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Oltober e größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſte e u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Aan e bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 49. Jahrgang Für Mittelstand und Kleingewerbe. Zum Wirtſchaftsplan des Reichs wird von unterrichteter Seite darauf hinge⸗ b]wieſen, daß die vorgeſehenen Maßnahmen nicht nur für Großbetriebe und Großunter— nehmer beſtimmt ſind. Auch an den Mittelſtand, vor allem an das Handwerk und Kleingewerbe, richtet ſich der Verſuch, unter Einſatz neuar— tiger wirtſchaftspolitiſcher Mittel die allge⸗ meine Kriſe zu überwinden. Steuergut⸗ ſcheine, finanzielle Förderung des Reiches, dieſe Maßnahmen gehen den Handwerker genau ſo gut an wie den Induſtriellen den Einzelhändler ebenſo wie den Großkauf— mann. Jeder, det geſetzlich fällig gewordene U m⸗ ſatz ſteuer, Gewerbeſteuer, Grund⸗ ſteuer und Beförderungsſteuer in der Zeit vom 1. Oktober 1932 bis zum 30. September 1933 entrichtet, iſt gutſcheinberech⸗ tigt, ſei er ein„großer“ oder ein„kleiner“ Geſchäftsmann. Und weiter: der kleinſte Unternehmer hat ebenſo wie der Rieſenkon⸗ zern Anſpruch auf Beſchäftigungs⸗ prämien, wenn er nur nachweiſt, daß er in ſeinem Betrieb vom 1. Oktober ds. Is. ab mehr Arbeiter beſchäftigt als früher. Darü⸗ ber hinaus ſind in dem geſamten Wirtſchafts⸗ plan und in den entſprechenden Ausfüh⸗ rungsvorſchriften auch Beſtimmungen einge⸗ baut, die gerade den Intereſſen des Mittel⸗ ſtandes beſonders Rechnung tragen. Um das an zwei wichtigen Fällen nachzuweiſen: Zwar wurden die Steuergutſcheine über kleine Beträge— unter 50 Mark— erſt nach dem 30. September 1933 ausgegeben. Trotzdem iſt es auch dem leiſtungsſchwachen Steuerpflichtigen ermöglicht worden, über ſeine Gutſcheinbeträge bald zu verfügen. Wer im Laufe eines Kalendervierteljahres einen Anſpruch auf einen Gutſcheinbetrag von weniger als 50 Mark hat(jedoch minde⸗ ſtens 10 Mark), kann beim Finanzamt be⸗ antragen, ſeiner Bank, Sparkaſſe oder Ge⸗ noſſenſchaft eine Beſcheinigung darüber zu erteilen, daß er Steuergutſcheine in beſtimm⸗ ter Höhe zu beanſpruchen hat. Das Finanz⸗ amt überſendet die gewünſchte Beſcheinigung an das genannte Kreditinſtitut. Dieſes Kre⸗ ditinſtitut ſchreibt ſeinem Kunden dann den Betrag, über den die Beſcheinigung lautet, gut, und kann ihm entſprechenden Kredit ge⸗ währen. Es ſammelt überdies alle derarti⸗ gen Beſcheinigungen ſeiner Kunden und tauſcht ſie bei der Finanzkaſſe in größere Steuergutſcheine um. Dadurch werden ſelbſt kleine Beträge im Intereſſe der Wirtſchafts⸗ belebung nutzbar gemacht. Im ganzen ge⸗ ſehen, wird dieſe Sonderregelung vor allem dem Bauer, dem Handwerker, dem Kleingewerbe und dem Einzelhan⸗ del zugute kommen. Für Hausbeſitz und gewerblichen Mittelſtand iſt auch noch eine andere Sondermaßnahme des Reiches von größter Bedeutung. Für die Inſtandſetzung von Wohngebäuden, für die Teilung von Großwohnungen und für den Umbau ge⸗ werblicher Räume in Wohnungen hat das Reich 50 Millionen ausgeworfen. Bei Re⸗ paraturen im Mindeſtbetrage von 250 Mark je Grundſtück erſetzt das Rei dem Eigen⸗ tümer ein Fünftel der entſtandenen Koſten. Bei der Teſlung von Wohnungen und dem Umbau gewerblicher Räume zu Wohnungen erſtattet das Reich 50 Prozent des Rech⸗ nungsbetrages, jedoch für die einzelne Teil⸗ wohnung nur bis zur Höchſtſumme von 600 Mark. Auch bei Beſchaffung des neben den Zuſchüſſen erforderlichen Kapitals wird das 10 ſoweit wie möglich Hilfsſtellung lei⸗ n. Dieſe Aktion iſt insgeſamt von mannig⸗ altiger Bedeutung insbeſondere für den Mittelſtand. Vom Standpunkt des Grund⸗ eigentümers geſehen: ihm wird die Erhaltung und Sicherung ſeiner Vermögens— ſubſtanz erleichtert; das liegt gleichzeitig im Intereſſe des Hypothekengläubigers. Für den Mieter oder vom Standpunkt der Woh⸗ nungswirtſchaft geſehen: Wohnräume wer⸗ den inſtandgeſetzt, kleinere und mittlere Wohnungen, an denen vor allem Bedarf iſt, geſchaffen. Für das Baugewerbe ſchließlich ergeben ſich neue Aufträge. Maurer, Tape⸗ zierer, Maler, Klempner, Zimmerer— alle Bauhandwerker werden von dieſer Maß⸗ nahme Nutzen haben. Muſſolini für Gleichberech⸗ tigung. Für einen Frieden der Gerechtigkeit.— Ge⸗ gen die Hegemonie Frankreichs. Turin, 24. Oktober. Muſſolini hielt am Sonntag anläßlich der faſchiſtiſchen Zehnjahresfeier in Turin vor einer etwa 200 000⸗köpfigen Menſchenmenge eine Rede, die ſich vor allem mit den Kern⸗ fragen der Außenpolitik befaßt. Nach einem kurzen Appell an das italieniſche Volk den günſtigen Ausgang der Konferenz von Lauſanne nicht in Frage zu ſtellen, wandte er ſich dem Abrüſt ungsproblem zu. Wer den italieniſchen, praktiſchen Vorſchlä— gen zur Abrüſtung nicht traue, dem rate er, Italien auf die Probe zu ſtellen. Ich erkläre, daß Italien den Frieden will, einen wahren Frieden, der nicht von der Gerechtigkeit getrennt iſt und Europa ſein ee wieder geben oll. Eine weitere Frage iſt folgende: Wird Italien noch im Völkerbund bleiben? Ja, erklärte Muſſolini, wir werden drin⸗ bleiben. Gerade heute, wo der Völker⸗ bund außerordentlichkrank iſt, muß man an ſeinem Krankenbett ſtehen. Weil der Völkerbund zu univerſell iſt, kann es vorkommen, daß ſeine Anweiſungen mit der Entfernung an Wirkſamkeit verlieren. In Europa mag er wirkſam ſein. Im Fernen Oſten und in Amerika bleiben ſeine Worte nur Worte. Es ſind Verſuche unternommen worden, Europa von dieſer univerſellen Konſtruktion zu befreien Ich glaube, wenn morgen auf der Grundlage der Gerechtigkeit und der Anerkennung ihrer heiligen Rechte, die notwendigen und ausreichenden Vorausſetzungen für eine Zuſammen⸗ arbeit der vier großen Weſtmächte erreicht würden, ſo könnte Europa in politiſcher Hinſicht ruhig ſein und vielleicht würde auch die wirtſchaftliche Kriſe ihrem Ende entgegengehen. Was nun die deutſche Forderung auf Gleichberechtigung anlangt, ſo iſt ſie nach Auffaſſung des Faſchismus vollkommen he- rechtigt. Das muß man ſo klar wie möglich anerkennen. Solange aber die Abrüſtungs⸗ konferenz noch dauerk, kann Deufſchland nicht fordern, ſich entſprechend aufzurüſten. Wenn die Konferenz aber ergebnislos zu Ende geht, kann Deutſchland nicht im Völkerbund blei⸗ hen, ſolange nicht dieſe Entrechtung, die Deutſchlnd erniedrigt, beſeitigt iſt. Wir wollen keine Hegemonie in Europa, vor allem keine auf einer offenbaren Ungerechkigkei aufgebaute Hegemonie. —— Was will Herriot in Madrid? Militäriſche Sicherungen gegen alien. Paris, 24. Oktober. Sichere Informationen beſagen, daß bei dem bevorſtehenden Beſuch Herriots in Ma⸗ drid von franzöſiſcher Seite vor allem zwei Fragen behandelt werden ſollen. 0 Die erſte iſt die erneute Bitte Frankreichs um das Durchfahrtsrecht ſeiner Truppen im Kriegsfall aus Nordafrika durch Spanien nach Frankreich, da die Mittelmeerlinie Mar- ſeille.— Algier durch Italien ſtändig bedroht ſei und der engliſche Schutz im Mittelmeer als fraglich angeſehen wird. In Zuſammen⸗ hang damit ſteht die zweite, die Tanger bzw. Gibraltarfrage. Praktisch beherrſcht heu⸗ te nicht mehr England, ſondern Spanien die Gibraltarvoſinian Tranfreich norleat ſeine Einſchiffungsbaſis jetzt nach Casablanca, wo Hafenerweiterungen vorgenommen worden ſind. Auch die Bahn von Algier und Oran nach Caſablanca iſt jetzt als Vollbahn ausge⸗ baut. Frankreich verlangt, daß Spanien die Straße von Gibraltar im Kriegsfall vor ila- ſieniſchem Zugriff unbedingt neutral hält. damit die franzöſiſche Tranport⸗ Verbindung Caſablanca— Mutterland aufrechterhalten bleiben kann. Wahlreden im Reich. Hitler ſpricht in Zwickau. Zwickau, 24. Oktober. Adolf Hitler ſprach am Sonntagnach⸗ mittag in Zwickau vor über 60 000 Menſchen Er wandte ſich gegen die Vorwürfe, daß er am 13. Auguſt den Anſchluß verpaßt habe und erklärte: Ich bin in den Zug der Regie⸗ rung nicht eingeſtiegen, weil ich hinterher nicht wieder ausſteigen wollte. Wenn man 14 Millionen Menſchen hinter ſich hat, kann man nicht heute in die Regierung hineinge— hen, um morgen wieder auszuſteigen. Die 14 Millionen erwarten, daß, wenn ich in die Regierung eintrete, die große Stunde da iſt. Der ſogenannte„letzte Verſuch“, der am 13. Auguſt gemacht wurde, war ein untaug⸗ licher Verſuch, ein Verſuch, die nationalſozia⸗ liſtiſche Bewegung unſchädlich zu machen. Man wollte mich mit einem Titel ködern. Dieſe Republik hat aber keinen Titel, der mir höher ſtände als mein Name. Das Einzigſte, was mich verführen kann, einem Ruf in die Regierung zu folgen, iſt die Führung ſelbſt und die Macht. Die Kraft eines Staates nimmt letzten Endes ihren Ausgang nicht von der Autorität der Regierung, ſondern von dem Willen des Volkes. Die Regierung Papen ſtützt ſich auf Polizei und Reichswehr. Für mich iſt der Soldat nicht dazu da, eine Regierung in Schutz zu nehmen, ſondern das Volk vor mißgünſtigen Nachbarn zu ſchützen. Es iſt ausgeſchloſſen, daß wir, nachdem wir 13 Jahre lang für das deutſche Vokl ge⸗ arbeitet haben, ſemals kapitulieren werden. Im politiſchen Leben gibt nicht der Klügere nach, ſondern immer nur der Schwächere. Ob wir in der Regierung ſitzen iſt nicht ſo wichtig, als daß die Bewegung erhalten bleibt. Das Ziel muß ſein: Aus den deut⸗ ſchen Arbeitern und deutſchen Bauern, aus den Katholiken und Proteſtanten, aus den Preußen und Bayern ein deutſches Volk zu machen. 0 5. Brüning in Mannheim. Mannheim, 24. Oktober. Das Zentrum eröffnete in Mannheim den Wahlkampf mit einer großen Kundgebung, in der Reichskanzler a. D. Dr. Brüning vor etwa 10 000 Zuhörern ſprach. Der Redner wandte ſich ſcharf gegen die jetzige Regie⸗ rung, der er vorwarf, daß ſie es nicht zuge⸗ laſſen habe, daß im letzten Reichstag eine arbeitsfähige Mehrheit zuſtande gekommen ſei. Wenn man nicht ſo nervös geweſen wä⸗ re, ſo hätte man die Reichstagsauflöſung vermeiden und eine Zuſammenarbeit zwi⸗ ſchen Regierung und Parlament herbeiführen können. Die Abſicht des Kabinetts Brüning ſei geweſen, vor der Lauſanner Konferenz die Nationalſozialiſten in Preußen zur Regierung heranzuziehen. Nach der Foßtfereſt ſollte dann die Reichsregierung nach rechts erweitert werden, um ſo die Nationalſozialiſten auch im Reiche ſchritt⸗ weiſe an die Regierung zu bringen. Uebergehend zum Programm der Reichs⸗ regierung ſagte Dr. Brüning, der Landwirt⸗ ſchaft mache man mit der Kontingen⸗ tierungspolitik Verſprechungen, die aber nur als Wahlmanöver bezeichnet wer⸗ den könnten. Um Deutſchland habe ſich be⸗ reits ein Ring handelspolitiſcher Abwehr ge⸗ legt, ſo daß dieſe Verſprechungen nie erfüllt wesden könnten. Zur Außenpolitik der Regierung Papen bemerkte er, die Forde⸗ rungen nach Gleichberechtigug und Abrü⸗ ſtung ſeien Forderungen, die ſchon die frü⸗ here Regierung aufgeſtellt hätte. Dieſe hät⸗ te durch Umbau der Reichswehr zu einer Abrüſtung der Melt kommen molſen So mie die anderen Volker wurden wir nicht auf⸗ rüſten können, darum ſolle man aber auch nicht Stimmung gegen ſich ſelbſt machen, wie es der Reichswehrminiſter in ſeinen verſchie⸗ denen Interviews und in ſeinem Rundfunk⸗ vortrag getan habe. Schleicher dementiert. heine Verhandlungen in Badenweiler. Berlin, 24. Oktober. Reichstwehrminiſter v. Schleicher, der ſich zurzeit in Badenweiler aufhält, hat folgende Erklärung veröffentlicht: „In Berlin wird die Nachricht verbreitet, daß ich meinen Aufenthalt in Badenweiler zu politiſchen Beſprechungen benute, die den Beſtand des jetzigen Kabinetts gefährden könnten. Eine geradezu abſurde Idee! Ab- -eſehen davon, daß ich mit dem mir befreun⸗ deten Reichskanzler v. Papen ſachlich und po⸗ litiſch völlig übereinſtimme, habe ich wäh⸗ rend meines Aufenkhaltes in Badenweiler noch keine politiſche Persönlichkeit größeren oder kleineren Formals geſehen oder geſpro⸗ chen und gedenke das auch in Zukunft nicht zu kun.“ a Zuchthausrevolte in Neunork. Mit Tränengas und Maſchinengewehren gegen die Meuterer. Neuyork, 24. Oktober. Im Neuyorker Zuchthaus in Walfare-Js- land kam es zu ſchweren Revolten der Inſaſ⸗ ſen, die mehrere Ausbruchsverſuche unter ⸗ nahmen. Da die Wärter der Rebellion der Gefangenen nicht Herr werden konnken, wur⸗ de ein größeres Polizeiaufgebot mit 50 De- tektiven in das Zuchthaus beordert, um die Aufrührer mik Tränengas zu bekämpfen. Hierbei kam es zu weiteren ſchweren Juſam⸗ menſtößen, ſo daß neue Verſtärkungen ange. fordert werden mußlen. Mit Hilfe von 300 Polizeibeamten gelang es endlich die Re ⸗ volke niederzuſchlagen, wobei zwei Juchthäus⸗ ler getölet und eine größere Anzahl verwun⸗ det wurden. Neue Goldader in Südafrika. Bon deukſchen Geologen enkdeckt. London, 24. Oktober. Dank der Bemühungen eines deukſchen Wiſſenſchaftlers iſt, wie amklich beſtäkigt wird, eine 65 Kilomeker lange goldkragende Verlängerung der berühmten Witwakers⸗ rand-Goldader in Südafrika enkdeckt worden. Ueber die Geſchichte der Entdeckung wird aus Johannisburg berichtet: Der deutſche Wirtſchaftsgeologe Dr. Krahmann nahm auf dem Mulders Trift-Hügel ſein Frühſtück ein. Dabei entdeckte er, daß die Felſen Ei⸗ ſenoxyd enthielten. Dies gab ihm die Mög⸗ lichkeit, mittels des magnetiſchen Feldes Nachforſchungen nach neuen Goldvorkom⸗ men anzuſtellen, die dazu führten, daß das ungeheure Goldvorkommen entdeckt wurde. Kürswechſel in Velgien? Die neue Regierung gebildet.— kein weite⸗ ter Ausbau des Militärbündniſſes mit Frankreich. Brüſſel, 24. Oktober. Die am Mittwoch durch den Rücktritt der bisherigen Regierung ausgelöſte belgiſche Kabinettskriſe iſt nach langwierigen Ver⸗ handlungen durch Vildung eines Ueber⸗ gangskabinetts beendet worden. Das Amt des Miniſterpräſidenten hat hierbei Graf de Broqueville übernommen. Hymans wurde wieder Außenminiſter, während Jasper das Finanzminiſterium übernahm. Das Kabinett ſetzt ſich zuſammen aus drei Katholiken, die auch den Mi⸗ niſterpräſidenten ſtellen, vier Liberalen darunter Hymans, einem chriſtlichen Demofraten und drei Flamen. Bon den Flamen hak ſich der neue Mini- ſter Sap in ſeinen Vorbeſprechungen mit de Broquere gewiſſe Sicherheiten darüber ver ⸗ ſchafft, daß die neue Regierung außenpvoli⸗ liſch keinen weſteren Ausbau des franzöſiſch⸗ belgiſchen Militärnertranes nan und daß 2 5— FFF der Ernennung des künftigen belgiſchen Ge⸗ wit jetzt noch nicht vorgegriffen wird. Die erſte Kabinettsſitzung der Regierung findet am Dienstag ſtatt. In dieſer ſoll der Beſchluß gefaßt werden, die Kammer und den Senat aufzulöſen und für Ende No⸗ vember Neuwahlen auszuſchreiben. Schwarzahrtenverordnung. Segen unbefugten Gebrauch von Kraftfahr⸗ zeugen und Jahrrädern. Berlin, 23. Oktober. Das Reichsgeſetzblatt veröffentlicht eine Berordnung des Reichspräſidenten gegen unbefugten Gebrauch von Kraftfahrzeugen und Fahrrädern vom 20. Oktober 1932. Auf Grund des Artikels 48, Abſatz 2, der Reichs⸗ verfaſſung wird verordnet: „Wer ein Kraftfahrzeug oder ein Fahr⸗ rad gegen den Willen des Berechtigten in Gebrauch nimmt, wird, ſofern die Tat nicht nach anderen Vorſchriften mit ſchwererer Strafe bedroht iſt, mit Gefängnis bis zu drei Jahren beſtraft. Der Verſuch iſt ſtraf⸗ bar. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein. Die Zurücknahme des Antrages iſt zu— läſſig. Wer die Tat gegen ſeinen Ehegatten oder gegen einen Verwandten abſteigender Linie begeht, iſt ſtraffrei. Kraftfahrzeuge im Sinne dieſer Verordnung ſind die Fahrzeuge, die durch Maſchinenkraft bewegt werden, Landkraftfahrzeuge nur ſoweit, als ſie nicht an Vahngleiſe gebunden ſind.“ Dieſe Verordnung tritt am 1. November 1932 in Kraft. Leipziger Arteil dieſe Woche. Kein Aufſchub bis nach der Wahl. Berlin, 23. Oktober. Gegenüber einer Nachricht, der zufolge das Urteil des Staatsgerichtshofes in dem gro— ßen Verfaſſungsſtreit zwiſchen Preußen, Bayern, Baden und dem Reich wahrſchein— lich erſt nach den Reichstagswahlen zu er⸗ warten ſei, hört man aus Kreiſen der Pro⸗ zeßbeteiligten, daß von einer Aufſchiebung der Entſcheidung bis nach den Wahlen keine Rede ſein könne. Ob allerdings die Entſcheidung bereits am nächſten Dienstag verkündet werden kann, wie Reichsgerichtspräſident Bumke andeu⸗ tete, oder erſt an einem der folgenden Tage der nächſten Woche, ſteht noch nicht feſt. Man rechnet nicht damit, daß die Verhandlung noch einmal eröffnet wird. Für die Dentſchnationalen. Ein Aufruf des„Deutſchen Ausſchuſſes“. Berlin, 23. Oktober. Der„Deutſche Ausſchuß“, der ſich als eine „Gemeinſchaft deutſcher Männer und Frauen ohne parteipolitiſche Bindung“ bezeichnet, tritt mit einem Aufruf an die Oeffentlichkeit, in dem es u. a. heißt: „In einer Zeit höchſten Staatsnotſtandes hat Reichspräſident von Hindenburg eine Regierung berufen, um ohne Rückſicht auf Parteiwünſche das zu tun, was zur Rettung des Ganzen notwendig iſt. Auch wer nicht mit jeder Perſönlichkeit und jeder Maßnahme dieſer Regierung übereinſtimmt, muß aner⸗ kennen, daß wir mit der Tatſache einer ver⸗ antwortungsbewußten Regierung auf dem rechten Wege ſind. Wir treten in dieſem Wahlkampf für diejenige Partei ein, welche von den nationalen und nichtſozialiſtiſchen Parteien als einzige noch Bedeutung hat. Wir rufen deshalb— obwohl wir ſelbſt faſt durchweg dieſer Partei nicht angehören— alle vaterländiſchen Kreiſe und beſonders alle enttäuſchten und heimatlos gewordenen Wähler und Nichtwähler auf: Wählt am 6. November deutſchnational! Zu den Unterzeichnern des Aufrufes ge⸗ hören u. a.: Univerſitätsprofeſſor Dr. Hans Lietzmann, Kolonialſtaatsſekretär a. D. von Linde quiſt, Bankdirektor Frei⸗ 1 von Pechmann, Univerſitätsprofeſ⸗ or Spranger, Dr. ing. F. Springo⸗ rum, Dr. Albert Vögler, Univerſi⸗ tätsprofeſſor Dr. Wundt⸗Tübingen. Auslands⸗Rundſchau. Der kritiſche 15. Dezember. Einer Meldung der Exchange⸗Telegraph⸗ Compagny zufolge, ſoll zwiſchen Bizot, dem Kriegsſchuldenſachverſtändigen im franzöſiſchen Finanzminiſterium, und Sir Frederic Leith⸗ Roß in Kürze in London eine Beſprechung über die Frage der Kriegsſchulden und die am 15. Dezember fälligen Zahlungen an Ame⸗ rika ſtattfinnden. Pertinax meldet hierzu, ma habe bisher geglaubt, daß die Frage der fran⸗ zöſiſchen Kriegsſchulden nicht vor dem nächſten Juni zur Sprache kommen werde. Man ſei ſich darüber klar geworden, daß zur Leiſtung von Zahlungen zum 15. Dezember die Zu⸗ ſtimmung des Parlaments notwendig ſei und daß ein großer Teil der Abgeordneten ſich jeder Zahlung widerſetzen werde, wenn nicht gleich⸗ zeitig deutſche Reparationen hereinkämen(7). Deutſche Tagesschau. Politiſche Zwiſchenfälle in Berlin. Angehörige der SPD. überfielen nachts 0 Südoſten Berlins einen Trupp National⸗ 0 ialiſten. Es entwickelte ſich eine Schläge⸗ rei, bei der zwei Nationalſozialiſten durch Meſſerſtiche verletzt wurden. Fünf SPD.⸗ Leute und ſieben Angehörige der NSDAP. wurden zwangsgeſtellt. In Berlin⸗Lichten⸗ berg kam es zwiſchen zwei Klebekolonnen zu einer Schießerei, bei der jedoch niemand ver⸗ letzt wurde. Düſterberg verklagt NSDAP. ⸗Blätter. Die Reichspreſſeſtelle des Stahlhelm teilt mit:„Der 2. Bundesführer des Stahlhelms, Oberſtleutnant Düſterberg, hat ſich entſchloſ⸗ ſen, wegen einiger Artikel in verſchiedenen na⸗ tionalſezialiſtiſchen Blättern, in denen ihm Feigheit und Unehrenhaftigkeit, ein Verhalten, das mit dem Ehrenkodex des deutſchen Offi⸗ ziertorps unvereinbar iſt, vorgeworfen wird, mit Strafverfahren vorzugehen.“ Politiſches Allerlei. Berlin. In einer Unterredung erklärte der franzöſiſche Botſchafter, Francois Poncet, daß er nicht demiſſionieren, ſondern als Botſchafter in Berlin bleiben werde. London. Nach einer Meldung aus San⸗ tiago de Chile, haben England, Deutſchland und die Vereinigten Staaten von Amerika die neue chileniſche Regierung anerkannt. Sk. Louis. In einer Wahlrede trat der re⸗ publikaniſche Präſidentſchaftskandidat Roo⸗ ſevelt für die Abſchaffung der amerikaniſchen Prohibitionsbeſtimmungen ein. Er kritiſierte weiter die Politik der Regierung, ſäumigen und wirtſchaftlich lahmgelegten Nationen Anleihen zu gewähren. Neues aus aller Welt. 100 000 Mark-Los gezogen. In der Samstags⸗Ziehung der Preußiſch⸗Süddeut⸗ ſchen Klaſſenlotterie fiel ein Gewinn von 100 000 Mark auf die Nummer 331 354. Das Los wird in Achtelloſen in Württemberg und in Berlin geſpielt. Tränengasbomben im Theater. Bei der Erſtaufführung der Straußſchen Oper„Sa⸗ lome“ im Elberfelder Haus der Wuppertaler Bühne verübten unbekannte Täter einen Tränengasanſchlag auf das bis zum letzten Platz gefüllte Theater, der das Publikum zu fluchtartigem Verlaſſen zwang. Feuerwehr und Polizei wurden ſofort alarmiert, und es bedurfte angeſtrengter Arbeit, um den Raum von den Gaſen zu befreien. Neugeborenes Kind erwürgt. Nach drei⸗ tägiger Verhandlung verurteilte das Hirſch⸗ berger Schwurgericht den Gewerbeoberleh— rer Lehmann aus Landeshut wegen Tot⸗ ſchlags zu zwei Jahren Gefängnis. Seine mitangeklagte Frau wurde freigeſprochen. Lehmann hatte ſein neugeborenes Kind er⸗ würgt. Er hat die Tat begangen, weil ec in der Geburt des Kindes, die drei Mongte nach der Hochzeit erfolgte, eine Schande für ſich, ſeine Frau und ſeine Angehörigen ſah. NMationalſozialiſtiſcher Flugtag verboten. Der von der NSDAP. in Kaſſel anläß⸗ lich des Gautreffens der nationalſozialiſti⸗ ſchen Kraftfahrerkorps und des nationalſo⸗ zialiſtiſchen Fliegerkorps des Gaues Heſſen⸗ Naſſau⸗Nord auf dem Waldauer Flugplatz vorgeſehene Groß⸗Flugtag, der u. a. Bom⸗ benabwürfe auf einen aufgebauten Stadtteil und Gasſchutzübungen vorſah, iſt verboten worden. Wieder polniſche Anmaßung. Ein polniſches Wachtkommando in Stärke von fünf Mann, mit Karabinern und Sei⸗ tengewehren bewaffnet, iſt von der Weſter⸗ platte aus durch die Stadt Danzig zur pol⸗ niſchen diplomatiſchen Vertretung marſchiert. Nach dem Verlaſſen des polniſchen General⸗ kommiſſariats trugen die polniſchen Solda⸗ ten keine Waffen mehr. Das Vorgehen des polniſchen Wachtkommandos bedeutet einen Bruch der Danzig⸗polniſchen Abmachungen. Die Giftflaſche auf dem Abfallhaufen. In Roth bei Neu⸗Ulm fand das vier Jahre alte Söhnchen eines Landwirts auf dem we⸗ gen ſeiner vielen„intereſſanten Dinge“ als Spielplatz benützten Abfallhaufen eine Fla⸗ ſche, die anſcheinend Limonade enthielt. Das Kind nahm einen kräftigen Schluck. Sofort ſtellten ſich furchtbare Schmerzen ein, da die Flaſche Salzſäure enthalten hatte. Das Kind verſtarb nach wenigen Stunden. Zwei Segelflugzeuge zuſammengeſtoſzen. In Polnicho in Kongreß⸗Polen ſtießen während einer Flugübung zwei Segelflug⸗ zeuge in der Luft zuſammen. Die Flugzeuge ſtürzten zu Boden und wurden vollſtändig ee Die beiden Inſaſſen wurden getötet. Unglück im Steinbruch. Drei Tote. In einem Steinbruch bei der ungariſchen Stadt Gyöngyös wurden vier Arbeiter durch ſich plötzlich löſende Geſteinsmaſſen verſchüttet. Einer von ihnen konnte mit ſchweren Ver⸗ letzungen geborgen werden, doch dürfte er kaum mit dem Leben davonkommen. Die drei anderen liegen noch unter dem Geröll. Die Rettungsarbeiten konnten noch nicht in f Angriff genommen werden, da man weitere Einſtürze befürchtet. f 29 Loopings mit einem Segelflugzeug. In Koktobel in der Krim fand ein allruſſi⸗ ſcher Wettbewerb der Segelflugzeuge ſtatt, bei dem von einigen Fliegern bemerkens⸗ werte Ergebniſſe erzielt wurden. So blieb der Segelflieger Golowin ununterbrochen 14 Stunden und 50 Minuten in der Luft. Dem Flieger Stepantſchenke gelang eine au⸗ ßerordentlich bemerkenswerte Leiſtung. Er führte mit ſeinem Segelflugzeug 29 Loo⸗ pings aus. N „Wertvolle Kirche durch Brandſtiftung zer⸗ ſtört. Die Kirche von Gerena in der ſpani⸗ ſchen Provinz Sevilla iſt infolge Brandſtif⸗ tung faſt völlig niedergebrannt. Unſchätzbare Kunſtwerke ſind zerſtört worden, darunter wertvolle Gemälde. Auch der Glockenturm, eines der ſchönſten Wahrzeichen mauriſcher Kunſt, wurde ein Opfer der Flammen. Schwere Orkanverheerungen in Tunis. Aus Nordafrika laufen Meldungen ein über ſtarke Verwüſtungen, die die jüngſten or⸗ kanartigen Stürme angerichtet haben. Der ſüdliche Teil von Tuneſien wurde außerdem von ſchweren Regengüſſen heimgeſucht, wo⸗ bei Hagelſchlag fruchtbares Ackerland auf meilenweite Entfernungen in eine Schlamm⸗ wüſte verwandelte. Große Landflächen ſte⸗ hen völlig unter Waſſer. Juchthausrevolte in Kanada. Im Zucht⸗ haus von Portsmouth iſt eine Revolte aus⸗ gebrochen. 110 Zuchthäusler überwältigten 40 Aufſeher und befreiten die Inſaſſen zwei⸗ er Zellenreihen des Hauptgebäudes. 150 Mann kanadiſche Artillerie mit Maſchinenge⸗ wehren wurden von Kingſton aus entſandt. Sie halten das Zuchthaus umzingelt. Großfeuer in jſapaniſcher Stadt. In Ko⸗ matſu(Japan) brach ein Großfeuer aus, das über 1000 Häuſer zerſtört hat. Enkdecktes Goldland. In Auſtralien, etwa 640 Kilometer nordweſtlich von Alice Springs, iſt ein Goldvorkommen entdeckt worden. Wie aus Canberra amtlich mitge⸗ teilt wird, iſt die Goldſchürfung eröffnet wor⸗ den. Verſchiedene Gruppen von Goldſuchern ſind nach der Gegend abgegangen. Schreikenstat einer jungen Mutter. Duisburg, 23. Okt. In der Wohnung ei⸗ nes Arztes erſchien ein 22 Jahre altes ſtel⸗ lenloſes Dienſtmädchen mit einem toten Säugling auf dem Arm und bat um Aus⸗ fertigung eines Totenſcheines. Mit dem er⸗ ſten Blick erkannte der Arzt. daß der Tod des Kindes auf unnatürliche Weiſe eingetre⸗ ten ſein mußte. Er verſtändigte unverzüg⸗ lich die Kriminalpolizei, die die junge Mutter feſtnahm. Nach ihren Angaben hat ſie dem Kind, einem 14 Tage alten Knaben, einen Stein auf offener Straße in die Luftröhre gedrückt. Zweifellos iſt das Kind erſt nach qualvollem Kampf in den Armen feiner Mutter geſtorben. Mit der Leiche iſt ſie dann noch ſtundenlang ohne Ziel durch die Straßen gewandert. Fünf Anweſen eingeäſchert. Brandkataſtrophe bei Pforzheim. Pforzheim, 23. Okt. In Birkenfeld bei Pforzheim wurden während eines ſchweren Sturmes fünf Anweſen mit allen Wirk⸗ ſchaftsgebäuden und den Erntevorräten durch Feuer zerſtört. Vier Arbeiterfamilien, dar⸗ unter eine ſolche mit 10 Kindern, verloren ihre Habſeligkeiten. Die Geſchädigten ſind nur keilweiſe verſicherk. i Ein Todesurteil in Koblenz. Die Bluttat im Moſelork Eller. Koblenz, 23. Oktober. Das Schwurgericht verurkeilte den Mehger Biktor Krutzek aus Oberſchleſien wegen Mor⸗ des an ſeiner Brauk Emma Lange in Eller an der Moſel zum Tode. Krutzek hatte am 12. Seplember ds. Js. die Emma Lange aus Verzweiflung über ſeine lange Arbeitsloſig⸗ keit und die Ausſichtsloſigkeit einer Heirat im Flur der Langeſchen Wohnung in Ge⸗ genwark der Mutter ſeiner Braut durch ei⸗ nen Revolverſchuß tödlich verletzt. Krutzek hatte bei der Familie des Ober⸗ müllers Lange Aufnahme gefunden und mit der Tochter des Hauſes ein Verhältnis ange⸗ knüpft. Wie die Verhandlung ergab, hatte ſich Krutzek ſchon länger mit dem Gedanken getragen, ſich und ſeine Braut zu erſchießen, da infolge ſeiner langen Arbeitsloſigkeit kei⸗ ne Ausſicht auf eine Heirat beſtand und die Eltern des Mädchens ſich einer Verbindung widerſetzten. Am Morgen der Tat kam er um 5 Uhr nach Hauſe. Als er nach kurzem Schlaf um 8 Uhr in die Küche trat, benutzte er eine Auseinanderſetzung zur Ausführung ſeines Mordplanes. Er holte aus ſeiner Kammer einen tags zuvor geſtohlenen Re⸗ volver und gab im Flur in Gegenwart der Mutter einen Schuß auf ſeine Braut ab. Das Märchen ſtarb an innerer Verblutung nach zwei Tagen. Das Gericht war der Meinung daß es ſich um einen lange vorberei⸗ teten Plan handele, und kam zu einem Todesurteil. —— in Südeuropa heimiſch it. Aus dem Freiwilligen Atbel Südbraſiſien. i In Eb. bei Baden⸗Baden hatte ſich im Frühjahr 1982 eine Gruppe jun⸗ ger deutſcher Katholiken aus allen Teilen des Reiches zu einem freiwilligen Arbeitsdienst zu⸗ ſammengefunden. Unter Führung von Dr. Koncad Theiß vom Caritasverband wurde dort nützliche Weg⸗ und Aufforſtungsarbeit geleiſtet. Ziel dieſes vierwöchigen Arbeitsdien⸗ ſtes war, ſich gegenſeitig kennenzulernen, un⸗ geeignete Elemente auszuſcheiden und gemein⸗ ſam eine Siedlung in Süd⸗Braſilien zu unter⸗ nehmen. In einer Feierſtunde wurde zum Abſchluß der Eid auf eine ſelbſtgegebene Ver⸗ faſſung abgelegt, die alle Teilnehmer für zwei Jahre unter ſtraffe Disziplin ſtellt. Nachdem die nötigen Mittel in Höhe von 10001500 Mark auf 1 Kopf beſchafft waren, reiſten 17 Mann Ende Juni nach Braſilien aus, wo am Oberlauf des Benedicto Novo am Lima auf gemeinſame Koſten ein größerer Landkom⸗ plex gekauft worden war. In San Franzisko do Sul(Santa Catharina) wurde dieſe erſte Gruppe für die Jugend⸗Gemeinſchaftsſiedlung von Kaplan Johannes Beil, dem Anreger des Gedankens, in Empfang genommen. Dieſer berichtet jetzt über die erſten Erleb⸗ niſſe drüben. Wie ſo häufig, hatte man den jungen Leuten noch kurz vor ihrer Abfahrt und auf dem Dampfer viel Schauergeſchichten vom Urwald und ſeinen Gefahren erzählt. Sie waren deshalb etwas mißtrauiſch bei ihrer Ankunft. Um ſo größer war ihr Erſtaunen, als ſie die ſüdbraſilianiſchen Verhältniſſe in Wirklichkeit ſahen. Sie fuhren an einem Sonn⸗ tag bei herrlichſtem Wetter durch die ganz an den deutſchen Schwarzwald erinnernde Blu⸗ menauer Gegend. Ueberall fröhliche Kirchen⸗ gänger und lachendes Volk. Abends kam man bei Vollmond auf dem vorbereiteten Gelände, zweieinhalb Autoſtunden von Blumenau ent⸗ fert, an, fand ein prächtiges Haus vor, das für 100 Jungen eingerichtet war. Vor dem Haus der Schweineſtall ſchon gut beſetzt. Gleich in den erſten Tagen Schlachtfeſt. Die Jungen ſind ſehr zufrieden; ſo ſchön hätten ſie es ſich längſt nicht vorgeſtellt.„Ich kenne auch an⸗ dere Urwaldſiedlungen“, ſchreibt Kaplan Beil, „aber ich bin überzeugt, ſo iſt noch niemand, der aus Deutſchland in den Urwald kam, von einer Geſellſchaft empfangen worden. Ich konnte leider nur 10 Tage oben bleiben. Aber ich habe das feſte Bewußtſein mitgenommen, dort oben wächſt etwas ganz Großes. Das haben auch die Leute aus Blumenau gemerkt. Wir haben gleich mit unſerm Land eine Weide mitgekauft mit einer Viehherde, ſodaß auch Milch da iſt. Die Jungen haben am zweiten Tage mit der Arbeit begonnen, und man ſieht, daß ſie mit Freude und Intereſſe bei der Sache ſind, weil ſie jetzt ſelbſt ſehen, daß ich nicht mehr verſprochen habe, als ich halten kann. Sie haben alles beſſer vorgefunden und können ſicher ſein, daß ſie nach zwei Jahren jeder eigener Herr im eigenen Heime ſein werden. Wir haben zwei Koloniſten dabei, die die Jungen anlernen. Ich hoffe, daß noch in dieſem Jahre weitere Trupps kommen, damit die Sache weiter ausgebaut werden kann. Wir haben vorerſt 7000 Hektar gekauft.“ Bäume ohne Dlätter. Innerhalb des weiten Bereichs der Pflan⸗ zenwelt gibt es, wie jeder weiß, auch zahl⸗ reiche Gewächſe, die weder Blumen noch Blät⸗ ter hervorbringen. Durchaus ungewöhn ih aer ſind nun die blätterloſen Pflanzen, die im Weſten der Inſel Madagaskar innerhalb ſehr trockener Gebiete die ganze Landſchaft beherr⸗ ſchen. Die Zone dieſer Pflanzen erſtreckt ſich zwar faſt durch die ganze Länge der großen Inſel, die bekanntlich das Deutſche Reich an Flächenausdehnung ganz erheblich übertrifft, iſt aber in ihrem ſüdlichen Teil beſonders aus⸗ geprägt. Die hier wachſenden Bäume bieten in der Tat einen höchſt merkwürdigen Anblick, da ſie aus einem dickbauchigen Stamm und einigen gleichfalls eigentümlich aufgeſchwollenen Zwei⸗ gen beſtehen und jeglichen Laubſchmuckes völ⸗ lig entbehren. An Stelle des Laubſchmucks befinden ſich höchſtens zahlreiche Dornen an den Aeſten. Selbſtverſtändlich ſind es nur die ungewöhnlichen klimatiſchen Verhältniſſe, die zur Entwicklung dieſer einzigartigen Vegeta⸗ tion geführt haben. Wegen der außerordent⸗ lichen Seltenheit des Regens ſind die Pflan⸗ zen darauf angewieſen, die ihnen gelegentlich zukommende Feuchtigkeitsmenge aufzuſpeichern und dann möglichſt lange feſtzuhalten. In⸗ folgedeſſen hat die Natur Stamm und Zweige als regelrechte Waſſerbehälter entwickelt, wäh⸗ rend faſt alle übrigen Organe verkümmert ſind. Die genauere botaniſche Erforſchung der Inſel Pf von etwa 20 bis 30 dieſer merkwürdigen flanzen Kenntnis gegeben. Die Pariſer Aka⸗ demie der Wiſſenſchaften, die viele dieſer Pflanzen von 4 übergeben bekommen hat, unterſcheidet ſechs verſchiedene Gattungen unter dieſen blätterloſen Pflanzen. Sie ge⸗ hören ſämtlich zu der Familie der Aſklepiadeen und innerhalb dieſer wirder zu der Gruppe des Hundswürgers oder Schwalbenwurz, der In Madagaskar ſind dieſe Gewächſe als Schlingpflanzen ent⸗ wickelt, und nur eines von ihnen ildet ſelbſt⸗ ständige kleine Geſträuche. , s, 4. Rußland, Spanien und Schweden wurden die Männer nur bei gleichem Verwandt⸗ ſchaftsgrad bevorzugt; doch war zur An⸗— Unter den acht bis zehn Frauen, die in den letzten Jahr⸗ hunderten in europäiſchen Staaten zur Regierung kamen, gibt es nicht weniger als vier, die von der Geſchichte als groß be⸗ zeichnet werden, und an deren Regierungszeit, die dem ganzen Zeitalter den Namen gegeben hat, die betreffenden Völker ſich gern und mit Stolz erinnern. Es ſind dies Eliſabeth von England, Maria Thereſia von Oeſterreich, Katharina Ill. von Rußland und Victoria von England, vier große Frauen unter zehn. Aber gewiß kommt nicht mehr als ein großer Mann auf fünfzig. Wie ſoll man dieſe merkwürdige Tatſache erklären? Anatole France meint, dieſes Mißverhältnis beweiſe nur die Ueberlegenheit des männlichen Geſchlechts. Denn wenn Männer auf dem Thron ſitzen, ſo ſeien es ihre Frauen oder ihre Geliebten, die in Wahrheit regierten. Wenn aber Frauen die Krone tragen, dann— und nur dann— leiteten wirklich Männer die Regierungsgeſchäfte. Dieſe Erklärung iſt ſehr geiſtreich und witzig, aber ſie geht an der Wahrheit vorbei. Es hat natürlich Fürſten gegeben, die ihren Geliebten einen beherrſchenden Einfluß auf die Staatsgeſchäfte einräumten. Daß Frankreich im Siebenjährigen Kriege auf Seiten Oeſter— reichs ſtand, war das Werk der Frau von Pompadour und nicht Ludwigs, des„Vielgeliebten“. Und die Königinnen-Mütter von Frankreich, wie Maria Medici und Anna von Oeſterreich, die für ihre unmündigen Söhne die Zügel halten ſollten, wekken, wenn ſie einem ſtaatsmänniſch begabten Günſtling, wie Richelieu oder Mazarin, die Macht übergeben hatten, nicht in der Lage, ſie ihm wieder abzunehmen. Auch Maria Stuart war die Liebe wichtiger als die Politik, und ſie hat dafür büßen müſſen. Aber gerade die vier genannten Regentinnen wachten eiferſüchtig über ihre Prärogativen und ließen ſich das Recht der oberſten Entſcheidung von niemand nehmen. Maria Thereſia und Victoria gehören dem Muttertypu Ss an. Tüchtige Haus⸗ und Staatsmütter, hatten ſie Sinn für Ordnung, Pflicht und Recht. Maria Thereſia liebte nur ihren Gatten; aber ſie räumte ihm keine Macht über ſich ein, und ſie ſtellte ihn auf keinen Poſten, dem er nicht gewachſen war. Als ſie ſich überzeugt hatte, daß er nicht das Feldherrngenie war, für das ſie ihn gehalten hatte, vertraute ſie ihm keine Armee mehr an. Andererſeits hielt ſie den Männern, die ſich bei der Führung der Geſchäfte be⸗ währten, wie dem Fürſten Kaunitz, unbedingte Treue. Königin Victoria ſchuf geradezu das Familien⸗ ideal für die Engländer ihrer Zeit. Ihr Verhältnis zu dem Prinzgemahl war vielleicht noch enger als das der Kaiſerin zu ihrem„Franzel“. Sie räumte ihm, da ſie ſeine überlegene Intelligenz erkannte, mit der Zeit den allergrößten politiſchen Einfluß ein und ſuchte ſeine Geſichtspunkte mit Leidenſchaft zur Geltung zu bringen; aber ſie mußte doch immer erſt über⸗ zeugt werden. Nach dem Tode Alberts, im Jahre 1861, lehnte ſie jede Beeinfluſſung ab. Sie war nicht unzugänglich für in⸗ telligente Schmeichelei, und ſie zog deshalb Lord Beaconsfield, der ſie mit ritterlicher Verehrung umgab, allen anderen Premierminiſtern vor; aber ſo ſehr ſie ſeinem Geiſt und ſeinem politiſchen Talent vertraute, ſo kontrollierte ſie ihn doch. 1 Königin Eliſabeth war ein Frauentypus ſeltener Art. Ihre Jungfräulichkeit ſcheint mehr eine Folge ihrer Natur als ihres freien Entſchluſſes geweſen zu ſein. Ihre Günſtlinge (Leiceſter, Hatton, Eſſex) hatten eine bevorzugte Poſition bei Hofe, erhielten unter Umſtänden auch ein militäriſches Kom⸗ mando; aber niemals wurde ihnen eine Macht im Staat ein⸗ geräumt. Ihre Geſchäfte führte Lord Cecil Burleigh. Katharina U. war alles eher als krigid; ſie gab ihren Sinnen alles, was ſie verlangten— aber ſie ließ ihren Ver⸗ ſtand durch die Sinne nicht ſtören. Sie war Realpoli⸗ titerin auch in der Liebe. Sie räumte ihren Orlows und Potemtins auch wichtige Staatsſtellungen ein, zumal ſie Stützen und Hilfen brauchte— hatten doch die Orlows erst den Thron für ſie freigemacht; aber ſie behielt ſtets die Oberhand und die Herrſchaft. Man ſieht alſo, daß dieſe Frauen die Regierung ſelbſt ge⸗ führt haben, ſoweit ein Herrſcher ſelbſt regieren kann— ohne Berater und Helfer kann es keiner. Ihre Erfolge, ihre Größe, ihr Ruhm iſt alſo in erſter Linie ihnen ſelbſt zuzuſchreiben, und nicht irgendwelchen Männern. Auf welche Gründe iſt es alſo zurückzuführen, daß ſie mehr Erfolge und mehr Ruhm ernteten als die meiſten ihrer männlichen Kollegen? Eine der Urſachen mag in den Schwierigkeiten gelegen haben, die der Thronbeſteigung der Frauen in verſchiedenen Ländern dntgegenſtehen und deren Ueberwindung ſchon eine gewiſſe Ausleſe vorausſetzt. In Deutſchland, Oeſterreich und Frank⸗ reich beſtand das„Saliſche Recht“, daß Frauen grund⸗ ſfätzlich von der Erbfolge ausgeſchloſſen waren, und Karl VI. mußte Himmel und Hölle in Bewegung ſetzen, um der Pramatiſchen Sanktion, die Maria Thereſia zum Thron verhalf, Anerkennung zu verſchaffen. Er hätte vielleicht nicht die Kraft dazu gehabt und das erforderliche Entgegenkommen der Fürſten nicht gefunden, wenn er nicht große Hoffnungen auf die Fähigteit ſeiner Tochter geſetzt hätte, In England, erkennung Eliſabeths ein Parlaments⸗ beſchluß notwendig, der gegen viele Anfech⸗ tungen aufrechterhalten werden mußte, da ſie aus der für ungültig erklärten Ehe Heinrichs VIII. mit Anna Boleyn ſtammte. Der Ausnahmecharakter dieſer Maßnahme ſtachelte zu Anſtrengungen an, die die Ausnahme rechtfertigen ſollten. Maria Thereſia wurde ſorgfältiger für ihr künftiges Amt erzogen als je ein männlicher Thronfolger. Schon von ihrem fünfzehnten Jahre an wohnte ſie fämtlichen Beratungen der Miniſter bei. Königin Victoria allerdings wurde von ihrer Mutter gut, aber nicht gerade für die Politik erzogen. Erſt in ihrem zwölften Lebensjahre wurde ihr mitgeteilt, daß ſie ein— mal Königin von England werden würde. Bevor ſie Königin wurde, ſchlief ſie nicht eine Nacht außerhalb des Zimmers ihrer Mutter, und ſie durfte mit keinem erwachſenen Menſchen außer ihrem Onkel Leopold, dem nachmaligen König von Belgien, ſprechen, ohne daß ihre Mutter oder ihre Erzieherin(das koburgiſche Fräulein von Lehzen) dabei waren. Erſt nach ihrer Thronbeſteigung wurde ſie von Lord Melbourne, dem Führer der Whigs, in das engliſche Staatsrecht und die engliſche Regie— rungspraxis eingeführt. Eliſabeth und Katharina mußten überdies ſchon vor ihrem Regierungsantritt ihren Befähigungs— nachweis erbringen; ſie wären nie auf den Thron gekommen, wenn ſie nicht großes diplomatiſches Talent, Geiſtes⸗ gegenwart und Entſchloſſenheit beſeſſen hätten. Eliſabeth hatte einen ſehr ſchweren Stand unter der Herrſchaft ihrer älteren Halbſchweſter, der„blutigen“ Maria, die ſie aus den ver— ſchiedenſten Gründen haßte. Sie mußte zum Katholizismus übertreten, aber proteſtantiſch geſinnt bleiben, um die Gunſt des Volkes und des Parlaments nicht zu verlieren, und ſich dabei ſehr vorſichtig benehmen, um nicht als Spitze der Oppo— ſition gegen Maria zu gelten. Trotzdem wurde ſie für ein halbes Jahr in den Tower geſperrt und lange Zeit unter Be— wachung gehalten; ihr Leben hing des öfteren an einem Faden. Die ruſſiſche Katharina wieder mußte ſich lange Zeit die Gunſt der Kaiſerin Eliſabeth Petrowana erhalten und ſich mit ihrem dummen und brutalen Gatten, ſo gut es ging, vertragen, ehe es ihr gelang, ſich ſeiner zu entledigen und ſich ſelbſt als Kaiſerin ausrufen zu laſſen. N Die Größe dieſer Frauen als Regentinnen liegt darin, daß ſie größeren Wert auf die Volkstümlichkeit legten und dem Zuge einer neuen Zeit bereitwilliger und geſchickter folgten, als es Männer vielleicht getan hätten. Eliſabeths Regierung fiel in eine Zeit, wo das engliſche Volk den Wunſch hatte, ſich von allen ausländiſchen Einflüſſen zu befreien und andererſeits ſeinen Handel und ſeine Macht auf die neuentdeckten überſeeiſchen Gebiete auszudehnen. Da die Spanier und Portugieſen den Handel mit ihren Kolonien teils erſchwerten, teils verboten, verlegte ſich die engliſche Küſtenbevölkerung auf die Seeräuberei. Engliſche Seefahrer (Raleigh und Drake) fuhren durch alle Meere, ſuchten nach neuen Durchfahrten und neuen Ländern, gingen auf die ſpaniſche Flotte los, kaperten Schiffe und plünderten Kolonien Eliſabeth folgte all dieſen Volkswünſchen. Sie betonte ihr rein engliſches Blut— bis zu Heinrichs V. franzöſiſcher Gattin findet ſich kein Ausländer unter ihren Ahnen— ſie wies jeden päpſtlichen und ſpaniſchen Einfluß zurück, obwohl ſie die Unter— ſtützung Spaniens gegen Frankreich lange Zeit brauchte. Und ſie hatte alle ihre diplomatiſche Feinheit vonnöten, um ihre Piraten und die engliſchen Freiwilligen, die auf Seite der auf— ſtändiſchen Niederländer kämpften, gewähren zu laſſen und die Freundſchaft mit Spanien dennoch zu erhalten. Schließlich kam es zum Bruch und zum Kriege. Die„Vernichtung der Armada“, die die Hegemonie Spaniens endgültig brach, wurde mit dem Namen Eliſabeths, obwohl ſie wenig Anteil daran hatte, ver— bunden, und die Glorie dieſes Sieges kam ihr auch in ihren ſpäteren Regierungsjahren zugute, in denen ſie ſehr konſer— vativ wurde, ſich ſehr autokratiſch verhielt und mit dem Par— lament in ſtetem Streit lag, nicht viel anders als die ſpäteren Stuarts. Aber ſie war ſchließlich ziemlich iſoltiert, und bei ihrem Tode war es kein Geringerer als Shakeſpeare, der die Thronbeſteigung Jakobs J. als den Beginn eines neuen und beſſeren Zeitalters begrüßte. Maria Thereſia, im Augenblick ihrer Thronbeſteigung plötz— lich und unvermutet von allen Seiten von Feinden bedroht, bewahrte ſich durch tatkräftigen Mut, Kunſt des Auftretens und Beharrlichkeit Thron und Reich. In dieſen harten Kämpfen übte ſie ſich darin, die Hilfsmittel des Reiches in einem raſchen Tempo zu entwickeln, und ſie lernte, was ihr freilich von Natur nahe lag, den Wert der Volkstümlichkeit zu ſchätzen. Aus dem ſpaniſchen Hof in Wien wurde ein deutſcher Hof, und unter ihrer Herrſchaft entſtand aus dem Gemenge der Erb— länder und der zurückeroberten ungariſchen Gebiete— trotz Aufrechterhaltung aller Zwiſchengrenzen und aller Privilegien — der moderne Begriff„Oeſterreich“, der bis zum Jahre 1848 oder vielleicht ſogar bis zum öſterreichiſch-ungariſchen Aus⸗ gleich von 1867 lebendig blieb, von da an aber bis zum Ende des Weltkrieges nur noch vegetierte. In religiöſer und kultureller Hinſicht war ſie konſervativ, aher ſie konnte ſich dem Zeitgedanken und dem Einfluß ihres großen Gegners nicht entziehen: ſie führte ſchrittweiſe alle * Reformen durch, die ſie für nötig, nützlich und möglich er— achtete. Sie war eine beſſere Realpolitikerin als ihr enthuſia— ſtiſcher Sohn Joſeph, der mit religiöſer Kraft kan die neuen Ideen glaubte, ſeiner Zeit allzu weit voraus lief und daran ſchließlich ſcheiterte. Bei Marig Thereſia kann gar kein Zweifel daran beſtehen, daß ſie an Herrſcherbegabung die meiſten männ- lichen Habsburger weit übertraſ. Katharina II., einmal auf den Thron gelangt, hatte einen leichten Stand. Nicht nur ſinnlich, ſondern auch geiſtig außerordentlich begabt, arbeitete ſie an der Intellektualiſierung und äußeren Ziviliſierung Rußlands. Sie gab ſich den Ideen der Aufklärung mit Leidenſchaft hin, war von Voltaire begeiſtert und ſtand mit den Enzyklopädiſten, denen ſie auch die Beinamen„die Große“ oder„die nordiſche Semiramis“ verdankte, in dauerndem brieflichen und perſön— lichen Verkehr. Nach Ausbruch der franzöſiſchen Revolution wurde ſie ſcharf reaktionär, und es wurden viele Bauern nach Sibirien verſchickt, die keine anderen Rechte verlangt hatten, als ihnen in den„Inſtruktionen“ in Ausſicht geſtellt worden waren. Damals war es für den Beherrſcher Rußlands noch nicht ſo gefährlich, ſich liberal zu gebärden und die erweckten Hoffnungen ſpäter zu enttäuſchen, wie in den Zeiten Alexan— ders J. und Alexanders II. Es gelang Katharina, die Reichs- grenzen nach Weſten und nach Oſten zu erweitern, was damals und noch lange Zeit danach für einen eroberungsſüchtigen Zaren nicht allzu ſchwer war. Den größten Teil ihres Ver— ſtandes und ihrer Energie brauchte ſie dazu, um ihre Lie b— haber nicht übermächtig und Hofintrigen nicht gefährlich werden zu laſſen. Königin Victoria war die erſte konſtitutionelle Herr— ſcherin Englands, nicht wie die verſchiedenen George, die von ihren Miniſtern immer im Zaum gehalten werden mußten und durch ihre privaten Exzeſſe dem Volke Aergernis gaben. Als konſtitutionelle Königin hatte ſie nur einen beſchränkten Ein— fluß auf die Leitung der Geſchäfte, und die politiſchen und wirtſchaftlichen Erfolge Englands im Viktorianiſchen Zeitalter ſind daher zweifellos nicht ausſchließlich ihrer Perſon zu— zuſchreiben. Immerhin hielt ſie mit nie ermüdender Energie an jenen Rechten feſt, die nach der ungeſchriebenen Konſti— tution Englands der Königswelt verblieben waren und die nach der bekannten Abhandlung Bagehots darin beſtehen, daß der König von den Miniſtern in allen Dingen befragt werden muß und ſich billigend oder warnend äußern kann. Lord Pal— merſton mußte zweimal demiſſionieren, weil er die Königin von wichtigen politiſchen Schritten vorher nicht verſtändigt hatte. An Kritik und Warnungen gegenüber ihren Miniſtern ließ ſie es niemals fehlen; ſelbſt Beaconsfield gegenüber, zu deſſen politiſchem Genie und gutem Willen ſie unbedingt Ver— trauen hatte, verhielt ſie ſich prüfend und wachſam. Ihrer perſönlichen Initiative gelang es, im Deutſch-Däniſchen Kriege von 1864 die Einmiſchung Englands und im Deutſch-Fran— zöſiſchen Krieg von 1870 das Bombardement von Paris zu ver— hindern. Auch die Aſſanierung der Elendsviertel in den Städten iſt hauptſächlich ihrem Einfluß zuzuſchreiben. Die erfolgreiche imperialiſtiſche Kolonialpolitik Lord Beaconsfields fand ihre volle Unterſtützung; ſie nahm in vielen Fällen für, die Eingeborenen gegen die engliſche Bürokratie Partei, und die Annahme des Titels„Kaiſerin von Indien“ er⸗ füllte ſie mit hoher Freude, obzwar ſie ſonſt geneigt war, die repräſentativen Funktionen ihrer Stellung gering zu ſchätzen. Ihr Anſehen und ihre Beliebtheit erhöhten ſich mit den Jahren, und insbeſondere ihre vortrefflichen Charaktereigenſchaften be— wirkten es, daß die Engländer in ihr das Ideal eines Herr— ſchers und eine große Regentin erblickten. Wie löſt ſich alſo das Rätſel, das uns die hiſtoriſche Statiſtik aufgibt, nach der die Frauen anſcheinend zur Leitung eines Staates beſſer geeignet ſind als die Männer? Eine gewiſſe Rolle ſpielt, wie geſagt, der Umſtand, daß bei den Frauen, die auf den Thron gelangen, eine gewiſſe Auswahl der Be— gabungen ſtattfand, während bei den Männern die bloße Tat— ſache der Geburt genügt, und daß der Ausnahmecharakter der weiblichen Berufung ein ſtarker Anſporn für den Ehrgeiz iſt. Den Frauen iſt ein angeborenes diplomatiſches Talent abzuſprechen und eine größere Empfänglichkeit für die Anforderungen einer neuen Zeit. Ob Untertanen oder Bürger einer begabten Herrſcherin größere Sympathien ent⸗ gegenbringen, ob Staatsmänner und Politiker lieber und beſſer mit einer klugen Frau zuſammenarbeiten als mit einem Manne: das iſt eine Frage, die wir nicht kurzerhand entſcheiden können. Auf alle Fälle iſt der Schluß geſtattet, daß die Frau ſich auf das Regieren mindeſtens ſo gut. verſteht wie die Männer, und daß die Haus⸗ und Staatsgeſetze, die ſie von der Herrſchaft ausſchließen, nur auf männliche Vorurteile zurückzuführen ſind. Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, daß eine ſehr, kompetente Sachverſtändige, eine große Herrſcherin ſelbſt, am Schluß ihres Lebens der entgegengeſetzten Meinung Ausdruck, gab. Die Kaiſerinwitwe von China, Tzehſi, die mit Hilfe von nicht mehr als drei Staatsſchreibern China mit kurzen Unterbrechungen vom Jahre 1861 bis 1908 regierte und die als eine der bedeutendſten Perſönlichkeiten gilt, die ie auf dem Drachenthron ſaßen, ſagte kurz vor ihrem Tode:„Er⸗ laubtenie wieder einer Frau, die obe Ge⸗ walt im Staate auszuüben!“ Sle fügte unzu: „Es iſt gegen das Geſetz unſeres Hauſes.“ e r .. Die vom Fliederhaus I 13. Fortſetzung. Nachdruck verboten. In einem kleinen Zimmer von Eſchenhöhe ſaß Verene. Niemand kümmerte ſich um ſie. Niemand ſagte ihr, wie es um den Grafen ſtand. Allmählich kam die Erinnerung wieder. Und damit zugleich eine grenzenloſe Furcht vor der entſetzlichen Ge⸗ ſtalt, die ſo plötzlich im hellen Mondlicht aufgetaucht war. So ſchnell, geiſterhaft wie ſie erſchienen, war ſie wieder verſchwunden, und nur der Hall des Schuſſes hatte dafür gezeugt, daß alles doch Wirklichkeit geweſen war. Verene ſtand auf. Der Mann, den ſie liebte, der erſt ſo böſe und dann ſo zärtliche Worte zu ihr geſprochen, war tot! Verene ging taumelnd vorwärts. Mühſam erreichte ſie die runde, ſchwere, geſchnitzte Tür. Sie führte in die weite, ſchöne Jagdhalle. Dann ſchlich Verene über den weichen, moosgrünen Teppich, taſtete ſich zwiſchen den geſchnitzten Stühlen entlang zu irgendeiner Tür. Dieſe Totenſtille hielt ſie nicht mehr aus. Sie öffnete die Tür. Kam in ein gemütliches und vor⸗ nehm eingerichtetes Zimmer. Und hier ſaß die Schloßherrin und las in einem Gebet⸗ buche! Verene blieb ſtehen. Ihre krankhaft großen, traurigen Augen blickten auf die vornehme Dame. „Fräulein Beringer, man hat Sie nicht bei mir an⸗ gemeldet. Darf ich fragen, was Sie von mir wünſchen?“ Verene zuckte zuſammen. Seine Mutter! Dieſe vornehme Frau war ſeine Mutter! „Frau Gräfin, ich möchte nach Hauſe. Nur um eine Barmherzigkeit bitte ich: Wie geht es dem Herrn Grafen?“ „Die Kugel iſt entfernt. Sein Leben hängt an einem Faden, der jede Sekunde zerreißen kann. Darf ich fragen, Fräulein Beringer, was Sie mit meinem Sohne verband? Es iſt doch wohl kaum noch ein Zweifel daran, daß die Mordkugel um Sie abgeſchoſſen wurde. Was hatten Sie, die Braut des Oberförſters Melenthin, in dieſer Nacht im Walde zu ſuchen? Hatten Sie ſich mit meinem Sohn ver— abredet?“ „Nein, Frau Gräfin, wir hatten uns nicht verabredet. Ein Zufall, weiter nichts. Der andere Herr wird es be— ſtätigen müſſen. Was ich im Walde zu tun hatte, war allein meine Angelegenheit. Wäre es doch gelungen, viel— leicht läge dann der Herr Graf nicht ſo da.“ „Sie ſprechen in Rätſeln. Doch eins werden Sie mir klar beantworten: Hatten Sie ein Liebesverhältnis mit meinem Sohn?“ Verene wand ſich unter dieſen Worten wie unter einem Hieb. Ihre Augen waren unnatürlich weit geöffnet. „Ich— habe ihn über alles geliebt!“ Verene meinte, es laut geſchrien zu haben, aber es war doch nur ein Flüſtern geweſen. Die Gräfin-Mutter aber hatte es verſtanden. Sie fragte: „Trotzdem Sie die Braut eines andern Mannes waren?“ „Ich war es ja noch nicht. Ich ſollte es am heutigen Sonntag werden. Weil ich es nicht konnte, wollte ich dieſe Nacht aus dem Leben gehen. Und— da haben mich die Herren gehindert.“ Groß, durchdringend ruhten die Augen der Gräfin Maria auf dem wunderſchönen Mädchengeſicht. Die ganze Tragödie dieſer Nacht ſprach zu ihr aus den goldbraunen Augen. Die kleinen, feinen Hände waren ineinander ge— ſchlungen, und Verene ſetzte flüſternd hinzu: „Ich habe ihn namenlos geliebt! Aber ich habe immer gewußt, daß er eines Tages um ſeines Standes willen wieder aus meinem Leben gehen müſſe. Ich hätte mich auch beherrſcht, hätte ihm meine große, große Liebe nicht mehr gezeigt; nur das andere, das konnte ich nicht. Und weil ſie mich nicht in Ruhe ließen damit, wollte ich ſterben.“ Gräfin Maria ſtand auf. Prüfend, durchdringend ruhte ihr Blick auf dem Mädchen. Wahrheit war jedes Wort. Und Wahrheit leuchtete aus den reinen, leiderſtarrten Zügen. „Wer ſchoß auf meinen Sohn? Haben Sie wirklich nichts geſehen?“ Verene ſah ſich ängſtlich um, dann flüſterte ſie: „Es— war— wie ein Tier! Aber es hatte die Geſtalt eines Menſchen.“ Gräfin Marias Blick wurde eiſig. „Das klingt phantaſtiſch. Klingt faſt, als ob Sie jetzt reuevoll den Mann ſchützen wollten, den Sie nicht heiraten mochten. Es wird Ihnen jedoch kaum etwas nützen. Man hat den Oberförſter Melenthin bereits feſtgenommen. Grund zu der unſeligen Tat iſt Eiferſucht. Sie gaben dem Manne Veranlaſſung dazu.“ Wie kalt und hart die Frauenſtimme klang! Gräfin Maria, die allzeit Gütige, Verſtehende, Ver⸗ zeihende war wie verwandelt. Weil es ſich um den ge⸗ liebten Sohn handelte! Weil ſie das Mädchen für eine Kokette, für eine ſchlau Berechnende hielt. Sie glaubte, daß Verene Beringer nur noch ſchnell umkehren wollte, weil ſie glaubte, den Grafen ganz und gar betören zu können. 0 Wie ſollte nach ſolchen Erwägungen im Herzen der Gräfin Maria noch ein Funken Mitleid ſein? „Der Oberförſter Melenthin?“ fragte Verene ver⸗ ſtändnislos.„Er war es nicht!“ „Das wird ſich ja herausſtellen. Darf ich Sie bitten, das Schloß zu verlaſſen?“ „Ja! Doch— ich— möchte den Grafen noch einmal ſehen.“ Verene hätte ſich keine Rechenſchaft darüber zu geben vermocht, wie es ihr möglich war, dieſer Frau mit dem kalten, ſtreugen Geſicht dieſe Bitte zu unterbreiten. Sie mußte doch wiſſen, daß ſie von ihr nichts zu erwarten hatte. Gräfin Maria richtete ſich hoch auf. b „Nein! Es iſt Unglück genug angerichtet worden durch Ihre Schuld. Ich bitte Sie, das Schloß zu verlaſſen.“ Da ging Verene Beringer ſtill hinaus. Gräfin Maria ſank in ſich zuſammen. 8 „Wenn er ſie wirklich geliebt hätte? Sie iſt ſehr ſchön. Aber nein, nein, ſie war nur ſeine Geliebte! Eine der leichtſinnigen Liaiſons, wie deren ſo viele im Leben Karl⸗ Chriſtians waren. Wie durfte man mit einem ſolchen Ge⸗ ſchöpf auch nur das geringſte Mitgefühl haben? Wenn ſich die Frauen den Männern nicht vor die Füße werfen würden, ſich ihnen preisgeben, dann würden die Männer eben nicht ſo leichtſinnig ſein. Gräfin Maria nahm wieder ihr Gebetbuch in die ſchönen, weißen Hände und betete für das Leben des Sohnes. Verene aber ging draußen über den Schloßhof. Und es war wie ein Spießrutenlaufen! Sie ſahen ſie alle an, als ſei ſie eine Verbrecherin. Verene kümmerte ſich auch darum nicht. Sie blickte nach dem Schloſſe zurück. Dort hinter einem der vielen Fenſter lag der Mann, der ſo liebe Worte für ſie gefunden hatte. Still und hilflos lag er dort, ſonſt hätte er nicht geduldet, daß man ſie davonjagte. Verene blieb ein Weilchen ſtehen. Sie weinte nicht. Alles war in ihr erſtarrt vor Schmerz und Grauen. Langſam ging ſie weiter. Sie wußte nicht, wie ſie daheim angekommen war. Ein unendlicher Weg ſchien es ihr. Sie ſah nicht den goldenen Sonnenſchein, ſie ſah nicht die Blumen. Marie ging ſchnell ins Haus hinein, als ſie ſie kommen ſah. Und auf der Veranda erhob ſich Tante Paſtor mit ſpitzem, gelbem Geſicht. „Ich habe mit dir zu ſprechen, Verene.“ Das Mädchen hörte nur dieſe Stimme, die jetzt ſo gallig klang. Aber es berührte ſie gar nicht. Ruhig ab⸗ wartend blieb ſie ſtehen. „Du haſt dich benommen wie die allergewöhnlichſte Dirne. Zwei Männer ſind durch dich ins Unglück ge⸗ kommen. Du wirſt begreifen, daß jede Verbindung mit uns jetzt ausgeſchloſſen iſt. Man wird dich nur noch ver⸗ achten, wohin du auch kommſt. Es iſt alſo das Beſte, wenn du aus dieſer Gegend gehſt. Wir wollen dir das Haus abkaufen. Onkel iſt nun einmal dein Vormund. Wir müſſen daher noch weiter über dich wachen, ſo leid das uns auch tut. Du wirſt alſo zu meiner Schweſter in die Hauptſtadt gehen, bis du mündig geworden biſt. Dann trägt niemand mehr die Verantwortung für dich, dann kannſt du tun und laſſen, was du willſt.“ Verene blickte mit den ſchönen, goldbraunen Augen auf die Frau, die da zu ihr ſprach. Dann nickte ſie. „Beſtimme! Ich werde mich nicht weigern.“ „Ja, wir werden beſtimmen! Wie du das alles ſpäter einmal vor dem höchſten Richter verantworten willſt, weiß ich nicht. Ich an deiner Stelle ginge in ein Klofter. Vor⸗ läufig mußt du noch hierbleiben, weil man dich noch braucht. Wenigſtens ſagte mir der Kommiſſar das ſo.“ „Ja!“ „Jetzt bleibe aber hier mit Marie! In mein Haus kannſt du nicht kommen. In der Stadt, in der ganzen Um⸗ gegend zeigen ſie mit Fingern auf dich!“ Das Mädchen ſtand ruhig da, ſo, als berührten ſie auch dieſe Worte nicht. Verene dachte: Was ſie denken, iſt falſch. Aber ſie würden mir ja doch nicht glauben— was ſoll ich mich da verteidigen? „Ich gehe jetzt, und ich rate dir dringend, das Flieder⸗ haus mit keinem Schritt zu verlaſſen!“ Und gehorſam nickte Verene.— Wie eine Geächtete, Verfehmte lebte das Mädchen dahin. Die alte Marie ſprach nur das Notwendigſte mit ihr. Mürriſch legte ſie ihr die Zeitung am Abend hin. Immer ſo, daß der Artikel, der täglich über die Affäre Melenthin gebracht wurde, ſo recht ſichtlich oben lag. Verene las. Sie las ihren Namen, und es war ihr doch ſtets, als berichte man ihr von einer Fremden, Fernen. Nachts lief ſie ruhelos durch den Garten. Drüben lag Schloß Eſchenhöhe. Stolz, feindlich ſah es zu ihr herüber. Keinen Anteil, nicht den geringſten, billigte man ihr zu, die um den Mann ihrer Liebe tauſend Qualen litt. Einmal kamen zwei alte Herren zu ihr, verhörten ſie noch einmal. Und Verene erzählte auch ihnen von der Geſtalt, die ſo abſcheulich anzuſehen geweſen war. Der eine der Herren lächelte ein mokantes Lächeln; der andere aber betrachtete ſehr genau, ſehr eingehend Verenes ſchönes, blaſſes Geſicht— und nickte dann mit dem Kopfe. Und der alte Kommiſſar leitete ganz für ſich und nach einer ganz anderen Richtung hin eine Unterſuchung ein. Verene aber lebte ſtill weiter dahin. Nur einmal kam eine Dame zu ihr. Frau Irene Lindemann, der Sommergaſt aus dem Forſthauſe. „Wir kennen uns nicht; doch es zog mich zu Ihnen, weil ich weiß, daß Sie ſo allein ſind— und weil ich weiß, daß Sie um Ihrer Liebe willen leiden.“ i Verene ſtarrte die Frau an, in deren Augen ſo gütiges Verſtehen mit ihrem Leid lag— und plötzlich rannen ihr die Tränen aus den Augen, die erſten Tränen ſeit der furchtbaren Nacht im Walde. f Und dieſe Tränen, aus der tiefſten Tiefe hervorgeweint, ſchwemmten ein unſagbares Leid fort. Und wenn ſie es nicht fortnehmen konnten, dann löſten ſie wenigſtens die furchtbare Spannung, die wie ein eiſerner Druck bisher auf dem Mädchen gelegen hatte. Und dann ſaßen ſie eng beiſammen, die durch vieles Leid gegangene Frau und das Mädchen, das man in letzter Zeit ſo gepeinigt hatte. Die weißen, ſchmalen Hände im Schoß verſchlungen, ſaß Verene da. 5 „Ich konnte es nicht ändern— ich liebe ihn mehr als mein Leben. Ich babe nichts gewollt, nichts erträumt, nichts erzwingen wollen. Ich konnte n großen, großen Liebe im Herzen einem and tan gehören.“ 5 VV„köZ Frau Irene Lindemann lauſchte dieſen ſchlichten Worten nach, und ihre Hände ſtrichen liebkoſend über das goldblonde Haar Verenes. 77 50 a 1 „Kommen Sie doch zu mir, Verene! Helfen Sie mir bei meinen Handarbeiten! Man kann ſich bei beſcheidenen An⸗ ſprüchen ſehr gut ernähren damit, und ich beſitze eine kleine, behagliche Wohnung in Br. Wollen Sie? Oder— wenn Sie ſich von hier nicht trennen wollen, dann würde ich auch zu Ihnen kommen. Nur ſo allein und verlaſſen dürfen Sie nicht ſein.“ Verene legte beide Arme um den Hals der Dame. „Wie gut Sie ſind. Ich würde gern hierbleiben; aber Onkel Paſtor iſt mein Vormund, und Tante hat ſehr böſe Worte zu mir geſprochen. Ob ſie es dulden werden, daß ich hierbleibe? Und— ſie wollen doch auch gern hier das Haus beziehen! Ich ſoll zu einer Schweſter von Tante Paſtor kommen. Noch beſſer fänden ſie es, wenn ich in ein Kloſter ginge. Tante Paſtor ſagte es wenigſtens ſo.“ „Das kann ich mir denken. Unterliegen Sie aber dem Willen fremder Menſchen nicht ganz! Vor allen Dingen nicht ſolchen, die wohl nie im Leben eine große, heilige Liebe kennengelernt haben.“ „Wenn— wir hierbleiben könnten! Es wäre ſehr ſchön!“ ſagte Verene leiſe. Irene Lindemann lächelte. Und jetzt ſah ſie ſo hübſch und jung und mütterlich aus, daß Verene ſie ganz erſtaunt anſah. 1 8 Frau Lindemann ſagte:„ 55 „Und nun will auch ich offen zu Ihnen ſein, denn ſonſt wäre ja meine Freundſchaft für Sie nichts wert. Ich liebe Herrn Melenthin, und ich liebe ſeine Kinder.“ Verene ſprang auf. „Sie— lieben ihn?“ Die andere nickte. 5 „Ich kenne ſeine Schwächen, ſeine Fehler, ſeine Gut mütigkeit und ſeine Tüchtigkeit. Vielleicht iſt meine Liebe himmelweit verſchieden von der Ihrigen; dennoch iſt es eine wahre, große Liebe. Er hat mich aber nie beachtet. Und deswegen werde ich auch immer allein ſein und kann mich Ihnen widmen.“ Verene ſagte nichts. Sie war in dieſen letzten Tagen um Jahre gereift, und nun grübelte ſie dem großen Rätſel nach, das die Menſchen Liebe nannten. Und Irene Lindemann ſtörte dieſes Schweigen nicht. * 1* In den nächſten Tagen hatte ſie eine lange Unterredung mit der Frau Paſtor und deren Gatten. 5 „Ich kann es mir denken, daß Sie hier um der Menſchen willen ſehr ſenſibel denken müſſen. Mein Bruder, Studien⸗ rat Doktor Hellwig, würde ſehr gern die Vormundſchaft übernehmen. Er hat noch mehrere Mündel. Ich würde zu⸗ nächſt auf einige Monate mit Fräulein Beringer verreiſen. Dann löſe ich meinen Haushalt auf, und wir kommen ins Fliederhaus, da Fräulein Beringer das Haus, in dem ſie aufgewachſen iſt, behalten möchte.“ ö Frau Paſtor war ſtarr. Der alte Herr aber atmete ſicht⸗ lich erleichtert auf. f „Ich bin einverſtanden“, ſagte er haſtig.„Ganz und gar einverſtanden.“ Weil er die Zuchtmeiſterin kannte, die ſeine Frau für Verene Beringer beſtimmt hatte, überwand er zum erſten Male in ſeiner langen Ehe die Scheu vor ſeiner Frau und beſtimmte über ihren Kopf hinweg etwas, was ihm in dieſem Falle eben das Beſte dünkte. ö Und Frau Paſtor lenkte mit ſüß⸗ſaurer Miene ein. Allerdings konnte ſie es ſich nicht verkneifen, zu ſagen: „Es wäre aber doch beſtimmt für Verene beſſer, wenn ſie nicht mehr hierher zurückkehrte. Nach all dem Gerede!“ „Oh, liebe, gnädige Frau, die Leute werden ſchon von ſelber ſchweigen. Freilich, wenn ſich niemand findet, der Verene glaubt, dann allerdings, denn ſie iſt unſchuldig und der Achtung genau ſo wert wie jedes andere junge, ehren⸗ werte Mädchen!“ „Sie war die Geliebte des Grafen, und Sie ſagen, das ſei ehrenwert?“ fragte Frau Paſtor ſcharf. Und in ihrer ruhigen, feinen Art erwiderte Frau Linde⸗ mann: „Wer darf das behaupten? Sie liebt den Grafen; aber ſie war nicht ſeine Geliebte. Für mich iſt das ein großer Unterſchied, verehrte, gnädige Frau.“ „Meine Frau iſt verbittert, weil unſer Neffe nun in dieſen furchtbaren Verdacht geraten iſt“, meinte ent⸗ ſchuldigend der alte Herr. Tränen rannen über Irene Lindemanns Wangen. „Er hat es nicht getan! Er ganz beſtimmt nicht!“ ſagte ſie. f i Sie reichte den beiden die Hand zum Abſchied und ging dann ſchnell davon. Frau Paſtor fand ſich nicht mehr zurecht. Sie blickte ihren Gatten hilflos an. „Was ſoll das alles heißen, Friedrich?“ „Das ſoll heißen, daß Gottes Wege und ſein Wille un⸗ erforſchlich ſind; doch er wird es immer gut machen.“ Da ſchwieg Frau Amalie. . 0 1 Da Graf Eſchweiler hinterrücks angeſchoſſen worden war, hatte es keinen Zweck, die Verhandlung gegen Melen⸗ thin aufzuſchieben. Er würde niemanden geſehen haben, und Fräulein Beringers phantaſtiſcher Angabe über die merkwürdige, furchterweckende Geſtalt ſtand man ſkeptiſch gegenüber. Der einzige, der ſchließlich Grund gehabt hatte, den Grafen zu beſeitigen, war der Förſter. Das alles war genügend feſtgeſtellt worden. Mildernde Umſtände ſprachen natürlich mit, denn es mochte einen Menſchen ſchon in Wallung bringen können, wenn er am Abend vor der offi⸗ ziellen Verlobung ſeine Braut in den Armen eines a Mannes ſah. Deſſenungeachtet aber mußte di i werden. i e Warum Obltbaumzählungen? Dieſer Tage iſt die Anordnung einer all⸗ gemeinen Obſtbaumzählung im November 1932 in Heſſen von dem heſſiſchen Finanzminiſter bekannt gegeben worden. In der diesbezüg⸗ lichen Bekanntmachung vom 30. September 1932 werden die Obſtbaumbeſitzer zur Aus⸗ kunftserteilung verpflichtet und aufgefordert, den Zählperſonen die verlangten Angaben auf Anfordern zu machen. Die leßte Obſtbaumzäh⸗ lung in Heſſen fand im Jahre 1913 ſtatt und es liegt auf der Hand, daß ſeitdem ſehr weſentliche Veränderungen in dem Obſtbaum⸗ beſtande des Landes eingetreten ſind. Es ha⸗ ben ſich daher auch ſchon ſeit Jahren die Landwirtſchaftskammer und der Landesobſt⸗ bauverband mit der Frage der Durchführung einer Obſtbaumzählung beſchäftigt und ſie be⸗ grüßen es, daß es nun endlich gelungen iſt, auch die finanziellen Schwierigkeiten zu über⸗ winden. Iſt doch bekannt, daß zwiſchen dem Obſtbaumbeſtand eines Landes und den Ab⸗ ſatzmöglichkeiten für das von dieſen Bäumen anfallende Obſt enge Zuſammenhänge be⸗ ſtehen. Je mehr wir auch in Heſſen den landwirt⸗ 8 ſchaftlichen Obſtbau in einen reinen Erwerbs⸗ obſtbau umſtellen— und erfreuliche Anſätze hierzu ſind allenthalben zu beobachten— um ſo mehr muß dafür Sorge getragen werden, daß man rechtzeitig, d. h. nicht erſt unmittel⸗ bar vor Beginn der Ernte über die Sorten und Mengen des in Frage kommenden Obſtes un⸗ terrichtet iſt. Es iſt unbedingt nötig, laufend über den vorausſichtlichen Anfall von Obſt Beſcheid zu wiſſen und Maßnahmen zu einer gewinnbringenden Verwertung rechtzeitig zu treffen. Die näheren Beſtimmungen zur Durchfüh⸗ rung der Zählung werden wohl in nächſter Zeit zu erwarten ſein. Schon heute aber wird es ſich empfehlen, daß die Obſtzüchter ſich ſoweit erforderlich über ihre Beſtände nach Zahl, Art und Alter genau unterrichten, damit das Ergebnis der Obſtbaumzählung auch wirk⸗ lich einwandfrei und vollſtändig wird. Es braucht ſchließlich nicht beſonders betont zu werden, daß die Zählung nicht zu ſteuerlichen Zweclen ausgenutzt wird. Pf. Juſchüſſe erſt nach Durchſchnittsſteuerſätzen. Das heſſiſche Geſamtminiſterium hat an ſämtliche Bürgermeiſtereien, Kreis- und Pro⸗ vinzialberwaltungen im Auftrag des Reichs⸗ finanzminiſters ein Rundſchreiben gerichtet, daß alle Geſuche von Städten und Landgemeinden im Reichs⸗ und Staatszuſchüſſe zu den Wohl⸗ fahrtslaſten ohne Erfolg bleiben, wenn die kommunalen Sätze der Realſteuern unter dem heſſiſchen Landesdurchſchnittsſatze liegen, der vom heſſiſchen Finanzminiſterium auf 34 Pfen⸗ nig von 100 Mark Steuerwert vom bebauten, 55,5 Pfennig vom land⸗ und fortwirtſchaft⸗ lich benützten Grundbeſitze, 63 Pfennig vom Gewerbekapital und 2,86 Mark vom Gewerbe⸗ ertrag feſtgeſtellt worden iſt. Infolgedeſſen haben viele Landgemeinden, deren Steueraus⸗ ſchläge ſeither unter den Landesdurchſchnitts⸗ ſätzen lagen, ihre Realſteuern auf dieſe Sätze erhöht, ebenſo die Bürgerſteuern für das Jahr 1932 auf die vom heſſiſchen Finanzminiſterium vorgeſchriebene Höhe von 500 Prozent der Richtſätze des Reichsfinanzminiſters. Die Ab⸗ lehnung der Bürgerſteuern in fünffacher Höhe des Reichsrichtſatzes hat zur Folge, daß die betreffende Gemeinde in dem laufenden Steu⸗ erjahr keine Reichszuſchüſſe erhält. 5* Dandesdurchſchnitt der Kreisrealſteuer. Nachdem die Kreiſe die Berechtigung er⸗ halten haben, ihre Realſteuerſätze für das Rechnungsjahr 1932 im Bedarfsfalle bis zum Landesdurchſchnitt der Kreisrealſteuerſätze zu erhöhen wird auf Grund der Realſteuer⸗ ſperrverordnung 1932 in Verbindung mit der Verordnung über die Ausführung der Realſteuerſperrverordnung bekanntgegeben, daß der Landesdurchſchnitt der Kreisreal⸗ ſteuerſätze wie folgt feſtgelegt worden iſt: 5,2 Pfen Gebäude und Bauplätze, 9,1 Pfennig je 100 Mark Steuerwert des land⸗ und forſtwirt⸗ cſchaftlich genutzten Grundbeſitzes, 11,8 Pfen⸗ nig je 100 Mark Gewerbekapital und 41 ü Pfennig je 100 Mark Gewerbeertrag. Aus geſſen und Naſſau. Der Beſuch politischer Veranſtaltungen für 00 Mark Steuerwert der Beamte in Dienſtkleidung verboten. „Das heſſiſche Geſamtminiſterium hat in einem Rundſchreiben an ſämtliche ihm unter⸗ tftellten Behörden den Staatsbeamten verboten, außerhalb der Ausübung ihres Dienſtes in Dienſtkleidung an politiſchen Veranſtaltungen jeder Art teilzunehmen. Falls Zweifel dar⸗ über beſtehen, ob eine Veranſtaltung politiſch iſt, ſo iſt eine Entſcheidung der vorgeſetzten Dienſtſtelle aalen 5 Worms, 23. Okt.(Der Zucker rüben⸗ breisfür die 1932er Ernte.) In einer Verſammlung der Zuckerrübenpflanzer wurde r Preis für den Zentner Rüben im Einver⸗ nehmen mit dem Südbeutſchen Zuckerkontor m Worms auf 1,30 Nm. feſtgeſetzt. Das Geld wird in drei Raten ausbezahlt und zwar 1,15 Rm. 14 Tage nach Lieferung, eine zweite Rate im Januar und die dritte Rate im Juni 1930. * Sport vom Sonntag. Verbandsſpiele in Süddeutſchland. Gruppe Rhein: 0 Ludwigshafen— SpVgg Sandhofen 1908 Mannheim— Spᷓgg Mundenheim 21:5 Vfe Neckarau— Amicitia Viernheim 0:1 VfR Mannheim— Germania Friedrichs— feld 2:0 VfR Kaiſerslautern— SV Waldhof 218 Gruppe Baden: FV Raſtatt— SC Freiburg 311 FC Freiburg— Phönix Karlsruhe 1:2 Frankonia Karlsruhe— VfB Karlsruhe 113 FC Mühlburg— Karlsruhe FV 113 FV Offenburg— SpggSchramberg 371 Gruppe Saar: Boruſſia Neunkirchen— FV Saarbrücken 413 FK Pirmaſens— 1. FC Idar 5:0 Sfr Saarbrücken— Saar Saarbrücken 2:0 Gru, e Main: 699 199 Frankfurt— Rot-weiß Frankfurt VfL Neu⸗Yſenburg— FSW Frankfurt 0.1 VfB Friedberg— Kickers Offenbach 0:5 Germania Bieber— Sfr Frankfurt 2:0 FC Hanau 93— Union Niederrad 1:0 Gruppe Heſſenn: VfR Bürſtadt— Alemannia Worms 0.4 Wormatia Worms— Olympia Lorſch 313 1 F Langen— Viktoria Urberach 3:0 SW Wiesbaden— TVgg Kaſtel 2:0 FSW 05 Mainz— JVgg Mombach 610 Gruppe Nordbayern: 10 Nürnberg— FV Würzburg 014 SpVgg Fürth— 1. FC Bayreuth 811 FC Schweinfurt 05— 1. FC Nürnberg 011 Würzburger Kickers— ASV Nürnberg 011 Spogg Erlangen— ASW Nürnberg verlegt Gruppe Südbayern: DSV München— Wacker München 011 1860 München— SpVgg Landshut 911 Jahn Regensburg— Teutonia München 111 FV Ulm 94— Bayern München 313 Schwaben Augsburg— SSW Ulm 111 * fe Neckarau— Amicitia Biernheim 0:1(0:0) Viernheim gewann das Spiel nach in⸗ tereſſantem Kampf infolge größerer Schnel— ligkeit. Das entſcheidende Tor fiel 10 Minu⸗ ten vor Schluß durch den Rechtsaußen Kiß 3, der eine Vorlage von der Mitte unhaltbar einſchoß. Der Spielverlauf zeigte in der er⸗ ſten Hälfte eine Ueberlegenheit von Neckarau In der zweiten Halbzeit drehte ſich das Blatt, Neckarau fiel immer mehr ab, wäh⸗ rend Viernheim den Kampf diktierte. Das Neckarauer Tor wurde ſehr oft bedroht, aber der Torwächter wehrte oft in letzter Minute erfolgreich ab. Zehn Minuten vor Schluß fiel der Siegestreffer. Oos Mannheim— 155 Mundenheim 2:5 In flottem ſpannendem Spiel konnte Mundenheim ſchon in der vierten Minute in Führung gehen, bis in der 22. Minute ein Strafſtoß den Mannheimern den Ausgleich brachte. Vor beiden Toren gab es dann recht brenzliche Situationen, in deren Verlauf Mundenheim noch drei Tore, Mannheim aber nur eines erzielen konnte. Schon in der drit⸗ ten Minute nach dem Wechſel ſtellte Mun⸗ denheim das Endergebnis her. Als dann 08 noch einen Elfmeter verfehlte, wurde das Spiel ſehr hart, wobei ein Spieler von bei— den Vereinen des Platzes verwieſen werden mußte. Bei dem Stande 2:0 blieb es dann bis zum Schluß. Phönix Ludwigshafen— Spugg Sandhofen 2:0(0:0). Infolge techniſcher Ueberlegenheit errang Phönix zwei wertvolle Punkte. Sandhofen ſpielte jedoch beſſer, als es das Ergebnis aus⸗ drückte und war beſonders in der erſten Halbzeit gefährlich. Erſt gegen Ende der er⸗ ſten Halbzeit kam Phönix auf, was ſich in ſechs Ecken ausdrückte. Nach der Pauſe fiel die Entſcheidung zu Gunſten der Ludwigsha⸗ fener. Schon in der vierten Minute fiel das erſte Tor und in der zehnten Minute der zweite Treffer. VfR Mannheim— Germania Friedrichsfeld 2:0(1:0). Das Spiel der Gäſte war zu primitiv, um die routinierte Elf der Raſenſpieler ſchlagen 1 können. Schon in der 22. Minute kamen ieſe zu ihrem erſten Tor. Friedrichsfeld hatte faſt nichts zu beſtellen und mußte in der ſechſten Minute der zweiten Halbzeit auch den zweiten Treffer hinnehmen, als im Strafraum ein Raſenſpieler unfär gelegt wurde. Der gegebene Elfmeter wurde in der Wiederholung verwandelt. Bei mäßigen Leiſtungen blieb es dann bei dieſem Ergeb⸗ nis bis zum Schluß. BfR Kaiſerslautern— SB Waldhof 2:8(2:5) Ueber 2000 Zuſchauer ſahen auf dem VfR⸗ Platz ein faires Spiel. Schon in der zweiten Minute konnten die Einheimiſchen über⸗ raſchend den Führungstreffer für ſich verbu⸗ chen. Waldhof blieb die Antwort nicht ſchul⸗ dig und konnte kurz darauf bereits den Aus⸗ gleich erzielen. Die Gäſte gahen auch weiter den Ton an und erhöhten in wenigen wel⸗ nuten ſogar auf 3:1. Die Hintermannſchaft des VfR wurde dadurch etwas nervös, ſo daß ſogar ein weiteres Tor eingeſchoſſen werden konnte. Erſt ein überraſchender Vor⸗ schl der Platzherren, der mit einem Tor ab⸗ chloß, ſtellte die Situation einigermaßen wieder her. Dann aber kam Waldhof wieder auf und erhöhte auf 2:5. Nach der Pauſe blieb der Rheinmeiſter auch weiter tonange⸗ bend, ſo daß in raſcher Reihenfolge das ſechſte und ſiebente Tor folgte, während das 1 kurz vor Schluß hergeſtellt wur⸗ 65 J Raſtatt— SC Freiburg 3:1(1:0). Raſtatt war faſt während der ganzen Spieldauer tonangebend und konnte auch ziemlich bald zum Führungstor einſchießen, das trotz einiger Chancen der Freiburger der einzige Treffer der erſten Halbzeit blieb. Nach dem Wechſel erhöhte dann Raſtatt auf 2:0 und knapp eine Minute ſpäter auf 3:0. Nach vergeblichem Anrennen der Freibur— ger kommen dieſe dann in der 27. Minute zum Ehrentor durch Foul-Elfmeter. Trotz harten Spiels auf beiden Seiten fielen bis zum Schluß keine Treffer mehr. Lokales Gedenktage. 24. Oktober. 1648 Weſtfäliſcher Friede zu Münſter und Osnabrück: Ende des Dreißigjährigen Krieges.. 1796 Der Dichter Auguſt Graf v. Platen⸗ Hallermund in Ansbach geboren. 5 1845 Der Geologe Melchior Neumayr in München geboren. 35 Sonnenaufg. 6.39 Sonnenunterg. 16.49 Mondunterg. 14.55 Mondaufg.— Prot.: Salome. Kath.: Raphael. Herbſtlicher Gottesatler. Es brauchen jetzt nur graue, trikbe Tage zu kommen, Tage mit wallendem Nebel und ſchwer verhängtem Himmel, Tage, an denen der Herbſtſturm die welken Blätter jagt und peitſcht, dann merken wir, wie armſelig und dürftig, wie bedrückend und zermürbend die ganze Naturſtimmung wird. 5 Todesahnen geht durch das Land. And die Zeit des Welkens und Hinſterbens im Schau⸗ dild der Natur findet nur allzu leicht einen Widerhall in der menſchlichen Seele. Ernſt wird unſer Gemüt und nachdenklich, Beſinnlich⸗ keit und Beſchaulichkeit ſenken ſich ins Herz. Wir empfinden den Gleichklang zwiſchen dem Werden und Vergehen in der Natur und dem Schickſal des Menſchen. Wie auf den Lenz der Herbſt, auf das Blühen das Verblühen folgt, ſo iſt auch das Leben des Menſchen eng be— grenzt. Ueber kurz oder lang kommt auch für ihn das Ende. Leiſe Verzagtheit möchte uns beſchleichen, wenn wir an die Vergänglich⸗ keit alles Irdiſchen denken. Und doch können wir mutig ſein und voll frohen Glaubens. Denn in dieſen Tagen des Endes liegt gleich⸗ zeitig die ſtrahlende Gewißheit eines neuen Anfanges. Aber Troſt und Zuverſicht ſchöpft nur der aus dem Ernſt und der Stille dieſer Tage, der innerlich feſt, deſſen Seele abgeklärt und vorbereitet iſt. * * Die Neugeſtaltung der Preußiſch⸗Süd⸗ deutſchen Klaſſenlotterie. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, wird die Ver⸗ waltung der Preußiſch⸗Süddeutſchen Klaſſen⸗ lotterie' die vor kurzem beſchloſſene Herab⸗ ſetzung der Loſezahl nicht mit einem Male in vollem Umfang, ſondern ſchrittweiſe voll⸗ ziehen. Die Durchführung geſchieht in der Weiſe, daß zur 41. im Frühjahr 1933 be⸗ ginnenden Lotterieziehung nur 200 000 Loſe dadurch vom Verkauf ausgeſchloſſen werden, daß von jeder Losnummer nur die erſten ſechs Achteln zum Verkauf gelangen. * Peränderte Gültigkeitsdauer der DI.; Ausweiſe. Zufolge eines Beſchluſſes des Reichsherbergstages 1932 haben die Deut⸗ ſchen Jugend-Herbergs-Ausweiſe 1932 Gül⸗ tigkeit bis zum 15. 1. 1933; und die DJH. Ausweiſe 1933 bereits vom 16. 12. 1932 an. Bei der Vorbereitung von Winterfahrten ſollten dieſe neuen Beſtimmungen beachtet werden. 4 5 e Beleuchtet die Stiegenhäuſer! Der täg⸗ lich frühere Einbruch der Dunkelheit gibt Ver⸗ anlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß die Beſtim⸗ mungen des bürgerlichen Geſetzbuches und die laufenden Entſcheidungen der Rechtſprechung jeden Hauseigentümer verpflichten, Hausflur und Treppenaufgänge während der Dunkelheit ſolange zu beleuchten, als ein regelmäßiger Verkehr ſtattfindet. Im Falle der Anterlaſ⸗ ſung einer genügenden Beleuchtung iſt der Hausbeſitzer für den allenfalls entſtehenden Schaden haftbar. ze Ueber eine halbe Million wandern auf der Landſtraße. Der Deutſche Herbergsverband hat feſtgeſtellt, daß in Deutſchland jährlich etwa 500 000 Männer und 12 000 Frauen aus allen Berufen, Ständen und Schichten wandern. Für dieſe Wanderer ſtehen etwa 2000 Betten in 34 Herbergen zur Heimat zut Verfügung. Im Jahre 1931 wurden dieſe benußt von zuſammen 283 039 Gäſten in 464215 Schlafnächten. Unter dieſen Gä⸗ ſten waren 209 Jugendliche unter 16 Jahren und 6700 Jugendliche von 16 bis 18 Jahren. die Hygiene des Taſchentuthes. Das Taſchentuch, ſeit etwa 500 Jahren be⸗ kannt, iſt uns heute ein ſo alltäglicher und gewohnter Gegenſtand geworden, daß wir uns kaum bewußt ſind, daß es in nicht gar ſo ſeltenen Fällen zu einem höchſt gefährlichen Krankheitsüberträger werden kann. Wir be⸗ herbergen nämlich auch in geſunden Tagen alle möglichen Krankheitskeime auf den Schleim⸗ häuten unſeres Rachens und unſerer Naſe, die uns ſelbſt zwar nichts anhaben, die aber leicht auf Andere übertragen und ſchwere Krankheiten auslöſen tönnen. Beſonders ge⸗ fährlich werden ſolche Keime, wenn ſie durch einen Schnupfen aufgerüttelt werden. Es ſind das nicht nur die Erreger harmloſer Krank⸗ heiten, es können auch gefährliche Feinde un⸗ ſerer Geſundheit darunter ſein, wie z. B. die Erreger der Tuberkuloſe, der Lungenentzün⸗ dung, der Grippe, der Hirnentzündung uſw. In dem dunklen und warmen Grunde un⸗ ſerer Taſchen können dieſe Keime lange le⸗ bensfähig bleiben, beſonders da das Taſchen⸗ tuch ihnen auch meiſt den nötigen Feuchtig— keitsgehalt bietet. Für den denkenden Menſchen iſt damit ſchon genug geſagt, um ihn auf die richtige Handhabung des Taſchentuches hin— zuweiſen. Auf die gröbſten Mißbräuche ſoll aber beſonders eingegangen werden. Nach dem Gebrauch ſoll das Taſchentuch mit einiger Ueberlegung zuſammengefaltet wer⸗ den, ſodaß die Feuchtigkeit möglichſt im Innern geborgen bleibt und ſich nicht auf das Taſchen⸗ futter übertragen kann. Ebenſo ſoll man beim Herausziehen aus der Taſche darauf bedacht ſein, daß das Tuch nicht in aller Oeffentlich— keit weit entfaltet und ausgeſchüttelt wird, ſondern man muß durch geſchickte Handhabung dafür ſorgen, daß von dem Inhalt nichts verſchleudert oder verſpritzt wird. Desglei⸗ chen ſoll man das Ausſpeien in das Taſchen⸗ tuch vermeiden. Ganz ſchlimm iſt es, wenn ein Taſchentuch von mehreren Perſonen be— nutzt wird. Beſonders finden wir ſolche Gü— tergemeinſchaft zwiſchen Mutter und Kind und gerade kleine Kinder ſind gegen jederlei Anſtek⸗ kung beſonders empfindlich. Es iſt eines der ſtrengſten Gebote der Geſundheitslehre, daß die Mutter oder Pflegerin ihr eigenes Taſchen— tuch nicht verwenden darf, um dem Kind Mund und Naſe zu reinigen. Zu anderen Zwecken darf das Taſchentuch überhaupt nicht verwendet werden, weder zum Abſtauben der Schuhe, noch zum Abſtauben der Bank, auf die man ſich ſetzen will, auch nicht zum Abtrocknen der Hände nach dem Waſchen. Der Name„Taſchentuch“ iſt eigent⸗ lich nicht richtig. Es ſollte die ältere und beſ⸗ ſere Bezeichnung„Schnupftuch“ verwendet wer— den und nur im Sinne dieſes Namens auch von ihm Gebrauch gemacht werden. Die badiſchen Wünſche in Berlin. Karlsruhe, 23. Okt. Im Verlaufe einer im Finanzminiſterium abgehaltenen Preſſekon⸗ ferenz äußerte ſich Finanzminiſter Dr. Mat⸗ tes über ſeine in den letzten Tagen bei einem perſönlichen Beſuch in Berlin unternommenen Vorſtellungen bei verſchiedenen Reichsbehörden über einige aktuelle badiſche Wünſche. Was die Aufhebung von Finanzämtern in Baden anbelange, ſo habe man ihm im Reichsfinanzminiſterium erneut zugeſagt, bevor endgültige Beſchlüſſe in dieſer Frage gefaßt würden, dürfe der Badiſche Finanzminiſter auf weitere Verhandlungen mit der Reichsbehörde rechnen. Finanzminiſter Dr. Mattes ſprach die Hoffnung aus, daß die Aufhebung des Finanzamts Durlach vermieden werden könne. Zu der Beſetzung leitender Poſten im Lan⸗ desfinanzamt erklärte Dr. Mattes, nach⸗ dem die Ernennung des Präſidenten des Lan⸗ desfinanzamts, der Wiesbadener iſt, zur Tat⸗ ſache geworden ſei, habe er erneut Vorſtel⸗ lungen in der Richtung erhoben, daß die nun zu beſetzende Stelle eines Abteilungsdirek⸗ tors einem geborenen Badener zufalle. Zu den Gerüchten über die Abſicht der Aufhebung der Oberpoſtdirektion Konſtanz wurde dem badiſchen Finanzmi⸗ niſter in Berlin erklärt, ein endgültiger Ent⸗ ſcheid in dieſer Frage ſei noch nicht gefallen. Dieſe Frage würde nur im Rahmen eines größeren Programms entſchieden und die badi⸗ ſche Regierung vorher nochmals zu ihrer Stel— lungnahme aufgefordert werden. Die Ausſichten für den Rheinbrücken⸗ bau bei Maxau und Speyer ſind nach den Mitteilungen von Dr. Mattes wenig gün⸗ ſtig. Es hänge von der Zuſage Bayerns ab, wann mit dem Maxauer Rheinbrückenbau be⸗ gonnen werden kann. Aus dieſen Mitteilun⸗ gen geht hervor, daß die Maxauer Brücken⸗ frage immer noch auf dem alten toten Punkt ſteht und auch die kürzlich von dem badiſchen Finanzminiſter mit einem Vertreter Bayerns in Lindau gehabte Unterredung keinen Fort⸗ ſchritt in der Brückenbaufrage gebracht hat. Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 486 Stück Verkauft: 374 Stück Milchſchweine das Stück 5—9 Mk. Läufer das Stück von 13—27 Mk. Marktverlauf gut.