Lokales. »Der Vortrag von Kaplan Fahſel findet nicht um 8 Uhr, ſondern um ½9 Uhr ſtatt. Vorausſichtlich ſind an der Abendkaſſe keine Karten mehr zu haben. Es empfiehlt ſich daher, Karten im Vorverkauf bei Franz Hof⸗ mann, Buchhandlung zu beſorgen. Vortrag über Glanzplätten. Wir machen auf die morgen nachmittag 4 Uhr und abends 8 Uhr im„Fürſt Alexander“ hier ſtattfindenden Vorträge der Fachlehrerin W. Hedrich, Berlin, über Glanzplätten aufmerkſam. Auch in anderen Ortſchaften ſind die Vorträge lobend anerkannt worden, da ſie wiſſenswerte Aufklärung über beſte Behandlung der Wäſche und neueſte Methoden des Stärkens, Plättens u. Glanzierens geben. Die praktiſchen Vorführungen zeigen den Beſuchern verſchiedene Gunſtgriffe und Kniffe, die zur weſentlichen Erleichterung und zum ſicheren Gelingen der Bügelarbeit beitragen, ſodaß es möglich iſt, die Stärkewäſche für den eigenen Haushalt ſelbſt fertigzuſtellen. Es wird kein Eintrittsgeld erhoben. Alle Hausfrauen und Töchter ſollten deshalb die Gelegenheit, ihr Wiſſen auf dem Gebiete der Glanzplätterei zu erleichtern, nicht ungenutzt vorübergehen laſſen. *Saiſoneröffnung.„Der Herr der Berge“. Unter dieſem Titel führt die Operetten⸗ und Theatergeſellſchaft Viernheim am Sonntag, den 23. Oktober 1932 abends 8 Uhr im Kai⸗ ſerhofſaale dieſes romantiſche Schauſpiel in 4 Akten von W. A. Pannek auf. Es wird hier das Lebensſchickſal eines geächteten Kindes zur Schau gebracht. Viele Zeitungen berichten über die ſpannenden Handlungen. Der Eintrittspreis beträgt 35 Pfg. Der Vorverkauf findet ab heute ſtatt und zwar bei Friſeur Georg Lang, Filiale und Kaiſerhof ſowie bei den Mitgliedern. Muſik der vereinigten Feuerwehrkapelle. Es lohnt ſich der Beſuch. Nachklänge zum Konzert des Volkschors. Nun iſt er vorbei dieſer Tag. Dieſer in der Geſchichte des Volkschors denkwürdige 9. Oktober 1932. Bangen Herzens hatten wir ihn herbei geſehnt. Hing doch ſo vieles von dieſem Konzert ab. Mit Stolz dürfen wir heute ſagen: „Das Experiment iſt geglückt“. Oder war es nicht ein ſolches? Sänger, die jahrzehntelang mit der vorhandenen Chorliteratur zurechtkamen, ſo plötzlich für die neue, moderne Chormuſik zu intereſſieren. Daß dies im Volkschor ſo leicht ging, iſt in erſter Linie das Verdienſt des Chor- meiſters Alphons Meißenberg, der das Erbe Eugen Lipps ſeit Jahresfriſt betreut. Die erſte Garnitur der Mannheimer Kritik, Namen von Klang und Ruf, waren zu dem Konzert perſönlich erſchienen. Ihre Berichte er- füllen uns mit Stolz, bedeuten jedoch kein Aus— ruhen auf den Lorbeeren, ſondern Fortführung der begonnenen Arbeit. Das Volk vereint im Chor, ſoll Bannerträger der Kultur ſein. Eugen Lipp ſchuf das Fundament, Alphons Meißenberg baut weiter. Wer hilft mit! L. B. Dr. Karl Laux in der„Neuen Bad. Landesztg: ... Das Verdienſt an dieſem Programm hat Muſikdirektor Alphons Meißenberg. Wir kennen ihn, den mutigen fortſchrittlichen Dirigenten des Weinheimer Cäcilienvereins. Mit ſeinem Chor in Viernheim geht er ähnliche Wege. Das Ziel iſt ein anderes. Der Weg iſt der gleiche. Er heißt: Gemeinſchaft. heimer wird man achthaben müſſen. .. Der Volkschor Viernheim hat ſeit ungefähr Jahresfriſt den hervorragenden, durch ſein Eintreten für die moderne kirchliche Chor⸗ muſik weithin bekannt gewordene Leiter des Cäcilien⸗Vereins Weinheim, Alphons Meißen⸗ berg, zum Dirigenten. Gleich bei dieſem erſten Konzert wurde die großartige chorpädagogiſche Arbeit, die Meißenberg auch hier geleiſtet hat, deutlich. Alle Stimmen des ſtattlichen gemiſchten Chors zeichnen ſich auch bei ſchwierigen Auf⸗ gaben durch ungewöhnliche muſikaliſche Sicherheit (ſowohl des Intonation wie des Rhythmus) aus. Auch die ſinnliche Klangſchönheit des Chors ſteht auf bemerkenswert hoher Stufe. .. Auch das beſte Chor⸗Sängermaterial kann ſteril bleiben, wenn es der richtigen geiſtigen Führung entbehrt. Deshalb muß die vorbild⸗ liche Tat, die Meißenberg mit der Aufſtellung dieſes außerordentlich geſchmackvollen, fein abge⸗ wogenen Programms beſonders hervorgehoben werden. Fritz Zobeley in dem Mannheimer„Tageblatt“: .. Endlich wieder einmal Muſik, die nicht Loreleifelſen umſäuſelt und kämmt, nicht von verzärtelten Heckenröschen oder ſtolzen U Erleben, das eigene Mühen und Sorgen knapp geſtillt darzubieten. Keine hochherzigen Sexten, keine Augenaufſchläge, keine ſinnig⸗ überſinnigen Fermaten: Hammerſchläge„Wir Maſſe Menſch, Du und ich...“ .. Meißenberg— ſagt man mir — hat den Chor erſt ſeit Jahresfriſt. Der Chor wie andre, was die Anlagen und Stimm⸗ mittel betrifft. Aber ſchon mit den Merkmalen der Meißenbergſchen Chöre: Wort- und Klang- und Chorkultur. Meißenberg, das heißt: Auf⸗ ſtieg. noch: die vorbildliche Chorarbeit.... Gewiß Mängel: Noch ſind die Regiſter zu unausge⸗ glichen, Einzelne laſſen ſich heraushören. Aber ſchon Merkmale zielſicherer Schulung: Ausſprache, Klangſchönheiten, Präziſion, Disziplin(auch der Zuhörer). Chor im Aufſtieg.. Hie Aufgabe der höheren Schulen. Bingen, 11. Oktober. Der Heſſiſche Philologenverein hielt in Bin⸗ gen ſeine 46. Hauptverſammlung ab. Im Mit⸗ telpunkt der Tagung ſtand der Vortrag des erſten Vorſitzenden des Vereins, Studienrat Monje⸗Darmſtadt über„Schulpolitiſche Ten⸗ denzen der Gegenwart und die Aufgabe der höheren Schule“. Er erklärte, in einem bis⸗ her unbekannten Umfang hätten politiſche Par⸗ teien die Erziehung und Bildung der Jugend in der Hand und damit der Schule einen Teil ihrer Aufgaben abgenommen. Im Mittelpunkt der Erziehung müßten ſtehen die großen Per⸗ ſönlichkeiten und die großen Werke, die die Güter der Kultur verkörperten. Sie ſeien nach ihrem Eigenwert zu betrachten, und ergäben erſt zuſammen den Sinn des ganzen Lebens, bildeten den ganzen Menſchen. Der Gebildete müſſe nicht nur zu handeln gelernt, er müſſe gelernt haben, wiſſend zu handeln und zu verzichten im Bewußtſein der Grenzen des Menſchlichen. Schließlich komme als Erſtes und Letztes in jedem Augenblick die Sörge am das Volk und um das Vaterland. Um die Berufsnot des philologiſchen Nach⸗ wuchſes einigermaßen zu beheben, wurde das Heſſiſche Kultusminiſterium in einer Entſchlie⸗ zung u. a. gebeten, den unaufhörlichen Stel⸗ lenabbau, dem ſeit 1926 rund ein Fünftel aller philologiſchen Stellen zum Opfer ge⸗ Fritz Lemke in der Mannheimer„Volksſtimme“: Schwänen flüſtert, ſondern es wagt, das eigene, Solide, nein zielbewußte, nein mehr Käle oder Süh⸗Speiſe? Wer häufi Gaſthaus ißt, wundert ſich nicht, da 5 Vettel eines Menüs 18 rage vom Kellner an ihn gerichtet wird. ur ſelten legt man ſich die Ane vor, wes⸗ 1 man Mart zwiſchen dieſen Speiſen am nde einer Mahlzeit wählen ſoll, die doch auf den erſten Blick nichts miteinander gemeinſam haben. Sie ſchmecken ganz verſchieden und auch die chemiſche Zuſammenſetzung 0 ſo verſchie⸗ den wie ihr Gehalt an Nährſtoffen. Käſe ent⸗ 19 0 Fett und Eiweißſtoffe, während es ſich ei den Süßſpeiſen meiſt um breiartige Ge⸗ richte, um Kuchen oder fruchtartige Speiſen d. h. Kompotte handelt. Charakteriſtiſch 5 allen Süßſpeiſen jedenfalls ein Gehalt an Zuk⸗ ker und ein ſolcher an aromatiſchen Geruchs⸗ und denſeung deff Was die chemiſche Zu⸗ ſammenſetzung betrifft, ſa iſt ein Gehalt an Zucker und Stärkemehl hervortretend. Irgend etwas Gemeinſames beſitzen fal. oder Süßſpeiſe aber doch, und zwar einen kräf⸗ tigen Geſchmack und ein ebenſolches Aroma. Beide Gerichte ſind Magenſaftlocker und erhöhen als ſolche die Bekömmlichkeit der Mahlzeit, weil ſie die Verdauung erleichtern und nebenher noch Nährſtoffe e— Das Bedürfnis hiernach iſt bei den Menſchen ganz verſchieden, weshalb der eine Wert auf den fettreichen Käſe, der andere auf die zuk⸗ kerhaltige Süßſpeiſe legt. Immer aber legt man dieſe beiden Speiſen an das Ende der Mahlzeit, weil ſie am Anfang derſelben den Appetit ſtören würden. Nach der Hauptmahl⸗ zeit aber ſind Käſe und Süßſpeiſe am Platze. Es muß auffallen, daß man die Süßſpeiſe niemals durch ein ſüßes Getränk erſetzt, ſon⸗ dern meiſt einen mehr oder weniger dicken Brei wählt. Auch das hat ſeinen Grund, weil ein Getränk, nach der Mahlzeit genoſſen, ſo⸗ fort dem Darm zugeleitet wird. Die brei⸗ artige Speiſe aber legt ſich auf den bereits im Magen liegenden Speiſebrei obenauf, be⸗ rührt die Magenwände und reizt dieſe zu erneuter Abgabe von die Verdauung fördern⸗ den Magenſäften. Somit wirken dieſe ſtark aromatiſchen und wohlſchmeckenden Speiſen am Ende einer Mahlzeit in doppelter Weiſe ma⸗ genſaftlockend: zunächſt dadurch, daß ihr Aro⸗ ma, welches durch Gaumen und Naſe wahr⸗ genommen wird, auf dem Weg über die Ner- ven den Magenſaft zum Fließen bringt; der zweite Weg beſteht in der unmittelbaren Wir⸗ kung auf die Magenwände. Hinzu kommt noch das Geſetz von der ge⸗ genſätzlichen Wirkung, daß nämlich nach dem Genuß einer Speiſe eine völlig andere Speiſe den Appetit von neuem anregt. Die Ernäh⸗ rung wird alſo erleichtert, wenn auf den Hauptgang der Mahlzeit ein weiterer Gang folgt, der geſchmacklich von ihm völlig ver⸗ ſchieden ſſt. Dazu wählt man eben Käſe oder Süßſpeiſe. Man ſieht alſo, daß die Sitte und der Wunſch nach einer Nachſpeiſe ſeine phyſiologiſchen Gründe hat, und daß es ſich dabei nicht um Näſcherei oder einen Sinnen⸗ reiz handelt. Schon in den urälteſten Zeiten, als die Menſchen regelrechte Mahlzeiten her⸗ richteten und zu ſich nahmen, war auch der Nachtiſch in Brauch. Man verſteht auch, daß gerade Kinder ein beſonders ſtarkes Verlan⸗ gen nach Süßſpeiſen haben, weil dieſe bei ihrer Regſamkeit und dem Wand Stoffwech⸗ ſol zur Lieferung von Kraft und Wärme be⸗ ſonders viel Kohlehydrate benötigen und durch Kuchen oder Pudding, Auflauf oder Torte oder irgend etwas anderes Süßes die Zufuhr von Nährſtoffen erhalten, nach denen ihr Kör⸗ per verlangt. Privat- Darlehen gegen monatl. Rückzahlung günſtig zu vergeben. Näheres durch: F. Ludwig, Mannhelm 1 12, 15 Sprechzeit 2 7. Rückp. erbeten. .. Auf Meißenberg und ſeine Viern— Aus heſſen und Naſſau. Einigungsverfahren für Frankfurter Schatzan⸗ weiſungen. Frankfurt 9 M., 11. Okt. Die Stadt weiſt darauf hin, daß nach Ziffer 6 der Reichs⸗ notverordnung vom 24. 9. 1932 die Ver⸗ ſmmlung der Inhaber von Schatzanweiſun⸗ gen nur mit Zuſtimmung der Aufſichtsbehörde einberufen werden aknn. Dieſe Zuſtimmung t bereits beantragt. Außerdem iſt in dem eſetz von 1899 vorgeſehen, daß die Teilneh⸗ mer in der Verſammlung ihre an, hinterlegen müſſen. Als Hinterlegungs⸗ ſtellen ſind im Geſetz nur die Reichsbank und die Notare zugelaſſen. Die Landesregierungen ſind eee auch andere Stellen für ge. eignet zu erklären.— Die Reichsbank nimmt ane nur bei ihrer Hauptſtelle in rlin an. Um die Hinterlegung ſo einfach und billig wie moglich zu geſtalten, hat die Stadt Frankfurt a. M. beim Preußiſcher Handelsminiſterium beantragt, die Hinterle⸗ ing der Schatzanweiſungen bei ſämtlichen miſſionsbanken zuzulaſſen. Sobald eine ent ſprechende Beſtimmung herausgekommen iſt⸗ wird erſt die Veröffentlichung auch wegen de Termins ſtattfinden können. Wünſche der heſſiſchen Vauernvereine In Alzey fand der diesjährige Verbands⸗ tag des Verbandes der Bauvereine in Heſ⸗ en ſtatt. Nach eingehenden Referaten und Beſprechungen faßte die ſehr zahlreich von lame nac beſchickte Ver⸗ ammlung nachfolgende Entſchließung: „Die bisher, insbeſondere durch die 4. Not⸗ verordnung des Reichspräſidenten getroffenen Maßnahmen haben eine genügende Entlaſtung für die gemeinnützigen Bauvereinigungen nicht gebracht. Der Verbandstag des Verbandes der Bauvereine für Heſſen erachtet inſoweit für abſolut erforderlich: einen mindeſtens auf drei Jahre zu erſtreckender Verzicht der öffentlichen Hand auf Verzinſung und Tilgung der Haus⸗ zinsſteuerdarlehen; alsbaldige geſetzliche Maß⸗ nahmen zu einer weiteren allgemeinen Sen⸗ kung der Zinſen für die 1. und 2. Hypotheken um etwa 2 Prozent und eine geſetzliche Re⸗ gelung dahin, daß der Verwaltungsbeitrag der Balena teen auf höchſtens 0,25 Pro⸗ zent feſtgeſetzt und eine Erhebung nur ſolchen Kreditinſtituten geſtattet wird, die ihn be⸗ reits früher erhoben haben.“ Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generolverſammlungen u. Singſtunden Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtverein 1916. Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß jedes Quantum gelbe Rüben pro Ztr. 1.30 RM. abgegeben werden können. Beſtellungen nimmt entgegen Wunder Nikolaus, Friedrichſtraße 40. Der Vorſitzende. Geſangverein Liederkranz. Alle Theaterſpieler (innen) bitte heute abend um 6 Uhr ins Lo- kal. Der Spielleiter. Männergeſangverein 1846. Donnerstag abd. ½9 Uhr Singſtunde. Pünktliches Erſcheinen erwartet Der Präſident. Krieger⸗ u. Soldatenverein Teutonia u. Schützen⸗ abteilung. Heute Mittwoch abend 8 Uhr Verſammlung im Lokal. Freiwilliger Arbeits- dienſt, Vereinsmeiſter der Jungſchützen. Der Vorſtand. Sänger⸗Einheit. Donnerstag abend punkt 8½ Uhr Singſtunde für die Tenöre. Reſt⸗ loſes Erſcheinen iſt unbedingt erforderlich. Der Vorſtand. Caatweizen u. Gaatkorn erſtkaſſiſches Saatgut, Orginalſaat und 1. Abſaat eingetroffen. Bindegarn für Sandblatt und Tabak wieder vorrätig. Für uerbilligſtes Hühnerfutter(Reichskörnerge⸗ miſch) können bei mir Bezugsſcheine abgeholt werden. Johann Valt. Hofmann 2. Rathausſtraße 28 Kraftfuhr- Betrieb Arbeiten (Umzüge, Transporteu) zu den billigsten Preise fallen iſt einzuſtellen. Debnard ober 4000. NM. ſofort greifbar, auf gutes 1 l. gauer. Objekt für l. Hypothek — aller Art, liefert ſchnell u. billigſt Viernh. Anzeiger Druckſachen gegen doppelte Sicher⸗ Telefon 5ʃ. heit zu leihen geſucht. Intereſſenten wollen ihre Adreſſe in dieſer Zeitung abgeben. VIERNHEIM Wir übernehmen Hausfrauen! Donnerstag, 13. Okt., nachmitttags 4 u. abends 8 Uhr im„Für ſſt Alexand Lehr⸗Vorträge über Glanzbügeln mit praktiſcher Vorführung nach dem Syſtem der erſten Berliner Fachlehrerin W. Hedrich. Waſchen— Stärken— Neublätten— Glänzen Der richtige Sitz des Umlegekragens(Hohlbügeln) Eintritt frei! wird beſonders gezeigt. Gelbe Speise- Kartoffel zu verkaufen Waſſerſtraße 28 1 Kaute Miſt u. Einlegſchweine abzugeben. Martin, zur Lache 1 Zimmer u. 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Verhandlung über die deutſchen Auslands⸗ 4 Fluß kommenden Stillhalteverhand⸗ gedeutet, daß Schacht bezüglich dieſer Fra⸗ gen bereits Vorfühlung genommen hat. Ge⸗ 4 beſonderer Bedeutung, denn man weiß, daß lernheſmer Antigt Tieerpattet Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung eint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1 aktuelle, tei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte ee„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim N Sean 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecklonto Nr. 21577 Amt Fran Rummer 239 Der Name des früheren Reichsbankpräſi⸗ enten Dr. Schacht iſt in der letzten Zeit erde wieder im Reichsdienſt verwendet derden und zwar nannte man ihn zunächſt Verbindung mit den Plänen auf Schaf⸗ ing eines Reichskomiſſariates für die vom deich ſubventionierten Wirtſchaftsbetriebe. das Schacht für dieſen Poſten auserſehen iſt denn amtlich dementiert worden. euerdings verlautet nun, man wolle den heren Reichsbankpräſidenten zum Ban⸗ enkommiſſar ernennen. Es ſcheint, aß dieſe Abſicht tatſächlich beſteht. Mit der Ernennung Schachts würde der oſten eines Bankenkommiſſars nicht etwa eu geſchaffen. Wir haben nämlich ſeit der großen Bankenkriſe vom Juli 1932 einen Bankenkommiſſar. Damals wurde der Mi⸗ iſterialdirektor Dr. Er n ſt mit der Aufgabe betraut, die Abwicklung der ſeitens des Rei⸗ hes mit den geſtützten Banken eingegange⸗ ien Engagements zu überwachen. Dem Mi⸗ giſterialdirektor Dr. Ernſt iſt jüngſt aber im Zuſammenhang mit der Umbildung der breußiſchen Regierungs⸗ und Verwaltungs- berhältniſſe die kommiſſariſche Verwaltung des preußiſchen Handelsminiſte⸗ ciums übertragen worden. Aus der. Tat⸗ ache, daß die beiden Aemter erſprießlich gicht auf einmal verwaltet werden können, zürfte wohl die Anregung zu einer Neuor⸗ ganiſation in der Ueberwachung des Banken⸗ weſens gegeben haben. Durch die Ueberlei⸗ ung der Tätigkeit Dr. Ernſt's auf das preu⸗ ziſche Handelsminiſterium iſt überdies die Möglichkeit geſchaffen, mit dem Einſatz einer neuen Perſönlichkeit auch zugleich deren Auf- zabenkreis neu zu ordnen. 1 Das iſt der Sinn der gegenwärtigen Er⸗ wägungen. Das Amt eines Bankenkommiſ⸗ ars, wie es die Reichsregierung jetzt einzu⸗ tichten beabſichtigt, würde ſich nicht nur auf diejenigen Zuſtändigkeiten erſtrecken, die mit der Notverordnung vom 21. November 1931 dem Reichskommiſſar für die Ueberwachung der Banken gegeben ſind. Es iſt darüber ginaus vielmehr geplant, das geſamte Bankenweſen, alſo nicht nur die ſei⸗ gerzeit geſtützten Banken in einer Art Tre u⸗ hand⸗Organiſation zuſammenzufaſ⸗ ſen. Der Kern der Treuhandgeſellſchaft würde gebildet werden von denjenigen Ban⸗ len, die ſeitens des Reiches unmittelbar 5 nanzielle Hilfe erhalten haben, etwa wie die Dresdner Bank, wie von denen, an welchen durch Uebernahme von Bürgſchaften und dergleichen beſtimmte Reichsintereſſen beſte⸗ hen. Unter den Kreis der letzteren Banken würden die Deutſche Bank und Diskontoge⸗ ſellſchaft, die Commerz⸗Bank, die Allgemeine Kreditanſtalt und andere mehr fallen. Der Sinn dieſer Pläne wäre aber zu eng gefaßt, wenn man ihn lediglich ſehen wollte Die Einführung einer ſolchen Kontrolle ſicherlich aus mancherlei Gründen Ueber dieſe Funktionen hinaus iſt Dr. Mit der ſchulden werden ja die demnächſt wieder in lungen ſehr eng verknüpft ſein, und die ſüngſte Anweſenheit Schachts in London wird in unterrichteten Kreiſen ſchon in dem Sinne rade dieſe Fragen ſind natürlich von gan; über die deutſchen Auslandsſchulden irgend⸗ wie ein Abkommen getroffen werden muß. urt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 0 (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., i Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ ies ud, größere sette einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes an Donnerstag, den 13. Oktober München, 13. Oktober. Reichskanzler von Papen ſprach am Mittwoch auf der außerordentlichen Mitglie- derverſammlung des Bayeriſchen In⸗ duſtriellenverbandes. Er ſagte u. a. Deutſchland will den Frieden und fordert deshalb die Grundrechte der Freihe! 35 und Gleich berechtigung. Abrüſteng und Gleichberechtigung. Was bedeutet das Abrüſtungspro b⸗ lem für die Wirtſchaft? Wir fordern gleiches Recht und gleiche Sicherheit wie alle anderen Völker. mer wird Kapilal anlegen in einem Lande, das dem Zugriff ſeiner Nach- barn ſchutzlos preisgegeben iſt? i Dabei erinnerte der Kanzler an den Ein⸗ marſch ins Ruhrgebiet, der den Sturz der Mark auf einen b'llionſten Teil ihres jetzigen Wertes zur Folge gehabt habe. Die⸗ ſes Beiſpiel genügt, ſo fuhe er fort, um zu zeigen, daß wir in unſerem Kampf um die Gleichberechtigung zugleich um die Grund⸗ bedingungen unſeres wirtſchaftlichen Da⸗ ſeins kämpfen. Was wir wollen iſt keine neue Unruhe, kein Wettrüſten, kein kriegeri— ſches Abenteuer. Unſer Ziel iſt ein friedliches Europa, das 0 iſt nach den ewigen Geſetzen der Gerechtigkeit und Selbſtbeſtimmung der Völker gaf deren Vertrauen wir 1918 die Waffen aus der Hand legten. Wenn wir hee für das wahre Abrüſten in der Welt kämpfen. dann haben wir dieſes großes Ziel eines einigen und brüderlichen Abendlandes vor, in dem Deutſchland den ihm gebührenden Platzen eb en, nicht unter den übrigen Völkern einnimmt. Das Wirtſchaftsprogramm. 8 irtſchaftsprogramm der en abe in ſeinem grundſätz⸗ lichen Teil einen ſtarken und zuſtimmenden Widerhall gefunden, wie kaum eine 5 rungsmaßnahme der Nachkriegszeit. Test ſchließe natürlich nicht aus, daß einzelne 05. gebiete kritiſch beurteilt würden. Der 5 fangserfolg hat ſich bereits in einem. maß eingeſtellt, der uns für die Zukunf hoffnungsvoll ſtimmen kann. t im vergangenen Monak eine Net- Gablahme der Arbeiksloſenzahl um 123 000 erfolgt, im Gegenſatz zum Sep- tember des Vorjahres, der eine Zunah⸗ me um 140 000 Arbeitsloſe brachte. 8 i man an dieſem Programm im e dc kritiſch auszuſetzen ſoſchon mag, es hat ſedenfalls der 0 felt in den erſten drei Wochen ſeiner ferlilte eine fühlbare pſychologiſche und materie Entſpannung gebracht. Zur Handelspolitik. ichskanzler ging nun auf die Ha n. 940 1 beit 65 und führte dazu aus: Den Gedanken einer grun dſätz lich 10 Autarkie lehnt die Reichsregierung 1 f (Bravo). eee d e nd genheit ausnutzen, die ihm dieſe e 0 f te noch bietet. Aber ieſe Er fig baff bich let er de 155 der Lebensfähigkei 0 Jandariſchaſt hindern. Wir wollen keinen Wirtſchaftskrieg. i 15 1 ein Mittel für die an de ful 105 Deutlſchland inkereſſierten Staaten, die deutſche Konkin ande olitik überflüſſig zu machen. 5 0 ür einen fühlbaren Abbau des in 1 triellen Protektionismus in der We Sorge zu kragen. haben! Wenn die Welt wieder bereit iſt in größe⸗ rem Umfange deutſche Induſtrieerzeugniſſe aufzunehmen, wird die Kaufkraft unſerer Arbeiterſchaft ſteigen und die Aufnahme⸗ fähigkeit für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe wieder wachſen. Vor Erhöhung der Jozialrenten. Bei der Beſprechung des ſozialpoli⸗ tiſchen Teiles des Regierungsprogram⸗ mes wandte ſich der Reichskanzler gegen die angebliche Arbeiterfeindlichkeit der Regie⸗ rung. Es ſei falſch, daß Milliardengeſchenke an die Unternehmer verteilt würden. Man wolle vielmehr nur vielen Millionen von Arbeitsloſen Arbeit und Exiſtenzmöglichkeit verſchaffen. Er hoffe im Winter die Unkerſtützungs⸗ ſätze der àArveiksloſenhuſe erhöhen zu können und bei der Rentenverſicherung freiwillige Mehrleiſtungen der einzelnen Inſtitute zahlen zu können, ebenſo bei den Kriegsbeſchädigken. Der Sinn der Ssozialgeſetzgebung müſſe es im Gegenteil zu den bisherigen Aufgaben ſein, diejenigen Stellen, denen die Sorge für die wirtſchaftlich Schwachen obliege, zu— nächſt hierzu in den Stand zu ſetzen. Die Neichsreſorm. Reichskanzler v. Papen wies hierauf auf die Reformbedürftigkeit der Weimarer Verfaſſung hin. Es ſei richtig, daß die Periode der Geſetzgebung durch den Artikel 48 einmal abgeſchloſſen werden müſſe. Es gelte eine machlvolle und überpar⸗ teiliche Staalsgewalt zu ſchafſen, die nicht als Spielball in den politiſchen und geſellſchaftlichen Kräflen hin und her getrieben werde. Das Verhältnis zwiſchen Regierung und Volksvertretung müſſe aber ſo geregelt wer⸗ den, daß die Regierung und nicht das Par- lament die Staatsgewalt handhabe. Deukſchland bedürfe einer Erſten Kam- mer mit feſt ahgegrenzlen Rechten. Das Schwergewicht in der Reichsreform müſſe in der Beſeitigung des Dualismus zwiſchen Reich und Preußen liegen. Im Zu⸗ ſammenhang hiermit werde es durchaus möglich ſein, den übrigen Ländern, die ge⸗ rade von bayeriſcher Seite erſtrebte Verfaſſungsautonomie zu gewähren. Die Reichsregierung wird den Verfaſ⸗ ſungsenkwurf ſo ferkigſtellen, daß der neue Reichstag ihn bei ſeinem Zuſam⸗ menkritt vorfindet. Möge er beweiſen, daß er dieſer großen Aufgabe gewachſen iſt. Die Väter der Wei⸗ marer Verfaſſung haben in der, Inſtitution des Reichspräſidenten eine zugleich demokratiſche und autoritäre Gewalt ge⸗— ſchaffen— die einzige, die ſich heute auf eine Mehrheit des Volkes ſtützen kann. Mit dem Eid, den der Reichspräſident geſchwo⸗ ren hat, ruht die Verfaſſung als Schickſal des Volkes in ſeiner Hand. Der 13. Auguſt ein Schickſalstag. Nach einer eingehenden Würdigung der Perſon des Reichspräſidenten erinnerte der Kanzler an die Geſchehniſſe des 13. Auguſt, der ein Schickſalstag geweſen ſei. Es ſei eine hiſtoriſche Fälſchung, wenn heute be⸗ hauptet werde, er, der Kanzler, habe den Nationalſozialismus von der Ergreifung der Verantwortung fern gehalten. Es ſei eine alſche Darſtellung des Tatbeſtandes, wenn bie NSdaAP. heute behaupte ſie habe gar⸗ nicht alle Macht gefordert. Von einer Be- wegung, die die innere und äußere Freiheit ift i i öglichkei ückſichtigt.— Für die Aufnahme latzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt. Für 5 aßeſtenumt 1 Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 49. Jahrgang Programmrede Papens. Kanzlerrede vor den baheriſchen Wiriſchaftsführern. auf ihre Fahne geſchrieben habe, verlange die Nation, daß ſie in jeder Lage und in je⸗ dem Augenblick ſo handele, als ob ſie das geiſtige und politiſche Gewiſſen der Nation wäre. Handele ſie nicht ſo, dann ſei ſie keine Bewegung mehr, ſondern eine Partei. An den Parteien aber ſei das Reich faſt zu Grunde gegangen. Wenn jeweils eine nationale Bewegung ei— ne nationale Pflicht gehabt habe, dann ſei es die, dem Reich hei ſeinem Kampf um die Herſtellung der Suveränität und die Ehre der Nation nicht in den Rücken zu fallen. Appell an das Volk. Der Reichskanzler ſchloß: Die Reichsregie. rung hat als oberſtes Ziel ihrer Innenpolitik die Vereinigung aller wahrhaft nationalen Kräfte proklamiert. Das Jiel bleibt, ich verkünde es laut und offen, unverrückbar beſtehen, auch wenn die Wege heule auseinanderführen. Nichts kann das Vertrauen in den Aufſtieg der Nation mehr hindern als Regierungen, die unabhängig ſind von jeder Strömung. Die Regierung iſt entſchloſſen den ihr vom Reichspräſidenten erteilten Auftrag zur Neu⸗ ordnung unſeres Staats- und Wirtſchafts⸗ lebens bis zum Erfolg durchzuführen. Sie hat dazu einen Willen und die Macht. Ich zweifle nicht, daß der Erfolg ihr das heu. te ſchon fühlbare Verlrauen der breiten Maſſen des Volkes vollends gewinnen wird. Das Volk— Reich und Länder— ſie müſ⸗ ſen das neue Deutſchland bauen. So mögen von den Alpen bis zur Memel der unſicht⸗ bare Kraftſtrom der unzerſtörbaren Idee des heiligen Deulſchen Reiches durch die änder eilen. Mit Hindenburg für ein neu⸗ es beſſeres Deulſchland.(Minulenlang, an- haltendes Händeklatſchen und Beifallskund⸗ gebung.) Die Aufnahme der Rede. Die Rede des Reichskanzlers fand bei den Zuhörern ein außerordentliches ſtarkes In⸗ tereſſe, das ſich am Schluſſe der Ausführun- gen in einem minutenlangen Beifall äußerte. Man geht wohl nicht fehl, wenn man bhauee daß noch kein Reichskanzler eine derartig ſtürmiſche Juſtimmung in München gefunden hat. In der Verſammlung war die, bayeriſche Staatsregierung durch den Miniſterpräſi⸗ denten Dr. Held und mehrere Staatsmini— ſter vertreten. Vor der Rede des Reichskanzlers hatte der Präſident des bayeriſchen Induſtriellen⸗ Verbandes, Geh. Landesbaurat Böhlin⸗ ger, einige begrüßende Worte geſprochen. Das Unternehmertum, ſo erklärte er, werde an der Kriſenwende zur Stelle ſein. Der Appell müſſe aber an alle Volkskreiſe gerich⸗ tet werden, weil alle Kräfte nötig ſeien zur Bewältigung der großen Aufgabe. Mit Sorgen erfülle die Entwicklung auf ſozial⸗ politiſchem Gebiet. Die Verordnung vom 5 September habe zu Auswirkungen geführt, auf die hingewieſen werden müſſe. Es müſſe abgelehnt werden, wenn aus den Ar⸗ beitnehmerlagern die Behauptung aufgeſtellt (werde, als ob die Verordnung dem Unter⸗ nehmertum irgendwelche Sondervorteile ge— bracht hätten. Vor dem Verſammlungslokal— es war der Phöbus-Palaſt— halten ſich vor Beginn der Tagung An dne gebildet; vor wiegend waren es jugendliche Nalionalſozia⸗ liſten und Kommuniſten, die allerhand Rufe ausbrachten. Die Polizei mußte mit einem ſtarken Kommando eingreifen, um den ge · ordneien Straßenverkehr auftechtzuerhalten. Daubmanns Entlarvung. Der wirkliche Daubmann iſt tot, der Pleudo⸗Daubmann ein Schwindler. Karlsruhe, 13. Oktober Wie in einer am Mittwoch im badiſchen Skaalsminiſterium abehaltenen Preſſekonfe⸗ renz mitgeteilt wurde, haben die Verneh⸗ mungen mit dem angeblichen Oskar Daub⸗ mann aus Endingen zu dem unzweifelhaften Ergebnis gefuhrt, daß es ſich um den Schnei- der Karl Ignaz Hummel handelt, der am 9. März 1898 in Oberwihl bei Baſel geboren und in Offenburg bis Mai 1932 ein Schnei- dergeſchäft betrieb. hummel iſt den Straf- behörden bekannt. Er wurde 1928 in Karls- ruhe wegen einer Straftat polizeilich ver- nommen. Die damals gemachten Fingerab-⸗ drücke konnten jetzt zu ſeiner reſtloſen Ueber- führung dienen. Hummel beſuchte in den Jahren 1909 und 1910 die Volksſchule in Endingen und hat dort die Kenntniſſe über Daubmann ge— ſammelt. In Offenburg hatte er vom 12. September 1930 bis Mai 1932 ein eigenes Geſchäft und war dort verheiratet. Als das Geſchäft nicht mehr ging, fuhr er mit dem Fahrrad nach Neapel. Dort kam ihm die Idee den Daubmann zu ſpielen, um billig wieder heimzufahren. In Afrika iſt hummel niemals geweſen. Die Eltern Daubmanns in Endingen glaub— ten ganz ſicher, Hummel ſei ihr Sohn. Der richtige Daubmann iſt tot. Hummel befindet ſich im Freiburger Gefängnis. Die Entlarvung. Ueber die Entlarvung des Schwindlers Hummel gab Regierungsrat Ramsper- 5 r, der die Unterſuchung führte, in der reſſekonferenz eine eingehende Darſtellung. Er erklärte, die ganze Unterſuchung ſei cuf— gebaut geweſen auf der erſten Vernehmung, die ihren 10 le die Preſſe gefunden hatte. Verſchiedene Anzeichen ſprachen dafür, daß Daubmann nicht die Wahrheit geſagt hatte. Vor allem waren ſeine geographiſchen Kenntniſſe nicht lückenlos. Es meldeten ſich auch Leute, die Daubmann in der Fremden⸗ legion und in Afrika geſehen haben wollten. Als dann das Material zuſammengetragen war, beſchloſſen die Behörden, Daubmann am Montag noch einmal gründlich zu ver— nehmen. Daubmann ſei nur ſchwer zu bewe— gen geweſen, Angaben zu machen. Eine von Daubmann als von einem Baſonettſtich be— zeichnete Narbe, wurde bei nochmaliger Un— terſuchung durch einen Obermedizinalrat als von einer gewöhnlichen Magenoperation ſtammend feſtgeſtellt. In der zweieinhalb⸗ ſtündigen Vernehmung verdichtete ſich immer mehr der Verdacht, daß man mit Sicher— heit annehmen konnte, daß Daubmann nicht Daubmann ſei. Auf Grund der Fingerab— drücke war es am nächſten Tag(Dienstag) gelungen, einwandfrei feſtzuſtellen, daß es ſich um den am 9. März 1898 in Oberwihl bei Baſel geborenen und in Hofweier bei Offenburg beheimateten Schneider Karl Ig— naz Hummel handelte. Seine Strafliſte liegt vor. 1928 waren von ihm im Landespolizeiamt Karls- ruhe phokographiſche Aufnahmen ge⸗ macht worden. Dieſe Bilder wieſen einen weſentlichen Un⸗ terſchied mit dem heutigen Daubmann auf. Damals trug er eine Brille und ſah ganz an⸗ ö ders aus. Hummel iſt mehrmals in Gefäng⸗ niſſen geweſen, woraus ſich ſeine Kenntniſſe über deren Verhältniſſe ergeben. Die Ueberführung des Schwindlers er⸗ folgte ſchließlich durch das Fingerabdruckver⸗ fahren. Als der angebliche Daubmann am Diensklag wieder in der Polizeidirektion Free erſchien, begrüßten ihn die Beam⸗ en mit den Worken:„Guten Tag herr Hummel.“ Hummel war etwas verblüfft, leugnete zunächſt hartnäckig weiter. Erſt als man ihm auf den Kopf zuſagte, daß er ſein Spiel verloren habe, zeigte er ſich zum Ge⸗ ſtändnis bereit. Das Geſtändnis. Der angebliche Daubmann beſtätigte chließlich, daß er der in Oberwihl geborene karl Ignaz Hummel ſei. Er ſei in Offenburg ils Schneider tätig und dort auch verheiratet jeweſen. Ob er Kinder habe wiſſe er nicht, 10 er ſchon lange von ſeiner Frau getrennt ebe. Er habe immer Angſt gehabt, ſeine JIrau würde 1 0 begegnen und ihn er⸗ ennen. 909 und 1910 habe er in Endingen die 6. ind 7. Volksſchulklaſſe beſucht und war dort nit Oskar Daubmann befreundet. Er wußte ſaß dieſer im Kriege vermißt wurde. 1930 am er nach Daſchült e wo er bis Mai 1932 in eigenes Geſchäft betrieb. Da dieſes Ge⸗ chäft nicht mehr florierte, gab er es auf und uhr mit dem Rad nach Neapel. Dort ange⸗ ommen, wollte er nicht mehr weiter und ragte ſich, wie er am billigſten nach Hauſe lommen könne. Da ſei ihm ſeine Räubergeſchichte auf⸗ gekommen. Er ſei nach dem Konſulat gegangen und habe dort dieſe Geſchichte erzählt, in dem Glauben. daß er nun Geld bekomme, um wieder heimfahren f zu können. —— hummel war niemals in Kriegsgefangen⸗ chaft. Hummel erzählte weiter, er habe die Abſicht gehabt, ſobald er in Deutſchland ſei, ich unbemerkt davon zu machen. Die feier⸗ ichen Empfänge hätten ihm dies aber un⸗ nöglich gemacht. Auf der Heimfahrt erwog ir noch den Gedanken, ſich unbemerkt aus dem Zuge zu ſchleichen. Dies wurde jedoch vereitelt dadurch. daß er ſchon an der Grenze feierlich empfangen wurde. Die äußeren Am⸗ ſtände drängten ihn immer wieder in die von im 15 beabſichtigke Rolle nein. Er ſei von Reportern überlaufen und von Feier zu Feier geſchleppt worden. Wörtlich erklärte er weiter:„Die Sache war mir ſchon lange zu dumm; ich wußte nur nicht mehr, wie ich aus der Geſchichte herauskomme. Auf die Frage, wie er ſich die Kenntniſſe über Afrika verſchafft hätte, erklärte er, er habe in Neapel ſich Anſichtskarkten ge⸗ kauft und ſich ſo die Orientierung verſchafft. Die Eltern des kolen Daubmann ſind am Dienskag abend ſchonend darauf aufmerkſam zemachk worden, daß ſie einem groben Schwindel zum Opfer gefallen ſeſen. Was Hummels geſchiedene Frau erzählt. Die Ehefrau des Schneiders Karl Ignaz Hummel erzählt einem Berichterſtatter, daß Hummel mit ihrem Sparkaſſenbuch durchge— ange ſei, worauf ſie die Eheſcheidung⸗ lage eingereicht habe. Ihr Mann ſei ein tüchtiger Schneidermeiſter geweſen. Not hätten ſie nicht gelitten. Hummel hätte leidenſchaftlich gern Kri- minalromane geleſen und Kriminal- filme geſehen. Seine Einnahmen habe er für ſich verbraucht Vor der Flucht ſei er ſehr nervös geweſen. Er habe eines Morgens geſagt, daß er nach Straßburg gehe, wo ihm eine gute Stellung angeboten worden ſei. Allerdings müſſe er Kaution ſtellen. Sie habe darauf für ihn das nötige Geld flüſſig gemacht. Durch einen Wanderburſchen ſeien ihr Ende Juni Grüße ihres Mannes aus Italien mit der Mitteilung überbracht worden, daß er bald zurückkehren werde. Der Bürgermeiſter von Endingen, der Daubmann ſelbſt nicht gekannt hat, erklärt, daß ſeine Frau, die mit Daubmann zuſammen auf der Schule war, felſenfeſt von dem Heimgekehrten überzeugt geweſen ſei, ſo daß auch er keinen Anlaß ge— habt hätte, an ſeiner Identität zu zweifeln. Wie ſich jetzt herausſtellt, hat Hummel neben dem Daubmann'ſchen Hauſe gewohnt. Er konnte auf dieſe Weiſe ſehr gut über die Ner⸗ hältniſſe im Hauſe Daubmann unterrichtet geweſen ſein. In den Zuſammenkünften mit den Regimentskameraden benahm ſich der angebliche Heimkehrer immer ſehr ſchüchtern und hörte lieber die anderen reden, als daß er ſelbſt ſprach. So erfuhr er viele Einzelheiten, die er dann für ſich verarbeitete.„In Endingen hat die Nachricht von der Ve.haftung wie eine Bombe eingeſchlagen. die wollten es nicht glauben! Nach einer Meldung aus Endingen wehrt ſich die Mutter Daubmanns, die ſeit Tagen ſchwer erkrankt darniederliegt, entſchieden gegen die Behauptung, daß der Heimgekehrte ein Schwindler ſei. Sie erklärt ganz enkſchieden, es ſei ihr Kind und daran laſſe ſich nicht rütteln. Man ſolle auch ſie verhören. Man habe ihren Sohn durch die ſtändigen amklichen Verneh⸗ mungen nur durcheinandergebracht. Auch der Vater und die übrigen Anverwandken ſind feſt davon überzeugt, aß es mit dem Heimgekehrten„Daubmann“ ſein e Kichkig⸗ keit habe. Das Geständnis„Daubmanns“ Hummel ergänzt ſeine Ausſagen.— Die Verhaftung: Eine Erlöſung. Freiburg, 13. Oktober. Im Freiburger Polizeipräſid'um fand eine Vernehmung des entlarvten„Daub⸗ mann“ durch die Kriminalpolizei ſtatt. Der Verhaftete gab zu, der verheiratete Schneider Karl Ignaz Humel aus Hofweier vei Offen⸗ burg zu ſein, als der er auch bei der Gegen⸗ überſtellung mit einem in Freiburg lebenden Schwager erkannt wurde. Hummel gab eine klare Darſtellung ſeiner Erleb⸗ niſſe, die jeden Zweifel ausſchließt. Aus ſeiner Schilderung iſt nachzutragen, daß er mit ſeinem Fahrrad über Oeſterreich nach Italien gefahren iſt, wo ihm die wenigen Geldmittel, die er beſaß, ausgingen, ſodaß er ſein Fahrrad verkaufen mußte. Mitlel⸗ los und phyſiſch vollkommen er⸗ ſchöpft, hätte er auch nicht mehr die Kraft gehabt, zur Fremdenlegion zu gehen. Er wollte nur mehr zurück in die Heimat. In Neapel kam er auf den Gedanken, ſich als den vermißten und ihm aus ſeiner Schulzeit her aut bekannten Haußmann aus⸗ zugeben. Er ſchrieb in dem bekannten Brief an die Eltern Daubmanns nach En⸗ dingen, in welchem er ſich als Sohn ausgab und mitteilte, daß er aus franzöſiſcher Kriegsgefangenſchaft entwichen ſei. Er bat um die Zuſendung ſeiner(Daubmanns) Pa⸗ piere, was dann auch geſchah. Mit dieſen Papieren ſprach dann Hummel beim deutſchen Konſulat vor, das durch Rückfragen in Endingen die Ortskenntniſſe des angeblichen Daubmannn, die Hummel durch ſeinen Aufenthalt in Endingen beſaß, feſtſtellte, und ihm die Rückreiſe ermöglichte. Hummel verfolgte mit ſeinem Betrug die Abſicht, nach Deutſchland zurückzugelangen. Als er bemerkte, welcher Empfang ihm in Deutſchland bereitete wurde, habe er kurz hinter der Grenze in Müllheim einen Fluchtverſuch unternommen, der jedoch mißlang. Niemand habe mehr darnach ge— fragt, ob er Daubmann ſei, jeder habe ihn auf das Herzlichſte begrüßt. Bei dem großen Empfang auf dem Frei⸗ burger Hauptbahnhof ſei er vollkommen ſeeliſch zuſammengebrochen. Als Frau Daubmann erklärt habe, daß er ihr Sohn ſei, habe er nicht mehr zurückge⸗ hen können. Auch in Endingen habe er niemals zu ſagen brauchen: Ich bin Daubmann. Jeder habe ihn als Daubmann begrüßt und, begünſtigt durch ſeine genaue Ortskenntniſſe ſei es ihm ein Leichtes geweſen, die ein⸗ mal angenommene Rolle weiterzuſpielen. Seine Verhaftung, vor der er ſejt Tagen ſtändig gezitterk habe, ſei für ihn eine Erlö⸗ ſung, denn er habe ſeit vielen Wochen furchtbare Gewiſſensqualen ausgeſtanden, gegen die jede Juchthausſtrafe verblaſſe. Kompromiß in London? Ernſte Gefahr einer deutſchen Iſolierung. London, 18. Oktober. In politiſchen Kreiſen Englands verſtärkt ſich immer mehr die Ueberzeugung, daß die Entſcheidung über die Frage der Gleich⸗ berechtigung und ſomit auch über das künf⸗ tige Schickſal der Abrüſtungskonferenz in den zöſiſch Meiniſterpräſident Herriot in London weilt. Dabei darf man ſich keinem Zweifel darüber hingeben, daß die Entſcheidung nicht zu Deutſchlands Gunſten ausfallen wird, nach⸗ dem Frankreich nicht mehr die Abſicht zu haben ſcheint, von England weitere Sicher— heitsgarantien für ſeine Vorherrſchaft auf dem Feſtlande zu verlangen. Aus dieſem Grunde iſt der Wille zur Annäherung an Frankreich in den führen⸗ den engliſchen Kreiſen ſehr ſtark und die Gefahr einer deutſchen Iſolierung ſehr groß. Die Haltung der offiziellen engliſchen Politik iſt nur aus dem Beſtreben Mac Donalds zu verſtehen, unter allen Umſtänden die Abrll⸗ ſtungskonferenz zu retten und die Vorarbeit, die die franzöſiſche Diplomatie mit Bezug auf ihren eigenen Abrüſtungsplan bei den übrigen europäiſchen Mächten bereits geleiſtet hat, iſt nur dazu angetan, MacDonald in ſeinem Be⸗ ſtreben zu unterſtützen. So wird aus Genf berichtet, daß bereits 14 bis 15 Staaten ihre Zuſtimmung zu dem neuen franzöſiſchen Sicherheitsplan gegeben hätten. Dieſer läuft jedoch in der Hauptſache auf eine Garantie der deutſchen Oſtgrenzen, alſo auf ein Oſtlocarno hinaus. Demgegenüber will es nichts beſa⸗ gen, daß England„größtes Verſtändnis“ dafür zeigt, daß eine wirkſame Zuſammenarbeit ſo lange ausgeſchloſſen ſei, ſo lange eine Partei im Zuſtande der Minderwertigkeit gehalten werde und Sonderbeſtimmungen unterworfen ſei. Denn der Sinn dieſes engliſchen Ver⸗ ſtändniſſes iſt der, daß man ſich der franzöſi⸗ ſchen Theſe anſchließen und Deutſchland die Gleichberechtigung zuſprechen, ihm zugleich aber verbieten will, hiervon in der Praxis Ge⸗ brauch zu machen. * Neurath lommt nicht nach Genf. Genf, 13. Oktober. Keichsaußenminiſter v. Neurgih hat dem Präſidenten der denen Ae enn durch ein Mitglied der deutſchen Abordnung mil⸗ 11 0 daß er infolge der Einladung zur ondoner Konferenz und der dadurch ge⸗ ſchaffenen Lage ſeine bereils getroffenen ale nicht ändern könne und des⸗ halb nicht nach Genf kommen werde. Dieſe Mitteilung iſt in Beantwortung der Anfrage erfolgt, die Henderſon vor einigen Tagen durch den Führer der deutſchen Ab⸗ ordnung, Geſandten von Roſenberg, über⸗ mitteln ließ. Millionen Hausfrauen Kochen MAI Suppe weil sie wissen. duß beiden Tagen fallen wird, an denen der fran⸗ 1 Dank an„Do.&“ „ Frautfurt a. M., 12. Ottober. Der Verein für Luftfahrt Frankfurt a. M. einen Ehren. abend. e ſor Linke dankte dem Kapitän Chriſtianſen, Dr. Dornier und der geſamten gab der pioeſſor des„Do X“ Beſatzung für die Ehrung des großen Flu e fei für Frankfurt. Es 1 das erſte 00 i Babe ein Flugſchiff, und gleich da ruhmbedeckte größte, waſſerte. Er wies qu den erſten Freiballonaufſtieg am 3. Oktobe 1783, auf die erſten planmäßigen Zeppelin. landungen während der Ila. 1909, auf den Ausbau der Organiſation des Luftfahrtweſens“ in den unmittelbaren dan Frankfurter Flughafens hin. Vorkriegsjahren und Kapitän Chriſtianſen dankte für die herz. liche Aufnahme. Der Weg von„Do X“ i den letzten zwei Jahren ſei dornig geweſen. Et! ging über ſalziges Seegras. Wenn das Schiff aber voll und ganz in die Heimat zurück. kehren konnte, ſei dies dem guten deutſchen Material und der eiſernen Kameradſchaft den! Beſatzung zu danken. Der Friedensvertrag zwinge Deutſchland direkt zum Bau von gro— ßen Luftſchiffen, ſei es Zeppelin oder Groß. waſſerflugzeug. In 1 dieſem Sinne könne Deutſchland erſtarken. Wie nunmehr feſtſteht, wird Do X an Freitag nachmittag 2 Uhr nach Wiesbaden Biebrich ſtarten. Nach einem zwei- bis drei. tägigen Aufenthalt wird das Flugſchiff dann! in Mainz waſſern, und zwar ebenfalls zwei! bis drei Tage. Dann ſoll Mannheim beſucht werden, ſofern die dortigen Waſſerverhält⸗ niſſe als ausreichend befunden werden ſoll⸗ ten. Von Mannheim wird dann Do X nach zweijähriger Abweſenheit wieder nach ſeinem Heimathafen Friedrichshafen zurückkehren. Deutſche Tagesschau. Ein Demenki. Amtlich wird gemeldet: Eine Korre— ſpondenz hat Mitteilungen verbreitet über angebliche Beziehungen zwiſchen der Reichs⸗ regierung und der kürzlich aus privater Initiative hervorgegangenen Werbezentrale „Volksdienſt“. Hierzu wird feſtgeſtellt, daß zwiſchen amtlichen Stellen und der Wer bezentrale„Volksdienſt“ weder organiſato riſche noch finanzielle Zuſammenhänge ir— gendwelcher Art beſtehen. Haftbefehl gegen Karl Lahuſen aufgehoben Der Strafſenat des Hanſeatiſchen Ober— landesgerichtes im Hamburg hat am Mitt⸗ woch nach Leiſtung von Bürgſchaften in Hö he von mehr als einer Million Mark, die im Juli 1931 angeordnete Unterſuchungshaft des früheren Generaldirektors der Nord deutſchen Wollkämmerei und Kammgarn— ſpinnerei in Bremen, Kaul Lahuſen, aufge— hoben, weil kein Fluchtverdacht mehr beſteht und auch keine Verdunkelungsgefahr mehr zu befürchten iſt. Auslands⸗Nundſchau. Er will nicht mehr nach Moskau. Wie aus London gemeldet wird, wei⸗ gert ſich der bisherige ruſſiſche Botſchafter, Sokolnikow, der Aufforderung, nach Moskau zurückzukehren, Folge zu geben. So kolnikow iſt durch den jüngſten Beſchluß des Präſidiums der Kommuniſtiſchen Partei be⸗ kanntlich von ſeinem Poſten abberufen worden. Spaniſche„Agrarreform“. Das ſpaniſche Verordnungsblatt veröf— fentlicht eine Liſte von 156 an dem füngſten monarchiſtiſchen Putſch beteiligt geweſenen Monarchiſten, deren Landbeſitze entſchädi⸗ gungslos enteignet werden. Die ſo⸗ genannte Agrarreform hat damit prakliſ! be⸗ gonnen. Drohungen mit Terror. Wegen eines Negerprozeſſes. Paris, 13. Oktober. Nachdem der Oberſte amerikaniſche Ge⸗ richtshof die wegen Vergewaltigung zweier Amerikanerinnen gegen ſieben Neger verhängten Todesurteile für reviſions⸗ fähig erklärt hat und der Prozeß demnächſt erneut verhandelt werden ſoll, herrſcht in Pariſer kommuniſtiſchen Kreiſen größte Er⸗ regung, ſo daß man ſchon jetzt mit großen Ausſchreitungen rechnet, wie ſie ſich anläß⸗ lich der Hinrichtung Saccos und Vanzettis ereignet haben. In der amerikaniſchen Botſchaft erſchien ein Berkreter der kommuniſtiſchen Jugend und erklärte, das Boiſchafisgebäude werde in die Luft geſprent werden, falls das Urkeil an den ſieben Negern vollſtreckt werde. 15 andere Abordnungen der„Roten Hilfe“ und einer 1 kommuniſtiſcher Vereinigungen haben gleſchlautende Drohungen ausgeſpro⸗ chen. In der amerikaniſchen Bolſchaft wur de erklärt, daß nur die Waſhintoner Regie. rung ermächtigt ſei, einzuſchrelten und daß die Bolſchaft in dieſer Sache nichts lun kön; ne. Das Botſchaftsgebäude wird von eivem ahl Aufgebot von Kriminalbeamten be. wa* 5 auf die 1925 erfolgte Eröffnung des! Roman von Gert Rothberg Die vom Fliederhaus 1 Sed 2 dea Keen ele 4. Fortſetzung. i Nachdruck verboten. Das wäre vielleicht ebenſo ſchlimm wie ewige Un⸗ treue! 10 Wenn er nun ihr zuliebe irgendeine Frau nahm, nur um den Erben geboren zu ſehen? Das wäre dann kein großes, echtes Glück! Es wäre das Gegenteil von allem, was ſie erhofft und erträumt hatte! Doch ſie durfte nicht zu ſchwarz ſehen. Sie wollte glück⸗ lich ſein, daß ihn das brauſende Leben zurückgegeben hatte. Alles andere war dann eine Frage der Zeit. Drängen wollte ſie ihn ganz gewiß nicht. Und es war ja auch ſo ſchön jetzt, dieſes Zuſammenſein zu zweien. Wie oft hatte ſie in dieſen letzten einſamen acht Jahren dieſes Zuſammen⸗ ſein herbeigeſehnt! Nun war er endlich daheim, und nun wollte ſie vielleicht gar töricht genug ſein und ſich einen dritten Menſchen hinzuwünſchen? War es nicht köſtlich, daß ſie ihn wieder hatte? Gräfin Maria prüfte noch einmal den gedeckten Tiſch War nicht doch etwas, was noch ein wenig anders, beſſer ſein konnte? Doch es gab nichts auszuſetzen. Nichts! Der Diener Paulus machte ſeit einem Menſchenalter ſeine Sache zur größten Zufriedenheit, und es wäre unmöglich geweſen, ihm einmal einen Fehler nachzuweiſen. Draußen erklang ein raſcher Schritt. Karl⸗Chriſtian betrat das Speiſezimmer. Er war tadellos gekleidet und ſah ſehr gut aus, was ſeine Mutter mit heimlichem Stolz erfüllte. Der Graf küßte ſeiner Mutter die Hand. „Verzeih, Mama, wenn du etwas haſt warten müſſen! Es tut mir ſehr leid; aber ich mußte noch unbedingt etwas erledigen.“ „Ich warte gern, Karl-Chriſtian, denn ich habe acht lange Jahre gewartet und mich auf dich gefreut.“ Er ſah ſie forſchend an. Ueber ſein ſchönes, braunes Geſicht zuckte ein flüchtiges Lächeln. „Du konnteſt froh ſein, Mama. Die Ruhe war dir zu gönnen.“ i Die Mutter nahm plötzlich mit leiſer Angſt die Hände des Sohnes in die ihren. alle Ideale da draußen verloren hätteſt.“ „Das läßt ſich nicht ändern, Mama— die Welt iſt grauſam. Sie zerreißt Ideale beſtimmt.“ Gräfin Maria ſah den Sohn liebevoll an. „Mein lieber, wilder Junge will doch nun nicht etwa ein einſamer Mann bleiben?“ Seine Augen ſahen ſie mit ſeltſamem Ausdruck an. „Es wäre nicht das Schlimmſte, wenn das wilde Blut der Eſchweiler ausſterben würde!“ „Karl-Chriſtian!“ „Laß gut ſein, Mama! Aber ich habe mich eben nicht nur amüſiert da draußen, ſondern ich hatte Gelegenheit, in einſamen Nächten, von tauſend Gefahren umlauert, den dunkelblauen Himmel über mir, ein bißchen über mein Leben und über mein Geſchlecht nachzudenken. Da kam mir eben einige Male der Gedanke, daß man eigentlich das ruheloſe Blut ausrotten müſſe. Das braucht dich weiter nicht aufzuregen. Es wären nur Gedanken, die der Ein— ſamkeit in fremdem Lande und— vielleicht dem Heimweh entſprangen.“ Gräfin Maria ſagte nichts mehr. Sie lehnte nur den feinen Kopf an die Bruſt des ſie hoch überragenden Sohnes. Sie weinte. Und der wilde Graf drückte ſeine Lippen auf die Stirn der Mutter. „Heilige Maria von Eſcheuhöhe! Wenn ich eine Frau fände, die ſo iſt wie du! Doch ſie finde ich nicht.“ Da wußte Gräfin Maria, daß der Sohn innerlich un— befriedigt und einſam war. Daß ihn das Studium der Frauen Ekel eingeflößt hatte! Und daß er nun zu ihr, der Mutter, wie zu einer Heiligen aufſah! Entſchädigte dieſe Stunde ſie nicht für ein ſonnenloſes Leben an der Seite ſeines Vaters? Lind und zärtlich ſtrich ihre Hand über ſein blondes Haar, das dicht und weich war. „Du findeſt eine Frau, die zu dir paßt. Und dann wird das Glück in Eſchenhöhe ſein. Jetzt aber iſt es ja auch ſehr ſchön, wenn wir zwei allein ſind. Ich könnte mir ja nichts Beſſexes wünſchen, wenn nicht die Sehnſucht in mir wäre, deine Kinder noch zu küſſen. Aber du darfſt nicht einſam ſein; es wäre nicht gut. Und— du wärſt der erſte Eſch⸗ weiler Graf, der als Frauenhaſſer geſtorben wäre.“ „Du möchteſt mich verheiraten, Mama! Haſt du bereits jemanden in Ausſicht genommen?“ Vor der klaren, ein bißchen ſchroffen Frage wurde ſie rot, Sie ſenkte aber den Blick nicht und ſagte gütig: „Noch nicht! Aber wir werden bald eine Geſellſchaft geben, und da werden wir alle beide ein wenig Umſchau halten. Willſt du?“ Er zuckte mit den Achſeln. „Meinetwegen, wenn es dein Wunſch iſt!“ „Nein, ſo nicht, Karl⸗Chriſtian! Es handelt ſich um dein Glück. Du allein ſollſt wählen, nicht ich!“ „Gut, führe mir alſo alle Schönheiten der Umgegend vor. Vielleicht gelingt es doch einer, mich zu feſſeln?“ Jetzt klang ſchon wieder heller Spott aus ſeiner Stimme. Das weiche Empfinden in ihm war bereits wieder verflogen. Seine Mutter, klug wie immer, ſagte: „Ueber das Problem können wir uns ebenſogut ein anderes Mal unterhalten. Du wirſt Hunger haben.“ Und die Gräfin ſetzte ſich zu Tiſch, Der Sohn nahm ihr gegenüber Platz. Sie plauderten von dieſem und jenem. Es gab ja ſo vieles zu beſprechen. f Und dann ſagte der Graf: ö f „Mütterchen, wäre es dir wohl recht, wenn ich Alvens Zöderam auf einige Zeit zu uns bitten würde? Er iſt Schwede und beſitzt keine Eltern mehr. Dich verehrt er, ohne dich zu kennen. Er hat mich um meine Mutter glühend beneidet. Wie denkſt du darüber?“ Ohne zu überlegen, ſagte die Gräfin ſchlicht: „Dein Freund wird mir willkommen ſein, Chriſtian.“ Karl⸗ Die ſtahlblauen Augen des Sohnes blitzten ſehr be- friedigt auf. Alvens Zöderam fehlte ihm! Er fehlte ihm wirklich! Der war ſo urfidel in jeder Lage. Der lachte und tanzte durch das Leben. Der machte ſich nie Gewiſſensbiſſe. Und ihn hatte man lieb, wohin er auch kam. Der ſollte jetzt hier in Eſchenhöhe ſein. Deſſen frohes, lautes Lachen ſollte die hohen Räume durchdröhnen. Es war zu einſam hier, war einfach nicht zum Aus— halten. Daran änderte auch alle große Liebe und innige Verehrung für die Mutter nichts. Der Diener Paulus ſervierte mit ernſten, würdigen Bewegungen. Aber um ſeinen Mund lag die Genugtuung, daß der Graf wieder daheim war. Er liebte den Herrn, hatte ihn ſchon auf ſeinen Knien reiten laſſen, als er noch ein kleiner, wilder Bub war. Nun war der alte Paulus ſelig, daß der junge Graf wieder daheim war. Freilich—! Paulus machte ſich ſeine Sorgen. Ihm gefiel der Graf nicht! Der war ihm ſeltſam verändert. geblieben und weiterhin dumme Streiche verübt hätte. Acht Jahre! Gewiß, die veränderten einen jungen Menſchen ſicher. Aber dieſe Veränderung gefiel ihm, dem alten Paulus, nicht.— Na, man mußte eben ſehen, was die Zukunft 7 brachte! runden Tiſch ſtanden. Dann ſetzte er noch Likör, Zigarren und leichte Ziga- retten zurecht, und dann wurde er vorläufig nicht mehr gebraucht. Gräfin Maria ſah aufmerkſam in das ſchöne, braune Geſicht des Sohnes. Nach einer Weile ſagte ſie: „Ich teilte Tante Helene mit, daß du wieder daheim biſt. Sie beſucht uns in den nächſten vierzehn Tagen mit deiner Kuſine Irmengard.— Es iſt dir doch recht?“ „Gewiß, Mama, ſehr recht iſt mir das! Ich habe ſie lange nicht geſehen, und du freuteſt dich doch ſtets, wenn ſie einmal kamen? Tante Fränze war immer eine ſehr angenehme Frau. Wie ſollte es denn auch anders ſein; ſie liebte auch ſeine Kinder. Nach einer tief unglücklichen Ehe „Du willſt ſogar deiner alten Mutter Galanterien zwei letzten Jahre hatten ſie ſeeliſch völlig entkräftet. Nun hatte ſie ſich hier in der Waldeinſamkeit erholt, und es ab und zu gefallen laſſen. Uebrigens, Kuſine Irmengard war ein allerliebſter Racker von— warte mal—, ja, ſo von elf Jahren, als ich ſie zuletzt ſah. Wie hat ſie ſich denn und der Arzt ihr offen ſagte, daß ſie niemals mehr ein iſt ja deine Schweſter!“ ſagen?“ „Wagrheit iſt es doch nur! Und die muß man ſich ſchon entwickelt?“ Die Mutter lächelte; dann ſagte ſie: „Irmengard iſt ein ſehr ſchönes Mädchen geworden.“ Du wirſt ſchon ſehen.“ Er ſah ſie ſehr aufmerkſam an, prüfend, ein wenig ſpöttiſch. nicht, wenn ihr zwei Mamas es euch gewiß auch recht nett gedacht habt.“ i Sie wurde ein bißchen traurig. „Nicht? Bitte, ſage jetzt noch nichts! Sieh dir Irmen- gard doch erſt einmal an!“ „Kann ich ja tun; aber aus deinem Plan wird nichts! Ich würde niemals eine leibliche Kuſine heiraten!“ „Oh, das ſind aber ein wenig veraltete Anſichten. Dar⸗ über iſt man längſt hinweg. Herr von Hanuſch hat auch eine Kuſine geheiratet, und ſie haben zwei allerliebſte Kinder. Wenn das deine Bedenken ſind, Karl-Chriſtian, ich glaube, da denkſt du doch nicht richtig!“ a „Möglich! Ich habe mir aber von meiner Ehe ein be— ſonderes Bild gemacht. Leicht wird es eine Frau bei mir nicht haben.“ Da ſtreichelte die Mutter ſeine ſchöne, kraftvolle, ſchlanke Hand und ſagte leiſe: „Ich glaube ſelbſt, daß man dich dir allein überlaſſen muß. Doch es tritt beſtimmt noch einmal eine Frau in dein Leben, die du liebſt.“ „Wollen wir die Geſchichte nun nicht lieber ruhen laſſen, Mamachen? Du meinſt es viel zu gut mit mir. Ueberlaß den alten Sünder ſich ſelbſt! Wer ſoll denn mich noch lieben?!“ Da lachte die Mutter ſtolz und glücklich. „Eine ſchlechte Meinung haſt du von dir ſelber, mein Sohn. Ueberlaſſen wir alles alſo einer gütigen Schickſals— fügung!“ Er nickte. Und während er den Ringeln ſeiner Zigarre nachblickte, ſah er ganz deutlich vor ſich ein ſchlankes, blondes, junges Geſchöpf mit goldig-braunen leuchtenden Augen. Und ganz deutlich hörte er die Worte: „Ich haſſe Sie!“ Und dann wieder ſchob ſich der Oberförſter Melenthin dazwiſchen, deſſen breite, kurze Hände ſich nach dem Mädchen ausſtreckten, um es nach Hauſe zu tragen. Graf Eſchweiler biß die Zähne feſt aufeinander, daß ſie knirſchten und ſeine Mutter ihn erſchrocken anſah. „Mütterchen, ich habe nur ein bißchen über das ganze dumme Daſein die Zähne geknirſcht. Ein rechter Patron bin ich doch geworden da draußen— meinſt du nicht auch? Mädchengeſtalt. Haushälterin geſprochen. Ich kann mich nicht mal mehr beherrſchen, wenn mich etwas aufwühlt.“ Sie lachte leiſe und glücklich. Es war ihr ſo ſehr behag— lich hier im kleinen, gemütlichen Erker, den ſchönen, welt⸗ gewandten Sohne gegenüber. Ganz weit lehnte ſie ſich im Seſſel zurück; dann ſchloß ſie die Augen. Und er rauchte, weil ſie ihn darum gebeten. Aber er ſah immer noch die junge, feingliedrige Lieſel und Fritzle, die Kinder des Oberförſters, waren feſtlich geputzt; ſie hielten krampfhaft ihre bunten Sträuße, die ſie Verene überreichen ſollten. Aus den Fenſtern des Erdgeſchoſſes erſcholl lautes Poltern und Klirren. Die Haushälterin machte ihrer Wut darüber Luft, daß ſie ſich verdrängen laſſen ſollte, während die beiden ſehr netten älteren Dienſtmädchen ihre Schadenfreude laum ver— bergen konnten. Der Oberförſter hatte geſtern abend ernſtlich mit der Es mochte ſein, daß er dabei etwas mehr auf die bevorſtehenden Ereigniſſe angeſpielt hatte, als er urſprünglich beabſichtigt. Kurzum, die Haus— hälterin und die Dienſtboten waren plötzlich davon über— zeugt, daß die junge Dame, die heute mit Paſtors und ihrer Großmütter herkam, die Frau des Herrn Oberförſters werden würde. liefern mußten, das ſprach doch Bände. Dazu die Zimmer Immer lag es wie Spott in den großen Augen. Und dabei lachte er faſt nie! Ob das nun etwa immer ſo bleiben ſollte? Das wäre ſchlimm! Wäre ſchlimmer, als wenn er hier- Mund. Zimmer zurück. Was ging ſie es ſchließlich an, wenn der Oberförſter Melenthin ſeine Braut hier bei ſich empfing? Und der ganze Aufzug, den die Kinder alle mit Blumen geſchmückt, was auch noch nie dageweſen war! Droben im erſten Stock drückte ſich ein feines Frauen— geſicht gegen die Scheiben. Ein trauriger Zug lag um den Dann wandte ſich Frau Irene Lindemann ins Denn natürlich wußte auch die Sommerfriſchlerin, was ſich die Dienſtboten zuflüſterten. Die Haushälterin hatte ö heute früh ſelbſt den Kaffee gebracht und hatte gemeint: Paulus ſervierte den Mokka im Erker, wo bequeme Seſſel zwiſchen grünen Pflanzen um einen niedrigen, „Karl⸗Chriſtian, es würde mir ſehr wehe tun, wenn du „Na, hier wird ſich vieles ändern. Wer weiß, ob die idylliſche Oberförſterei noch einem Sommergaſt zugänglich ſein wird, wenn erſt die Neue hier iſt!“ „Die Neue?“ hatte Frau Lindemann erſtaunt gefragt. „Ja, ſeine zweite Frau! Ein ganz junges Ding. Die paßt nicht für ihn und die Kinder. Er ſoll ſich man lieber ruhig eine ältere, beſcheidene Perſon nehmen, die mit den Kindern gut iſt. Aber wenn ſo ein Mannsbild verliebt iſt, ſcheidet ja jeder Funken klarer Verſtand aus.“ Nachdem die Haushälterin dergeſtalt ihrer Wut und Enttäuſchung Luft gemacht hatte, verließ ſie das Zimmer. Irene Lindemann aber hatte ſich ſtill auf einen Stuhl geſetzt— und hatte einen ſtillen, ſchönen Traum be— graben. Sie hatte den Mann da unten liebgewonnen, und ſie hatte ſie ſich auf einige Wochen hierher geflüchtet. Die würde ihr ſehr ſchwer fallen, wieder zu gehen. Sie hatte Kinder ſo lieb, immer ſchon. Und als durch die Schuld ihres Mannes damals die junge Lebenshoffnung zerbrach Kind haben würde, da hatte ſie gewußt, daß der Tag nicht fern ſein konnte, wo ſie ihren Mann haſſen würde. Und der Tag war wirklich gekommen. Und nun war ſie hier. Sie hatte den pflichttreuen Mann liebgewonnen und ſeine mutterloſen Kinder. War „Mütterchen? Vielleicht bläſt der Wind gar von dort? Aber das würde ich nun ſchon gar nicht tun. Das beſtimmt es ein Wunder, daß ein Wunſch in ihr aufgekeimt war? Jetzt wußte ſie, daß dieſer heimliche Wunſch vermeſſen geweſen war. Die Erkenntnis tat weh. Aber ſie war eine ſtille, vernünftige Frau. Gegen das Schickſal hatte ſie noch nie gewütet. Es war eben nur ein ſchöner Traum geweſen. Drunten fuhr der Wagen vor. Und nun ſtand ſie eben doch wieder am Fenſter. Aus dem Hauſe trat der Oberförſter in ſeiner beſten Uniform. Er winkte den Kindern, die ſcheu und linkiſch hinter ihm herſchlichen. Der Wagen hielt. Der Oberförſter half ſeinen Gäſten beim Ausſteigen. Er ſah glücklich und erwartungsvoll aus. Irene Lindemann zuckte zuſammen. Neben dem Oberförſter ſtand jetzt eine ſchlanke Mädchen— geſtalt mit einem ſüßen, ſchmalen Geſicht. Wie eine wertvolle, zerbrechliche Porzellanfigur wirkte ſie neben der geſunden Breite des Mannes. Wie ein Märchen! Ueberirdiſch ſchön, dachte Irene Lindemann und neigte ergeben den Kopf. Wie ſollte er ſie, die durch ſchweres Leid gegangene Frau, beachten, wenn er dieſes Märchen haben konnte? Wie ein goldener Frühlingstraum war dieſes junge Miädchen. Und der Oberförſter maß ſie mit Augen— mit Augen! Tante Paſtor rückte Lieſel die Schleife zurecht. Die Kleine wurde dunkelrot. Der Förſter flüſterte ihr etwas zu. Da nahm ſie ſich zuſammen, gab ſich, deutlich ſichtbar, einen Ruck und ſagte: „Recht herzlich willkommen!“ Dabei überreichte ſie Verene die Blumen. Fritzel verbeugte ſich und gab ihr ſeine Blumen auch. Das war komiſch. Verene bückte ſich zu den Kindern und küßte ſie alle beide herzlich. „Schönen Dank auch, Kinder! Blumen etwa ſelbſt gepflückt?“ „Nee, die Goriſchen“, ſagte überlaut und ſehr wichtig Fritzel. Und Lieſel lachte luſtig. Melenthin ſchickte die Kinder weg. „Geht einſtweilen wieder in den Garten! Zum Kaffee- trinken hole ich euch.“ Da gingen ſie; aber ſie gingen ungern. Sie hätten viel lieber gehört, was die Erwachſenen ſprachen.(Fortſ. folgt.) Habt ihr die ſchönen nterhaltung⸗ Tauſend Vorſchläge zur Rettung Deutschlands. Wenn ich heute die Macht hätte.— Was das deutſche Volk zur Wirtſchaftskriſe zu ſagen hat.— Täglich Dutzende von Briefen, die mit den Worten beginnen:„Sehr geehrter Herr Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter!“ Anläßlich der Verkündung des Regierungsplanes werden jetzt täglich alle möglichen Meinungsäußerungen über die deutſche Kriſe und Vorſchläge zu ihrer Bekämpfung bekannt und gedruckt. Die Regierung, die Wiſſenſchaftler, die praktiſchen Wirtſchaftler— ſie alle äußern ſich und finden Beachtung. Nur eine einzige Stimme vermißt man in dem Chor der Klagenden, der Hoffenden und Fordernden: die des deutſchen Volkes. Schweigt das Volk zu all dieſen Geſchehniſſen? Man hält Unifrage in der Reichskanzlei, an den Miniſterien, auch bei einer Anzahl großer Verbände, und kommt zu dem überraſchenden Ergebnis: Es iſt beinah beängſtigend, in welcher Fülle die Meinungen des Volkes zu den offiziellen Stellen dringen. In einem Amt erklärte man mir ganz ernſthaft:„Die Zahl der Denkſchriften und der bis ins Detail gehenden Pläne zur Ueber⸗ windung der Kriſe haben das Jubiläum der Millionenziffer ſchon lange überſchritten...“ Was hat nun das deutſche Volk ſeinen Miniſtern zu ſagen? Dieſe Meinung iſt in zahlloſen Aktenſtücken und Schubladen aufbewahrt. Nimmt man Inventur auf, ſo ergibt ſich ein Kun⸗ terbunt von Ernſtem und Groteskem. Alles in allem iſt das, was das Volk in die Wilhelmſtraße und benachbarte Gegenden ſchreibt, jedoch ſehr wohl geneigt, nachdenklich zu ſtimmen. Da äußert ſich einer: 5 „Wir brauchen eine Mobilmachung wie im Jahre 1914! Und zwar eine Mobilmachung gegen die Kriſe! Der Kampfes⸗ geiſt gegen die Kriſe muß geweckt werden, dann iſt das deutſche Volt bereit, auch das letzte Entbehrliche zur Ankurbelung zur Verfügung zu ſtellen.“ Noch öfter aber kommt die temperament⸗ volle Forderung:„Weshalb ſchickt man nicht einen großen Teil der Arbeitsloſen in die Fabriken und gibt ihnen ſo lange die bisherige Unterſtützung weiter, bis ihnen die Früchte ihrer Mehrerzeugung zugute kommen?“ Erwerbsloſe ſchreiben:„Wir wollen gern wieder für Brotkarten arbeiten, Brot iſt doch mehr als genug im Lande. Gebt es uns doch!“ Verweiſt man die Schreiber auf die Schwierigkeiten der Rohſtoffeinführ, ſo kommt ſtets das Gegenargument:„Aber Nahrungsmittel können wir doch unbegrenzt im Lande erzeugen.“ Denkſchriften, Expoſés im Umfange von 30 bis 300 Schreib- maſchinenſeiten über die Rettung Deutſchlands— ſeufzend blättern die Miniſterialbeamten darin. Manche Einſender be— merken im Begleitſchreiben, ſie hätten ihre Rettungsidee zum Patent angemeldet oder fordern eine Gewinnbeteiligung.„Ich habe einen guten Freund, der ein ausgezeichneter Finanz— miniſter wäre...“—„Weshalb führen wir nicht wie in Ruß⸗ land die Arbeitsſtreckung ein. Wer länger als ſechs Stunden am Tage arbeitet, wird mit Gefängnis nicht unter vier Wochen beſtraft! Paſſen Sie mal auf, morgen wäre die Arbeitsloſig— keit verſchwunden.“ Zahlreiche andere Zuſchriften zeigen, wie tief der Siedlungsgedanke im deutſchen Volke wurzelt. Er— werbsloſenſiedlung, Arbeitsdienſt mit dem Ziel der Siedlung, dieſe Gedanken genießen geradezu unbegrenzte Popularität. „Deutſchland iſt ein Erwerbsloſenaſyl, macht daraus eine Er— werbsloſenſiedlung.“—„Wir müſſen wieder zum Boden zurück, das iſt der Sinn dieſer Kriſe!“ Das meiſte deſſen, was das deutſche Volk zur großen Kriſe zu ſagen hat, beſchränkt ſich jedoch auf Einzelprobleme, in erſter Linie auf die Steuern.„Laſſen Sie die überdrehte Steuerſchraube endlich mal von einem Fachmann reparieren.“ Oder:„Weshalb wird die ganze Steuer nicht einfach an einen praktiſchen Wirtſchaftler verpachtet, der die Sorgen des kleinen Kaufmanns verſteht und ganz nebenbei auch von Höflichkeit und Kundendienſt einen Begriff hat?“ Auch auf ſolche Zuſchriften antworten die Aemter ſachlich und trocken. In zweiter Linie konzentriert ſich das allgemeine Intereſſe aber auf Waren— häuſer und Einheitspreisgeſchäfte. Die Intereſſenten des mittelſtändiſchen Einzelhandels beſchweren ſich natürlich.„Der geſamte Einzelhandel wird durch...... Einheits⸗ preisgeſchäfte erdrückt.“—„Der Bluff und Schund der. hat ſich auf das Syſtem der ganzen Wirtſchaft über— tragen.“ Die nüchternen Tatſachen, mit denen hier geantwortet wird, ſind wiederum überraſchend. Wer weiß zum Beiſpiel, daß der Hauſierhandel in Deutſchland weit größeren Umſatz hat als die Warenhäuſer, deren Umſatz wiederum nur 4 Prozent des ge— ſamten Einzelhandelsumſatzes ausmacht? Die Konkurrenz bleibt alſo ganz eng begrenzt. Aus Einzelhandelskreiſen kommen die meiſten unwilligen Zuſchriften über den Beſchluß des„Fünfzehner-Ausſchuſſes beim Reichswirtſchaftsrat“, der feſtgeſtellt hat, daß Warenhäuſer und Einheitspreisgeſchäfte weder bluffen, noch Schund verkaufen, ſondern gerade gegen— über den 6 Millionen Erwerbsloſen eine ſoziale Funktion aus— üben. Außerordentlich zahlreich ſind auch die Vorſchläge zum Thema ſtärkerer Selbſtverſorgung.„Wenn ich Reichskanzler wäre, müßte ganz Deutſchland mit Seidenraupen überſät werden, damit wir die Rohſeideneinfuhr erſparen.“ Oder die Reichsregierung wird gebeten, des guten Beiſpiels wegen friſch gezüchteten deutſchen Tabak zu rauchen. Eine ganz beſondere Stellung nimmt immer noch das Problem der Doppelverdiener ein. Zehntauſende von Zuſchriften teilen dem verehrten⸗Herrn Miniſter mit, daß Herr Müller oder Schulze neben ſeiner Unterſtützung noch Geld durch Hilfsarbeit, Hofſingen oder gar durch Diebſtahl verdiene. Wie viele Leute in Deutſchland glau- ben nicht, daß die Kriſe dann behoben wäre, wenn es dem Mit⸗ menſchen noch etwas ſchlechter ginge als jetzt! So werden in Schreiben an hohe und höchſte Stellen zahlloſe Perſönlichkeiten verdächtigt, in Behältern von der Zahnpaſtatube bis zum Reſervereifen Deviſen aufbewahrt zu haben. Stundenlang könnte man mit dieſer Berichterſtattung fortfahren. Es gibt zahlreiche, ſehr hohe Reichsbeamte, die in ihren Mußeſtunden mit großer Nachdenklichkeit davon Kenntnis nehmen, was das deutſche Volk zu ſeiner Kriſe zu ſagen hat— auch wenn das Groteske das Wertvolle überwiegt. Auch in Kabinettsſitzungen liegen oft genug„Briefe aus dem Volke“ vor, die der Reichsregierung Ratſchläge geben und ſie in ihrem ſchweren Amte unterſtützen wollen. Man ſagt nicht zu viel, wenn man behauptet, daß bei dem Zuſtandekommen aller Not⸗ verordnungen der letzten Zeit die Stimme des Volkes, die brief⸗ lich in die Miniſterien dringt, eine erhebliche Rolle beſpi 1118 Nie Frau im Hause. Von Hilde Hanna Sitte⸗Hutter. Jene Zeiten, wo das älteſte und unanſehnlichſte wie teil⸗ weife ſogar beſchädigte Kleidungsſtück gerade gut genug war, um„zu Hauſe“ angezogen zu werden, ſind Gott ſei Dank vor⸗ bei. Noch immer aber gibt es Frauen, die überſehen, daß ſie ihrer Kleidung daheim dieſelbe 17 8 Wein e haben, wie der Garderobe 19 0 Beſuch der Freundin, zum Tanztee oder einem anderen Vergnügen. Es iſt noch 155 nicht ſo lange er, daß die eee„Die Danie am Morgen“ aus den palten der humoriſtiſchen Zeitungen verſchwunden iſt. Un⸗ gekämmt, mit einem alten Kleid, das ſie mit der Hand not⸗ dürftig übereinandergeſchlagen hlelt, mißtrauiſchen Blicks nur eine Spalte der Korridortür öffnend, ſo gebärdete ſich die Frau als dankbares Objekt der 02 aller Nationen. Es wirkte oft grotesk, wenn man ein Haus zu einer anderen Zeit als zur Beſuchsſtunde betrat und die Dame ſich entſchuldigen ließ, weil ſie„nicht angezogen“ war und erſt Toilette machen mußte. Dabei fberfaßen dieſe Frauen, die dieſer falſchen Sparſamkeit huldigten, daß für ſie mehr auf dem Spiele ſtand, als das An⸗ ſehen, als ſtets gut angezogene Frau zu gelten. Wie mancher Ehehimmel hatte ſeine erſte Trübung dem Umſtande zu ver⸗ danken, daß die Frau, während der Mann für den Beruf fix und ſertig angezogen ihr beim Frühſtück gegenüberſaß, in derangiertem Zuſtand ihm dabei Geſellſchaft leiſtete. Sie hatte oft gar nicht die Zeit gefunden, das Haar zu bürſten und adrett aufzuſtecken. Es ſei in dieſem Zuſammenhange auf das Ver⸗ dienſt des„Bubenkopfes“, das dieſem nicht hoch genug an⸗ gerechnet werden kann, hingewieſen. Dieſe ungemein praktiſche Friſur iſt eins⸗zwei fertig, und die Frau ſieht ſchon am Morgen ſo neit aus, daß ſie in der Morgenfriſur ruhig zu einem Ball gehen könnte. Auch die Hauskleidung der Frau hat ſich in den letzten Jahren zu einem durchaus erfreulichen Kapitel gewandelt. Jenen aber, die ſich der Erkenntnis, der Notwendigkeit einer ſorgfältigen, dem Hauſe angepaßten Kleidung bisher ver⸗ ſchloſſen haben, ſei neuerlich vor Augen geführt, wieviel ſie verlieren, wenn ſie die Gelegenheit, zu jeder Tagesſtunde tiptop und doch einfach angezogen zu ſein, verſäumen, und wieviel ſie an Reiz und Anmut durch das Gegenteil gewinnen. Die Billigkeit und die Vielfältigkeit der Stoffe macht es auch der Frau mit dem ſtreng eingeteilten Budget möglich, in die Garderobeauslagen jene für ein Hauskleidchen mit in erſter Reihe einzuſtellen. Faſſon und Schnitt des Hauskleides ſind meiſt der einfachen Jumperſorm entlehnt; im Sommer liebt man es, die Hausgarderobe ärmellos zu ſchneidern, was dann zum Hantieren noch bequemer iſt. Kleine weiße oder helle Batiſt⸗, Opal⸗ oder Pikeekrägelchen geben dem Kleid eine muntere Note; viel bevorzugt werden außerdem mit Recht ge— blumte oder luſtig gemuſterte Stoffe, die die Fröhlichkeit des Deſſins vom Hauskleid auf die Hausfrau, von dieſer auf das ganze Haus übertragen. Kommt der Mann dann gleich einmal verärgert nach Hauſe, was tut es ſchon— gar bald wird ſich die ſchlechte in eine gute Laune umwandeln. Und wer trägt daran Schuld? Der liebe Anblick der beſſeren Hälfte, nicht zu⸗ letzt hervorgerufen durch das nette Hauskleid und... eine gute Küche; denn an dieſem Tage möchte die Suppe(ausnahms— weiſe) mal nicht„verſalzen“ ſein! Auskunft. Von Luwig Waldau. Am Wilhelmsplatz in Dresden hält ein Auto; Erkennungs— nummer: Preußen. Der Herrenfahrer fragt einen Vorübergehenden: „Bitte, wie fahre ich am beſten? Ich möchte nach Meißen!“ „Wo woll'n Se hin?“ „Nach Meißen!“ „Ach nee! Nach Meißen woll'n Se?“ „Ja, nach Meißen!“ N „Nu ſagen Se mal: was woll'n Se denn in Meißen?“ „Ich hab' dort zu tun.“ 5 5 „So? Ach, woll geſchäſdlich— oder briwahd?“ „Beides.“ „Soſo, nu ja; das machd ſich immer gans gud, ſo das Ahngenehme mid'n Nidzlich'n v'rbind'n. Da hamm Se woll Verwandſchafd dorte?“ „Auch; aber ich möchte gern wiſſen, wie ich am beſten fahre, nach Meißen!“ „Ach ſo, nadierlich, freilich! Wenn mr e ſo gar nich Beſcheed weeß, das is Sie immer enne dumme Sache, freilich. Aber los is Sie in Meißen gar niſchd, das ſag' ich Sie glei vorneweg! 's is ſchade ums Bendſin, wenn Se hinfahr'n. Ich hab' Sie nämlich enne Schwäſder in Meißen, enne verheirade. Das heeßd: was ihr Mann is, das is Sie ungefähr ä närrſcher Zwiggl! Der weeß boch nich, was'r will. Egalford was anderſch! Na, N e dd 1 5 alhlbſches vi 5 meine Schwäſder hädde ooch än andern gegrichd: ſo a hiſches nicht ganz gar gekochte Makkaroni oder Nudeln läßt man auf iind wie Sie das war. Aber wie Sie ähmd de jung'n Mädl ind...“ Tuut tuut!, hupt wütend das Auto und breſcht los. „So— nu fährd der grade falſch'rum! Zu was'r mich da erſchd gefragd hadd!“ Has schnellte Spiel der Welt. Ein Pferderennen iſt eigentlich eine recht langſame An⸗ gelegenheit, wenn man es mit anderen Sportarten vergleicht. Zwar laufen die Pferde ſehr ſchnell und erreichen im Finiſh bis zu 22 Meter in der Sekunde; aber ſie bleiben doch faſt wäh⸗ rend der ganzen Dauer des Rennens beieinander, und niemals verliert der Beſchauer die Ueberſicht, wie das Rennen im Augenblick ſteht. Knappe Kopfſiege oder tote Rennen ſind die Ausnahmen, die die Regel beſtätigen, und dabei handelt es ſich hier auch nur um den letzten Augenblick, wo keiner weiß, wer gewonnen hat. Man ſehe ſich dagegen das Fußballſpiel an! Ständig wandert der Ball hin und her, mit Ausnahme der Torhüter ſind alle Spieler ohne Pauſe in Bewegung, und wenn der Fußball ſelber nicht ſo groß wäre, daß man ihn kaum aus den Augen verlieren kann, dann wäre die Ueberſicht manchmal etwas ſchwierig. Das iſt ja auch der Grund, weshalb das Hockeyſpiel niemals große Zuſchauermaſſen anzulocken imſtande iſt, weil man den braunen Ball auf der braunen Fläche zu wenig ſieht und daher allzuoft die Ueberſicht über den Verlauf des Kampfes verliert. n l Ungeheuer ſchnell geht ein Sprinterkampf über— ſagen wir 100 Meter— vorüber; er dauert gewöhnlich kaum 11 Sekunden. Aber man ſieht doch jederzeit klar, wie die einzelnen vier oder ſechs Läufer liegen. Dagegen iſt ein Herrenvierer beim Tennis erheblich ſchneller. Mit unheimlicher Geſchwindigkeit fliegt der weiße Ball auf dem roten Grunde hin und her über das weiße Netz. Aber niemals iſt der Ball ſchneller als unſer Auge, be⸗ ſonders da wir bereits dann, wenn der Spieler mit dem Racket ausholt, ungefähr wiſſen, wohin er den Ball dirigieren will. Auch Ping⸗Pong iſt ein ſehr ſchneden Spiel; doch ſteht immer noch nicht feſt, ob dieſes Spiel zu den Sportarten oder zu den Unterhaltungsſpielen gerechnet werden muß. g 5 Trotz allem bleibt das ſchnellſte aller Sportſpiele das Eis⸗ hockey! Nirgends können ſich die Akteure ſtundenlang ſo ſchnell hin und her bewegen wie auf der glatten Eisfläche; kein Ball fliegt ſo ſchnell von der einen Seite zur anderen wie die flache Scheibe aus Holz oder Hartgummi, mit der das Eishockey zelebriert wird. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß dieſes Spiel dort, wo es kalt genug iſt, um im Jahre viele Monate lang das Eis gewiſſermaßenswachſen zu laſſen, häufiger und auch beſſer ge⸗ ſpielt wird, als in warmen oder gar heißen Ländern. Zur Zeit wird Eishockey nur geſpielt in Kanada, in England, in Schwe⸗ den, in Norwegen, in Dänemark, in Finnland, in den Ver⸗ einigten Staaten, in Holland, in Belgien, in Frankreich und natürlich in Deutſchland.. f Wenn im Winter die Seen zugefroren ſind, läßt ſich au jedem von ihnen ein Spielfeld einrichten. Doch fehlen be e Kälte die notwendigen Zuſchauer, ſo daß man Eishockey meiſt nur in 65550 zu ſehen bekommt, alſo auf künſtlichen Bahnen. Der Boden der Halle beſteht aus einem Röhrenbelag, Wiſſen⸗ durch den eisgetühlte Luft gepreßt wird. Gießt man Waſſer darüber, ſo entſteht eine vollklömmen glatte Fläche, entgegen den Flächen auf offenen Seen oder Flüſſen, die immer etwas vom Winde gekräuſelt werden und vorher ſtets geſchabt werden müſſen. Das Eishockey, das in Deutſchland ganz beſonders in Berlin(Sportpalaſt) ſowie in Bayern auf dem Rieſſerſee ge⸗ pflegt wird, iſt eines der eleganteſten Spiele, das der menſch⸗ liche Geiſt erfunden hat. Es erfordert ungeheure Sicherheit auf den Schlittſchuhen. Jeder Kämpfer muß zuallererſt ein hervor⸗ ragender Eisläufer ſein. Ferner ſtellt es hohe Anforderungen an Schnelligkeit und Ausdauer, an Schußſicherheit und Kom⸗ binationsgabe. n Deutſchland genießt nicht den Vorteil einer längeren„Eis⸗ zeit“ während der Wintermonate. Meiſt ſind die Tage, an denen man auf ofſenen Bahnen Schlittſchuh laufen kann, zu zählen. Trotzdem gibt es gerade in Deutſchland— vielleicht, weil der Eislauf ein ſo ſeltenes Vergnügen iſt— ungeheuer viel gute und erſtklaſſige Läufer, und es wäre wirklich zu wünſchen, daß jeder, der einigermaßen Talent für dieſen Sport hat, auch Eishockey betreiben würde. Allerdings wäre es nol⸗ wendig, daß in großen Städten noch mehr Hallen mit künſt⸗ lichen Bahnen erſtehen würden. Die meiſten ſind ehemals wieder geſchloſſen worden, weil der Eiskunſtlauf allein kein genügendes Publikum heranzieht. Aber das Eishockeyſpiel findet immer und überall viele Anhänger, weil es nicht nur elegant und ſchnell, ſondern auch ungeheuer aufregend iſt. Viele Viele— bleiben jung nicht dank der Natur, ſondern dank ihres Portemonnaies! 4 Viele— verſtehen ſich nur zu unterhalten, wenn ſie von ſich ſelbſt ſprechen. 50 Viele— loben andere, in der Hoffnung, ſelbſt gelobt zu werden. 5 Viele— ſchwärmen für Reinlichkeit, darum waſchen ſie auch gern die ſchmutzige Wäſche ihrer Mitmenſchen! 11. Viele— haben ein ebenſo gutes Gedächtnis für erwieſene Wohltaten, wie ſie ein ſchlechtes für empfangene haben! * Viele— ſehen in ihrem Leben nur ein Lotterielos; ſie hoſſen auf die Zukunft und verſäumen die Gegenwart! 7* Viele— halten ſich für unwiderſtehlich, die in Wirklichkeit nur unausſtehlich ſind. 5 Viele— wiſſen für alles und jedes Rat; nur nicht, wenn es gilt, ſich ſelbſt zu raten und zu helfen! * Viele— Männer betrachten die Ehe als Haſen, viele Frauen als Start! N Viele— Menſchen behelfen ſich mit Redensarten, wenn ſie nichts Geſcheites zu ſagen wiſſen. * Viele— halten für Glück, was im Grunde genommen nur Gewohnheit iſt! To-To. Kochvorſchriften. Gebackene Fleiſchreſte mit Makkaroni. In etwa drei bis viex Zentimeter lange Stücke zerteilte, in geſalzenem Waſſer einem Durchſchlag ablaufen, vermiſcht ſie entweder mit einigen Löffeln voll geriebenem Käſe, mit Tomgten oder mit Sardellen⸗ butter und gibt ſie lagenweiſe mit beliebigen Bratenreſten in eine vorbereitete Form, beſtreut das Gericht mit Butterflocken und Reibbrot und läßt es bei genügender Hitze drei Viertel⸗ ſtunden lang im Rohr braten. Eier auf perſiſche Art. Zwei bis drei feingehackte, mit Pfeffer beſtreute Zwiebeln werden in Butter hellbraun ge⸗ röſtet. Alsdann gießt man die Butter von den Zwiebeln ab, breitet die letzteren auf einem heißen Teller aus und beträufelt ſie tüchtig mit Zitronenſaft, worauf man mehrere Spiegeleier darüberlegt, die mit gehackter Peterſilie beſtreut werden. Schokoladenpudding. Anderthalb Liter Waſſer werden mit 7 Pfund einfacher Schokolade und 4 Eßlöffel voll Zucker ver⸗ kocht. Dann rührt man ein halbes Paket Mondamin mit kaltem Waſſer an und gibt dieſes darauf langſam unter die Schoto⸗ ladenmaſſe; man läßt das Ganze unter beſtändigem Rühren eine Viertelſtunde lang kochen. Zuletzt gießt man das Gekochte in eine mit kaltem Waſſer ausgeſpülte Puddingform, läßt es erkalten, um es vor dem Anrichten auf eine Glasplatte zu ſtürzen. Sehr kräftiges Zwiebelgulaſch. Von der Hüfte eines nicht zu friſch geſchlachteten Rindes ſchneidet man zwei Pfund in mitteldicke Würfel, ſalzt ſie, ſtäubt etwas Paprita und einen guten Löffel voll Mehl darüber und vermiſcht alles gut, Dann bräunt man das alſo vorbereitete Fleiſch mit einer gewürfelten mittleren Zwiebel auf allen Seiten etwas an, gießt ſo viel Waſſer daran, daß es damit bedeckt iſt und läßt es langſam ſchmoren. Unterdeſſen ſchält man 7 Pfund haſelnußdicke Zwiebeln und wirft ſie bis zum Gebrauch in Waſſer. Sobald das Fleiſch beinah weich iſt, gibt man die Zwiebeln oben darguf und läßt ſie bei kleinem Feuer mit durchdämpfen. Das Gericht ſoll nicht mit dem Löfſel umgerührt, ſondern nur vor dem An⸗ richten vorſichtig umgeſchüttelt werden, damit die Zwiebeln ganz bleiben. Man reicht Salzkartoffeln oder Nudeln dazu. Franzöſiſche Suppe von Leipziger Allerlei. Um auch ohne Fleiſch eine kräftige Brühe zu erhalten, laſſe man in 60 Gramm Butter oder beſter Margarine eine in Ringel geſchnittene, mittel⸗ große Zwiebel bräunlich dünſten, gieße zwei Liter Waſſer darauf und gebe ſechs Fleiſchbrühwürfel, das noch fehlende Salz und eine kleine Priſe Pfeffer hinzu. Dann ſchneide man eine kleine Sellerieknolle würfelig und eine halbe Stange Porree ſtreifig hinein und laſſe alles zuſammen langſam eine Stunde kochen. Kurz vor dem Anxichten gebe man das Leip⸗ ziger Allerlei in die Brühe und laſſe es darin heiß werden, aber nicht kochen. Schwamm⸗ oder Markklößchen verfeinern die Suppe zu einem Feſttagseſſen. Eier⸗ Pfannkuchen. Aus einem halben Pfund feinſtem Weizenmehl, drei Eigelben, einer Priſe Salz und Milch ver⸗ rührt man einen zwiſchen dick⸗ und dünnflüſſig ſich verhalten⸗ den Fend Teig, dem man zuletzt das zu ſehr feſtem Schnee geſchlagene Eiweiß beigibt. Nun bäckt man in der Stielpfanne auf gutem Feuer dünne Kuchen zu ſchöner goldbrauner Farbe daraus und gibt ſie ſofort zu Tiſch. Man reicht ſie zu grünem oder Kartofſelſalat, oder auch zu Obſt. In letzterem Falle beſtreicht man ſie mit Zucker. Man kann ſie auch mit Schmor⸗ obſt füllen, zuſammenrollen und als Nachtiſch reichen. Säuger ⸗Einheit. Geſangverein„Süngerbund.“ 9 Uhr Singſtunde. Turnverein von 1893. Freitag abend 8 Uhr Spielausſchußſitzung; anſchließend Spieler⸗ Kaplan Fahſel. Geboren am 2. November 1891 in Kiel als Sohn einer evangeliſchen Hamburger Kauf⸗ mannsfamilie, Vorbildung in Berlin bis zur Oberſekunda, dann als Volontär in einer Ber- liner Buchhandlung; als abſolutes Kind der Zeit! allen Erſcheinungen der Modernen zugewandt. Anſchließend jedoch durch ethiſche Schriften— grichiſche Philoſophen, moderne Ethiker— dazu geführt, Privatſtudien zu treiben. So zunächſt Anhänger Schopenhauers, durch ihn aber bald für Buddha und die chriſtliche Myſtik intereſſiert, d. h.: materielle Weltverneinung, dann ideelle Abkehr von der Welt. Bald aber kam die Ent⸗ deckung des ſtarken Poſitivum in der chriſtlichen Myſtik(Bonaventura, Thomas), Myſtik und Scholaſtik paaren ſich. Aus dieſen ſtarken Er⸗ kenntniſſen heraus wählt er, ſich zum geiſtigen Lehramt hingezogen fühlend, den geordneten Weg des Univerſitätsſtudiums. und zur gleichen Zeit förmlicher Uebertritt zur katholiſchen Kirche. Bis 1915 an der Front, dann dienſtuntauglich geſchrieben und Fortſetzung des Studlums in Innsbruck. 1920 Prieſter- weihe, danach zunächſt großſtädtiſche Seelſorge in Neukölln, während dieſer Zeit bereits Ent— wicklung der Vorträge in Vereinen bis ſchließlich aus ſelbſtändiger Organiſation heraus 1924 das erſte große öffentliche Auftreten erfolgt, das ein nachhaltiges Echo in der geſamten Preſſe nach ſich zieht. * Ortsausſchuß für Winterhilfe. Heute Donnerstag nachmittag um 5 Uhr findet auf dem Rathauſe eine Beſprechung des neuzu— bildenden Ortsausſchuſſes für die Winterhilfe 1932/33 ſtatt. Es ſollen die Vorbereitungen zu einer allgemeinen Sammlung uſw. getroffen werden. * Neu⸗ Eröffnung. Die altbekannte Firma Bernhard Oppenheimer, Lorſcherſtraße hat, wie aus dem Inſeratenteil erſichtlich, in ihrem großelterlichen Hauſe, Rathausſtraße, ein Spezialgeſchäft für Wäſche, Trikotagen uſw. neu eröffnet und hält ſich der geſchätzten Einwohner⸗ ſchaft beſtens empfohlen.(Siehe Inſerat.) * Weniger Bier. Im Rechnungs- jahr 1931/32 iſt der deutſche Bierverbrauch weiter erheblich zurückgegangen. Die Brautätig⸗ keit hat ſich am wenigſten in Oldenburg und am meiſten in Heſſen verringert. Vereins⸗Anzeiger Unter bieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtverein 1916. Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß jedes Quantum gelbe Rüben pro Ztr. 1.30 RM. abgegeben werden können. Beſtellungen nimmt entgegen Wunder Nikolaus, Friedrichſtraße 40. Der Vorſitzende. Männergeſangverein 1846. Donnerstag abd. ½9 Uhr Singſtunde. Pünktliches Erſcheinen erwartet Der Präſident. Donnerstag abend punkt 8½ Uhr Singfunde für die Tenöre. Reſt⸗ loſes Erſcheinen iſt unbedingt erforderlich. Der Vorſtand. Freitag abend Der Vorſtand. Verſammlung. Die Spieler werden gebeten pünklich und zahlreich zu erſcheinen. Die Spielleitung. 5 Verein für Sport⸗ und Körperpflege. Freitag den 14. Oktober Abends 8 Uhr findet im „Fürſten Alexander“ vollzählige Uebungsſtunde der Schwerathletik ſtatt. Das Erſcheinen aller Sportler iſt Pflicht. Die Spartenleiter. April 1914 Abitur; Welt und Wiſſen. Immer mehr Hartgeld. Die amtliche Ueberſicht der Prägungen von Reichsſilber⸗ und Reichspfennigmünzen bis Ende Auguſt 1932 ergibt einen neuen Zuwachs von Prägungen in 5⸗Mark⸗Stücken, und zwar ſind im Auguſt in Karlsruhe 480 000 und in Hamburg 408 000 5-Mark⸗Stücke geprägt worden; die Geſamtprägung an 5-Mark-⸗Stük⸗ ken beträgt zurzeit 756 201580. Die 3-Mark⸗ Stücke bleiben dahinter weit zurück. An 3⸗ Mark⸗Stücken ſind rund 267 Millionen, an 2⸗ Mark⸗Stücken 213 Millionen, an 1-Mark⸗ Stücken 265 Millionen, an 50-Pfennig-Stük⸗ ken ſind rund 73 Millionen in Umlauf, an 10⸗Pfennig⸗Stücken 65 Millionen und an 5 Pfennigſtücken 28 Millionen. Die Neuausprä⸗— gung von 4-Pfenniz⸗Stücken iſt auch im Auguſt noch fortgeſetzt worden, doch ſind nur 42 000 4⸗Pfennig⸗Stücke geprägt worden. Der Ge— ſamtumlauf an dieſer Münze beträgt noch nicht einmal 2 Millionen Stück. Woher ſtammen die Japaner? Dr. Togami behauptet in einer Abhandlung, daß die beiden Hauptſtämme der Japaner, die Idſumo und Yamato, von den Sumerern abſtammen. Dieſe Annahme muß umſo mehr Verwunderung erregen, als die Sumerer ja jenes uralte Kulturvolk in Meſopotamien ge— weſen ſind, das, weder ariſcher noch ſemiti— ſcher Raſſe, jene außerordentlich hochſtehen— den Denkmäler geſchaffen hat, die uns die Ausgrabungen der letzten Jahre, die bis in ein Alter von 8000 Jahren zurückreichen, zei— gen.. Dr. Togamis Vermutung iſt alſo ſehr kühn, wenn ſie auch eine Tatſache für ſich hat, daß die Abſtammung der Japaner nämlich, ein durchaus noch nicht genügend geklärtes Problem iſt, und daß ſehr wohl turkeſtaniſche Elemente in der japaniſchen Bevölkerung vor— handen ſein können. Wie ſchmeckt die Milch am beſten? Es iſt eine bekannte Tatſache, daß die Milch vortrefflich mundet und am zuträglichſten iſt, wenn ſie in ganz kleinen Schlücken genoſſen wird. Schon der berühmte Pfarrer Sebaſtian Kneipp in Wörishofen empfahl ſeinen Patien— ten, die Milch löffelweiſe zu genießen, denn damals gab es noch keine Strohhalme! Das langſame Trinken der Milch bezweckt, daß die durch die Einwirkung des Magenſaftes her— beigeführte Gerinnung möglichſt ſeinkörnig ein⸗ tritt. Die hierbei gebildeten mehr oder min— der großen Flocken können vom Magenſaft gut durchſetzt und leicht verdaut werden. Viele kleine Kinder, die die Milch bisher ſehr gern aus der Flaſche getrunken haben, lehnen die Milch von dem Augenblick ab, da ſie ihnen aus der Taſſe gereicht wird. Die Kinder füh— len inſtinktiv, daß haſtig genoſſene Milch nicht mehr ſo gut ſchmeckt wie vorher. Darum emp- fiehlt es ſich, Kindern, wenn man ſie des Alters wegen der Flaſche entwöhnen will, die Milch durch den Strohhalm trinken zu laſſen. Polizeibeamter erſchoſſen. Die Täter geflüchtet. Hamburg, 13. Oktober. Am Mittwoch wurde der Polizeihaupt⸗ wachtmeiſter Lauckenmann auf ſeinem Re- viergang in den Anlagen am Eilbecktal durch einen Revolverſchuß aus einer Schutzhülle heraus ſchwer verletzt. Iwei Männer, die ſich in der Hütte aufgehalten halten, flüchte⸗ ten. Ein Wortwechſel zwiſchen dem Beamten und den Männern hat nicht ſtaltgefunden. Aus der Heimat. Gedenktage. 13. Oktober. 1821 Der Mediziner und Politiker Rudolf Virchow in Schivelbein geboren. 1832 Der Dichter Eduard von Tempeltey in Berlin geboren. 1924 Der franzöſiſche Schriftſteller Anatole France(eigentlich Jacques Anatole Thibault) auf ſeiner Beſitzung bei Ta— ros geſtorben. Prot.: Koloman— Kath.: Eduard Sonnenaufg. 6.20 Sonnenunterg. 17.12 Mondunterg. 5.072 Flüchtige Zeit. Allenthalben predigt jetzt die Natur das große Evangelium der Vergänglichkeit. Wenn die Blätter fallen, ſo recht Symbole des dem Vergehen verhafteten Irdiſchen, dann erhebt ſich dieſe Predigt zu beinahe feierlicher Größe. Das alte Schauſpiel, je— doch ewig neu, hat immer den Menſchen etwas zu ſagen. Denn was da zur Erde zu— rückkehrt im Oktober, iſt Geſchöpf wie wir, auch wir fallen einſt wie ein Blatt aus dem Baum der Menſchheit. Die Zeit verrinnt. Wer im Herbſt ſeines Lebens ſteht, den trägt ſie mit Windeseile ſeinem Winter zu. Uns alle hat der raſende Ablauf alles Geſchehens wieder bis zu dem Abſtieg des Jahres hingetragen. Noch zwei— einhalb Monate und wir ſtehen bereits an ſeinem Ende. Weiß einer noch, was vor einem Jahre, was vor zwei Jahren war? Wenn man es ihm ſagt, dann greift er ſich an den Kopf und wundert ſich, daß es ſchon ſo lange her ſein ſoll. Und denkt: Wie raſch vergeht einem die Zeit! Ja, moderner Menſch, haſt du nicht ſelbſt dir dieſes ſtets entſchwindende Fluidum geſchaffen? Ticken nicht allüberall Milliarden und Abermilliarden von Uhren, deren un— barmherziger Stundenſchlag die ganze Menſchheit unabläſſig wach hält? In welche jagende Form hat man das Erwerbsleben eingepreßt! Alles überſtürzt ſich, alles drängt nach allem. niraends aibt es eine Raſt. Deutſchlands erſter Nundſlug. Von den Anfängen der Fliegerei bis zum„Do.&“. In dieſen und in den nächſten Tagen werden tauſende das Flugſchiff Do X beſuchen, das perſchtedenen Städten in Süd weſt⸗ deutſchland einen Beſuch abſtattet. Mit Bewunderung haben wir dieſes Wunder der Technik, dieſes Werk deutſchen Geiſtes und deutſchen Schaffens geſehen. Wer hätte je gedacht, daß ſich in den letzten 21 Jahren die Fliegerei und nach ihr das Funkweſen ſo entwickeln konnte, wie es geſchehen iſt. Damals 1911 war an das Radio ſo gut wie gar nicht zu denken, aber es gab im Juni 1911 den erſten deutſchen Rundflug, der Aufſehen erregte in allen deutſchen Landen. Nicht weniger als 400 000 Mark waren zuſammengebracht wor— den, um in allen deutſchen Gauen die überall noch in den Kinderſchuhen ſteckende Fliegerei in der Praxis zu zeigen. Am 12. Juni 1911 fuhren Hunderttauſende von Berlinern nach Johannisthal. Es war das erſtemal, daß ein derartiger Anſturm mit der Eiſenbahn erfolgte. Das war der erſte große Tag des deutſchen lugweſens. So kam es zu dem großen Volks- fel, das das erſte ſeiner Art war und einzig geblieben iſt. Wir wollen mit Hochachtung der Männer gedenken, die damals im Anfang der Fliegerei den Mut hatten, an einem ſolchen Unterneh⸗ men, wie dem deutſchen Rundflug 1911, teil⸗ zunehmen. Heute fliegt man an einem Tage, das hat der europäiſche Rundflug gezeigt, 2500 Kilometer, und ein Stundendurchſchnitt von 230 Kilometer iſt etwas Erreichbares und nicht mehr allzu Seltenes, ſelbſt auf dieſen kleinen Strecken. Vor 21 Jahren gingen die Konkurrenten auf dieſe erſte Tagesreiſe, das war von Berlin nach Magdeburg, ganze 143 Kilometer und der Sieger in dieſem Rennen war ein Flieger, der den Flug in 2 Stunden und ſieben Minuten bewältigte. Der Zweite brauchte ſchon 10 Stunden und 37 Minuten, der Dritte 11 Stunden und 47 Minuten, der Vierte kam erſt nach 23 Stunden und 30 Mi⸗ nuten an, der Fünfte brauchte 24 Stunden und 13 Minuten und der Sechſte gar 47 Stun⸗ den und 21 Minuten. Aber das war ein Anfang, und aller Anfang iſt ſchwer. Die nächſte Etappe die von Magdeburg nach Schwerin führte und 176 Kilometer lang war, brachte ſchon beſſere Reiten. Eine Stunde und 54 Minuten war die Zeit des Siegers, der Zweite war ihm dicht auf den Ferſen und brauchte nur eine Stunde 59 Minuten. So ging es weiter über Kiel, Hamburg, Hannover nach dem Rhein und ſchließlich um und über den Harz. Ueber den Harz war eine Extra⸗Ausſchreibung ergangen, das Kriegsminiſterium ſtellte 10000 Mark an Prei⸗ ſen zur Verfügung an den Flieger„dem es gelingen ſollte, quer über den Brocken nach Halberſtadt zu kommen. Es iſt auch einer ganzen Reihe von F iegern geglückt. Der Rund⸗ flug war trotz der großen Schwierigkeiten außergewöhnlich gelungen. Wenn man ſich aber die Ergebniſſe dieſes erſten Fluges anſieht, dann kann man heute nur lächeln. Man wird aber andererſeits be⸗ greifen, daß das damals ſtaunenswerte Lei— ſtungen waren. Der Empfang der Flieger, die nach zwei Wochen wieder in Berlin ankamen, entſprach ungefähr dem Abſchied beim Start. Wieder waren Hunderttauſende von Menſchen da und wieder war die Begeiſterung groß und alle freuten ſich und jubelten. Ueber die ganze Strecke waren nur wenige gekommen. Aber dieſer Rundflug hatte einen großen propagandiſtiſchen Wert für die Flie⸗ gerei und für den Flugſport, denn in zahl⸗ reichen Gegenden Deutſchlands hatte man da— mals noch nie einen Flieger geſehen. Der alte Traum von„leichter als die Luft“, das Ideal, das Ikarus in die Tat umſetzen wollte, war erreicht. Man ſah Menſchen mit Maſchinen⸗ kraft hoch durch den Aether kommen und bewun⸗ derte die Leichtigkeit des Aufſtiegs und konnte von den glücklichen Fahrgäſten die Schwär⸗ merei über das Wunderbare des Fluges er⸗ fahren. Aus den kleinen Anfängen iſt ein Ver⸗ kehrsmittel von ungeheurem Wert geworden, das alle anderen an Schnelligkeit und an Si⸗ cherheit überſteigt. Man begreift es, daß nur eigener Fleiß und ein unerhörtes Vertrauen zur eigener Kraft, die Fliegerei dahin brin⸗ gen konnte, wo ſie jetzt ſſt, jene Anfänge, die Lilienthal in Berlin⸗Lichterfelde unternahm und deren Vervollkommnung auch niemand mit der allergrößten Phankaſie vor 25 Jahren vorauszuſehen imſtande war. Mondaufg. 16.37. Einir waren wir die Herren ver Zeit und ſchufen ihr den Maßſtab ihrer Geſetzmäßig⸗ keit, heute ſind wir ihre Sklaven. Aber es iſt zu ſpät, dagegen zu rebellieren. Die Zeit eilt weiter und wir müſſen mit, vorwärts. den unbekannten Zielen zu! * , NPerekhrsſicherheit und Unfallhaftung auf den Landſtraßen. Bei der allgemeinen Ein⸗ ſchränkung der Ausgaben, die zwangsläufig durch die zunehmende Erwerbsloſenlaſten und die allgemeine Schrumpfung der Steuerein⸗ nahmen hervorgerufen wird, ſind die wege⸗ unterhaltungspflichtigen Gemeinden, Bezirke, Oberämter uſw. nicht mehr in der Lage, den Straßenbau ſo zu betreiben, wie es für Si⸗ cherheit und gute Beſchaffenheit erforderlich iſt. Die Kraftfahrer müſſen infolgedeſſen damit rechnen, daß der Zuſtand der Wege ſich hier und dort verſchlechtert. Dabei iſt zu bedenken, daß nicht in allen Fällen für Unfälle, die in⸗ folge der ſchlechten Beſchaffenheit der Straße eintreten, die Wegeunterhaltungsträger ſcha⸗ denserſatzpflichtig ſind. Es iſt in der bisherigen Rechtſprechung auch ſchon anerkannt, daß die Pflicht zur Wegeunterhaltung nur im Rahmen der allgemeinen Leiſtungsfähigkeit den zuſtän⸗ digen Stellen zugemutet werden kann. Die Kraftfahrer müſſen infolgedeſſen bei Befah⸗ ren der Straßen ſelbſt die nötige Sorgfalt an⸗ wenden. * Weiterber! Der Tiefdruck über der Nordſee hat ſich abgeſchwächt, ſodaß mit einer Wetterbeſſerung zu rechnen iſt. Vorherſage: Zeitweiſe aufheiternd und zu⸗ nehmende Erwärmung bei ſüdlichen Winden. Sport und Spiel. Der Rampf gegen die in Abſtiegsge⸗ fahr befindliche Sp. Vgg. Sandhofen! „Bei Sandhofen ſind drei Mann heraus- geſtellt worden und ſo werden die Grünen leichten Stand haben“ ſagt mann im Viernheimer Lager. Wir ſind allerdings nicht dieſer Anſicht, nachdem die Spielvergg. Sandhofen an zweitletzter Stelle ſteht und ſo begründete Ausſicht hat in der kommenden Saiſon vielleicht wieder in der Kreis— liga ſpielen zu müſſen. Iſt dies vielleicht roſig? Deshalb wird ſich Sandhofen gewaltig ins Zeug legen, umſomehr als es den Vorteil des eigenen Platzes hat. Schon immer war es in Sandhofen hitzig, dort heißt es eben Fußball ſpielen, laufen und Schießen! Und natürlich muß die Mann- ſchaft einig und geſchloſſen mit unbeugbarem Siegeswillen in den Kampf gehen. Schwerathletik. Der 1. Verbands⸗Ringkampf in Ludwigs⸗ hafen. Am Dienstag Abend trat die Ringer⸗ mannſchaft der Sport-Vgg.„Amicitia“ 09 der B-Mannſchaft des bekannten Stemm- u. Ringelub Ludwigshafen gegenüber, wobei dieſer den Kampf mit 2 Punkten für ſich entſcheiden konnte. Es waren wirklich prächtige techniſche Kämpfe, die von den hieſigen Alhleten geboten wurde, aber leider waren viele von ausgefprochenem Pech verfolgt, indem Benz, Froſchauer und Wörner Hans auf der glatten Matte ausrutſchten und ſich ſo ſelbſt beſiegten, während ſie bis dahin mit mehreren Pluspunkten klar im Vorteil lagen. Im Bantam⸗ und Leichtgewicht wurden Koob und Wörner W. knapp nach Punkten beſiegt, alſo nur taktiſch bezwungen, während Reinhardt im Feder⸗ ſowie Samstag im Schwergewicht nach guter Gegenwehr Schulterſiege hinnehmen mußten. Der Auftakt zu den Verbandskämpfen war dennoch kein ſchlechter, denn Ludwigshafen iſt die beſte Mannſchaft mit ſeinen bekannten Kräften wie Winkes, Lang, Steinel, Blomeier, Riehmer, Hauck und Klein. Es wurden unſeren Ringern beſtätigt, daß ſie techniſch ausgezeichnete Leiſtungen gezeigt hätten und lediglich durch all- zu großes Pech verfolgt geweſen ſind. Wir können alſo den weiteren Kämpfen mit Ruhe und Zuverſicht entgegen ſehen und wenn zu der großen Praxis noch eine gute Taktik kommt, wird ſich unſere junge Abteilung ſchon in die Höhe ſchaffen. Gelegenheit dazu bietet ſchon der nächſte Verbandskampf: Sonntag, den 16. Okt. morgens 1/010 Uhr im„Karpfen“ gegen Hock en- heim! Wir erwarten dazu ein volles Haus aller Sportfreunde. Die Preiſe ſind mit 20 u. 30 Pfg. ſo niedrig geſtellt, daß Alle uns unter ⸗ ſtützen können. Näheres ſiehe im Inſerat. Frei- tag Abend 9 Uhr Mitglieder-Verſammlung der Schwerathl. Abt. im Lokal„Gold. Stern“. Neu- anmeldung daſelbſt, ſowie Mittwochs und Frei⸗ tags in den Uebungsſtunden. Blond sein— das ist ein Geschenk! Denn blondes Haar macht begehrenswerter. Er- halten Sie sich deshalb Ihr Blondhaar, indem Sie es mit Schwarzkopf Extra: Blond pfiegen, dem Schaumpon der Blondine, dann bleibt es blond. War es aber bereits nachgedunkelt, so läßt es sich mit Extra Blond zu jeder gewünschten Nuance wieder aufhellen, Extra- Blond liegt zudem der un- vergleichliche, weder durch Zitronensaft nod durdi Essigbad ersetzbare„Haarglanz“ bei, der das Haar dauernd gesund erhält und blondes Haat doppelf verschönt, Brünette und Dunkle Wählen Schwarzkopf- Extra, hell und dunkel, mit„Haarglanz“ und Schaumbrille.