Die Hilfswerksküche. Im Rahmen des Hilfswerks der freien Wohlfahrtspflege iſt auch bereits an die Er⸗ richtung der ſogen. Hilfswerksküche gedacht, um, wie in allen Städten und Gemeinden, der Be⸗ völkerung warmes Eſſen verabreichen zu können. Man ſoll und darf daher von Beginn an dieſe Tätigkeit nicht in einem ungünſtigen Sinne be⸗ urteilen, ſondern wan muß den Endzweck voran ſtellen: die Hilfe dort, wo zu helfen iſt! Man legt vor allen Dingen Gewicht darauf, ein ſchmackhaftes und ausreichendes Eſſen zu verab⸗ abreichen, an eine Maſſenſpeiſung iſt keinesfalls gedacht, ſolche iſt auch aus pädagogiſchen Grün⸗ den nicht erwünſcht. Es iſt geplant, die Küche am 1. Dezbr. ds. Is. zu eröffnen. Die Durchführung hat in liebenswürdiger Weiſe das Kath. Krankenhaus übernommen. Das Eſſen wird dort verabreicht gegen eine Gebühr von 10 Pfg. pro Perſon. Dabei wird es wohl Eintopfgerichte geben, aber auch vollſtändige Eſſen mit Suppe, Kartoffeln, Gemüſe und Fleiſch. Das Eſſen ſoll nach Hauſe in die Familie geholt werden, damit man ge⸗ meinſam jeweils ſeine Mahlzeiten einnehmen kann. Die Anmeldung zur Hilfs werksküche kann gleichfalls jetzt bei Stellung der Anträge ab Mittwoch Mittag auf dem Rathauſe erfol- gen. Die Abholung der Eſſenkarten wird noch beſonders bekannt gemacht werden. » Reichstagsabg. Mierendorff in Viernheim. Der bekannte ſozialdemokr. Reichstagsabgeordnete Dr. Mierendorff, Darm- ſtadt, ſpricht morgen Mittwoch abend in einer Wahlkundgebung der S. P. D. im„Karpfen“ Saal. Mierendorff, der als Nachfolger ſür den Staatspräſidenten a. D. Ullrich in den Reichs- tag eingezogen iſt, iſt innerhalb der ſozialdemo⸗ kratiſchen Reichstagsfraktion der rührigſte Kämp⸗ fer gegen den Faſchismus. Die neuen Kampf methoden der Partei ſind wohl ausſchließlich ſein Werk. Bei der geſpannten politiſchen Lage dürften ſeine Ausführungen für jeden politiſch mündigen Menſchen von größtem Intereſſe ſein. (Unkoſtenbeitrag 10 Pfg.) * Steine am Lebensweg nennt ſich das einzigartige Stück, das die Mar. Jünglings⸗ ſodalität am kommenden Sonntag auf die Bühne bringt. Jeder, der dieſes anerkannte Spiel ſehen wird, wird mit großer Befriedigung nach Hauſe gehen und wünſchen, daß alle ſeine Bekannten es einmal ſähen. Der Eintrittspreis iſt der Zeit entſprechend niedrig gehalten. Kommet des⸗ halb alle, die Ihr Mitglieder der Jünglings⸗ ſodalität ſeid oder waret, kommt alle die Ihr Euere Söhne zu Mitgliederu der Sodalität zählt oder einmal zählen wollt, Freunde und Gönner. Karten ſind zum Preiſe von 40 Pf. zu haben bei den Spielern, bei Franz Hofmann (Drehſcheibe) und Johann Schweikert, Buchhand⸗ lung, Rathausſtraße. Vorverkauf. Für die am Sonntag im„Kaiſerhof“ ſtattfindende Theateraufführung „Der Herr der Berge“ zu Gunſten der Winter⸗ hilfe beginnt heute der Vorverkauf, und zwar bei: Friſeur Hans Froſchauer, Bismarckſtraße; Friſeur Georg Lang, Filiale; im Kaiſerhof; ſo⸗ wie bei den Mitgliedern. Helft mit zur Winter beihilfe! * Kirchweih⸗Dienstag 3 Blatz⸗ heim⸗Schlager. Am Kirchweih⸗Dienstag ver⸗ anſtaltet der„Volkschor“ ſeinen ſchon lang be⸗ ſchloſſenen„Bunten Abend“ und bringt bei die⸗ ſer Gelegenheit die drei beſten Sachen des be⸗ liebten Situationskomikers Blatzheim zur Auf⸗ führung. und auf vielſeitigen Wunſch„Prinz Guttalin“ mit Georg Pfennig als Prinz Guttalin werden über die Bretter gehen. Das geſamte altbe⸗ währte Spielerenſemble des Vereins wird wieder mitwirken, ſodaß beſtimmt die Gewähr für einen genußreichen Abend gegeben iſt. Außerdem wird der Frauenchor mit eigenen Sachen aufwarten. Die Preiſe werden niedrigſt gehalten ſein, damit jedermann der„Kerwe⸗Ausklang“ im„Karpfen“ möglich gemacht wird. v Eingeſandt (Ohne Verantwortung der Redaktion.) In geſtriger Nummer dieſer Zeitung iſt mit Ueberſchrift„Für Mittelſtand und Kleinge⸗ werbe“ angedeutet, daß laut Wirtſchaftsplan des Reiches auch der kleine Geſchäftsmann u. Hand- werker die Steuergutſcheine haben kann, um ſich dadurch ſeine Exiſtenz zu verbeſſern. Beding⸗ ung iſt jedoch, daß auch der kleine nachweiſen muß, neue Arbeitskräfte eingeſtellt zu haben. Wenn ich jedoch die Polizeiberichte Viern⸗ heims betrachte, ſo ſind wiederholt Anzeigen erſtattet, wegen der ſchweren Verbrechen, daß Bäcker vor 5 Uhr zu arbeiten anfangen. Es wird dadurch den Bäckern jede Möglichkeit genommen erſtens einen guten einwandfreien Weck zu backen, und zweitens jede Möglichkeit die Ware nach 7 Uhr zu verkaufen. Das Endreſultat wird ſein, daß Produktion der Brötchen immer mehr zurück geht, und daß die paar Geſellen welche in Viernheim noch beſchäftigt werden, eben— falls in das Arbeitsloſenheer einziehen müſſen. Dann iſt der angekurbelten Wirtſchaft wieder ein neuer Dienſt geleiſtet zum Schaden von Staat, Gemeinde und kleinem Geſchäftsmann. Viele Bäcker werden dann anſtatt Steuergutſcheine, Schuldſcheine bekommen, welche leider nicht mehr bezahlt werden können. Jak. Weidner 9. Rathausſtraße 3 „Walzerträume“,„Der liebe Onkel“ »Die Viernheimer zogen Gotlesdlenſ. Hip ug der katholiſchen Gemeinde Viernheim Mittwoch: 5 Uhr Schluß des Großen Gebetes. Betſtunde für den 3. Orden; geſt. hl. Meſſe für Nik. Weidner 1., f Krieger Jakob Kühl⸗ wein und Ff Brüder Friedrich Joſef und Wilhelm Rückert. N Freitag: ¼8 Uhr beſt. Amt für Gg. Hofmann, Ehefrau Franziska geb. Köhler, Tochter A. M., Peter Friedel, Ehefrau A. M. geb. Englert, deren Tochter Apollonia Lammer geb. Friedel, beiderſeitige Eltern und Angeh. Sport und Spiel. Die Grünen ſind wieder im Kommen! Der Pfr. Neckaran 1:0 geſchlagen! Ganz Süddeutſchland horcht auf, die Viern⸗ heimer Amieiten ſind wieder in Fahrt! Endlich einmal wurden die trotz allem, mitfahrenden Schlachtenbummler gut belohnt. Sie ſahen be⸗ ſonders in der zweiten Halbzeit ein ganz großes Spiel, von dem die Grünen mehr hatten wie der weißblaue Vfs! Da half kein Toben der Neckarauer, gegen das Viernheimer Bollwerk war in Neckarau kein Kraut gewachſen. Allerdings war den Grünen auch die Göttin Fortuna in erwünſchtem Maße hold. Sofort nach Beginn hätten die Grünen die Führung holen können, wenn der rechte Flügel ſchneller bei der Hand geweſen wäre. Der VfL. nützt den Platzvorteil aus drückt ſchwer auf Tempo. Reſultat: Nichts!. Ein aufmerkſames Decken der Läufer, wuchtiges Dazwiſchenfahren der Baks, ſichers Torwartſpiel und eine Portion Glück ſorgten dafür. Neckarau gings aber manchmal auch nicht beſſer. Nach der Pauſe haben die Grünen den Wind im Rücken und ſetzen den VfL. ſchwer zu, der aber auch den Laden rein hält. Endlich kurz vor Schluß kommt die Entſcheidung. Broſe, der rechte Standardverteidiger vom VfL. ſpaziert im Viernheimer Gelände herum. Er, derjenige der in Viernheim von den Flügelſtürmer um viele Meter verſetzt wurde, baute auf ſein rieſiges Können, wollte den Viernheimern, die aufmerk- ſam verteidigten, Raiſon beibringen! Das nützten die Vlernheimer ſofort aus. Kiß Karl auf dem Linken Flügel zog los wie einſt im Mai und ſein Bruder auf der Gegenſeite raſte mit und ſchob zum größten Entſetzen der Neckarauer an Dieringer vorbei zum 1:0 ein. Das war der Sieg! Neckarau ſetzte alles auf die Karte, vor⸗ bei] Die Grünen hätten faſt noch ein Tor er⸗ zielt. Der Standardverteidiger Broſe ſtoppte den RA. Kiß als er auf dem Wege zu einem unvermeidbaren Tore war, in einer ganz ge⸗ meinen Weiſe ab. Ein Platzverweis für Broſe wäre gerechtfertigt geweſen! Ja, die Kanonen! aus Neckarau, freude⸗ ſtrahlend mit zwei Punkten beladen] So müſſen die Grünen ſpielen, alles gaben ſie her, jeder ſetzte ſich ein. Jeder wollte gewinnen! Die Spieler wollen doch einmal bedenken, welch Chancen ſie haben! Spiele in Nürnberg, Fürth, Müchen Stuttgart ſtehen in Ausſicht! Dieſes allein muß Anſporn zu ganz enormen Leiſtungen ſein. Am Sonntag kommt der VfR. Ihr 0 Grünen wahrt Eure Chancen, kämpft für Viern. heims Ehre und ſchlagt den VfR. Vereins- u. Trainingsabende d. Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 e. b. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Abteilung Fußball: Dienstag nachm. 4 Uhr: Training der 1. Nſchſt. Mittwoch nachm. 3 Uhr: Training der Schüler. 4 Uhr: Training der 3. und 4. Mannſchaft. 1/9 Uhr: Spielausſchuß. Donnerstag abd. 4 Uhr: Training der 1. u. 2. M. Freitag Abend 4 Uhr: Training der Jugend. Abteilung Schwerathletik: Mittwoch Abend 8 Uhr Training im Lokal. Freitag Abend 8 Uhr Training im Lokal. Vorſchau: Samstag, den 29. Okt. abds. 8 Uhr im Karpfen Ringerkämpfe gegen den Meiſterſchaftsfavoriten Ladenburg.— Sonntag nachm. 3 Uhr: Groß⸗ kampf gegen V. f. R. Mannheim. Sonntag nachm. 5 Uhr: Ringkampf gegen Lampert⸗ heim in Lampertheim. Wochenplan des Turnvereins. Dienstags ab 5 Uhr Schüler im Lokal. 15„ 8 Uhr Turnſtunde der Turner im Lokal. Mittwochs nachm. Schülerinnen im Lokal. 1„ 5 Uhr 1. und 2. Handballmann⸗ ſchaft auf Sportplatz 1. Donnerstags 5 Uhr 1. u. 2. Handballjugend auf Sportplatz 1. 8½¼ Uhr Turnerinnen im Lokal. 5 Uhr Fußball der 1. und 2. Schüler auf Sportplatz 1. 8 Uhr Turner und Sportler im Lokal. 8 Uhr Sämſliche Trommler u. Pfeifer mit Inſtrumenten im Lokal. Fechter: Jeden Montag und Donnerstag halb 8 Uhr im Lokal. Vereinsanzeiger. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag abend 8½ Uhr findet im Lokal zum„gold. Stern“ eine Mitglieder ⸗Verſammlung ſtatt. Tagesordnung wird im Lokal bekannt gegeben. Pünkliches und reſtloſes erſcheinen erwartet. Der Vorſtand. Gaſtwirte⸗Verein. Dienstag, 25. Okt. abends 9 Uhr bei Kollege Peter Buſalt zur Sonne Verſammlung. wartet. 5 Freitags Der Vorſtand. Kath. Jugend Viernheim Wochenplan Montag: 5—7 Uhr Schülerturnſtunde ½8—9 Uhr Turnabteilung der Jungfrauen- kongregation. Dienstag: 5—6 Uhr 3. Abteilung der Schü⸗ lerinnen der Jungfrauenkongregation. 8-10 Uhr Uebungsſtunde der Turnabteilung und Fechtergilde. 53/7 Uhr Gruppenabend der Jungſchar. Mittwoch: ½9 Uhr Hallentraining ſämtl. Fuß⸗ ballmannſchaften. 4 Uhr Zuſammenkunft ſämtlicher Schüler in der Sporthalle. Die 1. und 2. Schüler- mannſchaſt wird zu den Verbandsſpielen geſtellt. Donnerstag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde. 6 Uhr ab Training der Handballmannſchaften und Leichtathletik. Freitag: 5—6 Uhr 2., 6—7 Uhr 1. Abteil. der Schülerinnen der Jungfrauenkongregation. 8-10 Uhr Uebungsſtunde der Turnabteilung. ½9 Uhr Spielerverſammlung in der „Harmonie“. 5 8/10 Uhr Heimabend der Sturmſchar. Dienstag u. Freitag: Platz-Training. Zu allen Uebungs⸗ und Trainings⸗Stunden iſt im Sport zu erſcheinen. Die Sportleitung. Volkschor Singſtunde findet nicht am Sams⸗ tag ſondern am Donnerstag ahd. 8 Uhr für den Männer⸗ und Frauenchor ſtatt. Pünktliches Erſcheinen erwartet. Der Vorſtand. 3 ͤ—— Taste III Fur die Winterhilfe! 0 Onereiten- und ITheatergesellschait Miernheim 1928 6 Am Sonntag, den 30, Oktober 1932, abends 8 Uhr, findet im Kaiserhof die Aufführung: „Der Herr der Berge“ Romantisches Schauspiel In 4 Akten von W. H. Panne statt. Eintritt 35 Pig. Wir laden hiermit die verehrlichte Einwohnerschaft freundlichst ein. Die Leitung. Zu vermieten per ſofort 2 Zimmer und Küche mit Zu⸗ behör' Von wem, ſagt der Verlag ds. Bl. Jonderangebol beſter Viehleberiran hält Schweine geſund und mäſtet. Liter 70 Pfg. Rathaus⸗Drogerie delun Hosboug Mager. Auch täglich friſch J Landbutter 9 Großes inner mit Grabgarten und Stallung billig zu ver⸗ mieten. Wo, ſagt der Verlag dieſes Blattes. Meiner werten Kund⸗ ſchaft im Haus- Schlachten zur Kenntnis, daß ich umgezogen bin u. jetzt Annastraſe 44 wohne und mich weiterhin im Hausschlachten empfehle. Jakob Helbig 5. Hausmetzger. Wohlſtand Mo bekommen 2 Sle das noch 1 kompl. Speisezimmer nubb. pol. mit Auszieh- tisch u. Stühle kompl. zu MX. 325.— frei Haus. M. Rosenberg Mannheim nur Schwetzingerstraße 47 Ein Schlager F arbestsanzuge ze)“ 6.60 Tuncheranzüge ee f. 90 Georg Martin Kiesſtraße 2. Der nene e Wunderſchu Biegſam, Waſſerdicht, Behaglich zu haben bei Lrau Jak. Hook Schuhgeſchäft bringt das Zeitungs Inſerat. weinen Käse laufend zu haben bei Martin Alter, Waſſerſtraße Nr. 46 donder angebot Reiner Das kleine Geſchäft das ſich große Mühe macht, der weiteſte Weg lohnt ſich. Herren-Mäntel Mi 6.50, 25.50, 50 Leinsamen gemahlen(beſte Auali⸗⸗ tät). Pfd. 15 pf. Rathaus⸗Drogerie fuer ne Georg Martin, Kiesſtraße 22 Eiſerne Front. N. B. Der Saal iſt geheizt. Unkoſtenbeitrag 10 Pfg. Goziald. Partei Deutschland Morgen Mittwoch, den 26. Oktober 1932, abends halb 9 Uhr Wahlkundgebung im„Goldenen Karpfen“. Es ſpricht: Reichstagsabgeordneter Genoſſe 5 Dr. Mierendorf⸗Darmſtadt über das Thema ix rufe u. Abel öbgen lle u fön. Wir laden hierzu alle Einwohner höflichſt ein. S. P. D. Orisgruppe Viernheim. Vollzähliges Erſcheinen er⸗ Nierubelmer Anzeiter f(Viernheimer Tageblatt Viernheimer Nachrichten) Erſ 1000 0 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mt frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl das achtſeſtige illustrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger . Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriflleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— 1 koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen eutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platgvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 250 Hoover oder Nooſevelt? Am 6. November, alſo juſt am glei⸗ ſchen Tage, an dem das deutſche Volk ſich einen neuen Reichstag wählen wird, gehen drüben in den Vereinigten Staaten von Nordamerika die Präſidentſchafts⸗ wahlen vor ſich. Genauer geſagt: es wer⸗ den die Wahlmänner gewählt, die ih⸗ krerſeits den Präſidenten zu beſtimmen haben. Denn die Präſidentenwahl iſt in Amerika— im Gegenteil zu Deutſchland— nicht eine direkte, ſondern eine indirekte Wahl. Das Volk wählt Wahlmänner, die dann ihrerſeits einen Präſidenten wählen. Praktiſch fällt aber natürlich die Entſcheidung trotzdem chon am Tage der Volkswahl. Denn die Parteien präſentieren ihre Wahlmänner und ſobald feſtſteht, welche Wahlmänner gewählt nd, weiß man auch, welcher Präſident⸗ chaftskandidat durch ſie gewählt wird. Amerika— dieſes glückliche Amerika!— hat bekanntlich nur zwei Parteien, die wirklich etwas bedeuten: die Republika⸗ er und die Demokraten. Program⸗ natiſche Unterſchiede zwiſchen beiden Grup⸗ en ſind kaum vorhanden. Es iſt mehr Sa⸗ he der Stimmung und des Herkommens, ob man republikaniſch oder demokratiſch wählt. Im allgemeinen neigen die Südſtaaten mehr u den Demokraten, der Norden ſtimmt mehr für die Republikaner. Selbſtverſtändlich gibt es aber Ausnahmen und Verſchiebun⸗ gen, die dann häufig eine Wahl entſcheiden. Beide Parteien haben einen ſehr gut arbei⸗ tenden Agitationsapparat zu dem auch eine gute Preſſe gehört, beide haben auch dieſes Mal eine ungemein lebhafte Wahlagitation entfaltet. Die Ausſichten, wenn man ſie von der wahltechniſchen Seite her betrach⸗ tet, ſind daher für beide Parteien gleich gut. Bleiben die Perſönlichkeiten der Kandidaten ud die Wahlpro⸗ gramme— der Amerikaner ſagt„Platt⸗ form“— als Unterſchiede. Der Kandidat der [Republikaner iſt Herbert Hoover, g der derzeitige Präſident. Vor vier Jahren, 5 als er gewählt wurde, ſtand das amerika⸗ niſche Wirtſchaftsleben in höchſter Blüte. 5 Dieſe„proſperity“ ſeinem Lande zu erhalten, war der höchſte Ehrgeiz Hoovers. Aber die Wirtſchaftskriſe iſt mächtiger geweſen als der Wille des amerikaniſchen Präſidenten. Heute leiden auch die Vereinigten Staaten ſehr ſchwer unter der Wirtſchaftsnot. Millionen von Arbeitsloſen ſind vorhanden, der ameri⸗ kaniſche Handel iſt zuſammengeſchrumpft— kurz, von der einſtigen„proſperity“ iſt nur wenig mehr zu ſpüren. Unter dieſer Entwick⸗ lung hat, wie man ſich denken kann, Hoo⸗ vers Popularität ſtark gelitten. Ob mit Recht oder Unrecht ſpielt dabei keine Rolle. Die Leute müſſen nun einmal einen Sünden⸗ ock haben. Der Kandidat der Demokraten iſt doſevelt, zurzeit Gouverneur des tagtes Neuyork. Er iſt eine außerordent⸗ populäre Perſönlichkeit und hat auf ſei⸗ en Wahlreiſen überall ſehr großen Eindruck emacht, nicht zuletzt deshalb, weil er es per⸗ tand, ſich ähnlich zu geben, wie ſein Ver⸗ wandter Theodor Rooſevelt, dieſer einſtige Präſident, der als„Teddy“ einer der popu⸗ lärſten Präſidentenfiguren Amerikas gewe⸗ ſen iſt. Der jetzige Präſidentſchaftskandidat Rooſevelt verfügt über die gleiche volkstüm⸗ liche Beredſamkeit und über das gleiche ro⸗ buſte Auftreten wie ſein Oheim Teddy. da die allgemeine Stimmung ohnedies ſtark ge⸗ gen Hoover eingeſtellt iſt, hat Rooſevelt ſehr gute Ausſichten. Was nun die Wahlprogramme an⸗ langt, ſo iſt zwiſchen beiden Parteien im all⸗ gemeinen kein ſehr erheblicher Unterſchied. Nur in einem Punkt weichen ſie ſtark von einander ab: Hoover iſt„trocken“, Rooſe⸗ velt dagegen„naß“. Mit anderen Worten: Hoover iſt für Beibehaltung, Rooſe⸗ velt für Aufhebung des Alkoholverbots. Auch das hat Rooſevelts Ausſichten wohl noch verbeſſert. Im übrigen iſt nicht anzu⸗ nehmen, daß durch die Wahl des einen oder anderen Kandidaten viel an den beſtehenden Zuſtänden geändert werden wird. Das gilt Mittwoch, den 26. Oktober 49. Jahrgang Das Leipziger Arteil. Entscheidung des Staatsgerichtshof im Konflikt Preußen-Reich.— Kompromiß öſung. Leipzig, 6. Oktober. In der Klageſache Preußen gegen Reich verkündete Reichsgerichtspräſident Dr. Bumke am Dienstag pünktlich um 12 Uhr die Entſcheidung des Staats⸗ gerichtshofs dahin: „Die Verordnung des Beichspräſidenten vom 20. Juli 1932 zur Wiederherſtellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Ge⸗ biet des Landes Preussen iſt mit der Reichs ⸗ verfaſſung vereinbar, ſoweit ſie den Reichskanzler zum RNeichskommiſſar ſür das Land Preußen beſtellt und ihn ermächligt, preußiſchen Miniſtern vorübergehend Amks⸗ befugniſſe zu entziehen und dieſe Vefugniſſe ſelbſt zu übernehmen oder anderen Perſonen als Kommiſſaren des Reichs zu übertragen. Dieſe Ermächtigung dürfte ſich aber nicht da⸗ rauf erſtrecken, dem preußiſchen Staaismini⸗ ſterium und ſeinen Mitgliedern die Vertre- tung des Landes Preußen im Reichstag. im Reichsrat oder ſonſt gegenüber dem Reich oder gegenüber anderen Läadern zu enkzie. hen. Soweit den Ankrägen hiernach nicht entſprochen wird, werden ſie zurückgewieſen.“ Dieſes Urteil ſucht beiden Teilen ge⸗ recht zuwerden. Auf der einen Seite erklärt es, die Maßnahmen der Reichsregierung ge— gen Preußen alſo die Amtsenthebung der preußiſchen Miniſter für zuläſſig, auf der an⸗ deren Seite ſpricht es aber aus, daß dieſe Amtsenthebung nur vorübergehend ſein dür— fe und daß die kommiſſariſchen Regierungs- mitglieder nicht als Vertreter Preußens im Reichsrat und im Landtag fungieren dürfen. Hier liegt natürlich eine gewiſſe Zwieſpältig⸗ keit vor: die chres Amtes enthobenen Mini⸗ ſter ſind nach wie vor Miniſter, dürfen aber ihre Aemter nicht ausüben, wohl aber dür— fen ſie Preußen im Reichsrat vertreten. Aus dieſem Urteilsſpruch können ſich unter Um⸗ ſtänden neue Differenzen ergeben. Die Begründung. Die Gründe für das Urteil des Staatsge⸗ richtshofes in Leipzig laſſen ſich nach der vom Reichsgerichtspräſidenten Dr. Bumke gege⸗ benen Begründung wie folgt zuſammenfaſ⸗ ſen: Es ſind drei Gruppen von Fragen zu unterſcheiden: 1. Die Gruppe der Anträge, die ſich unmit⸗ telbar gegen die Potverordnung nam 20. Ju⸗ ll richten; 2. Vie Gruppe von Antragen, die eine Auslegung des Artikels 48 der Reichs⸗ verfaſſung in beſtimmter Hinſicht verlangen: 3. Die Anträge, wonach Preußen ſeine Pflicht gegenüber dem Reich erfüllt habe. Eine ſach⸗ lic, Entſcheidung auf die Anträge der Grup⸗ pen 2 und 3 hat der Staatsgerichtshof ab ⸗ gelehnt, mit Ausnahme des Antrages, wonach die Vertretung eines Landes gegen— über dem Reich, insbeſondere im Reichsrat, auf Grund Artikel 48 nicht angetaſtet werden darf. Hier wird die Entſcheidung im Urteil gegeben. Bezüglich der Anträge der Gruppe 1 wird erklärt, daß auf Artikel 48, Abſatz 1 der Reichsverfaſſung die Verordnung vom 20. Juli nicht begründet werden kann, da hierfür die ſachlichen Vorausſetzungen nicht gegeben ſeien. Dagegen wird feſtgeſtellt, daß die öffent- liche Ruhe und Ordnung zurzeit des Er⸗ laſſes der Nolverordnung ſo erheblich geſtört geweſen ſei, daß die Vorausſetzun⸗ gen für ein Einſchreiten auf Grund des Artikels 48. Abſaßz 2 ohne weiteres gege- ben geweſen ſeien. Dieſe Maßnahmen müßten ſich jedoch in den Grenzen halten, die ſich aus der Reichs⸗ verfaſſung ergeben. Infolgedeſſen könne die Amtsenthebung nur eine vorübergehende ſein. Endlich könnten die Beſtimmungen über den verfaſſungsrechtlichen Aufbau des Reiches nicht außer Kraft geſetzt werden. Infolgedeſſen ergebe ſich die Beſchrän⸗ kung der Vollmachten des Reichskommiſſars bezüglich der Vertretung Preußens im Reichsrat gegenüber den Ländern uſw. Keine Pflichtverletzung Preußens. Aus der ſehr umfangreichen Begründung des Urteils geben wir hier noch die Stellen wieder, die ſich mit dem Vorwurf befaſſen, die. preußiſche Regierung habe dem Reich gegen⸗ über die Pflicht verletzt. Es heißt dar⸗ über: Ein weiterer Vorwurf geht dahin, daß der preußiſche Miniſter des Innern die Maßnahmen der Reichsregierung in einer dem Reich widerſprechenden Weiſe bekämpft habe. Es muß zugegeben werden, daß zu Zeiten höchſter politiſcher Spannung in be⸗ ſonderen Angriffen von Miniſtern eines Lan⸗ des gegen das Reich die Verletzung einer Treupflicht gefunden morden kann. Die Aeußerung Severings ergibt aber, daß ſie die Grenze des Gebotenen nicht derartig überſchritten hat, daß eine Pflichtverletzung des Landes gegenüber dem Reich erblickt werden kann. Hiernach bleibt zur Stütze der Behauptung einer Pflichtverletzung nur die eine vom Reich auf das ſtärkſte betonte Aus⸗ führung, daß die preußiſche Regierung es an dem nötigen Nachdruck bei der Bekämpfung der kommuniſtiſchen Bewegung habe fehlen laſſen. Es ergibt ſich auch für dieſen Vor— wurf keine genügende Stütze. Es iſt nicht dargekau, daß eine Pflichtver⸗ letzung eingetreten iſt dadurch, daß der Mi⸗ niſter des Innern in Preußen bei Enkſchei⸗ dungen in innerer Unfreiheit und Schwäche gegenüber den Kommuniſten gehandelt habe. Auf Arkikel 48 Abſatz 1 der Reichsverfaſſung kann die Verordnung vom 20. Juli nicht be⸗ gründet werden. Damit erübrigt ſich auch eine Stellungnahme des Staalsgerichtshofes zu der Frage, welche Befugniſſe dem Reichs- präſidenten aus dem Abſat 1 im Falle des Vorliegens eines beſtimmlen Sachverhalles zuftanden, und ob infolge dieſer Vorſchriften gewiſſe Formen zu beachten ſind. Der standpunkt der Reichsregierung. Berlin, 26. Oktober. Zum Leipziger Urteil wird von zuſtän⸗ diger Reichsſtelle mitgeteilt:„Durch dieſes Urteil wird die Verordnung vom 20. Juli 1932 im vollen Umfange beſtätigt. Das Urteil entſpricht dem Standpunkt der Reichsregierung, auch hinſichklich der poliliſchen und parlamenkariſchen Ver- tretung des Landes Preußen, die von der Reichsregierung ſtets als eine offene Frage behandelt worden iſt. Weder hat der Reichskanzler als Reichs— kor miſſar noch haben ſeine Organe die Ver— tretung Preußens im Reichsrat oder im Reichstag für ſich beanſprucht oder im Land⸗ tag bzw. Staatsrat ausgeübt. Auch ſind die Vertreter für Reichsrat und Staatsrat nicht vom Reichskommiſſar inſtruiert worden. Im übrigen bleiben die bisherigen Maßnahmen im vollen Umfange beſtehen.“ Dieſer letzte Satz ſoll wohl bedeuten, daß die augenblickliche Kommiſſariſche Regierung in Preußen auch weiterhin im Amte bleibt. auch insbeſondere für die amerikaniſche Wirtſchaftspolitik mit ihren Hochſchutzzöllen und für die amerikaniſche Außenpolitik. Man kann höchſtens ſagen, daß durch einen Sieg Rooſevelts Amerika ſich noch mehr auf ſich ſelbſt zurückziehen, ſich alſo noch weniger um die europäiſchen Angelegenheiten kümmern wird, als das unter Hoover der Fall war, der immerhin den Anſtoß gab zu dem„Re⸗ parationsfeierjahr“ und damit zur endgül⸗ tigen Klärung der Tributfrage. g Es iſt in Amerika üblich, daß Zeitungen und Zeitſchriften private Probeabſtimmungen unter ihren Leſern veranſtalten, um die Chancen der Kandidaten abzuwägen. Eine ſolche Probeabſtimmung einer Zeit⸗ ſchrift, die über 2,5 Millionen Stimmzettel verſandt hat, ergab folgendes Reſultat: Rooſevelt erhielt 56,3 Prozent, Hoo⸗ ver 37,2 und der ſozialiſtiſche Kandidar Thomas erhielt 4,9 Prozent der Stimmen. Wenn das ein getreues Abbild der Stim⸗ mung der geſamten Wählerſchaft wäre, müßte Hoover unterliegen und Rooſevelt mit ſtarker Mehrheit gewählt werden. In Ame⸗ rika rechnet man auch damit, daß dies der all ſein wird. Der Amtsantritt des neuen Präßtbenten erfolgt übrigens— die Verfaſ⸗ ung ſchreibt es ſo vor— erſt zu. Anfang ärz nächſten Jahres. Bis dahin, bleibt Hoover ſomit unter allen Umſtänden im Amte. 21 Neichswahſvorſchläge zugelaſſen gitzung des Neichswahlausſchuſſes. Berlin, 26. Oktober. Der Reichswahlausſchuß trat am Dienstagmittag in Berlin unter dem Vorſitz des Reichswahlleiters, Präſident Dr. Wa⸗ gemann, zur Prüfung der eingereichten Reichswahlvorſchläge zuſammen. Es wurden folgende 21 Reichswahlvorſchläge zugelaſſen: 1. Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiler · partei(Hitlerbewegung), 2. Sozialdemokra⸗ tiſche Partei Deulſchlands, 3. Kommuniſtiſche Partei Deutſchlands, 4. Jenkrumsparkei, 5. Deulſchnationale Volkspartei, 6. Bayeriſche Volkspartei, 8. Deutſche Skaakspartei, 9. Chriſtlich Sozialer Volksdienſt(evang. Be⸗ wölrtte 11. Deutſche Bauernpartei, 12. Württembergiſche Bauern- und Weingärk⸗ nerbund(Candbund), 15. Gerechtigkeitsbewe ung Meißner, 16. Großdeuiſche Mittel- ſtan sparkei für Mittelſtanddiktalur, 17. So⸗ ſalrepublikaniſche Partei Deutſchlands(Hör⸗ g-Bewegung für Arbeiksbeſchaffung), 18. Sozialiſtiſche Arbeiterpartei Deutſchlands, 19. Nationale Minderheiten in Deutſchland, 20. Großdeulſche Volkspartei(eiſte Schmalix und nalianallasiale Nartei der Mitte(Han- del, Handwerr, Gewerbe. Landwirte, Haus- und Grundbeſitzer), 21. Freiwirkſchaftliche Partei Deutſchlands(Partei für kriſenfreie Volkswirkſchaft), 22. Freiheiksbewegung ſchwarz- weiß-rot(Reichsbund der Balfikum⸗, Oberſchleſien⸗Grenzſchutz und Freikorpskämp⸗ fer), 23. Deutſch ee Kaiſerpartei, 24. Deuiſche Präſidialpartei, 25. Kampfgemeinſchaft der Arbeiter und Bauern. Die fehlenden Nummern waren vorgeſe⸗ hen für die im Reichstag vertretenen Partei⸗ en, die aber eigene Reichswahlvorſchläge nicht eingereicht, ſondern ſich anderen Reichsliſten angeſchloſſen haben. Wegen verſchiedener Mängel wurden zurück⸗ ewieſen die Reichswahlliſten: Nationale ommuniſtiſche Partei Deutſchlands, Chriſt⸗ lich⸗nationale Deutſche Arbeiterpartei und ein Vorſchlag mit der Parteibezeichnung„Wie ſpart man Geld?“ Wie bei der Wahl vom 31. Juli. Bei den 21 Reichswahlvorſchlägen, die vom Reſchswahlausſchuß jetzt zugelaſſen worden 75 1 es ſich, was nochmals feſtge⸗ ellt ſei, ä————— 9 8 ä n 2 2 N. E In kurzen Worten: Im Streit Preußen—-Reich hat Reichsge⸗ richtspräſident Dr. Bumke am Dienstag die Entſcheidung des Staatsgerichtshofes verkün⸗ det.. a Der Reichswahlausſchuß hat am Dienstag getagt und 21 Reichswahlvorſchläge zugelaſ⸗ ſen. Der Reichsinnenminiſter hat die Mitglieder des Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung berufen. Wie aus London gemeldet wird, hält die engliſche Regierung an ihrem Vorſchlag feſt, eine Konferenz zur Erörterung der deutſchen Gleichberechtigungsforderungen abzuhalten. um die Keichsliſten, auf die die Reſt⸗ ſtimmen aus den Wahlkreiſen und Wahlkreisverbänden verrechnet werden. Da nicht alle Parteien eigene Reichsliſten eingereicht haben, fehlen in dem oben mit⸗ geteilten Reichsliſtenverzeichnis die Namen dieſer Parteien. So fehlt beiſpielsweiſe die Deutſche Volkspartei bei den Reichs⸗ liſten, weil die Reſtſtimmen dieſer Partei der Reichsliſte der Deutſchnationalen zufallen, auf der auch einige Führer der Deutſchen Volkspartei kandidieren. Die Zahl der für die bevorſtehende Reichs kagswahl zugelaſſenen Reichsliſten entſprichl genau dieſer Jahl von der Wahl am 31. Ju- li. Auch damals wurden 21 Reichswahlvor⸗ ſchläge zugelaſſen. Leipziger Echo. Die Preſſe zum a des Staaksgerichts ofs. Berlin, 26. Oktober. Die Preſſe aller politiſchen Richtungen be— ſchäftigt ſich in längeren Betrachtungen mit dem Urteil des Staatsgerichtshofes in der Klageſache Preußen gegen Reich. Alle Kommentare ſtimmen darin überein, daß das Urteil keine Endlöſung des Kon⸗ fliktes bedeute, weil es beiden Teilen in gewiſſen Punkten Recht gibt. Die Einſet⸗ zung eines Reichskommiſſars für ein Land durch Notverordnung des Reichspräſidenten, ſo ſchreiben die Blätter, werde zwar für zu⸗ läſſig erklärt, ebenſo auch die vorüberge— hende Amtsenthebung der Länder⸗ miniſter, gleichzeitig wird aber auch ausgeſprochen, daß die neuen kommiſſa⸗ riſchen Regierungsmitglieder im Reichsrat und im preußiſchen Staatsrat ebenſo auch im Landtag, nicht als Vertreter der preußiſchen Regierung gelten. Die„Da.“, die der Regierung wohlwollend gegenüber— ſteht, meint, wenn jetzt die alten preußiſchen Miniſter wieder ihre Plätze im Reichsrat ein nähmen, ſo entſtehe die Gefahr, daß die Po⸗ litik der Reichsregierung an einer ſehr ver— wundbaren Stelle ſchwer bedrängt werde. Das Urteil habe Verwirrung und Be⸗ unruhigung hervorgerufen. Der„Vorwärks“ meint, es beſtänden nach dieſem Urteil bei⸗ de Inſtanzen zu Recht, der Staatskommiſſar und die Preußenregierung. Wie ſich das auswirken werde, wüßten die Götter. Der deukſchnationale„Lokal-Anzeiger“ bezeichnet das Urteil als ein Kompromiß mit allem Mißlichen, das Kompromißlö— ſungen anhafte. Der nakionalſozialiſtiſche„Angriff“ endlich zeichnet das Urteil als eine Teilnie— derlage des Syſtems Papen— Bracht, deren nächſte Folge ſein dürfte, daß die Regierung Papen im Reichsrat und im preuͤßiſchen Staatsrat in eine hoffnungsloſe Minderheir gerate. Die Reichscefoempläne Pa⸗ pens, die er ja über den Reichsrat durch⸗ ſetzen wollte, dürften damit begraben ſein. Wahlreden im Neich. Hitler in Köslin und Skektin. Berlin, 26. Oktober. Auf ſeiner Rundreiſe durch Deutſchland ſetzte Adolf Hitler in zwei Wahlverſamm⸗ lungen in Köslin und Stettin noch⸗ mals die Gründe auseinander, die ihn bewo⸗ gen haben, am 13. Auguſt nicht in die Re⸗ gierung Papen einzutreten. Wie auf frühe⸗ ren Verſammlungen, ſo erklärte er auch hier, daß er deshalb die Angebote ausſchlug, weil er nicht gewußt habe, wohin der Zug, in den er einſteigen ſollte, fahren würde. Zum Vi⸗ zekanzler, der nur repräſentieren dürfe, habe er nun einmal kein Talent. Auch das Ang bot des preußiſchen Miniſterpräſidentenpe ſtens ſei in ſich widerſpruchsvoll geweſen. Entweder hätte er der Nachfolger des Herrn Braun werden müſſen, dann hätte ihn der preußiſche Landtag wählen müſſen; oder er wäre der Nachfolger des Herrn Bracht ge⸗ worden, dann wäre er auch auf dieſem Poſten der Untergebene des Herrn von Papen gewe⸗ ſen. Bezüglich des Wirtſchaftsprogramms der Reichsregierung bemerkte er, daß ſeine Kritik jetzt ſchon ſich als gerechtfertigt erwie⸗ ſen hahe. Schon font nohme die Zahl der Arbeitsloſen wieder zu. Wenn die ſeeliſche Zerſetzung weiter gehe, dann könne das Reich nimmer beſtehen. Gegen dieſe Zer⸗ ſetzung habe er ſeine Bewegung aufgebaut, die die Parteien und die Klaſſen überwinden ſolle und die tief im Volke wurzele. Dieſer Bewegung ſei er aber auch ſchuldig, daß er nur dann in eine Regierung gehe, wenn er ſeinen Millionen treu bleiben könne. Als Führer dieſer Millionen verlange er ſo lange die Führung, als er nicht wiſſe, daß ein Beſ⸗ ſerer da ſei. Löbe in Stuttgart. Stuktgart, 26. Oktober. In einer Kundgebung der Eiſernen Front ſprach der frühere Reichstagspräſident Löbe über die politiſche Lage. Er befaßte ſich zu⸗ nächſt mit der Taktik und Kampfweiſe der Nationalſozialiſten, die heute jene Schicht be⸗ kämpfen, der ſie zur Macht verholfen hätten. Löbe unterzog dann die Wirtſchaftspolitik der Regierung Papen einer ſcharfen Kritik. Angeſichts der ſchlimmen Auswirkungen die⸗ ſer Wirtſchaftspolitik müſſe die Arbeiterſchaft ihre wirtſchaftlichen und ſozialen Volksrechte zurückerobern. — Bremens Bürgerſchaftspräſident legt ſein Amt nieder. Der Präſident der Bremiſchen Bürgerſchaft, Rechtsanwalt Dr. E. Backhaus, legte ſein Amt nieder und trat gleichzeitig aus der N. S. D. A. P. aus. Die Gründe ſeines Vorgehens hat er in einem offenen Brief an Hitler nieder⸗ gelegt. Diskontſenkung in Sicht. Günſtiger Skand der Reichsbank. Berlin. 26 Oktober. Nach dem neuen Reichsbankaus⸗ weis hat die Entlaſtung der Reichsbank in der dritten Oktoberwoche außerordent⸗ liche Fortſchritte gemacht, ſo daß etzt auf der Seite der Kapitalanlage wieder Jif⸗ fern erſcheinen, die dem Zeitpunkt vor Be⸗ ginn der Bankenkriſe entſprechen. Die ge⸗ ſamte Kapitalanlage iſt weiter um 145 Mil⸗ lionen Mark zurückgegangen, ſo daß die Er— leichterung während des Oktobers ſchon um 65 Millionen über die Anſpannung Ende September hinausgeht. Der Nokenumlauf ſchrumpfte um 105 31 3414 Millionen ein, eine niedrige Ziffer, wie ſie ſeit Mitte 1927 nicht mehr erreicht worden iſt. Auch die günſtige Entwicklung in der No— tendeckung hält an. Der Goldbe⸗ ſtand hat ſich kaum verändert, dagegen ſtieg der Beſtand an deckungsfähigen Deviſen um 2 Millionen. Das Deckungsverhältnis beſſerte ſich von 26,5 auf 27,4 v. 5. und iſt damit das höchſte das im laufenden Jahre erreicht worden iſt. Angeſichts dieſer Entwicklung erſcheint es nicht ausgeſchloſſen, daß die Reichsbank dem⸗ nächſt der Frage einer erneuten Diskontſen⸗ kung näher krikt. Frankreichs Militarismus. Der Widerſtand des Generals Weygand a gegen die Abrüſtung. Paris, 26. Oktober. Der Studienausſchuß des Ober⸗ ſten Landesverteidigungsrates hat eine Sitzung abgehalten, die angeblich zu einer Einigung zwiſchen der Regierung und den Mitgliedern des Großen Generalſtabes geführt hat. Ueber die Sitzung wurde eine kurze Verlautbarung herausgegeben, in der es heißt, daß der Plan am kommenden Frei⸗ tag dem Oberſten Landesverteidigungsrat und dann dem Miniſterrat zur Annahme un⸗ terbreitet werde. Er werde dann den an der Genfer Abrüſtungskonferenz beteiligten Mächten vorgelegt Der ſozialiſtiſche„Populaire“ hält inzwi⸗ ſchen ſeie Informalion aufrecht, daß der Oberbefehlshaber der franzöſiſchen Slreit⸗ kräfte, General Weygand, mit ſeinem Nück⸗ tritt gedroht hahe. falls d non Naul- Bon- Schuhe, Lederhandſchuhe, cour vorgeſchlagenen Avrumungsmaßnaymen bezüglich der Landſtreitkräfte aufrecht erhal⸗ ken bleiben.. — feſt. London, 26. Oktober. Der ſozialiſtiſche Abgeordnete Wedge⸗ wood fragte im Unterhaus, ob der Außen⸗ miniſter weitere Schritte tun wolle, um die „Viermächtekonferenz über die deutſche Wie⸗ deraufrüſtungsdrohung“(11) zuſtandezubrin⸗ gen. Der engliſche Außenminiſter Sir John Simon erwiderte, daß bisher noch keine Ei⸗ nigung über den Zuſammenkunftsort der Viermächtekonferenz erreicht worden ſei. Di? engliſche Regierung beabſichtige jedoch nicht, die Angelegenheit fallen zu laſſen.— Wie die„Times“ meldet, nimmt man in mi⸗ niſteriellen Kreiſen ziemlich beſtimmt an, daß die vorgeſchlagene Viermächtekonferenz in Kürze zuſammentreten würde. Macdonald und Sir John Simon hätten die Abrüſtungs⸗ fragen eingehend beſprochen. Man habe ern⸗ ſte Anſtrengungen gemacht, um feſtzuſtellen, wie eine möglichſt weitgehende Uebereinſtim⸗ mung zwiſchen den Anſichten der engliſchen und amerikaniſchen Regierung erreicht wer⸗ den könne. Dem diplomaliſchen Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ zufolge, f en hauptkſächlich fol⸗ —— gende Fragen zur Behandlung: 1. Wie läßt ſich der Hooverſche Abrüſtungsplan auf die engliſche und amerikanische Flofte anwenden? und 2. wie können Frankreich und Italien veranlaßk werden dem Londoner Floktenab⸗ kommen von 1930 beizukreten? „News Chronicle“ zufolge, habe es ſich bei der Beſprechung um einen letzten Verſuch Amerikas gehandelt, England zur Annahme der Hoover-Vorſchläge zu bewegen. Deutſche Tagesschau. Arbeitsbeſchafſung am Mittelland⸗Kanal. Wie aus Berlin gemeldet wird, werden am Mittelland⸗Kanal nunmehr die durch die Deutſche Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten finanzierten Mehrarbeiten aus dem Arbeits- beſchaffungsprogramm der Regierung begon— nen. Der Auftrag zum Baubeginn iſt vom Reichsverkehrsminiſter im Ein⸗ vernehmen mit dem Reichsfinanzmini⸗ ſter erteilt worden, nachdem die erforderliche Verſtändigung mit Preußen über die preußi⸗ ſche Verpflichtung zur Beteiligung an einem Drittel der Baukoſten des Mittellandkanals erzielt werden konnte. Reichskuratiorium für Jugendestüchtigung. „Der Reichsinnenminiſter hat jetzt die Ernennung von Mitgliedern des Reichsku⸗ ratoriums für Jugendertüchtigung ausſprochen. Ernannt wurden Vertreter der Reichsminiſte⸗ rien, und der Miniſterjen von Preußen, Bayern, Sachſen, Württemberg, Thüringen, Heſſen und Mecklenburg, ferner Vertreter von Verbänden, darunte vom Kyffhäuſerbund, Junglandbund, Reichsausſchuß für Leibesübungen, Jungdeut⸗ ſcher Orden, NSDAP., Stahlhelm, Eichen⸗ kreuz und Deutſche Jugendkraft. Als Ein⸗ zelperſönlichkeiten werden u. a. berufen: Ge⸗ neralſekretär Dr. h. c. Diem, Reichsminiſter a. D. Dr. Geßler, und Geheimer Hofrat Pro⸗ feſſor Dr. Sauerbruch.— Das Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold hat ſeine Vorſchläge noch nicht machen können, da die erforderlichen Sitzungen noch nicht ſtattgefunden haben. Auslands⸗Rundſchau. Der Kampf um den Religionsunkerricht in Südtirol. Vor einiger Zeit wurde bekannt, daß durch Erlaß des italfeniſchen Königs die Entſen⸗ dung von 30 italieniſchen Religionslehrern nach Südtirol vorgeſehen ſei. Dadurch ſollte der deutſche Religionsunterricht, den die einheimiſchen Prieſter bisher den Kindern erteilten, unmöglich gemacht werden. Nun berichtet der„Tiroler Anzei⸗ ger“ in Innsbruck, daß ſich durch die Vermittlung der beiden Biſchöfe von Trient und Brixen der Pa pſt ſelbſt der Sache an⸗ genommen habe. Er habe den Biſchöfen ſtrenge Anweiſung gegeben, die eine Tätig⸗ keit von italieniſchen Prieſtern, die von aus⸗ wärts in die Diözeſen Trient und Brixen entſandt würden, vollkommen ausſchlöſſen. Vor neuen amerikaniſchen Jollerhöhungen. Präſident Hoover hat den ir lugo ſchuß aufgefordert die Zollſätze für folgende Einfuhrartikel zwecks Erhöhung zu prüfen: Teppiche, Bürſten, Glühbirnen, Meſſerwaren, Töpfereien, Stahl, Eiſen, Gummiſchuhe, Silberartikel, Schmuckſachen, Metallwaren, Holzwaren, chemiſche Erzeugniſſe, Gemüſe, Fiſchkonſer⸗ ven und getrocknete Bohnen. Politiiches Allerlei. Berlin. Die Einnahmen des Reiches an Steuern, Zöllen und Abgaben vom 1. April bis 30. September betrugen 3352 874 667 8 0 dem Marzen Jahres⸗ anſchlag von 7464 340 000 Mark. Die Viermächtekonſerenz. England hält an ſeinem Konferenzvorſchlag Baden zum Leipziger Artei Befriedigung bei der Regierung.— Stütze der bundesſtaatklichen Rechte. Karlsruhe, 26. Oktober. Das Urteil des Staatsgerichtshofes in der Streitſache 5 hat in den Krei⸗ ſen der badiſchen Regierung lebhafte Be. friedigung erweckt. Wenn ſich auch das Urteil rein formal die Anſicht der Länder! Bayern und Baden nicht zu eigen mache, ſo erkenne es doch nicht nur prozeſſual in einem wichtigen Punkte die Antragsbefug⸗ nis Ag Länder an, ſondern es nehme dar⸗ 1 i naus auch in den für Bayern und! Baden entſcheidenden Dingen ſachlich in einer“ über h Weiſe Stellung, die durchaus der von dieſen Ländern vertretenen Auffaſſung entſpreche. Die Entſcheidung des Staatsgerichtshofes ſei freilich nur auf den Einzelfall abge⸗ ſtellt und ſpreche nicht, wie es die Länder Bayern und Baden gewünſcht hätten, aus⸗ drücklich aus, daß die für unzuläſſig erklärten Maßnahmen niemals und unter ke nen Umſtänden hätten getroffen werden dürfen. Bei der Autorität und der großen präſudi. ziellen Bedeutung der Enkſcheidung des Staatsgerichtshofes werde jedoch in der vor. liegenden Form des Arkeils eine ſtarke Stütze für die Wahrung der bundesſtaatlichen Rechie auch im Jalle eines Streites mit dem Reiche erblickt. Vayerns Standpunkt. Bon dem Urkeil befriedigt.— Zu Gunſten der 1 bayeriſchen Auffaſſung. München, 26. Oktober. An bayeriſcher amtlicher Stelle iſt man, wie verlautet, von dem Urteil des Staatsge- richtshofes befriedigt, weil die Entſcheidung in allen weſentlichen Punkten materiell zu Gunſten der bayeriſchen Auf⸗ 5. faſſung gefallen ſei. Formell habe der! Staatsgerichtshof zwar die bayeriſche Auf faſſung zum Teil inſofern abgelehnt, als ſie auf eine authentiſche Interpretation der Be⸗ fugniſſe aus dem Artikel 48 Abſatz 1 und 2 hinzielt, weil der Staatsgerichtshof ſie als 1 eine politiſche Aufgabe und nicht als einen Verfaſſungsſtreitfall angeſehen habe. Maleriell aber ſei in dem Urteil ausdrück⸗ lich immer wieder klar und eindeutig die Tal. ſache feſtgeſtellt worden, daß die Selbſtändig. keit eines Landes durch Notverordnung nicht angetaſtet werden könne. 5 Bayern habe drei Dinge beſtritten: f 1. Die Möglichkeit der Abſetzung der Mi niſter eines Landes, 5 5 2. Die Möglichkeit, daß der Reichskommiſ⸗ ſar an die Stelle der Landesregierung trete und 3. daß der Reichskommiſſar das Recht habe, das Land im Reichsrat gegenüber dem Reich und gegenüber anderen Ländern zu ver— treten. a f In dieſen drei Punkten ſei dann auch die Entſcheidung materiell zu Gunſten der baye⸗ riſchen Auffaſſung gefallen. Kirchlich⸗Sozialer Kongreß. Die 28. Tagung eröffnet. Stuttgart, 26. Oktober. In Stuttgart wurde unter dem Vorſitz von Geh. Rat Dr. Dr. Seeberg⸗Berlin der 28. Kirchlich⸗Soziale Kongreß er⸗ öffnet. Anweſend waren zahlreiche Vertreter der Kirche, der öffentlichen Behörden, der verſchiedenſten Berufsſtände und Frauen⸗ verbände, wie auch der chriſtlichen Gewerk— ſchaften und evangeliſchen Arbeitervereine aus Württemberg und dem Reich. Bemer⸗ kenswert war an den Vorbereitungen unter der Leitung von Stadtpfarrer Dölker aus Stuttgart, das Zuſammengehen der kirch⸗ lichen und evangeliſch, ſozialen Kreiſe Stöcker⸗ ſcher und Naumannſcher Herkunft. Bei der ee hielten Vertreter der ſtaatlichen und kirchlichen Behörden, o⸗ wie der Univerſitäten Tübingen und Erlan⸗ en Anſprachen. Dabei krat hervor, wie er⸗ orderlich der Kongreß im Wee de Höhepunkt ſozialer Not und Ariſe ſei. Reichs arbeitsminiſter Dr. Schäffer, der im Namen der Reichsregierung ſprach, rief Staat und Kirche zu einem gemeinſamen Kreuzzug der Liebe gegen das Elend des Volkes auf. Der würktembergiſche Finanzminiſter Dr. Dehlin⸗ ger wies auf den guten Boden hin, den der Kongreß in Würkkemberg, dank der fruchl⸗ baren Entwicklung der Inneren Kate und des den freiwilligen Gemeindedienſt einlei⸗ kenden Evangeliſchen Volksbundes finde. — SPD.⸗Verſammlung polizeilich geſperrt. Speyer, 26. Okt. Eine Wahlverſammlung der ſozialdemokratiſchen Partei im Stadtſaal mußte wegen Ueberfüllung polizeilich geſperrt werden. Unter den Beſuchern waren 200 bis 250 Nationalſozialiſten. Als der SPD.⸗An⸗ gehörige Hoffmann⸗Speyer in ſeiner Rede den deutſchen Freiheitskämpfer Schlageter als Ar⸗ beitermörder bezeichnete, kam es zu Demonſtra⸗ tionen der anweſenden Nationalſozialiſten, die geſchloſſen den Saal verließen. Anſammlun⸗ gen vor dem Stadthaus konnten von der Polizei ſofort zerſtreut werden. man eine weiße Mulldecke mit einer breiten, gefältelten Krauſe wirkt feiner als einfacher Mull; weniger empfehlenswert wäre denn im Grunde genommen iſt die Schlafſtelle in der Niſche wenig von der Wand abſtechen; der kleine Vorhang in Form rechen ausgenutzt werden, indem man in Greifweite ein ent⸗ % notwendigſten Kleinigkeiten: die Uhr, Toilettenutenſilien und Unterhaltung Wiſſen Kunſt Dau nden: eiue eee. N Die Bauart der neuen Häuſer bringt es mit ſich, daß in jeder Beziehung an Raum geſpart werden muß; die Neubau⸗ wohnungen haben wenig Nebengelaß: jede Ecke, jeder Winkel muß Adee werden. Häufig müſſen Niſchen eingebaut werden, deren Verwendbarkeit nicht immer erſichtlich iſt. Solche Niſchen findet man auch in alten Wohnungen, die von modernen Architekten„auf neu“ hergerſchtet werden, indem man mit Hilfe von Rabitzwänden„eingebaute Schränke“ her⸗ ſtellt. Am beſten iſt es, dieſe Niſchen, die anderweitig keine Verwendung finden, J Schlafſtätten umzuwandeln. Die Ein⸗ wendungen, daß Schlafniſchen dunkel ſind, können in vielen ällen widerlegt werden; ſie brauchen durchaus nicht immer finſter zu ſein. Viele Menſchen ſchätzen eine geſchützte Ecke zum Schlafen außerordentlich. Und wenn ſich die Niſche als geſund⸗ heitsſchädlich erweiſt, kann ſie eben für dieſen Zweck nicht be⸗ nutzt werden. Man muß jedenfalls den Verſuch wagen, wenn ſie ſonſt nicht verwertet werden kann und wenn eine Schlaf⸗ gelegenheit gebraucht wird. Am beſten iſt es, wenn die Wand in der Niſche recht hell geſtrichen oder tapeziert wird, wodurch ſie aufgelichtet wird; auch dann, wenn die übrige Wand dunkel gehalten iſt. Es wirkt durchaus nicht geſchmacklos; hübſcher ſieht indeſſen der ganze Raum aus, wenn alle Wände gleich⸗ artig gehalten ſind. Die hellen Tönungen haben verſchieden⸗ artige Wirkungen— ſo ſoll man weder grau noch lila wählen; ebenſo ungeeignet iſt ein ungemiſchtes Weiß, dagegen iſt ein lichtes Roſa, wenn es nicht zu ſüßlich wirkt, nicht nur ſehr fein, ſondern gegenwärtig auch hochmodern. Für Niſchen paßt ein leichtes Erdbeerroſa, auch Waſſerblau, Ocker oder Schwefel⸗ gelb; ſolche Farben hellen den Raum auf und ſind ſehr kleid⸗ ſam. Das Bett ſoll in die Niſche hineinpaſſen, wenn es irgend angeht, damit nicht unnötige leere Ecken entſtehen. Am beſten iſt es, die Bettſtelle hell anſtreichen zu laſſen, damit ſie nicht zu ſehr von der Wand abſticht. Man ſoll auch eine helle Bett⸗ decke verwenden, um ruhige Wirkungen zu erzielen. Man ſollte eine nicht zu breite Bettſtelle wählen, damit ſie nicht„über⸗ ſteht“ und die Linie unterbricht. Am hübſcheſten wirkt es, wenn nber das Beit legt und die Niſche mit einer entſprechend breiten Krauſe aus demſelben Stoff einfaßt. Gemuſterter Mull ein auffallender Spitzenſtoff oder eine Garnitur aus Netzzilet, doch nur ein Notbehelf, auf den man nicht unnötigerweiſe aufmerkſam zu machen braucht. In manchen Fällen wird es erwünſcht ſein, ſtatt der Einfaſſungskrauſe einen Vorhang zu wählen, der am Tage das Bett vollſtändig verdeckt. Ein waſch⸗ barer Vorhang iſt immer am praktiſchſten. Er ſoll möglichſt einer Uebergardine iſt indeſſen viel hübſcher und ſollte einem langen Vorhang vorgezogen werden. Die Niſchenwand kann prechend angeſtrichenes kleines Brett anbringt, auf dem die anderes, aufgeſtellt werden können. Am beſten iſt es, das kleine Brett in der Farbe der Wand oder im Ton der Bettdecke an⸗ ſtreichen zu laſſen, damit es nicht allzuſehr aus dem Rahmen fällt., Wenn man die Niſche in dieſer Weiſe ausnutzt, wird ſie ſich durchaus nicht unangenehm bemerkbar machen; man dürfte ſie im Gegenteil, bei der allgemeinen Raumnot, ſehr gern ver⸗ wenden, um ſo eher, als ſich die wenigſten Familien gegen⸗ wärtig ein Fremdenzimmer leiſten können. Die Niſche kann auch als Schlafſtätte für den heranwachſenden Sohn oder die Tochter verwertet werden, wenn ſie in dieſer Weiſe aus⸗ geſtattet iſt. Else Mie. das Moby egen Mheſhrung bor Herihl In Winnipeg in Kanada fand letzthin eine ſeltſame Gerichts- verhandlung ſtatt, bei der als Angeklagter ein Baby in ſeiner Wiege neben der Anklagebank Platz gefunden hatte. In der elterlichen Wohnung hatte das Baby Nachbarn über und neben 0 Das kleine Geſchöpf hatte nun eine eigenartige Manier, ſein Verlangen nach Nahrung oder ſonſt etwas recht kräftig zum Ausdruck zu bringen; ganz gleich, ob es am Tage oder mitten in der Nacht war. Dabei wurden dann die Mitbewohner des 5015 in ihrer Nachtruhe geſtört, was den Mutigſten und Radikalſten unter ihnen veranlaßte, ſich in das Zimmer des kleinen Böſewichts zu begeben, und ihn unter Drohungen aufforderte,„lieb“ zu ſein. Da das Kind dem aber nicht ent⸗ ſpräch, kam eines Tages das Baby— was nur in Amerika möglich iſt— vor die Schranken des Gerichts, wo es in ſeiner Wh vor der Anklagebank niedergeſetzt wurde. ö elaſtungszeugen waren alle Nachbarn, Enlaſtungszeugen waren Vater und Mutter des kleinen Böſewichts in der Wiege. Die öffentliche Tribüne war dicht beſetzt mit intereſſierten Frauen, die ſelbſt Kinder hatten, die alle, außer dem Baby, noch einen Favoriten in dem Gerichtsſaale hatten, in der Perſon des Verteidigers. a Das Babh ließ aus ſeinen großen Augen einmal den Blick in die Runde ſchweifen, legte dann ſein rundes, roſiges Köpf⸗ en ruhig nieder und tat, als wenn es ſich philoſophiſchen etrachtungen über den Fall hingäbe. 8 3 Zunächſt wurde der Nachbar, der als Kläger zur Polizei Fier en war, dann die Eltern des Babys gehört. Für die Eltern nahm hierauf der Verteidiger das Wort. , Dieſer vertrat mit beſonderem Enthuſiasmus die Sache. Als erfahrener Anwalt begann er mit den l den Argu⸗ menten und dem Hinweis, daß Beſchuldigter, die Zeugen, die u debe und er 5 auch einmal ein Baby geweſen ſeien, Daß jeder auf ſeine Art ſt 8 ſicher der Ruheſtörung ſchuldig gemacht hätte. „„Wir wollen doch nicht vergeſſen“, ſo ging der Advokat zu den mehr in die Waagſchale fallenden Argumenten über,„da N un wir einmal auf die früheſte Jugend, auf die Babyze der Ruheſtörung ſchuldig gemacht haben. Alle die Präſidenten von Amerika ſind wahre Nachtplagen geweſen, wenn ſie Zähn⸗ chen bekamen; die gefeierten Tänzerinnen haben in ihrer Baby⸗ der Wiege von einem Unſchuldigen auf der Anklagebank die Rede von Schuld iſt. Es ſind die Bürger ſelbſt, die, anſtatt ſich Schäfchen erinnern laſſen, unter denen die Helden, Staats- auch in ſeinen füngſten Jahren zeit nachts ſtundenlang geſchrien und geweint. Die berühmte⸗ ſten Dichter im In⸗ und Ausland haben ſich dieſes Delikts ſchuldig gemacht. 1 Auch wir ſind ſchuldig; auch der Richter, wenn hier über beim Schreien des Babys zu ärgern, ſich lieber auf die andere Seite legen ſollten. Sie ſollen ſich durch das Schreien nicht an eine Legion Seemöven, ſondern eher an eine Herde lieber männer, Künſtler und andere große Geiſter ſelbſt auch einmal geweilt haben. Man bedenke auch, daß ein wiſſenſchaftlicher Mann einmal die Theſe verteidigt hat:„Je größer der Ehrgeiz eines Kindes iſt, um ſo heftiger ſchreit es“ Der Verteidiger verlangte weder eine pſychiatriſche Unter⸗ ſuchung, noch Gnade, ſondern forderte einfach Freiſprechung. Der kanadtiſche Richter fällte denn auch einen Freiſpruch, in der Erwägung, daß ein nichtſchreiendes Baby kein 180 Weiße Mänuſe. Als Onkel Mulepuſch fünfzig Jahre alt war, trank er all⸗ täglich vier Flaſchen Burgunder. Als er ſechzig Jahre alt war, trank er täglich ſechs Flaſchen. Jetzt war er dreiund⸗ ſechzig und hatte es auf ſieben Flaſchen gebracht. 1 „Wie denkſt du dir eigentlich den weiteren Verlauf?“ fragte Schlink und ſchüttelte den Kopf. i. „Lieber Neffe“, ſagte Mulepuſch,„behalte deine Gardinen— predigt für dich. Ich gedenke meine täglichen Leiſtungen auf acht bis neun Flaſchen zu ſteigern und dann——“ „Weiße Mäuſe zu ſehen und ins Irrenhaus zu kommen“, unterbrach Schlink. Onkel Mulepuſch wiegte den Kopf.„Das iſt nicht ſchön von dir, ſo etwas zu ſagen“, murmelte er.„Aber im übrigen, damit du es weißt: Wenn ich die erſten weißen Mäuſe ſehe, übergebe ich dir mein Haus, mein Vermögen und gehe in ein Sana⸗ torium. Nun wirſt du, denke ich, von weiteren moraliſchen Vorleſungen abſehen.“ So ſprach Onkel Mulepuſch und trank Burgunder dazu. Aber vierzehn Tage ſpäter ließ er Schlink zu ſich rufen. Der traf ihn, wie immer, beim Rotwein. Aber das alte, ſonſt ſelig lächelnde Geſicht war ſeltſam verzerrt. 0 5 „Es iſt nun ſoweit“, murmelte Mulepuſch.„Weiße Mäuſe, nichts als weiße Mäuſe.“ 3 0 „Siehſt du wohl“, ſagte Schlink,„hätteſt du rechtzeitig...“ Aber Mulepuſch machte eine Handbewegung. Schlink ſchwieg. Sie fuhren zum Notar. Schlink bekam Mulepuſchs Vermögen überſchrieben und das Landhaus. Am nächſten Tage ſchon war Onkel Mulepuſch im Sana⸗ torium. Schlink aber machte es ſich in ſeinem neuen Heim bequem, ging durch die Zimmer, in die Bibliothek, in den Weinkeller. g 5 f Dann kaufte er ſich eine große Katze. Und eins, zwei, drei — waren die vielen kleinen, weißen Mäuſe, die Schlink vor vierzehn Tagen in das Haus geſchmuggelt hatte, verſchwunden. Hans Riebau. 18 C De Fontanelle. Von Eva Gräfin von Baudiſſin. Daß auch ärztliche Methoden der Mode unterworfen ſind, iſt nicht zu leugnen. Vielleicht ſind es auch die Krankheiten ein wenig— man denke an die plötzlich auftauchende Blind⸗ darmentzündung, von der eine Zeitlang wenigſtens ein Mit⸗ glied jeder anſtändigen Familie befallen ſein und ſich einer Operation unterziehen mußte. Dann kamen die Nieren an die Reihe; darauf, wohl infolge der ſchlechten Ernährung während und nach dem Kriege, war es Magenerweiterung. Wir wollen die Exiſtenz der Krankheit nicht anfechten, nur ſie konſtatieren. Im Altertum und noch bis zum Mittelalter war die Behand⸗ lung aller Krankheiten natürlich viel einfacher und einheitlicher. Ein Vorbeugungsmittel, bei chroniſchen Leiden auch eine Ab⸗ leitung, war die Fontanelle, ein an Arm oder Bein vermittels einer Erbſe offengehaltenes, kleines Geſchwür, das durch die ſtete Eitererzeugung alles Schlechte aus dem Körper ziehen ſollte. Wir würden dieſen wunden Punkt ziemlich unappelit⸗ lich finden; doch entſinne ich mich noch aus meiner Kindheit. daß eine vornehme, alte und ſonſt ſehr elegante Kammerherrin ſtets eine leichte Binde um den Oberarm trug, die ihre Fonta⸗ nelle verbarg, was aber bei dünnen Kleidern ſichtbar wurde. Sie behauptete, dieſer Quelle böſer Säfte auch ihren allerdings läſſen, die ſich die franzöſiſchen Ariſtokratinnen der galanten Zeit machen ließen, um weiße Hände zu bekommen. Auch dieſe ſind jetzt durchaus unmodern; man ſchützte die Hände noch ſelten durch Handſchuhe. Sportsleute, männliche wie weib⸗ liche, haben nur den Ehrgeiz, ſich von der Sonne am ganzen Körper, auch an Armen und Händen, ein ſchönes Kupferbraun brennen zu laſſen. So wäre die Fontanelle auch dafür über⸗ flüſſig geworden. Aber iſt es nicht ein alücklicher Gedanke, ſich eine Mündung zuzulegen, zu der alles Böſe, Krankhafte, Häß⸗ liche hinfließt und ſo aus Körper und Seele ſortgeleitet würde? Wie wäre es mit einer unſichtbaren Fontanelle, die auf jeden ſchlechten Inſtinkt reagierte, ihn aufgriſſe, nicht losließe, ſon⸗ dern ihn geſchwind expedierte? Egoismus, Habgier, Gleich— gültigkeit gegen Leiden anderer, Kleinlichkeit, Pietätloſigkeit— all die modiſchen Charaktererſcheinungen, die jetzt die ganze Menſchheit infizieren, fänden durch eine kleine Fontanelle in unſerem Gewiſſen ein jähes Ende. Und ich bin gewiß, die Menſchheit bekäme wieder ein friſcheres, blühenderes Ausſehen und— reine Hände! Die ſind wichtiger als weiße. Die Kunſt geht nach Brot. Der Jazzkomponiſt wohnte der Generalprobe ſeiner Oper bei. Am Schluß der Ouvertüre hielt er eine kleine Anſprache an das Orcheſter: „Meine Herren! So will ich meine Muſik geſpielt haben. Sie haben das ausgezeichnet gemacht! Ich danke Ihnen!“ Da ſagte der exſte Geiger: „Verzeihung, aber ich habe noch drei Seiten zu ſpielen.“ Plitſch kommt zu ſpät ins Konzert. Der Logenſchließer ver— weigert ihm den Eintritt. „Bedaure, mein Herr, der Dirigent hat ausdrücklich au— geordnet, daß ſofort nach Beginn des Konzerts die Saaltüren geſchloſſen werden.“ „Er hat wohl Angſt, daß die paar Männekens, die ſich das Konzert anhören, ſchon nach den erſten Takten die Flucht er— greifen?“ fragte Plitſch. Eine grauenhaft langweilige Premiere. Endlich! Der letzte Akt. Der Vorhang geht auf. Der Held des Stückes ſitzt in einem Lehnſtuhl und denkt für fünf Minuten lang intenſiv nach. Da ertönt eine Stimme von der Galerie: „Wir halten Sie doch hoffentlich nicht auſ?“ * Der Held donnert mit Pathos von der Bühne herunter: „Zwar bin ich einſam und ohne Freunde, doch werde ich Leben und Ehre nur teuer verkaufen!“ Da ertönt eine Stimme von der Galerie herab: „Schieber!“ Kurt Miethke. Alles iſt relativ. Der Herr Lehrer in der Schule weiß, daß Unterricht und Belehrung immer dann am wirkſamſten und anſchaulichſten ſind, wenn ſie ſich an das Aktuelle halten— alſo Dinge be— handeln, die gerade im Mittelpunkt des allgemeinen Intereſſes ſtehen. Und weil der Herr Lehrer gerade Botanik behandelt und weil jetzt gerade die Kirſchenzeit iſt, ſo ſpricht er zu den Jungens von der Kirſchblüte, von der Befruchtung durch die Bienen und von der Fruchtbildung. Und ſchließlich fragt er, bei der reifen Kirſche angelangt:„Wann iſt die beſte Zeit zum Kirſchenpflücken?“ Es meldet ſich— der größte Schlingel der Klaſſe, und der Lehrer freut ſich, daß auch einmal von dieſer Seite eine Ant- wort kommt. e „Nun, Franz, wann iſt die beſte Zeit zum Kirſchenpflücken?“ „Wenn dem Nachbar Hinnerk ſein großer Hund nicht im Garten iſt“, ſagt Franz, halb verſchämt, halb ſtolz darüber, in einer ſo wichtigen Sache Auskunft geben zu dürfen. de Golosbalne. In ä Blumdobb reckt de Halme Aenne gleene Gogosbalme, Un die denkt ſo vor ſich hin: Eechentlich hat's gar geen'n Sinn, Daß ich draurich hier in Sachſen Mich ſo ſchinde mit'n Wachſen. Streng' ich mich doch noch ſo an, Niſſe wär'n ja doch nich dran. Das gibbt's Glima hier nich här. Alſo wachſ' ich ooch nich mähr.— Druff, zu enden ihre Bein, 5 Ging— de— gleene— Balme— ein. wundervollen Teint zu verdanken— vielleicht ähnlich den Ader⸗ Beliebte H Eine außerordentlich ſchön gezeichnete große deutſche Tigerdogge. Ein prämiiertes Scoich⸗Terrier⸗ großer Männer und Frauen zurückblicken, diele alle ſich auch Pärchen. Drei Prachtexemplare deutſcher Pudel. Lene Voigt. underaſſen. 75 Ein reizendes der ſehr koſt⸗ ſpieligen weißen Malteſer-Hündchen. 9 Preisgekrönte franzöſiſche Bulldoggen. Der bekannte Filmhumoriß Van Heidemann mit ſeinem flotten lungey Hunde⸗Dreigeſpaun 0 ü Roman von Oel Rothberg Die vom Fliederhaus. 15. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Sie will nicht! Sie reiſt mit Tante Verene fort!“ „So! Fort will ſie. Nun ja, ſie hat ja ihre Wohnung in einer anderen Stadt und kommt nur jedes Jahr hierher in die Sommerfriſche. Aber bitte ſie doch recht ſchön— vielleicht bleibt ſie dann hier!“ Fritzel, der ſchon wieder eifrig gemalt hatte, ſagte: „Bitte du ſie, Vatel! Sie hat dein Bild geküßt, das im Wohnzimmer auf dem Wandbrett ſteht.“ Melenthin küßte ſeinen Jungen. „Das haſt du geſehen?“ „Ja, aber ſie weiß es nicht.“ „Alſo gut, ich werde ſie einfach fragen, ob ſie euer Mütterchen werden will; aber ihr dürft jetzt noch nichts verraten, wenn ſie kommt!“ Eifrig verſprachen ſie es; noch: „Das wird fein! Dann geht ſie nie wieder fort.“ „Ich habe ſie ſehr lieb!“ ſagte Lieſel und ſchmiegte ſich an den Vater. „So— na, dann arbeitet fleißig, damit ſie ſich nicht ärgert, die gute Tante Irene!“ Der Oberförſter ging. Und nun wußte er auch, weshalb ihm ſein Heim plötz⸗ Lich ſo gemütlich, ſo traulich vorgekommen war. Es waltete eben ein guter Geiſt in ſeinem Hauſe. Er ging dann hinüber in ſein Zimmer und wartete. Und dann kam ſie. Schlank, leichtfüßig, merkwürdig jung. Als ſie das Haus betrat, gg er ihr entgegen. „Sie alſo haben hier wie ein guter Geiſt über meinen Kindern gewacht. Ich danke Ihnen!“ Irene wurde blaß. Ihre Hand legte ſich in die ent— gegengeſtreckte Hand des Mannes. „Bleiben Sie bei den Kindern— und— bei mir! Wir brauchen Sie alle drei ſo notwendig, Irene. Ich war ein Tor! Ich hätte längſt wiſſen müſſen, wo allein mein Glück und mein Frieden zu finden war. Könnten Sie mir ein bißchen gun ſein, Irene? Ich meine, weil Sie doch auch meine Kinder liebhaben?“„ Da zierte Irene Lindemann ſich nicht; ſie gebrauchte auch ſonſt keinerlei Redensarten, ſondern ſagte nur ganz einfach: „Ich habe Sie immer lieb gehabt. Und die Kinder ſind mein ganzes Glück, eben, weil ich nie ſelbſt welche haben werde.“ Da zog er ſie an ſich und küßte ſie. „Ich danke dir, Irene! Und ich will dir gleich heute ſchwören, daß ich dir treu ſein werde mit jedem Blick. Viel— leicht war die Prüfung dieſer letzten Zeit ganz gut. Ein leichtſinniger Geſelle war ich doch auch manchmal.“ „Ich kann nun nicht mehr hier wohnen. Ich werde ins Fliederhaus überſiedeln. Selbſtverſtändlich kommt eine Reiſe nun nicht mehr in Frage. Die Kinder nehme ich zu mir— bis— bis—“ Sie ſchwieg verlegen. Da ſtrich ſeine Rechte über ihr dunkles, weiches Haar. „Bis zu unſerer Hochzeit, Irene. Es ſoll nur wenige Wochen dauern bis dahin.“ Arm in Arm gingen ſie beide in den blühenden Garten hinaus. 7 aber Fritzel meinte dann . 10. Frau Paſtor wollte es erſt gar nicht glauben; es blieb ihr aber doch dann nichts weiter übrig. Und als ſie ſich beruhigt hatte, fand ſie es ſchließlich ſelbſt als die beſte Löſung. „Bloß, was die Leute ſagen werden! Ich wage mich ja im Leben nicht mehr in mein Kränzrhen!“ jammerte ſie dann noch. „Laß die Leute reden— ſie hören von ſelber wieder auf! Am Ende werden ſie ſelbſt nicht mehr wiſſen, was ſie geredet haben und was nun eigentlich wahr oder nicht wahr iſt“, ſagte Melenthin. Verene aber fiel Frau Lindemann um den Hals. „Ich freue mich ſo— ſo ſehr freue ich mich! Werde recht glücklich, liebe Irene!“ ſagte ſie leiſe. Und dann reichte ſie Melenthin die Hand. „Alles Glück!“ „Ich danke Ihnen, Fräulein Verene, und ich hoffe, daß Sie als Freundin meiner Frau recht oft zu uns kommen!“ ſagte er ernſt. „Und du? Meine Arme, jetzt biſt du ja wieder allein. Wie wenig ich nun von dem allen halten kann, was ich dir verſprach. Siehſt du, das bedrückt mich nun doch in all meinem Glück. Und Walter will, daß wir ſchon in ſechs Wochen heiraten. In dieſen ſechs Wochen bleibe ich im Fliederhaus. Da ſind wir alſo zuſammen. Was aber dann?“ „Ich bleibe hier. Und— du wirſt mir die Handarbeiten beſorgen; dann kann ich mit Marie leben“, ſagte Verene einfach. „Du wirſt ja ſehr oft bei uns Tiſchgaſt ſein. Es wird glänzend gehen“, entſchied Frau Lindemann. Verene war ſehr gefaßt, während ſie mit den Freunden zuſammen war. Als ſie aber einen Augenblick allein am Fenſter lehnte, ſchüttelte ſie ein haltloſes Schluchzen. „Ich habe dich ſo lieb! Ich werde an dieſer Liebe zu— grunde gehen, weil ſie ewig unerfüllt bleiben muß“, dachte ſie, und ganz deutlich ſpürte ſie wieder die heißen Küſſe des Mannes, dem allein ihre junge Liebe gehörte. Seine Mutter aber hatte ſie in die Schranken zurück— gewieſen, hatte ihr gezeigt, wofür die Liebe der armen Verene Beringer zu dem Grafen von Eſchweiler nur gelten und was ſie bedeuten konnte. „Ich muß verwinden— vergeſſen werde ich ihn nie!“ dachte ſie zuletzt ergeben. *.** Ueber die Senſationen der letzten Zeit kam man nicht ſo ſchnell hinweg. Es gab ausgiebige Kaffeeſchlachten und Skatabende. Aber ſchließlich bekamen die guten Leutchen es ſelber ſatt, immer wieder dasſelbe durchzubeuteln. Und da ſich Kanzleirat Mickel mit ſeiner Wirtſchafterin in aller Stille verheiratet hatte, ſo gab das auch ganz netten Unterhaltungsſtoff. Aber noch einmal aufgerollt würde die Affäre des Grafen Eſchweiler ſchon noch werden, denn man mußte doch über den wirklichen Täter doch zu Gericht ſitzen. Da ſtand aber dann eines Tages ganz kurz und bündig in der Zeitung, daß Paovo Phillippi entwichen ſei. Nirgends war eine Spur von ihm zu entdecken. Und es gab kaum jemanden, der das nicht begrüßt hätte, denn ſeit man die Tragödie des Kretin kannte, hatte nie⸗ mand mehr ein Intereſſe, ihn beſtraft zu ſehen, um ſo mehr, als der Graf ja von der Verwundung genaß. Von letzterem allerdings hörte man ſo gut wie gar nichts. Er lebte noch in Schloß Eſchenhöhe. Und es hieß, er ſei nicht mehr ganz normal ſeit dem Mordanſchlag. Geredet wurde viel, und vorläufig war der Graf ja immer noch ein kranker Mann, denn der Lungenſchuß war ſehr gefährlich geweſen. So lagen die Sachen— und darüber verging der Sommer.. Zum Herbſt hieß es, der Graf ſei in Begleitung ſeiner Mutter nach San Remo gereiſt, um die angegriffene Lunge zu feſtigen. Es drang auch zu Verene Beringer, die ſtill und fleißig arbeitete. Und ſie betete: „Lieber Gott, laß ihn geſund werden— für die andere! Und ſchenke ihm ein großes, wahres Glück! Wenn aus all dem Wirrwarr nun nur noch ein Menſch einſam und ver⸗ laſſen iſt, ſo iſt es doch ſehr gut, daß ich es bin.“ 25 1.*. Graf Eſchweiler wußte jetzt, wer auf ihn geſchoſſen hatte. Und als man es ihm ſagte, lächelte er nur. Tag um Tag wartete er auf ein Zeichen von Verene. Nichts! Nach ihr fragen wollte er nicht. Sie war bei ihm ge⸗ weſen, als der Schuß fiel, das wußte er genau. Sie mußte wiſſen, daß er ſchwer verletzt worden war! Weshalb ſchwieg ſie nun? Vertraute ſie ihm denn noch immer nicht? Dann konnte er es nicht ändern. Dann liebte ſie ihn nicht ſo, wie er einen Augenblick lang glückſelig geglaubt hatte. In dieſes ſtumme Warten hinein ſagte eines Tages Gräfin Maria: „Intereſſieren dich einige Neuigkeiten, mein Sohn?“ Er ſah ſie an, nickte. „Erzähle doch, Mütterchen!“ „Nun, da iſt erſtens Forſtwart Keller vorige Woche ganz plötzlich am Herzſchlag verſtorben. Mitten im Walde, auf einem Dienſtgang. Dann hat ſich der Oberförſter Melenthin in aller Stille vorgeſtern trauen laſſen. Und zuletzt— Irmengard hat ſich mit Alvens Zöderam ver— lobt!“ Mit finſterem Geſicht ſaß der Sohn der Mutter gegen⸗ über. Seine Zähne knirſchten hörbar aufeinander. Alſo doch! Alſo doch ſo, wie er gedacht. Verene hatte es vor⸗— gezogen, ſich zu dem Oberförſter zu bekennen, trotzdem ſie ihm, Eſchweiler, im Walde geſagt hatte, ſie liebe den Mann nicht; ſie wolle nur deshalb ſterben, weil ſie ſich von ihm nicht küſſen laſſen wolle und könne? Und nun hatte ſie ihn doch geheiratet! Nun war alles Warten um⸗ ſonſt geweſen. „Ich möchte reiſen, Mutter.“ „Daran haben wir längſt gedacht. beſten alles vergeſſen.“ Er ſah ſie prüfend an. „Ja, Vergeſſen brauche ich. Das findet man da draußen. Alvens mag mich begleiten, er iſt der Rechte dazu. Mit ihm zuſammen noch einmal das Leben durch— raſen! Die Treue und das Vertrauen begraben.“ Der Gräfin Geſicht war blaß. Ihre Lippen zuckten. Dann ſagte ſie: „Du vergißt, daß Alvens um Irmengards willen an dieſem Leben nicht mehr teilnehmen wird. Entweder das eine oder das andere. Du kannſt ihn ja ſelbſt fragen. Und nun zu dir! Deine Lunge iſt noch ſehr angegriffen. Du biſt noch lange nicht geſund. Ich werde alſo mit dir reiſen. Der Geheimrat empfiehlt dringend San Remo! Wenn du erſt wieder ganz bei Kräften biſt, kannſt du ja das andere Leben wieder wählen. Bitte, ich hindere dich nicht daran. Auf Alvens aber wirſt du dabei verzichten müſſen. Oder ſoll ſeine Frau ein Leben tragen, wie ich es tragen mußte?“ „Verzeih, Mutter!“ Der Graf beugte ſich über die ſchlanken weißen Hände ſeiner Mutter. Die ſprach: „Es paßt jetzt ſehr gut. Alvens will ſeine Güter ver⸗ kaufen. Er muß doch ſpäter die Wertherſchen Beſitzungen bewirtſchaften. Da er keine Angehörigen beſitzt, geht das ja recht gut. Während wir fort ſind, wird er hier in Eſchenhöhe nach dem Rechten ſehen, und er hat es nicht zu weit, wenn er ſeine Braut beſuchen will.“ „Ja, eben, das paßt recht gut“, ſagte er zuſtimmend. Aber ſeine Mutter hatte das Empfinden, daß er mit ſeinen Gedanken ganz woanders war. „Wie lange gedachteſt du denn unſere Reiſe aus⸗ zudehnen, Mama?“ fragte er nach einer Weile. „Das hängt von dir ab, mein Sohn. Aber zu Irmen⸗ gards Hochzeit möchten wir doch wohl zurück ſein. Das wäre alſo im Mai.“ „Das beſtimme nur du, Mama. Nach San Remo! Nun, da bin ich alſo mehr herunter, als ich geglaubt habe. Eigentlich hätte es ganz aus ſein können. Du wirſt ja anders denken, und darum iſt es ganz gut, daß der eifer⸗ ſüchtige Kretin nicht noch einige Zoll beſſer traf. Mach kein trauriges Geſicht, Mama! Das Leben iſt ſo blöd⸗ Du würdeſt ſo am ſinnig, daß man wirkli verliert.“ f Die Mutter ſah die grenzenloſe Verbitterung und kämpfte mit ſich. Sollte ſie ihm erzählen, daß jenes junge Mädchen ſo ſeibſtverſtändlich mit hier ins Schloß ge⸗ kommen war und daß ſie ſie durch harte Worte zum Gehen gezwungen hatte? 5 i Der Graf ſtand auf. „Wo iſt Alvens?“ „Er iſt nach Schweden gereiſt und kommt erſt in einigen Wochen zurück. Er wünſcht alles Gute und glückliche Reiſe. Tante Helene und Irmengard kommen aber ſofort noch einmal herüber, wenn du es wünſchſt.“ 5 Er lächelte der Mutter zu. N „Das heißt: Du wünſchſt es bereits, und ich habe gar keine Urſache, mich deinem Wunſche nicht anzuſchließen.“ Gräfin Maria atmete tief auf. Endlich war er ins Leben zurückgekehrt. Nach der heutigen Ausſprache wußte ſie es. 0 ö 5 ö Wenn ſie nur gewußt hätte, wie er über das Mädchen dachte! Wenn es nur eine flüchtige Tändelei geweſen war, dann wäre es doch höchſt überflüſſig, ſie auch nur zu er⸗ wähnen. Saß es aber tiefer, ja, mein Gott, dann wollte ſie doch wirklich froh ſein, wenn er nicht direkt nach ihr fragte. Denn es war doch unmöglich, daß er dieſes Mädchen etwa hätte heiraten können.. Maria Eſchweiler hatte keine Ahnung, daß der Soh aus ihrer Mitteilung über Melenthins Heirat entnommen hatte, daß Verene dieſe junge Frau in der Ober— förſterei ſei. 1 f 5 0 Aufmerkſam ſah ſie ihm in das ſchöne, jetzt recht ſchmal gewordene Geſicht. Sein völlig verändertes Weſen ſchob ſie auf das lange Krankenlager. Er hatte bisher mit nie⸗ mand außer ihr geſprochen. Und ſie hatte ſchon geglaubt, ſie würde noch ſehr viel Schweres mit ihm durchmachen. Alvens Zöderam hatte ſogar gedacht, er würde wahnſinnig werden. Doch jetzt blieb er ſich immer gleich. Er freute ſich auch, als Tante Helene und Irmengard kamen. Letzterer ſtrich er über das wellige Haar. „Na, Irmengard, da haſt du aber ſehr gut gewählt. Mütterchen erzählte mir von deiner Verlobung. Ich wünſche dir von Herzen Glück.“ Sie lachte ihn ſtrahlend an und ſagte: „Ja, ich habe gut gewählt, und ich danke dir recht herzlich für deinen Glückwunſch. Ich habe auch einen Wunſch. Mache es uns, bitte, bald nach. Ich möchte mit deiner jungen Frau befreundet ſein, Karl-Chriſtian.“ Ganz harmlos, völlig aus ſich ſelbſt heraus hatte Irmengard es geſagt. Er aber ſah etwas von der Mutter Beſtelltes in dieſen Worten, und er meinte kühl: „Bedaure recht ſehr, Irmengard. Ich hätte gern einen großen Wunſch erfüllt. Der hier aber iſt völlig ausſichts⸗ los.“ Sie wurde rot, ſtreckte ihm die kleine Hand hin: „Verzeih, Karl-Chriſtian!“ „Aber ich bitte dich, Kleine!“ Er ſtand auf und küßte ſie herzlich auf die weiße Stirn. Da war ſie ſchnell verſöhnt und lachte froh. Seine Mutter aber dachte: Wie gut ſie zuſammen ge⸗ paßt hätten! Od es ihm gar nicht einmal zum Bewußtſein kommt, was er an ihr verliert? Tante Helene aber war mit dem Tauſch ſehr zufrieden. Der immer freundliche, frohherzige Alvens paßte viel beſſer zu Irmengard als der ſchroffe, finſtere, ſtolze Karl⸗ Chriſtian. Für den war es vielleicht am beſten, wenn er ledig blieb. 1 0 e Graf Eſchweiler war während der ganzen Zeit des Beſuches ſehr liebenswürdig. Die Möglichkeit einer Heirat berührte niemand mehr. Man beſprach die Reiſe, und der Graf lachte leiſe auf. „Ja, ja, Irmengard, wie einen kranken Backfiſch be⸗ handelt mich Mama. Nach San Remo begleitet ſie mich, und dabei fühle ich doch ſo langſam ſchon wieder die früheren Bärenkräfte in mir erwachen.“ Ihre glänzenden Augen muſterten ihn eingehend. „Es geht. Blaß ſiehſt du noch aus, aber ſonſt denke ich ſelber, daß du bald ganz der Alte ſein wirſt.“ Irmengards Geplauder tat ihm wohl. Innerlich aber zog es ihn bereits fort. Es war doch ſo leicht möglich, daß er dem Oberförſter und ſeiner jungen Frau einmal im Walde begegnete, und das hätte er nur ſehr ſchwer er⸗ tragen. Eſchweiler ſtand vor dieſer erſten wahren, großen Liebe ſeines Lebens ſelbſt wie vor einem Rätſel. Er kam nicht darüber hinweg, wurde in dieſer Hinſicht mit ſich nicht fertig. Daß er von jetzt an ein ruheloſer, un⸗ zufriedener Menſch ſein würde, wußte er. Und daß die Mutter mit darunter leiden mußte, ſtand ebenſo ſeſt. Gewaltſam ſchüttelte er die Gedanken von ſich ab. Er zwang ſich, freundlich und liebenswürdig zu bleiben, trotz⸗ dem ihn der Gedanke, daß Melenthin jetzt das Recht hatte, das ſchöne, blonde Geſchöpf zu küſſen, beinahe wahnſinnig machte Er verlachte ſich ſelbſt. Aber die wilde Sehnſucht in ihm blieb. Alſo mußte er fort, weit weg. Vorläufig mit der Mutter nach San Remo. Auf mehrere Monate. Wie ein Wickelkind mußte alſo ſeine Geſundheit behütet werden. Pfui Teufel! Er, deſſen Urkraft und Geſundheit nie derartige Fürſorge gebraucht hatten. „Kommſt du beſtimmt zu meiner Hochzeit, Chriſtian?“ Eſchweiler hörte dem Klang der weichen Mädchen⸗ ſtimme ein Weilchen nach, dann ſagte er feſt: „Ich werde beſtimmt da ſein, Irmengard.“ „Wie lieb von dir. Wen aber nehmen wir für dich als Dame?“ „Muß das ſein?“ f 5 „Ja, es muß ſein! Du gehſt doch nicht hinter mir. Halt, ich habe ſie, deine Dame! Gertraude von Iffen! Sie paßt für dich. Gefällt ſie dir nicht? Du haſt ſie doch vor Karl⸗ deinem Unfall bei uns kennengelernt?“(Fortſ. folg! piel wickelte ſich ſehr romantiſch ab. Heſucher wurde von Anfang bis zu Ende an ſichligt, g f us den vereinen „Oer Herr der Berge. Am Sonn⸗ abend wurde im„Kaiſerhof“ dieſes roman⸗ ſſche Schauſpiel in 4 Akten von W. A. Pannek yon der Operetten und Theatergeſellſchaft auf⸗ ſeführt. Der Saal war gut beſetzt. Das 1 10 eder ieſe Lebensgeſchichte eines fünfjährigen Knaben, pelcher nach 22 Jahren als 27jähriger junger Mann durch viele Strapazen bei den Banditen In den Bergen, ſein Vaterhaus nach kampfvollem Suchen wieder gefunden hat. Trotzdem er um⸗ leben war mit von Expreſſungsſucht gepackten Banditen, blieb er doch ein braver Menſch, wel- cher nur das Rechte wollte. Die Darſtellerinnen owie die Darſteller haben in ihren Rollen ge⸗ ebt wie in Wirklichkeit. Das Publikum ſah inen Roman in lebenden Bildern. Man kann ämtlichen Spielerinnen und Spielern nur die größte Anerkennung für ihre Leiſtung ausſprechen. 8 war ein ſinnreiches Stück und jeder konnte it der Ueberzeugung nach Hauſe gehen, ein paar nußreiche Stunden erlebt zu haben. Die Pau⸗ wurden durch die wundervollen Melodien der vereinigten Feuerwehrkapelle Viernheim in iebenswürdiger Weiſe ausgefüllt. Wie wir er⸗ ahren, ſoll das Stück am kommenden Sonntag ochmals aufgeführt werden. Der Reinerlös ießt in die Kaſſe der Winterhilfe. Wer es noch icht geſehen hat, der komme und überzeuge ſich über dieſe Leiſtungen; der Beſuch lohnt ſich! echterſchaft im Turnver⸗ ein 1893 Viernheim. Bei den Fechtervom Gau Unterbaden herrſchte am werfloſſenen Sonntag Hochbetrieb. Galt es doch die beſten Einzelfechter in der Jungmannklaſſe zu ermitteln. In der großen Fechthalle des T. V. 1862 Weinheim traten die beſten Jung⸗ annen vou folgenden Vereinen an: T. V. Bruchſal, T. V. 1846 Heidelberg, T. V. 1846 Mannheim, T. V. Badenia Feudenheim, Fechter⸗ ſchaft im D. H. V. Mannheim, T. B. Germania Mannheim, T. V. 1862 Weinheim und T. V. 1893 Viernheim. Unter dieſer ſtarken Konkurenz lugen ſich die hieſigen Vertreter wirklich glänzend. Man merkte bei ihnen die gute Schule des Kreisſonderklaſſenfechters Wagner vom Turnverein 1846 Mannheim. Nach harten ämpfen wurden folgende Stellen von Turnver- n 93 belegt: Knapp Ludw. 6 Stelle, Hof⸗ mann, Nikl. 9. St. Herſchel, Hans 13 Stelle inkenbach Hans 14. Stelle. Dieſes iſt bei ſtarker Beteiligung eine ſehr gute Leiſtung. etzt heißt es kräftig weiter geübt in alter reue zum Stammverein, denn Treue gewahrt t Fechters Art. Gut Heil. ine Stiftung zur Hebung der Sporifreudigkeit. err Carl Fritz, Inhaber der Schuhfirma Carl tz& Cie., Mannheim, II 1, 8(Breiteſtraße) iftete einen alljährlich wiederkehrenden Ehren⸗ reis dem jeweiligen Fußballmeiſter der Gruppe hein dergeſtalt, daß jedem einzelnen Spieler er Siegerelf ein Paar neue Fußballſtiefel „Meiſterklaſſe“ überreicht wird.(Alle Aner- ennung! Die Red.) Umwälzung im Fernen Olten? Japan will die chineſiſche Oſtbahn kaufen.— Vor bedeutſamen japaniſch-ruſſiſchen Ver⸗ handlungen. Tokio, 26. Oktober. Der japaniſche Botſchafter in Moskau und der fen igpfliäche Bolſchafter in Tokio ſind hier im Auftrage ihrer Regierungen wieder angekommen, um Vorverhandlungen zum Abſchluß eines ruſſiſch-⸗japanſſchen Nichian⸗ griffpaktes zu eröffnen. Es iſt zunächſt beab⸗ 5 ein Vorabkommen wirkſchaft⸗ und handelspolitiſchen Inhalts abzuſchließen. Nach den Münſchen der japaniſchen Regie⸗ krungſollen die eigentlichen Verhandlungen Mitte Dezember aufgenommen werden. Zu dieſem Iwecke wird der ſiellverkrelende ruſſi⸗ ſche Außenkommiſſar Karachan in Tokio er- wartet. Das Vorabkommen ſoll die Beratung ruſſiſcher Oel. und Fiſcherel. und Forſtrechle an Japan umfaſſen. Die Japaner beabſich⸗ ligen, Moskau für die ſowjekruſſiſchen An teile an der chineſiſchen Oſtbahn ein Kauf ⸗ angebot zu machen. Der ſoll außerdem 07 Grenze genau feſtlegen. Ferner ſoll der Vertrag eine Beſtimmung über die Kieferima jananiſcher Maſchinen eplante Verlrag ruſſiſch⸗mandſchuriſche und anderer Waren nach Rußlano enthalten, um„Rußland bei der Durchführung des Fünfjahresplanes zu unterſtützen.“ Der zur⸗ zeit auf dem Wege nach Genf befindliche ja⸗ paniſche Vertester beim Völkerbund, Mat⸗ ſucka wied inige Tage in Moskau verhrin⸗ gen, um mit Auhenkammiſſar Litwinow und Karachan über die Einzelheiten des geplan⸗ ten Abkommens zu verhandeln. Voraus⸗ ſetzung für die Annahme eines derartigen Abkommens würde für Japan natürlich die ausdrückliche Anerkennung der Mandſchurei durch Sowjetrußland ſein. Die bisherige Weigerung von Sowjetrußland, die Mand⸗ ſchurei anzuerkennen, ſoll nach japaniſcher Anſicht auf den Argwohn der Ruſſen zurück⸗ zuführen ſein, daß das japaniſch⸗mandſchuri⸗ ſche Protokoll eine Beſtimmung enthalte, die den ſowjetruſſiſchen Intereſſen, ſowohl in po⸗ litiſcher als auch in wirtſchaftlicher Hinſichi abträglich ſein ſoll. Vatſucka iſt, wie verlau⸗ tet, beauftragt worden, dieſen Argwohn zu zerſtreuen und auf die Bedeutung einer en⸗ gen ruſſiſch⸗japaniſchen Zuſammenarbeit im Intereſſe des Friedens im Fernen Oſten hin⸗ zuweiſen. Matſucka ſoll in Moskau auch ver⸗ ſuchen, auf die Entſendung eines ſowjetruſſi⸗ ſchen Vertreters nach Genf zur Teilnahme on den Verhandlungen des Völkerbundes über den Lytton-Bericht einzuwirken. Hoffnungsvoller Jüngling. Achlzehnjähriger wegen Raubs und Tot ſchlagsverſuchs verurkeilt. Düſſeldorf, 26. Oktober Das Düſſeldorfer Sondergericht verurteilte den 18 jährigen Verſicherungslehrling Schild— meyer wegen ſchwe ren Raubes in Tateinheit mit verſuchten Totſchlags zu fünf Jahren Gefängnis und fünf Jahren Ehrverluſt. Schildmeyer, ein Sohn achlbarer Eltern, der das Gymnaſium bis zur Oberſekunda⸗ reife beſucht hat, halte am 9. Sepfember ds. Is. einen Geldbriefträger niedergeſchlagen und um 1130 Mark beraubt. Der Ueberfalle⸗ ne, dem die Schädeldecke handflächengroßz eingedrückt worden war, befindet ſich noch im Krankenhaus. Das Gericht hat nicht, wie die Anklage behauplet, Mordverſuch ange. nommen, da es nicht für ausgeſchloſſen hielt, daß bei dem Angeklagten, bedingt durch ſei⸗ ne große Jugend und ſeine geiſtige Beſchaf⸗ fenheit— die Sachverſtändigen bezeichneten ihn als geiſtig minderwertig und als phan⸗ kaſtiſch, hyſteriſchen Pſychopalen— eine be⸗ ſondere Erregung beſtanden hat, die bei ihm im Augenblick der Tat die Abwägung der für oder wider die Tat ſprechenden Umſtände ausgeſchloſſen habe. Der Staatsanwalt hakte ſechs Jahre Zuchthaus beankragt. Furchtbare Exploſion. Benzinwagen ſtößt mit Güterzug zuſammen. ö Paris, 26. Oktober. In Arpajon ſtieß ein Laſtkraft⸗ wagen der Benzin geladen hatte, mit einem Güterzug zuſammen. Eine furchtbare Exploſſon war die Folge. Das bren⸗ nende Benzin ergoß ſich nicht nur auf die Eiſenbahnwagen, ſondern auch auf zwei in der Nähe liegende Wohnhäuſer. 5 Als die Feuerwehr einkraf ſtanden die bei⸗ den Häuſer ſowie mehrere Wagen des Gü⸗ kerzuges in hellen Flammen. Nur mit Mühe konnte ein weiteres Umſichgreifen des Bran- des verhindert werden. Das eine der beiden Hhäuſer, in dem ſich ein großes Kaufhaus be⸗ ſand, brannte bis auf die Grundmauern nie- der. Aus den Trümmern des bis auf die Eiſenteile völlig verbrannten Laſtkraftwa⸗ gens wurde die Leiche des Führers gebor gen, der ſich nicht mehr rechtzeitig in Sicher heit halte bringen können. Letzte Nachrichten. Frau Hanau aus der Haft entlaſſen. Paris, 26. Okt. Frau Hanau, die frühere Präſidentin der„Gazette du France“ und jetzi⸗ ge Leiterin der Finanzzeitſchrift„Force“, die ſich ſeit Monaten wegen Hehlerei in Unterſu⸗ chungshaft befand, iſt am Montag in Anbe⸗ tracht ihres Geſundheitszuſtandes vorläufig auf freien Fuß geſetzt worden. Frau Hanau hatte bei einem Kraftwagenunfall eine ſchwere Bein⸗ verletzung davongetragen. Der Prozeß, der urſprünglich in zwei Wochen ſtattfinden ſollte, mußte in Zusammenhang damit verſchoben werden. gchaufenſtereinbruch am hellen Tage. Hamburg, 26. Okl. Am Dienskagnachmik⸗ tag wurde in der Dammkorſtraße von einem auf ſeinem Fahrrad enklommenen Täler eine Scheibe eines Juwelengeſchäftes zer⸗ krümmert und ein Tablett mit Schmuckſachen im Geſamtwerk von 15 000 bis 20 000 Mark entwendek. Preußiſcher Kabinettsrat. Braun beruft eine Sitzung des alten Skaals⸗ miniſteriums ein. Berlin, 26. Oktober. Das alte preußiſche Staalsminiſterium wird am Mitiwoch vormilkag im Amkszim⸗ mer des Wohlfahrtsminiſters Hirlſiefer zu einer Sitzung zuſammenkrelen, in der unker dem Vorſitz des Miniſterpräſidenlen Braun zu dem Urkeil des 281% Stel · lung genommen werden ſoll. Graf Poſadowſky⸗Wehner Im Alter von 88 Jahren verſtarb in Naum⸗ burg der frühere Abgeordnete Graf Poſa— dowſky⸗Wehner. Graf Poſadowſky-Wehner kandidierte auch in dieſem Wahlkampf für die Volksrechtspartei. Lokales Gedenktage. 26. Oktober. 175 Der Staatsmann Friedrich Karl Frei— herr von und zum Stein in Naſſau ge— boren. 1800 Graf Helmuth v. Moltke in Parchim geboren. 1828 Der Landwirt Albrecht Thaer in Mög— lin geſtorben. 1919 Oeſterreich ratifiziert den Frieden von Saint⸗Germain. 1929 Der Dichter Arno Holz in Berlin ge— ſtorben. Prot.: Amandus— Kath.: Evariſtus Sonnenaufg. 6.42 Sonnenunterg. 16.45 Mondaufg. 2.09 Mondunterg. 15.22. Mehr Vorſicht auf der Bahnfahrt. Auf der Deutſchen Reichsbahn ſind im Jahre 1931 bei Entgleiſungen und Zuſammenſtößen vier Fahrgäſte getötet worden. Vier Tote als Opfer des Zugunglücks bei faſt 1,6 Mil⸗ liarden beförderten Perſonen. Oft genug zäh⸗ len die Montagszeitungen einer einzigen Groß— ſtadt mehr tödliche Verkehrsunfälle eines Wo— chen ds auf als die Statiſtik der Reichsbahn für den rieſenhaften Eiſenbahn-Reiſeverkehr während eines ganzen Jahres. Und noch ein anderer Vergleich iſt aufſchlußreich: Die Fahr— gäſte der Deutſchen Reichsbahn haben im Jahre 1931 zuſammen 37 Milliarden Kilo— meter zurückgelegt. Auf einen bei Betriebsun— fällen getöteten oder verletzten Fahrgaſt ent— fällt dabei ein Reiſeweg von 74 Millionen Kilometer. Dieſen Weg müßte ein einzelner Fahrgaſt zurücklegen, bis er mit voller Sicher— heit darauf zu rechnen hätte, bei einem Be⸗ triebsunfall getötet oder auch verletzt zu wer— den. Er müßte dau mehr als 100 Jahre Tag und Nacht ohne Aufenthalt in einem Schnellzuge reiſen. Leider wird dieſes Bild höchſter Sicherheit getrübt durch die bedauerliche Tatſache, daß jahraus jahrein zahlreiche Fahrgäſte der Reichsbahn durch eigenes Verhalten verun— glücken. Im Jahre 1931 ſind nicht weniger als 91 Perſonen getötet, 222 verletzt worden. Sollte es nicht gelingen, dieſe Unfälle zum Verſchwinden zu bringen? Es ſind doch nur wenige einfache Regeln, die zu beachten ſind: Nicht auf- und abſpringen, wenn der Zug in Bewegung iſt! Nicht zu nahe an Züge heran⸗ treten! Nicht hinausbeugen! Türen und Platt- formverſchlüſſe gut ſchließen! Die Eiſenbahn läßt ihren Fahrgäſten im Zug viel Bewegungsfreiheit. Das ſollte da— durch vergolten werden, daß der Fahrgaſt auf die eigene Sicherheit ſelbſt mit bedacht iſt. * Auszahlung von Beamtenbezügen an Erben. In einem Erlaß des Reichsfinanz⸗ miniſters vom 10. Oktober 1932— P 1631 — 7=32 P 2•3 wird nach Mitteilung der Deutſchen Beamtenbund-Korreſpondenz FJol⸗ gendes ausgeführt: Bei Schaffung der Durch— führungsverordnung zur Verordnung des Reichsprälidenten über Auszahlung von Dienſt— bezügen vom 18. Juli 1931 iſt von der Er⸗ wägung ausgegangen worden, daß die Vor⸗ ſchrift des Reichsbeſoldungsgeſetzes und des Beamtenhinterbliebenengeſetzes über die Fäl⸗ ligkeit der dort geregelten Zahlungen nicht berührt werde. Hiernach ſtehen den Erben von verſtorbenen Reichsbeamten, Ruhegehaltsemp⸗ fängern und Beamtenhinterbliebenen die Be⸗ züge auch dann für den vollen Sterbemonat zu, wenn der Bezugsberechtigte den Auszah⸗ lungstag für die zweite Hälfte ſeiner Monats⸗ bezüge nicht mehr erlebt hat. Keine Winteeſportkarten der Neichsbahn. Die in verſchiedenen Blättern gebrachte Notiz, wonach die Reichsbahnverwaltung im kom⸗ menden Winter Winterſportkarten mit län⸗ gerer Gültigkeitsdauer ausgeben werde, ent⸗ ſpricht nicht den Tatſachen. Wie aus Kreiſen der Reichsbahnhauptverwaltung verlautet, iſt dort von derartigen Plänen nichts bekannt. , Die Weihnachts⸗Verkaufsſonntage. Die Reichsregierung beabſichtigt, die Frage der Freigabe der Weihnachts⸗Verkaufsſonntage in der Weiſe reichsgeſetzlich zu regeln, daß für das ganze Reichsgebiet die zwiſchen dem 8. und 24. Dezember liegenden Sonntage für den Verkauf freigegeben werden ſollen. Die Zahl der Verkaufs-Sonntage würde demnach zwi en zwei und drei Sonntagen liegen. Von einer einheitlichen Feſtſetzung der Verkaufszei⸗ ten an den Weihnachts⸗Verkaufs⸗Sonntagen für das geſamte Reichsgebiet hat die Reichs⸗ regierung abgeſehen, die Entſcheidung bleibt damit wieder den Länderregierungen über⸗ laſſen. 5 Wetterbericht. Wettetvorherſage: Zeitweiſe aufklärend, aber Anhalten der unbeſtändigen Witterung, Für die Winterhilfe! Wieder zehn Eiſenbahnwagen voll Kath⸗ reiner für die Deutſche Winterhilfe! Das Haus Kathreiner in Berlin hat wieder, ebenſo wie im vergangenen Jahre, vierhundert— tauſend Pakete Kathreiner geſpendet, die im Win⸗ ter an Arbeitsloſe koſtenlos verteilt werden ſollen. Bekanntmachung. Betr.: Hindenburgwohlfahrtspoſtkarten 1932. Anläßlich des 85. Geburtstages des Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg wurden von Reichspoſtminiſterium Wohlfahrtspoſtkarten(Hin⸗ denburgwohlfahrtspoſtkarten) herausgegeben. Der Verkaufswert der Karte beträgt 100 Die Karten ſind bei dem hieſigen Poſt— amt und Wohlfahrtsamt erhältlich. Betr.: Winterhilfe 1932/33. Weitere Anträge auf Winterhilfe werden wie folgt entgegengenommen: Donnerstag, den 27. Oktober 1932, nachm. von 4—6 Uhr für Perſonen mit den Anfangsbuchſtaben F, G, H, J und K. Freitag, 28. Oktober 1932, nachm. v. 4—6 Uhr für Perſonen mit den Anfangs⸗ buchſtaben L, M, N, O, P und R. Der Arbeitsausſchuß der freien Wohlfahrtspflege Viernheim. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalberſammlungen u. Singſtunden Krieger⸗ u. Soldatenverein Teutonia u. Schützen⸗ abteilung. Heute Mittwochabend 8 Uhr im Lokal zum Schützenhof erſter Vortrag des Herrn Kameraden Heim: Allgemeine Schieß⸗ lehre, das Weſen und Werden der Geſchoß— bahn. Es wird pünktliches und vollzähliges Erſcheinen ſämtlicher Alt- und Jungſchützen erwartet. Kein Trinkzwang. Der Vorſtand. Turnverein von 1893. Mitglieder unter 25 Jahre, welche gewillt ſind, dem Freiw. Ar- beitsdienſt beizutreten, wollen ſich beim Turn⸗ wart P. Roſchauer melden. Anmeldungen werden angenommen täglich vormittags von 10—12 Uhr auf unſerem Sportplatz und nach den Uebungsſtunden bis ſpäteſtens Mon- tag, den 31. Oktober. Die Turnleitung. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteil- nehmer und Kriegerhinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Freitag, den 28. Oktober abends 8¼ Uhr im Gaſthaus z Stern Mit⸗ glieder⸗Verſammlung mit Vortrag. Der Vorſtand. Verein für Sport⸗ und Körperpflege. Da am Freitag wegen der Wähler⸗Verſammlung die Uebungsſtunde ausfällt, findet dieſe bereits am Donnerstag, den 27. Oktober, abds. 8 Uhr im Lokal zum Fürſten Alexander ſtatt. Voll- zähliges Erſcheinen aller Sportler erwartet. Die Spartenleiter. Sonntag abend 5 Uhr Abfahrt der Ringer⸗ und Stemmermannſchaft per Rad nach Worms. Treffpunkt bei Valt. Bauer, Alexanderſtraße. Reichsbauner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Ortsgruppe Viernheim. Reichstags- Abgeordneter Dr. Mierendorff, Darmſtadt ſpricht heute Mittwoch, den 26. Oktober 1932, abends 8 Uhr, im „Goldenen Karpfen“ über das Thema:„Für Freiheit und Arbeit— Gegen Hitler und Papen.“ Wir laden hierzu alle Kameraden höflichſt ein. Eiſerne Front. Der techn. Leiter. Mäunergeſangverein 1846. Donnerstag abd. 8 Uhr Singſtunde. Reſtloſes Erſcheinen er⸗ wartet. Der Dirigent. Sportvereinigung Amicitia 09 e. V. Heute Mittwoch Abend 8 Uhr Jugeudleiter⸗ Sitzung im„Goldenen Stern“. Sämtliche Herren werden gebeten zu erſcheinen.