ö0⸗zähr. Jubiläum der Cänger⸗Einheit 60 Jahr Sänger ⸗Einheit. 60 Jahre Dienſt am Deutſchen Lied. 60 Jahre Kulturarbeit. Dieſes berechtigt einen Verein, trotz aller Not, zu feiern. Und wenn nun die Feier in einem ſchlichten, doch außerordentlich wirkungsvollen Rahmen geſchieht, ſo iſt dies doppelt zu begrü⸗ ßen. Die Sänger ⸗Einheit veranſtaltete ihre Ge⸗ burtstagsfeier im Rahmen eines Jubiläumskon⸗ zertes mit anſchließendem Feſtbankett. Das Jubiläumskonzert. Der geräumige Freiſchützſaal war überfüllt. Die Viernheimer Sangesfreuude haben bewieſen, daß ſie trotz allen Wirrniſſen und Noten der Zeit noch etwas übrig haben für das deutſche Lied. Mehr denn je bedarf dieſe wertvolle Kulturarbeit die volle Unterſtützung jedes Kunſt⸗ freundes. Es iſt aber auch anzuerkennen, daß der konzertgebende Verein keine Mühen und Koſten geſcheut hat, ein anſpruchsvolles, künſt⸗ leriſch hochſtehendes Konzert zu bieten. Die Vortragsfolge wies zwei Kunſtchöre von M. Neumann„In Epiphani Domini“ und„Hagen“ ſowie den Kunſtchor von H. Heinrichs„Geiſtes⸗ fluten“ auf. Weiter wurden noch zwei liebliche Silcherlieder geboten und zum Schluß„Die Mühle im Tale“ von L. Andree. Alſo eine garnicht ſo kleine Aufgabe, die der neue Chor⸗ leiter, Herr E. Hartmann⸗ Mannheim, der den Chor erſt ein halbes Jahr in Hän- den hat, ſich hier geſtellt hatte. Doch der auch zahlenmäßig ſtarke Chor, mit ſeinem ſoliden Stimmenmaterial, folgt willig ſeinem Führer, ſodaß prächtige ſchön abgerundete Leiſtungen er zielt wurden. Als Soliſten hatte man ſich die Konzertſängerin, Frl. M. Mitteldorf aus Mannheim verſchrieben. Die Sängerin verfügt über einen ſympathiſchen Sopran. Sie ſang Lie⸗ der von Cornelius, Brahms und Wolf. Der rauſchende Beifall erzwang ſich noch eine Drein- gabe. Den orcheſtralen Teil des Konzerts be— ſtritt die beliebte Hanf-Blank⸗Kapelle, die, wie immer, für ihre hochwertigen Vorträge reichen Beifall ernteten. Der Verein kann mit dem Konzertverlauf ſehr zufrieden ſein. Es wurden Kunſtgenüſſe geboten, denen man gerne lauſcht. Wieder ein ſolches Konzert, und wir ſind gerne wieder dabei. Nach dem Konzert begann in dem ſchnell umgeräumten Saale das Feſtbankett. Der Deutſche Sängergruß erſchallte vom feſt⸗ gebenden Verein, dann begrüßte der Vorſitzende, Herr Joſef Zöller jun. in markigen Wor⸗ ten die Brudervereine von Nah und Fern ſowie die Feſtgäſte. Sein beſonderer Gruß galt dem Vertreter der Gemeinde, Herrn Bürgermeiſter Lamberth, den ehemaligen Dirigenten, Herrn Rektor Mayr und Herrn Sütterlin-Mann- heim, einem Vertreter der Hochw. Geiſtlichkeit, ſowie den von auswärts erſchienenen Mitglie- dern. Für 25jährige aktive Mitgliedſchaft erhielt Herr Gemeinderat Jean Beikert und Herr Adam Hoock das Ehrendiplom. Für 30jqährige paſſive Mitgliedſchaft wurde Herr Schmiedemeiſter Georg Stumpf, Herr Säge— werksbeſitzer Val. Brechtel und Herr Bahn— hofsvorſteher a.D. Vonderheyd mit derſelben Auszeichnung belohnt. Hierauf ergriff der Vor— ſitzende, Herr Joſef Zöller jun. das Wort zu einer großangelegten Feſtanſprache, die in den Herzen der Zuhörer einen nachhaltigen Ein⸗ druck hervorrief. Er feierte das deutſche Lied mit ſeiner verbindenden Kraft in allen Volks⸗ ſchichten und ſtreifte kurz die ſchickſalsreiche Zeit der 60jährigen Betätigung ſeines Vereins als Heger und Pfleger des deutſchen Männergeſangs. Den toten Führern und Mitgliedern des Ver⸗ eins widmete er eine ſtille Minute des Geden⸗ kens. Alle Anweſende erhoben ſich von ihren Plätzen, während die Muſik wehmütig das Lied vom guten Kameraden ſpielte. Im Schlußwort forderte der Redner in herzlichen Worten auf, treu und feſt zum deutſchen Lied zu halten, es zu pflegen und tapfer mitzuhelfen am Wieder⸗ aufbau unſeres geliebten deutſchen Vaterlandes. So wollen wir ringen, ſo wollen wir ſingen, auf daß wir unſer 75fſtes Wiegenfeſt feiern können in einem ſchöneren, glücklicheren Vater⸗ lande.— Bei der Gratulations cour überbrachte Herr Bürgermeiſter Lamberth die Glück⸗ wünſche und Grüße der hieſigen Gemeinde. Herr Gauchormeiſter Georg Hook ſprach im Auftrage des Herrn Miniſterialrates Dr. Siegert⸗Darmſtadt herzliche Glückwunſchworte für den deutſchen Sängerbund und ließ ſeine Anſprache in dem gemeinſam geſungenen Deut- ſchen Sängergruß ausklingen. Herr Gemeinderat Schloſſer gratulierte im Namen aller hieſigen Geſangvereine, ſo ein ſchönes Bild ſangesbrü— derlicher Verbundenheit gebend. Der Vorfitzende des Sängerkranzes Mannheim überreichte als Geburtstagsgeſchenk ein Schubert⸗Bild, das mit herzlichen Dankesworten vom Vorſitzenden entge- gengenommen wurde, wie er auch für alle Gra— tulanten tiefempfundene Worte des Dankes hatte. Nun folgten in bunter Reihenfolge Liedervor⸗ träge der hieſigen und auswärtigen Bruderver— eine und ſo verbrachten die Gäſte zwei Feier⸗ ſtunden im Reiche der Töne, beim deutſchen Lied. Der Jubelverein kann mit dem glänzenden Verlauf ſeiner Feſtveranſtaltungen, zumal dem Vernehmen nach die abendliche Familienfeier auch prächtig verlief, ſehr zufrieden ſein. Er wird die ihm entgegengebrachte Wertſchätzung und Ach— tung von Seiten der Brudervereine wohl zu würdigen wiſſen. Weiter ſo, ihr Sänger-Ein⸗ heitler, treu gewirkt für das deutſche Lied, auch unſere beſten Wünſche begleiten Euch. F. K. Lokales * Gemeinderatsſitzung. Morgen Dienstag abend 8 Uhr findet in dem Sitzungs— ſaale des Rathauſes eine Sitzung des Gemeinde— rates mit folgender Tagesordnung ſtatt.: 1. Erhebung einer Bürgerſteuer im Rj. 1933. 2. Durchführung des freiwilligen Arbeitsdienſtes in der Schlothlache. 3. Herſtellung der Gas- und Waſſer⸗Zuführung in der Waldſtraße. f 4. Durchführung von Winkerhilfsmaßnahmen. Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 466 Stück Verkauft: 394 Stück Milchſchweine das Stück 6—9 Mk. Läufer das Stück von 13—28 Mk., Marktverlauf gut. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 3 wegen Radfahren ohne Licht; 1 Metzger wegen Warenverkauf an Sonntagen; 2 wegen Vergehen gegen die Ar⸗ beitszeitverordnung für Bäcker und Conditoreien. Beginn der Arbeit vor 5 Uhr früh. 1 wegen Vergehen gegen das Kraftfahrzeuggeſetz. Vom Sonntag. Der geſtrige Sonntag war ein Herbſt⸗ ſonntag mit all ſeinen üblen Begleiterſcheinen. Den ganzen Tag faſt ging Regen nieder und die Witterung war kühl.— Viele Unentwegte waren nach Sandhoſen geeilt, um dort die „Grünen“ ſpielen zu ſehen. Die in Abſtiegs⸗ gefahr befindlichen Sandhöfer rafften alles zu⸗ ſammen und konnten ſo einen 1:0 Sieg er⸗ haſchen. Es ſcheint eben mal Viernheims Schick⸗ ſal zu ſein gegen die Tabellenletzte verlieren zu müſſen, währenddem alte Bezirksligavereine von Ruf und Tradition gegen die„Grünen“ Punkte laſſen müſſen.— Die Sänger⸗Einheit hielt in ihrem Lokal ein Jubiläumskonzert, über deſſen Verlauf wir an anderer Stelle ausführlich berichten. Bekanntmachung. Betr.: Das Faſelweſen der Gemeinde Viernheim; hier Anſchaffung von Futter. Für den Faſelſtall werden 300 Zentner Dickrüben und 50 Zentner Kartoffel benötigt. Angebote ſind verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift verſehen bis 21. ds. Mts. vormittags 10 Uhr, Zimmer Nr. 5, einzureichen. Muſter von Kartoffeln ſind beizulegen. Zuſchlagsfriſt 14 Tage. Viernheim, den 15, Oktober 1932 Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim J. V.: Roos. Viernheimer Tonfilm 1 im Central⸗Film⸗Palaſt. 1.„Der Kampf um die Mandſchurei“ 2.„Chauffeur Antoinette“ 3.„Der fremde Reiter“ 4. Bilder aus Kanada. Heute 1. Platz nur 40 Pfg. Zwei Großtonfilmwerke hat dieſe Woche der Central⸗Film⸗Palaſt auf ſeinem Programm, das eine ganz beſondere Darbietung iſt. Für Jung und Alt zwei Tonfilmſchlager nebſt diverſen Ein⸗ lagen, die allen Beſuchern große Freude und Staunen bereiten. So zeigt man als erſter Tonfilm„Der Kampf um die Mandſchurei.“ Leben wir doch in der Zeitepoche des ewigen Krieges, trotzdem alle Völker den Frieden wollen. Man hat ſchon ſehr viel von Japan, China und der Mandſchurei geleſen, aber noch wenig geeſ⸗ hen und gehört. Dieſer neueſte Tonfilm zeigt uns die Welt der gelben Raſſen, den Streitpunkt Schanghai. Senſationelle Tonbilder der Kämpfe, Schlachten und Bombardements von Tſchapei u. ſ.w. Im 2. Teil des Programms kommt eigentlich der Hauptfilm. Das Spitzenfilmwerk der Efka,„Cauffeur Antoinette“ oder„Liebe auf den erſten Blick.“ Ein Tonfilmſchlager 1. Ranges mit Charlotte Ander und Hans Adal⸗ bert von Schletow. Ein 100% Ton- und Ge⸗ ſangsfilm in 10 Akten. Außerdem verſchiedene Einlagen: 1.„Der Fremde Reiter“ Wildweſt. 2.„Von Kindern und Tieren“ Farbenfilm, 3.„Bilder aus Kanada.“ Dieſe Tonfilm⸗Dar⸗ bietung reich an Sehens würdigkeiten ſpannend in Handlung und Ereigniſſen, wird für jeden Beſucher ein Erlebnis ſein. Niemand verſäume dieſes herrliche Tonfilmprogramm. Ein Beſuch iſt beſtimmt die ſchönſte und billigſte Abend- unterhaltung. Ein Beſuch überzeugt. Heute 1. Platz nur 40 Pfg. bar Fri A bie. 1, 6, sade Mannheim Wer etwas zu kaufen etwas zu verkaufen elwas zu mieten ſucht elwas zu vermieten hat der inſeriert mit Erfolg Anzeiger. Sehr billiger abbehbergaul! Verkaufe wegen Räumung Schlafzimmer, Küchen, Einzel⸗ möbel u. Gebrauchs- gegenſtände aller Art, Grammophone, Muſik⸗ inſtrumente uſw. Kompl. Schlafzimmer von Mk. 120.— an Betten von Mk. 10.— an Tiſche von Mk. 4.— an Stühle von Mk. 1.— an Küchen von Mk 15.— an Möbellagerhaus Günther Mannheim, Qu 5, 16 gegenüber dem Pfand⸗ u. Verſteigerungslokal. 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Uhr Turnerinnen im Lokal. Uhr Fechter im Lokal. Uhr Schüler Sportplatz 1. „„8 Uhr Turnſtunde im Lokal. Zu allen Uebungsſtunden iſt nur in Sport zu g erſcheinen. Sueden dee dean? gh rs telle wie 1. ae Betriebsg. 5 uſw.? koſtenl. Aus pi k. e e für Jungen zu Oſtern heim, Bismarckſtraße 25, geſucht. Meldungen an Anfragen Rückporto. die Exped. 9 Freitags„ Niernheimer Antiger i(Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) FErſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 4,40 Mt, frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 243 Zu lurzen Worten: Im Prozeß Preußen— Reich gaben am Montag der Vertreter Preußens Dr. Brecht leite der Vertreter des Reiches Dr. Gott⸗ heiner längere Erklärungen ab, in denen ſie nochmals den von ihnen vertretenen Stand⸗ punkt zuſammenfaßten. Der Reichsinnenminiſter von Gayl trat 1 am Montag im Kraftwagen ſeine Reiſe durch die bayeriſche Oſtmark an, die ihn zu⸗ nächſt nach Selb und Marktredwitz führte. In einer geheimen Sitzung des Völker⸗ bunds rates wurde der gegenwärtige ſtellver⸗ tretende Generalſekretär Avenol einſtimmig zum Generalſekretär des Völkerbundes er⸗ nannt. In Wien kam es zu ſchweren politiſchen Studentenunruhen, ſo daß ſämtliche Hoch⸗ ſchulen Wiens geſchloſſen wurden. bt un wage In einem Unterausſchuß der Abrü⸗ ſtungs konferenz, an deren Arbeiten Deutſchland bekanntlich nicht mehr teilnimmt, hat der franzöſiſche Vertreter Maſſigli geradezu phantaſtiſche Angaben über den angeblich militäriſchen Charakter der deut⸗ ſchen Polizei gemeldet. Er wollte damit beweiſen, daß Deutſchlands Rüſtung über das im Verſailler Vertrag feſtgelegte Maß weit hinausgehe und eine Geſahr für die berühm⸗ te franzöſiſche Sicherheit bedeute. Wohlweis⸗ lich hat Maſſigli ſeine Lügereien erſt jetzt vorgebracht— früher, als noch deutſche Ver⸗ treter auf der Abrüſtungskonferenz waren, die ihm hätten erwidern nichts darüber geſagtl Jetzt aber kommt er mit ſeinen durchaus falſchen und irreführen⸗ den Behauptungen, die dann unwiderſpro⸗ chen in die Welt hinausgehen. Eine raffi⸗ nierte, wenn auch nicht gerade mutige Tak⸗ tik! Wie ſich die Maſſigliſche Dichtung zur nüchternen Wahrheit verhält, zeigt ſich ſofort, 1 Franzoſen genauer betrachtet. können, hat er wenn man die Angaben des Maſſigli gibt die Geſamtſtärke der deutſchen Polizei mit 140 000 Mann an und erwähnt nur beiläufig, daß hiervon 35 000 als rein kommunale Polizei abgehen und daß ferner 18 000 Beamte in Zivil ſind, die kur in den Büros und im Kriminaldienſt tätig ſind. Er unterläßt es dabei zu erwäh⸗ nen, daß die deutſche Polizei keine einheit⸗ liche Organiſation unter einheitlichem Kommando darſtellt; die Polizei unterſteht 0 bekanntlich nicht dem Reich, ſondern 17 deutſchen Ländern. In den einzelnen Ländern iſt ſie den zentralen inneren Ver⸗ waltungsbehörden untergeordnet, und es be⸗ ſeht keinerlei Verbindung mit militäriſchen ienſtſtellen. Sie iſt an ihre örtliche Organi⸗ ſation gebunden, deren Leiter rein zivile Be⸗ amte ſind. Die geſamte Organiſation und Be⸗ waffnung der Polizei iſt in jahrelangen Verhandlungen mit der Botſchaſterkonferenz und der Interalliierten Militärkontrollkom⸗ miſſion unter dem beſonderen Geſichtspunkt feſtgelegt worden, daß eine militäriſche Ver⸗ wendung der Polizei ausgeſchloſſen iſt. Die Schutzpolizei beſitzt demnach keinerlei ſchwere Waffen wie Minenwerfer und Geſchütze, ohne die eine militäriſche Verwen⸗ dung undenkbar iſt. die von Maſfſigli er⸗ wähnten Maſchinengewehre ſind in einer beſchränkten Zahl von der Interalliier⸗ ten Militärkontrollkommiſſion zugeſtanden worden, weil ſie für die polizeilichen Aufga⸗ ben erforderlich ſind. Bei den Nanzer⸗ wagen handelt es ſich nicht um kriegsmäßig verwendbare Tanks, ſondern um geſchützte Automobile, die nur auf guten Straßen fahren können. Maſſigli hat weiter die Behauptung aufge⸗ ſtellt, daß die Ausbildung der Schuß⸗ polizei unter militäriſchen Geſichtspunkten er⸗ folge, und dabei bemerkt, daß die Botſchaf⸗ terkonferenz die Ausbildungsvorſchriften der einzefnen Ränder nicht nargelegt erhalten Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— a koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Dienstag, den 18. Oktober habe. Demgegenüber iſt feſtzuſtellen daß die Ausbildung der Polizei in allen deutſchen Ländern lediglich polizeilichen Zwecken dient, wie aus dem Inhalt der Polizeivorſchriften ohne weiteres hervorgeht. Dieſe werden kei— neswegs geheimgehalten. So können z. B. die Polizeivorſchriften des größten deutſchen Landes, Preußen, von ſedermann im Buchhandel erworben werden. Es iſt unverſtändlich, wenn Maſſigli daran Anſtoß nimmt, daß die Polizei nicht nur Dienſt an den Sraßenkreuzungen verſieht, ſondern auch im Gelände ausgebil— det wird. Leider hat, wie allgemein bekannt iſt, die Polizei der deutſchen Länder im Laufe der letzten 12 Jahre wiederholt bei Auf⸗ ruhrverſuchen und Störungen der öffent⸗ lichen Ordnung in geſchloſſenem Einſatz Ak⸗ tionen größeren Stils zur Wiederherſtellung der Ordnung durchführen müſſen. Wenn Maſſigli dabei die Verwendung von Boo⸗ ten erwähnt, ſo veraißt er, daß die Polizei zuch waſſerpolizeiliche Aufgaben zu erfüllen hat und aus dieſem Grunde mit Einverſtänd— nis der Interalliierten Kontrollkommiſſion mit Vooten ausgerüſtet iſt. Wie wenig zuverläſſig die Quellen Maſſig⸗ lis ſind, geht beiſpielsweiſe daraus hervor, daß er von einer Uebung der badiſchen Polizei in einer Stärke von 2000 Mann ſpricht, während die ganze badiſche Bereit⸗ ſchaftspolizei, von der natürlich nur ein Teil für die Zwecke einer Uebung aus dem ört⸗ lichen Polizeidienſt gezogen werden kann, nur 1700 Beamte zählt. Hierbei iſt auch nicht zu vergeſſen, daß im demilitariſierten Gebiet, das etwa ein Sechſtel des Reichsgebietes aus⸗ macht, und zu dem faſt ganz Baden gehört, die Polizei das einzige Mittel zur Aufrecht⸗ erhaltung der Ordnung darſtellt. Mit dieſen und ähnlichen armſeligen und unwahren Argumenten operiert der fran⸗ zöſiſche Vertreter in Genf. Offenbar iſt ſeit der Sommerpauſe der Abrüſtungskonferenz das Ziel und die Aufgabe dieſer Konferenz in Vergeſſenheit geraten. Es handelt ſich nicht um die 35 000 oder 140 000 Beamte der deutſchen Polizei und nicht um die Ausbil⸗ dungsvorſchriften für die Polizei von Anhalt und Lübeck, ſondern um die Abrüſt ung von Millionenheeren und die Frie⸗ densſicherung durch Beſeitigung der gewal⸗ tigſten Wehrſyſteme und rieſigſten Veſtände an modernen Kriegsmitteln, die die Welt je geſehen hat. Das iſt die Wahr heit, was Herr Maſſigli aber ſagt iſt(höflich ausge⸗ drückt) Dichtung!. Verhandlungsende in Leipzig Urkeilsverkündung am 25. Oktober. Leipzig, 18. Oktober. Reichsgerichtspräſident Dr. Bumke hat die Verhandlungen des Staatsgerichtshofes im Staatsrechtsprozeß Preußen gegen das Reich um 19,45 Uhr mit der Milleilung geſchloſ⸗ ſen, daß es ihm unmöglich ſei, einen beſtimm⸗ ten Termin für die Verkündung der Enlſchei⸗ dung feſtzuſetzen. Er glaube aber, daß die Verkündung am Dienskag nächſter Woche, alſo am 25. Oktober, erfolgen könne. Die Beteiligten werden beſonders gela⸗ den werden. Die Stunde der Verkündigung feſtzuſetzen, iſt heute noch nicht möglich. Genf erneut abgelehnt. Konferenzplan aber nicht erledigt. N Berlin, 18. Oktober. Der engliſche Geſchäftsträger in Berlin ſuchte am Montag nachmittag den Reichs · außenminiſter von Neurath auf und ſchlug ihm in einer Unterredung erneut Genf als Konferenzork für die vorgeſehene Viermächke⸗ konferenz vor. In der Beſprechung erklärte der Reichsaußenminiſter unker eingehender Begründung wiederum, daß Genf für Deutſchland nicht annehmbar ſei. N Es iſt nunmehr anzunehmen, daß jetzt Verhandlungen über einen anderen Konfe⸗ renzort beginnen werden. Jedefalls gelten die Verhadlungen noch nich tors eech e tert. Man rechnet in politiſchen Kreiſen nach wie vor mit dem Zuſtandekommen der Konferenz. Die britiſche Abrüſtungspolitil Politiſche Rede Macdonalds. London, 18. Oktober. Im Ausſchuß der nationalen Labour-Par— tei hielt Macdonald eine Anſprache, die er ſelbſt als neue Erklärung der briti⸗ ſchen Regierungspolitik in der Abrüſtungsfrage bezeichnete. Deutſchland hoffe, erklärte Macdonald, daß England ſei⸗ nen Anſpruch auf die Gleichberechtigung nicht abweiſe. Der Premierminiſter betonte ſodann, daß alles auf die Notwendigkeit hin⸗ deute, zu einer Vereinbarung in der deut— ſchen Forderung und aller ihrer einzelnen Punkte zu kommen. Deutſchland ſollte an der Vorbereikung und dem Juſtandekommen dieſer Vereinbarung ſehen, daß ſeine Anweſenheit an den Ver- handlungen erforderlich ſei. Deukſchlands Ab- weſenheit ſchließe die Gefahr in ſich. daß ſeine Stellungnahme mißverſtanden werden könne. Der einzige Wunſch, den die nationale Re- gierung hat, iſt, daß; Deukſchland mit uns kommk. Der Miniſter betonte dann noch, daß Italien und Großbritannien die gleiche Anſicht über dieſen Punkt haben. Auch Frankreich habe ſchließlich zugeſtimmt, mit Deutſchland, Italien und Großbritannien zu— ſammenzukommen. Maedonald bedau⸗ erte zum Schluß, daß Deutſchland nicht nach Genf gehen wolle. Er fügte hinzu, den Grund der deutſchen Weigerung verſtehen zu können. Er hoffe aufrichtig, daß Deutſchland ſein letztes Wort noch nicht geſprochen habe. Der Wahllampf. Nationalſozialiſtiſche Kundgebungen. Berlin, 18. Oktober. Der Wahlkampf ſetzt nun allmählich ſtärker ein. Aus dem ganzen Reiche werden Kund⸗ gebungen verſchiedener Parteien gemeldet. Die NSDaaP. hat in Koburg anläßlich der 10⸗ jährigen Wiederkehr des Tages, an dem Adolf Hitler von München aus ſeinen Marſch nach Koburg unternahm, eine große Kundgebung veranſtaltet, die ſehr zahlreich be— ſucht war. Auf dem Sportplatz ſprach Adolf Hitler. Er ſagte u. a., die Nationalſozialiſtiſche Par⸗ tei, die größte politiſche Partei, habe das Recht, die Führung des Staates zu verlan⸗ gen. Wie früher, ſo werde ihr auch heute die⸗ ſes Recht verweigert. Man habe geglaubt, die NSDAP. durch das Angebot von Miniſter⸗ poſten beugen zu können. Da kenne man ihn, Hitler, aber ſchlecht. Was die NSDAP. er⸗ ſtrebe, das ſei die politiſche Macht. In Leipzig ſprach in einer großen Kund⸗ gebung der Berliner Führer Dr. Göbbels, der u. a. ſagte, es ſei nicht mehr als billig, wenn Hitler verlange, daß ihm nach 13jähri⸗ gem Kampf die Führung übertragen werde. Göbbels übte ſcharfe Kritik an den Deutſch⸗ nationalen und erklärte unter Hinweis auf die Verhandlungen der NSDAP. mit dem Zen⸗ trum: Wir Nationalſozialiſten bezrügen ea als Bundesgenoſſen, der mit uns die Regie⸗ rung Papen ſtürzen will. Papen ſei ein Schrittmacher des Bolſchewismus. Der Weg des Zentrun s. Münſter, 18. Oktober. Auf einer Sitzung des Vorſtandes der Weſt⸗ fäliſchen Zentrumspartei ſprach am Montag Nachmittag der Zentrumsführer Prälat Dr. Kaas. Er kritiſierte ſcharf die Haltung der Reichsregierung. Alle innerdeutſchen Maßnah⸗ men auf dem Gebiet des wirtſchaftlichen Wie⸗ deraufſtiegs griffen ins Leere, ohne die Wie⸗ derherſtellung des internationalen Vertrauens. Eine Wirtſchaftskonjunktur laſſe ſich nicht durch Notverordnungen aus dem Boden ſtampfen. Der Redner belannte ſich zu einem geſunden Töderalismus. ſaate aber dem Mroielt der 49. Jahrgang Schaffung eines Oberhauſes ſcharfſten Kampf an. Die Verſtärkung der Rechte des Reichs⸗ rates fände dagegen die Unterſtützung des Zentrums. Die Deutſche Zentrumspartei biete in dieſer ſchweren Stunde jedem die Hand, der ſie ihr zu verantwortbarer Gemeinſchafts⸗ arbeit in ritterlicher Form und Geſinnung entgegenſtrecke. Noch eine Papenrede. Gegen ungerechtfertigte Preisſteigerungen. Dortmund, 18. Oktober. Außer in Paderborn ſprach Reichskanzler v. Papen auch in Dortmund. Aus dem In- halt dieſer Rede iſt beſonders bemerkenswert, was er über die Frage der Preisbil— dung ſagte. Ich möchte nicht den geringſten Zweifel darüber laſſen, erklärte der Reichskanzler. daß die Reichsregierung keinerlei ungerecht. fertigte Preisſteigerung zulaſſen wird. Sie wird jeden Verſuch in dieſer Richtung un⸗ nachſichllich unterbinden. Sonſt allgemein muß zur Frage der Preisbildung mit allem Nachdruck gefordert werden. daß auf dem Wege vom Erzeuger zum letzten Verbraucher die Höhe der Zwiſchengewinnes auf das äu⸗ ßerſte kalkulatoriſche Maß beſchränkt wird, denn nur ſo kann der Mittelſtand auf die Dauer mit einer Aufrechkerhalktung und Beſ. ſerſtellung ſeines Umſatzes rechnen. Kriegsbeſchädigte bei Hindenburg. Um die Aufhebung der Rentenkürzungen. Berlin, 18. Oktober. Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichsprä— ſident empfing am Montag vormittag den Vorſtand des Reichsausſchuſſes der Kriegsbe— ſchädigten und Kriegshinterbliebenenfürſorge und eine Abordnung des Landesverbandes Weſtfalen⸗Mitte im„Reichsverband Deutſcher Kriegsopfer“, die ihm die Wünſche und Sor⸗ gen der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinter⸗ bliebenen vortrugen, insbeſondere die ſtarken Verſchlechterungen darlegten, die durch die letzten Notverordnungen in der Kriegsopferfürſorge eingetreten ſind. Der Reichspräſident brachte ſeine wärmſte Teilnahme für das Los der Kriegsopfer und ſeinen Willen zum Ausdruck, ſobald es die finanzielle Lage des Reiches irgend⸗ wie geſtattet, allmähliche Beſeitigung der Kürzungen eintreten zu laſſen. Der Reichsarbeitsminiſter konnte alsbaldige Milderung eine Reihe von Härten in Aus⸗ ſicht ſtellen, die ſich bei der Durchführung der letzten Notverordnung gezeigt haben und mitteilen, daß hierfür ein beſonderer Fonds von fünf Millionen Mark bereitgeſtellt ſei, der für die Zeit bis zum Schluß des Haus— haltsjahres getilgt iſt und im Benehmen mit den Vertretungen der Kriegsopfer Verwendung finden ſoll. Es geht wieder los! Neue politiſche Juſammenſtöße. Berlin, 18. Oktober. Der allmählich auch in Berlin ſtärker ein⸗ ſetzende Wahlkampf hatte eine ganze Reihe politiſcher Zuſammenſtöße zur Folge. bei denen drei Perſonen verletzt und 25 feſt⸗ genommen wurden. In der Oldenburger⸗ ſtraße kam es zu einer Schlägerei zwiſchen Kommuniſten und Nationalſozialiſten, bei der auch Schüſſe fielen. Ein Kommun zt erhielt auch einen Kopfſchuß, ein National⸗ ſozialiſt trug einen Naſenbeinbruch davon. Auch aus Leipzig wird ein politiſcher Zuſammenſtoß gemeldet. Es kam dort zwi⸗ ſchen Gäſten eines Arbeiterheimes und vor⸗ übergehenden Nationalſozialiſten zu einer Rauferei, bei der auch geſchoſſen wurde. Drei Nationalſozialiſten wurden ſchwer verletzt. Das Feuergeſecht in Wien. Wie bereits bekannt, wurde auf eine Ab · teilung marſchierender Nationalſozialiſten aus einem ſhzialdemakratiſchen Parteiheim heraus geſchoſſen. Es gab vier Tote und zahlreiche Verwundete. Bei der Durchſuchung des ſozjaldemokra⸗ tiſchen Parkeiſekretariates ſind außer den 70 Gewehren über 1000 Schuß Munition, zwei Handfeuerwaffen, ſowie Maſchinengewehr⸗ beſtandteile gefunden worden. In wenigen Augenblicken wurden über 100 Schüſſe abge⸗ geben. Bei den Getöteten und Berwundeken handelt es ſich größtenteils um SA und SS-Leute. Ferner wurden auch vier Wach- beamte durch Schüſſe verletzt. Deutſche Tagesschau. Eine Gemeindewahl. Am Sonntag fand in Selb(Oberfranken) die Stadtratswahl ſtatt. Die Beteili⸗ gung betrug 78 v. H. Auf die einzelnen Wahlvorſchläge entfielen folgende Stimmen: Kommuniſten 1926(bei der letzten Reichs⸗ tagswahl 2009), SPD. 1242(1633), Bür⸗ gerpartei 620(keine Vergleichsziffer vorhan⸗ den), NSDAP. 2474(3192), Bayeriſche Volkspartei 2955(243). l Keine Herabſetzung des Penſionsdienſtalters. Entgegen einer anderslautenden Meldung wird jetzt von zuſtändiger Stelle er⸗ klärt, daß eine Herabſetzung des Pen⸗ ſionsdienſtalters weder im Reich noch in Preußen in Frage kommt. Am Miniſter Klepper. Neue Angaben des Berichlerſtalters des Unterſuchungsausſchuſſes. Berlin, 18. Oktober. Der Berichterſtatter des Klepper-Un⸗ terſuchungsausſchuſſes des Preußi— ſchen Landtages, der deutſchnationale Ab— geordnete Steuer, äußerte ſich vor Vertre— tern der Preſſe über die gegen die Geſchäfts⸗ gebarung des ehemaligen preußiſchen Fi— nanzminiſters Dr. Klepper als Leiter der Preußenkaſſe erhobenen Vorwürfe. Er er— klärte u. a., die bisher herausgegriffenen Fälle ſeien für die Klepperſche Finanzgeba⸗ rung typiſch, bei der ſtets das Beſtreben zu beobachten ſei, einen formellen Tatbeſtand zu ſchaffen, der ſich vom Strafgeſetz etwas di⸗ ſtanziere. Soweit Klepper ſtrafrechtliche Vor⸗ würfe träfen, ſo ſei in erſter Linie nach Steuers Anſicht der Vorwurf der Untreue gegenüber dem ihm Unterſtellten Inſtitut, alſo der Preußenkaſſe, begründet. Bei dem Kredit für den früheren Skaaks- ſekretär im Innenminiſterium Abegg ſeien das weſenkliche die merkwürdigen Begleik⸗ umſtände. Dieſe Sanierung eines verſchul⸗ deten Skaaksſekretärs ſei zweifellos ein Ge⸗ ſchäft illegaler Nakur. Wenn Klepper geſagt habe, die Preußenkaſſe habe der Skadt Köln überhaupt keinen Kredit gegeben, ſo ſei das formell richtig. Tatſächlich lägen die Dinge aber ſo, daß die Dedi⸗Bank der Stadt Köln damals keinen Pfennig gegeben hälke, wenn nicht die Preußenkaſſe die Vorausſekung für den Kredit durch Hergabe von Genoſſen⸗ ſchaftswechſeln in Höhe von 12 Millionen Reichsmark geſchaffen hätte. Was den Fall der„Kölniſchen Volkszei⸗ tung“ angehe, ſo habe Klepper erklärt, daß hier nach ſtaatlichen Maximen verfahren wor⸗ den ſei. Abgeſehen davon, ſo ſagte Steuer, daß dieſe„ſtaatlichen Maximen“ mit Rück⸗ ſicht auf die Zuſammenſetzung der früheren preußiſchen Regierung natürlich parteipoli⸗ tiſche Maximen geweſen ſeien, hätte es Klepper ſelbſtverſtändlich ablehnen können, derartige Aufträge auszuführen. Immerhin liege die moraliſche Verantwortung für dieſes Geſchäft tatſächlich weniger bei Dr. Klepper als bei der damaligen preußiſchen Regierung Pleitegeier über Newpork. Die Stadt kann keine Gehälter mehr zahlen. Neuyork, 18. Oktober. Die Stadt Neuyork iſt unfähig, die Ge⸗ hülter für die ſtädtiſchen Beamken und An- geſtellten am 1. November auszuzahlen. Die Neuyorker Bankiers haben ein erneutes kreditgeſuch des Finanzdireklors der Stadt abgelehnt. Die Gewährung von neuen Krediten wird davon abhängig gemacht, daß die von dem früheren Bürgermeiſter Walker verſprochenen Sparmaßnahmen durchge- führt werden. Dazu gehören neben draſti⸗ ſchen Gehaltskürzungen, die Abſchaffung der Jutterkrippenwiriſchaft, ſowie eine Konver⸗ tierung der Skadkanleihen. Die Lage der Stadt iſt umſo ernſter, als für die Erwerbsloſenfürſorge im kommenden Winter ſehr große Summen be⸗ nötigt werden. Schweres Eiſenbahnunglück. Neun Tote, viele Verletzte. Paris, 18. Oktober. In der Nacht zum Montag ereignete ſich kurz vor dem Bahnhof Cerences ein ſchweres Eiſenbahnunglück, bei dem ſieben— nach neueren Meldungen neun— Perſo⸗ nen getötet und 15 zum Teil ſchwer verletzt wurden. Ein Perſonenzug. der infolge des ſtarken Sonmagsverteyrs vis auf den letzten Platz gefüllt war, ſiſeß eliwa 500 Meter vor der Einfahrt in den che auf 5 rangie⸗ renden Güterzug. Die erſten agen des Perſonenzuges wurden ineinandergeſchoben ebenſo einige Wagen dos Gükerzuges. Bis in die ſpäfen Nachtſtunden wurden ſieben Leichen geborgen, während 15 Verwundeie in das Krankenhaus der Stadt eingelieferf werden mußzken. Wie weiter gemeldet wird, trägt die Schuld an dem ſchweren Eiſenbahnunglüch der Bahnhofsleiter von Cerenes der es dem Lokomotivführer des Güterzuges geſtattet hatte, auf der eingleiſigen Strecke zu rangieren, obgleich der Perſonenzug be⸗ reits angekündigt war. Es wird voraus⸗ ſichtlich mit neun Todesopfern zu rechnen ſein. Ein zweſter Fall daubmann? Im Kriege abgeſch ger Ilieger meldei ich. Paris, 18. Oktober. Ein Mann aus Nordkarolina (USA) hatte kürzlich behauptet, mit dem im Kriege aus der Luft abgeſchoſſenen ameri⸗ kaniſchen Fliegerunteroffizier Campbel! identiſch zu ſein. Er erklärte, bei dem Ab⸗ ſturz ſeiner Maſchine ſein Gedächtnis ver⸗ loren zu haben und ſuchte um einen Kriegs- rangliſtenauszug nach, den er angeblich zum Zwecke ſeiner bevorſtehenden Verheiratung benötige. Inzwiſchen ſind aber von deut⸗ ſchen Fliegern Beweiſe beigebracht wor⸗ den, daß Campbell tatſächlich den Tod im Luftkampf gefunden hat. Die in Paris erſcheinenden amerikaniſchen Blätter melden, daß der amerikaniſche Ge⸗ neralkonſul einen Brief von einem deutſchen Flieger Ritſcherle aus Karlsruhe erhalten habe. Der deutſche Flieger keilt darin mit, daß er Campbell abgeſchoſſen habe. Rit⸗ ſcherle ſetzt dann im Gegenſatz zu den Erklä⸗ rungen eines anderen deutſchen Fliegers na⸗ mens Andres, der in einem früheren Be. richt den Abſchuß Campbells ſich gutgeſchrie⸗ ben hatle, auseinander, daß Andres zwar dabei geweſen ſei, daß er, Ritſcherle, aber den Amerikaner abgeſchoſſen habe. Er ſei noch im Beſitz einer Photographie der ab⸗ geſtürzlen Maſchine und amtlicher Doku⸗ mente über den Tod des Amerikaners.„Ich ſelbſt habe“, ſo ſchreibk Ritſcherle,„die Aus weiſe Camubells geſehen und habe mir die 41 9 5 S 4245 ſeines Flugzeuges ge⸗ merkt.“ Aus Baden. Ehedrama in Adelsheim. Adelsheim, 17. Okt. Der in der Pfarr⸗ gaſſe wohnhafte, ſchon längere Zeit arbeitsloſe 42jährige Schäfer Fritz Keſſel ing gab auf ſeine 37jährige Ehefrau, in dem Augenblick, als dieſe aus dem Zimmer treten und ihre beiden Söhne wecken wollte, aus einem Revolver drei Schüſſe ab, die die Frau ſchwer verletzten. Sodann richtete Keſſelring die Waffe gegen ſich ſelbſt und brachte ſich einen Schuß bei, der ſeinen ſofortigen Tod zur Folge hatte. Die Frau wurde in ſchwerverletztem Zuſtand in das hieſige Krankenhaus gebracht. Ob ſie mit dem Leben davonkommt, iſt fraglich. Was Keſſelring zu der Tat bewegte, iſt noch un⸗ bekannt. Schwerer Motorradunfall.— Zwei Tote. Mannheim, 17. Okt. Der Führer eines Motorrades, das mit Soziusſiz und Bei⸗ wagen verſehen und mit drei Perſonen beſetzt war, ſtieß in der Mannheimer Straße im Vor⸗ ort Käfertal mit einem Fuhrwerk zuſammen. Der Führer des Kraftrades und ſein Sozius mußten in ſchwerverletztem Zuſtande ins All⸗ gemeine Krankenhaus eingeliefert werden, wo ſie kurz nach ihrer Einlieferung ſtarben. Der Mitfahrer im Beiwagen des Kraftrades und der Führer des Pferdefuhrwerks ſind mit dem Schrecken davongekommen. Durch den Zu⸗ ſammenſtoß faßte der Benzintank des Kraſt⸗ rades Feuer und ging in Flammen auf. Der Brand wurde von der Berufsfeuerwehr ge⸗ löſcht. * Mannheim, 18. Okt.(Ueberführte Wohnungseinbrecher.) Die Kriminal⸗ polizei in Ludwigshafen hat ein Einbrechertrio, das dort bei einem Wohnungseinbruch er⸗ tappt und feſtgenommen worden war, über⸗ führt, daß es auch in Mannheim nicht weni⸗ ger wie 43 Einbrüche begangen hat. Von den Verhafteten, die ſich auch in Stuttgart und München betätigt haben, wohnen zwei in Mannheim, während der Rädelsführer aus Schwetzingen iſt. Mannheim, 18. Okt.(Einbruch in Pelz⸗ warengeſchäft.) In der Waldhofſtraße wurde in das Pelzgeſchäft Geng eingebro⸗ chen. Die Diebe rafften alles zuſammen, was ſie finden konnten und verſchwanden mit ihrer Beute. Der Wert der geſtohlenen Pelze be⸗ trägt etwa 5000 Mark. Mannheim, 18. Okt.(Der Erzbiſchof in Mannheim.) Der Oberhirte der Erz⸗ diözeſe Freiburg, Erzbiſchof Dr. Gröber, iſt in Mannheim eingetroffen. Er ſprach zunächſt in der Jeſuitenkirche zu den Mannheimer Katho⸗ liten. Dann nahm er die Konſegration der neuen Nikolauslirche nor. In don nächſten Tagen wird er dann die Firmungen vorneh⸗ men. i 9 85 f Heidelberg, 18. Okt.(Ein Kind töd⸗ lich überfahren.) Ein von Mannheim Teilnehmer einer Hochzeit ſaßen, überfuhr im Stadtteil Wieblingen den vierjährigen Hans Mayer, Sohn des Kellners Mayer. Das Kind ſeiner Einlieferung in die Klinik ſtarb. Heidelberg, 18. Okt.(Kurzſchluß durch Drachenſteigen.) In Wieblingen hat ein Schüler auf der Pfälzer Straße einen Drachen ſteigen laſſen. Der Drachen blieb an einer Nundfunkantenne hängen, und beim Herab⸗ zerren geriet die Drachenſchnur mit einer Starſtkromleitung in Berührung. Hierdurch entſtand Kurzſchluß und ein Radioapparat ge⸗ riet in Brand. Der entſtandene Sachſchaden beträgt etwa 200 Mark. Bekanntlich iſt auf öffentlichen Straßen und Plätzen das Steigen⸗ laſſen von Drachen, ebenſo das Spielen von Fußball und Schlagball durch ortspolizeiliche Vorſchrift verboten. Mühlhausen bei Wiesloch, 17. Okt.(Be⸗ triebseinſtellung). Die Belegſchaft der Firma Pfatteicher iſt erheblich erweitert wor⸗ den. Die Firma arbeitet nun ſeit einigen Tagen auch in dem gegenüberliegenden Saale der früheren Wirtſchaft„zum Engel“. glückt.) Als der 17jährige Knecht des Land⸗ wirts Wilhelm Bär ſein bereits fahrendes Fuhrwerk beſteigen wollte, rutſchte er aus und fiel herab. Er kam dabei ſo unglücklich zu lie⸗ gen, das Fuhrwerk über ihn hinweg ging. Der Knecht wurde hierbei ſo ſchwer verletzt, daß er noch auf dem Transport ins Kran⸗ kenhaus ſtarb. Buchen, 18. Okt.(Sturz von der Scheune.) Beim Umſetzen von Stroh ſtürzte der Sohn eines Landwirtes vom Scheunen⸗ gebälk auf die Tenne. Der Verunglückte wurde in lebensgefährlichem Zuſtande in das Kran⸗ kenhaus eingeliefert. Adelsheim, 18. Oktt.(Verunglückt.) Auf der Straße von Schillingſtadt nach Be⸗ rolsheim ſtürzte der Tünchermeiſter Kern vom Rad. Der Verunglückte lag zwei Stunden bewußtlos auf der Straße und wurde dann ins Krankenhaus Adelsheim verbracht. Karlsruhe, 18. Okt.(Ein Greis ver⸗ unglückt.) Beim Einſteigen in einen Stra⸗ ßenbahnwagen rutſchte ein Greis von 81 Jah⸗ ren. Er kam hierbei zu Fall und brach ſich den rechten Oberſchenkel ſowie einen Oberarm. Karlsruhe, 18. Okt.(Wärmeflaſche explodiert.) Die alte Anſitte, eine Märmeflaſche verſchloſſen auf den Herd zu ſtellen, hat ſich wieder einmal in der hieſigen Oſtſtadt ereignet. Die Flaſche explodierte, wo⸗ durch nahezu die ganze Kücheneinrichtung de⸗ moliert wurde. Nur dem Zufall, daß zurzeit der Exploſion niemand in der Küche war, iſt es zu verdanken, daß größeres Unglück verhütet wurde. Karlsruhe, 18. Okt.(Reichs zuſchuß.) Die Stadt Karlsruhe erhält aus den neuen vom Reich bereitgeſtellten Mitteln insgeſamt 140 000 Mark für die Inſtandſetzung und Teilung von Wohnungen und Wohngebäuden. Pforzheim, 18. Okt.(Sturz aus dem Zug.) Von der hinteren Plattform eines Wagens der Kleinbahn Pforzheim Dietlin⸗ gen ſtürzte ein Greis von 74 Jahren herab. Der Verunglückte hat ſchwere Knochenbrüche davongetragen. Auenheim, 18. Okt.(Unfall.) Im Rhein⸗ hafen Kehl ſtürzte der Arbeiter Fuchs von hier von einer Laufbrücke ab. Er fiel dabei mit dem Kopf auf ein Zahnrad und wurde dadurch lebensgefährlich verletzt. Kirchzarten, 18. Okt.(Im Steinbruch verunglückt.) Zwei Arbeiter von hier wa⸗ ren im Steinbruch beſchäftigt, als ſich plötzlich ein Felsblock löſte. Beide Arbeiter wurden getroffen und ſchwer verletzt. Während dem Taglöhner Hug ein Bein amputiert werden mußte, ſtellten ſich die Verletzungen ſeines 17 Treſcher als nicht ganz ſo ſchwer herus. Singen, 17. Okt.(Wieder ein Kind verbrüht). In einer hieſigen Familie fiel ein zehn Monate altes Kind in eine mit ko⸗ chendem Waſſer gefüllte Badewanne. Es er⸗ litt hierbei ſo ſchwere Verbrühungen, daß es wenige Stunden ſpäter ſtard. Baden ⸗Konkordat unterzeichnet. Veröffentlichung erſt 12 den Reichstagswah⸗ en. Karlsruhe, 17. Oktober. und der römiſchen Kurie iſt im Kloſter Hegne bei Konſtanz unterzeichnet worden. Als Ver⸗ treter der Kurie fungierte Kardinalſtaatsſekre⸗ tär Pacelli. Die badiſche Regierung war durch Unterrichtsminiſter Dr. Baumgartner vertre⸗ ten. Außerdem war noch Erzbiſchof Dr. Grö⸗ ber von Freiburg anweſend. Die Veröffentli⸗ ung des Vertragswerkes, das die einmitige Zuſtimmung aller e erhalten 1015 ſoll, werde erſt nach der Reichstagswahl erfolgen. a„ kommender Perſonenkraftwagen, in dem die war direkt vor den Wagen gelaufen und wurde ſo ſchwer verletzt, daß es gleich nach Meclesheim, 18. Okt.(Tödlich verun⸗. Das Konkordat zwiſchen dem Lande Baden Gaſtrollen. In Wirt uus i 1 Ottober. In dem Stadtteil Langenberg hat die 26⸗ jährige Ehefrau Fey in einem Anfall geiſti⸗ ger Umnachtung in Abweſenheit ihres Mannes ihr drei nachſpringen wollte, wurde be von an ihrem Vorhaben gehin ſtarb nach kurzer Zeit. a Die Frau, die ſchon vor 14 Tagen ſich im Schierſteiner Hafen ertränken wollte, wurde nach dem Krankenhaus gebracht. Das zweite Kind befand ſich zurzeit der Tat bei den Groß⸗ eltern. * Ludwigshafen, 17. Okt.(Hausbeſitzer⸗ Kritik). Der Grund⸗ und Hausbeſitzerverein hat in ſeiner Mitgliederverſammlung in einer Entſchließung zum Ausdruck gebracht, er lehne 0 eine Ablöſung der Hauszinsſteuer, wie ſie im Papen'ſchen Wirtſchaftsprogramm vorgeſehen ſei, entſchieden ab und verlange ihre um⸗ gehende Beſeitigung. Papen dieſen volkswirtſchaftlichen Weitblick nicht beſitzen, dann werde ſie die Zahl der ge⸗ ſcheiterten Regierungen lediglich um eine ver⸗ 0 Die Entſchließung wurde der (Arbeit für 4000.) Im Bereiche des Arbeitsamtsbezirks mehren.— Reichsregierung zugeleitet. Ludwigshafen, 18. Okt. Ludwigshafen hat ſich der freiwillige Arbeits⸗ dienſt beſonders umfangreich geſtaltet. Die zur Durchführung gelangenden Maßnahmen haben 6 Schätzungsweiſe jetzt die Zahl 110 erreicht. werden jetzt zu dieſen Arbeiten 4000 Arbeits⸗ loſe herangezogen. Bad Dürkheim, 17. Okt.(Wurſtmarlts Die Angeſtellte diebin vor Gericht). Anni Jaeger aus Wiesbaden hatte einer Wurſtmarktsbeſucherin aus der offenen Hand⸗ taſche einen Geldbeutel entwendet. Sie wurde dabei beobachtet, zur Wache gebracht und dort — nachdem ſie zuerſt einen falſchen Namen an⸗ gegeben hatte, als die berüchtigte Taſchen⸗ diebin Jaeger erkannt. Die Angeklagte, die 3 bereits erheblich vorbeſtraft iſt, hatte auch auf dem Wurſtmarkt 1930 mehrere Taſchendieb⸗ ſtähle begangen und war deswegen von dem Amtsgericht Wiesbaden zu einer Zuchthaus⸗ ſtrafe von eineinhalb Jahren verurteilt wor⸗ den. Das Urteil des hieſigen Gerichts lautete 5 unter Zubilligung mildernder Umſtände auf 6 Monate Gefängnis. Herxheim bei Landau, 17. Okt.(Aus der Fremdenlegion geflohen). Der vor zwei Jahren in die Fremdenlegion eingetretene Landwirtsſohn Eugen Rieder von hier iſt aus der Legion geflohen und wieder in die Heimat zurückgekehrt. Schopp, 17. Okt.(Von einem Fels⸗ block ſchwer verletzt). Bei den Inſtand⸗ ſetzungsarbeiten an der Staatsſtraße Pirma- ſens— Kaiſerslautern verunglückte unweit des Ortes der Tagner Karl Stichler von hier. Ein von einem Abhang herabrollender Fels— block verletzte ihn am linken Bein ſehr ſchwer. Aerztliche Hilfe war bald zur Stelle. Rockenhauſen, 17. Okt.(Spinale Kin⸗ derlähmung). Auf dem zur Gemeinde Bayerfeld— Steckweiler gehörigen Schmal⸗ felderhof wurden an einer in den 30er Jah⸗ ren ſtehenden Frau Erſcheinungen der Spina⸗ len Kinderlähmung feſtgeſtellt. Amtsärztlicher⸗ ſeits ſind die notwendigen Schutzmaßnahmen angeordnet worden. Die Erkrankte wurde nach Bad Kreuznach überführt. Die Schule iſt bis auf weiteres geſchloſſen. Pirmaſens, 18. Okt.(Der Aniform⸗ held verurteilt.) Die Verhandlung ge⸗ gen den Fabrikarbeiter Moritz, der in franzö⸗ ſiſcher Uniform inen KPD.⸗Umzug mitgemacht hatte, endete nach Anhörung des Sachver ſtändigen mit der Verurteilung des Angeklag ten zu ſechs Wochen Haft. Das Gericht ſtellte feſt, daß er das nationale Empfinden weiteſter Volkskreiſe aufs gröblichſte verletzt habe. Lie Gastrollen des ſalſchen Daubmann Freiburg, 18. Oktober. Wie erinnerlich, hatte der Schneider Karl Ignaz Hummel, nachdem er ſich in Endingen N als der falſche Daubmann von ſeinen furcht- baren Strapazen erholt hatte, von dort Ein⸗ ladungen erhalten, der Ruhe zu pflegen, um ſeine angeblich ſo ſchwer geſchwächte Geſund⸗ heit wieder zu erlangen. So wurde„Daub mann“ auch von eiſſem Regimentskameraden in Arlen(bei Singen a. H.) eingeladen, ſih einige Wochen bei ihm, einem Zollbeamten, zur Erholung aufzuhalten. Hummel war dann auch Gaſt in Arlen. wünſchte, verwandte ſich der angebliche Daub⸗ mann anläßlich einer Vorladung bei einer ſtaatlichen Behörde in Karlsruhe für ſeinen Regimentskameraden und er ſoll tatſächlich er⸗ reicht haben, daß der betreffende Beamte in 5 1 das Breisgau verſetzt wurde. Auch in Singen a. H. gab Hummel einige g chaften erzählte er viel von ſeinen„Erlebniſſen“ und ein Wirtstöch⸗ terchen ſchwärmte beſonders für ihn. Der Pfeudo⸗Daubmann machte verſchiedene Kraft⸗ 1 15 mit dem Mädchen und war ſogar rart Kavalier, daß er ſeiner Braut in Spe einen Pelzmantel kaufte. 0 5 onate altes Kind durch das Fen⸗ ſter auf die Straße geworfen. Als ſie ſelbſt Nachbarn ert. Das Kind Sollte die Regierung 0 Da der Zollbeamte 1 i gerne in das Breisgau zurückverſetzt zu werden 1 0 Noman von Gert Rothberg r Die vom Fliederhaus f Copyrieht by 5 Feuchtwanger, klelle(Saale) 2255 8. Norte dung Nachdruck verboten. en witd bet Verwüftung bot der ſonſt ſo blühende, mär arten. 5 e war doch nicht das Schlimmſte! Lange nicht! Das Sanimmſte war, daß Frau Doktor Beringer ſtill und tot bort drinnen lag. Ein Herzſchlag mußte ihrem Leben ein Ende gemacht haben. Marie hatte es nicht ein⸗ mal bemerkt, ſo ruhig war alles vor ſich gegangen. Und Verene kam nicht wieder. Der Arzt kam auch nicht. War das Kind vielleicht gar verunglückt in dieſem entſetzlichen Wetter? Die alte Marie war immer wieder an das Tor gelaufen, aber das Wetter hatte ſie immer wieder zurückgetrieben. Und endlich hatte das Unwetter nachgelaſſen, war nun ſchon faſt ganz gewichen. Und noch immer kam Verene nicht! Ein Mann kam dort drüben. Er trug irgend etwas. Was ging der Mann ſie an? Krampfhaft ſpähte Marie den ſchmalen Weg entlang, ob nicht doch endlich eine ſchmale, junge Geſtalt zu ſehen ſel. Vielleicht, nein, wahrſcheinlich hatte man Verene nicht forigelaſſen. Hatte ſie während des furchtbaren Unwetters irgendwo zurückgehalten, was natürlich nur gut und recht war. Aber wenn ſie doch nun endlich kommen möchte! Die alte Marie hielt es nicht mehr aus inmitten all der Verwüſtung ringsum und mit der geliebten toten Herrin im Hauſe. Wenn nur wenigſtens die Sorge um das Kind aus ihrem Herzen genommen würde! Wenn Verene endlich käme! Der große, breitſchultrige Mann kam auf das Haus zu. Marie dachte: Was will er bei uns? Es iſt doch nicht der Arzt? Und was trägt er denn da? Das iſt doch.. „Gnädiges Fräulein, das Unglück! Was iſt denn nun hier geſchehen?“ „Nichts. Hier haben Sie Ihr gnädiges Fräulein wohl— behalten zurück. Wenn ich einen guten Rat geben ſoll, dann ſtecken Sie ſie einige Stunden ins Bett, damit eine etwaige Erkältung keine nachteiligen Folgen hat.“ Behutſam ſtellte Eſchweiler Verene auf die Füße. Nun lächelte er auf ſie nieder, die ihn ſcheu-ſelig anſah. „Mein Liebes, ſehe ich dich morgen früh im Walde?“ Willenlos nickte ſie. Er ſagte leiſe: „Gegen zehn Uhr am Waldrande beim Moor.“ 1 Eine tiefe Verbeugung, dann ging er raſch davon. Verene ſah ihm nach, jauchzendes Glück in den braunen, ſtrahlenden Augen. Jäh wandte ſie ſich um, fiel der alten Getreuen um den Hals. „Marie, nichts ſagen! Wundern Sie ſich auch nicht, Marie! Ich bin ſo glücklich, das genügt ja.“ Marie machte ſich los. In ihren Augen ſtand feind— ſelige Abwehr. „So mußte es alſo kommen. So! Das war doch der Graf? Der tolle Graf, der alle Frauen und Mädchen betört und ſie dann wegwirft, wie er ebenſo achtlos ein Paar alte Handſchuhe wegwerfen mag?“ ſagte ſie hart. „Marie, was erlauben Sie ſich?“ ſagte Veren⸗ außer ſich, und es war ihr, als habe man der Dienerin doch viel zuviel nachgeſehen in dieſen langen Jahren. Marie wandte ſich um, führte die Schürze an die Augen. Aller Zorn war fort in Verene. „Marie, ich bin ſo glücklich!“ „Ja, gewiß. Und darüber haben Sie die arme Groß⸗ mama vergeſſen können?“ „Ich habe Großchen nicht vergeſſen, ganz gewiß nicht, Marie. Wie dürfen Sie das ſagen? Ich bin doch beinahe ins Moor hineingelaufen, und der Graf hat mich gerettet. Ich wollte den Arzt holen.“ Verene nahm Maries Arm. Haſtig erzählte ſie, wes— halb ſie ins Moor geraten war. Marie ſah ſie traurig an. „Verzeihen Sie, Fräulein Verene, aber ich— bin— doch— ich— weil doch...!“ Mit weiten, entſetzten Augen blickte das Mädchen die alte Dienerin an. „Marie, was iſt denn nur? Marie, was iſt— mit dee Großmama?“ Verene ſtürzte vorwärts. Jetzt wußte ſie ſich auf ein⸗ mal das ſeltſame, beinahe feindliche Benehmen Maries zu erklären. Ihre Füße trugen ſie kaum noch. N „Großchen, Großchen, ich hab' doch keine Schuld, ich wollte dir doch den Arzt holen“, wimmerte ſie und wäre geſtürzt, wenn Marie ſie nicht aufgefangen hätte. „Das nützt ja nun nichts mehr. Alles iſt vorüber“, ſagte das alte Mädchen traurig, aber noch immer ſchwebte ein ſchwerer Vorwurf durch ſeine Stimme. Und dann lag Verene neben dem Lager auf den Knien. Sie ſtreichelte die kalten Hände, ſie küßte ſie. „Großchen, vergib, ich wollte doch gewiß nicht fort⸗ bleiben“, ſagte ſie immer wieder zwiſchen Tränen. Sie war nicht vom Lager der Toten fortzubringen Und Marie verſuchte es auch nicht mehr. Großmama lächelte ein wenig. Und ſo friedlich, ſo gütig war dieſes Lächeln. Müde legte Verene den Kopf auf die Bettdecke. In diefer Stellung war ſie noch, als der Doktor kam. „Herzſchlag“, ſagte er.„Wohl infolge der Aufregung über das Unwetter. Ich hätte nicht helfen können, auch wenn ich eher da ſein konnte.“ In Marie riefen dieſe Worte eine Umwandlung hervor. In Verene nicht! Sie fühlte ſich noch immer ſchuldig am Tode der Großmama. Der Arzt veſprach noch einiges mit Marie, dann empfahl er ſich. Mit dem jungen Mädchen war jetzt nichts zu beſprechen, das ſah er ein. So watete er dann bald wieder drüben durch die Pfützen der Stadt zu. N e Frau herein, die immer in ein Haus n enſch die Augen für immer geſchloſſen hatte. Verene ſaß ſtill und noch völlig benommen von dem Unerwarteten, Unfaßlichen in ihrem Stübchen. „Ich bin glücklich geweſen, während Großchen...!“ Dieſer Gedanke kam ihr immer wieder und marterte ſie. Verene graute es vor dieſer Nacht. Vor dieſer endloſen Nacht mit ihren Vorwürfen. Noch war es Tag. Jetzt mochte es kaum zwei Uhr nach⸗ mittogs ſein, und die Sonne brach ſtrahlend hell durch, als ob ſie die Verwüſtungen ſo recht gründlich und hell beleuchten wollte. Verene ging in den Garten hinunter. Aber es tat ihr nick einmal weh, was ſie ſah. Alle Lieblingsplätzchen ver⸗ wüſtet! Was tat es? Das ganze bisherige Leben war ja doch vorüber. Wenn Großmama, die Gütige, nicht mehr war, ſo konnte ja auch ihr geliebter Garten vernichtet ſein. Verene war noch nicht lange im Garten, als der Ober⸗ förſter kam. Er ging in ſeiner guten Uniform und ſah rot und verlegen aus. Nach heftigem, innerem Kampfe hatte er ſich zu der Ueberzeugung durchgerungen, daß mochte es in Gottes Namen ſein. Er hatte ſich nun einmal eingebildet, ſie zu beſitzen; nun wollte er ſie auch haben. Da ſah er das Mädchen ſo ſtill und traurig inmitten all der Verwüſtungen ſtehen. Und da ſtieg ein echtes, ver⸗ zeihendes Mitleid in ihm hoch. Er trat zu ihr. „Erſchrecken Sie nicht, Verene, ich bin es. Darf ich mir meine Antwort holen?“ Sie wandte ihm ihr blaſſes, troſtloſes Geſicht zu. „Ich— kann Ihnen heute keine Antwort geben. Oder doch— Sie ſollen nicht länger warten. Ich kann Ihre Frau nicht werden. Nun nicht mehr.“ Er lachte bitter. „Alſo doch! Ich habe es ja gewußt, daß der Herr Graf nichts umſonſt tut“, ſagte er dann. Verene ſah ihn verſtändnislos an, begriff erſt jetzt, und ihre großen, traurigen Augen flammten auf. „Es iſt mir gleich, Herr Oberförſter, was Sie glaubten. Ganz gleich iſt es mir. Ihre Antwort haben Sie jetzt.“ „Ja, die habe ich! Ich werde aber doch ein Wörtchen mit Frau Doktor Beringer über die ganze Angelegenheit ſprechen müſſen.“ „Großchen iſt allem enthoben, allem Häßlichen auf dieſer Welt“, flüſterte das Mädchen mit zuckenden Lippen. Melenthin erſchrak. „Fräulein Verene, das iſt doch nicht gut möglich? Frau Doktor Beringer kans doch nicht ſo ſehr krank ge— worden ſein binnen dieſer iurzen Zeit?“ „Großchen ift tot. And für mich iſt alles zu Ende.“ Melenthin ſchwieg. In ihm ſtritten Zorn und Liebe um die Hereſchaft. N „Für mich iſt alles zu Ende!“ hatte ſie geſagt. Dieſe Worte redeten ven keinem Glück. Dieſe Worte waren nur eine einzige, gioße Entſagung. Hatte der Graf ſich doch nicht herabgelaſſen, und war nun Verene unglücklich darüber? Es mochte nun noch der Schmerz über den Tod der Großmutter dazukommen. Und aus dieſer Stimmung heckaus hatte ſie ihm vielleicht die abſchlägige Antwort gegeben? Er mußte Nachſicht haben. Es war ſchon gut genug, daß Verene ſo unglücklich toar, denn dann ſtand kein noch ſo leichtſinniges Verſprechen im Hintergrunde. „Kommen Sie doch ins Haus!“ bat Melenthin nach einer Weile. Wortlos folgte Verene ichm. Er ſtand baun längere Zeit am Lager der toten Frau, die er ſehr hoch geſchätzt hatte. Aber trotz aller Hoch— ſchätzung war es ihm doch en letzter Zeit erſchienen, als ſei ſie kein wertvoller Bundesgenoſſe für ihn im Kampfe um das ſchöne kleine Mädel. Als er dann wieder unten un Wohnzimmer mit Verene und der alten Marie ſaß, erhbot er ſich, ihnen noch ver⸗ ſchiedene Wege abzunehmen. Er ſagte, daß es für Verene ſchließlich doch wohl beſſee ſei, wenn ſie während der ganzen traurigen und immerhin ſehr aufregenden Tage zu Paſtors überſiedle. Verene aber wehrte entſchieden ab. „Ich bleibe hier!“ Das klang ſo ſeſt und beſtimmt, daß er nichts mehr dagegen ſagte. f Aber er dachte, daß doch die Frage, wo Verene von nun an zu bleiben habe, ſowieſo aufgerollt und beant⸗ wortet werden müſſe. Aber in dieſer Beziehung konnte er ſich wahrſcheinlich ganz und gar auf Tante Paſtor ver⸗ laſſen. Und wenn Verene erſt bei ihr war— wo ſollte ſie ſonſt auch hin—, dann würde das Weitere über Verene bald genug entſchieden werden. Tante Paſtor hatte ſo eine Art, ſich die Menſchen ſehr ſchnell gefügig zu machen. Das alſo würde ſich alles wunderſchön regeln laſſen. Soviel ſtand doch wohl jetzt feſt, daß Verene nicht glücklich war, denn wie hätte ſie ſonſt dieſe entſagenden Worte ſprechen können?! Oberförſter Melenthin blieb noch ein Stündchen. Die Unterhaltung ſchleppte ſich aber nur mühſam weiter, und Melenthin ging endlich. Kalt und unbeweglich ruhte Verenes Hand in der ſeinen. Er verſtand nicht einmal, was ſie ſagte. Die alte Marie brachte ihn hinaus. Sie kämpfte ſchwer mit ſich, ob ſie ihm erzählen ſollte, daß der Graf, der ver⸗ rufene Graf, Verene auf ſeinen Armen bis vor das Fliederhaus gebracht, daß ſie ſich geküßt hatten! Aber dann ließ ſie es ſein. Sie wußte auch nicht mehr in all den Aufregungen, was nun eigentlich recht und unrecht war. Der Herr Oberförſter würde doch der Mann Verenes werden! Alſo hätte er das Furchtbare eigentlich erfahren müſſen. Wiederum aber war ſie doch ihrer jungen Herrin die Treue ſchuldig. Und ſo ſchwieg Marie eben. Da, am Tor, wandte ſich ihr der Oberförſter ſchroff zu: „Marie, Graf Eſchweiler brachte Fräulein Verene heute nach Hauſe. Haben Sie etwas Auffälliges bemerkt?“ „Ich weiß doch nicht. Er hat ſie getragen. Und.“ „Und?“ „Sie haben ſich geküßt.“ Der Oberförſter ſchüttelte Marie bei den hageren Schultern. „Ueberlegen Sie ſich, Marie, was Sie ſprechen“, keuchte er. Sie nickte traurig. „Ich werde doch nicht lügen? Mir iſt der Schreck darüber doch auch in alle Glieder gefahren.“ „Es iſt gut, Marie. Was nun werden ſoll, weiß ich noch nicht. Ich kann doch eine Frau nicht heiraten, die ſich von dem Grafen küſſen läßt.“ O Gott, ich alte dumme Perſon, dachte Marie ver⸗ zweifelt. Jetzt habe ich dem Kinde noch die gute Partie verſcherzt. Aber ich mußte es doch ſagen. Der Oberförſter reichte ihr die Hand. „Leben Sie wohl, Marie, und paſſen Sie ein bißchen auf. Ich komme morgen früh wieder herüber.“ N Verene eben doch die Seine werden müſſe. Er würde ſie 970 noch einmal auf Ehre und Gewiſſen fragen, und dann Etwas ſchwerfällig ſtapfte er davon. 0 i f Marie aber dachte: So ein guter Mann! Was hat das Kindchen nur gedacht, daß es ſich von dem Grafen küſſen ließ? Iſt es denn wirklich Wahrheit, daß er alle Frauen behext? Denn was will er denn? Heiraten kann und darf er ſie ja nie! Weshalb mußte er nun gerade jetzt zurück⸗ kommen und dem Kinde die gute Partie verſcherzen? Marie ſah dem Förſter noch ein Weilchen nach. Dann fiel ihr Blick auf den verwüſteten Garten. Was doch ein einziger Tag alles bringen konnte! Auseinander geborſten lag der große alte Fliederbaum auf dem Raſen links vom Hauſe. Es war der, der die großen, dunkellila Dolden trug. Der Lieblingsbaum der toten Herrin! Nun war er mitgeſtorben. In der Sonne richteten ſich die Dolden in die Höhe. Dufteten und dufteten! Langſam ging Marie ins Haus zurück. 2 E 2. Graf Eſchweiler hatte am nächſten Morgen im Walde gewartet. Zwei Stunden lang! Aber Verene war nicht gekommen. Angſt war in ihm. Angſt um das holde kleine Mädchen. War ſie krank geworden? Ein Wunder wäre es nicht auf all die Aufregungen. Unſchlüſſig war er immer noch eine Viertelſtunde hin und her gegangen. Verene kam nicht! Der Graf ging dem Ausgang des Waldes zu. Und da kam ihm von einem Seitenweg der Oberförſter Melenthin entgegen. Der Graf erwiderte freundlich den höflichen Gruß. Melenthin blickte verlegen vor ſich nieder, dann ſagte er: „Herr Graf verzeihen, ich muß heute einige Gänge be— ſorgen. Die Holzfäller wiſſen jedoch trotzdem Beſcheid. Ich war heute früh ſchon zeitig draußen. Es iſt— Frau Doktor Beringer iſt geſtern verſtorben und— da nehme ich Fräulein Verene Beringer Verſchiedenes ab. Zumal — zumal— ſie— ja meine Braut iſt.“ 105 Von unten herauf beobachtete Melenthin, wie den Grafen dieſe Tatſache treffen würde. Und ſie traf! Das ſchöne braune Geſicht des Grafen zuckte. Dann hatte er ſich aber doch ſogleich wieder in der Gewalt. „Dann gratuliere ich herzlich, lieber Melenthin. Es iſt ſehr traurig, daß in Ihr Glück hinein dieſer Verluſt der alten Dame fällt. Ich habe ſie früher gekannt. Sie war ein lieber, gütiger Menſch. Was das andere anbetrifft: Stellen Sie ſich dem kleinen Fräulein ganz und gar zur Verfügung. Es geht ſchon einmal ohne Sie.“ Kalt, ohne jede innere Regung hatte der Graf es geſagt. 4 Und Melenthin dachte: Es iſt das Beſte. Er muß es wiſſen, damit er dieſe leichtſinnige Sache läßt. Und Verene wird ihn unter der Obhut von Tante Paſtor vergeſſen. Beſtimmt wird ſie das! Nur ſo kann noch alles gut werden. Denn Tante Paſtor wird es Verene ſchon klarmachen, was ihr aus dieſer leichtſinnigen Sache erblühen kann und was ihr auf der andern Seite verlorengeht! Der Graf entließ den Oberförſter und ſchritt dann hoch aufgerichtet weiter. Melenthin aber wurde es plötzlich recht ungemütlich in ſeiner Haut. Wenn der Graf je erfuhr, daß er ihm heute die Unwahrheit geſagt hatte, dann konnte das alle mög⸗ lichen Folgen nach ſich ziehen. Aber man mußte eben dafür ſorgen, daß das Geſagte zur Wahrheit wurde. Dann hatte man jeder unangenehmen Auseinanderſetzung vor⸗ gebeugt. Vielleicht— war der Verluſt der Großmutter für Verene ein Grund mehr, ſich in den ſicheren Hafen der Oberförſterei zu retten. Tante Paſtor mußte Verene eben klarmachen, daß ſie ſich unmöglich zum Grafenliebchen herabwürdigen durfte. Und weiter würde ihr ja nichts anderes beſchieden ſein, wenn ſie ſich die Annäherungen des Grafen auch weiterhin gefallen ließ. Melenthin ſchritt auf das Fliederhaus zu, wo er jetzt noch etwas Ordnung im Garten ſchaffen wollte. Denn da das Haus ſobald als möglich verkauft werden ſollte, mußte es auch wieder in Ordnung gebracht werden, denn ſonſt erhielt man ja nichts dafür. Was Tante Paſtor da geſtern abend erzählt hatte, das war natürlich Unſinn. Kompletter Unſinn! Er würde doch hier das kleine Haus nicht leer ſtehenlaſſen, bis er mal in Penſion ging! Sollte ihm einfallen! Das ſollte Geld bringen und nicht noch welches koſten. Baſta! Melenthin war aber ſonſt recht froh, Tante Paſtor jetzt als Bundesgenoſſin zu haben. Bei ihr würde es Verene nicht lange gefallen. Sie würde ſich mit aller Macht fort⸗ ſehnen, und dann war der Augenblick ja ſchon gekommen, da er ſie ins Forſthaus holen mußte. Dann würde ſie ja die Stellung als ſeine Frau einem ſtetig unzufriedenen Daſein im Pfarrhauſe vorziehen.(Fortſetzung folgt.) r Kleine Meberraſchungen. Eben habe ich den duftenden Kaffee auf den Tiſch geſtellt und ſehe etwas erſtaunt auf die Uhr. Schon 20 inen 9800 Uhr— meine Freundin iſt doch ſonſt ſo pünktlich, wenn es gilt, bei mir ein Täßchen Kaffee zu trinken und dabei ein bißchen gemütlich zu plaudern Ich trete an das Fenſter und zehe ſie auch ſchon um die Ecke biegen, flink und elaſtiſch. Und ſchon iſt ſie oben bei mir, mit geröteten Wangen und fliegenden Atem. So muß ſie mich erſt einmal recht ſtürmiſch begrüßen. Es geht ſtets eine ungeheure Friſche und Lebendigkeit von ihr aus; ich möchte ſie faſt darum beneiden. Dabei iſt ſie genau ſo alt wie ich, bereits ſeit zehn Jahren verheiratet und hat drei wilde Buben zu erziehen. Sie hat alſo wirklich alle Hände voll zu tun. Und trotzdem iſt ſie immer von einem gleichbleibenden Humor und voller natürlicher Heiterkeit. Man fühlt ſich in ihrer Nähe gleichſam angeſteckt von ihrem glücklichen Tem⸗ ee 80. „Ja“, ſprudelt ſie denn auch ſchon hervor,„verzeih! Du haſt beute etwas auf mich warten müſſen, meine arne Käthe! 80 habe dir dafür auch eine Unmenge zu erzählen. Vorher war ſch noch einkaufen. Deshalb meine Verſpätung.“ Und nachdem ſie mir ſo manches nützliche Stück ihres Einkaufs gezeigt hat, holt ſie zum Schluß ein flaches Paketchen aus ihrer Taſche, packt es dus, und eine Krawatte kommt zum Vorſchein.„Gefällt ſie dir?“ Ich nicke nur, frage gleichzeitig:„Hat denn dein Mann Geburtstag? Mir iſt wahrhaftig das Datum wieder entfallen, obwohl wir im Vorjahre dieſen Tag ſo luſtig gefeiert haben.“ „Ach, nicht doch“, meint ſie lachend,„das dauert auch noch eine geraume Zeit bis zu Rudolfs Gebürtstag. Die Krawatte ſoll eine Ueberraſchung ſein, wenn er heute abend aus dem e di „Na, du biſt aber leichtſinnig“, ſage ich,„ſo ohne jeden Grund ſchenkſt du deinem Manne 155 Arawackes⸗ e Jetzt lacht meine Freundin hell auf.„Weißt du“, ſagt ſie, indem ſie ganz nahe an mich heranrückt,„kleine Geſchenke er⸗ halten die Freundſchaft, oder im anderen Falle: kleine Ueber⸗ raſchungen machen die Ehe glücklich. Du darfſt nun natürlich nicht denken, daß wir uns jeden Tag etwas Koſtſpieliges ſchenten Dafür haben wir wirklich kein Geld übrig. Aber ſo dann und wann machen wir uns gern eine kleine Freude. Sieh mal, es iſt heute ſo eine kritiſche Zeit. Unſere Männer haben 08 nicht immer leicht im Beruf. Es gibt manchmal ſo viel Wa ech en eier 15 Geſchäft. Da muß man ſich das äus Leben ſo heiter und ange irgend ög⸗ lb gebe genehm wie nur irgend mög Das leuchtet mir ein. Aber immerhin bin ich noch ei wenig ſchwerfällig in ſolchen Dingen. Ich Wüste nicht, womit ich meinen Mann wohl überraſchen könnte. Abgeſehen davon, wie er es wohl auffaſſen würde. a Und als hätte meine Freundin meine Gedanken erraten, ſagt ſie:„Da habe ich jg etwas Schönes angerichtet. Du darfſt mich aber nicht mißverſtehen. Sag, hat ſich dein Mann in der letzten Zeit über irgend etwas geärgert?“ 5„Geärgert? Ja, richtig! Gerade erſt heute morgen beim Raſieren ſagte er, er brauche unbedingt neue Raſierklingen und vergäße jedesmal, ſich dieſe zu beſorgen.“ i „Na, ſiehſt du, die kaufſt du ihm. Er wird ſich ſicher freuen, wenn du ihn morgen früh damit überraſchſt.“ „ Unſere Kaffeeſtunde war beendet Ich habe den Rat meiner Freundin befolgt und— ich mag es eigentlich kaum verraten— mein Mann hat ſich ſo über meine Ueberraſchung gefreut und hat für mich am nächſten Tage dafür ein Veilchenſträußchen mitgebracht. Ganz beſcheiden war es; aber ich war trotzdem glücklich darüber. II. S. Sind gereinigte Lebensmittel entwertet? Was das Reichsgeſundheitsamt dazu zu ſagen hat. Zuerſt einmal: Was ſind gereinigte Lebensmittel? Nun, das iſt ganz einfach: Reis zum Beiſpiel, wie ihn die Kulis in, Ching eſſen, iſt ein rohes Nahrungsmittel; aber polierter Neis, wie wir ihn lochen, iſt ein gereinigtes Nahrungsmittel. Brauner Kandis iſt nicht gereinigt, der weiße, raffinierte Zucker dagegen, den wir zum Süßen der Speiſen und Ge⸗ tränke benutzen, iſt ebenſo ein gereinigtes Nahrungsmittel wie das weiße Mehl, das bei uns in den Handel kommt. Nun ſollte man glauben, die Menſchen wären froh, wenn ſie ge⸗ reinigte Nahrungsmittel erhielten, und im allgemeinen iſt es auch ſo. Aber immer wieder muß man von Angriffen leſen, in denen behauptet wird, gereinigte Nahrungsmittel ſeien vergiftet oder entwertet, und die modernen Ernährungs⸗ künſtler erfinden immer neue Argumente, die ſie gegen die im Handel befindlichen Nahrungsmittel ins Feld führen. Da lann man leſen, der weiße Zucker ſei ein Gift und ziehe infolge ſeines Mangels an Kalkgehalt den Kalk aus allen Körperteilen, in erſter Linie aus Zähnen, Knochen und dem Gehirn! Einer der modernen Ernährungsapoſtel die behaupten, Charakter⸗ ſchwäche komme vom Fleiſcheſſen, Glückſeligkeit hänge aber vom Salaigenuß ab, ſchreibt kürzlich in einer Broſchüre, er ſei überzeugt, daß von den 80 000 Kindern, die jährlich in Frankreich ſterben, mehr als die Hälfte ein Opfer des Zuckers ſeien. Warum das gerade in Frankreich der Fall ſein ſoll, hat er leider nicht angegeben. In modernen Kochbüchern, in denen von Rohkoſt, vegetariſcher Koſt, ſalzfreier Koſt, Säuretod und Kulturſiechtum die Rede iſt, wird den Hausfrauen ſogar empfohlen, beim Kochen ſtatt des Zuckers Honig zu verwenden. Was haben nun unſere modernen Nahrungsgmittelchemiker und Ernährungswiſſenſchaftler zu dieſen Dingen zu ſagen? Es könnte wohl genügen, darauf hinzuweiſen, daß gerade ſie Amer wieder der Meinung Ausdruck gegeben haben, Reis, Mehl, Zucker und andere„präparierte“ Lebensmittel verlieren keineswegs dadurch, daß ſie bei der Herſtellung einer Ver⸗ ſchönerung unterworfen werden. Es wirß aber allgemein intereſſieren, einmal zu hören, was das Reichsgeſundheitsamt den Angriffen gegen den weißen Rubenzucker und der Propa⸗ ganda für den braunen, indiſchen Rohrzucker gegenüber für eine Stellung einnimmt. In den vom Reichsgeſundheitsamt und dem Reichsausſchuß für hygieniſche Volksbelehrung be⸗ arbeitete„Praktiſchen Winken für die Ernährung“ kann man wörtlich leſen: 4„zuckee iſt ein wichtiger, ſehr leicht verdaulicher Nährſtoff Die meiſten Ernährungsphyſtologen ſehen— und zwar in allen Kulturſtaaten— im gewöhnlichen Zucker ein hoch⸗ wertiges, unſchädliches Volksnahrungsmittel. Die gegen den Genuß van Zucker erhobenen Einwände ſind durchweg ö als unbegründet zu bezeichnen.“ Oeraus geht eindeutig hervor, daß die amtlichen Stellen auf dem von der Wiſſenſchaft der ganzen Welt vertretenen Standpunkt ſtehen, daß für den allgemeinen Gebrauch in erſter Linie als Zucker der gewöhnliche weiße Rübenzucker in Frage kommt. Das deutſche e e braucht eine Nea Kritik gewiß nicht zu ſcheuen. Wer ſich aber zur Kritit eſugt fühlt, der ſollte zuerſt einmal bedenken, daß wir in Deutſchland ein Lebensmittel⸗Geſetz haben, daß die Reichs⸗ und Landesbehörden den Schutz der Verbraucher garantieren, Reichsgeſundheitsamt und vom Reichsausſchuß für hygieniſche Volksbelehrung den Ernährungsſektierern gene 150 Klarheit der Ueberzeugung, wiſſenſchaftlichen Ernſt und Ver⸗ antwortungsbewußtſein anbetrifft, keinesfalls unterlegen fein dürften. Dr. Walter Schirrmacher. Wie hältſt du deine Sachen? Es gibt Menſchen, die verhältnismäßig wenig für ihre Garderobe ausgeben und trotzdem immer ſauber 110 19 0 aus ſehen. Andere dagegen wieder wenden ſehr viel für die Toilette an und ſehen trotzdem nie gut angezogen aus. Oft ſind eiche See die 558578 wirken. Guter Geſchmack g Sauberkeit un rdnung ver 0 5 e g verhelfen ſchnell zu äufig werden Schuhe und Kleider die ganze Woche hin⸗ durch getragen; das ſollte man, wenn irgend möglich, perten Das findet man ſogar bei Leuten, denen es an Abwechſlung keineswegs mangelt. Das ununterbrochene Tragen von Klei⸗ dern bezlehungsweiſe Schuhen ſchadet natürlich den Sachen. Sie werden unanſehnlich, verſtaubt— es bilden ſich Falten; mit einem Wort: ſchnell ſind die Sachen abgetragen. Es ſollte ſelbſtverſtändlich ſein, daß jedes Kleidungsſtück, das ausgezogen wird, ſorgfältigſt ausgebürſtet und über den Kleiderbügel ge⸗ hängt wird. Auf dieſe Weiſe hängt ſich das Kleid wieder aus ene Ned den ich aus. Das ſtändige Bügeln atſam; es ſchadet den feinen W 0 noch Mühe, Arbeit und Geld. e Schuhe müſſen immer in Leiſten eingeſpannt werden; auch ihnen tut ab und zu Ruhe gut. Das Oberleder bleibt durch die Leiſten viel länger glatt und weich. „Mehr Rückſicht ſollte beim Tragen von Kleidern und Schuhen auf die Witterung genommen werden. Durch Näſſe und Regen kommen Kleider ſchnell aus der Form. Entweder muß man über einen entſprechenden Regenmantel verfügen oder man tut gut daran, bei Regenwetter ältere Sachen zu tragen. Straßenſchmutz muß immer gleich entfernt werden; eingetrockneter Schmutz ſchadet Stoffen und Leder ſehr. Oft ruiniert ein einziger Regentag mehr, als langes Tragen bei gute 85 i Kleine Schäden müſſen gleich repariert werden. Fehlende Knöpfe zeugen von keinem großen Ordnungsſinn.— Bel Schule kindern achte man darauf, daß zu Hauſe ſtets etwas anderes angezogen wird, als in der Schule. Das Wechſeln des Kleides zu Hauſe erhält die Kleider viel länger in gutem Zuſtande. Schon von Jugend auf ſollte darauf geachtet werden, daß jeder ſelbſt verantwortlich iſt für die Juſtandhaltung feiner Kleidung und Schuhe. Es muß den Kleinen in Fleiſch und Blut übergehen, daß man beim Spielen andere Kleider trägt, als in der Schule. Wird dies anerzogen, ſo wird es ſpäter mal eine Selbſtverſtändlichkeit ſein, mit ſeinen Sachen ſchonend umzugehen und ſie dementſprechend zu pflegen. Das ſpart viel Aerger und Geld.. Isabella. Zeit verloren— alles verloren. Von Dr. H. Ferres. „Wie konnten Sie nur ſo lange warten, ehe Sie den Arzt riefen? Jetzt iſt es vielleicht zu ſpät, möglicherwei a n 1 helfen e ht zu ſpät, möglicherweiſe kann ich „Das iſt ein Vorwurf, der leider oft genug der Umge eines Kranken gemacht werden muß. Es iſt ja ante 19 05 dieſer oder jener die Ausgaben ſcheut, die durch ärztliche Hilfe ſtets erwachſen. Die Medikamente koſten Geld, der Arzt ſchickt vielleicht eine Rechnung; am Ende droht gar ein Aufenthalt im Krankenhauſe, vor dem manche eine durchaus unberechtigte Angſt haben, und ſchließlich gibt es ja noch genug Meſſerſcheue, die das Wort„Krankenhaus“ und„Arzt“ gleich ſetzen mit dem ihnen gräßlichen Begriff des Operierens. Da werden dann Heber erſt die unglaublichſten Hausmittel verſucht und alte Tanten und gute Freunde nach ihrer gratis geſpendeten Weis⸗ heit befragt, und erſt wenn alles verſagt, wird der Arzt geholt. Der ſoll dann ein Wunder tun. Und wenn dieſes Wunder nicht eintritt, dann ſchieben die Angehörigen des Kranken und ihre„klugen“ Berater obendrein dem Arzt noch die Schuld in die Schuhe, ſtatt reuig an die eigene Brüſt zu klopfen. „Wie oft hängt die Entſcheidung über Leben und Tod eines Kranken von wenigen Stunden ab! Da iſt beiſpielsweiſe jemand, der einen Bruch hat. Er weiß, daß dieſer Bruch meiſt ſchnell wieder zurückgeht, wenn er wirklich einmal ſtärker herausgetreten iſt. Eines Tages geht das aber nicht. Der Bruch bleibt vielmehr außerhalb der Bruchpforte(Bruchpforte nennt man die Oeffnung, durch die der Bruch austritt); aber der Kranke denkt, das würde wohl nicht ſo ſchlimm ſein Viel⸗ leicht verſucht er auch, durch Drücken und Maſſieren den Bruch wieder zurückzubringen. Geſcheiter wäre es geweſen, ſo ſchnell wie möglich den Arzt zu holen Es geht tatfächlich um Leben und Tod, denn faſt im Verlauf von Minuten wird ein der⸗ grtiges abgeklemmtes Bruchſtück brandig, und dann droht Bauchfellentzündung und ſchwere Allgemeinvergiftung. Da kann mit irgendwelchen Hausmittelchen nur geſchadet werden. Zeit verloren— alles verloren! Einen traurigen Fall anderer Art habe ich vor Jahren ein⸗ mal in der Praxis erlebt. Es handelte ſich um eine Frau mit Unterleibskrebs. Sie hatte, ſtatt rechtzeitig den Arzt guf⸗ zuſuchen, lange einen Kurpfuſcher darauf los ſündigen laſſen, und befand ſich, als ich ſie kennenlernte, in einem ganz fürchter⸗ lichen Zuſtande, der jede Rettung ausſchloß. Zeit verloren— 1 9 verloren! ud umgekehrt: wie erfreulich iſt es, wenn eine an ſich ſchwere Krankheit durch rechtzeitiges, ſachgemäßes Eingfeifen ihre Schrecken verliert! Ich erinnere an die zahlloſen Fälle von Blinddarmentzündung, die ſofort nach Erkennen der Krank⸗ heit in die Hände des Operateurs kommen und glücklich aus⸗ heilen. Auch hier geht es um Minuten. Jede Verzögerung durch Laienweisheit und Angſt vor dem allein rettenden Meſſer des Arztes ſetzt die Ausſicht auf Heilung herab. Die Liſte ſolcher Erkrankungen, bei denen Stunden über Feben und Tod entſcheiden, könnte beliebig verlängert werden. Auch Tuberkuloſe und Syphilis ſind bei rechtzeſtigem Ein⸗ greifen durchaus heilbar. Ich möchte übrigens nicht die An⸗ wendung von Hausmitteln grundſätzlich ablehnen. Weſentlich iſt nur, daß ihre Benutzung abhängig gemacht wird von der Anordnung des Arztes, der dann auch die Verantwortung dafür übernimmt, ſo daß nicht etwa ko A verſtreicht. ß nich a koſtbare Zeit ungenutzt Von Clementine, Kramer, Was ſich die kleinen Mädchens zu erzählen haben. „Meine Mutter hat einen Bubikopf.“ „Bei mir daheim laſſen ſie ſich ſcheiden.“ „Meine Mama hat ein getrenntes lafzi* 17 7 chelden it wehr 9 chlafzimmer bekommen * daß weder Polizei noch Sachverſtändige eine Verfälſchung von Nahrungsmitteln zulaſſen würden, und daß die ee vom „Mein neues Brüderchen heißt Arthur. Zuerſt haben ſie * wollen ſie aber doch lieber, daß es ein Bub ſein ſoll— des⸗ wegen heißt es Arthur.“ „Deswegen?— Du biſt ja blöd, und aufgeklärt biſt du auch nicht!“ „Das Kind, das uns der Storch gebracht hat...“ „Der Storch?— Doch nicht der Storch... doch die Mutter!“ „Es wird mal ſo und mal ſo ſein!“ . „Mein Vater iſt ein Rechtsanwalt.“ „Mein Vater hat ein Kolonialwarengeſchäft.“ „Rechtsanwalt iſt mehr.“ „Mein Vater iſt Lehrer.“ „Schullehrer ſind Hungerleider!“ benäht.“ „Freilich, ſie iſt ja bloß eine Näherin.“ „Sie arbeitet aber nur für Herrſchaften.“ „Meine Eltern ſind ſelbſt eine Hexrſchaft.“ i „Du, der Walter hat geſagt, daß ihm Zöpfe viel mädchen⸗ hafter erſchienen, wie geſchnittene Haare.“ pouſſieren läßt.“ „Gar nicht laß ich mich pouſſieren, ich bin kein Buben⸗ mädel.“ immer mit den Buben kokettiert?“ vielleicht wie Tennis?“ „Du weißt ſehr gut, was das iſt; zum Beiſpiel, weil du— kokett biſt, läßt du dir die Haare nicht ſchneiden. 1 5 Walter gesagt hütte 8 ht ſch Wenn aber der Es gibt Frauen „Es gibt Frauen— die nur durch ihre Jußsſend feſſeln; es gibt aber auch Frauen, deren Reife reizvoller als ihre Jugend iſt. . Es gibt Frauen— für die ein Mann alles opfert; und es. gibt Frauen, die alles für den Mann opfern.. * Es gibt Frauen— die einem das Leben zum Paradies machen können; es gibt aber auch Frauen, die einen gründlich aus dem Paradies vertreiben. 24. Es gibt Frauen— mit denen man nicht einmal einen Spaziergang machen möchte; es gibt aber auch Frauen, mit denen man beglückt die längſte Lebenswanderung antritt. . Es gibt Frauen— die bringen Sonne in jedes Zimmer; aber es gibt auch Frauen, die aus jedem Zimmer die Gemüt⸗ lichkeit verſcheuchen. * Es gibt Frauen— die ſo klug ſind, daß ſie es den Mann nicht einmal merken laſſen; aber es gibt auch Frauen, die ſo dumm ſind, daß ſie immer alles beſſer wiſſen wollen. Prahtiſche Winke. 1 9 1 Entfernung des Glauzes von Kammgaruſtoffen. Man löſe 20 Gramm Salmiak und 20 Gramm Salz in lauwanmem Waſſer auf. Damit bürſte man mehrmals das betreſſende Kleidungsſtück ab; dies genügt zur Entfernung des Glanzes. Auch ſchon wiederholtes Abreiben mit einem in Benzin ge⸗ tauchtes Tuch läßt den Glanz mehr oder weniger verſchwinden. f. Das Waſchen von Flanell. Flanell darf nur lauwarm gewaſchen werden. Flanell wird ohne Zuſatz von Seife ge⸗ waſchen, lauwarm geſpült und getrocknet. Um ein Gelbwerden zu verhindern, löſe man Farinzucker auf, und zwar auf ein Liter einen Eßlöffel voll, koche ihn auf und laſſe dieſes Zucker⸗ waſſer lauwarm werden. f. Ausbeſſern von zerriſſenen Gardinen. Wenn man die defekte Stelle mit Papier unterheftet, das man beim Aus⸗ beſſern gleich mit durchſtopft, laſſen ſich Löcher in Gardinen und feinen Deckchen viel leichter ſtopfen. Das Papier läßt ſich nachher mühelos entfernenz wenn Reſte zurückbleiben, kann man ſie mit Waſſer losweichen. f. Gummiſachen vor dem Bauchigwerden zu bewahren Um Gummiſchuhe, Gummimäntel uſw., auch Luftkiſſen und Eis⸗ beutel vor dem Bauchigwerden zu bewahren, darf man ſie nicht an ſehr warmen und trockenen Orten aufheben; denn durch trockene, warme Luft wird Gummi leicht brüchig. Die Räume, in denen man Kleidungsſtücke oder Gegenſtände aus Gummi aufbewahrt, müſſen gut temperiert ſein. f Schlechten Zimmergeruch zu vertreiben. Ein einfaches Mittel, dumpfige Gerüche aus Zimmern zu vertreiben, iſt folgendes: Man lege auf eine glühende Kohlenſchaufek Wacholderbeeren und laſſe dieſe darauf verbrennen. Der da⸗ durch ſich entwickelnde Geruch wirkt erfriſchend und beſeſſigt außerdem den dumpfen, ungeſunden Geruch. Auch bei neu⸗ tapezierten Zimmern iſt dieſes Mittel ſehr wirkungsvoll. 125 4 125 2 0 f. Gerührte Eier, in der Pfanne aufgezogen Eine Eier⸗ pfanne aus Porzellan wird dick mit friſcher Butter aus⸗ geſtrichen, verrührte, geſalzene Eier hineingegeben, einige Butterſtückchen oben darauf geſchnitten, auf ſchwaches Feuer geſetzt und ſo lange gebacken, bis die Eier auflaufen und glelch⸗ mäßig angezogen haben. Man ſerviert ſie ſo heiß wie möglich in derſelben Pfanne. k. Feiner Grieſſauflauf. Eine Taſſe Grieß wird mit Milch zu ſteifem Brei gekocht; 125 Gramm Butter rührt man ſchaumie verrührt immer einen Eßlöffel kalten Brei mit einem Eigel und der Butter glatt, bis man ſieben Eigelb und den Brei verbraucht hat. Nun wird der ſteife Eiweißſchnee darunter⸗ gemengt, die Maſſe eingefüllt und eine 7 Stunde lang auf⸗ gezogen. fk. Teekuchen. 125 Gramm ſchaumig gerührte Butter, 125 Gramm Zucker und drei Eidotter 1 eine halbe Stunde lang gerührt, 125 Gramm Mehl oder Kartoſſelmehl, 125 Gramm Sultaninen, 15 Gramm Zimt, eine Meſſerſpitze voll Nelken, Saft und Schale einer Zitrone und der Schnee vor drei Eiweiß daruntergemengt, die 1 0 in eine vorgerichletz e gefüllt und langſam eine 7 Stunde lang gebacken. Annisplützchen, Sechs zu ſteifem Schnee geſchlagene Ei⸗ weiß und G. Eggel werden eine halbe Stunde ang gerhet, ein Eßlöffel voll Anis und 200 Gramm Zucker hinzugefüg: noch eine Viertelſtunde lang gerührt, blen 200 Gan, Nich geſagt, wenn wir ein Kind bekommen, heißt es Lotte; jetzt daruntergemengt, mit dem Kaffeelöffel kleine Häufchen auf ein mehlbeſtreutes Backblech aufgeht und gleich Fabeln, l: Hummel „Meine Mutter hat ein ſeidenes Kleid, ganz mit Perlen: „Bloß, weil du Zöpſe haſt, bloß, weil du dich von ihm! „So— und auf Fahrt, am Samstag— Sonntag: wer hat „Ich weiß gar nicht, was das bedeutet kokettiert“— iſt das. 1 etwa 16 Jahren gab Karl Ignaz 100 in Lahr eine Gaſtrolle. Er war von der Zwangserziehungsanſtalt Flehingen ö aus als Freiwilliger zum Militär eingerückt d weilte im Jahre 1915 oder 1916 in der Heimat auf Urlaub. Er benützte dieſe Ge⸗ legenheit, um einer Frau in Oberſchopfheim (bei Offenburg) ihr Sparkaſſenbuch zu ſtehlen. Auf der Sparkaſſe Lahr hob er einen namhaf⸗ ten Betrag ab und verduftete dann. Als er nach einigen Tagen wieder erſchien, um aber⸗ mals Geld zu holen, gelang es der von der Sparkaſſenleitung verſtändigten Gendarmerie Hummel festzunehmen. Er ſtellte ſich nun krank und kam ins Militärlazarett. Hier gelang es ihm durch das Latrinenfenſter zu flüchten und barfuß, nur mit Hemd oder Hoſe bekleidet, erſchien er in Hofweier bei Verwandten, die er um Ziwilkleider bat. Die Verwandten ver⸗ ſtändigten die Behörde und die Gendarmerie verhaftete Hummel abermals, der ſich auf einer Heubühne verſteckt hatte. Er wurde dann zum zweiten Mal der Militärbehörde über⸗ geben, die ihn dann auch behielt. Aus der Heimat. Gedenktage. 18. Oktober. 1663 Prinz Eugen von Savoyen in Paris! geboren.. 1777 Der Dichter Heinrich von Kleiſt in Frankfurt a. O. geboren. 1 1813 Pölkerſchlacht bei Leipzig; Rückzug Napoleons in die Stadt. 1831 Kaiſer Friedrich III. in Potsdam ge— boren. 1914 Eröffnung der Univerſität Frankfurt am Main. Prot. und kath.: Lukas. Sonnenaufg. 6.28 Sonnenunterg. 17.01 Mondunterg. 11.04 Mondaufg. 18.05, Wandern und Volksgesundheit. Das Wandern iſt heute bei dem mehr im Vordergrund ſtehenden Sport etwas zurück⸗ getreten. Aber ſicherlich mit Unrecht— denn es iſt, ohne daß man es überhaupt zum Sport rechnen ſollte, auch in der jetzigen Jahreszeit eines der ſchönſten und wertvoll⸗ ſten Mittel zur Erhaltung der körperlichen und geiſtigen Geſundheit. Einmal hat es den großen Vorteil der Billigkeit. Eine kurze Fahrt mit der Bahn bringt jeden bald hinaus in irgend eine ſchöne Umgebung, die wohl alle Orte mehr oder weniger haben. Weiter bietet das Wandern auch große geſundheitliche Vor— teile, ſofern es nicht zu einer Kilometerfreſ⸗ ſerei ausartet. Herz und Lunge werden durch die andauernde Uebung in der friſchen Luft gekräftigt und die Muskeln geſtärkt. Bei ver⸗ nünftiger Kleidung iſt das Wandern ein gutes Abhärtungsmittel, namentlich wenn auch in der kühleren Jahreszeit gewandert wird. Man hat bei Kindern nach mehrtägiger Manderung unter guter Führung ſtarke Gewichtszunahme feſtgeſtellt, die auch ſpäterhin blieb oder ſich noch vergrößerte; die Lungenſaßkraft vermehrte ſich, was auf eine ſehr günſtige Beeinfluſ⸗ fung der Lungen hindeutet. Warnen muß man vor einem allzu ſchweren Ruckſack, man trage auch keine engen Gürtel. Die Kilometer⸗ zahl möge man nach der Kraft und Uebung der Wanderer bemeſſen. Die Verpflegung ſei einfach und kräftig. Eine warme Mahlzeit iſt dringend anzuraten. Wenn all dies beachtet wird, ſo kann das Wandern wie kein anderer Sport zu einer wahren Quelle der Freude und Geſundheit werden für jung und alt, arm und reich. Reichsbahn und Winterhilfe. Wie im vorigen Jahre werden von der Reichsbahn auch in dieſem Winter Liebesgaben für die Winterhilfe bei Aufgabe als Frachtgut bis ſpätſtens 31. März frachtfrei befördert. Zu den Lietzesgaben werden gerechnet: Lebensmittel, Kleidungs⸗ und Wäſcheſtücke ſowie Heizmate⸗ rialien, die von den in der Deutſchen Liga der freien Wohlfahrtspflege zuſammengeſchloſ⸗ ſenen Verbänden beſchafft oder geſammelt und von ihnen unentgeltlich an arme Notleidende oder Bedürftige zum unmittelbaren Gebrauch abgegeben werden. Zur Aufgabe der Sen⸗ dungen werden von dieſen gemeinnützigen Ver⸗ bänden Spezialfrachtbriefe den Abſendern zur Verfügung geſtellt. Sämtliche Frachtbriefe müſſen auch den Stempel der Deutſchen Liga der freien Wohlfahrtspflege tragen. Briefe mit zollpflichtigem Inhalt nach Belgien. Briefen mit zollpflichtigem Inhalt, zollpflichtigen Druckſachen und Päckchen nach Belgien iſt fortan je eine Zollinhaltserklärung in franzöſiſcher oder flämiſcher Sprache beizu— fügen, die an den Sendungen außen mit kreuzweiſer Umſchnürung haltbar zu befeſti⸗ gen iſt. * Wetterbericht. Da über England eine neue Zyklone heran⸗ zog, hielt die ungünſtige Witterung an. Vorherſage: Bei friſchen Weſtwinden noch vereinzelte Re enfälle. Der Vierverbrauch in Dennſchland Im Nechnungsjahre 1913⸗14 entfielen auf den Kopf der Bevölkerung über 100 Liter; im Jahre 1924-25 gleich 60,7 Liter, im Jahre 193132 dagegen nur noch 56,8 Liter. Dieſe nüchternen Zahlen zeigen, daß die deutſche Bevölkerung im letzten Rechnungsjahre ſogar weniger Bier genoſſen hat, als im erſten Jahre nach der Mährungsſtabiliſierung und faſt nur noch die Hälfte des Bierkonſums der letzten Vorkriegsjahre. 0 Aus dem Vergleich des Bierverbrauches der Rechnungsjahre 1929-30 und 193132 ergibt ſich folgendes Bild: Der Bierverbrauch des letzten Rechnungsjahres iſt um 36,1 v. H. zurückgegangen! In einigen Gegenden S ü d⸗ weſtdeutſchlands, wo ja der Wein⸗, Moſt⸗ und Obſtverbrauch eine beſonders wich⸗ tige Nolle ſpielt, ſchrumpfte der Bierkonſum ſogar auf die Hälfte zuſammen. So ſank zum Beiſpiel im Landesfinanzamtsbezirk“ Dar m⸗ ſtadt der Bierverbrauch um 49,9 v. H. Aber auch die Zahlen der übrigen Gegender. des Reiches ſind ebenfalls bezeichnend. In Berlin ſank der Bierperbrauch um über 34 v. H., in der Bierſtadt Mün chen um 30 v. H. Verhältnismäßig„gering“ iſt die Schrumpfung des Bierkonſums in O ſt⸗ deutſchland, was wohl mit der ſtarken Einſchkäftkung des Tlinkbranntweinverbrauchs der letzten Jahre zu erklären iſt: Im Landes⸗ finanzamtsbezirk Oldenburg verringerte ſich 5 der Bierverbrauch um„nur“ 113 v.* Trotz der Ermäßigung der Bierſteuer im März dieſes Jahres iſt der Bier verbrauch nicht geſtiegen, ſondern weiterhin erheblich ge⸗ gefallen, ein ſchlagender Beweis, daß auch die jetzt beſtehende Bierſteuer für die Be⸗ völkerung untragbar iſt. Jetzt noch zahlt je⸗ der deutſche Bürger durchſchnittlich 5.72 Reichs⸗ mark jährlich für die Bierſteuer. Infolge der andauernden weiteren Schrumpfung des Bier⸗ verbrauchs wird aber nicht nur der einzene Bürger geſchädigt, ſondern auch das Reich, denn der Ertrag aus der Bierſteuer ſinkt ebenfalls andauernd. Im lekten Rechnunas⸗ EEFFFFFbbbCCbCCCCCCCbCCPCCGCGCGPGGGTGGTGTGobkbTkGT0bPkGbPTGT0TPGTGb0bGb0b0bGobTbTbPTPTPbTPTPTPPTPGG—GGGGTGbG——————————————— jahre ſchrumpfre— im Vergleich zu 1930⸗31 — der Steuerertrag für den Bierkonſum um 22, v. H., alſo um mehr als ein Fünftel. Nür bei der weiteren weſentlichen Senkung der Bierſteuer könnte in dieſer Notzeit ſich der Bierkonſum des deutſchen Volkes wieder ver⸗ größern. Sportnachrichten. Rückschau auf den Senntag. Jußball. Obwohl der 3. Oktoberſonntag, was die Verbandsſpiele im Süden und Weſten an— langt, faſt keine Spiele von überragender Bedeutung brachte, gab es doch wiederum verſchiedene Ueberraſchungen. Die größte Senſation iſt die hohe Niederlage von Wacker-München gegen den Neuling Ulm 94, doch ſchnitten auch ſonſt Favoriten⸗ mannſchaften gegen Neulinge recht ungün⸗ ſtig ab. Der ſüddeutſche Meiſter Ein⸗ tracht⸗Frankfurt konnte in Fried⸗ berg aur unentſchieden ſpielen, ebenſo Phönix Karlsruhe in Offenburg, während Pirmaſens zu Hauſe gar gegen Trier beide Punkte einbüßte. Unerwartet kommt weiterhin noch Viernheims Nieder— lage in Sandhofen, das Unentſchieden zwi ſchen Spfr. Saarbrücken und Idar und Bie⸗ bers Sieg über Rot-Weiß Frankfurt. Von den Syielen im übrigen Reich nen⸗ nen wir: In Mitteldeutſchland mußte der Polizei SV. Chemnitz erneut eine Niederlage durch den Chemnitzer BC. mit 2:0 hinnehmen.— Bei den norddeut: ſchen Meiſterſchaftsſpielen führt in Ham⸗ burg⸗Altona Altong 93 mit 12:0 Punkten ungeſchlagen. In Lübeck-Mecklenburg hat die Polizei Lübeck die Spitze inne. In Schleswig⸗Holſtein behauptet ſich Holſtein⸗ Kiel nach wie vor. Das wichtigſte Spiel in der Schw e i 3 gewannen die Grashoppers⸗Zürich mit 5˙2 über den FC. Lugano. In Italien konnte Neapel zu einem weiteren Sieg kommen und behauptete ſich an der Tabellenſpitze. In Wien war die Auſtria mit 1:0 über Vienna erfolgreich. In Ungarn trennten ſich Hungaria und Ujpeſt 3:3. In der Tſche⸗ choſlowakei war Sparta Prag mit 271 der Slavia überlegen. Schwimmen. ei den verbandsoffenen Schwimmwett⸗ 1 0 von Jungdeutſchlan d⸗ Darmſtadt konnte der Göppinger Schwarz den Bahnrekord über 200 Meter⸗ Pruſt von 2:53 auf 2.51.8 Minuten verbeſ⸗ ſern. Die badiſchen Vereine ſchnitten ſehr gut ab.— Neptun Karlsruhe, der badiſ s rballmeiſter, 94 Biittürttet vor dem Karlsruher Schwimmverein und Nikar Heidelberg.— In Hannover⸗Linden wurde Hellas Magdeburg mit 816 von Hannover-Linden 98 geſchlagen. Letzte Nachrichten. Auto fährt in Arbeitergruppe. Bochum, 18. Okt. Am Montag fuhr hier ein Perſonenauto in eine Gruppe von Berg— leuten. Dabei wurde ein Bergmann getötet und zwei weitere ſchwer verletzt. Der Füh⸗ rer des Kraftwagens fuhr, ohne ſich um die Opfer zu kümmern, in der Richtung Lütgen⸗ dortmund davon. ſiegte beim Heidel; 8 Mord mit vergifteten Pralinen? Chemnitz, 18. Okt. Vor einigen Tagen vurde der Geſchirrführer Hennemeier, der dem Wehrwolf angehörte, in ſeiner Wohnung tot zufgefunden. Da die Todesurſache nicht feſt⸗ zeſtellt werden konnte, wurde die behördliche Oeffnung der Leiche angeordnet. Die Unter⸗ uchung ergab als Todesurſache Vergif⸗ tung. Die weiteren behördlichen Nachfor⸗ chungen haben zu dem Ergebnis geführt, daß Pralinen, die Hennemeier in der Taſche trug, Cyankali enthielten. Von wem er die Pra⸗ linen erhalten hat, ſteht noch nicht feſt. Auf⸗ fallend iſt, daß Hennemeier an dem Tage bergiftet aufgefunden wurde, an dem er in einem Meineidsprozeß als Hauptbelaſtungs⸗ zeuge auftreten ſollte. gieben Kinder ausgeſetzt. Berlin, 18. Olt. Auf einem Wohlfahrts⸗ amt erſchienen am Montag mehrere Frauen und verlangten eine Heraufſetzung ihrer An⸗ terſtützungsſätze. Als der Vorſteher den Frau⸗ en erklärte, daß ihre Anträge erſt geprüft werden müßten, verließen ſie das Wohlfahrts⸗ amt. Nach ihrem Weggang wurde feſtgeſtellt, daß einige der Frauen ihre Kinder, insgeſamt ſieben, auf dem Wohlfahrtsamt zurückgelaſſen hatten. Märkte und Vörſen. Vom 17. Oktober. (Ohne Gewähr.) Frankſurler Produktenbörſe. Amtlich notierten: Weizen inl. 21.25 bis 21.30; Roggen inl. 16.25; Braugerſte 18.50 bis 19; Ha. ſer 14.25 bis 14.75; Weizenmehl Spezial Null ſüdd. 30.90 bis 32.25; dto. niederrhein. 30.90 bis 32; Roggenmehl 23.50 bis 24.50; Weizenkleie 7.50; Roggenkleie 7.75. Tendenz ruhig. Frankfurter Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 427 Ochſen, 135 Bullen, 512 Kühe, 397 Freſſer, 420 Kälber, 120 Schafe, 5115 Schweine Preiſe pro 50 kg Lebendgewicht: Ochſen 29 bi- 30, 25 bis 28, 22 bis 24; Bullen 27 bis 29, 23 bis 26; Kühe 24 bis 26, 20 bis 23, 17 bis 19, 14 bis 16; Färſen 30 bis 32, 26 bis 29, 22 bis 25; Freſ⸗ ſer—; Kälber 40 bis 43, 36 bis 39, 30 bis 353 Schafe 24 bis 26, 20 bis 23, 17 bis 19; Schweine 44 bis 47, 42 bis 46, 40 bis 46, 38 bis 41. Mannheimer Schlachlviehmarkt. Zufuhr: 270 Ochſen, 217 Bullen, 264 Kühe, 431 Färſen, 683 Kälber, 35 Schafe, 3155 Schweine. Preiſe pro 50 kg Lebendgewicht: Ochſen 31 bis 33, 24 bis 28, 25 bis 28; Bullen 24 bis 26, 20 bis 22, 18 bis 20; Kühe 23 bis 25, 19 bis 21, 13 bis 16, 10 bis 13; Färſen 32 bis 34, 28 bis 29, 24 bis 26; Kälber 40 bis 43, 35 bis 39, 30 bis 34, 26 bis 305 Schafe 21 bis 27; Schweine 45 bis 48, 40 bis 44, 38 bis 40, 35 bis 38. Marktverlauf: Großvieh rege; Kälber und Schweine Ueberſtand. Mannheimer Produkkenbörſe. Die Forderungen für aus- und inländiſches Ge treide ſind etwas höher, doch nahm die Börſe deinen äußerſt ruhigen Verlauf, da der Konſum noch wie vor zurückhaltend iſt. Man hörte fol. gende Preiſe in Mark, per 100 kg, waggonfrel Mannheim: Weizen inl. gut, geſund und trocken 76—77 kg 21.75 bis 22; Roggen inl. gut, geſund und trocken 72—73 kg 16.75 bis 17; Hafer inl. 14 bis 15: Sommergerſte inl. 19 bis 20; Futter- gerſte 17.50 bis 17.75; La Platamais, gelber mi: Sack 16.50; ſüdd. Weizenmehl Spezial Mull Okt. Dez. 31.10; dto. mit Auslandsweizen 32.10; ſüdd. Weizenauszugsmehl, gleiche Mahlart und Lieferzeit 34.10 bzw. 35.10; ſüdd. Weizenbrotmehl gleiche Mahlart und Lieferzeit 23.10 baw 24.10; Karlsruher Schlachtviehmarkk. Zufuhr: 307 Rinder, 108 Kälber, 1388 Schwei ne. Preiſe pro 50 ko Lebendgewecht: Ochſen 25 bis 29, 23 bis 25, 22 bis 23; Bullen 25 bis 26. 22 bis 23, 21 bis 22, 18 bis 1; Färſen 32 bis 38, 21 bis 26; Kühe 21 bis 26; Kälber 42 bis 44. 31 bis 41, 23 bis 29; Schweeine 46 bis 48, 48 bis 50, 49 bis 50, 42 bis 44, 34 bis 39. Neues aus aller Welt. Zum Kirchlurmeinſturz in Aſchaffenburg. Unter dem Verdacht, den Sprengſtoffan⸗ ſchlag auf die Pauluskirche in Aſchaffen⸗ burg verübt zu haben, bei dem bekannt⸗ lich der Turm einſtürzte, wurde ein Maurer verhaftet. Der Mann war von der Bau⸗ leitung wegen Trunkenheit entlaſſen wor⸗ den. Man nimmt an, daß er die Tat aus Rache begangen hat. Vom wütenden Bullen verletzt. Beim Ein⸗ laden eines 18 Zentner ſchweren Bullen in Kall(Eifel) wurde ein auswärtiger Vieh⸗ händler ſchwer verletzt. Das Tier kam beim Einladen in einen Laſtwagen darch einen Fehltritt zu Fall und wurde wütend. Als es mit Gewalt in den Wagen transportiert wurde, wurde der Viehhändler von dem wilden Tier mit großer Wucht gegen die Seitenwand des Wagens 0 kt, ſo daß er ohnmächtig zuſammenl“ aan brachte 11 5 lebensgefährſich verießt, ins Kranken⸗ aus. Aukobus fährt in eine Kindergruppe. In Eſſen geriet ein Autobus infolge der Glätte der Straße ins Schleudern und fuhr auf den Bürgerſteig. Die Stelle paſſierte gerade eine Gruppe von Kindern. Zwei Knaben gerieten unter das Auto und erlit⸗ ten ſchwere Kopfverletzungen. Die Inſaſſen des Autos, das noch gegen eine Garten⸗ mauer prallte, kamen mit dem Schrecken da⸗ on. Schwere verrehrsunfä le. In Berlin ereigneten ſich drei ſchwere Verkehrsunfälle, bei denen zmei Perſanen gelötet und drei verletzt wurden. In der rneſedeckſtraße wurde der 68 jährige Sanitätsrat Schwer⸗ ſengki von einem Kraftwagen angefahren und ſo ſchwer verletzt, daß er kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus verſtarb.— Auf der Heerſtraße raſte ein Motorrad mit Beiwagen gegen einen unbeleuchteten Laſi⸗ kraftwagen. Während der Führer des Mo⸗ torrades nur leicht verletzt wurde, trug ſein 15 jähriger Mitfahrer ſchwere Verletzungen davon, denen er kurz darauf erlag.— Zur gleichen Zeit ſtießen auf dem Kurfürſten⸗ damm ein Kraftwagen und ein Motorrad zuſammen. Der Motorradfahrer und die Beifahrerin wurden ſchwer verletzt. Einbrecherkönig Franz Kita. Der weſt⸗ deutſche Einbrecherkönig Franz Kitta, dem es vor kurzem gelungen iſt, bei einem Transport aus dem Gefängnis in Dort⸗ mund zu entfliehen, hat aus Belgien an ſeine Mutter eine Mitteilung gelangen laſſen, daß er jenſeits der Grenze in Sicher⸗ heit ſei. Es iſt anzunehmen; daß er zur Fremdenlegion gehen will. Kitta war Füh⸗ rer einer Einbrecherbande und war zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Er war wegen ſeiner Ein⸗ und Ausbrüche im Ruhrgebiet berühmt. Franzöſiſcher Rut funk erhebt nun auch Gebe Per Rundfunkempfang war bisher in Frankreich gebührenfrei. Darin ſoll jetzt Wandel geſchaffen werden. Wie man hört, be⸗ abſichtigt man indeſſen die Rundfunkgebüh⸗ ren äußerſt niedrig zu bemeſſen und ſpricht von einem Jahresſaß von 2,50 Mark für Detektoren und 4,20 Mark für Röhrenap⸗ parate. Wenn man dagegen die Rundfunk⸗ gebühren in Deutſchland mit A Mark und in England mit 10 Mark vergleicht, ſo können ſich die franzöſiſchen Hörer gewiß nicht be⸗ klagen. Luxushokel niedergebrannl. Eines der größten Luxushotels an der franzöſiſchen Riviera, das Grandhotel am Kap Mar: tin in der Nähe von Mentone wurde in der Nacht zum Montag ein Raub der Flam⸗ men. Der Luxuspalaſt, in dem viele be⸗ kannte Staatsmänner abzuſteigen pflegten, brannte bis auf die Grundmauern nieder. Menſchenleben ſind nicht zu beklagen. Der Materialſchaden beläuft ſich auf etwa 15 Millionen Franken. Das Feuer hatte im Fahrſtuhlſchacht begonnen. Polniſche Anverſchämtheit. Deutſche Arbeiter von polniſchen Grenz: beamten beſchoſſen. Weißenberg(Oſtpr.), 18. Okt. Zwiſchen Weißenberg und Mon⸗ tauerweide ereignete ſich ein gemeiner polniſcher Ueber fall. Deutſche Ar⸗ beiter, die an der unüberſichtlichen Weichſel⸗ grenze beim Weidenſchneiden anſcheinend die Grenze auf der rechten Weichſelſeite überſchritten hatten, wurden von der pol⸗ niſchen linken Seite der Weichſel aus von fünf polniſchen Grenzbeamten beſchoſſen. Während zwei Arbeiter flüchten konnken, wurde ein dritter, der Arbeiter Schiwelſki, angeſchoſſen und von den Grenzbeamlen mil einem Boot nach Polen verſchleppt. Die näheren Ermittlungen haben bereits be gonnen. Nach Zeugenaussagen haben die polniſchen Beamlen ſkrupellos deulſches Ge⸗ bie! betrelen, um dem Verletzten den Weg abzuſchneiden. 75 8 Die Folgen des Wirbelſturms an der Berg⸗ ſtraße. Der kleine Ort Lautenbach bei Weinheim an der Bergſtraße wurde von einem folgenſchwe⸗ ren Wirbelſturm heimgeſucht. Etwa 150 Häu⸗ ſer wurden abgedeckt und 200 Bäume ent⸗ wurzelt. Man ſieht die entwurzelte Frie⸗ denslinde, einen uralten Baum, und im Hin⸗ tergrunde Häuſer, auf deren Dächer die Be⸗ wohner gerade wieder neue Schindeln decken.