Lokales * Gegen den Willen des Vaters ſuchte der junge H. ſeinen Herzenswunſch zu erfüllen. Er ſollte nach des Vaters Abſicht das Hofgut übernehmen und wollte doch Maler werden. Des Vaters Groll, des Sohnes Sehnen, beider Starrköpfigkeit führt ſchließlich durch das Dazwiſchentreten des reichen W. zum Familienſtreit. Der Sohn wird vom Vaterhaus verjagt. Unterſtützt von ſeinem Gön⸗ ner W. zieht er in die Welt und macht in kur⸗ zer Zeit ſein Glück, wird anerkannter großer Maler. Seine Werke preisgekrönt, werden hochbezahlt. Doch die Liebe wird ihm zum Verderben. Er will der Tochter ſeines Gön⸗ ners die Hand zum Lebensbund reichen gegen deren Vater Willen. Doch er glaubt jetzt alle Steine aus ſeinem Lebensweg geräumt zu ha⸗ ben. Doch er hat ſich bitter getäuſcht, ſie wird ihm zum Fels, an dem er faſt zerſchellt. Er muß erkennen, daß des Vaters Segen den Kin⸗ dern das Haus baut, nicht... Wie ſich ſein Leben weiter geſtaltet, berichten wir in der Freitagnummer. »Preußiſch⸗Süddeutſche Klaſſen⸗ Lotterie. Die Ziehung der 1. Klaſſe beginnt am 21. Oktober er., alſo ſchon übermorgen. * Schuhmacher ⸗Zwangsinnung. Die nächſte Hauptverſammluug, verbunden mit Uebergabe der Geſellenbriefe, findet am 7. Nov., nachm. 1,30 Uhr, in Weinheim, Gaſthaus„Zum grünen Baum“ ſtatt. » Los von der Krankheit! Ueber ſolche und andere lebenswichtige Fragen ſowie über naturgemäße Wege nach neuerer Erkenntnis ſprach der unter ſeinem Schriftſtellernamen Fried Reſchif in Deutſchland bekannte Biologe. Auf zahlreiche Bitten hin hat ſich derſelbe entſchloſſen, dieſen Vortrag zu wiederholen und zwar am Donnerstag, den 20. Oktober 1932, abends 8,15 Uhr im Saale des Gaſthauſes„Zum Freiſchütz“. Der bekannte Biologe erklärt wie⸗ der in leicht faßlicher und logiſcher Weiſe die Urſache der Krankheiten and zeigt neue Wege zur Geſundheit. Da der Vortrag bei freiem Eintritt ſtattfindet, darf der Redner mit einem guten Beſuch rechnen. Wir verweiſen im übrigen auf die diesbezügliche Anzeige in der heutigen Nummer, die über das Thema nähere Hinweiſe erhält. * Weiß Ferdl, der bekannteſte aller herr“ des berühmten Münchner„Platz'l“ kommt zu einem eigenen„heiteren Abend“ nach Mann⸗ heim. Dieſer findet am kommenden Sonntag, den 23. Okttober, abends 8 Uhr im Nibelungen⸗ ſaal des Roſengartens ſtatt. Weiß Ferdl bringt für ſeinen Mannheimer Abend, bei dem er ſich in ſeinen beſten Soloſzenen und in einem Ein⸗ akter Enſemble hören laſſen wird, ein ganzes großes Programm mit. Außer ihm wirken bei dieſem heiterſten aller Abende mit die Tölzer Stadtkapelle. die Bergener Landlerkapelle, die Chiemgauer Schuhplattler⸗Truppe, das beim großen Wettbewerb des Rundfunks mit dem 1. Preis gekrönte Jodler ⸗ Duett Anni Kienaſt und Martha Brunner. Der Vorverkauf für dieſen Abend iſt bereits lebhaft im Gang. Gemeinderats⸗Sitzung am Dienstag, den 18. Oktober 1932. Kurz nach 8 Uhr war das Plenum be- ſchlußfähig. Den Vorſitz führte Herr Beigeord⸗ neter Roos, das Protokoll Herr Verw.⸗Inſp. Alter. Weiter war noch Herr Bauinſpektor Berberich anweſend, um einige Punkte zu erläutern. Der Zuhörerraum iſt ſchwach beſetzt. Der Vorſitzende eröffnete die Sitzung, begrüßte die Erſchienenen und dankte für ihr Erſcheinen. Vor Beratung der Tagesordnung wurden zwei Ausſchuß⸗Beſchlüſſe bekannt gegeben und zwar 1. wurden für die 25 am Landgraben beſchäf⸗ tigten Arbeitsdienſtwillige Schuhe zum Preiſe von 7 Mark pro Paar angeſchafft, wovon die Dienſtwillige die Hälfte ſelbſt zu zahlen haben und 2. ſoll am Zuſammentreffen des Schwarzen Graben und Bannholzgraben eine Schließe ein- gebaut werden, um das dort ſich ſtauende Waſ⸗ ſer am Austritt zu verhindern. Zur Tagesord⸗ nung brachte Herr G.⸗R. Müller einen Antrag ein, betr. Prüfung der Anträge bei der Arbeits- loſen⸗Unterſtützung. Herr Müller führte aus, daß die hier in Betracht kommende Auguſt⸗Not⸗ verordnung von Seiten der Verwaltung nicht richtig gehandhabt wird, und ſo die Unter- ſtützungsberechtigte geſchädigt würden. lich hat nach dem Gwöchigen Bezug der Alu eine Prüfung der Hilfsbedürftigkeit ſtattzufinden und hier werde der Fehler gemacht. Der Ge— meinderat beſchließt, in Hinkunft dieſe hier not⸗ wendigen Gutachten durch den Fürſorgeausſchuß überprüfen zu laſſen. Punkt 1. Erhebung einer Bürgerſteuer im Rj. 1933. Das Kreisamt macht dem Rat die Auflage, zu beſchließen, daß die Bürgerſteuer im Jahre 1933 mit 500% erhoben werden ſoll. Dieſer Beſchluß würde bedeuten, daß trotz den Ermäßigungen des Jahres 1932 alle, ob ledig oder verheiratet, im Jahre 1933 30 Mk. Bürgerſteuer zu entrichten hätten. Der G.⸗R. lehnt die Erhebung einer Bürgerſteuer wegen Untragbarkeit für die Steuerzahler überhaupt ab. Allerdings ſteht zu erwarten, daß das Kreisamt die Erhebung der Steuer im Zwangs- wege durchführen wird. Münchner Komiker und Humoriſten, der„Feld⸗ Punkt 2. Durchführung des freiwilligen Arbeitsdienſtes in der Schlothlache. In der Schlothlache ſoll im Wege des freiwilligen Ar- beitsdienſtes größere Planierungsarbeiten vorge⸗ nommen werden. Es ſollen ca. 6000 ebm. Sand von der Bäcker- und Lichthammerſchneiſe abgetragen und in den tiefliegenden Wieſen und Aeckern untergebracht werden. Der gute Grund wird oben abgehoben und der Sand darunter gebracht, damit die Qualität des Feldes und Bekannt⸗ der Wieſen bleibt. 17300 Arbeitstage ſind hierzu vorgeſehen, ſodaß alſo 110 Arbeitsdienſt⸗ willige ein halbes Jahr zu tun hätten. Den Arbeitsdienſtwilligen wird 1.70 Mk. pro Tag vergütet, wovon evtl. 30 Pfg. für warmes Mittageſſen einbehalten werden, ſodaß insgeſamt ca. 30000 Mk. an Arbeitslohn in unſere Ge⸗ meinde kämen, die der Staat hierzu zur Ver⸗ fügung ſtellt. Die Gemeinde hat' lediglich Un⸗ koſten bei der Beſchaffung von Arbeitsgeräten. Der G.⸗R. beſchließt, die Ausführung dieſes Projektes zu genehmigen.— Zu dieſem Punkt wird ein Antrag der Kath. Jugend vorgelegt, worin dieſe die Ueberlaſſung der Arbeit an ſich beantragt. Da die Arbeitsdienſtwilligen auch körperlich, geiſtig und ſittlich betreut werden müſſen, und die Gemeinde durch Ueberlaſſung der Arbeit an die Kath. Jugend hiervon ent ⸗ bunden wäre, findet der Antrag Befürworter. Um jedoch den einzelnen Fraktionen Gelegenheit zur Entſchließung zu geben, wird die Beſchluß⸗ faſſung auf die nächſte Sitzung zurückgeſtellt. Punkt 3. Herſtellung der Gas⸗ und Waſ⸗ ſer⸗Zuführung in der Waldſtraße. Der G.⸗R. beſchließt, gegen eine Stimme, die notwendige Durchführung dieſer Arbeiten. Punkt 4. Verkauf der Moenania. Der G.-R. nimmt erfreut Kenntnis, daß der Moenania⸗Kauf rechtskräftig geworden iſt. Der jetzige Beſitzer teilt mit, daß er mit den Um⸗ bauarbeiten demnächſt beginnen wird. Punkt 4. Durchführung von Winterhilfs⸗ maßnahmen. Der Erwerbsloſen⸗Ausſchuß hat einen Winterhilfs⸗Antrag eingereicht, deſſen Be⸗ handlung ſich erübrigte, da für dieſe Zwecke ja doch kein Geld vorhanden iſt. Das Reich hat zur Winterhilfe noch keine Richtlinien heraus⸗ gegeben. Das Kreisamt ſtellt Mittel in Aus- ſicht, ſobald Geld hierzu vorhanden iſt.() Der Vorſitzende verweiſt vorerſt auf den Hilfsausſchuß der freien Wohlfahrtspflege, dem der Rat auch die weitgehendſte Unterſtützung der Gemeinde zuſichert. Die Bürgermeiſterei wird nach wie vor alles tun, um, wenn irgend möglich, aus Reich oder Kreis etwas für die Hilfsbedürftigen zu erlangen.— Bezüglich der gepfändeten Re⸗ zeßbauholrente wird mitgeteilt, daß zu erwarten ſteht, daß vom Miniſterium das Geld in Bälde freigegeben wird und dann auch die Antragſteller befriedigt werden können. Hiermit war die Sitzung gegen 10 Uhr beendet. *Dienſtjubiläum. Am 15. Oktober ds. Is. konnte Herr Polizeimeiſter Gu ſt av Kühne beim heſſiſchen Polizeiamt Viernheim ſein„Vierzigjähriges Dienſtjubiläum“ begehen. Herr Kühne trat am 15. Oktober 1892 in die Unteroffizierſchule Biebrich ein und nach drei⸗ jähriger Dienſtzeit zur reitenden Batterie des ehem. Feldartilerie-Regiments Nr. 25 in Darm⸗ ſtadt über. Am 31. Dezember 1900 wurde er als Schutzmann bei der Stadt Darmſtadt ange⸗ ſtellt und am 1. Dezember 1921 als Polizei⸗ meiſter zum Polizeiamt Viernheim verſetzt. An⸗ läßlich des Dienſtjubiläums fand geſtern bei dem hieſigen Polizeiamt eine kleine interne Feier ſtatt, bei welcher dem Beamten von dem Amts vorſtand Herrn Oberinſpektor Oechler eine von dem Herrn Heſſiſchen Miniſter des Innern ausgefertigte Urkunde für die dem Staate treu geleiſteten Dienſte überreicht wurde. Ober ⸗Inſpektor Oechler brachte hierbei unter anderem insbeſondere zum Ausdruck, daß Herr Kühne ſich noch recht lange dieſes Tages bei beſter Geſund⸗ heit erfreuen möge, was der Wunſch aller Be⸗ amten ſei, die ihn durch Ueberreichung eines kleinen Geſchenkes ehrten. Dem ſtets liebens⸗ würdigen, pflichtreuen Beamten auch unſere herz⸗ lichſten Glückwünſche und alles Gute für die Zukunft. Gemeindehaſſe. Das 2. Ziel Handwerkskammer ⸗ Umlage pro 1932 Rj. kann noch im Laufe dieſer Woche ohne Mahnkaſten bezahlt werden. J. V. Zöller. Bekanntmachung. Betr.: Kontrolle der Invalidenkarten. Vom 26. ds. Mts. an nimmt der Kon⸗ trollbeamte der Landesverſicherungsanſtalt Heſſen eine Nachprüfung der Quittungskarten der inva⸗ lidenverſicherten Perſonen in Bezug auf ordnungs- mäßige Beitragsentrichtung vor. Die Arbeitgeber werden hiermit aufgefor⸗ dert, die Quittungskarten der von ihnen be⸗ ſchäftigten Arbeiter, Geſellen, Gehilfe, Lehrlinge und Dienſtboten ete. am Mittwoch, den 26. Okt. und Donnerstag, den 27. Okt. 1932 auf der Bürgermeiſterei zur Vornahme einer Kontrolle der Markenverwendung perſönlich vorzulegen oder durch einen Beauftragten, der über die Höhe des Lohnes uſw. Auskunft geben kann, vorlegen zu laſſen. Zu der angegebenen Zeit haben auch Hausgewerbetreibende(Hausſchneider uſw.) ſowie unſtändige Arbeiter(Hausſchlächter, Taglöhner. Putzfrauen, Wäſcherinnen ete.) und die freiwillig Verſicherten ihre Quittungs⸗ karten vorzulegen. Die Arbeitgeber ſowie die vorgenannten Verſicherten ſind nach 88 2 und 7 der Ueberwachungsvorſchriften vom 1. Nov. 1929 bei Meidung von Beſtrafung(bis zu 1000.— Mark) hierzu verpflichtet. Während der Kontrolle wird auch Auskunft erteilt über alle die Invaliden u. Hinterbliebenenverſicherung betreffenden Fragen. Viernheim, den 17. Oktober 1932. Heſſ.Bürgermeiſterei Viernheim. J. V.: Roos. Vereinsanzeiger. Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Abt. Schutz⸗ ſport. Heute Abend ¼5 Uhr Handballtraining. Der Schutzſportleiter. Mäunergeſangverein 1846. Donnerstag abd. 9 Uhr Singſtunde. Vollzähliges Erſcheinen erwartet. a Der Dirigent. Geſangverein Liederkranz. Alle Spieler bitte ich heute abend ½7 Uhr im Lokal zu ſein. Der Spielleiter. MHatholischer Hrh. Verein Morgen Donnerstag, von 2 bis 5 Sprechstunde des Arbeiter-Sekretäürs im„Freischütz“ Für Jedermann unentgeldlich. Der V. Allen, die den erſten Halnarungs-Vor rag des bekannten Redners und Biologen, unter ſeinem Schriftſtellernamen Frled Reschif in Deutſchland bekannt, nicht beſuchen konnten, iſt nachdem der Schriftſteller auf eine Anzahl eingegangener Bitten hin den Vortag wiederholt, nochmals Gelegenheit gegeben, dieſen jetzt zu be⸗ ſuchen und zwar am Donnerstag, den 20. Okt. 1932, abends 8.15 Uhr, in Viernheim, im Saale des Gaſthauſes „Tum Freischütz“. Thema: Wodurch u. warum werden wir krank! . Steht unſer Volk vor einer Ernährungs⸗ kataſtrophe! „os von der Krankheit, durch natür- llehe und neue Wege! Wie ernähre ich mich richtig u. billig, um trotzdem geſund zu bleiben oder zu werden! Ein Wegweiser für die N Notzeit! Urteile aus dem Publikum:„Ich habe noch ſelten ſo einen tiefen Eindruck aus einem Vortrag mit nach Hauſe genommen“. „Durch den Redner erhielt ich neuen Lebensmut“.„Durch die vom Redner erhaltenen Ratſchläge wurde ich geſund und bin überglücklich. Eintritt freil Kein Trinkzwang.— Stuhlreihen. then K. K.). bee 5 Bau⸗ und Siedlungskapi⸗ dieſes Mts. abends tal zu nur 4% Zins ver⸗ 8½ Uhr im„Frei- tragl. Sau Aus⸗ ſchütz“ Vortrags⸗ 8 abend, wozu noch. Se hene mals herzlich einge⸗ laden wird. Auch die Jungmänner werden um zahlreiches Er⸗ ſcheinen gebeten. Der Vorſtand. Empfehle mich im Philipp Bergmann Metzger Mannheimerſtraße 47 Gaſth. z. Morgenſtern Friſche Liter 17 Pfg. laufend abzugeben Leonhard Martin Flanos und Harmomums repariert, ſtimmt und moderniſiert Karl Metz Mlauler techniker Welnnelm Hauptſtraße 135 (im Muſikhaus Metz) bei fachmänniſcher u. reeller Bedienung. Waldſtraße 42 Das kleine Geſchäft das ſich große Mühe macht, der weiteſte Weg lohnt ſich. Herren-Mäntel Mk. 18.50, 29.50, 38.50 Georg Martin, i ö 1 Sodlaldemoperauschs Tarte rtsgruppe Viernheim. Am Freitag, 21. Oktober, abends ½9 Uhr findet bei Johann Klee im„Schillerkaffee“ eine Vorſtandsſitzung ſtatt, wozu vollzähliges Erſcheinen aller Vor- ſtandsmitglieder erwartet wird. Der Vorſitzende. Morgen Donnerstag früh von 9 Uhr ab bis nachm. 4 Uhr lade ich am Staatsbahnhof Thomasmehl aus. Ich bitte meine Kundſchaft, ihren Bedarf an der Bahn abzuholen. Chriſtian Adler, z. Traube Düngerhandlung. Für den Platz Mernheim u. Um- gebung suchen wir einen zuverläſſigen und tüchtigen Vertreter gegen gute Verdienſtmöglichkeit. Es wollen ſi aber nur Leute melden, denen wirklich an der Sache et⸗ was gelegen iſt, u. auf eine Dauerſtellung ſehen. Schriftliche Angebote erbeten an Anger Nähmaschinen A. d. Tannheim, 0, 4 Ur. 5 1 Murrbe I. Makerschule 1 Bensbeim a. d. B. 3 klaſſ. Abteilung für Bauhandwerker, Maler und Metallarbeiter. Das Winterſemeſter beginnt am 2. Novem⸗ ber 1932. Der Vorbereitungskurſus zur Meiſter⸗ prüfung am 13. November 1932, vorm. 8½ Uhr. Anmeldungen zu allen Abteilungen ſind bis zum 28. Okloher an die Schulleitung ein⸗ zureichen. Sonder- Angebot Bodenbeize rotbraun u. gelb; loſe, Doſe nachgefüllt 40 Pig. Bodenwachs gelb und weiß; loſe, Doſe nachgefüllt 40 Pig. die beſte Bodenbeize, das beſte Boden- u. Möbelwachs habe ich in allen Größen vorrätig. Tel. 198 Ralhaus- Drogerie Tel. 106 U e eee iernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt 5 Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung Erſ cheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— ace monatl. 0 Mk frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das 10 1 ter san„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan tige illuſtrierte owie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ae 117.— Telegramme: unge Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt u. Ver rankfurt a. M.— Schriftleitung, Dru Nummer 245 1 In kurzen Worten: je bereits angekündigte Verordnung zur Eid e der Sozialleiſtungen iſt am Mitt⸗ woch veröffentlicht worden. Im Klepper⸗Unterſuchungsausſchuß des preußiſchen Vandtags wurde am Mittwoch Reichskanzler v. Papen als Zeuge vernom⸗ men. Der ſächſiſche Landtag nahm eine Ent⸗ 10 die Reichsreformpläne der Reichsregierung an. An der Nordſeeküſte hat ein heftiger Sturm erheblichen Schaden angerichtet und viele Schiffe an der Ausreiſe gehindert. JC Cͤͥͤͥͤ³²“p1. Neue Gefahren. die franzöſiſche Außenpolitik eht mit eiſerner Konſequenz darauf aus, 9 en dauernd nieder zuhal⸗ ten. Daher das Gerede von der„Heilig⸗ keit“ des Verſailler Vertrages, daher der Widerſtand gegen die deutſchen Forderungen nach Gleichberechtigung, daher aber auch die— franzöſiſche Oſtpolitik, der man in der deutſchen Oeffentlichkeit viel zu wenig Be⸗ achtung ſchenkt. Durch Gewährung von An⸗ leihen und zahlreichen anderen Liebesgaben hat ſich Frankreich in den neuen Staaten, Polen und Tſchechoſlowakei, Tra⸗ banten geſchaffen, die es außerdem auch noch durch Militärbündnisverträge an ſich feſſel⸗ te. Mit Südſlawien und Rumänien iſt es ähnlich verfahren. Jetzt iſt die franzö⸗ ſiſche Oſtpolitik am Werk, ein neues Ver⸗ tragsnetz zuſammenzubringen, das die „Randſtaaten“(Litauen, Lettland, Eſtland, Finnland), Polen, Rumänien und Rußland Umfaſſen ſoll. 5 8 Schon ſeit Anfang 1931 ziehen ſich die Verhandlungen hin. Aber nur ab und zu taucht in der Oeffentlichkeit eine kurze Notiz auf, die über die Paraphierung eines Nichtangriffpaktes oder über ſchwebende Verhandlungen berichtet. Allmählich aber hat das Netz Geſtalt angenommen, Nachdem Frankreich und Rußland bereits im Auguſt 1931 einen Nichtangriffspakt abgeſchloſſen hatten und die Verhandlungen zwiſchen der Sowjetunion und den Randſtaaten Finn⸗ land, Eſtland und Lettland ſowie Polen im Anfang des Jahres 1932 zu einem erfolgrei⸗ chen Ende geführt worden waren, blieb nur noch eine Maſche in dem Vertragsnetz: der Nichtangriffspakt zwiſchen Rumänien und Rußland, der bisher an der Beſſarablenfrage ſcheiterte, da Ru⸗ mänien als Vorausſetzung die völkerrecht⸗ liche Anerkennung der Zugehörigkeit Beſſara⸗ biens zu Rumänien von Rußland forderte, die Sowjetunion jedoch ſich dazu außerſtande erklärte. Gerade in den letzten Wochen wird nun ein ſtarker diplomatiſcher Druck auf Bukareſt ausgeübt, die Verhandlungen zu beenden, um damit zur Ratifizierung des geſamten Vertragswerkes zu kommen. Damit verrät die franzöſiſche Politik zum erſten Male offen, daß ſie ſelbſt— nicht nur die öſtlichen Staaten— ein erhebliches Intereſſe an der Vollendung des Vertrags, netzes beſitzt. Auch Warſchau drängt ſtark und ſchlägt ſogar gegenüber ſeinem Militär⸗ verbündeten Rumänien äußerſt verärgerte und unfreundliche Töne an. f Die Sachlage zwingt auch die deutſche Außenpolitik, die nicht unmittelbar von dieſen Geſchehniſſen berührt wird, ihre volle Aufmerkſamkeit den franzöſiſch⸗polni⸗ ſchen Bemühungen zu widmen. Was die Sowjetunion zu dieſem Vertragswerk treibt, iſt unſchwer erſichtlich. Die Sowjetunion legt entſcheidenden Wert auf den ſozialiſti⸗ ſchen Auf⸗ und Ausbau der innerpolitiſchen Baſis. Noch iſt das ausſchlaggebende Güter⸗ verteilungsproblem nicht gelöſt, das ſich der weite Fünffahresplan zur Aufgabe geſtellt 55 Noch iſt Rußland für größere außen⸗ politiſche Zuſammenſtöße nicht gerüſtet. Da⸗ rum braucht es zunächſt Ruhe und friedliche Entwicklung. 5 Anſamoit möro die Entmickſung filr die lag: oh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes an Donnerstag, den 20. Oktober deutſche Außenpolitic nicht beſorgnkserre⸗ gend. Das Bild wird jedoch anders, wenn man die Abſichten unterſucht, die Frank, reich und Polen mit dem Syſtem der Nichtangriffspaktes verfolgen. Es iſt ja ein altes Ziel der Warſchauer Politik, eine Ga⸗ rantie der polniſchen Weſtgrenze zu erreichen. Dieſe Grenze aber kann und wird Deutſchland niemals anerkennen, da ſie— ſchon wegen des ſogenannten.„Korri⸗ dors“— für uns einfach unmöglich iſt. Dieſe Furcht vor der Reviſion der deutſchen Oſt⸗ grenze dürfte für Polen die treibende Kraft der Annäherung an Rußland ſein. Aehnlich liegen die Dinge für die fran⸗ zöſiſche Außenpolitik. Frankreich ſucht eine Politik auf weite Sicht zu treiben, die ſich gegen Deutſchland wendet. Es verſucht, den deutſchen Reviſionswün⸗ ſchen einen feſten Riegel vorzuſchieben, in— dem es ihm den letzten Trumpf, die ruſſi⸗ ſche Karte, aus der Hand winden will. Die Nichtangriffspakte ſollen der Gegenzug ſein, der Rapallo— das heißt den deutſch⸗ruſſi⸗ ſchen Vertrag— mattſetzt. Daneben ſpielt zweifellos der Gedanke eine Rolle, das etwas brüchig gewordene Bündnisſyſtem im Oſten wieder zu flicken und die ſchon viel zu ſelb⸗ ſtändigen„Vaſallenſtaaten“ wieder feſter in das Kielwaſſer der franzöſiſchen Politik zu zwingen. Inſofern richtet ſich das Bemühen, Rumänien unter allen Umſtänden in den neuen Paktblock hereinzubekommen, auch gegen den Einfluß, den die italie⸗ niſche Politik in den letzten Jahren in Bu⸗ kareſt gewonnen hat. 5 Wie weit es Frankreich und Polen gelin⸗ gen wird, dieſe Abſichten praktiſch wirkſam werden zu laſſen, läßt ſich heute noch nicht beurteilen. Selbſt wenn man aber in Rech- nung ſetzt, daß Rußland trotz der Paktver⸗ handlungen keineswegs gewillt ſcheint, ſeine Rapallo⸗Politik aufzugeben, wird dennoch die deutſche Außenpolitik klug daran tun, ſich rechtzeitig der Gefahr bewußt zu ſein, die die franzöſiſche Oſtpolitik für Deutſch⸗ lands Weg zu Gleichheit und Freiheit in ſich birgt, um rechtzeitig ihre Gegenmaßregeln zu treffen. Wirtſchaftlich und ſo zial. Rundfunkrede des Reichsarbeitsminiſters.— 5 hilfe im neuen Nolwinker! i Berlin, 20. Oktober. Relchsarbeitsminiſter Dr. Schäffer ſprach Mittwoch abend in der Stunde der Reichsre⸗ gierung über alle deutſchen Sender über die Verordnung zur Ergänzung der ſozialen Leiſtungen, mit der, wie der Miniſter be⸗ tonte, die Reichsregierung ein Verſprechen einlöſe, das ſie vor einigen Monaten gege— ben habe. 5 5 Der Inhalt der Verordnung wird bei dem einen, der nur wirkſchaftlich denkt, etwas gewagt, und bei dem anderen, der nur ſozial denkt, nicht bedeutend genug erſcheinen. Dieſe Verordnung denkt wirtſchaftlich und ſozial zugleich... Die Arbeitsloſenziffer iſt die ſchmerzlichſte aller Zahlen. Sie liegt auch jetzt noch über dem Stand vom Ok⸗ tober 1931. Wenn auch für die erſte Oktober⸗ hälfte dieſes Jahres abſchließende Zahlen och nicht bekannt ſind, die vorläufigen Mel⸗ dungen ſprechen, wie es ſcheint, gegen eine Erhöhung der Arbeitsloſenziffer in dieſem Zeitabſchnitt. Anders das Bild aus der er⸗ ſten Oktoberhälfte 1931. Damals iſt die Ar⸗ beitsloſenziffer um 130 000 in die Höhe ge— gangen. Für die beginnende Geneſung der Wirtſchaft gibt es noch ein anderes Anzei⸗ chen, nämlich das Anſteigen der Be⸗ ſchäftigtenziffer.: Die gegenwärtige Reichsregierung hal ebenſo wie die frühere nur deshalb nur einen Teil der Leiſtungen preisgegeben, weil ihr das Ganze gefährdet erſchien. In dem Maße, wie die Gefahr ſchwindet, können und müſſen die Leiſtungen wieder auf einen angemeſſe⸗ nen Stand gebracht werden. Darin liegt der Grund und der Zweck der Verordnung. Der Miniſter erläuterte dann eingehend die einzelnen Beſtimmungen der neuen Verord⸗ nung und fuhr dann fort: Die Reichsregie⸗ rung wird alles daran ſetzen, durch Verge⸗ bung von öffentlichen Arbeiten, vor allem aber durch einen Auftrioh der freien die Nentenerhöhungen. Die Verordnung zur Ergänzung der 90zialleiſtungen erlaſſen. Berlin, 20. Oktober. Die bereits angekündigte Veror dnung der Reichsregierung zur Ergänzung von Sozialleiſtungen iſt am Mittwoch er⸗ ſaſſen worden. Einer amtlichen Mitteilung darüber entnehmen wir folgendes: Erhöhung der Arbeitsloſenunterſtützung. je Verordnung bringt an erſter Stelle a der Arbeitsloſen⸗ unterſtützung für den bevorſtehenden Winter. Arbeitsloſe, die in der Zeit vom 31. Oktober 1932 bis zum 1. April 1933 ver⸗ ſicherungsmäßige Unterſtützung oder 1 unterſtützung nach den Lohnklaſſen 1 bis 6 mit mindeſtens einem Familienzuſchlag be— ziehen, erhalten zu der Unterſtützung eine wöchentliche Zulage. Die Julage beträgt und zwar ohne An ⸗ terſcheidung nach Lohn- und risklaſ⸗ ſen für je ſechs Unkerſtützungskage bei Arbeitsloſen mit einem oder zwei zu. ſchlagsberechtigten Angehörigen zwei Reichsmark. Sie erhöht ſich bei drei oder vier Angehöri⸗ en 10 eb gesch mark und bei mehr als vier Angehörigen auf vier Reichsmark. Arbeitsloſe, die einer höheren Lohnklaſſe als ſechs angehören, erhalten die Zulage, wenn ihr bisheriger Unterſtützungsſaßz den Satz der Klaſſe 6, einſchließlich der Zulage nicht erreicht. Als Zulage wird in dieſem alle der Unterſchiedsbetrag gewährt.“ Be⸗ nde wichtig iſt, daß die Zulage bei der Prüfung der Hilfsbedürftigkeit für die ver⸗ ſicherungsmäßige Unterſtükung und Kriſen⸗ A zugerechnet. 1 f die Arbeitsloſenunterſtützung die 7 Klaſſe Bin zwei Gruppen geteilt, je nach⸗ unterſtuzung außer Wetracht bleibt. Die neue Verordnung beſeitigt ferner Schwierig⸗ keiten und Härten, die ſich aus der Ortsklaſ⸗ ſeneinteilung der Notverordnung vom 14. Juni ergaben. Künftig werden alle Orte, die mehr als 50 000 Einwohner haben, der ſo⸗ genannten Sonderklaſſe oder der Ortsklaſſe Ferner: Bisher waren für Orte der dem ſie mehr als 10 000 Einwohner oder weniger haben. Jetzt fällt dieſe Teilung fort. Ji allen Orten der 11 0 1 191 je Katerſtützung künftig ſo viel wie ſſe bishet nür in den Orten mit mehr als 10 O00 e wohnern bekrug. 4 die neuen Maßtaahmen der Reichs⸗ 10 0 fließen den Arbeitsloſen jetzt mo: natlich zehn Millionen Mark. mehr zu als bisher. Die Reichsregierungs beab; ſichtigt in dieſer Hinſicht noch mehr eur! ſobald die finanzielle Lage es zuläßt. Kranlen⸗ und Anſal verſicherung. der Krankenverſicherung hat A ee erd cn vom 8. Dezember 1431 ſämtliche Mehrleiſtungen beſeiligt. Die Wiedergewährung war nur zuläſſig, wenn der höchſte Beitrag beſtimmte Grenzen(im allgemeinen 5 v. H. des Grundlohnes) nicht überſteigt. 81 Die neue Verordnung läßt im be⸗ ſchränkten Umfange Mehrleiſtungen zu Gunſten der Ache cent der Verſicher · eiten des Höchſt⸗ 3 5 3 all geſtattet lein. a a i e„„ 17 5 3 Glatzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt. Für die Aufnahm 0 1 ge en Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 49. Jahrgang Wirtſchaft aus Unterſtützungsemp⸗ fängern wieder Lohnempfänger zu machen. Sie läßt ſich von dieſemziel nicht abbringen. Mit Genugtuung ſtelle ich feſt, daß mit der Kriſenwende ſich immer mehr auch ein Wandel in der geiſtigen Hal⸗ tung verbindet. Glückt der Wirt⸗ ſchaftsplan der Reichsregierung, dann iſt mit dem weiteren Abbau der Arbeitsloſigkeit und mit einem weiteren Aufbau der Beleg— ſchaft zu rechnen. Mit allem aber kann noch nicht die Maſſenarmut überwunden werden. unter der die Gegenwart ſo ſchwer leidet. Millionen von Arbeitsloſen werden noch einmal den Skrapazen eines Winkerfeldzuges ausgeſetzt ſein, mit ihnen Millionen von Frauen und Kindern. Dem Winker der Not wird der Winter der Hilfe enkgegenkrelen müſſen. Der herr Keichspräſident und der Herr Reichskanzler haben ein bedeukendes Begleitwort unkerſtützt. Ju allen Zeiten hal die kätige Liebe ungeahnte Kräfte geweckt und ungeahnke Erfolge gezeitigt. Darum helfe, wer helfen kann! Das Nededuell in Berlin. Ungeheurer Andrang zur Auseinanderſetzung zwiſchen Goebbels und den Deukſchnakionalen Berlin, 20. Oktober. Zu dem Rededuell, das Mittwoch abend in der„Neuen Welt“ zwiſchen Deutſchnationa⸗ len und Nationalſozialiſten ſtattfand, war der Andrang ungeheuer ſtark. Als um 19 Uhr die eiſernen Tore zum Garten geöffnet wur⸗ den, drängten die Menſchenmaſſen mit rück⸗ ſichtsloſer Gewaltanwendung hinein, ſetzten über Gartenzäune und Gitter hinweg und brachten die in großer Zahl aufgezogene Po⸗ lizei in erhebliche Bedrängnis. Aus der Menge erkönken zahlreiche Schrek⸗ kensrufe, beſonders von Frauen, die viel ⸗ fach ohnmächlig zuſammenbrachen. Die Lage nahm derarkige Formen an. daß der weitere Eintritt zum Garten zunächſt polizeilich ver hindert wurde. Krankenhauspfiege ſur Famuienange⸗ hörige oder einen ZJuſchuß anſtelle der Krankenhauspflege ju gewähren, ferner das Hausgeld zu erhöhen, das bei Auf- nahme eines Verſicherten in das ftran⸗ kenhaus für ſeine Jamilie zu zahlen iſt. Beitragserhöhungen dafür werden im allge⸗ meinen nicht notwendig ſein. Die Notverordnung vom 14. Juni 1932 mindert alle Unfallrenten, auch die Renten für Unfälle der Gegenwart und Zukunft. N Die neue Verordnung der Reichsregie rung ſchreibt vor, daß die Renken für die Unfälle, die ſich nach dem 31. Dezem⸗ ber 1932 ereignen, nicht mehr gekürzt werden. Die Renten richten ſich bei dieſen Unfällen wieder lediglich nach dem Jahresarbeitsver— dienſt. Kriegsopferrenten. Die neue Verordnung ſieht auch Milde⸗ rungen hinſichtlich der Kriegsopfer⸗ renten vor. Nach der Notverordnung vom 8. Dezember 1931 bleiben von den auf die Sozialrenten anzurechnenden Verſorgungs⸗ bezügen 25 Mark im Monat von der Anrech⸗ nung frei, ſoweit es ſich um Renten handelt, die vor dem 1. Januar 1932 feſtgeſtellt ſind. Dieſe Freigrenze ſoll nach der neuen Bade auch für die nach dem Stichtage feſtgeſtellten Renten gelten. Beiſpielt Bezieht jemand eine Kriegs⸗ rente in Höhe von 50 Mark und erhält dazu eine Invalidenrente von 40 Mark, ſo war nach dem bisherigen Recht der Anſpruch aus der Invalidenrente bereits durch die Kriegsopferrente gedeckt. Wenn nun eine Freigrenze von 25 Mark eingeführt wird, ſo mut künftig aus der Innalidenrente noch ein Vetrag von 15 Marr gezahlt werden. Bei den Kannbezügen läßt die Ver⸗ waltung die Rückſicht walten, die den Kriegsopfern zukommt. Das gilt insbeſon⸗ dere für die Kapitalabfindung bei Zwangs⸗ verſteigerung von Grundſtücken uſw. N Die übrigen Renten. Schon die Notverordnung vom 14. Juni 1932 hatte in Ausſicht genommen, daß in der Renten verſicherung für die Selbſtpverwaltung die Möglichkeit geſchaffen werden ſollte, die geſetzlichen Regelleiſtun⸗ gen durch Mehrleiſtungen zu ergänzen. Zur Ausführung dieſer Vorſchrift trifft die neue Verordnung die nötigen Beſtimmungen. Danach wird die widerrufliche Gewährung von Mehrleiſtungen durch die Selbſtvar⸗ waltung allgemein zugelaſſen. Ueber die Mehrleiſtungen beſtimmt die Satzung, Sie bedarf aber der Zuſtimmung der Aufſichts⸗ behörde. ö Es wird auf Grund der neuen Vorſchrif⸗ ten, namentlich der Angeſtelltenverſiche-⸗ rung, die Erfüllung ihres Wunſches möglich ſein, die Gewährung von Wai⸗ ſenrenlen und Kinderzuſchüſſen über das 15. Lebensjahr hinaus, forkzuſetzen. Die Einführung von Mehrleiſtungen iſt un— zuläſſig, wenn ſie die Deckung der Regel⸗ leiſtungen gefährdet. die Invaliden⸗ verſicherung wird daher leider an dis Einführung von Mehrleiſtungen zurzeit noch nicht denken können. Auch hier kann ſich aber die Lage ändern, wenn die finanziellen Unterlagen der Invalidenverſicherung in Ordnung gebracht ſind. Die Koſten. Die Geſamtaufwendungen dieſer Verorde nung belaufen ſich auf jährlich rund 70 Millionen Mark. Vor der Reichstagswahl. Zentrum und RKeichsregierung. Stultgark, 20. Oktober. In einer Wahlverſammlung der württembergiſchen Zentrumspartei in Weil der Stadt, erklärte der württembergiſche Staatspräſident Dr. Bolz, daß das Zen— trummit den programmatiſchen Zielen der Papen-Regierung durchaus einverſtanden ſein könne. Was jedoch die Mittel angehe, ſo beſtänden gewiſſe Bedenken und Gefahren, ebenſo be— züglich der Konkingenkierung der Einfuhr landwirkſchafklicher Erzeugniſſe. Der Redner ſagte weiter, daß das Jenkrum ſich in kei⸗ ner ausgeſprochenen Oppoſitionsſtellung ge- gen die Papen-Regierung befinde, da es bei 19 5 Zielen keine Oppoſikionspartkei ſein önne. Saalſchlacht in einer Wahlverſammlung. In einer deutſchnationalen Kundgebung in Stolp in Pommern richtete nach einem Vor— trag des Rittergutsbeſitzers Kleiſt der natio— nalſozialiſtiſche Landtagsabgeordnete Czir— nick⸗Stettin heftige Angriffe gegen die Deutſchnationalen. Als dann Kleiſt den Ausſpruch Hitlers vom November 1923: „Morgen haben wir in autſchland die Mon⸗ archie, oder ich bin tot“ erwähnte, kam es zu einem allgemeinen Tumult. Die Natio— nalſozialiſten verſuchten die Verſammlung zu ſprengen, während der deutſchnationale Saalſchutz dies zu verhindern ſuchte. Es ent— ſtand eine blutige Saalſchlacht, bei der eine größere Anzahl Perſonen verletzt wurde. Die Polizei nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Wahlabkommen zwiſchen DVP. und DVP. Das techniſche Abkommen zwiſchen ber Deutſchnationalen Volkspartei und der Deut⸗ ſchen Volkspartei über die Reichsliſte iſt für die Wahlen vom 6. November unverändert erneuert worden. Jächſiſcher Landtag gegen Verſaſſungsreform Dresden, 20. Oktober. Der ſächſiſche Landtag ſtimmte am Mitt⸗ woch einem ſozialdemokratiſchen. Antrag zu, in dem von der ſächſiſchen Regierung gefor⸗ dert wird, ſchärfſten Proteſt gegen die ver⸗ faſſungsändernden Pläne der Reichsregierung zu erheben und im Reichsrat gegen alle ver⸗ faſſungsändernden Geſetzentwürfe zu ſtimmen. Abgelehnt wurde der Zuſatz:„Sofern die in der Verfaſſung vorgeſehene Zweidrittelmehr⸗ heit des Reichstages nicht vorhanden iſt.“ Deutſche Tagesſchau. Vom Reichspräſidenken. Reichspräſident von Hindenburg empfing am Mittwoch den Vorſitzenden des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie Dr. Krupp von Bohlen und Halbach. Amerlkaniſche Zeitungen hatten gemeldet, daß Reichspräſident von Hindenburg kürzlich auf der Treppe geſtürzt ſei und ſchweren Schaden genommen habe. Dieſe Meldung iſt, wie amtlich mitgeteilt wird, völlig un⸗ zutreffend. Richtig iſt lediglich, daß der Reichspräſident kürzlich auf dem Boden ausgerutſcht iſt, aber ohne jeden Schaden zu nehmen. Er hat ſeine Amtstätigkeit über⸗ haupt nicht zu unterbrechen brauchen. Abnahme der Arbeitsloſenzahl. Die Statiſtiken des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes ergeben entſprechend den amtlichen Veröf⸗ fentlichungen ebenfalls eine Abnahme der Arbeitsloſenzahl. Die Zahl der vom A DGB. erfaßten Arbeitsloſen betrug Ende September 1 404 788 gegen 1 436 313 Ende Auguſt, ſo daß eine Abnahme von 31 525 Perſonen zu verzeichnen iſt. Die Zahl der kurzarbeitenden Gewerkſchaftsmitglieder fiel von 725 336 auf 701 527 Perſonen, alſo um 23 809 Perſonen. Der Streit um die Badebekleidung beigelegt. Amtlich wird mitgeteilt: Im preußi⸗ ſchen Miniſterium des Innern hat eine Be⸗ ſprechung mit Vertretern der Bade⸗ anzuginduſtrie und des Textil⸗ handels ſtattgefunden. Die Beſprechung hat zu einer Einigung aller Beteiligten über die polizeilichen Anforderungen an eine zweckmäßige und geſchmackvolle Badebeklei⸗ dung geführt, die dem ſittlichen Empfinden der Bevölkerung entſpricht. Damit ſind die gegen den Erlaß vom 28. September ent⸗ andenen Bedenken der beteiligten Wirt⸗ haftskreiſe ausgeräumt. Reichsbahn wirft 280 Millionen Rm. aus. Die Reichsbahn hat nunmehr die Verhand⸗ lungen über die Finanzierung ihres Arbeits⸗ beſchaffungsprogramms für 280 Millionen Rm. beendigt. Dieſes Programm beruht darauf, daß der Reichsbahn rund 180 Millionen Rm. Steuergutſcheine aus der Beförderungsſteuer zur Verfügung ſtehen, und daß für weitere 100 Millionen Rm. ihr eigener Kredit ange⸗ ſpannt werden ſoll. Auslands⸗Nundſchau. Trebitſch⸗Lincoln in Brüſſel verhaftet und ab⸗ geſchoben. Am Mittwoch wurde in Brüſſel der be⸗ kannte Abenteurer Trebitſch-Lincoln in einem Hotel, in dem der jetzige buddhiſtiſche Mönch unter dem Namen Tſchao-Kung abge⸗ ſtiegen war, verhaftet, da für ihn in Belgien ein Einreiſeverbot beſteht. Die belgiſchen Be⸗ hörden eröffneten ihm, daß ſeine Anweſenheit in Brüſſel als unerwünſcht angeſehen werde. Trebitſch bat darauf, an die deutſche Grenze zurückgeleitet zu werden. Er wurde zum Nord— bahnhof gebracht, den er mit einem Zug in Richtung Köln verließ. Abſchiedsreden in Paris. Herrioks Dank an Hoeſch. Paris, 20. Oktober. Miniſterpräſident Herriot gab im Außen⸗ miniſterium zu Ehren des ſcheidenden deut— ſchen Botſchafters von Hoeſch ein Früh⸗ ſtück, Bei dieſer Gelegenheit überreichte der deutſche Botſchafter dem franzöſiſchen Mini⸗ ſterpräſidenten im Auftrage des Reichsprä⸗ ſidenten die Goethe-Medaille mit Verleihungsurkunde. „In einer Anſprache widmete Miniſterprä⸗ ſident Herr iot dem ſcheidenden Botſchafter warme Abſchiedsworte. Er führte aus, Bot⸗ ſchafter von Hoeſch habe ſich durch ſeine Va⸗ terlandsliebe und durch die zielbewußte Ver⸗ tretung der deutſchen he Weſen aber auch durch die Geradheit ſeines Weſens und ſein Verſtändnis für das franzöſiſche Volk und Land allgemeine Achtung in Frankreich erworben. a Man ſehe ihn deshalb mit großem Vedau⸗ ern von ſeinem Poſten ſcheiden, an dem er ſtets für die Beſſerung des Verhäliniſſes zwiſchen Deulſchland und Frankreich kälig ge⸗ weſen ſei. Hierfür ſei ihm Frankreich Dank gewiß. Das Ziel bleibe beſtehen und er glaube daß krotz aller Schwierigkeiten dieſes Ziel nichk unerreichbar ſei. Der Miniſterpräſidenk ſchloßz mit den beſten Wünſchen für die wei⸗ tere Laufbahn des Bolſchafters. Votſchafter von Hoeſch dankte für die Abſchiedsworte des Miniſterpräſidenten und für das Abſchiedsgeſchenk der franzöſiſchen Regierung in Form einer Tafeldekoration. Auch er hoffe auf eine Regelung der gegen⸗ wärtigen Schwierigkeiten, die aus dem vom Miniſterpräſidenten gekennzeichneten Ziel einer freundſchaftlichen Verſtän⸗ digung näherbringen würde. Herbſtſtürme. Schiffe geſtrandet. Hamburg, 20. Oktober. Der ſchwere Sturm in der Nordſee zwang zahlreiche Dampfer, die die Elbe verlaſſen wollten, ihre Ausreiſe zu verſchieben. Der Wilhelmshavener Fiſchdampfer„Jos Veſter“ geriet vor der Cuxhavener Reede auf Grund. Schlepper wurden ſofort zur Hilfeleiſtung ausgeſandt, jedoch geſtalten ſich bei dem ſchweren Wetter die Arbeiten ungemein ſchwierig.— Nach einer Meldung aus Lon⸗ don iſt der von Bremerhaven kommende deutſche Dampfer„Birkenau“(1240 Tonnen) in ſchwerer See in der Nähe des Firth of Forth bei Dunbai geſtrandet. FJerner wurde er ö äter von der Bran⸗ dung auf ein Feſſenriff in eine gefährliche Lage. Im Laufe des Ta⸗ 90 brach das Steuerruder, Das Reltungs⸗ bool von Dunbai konnte mit dem Reltungs⸗ apparat die Berbindung aufnehmen und zehn Mann der Beſatzung bergen. der Kapitän und vier Mann blieben an Bord. Der ſchwere Sturm brachte ferner einen ſchottiſchen Küſtendampfer bei Stranraer zum Stranden.— In der Garliſten⸗Bucht ertranken drei Fiſcher.— die fünf⸗ köpfige Beſatzung eines bei Lawestoft ge⸗ e Fiſcherbootes konnten gerettet werden. Der Sturm abgeflaut. Hamburg, 20. Oktober. Der ſchwere Nordweſtſturm iſt ab⸗ geflaut. An der Nordſeeküſte trat am Mittwoch eine Erhöhung des Waſſerſtandes um etwa einen Meter und im Hambur⸗ ger Hafen ein ſolcher um etwa 0,88 Meter über normal ein. Der auf der Cuxhavener Reede auf Grund geratene deutſche Fiſch⸗ dampfer„Johannes Veſter“ iſt wieder flo't geworden und konnte die Reiſe fort⸗ ſetzen. Endingen verteidigt lich. Reue Streiflichter zum Daubmann⸗Schwindel. Endingen, 20. Oktober. Nach der Entlarvung des Schwindlers Hum⸗ mel könnte man zu dem Glauben kommen, man wäre in unſerem Städtchen zu leichtſin⸗ nig geweſen und hätte dem angeblichen Heim⸗ kehrer zu viel Ehre erwieſen, zumal Hummel bei ſeinem Verhör angab, erſt durch den feierlichen Empfang und die vielen Beſuche ſei er in die Heldenrolle hineingeraten. Nach⸗ ſtehende Tatſachen dürften zeigen, daß man in Endingen in der ganzen Daubmann⸗Sache doch recht vorſichtig war. Es ſei daran erin⸗ nert, daß in jenen Maientagen vom deutſchen Konſulat in Neapel ein Schreiben und ein Telegramm kam, die Identität des Daub⸗ mann ſei einwandfrei erwieſen. Hummel hatte die an ihn vom Konſul geſtellten Fragen richtig beantwortet, die nur ein mit Endingen und der Familie Daubmanns Verhältniſſe Ver⸗ trauter beantworten konnte. Es kamen ſchon vor der Ankunft in Freiburg eine große An⸗ zahl Fremde in unſer Städtchen, die einhellig die Anſicht vertraten, in dieſem Falle werde die Gemeinde doch einen würdigen Empfang bereiten. Aber erſt als Polizeioberinſpektor Scheble⸗Freiburg nach ſeinem zweiten Verhör dem Bürgermeiſter Meyer gegenüber äußerte, er ſei über das Ergebnis des Verhörs äußerſt befriedigt, entſchloß man ſich endgültig für den ſeinerzeit ſtattgefundenen Empfang. Trotz alledem beſtanden unter der Bevöl⸗ kerung die Bedenken und Zweifel über die Perſon Daubmanns weiter, beſonders da er ſich in Endingen nie zeigte und Beſuche von Nachbarn ablehnte. Viele haben überhaupt nie an die Richtigkeit geglaubt, waren aber mit ihrer Meinung zurückhaltend. Daubmanns Schul⸗ und Kriegskameraden glaubten erſt, als Hummel bei einem Zuſammenſein mit hie⸗ ſigen und Herbolzheimer Kriegskameraden Ein⸗ zelheiten über die Ausbildung in Konſtanz und die Erlebniſſe im Feld erzählte, die nur jemand wiſſen konnte, der ſie miterlebt hatte. So ſagte er auch dem 111er Meyer:„Weißt noch Ernſt, wie ich Dich am 16. Oktober in den Unterſtand zurückgetragen habe?“ Hum⸗ mels Lokalkenntniſſe von Endingen und En⸗ dinger Jugenderlebniſſe mußten viele Zweifel verwiſchen. Bei einem Beſuche von Verwand⸗ ten des Daubmann in Menzingen bei Bruchſal habe er über angebliche frühere Beſuche Dinge erzählt, die nur Oskar Daubmann wiſſen konnte, ſodaß die Verwandten geſagt hätten, der Oskar wäre noch der gleiche wie früher. All dies mußte auch bei den Eltern Daub⸗ manns die Ueberzeugung befeſtigen, daß es der Sohn Oskar ſei. Wohl fiel ihnen das eigenartige Weſen ihres vermeintlichen Sohnes, die ſtändige Abweſenheit, die Menſchenſcheu in Endingen und die Teilnahmeloſigkeit an ihrem Haushalte auf, aber zwiſchen Wegzug vom Elternhaus lag ja eine lange, lange Zeit— Krieg, Gefangenſchaft, Flucht. Unglaubhaft iſt, Hummel ſei erſt durch den Empfang in die Heldenrolle hineingeraten. Warum hat er ſich gegenüber Herrn Schlage⸗ ter als Daubmann bekannt? Man wird nicht fehl gehen, wenn man behauptet, daß Hum⸗ mels Schwindel von langer Hand vorbereitet war. Wie hätte er ſonſt ſchon bei den erſten Vernehmungen die Mär von ſeiner Haft in Conſtantine, der Flucht, dem totgerittenen Gaul auf der Flucht, dem Schiff und derglei⸗ chen vorſchwindeln können. Jetzt nach der Ent⸗ larvung des Schwindlers erinnert ſich ein Schulkamerad Hummels, daß dieſer ihm vor etwa zwei Jahren bei einem Beſuch in En⸗ dingen geſagt habe, er, Hummel habe einen Plan ausgedacht. Wenn es ihm Heims, könne es ihm Tauſende von Mark einbringen. Ver⸗ mutlich war damals ſein Schwindel ſchon aus⸗ geheckt. Es dürfte auch der Gedanke nahelie⸗ gen, ob nicht auch das Telegramm von Hum⸗ mel ſtammt, das vor acht Jahren an die Familie Daubmann kam. Die Gerichtsver⸗ handlung wird noch manches Licht in das Dun⸗ kel bringen. geworfen und geriet Polltiſches Allet Paris. Die deutſche Kontingentierungsab⸗ ordnung iſt— von Rom kommend— in Paris eingetroffen. Die Verhandlungen ha⸗ ben begonnen. i 9 15 Paris. Unter dem Vorſitz Herriots trat ein„Studienausſchuß“ zuſammen, um die Ar⸗ beiten des Oberſten Kriegsrates vorzuberei⸗ ten, der ſich demnächſt mik dem neuen fran⸗ zöſiſchen Abrüſtungs⸗ und Sicherheitsplan be⸗ ſchäftigen wird.— Nur immer langſam voran! Die Schlagwetterkataſtrophe. Drei weitere Tote. Erkelenz, 20. Oktober. Das Grubenunglück auf der Zeche „Sofia Jacobe“ hat drei weitere To⸗ desopfer gefordert. Der Bergmann Mätzen iſt an den Folgen der ſchweren Verbrennungen geſtorben. Abends folgte der Bergmann Behner und nachts dee Bergmann Dignas. Leider muß damit gerech⸗ net werden, daß die Zahl der Todesopfer noch weiter wächſt. Bei allen drei Schweryverletz⸗ ten, die ſich noch im Krankenhaus befinden, iſt der Zuſtand nach wie vor ſehr ernſt, wäh⸗ rend es den gasvergifteten Bergleuten den Umſtänden entſprechend gut geht. Der Kampf um die Schlachtſteuer. Wegen der Einführung der Schlachtſteuer in Heſſen hatten die Führer der heſſiſchen Metzger eine Beſprechung mit dem Finanzminiſter Kirn⸗ berger. Sie wieſen auf die neue Belaſtung für die geſamte Bevölkerung hin. Miniſter Kirn⸗ berger erklärte, daß die Regierung durch die ſchwierige Finanzlage des Landes zur Einfüh⸗ rung der Steuer gezwungen worden wäre. Er ſagte aber zu, ihre Wünſche möglichſt zu berückſichtigen, beſonders ſollte darauf Rück⸗ ſicht genommen werden, daß in Heſſen die örtlichen Schlachthofgebühren höher ſeien als in Preußen, ſodaß die heſſiſchen Schlacht⸗ ſteuerſätze unter den preußiſchen liegen würden. Die Vertreter der heſſiſchen Metzgerſchaft nahmen noch Bezug auf den vom Finanz⸗ ausſchuß einmütig geäußerten Wunſch auf Befreiung der Hausſchlachtungen von der Schlachtſteuer und machten darauf aufmerkſam, daß Württemberg, das in letzter Zeit die Schlachtſteuer einführte, die Hausſchlachtungen nicht ausgenommen habe. Bei dem gewaltigen Umfang der Hausſchlachtungen in Heſſen— es werden von den Landwirten jährlich nahezu 80 000 Schweine geſchlachtet— gingen große Steuerſummen verloren, um welche die allge⸗ meinen Steuerſätze bei Beſteuerung der Haus⸗ ſchlachtungen gekürzt werden könnten. Das Fleiſchergewerbe befinde ſich angeſichts der ver⸗ minderten Kaufkraft der Bevölkerung in ſchwe⸗ rer Notlage. Gegen die Hausſchlachtungen der Landwirte für den eigenen Bedarf ſei nichts einzuwenden, aber es müſſe verlangt werden, daß ſie in gleicher Weiſe beſteuert würden wie die Schlachtungen der Megggerſchaft. Der Finanzminiſter dankte den Herren für ihre Ausführungen und erklärte, daß er dem Geſamtminiſterium davon Kenntnis geben werde, deſſen Entſcheidung noch in dieſer Woche zu erwarten ſei. Auch Hausbier iſt ſteuerpflichtig. Nach einer“ Mitteilung des Hauptzollamts Koblenz iſt in der Umgebung von Koblenz und beſonders auf dem Weſterwald ein großer Teil der Bewohner dazu übergegangen, ſich Bier für den eigenen Bedarf herzuſtellen. Teilweiſe wird auch von mehreren Haushal⸗ tungen für beſondere Feſtlichkeiten gemeinſam Bier hergeſtellt. Die unangemeldete Selbſt⸗ herſtellung von Bier im Sinne des Bierſteuer⸗ geſetzes iſt verboten. Auch Hausbrauer haben ſich ſteuerlich anzumelden. Eine grundſätzliche Steuerfreiheit oder auch nur eine Befreiung von der Einhaltung der ſteuerlichen Ueberwa⸗ chungsvorſchriften iſt ihnen geſetzlich nicht zu⸗ geſtanden. Von einer strafrechtlichen Verfol⸗ gung der unangemeldeten Bierherſtellung iſt zollamtlicherſeits bisher abgeſehen worden, da die Beteiligten in gutem Glauben gehandelt und in unverſchuldetem Irrtum über das Be⸗ ſtehen ſteuerrechtlicher Vorſchriften das Schwarzbrauen von Bier für erlaubt gehalten haben. Im Intereſſe der durch die Selbſt⸗ herſtellung von Bier in Haushaltungen geſchä⸗ digten Brauereien ſowie zur Sicherung des Steueraufkommens werden künftige Zuwider⸗ handlungen gegen das Bierſteuergeſetz zollamt⸗ licherſeits unnachſichtlich ſtrafrechklich verfolgt. Aus Heſſen und Naſſau. Wahlen zur Induſtrie⸗ und Handelskammer Darmſindt. Im Wahlbezirk Darmſtadt haben auf Grund des heſſiſchen Geſetzes die Induſtrie⸗ und Han⸗ delskammern betreffend(vom 25. 6. 25) Wah⸗ len für die Erwerbsgruppen Induſtrie und Handel ſowie eine Erſatzwahl für die Erwerbs⸗ 5 0 Induſtrie ſtattzufinden. Die Liſten der Wahlberechtigten liegen in Darmſtadt bis zum 29. 10. zur Einſicht auf. Anerkennungsſchreiben bei Dienſtjubiläen. Das Heſſiſche Geſamtminiſterium hat be⸗ ſchloſſen, den heſſiſchen Beamten bei 40jähri⸗ gen Dienſtjubiläen im Namen der Heſſiſchen Staatsregierung ein Glückwunſchſchreiben des zuſtändigen Miniſters überreichen zu laſſen. Roman von Gert Rothberg Die vom IFliederhaus Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 10. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Bei dieſer Erwägung fühlte ſie zwar einen ſcharfen Schmerz; aber die Vernunft behielt die Oberhand. Und ſo kam es, daß Irmengard immer ein fröhliches, lachendes Geſicht zeigte und daß ſie nie launenhaft war, was vor allem Alvens Zöderam nicht hoch genug ſchätzen konnte, und er ſchwärmte dem Freunde oft genug von Irmengard vor. Dann blitzte es in deſſen Augen befriedigt auf. Und er dachte lächelnd: „Liebe Mama, vielleicht wirſt du eine grenzenloſe Ueberraſchung erleben.“ a „Du biſt gar nicht zum Wiedererkennen, Karl⸗Chriſtian. Nun ſtelle ſchon irgend etwas Tolles an, damit es luſtig wird! Sitze, bitte, nicht immer dabei, als fehle dir das Beſte noch!“ „Vielleicht iſt es aber ſo?“ Zöderam blickte einen Augenblick verdutzt drein; dann lachte er hell auf. „Verzeih meine Begriffsſtutzigkeit! Natürlich fehlt dir etwas. Du mußt hier den ſoliden Sohn und Schloßherrn herauskehren. Die Rolle liegt dir aber nicht, was ich mir recht gut denken kann. Alſo zeige dich von der Seite, die dir ſelbſt am beſten behagt!“ „Du irrſt dich! Was du meinſt, iſt es nicht. Ich finde an leichtſinnigen Streichen keinerlei Gefallen mehr!“ „Donnerwetter!“ „Ich habe nur eine bittere Enttäuſchung mehr. Zum Teil ſehe ich nicht mal klar in der Geſchichte, kann aber auch ſo gut wie nichts unternehmen, um zu einer direkten Aufklärung zu gelangen.“ „Das iſt mir zu hoch! Ich finde mich nicht hinein. Sage mir lieber klipp und klar: Handelt es ſich um eine Frau?“ „Ja!“ „Aha! Hab' ich mir ja gleich gedacht. Was ſoll es denn weitere? Nun, ſo nimm dir, was dir gefällt, ehe es dir ein anderer nimmt.“ Eſchweiler ſah zu Boden. Mit ſeiner Fußſpitze klopfte er auf den Boden. „Ich liebe ein kleines, ſüßes Mädel und— ſie iſt einem anderen Manne anverlobt!“ „O weh! Gefährliche Situation! Nicht zu leugnen. Suche dir alſo etwas anderes! Tief wird es ja bei dir nicht ſitzen. Ich kenne dich doch, mein Lieber!“ „Meinſt du?“ Das Geſicht des Grafen ſah erſchreckend finſter aus. „Es— iſt die Braut eines meiner Beamten.“ Zöderam ſchüttelte ſich. „Brr! Iſt das nicht ein bißchen geſchmacklos?“ „Nein! Ich könnte den Kerl vernichten! Weil er ſo häßliche, breite Hände hat. Weil ſein genußſüchtiger Mund das kleine Mädel küſſen darf. Er, der durchaus nicht ab⸗ geneigt iſt, gelegentlich auch einmal die Kellnerin im Dorf— krug herzhaft abzuküſſen. Und— vielleicht auch ſeine Köchin.“ „Pfui, noch geſchmackloſer! Dann iſt das kleine Mädel aber zu bedauern.“ „Siehſt du! Und das eben macht mich halb verrückt. Wenn ſie wenigſtens noch in gute Hände käme. Aber ſolche Leiſetreter, ich haſſe ſie. Habe ſie immer gehaßt.“ „Nimm ſie ihm einfach vor der Naſe weg!“ „Nein! Jetzt nicht mehr! Was er geküßt hat, hat für mich den Wert verloren. Kannſt du das nicht verſtehen, Alvens?“ 5 „Nee!“ „Dann erübrigt ſich jedes weitere Geſpräch über dieſen Punkt.“ „Hm!“ „Was denn noch?“ „Haſt du ſie dem Kerl nicht am Ende ſelber in die Arme getrieben?“ „Nein! Aber ich habe eine würdige Dame in Verdacht, die allerdings vielleicht von ihrem Standpunkt aus nur das Beſte will. Dagegen läßt ſich nicht einmal etwas ſagen.“ „So! Ja, aber was ſoll denn nun eigentlich werden? Wenn du das Mädel liebſt, dann hole ſie dir! Iſt ſie denn aus unſeren Kreiſen?“ „Nicht gerade! Aber ich hätte ſie geheiratet, weil ihr Vater ein bekannter Oberingenieur und ihr Großvater hier ein angeſehener Arzt war. Die Hausgeſetze ſind bei uns nicht ſo ſtreng. Es darf nur kein Makel an einer Frau hängen, die ein Eſchweiler heiratet.“ „Du— hätteſt ſie geheiratet?“ Zöderam dehnte die Frage verdutzt in die Länge. „Ja!“ 8 „Dann muß die kleine Dame beſagten Bräutigam ſehr lieben. Man läßt dich doch nicht laufen und verheiratet ſich mit einem deiner Beamten. Daß ſie das nur nicht bereut!“ „Dir ſcheint das richtige Verſtändnis für die ganze Sachlage zu fehlen“, ſagte Eſchweiler ſchroff. „Heiliges Pech, jetzt fängſt du gar mit mir noch Händel an. Ich möchte dir gern helfen. Sag', was ich tun ſoll. Ich vergifte auf deinen Befehl hin alſo dieſen Menſchen, der ſich da erlaubt, höchſt unerwünſcht auf dem Erdball mit herumzuſteigen. Aber jetzt Spaß beiſeite, ſonſt ſpringſt du mir noch an die Kehle. Deine Augen verſprechen im Zorn allerlei, wovon ich aber lieber keinen Gebrauch machen will. Alſo ich verſtehe dich volllommen. Du küßt nicht eine Frau, die dein Beamter küßt. Aber dann trauere der Sache doch auch nicht länger nach— ich bitte dich herz⸗ lich darum. Es kommt doch nichts dabei heraus.“ „Vielleicht haſt du recht. Ich bin nur vollſtändig irre an mir ſelbſt geworden.“ 5 „Darum eben ſtürze dich in irgendein Erlebnis! Es iſt das Beſte, etwas zu vergeſſen, was an einem zerrt und das Herz ſchwer macht. Uebrigens, ich habe eine Beobachtung gemacht: deine reizende Kuſine liebt dich!“ Rein!“ was ich ſehe!“ 99 „Alvens, ich dachte, daß du—“„ „Daß ich? Wäre ich weniger wahrheitsliebend, würde ich jetzt ſagen: Unſinn! Aber das ſage ich nicht. Fällt mir nicht ein. Ich bleibe bei der Wahrheit und ſage dir: Ich liebe Irmengard von Werther! Jawohl! Der Wirrwarr iſt fertig! Und ich ſehe zu! Ich denke nicht daran, mich von der höchſten Zinne deines wunderſchönen Schloſſes zu ſtürzen, wie weiland dein Vorfahre, der ein recht dummer Bub geweſen ſein muß. Ich hoffe!“ Graf Eſchweiler trat zu dem Freude, drückte ihm herz⸗ lich die Hände und ſagte: „Alvens, wenn es doch recht viele ſolche Menſchen gäbe wie dich!“ „Wieſo denn? Ich bin eine Landplage! Und Irmen⸗ gard wird das ſchon noch zu fühlen bekommen. Wenn ich erſt weiß, daß du abſolut keine Abſichten haſt in bezug auf deine ſchöne Kuſine, dann werde ich mich ſchon mächtig ins Zeug legen. Ich wollte mich bisher blamieren, denn wenn ſie dich liebt und du tuſt nur halb⸗ wegs, als komme ſie deinen Wünſchen entgegen, dann habe ich doch nicht die geringſten Chancen mehr. Aber nun iſt das etwas ganz anderes. Nun werde ich bald genug ein glücklicher Bräutigam ſein.“ „Glück auf, Alvens!“ „Danke! Wird freudeſtrahlend akzeptiert. Ich werde meine Taktik jetzt ändern.“ „Ich muß jetzt hinunter. Meine Inſpektoren wollen mit mir etwas beſprechen. Komiſch, wie ſchnell ich mich hier wieder eingelebt habe!“ „Gar nicht komiſch, lieber Karl-Chriſtian! Es iſt nur die Heimat, in der du eben ſchnell wieder heimiſch biſt.“ Zöderam wußte, daß der Freund jetzt das Geſpräch über die vorherige Angelegenheit abgebrochen ſehen wollte. Er begleitete ihn hinunter und ging dann ſelbſt noch ein wenig in den Park. * „Aber ja! Beſtimmt iſt es ſo! Ich werde doch wiſſen, 25. „Liebſte Helene, ich weiß, daß mein Sohn ſich verändert hat. Aber manchmal kommen mir doch Bedenken. Viel- leicht habe ich nicht das erreicht, was beabſichtigt war. Er ſcheint mir ſehr von den Frauen abgewandt, und in den letzten Tagen, vornehmlich geſtern, war er ſeltſam in ſich gekehrt und verſchloſſen. Ich weiß beinahe nicht mehr, was mir jetzt lieber wäre. Der frohe, draufgängeriſche Burſche von einſt oder der finſtere, wortkarge Mann, der er jetzt immer iſt“, ſagte Gräfin Maria, und ihre weiche Stimme klang recht verzagt. Ihre Schweſter nickte. „Du magſt recht haben“, ſagte ſie ſinnend.„Wenn Alvens Zöderam nicht hier wäre, dann wäre es doch wohl ziemlich langweilig. So aber tollt der mit Irmengard um die Wette. Er gefällt mir ſehr, der junge Schwede. Eigent⸗ lich paßt der heute viel beſſer zu Irmengard als Karl- Chriſtian.“ Gräfin Maria zuckte zuſammen. „So weit iſt es ſchon, Helene?“ Die zuckte mit den ſchönen Schultern. „Wunderſt du dich? Zöderam iſt ein Sonnenmenſch, während Karl-Chriſtian ein finſterer Mann geworden iſt, der nur ſelten lacht. Wenn du gerecht biſt, mußt du dich wohl meiner Meinung anſchließen. Mir iſt es doch kaum zu verdenken, wenn mir heute Alvens Zöderam lieber iſt als Schwiegerſohn. Vor Karl-Chriſtian fürchte ich mich ordentlich, wenn ich ganz offen ſein ſoll.“ Gräfin Maria hatte Tränen in den Augen. „Was hat die Welt aus meinem Jungen gemacht!?“ ſagte ſie leiſe. Daun herrſchte Schweigen in dem ſchönen, behaglichen Zimmer. Aus dem Park herauf tönte Irmengards helles Lachen, und Zöderam rief irgend etwas. Gräfin Marias feine Brauen ſchoben ſich zuſammen. In ihren Augen war wieder die tiefe Traurigkeit, die ſo lange Jahre darinnen geweſen war. Ihr Traum von einem großen, wahren Glück in Eſchen⸗ höhe würde nicht zur Wahrheit werden. Sie ſah ſchon jetzt, welchen Ausgang alles nahm. Schweigend ſaß ſie da und dachte immerfort an die Worte ihres einzigen Sohnes, der geſagt hatte: „Es wäre das Beſte, wenn man das ruheloſe Blut meines Geſchlechts ausrottete!“ Furchtbar, daß er ſelbſt ſo etwas geſagt hatte! Sprach nicht ſchon aus dieſen Worten eine umdüſterte Seele? Wenn es das wäre? Das wäre das Schlimmſte! Draußen hörte man noch immer das Tollen und Lachen im Park. Und da ſagte Gräfin Maria mit zuckendem Munde: „Mein Sohn trägt den Fluch ſeines alten Geſchlechts mit ſich herum. Liebe Helene, ich will mich herzlich freuen, wenn Irmengard ein echtes, wahres Glück mit Alvens Zöderam findet!“ Da ſtand Frau Helene auf, küßte die Schweſter herzlich. „Mir iſt auch ein lange gehegter, liebgewordener Plan zunichte gemacht worden; aber wenn Irmengard ihr Glück nach dieſer Seite hin findet, iſt es auch gut. Mir tut Karl⸗ Chriſtian leid— ſehr leid. Er ſieht manchmal direkt ſchwer⸗ mütig aus. Ob er irgend etwas in ſich trägt, wovon wir alle keine Ahnung haben? Da hilft nichts weiter, wie ihn ſich ſelbſt überlaſſen. Männer wie er vertragen keinerlei Einmiſchung.“ „Das iſt auch meine Meinung, liebſte Helene! Ich bitte dich aber, noch möglichſt lange in Eſchweiler zu bleiben! Ich fürchte mich jetzt vor einem Alleinſein mit meinem Sohne.“ „Arme Maria, du haſt wahrlich ſchon genug gelitten!“ ſagte Frau Helene mitleidig. Dann fügte ſie hinzu: „Am Sonnabend iſt das Feſt bei euch hier. Die Nach⸗ barn ſind alle eingeladen. Er wird ſich zwingen müſſen, als Hausherr höflich und freundlich zu ſein. Wenn ihm nur nicht nun nicht danach zumute iſt, wird er das Feſt noch haſſen, denn er verſtellt ſich nicht gern, der ſtolze Karl⸗Chriſtian.“ „Ich wollte Geſelligkeit. Auch um unſerer lieben Gäſte willen. Ich denke, er wird ſich zwingen“, ſagte Gräfin Maria. Die Zofe meldete den Obergärtner, den die Gräfin hatte rufen laſſen, weil ſie noch über die Blumenarrangements für den Sonnabend mit ihm ſprechen wollte. Sie nickte ihrer Schweſter zu. „Vertiefe dich einſtweilen in das Buch dort, liebe Helene. Ich kann es dir nur empfehlen. Es hat mir ſchon über manche trübe Stunde fortgeholfen, wenn du auch Gott ſei Dank keine trüben Stunden bisher gehabt haſt.“ Die Schweſter ſagte: „Das werde ich tun.“ Und Gräfin Maria ging hinaus mit ihrem ſtolzen, weichen Schritt. Die Schweſter ſah ihr nach und dachte: „Ob du die letzte Gräfin von Eſchweiler biſt, Maria? Wenn ich dir doch ehrlich ſagen dürfte, wieviel Angſt ich um den ſchönen Karl-Chriſtian habe! So ſieht einer aus, der langſam den Verſtand verliert!“ .*. * Graf Eſchweiler lief in ſeinem Arbeitszimmer hin und her. Immer hin und her. Die Fäuſte hatte er in die Taſchen ſeiner Hausjacke vergraben. Wenn er doch dieſes Mädchen vergeſſen könnte! Dieſes Mädchen mit den wunderſchönen, goldbraunen Augen, die doch auch getrogen hatten. Sie war die Braut Melenthins und hatte ſich von ihm, dem Grafen Eſchweiler, küſſen laſſen. Sie war keinen Deut beſſer als die Frauen, die er kennengelernt hatte und verachten mußte. Alle, alle hatten ſie ſich ihm an den Hals geworfen, und trugen nun alleſamt die Schuld daran, daß er keiner Frau eine große, reine Liebe entgegenbringen konnte. i Und nun hatte er es doch noch einmal gekonnt! Er hatte geglaubt, in der Heimat gefunden zu haben, wonach er ſich ſehnte. Das war nun das Ergebnis! Falſch, treulos und leichtſinnig waren ſie alle! So war auch das junge, ſchlanke, blonde Mädchen mit dem ſüßen, blaſſen Geſicht. Irmengard! Sie war lieb und herzig. Und jemand, der die Liebe oberflächlich beurteilte, mochte vielleicht gar glauben, daß das braunhaarige Mädel ihn liebe. Er aber wußte es beſſer. Irmengard hatte ihn gern. Wenn ſie ſich aber ganz genau prüfte, dann würde ſie ſich doch eingeſtehen müſſen, daß ſie recht gut weiterleben würde, wenn aus der von den Müttern geplanten Ehe nichts würde. Daß ſie vielleicht ſchon jetzt anfing, vielleicht ihr ſelbſt noch unbewußt, den frohherzigen Zöderam ſcharmanter zu finden als den finſteren, langweiligen Vetter. Finſter und langweilig! Faſt hätte Eſchweiler laut herausgelacht. Finſter und langweilig! Ein Begriff, den er früher nicht gekannt hatte. Nun, man würde ſich daran gewöhnen müſſen. Und wer wollte ihn denn daran hindern, überhaupt nicht zu heiraten? Er würde für die Mutter leben. Wenn ſte nicht mehr war, konnte man ja ſehen, ob man nicht doch lieber in die Welt hinausging. a Die Welt? Schöne Frauen? Vielleicht!. Gewiß aber war es noch nicht, ob er Frauen ſuchen würde. Sie mußten dann aber nur leichtſinnig und ſchön ſein. Sonſt würde er nichts von ihnen verlangen. An allerwenigſten Treue! Graf Eſchweiler lehnte ſich an den hohen, ſchwarzen Bücherſchrank, ſenkte den Kopf. „Ich hätte dich geliebt, kleines, ſüßes Mädel! Du haſt noch einmal alles Gute in mir geweckt. Schade! Du hätteſt einen neuen Menſchen aus mir machen können, kleine, ſüße Verene!“ Eſchweiler wollte dieſe Entgleiſung aus ſpöttiſcher Frauenverachtung heraus abtun. Aber es gelang ihm nicht. Es ſchmerzte ihn da in der Bruſt etwas viel zu ſehr, als daß er hätte leicht darüber hinwegkommen können. Er hatte die kleine Verene wirklich geliebt! Es war lachhaft! Die Bekanntſchaft von einigen Tagen konnte nicht ſo tief ſitzen, nicht ſo einſchneidend geweſen ſein, daß ſie in ſein Leben eingriff! Doch es war ſo! Es blieb beſtehen! Sein beſtes Empfinden hatte er an dieſes junge Mädel verſchenkt. Sein beſtes Empfinden, das je in ihm gelebt. Eſchweiler ging zum Rauchtiſch, brannte ſich eine der ſchmalen, langen Zigarren an, die ſeine Lieblingsmarke waren, und trat dann ans Fenſter. Sinnend ſah er in den blühenden Park hinunter. Und plötzlich kam ihm ein Gedanke! Wenn man Verene Beringer gezwungen hätte, dem Oberförſter ihr Jawort zu geben? Und wenn ſie nun erſt die Liebe kennengelernt hätte? Wenn ſie ſich nun verzweifelt gegen das Schickſal wehrte? Eſchweiler wehrte dieſen Gedanken ab, der mit ſo klarer Deutlichkeit auf ihn eindrang. Doch— auch das brachte keine Helligkeit in ſein um⸗ düſtertes Herz. Wenn Melenthin ſie geküßt hatte, dann—! „Bin ich verrückt? Wie kann ich mich ſo verlieren? Ich werde wohl noch mit dieſer Geſchichte fertig werden können! Was iſt denn weiter dabei, wenn ein ſchöner Traum zerfließt, was ja ſchließlich die Beſtimmung ſo manchen ſchönen Traumes iſt!?“ Der Gedanke an den biegſamen Mädchenleib, den er im Arm gehalten hatte, peitſchte ihm das Blut auf. „Weshalb bleibe ich gerade an dieſem jungen Mädchen hängen? Will der Himmel mich ſtrafen für das, was ich früher leichtſinnig verbrochen habe?“ Dieſe Frage durchwühlte ihn.(Fortſetzung folgt.) 0 Zum lochen fi eule, Aue, Aue Oe 0 e Von Else Rema. Es gibt heutzutage ——ů eine Menge gaſtro⸗ . 8 a nomiſcher Werke, die ſich mit der entſprechenden Küche und Diät beſchäftigen, denen jedoch der Laie oder beſſer die Laiin trotz eingehenden Studiums ziemlich ratlos gegenüberſteht. Es iſt verhältnismäßig leicht, ſich für eine beſtimmte Methode zu entſcheiden; aber ſchwieriger geſtaltet ſich dann die Ausführung, denn für Leute kochen, die ſchlank werden wollen, iſt eine Kunſt, die Nachdenken, Praxis und liebevolles Ein⸗ gehen auf gewiſſe geſchmackliche Neigungen erfordert. Par⸗ ſorceentfettungskuren ſind ein Extra⸗Kapitel für ſich; ſie haben nichts mit einer vorſichtigen Koch⸗ und Eßweiſe zu tun, deren Ziel auf ein langſames Schlankerwerden, auf Verhinderung von Gewichtszunahme gerichtet iſt. Es handelt ſich zu dieſem Zweck nicht etwa nur um das Fortlaſſen gewiſſer, fetterzeugender Ingredienzen, ſondern in faſt gleichem Maße um ihren Erſatz, der die Ent— behrung erleichtern helſen und es der Kochenden ermöglichen ſoll, die Speiſen ſchmackhafter zuzubereiten. Man braucht ſich durchaus nicht nach einem einzigen Syſtem zu richten. Man kann kombinieren, das heißt, von jeder Diät etwas verwenden, ſtets jedoch mit der Notwendigkeit vor Augen, Fett möglichſt auszuſchalten. Ebenſo vorſichtig muß man mit gewiſſen Zuſpeiſen umgehen, wie Nudeln, Kartoffeln uſw. Wobei die Illuſion, daß es ſich um Bratkartoffeln handeln könnte, von vornherein auszuſchalten iſt. Eine der angenehmſten Entfettungskochweiſen geſtattet die ſogenannte Kartoffelkur, als deren Erfinder ein bekannter Breslauer Profeſſor zeichnet. Sehr zu Unrecht iſt dieſe Methode von anderen verdrängt worden, die als moderner gelten. Man kann jedoch das eine tun, ohne das andere zu laſſen. Man kann Kartoffeldiät mit Gemüſediät verbinden, denn Abwechſlung iſt jedem Eſſer not und ganz beſonders den Enthaltſamkeitseſſern. Wenn ſich die Hausfrau oder die Küchenleiterin ihre Auf— gabe erleichtern will, ſo wird ſie einen Vorrat von Fleiſch⸗ brühe niemals ausgehen laſſen, denn Fleiſchbrühe oder auch Suppenwürfel und Würze, bilden die Grundlage einer jeden auf Schlankheit gerichteten Eßweiſe. Aber man muß betonen, daß es ſich im vorliegenden Fall um entfettete Fleiſchbrühe handelt, nicht etwa um Brühe mit ſchönen, glänzenden und verführe— riſchen Fettaugen. Dieſe Brühe muß am Tage zuvor bereitet werden, damit ſie genügend erkalten und hiernach entfettet werden kann. Ein Univerſalgericht der Kartofſelkur iſt Rindfleiſch mit Brühlartoffeln, deren Genuß man ein gehöriges Glas Selter⸗ waſſer oder einfaches Waſſer voranſchickt. Aber natürlich, wer wollte jeden Tag Rindfleiſch mit Brühkartoffeln eſſen wollen, die übrigens in Sachſen und Preußen gleich beliebt ſind?! Eine abendliche Mahlzeit von Kartoffelpüree mit warmen Würſtchen und vielleicht noch ein wenig Gemüſe wird vortreff⸗ lich munden, auch wenn das Gemüſe lediglich mit Fleiſchbrühe bereitet iſt und der Kartoffelbrei mit Waſſer. Sehr gut verwendbar im Rahmen dieſer Entfettungs⸗ kartoffelgerichte ſind die ſogenannten Vogtländer Klöße, in Böhmen Schneeballen genannt, mit deren Hilfe man den Schlankheitseſſern ſogar ſüße Gerichte vortäuſchen kann. Ihre Bereitungsweiſe, rohe und gekochte Kartoffeln mit Zuſatz von Salz und ein wenig ſaurer Milch— notwendig iſt ſie nicht—, darf man als bekannt vorausſetzen. Reicht man ein mit Sacherin geſüßtes Kompott dazu, ſo hat man Mehlſpeiſenerſatz gewonnen. Aber auch als ſchmackhafteſtes Vorgericht ſind dieſe Klöße ſehr gut verwendbar, beiſpielsweiſe mit Tomatenſoße; aber mit Soßen muß man ſich in acht nehmen. Ihre Bereitung ſtellt die Haus— frau vor eine der ſchwierigſten Aufgaben, denn weder Mehl noch Fett kommen in Frage. Fett darf nur verwendet werden, wo es unumgänglich notwendig iſt und auch dann nur in homöopathiſcher Doſis. Doch kann man bei der Tomatenſoße eine Anleihe bei der jtalieniſchen Küche empfehlen, die, ent gegengeſetzt unſerer Bereitungsweiſe, eine Tomatenſoße mit Fleiſch kennt. Es wird Fleiſch kleinwürflig geſchnitten und unter Beifügung von etwas magerem Rindfleiſch, Zwiebeln und Tomatenmark weich gekocht. Zum Schluß kann man die Soße paſſieren und ihr mit ein wenig konſerviertem Tomaten⸗ mart eine ſchönere Farbe geben. Das Fett wird fortgelaſſen, ohne daß eine ſonderliche Beeinträchtigung des Wohlgeſchmacks zu ſpüren wäre. Neben der entfetteten Fleiſchbrühe iſt die * Tomate oder das konſervierte Tomatenmark eine der unentbehrlichſten Ingredienzen der Schlankheitsküche. Bei der überreichen Ernte In dieſem Jahre empfiehlt es ſich, wenn man Abmagerungs⸗ kuren im Sinne hat, rechtzeitig einen kleinen Vorrat ein⸗ zulegen. Der Tomate oder ihrem Mark fällt die Aufgabe zu, den Mangel an Fett ſo weit wie angängig zu erſetzen, und ſie er⸗ füllt ſie in hohem Maße. Nicht nur der Zunge, auch dem Auge gegenüber, denn ſie verleiht den Gerichten eine ſchöne, ver⸗ führeriſche Farbe— ſo, als ob es ſich um eine wirkliche Fett⸗ ſoße handelt.— Auch Gemüſegerichte mit Füllung eignen ſich gut zur Schlankheitskochweiſe. Da wäre in erſter Reihe der Krautwickel, in zweiter die gefüllte Paprika. Die Krautwickel werden in Tomate gedünſtet, ebenfalls die Paprika. Im Zuſammenhang mit ihr muß man der Milz und der Leber edenken. Die Milz wird im allgemeinen in Kochbüchern ſehr iefmütterlich behandelt, und die Leber wiederum, die nur ein beſcheidenes Daſein bisher auf unſerer Speiſekarte friſtete, iſt ſeit ihrer Entdeckung als Heilmittel der Blutarmut erſt zu den verdienten Ehren gelangt. Jedoch immer noch viel zu wenig. findet die Leber in unſerer Küche Verwendung, während die italieniſche ihr bedeutend mehr Reize abzugewinnen vermag als die deutſche. Auch die öſterreichiſche Küche iſt vielſeitiger in dieſer Beziehung, ſo daß wir ſie uns zum Beiſpiel nehmen ſollten, wenn es gilt, über eine fettloſe Speiſenbereitung hinwegzuhelfen. Mit Milz und Leber, beide ſein mit Zwiebel gewiegt, etwas eingeweichte Semmel hinzu, kann man auch die Paprikas füllen. Es iſt billig, faſt billiger als Rindfleiſch, und außerdem ſchmiegt ſich der Geſchmack dieſer Innereien viel feiner dem Odeur der Paprika ein. Sie werden mit Tomatenmark, unter Beigabe von etwas Fleiſchbrühe gedünſtet. Milz und Leber erhöhen auch den Wohlgeſchmack von Suppen, die ohne Fett und Mehl bereitet werden müſſen. Braten und Fiſch ſollten bei der Schlankheitsküche über⸗ haupt nur grilliert werden, auf dem Roſt gebraten, wie es bei den Italienern allgemein üblich iſt. Man kann aber ſchließ⸗ lich auch ohne den Behelf eines beſonderen Apparats das Fleiſch entſprechend bereiten, allerdings wird man eine Kleinigkeit Fett hinzufügen müſſen. Ein Naturſchnitzel beiſpielsweiſe ſchmeckt vorzüglich, wenn es unter Beifügung einiger Tropfen Oel in Tomatenmark gedünſtet wird, nachdem man ein wenig Knoblauch in das Fleiſch rieb. Man darf Knoblauch empfehlen, da die mediziniſche Wiſſenſchaft ihn als Heilmittel gegen Arterioſkleroſe entdeckt und ihn damit von dem Odium befreit hat, der bisher auf ihm laſtete. Hammelfleiſch ſchmeckt in der gleichen Bereitung ebenfalls ausgezeichnet. „Fiſch kann mit Hinzufügung von Grünzeug im Rohr in der Tüte gekocht werden, falls man kein Hilfsmittel zum Gril⸗ lieren zur Verfügung hat, ſonſt iſt er auch im Waſſer zu kochen und mit einer Soße aus Fleiſchbrühe, in die man grüne Ge⸗ müſe wiegte, zu reichen. Salzgurke und Rote Rübe wiederum ſind geeignete Ingre— dienzen, um die Rohkoſt an Stelle der zu ihr gehörigen Mayon⸗ naiſe verdaulich und wohlſchmeckend zu machen; auch Rohkoſt⸗ brötchen, denen man etwas Sardelle beifügte, werden als Ab— wechſlung gern entgegengenommen werden. Man braucht kaum zu unterſtreichen, daß Gurke und Rote Rübe ſelbſtverſtändlich 00 wie die grünen Gemüſe ſo fein wie möglich zu wiegen ſind. Marinierter Hering und Kartoffeln ſind wieder ein Gericht, das der Kartoffelkur entſpricht. Uebriggebliebene Soße läßt ſich ſehr gut zu einem Kartoffelſalat verarbeiten, über deſſen Oelmangel man hinweghelfen will. Ein Ragout von gekochtem Rindfleiſch mit eingeſchnittenen Kartoffelſtückchen wird durch beigefügte ſaure Gurkenwürfelchen ſehr erfolgreich über ſeinen Fettmangel hinweggetäuſcht. Ein paar Tage Normaldiät können gut eingeſchoben werden, wenn ſich etwa ſtarkes, unſtillbares Hungergefühl meldet, denn der Eſſer iſt dann in der Lage, mit friſchen Kräften ſeine Ent⸗ haltſamkeit weiter zu üben. Ueber den Erfolg entſcheidet einzig und allein die Waage, eine zuverläſſige Waage, nicht der zu weit gewordene Gürtel oder die Weſte,„in die man mit der Hand hineinfahren kann“, wie die Herren gern demonſtrieren. 0 0 große Pelzkragen. Die Mode des Herbſtes. Der Herr und ſein Mantel. „Nicht gern trennen ſich die Herren von ihrer ſportlichen Sommerkleidung; aber wenn der erſte kalte Tag kommt, ſieht man ſie alle ganz plötzlich mit warmen Wollmänteln angetan, und ſie ſcheinen vom Wetterumſchwung empfindlicher berührt zu ſein als die Damen.— Aber wer wollte wagen, zu be⸗ haupten, daß in Kälte, Nebel, Regen und Schnee die Eltelkeit und die Mode kein Feld zur Entfaltung fänden? Und welchem Kleidungsſtück gilt naturgemäß die erſte Sorge des Herrn, wenn der Winter naht!— Selbſtverſtändlich dem Mantel!— Ein altes Schneiderwort behauptet, daß ein gut angezogener Mann vier Mäntel beſitzen muß: einen Mantel aus ſchwerem Cheviot, doppelreihig geknöpft, den man am Vormittag auf ſeinen Geſchäftsgängen oder auch zu einem Spaziergang trägt— für den Nachmittag einen Paletot, aus dunklem Material mit Samtkragen, und einem ſaft unſichtbar geſchweiften Rücken. Dem Abend vorbehalten, um über Smoking und Frack getragen zu werden, iſt der im Raglan⸗ ſchnitt gearbeitete, ſchwarze Tuchmantel, den ein kleiner Seidenkragen ziert. Schließlich iſt noch der Impermeabel not⸗ wendig für die vielen Regentage des Jahres; er wird immer aus hellem Gabardine gearbeitet, oder aus einem der leichten, gummierten Stoffe, die alle möglichen Farben auſweſſen. Natürlich kann ſich nicht jeder den Luzus all dieſer Mäntel leiſten, und ein Mantel aus dunklem Wollſtoff, der gut ge⸗ arbeitet iſt, kann ebenſowohl des Morgens wie am Nachmittag getragen werden. In dieſem Winter ſind die Mäntel der Herren ziemlich lang, bis etwa 15 Zentimeter unterhalb des Knies reichen ſie; die Rücken ſind nur leicht geſchweift, ſo daß der Mangel durchaus leger und ungeziert wirkt. Die Farbe des Mantels muß mit dem Anzug harmonieren. Noch iſt es kein Gebot, daß Mantel und Anzug gleiches Deſſin und gleiche Farbe aufweiſen müſſen, nur mit dem Unterſchied der Schwere der Qualität. Aber wenn man den Modepropheten glauben darf, ſo wird dieſe Forderung im kommenden Frühling als Geſetz an die Männerwelt herantreten. Karin. N %. f . ö 8 133 0 7 — 1 „ 8 1 1. ö 2 2 Kleider für Schulkinder. Jede Mutter wird bei der heutigen ſchlechten Wirtſchafts⸗ lage beſonders am Kleideretat für die Kinder ſparen müſſen. Aus alten Kleidern von Erwachſenen können oft geſchickte Mutterhände hübſche Sachen für Kinder hervorzaubern, Faſt jeder alte Mantel, jede Bluſe, jeder Kragen, jedes Stückchen Pelz kann bei der Anfertigung von Kinderkleidern Verwendun finden. Sogar aus Vaters alter Hoſe und aus dem Anzug de größeren Bruders kann man immer noch etwas machen. Man muß ſich nur hüten vor zu empfindlichen Stoffen und Farben. Kinderſachen ſollten immer möalichſt praktiſch. einfach und halt⸗ 0 U bar ſein. Der junge Körper und das hübſche Kindergeſicht brauchen nicht durch Kleider„verbeſſert“ zu werden. Der Hänger und der kleine, runde Kragen mit Rüſchen ſind immer nett. Beſonders kleidſam ſind für Kinder auch karierte e und alle Arten von Samt. Für Jungen iſt immer noch die kurze Hoſe modern, obgleich man immer wieder den Verſuch macht, lange Kinderhoſen einzuführen. Beſonders vorſichtig muß man mit Falten bei Kindern ſein, da dieſe beſonders leicht verſeſſen werden und dann ſehr häßlich ausſehen. Die Schuller⸗ paſſe bei Mädchenkleidern und der geſteppte Mantel werden von viel Müttern bevorzugt. Ob Kleider und Mäntel mit oder ohne Gürtel lieber getragen werden, läßt ſich ſchwer ſagen— das kommt auf den Stoff an. Gl. 1 Sonnenaufg. 6.32 Gedenktage. 20. Oktober. 1808 Der Geograph Karl Andree in Braun- Gabe geboren. f d 1892 Der Afrikaforſcher Emin Paſchg(Ed. Schnitzer) wird bei Kibonge in Afrika ermordet. ö f 1927 Der Hiſtoriker Georg von Below in Va⸗ denweiler geſtorben. Prot. und kath.: Wendelin. Sonnenunterg. 16.57 Mondunterg. 13.03 Mondaufg. 19.39. Helft weiter helfen! Ueberall in deutſchen Landen gehen freiwil⸗ lige Helfer von Haus zu Haus, um Spenden für die Winterhilfe entgegenzunehmen. And aus allen Teilen des Landes wird berichtet, daß die Gebefreudigkeit noch nicht erloſchen iſt, daß Geldſpenden und Naturalien in erfreu⸗ lichem Umfang eingegangen ſind. Dieſe Feſt⸗ ſtellung darf aber nicht dazu verleiten, nun etwa die Hände in den Scheß zu legen und ſich zu ſagen: Ich habe ſchon gegeben; mehr zu tun kann nicht von mir verlangt werden. Nichts wäre falſcher als ein ſolcher Stand⸗ punkt. Die Not unſerer Erwerbsloſen, die ja jetzt ſchon über die Maßen groß iſt, wird ſich auch während der kommenden Wochen und Monate keineswegs mindern. Da iſt es die Pflicht all derer, die noch irgendwie helfen können, ſich nicht auszuſchalten. Staat und Gemeinden können bei ihrer an ſich ſchon ſtark angeſpannten Finanzlage nicht mehr ſchär⸗ fer herangezogen werden, die Not aber ver⸗ langt mehr als bisher geſchehen iſt. f In allen Orten beſtehen ſogenannte Winter⸗ hilfswerke. Ueberall haben ſich die zum Helfen Bereiten zuſammengeſchloſſen, um gemeinſam mit den Behörden für das Allernotwendigſte zu ſorgen. Selbſtverſtändlich kann nicht ein jeder Geld geben, aber wenn man die Woh⸗ nung durchſtöbert, ſo findet ſich doch ſicher überall noch ſo vieles, was an ſich noch brauch⸗ bar iſt oder was ein geſchickter Handwerker wie⸗ der inſtandſetzen kann, was aber von den Eigen⸗ tümern ſelbſt nicht mehr benötigt wird. Man benutze einmal eine freie Stunde zur Durch⸗ ſicht der e Sachen, ſeien es Kleider oder Schuhe, Mäntel, Strümpfe oder ſonſtige Sachen, für alles dies finden ſich noch Men⸗ ſchen, die froh ſind, es zu bekommen. Die Winterhilfe appelliert an alle diejenigen, die helfen können. Es hat ſich gezeigt, daß bei durchgreifender Organiſation des Hilfswerks auch der Erfolg nicht ausbleibt. Jetzt han⸗ delt es ſich nur darum, in der Arbeit nicht zu erlahmen und zu helfen, ſoweit dies irgend möglich iſt. Darum: Gebt zur Winter⸗ hilfe! * Sankt Severin. Am 28. Oktober iſt Sankt Severin. Im Bauernſpruch heißt es:„Wenns St. Severin gefällt, bringt er mit die erſte Kält“. Darum wird von den Bauern Sankt Severin auch der Ofenheilige genannt. Auf Reif am Severinustag ſollen ſtarke Froſttage folgen. Am Severinustag wandern die letzten Zugvögel ab. Die Lerchen, die weißen Bach- ſtelzen, die Sommergoldhähnchen und die letz⸗ ten Stare fliegen ſüdwärts und der Vogel⸗ geſang iſt endgültig verſtummt.— Sankt Severinus war deutſcher und heiliger Biſchof von Köln. Er ſah in einer Viſion die Seele des hl. Martinus gegen Himmel ziehen und ſtarb im Jahre 399 n. Chr. Das Attribut des Heiligen iſt ein Kirchenmodell. Seine Ge⸗ beine ruhen in der Severinuskirche zu Köln. “ Sonntagsrückfahrkarten zum Feiertag Allerheiligen. Da der Feiertag Allerheiligen in dieſem Jahr auf einen Dienstag fällt, wird in den Gegenden, in denen zu Allerheiligen Sonntagsrückfahrkarten ausgegeben werden, die Geltungsdauer ausnahmsweiſe auf die Zeit vom 29. Oktober 12 Uhr bis zum 2. Novem⸗ ber 12 Uhr ausgedehnt. Die Sonntagsrück⸗ fahrkarten gelten alſo zur Hinfahrt vom Samstag, den 29. Oktober 12 Uhr bis zum Dienstag, den 1. November und zur Rückfahrt vom Samstag, den 29. Oktober bis zum Mittwoch, den 2. November 12 Uhr. Rundfunkgebühren für Schulen. Der Deutſche Städtetag“ hat den Reichspoſtmini⸗ ſter gebeten, zu genehmigen, daß nicht nur der Schulfunk, für den die Gebühren von monatlich 2 Rm. auf 0,80 Rm. ermäßigt ſind, ſondern auch der Kinder⸗ und Jugend⸗ funk, ſoweit er innerhalb der Schulzeit zu pädagogiſchen Zwecken abgehört wird, unter die Bedingungen des Ermäßigungserlaſſes fällt. Der Reichspoſtmi iſter hat der Anregung des Städtetages entſprochen in der Erwar⸗ tung, daß für die richtige Einhaltung der Vor⸗ ausſetzung für die Preisermäßigung von der Fee e Gewähr übernommen wird. . Sind die Kinder heute geſünder? Dieſe Frage iſt ſchwer in wenigen Sätzen zu beantworten. Aber ſo viel iſt zu ſagen: ſeit die Kleidung des Kindes eine ſolche iſt, daß es zur Abhärtung erzogen wird, ſind die Er⸗ kältungs⸗Krankheiten viel ſeltener geworden. Wind und Wetter ſchaden dem abgehärteten Kinde weniger und ganz beſonders dann, wenn die ſorgſame Mutter den lieben Kleinen auch noch einen Beutel oder eine Doſe der echten„Kaiſer's Bruſt⸗Caramellen“ mitgibt. Und die Kinder nehmen die„Kaiſer's Bruſt⸗Caramellen“ ja ſo gerne, denn ſie alle wiſſen, daß die„Kaiſer's Bruſt⸗Caramellen“ das beſte Mittel ſind gegen Huſten, Heiſerkeit und Katarrh. Schneegänſe. Heute Mittag um 12 Uhr überflog ein großer Schwarm Schnee⸗ gänſe, über 60 ſtolze Luftſegler, unſeren Ort. Dieſe kamen von dem Norden und zogen nach dem Süden. Nach einer alten Wetterregel ſollen dieſe, wenn Schneegänſe ſichtbar werden, den Ein⸗ tritt kälteren Wetters ankünden. Das ſeltene Schauſpiel wurde von Jung und Alt freudig bejubelt. *„Der Herr der Berge“. Sorge ſich jeder rechtzeitig für einen Platz am Sonn⸗ tag für den Theaterabend im Kaiſerhof. Kar- ten ſind zu haben: Bei Friſeur Hans Froſchauer Bismarckſtraße, Friſeur Georg Lang Waſſerſtraße und deſſen Filiale, im Kaiſerhof Friedrich ⸗Ebert⸗ ſtraße ſowie bei den Mitgliedern. Der Eintritt beträgt 35 Pfg. Zum Großkampf in Neckarau! Der VfL. Neckarau und auch die Grünen müſſen am Sonntag alles in die Waagſchale wer- fen um den 2. Platz ſicher zu ſtellen. Mit dieſen Gedanken werden beide Mannſchaften den Kampf aufnehmen. Das Spiel wird ſicher hart, aber doch fair und raſſig werden. Man er⸗ innere ſich an das vorjährige Spiel, das die Grünen mit größtem Pech 3:4 verloren. Die- ſes Jahr hängt es von der Mannſchaſt ſelbſt ab ſich wieder die Sympathie des Publikums, das übrigens letzten Endes auch zahlt, zu er— obern. Dazu muß natürlich ein anderer Fuß⸗ ball wie in Sanddofen geſpielt werden. Schneid, Schneid und nochmals Schneid iſt vor allem notwendig. Die Herren Stürmer werden ge— beten nicht zu warten bis der Ball peinlichſt ge— nau aufgenommen werden kann, ſondern ſich auch etwas körperlich einzuſetzen, d. h. dem Ball nachzugehen, ihn zu erwarten und nur hie und da ein Schüßlein auf das Neckarauer Tor ab— zugeben, das vielleicht ein Goal bringt. Es wäre doch wahrhaft lächerlich, wenn der Sturm kein Tor fertigbringen würde, wenn er mit aller Energie dannach ſtrebt. Deshalb Grünen reißt Euch zuſammen, laßt doch endlich alles beiſeite! Hin nach Neckarau und die Punkte ge— holt! Sechſte Baugeld⸗Zuleilung der e Bauſpar⸗ aſſe. Die Sechſte Baugeldzuteilung der Oeffentlichen Bauſparkaſſe(Abteilung der Landeskommunalbank Girozentrale) für Heſſen in Darmſtadt findet am Montag, den 14. No- vember cr., vormittags 10 Uhr, in Darmſtadt, im Sitzungsſaal der Landeskommunalbank-Giro— zentrale, Wilhelminenſtraße 14, ſtatt. Zutei— lungsberechtigt ſind ſämtliche Bauſparer, deren Vertrag ſpäteſtens am 1. Auguſt(für Tarif 18 ſpäteſtens am 1. Juli) 1932 begonnen hat, und die mit Einzahlungen nicht im Rückſtand ſind.— Jeder Bauſparer, der ſich als ſolcher ausweiſt, kann der Zuteilungshandlung bei- wohnen. Alle Oeffentlichen Bauſparkaſſen in Deutſch⸗ land haben bis Ende Auguſt 1932 insgeſamt 48,390 Verträge über 252,9 Millionen Reichs- mark abgeſchloſſen. Davon wurden bisher 5.972 Verträge mit einer Geſamtvertragsſumme von 37,9 Millionen Reichsmark zugeteilt, ein anſehn⸗ licher Betrag, den die Oeffentlichen Bauſpar⸗ kaſſen in dieſer kapitalarmen Zeit damit bisher dem Bau- und Hypothekenmarkt zugeführt haben. ———— Schwerathletik. Die 1. Ringermanuſchaft gewinnt ihren 2. Verbandskampf gegen Tbd. Hockenheim 18:3. 6 Siege— 1 Niederlage. Das waren Blitzkämpfe am Sonntag auf der Matte im„Karpfen“-Saale gegen die gewiß nicht ſchlechten Athleten aus Hockenheim, denn 5 Siege wurden binnen 2— 4 Minuten, einer in 14 Sekunden erkämpft, und nur 1 Rieder⸗ lage im Federgewicht mußte hingenommen werden. Es iſt dies unter Berückſichtigung der jungen Schwerathletik⸗Abteilung ein ganz ausgezeichneter Erfolg, der zu den weiteren Kämpfen um die B. Gaumeiſterſchaft ſtarken Auftrieb, auch im Mitgliederbeſtand geben werden. Prächtige techniſche Kämpfe waren es in jeder Klaſſe, während es im nachfolgenden Schauringen unſere bekannten Ringer Benz mit Froſchauer und Gebrüder Wörner all die Feinheiten dieſes ſchönen Sportes zeigten. Zu erklären wäre allgemein bezgl. der Punkte: ein Schulterſieg zählt 3, Punktſieg 2, Unent⸗ ſchieden je 1 und Niederlage 0 Punkte. Der Verbandskampf als ſolcher wird als Sieg mit 2 Punkten gewertet. Viernheim hat nun zwei Verbandskämpfe gewonnen mit 4 Punkten. Ins⸗ geſamt ſind 6 Mannſchaften beteiligt mit Vor⸗ und Rückkampf, zuſammen alſo 10 Kämpfe zu beſtehen. Der nachſte Verbandskampf iſt nächſten Sonntag in Lampertheim, nachmittags 1/4 Uhr. Abfahrt 1.15 Uhr mit Staatsbahn. Freunde des Athletenſportes bitten wir um zahlreiche Begleit⸗ ung. Jeden Mittwoch und Freitag abend 8 Uhr im Lokal„gold. Stern“, Waldſtraße, ſinden die regelmäßigen Uebungsſtunden ſtatt. Daſelbſt auch Anmeldung für die Schwerathletik⸗Abteilung und bei Zigarrenhaus Winkenbach, Lorſcherſtr. 4. Falschgeld 1 Der heſſiſche Finanzminiſter macht die öf⸗ fentlichen Kaſſen auf eine Fälſchung von Reichsbanknoten zu 50 Mark aufmerkſam. Die Fälſchungen tragen das Datum der Reichsbank⸗ note vom 11. Oktober 1924; ſie ſind im Buchdruck hergeſtellt. Die veränderliche Reihen⸗ bezeichnung und Nummer der Falſchſcheine iſt G 7269719, die Typen ſind ungleich geſtellt. Das Papier iſt gering dicker als das echte. Es beſteht aus mehreren zuſammengelegten Blätt⸗ chen. Im farbigen Guillochengrund unter der Beſchriftung ſind von der regelmäßig wieder⸗ kehrenden Wertbezeichnung die Zahlen 50 nicht zu erkennen. Die Rückſeite fällt durch den dicken Gründruck im mittleren Teile des Druck— bildes auf. 8— Weiße 2a die Zahnpaste, die von mehr als 6 Millionen Menschen— allein in Deutschland— täglich gebraucht wird. Vorzüglich in der Wir- kung, sparsam im Verbrauch, von höchster Qualität. Tube 50 Pf. und 80 Pf. Weisen Sie jeden Ersatz dafür zurüdt. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnverein von 1893. Heute Donnerstag abend halb 8 Uhr ſämtliche Spielleute im Lokal Freiſchütz. Erwarte vollzähliges Er⸗ ſcheiuen. Die Leitung. Verein für Sport⸗ und Körperpflege. Freitag den 21. Oktober abends 8 Uhr findet im Fürſten Alexander vollzählige Uebungsſtunde der Schwerathletik ſtatt. Das Erſcheinen aller Sportler iſt Pflicht. Die Spartenleiter. N. B. Sonntag abend 8 Uhr Abfahrt der 1. Mannſchaft nach Sandhofen per Rad. Treffpunkt ½7 Uhr bei Fritz Kamuff, Kies- ſtraße. Der Vorſtand. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abend 19 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Amicitia 09 E. V. V'heim. U 2 Sportplatz im Wald mit J Reſt.„Zur Waldſchenke“ Sonntag, den 23. Oktober 32., nachm. 3 Uhr: Verbandsſpiele gegen V. f. L. Neckarau in Neckarau. Abf. 1. M. um 1 Uhr mit OEG. Eilzug. Abf. 2. M. um 11,30 Uhr per Auto ab Lokal Abf. 3. M. um 7,30 Uhr per Auto ab Lokal Abf. 4. M. um 7,30 Uhr per Auto ab Lokal Spiele der unteren Mannſchaften: A. H.⸗Mannſchaft hier 9 Uhr gegen VfR⸗Mhm. Privatmannſchaft hier 12,30 gegen Hüttenfeld B-Jugend hier 11 Uhr gegen Sp.⸗V. Waldhof (Verbandsſpiel) A⸗Jugend in Lampertheim gegen FC. Olympia Beginn 12,30 Uhr. Abf. wird bekannt gegeben. Abtlg. Kraftſport: Verbandsringkampf gegen Stemm- u. Ringklub Lampertheim am Sonntag nachm. 3,30 Uhr in Lampertheim. Abfahrt wird bekannt gegeben. Der Vorſtand. N Meine 5 Praxis befindet sich jetzt: Max loselstralle 19 p. Behandlung aller akuten und chronischen Erkrankungen, insbesondere Isthma., Magen- u. Darmerkrankungen-Dräsenleiden. Momöopath. Heilpraxis Mannheim H. Burkhart 5 912, 2-6 Uhr. Alle Zeitungen zum Einschlagen u. zum Taperieren zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. Einweihung des„Turms des Anſchluſſes“ in Linz. In Linz a. d. D. fand die Einweihung des „Turms des Anſchluſſes“, der ein umgebauter alter Wachturm der Stadtbefeſtigung iſt, durch die Deutſche Burſchenſchaft ſtatt. Er ſoll einer Stärkung des Kampfes für ein Groß-Deutſch⸗ land dienen. Unſer Bild zeigt die Einweihung. Welterbericht. Die unfreundliche, teilweiſe recht ſtürmiſche Witterung hielt an. Ausſichten für eine Beſ— ſerung ſcheinen noch nicht zu beſtehen. Vorherſage: Zoitweiſe heiter, doch im ganzen unbeſtändig, wenn auch meiſt trocken. die Namen unſerer Haustiere. Unſere Haustiere verdanken wir in der Hauptſache ackerbau⸗ und viehzuchttreibenden Völkern, die in der früheren Steinzeit, alſo ungefähr 7000 bis 200 Jahre vor un⸗ ſerer Zeitrechnung, von Oſten zu uns kamen. Bis dahin lebten bei uns nur herumſtreifende Jäger. Eine wichtige Erwerbung war das Hausrind, das in der Hauptſache in Aſier durch Zähmung des Ures-Auerochſen gewon⸗ nen wurde. Der Ochſe hat ſeinen Namen vom indiſchen„Aks“ und der Stier vom lateini⸗ ſchen„taurus“. Die Herkunft des Namens Kuh iſt unerklärt, Kalb bedeutet ſo viel wie „junges von Tieren“. In der jüngeren Stein⸗ zeit züchtete man auch eine kleinere Form, das ſogenannte Dorfrind. Ein wichtiges Wirt⸗ ſchaftstier aus älteſter Zeit iſt das Schwein, gezüchtet aus dem Wildſchwein. Auch beim Schwein züchtete man zwei Arten, ein größeres und ein kleineres. Das letztere war kleinköp⸗ fig und hochbeinig. Der Name Schwein iſt verkleinert aus„Sau“, die ihren Namen oom lateiniſchen„Sus“ hat, deshalb heißt die Sau auch im Althochdeutſchen geſprochen bis etwa ums Jahr 1100, großes Su. Auch das Schaf ſinden wir unter den Haustieren der jün⸗ geren Steinzeit, d. h. der Zeit, in der man das Handwerkszeug in der Hauptſache aus Stein, namentlich aus Feuerſtein herſtellte. Die Herkunft des Namens iſt nicht aufge⸗ klärt, ebenſo derjenige der Ziege nicht. Der Hund wird im Gotiſchen„Hinthan“ genannt. Das Pferd jagte in unſerer Gegend in der jüngeren Steinzeit noch wild herum und wurde erſt ſpäter gezüchtet. Letzte Nachrichten. Auſchlag auf den D-Zug Wiesbaden— Berlin? Sangerhauſen, 20. Okt. Auf den Schienen der Eiſenbahnſtreke Sangerhauſen— Halle wurde in der Nähe des Bahnhofs Berga-Kelbra ein Hemmſchuh auf⸗ gefunden, kurz bevor der D-Zug 27 Wies⸗ baden— Berlin die Stelle paſſierte. Die Ver⸗ mutung eines Anſchlages auf den D-Zug iſt nicht von der Hand zu weiſen. Von der Bahnpolizei iſt ein verſtärkter Streckenſchutz eingerichtet worden. Fürſtenhochzeit in Koburg. Koburg, 20. Ott. Am Mittwoch fand in der Feſte Koburg die ſtandesamtliche Trauung des Prinzen Guſtav Adolf von Schweden mit der Prinzeſſin Sybil⸗ le von Sachſen-Koburg und Gotha ſtatt. Als Trauzeugen fungierten der Kron— prinz von Schweden und der Herzog von Koburg. Perſonenzug gegen Omnibus. Halle, 20. Okt. Ein Perſonenzug der Halle— Hettſtedter Eiſenbahngeſellſchaft ſtieß bei Paſſendorf mit einem Omnibus zuſammen. Der Inhaber des Omnibuſſes wurde auf der Stelle getötet. Sechs Fahrgäſte wurden ſchwer und vier leicht verletzt. Die Schranke des Ueberweges war durch den Sturm be⸗ ſchädigt worden; die Sicherung des Ueber⸗ weges erfolgte daher durch Winken mit ei⸗ ner roten Flagge. Druckſache aller Art, liefert ſchnell u. billigſt Viernh. Anzeiger