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Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. g an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann ſedoch eine Gewähr nicht übernommen werden (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Peutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Die Qualitats- Marke Breitestrage Zentralverband der Arbeitsinvaliden und Witwen Deutſchlands N Ortsgruppe Viernheim Heute, Mittwoch Abend 8 Uhr findet im Karpfenſaale anläßlich der am 6. Nov. ſtattfindenden Reichstagswahl, eine Wahlkundgebung der Eiſernen Front ſtatt, bei welcher Herr Dr. Mierendorf Darm⸗ ſtadt das Referat übernehmen wird. 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Das Plenum war bis auf die Herren Ratsmitglieder Kiß und Blaeß vollzählig erſchienen. Den Vorſitz führte Herr Bürger- meiſter Lamberth; das Protokoll Herr Verw. Inſp. Alter. Der Zuhörerraum iſt verhältnis⸗ mäßig gut beſetzt. Der Vorſitzende erklärte die Sitzung kurz nach 8 Uhr für eröffnet. Herr G.-R. Beikert brachte zur Geſchäftsordnung eine Beſchwerde vor, weil der Raſen am Wieſenweg links abgehackt worden ſei und hierdurch das abfließende Waſſer von der Wieſenſtraße unge⸗ hindert in ſeinen Acker eindringen kann. Für evtl. Schaden wird Schadenserſatzforderung vor- behalten. Der ebenfalls anweſende Gemeinde- baumeiſter, Herr Berberich, ſichert hier Abhilfe zu.— Hierauf ergriff Herr Beigeordneter Roos das Wort zu einer kurzen Begrüßungsanſprache des vom Urlaub zurückgekehrten Bürgermeiſters. Er hofft, daß ſeine Geſundheit wieder ſo ge⸗ feſtigt iſt, daß er den zahlreichen, aufreibenden Anforderungen ſeines Amtes wieder gewachſen iſt. Der Bürgermeiſter dankte für die Begrü⸗ Fungsworte und ſichert in dieſem Sinne ſeine Tätigkett zum Nutzen und Frommen der Ge⸗ meinde zu. Zur Tagesordnung: Punkt 1. Freiwilliger Arbeitsdienſt, hier Durchführung der Beckerſchneiſe ſowie Herrich⸗ tung der Schlothlache und Uebertragung dieſer Arbeit an die chriſtliche Jugend. Neben der kath. Jugend hat ſich nun auch der Turnverein v. 1893 um Uebertragung dieſer Arbeiten beworben. Die Durchführung iſt ſpruchreif. Als Träger der Arbeit gilt die Gemeinde. Um die Gemeinde nun von den hier notwendigen Arbeiten zu ent⸗ laſten, hauptſächlich wegen der ſtaatlich angeord- neten geiſtigen Betreuung der Jugend iſt es notwendig, daß eine Jugendorganiſation dieſe Arbeiten zur Ausführung übertragen erhält. Die geiſtige Betreuung der Dienſtwilligen beſteht in Unterrichtsſtunden in der Sporthalle, Volks- liedergeſang, Gymnaſtik, Unterhaltungs⸗ und Ge⸗ ſellſchaftsſpiele, Sport- und Marſchübungen uſw. Nach eingehender Beratung wird beſchloſſen: Die Ausführung der Arbeit der Kath. Jugend zu übertragen. Die Auswahl der Dienſtwilligen, wobei beſonders die ſozialen Verhältniſſe des Einzelnen gewürdigt werden ſoll, erfolgt durch deu Fürſorgeausſchuß im Benehmen mit dem Leiter der Kath. Jugend, dem Leiter der Proteſt. Jugend und dem Vorſitzenden des Turnvereins oder eines zu ſtellenden Erſatzmannes. Es iſt alſo hierdurch die Gewähr gegeben, daß die Auswahl der Dienſtwilligen unparteiiſch erfolgt. Ueber die Heranziehung der Junglehrer zur geiſtigen Betreuung, wird der vorgenannte Aus⸗ ſchuß zu befinden haben. Für Beſchwerden oder ſonſtige Unſtimmigkeiten iſt der Gemeinderat zu⸗ ſtändig. Punkt 2. Gedächtnisfeier für die Toten des Weltkrieges am 30. Oktober 1932. Der Gemeinderat nimmt von der Einladung des Reichsbundes hierzu Kenntnis und beſchließt, geſchloſſen hieran teilzunehmen. Die Kranz ⸗ niederlegung der Gemeinde ſoll wie alljährlich erfolgen. Punkt 3. Reichstagswahl; Ernennung d Vorſteher und Stellvertreter. Mit kleinen Aenderungen bleibt die Beſetzung wie bei der letzten Wahl. * Punkt 4. Randſiedlungen. Herr G.⸗R. Müller brachte dieſes Thema zur Sprache und ſtellte feſt, daß das Kreisamt die Anträge der hieſigen Gemeinde verſchleppt hätte, wodurch wir im erſten und auch im 2. Bauabſchnitt gicht berückſichtigt wurden. Es bleibt abzuwarten, ob noch ein 3. Bauabſchnitt kommt und dann muß ſich die Verwaltung energiſch für Berück⸗ ſichtigung einſetzen.— Dem Bauausſchuß wird die Auflage gemacht, ſich umzutun und dem Rat in einer der nächſten Sitzungen Vorſchläge zu unterbreiten, welches Gelände für Randſiedlun⸗ gen vorzuſehen ſei— Bezüglich der Rezeßbau⸗ holzvergütung wird mitgeteilt, daß der Staat der Gemeinde Holz überlaſſen will, welches ver⸗ kauft werden ſoll, um hiervon die Anſprüche der Nutzungsberechtigten zu befriedigen. Die Ver⸗ handlungen hierüber werden fortgeſetzt. » Rentenzahlung. Die Militärrenten werden am Samstag, den 29. und die Inva⸗ liden⸗, Unfall- uſw. Renten am Montag, den 31. ds. Mis. beim hieſigen Poſtamt ausgezahlt. 130 Arbeitsdienſtwillige. Wie wir erfahren, haben ſich bis jetzt auf dem Rat⸗ hauſe 130 Perſonen für den Freiw. Arbeits⸗ dienſt gemeldet. Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia. Im Schützenhof beginnt heute abend Herr Heim vor den Mitgliedern des Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia ſeine Vortragsreihe, die ein weſentlicher Beſtandteil der Winterarbeit des genannten Vereins iſt. Beſonders intereſſant werden die Vorträge werden, da Herr Heim ſtets Selbſterlebtes als Beweis material bringen wird. Seine reichen Erfah' rungen als Fliegeroffizier werden allen etwas bieten. Die Vorträge werden ſicher von den Mitgliedern eifrig beſucht. * Lieferwagen und Fohlen. Auf der Weinheimerlandſtraße wurde geſtern gegen abend das Fohlen des Landwirts Adam Wilhelm Bläß, Holzſtraße von einem Lieferwagen ange⸗ rannt und ſchwer verletzt. Das Fohlen war unglücklicherweiſe vor das Auto geſprungen, wo⸗ durch das Unglück entſtand. Der Lieferwagen wurde ebenfalls ſchwer beſchädigt, Kühler einge⸗ drückt uſw. und mußte abgeſchleppt werden. Das Fohlen, welches ein Bein gebrochen und inner⸗ liche Verletzungen hatte, wurde nach Hauſe ge⸗ bracht, wo es abgeſchlachtet werden mußte, da die Verletzungen lebensgefährlich waren. * Motorradunfall. Geſtern Nachm. ereignete ſich in der Weinheimerſtraße, vor dem Blaeßchen Anweſen, durch gegenſeltiges Anfahren, ein Motorradunfall, der glücklicherweiſe noch recht gut verlief. fcqhgggaggaagaandagqggamagaggangdggaggpe Millionen eee Deutscher leiden Met ctv 1 1 * Gb Nummer 251 Von zuſtändiger Reichsſtelle wird erklärt, die Notverordnung des Reichspräſidenlen, die dem Urteil des Staatsgerichtshofes zu Grunde lag, ſei einwandfrei als rechtsgül⸗ ig bezeichnet worden. Auch die übrigen Maßnahmen des Reichskommiſſars ſtänden mit dem Urteil nicht in Widerſpruch. Die alte preußiſche Regierung hat am Mittwoch unter Vorſitz des Miniſterpräſiden⸗ ten Braun beraten und zum Urteil des Staatsgerichtshofs eine ſehr verſöhnlich ge⸗ haltene Erklärung beſchloſſen. Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß zwiſchen Nationalſozialiſten und Zen⸗ trum keine Geheimkoalitionsverhandlungen im Gange ſind und auch vorausſichtlich vor den Reichstagswahlen nicht ſtattfinden wer⸗ den. Meldungen aus Paris laſſen erkennen, daß der franzöſiſche„Abrüſtungnsplan“ den Zweck verfolgt, die Abrüſtungsmaßnahmen immer weiter zu verſchleppen. Im engliſchen Unterhaus wurde ein arbei⸗ terparteilicher Mißtrauensantrag gegen das Kabinett Macdonald mit 462 gegen 55 Stimmen abgelehnt. Der deutſche Weltflieger v. Gronau iſt mit ſeinem Flugboot in Bombay eingetroffen. FE ße Schwere Entſcheidungen Die Reichsregierung ſteht vor ſchweren Entſcheidungen. Eine ganze Reihe bedeu⸗ tungsvoller Fragen drängt einer Löſung zu. Selbſtverſtändlich übt die Nähe der Wahl einen ſtarken Druck aus nicht nur auf das Ausmaß der beporſtehenden Entſchließun⸗ gen, ſondern auch auf ihr Tempo. Mit den rein handelspolitiſchen Problemen, ins- beſondere ſoweit ſie durch den Plan einer Einfuhrdroſſelung mit Hilfe von Kontin⸗ genten aufgeworfen ſind, wird die Reichs⸗ regierung, wie nunmehr feftſteht, ſich vor den Wahlen nicht mehr beſchäftigen. Andere Probleme dulden aber keinen Aufſchub. Da iſt zunächſt die finanzielle Lage des Reiches ſelber und im Zuſammen⸗ hang damit die der Länder und Ge⸗ meinden. Der Reichsfinanzminiſter hat zwar der Oeffentlichkeit über die derzeitige Finanzlage des Reichs keine Mitteilung ge⸗ macht, aber man weiß trotzdem, daß ſie au⸗ ßerordentlich geſpannt iſt. Die finanziellen Hilfeleiſtungen für Sanierungen, Beihilfen für Banken, Genoſſenſchaften uſ.w, die Oſt⸗ hilfe und andere Hilfsaktionen erfordern na⸗ türlich ſehr hohe Summen. Auch das Wirt⸗ ſchaftsprogramm der Regierung koſtet Geld. Selbſt wenn man annimmt, daß die dafür ausgegebenen Summen ſich durch erhöhte Steuereingünge bezahlt machen, ſo kann die⸗ ſe Hoffnung nicht darüber hinwegtäuſchen, daß die Gelder im Augenblick erſt einmal ausgegeben werden, alſo da ſein müſſen. Im Zuſammenhang mit dieſen Fragen ſteht eine andere, nämlich die Betrauung des früheren Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht mit irgend einer größeren finanzpolitiſchen Aufgabe. Man erinnert ſich daran, daß der Prüſident der Statiſtiſchen Reichsamtes, Dr. Wagemann, vor einiger Zeit einen gro⸗ ßen Finanz und Währungsplan veröffent⸗ licht hat. Reichsbankpräſident Dr. Luther hat ſich gegen dieſen Plan ausgeſprochen. Er begründet ſeine ablehnende Haltung mit der Befürchtung, daß eine Verwirklichung des Wagemann'ſchen Planes eine Infla⸗ tionsgefahr heraufbeſchwire. Wagemann ſelbſt beſtreitet das und Dr. Schacht tritt für die Wagemann'ſche Auffaſſung ein. Man nimmt in unterrichteten Kreiſen an, daß die Heranziehung Dr. Schachts wahrſcheinlich ei⸗ ne finanzpolitiſche Aktion im Sinne des Wa⸗ gemann'ſchen Planes im Gefolge haben würde. Die Reichsregierung hätte ſich alſo dann gegen Dr. Luther entſchieden. Ob es tatſächlich dahin kommen wird, ſteht ober heute noch keineswegs feſt. Die Dinge ſind im Fluß. die Reichsregierung ſteht dabei na⸗ türlich wiederum vor einer ſehr ſchweren Entſcheidung. Selbſtverſtändlich wirft auch das Urteil! des Staatsgerichshofs in der Klage⸗ ſache Preußen gegen Reich ein paar recht kniffige Fragen auf. Denn die Leipziger Ent⸗ ſcheidung ſagt ausdrücklich, die Amtsent⸗ ſetzung von Länderminiſtern durch das Reich dürfe nur vorübergehend ſein, und die kom⸗ miſſariſchen Miniſter hätten keine Befugniſſe im Reichsrat, im preußiſchen Staatsrat und im Landtag. Durch dieſen Spruch haben wir in Berlin jetzt drei Regierungen ſitzen: die Reichsregierung, den Reichskom⸗ miſſar für Preußen mit ſeinen Mitarbeitern, die zurzeit die Regie⸗ rungsgewalt in Preußen ausüben und ſchließlich das alte preußiſche Staatsminiſterium Braun, de zwar augenblicklich nicht amtiert, deſſen Mit⸗ glieder jedoch nach wie vor Miniſter ſind. Sobald der Reichsrat oder der preußiſche Staatsrat zuſammentreten würde, hätten die Mitglieder des Miniſteriums Braun das Recht, ſich in dieſen Körperſchaften zu betä⸗ tigen. Eine ganz eigenartige Situation, der man nur dadurch ausweichen kann, daß man den Reichsrat und den Staatsrat einfach in der nächſten Zeit nicht zuſammenberuft. Das iſt natürlich keine Löſung auf Dauer. Denn einmal muß ſchließlich auch der Reichsrat wieder zuſammenkommen, auch den Staats⸗ rat und den preußiſchen Londrag kann man nicht auf ewige Zeit beiſeite laſſen. Beim Landtag geht das ja ohnedies nicht, weil das Recht der Einberufung dem Landtags⸗ präſidenlen zuſteht, der bekanntlich Rationalſozialiſt iſt und ſomit in ſcharfer Oppoſition zur kommiſſariſchen Regierung Preußens ſtehl. Allerdings ſteht er der alten Regierung Braun ebenſo ablehnend gegen— über. 4 So ergeben ſich auf der ganzen Linie der Finanz⸗ und der Innenpolitik ſchwierige Fragen, die wiederum ſchwierige Entſchei⸗ dungen notwendig machen. Kein Nütltritt des Ernährungsminiſters. Berlin, 27. Oktober. Der Beſuch des Reichsernährungsminiſters Freiherrn von Braun, beim Reichs⸗ präſidenten dürfte, wie die„Landwirt⸗ ſchaftliche Wochenſchau“ erfährt, ſachlich in erſter Linie den weiteren Auswirkungen der nächſten Genoſſenſchafts⸗ und Oſthilfemaßnah⸗ men gegolten haben. Außerdem ſei aber nach einem Vortrag über die Landwirtſchaft ein Schlußſtrich unter die in den letzten Tagen verbreiteten Gerüchte über einen Wechſel im Reichsernährungsminiſterium gezogen worden. Es dürfte kaum ein Zweifel daran erlaubt ſein, daß Freiherr von Braun weiterhin un⸗ eingeſchränkt das Vertrauen des Reichs⸗ präſidenten genieße. Aus dem Wahlkampf. Stahlhelm gegen Prinz Auguſt Wilhelm. Berlin, 27. Oktober. Die Preſſeſtelle des Stahlh elm wendet ſich in einem auffallend ſcharfen Artikel ge⸗ gen den Prinzen Auguſt Wilhelm von Preußen, der in Wahlverſammlun⸗ gen der NSDAP. die Stahlhelmorganiſation angegriffen hatte. In dem Artikel heißt es: „Während des vierjährigen Weltkrieges und in der Nachkriegszeit bis 1927 hat der Prinz eine bemerkenswerte Zurückhaltung beob⸗ achtet. Deutſchland tourde vor dem raten Bolſchewismus in den Jahren 1918 bis 1924 gerettet wahrlich nicht durch die Nationalſo⸗ zialiſten. Im Jahre 1927 kam der Prinz zum Stahlhelm und ſchwur bei jeder paſſenden Gelegenheit dem Bundesführer öffentlich die Treue. Er verließ trotzdem nach drei Jah⸗ ren die Stahlhelmbewegung, weil er ſich nicht genügend beachtet glaubte, ſeine Reden und Bilder nicht oft genug in der Stahlhelmpreſſe gebracht wurden. Jetzt wirft der Prinz öf⸗ ſentlich dem Stahlhelm Unmoralität vor. Wir empfehlen ihm ſich zunächſt mit der Mo⸗ ral in der Nationalſozialiſtiſchen Arbeiter- partei zu heſchäftigen. aus der namhafte Mitgueder wegen der unmoraliſchen Zuſtän⸗ de 9 5 öffentlicher Erklärung ausgetreten ſind.“ Das Vadenkonkordat. Die badiſche Sozialdemokratie lehnt ab. Karlsruhe, 27. Oktober. In einer gemeinſamen Sitzung des Par- teivorſtandes der ſozialdemokratiſchen Partei Badens und der Landtagsfrak⸗ tion wurde beſchloſſen, auf Grund der in— nerpolitiſchen Lage die Zuſtimmung zum Baden⸗ Konkordat zu verſagen. Die Landtagsfraktion der SPD. war in ihrer übergroßen Mehrheit bis vor wenigen Tagen für die Verſchiebung des Badenkon⸗ koötdates geweſen. Der Parkeivorſtand der SPD. nahm dagegen bisher zu dem kon- kordak einen ablehnenden Skandpunkt ein und es gelang ihm wohl in der gemeinſamen Sitzung, ſeine Auffaſſung in der Konkor- dalsfrage auch bei der Landtagsfraktion durchzuſetzen. Mit dem Beſchluß der 8D. 9 05 das Vertragswerk in Frage geſtellt ſein. Die badiſche Regierungskoalition ſetzt ſich bekanntlich zuſammen aus Zentrum, Sozial⸗ demokratie und Deutſcher Volkspartei. Wenn die ſozialdemokratiſche Landtagsfraktion das Konkordat tatſächlich nicht annimmt, iſt deſ⸗ ſen Annahme im Landtag nicht möglich. Bei früheren Gelegenheiten hatte ſich die Fraktion wiederholt für ein Konkordat ausgeſprochen. Die Kontingentierung. Keine Preisgabe der Kontingentierungspläne Berlin, 27. Oktober. Ein Preſſebüro hatte behauptet, daß man an maßgebender Stelle auf Grund des Zwi⸗ ſchenberichtes der Miniſterialkommiſſion die autonome Kontingentierung der Einfuhr aufgegeben habe und daß auch das Reichsernährungsminiſterium in Zukunft nicht mehr die autonome Kontingentierung fordere. Dazu wird von zuſtändiger Stelle erklärt, daß ſich an der Haltung der Reichsregierung in der Konkingenkierungsfrage, wie ſie der Reichsernährungsminiſter in ſeiner Münche⸗ ner Rede im Einvernehmen mit dem geſam⸗ ten Reichskabinelt feſtgelegt hal, nichts geän⸗ dert hal. Beſonders wird noch auf die Er⸗ klärung des Reichsernährungsminiſters vor den Vertretern des Garkenbaues verwieſen, daß die autonome Kontingenkierung unker allen Umſtänden durchgeführt würde. Für den Eigenheimbau. Weitere Förderung durch das Reich. Berlin, 27. Oktober. Die Reichsregierung hat kürzlich beſchloſ⸗ ſen, 20 Millionen Mark zur Förderung des Baues von Eigenheimen bereit zu tellen. Für die Förderung kommen nach en Richtlinien, die demnächſt veröffentlicht werden, beſcheidene Eigenheime in Betracht, de; ren Baukoſten ohne den Wert des Grundſtückes in der Regel zwiſchen 4000 und 8000 Mark liegen werden. Die nutzbare Wohnfläche der Wohn⸗ und Schlafräume ſowie der Küche darf höchſtens 90 qm⸗ betragen, die Nebenräume müſſen ſich in den ortsüblichen Grenzen halten. Das Reich wird Hypothekendarlehen zur Erleich⸗ terung der Finanzierung gewähren, die in der Regel 1500 Mark nicht überſteigen dür⸗ fen. Für kinderreiche Familien wird jedoch eine kleine Erhöhung der Baudarlehen zu— gelaſſen werden. Die Darlehen ſollen mit 4 v. 9. verzinslich und mit 1 v. 9. zinsbar ſein. Das Reichs ⸗ baudarlehen iſt durch Eintragung einer hy⸗ thek in bereiteſter Stelle für das Reich zu ichern. Der Bauherr muß mindeſtens über 49. Jahrgang eln Eigenrapuai von 30 v. 9. nachweisbar verfügen und den Keſt der Jinanzierung, alſo insbeſondere auch die erſte Hypothek ſelbſt beſorgen. Die Maßnahme ſoll vor allem der Arbeits beſchaffung dienen, um dem darniederliegenden Baugewerbe eine Anregung zu geben. „Weniger Konferenzen aber mehr Enkſchlußkraft“— ſagk Muſſolini. Mailand, 27. Oktober. Auf dem Domplatz zu Mailand hielt ſtuſſolini vor vielen Tauſenden eine Rede, in der er daran erinnerte, daß von Mailand aus im Jahre 1915 der Interven— tionismus und damit der Beginn eines neuen Lebens ausgegangen ſei. Während in allen Ländern und ſelbſt bei Völkern alter Kultur Ungewißheit und Unruhe um die Zukunft herrſche, ſei Italien um ſeine Zu— kunft nicht bange. Das ganze italieniſche Volk werde um⸗ gewandelt in ein unbeſiegbares Heer. Nicht in Konferenzen liege das heil, „weniger Konferenzen und mehr Enk⸗ ſchlußkraft, weniger Tagungen und mehr Aktionen“ rief Muſſolini aus. [Von Genf wolle er nicht reden. Alle, die dieſe ſchöne Stadt eines Calwin kennen, ſä⸗ hen, wie wenig man in Wahrheit an den Ge⸗ ſchehniſſen in Genf intereſſiert ſei. Dieſes Jahrhundert ſei das Jahrhundert des Fa— ſchismus. Zum drittenmale in der Weltge— ſchichte bringe Italien der Menſchheit eine neue Humanität. Europa werde in zehn Jahren ein anderes Ausſehen haben und die Ungerechtigkeiten, die im beſonderen Maße auch gegen Italien begangen worden ſeien, werden wieder gut gemacht werden. In ei⸗ nem Jahrhundert werde ganz Europa fa— ſchiſtiſch oder faſchiſtiſiert ſein. Moskau und Neuyork werden dann nach Rom als Weg⸗ weiſer ſchauen. Er habe keine Sehnſucht nach Ruhe und Frieden, ſondern nach neuen Kämpfen. Eu wiſſe, daß das ganze ikalieniſche Volk ihm hierbei folgen werde.(Minukenlanger Bei⸗ fall). Dann kündigte Muſſolini noch an, daß es nicht ausgeſchloſſen ſei, daß Italien als Zeichen ſeiner großzügigen Geſinnung gegen Ende der Jehnjahresfeierlichkeilen vielleicht eine Amneſtie für die Feinde des Faſchismus erlaſſen werde. Die Wirren in Oſtaſien. zunehmende Banditengefahr in Charbin. Tokio, 27. Oktober. Das japaniſche Oberkommando teilt mit, daß die Eiſenbahnlinie Charbin—Tſitſikar von den chineſiſchen Freiſchärlern geräumt ei. Nach einer Meldung aus der mandſchuri⸗ ſchen Stadt Charbin haben infolge der läg⸗ lich zunehmenden Banditengefahr Tauſende von Chineſen und Ruſſen ſowie eee liſche Familien Charbin geräumt. Beinahe täglich ereignen ſich Ueberfälle, Enkführungen und Brandſchatzungen durch chineſiſche Räu⸗ ber, die ſich am hellen Tage bis ins Innere der Stadt wagen. Die Moskauer amtlichen Stellen er⸗ klären, daß die japaniſchen Nachrichten über einen Verkauf der chineſiſchen O ſt⸗ bahn— die bekanntlich Rußland gehört— an Japan falſch ſeien. Zwei Züge entgleilt. Schanghai, 27. Oktober. wie aus Tientſin gemeldet wird, eniglei⸗ ſten auf der Strecke Pukau Tieniſin zwei Eiſenbahnzüge. Die Ortsbehörden nehmen an, 4 es 5 um politiſche Anſchläge han dell. Amtlich wird die Jahl der Verunglück⸗ ten nicht angegeben. Sie werden aber auf über 20 Tote und Verwundete geſchätzt. Wehrhafte Schafe. Ueber einen Kampf zwiſchen Schafherde und Hund wird folgendes bekannt: Ein Schäfer trieb in den Abendſtunden ſeine Herde in ein Dorf zurück. Wie üblich, ſchritt der Schä⸗ fer mit ſeinem Hund der Herde voraus. Am Schluß der Herde blieben nun aber auf einmal zwei alte Schafe mit ihren erſt einige Tage alten Lämmern zurück. Der Abſtand zwiſchen dieſen Zurückgebliebenen und der Herde war nicht beſonders groß; ab und zu blieb dabei das eine Mutterſchaf ſtehen, als ob es zeigen wollte, daß ſein Junges dem großen Marſch doch noch nicht gewachſen ſei. Als dann die Herde ins Dorf eingerückt war, ereignete ſich Folgendes: Vor einem Haus ſtand nämlich ein größerer Hund, der den Verſuch machte, an die etwas zurückgebliebenen Mutterſchafe und ihre Jungen heranzukommen. Der Hund hatte aber nicht mit den Mutterſchafen gerechnet. Dieſe kehrten ſich plötzlich um und trieben den Hund mit gut ſitzenden Kopfſtößen in die Flucht. Mittlerweile war auch der Schäfer⸗ hund aufmerkſam geworden und wollte nach dem Rechten ſehen. Doch auch dieſem gegen⸗ über gaben die Mutterſchafe keinen Pardon. In der Angſt um ihre Jungen vergaßen die, ihrem ſtändigen Begleiter gegenüber jeden Ge⸗ horſam, ſodaß ſich zwiſchen Mutterſchafen und Schäferhund ein Kampf entwickelte. Es zeigte ſich dabei, daß in einem ſolchen Ernſtfalle das Uebergewicht an Macht und Stärke nicht beim Hund, ſondern bei den Schafen liegen dürfte. Zweifellos wäre der ungleiche Kampf für den Schäferhund noch recht übel ausgegangen. Die Schafe ſetzten ihm unheimlich zu, ſodaß ſich der Hund zuletzt kaum mehr wehren konnte. Wahrſcheinlich hätten ihn die Mutterſchafe aus lauter Sorge um ihre Jungen zu Tode ge⸗ ſtoßen. In dieſem Augenblick kam allerdings der Schäfer ſelbſt als Retzer für ſeinen Hund. Er hatte die gefährliche Bituation ſofort er⸗ faßt. Shnell griff er im letzten Augenblick nach den beiden Lämmern, nahm ſie in ſeine Arme und trug ſie raſch fort. Als dies die alten Schafe ſahen, beruhigten ſie ſich wie⸗ der und ließen von dem Hunde ab. Letzte Nachrichten. Finanzminiſter Klepper ſoll vom Skaaks- anwalt vernommen werden. Berlin, 27. Okt. Wie verlautet, hat die Staatsanwaltſchaft jetzt ihre Vorprüfungen der Vorkommniſſe in der Preußenkaſſe be⸗ endet. Die Staatsanwaltſchaft wird nun⸗ mehr die Vernehmung der Beteiligten vornehmen. Es iſt damit zu rechnen, daß der beſchuldigte Finanzminiſter Klepper in den nächſten Tagen von der Staatsan- waltſchaft vernommen werden wird. Spiritusflaſche explodiert. Beuthen, 27. Okt. Die drei Kinder der Witwe Reſpontek in Groß⸗Wilkowitz, Kreis Beuthen, ſpielten, während ſie ſich allein im Hauſe befanden, in der Nähe des Ofens mit einer mit Brennſpiritus gefüllten Flaſche. Das vierjährige Mädchen goß dabei Spiritus in das Feuerloch des brennenden Ofens. Bei der Exploſion der Spiritusflaſche erlitten das Mädchen und ihre beiden zweieinhalb⸗ und ſechsjährigen Geſchwiſter ſchwere Brandwun⸗ den. Das Mädchen iſt inzwiſchen ſeinen Ver⸗ letzungen erlegen, während die beiden anderen Kinder in bedenklichem Zuſtand darniederlie⸗ gen. Hintze nicht Hauptmann, ſondern Feldwebel? Berlin, 27. Okt. Der Bankier Hintze, der Mann der Opernſängerin Gertrud Bindernagel, hatte ſich immer für einen Hauptmann der Reſerve a. D. des 1. Garde⸗ regiments zu Fuß und Inhaber des Eiſernen Kreuzes 1. Klaſſe ausgegeben. Wie jetzt ge⸗ meldet wird, iſt Hintze niemals Hauptmann der Reſerve beim 1. Garderegiment geweſen und auch zu dem Eiſernen Kreuz erſt lange nach dem Kriege auf unrechtmäßige Weiſe ge⸗ langt. Wahrſcheinlich ſei er überhaupt nicht Offizier geweſen, ſondern mit dem Wilhelm Hintze identiſch, der im Eiſenacher Infanterie⸗ regiment Feldwebel geweſen iſt. Zuchthausſtrafen gegen Kommuniſten. Leipzig, 27. Okt. Der 4. Strafſenat des Reichsgerichts verurteilte am Mittwoch fünf Berliner Kommuniſten zu Zuchthausſtrafen von anderthalb bis fünf Jahren, und zwei weitere Kommuniſten zu je zwei Jahren Feſtung. Die Verurteilten hatten an ver⸗ ſchiedenen Stellen Berlins größere Mengen von Waffen, Waffenteilen und Sprengſtoff aufbewahrt, und ſomit gegen das Republik— ſchutzgeſez und das Sprengſtoffgeſetz ver⸗ ſtoßen. Außerdem wurde das Verbrechen der Vorbereitung zum Hochverrat als erwieſen erachtet. Bombenanſchlag. Aktenkat auf eine Jeikung. 8 Nürnberg, 27. Oktober. n der Nacht zum Mittwoch wurde au das Gebäude des„Uffenheimer Tagblatts in Uffenheim ein Bombenanſchlag verübt, durch den die Druckmaſchine zerſtörk und der Druckereiraum ſchwer beſchädigt wurde. Die polizeiliche Unkerſuchung iſt im Gange. Wie der Verleger der Zeitung mitteilt, habe er politiſche Gegner nur in Kreiſen der Natio- nalſozialiſten. Er habe von dieſer Seite her balie mehrfach Drohbriefe und Karten er alten. Aus Baden. Das Großfeuer in Landshauſen.— Ueber 50 000 Mark Geſamtſchaden. Landshauſen, 27. Okt. Wie wir erfahren, beläuft ſich der Gebäudeſchaden auf etwa 30 000 Rm., der der Fahrniſſe auf etwa 25 000 Rm. Das Vieh konnte gerettet werden. Maunheim, 27. Olt.(Tödlicher Ver⸗ kehrsunfall.) Ein auf dem Waldhof wohnhafter 60 jähriger verheirateter Fabrik⸗ arbeiter fuhr in der Sandhoferſtraße kurz vor einem in Richtung Sandhofen fahrenden Stra⸗ ßenbahnwagen über den bahneigenen, nur für Fußgänger beſtimmten Uebergang, wobei er von dem Straßenbahnwagen erfaßt und zur Seite geſchleudert wurde. Der Mann hat ſich ſo ſchwere Verletzungen zugezogen, daß er im. ſtädtiſchen Krankenhaus ſtarb. Gelnhauſen, 27. Okt.(Arbeitsbele⸗ bung in der Freigerichter Zigar⸗ reninduſtrie.) Nachdem in Somborn zwei Teilbetriebe einer Gießener Zigarrenfabrib über ein volles Jahr ſtillgelegen haben, wird der Betrieb jetzt mit 150 Arbeitskräften wieder aufgenommen. Es beſteht die Möglichkei“, daß die geſamte Belegſchaft in Kücze wieder be— ſchäftigt wird.— Auch in Bernbach hat vor einigen Tagen die Zigarrenfabrik Anſelm Kahn den Betrieb neu eröffnet. Eſchhofen, 27. Okt.(Päpſtl iche Aus⸗ zeichnung.) Für große Verdienſte auf cari— tativem und kirchlichem Gebiet wurde Lehrer i. R. Schäfer, geboren in Eſchhofen, anläßlich der Einweihung der neuen St. Joſephskirche in Tranffurt a. M.-Bornbeim das päypſtliche Verdienſttreuz„pro eccleſta er pontiftce“ ver⸗ liehen. Kaſſel, 27. Okt.(Millionenſchaden durch fahrläſſige Brandſtiftung.) Im Juli d. J. brannte im Oelmühlenweg eine Großgarage und eine Anzahl Schuppen, in denen Papierbeſtände im Werte von über 1 Million Mark lagerten, vollkommen nieder. Die Unterſuchung hat ergeben, daß die Brand⸗ urſache auf die Fahrläſſigkeit zweier Chauffeure zurückzuführen iſt. Die beiden wollten in der Dunkelheit unbefugterweiſe Benzin ablaſſen und zündeten dabei ein Streichholz an. Im gleichen Augenblick entſtand Feuer, das einen verheerenden umfang annahm. Die beiden Kraftwagenführer ſind geſtändig und werden ſich nunmehr wegen fahrläſſiger Brandſtiftung vor Gericht zu verantworten haben. Lorſch, 27. Olt.(Lohndifferenzen⸗ Arbeitsniederlegung.) Nach geſchei⸗ terten Lohnverhandlungen hat die Belegſchaft der Zigarettenfabrik A. F. Carſtanjen Söhne in Stärke von 350 Arbeitnehmern die Ar⸗ beit niedergelegt. Die Firma hat auf Grund der Notverordnung des Reichspräſidenten um⸗ fangreiche Neueinſtellungen vorgenommen und war dadurch zu Lohnkürzungen berechtigt. Damit war aber die Belegſchaft nicht einver⸗ ſtanden, was nun zum Streik geführt hat. Bobſtadt, 27. Okt.(Steuerzahlung in Naturalien.) Die Bürgermeiſterei gibt bekannt, daß Landwirte, die mit der Bezah⸗ lung von Gemeindeſteuern und dergleichen im Rückſtand ſind, einen Teil dieſer Rückſtände durch Lieferung von Speiſekartoffeln beglei⸗ chen können. Für jeden abgelieferten Zentner Kartoffeln werden 2 Mark in Anrechnung gebracht. „Do&“ in Mannheim. Landung auf dem Rhein.— Begeiſterter Empfang. Mannheim, 27. Oktober. Von Mainz kommend iſt das Flugboot Do X in Mannheim zu einem ſiebentägigen Beſuch eingetroffen. Trotz des ſchlechten Wet⸗ ters hatte ſich eine nach Tauſenden zählende Menſchenmenge eingefunden, um den Rieſen⸗ vogei zu begrüßen, und ſie harrte auch aus, als ſich die Ankunft um etwa eine halbe Stunde verzögerte. Nach mehreren Schleifen über der Stadt ſetzte das Flugſchiff glatt und ohne Zwiſchenfall auf dem Rheine auf. Die Begrüßung der Beſatzung auf der Ludwigsha⸗ fener Seite hielt ſich in einfachſtem Rahmen. Auf einem Motorboot, das dem Flugzeug ent⸗ gegengefahren war, befanden ſich u. a. Ober⸗ bürgermeiſter Heimerich und Landeskommiſſüär Scheffelmeier. * Schon ſtundenlang vor der Ankunft des Rie⸗ ſenflugbootes waren die Rheinufer von Mann⸗ heim und Ludwigshafen dicht mit Schauluſti⸗ gen beſetzt, die ſich auch von dem ſchlechteſten Wetter nicht abhalten ließen, das Niedergehen dieſes größten Wunders deutſcher Flugtech⸗ nik anzuſehen. Alles ſchaute geſpannt nach der Rheinbrücke, von wo das Flugboot kommen mußte, bis endlich gegen 4 Uhr ein dumpfes Dröhnen in der Luft das Nahen des Do X vorauskündete. Damit war endlich die Spannung gelöſt. Denn man kannte den tiefen Lon der 12 Motoren noch von damals, als der Rieſenvogel ſeine Welt⸗ reiſe antrat und hierbei ſeinen Weg auch über Mannheim nahm. Wenige Augenblicke ſpä⸗ ter hoben ſich dann auch am Himmel über der Rheinbrücke die Umriſſe des Flugbootes ab. Raſch kam es näher und näher und brau⸗ ſende Hochrufe erklangen. als es über den bei voller Fahrt etwa 2200 Liter Benzin pro Stunde„freſſen“. Es iſt daher geplant, dem Bruder des Do. X(ſofern es zum Bau eines ähnlichen Schiffes kommen ſollte) Die⸗ ſelmotoren einzubauen. Die amerikaniſchen Curtißmotoren haben ſich zwar in Bezug auf Flugſicherheit beſtens bewährt, ſind aber zu unwirtſchaftlich, ſodaß man es mit Dieſel⸗ motoren verſuchen will. Durch Einbau der Motoren in die Flügel will man ferner eine Steigerung der Geſchwindigkeit um 30 bis 40 Kilometer pro Stunde erreichen. Im Paſſagierdeck befinden ſich gepolſterte Seſſel, um den Fluggäſten das Reiſen an⸗ genehmer zu machen, ferner eine elektriſche Küche und der Funkraum. Es iſt für die Schiffsleitung ein Stück Arbeit, all die vielen Nragen zu beantworten. die bei Beſichtiaung Tauſenden von Schauluſtigen dahinflog. Aber noch war der Zeitpunkt der Landung nicht gekommen. Erſt unternahm es noch einen Rundflug über das Hinterland von Mann⸗ heim⸗Ludwigshafen, um auch hier die Bewoh⸗ ner von ſeiner Ankunft zu verſtändigen und ſie auf dieſe demonſtrative Weiſe aufzufordern, zu ſeinem Beſuch und ſeiner Beſichtigung nach Mannheim zu kommen. Endlich war der Au⸗ genblick gekommen. Noch lange vor der Brücke ſenkte es ſich nieder, um auf ſeiner Landungs⸗ ſtelle niederzugehen. Immer näher und näher kam es, immer gewaltiger wurde der Eindruck. Endlich ein kurzes Aufſchäumen auf den Wellen des Rheines und Do X hatte gewaſſert. Mit großer Si⸗ cherheit ſteuerte es dann gegen den Strom und unter den nicht endenwollenden Hochrufen der Tauſende lief es mit einer eleganten Wen⸗ dung in der Rheinſpore ein, die es während der nächſten acht Tage beherbergen ſoll. Auf dem Rhein, auf dem Waldſporen liegt der Wunderbau deutſchen Geiſtes und deutſchen Schaffens. Wer ihn ſchon aus größerer Ent⸗ fernung geſehen hat, wird erſtaunt ſein über die Größe dieſes Flugſchiffes wenn er es dicht vor ſich ſieht: 48 Meter beträgt die Flügel⸗ ſpanne, die Geſamtlänge 40 Meter und die Geſamthöhe 10 Meter. Der untere Teil des Do. X gleicht durch⸗ aus einem Paſſagierſchiff. Drei Decks ſind geſchaffen worden: unten das Benzin, in der Mitte das Paſſagier- und oben das Komman⸗ dodeck. Im Benzindeck liegen 22000 Liter Benzin verſtaut, die für einen etwa 10ſtündigen Schnellſtflug ausreichen. Es ergibt ſich alſo, daß die 15 Motoren mit ihren 7200 PS. des Kommandodects geſteln werden. Tauſende von Drähten, Hebeln und techniſchen Vorrich⸗ tungen, die am Kommandoplatz zuſammenlau⸗ fen, Navigationsgeräte, Kompaſſe, Höhenmeſ⸗ ſer, die verſchiedenen Steuerungen— ein Höchſtmaß von techniſchen Errungenſchaften, die nicht alle zu erläutern ſind. Ein Wort über die Verwendung der Beſich⸗ tigungsgelder, deren Höhe vom Miniſterium vorgeſchrieben iſt, da Do. X kein Privat-, ſondern Staatseigentum iſt. Die Gelder wer⸗ den zur Unterhaltung des Schiffes benötigt und der Ueberſchuß dient dazu, Do. X in die⸗ ſem Winter einer gründlichen Durchprüfung 10 unterziehen, um Verbeſſerungen auszupro⸗ ieren. Zu dieſen Koſten gibt weder das Reich noch der Staat einen Zuſchuß. Aus der tzeimat Gedenktage. 27. Oktober. 1760 Der Feldmarſchall Auguſt Graf Neid⸗ hardt v. Gneiſenau in Schildau geboren 1833 Der Forſchungsreiſende Robert von Schlaginweit in München geboren. 1858 Der amerikaniſche Staatsmann Theo⸗ dore Rooſevelt in Neuyork geboren. 1870 Kapitulation von Metz. Prot, und kath.: Sabina. Sonnenaufg. 6.44 Sonnenunterg. 16.13 Monduufg. 3.34 Mondunterg. 15.35. Wollen und Können. Man ſollte annehmen, daß jeder Menſch den zwiſchen dieſen beiden Begriffen exiſtierenden Unterſchied kenne und ſich darnach zu verhal⸗ ten wiſſe. Das iſt aber bei weitem nicht der Fall. So groß dieſer Unterſchied auch immer iſt, ſo viel wird gegen ſeine Erkenntnis geſün⸗ digt; nicht nur von Einzelperſonen, ſondern auch von Gruppen, Verbänden und ganzen Na⸗ tionen. Nehmen wir den einfachen Fall eines Men⸗ ſchen, der zielſtrebig genug iſt, um auf irgend einem Wiſſens⸗ oder Begabungsgebiet ſich un⸗ ter die Spitzenkönner hinaufzuarbeiten. Er wird es zweifellos, wenn nicht alle natürlichen Vorausſetzungen von vornherein fehlen, ge⸗ wiß bis zu einer gewiſſen Leiſtungsgrenze brin⸗ gen, nie aber kann er— trotz allen aufge⸗ wandten Eifers und ernſten Fleißes— jene Stufe des Könnens erreichen, die nur dem winkt, der angeborene Begabung für das be⸗ treffende Könnensgebiet in überdurchſchnitt⸗ lichem Maße mitbringt. Vom Kleinſten bis zum Größten kann man dieſe Ungleichheit zwiſchen Wollen und Kön⸗ nen verfolgen. Gar mancher iſt ſchon daran geſcheitert, daß er auf einem Gebiet mehr ge⸗ wollt hat, als er nach den gegebenen Ver⸗ hältniſſen zu vollbringen imſtande war, wäh⸗ rend er auf andere Weiſe vielleicht ſeinem Können gemäß Letztes erreicht haben würde. Der Menſch ſoll ein großes Ziel haben nach dem er ſtrebt, aber ſoll nicht ein Ideal, eine Vollkommenheit erreichen wollen, wenn ſeine Begabungen ihm nur Mittelmäßigkeit oder weniger erlauben. d Wohnungsfürſorgefonds und Krieger⸗ hinterbliebenen. Im Einvernehmen mit dem Reichsfinanzminiſter hat der Reichsarbeitsmi⸗ niſter angeordnet, daß im Falle des Todes des Wohnungsinhabers grundſätzlich von einer Kündigung des Ergänzungsbaudarlehens ab⸗ geſehen werden ſoll, wenn die Hinterbliebenen die Wohnung weiter bewohnen. Von dem Grundſatz, daß im Falle des Todes des Woh⸗ nungsinhabers nicht gekündigt werden ſoll, wird nur in begründeten Ausnahmefällen abzu⸗ weichen ſein. Im Falle der Kündigung bei dem Tode des Wohnungsinhabers kann die Rückzahlung des Ergänzungsdarlehens in Teil⸗ beträgen zugelaſſen werden, die den wirtſchaft⸗ lichen Verhältniſſen des Schuldners angepaßt ſind, wenn dieſer anderenfalls nachweislich in eine ſein wirtſchaftliches Daſein gefährdende Lage geraten würde. s Autohupen, die nicht benutzt werden dür⸗ fen. Amtlich wird mitgeteilt: Es werden jetzt Signalinſtrumente für Kraftfahrzeuge auf den Markt gebracht, die mehrere verſchiedene Töne, nicht zur gleichen Zeit, ſondern einzeln hinter⸗ einander abgeben. Die Anbringung oder Ver⸗ wendung ſolcher Signalinſtrumente iſt verboten und ſtrafbar. Bei mehrtönigen Signalinſtru⸗ menten müſſen die verſchiedenen Töne gleich⸗ zeitig in einem mehrtönigen Akkord ausklin⸗ gen. Nur ür Kraftfahrzeuge der Feuerwehr, im Dienſte der Wehrmacht und der Polizei ſind Ausnahmen zugelaſſen. Wetlerbericht. Wettervorherſage: Wir liegen im Bereich einer neuen Zyklone und haben daher mit d anhaltender unbeſtändiger Witterung zu rechnen. Vereins ⸗Anzeiger liter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Männergeſangverein 1846. Donnerstag abd. 8 Uhr Singſtunde. Reſtloſes Erſcheinen er⸗ wartet. Der Dirigent. Verein für Sport⸗ und Körperpflege. Da am Freitag wegen der Wähler⸗Verſammlung die Uebungsſtunde ausfällt, findet dieſe bereits am Donnerstag, den 27. Oktober, abds. 8 Uhr im Lokal zum Fürſten Alexander ſtatt. Voll⸗ zähliges Erſcheinen aller Sportler erwartet. Samstag abend 5 Uhr Abfahrt der Ringer und Stemmermannſchaft per Rad nach Worms. Treffpunkt bei Valt. Bauer, Alexanderſtraße. Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteil⸗ nehmer und Kriegerhinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim. Freitag, den 28. Oktober abends 8¼ Uhr im Gaſthaus z Stern Mit⸗ glieder⸗Verſammlung mit Vortrag. Der Vorſtand. Gewinnen abgeben. Nach denkblichkeiten. Von Richard von Schaukal. Man geht aus ſeiner Haustür in die Breite; man wird binnen kurzem von ſeinem Dache zum Himmel auffliegen können; aber es iſt dem Menſchen verwehrt, von ſeinem Keller in die Tiefe zu 1 7 0 8 Und dennoch übernimmt jeder, der auf eigener Baufläche ein Haus errichtet, den ſeinem Grund entſprechenden Untergrund, wäre befugt, ſein Eigen hinunter ins Ungemeſſene zu erſtrecken. Was hinderte— in der An⸗ nahme— den Einzelnen, bis zum Mittelpunkt der Erde vor⸗ fe a Aber die Maſſe widerſtrebt ſolchem Wunſche mit hrer wuchtigen Macht. Erdarbeiten ſind natürlicherweiſe in ihrem Abwärtsdrange gehemmt.. *. Man teilt es gelaſſen andern mit: N. N. iſt geſtorben. Aber — abgeſehen vom perſönlichen Verluſt, den jeweils der Ein⸗ zelne auf das heftigſte empfindet— bedenket, was es heißt: N. N. iſt geſtorben! Das heißt: Er hat geendet, iſt hinweg⸗ genommen, wird niemals wieder, wie die hunderttauſend andern, die noch am Leben ſind, erwachen, aufſtehen, früh⸗ flücken, ihrer Beschäftigung nachgehen, eſſen, ſchlafen, lachen, ſich ärgern und ſich kränken. hoffen, bangen, ungeduldig ſind, reden und hören, leſen und ſchreiben, nehmen und geben. Er iſt Ae erledigt, ausgetilgt, abgetan. Faßt ihr das? Ich nicht! Ich kann mich mit dem Ende nicht abfinden. Denn ich begreife das Leben nicht, weiß nicht, was es be⸗ deutet, erlebe nur. daß es iſt und daß es mit eins nicht mehr iſt und dennoch weiter iſt.. Auf dem Katheder am Leſepult ſteht ein Menſch und ſpricht. Ein weiblicher Menſch. Ein junges Mädchen. So nennt man Geſchöpfe, die weibliche Kleidung und das Haar anders als die Männer tragen, denen im glatten Geſicht, anders als es am rafſierten ausſieht, der Bartwuchs nicht wirkſam iſt, die durch eine auch bei großer Magerkeit ſich irgendwie geltend machende Neigung zu runderer, weicher Form der Geſtalt, durch kleinere Hände und Füße ſich vom Jüngling unter⸗ ſcheiden. Sie, die dort oben ſtehl und ſich über das Pult bückt, den Hals aus dem Genick nach vorn bewegt und manchmal mit dem gut und feſt geſchnittenen Mund über die Wangen emporlächelt, iſt nicht hübſch, aber auch nicht häßlich. Sie iſt einfach, einigermaßen nachläſſig gekleidet, aber einige Anmut, trotz der Dürftigkeit von Gliedern und Anzug, liegt wie ein Hauch über ihr. Sie ſpricht. Mit tiefer, klangvoller Stimme, ſtockend faſt nach ſedem Wort, aber ſicher und überzeugt. Ihr Vortrag macht den wohltuenden Eindruck der gründlichen Vor⸗ bereitung und der aufrichtigen Hingebung an ſeinen Gegen⸗ ſtand. Sie ſpricht lateiniſch über Catos Abhandlung de agri⸗ cultura. Ich ſchätze ſie auf zwanzig Jahre. Ihr Haar iſt tief⸗ blond, ſchlicht; ihre klugen, kleinen, graublauen Augen ſcheinen etwas lurzſichtig und ſtechen, das heißt, ſie heften ſich mit Nach⸗ denklichkeit, manchmal gleichſam aus ſich heraustretend, ins Leere. Mir fällt die geſchmeidige Ballettänzerin ein, die in glitzernder grüner Schlangenhaut die feinen ſchmalen Glieder zu ſchmeichelnden Klängen ſinnbetörend regen gelernt hat... * In einer Bilderausſtellung am Eröffnungstage. Seit vielen Jahren bin ich wieder einmal der Einladung gefolgt. Aus be⸗ ſtimmten Gründen... Wie ſonſt ſind die Räume geradezu überfüllt von Menſchen, die zur Kunſt teine andere Beziehung als die der gewohnheitsmäßigen flüchtigen Betrachtung von Gemälden haben. Es ſind Würdenträger, Kritiker, Vertreter der ſogenannten Geſellſchaft— Leute, die ſich zu denen zählen, die man dafür hält—, vor allem unzählige Frauen. Ein Stimmengeſchwirre ſchwillt an. Am Kredenztiſch in der Emp⸗ fangshalle verzehren etliche Ueberflüſſige teure Süßigkeiten. Ein ältliches häßliches Weib in unpaſſend jugendlicher Ge⸗ wandung hält einen jungen Menſchen mit zu langen Haaren, dem man die Ungeduld anmerkt, mit lauten Fragen feſt, an deren Beantwortung weder ihr noch ihm gelegen iſt... Meine wichtigſte Aufgabe iſt es, Bekannten auszuweichen. Gelingt es mir nicht, ſo ſtelle ich mich geiſtesabweſend, laſſe meinen Blick erſtarren und übernehme mich in Unartigkeit. Das wirkt auf die Dauer ermüdend. Desgleichen die vielen, vielen Bilder, die aneinandergedrängt dahängen und, obwohl ſie einander zuvorzukommen trachten, dennoch den Eindruck der Ohnmacht machen. Manche Leute blättern im Katalog... Morgen werden ſie in ihrem Tageblatt leſen, daß ſie einem geſellſchaftlichen Ereignis beigewohnt haben. Auch einige Malernamen werden genannt ſein.. Soll und Haben im Haushalt. Die Preiſe ſteigen und ſinten.— Warum bleiben die Strom⸗ preiſe ſtabil?— Ein gutes Rechenbeiſpiel für die Hausfrau. Die Wirtſchaft des einzelnen iſt aufs engſte mit der all⸗ gemeinen Volkswirtſchaft verbunden. Nicht nur auf der Ein⸗ kommenſeite macht ſich das bemerkbar, auch auf der Ausgaben⸗ ſeite zeigt ſich die gleiche Abhängigkeit. Wenn auf der Pro⸗ duktenbörſe die Roggennotierung niedriger wird, folgen die Mühlen und Bäckereien den ſinkenden Preiſen bald nach, und die Hausfrauen können das Brot billiger einkaufen. Umgekehrt iſt es genau ſo; auch ein Anziehen der Preiſe bekommt die Haus⸗ ſtau bald in ihrem Ausgabenbuch zu ſpüren. Sie iſt ſo ſehr an ein Schwanken der Preiſe gewöhnt, daß ſie ſtabile Preiſe, die ſich trotz Wirtſchaftskriſe auf gleicher Höhe halten, beinahe für unberechtigt hallen möchte. Dabei liegen aber auch einer ſolchen Erſcheinung voltswirtſchaftliche Geſetze zugrunde, denen ſich kein Haushalt entziehen kann. 5 0 Wer hätte noch nicht auf die hohen Preiſe für Strom- verſorgung geſchimpft? Und doch liegen gerade hier die Verhältniſſe ſo klar und durchſichtig, daß ſie als Beiſpiel ein ausgezeichnetes Demonſtrationsobjekt abgeben. 5 Bei der Herſtellung von elektriſchem Strom ſpielen die ſo⸗ genannten billigen Waſſerkräfte bei uns in Deutſchland kaum eine Rolle. Kohle und noch einmal Kohle iſt die Grundlage, auf der ſich die Elektrizitätsverſorgung aufbaut. Ihre latente Energie wird mittels gewaltiger Maſchinen in elektriſche Energie umgewandet. Leider läßt ſich dieſe nicht aufſpeichern. Die Maſchinen müſſen alſo groß genug ſein, um auch der ſtärtſten Nachfrage nach elektriſchem Strom genügen zu können. Die Spitzenbelaſtung beſtimmt die Größe der Anlage, die neben den Erzeugern, alſo den Generatoren, auch noch die Ver⸗ teilungsanlage, alſo die Leitungen, Umformer und Umſpann⸗ einrichtungen umfaßt. Man braucht nur an die gewaltigen Schornſteine und Keſſel, die Maſchinen und Schaltanlagen einer ſolchen Zentrale zu denken, braucht ſich nur zu erinnern, auf wie vielen tauſend Maſten der Hochſpannungsſtrom Hun⸗ derte von Kilometern über Land kransportiert wird; man braucht ſich nur zu vergegenwärtigen, wie jede Stadt nach allen Richtungen von Kabeln durchzogen 1 die wieder in jedes Haus abzweigen, man muß daran denken, daß das alles gebaut, unterhalten und verzinſt werden muß— und hat dann Gepa eine Ahnung davon, was der Begriff„Fixe Koſten“ edeutet. Dieſe fixen Koſten bilden bei der Strumverſorgung den wichtigſten Faktor zur Preisbildung. Zwar verringern ſich die Unterhaltungskoſten, nicht aber der Zinſendienſt, und der Ah⸗ ſatz an Ware iſt zurückgegangen. aſt alle Elektrizitätswerke ſind Gebilde der öffentlichen Hand und konnten in guten Zeiten den Kaſſen des Reiches, der Stgaten oder der Städte von ihren eute müffen ſie froh ſein, wenn ſie nicht als Zuſchußbetriebe interſtützung der Allgemeinheit zu ver⸗ langen brauchen. Woh kännte der 90 60 1170 den Strom⸗ ebrauch verzichten— aber würde er de halb gleich die ganzen eltungen aus ſeiner Wohnun herausziehen laſſ Ebenſo⸗ 17 wenſa können die Cleitetsülktewerie ibre Maschinen ver⸗ Oktober 1932 0 ſchrotten oder ihre Anlagen niederreißen, weil beide nicht ganz ausgenutzt werden. Die Gebäude und Maſchinen müſſen im Gegenteil in Ord⸗ nung gehalten werden, damit ſie einſt in We Tagen wieder zur Verfügung ſtehen, Dann iſt das Kapital nicht verloren, das in die Anlagen hineingeſteckt wurde denn ſparſam ſein heißt ja, über den Augenblick nicht die Zukunft zu vergeſſen. Daß dieſe bald in beſſerem Lichte erſcheine, iſt unſer aller Wunſch. Ohne Gewiſſensbiſſe und ohne zuviel rechnen zu müſſen, ſoll dann die Hausfrau den Schalter drehen dürfen, der den elektriſchen Strom in Lampen und Herd, ins Plätt eiſen und in den Heißwaſſerſpeicher, in den Staubſauger und die Waſchmaſchine leitet, und ſoll daran denken, daß ſie mit Sklavin ſtundenlang zuvor Pillen ſchluckt. Schon aber harrt mit einer Muſchel ein anderes Sklavenfräulein. Dieſe Dame einer kleinen Handbewegung eine Maſchine von vielen tauſend Pferdekräften und über viele Meilen hinweg zu noch größerer Kraftleiſtung anſpornt. R. J. Der Kakadu. Von Friedrich Franz von Conring. Papageien und Kakadus wären uns gewiß nicht ſo ans Herz gewachſen, wenn ſie nur ſprechen könnten; das tun viele törichte Menſchen auch. Intereſſant werden ſie erſt dadurch, daß ſie mit dieſer Fähigkeit eine ſeltene Kraft der Beobachtung und Nachahmung verbinden. Darin erreicht ſie unter den Menſchen eigentlich nur der Chineſe. Der Kakadu, von dem ich hier ſprechen will, beſaß dleſe Eigenſchaft in ganz beſonders hohem Maße. Er gehörte Freunden von mir, denen ich die Geſchichte ihres Kakadu nacherzähle. Meine Freunde mieteten in Akgab in Burna ein möbliertes Bungalow, in dem ſich eben dieſer Kakadu befand. Er hieß Cocky und war ein prachtvolles Exemplar ſeiner Gattung. Er war ganz weiß und hatte einen roten Kamm, der ſich ſträuhte, ſobald er Jeg vergnügt oder ſehr ärgerlich wurde. Die Be⸗ ſitzerin des Hauſes hatte dem Kakadu beigebracht, nach einem ſchottiſchen Hochlandlied zu tanzen, das ſie trällerte und zu dem ſie mit den Fingern den Takt ſchlug. Wenn ſie das Lied ſang, tanzte der Kakadu um ſeinen Käfig herum. Ein guter Bekannter von ihr, der ſie oft beſuchte, wollte ſich immer aus⸗ ſchütten vor Lachen, wenn er den Kakadu tanzen ſah. Dabei warf er ſich in dem Stuhle hintenüber und lachte aus vollem Halſe. Es dauerte nicht lange, ſo warf ſich der Kakadu hinten⸗ über, wenn er den Bekannten zu Geſicht bekam, ſtützte ſich auf ſeine Schwanzfedern, ſtreckte den Bauch heraus und krähte, was er nur krähen konnte:„Hahaha!“ Cocky flog nach Belieben in der Stadt herum, aber nur in dem Teil, das von Europäern bewohnt war; das Ein⸗ geborenenviertel dagegen mied er. Sein Hauptvergnügen war es, einem Schneider zuzuſehen, der weiße Bogenkleider an⸗ fertigte. Dieſer Arbeit konnte er ſtundenlang beiwohnen und ſich dabei einen ſeiner großen Zehen lecken. Cockys Käfig war eine Art Hundehütte, die auf der Veranda des Hauſes ſtand. Durch die Größe ſeiner Behauſung wurde er eines ſchönen Tages in einen Kampf mit der Katze ver⸗ wickelt. Die Bekannten von mir, die das Bungalow als Mieter bewohnten, hörten Cocky furchtbare Schreie ausſtoßen. Es waren die reinen Fanfarentöne. Sie ſtürzten auf die Veranda und ſahen Cocky, wie er mit geſträubtem Kamm in der Tür ſeiner Hundehütte die Katze bekämpfte. Die Katze ſchmiegte ſich an den Boden der Veranda und ließ ein Junges aus dem Maule fallen, das ſie beim Nackenſell gepackt hatte. Die Katzen⸗ mutter hatte ſchon eins ihrer neugeborenen Jungen in die Hundehütte verſtaut und wollte nun ſo beizu den ganzen Wurf nachbringen. Meine Bekannten machten dann der Schlacht ein raſches Ende. Einem Eingeborenen, der den Fußboden ſegte, pflegte er in den nackten Fuß zu beißen und dann ein Wehegeſchrei zu erheben und die andere Dienerſchaft um Hilfe herbeizurufen. Der Kakadu hatte ſich ganz die Stimme und den Tonfall ſeines eigentlichen Herrn, eines Schotten, angeeignet und benutzte dieſe Fähigkeit, anſcheinend bewußt, um andere Leute zu täuſchen. So ging er, als die Beſitzer noch einige Zeit mit meinen Bekannten zuſammen in dem Hauſe wohnten, auf die Veranda und ſchrie:„Potai! Sharri la'o!“(Potal! Bringen Sie den Wagen!) Da der in Frage kommende Kutſcher dieſen Befehl nun öfters zu hören bekam, kam er auf den Ruf des Kakadus jedesmal mit ſeinem Ponhwägen vorgefahren und ärgerte ſich mächtig, daß er dieſe Stimme gar nicht von der des Herrn unterſcheiden konnte. Eines Tages wurde das Piano von einem Vorderzimmer in den Salon nach hinten geſchafft und ſpäter wieder zurück. Das geſchah in regelmäßigen Zeitabſtänden der Witterung wegen. Der Beſitzer engagierte dafür immer ein Dutzend Kulis, die das Piano der Teppiche wegen mit Seilen anhoben und über den Boden trugen. Bei dieſem Geſchäft pflegte der Schotte wie wild auf die Kulis loszuſchimpfen, und Cocky, dem jeder Kampf Spaß machte, ſtudierte den Ausdruck ſeines Herrn bis ins kleinſte. Als nun die Regenzeit kam und meine Be⸗ kannten das Piano durch Kulis von vorn nach hinten bringen laſſen mußten, übernahm Cocky, der ſich auf eine Stuhllehne gepflanzt hatte, das Kommando.„Dekho!“(Aufgepaßt!) ſchrie er und ahmte die Stimme ſeines Herrn derartig getreu nach. daß man glauben konnte, der Schotte wäre anweſend, wenn man die Augen geſchloſſen hielt. Als die Kulis nun die Seile unterlegten und das Piano hoben, gab er eine Flut ſich wider⸗ ſprechender Befehle und ſpreizte dabei ſeine Flügel, wie er geſehen, daß ſein Herr die Arme geſpreizt hatte. Immer wieder ſchrie er dabei:„Kkabardar ſukarkil utelſa!“, was in freier, Ueberſetzung alſo lautet:„Vorſicht, ihr Söhne einer Sau! Toilettengeheimniſſe im alten Rom. Von Egon H. Straßburger. Die Teiglarve der Domina.— Schminke.— Maniküre und Maſſage.— Die Kanaille Eitelkeit.— Ein„beſcheidenes“ Frühſtück. Domina heißt, die ſtolze Römerin, was man etwa mit „gnädige Frau“ überſetzen lann. Dieſe gnädige Frau, deren deeuſorgender Gatte ganze Länder ausgeſogen und Hunderte von Sklaven und Sklavinnen ſich hält, lebt in einem grenzen⸗ loſen Luxus und ſie iſt hierin keiner Frau des Altertums ver⸗ gleichbar. Ihre ganze Seele befaßte ſich mit dem eigenen Ich. Die Schönheitspflege bedeutete in dieſem Leben alles. Schönheits⸗ tinkturen, Pulver, Salben, Augenſchwärze ſpielen im Daſein der Domina die Hauptrolle. Zofe und Sklavin laufen und rennen, wenn die Herrin ſich vom Lager erhebt, 5 Die gnädige Frau ſieht früh am Morgen, ſo ſchildert der Spötter Lucian ſie, wie ein Pavian oder eine Meerkatze aus; hat ſie doch ihr Geſicht am Abend mit einer Teigmaſſe beklebt, die von Eſelsmilch durchtränkt war und die in der Nacht ſich häutete. Sie zu entfernen, iſt die erſte Handſung der Sklaven⸗ hände. Domina legt großen Wert auf die Teiglarve; behauptet doch ſchon ihre Erſinderin, die berüchtigte Poppäa, Neros beſſere Hälfte, dieſe Brotinkruſtation ſei die beſte Jung⸗ erhaltung der Ha ut. Einige Sklavinnen ſind ſoſort mit dem Haar der Herrin beſchäftigt, die ungeheuren Wert auf die Kräuſelung legt. Manchmal verfällt die Römerſn auch auf den Gedanken, blond zu erſcheinen wie eine Germanin, und ſchon ſtreicht eine Sklavin auf 1 Haar eine Salbe, die ſie in der Sonne ein⸗ trocknen und einbeizen läßt, a Das Jae fällt tief in die Stirn und, wenn es möglich iſt, auch tief in den Rücken hinab. Während Sklavinnen aus Aſien und Afrika das Haar der Herrin iuſtand ſetzen, ſind andere ab amen damit beſchäftigt, ein„Nachtbecken“ zu entfernen. ehnlich wie unter Ludſolg XI. ſüt dieſes Amt eine große Bevorzugung und es wird viel beneidet. —— Nun kommen die Schminkmädchen an die Reihe die Weiß⸗ und Rotauflegerinnen und die Zahnputzerinnen. Die Römerin liebt griechiſches Weſen bei ihrer Verſchönerung. Die Rezepte ſind atheniſcher oder korinthiſcher Herkunft. So legt die Griechin Lippenrot auf und ſo maſſiert man die vornehme Athenerin. Geſichtsmaſſage iſt wichtig; jedes Fältchen muß ſchleunigſt entfernt werden, bevor es größer werden will. Bevor die Schminke aufgetragen wird, unterſucht die Gnädige den Speichel der betreffenden Sklavin, weil durch dieſe Flüſſigkeit die Schminke erſt angerieben wird. Iſt der Speichel von guter Qualität, ſo iſt die Schminke auch trefflich geraten. Zu dieſem Zwecke iſt es unbedingt nötig, daß dieſe verfertigt oder unterſtreicht die dünnen Augenbrauen mit Blei⸗ glanz oder mit Ruß. Den Pinſel tunkt ſie in die Muſchel mit ſchwarzem Inhalt. Die Zahnputzerin reicht der Domina Maſtix von der Inſel Chios. Dieſes Zeug kauen die Römerinnen, um ihre Zähne gegen Fäulnis zu ſchützen. Beſitzt die be⸗ treffende Dame keine Zähne mehr, ſo überreicht bzw. ſetzt ihr die Sklavin das Gebiß ein. Dieſe falſchen Zähne ſind aus Elfenbein, die mit Gold ins Zahnfleiſch geſetzt werden. Gold war damals billig in Rom. Man raubte es ja in den Pro⸗ vinzen im Ueberfluß und verſchenkte es ſozuſagen den Cives. Während dieſer oder jener Handreichung ihrer Sklavinnen beſchaut ſich die Doming fortwährend im Spiegel. Es verlohnt ſich wohl auch der Mühe, für den Spiegel eigene Sklavinnen zu beſtimmen. Ein ſolcher Toilettenſpiegel war nicht aus Glas, ſondern aus feingeſchliffenem Metall. Oft iſt er mit Edelſteinen beſetzt, die hintere Seite mit getriebenem Gold⸗ blech überlegt. Die runde Scheibe ruht auf einem aus Elſen⸗ bein künstlich gedrehten Griff, an dem zwei Schwämmchen beſeſtigt ſind, um den geringſten Anhauch von der Fläche weg⸗ zuwiſchen. N Entdeckte die verwöhnte Römerin mittels des Spiegels ein⸗ mal ein Pickelchen oder ein Alkoholnäschen, ſo gibt ſie wie ein Kind dem Spiegel die Schuld. Ihre gute Laune iſt dahin; ſie behandelt den Sklavinnentroß unbarmherzig, und oft fliegt der reizende Gegenſtand einem armen Weibchen aus Karthago oder Gallien an die Stirn. Seneca, der Weiſe, ſagt einmal bitter:„Ein einziger Spiegel tommt einem Frauenzimmer höher als in alten Zeiten dem Staate die Mitgift, die er den Töchtern armer Feldherren gab. Jetzt reicht eine Ausſteuer, die der Staat der Tochter Seipios gab, nicht hin zu einem Spiegel für das Jungferchen eines Freigelaſſenen.“ Während die ſchöne Römerin ſich ſelbſt im Spiegel an⸗ ſchmachtet, pedikürt und manikürt ſie die Sklavin. Gehörten doch ein ſchöner Finger und ein wohlgepflegter Nagel zu den Notwendigkeiten der vornehmen Welt. Sklavinnen legten am Morgen Armſpangen und Fingerringe an. Fingerringe hatten wohl die Beſtimmung, die Finger ſchlank und graziös zu er⸗ halten. Säfte, Kräuter und mineraliſche Pulver werden an⸗ gewandt, um die Unebenheiten und Nebenauswüchſe der Nägel abzuglätten und wegzubringen. Mit Weineſſig werden Finger und Nägel der Domina ab- gerieben; nachher werden die Nägel elegant poliert, ſo daß der römiſche Dichter, entzückt von dem Glanze und der Wohl⸗ gepflegtheit, ſeine Verſe ſchmieden kann und das Loblied auf die ſchönen Frauen anhebt. Eine gutgeformte Hand und ſchlanke Fingernägel ſind in den Augen der verliebten Römer⸗ welt wichtiger als Staatsumſtürze. Um ſchlank, ſchön und jung zu bleiben läßt ſich die Römerin jeden Morgen maſſieren. Auf einem Tiſch. der ein Polſter trägt, liegt nun die Römerin; und Sklavinnen oder geprüfte, Maſſeure kneten den Körper der jungen oder der langſam ver⸗ blühenden Frau. Die Aerzte empfehlen die Maſſage nachdrück⸗ lich. Maſſage verjünge und fei wichtig für die Menſchen⸗ maſchine, äußerlich wie innerlich. Nach der Maſſage werden die Glieder mit wohlriechenden Salven eingerieben; Parſüms aus fernem Lande duften und die Haut wird ein Blütenmeer. Aber da ereignete ſich eine kleine Kataſtrophe. Die blonde Stlavin Aglaja hat das Pech, den Behälter mit, Parfüm der Herrin über das friſch geknetete Geſicht zu gießen. Da die Herrin gerade den Mund geöffnet hat, fließt die Flüſſigkeit hinein. Der Geſchmack iſt bitter. Verſehentlich ſchluckt ſie dieſe hinunter. Die Sklavin fällt aufs Kuie und fleht um Ver⸗ zeihung. Die Herrin iſt unerbittlich. Die Peitſchenknechte nahen. Aglafa, die ſchöne Sklavin, wird an den Block ge⸗ bunden; Fußeiſen, Ketten— wie bei den Galeerenſklaven. Doch das gehört nicht zur Toilettenkunſt. Nachdem die Römerin ſich verfüngt hat, wird ſie angezogen. Und nun ſchmücken Sklavinnen ſie mit Blumen, die ſie ihr ins Haar ſtecken, an die Bruſt, an den Gürtel. Man hört Muſik;: die Hirtenflöte erklingt. Da es ein heißer Sommertag zu werden verſpricht, eilt ein dienſtbefliſſener Mohrenknabe herbei, und er fächelt, grinſend und pagodenhaft mit dem ſchwarzen Schädel wackelnd, mit einem Rieſenpfauenwedel der Schönen wohltuende, erfriſchende Kühlung zu. Sklaven nahen, und hinter ihnen wälzt ſich, dick und herz⸗ verfettet, der römiſche Ritter, der Herr Gemahl, heran. Das Frühſtück beginnt. Allerlei Leckerbiſſen, ſo Fiſche aus dem Meer, Seeſpinnen, Faſanenzungen, feuriger Wein und ſüßes Naſchwerk mit Früchten werden aufgetragen. Der fette Römer betrachtet die junge Frau; da entdeckt der boshafte Schlemmer unter den Augen der Gemahlin ein müdes, hyſte⸗ riſches Zucken. i „Spiegel! Spiegel!“ ruft ſie beſtürzt. Und zwanzig Skla⸗ vinnen fliegen davon und zwanzig Sklavinnen bringen zwanzig Spiegel. Rom hat ſeine großen Sorgen. Es war einmal. Es war einmal ein wohlhabender Mann, der zeit ſeines an Annehmlichkeiten kargen Lebens geſchuftet und ſich nun zur Ruhe geſetzt hatte, um von den reichen Erträgniſſen ſeiner ver⸗ ſchiedenen Vermögen den Reſt ſeines Daſeins beſchaulich und ſorgenfrei zu beſchließen. Dieſer wohlhabende Mann hatte aber auch zwei Söhne, die irgendwo in einer anderen Stadt lebten und vor allen Dingen leben ließen. Sie machten ſich wegen der Größe des väterlichen Vermögens keine Kopfſchmerzen. Wenn ſie Geld brauchten, ſo genügte ein Telegramm, und das Geld kam— bis eines ſchönen Tages ſtatt des Geldes ein Brief des Vaters eintraf, der den beiden luſtigen e end kundtat. daß der Vater nicht mehr daran dächte, den beiden Tagedieben ſein ſchönes Geld in die Hände, die es nicht hälten können, zu ſtecken: überhaupt ſei ſein Vermögen faſt ganz aufgezehrt. Die Döhne ſtutzten, überlegten und kamen zu dem Schluß, daß da nur ein Schreckſchuß abgefeuert ſei. Sie beratſchlagten weiter: als Endergebnis ihrer rotweinreichen Ratsverſamm⸗ lungen ergab ſich eine unter Deckadreſſe abgeſandte Anfrage an eine Auskunftei.— Prompt lief die Antwort ein: 0 Berlin, den 14. 3. 191. Auf Ihr Schreiben vom 8. 3. 191. teilen wir Ihnen höf⸗ lichſt mit, daß die Vermögensverhältniſſe des früheren Ritter⸗ gutsbeſitzers.., jetzt wohnhaft in..„ auch heute noch die denkbar beſten ſind. Sein Vermögen wird auf rund 275 Mil⸗ lionen Mark geſchätzt und iſt durchaus ſicher angelegt. Näheres hierüber würde laut unſeren Bedingungen Ihre Rechnung um weitere 20 Mark belaſten. Wenn dem Vermögen Gefahr drohen könnte, ſo würde das nur durch die beiden noch un⸗ mündigen Söhne des.. geſchehen, die ſeit zwei Jahren in. ohne Beſchäftigung ſich aufhalten und ein liederliches Leben führen.— Indem wir Sie bitten, dieſe Auskunft vertraulich zu behandeln, zeichnen wir bochachtungsvoll W. Sch. Und noch nie iſt tatſächlich eine Auskunft vertraulicher be⸗ handelt worden, als von dieſen heiden Empfängern, die, ſo ſie nicht geſtorben find, noch heute leben. H. L. — 5 Roman von Gert Rothberg 9 Die 16. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Er mußte ſich wirklich erſt auf die kleine, zierliche Gertraude beſinnen. Ja, ſie hatte ihm gefallen. War ein richtiger kleiner Kobold, und ihr Vater nannte ſie: Mein Sonnenkind! Die! Und Irmengard mochte doch nicht ſchwindeln, man hatte da ein kleines Komplott an⸗ gezettelt. Sicher hatte man das, denn der Kobold hatte ſehr offen gezeigt, wie gut ihm Graf Eſchweiler gefiel. Der Graf lächelte, als er das alles blitzſchnell überlegte. Nein, Gertraude von Iffen kam nicht in Betracht. Für eine Heirat nicht. Aber ſonſt würde er ihnen den Spaß natürlich nicht verderben... Man ſpeiſte im kleinen Speiſezimmer. Und die Unter⸗ haltung war launig. Irmengard ſorgte dafür. Die finſtere Schweigſamkeit des Grafen brach zuweilen wieder durch, aber er riß ſich doch zuſammen. Er zog ſich dann aber zurück, weil er ſich doch müde fühlte. Und die drei Damen blieben noch ein Weilchen für ſich. Irmengard war ſehr glücklich und plauderte viel von ihrer Hochzeit. Dabei hatte ſie große Sehnſucht nach Alvens und meinte, es ſei auch ungerecht von Mama, Alvens ſo lange fortzuſchicken. Ihre Mutter lächelte kühl und meinte, die Trennung ſei ſehr nötig geweſen. Gräfin Maria wollte das Silberzeug für den jungen Hausſtand ſchenken, was ihre Schweſter wiederum un⸗ nötig fand, weil doch genug vorhanden ſei. Irmengard aber hatte ſich hinter die Tante geſteckt. Ihr gefiel das unmoderne Silberzeug nicht. Sie hatte in Berlin das und jenes geſehen, und ſie hatte Tante Maria davon erzählt. Nun gab das eine Menge Geſprächsſtoff. * 1*. In ſeinen Zimmern aber ging Graf Eſchweiler hin und her. Alvens Zöderams Hochzeit! Er hatte alſo mit der Vergangenheit abgeſchloſſen. Ganz und gar! Und er würde Irmengard ein großes, wahres Glück geben, daran war wohl kaum zu zweifeln. Und er hatte die reizende Kuſine immer lieb gehabt. Wie ein Bruder die Schweſter liebt! Nun gönnte er ſie ſeinem Freunde Alvens. Er war der richtige Mann für Irmen— gard von Werther. Aber das, was ſeine Mutter gedacht und gehofft hatte, das wäre ganz falſch geweſen. Das hätte zu nichts Gutem geführt. Verene Beringer! Reni! Das Mädelchen, das er ſo wenig gekannt und doch ſo heiß geliebt hatte! Ja, ſie! Wenn er ſie zu ſich nach Eſchenhöhe hätte holen können! Weshalb hatte ſie den Mann nun doch noch genommen, trotzdem ſie ihm, Eſchweiler, an jenem verhängnisvollen Abend erklärt hatte, daß ſie habe ſterben wollen, weil ſie es nicht ertragen konnte, wenn jener andere ſie küßte? Und trotzdem war ſie nun ſeine Frau geworden? Eſchweiler ſtöhnte wild und ſchmerzlich auf. Hatte man ſie gezwungen, weil ſie ja nun aufs neue kompromittiert war durch ihn, den Grafen? Und war der Oberförſter froh geweſen, daß ihm der Zufall ſo zu Hilfe gekommen war? Trotzdem, wie ſehr mußte der Mann die kleine ſchöne Verene auch lieben, wenn er alles vergeſſen hatte. Wenn er darüber hinweggehen konnte, daß man Verene mitten in der Nacht neben dem niedergeſchoſſenen Grafen Eſch— weiler fand? Karl-Chriſtian vergrub das Geſicht in beide Hände. „Welche Strafe für all den Leichtſinn vergangener Jahre! Nun büße ich hundertfach, was ich mir ſelbſt zu⸗ ſchulden kommen ließ. Niemals werde ich die kleine, ſüße Reni vergeſſen können.“ Er trat ans Fenſter, ſtarrte hinaus. Dort drüben! Dort drüben lag das Forſthaus! Dort war jetzt Verene! Der Graf wandte ſich ins Zimmer zurück. Sein Blick ſtreifte die Waffen an der Wand. Ah, wie gut das ſein müßte, wenn man mit feſter Hand noch heute Schluß machen könnte mit dieſem ganzen ver— pfuſchten Daſein. Nun, ſo lange die Mutter lebte, war nicht daran zu denken. Ihr durfte er das nicht antun. Sie hatte ſchon zu viel tragen müſſen. Aber wenn er einmal allein ſein würde, dann... 5 5* * Der Wind wehte kalt und unfreundlich über die Stoppelfelder, und ein feiner Sprühregen fiel zur Erde nieder. Als Graf Eſchweiler mit ſeiner Mutter zur Bahn⸗ ſtation fuhr, goß es ſogar in Strömen für eine halbe Stunde. Und dann wälzte ſich der ſchwarzgraue Dampf der Lokomotive in der Bahnhofshalle entlang. Grau und unfreundlich war das Wetter, und grau und unfreundlich ſah es in Graf Eſchweiler aus. Er kaufte eine Menge Zeitungen und für die Mutter noch etwas Konfekt und Früchte, und dann machten ſie ſich's in ihrem Abteil bequem. Sie blieben während der Fahrt bis München in ihrem Abteil ganz allein, was dem Grafen ein Gefühl der Befriedigung und Erleichterung gewährte. Von München aus, während der Fahrt über den Brenner, hatte man dann aber doch Geſellſchaft belommen. Eine alte Dame mit ihrer Enkelin. Es entwickelte ſich dann ſo nach und nach ein Geſpräch, in deſſen Verlauf es ſich herausſtellte, daß das junge Mädchen den Winter im Süden verbringen ſollte, da ſeine Geſundheit nach einer ſchweren Rippenfellentzündung zu wünſchen übrig ließ. Die beiden Damen waren augenſcheinlich froh, ein wenig Unterhaltung gefunden zu haben. Graf Eſchweiler aber erklärte dem jungen Mädchen dies und jenes von der Landſchaft, durch die ſie mit dem Zuge fuhren. Auf der Zollſtation konnte er den Damen noch einen großen Gefallen erweiſen, und in den Augen des jungen Mädchens leuchtete es dankbar auf. Er lächelte ihr zu und wußte, weshalb er die kurze Reiſebekanntſchaft angenehm empfunden. N 9 00 Sie hatte genau ſo goldblondes Haar wie Verene Beringer! Das dachte er noch, als ein anderer Zug die Damen aufgenommen und in entgegengeſetzter Richtung mit ihnen davondampfte. „Nette Leute“, meinte Gräfin Maria anerkennend,„es war die Witwe des bekannten Phyſikers Nonnendörfer! Schade, ich hätte mich gern noch ein wenig mit der Dame unterhalten. Und die Enkelin war auch ein ſehr nettes Mädelchen. Mir ſchien, als fändeſt du das auch.“ „Gewiß, Mütterchen. Aber wie iſt das, möchteſt du ein Nickerchen machen?“ Gräfin Maria war in der Tat müde geworden. Lächelnd geſtand ſie es ein. Und der Sohn legte ihr ein Kiſſen unter den Kopf und deckte ihr die weiche Reiſedecke über die Knie. Seine Mutter ſagte lächelnd, faſt ein bißchen beſchämt: „Du biſt krank, und ich werde verwöhnt und umſorgt. Grundfalſch iſt das eigentlich.“ Eſchweiler beugte ſich zu ihr herab und küßte ſie herzlich. „Laß dich ruhig verwöhnen. Ich bin nicht ſo krank, wie du denkſt, wenn ich dir auch ſehr dankbar bin, daß du das Opfer bringſt und dein geliebtes Weihnachtsfeſt opferſt, um mit mir zuſammen zu ſein.“ Sie ſtrich ihm über das blonde Haar. „Karl-Chriſtian, ich habe es immer ſo gut mit dir ge— meint, glaubſt du das?“ „Mütterchen, ich lebe ja nur noch für dich.“ Die ganze troſtloſe Leere ſeines Herzens lag in dieſen Worten, und ſie trieben der Mutter Tränen in die Augen. Müde legte ſie den Kopf zurück. Aber bis in ihren Schlaf hinein dröhnte die Frage: Wenn er noch immer an dieſes Mädchen dächte, wenn er ſie ſo liebt, daß er nie eine andere heiratet, was dann? Und habe ich dann nicht etwas Unerhörtes begangen, als ich ſie aus dem Schloſſe wies? In Mailand blieben ſie einige Tage, fuhren von hier aus nach Genua, machten hier vierzehn Tage Station und kamen an einem hellen, wenn auch kühlen Morgen in San Remo an. In dem weltbekannten Sanatorium waren längſt Zimmer beſtellt. Und ſie fühlten ſich bald genug wohl in dieſen luxuriöſen, hohen Zimmern. Täglich gingen ſie ſpazieren. Bei jedem Wetter. Graf Eſchweiler fühlte bald genug, wie ſich ſeine Geſundheit kräftigte. 5 Für die Frauen war er bald genug die intereſſanteſte Männererſcheinung. Es gab ja immer Damen, die ſich und ihrem Arzt eine Krankheit einredeten, um ja das ganze Jahr in eleganten Modebädern und internationalen Kurorten verbringen zu können. Sie waren ſelbſtverſtänd⸗ lich begeiſtert von dem neuen Zuwachs. Leider nahm Graf Eſchweiler keinerlei Notiz von ihnen. Das vergaben ſie ihm nicht; es machte ſie aber nur noch erfinderiſcher, ihm in den Weg zu laufen. Aber er ſpeiſte mit ſeiner Mutter an ſonnigen Tagen auf dem ſchönen Balkon an der Süd— ſeite, wo die von ihm benutzten Zimmer lagen, oder ſie ließen ſich das Eſſen in ihren Zimmern ſervieren. Daß man ſich allerdings auf verſchiedenen Spazier⸗ gängen zufällig traf, das war wieder etwas anderes. Als Graf Eſchweiler die vielen Zufälle merkwürdig fand, lächelte er nur. Wenn ſie wüßten, wie umſonſt ihre Mühe war. Wie ihre mit allen künſtlichen Mitteln verſchönten Geſichter ihn abſtießen! Wie er ſich mehr denn je nach Verene Beringers ſüßer, reiner Schönheit und Jugend ſehnte. 5 21.. 21. In den Briefen aus Deutſchland laſen ſie von einem harten, kalten Winter. Hier war es mild und ſonnig. Graf Eſchweiler ſah ſchon wieder friſch und braun aus und ſpürte nichts mehr von der Verletzung. Auch ſeiner Mutter bekam San Remo ausgezeichnet, und ſie war innerlich dankbar für dieſe wundervollen Monate, in denen ſie den ſo lange entbehrten Sohn ſo ganz und gar einmal für ſich hatte. Dennoch! Wenn er ſich doch endlich wieder für eine Frau intereſſieren würde! Es war doch ein unhaltbarer Zuſtand, wie er ſich jetzt von allem abſchloß! Doch ſagen konnte und wollte ſie nichts. Vielleicht fand er ſich doch zu einem vernünftigen, normalen Empfinden zurück. Dieſer große, ſchöne Menſch mit ſeinen bald fünf— unddreißig Jahren konnte doch nicht ohne Liebe und Glück ſein Daſein beſchließen wollen? Die Monate vergingen. Schon ſchenkte der Süden un— vergleichliche Wunder an Schönheit und Blumen. Eines Tages, es war ein wundervoller, duftender, ſonniger Sonntagmorgen, ſaßen Graf Eſchweiler und ſeine Mutter zwiſchen den blühenden Sträuchern im Garten. Und ſoeben brachte eine junge Pflegerin das Frühſtück und die Poſtſachen herüber. Die Pflegerin war ein ſehr hübſches junges Mädchen. Die großen, dunklen Augen waren geradezu gefährlich hübſch, und ſie blickten jetzt mit mühſam verborgener Liebe und Sehnſucht' in das ſchöne, braune Männergeſicht. Der Graf nahm ihr die Poſtſachen ab. „Danke ſehr, Schweſter Mercedes.“ Kein Blick traf die Pflegerin, trotzdem die Stimme des Grafen ſehr höflich klang. Mit den aufſteigenden Tränen kämpfend, entfernte ſich Schweſter Mercedes. Was nützte es ſie nun, daß ſie einen förmlichen Kampf mit der ſchon in den Jahren ſtehenden Schweſter Griffy ausgefochten hatte, nur um dem Grafen heute das Frühſtück bringen zu können. 5 Von den verſchiedenen Fenſtern aus beobachtete man den begehrten Mann. Leiſe bewegten ſich die Spitzen⸗ vorhänge, was die Gräfin Maria lächelnd bemerkte. Karl⸗Chriſtian aber ſtreifte nicht ein einziges Mal die Hausfront. Ruhig griff er nach ſeiner Poſt, übergab der Mutter die ihrige und lehnte ſich dann zurück, um zu leſen. Einige geſchäftliche Angelegenheiten, ein Brief vom Inſpektor und einer von Alvens Zöderam. Letzteren hob er ſich bis zum Schluß auf. Denn dieſe Schreiben des Freundes waren immer ein beſonderer Genuß für ihn. Endlich war er mit den anderen Sachen fertig, und nun, erbrach er den großen Umſchlag, der Alvens ſteile, große Buchſtaben zeigte: 1 „Lieber alter Karl⸗Chriſtian?! Daß ich noch immer unſagbar glücklich bin, brauche ich Dir nicht erſt zu verſichern. Irmengard iſt mein Glück und meine Welt. Ich ſegne alſo immer wieder den Augen⸗ blick in Tokio, als wir, Du und ich, uns kennenlernten. War ſchön damals. Aber heute iſt es doch viel, viel ſchöner. Nun zu Dir: Wie geht es Dir? Ich hoffe, daß kein Rück⸗ fall eintritt. Wenn Du wüßteſt, wie wir uns freuen über das, was uns Deine verehrte Mutter ſchrieb! Mach alſo ſo weiter, mein Alter. Zu meiner Hochzeit, das iſt in zirka ſechs Wochen, ſehen wir uns alſo, ſo Gott will, alle geſund wieder. Jetzt möchte ich Dir auch endlich einmal etwas anderes ſchreiben. Bisher wagte ich es nicht. Liebſt Du Verene Beringer noch immer? Leider warſt Du damals völlig menſchenſcheu; die Aerzte fürchteten das Schlimmſte. Du wollteſt niemand ſehen und ſprechen, und nur Deine Mutter durfte zu Dir,. Alſo: Verene Beringer kam damals mit ins Schloß, ohne daß jemand ſie auf⸗ gefordert oder von Dir fortgejagt hätte. Sie ging ſo ſelbſtverſtändlich neben der Tragbahre her, als hätte ſie das größte Recht dazu. Ich verſtand das! Weil Du mir ja einige Tage vorher Einblick in Dein Herz geſtattet hatteſt. So iſt es wohl gekommen, daß man Verene Beringer aus dem Schloß gewieſen hat. Denn in ihrem nächtlichen Zuſammenſein mit Dir mußten ſie ja alle etwas Niederes erblicken. Und ich wußte doch auch nicht, ob ich dem jungen Mädchen einen Dienſt erwies, wenn ich erzählte, daß ſie ſich hatte das Leben nehmen wollen? Ich mußte alles laufen laſſen, wie es gerade lief, um ſchließlich nicht noch mehr Unheil anzurichten. Nun aber, wo ich weiß, daß Du wieder ganz geſund biſt, jetzt tut doch eine Ausſprache über all das dringend not: Fräulein Beringer ernährt ſich durch mühſelige Handarbeiten. Und irgendwer hat meiner Braut dieſe ſelten ſchönen Handarbeiten empfohlen. Nun möchte ſie hin, möchte ſich ihre Brautwäſche von Fräulein Beringer ſticken laſſen. Das wäre an ſich weiter nichts, wenn Du inzwiſchen mit der ganzen Sache fertig geworden wärſt.“ Ich glaube das aber nicht, und deswegen ſchreibe ich Dir, was Du längſt hätteſt wiſſen müſſen. Wiederum, Du biſt doch vielleicht mit der Liebe zu dem kleinen ſchönen Mädel fertig, denn ſonſt hätteſt Du Dich doch ſicherlich einmal um ſie gekümmert? Sie lebt ganz ſtill und zurückgezogen im Fliederhauſe. Ab und zu beſucht ſie die Frau des Ober⸗ förſters Melenthin, die eine Freundin von ihr iſt. Ich habe mir alle näheren Details verſchafft, weil ich mir dachte, es intereſſiere Dich. Wenn Du mir heute gleich antworteſt: Das kleine Mädel intereſſiert mich nicht mehr, ich bin über die Sache längſt hinweg, dann werde ich mich herzlich freuen, und Irmengard kann ſich ja dann ruhig ihre Wäſche dort ſticken laſſen, während das ja ganz aus⸗ geſchloſſen iſt, wenn Du noch daran denkſt, Verene Beringer zu heiraten. Für einige eilige Zeilen bin ich Di ſehr dankbar. N Deinen Beſitz hält Dein erſtklaſſiger Inſpektor in Ord⸗ nung, daß Du Deine Freude daran haben wirſt. Ich weiß beinahe wirklich nicht, worauf ich hier aufpaſſen ſoll, denn der Mann iſt der Fleiß und die Ehrlichkeit in eigener Perſon! Dein Reitpferd benütze ich jetzt, damit ſich das arme Tier nicht gerade die ſchönen Beine krumm ſteht. Ich reite meiſt zu Irmengard hinüber. Selbſtverſtändlich bin ich einen Tag um den andern dort. Allerherzlichſte Grüße an Dich und Deine gütige Mutter Dein Alvens.“ Die Vögel zwitſcherten! Ganz hoch erhob ſich einer von ihnen in die Luft, ſtrebte förmlich zun blauen Himmel empor. Und die Blumen dufteten! Betäubten faſt! Die Hände des Grafen Eſchweiler umkrampften die Lehne des Seſſels. Achtlos fiel Alvens Brief zu Boden. Immer tiefer grub ſich die ſteile Falte in die hohe Stirn Karl⸗Chriſtians. Dann ſprang er auf. „Mutter, wäre es dir recht, wenn wir morgen ab⸗ reiſten? Ich möchte nach Hauſe.“ Sie blickte ihn verſtändnislos an. „Nach Hauſe? Mein Gott, Karl-Chriſtian, weshalb? Wir wollten doch bis Anfang Mai hierbleiben? Weshalb nur?“ „Mütterchen, wer— vertrieb Verene Beringer aus Eſchenhöhe?“ Jetzt erhob ſich auch Gräfin Maria. „Müſſen wir uns hier im Garten darüber auseinander⸗ ſetzen? Wollen wir nicht lieber hinauſgehen?“ „Gewiß, ganz wie du beſtimmſt, Mama. Aber eine klare Antwort wirſt du mir ſchon geben müſſen.“ Er hob Alvens Brief auf, nahm auch die andern Poſt⸗ ſachen an ſich und folgte ihr. a Wortlos ging ſie vor ihm her. Sie wußte: Jetzt würde ſich etwas entſcheiden! 5 Droben in dem kleinen Salon rückte er ihr den be⸗ quemſten Seſſel zurecht. Er ſelbſt blieb leicht vornüber⸗ geneigt vor ihr ſtehen. Sie kämpfte ein Weilchen mit ſich, dann ſah ſie ihn frank und frei an. „Bitte, frage!“ „Mütterchen, wer vertrieb Verene aus dem Schloß?“ „Ich!“ „Weshalb, Mutter?“ Die Gräfin ſah ihren Sohn ſtreng an. „Du biſt ſeltſam, Karl⸗Chriſtian. Man hatte das junge Mädchen mitten in der Nacht im Walde neben dir ge⸗ troffen. Ich hatte keine Urſache, ſie als Dame zu behandeln und ihr eines unſerer Fremdenzimmer zur Verfügung zu ſtellen““(Fortſetzung folgt.) 5 III Iliederhaus 1 by 10 05 Na e Halle(Saale) 3 N 1 1 Von Hans H. Reinſch. Neue Tänze.—„Verdeutſchte“ Tänze.— Der Siegeszug des Walzers. Dle Zeit der Kongreſſe, Tagungen und Lehrwochen für die Tanzlehrer iſt vorbei: Es ſteht feſt, was in der Ballſatſon 19323 getanzt wird, welche neuen Tänze eingeführt werden und welche in Acht und Bann getan ſind. Aus England kommen diesmal zwei neue Tänze, und zwar der Charle— ſtep und der Taptrott, während der Allgemeine Deutſche Tanzlehrer⸗Verband die deutſchen Tänze wieder aufleben läßt! Er ſteht auf dem begrüßenswerten Standpunkt, daß mit der „Niggerei“ endlich Schluß gemacht werden müſſe. Dabei hat er keineswegs die nicht ausgeſprochen deutſchen Tänze, wie die Quadrille, die Francaiſe, den Polka und die Mazurka, im Auge, ſondern Walzer und Rheinländer. Zum Walzer rechnet man heute auch den langſamen Walzer, den man fälſchlicherweiſe oft noch mit Engliſh Waltz bezeichnet. Ferner iſt auch der Tango und der Foxtrott längſt„ver⸗ deuiſcht“, das heißt, dieſe Tanzformen ſind bei uns ruhiger und werden ohne Verrenkungen getanzt. Sie haben für die neue Saiſon einige neugeſchafſene Figuren erhalten und ſind ruhiger, alſo noch ruhiger geworden. Alles Negroide, das Zappeln und Wackeln, iſt geſtrichen. Wichtig iſt auch, daß der 10175 0 Phantaſie der Tanzenden weiteſter Spielraum gelaſſen ird. Damit geht man den Weg, der längſt erſtrebt wird: individuelle Tanzformen zu ermöglichen, wie es durch die Melodien bei Volkstänzen auch der Fall iſt. Keineswegs kann man bei uns noch von engliſchen oder amerikaniſchen Tanz⸗ formen reden. In der Hauptſache herrſcht alſo der Walzer, der Tango und der Foxtrott. Wie ſich Taptrott und Charleſtep einführen werden, bleibt abzuwarten. Es iſt mit dieſen ähnlich wie mit dem— nein, es heißt die Rumba— alſo: der Rumba, dem Tanz der letzten Ballſaiſon. Die beiden Erfinder des lang— ſamen Taptrotts und des ſchnelleren Charleſteps haben ihre Belohnung in Geſtalt eines erſten Preiſes von je mehreren hundert Mark trotzdem ſchon weg. Was bringen nun dieſe beiden Tänze im einzelnen? Der Taptrott ähnelt dem Blues und hat auch einen langſamen Schritt wie dieſer, aber muſikaliſch kommt er der Gavotte nahe. Der Charleſtep iſt vom ſchnellen Foxtrott abgeleitet und ähnelt dieſem. Der Grundgedanke iſt jedoch bei beiden, daß ſie auf engen Tanzflächen ſehr gut getanzt werden können! Es iſt unmöglich, dort etwa einen offenen Rheinländer zu tanzen und„Juhu!“ zu ſchreien, ſowie ſich auf die Schuhſohlen zu klopfen. Dagegen gewinnt der Walzer mehr und mehr an Boden und in der neuen Saiſon wird man nicht nur den langſamen, ſondern auch den ſchnelleren Wiener Walzer wieder mehr als bisher tanzen. Der Siegeszug des Walzers datiert ſchon mit den erſten Anfängen aus den Jahren 1929 und 1930 und hat ſich ganz allmählich wieder feſtgeſetzt, ſo daß er nun durch nichts mehr zu verdrängen iſt, zumal er der Eigenart der Deutſchen am meiſten entſpricht. Wenn man trotzdem aus⸗ ländiſche Tanzſchöpfungen übernimmt, ſo nur dann, wenn ſie der deutſchen Eigenart und dem Weſen am nächſten kommen, denn man kann nicht immer nur Walzer tanzen. Durch die Einführung der beiden neuen Tänze aber be— kommen die Schlagerkomponiſten wieder neue Arbeit, die Dichter Anregungen und die Tanzenden foxtrotteln nicht mehr mit Vorliebe, ſondern man fragt nun:„Wie wär's mit einem Tap?“, oder:„Tappeln Sie auch?“ Hoffentlich wird es dann kein fſormloſes, geſchmackloſes„Tippeln“, ſondern ein Harmo— niſieren von Muſikrhythmus und Körperbewegung! Treue Beſchützer. — Künnen wir noch biliger leben Im Muſeum des modernen Haushalts. Mitten im Brennpunkt der Reichshauptſtadt befindet ſich ein modernes und blitzſauberes Muſeum, in dem tauſend Gegenſtände in Zimmern und Sälen aufgeſtellt ſind. Hier bewegt ſich Tag für Tag eine kleine Armee von Hausfrauen aus allen Teilen der Stadt und des Landes, einen Notizblock in 195 Hand und den Mund zu allerlei Fragen immer ge— öffnet. Aus der Menge der Geſichter formt ſich ein einziges Geſicht der Sorge und des Kampfes, der ſtillen unpathetiſchen Not. Hier im Muſeum des modernen deutſchen Haushaltes wird den Hausfrauen in unzähligen Darſtellungen bildlicher und plaſtiſcher Art gezeigt, wie ſie ihren Haushalt noch ver⸗ nünftiger, noch rationeller geſtalten können, und wie man im Grunde genommen immer noch billiger leben kann. Damen in weißen Kitteln ſtehen als Führerinnen zur Verfügung, er⸗ klären auf einem Rundgang, was zu ſehen und zu lernen iſt und erzählen von vergangenen Erlebniſſen. „Sie werden es kaum für möglich halten“, ſagt mir eine, „auf Ihrem Stuhl hat kürzlich eine Miniſtersgattin geſeſſen und mir geklagt, ſie komme angeſichts der Repräſentations⸗ pflichten mit ihrem Wirtſchaftsgeld nicht aus. Und dann kam, nicht viel ſpäter, die Witwe eines berühmten Wiſſenſchaftlers, der der Welt Unendliches gegeben hat, und klagte mir, ſie wiſſe nicht, wie man von ſiebzig Mark im Monat leben könne. So marſchiert bei uns Tag für Tag eine große Parade von deut⸗ ſchen Hausfrauen auf. Sie alle reden nicht viel, zeigen nur in ihren Fragen den unbeugſamen Willen, durchzuhalten. Glauben Sie nicht etwa, daß dieſe Miniſtersgattin fragte, ob ſie ihren Gäſten anſtatt Hummer nur noch Seezunge vorſetzen ſoll. Auch in der Wilhelmſtraße gibt es lange keine Repräſen⸗ tation mehr in dieſem Sinne. Die Abendbrote ſind ganz ſchlicht-bürgerlich und trotzdem reicht es nicht hin und nicht her.“ Macht man dann ſelbſt einen Rundgang und beobachtet die Führerinnen im Geſpräch mit den Hausfrauen, dann hört man allerlei intereſſante Dinge: eHier, gnädige Frau, haben Sie einen ganz einfachen Wiſcher mit langem, gebogenem Holzſtiel, mit dem Sie ſelbſt ohne große Mühe auch die oberen Fenſter putzen können. Er koſtet nur ein paar Mark.“—„Sie wollen doch ſicherlich, wenn Sie die Böden aufwiſchen, nicht immerfort den Lappen im Waſſer auswringen. Dort ſteht ein kleiner, ganz billiger Apparat, der mühelos das Auswringen beſorgt; und Sie brauchen ſich nicht einmal zu bücken.“—„Wollen Sie Ihre Butter richtig friſch halten? In der durchſichtigen Butter⸗ glocke verdirbt viel zu viel! Die richtige dagegen iſt vor Licht geſchützt und enthält ſtets eine Waſſerkühlung. Und dieſes einfache Gerät, das wie eine Trommel ausſieht, iſt ein Ei⸗ friſchhalter, der die Eier auch unter ungünſtigen Umſtänden länger als acht Tage friſch erhält.“ Gläubig und voller Vertrauen folgen die Hausfrauen den Damen, die ſie an hundert Gegenſtänden vorbeiführen und bei jedem die Möglichkeit erörtern, Zeit und Geld zu ſparen. Ein Raum z. B. iſt dem Käſe geweiht. Sämtliche Käſearten werden in Glaskäſten gezeigt und auf ihren Nährwert hin beurteilt. Wiſſen Sie z. B., daß der billige Magerkäſe mehr Nährſtoffe enthält als die teuren fetthaltigen Käſe? Der nächſte Raum iſt dem Zucker gewidmet. In der Mitte ſtehen auf einem kleinen Podeſt eine Anzahl Zuckerſäcke von verſchiedener Größe und darauf ſind die Namen einzelner Länder gemalt. Man hört die Erklärung für dieſes Bild: Der größte Zuckerſack ſtellt den Jahresverbrauch der Vereinigten Staaten pro Kopf der Bevölkerung dar. 51,2 Kilogramm Zucker verbraucht jeder Amerikaner im Jahr. Der Zückerſack des Engländers iſt nicht viel kleiner: 44,4 Kilogramm. Dann folgen in langer Reihe die anderen Länder, dicht hinterher. Man fragt ein wenig ratlos, wo denn Deutſchland bleibe. Die Führerin zeigt auf einen der kleinſten Säcke: „23,9 Kilogramm— noch nicht die Hälfte deſſen, was die anderen Länder im Durchſchnitt verbrauchen, wird in Deutſch— land verkonſumiert. Hier muß noch viel geſchehen auf dem Gebiete der Aufklärung. Iſt doch der Zucker nicht nur ein billiges, ſondern auch ein ſehr nährſtoffhaltiges Nahrungs- mittel, das bei ſtärkerem Gebrauch den Haushalt verbilligen und den Gehalt der Nahrung weſentlich verbeſſern könnte.“ Sie verweiſt auf ein Schild:„Der Körper kann den Zucker faſt ohne jede Verdauungsarbeit verwenden, oder falls er ihn nicht gleich verbrauchen kann, als Körperſtärke, ja, ſogar als Fett aufbewahren.“ Der nächſte Saal zeigt die Bedeutung der Seefiſche, die trotz ihrer Billigkeit und ihres hohen Nährwertes in Deutſch— land durchaus vernachläſſigt werden. Und ſo geht es weiter Raum für Raum, und überall erhält man die Belehrung, daß der deutſche Durchſchnittshaushalt noch billiger wirtſchaften kann, als es ſchon geſchieht. Und die Frau des Miniſters wie die Kleinrentnerin nehmen die gleiche Belehrung mit, erhalten neues Wiſſen, neue Waffen für den ſchweren, Die letzten Mode zuen gaben einen guten Ueberblick über die modernſten Wiener Schöpfungen. Die Modereigen begannen faſt immer mit den feſchen Mantel⸗ kleidern, die vorwiegend aus den neuen Reliefſtoffen, die uneben und an der Ober⸗ fläche leicht gerauht ſind, geſchnitten wurden. Große Vorliebe zeigt man auch heuer für gerillten Samt und gekreppte Seiden. Die eleganten Wienerinnen bleiben der natürlichen Taillen⸗ höhe treu. Vorherrſchend iſt die anliegende Prinzeßform, die beſonders gut gewachſene Figuren vorteilhaft zur Geltung bringt. An der Länge hat ſich nichts geändert. Die neuen Putzideen zeigen neben den immer noch beliebten Knöpfen ge⸗ flochtene Stoffzöpfe, viel Maſchen und intereſſante Fell⸗ verbrämungen. Eine vollkommen neue Note brachten Woll⸗ kleider mit andersfarbigen Aermeln. So ſah man rehbraune Wollſtoffkleidchen mit orangefarbenen Ritterärmeln oder ſilber— graue Kreppkleiderln mit lachsroten Samtpuffen. Mindeſtens zwei voneinander ſtark abſtechende Farben waren auf jedem neuen Modell zu ſehen. Auch die geflochtenen oder nur ge— wundenen Zöpfe, die den Halsausſchnitt begrenzen, häufig aber auch als Gürtel um die Taille ſich ſchmiegen, ſchließen ſich dem Zwei- oder Mehrfarbengebot an. Die jugendlichen Jackenkleider werden dieſes Jahr beinahe den Mänteln vorgezogen. Entzückend war ein marine⸗ blaues Koſtüm aus geripptem Samt mit taillenſchlankem Smokingjäckchen, das bernſteingelb gefüttert war und mit zwei Goldelipſen geſchloſſen wurde. Unter dem Jäckchen wurde ein elegantes Bluſerl aus bernſteingelbem Seidenkrepp ſichtbar, das in moderner Wickelform mit nach rückwärts gebundener Schmetterlingsmaſche reizend auffiel. Ein anderes Koſtümchen war aus moosgrünem Wollſamt, beſtehend aus einem flotten Miederrock und anliegendem Spenzer, der mit ſchmalen braunen Perſianerſtreifen umrandet war. Darunter leuchtete ein orangefarbener Wollſwegter. Begeiſternd war ferner ein ziegelrotes Jackenkleid aus haarigem Reliefſtoff. Das bis an die halbe Hüfte reichende Jäckchen war ſtark in die Taille ge— arbeitet, Knöpfe und Aermelpuffe waren aus ſchwarzem Sealſkin, der mit ſeinem ſchimmernden Samtton entzückend von dem rauhen Stoff abſtach. Ein Bluſerl aus ſchwarz⸗rot geſtreifter Rillenſeide, mit angeſchnittenem Schal, der dicht um den Hals geknotet war, ergänzte das aparte Jackenkleid, das beſonders durch die ſtark kontraſtierenden Farben zur vollen Geltung kam. „Die neuen Mäntel aus gemiſchten Schafwollſtoffen fühlen ſich durch die hervorſtechenden Angorahaſenhaare leicht gerauht an und haben ſtets einen weißen Schimmer auf dunklem Grund. Die Reliefſtoffe bringen, außer den beliebten Quer- ſtreifen und Schrägſtreifen, erhabene Knötchen, Bieſen und Wellenlinien hervor. Auch hier wird die Taille oft unterſtützt von einem Modegürtel kräftig betont. Typiſch auf den meiſten Mänteln iſt die flotte Pelzkrawatte, die anmutig etwas nach links geſchoben wird. Gebauſchte Aermel erhalten oft über den Ellbogen zierliche Pelzmaſcherln. Hochelegant ſind die ſchönen Silberfuchskragen, die mit den breiten Fuchs⸗ manſchetten harmonieren und die vortrefflich einen modernen Muff vortäuſchen, wenn die Hände übereinandergeſchoben werden. Ungemein beliebt iſt heuer Ozelot, ein wildkatzen⸗ ähnliches Pelzwerk, mit dem man beſonders reich die ruſſiſch⸗ grünen Mäntel verbrämt. Bemerkenswert iſt auch jene neue Manteltype, die ein hüftenlanges Jäckchen markiert, indem ſchmale Pelzſtreifen die Umriſſe eines Jäckchens hervortreten laſſen. Pelzverbrämungen aus zweierlei Fellen ſind beſonders begehrt. Man vereinigt ſchwarzen Breitſchwanz mit weißem Hermelin oder belebt einen ſchnittigen Schalkragen mit ſilber— grauen Fehkeilen und ſchwarzem Seal. Breite, koſtbare Pelz- ſchulterkragen werden nur„vorübergehend“ mit ſchmückenden Verſchlußelipſen an die Mäntel befeſtigt. Gedanken über die Frau. Jedwedes Ding mit deinem Weib beſprich, und iſt ſie klein, o bücke dich! „Die Geſetze der Liebe kennt das unſchuldige Weib aus In⸗ ſtinkt beſſer als der erfahrenſte und verwöhnteſte Wüſtling. Gott hat das Weib nicht aus des Mannes Kopf geſchaffen, daß ſie ihm befehle, ſondern aus ſeiner Seite, damit ſie ſeinem Herzen nahe ſei. Was Frauen an Glückſeligkeit zu verſchenken haben, merkt man an ihrem Ernſt, nicht an ihrem Lächeln. Was ein reines Weib mit einem Lächeln, Augenaufſchlag und Gruß gibt, das kann die Schamloſe mit allen ihren Künſten nicht gewähren. A. E. Die vielſeitige Strichmode von heute. Von links nach rechts: 1. Eine weißſchwarzgeſtreifte Weſte be- 5 lebt den ſchwarzen Wollpullover mit Knopf— 1 ſchmuck, langen, ſchmalen Aermeln und 10 ſchmalen ſchwarzweißen Manſchetten. 2. Einen intereſſanten Verſchluß durch e zwei blaue Holzknöpfe zeigt die paſtellblaue Wollweſte, die über einer weißen Hemd— bluſe getragen wird. Die beiden Blenden ſind reversartig geſchnitten. 3. Ein weißer Wollſchal iſt bei dem ſchwarzen, handgeſtickten Pullover durch ein mit Nickelknöpfen übergeknöpftes Teil ge— zogen. Die hohen, engen Manſchetten harmo— nieren farblich mit dem Schal. 4. Sehr effektvoll iſt die ſchwarzweiße Streiſenmuſterung im oberen Teil des hand⸗ geſtrickten Wollpullovers. Ueber die glatten, ſchwarzen Manſchetten fällt der Aermel puffig herab. r bee Der große Philoſoph des Altertums,, ſtarb in dem Bewußtſein der Schändlichkeit des e das über ihn erging, als Athener und als Philoſoph. Er trant den Schierlingsbecher ohne Mühe und heiter, um aus dem Leben zu ſcheiden, in dem er doch nicht ver⸗ ſtanden worden war. Dann rief er ſogar noch die weinen⸗ den Freunde an:„Was macht ihr da, ihr Männer? Ich habe gehört, man müßte in Ruhe ſterben. So haltet Ruhe und beherrſcht euch!“ Sogar als der Leib ſchon faſt er⸗ ſtarrt iſt und man ihn abklopft, ob er tot ſei, richtet er ſich noch einmal auf, und da weiß er, daß man dem Gott der Geſundheit opfern müſſe, wenn man von einer Krank⸗ heit erſtanden; ſo ſagte er im Bewußtſein, vom Leben zu gefunden:„Ich bin Asklepios einen Hahn ſchuldig. Ver⸗ geßt nicht, ihn zu opfern.“— Das waren ſeine letzten Worte. Und nun zu einem anderen großen Mann und Weiſen, zu Goethe. Im allgemeinen glaubt man, daß die Worte„Mehr Licht!“ die letzten geweſen ſeien, die er aus⸗ geſt rechen habe. Seine wirklich letzten Worte aber waren: „Sept den ſchönen Frauenkopf mit den ſchwarzen Locken Worte zu ſeinen wenigen Begleitern. in prächtigem Kolorit auf dunklem Hintergrunde...“ Ludwig XIV von Frankreich meinte zue Goethe dachte an ſeine Schwiegertochter Ottilie.„Ich hätte nie geglaubt, daß das Sterben ſo leicht ſei. Von dem Sonnenkönig hätte man ſich eigentlich einen ; 0 5 N 8 188 1 Zu einem anderen Gelehrten. In Königs berg ſchwereren Abſchied vom Leben gedacht. erwartet der große Philoſoph ſein letztes Stündchen. Und im Ratſchluß alles Ewigen kommen von den Lippen Dagegen hängt die„tugendhafte“ und„jungfräuliche“ Kants nur die Worte:„Es iſt ſo gut...“ Königin der Engländer, Eliſabeth, mit allen Faſern Am 9. Mai 1805, ein ſtilles, ruhiges Zimmer in an ihrem erbärmlichen Leben. Ihre letzten Worte waren: Weimar. Ein anderer Dichterfürſt erwartet ſein Ende,„Alle meine Beſitzungen für einen Augenblick vom ein friedliches Aushauchen, ein Hinaufſchwingen zu Leben.“ höheren Regionen. Schon ganz abweſend von der Erde Danton, der in der franzöſiſchen Revolution hin⸗ liſpelt Schiller:„Immer beſſer— immer heiterer...“ gerichtet wurde, ſchrie laut in die johlende Menge von Und Heinrich Heine ſchrieb in ſeiner allerletzten der Guillotine herunter:„Vergeßt nur nicht, meinen Kopf Stunde noch auf ein Stück Papier:„Ohne Ende iſt die dem Volte zu zeigen— denn ſolche Köͤpſe veiommſ es Revue der Sterbenden, das Geſetz des Lebens fordert den nicht alle Tage zu ſehen!“ Tod; wir Toten, wir Toten ſind größere Heere, als ihr 3 8 55 ver Erde als ihr auf e ö„Ich danke dir, Kind“, waren Bismarcks letzte f Worte zu ſeiner Tochter. Dann ſchloß er, der eherne Der römiſche Kaiſer Nero mußte den Tod 1 Reichskanzler, die Augen für immer. eigene Hand ſterben.„Ich, ſo ein Künſtler, ſoll um⸗ tommen! So weint doch um mich!“, waren ſeine letzten und Taſſo verschied wit den Worten:„In vee Hände, o Herr...“ 5 Eingeſandt (Für Einſendungen 00 dieſer Rubrik übernimmt die Redaktion außer der preßgeſetzlichen keine Ver⸗ antwortung.) Wie wir aus der Zeitung erſehen, hat der Gemeinderat in ſeiner Sitzung vorgeſtern Abend eine Kommiſſion gebildet, der der Fürſorgeaus⸗ ſchuß, Herr Kaplan und Jugendleiter Weil als Vertreter des Trägers des Dienſtes, und um allen anderen auch Rechnung zu tragen, Herr Pfarrer Roos und ein Vertreter des Turnver⸗ eins angehören ſollen. Wir fragen die Herren des Gemeinderates, wie man ſich die Sache denkt? Wenn man die Kath. Jugend nimmt, als Träger des Dienſtes, ſo iſt das doch wohl die Jünglingsſodalität. Der gehören Mitglieder verſchiedener Vereine an. Warum ſoll der TV. vertreten ſein? und nicht auch die Amieitia, die D und das Reichsbanner? Wir fragen fer⸗ ner, warum ſoll Herr Pfarrer Roos dem Aus- ſchuß angehören? Warum dann nicht auch der Geiſtliche Rat Wolf? Herr Kaplan und Jugend- leiter Weil iſt doch als verantwortlicher Leiter des Dienſtes in der Kommiſſion, nicht als Ver- treter der kath. Gemeinde, die doch auch mehr als 1000 Gläubige hat. Wo bleibt dann die Stimme der kath. Kirchengemeinde? Wir ſind der Anſicht, daß der Fürſorgeausſchuß, dem hier⸗ in dieſem Falle der Träger des Dienſtes ange⸗ hören muß, genügt hätte. Oder hält der Ge⸗ meinderat den Fürſorgeausſchuß für nicht ein⸗ wandfrei? Wir können das nicht annehmen. Oder gilt hier der Grundſatz: Warum ſo ein- fach, wenn es auch umſtändlich geht. Außerdem ſcheinen die Herren Gemeinderäte über das ganze Weſen des Arbeitsdienſtes nicht im Bilde zu ſein. Man hätte ſonſt doch nicht beſchließen können: Das letzte Wort hat der Fürſorgeaus⸗ ſchuß. Geſetzlich hat das letzte Wort das Ar- beitsamt Mannheim bezw. der Bezirkskemmiſſar in Stuttgart. Warum hat der Reichskommiſſar in ſeinem Erlaß über den Freiw. Arbeitsdienſt die Mei⸗ nung, daß die Träger des Dienſtes tunlichſt die Organiſationen ſeien, die ſich auch außerhalb des Freiw. Arbeitsdienſtes mit der Jugend befaſſen? Die Jugend ſoll religiös und ſittlich erzogen werden, das iſt neben der Arbeitsleiſtung der Hauptſinn des ganzen Arbeitsdienſtes! Die Ar- beitsämter müſſen auf die geiſtige Betreuung großen Wert legen laut Ausführungsbeſtimmung zum Freiw. Arbeitsdienſt. Dieſe Betreuungs- maßnahmen müſſen ſo durchgeführt werden, wie der Bezirkskommiſſar es anordnet, nicht wie einzelne es meinen durchführen zu können. Die Eingeweihten werden wiſſen, was gemeint iſt. Mögen die Herren Gemeinderäte ſich das über— legen. Der Kathol. Jugend und ihrem Führer Herrn Kaplan Weil aber raten wir: Ueberlegt euch die Sache reiflich. Ihr nehmt der Ge⸗ meinde eine große Laſt ab und ſpart ihr Geld. Es iſt aber auch für die Kath. Jugend und ihren Führer eine große Belaſtung, zumal die Sodalität auch noch Sporlplatz und Sporthalle zur Verfügung ſtellen müßte. Ob die Kath. Jugend unter dieſen Be— dingungen die Arbeit durchführen ſoll, das zu entſcheiden überlaſſen wir ihrem Vorſtand, zu— mal ſie keinen Vorteil, nur Ausgaben hat. Einige, die es mit der Gemeinde und der Jugend gut meinen. Lokales * Freiwilliger Arbeitsdienſt der Kathol. Jugend Viernheim.(Lichtham⸗ merſchneiſe⸗Schlothlache). Alle diejenigen Leute, die in obigen genannten Freiw. Arbeitsdienſt eintreten wollen, mögen heute von 6 bis 7 und morgen von 1 bis 2 Uhr ihre Meldebogen bei Herrn Kpl. Weil abholen. Dieſelben ſind ge⸗ nau ausgefüllt auf dem Rathaus abzugeben. * D. E. G. Zum Beſuch des Do X in Mannheim werden Sonntagsrückfahrkarten verausgabt. Gültigkeit am Löſungstage. Ueber Allerheiligen gelten die Sonntagsrückfahrkarten vom Sonntag den 29. Oktober 12 Uhr bis ein⸗ ſchließlich Dienstag, den 1. November 1932 außerdem zur Rückfahrt bis Mittwoch, den 2. November 1932 12 Uhr. * Heilung von ſelbſt. Ueber dieſes Thema findet Freitag, den 28. Oktober und Samstag, 29. Oktober jeweils abends 8 Uhr im Gaſthaus zum Goldenen Engel in Viernheim ein intereſſanter Vortrag ſtatt, den nicht nur Kranke, ſondern auch Geſunde unbedingt hören müſſen, weil lehrreich. In den meiſten Orten waren dieſe Vorträge und deren Wiederholungen überfüllt und iſt deshalb auch hier ein reger Beſuch empfohlen.(Siehe Anzeige). § Einige Artikel mußten wegen zu großen Stoffandranges für die morgige Ausgabe zurückgeſtellt werden. Die Red. Bekanntmachung. Betr.: Freiw. Arbeitsdienſt. Nach den neuerdings ergangenen Vor- ſchriften über den freiw. Arbeitsdienſt müſſen ſich alle Perſonen bei dem zuſtändigen Arbeits- amt als Arbeitsſuchende melden, und ſich an den vom Arbeitsamt beſtimmten Tagen zur Kon⸗ trolle melden. Für unſere Gemeinde ſtellt das Arbeits- amt Mannheim, Nebenſtelle Viernheim, die Kon⸗ trollkarten aus und zwar Dienstag bis Frei⸗ tags, nachmittags von 2 bis 4 Uhr. Perſonen, die dieſen Vorſchriften nicht nachgekommen, können bei dem freiw. Arbeits⸗ dienſt nicht berückſichtigt werden. Viernheim, den 27. Oktober 1932 Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Samstag, den 27. Okt. 1932, vorm. 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent⸗ lich verſteigert: N Schloth Nr. 18 Schloth Nr. 82 Schloth Nr. 120 Schloth Nr. 127 Schloth Nr. 138 Unterbruchweide 1. Gew. Nr. 28 Hecke 1. Mittelgewann Betr.: Verſteigerung von dürren Obſtbäumen. Anſchließend an die Grundſtückverſteige- rung werden die dürren QObſtbäume in der Ober- und Unterbruchweide und am Weinheimer⸗ weg verſteigert. Betr.: Steuerſprechtag des Finanzamts Heppen— heim. Der nächſte Sprechtag des Finanzamts wird am Donnerstag, den 3. Novemb. 1932 auf dem hieſigen Rathaus ſtattfinden. Diejenigen Steuerpflichtigen, die an dieſem Tage vorſprechen wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens Samstag, den 29. Okt. 1932, vormittags 11 Uhr bei uns, Zimmer Nr. 21, melden und genau an- geben, in welcher Sache die Beſprechung mit dem Finanzamt gewünſcht wird. Später Anmeldende können auf Erledigung ihrer Steuerangelegenheit an dem betr. Sprech— tag nicht rechnen. Betr.: Getränkeſteuer. Wir erinnern hiermit die Wirte an Vor— lage der Getränkeſteuer-Nachweiſung für Monat September 1932. g Betr.: Schwarzarbeit. Die hieſigen Handwerksmeiſter haben bei uns lebhaft Beſchwerde darüber geführt, daß in der Gemeinde ſoviel Schwarzarbeit durch Alu-, Kru- und Wohluempfänger ausgeführt würde, wodurch ſich die Handwerksmeiſter inſo⸗ fern benachteiligt fühlen, als ihnen dadurch die Arbeit verloren geht. In der Werkſtatt, wo früher der Meiſter rührig und umſichtig waltete, wo Gehilfen und Lehrlinge den Weiſungen des Meiſters folgten, iſt heute Grabesſtille eingekehrt. Die Wirtſchaftskriſe iſt gewiß ſchlimm, aber noch weit ſchlimmer nennt der Meiſter die Schwarzarbeit. Wenn infolge geringen Ein⸗ kommens manche Arbeiten auch zurückgeſtellt werden, ſo wäre doch manches unaufſchiebbares zu tun, wenn die Schwarzarbeit nicht alles un⸗ ter der Hand im Verborgenen wegnehmen würde. Der Schaden iſt doppelt; der Schwarzar⸗ beiter zahlt keine Steuern und Abgaben, der Handwerksmeiſter kann keine mehr bezahlen. Der Schwarzarbeiter bezieht in der Regel Unter- ſtützung, der Handwerksmeiſter muß den Weg zum Wohlfahrtsamt antreten, wo die Gemeinde und die Steuerzahler belaſtet werden. Die Not der unſchuldig aus dem Produk- tionsprozeß herausgeworfenen Mitbürger iſt ge⸗ wiß groß, aber man darf nicht überſehen, daß Andere durch die Schwarzarbeit arbeitslos wer⸗ den und daß die Schwarzarbeit zur Behebung der Arbeitsloſigkeit nicht im geringſten beiträgt. Bekommt dagegen der Handwerksmeiſter eine Arbeit, dann kann er wieder Geſellen einſtellen und ſie entlohnen. Die Arbeitsloſigkeit wird gemindert und nicht vergrößert. Oberſter Grund⸗ ſatz der Sozialpolitik muß es ſein, geſunde Glie⸗ der der menſchlichen Geſellſchaft nicht ſozial krank werden zu laſſen und ſie vor ſozialer Erkran⸗ kung zu ſchützen. Der Kampf gegen die Schwarz⸗ arbeit iſt daher eine große ſoziale Tat. Darum fort mit der Schwarzarbeit und den damit ver⸗ bundenen Begleiterſcheinungen. Ehrt und ſchafft wieder Handwerksarbeit und damit wieder einen lebensfähigen Mittel- und Arbeiterſtand. Viernheim, den 25. Okt. 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. für die Winterhilfe! e Operetten- und Theatergesellschaft Viernheim 1928 9 Am Sonntag, den 30. Oktober 1932, abends 8 Uhr, findet im Kaiserhof die Aufführung: „Der herr der Oerge fomanlisches Schauspiel in 4 Akten von W. A. Pannek statt. Eintritt 38 Pig. Wir laden hiermit die verehrlichte Einwohnerschaft freundlichst ein. Die Leitung. Bekanntmachung. Betr.: Winterhilfe 1932/33. Weitere Anträge auf Winterhilfe werden wie folgt entgegengenommen: Donnerstag, den 27. Oktober 1932, nachm. von 4—6 Uhr für Perſonen mit den Anfangsbuchſtaben F, G, U, I und K. Freitag, 28. Oktober 1932, nachm. v. 4—6 Uhr für Perſonen mit den Anfangs⸗ buchſtaben L, M, N, O, P und R. Der Arbeitsausſchuß der freien Wohlfahrtspflege Viernheim. zur Bereitung MAG! vorzüglicher E leischbrön Nimmt man Woörfel Amicitia 09 E. V. V'heim. — Sportplatz im Wald mit J Reſt.„Zur Waldſchenke“ Samstag Abend 8 Uhr im Saale des„Gold. Karpfen“ Verbands⸗-Ringkämpfe gegen Athletik⸗Sp. V. Ladenburg ſowie auch auftreten der Stemmerſtaffeln. Eintrittt für Mitglieder der Sportvereinigung u. Erwerbsloſe 20 Pfg., Nichtmitglieder 30 Pfg. Sonntag, den 30. Oktober nachm. /3 Uhr Großkampf um den 2. Platz gegen V. f. R. Mannheim Vorher untere Mannſchaften: 2. M. um 12,45. 3. M. um 10,45 Uhr und 4. M. um 9 Uhr. Samstag nachm. 3,45 Uhr in Neckarſtadt: Schüler-Verbandsſpiel gegen SC. Neckarſtadt. Abfahrt 3 Uhr ab Lokal. In Viernheim 4.15 Uhr: Amicitia 09 1. Jugd.— 09 Weinheim 1. Jugd. In Viernheim, 1 Uhr, Turnvereinplatz: Amicitia 09 2. Jugd.— 09 Weinheim 2. Jugd. Auf dem VfR.⸗Platz in Mannheim, vorm. 9.30 B-Jugend-Verbandsſpiel Amicitia 09 B-Jugd.— VfR. Mhm. B- Jugd. Jugendſpieler können nur mit abgeſtempelter Karte auf den Platz. Lenz. Unſere ſämtlichen Freunde und Gönner laden wir reſtlos zu unſeren Veranſtaltungen frdl. ein. Sonntag Nachm. 5 Uhr in Lampertheim, Gaſth. zum Rheingold Freundſchafts⸗Ringkampf gegen Stemm⸗ und Ringklub. Abfahrt 4,15 ab Platz. Fahrpreis 30 Pfg. Die Leitung. Tedermann! bewundert: Die erſtklaſſige Qualität. Die gute Verarbeitung und Die elegante Paßform! Tragen Sie dieſer Tatſache Rechnung. Kaufen auch Sie bei Frau dak. Hobh id Schuhgeschäft ö Lampertheimerſtraße Nr. 1 Volksehor Mliglied des Deutschen e e ee e eute Donnerstag abd. 8 Unr 2 Singſtunde des Männer- und Frauenchors. Wir bitten pünktlich um 8 Uhr zu erſcheinen, damit die Singſtunde um 10 Uhr beendet iſt. Der Vorſtand. — Schöne weiße Zähne erhalten Sie bei täglichem Cebrauch von Chlorodont, der Zahnpaſte von nächster Qualität. Sparſam im Verbrauch. Tube 50 Pf. und 80 Pf. Verlangen Sie nur Chlorodont und weſſen Sie jeden Erſatz dafür zurück. Für ernelnoen empfehle Kränze, stern, Pensee Mandel, Holastrage d chung ö porHTarT T N Ein Paar guterhaltene Johr Ten Schale rölstbept: Nr. 38 13 5 illi 5 Fehwarzbrot ſpottbillig, abzugeben! 3 Pfd. Laib 42.9 Wo, ſagt der Verlag. vorderschinken gek./ Pfd. 30.9 delegeneil Jeruslat u. Salam! Ein ſchweres, modernes / Pfd. 35 Ist. 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Extrà-Blond liegt zudem der unvergleichliche, weder durch Zitronensaft noch durch Essigbad erset- bare„Haarglanz“ bei, der das Haar dauernd gesund erhält und blondes Haar doppelt verschönt.