e 8 . Lokales * Kaplan Fahſel, deſſen Ruf als Red⸗ ner in den letzten Jahren weit über Deutſchlands Grenzen hinausgedrungen und der auch außer— halb Deutſchlands an jedem ſeiner Vortragsabende ein ausverkauftes Haus findet, wird auf ſeiner großen Süddeutſchland⸗Reiſe auch in Viernheim ſprechen. In Paris, in der Tſchecho⸗Slovakei, in der Schweiz und in Oeſterreich hat der Red⸗ ner ſchon von dem Wunder von Konnersreuth erzählt und im nächſten Jahre wird er in ver- ſchiedenen Städten Hollands ſprechen. Seine Vorträge ſind für jede Stadt ein Ereignis, denn die Kunde von der Beredſamkeit Kaplan Fahſel iſt bis in die entlegenſten Orte gedrungen. Auch in Viernheim, wo der Vortag am Freitag 14. Oktober abends 8 Uhr ſtattfindet, iſt das In- tereſſe für dieſe Veranſtaltung ſehr groß. Reſt⸗ liche Karten ſind in der Buchhandlung Franz Joſef Hofmann zu haben. * Achtzigjähriger. Herr Franz Georg Bauer 1. begeht morgen, am 11. Oktober, ſeinen 80. Geburtstag. Der achtbare greiſe Mitbürger iſt körperlich und geiſtig noch wohlauf. Herr Bauer hat 40 Jahre bei der Firma Gebrüder Weißmann, Tabaklager, in Ar- beit geſtanden. 38 Jahre ſind es her, daß er ſeine Gattin ſchon früh durch den Tod verloren hat. Seit Jahren hat er nun bei ſeiner Tochter treue Pflege und Unterkunft gefunden. Herrn Bauer, der ſich hier allſeitiger Beliebtheit er⸗ freut, entbieten wir zu ſeinem morgigen hohen Wiegenfeſte herzlichen Glückwunſch! * Erwerbsloſen⸗Verſammlung. Heute Montag abend um 8 Uhr findet im Fürſt Alexander eine Verſammlung ſämtlicher Erwerbs- loſen, Aasgeſteuerten u. Wohlfahrtsunterſtützungs- empfänger ſtatt. Thema: Winterhilfe. Reſtloſes Erſcheinen aller iſt unbedingt erforderlich. Der Erwerbsloſen⸗Ausſchuß. *Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Verkauf von Backwaren und 1 wegen Verkauf von Fleiſch⸗ waren an Sonntagen; 1 wegen Vergehen gegen die allgemeine Bauordnung(Bauen ohne kreis- amtliche Genehmigung); 2 wegen Vergehen gegen die Straßen- u. Verkehrsordnung(Fahren ohne Licht)) 1 wegen Zuwiderhandlung gegen das Lebensmittelgeſetz(Fälſchung von Speiſeeis); u. 1 wegen Entwendung einer Fahrradlampe. * Schulfeier. Auf Anordnung der oberſten Schulbehörde findet morgen aus Anlaß des 85jährigen Geburtstages des Reichspräſi⸗ denten v. Hindenburg an den hieſigen Schulen eine nachträgliche Feier ſtatt. Möge das er— habenſte Beiſpiel deutſcher Treue und hingeben— der Pflichterfüllung, das der zum Staatsober— haupt gewählte hochverdiente Generalfeldmarſchall jederzeit bot und im höchſten Greiſenalter heute noch bietet, unſerer Jugend zum bleibenden Vorbild werden. Eine würdige Schulfeier zu Ehren eines Mannes wie Hindenburg iſt auch dazu angetan, das Autoritätsgefühl wieder zu ſtärken, das heute ſo ſehr untergraben wird. Schutzſport des Reichsbanners. Handball: Viernheim— Heddesheim 5:0(3:0) Viernheim dokumentierte mit obigem Re— ſultat über Heddesheim und hält weiter die Ta— bellenführung. Heddesheim, eine beachtenswerte Viernheims, trotz dem aufgebotenen Siegeswillen nicht ſtandhalten, viel in der zweiten Halbzeit in ſich zuſammen und half ſomit das Schickſal zu beſiegeln. Den Viernheimer Schutzſportler, ein Geſamtlob und„Glück auf“ zu weiteren Siegen. Vom Sonntag. Die Witterungsverhältniſſe am geſtrigen Sonntag waren alles andere als ſchön. Am Vormittag hatten wir ſchon heftigen Regennieder- gang. Dann hielt das Wetter einige Stunden bei dichter Bewölkung des Himmels. Gegen 6 Uhr verdunkelte ſich der Himmel. Ein Ge⸗ witter war aufgezogen, das uns einige Donner⸗ ſchläge hören ließ und nochmals ſtarken Regen- guß brachte. Vornehmen konnte man ſich den ganzen Sonntag über garnichts, da die Regen- wolken am Himmel dauernd zum Entladen be— reit waren.— Das letzte fällige Verbandsſpiel in der Vorrunde auf dem Waldſportplatz konnte glücklicherweiſe ohne Regen ausgetragen werden. Ca. 2000 Zuſchauer hatten ſich eingefunden und konnten wieder einmal einen glänzenden Sieg der„Grünen“ miterleben. Nachdem nun Frieden geſchloſſen war und die Mannſchaft wieder komplett war, zeigte ſich auch wieder der alte Kampfgeiſt und Siegeswillen. Ein prächt⸗ iger 2:0 Sieg gegen den alten Bezirksligakämpen Phönix⸗ Ludwigshafen wurde erſtritten. Die Mannſchaft zeigt wieder eine vorbildliche Einig⸗ keit, die ſie auch zum Siege brachte. Nun iſt ein Sonntag Pauſe dann beginnt die Schluß runde in welcher dem Vernehmen nach der erſte Kampf gegen Sandhofen in Sandhofen ausge⸗ fochten wird.— Die Freiwillige Feuerwehr hielt geſtern mit den Pflichtmannſchaften der Jahrgänge 1907 und 1908 die diesjährige Schlußübung ab. Zu dieſer Uebung hatten ſich neben den Inſpektionen der Staatsbehörde auch die Herren vom Gemeinderat eingefunden. Die Uebung klappte in jeder Beziehung und ſtellte erneut die Schlagkraft unſerer Feuerwehr unter Beweis.— Der Volkschor hatte im Karpfen ein Chor⸗Korzert, das bei überfülltem Saale wieder ein voller Erfolg für Verein und Diri⸗— gent wurde. Zum Vortrage gelangten nur Werke noch lebender Komponiſten, die den reichen Beifall der Konzertbeſucher fanden. „Menſch ohne Namen“ „Wenn Menſchen reif zur Liebe werden“ im Central-Film⸗Palaſt. Auch dieſe Woche iſt es gelungen ein ganz beſonders ſchönes Tonfilmprogramm als zweites der Herbſtſaiſon zur Aufführung zu bringen. Es ſoll ſogar bedeutend ſchöner ſein, als„Der Sänger von Sevilla.“ So bringt man im Zeichen der Ufa den neueſten Ufa⸗Spitzen-Ton⸗ film„Menſch ohne Namen“ oder„Ein Toter geht durch die Welt“. Mit dieſem Tonfilm, der das Schickſal eines vom Krieg verſchlagenen totgeſagten Heimkehrers umreißt, wird ein Ka— pitel heutigſter Zeitgeſchichte angeſchnitten, das gerade in dieſer Zeit, in der wieder einmal ein Kriegsteilnehmer nach jahrzehntelanger Trennung in die Heimat zurückgefunden hat, von höchſter Aktualität iſt. Ein Film der Wirklichkeit, ein mitreißendes Erlebnis, das durch die erregende heitere Glanzlichter alle Gefühlsſkalen menſch⸗ lichen Erlebens bringt. Es iſt ein Film der nicht zuletzt durch die geniale Geſtaltungskunſt Werner Krauß, Ihnen einen unvekgeßlichen Abend bringen wird. Auch das zweite Film⸗ werk„Wenn Menſchen reif zur Liebe werden“ iſt eine Filmſehenswürdigkeit 1. Ranges mit Fritz Kampers und Evelyn Holt. So iſt wie⸗ der eine Tonfilm⸗Darbietung zuſtandegekommen, von der wieder ganz Viernheim ſprechen wird. Ein Beſuch iſt daher hier am Platze. Wieder iſt hier für wenig Geld einer der ſchönſten Abenden ſeines Lebens zu verbringen. Trotz höherer Unkoſten ſoll keine Preiserhöhnng ſein. Ein großer Erfolg iſt wie überall dieſer außer- gewöhnlicheu ſchönen Darbietung ſicher. Ein Beſuch überzeugt! Heute Montag erſter Platz nur 40 Pfg. Sport und Spiel. Waldſportplatz. Phönix Ludwigshafen 2:0 geſchlagen! Die„grünen Teufel“ ſind wieder erwacht. Nach den 2 verlorenen Spielen ſahen wir geſtern die„Grünen“ wieder in kompletter Aufſtellung. Der alte Kampfgeiſt, der alte Siegeswillen war wieder da. Phönix⸗Ludwigshafen glaubte wohl, der Siegesſicherheit ihrer Anhänger nach, die Punkte im Vorbeigehen mitnehmen zu können. Geſehlt wars. Die„Grünen“ zeigten wieder einmal was ſie können, und daß, wenn ſie wollen, die Punkte auf dem Waldſportplatz ſehr, ſehr hoch hängen. Die Reſultate: Amicitia Viernheim— Phönix L'hafen 2:0 VfL. Neckarau— Sportv. Waldhof 02 VfR. Mannheim— VfR. Kaiſerslautern 11:2 Mundenheim— Germania Friedrichsfeld 112 08 Mannheim— Sandhofen 1:0 Tabellenſtand am 25. September Vereine Sp. gew. unent. verl. T. Waldhof 9 Viernheim 9 Neckarau 8 08 Mannheim 8 Phönix L'hafen 9 VfR Mhm. Friedrichsfeld 9 Mundenheim 9 Sandhofen 9 Kaiſerslautern 9 Punkte 1 38:15 15:3 25:13 14:4 19:16 10:6 18:20 10:6 23:15 10:8 28:20 8:10 19:28 8:10 15:20 711 12:20 62:12 10:40 0:18 O ο ο N A OO 888808— 0 O n N Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u.Singſtunden Turnverein von 1893. Heute Montag abend 8 ¼ Uhr vollzählige Turnſtunde für alle Tur⸗ nerinnen. Da die Woche jeden abend der Saal beſetzt iſt, wird um pünktliches Erſcheinen gebeten.— Mandolinenabteilung: Heute Montag abend 8 Uhr Probe für alle Spie— ler im Lokal.— Schülerabteilung: Diens- tag abend 5 Uhr Turnſtunde im Lokal.— Turner: Dieſe Woche finden die Turnſtun— Mannſchaft, konnte der techn. Ueberlegenheit Schilderung eines wechſelvollen Schickſals durch den Dienstags und Donnerstags abends ſtatt. Jefſundheitspflege im Herbst Der Monat Oktober bringt die richti Herbſtwitterung. Kühle Nächte, ſchöne 1 55 liche Tage, naßkalte Nebel und rauhe Abend⸗ winde wechſeln mitelnander ab. Da heiß es in geſundheitlicher Beziehung einigermaßen vorſichtig zu ſein. Heim Eintritt der Herbſtwitterung muß ſich die Kleidung der Witterung anpaſſen. Solange es ſchön und warm iſt, kann man wohl noch mit leichter Kleidung auskommen; macht ſich aber die Kühle bemerkbar, dann muß man Unter⸗ oder Ueberkleider anziehen. Das vom Sommer her gewohnte lange Sit⸗ 10 im Freien und beſonders an kühlen benden und auf Steinbänken ſoll man ver⸗ meiden, Dagegen iſt ein herbſtlicher Spazier⸗ 1 der das Blut in Umlauf bringt, zu empfehlen. Hat uns ein plötzlicher Regen⸗ duft überraſcht, dann ſäume man nicht, ſo⸗ ald man zu Hauſe angelangt iſt, die durch⸗ näßte Kleidung zu wechſeln. Das gilt beſon⸗ ders für die Schuhe und Strümpfe. Wann man heizen ſoll, iſt eine Frage, die weni⸗ ger der Kalender, als vielmehr das Zimmer⸗ thermometer beantworten ſollte. Blutarme Menſchen und alte Leute frieren leichter als andere. Zweckmäßig iſt es, die Koſt im Herbſt etwas fettreicher zu geſtalten. Im übrigen ſollte man für die Ernährung die Gaben der Jahreszeit, vor allem aber friſches Obſt und Gemüſe, ſolange ſie noch zu haben ſind, bevorzugen Ein falſcher Ehrgeiz iſt es, ſich im Herbſt mit Gewalt„abhärten“ zu wollen und die Tücken der herbſtlichen Witterung unbeachtet zu laſſen. Wer nicht den Frühling und Som⸗ mer dazu benutzt hat, der darf ſich nicht wundern, wenn er dem Heer der Herbſt— krankheiten bei einer ſolchen„Abr zrtung“ zum Opfer fällt. f Harry Piel iſt wieder in Viernheim eingetroffen! Heute— Im Union Film Palaſt— Heute Harry Piel„Die Luftpiraten“ Maly Delſchaft „Die an ihrer Liebe ſterben“„Die Sünde der Liſſy Kraft“.„Jetzt platzt die Bombe.“ Die Woche haben wir wieder den Liebling der Kinofreunde Viernheims auf dem Spielplan „Harry Piel“, der große Kaſſenmagnet, in ſeinem hochſpannenden Schlager„Die Luftpiraten“. Das tollkühne Abenteuer eines Vielgeſuchten. Harry Piel der Name bürgt für volles Haus. Alle Pielfreunde treffen ſich heute abend im Union. Im 2ten Teil zeigen wir Maly Delſchaft in ihrem tiefergreifenden Schauſpiel aus dem Leben. „Die an ihrer Liebe ſterben“,„Die Sünde der Liſſy Kraft“. Wenn wir Ihnen ſagen, daß dies unſer ſchönſter Film iſt der letzten Zeit, dann iſt es nicht zu viel geſagt. Der Film iſt einfach unbeſchreiblich ſchön, fabelhaft, eine Glanzleiſtung der berühmteſten Künſtlerin Maly Delſchaft, die hier wirklich echtes Leben ſpielt. Der Film wird ſicher das Tagesgeſpräch Viern⸗ heims, weil es ein unvergeßliches Meiſterwerk der Lichtſpielkunſt iſt. Vergeſſen Sie ja nicht dieſen Film zu ſehen. Zum Schluſſe„Jetzt platzt die Bombe“. Stets iſt der Beſuch des Union, das billigſte und ſchönſte Vergnügen. Ein Beſuch überzeugt und hat noch niemand ge— reut. Pie Parole lautet: Auf zur Prachtſchau im Union. Nur 40 Pfg. Beſucht Harry Piel, den Liebling! Das robe Jia Jonfaam Pr gramm Heute letztmals im — Aale 1. flag mur 40. bold Tum: Aas eee Frilierkämme Hufsteckkämme Haarspangen Haarnadeln Haarhürsten lockenscheeren Zahnbürsten Tollettenseifen Parfüm in großer Auswahl E 3 8 Ibhanngs Schtwelkart 5 E eee 0 Vereins- u. Trainingsabende d. Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 e. v. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Abteilung Schwerathletik: Montag Abend 8 Uhr Zuſammenkunft der Ringer im Lokal. Dienstag Abend 8 Uhr in Ludwigshafen 1. Verbandskampf geg. Stemm⸗ u. Ringklub in der Turnhalle der Wittelsbachſchule. Abfahrt per Auto um ½7 Uhr ab Lokal. Mitiwoch Abend 8 Uhr Training im Lokol. Freitag Abend 8 Uhr Training im Lokal. Prog elder gegen monatliche Rück⸗ 0 zahlung, günſtig zu vergeben. Näheres: durch P. Ludwig. Mannheim 1. 12, 15 Sprechzeit 2— 7. Rückporto erbelen. in beſter Wohnlage zu kaufen gesucht. Angebote unt. 8 105 an die Exped. ds. Bl. Prima gelbe Sneise- Kartoffel“ abzugeben. Hansstraße 4 Schöne 2 Zimmer u. Küche in neuem Hauſe zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag amade Freitag, 14. Oktober 20 Uhr Freischütz“ Saal Kaplan Fahsel ſpricht über a Konnersreuth (Auf Grund eigener Erlebniſſe) Karten Mk. 1., 0.50 in der Buchhandlung Franz Joſef Hofmann. hema mine u. 1 7 00 nen charge or Aallulatur-Pamier billig zu vermieten zu haben in der Buch⸗ Blauehutstr. 22 druckerei ds. Bl. Einige Wagen Dickwurz zu verkaufen. Nirüben zu verkaufen. Karl Häfele Blauehutſtr. 47½¼0] Pandurengaſſe 15 LD un g re ſernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u nd Feiertage.— preis monatl. 140 Mt frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeſtige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viern im.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 237 In kurzen Worten: Vor dem Staatsgerichtshof für das Deutſche Reich begann am Montag der Prozeß der vor⸗ maligen preußiſchen Staatsregierung gegen das Reich wegen der Abſetzung der preußiſchen Mi⸗ niſter und Einſetzung einer kommiſſariſchen Re⸗ gierung. Der engliſche Botſchafter von Paris hatte mit dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten eine Unterredung, in der eine grundſätzliche Eini⸗ gung über Herriots Reiſe nach London erzielt worden iſt. Nach Meldungen aus Tokio hat die japa⸗ niſche Regierung ihre Antwort auf den Lyt⸗ ton⸗Bericht fertiggeſtellt. In dieſer ſoll zum Ausdruck kommen, daß Japan nicht daran denke, ſeine Truppen aus der Mandſchurei zurückzuziehen. Der Weltflieger v. Gronau hat im Indiſchen Ozean infolge eines Motordefektes notlanden müſſen. Die Neichsreformpläne. Wir haben in der letzten Zeit wiederholt auf die Dringlichkeit einer Reichsreform hingewieſen, und auch ſchon die Richtpunkte angedeutet, nach denen die Reichsregierung v. Papen dabei vorgehen will. Wie es ſcheint, wird die Reform, die praktiſch auf eine Umgeſtaltung der Weimarer Reichsver⸗ faſſung in weſentlichen Punkten hinausläuft, in naher Zukunft aus dem Stadium der theo— retiſchen Erwägungen heraustreten. Reichs— kanzler v. Papen hat ſich am Montag nach München begeben, um der bayeriſchen Re— gierung einen Antrittsbeſuch zu machen und wird dieſe Gelegenheit benützen, um mit den Münchener Stellen ſeine Reformpläne durch⸗ zuſprechen. Die Reichsreform marſchlert alſo. Man darf annehmen, daß Bayern den Pa— pen'ſchen Projekten weitgehend zuſtimmen wird, denn ſie bewegen ſich in einer Rich⸗ tung, die gelegentlich auch ſchon von baye— riſcher Seite empfohlen worden iſt. Ueber die Einzelheiten der geplanten Ver— faſſungsreform iſt inzwiſchen ſoviel bekannt geworden, daß man ſich ein ungefähres Bild von ihm machen kann, was beabſichtigt iſt. Zunächſt handelt es ſich— wir haben darauf ſchon früher hingewieſen— um eine Neuge⸗ ſtaltung des Verhältniſſes zwiſchen Reich und Preußen. Die Tatſache, daß in Ber— lin zwei von einander völlig unabhängige Regierungen ſitzen, die häufig nicht nur micht miteinander, ſͤndern ſogar gegeneinander gearbeitet haben, hat bekanntlich zu mancher⸗ lei Unzuträglichkeiten geführt. Letzlich iſt ja der ganze Konflikt zwiſchen Reich und Preu— ßen, der jetzt vor dem Staatsgerichtshof aus⸗ getragen werden mußte, auf die Unvollkom⸗ menheit und Unzweckmäßigkeit der jetzigen ſtaatsrechtlichen Regelung zurückzuführen. Um derlei Konflikte künftig zu vermeiden, ſoll der jeweilige Reichskanzler künftig auch gleichzeitig preußiſcher Mini⸗ ſterpräſident ſein, wie das bereits im alten Reich— von wenigen Ausnahmen ab⸗ geſehen— der Fall geweſen iſt. Außerdem ſollen auch einige andere preußiſche Miniſter⸗ poſten in Perſonalunion mit den Reichsmini⸗ ſterämtern verbunden werden, nur das preu— ßiſche Finanzminiſterium und das preußiſche Kultusminiſterium ſollen ſelbſtändig bleiben. Dieſe Regelung hätte natürlich auch eine er⸗ hebliche Koſtenerſparnis im Gefolge. Eine Zerſchlagung Preußens— etwa durch Um⸗ wandlung ſeiner heutigen Provinzen in Reichsländer— kommt nicht in Frage. Ebenſowenig ſollen die übrigen größeren und mittleren Länder, ſoweit ſie lebensfähig ſind, ihre Selbſtändigkeit verlieren. Dagegen ſollen wahrſcheinlich die kleineren Freiſtaaten Nordeutſchlands mit Preußen vereinigt wer⸗ den, um Verwaltungskoſten zu ſparen. Die zweite große Reform, die das Reichs⸗ kabinett von Papen plant, iſt die Schaffung einer Erſten Kammer. Sie ſoll gegen⸗ über dem Reichstag Kontrollorgan ſein, ſoll ein allzu ſtürmiſches Vorwärtsdrängen ver⸗ hindern, und ſoll— anders als der Reichs⸗ tag, der aus allgemeinen Wahlen hervorge⸗ gangen und daher guf die Parfeinolitik und Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige en koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit Gewähr uicht abern die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewä Dienstag, den 11. Oktober die jeweilige Woltsſtimmung Muückſicht zu nehmen geneigt iſt— mehr die ſtaats poli— tiſchen Momente in der Geſetzgebung beach— ten. Man erinnert ſich, daß die deutſchen Bundesſtaaten der Vorkriegszeit durchweg eine ſolche Erſte Kammer beſaßen. Die frem— den Staaten beſitzen ſie heute noch: in Frank— reich, Belgien, Polen uſw. auch in der Ver⸗ einigten Staaten von Nordamerika heißt ſie Senat, in England Oberhaus. Die Reichsregierung beabſichtigt, die künftige Erſte Kammer zu je einem Drittel aus dem Reichsrat(der Vertretung der Länderregie— rungen), dem Reichswirtſchaftsrat und Per⸗ ſönlichkeiten zu bilden, die von der Reichsre— gierung oder dem Reichspräſidenten ernannt werden.. Ein weiterer Punkt der geplanten Reichs— reform wird eine Neugeſtaltung des Reichstagswahlrechtes ſein. Feſtzu⸗ ſtehen ſcheint, daß die Regierung das Wahl⸗ alter von jetzt 20 Jahren auf künftig 25 Jah— re hinaufſetzen will: das Mindeſtalter für das paſſive Wahlrecht(alſo das Recht, gewählt zu werden) ſoll von jetzt 25 Jahren auf künftig 30 Jahre erhöht werden. Damit wären für das Wahlalter wieder die gleichen Beſtim⸗ mungen in Kraft, die in der Vorkriegszeit galten. Darüber hinaus plant das Reichs⸗ kabinett aber auch noch eine weitere Umge— ſtaltung des Wahlrechts, um künftig wieder die Perſönlichkeit mehr zur Geltung zu bringen. Wie ſie dabei im einzelnen vor⸗ zugehen gedenkt, ob ſie die Verhältniswahl ganz abſchaffen will, oder aber ob ſie dieſes Wahlverfahren beibehalten, aber zum Einer⸗ wahlkreis übergehen will(was, nebenbei be⸗ merkt, keine ganz einfache Sache wäre), iſt der Oeffentlichkeit noch nicht bekannt gewor— den. Wenn man die jetzige Wahlzahl von 60 000 einfach in die Höhe ſetzte, würde man zwar einen Reichstag mit geringerer Abae⸗ Herriot fährt Besprechung mit Macdonald wegen der Paris, 11. Oktober Bekanntlich hat die engliſche Regie⸗ rung angeregt, die deutſche Forderung nach Gleichberechtigung auf dem Gebiete der Rüſtungen zum Gegenſtand der Ver— handlungen einer internationalen Konferenz zu machen, auf der England, Deutſchland, Frankreich, Italien und die Ver⸗ einigten Staaten von Nordamerika vertreten ſein ſollen. Die franzöſiſche Regierung, hat dieſem Vorſchlag gegenüber ſtarke Vorbehalte gemacht, ſo daß es eine Zeitlang ſchien, als werde die Konferenz überhaupt nicht zuſtan⸗ de kommen. Der engliſche Premierminiſter Macdonald hat aber nun durch ſeinen Botſchafter in Paris, Lord Tyr oll, dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten erklären laſſen, daß England an ſeinem Konferenzvor— ſchlage feſthalte. 1 Daraufhin hat der franzöſiſche Miniſter⸗ präſident Herriot den Wunſch geäußert, in den nächſten Tagen nach London zu reiſen, um, noch ehe die Fünfmächke⸗ konferenz zuſammenkritt, allein mit Mac- donald zu verhandeln. Herriots Abſicht iſt natürlich ganz klar: er möchte den engliſchen Premierminiſter un⸗ ter vier Augen ſprechen, damit er ihn für die franzöſiſche Auffaſſung gegenüber den deut⸗ ſchen Forderungen feſtlegen kann. Dann hät⸗ te die Konferenz ſelber jeden Schrecken für Frankreich verloren. Schon bei früheren in⸗ ternationalen Konferenzen war die frangö⸗ ſiſche Taktik die gleiche. Es frägt ſich natür⸗ lich nur, ob Macdonald dieſes Spiel mitma— chen wird. Daß er den Beſuch Herriots nicht abweiſen kann, liegt auf der Hand. Ob er ſich aber von ſeienem franzöſiſchen Kollegen einfach„einſeifen“ laſſen wird, muß erſt noch abgewartet werden. Der franzöſiſche Miniſterpräſidenk Herriol alte am Monlag mit dem engliſchen Bot- chafter Lord Tyroll eine längere Unterre⸗ ung, die ſich um die Reiſe London drehie. An zuſtändiger Stelle gibt man zu verſiehen, daß nunmehr eine grund ſänliche Einianng üher die Neſle eraiell wor- erriots nach ordnetenzayr verommen, was naturlich ſehr wünſchenswert wäre, aber die begrüßens⸗ werten Beſtrebungen, die Abgeordneten wie⸗ der in eine innigere Verbindung mit ihren Wählern zu bringen, würde dadurch nicht er⸗ reicht werden. Hier gibt es nur eine radikale Löſung: Abſchaffung des Verhältniswahl⸗ rechts und Rückkehr zur Mehrheitswahl. Die innerpolitiſche Entwicklung der letzten zeit hat bekanntlich eine erhebliche Stär⸗ kung der Stellung des Reichs ⸗ präſidenten mit ſich gebracht. Mög⸗ licherweiſe wird die geplante Verfaſſungsre⸗ form ſich auch mit dieſen Dingen beſchäftigen. Bekanntlich beſtimmt die jetzige Verfaſſung, daß Reichskanzler und Reichsminiſter zu ih⸗ rer Amtsführung des Vertrauens des Reichs⸗ tages bedürfen, und im Falle eines Mißtrau⸗ ensvotums zurücktreten müſſen. Es ſind Be⸗ ſtrebungen im Gange, dieſen Verfaſſungsar⸗ tikel dahin abzuändern, daß die Reichsregie— rung künftig von Votum des Reichstages entweder völlig unabhängig gemacht wird, ſo daß ſie nur noch des Vertrauens des Reichspräſidenten bedarf, oder aber in der Verfaſſung feſtzulegen, daß ein Vertrauens- votum, das der Reichstag zu Beginn einer Sitzungsperiode ausgeſprochen hat, für die ganze Dauer dieſer Sitzungsperiode gilt. In dieſem Falle wäre es alſo dem Reichstag un⸗ möglich gemacht, bei jeder Gelegenheit die Regierung zu ſtürzen. Die Reichsregierung will ihre Pläne, ſo⸗ bald ſie endgültig feſtſtehen, der Oeffentlich⸗ keit unterbreiten. Es wird dann ein heftiger Meinungsſtreit darüber entſtehen. Einig ſollte man ſich dabei wenigſtens in der Grundauffaſſung ſein, daß wir ein ſtarkes Reich haben müſſen und dazu eine ſau⸗ bere, möglichſt billig arbeitende Verwaltung. nach London. deutſchen Gleichberechtigungsſorderung. ſei, ein Jeitpuntt jedoch noch nicht feſtgelegt werden konnte. Enkweder käme Donnerstag, Freitag oder Samskag-Sonnkag in Frage. Herriot wird aber jedenfalls Lord Tyroll vor ſeiner Reiſe noch einmal empfangen, um die Einzelheiten ſeines Beſuches in der eng— liſchen Hauptſtadt endgültig feſtzulegen. London heſtätigt. London, 11. Oktober. Nach einigem Zögern beſtätigt jetzt auch das„Foreign Office“ den bevorſtehenden Be— ſuch Herriots in London. Amtlicherſeits wird zwar von einer Einladung Macdonalds an Herriot geſprochen, doch beſteht kein Zweifel darüber, daß den Engländern der Beſuch Herriots ſehr ungelegen iſt. Noch am Mon— tag früh hieß es, es ſei fraglich, ob die Reiſe Herriots ſich in die Dispoſitionen des eng⸗ liſchen Miniſterpräſidenten könne. Die deutſche Auffaſſung über die Reiſe. Berlin, 11. Oktober Die Abſicht des franzöſiſchen Miniſterprä— ſidenten Herriot, noch vor dem Statt— einfügen laſſen finden der Fünfmächtekonferenz zu einer Ausſprache mit Macdonald nach L on⸗ don zu reiſen, iſt in Berliner politiſchen Kreiſen mit Ruhe hingenommen worden. Sollte Herriot verſuchen, durch dieſe Be⸗ ſprechung der Entſcheidung der Fünf⸗ mächtekonferenz irgendwie vorzugreifen. ſo dürfte ſich das alsbald nach Beginn der Fünfmächtekonferenz herausſtellen und zweifellos ſofort zu einem Verzicht Deulſchlands auf die weitere Teilnahme an der Konferenz führen. Was die Wahl des Konferenzortes angeht, ſo wird Genf als Sitz des Völkerbundes von Deutſchland ohne weiteres abgelehnt. Auch Lauſanne wird angeſichts der Er⸗ fahrungen, die bei den letzten internationalen Konferenzen gemacht worden ſind, nicht als ein Ort angeſehen, der die für einen gedeih⸗ lichen Ausgang der Konferenz geeignete At⸗ moſphäre hat. a gangsteilnehmern vom r anicht übernommen werden 49. Jahrgang Staatsbeſuch in München. Der Reichskanzler fährt zur bayeriſchen Re⸗ gierung. Berlin, 11. Oktober. Reichskanzler v. Papen reiſte am Montag abend in Begleitung des Staatsſekretärs Planck, des Miniſterialdirektors Marks und des Miniſterialrates Pukaß nach Mün— ch en, um der bayeriſchen Regierung einen offi⸗ ziellen Staatsbeſuch abzuſtatten. Am Mittwoch mittag hält der Reichskanzler vor dem Verband der bayeriſchen Induſtriellen eine Rede. Reichsaußenminiſter v. Neurath, der ſich ſeit einiger Zeit in Württemberg be— findet, wird ſich ebenfalls nach München be— geben. Der Reichskanzler wird wahrſcheinlich am Mittwoch abend zuſammen mit dem Außen⸗ miniſter nach Berlin zurückkehren. Der Zeit⸗ punkt für den Beſuch des Reichskanzlers bei der ſächſiſchen Regierung ſteht bisher ebenſo⸗ wenig feſt, wie der für weitere Beſuche in Va⸗ den und Heſſen. Die Ingendertüchtigung. Beginn der Lehrgänge des Reichskurako⸗ riums. Berlin, 11. Oktober. Die erſten regelmäßigen Lehrgänge des Reichskurotoriums für Jugend⸗ ertüchgigung werden demnächſt begin⸗ nen. In dreiwöchentlichen Kurſen ſollen zu— nächſt Hilfslehrer für den Geländeſport herangebildet werden. Hierzu können von allen Verbänden, die ſich zur Mitarbeit be— reit erklärt haben, Teilnehmer vorgeſchlagen werden. Durch die Teilnahme an den Lehr⸗ gängen ſollen die Hilfslehrer befähigt werden innerhalb ihrer Verbände die Ausbildung im Geländeſport durchzuführen. Die Koſten der Lehrgänge auf den Geländeſportſchulen trägt das Reichskuratorium. Unterkunft und Verpfle— gung ſind für die Teilnehmer frei, ebenſo wird Bekleidung und Ausrüſtung den Lehr— Reichskuratorium geſtellt. Mit den Landesregierungen hat eine Be- ſprechung über die Aufgaben des Reichskura⸗ toriums für Jugenderlüchtigung ſlaltgeſun⸗ den und wie von zuſtändiger Stelle mitge- keilt wird, die Zuſtimmung ſämklicher Lan- desregierungen ergeben. Das Reichskuralo. rium, das nicht die geſamte Arbeit zenkral leiten kann, wird zwölf Zweigſtellen im Reichsgebiet einrichlen. Der Brandherd Oſtaſten. Japan denkt nicht daran, die Mandſchurei wieder freizugeben. Tokio, 11. Oktober. Wie halbamtlich mitgeteilt wird, iſt jetzt die ja paniſche Antwort auf den Lytton⸗ Bericht fertigeſtellt. Sie wird nunmehr in den nächſten Tagen vom Kronrat geneh⸗ migt und dann dem Sekretariat des Völker⸗ bundes in Genf zugeſtellt werden. Wie nicht anders zu erwarken war, wird in der Ankwort darauf hingewieſen, daß Ja- an nicht daran denke, von den Grundſätzen einer Politik in der Mandſchurei abzuwei⸗ chen. Die japaniſche Regierung ſei bereit, die volle Verantwortung für die Lage im Jer- nen Oſten zu übernehmen.. Entſprechend dieſer Entſchließung der ja⸗ paniſchen Regierung hat der japanſiche Son⸗ dergeſandte in der Mandſchurei., Muto, dem von Japan eingeſetzten Präſidenten des Mandſchuſtaates, alſo dem früheren chineſi⸗ ſchen Kaiſer Pu ji, zur Kenntnis gebracht, daß die japaniſche Regierung unter den ge⸗ enwärtigen politiſchen Umſtänden beſchloſ⸗ en habe, die japaniſchen Truppen bis zum 1. Januar 1934 in der Mandſchurei zu belaſſen. U auf etwa 15 Deutſche Tagesſchau. Keine neue Kürzung der Beamtengehälter. Aus Berlin wird offiziös gemeldet: Ent⸗ nicht zu, daß das Reich den Ländern eine allgemeine Anregung gegeben habe die Be⸗ amtengehälter zu kürzen. Von zu⸗ ſtändiger Stelle wird weiter darauf hingewie⸗ ſen, daß im Gegenteil von Länderregie⸗ rungen aus eine derartige Anregung an das Reich herangetragen worden ſei, die aber abgelehnt worden ſei. Stimmen⸗Umſchichtung bei Neuwahlen. In der oſtpreußiſchen Stadt Gerdauen fanden Stadtverordnetenwahlen ſtatt, bei de⸗ nen die Wahlbeteiligung von 865,8 Prozent auf 63,1 Prozent herabſank. Weiter⸗ hin iſt ein ſtarker Rückgang der nationalſozia⸗ liſtiſchen, ſozialdemokratiſchen und kommuniſti⸗ ſchen Stimmen und eine Zunahme der bürger⸗ lichen Stimmen feſtzuſtellen. So erhielten die Nationalſozialiſten gegenüber 1074 Stimmen am 31. Juli dieſes Mal nur 483 Stimmen„die Sozialdemokraten 593 gegenüber 898 bei der letzten Reichstagswahl und die Kommuniſten 170 gegenüber 217 Stimmen am 31. Juli. Umgekehrt ſteigerten die bürgerliche Einheitsliſte(Deut⸗ ſche Volkspartei, Deutſchnationale, Wirtſchafts⸗ partei) ihre Stimmenzahl von 170 bei der letzten Reichstagswahl auf nunmehr 462 und die Chriſtlich-Sozialen von 101 auf nunmehr 141 Stimmen. Auslands⸗Nundſchau. Freiheit für Gandhi gefordert. Beim Vizekönig von Indien iſt eine große Zahl von Bittſchriften und Telegram— men eingegangen, in denen die Freilaſſung Gandhis gefordert wird. Wie verlautet, hat Lord Willingdon ſeine Geneigtheit zur Porſcaſſane Gandhis gezeigt, falls der Unge— horſamkeitsfeldzug aufgegeben werde. Ande⸗ rerſeits wird berichtet, daß Gandhi neuerdings mehreren Freunden erzählt habe, der Ungehor— ſamkeitsfeldzug ſei ein Teil ſeiner Religion. Politiſches Allerlei. Berlin. Die Volksrechtspartei und die Wirt⸗ ſchaftspartei haben auf ihren Reichsparteitagen beſchloſſen, mit eigenen Liſten in den Wahl⸗ kampf zu gehen. Düſſeldorf. Der Oberpräſident der Rhein⸗ provinz hat die drei nationalſozialiſtiſchen Zei— tungen des Gaues Düſſeldorf wegen Beleidi— gung der Reichsregierung verboten. Neues aus aller Welt. Sprengſtoffattentat? In der vergangenen Woche ſtürzte am Neubau der evangeliſchen Pauluskirche in Aſchaffenburg der Turm ein, der bereits bis zu einer Höhe von 20 Metern aufgebaut worden war. Dabei wurde auch das Kirchenſchiff ſtark beſchädigt, doch kamen Perſonen nicht zu Schaden, da ſich das Unglück nach Feierabend ereignete. Am Mon⸗ tag wurden nun bei den Aufräumungsarbeiten eine Sprengpatrone und Teile einer Zünd⸗ ſchnur gefunden, ſodaß die Vermutung eines Sabotageaktes einen hohen Grad von Wahr⸗ ſcheinlichkeit erhält. Anhaltspunkte von wel⸗ cher Seite ein ſolcher Anſchlag verübt ſein könnte, liegen noch nicht vor. Kraftwagen gegen Straßenbahn. Ein mit 2 Damen und 3 Herren beſetzter Kraftwagen rannte in Köln gegen einen Straßenbahn— wagen. Der Kraſtwagen wurde vollſtändig zer⸗ trümmert und die Bahn aus dem Gleis ge⸗ hoben. Sämtliche Inſaſſen des Kraftwagens trugen zum Teil ſchwere Verletzungen davon. Der Straßenbahnwagen mußte abgeſchleppt werden. Kaſſenbeamter als Einbrecher. Vor einigen Tagen wurde ein Einbruch in die Kämmerei⸗ kaſſe der Stadt Nordhorn bei Bremen be⸗ gangen, bei dem dem Täter 2000 Mark in die 7 fielen. Ein Kaſſenbeamter konnte der Tat überführt werden, und legte ein Ge⸗ ſtändnis ab. Hierbei kam zutage, daß weiterhin über 40 000 Mark unterſchlagen worden ſind. Der Stadtkämmerer, der die Unterſchlagung 5 i mußte, ſowie der Kaſſenbeamte wur⸗ en in Haft genommen. Tödlicher Unfall. Der 46jährige Maſchinen⸗ kontrolleur Karl Brolly hatte in einem unter⸗ irdiſchen Kanal im Hauptbahnhof Straß⸗ burg eine Lokomotive nachgeſehen und wollte gerade heraufſteigen, als ſich die Lokomotive in Bewegung ſeßte. Brolly wurde überfah⸗ ren und auf der Stelle getötet. Wieder zwei Opfer des Wilden Kaiſer. Im Wilden Kaiſer⸗Gebirge ſtürzten am Sonntag wieder zwei Touriſten ab, nämlich der 22 Jahre alte Student der Technik Karl. Mol⸗ tan aus Salzburg und der 32 Jahre alte Lehrer Ludwig Hall aus Offenburg in Baden. Der Unfall geſchah an der be⸗ rüchtigten Fleiſchbank⸗Oſtwand und iſt auf einen Riß des Seiles zurückzuführen. Schweres Unwetter. Ueber Nizza entlud eh ein ſchweres Gewitter, das großen Scha⸗ anrichtete. Die ganze Nacht hindurch folgte ein Wolkenbruch dem anderen. Das Waſſer tand vereinzelt einen Meter 17 1 Zahlreiche Straßen glichen reißenden Gebirgsflüſſen. In CTimiz bei Nizza brach die Mauer, die das dortige Kloſter ſchutz, unter der Gewalt der Waſſerfluten zuſammen. Der Schaden wird illionen 0 e geſchaht: ffaimammenfton. Der onaliſche 11000. g Tonnen⸗Dampfer„Africa⸗Star“ ſtieß auf der Höhe von Dungeneß im Kanal infolge dichten Nebels mit dem norwegiſchen 1500. Tonnen⸗Dampfer„Carente“ zuſammen. Die i Cha 10 ö ädi daß gegen anderslautenden Meldungen trifft es ehe de ie debe beſchnen, 0 ſie ſofort zu ſinken begann. Die Mannſchaft wurde vom„Africa Star“ gerettet, der nur leichtere Beſchädigungen erlitt. Bandenüberfall. In Cleveland(Ame. rika) wurde von mehrern Banditen ein ſchwerer Raubüberfall verübt. Die Banditen fuhren in einem Kraftwagen bei einem Juwelier vor, ſchlugen den Geſchäftsinhaber nieder und raub⸗ ten Schmuck. Die Polizei nahm die Verfol ung der Verbrecher auf, die, wild um 10 chießend, in raſender Fahrt davonjagten. Dur die Schüſſe wurden ſieben Perſonen, darunte, e ee getötet und eine Frar. verletzt. Große Ueberſchwemmungsſchäden. Wie aus Palma auf Mallorra berichtet wird, iſt die Stadt Manacor von einem ſchwerey Sturmregen heimgeſucht worden. Die Haupt ſtraße der Stadt iſt in einen eineinhalb Meter tiefen See von 550 Meter Länge und 20 Meter Breite verwandelt worden. Viele Häu⸗ ſer ſind eingeſtürzt. Mehrere Viehherden ſind in den Fluten umgekommen. Menſchenleben ſind nicht zu beliagen. 5 Hauseinſturz. Wie aus Kairo gemeldet wird, iſt im dortigen Eingeborenenviertel ein vierſtöckiges Wohnhaus eingeſtürzt. Bisher wurden neun Tote, darunter drei Kinder, und mehrere Verletzte geborgen. Unter den Trümmern liegen noch 17 Mieter und zahl⸗ reiche Paſſanten begraben. Bomben gegen den Richter von Sacco und Vanzetti. Das Haus des amerikaniſchen Richters Web⸗ ſter Thayer, der ſeinerzeit die Verhandlungen gegen die ſpäter zum Tode verurteilten ita⸗ lieniſchen Anarchiſten Sacco und Vanzetti ge⸗ leitet hat, iſt durch ein Bombenattentat völ⸗ lig zerſtört worden. Bei dem Anſchlag wurden die Gattin des Richters und eine Hausange⸗ ſtellte ſchwer verletzt. Von der Luftfahrt. „Graf Zeppelins“ achte Südamerika⸗Fahrt. Friedrichshafen, 11. Oktober. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ iſt unter Führung des Kapitän Lehmann zu ſeiner achten Südamerikafahrt aufgeſtiegen. An der Fahrt nehmen 10 Paſſagiere teil, dar⸗ unter der Generaldirektor der Deutſchen Reichs⸗ bahngeſellſchaft, Dr. Dorpmüller. In fünfeinhalb stunden Nom— Berlin. München, 11. Oktober. Das dreimotorige Junkersflugzeug D 2202 „Ju. 522“, das erſt kürzlich den Flug Mün⸗ chen Rom in dreieinhalb Stunden zurücklegte, hat einen neuen Rekord aufgeſtellt. Es iſt in der Zeit von nur fünfeinhalb Stunden von Rom nach Berlin geflogen. Ein Schnell⸗ zug benötigt zu der gleichen Strecke etwa anderthalb Tage. Piccards Höhenrelord. Baſel, 11. Oktober. Die Imternationale Vereinigung für Luftfahrt hat nach Einſicht der ihr vom Aeroklub der Schweiz zugeſtellten Akten den Stratoſphärenflug des Profeſſor Pic⸗ card vom 18. Auguſt folgendermaßen feſt⸗ gelegt: 1. Abſoluter Welthöhenrekord, 2. In⸗ ternationaler Höhenrekord Klaſſe(Ballon); 3. Kategorie(Inhalt von mehr als 4 Kubik⸗ meter) mit 16 201 Metern. Gronau hat Pech. Er muß wegen Mokordefekts auf dem Meere niedergehen. Berlin, 11. Oktober. Wie der deutſche Weltflieger Wolfgang v. Gronau in einem Funkſpruch mitteilt, iſt er nach planmäßiger Landung in Port Swettenham 9 Mergui(Inſelgruppe im Bengaliſchen Meerbuſen) Pia Kurz vor Mergui trat ein Defekt an der Kühlwaſſerpumpe eines der Moloren ein hedaß von Gronau gezwungen wurde, au em Meere niederzugehen. Die Reparatur iſt eitraubend und läßt ſich auf See nicht durch ühren. Aus dieſem Grund 15 von Gronau unkenkelegraphiſch Schiffshi fe herbeigeru⸗ en. 8 Nach einem weiteren Funkſpruch iſt der enaliſche Damnfer„Ma raaaſa“ an der Stelle an der von Gronaus Flugzeu niederge an⸗ ö Nam eingetroffen. Die 2 5 des ampfers verſucht den Dornierwal e Schlepptau zu nehmen, um das Flugboot nach Mer gui zu bringen. Vergwerksunglück in England. London, 11. Oktober. Auf der Plank Lane-Grube bei Leigh in f ereig · nele ſich ein folgen weres Aug ück. Der Jörderkorb ſtürzte in die Tiefe. 19 Bergleute wurden getötet. Seine Familie erschlagen. Mord und Selbſtmord eines Bürgermeiſters. Auerbach(Vogtland), 11. Oktober. In der Gemeinde Schnarrtanne erſchlug der Bürgermeiſter Willi Hofmann in der Nacht ſeine Frau, ſeinen 11jährigen Sohn und ſeine neunjährige Tochter mit einem Beil. Als er morgens ins Büro kam, gab er an, er müſſe zur Amtshauptmannſchaft nach Auerbach. Er ging aber in den nächſten Wald und erhängte 900 1 Grund zur Tat iſt noch nicht be⸗ annt. Naubmord. Autobeſitzer auf der Landſtraße ermordet. Grünberg(Schleſien), 11. Oktober. In der Nacht wurde von einem Motorrad⸗ fahrer auf der Chauſſee Grünberg— Ber⸗ lin ein völlig zertrümmerter Perſonenkraft⸗ wagen vorgefunden. Im Innern des Wagens lag der Beſitzer, der Chauffeur Paul Sarnowſki aus Grün⸗ berg, mit eingeſchlagener Schädeldecke. Die auf telefoniſchen Anruf des Motorradfahrers herbeigeeilte Polizei nahm ſofort die Unter⸗ ſuchung auf. Bei der Unterſuchung des Toten fand man am Hinterkopf eine Schußwunde vor. Es handelt ſich um Raubmord. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, daß der Kraftwagenbeſitzer Saranowſki mit zwei Fahrgäſten vom Bahnhof Neuſalz aus eine Lohnfahrt gemacht hat. Es wird ver⸗ mutet, daß dieſe beiden Männer ihn von hinten mit einer Piſtole erſchoſ⸗ ſen haben. Ob etwas geraubt worden iſt, konnte noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt werden. Auf die Ergreifung der Täter iſt eine Belohnung von 1000 Reichsmark ausgeſetzt worden. Noch ein Mord. Brieg(Schleſien), 11. Oktober. In Löwen drangen drei junge Männer in die Kolonialwarenhandlung von Ludwig ein. Ein vierter Mann blieb am Geſchäftseingang als Aufpaſſer ſtehen. Im Geſchäftslokal hielt einer der Männer mit zwei Piſtolen das im Laden beſindliche Perſonal in Schach, während die beiden anderen in das Bureau liefen, und das Bureauperſonal unter Vorhaltung von Piſtolen aufforderten, die Hände hochzuheben. Als ſich der Kaufmann Adolf Ludwig den Einbrechern entgegenſtellte, ſchoſſen ſie ihn nie⸗ der. Sie flüchteten dann ohne etwas geraubt zu haben. Die Täter gaben im Geſchäft und auf der Straße noch eine ganze Anzahl von Schüſſen ab. Ein Täter wurde bei dem Ueber⸗ fall verletzt. 140 Millionen Nundſunkhörer. Davon faſt die Hälfte in Europa. Madrid, 11. Oktober. Auf dem Radio- und Telegraphenkongreß wurde bekanntgegeben, daß in der ganzen Welt etwa 140 Mil- lionen Perſonen Rundfunkhörer ſind. Seit Dezemeber 1919, als das erſte Rund⸗ funkprogramm aufgeſtellt wurde, ſind 34,5 Millionen Rundfunkempfangsanlagen ein⸗ gerichtet worden. Von dieſer 10 0 entfällt faſt die Hälfte auf Europa. Man ſchätzt den Wert der geſamten Empfangsgeräte auf 3 bis 4 Milliarden Mark. N In Deutſchland ſteht der Rundfunk in be⸗ ſonders hoher Blüte, was daraus hervor- geht, daß dort 65 verſchiedene Rundfunkzei⸗ kungen exiſtieren, die wöchentlich von 2,5 Millionen Perſonen bezogen werden. In⸗ kereſſant iſt auch die Jeſlſteuung, daß die jährlich von den Rundfunkſendern verbrauch ⸗ te elekkriſche Energie auf 1,6 Milliarden Kilowalt veranſchle⸗ wird. Schacht Bankkommiſſar? mit erweiterten Vollmachten. Berlin, 11. Oktober. Wie man hört, ſchweben Erwägungen dar über, den Reichs hankprädenten d. D. Dr. Schacht, der am Montag abend aus London zurückkehrte, mit der Funktion eines Reichs kommiſſars für das Bankweſen 5 bekrauen. Ob dies in der ſten geſchehen ſoll, daß Dr. Schacht den Poſten des ſetzigen Reichskom⸗ miſſars übernimmt, oder in anderer Jorm, ſteht noch nicht feſt. N Jedenfalls würden ſeine Zuſtändigkeiten gegenüber denen des in der Notverordnung vom 21. September 31 geſchaffenen Reichs⸗ kommiſſars eine Erweiterun 9 erfahren. So erwägt man u. a. auch eine ſtärkere Ein⸗ flußnahme des durch Dr. Schacht zu überneh⸗ menden Auftrags auf das in der genannten de ee en. Kuratorium für 8s B e kge werbe. 4 3 Von der Preſſeſtelle beim Sta ird mitgeteilt:„Auf die von der Badiſchen Regierung telegrafiſch, ſchriftlich und münd⸗ lich erhobene Vorſtellung beim Reichsfinanz⸗ miniſter gegen die beabſichtigte Aufhebung von Finanzämtern in Baden, worüber bereits am 20. September in einer Preſſenotiz berichtet wurde, hat der Reichsfinanzminiſter nunmehr unterm 6. Oktober mitgeteilt, daß er die all⸗ gemeine Frage der Zuſammenlegung von Fi⸗ nanzämtern in Baden und die orſchläge im einzelnen nochmals eingehend prüfen wird. Die durch den Badiſchen Landespreſſedienſt ver⸗ breitete Nachricht in den heutigen Blättern ent⸗ ſpricht demnach nicht den Tatſachen.“ Liberale und Kirchenregierung. Kein Ausſcheiden aus Oberkirchenrat und Kir⸗ chenregierung. Karlsruhe, 10. Oktober. Im Anſchluß an die von der Evangeliſchen Landesſynode beſchloſſene Verfaſſungsänderung wodurch die Zahl der ſynodalen Mitglieder der Kirchenregierung von ſechs auf vier be⸗ ſchränkt wird, iſt bei einem Teil der badiſchen Zeitungen der Eindruck entſtanden, die libe⸗ rale Gruppe ſei aus dem Oberkirchenrat aus⸗ geſchloſſen. Dies ſtimmt nicht. Denn die Zu⸗ ſammenſetzung des Oberkirchenrats wird durch dieſen Beſchluß der Landesſynode nicht be⸗ rührt. Der Oberkirchenrat bleibt nach wie vor im Amt. Dagegen traten die ſynodalen Mitglieder der Kirchenregierung gemäß der Verfaſſung zurück, und bei der Neuwahl ſind lediglich die ſynodalen Mitglieder und das Mitglied des Volkskirchenbundes religiöſer So⸗ zialiſten gusgeſchieden. Die liberale Gruppe beſitzt aber nach wie vor ein Mitglied ihrer Gruppe in der Kirchenregierung, denn die Kir⸗ chenregierung beſteht aus drei Mitgliedern des Oberkirchenrats und vier aus ſynodalen Mit⸗ gliedern. 26. Badiſcher Genoſſenſchaftstag. Freiburg 10. Oktober. Der Reviſionsverband gewerblicher Genoſ⸗ e in Baden hielt im Kaufhausſaal einen 26. Verbandstag ab, zu dem eine große Anzahl von Teilnehmern aus allen Teilen des Landes ſich eingefunden hatte. Nach einem ehrenvollen Nachruf für die im letzten Jahre verſtorbenen führenden Mit⸗ glieder der Bewegung, darunter Handwerks⸗ kammerpräſident Iſenmann, machte Verbands⸗ direktor Dennig die erfreuliche Feſtſtellung, daß die badiſchen gewerblichen Genoſſenſchaften trotz der ungeheuren Not der Zeit ſich gut gehalten hätten. In einem umfangreichen Geſchäftsbericht wies Syndikus Spall darauf hin, daß die Genoſſenſchaften in der Kriſenzeit eine un⸗ geheure Zähigkeit und Lebenskraft bewieſen hätten. Die Tätigkeit des Verbandes erſtrecke ſich in der Hauptſache auf Beratung und Durchführung von Reviſionen ſowie Bearbei⸗ tung der Reviſionsberichte. Die Umſätze von 547 Wareneinkaufsgenoſſenſchaften des Hand⸗ werks haben 1931 etwa 42 und die Bilanz 74 Millionen Mark betragen. Der 78 Genoſſen⸗ ſchaften mit 9000 Mitgliedern umfaſſende Re⸗ viſionsverband habe fene Feſtſtellungen über 70 gleichartige Genoſſenſchaften mit 457 Angeſtellten vorgenommen, deren Umſätze 1931 etwa 34 Millionen, gegenüber 40 Millionen 1930 betragen haben. Die Haftſumme habe etwa 3,7, die Außenſtände rund 3 Millionen Rm. betragen. Die Genoſſenſchaft ſtelle eine Selbſthilfe des Mittelſtandes dar, von deſ⸗ ſen Sanierung allein die Wiedergeſundung der Wirtſchaft ausgehen könne. Anſchließend nahm Direktor Endres von der Handwerkskammer Karlsruhe in einem groß angelegten Referat Stellung zum Wirt⸗ ſchaftsprogramm der Reichsregierung, das er als Bekenntnis zur Privatwirtſchaft und zur Initiative des Unterfehmertums begrüßte, nicht aber ohne gleichzeitig die Forderung des Handwerks gegen eine einſeitige ſteuerliche Be⸗ vorzugung der Landwirtſchaft zu erheben, die weitgehendere Zuwendungen des Reiches erfah⸗ ren habe, als die gewerblichen Genoſſenſchaf⸗ ten. Der Redner übte Kritik an der Aus⸗ ſtellung der Steuergutſcheine und der Lohn⸗ prämien, von denen der gewerbliche Kleinbe⸗ trieb durchweg keinen Gebrauch machen könnte. Der Anwalt des Deutſchen Genoſſenſchafts⸗ verbandes Dr. Lang ⸗Berlin, appellierte an den Glauben der Wiedergeſundung der deut⸗ ſchen Wirtſchaft, worauf Verbandsdirektor Den⸗ nig die Tagung mit einem Hoch auf das deutſche Vaterland ſchloß. Politiſcher Zufammenſtob. Ein Toker. f 8 ſch e 19 er u einem ſchweren po en Zuſammen⸗ laß kam es in Lohrsdorf. Eine Gruppe atjonalſozialiſten, die auf Rädern durch das Dorf fuhren, wo gerade in einem Hauſe eine Feſtlichkeit ſtattfand, gerieten mit Feſtteilneh⸗ mern auf der Straße in politiſche Ausein⸗ anderſetzungen, die ſchließlich in eine ſchwere S 15 Nee 1 debe Feten Ein mer wurde dabei lo agen und drei wurden ſo 45 verleh, daß ſie ins Atankenhaus geſchafft werden mußten. Einer von ihnen konnke nach Anlegung eines Verbandes wieder enllaſſen werden. Staatsminiſterium Noman von Gert Nothberg 0 Die vom Fliederhaus Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) ö ieee 2. Fortſetzung. e 8 Nachdruck verboten. Der Paſtor ging dann mit dem Oberförſter ein bißchen abſeits, und dort rauchten ſie erſt einmal in aller Ruhe. Frau Paſtor hob witternd die Naſe, dann fragte ſie: „Du rauchſt doch nicht etwa eine ſtarke Zigarre? Du weißt, ſie ſchadet dir nur.“ Dann wandte ſich Frau Paſtor an Frau Doktor: „Es iſt ein Kreuz mit dem Manne. Dieſe Rauchleiden⸗ ſchaft! Unglaublich! Und dabei ſchadet er ſich doch nur. Wenn er mich nicht hätte, er läge längſt im Grabe.“ Marie kam zur Großmama und flüſterte: „Der Herr Oberförſter hat Schinken und Speck und Wurſt mitgebracht. Eine Unmenge iſt es, das bekommt kein Menſch zum Abendbrot weg.“ „Nun, Marie, das ſchadet nichts. So haben wir eben andermal auch noch etwas“, ſagte Großmama lächelnd und freute ſich über die Vorräte. Und dann ſetzte ſie noch ſchnell hinzu: g „Den Beerenwein, Marie— den aus dem hinteren Keller.“ Marie ging ins Haus. Es wurde ein gemütlicher Abend. Man ſaß ſo bis gegen elf Uhr auf der Veranda und lachte und plauderte. Einmal war auch die Rede auf den Grafen gekommen, und da hatte der Oberförſter lachend gemeint: „Er wird vielleicht endlich heiraten wollen. Mir kommt es ſo vor, und der Inſpektor Fiſcher aus Eſchenhöhe, der meint das auch. Der kennt ihn ja ſchon länger als ich und muß es noch beſſer wiſſen. Er meinte aber, es wäre ein Segen, wenn er ſich eine Frau nähme, denn ſonſt würde er doch nur wieder ringsum Unheil ſtiften, ſo wie es früher der Fall geweſen iſt.“ 5 Der Paſtor nickte vor ſich hin. Er wußte auch ein Liedchen von dem Grafen zu ſingen, doch er würde ſich hüten. Dann hatte ſeine gute Bertha wieder neuen Ge— ſprächsſtoff und würde bis Mitternacht hier ſitzen. Er wollte aber jetzt heim. Ihm fielen die Augen zu. So war er es, der den allgemeinen Aufbruch endlich veranlaßte. Der Oberförſter drückte die Hand Verenes herzlich und warm, faſt ein bißchen bittend. Und bittend klang auch ſeine Stimme, als er ſagte: „Wird nächſte Woche die Bedenkzeit vorüber ſein. Fräulein Verene?“ Sie nickte ganz ernſthaft. Und jetzt dachte ſie wieder, eee daß es wohl das einzig Richtige ſei, wenn ſie den Ober— förſter heiraten würde. Aber ihr war, als müſſe ſie bei dieſem vernünftigen Gedanken laut aufweinen... Als ſie in ihrem weichen Bett lag, blickte ſie mit weit offenen Augen in die Dunkelheit um ſich. Durch die weißen Mullgardinen ſchien der Mond und warf einen hellen Streifen in das heimelige Mädchenſtübchen. Und da war es ihr plötzlich, als ſtehe dort in der Ecke Graf Eſchweiler und muſterte ſie mit kalten, harten, ſpöttiſchen Augen. Da warf Verene ſich wild herum in ihrem Bett und ſtöhnte: w Was tat ich dieſem Manne, daß ich nicht mehr von ihm loskomme? Was für ein Fluch ruht auf ihm, daß ihm Frauen und Mädchen verfallen?“ Im Garten wehte es geheimnisvoll. Die alten Flieder— bäume ſchüttelten ſich. Es war, als ob ſie ſagen wollten: Was wehrſt du dich denn erſt, du junges Menſchenkind? Gegen die Liebe kannſt du dich nicht wehren; ihr verfällſt du, wenn es dir beſtimmt iſt. Der ſtärkſte Menſch verfällt ihr. Du kleines, ſchwaches, ſchönes Mädel, du wirſt dich ihr gleichfalls ergeben müſſen.“ Erſt gegen Morgen ſchlief Verene ein. Und als Marie ſie wie gewöhnlich gegen ſechs Uhr weckte, da ſagte Verene müde: „Laſſen Sie mich noch ein bißchen ſchlafen, Marie.“ Und Marie zog ſich lächelnd zurück. Ja, ja, nun wurde ſo ein junges Geſchöpf noch nicht gleich fertig mit dem Großen, Neuen— und da hatte es gewiß die halbe Nacht darüber nachgegrübelt. Marie umſorgte unten am Frühſtückstiſch die alte Frau Doktor, die wieder bei ihren Blumen und ihren Kanarien— vögeln auf der Veranda ſaß und ſich wieder ihrer alten Tage von Herzen freute, weil ſie nun noch ſo ſorglos ge— worden waren. Sorglos auch in bezug auf Verene! Es ſchien doch alles nach Wunſch zu gehen. Es war doch wohl kaum daran zu zweifeln. Und das Beſte daran war, daß Verene nicht weit weg brauchte, daß ſie einen Tag um den andern auf einige Stunden zu ihr kommen konnte. Ueberhaupt, wenn die erſte Zeit die Kinder zu Paſtors in Pflege kamen, dann würde ſie ja ſo gut wie nichts zu tun haben, denn die Hausarbeit und die Kocherei beſorgten die zwei langerprobten älteren Dienſtmädchen, die in der Oberförſterei waren. Nun ja, das war auch gut. Was hätte Verene wohl an⸗ gefangen, wenn ſie plötzlich das alles hätte wiſſen ſollen? Denn in der Oberförſterei gab es im Stall zwei Kühe, einige Schweine und viele Hühner. Das wollte doch ver⸗ ſtanden ſein. Da der Oberförſter eine ſehr ſelbſtändige Stellung beim Grafen Eſchweiler bekleidete, ſo war die Oberförſterei eine kleine Wirtſchaft für ſich. Aber der Oberförſter hatte immer wieder betont, daß Verene nur eben für ihn da ſein ſolle und ein bißchen mit für die Kinder. Alles andere würde von den Dienſtboten erledigt. So ſei es bei ſeiner verſtorbenen Frau auch geweſen. Und das hatte der alten Dame ſehr gefallen. Für grobe Arbeiten war die kleine, zarte Verene nicht geſchaffen. Und — die alte Dame lächelte plötzlich vor ſich hin— was hatte ſie denn geſtern abend für einen beinahe ein bißchen dummen Gedanken gehabt? Die breite, ein wenig kurze Hand Melenthins hatte dicht neben derjenigen Verenes auf dem Tiſch gelegen. Sie hatten plötzlich gar nicht zu⸗ einander gepaßt, dieſe beiden ſo verſchiedenen Hände. Das hatte ſie gefunden, und das war doch gewiß ein ſehr dummer Gedanke von ihr geweſen, wo alles doch ſolch ein großes Glück für Verene war.—— Verene kam gegen neun Uhr blaß und mit tiefen, * dunklen Schatten unter den Augen herunter. Großmama ſaß mitten in der Sonne vor dem Hauſe und putzte in ein paar alten Handſchuhen Gemüſe zu. Dieſe Arbeit nahm ſie der alten, getreuen Marie immer ab, denn die hatte wahrlich genug Arbeit. Und ihr machte es Freude, noch ein bißchen mithelfen zu können. Marie, die gerade die kleine Diele putzte, ſah das junge zuſammen. ö „Meine Güte, wie ſehen Sie denn aus, Fräulein Reni? Gleich koche ich einen Fliedertee. Mir iſt der Schrecken ordentlich in die alten Beine gefahren.“ Verene ſtreichelte die Hände der Alten. „Keinen Tee kochen, Marie. Er hilft mir nämlich nicht, der ſonſt ſo gute Fliedertee.“ Sprachlos ſtarrte Marie ihr nach. Was denn nur? Nachdem doch geſtern abend noch alles ſo ſehr vergnügt hergegangen war? Marie ſchüttelte den Kopf. Sie konnte ſich nicht denken, weshalb wohl das Kind plötzlich gar ſo verändert ſei. Und ſie wiſchte und putzte weiter, denn blitzblank mußte alles ſein, das gab es nicht anders. Großmama freute ſich, daß Verene kam; ſie ſah nicht mehr ganz ſo ſcharf wie Marie. Daher kam es wohl auch, daß ſie vorläufig von dem krankhaften Ausſehen des jungen Mädchens keine Notiz nahm. „Ausgeſchlafen, Reni? Nun, Schlaf iſt immer die beſte Arznei. Aber ich freue mich, daß du nun munter biſt. Tante Paſtor hat ihr Häkelmuſter bei uns vergeſſen. Marie hat es vorhin gefunden. Sie wird es daheim ſuchen, viel⸗ leicht gar denken, ſie habe es unterwegs verloren. Und du weißt, ſie kann keine zehn Minuten ohne ihr Häkel⸗ muſter ſein. Aſtor mit.“ „Gewiß, Großchen, gern.“ Trag es ihr hinüber, Reni. Nimm aber Mädchenſtimme gar ſo müde klang. Aber Großmamas freundliche Abgeklärtheit gegen die Stürme des Lebens bemerkte nicht den Kampf eines jungen Menſchenherzens. Großmama freute ſich doch noch immer ſehr über den frei— gebigen Oberförſter und darüber, daß Verene bei ihm ſo gut aufgehoben ſein würde. 1 5 „Aſtor?“ Der Hund kam in großen Sätzen über den weitere Befehle. „Das Muſter liegt in meinem Arbeitskorbe auf der Veranda“, ſagte Frau Doktor. herzlich. Dann ging ſie raſch davon. Die Sonne ſchien genau ſo hell und ſtrahlend wie geſtern. ſich hin. Und ohne daß ſie es ſo recht wußte, war ſie ſchon ein ganzes Stück zwiſchen den blumigen Wieſen hingelaufen. Als ſie zuſammenzuckte, weil ſie es bemerkt hatte und ſich beſann, daß ſie doch nicht wieder hier hatte gehen wollen, war es bereits zu ſpät. Sie wäre dann, den Bogen der Landſtraße mitgerechnet, viel zu lange ausgeblieben, hätte einen Rieſenumweg gemacht. Paſtor bereits ihr Dienſtmädchen nach dem Muſter ſchicken, und dann gingen ſie ſich fehl. Denn zwiſchen Städtchen und dem Fliederhauſe wurde ja doch immer nur der Weg am Waldrande und zwiſchen den Wieſen be- nutzt. Und ſo ſchritt eben Verene auch dieſen Weg. ihrem Herzen war eine einzige Abwehr gegen das, was man von ihr erwartete. Denn ſeit dieſer Nacht wußte das Mädchen, daß alle auf der Seite des Oberförſters waren. Alle, alle! Daß man von ihr ſoviel Vernunft erwartete, das große Glück dieſer Verſorgung richtig einzuſchätzen! Verene ſann dem geſtrigen Abend nach. Weshalb nur war ihr der Oberförſter mit einem Male ſo verhaßt? Verene erſchrak vor dem Gedanken, aber ſie konnte ihn auch nicht bannen. Wie anders hatte ſie ſich einmal den Mann gedacht, dem ſie ſich zu eigen geben würde! Denn wie jedes junge Mädchen hatte ſie ja auch von einem großen, echten Glück geträumt. Das, was man ihr nun bot, ſah anders aus, ganz anders. Sie liebte ja den Oberförſter nicht. Und nun war es doch ſo ſchwer für ſie, ihn zu heiraten. Aber es mußte wohl ſein. Ja, ja, es mußte ſein. Aſtor ſpitzte die Ohren. Ein Eichhörnchen lief über den Weg, flink, zierlich. Aſtor raſte hinterher. „Aſtor— Aſtor!“ rief Verene ängſtlich. Aber zum erſten Male hörte Aſtor nicht. Er rannte hinter dem Eichhörnchen her in den Wald hinein. Wenig ſpäter krachte ein Schuß! Verene wankte. Sie lehnte ſich gegen die Birke, ſah nichts mehr. Schwarz wurde es ihr vor den Augen. Sie rief noch einmal: „Aſtor— Aſtor!“ Verene meinte, es laut, überlaut gerufen zu haben. Und doch war es nur ein Flüſtern geweſen, weil ihr die Kehle wie zugeſchnürt war. Aus dem Walde heraus trat eine hohe Geſtalt, die Büchſe noch in der Hand. Als er das Mädchen ſo hilflos und totenblaß an der Birke lehnen ſah, ging es wie Er— ſchrecken über ſeine ſchönen, markanten Züge. Langſam kam er näher, zog den Hut. „Verzeihung, gehörte der Hund Ihnen? Tut mir leid, wildernde Hunde dulde ich nicht in meinem Revier.“ „Sie— Sie— haben— Aſtor— er...!“ Ein Blick wilder Anklage traf den Mann, der mit finſteren Augen auf das Mädchen blickte. Verene weinte laut auf. „Aſtor! Lieber Aſtor!“ Und ſank zu Boden. Regungslos ſtand Graf Eſchweiler. Unbeſchreibliches 1 Was war nur? Melenthin: Weg. Regungslos wartete er neben ſeiner jungen Herrin auf gung J Doch dem jungen Mädchen war alles dunkel, grau, traurig. Heute ſummte Verene auch kein Lied vor Inzwiſchen konnte Tante dem In durchtobte ihn, als er den Jammer dieſes jungen Mädchens ſah. Und er dachte: Wenn ich ihr doch bloß den Hund wieder lebendig machen könnte! Ratlos blickte er vor ſich hin. 05 Was ſollte jetzt geſchehen? Er konnte doch das Mädchen hier nicht hilflos liegen laſſen und einfach ſeiner Wege gehen? Mädchen zuerſt. Sie ſchlug die Hände über dem Kopfe Er blickte ſich um. Kein Menſch war ringsum zu ſehen. Der Graf bückte ſich und nahm das Mädchen auf ſein Arme. Wenn er nur wüßte, wohin ſie gehörte? Denn wenn ;ihn jemand aus dieſem lieblichen Klatſchneſt mit dem Maädchen auf den Armen ſah, war es um ihren guten Ruf für alle Zeiten geſchehen. 6 Zu ſeiner Erleichterung kam drüben der Oberförſter Melenthin zwiſchen dem Gehölz hervor. Erſtarrt e blieb er ſtehen, als er das ſeltſame Bild ſah. N Der Graf winkte ihm. Nun kam er eilig näher, erkannte Verene und wurde fahl im Geſicht. „Kennen Sie die Kleine vielleicht, lieber Melenthin? Ich habe ihr den Hund erſchoſſen, da er im Walde wilderte. Ich konnte ja nicht ahnen, daß er dem kleinen Fräulein gehörte und daß ſie vor Jammer ohnmächtig werden würde. Man kann ſie hier nicht liegen laſſen! Was machen wir alſo?“ Oberförſter Melenthin kämpfte einen Augenblick mis ſich. Wenn er doch dem Grafen hätte ſagen können: Es iſt meine Braut, Herr Graf! Aber das ging wohl nicht gut. Noch hatte Verene ſich nicht entſchieden. Der Blick des Grafen ruhte befremdet auf ihm, da ſagte „Herr Graf, es iſt die Enkelin der Frau Doktor Beringer, die dort drüben im Fliederhauſe wohnt. Ich Großmama ſah ein bißchen verwundert auf, weil die verkehre in der hinübertragen?“ Graf Eſchweiler zuckte zuſammen. Sein Blick ruhte auf den Händen des Oberförſters, die breit und mit rötlichen Haaren bedeckt waren. Abwehr war plötzlich in ihm. Nein, die Hände Melen— Familie. Darf ich Fräulein Verene thins ſollten die ſchöne kleine Verene nicht berühren! Graf Eſchweiler ſchritt an dem Oberförſter vorüber, ſagte läſſig über die Schulter zurück: „Ich werde das Mädchen ſelbſt hinübertragen. Schließ— lich muß ich mich für den mir nun höchſt peinlichen Zwiſchenfall erkenntlich zeigen. Irgendwie, ich weiß noch nicht, wie man die Geſchichte anfaſſen muß. Vielleicht Verene beugte ſich über die Großmutter, küßte ſie N kommen Sie mit.“ Wortlos folgte der Oberförſter. Graf Eſchweiler ſchritt raſch vorwärts. er in Verenes ſchönes, kindliches Geſicht. Und er hätte ſich in dieſem Augenblick ſelbſt umbringen können, weil er es war, der dieſem jungen Mädchen Schmerz zugefügr hatte. Aber es war eine Sache, die nicht wieder gutzumachen war. Der Hund lag tot im Walde! Daran ließ ſich nichts mehr ändern. Verene ſchlug die Augen auf. Verwundert zuerſt, dann mit einem ungeheuren Entſetzen waren ihre braunen Augen auf den Mann gerichtet. „Laſſen Sie mich, Sie— ſind ein Ungeheuer. Ich— haſſe Sie!“ ſagte ſie außer ſich und ſtemmte die kleinen Hände gegen ihn und ſtrebte mit aller Kraft von ihm fort. Behutſam ſtellte er ſie auf die Füße, verbeugte ſich tief. „Ich bitte Sie herzlich um Verzeihung, mein gnädiges Fräulein. Aber Sie hätten dem Hunde das Wildern ab— gewöhnen müſſen.“ Das war wieder die warme, ſchöne Männerſtimme. Heute wehrte ſich Verene gegen den Zauber dieſer Stimme. „Ich verzeihe Ihnen nicht. Werde Ihnen das nie ver— zeihen. Sie ſind ein brutaler Gewaltmenſch.“ Mit finſteren Augen ſah er ſie an, trat ein wenig zur Seite. „Da wir nicht allein ſind, muß ich ſchon bitten, mir nicht länger derartige Liebenswürdigkeiten zu ſagen. Ich bin zu jedem Schadenerſatz bereit, was ich ausdrücklich noch klarſtellen will. Leben Sie wohl! Mein Oberförſter kann mir das Weitere vermitteln.“ Eine Verbeugung, und Graf Eſchweiler ging hoch aufgerichtet wieder dem Walde zu. Verene weinte lautlos in ſich hinein. Melenthin faßte ihre Hand. Leiſe ſtreichelte er dieſe kleine Hand. „Vergeſſen Sie den Zwiſchenfall, Verene. Aſtor hätte wirklich nicht wildern ſollen. Der Graf iſt im Recht.“ Verene entzog ihm ihre Hand. Haſtig, zornig. Dann ſagte ſie: „Sie haben auch kein Mitleid mit Aſtor. Sie ſind nicht beſſer als der Graf. Bitte, begleiten Sie mich nicht, ich will jetzt allein ſein.“ f Er ſah ſie traurig an. Dann ſagte er: „Ich billige die raſche, jähzornige Tat gewiß nicht. Doch vom rein logiſchen Standpunkt aus iſt er eben doch im Recht. Recht muß ſchließlich doch Recht bleiben.“ „Ja, verzeihen Sie, er— war— wohl— im Recht!“ ſagte das Mädchen langſam, wie ſich beſinnend, und ſenkte ganz tief den blonden Kopf. „Darf ich Sie nicht noch wenigſtens ein gleiten, Verene?“ bat Melenthin. Sie nickte. Dann beſann ſie ſich. „Das Hätelmuſter für Frau Paſtor. Ich ſollte es hin⸗ tragen. Tante hatte es liegen laſſen.“ Da mußte Melenthin lachen. „Gott ſei Dank, Verene, daß Sie wieder an Tante Paſtors Häkelmuſter denken können“, ſagte er erleichtert. Sie aber fand ſein Lachen roh, weil doch Aſtor... „Ich werde meiner Tante das Muſter abgeben. Ich wollte ſowieſo hin“, ſagte Melenthin freundlich und ſtreckte die Hand aus.(Fortſetzuna ſolat.) Stückchen be⸗ Seien eg ee . ͤ—— ͤ——— ———— S 8 —— 8— . g Gruß ſpenden, und den Kopf nur ſo wenig beugen da Aus dem Tagebuch eines Säuglings. Das hat man nun davon, wenn man als modernes Baby, ſprich Säugling, in eine altmodiſche Familie gerät! Mit der Mama ging es ja noch allenfalls. So junge Mamas ſind wenigſtens noch bildungsfähig. Aber die Großmütter! Ich Unglückswurm habe gleich zwei erwiſcht. Ich finde, eine wäre mehr als genug... Von den Tanten will ich lieber ſchweigen. Wie viele ich von Senn habe, weiß ich ſelbſt nicht. Ebenfalls mehr als 89 Zum Unglück mußte ich auch gerade im Sommer auf die Welt kommen. Statt mich nun möglichſt leicht zu kleiden und zuzudecken, haben ſie nur eine Angſt: Zugluft! Macht die Mama mal wirklich ein Fenſter auf, gleich rennt die Omama[K herbei und ſchließt es wieder.„Das Kind kann ſich ja erkälten! Ihr macht es noch tot, das arme Wurm!“ Da kann die olle Omama wirklich recht haben. Wenn das ſo weitergeht, werde ich wohl eingehen. Aber nicht durch Er⸗ kälten, ſondern durch Erſticken. Doch das Schlimmſte kommt noch. Dafür hat nun die moderne Hygiene jahrzehntelang den Frauen gepredigt:„Der Schnuller gehört nicht in den Mund eines Säuglings! Er iſt ein Bazillenträger erſten Ranges!“ Was aber, glaubt ihr, tut die Omama? Oder war es die alte Tante Eulalia? Die verwechſle ich noch manchmal. Ich bin ja erſt ſo kurze Zeit bei der Familie, da kennt man ſich noch nicht ſo recht aus! Sie ſchleppt alſo einen Schnuller herbei. Da ich eben am Schreien bin, was ja nur geſund iſt und meine Verdauung fördert, ſo ſteckt ihn mir die Alte in den Mund. Natürlich fange ich an zu ſaugen. Zuerſt dachte ich, es wäre wieder mal Zeit für eine Mahlzeit. Aber ich mochte ſaugen ſoviel ich wollte— es kam nun mal nichts bei der Sache heraus! Die reinſte Vorſpiegelung falſcher Tatſachen... Jetzt kam Mamg herbei. Den Schnuller ſehen und weg⸗ reißen iſt eins!„Wie kannſt du nur dem Kind einen Schnuller geben! So ein vorſintflutliches Ding!“ Ich ſchrie, die Mama ſchrie, die Omama ſchrie— es war ordentlich zum Nervös— werden! Seitdem iſt„Schnuller oder nicht“ die Frage. Dreht ſich die Mama mal eben herum— ſchwupps, ſtuppſt Omama mir den Schnuller in den Mund! Was ſoll ich anders machen?“ Ich fange alſo in Ermangelung von etwas Beſſerem an zu ſaugen. Sieht das die Mama— ſchwupps, reißt ſie ihn mir wieder weg! Zudem läßt Omama, die anſcheinend nicht mehr gut ſehen kann, meinen Schnuller manchmal auf den Boden fallen. Und dann bekomme ich ihn nachher in den Mund— brrr, iſt das ekelhaft! Soviel iſt ſicher: Hätte ich das Geborenwerden nochmals zu tun, ſo würde ich mich erſt gründlich erkundigen, in was für ne Familie man kommt. So ein Baby, ſprich Säugling, kann wirklich nicht vorſichtig genug in der Wahl ſeiner Eltern, Omamas und diverſen Tanten ſein. Baby. Kurzſichtiger Gefahr läuft, es zu überſehen. Nichts iſt weniger vornehm als das! Man kann beim Gruß ſtumm bleiben, ſhn durch ein Wort begleiten. durch ein Lächeln oder gar ein fröhliches Lachen; man kann mit der Hand winken, nicken, ſich gar nach dem Freunde umdrehen. Es gibt eine„Nüance Portierfrau“ und eine ſolche„guter Freund“ und eine Nüance der Ehrerbietung, Aber es gibt für den feinen Menſchen keinen Gruß mit der Nüance:„von oben herab.“ Man zuckt nicht mit dem Kopf wie ein Pfau. Pfaue ſind ſchön, aber ihr Leumund iſt übel. Im allgemeinen wartet bei uns die Frau auf den Gruß des Mannes. Aber man darf daraus keine ſtarre Regel machen. Es iſt beiſpielsweiſe möglich, daß eine Dame ob verheiratet oder nicht, tut nichts zur Sache— bei einem Herrn, mit dem ſie in geſellſchaftlichem Verkehr ſteht, die Initiative des Begrüßens ergreift. Auch ſunge Mädchen tun gut, einem alten Herrn mit dem Gruß zuvorzukommen. Nicht ſtreng genug können Eltern darüber wachen, daß Kinder, ins⸗ beſondere aber halbwüchſige Mädchen und Knaben, jede ihnen bekannte Perſon zuerſt und höflich grüßen. Mo. pi „Ein altes Sprüchlein ſagt: Die Pünktlichkeit iſt die Höflichkeit der önige. Und was vom Herrſcher verlangt wird, das darf uns der Edelmann und, in erweitertem Sinne des Begriffes, der vornehme Mann und die Dame nicht ſchul⸗ dig bleiben. Die Pünktlichkeit, die Exaktheit, die treue Erfüllung des gegebenen Wortes, die den wahren Gentleman und die wahre Dame als ganz ſelbſtverſtändlich dünken, iſt eine Eigenſchaft, die nur die len uten 1 vor dem Mit⸗ menſchen keine Achtung haben, die ihr eigenes Ich über alles ſtellen. Eltern ſollten bei der Erziehung von früheſter Jugend an auf Pünktlichkeit des Kindes cen 1 Daß bei Verabredungen auf der Straße äußerſte Pünktlich⸗ keit zu beachten iſt, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Lande es ſich um eine Verabredung zwiſchen einer Dame und einem Herrn, dann ſoll dieſer es ſtets ſo einrichten, daß er als erſter pat— der Dame geſtattet man ein paar Minuten Ver— Langes Wartenlaſſen, von einer halben Stunde und mehr, gibt es, wo feine Umgangsformen herrſchen, weder zwiſchen Gatten noch Eltern und Kindern noch den intimſten Freunden. Sofern man nicht im voraus auf eine wahrſcheinlich erfolgende Unpünktlichteit aufmerkſam machte, iſt ſie unter allen Um⸗ ſtänden Flegelei. Einladungen zum Diner und zum warmen Frühſtück ver⸗ langen Pünktlichkeit auf die Minute, ſolche zum Abendeſſen laſſen zwiſchen der angegebenen Stunde und dem Eintreffen einen Spielraum von höchſtens einer halben Stunde. Bei Nachmittagstees und dem Tee nach dem Abendeſſen wird es mit der Pünktlichkeit nicht allzu genau genommen. Es gibt eine beſtimmte Axt der Unpünktlichkeit, die keines Tadels, ſondern nur eines Lächelns wert iſt: Bewußte Un⸗ pünktlichkeit, die zur Schau getragen wird in der Meinung, es ſei vornehm, auf ſich warten zu laſſen. Fallen Einladungen, Verabredungen, feſt zugeſagte Be⸗ ſorgungen oder Gefälligkeiten, die Rückerstattung kleine, an ſich ganz unweſentlicher Schulden oder Gegenſtände, die Uebermittlung von Botſchaften und ähnliches der Vergeſſenheit anheim, ſo kommt das einem Selbſtbekenntnis ſchlechter Er⸗ ziehung, ſchlechter Manieren gleich. Es räumt uns das Recht ein, uns beleidigt zu fühlen. Mo. Gloſſen zur M Mit jeder neuen Mode geht es wie mit j i Mit jeder n 9 ge jeder neuen Liebe: bei beiden iſt immer das erſte auch das ſchönſte! E Da die Mode weiblich, verſucht ſie die F ögli 5 9 iblich, verſucht ſi Frauen möglichſt jung zu machen— ſo gibt es in dieſem Jahr kaum mehr Frauen, ſondern nur noch junge Mädchen! 1 11 901 deen Ne der Natur ſind genügend Farben, m die Mode in jedem neuen Jahr mit immer neuen! zu beſchenken. 4 e Ardi dh mache keine auffallenden Moden mit!“ erklärte eine Frau. Und ich mache die Mode mit, um nicht 9 „„Und aufzufallen!“ er⸗ klärte eine andere. 4 N 1 5 1 Irgendein leuchtendes Blütenblatt hat ſich von irgendeiner Blume gelöſt— dann flattert es irgendeiner Frau auf den Im allgemeinen kann man ſagen: Den Männern ſitzt der Hut viel zu ſeſt auf dem Kopf und den Frauen der Kopf viel zu feſt im Genick. Das klingt ſehr böſe— und iſt ſehr gut gemeint. Gehört doch das überaus bereitwillige Lüften des Hutes von ſeiten der Männerwelt, und die Kunſt, auf das liebenswürdigſte zu grüßen und zu begrüßen von ſeiten der Frauenwelt, auch dort, wo nicht die entfernteſte Abſicht vor⸗ liegt, andersgeartete, irgendwelche Konſequenzen nach ſich ziehende Beweiſe von Liebenswürdigkeit zu erbringen, mit zu den zahlloſen Momenten, die dem Franzoſen das Renommee eintrug, der höflichſte, liebenswürdigſte aller Kulturmenſchen zu ſein. In Wahrheit iſt er das durchaus nicht, er hat nur ſehr liebenswürdige Manieren. Als erſte und oberſte Regel ſteht folgende: Beſſer ein Dutzend Grüße zuviel als ein einziger zu wenig. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß eine junge Dame die ältere und vielleicht obendrein einen höheren Rang bekleidende zuerſt grüßt; aber es iſt nicht ſelbſtverſtändlich, daß dieſe den Gruß„abwartet“ um ihn ſteif zu erwidern. Liebenswürdigkeit. ja, Wohlerzogenheit wird ſich ſtets dadurch verraten, daß die alte Dame der jungen entgegenkommt. Wenn eine Dame, die ſich einer zweiten, ungefähr gleichaltrigen, gegenüberſieht— auf der Straße, im Theater- oder Konzertſaal, im Hotel uſw.—, den Gruß dieſer zweiten mit ſteifem Genick„abwartet“, weil ſie ſich vielleicht höher einſchätzt oder gar nur deshalb, weil ſie den Verdacht hegt— gleichviel, ob berechtigt oder un- berechtigt—, dieſe zweite ſei ihr nicht gut geſinnt, dann liefert ſie mehr als einen Beweis der ſchlechten Manieren. Dieſes „Abwarten“ des Grußes hat etwas außerordentlich Kleinliches oder vielmehr— man entſchuldige das harte Wort—„Klein⸗ ſie auf Erwiderung ſtoßen; aber ſie ſind ſehr lar en ihre Höflichkeit nicht eine Nennen 10. e Ein Wahn, in dem viele Sie meinen„vornehm“ zu handeln, wenn ſie in gewiſſen Fällen einen beſonb ein t gleicher Münze erfolgt. teile und kreuzweiſe verſchlungene, etwas erhöhte Taille. Die rauen leben, beſteht in e Gürtelenden ſind im Rücken zur Schleife 1 eren, man könnte ſagen„ſauer⸗ſüßen“, ge in f Kopf— die Frauen aber nennen ſo etwas„Hüte“, „ Smada. Von links nach rechts: bürgerliches“ an ſich und kann zur Folge haben, daß ein Gruß J N 3. Eine aparte kleine Haube aus 95 8 ü in Zukunft ganz unterbleibt. Henn! welimänniſche, ſehr ſichere ür die Braut. d b 00 eee e ee Menſchen ſind verſchwenderiſch im Austeilen von oberfläch⸗ lichen, zu nichts verpflichtenden Höflichteitsbezeugungen, ſoſern ie ein glatter Schleier gelegt iſt. Das Haar iſt kaum ſichtbar. 4. Ein Schleier mit Spitzenkante, der leicht und ungekünſtelt über das Haar gelegt iſt. Die Haarwellen kommen breit zum 1. Dieſes jugendliche Brautkleid zeigt tütenartige Volant⸗ Vorſchein, Ar Blütenkranz vervollſtändigt den Eindruck ud drei Lilienblüten an den Hinterkopf gelegt. jugendlicher 2. Stilvoll und eigenartig iſt die Anordnung dieſes Braut⸗ Spi chleiers, der über das Geſicht herabgelaſſen iſt. Rechtsſeitigiſt er mut. 5. Sehr ſtilvoll iſt dieſes Brautkleid aus Crépe ſatin und 15 Das an den Rock geſchnittene weſtenartige Vorderteil ickſeitig wie ein breiter Kragen um den Hals geführt. Das Rückenteil der Taille iſt ganz aus Spitze. Aus Baden. Mannheim, 10. Okt.(Aòf eine Zug ⸗ ine aufgefahren.) Auf der Re⸗ ö ish fuhr ein Kraftradfahrer auf eine ſtehende Zugmaſchine auf, wobei er zu Fall kam und eine Gehirnerſchütterung ſowie einige andere Kopfverletzungen erlitt. Der Verletzte, der bewußtlos war, und einen Notverband angelegt erhielt, wurde mit dem Sanitäts⸗ kraftwagen der Berufsfeuerwehr ins allgemeine Krankenhaus verbracht. Mannheim, 10. Okt.(Die Kugellot⸗ klerie ein voller Erfolg.) Die von der Arbeitsgemeinſchaft für Kindererholung e. V. veranſtaltete Kugellotterie hat einen ſchönen Erfolg gebracht. Es wurden faſt 110 000 Mar⸗ zipankugeln verkauft. Nach Abrechnung der ö Unkoſten und der über 40 000 Rm. Gewinne verbleibt ein Reingewinn von über 27 000 Rm. der ſchon an die Arbeitsgemeinſchaft ab⸗ geführt wurde. Heidelberg, 10. Okt.(E in ungetreuer ü Rechner vor Gericht.) Der 37lährige Zimmermann Johann Georg Höhn aus Elſenz hatte ſich wegen fortgeſetzter Unterſchlagung zu verantworten. Anläßlich einer Reviſion wurde feſtgeſtellt, daß er in der Zeit von 1929 bis zu ſeiner Verhaftung insgeſamt über 11500 Rm. unterſchlagen hatte. Höhn gab im weſent ichen ſeine Verſehlungen zu. Er will durch den Bau eines Schuppens in Schwierig⸗ keiten geraten ſein. 3000 Mark wurden inzwi⸗ ſchen von ihm gedeckt, ſodaß ſich der Schaden auf insgeſamt 8532 Mark beläuft. Das Ge⸗ richt verurteilte den Angeklagten zu einem Jahr ſechs Monaten Gefängnis. Heidelberg, 10. Okt.(Einbrecher feſt⸗ genommen.) Ein Einbrecher, der in den zweiten Stock einer Wohnung in der Altſtadt durch ein offenes Fenſter einſtieg, wurde auf friſcher Tat ertappt und konnte durch die ſo⸗ fort herbeigerufene Polizei feſtgenommen wer⸗ den. 0 8 Heidelberg, 10. Okt.(Eine Greiſin tödlich verunglückt.) Beim Ueberqueren der Eppelheimer Landſtraße wurde die 72⸗ jährige Frau Baumgärtner aus der Sied⸗ lung Pfaffengrund von einem Mannheimer Laſtauto überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß ſie nach der Einlieferung ins Kranken⸗ haus verſtarb. Die Frau, die mit einem Lei⸗ terwagen aus einem Fußweg kam, war ver⸗ mutlich durch das plötzliche Auftauchen des Laſtwagens ſo erſchrocken, daß ſie nicht mehr ausweichen konnte. Obwohl der Lenker des Laſtautos gegen einen Baum ſteuerte, wurde die Frau noch erfaßt. Weinheim, 10. Okt.(Zuchthaus für Kirchenraub.) Der ſchwer vorbeſtrafte Metzger Emil Bleymehl aus Ottweiler(Saar), der in der Kapelle des katholiſchen Kranken⸗ hauſes in Viernheim einen Kelch aus Meſſing ſtahl, in der Annahme es wäre Gold, erhielt zwei Jahre Zuchthaus. Schwetzingen, 10. Okt.(Der Bahnbau Heidelberg— Schwetzingen.) Bür⸗ germeiſter Dr. Trautmann hat einen Antrag an das Badiſche Miniſterium des Innern gerichtet, in dem er im Rahmen des Arbeits⸗ beſchaffungsprogramms der Reichsregierung den Ausbau der Bahnlinie Heidelberg— Schwetzingen— Speyer anregt. Er verlangt einen zweigleiſigen Ausbau dieſer Strecke. Karlsruhe, 10. Okt.(Die Präſiden⸗ tenſtelle beim Landes finanzamt.) Nach einer Meldung des„Reſidenz⸗Anzeigers“ in Karlsruhe ſteht die Wiederbeſetzung des ſeit 1. März d. J. erledigten Präſidentenpoſtens beim badiſchen Landesfinanzamt in Karlsruhe unmittelbar bevor. Die Reichsregierung ſoll dafür den Direktor der Steuerabteilung dieſes Amtes, Dr. Müller, in Ausſicht genommen haben. Als Nachfolger Dr. Müllers in der Leitung der Steuerabteilung ſei Oberregie⸗ rungsrat Schneider beim Landesfinanzamt vor⸗ geſehen. Karlsruhe, 10. Okt.(Schwerer Ver⸗ klehrsunfall.) Auf der Straße zwiſchen Mühlburg und Grünwinkel wurde ein 41jäh⸗ riger Mann aus Mühlburg, der ſich auf der Straße zu ſchaffen machte, von einem Motor⸗ radfahrer angefahren und zu Boden gewor⸗ fen. Während er einen Unterſchenkelbruch da⸗ vontrug, erlitt der Motorradfahrer, der eben⸗ falls geſtürzt war, eine Gehirnerſchütterung. Beide mußten ins Städtiſche Krankenhaus ein⸗ geliefert werden. „Durlach, 10. Okt.(Feſtnahme.) Von der hieſigen Fahndungspolizei wurden vier Per⸗ ſonen feſtgenommen, die unverſteuertes Ziga⸗ rettenpapier geſchmuggelt hatten und im Be⸗ griff waren, dieſes abzuſetzen. Weiher, A. Bruchſal, 10. Okt.(Gru m⸗ ö penverkauf.) Die diesjährigen Grumpen, die in ihrer Art als ſehr gut bezeichnet wer⸗ den konnten, wurden verkauft. Der neu ge⸗ gründete Verkaufsverein erhielt einen Preis von 42 bis 45 Rm., während die außerhalb des Vereins ſtehenden Verkäufer einen ſolchen von 30 bis 39 Rm. erhielten. Raſtatt, 10. Okt.(Im Gefängnis er⸗ hängt.) Kurz vor ſeiner Entlaſſung hat ſich im er hen Bezirksgefängnis ein 2ajähriger lediger Arbeiter aus Mannheim aus unbe⸗ kanntem Grunde erhängt. Maxau, 10. Okt.(Streik.) Die etwa 400 Mann ſtarke Belegſchaft der Maxauer Zelluloſefabrik hat infolge einer Lohnherab⸗ ſetzung zwiſchen 10 und 20 Prozent die Ar⸗ beit niedergelegt. Rauenberg, 10. Okt.(Grumpenver⸗ kauf.) Von insgeſamt 36 Pflanzern, die eine Kontingentfläche von ca. 3 Hektar erbauten, wurden die ee Grumpen zum Preiſe von 35 bis 40 Rm. verkauft. Die Preiſe 950 gegenuver den letzrahrigen bedeutend er. Neubreiſach, 10. Okt.(Von einem Auto ktotgefahren.) Zwiſchen Neubreiſach und Weckolsheim wurde die 17jährige Maria Heitz⸗ ler von dem Auto des Adjunkts Eugen Hild⸗ wein von Pie Valde erfaßt und ſo ſchwer verletzt, daß ſie bald darauf ſtarb. Neuenburg, 10. Okt.(Von der Frem⸗ denlegion zurück.) In der letzten Zeit war der Rücktransport von deutſchen Frem⸗ denlegionären, hauptſächlich über die Neuen⸗ burger Grenzſtelle ſehr rege. Unter den Heim⸗ kehrenden befinden ſich viele Leute, die wegen Krankheit oder Schwäche ſchon nach kurzer Dienſtzeit wieder entlaſſen wurden. Wie ſie er⸗ zählen, iſt die Fremdenlegion zurzeit derartig überfüllt, daß Neumeldungen gar nicht mehr angenommen werden. Pfullendorf, 10. Okt.(Vom Baum⸗ ſtammerſchlagen.) Das ri rährige Söhn⸗ chen des Landwirts Fritz Ladtaler ſchaute ſeinem Vater beim Entladen von Langholz zu, als ein Stamm ins Nutſchen kam, das Kind mit ſich riß und auf ihm liegen blieb. Das Kind erlitt zahlreiche Knochenbrüche und innere Verletzungen, an denen es im hieſigen Krankenhaus verſtarb. Konſtanz, 10. Okt.(„Salto mortale“ in den Bodenſee.) Der Kaſſier eines Bodenſeedampfers fuhr mit ſeinem Fahrrad am Ufer entlang, verfehlte die Richtung und ſtürzte ſamt dem Rad und der Schiffskaſſe, in der ſich etwa 100 Mark befanden, kopf⸗ über in den See. Er konnte ſich durch Schwim— men auf das ſtädtiſche Fährſchiff retten. Kaſ⸗ ſette und Fahrrad wurden ſpäter geborgen. Ueberlingen, 10. Okt.(Fünffache Bür⸗ gerſteuer.) Der Gemeinderat Ueberlinger hat die Erhöhung der Bürgerſteuer auf der fünffachen Satz abgelehnt. Daraufhin iſt dieſ⸗ zwangsweiſe vom Bürgermeiſter in Kraft ge⸗ ſetzt worden. Falſchmünzer gefaßt. Zwei Werlſtätten ausgehoben. Stuttgart, 11. Oktober. Der Schriftſteller K. Roſchmann und die Muſik⸗ und Sprachlehrerin J. Rutz wurden feſtgenommen als ſie falſche Fünfmarkſtücke in den Verkehr zu bringen verſuchten. In der Wohnung des Roſchmann wurden weitere fer⸗ tige und halbfertige Falſchſtücke beſchlagnahmt. Der arbeitsloſe Franz Bleſſing wurde in Feuerbach bei der Verbreitung von falſchen Fünfmarkſtücken feſtgenommen. Die Falſch⸗ münzerwerkſtätte konnte in ſeiner Wohnung aufgehoben werden. Ueber 20 falſche Fünf⸗ markſtücke wurden vorgefunden. Bleſſing und zwei Mittäter wurden in Eßlingen feſtgenom⸗ men. die Kommunalwahlen in Heſſen. Vorverlegung des Wahltermins? Darmſtadt, 10. Oktober. Die am 1. Januar 1929 begonnene vier⸗ jährige Wahlzeit der kommunalen Stadt⸗ und Gemeindeparlamente(Stadträte und Gemeinderat), ſowie der Kreistag und Pro⸗ vinziallandtag endet geſetzmäßig mit dem 31. Dezember 1933. Turnusgemäß hätten die Neuwahlen im Jahre 1933 ſo frühzeitig ſtatt⸗ zufinden, daß etwaige Beanſtandungen von Wahlen bis zum Ablauf der Wahlperiode erledigt ſind. Wie aus parlamentariſchen Kreiſen des heſſiſchen Landtages verlautet und durch einen nationalſozialiſtiſchen An⸗ trag im heſſiſchen Landtag bereits angekün⸗ digt wurde, werden die heſſiſchen Kommunal⸗ wahlen, die in früheren Jahren erſt in der zweiten Hälfte des letzten Mandatsjahres ſtattfanden, vorausſichtlich ſchon im Februar 1933 ſtattfinden. Die Antragſteller(Natio⸗ nalſozialiſten und Kommuniſten) die in die⸗ ſem Falle im heſſiſchen Landtag gegen So⸗ jaldemokraten, Zentrum und bürgerlichen lock die Mehrheit bilden, wollen durch die Früherlegung der Kommunalwahlen eine Abkürzung der derzeitigen Wahlperiode von vier Jahren auf dreieinviertel Jahre erzielen. Aus den Nächbärländern. Schwerer Einbruchsdiebſtahl in Goddelau. Groß-Gerau, 10. Okt. In das Bürgermei⸗ ſteramk in Goddelau, Kreis Groß-Gerau wurde eingebrochen und ein Kaſſenſchrank mit einem großen Schweißapparal, den die Diebe nur mik einem Wagen herangeſchafft aben können, ug chien Geſtohlen wur⸗ en 1200 Mark in Scheinen und Geldſtücken. Der Schweißapparat wurde von den Einbre. chern am Tatort zurückgelaſſen. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß der Apparat von den Die ben vor Begehung des Einbruchs ebenfalls geſtohlen würde. Beamte des Landespolizei amts haben ſofort eingehende Ermiktlungen am Tatort vorgenommen, jedoch konnte bis ur Stunde von den Dieben keine Spur enk⸗ ckt werden. Ein Bein ausgeriſſen. Mainz, 10. Okt. In einem Sägewerk in Koſtheim war ein 62 jähriger Arbeiter damit beſchäftigt, einen Teil der Transmiſſion zu ſchmieren, als er plötzlich in das Räderwerk geriet, Dem Unglücklichen wurde ein Bein abgeriſſen. Nach Anlegung eines Notverban⸗ des ſorgte die Rettungswache für Verbrin⸗ gung des Verunglückten in das Krankenhaus, Spinale Kinderlähmung in Mainz. Mainz, 10. Okt. In das hieſige Kranken, haus mürden amei Kinder eingeliefert. die ar 1 Kinderlaymung errranrt ind. Bel em einen handelt es ſich um ein ſieben Jah. re altes Kind eines Reichsbahnangeſtellter. aus Mainz, bei dem anderen um ein ein Jahr acht Monate altes Kind aus Hechts⸗ heim. In beiden Fällen ſoll es ſich um ſpi⸗ nale Kinderlähmung relativ leichterer Natut handeln. An Pilzvergiftung geſtorben. Homburg(Saar), 10. Okt. In der Familie des Kriegsbeſchädigten Peter Becker erkrank⸗ ten plötzlich der Ehemann und deſſen Frau. Kurz darauf klagten auch die Schwiegereltern des Becker über Unwohlſein. Es ergab ſich, daß in der Familie Pilze gegeſſen worden waren, durch die Vergiftungserſcheinungen her, vorgerufen wurden. Während Becker und ſein, Frau allem Anſchein nach mit dem Leber davon kommen dürften, ſind ſeine Schwieger, eltern der Vergiftung erlegen. Aus der Heimat. Gedenktage. 11. Oktober. 1531 Der ſchweizeriſche Reformator Ulrich Zwingli fällt bei Kappel. 1825 Der Dichter Konrad Ferdinand Meyer in Zürich geboren. 1870 ans von der Tann erorbert Or— eans. Prot. und kath.: Burchard. Sonnenaufg. 6.16 Sonnenunterg. 17.17 Mondunterg. 2.37 Mondaufg. 16.16. Denkt an die Winterhilfe! Die Auslagen in den Schaufenſtern, die ſchon recht friſchen Nächte, die Herbſtesſtim⸗ mung in der Natur laſſen keinen Zweifel mehr, daß wir der kalten Jahreszeit mit Rieſenſchritten entgegengehen. Da packt Viele, die die Not der Zeit von der Arbeitsſtelle verdrängt hat, von neuem das Grauſen. Die Angſt vor der kalten Jahreszeit mit allen ihren unerfreulichen Begleiterſcheinungen läßt abermals Verzweiflungsſtimmung aufkommen. Dahin kann und darf es aber kommen! Noch lebt die helfende liebende Tat, und gibt es eine wunderſchaffende mildtätige Hilfe aller für alle. Auch in dieſem Jahre ruft uns das Schick— ſalsleiden der deutſchen Nation, das wir nur gemeinſam tragen und gemeinſam lindern kön⸗ nen zu: Denkt an die Winterhilfe! Und wenn wir ſelbſt darben müßten, ein kleines Entſa— gen können wir trotz allem noch üben und da— mit bittere, und unbekannte materielle und noch mehr furchtbare ſeeliſche Not aus den Hütten der Aermſten bannen. Was keine Geſetze zu ſchaffen vermögen, bleibt Arbeitsfeld der Caritas, der Nächſten⸗ liebe. Wenn wir uns ſo als große deutſche Familie fühlen, einer in chriſtlichem Verſtehen und Geben des anderen Bruder und helfender Freund, muß die Winternacht der lachenden Sonne der Hoffnung, den wärmenden Strah— len des Glaubens und der Zuverſicht weichen. Gebt gerne, gebt ſchnell und vor allem: Jeder ſei dienſtbereit. * Rentner und Winterbeihilfe. Wie der Deutſche Rentnerbund mitteilt, hat er dei den zuſtändigen Reichsbehörden den dringenden An⸗ trag eingereicht, der im kommenden Winter zu erwartenden weiteren Steigerung der jetzt ſchon vorhandenen Not der früheren Kapi⸗ talrentner dadurch zu ſteuern, daß Reichsmit⸗ tel für Winterbeihilfen zur Verfügung geſtellt werden; die private Winterhilfsaktion werde bei dem fortgeſchrittenen allgemeinen Notſtand des deutſchen Volkes keinesfalls genügende Mittel erbringen, um die durch die wiederhol⸗ ten Verſchlechterungen in der öffentlichen Für⸗ ſorge ſchon weit unter das niedrigſte Exiſtenz⸗ minimum herabgedrückten früheren Kapital— rentner vor dem ſchlimmſten zu bewahren. * Rundfunk kann monatlich gekündigt wer⸗ den. Auf die Teilnahme am Rundfunk kann zum Ablauf jedes Kalendermonats verzichtet werden. Der Verzicht muß ſchriftlich erklärt werden und ſpäteſtens am 16. dieſes Monats bei der Zuſtellpoſtanſtalt eingehen; er iſt rechls⸗ gültig, wenn er ſchriftlich beſtätigt iſt. * Iſt der Ofen inſtand geſetzt? Teilweiſe ſollten die Oefen bereits wieder Wärme ſpen⸗ den, aber da ſtellte man feſt, daß er erſt in⸗ ſtandgeſetzt werden muß. Wieder beginnt der Aerger, daß der Ofen nicht zieht, nicht heizt, daß er raucht und riecht und rußt. Wer ſich Aerger erſparen will, der denke daran, den Ofen inſtand ſetzen zu laſſen bevor es wirklich kalt wird und wir ihn empfindlich vermiſſen. * Wetterbericht. Eine große Zyklone über der Nordſee bis zum Kanal brachte eine weitere Verſchlech⸗ terung des Wetters. Auf Beſſerung iſt vor⸗ käufig nicht zu rechnen. Vorherſage: Bewölkt, kühl, wieder Re⸗ aenſchauer. Wiſſen Sie das? Ein Hühnerei wiegt je nach ſeiner Größe 30 bis 70, im Dur ſchnitt 50 Gramm, davon kommen auf das Weiße(Klar) 30, auf das Gelbe(Dotter) 15 und auf die Eiſchale 5 Gramm. 5 f In Wien ſind nach der amtlichen Stati⸗ 0 im letzten Jahre 48 000 Pferde zu Pfer⸗ efleiſch verarbeitet worden, das von der Be⸗ völkerung gekauft wurde. Sportnathrichten. Nüſchan auf den Lonntag. Jußball. Obwohl der zweite Oktoberſonntag, an dem die Mehrzahl der Vereine die Spiele der Vorrunde zum Abſchluß brachte, außerdem aber teilweiſe auch ſchon die Rückrunde begon⸗ nen wurde, kein volles Programm brachte, blieben doch verſchiedene Ueberraſchungen nicht aus. So wurde jetzt auch Phönix Karlsruhe im Lokaltreffen mit der KFV. erſtmals ge⸗ ſchlagen, weiterhin büßte die Spielvereinigung Fürth bei Germania Nürnberg einen wertvol⸗ len Punkt ein, wie auch die Niederlage von Teutonia München in Landshut unerwartet kommt. In der Gruppe Rhein bezwang Amicitia Viernheim mit 2:0 Phönix Lud⸗ wigshafen, während Waldhof mit dem glei⸗ chen Ergebnis in Neckarau ſiegreich blieb. In drei Spielen der Gruppe Saar verloren führende Mannſchaften Punkte, ſo der FV. Saarbrücken durch ein Unentſchieden gegen Neunkirchen, die Sportfreunde gleichfalls durch ein Unentſchieden in Völklingen, während der Meiſter Pirmaſens in Idar gar 0:2 unterlag. In der Vorrunde um den D. F. B.⸗ Bündespokal haben eigentümlicherweiſe gerade die Verbände, die keinen beſonderen Wert auf einen Sieg in der Vorrunde um den DF B.⸗Bundespokal gelegt hatten, mit zweiten oder gar dritten Garnituren auf frem⸗ dem Gelände einen Sieg errungen, während der„beutegierige Weſten“ mit ſeinen Interna⸗ tionalen auf eigenem Gelände überraſchend verlor. Von Südoſtdeutſchland hätte man dieſe Ueberraſchung beſtimmt nicht erwartet, zumal der Weſten in Gladbeck mit einer äußerſt ſpiel⸗ ſtarken Vertretung zur Stelle war. Trotz aller Anſtrengungen, konnte er aber den 3:1 Vor⸗ ſprung, den die Gäſte bis zur Pauſe heraushol⸗ ten, nicht mehr wettmachen. Einen verdienten 4:2⸗Erfolg holte ſich Süddeutſchland in Leipzig gegen eine für ſpielſtark gehaltene mitteldeutſche Verbandself, in der allerdings die Dresdener Spieler fehlten. In Danzig kam Brandenburg zu einem reichlich glück⸗ lichen Sieg, allerdings fehlten auch ſämtliche erſtklaſſigen Berliner Spieler. Somit werden Süddeutſchland, Norddeutſchland, Süoſteutſch⸗ land und Brandenburg die Zwiſchenrunde be— ſtreiten, wobei die Frage der Platzwahl nicht einfach ſein wird, da alle drei Gaſtmannſchaften ſiegreich waren. Leichlathlelik. In Paris fand als Abſchluß der Interna⸗ tionalen Leichtathletik-Saiſon der Länderkampf zwiſchen Frankreich und Finn land ſtatt, den die Finnen mit 78:62 Punkten gewinnen konnten. Robert Paul ſtellte im Weitſprung einen neuen franzöſiſchen Rekord mit 7.50 Meter auf. Waſſerball. Bei den Endſpielen um die Deutſche Waſſerballmeiſterſchaft in Leip⸗ zig wurde der Titelverteidiger Hellas Magde⸗ burg von Poſeidon Köln mit 3:1 zur großen Ueberraſchung geſchlagen. München 99 lieferte Weißenſee 96 einen ſehr harten Kampf, der unentſchieden 3:3 endete. Am Nachmittag trennten ſich München 99 und Poſeidon Köln mit 4:4 und Hellas Magdeburg beim Spiel gegen Weißenſee mit 3:3. Weißenſee 96 wurde mit 4 Punkten vor München 99 mit 3 Punk⸗ ten, Poſeidon Köln mit 3 Punkten bei ſchlech⸗ terem Torverhältnis und Hellas Magdeburg mit 2 Punkten deutſcher Waſſerballmeiſter 1932. Märkte und Vörſen. (Ohne Gewähr.) Vom 10. Oktober. Frankfurter Schlachtviehmarkt. Während der Frankfurter Großviehmarkt in⸗ folge des jüdiſchen Feiertages erſt am Dienstag ſtattfindet, wurde am Montag ein Schweinemarkt abgehalten. Dieſem waren zugeführt 4289 Schmeine, davon 309 Litauer. Preiſe pro Kilo Lebendgewicht a)—, b) 45 bis 47, c) 43 bis 47, d) 42 bis 46, e) 40 bis 43 Mark. Marktverlauf mittelmäßig, geringer Ueberſtand, Fettſchweine über Notiz bezahlt. Mannheimer Produktenbörſe. Der Verkehr war heute äußerſt klein. Man hörte folgende Preiſe in Mark per 100 kg 1996 gonfrei Mannheim. Inlandsweizen 76—77 kg gut, geſund und trocken 22 bis 22.25; Inlandsrog⸗ en 72—73 kg gut, geſund und trocken 17.25; In⸗ andshafer 14.50 bis 15.25; inländiſche Sommer⸗ Aerſeß 19 bis 20; Futtergerſte 17.50 bis 17.75; a Platamais gelb mit Sack 16.75; ſüdd. Weizen ⸗ mehl, Spezial Null Oktober/ Dezember 31.20; dto. mit Auslandsweizen 32.20; ſüdd. Weizenaguszugs⸗ mehl 34.20 bzw. 35.20; ſüdd. Weizenbrotmehl 23.20 bzw. 24.20; ſüdd. Roggenmehl 23.50 bis 26; Weizenileie fein 7.75; Biertreber 11 bis 11.50: Erdnußkuchen 12.50 bis 12.75; Trockenſchnitzel 9. Mannheimer Großviehmarkt. Infolge des jüdiſchen Feiertages wurde der Großviehmarkt auf Dienstag verlegt. Karlsruher Schlachtviehmarkl. Auftrieb: 53 Ochſen, 45 Bullen, 19 Kühe, 95 Färſen, 69 Kälber, 1392 Schweine. Bezahlt wur⸗ den pro 50 Kilo Lebendgewicht in Mark: Ochſen 30 bis 34, 28 bis 30, 27 bis 20, 25 bis 27, 23 bis 25, 22 bis 23; Bullen 25 bis 26, 22 bis 23, 21 bis 22, 18 bis 21; Kühe 19 bis 24, Färſen 30 bis 36, 22 bis 28, Kälber—, 42 bis 44, 39 bis 42, 35 bis 39, 23 bis 28; Schweine—, 46 bis 48, 47 bis 50, 44 bis 48, 42 bis 44,—, 34 bis 38.— e beſte Qualität über Notiz bezahlt; bei Großvieh langſam, geringer Ueberſtand, be Schweinen mittelmäßig, geringer Ueberſtand; bei Kälbern lanaſam, geräumt.