Freitag, 14. Oktober 20 Uhr „Freischütz“-Saal eee e — — — fpricht über ſachghnmmumm Karten Mk. 1., 0.50 in der Buchhandlung Franz Joſef Hofmann. fggageampaamamanmmmaannnnmanmene le Kaplan Fahsel HKonnersreuth (Auf Grund eigener Erlebniſſe) Kurbflaſchen mit leicht beſchädigten Körben, gibt ab Branntweinbrennerei a1. wir das Prima gelbe Speise- Kartoffel abzugeben. Hansstrage 4 fachagga JIabakbau-Verein 3 — Traube— Unſeren Mitgliedern zur Kenntnis, daß das Vereinsſandblatt verkauft iſt und am Mitt⸗ woch, den 10. Oktober vormittags 8 Uhr, zur Ablieferung kommt. Wir bitten die Ware ord⸗ nungsmäßig und ſauber ſortiert an die Waage zu bringen. Der Vorſtand. Herren-Hüte Mk. 4,20, 3,20, 2.50 Herren-Mützen Mk. 1, 10, 0.95, 0.85 Kravatten und Selbstbinder Neueste u. modernste Des. in jeder Preislage KarlSsteiert Herren-Moden, Berufskleidung Schulstraße 6 Telefon 112 Bitte um Besichtigung meiner Schaufenster. Ein Meter Holz zu kaufen geſucht. Wo, ſagt der Verlag Ammer und Küche zu vermieten. 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Wir bitten alle, 2 7. uns dieſe wohlwoll Unterſtützung auch in un- E ſerem neuem Unternehmen zukommen zu laſſen. „Wir bringen zum Ausſchank: das beliebte, gutbekömmliche Kühnerbräu, und gutgepflegte Rhein⸗ und Pfalzweine. Ferner empfehlen wir allen Gäſten unſere weithin beliebte, gutbürgerliche Küche. Um geneigten Zuſpruch bitten J N Eee Hochachtungsvoll Marl Lamberth 2. und Frau 0000S —— Allerfeinſte deutſche Fett- 3 roße 1 Pfd. 2 bücklinge 1 995 20.3 ger. Lachsheringe 1 Stück 10 u. 11% Bratheringe ohne Kopf und ausgenommen Bismarckheringe, Rollmops Sardinen offen u. in Lt. Doſen zu 70 u. 75% ½ Pfd. 15% Delikateß⸗Scheiben⸗Seelachs allerfeinſtes Tafelöl/ Ltr. zu 40%, echter Räucherlachs in Doſen billigſt Seelachsſchnſtzel/ Pfd. 25 Oelſardinen in großer Auswahl Allerfeinſte däniſche Vollfettheringe große Ware, 10 Stück 85% Einmarinierte Heringe 1 Stück 12% Jakob Winkenbach Telefon 83 Lorſcherſtraße 10 Lokales. * Kaplan Fahſel ſpricht am Freitag 14. Oktober abends 8 Uhr im Saalbau„Frei- ſchütz“ über„Konnersreuth“. 80 Tage weilte der Redner ſelbſt in Konnersreuth, war Zeuge all der merkwürdigen Vorgänge. Dazu kommt noch ein jahrzehntelanges Studium der chriſt⸗ lichen Myſtik, ſodaß niemand ſo berufen iſt wie gerade Kaplan Fahſel, die myſtiſchen Vorgänge in Konnersreuth in öffentlichem Vortrag zu ſchildern. Mit großer Spannung wird allent⸗ halben der Vortragsabend des berühmten Red— ners erwartet. um Enttäuſchungen zu ver— meiden, bitten wir hiermit alle Intereſſenten des Vortrags, die Karten ſofort zu beſorgen. Vorverkauf in der Buchhandlung Franz Joſef Hofmann, wo auch alle Bücher des Redners zur Einſicht aufliegen. Zoo⸗Zirkus Heppenheimer in Viernheim. Ein Zelt⸗Zirkus in Viernheim, ſchon lange war dies nicht mehr der Fall. Aber ein ſolches Unternehmen wie der Zoo-Zirkus Heppenheimer dürfte wohl noch nie hier gaſtiert haben. Der Zirkus iſt ein Unternehmen, wie man es nur in Großſtädten findet, weshalb ſein Hierſein doppelt zu begrüßen iſt. Die Eröffnungs⸗Vorſtellung geſtern Abend war ein glänzender Auftakt. Pferdedreſſuren, der Clown mit ſeinen dreſſierten Gänſen, Tanzvorſührungen, Kunſtreiten einer Kunſtreiterin und des kleinen Tom Mix⸗Nach⸗ folger, der dumme Auguſt mit ſeinen dreſſierten Hunden uſw. wechſeln in bunter Reihenfolge. Als beſondere Attraktion ſehen wir eine Stier⸗ dreſſur. Der Stier hat ein Alter von 6 Jahren und wiegt 20 Zentner. Mit viel Liebe und Geduld iſt es Don Barello gelungen, den Stier zu dem zu machen was er jetzt iſt, ein Künſt⸗ ler, ein Dreſſurwunder. Frl. Bettina in einem eleganten Drahtſeilakt findet den reichen Beifall der begeiſterten Zuſchauer. Laſſowerfen und Cowboykunſtſtücken, das Vorführen einer Ab⸗ gottſchlange und die Löwendreſſuren im Käfig bilden den Schluß eines außerordentlich reich⸗ haltigen Programms. Der Dompteur, Herr Siegfried, machte unerſchrocken mit ſeinen drei Königen unter den Tieren ſchwierige Kunſtſtücke. — Die Freiw. Feuerwehrkapelle umrahmte die ganze Vorſtellung mit entſprechenden Muſik⸗ ſtücken. Die dummen Auguſte ſorgten für die Lachmuskeln. Nicht unerwähnt ſoll bleiben die Tierſchau. Mehr als 50 Pferde, Löwen, Bären, Wölfe, Affen, Meerſchweinchen uſw. kann man dort bewundern. Es iſt unmöglich all das Ge⸗ ſehene zu beſchreiben. Wir können lediglich die gute Qualität des Gebotenen hervorheben. Ganz hervorragend iſt das reichhaltige Pferde— material und alle gezeigten Dreſſuren. Es kann daher nur beſtens empfohlen werden, dieſe ſel— tene Gelegenheit zu benützen und die heute Abend und morgen Donnerstag ſtattfindenden Vorſtel- lungen zu beſuchen. Eine jede Vorſtellung hat abwechſelndes Programm und iſt ein beſonderer Kunſtgenuß. Darum auf zum Cirkus Heppen⸗ heimer. Die Eintrittspreiſe ſind ganz zivil ge— halten, ſodaß ſich jeder das Vergnügen eines Cirkusbeſuches leiſten kann. Eufabtende Worte Konzert des Volkschor⸗ am Sonntag, den 9. Okt., nachm. 4 Uhr im Konzertſaal des„Goldenen Karpfen.“ Im nachfolgenden Artikel legt der Leiter des Viernheimer Volkschors, Herr Muſikdirektor Alfons Meißen- berg⸗Weinheim, die Beweggründe dar, die ihn veranlaßt haben, bei obigem Konzert ausſchließlich die Werke zeit⸗ genöſſiſcher Tonſetzer zur Aufführung zu bringen. f Wichtiger als die Pflege alter Kunſt iſt die Auseinanderſetzung(als Ausführende u. als Hörer) mit der Kunſt der Gegenwart. Wer ſich von der Kunſt der Gegenwart los⸗ ſagt, verſündigt ſich gegen den inneren Sinn der Vergangenheit und verſagt vor ſeiner Lebenspflicht. Es iſt tatſächlich Lebenspflicht ſich mit dem Schaffen der Lebenden auseinander- zuſetzen. Hier iſt ſprühendes Leben, ganz gleich ob es ſich um Orginalkompoſitionen, oder um die Bearbeitung eines wertvollen Volksliedes durch zeitgenöſſiſche Meiſter handelt. Jede Kunſt— ſofern es ſich um echte und wahrhafte Kunſt handelt— iſt Ausdruck ihrer Zeit und ſo wenig man die geſellſchaft⸗ lichen, geiſtigen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe der vergangenen Zeiten wieder ſchaffen kann, ſo wenig kann es auch eine rückläufige Bewegung in der Kunſt geben. Aus der Verantwortung gegenüber dem fortſchrittlichen Schaffen unſerer Zeit heraus, iſt das Programm des bevorſtehenden Konzertes des„Volkschors“ ausſchließlich mit Werken lebender Komponiſten geſtaltet. Es mag im erſten Angenblick etwas be— denklich erſcheinen, daß ein„Volkschor,“ dazu noch in einem Landorte, mit einer Programm⸗ folge aufwartet, die Werke führender Köpfe der modernen Muſik, wie Hugo Hermann, Paul Hindemith, Hans Gal, Erwin Lendvai, 1 v. Othegraven und Walter Rein auf⸗ weiſt. ö 5 Uns will es aber ſcheinen, daß es insbe— ſondere eine Aufgabe des Deutſchen Arbeiter- ſängerbundes ſei, Muſik als Ausdruck u. Wille einer Kulturgemeinſchaft zu pflegen, mit der Aus- wirkung, das Gute im Menſchen zu bewirken und zu fördern. Erſt dann wird man dem Wirken eines Geſangvereins kulturelle Bedeutung beimeſſen können, wenn man nach dieſen Ge— ſichtspunkten ſich bei Aufſtellung der Programme leiten läßt und nicht nach billigen Publikums- erfolgen ſchielt. Muſik die den obigen Anfor— derungen nicht genügt, hat keinen Anſpruch auf höhere Bedeutung, iſt nichts weiter als ein an⸗ genehmer Zeitvertreib, genau ſo wie die Späſſe eines Zirkuselowns oder ein Tonfilm mit ſeinen „ſüßen“ Schlagern ſein kann. Die„Sonate für Violine allein“ op. 31 von Paul Hindemith, bedarf noch eines beſon— deren Wortes. Bei den Chorgeſängen iſt der Text ein ſehr guter Helfer zum Verſtändnis, ganz abgeſehen davon, daß naturgemäß die Chöre faſt kaum Problematiſches bieten. Etwas ſchwieriger iſt es bei der Violinſonate. Aber auch hier heißt es unvoreingenommen hinhören, (bitte mehr hinhören als hinſehen!) und man wird erſtaunt ſein wie ſehr fein die melodiſchen Linien, wie klar die Gliederung, wie feſſelnd Rhytmik und Bewegung ſind nnd wie friſch und kraftvoll die Hohen und Tiefen dieſer zeit⸗ genöſſiſchen Muſik empfunden und geſtaltet wird. So möge man dann mit offenem Ohr und Herzen die Darbietungen des Konzertes entgegen- nehmen, mit dem Willen ſich mit zeitgenöſſiſcher Muſik auseinanderzuſetzen, nicht um zu verur⸗ teilen, ſondern um ſie kennen und verſtehen zu lernen. Alphons Meißenberg. Bekanntmachung. Betreffend: Reinigung der Kamine. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kennt⸗ nis, daß am Mittwoch, den 5. Oktober 1932 mlt der Reinigung der Kamine begonnen wird. Viernheim, den 4. Oktober 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Roos. — Sportnachrichten. Rükſchau auf den Jonntag. Fußball. „Die Verbandsſpiele nahmen im ganzen Reich ihren Fortgang. In Süddeutſchlands wichtig⸗ ſtem Spiel kam der 1. FC. Nürnberg gegen die SVg. Fürth zu einem glücklichen 2:1⸗Sieg Hiermit ſind die Nürnberger alleiniger Tabel⸗ lenführer von Nordbayern geworden und zu⸗ gleich der einzige Verein in Süddeutſchland, der noch ohne jeglichen Verluſtpunkt iſt. In Südbayern büßte der Deutſche Meiſter im Lokalkampf gegen Wacker einen Punkt ein, doch verlor ſein zurzeit noch ſchärfſter Rivale, der Ulmer Neuling, zu Hauſe gegen 60 Mün⸗ chen, ſodaß die führende Stellung der Bayern nach wie vor geſichert iſt. In Württem⸗ berg wurde der 1. FC. Pforzheim durch eine Niederlage gegen die Stuttgarter Kickers von der Spitze verdrängt, die jetzt Böckingen innehat, obwohl Union in Feuerbach noch unenſchieden ſpielte. Während in Baden die Karlsruher Vereine auf der ganzen Linie ſiegreich waren, büßten in der Rhein⸗ gruppe die beiden Tabellenführer Punkte ein. Der SV. Waldhof mußte ſich beim VfR. mit einem Unentſchieden begnügen, wäh⸗ rend Viernheim bei 08 Mannheim gar ſeine zweite Niederlage hinnehmen mußte. In der Saargruppe war auch dieſer Sonntag für den Meiſter äußerſt günſtig, da die Saar⸗ brücker Sportfreunde zu Hauſe gegen Kai⸗ ſerslautern verloren und der FV. Saarbrücken in Idar einen Punkt laſſen mußte. Am Main wurden die Offenbacher Kickers von der Eintracht geſchlagen und ſomit auf den 3. Platz verdrängt, da der FSV. Frankſurt gegen Rot-Weiß mit 3:1 gewann. Union Nie⸗ derrad verlor in Iſenburg beide Punkte und zugleich den Anſchluß an die Spitzengruppe, wie auch in Heſſen Kaſtel, das von Langen geſchlagen wurde. Hier iſt noch Alemannia⸗ Olympia Worms durch ein Unentſchieden in Worms aus dem Spitzentrio ausgeſchieden. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen e Verein für Sport⸗ und Körperpflege. Mitt⸗ woch ab ½5 Uhr Training. Alles in Sport Erſcheinen. N. B. Am Freitag abend 8 Uhr Zuſammenkunft aller Handballſpieler und alle die Intereſſe an Handballſport haben im Fürſt Alexander. Nebengebäude. Eingang durch den Hof. jernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 233. Allerlei Konflikte. Die außenpolitiſche Atmoſphä⸗ re iſt zurzeit wieder einmal ſtark mit Kon⸗ fliktſtoffen aller Art geladen. Ueberall gibt es Streitfragen und Meinungsverſchieden⸗ heiten. Kaum iſt eine Differenz beigelegt, taucht eine andere auf, ja, in den allerletzten Tagen iſt es ſogar ſo, daß zu den beſtehenden Konflikten, noch ehe man über ſie beraten konnte, weitere hinzukommen. Europa iſt uneinig auf der ganzen Linie. Kein Wun⸗ der, daß der Pan⸗Europa⸗ Kongreß, der in Baſel tagte, wenig Beachtung ge⸗ funden hat. Es ſieht wenig nach Pan-Euro⸗ pa aus. Die Konflikte, um die es geht, ſind teils politiſchen, teils handelspoliti⸗ ſcher Natur. Beginnen wir mit den letzt⸗ genannten. Da ſind Differenzen mit Ita— lien wegen Deviſen- und Kontingen⸗ tierungsfragen. Italien hat eine De- viſenſperre gegen Deutſchland verhängt, was einer Wirtſchaftsblokade gleich⸗ kommt. Ob dieſe Maßnahme als Gegenmaß— nahme gegen die von Deutſchland angekün— digte Einfuhrkontingentierung gedacht war, ſteht zwar nicht einwandfrei feſt, iſt aber an⸗ zunehmen. Die eigentlichen Kontingentie— rungsverhandlungen mit Italien ſtehen noch bevor. Sie werden auf Grund der ſchon vorweggenommenen Kampfhandlungen Ita⸗ liens ſich außerordentlich ſchwierig geſtalten. Mit Holland haben dieſe Verhandlun— gen mittlerweile begonnen, aber ſie ſind bis fetzt ergebnislos verlaufen. Die holländi⸗ ſchen Unterhändler haben die deutſchen Mit⸗ teilungen als unbefriedigend abgelehnt und die deutſchen Kommiſſionsmitglieder haben daraufhin die Verhandlungen verlaſſen mit der Erklärung, die deutſche Regierung wei⸗ ter zu informieren. Holland hat mittlerweile die Kündigung des Handelsvertrages, der am 31. Dezember abläuft, in Ausſicht geſtellt, außerdem aber auch ſogar mit einer Kündi⸗ gung der deutſchen noch in Holland feſtliegen— den Kredite gedroht. Man ſieht, die Lage iſt recht bedenklich. Zu dieſen handelspolitiſchen Schwierig⸗ keiten kommen ſolche allgemein politiſcher Natur. Im Zuſammenhang mit dem gro— ßen Erfolge Polens, das mit einer er⸗ drückenden Mehrheit auf drei Jahre in den Völkerbundsrat gewählt wurde, während es noch vor kurzem als von der ganzen Welt verurteilter Angeklagter in Genf vor deut⸗ ſchen Miniſtern ſtand, und ferner der Abbe⸗ rufung des öſterreichiſchen Geſandten Frank, durch welche eine völlige Kursände⸗ rung im Verhältnis zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich angekündigt iſt, ergibt ſich eine für die außenpolitiſche Stellungnahme Deutſchlands außerordentlich empfindliche Situation. Wie es heißt, ſoll der öſterreichi⸗ ſche Geſandte Frank durch den ebenfalls den Groß⸗Deutſchen angehörenden früheren Han⸗ delsminiſter Dr. Schürff erſetzt werden. Man muß, wenn man die vielen interna⸗ tionalen Konflikte aufzählt, natürlich auch die deutſch⸗franzöſiſche Spannung wegen der Frage der deutſchen Gleichbe⸗ rechtigung erwähnen. Macdonald will dieſe Frage bekanntlich auf einer Fünf⸗ Mächtekonferenz klären— Deutſchland, England, Frankreich. Italien, Amerika—. aber es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß Deutſchland nicht auf eine ſolche Konferenz gehen kann, ohne daß es gewiſſe Sicherun⸗ gen hat. Es könnte ſonſt paſſieren, daß der deutſche Vertreter einfach abkapitelt wird etwa im Sinne der letzten engliſchen Note an Deutſchland, deren überheblicher Ton noch in allgemeiner(und unangenehmer) Erinne⸗ rung iſt. Die Ausſichten einer ſolchen Kon, ferenz erſcheimen uns bei dieſer Sachlage nicht gerade roſig. a Uebrigens hat man nicht nur bei der deut⸗ ſchen Forderung auf Gleichberechtigung ondern auch bei einem anderen Anlaß wie⸗ er geſehen, daß das Ausland in zunehmen, dem Maße nervös zu werden beginnt, ſo⸗ bald in Deutſchland Maßnahmen erörter werden, oder zur Durchführung gelangen Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme * an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Donnerstag, den 6. Oktober Deutſi 49. Jahrgang land fordert Klarheit. Die Reichsregierung und die geplante Mächtekonferenz über die deutſche Der engliſche Premierminiſter Macdo⸗ nald hat jetzt ſeine Einladungen zu der von ihm angeregten Konferenz, die über die be— kannten deutſchen Gleichberechtigungsforde⸗ rungen beraten ſoll, ergehen laſſen. Auch Deutſchland hat die Einladung erhalten. Der Standpunkt der Reichsregierung gegen— über der engliſchen Anregung iſt etwa der: Deutſchland verlangt klare Sicherungen da— für, daß die Ausſprache in London von ei⸗ ner anderen Grundlage ausgeht als der, wie ſie in den Noten Englands und Frankreichs in der Frage der deutſchen Gleichberechti— gung zum Ausdruck gekommen ſind. Mit an⸗ deren Worten: Es muß die Gewißheit dafür vorhan⸗ den ſein, daß, unabhängig von den bis⸗ her geführten Nofenwechſeln, die Frage der deutſchen Gleichberechtigung als ſolche behandelt wird und Deulſchland nicht etwa einer geſchloſſenen Einheits⸗ front von Perhandlungsgegnern in London gegenüberkrikt. Wenn Frankreich die Teilnahme anderer Staaten, wie Polen, Belgien, Tſche⸗ choſlowakei, an dieſer Londoner Aus⸗ ſprache wünſcht, ſo wäre dies für Deutſch⸗ land an ſich kein Hindernis, an der Aus⸗ ſprache teilzunehmen. Nur ſteht zu befürch⸗ ten, daß dadurch das Thema wiederum ver⸗ ſchoben und ſtatt einer vertraulichen Aus⸗ ſprache zwiſchen einzelnen Mächten, wie ſie von England angeregt worden war, eine Art„kleine Abrüſtungskonferenz“ gemacht würde. Dadurch würde nakür⸗ lich der Rahmen der gedachten Ausſpre⸗ che gleichfalls überſchritten. Auch in dieſer Hinſicht müßte Deutſchland auf Sicherungen beſtehen, durch die die Diskuſſionsgrundlage nicht verſchoben wird. Herriots Bedingungen. London, 6. Oktober. Bekanntlich hat der Außenminiſter 172 mon mit dem franzöſiſchen Miniſterpräſi⸗ denten Herriot über die Frage der „Gleichberechtigungskonferenz“ eingehend verhandelt. Simon war eigens zu dieſer Un⸗ terredung im Flugzeug nach Paris geeilt. Gleichberechtigung. Ein Lononer Blatt will wiſſen, daß der fran⸗ zöſiſche Miniſterpräſident zwar grundſätzlich den Vorſchlag einer Konferenz angenom— men, daran aber verſchiedene Bedingungen geknüpft habe: 1. Er würde eine Konferenz in Genf einer Zuſammenkunft in London vorziehen; 2. Er wünſche, daß die kleineren Skaaten ihre Zu- ſtimmung zu der Konferenz geben ſollen; 3. Die Konferenz dürfe keine Entſcheidungen treffen, ſondern ſolle ſich auf den Enkwurf von Entſchließungen und die Vorbereitung von Löſungsvorſchlägen beſchränken, die von der Abrüſtungskonferenz zu ralifizieren wä⸗ ren; 4. Deutſchland ſolle vor Einberufung der Konferenz eine Garantie abgeben, daß es von jetzt an loyal und ehrlich mit der Abrü⸗ ſtungskonferenz zuſammenarbeiten will. Dem Pariſer Korreſpondenten der„Daily Mail) zufolge, hat Herriot noch einmal die ernſte Auffaſſung zum Ausdruck gebracht, die man in Frankreich von der Lage habe und erklärt, daß Frankreich niemals einer Lö— ſung zuſtimmen könne, die darauf hinaus— laufe, Deutſchland die rechtliche Erlaubnis zur Wiederbewaffnung zu geben, oder durch Herabſetzung der franzöſiſchen Rüſtun⸗ gen eine kheoretiſche Gleichheit zwiſchen der franzöſiſchen und deutſchen Land- macht ſchaffen würde. Der Pariſer Koreſpondent der„Morning— poſt“ berichtet, daß der engliſche Außenmini— ſter angeboten habe, auch Belgien und Polen zu der Londoner Konferenz einzu— laden, ſo daß Frankreich ſich nicht iſoliert fühlen würde. Der Widerhall in Genf. Genf, 6. Oktober. Der Schritt der engliſchen Regierung zur Einberufung einer Fünfmächtekonferenz nach London beherrrſcht in Genf das allge— meine Intereſſe. Der franzöſiſche Kriegs— miniſter Paul Boncour iſt hier eingetroffen und hat eingehende Unterredungen mit dem Vertreter der amerikaniſchen Regierung auf der Abrüſtungskonferenz, Norman Davis, ge— führt. der die Vereiniaten Stagten auch aur der Londone rWeltwirtſchaftstonferenz ver— treten wird. Die Mächte der„kleinen Enkenle“ und Po- len habe eine ungewöhnlich ſcharfe Propa- gandatätigkeit gegen die Behandlung der deutſchen Gleichberechtigungfrage ausſchließ⸗ lich in Kreiſen der fünf Großmächte begon- nen. In franzöſiſchen und polniſchen Krei- ſen läßt man in der Preſſe erklären, daß Deutſchland zur Londoner Sonferenz die gleiche Haltung einnehmen werde, wie in der Abrüſtungskonferenz und ſeine Teilnahme von der vorhergehenden Anerkennung der deutſchen Gleichberechtigung abhängig mache. Peſſimismus in London. Ueber die engliſche Aktion wegen einer Mächtekonferenz wird amtlich mitgeteilt: „Die engliſche Regierung iſt mit den Regie⸗ rungen Frankreich, Deutſchlands und Italiens in Verbindung getreten, um ſich zu vergewiſſern ob Schwierigkeiten, die durch den Austritt Deutſchlands aus der Abrüſtungskonferenz entſtanden ſind, zum Gegenſtand eines Meinungsaustauſches un— ter ihnen gemacht werden könnten. Die engliſche Regierung hat aber zu verſtehen ge⸗ geben, daß, wenn das Verfahren als möglich angeſehen wird und allgemeine Zuſtimmung findet, ſie gern bereit wäre eine Konferenz zu dieſem Zweck nach London einzuberufen.“ Die Ausſichten für das Juſtandekommen der Konferenz werden von der Londoner Preſſe im Hinblick auf die grundſätzlichen franzöſiſchen Einwendungen und die deuk⸗ ſchen Vorbehalte peſſimiſtiſch beurteilt. Aus Paris wird gemeldet, es verlaute dort, daß die engliſche Regierung die Bedin— gungen Herriots bereits angenommen habe. Ein Toter bei einem Grubenu 5 der Maxgrube in Michalko w(Polen ereignete ſich ein ſchwerer Grubenunfall Durch Zubruchgehen einer Strecke wurden fünf Bergarbeiter verſchüttet, von denen ei⸗ Berga eie 0 getötet wurde. Zwei zere iter wu er, die Richeer pee rden ſchwer, die anderen wodurch direkt oder indirekt das Ausland be⸗ rührt werden könnte. So hat jetzt die bel⸗ giſche Regierung mächtig aufgehorcht, als gelegentlich der Krefelder Tagung der Land— manieſchaften von Eupen-Malmedy⸗Mon⸗ ſchas Glückwunſchteleramme der Reichsmi⸗ niſter von Schleicher und von Gayl bekannt⸗ gegeben wurden. Da hierdurch die Krefelder Kundgebung, wie die Belgier ſagen, angeb⸗ lich einen„amtlichen deutſchen“ Anſtrich er⸗ halten hatte, findet die belgiſche Regierung es für notwendig, darauf hinzuweiſen, daß die⸗ ſe Stellungnahme der deutſchen Miniſter die unumſtößlichen Rechte Belgiens verletze, da Deutſchland durch den Locarno-Vertrag den territorialen Status quo garantiert habe. So ſieht es alſo augenblicklich für uns, nicht gerade ſehr günſtig aus. Und es wird viel guter Wille auf allen Seiten aufge⸗ bracht werden müſſen, wenn alle dieſe Kon⸗ 1170 beigelegt werden ſollen. Es fehlt an ieſem guten Willen auf deutſcher Seite gewiß nicht, aber von Frankreich läßt ſich das beim beſten Willen nicht ſagen. Frank⸗ reich geht nur darauf aus, Deutſchland dau- ernd niederzuhalten„Das geht auch wieder aus den Auslaſſungen der franzöſiſchen Preſſe in den letzten Tagen hervor. Wie bei einer ſolchen Einſtellung eine Verſtändigung möglich ſein ſoll, iſt nicht abzuſehen. Trübe Ausſichten! Zur Finanzlage des Neithes. der Erſparnisausſchuß tagt.— Die Schwierigleiten der Erwerbsloſenbetreuung. Berlin, 6. Oktober. Der von der Länderkonferenz ein⸗ geſetzte Erſparnisausſchuß hat ver⸗ ſchiedentlich Sitzungen abgehalten und wird ſeine Arbeiten auch noch weiter fortſetzen. Die Anregungen, die ſich dabei ergeben, wer— den jedoch nicht als Beſchlüſſe nach außen in die Erſcheinung treten, ſondern Erſparnis⸗ möglichkeiten, die ſich bei dieſen Beratungen zeigen, werden zwiſchen Reich und Ländern eingehend behandelt und dann eventuell in die Tat umgeſetzt werden. Die Reichsregierung legt angeſichts der dauernd rückgängigen RKeichseinnahmen auf weitere Erſarniſſe großen Werk, weil ſie unter allen Umftänden vermeiden will, neue ei zu erſchlie; en. Die größte Sorge bereitet die Betreuung der Erwerbsloſen und insbeſondere der Gemeinden, denen die Arbeitsloſen zum größten Teil zur Laſt fallen. Der Präſident des Deutſchen Städtetages, Dr. Mulert, hat mit dem Reichsfinan:miniſter direkte Verhandlungen her das Finanzyrgaramm der Städte aufgenommen. Auch dieſe Ver⸗ handlungen ſind noch nicht abgeſchloſſen. Da auch die Innehaltung des durch Notverord⸗ nung feſtgeſtellten Haushaltsplanes für das laufende Rechnungsſahr noch große Schwie⸗ rigkeiten bereitet, ſo befindet ſich auch der Ekalsenkwurf für das nächſte Jahr noch im Stadium der erſten Vorarbeiten, während er in früheren Jahren um dieſe Zeit oft recht weit gediehen war. Notſchrei der Landgemeinden. Der Geſamtverband des Verbandes der Landgemeinden trat in Berlin zu ei⸗ ner Tagung zuſammen. Nach einem ausführ⸗ lichen Referat des Präſidenten und nach ei⸗ ner lebhaften Ausſprache, in der von allen Seiten auf die durch die ſteigenden Wohlfahrkslaſten unhaltbare 0 Lage der Gemein- en hingewieſen wird, faßte der Vorſtand ein⸗ ſtimmig eine Entſchließung, in der das von der Reichsregierung geplante Arbeitsheſchaf⸗ fungsprogramm gebilligt, aber eine weitete Hinauszögerung der notwendigen Maßnah⸗ —— r — 2 9 men mit der Lage der Gemeinden nicht ver⸗ einbar fei. Es ergeht die dringende Vitte aa die Reichs reglerung, ohne Nückſicht auf perſön⸗ liche, unbegründete Widerſtände einzelner Stellen durch Taten zu helfen, ehe durch den völligen Juſammenbruch großer Teile der Gemeinden alle Hilfsmaßnahmen zu ſpät kommen. 8 Streit Preußen Neich vor dem Staatsgerichtshol. Leipzig, 6. Oktober. Zu der Verhandlung vor dem Staats- gerichtshof in dem Streit der früheren preußiſchen Miniſter gegen das Reich wegen Einſetzung eines Reichskommiſſars für das Land Preußen, die am 10. Oktober um 10.30 Uhr in Leipzig beginnt, werden folgende Perſönlichkeiten als Streitbevollmächtigte er⸗ ſcheinen: Für das Land Preußen Miniſterialdirek⸗ kor Dr. Badt und Miniſterialdirektor Dr. Brecht-Berlin ſowie Aniverſikätsprofeſſor Gieſe-Frankfurk a. M.; für die Jentrums⸗ fraktion im preußiſchen Landtag Aniverſi⸗ kälsprofeſſor Dr. Pekers⸗Berlin; für die ſo⸗ zialdemokrakiſche Fraktion im preußziſchen Landkag Aniverſikälsprofeſſor Dr. Heller⸗ Frankfurt a. M.; für das Land Baden Mini- ſterialdirekkor Dr. Fecht⸗Berlin und Ober- regierungsrak Walz im badiſchen Miniſte⸗ rium des Innern; für das beklagte Deutſche Reich und für den beklagten Reichskanzler als Reichskommiſſar für Preußen Miniſte⸗ rialdirektor Dr. Goktheiner, Miniſterial- rat Dr. Hoche, Profeſſor Dr. Karl Schmikt⸗ Berlin, Profeſſor Dr. Jacobi-Leipzig und Profeſſor Dr. Hilfinger-Halle a. d. S. Unter den Klägern befinden ſich neben den früheren preußiſchen Miniſtern Dr. Braun, Dr. Severing, Dr. Hirtſiefer. Dr. Steiger, Dr. Schreiber, Dr. Schmidt, Grim— me und Klepper, das Land Bayern und das Land Baden außer den bereits genannten Fraktionen des Zentrums und der SPD. im preußiſchen Landtag. Politiſches Allerlei. Berlin. Von zuſtändiger Stelle wird erklärt, die Behauptung, daß zwiſchen dem Reichswirt— ſchaftsminiſter Warmbold und anderen Kabi— nettsmitgliedern Meinungsverſchiedenheiten über die Kontingentpolitik der Regierung be— ſtänden, entſpräche in keiner Weiſe den Tat— ſachen. Es herrſche über die Kontingentpolitik der Regierung im Kabinett volle Einigkeit. Berlin. Der Berliner Magiſtrat hat in ſei— ner Sitzung am Mittwoch beſchloſſen, dec Stadtverordnetenverſammlung für die Bür— gerſteuer 1933 einen Steuerſatz von 500 Pro— ent vorzuſchlagen. Schlichterbeſprechung. gen von Arbeitern. Berlin, 6. Oktober. Dem Reichsarbeitsminiſter be⸗ richteten am Mittwoch die Schlichter über ihre Erfahrungen bei der Durchführung der, Man rechnet mit zahlreichen Neueinſtellun⸗ 0 1 Verordnung zur Vermehrung und Erhaltung der Arbeitsgelegenheit. Die allgemeine Mei⸗ nung war, daß die ſtellenweiſe ſich ergebenden Schwierigkeiten, die übrigens in der Oeffent— lichkeit übertrieben wurden, keinen An- laß geben, an der Verordnung oder an den Weiſungen, die bisher den Schlichtern erteilt worden ſind, etwas zu ändern. Da jetzt auch die Anwarkſchaft auf die Be⸗ ſchäfkigungsprämie wirkſam geworden iſt, rechnen die Schlichter mit zahlreichen Neu⸗ 3. von Arbeitern für die nächſte Zeit. gie wollen nach Mainz. Die Träume der franzöſiſchen Nationaliſten. Paris, 6. Oktober. Kennzeichnend für die Stimmung in den Kane nationaliſtiſchen Kreiſen iſt die atſache, daß das Organ der franzöſiſchen Schwerinduſtriellen, das„Journal des Debats“ im Hinblick auf die Vorgänge in der deutſchen Außenpolitik offen auszuſpre⸗ chen wagt, daß die einzige Ankwork, die Deukſchland erkeilt werden muß, die Wiederbeſetzung von Mainz iſt. Die Forderung nach der Wiederbeſetzung des Rheinlandes als„Pfand“ wird in Verſamm⸗ lungen und in der Preſſe Frankreichs mehr und mehr erhoben, ſie kennzeichnet einen ge⸗ radezu erſchreckenden Rückfall in die Zeiten des brutalſten Barbarismus. Um Eupen⸗Malmedy. Die belgiſche Regierung proleſtiert. Brüſſel, 6. Oktober. Zu der Vertretertagung der Land⸗ mannſchaften Eupen⸗Malmedy⸗ Monſchau, die am 1. Oktober in Kre⸗ feld ſtattfand, hat die belgiſche Regierung eine amtliche Erklärung veröffentlicht. Es wir darin geſagt, daß oie offentliche Mei⸗ nung in Belgien durch die Kundgebung ſehn erregt worden ſei. Die belgiſche Regierung proleſtiere ſchärf⸗ ſtens gegen derarkige Kundgebungen und gegen die Haltung der Reichsmini⸗ ſter v. Gayl und v. Schleicher, die zu der Tagung Begrüßungstelegramme ge⸗ ſandk hätten. Durch eine ſolche Stellungnahme würden die unumſtößlichen Rechte Belgiens verletzt. Die Begrüßungskundgebungen an die Krefelder Tagung ſeien nichts weiter als vergebliche und bedauerliche Kundgebungen, die keinen anderen Erfolg haben könnten, als die Be⸗ ruhigung der Geiſter zu verhindern. Der deulſche Geſandte Graf Lerchenfeld hakte mit dem belgiſchen Miniſterpräſidenten Renkin eine Beſprechung, die die Krefelder Tagung und die Frage Eupen⸗Malmedy zum Gegenſtand hakte. Die flämiſch⸗nationaliſtiſche Zeitung,„De Schelde“ ſchreibt zu der Eupen⸗Malmedy⸗ Kundgebung in Krefeld, die Vorwürfe ſeien begründet, daß Belgien Eupen und Malmedy ledig. lich aus milikäriſchen Gründen ſich ein. verleibt habe und daß der Bevölkerung niemals Gelegen⸗ heit gegeben worden ſei, ſich völlig frei hier⸗ zu zu äußern. Aus dieſen Gründen gebe es tatſächlich eine Eupen⸗-Malmeduy⸗ 0 Frage. Wahlrede Hoovers. Gegen Inflation, gegen Streichung der Kriegsſchulden. Neuyork, 6. Oktober. Präſident Hoover hielt in Detroit ſeine erſte Wahlrede. Dabei enthüllte er zum erſtenmale die Gefahren, in denen in den letzten Monaten der Dollar war. Er erklärte, daß der Finanzminiſter ihn im Juli davon unkerrichtet habe, daß bei gleichbleibender Nachfrage nur noch für zwei Wochen Geld vorhanden ſei. Dank der unkernommenen Schritte ſei die Inflalionsgefahr aber abgewendet worden. Die Erfahrung lehre, daß eine einmal begonnene Inflation unaufhalt⸗ ö ſam forlgehe. ie ſprach ſich gegen eine Streichung der riegsſchulden aus. Er befürwortete aber die Verwendung der eingehenden jährlichen Kriegsſchulden-Teilzahlungen zur Vergröße⸗ rung der auswärtigen Abſatzgebiete für die landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe der Vereinig⸗ ten Staaten. Präſident Hoover meinte tionen in Pommerelken hat in der pol⸗ ſchließlich, daß die Wirtſchaftsſchlacht jetzt ge— wonnen ſei, die Beſſerung der Lage ſei un⸗ verkennbar. Das unruhige Spanien. Ausſchreitungen von Erwerbsloſen. Madrid,, 6. Oktober. An verſchiedenen Orten Spaniens haben die Kommuniſten die Arbeitsloſen zu Gewalttätigkeiten aufgehetzt. So haben in Cuenca arbeitsloſe Kellner mehrere Re— ſtaurants und Kaffeehäuſer mit Steinen be— worfen. Auch eine Schule wurde von einem Steinhagel getroffen, wodurch die Kinder ſchwer gefährdet waren. Die Arbeitsloſen ſind vor das Zivilgou⸗ vernemenkf gezogen und belagern das Regie- rungsgebäude. Polizeiverſtärkung iſt aus Madrid angefordert worden. In mehreren Dörfern der Provinz Badajoz haben die Ar⸗ beitsloſen die Gulshöfe überfallen, rauben die Schafherden und plündern die Mühlen. In Vigo haben ſtreikende Fiſcher die Wohn⸗ 9 5 der Jiſcheigner angezündet und grei⸗ en dieſe auf der Skraße mik Piſtolen an. In Jerrol haben unbekannte Täter eine Kirche eingeäſcherk. Auslunds⸗Rundſthau. Herriot berichtet. Im franzöſiſchen Kabinettsrat, bei dem Miniſterpräſident Herriot Bericht über den erlauf Ne Unterredung mit dem engliſchen Außenminiſter erſtattete, gab auch Finanzminiſter Germain⸗Martin einen aus⸗ führlichen Ueberblick über das endgültige Er⸗ fon der Rentenkonvertierung. Die Ge⸗ amthöhe der ausgezahlten Papiere belaufe ſich auf 4,5 Milliarden Franken, während für faſt drei Milliarden Franken neue Zeich⸗ nungen erfolgt ſeien. Das endgültige Er⸗ gebnis der Konvertierung zeige demnach, daß nur 1,8 v. H. des 85 Milliarden Franken be⸗ tragenden Konvertierungskapitals zur Aus⸗ zahlung gelangt ſeien. Polniſche„Reſervearmee“ in Pommerellen. Eine größere Anzahl polniſcher Organiſa⸗ niſchen Regierungspreſſe eine Aufruf veröf⸗ Pom in dem die geſamte Einwo 0 ommerellens aufgefordert wird, ſich zu ei⸗ ner% e Pommerellens zuſam⸗ menzuſchließen zum Zwecke der Verteidigung punkt für dieſen Aufruf bildete das„Feſt des Meeres“ in Gdingen, bei dem der Plan zur Gründung dieſer Reſervearmee gefaßt worden iſt. ö ö Arbeitsloſenunruhen in England. Im Londoner Stadtteil Weſtham kam es zu ſchweren Arbeitsloſenunru⸗ hien. Zehntauſend Arbeitsloſe, die die Er⸗ höhung der Arbeitsloſenunterſtützung for⸗ derten, veranſtalteten eine Maſſenkundge⸗ bung und verſuchten das Rathaus zu ſtür⸗ men. Sie zertrümmerten mit Steinen ſämt⸗ liche Ladenfenſter auf einer Strecke von ei⸗ nem halben Kilometer. Auch die Polizei wur⸗ de mit Ziegelſteinen und Flaſchen beworfen. Schließlich gingen mehrere Hundertſchaften der Polizei, ſowie berittene Schutzleute ge⸗ gen die Menge vor. Mehrere Perſonen, darunter einige Poliziſten wurden verletzt. Der apoſtoliſche Delegierte in Mexiko verhaftet. Wie aus Mexiko gemeldet wird, iſt dort der apoſtoliſche Delegierte in Mexiko, Erzbiſchof Monſignore Leopoldo Riz y Flo⸗ res aus ſeinem Bett heraus von der Polizei verhaftet worden. Präſident Rodriguo hat nach einer amtlichen ed den Auswei⸗ ſungsbefehl gegen Nuntius Riz ey Flores be⸗ reits unterzeichnet. Der Nuntius wird in ei⸗ nem Militärflugzeug über die Grenze ge⸗ bracht werden. Deutſche Tagesschau. Die Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten Durch die Preſſe geht die Meldung, daß die preußiſche Regierung beabſichtige, ſich an den Reichsinnenminiſter zu wenden mit dem Erſuchen, auf dem Wege der Notverordnung eine Aenderung des Geſetzes zur Bekämp⸗ fung der Geſchlechtskrankheiten herbeizu⸗ ühren. Dazu wird von zuſtändiger preußi⸗ cher Stelle mitgeteilt, daß infolge der Be⸗ richte der Polizeipräſidenten in der preußi⸗ ſchen Staatsregierung Erwägungen darüber angeſtellt worden ſeien, ob die beſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen ausreichten. Es ſei beabſichtigt, mit der Bitte an den Reichs⸗ innenminiſter heranzutreten, die Angelegen⸗ heit zu prüfen. Eine Notverordnung werde vorausſichtlich nicht in Frage kommen. Kirche und Schule. Der Unterſuchungsausſchuß des preußi⸗ ſchen Landtages nahm am Mittwoch mit den Stimmen der Sozialdemokraten und der Na⸗ tionalſozialiſten einen ſozialdemokratiſchen Antrag an, die Durchführung des Erlaſſes über das Recht der kirchlichen Einſichtnahme in den evangeliſchen Religionsunterricht in den Schulen ſo lange auszuſetzen, bis eine Verſtändigung über dieſe Frage zwiſchen Staat, Lehrerſchaft, Eltern und Kirchen her⸗ beigeführt iſt. Neubeſetzungen in Preußen. Das preußiſche Staatsminiſterium hat ei⸗ ne große Reihe von Umbeſetzungen höherer Verwaltungspoſten beſchloſſen. U. a. wurde der Kurator der Univerſität Marburg, Geh. Oberregierungsrat Dr. von Hülſen mit der kommiſſariſchen Verwaltung des Oberpräſi⸗ diums in Kaſſel beauftragt. Der Vizepräſi⸗ dent des Oberpräſidiums in Koblenz, Gutzke, wird beurlaubt. Mit der Wahrnehmung der Geſchäfte wird vertretungsweiſe Oberregie⸗ rungsrat Flach vom Oberpräſidium daſelbſt beauftragt. Zu kommiſſariſchen Regierungs⸗ präſidenten werden u. a. ernannt in Mün⸗ Mic der frühere Staatsſekretär in der eichskanzlei Dr. Pünder. Zu Polizeiprä⸗ ſidenten werden u. a. ernannt in Kaſſel: Regierungsrat von Kottwitz. Die Schießerei in Charlottenburg. In dem Schwurgerichtsprozeß gegen die 9 Charlottenburger Kommuniſten wegen des Ue⸗ berfalls in der Röntgenſtraße hat der Staatsanwalt die Anklage wegen Totſchlags und verſuchten Totſchlags aus politiſchen Be⸗ weggründen fallen laſſen und gegen den kauf⸗ Nädelsſührerſchaft beim Landfriedensbruch zehn Jahre Zuchthaus, gegen vier weitere Ange⸗ klagte Zuchthausſtrafen von 5 und 2 Jahren wegen Landfriedensbruchs ausgeſprochen. Sämtliche Angeklagten wurden ſofort aus der Haft entlaſſen. Letzte Nachrichten. der„Angriff“ verurteilt. Gefängnisſtrafen gegen die„Angriff“. Redakteure. Berlin, 6. Oktober. In dem Prozeß gegen die„Angriff“ ⸗Re⸗ dakteure Dr. Lippert und Krauſe e 10 Be⸗ leidigung des ehemaligen Poſtzeſoſzeprä- denten Dr. Weiß und des ehemaligen Poli- 1 Grzeſinſki verurteilte die fünf⸗ e Große Strafkammer beim Landgericht 1 Dr. Lippert wegen übler 1650 und Be⸗ leidigung pe Grund der ſtrafverſchärfenden Ehrenſchutz 11 0 der Nokverordnun des Reichspräſidenlen vom 8. Dezember 193 de drei Monaten Gefängnis und den Redak⸗ eur Krauſe zu fünf Monaten Gefängnis. Den beleidigten ehemaligen Polizeivize⸗ männiſchen Angeſtellten Werner Calm wegen e eee ee E In furzen Worten: Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteili wird, beſtehen zwiſchen dem Reichs wirt⸗ ſchaftsminiſter Warmbold und anderen Ka⸗ binettsmitgliedern über die Kontingentpoli⸗ tik der Regierung entgegen anders lauten⸗ den Blättermeldungen keine Meinungsver⸗ ſchiedenheiten. Zu der engliſchen Anregung auf Abhal⸗ tung einer„Gleichberechtigungskonferenz“ wird von deutſcher Seite erklärt, es müſſe erſt Gewißheit geſchaffen werden, daß Deutſchland nicht einer geſchloſſenen Ein⸗ heitsfront von Verhandlungsgegnern gegen⸗ übergeſtellt wird. f Die preußiſche Regierung hat eine große Reihe von Perſonalveränderungen in der preußiſchen Verwaltung beſchloſſen. In einer Sitzung des franzöſiſchen Mini⸗ ſterrates berichtete Herriot über die außen⸗ politiſche Lage. In Detroit hielt Präſident Hoover ſeine erſte Wahlrede. Er ſprach ſich gegen Strei⸗ chung der Kriegsſchulden aus. zriff“ ſowie vier weiteren Berliner Tages⸗ zeitungen zugeſprochen. Kommuniſtiſche Maſſenverhafkungen. Stuklgart, 6. Okt. In dem in der Nähe von Stuttgart gelegenen Waldheim von Sſl⸗ lenbuch wurden im Laufe des Mittwoch 41 Kommuniſten, die dort angeblich einen Kur ⸗ ſus veranſtalteten, unter dem Verdacht des Hochverrales feſtgenommen und ins Stult⸗ garter Polizeipräſidium eingeliefert. Daker ſchießt auf ſeine Tochter und begeht Selbſtmord. Leipzig, 6. Okt. Am Mittwoch hat der 60 Jahre alte Baumeiſter Robert H. auf dem Korridor ſeiner Wohnung ſeine 35 jährige Tochter mit einer Schrotflinte in den Rücken geſchoſſen. Sie erhielt einen Lungenſteckſchuß und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Der Baumeiſter ſchloß ſich darauf in ein Zimmer ein und erſchoß ſich mit derſelben Waffe. Der Tat liegen Familienſtreitigkeiten zu Grunde. Der Mandſchurei⸗Krieg. 1500 chineſiſche Freiſchärler getöket. Mukden, 6. Oktober. Die chineſiſchen Freiſchärler haben in der Nordmandſchurei weitere Erfolge erzielt. Sie haben von der ganzen weſtlichen Hälfte der oſtchineſiſchen Bahn Beſitz ergriffen. Sie werden durch mongoliſche Freiſchärler unter⸗ ſtützt, die mit der neuen mandſchuriſchen Re⸗ gierung ebenfalls unzufrieden ſind. Die Ja⸗ paner haben ein aus 40 Maſchinen beſtehen⸗ des Flugzeuggeſchwader gegen die Frei⸗ ſchärler eingeſetzt. Bei einem Straffeldzug am Nonny⸗Fluß wurden, einem Bericht der mandſchuriſchen Militärbehörde zufolge, 1500 chineſiſche Frei- ſchärler getötet. Japaniſche Bombenflugzeuge verfolgen die nach dem Ueberſchwemmungs⸗ gebiet fliehenden Chineſen. Neues aus aller Welt. Die Geliebte in den Main geworfen. Die Polizei in Frankfurt a. M. verhaftete den 21 jährigen kaufmänniſchen Angeſtellten Robert Stubenrauch und ſeine beiden 16 und 18 Jahre alten Freunde, die im Dezember vorigen Jahres die 19 jährige Hausange⸗ ſtellte Emma Buſſe von einer Mainbrücke nachts in den Main geworfen hatten, ſo daß das Mädchen ertrank. Man glaubte ſeiner⸗ zeit, die Buſſe hätte Selbſtmord verübt. Im 80 m-Tempo an einen Baum. Auf ei⸗ ö ner Landſtraße bei Neuburg an der Do⸗ nau rannten der Angeſtellte Nen und der Kaufmann Zimmermann mit einem entlie⸗ henen Motorrad im 80 Km⸗Tempo gegen ei⸗ nen Baum. Der auf dem Soziusſitz befind⸗ liche Reng wurde mit derartiger Wucht an den Baum geſchleudert, daß der Tod ſofort eintrat. fande e g wurde in hoffnungs⸗ loſem Zuſtande ins Krankenhaus eingeliefert und iſt alsbald geſtorben. 70 000 Zigarren gefunden. In einem Wäldchen bei Osnabrück fanden mehrere Arbeiter ſieben große Kiſten mit Zigarren, die von zwei Bünder Tabakfabriken zum Verſand gebracht worden waren. Die Kiſten enthielten je 10000 Stück Zigarren. Sie ſind offenbar von Räubern aus dem Zuge gewor⸗ fen und dann im Walde verſteckt worden. Tragiſcher Unglücksfall. Zu einem furcht⸗ baren Unglücksfall kam es in Roſtock. Ein bei ſeinem Onkel zu Beſuch weilender 15⸗ jähriger Junge eignete ſich in einem unbe⸗ wachten Augenblick den Revolver ſeines On⸗ kels an und ſpielte mit der Waffe. Plötzlich dens ein Schuß los, der der daneben ſtehen⸗ den Baſe des unglücklichen Schützen in den Kopf drang. Das Mädchen war auf der Stelle tot. Gasbehälter in die Luft geflogen. In La Loupiere(Belgien) leg ein 1 er Gas⸗ behälter der Hüttenwerke in die Luft. Durch 7 denten Dr. Weiß und ehemaligen Po⸗ der nalniſchen Mronzen Der Ausaanas⸗ räſidenten Grzeſinſki wurde die Wablikcltonab eta 550 ate w An- die 9 75 70 des Behälters, der 37 000 Ku⸗ bekmeter Gas enthielt, wurde eine Anzahl Arbeiter ſchwer verlegt. l — 2— ˙——— ͤ——.;?:?.:. 8... Zweites Blatt— Donnerstag, 6. Oktober 1932 Konferenz geſcheitekt. An Frankreichs Halsſtarrigkeit.— Was nun? een Berlin, 6. Oktober. Nach den letzten Meldungen aus London ſcheint man die von England angeregte Fünfmächlekonferenz als geſcheitert zu be⸗ trachten. Die Schuld daran krägt Herriot, der unkragbare Bedingungen ſtellte und von vornherein über die Gleichberechtigungsfrage nicht verhandeln wollte. Deutlſchland iſt ſo weit entgegengekommen, daß es ſich ſogar mit der Teilnahme kleinerer Staaken an der Konferenz einverſtanden erklärte, obwohl ihm klar war, daß dadurch die Verhandlungs- grundlage verſchoben und erweitert würde. Wenn trotz dieſer Haltung Deutſchlands der Konferenzgedanke nunmehr zum Scheitern kommt, ſo iſt dies einzig und allein auf die Helsſtarrigkeit Frankreichs zurückzuführen. In Regierungskreiſen rechnet man damit, daß die übrigen Mächte die Abrüſtungskon⸗ ferenz jeßt ohne Deutſchland weiter⸗ führen werden. Auf der Gegenſeite iſt man ſich jedoch darüber klar, daß jede Abrü⸗ ſtungsvereinbarung dieſer Konferenz ein Bruchſtück bleiben und eine Befriedigung der Welt nicht fördern wird. Ans Vaden. Unterbilanz bei Brown, Voveri und Cie. Mannheim, 6. Okt. In der Bilanzſitzung des Aufſichtsrats wurde beſchloſſen, der auf den 27. d. M. einzuberufenden Generalver— ſammlung vorzuſchlagen, von dem Eigenka⸗ pital von 25 Millionen Mark den zur Ver⸗ fügung ſtehenden Betrag von 1 Million M. eigene Aktien einzuziehen und den darnach verbleibenden Verluſt von 7911300 Mark ohne Inanſpruchnahme des geſetzlichen Reſervefonds(5 Millionen Mark) vorzutragen. Trotz ſcharfer Einſparungsmaß⸗ nahmen und organiſatoriſcher Einſchränkun⸗ gen konnten die Unkoſten nicht entſprechend dem abnehmendenUlmſatz geſenkt werden, ſo— daß ein Betriebsverluſt nicht vermie⸗ den werden konnte. Im übrigen iſt der aus⸗ gewieſene Verluſt im weſentlichen beſtimmt durch Konjunktureinbußen(Materialentwer— tungen, Währungsverluſte, Debitorenaus— fälle) in Höhe von 3 261 676 Mark und durch außerordentliche Abſchreibungen auf Betei⸗ ligungen in Höhe von insgeſamt 3 267270 Mark(i. V. 107 807 M.), auf Anlagen wur⸗ den bei geringen Anſchaffungen 1007 362 M.(1 399 732) abgeſchrievben. Dee Um ſatz blieb im Geſchäftsjahr 1931 um 22 Prozent hinter dem des Jahres 1930 zurück, rund 40 Prozent der Lieferungen gingen in das Ausland. Der Beſtellungseingang hält ſich im laufenden Jahre auf einem unverän⸗ dert niedrigen Stand. Gewiſſe Anzei⸗ chen einer beginnenden Beſſe⸗ rung glaubt die Verwaltung in einzelnen Zweigen ihres Geſchäfts feſtſtellen zu kön⸗ nen. N Aus der Pfa 0 97 uns der Pfalz. Große Entwäſſerung durch Urbeitsdienſtlager Germersheim, 6. Oktober. Der Stadtrar beſchloß, das Gelände des Roth, ein Gewann mit ausgedehnten Wieſengelände, von dem bei hohem Rheinwaſſerſtande weite Strecken überſchwemmt werden, um 30 bis 40 Zen⸗ timeter zu erhöhen und ſo das Gelände zu verbeſſern. Die Arbeiten ſollten im Freiwil⸗ ligen Arbeitsdienſt ausgeführt werden, für den 9000 Tagſchichten angefordert wurden. Der Vorſtand des Arbeitsamtes Landau, Direktor Schmidt, griff dieſes Pro— jekt auf und beabſi t, es durch in Ger⸗ mersheim einzurichtende Muſterar⸗ beitsdienſtlager ausführen zu laſſen, von der Erkenntnis ausgehend, daß gerade Germersheim mit ſeinen ausgedehnten mili⸗ täriſchen Bauten einen idealen Unterbrin⸗ gungsort mit großen, lohnenden Arbeits⸗ möglichkeiten für ſolche Gemeinſchaften bildet Zunächſt ſcheint man an die Kloſter⸗Kaſerne u denken. Dieſes Muſter⸗Arbeitsdienſtlager ſoll zum erſten Male in der Südpfalz den eigentlichen Richtlinien für dieſe Arbei⸗ ten entſprechen. Wann damit begonnen wird, ſteht noch nicht ſeſt. Schifferſtädter Gemüſeauklion vom 5. Ok⸗ fober. Es wurden folgende Preiſe notiert: Trauben 10, Pfirſiche 12, Quitten 10, To⸗ maten 1. Qualität 6 bis 8, 2. Qualität 2 bis 4, Erbſen 16 bis 17, Bohnen 10 bis 18, Rot⸗ kraut 1,5 bis 2, Weißkraut 0,75 bis 1 Mark pro Zentner, Dänerkohl 1,25 bis 1,75, Wir⸗ fing 255 bis 3, Zwiebeln 4,5, Karottenn 1,5 Spinat 4,5 bis 6, Rotrüben 15 bis 2.5, Blu⸗ menkohl 1. Qualität 20 bis 30, 2. Qualität 2 bis 8, Kopfſellerie pro Stück 5 bis 12, Kopfſalat 2 bis 25, Endivienſalat 155 bis 4, Suppengrünes Bündel 1,5 bis 2,5. Brandſtiſtung und Verſicherungsbetrug Brauchte er Geld für Monte Carlo? Frankenthal, 6. Oktober. Ein Fall von Brandſtiftung und Verſicherungsbetrug kam am Mittwoch vor dem Schwurgericht zur Aburteilung. Am 3. Auguſt d. J. wurde in der Wohnung des Händlers Franz Satkel in Schifferſtadt ein Brand entdeckt. Die zu Hilfe eilenden Nachbarn konnten zuerſt das Haus nicht betreten, da es geſchloſſen und niemand anweſend war. Sie ſchlugen ein Fenſter ein und gelangten auf dieſe Weiſe in das Zimer. Mit dem hier vorgefundenen Hausſchlüſſel öffneten ſie die Haustüre und begannen dann das Feuer zu löſchen. Dabei ſtellten ſie feſt, daß das Feuer von einem Kleiderſchrank ausging und bereits auf den Fußboden übergegriffen hatte. Sie nahmen den Schrank auseinander und trugen ihn in den Hof. Hier bemerkte ein Gendarmeriebe— amter, daß auf den Boden des Schrankes angekohlte Wäſche lag. Als er eine Aſchenſchicht entfernte, nahm er einen ſtar— ken Brennkp'ritusgeruch wahr und ſah zwiſchen der Wäſche zwei Kerzen. Eine von dieſen war angebrannt, während die andere unverſehrt war. Durch ein Sachver- ſtändigengutachten wurde feſtgeſtellt, daß die eine Kerze etwa 25 bis 30 Minuten ge— brannt hat und daß die Wäſche mit Brennſpiritus durchdrängt wor⸗ den war. Da ſich Franz Sattel um 9.30 Uhr als letzter aus der Wohnung entfernt hatte und der Brand um 10 Uhr entdeckt worden war, fiel auf ihn der dringende Verdacht, das Feuer abſichtlich angelegt zu haben. Dieſer Verdacht wird zur Gewißheit da⸗ durch, daß der Angeklagte überhoch verſicherk war, obwohl er ſich in ſehr ſchlechler pekuniä⸗ rer Lage befand. Gearbeitet hat Sattel ſeit Jahren überhaupk nicht richtig, ſondern er war ſtändiger Gaſt in den Spielkaſinos von Joppot und Monte Carlo, ſetzie auf Renn- pferde und krieb auch ſonſt verbotene Glücks- iele. 1 Das Gericht hielt Sattel eines Verbrechens der Brandſtiftung und des Verſicherungsbe— trugs für überführt und verurteilte ihn zu einer Zuchthausſtrafe von einem Jahr und drei Monaten unter gleichzeitiger Aberken— nung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren. General Klinger verhafkel. Rio de Janeiro, 6. Okt. Der Führer der braſilianiſchen Aufſtändiſchen, General Bert— hold Klinger iſt verhaftet worden. Er traf unter militäriſcher Bewachung in Rio de Janeiro ein, wo er ſofort ins Gefängnis ge— bracht wurde. Er wird porausſichtlich vor ein Kriegsgericht geſtellt werden. Skandal durch FJälſchung. Der angebliche Aktienkauf der Lufthanſa. Paris, 6. Oktober Der Präſident der franzöſiſchen Luftfahrt⸗ geſellſchaft Aero Poſtale, Bouilloux-Lafent, die den Dienſt nach Südamerika verſieht, hatte behauptet, die Deutſche Lufthanſa habe ein großes Aktienbündel der Geſellſchaft Gnöm et Rhone aufgekauft, um der Schweſterfirma die⸗ ſer Geſellſchaft, der Cidna, die Geldmittel in die Hand zu geben, die zur Uebernahme der in Konkurs geratenen Aero Poſtale notwendig ſeien. Der Verwalter der Cidna, Weiller, ſoll angeblich den Miniſterialdirektor im Luftfahrt⸗ miniſterium, Chaumie, beſtochen haben, dieſe Trnsaktion zu unterſtützen. Obgleich vonſeiten der Deutſchen Lufthanſa mehrere Dementis ausgegeben worden waren, aus denen klar und deutlich hervorgeht, daß ſich keine einzige Aktie der Gnöm et Rhone-Geſellſchaft in den Händen der Deutſchen Lufthanſa befindet, überreichte Bouillour⸗Lafont den Gerichten immer neue Schriftſtücke, die das Gegenteil beweiſen ſoll— ten. Er händigte dem Anterſuchungsrichter ſogar einige Sch über die angeblichen Beſtechungs⸗ 15. Eine raſche Nachprüfung bei der Bank, auf die dieſe Schecks ausgeſtellt waren, ergab jedoch, daß ſie gefälſcht waren. Nachdem der Pariſer Leiter der Lufthanſa, von Winterfeldt, bei dem Anterſuchungsrich⸗ ter noch einmal gegen die Anterſtellung pro⸗ teſtiert hatte, wonach zwiſchen der Deutſchen Lufthanſa und der Gnöm et Rhone und Cidna irgendein Abkommen beſtehe, wurde gegen den Sokretär Bouilloux⸗Lafont, einen gewiſſen Co⸗ lin, Haftbefehl erlaſſen, weil er unter dem dringenden Verdacht ſteht, die Schriftſtücke ge⸗ 7 2 2* 3 2 815 fälſcht zu haben. Colin, der einige Zeit als Propagandaleiter der Aero Poſtale tätig war, iſt bereits mehrfach vorbeſtraft und hat das Gefängnis erſt vor kurzem verlaſſen, wo er eine Strafe wegen Betruges abſaß. Ginſtweſlige Verfügung. Wegen des Buchbinderſtreiks in Leipzig, Leipzig, 5. Oktober. In Sachen des Streiks in der Leipziger Großbuchbinderei Sieko, in deſſen Verfolg bereits die Ausſperrung in allen Großbuch⸗ zndereten veantragt worven ir, har ver Verband deutſcher Buchbindereibeſitzer gegen den Verband der Buchbinder und Papier⸗ verarbeiter Deutſchland eine Klage beim Ar⸗ beitsgericht eingereicht. Das Arbeits⸗ gericht hat nunmehr folgende ein ſtwei⸗ lige Verfügung erlaſſen: 1. Dem Ankragsgegner(Perband der Buchbinder und Papierverarbeiter) wird we⸗ der direkte oder indirekte kakſächliche mora⸗ liſche oder finanzielle Unkerſtützung der in Streik getretenen Arbeitnehmer der Firma L. Sieke u. Co. in Leipzig verboten. 2. Dem Ankragsgegner wird aufgegeben zu unterlaſ⸗ ſen, den Streik weiter zu organiſieren und durchzuführen. 3. Dem Ankragsgegner wird aufgegeben, mit allen zu Gebote ſlehenden Mitteln darauf hinzuwirken, daß bei Sieke der karifliche Juſtand durch Aufforderung der Mitglieder des Ankragsgegners für Wie deraufnahme der Arbeit herbeigeführt wird. 4. Juwiderhandlungen werden mit Geld- ſtrafe oder Gefängnis uſw. bedroht. Wieder politiſche Aeberfülle. Iwei Verletzte in Berlin. Berlin, 6. Oktober. Drei Angehörige des Reichsbanners wur— den von mehreren Perſonen unter den Ru— fen„Freiheit“ angefallen. Der Reichsban⸗ nermann Stock erhielt mehrere Meſſerſtiche in den Rücken. Die Täter konnten nicht er⸗ mittelt werden. Mehrere Slunden ſpätker wurde den Schmied Goretzki durch mehrere Meſſerſtich⸗ ſchwer verletzt in das Bethesda-Krankenhau⸗ eingeliefert. Er gab an von mehreren unbe. kannten Männern unker den Aufen„Frei. heit“ überfallen worden zu ſein. Heſſiſcher Candtag. Um die politiſche Betätigung der Beamten. Darmſtadt, 5. Oktober. In der viereinhalbſtündigen Sitzung des Heſſiſchen Landtages gab es ausführliche De⸗ batten über die Zugehörigkeit von Polizei⸗ beamten zu politiſchen Organiſationen. Es wurde ein nationalſozialiſtiſcher Antrag ange— nommen, der die Regierung erſucht, das Verbot der Zugehörigkeit von Polizeibeamten zur NSDAP. zurückzunehmen und den Beamten auch die Teilnahme an deren Verſammlungen zu geſtatten. Ebenſo wurde einem Zentrums⸗ antrag zugeſtimmt, der den Polizeibeamten die Mitgliedſchaft bei politiſchen Kampfor— ganiſationen verbietet. Von der Regierung wurde erklärt, daß ſie keinen Anlaß habe, von ihrem Standpunkt abzugehen, wonach den Po— lizeibeamten die Teilnahme an den Organi⸗ ſationen der NSDAP. und der KPD. ver⸗ boten iſt; ſie beruft ſich dabei auf die Recht⸗ ſprechung des höchſten preußiſchen Diſziplinar⸗ hofes für richterliche Beamte. Außerdem ſei feſtgeſtellt worden, daß die Nationalſozialiſten in Heſſen einen geheimen Nachrichtendienſt auf⸗ gezogen hätten, in dem auch Poligeibeamte zur Beſchaffung vertraulichen Materials ver⸗ wendet worden ſeien. Weiter wies der Re— gierungsvertreter nationalſozialiſtiſche Angriffe perſönlicher Art gegen den Wormſer Polizeidi— rektor zurück. Es wurde außerdem ein natignalſozialiſti⸗ ſcher Antrag angenommen, der den Polizeibe— amten verbietet, an ihren Wohnungen Par— teifahnen auszuhängen. Ein weitergehender Antrag des Zentrums, der dieſes Verbot grundſätzlich für alle Beamten ausgeſprochen wiſſen will und auch den Beamten das Tra⸗ gen von Parteiabzeichen und Parteiuniformen nicht geſtatten möchte, wurde gegen die Stim— men des Zentrums und des volksparteilichen Abgeordneten abgelehnt. Angenommen wurde ein nationalſozialiſtiſcher Ankrag auf Aufhe— bung von verhängten Strafen, Maßregelungen ust. gegen Beamte wegen ihrer Zugehörigkeit zu politiſchen Parteiorganiſationen. Ein kom⸗ muniſtiſcher Antrag, die Politiſierung der Schulkinder zu geſtatten, wurde ebenſo abge⸗ lehnt, wie ein nationalſozialiſtiſcher, der geſtat— tet wiſſen will, daß Schüler der Hitlerjugend angehören. Der Landtag Donnerstag fort. Parlamentariſches aus Heſſen. Herabſetzung der Miniſtergehälter verfaſſungs⸗ widrig? Darmſtadt, 5. Oktober. Wie man von zuſtändiger Stelle erfährt, widerſpricht der am Dienstag vom Heſſiſchen Landtag ein immig angenommene nationalſo⸗ zialiſtiſche Antrag auf Herabſetzung der Mini⸗ ſtergehälter in Heſſen auf 12000 Mark der Reichs verfaſſung, da er in wohlerworbene Rechte der Beamten— die heſſiſchen Miniſter ſind Beamte— eingreift. Eine Durchführung dieſes Landlagsbeſchluſſes würde inſofern höchſt eigenartige Zuſtände im Gefolge haben, als dann die höchſten Beamten des Landes getin⸗ ger bezahlt würden, als ihnen unterſtellte Be⸗ amte. Die Regierung wird den Beſchluß des Land⸗ tags zunächſt nicht durchführen, da er der Reichsbeſolßungs ordnung midorſyricht. Eine ſetzt ſeine Beratungen am 7 Na allgemeine Herabsetzung der Veamtengeyattei ſtellt zwar keinen Eingriff in die wohlerwor⸗ benen Rechte der Beamten dar, es iſt aber nicht angängig, eine einzelne Kategorie der Beamten in ihrem Einkommen zu ſchmälern. Die neue Geſchäſtsorbnung des Landtags. Darmſtadt, 5. Okt. Die vom 16. Juni 1926 herrührende und am 25. März 1931 in wich⸗ tigen Teilen bereits abgeänderte Geſchäftsord⸗ nung iſt völlig neu geſtaltet worden. Die neue Geſchäftsordnung ſieht nicht mehr vor, daß die Benachrichtigung der Abgeordneten zum erſten Zuſammentritt„im Einvernehmen mit dem Staatspräſidenten“ durch das Land⸗ tagsamt zu erfolgen habe. Es wurde nicht mehr die Anweſenheit von 35 Abgeordneten, ſondern ſtatt deſſen„die Anweſenheit der Hälfte der Abgeordneten“ eingeſetzt. Es kön⸗ nen jetzt mehr als zwei Präſidentenſtellvertre⸗ ter gewählt werden. Die Zahl der Schrift⸗ führer iſt auf ſechs feſtgeſetzt. Der Präſident übt außer der Polizeigewalt auch das Haus⸗ recht aus. Die Annahme und Enklaſſung des förmlich anzuſtellenden Amts⸗ und Dienſtper⸗ ſonals ſowie die Einleitung eines Diſziplinar⸗ verfahrens erfolgt durch die Regierung nicht mehr.„im Einvernehmen“ ſondern„auf Vor⸗ ſchlag bezw. Antrag des Präſidenten“. In Abweichung von der alten Geſchäftsordnung iſt die Geſchäftsführungsbefugnis nicht bloß bis zum Tage der Einberufung, ſondern bis zum Tage des Zuſammentritts des Landtags. ausgedehnt. Die Mandatsniederlegung muß ſchriftlich dem Präſidenten angezeigt werden. Die Einberufung des Aelteſtenrats durch den, älteſten Abgeordneten, die in der alten Ge⸗ ſchäftsordnung vorgeſehen war, iſt weggefallen. Ferner iſt der Aelteſtenrat gleichzeitig Ge— ſchäftsordnungsausſchuß. Neue Befugniſſe des Aelteſtenrats ſind: die Behandlung von Ein⸗ ſprüchen gegen Ordnungsrufe und Ausſchlüſſe, die Entſcheidung von Beſchwerden über die Geſchäftsführung des Präſidenten, außerdem die Auslegung der Geſchäftsordnung. Neu ge⸗ ſtellte Anträge außerhalb der Tagesordnung dürfen nicht mehr verleſen werden. Wieder⸗ holung von Anträgen, auch von Anträgen auf Auflöſung des Landtags, iſt unbeſchränkt geſtattet. Entſchließungen zu Regierungsvor⸗ lagen zu Anträgen zum Staatsvoranſchlag, zum Finanzgeſetz, zu Großen Anfragen und zu. Fragen der Reichspolitik können, ſoweit ſie im Landtag behandelt werden dürfen, einge⸗ bracht werden. Beide Teile des Zuhörerrau⸗ mes dürfen nur gegen Eintrittskarten, die von dem Präſidenten ausgeſtellt werden, be— treten werden. Ausdrücklich iſt feſtgeſtellt, daß der Ausſchluß von Abgeordneten bis zu drei Tagen erfolgen kann, ohne daß ein Ordnungs⸗ ruf voranging. Das badische Frankenland im gerbſt Nun iſt der Herbſt ins Land gekommen. zlau ſpannt ſich das Firmament über die Landſchaft. In den Aeckern ſtehen die Bauern bei der Kartoffelernte. Die Hagebutten glü⸗ hen in der Sonne. Der Enzian blüht auf den „Wüſtungen“ über den fränkiſchen Dörfern. Man zieht hinaus in die Landſchaft. Die Straße, auf der wir fahren, iſt ein alter Römerweg: Sie ſtellte die Verbindung her vom Kaſtell Neckarburken zum Kaſtell„Alte⸗ burg“ bei Walldürn. In kühnem Bogen führt die Straße über die„Walldürner Höhe Von Walldürn geht die Reiſe über Höpfingen gen Hardheim ins Erftal, an der uralten Joſefs⸗ linde vorbei hinunter nach Hardheim, Wo Goethe im Herbſt 1815 auf ſeiner Reiſe nach Würzburg in Begleitung Boiſſeres in der „Alten Poſt“ frohe Einkehr hielt. Die Poſt⸗ kutſche fährt durch Hardheim längſt nicht mehr. Wohl aber verkehren Kra ſtwagen nach drei Richtungen: nach Wertheim, Königshofen und Eubigheim. Maleriſch ſchließt das ſchöne neue Schulhaus den ſchönen Hof zwiſchen Waſ⸗ ſerſchloß, das neuerdings in vorbildlicher Weiſe zum Rathaus umgebaut wurde, Schüttungs⸗ bau und altem Spital ab. 5 a Ueber Schweinberg, deſſen ſtolze Burgruine weithin ins Land grüßt, deſſen Weinbau in alter Zeit der bedeutendſte des Amtsbezirks Buchen war, kommen wir nach Königheim. Unterhalb Weikerſtätten bekommt das Land⸗ ſchaftsbild die echt fränkiſche Note. Da prangt Weinberg an Weinberg. Und weinlaubum⸗ rankte Bildſtöcke. künden von der Frömmig⸗ keit unſerer Vorfahren. Es iſt erfreulich, daß dem Weinbau in der Gegend allenthalben wieder mehr Beachtung geſchenkt wird. In Königheim, wo 18 ſchöngeſchwungene Stein⸗ brücen über den Brehmbach führen, freuen wir uns des Riemenſchneiderſ'chen Oelbergs zu Füßen der Barockkirche. Als Freunde heim⸗ licher Wunder beſchauen wir auch das alte ge⸗ ſchnitzte Holzbildwerk„Maria und Joſef auf der Flucht“, das ſich im Hof eines Königs- hofer Bauernhauſes befindet. Niemand kennt den Meiſter, niemand weiß um die Herkunft des Bildwerkes, das ſich ſeit Menſchengeden⸗ len an dieſem Platze befindet. Wir nahen uns Tauberbiſchofsheim. Auf einen alten Biſchofshof, der wohl von Boni⸗ fazius gegründet wurde, führt Tauberbiſchofs⸗ eim, das außer dem Mainzer Rad, unter i ein.*ohrtauſend Hand. einen Biſchofshut im Wappen führt, ſeinen Urſprung e Von der Herrlichkeit der 20 alten Bi⸗ ſchofsheimer Stadttürme iſt leider nur der prächtige„Türmerturm“ erhalten geblieben. Die Grünewald'ſche Golgatha iſt längſt nicht mehr in der Stadtkirche. Aber das ſchöne gotiſche Sakramentshäuschen iſt noch da und 15 ſtolze Riedernſche Grabmal. Am Wellen⸗ rg, hinter der Stadt, hat der badiſche Staat Neubauten errichtet; darin ſind Kreisſchulamt, orſtamt„Vermeſſungsamt, Waſſer⸗ und Stra⸗ Penbaninſzektion untergebracht. Nun können wir tauberaufwärts fahren: uber Diſtelhauſen und Lauda gen Königshofen, oder tauberabwärts über Impfungen und Hochhauſen gen Gamburg, Bronnbach und Wertheim. Ueberall iſt die fromme fränkiſche Tauberlandſchaft ſchön. Wir weilen hier ja im„Madonnenland“, im„Marienland“, wie ein junger badiſcher Dichter dieſen entlege⸗ nen badiſchen Landesteil ſo ſchön benannt hat, Die evangelliſche Landesſiznode. Karlsruhe, 5. Okt. Zu Beginn der Vor⸗ mittagsſitzung wurde Herr v. Reichenau, deſſen Platz ein Roſenſtrauß ſchmückte, vom Präſi⸗ denten zum 75. Geburtstag beglückwünſcht. Dann kam der Antrag der Religiöſen Sozia⸗ liſten zur Verhandlung, worin ſie ſich über die Nichtberückſichtigung ihrer Bewegungsfrei⸗ heit bei Ernennung der Synodalmitglieder be⸗ lagen. der Abg. Jugendpfarrer Kappes (Rel. Soz.) erklärte, daß es der Gruppe der Religiöſen Sozialiſten künftig unmöglich ſein werde, mit Pathos noch irgend etwas für die Geſtaltungsarbeit der Kirche zu tun. Der Ab⸗ geordnete Pfarrer Kobe(Pof.) erklärte. daß die Kirchenregierung auf Grund des Pro⸗ porzes garnicht anders habe verfahren können. Abg. Pfarrer Bender-Mannheim(Pos.) wi⸗ derſprach dem Vorwurf, daß die Kirchenregie⸗ rung einſeitig und aus machtpolitiſchen Er⸗ wägungen gehandelt habe. Der Kirchenpräſi⸗ dent D. Wurth erinnerte an die Beſtimmun⸗ en der Verfaſſung, die dem Ernennungsrecht Faden liegen. Jede Kirchenregierung werde eſtrebt ſein, eine feſte Majorität hinter ſich zu haben. Die Annahme, daß etwa der Abg. Narcher aus perſönlichen Gründen nicht er⸗ nannt worden ſei, ſei durchaus abwegig. Der Antrag der Religiöſen Sozialiſten wurde ſchließlich mit 43 Stimmen der Poſitiven und Nationalſozialiſten gegen ſieben Stimmen der Antragſteller bei zwölf Stimmenenthaltungen der Abgeordneten der Liberalen Gruppe abge⸗ lehnt. In einer weiteren Sitzung wird nun⸗ mehr die Zuwahl zur Kirchenregierung erfol— gen. Aus den Nachbarländern. Mehr Vorſicht bei Geldtransporten. Kaiſerslautern, 5. Okt. In der letzten Zeit mehren ſich die Meldungen von Ueberfällen auf Geldtransporte, wobei oft große Sorg⸗ loſigkeit bei Abholung oder Ablieferung be⸗ deutender Geldſummen zu beobachten iſt. Auch im pfälziſchen Städten iſt es keine Seltenheit, daß hohe Geldbeträge erkennbar über die Straße getragen werden, ſei es durch Boten von Induſtriefirmen, Geldinſtituten, Verkehrs⸗ anſtalten. Es kommt ſogar vor, daß die ſchwe⸗ ren Geldſäcke offen auf dem Arm oder in Mappen getragen werden. Zuweilen werden die Münzen auch in Karren geladen. Der be⸗ gleitende Wachtmeiſter wäre bei einem Ueber⸗ fall ziemlich machtlos. Es empfiehlt ſich daher, derartige Geldtransporte etwas weniger auf⸗ fällig und kenntlich vorzunehmen. Geeignete Wege hierzu gibt es genug. * Ludwigshafen, 5. Okt.(Verurteilte Fahrraddiebin.) Am 2. März d. J. ſtahl die 25jährige geſchiedene Ehefrau Philip⸗ pine Bracht aus Hofe eines Hauſes in der Kanalſtraße ein Damenfahrrad im Werte von 30 Mark, das einer Näherin gehörte. Da die Pracht ſchon einſchlägig vorbeſtraft iſt, erhielt ſie nom Amtsgericht Ludwigshafen vier Monate Gefängnis. Einer von der An⸗ geklagten beantragten Bewährungsfriſt gab das Gericht nichl ſtatt. Bemerkenswert iſt noch, daß der eigene Vater die Anzeige erſtattet hat. Niederluſtadt, 5. Okt.(Eine Kuh er⸗ würgtſich ſelbſt.) Der Polizeiwachtmeiſter Heinrich Hellmann fand morgens beim Füt⸗ tern ſeine Kuh tot am Boden liegend vor. Zur größten Ueberraſchung mußte er feſtſtel⸗ len, daß die Kuh ſich ſelbſt erwürgt hatte. Ein Hinterfuß der Kuh war ihr in der Hals⸗ kette ſteclen geblieben. Bei dem Verſuch, ſich zu befreien, hatte ſich die Kuh den Hals zu⸗ gedreht. Mannheim, 5. Okt.(Hilfswerk 1932 ⸗ 33.) Die Mannheimer Wohlfahrtsorganiſa⸗ tionen, die ſich im vorigen Jahre zum Hilfs⸗ werk zuſammengeſchloſſen hakten, werden auch für den kommenden Winter die gemeinſchaft⸗ liche Hilfsaktion wieder durchführen. Die be⸗ kannten Sammelwagen werden ſchon in der nächſten Woche wieder erſcheinen. Mannheim, 5. Okt.(Der 350 0ſte Mie⸗ ter.) Die Einzeichnung des 3500ſten Mieters beim Nationaltheater iſt erfolgt. In der leß⸗ den Zeit waren die Einzeichnungen zur Miete wieder recht lebhaft, ſodaß zu erwarten ſteht, daß bald auch der 3600 fte Mieter erreicht wird. orzheim, 5. Okt. um Raubmord.) 1 ee in 2 Mordangelegenbeit dam dem iſt noch nicht abgeſchloſſen. Oer Kaufmann Karl Speckmaier wurde der Leiche des Fabri⸗ kanten Bauer gegenübergeſtellt, zeigte aber dabei keine Erregung. Aus den bisherigen Vernehmungen iſt 190 nicht völlig klar her⸗ vorgegangen, wie ſich die Tat zugetragen hat. Der ermordete Fabrikant Bauer iſt am Diens⸗ tag nachmittag beigeſetzt worden. Freiburg, 5. Okt.(Freitod durch Ve⸗ ronal.) In einer hieſigen Wirtſchaft nahm ein älterer Herr von hier in ſelbſtmörderiſcher Abſicht eine größere Doſis Veronal, die kurz darauf ſeinen Tod herbeiführte. Dppenau, 5. Okt.(Kind tödlich über⸗ fahren.) Das vierjährige Söhnchen der Gaſtwirtseheleute Maier lief aus einer Schar ſpielender Kinder plötzlich über die Straße in einen herankommenden Laſtwagen einer Tele⸗ grafenabteilung. Das Kind erlag kurz nach dem Unglücksfall den erlittenen ſchweren Ver⸗ letzungen. Nach den vorgenommenen Erhebun⸗ gen ſoll der Lenker des Kraftwagens keine Schuld treffen. Betzenhauſen, 5. Okt.(Milch verur⸗ ſacht Unfälle.) Dieſer Tage floſſen hier etwa 80 Liter Milch auf die Straße, die dadurch ſo ſchlüpfrig wurde, daß ein des Wegs kommender Radfahrer und ein Motor⸗ radfahrer an der betreffenden Stelle zu Fall kamen. Dabei trug der Motorradfahrer ſchwere Kopfverletzungen davon. Aus dem Schlierbachtal, 4. Okt.(Gute Obſtpreiſe.) Im Laufe der letzten Woche hat der Obſtverkauf voll eingeſetzt. Zum Leid⸗ weſen der Landwirte iſt der Ertrag durchſchnitt⸗ lich gering, aber die Preiſe ſind hoch. Für Nüſſe werden pro Zentner 25—30 Mark, für Tafeläpfel 12—15 Mark, Wirtſchaftsäpfel 7 9 Mark, Schüttel- und Kelteräpfel 5—6 Mark bezahlt. Mainz, 5. Okt.(Schwein emarkt.) Auf⸗ getrieben waren 829 Schweine. Vollfleiſchige Schweine von za. 120—150 Kilogramm Le⸗ bendgewicht wurden notiert mit 47—49, do. 100—120 Kilo 47 bis 49, do. 80-100 Kilo 44—46 Mark. Marktverlauf: Bei Schweinen belebt, geringer Ueberſtand. Nackenheim, 5. Okt.(Erfolgloſer Einbruch.) In die Geſchäftsräume der hie⸗ ſigen Filiale der Mainzer Spar- und Produk⸗ tionsgenoſſenſchaft drangen Einbrecher ein, wozu ſie die Kellertüre mit Nachſchlüſſel öff⸗ neten, im Lagerkeller die Bänder an der Türe abſchraubten und ſo an den in die Mauer eingebauten Kaſſenſchrank gelangten. Als ſie dieſen mit ihren Brechwerkzeugen nicht öffnen konnten, verſuchten ſie den Schrank aus dem Beton herauszumeißeln. Als auch das miß— lang, zogen ſie mit einigen Schachteln Zigaret— ten und etwas Schokolade als Beute ab. Kurios dabei iſt, daß die„Tätigkeit“ der Ein⸗ brecher mehrere Stunden lang von Nachbarn gehört wurde, die aber Angſt hatten die Polizei zu verſtändigen. Oppenheim. 5. Okt.(Ein Siedlungs⸗ projekt.) Nach einem vom Diplom-Land⸗ wirt Beigeordneten Ritter ausgearbeiteten Projekt, für das ſich auch die Reichs- und Lan⸗ desſtellen intereſſieren, ſollen das Raquets— loch und einige benachbarte Sumpfgräben aus⸗ gefüllt und dadurch etwa 90 Morgen neues Bauland zur Siedlung gewonnen werden. Dalsheim(Rheinh.), 5. Okt.(Im Wald erhängt.) Der 60jährige Georg Pfann⸗ bedr, der ſich vor einigen Tagen ohne Nach⸗ richt entfernt hatte, wurde nun im Bürſtäd⸗ ter Wald erhängt aufgefunden. Wirtſchaftliche Notlage hat den Mann zu dieſer Tat ge⸗ trieben. Baugeldzuteilung bei der Landesbauſparkaſſe. Mannheim, 5. Okt. Bei der am 30. Sep⸗ tember ſtattgefundenen 10. Baugeldzuteilung der Badiſchen Landesbauſparkaſſe gelangten 125 000 Mark zur Verteilung. Berückſichtigt wurden 27(155) Bauſparer. Die Bauſparer verteilen ſich auf folgende Sparkaſſenbezirke: Mannheim, Walldorf, Heidelberg, Boxberg, Karlsruhe, Durlach, Bruchſal, Gernsbach, Lahr Freiburg, Breiſach, Staufen, Triberg, Furt⸗ wangen, Säckingen, Lörrach und Waldshut. Die Bauſparer gehören folgenden Berufsgrup⸗ pen an: Selbſtändige Kaufleute 6(28), An⸗ geſtellte 1(13), Beamte 4(46), Landwirte 4(11), Handwerker 4(33), Arbeiter 8(6), freie Berufe 2(19), juriſtiſche Perſonen 3 (29). Die Badiſche Landesbauſparkaſſe hat bis jetzt 1375000 Mark an 182 Bauſparer zugeteilt, die öffentlichen Bauſparkaſſen ins⸗ geſamt über 36 Millionen Rm. Badiſche Tabalverkaufsſitzung. Graben bei Karlsruhe, 5. Okt. Der Landes⸗ verband badiſcher Tabakbauvereine veranſtal⸗ tete in Graben eine Verkaufsſitzung für 15 nordbadiſche Tabakbaugemeinden, bei der ins⸗ geſamt faſt 4000 Zentner Sandblatt und 250 Zentner Mittelgut ausgeboten wurden. Die Kaufluſt war überaus groß, der Kauf geſtal⸗ tete ſich bei erſtklaſſiger, zur Fabrikation aus⸗ gezeichnet geeigneter Ware rege. Den höchſten Preis erlöſte der Verein Graben 1 mit 90.95 Mark, aber auch die übrigen Preiſe lagen durchweg ſehr befriedigend. Mit Ausnahme von Hochſtetten, das nur 70 Mark erlöſte, liegen die Preiſe durchweg über 80 Mark. Hauptkäufer war die Firma Brinkmann⸗ Speyer, die allein etwa 3200 bis 3500 Zent⸗ ner übernahm.— Die nächſte badiſche Ver kaufsſitzung für Tabake iſt auf den 13. Okto⸗ ber, 10 Uhr, nach Schwetzingen anberaumt. * Pforzheim, 5. Okt.(Pferdemarkt). Auftrieb 75 Pferde. Preiſe: leichte Pferde 150 bis 400, mittlere 400 bis 800, ſchwere Arbeitspferde 800 bis 1200 Mark. Der Han⸗ del war ruhig. Ettlingen, 5. Okt.(Sstreikbeile gung). Der Streik der Arbeiter in der Papierfabrik Schneider wurde raſch beigelegt durch das Zuſtandekommen eines Vergleichs, wonach die Arbeiterſchaft aufgrund der Notverordnung einen 30prozentigen Lohnabzug über ſich er⸗ gehen laſſen muß und am Dienstag Vormittag die Arbeit wieder aufnehmen mußte. Freiburg, 5. Okt.(Hochrhein und Hotzenwald.) In wenigen Wochen bringt der Landesverein Badiſche Heimat ſein dies⸗ jähriges Jahresheft„Hochrhein und Hotzen⸗ wald“ heraus, das überraſchen wird durch neue, beſonders intereſſante Forſchungsergeb⸗ niſſe über die Salpeterkriege, über den gan⸗ zen Hotzenwald und über die ſchmucken al“ naldſtädte am Hochrhein. Wundervolie⸗ admaterial hat der Herausgeber Hermann Eris Buſſe zuſammengetragen, ſodaß ein um⸗ faſſendes Bild, Querſchnitt und Ueberſicht zu⸗ gleich entſteht von dieſem Gau des badiſchen Landes, der reich iſt an Geſchichte, Volks⸗ kunde und Kunſt, an Wirtſchaft und Tech⸗ nik, der Wald ſelbſt vor allem an eigenartigen landſchaftlichen Schönheiten„die bis heute noch nicht gebührende Würdigung gefunden haben. Mehr Vorſicht bei Geldtransporten. Kaiſerslautern, 5. Okt. In der letzten Zeit mehren ſich die Meldungen von Ueberfällen auf Geldtransporte, wobei oft große Sorg⸗ loſigkeit bei Abholung oder Ablieferung be⸗ deutender Geldſummen zu beobachten iſt. Auch in pfälziſchen Städten iſt es keine Seltenheit, daß hohe Geldbeträge erkennbar über die Straße getragen werden, ſei es durch Boten von Induſtriefirmen, Geldinſtituten, Verkehrs⸗ anſtalten. Es kommt ſogar vor, daß die ſchwe⸗ ren Geldſäcke offen auf dem Arm oder in Mappen getragen werden. Zuweilen werden die Münzen auch in Karren geladen. Der be⸗ gleitende Wachtmeiſter wäre bei einem Ueber⸗ fall ziemlich machtlos. Es empfiehlt ſich daher, derartige Geldtransporte etwas weniger auf⸗ fällig und kenntlich vorzunehmen. Geeignete Wege hierzu gibt es genug. W Ludwigshafen, 5. Okt.(Verurteilte Fahrraddiebin.) Am 2. März d. J. ſtahl die 25jährige geſchiedene Ehefrau Philip⸗ pine Bracht aus dem Hofe eines Hauſes in der Kanalſtraße ein Damenfahrrad im Werte von 30 Mark, das einer Näherin gehörte. Da die Bracht ſchon einſchlägig vorbeſtraft iſt, erhielt ſie vom Amtsgericht Ludwigshafen vier Monate Gefängnis. Einer von der An⸗ geklagten beantragten Bewährungsfriſt gab das Gericht nicht ſtatt. Bemerkenswert iſt noch, daß der eigene Vater die Anzeige erſtattet hat. Niederluſtadt, 5. Okt.(Eine Kuh er⸗ würgt ich ſelbſt.) Der Polizeiwachtmeiſter Heinrich Hellmann fand morgens beim Füt⸗ tern ſeine Kuh tot am Boden liegend vor. Zur größten Ueberraſchung mußte er feſtſtel⸗ len, daß die Kuh ſich ſelbſt erwürgt hatte. Ein Hinterfuß der Kuh war ihr in der Hals⸗ kette ſteclen geblieben. Bei dem Verſuch, ſich zu befreien, hatte ſich die Kuh den Hals zu⸗ gedreht. Hirſchhorn, 5. Okt.(Wie Anno dazu⸗ mal). Daß man im Zeitalter der Elektrizität auf die Beleuchtungsmi tel der guten alten Zeit nicht ganz verzichten kann, zeigte ſich wiedermal bei der im benachbarten Kortelshütte ſtattge⸗ habten Kirchweihe. Saßen da im Gaſthaus „Zum goldenen Lamm“ zahlreiche Kerwegäſte in beſter Stimmung beiſammen, als plößlich ge⸗ gen halb neun Uhr durch Verſagen der elektri⸗ ſchen Fernleitung ſämtliche Räumlichkeiten in tiefſtes Dunkel gehüllt wurden. Anſcheinend war infolge des herrſchenden Sturmes in der Transformatoxenanlage ein Defekt entſtanden, zu deſſen Behebung man den in Beerfelden ſtationierten Bezirksmonteur benachrichtigte, der aber erſt nach einigen Stunden den Schaden beheben konnte. Um keinen Schaden zu erlei⸗ den, hatte ſich mittlerweile der Hauswirt mit der nötigen Anzahl Kerzen verſorgt und man genoß beim trauten Kerzenſchein, wie zu Groß⸗ vaterzeiten, weiter„Kerwefreuden“. Nach Mei⸗ nung vieler Kerwegäſte ſoll dieſe primitive Beleuchtung von„anno dazumal“ erheblich zur Hebung der Stimmung beigetragen ha⸗ ben. Erbach, 5. Okt.(Belebung in der Diamantinduſtrie.) In letzter Zeit macht ſich in der für Erbach und ſeine Um⸗ gebung ſo wichtigen Diamantinduſtrie erfreu⸗ licherweiſe nach monatelanger, faſt völliger Arbeitsruhe ein ſtärkerer Aufſchwung bemerk⸗ bar. Zurzeit ſind Verhandlungen im Gange, die die Schaffung einer neuen tariflichen Grundlage bezwecken und einen befriedigenden Abſchluß erwarten laſſen. Heppenheim, 5. Okt.(50jähriges Be⸗ ſtehen der Freiw. Feuerwehr.) Die hieſige Freiwillige Feuerwehr feierte bei reger Beteiligung der Geſamtbevölkerung ihr 50⸗ jähriges Beſtehen. Dem gemeinſamen Got⸗ tesdienſt mit vorhergehender Kirchenparade für Gründer, Ehren⸗ Mitglieder und aktiven Kameraden, ſchloß ſich eine Ehrung der ge⸗ ads und verſtorbenen Kameraden auf dem riedhof an. 75 Biberach, 5. Okt.(Motortadzuſam⸗ menſtoß.) An einer unüberſichtlichen Kurve bei Stöcken ſtießen ein von Zell herkommender Motorradfahrer aus Welſchen⸗ ſteinach und ein aus Steinach kommender Mo⸗ a. H. torradfahrer aus Lahr zuſammen. Letzterer mußte mit ſchweren Verletzungen ins Keller Krankenhaus gebracht werden, erſterer kam mit einer leichten Kopfverletzung davon. Elgersweiler, 5. Okt.(Mit dem Kind auf dem Armgeſtürzt.) Die Ehefrau des Schuhmachers Franz Beck traf mit einem Kind auf dem Arm beim Verlaſſen der Woh⸗ nung die Treppe hinab. Während die Mutter nur leicht verletzt wurde, erlitt das Kind einen Schädelbruch. Krozingen, 5. Okt.(Das gefährliche Frühſtücksmeſſer). In der Frühſtücks⸗ pauſe verletzte der bei einem Neubau beſchäf⸗ tigte Arbeiter Behringer ſeinen Arbeitskolle⸗ gen, den Gipſer Wolg von Pfaffenweile⸗ dadurch ſchwer, daß er, als er mit dem of fenen Meſſer in der Hand nach einem Stück Wurſt greifen wollte, durch eine ungeſchickte Bewegung den Wolf in die Seite ſtach und ihm einen lebensgefährlichen Lungenſtich bei⸗ brachte. Der Schwerverletzte wurde in die Freiburger Klinik verbracht. Aus Heſſen und Naſſau. Der Wahlleiter für Heſſen. Darmſtadt, 5. Okt. Zum Kreiswahlleiter für den Wahlkreis Nr. 33 Heſſen⸗Darmſtadt wurde Miniſterialrat Bornemann in Darm⸗ ſtadt(Dienſtanſchrift: Staatsminiſterium Nek⸗ karſtraße 7) und zu ſeinem Stellvertreter Le⸗ gationsrat Dr. Heinemann zu Darmſtadt (Dienſtaͤnſchrift wie vorher) ernannt. Genehmigte Sammlung. Darmſtadt, 5. Okt. Der Miniſter des In⸗ nern hat für das Gebiet des Volksſtaates Heſſen die Erlaubnis erteilt: Der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft, Berlin, zur Sammlung von Geldſpenden durch Straßenſammlung (Blumentag) zum Beſten der notleidenden Schulen und Wohlfahrtseinrichtungen in den unter Mandat geſtellten deutſchen Kolonien am 23. Oktober 1932. Heſſiſche Konſularnachrichten. Darmſtadt, 5. Okt. Der zum polniſchen Ge⸗ neralkonſul in Frankfurt a. M. ernannte Herr Szezesny(Felix) Zaleſki iſt anerkannt und zur Vornahme konſulariſcher Verrichtungen im Volksſtaat Heſſen zugelaſſen worden.— Der zum Königlich Britiſchen Gnneralkonſul in Frankfurt a. M. ernannte Herr Robert Townſend Smallbones iſt in der erwähnten Eigenſchaft vorläufig anerkannt und zur Vor⸗ nahme konſulariſcher Verrichtungen im Volks⸗ ſtaat Heſſen zugelaſſen worden. Pratiſche Winke. Zinkbadewannen werden mit einem Brei von geriebener Kreide und Branntwein mit einem Büſchel trockenen Zinnkrautes geputzt und mit einem wollenen Lappen nachpoliert. Um Tintenflecke aus Parkettfußböden zu ent⸗ fernen, ſchneidet man eine Zitrone durch und reibt ſo lange mit einer Hälfte den Fleck, bis er verſchwindet. Zwiſchendurch wird der alt mit kochendheißem Seifenwaſſer behan⸗ — Weiterbericht. Das Jiefdruckgebiet über Island beginnt ſich ſüdöſttich auszudehnen. Ob die gegenwär⸗ tige Hochdrucklage von längerer Dauer ſein wird, läßt ſich noch nicht ſagen. Vorherſage: Frühnebel, nachts ſehr kühl, „ des beſtehenden Witterungscharak⸗ ers. 10 Mheſte und Närfen. (Ohne Gewähr.) Vom 5. Oktober. Frankfurter Produktenbörſe. Amtlich notierten: Weizen inl. 21.60; Roggen —;: Sommergerſte 18 bis 19; Hafer 15.25 bis 14.75; Weizenmehl Spezial Null ſüdd. 31.50 bis 32.65; niederrhein. 31.50 bis 32.40; Roggenmehl 24.25 bis 25.25; Weizenkleie 7.90; Roggenkleie 8 055 alles per 100 kg. Tendenz ſtill, Roggen um⸗ ſatzlos. Karlsruher Produktenbörſe. Es notierten: Sommergerſte 19 bis 20; Futter⸗ erſte 17 bis 18; deutſcher Hafer 14.50 bis 15.50 eizenmehl Spezial Null Okt./ Dez. 31.40; Rog⸗ 20 8 70 prozentig 25 bis 25.75; Bollmehl 0.25; Weizenkleie fein 8.25; Weizenkleie grob 8.50 bis 8.75; Biertreber 11.25 bis 11.75; Malz⸗ keieme 10 bis 11.50; Erdnußkuchen 12.75 bis 13: Sojaſchrot 11.25 bis 11.50; e ee 4.20 bis 4.50; Luzerne 4.75 bis 5; Stroh drahtgepreßt 3 Mark alles ver 100 ka. martaperient des onsl⸗ U. demüsenronmarkigs welnneſm J. B. vom 5. Oktober Nüſſe 25—3, Wallnüſſe 55—65 Pfirſiſche 5—21, Zwetſchgen 11,6—13, Birnen 5—21, Aepfel 7—17, Quitten 6—8, Tomaten 6—6, Anfuhr gut, Nachfrage gut. Nächſte Ver⸗ ſteigerung heute 16 Uhr. ſein Marſchprogramm, Mit dieſen Märſchen und dem Hallen⸗ und Transportmittel gilt. mer dll l ebenmohdles TI 1 Vom Körpertraining in den Wintermonaten gilt, daß es ausſchließlich vorbereitender Art ſein ſoll. Wenn die Saiſon mit ihren Wettkämpfen Ende September oder Anfang Oktober vorbei iſt, ſoll man einen Monat ruhen und ſich jeder Sport⸗ arbeit völlig enthalten, indem man ſeinem Körper nur die nötige Bewegung durch Spaziergänge gibt. Aber mit dem 1. November beginnt die vorbereitende Arbeit für die kom⸗ mende Saiſon. Dieſe ſoll, wie geſagt, vor allem in Gymnaſtik beſtehen, die man einige Male in der Woche treibt, und damit verbinde man Uebungen zur Verbeſſerung des Stils und der Technik in den Sportzweigen, die man pflegt. Iſt man ſo glücklich, über eine Halle verfügen zu können, ſoll man ein paar Abende ausſchließlich für vorbereitende Uebungen in der Leichtathletit verwenden. Dabei iſt es praktiſch, ein paar gute, dicke Strümpfe in den Turnſchuhen zu tragen, um Schmerzen in den Füßen zu verhindern, wie ſie der harte Boden leicht mit ſich bringt. Zweimal in der Woche mache man Märſche, beiſpielsweiſe Montags und Mittwochs. Dieſe Märſche darf man nicht unterlaſſen, da ſie von grundlegender Bedeutung für das nachfolgende Training ſind. Durch ſie wird der Körper geſtählt, die Beinmuskulatur geſtärkt und die Ausdauer entwickelt. Der Sportsmann, der fleißig lange Märſche macht, legt damit ein ſicheres Fundament, auf dem er das Lauf⸗ training mit Erfolg aufbauen kann. Ein ausgezeichnetes Lungen- und Herztraining kann man auf dieſen Märſchen in folgender Weiſe durchführen: Im Anfang atme man regel⸗ mäßig 5 Schritte lang ein und 4 Schritte lang aus. Nach dem Verlauf einiger Tage erhöhe man die Schrittzahl während des Ein⸗ bzw. Ausatmens auf 6 und 5, und wenn man in dieſer Weiſe ohne Anſtrengung eine größere Strecke gehen kann, erhöhe man die Schrittzahl wiederum. Iſt man auf 8 Schritte beim Einatmen gekommen, ſo begnügt man ſich mit( Schritten beim Ausatmen, ſo daß der Unterſchied nun 2 Schritte beträgt. 8 und 6 Schritte gilt normal für die Lungen, Aber auch 12 und 10, ja, auch 14 und 12 können ohne Anſtrengung erreicht werden. Zu Beginn macht dieſe Art ja einige Beſchwerde, aber im Laufe kurzer Zeit wird man ganz automatiſch lange, tiefe Atemzüge machen. Kann man dabei noch lernen, den unteren Teil der Lungen zuerſt zu füllen und zuletzt zu leeren, ſo hat man eine ganz vor⸗ zügliche Atemtechnik erreicht; aber dies muß gründlich ein⸗ geübt werden, ſo daß es ganz automatiſch geht. Das Tempo bei dieſen langen Märſchen möge man nicht übertreiben. Der Marſch ſoll in ſchnellem, aber bequemem Takt vor ſich gehen. Außerdem gehe man natürlich, in loſer und freier Haltung. Die Füße ſollen gerade nach vorn geſetzt werden. Das ſpielt eine große Rolle,. da man ſo Raum gewinnt und die Parallel- ſtellung der Füße gleichzeitig eine Vorbedingung für den Läufer itt, der nur ſo die Kraft des Fußriſtes ganz ausnützen kann. Die Arme folgen im Takt der Beine, und mit der Schritt⸗ länge möge gewechſelt werden. Dieſe Märſche gehen in der Regel auf der Landſtraße vor ſich, doch findet ſich da rechts oder links ein Hügel, ſo kann man auch einen kleinen Ab⸗ ſtecher ins Gelände machen. Wenn man ſich ſteif oder in den Beinen Schmerzen fühlt, iſt es zuträglich, eine kleine Lauf⸗ ſtrecke einzulegen, etwa 300 bis 400 Meter in nicht zu raſcher Fahrt. Man beginne recht vorſichtig und gehe nicht mehr als 7 bis 8 Kilometer, wenn man im Spätherbſt den erſten Marſch macht. Nach und nach wird die Entfernung geſteigert. Dabei muß man zwiſchen den Kurzſtrecklern und den anderen Läufern einen Unterſchied machen. Für jene iſt es vollkommen aus⸗ reichend 15 bis 20 Kilometer zu gehen; ein Mittelſtreckler geht bis zu 30 Kilometer, und ein Marathonläufer kommt bis auf 45 Kilometer. Mit der Strecke ſoll man natürlich wechſeln. Man kleide ſich mit genügend Rückſicht auf die Witterung und eſſe vor den Aufbruch, ſo daß ſich während des Marſches kein Hunger einſtellt. Unterwegs Raſt machen, iſt natürlich aus⸗ geſchloſſen; kein Beſuch von Konditoreien, Cafés oder Kneipen! Gegen Schluß der Winterſaiſon flechte man kürzere Läufe in tratuing fahre man bis Mitte März fort. Dann beginnt das Lauftraining auf der Landſtraße. Wie weit man laufen ſoll, hängt wieder davon ab, ob man Kurz⸗, Mittel⸗ oder Lang⸗ ſtreckler iſt. Der Sprinter läuft 1 bis 2 Kilometer und ſteigert ſein Tempo auf der letzten Strecke, während der Mittel- ſtreckler bis zu 8 Kilometer zurücklegt uſw. Sobald der Froſt aus der Bahn iſt, wird das Training für Bahnläufer auf den Sportplatz verlegt. Daß an dieſem einleitenden Training auch Springer und Werfer teilnehmen ſollen, ergibt ſich von auf die großen Erfolge zurückzuführen, die franzöſiſche Fahrer in den erſten Jahren des den dee nee errangen. Die Be⸗ völkerung iſt ſo ſehr mit dem Fahrrad befreundet, daß die großen Rennen mehr Spannung und Senſation auslöſen als ein Boxkampf oder etwas Aehnliches. Auf dieſem Boden ent⸗ wickelte ſich die„Tour de France“, die klaſſiſche Radfernfahrt, eine 5500 ⸗Kilometer⸗Straßenfahrt ohne Unterbrechung. Es iſt eine ſportliche Leiſtungsprüfung, die die unglaublichſten Anforderungen an menſchliche Zähigkeit, Kraft und Ausdauer ſtellt. Ein ähnliches Rennen ſo großen Stils wurde in Deutſch⸗ land erſtmalig im Jahre 1927 organiſiert. Das war die große Amagteur⸗Straßenfahrt„Rund durch Deutſchland“, die, aus fünfzehn Etappen beſtehend, am 3. April in Berlin begann und am 9. Oktober in Frankfurt(Main) endigte. Die Fahrer mußten ſich hier alſo ſieben Monate in Kondition erhalten, während die Frankreichfahrt keine Unterbrechung zuläßt. 12 4 Spitzengruppe der Fernfahrer kurz vor dem Ziel. „Die erſte Tour de France ging im Gründungsjahre 1903 über ſechs Etappen mit 2428 Kilometer. Auf Grund der ſteigen— den Beliebtheit legte man durch Hinzunahme neuer Etappen die Strecke nach und nach durch ganz Frankreich, bis ſie ihre heutige Länge erreichte. Ihr Verlauf iſt folgender: Paris— Le Havre— Cherbourg— Breſt— Vannes— Bordeaux— Bayonne— Luchon— Perpignon— Nimes— Toulon—, Nizza— Briangon— Evian— Mühlhauſen— Metz— Dünkirchen— Paris. „Während zu Anfang alle Etappen durch flaches Land führen, beginnen in Bayonne die weltbekannten ungeheuren Schwierigkeiten des Rennens, das in den Pyrenäen über die höchſten Straßen und ſteilſten Päſſe führt, die ſonſt nur von ſpeziellen Bergwagen bewältigt werden. Hier ereignen ſich dramatiſche Szenen: oft müſſen die Gipfel im Hochſommer bei Schneeſtürmen erobert werden; mancher Fahrer kämpft hier mit letzter Kraft den Kampf ſeines Lebens. Auf dieſem furchtbarſten aller Gelände erringen gute Gebirgsfahrer einen Vorſprung, der ſich im raſenden Abſtieg noch gewaltig ver— größert; und wer etwa in Luchon mit 20 Minuten Vorſprung ankommt, der hat hier ſchon das Rennen entſchieden. Bis Nizza iſt dann die Strecke wieder flach und bis Briançon ſind die größten Schwierigkeiten überwunden. Zur Abwicklung des Rennens werden 28 Tage benötigt, wobei man mit einer Durchſchnittsleiſtung von 200 Kilometer je Tag rechnet. Die Fahrer, die durch den Rennausſchuß ver⸗ proviantiert werden, empfangen alle 100 Kilometer einen Brot⸗ beutel mit folgendem Inhalt: 4 Huhn, kalten Braten, Bana⸗ nen, Reiskuchen, Eier, Zucker, und je nach Stunde und Klima kalte oder warme Schokolade. Räder und Felgen dürfen ausgewechſelt werden, weil ge— rade auf dem letzten Teil der Strecke oft Maſchinenſchäden vor⸗ kommen, durch die ſonſt in guler Poſition liegende Fahrer, nachdem ſie die großen Schwierigkeiten durchgekämpft haben, aus dem Rennen geworfen werden können. Vor dem Kriege gab es eine Kategorie Wanderfahrer, die„Iſolierten“; ſie mußten mit geſiegelten Maſchinen unter erſchwerten Umſtänden fahren, bekamen keine Unterſtützung und keinen Proviant. Dieſe Leute erreichten zwar keine ſehr guten Zeiten, aber es waren zähe, mit ihrem Rade verwachſene Kerle, meiſt aus der Provinz. Zu Hunderten kamen ſie an den Start; die meiſten . auf der Strecke und vielleicht zwanzig erreichten das iel. Regen und Sonne, Staub und Wind, Kälte und Hitze, Tücken des Geländes, Defekte der Maſchine— das ſind die Schwierigkeiten der Frankreichfahrt, gegen die nur eine äußerſt zähe Konſtitution aufkommen kann. Die beſten Fahrer für dieſes Rennen ſind oft Bauern, die mit ihren zähen Naturen unempfindlich gegen alle Strapazen ſind und nicht ſo leicht moraliſch ſchlapp werden. Widerſtandskraft, und nicht bloß gute Taktik, iſt der Schlüſſel zum Erfolg in dieſer ſchwierigſten aller Radfernfahrten. ſelbſt. Bennewitz. Nie klaſſiſche Radferufahrt. Von Kurt Göllnitz. Tour de France. Frankreich iſt das Land, das mit dem Fahrrad am innigſten verbunden iſt. Der Franzoſe 951 im Fahrrad als einem 1 155 auf, während zum Beiſpiel in Holland wohl an ſich mehr Rad gefahren wird, das Rad aber mehr als Verkehrs⸗ Die Popularität des Fahrrads in Frankreich iſt nicht zuletzt umgängliches Erfordernis, daß man ſich in bezug auf Herz und Lunge in beſtmöglicher Verfaſſung befindet; denn es zeigt ſich, daß es bei Wettkämpfen ſelten oder nie die Muskeln ſind, die die große Anſtrengung nicht aushalten können, ſon⸗ dern Herz und Lunge— kurz, der Atmungsmechanismus, der im entſcheidenden Augenblick verſagt. mann ſelbſt viel dazu tun kann, ſeine Atmungsorgane zu ſtählen, ſoll hier kurz davon geſprochen werden, was geſchieht, 0 wenn wir ein⸗ und ausatmen, und einige Ratſchläge und Winke mögen gegeben werden, wie man ſelbſt ſeine Atem⸗ führung verbeſſern kann. Ueberall im ganzen Körper vollzieht ſich eine langſame Verbrennung der aufgenommenen und ver⸗ dauten Nahrungsſtoffe(Speiſen); wendige Körperwärme b Sauerſtoff(Luft), wenn ſie ſtattfinden ſoll. Sauerſtoff atmen wir mit den Lungen ein, die ſich ausdehnen, wenn wir mit 45 8 der Muskeln unſere Rippen heben und das Zwerchfell enken, wodurch der Bruſtkorb ſich vergrößert und die Lungen Ausatmen können wir unſere Atemmuskeln ſtärken und ent⸗ wickeln. Fange den Tag damit an, vor offenem zehnmal tief ein⸗ und auszuatmen. und mache dieſe Uebung! Um eine körperliche Anſtrengung auszuhalten, iſt es un⸗ Da nun der Sports⸗ entwickelt. Verbrennung erfordert! je Luft gleichſam einſaugen. Alſo: durch tiefes Ein⸗ und ſeiner Begleiterin. ein falſches Fünfmarkſtück herausgegeben.“ täglich mehrere Male. Die eingeatmete Luft wird vom Herzen durch den ganzen Körper gepumpt. Sind wir in Ruhe, voll⸗ zieht ſich die Almung langſam, und folglich iſt auch die Ver⸗ brennung im Körper langſam. Nehmen wir eine kräftige Mahlzeit zu uns, ſo ſtrömt das Blut beſonders in die Ver⸗ dauungsorgane. Die Verbrennung iſt dann hier beſonders kräftig, weniger ſtark aber in den Armen und Beinen, die ſich daher ſchwer und müde fühlen. Darum ſpeiſe nie un⸗ mittelbar vor einem Wettkampf oder dem Uebungsabend. Brauchen wir beim Sport unſere Glieder, ſo ſteigert ſich die Verbrennung hier; es wird mehr Sauerſtoff erforderlich und wir holen ſchneller Atem. Die Anſtrengung(und Verbrennung) kann ſo groß werden, daß Lunge und Herz die erforderliche Sauerſtoffmenge nicht liefern können. Und dann ſehen wir den Menſchen nach Luft ſchnappen und außer Atem, ſo als würde er erwürgt: alſo die Atmungsorgane ſind für die vor⸗ liegende Arbeit nicht ausreichend geübt. Außer der einen Aufgabe, Sauerſtoff in den Körper zu ſchaffen, haben die Lungen noch eine zweite, nämlich die bei der Verbrennung im Körper entſtehende Kohlenſäure(ein giftiges Gas) zu ent⸗ fernen. Kohlenſäure entwickelt ſich im ganzen Organismus lund ſo auch in den Muskeln, die ſich bei erhöhter Kohlen⸗ ſäuremenge müde und ſchwer fühlen) und wird durch die Pumparbeit des Herzens mit dem Blut in die Lungen ge⸗ führt, wo ſie ausgeatmet wird. Alſo bei der Einatmung wird dem Körper Sauerſtoff zugeführt und bei der Ausatmung befreien wir uns von der ſich bildenden Kohlenſäure. Je mehr Luft wir bei einem Atemzug ein- und ausatmen können, deſto ſeltener brauchen wir Atem zu holen— d. h. deſto beſſer ſind unſere Atmungsorgane trainiert—, deſto weniger werden unſere Atemmuskeln angeſtrengt und deſto beſſer halten wir im Wettkampf aus. Indes iſt die ideale Atemführung bei den verſchiedenen Sportzweigen verſchieden. und die zweckmäßige Atemführung muß genau eingeübt werden; bei langen Läufen z. B. muß man verſuchen, langſame, tiefe und ruhige Atemzüge zu machen, während ſie bei kurz daͤuernden An— ſtrengungen kurz und haſtig ſind. Man muß hier genau auf die Ratſchläge und Weiſungen des Sportleiters achten. Und merkt man, daß man nicht fertigbringen kann, was man will, muß ein Sportarzt um Rat gefragt werden, denn es iſt viel⸗ leicht ein akuter oder chroniſcher Zuſtand des Herzens oder der Lunge. der verhindert, daß man ſo Atem holen kann. wie man ſoll Selbſt die geringſte Bronchitis, ja, ſelbſt ein an und für ſich ganz ungefährlicher Rachenkatarrh reicht aus, die Ergebniſſe einer ganzen Trainingszeit zu vernichten. Man ſoll deshalb niemals zum Wettkampf oder Training gehen, wenn man erkältet iſt oder ſich nicht ganz wohl befindet, falls nicht der Arzt ausdrücklich erklärt hat, daß man ruhig damit fortfahren kann. Das Beſte wäre es, wenn der Arzt den Sportsmann während des Trainings überwachen könnte, um rechtzeitig bei beginnender Ueberanſtrengung oder Krankheit Vorſorge zu treffen. Denke daran, daß bei einer anſtrengenden Sportleiſtung die Arbeit des Herzens und der Lunge ſich um das Zehn-, Fünfzehn⸗ und Zwanzigfache erhöht; und iſt man nicht in der beſtmöglichen Verfaſſung und wohltrainiert, ſo kann man einen Schaden fürs ganze Leben davontragen. Be— ſonders Knaben und Jünglinge müſſen genau und häufig unterſucht werden, das werde eindringlich jedem Lehrer und Sportleiter auf die Seele gebunden. Als Hilfe zum Selbſt⸗ training ſeiner Atmungsorgane ſoll noch angeführt werden: Die genannten Atemübungen(die auch während einer lang⸗ dauernden Sportleiſtung ausgeführt werden müſſen, wenn man ſich müde und ſchlaſff fühlt), kalte Abreibungen mit nach— folgender Frottierung, offene Fenſter im Schlafzimmer, ſorg⸗ fältige Mund- und Zahnpflege, vernünftige Lebeusweiſe Diät), regelmäßige Schlafenszeit, kein(oder auf alle Fälle recht mäßiger) Genuß von Tabak und Alkohol. W. B. Ein Prinz als Torwächter. Prin; Pardit Suthum von Siam, Sohn des ſiameſiſchen 8 Königs, ſpielt Fußball für die Univerſität Boſton. Sport⸗Humor. „Es gibt doch große Spitzbuben“, ſagt der Autler Max zu „Neulich hat mir ſo ein Tankſtellenwärter „Jeigs mal her!“ „Ich habe es nicht mehr— ich habe es dem Manne an der nächſten Tankſtelle gegeben.“ Hundemann hat ein Autogeſchäft. Hundemann hängt ein Schild an die Ladentür: „Wegen Trauer geſchloſſen!“ „Wer iſt denn geſtorben?“ fragt ihn einer. „Die Konjunktur!“ ſagt Hundemann. dadurch wird die not Sporikarifatur. Auch Helene Mayer mußte ſich in Los Angeles nur mit dem 5. Platz Fenſter z. B. begnügen. Von Hans Bauer. Geſtern war Sterns Viktor bei Peterchen geweſen. Mit dem hatte er bis ſpät in den Abend hinein geſpielt. Als Viktor nun um acht Uhr gegangen war, hatte Peterchen noch die ſchweren Rechenaufgaben für morgen zu machen gehabt. Peter⸗ chen hatte ſich hingeſetzt und über dieſe nachgegrübelt! Aber die Zahlen waren ihm vor den Augen geſchwommen; denn Peter— chen hatte das nicht verſtanden gehabt, was der alte, ekelhafte Klemm da am Vormittag auseinandergeſetzt hatte. „Ein Mann kommt mit 50 Mark 3 Tage aus. Wie lange reichen drei Leute mit 170 Mark, wenn ſie täglich dieſelben Ausgaben wie jener Mann zu machen haben?“ Peterchen verſtand das nicht. Das war ja auch dummes Zeug. Sowas brauchte man ſpäter einmal gar nicht.— So⸗ weit er ſich noch erinnerte, mußte man zunächſt gefragt werden, wieviel der Mann an einem Tage brauche. 3:50— nein 50:3 Mark brauchte der Mann in einem Tage. Ja, aber wie ging's dann weiter? Peterchen wußte das nicht. Zudem war er durch das Spielen mit Sterns Viktor ſo müde geworden, daß ihm immer die Augenlider herunterfielen. Er klappte das Buch zu und ging zu Bett. Am nächſten Morgen erwachte Peterchen, noch ehe er irgend— einen Gedanken gefaßt hatte, mit einem quälenden Angſtgefühl. Er mußte einen Augenblick überlegen. Da kam es ihm ſofort in den Sinn: die Rechenaufgabe! Der alte Klemm konnte ihn ſchon ſo nicht leiden. Es würde einen böſen Auftritt für ihn heute geben, möglicherweiſe gab Klemm ihm auch einen Brief an die Eltern mit, den er unterſchrieben zurückbringen mußte. Na, aber ſchließlich half das nichts. Er ſtand auf, machte ſich fertig, ſteckte die Bücher in den Ranzen und tippelte los. Unterwegs bekam er Herzklopfen. Er hatte doch mächtige Angſt, und da dachte er: Wenn man nun gar nicht hinginge in die Schule? Wenn man in den Wald liefe und während der vier Stunden ſich ins Gras legte und ſo den alten Klemm überhaupt nicht ſähe? Wenn man einmal ſchwänzte! Und art bog er um die Ecke, ging den Weg, der zum Stadtwald ührte. Am Fluß ſetzt er ſich auf eine Bank, guckt dem Spiel der Schmetterlinge zu, haſcht ſich einen, läßt ihn wieder fliegen, geht tiefer in den Wald hinein, legt ſich ins Gras, ißt ſeine Frühſtücksſtullen, nimmt ſein Leſebuch aus dem Ranzen, lieſt eine Geſchichte.. So ſeltſam iſt das hier alles, ſo ganz fremd. Das gibt ſes frühmorgens um neun Uhr: Wieſe, Fluß, Freiheit? Das iſt möglich, daß man frühmorgens um neun nicht im Schulzimmer ſitzt? Mittlerweile iſt es einviertel zehn Uhr ge— worden. Jetzt wird es wieder in der Schule läuten, denkt Peterchen, und nach fünf Minuten ſtellt er ſich vor, wie Klemm in die Klaſſe tritt.„Es fehlt König!“ wird der Primus melden. „Aufgegeben war: zwölf Regeldetri-Aufgaben zu rechnen.“— Ein naſſes Schaudern kriecht Peterchen über den Rücken. Es iſt doch etwas Ungeheures, die Schule zu ſchwänzen. Wenn es zu Hauſe herauskommt, da kann er ja etwas erleben! Es iſt halb elf Uhr geworden. Peterchens Herzklopfen wird wieder ſtärker. In die Ruhe dieſer Abwicklung des Lebens wird ſeine Tat platzen. Es wird ſich herumſprechen, daß er im Walde war Und die Mutter, die Mutter... Peterchen fühlt, daß etwas geſchehen muß, das die Gedanken der Eltern ab— lenkt. Er fühlt, daß er ſich ſofort verrät, wenn er vor die Mutter tritt. Da denkt Peterchen daran, daß Marco, ihr Hund, um dieſe Zeit auf die Straße gelaſſen wird. Die Mutter läßt das Tier unbeaufſichtigt hinunter. Marco meldet ſich zur Freſſenszeu ſchon wieder. Die Mutter hängt an dem Hunde. Als er einmal krank war, iſt ſie zu zwei Tierärzten gelaufen und war ſo bekümmert, wie ſie Peterchen ſelten geſehen hat. Wenn er nun dem Tier etwas zufügte? Aber Peterchen hat den Hund, ſeinen lieben Marco, ja ſelber ſo gern. Immerhin: wo es ſich um ſein Geſchick handelt, iſt das Tier unwichtig. Peterchen überlegt. Er wüßte nichts anderes, was die Ge— danken zu Hauſe von ihm ablenkt, als ein Sichvergreifen an dem Hund. In Peterchens Herz ſtürzt plötzlich eine quälende Angſt. Er kann jetzt nicht länger bleiben. Er erhebt ſich aus dem Gras. Er läuft aus dem Walde, geht ſeiner Wohnung zu. Wenn ihn jetzt Leute ſehen, ſo iſt das nicht ſchlimm. Verſchiedene Klaſſen haben nur bis elf Uhr Unterricht. Nur ein Bekannter darf ihn nicht ſehen. Mißtrauiſch eilt Peterchen durch weniger belebte Straßen ſeinem Wohnviertel zu. An der Turnerſtraße hört er ein Bellen. Marco! Da wetzt der auch ſchon auf ihn zu, ſpringt ihn ſchweifwedelnd an. Peterchen ſtreicht über ſein Fell, entſchließt ſich ſchnell, ſagt:„Komm, komm. Marco!“ Der ſtutzt ein wenig und trippelt dann Peter nach. Peter geht den Weg zurück, tief in den Wald hinein, an eine entlegene Stelle. Marco wird gar nicht müde, ſeine Freude über den Spaziergang Peterchens durch Anſpringen und Bellen kund— zutun. Soll Peter den Marco töten? Das kann er nicht. Das iſt ganz unmöglich. Ein ausgemachter Verbrecher will Peterchen niemals werden. Er— ſeinen Marco töten! Peterchen weiß ſelber nicht, was er will. Da hüpft Marco in Galoppſprüngen ein Stück dem Waſſer zu. Peterchen wendet ſich inſtinktiv um und rennt— rennt, was ihn die Beine tragen, bis zum Aus— gang des Waldes. Soll Marco tun, was er will. Aufgeregt, erhitzt geht Peterchen durch die Straßen. Es iſt zehn Minuten über zwölf Uhr. Kurz vor ein Uhr ſtehtmer vor der Wohnung der Eltern. Jetzt muß Peter ruhig ſein, ſich zuſammenreißen. Morgen wird er in der Schule ſagen, er habe die Entſchuldigung vergeſſen. übermorgen iſt Sonntag, und am Montag— achl, bis zum Montag iſt noch viel, viel Zeit. Mutters erſte Frage gilt dem Hund Ob Peterchen ihn auf der Straße geſehen habe? Peterchen tut ſehr erſtgunt:„Marco iſt weggelaufen?“ Er ſei, wie immer, kruntergelaſſen worden, aber noch nicht wieder— gekommen, Am ſpäten Nachmittag dröhnt Kläffen an der Vorſaaltür. Die Mutter ſtürzt auf den Korridor.— Marco]— Schwanz⸗ wedelnd, faſt auf dem Bauche vor Furcht kriechend, heult er die Mutter an. Die iſt glücklich, daß ſie das Tier wieder hat; aber daß Marco nie wieder das Vertrauen täuſche, nie wieder über ſeine Zeit hinaus fortbleibe, ſchlägt ſie ihn mit der Hunde⸗ peitſche, daß er winſelnd zuſammenbricht. Peterchen ſchmerzt dieſe Ungerechtigkeit. Marco iſt ſchuld⸗ los. Er!— Er! Aber er darf nichts ſagen. Er muß ruhig dabeiſtehen. Und er hat ein dumpfes Gefühl, daß es ihm ebenſo wie dem Hunde geht. Der leidet nicht nur ſchuldlos, ſondern 1 auch grundlos. Der Marco müßte eigentlich an⸗ lagen, ihn, Peterchen, anklagen. Aber der Marco wird nicht nur beſtraft, ſondern fühlt ſich ſogar ſchuldlos, und ſo meint Peterchen auch, daß er eine ſchlechte Tat begangen habe, und in 8 enn Wirklichkeit hat vielleicht der Klemm eine ſchlechte Tat be⸗ für en, der ſo ſtreng mit den Jungen iſt, daß ſie ſich vor ihm ürchten; haben vielleicht die Eltern eine ſchlechte Tat be⸗ angen, die heute etwas für Ernſt nehmen, über das ſie in Nun. lachen. Vielleicht iſt Peterchen ſo ſchuldlos wie der und. Am Abend guckt Peterchen ſchweigend zum Fenſter hinaus. Stetige Furcht beſchleicht ihn, daß ein Schulkamerad ihn auf⸗ ſuchen würde, um zu erfahren, was ihm fehle, und daß dadurch die Eltern von ſeinem Schwänzen erfahren. Sobald er einen in ſein Haus gehen ſieht, wird er hinuntereilen und ihn auf der Treppe abfangen. Das hat er ſich feſt vorgenommen. Aber es kommt keiner, Es kommt heute keiner. Aber morgen, über⸗ morgen... Einmal werden ſie es zu Hauſe doch erfahren. Hart plagt ihn die Reue. Jetzt wäre es auch vorbei geweſen. Der Klemm würde geſchimpft. krakeelt haben. Aber um zehn Uhr würde Klemms Stunde beendet und alles vorüber geweſen ſein. Nun aber iſt noch nichts vorüber. Nun ſteht ihm alles erſt noch bevor, Peterchen ſchämt ſich unſäglich. Doch nicht über das Schwänzen! Aber über die Angſt, die er ausſtehen muß. Ueber die Mittel, die er anwenden muß, um das Verhängnis auf⸗ zuhalten. Es muß doch irgend etwas geſchehen, denkt er, das dieſe elende Geſchichte verblaſſen läßt. Etwas Größeres, ſo daß jenes unwichtig erſcheint. Wenn Peterchen doch plötzlich krank würde. Recht ſehr krank, daß alle ihn bedauerten! Oder— da das nicht geſchehen wird, wenn er ſich ſelber etwas antun würde. Wenn Peterchen, wie aus Verſehen, den Gashahn dieſe Nacht aufſtehen ließ. Nicht ſo, daß 15 ſtarb. Das will Peterchen nicht. Aber ſo, daß er krank würde.. Am nächſten Morgen weckt um die ſiebente Stunde ein Schreckensſchrei der Frau König die ganze Familie. Als ſie Peter hat wecken wollen, war ihr eine Gaswolke aus deſſen Zimmer entgegengeprallt. In zehn Minuten iſt der Arzt zur Stelle. „Gasvergiftung“, diagnoſtiziert er,„aber nicht lebens— gefährlich.“ In jedem Falle muß Peterchen ſoſort ins Krankenhaus. Bedauern, Segenswünſche, Küſſe begleiten ihn. ſeltg en hat Schmerzen. Abor er iſt ſelig, ganz— ganz elig. Von Alois Ullreich. I. Tobias und Wilhelm waren unzertrennliche Freunde. Sie hatten die gleichen Meinungen, die nämlichen Anſichten und denſelben Geſchmack. Man ſah ſie immer beiſammen und keiner tat etwas, ohne daß er vorher den anderen gefragt hätte, ob er dies auch tun ſolle. So ſtand es um dieſe ſchöne Freundſchaft, als eines Tages ein großes Unglück über Tobias und Wilhelm hereinbrach. Sie verliebten ſich nämlich in ein und dasſelbe Mädchen. Die Schöne hieß Roſa Himmelmeier und lebte davon, daß ſie auf der Schreibmaſchine ſchrieb. Wenn man Tobias und Wilhelm glauben darf, ſo hat noch nie ein hübſcheres und engel— gleicheres Weſen auf der Schreibmaſchine geſchrieben als dieſe Roſa Himmelmeier. Zuerſt ſchwärmten ſie zuſammen von ihr, dann machten ſie ihr gemeinſam den Hof und ſchließlich kamen beide gleichzeitig zum Rendezvous. Hier aber hatte ihre Ge— meinſamkeit notwendigerweiſe ihr Ende erreicht. Tief be— kümmert erkannten dies Tobias und Wilhelm. Lange wagten ſie nicht davon zu ſprechen. Ihre Seelen ſuchten nach einem Ausweg. Aber es fand ſich keiner. So kam es, daß Wilhelm, der in allen Dingen der Entſchloſſenere war, eines Tages vor Tobias trat und ihn fragte:„Was ſoll nun geſchehen?“ „Wenn ich das bloß wüßte“, entgegnete Tobias verzagt. „Wir müſſen zu einem Ende kommen“, mahnte Wilhelm. „Das ſag' ich auch immer, aber ſie iſt ſo ſüß und niedlich.“ „Das kann nicht mehr länger ſo weitergehen...“ „Aber ich kann ohne ſie nicht leben“, ſeufzte Tobias. „Wir kompromittieren das Mädchen“, gab Wilhelm zu bedenken. „Wenn wir ſie nur heiraten könnten“, jammerte Tobias. „Unſinn— die Geſetze dieſes Landes ſind noch ſo rück— ſtändig, daß ſie einen ſolchen Fall nicht vorgeſehen haben.“ „Und man zahlt hier ohnehin ſo hohe Steuern.“ Da trat Wilhelm ſeierlich auf Tobias zu.„Freund“, ſagte er langſam und ernſt,„wir müſſen uns entſcheiden— du oder ich!“ „Dann ſollſt du ſie haben“, beeilte ſich Tobias in edler Freundesliebe zu verſichern. 0 „Dieſes Opfer lann ich nicht annehmen“, erwiderte Wil— helm,„ich bin dafür, daß das Schickſal entſcheiden ſoll.“ „Wie wird man aber das Schickſal zu dieſer Tätigkeit be— wegen?“ fragte Tobias. „Ganz einfach! Wir veranſtalten ein amerikaniſches Duell. Wer die ſchwarze Kugel zieht, der heiratet Roſa Himmelmeier.“ Der Vorſchlag gefiel Tobias. Sie vereinbarten, daß das amerikaniſche Duell am nächſten Tage in Wilhelms Wohnung ſtattfinden ſolle. Tobias erſchien zur vereinbarten Stunde. „Es iſt alles bereit“, ſagte Wilhelm und führte ſeinen Freund in das Zimmer. Hier waren die Vorhänge geſchloſſen. Ein düſteres Dunkel beherrſchte den Raum. Der Tiſch ſtand mitten im Zimmer. Es befanden ſich zwei brennende Kerzen darauf, zwiſchen denen ein Totenkopf lag. An den Wänden eiſterten die Schatten der Perſonen herum, die ſich im Zimmer befanden. Wilhelm und Tobias traten an den Tiſch. Tobias ſtellte ſich auf die eine Seite, Tobias auf die andere. Es war vereinbart worden, daß Tobias zuerſt ziehen ſollte. Wilhelm hatte ihm das plauſibel zu machen gewußt. Der Zauber begann alſo. Wilhelm langte unter ein ſchwarzes Tuch und hielt dann beide Hände zu einer Fauſt geſchloſſen zwiſchen den Lichtern über den Totenkopf. Tobias zitterte und bebte am gegen Körper, als ihn Wilhelm nun aufforderte, ſich für eine ſeiner Hände zu entſcheiden. „Links“,(57 Tobias nach heftigem Seelenkampf mit ge⸗ dau Stimme. Wilhelm öffnete die bezeichnete Hand. Es befand ſich die ſchwarze Kugel darin! 0 6 59788 e hat entſchieden“, ſagte Wilhelm,„die Braut gehört dir!“. 1 8 8 e Tobias wollte eine Einwendung machen, aber Wilhelm ließ nichts mehr gelten. Ex berief ſich auf die Abmachung. Die Entſcheidung war gefallen. Die Freunde reichten ſich nochmals die Hände. Es war zum Abſchied. Bald darauf heiratete Tobias Fräulein Roſa Himmelmeier, Wilhelm aber zog in die weite Welt hinaus. 1 Nach zwanzig Jahren wollte es der Zufall, daß ſich Wilhelm und Tobias auf der Straße trafen. Sie erkannten ſich trotz der langen Zeit ſofort wieder. Wilhelm ſah gut aus Er hatte ſich in der Welt herumgetrieben, Tobias war grau geworden. Nachdem ſie ſich umſtändlich begrüßt hatten, beſtand Wilhelm darauf, daß ſie dieſes ſeltſame Wiederſehen bei einer Flaſche Wein feierten. a „Oh, eigentlich nämlich— gehe ich in klein Gaſthaus“, ſagte Tobias verlegen.„Roſa ſieht es nicht gern, wenn ich in ein Gaſthaus gehe...“ zUnſinn— komm nur. Ich nehme heute alles auf mich!“ Wilhelm ſchleifte ſeinen Freund in eine Weinſtube. Als ſie den erſten Willkommenstrunk hinter ſich hatten, Wilhelm eine Zigarre anſteckte und auch ſeinem Freunde von dem Kraut anbot, ſagte dieſer ängſtlich:„Danke, ich rauche nicht! Roſa mag das Rauchen nicht leiden. Ich habe es mir daher ab⸗ gewöhnt.“„ Wilhelm erzählte von ſeinen Erlebniſſen in fremden Län⸗ dern. Je mehr er trank, deſto lebhafter wurden ſeine Berichte. Mit der Zeit ſing Tobias an, auf die Uhr zu ſehen. „Menſch, laß doch deine Uhr drinnen. Heute gehen wir ſobald nicht auseinander“ ſagte Wilhelm. „Ich muß vor Torſperre zu Hauſe ſein“, meinte Tobias. „Roſa duldet es nicht, daß ich ſpäter komme. Sie verſteht da keinen Spaß.“ Da wurde Wilhelm nachdenklich. „Du, Tobias“, ſagte er,„das ſieht beinahe ſo aus, als würdeſt du mit Roſa Himmelmeier nicht ſo glücklich geworden ſein, als du damals dachteſt?“ Tobias zuckte die Achſeln. „Was will ich machen. Ich kann nicht leugnen, daß ſich Roſa ſehr zu ihren Ungunſten verändert hat. Aber ich be— klage mich nicht. Du weißt ja ſelber am beſten, daß das Schickſal gegen mich entſchieden hat.“ „Unſinn“, gröhlte Wilhelm und lachte.„Gar nichts hat das Schickſal getan..“ „Erinnere dich doch nur an das amerikaniſche Duell“, warf Tobias ein. „Es iſt alles Quatſch“, gröhlte wieder Wilhelm.„Das Ganze habe doch ich veranſtaltet! Weil du mir leid tateſt und erklärt hatteſt, ahne Roſa Himmelmeier nicht leben zu können, habe ich nachgedacht, wie man es machen könnte, daß du ſie unbedingt bekommſt. Und da bin ich auf die Geſchichte mit dem amerikaniſchen Duell verfallen.“ „Ich habe aber doch die ſchwarze Kugel gezogen...“ „Kindskopf— ich hatte eben in jeder Hand eine ſchwarze Kugel. Du konnteſt gar nicht anders als dein Glück machen. Das war meine gute Abſicht.“ Da erhob ſich Tobias. 85„Alſo dir verdanke ich mein Glück“, ſagte er in bitterem Tone. „Wer konnte damals wiſſen, daß es mit Roſa ſo ſchlimm kommen werde“, gab Wilhelm zu bedenken. „Ich danke“, ſagte Tobias mit ſchneidender Kälte.„Es iſt gleich Torſperre, ich muß gehen. Nächſtens ſuchſt du dir ge⸗ fälligſt ein anderes Opfer für deine amerikaniſchen Duelle. Wir zwei haben ausduelliert.“ Sprach's und eilte zornig fort. Wilhelm blieb ſitzen und dachte nach, was für ein Glücks⸗ pilz er ſei. Um ein Haar dürfte er nicht ins Gaſthaus gehen, müßte vor Torſperre zu Hauſe ſein und hätte zeitlebens Rauch⸗ verbot. Dieſe Freundſchaftstat damals hatte ſich gelohnt. Kalif und Waſserhändler. Der Kalif Motoſſem ſaß auf dem Balkon ſeines Hauſes und ſah einen armen Greis, der ſich mit vieler Mühe ſortſchleppte, kad Eſel, der mit Waſſerſchläuchen beladen war, vor ſich her⸗ reibend. Der Kalif ließ ihn rufen und fragte ihn:„Wie kommt es, daß du unter ſo mühſeligem Tagwerk dein Leben ſo weit gebracht haſt, während die Reichen und Wohlhabenden in der Blüte der Jahre ſterben?“ „Die Urſache iſt“ ſagte der Waſſerträger,„weil uns Armen das Waſſer aus dem Schlauch des Lebens tropfenweiſe zuſickert, während die Reichen den Schlauch auf einmal öffnen und den Strom der Lebenskraft ausgießen.“ Dem Kalifen gefiel die Antwort, und er vermachte ihm ein anſehnliches Geſchenk, damit er ſich beſſer pflegen könne. Wenige Tage danach erfuhr der Kalif von dem Tode des Waſſerhändlers. „Wahrlich“, ſprach er,„der Mann hatte ſo unrecht nicht und hat nun die Wahrheit ſeiner Worte durch Leben und Tod. beſtätigt.“ Man muß ſeinen Verſicherungsvertrag kennen. Wiſſen Sie, was darin ſteht und was jeder Paragraph be⸗ deutet?— Wiederholtes genaues Studium iſt notwendig.— Bei Unklarheiten ſofort nachfragen. Es iſt eine altbekannte Tatſache, daß ſehr viele Menſchen bei Abſchluß einer Lebensverſicherung es nicht für nötig halten, ſämtliche auf der Police vorgedruckten Paragraphen durch⸗ zuleſen. Hinterher ſind ſie dann oft erſtaunt, wenn irgend etwas anders iſt, als ſie es ſich vorgeſtellt haben. Es gibt Fälle, in denen Menſchen ihren Verſicherungsvertrag Jahrzehnte be ſitzen, aber niemals durchgeleſen, geſchweige denn genau durch⸗ ſtudiert haben. Dabei ſollte man ſich viel mehr mit den Einzel⸗ heiten dieſer wichtigen Angelegenheit beſchäftigen. Eine Lebens⸗ verſicherung iſt nämlich ein Vertragsverhältuis, und daher iſt eine genaue und klare ſowie rechtlich einwandfreie Formu⸗ lierung ſchon deshalb geboten, weil kaum ein anderes Vertrags⸗ verhälmis, das wir einzugehen pflegen, ſich auf eine ſo lange Zeitſpanne erſtreckt. Gibt es doch Policen, die eine Laufzeit von fünfzig Jahren, alſo von einem halben Jahrhundert und mehr haben. Aber auch wenn die Lebensverſicherung nur eine kurze Lauf⸗ zeit hat, ſo ſind es doch faſt immer noch 15 oder 20 Jahre, über die ſie ſich erſtreckt. Da alle Verſicherten einer Geſellſchaft eine; wirtſchaftliche Einheit bilden, liegt eine abſolute juriſtiſche Klarheit im Intereſſe der Geſellſchaft wie des Verſicherungs⸗ nehmers. Die Geſellſchaft ſelbſt muß ſich außerdem noch im Intereſſe ihrer Verſicherten gegen mißbräuchliche Ausnutzung des Lebensverſicherungs⸗Gedankens nach Möglichkeit auch ſchützen, weil der Schaden, der bei dem einzelnen eintritt, von 1 Gemeinſchaft der Verſicherten getragen werden muß. Das Wichtigſte iſt, beim Abſchluß einer Verſicherung ſämt⸗ liche Paragraphen durchzuleſen und mit dem Vertreter der Geſellſchaft durchzuſprechen, damit ſpäter keine Unklarheiten oder Streitigkeiten eintreten können. Erſcheinen dem Inhaber einer Lebensverſicherung einzelne Vertragsfragen nicht ganz verſtändlich, ſo ſollte er ſich immer an die Geſellſchaft wenden. So iſt er ſicher, ſtets die genaueſte Auskunft zu erhalten und Klarheit über alle Vertragsfragen und Vertrags möglichkeiten zu gewinnen. Nur genaue Kenntnis aller Einzelheiten des ein⸗ gegangenen Verſicherungsverhältniſſes ermöglicht dem Ver⸗ ſicherungsnehmer, in jeder Lebenslage den kſorhertichen Kon⸗ takt zu dane Verſicherung zu bewahren und etwa notwendig werdende Aenderungen, 10 ungen oder Erweiterungen der Vertragsbeſtimmungen rechtzeitig herbeizuführen. J. E 4 E Schmechten Wirtlich besser mit Nag Wore enige ſropfen gendgen Typhus in einer polniſchen Kaſerne. Die vor einigen Tagen in der Kattowitzer Kaſerne ausgebrochene Typhusepidemie hat bisher ſieben Todesopfer gefordert. Es lie⸗ gen außerdem noch etwa 100 Soldaten ſchwer krank darnieder, an deren Aufkom⸗ men gezweifelt wird. Die zur Uebung ein⸗ berufenen Reſerviſten wurden wieder heim⸗ geſchickt, um eine weitere Verbreitung der Seuche zu verhüten. Eiſenbahnzug fährk gegen Aukobus. Un⸗ weit des Ortes Braſow(Rumänien) fuhr ein Eiſenbahnzug in einen Autobus hinein. der mit 22 Arbeitern beſetzt war. Fünf der Inſaſſen wurden getötet, während von den 17 übrigen acht in bedenklichem Zuſtande ins Krankenhaus geſchafft werden mußten. Ueber zwei Millionen Rundfunk⸗Schwarz⸗ hörer in England. Die engliſche Poſt⸗ behörde unternimmt gegenwärtig einen onergiſchen Feldzug gegen die Schwarzhörer die auch in England recht zahlreich ſind. Wie in engliſchen Blättern erklärt wird, beträgt die Zahl der angemeldeten Rundfunkanlagen 4,8 Millionen; doch wird die Ziffer der wirk⸗ lich vorhandenen Rundfunkhörer auf ſieben Millionen angegeben. Daraus geht hervor, daß mindeſtens zwei Millionen Inhaber von Rundfunkgeräten Schwarzhörer ſind. Gepfändete Löwen, Tiger und Elefanken. Wie aus Caſſania in Sizilien gemel⸗ det wird, ſind dem Zirkus Hagenbeck 24 Bä⸗ ren, vier Löwen, drei Tiger und vier Ele⸗ fanten gepfändet worden, nachdem ſchon in den letzten Monaten die Schulden des Un⸗ ternehmens außerordentlich angewachſen waren. Mit der Pfändung, die auf Antrag eines Zirkusangeſtellten vorgenommen wur⸗ de, der erhebliche Forderungen an die Di⸗ rektion hatte, ſchwindet, natürlich die letzte Möglichkeit, den Betrieb auch nur notdürftig aufrecht zu erhalten. Der Tierſchutzverein des Ortes hat zunächſt die Fütterung der Tiere übernommen. Generalkonſul Stollwerk, der langjährige Chef der bekannten Kölner Schokoladenfabrik, iſt auf ſeinem Gute in Ober⸗ bayern nach ſchwerem Leiden geſtorben. Giſenbahn⸗Anglück. Güterzug enkgleiſt. Lüneburg, 6. Oktober. Am Mittwoch gegen 4.30 Uhr ereignete ſich in der Nähe des Rangierbahnhofes Lü⸗ neburg ein Eiſenbahnunfall. Ein Güterzug, der aus der Richtung Uelzen kam und mit einer Geſchwindigkeit von 40 Stundenkilo⸗ metern 1255 entgleiſte plötzlich. Sämtliche Wagen wurden umgeriſſen und zum Teil völlig ineinandergeſchoben, ſo daß ein wüſter Trümmerhaufen enkſtand. Von dem Zugperſonal wurde niemand verletzt, doch iſt der Materialſchaden ſehr groß. Die Urſache der Enkgleiſung liegt darin, daß die Achſe eines Benzolkankwagens ſich heißge⸗ laufen halte. Dadurch enkſtand ein Achſen⸗ del der bei der großen Jahrige⸗ windigkeit des Zuges zu der Enkgleiſung führte. Ein Auslaufen des Benzolkanks, wo⸗ durch ein Brand entſtanden wäre, konnke vermieden wreden. Wie die Reichsbahndirektion Altona zu dem Zugunfall bei Lüneburg ergänzend mit⸗ teilt, ſind von 60 Wagen insgeſamt 10 Wa⸗ gen entgleiſt. Aeberall Erdbeben. Schweres Beben in Mittelaſien. Moskau, 6. Oktober. Wie die Moskauer Blätter aus Turkeſlan berichten, wurde im mittelaſiatiſchen Gebiet ein Erdbeben wahrgenommen. Die Erſchül⸗ terungen wurden ſowohl in Samarkand wie in Tſchkant verſpürk. Mehrere Häuſer ſind e 1. Die Bevölkerung verbrachte aus vor. 55 Erdſtößen die Nacht im Freien. Aus der Heimat. Gedenktage. 6. Oktober. 1847 Der Bildhauer Adolf v. Hildebrand in Marburg geboren. 1870 Der Kirchenſtaat wird dem Königreich Italien einverleibt. 1905 Der Geograph Ferdinand Frhr. von Richthofen in Berlin geſtorben. Prot.: Fides— Kath.: Bruno. Sonnenaufg. 6.08 Sonnenunterg. 17.27 Mondaufg. 14.31 Mondunterg. 21.17. Aſtern und Dahlien. In allen Gärten ſtrahlen gegenwärtig noch Aſtern und Dahlien in üppiger, tauſendfäl⸗ tiger Herrlichkeit mit leuchtenden und pracht⸗ vollen Farben. Die Gärten bieten noch einmal ihre ganze Kraft auf, um uns ein letztes Mal vor Beginn des Herbſtes mit ihrem Reichtum zu beglücken. Die Gartenaſter(aſter chinenſis d. h. Stern aus China) und die Dahlie (dahlia variablis), die aus Mexiko ſtammt, gehören zu den Korbblütlern. Die Köpfchen der Aſtern und Dahlien, auch Georginen ge— nannt, hatten urſprünglich nur einen einzigen Blütenkranz, wie man noch an den wilden Arten ſehen kann. Durch Züchtung ſind im Laufe der Zeit gefüllte Blüten entſtanden. Friedrich Rückert ſagt von den Aſtern: Lieb iſt mir gar manche Blume, die in meinem Gar⸗ ten ſteht, doch am liebſten mag ich weilen vor dem bunten Aſternbeet. * ** Herbſtfahrten zu ermäßigten Preiſen. Neben den um 20 Prozent ermäßigten Som⸗ merurlaubskarten, deren Gültigkeit bis 31. Oktober ausgedehnt wurde, bieten die ver⸗ ſuchsweiſe in Südweſtdeutſchland eingeführten und raſch beliebt gewordenen Rundreiſekar⸗ ten der Reichsbahn Gelegenheit zu ſchönen und vorteilhaften Herbſtfahrten. Die um 25 Prozent ermäßigten Rundreiſekarten gelten bis 299 Kilometer 15 Tage, darüber hinaus 30 Tage, Fahrtunterbrechungen ſind beliebig off geſtattet. Bei Reiſen von Nord- und Weſt⸗ deutſchland nach dem deutſchen Südweſten kön⸗ nen anſchließend an Sommerurlaubskarten für Rundfahrten ermäßigte Rundreiſekarten be⸗ nützt werden. Innerhalb ihres Geltungsbe— reichs im Südweſten haben ſich die Rundreiſe— karten auch für ein⸗ oder mehrtägige Aus- flüge, ſo zu Fahrten über die intereſſanten Gebirgsbahnen des Schwarzwaldes, durch das Neckartal und den Odenwald und für Boden— ſeefahrten bewährt. n Für Einbeziehung der Hauszinsſteuer in das Steuerautſcheinner fahren. Der Reichsver— Die deutſche File band des deutſchen Handwerts hatte betannt⸗ lich bei dem Reichskanzler beantragt, die Hauszinsſteuer in das Steuergutſchein⸗ verfahren einzubeziehen. Auf dieſen Antrag hat nunmehr der Reichskanzler mitteilen laſ⸗ ſen, daß ſich durch die in einem beachtlichen Umfange erfolgte Ablöſung der Hauszinsſteuer in den einzelnen Ländern weſentliche Schwierig keiten ergäben. Jugend und Alkohol. Die Reichsarbeits⸗ gemeinſchaft für alkoholfreie Jugenderziehung hat im vorigen Jahr im Rahmen des Unter; richts eine wirkungsvolle Aufklärung über di Alkoholgefahren geleiſtet. Sie beabſich⸗ tigt auch in dieſem Jahre in der Zeit vom 24. bis 29. Oktober in den Schulen aller Art eine Reichsſchulwoche für alkohol- freie Jugenderziehung mit dem Zwecke der Aufklärung der Jugend über die Schäden des Alkoholismus zu veranſtalten. Sternenhimmel im Oltober. Die typiſchen Sternbilder des Sommers, Adler, Leier und Schwan, ſchicken ſich an, ihre dominierende Stellung an die herauf⸗ ziehenden Geſtirne des Winters abzugeben. Um 10 Uhr abends(Anfang des Monats 11 Uhr, Ende 9 Uhr) haben ſie ſchon längſt den Zenit verlaſſen und ihr Weg führt gegen den nordweſtlichen Horizont, während hoch im Oſten Fuhrmann und Stier und etwas tiefer im Nordoſten die Zwillinge das Firmament be— herrſchen. Beſonders der Hauptſtern des Fuhr⸗ manns, die Capella, lenkt ſchon ſeit Wochen durch ſein prächtiges Funkeln das Augen⸗ merk des Sternfreundes auf ſich. Rechts neben ihm der rote Hauptſtern des Stiers, Aldeba⸗ ran, und das Sternhäufchen der Plejaden(auch Siebengeſtirn genannt). Eine mehrfach gebro— chene Linie vom Stier zum Zenit führt über die ſtrahlende Sterne des Perſeus zur W— förmigen Kaſſiopeia; in klaren Nächten ein wundervoller Anblick, da das ſchimmernde Band der Milchſtraße die hellen Sterne des Perſeus und der Kaſſiopeia eindrucksvoll um— gibt. Beſonderer Erwähnung bedarf das große Viereck des Pegaſus hoch im Süden, von deſſen einem Eckſtern mit noch zwei Sternen nach dem Perſeus hin das Bild der Andro— meda ſich erſtreckt. Tief im Norden, faſt im Dunſt der herbſtlichen Nebel, ſtrahlen die ſie⸗ ben Sterne des großen Wagens. Während Saturn immer mehr dem Ge— ſichtsfeld des Abendhimmels entſchwindet, er geht Mitte des Monats ſchon um 10.30 Uhr unter, haben ſich die anderen Planeten am Morgenhimmel zu einer der ſchönſten Kon— ſtellationen des Jahres zuſammengefunden, in- mitten der eindrucksvollen Sternbilder des Winters. Die Venus,(anfangs um 2 Uhr, am Ende um 3 Uhr aufgeben hehauntet durch linduſtrie. Die Bedeutung des Films für den Arbeitsmarkt.— Der Film als Steuerquelle. Die Behauptung, daß die deutſche Filmin⸗ duſtrie im Laufe der Jahre zu einem wich⸗ tigen Faktor in der deutſchen Wirtſchaft überhaupt geworden iſt, bedarf wohl keines beſonderen Beweiſes mehr. Es mag ſein, daß der kulturelle und künſtleriſche Wert des Films noch weit höher zu veranſchlagen iſt als ſein wirtſchaftlicher. Aber in Zeiten der Not, wie wir ſie jetzt durchleben, rückt die Frage der wirtſchaft— lichen Auswirkung immer mehr nach vorn. Nach einem uralten Sprichwort geht nun einmal die Kunſt nach Brot. Das heißt alſo, wenn ſich die Filminduſtrie entweder nicht ſelbſt wirtſchaftlich ernähren kann oder wenn ihr durch öffentliche Unterſtützung vor allem in der Frage der Sonderbeſteuerung durch Kontingentbeſtimmungen uſw. Lebensfähig⸗ keit nicht geſchaffen wird, wird ihr die Mög⸗ lichkeit zu erfolgreichem, kulturellem und künſtleriſchem Arbeiten genommen. Die ureigenſte wirtſchaftliche Bedeutung der Filminduſtrie liegt in Deutſchland zu— nächſt einmal darin, daß ſie eine hohe fünf— ſtellige Zahl Arbeitnehmer beſchäftigt. Man ſchätzt, daß allein in Berlin in der Filmproduktion und im Kinobetrieb etwa 50 000 Menſchen, davon allein 25 000 in Theaterbetrieben, ſtändige Beſchäftigung haben. Im Reich wird die Zahl der Beſchäf⸗ tigten relativ geringer, da außerhalb von Berlin die Produktion keine große Rolle ſpielt. Immerhin dürften im Kinotheaterbe— trieb außerhalb von Berlin nochmals zwi⸗ ſchen 10⸗ bis 15 000 Arbeitnehmer tätig ſein, ſo daß die Geſamtzahl der Perſonen, die durch die Filminduſtrie direkt ihr Brot ver⸗ dienen, auf rund 50 000 geſchätzt werden kann. Dazu kommt aber das Rieſenheer der Arbeiter und Angeſtellten, die indirekt von der Filminduſtrie in Lohn geſetzt werden. Druckereien, Papierfabriken, Elektro- und Maſchinenarbeiter, optiſche Fabriken, Maler, Tiſchler, Schloſſer, Schmiede, Dekorateure, Tapezierer, Zimmerleute, Rohfilm⸗Herſteller, Photographen uſw. uſw. Der zweite Punkt, der die wirtſchaftliche Bedeutung des Films für Deutſchland erſt ins rechte Licht ſetzt, iſt in den Zahlenauf⸗ kommen an aufgebrachten Luſtbarkeitsſteu⸗ ern zu 01 6 5 Im Jahre 1931, in dem die durchſchnltt ichen Eintrittserlöſe infolge der Abwanderung des Publikums von den teu⸗ ren zu den billigeren Plätzen weſentlich ge⸗ ſunken ſind betrua das Aufkommen der Kinotheater an Luſtbarkeitsſteuer immer noch rund 30—35 Millionen Mark. Die Größe dieſes Poſtens wird am beſten veran— ſchaulicht, wenn man einmal darüber nach— denkt, wieviel Millionen von Eintrittskarten ausgegeben und bezahlt werden müſſen, bis ein Eingang bei den Theaterkaſſen erreicht wird, der dem Betrag dieſer die Filmwirt— ſchaft ſchwer bedrückenden Steuerlaſt ent⸗ ſpricht. Iſt ſchon die Filmwirtſchaft als Brotgeber und Steuereintreiber ein weſentlicher wirt⸗ ſchaftlicher Faktor ſo erhöht ſich ihre Bedeu— tung ganz beſonders dadurch, daß ſie„De— viſen“ ins Land bringt. Noch vor wenigen Jahren war die Außenhandelsbilanz der deutſchen Filminduſtrie paſſiv. Das heißt, man gab in Deutſchland weſentlich mehr Geld für die Einfuhr ausländiſcher Filme aus, als für die Ausfuhr deutſcher Filme wieder hereinkam. Für das Jahr 1929 z. B. weiſt die Statiſtik Ausgaben für die Einfuhr ae Filme in Höhe von 18 Millionen, agegen Einnahmen aus der Ausfuhr nur in Höhe von SMillionen aus. In der Bilanz der geſamten deutſchen Filmwirtſchaft war alſo ein Minus von 10 Millionen vorhanden, für das Deutſchland Deviſen zur Verfügung ſtel⸗ len mußte. Damals befand ſich die deutſche Filminduſtrie noch im Anfangs⸗ und Ver⸗ luchsſtadium des Tonfilms. Das Minus in der Bilanz hing nicht zuletzt damit zuſammen, daß der erſte amerikaniſche Tonfilm„Sin⸗ ging fool“ Geſchäftserfolge erzielte, die noch nie vorher mit einem Fon ſün Film erreicht waren, daß die onfilmproduktion in Deutſchland aber noch in den Kinderſchuhen ſteckte und ſomit jeder geforderte Preis ohne Ueberlegung für ausländiſche Tonfilme be⸗ zahlt wurde. Im Jahr 1931 wurden über 18 Millionen Mark aus dem Export von Filmen erzielt. Der Import ausländiſcher Filme ging wei⸗ terhin zurück, ſo daß der Exportüberſchuß mehr als 14 Millionen Mark betrug. Man muß bedenken, daß die Preiſe für die Lizen⸗ zen, die in den erſten Jahren nach Erfindung des Tonfilms außerordentlich hoch waren, immer weiter zurückgingen, eine Bewegung, die ſich auch im Jahre 1932 fortgeſetzt hat. Die 1 der letzten Zeit dürften wohl in erſter Linie auf Filme wie„Bomben auf Monte Carlo“,„Stürme der Leiden⸗ hen„Der Kongreß tanzt“ uſw. zurückzu⸗ ühren ſein. ihren ungeyeueren Glanz bis in den erwachen⸗ den Tag hinein ihre Stellung als Morgenſtern. In ihrem Laufe der Sonne zu entfernk ſie ſich immer mehr dem rötlichen Mars, welcher jetzt ſchon um Mitternacht aufgeht. Am 6. Oktober begegnet ſie dem Haupkſtern des gerade auf⸗ ſteigenden Löwen, Regulus, und geſellt ſich am 20. zum größten Planeten unſeres Sonnenſy⸗ ſtems: Jupiter, welcher ſich nun ganz aus dem Strahlenbereich der Sonne herausgelöſt hat und anfangs um 3.30 Uhr, gegen Ende des Monats um 2 Uhr aufgeht. Man ſollte ſich ſes wunderbare Schauſpiel nicht entgehen laſſen: wie um die Monatsmitte, beſonders aber am 20. in den frühen Morgenſtunden (etwa um 4.30 Uhr) die hellen Sterne in ſteiler Kurve im Oſten emporſteigen, hoch oben Zenit, nahe das Zwillingspaar Kaſtor und Pollux, dann Mars, Regulus und ſchließlich über dem aufdämmernden Horizont das ſtrah⸗ lende Doppelgeſtirn Venus— Jupiter! Ein Anblick, der ein paar Tage ſpäter durch die ſchmale Sichel des abnehmenden Mondes noch beſönders reizvoll wirkt! Lokales. * Siebzig Jahre alt, wird morgen den 7. Oktober Herr Georg Dölcher, Zoll- ſekretär i. R. Der Jubilar wurde als Sohn des Lehrers Dölcher in Tröͤſel geboren, ver— brachte ſeine Jugend in Lorſch. Mit 17 Jahren trat er in die Unterofizierſchule zu Biebrich ein und diente 10 Jahre beim Inf. Reg. 88. Als Zollbeamter wirkte er in Ober-Ramſtadt und ſeit 1892 in Viernheim. Während des Krieges war er Vorſteher des hieſigen Amtes. Mit großer Sachkenntnis verband Herr Dölcher ein reiches Fachwiſſen, gepaart mit einem zuvor— kommenden Weſen allezeit. So war er ein Be⸗ amter der alten Schule, geachtet ob feiner Lei— ſtungen von ſeiner vorgeſetzten Behörde und vom Publikum immer geehrt und gern geſehen ob ſeiner ſteten Hilfsbereitſchaſt. Im Viernheimer Vereinsleben ſtand der Jubilar ſtets in vorder— ſter Reihe. Noch heute iſt er aktiv bei der Sänger⸗Einheit, wohl Viernheims älteſter Sän— ger. Lange Jahre war er erſter Präfident die— ſes großen Vereins, heute iſt er Ehrenvorſißen— der. Mit dem Krieger- und Soldatenverein Teutonia iſt der Jubilar als Gründer und 1. Vorſitzender eng verbunden. Wenn der Verein heute auf beachtlicher Höhe ſteht, iſt es zum großen Teil ſein Verdienſt. Die Abteilung der Kriegsbeſchädigten und deren Hinterbliebenen führt er immer noch allein. Die neuangeglie- derte Schützenabteilung hat unter ſeiner Betreu- ung ſchöne Reſultate erzielt. Jedenfalls iſt der Name Dölcher aus der Geſchichte des Krieger— vereins nicht wegzudenken. So kann der Jubi⸗ lar in beſter Geſundheit ſeinen 70. Geburtstag feiern und auf ein arbeitsreiches, erfolgreiches Leben zurückblicken. Möge ihm ein ſchönes Alter beſchieden ſein. Herzlichen Glückwunſch! * Geburtstagsfeier. Wie wir hören bringen am Freitag abend der Krieger- u. Sol- datenverein mit einem Spielmannszug, die Sänger⸗ Einheit unter Mitwirkung der Feuerwehrkapelle ihrem Vorſitzenden Herrn Dölcher anläßlich ſeines 70. Geburtstages ein Ständchen da. Die Feuerwehrkapelle bringt mit den Spiellenten der Teutonen den großen Zapfenſtreich zu Gehör. Wohl das erſtemal, das dieſe Weiſen in Viern⸗ heim erklingen. Am Sonntag abend verfammelt der Krieger- und Soldatenverein Teutonia ſeine Mitglieder zu einer Geburtstagsfeier im Schützen- hof. Die Vorbereitungen verſprechen einen rich— tigen Familienabend. Die letzte Vorſtellung des hier beim Schwarzen Peter gaſtierenden Zirkus findet heute Abend ſtatt. Die Eintrittspreiſe ſind ſehr niedrig, 30 Pfg. und 50 Pfg. Als beſondere Attraktion wird heute Abend Herr Schweinehändler Karl Dewald im Löwenkäfig bei den 3 Berberlöwen eine Flaſche Wein trinken. Dieſes Wagnis zeugt von Mut und Enſchloſſen⸗ heit. Sind dieſe Tiere auch dreſſiert, ſo bleibt die Beſtie doch eine Gefahr. Jeder Dompteur wurde bis jetzt ſchon ein Opfer ſeines Berufes. Auch ſonſt wird heute Abend Zirkuskunſt erſten Ranges geboten. Ein Beſuch iſt nur beſtens zu empfehlen. * Der„Phönix“ auf dem Wald⸗ ſportplatz! Es geht um die Führung! Wald⸗ hof, Neckarau und Viernheim iſt die Parole der Mannheimer Fußballer! Jeder Verein hat Chancen als Erſter zu rangieren, Herbſtmeiſter zu werden. Der am Sonntag gaſtierende L. F. E. Phönix Ludwigshafen iſt nach Waldhof die technich beſte Elf im Bezirk, wie oft war das Gros der Spieler für den Verband reprä⸗ ſentativ. Hörnle, Berk, Lindemann, Weber, Hahn haben feinſte Fußballſchule, ſind ganz große Könner die ſtets die Augen der Zuſchauer ent⸗ zückt haben. Kurz es wird ein Kampf geboten werden, der ſich wie ein Film abrollen wird. Ein Rampf um die Tabellenführung. Das iſt es was der Fußballer will, das iſt der Reiz der Verbandsſpiele. Die Viernheimer werden ſelbſtverſtändlich in der beſten Aufſtellung antre⸗ ten. Dieſe werden wir morgen les iſt erſt heute Spielausſchuß) bekannt geben. GCCCCTCTTT0TT ——