1 unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 19. Oktober von 2— 4 Uhr im hieſigen Krankenhauſe ſtatt. ſulen Schutt L kann angefahren werden Liter 17 Pfg. Nikolaus Werle laufend abzugeben Kolonialwaren ſoll mit dem 17. Oktober begonnen werden. Der Termin für die Ausgabe der Bezugsſcheine wird von den Ausgabeſtellen noch bekannt ge⸗ geben. f f Die Fleiſchverkäufer haben die eingelöſten Abſchnitte jemals zuſammen für den Zeitabſchnitt, für den ſie gelten, an die Bürgermeiſterei ihres Wohnorts abzuliefern. Bezahlung des Gegen⸗ wertes erfolgt durch die Gemeindekaſſen. Der Tag, bis zu dem die Abſchnitte abgeliefert ſein müſſen, iſt aus den Abſchnitten erſichtlich. Nach dem Verfalltag abgelieferte Abſchnitte können nicht mehr beglichen werden. Die Fleiſchverkäufer werden hierauf ausdrücklich hingewieſen. Heppenheim, den 11. Oktober 1932 Kreiswohlfahrtsamt Heppenheim gez.: Pfeiffer. Die Sportvergg. wieder geſchlagen! Dieſesmal knapp in Sandhofen 1:0 2. M. 228 gew., 3. M. 3:4 gew., 4. M. 274 gew. Es iſt z. Z. leichte Aufgabe einen Bericht über eine ſogenannte„Kataſtrophe“ zu ſkizieren. Man ſoll nicht loben und aber nicht kritiſieren. Heutzutage iſt es aber doch ſo, daß jeder Spie⸗ ler ſeine Feinde und Freude hat. Kurz wie man es macht ſo iſt es einfach, je nach Anſicht, eben falſch. So geht es mir auch als„Kritiker“ Nach meinem Dafürhalten hat der Sturm das Spiel verloren, denn er hatte viele„totſichere“ Chancen, die mit einer Selbſtverſtändlichkeit ver⸗ geben wurden, daß draußen den Anhängern die Haare förmlich zu Berge ſtanden. Aber auch Der Ortshilfsausſchuß, der ſich in unſerer Gemeinde zur Durchführung des Hilfswerkes für die Winterhilfe gebildet hat, wendet ſich mit einem ebenſo herzl. wie dringenden Appell an alle diejenigen, die das Glück haben, noch in Arbeit und Verdienſt zu ſtehen und richtet an dieſelben die herzl. Bitte, die durch freiwillige Helfer vorzunehmende allgemeine Hausſammlung durch Geld, Spenden von Lebensmitteln, Bekleid⸗ ungsſtücken aller Art, Schuhen, ſowie Brenn⸗ material weitgehendſt unterſtützen zu wollen. Leonhard Martin Hügelſtr. 2 Ein Winter von ungeheurer Not, wie er Waldſtraße 42 wohl noch nie von weiteſten Kreiſen bedürftiger— Nernbeimer Anzeige Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. Anzei 1 0 Die einſpaltige Fenn koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., (Giernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) 8 6 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeſtige illuſtrierte r bei Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- 4 2 b mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen 105 unſerer kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Schlafzimmer: voll — 2 e = M H= 2 — 4 Se d e S. 8 8 4e S ee e die Läuferreihe verſagte in großem Maße, ob⸗ wohl ſie ſpielte und kämpfte. Es lag kein Syſtem in der Sache. Jeder Mann muß auf ſeinem Poſten bleiben, wo hingeſtellt iſt und nicht da irgendwo in der Welt herumſpazieren und da⸗ durch dem Gegner Gelegenheit zum Aufbau, bezw. zu Toren geben. Ich will nicht das Tor kriti⸗ ſieren, das Sandhofen den Grünen in den Kaſten bugſierte, nebenbei gemerkt, war es völlig unhal⸗ bar, ſondern das„Zunull“ des Sturmes. Das Gros der„Grünen Teufel“ hat heute faſt Angſt den Ball in das gegneriſche Tor zu bringen. An ein volles Einſetzen iſt ſcheinbar garnicht mehr zu denken. Oh, alte Herrlichkeit wohin biſt du verſchwunden?. Vielleicht klappt es am Sonntag in Neckarau beſſer. Denn es iſt noch nicht alles verloren. Luwinka. Vereins- u. Trainingsabende d. Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 e. V. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Abteilung Fußball: Dienstag nachm. 5 Uhr: Training der 1. Mſchft. Mittwoch nachm. 3 Uhr: Training der Schüler. 5 Uhr: Training der 2. und 4. Mannſchaft. 1/9 Uhr: Spielausſchuß. Donnerstag abd. 5 Uhr: Training der 1. u. 3. M. 9 Uhr: Vorſtand- u. Verwaltungsausſchuß im Verwaltungszimmer. Freitag Abend 5 Uhr: Training der Jugend. Abteilung Schwerathletik: Mittwoch Abend 8 Uhr Training im Lokal. Freitag Abend 8 Uhr Training im Lokal. Bekanntmachung. Betr.: Winterhilfsmaßnahmen der Reichsregier— ung zur Verbilligung von Friſchfleiſch für die hilfsbedürftige Bevölkerung. die Reichs⸗ Auch in dieſem Jahre hat regierung Mittel zur Verfügung geſtellt, durch für die die der hilfsbedürftigen Bevölkerung nächſten Wochen den Bezug von friſchem Rind- oder Schweinefleiſch zu einem verbilligten Preiſe ermöglicht werden ſoll. Wurſtwaren ſind von der Verbilligung ausgeſchloſſen. Zum Bezug des verbilligten Fleiſches ſind berechtigt: 1. Die Hauptunterſtützungsempfänger der Arbeitsloſenverſicherung; 2. Die Hauptunterſtützungsempfänger der Kriſenfürſorge;(zu 1 u. 2 ſoweit Familienzu— ſchläge bezahlt werden). 3. Die in der öffentlichen Fürſorge laufend als Hauptunterſtützte in offener Fürſorge unter⸗ ſtützten Perſonen,(Klein- u. Sozialrentner, Orts⸗ arme und Wohlfahrtserwerbsloſe). 4. Empfänger von Zuſatzrente nach dem R. V. G. ſoweit ſie ausſchließlich auf Rente und Zuſatzrente nach dem R. V. G. angewieſen ſind.(Zu 3 und 4 ſoweit ſie einen eigenen Haushalt führen). Empfänger von Kurzarbeiterunterſtützung ſind von der Verbilligung ausgeſchloſſen. Die Verbilligung erfolgt auf Grund eines von der Reichsregierung herausgegebenen Be⸗ zugsſcheines, der nicht übertragbar iſt. Bezugs quellen für das verbilligte Fleiſch ſind alle gewerblichen Verkaufsſtellen von Friſchfleiſch. Die Verkaufsſtellen ſind durch Aushang kenntlich zu machen. Jeder Berechtigte kann monatlich 2 Pfund Der verbilligte Preis muß für das Pfund 20 Rpf. unter dem verbilligten Fleiſches erhalten. Tagespreis liegen. Hauptunterſtützungsempfänger und Haupt- unterſtützte mit 4 und mehr Zuſchlagsempfängern nach dem R. V. G., die mit vier und mehr Zuſchlags⸗, in gemeinſamen Haushalt leben, können monatlich 4 Pfund ver⸗ billigten Fleiſches erhalten. Ihnen können daher und Empfänger von Zuſatzrenten oder Zuſatzrentenempfängern 2 Bezugsſcheine ausgehändigt werden. Der Bezugsſchein iſt zu verſagen, wo ein Bedürfnis nicht vorliegt, oder die mißbräuchliche Verwendung mit Grund zu befürchten iſt. Die Ausgabe der Bezugsſcheine erfolgt für die unter 1 und 2 genannten durch die Arbeits⸗ ämter für die unter 3 und 4 genannten durch die für den Wohnort zuſtändige Bürgermeiſterei. Mit der Abgabe des verbilligten Fleiſches Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zu allgemeinen Kenntnis. Die erſte Ausgabe der Bezugsſcheine erfolgt: Dienstag, den 18. Oktober 1932, vormittags für Ausgeſteuerte bei der Kontrolle am Ar⸗ beitsamt.— Dienstag, den 18. Oktober 1932, nachmittags für Zuſatz⸗, Klein⸗, Sozial⸗ empfänger und Ortsarme im Wiegenhäus⸗ chen des Rathauſes. Der verbilligte Preis beträgt 20 Rfg. unter dem Tagespreis. Viernheim, den 13. Oktober 1932 WHeſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim J. V.: Roos. Die 1 0 kleinen Anzeigen im Viernheimer Anzeiger haben großen Erfolg, weil ſie weit und breit geleſen werden. 1 leeres L Zimmer per ſofort zu vermieten. Weiter iſt noch 1 Wagen Mist gegen Kartoffel zu tau⸗ ſchen. Von wem, ſagt Verlag dieſer Zeitung. In der 5 2 Krisenzeit muß der Verbraucher mit jedem Pfennig rechnen. Nur durch Kauf von Suaadswaren können Sie wirklich ſparen. Anzugstoffe, reine Wolle Meter 5.80, 4.50, 350 Kammgarn, moderne Deſ.“ Meter 14.50, 12.50, 9.80 Ks. Marocain, für Kirchweih⸗ kleider Meter 4.50, 3.90, 2.90 Damen-Mäntel, erſtklaſſig ver⸗ arbeitet, zum Teil echtem Pelz. Mark 32.—, 29.50, 18.— Alle Aussteuer- Artikel in bekannt guten Qualitäten zu den heu⸗ tigen Zeiten angepaßten Preiſen. Nobert Se fert Weinheimerſtraße Herbſtſaatgetreide Hauter Winterweizen, Neuzüchtung, ertrag⸗ reichſte Sorte Früheſter Winterweizen, ausgezeichnet durch höchſte Körnererträge und Lagerfeſtig⸗ keit, 1. Abſaat N Petkuſer Saatroggen 1. Abſaat Mein Saatgetreide iſt von erſten Saatbauſtellen bezogen. Jümtliche Herbſitdüngemittel Kalkſtickſtoff geölt, Thomasmehl, empfiehlt zu den niedrigſten Preiſen Alois Walter NB. Mein Beizapparat ſteht unentgeltlich zur Verfügung. Kaliſalz. ſchwefelſ. Ammoniak, Torfmull, Ballen u. loſe aller Art, liefert Druckſache e u. billigſt ernh. Anzeiger Bürger erlebt worden iſt, ſteht bevor. Viele hunderte Viernheimer Mitbürger, arbeitsfähige und arbeitswillige, ſind mit ihren Angehörigen infolge der Wirtſchaftskriſe dem bitteren Loſe der Arbeitsloſigkeit und dadurch langdauerndem Elend preisgegeben. Wenn auch die Gemeinde, mit ihrer Für⸗ ſorge über die Grenzen der Leiſtungsfähigkeit weit hinausgehend hilft und auch die übrigen Wohlfahrtsſtellen alles tun, der Not zu ſteuern, ſo reichen doch ihre Maßnahmen bei weitem nicht aus, dieſer Rieſenaufgabe voll gerecht zu werden. Jeder hat daher die ſittliche u. ſtaats⸗ bürgerliche Pflicht mitzuhelfen, das harte Los der bedürftigen Mitbürger zu lindern. Bringe daher ein Opfer für die Viernheimer Winter⸗ Nothilfe 1932 Ein überparteilicher und überkonfeſſionell zuſammengeſetzter Arbeitsausſchuß wird die un⸗ bedingte Gewähr für gerechte Verteilung bieten. Die eingehenden Barmittel ſollen in erſter Linie zur Durchführung einer laufenden Kinder⸗ ſpeiſung und Einrichtung einer Volksküche Ver⸗ wendung finden. Die Einzeichnungen in die Sammelliſten werden im Laufe der nächſten Woche begonnen. Wir haben das Vertrauen zu der Viern⸗ heimer Bürgerſchaft, daß ſie Herz und Hand nicht verſchließen wird vor dem Maſſenelend be⸗ dürftiger Mitbürger und darbender Kinder. Wer viel hat, ſpende viel, wer wenig hat, ſpende wenig. Wer bedürftigen und darbenden Kindern Freitiſch gewähren will, trage dies in der be⸗ ſonderen Spalte der abgeſtempelten Sammelliſte ein. Das gleiche gilt für Lebensmittel, Kleider, Wäſcheſtücke aller Art, die durch beſondere von der Gemeinde geſtellte Fuhrwerke ſpäter abgeholt werden. Auch die Geldbeträge werden erſt ſpäter bei den Spendern gegen beſondere amtliche Quittungen erhoben. Mitbürger, habt Vertrauen und ſpendet reichlich. Des Dankes der Bedürftigen dürft ihr gewiß ſein. Es wird für Euch alle die größte Genugtuung ſein, zur Krönung eines Liebeswerkes beigetragen zu haben. Innere Be⸗ friedigung gewährt Euch das Bewußtſein, auch in der eiſernen Zeit Eure Pflicht gegen die un⸗ ſchuldigen, in Not geratenen Volksgenoſſen er⸗ füllt zu haben. Viernheim, den 12. Oktober 1932 Der Orishilfsausſchuß der freien Wohlfahrtspflege. Wir ſchließen uns vorſtehendem Aufruf an und werden ſein Beſtreben gern unterſtützen. Die Gemeindeverwaltung. J. V.: Roos. Sonder- Angebot Bodenbeize rotbraun u. gelb; loſe, Doſe nachgefüllt 40 Pig. Bodenwachs gelb und weiß; loſe, Doſe nachgefüllt 40 Pfg. Dompfaff die beſte Bodenbeize, das beſte Boden- u. Möbelwachs habe ich in allen Größen vorrätig. Tel. 198 Rathaus- Drogerie Tel. 198 Peter Mos kopp. Empfehle mich im ö. 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Jugend Viernheim Wochenplan Montag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde 8—9 Uhr Turnabteilung der Jungfrauen⸗ kongregation. 9 Uhr ab Uebungsſtunde des Trommlerkorps. Dienstag: 5—6 Uhr 3. Abteilung der Schü⸗ lerinnen der Jungfrauenkongregation. 810 Uhr Uebungsſtunde der Turnabteilung und Fechtergilde. 5 5 2/7 Uhr Gruppenabend der Jungſchar. Mittwoch: ¼9 Uhr Hallentraining ſämtl. Fuß⸗ ball mannſchaften. Donnerstag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde. 5 Uhr ab Training der Handballmannſchaften und Leichtathletik. 8—10 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde. 8 ⁰10 Uhr Heimabend der Sturmſchar. Freitag: 5—6 Uhr 2., 6—7 Uhr 1. Abteil. der Schülerinnen der Jungfrauenkongregation. 810 Uhr Uebungsſtunde der Turnabteilung. Dienstag u. Freitag: Platz⸗Training. Zu allen Uebungs⸗ und Trainings⸗Stunden iſt im Sport zu erſcheinen. Die Sportleitung. N. B. Nächſten Sonntag Großes Gebet, deshalb Spielverbot. „Gibt Gott das Hüslein, Dann gibt er auch das Gräslein“ Die armen Schweſter im St. Joſefsheim in Charlottenburg ſehen mit ihren vielen Kindern mit Bangen dem Winter entgegen. Wer von den lieben Leſern hilft wohl etwas für die Beſchaffung der Wintervorräte? Der liebe Gott wird es lohnen! Gütige Spenden nehmen gerne entgegen die dank⸗ baren Schweſtern des St. Joſefsheimes, Charlotten⸗ e 1 a. Poſtſchecktonto: Berlin r. 458. Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſyrecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frantfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 244 Für gleiches Recht! Auf keinem anderen Gebiet als bei der Luftfahrt zeigt ſich deutlicher, von welch ebenswichtiger, ſchickſalsſchwerer Bedeu⸗ ng der Erfolg des Ringens um wehr⸗ bolitiſche Gleichberechtigung für alle Schichten des deutſchen Volkes iſt. An keinem anderen Beiſpiel kann zwingender bewieſen werden, wie notwendig es iſt, daß unſer Volk in dieſem Kampf, mag er auch noch ſo langwierig ſein, einig und geſchloſ⸗ ſen bleibt. In einigen Tellen des Auslan⸗ des hat man dieſen deutſchen Gleichberech⸗ tigungsanſpruch immer mit einem Aufrü⸗ ſtungsanſpruch Deutſchland gleichgeſtellt. Es kann deshalb nicht eindringlich genug zum Bewußtſein gebracht werden, daß Deutſch⸗ land bisher niemals eine Aufrüſtung ver⸗ langt hat. Deutſchland wollte ſeine Gleich⸗ berechtigung derart verwirklicht ſehen, daß alle Mächte bei der Abrüſtungskonferenz dieſelben Methoden übernehmen, die in den ſogenannten Friedensverträgen von 1919 den beſiegten Völkern als Auftakt zu einer allgemeinen Weltabrüſtung auferlegt wa⸗ ren. Was hiernach auf dem Gebiete der Luft⸗ fahrt geſchehen müßte, um die Gleichbe⸗ rechtigung Deutſchlands zum Aus⸗ druck zu bringen, iſt ſehr ber. Es iſt bei der Luftfahrt vielleicht eindeutiger als bei der Land- und Seerüſtung, weil kein Gebiet im Verſailler Vertrag ſo radikal behandelt wor⸗ den iſt wie die Luftfahrt. Der Artikel 198 des Verſailler Diktats verbietet nämlich ſchlechthin den Beſitz jeglicher Luftſtreit⸗ kräfte als Teil des deutſchen Heerweſens. Bei ehrlicher Anerkennung des Gleichberech⸗ tigungsprinzipes für alle Völkerbundsſtaa⸗ ten müßten alſo alle Staaten auch ihre ge⸗ ſamte militäriſche Luftfahrt abſchaffen und zwar durch Zerſtörung, nicht etwa nur durch Internationaliſierung. Zerſtört werden müſſen alſo alle Bom⸗ ben⸗, Jagd⸗, Aufklärungs⸗, Torpedo⸗, Schul⸗ uſw. Flugzeuge. Ebenſo müßten natürlich auch die Feſſelballone und die Abwehrmittel don der Erde, die Deutſchland auch verboten ſind, wie z. B. die beweglichen Fliegerab⸗ wehrkanonen und dergl. überflüſſig werden. Gerade in dem Verbot dieſer Luftabwehr⸗ mittel von der Erde liegt einer der größten Zynismen des Verſailler Vertrages. Man verbietet einem Volk die Luftwafſe, in der übrigen Welt behält man dieſe aber bei, ja man bildet ſogar die hauptſächlichſten Angriffswaffen, die Bomben⸗Geſchwader zu ungeheuren Stärken aus; und man verbie⸗ tet dem abgerüſteten Volke ſogar die arm⸗ ſelige Abwehr von der Erde! Wie ſieht gegenüber dieſer deutſchen Abrüſtungsforderung nun das Ergebnis der bisherigen Verhandlungen in Genf aus? Es muß zunächſt vorausgeſchickt wer⸗ den, daß man ſich überhaupt nicht mit der Frage der Abſchaffung der geſamten Luft- waffe beſchäftigt hat, ſondern daß man für die zu faſſenden Entſchließungen nur die eigentlichen Angriffswaffen unter die Lupe nahm.“ Und nun ſtellte ſich heraus, daß eine überwältigende Mehrheit der Konferenz auf dem Standpunkt ſtand, daß dieſelben Waf⸗ fen, die man Deutſchland verboten hatte, von den anderen Staaten hauptſächlich als unentbehrliche Verteidigungswaffen ange⸗ ſehen wurden. Nur ganz wenige Staaten traten bei der einzigen Abſtimmung, die es über die Frage herbeizuführen gelang, der doch wohl ſelbſtverſtändlichen deutſchen Auf⸗ ſaſſung bei, daß für ein Land ohne ſede mi⸗ litäriſche Luftfahrt und ohne jede Abwehr⸗ möglichkeit von der Erde die geſamte mili⸗ täriſche Luftfahrt der anderen Mächte einen löchſt bedrohlichen Angriffscharakter habe. Zur Ablenkung vom Kern der Dinge er⸗ ſand man dann ſogar ein neues Problem: die Internationaliſierung der zi⸗ vilen Luftfahrt. Hier ließ ſich gut diskutie⸗ ren, ohne Gefahr zu laufen, ſeine eigenen machtvollen Bombengeſchwader preisgeben 10 müſſen— ein groteskes Schauſpiel, eine omödie, wenn nicht die Dinge, um die es geht, ſo bitter ernſt wären. ö Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plazvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Mittwoch, den 19. Oktober 49. Jahrgang Erhöhung von Rentenſätzen. Neue Verordnung des RNeichsarbeitsminiſters. Berlin, 19. Oktober. Am heutigen Mittwoch wird eine Ver⸗ ordnung des Reichsarbeitsmi⸗ ſters erſcheinen, die eine Erhöhung von ge— wiſſen Spezialleiſtungen der Sozialver⸗ ſicherung bringt. Die weſentlichen Punk— ſe dieſer neuen Verordnung ſind: 1. Die Sätze der Arbeitsloſenverſicherung werden um 2 Mark im Durchſchnikt erhöhl und zwar geſtaffelt je nach dem Familien- ſtand der Verſicherten. 2. In der Kranken- und Angeſtellienver⸗ ſicherung werden zuſätzliche Leiſtungen, die durch die Verordnung vom 14. Juni verbo⸗ ken waren, wieder zugelaſſen. 3. In der Unfallverſicherung wird der Ju⸗ ſchlag von 7,5 v. 9., der gleichfalls durch die Verordnung vom 14. Juni unkerſagk war, für künftige Verſicherungen wieder belaſſen. Ferner werden ergänzende Einzelheiten, be. ſonders bezüglich der Wanderverſicherung, geregelt. Reichsarbeitsminiſter Schäffer ſpricht am Mittwoch abend von 19.30 Uhr bis 19.50 Uhr im Rundfunk über die Bedeutung der Verordnung. Gewerkſchaften gegen Papen. Der Allgemeine Deutiſche Gewerkſchaftsbund gegen das Wirtſchaftsprogramm der Reichs; regierung. Der Allgemeine Deutſche Gewerkſchafts⸗ bund(Spitzenorganiſation der freien Ge— werkſchaften) und der Allgemeine Freie An⸗ geſtelltenbund hatten ihre Mitglieder am Dienstag zu einer öffentlichen Kundgebung im Plenarſaal des vorläufigen Reichswirt⸗ ſchaftsrates zuſammengerufen. Die ſehr gut beſuchte Verſammlung wurde durch den Bundesvorſitzenden Leipart eröffnet, der zunächſt die erſchienenen Gäſte begrüßte, darunter Miniſterialdirektor Sitz⸗ ler vom Reichsarbeitsminiſterium, der in Vertretung des Reichsarbeitsminiſters an der Tagung teilnahm. Bundesvorſitzender Leipart erklärte, es ſei eine völlig unberech⸗ tigte Verdächtigung, daß die Gewerkſchaften ſich der Wiedereingliederung der Arbeitsloſen in die Wirtſchaft widerſetzten. 45 Prozent der Verbandsmitglieder ſeien voll arbeitslos. Nur etwa ein Drittel hätten volle Beſchäfligung. Daraus könne man erſehen wie groß das eigene Inkereſſe der Gewerkſchafken an der Wiedereinſtellung Arbeitsloſer ſein muß:. Die Schuld an dem bisherigen Mißlingen des Wirtſchaftsprogramms der Reichsregie⸗ rung hätten nicht die Gewerkſchaften, ſon— dern das Programm ſelbſt. Die Entſcheidun— gen der Gewerkſchaften ſeien vollkommen frei von parteipolitiſchen Erwägungen. Die Gewerkſchaften würden jede Regierung un— terſtützen, die die Rechte der Arbeiterſchaft unangetaſtet ließe.— Sodann ſprach das Mitglied des Bundesvorſtands, Tarnow Er erklärte, die Gewerkſchaften ſeien in Be— zug auf den Erfolg des Regierungsplanes nicht ſo holfnungefroh geſtimmt wie die Reichsregierung, jedoch ſeien ſie bereit, dem wirtſchaftlichen Teile des Regierungsplanes die Chance zuzubilligen, ſeine Brauchbarkeit unter Beweis zu ſtellen. Leidenſchaftlich aber müſſe proleſtierk werden gegen den Teil des Planes, der mit unerträglicher Härke in den Lebens- ſtardard der Arbeiterſchaft und ihrer ſo- zialen Rechke eingreift. Der Wirtſchaftsplan beſtrafe den ſozial den— kenden Unternehmer und prämiiere die an⸗ tiſoziale Unternehmerbrutalität. Der Redner wendet ſich ſchließlich noch gegen die Han- delspolitik der Reichsregierung und fordert die Regierung auf, ihren Wirtſchafts— plan von den offenkundigen antiſozialen Fehlkonſtruktionen zu bereinigen. Entſchließung. Die Verſammlung ſtimmte ſchließlich einer Reſolution zu, in der es u. a heißt, das Wirtſchaftsprogramm der Reichsregrung kranke an inneren Widerſpeüchen. Dann ſagt die Entſchließung wörtlich.„Nachdem das Einkommen der Arbeitnehmer bereits auf ein unerträglich giebriges Maß geſenkt worden iſt, werden Löhne und Gehälter unker Drück geſtellt. Während Induſtrie und Landwirtſchaft Steuergeſchenke erhalten, wird die Lebens— haltung der Arbeitnehmer durch den Kurs der Handelspolitik und die Erhöhung von Maſſenſteuern erneut belaſtet. Während die Rechte der Arbeitgeber erweitert werden, unterhöhlt man das Tarifrecht und zerſtört damit die Grundlagen des kollektiven Ar⸗ beitsrechtes. Die Regierung nutzt zugleich ihre Machtſtellung dazu aus, um die Bewe⸗ gungsfreiheit der Gewerkſchaften zu lähmen. Die Gewerkſchaften fordern daher oon der Reichsregierung. die Verordnungen W erneut vom 5. Septemver und 5. Urtover auf- zuheben. Durch die kraſſe Ungerechtigkeit der Regie— rungsmaßnahmen iſt bereits eine tiefe Er— bitterung und Entrüſtung ins Volk getragen. Dieſe Politik ſchafft immer neue Unruhe und zerſtört damit die Vorausſetzung für eine Belebung der Wirtſchaft. Die Gewerkſchaften ſind ſich bewußk, daß der Kampf um die Rechte der Arbeiterſchaft zugleich der deutſchen Wirtſchaft dient. Dar- über hinaus fordern die Gewerkſchaften die Abkehr von überlebten Wirtſchaftsformen und die Einleitung einer Neuorganiſakion der Wirtſchaft mit dem Ziele planmäßiger Wirtſchaftsführung.“ Dieſe ſcharfe Reſolution entſpricht der Kri— tik, die bisher ſchon ſeitens der Freien Ge⸗ werkſchaften an dem Wirtſchaftsprogramm der Reichsregierung geübt worden iſt. Be⸗ kanntlich haben ſich auch die Chriſtlichen und Hirſch-Dunkerſchen Gewerk⸗ ſchaften gegen den Wirtſchaftsplan aus— geſprochen. Verbrauchervertreter bei Papen. Dortmund, 19. Oktober. Ueber den Empfang der Verbraucher⸗ ausſchüſſe von Groß-Dortmund und Witten durch Reichskanzler v. Pa⸗ pen werden jetzt Einzelheiten bekannt. Die Vertreter der Verbraucher erklärten, daß die von der Reichsregierung angeſtrebte Ankur— belung der Wirtſchaft nur Erfolg haben kön— ne, wenn ſie durch eine grundlegende He— bung der Kaufkraft der großen Maſſe der Verbraucher geſtützt werde. Kohle und Eiſen kürmten ſich im Ruhr- gebiekl zu Bergen auf, während die große Maſſe der Verbraucher, beſonders die Er⸗ werbsloſen, frieren müßten. Holländiſche Schiffe brächten auf dem deutſchen Rhein die billige engliſche Kohle in deulſche Skädte. Die Alt- und Neubaumieten hätten im Ver- hältnis zu den verminderten Einkommen eine Höhe erreicht, die ein ſoforkiges Eingrei⸗ ſen des Staates notwendig mache. Es ſei notwendig, die landwirtſchafklichen Abſatz⸗ organiſationen in ſtärkerem Maße dem Ver- braucher näher zu bringen. Das könne aber am beſten durch beſondere landwirkſchafkliche Verkaufsſtellen in den Großſtädlen geſchehen. Zu den Margarinepreiſen erklärte der Reichskanzler ausdrücklich, daß die viel erörterte Margarineſteuer nicht kommen werde. FFC Miniſter Klepper als Zeuge. Klepper⸗Anterſuchungsausſchuß des preußiſchen Landtags. Berlin, 19. Oktober. Unter ſehr ſtarkem Andrang von Publi⸗ kum und Preſſe begann der Klepper⸗ Unterſuchungsausſchuß des preu⸗ ßiſchen Landtags am Dienstag die Zeugen⸗ vernehmung zum Unterſuchungskomplex „Kölniſche Volkszeitung“. Ein Vertreter der Staatsanwaltſchaft wohnte der Sitzung bei während die Regierung ſelbſt nicht vertre⸗ ten war. Die Vorgeſchichte der Angelegen— heit iſt bereits bekannt: der Landtag hatte einen Ausſchuß eingeſetzt zur Unterſuchung der Geſchäftsführung des früheren Direk⸗ tors der Preußenkaſſe, Dr. Klepper, der dann preußiſcher Finanzminiſter wurde, als Dr. Höpker⸗Aſchoff von dieſem Amte zurücktrat. Der Berichterſtatter des Unterſuchungsausſchuſſes, Abg. Steu⸗ er(deutſchnationah hat in ſeinem Bericht u. a. ausgeführt, Klepper habe bei der Preu⸗ genkaſſe ein Sonderkonko A gehabt und aus dieſem Konto Gelder für parteipolitiſche Zwecke gegeben. So habe auch die„Kölniſche Volkszeitung erhebliche Beträge erhalten.— In der Dienstagsſitzung des Unterſuchungsaus⸗ ſchuſſes gab es eine teilweiſe erregte Ge ⸗ ſchäftsordnungsdebatte. Ein Vorſchlag des Berichterſtatters, Abg. Steuer (deutſchnational) die zu vernehmenden Zeu⸗ gen im Voraus zu vereidigen, fand beim Zentrum und bei den Sozialdemokraten lebhaften Widerſpruch. Der Berichterſtatter zog ſchließlich ſeinen Antrag zurück, behielt ſich aber vor, nach der Vernehmung eines jeden Zeugen den Antrag zu ſtellen, der Ausſchuß verzichte auf die Vereidi⸗ gung, weil der Zeuge als Beſchuldig⸗ ter in einem zukünftigen Strafverfahren in Frage komme. Nachdem der Vorſitzende noch mitgeteilt hat⸗ te, daß der als Zeuge geladene frühere Fi⸗ nanzminiſter Dr. Höpker⸗Aſchoff mitgeteilt habe, daß er erſt Ende der Woche nach Ber⸗ lin von einer Kur zurückkehre und ferner der leichfalls als Zeuge geladene Biſchof 1 von Aachen Dr. Vogt geſchrieben habe, daß er aus dienſtlichen Gründen und Geſundheitsrückſichten verhin⸗ dert ſei, heute vor dem Ausſchuß zu erſchei⸗ nen, wurde als erſter Zeuge der frühere Fi⸗ nanzminiſter Dr. Klepper in den Saal gerufen. Klepper gegen Abg. Steuer. Dr. Klepper erklärte zunächſt, daß er es ablehnen müſſe, auf Fragen des Bericht⸗ erſtatters zu antworten, da Steuer in der Oeffentlichkeit bereits über den Zeugen ein Urteil abgegeben habe, das er als beleidigend empfinde. Entſprechend einem Zentrumsantrag warde nach erregten Zuſammenſtößen zwiſchen dem Abg. Steuer und Zentrumsabgeordneten be⸗ ſchloſſen, die Fragen des Berichterſtatters, * . 8 5 In lürzen Worten: Die neue Verordnung zur Ergänzung von Sozialleiſtungen wird am heutigen Mittwoch veröffentlicht werden. In einer öffentlichen Kundgebung des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes und des Allgemeinen Freien Angeſtellten⸗ bundes wurde eine Entſchließung gefaßt, in der am Wirtſchaftsprogramm der Reichsre⸗ gierung ſcharfe Kritik geübt wurde. Im Klepper⸗Unterſuchungsausſchuß des preußiſchen Landtages wurde der ehemalige preußiſche Finanzminiſter Klepper vernom⸗ men. Das preußiſche Staatsminiſterium hat ei⸗ nen Aufruf zu Gunſten der Hindenburg⸗ Spende für die Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen veröffentlicht. Im ſächſiſchen Landtag wurde der natio⸗ nalſozialiſtiſche Antrag auf Auflöſung des Landtages gegen die Stimmen der Antrag⸗ ſteller und der Kommuniſten abgelehnt. Abg. Steuer, durch den Vorſitzenden, Abg. Dr. Zubke(deutſchnational) und den Mit⸗ berichterſtatter Abg. Dr. Muhs Nat. Soz.) an den Zeugen ſtellen zu laſſen. Hier⸗ auf begann die Vernehmung Dr. Kleppers, Die Geldhergabe an die„Kölniſche Zeitung“ Die Ausſagen Kleppers hielten ſich im we— ſentlichen im Rahmen der bereits von ihm der Oeffentlichkeit übergebenen Erklärungen. Auf den Vorhalt des Vorſitzenden, daß die Geldhergabe für die„Kölniſche Volkszeitung“ doch nicht zu den ſtatutmäßigen Geſchäfken der Preußenkaſſe gehörte, erwiderke Klepper, es ſei ſtändige Praris geweſen,. daß ſolche Geſchäfte, die nur mittelbar mit den Zwecken der Preußenkaſſe zuſammenhingen, aber im Intereſſe des Staates durchgeführt werden ſollen, dann durchgeführk werden können, wenn es mit Juſtimmung der Skaalsregie⸗ rung geſchehe. Soſche Geſchäfte ſeien ſowohl in der Vorkriegszeit wie auch nach dem Arie ge durchgeführk worden. Auf weitere Fragen erwiderte der Zeuge über die verkrauliche Behandlung dieſer Transaktion, es ſei allge⸗ mein ſo, daß Regierungen, wenn ſie der Preſſe in irgendeiner Form finanziell zu Hilfe kämen, dies ſtreng verkraulich käken. Die weitere Vernehmung des Zeugen Klepper drehte ſich insbeſondere darum ob die Beantwortung einer Anfrage der deutſch⸗ nationalen Landtagsfraktion durch die Re⸗ gierung dahin, daß die Preußenkaſſe nicht an der„Kölniſchen Volkszeitung“ beteiligt ge⸗ weſen ſei. korrekt geweſen ſei. Klevver erklärte, die Verantwortung für dieſe Ant⸗ wort habe der damalige Finanzzminiſter (Höpker-Aſchoff. Red.) getragen. Er habe jedoch keinen Grund, makeriell von dieſer Ankwork abzurücken. Der Kredit ſei bereits vor dieſem Zeitpunkt auf die Arbeiterbank übergegangen. Der Vorſitzende wies demgegenüber darauf hin, daß doch wohl das tatſächliche Riſiko bei der Preußenkaſſe gelegen habe, da ja dieſe den Kredit ſpäter übernommen habe. Er fragte den Zeugen, ob er unter dieſen Um⸗ ſtänden die Beantwortung der deutſchnatio— nalen Anfrage für richtig gehalten habe. Klepper erwiderte, die Beantwortung ſei im damaligen Zeitpunkt vollkommen korrekt und richtig geweſen. Staatsanwalt prüft in der„ oußzenkaſſe. Während der frühere preußiſche Finanz⸗ miniſter Klepper vor dem Unterſuchunas⸗ ausſchuß des preußiſchen Landtages in An— weſenheit der Staatsanwaltſchaft. die als Vertreter Staatsanwaltſchaftsrat Dr. Kreis⸗ mann enſandt hat, vernommen wurde, ſtellte zur gleichen Stunde die Staatsanwaltſchaft bei der Preußenkaſſe und im Fi⸗ nanzminiſterium Ermittlungen an. Oberſtaatsanwalt Lautz hat während des Dienstags in die verſchiedenſten Akten der Preußenkaſſe und des Finanzminiſteriums Einſicht genommen. Hugenberg gegen Luther. Scharfe Angriffe auf den Reichsbankpräſi⸗ denken. N Lübeck, 19. Oktober. In einer Wahlverſammlung ſprach der deutſchnationale Parteiführer Dr. Hugen⸗ berg auch über die Frage der Einfuhr⸗ kontingente und richtete dabei ſcharſe Angriffe gegen den Reichsbankpräſidenten Dr. CEuther. Es ſei falſch geweſen, ſagte Hugenberg, wegen der Kontingentierung mit den Auslandsſtaaten zu verhandeln, man hätte die Kontingentierung einfach ohne weiteres feſtſetzen ſollen. Das Kontin⸗ gentſyſtem ſei letzten Endes einfacher als das Syſtem der Deviſenbewirt⸗ ſchaftung, unter dem wir heute leiden und das von der international beeinflußten Reichsbank aus gehandhabt wird. Dieſes Syſtem müſſen wir vor allem los werden. Solange es beſteht, haben wir einfach keine Nationalwirtſchaft und damit keine Mög⸗ lichkeit zu geſunden. Die jetzige Reichsbank, die noch dazu mit ihren finanziellen Einflüſſen weit über ihr eigentliches Geſchäft hinausgreift, laſtet mit ihrer Volitik mie ein ſchmoror Aln auf der ganzen deutſchen Wiriſchart und verhindert vor allem immer dſe Maßnahmen, die uns und die ganze Welt zur Geſundung führen können und die mit Inflation oder derglei⸗ chen nicht das mindeſte zu kun haben. Le⸗ diglich eine klare Nationalwiriſchaft bringt uns wieder hoch. Mit den alten verſtaublen Rezepken geht es nicht. Wahlaufruf der Bayeriſchen Vollsnartei. München, 19. Oktober. Unter der Deviſe„Auf zu neuem Kampf für Heimat, Recht und Ordnung“ veröffent⸗ licht die Landesleitung der Bay eriſchen Volkspartei den Wahlaufruf zu den be⸗ vorſtehenden Reichstagswahlen. Sie erblickt in der Reichstagsauflöſung vom 12. Septem⸗ ber einen Angriff auf die Lebensintereſſen des deutſchen Volkes. Immer wiederholte Wahlen ſeien kein Mittel um Brot und Ar⸗ beit zu ſchaffen. Der neue Reichstag müſſe eine arbeitsfähige Mehrheit bekommen. Na⸗ tionalſozialiſten und Kommuniſten würden als Mehrheit auch den neuen Reichstag un⸗ fähig machen. Es ſei daher das Ziel der neuen Wahl dieſem politiſchen Radikalismus die Mehrheit zu nehmen, Kampf gegen ſede Diktatur, gegen die Diktatur einer Klaſſe, einer Perſon, oder einer dünnen Schicht. Bei einer Reform unſeres Wahlrechts leh⸗ ne die Baneriſche Volksvartei den Gedanken ab durch Geld oder Beſitz privilegierfe Klaſ⸗ ſen zu ſchaffen. Die Partei ſei für eine Reichsreform und wolle, daß die Länder die Rechte wieder erhalten, die ihnen die Ber- träge von 1871 gewährleiſten wollten. Ins⸗ beſondere müſſe den Ländern wieder ihre Jinanzhoheit gegeben werden. Japaniſches Ultimatum. Die Kämpfe in der Mandſchurei. Tokio, 19. Oktober. In der nordweſtlichen Mandſchurei ſind ein japaniſcher Konſul und andere japa⸗ niſche Beamte von chineſiſchen Freiſchärlern ermordet worden. Es handelt ſich um die unter dem Oberbefehl des Generals Su⸗ pingwen ſtehenden Chineſen, die die Städte Mandſchuria und Hailar beſetzt haben. Das jſapaniſche Haupkauarkier in Mukden hat ein Ultimatum an General Supinawen gerichtet, in dem die ſoforkige Freilaſſung der von ihm gefangenen 200 Japaner und Koreaner verlangt wird. Andernfalls wür⸗ den die Japaner die ſchärfſten Maßnahmen ergreifen. Supingwen habe ſich zu Ver- handlungen bereit erklärk. Nach britiſchen Meldungen haben die Japaner die Skadt Hailar zuerſt 90 Minuken beſchoſſen bevor ſteuten Ultimatum an General Supingwen ellten. 8 Deutſche Tagesschau. Weiter ſtarle Entlaſtung der Reichsbank. Die Entlaſtung der Reichsbank in der Kapitalanlage hat nach dem neuen Aus⸗ weis auch in der zweiten Oktoberwoche gute Fortſchritte gemacht. Insgeſamt floſſen der Reichsbank 180 Millionen Mittel zurück. An Scheidemünzen floſſen 42 Millionen in die Kaſſen der Reichsbank. Der Notenumlauf er⸗ mäßigte ſich um 99 auf 3519 Millionen, Giroverbindlichkeiten um 45 auf 367 Mil⸗ lionen. Sowohl der Goldbeſtand wie der Be⸗ ſtand an deckungsfähigen Devisen zeigen eine geringfügige Steigerung, die insgeſamt 800 000 Rm. beträgt. Das Deckungsverhältnis ſtieg von 25,7 auf 26,5 v. H. Ein Proteſt. Die Spitzenverbände der deutſchen Wirt⸗ ſchaft, der Deutſche Induſtrie- und Handels⸗ tag, der Zentralverband des deutſchen Bank⸗ und Bankier⸗Gewerbes, der Reichsverband der deutſchen Induſtrie, die Hauptgemeinſchaft des deutſchen Einzelhandels und der Reichsverband des deutſchen Groß⸗ und Ueberſeehandels, ha⸗ ben an den Reichskanzler ein Schreiben gerich⸗ tet, in dem ſie ſich gegen eine Bevorzugung der Genoſſenſchaften durch das Oſt⸗ hilfeverfahren wenden. Antrag auf Auflöſung des fächſiſchen Land⸗ tages abgelehnt. Im ſächſiſchen Landtag wurde am Dienstag der Antrag der Nationalſozia⸗ liſten auf Auflöſung des Landtages gegen die Stimmen der Antragſteller und der Kom⸗ muniſten abgelehnt. Entgegen der bisheri⸗ gen Stellungnahme ſetzten ſich diesmal die Deutſchnationalen nicht für die Landtagsauf⸗ löſung ein und begründeten dies mit der we⸗ ſentlich veränderten politiſchen Lage. Auslands ⸗Rundſchau. Verſammlungs⸗ und Aufmarſchverbot in Wien. Der neuernannte öſterreichiſche, Sicherheits⸗ miniſter hat im Zuſammenhang mit den blu⸗ tigen Vorfällen in Wien und im Hinblick auf die früheren Zuſammenſtöße die Bundespolizei⸗ direktion angewieſen, in Wien alle Kundge⸗ bungen, Aufmärſche und Verſammlungen unter freiem Himmel, die von den an den erwähn⸗ das ſiid alſo die Sozialdemokraten, die Kom⸗ muniſten und die Nationalſozialiſten ſowie Ver⸗ 9 ten Ereigniſſen beteiligten Parteien ausgehen, anſtaltungen, dle deen Parteien angehören, ausnahmslos zu unterſagen. Lappoführer aus der Haft entlaſſen. verhafteten Lappoführer die finniſche Regierung eine file Sitzung ab, in der nach erregter Ausſprache beſchloſſen wurde, vier der Verhafteten und zwar Koſola, Lind, 1 und Sario, ſofort aus der Haft zu ent aſſen. g Schiebungen mit Getreide. Zum Schaden des franzöſiſchen Staates. Paris, 19. Oktober. Angeheure Getreideſchiebungen zum Scha⸗ den des franzöſiſchen Fiskus wurden im De⸗ partement Eure entdeckt. Eine Reihe Händler hatten ſeit längerer Zeit im Auslande, beſonders von Ueberſee große Mengen Ge⸗ treide,— man ſpricht von Millionen von Zentnern— eingeführt, um dieſes minder⸗ wertige Getreide zu Zwecken der Viehfütte⸗ rung zu verwenden. ländiſchem Getreide vermiſcht und an die Mühle weiter verkauft. Alsdann beſchafften ſich die Händler aus de! Inlande große Mengen minderwertigen Mehles, das ſie nach dem Ausland ausführten. Auf bieſe Weiſe ver⸗ ſtanden ſie es infolge des großen Unterſchie⸗ des der Getreide⸗ und Mehlſorten den Staat um große Summen an Zöllen zu benteraehen. Tragödie auf der Oftſee. 12 Stunden mit dem koken Sohn auf geken⸗ terkem Book. Stettin, 19. Oktober. Der Kapitän des zum Hafenbauamt Swi⸗ nemünde gehörenden Regierungsdampfers „Walter Körte“ bemerkte am Dienstag ge⸗ gen Mittag in der Swinemünder Bucht, etwa drei Meilen von Koſerow entfernt, ein kiel⸗ oben treibendes Boot. An dem Boot hatte ſich ein Mann angeklammert. Nachdem der Schiffbrüchige an Bord genom⸗ men war, wurde die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, die an dem kleinen Fahr⸗ zeug feſtgebunden war. Der Dampfer nahm ſofort Kurs auf Swinemünde. Hier wurde der ältere Mann ins Krankenhaus eingeliefert. Es handelt ſich um den 53jäh⸗ rigen Fiſcher Otto Haack aus dem Oſtſeebad Zinnowitz. Nachdem Haack das Bewußtſein wieder erlangt hatte, erzählte er, daß er mit ſeinem 25jährigen Sohn am Montag nach⸗ mittag mit ſeinem kleinen Fahrzeug in See gefahren ſei. Gegen 11 Uhr abends ſeien ſie von dem plötzlich aufkommenden Skurm überraſcht worden und gekentert. Er und ſein Sohn hätten ſich an dem kieloben kreibenden Bool feſtgehalten. Bei dem ſtundenlangen ver⸗ zweifelten Kampf gegen die hohen Wellen habe der Sohn plötzlich die Kräfte verloren. In ſeiner Todesangſt habe er den Sohn an⸗ geſeilt, um ihn ja nicht zu verlieren. Gegen 3 Uhr morgens ſei der Tod eingetreken. Dann hat Haack den gtampf auf dem gekenkerken Boot elf Stunden gegen Wellen und Skurm aufgenommen, bis endlich die Rettung durch den Dampfer nahe. Der Bergungsdampfer fuhr mit der Flagge „halbſtock“ in den Swinemünder Hafen ein. Aus der Pfalz. Billigheimer Purzelmarkt 1932. Billigheim, 19. Okt. Der diesjährige Pur⸗ zelmarkt fand einen überaus guten Beſuch. Insbeſondere waren es zahlreiche Schulklaſ⸗ ſen aus den Ortſchaften der Südpfalz, die zu einem Unterrichtsgang nach Billigheim ge⸗ 12 wurden. Das Feſtprogramm hatte in ieſem Jahre inſofern eine Aenderung erfah⸗ ren, als ein nichtöffentliches Jagdſpringen für Landwirte eingelegt wurde. Sonſt fanden, wie alljährlich, das Purzeln der Knaben, Wettläufe von jungen Männern und Mäd⸗ chen ſtatt. Zwischendurch wurden alte Pfäl⸗ er Tänze in Volkstracht aufgeführt, Eine befke Note erhielt der heurige Purzel⸗ markt durch die Uebertragung des Feſtes durch den bayeriſchen Rundfunk. Neuſtadter Obſigroßmarkt vom 18. Oktober. Auf dem Obſtgroßmarkt wurden pro Pfd. gl Preiſe bezahlt: Aepfel 15 bis 18, irnen 4 bis 17, Kaſtanien 10 bis 20, Nüſſe 20 bis 22, Pfirſiche 8 bis 18, Quitten 4 bis ſchleppender Handel. Aus Baden. Endingen, 18. Okt. Gein Geſchäf! mehr mit„Daubmann Bildern) Die„Daubmann“⸗Konjunktur hat ſo man⸗ chen Anſichtskartenhändler dazu verleiten ire größere Poſten von„Daubmann“⸗ ldern zu erwerben, die auch bei der Be⸗ geiſterung ſtarken Abſatz fanden. Das hat nun alles aufgehört und die Anſichtskarten⸗ ändler ſind nun auf ihrem Vorrat von ummel⸗Bildern ſitzen geblieben. Ebenſo ſind in den Miriſchg ten e Daubmann⸗ bezw. Hummel-⸗Bilder die teilwe 2 95 Für die Hunden Aufruf des preußiſchen Nach einer Meldung aus Helſingfors hielt 1215 Anlaß 1 un 175 ſtreiks der Reichspräſidenten die In Frankreich wurde das Getreide mit in⸗ 7, Tomaten 9, Trauben 25. Gute Anfuhr, ind, befindet ſich ſchmückt eee beerkränzen ge waren, verſchwunden und baten vermutlich den Weg in den Ofen gefunden. 3 bürg⸗Spende. Staatsminiſteriums. Berlin, 19. Oktober. Das preußiſche Staatsminiſterium erläßt einen Aufruf zur Hindenburg⸗Spen⸗ de:„Als zum 80, Geburtstag des Herrn Hindenburg⸗Spende ins Leben gerufen wurde, um gemäß dem Wunſche des Jubilars den ihm aus ſchwerer Kriegszeit beſonders verbundenen Kriegsbeſchädigten und Kriegshinter⸗ bliebenen zu helfen, fand dieſe han freudigen und erfolg⸗ reichen Widerha us Anlaß des 85. Ge⸗ burtstages des Herrn Reichspräſidenten hat bc die Hindenburg⸗Spende erneut an das eutſche Volk mit der Bitte gewandt durch Spenden dem Herrn Reichspräſidenten die Möglichkeit zu verſchaffen, auch fernerhin bel notleidenden Kriegsopfern perſönlich zu elfen. Die preußiſche Skaaksregierung unkerſtützi die Bitte des Kuratoriums der Hindenburg Spende nachdrücklich. Möge jeder es als ſei⸗ ne 5 0 flicht und dem beſten Ausdruck ſei⸗ ner Dankbarkeit gegenüber dem Keichsober⸗ haupt belrachten, zu dem Hilfswerk nach beſten Kräften beizuſteuern. Franzöſiſcher Botſchafterwechſel in Berlin? Nach Pariſer Blättermeldungen trägt ſich der franzöſiſche Botſchafter in Berlin, Francois⸗ Poncet(oben) mit Rücktrittsgedanken. Als vorausſichtlicher Nachfolger wird der Vertre⸗ ter Frankreichs in Madrid, Herbette(unten) genannt. London, 19. Okt. Gandhi ſoll kurz nach Beendigung ſeines Hungerſtreiks von einem Schlag getroffen worden ſein. Seine Erkran⸗ kung ſei der Grund, warum die indiſche Re⸗ gierung ihm plötzlich und unvermittelt alle Beſuche unterſagt und ihn wieder von der Verbindung mit der Außenwelt abgeſchnit⸗ ten habe. Die engliſche Regierung dementieri zwar die Nachricht, aber ſie wird von der Oeffentlichkeit doch geglaubt. Nanzweiler, 19. Okt.(Folgenſchwerer Hufſchlag.) Beim Keltern erhielt der 52, jährige Landwirt Daniel Feick vom eigenen Pferd einen Schlag an den Kopf. Der hinzu⸗ gezogene Arzt mußte einen Schädelbruch feſt⸗ ſtellen. Mainz, 19. Okt.(Ein falſcher„Kri⸗ minalbeamter“.) Ein falſcher Kriminal⸗ beamter iſt in Mainz und Umgebung auf⸗ getreten. Man vermutet, daß er auch in der Umgebung von Mainz und dem Rhein⸗Main, gebiet ſein Unweſen treibt. Der Schwindler hat die Angewohnheit, in kleine Geſchäfte ein⸗ zutreten und ſich dort als Kriminalbeamten auszugeben mit der Berechtigung, die in der Kaſſe beindlichen Fünfmarkſtücke auf ihre Echt heit zu prüfen. Darauf gibt er mehrere Fünf⸗ markſtücke als falſch an und nimmt dieſe mit. In einer Bäckerei wurde er jedoch abgewieſen, als man von ihm einen Ausweis verlangte. Die ſofort benachrichtigte Polizei konnte den Schwindler noch nicht feſtſtellen. 1 Worms, 19. Okt.(DVDie Not der Ge⸗ meinden) Unter den Gemeinden, die in letzter Zeit in Zahlungsſchwierigkeiten geraten auch Gimbsheim. Falls das Land Heſſen oder das Reich künftig der Ge⸗ meinde Mittel nicht zur Verfügung ſtellen, beſteht die Gefahr, daß ſämtliche Zahlungen, auch die Unter en ee ahrtserwerbs⸗ loſen, eingeſtelit werden müſſen. 9 8 Noman von Gert Rothberg J Die 9. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Melenthin hatte die ganze Nacht mit ſich gekämpft. Schließlich war die Leidenſchaft für das junge blonde Mädchen Siegerin geblieben. Mochte geſchehen ſein, was da wollte, ſie ſollte ihm gehören! Weitzer ſich vollſtändig in den Gedanken, ſie ſchon bald zu beſitzen, eingelebt hatte. Freilich, er würde vielleicht in Zukunft kaum noch eine ruhige Stunde haben. Er würde zu jeder Zeit unverhofft nach Hauſe kommen, um zu ſehen, daß Verene in keinerlei Verbindung mehr mit dem Grafen ſtand. Hatte Graf Eſchweiler heute etwa auf Verene ge⸗ wartet? Aus Melenthins Bruſt ſtieg ein Keuchen. Wenn Verene ſich nun immer wieder weigerte, ſeine, Melenthins, Frau zu werden? Raſcher ſchritt er jetzt aus. Dort war ſchon die kleine Pforte. Und da atmete er auf. Im Garten ging Tante Paſtor mit Verene auf und ab. Sie hatte den Arm um das Mädchen gelegt und ſprach in ſie hinein. Und Verene nickte einige Male wie zuſtimmend mit dem ſchönen blonden Kopfe. Da wußte Melenthin, daß er ſich auf ſeine Tante verlaſſen konnte! 4 5 85*.* „Mein gutes Kind, dir iſt nur geſchehen, was Hun⸗ derten von Frauen vor dir geſchehen iſt, wenn der Zufall ſie mit dem Grafen zuſammenführte. Er denkt ſich nicht einmal etwas Schlimmes dabei, aber er hatte ſtets eine ſehr niedrige Meinung von den Frauen. Die Grete vom Forſtwart Keller iſt ſeinerzeit um ihn ins Waſſer ge— gangen.“ Verene war totenblaß geworden. ganzen Körper. „Das— iſt— Wahrheit, Tante?“ „Lautere Wahrheit! Ich beſtätige es dir noch einmal ausdrücklich, trotzdem ich dir wegen deines Zweifelns gram ſein ſollte.“ „Verzeih, Tante. Doch— es— iſt doch ſo furchtbar.“ „Es iſt längſt vorbei. Der Graf wird kaum noch daran denken. Und dann lebt da ſeit langem im Nachbardorfe ſo eine Perſon, die hat er vor acht Jahren beſucht; und die Hentſcheln, meine Flickfrau, die hat mir geſagt, daß er auch jetzt wieder hinkommt. Die Perſon iſt ſchwindſüchtig und hat ein Kind, ein Mädel von zwölf Jahren. Die Perſon arbeitet nicht, und man irrt wohl kaum, wenn man denkt, daß der Graf ſie unterhält. Das nur nebenbei. Zu dir wird er genau dasſelbe geſagt haben, was er andern ſchon geſagt hat. Oder— hat er zu dir von einer Heirat geſprochen?“ 6 Es bäumte ſich etwas auf in Verene gegen dieſes Ver— hör, dennoch blieb ſie machtlos der klangloſen, immer ein bißchen zeternden Stimme gegenüber. „Nein! Wie ſollte der Graf mir von einer Heirat ſprechen? Wie käme er dazu? Ich habe das doch auch nicht von ihm erwartet!“ „Nicht? Um ſo ſchlimmer, mein Kind! Um ſo deut⸗ licher wird dieſe furchtbare Macht erkennbar, die dieſer Mann über die Frauen beſitzt. Du wirſt doch nicht ernſtlich daran gedacht haben, dich zu ſeiner Geliebten erniedrigen zu wollen? Oder was haſt du dir überhaupt bei dieſem Zuſammenſein gedacht?“ „Nichts! Es kam doch ſo unerwartet, daß er plötzlich bei mir war. Und er hat mir das Leben gerettet, das dürfen wir doch nicht vergeſſen, Tante.“ Die nickte zufrieden mit dem Kopfe, dann ſagte ſie: „Ja, es wird eben Dankbarkeit bei dir geweſen ſein. Wir wollen es von dieſem Standpunkt aus beurteilen, das wird das Beſte ſein. Ich werde auch mit Melenthin in dieſem Sinne ſprechen. Aber— es hilft alles nichts, Verene, erſt mußt du mir noch verſichern, daß zwiſchen dir und dem Grafen nichts geſchehen iſt.“ f Aus weit geöffneten Augen blickte Verene auf die Aeltere. Ihr kam erſt jetzt zum Bewußtſein, was man dachte, wie man dieſe kurzen Minuten dieſes köſtlichen Zu⸗ ſammenſeins auslegen wollte. Am liebſten hätte ſie laut herausgeſchrien: Es war keine Dankbarkeit; ich liebe ihn, ſeit ich ihn das erſte Mal ſah! Aber ſie ſagte nur: 8 „Ich ſchwöre dir beim heiligen Gedenken an Großchen, daß zwiſchen mir und Graf Eſchweiler nichts geſchah, deſſen ich mich zu ſchämen hätte.“ Die Brauen der alten Dame ſchoben ſich zuſammen. „Nun, man kann auch über die alberne Kußgeſchichte ziſcheln, wenn man es will. Es iſt nur gut, daß das außer Marie niemand weiter geſehen hat. Oberförſter Bertram hat dich nun allerdings in der Hütte zuſammen mit dem Grafen geſehen. Aber ich denke doch, daß er den Mund halten wird, eben weil es ſich um den Grafen handelt.“ Verene blickte zu Boden. Jetzt ſchon wußte ſie, daß man ſie nun immer mit dieſer Angelegenheit in der Hand haben würde. Immer, immer! Jetzt war es noch eine Gnade, wenn Melenthin ſie heiratete! Gab es denn keinen Ausweg mehr für ſie? Forſtwarts Grete! Die hatte den Weg gefunden! Weil der Mann, den ſie liebte, ihr unerreichbar blieb, ſuchte ſie Frieden für ihre heißen Wünſche. Und plötzlich dachte Verene: Er hat mich nicht gerettet! Nein, er hat mich ja nur einem unerträglichen Leben zurückgegeben. Großmama iſt tot! Sie ſtarb, während er Sie zitterte am mich rettete! Und wie gut wäre es doch, wenn auch ich geſtorben wäre! Wie gut wäre es! „Ich denke, daß du dir des Glückes, daß Melenthin dich ſo ſehr liebt und ſogar dieſe alberne Geſchichte mit Graf Eſchweiler mit in Kauf nehmen will, voll bewußt biſt!“ Die klangloſe Stimme riß an Verenes Nerven. Sie nickte. 8 „Ich bin einverſtanden, Tante!“ Die Dame umarmte ſie. „Ich habe es ja gewußt, daß noch alles gut wird. Du biſt doch ein vernünftiges kleines Mädel.“ Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Verene lauſchte auf das Schlagen der Turmuhr, das laut und vernehmlich herüberklang. Elf Uhr! 1 Vor einer Stunde hatte ſie im Walde ſein ſollen. Ob Graf Eſchweiler gewartet hatte? Vielleicht! Nein, wahr- ſcheinlich ſogar! Denn er intereſſierte ſich doch nur ſo lange für eine Frau, ſolange er ſie nicht beſaß! Dann warf er ſie beiſeite. So hatte Tante Paſtor geſagt! Frau Paſtor hob Verenes Kinn in die Höhe. „Na, nun ſei mein gutes Mädel und begrüße deinen Verlobten! Dort kommt er bereits. Wir werden natürlich gerade in dieſen Tagen und auch in den nächſten Wochen die Verlobung nicht bekanntgeben können. Es wäre mehr als unſchlcklich. Aber wiſſen ſoll Melenthin immerhin, woran er nun iſt.“ Und Verene nickte wieder wie eine Pagode. Frau Paſtor rief über den Platz hinweg: „Lieber Walter, komm herüber. Wir haben alles be— ſprochen.“ Melenthin durchfuhr es unangenehm. Ihm war, als hätte er Verene der Tante Paſtor doch lieber nicht aus— liefern ſollen. Aber jetzt war es zu ſpät. Und— wollte er etwa undankbar ſein? Die Tante hatte doch vollſtändig in ſeinem Sinne geſprochen. Hauptſache blieb ſchließlich, daß Verene endlich einverſtanden war. In Zukunft konnte man ſich Tante Paſtor ein bißchen vom Halſe halten. Das würde ſich alles machen laſſen. Mit großen Schritten kam er jetzt näher. Seine breite, kurze Hand umſchloß Verenes feine Finger mit viel zu feſtem Druck. „Verene?“ „Ich will Ihre Frau werden.“ War das wirklich ihre eigene Stimme, die das geſagt hatte? Verene horchte ganz verwundert auf dieſe kalte, ſpröde Stimme. Der Oberförſter wollte ſie küſſen. Da wich ſie zurück. Ganz deutlich ſah ſie ein ſchönes, braunes Ge— ſicht mit herriſchen, blauen Augen vor ſich. Sie hörte eine tiefe, klangvolle Stimme: „Mein Liebes, ſehe ich dich morgen früh im Walde?“ Verene ſchloß die Augen. Dieſe Worte hatten ſie glücklich gemacht. Und ſie waren doch nichts weiter geweſen als eine geübte Phraſe, die der Graf wohl ſchon vielfach gebraucht hatte. Verene hob die Lider, ſah den Oberförſter an und bat: „Es muß einſtweilen alles bleiben, wie es iſt, weil— doch Großchen—“ „Ja, ja, ſelbſtverſtändlich, Verene! Es muß erſt eine kurze Zeit vergehen— ich verſtehe!“ Melenthin war weder mit ſich, noch mit Verene und Tante Paſtor zufrieden. Dabei aber lohte in ihm die Leidenſchaft für dieſes ſchöne, junge Mädchen wieder ganz hoch, und er dachte: „Nun muß ich wieder warten! Und doch hätte ich viel— leicht nichts erreicht, wenn Frau Doktor Beringer noch lebte, denn ſie hat mich, als ſie mit Verene im Forſthauſe zu Beſuch weilte, recht merkwürdig angeſehen. Vielleicht war der Tod mein größter Helfershelfer.“ Sie gingen jetzt ins Haus zurück. Es gab immerhin noch eine Menge zu beſprechen. Melenthin rollte dann die Frage noch einmal auf, ob es nicht beſſer ſei, wenn Verene ins Pfarrhaus überſiedelte. Seine Eiferſucht auf den Grafen ließ dieſe Sache noch einmal aufſtehen, denn wenn Verene hier allein blieb, dann wußte man ja nie, was ge— ſchehen konnte. So leicht würde der Graf die Jagd auf das ſchöne Wild nicht aufgeben wollen, wenn er auch heute höchſt gleichgültig getan hatte. Verenes Geſicht wurde eiſig. „Ich bleibe hier. Marie iſt ja bei wir.“ Tante Paſtor war klug. Unter dem Tiſch trat ſie den Neffen auf die Fußſpitzen. Und er verſtand ſie, wenn er ſie auch nicht begreifen konnte. „Vorläufig bleibe du nur ruhig hier, Verene! Später allerdings kommſt du dann einige Wochen zu mir, ehe du ins Forſthaus überſiedelſt. Es ſchickt ſich dann nicht mehr, daß du hier allein biſt.“ Und Verene nickte auch jetzt gehorſam, und dabei dachte ſie bei ſich: „Warum ſoll ich ihm denn jetzt noch widerſprechen? Jetzt, wo ich doch ſchon ganz genau weiß, welchen Weg ich gehen werde, um Ruhe zu finden?“ Melenthin ging nochmals in den Garten. Es ſah heute ſchon nicht mehr ſo troſtlos aus wie geſtern. Marie hatte ſchon vieles von der Verwüſtung beiſeite geſchafft. Aber er würde am Nachmittag doch noch einmal mit einem der Waldarbeiter herüberkommen. Es mußte richtig Ordnung geſchaffen werden. Verene ſollte möglichſt nicht mehr an all die Geſchehniſſe von geſtern erinnert werden. Frau Paſtor empfahl ſich dann auch, verſprach aber, am Nachmittag auch wieder herüberzukommen. Sie verließ mit ihrem Neffen zuſammen das Flieder— haus. Und Verene ſah ihnen von der Veranda aus nach. Ohne Groll, ohne Dankbarkeit, ohne gegen das Schickſal zu wüten, das ſo grauſam gegen ſie war. Dann ging ſie ins Haus hinein. In dieſer Nacht hatte Verene einen ſeltſamen Traum. Großmama kam mit ſtrahlendem Geſicht zur Tür herein, und ſie lächelte ſie an und ſtreichelte Verene. „Reni, laß dich nicht von ihnen fangen! Wehre dich! Für dich gibt es nur bei dieſem Manne eine Heimat, Reni. Auf ihn mußt du warten.“ Während Großmama das ſagte, winkte ſie zur Tür hin, und Graf Eſchweiler trat herein.. Mit einem lauten Schrei erwachte Verene. Wieder, wie ſchon einmal, hatte ſie von Eſchweiler ge— träumt. Und die Großmama hätte doch niemals ihre Liebe zu dieſem Manne gebilligt? Weil er ſie, Verene, niemals heiraten ſonnte, hätte die Großmama ſich doch mit aller Macht gegen dieſe Liebe ihrer Enkelin gewehrt. Ein Traum! Ein Traum, wie es ſo viele gab. Großmama lag ſtill und ſtarr unten im Gartenzimmer. Morgen trug man ſie aus dem Fliederhauſe hinaus. Nichts blieb mehr von dem jahrelangen, traulichen Beiſammenſein übrig als ein ſich wild aufbäumendes Menſchenherz. Verene fühlte auf ein⸗ mal, wie es ſich in ihr wieder regte. Wie ſie ſich gegen das Schickſal wehrte. Ja, wenn Graf Eſchweiler ſie wirklich geliebt hätte? Doch auch nur mit einem Gedanken daran zu hängen, war vermeſſen. Sie liebte ihn! Liebte ihn mehr denn je! Trotzdem ſie alles wußte! Nicht alles! Das meiſte aus dem Leben dieſes Mannes wußte ſie nicht. Vielleicht war es gut, daß ſie es nicht wußte. Verene vergrub das Geſicht in den weißen Kiſſen. „Ich liebe dich, Graf Eſchweiler! Ich liebe dich! Doch was fragſt denn du nach einem gebrochenen Herzen? Und Tante Paſtor hat ja recht. Was habe ich denn zu hoffen gehabt? Du wirſt längſt über mich lachen, wie du im Leben ſchon ſo oft über die Frauen gelacht haſt.“ Wieder dachte Verene nach. Doch ſie kam zu keinem anderen Schluß. Sie wollte ſterben! Sie konnte nicht die Frau Melenthins werden. Sie konnte es nicht. Und— was die Goriſchen geſagt, das war wohl weiter nichts? Weil man ſich nicht die Mühe nahm, in das Leben des Oberförſters Melenthin hineinzuleuchten, ſo konnte er tun und laſſen, was ihm beliebte. Doch für den Grafen intereſſierte er ſich. Vielleicht war er auch ſchon früher zu ſtolz geweſen, unter dem Deckmantel des Biedermannes ſeinen Leidenſchaften zu leben? Er hatte es eben jederzeit offen getan, was er tun wollte, und das verzieh man ihm nicht. Er lachte auch darüber. Oder vielleicht, er lachte nicht einmal! Er nahm die Menſchen, die ſich ſo eifrig um anderer Menſchen perſönliche Angelegenheiten kümmerten, nicht einmal für voll. Lebte ſein eigenes Leben, wie es ihm beliebte. Verene blickte mit großen Augen in das Dunkel dieſer Frühlingsnacht. „Ich liebe dich! Sei, wie du willſt, ich liebe dich!“ Leiſe, flüſternd hallten die Worte durch das kleine Zimmer. Geheimnisvoll ſchickte der Mond einige Streifen Licht herein, und in dieſem ſchräg ſtehenden Licht ſah Verene eine hohe Geſtalt. „Kleines Mädel! Kleines, liebes Mädelchen!“ Wieder hörte ſie dieſe Worte. Und im Nebellicht des Mondes ſah ſie noch immer die hohe Geſtalt. Verene ſtürzte aus dem Bett. Mitten in ihrem kleinen Zimmer lag ſie auf den Knien, hob die Hände empor: „Ich kann ohne dich nicht leben— ich will es auch nicht, Graf Eſchweiler!“ Der Tag ſtieg ſtrahlend herauf. Die erſten Sonnen— ſtrahlen beſchienen die ſchmale Mädchengeſtalt, die mitten im Zimmer am Boden lag und feſt ſchlief. Der Spuk der Nacht war vorüber. Doch nicht vorüber war, was man über Verene beſchloſſen hatte: daß ſie Melenthins Frau werden ſollte. Aber um Verenes kleinen Mund lag ein eigenes Lächeln. Es war, als ſpräche dieſes Lächeln: „Einer wird barmherzig ſein, wenn die Menſchen dieſe Barmherzigkeit nun einmal nicht kennen.“ : 1 1. Wochen waren vergangen. In Schloß Eſchenhöhe war Beſuch eingetroffen. Der Schwede Alvens Zöderam und die Baronin Helene von Werther mit ihrer Tochter Irmengard. Es ging nun ſehr laut und fröhlich zu in dem großen, ſchönen Schloß. Gräfin Maria lebte förmlich auf. Sie hing mit großer Liebe an ihrer Schweſter Helene und auch an deren reizender Tochter Irmengard. Und der Freund des Sohnes gefiel ihr auch gut. Er war ſchlank, blond und groß, ohne die tadellos gewachſene Figur von Karl- Chriſtian auch nur annähernd zu beſitzen. Er lachte fröh— lich und duldete keine Kopfhängerei. Immer war etwas los, ſolange er nun ſchon hier war. Er unterhielt die Damen aufs angenehmſte und enthob ſo den Freund dieſer Pflicht. Es fiel nicht ſo ſehr auf, wenn Karl-Chriſtian ſchweigend dabei ſaß. Baroneſſe Irmengard war ein ſehr ſchönes, ſchlankes Mädchen. Ihre dunklen Augen blitzten froh und ein wenig ſieggewohnt. Daheim, im Kreiſe von Freunden und Be— kannten, vergötterte man ſie. Aber ſie hatte doch alle Ver— ehrer immer wieder abfallen laſſen, weil ſie ihren Vetter Karl⸗Chriſtian liebte. Sein Bild liebte ſie! Denn ſie hatte ihn ja ſo lange Jahre nicht mehr ge— ſehen. Nun war er da, und ihre Liebe wurde noch größer— weil er ſo ganz dem Ideal entſprach, das ſie ſich vom Manne gemacht hatte. Ganz und gar entſprach er dieſem heimlichen Mädchenideal. Leider blieb er immer gleich freundlich und höflich. Er freute ſich ſicherlich, daß ſie da war. Das zeigte er ſogar recht offen. Aber wie es ſonſt in ihm ausſah, das wußte die ſchöne Irmengard leider nicht. Doch ſie konnte ja warten! Und ſie wollte warten! Er war ihr ſehr intereſſant durch das, was ſie über ihn wußte. Mama hatte ihr vor kurzem geſagt: „Karl⸗Chriſtian hat es ein bißchen toll getrieben. Aber Männer haben alle eine Vergangenheit. Eine kluge Frau ſchaut da gar nicht hin. Sie ändert nichts mehr am Ge⸗ ſchehenen, und dann demütigt ſie ſich nur, wenn ſie es ſich noch merken läßt, daß ſie auf die Vergangenheit des Mannes eiferſüchtig iſt.“ Und Irmengard von Werther gab ihrer Mutter voll⸗ ſtändig recht. Wenn er ſich ihr nur ein klein wenig er⸗ ſchloſſen hätte! Aber ſie dachte manchmal, daß er vielleicht irgendwo eine Frau beſitze, die ihm teuer war.(Forts. folat.) Spätabends kam Arnold nach Hauſe. Er ſchaltete das Licht ein, warf nachläſſig den Hut in die eine, den Mantel in 995 andere Ecke des mäßig geräumigen Ateliers und ſchritt auf die Staffelei zu, auf der das faſt vollendete Bild Marias ſtand. Aus dem blaulila getönten Hintergrund ſprang plaſtiſch das madonnengleiche Antlitz der blonden Frau und zeigte in form⸗ ſchöner Reinheit das Ebenmaß der Linien. Arnold legte in bewußter Ehrerbietung den Strauß roter Roſen, den er mit⸗ gebracht, an das Bild, wandte ſich um, ging, die Hände auf dem Rücken, ein paarmal auf und ab und trat an den Tiſch. In der Kartenſchale lag ein Brief. Er nahm ihn an ſich und betrachtete mit leiſem Erſtaunen die Schriftzüge; es waren die Marias. Schon? Vor kaum vier Stunden hatte er ſie erſt ver⸗ ihne 10050 e 1 55 e bench liebte 0 —— og den Brief nachden n der Hand, riß dann den Umſchlag raſch auf und las. 10 „Mein Lieber!“ ſchrieb Maria.„Mein Lieber! Da ich ſchreibe, ſehe ich bereits vor mir Deine erſtaunten, erſchreckten, gekränkten Augen— und ich bitte dich im voraus, ſage mir nicht wieder, was Du mir ſo oft geſagt haſt: Daß ich das Leben nicht zu leben verſtehe. Du magſt recht haben; aber ich kann es eben nicht... Ich faſſe den Entſchluß, Dich zu bitten, mich nicht wiederſehen zu wollen. Weißt Du, wie ſchwer es mir fällt, das zu ſchreiben? Aber ich bin mit feſten Banden an meine Umgebung gekettet— und ſch habe Rückſicht auf ſie, auf die Erhaltung des häuslichen Friedens, auf die Meinung der Menſchen zu nehmen Sage mir nicht, daß ich, im Schatten geboren, im Schatten leben und ſterben werde; ſage es mir nicht erſt. ich weiß es wohl und gebe mich damit zufrieden, weil ich es nicht ändern kann. Du ſagteſt mir oft, wie ſehr Du mich liebſt—— es iſt das erſte und das einzige Mal, daß ich einen Wunſch an Dich richte; Du wirſt mir ſeine Er⸗ füllung nicht abſchlagen. Laß mich von Dir; ſuche mich nicht auf, um mich umzuſtimmen. Vergiß mich!“ Der Brief war nicht unterſchrieben. Arnold erhob ſich vom Stuhl. auf dem er ſitzend geleſen hatte, und ſtand, den Brief in ſeinen beiden Händen haltend, als ob er zentnerſchwer wöge. Er legte ihn mit feierlicher Achtſamkeit beiſeite und trat an das offene Fenſter. Mit brennenden Augen ſtarrte er in die ſtille Straße, die nicht weit von ſeinem Wohnhauſe von den Propyläen geteilt war. Die wohlgeformten Steinquadern ragten in einſamer Schönheit in die mondhelle, ſchweigende Nacht; durch die Torbogen hindurch ſchien die Straße in un⸗ endliche Weiten hinaus zu laufen. Silbergraue Luftwellen luteten um eine Reihe ſehr feiner, rötlich violett leuchtender Bogenlampen. Ging der Friede, der Arnolds Bruſt verlaſſen über die Straße? 5 Der Maler. deſſen Geſicht in kurzen Minuten um Jahre ge⸗ altert ſchien, ging vom Fenſter und ſetzte ſich an den Schreib⸗ ſreber nahm eh 0 zur Hand und begann zu eiben. Immer mehr vertiefte ſi 5 Mun iite fte ſich der harte Zug um ſeine „Da du mich nicht mehr liebſt, Maria, gebe ich Dich frei. Und ich werde Deine Wünſche erfüllen. Aber 0 babe ich es gewußt, daß Deine Liebe eine Probe nicht beſtehen würde. Siehe, Maria: ich habe Dich gemalt— und alſo beſitze ich Dich und werde Dich als ein Geſchöpf meiner Sinne und meines Geiſtes, ſtets beſitzen. Aber meine Liebe zu Dir, die ich zutiefſt im Herzen getragen, iſt nicht mehr rein, und Dein Bild iſt mir nicht mehr das einer Heiligen— denn das Gerede der Men⸗ ſchen und der Schmutz der Straße hat den Saum Deines Kleides berührt. Und alſo kann ich Dich nicht mehr achten. Wäreſt Du geſtorben, Marig, niemals könnte eine andere Dich aus mir verdrängen; wie eine blühende Roſe würde die Liebe immer in mir ſein. Nun aber entblättert ſie ſich für und für und welkt— und nun werde ich Dich vergeſſen und das Ge⸗ denken an Dich in mir auslöſchen... Warum biſt Du nicht geſtorben, Maria! Du hätteſt beſſer daran getan; als ein un⸗ vergeßlicher Marientag wäreſt Du in ſtrahlender Schönheit gegangen. So aber haſt Du wider den Geiſt und die Heilig⸗ keit der Liebe geſündigt... Und ich wollte, Maria. Du wäreſt tot.“ Arnold ſchloß unbeweglichen Geſichts den Brief in die Umhüllung, ſiegelte und legte ihn in den Vorraum, von wo jeden Morgen die Bedienerin Geſchriebenes wegzunehmen und ſchichlert ep t gie oe ez se ſich langſam aus, e orgfältig die Kleidungsſtücke und legte ſich Bett. In ihm war kalte, tote Ruhe.. Maria erhielt den Brief des Nachmittags; es iſt aus der Zeitung bekannt, daß ſie eine knappe Stunde, nachdem ſie ihn geleſen, ihr Haus verließ, den Abend ſchweigſam und allein in dem kleinen Caféreſtaurant am Chineſiſchen Turm zubrachte, gegen Mitternacht an die Iſarbrücke ging und ſich im Fluß ertränkte Arnolds Brief wurde in Marias Wohnung gefunden; die Staatsanwaltſchaft erhob auf Grund ſeine Inhalts gegen ihn Anklage wegen Mordes. Da ein Fluchtverdacht nicht beſtand und die Vorunterſuchung ſehr lange Zeit in Anſpruch nahm — es erwies ſich als notwendig, Gutachten der hervorragend⸗ ſten Autoritäten auf dem Gebiet der Kriminalpſychologie ein⸗ zuholen— wurde Arnold auf freiem Fuß belaſſen. Kurze Zeit, bevor der Termin herankam, ſtellte er ſein nun beendetes Bild„Die tote Madonna“ aus. Es erregte Aufſehen, nicht nur deshalb, weil ſeine Geſchichte bekannt geworden war; es war das reiſe Werk eines vollendeten Künſtlers. In der Verhandlung— ſie fand im März des Jahres 1897 ſtatt— bejahten die Geſchworenen einſtimmig die Schuldfrage auf Mord. Den Angeklagten zur Verbüßung einer Strafe zu verurteilen, erklärte ſich ſedoch das Gericht außerſtande; darum, wie es in der Begründung hieß, weil es ſich der Erkenntnis nicht verſchließen konnte, daß ohne den Tod dieſer Frau nie⸗ mals der Kulturſchatz des Volkes um dies Meiſterwerk eines ſchaffenden Geiſtes bereichert worden wäre— und alſo ſei Fah mit einem Menſchenleben gewiß nicht zu hoch Im Vorzimmer. Skizze von Stefan Muſius. Endlich läßt man uns einen Augenblick allein! Herr Doktor, Sie ſind im Begriff, ein furchtbares Verbrechen zu begehen! Hören Sie, ehe man uns wieder ſtört. Ich war krank, wie Sie wiſſen werden. Meine Krankheit war ja Stadtgeſpräch. F e Aber es wurde beſſer. Nach langer Zeit konnte ich endlich wieder einmal an die friſche Luft. Sie können ſich nicht vorſtellen, wie die Leute ſich freuten, als ich mich wieder zeigte. Ich habe bei jedem Schritt Händedrücke aus⸗ geteilt. Der Krankenpfleger kann es Ihnen bezeugen. Der ding an meiner Seite. Ich hätte lieber eine Pflegerin gehabt, aber meine Frau— Herr Doktor, ich muß Ihnen im Ver⸗ trauen ſagen, 15 bin irre geworden an meiner Frau. Schon die Frage der Pflegerin— müſſen Sie nicht auch ſagen, daß eine Pflegerin mit ihrem ſanften, liebevollen Weſen und der Ein zweiter Pfleger wurde mir ans Belt geſetzt. Man hat mich adretten Haltung einen Kranken wohltätig berühren muß? etzt mir einen Burſchen von Pfleger ans Bett. Es hat zenen gegeben, natürlich. Hinterher hieß es, ich hätte 96400 Und der Pfleger, der Kerl, hat ſich unterſtanden— ich zittre heute noch, wenn 1 daran denke, daß ich— ja, la, ich ſehe 0 Herr Doktor, ich ſoll mich nicht aufregen. Das weiß ich a. Es bricht la f die Unterredung ab, wenn ich mich einmal ausſprechen will. Ich zwinge mich zur Ruhe, Alſo das ſetze ich doch wenigſtens durch, daß ein anderer Pfleger kommt. Meine Frau aber, denken Sie ſich mal, meine Frau erſcheint von da ab kaum noch an meinem Bett. Ich rufe ſie, ich will ſie ſehen— Entſchuldigungen, nichts als Entſchuldi⸗ gungen. Und wenn ſie kommt, dann habe ich nicht einmal Zeit, ihr zu ſagen, was ich will: Daß man mich endlich wieder einmal geſund ſein laſſen ſoll! Denn ich war geſund, Herr Doktor, vollſtändig geſund. Was halten Sie davon Herr Doktor! Hätten Sie einer Frau, mit der man zwanzig Jahre gelebt at, ſo etwas zugetraut. Ich habe einen ſchweren Verdacht. ährend meiner Krankhelt it etwas vorgegangen mit meſner Frau. Ich habe Beweiſe! Hören Sie! Eines Tages fühle ich mich geſund. Ich will aus dem Krankenzimmer heraus. Gut, ich darf gehen. Mit dem Krankenpfleger natürlich. Ich ſagte Ihnen ſchon, wie ſich die Leute A Ich bin umringt worden. Ich habe bei jedem Schritt Händedrücke ausgeteilt. Dann komme ich nach Hauſe und finde meine Frau in ver⸗ trauter Unterredung mit einem Herrn, Kaum aber trete ich ins Zimmer ein, da ſpringt ſie mir entgegen, ganz entgeiſtert, und drängt mich aus der Tür. Ich habe nur gerade noch Zeit, zu erkennen, daß der Herr von Ihrer Statur und Größe war. Von dan an, Herr Doktor, ſuchte mich meine Frau zu beſeitigen. Und da ich ihr nicht den Gefallen tat, zu ſterben, verſuchte ſie es auf eine andere Weiſe. Herr Doktor, haben Sie ſchon Zeichen von e an mir bemerkt? Das iſt die Art und Weiſe, wie ich beſeitigt werden ſoll. Ich ſoll ins Irrenhaus. ewaltſam von jedem Verkehr mit der Außenwelt ferngehalten. an hat mich bewacht wie einen Dieb. Ich verſichere Ihnen, Herr Doktor, ſeit Wochen iſt es das erſte Mal, daß ich mit einem Menſchen ſpreche. Und gleich wird man kommen— hören Sie, da iſt ſchon jemand an der Tür. Ich muß zu Ende kommen. Eines gc waren meine fleger eingeſchlafen. Ich wachte. Ich wachte ja immer, all die Nächte lang. Ich habe nie Heetcen Da machte ich einen verzweifelten Verſuch. Ich ſtürze mich aus Fenſter und will den Leuten draußen zu⸗ rufen— an der Stimme muß man mich erkennen. Da wachen meine Pfleger auf und werfen ſich auf mich; ich wehre mich mit der Kraft der Verzweiflung, aber ſie überwältigen mich. Am nächſten Tage wurde ich fortgeſchafft. Hier bin ich nun, das Opfer eines verruchten Attentats. Meine Frau hat ſich nicht mehr vor mir ſehen laſſen. Ich hätte ihr die Wahrheit ins Geſicht geſchleudert! So, nun wiſſen Sie, Herr Doktor, welches Verbrechen gegen mich begangen wird. Sie werden nun dafür ſorgen, daß ich auf der Stelle freigelgſſen werde. Fb verlange das, ich fordere das! Greifen Sie nicht nach der lingel. Ich würde ſonſt glauben, daß Sie mit an dem Attentat beteiligt ſind. Wie, Sie hören nicht? Sie haben die Klingel in Bewegung geſetzt? Dann ſage ich Ihnen offen ins Geſicht: Sie, Sie ſind der Bube, der damals mit meiner Frau— Sie ſind der Verbrecher. Aber hüten Sie ſich! Ich laſſe nicht länger mit mir ſpielen! Ich—— Buben, verruchte Buben, hütet euch! Ich bin— ich bin— ich reiße eure Ketten auseinander. Ich bin nicht wahnſinnig! Ich bin der Herr der Welt! Der Ge⸗ waltige, der den Blitz in Händen hält... Hört ihr nicht?— Gut, gut, bindet mich! Ich bin nicht der erſte, der von einem Weib gebunden wird.. Auf Drängen ſämtlicher Mieter hatte der Hauswirt endlich angeordnet, daß mit Eintritt der Dunkelheit die Haustür ge⸗ ſchloſſen und auf den Treppen keine Nachtbeleuchtung ver⸗ anſtaltet werde. Von fünf Uhr an lag daher das Haus im Dunkeln. Aber was machte das? Man kannte ſa die Treppen, und Licht war teuer. Man mußte ſparen um jeden Preis. Pfeifers wohnten im vierten Stock. Auch ſie hatten unter⸗ ſchrieben und ſich mit dieſer Maßnahme einverſtanden erklärt, ohne zu wiſſen, was ſie damit anrichteten. Gleich am erſten Abend kam ein Telegramm. Der Bote, vor verſchloſſener Tür, machte ein mörderiſches Juhu! Da aber niemand öffnete, fing er an, mit ſeiner Fahrradklingel zu ſchellen, bis Herr Pfeifer am Schreibtiſch nervös wurde und auf den Balkon trat. Die Verſtändigung nach unten war ſchwer, da Straßenbahn und andere Gefährte dauernd über das Fe raſſelten. Als er ſich heiſer geſchrien hatte, wußte er noch immer nicht, um was es ſich handelte, und ſtieg den dunklen Hausflur hinab. Er öffnete, empfing die Depeſche und rannte atemlos die pier Treppen hinauf, Oben ſtellte er feſt, daß gar nicht er ſelbſt, ſondern Herr Kröger der Adreſſat war. Der aber wohnte parterre. Alſo machte er nochmals die kleine Tour von acht Treppen. Kaum aber hatte er ſich wieder an ſeinem Schreibtiſch nieder⸗ gelaſſen, als er auf der Straße ein lebhaftes Händeklatſchen vernahm wie nach einer Premiere. Wieder betrat er den Balkon und ſah unten zwei Freunde, die ihn zum Skat abholen kamen. Für dieſen Abend hatte er Ruhe. Doch er war im Irrtum. wenn er das Erlebnis dieſes Abends für ein einmaliges gehalten hatte. Am Tage dgrauf war die Uhr nicht viel über fünf, da erhob ſich vor dem Hauſe ein Geſchrei, als werde jemand ermordet. Auf dem Balkon ſtellte er feſt, daß die unter ihnen wohnende Witwe Neiße ſich vom Fenſter aus mit gellender Stimme mit einem Manne unterhielt, der mit langen ee Armen in die Luft fuchtelte. Auf Wunſch der Neiße ging er hinunter, um den Mann hereinzulaſſen; aber er hatte den Hausſchlüſſel vergeſſen und ſo brüllte ihm jener durch die verſchloſſene Tür zu, er ſei der Schornſteinfeger und werde am nächſten Tage fegen kommen. Was ſollte Herr Pfeifer als gewiſſenhafter Menſch anders tun, als ſämtlichen Hausbewohnern mitzuteilen, daß bei ihnen morgen gefegt würde? Inzwiſchen hatte der Hauseigentümer, dem die halbe Straße gehörte, auch mit den Bewohnern der anderen Grundſtücke das nämliche Nachtbeleuchtungsabkommen getroffen, ſo daß nun ab fünf Uhr faſt ſämtliche Häuſer der kleinen Straße in dunklem Zuſtande lagen. Selbſtverſtändlich bekam nſcht nur das Pfeiferſche Haus Nachtbeſuche, ſondern auch anderwärts gab es Leute, die nach Torſchluß auf der Straße ſtanden und ſch auf verſchiedene Weiſe bemerkbar machten. Und ſo begann ein Geſchrei und Geſinge in der ſonſt ſo ruhigen Straße, daß man laubte, Indianerkämpfe im Zirius zu hören. Nicht ein Grund⸗ ſtück, vor dem nicht ſchreiend oder klatſchend, ſohlend oder eiſend ein Lebeweſen ſtand. Und immer öffneten ſich die recht losging. Bei Pfeifers klingelte das Telephon. Aber meine Frau war eiferſüchtig. Jawohl, eſſerſüchtig. Und druf Pfeifer, rufen Sie d d 5 mer dreizehn, es möchte ſemand öffnen.“ Die Straße ſah aus wie die Börſe an einem Freitag, an dem ſich Pfeifers Freund Uhr lief Pfeifer alle drel Minuten auf den Balk d r die ee e e en e e rſtens wußte er nicht, was Emil unter„gegen acht“ ver 10 0 97 80 rer 8 11 Wer un i 0 855 e es gefährlich Vor dem a nd been 9 m Hauſe gegenüber rief „Mutti!“ Einige Häuſer weiter Katſchte ein Unſichtbarer mit Handſchuhnummer neun laut, aber ohne Unterbrechung, Vor Nummer dreizehn wurde nach a erufen, während am Ende der Straße ſich dauernd gellende L nehmen ließen Dazwiſchen klang es: „Elſe! Mach auf: ich habe keinen Schirm.“ zert eine Weile an, bis es zu regnen 1 1 Er trat ins Zimmer zurück, doch da hörte er unten ein kräftiges: zHolßb—a hä—hüh!“ Pfeifer ſtürzte auf den Balkon:„Emil, biſt du da?“ Aber es war ein alter Herr mit Kaiſermantel oder Havekock. In der Dunkelheit konnte man nichts hören vor Lärm, und nichts ſehen. f „Ich heiße Pfeifer!“ „Ich pfeife nicht!“ „Ich heiße Pfeifer!“ Ein Auto raſte vorüber.„Was wollen Sie denn?“ rief er hinab. während ihm das Waſſer in den Kragen lief. Drüben heulte das Kind:„Mutt—ttiiii!“ „Ich wollte Ihnen nur ſagen...“, tönte es herauf. „Elſe! Mach auf; ich habe keinen Schirm.“ Es folgten einige mächtige Triller, dann mit Gedonner die Straßenbahn. 5 dert N A Schreierei...“ 5 e nig zu Hauſe?“ „Mutt—ttiiii!“ „Elſe, meinen Schirm!“ „elende Schreierei ein Ende nehmen muß...“ „Wer ſind Sie überhaupt?“ 1a König möchte ich ſprechen. Könnten Sie nicht „Mutti! Mutti!“ „ habe keinen Schirm.“ „Trrrrirrrrie! Trrrrirrrrie!“ „„Ende nehmen muß, ſonſt werde ich...“ „Kann ich nicht Herrn König...?“ Da ſchloß Herr Pfeifer die Balkontür und meldete ſich nicht mehr, ſo daß ſein Freund Emil, der um halb neun Uhr mit einer Autohupe erſchien, eine Stunde lang vergebens die ganze Straße in Aufregung verſetzte. Tulma und der Bucklige. Während mehrerer Wochen bemerkte Tal ma, der große Tragöde zu Napoleons Zeit, bei ſeinem jedesmaligen Auftreten in der erſten Reihe vor der Bühne einen Buckligen, der ſtets denſelben Platz inne hatte. Dieſer kleine Mann nun krittſierte Talmas Spiel durch ſeine Gebärden und ſeine Bewegungen auf die auffallendſte und leidenſchaftlichſte Weiſe, ſo daß dies Talma allmählich ſehr läſtig wurde. Jeden Abend nahm er ſich vor, ſich nicht durch die Kritit jenes Here beirren zu laſſen und ſich nur um 0 Rolls zu kümmern; aber geradezu magnetiſch wurde ſein Blick ſtets wieder von ſenem angezogen. Endlich entſchloß ſich Talma, der Sache ein Ende zu machen, und er ging in die Wohnung jenes Herrn und erſuchte ihn dringend um die große Gefälligkeit, doch einen anderen Platz zu wählen als jenen, der der Bühne gerade gegenüber lag. Ich bekenne ganz offen“, ſagte Talma,„daß Ihre Ge⸗ bärden, Ihre Bewegungen, Ihre ganze Perſönlichteit mich ſo in Anſpruch nehmen, daß ich kaum in der Lage hin, meine Rolle zu ſpielen. Sie haben eine Macht über mich, die mir unerklärlich iſt; aber ſie iſt vorhanden.“ Der Bucklige jedoch war nicht zu bewegen. Talmas Wunſch zu erfüllen, und ſo verließ dieſer zornig das Haus und ſann auf Rache. Er ging an die Theaterkaſſe und kaufte die fünf Plätze, die neben dem des Buckligen waren. Am Abend nun erxſchien zu⸗ nächſt ein Herr und beſetzte einen dieſer Plätze.„Seht“, ſagten die Stammgäſte des Orcheſters,„unſer Freund, der Bulle, wird heute einen Ebenbſirtigen zum Nachbarn haben.“ Und wieder öffnete ſich die Eingangstür zum Sperrſitz und herein trat ein zweiter buckliger Herr. Ein dritter folgte, ſo daß man bald tuſchelte, dies müſſe eine abgekartete Sache ſein. Wieder wird die Tür geöffnet. Gelächter bewillkommnet einen vlerten Buckligen, und als endlich der fünfte von Talma engagierte Bucklige erſcheint. wird er mit lautem Jubel I c Als der Vorhang in die Höhe geht, kommt der alte Bucklige auf ſeinen Sitz. Die Zuſchauer hatten ihn ſchon lange mit Span⸗ nung erwartet; alle erhoben ſich. Toſender Applaus ſetzte ein, die Bravos donnerten von allen Seiten auf ihn. Unſer kleiner Buckliger ſetzte ſich, blaß vor Aerger, zu ſeinen Brüdern, die ſelbſt über die ſeltſame Lage lachten. 3900 Zwiſchenakt aber verſchwand der alte Bucklige— und wurde auf dem Platz in der erſten Sitzreihe nicht mehr geſehen. Talma jedoch hatte ſich, wenn auch nicht gerade ſehr zart⸗ fühlend, gerächt. Das Wöhltätigkeitstonzert. de, b dn. Es war ein Streit entſtanden, wer ſich die größten Ver⸗ dienſte um dies Konzert erworben hatte. 5 9 Der eine ſagte:„Ich habe das Arrangement übernommen, habe den Saal gemietet und habe meine Zeit geopfert.“ „Ach, das tateſt du ja nur, um dich als Arrangeur wichtig en und mit dem Nimbus des Wohltäters umgeben zu Der andere ſagte;„Ich habe die Künſtler geworben, habe ſie zuſammengetrommelt und ein glänzendes ro f ſammengeſtellt!“ 1 0 5 e 10 Sie e en„Wir kaben umſonſt geſungen und ge⸗ e e doch nicht! Ihr tatet 4 e Reklame halber, damit ihr genannt und gelobt „Ich habe Hunderte von Billetts unter die Leute gebracht“, geſchlagen!. dent g due baba. e w Lee een v n a in e dir einer der Mitwirkenden ſpendete, als Wo zu werden! äter angeſehen eren Nutzen die Veranſtaltung geweſen. „Herr Pfeifer, bei Ihnen pfeift einer.“ eigennützig geweſen ſin e w„ ten Lichtleitung Oben die Makler, unten die Jobber, und ein lleblſches 111 6 allerorten. Das war ledoch alles W nichts gegen den mil angeſagt hatte, Er werde gegen acht Uhr kommen und unten ktalſchen 90 ſieben i önen und regelmäßigen Abſtänden: rillerpfeifentöne ver⸗ Herr Pfeifer ſtand auf dem Balkon und hörte ſich das Kons „Du wollteſt ja nur als Kunſtfex gelten und mit Künſtlern rief einer.„O ne mich hättet ihr kaum die Unkoſten heraus⸗ „Ach, du ta es ja nur, um vermöge 850 le ane das Wir haben gehungert und gelitten, damit ihr für uns ein Wohltä N n die au 5 Fenfter in der falſchen Etage, ſo daß das 9 0 0 dann erſt d N Musen 141 8 W 15 5 1 5 5 Und alle ſtimmten der Anſicht bei, daß dieſe die einzigen bei dem Wohlt een Beteiligten aten, die Cant un⸗ „ Ftihlge, 19., Ott.(An der pefek⸗ verunglückt.) Der 19 jährige Mauret Bipper in Verna arbeitete g mit ſeinem Vater am Abend im Stall. Dabei uchtete er mit einer elektriſchen Lampe. Als . bie Faſſung berührte, ſtürzte er plötzlich in⸗ olge eines Schlages zu Boden und war auf 10 Stelle tot. Die Urſache des Unfalls iſt darauf zurückzuführen, daß die Lampe ſchad⸗ haft war, ſodaß der Verunglückte mit dem Strom in Berührung kam. Biedenkopf, 19. Okt.(Trauerfah⸗ nen). In dieſen Tagen hätte der Kreis Bie⸗ denkopf auf eine hundertjährige Geſchichte zu⸗ rückblicken können, wenn nicht inzwiſchen die Auflöfung des Kreiſes erfolgt wäre. Die Be⸗ völterung hatte deshalb den 15. Oktober zum Trauertag erklärt und zahlreiche Gebäude der Stadt trugen ſchwarze Fahnen und Fahnen mit Trauerflor. 5 Heppenheim, 19. Okt.(Geiſtlicher Rat Miſchler 85 Jahre alt.) Geiſtlicher Rat und Päpſtlicher Geheimkämmerer Mſgr. Barth. Miſchler konnte in dieſen Tagen ſeinen 86. Geburtstag begehen. Der Jubilar war lange Jahre Pfarrer in Gr. Umſtadt und errichtele damals die Filialkirche Heubach. Beſondere Berdienſte hat er ſich als Pfarrer von Hep⸗ penheim und als Dekan des Dekanats Hep⸗ penheim erworben. Mit ſein Verdienſt iſt die Erbauung der ſchönen Stadtkirche in Heppen⸗ heim, dem„Dom der Bergſtraße“, außerdem gilt er als Erbauer der kath. Kirchen Kirſch⸗ bauſen und Laudenbach. 8 Lampertheim, 19. Okt.(Evangeliſche Tag in Lampertheim.) Am 30. und 31. Oktober begeht die evangeliſche Gemeinde Lam⸗ pertheim einen Evangeliſchen Tag zum Ge⸗ dächtnis der Reformation und an Guſtav⸗ Adolf. Für den Feſtſonntag iſt Choralblaſen, Kurrendeſingen, Feſtgottesdienſt, feierlicher Feſtzug, öffentliche Kundgebung mit Anſprache von Pfarrer Probſt⸗Frankfurt a. M.(nach⸗ mittags 3 Uhr) und Aufführung des Feſt⸗ ſpiels„Guſtav⸗Adolf“(abends 8 Uhr) vor⸗ geſehen. Montag, den 31. Oktober ſoll Schul⸗ gottesdienſt und abends Gemeindeabendmahl ktattfinden. N Bad Nauheim, 19. Okt. Ehrenchor⸗ meiſter Bechtolsheim f) In einer Gießener Klinik ſtarb an einem ſchweren Lei⸗ den Oberreallehrer Wilhelm Bechtolsheimer von hier im Alter von 62 Jahren. Der Ver⸗ Narbene, der den hieſigen Männergeſangvere“ cohſinn“ über 40 Jahre lang leitete, wa. eine in heſſiſchen Sängerkreiſen ſehr bekannte Perſönlichkeit. Der Heſſiſche Söngerbund hatte ſeine Verdienſte um das deutſche Lied und den deutſchen Männergeſang durch Verleihung des Titels Ehrenchormeiſter beſonders aner⸗ kannt. Wetterbericht. Unſere Witterung ſtand unter dem Einfluß einer neuen Sturmzyklone, die aus nordweſt⸗ licher Richtung kommend, über der Nordſee lagert. Vorherſage: Kühle, auffriſchende Winde, vereinzelt noch Regenſchauer. Geſundheitsfürſorge in der Invalidenverſicherung. Aus dem Bericht des Reichsverſicherungs⸗ amtes über die Geſundheitsfürſorge in der Invalidenverſicherung für das Jahr 1931 iſt bemerkenswert, daß trotz der wirtſchaftlichen Notlage die Abſicht beſteht, möglichſt die vor⸗ beugende Geſundheitsfürſorge durch Gewäh⸗ rung freiwilliger Leiſtungen aufrechtzuerhalten. Um welche immerhin erhebliche Ausgaben es ſich da für den Einzelnen handelt, geht aus einer Zuſammenſtellung hervor, die die ein⸗ zelnen Krankheiten, die behandelten Perſonen und den durchſchnittlichen Koſtenaufwand für eine im Krankenhaus behandelte Perſon an⸗ gibt. So wurde aus den Mitteln der Inva⸗ lidenverſicherung eine freiwillige Geſundheits⸗ fürſorge angewandt für 32 976 Lungen⸗ und Kehlkopftuberkuloſe⸗Kranke. Im Durchſchnitt betrug der Koſtenaufwand für eine im Kran⸗ kenhaus behandelte Perſon 876 Rm. Für Knochen⸗ und Gelenktuberkuloſe betrug dſeſe Summe ſogar 1349 Rm., da im Durchſchnitt jeder Kranke 179 Tage ſich im Krankenhaus aufhielt. Bei der Hauttuberkuloſe, bei der für 462 Perſonen Mittel aus der Invalidenber⸗ ſicherung freigemacht wurden, bekrug der Ko⸗ ſtenaufwand 820 Rm. Auch für die Geſchlechts⸗ krankheiten, von denen 26714 Perſonen Mit⸗ tel der Invalidenverſicherung in Anſpruch nah⸗ men, würden immerhin 259 Rm. je Perſon im Krankenhaus ausgegeben. Bei anderen in⸗ neren Erkrankungen wurden für 248 438 Per ſonen Mittel zur Geſundheitsfürſorge bereit⸗ geſtellt. Aus der Heimat. Gedenktage. 19. Oktober. 1693 Gründung der Univerſität Halle. 1806 Goethe wird mit Chriſtiane Vulpius in in der Sakriſtei der Schloßkirche zu Weimar getraut. 1924 Der Militärſchriftſteller General Hugo von Freytag⸗Loringhoven in Weimar geſtorben. Prot.: Ferdinand Kath.: Petrus von Alcantara. Sonnenaufg. 6.30 Sonnenunterg. 16.59 Mondunterg. 12.09 Mondaufg. 18.45. Ein Gebot für Fahrzeuglenker. Sorgt für Verlehrsſicherheit. Nachdem entſprechend der Jahreszeit die Tage immer kürzer und aus dieſem Grunde viele Fahrten vor Tagesanbruch begonnen wer⸗ den und bei Einbruch der Dunkelheit noch nicht beendet ſind, beſteht Veranlaſſung, auf die Notwendigkeit der rechtzeitigen und ausreichen⸗ den Beleuchtung von Fahrzeugen aller Art ſowie auf die diesbezüglichen oberpolizei⸗ lichen Vorſchriften und die neue Verordnung über den Kraftfahrzeuaverkehr hinzuweiſen. Darnach muß jedes Fahrzeug bei Dunkel⸗ heit oder ſtarkem Nebel mit Scheinwer⸗ fern verſehen ſein und ein rotes Schluß⸗ licht führen. Bei Beförderung von Laſten, die am hinteren Ende des Fahrzeuges weit herausragen, müſſen die Enden durch Lap⸗ pen oder dergleichen beſonders kenntlich ge⸗ macht, bei Dunkelheit oder ſtarkem Nebel muß am Ende der Ladung eine hellbrennende La⸗ terne mit rotem Licht angebracht ſein, wozu auch ein Rückſtrahler wie für Krafträder oder Fahrräder verwendet werden kann, der aber nicht mehr als ein Meter über der Fahrbahn liegen darf. Auch die hinteren Kennzeichen müſſen bei Dunkelheit oder Nebel beleuchtet ſein und bei mitgeführten Anhängern muß ein rotes Schlußlicht nach hinten leuchtend am letzten Fahrzeug angebracht werden. In letzter Zeit mehren ſich die Unfälle, die nach Eintritt der Dunkelheit durch unbe⸗ leuchtete Fahrzeuge jeder Art hervorgerufen werden, wieder ganz erheblich. Menſchenleben werden vernichtet, Familien zerſtört und Volks⸗ vermögen vergeudet, weil in Stadt und Land trotz des erhöhten Verſehrs Fahrzeuglenker und Radfahrer die Beleuchtung ihrer Fahrzeuge bei Dunkelheit in ſträflichen Leichtſinn unterlaſ⸗ ſen. Beſonders unbeleuchtete Bauernfuhrwerke bilden eine große Verkehrsgefahr weil ſie noch dazu faſt regelmäßig nicht die richtige Stra⸗ ßenſeite einhalten. Da die Vernachläſſigung der Beleuchtungs⸗ pflicht ſowie das Nichtabblenden oder nicht rechtzeitige Abblenden der Scheinwerfer die ſchwerſten Verkehrsunfälle verurſachen kann, iſt es ein Gebot für jeden Fahrzeuglenker dieſer Ermahnung erhöhte Beachtung zu ſchenken. * * Deutſches Holz zum Bauen! Die Lage der deutſchen Holzwirtſchaft hat ſich in letzter Zeit weiter verſchlechtert. Es iſt nötig, wie⸗ derholt darauf hinzuweiſen, daß es im Ge⸗ ſamtintereſſe der deutſchen Volkswirtſchaft liegt, wenn bei der Vergebung von Bauaufträgen inländiſches Holz dem ausländiſchen vor⸗ gezogen wird. Die zuſtändigen Reichsſtellen wie auch die Spitzenverbände der Erzeuger und Verbraucher haben erneut der Auffaſſung Aus⸗ druck gegeben, daß bei der jetzigen Wirtſchafts⸗ lage noch mehr als bisher auf die Verwendung deutſcher Bauſtoffe hingewirkt werden muß. Nächſte Tagung der Deutſchen Kolonialgeſell⸗ ſchaft in Frankfurt a. M. * Frankfurt a. M., 19. Okt. Die Deutſche Kolonialgeſellſchaft, die in Berlin die Feier ihres 50 jährigen Beſtehens beging, ſandte an den Oberbürgermeiſter Dr. Landmann folgen⸗ des Telegramm:„Zu ihrer Fünfzig⸗Jahr⸗ feier gedenkt die Deutſche Kolonialgeſellſchaft herzlichſt ihrer Gründungsſtadt Frankfurt am Main und ihres früheren Oberbürgermeiſters Dr. Miquel, des Mitbegründers unſerer Ge⸗ ſellſchaft. Sie hat lebhaft bedauert, daß ſie die Jubelfeier nicht in Frankfurt a. M. ab⸗ halten konnte. Einſtimmig hat jedoch die Verſammlung beſchloſſen, die nächſte Tagung in Frankfurt am Main abzuhalten“. eette Nahrilten. Nächſte Jeppelin⸗Jahrt wieder nach Rio de Janeiro. Hamburg, 19. Okt. Nach einem Funkſpruch Dr. Eckeners an die Hamburg⸗Amerika⸗Linie von Bord des„Graf Zeppelin“ ſoll auch die nächſte und zugleich letzte diesjährige Süd⸗ amerikafahrt des Luftſchiffes„Graf Zeppe⸗ lin“ über Pernambuco nach Rio de Janeiro durchgeführt werden. Das Luftſchiff wird Friedrichshafen am 24. Oktober morgens verlaſſen, in Pernambuco am 27. Oktober morgens eintreffen, am 28. Oktober morgens nach Rio weiterfliegen und dort am 29. morgens ankommen. Nach einſtündigem Aufenthalt in Rio wird die Rückfahrt über Pernambuco nach Friedrichshafen angetre⸗ ten, wo„Graf Zeppelin“ am 3. November abends zurückerwartet wird. Jalſchmünzerbande verhaftet. Hamburg, 19. Okt. Beamten des Falſch⸗ münzerkommandos der Hamburger Krimi⸗ nalpolizei iſt es gelungen, eine Falſchmün⸗ zergeſellſchaft bis auf den Anführer zu ver⸗ haften. Die Falſchmünzergeſellſchaft hat in Hamburg. Itzehoe, Neumünſter, Stettin und anderen Orten einige hundert falſche Zwan⸗ zigmarkſcheine in Umlauf geſetzt. Als Füh⸗ rer der Falſchmünzerbande kommt der am 10. Juli 1891 in Hamburg geborene Arnold Peterſen in Frage, der noch nicht gefaßt werden konnte. Schwerer Skurm an der Nordſee. Hamburg, 19. Okt. Im norddeutſchen Kü⸗ ſtengebiet und über der Nordſee ſetzte in der [Nacht zum Dienstag ein heftiger Südweſt— wind ein, der bis zum Sturm ſich geſtaltete. Borkum meldete am Dienstag morgen Süd— ſüdweſt Windſtärke 9, Helgoland meldete Windſtärke 8. Die Deutſche Seewarte hat erneut Sturmwarnung erlaſſen. Infolge des heftigen Sturmes waren kleinere Schiffe gezwungen, Nothäfen anzulaufen. Moritz Dornier geſtorben. München, 19. Okt. Moritz Dornier, der Bruder und Mitarbeiter des Flugzeugbauers Dr. ing. h. c. Claudius Dornier, iſt am Dienstag in München an den Folgen einer Operation geſtorben. Nachſpiel zum Calmekte-Prozeß. Lübeck, 19. Okt. Wie die Lübecker Staats⸗ anwaltſchaft mitteilt, iſt gegen den Berliner Arzt Dr. Gentner ein Verfahren wegen fahrläſſiger Körperverletzung eröffnet wor— den. Dr. Gentner hatte bekanntlich bei einer Reihe von Calmette-Kindern Infektionen mit ſeinem Präparat Antiphtiſtin vorge— nommen. Auf Grund von zwei Sachver- ſtändigengutachten ſoll Dr. Gentner dabei nicht mit der nötigen Sorgfalt gearbeitet ha— ben. Bei drei Kindern wurden ſtark eitern— de Geſchwüre feſtgeſtellt. Wegen dieſer drei Fälle iſt jetzt das Verfahren gegen Dr. Gentner eingeleitet worden. Preuß. Sücicl. iessen- Lotterie Ziehung 1. Klasse 21. u. 22. Oktober lose bei den staatl. Lotterieeinnehmern Welt und Wiſſen. Der Dachs wird ſelten. Zu den eigenartigſten Geſtalten unſerer Tierwelt gehört der Dachs, um den ſich von je her Märchen, Sagen und Legenden geſpon⸗ nen haben. Aus übertriebenem Nützlichkeitsſinn und aus zügelloſem Jagdeifer wird dem Dachs auch heute arg zugeſetzt, ſelbſt in Gegenden, wo er bereits zu den ausſterbenden Tieren ge⸗ hört. Nach dem Jagdgeſetz genießt der Dachs eine lange Schonzeit, und nur in den Herbſt⸗ monaten iſt die Jagd auf ihn geſtattet. Aber, weil er im allgemeinen nur als Raubzeug gilt, wird die Schonzeit wenig beachtet. In eini⸗ gen Landesteilen Deutſchlands iſt der Dachs das ganze Jahr über unter Schutz geſtellt. Trotz diefer Maßnahme lieſt man aber noch oft genug in den Zeitungen, daß die Erle⸗ gung eines Dachſes als große jagdliche Lei⸗ ſtung geprieſen wird. Jeder Freund der hei⸗ miſchen Natur ſollte mit darauf achten, daß alle geſetzlichen Maßnahmen zur Erhaltung unſerer Tierwelt genügend bekannt gemacht und ſtreng durchgeführt werden, damit unſere Sen und Fluren nicht noch weiter ver⸗ en. Die Wirren in Südamerika. Ein bemerkenswerter Bericht, der auf die Ae Bezug nimmt, geht der Auslandsabteilung des DHB. aus Bolivien zu. Schon vor dem Konflikt mit Paraguay hatten ſich die wirtſchaftlichen Verhältniſſe Boliviens zunehmend berſchlimmert. Nament⸗ lich die ing vera terung machte ſich empfindlich ſpürbar. olivianos ſtanden gegen Reichsmark Mitte August auf 0,67 gegen 1,25 vor einem Jahre. Doch au dieſer Kurs iſt nur nomineit, da Wart, pfunde, Dollars uſw. nur für den allerdringlichſten Einfuhrbedarf geteilt werden. Am meiſten leiden darunter die großen bolivianiſchen Einfuhrhäuſer, die Hauptwirkungsſtätten deutſcher Kaufmannsge⸗ hilfen. Der Heeresbedarf für die im Gran⸗ Chaco⸗Gebiet kämpfenden Truppen hat die Deviſen weiter verknappt; der Verkauf zahl⸗ reicher Waren iſt bereits behördlichen Ein⸗ ſchränkungen unterworfen worden. Eine merk⸗ würdig anmutende Begleiterſcheinung der Kriſe liegt darin, daß die in Bolivien anſäſſigen deutſchen Angeſtellten viel länger dort blei⸗ ben als beabſichtigt. Wer ſeinen Poſten nur als Durchgangsſtation übernommen hatte, hält jetzt zähe an ihm feſt, weil anderswo erſt recht kein Unternehmen möglich iſt. Wie in Boli⸗ vien durch äußere, ſo hat ſich in Peru durch innere Wirren die Wirtſchaftslage weiter ver⸗ ſchlechtert. Die letzten Unruhen werden von Kennern als die blutigſten ſeit vielen Jah⸗ ren bezeichnet. Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Eines Tages erhielt Mac Twain, der da⸗ mals noch Herausgeber einer Zeitung in Miſ⸗ ſouri war, von einem Leſer, einem Kauf⸗ mann, einen Brief, in dem der Schreiber mit⸗ teilte, er habe in der Zeitung eine Spinne gefunden, und er würde, da er abergläubiiſch ſei, gern wiſſen, was dies wohl zu bedeuten habe. Er bekam folgende Antwort:„Ver⸗ ehrter alter Abonnent: Daß Sie eine Spinne in Ihrer Zeitung fanden, bedeutet für Sie weder Glück noch Unglück. Die Spinne wollte lediglich in unſerem Blatt nachſehen, welcher Kaufmann darin kein Inſerat hat, um dann deſſen Laden aufzusuchen, ihr Netz quer vor die Tür zu ſpannen und dort bis an ihr Ende ein Leben ungeſtörten Friedens führen zu könen.“ Allerlei vom Apfel. Ueber 1300 Apfelſorten verdanken wir der Runſt des Gärtners. Dabei wiſſen wir nicht einmal mit Sicherheit, von welcher Urform unſere köſtlichen Aepfel eigentlich abſtam⸗ men. Die landläufige Anſicht, unſer Wild-, Holz⸗ oder Kernapfelbaum mit ſeinen kuge⸗ ligen, 2 bis 2,5 Zentimeter im Durchmeſſer großen, ſehr ſauer ſchmeckenden Scheinfrüch⸗ ken, ſei der Stammvater unſerer Kulturſor⸗ ten, wird von der botaniſchen Wiſſenſchaft ſtark bezweifelt. So behauptet der Natur⸗ forſcher Foke auf Grund eingehender und erfolgreicher Kreuzungsverſuche mit orienta⸗ liſchen Wildlingen daß der im Kaukaſus und im Altaigebirge verbreitete Apfelſtrauch viel eher als Stammvater unſerer prächtigen, Ta⸗ feläpfel anzuſehen und zu ehren ſei. Wieder andere Forſcher nennen den in Parks und Anlagen häufig als Zierbaum gepflanzten Beeren⸗ oder Kirſchapfel den Altvater unſe⸗ rer Apfelkulturen. Auch ein in Nordchina beheimateter Wildapfel wird als Urſprung vieler Kulturſorgen genannt. Insgeſamt ſtreiten ſich zwölf Wildäpfel um die Krone der Menſchheit„die prächtige Frucht des Paradieſes und der Venus“ geſchenkt zu haben. Feſt ſteht nur: unſere Kulturſorten ſind Kreuzungspunkte verſchiedener Wild⸗ arten, wobei neben den ſchon genannten Wildlingen auch der Paradies⸗ und der Splittapfel ihr Beſtes dazu beigetragen haben. Wie der Urſprung, ſo verliert ſich auch der Beginn der Kultur des Apfels im vorhiſto⸗ riſchen Dunkel. Schon in den Pfahlbaudör⸗ 19 0 des Bodenfees fand man halbverkohlte pfelreſte. Die griechiſche Dichtung erwähnt in der Ilias den Ayfel des Paris, der Anlaß zum trojauiſchen Krieg geworden ſein ſoll. Von den Römern erzählt der Geſchichtsſchrei— ber, daß ihre Literatur bereits 24 Apfelſor⸗ ten kannte und daß der Römer mit dem Pfropfen und Veredeln der Apfelbäume wohl vertraut war. Große Verdienſte um die Verbreitung und Verbeſſerung der Apfelſor⸗ ten erwarben ſich im Mittelalter die italie⸗ niſchen, franzöſiſchen und deutſchen Mönche. In ſtetem Austauſch wechſelten ſie in ihren Kloſtergärten Sorten und Edelreiſer, um den für ihr Kloſter, ſeine Bodenverhältniſſe und ſein Klima beſten Apfel zu züchten. Thereſe Neumann. Beſchluß der bayeriſchen Biſchofs konferenz. München, 19. Oktober Dieſer Tage war gemeldet worden, daß ſich die diesjährige bayeriſche Bi⸗ ſchofskonferenz dafür ausgeſprochen habe, daß ſich die Stigmatiſierte von Kon⸗ nersreuth, Thereſe Neumann, zu einer Unterſuchung in eine Univerſitäts⸗ klinik begeben ſolle. Dieſe Mitteilung mird nun von offizieller kirchlicher Seite be— ſtätigt. Nach dem„Regensburger Beobachter“ erklärte Domprediger Rohrmüller in einer Predigt, es müſſe ſich ohne ſeeliſche Miß handlung durch die mediziniſche Wiſſenſchaft feſiſtellen laſſen, ob die Nahrungsloſigkeit, ob die Wundmale, die Fernkommunion uſw. auf natürliche Urſachen zurückgeführt wer⸗ den könnten. Die Entſcheidung darüber. ob Thereſe Neumann katſächlich in eine Uni. verſitätsklinik übergeführt wird, liegt nun bei dem Vater der Neumann, der ſich aber kei⸗ neswegs weigern ſoll dem Wunſch der Bi- ſchofskonferenz zu enkſprechen.