r. Aüolnbs- Jothlnt derne; sss sss Volkschor Viernheim O EH e b nh fee werden auf die morg ſtattfindende Alitglied des Deutschen Arbeiter Sängerbundes. doneral-Hommumon ö nochmals aufmerkſam gemacht. Um recht zahlreiche Beteiligun bittet Der Präfekt 5 Labahau-bereln l Das Tabakbindegarn iſt eingetroffen u. kann beim Vorſitzenden Roos abgeholt werden. Der Vorſtand. Fülrst alexander — Morgen Sonntag, den 9. Oktober 1932, nachmittags ½5 Uhr, im Konzertſaal des„Goldenen Karpſen“ Chor-Nonzert Zur Aufführung gelangen Männer-, Frauen- u ge⸗ miſchte Chöre von Lendvai, Heinz Tießen, Walter Rein, Hans Gal, Othegraven uſw. Aufführung des neueſten Werkes von Hugo Herrmann:„Chorwerk der Gemein⸗ ſchaft“ nach Texten von Kurt Klaeber, Theodor Däubler und Johannes R. Becher. Mitwirkende: Eliſabeth Börner München, Violine; Muſikal. Leitung: Alphons Meißenberg⸗ Weinheim. Eintritt 70 Pfg.— Stuhlkonzert. Zu dieſem Konzert ladet höfl. ein. Molkschor Viernheim Das Konzert beginnt pünktlich 25 Uhr.— Während den Darbietungen bleiben die Saaltüren geſchloſſen. Fur dis uns anldßlich unserer Derma hlung in So reichem IMlaße æufei] gewordenen Glucdiuunsde und Über- reichen Geschenke, besonders dem Hidnnergesungberein, für die durgebradiſe Ovalion vdhrend der Trauung danken Herglichisl Adam Hoschauer u. Frau Elisubelſi geb. Dewald Viernheim, ORklober 1932 Vornehme Tanzſtätte Morgen Sonntag von nachmittags ab großer AN 2 Moderne Schlager! 05 lers 0 ir laden hierzu recht höflichſt ein Joſef Klee Orig. Jazz Band W. Hanf Boldener Engel. 85 Schönſte und vornehmſte Tanzge⸗ 2 legenheit am Platze. Morgen Sonntag nachm. ab TAN 2 Muſik: Künſtlerkapelle Schwarz ⸗Weiß Es ladet freundlichſt ein. Der Wirt: Die Kapelle: E. Fleger Schwarz-Wein Stimmung! CENTRAL- FILM-PALAST. gehtung! Das zuelte Snitzen-Ionlilm-Programm der Herbstsalson. Ein Spitzen- Tonfilmwerk der Ufa noch schöner als, Der Sänger von Sevilla“ und wird somit wieder zum Tagesgespräch von Viernheim werden. Er ist eines der neuesten und schönsten Tonfilmwerke das je vollbracht wurde. Eln Markstein deulscher Jonfilmkunst WERNER KRAUS Mensch ohne Nemen Ein Toter geht dureh die Welt Ein Tonfilm wie man ihn sich schöner nicht vorstellen kann, wie Sie noch keinen gesehen und gehört haben. Einfach über- wüältigend.— 2. Filmwerk: Wenn Menschen veif zur Liebe werden EEE Ein wunderbares und spannendes Eilmwerk für Jung und Alt. Eine Filmsehenswürdigkeit von 1. Qualität. In der Hauptrolle ö i Fritz Hampers und Evelyne Holt. 3. Der Lustspielschlager der Woche.—(öirößter Lacherfolg. Mit diesem Programm zeigen wir auch diese Woche was wir können und rufen allen Fülmfreunden zu: Besucht alle wleder diese Woche unser zweites Herbstprogramm. Sie werden staunen und wiederkommen und sogar den Wunsch haben, daß ihre Eltern und Geschwister dieses Programm auch besuchen. Trotz höherer Unkosten keine Preiserhöhung. Des Andrangs am Sonntag wegen, möge man schon die Werktagsvorstellungen besuchen. Anfang an allen Tagen halb 8 Uhr, ab 9 Uhr noch- mals alles zu sehen. Ende 12 Uhr. Sonntag mittag große lusend- ung Minder- Verstellung. Kinder 10,9 Sonntag abend Bekanntgabe der Sportresultate—— Saftladen Morgen Sonntag ab 7 Uhr Tanz Wir laden ſrdl. ein: Der Wirt: Math. Träger. Kapelle Lenz: grün⸗rot. „Karpfen“ Morgen Sonntag ab 5 Uhr TAN 2 Es ladet freundlichſt ein Der Wirt. Kapelle Schmieder . 8 Zum Kaiserhof Morgen Sonntag großer Muſik: Feuerwehrkapelle Es ladet freundl. ein Der Wirt. Sehet, wie lieblich Sehet, wie gut (Sopran Beſuch. 255555355655 5 5559529598899 7 S EL 1 2 Sänger Einheit 1672 60 1932 U Sonntag, 16. Oktober, nachm. 3 Uhr im Saale des Freiſchütz Jubiläumskonzert unläslieh des Soishrigen Bestehens. Mitwirkende 1 Frl. M. Mitteldorf, Konzertſängerin, Mannheim Kapelle Hanf⸗Blank; Männerchor des Vereins. Muſika⸗ Herr Chormeiſter E. Hartmann, Mannheim. Anſchlie gend Festbankett unter der Mitwirkung hieſiger und auswärtiger Brudervereine, und der Kapelle Hanf⸗Blank. ——ͤ ꝑZA.— D L 2 Abends 8% Un Familienfeier mit Tanzgelegenhelt- Die verehrl. Einwohnerſchaft, insbeſondere unſere Mitglieder und Ehrenmitglieder nebſt Angehörigen laden wir zu dieſer Jubi⸗ läumsveranſtaltungen herzlichſt ein und bitten um recht zahlreichen liſche Nate Eintrittspreis zum Konzert incl. Programm 60 Pfg. Eintrittspeis zum Feſtbankett und zur Abend ⸗Veranſtaltung frei! EececececCcCe((6éecCeé6(ceccceccceck CCC ee( t( CCC eee 1 head aldddhg dd adddddnd nnadladddhd Addons Add ldd dh adh Ke addddd afcöcdd gha 8 0 8 Il. zu sein.— ſaſnaladdgdd dtn Ada addad hes Kae d J desehalsüpernapme u.-Tplahlung Der geehrten Einwohnerschaft, insbesondere unseren werten Nachbarn, Freunden und Bekannten hierdurch zur Kenntnis,, daß wir die bestbekannte und altrenommierte Gastwirtschaft un eusschenkaser übernommen haben. Die Eröffnung findet heute Samstag abend statt, wozu wir alle uns Gutgesinnten recht herzl. einladen. Es wird unser eifrigstes Bestreben sein, nur das Beste was Küche und Keller liefert, zu bieten, um alle Gäste auf das sorgfältigste zu bedienen und für einen angenehmen Aufenthalt und gute Unterhaltung besorgt Zum Ausschank kommt das beliebte ein- heimische Rühnerbräu sowie nur erstklassige Mit der Bitte uns in unserem neuen Unternehmen gefl. unterstützen zu wollen, zeichnet Hans Brückmann 1. u. Frau -p g ggg agg ung mg ung p agen 8 fe- üg g ue hochachtungsvoll W Wohnung 3 Ammer u. Küche mit ſämtlichem Zubehör, neu hergerichtet, ſofort billig zu vermieten Blauehutstr. 22 Schlafzimmer: neu, kompl. m. Spiegelſchrank Ri. 137.— Can des Mannheim⸗Lindenhof, Bellenſtraße 2(Alte Oel⸗ fabrik) dir. hint. Haupt⸗ bahnhof. Lampert 5 7 Dan f allen Denen, die uns aus Anlaß 1 unserer Ver md blun g init so gablreichen Glucb 7 wünschen und Gescbenſten beehrt haben. ernef herglicben Dane dem Gesang Verein „Deuischbe Cinbeti: Mhm.-Feudenpeim für die dar- gebrachte schone Ovalion. Ceofg Aarl Ylüsſer und trau Malermeister Selene geb. Noos. JJ Achtung! prima Rindfleisch „ Ochzenfleisch ſowie erſtklaſſiſches Ralbfleiſch feinſten gekochten Schinken und la Wurſtwaren Spezialität: la Bratwürſte Hochachtungsvoll Ober matratzen Stahlmatratzen Schonerdecken geg. Kasse zu Fabrikpreisen Preislisten verlangen. Matratzen-Burk Ludwigshafen a. Rh. Hagenstraße 91 Weiden Käse Pfd. 25 Pte. Sauer mlloh Liter 10 Pfg. engere üg. Js. Maas el. 189 merſtraße Eppel, Kiesſtraße +* Tönſon Fiimpalast. (Ab heute bis Montag 3 Tage.) Harry Piel Die größte Senſation der Woche in 5 Viernheim. Der große Abenteurer Marry piel in ſeinem atemraubenden Schlager, das Abenteuer eines Viel⸗ 1 geſuchten. Luft- Piraten. Harry Piel Der Name bürgt! 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Sonntag uroffe Hindervorstellung Kinder 10 Pfg. lies auf zu Harry Piel. ſurnzeſner Ante 0(Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 1,40 Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. eit fei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 236 Keine Selbſtzerfleiſchung! Auf dem deutſchen Volke ruht— ſo will es cheinen— der ſchwere Fluch, nie zur Ei⸗ igkeit, geſchweige denn zur Ruhe zu kommen. Auf dem politiſch een Gebiete iſt er Kampf um die Machtergreifung auf der inen und um die Behauptung der augen⸗ Poſition auf der anderen Seite größer denn je, eine Richtung ſucht die an⸗ dere möglichſt raſch„unſchädlich“ zu machen oder ins Verderben zu ſtürzen. Aber nicht nur in der Politik iſt es ſehr ſchlimm mit der deutſchen„Eintracht“ beſtellt, auch die verſchiedenen Organiſationen, der deutſchen Wirtſchaft ſuchen ſich immer ehr zu bekämpfen. Große Widerſacher ſind n der letzten Zeit beſonders In duſtrie ind Landwirtſchaft geworden. Erſtere ehren ſich mit aller Macht gegen den„wahn— innigen“ Gedanken der Autarkie und letztere chimpfen kräftig über den„Exportfimmel“ er Induſtrie⸗ und Handelskreiſe. Doch noch weit gefährlicher ſcheinen ſich die Gegenſätze wiſchen Unternehmertum und Ar⸗ eiterſchaft zu entwickeln. Beide haben war die gemeinſame Aufgabe unſe⸗ es kulturell hochſtehenden Landes anerkannt, ämlich das wirtſchaftliche Ziel, die Kaufkraft der Maſſen zu heben und damit die Lebens⸗ haltung des Volkes zu verbeſſern, d. h. den Verbrauch an Konſumgütern pro Kopf zu er⸗ höhen. Worin ſich aber gerade in dieſer Be⸗ ziehung Unternehmerſchaft und Gewerkſchaf— ten— als die Vertreter der Arbeiter— un⸗ terſcheiden, ſind nur die Anſichten über den Weg, auf dem dieſes Ziel zu erreichen iſt. Die Gewerkſchaften ſtützen ſich in ihren Gedankengängen bekanntlich auf ihre ſogenannte Kaufkraftlehre, d. h. ſie be⸗ haupten, daß durch eine weſentliche Erhöhung der Löhne die Kaufkraft der Maſſen geſteigert werden könne, wodurch eine Vermehrung der Produktion und damit auch eine Steigerung der Lebenshaltung eintreten würde. Dieſer klaren und einfachen theoretiſchen Erkenntnis der Gewerkſchaften ſetzt das Unterneh⸗ mertum den„praktiſchen“ Mißerfolg dieſer Theorie gegenüber. Seiner Auffaſſung nach iſt es den Gewerkſchaften auf Grund ihres politiſchen Einfluſſes weitgehend gelungen, den Grundſatz der Kaufkraftſteigerung zur Durchführung zu bringen; ſie hatten erreicht, daß der Konſum und damit die Nachfrage nach Verbrauchsgütern ſich außerordentlich hob. Weſentlich vermehrt wurde die dadurch ſtark forcierte Nachfrage noch durch die vielen neuen von der öffentlichen Hand übernomme— nen Aufgaben, was zur Folge hatte, daß die Produktionsſtätten nicht ausreichten und der Unternehmer, um ſeinen Kundenkreis nicht zu verlieren, gezwungen war ſich dieſer er⸗ höhten Nachfrage anzupaſſen. Das konnte nur durch Vergrößerungen der Produktionsſtät⸗ ten erreicht werden. Dieſe künſtliche und un⸗ geſunde Aufblähung des Produktionsapparg⸗ tes ſoll nun— nach Anſicht des Unterneh⸗ mers— im Verein mit den Fehlinveſtitionen rieſenhafter Kapitalſummen für öffentliche Zwecke der Ausgangspunkt für die große Fi⸗ nanzkataſtrophe geweſen ſein, die die deut⸗ ſche Wirtſchaft an den Rand des Erliegens gebracht hat. Soweit das Unternehmertum. Die Gewerkſchaften aber erkennen keines— wegs dieſen Gedankengang, der den Irrtum ihrer Kaufkraftlehre klar legen ſoll, an, ſon— dern behaupten, der Grund des Zuſammen⸗ bruches der Wirtſchaft und des Niedergangs des privaten Unternehmertums beruhe allein darin, daß ſich das privatkapitaliſtiſcheSyſtem 1 5 längſt überlebt habe. Dieſe große Meinungsverſchiedenheiten bil⸗ 5 1 den alſo die Urſache des hartnäckigen Kamp⸗ les, der ſich bis heute derart verſchärft hat, 8 daß beide, ſowohl Unternehmertum wie Ge⸗ werkſchaften, befürchten, ein Nachgeben oder eiene Einigung ginge auf Koſten ihre Preſti⸗ ges und würde eine Schädigung ihrer augen- blicklichen Poſition nach ſich ziehen oder den tieilweiſen Verluſt ihrer ſchwer erkämpften Er⸗ rungenſchaften bedeuten. Und darin liegt der Grund. warum die Gewerkſchaften faſt aller Richtungen der praktiſchen Durchführung des neuen e Wirtſchaftsprogramms hartnäckigen Widerſtand entgegenſetzen. Dieſes Gebahren der Arbeiterorganiſatio⸗ nen erweckt den Anſchein, als ob die„Beſchäf⸗ tiaten“ vermeiden wollten. daß man den ſeit⸗ Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Montag, den 10. Oktober 49. Jahrgang Die deutſche Antwort. In London überreicht.— Konſerenzeinladung angenommen. Berlin, 9. Oktober. Die deutſche Antwort auf die engliſche Ein— ladung, an einer derade der Gleichbe— rechtigungsfrage in London teilzunehmen wurde im engliſchen Auswärtigen Amt durch den deutſchen Geſchäftsträger, Graf Bern— ſtorff, überreicht. Die deulſche Regierung erklärt ſich in ihrer Ankwork bereit, an der Londoner Beſpre⸗ chung teilzunehmen. Gleichzeitig ſpricht ſie je. doch die Erwarkung aus, daß den deutſchen Forderungen Rechnung getragen werde und daß das Thema der Konferenz ſo gefaßt wird, daß nicht von vornherein eine Beeinkrächli⸗ gung der deutſchen Forderungen möglich iſt. Die Reichsregierung erklärt ſich auch dann bereit, an ſolchen Verhandlungen ſich»u betei- ligen, wenn Vertreter kleiner Staaten hin. zugezogen werden, aber dann auch gleichzeitig der Rüſtungsſtand dieſer kleinen Skaaken in die Erörterung einbezogen wird. Die Note nimmt alſo in der Form, in der ſie abgefaßt iſt, der franzöſiſchen Re⸗ gierung die Möglichkeit, zu behaupten, daß Deutſchland den Konferenzgedanken zum Scheitern gebracht habe. Nach engliſcher Auf⸗ faſſung hängt für die Belebung des Konfe⸗ renzgedankens viel von der deutſchen Ant⸗ wort ab. Man hofft immer noch, daß Frank— reich allein nicht die Verantwortung für ein Nichtzuſtandekommen der Konſerenz auf ſich nehmen will. Keine Veröffentlichung. Der Worklaut der deutſchen Ankworknoke auf die engliſche Einladung, an einer Kon- ferenz zur Beilegung der Abrüſtungsſtrei⸗ tigkeiten in London keilzunehmen, wird nicht veröffenklicht. Wie nerlautet. ore ie deutſche Reagie— her Arbeitsloſen den Weg zur Arbeit und da— mit den Weg aus dem Elend verſperren woll— tes Dies darf und kann aber nie und nim⸗ mer der Grund ſein. Wir wiſſen, daß das Solidaritätsgefüht gerade beim Arbeiter ſo groß iſt, daß er gerne zu Gunſten ſeiner darbenden Genoſſen ein Opfer bringt. Wir wiſſen aber auch, daß dem wirklichen, dem verantwortungsvollen Unternehmer das Wohl und Wehe all' ſeiner Mitarbeiter ſo ſehr am Herzen liegt, daß er ihnen nicht allzu Schweres oder gar Unmögliches zumuten wird. Dies beweiſt am beſten die Tatſache, daß ſich vor kurzer Zeit Wirtſchaftsführer an die Reichsregierung wandten, um die Beſeiti— gung der ſozialen Härten im Wirtſchaftsplan zu erzielen; denn ſie wiſſen ſelbſt genau, daß ſich ihr Unternehmen nur dann aufrecht erhal— ten läßt, wenn ihnen geſunde und zufriedene d. h. arbeitsfreudige Kräfte zur Verfügung ſtehen. Was wir daher wünſchen, iſt, daß ſich ſchnellſtens deutſche Arbeiter und Unterneh⸗ mer die Hand reichen mögen, um friedlich das gemeinſame Ziel zu erreichen— die Verbeſ⸗ ſerung der Lebenslage unſerer Arbeiter und deren Familien und damit den erſehnten Wiederaufſtieg der deutſchen Nation. Neues aus aller Welt. Eine geſunde Großſtadt. Nach den neueſten Feſtſtellungen leben gegenwärtig in Köln 54 über 90 Jahre alte Perſonen. Hiervon haben 5 ſogar ein Lebensalter von über 95 Jahren und eine iſt über 100 Jahre alt. Abgebrochener Streik. Der Streik bei der Induſtrie ⸗ Verlags- und Deuckerei-AG. in Düſſeldorf, die die„Deutſche Bergwerks⸗ Zeitung“, den„Mittag“ und den„Düſſeldor⸗ fer Stadtanzeiger“ herausgibt, iſt beendet Die Belegſchaft hat die Arbeit bedingungs⸗ los wieder aulgenommen. Da in der Zwe, ſchenzeit Erſatzkräfte eingeſtellt werden muß ten, kann die alte Belegſchaft nicht voll einge ſtellt werden. rung jedoch in ber Note ihre Bereitwillig— keit, mit den eingeladenen Mächten in einen offenen Meinungsaustauſch über eine zweck— mäßige und billige Löſung der auf der Ab⸗ ful ge neee Schwierigkei⸗ ten einzutreten. Als Ausgangspunkt für dz Ausſprache wird die Schlußerkle rung von Lauſanne angeſehen, in der feſtgeſtellt wurde, daß auch andere ak; tuelle Fragen, als die Reparations— frage im Wege eines Meinungsaustauſches ur Herſtellung und Förderung des FTrie— jens und des Vertrauens zwiſchen den Völ— ern im Geiſte des Ausgleiches der Zuſam⸗ nenarbeit und der Gleichheit geregelt werden önnen. Dagegen wird feſtgeſtellt, daß als Hrundlage für die Ausſprache die engliſche und die franzöſiſche Note auf den deutſchen Schritt nicht geeignet ſeien. Die deutſche Note vermeide es jedoch einen peſſimiſtiſchen Ton anzuſchlagen und gibt der Hhofnung Ausdruck, daß es möglich ein werde, die Gründe zu beſeikigen, die zu dem Fernbleiben Deutſchlands von der Abrü⸗ ſtungskonferenz geführt häkten. Bezüglich des Zeitpunktes der Kon⸗ ferenz wird erklärt, daß das urſprünglich in Ausſicht genommene Datum infolge der Ta⸗ gung der Bundesratsverſammlung des Völ⸗ kerbundes in Genf nicht geeignet erſcheine. „Von ſehr großer Bedeutung.“ Engliſche Stimmen zur deulſchen Note. London, 9. Oktober. Die Nachricht, daß Deutſchland die engli— ſche Einladung zu einer Viermächtekonferenz ſozuſagen vorbehaltlos angenommen habe, iſt, wie die liberale„News Chronicle“ in einem Leitartikel ausführt, von ſehr großer Bedeutung und könne das Ende des bekla— zenswerten Stinſtandes in den Verhandlun⸗— zen bedeuten. Deutſchland verlange, daß eine neue Abrüſtungs vereinbarung an die Stelle der militäriſchen Beſtimmun— gen des Verſailler Vertrages treten ſolle, was ſchon der Kernpunkt der engliſchen Meinungserklärung geweſen ſei und was auch niemals völlig von Herriot abgelehnt worden ſei. Alle unparkeiiſchen Kritiker hällen offen die Berechtigung des deutſchen Verlangens anerkannt, ſo daß eine formelle Ablehnung kaum möglich ſei, aber es ſei noch fraglich. ob dieſer Standpunkt allgemein angenom- men werden würde. Der diplomatiſcheKorreſpondent des„Dai— ly Telegraph“ rechnet damit, daß, wenn die Viermächtekonferenz zuſtandekommt dies er ſt in einigen Wochen der Fall ſein werde. Sie würde dann wohl auch nicht in London ſtattfinden und ſich in ihrer Zuſammenſetzung weſentlich von der ur⸗ ſprünglich geplanten unterſcheiden. Die eng— liſche Mitteilung von der Vertagung der Konferenz ſei noch gerade ſo rechtzei⸗ tig nach Paris gekommen, um die Ab⸗ ſendung einer ablehnenden franzö⸗ ſiſchen Antwort zu verhüten. „Langſam und vorſichtig.“ Der Genfer Korreſpondent des„Manche— fter„Guardian“ meldet, daß Freiherr von Neurath ſchon bei dem Verlaſſen ſeines Londoner Boſchafterpoſtens dem engliſchen Miniſterpräſidenten von ſeiner Abſicht Kennt— nis gegeben habe, die Frage der deutſchen Gleichberechtigung und Rüſtungsfragen auf⸗ zuwerfen. Macdonald habe dem zugeſtimmt, aber gleichzeitig darum gebeten, daß Deutſch⸗ kand langſam und vorſichtig vorgehen möge. Aus der Dortenzeit. Ein Separatiſtenprozeß in Frankfurt.— der 1. Juni 1919. Frankfurt a. M., 9. Oktober. Vor der Kleinen Strafkammer Frankfurt begann ein Beleidigungsprozeß, zu dem 42 Zeugen, darunter der Biſchof von Limburg, geladen ſind. Der Prozeß führt in die Zeit der Abtrennungsbeſtrebungen und der Dortenſchen Machinationen zurück. Kläger in dem Verfahren iſt Landgerichtsrat Wilhelm Schmitz, Angeklagter der Schriftſteller Roderich Boettner, beide in Wiesbaden anläſſig. Boettner iſt der Herausgeber der Wochenſchrift„Das Wo- chenende“, die inzwiſchen den Titel„Junges Deutſchland“ erhielt. Am 30. Auguſt 1930 wurde in dieſem nationalſozialiſtiſchen Wo— chenblatt unter dem Titel„Nach den Auf⸗ zeichnungen eines hohen Wiesbadener Kom— munalbeamten“ eine Separatiſtenliſte veröf— fentlicht, die auch den Namen des Klägers aufführte. Am 4. März 1931 fand vor dem Amtsgericht Wiesbaden die erſte Verhand- lung in der Sache ſtatt, die damit endete, daß der Angeklagte wegen übler Nachrede zu acht Wochen Gefängnis verurteilt wurde. Gegen dieſes Urteil legte der Angeklagte Be— rufung ein. Die Strafkammer in Wiesbaden verurteilte Boettner zu 100 Mark Geldſtrafe wegen der Beſchuldigung, der Kläger habe ſich bei der Unterbringung ſeines Sohnes und der Anſtellung ſeines Schwiegerſohnes unlauterer Mittel bedient. Wegen des Vor— wurfs, der Kläger habe der ſeparatiſtiſchen Bewegung angehört, erfolgte Freiſpre⸗ chung, da der Kläger nach der Aus ru⸗ fung der rheiniſchen Republik nicht zu Dorten hätte gehen dür⸗ fen. Das Oberlandesgericht verwies den Fall zur nochmaligen Entſcheidung an das Landgericht Frankfurt. In der jetzt anberaumten Verhandlung ſchilderte der 62 jährige Privatkläger, wie es ſich mit ſeinen Beziehungen zu Dorten ver⸗ hielt. Ende Dezemver 1918 erhielt er eme Einladung zu einer Verſammlung im Kur⸗ haus, wo etwa 200 Perſonen anweſend wa— ren. Von Januar bis April habe er dann an ſechs Beſprechungen teilgenommen. Niemand habe ahnen können, daß hier nicht im va— terländiſchen Intereſſe gehandelt werde. Am Morgen des 1. Juni ſei er dann von ſeinem Sohn benachrichtigt worden, daß die Rheiniſche Republik ausgerufen worden ſei. Bei Dr. Dorten habe man zwei Herren in franzöſiſcher Uniform geſehen. Das habe ihn, den Kläger, ungemütlich berührt und er habe ſich nur formell von Dr. Dorken verabſchie⸗ del. Der Kläger will in keiner Weiſe über die Vorgänge orienkiert geweſen ſein, auch nicht durch Jeikungslektüre, denn Zeitungen aus dem Reich ſeien damals nicht hereinge⸗ kommen. Der Kläger hat damals einen Auf⸗ ruf unterzeichnet, der in Köln zur Bildung einer weſtdeulſchen Republik im Rahmen des Deutſchen Reiches von prominenten Perſön⸗ lichkeiten des Jenkrums unterſchrieben war. In den Beſprechungen, denen der Kläger bei⸗ wohnke, ſeien niemals Franzoſen zugegen ge. weſen. Der Zeuge Scharf hat an Dorten einen Brief gerichtet, um eine Auskunft über Schmitz zu erhalten. In der Antwort ſagte Dr. Dorten, daß ſich Schmitz nach dem 1. Juni 1919 nicht mehr an der Be⸗ wegung beteiligt habe. Der frühere Parteiſekretär der Zentrumspartei, Krä⸗ mer, gibt an, daß Schmitz ſich nach dem 1. Juni vollkommen von der Bewegung zurück⸗ gezogen habe. Die Ehefrau des Klägers traut ihrem Mann nicht zu, daß er ſich in Dinge einließ, die gegen das Vaterland ge⸗ weſen ſeien. Von dem Beſuch bei Dr. Dor⸗ ten ſei ihr Mann ganz erregt nach Hauſe ge— kommen. Der Prozeß geht weiter. Die Annahme in Frankreich. Freundſchaft mit Amerika betont. Paris, 9. Oktober, Die Annahme der engliſchen Einladung zur Londoner Fünfmächtekonferenz durch die Reichsregierung wird von den Pariſer Mor⸗ enblättern zum Teil offenſichtlich mißgünſtig ommentiert. Der„Exzelſior“ ſchreibt, man habe ſich in Berlin außerordentlich beeilt, die Einladung des Foreign Office anzunehmen, nachdem man erfahren habe, daß die Konfe⸗ renz bis auf weiteres vertagt ſei. Man be⸗ mühe ſich in Berlin, die Vertagung als einen diplomatiſchen Sieg Frankreichs hinzuſtellen, während ſie doch nur einen Triumph der bri— tiſchen Vernunft bedeute. Im übrigen bemüht ſich die Pariſer Preſſe auf ein anderes Thema überzugehen, deſſen Richtung der„Matin“ dadurch angedeutet ſieht, daß in der amtlichen Mitteilung über die Unterredung zwiſchen Herriot und Nor— man Davis die Genfer Arbeiten be⸗ ſonders hervorgehoben wurden. Da jedoch über die Abrüſtungsfrage zunächſt nichts Neues zu ſagen iſt, feiern die Pariſer Blätter die franzöſiſch⸗amerikaniſche Einigkeit. Die Uebereinſtimmung zwiſchen Paris und Waſhington in den Anſichten über die mei⸗ ſten laufenden großen Probleme ſei, ſo ſchreibt das„Journal“, noch nie vollkomme⸗ ner geweſen. Dieſe Uebereinſtimmung wird von der Pariſer Preſſe in erſter Linie auf dem Gebiet der Abrüſtungskonferenz ge⸗ ſehen, ohne daß dafür nähere Unterlagen ge⸗ bolen werden. Amerikas Abſichten. Einzelbeſprechungen. London, 8. Oktober. Der amerikaniſche Vertreter bei der Abrü— ſtungskonferenz, Norman Davis, iſt in Lon— don eingetroffen. Er erklärte bei ſeiner An— kunft, daß er mit der engliſchen Regierung Beſprechungen haben werde, um die Wieder— aufnahme der Abrüſtungsverhandlungen zwiſchen den vier Mächten vorzubereiten, wie dies im Juli in Genf vorgeſehen wurde. Zu— erſt ſollten England und Amerika ihre Vorſchläge erörtern, die keineswegs mitein— ander unvereinbar ſeien. Sollte ein Einver— nehmen zuſtandekommen, ſo würden die Be⸗ ſprechungen zunächſt auf Japan und ſpäter auf Frankreich und Italien ausgedehnt werden. Möglicherweiſe werde er auch Fra⸗ gen beſprechen, die mit der Weltwirtſchafts— konferenz zuſammenhängen. Nur in Genf, ſagt Herriot. Einer Reutermeldung zufolge. hat Herriot Norman Davis verſichert, daß Frankreich be⸗ reit ſei, die Abrüſtung von ſämtlichencGeſichts⸗ punkten aus einſchließlich der deutſchen Gleichberechtigungsforderung zu beſprechen, aber er habe darauf beſtanden, daß derarlige Erörterungen in Genf ſtatkfinden müßten. Leſterreich gegen Gleichberechtiaung? Im franzöſiſchen Fahrwaſſer.— Ein eigen artiger Schritt. Genf, 10. Oktober. Der ſtändige Vertreter der öſterreichiſchen Regierung beim Völkerbund, von Pflügl, hat. nach franzöſiſchen Mitteilungen im Auftrage! ſeiner Regierung beim franzöſiſchen Kriegs- miniſter Paul-Boncour einen Schritt unter— nommen und darauf hingewieſen, daß die öſterreichiſche Regierung lebhafte Beunruhi— gung über eine Zuſammenkunft der Groß— mächte zur Behandlung der Abrüſtungsfra— gen außerhalb Genfs empfinde. Die öſterreichiſche Regierung hal ſich da⸗ mit dem Vorgehen der Tſchechoflowakei, Po- lens, Rumäniens, Südſlawiens und Belgiens angeſchloſſen und ſuchtl damit in Ueberein⸗ ſtimmung mit dieſen Mächten und dem offi⸗ ziellen standpunkt der franzöſiſchen Regie ⸗ rung eine Behandlung der deutſchen Gleich- berechtigungsforderung unmöglich zu ma⸗ chen. Der Schritt des öſterreichiſchen Geſand⸗ ten hal in hieſigen internationalen Kreiſen Befremden erregt, da man ein derart offen⸗ kundiges Abrücken von Deulſchland nicht er · wartet hat. Neuer Schachzug Frankreichs. Ein Abrüſtungs- und Sicherheitsplan.— Fünfmächlekonferenz in Lauſanne? Genf, 10. Oktober. Die franzöſiſche Regierung beabſichtigt, nach zuverläſſigen Mitteilungen, ihren gro⸗ ßen Abrüſtungs⸗ und Sicherheitsplan frühe⸗ ſtens nach dem 25. Oktober dem Büro der Abrüſtungskonferenz zu überreichen. Der Plan umfaßt einen Konſultativpakt ſieht internationale Kontroll- und Sanktions⸗ maßnahmen für die. der Ab⸗ 1 vor, verlangt. Durchführung der Abrüſtung und die Inter 7 0 5 iſierung und Kontrolle der Zivilluft⸗ ahrl. Die urſprünglich auf den 10. Okto, ber einberufene Eihung des Büros den Abrüſtungskonferenz wird daher nach frangöſiſchen Mitteilungen auf End Oktober verlegt werden. Das geſamte Abrüſtungsabkommen ſoll ſo⸗ dann mit größter Beſchleunigung zum Ab⸗ 7210 gebracht werden, ſo daß damit die eulſche Regierung vor die Enkſcheidung ge ſtellt würde, entweder an dieſem Abrüſtungs⸗ abkommen mitzuarbeiten, oder im Jalle des Jernbleibens die Entwaffnungsbeſtimmun⸗ gen des Verſailler Vertrages weiter zu kra⸗ gen. Auf franzöſiſcher Sete wird ferner erklärt, daß der Plan der Abhaltung der Fünf⸗ mächtekonferenz noch nicht endgültig e ſei, jedoch ſtände feſt, daß dieſe onferenz nicht in London, ſondern voraus⸗ ſichtlich in der Schweiz ſtattfinden werde. Da die deutſche Regierung Verhandlungen zwiſchen den fünf Mächten in Genf ablehnt, wird beabſichtigt die Konferenz in einer, in der Nähe von Genf gelegenen Skadt, vielleicht Lauſanne, abzuhalten. Gegenwärtig gehen zweifellos die franzöſi⸗ ſchen Bemühungen in der Richtung, zunächſt den großen franzöſiſchen Abrüſtungs⸗ und Sicherheitsplan im Büro der Abrüſtungskon⸗ ferenz zur Verhandlung zu ſtellen und damit für die übrigen europäiſchen Großmächte und die Vereinigten Staaten eine neue Lage zu ſchaffen, die eine unabhängige Behandlung der Gleichberechtigungsfrage außerhalb des Rahmens der Abrüſtungskonferenz unnmöglich machen würde. Numäniſcher Staatsbankrott. Verhandlungen mit den Gläubigern oder Moratorium. Bukareſt, 9. Oktober. Nachdem durch Ablehnung der Forderun— gen des Finanzausſchuſſes des Völkerbundes zunächſt klare Verhältniſſe geſchaffen wor⸗ den ſind, erklärt die rumäniſche Preſſe, daß der Völkerbund unter anderem zur Finanz— kontrolle die Einſetzung eines Generalrevi— denten in Bukareſt gefordert hatte, der noch größere Vollmachten als ſeinerzeit der Vertre⸗ ter des Völkerbundes in Wien erhalten ſollte. Jetzt bleibt nur der Weg der direkten Ver ⸗ handlungen mit den Gläubigern, den die Re gierung einſchlagen will. Man argumentiert dahingehend, daß dieſe Gläubiger an einem Staalsbankerott kein Inktereſſe haben können, weil ſie dann ganz leer ausgehen würden und ſind bereit, im Falle eines großzügigen Enk⸗ gegenkommens, ſich mit einer Art g olle übzufinden. Andererſeits iſt die Stimmung derart, daß der Staat auf jeden Fall die Auslandsgah⸗ lungen von ſich aus einſtellen wird, wenn die Gläubiger die direkten Verhandlungen ver⸗ ſchleppen oder unerfüllbare Forderungen ſtellen ſollten. Man will bis zum 1. Novem⸗ ber Klarheit ſchaffen. Bis dahin wird kein Regierungswechſel eintreten. Nentenkürzung bleibt! Berlin, 10. Oktober. Von zuſtändiger Stelle wird erklärt, daß die Preſſemeldung, vom Kabinett ſei die Auf⸗ hebung der Kürzung der Sozial- und Inva⸗ lidenrenten beabſichtigt, falſch ſei. Eine ſolche Aufhebung würde eine erhebliche Mehrbela⸗ ſtung des Reichshaushalts bedeuken. Richtig ſei, daß der Reichsarbeitsm'niſter den Mitgliedern des ſozialpolitiſchen Aus⸗ ſchuſſes der deutſchnationalen Reichstagsfrak⸗ tion erklärt habe, es ſei nicht beabſichtigt, die Arbeitnehmer zu belaſten, ſondern man wolle alles zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit tun. Ferner ſei richtig, daß der Reichsarbeits⸗ miniſter die Erfüllung der deutſchnationalen Forderungen auf Erhöhung der Unterſtüt⸗ zungsſätze für den Winter in Ausſicht geſtellt habe. Wieder eine Haalſchlacht. Nationalſozialiſten ſprengen eine Wahlver⸗ ſammlung. Düſſeldorf, 9. Oktober. Eine von der Deutſchnationalen Volkspar⸗ tei in die Tonhalle in Düſſeldorf einberufene Wahlverſammlung wurde gleich zu Beginn durch laute Zurufe geſtört, ſodaß der Ver⸗ ſammlungsleiter gezwungen wurde, die na⸗ tionalſozialiſtiſchen Zwiſchenrufer durch den Saalſchutz entfernen zu laſſen. Hierauf ent⸗ ſtand ein ungeheurer Tumult. Es kam zu einer ſchweren Schlägerei. Als die Nationalſozialiſten das Horſt. eſſel⸗Lied anſtimmten, ſpielte die Kapelle das Deutſch⸗ landlied. Ein ſtarkes Schupoaufgebot räumte mit dem Gummiknüppel den Saal. Vorher waren im Saal mehrere Schüſſe gefallen. Zwei verſammlungskeilnehmer wurden ſchwer verletzt. Ein weiterer Verſammlungsteilneh⸗ mer. der von der Galerie herab in den Saal ſchieizen wollte. wurde entwaffnet und im gerlauf des Handgemenges über die Brü⸗ ſtaͤng in den Saal geworfen. Die Polizei teilt zu den Störungen noch mit, daß auch Schüſſe abgegeben wurden, durch die einige Verſammlungsteilnehmer er⸗ heblich verletzt wurden. Weide Mänſe und Knallerbſen. Minden(Weſtfalen), 9. Okt. Eine Wahl- verſammlung der Dn. Vp. der Studien⸗ aſſeſſor Flume⸗ Bielefeld über„Schwarz⸗Rot Braun“ und„Schwarz⸗Weiß⸗Rot“ prach, nahm einen bewegten Nerlauf. Schlienlich wur in Baden nur den weiße Mäuſe losgelaſſen, und es wurde mit Knallerbſen und Schreaſchüſſen gearbei⸗ tet, ſodaß der Redner ſein Referat nicht zu Ende führen konnte und das Ueberfallkom⸗ mando zur Räumung des Saales einſchreiten mußte. Ein Mann wurde feſtgenommen, als er einen Revolverſchuß gegen den Redner ab⸗ feuerte. Politisches Allerlei. Berlin. Der ehemalige Kommandeur der Berliner Schutzpolizei, Oberſt Heymannsberg, hat nunmehr dem kommiſſariſchen preußiſchen Innenminiſter Dr. Bracht ſein Abſchiedsgeſuch eingereicht. Tolio. Die japaniſche Regierung hat be⸗ ſchloſſen, in einem Memorandum zum Lytton⸗ Bericht Stellung zu nehmen. In Genf ſoll das Memorandum durch einen Sondergeſand⸗ ten, der am 22. Oktober Tokio verlaſſen wird, überreicht werden. Auslands Rundſchan. 12 Milliarden Defizit in Frankreich. Der Kabinettsrat beſchäftigte ſich haupi⸗ ächlich mit der Deckung des zu erwartenden efizits, das ſich auf etwa 12 Milliarden Franken belaufen wird. Hiervon ſollen 4 Mil⸗ llarden durch die vom Parlament gebilligten Maßnahmen einſchließlich der Konvertierung gedeckt werden, 1 Milliarde ſoll durch eine fünf⸗ bis zehnprozentige Kürzung der Beamten⸗ gehälter und 2 Milliarden durch Schaffung einer Penſionskaſſe flüſſig gemacht werden. Auch die Amortiſierungskaſſe würde mit einer gewiſſen Summe zur Beſeitigung des Defizits beizutragen haben. Kampf gegen die jüdiſchen Feiertage. Die Vollzugsorgane der Gottloſenverbände in Moskau haben 120 Stoßtrupps für den Kampf gegen die jüdiſchen Feiertage in der Sowjetunion gebildet. Die Stoßtrupps wer⸗ den beſonders Veranſtaltungen abhalten, in denen ſie verſuchen werden die Jugend und die jüdiſche Arbeiterſchaft von dem Beſuch der Tempel fernzuhalten. Mexikos Kampf gegen die Kirche. Die geſetzgebende Verſammlung des meri— kaniſchen Staates Vera Cruz hat die meri⸗ kaniſche Nationalverſammlung erſucht, den ka— tholiſchen Prieſtern das Vürgerrecht zu ent⸗ ziehen und ſie des Landes zu verweiſen. Der Gouverneur von Vera Cruz hat die Be⸗ ſchlagnahme allen kirchlichen Eigentums im Staate Vera Cruz angeordnez. Der merika⸗ niſche Bundeskongreß hat dem Erzbiſchof von Mexiko⸗Stadt mit Verhaftung gedroht, da er prieſterliche Funktionen ausübe, ohne ſich gemäß dem neuen Kirchengeſetz eingetragen zu haben. Aruguay Berichterſtatter für die einderheſten⸗ 0 frage. Der Vertreter der ſüdamerikaniſchen Repu blit Uruguay im Völkerbund, Guani, iſt zun Berichterſtatter für Minderheitenfragen er nannt worden. Arbeitsmarkt in Südweſtdeueſchland. Zahl der Arbeitſuchenden um 2,3 v. H. ge⸗ ſunken. Karlsruhe, 8. Okt. Im Landesarbeits⸗ amtsbezirt Südweſtdeutſchland wurden am 30. September 1932 280 423 Arbeitſuchende ge⸗ zählt. Ihre Zahl iſt ſeit Mitte Septem⸗ ber weiterhin um 6579 oder 2,3 v. H. ge⸗ ſunken. Man darf jedoch aus dieſer Bewegung nur bedingte Schlüſſe auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes ziehen. Wie bereits mehr⸗ fach hervorgehoben wurde, iſt die Zahl der von den Arbeitsämtern erfaßten Arbeitſuchenden in den letzten Wochen ſehr ſtark beeinflußt wor; den von der durch Notverordnung eingeführ⸗ ten Hilfsbedürftigkeitsprüfung bei Empfängern von Arbeitsloſen⸗ und Kriſenunterſtützung und von den neuen Grundſätzen für die Anerken⸗ nung der Wohlfahrtserwerbsloſen. In beiden Fällen trat mit dem Rückgang der Haun unterſtützungsempfänger bezw. eee werbsloſen auch ein Rückgang der rbeitſu · den ein, dem keine Minderung der tatſäch⸗ lichen een zugrunde lag. Während ie on dee el und die Zigarrenfabrikation größere Einſtellungen 79 zeigen in Württemberg verſchiedene In · duſtriezweine merkliche Anſätze von Neuein'⸗ hneuungen, vie in gro maße die Schuhfabtiration, die Le 1 00 55 und Ter⸗ meien beeinfluſſen dürften. Die Entwic⸗ lung der Unterſtützungszahlen der Arbeits⸗ loſenverſicherung und der Kriſenfürſorge zeigt eine nochmalige Abnahme von 1088 bezw. 2295 Hauptunterſtützungsempfänger. Der Stand an Hauptunterſtützungsempfängern war am 30. September 1932 folgender: in der verſicherungsmäßigen Arbeitsloſenverſicherung 35 447 Perſonen(26 442 Männer, 9005 Frau⸗ en), in der Kriſenfürſorge 70 516 Perſonen (55967 Männer, 14549 Frauen). Die Ge⸗ ſamtzahl der Hauptunterſtützungsempfänger iſt um 3383 oder um 3,1 Prozent nämlich von 109 346 Perſonen(84911 Männer, 24435 Frauen) auf 105 963 Perſonen(82 409 Män⸗ ner, 23554 Frauen) gefallen; davon kamen auf Württemberg 45 004 gegen 46 092, auf Baden 60 959 gegen 63 254 am 15. 9. 1932. Aus Vaden. Warnung vor einem Betrüger. Karlsruhe, 8. Okt. In letzter Zeit erſchie⸗ nen in einigen badiſchen Tageszeitungen An⸗ zeigen, nach welchen ein angeblicher Ueberſee⸗ deutſcher für ſeine zwei Mädchen„Deutſche Er⸗ ziehung“ ſuchte und als Entgelt bis zu 400 Mark monatlich bot. Der Intereſſent mußte ſein Angebot an eine Anzeigenexpedition in Zürich einſenden und erhielt ſpäter von einem angeblichen Zueſt aus Liſſabon die Nachricht, man möge 10 Mark für die zu beſchaffende Auskunft über den Intereſſenten einſchicken. Der Schwindler hat es nur auf die 10 Mark abgeſehen. Das Badiſche Landespolizeiamt warnt vor Aufnahme von Beziehungen zu dem angeblichen Zueſt und bittet etwa ſchon Geſchädigte, ihre Adreſſe und den Sachverhalt mitzuteilen. * Mannheim, 3. Okt.(Großer Erfolg der Kugellotterie.) Die Arbeitsgemein⸗ ſchaft für Kindererholung e. V. Mannheim, die Veranſtalterin der populärſten Kugellotterie, teilt in Anerkennung der Mitarbeit der Preſſe mit, daß faſt 110000 Marzipankugeln ver⸗ kauft worden ſind. An Gewinnen wurden über 40 000 Rm. ausbezahlt. Der Reinertrag, der bereits jetzt reſtlos an die Arbeitsgemein⸗ ſchaft für Kindererholung abgeführt worden iſt, beträgt über 27000 Rm. Ketſch bei Schwetzingen, 8. Okt.(Grum⸗ pen verkauf). Die Tabakgrumpen wurden verkauft und verwogen. Es wurden 51 Mark pro Zentner bezahlt. Mit dem Preis ſind die Landwirte zufrieden. Auch das Sandblatt hat dieſes Jahr eine ſehr ſchöne Farbe und verſpricht einen guten Verkauf. Schollbrunn bei Mosbach, 8. Okt.(Streit mit tödlichem Ausgang). Im Verlaufe eines aus nichtigen Gründen entſtandenen Wortwechſels verſetzte ein hieſiger Burſche dem 23jährigen Maurer Eich mit der Hand einen Schlag an den Hals. Dadurch wurde unglüch— licherweiſe die Schlagader derart verletzt, daß Eich verblutete. Wiesloch, 8. Okt.(Schlechter Früh⸗ herbſt im Angelbachtal). Nachdem nunmehr die faulen Trauben in den Wein⸗ bergkulturen des Angelbachtales ſo ziemlich ausgeleſen ſind, kann man mit Genauigkeit ſagen, daß der Frühherbſt noch hinter den Er⸗ wartungen zurückgeblieben iſt. Da die Bee⸗ ren— auffallenderweiſe auch die der Hy⸗ bridentrauben, was in ſonſtigen Jahren kaum feſtgeſtellt werden konnte— immer ſtärker in Fäulnis übergehen, ſo wird von den Win⸗ zern im Angelbachtale ununterbrochen weiter⸗ gefrühherbſtet, um wenigſtens auf dieſe Weiſe die noch geſunden Trauben zu retten. Der Hauptherbſt findet in allen Gemeinden am Dienstag, den 11. Oktober ſtatt. Karlsruhe, 7. Okt.(Fahrpreisermä⸗ ßigung zum Beſuch von Veranſtal⸗ tungen.) Die während der Winterſpielzeit 193132 den auswärtigen Beſuchern der Thea⸗ ter in Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe, Ba⸗ den⸗Baden und Freiburg an Mittwochnachmit⸗ tagen von der Reichsbahn gewährte Fahr⸗ preisermäßigung(Sonntagskarten für Hin⸗ und Rückfahrt) iſt unverändert ab den glei⸗ chen Bahnhöfen nach obengenannten Städten auch während der Spielzeit 1932⸗33 aufrecht erhalten worden. Königsſchaffhauſen(Breisgau), 8. Okt.(Die Hand abgeſchnitten). Der 25 Jahre alte Landwirt Kurt Haßler hier kam mit der linken Hand in die Meſſer der Futter- ſchneidmaſchine, wodurch ihm die Hand glatt abgeſchnitten wurde. Kenzingen, 7. Okt.(Gute Weinpreiſe) Im Bleichtal hat das Herbſten begonnen. Es konnten ſchon einige Verkäufe getätigt wer⸗ den. Für den Ohm wurden 60 Nm. gezahlt. Der Preis iſt zufriedenſtellend. Kehl, 8. Okt.(Im Rhein ertrun ken). Als Kieszieher von Marlen und Kehl mit ihrem Kiesnachen zu ihrer Arbeitsſtätte ſcſe wollten, mußten ſie um zwei Kanal⸗ chiffe herumfahren. Dabei blieb plötzlich die Ruderſtange des Kiesnachens hängen und warf den 26 Jahre alten ledigen Hermann Müller von Kehl mit voller Wucht über Bord. Ehe ihm Hilfe gebracht werden konnte, verſank er in der kalten Flut. Seine Leiche konnte noch nicht geborgen werden. Weinheimer Schweinemarkt. Bugzeführt: 523 Stu Verkauft: 345 Stüc Mülchſchweine das Stuck 69 M. Läufer das Stuck von 10—15 Mk. Marterkauf wüst, aus La Paz, lugzeuge das Fort Arce zu bombardieren 1 e Forderungen der Hotelbeſitzer Ermäßigung der Hauszinsſteuer und der Grundſieuer.— Beſeitigung der Gelränke⸗ ſteuer. 1 Berlin, 9. Oktober. Auf einer Tagung des Reichsverbandes der deutſchen Hoteliers in Berlin wurde eine Entſchließung angenommen, in der das Wirtſchaftsprogramm der Reichsregierung anerkannt wird. Leider komme die Verord⸗ nung dem Hotel⸗ und Gaſtſtättengewerbe nur im ſehr beſchränkten Umfange zugute, da die Steuergutſcheine für Mehrbeſchä gung von Arbeitnehmern den Hotelbetrieben keinen Vorteil brächten, als die Bemeſſungsgrund⸗ lage, für die der Beſchäftigungsdurchſchnitt der Monate Juni, Juli und Auguſt 1932, alſo die Hochſaiſon und damit der Höchſt⸗ tand der Arbeitnehmerzahl gelte, eine Ueber⸗ N e der Arbeitnehmerzahl ſehr frag⸗ würdig mache. a Es müßte dagegen von Keichswegen ſicher⸗ geſtellt werden, daß Hauszinsſteuern und Grundſteuern in allen Ländern nur im Ver⸗ hältnis der katſächlichen Beſetzung der Hokel. beiten erhoben werden dürften und nicht nach dem Wert des Grundſtückes, das in der heutigen Jeit vielfach nicht vollkommen aus⸗ genutzt werden könne. Die Beſeitigung der Gemeindegetränkeſteuer müſſe umſo dringen⸗ der gefordert werden, als ſie durch die Steuergutſchein⸗Vorzugsbehandlung nicht er⸗ faßt werde. Sowohl der Reichskanzler als auch der Reichsfinanzminiſter, die Abordnungen des Hotelverbandes empfangen haben, haben ihre Unterſtützung im Rahmen des Mögli— chen zugeſichert. Deutſche Tagesschau. Ein zurückgezogener Strafantrag. Wie der„Lokal-Anzeiger“ berichtet, hat der vor kurzem verabſchiedete Staatsſekretär des preußiſchen Staatsminiſteriums Dr. Weismann ſeinen Strafantrag gegen Philipp Lachmann wegen Beleidigung und Verleumdung zurückge— ogen. Die Vorwürfe Lachmanns gingen auf Beſtechlichkeit in mehreren Fällen, Verletzung der Eidespflicht, der Beamlenbeſtechung uſw. Vor ſechs Jahren hatte der Reviſor Philipp Lachmann in verſchiedenen Skandalprozeſſen gegen den Staatsſekretär Dr. Weismann chwere Vorwürfe in unzähligen Eingaben an je maßgebenden Stellen und auch öffentlich choben. eine Liſtenverbindung Stgatspartei- SPD. Wie aus zuverläſſiger Quelle verlautet, ha— ben die Verhandlungen zwiſchen der Staats- partei und den Sozialdemokraten über eine ge— meinſame Reichsliſte bei der bevorſtehenden Reichstagswahl zu keinem poſitiven Ergebnis eführt. Die SPD. hat es abgelehnt, eine iſtenverbindung mit einer anderen Gruppe zugehen. Keine v. Braun⸗Kriſe. Inm Zuſammenhang mit wirtſchaftlichen Fra⸗ gen iſt von Intereſſe, daß ein Berliner Blatt on einer Kriſe im Reichsernährungsmini⸗ erium ſpricht und betont, Frhr. v. Braun werde zurücktreten. Von unterrichteter Seite wird dieſe Meldung dementiert und feſtgeſtellt, daß von einer Braun⸗Kriſe keine Rede ſei. roßhandel gegen Genoſſenſchafts⸗Sanierung. Der Reichsverband des Deutſchen Groß— nd Ueberſeehandels hat bei der Reichsregie— ung gegenüber der in Ausſicht genommenen Sanierung der landwirtſchaftlichen Genoſſen— chaften ſchärfſte Verwahrung eingelegt. Es bird gefordert, daß zum mindeſten ins Fällen feine Subventionen gewährt werden, in denen petrügeriſche Manipulationen feſtgeſtellt ſind, je Vorſtandsmitglieder der Genoſſenſchaften achweisbar keinerlei Fach⸗ bezw. kaufmänniſche untniſſe beſitzen, eine unkaufmänniſche Ge⸗ chäftsführung zu erheblichen Verluſten ge— führt hat. Jlugzeugkampf im Chaco. Reuter meldet daß zwei paraguayaniſche berſucht hätten, jedoch von bolivianiſchen Partenen zur Flucht gezwungen worden Proßzſener in Vodelſchwingh⸗Kolonie Schwerer Schaden durch Brandſliflung. Osnabrück, 8. Oktober. In der Nacht wurde die großze Kolonie der Bodeſſchwinghſchen Anstalten Bethel bei Bie⸗ eld in Freiſtadt von einem verheerenden Großfener heimgeſucht, das vermullich auf Brandſtiftung zurückzuführen iſt. Zwei rieſige Heloſcheunen ſowie die Hälfte eines Gebäubde⸗ omplexes, in dem das Jungvſeh unterge⸗ * Nur dem Umſtande, daß der Wind wäh⸗ rend des Brandes umſprang, iſt es zu danken, Na nicht die geſamte Kolonie ein Raub der f. ammen wurde. Die Bodelſchwinghſchen An⸗ 9 5 ſind durch dieſen Brand ſchwer geſchä⸗ 110 worden, da ſünde Erntevorräte, ſo⸗ ſind große Viehbeſtände vernichtet worden Antwort eingegangen, echt wird, fielen den Flammen zum Oy⸗ Landwirt erschießt Amtsgerichtsrat. Wegen einer Zwangsverſteigerung. Lübben, 9. Oktober. Der 71jährige Landwirt Wölke aus Trep⸗ pendorf bei Lübben erſchoß den Amtsgerichts⸗ rat Tilt in deſſen Amtszimmer. Wölke hatte mit dem Erſchoſſenen wegen Rückgängigma⸗ chung der Zwangsverſteigerung ſeiner Wirt⸗ ſchaft, die im Januar erfolgen ſollte, verhan⸗ delt. Im Laufe dieſer Verhandlungen zog er einen Revolver und ſchoß dem Amtsgerichts⸗ rat eine Kugel in den Kopf, die den Amtsge⸗ richtsrat ſofort tötete. Der Täter floh, konnte aber in einem Lokal bald gefaßt werden. Er gehört der Kommuni⸗ ſtiſchen Partei an und war längere Zeit in einer Anſtalt zur Unterſuchung ſeines Geiſtes⸗ zuſtandes interniert. Norwegiſche Stadt abgebrannt. Oslo, 9. Oktober. Die Stadt Nordheimſund, 90 Kilometer von Bergen entfernt am Hardangec⸗Fjord, iſt zum großen Teil niedergebrannt. Das Poſt⸗ und Telegraphengebäude ſind nur noch Brand⸗ ruinen. Die meiſten niedergebraunten Ge⸗ bäude waren, wie in Norwegen üblich, aus Holz erbaut und größtenteils Geſchäftshäuſer mit darübergelegenen Etagenwohnungen. Alle Holzwarenfabriken des Städtchens ſind eben⸗ falls ein Opſer des Brandes geworden. Ein großer Teil der J pölkerung iſt obdachlos und wird vorläufig in Bergen Wohnung neh⸗ men müſſen. Der Schaden geht in die Mil⸗ lionen. Kriminalpolizei bei der Reifeprüfung Köln, 9. Oktober. Zu ſeltſamen Vorgängen kam es dieſer Tage bei der Reifeprüfung, die ſogenannte „Externe“, alſo Leute, die ſich ſelbſt vorgebil— det hatten, an der ſtädtiſchen Oberrealſchule in Kalk über ſich ergehen laſſen ſollten. An⸗ geblich hatte die Prüfungskommiſſion einen anonymen Brief erhalten, in dem zum Ausdruck gebracht worden war, daß die Her— ren der Kommiſſion daran glauben müßten, wenn einer der Prüflinge nicht beſtände... Aufgrund dieſer anonymen Mordandrohung, wenn es überhaupt eine ge— weſen ſein ſollte und nicht nur einen üb— len Scherz darſtellte, wurden auf jeden Fall die 14 erſchienenen Prüflinge durch zwei Kri— minalbeamte, die der Prüflingsleiter gleich mitgebracht hatte, einer eingehenden Durchſu— chung nach Waffen unterzogen. Es wurde nichts gefunden. Wien dementiert. Die Anterredung Pflügls mit Paul Boncour. Wien, 10. Oktober. Mährend von franzöſiſcher Seite der Schritt des öſterreichiſchen Geſandten von Pflügl beim franzöſiſchen Kriegsminiſter Paul Boncour be— ſtätigt wird, wird aus Wien eine amtliche Meldung verbreitet, in der einleitend auf den Bericht hingewieſen wird, daß Pflügl die An⸗ ſicht vertreten habe, daß ſich die Beſprechung über die deutſche Gleichberechtigung unbedingt im Rahmen der Genfer Inſtitutionen ab— ſpielen müſſe. Dann heißt es u. a:: „Dieſe Meldung entſpricht in keiner Weiſe dem tatſüächlichen Sachverhalt. Hefandter Pflügl hat ohne jedweden Zuſammenhang mit vollkommen andersgearteten Unterredungen non Vertretern anderer Staaten Paul Bon⸗ cour, den gegenwärtigen Leiter der franzöſi⸗ ſchen Völlerbundsdelegation, aufgeſucht, um mit ihm über die weitere Behandlung der öſterreichiſchen Anleihe zu ſprechen. Bei dieſer Gelegenheit hat Geſandter Pflügl Paul Bou⸗ cour lediglich darauf aufmerkſam gemacht, daß, wenn der angeblich bevorſtehenden Fünf⸗ Mächtekonferenz andere als die Groß⸗Staaten beigezogen werden ſollten, Oeſterreich darauf beſtiehen müßte, ebenfalls mit eingeladen zu werden. Der peinliche Eindruck des Verhaltens des Herrn von Pflügl wird durch dieſe amtliche Verlautbarung nicht verwiſcht. Frankreich stimmt zu. Ein engliſcher Verſuchsballon? London, 10. Oktober. Auf die engliſche Erklärung iſt nunmehr auch beim Foreign Office die franzöſiſche die in vollem Wort⸗ lant vorliegt. Die franzöſiſche Regierung ſteht, wie in London mitgeteilt wird, einem Ge⸗ dankenaustauſch ebenfalls günſtig gegenübet, iſt aber der Anſicht, daß der Ort der Zu⸗ ſammenkunft noch zum Gegenſtand von Er⸗ wägungen gemacht werden ſoll. Zu dieſer Londoner, auch von Havas wei⸗ tergegebenen Reutermeldung wird an zuſtän⸗ diger Pariſer Stelle verſichert, daß Frankreich keinerlei„Antwort“ erteilt habe. Es ſcheint demnach, daß die engliſchen Amtsſtellen einen Schriftſatz der franzöſiſchen Regierung, der offenbar Frankreichs guten Willen dar⸗ legen ſollte, zu einer endgültigen und poſi⸗ tiven„Antwort“ umgedeutet haben. Es ſtellt ſich alſo heraus, daß die angebliche franzö⸗ ſiſche Zuſage ein reiner engliſcher Verſuchs⸗ ballon geweſen iſt. »Niederſchlagsmengen MPerſönlichkeit im Wie Italien ſiedelt. 30 000 Menſchen auf einſtigen Malariaſümpfen. Schon von jeher war des Gebiet der Pon⸗ tiniſchen Sümpfe, der öden italieniſchen Land⸗ ſchaft zwiſchen Rom und Neapel, als Malaria⸗ land gefürchtet. Unter allen Meliorationsar⸗ beiten lag die Trockenlegung dieſes ausgedehn⸗ ten Sumpfgebietes der italieniſchen Regierung beſonders am Herzen. Mit der Arbeit wurde im Jahre 1926 begonnen. Ein wichtiger Fort⸗ ſchritt war die Fertigſtellung einer elektriſchen Bahnverbindung zwiſchen Rom und Neapel, die etwa 300 Kilometer lang mitten durch das Sumpfgebiet führt. Nach dem heutigen Stand der rüſtig fortſchreitenden Arbeiten wird vor⸗ ausſichtlich das große Unternehmen im Jahre 1934 fertiggeſtellt ſein. 4 Schon der römiſche Kaiſer Theodoſius der Große machte 394 n. Chr. Geburt den Ver⸗ ſuch, jenes Sumpfgebiet trockenzulegen. Seine Bemühungen ſcheiterten indeſſen daran, daß man damals nicht erkannt hatte, daß 5 Strecken des Geländes unter dem Meere gel lagen. Die alten Römer hatten v. Chr. Geburt die Via Appia, eine ſtrategiſche Straße, durch die Sümpfe gebaut, ohne an deren Trockenlegung zu denken. Das Geſamtgebiet der Sümpfe hat einen Umfang von 750 Quadratkilometer und er⸗ ſtreckt ſich von der Meeresküſte bis zu den Vorbergen der Alpenninen. Der größte Teil dieſes Landkomplexes war bisher faſt ſtändig unter Waſſer; der nicht unter Waſſer befind- liche Teil wurde häufig als Viehweide aber nur mangelhaft, da das Malariafieber Anſieblungen unmöglich machte. Vor Beginn der Entwäſſerungsarbeiten wurden zunächſt die und die Niederſchlags— dauer, der Waſſerſtand, der aus den Apen— ninen kommenden Bäche während der einzel⸗ nen Monate des Jahres und die grole d Beſchaffenheit des Bodens unterſucht. Dann galt es, jene Bäche in Kanäle abzuleiten und ins Meer abzuführen, und die Höhe des Grundwaſſerſpiegels mußte durch Pumpwerke geſenkt werden, wozu 13 Pumpwerke vorge⸗ ſehen ſind, von denen fünf bereits in vollem Betrieb ſind. Von den beiden erforderlichen Abflußkanälen nach dem Meer iſt der eine bereits fertig, der andere im Bau begrif⸗ fen. Von den projektierten 500 Straßentilo⸗ metern iſt etwa die Hälfte fertig. Au i dem Bau von Siedlungen und Bauernhäufe hat man begonnen. Dieſe dienen zunächſt den bei Meliorationsarbeiten beſchäftigten Arbei⸗ tern. Im ganzen ſolten zunächſt 30 000 Men⸗ ſchen in 5000 Bauerngehöften unter⸗ gebracht werden. Die Geſamtunkoſten werden auf 70 Millio⸗ nen Mark geſchätzt, wovon ein Drittel bereits ausgegeben iſt. Mit dieſem gigantiſchen Werk hat Italien ſeine ſeit 70 Jahren betriebene Siedlungspolitik durch die Urbarmachung Jahrtauſende vor den Toren Roms unbenützt jegenden Landes um ein gewaltiges Stück be— 1. Man kann ſagen, daß Italien nach Holland heute der beſte Innenſiedler iſt. Es handelt ſich dabei nicht nur um die Technik der Entwäſſerung und um die Arbarmachung, ſon⸗ eine großzügige Anſiedlung von Bau⸗ en für die Fruchtfolge wie für die tung Vorſchriften nach dem heutigen modernen Wiſſenſchaft ar d erden. Auch eine Bewäſſerungs einer Leiſtungsfähigkeit von 10000 der Sekunde iſt für die Trockenzeit hen. Drei land⸗ rden werden ſich mit ſſen und drei Grup Natlonal⸗Theater Mannheim. Gerhart Hauptmann:„Vor Sonnenunter⸗ gang“. Als Auftakt zum 70. Geburtstag ken lebenden deutſchen Dichters, Hauptmann, brachte das Mannheimer N naltheater das Alterswerk(in doppeltem Sinne) des Dichters heraus, nachdem es Ende des vorigen Jahres in Berlin ſeine Urauf rung erlebt hatte. Titel iſt& inbezug auf den Inhalt, dieſer wieder Symbol mit Bezug auf den Dichter zu ſein. Im Mittelp ſteht ein Siebzigjähriger, eine kei Sinne Goethes, einer, der noch nicht in Sondergebieten des Lebens ſich verlor, ſondern„den Ueberblick“ beſitzt. Ihm, ſche ſich bewahrte, erblüht g“ noch ein letztes, wun⸗ das ihn einen neuen, Der ſchönen oſchnitt noch erhoffen läßt. Die⸗ ſes Erlel jedoch rückt ihn aus dem Mittel⸗ punkt ſe Familie außerhalb dieſer, mit den niedrigſten Mitteln lämpft die geſchloſſene Front ſeiner Kinder gegen ihn, die ſtarke, hoch ſtehende, das Recht der perſönlichen Freiheit verteidigende Einzelperſönlichkeit. Es geht ge⸗ gen alle Tradition, daß das 70jährige Ober⸗ haupt noch nicht, reſignierend auf weitere eigene Lebensgeſtaltung, ſich ſtill auf den Alten⸗ teil zurüczieht, mit dem Leben abgeſchloſſen hat und ſtill„im Kreiſe ſeiner dankbaren Kin⸗ der, Enkel und Urenkel einen ſonnigen Le⸗ bensabend verbringt“, wie es die übliche Schil⸗ derung des Greiſenalters geradezu vorſchreibt. Die Niedertracht ſeiner Kinder. tatkräftig un⸗ enutzt, terſtutzt durch eine adelsſtolze, aber ſceuſch verkümmerte Schwiegertochter und einem ge⸗ ſchäftstüchtigen, brutalen Schwiegerſohn, geht ſo weit, 15 ſie ein Entmündigungsverfahren gegen den Vater einleiten. In dieſer Zuſpit⸗ zung des Generationsproblems bildet ſich die Kataſtrophe. In wilder Raſerei vernichtet der Vater alles, was an dieſe Kinder erinnert, zerſchneidet das Bild der verſtorbenen Frau, die ihm Wölfe ſtatt Kinder geboren, der Son⸗ nenuntergang, die Nacht bricht herein, geiſtig und ſeeliſch bricht der Siebzigjährige zufammen. Inke Peters, die lebensſriſche, junge Frau, ein Menſch, um den es ſich zu kämpfen lohnte, der letzte Sonnenſtrahl dieſes reichen Lebens, hält einen Toten in den Armen. Das Stück iſt von höchſter Bühnenwirkſam⸗ keit, ja man kann ſagen, das Theater iſt ſtärker als die Dichtung. Die glänzende Regie Her⸗ bert Maiſchs und die vorzügliche Wieder⸗ gabe verhalfen ihm zu einem vollen Exfolg, der durch lebhaften, am Ende des vierten Aktes, des dramatiſchen Höhepunktes, gera⸗ dezu ſtürmiſchen Beifall anerkannt wurde. Es iſt ſchwer, außer Kar! Ziſtig als Geheim⸗ rat Clauſen, Käthe Wolf als Inke Petets, Hans Fin ohr als Direktor Klamroth, den Hauptperſonen, noch andere hervorzuheben; eine auf gleichmäßig hohem Niveau ſtehende Aufführung ging über die Bühne. Nicht un⸗ erwähnt dürfen aber Hermine Ziegler mit ihrer feinen Darſtellung der Mutter In⸗ kes— beſonders in der Szene mit dem Paſtor— und Joſef Offenbach als Diener bleiben.— Das Stück wird ſicher noch oft das Theater füllen. rr Berlin— München in 2 Stunden? Die kommenden deutſchen Schnell⸗Verlehrs⸗ flugzeuge. 1 Es iſt bekannt, daß Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Verkehrsflugzeuge in Dienſt geſtellt hat, die eine Stundenge⸗ ſchwindigkeit von weit mehr als 300 Kilometer zu entwickeln vermögen. Auch in Deutſchland hat man die Notwendigkeit ſolcher Schnell⸗ flugzeuge erkannt und Anregungen gegeben, für deren Entwicklung auch bei uns beſorgt zu ſein. Hier war es vor allem die Deutſche Lufthanſa, die bei der Flugzeuginduſtrie auf Lieferung ſolcher Maſchinen drängte. Die Neu⸗ konſtruktionen ſind nunmehr ſo weit gediehen, daß im Laufe der nächſten Wochen mit den Probeflügen begonnen werden kann. Da ſich die Stromlinienform als die wirt⸗ ö ſchaftlichſte erwies, weil ſie— man vergleiche das Luftſchiff— durch ihre gleichmäßige Form nur einen ganz geringen Luftwiderſtand bietet, ging man auch bei der Konſtruktion der neuen deutſchen Schnell-Verkehrsflugzeuge von jenem Prinzip aus, nämlich Tiefdecker mit Strom⸗ linienrumpf. Das weſentlichſte Merkmal iſt die zarte Linienführung, die viel zu der Ver⸗ minderung der Wirbelbildung beiträgt. Schon die Art, wie die Türgriffe, Fenſter, Flugſtüt⸗ zen uſw. in die Karoſſerie angeordnet ſind, beweiſt, wie ſehr man auf Vermeidung auch des kleinſten Luftwiderſtandes geſehen hat. Man hat errechnet, daß ſich allein durch dieſen konſtruktionellen Aufbau eine Geſchwindigkeits⸗ zunahme von über 20 Stundenkilometer er⸗ gibt. Die Rumpform dieſer Flugzeuge erforderte aber auch eine Rückſichtnahr i der Innen⸗ einrichtung der Kabine, di 6 Paſſagieren Platz bietet und in ihrer i t einer modernen, geräumigen Lim gleicht. Die Sitze des Piloten und Beg ind hinter⸗ einander geſtaffelt angeordnet 6 nebeneinander), was aber die guten Verſtändigung ſchen de zeugführern keinesfa ließt. Die Deutſche Lufthanſa will Schnell-Verkehrsflugzeugen, die vr den Strecken Berlin— Köln, berg und Berlin— Müne die Flugzeiten um rund ein Es iſt ſomit die Möglichkeit Strecke Berlin—Köln in 2 U wältigen, wozu heute immer noch 3—3 den erforderlich ſind. An dieſer Stelle möchten wir auch darauf hinweiſen, daß man neuerdings auch im Auto⸗ mobilbau zu der Stromlinienform, wie ſie bisher nur beim Flugzeug Anwend gefun⸗ den hat, übergegangen iſt. Ei itſchen 31 Strom⸗ linienprinzip erſtmals beim Automobil in An⸗ wendung gebracht zu haben. Nicht unerwähnt wollen wir in dieſem Zu⸗ ſammenhang laſſen, d der neue„Falke“ ⸗ Typ, eine Schnellreiſemaſchine, eine Geſchwin⸗ digkeit von nahezu 250 Stundenkilometer ent⸗ wickelt. Die Maſchine iſt mit einem 200 PS. Motor verſehen und bietet Platz für 2 Paſſa⸗ giere und den Piloten. Wir begrüßen dieſe Neuerungen im Flug⸗ zeug⸗ und Automobilbau und wünſchen, daß durch ſie eine Belebung der deutſch trie herbeigeführt wird. Wiſſen Sie das? Ein neugeborenes Kind macht dreimal ſoviel Atemzüge wie ein Menſch von 30 Jahren. Holz erzeugt etwa ein Viertel der Märme⸗ menge, die das gleiche Quantum Steinkohle gibt, Holzkohle dagegen gibt faſt die gleiche Wärme wie Steinkohle. „Der Schmuggel blüht. In Aachen ſind im vergangenen Monat wiederum 2444 Strafverfahren wegen Schmuggels anhängig gemacht worden. Damit ſind trotz der Tat⸗ 1 0 daß ein großer Teil der Schmuggler in das Trierer Gebiet hinübergewechſelt ſind, immer noch täglich 80 Schmuggler im Bezirk des Hauptzollamtes Aachen abgefaßt worden. Unter den beſchlagnahmten Sachen befinden ſich u. a. 130 Zentner Kaffee, 50 000 Zigaret⸗ ten, über 10 000 Päckchen Zigarettenpapier und große Mengen Zucker, Getreide und Mehl. An Transportmitteln wurden beſchlag⸗ nahmt ſieben Autos, vier Laſttkraftwagen, vier Motorräder und 93 Fahrräder. Neueinſtellungen bei der Reichsbahn. Die Reichsbahndirektion Halle a. S. ſtellt in ihrem Bezirk im Laufe der nächſten Woche 1300 Arbeiter im Rahmen des Arbeitsbeſchaf— fungsprogramms ein. Die Neueinſtellungen erfolgen im weſentlichen für Bahnunterhal— tungsarbeiten. Die Einſtellung erfolgt auf mehrere Moanate. Beſchleunigter Bau des neuen Segelſchul⸗ ſchiffes. Wie der„Lokal-Anzeiger“ meldet, ſoll der Bau des neuen Segelſchulſchiffes ſo beſchleunigt werden, daß bereits der nächſte Kadettenjahrgang, der im April 1933 eintritt, im Juli an Bord gehen kann. Eine Aukodiebesbande verhaftet. Wegen umfangreicher Schiebungen mit geſtohlenen Kraftwagen ſind in Berlin ein 45 jähriger Kaufmann namens Rindfleiſch und ein frühe— rer Kellner feſtgenommen worden. Ein drit⸗ ter Beteiligter iſt geflüchtet. Alle drei Per— ſonen haben geſtohlene Wagen in einer Werk— ſtatt abgeändert und dann verkauft. Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei ſind 200 Wagen durch die„Werkſtatt“ gegangen. Ein einzigartiges Akrobalenkunſtſtück. Ein 22jähriger junger Mann hatte mit einem Gaſtwirt in Lyon eine Wette über 2000 Franken abgeſchloffen, nach der er mit einem gewöhnlichen Fahrrad ein Drahtſeil in 42 Meter Höhe überfahren ſolle. Die Vorberei tungen wurden getroffen. In der Morgen— ſtunde begab ſich der junge Mann vom Dach— eines Hauſes am Ufer des Fluſſes auf das über den Fluß geſpannte Drahtſeil. Nach we nigen Sekunden hatte der Radfahrer das Gleichgewicht und traf ohne ſichtliche Anſtren— gung am anderen Ufer ein. Beduinen überfallen franzöſiſche Station Auf die franzöſiſche Station Abukemal die zu dem ſtrittigen Gebiet gehört, das jetz unter franzöſiſches Mandat gekommen iſt machten einheimiſche Beduinenſtämme einen Ueberfall, töteten einen Offizier und verwun— deten mehrere Soldaten. 50 000 Doppelzenkner Getreide verbrannt Einem Schadenfeuer fielen zwei fünfſtöckige Getreideſpeicher einer landwitrſchaftlichen(. ſellſchaft in Soiſſon zum Opfer. Etwo 50 000 Doppelzentner Getreide wurden ver— nichtet. Der Schaden wird auf etwa 10 Mil⸗ lionen Franken(rund 1,6 Millionen Mark) geſchätzt. Aukobusunglück. Ein elektriſch betriebener Autobus der Verkehrslinie Brescia-Gar⸗ daſee mit 13 Jahrgäſten geriet ins Schleu— dern, ſtürzte eine Böſchung hinab und über— ſchlug ſich auf einer Wieſe. 13 Fahrgäſte er— litten mehr oder weniger ſchwere Verletzun— gen, denen zwei der Verunglückten erlegen ſind. Nahrungsmittelvergiftung in einer Kaſerne Eine Reihe Nahrungsmittelvergiftungen im 40. Infanterieregiment in Bukareſt haben großes Aufſehen hervorgerufen. Es ſollen be⸗ reits 11 Soldaten an den Folgen der Vergif— tung geſtorben ſein; 40 weitere mußten ins Militärlazarett geſchafft werden, ihr Zuſtand ſoll ſehr ernſt ſein. Umfangreiche ärztliche Un— terſuchungen ſind im Gange. Heſliſcher Landtag. Die Hochflut der Ankräge. Darmſtadt, 8. Oktober. Der letzte Tag der gegenwärtigen Sitzungs— periode des Landtages ſchloß mit der Bera⸗ tung von weit über hundert Anträgen, von denen die wichtigſten hier herausgegriffen ſoien: Der nationalſozialiſtiſche Antrag auf ein Schächtverbot wird mit 34 gegen 32 Stimmen abgelehnt. Angenommen wird dagegen der nationalſozialiſtiſche Antrag, die Regierung möge unverzüglich vͤranlaſſen, daß das Schächten von Schlachttieren nach dem Be⸗ darf der jüdiſchen Bevölkerung kontingentiert wird. Alle zu dieſem Thema vorliegenden Eingaben ſind damit erledigt. Mit wechſeln⸗ den Mehrheiten werden der Zenfrumsantrag auf Arbeitsbeſchaffung durch die Reichsregie⸗ rung, die kommuniſtiſchen Anträge auf Ar⸗ beitsbeſchaffung und die Zuſatzanträge der Nationalſozialiſten abgelehnt. Die Regierung wird dann einſtimmig erſucht, dem zentralen Hilfsausſchuß der Winterhilf“ in Heſſen aus vorhandenem Fonds einen Beitrag zur Ver⸗ füglung ze ſtellen. Der nationalſozialiſtiſche Antrag, die Regierung möge die heſſiſchen Bezirksfürſorgeverbände ſofort anweiſen, die in der allgemeinen und gehobenen Für⸗ ſorge geltenden Richtſäze während der Win⸗ termonate um 10 Prozent zu erhöhen und die vom Reich für die Kleinrentner zur Verfü⸗ gung geſtellten Sondermittel umgehend zur Auszahlung zu bringen, wird angenommen. Die Regierung hatte jedoch vorher hierzu er⸗ 1* krart, daß den Furſorgevervandven die fetzigen Unterſtützungen Schwierigkeiten bereiten, ſo daß für erhöhte Sätze erſt recht keine Mittel vorhanden ſeien. Ein nationalſozialiſtiſcher Antrag, der verlangt, daß die Sondergebäu⸗ deſteuer bis zur Hälfte erlaſſen werden kann, wenn in dieſer Höhe nachweisbar Aufwen⸗ dungen für Inſtandſetzungen und Verbeſſerun⸗ gen an der der Sondergebäudeſteuer unter⸗ liegenden Gebäuden gemacht worden ſind, wird mit 33 gegen 32 Stimmen angenom⸗ men. Die hierzu zu erlaſſenden Ausführungs⸗ beſtimmungen ſollen Rückwirkung auf den 1. April 1932 erhalten. Ein weitergehender An⸗ trag des Abg. Glaſer(Lv.), der eine gleitende Quote der Steuer nachgelaſſen haben will, wird mit dem gleichen Stimmenverhältnis ge⸗ nehmigt. Beide Anträge ſehen als Deckungs⸗ mittel die heſſiſche Eiſenbahnforderung an das Reich vor, was der Finanzminiſter jedoch nicht als brauchbare Deckungsgrundlage an- ſieht, da das Reich dieſe Forderung, die zwar anerkannt iſt, zurzeit nicht erfüllen kann. Gegen die Kommuniſten billigen die übri⸗ gen Parteien den Antrag des Abg. Niepoth (DV.), bei der Reichsregierung die Ausſtat⸗ tung der Sondergebäudeſteuer mit Steuer⸗ gutſcheinen zu verlangen. Ein Jentrumsan⸗ trag, der gleichfalls Erlaß der Sondecge⸗ bäudeſteuer vorſieht bei Vornahme von Re⸗ paraturen und weiter die Gemeinden auffar⸗ dert, ſich dem Vorgehen der heſſiſchen Regie rung anzuſchließen, wird gleichfalls ange⸗ nommen. Der nationalſozialiſtiſche Antrag, die Forſtbeſoldungsbeiträge der Gemeinden und der privaten Waldbeſitzer zu ſenken, wird genehmigt. Der völlige Erlaß der Winzer⸗ kredite ſoll erneut bei der Reichsregierung verlangt' werden; für dieſen Antrag ſetzen ſich alle Parteien ein. Die nationalſoz:aliſtiſchen Anträge, die Regierung möge für ich— die Gemeinden ſollen in gleichem Sinne erſucht werden— jede Zwangsvollſtreckung gegen Landwirte und Gewerbetreibende unterlaſ— ſen, wenn die Vollſtreckung die zur Fortfüh— rung des Betriebes erforderliche Vermögens— ſubſtanz angreift, werden einmütig gebilligt. In erſter und zweiter Leſung wird dann ein Geſetz angenommen, das eine Aenderung des heſſiſchen Preſſegeſetzes bringt und da⸗ Anſchlagen von Zeitungen an öffentlichen Plätzen und Stellen erleichtert. Das Haue ichtet einſtimmig an die Regierung das Ed ſuchen, die Reichsregierung zu veranlaſſen. die den Wahlkampf erſchwerenden Beſtim, mungen der Notverordnungen, insbeſondere für die Anmeldefriſten für Verſammlungen ſofort aufzuheben. Der kommuniſtiſche An- trag, am 6. November zuſammen mit der Reichstagswahl auch Kommunalwahlen in Heſſen vorzunehmen, wird abgelehnt. Der na— tionalſozialiſtiſche Antrag, am 12. Februar 1933 neu wählen zu laſſen, ſoll in der näch— ſten Sitzungsperiode des Landtages beraten werden. Der Landtag wird am 15. Nopember wie— der zuſammentreten. 1 N Ae 15 0 0 Aus Heſſen und Naſfau. Der neue ſüdweſtdeutſche Rundfunkſender. ** Frankfurt a. M., 8. Okt. Die Oberpoſt⸗ direktion Frankfurt a. M. teilt mit: Der neue Rundfunkſender Frankfurt a. M. iſt fertigge⸗ ſtellt und hat bereits mehrere Probeſendungen veranſtaltet. Die endgültige Inbetriebnahme verzögert ſich jedoch dadurch, daß die Wellen zwiſchen dem Frankfurter und Leipziger Sen⸗ der getauſcht werden müſſen und der neue Leipziger Sender noch nicht in Betrieb genom— men werden kann. Die für uns beſtimmte Welle des alten Senders wird aber dann erſt frei. Verunkreuungen bei der De⸗Di-Bank Kaſſel. * faſſel, 9. Okt. Bei der hieſigen Filiale der Deutſchen Bank und Diskontogeſellſchaft ſind umfangreiche Unterſchlagungen eines bei der Bank beſchäftigten Buchhalters aufgedeckt worden. Der ungetreue Angeſtellte wurde vom Arbeitsplatz weg verhaftet, ſo daß er keine Gelegenheit mehr hatte, belaſtendes Be— weismaterial zu vernichten. Nach einem mehrſtündigem Kreuzverhör legte er vor der Kriminalpolizei ein Geſtändnis ab und gab einen Teil ſeiner Verfehlungen zu. Es wird aber angenommen, daß ſich das Schuldkonto noch erheblich erhöhen wird. Die Fälſchungen waren ſo geſchickt vorgenommen worden, daß die Prüfung der Bücher geraume Zeit in An⸗ ſpruch nehmen wird. Es kann daher über die Höhe der veruntreuten Summe im Augenblick noch nichts Abſchließendes geſagt werden, doch ſpricht man bereits von etwa 20 000 Mark. Die fruchtbare Bergſtraße. Heppenheim, 8. Okt. Die Ernte ſämtlicher Getreidearten iſt an der Bergſtraße und den angrenzenden Odenwaldgemeinden quantitatio wie qualitativ außerordentlich gut ausgefallen. Die Obſternte ſtellt eine durchſchnittliche Mit⸗ telernte dar, die Preisbewegung befriedigte. Die zurzeit in Gang ſich befindende Kartoffel⸗ ernte iſt in leichten Böden eine ſehr ausgie⸗ bige, in ſchweren Böden mittelmäßig. Die Heu⸗ und Grummeternte kann als eine gute bezeichnet werden, die beide unter guten Wit⸗ terungsverhältniſſen eingebracht werden konn⸗ ten. Der Traubenhang iſt infolge der ver⸗ nichtenden Wirkungen der Rebkrankheiten kaum ein Drittel. Auch in der Qualität wird er dem vorjährigen nachſtehen. Die herbſtliche Sonne wird weſentlich noch dazu beitragen, die Trauben zur vollen Reife zu bringen, ſodaß durch die erſt in den nächſten Wochen beginnende Weinleſe eine nicht unweſentliche Qualitätsſteigerung erzielt werden wird. 77 Erſte„Deutſche Woche in Friedberg. Friedberg, 8. Okt. Die Stadt Friedberg veranſtaltet in der Zeit vom 22. bis 27. Oktober die erſte„Deutſche Woche“ im Frei⸗ ſtaat Heſſen. In Verbindung hiermit finden landwirtſchaftliche und gewerbliche Ausſtellun⸗ gen unter Mitwirkung der Landwirtſchafts⸗ kammer für Heſſen, landwirtſchaftlicher Genoſ⸗ ſenſchaften des Rheinheſſiſchen Weinbauverban⸗ des und des einheimiſchen Gewerbes ſtatt.— Als ein beſonderes Ereignis darf die Wander⸗ lehrſchau„Der entſcheidende Augenblick“, die vom Volkswirtſchaftlichen Aufklärungsdienſt e. V., Berlin, ausgeht und die in Heſſen erſt⸗ mals in Friedberg gezeigt wird, betrachtet werden. Seitens der Landwirtſchaftskammer für Heſſen ſind u. a. eine Saatgutausſtellung und ein Braugerſtetag vorgeſehen.— Am 25. Oktober vormittags findet der bekannte Fried⸗ berger Herbſtpferdemarkt mit Pferdeprämi⸗ ierung ſtatt, während am gleichen Tage nach⸗ mittags auf der Seewieſe der Wetterauer Rei⸗ tertag veranſtaltet wird, an welchem ſich auch die 4.(M. G.) Kompagnie des Reichswehr⸗ Infanterieregiments 15 Gießen mit Schau⸗ nummern beteiligen wird.— In der Zeit vom 22. bis 27. Oktober gewährt die Reichs⸗ bahn innerhalb eines Umkreiſes von 100 Kilo⸗ meter nach Friedberg verbilligte Fahrt durch Ausgabe von Sonntagsrückfahrkarten. * * Frankfurt a. M., 8. Okt.(Wer waren die beiden Eiſenbahner?) Die Auf⸗ klärung des Mordes an der Hausangeſtellten Emma Buſſe aus Bockenheim macht weitere Fortſchritte, doch iſt es noch nicht gelungen, die ſtarken Widerſprüche in den Ausſagen der drei Verhafteten zu klären, beſonders was die Ausführung des Mordes ſelbſt betrifft. Drin⸗ gend erforderlich iſt es, daß ſich zwei wichtige Zeugen melden. Es handelt ſich um zwei Eiſenbahnbeamte, die am Tage der Tat, Mon⸗ tag, den 7. Dezember 1931, zwiſchen 21 und 23 Uhr zu verſchiedenen Zeiten die Main⸗ Neckar⸗-Brücke paſſierten und von denen einer die Emma Buſſe gefragt haben ſoll, weshalb ſie denn weine. Dieſe beiden Zeugen werden im Intereſſe der Aufklärung des Falles drin⸗ gend erſucht, ſich umgehend bei der Mord⸗ kommiſſion im Zimmer 410 des Polizeiprä⸗ ſidiums zu melden. Frankfurt a. M., 7. Okt.(Falſchgeld⸗ Vertreiber verhaftet.) Vor etwa 14 Tagen tauchte in Frankfurt a. M. und Um⸗ gebung eine große Anzahl ausgezeichnet nach— gemachter Zwanzigmarkſcheine auf. Ueberall in den Zeitungen wurde vor den Falſchgeld— vertreibern gewarnt. Nun ſind in Mannheim zwei Falſchgeldvertreiber feſtgenommen worden, die noch über hundert dieſer falſchen Scheine im Beſitz hatten. Es kann kaum ein Zweifel ſein, daß es ſich um die gleichen Täter han⸗ delt, die in Frankfurt a. M. in den letzten Tagen das Geld verausgabt haben. Die bei⸗ den ſind in Haft. Die Falſchmünzerwerkſtatt ſelbſt iſt noch nicht enkdeckt. Darmſtadt, 9. Okt. Des Lebens mü⸗ dee.) Der in den 40er Jahren ſtehende ſtädti⸗ ſche Hundefänger Weber hat in ſeiner Woh⸗ nung in der neuen Trainkaſerne ſeinem Le— ben durch Erhängen ein Ende gemacht. Der Grund zu dem Verzweiflungsſchritt iſt noch nicht bekannt.— Ein 20 jähriger Tapezierer aus der Kirſchenallee ſuchte ſeinem Leben min einer giftigen Flüſſigkeit ein Ende zu berei— ten. Er wurde bewußtlos ins Krankenhaus gebracht, doch dürfte Lebensgefahr nicht be⸗ ſtehen. Der Grund für die Tat iſt Eiferſucht Darmſtadt, 9. Okt.(Schwindler.) Das Bezirksſchöffengericht verurteilte zwei Ham— burger Obſthändler, Knödel und Klein, zu Geldſtrafen von 200 und 120 Mark. Sie hat⸗ ten im vorigen Herſt im Odenwald Obſt ange⸗ kauft und einen Kaufmann und zwei Land⸗ wirte um den Ertrag eines Waggons Obſtes gebracht. Die beiden Angeklagten behaupten natürlich, ſie hätten nie eine Betrugsabſicht gehabt. Das Gericht hielt ihre Schuld für er— wieſen. Darmſtadt, 8. Okt.(Weitere Mieter⸗ ſteigerung im Landestheater.) Wie das Landestheater mitteilt, iſt die Mieterzah! gegen das Vorjahr jetzt um 40 Prozent über—⸗ ſchritten. Die Neuanmeldungen für Theater⸗ mieten gehen täglich noch ein. Worms, 8. Okt.(Konkursverbre⸗ chen.) Ueber das Vermögen des Bierverlegers Johann Holzhäuſer war im Februar das Kon— kursverfahren eröffnet worden. Der Konkurs⸗ ſchuldner ſoll zur Schädigung ſeiner Gläubi⸗ ger nach der Zahlungseinſtellung Sachen, die zur Konkursmaſſe gehörten, veräußert und ſich dadurch des Konkursverbrechens ſchuldig ge⸗ macht haben. Die Große Strafkammer in Mainz verurteilte den Angeklagten, gegen den noch ein Meineidsverfahren ſchwebt, zu füni Monaten Gefängnis. Laubenheim, 8. Okt. Mit Beginn des Weißtraubenherbſtes iſt die Creſzenz ſehr begehrt und wird mit 18,5 Rm. pro Zentner bezahlt. Konſumweine des Vor⸗ jahres koſten jetzt 550600 Rm. per Stück, Ein kleiner Poſten 1929er erzielte 750 Rm, Die neue Ernte fällt ſchwach aus. Alerlei vom Pilz. Von Dr. Boeltger. Ein ſchöner Oktobertag lockt ins Freie. Die Landſchaft iſt im bunten Schmuck des Herb⸗ ſich Die grünen Streifen der bereits kräftig ich erhebenden jungen Herbſtſaat erquicken Wieſenmatten ſcheienen wie mit zartem, duf⸗ ede (Serbſtbeginn./ Auge und Herz. Weithin ſich erſtreckende tigen Hauch überaoſſen. Rinder und Pier⸗ eh die go eeſhef denon oer te der Pilze, die Wieſenchampvig⸗ mon, ſich ungeſtört entſelken Am Walb⸗ kande hat ſein Gegenpart in der Wertſchät⸗ zung der Edelpilze, der Steinpilz, ſich durch die letzten milden Tage in neuer Fülle aus der Laubdecke herauslocken laſſen. Es iſt ein rechter Tag für den Pilzſammler. Ueber⸗ haupt war das heurige Jahr mit ſeinen vie⸗ len Regentagen ein gutes Pilzjahr, und die wachſende Arbeitsloſigkeit hat naturgemäß 100 Schar der Pilzſammler ſtark anſchwellen aſſen. Mit Recht ſind die Pilze zu einem geſchätz⸗ ten Nahrungsmittel geworden; zumal der Krieg und ſeine Nahrungsmittelnst hat wei⸗ tere Kreiſe auf den Wert unſerer Pilze als Volksnahrungsmittel hingewieſen. Seit dar Kriegszeit iſt denn auch das Pilzſammeln vielfach geradezu ein Volksſport geworden. Pilze zu ſammeln war in früheren Zeiten im allgemeienen eine Frauenſache, ſchon des⸗ wegen, weil den Frauen das Bücken leichter wird als den Männern; beim Kartoffelbud⸗ deln ſind die Frauen den Männern ja auch überlegen. Als das Pilzeſammeln zu einer Paſſion wurde, entdeckten vielfach ſtädtiſche Evastöchter ihr Herz für das Pilzmeſſer. Wenn ſie vordem einen Gang durch den Wald als gemütsauffriſchendenn Spazgier⸗ gang auffaßten und auf Vogelſang und Wal⸗ desleben lauſchten, ſo haben ſie ſeitdem im Walde für nichts anderes Intereſſe, als für Pilze, Pilze, Pilze. Vorſorglich haben ſie ſich mit Meſſer und Korb bewaffnet. Aber alle Tage iſt nicht Sammeltag, und oft kommt es vor, daß der Korb leer bleibt. Geht ein an⸗ dermal eine Pilzſportlerin„unbewaffnet“ ſo am Waldesrand dahin, und nichts zu ſuchen oder zu ſommeln liegt ihr im Sinn— dann ſtößt ſie wohl unvermutet auf ganze Neſter von Steinpilzen oder Pfifferlingen, in der Oſtmark auch„Rehfüßchen“ genannt. Wie ſoll ſie nun dieſen reichen Segen einheimſen ohne Korb? Auch das Taſchentuch reicht nicht aus. Es iſt zum Weinen. Aber wo ſoll man nun ſammeln? Beim Walde ſind die nach Süden und Weſten gele⸗ genen Teile und Abhänge ungleich ertrag⸗ reicher als die nach Norden und Nordoſten liegenden; nur in ganz trockenen Jahren iſt es umgekehrt der Fall. Sehr viele Pilgſorten behaupten ihren beſonderen Standort; ſo ha ben Wieſen, Waldränder, mooſig⸗-graſige Stellen, Hochwälder, Stangenhölzer, Gebü⸗ ſche, Dickichte, Waldwege uſw. ihren beſtimm— ten Beſtand an eigenen Sorten und halten ihn oft jahrelang feſt. So alt, als es Menſchen und Pilze gibt, iſt wohl die Verwertung der Pilze als Nah⸗ rungs- und Genußmittel. In Deutſchland ſind die Schwämme im frühen Mitteloſter wenige beachtet worden. Erſt unter dem Ein⸗ fluß der Kloſterküchen verbreitete ſich von Italien her, wo ſie immer gern gegeſſen wurden, der Genuß von Schwämmen, eben⸗ ſo auch die Pezeichnung„Pilz“ aus dem kii⸗ chenlateiniſchen bolitus. Mißtrauiſch aber wurden dieſe Gewächſe immer bei uns be⸗ handelt. Die Nonne Hildegardis, Verfaſſerin des Werkes(Phyſika“(1150), der die Schwämme als„Abſchaum oder Schweiß der Erde“ gelten, empfiehlt ſie nicht ſonderſich, am eheſten noch die auf trockenem Baden wachſenden. Der Botaniker und Regensbur⸗ ger Domherr Megenberg, der die erſte Na⸗ turgeſchichte in deutſcher Sprache ſchrieb (1350), erkennt nur die Gattung Morchel an mit dem Bemerken, man habe wenigſtens nie geſehen, daß dieſe Schwämme„jeman⸗ den getötet oder ſiech gemacht“ hätten. Am Schluß ſeines Schwammkapitels ſtehen übri⸗ gens die Worte:„Hüte dich vor allen das iſt mein Rat.“ Noch heute wird in vielen Krei⸗ ſen des inneren Deutſchlands der Pilz als Nahrung nicht voll gewertet; mehr gewür⸗ digt wird er von jeher in den deutſchen Grenzgauen, die mit Romanen und Slawen zuſammentreffen„da dieſe Völker ausgeſpro⸗ chene Pilzeſſer ſind. Auch im deutſchen Aberglauben ſpielt der Pilz eine Rolle. Rote und meiſt giftige Pilze werden auf den Teufel bezogen. Urſprüng⸗ lich waren ſie Spuren des Gottes Donar, deſſen Perſönlichkeit die Kirche abſchreckend in die Geſtalt des Teufels verwandelte. Dem alten Volksglauben, daß Teuerung entſteht, wenn viele Pilze wachſen, liegt offenbar die Erfahrung zugrunde, daß Pilzreichtum in regenreichen Jahren erwächſt, und daß naſſe Sommer leicht verhängnisvoll für die Ge⸗ treideernte werden. Dem noch heute in Deutſchland nicht ganz ausgerotteten„Aberglauben“ in Form des Mißtrauens gegen die Pilznahrung tritt der verdiente Verfaſſer des Buches„Führer für Pilzfreunde“, Edmund Michael, nach deſſen Angabe es 164 eſtbare Pilze gibt, mit der Frage entgegen:„Warum laſſen wir uns die Natur ſo wenig als Lehrmeiſterin dienen? Er weiſt bei der Bewertung der Pilze als menſchliche Speiſe auf ihren Wert als tieri⸗ ſche Koſt hin. So verzehren die Wildſchweine faſt alle Pilzſorten. Ebenſo machen es die zahmen Schweine, wenn ſie in den Wald ge⸗ krieben werden. Auch im Stall werden ih⸗ nen die Pilze, mit Ausnahme der giftigſten, als Futter in friſchem Zuſtande gegeben, ebenſo können ſie getrocknet, dann aufge⸗ weicht, dem Futter beigemiſcht werden. Die ütterung der Fiſche mit 191 wird be⸗ onders in Oeſterreich betrieben; zehn Pfund riſch verfütterte und kleingehackte Pilze ſol⸗ en ein Pfund e erase: die Uebri⸗ gens hat derſelbe Verfaſſer die Pilze als „Fleiſch des Waldes“ bezeichnet. 5 5 Die vom Fliederhaus 1 copyright by Martin Feuchtwanger, Halle Saale) 1. Foriſetzung. Nachdruck verboten. Verene aber ſah immerfort nur zwei harte, ſpöttiſche blaue Augen.. Sie holte in einem anderen Geſchäft noch Stickgarne und verſchiedene Kleinigkeiten, was Großmama eben ſo brauchte für ihre unermüdlichen Hände. Dann gab ſie noch für einige Tage Beſtellungen beim Bäcker und Fleiſcher auf, und endlich konnte ſie wieder nach Hauſe gehen. Aber ſie fürchtete ſich jetzt und ging nicht wieder den kürzeren Weg zwiſchen den Wieſen und am Walde hin. Sie wählte die Landſtraße, obwohl ſie da einen großen Bogen machen mußte. Doch es war wohl tauſendmal beſſer, als wenn ſie dieſem Manne noch einmal begegnet äre. 5 Weit dort drüben erhoben ſich die weißen Mauern von Schloß Eſchenhöhe. Weithin leuchtete der große Mittel— turm mit der goldenen Kuppel. Und die grünen Hügel ringsum umgaben das alte ſchöne Schloß wie ein Rahmen. Seltſam, Verene Beringer ſah auch jetzt nur die blauen Augen des Mannes; ſie hörte das laute, ſpöttiſche Lachen, und das Herz ſchlug ihr laut und ſchmerzhaft in der Bruſt. Wenn ſie doch nur nicht immerzu dieſes Lachen im Geiſte hören würde! Dieſes furchtbare, ſpöttiſche, harte Lachen! Und erſt hatte die Stimme ſo ſchön und warm geklungen. Und erneut drängte ſich die Frage hervor: Wer er nur ſein mag? Als das kleine Pförtchen vom Fliedergarten hinter ihr leiſe quietſchend ins Schloß ſank, da war es Verene, als habe ſich ein großer, ſchwerer, ſicherer Riegel zwiſchen ſie und das ſpöttiſche harte Lachen geſchoben. Wie von einem Bann befreit, atmete das Mädchen tief auf. Der Frieden vom Fliederhauſe umgab ſie. Das harte, ſpöttiſche Lachen blieb dort draußen, das ſollte keine Macht mehr über ſie haben. Wie ſchwer und ſüß der Flieder duftete! Er blühte dieſes Jahr reichlich lange. Viel länger als andere Jahre. Und die Bienen ſummten von Dolde zu Dolde. Hoch auf ſchoß der Strahl des Springbrunnens. Und am Dach oben bauten die Schwalben eifrig an einem neuen Neſt. Marie deckte unter der großen alten Linde mitten im Garten den Kaffeetiſch. Blütenweiß leuchtete das feine Tiſchtuch, und das Porzellan mit dem Roſenmuſter ſah freundlich und einladend aus. „Eine Vaſe noch, Marie— ich will noch einen Strauß ſchneiden. Erſt muß ich aber noch zu Großchen, meine Ein— käufe abliefern. Ich habe alles andere genau beſtellt, und es wird pünktlich geliefert werden.“ Die alte Marie nickte zufrieden. Großmama machte im Wohnzimmer in ihrem Lehnſtuhl ein gemütliches Nickerchen, und der weiße Kater mit den roten Augen lag faul ausgeſtreckt auf dem weiß an— geſtrichenen Fenſterbrett und ſchnurrte behaglich. Auf der Matte zu Großmamas Füßen ſaß Aſtor und blickte die junge Herrin traurig an. Er kam nicht darüber hinweg, daß ſie ihn heute nicht mit in die Stadt genommen hatte. Und Verene beſann ſich auch jetzt erſt auf ihn. Ein bißchen ſchuldbewußt ſtreichelte ſie ihn. Und da gab er ſich denn auch ſchnell zufrieden. Großmama erwachte von ſelbſt, murmelte ein bißchen ſchlaftrunken: „Jetzt hab' ich mich ſchön verſchlafen. Sind vielleicht gar Paſtors ſchon da?“ „Nein, Großchen. Ich bin eben zurück. Es hat ein bißchen länger gedauert. Ich habe dir alles mitgebracht und hoffe, daß es nach deinen Wünſchen iſt. Und...“ Verene wußte nicht, ob ſie der Großmama ihr Erlebnis mitteilen ſollte. Sie hatte nie ein Geheimnis vor ihr ge— habt. Nie! Alles, auch das Allerkleinſte hatte ſie ihr ſtets anvertraut. Und nun zögerte ſie. Und dann ſchwieg ſie! Erzählte nichts von der Be— gegnung. ö Bei ſich entſchuldigte das Mädchen es damit, daß ja Großmama ſich nur unnütz ſorgen würde. Und ſie, Verene, würde ja doch den fremden Mann nie wieder ſehen. Oder doch? Er war doch hier daheim? „Was wollteſt du denn noch ſagen, Reni?“ fragte die Großmama' gütig. Und Verene ſagte haſtig: „Ich will noch einen Blumenſtrauß für unſern Kaffee— tiſch ſchneiden.“ 5„Das tue, Kind. Ich werde auch hinauskommen. Geh immer voraus. Ich freue mich doch immer recht ſehr auf unſer Plauderſtündchen mit Paſtors.“ Wie gut es doch war, daß Großmama ſo gütig und arg— los war, dachte das Mädchen und ſchnitt draußen im Garten einen großen duftigen Strauß, Der ſchmückte dann die kleine Tafel. Pünktlich auf die Minute erſchienen Paſtors, und gleich— zeitig kam auch Marie ſchon mit der Kaffeekanne vom Hauſe her. Das gab ein ſehr gemütliches Kaffeeſtündchen, und die Mohnſtriezel der Frau Paſtor waren wirklich vorzüglich. Marie bekam auch einen und zog ſich beglückt damit in ihr Reich zurück. Es war dann allerdings ſehr bitter, daß der Kater Berthold ihr das größte Stück davon ſtahl. Nun, das mußte verſchmerzt werden. Aber Marie guckte auch weiterhin durchs Fenſter, denn ſchließlich hatte ſie doch vorhin nicht ganz umſonſt gehört, daß der Oberförſter noch ein bißchen herüberkommen wollte. Nun, ſo ein hübſcher, ſtattlicher Mann, wie das war! Das Kind würde es ſehr gut bei ihm haben. „Vielleicht würde ſchon bald Verlobung ſein. Aber das Kind war nun eben doch noch ein bißchen zu jung zum Heiraten. Ein Weilchen würde der Herr Oberförſter ſchon noch warten. Freilich, es konnte ihm heute oder morgen auch eine andere über den Weg laufen, die ihm auch ganz paſſend erſchien, und dann konnte es ein für allemal aus 10 0 mit den Heiratsausſichten für das Kind. Denn Aus⸗ vahl hatte man doch hier nun ſchon gar nicht. Erſtens wurde ſo gut wie keine Geſelligkeit gepflogen. Wo ſollte ſie denn da jemand kennenlernen? Und zweitens war im Städtchen wirklich nichts los. Voriges Jahr war ein junger Referendar hierher verſetzt worden. Auf den hatten ſich alle Honoratioren geſtürzt, um ihn für dieſe oder jene Tochter einzufangen, und er hatte ſein Heil nur noch in eiligſter Flucht geſehen. Frau Paſtor hatte es ſchadenfroh hier draußen erzählt, und da Marie eben an allem teil⸗ nahm, ſo wußte ſie das eben auch. Alſo wenn ſich ſchon die reichen Töchter des Apothekers und die Töchter des Bank— direktors erfolglos bemüht hatten, dann brauchte das Kind gar nicht erſt daran zu denken, wo es doch ſo arm war. Am Kaffeetiſch ſchmauſten ſie ordentlich. Paſtor Fricke meinte behaglich: „Ich ſehne mich nirgends hin, wenn ich im Sommer meinen Kaffee im Fliedergarten unſerer alten Freundin trinken darf.“ Das gab noch ein Weilchen ein Geſpräch, aber die Frau Paſtor äugte ungeduldig und ſcharf nach der Gartenpforte hinüber. Frau Paſtor aß ſehr ärgerlich das letzte Stückchen ihres Mohnſtriezels, und dann ſagte ſie: „Mein Neffe ahnte es ſchon, daß er vielleicht nicht würde kommen können, denn der Herr Graf hat es ja von jeher verſtanden, ſeine Leute durcheinander zu wirbeln. Nun, hoffentlich beglückt er unſere gute Stadt nicht zu lange mit ſeiner Anweſenheit. Er bringt doch nur Unruhe, wohin er kommt, dieſer abenteuerluſtige Mann, der es ſowieſo nicht fextigbringt, als einfacher Landedelmann ſeine Tage zu verbringen, ſondern der ſein Geld auf Welt— reiſen verjuren muß.“ „Aber meine Liebe, Gute, ſo etwas— hm— man ſagt es— hm— nicht.“ Aber Frau Paſtor war zu ſehr verärgert. Jetzt nützten etwas. Nein, im Gegenteil, ſie goſſen noch Oel ins Feuer. „Bitte recht ſehr, über dieſen Mann kann man ja nie genug ſagen. Man kann auch nie alle jungen Mädchen genug warnen. Ich ſage ſchon, wäre er doch geblieben, wo er war!“ Dann beſann ſich Frau Paſtor plötzlich, denn ſie ſah die ernſten Geſichter ihrer beiden Zuhörerinnen. „Ach, Sie wiſſen ja noch gar nicht, daß Graf Eſch— weiler wieder daheim iſt? Acht Jahre lang war er fort, hat er ſich draußen in der Welt herumgetrieben. Und nun iſt er ganz plötzlich heimgekommen. Seine Mutter wird natürlich eine Freude gehabt haben, denn mit ihrer be— ſchaulichen Ruhe wird es doch nun beſtimmt aus ſein. Mein Neffe war geſtern abend noch auf einen Sprung bei uns, und da ſagte er es, daß der Graf heimgekommen iſt. Nun, uns kann es letzten Endes egal ſein. Mich hatte nur geärgert, daß er mir gleich am erſten Tage nach ſeiner Heimkehr einen ſolchen Strich durch meine Rechnung macht.“ In dieſem Augenblick jagte Aſtor mit lautem Gebell auf das Gartentor zu, an dem ein ſtattlicher Mann ſtand, der lächelnd auf das hübſche Bild unter der Linde blickte. Das Geſicht Frau Paſtors verklärte ſich zuſehends. Sie lachte ſchließlich befreit. „Na, da kommt er nun doch noch! Wie ich mich darüber freue, kann ich gar nicht ſagen.“ Und die Dame warf einen auffordernden Blick auf Verene. Die ſaß aber da, als wüßte ſie gar nicht, was um ſie herum vorging. Sie ſah nur immerfort ein ſchönes, männ⸗ liches Geſicht, ſah zwei ſtahlblaue harte Augen, und ſie hörte ein kurzes, ſpöttiſches, lautes Lachen. Jener Fremde— war es Graf Eſchweiler geweſen? Er, von dem Tante Paſtor in ſo harten Worten ſprach? Und Verene dachte erſchauernd: Wie recht ich dann getan habe, wegzulaufen! Wie gut es war! Oberförſter Melenthins Augen ſtrahlten, als er Verene begrüßte. Sein gutmütiges Geſicht mit dem kleinen, röt— lichen Bart über der Oberlippe war jedem Menſchen immer gleich ſympathiſch. Er war nicht allzu groß, aber ſehr ſtattlich und anſehnlich. Seine Augen verrieten einen guten, ein bißchen heftigen Charakter. Das konnte aber auch nur der gewiegte Kenner konſtatieren. Im großen und ganzen war Oberförſter Melenthin beſtimmt ein Mann, dem jede Familie gern die Tochter anvertraut hätte. Er verbarg ſeine Liebe für die kleine ſchöne Verene vor den älteren Herrſchaften keineswegs. Und es war wirklich ein Wunder, daß Verene noch nicht darauf ge— kommen war, weshalb der Oberförſter plötzlich ſo oft zu ihnen kam. Nun aber war ſie plötzlich ſehend. Sie dachte: Wie ſieht er mich denn an? Wie nur? Ich mochte ihn immer gern. Doch nun iſt es mir, als würde ich ihn in Zukunft haſſen, weil er mich ſo angeſehen hat. Und aus dieſem Empfinden heraus war ſie ſcheuer und zurückhaltender als ſonſt. Er buchte es als ein Plus für ſich und wechſelte einen verſtändnisinnigen Blick mit ſeiner Tante. Die dachte: Wozu ſollte er denn noch lange warten? In den nächſten Wochen muß es klar werden zwiſchen ihnen. Sie können dann noch ein Vierteljahr mit der Hochzeit warten, und dann mag die Sache vor ſich gehen. Es iſt für Verene ein großes Glück, aber wenn man ganz gerecht ſein will, für meinen Neffen doch auch. Erſtens iſt Verene wirklich bildhübſch, und zweitens erbt ſie hier ein⸗ mal das Haus. Wenn er mal in Penſion geht, wiſſen ſie gleich, wohin miteinander. Während die Frau Paſtor ſich dergeſtalt in ihre Be⸗ trachtungen verſenkte, plauderte der Oberförſter angeregt mit Verene. Großmama tat auch ſehr mütterlich zu dem Oberförſter. Er hätte es ſich alſo nicht im Entfernteſten träumen laſſen, daß ſeine Wünſche ſich etwa nicht erfüllen könnten. Nein, er war froheſter Laune. Und er zeigte es auch nach außen hin. Später ging man ein bißchen in dem alten, weit⸗ läufigen Garten ſpazieren. Man konnte ſich gut verlieren, merkſam, fehr genau muſterte ſie ihn. wenn man wollte. Und da dieſes Wollen von ſeiten der Frau Paſtor und auch des Oberförſters vorhanden war, ſo kam es eben dazu, daß die älteren Herrſchaften ſich plötzlich für ſich befanden, und Verene und der Oberförſter auch. Das Mädchen erſchrak. Da hatte er aber auch ſchon ihre Hand ergriffen und ſagte leiſe: „Verene, ich liebe Sie. Möchten Sie meine Frau werden?“ Aus weit geöffneten Augen blickte Verene ihn an. Dann entzog ſie ihm die Hand und ſagte: „Ich kann mich nicht ſo ſchnell entſcheiden, ich— möchte erſt— noch einmal— mit Großchen ſprechen.“ Er lachte glücklich. „Kann ich mir ja denken. Ganz genau denken kann ich mir das. Sprechen Sie ruhig erſt einmal mit der alten Dame, aber ſie hat beſtimmt nichts dagegen.“ Verene kannte den Oberförſter ſeit langem. Und er war ihr immer wie ein lieber vertrauter Freund er— ſchienen. Jetzt aber war er ihr plötzlich fremd. Ganz fremd! Und ſie ſah in ihm einen Feind, gegen den ſie ſich wehren mußte! Verene hing ihren Gedanken nach; zuletzt aber kreiſten dieſe Gedanken eben doch nur wieder um den Fremden, der ſicherlich der Graf Eſchweiler geweſen war. Und Verene Beringer wußte plötzlich, daß ſie niemals, niemals die Frau des Oberförſters Melenthin würde ſein können. Wenn er doch dieſen unglückſeligen Gedanken aufgeben würde! Aber er dachte ja gar nicht daran. Sein zuverſicht— liches, frohes Geſicht bewies es ihr, daß er gar nicht daran dachte. Zorn war plötzlich in dem jungen Mädchen. Weshalb konnte es nicht bleiben, wie es bisher immer geweſen war? Weshalb hatte er ihr dieſe Frage vorlegen müſſen? nicht einmal die warnenden Worte ihres Gemahls mehr Nun würde doch eine Trübung der ganzen Beziehungen mit Paſtors eintreten, wenn ſie ihm, dem Oberförſter, ihr Jawort nicht gab. Und ſie konnte es doch nicht! 5 Nein, nein, ſie konnte es auf keinen Fall. Das konnte ſie nicht. Und wieder ſah ſie die blauen Augen des, — Fremden. 5 Was war das? Warum vergaß ſie dieſe Augen nicht? Wenn ſie nun in den Armen des Oberförſters Schutz ſuchen würde vor den harten, ſpöttiſchen Augen, die ſie nicht mehr loslaſſen wollten? Wenn ſie es tat? Verene ſah auf den Mann an ihrer Seite. Sehr auf— Und dann dachte ſie doch wieder: Nein, nein, ich kann es doch nicht! Am kleinen runden Pavillon trafen ſie dann wieder mit den anderen zuſammen. Die runden, neugierigen Augen der Tante Paſtor peinigten das junge Mädchen plötzlich. Sie ſah an dieſen Augen vorüber und hängte ſich bei dem alten Herrn ein, der ſich darüber ſehr freute und mit ihr eine botaniſche Frage beſprach. Er meinte aber, von ſeiner Ehehälfte durch auffordernde Blicke dauernd dirigiert:— „Mein liebes Kind, ich würde mich doch ſehr freuen, wenn ich dich noch hätte einem guten, ehrenhaften Manne, antrauen können. Glaube mir, mein Kind, es iſt das! Beſte, was einem auf dieſer Welt paſſieren kann: Ein ſchönes, trautes Heim und einen Menſchen, der Freud' und Leid mit einem unverbrüchlich trägt.“ „Du haſt vielleicht recht, Onkel Paſtor. Ich will es mir einmal recht gut überlegen.“ g Ihre Willfährigkeit freute ihn, und ſo plauderte er noch weiter in dieſem Sinne mit ihr. Oberförſter Melenthin ſagte mitten in das allgemeine Geſpräch hinein: „Am Gartenzaun ſteht noch meine Taſche. Marie könnte ſie auspacken. Ich habe noch etwas vom letzten Schlachtfeſt, hineingetan. Der Schinken iſt diesmal ganz beſonders gut. Und im Fliedergarten muß es ſich wundervoll Abend— brot eſſen laſſen.“ J „Haſt du denn Zeit?“ fragte Frau Paſtor erſtaunt. „Ja, ausnahmsweiſe habe ich Zeit. Die Kinder ſind bei Frau Lindemann, die ſie immer zu ſich holt. Sie werden in dieſen Tagen ſehr manierlich. Ich wundere mich ſchon nicht mehr.“ „Frau Lindemann— wer iſt denn das?“ fragte miß—⸗ trauiſch Frau Paſtor und runzelte die Augenbrauen. 1 Er lachte ein bißchen breit. 9 „Ja, eine Sommerfriſchlerin iſt es, die bei uns wohnt und die die Kinder ſehr gern hat. Meine Kuſine Marthe iſt ja immer froh, wenn wieder einige Sommergäſte kommen. Sie ſchwatzt nun mal gern.“ „Ach ſo!“ 0 Frau Paſtor dachte im ſtillen, daß ebenſogut einmal eine raffinierte Perſon in die Sommerfriſche herein- ſchneien könnte, die dann am Ende gar noch Abſichten auf den Oberförſter hatte. Nun, das würde ja noch fehlen. Die Perſon konnte ja was erleben. Und dieſe Frau Linde— mann wollte ſie ſich doch lieber einmal von Nahem anſehen. Frau Paſtor putzte ſich den Kneifer, ſetzte ihn vorn auf die ſpitze Naſe und ſagte in ſpöttiſchem Ton: „Weißt du was, Walter, lade uns doch für übermorgen mal alle zu dir ein! Ich wollte ſchon längſt mal heraus⸗ kommen, aber Onkel hatte jetzt immer ſehr viel zu tun. Jetzt ginge es aber. Nun, wie iſt mein Vorſchlag?“ Er kannte ihre Beweggründe und lachte ſie ein wenig mit den Augen aus, dann meinte er: „Es kann mir nichts Angenehmeres paſſieren. Ich ſchicke den Wagen gegen zwei Uhr.“ ö Das wurde angenommen. Auch Großmama ſagte fröhlich zu. So mitten in den grünen Wald hineinzufahren, das gefiel ihr ſchon, und dann war ſie ja auch neugierig, wie es in der Oberförſterei ausſehen mochte. Denn ſchließlich ſollte doch das Kind dorthin. 4 Da Onkel Paſtor nie etwas zu ſagen hatte, wenn es ſeiner lieben Frau gefiel, irgendeine Beſtimmung zu treffen, ſo ſchwieg er auch jetzt und freute ſich nur, als ihm Marie eine Zigarre zuſteckte, denn er hatte ſeine ge⸗ liebte Pfeife zu Hauſe laſſen müſſen.(Fortſ. folgt.] Oer dumaltrün Von Friedrich Franz von Conring. „Wiſſen Sie“, ſagte ein junges Mädchen zu einem Herrn im Tenniskoſtüm, und deutete dabei mit ihrem Rakett auf den Diamantring an ſeinem rechten Ringfinger,„daß ich es ſehr geſchmacklos von Ihnen finde, daß ein ſo junger Menſch, wie Sie, einen Diamanten trägt. Ich finde es ſchon von alten Herren ſcheußlich, aber da hat ſo ein Ring vielleicht eine Ge⸗ 1— wenn nicht brr—, aber bei Ihnen iſt das pure, trad tionsloſe Protzerei.“ Der junge Herr mit den ſcharf nach hinten gekämmten, ſchwarzen Haaren lächelte, ſah erſt den Ring an, blickte dann dem Mädchen in die braunen Augen und ſagte: ü „Wenn ich Ihnen nun aber ſage, daß ich dieſen Ring ge— rade deswegen trage, weil er eine Geſchichte hat.“ „Geſchichte?— Ach, gehen Sie doch!“ „Es iſt, wie ich Ihnen ſage.“ Das junge Mädchen rümpfte etwas die Naſe. Als er das ſah, ſagte er: „Ich habe dieſen Diamanten von einer Frau erhalten, die mir vorher gänzlich unbekannt war und die ich kaum fünf Minuten geſprochen habe.“ „Nun wollen Sie mir aber einen Bären aufbinden.“ „Wenn ich Ihnen ſage— und aufgedrängt hat ſie ihn mir obendrein.“ „Dann war er geſtohlen?“ „Gott bewahre!“ „Da bin ich aber geſpannt!“ „Paſſiert ja auch nicht alle Tage.“ „Dann war ſie verrückt?“ „Nicht mehr als Sie und ich.“ „Steinalt?“ „Ganz jung.“ „Nu' brat' mir aber einer'n Storch! Wo wohnt denn die Dame? Vielleicht ſchenkt ſie mir auch einen!?“ „Sie irren ſich ſehr, wenn Sie glauben, daß ſie reich war.“ „Das muß ſie aber doch geweſen ſein, ſonſt hätte ſie Ihnen doch unmöglich einen ſolchen Ring ſchenken können?!“ Dabei nahm das junge Mädchen ihrem Partner den Ring, den er ihr entgegenhielt, aus der Hand und betrachtete ihn lange und aufmerkſam. „Wenn Sie zuhören wollen?“ „Aber ſicher!“ „Es iſt nur eine ganz kurze Geſchichte: Ich war in Swinemünde und las eines Tages in der Zei— tung, die es da gibt— den Namen weiß ich nicht mal mehr—, eine Annonce, die ungefähr ſo lautete: In dem Hotel iſt in einem Zimmer ein Diamantring gefunden worden. Wer An⸗ ſpruch auf dieſen Ring zu haben glaubt, ſoll ſich bei Frau ſoundſo melden.— Die ganze Annonce kam mir und ein paar. Freunden, mit denen ich zuſammen war, außerordentlich ſelt— ſam vor. Obgleich wir weder Sachverſtändige im Annoncen— abfaſſen waren, noch Kriminaliſten, ſagten wir uns doch, daß es höchſt ſeltſam ſei, daß eine Dame, wahrſcheinlich die jetzige Inhaberin des Zimmers, ihren Fund, den ſie wohl gemacht hatte, öffentlich anzeigte. Oeffentlich ausrief ſozuſagen. Das wäre doch eigentlich Sache der Hoteldirektion geweſen, denn Wertſachen, die in den Zimmern des Hotels gefunden wurden, müſſen doch immer der Direktion abgeliefert werden, unter Umſtänden ſogar der Polizei. Aus dieſen Gründen hielten wir dieſe Annonce irgendwie für Schwindel und ergingen uns in allerhand Vermutungen darüber, was dahinter wohl ſtecken möge. Wir rieten vom Hundertſten ins Tauſendſte, ſuchten uns die Dame zu ver— gegenwärtigen und kamen ſchließlich zu dem Schluß, daß einer von uns einfach hingehen und den Schmuck als ſein Eigentum reklamieren und ſo die Situation feſtſtellen ſollte. Da ich zufällig eine Zeitlang in dem Hotel gewohnt hatte und das ja natürlich eine Conditio sine qua non war, fiel die Wahl auf mich. Ich nahm ſelbſtverſtändlich mit tauſend Freuden an, beſtellte eine Flaſche Sekt nach der anderen und erklärte ſchließlich mich anheiſchig zu machen, den Ring zu be— kommen. Natürlich nur, um ihn, nachdem ich ihn den Herren gezeigt hatte, wieder zurückzubringen. Wieherndes Gelächter und Wetten, daß das unmöglich ſei. Ich nahm die Wetten an und trank auf Vorſchuß dieſe Wetten, bis ich ziemlich blau war. 80 Am nächſten Morgen machte ich mich zu der Dame auf den eg. Als ich beim Portier nach dem Zimmer fragte und den Grund meines Kommens andeutete, ſchien es mir ſo, als ob über das Geſicht des Hotelmanagers mit dem langen Gehrock ein ſeltſames Lächeln huſchte. Da ich von Natur ſehr argwöhniſch bin, ſetzte ich dieſes Lächeln auf das Konto meiner Schwäche, achtete alſo nicht weiter darauf und ließ mich durch den Aufzug in den zweiten Stock fahren, wo die Dame wohnte. Hier angekommen, meldete mich ein Page an und kurz dar— auf ſtand ich vor einer entzückenden Blondine, die mich auf das lebhafteſte und freudigſte empfing. Ich brauchte eigentlich gar nichts zu ſagen, denn ſie ſagte alles; glaubte mir auch ſofort, daß der Ring mir gehöre, ſchob ihn mir in die Hand, als ſei es ein Butterbrot, und führte mich, ehe ich mich deſſen verſah, mit der Koſtbarkeit an die Tür. Ich hatte meine Wette glänzend gewonnen, aber ein Siegesgefühl wollte ſo gar nicht aufkommen, denn der Sieg war ſo leicht gewonnen, daß mir ganz unheimlich zumute war und ich noch allerhand Komplikationen befürchtete. Ich begab mich zu meinen Freunden, zeigte ihnen den Ring, ſtrich meine Wetten ein und wollte mich ſofort wieder in das Hotel zurückbegeben, um den Ring, der mir ja gar nicht gehörte, wieder abzuliefern, als andere eiligere Dinge da— zwiſchen kamen. So konnte ich mich erſt am Abend dorthin zurückbegeben. Ich fragte wieder nach der Dame. Diesmal malte ſich blaſſes Erſtaunen auf dem Geſicht des Gehrockträgers. Ich wurde in den Speiſeſaal geführt. Der ganze Saal war leer, nur ein kleiner, runder Tiſch war noch beſetzt, da ſaß meine entzückende Blondine mit einem jungen Herrn, der ein ſehr nachdenkliches Geſicht machte, wäh⸗ rend ſie eher verblüfft drein ſah. Als ich eintrat, rief ſie ganz „laut: Da iſt ja der Herr! Ihr Partner drehte ſeinen Kopf nach mir um. Was war geſchehen? Eine junge Frau war mit ihrem Manne nach Swinemünde gekommen. Eine Woche nach ihrer Ankunft hatte der Mann in Geſchäften nach Berlin zurückreiſen müſſen und kurz nach der Abreiſe hatte die Frau ihren Diamantring vermißt, dex ein Hochzeitsgeſchenk ihres Gatten war. Da ſie wußte, welche Stücke ihr Mann auf dieſen Ring hielt, geriet ſie in helle Verzweiflung und durchſuchte alle ihre Sachen, jeden Winkel, vermochte den Diamanten aber nicht Herbeizuſchaffen. Sie war faſt krank über dieſen Verluſt, denn ſie ihr Mann ſich aufregen würde, wenn er das erführe, Ein jeder ſah ihr die Verzweiflung ſofort an und ſie er⸗ zählte die Geſchichte und ihre Sorge jedem, der es hören wollte. Zwei Tage ſpäter lam das Zimmermädchen nach dem Reine⸗ anachen ſtrahlend zu ihr, überreichte ihr einen Diamantring und ze, wie fragte ſie, ob das vielleicht der ihrige ſei?! Den habe ſie beim Aufräumen auf dem Boden gefunden; er hätte ſich zwiſchen den Teppich und die Holzſchwelle geklemmi. Die Frau nahm den Ring in die Hand, erkannte ihn als den ihrigen wieder, fiel dem Dienſtmädchen buchſtäblich um den Hals und belohnte ſie fürſtlich. g N Am Tage darauf kam der Mann zurück. Von dem Augenblick an, da er aus dem Abteil ſtieg, benahm er ſich fach ſonderbar. Er bedauerte ſeine Frau, beſpitzelte ſie förmlich, ſtellte die eigenartigſten Fragen und ſchien ihre Heiterkeit, die doch nur zu erklärlich war, ganz und gar nicht begreifen zu können. l f f Manchmal horchte ſie erſtaunt auf, denn, wenn er ſo fragte, mußte man wirklich glauben, daß er etwas von der Ring⸗ geſchichte erfahren hätte. Aber wer ſollte ihm das geſagt haben? Das war ja ganz unmöglich! Unſinn! Als das Ehepaar im Hotel angekommen war und ſich auf ſein Zimmer begeben hatte, zog ſie die Handſchuhe aus, ſo daß der Ring, jedem ſichtbar, an ihrem Finger blitzte. Als er das ſah, ſperrte er Mund und Naſe auf und fragte erſtaunt: Wo haſt du den Ring her?“ „Der! Das iſt doch mein Ring, den du mir geſchenkt haſt!“ erwiderte ſie arglos. 5 „Aenne, das iſt nicht wahr! rief er. „Wieſo!' fragte ſie und errötete bis in die Schläfen. Weil dies dein Ring iſt', ſagte er und zog einen voll⸗ kommen gleichen Diamanten aus der Weſtentaſche. „Wieſo mein Ring?“ „Weil du deine Schmuckſachen immer ſo achtlos herumliegen läßt und du das am Tage meiner Abreiſe wieder getan haſt, habe ich dir einen Denkzettel geben wollen und den Ring an mich genommen, um ihn dir erſt jetzt wiederzugeben, nachdem du tüchtig geſchwitzt hatteſt. Und nun haſt du einen zweiten. Wo haſt du den her?“ Nun mußte ſie ja mit der Sprache heraus und beichtete und erzählte, wie ihr das Dienſtmädchen den Ring, den ſie gefunden, abgeliefert hatte. Als der Mann das hörte, wollte er ſeinen Ohren nicht trauen und ließ ſich das Dienſtmädchen kommen, damit ſie ihm die Geſchichte wiederholte. Als er ſich dann von der Wahrheit des Geſagten überzeugt hatte, ſagte er ſofort zu ſeiner Frau, ſie müſſe Schritte tun, um dem rechtmäßigen Eigentümer wieder zu ſeinem Ring zu verhelfen. Er wolle mit der Geſchichte nichts zu tun haben; ſie möchte das in die Wege leiten. Das machte ſie nur zu gern. Zunächſt ging ſie nun auf das Büro des Hotels, um der Direktion den Ring abzuliefern; aber da verhielt ſich der Mann mit dem Gehrock vollkommen ablehnend. Das ſei ihre Sache und das ginge das Hotel nichts an. Wenn ſie durchaus etwas tun wolle, ſo ſolle ſie es in die Zeitung ſetzen, da würde ſich gewiß ſchon einer melden. Frauen braucht man ja nur einen ſolchen Rat zu geben, dann führen ſie ihn auch ſofort aus. Sie ging alſo auf die Expedition und gab die Annonce auf, die ich Ihnen ja aus dem Gedächtnis mitgeteilt habe. Das Reſultat kennen Sie ja auch; ich holte den Ring ab. Und was war des Pudels Kern? Der junge Mann, der mit ihr zuſammenſaß, als ich in das Speiſezimmer trat, war ſehr reich und bis über die Ohren in die junge Frau verliebt. Er kannte ſie ſchon ſeit langem aus Berlin und hatte Swinemünde nur als Sommeraufenthalt ge— wählt, weil ſie hier war. Als er von dem Verluſt des Ringes gehört, hatte er ſofort einen vollkommen gleichen gekauft und ſich mit dem Zimmer— mädchen in Verbindung geſetzt und ihn der Frau, die ihn ſonſt niemals genommen hätte, in die Finger geſpielt. 5 175 Ankunft des Mannes hatte dann die, Verwicklung ge⸗ racht. 3 Das hatte die Frau alles gerade in dem Augenblick er— fahren, als ich eintrat, und er hatte erfahren, daß der Ring öffentlich wie Sauerbier ausgeboten war und ich ihn mit⸗ genommen hatte. Auch jetzt hatte er erſt die Geſchichte von dem wahren Ring erfahren und ſaß ziemlich verblüfft da. Ich näherte mich nun dem Tiſch, erklärte den Grund meines Kommens und legte den Ring mit vielen Entſchuldigungen und Erläuterungen vor ihn auf den Tiſch. Sie wurde ganz rot, ſtieß den Ring fort und ſagte: „Unter keinen Umſtänden nehme ich den Ring zurück! Was würde mein Mann dazu ſagen!“ a „Und ich hatte mich ſo gefreut, ihn an Ihrer Hand zu wiſſen und mich Ihnen dadurch heimlich verbunden zu fühlen, und ⸗ da muß dieſe dumme Geſchichte mit Ihrem Manne dazwiſchen⸗ kommen. Ich nehme ihn auf keinen Fall zurück!“ So ging das eine ganze Weile, bis ſie mich auf einmal beide beſtürmten und mich anflehten, doch den Ring anzunehmen, um die Frau zu retten, denn ihr Mann würde es nie und nimmer glauben, daß das mit rechten Dingen zuginge, und ein Einverſtändnis wittern, das ganz und gar nicht vorhanden ſei. Es wurde mir klargemacht, daß es einfach meine Ritter⸗ pflicht ſei, mich zu opfern und den Ring anzunehmen. Der Mann drohte mir ſogar mit Anzeige bei der Polizei, wenn ich nicht bei meiner Rolle bliebe, weil es ſonſt offenbar ſei, daß ich den Ring als mein Eigentum reklamiert hätte, obgleich ich über das Gegenteil ganz genau unterrichtet geweſen ſei. All dieſen Argumenten vermochte ich nicht ſtandzuhalten, und ſchließlich bin ich auch kein Unmenſch. So zog ich denn nach unendlichen Weigerungen mit dem Ring am Finger ab und fühlte mich als einen echten Ritter, der damit alle Schuld der Dame auf ſich genommen. Auf dem Hotelbüro war man natürlich durch das Zimmer— mädchen über den wahren Sachverhalt vollkommen unterrichtet geweſen und hatte ſich daher in keiner Weiſe in die Sache hin— eingemiſcht. So kommt es, daß ich als junger Menſch einen Diamant⸗ ring trage“, ſagte der junge Herr, nahm den Ring aus den Händen des jungen Mädchens zurück und ſteckte ihn lächelnd an den Finger. Die Anwendungs möglichkeiten einer Lebens⸗ verſicherung. Nur ganz wenige Einrichtungen ermöglichen eine ſo viel⸗ ſeitige Anwendung wie die moderne Lebensverſicherung, denn ſie iſt nicht nur für viele Familienväter ein Mittel der Familienfürſorge, ſondern auch die einzige Sparmethode für Tauſende von Kaufleuten, Gewerbetreibenden und An⸗ gehörigen der freien Berufe. Rein volkswirtſchaftlich geſehen, erhob ſich die Lebensverſicherung zu einer Großmacht, denn ſie bedeutet Geldanlage, Sparmethode, Kreditinſtrument und Mittel zur Vermögensbildung. Da die von den Lebensverſiche⸗ rungen langfriſtig anzulegenden Gelder jährlich viele Mil⸗ lionen ausmachen, wurde die Lebensverſicherung auch zu einem der wichtigſten Geldgeber auf dem Hypothekenmarkt. Heutzu⸗ tage ſind in Deutſchland rund 15 Millionen Lebensverſiche⸗ rungen in Kraft mit einer Geſamtverſicherungsſumme von nahezu 20 Milliarden Mark. Daß die Lebensverſicherung eine ſolche Entwicklung nehmen konnte erklärt ſich nicht zuletzt dar⸗ bahnabteil. aus, daß ſie Einrichtungen ſchuf, die ſich den Bedürfniſſen des modernen Wirtſchaftslebens anpaßten. 8 Die bekannteſte Anwendung der Lebensverſicherung iſt die Verſorgung von Fämilienangehörigen, wobei die Geſellſchaft beim Ableben des Verſicherten ein beſtimmtes Kapital auszu⸗ zahlen hat. Dieſe ſogenannte einfache Lebensverſicherung dient aber nicht nur der Fürſorge für Frau und Kind ſondern auch unverheiratete berufstätige Männer und Frauen machen von dieſer Einrichtung Gebrauch, um alte Eltern oder hilfs⸗ bedürftige Geſchwiſter ſicher zu ſtellen. Bei dieſer Gelegenheit ſei ausdrücklich darauf hingewieſen, daß es möglich iſt, aus einer einzigen Lebensverſicherung auch mehrere verſchiedene Per⸗ ſonen zu begünſtigen. Es kann alſo zum Beiſpiel der Inhäber einer Lebensverſicherung über 10 000 Mark beſtimmen, daß von der Verſicherungsſumme 6000 Mark an ſeine 3000 Mark an ſeine Mutter und 1000 Mark an ſeine Schweſter ausgezahlt werden. 45 f 5 Aehnlich, aber doch ihrem Inhalt nach verſchieden, iſt die ſogenannte Ausbildungsverſicherung, durch die einem Fami⸗ lienvater, der ſeinen Kindern eine gediegene Berufsausbildung ſichern will, die Bereitſtellung eines Kapitals ermöglicht iſt, das dann zu einem beſtimmten Zeitpunkt, zum Beiſpiel zum 18. Geburtstage des Sohnes oder der Tochter ausgezahlt wird. In der gleichen Weiſe wird heute meiſtens auch die Aus⸗ ſteuer⸗Verſicherung abgeſchloſſen, die der Tochter die An⸗ ſchaffung einer gediegenen Ausſteuer von vornherein ſicher⸗ ſtellen ſoll. a 770 Eine noch wichtigere Rolle ſpielt heute die Lebensverſiche⸗ rung als Altersverſorgung, wobei das Kapital beim Ableben ſofort, ſpäteſtens jedoch in einem beſtimmten Alter, alſo zum Beiſpiel im 55., 60. oder 65. Lebensjahre, ausgezahlt wird. Was in Amerika bereits ſeit vielen Jahren üblich iſt, beginnt ſich auch in Deutſchland durchzuſetzen: daß Kaufleute, leitende Angeſtellte und gut beſchäftigte Angehörige der freien Berufe von ihrem Verdienſt und Einkommen ſo viel für eine Lebens⸗ verſicherung einzahlen, daß ſie in ihrem Alter ein Kapital er⸗ halten, von deſſen Zinſen ſie leben könnten, ſo daß neben ihrem Geſchäft eine finanzielle Reſerve aufgebaut wird. Eine für die Landwirtſchaft überaus wichtige Anwendung iſt die Hypotheken-Ablöſung durch Lebensverſicherung. Hier wird in der Höhe der Hypothek eine Lebensverſicherung ab⸗ geſchloſſen, die den Erben des Beſitzers das Kapital in die Hand gibt, um die Hypothek abzulöſen und den Grund beſitz ſchuldenfrei zu übernehmen. 15 Sowohl in Grundbeſitzerkreiſen als auch in Induſtrie und Handel wird jetzt auch zur Bereitſtellung der Erbſchaftsſteuer die Lebensverſicherung in immer ſteigendem Maße heran⸗ gezogen. Bekanntlich iſt die Erbſchaftsſteuer, die in Deutſch⸗ land bei größeren Objekten ſehr große Beträge ausmacht, innerhalb weniger Wochen in bar zu entrichten. In allen Fällen, in denen das Vermögen faſt ausſchließlich in Grund⸗ ſtücken oder Induſtrie- und Handelsunternehmungen inveſtiert iſt, erfordert die ſofortige Flüſſigmachung der für die Erv⸗ ſchaftsſteuer erforderlichen Kapitalien oftmals Zwangs⸗ verkäufe oder Beleihungen ſeitens der Erben zu den unvorteil⸗ hafteſten Bedingungen. Um dieſe zu verhüten, ſchließen die Beſitzer von größeren Vermögen eine Lebensverſicherung in Höhe der zu erwartenden Erbſchaftsſteuer ab. Die Verſiche⸗ rungsſumme dient dann zur Bezahlung der Erbſchaftsſteuer, und der Beſitz ſelbſt kann ungeſchmälert in die Verfügung der Erben übergehen. Eine beſonders intereſſante Anwendung der modernen Lebensverſicherungstechnik iſt die Teilhaberverſicherung. Sie ermöglicht den Beſitzern von offenen Handelsgeſellſchaſten dafür zu ſorgen, daß beim Tode eines Teilhabers deſſen Witwe ihren Geſchäftsanteil ſofort ausgezahlt erhält und daß der überlebende Teilhaber das Geſchäft als ſeinen Alleinbefitz weiterführen kann. Sehr wenig bekannt iſt in Deutſchland die Lebensverſicherung als einmalige Kapitalanlage, wobei für ein Kapital von 10000 Reichsmark eine Summe von 6000 bis 7000 Reichsmark einmalig ausgezahlt wird. Kapital von 10 000 Reichsmark wird beim Ableben ſofort fällig, ſpäteſtens nach einer beſtimmten Anzahl von Jahren. Dieſe Form der Lebensverſicherung ermöglicht es denjenigen, die mit größeren, aber unregelmäßigen Einnahmen zu rechnen haben, Teile derſelben in beſonders ſolider Weiſe anzulegen und für die Alters- oder Familienverſorgung ſicherzuſtellen. Wenn wir noch erwähnen, daß gelegentlich Lebensverſicherungen als Stiftungen abgeſchloſſen werden zugunſten von wohl⸗ tätigen, kulturellen, religiöſen oder charitativen Zwecken, dann ſehen wir, wie überaus vielſeitig die moderne Lebensverſiche⸗ rung angewandt werden kann. RI Es gibt Männer Da ſitzt zur Nachtzeit ein jüngeres Ehepaar in einem Eiſen⸗ Sie— in beſcheidene Bürgerlichkeit gehüllt— lehnt in der Ecke. Hat die Augen geſchloſſen, und um den Mund zittert ein etwas müder Zug. borgenen Tränen. Er: der Typ des„ſchönen Mannes“. Nicht ſehr geſchmackvoll und nicht abgeſtimmt die Krawatte. Das Haar peinlich gut gebürſtet. Der Anzug von etwas verſtiegener Eleganz für dieſe Begleiterſcheinung neben einer ſtillen, un⸗ eleganten Frau. Sie ſchläft. Hat gewiß Kinder daheim, denen ſie eine gute treue Mutter iſt. Der Schlaf ſolcher Frauen wiegt doch wohl doppelt. Er ſieht ſich mürriſch um. Dann ſtößt er die Gefährtin in die Seite, daß die Frau erſchreckt auffährt. Nun, denkt man, es gibt Anläſſe, da man eine Frau wecken darf. Anläſſe, die wichtig ſind. Sie wiſcht erſchrocken die Augen.„Was haſt du, Lieber?“ „Du könnteſt mich auch mal in die Ecke ſetzen laſſen, weißte!“ Man wechſelt die Plätze. Grunzend drückt er ſich in die Ecke und ſchnarcht. Behutſam lehnt ſie ſich an ihn und ſchließt die Augen. Für fünf Minuten—— ſchiebt die Frau beiſeite. Beſorgt fragt ſie:„Möchteſt du dich lieber langſtrecken?“ Er pruſtet:„Ja— ſetz dich man wieder hierher. Außerdem. zieht's hier.“ Platzwechſel. Er ſtreckt ſich lang. „Zieh doch mal das Licht zu!“ Sie erhebt ſich. Aber die Lampe hat keine Einrichtung zum Verdunkeln. Das erſpart im übrigen auch eine Auseinander- ſetzung. Denn— ſonſt ſtets nachgiebig, würde ich hier proteſtieren. Denn ich will leſen und deshalb keine Dunkelheit. Aſſo es geht nicht zu verdunkeln.„Verdammte Schlam⸗ perei!“ 90 Schnarchen——— Alles ſchlummert——— ö In Wittenberge ſteigen neue Fahrgäſte zu. Ein älteres Ehepaar. Die junge Frau in der Ecke tippt den ſchlafſenden Gatten wach;„Du mußt nun aufſtehen, Lieber, die Herrſchaften wollen ſitzen!“ „Wieſo ich! Das iſt doch...! Was ſtörſt du mich bloßk. Drüben kann man doch auch ſitzey!“ ö Dann richtet er ſich auf und 1 Seufzend erhebt ſich die Dame, die auf der„Drüben“ſelte. ſchläft, und räumt zwei Plätze. Sie meint gewiß, es dum, Heulen mit manchen Männern Ehefrau, Das verſicherte Wie von vielen ver⸗ Det Kühn.“ 1 nz, 1. Ott.(Septemberver⸗ te Monat September haben noch 10 973 Deutſche und 1276 Ausländer zuſam⸗ men 12 249 Fremde Konſtanz beſucht, gegen⸗ über 11257 im Monat September 1931. Die Konſtanzer Jugendherberge zählte im Sep⸗ tember 1117 Beſucher. Mit der Schwarz⸗ waldfluglinie ſind im September ab und nach Konſtanz 97 Fluggäſte befördert worden. Aus den Nachbarländern Die fruchtbare Bergſtraße. eppenheim, 8. Okt. Die Ernte ſämtlicher e iſt an der Bergſtraße und den angrenzenden Odenwaldgemeinden quantitativ wie qualitativ außerordentlich gut ausgefallen. Die Obſternte ſtellt eine durchſchnittliche Mit⸗ telernte dar, die Preisbewegung befriedigte. Die zurzeit in Gang ſich befindende Kartoffel⸗ ernte iſt in leichten Böden eine ſehr ausgie⸗ bige, in ſchweren Böden mittelmäßig. Die Heu⸗ und Grummeternte kann als eine gute bezeichnet werden, die beide unter guten Wit⸗ terungsverhältniſſen eingebracht werden konn⸗ ten. Der Traubenhang iſt infolge der ver⸗ nichtenden Wirkungen der Rebkrankheiten kaum ein Drittel. Auch in der Qualität wird er dem vorjährigen nachſtehen. Die herbſtliche Sonne wird weſentlich noch dazu beitragen, die Trauben zur vollen Reife zu bringen, ſodaß durch die erſt in den nächſten Wochen beginnende Weinleſe eine nicht unweſentliche Qualitätsſteigerung erzielt werden wird. Königsſchaf hausen(Breisgau), 8. Oft.(Die Hand abgeſchnitten). Der 25 Jahre alte Landwirt Kurt Haßler hier kam mit der linken Hand in die Meſſer der Futter⸗ ſchneidmaſchine, wodurch ihm die Hand glatt abgeſchnitten wurde.. 1 Kenzingen, 7. Okt.(Gute Weinpreiſe) Im Bleichtal hat das Herbſten begonnen. Ts konnten ſchon einige Verkäufe getätigt wer⸗ den. Für den Ohm wurden 60 Rm. gezahlt. Der Preis iſt zufriedenſtellend. Villingen, 8. Okt.(Ein Rieſenſtein⸗ pilz.) Von einem hieſigen Einwohner wurde im Walde bei Königsfeld ein Steinpilz mit dem ſeltenen Gewicht von zweieinhalb Pfund zefunden. Der Strunk hatte einen Durch- meſſer von 7 Zentimeter. Trotz ſeiner Größe zeigte das Prachtexemplar völlig geſundes wei— zes Fleiſch. 8 Speyer, 8. Okt.(Slevogt⸗-Ausſtel⸗ zung). Zum 64. Geburtstag des verſtor— denen Profeſſor Max Slevogt am 8. Ok⸗ zober 1932 hat der Pfälziſche Kunſtverein n den Schaufenſtern des Heydenreichhauſes in Speyer eine kleine Gedächtnisausſtellung ver— inſtaltet. Aquarelle und Zeichnungen des Mei⸗ ters ſowie eine Auswahl der von ihm be— dilderten Buchwerke zeigten einen Ausſchnitt zus ſeinem genialen Schaffen. Kirchheim a. Eck, 8. Okt.(Eine myſte⸗ ziöſe Angelegenheit). Seit einigen Ta⸗ zen iſt der 56 Jahre alte Eiſenbahngehilfe Heinrich Balthaſar ſpurlos verſchwunden. Zu— gächſt nahm man Selbſtmord an; dann tauch⸗ een Gerüchte von einem Morde auf, dem Balthaſar zum Opfer gefallen ſein ſoll. Die Unruhe der Angehörigen wurde aber noch bergrößert, als am Freitag früh ein Zettel unter der Haustür vorgefunden wurde, auf dem der ſpurlos Verſchwundene mitteilt, daß er noch lebe, daß er aber noch nicht wiſſe, wo er ſein Grab fände. Der Grund zu die— ſer merkwürdigen Handlungsweiſe iſt noch nicht geklärt. Do& in Frankfurt. Von der Bevölkerung begeiſtert begrüßt. Frankfurt a. M., 10. Oktober. Der Beſuch des Do X in Frankfurt a. M. hatte auf die Bevölkerung Frankfurts und ſeiner Umgebung wie eine Senſation gewirkt. Jeder der es nur irgendwie ermöglichen konnte, hatte ſich nach dem Mainufer oberhalb der neuen Stauſtufe Griesheim aufgemacht. Un⸗ zählige Dampfer und Boote gaben in ihrem bunten Flaggenſchmuck in dem herbſtlichen ſchö⸗ nen Sonnenſchein ein prächtiges Bild ab. Als der Nieſenvogel über der Ankerſtelle ſchwebte, ſcholl ihm ein gewaltiger Sturm der Begeiſterung entgegen. Nach einer Schleiſen⸗ fahrt ging Do X in elegantem Gleitfluge un⸗ ter dem ungeheuren Jubel der Menge und dem tkenengeheul der Schiffe auf das Waſ⸗ ſer nieder. Der Führer des Luftſchiffes, Ka⸗ pitän Chriſtianſen, und ſeine Mannſchaft wur⸗ den von Stadtrat Dr. Lingnau als Ver⸗ treter der Stadt Frankfurt a. M. herzlichſt willkommen geheißen, während Kinder eine Fülle von Blumenſpenden überreichten. „Do X wird vorausſichtlich bis kommenden Freitag in Frankfurt a. M. bleiben. Das Luftſchiff iſt zur Beſichtigung freigegeben. Letzte Nachrithten. Eigene Liſten der Landvollpartei. Berlin, 10. Okt. Der Parteiausſchuß des 1 Deutſchen Landvolkes beſchloß in ſeiner Ta⸗ gung einſtimmig, daß die Landvolkpartei bei den Reichstagswahlen mit eigenen Liſten vor⸗ geht. Verhandlungen zum Zuſammengehen mit anderen Gruppen, durch das die Auswirkung jeder abgegebenen Stimme ſichergeſtellt wird, ſtehen vor dem Abſchluß. sport vom Sonntag. Vorrunde um den Dy B.⸗Bundespokal. Leipzig, Mitteldeutſchland— Suddeutſchland Gladbeg: Weſtdeurſchland— Sudoſtdeutſch⸗ land 2:8. Danzig: Baltenverband— Brandenburg 23. Verbandsſpiele in Süddeutſchland. Nordbayern: 1. FC. Nürnberg— Fe. Bayreuth 3:0. Germania Nürnberg— Sp.⸗Vgg. Fürth 212. FV. Würzburg— ASV. Nürnberg 5:2. SV. Erlangen— FC. Schweinfurt 213. Südbayern: 1860 München— Schwaben Augsburg 611. Bayern München— SV. Ulm 3:1. Württemberg: Germania Brötzingen— Stuttgarter Kickers 0:8. Stuttgarter SC.— FC. Birkenfeld 4:1. Sp.⸗Fr. Eßlingen— VfB. Stuttgart 1:2. Baden: Phönix Karlsruhe— Karlsruher FV. 0:1. FC. Freiburg— VfB. Karlsruhe 61. FV. Raſtatt— SV. Schramberg 6:1. Rhein: SV. Mundenheim— Germania Friedrichs— feld 1:2. Amicitia Viernheim— Phönix Ludwigshafen 2:0. VfR. Mannheim— VfR. Kaiſerslautern 1112. VfL. Neckarau— SV. Waldhof 0:2. 08 Mannheim— SV. Sandhofen 110. Saar: g FV. Saarbrücken— 11, 1. Fc. Idar— FK. Pirmaſens 2:0. FC. Kaiſerslautern— Saar Saarbrücken 611. Eintracht Trier— SVV. 05 Saarbrücken 3:0 Main: Eintracht Frankfurt— VfL. 2:0. Sp.⸗Fr. Frankfurt— FSV. Frankfurt 1:4. Rot⸗Weiß Frankfurt— FC. Hanau 3:2. Kickers Offenbach— Germania Bieber 3:0 Union Niederrad— VfB. Friedberg 2.— Boruſſia Neunkirchen Neu-Iſenburg Heſſen: FV. Mombach— FV. Kaſtel 22. FC. Langen— Alemannia Worms 0:2. Olympia Lorſch— SV. Wiesbaden 2:0. Wormatia Worms— Viktoria Urberach 8:0. Mittel-— Süddeutschland 2.4 Sieg in der Dy B.⸗Pokalvorrunde. Obwohl die junge ſüddeutſche Repräſenta— tiv⸗Elf in ihrer Zuſammenſetzung nur als zweite bis dritte Garnitur anzuſehen war, begegnete ſich doch in Süddeutſchland ziemlich großem Vertrauen, einem Vertrauen, das ſie jetzt in vollem Maße zu rechtfertigen wußte. Vor rund 10 000 Zuſchauern zeigten die Süd⸗ deutſchen im VfB.⸗Stadion zu Leipzig vor allem während der erſten Halbzeit bei einer ganz offenſichtlichen Ueberlegenheit ausgezeich— nete Leiſtungen. Mitteldeutſchland ſpielte da— gegen verkrampft und ſyſtemlos. Schon nach 12 Minuten gelingt es dem ſüddeutſchen Halb— linken, bei einem Durchbruch ſeine geſamten Gegner zu überlaufen und das erſte Tor zu erzielen. Im weiteren Verlauf gelang es dem gleichen Spieler, eine exakte Flanke geiſtes⸗ gegenwärtig zum zweiten Treffer zu verwan— deln. Bei weiteren ſüddeutſchen Angriffen kann dann der Mittelſtürmer Vollweiler in der 16. Minute bereits das Ergebnis mit unhaltbarem Schuß auf 3:0 für den Süden ſtellen. Die Gäſte haben dieſe drei Erfolge aber auch durchaus verdient, denn ſie zeigten bisher und auch fernerhin eine ganz prächtige Form. Das Stellungsſpiel iſt genau ſo hervorragend wie die exakte Kombination, wobei es auffällt, daß die Süddeutſchen mitunter auch ein halb— hohes Spiel pflegen, das ſie aber ausgezeich— net beherrſchen. Der ſüddeutſche Angriff wird von ſeiner Läuferreihe, die dem gleichen Mann- ſchaftsteil der Einheimiſchen an Schnelligleit klar überlegen iſt, beſtens unterſtützt. Was Taktik anbelangt, zeigen ſich auf Seiten der Mitteldeutſchen, vor allem im Stellungsſpiel, gewaltige Mängel. Dazu kommt noch, daß die Mitteldeutſchen langſamer und auch techniſch unterlegen ſind. In der zweiten Halbzeit hat Mitteldeutſch⸗ land umgeſtellt, was ſich für die Folge recht günſtig auswirkt. Die Mitteldeutſchen haben jetzt entſchieden mehr vom Spiel und kommen auch ſchon in der 4. Minute zum erſten Ge⸗ gentreffer. In der 8. Minute unterläuft dann aber dem rechten Verteidiger ein ſchwerer Feh⸗ ler, da er, ohne beſonders behindert zu ſein, ein Eigentor verſchuldet, 1:4. Die Mittel⸗ deutſchen ſind aber nicht entmutigt und bleiben weiterhin ſtark im Angriff, ſo daß die ſüd⸗ deutſche Abwehr ſchwere Arbeit erhält. Ganz hervorragende Leiſtungen zeigt während der Drangperiode der Einheimiſchen der ſüddeutſche internationale Torwart Jakob. Einen Erfolg von Helmchen, bei dem Jakob den Ball erſt hinter der Linie halten kann, annulliert der Unparteiiſche, was ein Pfeifkonzert beim Pu⸗ blikum zur Folge hat. Erſt zwei Minuten vor Schluß kann Werner eine Vorlage von Helm⸗ chen zum zweiten Tor für Mitteldeutſchland verwandeln. * Eintracht Frankfurt 10 VfL. Neu⸗Iſenburg Nach dem überzeugenden Eindruck, den die Eintracht am Vorſonntag in Offenbach hin⸗ terließ, hatte man mit einem glatten Siege gegen die Iſenburger gerechnet. Das Spiel zeigte aber erneut große Mängel in der Zu⸗ ſammenarbeit der Eintracht auf. Das Schmer⸗ jenskind iſt der Sturm, in dem einige ausge⸗ prochene Verſager vorhanden ſind. Nur die noch ſehr ſtarke Läuferreihe brachte ein faſt ausschließlich uverlegenes Feldſpiel zuftande, auf Grund deſſen in der zweiten Halbzeit zwei Tore erzielt wurden. Iſenburg hätte bei einem beſſeren Sturm mindeſtens einen Treffer a bringen können. Die Verteidigung der Gäſte war ſehr geſchickt und oft ſehr zahlreich.— Schiedsrichter Maul⸗Nürnberg war in der 2. Halbzeit ſehr unſicher. BfR. Mannheim— VfR. Kaiſerslautern 112. Eintauſend Zuſchauer ſahen ein ganz über⸗ legenes Spiel von VfR. Mannheim. Der VfR. hatte das Spiel völlig in der Hand. Trotz kleiner Fehler ſpielte die Mannſchaft einen ſchönen Fußball. VfR. war eine eifrige Mann⸗ ſchaft, doch fehlt ihr zu einer bezirksreifen Mannſchaft noch ſehr viel. Schiedsrichter Maul⸗ Nürnberg hatte einen leichten Stand. In den erſten Minuten wird reichlich nervös geſpielt. VfR. findet ſich zuerſt zuſammen und in der 8. Minute ſchießt Theobald auf eine Vor⸗ lage von links das erſte Tor. Gleich darauf erhöht Gerling auf 2:0. Kaum angeſpielt und ſchon macht Theobald einen Kernſchuß und erhöht auf 3:0. Dann iſt es Simon, der das 4. Tor macht. Bis zur Halbzeit fallen weitere vier Tore für VfR. Nach dem Sei— tenwechſel erſcheint VfR. Mannheim nur noch mit 10 Mann. Gerlinger kann durch einen harten Tritt auf das Schienbein nicht mehr ſpielen. Kaiſerslautern kommt ein wenig auf, doch lange dauert die Freude nicht. Tor auf Tor fällt, auch zwei für Kaiſerslautern, die in den letzten Minuten noch erzielt wurden. Amicitia Viernheim— Phöniz Ludwigshafen 2:0. a Viernheim iſt wieder da. Das bewies ſchor die erſte halbe Stunde, wo ſich die Lud— wigshafener ſehr zu wehren hatten. Ihr Spiel war auch darauf eingeſtellt, Hörnle ſpielte vierter Läufer und gab gute Vor— lagen, aber der Sturm ſpielte nie geſchloſſen. Amicitias Angriff hatte mehr und beſſere Tor— gelegenheiten, aber ſeine Flanken kamen zu nahe vors Tor, wo Zettel und Klett aus— gezeichnet abwehrten. Nach der Pauſe war Phönix lange mehr im Angriff. Beſtändig wechſelten die Kampfbilder in dem ſchönen Spiel. Kies 2 ging in der 35. Minute wie⸗ der durch, Zettel wehrte zu kurz und mußte den Nachſchuß durchlaſſen. Amicitia war als Ganzes beſſer, die Mannſchaft der Gäſte war nie einheitlich. Schiedsrichter Heß-Stuttgart leitete tadellos. FV. Raſtatt— SV. Schramberg 6.1. Durch den niedergegangenen Regen war der Platz in Raſtatt nicht in beſter Verfaſſung. Die Platzherren zeigten ſich in dieſer Be— gegnung auf der Höhe, wobei die Läuferreihe beſonders gefallen konnte. Das Schlußtrio ent— Auch der Sturm zeigte Durchſchlagskraft und Mannſchaft von Schramberg immer noch nicht die Leiſtungen von früher. In der 10. Mi— Aus der Heimat. Gedenktage. 10. Oktober. 1825 Der Präſident der Südafrikaniſchen Re⸗ publik Stephanus Johannes Paulus Krüger auf Farm Vaalbank geboren. 1861 Der Nordpolfahrer Fridtjof Nanſen auf Store Fröen bei Oslo(Kriſtiana) gebo⸗ ren. 5onnenaufg. 6.14 Sonnenunterg. 17.19 Nondunterg. 1.21 Mondaufg. 16.05. Prot.: Gideon— Kath.: Franz Borgia. Israel.: Verſöhnungsfeſt. Die Grenze der Villisleit. Aus Amerika kommt die Nachricht, daß ſie Einzelhändler eine„Woche der Quali⸗ ätsware“ planen. Noch im Oktober ſoll hieſe Reklameveranſtaltung durchgeführt verden. Der amerikaniſche Kaufmann hat feſtgeſtellt, daß die Verſuche, das Geſchäft da⸗ jurch anzukurbeln, daß man dem Publikum echt niedrige Preiſe anbot, nur bedingt von Erfolg begleitet war. Die Ankurbelung der Imſätze iſt notwendig, um aus der Kriſe, inter der die ganze Welt leidet, herauszu— ommen. Man hat drüben eingeſehen, daß licht der Preis, ſondern die Qualität der Ware entſcheidend iſt. Mit amerikaniſcher Großzügigkeit wird nun der Bevölkerung ge⸗ zeigt, was die Güte der Ware, die Qualität, bedeutet. Auch wir in Deutſchland ſollten deshalb, weil Millionen unſerer Volksgenoſ⸗ ſen keine Arbeit haben und weil es höchſte Zeit iſt, nicht mit fragwürdigen Theorien, ſondern mit altbewährten Grundſätzen unſe— rer Not zu ſteuern verſuchen. Der Kaufmann hat die Aufgabe billige Bezugsquellen für die Waren ausfindig zu machen, damit er ſeiner Kundſchaft die Wa⸗ ren preiswert anbieten kann. Das iſt aber nur ein Teil ſeiner Aufgaben, denn es kommt nicht nur darauf an, ob die Ware billig iſt. Die Ware ſoll ihren Zweck erfüllen. Eine Ware kann noch ſo billig ſein— ſie iſt zu teuer, wenn ſie nicht gebrauchsfähig iſt. Die Verſchlechterung der Qualität bedeu— et eine Perelendung unſerer Bevölkerung. Auch bei der Billigkeit gibt es eine Grenze. Wenn eine Mütze zu 50 Pfennig angeboten wird, muß man ſich fragen, was der Stoff koſtet, was alſo die Arbeiter in der Spinne⸗ rei und Weberei verdienen, was der Mann der die Mütze näht, als Lohn erhält, was auf die Verkäuferin entfällt uſw. Andere Unkoſten(Verzinſung der Maſchinen. Re⸗ zate fie enen nta in o mahnen moiſe klame uſw.) gibt es doch auch noch. Hat es Fe ee e eee ee, alſo überhaupt einen Zweck zu billige Gegen⸗ ſtä erzüſte r 2 Schußvermögen. Dagegen zeigte die verjüngte ſtände herzuſtellen und zu verkaufen? Es ſieht ſo aus, als ob wir jetzt den tiefſten Punkt der Kriſe, unter der die ganze Wels nute gelang es Raſtatt durch Nürnberger aus 20 Meter einen ſaftigen Schuß zum Erfolg einzuſchießen. Ein brchte dann erſt in der 35. Minute nach dauernder Ueberlegenheit von Raſtatt das 2. Tor. Schrambergs Mittelſtürmer Kreß ver— wandelte dann einen Strafſtoß zum 2:1 durch Kopfball. Noch vor der Pauſe ſchon Nürn⸗ erſten Foulelfmeter er⸗ leidet, überſchreiten würden. Helfen wir alſo ſelbſt mit an der Beſſerung durch Kau— fen von guter deutſcher Ware. d L Laßt den Bauern nicht auf Zahlung warten! Die wirtcchaftliche Notlage unſeres berger zum 3. Male für Raſtatt ein. Nach dem Wechſel war Raſtatt weiter überlegen und erzielte noch 3 Tors. Seltſam⸗Heidelberg leitete zufriedenſtellend. Olympia Lorſch— SV. Wiesbaden 2:0. Unter der zufriedenſtellenden Leitung von Nagel-Schifferſtadt bekamen die Zuſchauer ein recht intereſſantes Spiel zu ſehen. Die Lor⸗ ſcher waren in der erſten Halbzeit ihrem Geg— ner überlegen und konnten auch in dieſer Phaſe des Kampfes den Sieg ſchon ſicherſtellen. Schon in der zweiten Minute erzielte Wachtel auf eine Flanke von Herd das Führungstor für die Lorſcher, und 15 Minuten ſpäter war es der Mittelſtürmer Schmidt, der das Ergebnis auf 2:0 erhöhen konnte. An dieſem Ergebnis wurde bis zur Pauſe nichts geändert. Nach dem Wechſel verſuchten die Wiesbadener unter allen Umſtänden zu Erfolgen zu kommen, ſcheiter⸗ ten aber an der aufopfernden und erfolgreichen Verteidigung der Lorſcher Hintermannſchaft. Beiden Parteien gelang bis zum Schlußpfiff kein Erfolg mehr. Herriot in Kembs. Die Unteilbarkeit der Oſtprovinzen. Paris, 10. Oktober. Bei den Einweihungsfeierlichkeiten des Kembs⸗Kanals hielt der franzöſiſche Mini⸗ ſterpräſident Herriot eine Rede, in der er die Bedeutung des Kanals für die Wirtſchaft betonte. Herriot erklärte dann, daß das El- ſanß ein franzöſiſches Land wäre, das von der Kriſe genau ſo betroffen würde, wie Frankreich ſelbſt. Frankreich würde aber nichts unterlaſſen, was zur Stärkung des Landes beitragen könnte. Die franzöſiſchen Oſtprovin⸗ zen würden von den anderen niemals un⸗ terſchiedlich behandelt werden. Die Regierung werde die Unteilbarkeit und Einheit der Re⸗ publik niemals antaſten laſſen, Frankreich wolle mit all ſeinen Nachbarn ebenſo wie mit allen Völkern in Frieden leben. Frankreich wäre gern bereit, wie kürzlich in einer Note betont, ſeine Bemühungen um Arbeit und Ziviliſation mit denen eines gro⸗ ßen und arbeitſamen Volkes zu verbinden, das ebenſo wie das ene Volt an der Wiederherſtellung der eutopäiſchen und Welt⸗ wirtſchaft Intereſſe habe. Frankreich wolle aufrichtige und loyale Ententen, andere Richtlinien kenne ſeine Politik nicht. Bauernſtandes iſt bekannt. Sind ſchon die Handwerker und kleinen Geſchäftsleute infolge der ſtarken Belaſtung mit Unkoſten darauf an⸗ gewieſen, das Entgelt für ihre Arbeit oder Ware raſch hereinzubekommen, ſo gilt das in beſonderem Maße für den Landwirt, deſſen Einnahmemöglichkeiten nicht täglich oder wöchentlich gegeben ſind. Sie beſchränken ſich, wenn wan von der Milch und deren Erzeug— niſſen abſieht, auf nur wenige kurze Zeit⸗ räume im Jahre. Selbſtverſtändlich ſammeln ſich auch die Verpflichtungen des Bauern im Laufe des Jahres mehr und mehr an und erfordern ein großes Stück Geld, wenn die Ernte eingebracht iſt. Dieſer Tatſache ſollte man überall, wo man mit dem Bauern direkt ins Geſchäft kommt, Rechnung tragen. 1 2 40 It 13 eine Unglückszabl! Nicht jedermann iſt von der 13 als Glücks⸗ zahl ſo felſenfeſt überzeugt wie der Erpräſi⸗ dent Mohamed Ali des Indiſchen National⸗ kongreſſes, der bei einem Aufenthalt in Frank⸗ furt ſich mit ſeiner indiſchen Begleiterin in der Kraftdroſchke 13 fotografieren ließ und ſie ausſchließlich für ſeine häufigen Fahrten nach Bad Homburg und Bad Nauheim be⸗ nutzte. Er war mit dieſer Nummer 13 ſo zu⸗ frieden, daß er beim Abſchied von Frankfurt dem Fahrer ein Bild mit einer eigenen Wid⸗ mung überreichte. Dieſe 13 hat ſich ſonſt als rechte Anglücks⸗ zahl erwieſen. Urſprünglich überhaupt nicht einer Kraftdroſchke zugeteilt, übernahm ſie ein Konzeſſionsinhaber, dem Aberglauben zu trot⸗ zen. Kaum einen Monat in Betrieb, rannte ihr Fahrer mit der 13 in ein Schaufenſter, dann fuhr ihm ein Motorrad in die Quere, und Schlag auf Schlag folgten dann noch drei mehr oder minder ſchlimme Karambolagen mit privaten Mietwagen. Außer dem Sach⸗ ſchaden wurden insgeſamt fünf Perſonen mehr oder weniger ſchwer verletzt. Geſamtſchaden etwa 8000 Rm. Während der Sachſchaden von der Kraftdroſchke gedeckt wurde, mußte der unglückliche Droſchkenbeſitzer, da die pri⸗ vaten Mietwagen nicht in der Haftpflichtver⸗ ſicherung waren, noch für deren verletzte In⸗ laſen aufkommen. Dieſe Häufung von Un⸗ glücksfällen brachte den Konzeſſionsinhaber un⸗ ter dem Druck der ſchlechten Lage des Gewer⸗ bes ſchließlich bcheet ſeinen Betrieb endgültig 1 9 055— Seitdem gibt es keine raft⸗ droſchte Nr. 13 mehr in Frankfurt.