlandsliebe des Reichspräſidenten, die er als Beiſpiel für jeden Deutſchen hinſtellte. der Geſang des Deutſchlandliedes beſchloß die würdige Feier, an der der deutſche Ge⸗ ſchäftsträger Graf Bernſtorff und die Mitglieder der deutſchen Botſchaft in London teilnahmen. Nationalſozialiſtiſcher Glücdwunſch. Berlin, 2. Oktober. Wie der Preußiſche Preſſedienſt der N. S. D. A. P. mitteilt, hat die Landtagsfraktion der Nationalſozialiſten an den Reichspräſidenten folgendes Telegramm geſandt: „Dem Generalfeldmarſchall des großen Krie— ges herzliche Glückwünſche und die Bitte: mit Adolf Hi,tler für ein ſtarkes Preußen und Deutſchland. Gott ſegne Sie! Die National⸗ ſozialiſtiſche Fraktion des preußiſchen Land— tages: Wilhelm Kube.“ Der Weißenfelſer Streik. Die im Streik in der Weißenfelſer Schuh⸗ induſtrie vom Amtsgericht erlaſſene einſtweilige Verfügung, in der den Gewerkſchaften die Führung des Streiks unterſagt wird, iſt vom zuſtändigen Arbeitsgericht auf den Widerſpruch der Gewerkſchaften hin aufgehoben worden. Das Arbeitsgericht kam zu dieſer Entſcheidung, weil dem Zweigverein Weißenfels im Reichs⸗ verband der Deutſchen Schuhinduſtrie die Ak— tivlegitimation zur Geltendmachung des Ta⸗ riferfüllungsanſpruches aus eigenem Recht ſehle. Auslands⸗Nundſchau. Franzöſiſch⸗ſpaniſcher Gebiets austauſch? Der franzöſiſche Botſchafter in Madrid iſt beauftragt, mit der ſpaniſchen Regierung über die Möglichkeit zu verhandeln, daß franzöſiſche Truppen die aufſtändiſchen Stämme, die ihr Unweſen an der ſpaniſch⸗franzöſiſchen Marokko⸗ Grenze treiben, auch auf ſpaniſchem Gebiet bis nach Rio de Oro verfolgen dürfen. In Wirk⸗ lichkeit verfolgt die franzöſiſche Regierung da⸗ bei die Abſicht, Spanien zur Abtretung von Rio de Oro und Cap Juby zu bewegen, wo⸗ gegen ſie angeblich bereit ſei, auf ihre Rechte in Tanger zu verzichten. Diesbezügliche Ver⸗ handlungen ſind ſchon ſeit einiger Zeit im Gange. Die franzöſiſche Regierung begründet ihre Abſichten mit dem Wunſch, die Befrie⸗ dung des geſamten marokktaniſchen Gebiels durchzuführen. Waffenſtillſtandsverhandlungen in Bra⸗ ſilien. Die Waffenſtillſtandsverhandlungen zwi⸗ ſchen der braſilianiſchen Regierung und den Aufſtändiſchen von Sao Paulo wurden im Hauptquartier des Regierungsgenerals Montero in Cruzeirs eröffnet. Zunächst wurde ein vorübergehender Waffenſtillſtand bis Mitternacht erklärt. Bis zu dieſem Zeit⸗ punkt ſollten ſich die Aufſtändiſchen über die Annahme eines vorläufigen, von der Regie⸗ rung ausgearbeiteten Abkommens entſchei⸗ den. Ddie von der Regierung angeregten Friedensbedingungen ſehen u. a. vor: Am⸗ neſtie für die Aufſtändiſchen mit Ausnahme der Rädelsführer, Einſetzung einer neuen Regierung in Sao Paulo, Umbau der Ar⸗ mee in der Weiſe, daß ihre Verwicklung in politiſche Angelegenheiten verhütet wird, Bildung einer Regierung der nationalen Einigung. Politisches Allerlei. Schanghai. Aufſtändiſche Truppen, die der W General Ma angehören, haben einen neuen Angriff auf Tſitſikar unternom⸗ men. In den Vororten von Tſitſikar kam es zu heftiaen Kämpfen. Die Verhinduna en n Tlitſitar nach Cyaroin iſt unterbrochen. Tolio. Der Koreaner M oſcho, der am 8. Januar d. J. einen Bombenanſchlag auf den japaniſchen Kaiſer verübt hatte, iſt zum Tode verurteilt worden. Santiago de Chile. Nach einer Meldung aus Autofagaſta ſind bei Zuſammenſtößen mit den Anhängern der ſeparatiſtiſchen Regierung in Nordchile 20 regierungstreue Soldaten getö⸗ tet und viele verwundet worden. „Nevirement“. Im Auswärtigen Amt beſchäftigt man ſich, ſo will es die Ueberlieferung und das Streben in der arg überſetzten diplomatiſch⸗ konſulariſchen Karriere vorwärtszukommen, ſtändig damit— angefangen beim älteſten Botſchafter oder Geſandten bis zum jüngſten Attachee— die Veränderungen, Umgruppie⸗ rungen, Beförderungen uſw. aufmerkſam zu beobachten. Dabei iſt feſtzuſtellen, daß der „älteſte“ Geſandte des Deutſchen Reiches, der ehemalige Redakteur der ſozialdemokrati⸗ ſchen„Münchener Poſt“, Dr. med. Adolf Müller in Bern, iſt, der heute 67 Jahre alt iſt, deſſen Amtszeit bereits zwei⸗ mal verlängert wurde, weil ſeine Verdienſte an einem der wichtigſten diplomatiſchen Po⸗ ſten ſehr bedeutſam ſind und ſein Rat ge⸗ rade in der gegenwärtigen Zeit nicht ent⸗ behrt werden kann. Der„jüngſte Attachee“ des Auswärtigen Amtes dürfte gegenwärtig auch ſchon auf eine fünfjährige diplomatiſche Tätigkeit zurückblicken, denn ſeit faſt drei kahren hat eine Neueinſtellung von An⸗ wärtern für den auswärtigen Dienſt nicht ſtattgefunden. Innerhalb des Auswärtigen Amtes bzw. des„diplomatiſch⸗konſulariſchen Dienſtes“ vollzieht ſich ein dauernder Wechſel, der ſelbſtverſtändlich iſt, weil die beſondere Art der Aufgaben es erfordert, den einzelnen Beamten an den verſchiedenen Stellen die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten und Kenntniſſe auszunützen, zu erweitern, andere Länder und Sitten kennen zu lernen, ſich für neue und größere Aufgaben vorzube⸗ reiten und fortzuentwickeln. Ein Teil dieſer ſtändigen Umgruppierungen vollzieht ſich ganz intern, ohne daß davon Aufhebens ge⸗ macht wird. Sobald aber die Preſſe ſich die⸗ er perſonellen Fragen des auswärtigen dienſtes bemächtigt, geſchieht es unter dem Schlagwort„Revirement“. Meiſt geht das ſo, daß irgendein hellhöriger Journaliſt er— fahren hat, der oder der Geſandte wird aus den oder jenen Gründen abberufen. Das gibt dann Anlaß zu Kombinationen, die ſchnell erweitert werden und lawinenartig anwach— en, ſchließlich wird der aufhorchenden Oef⸗ fentlichkeit von einem ganz großen„Revi⸗ rement, berichtet. Dementis des Auswärti⸗ gen Amtes, die in ſolchen Fällen unter Um⸗ ſtänden zu erſcheinen pflegen, werden beſten⸗ falls veröffentlicht und natürlich bezweifelt — ſehr oft mit Recht. Das Auswärtige Amt liebt es nicht, daß ſeine Interna der Oef— fentlichkeit vorzeitig bekannt gemacht wer⸗ den. Das hat ſeinen guten Grund. Solche Meldungen werden von den ſehr aktiven Auslandskorreſpondenten, die in Berlin an⸗ äſſig ſind, umgehend weitergegeben und ein Boſchaſtet und Geſandter oder ein General⸗ konful oder Konſul, von denen an den Stät⸗ ten ihrer Wirkſamkeit bekannt iſt, daß ſie oor ihrer Abberufung ſtehen, büßt ſofort— und wenn das Vertrauensverhältnis zu der Regierung, bei der er akkrediert iſt, noch ſo eng iſt— etwas von ſeiner notwendigen Ak⸗ tionskraft ein. Ein ſolches Revirement, das tatſächlich be⸗ ſondere Bedeutung hat, iſt nun in dieſen Ta⸗ gen erfolgt. Vielleicht iſt es mit Rückſicht dar⸗ auf, daß Einzelheiten vorzeitig bekannt ge⸗ worden ſind, früher vollzogen worden als urſprünalich geplant mar. Denn man ſpricht Das Anrecht an davon und aue umſtande ſprechen dafur, daß eine größere„Umgruppierung“ in Ausſicht enommen war. Dies iſt nicht einmal vom uswärtigen Amt dementiert worden. Von dem„Revirement“ ſind die drei bedeutſam⸗ ſten europäiſchen Botſchafterpoſten betroffen worden. Es braucht nicht beſonders betont u werden, daß die Veränderung in den eutſchen Vertretungen in Paris, Lon⸗ don und Rom unmittelbarſter Ausdruck der europäiſchen politiſchen Lage und Ent⸗ wicklung iſt. Von dieſen Veränderungen wer⸗ den fünf Perſönlichkeiten der deutſchen Di⸗ plomatie betroffen. g 1 Das iſt einmal der Reichsaußenminiſter der Regierung von Papen, Herr von Neurath. Die Entwicklung hat bewieſen, daß das Fehlen eines aktiven deutſchen Bot⸗ ſchafters in London wenn nicht ein Fehler, ſo doch zum mindeſten ein Umſtand war, der ſich für die außenpolitiſche Geſamtent⸗ wicklung als ungünſtig erwieſen hat. Des⸗ halb iſt es beſonders zu begrüßen, daß ein Mann von den diplomatiſchen Qualitäten Leopold von Hoeſchs als deutſcher Bot⸗ ſchafter nach London geht. Hoeſch gilt im Jargon des Auswärtigen Amtes als das „beſte Pferd im Stall“. Zweifellos hat ſich der Griff, den Streſemann im Februar 1924 machte, als er den jungen, damals kaum 43⸗ jährigen Botſchaftsrat zum Botſchafter in Paris machte, als ein glücklicher erwieſen. Hoeſch hat in den faſt zehn Jahren verant⸗ wortungsvoller Arbeit in Paris eine außer⸗ ordentliche Entwicklung genommen. Männer wie Hoeſch verbürgen zweifellos eine Ent⸗ wicklung, die den deutſchen Lebensnotwen⸗ digkeiten gerecht wird, ohne daß Deutſchland in eine Iſolierung hineingerät wie ſie im Jahre 1923 zu verzeichnen war, eine Iſo⸗ lierung, von der wir anſcheinend auch gegen⸗ wärtig bedroht ſind, wenn es nicht einer klu⸗ gen Diplomatie gelingt, die engliſch⸗franzö⸗ ſiſche Verbindung in dem Sinne zu erwei⸗ tern, daß die deutſche Stellung, deren en⸗ gere Bindung an Italien als tak⸗ tiſcher Zug ſicher richtig iſt, wieder ſtärkere Anlehnung dort findet, wo die Vertretung der deutſchen Lebensintereſſen auf Verſtänd⸗ nis und Förderung ſtoßen muß. Dabei muß allerdings unterſtrichen wer— den, daß das Scheiden Hoeſchs von ſeinem Pariſer Poſten im gleichen Sinne Manko bedeuten könnte. Der neue deutſche Botſchafter in Paris, Dr. Roland Kö⸗ ſter, iſt in der Nachkriegszeit außer einer zweijährigen Geſandtentätigkeit in Oslo faſt nur im inneren Dienſt verwendet worden, erſt lange Jahre als„Chef des Protokolls“ der ſogenannten„Etikettenabteilung! des Auswärtigen Amtes, ſeit faſt drei Jahren verwaltet er die Perſonalabteilung des Aus— wärtigen Amtes. Der neue Herr in der„Rue de Lille“ in Paris übernimmt eine ſchwie⸗ rige Aufgabe. Der Wechſel in Rom hat die deutſche Oeffentlichkeit ebenfalls ſtark intereſſiert. Herr von Schubert, als Staatsſekretär Sroſemanns bekannt, hat nur knapp ein⸗ undeinhalb Jahr in Rom ſeies Amtes ge⸗ waältet. Ueber ihn und ſeine Wirkſamkeit in Rom ſind nur günſtige Urteile bekannt ge⸗ worden; die Beziehungen, die Herrn von Schubert mit Muſſolini verbanden, werden als beſonders gut bezeichnet. Die Gründe de: Abberufung ſind unbekannt. Es ſcheint, daß Schubert einſtweilen keine Verwendung im diplomatiſchen Dienſt mehr findet. Herr von Haſſell, der als einer der fähigen Män⸗ ner des auswärtigen Dienſtes gilt, hat frü⸗ her— vor dem Regime Muſſolini— in Rom als Geſchäftsträger gewirkt. Er wird meiſt im Zuſammenhang mit dem Namen Tirpitz genannt, weil er deſſen Schwieger⸗ ſohn iſt. In Kopenhagen, in Barcelona und in Belgrad hat er ſich einen guten Namen und Ruf zu ſchaffen gewußt, den er nun in Rom bewähren ſoll. Eupen⸗Malmedy. Entſchlletzung der Landmannſchaſten.— Zurück zur alten Heimat! Krefeld, 2. Oktober. Die Vertreterverſammlung der Vereinig⸗ ten Landmannſchaften upen⸗Malmedy⸗ Monſchau faßte auf der 12. Jahrestagung in Krefeld eine Entſchließung, die der Reichs⸗ regierung übermittelt wurde. Es heißt da⸗ rin: „Die Verkretler der Vereinigten Land- mannſchaften von Eupen ⸗Malmedy⸗Mon⸗ ſchau gedenken ihrer alten Heimat in unver⸗ brüchlicher Verbundenheit. Die Art, wie die Bevölkerung von Eupen⸗Malmedy um das Selbſtbeſtimmungsrecht enkgegen den Ver- trägen betrogen wurde, war ein Hohn auf dieſes Verſprechen, und ſie iſt gleichzeitig ſchlecht zu vereinbaren mit den eigenen Grundſätzen des neuen Herrn, der ſelbſt die Freiheit auf ſeine Jahne geſchrieben hal. Belgien wurde ſelbſt einmal einem ande⸗ ren Staat, gewiß einem e ee ein⸗ 1. und doch hat das belgiſche Volk 7 Jahre ſpäter ſich aus einer Gemeinſchaft zu befreien verſtanden, zu der es ſich frei⸗ willig niemals bekennen wollte. Wann wird das ohh Volk, dem die Bewohner von Eupen⸗Malmedy gleichfalls niemals land⸗ mannſchaftliche Gefühfe oyntaegenbringen können, ſemer Vorfahren wuroig, die Hei⸗ mattreue und den Selbſtbeſtimmungswillen von Bürgern zu achten wiſſen, deren unter falſchem Schein gewaltſam erpreßte Einglie⸗ derung wahrlich kein Ruhmesblatt in der belgiſchen Geſchichte darſtellt! Die Vereinigten Landmannſchaften von Eupen⸗ Malmedy ⸗Monſchau und mit ihnen das deut⸗ ſche Volk haben keine feindſeligen Gefühle gegenüber Belgien. Aber ſie haben auch kei⸗ nerlei Verſtändnis für jene Art„moraliſcher Abrüſtung“, wie ſie noch heute von maßge⸗ genden belgiſchen Militärs vertreten wird, die Eupen⸗Malmedy in erſter Linie des⸗ halb bei Belgien erhalten wiſſen wollen, damit Aachen ſtändig dem Feuer bel ⸗ giſcher Kanonen ausgeſetzt bleibe. Die Vereinigten Landmannſchaften erwar⸗ ten, daß die Reichsregierung mit Energie dafür ſorgt, daß t wie dem deutſchen Volk an der Saar, auch den Bewohnern von Eupen⸗Malmedy das vertraglich zugeſicherte fe eiligte Recht auf Selbſtbeſtimmung end⸗ . erfüllt werde.“ eichsinnenminiſter Freiherr v. Gayl überſandte den Vereinigten Landmannſchaf⸗ ten Eupen⸗Malmedy⸗Monſchau ein Tele ⸗ aramm. in dem er u. a. ſagt: ein Das ſchwere Unrecht, das der Ber 1100 der Bevölkeru 9 3 ind von Eupen-M m fügte, indem er ſie gegen len dus fauſendfähriger Verbunde dem deutſchen Daterlande losriß, k 115 1 5 0 6* ungs ruft nac Für dieſe Verwirklichung N und unabläſſig zu arbeiten, fel unſer Gelöbnis. Reichswehrminiſter v. Schleicher gab in einem an den Hauptvorſtand der Verei⸗ nigten Landmannſchaften Eupen⸗Malmedy⸗ Monſchau gerichteten Schreiben der Hoff⸗ nung Ausdruck, daß die Tagung von Kre⸗ feld„weſentlich dazu beitragen möge, den Gedanken an das Unrecht von Eupen⸗Mal⸗ medy im deutſchen Volke und in der Welt zu vertiefen.“ Neuraths Echo. „Geradezu ſenſationell“, ſagt Paris.— her. riot lächelt. Paris, 2. Oktober. Die Erklärung, die Reichsaußenminiſter u. Neurath den Vertretern der deutſchen Preſſe gegenüber abgegeben hat, wird hier als ge⸗ radezu ſenſationell bezeichnekl. Die Blätter bekonen, daßz durch den Mund eines amtl. chen Vertreters der Reichsregierung zum er. ſtenmal die Verſicherung abgegeben worden ſei, daß Deutſchland auch nicht an den Ar. beiten der bevorſtehenden Abrüſtungs⸗ konferenz teilnehmen werde, ſolange es im Bezug auf die Gleichberechtigungsforde. rungen keine Genugtuung erhalten habe. Bisher habe man immer geglaubt, daß ſich dieſe Nichtbeteiligung lediglich auf die Arbei⸗ ten des Abrüſtungs büros bezögen. Die Erklärung des Reichsaußenminiſters ſtelle außerdem eine direkte Ablehnung dez engliſchen Planes dar, den Henderſon bei Wiederaufnahme der Arbeiten des Abrü⸗ ſtungsbüros den Mitgliedern zur Annahme unterbreiten wollte. Der„Petit Pariſien“ ſpricht von einer Art deutſchen Ulti⸗ matums, das ſchon jetzt alle Verſtändi⸗ gungsbemühungen nutzlos und überflüſſig mache. Der Genfer Sonderberichterſtattet des„Journal“ betont, daß Miniſterpräſident Herriot die Ausführungen des Reichsaußen⸗ miniſters d mit einem Lächeln aufgenommen habe. Franzöſiſcherſeits ſei man nicht böſe darüber, daß die Reichsregierung die von Henderſon beabſichtigten Vorſchläge ablehne. Pertinax bezeichnet im„Echo de Paris“ die Haltung der Reichsregierung als eine ein⸗ ſeitige Vernichtung des Verſailler Vertrages, der koftſpielige Völkerbund. Pfründe für allerlei Schmarotzer.— Scharfe deutſche Kritik. Genf, 2. Oktober. Im vierten Ausſchuß der Völkerbundsver⸗ ſammlung für die Finanzlage des Völkerbun⸗ des und die Reorganiſation des Völkerbunds⸗ ſelretariats übte der Vertreter Deutſch⸗ lands, Staatsſekretär von Rhein b a ben, ſcharfe Kritik an der Finanzgebahrung des Völkerbundes. Er forderte weitgehende Einſchränkung des Tätigteitsgebietes, Reorganiſation des geſam⸗ ten Verwaltungsapparates, Abbau überflüſ⸗ iger Beamter und der Beamtengehalter. Der deutſche Vertreter wies ausdrücklich darauf hin, daß er zu der auf der Tagesordnung ſtehen⸗ den Frage der Neubildung der politiſchen Lei⸗ tung des Völkerbundsſekretariats in den wei⸗ teren Ausſprachen beſonders Stellung neh⸗ men werde. Nheinbaben übte ſcharfe Kritik an der Tätigkeit der Informationsabteilung und wies auf die Erklärung des Vertreters Finnlands hin, daß nach Anſicht vieler Journaliſten, die von der Informationsabteilung heraus- gegebenen Mitteilungen einer Weitergabe nicht wert ſeien. Der Vorſtoß des deutſchen Vertreters hat allgemeine Aufmerlſamkeit erregt. Es iſt be⸗ ſonders zu begrüßen, daß Rheinbaben auf die Notwendigkeit der Reorganiſation der Infos⸗ mationsabteilung des Völkerbundes hingewie⸗ ſen hat, die gegenwärtig mit einem Stab von 54 Beamten im weſentlichen lediglich den Pro⸗ pagandazielen der leitenden franzöſiſchen Kreiſe dient. Deutſche Tagesſchau. Keine Landtagsauflöſung in Braunschweig Der braunſchweigiſche Landtag trat nach faſt dreimonatiger Pauſe zu einer fische zuſammen, um zu dem nationalſozialiſtiſchen Dringlichkeitsantrag auf Auflöſung de⸗ braunſchweigiſchen Landtages 1 35 nehmen. In der ee wurden drei zehn nationalſozialiſtiſche, bürgerliche unt ommuniſtiſche Stimmen 180 die Auflöſunt abgegeben, während ſich 15 Sozialdemokra ten dagegen ee und vier bürgerlich Abgeordnete St ee eee übten. De die Weben be weibrittelmehrhei nicht erreicht war, war der Auflöſungsan trag damit abgelehnt. Zweites Blatt— Montag, 3. Oktober 1932 Bedenkliche Entwicklung. Engliſche Handelsoffenſive in den nordiſchen cändern. Stockholm, 2. Oktober. Der Prinz von Wales iſt eingetroffen. In Verbindung mit dem Be⸗ ſuch wird eine ſchwediſch⸗engliſche Woche durchgeführt, die dem Ausbau der engliſch⸗ ſchwediſchen Handelsbeziehungen dienen ſoll. Der engliſche Beſuch dient ausgeſproche⸗ nen Wiriſchaftsintereſſen und hal inſofern beſondere Bedeutung, als er nach ſchwedi⸗ ſchen Preſſemeldungen eine handelspolitiſche Neuorientierung Schwedens einleiten ſoll. Schweden hat ſeit jeher den Hauptleil ſeiner Einfuhr in Deutſchland gedeckt, während England der größte Abnehmer ſchwediſcher Waren iſt. Die ſchwediſche Preſſe fordert jetzt einen Ausgleich. Schweden ſoll zum Be⸗ zug engliſcher Waren übergehen, was nur durch Ausſchaltung deutſcher Wirkſchaftsin⸗ tereſſen geſchehen kann. Da Schweden unker den deuiſchen Ausfuhrländern mit an füh⸗ render Stelle ſteht und die Lage in den üb⸗ rigen Ländern ganz ähnlich iſt, hat dieſe Entwicklung für Deutſchland größte Bedeu⸗ lung. —— güdweſtdeutſcher Kanalverein Für den Weiterbau des Neckarkanals. Mannheim, 1. Oktober. Anläßlich des Deutſchen Binnenſchiffahrts⸗ tages hielt der Südweſtdeutſche Kanalverein ſeine diesjährige Mitgliederverſammlung in Mannheim ab. Nachdem eine Sitzung des Vorſtandes und großen Ausſchuſſes vorausge⸗ gangen war, eröffnete Geh. Hofrat W. Pe⸗ ter Bruckmann⸗Heilbronn die gut beſuchte Tagung. Er ſkizzierte kurz die Tätigkeit des Verbandes. Die erſte Etappe des Nek⸗ karausbaues werde Ende 1934 oder An⸗ fang 1935 fertiggeſtellt ſein. Notwendig ſei, daß der Verein ſo ſtark wie möglich die Pro⸗ paganda für die Fortſetzung des Neckarkanals betreibt. Aus dem Jah⸗ resbericht geht hervor, daß die Arbeiten am Neckarkanal planmäßig fortgeſetzt werden. Die Bauarbeiten an den im Frühjahr 1931 begonnenen Stauſtufen Hirſchhorn und Rockenau konnten in dieſem Jahre fertig⸗ geſtellt und dem Betrieb übergeben werden. Damit ſind von zehn zwiſchen Mann⸗ heim und Heilbronn liegenden Stau⸗ ſtufen insgeſamt ſieben an einer zuſammenhän⸗ genden Strecke von 84 Kilometer für Groß⸗ ſchiffahrt und Kraftnutzung völlig ausgebaut, die Arbeiten am erſten Teilausbau der Stau- ſtufe Heilbronn faſt abgeſchloſſen. Schließlich wurde folgende ßung angenommen: „Der Südweſtdeutſche Kanalverein für Rhein, Donau und Neckar e. V. hat in ſeiner Mitgliederverſammlung am 30. September 1932 in Mannheim mit großer Befriedigung von den planmäßigen Fortſchritten im Aus⸗ bau des Neckarkanals Kenntnis genommen Er begrüßt es beſonders, daß zu den bereits ausgeführten Bauten im Rahmen des Arbeits⸗ beſchaffungsprogramms des Reiches demnächſt weitere Arbeiten an der Strecke Heilbronn — Plochingen durchgeführt werden ſollen. Er nimmt dieſe Tatſache als ein ſicheres Zei⸗ chen dafür, baß die maßgebenden Stellen nach wie vor entſchloſſen ſind, den Neckar⸗ kanal plangemäß und entſprechend den ſeiner⸗ zeit abgeſchloſſenen Staatsverträgen in ſein eigentliches Wirkungszentrum, das hoch⸗ netwickelte Wirtſchaftsgebiet von Groß— Stuttgart mit ſeinem dichtbeſiedelter Hinterland vorzutreiben. Nachdem in Heil- bronn die Vorausſetzungen für den Anſchluf an den neuen Groß⸗Verkehrsweg geſchaffen ſind, erwartet der Verein, daß Mittel und Wege gefunden werden, um nunmehr die letzten drei an der Strecke Mannhein — Heilbronn liegenden Stauſtufen Gut⸗ tenbach, Neckarzimmern und Gun delsheim nebſt den dazugehörigen Kraft werken gleichzeitig in Angriff zu nehmen und ohne Unterbrechung in einem Zuge zu Durchführung zu bringen. Sowohl die Ar, beitsbeſchaffung zur Linderung der Erwerbslo, ſennot, wie die auf dieſer Strecke immer noch ſtark behinderte Neckarſchiffahrt fordern, daß das erſte Teilſtück der Rhein—Neckar⸗Donau⸗ Groß⸗Schiffahrtsſtraße, die Strecke Mannheim — Heilbronn, raſch und vollſtändig ausgebauf wird.“ Entſchlie⸗ Der Wahlleiter für Baden. Karlsruhe, 1. Okt. Verbandswahlleiter fün den 16. Wahlkreisverband Württemberg⸗Ba, den iſt Miniſterialrat Dr. Kiefer, ſein Stell, vertreter Regierungsrat Dr. Fetzer, beide in württembergiſchen Miniſterium des Innern ir Stuttgart. Kreiswahlleiter für den 32. Wahl. kreis(Baden) iſt Oberregierungsrat Walz, ein Stellvertreter Regierungsrat Dr. Haim, eide im Miniſterium des Innern in Karls ruhe. in Stockholm Aus Baden. Ein Aufruf des Babiſchen Bauernvereins. „Freiburg, 1. Olt. Der Badiſche Bauernver⸗ ein erläßt einen Aufruf, in dem es u. a. heißt: Ein ſchwerer Notwinter ſteht vor der Türe. Millionen deutſcher Brüder und Schwe⸗ ſtern ſind ohne Arbeit. Die öffentliche Für⸗ ſorge reicht bei weitem nicht aus, um die größte Not zu lindern. Unſere arbeitsloſen Brüder und Schweſtern ſollen und dürfen aber im kommenden Winter nicht hungern. Unſer Ruf ergeht darum auch heute wieder an den Bauernſtand, und unſere Bitte zu helfen, an das Herz der Bauernfamilie. Wenn wir um Hilfe für die Notleidenden in Stadt und Land bitten, ſo wiſſen wir wohl, daß auch auf dem Lande die Wirtſchaftskriſe vor⸗ handen iſt und daß in mancher Bauernfamilie bittere Not und Verzweiflung herrſcht. Und trotzdem richten wir an alle Berufsgenoſſen die Bitte zu helfen, weil wir wiſſen, daß ge⸗ rade der Bauer, der ſelbſt die Not kennt, bereit iſt dem Volksgenoſſen, dem es noch ſchlechter geht, zu unterſtützen, auch dann, wenn man in den Städten oft nicht das Verſtändnis für die Lage der Landwirtſchaft aufbringt, das mit gutem Recht verlangt werden müſſe. Eröffnung der fünften Süddeutſchen wirtsmeſſe. Freiburg, 1. Okt. Bei einer Vorbeſichtigung der fünften Süddeutſchen Gaſtwirtsmeſſe konnte Präſident Knodel vom Badiſchen Gaſtwirte— verband nach Dankesworten an die Stadt Freiburg die erfreuliche Feſtſtellung machen, Gafſt⸗ daß die diesjährige Meſſe trotz der Kriſe eine; außerordentliche Beſchickung erfahren habe. Insbeſondere ſei es gelungen, durch die Zu— ſammenfaſſung des Hotel- und Gaſtwirtsge— werbes des ganzen Schwarzwaldes mit der zum erſten Mal gezeigten kulinariſchen Abtei— lung der Veranſtaltung eine ganz beſondere Note zu geben. Die Kochkunſchau biete Spii⸗ zenleiſtungen des deutſchen Hotelgewerbes un— ter kräftiger Betonung der einheimiſchen Schwarzwälder Küche. Sie wird glücklich er— gänzt von einer vom Badiſchen Weinbauin— ſtitut Freiburg veranſtalteten erleſenen Schau badiſcher Weine.— Die offizielle Meſſeeröff— nung fand am Samstag vormittag um 11 Uhr ſtatt. * Mannheim, 1. Olt.(Freiwilliger Ar⸗ beitsdienſt.) Der Durchführung von Erd— arbeiten auf der Frieſenheimer Inſel zur Schaffung von Kleingartengelände auf der der Müllanſchüttung(6800 Tagewerke) und der Durchführung von Arbeits- und Inſtand— ſetzungsarbeiten auf dem Gelände bei den Ausſtellungshallen(1300 Tagewerke) im Wege des freiwilligen Arbeitsdienſtes hat der Stadt- rat zugeſtimmt. Mannheim, 1. Okt.(Sturz aus dem Fenſter.) In der Heinrich-Lanzſtraße iſt die 51jährige Witwe eines Kranenführers aus dem Fenſter des 5. Stockes in den Hof geſprungen und hat ſich ſo ſchwere Verletzungen zugezo— gen, daß der Tod alsbald eintrat. Bei der Frau ſollen in letzter Zeit Anzeichen von Schwermut bemerkt worden ſein. Mannheim, 1. Okt.(In den Rhein ge⸗ ſprungen.) Eine Frau aus der Windeck— ſtraße ſprang in der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, in den Rhein. Sie wurde von einigen Paſſanten aus dem Waſſer gezogen und nach ihrer Wohnung verbracht. Der Grund zur Tat iſt unbekannt. Mannheim, 1. Oft.(Schließung der Flugpoſtanſtalt.) Die Poſtanſtalt auf dem Flugplatz wird infolge der Einſchränkung des Flugverkehrs ebenſo wie im Vorjahre wäh— rend des Winterhalbjahres vom 1. Oktober ab für den allgemeinen Verkehr geſchloſſen. Heidelberg, 1. Okt.(Blutſchande.) Vor der Strafkammer hatte ſich der in Sandhauſen wohnhafte 40jährige Arbeiter Daniel K. we⸗ gen Blutſchande zu verantworten. Nach hart⸗ näckigem Leugnen geſtand der Angeklagte ein mit ſeiner 19jährigen Tochter in der Zeit vom Dezember v. J. bis zum Auguſt d. J. in ge⸗ wiſſen Abſtänden intim geweſen zu ſein, eben⸗ falls mit ſeiner kaum 14 Jahre alt gewor⸗ denen zweiten Tochter. Der Staatsanwalt wies nachhaltig darauf hin, daß K. in uner⸗ hörter Weiſe gegen Geſetz, Moral, Auſtand und Sauberkeit verſtoßen habe. Die zweite Große Strafkammer verurteilte K. wegen fortgeſetzter Blutſchande zu zwei Jahren Zucht⸗ haus und vier Jahren Ehrverluſt. Vie mik⸗ angeklagte 19jährige Tochter erhielt ſechs Mo⸗ nate Gefängnis. a Karlskuhe, 1. Okt.(ohe Steuerſtra⸗ fen.) Im Landesſinanzamtsbezirk Karlsruhe überwiegen die Geldſtrafen bei den Zöllen und Verbrauchsabgaben erheblich die Beſitz⸗ und Verbrouchsſteuern. Im Landesfinanz⸗ amtsbezirk Karlsruhe wurden im Rechnungs⸗ Ir 1931⸗32 bei Zöllen und Verbrauchsab— gaben in 2545 Fällen rund 2,5 Millionen Mark Geldſtrafen feſtgeſetzt. In 365 Fällen wurden rund 1½ Millionen Mark rechtskräf⸗ tig feſtgeſetzte Geldſtrafen erlaſſen. Bei den Beſitz- und Verkehrsſteuern wurden im Rech⸗ nungsjahr 1931⸗32 in 936 Fällen 500 000 Mark Geldſtrafen feſtaeſent. In 194 Nälſen wurden 45 000 Mart rechtskräftig feſtgeſetzte Geldſtrafen erlaſſen. Kaclsruhe, I. Okt.(Rückſichtsloſer Autofahrer.) In Mühlburg wurde ein Radfahrer aus Knielingen von hinten von einem Perſonenkraftwagen angefahren und zu Boden geworfen. Der Führer des Kraft⸗ wagens entzog ſich der Feſtſtellung ſeiner Per⸗ ſonalien durch die Flucht. Der Radfahrer er⸗ litt eine Gehirnerſchütterung und Verletzungen im Geſicht und mußte ins ſtädtiſche Kranken- haus gebracht werden. Bretten, 1. Olt.(Abgelehnter Vor- anſch lag.) Der ſtädtiſche Voranſchlag weiſt einen Fehlbetrag von rund 113 000 Mark auf, für den keine Deckungsvorſchläge gemacht wer— den können. Der Gemeinderat hat den Vor— anſchlag abgelehnt. Bad Dürrheim, 1. Okt.(Lebensmüder wird tobſüchtig.) Ein Inſaſſe eines hie— ſizen Erho uigs eins verfuet ih nachts durch Erhängen das Leben zu nehmen. Er hatte ſich an einer Türklinke aufgehängt, doch riß die Schnur, ſodaß das Vorhaben mißlang. Der Lebensmüde brach hierauf in wildes Toben aus, ſodaß er durch das Sanitätsauto in das Villinger Krankenhaus gebracht werden mußte. Das Motiv der Tat iſt noch unbekannt. Kehl, 1. Oit.(Zuchtviehſchau.) An⸗ läßlich der Ausſtellung„Schaffen und ir⸗ ken im Hanauerland“ hielt die Rinberzucht⸗ genoſſenſchaft des Bezirks Kehl eine gut be— ſuchte Zuchtviehſchau ab, der gegen 80 Tiere zugeführt waren. Es war faſt durchweg ein gut gepflegtes Zuchttiermaterial und im gan— zen konnten 1541 Mark als Preiſe an vie Tierzüchter verteilt werden. Lahr, 1. Ott.(Für günſtigere Kre⸗ ditverſorgung.) In der Vollverſamm⸗ lung der Handelskammer für den Kreis Oſ— fenburg mit dem Sitz in Lahr wurde eine Ent⸗ ſchließung angenommen, die u. a. eine gün⸗ ſtigere Kreditverſorgung der mittleren und klei— neren Betriebe fordert, ferner ſtärkere Berüch— ſichtigung Badens als Grenzland aus dem Anteil der zur Verfügung geſtellten Garantie— und Darlehensmitteln zur Aufrechterhaltung des Wirtſchaftslebens. Todtnauberg, 1. Okt.(Fünfzig Jahre Hüttenmutter.) Am 22. September ſan⸗ den ſich auf der Jaſtler Hütte beim Felbberg zahlreiche Freunde der Mutter Klingele ein, um ihr goldenes Hüttenjubiläum zu feiern. Seit 1882 ſchaltet und waltet Mutter Klin⸗ gele in den Sommermonaten droben auf der Zaſtlerhütte, nachdem ſie fünf Jahre lang die Todtnauberg-Hütte betreut hatte. Allen Schwarzwaldwanderern iſt Mutter Klingele be— kannt und ſie werden erfreut darüber ſein, zu hören, daß ihres 50jährigen Hüttenjubiläums ſeitens des Schwarzwaldvereins in ſinniger Weiſe gedacht wurde. Vor drei Jahren wurde eine ähnliche Jubelfeier veranſtaltet. Damals galt es, den 80. Geburtstag Mutter Klingeles zu feiern. Fünfundfünzig Jahre Feldbergluft hatte die alte Dame ſich um die Naſe wehen laſſen und iſt gut dabei gefahren, denn die Schwächen des Alters merkt man bei ihr nicht. Singen a. H., 1. Okt.(Unter die Städte eingereiht.). Wie der Miniſter des Innern bekanntgibt, wird die Stadtge⸗ meinde Singen auf ihren Antrag Wir⸗ kung vom 1. Oktober 1932 an in die Klaſſe der Städte eingereiht. 5 15 Aus den Nachbarländern. die Dummen werden nicht alle. ** Frankfurt a. M., 1. Okt. In einem Vor⸗ ort erſchien vor einiger Zeit eine junge Zi⸗ geunerin und bot Spitzen zum Verkauf an. Sie erklärte auch, aus den Handlinien die Zukunft deuten zu können. Sie ließ ſich zu⸗ nächſt einen Zwanzigmarkſchein geben, nahm das Geld mit, um in ihrem Wohnwagen Ge— bete zu ſprechen, und verſprach, nach einiger Zeit wiederzukommen. Wenige Tage ſpäter brachte die Zigeunerin den Geldſchein zurück. Sie äußerte den Leuten, daß ſie ihr recht viel Geld anvertrauen ſollten, wenn ſie ihr Glüch machen wollten. Die Zigeunerin erhielt auch tatſächlich 200 Mark, welche ſie in einen ſchwar⸗ zen Lappen wickelte. Dann Leute in ein anderes Zimmer, damit ſie das Geld verſtecken könne. Im Schlafzimmer trennte ſie ein Kiſſen auf und ſteckte einen ſchwarzen Lappen, in dem ſich das Geld beſin⸗ den ſollte, hinein. Sie verſprach, nach eini⸗ gen Tagen wiederzukommen, um dann das gutgläubigen Leute warteten jedoch vergeblich auf die Zigeunerin. Als ſie dann ſelbſt in dem Kiſſen nachſahen, fanden ſie in dem Lappen ſtatt des Geldes Papierſchnitzel! ter der Bank.) ſchichte ſie die ſächlich gebiete maſens iſt die Schuhinduſtrie, mit Ausnahme einiger Fabriken, die ihre Belegſchaft auf den geringſten Rottmeiſter Johann Baumgärtner. dem Münzen haben die Größe eines Fünfmark⸗ die des Oberburgermeiſters gefaßten Beſchluß der Ablehnung einer Erhöhung der Bürger⸗ ſteuer von 450 auf 1100 Prozent nicht voll⸗ ziehen, da er ihn für rechtswidrig hält. Das rechtswidrige Verhalten wird darin erblickt, daß der Vorſchlag nicht auszugleichen iſt, wozu die Stadt gezwungen werden ſoll. Ein gleiches Verfahren war ſchon bei Feſtſetzung der Bür⸗ gerſteuer auf 450 Prozent durchgeführt wor⸗ den. Der Einſpruch des Stadtrates beim bay⸗ eriſchen Miniſterium gegen das Vorgehen der Kreisregierung blieb damals erfolglos. Altrip, 1. Okt.(Entwäſſerung des Altrheingebietes.) Zur Entwäſſerung des Altrheingebietes, vornehmlich der Alt- rheinwieſen, wurde ein Notſtandsprojekt auf⸗ geſtellt. Auf dem Weg des freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes ſoll das Projekt alsbald verwirk⸗ licht werden. Die Arbeiten erfordern etwa 15 000 Tagſchichten und bieten etwa 185 Aus⸗ geſteuerten auf die Dauer von ſchätzungsweiſ“ 25 Wochen Beſchäftigung. Pirmaſens, 1. Okt.(Uus der Schuh⸗ induſtrie.) Mit großem Intereſſe verfolgt man in Pirmaſens die Lohnkämpfe in der Weißenfelſer Schuhinduſtrie. Der Ausgang dieſes Streites dürfte auch für die Pirmaſen⸗ ſer Schuhinduſtrie von ausſchlaggebender Be⸗ deutung ſein. In Pirmaſens ſcheint man an eine Lohntürzung auf Grund der Notverord— nung im Augenblick nicht zu denken, da man, wie es heißt, alle Hände voll zu tun hat, um das Weihnachtsgeſchäft in Fluß zu brin⸗ gen und ſich der Gefahr eines auf einer ſol⸗ chen Maßnahme ſicher folgenden Streiks nicht ausſetzen will. Die Stagnation, die ſich haupt⸗ ſächlich beim Abſatz des beſſeren Schuhwerks eingeſtellt hat, iſt darauf zurückzuführen, daß man in Abnehmerkreiſen mit einer Verbilligung dieſes Schuhwerkes rechnet. Dieſe Hoffnung iſt aber rein ſpekulativer Natur. In Wirklichkeit liegen die Herſtellungspreiſe des beſſeren Schu⸗ hes bereits hart an der Rentabilitätsgrenze. N Verhältnismäßig gut beſchäftigt ſind die Fa⸗ brilen, die den einfachen Schuh herſtellen und die ſich durch ihre frühzeitige Umftellung haupt⸗ in den Induſtriezentren gute Abſatz⸗ geſichert haben. Im Landbezirk Pir⸗ Stand zu vermindern waren, durchweg gut beſchäftigt. Neues aus aller Welt. Schatz ausgegraben. Einen irdenen Topf mit Münzen fand beim Stockausgraben in der Waldabteilung Sterz bei Vamberg der Er hat den gefundenen Schatz ſeiner Dienſtſtelle, Forſtamt Scheßlitz, abgeliefert. Die gezwungen ſtückes und ſind aus Silber. 5 Weiter Weg eines Soldatengebetlbuches. Das Zentralnachweisamt für Kriegerverluſte München ſandte der Familie des Bäcker⸗ meiſters Elſeſſer in Wieſen ein Gebetbuch ihres im Jahre 1917 in Frankreich gefalle⸗ nen Angehörigen zu. Ein Krankenträger hatte das Buch einem gefallenen neuſeelän⸗ diſchen Soldaten abgenommen. Ueber das deutſche Konſulat für Neuſeeland und Sa⸗ mog kam das Gebetbuch nun nach 15 Jah⸗ ren in die Heimat. Die Brannenburger Tragödie. Nach der Sektion der beiden Leichen,, die am Diens⸗ tag auf dem Wege zur Schlipfgrubalm auf⸗ gefunden wurden, fand die Beerdigung ſtatt, und zwar entgegen der früheren Verlautha⸗ rung in kirchlicher Weiſe. Ob auf Grund der Leichenöffnung gegen dritte Perſonen ge⸗ richtlich vorgegangen wird, iſt wahrſchei ö bleibt jedoch Geheimnis der amtlic len. Vermutlich dürfte die T dem Tod der beiden M 0 Wanninger noch weitere Kreiſe zieher de waren in anderen Umſtänden. Beftrafle Edelweißmarder. richt Berchtesgaden 1 ſchen zu Haftſtra wei Wochen, weil ſie Pflanzenſchutz ſteht. in Mengen zu 150 Stück im Gebirge des Landtales ge⸗ pflückt hatten. Tod im Schrwitzbad. er Kindergärtnerin einlich, 70 0 Das Der rätſelhafte Tod Wilhelmine Salbach, 0 0 die vor einigen Wochen im Schwitzbad der ſtädtiſchen Badeanſtalt Gladbach⸗Rheydt mit krheblichen aufgefunden wurde, hat die Staastanwalt⸗ Verbrühungserſcheinungen tot ſchaft eingehend beſchäftigt. Das Ermitt⸗ 0 e e 0 s Alungsverfahren iſt jetzt eingeſtellt worgen. „diele Geld“ aus dem Kiſſen zu nehmen. Die[ Die umfangreichen Feſtſtellungen und Ver⸗ ſuche ließen den Schluß ziehen, daß Fräu⸗ lein Salbach eines plötzlichen natürlichen [Todes geſtorben ſei und zwar infolge Ver⸗ ſagens der Herztriebkraft. Offenbach, 1. Okt.(Kindesleiche un⸗ In den Anlagen am Dreieichring nächſt der Landesgrenze wurde von Arbeitern eine Kindesleiche gefunden, J 5 a schl der Arbeitnehmer geführt. Die Arbeitsnie⸗ einer Bank lag. Die Polizei ſucht nach der die in Papier eingewickelt war und unter Kindesmutter. Ludwigshafen, 1. Okt.(Rechts wid ri⸗ ger Stadtratsbeſchluß 7) Der 1. Bür⸗ germeiſter Dr. Ecarius von Ludwigshaſen wird den vom ganzen Stadtrat in ſeiner Sitzung vom 29. September mit allen Stimmen gegen Transporlarbeilerſtreik am Um zugs fag. Der ſeit einiger Zeit im Berliner Mö⸗ beltransportgewerbe beſtehende Tarifkon⸗ flükt hat nunmehr zu einem Streikbeſchluß derlegung erfolgte mitten im Umzugstrubel am 1. Oktober. Tod erst nach einem Jahre entdeckt. Ein Polizeikommiſſar in Paris ſollte den Ab⸗ transport von Möbeln aus der Wohnung einer Krankenſchweſter Brochard überwa⸗ chen, von der der Hausbeſitzer erklärte. daß nie ſeit einem Hagre gogereiſt ſet, vyne ſyre Adreſſe hinterlaſſen zu haben. Man mußte mit Gewalt die Tür öffnen. In der Woh⸗ nung bot ſich ein grauſiger Anblick; die völ⸗ lig verweſte Leiche der Krankenſchweſter, die vor langen Monaten unbemerkt geſtorben war, fand man in ihrem Bette vor. g Das ruſſiſche U-Boot nicht geſunken. Von amtlicher Seite wird die aus Stockholm ver⸗ breitete Meldung über den angeblichen Un⸗ tergang eines ruſſiſchen U-Bootes im Finni⸗ ſchen Meerbuſen dementiert. Es wird mitge⸗ teilt, daß das U⸗Boot nach dem Zuſammen⸗ ſtoß mit dem däniſchen Dampfer„Robert Maerſk“ ſtarke Veſchädigungen erlitten habe aber mit eigener Kraft nach Kronſtadt zu⸗ rückgekehrt ſei. Tempelraub in Puna. Prieſter, die in den Tempel der Göttin Parvati in Pung(In⸗ dien) eintraten, bemerkten, daß zwei gol⸗ dene Götterbildniſſe, darunter das der Göt⸗ tin Parvati, deſſen Wert auf annähernd 3000 Pfund Sterling geſchätzt wird, geſtoh— len worden waren. Der geplünderte Tempel gehört zu denen, die ihre Tore den„Unbe— rührbaren“, den Parias, kurz nach Beginn des Hungerſtreiks Gandhis geöffnet hatten. Schwierige Bergung eines U-Bootes Wieder einmal ſind die Hebungsarbeiten für das Unterſeeboot M 2, das ſeinerzeit mit der Beſatzung untergegangen war, anterbro— chen worden; man hatte das Schiff ſchon fünf Meter unter dem Meeresſpiegel, als ein Ponton zuſammenbrach. Taucher ſollen die Lage des wieder geſunkenen U-Bootes auskundſchaften. Inzwiſchen wehrt ſich aber die Oeffentlichkeit energiſch gegen einen noch⸗ maligen Bergungsverſuch, da die Arbeiten bisher ſchon die nette Summe von 1,5 Mil⸗ lionen Mark gekoſtet haben. Flugzengunglück bei Darmſtadt. Zwei Neuſtadter tödlich abgeſtürzt. Darmſladt, 2. Oktober. Ein Flugzeugunglück, das zwei Todes- opfer forderle, ereignete ſich am Samskag Waſſe 10 Uhr in der Nähe des Darmſtädter aſſerwerks. Es handelt ſich um ein Spork⸗ flugzeug aus Neuſtadt a. d. 9., das zu den Zuverläſſigkeitsflügen des Deultſchen Luftfahrtverbandes vom Griesheimer Flug- platz aus geſtartet war. Offenbar geriet es in den dichten Nebel und ſließ gegen eine hohe Pappel. Die Tragflächen brachen, die neden Inſaſſen verunglückten ködlich. Ueber das Flugzeugunglück berichten Land⸗ leute, die den abſtürzenden Apparat beob⸗ achtet haben, daß er in ſehr geringer Höhe über dem Wald geflogen ſei. Der Morgen war ſehr neblig, wodurch die Flieger offen⸗ bar irritiert worden ſind und die Ueberſicht verloren haben. Sie hätten eine gute Mög— lichkeit für eine Notlandung in der Nähe ge⸗ habt, glaubten jedoch wieder höher ſteigen zu können. Dabei ſtießen ſie gegen den hohen Pappelbaum. Die Tragflächen riſſen ſofort auseinander. Die Namen der Piloten ſind Hermann Kettinger, der bei dem Ab⸗ ſturz ſofort getötet wurde, und Begleiter Ho ß⸗ la tta, der bald nach der Einlieferung ins Krankenhaus geſtorben iſt. Das Schickſal des Landtags noch ungewiß. Der Asflöſungsankrag im Ausſchuß ange⸗ genommen. Darmſtadt, 1. Okt. Der Geſetzgebungs⸗ ausſchuß des heſſiſchen Landtages war noch einmal zuſammengekommen, um vor dem Zuſammentritt des Landtags die reſtliche Tgesordnung zu erledigen. Eine Regie⸗ rungsvorlage wegen Aufhebung der Immu⸗ nität des kommimmiſtiſchen Abgeordneten Mauer wurde abgelehnt. Der ſozialdemokratiſche Ankrag auf Land⸗ ktagsauflöſung wurde mit den Stimmen der Sozialdemokraten und Kommuniſten gegen die Stimmen des Zenkrums bei Enthaltung der Nalionalſozialſſten angenommen. Die Nationalſozialiſten erklärten, daß ſie ſich ihre Stellungnahme vorbehielten. Die Zentrums⸗ vertreter betonten, daß dieſe Abſtimmung ihre perſönliche Meinung darſtelle, da die Fraktion zu dieſer Frage goch nicht Stellung genommen habe. Das Schickſal des heſſiſchen Landtages ag alſo noch ganz ungewiß. Die Enkſcheidung wird jetzt erſt in der näch⸗ ſten Plenarſitzung fallen; für die Annahme des Ankrags iſt bekanntlich eine Jweidrittel⸗ mehrheit erforderlich. Ein kommuniſtiſcher Antrag auf Verbot der SA und SS⸗Formationen wurde abge⸗ lehnt, desgleichen ein weiterer kommuniſti⸗ ſcher Ankrag auf Nichtdurchführung der Reichsnotverordnung vom 9. Auguſt betr. die Sondergerichte. Ein diesbezüglicher na⸗ tionalſozialiſtiſcher Antrag fand Annahme, Der volksparteiliche Antrag auf Aenderung des Artikels 38 der heſſiſchen Verfaſſung, wonach in Zukunft der Oberlandesgerichts⸗ präſident automatiſch an die Stelle einer ge⸗ ſchästeführenden Regierung treten ſoll wurde zurückgeſtellt, da die Aufaſſung der Regierung hierzu noch nicht vorlag. Eine Eingabe des heſſiſcen olksbundes bezüglich ae der Länder wurde durch Re⸗ ierungsantwort für erledigt erklärt. Die Hefürchlung, daß Oberheſſen eine preußiſche Provinz werden ſolle, ſei unbegründet. 13 Jahre Techniſche Nochilſe. Was ſie leistet.— Ihre Aufgaben im Hei⸗ matbezirk. ö Am 30. September 1919 wurde in Berlin die Techniſche Nothilfe gegründet. Während ihres Beſtehens hat ſie in Wahrung ſtreng⸗ ſter politiſcher und wirtſchaftlicher Neutrali⸗ tät die ihr von der Reichsregierung übertra⸗ genen vielſeitigen Aufgaben erfüllt. Vom ſtaatspolitiſchen Standpunkt aus bildete vom Tage ihrer Gründung ab die Vorſorge zur Beſeitigung von Notſtänden in Betrieben, deren Fortführung mit Rückſicht auf lebens⸗ wichtige öffentliche Intereſſen unerläßlich iſt, die Hauptaufgabe. Zurzeit ſteht ein organi⸗ ſatoriſcher Umbau der Techniſchen Nothilfe bevor, der bereits im abgelaufenen Tätig⸗ keitsabſchnitt auf Grund der praktiſchen Er⸗ fahrung eingeleitet wurde und der den Zweck haben ſoll, die großen Aufgaben, die ſich die Techniſche Nothilfe geſtellt hat, durch Bildung beſonderer mit Fachſtäben und Fachnothelfern durchſetzte und ſachgemäß ausgerüſtete Abteilungen mit den dazu ge⸗ hörigen Reſerven klar herauszuſtellen. Von dieſer Umſtellung erwartet die„Techniſche Nothilfe eine Steigerung ihrer Einſatzfähig⸗ keit. Im Landesbezirk Heſſen, der Heſſen⸗Naſ⸗ ſau und Heſſen umfaßt, und ſeinen Sitz in Frankfurt a. M. hat, wurde die Teno im verfloſſenen Jahr in zahlreichen Fällen zur Hilfeleiſtung bei Hochwaſſerkataſtrophen auf⸗ gerufen. Größere Einſätze der freiwilligen Helfer in allen Fällen höherer Gewalt fan⸗ den u. a. in Arheiligen und Eſchollbrücken ſtatt. Auch bei der Bekämpfung von Wald⸗ bränden mußten Nothelfer des Landbezirks Heſſen mitwirken, vor allem im kurheſſiſchen Bezirk bei dem Brand im Habichtswald. Einſätze von Nothelfern in lebenswichtigen Betrieben(Gas, Woſter⸗ und GElottrigitäts⸗ werke) waren erfreulicherweiſe nicht erfor— derlich. Der zivile Luftſchutz, ſoweit er das Aufgabengebiet der Techniſchen Nothilfe be⸗ trifft, wurde in dieſem Jahr überall im Be⸗ reich des Landesbezirks organiſiert. Für den Luftſchutzort Frankfurt a. M. werden allein 3000 Nothelfer benötigt, die bereits zum gro— ßen Teil geworben ſind. Sie werden in re⸗ gelmäßigen Kurſen im Gebrauch der Gas⸗ maske ausgebildet. Die Organiſation hat für den Ernſtfall u. a. Warn- und Läufertrupps, Feuerwehr- und Aufräumungstrupps zu ſtellen, auch Fachtrupps für Gas-, Waſſer⸗ und Elektrizitätswerke. In reichem Maße widmete ſich der Landesbezirk der Pflege des freiwilligen Arbeitsdienſtes. Er beſchäf⸗ tigte zeitweiſe über 500 Nothelfer als Ar⸗ beitsfreiwillige. Die Ortsgruppe Frankfurt a. M. zählt gegenwärtig über 4000 freiwil⸗ lige Helfer. Die größte Staustufe Caropas. Irankfurk jetzt Rheinhafen. * Frankfurt a. M., 1. Okt. Mit einem kleinen Feſtakt wurde der Vetrieb der neuen Stauſtufe Frankfurt Griesheim eröffnet. Zu der Eröffnung der Stauſtufe, die in ih⸗ rem Ausmaß die größte und modernſte in Europa iſt, hatten ſich zahlreiche Behörden⸗ vertreter und die Mitglieder des Reichs⸗ waſſerſtraßenbeirates eingefunden. Staats⸗ ſekretär Dr. Königs eröffnete als Vertreter des Reichsverkehrsminiſteriums die Stau⸗ tufe. g Die Baukoſten betrugen 19 Millionen Mark, von denen 13,5 Millionen auf den Schiffahrtsweg und 5,5 Millionen auf das Kraftwerk entfallen. Die Stauſtufe, die in 38 Baumonaten hergeſtellt wurde und bis zu deren Vollendung 1,25 Millionen Kubik⸗ meter Erde bewegt werden mußten, hat die Stadt Frankfurt zu einem Rheinhafen ge⸗ macht, da jetzt auch die größten Rheinſchiffe direkt bis zum Frankfurter Oſthafen fahren können. Mit ihrer Vollendung iſt der erſte Abſchnitt der Main⸗Kanaliſierung beendet. Unerhört billig ist unser Propagandaverkauf während der Messe! Wir offerieren; Schöne HInderfackspangen 8 4 4 95 Hinderspangen beige“ Erh 2726 l. 90 Hrältige schulstlelel Gr oge 2700 3.0 2, 00 Hübsche Damenspangen ae: 0. 2.30 Mod. eleg. Damenschune ub n, 2.90 Herrenhalbschune enz ee dur 9.75 Fraune Mnabennalpschune 0 20090 2.90 Ledernledertreter. Aussuchen nur 05 Turnschlüpler, nr Nee nur 25 Mollig warme RKamelhaarschuhe schon jetzt zu den billigsten Preisen A Senahmar neff Mannheim— Marktplatz Durchgehend geölinet! 31287 den Vater totgeſchlagen. N Hainſtadt, 2. Oktober. Der 29 jährige Auguſt L. geriet mit ſeinem etwa 60 jährigen Vater im Keller des Hau⸗ ſes aus geringfügigem Anlaß in Streik. Der Sohn ergriff einen Prügel und zertrümmer⸗ le mit einem wuchligen Schlag ſeinem Vater den Schädel. Die Verletzungez waren 0 14 8 daß der alte Man noch im Laufe er Nacht ſtarb. Auguſt L., der erſt ſeit drei Jahren verheiratet iſt, wurde noch in der Nacht ins Amtsgericht Buchen eingeliefert Der Vorfall erregte hier inſofern beſonderes Aufſehen, als der Sohn in Hainſtadt als ru⸗ higer und beſonnener Menſch bekannt iſt. Liebesdrama in Mainz. Die Strafverſetzung des Poliziſten. Mainz, 2. Okt. Der 24 jährige Schupo Rudolf Caſtritius erſchoß in einem Weinlokal ſeine Geliebte, eine 19 jährige Arbeiterin aus Mainz-Wei⸗ ſenau und jagte ſich dann ſelbſt eine Kugel ins Herz, die ſeinen ſoforligen Tod zur Jol⸗ ge halte. Caſtritius ſollte angeblich auf Be⸗ freiben ſeiner Eltern wegen ſeiner Geliev⸗ ten nach Darmſtadt ſtrafverſetzt werden. der Cochemer Verg. Er wird nicht abgetragen. Berlin, 2. Okt. Der Hauptausſchuß des preußiſchen Land⸗ tages befaßte ſich mit einem kommuniſtiſchen Antrag, der mit Rückſicht auf den Berg⸗ rutſch, welcher vor einigen Wochen in Co⸗ chem an der Moſel ſich ereignete, die Abtra⸗ gung des Berges fordert und verlangt, daß für die erforderlichen Arbeiten eine erſte Ra⸗ te in Höhe von 300 000 Mark bereitgeſtellt werden ſoll. Der Antrag wurde gegen die Antragſteller abgelehnt, weil durch an⸗ dere Maßnahmen, insbeſondere durch die 2 der Straße jede Gefahr beſeitigt ei. Eiſerſuchtstragödie. Eine Tote, zwei Schwerverletzte. Hagen, 2. Okt. In der Ankeren Pleyer ſtraßße gab ein gewiſſer Hamburger auf das Ehepaar Strätling mehrere Schüſſe ab, durch die Frau Strälling auf der Stelle ge⸗ tölet wurde, während ihr Mann ſchwerver⸗ letzt wurde. Dann richtete der Täter die Waffe gegen ſich ſelbſt und brachte ſich einen lebensgefährlichen Kopfſchuß bei. Hamburger hatte, während Strätling eine Gefängnisſtrafe verbüßte, mit deſſen Frau ein Verhältnis gehabt. Nach der Rückkehr Strätlings kam es zwiſchen den beiden Männern wiederholt zu Eifenſuchtsſzenen. 500 Jahre Paſſionsſpiele Oberammergau. Oberammergau, 2. Oktober. Der Gemeinderat hat beſchloſſen, im Jahre 1934 das 300 jährige Jubiläum der Paſſions⸗ ſpiele feſtlich zu begehen. Es wird in dieſem Jahr das Paſſionsſpiel zur Aufführung ge⸗ langen. Beabſichtigt iſt, jede Aufführung ein⸗ zuleiten durch ein etwa eine Stunde dauern⸗ des Vorſpiel, das die Entſtehung des Paſſions⸗ ſpieles aus dem Gelübde der Gemeinde, die von Krieg und Peſt bedroht war, verſtändlich machen. Die geprellten Löwenſäger. Raffinierter Schwindlertrick zweier Gauner. Paris, 2. Oktober. Zwei beſonders raffinierte Gauner hatten es verſtanden, zahlreiche Perſonen der ver⸗ ſchiedenſten Geſellſchaftsſchichten durch eine verlockende Zeitungsanzeige, worin zur Teilnahme an Jagdabenteuern in Oſtafrika angeregt worden war, um Rieſenſummen zu prellen. Die beiden„Un⸗ ternehmer“ hatten mit der Anzeige einen durchſchlagenden Erfolg, obwohl ihre An⸗ kündigung von Löwen⸗, Tiger⸗ und Antilo⸗ penjagden nur in ihrer Phantaſie beſtand. In Paris hatten ſie ſeit Juni große Büro⸗ räume gemietet, und vielköpfiges Perſonal ſorgte für die Erledigung der umfangreichen Korreſpondenz. Die mit großer Spannung auf den Ausgang des Afrikaabenteuers wartenden Intereſſenten wurden ſchließlich ungeduldig. Die Polizei ſtellte Ermittlungen an. Es gelang ihr, einen der Gauner feſtzu⸗ nehmen, während der andere ſich rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Sie hatten be⸗ reits über 100 000 Mark innerhalb zweier Monaten vereinnahmt. Tränenbomben im Kaufhaus. Duisburg⸗Hamborn, 2. Oktober. Zum zweiten Male wurde ein Tränengasan⸗ ſchlag auf ein Einheitspreisgeſchäft des Kar⸗ ſtadt⸗Konzerns verübt. Die Täter, die unbe⸗ kannt geblieben ſind, müſſen eine große An⸗ zahl Bomben gelegt haben. Die großen Räume des Warenhauſes wa⸗ ten beträchtlich mit Gas angefüllt, ſodaß die Käufer das Kaufhaus fluchtartig verließen. Det Geſchüftsbetrieb erlitt dadurch eine emp⸗ 19 Störung. Erſt nachdem die Böden es Lokals ſtark mit Waſſet beſprengt wor⸗ den waten, konnte der Betrieb wieder auf⸗ genommen werden. 0 % Uin die Schönheitsteparaturen. Die Mie⸗ ter einer Wohnung in einem Berliner Hauſe hatten die Räume vor Einzug au eigene Koſten renovieren laſſen. Als ſie wieder aus⸗ zogen, erhob der Hauswirt gegen ſie Klage, weil ſie in der Zwiſchenzeit keine Schönheiks⸗ reparaturen ausgeführt hatten und die Wo“ nung in einem verwahrloſten Zustand hinter ließen. Vor Gericht wandten die Mieter ein, daß ſie ja vor Einzug die Wohnung vollſtän⸗ dig renoviert hätten. Das Gericht entſchied, die anfängliche Herrichtung der Wohnung be⸗ freie die Mieter nicht von der Verpflichtung, auch in der Zwiſchenzeit die erforderlichen Schönheitsreparaturen auszuführen. Nach einem Zeitablauf von ſechs Jahren wäre wieder eine Renovierung erforderlich geweſen. Sport vom Sonntag. Gruppe Nordbayern: SVg. Fürth— 1 FC. Nürnberg 1:2 FC. Schweinfurt— VfR. Fürth 0:1 Gruppe Südbayern: Wacker München— Bayern München 1:1 DSV. München— Teutonia München 2:0 FV. Ulm 94 1860 München 0:4 Gruppe Württemberg: Stuttgarter Kickers— 1. FC. Pforzheim 3:1 Normannia Gmünd— Sfr. Eßlingen 2:5 Germania Brötzingen— VfB. Stuttgart 2:3 SV. Feuerbach— Union Böckingen 33 Gruppe Baden: Karlsruher FV.— FC. Mühlburg 3:1 Frankonia Karlsruhe— SC. Freiburg 2:0 VfB. Karlsruhe— FV. Offenburg 2:0 SVg. Schramberg— Freiburger FC. 5:4 Gruppe Rhein: VfR. Kaiſerslautern— Phönix L'hafen 0.4 SVg. Mundenheim— Pf. Neckarau 1:4 VfR. Mannheim— SV. Waldhof 3:3 08 Mannheim— Amicitia Viernheim 1:0 Germ. Friedrichsfeld— Sg. Sandhofen 1:3 Gruppe Saar: FK. Pirmaſens— SV. Völklingen 5:1 05 Saarbrücken— Saar Saarbrücken 3:2 1. FC. Idar— FV. Saarbrücken 1:1 Sfr. Saarbrücken— 1. FC. Kaiſerslautern 1:2 Boruſſia Neunkirchen— Eintracht Trier 2:2 Gruppe Main: Kickers Offenbach— Eintracht Frankfurt 2:4 FC. Hanau 93— Germania Bieber 3:1 FSV. Frankfurt— Rot⸗Weiß Frankfurt 3:1 Sfr. Frankfurt— VfB. Friedberg 3:2 VfL. Neu⸗Iſenburg— Union Niederrad 3:0 Gruppe Heſſen: 1. FC. Langen— Fg. Kaſtel 2:0 Olympia Lorſch— FSV. 05 Mainz 0:1 FVg. Mombach— Alemannia Worms 2:2 Wormatia Worms— VfR. Bürſtadt 6:3 SV. Wiesbaden— Viktoria Urberach 2:0 * VfR. Mannheim— SW. Waldhof 333(1.2). Der Kampf enttäuſchte keinerwegs, denn die Begegnung war von der erſten bis zur letzten Minuten ungemein ſpannend. Der VfR. lieferte ein überraſchend gutes Spiel, und wenn Waldhof dennoch zunächſt einen 2:0⸗Vorſprung herausholte, ſo ſpricht das dafür, daß die einzelnen Gäſteſpieler doch über die beſſere Technik verfügten und daß weiterhin die Mannſchaft als Einheit überlegen war. Später ſteht aber dem VfR. das Glück zur Seite, der nach Auslaſſung zahlreicher Chancen eine Minute vor der Pauſe durch Simon ein Tor aufholen kann. Die zweite Halbzeit bringt zunachſt zahlreiche weitere Gäſteecken und dann überraſchend eine Wendung für den Vf., der innerhalb von zwei Minuten 2 Tore er⸗ zielt. Waldhof verſucht mit Macht den einen Borſprung des Gegners aufzuholen, ſcheitert aber an verſtärkter Abwehr und an der eige⸗ nen Nervoſität. Nachdem Simon mit Pech bei zwei famoſen Alleingängen nicht zu Erfol⸗ gen kommen konnte, gelingt den glücklicheren Waldhöfern doch noch der Ausgleich; bei einem Strafſtoß iſt der Innenſturm von Waldhof ſchlecht gedeckt, ſodaß Pennig mit Kopfball den Ausgleich erzielen kann. Das Unentſchie⸗ den wird etwa den gezeigten Leiſtungen ge⸗ recht.. Glöckner⸗Pirmaſens leilete den ungemein ſchnellen, harten aber nicht unfairen Kampf korrekt, Kickers Offenbach— Eintracht Frankfurt 24. Nach dem ſtarken Nachlaſſen in den letzten Wochen kommt der Sieg der Eintracht über die favoriſierten Offenbacher Kickers überra⸗ ſchend, zumal aus dem Spielverlauf die Lei⸗ ſtungen verdient waren. Bis auf wenige Mi⸗ nuten in der zweiten Halbzeit war die Eintracht in Gefahr, hatte jedoch das Spiel jederzeit in der Hand, obwohl Schütz und Stubb in der Verteidigung fehlten. Den Ausſchlag gab der Sturm, der diesmal gut zuſammenarbeitete. Die Kickers waren techniſch der Eintracht un⸗ terlegen, auch die Läuferreihe kam an die der Eintracht nicht heran. Milchſchweine das Stück 5—9 Mk. Läufer das Stück von 11—30 Mk. Marktverlauf gut. Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 607 Stück Verkauft: 429 Stück terhaltung⸗Wiſſen⸗Kunſt Tobſis Gläubiger. Eine Einbrecher⸗Geſchichte von O. Wolff. Der Rentier Kaſpar Melcher hatte ſich ſchon oft die Frage vorgelegt, ob es nicht geſcheiter wäre, ſich ganz von ſeinem reunde, dem Genre⸗Maler Tobſi Pfatſchbacher loszuſagen. 8 wurde ihm nachgerade denn doch zu bunt mit den ewigen Anpumpereien. Nie beſaß dieſer Menſch ſo viel, wie er brauchte, immer verbrauchte er mehr, als er beſaß. Und der Herr Kaſpar war kein ſonderlicher Freund vom Geben.—„Borgen“ nannte das zwar der windige Geſelle, der Maler. Aber du lieber Gott, wann, wo und wie wollte er es denn zurückgeben? Es war wirklich ein dummer Zufall, daß er und der Tobſi gerade aus demſelben Orte ſtammen, noch dazu Nachbarsſöhne ſein mußten. Darauf verſteifte ſich nun der Leichtfuß von Maler und tat gerade ſo, als ſei der Rentier deshalb verpflichtet, ihn allemal aus der Patſche zu ziehen. Bei allernächſter Gelegenheit wollte dieſer ihn aber von ſeinem Wahn doch gründlich kurieren. So überlegte Herr Melcher, während er für ſeine allabend⸗ liche Fahrt in die Stadt die allerſorgfältigſte Toilette machte. Er bewohnte ein kleines, ganz einſam gelegenes Landhaus, mehr als dreißig Minuten von der Stadt entfernt. Hier lebte er oft monatelang ganz allein mit einem Diener, ſobald er des Großſtadttrubels überdrüſſig wurde. War er doch ein rechter Sonderling, der etwa 54lührige, ſchwerreiche Herr, von dem ſeine Freunde trotzdem behaupteten, daß er von wahrem Lebensgenuß gar keine Ahnung habe. Seine Toilette war beendet, und es galt nur noch, alle Läden und Schlöſſer des ländlichen Heims heute ſorgfältiger als ſonſt zu verſperren. Sein Diener Peter Rochel, ein etwa 30 jähriger, ſtämmiger Burſche, Bayer von Geburt und— neben⸗ bei erwähnt— ein ausgezeichneter Piſtolenſchütze, war heute nämlich nicht zu Hauſe. Er hatte ſich für einen Tag und eine Nacht von ſeinem Herrn beurlaubt, um die in einem Vorort ſtattfindende Hochzeit eines ehemaligen Kameraden vom Militär mitzufeiern. Endlich war alles gut verſichert und Herr Melcher begab ſich bei ſchon eingetretener Dämmerung zur Haustür. Kaum hatte er das Schloß von innen geöffnet, als er einen Gegendruck von außen verſpürte. Die Tür ſprang auf und trotz heftigen Tönens des dort, angebrachten Signal⸗Apparats mußte der Erſchrockene ruhig anſehen, wie ſich ein baumlanger, dunkler Schatten in das Vorhaus hineinſchob und die Tür ſo ſchnell wie möglich wieder hinter ſich ſchloß. „Halt— oder ich ſchieße!“ rief der völlig faſſungslos ge— wordene Rentier in ſeiner Angſt Freilich wußte er genau, daß der im Hauſe befindliche Revolver nicht ſo ſchnell würde in Aktion treten können, da er in Peters Zimmer vor dem Bett lag. Wie, wenn der ihn ſogar mit ſich genommen hätte! Egal! Noch einmal:„Halt— oder ich ſchieße!“ „St!—. St!— Kaſchper, Kaſchper, beruhige dich doch nur! Ich bin's ja, dein alter Tobſi, der ſich in höchſter Verzweiflung befindet!“ klang es jetzt gar fämmerlich aus der Richtung, wo der unheimliche Schatten ſtand. „Oh, du verdammter Kerl, hole dich der Kuckuck! Was ſind das für Faxen, mit denen du dich hier wie ein Einbrecher be⸗ nimmſt?“ „Erbarmen, Erbarmen, Kaſchper! Ich komme in größter Heimlichkeit zu dir— du mußt mich verbergen! Meine Gläu⸗ biger ſind ja des Teufels geworden, überfallen meine Malbude ſeit geſtern wie die Raben. Unmöglich, ſie abzuſchütteln! Ja, die Blutſauger erklärten mir rundweg, ſie hätten ſich jetzt ver— einigt, um zu ihrem Geld zu kommen— ließen mich morgen in pleno in meiner Wohnung auspfänden! Wüßten ja, daß ich koſtbare Sammlungen dort aufgehäuft hätte! Kaſchper— Kaſchper, was ſagſt zu meiner frechen Lüge von den wertvollen Sammlungen?“ 5„Oh, du nichtsnutziger Windhund, du gewiſſenloſer Kerl, 1 „War ſchlechterdings der einzige Ausweg, ihnen noch ab und zu ein paar Pfennige herauszulocken. Aber jetzt— die Be⸗ ſcherung, wenn ſie morgen kommen und die kahlen vier Wände meiner Wohnung ſehen! Sie würden raſen, mich lynchen...! Siehſt du das ein? Nun klebt an meiner Wohnungstür ein Rieſenzettel mit der Aufſchrift: Verreiſt auf unbeſtimmte Zeit! Begreifſt du jetzt, daß du mich verbergen mußt?“ „Du Unglücksmenſch! Wie kann ich denn einen ſolchen Goliath wie dich in dieſem Schneckenhauſe verbergen?“ „Wie wäre es, wenn du deinen Diener wegſchickteſt und mich für dieſen ausgäbeſt?“ „Bedankte mich ſchön für dieſen Rat! Nein, Tobſi, da wird fein nichts daraus!“ „Aber Kaſchper, ſo habe doch Mitleid mit mir— wenigſtens dieſe eine Nacht kannſt du mich doch aufnehmen!“ „Und morgen iſt es wieder dieſelbe Geſchichte, du leicht⸗ fertiger Kerl— aber, meinetwegen, bis morgen früh will ich dich alſo beherbergen, wenn du mit meines Peters Zimmer und Bett vorliebnehmen willſt. Es trifft ſich günſtig, daß der erſt morgen vormittag zurücktehrt.“ „Ob ich vorliebnehmen will?! Oh, du einziger, herziger Kerl, laß dich umarmen!“ „Na, laß nur— laß! Kann halt nicht mehr für dich tun! Jetzt ſchau alſo hinauf in mein Zimmer und vertreibe dir die 11 ſo gut es geht! Um elf Uhr ſpäteſtens bin ich wieder ier. Bei den letzten Worten hatte der Rentier ſchon die Haus⸗ tür geöffnet— ein abermaliges, ſcharfes Alarm⸗Signal von dort her und der unwillkommene Gaſt ſtand plötzlich allein im finſteren Vorhaus. Weidlich ſchimpfte er über den verknöcherten Egoiſten, der einem Freunde, noch dazu ſeinem beſten Freunde zuliebe auch nicht ein einziges Mal von ſeinen Gewohnheiten laſſen wollte. Mit vieler Mühe tappte er ſich hinauf in das Zimmer des Rentiers, wo er zum Glück bald Zündhölzer und Licht fand. Doch er verſchmähte es, ſich da häuslich niederzulaſſen, begab ſich vielmehr gleich in des Dieners Zimmer, wo er nur ſeine Jacke ablegte, ſich grollend aufs Bett warf und ſofort die Kerze auslöſchte. Trotz ſeines Grimmes und ſeines knurrenden Magens ſchlief er bald ein. Als Kaſpar, der Freund, nach Hauſe kam, fand er ihn in tiefem Schlummer, wenigſtens glaubte er das, als er im Vor⸗ beigehen einen flüchtigen Blick in das Dienerzimmer warf. Tobias alias Tobſi aber war beim erſten Ton, den der Signal⸗ Apparat an der Haustür von ſich gab, erwacht und vor Schreck in die Höhe gefahren, weil ihm ſofort wieder ſeine Gläubiger einfielen. Als aber nichts weiter erfolgte, als daß gemächliche Schritte die Stiege herauf und ſeiner Zimmertür 91 5 güber kamen, erinnerte er ſich der letzten Unterredung mit ſeinem guten Freunde. Da packte ihn von neuem der Groll und feſt drückte er die Augen zu, als Herr Kaſpar Melcher mit der Kerze flüchtig zu ihm e 51 7 Nach etwa einſtündigem feſten Schlaf wurde der Rentier Mete durch ein ihm zuerſt ganz unerklärliches Geräuſch ge⸗ Da war es wieder! 900 etzt wußte er Beſcheid! Man hatte Sand an das in den Garten gehende Fenſter geworfen. Dort hinaus befand ſich auch der Eingang zum Hauſe, während das Dienerzimmer nach der Straßenſeite zu lag. um Kuckuck! Was war denn da los? Trotz ſeiner Schlaf⸗ trunkenheit fiel ihm aber doch ſofort des Malers Anweſenheit in ſeinem Hauſe ein. Aus baff hörte er von unten wiederholt rufen. Da packte ihn ein beftiaer Zorn gegen den Schulden⸗ macher da drüben in Peters Bett, der von ſeinen Gläubigern wie ein entſchlüpfter Fuchs bis hierher verfolgt wurde. Was konnte der Lärm denn ſonſt bedeuten?! Doch— hörte er recht?“ „Rochel— Peter— Peter! Hörſt denn gar nicht heute?“ klang es jetzt von unten herauf. a Jetzt ſprang der Rentier mit einem Satz aus dem Bett und zum Fenſter hin— er meinte die Stimme des Telegraphen⸗ boten erkannt zu haben. In größter Haſt öffnete er das Fenſter und rief hinunter: „Loide, ſind Sie es? Ein Telegramm?“ Mit ſehr gedämpfter Stimme kam die Antwort zurück: „Ah, wohl der Herr Rentier ſelber! Bitt' um Vergebung, hätt' halt a ſehr dringliches Telegramm abzugeben— wenn der Peter halt kommen wollt' und's übernehmen!“ Kaſpar Melcher hatte ſchon den ganzen vorhergehenden Tag ein Telegramm aus England erwartet, wegen gewiſſer Minen⸗ e über die er als Geldmann unterrichtet ſein mußte. Jetzt endlich war es alſo da!„Nichtswürdige Verſpätung!“ murmelte er, höchſt verdrießlich über die nächtliche Störung. „Konnt'ſt nun auch noch den Morgen abwarten, Loide. Jetzt war's doch alles eins!“ brummte er hinunter.„Der Peter iſt nicht daheim— muß ſchon ſelbſt kommen!“ Unſanft ſchloß er das Fenſter. Im Schlafrock, mit brennender Kerze in der Hand, ſchritt er gleich darauf ärgerlich die Stiege hinunter, ſtellte das Licht im Vorhaus aus der Hand und öffnete das Türſchloß. Kaum bewegte ſich der eine Flügel in ſeinen Angeln, als das Alarm⸗ ſignal ſcharf und durchdringend ertönte. Zugleich wurde aber die Tür von außen vollends aufgeſtoßen und herein drangen zwei ſtarke, vermummte Kerle mit geſchwärzten Geſichtern, die ſich nicht ä einmal die Mühe nahmen, das Haustor zu ſchließen, ſondern trotz des ohrenbetäubenden Lärmens des wackeren Signal⸗Apparats über den vor Schreck wie gelähmten Rentier herfſielen und ihn zu Boden warfen. Unter drohenden Reden, wie:„Jetzt Geld her oder das Leben! Heraus mit dem Mammion!“, verſuchten ſie den Ueberrumpelten, der ſich nur ſchwach wehrte, in aller Gemütsruhe zu knebeln. Wußten ſie ſich doch durch des Dieners Abweſenheit, von der ſie ſich erſt nochmals vergewiſſert hatten, vor jeder Störung in ihrem teufliſchen Beginnen ſicher. Doch— was war das;: Ein fürchterliches Getöſe entſtand plötzlich im oberen Stock— werk, als ob ſich dorm ein ganzes Heer von Lärmgeiſtern erhoben hätte. Schwere polternde Schritte näherten ſich der Stiege— zugleich fiel ein Schuß. Der ließ die beiden Schurken da unten im Vorhaus denn doch ihr ſauberes Handwerk vergeſſen und trieb ſie wie ein Sturmwind hinaus in die Nacht. Dröhnend fiel das Haus— tor hinter ihnen ins Schloß, worauf atemloſe Stille eintrat. Auch der Alarmruf war plötzlich verſtummt— er hatte ſeine Schuldigkeit getan— die Schutztruppe erſchien auf dem bereits geſäuberten Schauplatz. Wie ſah die aus? Aus einer einzigen, ſchier endlos langen Figur beſtehend, ſtand ſie, mit noch rauchender Piſtole bewaffnet, auf der Stiege. Ein in aller Eile verkehrt aufgeſtülpter Soldatenhelm be— deckte das Haupt des ſonderbaren Retters, deſſen Bruſt und Schultern ein großes, dunkles Tierfell umhüllte. Daraus hervor ſchauten ein paar lange, dünne Arme in grellbunten Hemdärmeln nebſt einem Paar dazugehöriger, langer Storch— beine in modernen weißen Tennishoſen. Die Rechte hatte noch die Piſtole umklammert, während die Linke ein altes verroſtetes Ofenblech wie ein Schutzpanier hochhielt. Als ſich Herr Kaſpar Melcher da am Boden noch immer nicht regte, warf Freund Tobſie, der Mann mit dem Tierfell, alle teils zur Vermummung, teils zum Schutze angelegten Sachen von ſich, daß es nur ſo ſchallte. Dann ſprang er mit einigen langen Sätzen zu dem Mißhandelten, deſſen Regungs— loſigkeit ihm jetzt bedenklich wurde. Als er ſich zu ihm niederbeugte, ſah er deutlich, daß Kaſpar nur ohnmächtig war. Er kam indeſſen bald wieder zu ſich, und dann brach er in wilde Verwünſchungen aus. „Dieſe Bluthunde, dieſe Halsabſchneider! Mich bis hierher zu verfolgen!— Dich meinetwegen zu überfallen und beinahe umzubringen! Kaſchper, Kaſchper, wie ſoll ich dir je vergelten, daß du mich mit deinem eigenen Leben geſchützt haſt?!“ Als Herr Melcher endlich wieder imſtande war, zu ſprechen, war er ehrlich genug, Freund Tobſi über die wahre Sachlage aufzuklären. Dann wurde ein Gläschen vom Beſten aus ſeinem Keller geholt und nun wurde man ſich erſt völlig klar darüber, daß Tobſis Gläubiger mit dieſer Sache gar nichts zu tun hatten und daß der Ueberfall diesmal allein Kaſpar Melchers Hab und Gut gegolten hatte. Die Einbrecher waren ſehr ſyſtematiſch zu Werke gegangen; ſie hatten die Sache mit dem Telegramm augenſcheinlich nur erfunden, um ſich wegen des Dieners Fern— ſein, von dem ſie Wind bekommen hatten, noch einmal zu ver- gewiſſern und zugleich den Rentier herauszulocken. „Jetzt hätten ſie freilich leichtes Spiel mit mir gehabt“, meinte Herr Melcher,„wäre ich allein im Hauſe geweſen. Wo— durch biſt du eigentlich aufgewacht?“ „Welche Frage! Doch natürlich durch das fortwährende alarmſchlagende Ding an deiner Haustür. Bei dem Heiden— ſpektakel müſſen ja ſelbſt Mumien erwachen.“ „Nun— da gebührt alſo dem Alarm-Signal-Apparat, den ich ſchon oft wegen ſeines Mordslärms verwünſchte, unſtreitig der Hauptanteil meiner Dankbarkeit. Werde der Firma meine Anerkennung nicht vorenthalten, aber ebenſowenig deinen Gläu— bigern, denn, hätten ſie dich nicht ſo energiſch verfolgt und da— durch unter mein Dach getrieben, ſäße ich jetzt vielleicht als Bettler hier. Muß dich halt doch noch einmal aus der Patſche ziehen; das bin ich ihnen diesmal ſchuldig— du verflixter Kerl, du!“ Gefahren und Gifte im Haushalt. Von Stadtmedizinalrat Prof. Dr. von Drigalſki(Berlin). Man lieſt ſo oft von den Gefahren des Haushalts; aber man weiß, daß es viele Menſchen gibt, die nicht daran glauben wollen. In Wirklichkeit lauert in jedem Haushalt eine ganze Reihe Gefahren auf uns, und die täglichen Unglücksfälle aller Art ſind ja der beſte Beweis dafür. Natürlich darf man dieſe Gefahren nicht tragiſch nehmen— man darf ſie aber auch nicht unterſchätzen. Wie ſteht es zum Beiſpiel mit der Hausapotheke? Darin befindet ſich vielfach Karbolſäure, Sublimat, Veronal uſw.; aber ich kann nur raten: fort mit ſolchen ſtarkwirkenden Mitteln, deren Wirkſamkeit der Laie nicht kennt. Für die erſte Reinigung friſcher Wunden nehme man Spiritus, ein hervor⸗ ragendes Desinfektionsmittel. Alle wirklichen Krankheiten werden ja doch nicht mit Hilfe der Hausapotheke, ſondern mit der des Arztes erledigt. Für feuchte Verbände empfiehlt ſich beſonders eſſigſaure Tonerde; dagegen ſoll man mit Karbol⸗ waſſer nie längere Zeit verbinden. Im übrigen: nicht zu viel vorrätig halten an dieſen Dingen und alles ſorgfältig ver⸗ ſchloſſen laſſen.. In der füche arbeiten Hausfrau und Dienſtmädchen mit exploſiblen Gaſen, die noch dazu ſehr giftig ſind, denn Leucht⸗ und Kochgas enthält ſehr viel Kohlenoxyd, ein an ſich ſehr giftiges Gas. Unſere roten Blutkörperchen, auf Sauerſtoff ein⸗ geſtellt, fallen leider auch auf das giftige Kohlenoxyd herein. wenn man es ihnen anbietet, das heißt, wenn man zum Bei⸗ ſpiel Leucht⸗ oder Brenngas einatmet. Hierauf beruhen die 55 erkennen, daß alle ſe vielen Todesfälle durch Gas. Die Hausfrau ſollte wiſſen, daß dieſes Gas auf richtig gebauten und gut einregulierten Bren⸗ nern reſtlos verbrennt, und daß ſie zunächſt nichts weiter zu tun hat, als die Gashähne vor(nicht hinter!) dem Gasſchlauch unmittelbar an der Rohrleitung ordnungsgemäß abzuſtellen, wie man ja auch jeden Waſſerhahn richtig abſtellen muß. Man verlaſſe ſich niemals auf den Gasſchlauch und flicke ihn nicht, wenn er undicht wird. Eine viel verbreitete Unart iſt es, ein zu großes Kochgeſchirr zu niedrig auf eine verhältnismäßig zu kleine Flamme zu ſtellen. Dadurch wird letztere abgekühlt, erhält zu wenig Luft; es kann nicht alles Gas verbrennen, und kleine Mengen von Kohlenoryd entweichen in die Küche. Hieran ſtirbt man nicht; aber es ſtellen ſich Kopfſchmerzen ein. Un⸗ behagen, Mattigkeit uſw. Man achte alſo auf die Gasflamme, ſtelle größere Geſchirre entſprechend höher auf die Flamme— man kaufe nur erprobte Gasherde und befrage in Zweifels— fällen das Gaswerk um Rat. Kommt jemand nach Hauſe und riecht Gas, dann fort mit jedem offenen Licht, denn es beſteht Exploſionsgefahr. Kein Streichholz anzünden, den Atem anhalten, die Fenſter weit öffnen und den gaserfüllten Raum ſo lange meiden, bis das Gas entwichen iſt, um ſchwere Vergiftungen zu verhüten. Eine ſchadhafte Leitung ſollte man ſtets von einem erfahrenen Fach— mann nachſehen laſſen, keinesfalls aber die Leitung ſelber„ab— leuchten“, denn unter der Zimmerdecke kann das leichte Gas mit der Luft Knallgas gebildet haben. Jeder hat doch ſchon von den furchtbaren Gasexploſionen gehört. Auch mit den Gas⸗ badeöfen muß man ſehr vorſichtig ſein und vor allem darauf achten, daß nach Erlöſchen der Zündflamme die Hähne ge— ſchloſſen werden. Auch ſonſt hat der Haushalt ſeine kleineren und größeren Gefahren, die man nicht ohne weiteres mit einem Lächeln abtun ſollte. Manche Hausfrauen und Dienſtmädchen arbeiten zwecks Reinigung von Flecken mit Benzin, vielleicht ſogar mit Aether. Gefährlich iſt dieſe Arbeit bei offenem Licht, denn die flüchtigen Dämpfe dieſer ſchnell verdunſtenden Stoffe ſind brennbar und können mit Luft ebenfalls Knallgas bilden. Manche Leute glauben das ſo lange nicht, bis ſie ſelbſt ver— unglückt ſind. Man entferne daher den Aether lieber; er ge— hört gar nicht in den Haushalt. Statt deſſen nehme man lieber eines der nicht brennbaren Fleckwaſſer, die der deutſche Handel vertreibt. Iſt Kleeſalz im Hauſe oder chlorſaures Kali, Eſſig— eſſenz, Lauge oder ein ähnlicher Stoff, dann ſorge man dafür, daß ſie für Ungeſchulte und beſonders für Kinder nicht er— reichbar ſind, und daß ſie unbedingt in genau bezeichneten Be— hältniſſen gehalten werden. Man achte auch darauf, daß beim Gurgeln mit chlorſaurem Kali die Löſung nicht hinunter— geſchluckt wird, denn Chlorkali iſt, in arößeren Mengen ge— noſſen, ein ſtarkes Blutgift. Und wie ſteht es mit den Metallgefäßen? Hin und wieder hört man von einer Vergiftung durch Grünſpan. Nun, die ſchönen, blankgeſcheuerten Kupfergefäße ſind nicht weiter ge— fährlich, nur ſollte man ſäurehaltige Speiſen in ihnen nicht länger an der Luft ſtehenlaſſen, weil ſich dann Grünſpan bilden kann. Aber ſo etwas tut ja eine vernünftige Hausfrau nicht. Bei den Aluminium- und Nickelgeſchirren kann im all— gemeinen nichts paſſieren; dagegen beſitzen billige Steingut— gefäße öfters eine bleihaltige und bleiabgebende Glaſur. Zur Vorſicht kocht man ſie daher vor dem erſten Gebrauch etwa eine halbe Stunde lang mit Waſſer aus, dem auf ein Liter ungefähr zwei Eßlöffel voll Salz und ebenſoviel Eſſig zuzuſetzen ſind. Man ſieht, es gibt eine ganze Menge Dinge, die auch der Laie täglich beachten muß, und eine kluge Hausfrau kann nicht vor- ſichtig genug ſein. Iſt ſie das, dann braucht ſie allerdings die Gefahren des Haushalts nicht allzu tragiſch zu nehmen. Der einſame Kunſtfreund. Von Otto Ernſt. Frau Lehmkuhl erzählt: Ich geh ſo gern in die Oper; aber mein Mann is da nu nich hin zu kriegen, un dabei haben wir nu doch das Abonnemang— nöch? Un verſchenken will man den Platz doch auch nich; dazu hat er doch zu viel Geld gekoſt't— nöch? Aber das koſt't jedesmal'n Kampf, daß ich den Alten mitkrieg', un wenn ich ihn ſchließlich mitgeſchleift hab, denn ſchläft er mir ein, un ich muß ihn man immer knuffen, daß die Leute nix merken. Na, nu denken S' ſich, vorgeſtern da geben ſie nu ja„Rienzi“, un da paſſiert doch das Malöhr, daß der Rienzi zu Pferde auf die Bühne kommt, un das Pſerd ſtürzt in die offene Verſenkung! Der Rienzi hat ſich ja den Arm ge⸗ brochen; das wiſſen Sie doch— nöch? Was ſoll ich Ihnen ſagen: mein Mann hatte natürlich wieder geſchlafen, bei ſo ner lauten Oper— ſtellen S' ſich das mal vor! Wie nu aber mit einmal die Muſik aufhört, da wacht mein Mann ja auf, und wie er den Vorhang fallen ſieht, da denkt er ja natürlich, der Akt is aus, un fängt nu tan zu klatſchen, un ballert in die Hände, als wenn er Wunder was gehört hätte! Ogottogottogott! Ich bin man flink'rausgelaufen un hab gar nich getan, als wenn er zu mir gehörte, ſo hab ich mich geſchämt. Jetzt hat er Ruhe vor mir— den nehme ich nich wieder mit! Müdes Hirn. Von Hugo Salus. Solang' mein Hirn geſund war, friſch und jung, Hat es mit neuen Schätzen ſich bereichert Und ſie im hellen Saal Erinnerung, Bild neben Bild, wohlweislich aufgeſpeichert. Ein jeder Augenblick kam beuteſchwer, Ein jeder Ton wußt' Neues ſtets zu ſchildern, Verſtand als Ordner ging dazwiſchen her, Beziehung findend zwiſchen all den Bildern. Du Saal Gedächtnis— biſt du denn ſchon voll? Wardſt du denn müde, Ordner, unterdeſſen, Daß dich ein anderer verdrängen ſoll? Und dieſer neue Ordner heißt Vergeſſen. Ein Schleier deckt die Fenſter in dem Saal, Sie leuchten auf in mattem Lichtgeſunkel; In allen Rahmen ſchauſt du traurig fahl Ein einzig Bild: die Sehnſucht nach dem Dunkel. Geographie. Herr Liechtenſtein, urſprünglich ein aus Holſtein gebürtiger Schweizer, lebte— das hatte er ſeinem ſchwunghaften Handel mit altem Holländer, friſchem Edamer und vollfettem Emmen⸗ taler zu verdanken— wie der Herrgott in Frankreich. Bis es den Leuten auffiel, daß etwas faul im Staate Dänemark ſein mußte, und ſchließlich ſogar dem Staatsanwalt die Sache ſpaniſch vorkam. So geſchah es, daß es mit der polniſchen Wirtſchaft des Liechtenſtein plötzlich aus war, und daß er— trotzdem er die Luxemburger Papiere noch gut verkauft hatte, ſich nicht einmal mehr auf franzöſiſch drücken konnte. Und ſo ſitzt er jetzt, von ekelhaften Ruſſen und Schwaben umwimmelt, hinter ſ 50 0 4g Gardinen und iſt im Begriff, otemkinſche Dörfer waren ans Riebau. ne e nichts als — In allen Ländern der Welt ſieht man die Leidenſchaft lodern, von gleichen Flammen die Seligen und Unſeligen ſich verzehren laſſen; Erregungen der gleichen Art durchpulſen das, was ſich Menſch nennt, in allen Erdteilen der Welt. Und es gibt gewiſſe innere Erregungsinſtrumente, auf die ſcheinbar jeder Erdteil hereinfällt. Dazu gehört das Haſardſpiel. Es iſt die Sehnſucht jedes Menſchen, ſchnell und mühelos reich zu werden— ſo mühelos und reich, wie es unter den heutigen Verhältniſſen kaum möglich iſt! Hier iſt ja Gelegenheit— ſo meint der Optimiſt—, auf einen Schlag mit kleinſtem Einſatz zu erreichen, wonach ſich in unſerer materiellen Zeit jeder ſehnt: Vermögen! Es gibt Glücksſpieler von Natur, aus dem hineren Charakter heraus— ſolche Menſchen nämlich, die auch außerhalb des Spielſaales gewohnt ſind, alles auf eine Karte zu ſetzen. Es gibt aber auch Menſchen. die. ſonſt ſchwerblütig und ſparſam veranlagt, in dem Moment, wo ſie jedoch den Spielſaal betreten, von dem Taumel und der Hoffnung nach jähem Glück erfaßt, plötzlich ihre Natur verändern und ſo leichtſinnig werden, wie ſie es außerhalb des Spielſaales niemals zu ſein pflegen. Es gibma viele, die ſich achſelzuckend mit lächelnder Miene über dieſe Leidenſchaft erhaben glauben; einziger in dieſer Saiſon mit einem Freibillett im Wagon-lit ſimon“, das einzige Kriegsſchiff des Königreichs Pontenero, bis Bordeaux gebracht. In einer Bar in Beau-Soleil, der franzöſiſchen Vorſtadt von Monte Carlo, ſitzen zwei vornehme Herren; ſie haben das„Syſtem“ gefunden. Sie ſprechen im Marſeiller Hafendialekt und ſind die Rettung der jungen Männer, die vom Kaſino arm, blaß und ratlos zurückkehren. Zwei Herren aus Marſeille wiſſen von billigen Faktoreien und hochdotierker Arbeit in den Kolonien.„Warum verzweifeln?“ Sie erzählen von Sonne, geſundem Klima, Diamantenfeldern vor den Baleariſchen Inſeln. zwiſchen „wilde“ Craddock(Hans Albers)— von Ruhm, Abenteuer und. ſchönen Frauen. Sold erhalten— 100 000 Frank ſchuldet die Königin Pola der Mannſchaft. Endlich rüttelt ein Funkſpruch auf:„Streng ver⸗ traulich! Ausfahrt In einer Hängematte träumt den Geſchützrohren der Kapitän Craddock— der Seit Monaten haben die Matroſen keinen Ihrer Majeſtät Schiff Perſimon' iſt zu ſofortiger klarzumachen. Weiſungen über Ziel der Aktion ſie treten in den Spielſaal ein, nur mit der Abſicht, die Mit⸗ ſpieler und das ganze Treiben zu„beobachten“. Nun ſtehen ſie am grünen Tiſch und ſehen zu.„Mir kann nichts geſchehen“, dentt jeder von ihnen; aber nicht lange— es iſt ſo wie bei der Maſſenſuggeſtion der Fakire, die auch ſkeptiſche Geiſter in ihren Bann gezwungen haben. Auf einmal iſt er da, der Spielteufel, er lockt dich, raunt dir ins Ohr:„Verſuch es doch einmal, vielleicht haſt du mehr Glück als die andern, du brauchſt ja nicht viel zu riskieren!“ So ſängt es meiſtens an, und mit dem Selbſtmord endigt es mitunter. Zero iſt die Null. das unbegrenzte, unendliche Nichts. Zero iſt das Minus aller, die nicht an dieſem beteiligt ſind. Zero iſt dennoch eine Hundertmillionenzahl, denn Zero waren 180 000 000 Frank, die die Generalverſammlung der drei Aktio⸗ näre des Kaſinos von Monte Carlo im letzten Jahre auf Gewinnkonto gebucht hat. Hundertachtzig Millionen mußten einbetannt und an die drei Aktionäre(Namensſchonung) ver— teilt werden. Pierre von Monaco hat alſo Geſellſchafter und begnügt ſich mit 40 Prozent des Gewinnes. Hundertachtzig Millionen Frank haben 43003 Kurgäſte, die mit Tagess, Monats- oder Jahreskarten zu fünf, vierzig oder hundert Frank beteiligt waren, verloren; vielmehr ſie verloren an— nähernd dreihundert Millionen Frank, über hundert Millionen gehen für die Erhaltung der 3000 Angeſtellten des Kaſinos und die Repräſentatioustoſten auf. Dreihundert Millionen ver— loren im Spiel gegen die Maſchine— Zero. Zero— Zero, ſo tlingt der Schrei der Möven, die an der Kaſinoterraſſe in Monte ihr Dejeuner erbitten. Denn Nizza langweilt ſich und mäſtet Möven— in Monte Carlo ſchießt man Tauben neben das Zero. In den blaueſt angeſtrichenen Seſſeln der Kaſino⸗ terraſſe lehnen alle, die man hier erwartet hat. Dollar- und »Pfundrepräſentanten mit unheimlich viel weiblicher Be— gleitung, wovon man ſich allerdings nur bei näherer Be⸗ trachtung überzeugen kann; Auſtralier, deren Beſtreben es iſt, den Nachweis zu erbringen, daß ſie erſt vor einigen Jahren nach Sidney gingen und der Papa in Frankfurt a. M. iſt; Tokioten mit Kodak, Zeißglas, Schritt- und Kilometermeſſer; Maharadſchas, die ihren Harem in Erinnerung ihrer früheren Heimſuchungen der Cöte d'azur als überflüſſig daheim ge— laſſen haben; Hopfen-, Zucker-, Kaffee-, Baumwoll- und vor allem Zeroſpekulanten; Minenbeſitzer aus Trausvaal und Edel— kohlenhändler aus Amſterdam. Die Damenwelt iſt in jeder Beziehung international; alle ſind bemüht, außer Franzöſiſch auch Engliſch zu ſprechen. Gegebenenfalls klagen ſie auch in allen anderen Sprachen ihr Leid, das Leid vom Zero, und taſten mit naiver Nervoſität der Händchen nach dem Schloß ihres Perlenkolliers, um den Beobachter vom Wert ihres Schmuckes zu überzeugen. Man wartet auf die Tauben, die abgeſchoſſen werden ſollen, und die Damen erzählen dem, der es nicht hören will, von momentaner Geldverlegenheit. Die Tauben werden angeſchoſſen! Zero— Zero— ro— ro- ro tatuett der Motor des Hydroplans, der die friedliche Vogel⸗ ſchau bis Bordighera und Cannes vermittelt. Dieſes Flugboot ſollte im Dezember 1930 einem Holländer zu wenig friedlichen Zwecken dienen. Herr van Keepen vergaß jedoch, daß Pierre von Monaco die beſten Gendarmen und die Hoteltür in Monte Carlo das größte Schlüſſelloch der Welt hat, auch daß zur perſönlichen Bedienung eines jeden Hotelgaſtes zwei Hotel⸗ direktoren zur Verfügung ſtehen. So kam's, daß Herrn van Keepen eine fünfzig Pfund ſchwere Ekraſitbombe, die er aus der Vogelſchau als Maximum auf Zero an der Fable deux placieren wollte, am Flughafen abgenommen wurde. Dieſer Verluſt traf Herrn van Keepen ſchwerer, als die innerhalb und Löwenjagd; ſie verteilen Vorſchüſſe und begleiten beſorgt folgen noch heute durch die Königin Dort ſind die Hotels über- miniſterium.“ füllt, aber die Herren haben„Verbindungen“; die Geretteten Vor Freude. die„Geretteten“ nach Marſeille. ſchlafen in der Kaſerne am Hafen. geht's nach Afrika. unterſchreiben einen unleſerlichen Kaufbrief. Sie perſönlich. Marine⸗ Man lacht, man tobt, man keilt ſich ernſthaft. Endlich friſcher Wind, freie Ausfahrt, Arbeit, Nach zwei Tagen ſchon der harten Männer wert. Ein kleiner Irrtum! Ihre Majeſtät⸗ Die Polen, Deutſchen, Tſchechen, Ruſſen verlangt Vergnügungsfahrt durchs Mittelmeer. Das ſchlägt erhalten dem Faß den Boden aus. Craddock pfeift auf den Befehl. Er. weitere Vorſchüſſe, kaufen ein Märchenland und bekommen der tolle Craddock, am Narrenſeil eines Frauenzimmers, ein noch Reiſegeld. Zwei Tage ſpäter: die Küſte von Afrika, Oran,„beſſerer Waſſerchauffeur“? Wüſtenſand. Und nach weiteren fünf Tagen eine Wüſtengarniſon, die„Legion des Etrangers“. kleine bereit nach Monte Carlo, ſtop. Einer hat die fehlende Löhnung 100 000 Frank.“ Ihre Majeſtät von Ponte⸗ Rückantwort an Nola:„Abſahrt⸗ Abhole auf Konſulat für Rouletteuhr, den weiſen Berater aus Monte Carlo, in die nero will dem herriſchen Craddock in Monte Carlo perſönlich Wüſte gerettet. Sie ſteht auf Zero. Fünf des Herzens, Zero des Körpers, Zero des Geiſtes. S, Traum. des Appartements(600 Frank pro Tag). Die Wochenabrechnungen waren unbezahlt— ein Smoking lag au Frack= 300 Frank, 18 Seidenhemden= Frank. „neu“ und enthielt 39 990 Frank. im Leihhauſe. Jahre Zero, Zero eine Lektion erteilen. Am Spätnachmittag des nächſten Tages fand ihn der bare Perlenkette als Geſchenk und tobt in der Iſa Maitre d'Hotel etwas verfärbt und ſchon kalt im Badezimmer Craddock ſetzt. Toll, immer toller. Gewinnt. An Polas Seite, der Erde, die Käſten waren leer; das Stubenmädchen fand der Bar. zwölf Scheine des Mont de Piéteé, zwölf Leihhausſcheine über Da erwacht Nola. vier Anzüge= 1000 Frank, zwei Mäntel— 300 Frank, einen liebt ihn. Bewegt ihn wieder zum Spiel. Das Glück hat ſich 800 Frank, eine gedreht: der Kapitän verliert alles.. goldene Glashüttenuhr= 1000 Frank, ein goldenes Zigaretten- ihm. So läßt er ſich nicht beſiegen. etui= 1100 Frank, 32 Taſchentücher— 100 Frank, 15 Kra⸗ watten G60 Frank, ſechs Paar Schuhe- 350 Frank, einen Saal. Ring mit Brillanten— 1500 Frank, eine Perleunadel= 1000 fieber. Letztere war am Todestage verſetzt worden. Die Die Geſchütze Kommiſſare des Prinzen Zero„fanden“ anläßlich ihrer Toten— Kaſino eingeſ g 8 ſchau unter dem Bett des Vergifteten eine Brieftaſche: ſie war Wirklichkeit? Wer Craddock kennt— und alle Welt kennt ihn—, 39 990 Frank— ein nor wegiſcher Spleen! 39990 Frank in der Brieftaſche— und alles ein, die Hotels leeren ſich. Den Vater, der ſeinen Sohn begraben kam, Palmen dahin. Sie beobachtet ihn unbemerkt auf dem Konſulat, freut ſich über den zielbewußten Mann und gibt ihre Im Dezember 1924 hat in einem Hotel des Glanzes in ſchönſte Perlenkette für die ſehlende Löhnung der Mannſchaft. Monte Carlo ein junger Norweger zu viel Veronal genommen. Hochbetrieb im Café de Paris; Nola inkognito als Dame von Er gebrauchte Schlafmittel— das Zero verſolgte ihn auch im Welt. Der tolle Kapitän fängt Feuer, bietet Nola eine foſt⸗ den Spielſaal. N 2 letzten zwei die ihm Glück bringt. Gewinnt 500 000 Frank für ſich, verläßt mit dieſem Beſitz und ihr den Spielſaal. Freut ſich kindlich in Das Geld iſt ſeine Freiheit. Auf nach Honolulu. Craddock darf um keinen Preis fort. Sie Der Trotz erwacht in Das Geld zurück oder er ſprengt das Kaſino in die Luft. Schreckerſtarrt hört es der Jeder weiß: Der macht Ernſt! Monte Carlo in Angſt⸗ Um neun Uhr morgens läuft das Ultimatum ab. des„Perſimon“ haben ihre Rohre auf das eingeſtellt. Wahn oder Verbrechen? Traum oder weiß, daß mit ihm nicht zu ſpaßen iſt. Eine wilde Flucht ſetzt Autos, Menſchen ſtürmen unter Nur ein Engländer freut ſich, gewappnet mit beſuchte Mlle. Loulou Renard, weinend und voller„Reue“. Stahlhelm, Gasmaske und Fernglas, auf das bevorſtehende erhören ſeinen konnte, obwohl er drohte, ſich zu leidenſchaftlichen Wünſchen nicht nachgeben Sie klagte, daß Guſtaf ſo ſtürmiſch geweſen wäre, ſo leiden— Bombardement. ſchaftlich; ſie aber, als alleinſtehendes, guterzogenes Mädchen, „vor aller Welt ihren Ruf wahren mußte“, und Guſtaf nicht töten, falls ſie würde. Kaufmanns Nicolaus Waſſiaritin. Mlle. Loulou Maria Renard ſteht dem Commissariat special Da erſcheint an Bord des Kriegsſchiffes Ihre Majeſtät, und der Kapitän Craddock erkennt in ihr ſeinen Flirt vom vergangenen Abend... l Ein noch ganz gut abgelaufener Fall iſt der des Moskauer Er verlor im Jahre 1908 ſein geſamtes Vermögen in Höhe von acht Millionen Rubel. in ſolchen peinlichen Fällen zur Verfügung und war bisher Die Bank war ſo anſtändig, ihm eine jährliche Rente aus⸗ mit 663 Selbſtmördern in Monte Carlo verlobt— heimlich zuſetzen. verlobt. Kommiſſar hatte Loulou falſch informiert. doch am Zero. „Rouge“ verloren— die Schiffskaſſe. So ſtarb alſo Olaf der Kokainismus oder Morphinismus, die den Im Jahre 1913 hat Seiner Großbritanniſchen Majfeſtät Fregattenkapitän Lionel Cecil, Kommandant der Mittelmeer— größeren Doſen treibt. f er darin Torpedoboot⸗Flotille, 130000 Frank im Maximumſpiel auf Geld, daß es ihm ſchon gleichgültig iſt: das iſt die pſychologiſche Vom Kai in Monaco fuhr er übler Laune an Bord. Eine Stunde ſpäter erſchien in Er lebt jetzt noch in einer kleinen Penſion und hat Der Vater des Toten wunderte ſich über dieſe Er- jede Freiheit; nur das Kaſino darf er nicht betreten. öffnung um ſo mehr, als ſein Sohn Olaf geheißen hatte. Der Es iſt wie eine pfychiſche Erkrankung, eine Art Manke, wie damit Be⸗ troſſenen, vom Taumel des Glücksſpiels einmal Erfaßten, gerade wenn er im Anfang verloren hat, ſuggeſtiv zu immer Auf einmal ſteckt er darin mit ſo viel Klippe, und wenn der Wagen im Schuß iſt, ſehlt meiſt die Selbſtbeherrſchung, um ihn aufzuhalten, denn man will das der Adminiſtration des Kaſinos der Adjutant des Fregatten-⸗ Verlorene ja wiedergewinnen— nicht wahr? Und ſo geht es kapitäns Cecil und überbrachte das Ultimatum. forderte ſoſortige Rückgabe der verſpielten 15⸗Zentimeter-Granaten umlegen würde. Kapitän Cecil] weiter— bis alles beim Spielteufel iſt. Zahllos ſind die Fälle Schiffsgelder, widrigenfalls er das Kaſino innerhalb einer Stunde mit drei Das Kaſino zahlte derer, die im Spiel alles verloren: Glück, Exiſtenz, Anſehen und Liebe... noch zur ſelben Stunde den Betrag von 130000 Frank an die Schiffskaſſe S. M. George V.; aber Prinz Zero von Mongeo kabelte gleichzeitig an die Londoner Admiralität den völker⸗ rechtlichen Proteſt. Kapitän Cecil hat ſich in derſelben Nacht erſchoſſen, und im Morgengrauen des nächſten Tages ertönte unter dem Monacofelſen„God save the king“. Ein blei⸗ beſchwerter, waſſerdichter Sack liegt tief auf dem Grunde unter dem Monacofelſen. Seit 1913 werfen Schlachtſchiſſe aller Majeſtäten und Republiken in Villefranche Anker. Prinz Pierre duldet in Monaco ſolche Landungen nicht mehr; er iſt ein friedlicher Fürſt und will nichts ſehen, was an weittragende Geſchütze erinnert. Villefranche liegt in Frankreich hinter den Bergen. Es ſind achtzehn Jahre her, daß Monte Carlo, dieſer Treff⸗ punkt verwegener Glücksritter, in der Tat unter den Flüchen Kapitän Cecils erzitterte, der das Kaſino in Brand ſchießen wollte. Das Leben ſchreibt ſelbſt die zündendſten Filmſtoſſe. So lieferte es auch die Idee für den ſchönen Abenteurerſilm einer Woche verlorenen zwei Millionen Frank im Spiel gegen„Bomben auf Monte Carlo“. deſſen Inhalt wir hier kurz gechsunddreißig Nummern und ein Zero. Er wurde als wiedergeben wollen: Seit Monaten liegt der Kreuzer„Per⸗ Die Spielbank in Monte Carlo, in der ſchon mancher ſein ganzes Vermögen verloren hat. Die Schätze der Kaiſertochter Der Nachlaß der Prinzeſſin Giſela unker dem Hammer.— In alle Winde zerſtreut. Eine Senſation für München. München, 2. Oktober. Vor dem Prinz Leopold⸗Palais in Mün⸗ chen in der Leopaldſtraße kurz hinter dem Siegestor, reihen ſich elegante Autos. Dro⸗ ben im erſten Stock brennt im rieſigen Ball⸗ haus der hundertflammige Lüſter am hellen Vormittag. Aber es wird hier kein Feſt ge⸗ feiert, ſondern es vollzieht ſich ein Trauer⸗ ſpiel in dieſem königlichen Hauſe. Der Nach⸗ laß der Prinzeſſin Leopold, der öſterreichi⸗ ſchen Kaiſertochter, wird verſteigert. Ge⸗ mälde, Porzellan, Silber, Teppiche, Möbel, alles iſt unter den Hammer gekommen. Das Palais wird vollkommen geräumt und ſoll eaten dienſtbar gemacht wer⸗ en. Drei Tage wanderte eine fremde, ſchau⸗ luſtige Menge anläßlich der Vorbeſichtigung durch die königlichen Gemächer. Fünf Tage dauert nunmehr ſchon die Verſteigerung bei unvermindertem Andrang des Publikums. Verödet erſcheint das herrliche Treppenhaus, vom Wandſchmuck beraubt, kahl ſind die Treppen, denn auch den Teppich hat man bereits inveſtariſiert. Nur die ſchöne vier— feldrige gemalte Decke, die dem bayeriſchen Staat gehört, hat man noch belaſſen. Sie ſoll auch nicht entfernt werden, während an⸗ dere bemalte Holzdecken heraus⸗ geriſſen werden ſollen, um gleichfalls verkauft zu werden, was umſo bedauerlicher iſt, als ſie für Bayern hiſtoriſche Bedeutung haben. Sie ſtammen nämlich aus der Willi⸗ baldsburg bei Eichſtädt und wurden um 1690 herum im Auftrage des Fürſtbiſchofs Euchar Schenk von Kaſtell angefertigt. Zahlreiche Möbel ſtammen aus der Zeit der Kaiſerin Eliſabeth von Heſterreich. Fer— ner kommen Möbel aus dem Achil⸗ leion auf Korfu zum Aufwurf, die an die Prinzeſſin Giſela fielen. Kunſtgegenſtände aus der ganzen Welt, die mit unendlichem Kunſtſinn geſammelt worden waren, werden nun in alle Winde zerſtreut. Im Ballſaal ſind einige hundert Men— ſchen verſammelt, und doch zählen nur die paar Dutzend Kunſthändler in den erſten Reihen als wirkliche Reflektanten. Das übrige Auditorium hat vielfach nur die Neu— gierde hergetrieben. Es iſt eine Senſa⸗ tion, die man ſich nicht auskommen laſſen darf. Manchmal, wenn beiſpielsweiſe ein einzelner Stuhl zum Aufwurf gelangt, hört man auch eine ſchüchterne Frauenſtimme aus den hinteren Reihen bieten. Die Perlok— kung, ſeinen Bekannten ſo nebenbei erzählen zu können, daß auf dieſem Stuhl, den man anbietet, ſchon eine Kaiſerstochter ſaß, iſt doch ſehr groß. Aber die Händler, die teil⸗ weiſe von weither gekommen ſind, bieten mehr, ſo daß die kleine Mittelſtandsfrau bald nicht mehr mitſteigern kann. Italieniſche Seſſel aus dem 16. Jahrhundert klettern von 30 Mark Aufwurf des Auktionators bis auf 250 Mark. Relativ günſtige Preiſe, gemeſſen an den heutigen Verhültniſſen des Kunſt⸗ marktes, erzielten auch Gemälde, von de⸗ nen eines der polniſche Staat für 6700 Mark erworben hat. Ein Defregger brachte es auf 2900 Mark. ein Frühwerk Hans von Ma— rees auf 2500 Mark. Zuſammen ergaben die Bilder allein etwa 70000 Mark. Wehmütig blickt man an den kahlgeworde— nen Wänden des in einen Verſteigerungs— ſaal umgewandelten Vallſaales des Palais empor und läßt die Phantaſie in geſchicht⸗ liche Vergangenheiten ſchweifen, während der Auktionar unermüdlich Stück für Stück zum Aufwurf bringt.„Zum erſten, zum zweiten und— zum drittenmal!“ Unten im Garten ſtehen ſchon die Packer, um die köſt⸗ lichen Dinge einer prunkvollen Vergangen— heit, ſtumme Zeugen monarchiſchen Glanzes und Abſtieges, aus dieſem von Kunſt und Adel geſchaffenen Heim fortzubringen in eine neue Welt. Alte Maße und Gewichte. Im Sprachſchatz älterer Leute exiſtieren noch die Bezeichnungen Lot, Quint, Maß und Schef⸗ fel. Irgendwo in alten Bauernhäuſern ſind auch noch runde Holzbehälter mit kreisförmi⸗ gem Boden vorhanden, die als Scheffel be⸗ eichnet werden. Wenn wir auf den Urſprung eſer Bezeichnungen zurückgehen, ſo ſtoßen wir auf Maß⸗ und Gewichtseinheiten, die während des 18. Jahrhunderts und auch noch früher gebräuchlich waren. 5 f Beginnen wir bei den Gewichtseinhei⸗ tren. Da haben wir zunächſt das Pfund, das in ſeinem Gewicht vollkommen dem heuti⸗ gen Pfund entſprach. Das Pfund wurde ein⸗ eteilt in 32 Lot. Das Lot enthielt 4 uint. Man kannte auch ſchon den Zent⸗ ner, doch dieſer hatte nicht wie heute 100, ſondern 110 Pfund. Ein Zentner beſtand aus vier Vierteln oder acht Achteln. Die Schiff⸗ fahrt hatte beſondere Gewichte. Das ſoge⸗ nannte Schiffspfund betrug drei Zentner oder 20 Lispfund. An dieſe Bezeichnungen knüpfen ſich verſchiedene Redensarten. So ſagte man, daß dieſer oder jener um lein Lot oder kein Quint beſſer ſei als ein anderer. Für die Flüſſigkeiten galt das Maß als Einheit. Das würde na Auffaſſuna ungefähr eineinniertel Liter tragen. Das Maß hatte vier Pintgen. Vier Maß dagegen ſtellten ein Viertel dar und 26 Viertel waren 104 Maß oder ein Ohm. Vereinigte man 6 Ohm, ſo hatte man einen Fuder. Die Bezeichnung Fuder hat ſich in der Weinkellerung erhalten. Hat alſo jemand einen Fuder Wein zu verkaufen, ſo meint er damit nach unſerer Rechnung unge⸗ fähr 726 Liter Wein. Die Rechnung in Vier⸗ teln und Achteln iſt noch in der Bierproduk⸗ tion anzutreffen. Jedoch ſchwankt hier die Literzahl innerhalb der Begriffe Achtel und Viertel und man meint damit kleinere und größere Fäſſer, die in der Nähe eines Faß⸗ inhaltes von 12 und 25 Litern liegen. Kaufte nun jemand Oel oder Eſſig, ſo erhielt er dies aus einer Stechkanne, die 16 Mingelen faßte. Dann gab es noch ſogenannte Trocken⸗ maße. Mit dieſen wurde meiſt Getreide gemeſſen, das eigenartigerweiſe nicht nach Ge⸗ wicht berechnet wurde. Das Hauptmaß war das Malter. Dies zerfiel in vier Scheffel. Ein Scheffel hatte 12 Becher, und ein Becher wieder enthielt vier Mäßchen(auch Mäßgen genannt). Nach dieſen Gewichts⸗ und Mageinheiten richteten ſich die Kaufleute. Man weiß auch von verſchiedenen Preiſen zu berichten. So koſtete ein Lot Kaffee 3,50 Mark. Dieſer Preis liegt nur ein wenig unter den heutigen Preiſen. Zieht man jedoch in Betracht, daf ein Landarbeiter 10 Pfg. pro Tag verdiente, ein Werkmeiſter 75 Pfg. und ein gewöhn— licher Arbeiter nur 47 Pfg., ſo war ein Pfund Kaffee nur von ſehr wenigen Leuten zu erſchwingen. Kolonialwaren waren ſehr teuer nach damaligen Verhältniſſen, als es noch keine Dampfſchiffe gab, die die Waren ſchnell nach Europa hätten bringen können. Daher koſtete ein Pfund Reis zwiſchen 15 und 20 Pfennigen, d. h. ein Landarbeiter mußte zwei Tage arbeiten, wenn er ſich ein Pfund Reis leiſten wollte. Allerdings wurde der Mangel an ſolchen Waren kaum empfunden, da man ſich auf dem Lande von Grützen aus Hafer und Roggen ernährte, wie überhaupt völkerung ausmachten. ern 83,29, in Baden, Schweiz 60 Zentimeter. ungefähr 58 längen Zentimeter betrug. wurden nicht nach ſchiede. Aus der Heimat. Gedenktage. 3. Oktober. 1817 Der Literaturhiſtoriker Johann Scherr in Hohen-Rechberg geboren. 1895 Der Forſchungsreiſende Otto auf Neuguinea ermordet. 1929 Der Reichsaußenminiſter Guſtav Stre⸗ ſemann in Berlin geſtorben. Prot.: Jairus— Kath.: Candidus. Sonnenaufg. 6.03 Sonnenunterg. 17.34 Mondaufg. 10.49 Mondunterg. 18.30. in Württemberg Ehlers Kaſtanien. Jetzt iſt die Kaſtanienzeit. Die Kinder raſcheln durch das dürre, runzelige Laub und ſuchen nach den braun glänzenden Kugeln. So oft ein Windſtoß in die Baumkronen fährt, ſchüttelt er reife Kaſtanien auf die harte Erde. Klatſchend und platſchend fallen ſie nieder, und die dunkelbraun polierten Früchte kollern auf dem Boden herum. Wie eine Meute ſtürzt das junge Volk auf die kugeligen Dinger Wenn der Wind faul und träge iſt, dann be⸗ ſorgen die Kinder ſelbſt ſeine Arbeit. Sie holen Knüttel und Stecken und Steine und 1 ſie ſolange durch das Geäſt, kreuz und quer, bis ſie die Baumfrucht zum Ab⸗ fallen bringen. Man muß es ihnen laſſen, den Buben und Mädels, eine erſtaunliche Fer⸗ tigkeit beſitzen ſie im Herunterholen der Ka⸗ ſtanien, nicht minder aber auch im Oeffnen der ſtacheligen, widerſpenſtigen Schale. Die ſchülernd Hülle wird beiſeite geworfen, die chillernde Frucht aber wandert in Säcke und Hoſentaſchen. Schier möchte man meinen, die Roßkaſtanien wären die begehrteſte Delikateſſe. Mit ſolchem Eifer und ſolcher Begeiſterung ſind die Kin⸗ der hinterdrein. Natürlich kann kein Menſch dieſe Wildfrucht eſſen. Als Aeſung für das Rot⸗ und Damwild im Winter iſt ſie gerade recht. Aber als Spielzeug ſind die glänzenden Kaſtanien unſeren Kleinen hochwillkommen. Kaſtanienzeit! Ganz unwillkürlich denkt man an die ſchmackhaften Maroni. Schon ſieht man da und dort einen Maronibrater mit ſei⸗ nen glühenden und wohlduftenden Roſten. Aber die richtige Maronizeit kommt erſt ſpä⸗ ter. Wenn es kalt iſt und der Wind durch die Straßen pfeift— wie fein ſchmecken da die ell 0 f 1 fein ſch unſerer 1 N f ** „ Bargelbloſes Jugendwandern. den beben den Me des Mac due die Getreidearten die Hauptnahrung der Be— Tuche, Leinen oder andere Bekleidungswaren wurden nach der Elle gemeſſen. Dieſe war in den einzelnen Ländern ganz verſchieden. In Preußen betrug ſie 66,69 Zentimeter, in Bay⸗ Heſſen und in der Eine im Rheinland bekannte Elle war die Brabanter Elle, die Die Weg⸗ Kilometern, ſon— dern nach Meilen berechnet. Die deutſche Meile betrug etwa 7,5 Kilometer. Auch hier gab es wieder wie bei der Elle einige Anter⸗ bargeldloſen Zaylungsveriehr tommr letzt eine weitere, die der wandernden Jugend zugute kommt: der Wandergutſchein. Der Reichsver⸗ band für Deutſche Jugendherbergen hat ihn 90 55 Er iſt auf einen Wert von 20 Pfennig normiert und ſoll in erſter Linie dazu dienen, die wandernde Jugend zum Spa⸗ ren für die Wanderzeit zu erziehen. Der neue Wandergutſchein iſt zur Löſung des Blei⸗ ben⸗Ausweiſes beſtimmt, mit ihm können alſo in den Herbergen die Unterkunfts⸗ und Ver⸗ oflegungskoſten bezahlt werden. Die Gutſcheine werden von den Ortsgruppen einzeln oder in Heften zu 10 Stück ausgegeben. Ihre Dauer iſt auf zwei Jahre ausgedehnt. * Falſche Millionenerbſchaften. Immer wieder verſuchen Betrüger mit den„Millio⸗ nenerbſchaften“ zu operieren. So erhielten Leute in Nürnberg Schreiben, daß ſie eine Millionenerbſchaft zu erwarten hätten. Der Schreiber ſet beauftragt, Familien mit den Namen Amen oder Amon ausfindig zu ma⸗ chen. Ein Fräulein dieſes Namens habe ſich in Amerika das ungeheure Vermögen von 75 Millionen Reichsmark erworben, das jetzt an die rechtmäßigen Nachkommen verteilt wer⸗ den ſoll. Dem Briefſchreiber kommt es lediglich darauf an, ſich Geldbeträge auf dieſe Art und Weiſe zu verſchaffen. Als Täter kommt ein Franz Heil in Frage. Er gibt zu, verſchiede— nen Leuten mit Namen Amon obigen Brief geſandt zu haben. * Im Walde. Wir wandern in den Wald unſerer Heimat, die wir lieben. Sonnenſtrahlen huſchen durch der Tannen hohes Geäſt. Es iſt ein Spiel zwiſchen Schöpfungen der Mutter Natur. Der Wald färbt ſich, da und dort iſt ſchon ein elbes Blatt zu Boden geſunken, tödmüde, ebensmatt. Ein Käfer kriecht auf ihm herum, auch er will ſeine Winterwohnung bald be⸗ ziehen im dunklen Reich der alten, immer neuen Erde. Die Quelle iſt auch müde geworden. Sie hat viele Wanderer durch das All erquickt. Nun merkt ſie, daß immer weniger Menſchen kommen, ſie zu beſuchen, ihrem kleinen, feinen Liede zu lauſchen. Sie ahnt, daß es bald Winter wird, denkt an die kleinen Eistropfen, denkt an jene Männer, die dann im Winter kommen würden, ſie zu fotografieren. And freut ſich vielleicht darob. Um die alte Burg inmitten des ſchwarzen Waldes bläſt der junge Herbſtſturm ſeinen Trompetenchor. Es knirſcht inmitten der Ruinen, allwo ſich die Ritter einſt fröhlich getan, von wo ſie ausgezogen, dem Höhen— nachbarn einen harten Kampf zie liefern. Ein Liebespärchen ſchaut von der Zinne ins Tal. Noch iſt es nicht Vollherbſt, noch blühen die Blumen immer und immer wieder in jungen Herzen. Der Forſtwart zieht durch den Wald, be⸗ trachtet ſich die Bäume genau, bekreuzt den einen und anderen. Sie werden nicht mehr ſein, wenn wir im nächſten Jahre wieder zur Höhe kommen. Sie ſind alt, dem Tode nahe, die Holzhauer werden kommen mit Axt und Säge.... ein Stöhnen wird einſetzen, ein dumpfer Fall, vorbei, vorbei. Wir aber wandern durch den Wald un⸗ ſerer Heimat, die wir lieben. In dem wir zu jeder Jahreszeit Neues entdecken, Schönes fin⸗ den, aus dem wir immer und immer zurück⸗ kehren, reich beſchenkt, ſeeliſch beglückt. „Hier kann jeder vorwärtskommen“ Ein Auswandererbrief aus Sao Paulo. Bin im Jahre 1921 als Emigrant aus Holſtein mit Familie ausgewandert, in Hol— ſtein auf den Gütern als Taglöhner und als Vogt gearbeitet, war hier zuerſt zwei Jahre auf Kaffeefacende, hatte 12 Tauſend Bäume zu bearbeiten, und der Lohn war ſehr gering, ſodaß es kaum zum Leben reichte. Meine Barſchaft war bei Ankunft auf Fa⸗ cenda 26 Milreis, bei Abgang waren meine Erſparniſſe nach zweijähriger Arbeit 62 Mil⸗ reis, bei viel größerer Einſchränkung an Le⸗ bensbedürfniſſen wie in Deutſchland, das konnte alſo nicht gehen. Dann zog ich auf zwei Jahre nach Sao Paulo, auch dort konnten wir wegen der hohen Mieten und teuren Le⸗ bensmittelpreiſe zu nichts kommen. Bin dann 1924 nach hier gefahren, wo hier in Wenzes⸗ lau vielleicht erſt 10—12 Holzhäuſer ſtanden in der weiteren Umgebung von 2—3 Kilo- metern, aber noch kein Weg noch Steg im Urwald war; die Landvermeſſer waren am Pikadenſchlagen(Fußwege). Kaufte mir von der Firma Mandes Campos 10 alqueiren(100 Morgen) und habe mit meinem 17 Jahre alten Sohn bis jetzt jedes Jahr 1 alqueiro (2,7 Hektar) geſchlagen. Ich kann wohl heute ſagen, daß ſich die Arbeit gelohnt hat; wir leben gut und ſind ohne Sorgen, haben 4 Stück Rinder, 2 Pferde, 30 Schweine und hunderte von Geflügel, ſodaß es uns an gar nichts mangelt, Eſſen und Trinken reichlich, aber auch Arbeit. Unſere Ländereien ſind von der Stadt Wenzeslau 5—20 Kilometer ent- fernt, das Klima iſt geſund, wenn auch oft⸗ mals heiß, die Preiſe der Produkte waren in den leßten zwei Jahren ſehr niedrig, aber in dieſem Jahre wieder gut. Land gibt es hier noch für viele Familien, aber nur für ſolche, die tlülchtia find und Ausdauer haben. bier kann feder, der wul, vorwarrs tommen. Es ſind geht auch zwei Schulen und auch eine Kirche hier, viele Koloniſten würden heute ſchon hier may“ Arbeitskraft gebrauchen, aber es ſind keine, denn jeder nimmt ſich ſelbſt Land. Traurig iſt es, wenn man in der„Deut⸗ ſchen Zeitung“ Sao Paulo lieſt von der gro⸗ ßen Arbeitsloſigkeit in Deutſchland; warum kommen die Bauern nicht? Gewiß, hier muß man umlernen, aber hat man gelernt, iſt man hier viel freier, und iſt nicht ſo mit den Ab⸗ gaben gedrückt wie in Deutſchland. So, jetzt iſt es wohl ſoweit alles, was Sie von dieſer Kolonie intereſſieren könnte, und ich ſchließe mit folgender Bitte: Sollte jemand die Abſicht bei den ſchlechten Zeiten in Deutſch⸗ land haben und nach hier wollen, empfehlen Sie meine Herren mit ruhigem Gewiſſen dieſe Kolonie. Nicht etwa, daß ich oder wir dabei etwas verdienen wollen, das liegt uns fern, ſondern wir ſtehen jedem Neuzugewanderten mit Rat und Tat zur Verfügung, denn die meiſten Neuen werden hier als unwiſſende ſehr gerupft, denn Land hat hier bald jeder noch im Ueberfluß und billig; auch muß ich warnen vor voreiligem Kaufen von Landge⸗ ſellſchaften, da oftmals ſpäter gar kein oder ſehr weiter Abſoz iſt. Welt und Wiſſen. Konſeſſions⸗ und Religionsſtatiſtik. Nach einer Aufſtellung, die auf neueſten ſtatiſtiſchen Angaben beruht, ergeben ſich fol⸗ gende Zahlen für die großen Religionen der Welt: Die Geſamtzahl der Chriſten aller Konfeſſionen beträgt 630 Millionen. Dann folgen die Konfuzianer und Tadoiſten t 350 Millionen, die Mohammedaner mit 240 Millionen, die Hindus mit 350 Millionen und die Buddhiſten mit 130 Millionen Anhängern. Zur Gruppe der pri⸗ mitiven Religionen, der ſogenannten Animiſten, zählen 135 Millionen Menſchen. Weiter werden für die Schintoiſten(in Japan) 35 Millionen und für die Juden 15 Millionen Mitglieder angegeben, während in der Gruppe„anderer Konfeſſionen“ 60 Mil⸗ lionen Menſchen vereinigt ſind. der Noman, mußte techniſcher Gründe wegen heute fortgelaſſen werden. Wir bringen dafür morgen gleich mehrere Fortſetzungen. Viernheimer Tonfilmſchau. Das großartige Tonfilmprogramm hente letztmals im Central⸗Film⸗Palaſt. Rammon Novarro der Liebling aller Film⸗ freunde, der Held von Ben Hur, hat alle Her— zen erobert. Er ſpricht deutſch und ſingt einige wunderbare Lieder. Das Tonfilmwerk ſelbſt „Der Sänger von Sevilla“ oder„Der Liebes⸗ roman einer Kloſterſchweſter“ iſt das Schönſte und Wunderbarſte was man je ſehen und hören konnte. Viele behaupten, das Filmwerk ſei ſchöner als Ben Hur. Mögen noch recht viele und alle die geſtern keinen Platz mehr bekamen, die heutige und letzte Vorſtellung beſuchen. Dieſes Programm nicht ſehen, heißt wirklich was Außergewöhnlich Herrliches ſich entgehen laſſen und zwei der ſchönſten Stunden ſeines Lebens verſäumen. Iſt doch wirklich dieſes Filmwerk das Tagesgeſpräch von Viernheim geworden. Viele haben ſich dasſelbe ſchon zwei— mal angeſehen und alle, die das Filmwerk dieſe Tage ſchon geſehen haben, werden ihre Eltern und Geſchwiſter veranlaſſen, die heutige und unwiderruflich letzte Vorſtellung zu beſuchen. Heute 1. Platz nur 40 Pfg., Sperrſitz und Balkon nur 60 Pfg. Die Darbietung iſt noch mehr als das Doppelte wert.— Und ſo wird heute dieſes ſchöne Tonfilmwerk noch einen gro- ßen Erfolg haben. Auch das übrige Beipro⸗ gramm iſt ebenfalls erſtklaſſig und von erſter Qualität. Allen die noch heute den Central⸗ Film⸗Palaſt beſuchen, ſteht ein ſchöner Abend bevor. Man ſichere ſich rechtzeitig Plätze. An⸗ fang halb 8 Uhr, ab 9 Uhr nochmals das ganze Programm zu ſehen. Ende 12 Uhr. Der weiteſte Weg lohnt ſich. Alles geht heute zum Ramon Novarro, zum Liebling der ganzen Welt. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗. e gen u. Singſtunden Krieger⸗ u. Soldaten verein Teutonia(Schützen ⸗ abteilung.) Spielleute, ſämtliche Jungſchützen und die mitſpielenden Schüler verſammeln ſich heute Montag abend punkt 8 Uhr im Freiſchütz Der Vorſtand.