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Der rie Viernheim, Molitorstrasse 1. ſernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Felertage.— ace monatl. 1,40 Mt frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das acht aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim tige illuſtrierte ernſprecher 117.— Telegramme: Aſizeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoneen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes e bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Fur die Aufnahme au beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 246 :— 49. Jahrgang Die Wirtschaftswoche. Die Preisſchere im Außenhandel.— Die Ge⸗ kreidevorräle.— Die Landwirtiſchaft in den letzten Wochen.— Kredit für den gewerb⸗ lichen Mittelſtand. Trotz der Schwierigkeiten, die ſich der deut⸗ ſchen Ausfuhr allenthalben entgegenſtellen, iſt es doch gelungen, dieſe im Monat Sep⸗ tember zu ſteigern, und zwar um 16 auf 444 Millionen Reichsmark. Freilich ſtieg ande⸗ rerſeits auch die Einfuhr um 29 auf 360 Mil⸗ lionen Mark, ſo daß der Ausfuhrüberſchuß mit 84 Millionen um 13 Millionen geringer war als im Monat vorher. Dieſe Zahlen zeigen nach zweijährigem Rückgang des deutſchen Außenhandels und nachdem dieſer im Auguſt auf einen in der Nachkriegszeii noch nicht verzeichneten Tiefſtand geſun⸗ ken war, zum erſten Mal wieder eine Be⸗ lebung. Von der Mehreinfuhr von 29 Millionen entfallen 20 Millionen Mark auf Rohfroffe. Dieſe weiſen eine zum Teil be⸗ deutende Steigerung ihrer Durchſchnitts⸗ werte auf, und zwar bis zu 30 Prozent. Ge⸗ ſtiegen ſind z. B. die Preiſe für Felle und Häute, Kupfer, Rohtabak, Baumwolle, Wolle Oelkuchen, Tierfett und Mineralöle. Bei der Ausfuhr dagegen iſt der durchſchnittliche Preisſtand um 4 Prozent geſunken. Es macht ſich alſo, da wir für die Erzeugniſſe, die wir einführen, infolge der Preisbewe⸗ gung auf dem Weltmarkt mehr bezahlen müſſen, andererſeits für unſere ausgeführten Waren weniger erhalten, die Preis⸗ ſchere in der Handelsbilanz nachteilig be⸗ merkbar. Von dieſen Preiseinflüſſen wird das deutſche Außenhandelsergebnis auch in der nächſten Zeit mit abhängen. Es iſt da⸗ mit zu rechnen, daß die hauptſächlich die Ausfuhr ausmachenden Fertigwaren zunächft noch weiter ſinken, während die den größ⸗ ten Teil der Einfuhr bildenden Rohſtoffe im Preiſe ſteigen. In den erſten neun Monaten des Jahres 1932 beläuft ſich der Ausfuhr⸗ überſchuß auf 847 Millionen Mark gegen 1964 Millionen in der gleichen Zeit des Vor⸗ jahres. Den ſtärkſten Anteil an der Ausfuhrzu⸗ nahme im September haben Lebensmittel infolge einer um Millionen geſtiegenen Weizenausfuhr. Nach der Vorrats⸗ erhebung des Deutſchen Landwirtſchaftsrate⸗ vom 15. September hatte die Landwirtſchaft an dieſem Tage noch verhältnismäßig große Vorräte aus der letzten Ernte, und zwar waren von Winterweizen 82 Pro⸗ zent, von Sommerweizen 91 Prozent noch unverkauft. Die Landwirtſchaft hat insbe⸗ ſondere an Weizen und Roggen bis Mitte September weniger verkauft als im Vor⸗ jahre. Man geht wohl nicht fehl als Grund für den ſchleppenden Abſatz neben dem offen⸗ har zurückgegangenen Verbrauch hauptſäch⸗ lich die beſtehenden Beleihungsmöglichkeiten anzuführen. Die Erntebewegung iſt olſo in dieſem Jahr verzögert. Das Angebot iſt in der letzten Woche nicht größer geworden, trotzdem gaben die Preiſe bei der ſtarken Zurückhaltung der Käufer allgemein nach. Die füddeutſchen Großmühlen ha⸗ ben in den letzten Tagen nicht weniger als dreimal ihre Preiſe herabgeſetzt. Verhält⸗ nismäßig feſte Tendenz beſtand für Futter⸗ getreide, namentlich für Gerſte, der einzigen Fruchtart, von der die Beſtände in den 0 der Landwirtſchaft kleiner ſind als 9551. Was die anderen Zweige der Landwirt⸗ ſchaft betrifft, ſo hat ſich in der Preisgeſtal⸗ zung für Vieh und Vieherzeugniſſe, Gemüſe Kartoffeln und Holz im allgemeinen nichts ge⸗ beſſert. Eine erfreuliche Belebung iſt in der Pferdezucht feſtzuſtellen, dagegen iſt die La⸗ ge in der Rindviehwirtſchaft immer noch troſtlos, Ein gleiches Bild bietet die Schwei ⸗ nehaltung. Soweit Trockenheit und Schäd⸗ linge keine nachteiligen Wirkungen aus⸗ übten, zeigte das Feldgemüſe guten Stand, artes Angebot drückte aber auf die Preiſe, dle Ernte in Aepfeln und Birnen iſt im Durckchnitt gering. Die Hopfenern ⸗ de har guaitatſy eln ſehr gutes Ergebnis, Der franzöſiſche Miniſterpräſident Herriot in dem Auswärtigen Ausſchuß der Abgeordnetenlammer.— Wie Frankreich„abrüſtet“. Paris, 21. Oktober. Der Auswärtige Ausſchuß der Abgeordnetenkammer hielt eine Sitzung ab, in der Miniſterpräſident Her- riot über die außenpolitiſche Lage berichtete. Herriot ſoll die Ausſchußmitglie— der gebeten haben, über den Inhalt ſeiner Ausführungen Stillſchweigen zu bewahren. Trotzdem geben einige Pariſer Blätter Ais— züge aus ſeiner Rede wieder. Sie zeigen, daß Herriot wieder einmal das alte, längſt abgeleierte Lied geſungen hat vom„frried⸗ lichen“ Frankreich, das für ſeine„Sicherheit“ ſorgen müſſe, vom böſen Deutſchland und was dergleichen Dinge mehr ſind. Nach dem „Echo de Paris“ hat Herriot den Standpunkt vertreten, daß zwiſchen den verſchiedenen Sicherheits- und Abrüſtungsplänen eine Wechſelwirkung beſtehen müſſe, daß mit anderen Worten gleiche Rüftung nicht nokwendigerweiſe gleiche Sicherheit bedeute, daß vielmehr die Ausdehnung der Grenzen, der Kolonien, die milikä⸗ riſche Vorbereitung uſw. mit zu berück- ſichkigen ſeien. Nach dem„Journal“ hat Herriot auf eine Frage, was Frankreich zu tun gedenke, wenn Deutſchland einſeitig aufrüſten werde, geant— wortet, daß Frankreich, obwohl es neben Rechks⸗ miiteln auch Machtmittel in der Hand habe, nur ſeine Rechtsmittel einſetzen würde. Auf einen Vorſtoß des ehemaligen Handels miniſters Rollin gegen den für die fran— zöſiſche Wirtſchaft ungünſtigen deutſch-fran— zöſiſchen Handelsvertrag, hat Herriot geant— wortet, daß ihm die Nachteile des Vertrages bekannt ſeien, daß er aber keine Kündigung vornehmen wolle, ſondern vorziehe auf dem Verhandlungswege günſtigere Handelsbe— dingungen durch die Aenderung gewiſſer Ar— tikel des Vertrages zu erreichen. Die An⸗ regung eines Mitglieds des Ausſchuſſes, Frankreich ſolle ſeine Schuldenzahlun⸗ gen an Amerika einſtellen, da Deutſch⸗ and nicht mehr zahle, habe Herriot da⸗ hin beantwortet, daß Frankreich ſeine kommerziellen Schulden bis auf den letz- ken Heller bezahlen werde. Ueber den rumäniſch⸗ruſſiſchen Nichtangriffspakt hat Herriot berich⸗ tet, daß nicht weniger als 20 Formeln für eine Verſtändigung zwiſchen Moskau und Bukareſt aufgeſtellt worden ſeien. Eine von dieſen Formeln hätte beiden genügt. Durch den Rücktritt des Kabinetts Pafda ſeien die Verhandlungen jedoch unterbrochen worden. Die deutſche Jugenderziehung. Wie in gutunterrichteten Pariſer Kreiſen noch ergänzend zu den Erklärungen verlau— tet, die Miniſterpräſident Herriot vor dem Auswärtigen Ausſchuß der Kammer abge— geben hat, ſpielte die Frage des Reichskurakoriums für Jugenderküchtigung eine ganz be⸗ ſondere Rolle. Der bekannte Abg. Fribourg wünſchte Aufklärung darüber, ob dieſer Erlaß des Reichspräſidenten nicht gegen Artikel 177 des Verſailler Vertrages verſtoße. Ueber die Antwort, die Herriot darauf erteilt hat, iſt amtlicherſeits nichts verlautbart worden und in politiſchen Kreiſen gingen die Auffaſſun— gen auseinander diglich eine Wahrend das„Beuvre behauptet, Herriok habe erklärt, daß die Juriſten des Außen- miniſteriums die Frage genau geprüft und feſtgeſtellt hätten. daß der Reichserlaß nicht gegen Artikel 177 verſtoße, ſagk der„Matin“ der Miniſtervräſident habe ſich das Recht vorbehalten in einer der nächſten inkerna⸗ kionalen Konſerenzen dieſe Angelegenheit aufzuwerfen. Was außerdem den deutſch-franzöſiſchen Handelsvertrag anlangt, ſo ſoll ſich Herrior der Auffaſſung des ehemaligen Handelsmi⸗ niſters Rollin angeſchloſſen haben, die dahin geht, daß die franzöſiſche Regierung den deutſch-franzöſiſchen Handelsvertrag kün— digen werde, falls die augenblicklich ge⸗ führten Verhandlungen zur Abänderung ge— wiſſer Klauſeln zu keinem für Frankreich befriedigenden Ergebnis führen würden. „Nationale Aufrüstung“. Ueber einen faſt dreiſtündigen franzö— ſchen Miniſterrat, der ſich mit dem Aus⸗ gleich des Haushaltsplanes befaßt hat, iſt le⸗ kurze Mitteilung ausgegeben worden, nach der der Plan der ſogenannten „nationalen Aufrüſtung“ vom Kabinettsrat aufgeſtellt worden iſt. Der erſte Abſchnitt dieſes Pianes ſoll dem Parlament noch vor der Verabſchiedung des Haushaltes vorge— legt werden, während die übrigen Abſchnitte erſt nach Herſtellung des Haushaltsaus— gleichs eingereicht werden ſollen. Der erſte Abſchnikk ſoll ſich, wie ergän⸗ zend verlauket, auf vier Milliarden Franken beziffern, die durch eine Anleihe aufgebracht werden müßten. „Nationale Aufrüſtung“— wie paßt das zu der famoſen Abrüſtungs konferenz in Genf? Die Wege der Pariſer Abrüſtungs⸗ politik ſind ſehr merkwürdig und eigenartig. die Preiſe haben ſich ſo günſtig entwickelt wie ſeit Mee Jahren nicht mehr. Freilich iſt gerade im ſüdweſtdeutſchen Wirtſchaftsgebiet die Hopfenanbaufläche ſehr ſtark zurückge⸗ gangen. Günſtiges iſt auch über die Ta⸗ bakernte zu berichten, nach der erfreu⸗ liche Nachfrage beſteht. Für den deutſchen Weinbau iſt nur mit einem halben, ſel⸗ lenweiſe mit einem Dreiviertelherbſt zu rech⸗ nen. In der Güte wird der Jahrgang 1932 der nun in faſt allen Weinbaugebieten ein⸗ gebracht iſt, befriedigend beurteilt. Im all⸗ gemeinen betrachtet, gibt nach einem Bericht der deutſchen Landwirtſchaftskammern die Lage der Landwirtſchaft noch immer Anlaß zu Beſorgnis. Einzelne Anzeichen ſeien je⸗ doch vorhanden, die die Hoffnung auf einen Wirtſchaftsaufſchwung berechtigt erſcheinen ließen. Wie in der Landwirtſchaft, ſo ſpielt zurzeit in noch größerem Maße beim gewerb⸗ lichen Mittelſtand, Handwerk und Einzelhandel, die Kredit⸗ und Zins⸗ frage eine wichtige Rolle. Der Reichs⸗ kanzler hat gerade in ſeinen letzten Reden eine ſtärkere Mittelſtandspolitik verkündet. Vermutlich ſteht damit die geplante Erwei⸗ terung der Befugniſſe des Bankenkommiſ⸗ ſars in Zuſammenhang. Die Banken ſind nämlich in der Kredithergabe an den Mit⸗ telſtand mehr als zurückhaltend. So berech⸗ tigt Vorſicht auch iſt, ſo geht die Einſchnü⸗ rung des gewerblichen Kredits doch weil über die Notwendigkeit dieſes Geſichtspunk⸗ tes hinaus. Der Bankenkommiſſar ſoll nun auch dem Mittelſtand wieder mehr Kredir⸗ möglichkeit verſchaffen, zumal Kleinhandel und Handwerk von der Gewährung von Steuergutſcheinen unmittelbar ſo gut wie gar nichts haben. Klepper⸗Ausſchuß veriagt ſich. Um die Subventionen für Preſſe⸗Organe. Berlin, 21. Oktober. Der Klepper⸗⸗Unterſuchungs⸗ ſchuß des preußiſchen Landtages vernahm am Donnerstag in Fortſetzung der Beweisaufnahme zum Fall der„Kölniſchen Volkszeitung“ zunächſt den jetzigen Präſiden⸗ ten der Preußenkaſſe, Helfferich. Die Beteiligung der Preußenkaſſe an der„Köl⸗ niſchen Volkszeitung“ bezeichnet der Zeuge als ein Geſchäft, das nicht in den Rahmen des der Preu- ßzenkaſſe vorgeſchriebenen Geſchäfksbe⸗ reiches falle. Es ſei ſein Beſtreben, die Preußenkaſſe aus dieſem Engagement zu löſen, doch ſei das mit gewiſſen Schwierigkeiten verbunden. Ein nettes Gehalt. Der Vorſitzende ſtellt dann feſt, daß Herr Klepper als Präſident der Preußenkaſſe im Jahre 1928 ein Gehalt von rund 75 347 Mark und in den Jahren 1929 bis 1931 ein Gehalt von ſe 75 000 Mark erhalten habe. wobei ſeit Beginn von 1929 noch eine jähr⸗ liche Vergütung von je 25 000 Mark hinzu- getreten ſei für Kleppers Tätigkeit bei einer Reviſionsgeſellſchaft, die ſeit längerer Zeit keinerlei Funktionen ausübke. Die Geſamtbezüge des Präſidenten Klep⸗ per betrugen alſo 100 000 Mark jährlich— ein nettes Sümmchen! Die„Landwirtſchaſtliche Wochenſchau“. Der Leiter der vom Patria⸗Verlag Berlin herausgegebenen„LKandwirtſchaft⸗ lichen Wochenſchau“(Agrarpolttiſche Korreſpondenz) Frithjof Melzer erklärte dann, er halte es für ganz ausgeſchloſſen, daß ſein Verlag je eine Subvention bekom⸗ men habe. Auf die Frage des Abg. Steu— er(deutſchnational), ob man von Seiten der Preußenkaſſe etwa früher an den Zeugen herangetreten ſei, erwiderte dieſer: Das einzige Beſtechungsangebok, das mir ſe in meinem Leben gemacht wor⸗ den iſt, hat mir Herr Klepper gemacht. Vemegung). Der Zeuge ſchild dann wie ihm Klepper auf einem Abend der Rentenkreditanſtalt das Angebot eines Kredites ohne jede Sicherheit gemacht habe, obwohl er wußte, daß der Zeuge von Anfang an wohl zu den ſchärf⸗ ſten journaliſtiſchen Gegnern Kleppers ge— hört habe. Der Jeuge habe das Angebok von vorn- herein als korrumpierendenBeſtechungs⸗ verſuch empfunden und ſofort abgelehnk. Er habe ſpäter gelegentlich durch die Blume gegenüber Klepper darauf angeſpielt und ſei wohl verſtanden worden. Die Bekundung des Zeugen rief bei den Abgeordneten des Zentrums und der Sozialdemokraten leb— hafte Erregung hervor. Sie verlangten. daß Klepper Gelegenheit gegeben werden müſſe ſofort zu dieſer Ausſage Stellung zu neh⸗ men. Die Vertreter der Nationalſozialiſten und Deutſchnationalen hielten eine Klärung des Falles ebenfalls für notwendig, aber erſt im Laufe ſpäterer Vernehmungen. dr — In lützen Worten: Reichsinnenminiſter v. Gayl hat ſeine e durch die bayeriſche Oſtmark be⸗ endet. Der Klepper-Unterſuchungsausſchuß des preußiſchen Landtags vertagte ſich bis nach den Reichstagswahlen, nachdem u. a. be⸗ ſchloſſen worden war, den Reichswehrmini⸗ ſter von Schleicher wegen der angeblichen Subventionen von Zeitungen zu vernehmen. In Koburg fand die kirchliche Trauung des Prinzen Guſtav Adolf von Schweden mit der Prinzeſſin Sybille von Sachſen-Ko⸗ burg ſtatt. Der Auswärtige Ausſchuß der franzöſi⸗ ſchen Kammer befaßte ſich mit dem deutſchen Reichskuratorium für Jugendertüchtigung. ccc er Ankrag auf ſoforkige Vernehmung Kleppers wurde nach heftigen Ausein⸗ anderſetzungen ſchließlich mit 13 gegen 13 Stimmen abgelehnt. Bei der abſchließenden Vernehmung erklärte der Zeuge Melzer, er könne ſich durchaus denken, daß Klepper ſelbſt nicht das Gefühl eines ehrenrührigen Angebots gehabt habe. Die Meinungen über Moral und Unmoral ſeien eben verſchieden. Der Vorſitzende teilte zum Schluß der Sitzung mit, daß ſich das Staatsminiſterium in ſeiner nächſten Sitzung mit dem Ausſchußantrag beſchäftigen werde, dem früheren Finanzminiſter Klepper die Genehmigung zur Ausſage auch über Fra⸗ gen zu geſtatten, deren Beantwortung Klep⸗ per aus ſtaatspolitiſchen Gründen bisher ab⸗ gelehnt hat. Weiter wurde beſchloſſen, ſpäterhin auch den Reichswehrminiſter von Schleicher we⸗ gen der angeblichen Subvenkionierung von Zeitungen zu vernehmen. Der Ausſchuß verkagte ſich dann bis nach den Reichstags wahlen. Das Verliner Nededuell. Unruhiger, aber programmäßiger Abſchluß. Berlin, 21. Oktober. Wie bereits bekannt, gab es zu der deutſchnationalen Wählerverſammlung, in der der Nationalſozialiſt Dr. Göbbels als Diskuſſionsredner ſprach, einen Rieſenan⸗ drang. Erſter Redner war der deutſchnatio⸗ nale Abg. Schmidt- Hannover. Er mahn⸗ te zur Einigkeit der nationalen Front und frug Dr. Göbbels, ob er es billige, daß in Eiſenach von Berliner Nationalſozialiſten die ſchwarz-weiß⸗rote Fahne von der deutſch⸗ nationalen Geſchäftsſtelle heruntergeriſſen und durch die Goſſe gezerrt wurde. Auch Dr. Göbbels bedauerte, daß zwei nationale Parteien gegen einander fechten müßten und nahm ſcharf Stellung gegen die Politik der Regierung Papen. Bei den Verhandlungen mit dem Zentrum hätten die Nationalſozia— litten niemals auf ihre Programmpunkte verzichtet. Es treffe zu, daß in den Verhand⸗ lungen für Dr. Göbbels die Leitung des Miniſteriums für Propaganda, Volkserzie⸗ hung, Kultur und öffentliche Maſſenbeein⸗ fluſſung in Ausſicht genommen geweſen ſei. Als nach dem Abg. Dr. Göbbels als zweiter deutſchnationaler Redner der preu— ßiſche Landtagsabgeordnete Steuer das Wort nahm und gleich am Anfang ſeiner Rede ſagte, er fordere den Abg. Dr. Göb⸗ bels auf, neben die Stammrolle des Abg. Schmidt ſeine Stammrolle zu legen, gab es im Saale eine erhebliche Unruhe. Die Na⸗ tionalſozialiſten riefen:„Deutſchland erwa— che“. Es kam zu mehrfachen Juſammenroktun⸗ gen im Saal, ſo daß der Saalſchutz eingrei⸗ ſen mußte. Die Natlonalſozialiſten ſtimmten das Horſt Weſſel-Lied an, die Kapelle ſpielte zinen Marſch. Als die Kapelle darauf das Deutſchlandlied ſpielte, erhob ſich der ganze Saal und ſang geſchloſſen:„Deutſchland, Heutſchland über alles.“ Darauf krat ſofort wieder Ruhe ein. Hitler gegen Papen. Eine Ankwort auf die Münchener Kanzler; rede. München, 21. Oktober. In einer Sondernummer des„Völkiſchen Beobachters“ gibt Adolf Hitler Antwort auf die Münchener Rede des Reichskanzlers von Papen. Die Erwiderung Hitlers iſt ſehr umfangreich, ſie geht auf alle Punkte der Papen⸗Rede ausführlich ein. Zunächſt polemiſiert Hitler gegen das Arbeits be⸗ ſchaffungsprogram m der Reichs: regierung, das völlig unzulänglich ſei. Dann äußert ſich der nationalſozialiſtiſche Führer zur Frage der Staatsaufaſſung. Die Anſchauung eines Gottesgnadentums ſei bei unſeren Monarchien ſchon überlebt geweſen, in der heutigen Zeit ſei ſie aber einfach ab⸗ ſurd. Dann kommt Hitler auf die Vor⸗ gänge des 13. Augu ſt zu ſprechen. Wenn der Reichskanzler behaupte, daß die NS DAP. oder Hitler ſelbſt die ge⸗ ſamte Macht gefordert hätte, ſo ſei das eine Unwahrheit. Aber gerade weil der verhandelnde Miniſter ihm erklärt habe, er wichligſten Miniſte⸗ — e e 15 NSDUup. verweigert werde, habe er dann fordern müſſen, daß die Selle des Reichskanzlers der NS DA p. zukomme. Zur Außenpolitik erklärte Hitler, er halte das Verfahren Papens in der Abrü⸗ ſtungsfrage für gänzlich unmöglich. Wenn man ſchon in den Jahren vor dem Kriege von einer tiefgehenden Ziel⸗ und Planloſig⸗ keit der deutſchen Außenpolitik ſprechen konnte, dann habe ſich dieſer Zuſtand ſeit 1918 verſchlimmert. Die Vorausſetzung für eine andere Außenpolitik müſſe die innere nationale Erhebung ſchaffen. Dieſe Erhe⸗ bung könne nicht von den alten Parteien ihren Ausgang nehmen. Nur im engſten ZJuſammenhang mit England oder Italien könne Deutſchland gegen eine weitere Beibehaltung oder gar Stärkung der franzöſiſchen Hegemo⸗ nie(Vorherrſchaft) ankämpfen. Hitler ſchließt ſeine Ausführungen die in die Form eines offenen Briefes an Reichskanz⸗ ler von Papen gekleidet ſind, mit einem Appell an ſeine Anhänger, am 6. November das Urteil über die Regierung von Papen zu ſprechen. — Der engliſch⸗iriſche Zollkrieg. Scharfe Rede des iriſchen Miniſterpräſidenken Dublin, 21. Oktober. Der iriſche Miniſterpräſident de Vale⸗ ra gab im iriſchen Landtag eine Erklärung über den Verlauf der fehlgeſchlagenen eng⸗ liſch⸗iriſchen Verhandlungen in London ab. Die engliſche Regierung, ſo ſagte er, die von einem gewiſſen irlandfeindlichen Gefühl in England und der Haltung einer Minderheii in Irland ſelbſt gedrängt werde, wolle die ſich auf die einfachſte Gerechtigkeit ſtützenden iriſchen Forderungen nicht anerkennen. Die iriſche Regierung ſei nach wie vor der Anſicht, daß ſie weder geſetzlich noch mora⸗ liſch zur Bezahlung der Landenkſchädigungen verpflichtet ſei und ſie werde auf keinen Fall in dieſer Angelegenheit nachgeben. Wäh⸗ rend die engliſche Regierung Irland gegen⸗ über den Shylock ſpiele, krete ſie den Ver einigten Staaten gegenüber als Bittſteller und auf dem europäiſchen Jeſtlande als großzügiger Wohltäter auf. Der engliſch⸗ iriſche Jollkrieg müſſe forkgeſetzt werden, auch wenn er das iriſche Volk mit bekrächt⸗ lichen Härten kreffe. Was ſeine Forderung nach der Aufrich⸗ tung einer iriſchen Republik betreffe, ſo ſtehe dies im Augenblick noch nicht im Vordergrunde, da die iriſche Regierung noch kein beſonderes Mandat hierfür vom Volke erhalten habe. Deutſche Tagesſchan. Die bayeriſche Oſtmarkenreiſe des Reichs. innenminiſters. Reichsinnenminiſter Freiherr von G ay l traf am Donnerstag von ſeiner Reiſe durch die bayeriſche Oſtmark wieder in Berlin ein. In einer Unterredung mit einem Preſſe⸗ vertreter betonte der Reichsaußenminiſter, er habe auf ſeiner dreitägigen Reiſe erkannt, daß es ſich bei der bayeriſchen Oſtmark um ein ſchwer bedrohtes Grenzgebiet handele, das die Fürſorge des Reiches benötige und verdiene. Er hoffe, daß es gelinge, im kom⸗ 1 Jahre hier mehr als bisher zu hel— en. Dr. Beſt außer Verfolgung geſetzi. Durch einen nach nichtöffentlicher Bera⸗ tung gefaßten Beſchluß des vierten Straf⸗ ſenats des Reichsgerichts iſt der Ver⸗ faſſer des bekannten„Boxheimer Dokumen⸗ tes“, der heſſiſche nationalſozialiſtiſche Abge⸗ ordnete Dr. Beſt, aus tatſächlichen Gründen wegen mangelnden Beweiſes hinſichtlich der Anſchuldigung des verſuchten Hochverrats außer Verfolgung geſetzt worden. Die kleine Verwaltungsreform in Preußen. Der preußiſche Staatsrat beriet am Donnerstag über die ſogenannte „Kleine Verwaltungsreform“. Er beſchloß, in ſeinem Gutachten die Forde⸗ rung auf Aufhebung des Paragraph 46 der Verordnung aufzunehmen. Danach kann im Falle der Nitcherfüllung einer fälligen, an⸗ erkannten oder gerichtlich feſtgeſtellten Ver⸗ bindlichkeit durch eine Gemeinde oder einen Gemeindeverband die Beſchlußbehörde auf Antrag der Aufſich“sbehörde oder auf An⸗ trag des Gläubigers nach Anhörung der Aufſichtsbehörde u. a. gemeindliche Steuern, Gebühren und Beiträge ſowie Tarife ge⸗ meindlicher Verſorgungsbetriebe erh ö hen. Für die Aufhebung dieſes Paragraphen ſtimmte neben den Sozialdemokraten und Kommuniſten der größere Teil der Zen⸗ trumsmitglieder, während einige andere Zentrumsmitglieder zuſammen mit der Ar⸗ beitsgemeinſchaft gegen die Aufhebung ſtimmten. Auslands⸗Nundſchau. Wirtſchaftsfrieden zwiſchen Danzig und Polen? Nach einer Meldung aus Dan Gig äußerte ſich der Präſident des Danziger enats, Dr. Ziehm, nach ſeiner Rückkehr aus Genf ein⸗ gehend über ſeine Abmachungen mit Polen zur friedlichen Beileaung der ſtrittiaen Wirt⸗ ſchaftsfragen. Es handelt ich zunachſt um einen Entwurf, der von beiden Regierungen beſtätigt werden muß. 85 Millionen Fehlbetrag im ſchweizeriſchen a Haushalt? Der ſchweizeriſche Bundesrat ſteckt gegenwärtig in den Beratungen über die Ge⸗ ſtaltung des Staatshaushalts für das Jahr 1933. Trotz der hohen Einnahmerückgänge aus Zöllen, Stempelabgaben uſw. kann infolge der Anforderungen an Kriſenhilfen der Aus⸗ gabenhaushalt nicht geſenkt werden, ſodaß ſchon jetzt mit einem Fehlbetrag von etwa 85 Millionen Franken für das nächſte Jahr ge⸗ rechnet wird. Ausſperrung von 200 000 engliſchen Textil⸗ arbeitern? Die Vermittlungsverhandlungen zwiſchen Fa⸗ brikanten und Arbeitern der engliſchen Baumwollſpinnereien ſind bisher er⸗ gebnislos verlaufen; Die Arbeitgeber haben ein Angebot der Arbeiter, das eine geringere als die vorgeſehene Lohnkürzung vorſchlug, a b⸗ gelehnt. Damit iſt erneut eine geſpannte Lage entſtanden, da die Abmachungen bereits am Montag abgelaufen und die Arbeitgeber mit der Ausſperrung aller Spinnereiarbeiter gedroht haben. Sollte daher bis Montag eine Einigung nicht zuſtandekommen, ſo wird mit der Ausſperrung von rund 200 000 Textilarbeitern gerechnet. Die Unruhen in England. „Neue Technik des Straßenkampfes“. London, 21. Oktober. Die Londoner Arbeitsloſenun⸗ ruhen kamen auf Antrag des Oppoſitions⸗ führers Lansbury im Unterhaus zur Sprache. Innenminiſter Sir John Gillmoor ſtellte zunächſt feſt, daß insgeſamt 37 Poli⸗ ziſten und nur 13 Demonſtranten verletzt wor⸗ den ſeien. Die Unruhen ſeien auf kommuni⸗ ſtiſche Anſtiftung zurückzuführen. Sie ſeien ein Teil eines großen von Mos⸗ kau aus geleiteten Agitationsplanes. Die Po⸗ lizei habe bei den Unruhen feſtgeſtelſt, daß die Demonſtranten eine für England ganz neue Technik des Straßenkampfes angewandt hät⸗ ten, wie ſie von der Kommuniſtiſchen Inter⸗ nationale vorgeſchrieben ſei. Es ſei ohne Zwei⸗ fel, daß zwiſchen der engliſchen Arbeitsloſenbe⸗ wegung, die über 300 Zweigſtellen in ganz England habe, und Moskau eine unmittelbare Verbindung beſtehe. Wegen Mordes in Frankreich Vor dem Schwurgericht in Eſſen. Eſſen, 21. Oktober. Die Kriminalpolizei beſchäftigt ſich zurzeit mit einem außergewöhnlichen Fall. Der 41 Jahre alte verheiratete Vergmann Paul Schenk hatte vor einigen Jahren in Mer⸗ lebach(Lothringen) in einem Bergwerk Ar⸗ beit angenommen. Seinen 10 jährigen Sohn hatte er nach Merlebach mitgenommen, wäh⸗ rend ſeine Frau bei ihren Eltern blieb. Schenk ſtellte eine Haushälterin ein. Im März 1929 geriet er wegen einer Geldangelegenheit mit der Haushälterin in Streit und würole ſie ſolange, bis ſie kol war. Bei der Ausübung des Verbrechens war ſein Sohn zugegen. Nachdem er die Leiche zerſtückelt und die einzelnen Teile be⸗ ſeitigt hatte, nahm er Urlaub und fuhr zu ſeinen Eltern. Inzwiſchen verriet ſein Sohn die grauenvolle Tat an die Schweſter der Ermordeken. Schenk wurde bei ſeiner Rück ⸗ kehr von der Gendarmerie feſtgenommen und am 25. Juni durch das Schwurgericht in Metz zu lebenslänglicher Zwangsarbeit in Guyana verurteilt. Von dork flüchtete er auf holländiſches Gebiet und fuhr am 20. 7. 1932 mit einem holländiſchen Dampfer nach Madeira, von wo er im September mik dem Dampfer„Lugria“ nach Hamburg gebracht wurde, wo er bis zum 11. Oktober blieb, um ſich dann zu Juß zu ſeinen Eltern nach Erle zu begeben. Die Kriminalpolizei hat nun Schenk ge⸗ mäß dem deutſchen Strafrecht, das die von franzöſiſchen Richtern verhängte Strafe an⸗ erkennt, feſtgenommen und dem Amtsge⸗ richt zugeführt. Schenk wird ſich demnächſt wegen des im Auslande begangenen Mor⸗ des vor dem Schwurgericht in Eſſen zu ver⸗ antworten haben. Sthätze aus dem Meer. Rußland will 46 geſunkene Schiffe heben. Moskau, 21. Oktober. Seitens der ruſſiſchen Regierung will man in dieſem Jahre eine Reihe Dampfer heben, um dadurch in den Beſitz großer Mengen Altmetalls zu kommen. Es kommen hierbei 46 geſunkene Schiffe zu Frage. Man hofft, eiwa 28 000 Tonnen alter Meiallbeſtände, die ſich in den Schiffs- trümmern befinden, vom Meeresboden zu heben. Im Schwarzen Meer, in der Nähe von Odeſſa ſind die Bergungsarbeiten von wei Dampfern im Gange, im Weißen und 5 1 Kaſpiſchen Meer wird je ein Eisbrecher gehoben. e nach der Verfaſſung der gehobenen Schiffe ſollen dieſe entweder wieder in Stand geſetzt oder aber verſchrottet werden. Bereits im Jahre 1931 ſind auf dieſe Weiſe 12 000 Tonnen Alteiſen an die Meeresoberfläche ge⸗ ſchafft worden. g geſunkener Anekdoten um Ent Schon der N e Enrico Caruſo, mit 31 Jahren bereits eine Weltberühmtheit, ſuchte im Jahre 1892, alſo mit 19 90 055 den bekannten Lehrer Gui⸗ ſeppe Vergibe auf und ſtellte ſich ihm als Schüler vor. Er ſang zwei Arien, aber Ver⸗ give winkte ab.„Das iſt nichts“, ſagte er. „Sie ſind weder ein Bariton noch ein Tenor. Die Stimme— ganz nett, ich werde Sie un⸗ terrichten, aber ſie müſſen ſich einen Künſtler⸗ namen zulegen, mit dem man Reklame ma⸗ chen kann. Enrico Caruſo? Wie kann man ſo heißen? Mit dieſem Namen werden ſie nie⸗ mals etwas erreichen!“ Fünf Jahre ſpäter gab bereits Vergive offen zu, daß er ſich in dieſem Falle geirrt habe. Das erſte Engagemenk. Als ſein Lehrer Lamperti, der ihn drei Monate hatte zuhören laſſen, ehe Caruſo zum erſtenmal vorſingen durfte, die Stimme des Tenors vernahm, hielt er ſich die Ohren zu, als wenn er das nicht mitanhöhren könne. Aber Lamperti war ein ſchlauer Fuchs, ſein geübtes Ohr hatte ſofort erkannt, daß dieſer Mann Gold in der Kehle habe, und ſo ſagte er obenhin:„Ich werde ihnen ein kleines Engagement verſchaffen, aber Sie müſſen einen Vertrag unterſchreiben nach dem Sie mir fünf Jahre lang 25 Prozent Ihrer Ein⸗ nahmen garantieren.“ Caruſo unterſchrieb ſofort und Lamperti ſoll ſich ſpäter und grün und blau geärgert haben daß er Caruſo nur auf fünf Jahre feſtlegte. Aus dem erſten En⸗ gagement flog Caruſo aber ſchon bei der er⸗ ſten Vorſtellung heraus! Der betrunkene Tenor. Mit einer Wandertruppe die einen erſten Tenor beſaß fuhr Enrico Caruſo als zweiter Tenor mit nach Sizilien aber er durfte nicht ſingen, denn der Vertrag lautete dahinge⸗ hend, daß er nur im Falle einer Erkrankung des erſten Teorns einzuſpringen habe. Dar⸗ über ärgerte ſich Caruſo derart, daß er ſich eines Abends ſinnlos betrank, gerade als der erſte Tenor wegen Heiſerkeit nicht auftreten konnte. Caruſo wurde aus einer Taverne geholt, ſang und wurde ausgepfiffen, weil er ſich nicht gerade auf den Beinen halten konnte. Der Direktor warf ihn hinaus. Am nächſten Abend ſang der erſte Tenor, wäh⸗ rend Caruſo in einer Parkettreihe ſaß. Den Platz hatte er ſelbſt bezahlen müſſen, denn er wollte einmal ſehen, wie denn ein richti⸗ ger Tenor ſinge. Aber die Zuhörer hatten bald herausgefunden, daß der erſte Tenor ein abgeſungener Mime ſei, daß aber der Betrunkene vom Abend vorher— die Vor⸗ ſtellung war abgebrochen worden und es ſa⸗ zen daher dieſelben Leute im Parkett— eine Bombenſtimme ſein eigen nannte. Nach den erſten Tönen des alten erſten Sängers ſchrie die Menge: Laßt den Betrunkenen ingen! Laßt den Betrunkenen ſingen!“ Ca⸗ ruſo mußte auf die Bühne ſang, wurde um⸗ jubelt und bekam ſeine erſte große Gage für Mailand! Pro Abend 40 Lire! Zehn Jahre ſpäter erhielt er 10 000 Mark für jedes Auf⸗ treten. Caruſo und die Feuerwehr. Da der berühmte Sänger nur auftrat, wenn man ihm geſtattete, daß er bis kurz vor ſeinem Auftritt und jedesmal nach dem Abgang hinter den Kuliſſen Zigaretten rauchte(er verbrauchte täglich 50 bis 60 Stück), ſtand in jedem Kontrakt, daß ſich in ſeiner Nähe ſtets ein Feuerwehrmann mit einem halb gefüllten Waſſereimer aufzuhal⸗ ten habe, in den Caruſo die brennende Zi⸗ garette warf, ſobald er auftreten mußte. So⸗ bald die Vorſtellung zu Ende war, ſagte Ca⸗ ruſo, der ſehr liebenswürdig ſein konnte, wen er wollte, zu dem betreffenden Feuer⸗ wehrmann, und er ſagte es zu allen Feuer⸗ wehrleuten der ganzen Welt.„Noch niemals habe ich einen Feuerwehrmann angetroffen, der mit einer derartigen Umſicht ſeines Am- tes gewaltet hatte, wie Sie.“ Und ſo wurde 1 er der Liebling der Feuerwehrleute. In Ermangelung eines Beſſeren In einem kleinen Weinbauerndorfe Italiens brach ein Brand aus, der ſich, vom Wind begünſtigt, zu einer Feuersbrunſt ent⸗ wickelte, die den ganzen Ort bedrohte. Ver⸗ gebens bemühten ſich die Bauern, der Kata- ſtrophe Herr zu werden, denn bald verſiegten die wenigen Brunnen, und der kleine Bach, das einzige natürliche Gewäſſer der Gegend, war infolge der langandauernden Hitze aus⸗ getrocknet. Um wenigſtens etwas zu retten, entſchloſſen ſich die Bewohner zum Aeußer⸗ ſten. Sie legten die Saugſchläuche der Waſſerſpritzen an die rieſigen Weinfäſſer, die zuſammen Tauſende von Litern enthalten, und tatſächlich ſoll es gelungen ſein, einen Teil der kleinen Ortſchaft vor dem Untergang 0 zu bewahren. Der größte h 9 Die größte Goldreſerve befinde in Newyork 1 den Kellergewölben der Federal⸗ Reſervebank. Dieſe Keller liegen in einer Tiefe von 18m in den Felſen der Halbinſel Manhattan und ſind von einer runden Stahl⸗ türe, die zwei 2 5 0 1. Wann wird iſt, oſſen. Tag un. 5 i 12 Mann bewacht und . Roman von Gert Rothberg Die vom Fliederhaus Copyright by Martin Feuditwanger, Halle(Saale) 1. Foriſetzung. i Aber der Gedanke, daß Verene vielleicht gar tief un⸗ glücklich ſei, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Dennoch, wie ſollte er Gewißheit erhalten? Und wollte er dieſe Gewißheit denn? Graf Eſchweiler lachte hart auf. Er war ein Narr! Ein kompletter Narr war er geworden! g Wozu grübelte er über die ſchöne, kleine Verene nach? Das Hexlein würde ſchon wiſſen, was es wollte. Was es hätte haben können, wußte es freilich nicht. Es wußte nicht, daß der reife, ſtolze Frauenkenner Eſchweiler ſogar behext worden war von den goldbraunen Augen, die ſo un⸗ ſchuldig blicken konnten. So behext war er, daß er allen Ernſtes daran gedacht hatte, ſie zu heiraten. Wenn ſie das geahnt hätte, dann wäre es ihr vielleicht ſehr leid geweſen, daß ſie ihn einfach hatte im Walde ſtehen laſſen, trotzdem ſie doch verſprochen, zu kommen. Sie hatte ihn geküßt! War alſo für eine kleine Liebelei zu haben geweſen, trotzdem ſie mit dem Oberförſter verlobt war. Und er, ein rieſengroßer Tor, der er war, er hatte ſte wie ein Heiligtum betrachtet, hatte ſie nicht angerührt! Das konnte ihm paſſieren— ihm, dem tollen Grafen! Wieder lachte Eſchweiler; aber das Lachen bereitete ihm Schmerz. „Es iſt doch gut ſo, daß eine große Liebe keine Erfüllung findet! Ich will doch ausrotten— das Blut der tollen Grafen Eſchweiler will ich ausrotten!“ keuchte der Mann und ſchlug mit der Fauſt auf die Platte des Tiſches nieder, an dem er jetzt ſtand. Leiſe kam Paulus herein. Mit beſorgtem Blick ſah er auf ſeinen Herrn. Der nahm jedoch keine Notiz von ihm; er rauchte. Und Paulus dachte, daß es doch tauſendmal beſſer ge— weſen ſei, als ſein Herr einen tollen Streich an den anderen reihte. Da war er wenigſtens ein echter Eſchweiler ge⸗ weſen. Jetzt aber— das war doch im Leben nicht normal! Der Graf ſah ja zum Fürchten aus. War er ſchon ernſt und verſchloſſen geweſen, als er nach der langen Abweſen⸗ heit zurückkehrte, ſo war es jetzt doch direkt erſchreckend, wie er immer ausſah. Paulus räumte auf, ordnete alles auf das Gewiſſen⸗ hafteſte. Und dabei ſah er immer wieder auf die hohe, kraftvolle Geſtalt ſeines Herrn. 8. ** „Jetzt kommſt du endlich zu uns ins Pfarrhaus, Verene!“ Die Stimme der Frau Paſtor klang erregt. Verene bereute es zum ſoundſovielten Male, der Frau Paſtor nähergetreten zu ſein. Es war doch immerhin beſſer geweſen, als zwiſchen ihnen noch das fremdere„Sie“ beſtand. Nun nahm Tante Paſtor ſich allerlei heraus. Und jetzt, wo ſie auf die Verlobung hin drängte, gleich gar. „Ich will hierbleiben, Tante Amalie!“ „Das geht nicht mehr. Es ſchickt ſich nicht. Du kannſt hier als Walters Braut nicht bleiben— ſchließlich will er dich doch auch ab und zu einmal beſuchen. Ich kann aber nicht immer im Fliederhauſe ſein, ſeit Onkel ſoviel Pflege bedarf. Du wirſt das einſehen und mir keine Schwierig⸗ keiten weiter machen. Und nun auch gleich noch das andere, das Wichtigſte, mein Kind! Du haſt kein Geld dazu, hier tatenlos in den Tag hineinzuleben. Die Penſion deiner guten Großmutter iſt erloſchen. Marie kann auch kein Ge⸗ halt mehr bekommen. Und— das Fliederhaus— hml, da können wir gleich mal darüber reden. Onkel hat das Alter erreicht. Er muß in Penſion gehen. Wir müſſen unſer liebes Pfarrhaus räumen, und da würden wir— hm!— ins Fliederhaus überſiedeln. Wir zahlen dir natürlich dafür, und wir können auf der anderen Seite eine gute Ausſtattung für dich beſorgen. Dir kann es recht ſein, wenn wir und nicht andere, fremde Menſchen hier wohnen. Und du ſelbſt brauchſt es nicht, weil du im ebenſo ſchönen Forſt⸗ hauſe wohnen mußt. Außerdem kannſt du kommen, ſo oft du willſt. Das heißt, wenn Walter nichts dagegen hat.“ „Ich möchte trotz deiner Worte hierbleiben, Tante Amalie. Und Marie will keinen Lohn haben. Sie iſt froh, wenn ſie hier mit mir zuſammenbleiben darf. Sie iſt zu⸗ frieden, wenn ſie ihr bißchen Eſſen hat, weiter braucht ſie nichts mehr.“ „So, ſo!“ 5 Frau Paſtor überlegte blitzſchnell, daß ſie ja ſelbſt Marie um dieſen Preis behalten wollte. Da konnte ſie die großmäulige Minna hinausbefördern, was dann auf zwei Seiten ſein Gutes hatte. „In vierzehn Tagen iſt Verlobung bei uns im Pſarr⸗ haus. Und Walter will auch keinen langen Brautſtand. Er iſt alt genug, um endlich wieder in ſeine Ordnung zu kommen. Das kann man ihm nicht verdenken.“ Verene ſtarrte zu Boden. Walter! Wer war Walter? Der Mann mit dem roten, frohen Geſicht. Mit den Augen, die ſie ſo anſahen, daß ſie am liebſten weit, weit fort gelaufen wäre. Seine Frau! Wie ſelbſtverſtändlich die Tante von dieſer Tatſache ſprach! Mochten ſie reden! Es würde doch nicht ſein! Niemals würde es ſein! Sie würde ſich nie, nie von ihm küſſen laſſen. Verene lächelte. Dann ſagte ſie: „Liebe Tante, ich komme am Tage vor meiner öffent⸗ lichen Verlobung zu euch. Solange bleibe ich im Flieder⸗ hauſe. Und was das andere anbelangt, ſo könnt ihr ruhig M Es iſt alles gut ſo, wie du es dir gedacht aſt, „„du biſt ein gutes Kind, Verene! Wir werden es alſo ſo einrichten, wie wir es jetzt beſprochen haben. Und mit den Kindern, das iſt natürlich auch ſehr gut, wenn die einige Monate hier im Fliederhauſe bei mir ſein können. 990 du dich eingelebt haſt als junge Frau. Ein Weilchen mmerhin dauern. Aber Waller iſt ja ſo verliebt Nachdruck verboten. du alles bei ihm erreichen können.“ Verene dachte, daß ſie ſehr undankbar ſei, ſo viel Liebe nicht vergelten zu können. Aber es änderte nichts an ihrem Entſchluß, ihnen allen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Tante Paſtor meinte weiter, daß es ſich nur um eine kleine Wäſcheausſteuer handeln könnte, denn es ſei ja wirk⸗ lich alles vorhanden. Man wiſſe doch beim beſten Willen nicht, was man dort umkrempeln ſollte. Es ſei am beſten, es bleibe alles ſo, wie es ſei. Man würde durch eine Aenderung nur das Geſamtbild beeinträchtigen. Verene wußte zwar nicht, was im Forſthauſe be⸗ einträchtigt werden könnte, denn ihr verurſachte noch die Erinnerung einen Schauder. Die Erinnerung an die Zimmer im Forſthauſe, in denen ſie nun bald hätte leben 9 00 wenn ihr nicht dieſer herrliche Gedanke gekommen äre. Sie entfloh ihnen doch! Der Mann mit dem gutmütigen Geſicht und den breiten Händen würde ſie nicht küſſen! Und Verene lächelte ſtill, was die Tante für ein Ein⸗ geſtändnis hinnahm. Sie ſchieden dann doch noch in beſter Stimmung— wenigſtens bei der alten Dame war es der Fall. Und Verene fühlte ſich auch leicht und froh. Der Oberförſter ließ ſich auf Befehl ſeiner Tante nicht ſehen, was ihm ſauer genug vorkam; dafür aber umlauerte er am Abend das Haus. Manchmal ſchämte er ſich ſelbſt; doch ſeine Eiferſucht auf den Grafen ließ ihn nicht ſchlafen. So vergingen auch dieſe Wochen. Und dann kam der Sonnabend! Der Sonnabend vor ihrer Verlobung! Im Fliedergarten war wieder Ordnung geſchaffen. Wohl fehlten ſoundſoviel Bäume, doch dafür waren in⸗ zwiſchen andere Blumen erblüht, und ſie durchzogen mit ihrem Duft den alten Garten. Die Dolden an den übrig— gebliebenen Fliederbäumen waren im Verblühen, weil doch nun der Sommer mit ſeinen tauſend Schönheiten kam. 8 Die alte Marie ſchaffte und ſcheuerte im Hauſe. Man hörte ſie ſogar hier draußen herumrumoren. Sie freute bezogen. Freilich, wie ſie mit Frau Paſtor auskommen würde, das war eine andere Frage. Die war mit der gütigen, freundlichen Frau Doktor Beringer nicht zu ver— gleichen; aber gut war ſie doch eben auf ihre Weiſe. Alſo mußte ſie, Marie, eben ſehen, ſich zu fügen. Sie blieb doch die Dienerin. Und beſſer war es ja auf alle Fälle ſo, als wenn man ſie auf die Straße ſetzen würde. Sie beſaß niemanden mehr und war mit dem Fliederhauſe ver— wachſen. Da ſie jetzt keinen Lohn mehr bekam, auch in Zu— kunft bei Frau Paſtor nicht, ſo war es immerhin möglich, daß man gut zu ihr war, um die billige Magd zu halten. Sie brauchte ja auch nichts mehr. Die paar Mark, die ſie ſich geſpart hatte, die konnte man dann einmal zu ihrem Begräbnis verwenden. Marie ſeufzte. Verene gefiel ihr gar nicht. Die ſaß immer da und lächelte ſo ſtill vor ſich hin wie jemand, der in einer völlig anderen Welt lebt und kaum noch weiß, daß gewöhnliche Sterbliche um ihn ſind. Ob es doch am Ende nicht gut war, daß ſie nun den Oberförſter nahm? Liebte ſie den anderen noch immer? Aber das Kind mußte doch wirklich bedenken, daß das eine gänzlich ausſichtsloſe Sache war? Immer bleiben mußte? Und der Herr Melenthin war doch ſo ein guter Mann. Wie froh das Kind ſein konnte, daß er es liebte und zur Frau nahm! Der Gedankengang der alten Marie bewegte ſich immer wieder nach dieſer Richtung. Und ſie dachte, wenn es doch nur erſt ſo weit wäre, daß Verene Melenthins Frau war. Dann würden die dummen Gedanken ſchon ſchweigen. Es hatte ſchon manche den Mann ohne Liebe genommen, und es war nachher noch eine ſehr gute Ehe geworden. So würde es auch hier ſein. Marie war jetzt ſoweit fertig und richtete das Abend— brot. Ein bißchen wehmütig war ihr doch dabei zumute, weil es heute das letzte Mal ſein würde. Morgen früh holte dann der Herr Oberförſter ſeine Braut zu Tante Paſtor, und da wurde Verlobung gefeiert. Dann war in vier Wochen Hochzeit, und dann würde Ruhe ſein. Marie deckte ſorgfältig den Tiſch. Sie tat das jetzt immer in dem kleinen Hinterzimmer, denn Verene mochte nicht im Eßzimmer ſitzen. „Eſſen Sie mit mir, Marie!“ Verene ſagte es freundlich. Aber Marie ſchüttelte den grauen Kopf. „Nein, ein Unterſchied muß bleiben. Ich eſſe man lieber in der Küche. Aber, gnädiges Fräulein, eine Bitte hätte ich ſchon: Darf ich einmal ins Forſthaus kommen, wenn Sie dort ſind?“ b Verene ſenkte das Geſicht. Wozu jetzt lügen? Sollte ſie ſagen, daß ſie ſich freuen würde, wenn Marie käme, wo ſie doch längſt wußte, daß ſie niemals im Forſthauſe leben würde? Verene ſagts leiſe: „Marie, Großchen hätte mich niemals zu etwas ge⸗ zwungen. Nie! Und— ich heirate den Oberförſter nicht, weil ich es nicht kann.“ Marie ſah aus, als ſähe ſie ein Geſpenſt. Sie hob die Hände empor. „Liebes Fräulein Verene, das— geht— doch— jetzt nicht mehr. Es iſt ja auch alles ausgemacht.“ „Ach ja, Marie, es iſt ja alles ausgemacht“, lächelte Verene.„Alles iſt in Ordnung, der Weg iſt beſtimmt.“ Marie dachte, daß ſie nicht wiſſe, was ſie denken ſollte. Aber ſie war doch froh, daß Verene einſah, daß nichts mehr geändert werden konnte. Verene aß ſogar einige Biſſen, zog ſich aber dann bald in ihr Zimmer zurück. Und Marie, alt und von der heutigen angeſtrengten Arbeit ſehr ermüdet, beſorgte ſchnell noch den Abwaſch und in dich. Er wird tanzen, wie du es haben willſt. Du kannſt alſo ſehr zufrieden ſein. Mit ein bißchen Zärtlichkeit wirſt ging dann auch gleich in ihr Stübchen. Vor dem Ein⸗ ſchlafen dachte ſie noch: i„Es iſt doch ganz gut, daß ich von morgen an wiſſen werde, wo Verene iſt. Lieber Gott, ich habe ſo manche Nacht nicht geſchlafen, weil Frau Paſtor mir auftrug, ja aufzupaſſen. Nun iſt es ja gut. Und was das Kind da wieder ſagte! Wenn ſie nur den Mann nicht noch vor den Kopf ſtößt! Wenn ſie bloß einſehen könnte, was für ein Glück es für ſie iſt!“ Marie ſchlief ein. Sie war eben zu müde, die alte, treue Perſon, die der Frau Paſtor zuliebe ſolange den Zerberus geſpielt hatte. Hell ſchien der Mond in den alten Garten. Er beſchien eine ſchlanke, dunkle Geſtalt, die an der Gartenmauer hinſchlich. Verene ſah ſich noch einmal um. Dann huſchte ſie hin— aus. Noch ein Stück zwiſchen den hell erleuchteten Wieſen hindurch, dann nahm der Wald ſie auf. Und dann ging ſie ganz langſam, weil niemand ſie mehr ſehen konnte. Sie genoß den Zauber dieſer Mond— nacht in vollen Zügen. Und dann lehnte ſie ſich an einen Baum. Hier war der ſchmale Weg, auf dem der Graf ſie ge— tragen hatte! Damals, als er nicht wollte, daß ſie mit ihren dünnen Schuhen durch den aufgeweichten Waldboden ſchritt! Hier war er mit ihr gegangen. Er hatte ſie geküßt! Und ſie hatte den ſtarken, wilden Schlag ſeines Herzens gehört, hatte ihn wieder geküßt! 5 Wie lange das her war! Waren es Monate, Jahre? Nein, Wochen waren es nur! Doch alles lag ſo fern, ſo weit. Langſam ſchritt das Mädchen weiter. „Forſtwarts Grete iſt um ihn ins Waſſer gegangen!“ Der Wald rauſchte es leiſe. Verene wußte nicht, daß ihr große, glitzernde Tränen über die Wangen liefen. Weshalb hatte ſie dieſen Mann getroffen? Weshalb hatte er nicht noch ein Jahr fortbleiben können? Dann hätte ſich ihre Schmach erfüllt, dann wäre ſie das Weib des anderen geworden, hätte ſich vielleicht an das ihr nun ein— ſich ſehr, daß ſie hierbleiben ſollte, wenn Paſtors das Haus f mal beſtimmte Leben gewöhnt. Nun war es unmöglich! i Jetzt kannte ſie die Küſſe des Grafen Eſchweiler— jetzt durfte ſie nie mehr ein anderer Mann küſſen. Verene lachte zwiſchen den Tränen. Wie man es gleich hingeſtellt hatte! Wie man gleich die Gemeinheit vorausſetzte! Graf Eſchweiler hatte als Ehrenmann gehandelt, trotz— dem er ſie geküßt hatte. a Und ſie liebte ihn noch immer! Sie liebte ihn mehr denn je. Sie wußte, daß dieſe Liebe hoffnungslos war, daß ſie immer unerfüllt bleiben mußte. Aber ſie wollte doch auch nichts. Sie hätte ſich doch gewiß nicht gegen das Schickſal aufgebäumt. Wenn ſie ihn nur ab und zu hätte einmal ſehen können! Das wäre Glück genug geweſen. Nur einem anderen Manne konnte ſie nun niemals an— gehören. Nun nicht! Weshalb durfte ſie nicht im Fliederhauſe mit der alten Marie bleiben? Weshalb wollten ſich Menſchen zu ihren Machthabern machen? Sie hatten doch ganz gewiß kein Recht dazu! Aber ſie wollten ihr Gutes! Ihr Glück wollten ſie, weil ſie arm und mittellos zurück— geblieben war! Und gegen dieſe Fürſorge war ſie machtlos. Dagegen durfte ſie ſich nicht aufbäumen. „Der Graf wird ſich mit ſeiner Kuſine verloben!“ Tante Paſtor hatte es in dieſen letzten Tagen zu ihr geſagt. Und Verene hatte beide Hände auf ihr Herz ge— drückt, einen ſchneidenden Schmerz dabei gefühlt. 5 Aber ſie hatte genickt. „Es iſt gut ſo, Tante!“ Und es war doch nicht gut! Verenes Liebe wand ſich zuckend. Nun bekam ihn die Andere, die Hochgeborene! Ihr fiel nun mühelos zu, was ihr, der kleinen Verene Beringer, immer unerreichbar geblieben wäre. Frieden! Er würde kommen, dieſer Frieden! Im Waldteich wartete der Frieden. Hell ſchimmerte ſein Waſſer im Licht des Mondes. Dort— gar nicht weit— lag er und wartete. Und das Mädchen ſchritt darauf zu. Licht und frei wurde es in ihr. Und auf den Lippen ſpürte ſie wieder die Küſſe des Mannes, dem allein ihr junges Herz gehörte— dem ihre ganze heiße, unberührte Liebe entgegendrängte. 1 1 1 Der Graf und Alvens Zöderam kamen von dem Gute des Herrn von Hildingen. Sie hatten dort einen ſehr ge— mütlichen Abend verlebt, und Zöderam lachte noch jetzt herzlich, als er ſagte: „Solch ein urfideles Haus wie den alten Hildingen gibt es nicht gleich wieder! Wie der die heutige verrückte Welt durch ſeine Brille beſieht, das iſt ja direkt zum Kugeln. Den Mann ſuche ich beſtimmt recht bald wieder auf. Solch ein Humor gefällt mir. Und— hm!— die hübſche Chri⸗ ſtine, ſein einziges Töchterchen, gefällt mir auch. Die paſſen in die Welt, die zwei Leutchen. Bloß von der Mama bin ich nicht erbaut. Die paßt nicht dazu.“ „Sie iſt eine feine, ſtille Frau. Sie kann nur ihre drei Söhne nicht vergeſſen, die im Kriege gefallen ſind.“ „Dann allerdings! Ich ziehe vor der Mutter den Hut!“ Ein Weilchen ſchwiegen ſie; dann meinte Eſchweiler: „Wie ſtehſt du mit Irmengard?“ „Wie ſoll ich zu ihr ſtehen? Gut! Sehr gut ſogar! Wir haben uns verſprochen, daß wir es miteinander wagen wollen. Ein paar Küſſe ſind natürlich ausgetauſcht, was du nachträglich gutzuheißen haſt. Morgen früh will ich mich in die Höhle der Löwin begeben. Beſſer geſagt: in den Salon zu deiner Tante. Ich denke, daß ich nicht auf allzu ⸗ viel Widerſtand ſtoßen werde.“ (Fortſetzung folgt.) 3 S 3 N 2 2 —̃— — — rr Teddy und die Konvention. Von Franz zur Stedden. „Wie, Sie wollen ſchon nach der Lampe ſchellen, gnädige Frau? Erinnere ich mich recht, ſo ſprachen Sie geſtern von einem Dämmerplauderſtündchen wie in alten Zeiten, will ſagen: vor dieſer meiner letzten langen Abweſenheit? Und nun doch ſofort die Lampe?„Vor Wotaus Auge magert Mimes Witz!— jedenfalls taugt Zwielicht zum Plaudern beſſer.“ „Das ſchicke ſich nicht, meinen Sie? Seh'n Sie, das iſt nun wieder echt frauenhaft. Die Frauen haben doch alle eine Schwäche für ſo kleine— bitte: ganz harmloſe!— Seiten⸗ pfade, die ſo ein ganz klein wenig die Pikanterie des ver⸗ botenen Weges an ſich haben. Aber wenn ſie dann hernach wieder auf der ſicheren, gut ausgetretenen Heerſtraße der „Geſellſchaft, im ſanften Fahrwaſſer der Konventionalität ſind, ſo heißt es plötzlich:„Das ſchickt ſich nicht“ Und wehe dem gar, der es wagen ſollte, auf dieſer Kunſtſtraße, neben Ihnen wandelnd, Sie an einen gemeinſam begangenen Seitenpfad zu erinnern! Er fällt dem ewigen Zorn anheim!“ „Das glauben Sie nicht? Nun, ich will es Ihnen be⸗ weiſen! Die kleine Geſchichte, die mir als Eideshelfer dienen ſoll, iſt zwar eigentlich blamabel für mich. Aber ſeit jenen Vorfällen iſt längſt der Vollmond in meinem Haupthaar auf— gegangen und färbt gar die Kanten ſchon ſilbergrau— da iſt's einem faſt, als ſpräche man von einem Fremden, wenn man ein eigenes Erlebnis aus den glückſeligen Zwanzigern er— zählt. Alſo:— Sie kennen doch meinen Freund Paul von Bartinyk? Und auch ſeine Frau? Oh, Sie geben ſogar freiwillig zu: eine ſcharmante Frau! Das will viel heißen, wenn die Kon⸗ kurrenz lobt! Jedenfalls enthebt mich das der Mühe, Ihnen klar zu machen, wieſo auch ich zu Frau Ilſas—„Teddy nannte man ſie damals— Verehrern einſt gehörte. Aber das iſt ſchon lange her; ich glaube faſt, Ihre Anweſenheit, gnädige Frau, verſchönte unſeren Planeten damals noch gar nicht. Ich war nämlich noch Schuljunge und Paul ſchon damals mein Buſenfreund. Wir hatten beide größtenteils den gleichen Schulweg. Pünktlich 7.45 Uhr trafen wir uns jeden Morgen an der Hohenzollernbrücke und wandelten dann, meiſt in be— trächtlicher Marſchgeſchwindigkeit, am Ufer entlang bis zur Fürſtenſtraße, in die wir einbiegen mußten, um das am Karls⸗ platz gelegene Gymnaſium zu erreichen. Natürlich begegneten uns tagtäglich die gleichen Geſichter. Teilweiſe ſehr hübſche Geſichter. In der Viktorienallee war— und iſt ja noch heute— die alte Diſche Mädchenſchule.(Jawohl! Aha, gnädige Frau!) Irmgard Grevenbrock, jetzige Frau Landgerichtspräſident von Berthuſius, war ſchon damals ein Muſter von Korrektheit und dienſe uns geradezu als Uhr. Weniger konnte man dies von Teddy Wills behaupten, die in den verſchiedenſten Tempos und zu den verſchiedenſten Zeitpunkten launenhaft unſere Straße verſchönte. Das hinderte aber nicht, daß ſowohl Paul wie ich eine ſtille Verehrung für ſie— deren Namen wir damals nicht einmal kannten— und einen grimmen Haß gegen ihre „Anſtandsdame', die ſie ſtets begleitete, faßten. Eines Tages geſtanden wir beiden Freunde uns zu wechſelſeitigem Er⸗ ſtaunen unſere gleiche Neigung— aber das verband uns nur um ſo feſter. Da wir keine Gelegenheit hatten, das junge Mädchen irgend— wie auf geſetzlichem Wege“ kennenzulernen, und ihre ſtete Be⸗ gleitung jede ungeſetzliche Annäherung hinderte, ſo blieben wir lange im Zweifel, wen von uns beiden ſie bevorzugte. Denn daß es einer war, bewieſen ihre beredten Augen. Nur nahm jeder den Blick heute“ ſtets für ſich in Anſpruch. Aber eines Tages wurde das Problem doch gelöſt. Wir hatten ſoeben unſer Abiturientenexamen beſtanden. Während der Examens— zeit hatte irgendein ſinniger Mitſchüler die von den Lehrern merkwürdigerweiſe geduldete Sitte aufgebracht, daß jeder eine Blume im Knopffkoch trug. Paul hatte ſtets Veilchen, ich bevorzugte eine einzelne gelbe Sternblume. Als wir zur feier⸗ lichen Abiturientenentlaſſung gingen, das letztemal einander den gewohnten Weg, begegnete uns zufällig“ Teddy Mills mit ihrer Freundin— und in dem oberſten Knopfloch ihres Mantels ſteckte oſtentativ die gelbe Sterublume. An jenem Tage verzichtete Paul feierlich und ausdrücklich auf ſeine Rechte“ und trat ſie mir ab. Leider fand ich keine Gelegenheit, um dieſe Abtretung aus⸗ zunutzen. Wir bezogen die Univerſität, ſie“ kam mir dadurch aus den Augen. Auf einer Geſellſchaft— bei dem damals im Zenit ſeines Glücks ſtehenden Börſenmagnaten Weſters— ſah ich unerwartet die„Schülerliebe“ wieder, an die ich in der Zwiſchenzeit oft und ernſthaft gedacht hatte. Ich erkannte ſie ſofort, obwohl ſie ſich noch bedeutend zu ihrem Vorteil ver⸗ ändert hatte. Sie war an jenem Abend entſchieden Ballkönigin. Meine Gefühle für ſie waren ſogleich in verſtärktem Maße wieder wach, und bei Tiſch, wo ſie leider ziemlich entfernt von mir ſaß, wandte ich kein Auge von ihr. Auch ſie erkannte mich, und ich glaubte— glückſelig— eine Art ſchalkhaftes Lächeln in ihrem Auge wahrzunehmen. Unglücklicherweiſe hatte ich es vor Tiſch nicht bewerkſtelligen können, ihr vorgeſtellt zu werden. Sie war offenbar ſehr bekannt in dieſem Kreiſe von Bekannten und beſtändig um⸗ ringt; ich dageged war zum erſten. Male im Hauſe. Nach Tiſch aber benutzte ich ben erſten günſtigen Moment und ſprach ſie ohne weiteres an:„Wenn ich nicht irre, Gnädigſte, ſind wir alte Bekannte— nicht wahr?!— In demſelben Augenblick traf mich ein eiſiger Blick: Nicht daß ich wüßte, mein Herr! Nicht einmal heute haben Sie ſich vorſtellen laſſen, bevor Sie es ſich erlaubten, mit anzuſprechen!“ Sie wandte mir den Rücken zu. Ich machte gar keinen Verſuch, die Geſchichte noch ins Lot zu bringen. Der Waſſerſtrahl hatte zu grauſam getroffen. Ich blieb den ganzen Abend verſtört und entfernte mich bald. Am nächſten Tage ſchrieb ich Paul von der Niederlage, die wor! erlitten hätten. Er erwähnte jedoch in ſeinem nächſten Briefe nichts davon; es kamen dann auch bald entferntere Ereigniffe, und ſo ſprachen wir nicht mehr von der Sache.— Meine Reiſejahre begannen und trennten mich hon fat allen früheren Bekannten. Nur mit Paul blieb ich in einigar⸗ maßen regelmäßiger Korreſpondenz. Kurz vor meiner end⸗ gültigen Rückkehr ſchrieb er mir, daß er ſich verlobt haue nd ſchon verheiratet ſein werde, bis ich aus Japan zurück ein würde. Bis dahin möchte ich mich bezüglich näherer Details gedulden. Nur das eine wolle er mir verraten, daß ich eine große Ueberraſchung haben würde. Er hatte recht. Denn als ich, nach meiner Ankunft ſofort zu ihm eilend, in ſein Wohnzimmer trat, ſtellte er mir als ſeine Frau vor: Teddy Wills! Die Ballgeſchichte war ja längſt verſchmerzt und ich hatte mir draußen lange genug den Wind um die Naſe wehen laſſen. So war unſer Zufammentreffen unbefangen und wir ſind bald ſehr gute Freunde geworden und geblieben. Am ſelben Abend noch erzählte mir Paul, wie ſie ſich ver⸗ lobt hätten. Hören Sie: Er hatte nach einer ſchweren Krankheit eine Kur in Wies⸗ baden gebraucht. Einige Wochen nach ſeiner Ankunft— er war bereits faſt völlig wiederhergeſtellt— ſieht er in der Wilhelmſtraße eine blendend ſchöne Erſcheinung vorübergehen. Und ſo tief hatten ſich ihm als Jungen die Züge der kleinen Teddy eingeprägt, daß er ſie in dieſem kurzen Augenblick ſofort wiedererkannte. Die Begegnung erregte ihn mehr, als hinzu. An den Gruß ſchließt ſich die Anrede. Im Privatverkehr holder Freund“; zwiſchen Verwandten ſetzte man zu der Ver⸗ Kurpart im Kreiſe ihrer Verwandten und Bekannten und ſtellte durch mehrfaches Vorüberpromenieren ſeſt, daß auch ſie ihn wiedererkannt hatte. Am nächſten Tage ſahen ſie ſich früh am Kochbrunnen; nachmittags führte ſie der Zufall beide auf den Neroberg. Aber ſtets war ſie in Begleitung. Er hatte nicht die geringſte Beziehung zu ihrem— zumeiſt aus Ausländern be⸗ ſtehenden— Kreiſe, und hütete ſich, durch meine Erfahrungen gewitzigt, ſehr wohl, irgendwelche inoffiziellen Annäherungs⸗ verſuche zu wagen. Inzwiſchen traf er ſie überall, und ihre Augen begannen ihn mit einem etwas mokanten Ausdruck zu grüßen, wenn er ihren Weg kreuzte. Da griff er zu einem Mittel, der gute Paul, das ſein ſtets abgeleugnetes Talent zu Liebeständeleien ins beſte Licht ſetzt. Am nächſten Tage ſah ſie ihn erſcheinen— mit einem kleinen Sträußchen Veilchen im Knopfloch, und daneben eine gelbe Sternblume. Die Farbenzuſammenſtellung war nichts weniger als geſchmackvoll. Dafür aber um ſo deutlicher. Und der Zweck wurde erreicht. a Als er ſie den Abend danach im Kurpark ſah, trug ſie ein Sträußchen Veilchen mit einer gelben Sternblume vorn am Buſen. Ein ſpitzbübiſcher Blick flog hin und her. Dann faßten ihre Finger die arme Sternblume, zogen ſie aus dem Veilchen⸗ ſtrauß heraus und warfen ſie fort. Das war deutlich. Ver⸗ gebens ſuchte er jedoch nach wie vor, ſich ihr in irgendeiner annehmbaren Form zu nähern. Endlich fand er auf einer Reunion Gelegenheit, ſich ihr durch den Kurdirektor ganz offiziell vorſtellen zu laſſen. Sie müſſen aber noch einen Augenblick Geduld haben, gnädige Frau! Paul hat nicht umſonſt bei unſerem alten Obexförſter Bieſenbach das Anpürſchen auf ſcheues Wild gelernt. Er war an dieſem Abend ſehr ſteif, ſehr formell, bat untertänigſt um einen Rundtanz und erwähnte mit keiner Silbe ihre alte Be— kanntſchaſt'. Den folgenden Tag traf er ſie im Kurpark, leſend, allein. Er ging vorbei, grüßte höflich, und wollte ruhig weitergehen, als ihn eine ſicher ganz unwillkürliche Bewegung Teddys be⸗ wog, ſtehenzubleiben. Er näherte ſich ihr mit gezogenem Hut. ‚Gnädiges Fräulein befehlen?“ Sie ſah, daß ihre Be⸗ wegung ſie verraten hatte, und wurde rot bis über beide Ohren, trotz aller ihrer Grande-Dame-Allüren. Da bemerkte ſie, wie ſeine Augen lächelten, und es packte ſie plötzlich ein Zorn, ſo daß ſie ausrief: Pfui, wie wenig nett von Ihnen, Herr von Bartinyk, ſich ſo wenig geſchmackvoll für jene ganz berechtigte Zurechtweiſung Ihres Freundes zu rächen! Da ſagte er ganz langſam: ‚Rächen, gnädiges Fräulein? Im Gegenteil. Ich muß ihm danken. Denn hätte ſein ſchnöder Abfall“ mir nicht eine gute Lehre gegeben, ſo hätte ich wohl kaum den Erfolg errungen, der mir jetzt blüht.— Nun: Und ſo weiter, verehrte Freundin. Sehen Sie, ſo ſind die beiden Mann und Frau geworden, und obwohl Frau Teddy es heute abſtreitet: der Grund iſt doch nur der, daß er den pikanten Nebenweg und die breite Straße der geſell⸗ ſchaftlichen Konvenienz nicht miteinander verwechſelte. ö Sie beſtreiten das? Wohl, gnädige Frau, ich bin bereit, den Strauß auszufechten; aber eins werden Sie mir doch zu⸗ geben müſſen: ich habe meinen Zweck erreicht— wir haben richtig die Dämmerſtunde verplaudert. Nun laſſen Sie ruhig die Lampe kommen!“ Ur⸗Argroßpapa ſchreiht Briefe. Von Theo Seelmann. Briefe und Perfſönlichkeit.— Briefe im 14. Jahrhundert.— Frau Caritas ſchreibt ihrem„lieben Herrn“.—„Und anderes kann ich Euch nicht mehr ſchreiben.“— Sie werden immer ge⸗ ſchwollener.— Die Schreibkrankheit greift um ſich. Ein Brief hat immer etwas Perſönlicheres an ſich als jedes andere Schriftſtück. Es iſt nicht ausſchließlich der Inhalt, der uns zu dem Verfaſſer des Briefes in nahe Beziehung ſetzt: Schon das Format, die Schriftzüge und die Ausdrucksweiſe und alle die Eigenheiten, die in den Briefen zutage treten, laſſen uns in den Charakter und die Lebensumſtände der Brief⸗ ſchreiber einen tiefen Blick tun. Schon ein jeder hat es des⸗ halb wohl als eine trauliche Beſchäftigung empfunden, alte vergilbte Briefe noch einmal durchzublättern und zu über⸗ fliegen. Noch höher aber wird der Genuß, wenn es möglich iſt, die Briefe ganzer Generationen bis in weit zurückliegende Jahrhunderte hinein auseinanderzufalten und ſich in ſie mit liebevollem Verſtändnis zu verſenken. Wenn wir daxum jetzt in den reichen Schatz von Briefen, den uns unſere Vorfahren hinterlaſſen haben, auch nur flüchtig Einſicht nehmen. ſo wird vor unſeren Augen ein anſchauliches Bild auftauchen von dem Denken und Fühlen, Wollen und Handeln längſt verſchwun⸗ dener Geſchlechter. Ein regerer Briefverkehr entwickelte ſich in Deutſchland erſt mit dem Beginn des 14. Jahrhunderts. Bis dahin war nur die höhere Geiſtlichteit und die Beamtenſchaft der fürſtlichen Höfe ſchreibkundig, und dieſe bedienten ſich noch dazu der lateiniſchen Sprache. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts ver⸗ breitete ſich die Kunſt des Schreibens mehr und mehr in den übrigen Geſellſchaftsklaſſen, und nun kommt auch das Deutſche als Briefſprache immer allgemeiner in Aufnahme. Doch finden ſich anfänglich noch zahlreiche lateiniſche Floskeln und Ueber⸗ reſte in dem deutſchen Text vor. Als Briefformat gebrauchte man im Privatverkehr meiſt ein Quartblatt, das aber in ſeiner größeren Breite beſchrieben wurde. In dem Verkehr zwiſchen Fürſten und Städten indeſſen benutzte man ein Format, das nicht größer als eine halbe Quartſeite, aber länglicher war. Gruß und Anrede wurden nicht übergeſchriehen und durch einen Abſatz hervorgehoben, ſondern man ſchrieb die Reihen gleichmäßig bis zum Datum fort, das man an den Schluß ſetzte. Regelmäßig ſtand am Kopfe des Briefes ein Gruß. Anfänglich waren die Grüße etwas umſtändlich, wie man bei⸗ ſpielsweiſe ſchrieb:„Dem weiſen und fürſichtigen N. N. ent⸗ biete ich freundlichen Gruß“; ſpäter aber wurden ſie einfgcher. Gewöhnlich lautete jetzt die Formel:„Meine freundlichen Grüße vorgeſchrieben.“ Allmählich geht der Gruß in eine Dienſterbietung über. Namentlich wird dieſes Sitte in dem Verkehr von Niedrigeren mit Höherſtehenden. Zuerſt entbietet der Briefſchreiber nur ſeinen„armen Dienſt“ oder„Dienſt und Treue“ oder auch„Gehorſam und Untertänigkeit“; bald aber ſetzt man ein„allzeit mit aller untertänigſter Demüthigkeit“ war die üblichſte Aurede„lieber Freund“ oder auch„guter, wandtſchaftsbezeichnung ein„herzlieb“ hinzu. Die eigentliche Mitteilung beginnt nun in der Regel mit einem;„Alſo laß dich wiſſen.“ Ueberhaupt kehrt die Einleitung„Wiſſe“ oder „Du ſollſt wiſſen“ faſt bei einem ſeden Satz wieder. Als ein Beiſpiel der damaligen Schreibweiſe ſei ein Brief angeführt, den Caritas Scheudi an ihren von Hauſe abweſenden Gatten richtete. In den jetzigen ſprachlichen Ausdruck übertragen, lautet der Brief:„Meinen freundlichen Gruß zuvor, lieber Herr, daß Ihr geſund und friſch werdet. Desgleichen hört! ich allzeit gern von Euch ſagen. Wiſſet, lieber Mann, daß ich von Gottes Gnaden noch friſch bin und Deine Söhne, alle drei. noch wohl bekommt, und er will ſetzund herau Gott behüte uns fürbaß und Euch 1510 Doch wiſſet, lieber Mann, daß Albrechk, Golt ſei gelobt, bei ſeiner e debe 8, er es ſich ſelbſt eingeſtehen wollte. Abends ſah er ſie im! mir's fürbaß. Und, lieber Mann, ich bitt' Euch, wenn Ihr Euerer Mutter werdet ſchreiben, daß Ihr ſie mir wollt ſehr grüßen und wollt ſie bitten, daß ſie 4 wollte kommen zu mir und zu Eueren Söhnen. Und wiſſet, lieber Mann, daß die Zimmerleute wollten Geld haben und da Ihr mir nichts be⸗ fohlen, ſo hab' ich ihnen nichts gegeben. Wiſſet, lieber Mann, daß mir Euer Brief wohl überbracht worden iſt, den ihr zu Gorlitz gegeben habt, und darin hab' ich wohl vernommen, daß Ihr wohl hingetommen ſeid Gott helfe allzeit fürbaß.“ Am Schluß der Briefe findet ſich faſt immer dſe Bemerkung, die deutlich auf die kindlich fühlende Sinnesart der Schreiber hinweist:„und anderes kann ich Euch nichts mehr ſchreiben Vielſach enthielten die Briefe Einlagen, die ſogenannten Cedulä oder Zettel. Die Zettel verſahen die Stelle unſerer Nach⸗ ſchriſten. Man benutzte dieſe Zettel auch oftmals, um irgend⸗ eine Mitteilung beſonders hervorzuheben oder geheimere An⸗ gelegenheiten darauf zu erörtern. Die Beifügung ſolcher Zettel galt in keiner Weiſe für ungeziemend. Man konnte ſie daher auch den Briefen, die an Fürſten und 5 Herren gerichtet waren, beilegen. Im allgemeinen laſſen die Briefe des 14. Jahr⸗ hunderts noch klar die Ungeübtheit im ſchriftlichen Verkehr erkennen. Wichtiges und Unwichtiges wird bunt durcheinander⸗ gewürfelt, dabei aber ein beſtimmtes Schema für die äußere Form mit ängſtlicher Gewiſſenhaftigkeit aufrechterhalten. Das 15. Jahrhundert iſt eine Zeit des Aufſchwungs. Reich⸗ tum und Ueberfluß häufen ſich in den Städten an, hervor⸗ ragende Erfindungen brechen ſich Bahn, ein kühner Ent⸗ deckungsgeiſt ergreift die Menſchen; ihr Blick erweitert ſich, ihre Bildung vertieft ſich, und ſo wird auch der Brieſſtil freier, lebhafter und gewandter. In den Privatbrieſen ſpiegelt ſich ein inniger Familienverkehr wider. Immerfſort gibt der Vater den Söhnen gute Lehren und Mahnungen. Aber auch an Gegenſätzen zwiſchen alter und junger Generation fehlt es nicht. Der Sohn beanſprucht Geld und Kleider, und der Pater ſchilt über unnötigen Aufwand.„Ich bin“, ſchreibt ver Nürnberger Patrizier Behaim an ſeinen Sohn,„wohl zwei Jahre außen geweſen, ich hab' ſo viel nicht verzehrt wie du. Was du ſiehſt von anderen, das mußt du auch haben, Das iſt nicht meine Meinung, es ſchadet nicht, wenn du ſchlicht gehſt.“ Vertraulicher plaudert die Mutter mit dem Sohn. Freilich ſchreiben ſie ſich nicht allzu häufig. Dafſr r ſie ihm alles, was er be⸗ nötigt. Immer zeigen ſie ihre Briefe als tüchtige bürgerliche Hausfrau. Der Brieſverkehr zwiſchen den Städten untereinander oder den Fürſten, der in dem ſogenannten Kanzleibrief ſeinen Aus⸗ druck findet, hebt ſich von dieſen Privatbriefen ſchroff ab. Je gebildeter der Verfaſſer des Brieſes iſt, deſto ſchwulſtiger und wortreicher glaubt er die Sätze ſormen zu müſſen.„Eure fürſt⸗ liche Gnade“, ſchreiben die Nürnberger an Katharina von Cilly, ſoll und mögen uns wohl getrauen, daß uns ſolche Geſchichte von Euerem Gemahl mit Treuen zuwider und leid iſt und wollten mit ganzen Begierden, daß es ſeiner Perſon glücklicher zugeſtanden, und nicht alleinen ſein gutes Vornehmen, ſondern auch aller anderer, die um chriſtlichen Glaubens, Mürden und Ehren willen ausgekommen ſind, der ganzen Chriſtenheit fruchtbarlicher und tröſtlicher erſchienen wäre.“ f Bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts hinein vervoll⸗ kommnet ſich der deutſche Brief fortſchreitend. Die Anrufung Gottes erfolgte noch unendlich häufiger als vorher. en⸗ dungen wie„wenn Gott will“ und„Gon gebe“ kommen faſt in ſedem Satz vor. Beſonders auffällig iſt ferner die Unter⸗ würſigkeit, die ſich in den Anreden und Unterſchriften aus⸗ ſpricht. Man ſchreibt jetzt ſtatt„Was ich Liebes und Gutes mag“ häufiger:„Was ich Ehren, Liebes und Gutes vermag.“ Ein angeſehener Bürger begnügt ſich nicht mehr damit, in ſeinem Schreiben den Rat der Stadt als„liebe und gute Freunde“ anzureden, ſondern er ſtellt dem voran:„Meine gün⸗ ſtigen und gnädigen Herren.“ Zwei Vettern grüßen ſich fol⸗ gendermaßen:„Meinen ſchuldigen, unverdroſſenen und ganz willigen Dienſt ſei Euch in allwegen möglichem Fleiß zuvor, ehrbarer, fürſtlicher und weiſer, günſtiger Herr Vetter.“ Im 17. Jahrhundert ſind nach Schluß des Dreißigjährigen Krieges die Fürſtenhöfe die alleinigen Machtfaktoren. Ge⸗ blendet von dem Glanz des franzöſiſchen Königtums, nehmen ſie immer mehr franzöſiſches Weſen an. An die Stelle des Deutſchen tritt daher auch in den Briefen entweder gänzlich das Franzöſiſche, oder das Deutſche wird wenigſtens durch zahlreiche franzöſiſche Redewendungen unterbrochen. Gleich⸗ zeitig weicht der Reſt der früheren ungekünſtelten Ausdrucks⸗ weiſe einer geſpreizten Geziertheit. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wird die gebräuchliche Grußformel weggelaſſen und als Anrede entweder Monſieur geſchrieben oder der intimere Bekannte wird„hochwerther Freund“ genannt. Am Schluß des Briefes ſchreibt man jetzt ſtatt der Empfehlung in Gottes Schutz:„Hiemit ſchließe, empfehle mich dem Herrn zu Gnaden.“ Nach franzöſiſchem Vorbild wird der Gruß viel⸗ ſach durch die höfliche Form des Handkuſſes vertreten So heißt es in einem Briefe vom Jahre 1648:„Meiner hoch⸗ geehrten und vielgeliebten Frau Muhme wie auch dero herz⸗ lieben Töchtern küſſe mit freundfleißiger Begrüßung in unter⸗ thänigſter Demuth die Hände.“ Will ſich der Abſender des Briefes den Bekannten des Empfängers empfehlen, ſo ſagt er: „Wolleſt mich zu beharrlicher affeetton zu recommendiren nicht unterlaſſen.“ Allmählich entwickelt ſich eine wahre Schreibwut. Man knüpft einen Brieſwechſel mit völlig Unbekannten an, um ſich zu„inſinuiren“. Man ſendet ſich Grußbrieſe, Trauer⸗ und Dankbriefe, Rekommandationsbrſeſe, Interzeſſionsſchrelben und Dedikations⸗ und Widmungsbrieſe. Die Adreſſe kaun bei allen dieſen Schreiben nicht höflich genug gedrechſelt werden. Selbſt an ganz naheſtehende Perſonen glaubt man ihr eine Faſſung wie dieſe geben zu müſſen:„Meinem hochverehrten, inſonders günſtigen Herrn Schwager, meinem mächtigen großverehrten Herrn Patron.“ Die Natürlichteit des Briefes wurde erſt wieder herbei⸗ geführt durch Männer wie Gellert, Gottſched und Leſſing. Sie bahnten den Weg, der allmählich zu der Brieſſprache unſerer Tage hinleitete. Treffende Ausſprüche. Wenn auch Bücher nicht gut oder ſchlecht machen, beſſer oder ſchlechter machen ſie doch. ü f(Jean Paul.) 5 Gutmütigkeit ift die Güte, für die man nichts kann. N(Ottilie Wildermuth.) Es wäre ein Unglück, wenn ein Menſch ſehen könnte, wann und wodurch ihm auf ſeiner Pilgerreiſe das 90 50 wächſt. 5 0 5 M. Arndt.) Ein Mann, der ſeinem Freunde Geld leiht, will entweder ſein Geld oder ſeinen Freund nicht wiederſehen. (Japaniſches Sprichwort.) Verlobung iſt ein Mittelding zwiſchen Ehe und Freitiſch in einer anſtändigen Familie. 4(A. L. Aielland⸗) Wer ſich erlaubt, öfſentlich zu ſprechen, iſt perpflichtet, f guch diſennuich wieder, dat er ſeine 9 ändert. 1(Fr. Niese einung 1 un Oeffnen der Ture ſind 12 Beamte nor. Wende enen ſeder einen anders ge⸗ formten Schlüſfel hat. Wenn irgend etwas Schellen und andere Alarmſignale. as hat der Weilirieg geloſtet? e Dr. Lewis L. Lorwin vom Wirtſchaftsinſtitut der Vrooking⸗ In⸗ itution in Waſhington, hat dem Interngtio⸗ Ihlen ſozialökonomiſchen Kongreß in Am⸗ ſter eine Statiſtik über die Koſten des eg und die durch ihn verurſachten Schäden die ungeheuerliche Summe von 400 0** Milliarden D— 1680 Milliarden e Bisher war die nachſtehende Statiſtik der Kriegskoſten(ohne die Schäden) bekannt geworden: Deutſchland 165, Oeſterreich⸗ N Auge 55, Frankreich 128, England 176 lilliarden Mark. Das wäre allein für die vier Hauptkriegführenden(ohne Rußland, Italien und die Vereinigten Staaten) 524 Milliarden Mark. Ein Schildbürgerſtreich. Bei einem Bauernhofbeſitzer ſtand ein Bulle, 115 bei gute Pflege mittlerweile 13 Zentner Gewicht erreicht hatte. Das Tier war aber äußerſt ſtörriſch und da mußte ſchließlich zur Sicherheit der Naſenring dem Bullen verpaßt werden. Es rückten nun zirka 12 Mann an, die dieſe Prozedur vornehmen wollten, ein Unterſangen, das mit mancherlei Hinderniſ⸗ ſen verknüpft war. Um an den lückiſchen Bullen heranzukommen, ſchiug man zunächſt ein Loch in die Mauer, zog dann eine Schlinge um des Tieres Horner und Naſe und derweil 10 junge Burſchen ihre Kraft erprobten, den Bullen niederzuzwingen, wurde der Ring ein. gezogen. Der Ring war drin und man ließ den Bullen los, weil er in die Knie brach. Recht verwundert war man aber, als das Tier ſich danach nicht rührte, bis man feſt. ſtellte, daß man den Bullen— erwürg Lokales * Ehetragödie. Einen traurigen Aus⸗ gang hatte die Ehe des jungen H. aus 3., die gegen den Willen der Väter zuſtandegekommen war. Mit furchtbarer Schärfe ſtand der bür⸗ gerliche Sinn des H. gegen die modernen An⸗ ſichten ſeiner Frau Loni geb. v. Wienberg. Die anfangs harmoniſche Ehe iſt mit einem Kind geſegnet, das aber anſtatt zu einen, zur Trenn- ung wird. Trotz der ſchweren Krankheit des Kindes brachte es FraufH. fertig glänzende Feſte zu veranſtalten, die ſie mit dem Adel wieder in Berührung brachte und in ihr auch den alten Adelsſtolz wieder erwachen machte, der ihr Ver⸗ derben wurde. Ein rückſichtsloſer, für ſie ehe⸗ mals von den Eltern beſtimmter ungariſcher Offizier, weiß die aufkeimenden Adelsgelüſte klug zu nähren und ſein Tun hatte den Erfolg, daß L. ihm ihre Liebe erklärt und dies auch noch dem dazukommenden Gatten zu rechtfertigen wagt. Der furchtbare folgende Auftritt zerreißt die Träume und die Banden. Während die junge Frau tanzt, ſtirbt das Kind. Das bringt H. zur Verzweiflung und er jagt ſeine einſt Ange- betete aus ſeinem Hauſe. Das alles ſehen Sie am Sonntag, den 30. ds. Mts. im Theater- abend der Marianiſchen Jünglings⸗Sodalität in dem Volksſchauſpiel:„Steine am Lebens⸗ weg“ in ſchöner Reihenfolge. Volkschor. Nach dem ſo gut ver⸗ laufenen Chorkonzert beginnen morgen abend wieder die regelmäßigen Proben. Eintritte in den Chorkörper können jetzt vollzogen werden. *Die Zahnſchmerzen ſterben aus. Es iſt eine irrige Anſicht, zu glauben, Zahn⸗ ſchmerzen könnten nicht verhütet werden. Dabei iſt nichts leichter als das. Allerdings muß man ſeinen Zähnen nicht nur Leiſtungen zumuten, ſondern ſie auch pflegen. Wer deshalb ſeine Zähne von Zeit zu Zeit durch einen tüchtigen Fachmann nachſehen läßt— auch dann, wenn keine Zahnſchmerzen quälen!— und regelmäßig täglich mindeſtens einmal— und zwar abends! e die Zähne gründlich mit der eigenen Zahn⸗ bürſte und einer guten Zahnpaſte putzt, wird nicht unter Zahuſchmerzen zu leiden haben. Chlorodont iſt die Zahnpaſte von höchſter Quali⸗ tät und ſparſam im Verbrauch. Viernheimer Tonſilmſchau im Central-Film⸗Palaſt. „Die Waſſerteufel von Hieflau“.„Der Kriminal- reporter von Chikago“.„Sonny als Heiratsvermittler“. Ein Weltſtadt⸗Tonfilm-Programm reich an 1 1 Senſationen, Abenteuer und Spannung zeigt man dieſe Woche im Central-Film⸗Palaſt. Zuerſt ſehen und hören ſie den wunderbaren Großton⸗ film„Die Waſſerteufel von Hieflau“. Ein un⸗ gemein ſchönes Tonfilmwerk das ſicher allen Be⸗ ſuchern große Freude bereitet. Wunderbare Landſchaften, ſpannende und abenteuerliche Hand⸗ lung ſowie eine ergreifende Liebesgeſchichte um⸗ rahmt von vielen ſchönen Liedern mit vorzüglicher Wiedergabe und herrlicher Muſik. Ein Tonfilm⸗ Schlager für alle. In der Hauptrolle: Hilde Gebühr, Dina Gralla, Paul Heidemann u. Hugo Fiſcher Köppe. Im 2. Teil ſehen und hören ſie ein Abenteuer⸗Senſations⸗Werk zweier Liebenden. „Der Kriminalreporter v. Chikago.“ Eine äußerſt ſpannende Liebensgeſchichte die alle Beſucher feſſeln wird. Zuletzt ſehen wir„Sonny als Heiratsvermittler“. Der Fuſtſpielſchlager der Woche, der große Lachſtürme auslöſt. Ein Be⸗ ſuch iſt wieder dieſe Woche das ſchönſte u. billigſte Vergnügen. Verſäume niemand dieſes ganz her⸗ vorragende Tonfilmprogramm. Beſtimmt wird es Allen gefallen. Ueberall ganz großer Erfolg. Anfang an allen Tagen /8 Uhr, ab 9 Uhr nochmals alles zu ſehen. Ende 12 Uhr. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Verein für Sport⸗ und Körperpflege. Freitag den 21. Oktober, abends 8 Uhr findet im Fürſten Alexander vollzählige Uebungsſtunde der Schwerathletik ſtatt. Das Erſcheinen aller Sportler iſt Pflicht. Die Spartenleiter. N. B. Sonntag abend 8 Uhr Abfahrt der 1. Mannſchaft nach Sandhofen per Rad. Treffpunkt 1/7 Uhr bei Fritz Kamuff, Kies- ſtraße. Der Vorſtand. Sonntag, den 23. Okt. nachm. 3 Uhr Serien⸗ ſpiel gegen Vorwärts Lampertheim. Zu zahl⸗ reichem Beſuche ladet ein. Die Leitung. N. B. Samstag abend 8 Uhr Spielerverſamm⸗ lung im Lokal. Erſcheinen jedes Spielers iſt Pflicht. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abend 1/29 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Abt. Schutz⸗ ſport. Samstag, den 22. Okt. abends 8½ Uhr Verſammlung im Lokal, Sonntag 23. Okt. 6. Serienſpiel in Nieder⸗Liebersbach. Abfahrt 1 Uhr ab Lokal. D. Sch. Sünger⸗Einheit. Samstag abend 8 ½ Uhr Singſtunde. Auch nach der Konzertveranſtal⸗ tung iſt reſtloſes Erſcheinen dringend not⸗ wendig. Insbeſondere bitten wir diejenige, die aus irgend einem Grund die Proben ſeit- her nicht beſuchen konnten und ſolche die neu dem Chor beitreten wollen, dieſe zu beſuchen. Da neue Chöre in Bearbeitung kommen, darf keine Singſtunde verſäumt werden. Der Vorſtand. Turnverein v. 1893 Fußballabteilung: Sonntag, den 23. Oktober 1932 Freundſchafts Spiel Viernheim 1.— Waldhof(Privat) Beginn 1/10 Uhr auf unſerem Platze. Handballabteilung. Verbandsſpiele in Viernheim Viernheim 1.— Neckarau 1. Beginn 2,30 Uhr. 0 2.—„ 2. Beginn 1,15 Uhr. 0 J.—„ J. Beginn 3,45 Uhr. Heute Freitag abend 8 Uhr Spietausſchuß⸗ ſitzung; anſchließend Verſammlung der Hand- u. Fußballer. Die Spielleitung. Was iſt los? Eine glänzende Großfilmſchau allererſten Ranges Im Union ⸗Film⸗ Palaſt! 3 Namen von Weltruf! In dem gigantiſchen Filmwerk„Der Schädel der Pharaonentochter“ Emil Jannings, Fritz Kortner, Bernhard Goetzke. Fred Thomſon in„Der Kampf unter dem Sternenbanner“. Das Luſtſpiel„Eine ſonder⸗ 8 bare Erbſchaft“. Wie Sie oben ſehen geht ja wieder eine Aufführung vom Stapel die dem beliebten Union alle Ehre macht, auch mit dieſem brillanten Bombenprogramm wird das Union wieder einen großen Beſuch zu verzeichnen haben. Das Pro- gramm iſt einſach knorke. Deutſchlands größten Künſtlerſtab hat man herangezogen für den ge⸗ waltigen Großfilm zu ſchaffen„Der Schädel der Pharaonentochter“. Dieſe Namen bürgen Fritz Kortner, Emil Jannings, Bernhard Goetzke, die hier was ganz außergewöhnliches geſchaffen wurde. Unerhörte Ausſtattung großartige Schau⸗ ſpielerkunſt! Wunderbare Handlung! Fred Thom⸗ ſon der leider nicht mehr bei den Lebenden iſt, zeigt ſich zum letztenmale dem Viernheimer Kinofreunde mit ſeinen Wunderpferd„Silber könig“ in ſeiner größten Großwildweſtſchau „Der Kampf unter dem Sternenbanner“. Be— ſucht unſeren Fred zum letztenmal. Auf ins be⸗ liebte Union. 40% Müdes Laub. In den Bäumen kniſtert die Brandfackel des Herbſtes. In Ahorn und Buche, Birke und Eſche fallen die bunten Feuer auf. Fun⸗ kenſprühend ſpielt dazwiſchen hinein die Sonne mit dem herbſtlichen Laub und erhöht das Farbenſpiel der geſprenkelten Wälder und Hänge. So oft ein Windſtoß durch die Baum⸗ kronen fährt, rafft er die Blätter von den Aeſten. Welk und fahl ſinken ſie zur Erde, müde und leiſe. Sie vermögen dem Zauſen und Rütteln des Windes nicht mehr ſtandzu⸗ halten. Ihre Kraft iſt am Ende. Je kahler und ärmer das Geäſt der Bäume wird, umſo dicker und höher wird die Blätterſchicht auf dem Boden. Saftlos und runzelig liegt das dürre Laub durcheinander und raſchelt unter dem Tritt der Vorübergehenden. Ein leichter Modergeruch ſtrömt von den ſchmutziggrünen, gelben, braunen Blättern aus. Fallendes Laub gibt auch dem heiteren Herbſttag ein ſchwermutsvolles Geſicht, weil es an das Vergehen und Verwehen gemahnt. Es iſt. Sinnbild des Jahres und Sinnbild des menſchlichen Lebens. Leiſe Melancholie beſchleicht uns, wenn der Wind das fahle Laub zwirbelt und durcheinanderwirbelt. Eben noch war in den Blättern Kraft und Leben, Glanz und Schönheit. Ein einziger Windhauch hat das alles zerſtört. Welk und tot liegen die Blätter auf dem Boden. Kann auch nur einer unbeſchwert und ge⸗ dankenlos vorübergehen an fallenden Blät⸗ tern, ohne ſich innerlich bewußt zu ſein, wie ſehr doch auch der Menſch den ewigen Ge⸗ ſetzen des Werdens und Vergehens unterwor— fen iſt? 4 e Keine Wahlreden im Rundfunk!! Nach den neuen Leitſätzen für den Rundfunk ſollen bekanntlich Rundfunkſendungen von parteipo⸗ litiſchen Darbietungen freigehalten werden. In Verfolg dieſer Leitſätze hat das Reichsmini⸗ ſterium des Innern jetzt beſchloſſen, den politi⸗ ſchen Parteien den Rundfunk im gegenwärtigen Wahlkampf für Wahlreden nicht mehr zur Verfügung zu ſtellen. Vor der letzten Reichs⸗ tagswahl war den großen Parteien der Rund⸗ funk je eine halbe Stunde freigeben. * Wie lange gelten Sountagsrückfahrkar⸗ ten? In der Oeffentlichkeit iſt noch nicht hin⸗ reichend bekannt, daß der Zeitpunkt für den Ankritt der Rückreiſe mit Sonntagsrückfahr⸗ karten an Montagen oder an Tagen nach Feſttagen bis auf Widerruf, längſtens bis 1. April 1932, auf 12 Uhr ausgedehnt wor⸗ den iſt. Es darf alſo die Rückfahrt auf dem Zielpunkt der Sonntagsrückfahrkarten am Montag oder am Tage nach Feſttagen ſpä⸗ teſtens um 12 Uhr, von Unterwegsbahnhöfen ſpäteſtens mit dem Zug angetreten oder fortge⸗ ſetzt werden, der den Zielbahnhof um 12 Uhr nerlänt. Die Rückfahrt iſt nach 12 Die Koburger Hochzeit. Ein Ausſchnitt aus dem Tiſch mit den Hochzeitsgeſchenken. Man ſieht links die Vaſe und weiter rechts die beiden Leuchter von der Staatlichen Porzellan⸗Manufaktur, die der Reichspräſident dem Brautpaar zum Geſchenk machte. Im Kreiſe rechts das Brautpaar, Prinzeſſin Sybille und Prinz Guſtav Adolf, der Enkel des Schwedenkönigs. Kaufen Sie jetzt den eleganten Herren-Anzug für Straße, Spott und Gesellschaft, aus Kammgarn- und Cheviot- Stoffen, gute Quelitäten, mo- derne Farben, flotte Formen 1 ..„ Ne. 46.— 35. 1 Mannheim. M 1, 5 Breitestraße Uhr ohne Fahrtunterbrechung zuruczulegen. Bei Zugwechſel iſt ſie ſpäteſtens mit dem näch⸗ ſten anchſließenden Eil⸗ oder Perſonenzug fort⸗ zuſetzen; auch ein dem Perſonenzug folgender Eil- oder Schnellzug darf benutzt werden, wenn er den Ausgangsbahnhof eher als der Per⸗ ſonenzug erreicht. An dem früheſten Zeit⸗ punkt der Hinfahrt(Samstag um 12 Uhr) hat ſich nichts geändert. 5 1 Wetterbericht. Wettervorherſage: Auch weiterhin unbeſtaͤn⸗ diges Wetter. Letzte Nachrichten. Keine Kranzniederlegung erlaubt. Brüſſel, 21. Okt. Wie verlautet, beſuchte der Aachener Domchor am Dienstag das Denk⸗ mal der gefallenen flämiſchen Soldaten in Dirmuiden. Hierbei wurde der Vortrag von Liedern, die Kranzniederlegung und das Hal⸗ ten von Reden verboten. Die Kränze wurden darauf in ein in der Nähe gelegenes Gaſt⸗ haus gebracht. Dort wurden ſie von Flamen abgeholt und vor dem Denkmal niedergelegt. Die Fürſtenhochzeit in Koburg. Koburg, 21. Okt. Am Donnerstag fand die kirchliche Trauung des Erbprinzen von Schweden mit der Prinzeſſin Sy- bille von Koburg ſtatt. Vereine, Verbände und Schulen hatten in den Straßen, durch die ſich der Hochzeitszug bewegte, Aufſtellung ge— nommen. Dekan Weiß vollzog die Trau⸗ handlung. Während das Brautpaar zum Wechſeln der Ringe niederkniete, wurde im Hofgarten ein Salut von 21 Schüſſen ab⸗ gefeuert. Es folgte Gemeindegeſang„Nun dan⸗ ket alle Gott!“, worauf der Stadtpfarrer die Traubibel überreichte und den Segen ſprach. Mit dem gemiſchten Chor von Händel fand die Feier ihren Abſchluß. Dreizehnjähriger ſticht Zwölfjährigen nieder. Kattowitz, 21. Okt. In Hohenlinde kam es zwiſchen dem 12jährigen Georg Wozny und dem 13jährigen Heinrich Wiatoky nach dem Kirchgang zu einem Streit. Wozny, der vor ſeinem Gegner Furcht hatte, flüchtete in der Richtung Hubertushöhe und verſteckte ſich in einem Hausflur. Wiatoky folgte ihm nach und ſtach mit voller Wucht ein Taſchenmeſſer bis an den Griff in den Rücken des Wozny. Nach der Tat flüchtete der jugendliche Mörder. Wozuy iſt an den Folgen ſeiner Verletzungen geſtorben. v. Gronau in Colombo eingetroffen. Colombo, 21. Okt. Wolfgang v. Gronau iſt am Donnerstag von Chilka Lake an der vorderindiſchen Küſte des Bengaliſchen Meer⸗ buſens kommend in Colombo auf Ceylon eingetroffen. Während in Chilka Lake für v. Gronau und ſeine Mannſchaft aufs aller⸗ beſte geſorgt worden war, mußten ſie in Co⸗ canada an der vorderindiſchen Küſte, wo der Dornier-Wal eine kurze Zwiſchenſtation ge— macht hatte, recht beſcheiden in einfachen Zelten leben. Vorausſichtlich wird Gronau zwei Tage in Colombo bleiben, um dort einige kleine Inſtandſetzungen vorzunehmen und dann ſeinen Flug in kleineren Etappen vollenden. Märkte und Vörſen. Bom 20. Oktober. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 118 Rinder, 733 Kälber, 425 Schafe, 808 Schweine. Preiſe pro 50 kg Lebendgewicht: Kälber 43 bis 46, 38 bis 42, 32 bis 37; Schafe 24 bis 26, 20 bis 23, 15 bis 19; Schweine 41 bis 45, 40 bis 45, 39 bis 44. Marktverlauf: Kälber und Schafe mäßig rege, ausverkauft; Schweine ſchleppend, ausverkauft. Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten in Mark per 100 kg, waggonfrei Mannheim: Weizen inl. gut, geſund und trocken 72—73 kg 21.50 bis 21.75; Roggen inl. gut, ge; ſund und trocken 72—73 kg 16.75 bis 17; Hafer inl. 14 bis 15; Sommergerſte inl. 19.25 bis 20.25; Futtergerſte 17.50 bis 47.75; gelber La Plata⸗ mais, mit Sack 16.50; ſüdd. Weizenmehl Spezial Null Okt./ Dez. 30.80; dto. Sondermahlung mit Auslandsweizen 31.80; ſüdd. Weizenauszugs⸗ mehl 33,80 bzw. 34.80; ſüdd. Weizenbrotmehl 22.80 bzw. 23.80; Roggenmehl 60—70 proz. Aus⸗ mahlung 23 bis 24.25; Weizenkleie fein 7.50; Biertreber 11 bis 11.40; Erdnußkuchen 12.50. Mannheimer Kleinviehmarkk. Zufuhr: 93 Kälber, 59 Schafe, 370 Schweine. Preiſe pro 50 kg Lebendgewicht bzw pro Stück: Kälber 28 bis 40; Schafe 21 bis 27; Schweine nicht notiert; 756 Ferkel, Läufer; Ferkel bis vier Luer 6 bis 10; über vier Wochen 12 bis 14 Läufer 15 bis 18 Mark. Marktverlauf: Kälber ruhig, Ueberſtand Ferkel und Läufer ruhig. ——. ̃ 7˙—. ——— C——