N Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung 170 f täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mt. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen 9 75 0 ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 11 0 117.— Telegramme: An eiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt bse 55 bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme rankfurt a. M.— Schriftleirung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige en koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artitel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Mittwoch, den 2. November 0 Nummer 255 49. Jahrgang 4 mitt biete. Eichen⸗ zial ge⸗ ht zum „ferner Sohlen ſenagelt Jana 5 im, daß Infolge ieh bil- illigſter der a Zn kurzen Worten: Die erſte Notierung der Stevergutſcheine an Berliner Börſe geſtaltete ſich am Diens⸗ ag zu einem Ereignis, dem zahlreiche Inter⸗ enten und Schauluſtige folgten. Die Reichsbahn hat für den Monat Okto⸗ ber eine kleine Steigerung ihrer Einnahmen verzeichnen. Das preußiſche Kabinett Braun wird am Mittwoch zuſammentreten, um zu der Ernen⸗ Fung kommiſſariſcher Miniſter durch das Reich Stellung zu nehmen und das Vorgehen im ichsrat zu beraten. Der bayeriſche Miniſterpräſident Dr. Held prach ſich erneut gegen die neuen Maßnahmen der Reichsregierung im Konflikt mit Preußen nus. Der neue deutſche Untergeneralſekretär des Völkerbundes, Staatsſekretär z. D. Trendelen⸗ rg, iſt am Dienstag in Genf eingetroffen und hat ſeinen neuen Poſten übernommen. Aus den verſchiedenſten Teilen Europas lau⸗ fen Meldungen über Ueberſchwemmungen ein, die ſtellenweiſe großen Schaden anrichteten. der Fuchs geht um Der franzöſiſche Miniſterpräſident Her ⸗ ot iſt ein ſehr betriebſamer Herr. Sozu⸗ igen ein Hans Dampf in allen Gaſſen. eberall will er dabei ſein. Er reiſt nicht nur erne im eigenen Lande herum. wo er— em böſen Beiſpiel Poincares folgend— an en Sonntagen Denkmäler enthüllt und da⸗ ei Reden hält, die beſſer ungehalten bleiben ürden— ſondern er fährt auch gerne ins Ausland. Augenblicklich weilt Herr Herriot in Madrid. Außer ihm ſelber und ſeiner gächſten Umgebung weiß eigentlich niemand o recht, weshalb. Angeblich iſt es ein reiner flichkeitsbeſuch bei der fungen ſpaniſchen ſtepublik. Politiſchen Kreiſen iſt dieſe Deu⸗ ng der Reiſe freilich ein wenig zu harmlos. Sie vermuteten mehr dahinter. Irgendwel⸗ he neuen Bündnisabſichten, um Frankreichs Sicherheit“ noch weiter durch Verträge zu untermauern. Dieſer betriebſame Herriot hat nun auch einen neuen Vorſchlag für die Abrü⸗ tungskonferenz ausgeheckt, dem er den gut klingenden Namen„Konſtruk⸗ lioplan“ gegeben hat. Am Donnerstag dieſer Woche wird der franzöſiſche Kriegs- iniſter Paul⸗Boncour dieſen Plan in Genf rtragen und erläutern. Einſtweilen weiß an darüber nur, daß der neue Vorſchlag, ſoweit er vor die Abrüſtung die franzöſi⸗ e Sicherheit ſetzt, zwar im alten Geleiſe hrt, daß er aber darüber hinaus doch et⸗ was ganz Neues enthält, das Deutſchland veranlaſſen muß, ſich den Plan Herriots ein⸗ al ſehr genau anzuſehen. Dieſes Neue iſt der Vorſchlag, die Be⸗ ufsheere in Europa abzuſchaffen und an ihre Stelle Milizarmeen zu ſetzen. Herriot regt das ganz allgemein an. Prak⸗ tiſche Bedeutung hat ſein Vorſchlag aber nur für Deutſchland, weil nur Deutſchland, gezwungen durch das Verſailler Diktat, ein Berufsheer hat. Nebenbei bemerkt: indem Herriot die Abſchaffung dieſes Berufsheeres erlangt, verläßt er den Standpunkt, den Lange franzöſiſche Regierung geradezu ängſtlich gehütet hat, den Standpunkt näm⸗ lich, daß der Verſailler Diktaturvertrag un⸗ antaſtbar iſt, ja, daß er geradezu als Eckpfei⸗ ler der europäiſchen Nachkriegspolitik zu gel⸗ ten hat. Aber nun zu dem Vorſchlag ſelber. Er würde 1 Deutſchland die Wiedereinführung lgemeinen Wehrpflicht be⸗ deuten und damit einem Verlangen entge- genkommen, das Deutſchland immer wieder geſtellt hat, ſeit es die Feſſeln von Verſailles trägt. Aber man muß ſelbſtverſtändlich erſt die genauen Einzelheiken kennen, ehe man ich zu dem neuen Vorſchlag Herriots zu⸗ ſtimmend äußert. Denn es wird ganz auf N 190 Adiangen ankommen, die Herriot für ie Einfüſprung des Miliaſnſtems ſtellen wird. Frankreich ist ja ſtrategiſch— ſchon aus natürlichen Gründen— in einer wen günſtigeren Situation als Deutſchland. Man braucht nur einen Blick auf eine Landkarte von Europa zu werfen, um das ſofort zu er⸗ kennen. Bis auf ſeine Oſtgrenze iſt Frank⸗ reich vom Meere und von Gebirgen ge⸗ ſchützt und dieſe Oſtgrenze hat es mit einem ehernen Feſtungsgürtel umgeben, der nicht zu durchbrechen iſt. Deutſchland aber liegt ohne jeden natürlichen Grenzſchutz mitten in Europa— ein Zuſtand, der bekanntlich Bis⸗ marck zu ſeinem ſorgfältig ausgedachten Bündnisſyſtem veranlaßte. Es wird alſo auf alle Fälle noch einer eingehenden Ausſprache darüber bedürfen, wie das Milizſyſtem Her⸗ riots den natürlichen, vor allem den geo⸗ graphiſchen Bedürfniſſen und Perhält⸗ niſſen der einzelnen Staaten angepaßt wer— den ſoll. Darüber hinaus aber wird ſich auch erſt noch zeigen müſſen, was Herriot unter einem „Milizheer“ eigentlich verſteht. Wenn er darunter ein Heer verſtanden wiſſen will, dus eine verhältnismäßig kurze aktive Dienſtzeit und eine entſprechende Uebungszeit in der Reſerve hat. ſeine Angehörigen aber zur Landesverteidigung genügend ausbildet. ſo ließe ſich über einen ſolchen Vorſchlag natür⸗ lich auch vom deutſchen Standpunkte aus reden. Man muß jedoch den Verdacht hegen, daß Herriot ein ſolches Heer nur Frank⸗ reich und ſeinen Verbündeten zuge⸗ ſtehen will, Deutſchland aber wiederum un⸗ ter ein Sonderrecht zu ſtellen beabſichtigt. In dieſem Falle bliebe uns natürlich gar nichts anderes übrig, als uns auf die Forderung des gleichen Rechts für Alle zurückzuziehen, die wir vor einigen Wochen offiziell erhoben und ſeither konſequent vertreten haben. Im⸗ merhin wird man aber die weitere Entwick- lung ſehr ſorgfältig beobachten müſſen. So falſch es wäre, Herriots Vorſchläge von vorn⸗ herein abzulehnen, ſo falſch wäre es auch, ſie nicht ohne eine gehörige Doſis Mißtrauen genaueſtens zu prüfen. Herriot hat bisher bei jeder Gelegenheit erkennen laſſen, daß auch er das Hauptziel der franzöſiſchen Au⸗ ßenpolitik in der dauern den Nieder⸗ haltung Deutſchlands ſieht. Kann er ſich bei dieſer Sachlage wundern, wenn man auch ſeinen neuen Plan kritiſch, ſehr kritiſch betrachtet? Und wenn man an das Wort denkt:„Der Fuchs geht um, es geht ein ſchlaues Tier herum.. 0 0 66 „Verſteckte Waffen Pariſer Giftmiſchereien. Paris, 2. Nov. Wenn die politiſche Atmoſphäre mit Kon⸗ fliktſtoff geladen iſt, pflegen franzöſiſche Journaliſten auf die Suche nach„ver ſteck⸗ ten Waffen“ zu gehen. Der Sonderkor⸗ reſpondent eines großen Pariſer Blattes be⸗ fand ſich kürzlich in Hamburg, wo er in Gemeinſchaft eines in Berlin tätigen Kolle⸗ gen ſich von zwei Deutſchen durch die Stadt führen ließ.(Was waren das für „Deutſche“?— Red.) Zufällig kam die Rede auf den deutſchen Reichswehrminiſter von Schleicher, wobei der Berliner Journaliſt ei⸗ nen Zuſammenſtoß erwähnte, den er mit dem damaligen Hauptmann von Schleicher anläßlich einer Unterſuchung der Militärkon⸗ trollkommiſſion beim Generalſtab wegen ver⸗ ſteckter Waffen hatte. Während des Geſpräches miſchte ſich auch, nach der Darſtellung des Pariſer Journali⸗ ſten, einer der deulſchen Führer in die Un⸗ terhaltung mit der Bemerkung, man brauche nicht von Schleicher zu ſein, um Waffen zu verſtecken. Zur Zeit der oberſchleſiſchen Volks- abſtimmung wäre er, der Deulſche, bei der Schutzſtaffel tätig geweſen und babe zu wie derholten Malen Dutzende von Maſchinenge⸗ wehren, ſelbſt leichte Geſchütze ſowie Millio- nen Stück Munition vergraben. Das franzö⸗ ſiſche Blatt verſieht ſeine Mitteilung mit der Ueberſchrift:„Geheime Waffen“ und führt zunächſt eine Hitlerparade in der Siemens Stadt bei Berlin an. mit dem Hinmeis da rauf, daß dieſe Hitlerleute allein über 400 000 gut ausgebildete Mannſchaften ausmachen. Wenn es tatſächlich wahr ſein ſollte, daß Deutſche derlei Informationen an fran— zöſiſche Journaliſten gegeben haben, dann müſſen das wahrhaftig traurige Sub⸗ jekte geweſen ſein! Enttäuschung für Herriot. Kühler Empfang in Madrid.— Kundgebun⸗ gen gegen Herriot. London, 2. Nov. Einer Meldung des Nachrichtenbüros Reu⸗ ter zufolge, wurde dem franzöſiſchen Mini⸗ ſterpräſidenten Herriot in Madrid ein kühler Empfang zuteil. Demonſtranten vorab junge Leute zogen durch die Straßen mit den Rufen:„Tod für Herriot! Nieder mit Frankreich! Nieder mit dem Imperialismus! Wir wollen keinen Krieg!“ Poliziſten mit Kraftwagen ſäuberten die Straßen. Auch nach Pariſer Meldungen ſcheint ſich die Reiſe Herriots nicht ſo zu entwickeln, wie man nach dem begeiſterten Empfang, der ihm an der Grenze bereitet wurde, angenommen hatte. Die große Mehrheit der Bevölkerung ſcheint dem Beſuch des franzöſiſchen Mini⸗ ſterpräſidentken völlig keilnahmslos gegen ⸗ überzuſtehen. Man hat ſogar wenig erfreu liche Aufſchriften, die gegen Herriok gerichtel waren, von den Häuſernummern enffernen müſſen. Zwar ſolle man, ſo ſagt der Son⸗ derberichkerſtatter des„Paris Midi“, die Ge⸗ fühle der Spanier Frankreich gegenüber nicht anzweifeln, aber Herriok häkle beſſer unter⸗ richtet werden müſſen. Der Jeikpunkt ſeines Beſuches ſcheine nicht ſehr geeignet zu ſein. Die Sonderberichterſtatter der Pariſer Blätter in Madrid legen beſonderen Wert auf die Feſtſtellung, daß die Reiſe Herriots keinen geheimen Charakter krage und daß die in der in⸗ und ausländiſchen Preſſe verbreiteten Gerüchte von dem Ab⸗ ſchluß gewiſſer franzöſiſch⸗ſpaniſcher Abkom⸗ men den Tatſachen widerſprächen.(?) einen Beſuch ab. Deutſche Tagesſchau. Kommuniſten planen neue Aktion. Die Nationalſozialiſtiſche Parteikorreſpon⸗ denz veröffentlicht ein angebliches geheimes Rundſchreiben der Parteiexekutive des Zentral⸗ komitees der KPD., nach dem neue Aktions⸗ auslöſungen erſt nach den Wahlen etwa am 15. November von den Erwerbsloſen aus⸗ gehen müßten durch Streiks der Wohlfahrts⸗ und Pflichtarbeiter, und durch Demonſtration. Die Bewaffnung erfolge, ſoweit die Gruppen noch nicht bewaffnet ſeien, vor Beginn. Die Wachdienſttruppe habe ſofort bei Beginn der Aktionsauslöſung die Verkehrsinſtitute zu be⸗ ſetzen und zwar in folgender Reihenfolge: Fernſprechämter, Flughäfen, Poſt⸗ und Eiſen⸗ bahnen, ſtädtiſche Verwaltungsgebäude und zu⸗ letzt die Banken. Nach der Revolution werde der Vollzugsrat alle Parlamente auflöſen. Ueberſchreiten der Grenze werde mit dem Tode beſtraft, ebenſo zieht jeder Streikverſuch die Todesſtrafe nach ſich. Weiß und Heymannsberg außer Verfolgung geſetzt. Die Staatsanwaltſchaft Berlin hatte be⸗ kanntlich gegen Polizeivizepräſident Dr. Bernhard Weiß und Polizeikommandeur Heymannsberg Anklage wegen Ver⸗ gehens gegen Paragraph 3 der Verordnung des Reichspräſidenten betreffs die Wieder⸗ herſtellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in Groß⸗Berlin und der Provinz Brandenburg erhoben und beantragt, das Hauptverfahren zu eröffnen. Dieſe hatte es jedoch abgelehnt, das Hauptverfahren zu er⸗ öffnen. Die vom Generalſtaatsanwalt einge⸗ legte Beſchwerde iſt nunmehr zurückgezogen. ſo daß Dr. Weiß und Heymannsberg end⸗ gültig außer Verfolgung geſetzt ſind. Vayern zur Neichsreform. Ein bayeriſcher Reformplan angekündigt. München, 2. Nov. In einer Wahlverſammlung der Baye— riſchen Volkspartei wandte ſich Stagtsrat Schäffer, der Parteivorſitzende der Baye⸗ riſchen Volkspartei, gegen den„durch die Regierung Papen heraufbeſchworenen Ver⸗ faſſungskampf“ und erklärte, bei einer Per⸗ ſonalunion Reich— Preußen, kämen im Reichsrat unweigerlich die Länder ins Hin— tertreffen. In dieſem Juſammenhang ſprach Staatsrat Schäffer von einem neuen wan der Initiative Layerns im Kampf der Länder um ihre Selbſtändigkeit. Der Plan werde dem Landtag nach den Wahlen vorgelegt werden. Im Kampfe Bayerns um ſeine Rechte müſſe unbedingt Einigkeit innerhalb des Landes erzielt wer⸗ den. Dem neuen Reichstag komme faſt die Bedeutung einer Nationalverſammlung zu. Dr. Held gegen die Reichsreform. Stulkgart, 2. Nov. In Cannſtadt und in Stuttgart ſprach der bayeriſche Miniſterpräſident Dr. Held. Er führte u. a. aus: Was jetzt geſchehe, das ge⸗ ſchehe ohne das Einverſtändnis Bayerns. Da die Löſung des Dualismus zwiſchen Reich Dr. Popitz und Preußen gegen die Verfaſſung verſucht werde, bleibe nur der Kampf gegen die Maßnahmen. Denn wer Gewalt anwende, könne auch wieder nur mit Gewalt bekämpft werden. Ob es ſich dabei um Herrn von Papen handle oder um ſonſt jemand, ſei gleichgültig. Er habe den Glauben an das Kabinett von Papen verloren und ſehe ſich heute auf das ſchwerſte enktäuſcht. Wenn er ſeine Pflicht erfüllen ſolle als Staatsmann für die Aufrechterhaltung des Rechtes, dann könne er nicht mehr ſchweigen und müſſe aufrufen zur Mahnung und zum Kampf. Lersner bei Bolz. Der Beauftragte der Reichsregiereung, Freiherr v. Lersner, ſtattete dem würt⸗ tembe⸗siſchen Staatspräſidenten Dr. Bolz Politisches Allerlei. Berlin. Der Reichspräſident empfing am Dienstag den neuernannten deutſchen Bot⸗ ſchaften in London. Dr. von Hoeſch, den neuernannten deutſchen Botſchafter in Paris, Roland Köſter ſowie den deutſchen Ge⸗ ſandten in Stockholm, Dr. von Roſen⸗ berg. Genf, 2. Nov. Der neuernannte deutſche Untergeneralſekretär des Völkerbundes, Staatsſelretär z. D. Trendelenburg, iſt in Genf eingetroffen und hat ſeinen neuen Poſten angetreten. — . 2 Dr. Bracht 15 Perſonen erkrunken. Ein mit 50 Ar⸗ beitern beſetztes Dampfboot kenterte in der Nähe der Guano⸗Inſel Alacran(Chile). Wellen Perſonen fanden den Tod in den ellen. Politiſche Zuſammenſtöße. Ein Schwerverletzter in Hamburg. Hamburg, 2 Nov. Die Hamburger Polizeibehörde teilt mit:„Als in der vergangenen Nacht gegen 24 Uhr Angehörige des Reichsbanners, die von einer Zuſammenkunft heimkehrten, durch den Kirchenweg gingen, traten aus einem Verkehrslokal der NSDAP. Natio⸗ nalſozialiſten auf die Straße und es kam zu Zuſammenſtößen, in deren Verlauf auch Schüſſe abgegeben wurden. Der 22 jährige Nationalſozialiſt, Zyranka, erhielt einen Bauchſchuß und mußte in ein Krankenhaus geſchafft werden. Ob noch weitere Verletzun⸗ gen zu verzeichnen ſind, ſteht noch nicht feſt. In der Nacht gegen 1.30 Uhr wurden in der Mittelſtraße drei Angehörige des Reichsban⸗ ners von etwa 15 Nationalf zialiſten ange⸗ fallen. Hierbei erlitt einer der Reichsbanner⸗ leute durch Schläge mit einer Radfahrerkette erhebliche Schulterverletzungen. * Hausſuchung. Breslau, 2. Nov. Am Dienstag in aller Frühe ſtattete ein größeres Polizeiaufgebot dem Braunen Haus, dem Sitz der Gauleitung der NSDAP in Breslau, einen Beſuch ab. Die Polizei rie⸗ gelte das Haus ab und Kriminalpolizei durch⸗ ſuchte ſämtliche Räume, Schreibtiſche und Schränke. Wie man hört, ſoll die Polizei hochverräteriſches Material geſucht haben. Wie die NSDAP. hierzu mitteilt, wurde nichts Belaſtendes gefunden. Das vermißte Poſtflugzeng. Immer noch keine Spur. London, 2. November. Die Suche nach dem vermißten deutſchen Poſtflugzeug wird mit allen Mitteln, aber immer noch ohne Erfolg, fortgeſetzt. Das eng⸗ liſche Luftfahrtminiſterium ſtellt ſeine Hilſs⸗ mittel in größtem Umfang zur Verfügung. Sämtliche Küſtenwachſtationen an der Süd⸗ oſtküſte Enalands baben Anmeiſuna erhalten. Magdalen zwischen den zwei an der Suche feilzuneymen. Wiehrere Ret⸗ tungsſtationen haben ihre Boote ausgeſandt. Alle Schiffe ſind aufgefordert worden, nach dem verunglückten Flugzeug Ausſchau zu hal⸗ ten. Die Lufthanſa hat die mutmaßliche Un⸗ fallſtelle durch ihr Kraftflugzeug abſuchen laſ⸗ ſen. In London hat man nur wenig Hoffnung, daß die Beſatzung des Flugzeuges noch am Leben iſt. Man befürchtet, daß der Bericht, wonach ſie von einem Fiſchdampfer aufgenom⸗ fe ſei, nicht den Tatſachen ent⸗ ſpricht. Auslands⸗Rundſchau. 200 000 Weber in England im Streik. Der Weberſtreik in der engliſchen Baumwollinduſtrie ſetzte in vollem Umfang ein. Faſt ſämtliche Spinnereien in Lan⸗ caſhire lagen ſtill. Rund 200 000 Mann, faſt 100 Prozent der der Gewerkſchaften an⸗ geſchloſſenen Textilarbeiter, beteiligen ſich an dem Streik. Nur in einigen wenigen Betrie⸗ ben, wo die alten Lohnſätze beibehalten wur⸗ den, iſt die Arbeit wieder aufgenommen worden. f Brokkarte in Griechenland? Nach einer Meldung aus Athen ſind die griechiſchen Finanzkreiſe zu der Ueberzeu⸗ if gekommen, daß man ohne weiteren ufſchub an neue Einſchränkungen im Devi⸗ ſenverkehr denken müſſe. Ohne ſolche Maß⸗ nahme befürchtet man in ungefähr fünf Mo⸗ naten große Schwierigkeiten bei der Beſchaf⸗ fung ſelbſt der lebensnotwendigſten Waren. Mehrere bekannte Perſönlichkeiten glauben auch, daß man wieder die Brotkarten einführen müſſe. Rooſevelt für Fünftagewoche und ſtaatliche Arbeitsloſenhilfe. Der demokratiſche Präſidentſchaftskandidat Rooſevelt nahm, wie aus Newyork ge⸗ meldet wird, in einer Wahlrede zur Ar⸗ beitsloſenfrage in den Vereinigten Staaten Stellung. Er trat dabei für die Ein⸗ führung der Fünftage⸗ Arbeitswoche ein; außerdem bezeichnete er es als notwendig, den Arbeitsloſen dort, wo die Staaten und die Gemeinden verſagten, über den Bund zur Hilfe zu kommen. Ein weiteres Mittel zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit ſei die ſchleu⸗ nige Vergebung von Notſtandsarbeiten. Unruhen in Bolivien. Das neue bolivianiſche Kabinett iſt nach einer Amtszeit von noch nicht einer Wo⸗ che zurückgetreten. Die verſchiedenen Partei⸗ en bemühen ſich, eine Einigung in dem Streit zwiſchen der Regierung und derVolks⸗ vertretung zu erzielen. Anläßlich der Ka⸗ binettskriſe kam es zu größeren Unruhen in der bolivianiſchen Hauptſtadt. Grenzzwiſchenfall. Deutſcher von polniſchen Grenzbeamken erſchoſſen. Guktenkag, 2. Nov. Der Arbeiter Silveſter Popanda aus So⸗ rowſki hatte mit einem Mädchen an der pol⸗ niſchen Grenze ein Stelldichein. Popanda ſtand dabei etwa 15 Meter von der Grenze entfernt auf polniſchem Gebiet Einige Freunde von ihm, die ſich auf deutſcher Seite befanden, machten Popanda darauf aufmerk- 15 115 ein polniſcher Grenzbeamter in 1 91. los an. ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg und ihre ſchimmernden blauen Augen ſahen ihn furcht⸗ Mit einem Sprung war er bei ihr, küßte ſie wild, ihren entſetzten Widerſtand nicht achtend. Letzte Nachrichten. Geſtrichene Reichswahlvorſchläge. Berlin, 2. Nov. Der Reichswahlausſchuß hatte die Reichswahlporſchläge zur Reichs⸗ tagswahl unter der Wotleſezung zugelaſ⸗ ſen, daß Kreiswahlvorſchläge zugelaſſen wer⸗ den, die ſich an dieſe Reichswahlporſchläge anſchließen. Dieſe ene iſt für die Reichswahlvorſchläge Nummer 22 Freiheits⸗ bewegung Schwarz⸗Weiß⸗Rot“(Reichsbund der Baltikum⸗, Oberſchleſien⸗Grenzſchutz⸗ und reikorps⸗Kämpfer), Nummer 23„Deutſche aiſerpartei“ und Nummer 24„Deutſche Präſidialpartei“ nicht erfüllt worden. Die Reichswahlvorſchläge wurden geſtrichen. Gronau auf Cypern. Berlin, 2. Nov. Wolfgang von Gronau hat am Dienstag um 11.10 Uhr M3. in einem kurzen Radiotelegramm mitgeteilt, daß er in etwa 10 Minuten vor Cypern landen wird. In einem ſpäteren Telegramm beſtä⸗ tigte von Gronau die glatte Landung und teilte außerdem mit, daß er die Abſicht habe, am Mittwoch bis Athen weiterzufliegen. Ueberſchwemmungen. Bremen, 2. Nov. Die andauernden und er⸗ giebigen Niederſchläge haben im geſamten Re⸗ gierungsbezirk Stade verheerende Wirkungen hervorgerufen. Obwohl der Waſſerſtand der Leſum und der Weſer ſich nicht ſehr weſentlich verändert hat, ſind im Binnenlande doch weit ausgedehnte Ueberſchwemmungen zu verzeich⸗ nen. Rieſige Seen haben ſich in der Oſte⸗ und Mehe⸗Niederung gebildet. Bei dem hohen Waſſerſtand der Oſte iſt ein Abfließen des Waſſers vorläufig nicht möglich. Sportnachrichten. Nüllſchau auf den Jonntag. Fußball. Der letzte Oktoberſonntag brachte bei den Verbandsſpielen eine ganze Reihe von wichtigen Entſcheidungen, zumal verſchiedene Spiele einen ziemlich unerwarteten Ausgang nahmen. Beſondere Erwähnung verdient hier vor allem die erſte Niederlage des Karlsruher FV. bei dem Freiburger FC., der Sieg von Mainz über Wormatia Worms und die Platz⸗ niederlage von Amicitia Viernheim durch den VfR. Mannheim. In der Höhe überraſchen die Siege von 60 München über Ulm 94, von Phönix Karlsruhe über den VfB. Karls⸗ ruhe und non den Stuttgarter Kickers gegen Feuerbach. Mehrere wichtige Begegnungen en⸗ deten aber auch mit einer Punkteteilung, ſo Union Böckingen— VfB. Stuttgart, Eßlin⸗ gen— Pforzheim, Kaiſerslautern— Sfr. Saarbrücken, Union Niederrad— Eintracht Frankfurt und Alemannia⸗Olympia Worms — SV. Wiesbaden. In dem erſten Spiel ſeiner We ſtdeutſch⸗ landreiſe wurde der Deutſche Meiſter Bayern München von dem eſtdeutſchen Meiſter Schalke 04 knapp mit 3:2 geſchlagen. Bei den Bayern lieferte die geſamte Läufer⸗ reihe eine ſehr ſchlechte Partie, außerdem blie⸗ ben im Sturm Rohr, Krumm und Bergmaier unter gewohnter Form. Der 10. Fußball⸗Länderkampf Deutſch⸗ land— Ungarn brachte der deutſchen Elf in Budapeſt eine knappe und dabei recht unglückliche 1:2⸗(0:1)⸗Niederlage. Waren die Ungarn vor der Pauſe die entſchieden beſſere — Frau dieſes Mannes zu werden, deſſen hübſches, ver⸗ lebtes Geſicht ihr wie eine höhniſche Teufelsfratze erſchien. „Du wirſt dir die heutige Unterredung noch einmal in allen Teilen überlegen, Magdalen, und ich denke, daß du „Schöne, kleine Frau, du, ich war ein Narr! Aber man dann zur Beſinnung kommen wirſt“, ſagte er und wandte Paktei, ſo liefen die Bet fen die 2 a den auch jetzt wieder in den zweiter nuten 11 ganz e f mit Glück konnte Ungara hier den mehrmals greifbar nahen Ausgleich verhindern. Es währte ziemlich lange, bis ſich die neuen Leute Malik und Janes zurechtfanden, aber dann gelangten auch ſie in ausgezeichnete Form. Die beſten Leute waren Jakob im Tor, Wendl und auch Huber in der Verteidigung, wie auch Knöpfle in der Läuferreihe und im zweiten Spielabſchnitt 1 als Mittelläufer. Kobierſti enttäuſchte diesmal, da er mehr als einmal von den raffinierten ungariſchen Verteidigern abſeits geſtellt wurde. Handball. Die Balten⸗Handballmeiſterſchaft wurde in dieſem Jahre wegen finanziellen Schwierig⸗ keiten nicht im Vor⸗ und Rückſpiel, ſondern in einem Entſcheidungstreffen am Sonntag zwiſchen Polizei Königsberg und Preußen Kös⸗ lin durchgeführt. Sieger in Köslin wurde Polizei Königsberg mit 7:4 und damit zum zweiten Male Meiſter, da die Poliziſten den Titel bereits in der Saiſon 1930-31 errangen. Turnen. Ueber 10 000 Zuſchauer waren in der Frankfurter Feſthalle beim Interna ⸗ tionalen Kunſtturn⸗Städtewett ⸗ kampf zwiſchen Eintracht Frankfurt, Buda⸗ peſt und der Nationalmannſchaft von Luxem⸗ burg zugegen. Es gab großartige Leiſtungen während des über 5 Stunden andauernden Treffens. Frankfurt ſiegte mit 1900 Punk⸗ ten vor Budapeſt mit 1873 und Luxemburg mit 1717 Punkten. Bei den Ungarn fehlte der Olympiaſieger Pelle, doch waren ſeine Kameraden von Los Angeles in Frankfurt vertreten. Beſter Einzelturner war der Buda⸗ peſter Peter mit 290 Punkten vor Ernſt Win ⸗ ter⸗Frankfurt 287 und dem Ungarn Hedegüs. — München gewann den Kunſtturnkampf mit 963 Punkten vor dem MTV. Stuttgart mit 849 und dem TV. Ulm mit 842 Punkten. Der MTV. 1879 München ſicherte ſich da⸗ mit auch den erſten Kampf um den neuen Wanderpreis. Fuzballmeiſter wieder geschlagen. Fortung Düſſeldorf— Bayern München 2:1 An Allerheiligen trat der Deutſche 5 ballmeiſter Bayern München in Düſſeldorf egen die Ae Fortuna zu einem reund · ſchaftsſpiel an. 20 000 Zuſchauer hatten Ein⸗ laß gefunden, während Tauſende von Inter⸗ eſſenten der Eintritt zu dem polizeilich ge⸗ ſperrten Platz verwehrt blieb. Während der erſten Viertelſtunde lagen die Bayern faſt ſtändig im Angriff. Dann machte ſich Fortung aus der, Umklammerung frei und leitete ſelbſt gefährliche Angriffe ein. In der 30. Minute verwirkte Bayern durch Handſpiel einen Elfmeter, der von Hochgeſang glatt verwandelt wurde. Kurz darauf ſtellte Wigold durch unhaltbaren Schuß das Halbzeitergebnis auf 2:0 für Düſſeldorf. Nach dem Wechſel gewann der Bayernangriff durch das e Heid⸗ kamps in die Läuferreihe ſtark an Durch⸗ ſchlagskraft. Aber erſt in der 38. Minute konnte Krumm im Anſchluß an eine Ecke das Ehrentor einſchießen. Der Deutſche Mei⸗ ſter drängte weiter ſtark auf den Ausgleich, doch konnte die Fortuna⸗Verteidigung den knappen Vorſprung halten. *. 0 Copyright by N. Feuchtwanger, Halle(Saale) kann gutmachen. Wir wollen reiſen. Ich zeige dir die ſich ins Zimmer zurück. kommen war in den letzten Jahren. Das weiße Kleid mit den langen Spitzenärmeln ſtand Magdalen entzückend. Das blonde Haar, kurz geſchnitten, umrahmte in natürlichem Gelock den feinen Kopf. Und jungen Frau wand ſich unter dieſer Erkenntnis. Ein die großen, blauen Augen blickten ernſt und hatten noch flüchtiges Begehren, eine Laune— und alles würde [3 Welt, du kleiner, fremder V Sie wollte hinüber, wollte Olga Broſius einen langen, lieben Brief ſchreiben, wollte ihr erklären, wie alles ge⸗ einen Glanz, den das Freuen über Olga Broſius' Glück wieder ſein wie früher. hinterlaſſen hatte. Zwiſchen der Portiere ſtand eine breitſchuktrige Geſtalt. „Guten Morgen, Kleine! Du ſiehſt ganz entzückend aus. Geſtatteſt du, daß ich dir einen Kuß gebe?“ Das übernächtige, ſchlaffe Geſicht ihres Gatten bog ſich Magdalen entgegen. Sie ſchauderte unwillkürlich zurück, was ihm ein höh⸗ niſches Lachen entlockte. „Du biſt eben gekommen? Darf ich dir einen ſtarken„Gut gedacht— doch ſchwer ausführbar! Ich möchte Kaffee ſervieren laſſen?“ fragte ſie und wollte an ihm keine lächerliche Figur der Welt gegenüber ſpielen— ver⸗ vorüber. Da riſſen ſeine Arme ſie zurück. „Du blezoft!“ Mit mühſam beherrſchter Stimme fragte ſie: „Ich verſtehe dich nicht! Was willſt du?“ „Dich!“ „Deine Nerven ſind überanſtrengt durch die nächtlichen Gelage. Es wäre beſſer, wenn du einmal ordentlich aus⸗ ſchliefſt“, ſagte ſie und wandte ſich ab. Ich—* ſtehſt du?“ Meinung der Welt?“ „Magdalen, du biſt meine Frau— vergiß es nicht! Ich Kind?“ habe Rechte!“ „Gewiß! Aber haſt du nicht auch Pflichten? Und da du die Pflichten längſt von dir abgeſchüttelt haſt, ſo haſt du auf die Rechte keinen Anſpruch mehr“ 4 „ſagte ſie ruhig. ogel. Und dann fangen wir noch einmal von neuem an. Unſere Ehe ſoll eine gute ſchwerer Betonung ſagte er: werden. Willſt du, Magdalen?“ Sie ſah in ſeine Augen, in denen nur Gier ſtand, die Liebe— nichts, nichts davon! Und die reine Seele der „Bitte, laß mich los! Wir müßteſt wenigſtens ſo viel Achtung vor mir haben, daß alle fremd ſind. Möglich iſt es immerhin, daß ich nur mit du mich nicht mehr anrührſt, elelhaft— ich kann darüber nicht ſprechen!“ Sie ſah ihn an, groß und ernſt. „Nimmſt du wirklich noch ein weni Er ſah ſie tückiſch, von unten herauf an. In ihren blauen Augen zeigte ſich Entſetzen. Dann blickte er ſich noch einmal um nach ihr. Mit „Du biſt mir den Erben ſchuldig geblieben— den Majoratserben. Ich kann mir den Luxus einer kinderloſen Gier nach der Frau. Nichts von einer großen, heiligen Ehe leider nicht leiſten. In zwei Jahren bin ich fünf⸗ undvierzig. Wenn bis dahin der Majoratserbe nicht ein⸗ getroffen iſt, geht die Hälfte des reichen Majorats an die Lindsmühlens in Pommern über, und als mein Erbe wird mein um zehn Jahre jüngerer Bruder eingeſetzt. ſind fertig miteinander! Du Ich weiß nicht einmal genau, ob dir dieſe ab ic ne nachdem du— Nein, es iſt deinem Vater darüber geſprochen habe. Nun, jetzt kennſt du dieſe Beſtimmungen aber, und ich denke, daß du klug „Und wie denkſt du dir da nun unſer Zuſammenleben?“ genug biſt, den richtigen Weg zu wählen.“ Seine Stimme klang ruhig, lauernd. „Ich will gern allein hier in Lindsmühlen bleiben. Die Tür fiel hinter ihm zu. Magdalen aber ſtand da und ſtarrte auf dieſe Tür, minutenlang, ohne ſich zu rühren. Dann aber lief ſie hinaus, in den Part, auf die kleine weiße Bank bei den Oleanderbüſchen. Dort ſank ſie nieder und weinte, weinte. 0 * .* ig Rückſicht auf die„Ich tann dir nicht helfen, Magvalen. Ich finde es unſagbar kindiſch und unüberlegt von dir, von einer Tren⸗ nung zu ſprechen. Nimm das Leben, wie es iſt— du haft „Hier handelt es ſich um anderes. Dein Vater war alles, was dein Herz nur begehren kann! Schließlich liebt ein vollſtändig verſchuldeter Mann. Wie nun, wenn ich Friedrich Karl dich auch auf ſeine Weiſe. Du mußt dich darauf beſtehe, mir die abgenommenen Gelder wieder eben mit ſeiner Weſensart abfinden. Und ich wäre wieder zurückerſtatten? Wie denkſt du denn dir das, mein im Nichts, wenn du dieſe Unüberlegtheit fertigbringen würdeſt, dich von Reichtum und Wohlleben zu trennen, nur um eines Phantoms willen. Glück! Was verſtehſt du Sie war eine Stlavin! Sie hatte kein Recht, ſtolz zu eigentlich darunter? Meinſt du vielleicht gar, du würdeſt ſein. Ihr Vater hatte ſie ja verkauft! Um wieder ſorglos mit einem armen Manne glücklich ſein, wenn du dich nicht leben zu können, hatte er ſie moraliſch gezwungen, die ſatteſſen könnteſt? N Gortſetzung kolar⸗ 1 5 Die Winterbekämpfung: Die Schnaken ſitzen zu dieſer Zeit in einer Art Winterſtarre klumpenweiſe an Decken und Wänden der Keller, Gewächshäuſer, Schuppen, Ställe und an ent⸗ ſprechend dunklen Stellen im Treppenhaus, Veranden und ſo weiter. Man vernichtet ſie morgens und abends, wenn ſie ver⸗ fklammt und wenig flugfähig ſind. durch Abbrennen oder Ab⸗ flammen. Mit einer kleinen Spirituslampe werden Decken und Wände abgeleuchtet. Hat man keine geeignete Lampe, dann kann man auch an einem Stab einen Wattebauſch befeſtigen, dieſen mit Spiritus tränken und dann als Fackel verwenden. Man muß dieſes Verfahren mehrere Male anwenden und auch jedesmal die heruntergefallenen Tiere verbrennen. Auch kann man die Räume mit Schwefel ausräuchern. Sämtliche Türen und FFenſter werden dicht verſchloſſen, Schwefelpulver wird ausgelegt und angezündet. Nachdem die Dämpfe mehrere Stunden eingewirkt haben, werden die Räume geſäubert. Sommierbekämpfung: Sie richtet ſich in erſter Linie gegen die Schnakenbrur(Eier, Larven und Puppen), die ſtets an Waſſer gebunden ſind. Die natürlichen Feinde der Mückenbrut ſind zu ſchonen(Karpfen, Elritzen, vor allem Stichlinge und Schwimmkäſer) und in Tümpel, in denen ſie noch nicht vor⸗ handen ſind, einzuſetzen. Beſeitigung der Brutplätze: Regulierung ſtehender und lang⸗ ſam fließender größerer Gewäſſer(Dorftümpel), ferner dieſe Gewäſſer mit Enten beſetzen. Nicht verunreinigte Gewäſſer im März oder April entweder mit„Floria⸗Larviol“ oder mit„Sal⸗ vinol“ überſchütten, das den Fiſchen und anderen nützlichen Waſſertieren nichts ſchadet, die Mückenbrut aber reſtlos ab⸗ tötet. Auf größeren Gewäſſern empfiehlt es ſich, das Bekämp⸗ ſungsmittel mit einer automatiſchen Schnakenſpritze in feinſter Verteilung auszubreiten. Petroleum benutze man nicht, weil dadurch die Waſſerorganismen abſterben. Nutzloſe Waſſer⸗ anſammlungen ſind zu beſeitigen oder wenigſtens mit gut⸗ ſchließendem Deckel abzudichten, weil damit den Schnaken die Möglichteit zur Eiablage entzogen wird. Schutz gegen Mücken im Zimmer: Verhütung des Ein⸗ dringens durch Anbringen von Drahtgazefenſtern, die öfters, beſonders bei einbrechender Dämmerung, nach Schnaken abzu⸗ ſuchen ſind. Am Tage iſt im Schlafzimmer in flachen Schalen eine Formalin⸗Glyzerin⸗Löſung aufzuſtellen(1000 Gramm Lei⸗ tungswaſſer und 30 Gramm Formalin und 30 Gramm Gly⸗ zerin), und die Löſung mit etwas Eoſin rot zu färben. In der Nacht iſt die Löſung aus dem Zimmer zu entfernen.— Schutz den Mückenfeinden: Spinnen, Libellen, Raubinſekten aller Art, Kröten, und zwar beſonders der Feuerkröte, Laubfröſchen, Ei⸗ dechſen, Fledermäuſen und dem ganzen Heer von inſekten⸗ freſſenden Singvögeln, unter denen befonders die Schwalbe einſchließlich des Mauerſeglers hervorzuheben ſind. Für ſehr ſchnakenreiche Gegenden empfiehlt ſich Anſiedlung und Ver⸗ mehrung der Schwalben und Fledermäuſe. La. Külteſchutz der Erdbeeren? Ob Erdbeeren als Winterſchutz eine Bedeckung(aus Stroh, Stalldünger, Torfmull oder Reiſig) haben ſollen, oder oh man die Erdbeerbeete im Winter unbeſchützt liegen läßt, iſt eine Streitfrage, über die ſich die Erdbeerzüchter nicht einig ſind. Wem einmal die Erdbeerbeete ausgefroren ſind, der wird be⸗ haupten, daß die Erdbeeren im Winter unbedingt eine Schutz⸗ decke brauchen; wer es jedoch erleben mußte, daß die Erdbeeren von Schmaxotzern, die ſich unter der warmen Decke angeſammelt hatten, vollſtändig vernichtet wurden, wird ein Gegner der Schutzbedeckung ſein. Tatſächlich gibt es auch in deutſchen Ge— genden mit frühen und harten Wintern Erd beerzüchter, die ihre Beete im Winter nie bedecken und die doch nicht über ein Aus⸗ frieren der Beeie zu klagen haben. Oft mag dabei allerdings auch eine gewiſſe Anpaſſung an die klimatiſchen Verhältniſſe mitſprechen. Weiter wird man auch die Art des Bodens nit in Betracht ziehen müſſen. Auf einem feuchten Boden wird eine Schutzdecke eher notwendig ſein als auf einem trockenen. Im allgemeinen wird jedoch in der Bedeckung der Erdbeerbeete eher etwas zu viel als zu wenig getan. Erſcheint es notwendig, Erdbeeren gegen die winterliche Kälte zu ſchützen, ſo darf die Bedeckung nicht zu dicht ſein. Eine zu dicke Schutzdecke hat zu⸗ nächſt den Nachteil, daß ſich darunter leicht Schädlinge feſt⸗ ſetzen, dann kann es auch zum Verfaulen der Pflanzen kommen, oder die jungen Triebe ſchlagen im Spätwinter zu früh aus und erfrieren dann. Vor allem iſt eine leichte Bedeckung zu empfehlen auf Beeten, deren Erdbeerſtauden erſt im Frühherbſt eingepflanzt wurden. A. M. Das Auftauen geftorenet Pflanzen. Wer ſich im Herbſt Bäume und Sträucher aus einer größeren Entfernung zum Neuanpflanzen ſenden läßt, muß auch damit rechnen, da während der Verſandzeit eine Froſt⸗ periode eintritt. Ein ſolcher Herbſtfroſt braucht noch nicht über⸗ mäßig ſtark zu ſein, um ſeine Einwirkungen auf die gelieferten Pflanzen geltend zu machen. Daher müſſen die dem Froſt ausgeſetzt geweſenen Pflanzen nach der Ankunft recht vor⸗ ahn behandelt werden. Auf keinen Fall dürfen ſie, wenn es nzwiſchen wieder wärmer geworden iſt, ſofort den Sonnen. 1 ausgeſetzt werden. Die zweckmäßigſte Behandlung iſt ie, ſolche angefrorenen Pflanzen, und zwar unausgepackt, in einem froſtfreien Raum unterzubringen, in einem Stall, in einem Keller oder ſonſt in einem Raum, wohin der Froſt nicht vordringen kann, in dem jedoch auch die Wärme nicht hoch an⸗ ſteigt. Dort läßt man die 10 0 ſo lange ſtehen oder liegen, bis man annehmen kann, daß der Froſt gewichen iſt. Alsdann erſt 95 0 das Auspacken. Sogleich werden die Pflanzen ausreichend mit Waſſer beſpritzt, wobei man etwas laues, Wafer benutzt. Wie Wind Und Sonne den Pflanzen Mae entziehen, ſo macht auch der Froſt trocken. Iſt die Froſtein⸗ e als beſeitigt anzuſehen, iſt geeignetes Wetter, hat der Gartenbeſitzer die nötige Zeit und ſind die notwendigen Vor⸗ bereitungen getroffen, ſo iſt es am beſten, die bezogenen Ge⸗ wächſe ſofort anzupflanzen. Iſt die Ze ' ch die Witterung nicht für das Anpflanzen, die Pflanzen nicht liegen bleiben, ſonderr eſchlagen und mit Reiſig oder einem anderen ützt bleiben, bis der iſt. Das freie Herumliegen kommen ſollen, muß vermieden werden. it nicht dazu da oder iin die Erde ein⸗ Deckmaterial be⸗ herangekommen des Anpflanzens ſen von Pflanzen, die in 9 Die vielerxörterte Frage, warum die Pflanzen ſchlafen, von der Wiſſenſchaft immer noch nich i oder„Nein!“ beantwortet worden. daß die Pflanzen auf andere Weiſe Ohne Zweiſel iſt, daß au ſtellung verfallen; nur üb man ſich nicht völlig einig. Linné, der berühmte ſchwediſ auf den„Schlaf“ der Pflanzen aufn allen großen Entdeckungen, leiſtete auch wichtigſten Dienſt. In einem ſeiner Treibhäuſer in Upſa unter anderem auch eine Lotosblume, die er ſt Aufmerkſamkeit betreute. Als er eines Abe t mit einem klarem„J Auf jeden Fall ſteht feſt, „ſchlafen“, als wir es tun. flanzen in eine Art Ruhe⸗ er den Zweck dieſes Geſchehens iſt che Naturforſcher, hat als erſter ierkſam gemacht. Wie bei hier der Zufall den la beſaß Linné ets mit beſonderer nds noch ziemlich machte er zu ſeinem Exſtaunen daß ſämtliche Blüten der Lotosblume wie durch ein Wunder verſchwunden waren. Linné glaubte ſchon, daß irgend jemand die Blüten abgeriſſen habe, um ihm einen böſen Streich zu ſpielen, aber es war abſolut 5 keine Wunde zu finden. Ziemlich erregt kam Linne am anderen Morgen mit einem Aſſiſtenten in das Treibhaus, um den Gehilfen von dem peinlichen Ereig⸗ nis in Kenntnis zu ſetzen. Linns wollte auf die Lotosblumen zeigen— blieb aber im Augenblick erſtaunt ſtehen: die Pflanze prangte wieder in vollem Blütenſchmuck! hindurch beobachtete Linné nun die ſonderbare Erſcheinung. Und endlich wies er einwandfrei nach, daß die Lotosblume die Fähigkeit beſitze, ſich abends völlig zu verwandeln, ſo daß man die Blüten überhaupt nicht mehr erkennen kann. Die Kelche ziehen ſich zuſammen und verſtecken ſich gleichſam. Warum tun Entdeckung, e Mehrere Abende Die Antwort auf dieſe Frage konnte Linné noch nicht finden. Er und andere Botaniker ermittelten bald, daß auch andere eine„Schlafſtellung“ einnehmen. Etwas voreilig war man geneigt, den Pflanzenſchlaf mit dem Schlaf der Tiere zu vergleichen oder ſo⸗ gar beide gleichzuſtellen. Nach die⸗ ſer Meinung ſollte der Zweck des Pflanzenſchlaſes ſein, Nacht vor Kälte und Näſſe zu Gewiß mag das zu⸗ in unſeren nördlichen Gegenden; aber im Süden, in Italien, in Nordafrika und Mexiko zum Beiſpiel, neh⸗ men die Pflanzen des Nachts eine „Schlafſtellung“ ein, obwohl hier t ſtichhaltig iſt. Der zonen die Pflanzen ſie benötigen ebenſo wie Pflanzen während der Nacht Blütenköpfe der ſtengelloſen Eberwurz(Carlin acaulis), links im Sonnenſchein ge⸗ öffnet, rechts bei Nacht und bei Regenwetter geſchloſſen. das Argument der Kälte und Näſſe nich Grund, warum auch in den heißeren „ſchlafen“, könnte nur dieſer ſein: wir eine Periode der Ruhe, um ſich von der Arbeit d Man kann es nicht leugnen, daß Beſtreben tragen, die Zeit „Schlafens“ abzulöſen. D die Pflanzen in ſich das 8“ durch eine Zeit des abei iſt man allerdings immer nur mit abſoluter Genauigkeit hat noch nicht aufklären des„Wachen auf Vermutungen angewieſen die Wiſſenſchaft das Problem bisher Wie bei unſeren „Schlaf“ der Pflanz Es iſt bekannt, daß die Pf der Sonne, Sauerſtoff aus Bei Nacht' wird dieſe Tätigkeit eingeſtellt. völlig. Auch in der Ruheperiode ſind die geringe Atmung angewieſen. iſt aber das Wachst am Morgen kann Pflanzen beſonders feſtſtellen. Wenn es auch als Geſetz gilt, daß ſo ſchlafen ſie doch nich für die Blüten. Unter ihnen gibt es r Ueber die Zuſammenhänge von man ſich ſeit langem im kl ſpielen die Bienen, ſekten eine ausſchlaggebend tung und Fortpflanzung ſorgen. Inſekten eine Reihe v Honigſuche ausgehen. wichtigen Beſuch der Tiere, ſchnell zu helfen gewußt ſchlafen, und nur währen en(Nachtblütler). 1 Schlaf, wird bei dem geheimnis en ein Teil der Lebenstätigkeit eingeſtellt. lanzen bei Tage, unter dem Einfluß atmen und Kohlenſäure abſorbieren. Allerdings nicht Pflanzen auf eine unktionen ſchlafen, Nacht in voller Tätigkeit. Gerade im Wachstum Wenn alle F man die Fortſchritte alle Pflanzen„ſchlafen“, Das gilt beſonders egelrechte Nachtſchwärmer. ſektenflug und Blüte iſt Im Leben vieler Blumen Schmetterlinge und andere Ju⸗ indem ſie für die Befruch⸗ Nun gibt es gerade unter den i, die nur des Nachts auf die flanzen, wenn ſie den 1 Die Natur hat ſich gibt Pflanzen, die am Tage d der Nacht blühen. Man nennt ſie Sie ſind in ungefähr 160 Arten, n Amerika und in den Tropen, vertreten. ganze Reihe von t ſämtlich bei Nacht. Peinlich für die P verſchliefen“ Nyktaginaze beſonders i ihnen befindet ſich eine zu Arzneizwecken werden ſ davon iſt die„Königin der nur eine einzige Nacht zum Blühen Amerika, wo ſie in der Blütenna umflattert wird. Sie öffnet am anderen Morgen iſt alle unter den Kakteen gibt es noch Ihr Weſen iſt Zierpflanzen; auch berühmteſte Nacht“(Cereus grandiflorus), die gelangt. Sie ſtammt aus zahlreichen Nachtfaltern Blüte genau um Mitternacht; Pracht ſchon verſchwunden. Gerade eine Anzahl von Nachtblütlern. nicht genau erforſcht, da dieſe Sſchließlich in tropiſchen Gegenden vorkommen, ſelten die Gelehrten verirren. “ der Pflanzen nennt, ſtellt noch heute Das Problem gehört zu den Wirkungen wir wohl wir aber kaum be⸗ B. M. V. ie häufig verwendet. Die immer noch Was man den„Schla ein Rätſel mit vielen Siegeln dar. elementaren Naturerſcheinungen, deren zu erkennen vermögen, deren Geheimnis greifen werden. Bei der Geflügelzucht bewährt ſich das Sprichwort: Es iſt leichter, Krankheiten zu ver⸗ hüten, als zu heilen. Bei einer ordentlichen und ſauberen Pflege werden nur äußerſt ſelten Krankheiten auftreten, während dort, wo„das Auge des Herrn fehlt“, Krankheiten niemals ganz aufhören. Leider werden vielfach durch Ankauf kranken Geflügels Krankheiten über⸗ tragen; nie verſäume man deshalb, wie ſchon erwähnt wurde. neuangekaufte Tiere in längerer Quarantäne zu halten. Um eine Verbreitung der Krankheiten zu verhindern, iſt das er⸗ krankte Tier ſofort abzuſondern. Sobald ein Huhn traurig in der Ecke ſitzt, die Federn hängen läßt und wenig Nahrung zu ſich nimmt, ſondere man es ſofort ab, bis man erkennt, ob eine Krantheit vorliegt oder nicht. Die am meiſten vorkommenden Krankheiten ſind: Erkältungen, Legenot, Durchfall, Schwäche, Grind und Cholera. Am häufigſten tritt der Pips auf, der ähn⸗ liche Erſcheinungen zeigt wie der Katarrh und Schnupfen bei den Menſchen. Das kranke Tier nehme man gleich heraus und bringe es an einen warmen Ort, wo man ihm erſt etwas Olivenöl einflößt und darauf Schnabel und Rachen mit einer ſchwachen chlorſauren Kali⸗, Kreolin⸗ oder Alaunlöſung einige Male einpinſelt. Bei leichtverdaulichem Futter wird das Tier nach einigen Tagen meiſt wieder geſund werden. Eine un⸗ ſinnige Quälerei iſt es, dem mit Pips behafteten Tiere die i abzureißen, wie es früher auf dem Lande oft ge⸗ hah. ö Bei der Geflügeldiphtheritis wendet man ungefähr dieſelben Mittel an; doch iſt bei der Seuche meiſt alle Mühe umſonſt. Man bringe die kranken Tiere möglichſt ſchnell beiſeite, da die Anſteckungsgefahr außerordentlich groß iſt. Die Cholera nimmt in noch höherem Grade dem Züchter die Hoffnung auf Geneſung; deswegen verfahre man ebenſo. Nur vergeſſe man nicht, der Ortspolizei das Vorhandenſein dieſer Seuche anzuzeigen! Die Legenot kommt bei einem größeren Beſtande von Lege- hühnern ſehr oft vor und wird meiſt durch eine kleine Kur mit Rizinusöl ſchnell behoben. Sie iſt in den meiſten Fällen un⸗ bedeutend und ohne große Gefahr. Bei Durchfall nehme man das kranke Tier eine Zeitlang in einen warmen Raum und reiche zur Körnerfutter; in ſehr heftigen Fällen miſcht man dem Trinkwaſſer eiwas Opium⸗ tinktur bei. Bei Verſtopfung tut Rizinusöl wieder gute Dienſte; auch wird dieſe Störung meiſt durch eine größere Menge von Grün⸗ futter beſeitigt. Bei Schwächezuſtänden, die ſich beſonders in den Beinen zeigt, hilft nur Wärme und Trockenheit. Man verhindert dieſe Krankheit am beſten durch Verfütterung von phosphorſaurem Kalk oder Fiſchmehl. Der Grind iſt ſehr anſteckend und oft auch gefährlich. Man heilt ihn am beſten durch Einreiben mit einer beſonderen Grindſalbe, die die meiſten Drogerien vorrätig haben. Eine ähnliche Behandlung erfordern auch die Kalkbeine. Auch durch die Beförderung mit der Eiſenbahn und ſo weiter können geſundheitliche Nachteile entſtehen. Es emp⸗ fiehlt ſich, um auf etwas Schonung feitens der Gepäckbeamten rechnen zu können, außen deutlich eine Aufſchrift anzubringen, wie:„Vorſicht! Lebendes Geflügel!“ Zettel mit dieſer Auf⸗ ſchrift erhält man von der Expedition der„Geflügel⸗Börſe“ in Leipzig und von anderen landwirtſchaftlichen Zeitungen. Hühner, die ſich das Eier⸗ und Federfreſſen angewöhnt haben, macht man am beſten einen Kopf kürzer und läßt ſie in den Kochtopf wandern! La. la. Frühbrutgans und Frühbrutmaſt. Von allen bekannten Gänſearten iſt wohl die Diepholzer Gans, die ſchon ſeit vielen Jahrzehnten in der Umgegend von Diepholz im Hannoverſchen herangezogen wird, am beſten geeignet. Dieſe Gans, zunächſt ſehr bunt, jetzt jedoch meiſtens mit weißem Gefieder gezüchtet, fängt ſchon im Oktober, ſpäteſtens jedoch im November, an zu legen. Sobald etwa 12 Eier gelegt ſind, beginnt auch das Brüten. Da dies gegen vier Wochen dauert, zieht man von dieſer Gans zu einer Zeit Jungtiere. in der die anderen Gänſe⸗ arten noch nicht mit dem Legen begonnen haben. Die Jungen oder Göſſel werden zunächſt mit zerkleinertem alten Schwarz⸗ brot und Hafergrütze gefüttert, ſpäter werden als Futter auch noch Heuhäckſel, Weizenkleie, Gerſten⸗ und Maisſchrot ver⸗ wendet. Im Alter von etwa ſieben Wochen beginnt dann das Mäſten der jungen Tiere. So können die Gänſezüchter von Diepholz und Umgebung zu einer Zeit mit gemäſteten Jung⸗ gänſen auf den Markt kommen, da ſie in anderen Gegenden noch nicht angeboten werden. Die jungen Maſttiere erreichen daher auch weit höhere Preiſe. la. Durch Zwang gepaarte Tauben müſſen noch eine Weile beobachtet werden. Wenn die Tiere ſchon vorher einmal anders gepaart waren, kommt es häufig vor, daß ſie ihre derzeitigen Neſtgenoſſen wieder aufſuchen, und ganz beſonders iſt dieſe Möglichkeit natürlich bei Zugehörigkeit zu demſelben Tauben⸗ volk gegeben. la. Eingeſäuerte Kartoffeln als Viehfutten Daß eingeſäuerte Kartoffeln beſonders für die ſutterknappen Monate ein aus⸗ gezeichnetes Futtermittel ſind, iſt ſchon ſeit längerer Zeit be⸗ kannt! Dagegen waren die Mittel, die Einſäuerung zu er⸗ reichen, nicht immer als zweiſelsfrei anzuſehen. Heute dagegen hat man bereits verſchiedene Verfahren ausgeprobt, die eine gute Kartoffeleinſäuerung ermöglichen. Zum Einſäuern eignet ſich die Kartoffel ſogar beſſer als jede andere Feldfrucht. Die Einſäuerung muß weiter als die beſte Art der Aufbewahrung angeſehen werden, weil dabei am wenigſten Schwund vor⸗ komnit, wogegen er bei der natürlichen Aufbewahrung von Kar⸗ toffeln oft ziemlich groß iſt und mit dem Fortſchreiten der Zeit immer größer wird. Was den Nährwert von eingeſäuerten Kartoffeln anbettifft, ſo wird allgemein zugegeben, daß er kaum geringer iſt als bei friſchgedämpften Kartoffeln. Praktiſch kommen die bei der Einſäuerung eintretenden Nährſtoffverluſte kaum noch in Betracht. Allerdings müſſen auch die zur Ein⸗ ſäuerung beſtimmten Kartoffeln vorher gut gewaſchen werden: alle Verſuche, ungewaſchene Kartoffeln einzuſäuern, haben zu Fehlſchlägen geführt. Da auch in dieſem Jahre, wie bereits in den beiden vergangenen Jahren, wieder mit einer 11 Kartoffelernte zu rechnen iſt, werden ſicher noch mehr! d⸗ wirte dazu übergehen, den Kartoffelüberſchuß einzuſänern, um ihn in den Monaten mit knappem Futter zu verwenden? 119 lün Hold r e gefahren?“ F233(„ Die Wette um Eva“ 2. Fortſetzung Nachdruck verboten. Die alte Chriſtine trauerte noch der alten Zeit nach und kam nicht darüber hinweg, daß irgend jemand ſich hatte Schloß Hagenhöhe kaufen können. *** Am Abend ſtand Eva allein im Garten auf der kleinen Anhöhe, von der ſie bequem die Landſtraße dort drüben überſehen konnte. Aber kein hellrotes Auto kam dort. Der Beſitzer von Hagenhöhe ſchien entweder gar nicht oder erſt ſpät in der Nacht zurückzukehren. Mit großen, verträumten Augen ſah Eva von Hagen hinüber. Ganz deutlich konnte ſie die beiden Fenſter er⸗ kennen, wo einſt ihr Zimmer geweſen war. Ganz regungs— los ſtand das junge Mädchen da, und nur ein paarmal zuckte es zuſammen. Ganz in der Nähe ſtieß ein Käuzchen ſeinen langgezogenen Ruf aus. Das junge Mädchen ſchauerte leicht zuſammen. In den Wipfeln der Bäume rauſchte es leiſe und geheimnisvoll. Eva von Hagen hatte dieſem Rauſchen ſchon oft gelauſcht. Heute aber war es ihr, als läge in dieſem Rauſchen nur der eine Name: Harald Kardorf! Eva ſchloß die Augen. Scheu und leiſe ſtieg in ihr die Frage auf: „Liebt Harald Kardorf eine Frau— und iſt er zu ihr **** „Harald Kardorf hat ſeinen Beſuch für heute angeſagt. Er will die Familien alle ringsum beſuchen. Mama iſt ſehr froh darüber, daß er uns zuerſt mit ſeinem Beſuch be⸗ ehrt. Frau Doktor hat ihn zufällig getroffen und ſchwärmt für ihn. Er ſoll ein großer, ſchöner Menſch ſein und außer⸗ dem vornehm. Das genügt, um ihn zu empfangen. Im übrigen kommt es ganz darauf an, wie wir uns zu ihm ſtellen. Vielleicht wäre es uns durch ihn doch möglich, wieder Zugang zu den geſellſchaftlichen Kreiſen zu er⸗ langen.“ Das war die längſte Rede, die Brigitte von Hagen ſeit langer Zeit gehalten hatte. Sie ſchien auch merkwürdig verjüngt. Wenigſtens hatte ſie mit allerlei künſtlichen Mitteln ihre einſt ſo ſtrahlende Schönheit wieder auf⸗ zufriſchen verſucht. Eva ſah die um zwölf Jahre ältere Schweſter erſtaunt an— erſtaunt und erſchrocken. Harald Kardorf kam? Wann? Es war bei ihr beſchloſſene Sache, daß ſie da nicht an⸗ weſend ſein würde. Die Mama kam auch, und ein Hauch von Freude und neuer Lebensluſt ging von ihr aus. Eva dachte: „Und ſie haben beide immer nur von dieſem Parvenü da drüben geſprochen! Iſt es möglich, daß man ſeine Ge⸗ ſinnung derart ändern kann— binnen kurzer Zeit?“ Es war ſeit langer Zeit zum erſten Male wieder eine angeregte Unterhaltung bei Tiſche, und Frau Amelie ſagte nur einmal ganz ſorgenvoll: „Es iſt ſchade, daß wir das Familienſilber nicht mehr vollſtändig beiſammen haben. Doch ich muß ſehen, wie ich es einrichte, damit man nichts merkt. Es iſt nur gut, daß wir Friedrich behalten haben! Wir hätten nicht einmal jemandem zum Servieren.“ Herr von Hagen ſah ſeine Frau forſchend an. Nach einer Weile meinte er bedächtig: „Ich glaube, daß du und Brigitte an dieſen einfachen Höflichteitsbeſuch vielzuviel Hoffnungen knüpfſt, die ſich wahrſcheinlich nicht verwirklichen werden. Ich möchte euch vor zu großen Erwartungen warnen.“ Frau Amelie zog unmutig die noch immer ſchönen Schultern hoch. Dann ſagte ſie wegwerfend: „Ich habe von jeher nicht ſo ſchnell nachgegeben. Nur in Fällen, wo es nicht mehr anders ging. Ich bin feſter als du in meinem Willen. Und ich ſage dir, es iſt noch einmal eine Möglichkeit für Brigitte erſtanden. Schließlich muß dieſer Mann doch froh ſein, wenn ihn eine Brigitte von Hagen nimmt. Er iſt bereits achtunddreißig Jahre alt — es paßt alſo ganz vorzüglich.“ Erſchrocken blickte Eva auf Brigitte. Es tat ihr weh, wie hier über das Glück der Schweſter kühl und geſchäfts⸗ mäßig beſtimmt wurde. Wirklich— tat ihr nur das weh? Oder war da nicht tief in ihrem eigenen jungen Herzen ein wütender Schmerz, det ihr das Blut zu Kopfe trieb? „Zunächſt iſt es ein höflicher, nichtsſagender, zu nichts verpflichtender Beſuch. Und ich für meine Perſon glaube nicht daran, daß irgend etwas Weiteres folgen wird“, ſagte Herr von Hagen mit ſeltener Beharrlichkeit. Seine Gattin warf ihm einen ſtrafenden Blick zu; doch ſie enthielt ſich jeder Aeußerung. Herr von Hagen fragte nur noch: „Für wann hat ſich Herr Kardorf angeſagt?“ Frau von Hagen gab Beſcheid. „Eva, die bisher ſchweigend dageſeſſen hatte, ſagte plötzlich: „Liebe Mama, würdeſt du mich bei dieſem Beſuch ent⸗ ſchuldigen? Gerade am Dienstag kommt Grete Vollmar mit ihrer Mama durch Weimar. Du weißt, ſie war meine liebſte Freundin im Penſionat. Wir wollten einen Tag lang zuſammen ſein. Es trifft ſich ungünſtig— aber ich denke, daß Herr Kardorf meine Wenigkeit nicht vermiſſen wird.“ In Brigittes Augen blitzte es ſeltſam auf. Sie ſuchte die Mutter mit ihren Blicken zu beſtimmen, daß die der Kleinen ſchon heute die Erlaubnis gab. Beſſer konnte es ſich wahrhaftig nicht treffen. Denn ob es Brigittes Stolz auch einen noch ſo heftigen Stoß verſetzte, ſo war es eben doch Tatſache, daß ſie Evas Jugendfriſche und Schönheit fürchtete. f Und Frau von Hagen erriet die Gedanken ihrer älteſten Tochter. Ste ſprach noch ein Weilchen mit Eva über die näheren Verhältniſſe der Vollmars, und dann ſagte ſie berablaſſend: „Ich habe ſelbſtverſtändlich nichts dagegen, Eva. Fried⸗ rich kann dich bis Weimar ganz gut mit dem kleinen Jagd⸗ wagen fahren. Und dort mag er dich am Abend wieder abholen. Er iſt ja zuverläſſig.“ Es war ihr immer noch eine Wohltat, wenigſtens noch von Diener, Pferd und Wagen ſprechen zu können. „Ich danke dir, Mama! Geſtatteſt du, daß ich mich ent⸗ ſerne? Ich möchte ſchnell an Grete Vollmar ſchreiben.“ „Gewiß, mein Kind!“ Als Eva ging, bätte ſich am liebſten Herr von Hagen gleichfalls erhoben, denn er ahnte, was folgen würde. Und er ſollte ſich auch nicht täuſchen. Frau von Hagen ſah eine Weile ernſt vor ſich nieder und ſagte dann: „Ich glaube, Vater, du wirſt ſchon ſelbſt daran gedacht haben, falls ſich unſere Hoffnung, durch Herrn Kardorf wieder etwas in den Vordergrund zu kommen, verwirk⸗ lichen ſollte. Wir müſſen irgendwie Geld beſchaffen.— Meinſt du nicht, daß Jordan noch einmal hilft, wenn man ihn herbeſtellt und ihm einige Andeutungen macht?“ Herr von Hagen ſtand brüsk auf und ſchob ſeinen Seſſel zurück. „Nein, Amelie, das werden wir bleiben laſſen. Ich bin heilfroh, daß uns dieſer kleine Heimathafen geblieben iſt. Er wird nicht auch noch leichtfertig aufs Spiel geſetzt um einer Hoffnung willen, die ſich nicht erfüllen wird“, ſagte er feſt.„Wir würden Jordan nie ſein Geld von der kleinen Rente zurückzahlen können, und eine Sicherheit muß der Mann doch ſchließlich verlangen. Dieſe Sicherheit wäre unſer kleines Anweſen, und ich mache, wenn ihr es euch auch nicht ſo ſchlimm vorzuſtellen ſcheint, meine kleine Ev auf keinen Faul heimatlos. Sie, die noch nichts von ihrem jungen Leben gehabt hat und auch heute anſpruchslos und zufrieden iſt.“ „Ich begreife dich nicht, Oskar!“ ſagte Frau von Hagen erregt.„Du wirſt doch einſehen müſſen, daß Brigitte un⸗ bedingt einige Toiletten und diverſe Kleinigkeiten braucht, wenn auch ich mir ſchließlich helfe und einige alte Kleider auffriſchen laſſe?“ Er ſah ſie gequält an. „Es hat keinen Zweck— ſieh es doch ein!“ Sie richtete ſich kampfbereit auf.. „Brigitte iſt noch immer ſchön. Man muß die letzte, ſich bietende Gelegenheit ausnützen. Dann werde ich eben noch etwas von meinem Schmuck verkaufen. Das geht ganz gut. Ich behalte dann immer noch einige koſtbare Stücke übrig; es langt dann noch für Brigitte und mich.“ Herr von Hagen zuckte mit den Schultern. „Das muß ich dir überlaſſen. Ich warne dich jedoch, ohne meinen Willen Gelder aufzunehmen; ich würde nicht mehr mit dir zuſammenleben, wenn du dieſen meinen Wunſch nicht reſpektierteſt, Amelie!“ Die Augen der Frau von Hagen nahmen einen ſtarren Ausdruck an. Was wagte er! Er, der immer gefügig ge⸗ weſen war! Herr von Hagen wunderte ſich über ſich ſelbſt; doch eine nie gekannte Energie war in ihm, der kleinen Eva die Heimat zu erhalten. Sie durfte nicht in die Lage kommen, wenn er einmal nicht mehr war, in die Welt hinaus zu müſſen, um ſich irgendwo ihren Lebensunterhalt zu ver⸗ dienen, tauſend Gefahren und Erniedrigungen ausgeſetzt. Brigitte unterbrach das Schweigen. „Wozu zankt ihr euch? Es wird ſich alles finden. Ich will mir den Mann vor allem einmal anſehen. Erſt dann kann ich etwas zu deinem Plane ſagen“, ſagte ſie leichthin zu ihrer Mutter. Frau von Hagen wollte die Verſtimmung auch nicht auf die Spitze treiben und ſprach einige freundliche Worte mit ihrem Gatten. Dieſer war immer froh, wenn er ſeine Ruhe hatte. Zank war ihm zuwider, und ſo ignorierte auch er jetzt die Meinungsverſchiedenheit. So kam es, daß man dann noch eine ganze Weile gemütlich zuſammen plauderte. Herr von Hagen hätte ſeinen Damen die Wünſche gern er⸗ füllt; doch er mußte hart bleiben— es ging nicht anders. * 9 e Eva ſaß in ihrem kleinen Zimmer an dem zierlichen Schreibtiſch. Sie hatte nur den einen klaren Gedanken: „Wie gut, daß ich Harald Kardorf nicht zu begegnen brauche! Ich will ihn nicht mehr ſehen!“ Doch ſie konnte ſich der Tatſache nicht verſchließen, daß, falls wieder ein geſellſchaftlicher Verkehr zuſtande kam, ſie dieſen Mann eben doch würde ertragen müſſen. Sie konnte ſich doch nicht immer verleugnen laſſen, konnte nicht immer, wenn er kam, verſchwinden, ebenſogut mußte ſie ja auch Geſellſchaften mit beſuchen. Eva von Hagen weinte plötzlich große, zornige Tränen über ſich ſelbſt, über das, was in ihr vorging und was ſie nicht verſtand. „Er iſt ein Gewaltmenſch, und ich haſſe ihn!“ ſagte ſie und trocknete ſich die Tränen ab, die wie erſtarrt an ihren Wimpern hingen. Dann ſetzte ſie ſich energiſch zurecht und ſchrieb an Grete Vollmar! Eine tiefe Verneigung. Harald Kardorf ließ ſeinen Blick prüfend auf Brigitte von Hagen ruhen. Gleichgültig⸗ teit war in ihm beim Betrachten der ſchlanken, faſt ein wenig zu ſchlanken Geſtalt. Er beſaß Kennerblick, der Herr Harald Kardorf. Und dieſes einſt ſchöne, jetzt aber bereits verblühende Mädchen rang ihm nicht einmal Mitleid ab. „Unſere Füngſte mußte leider verreiſen, Herr Kardorf“, ſagte ſoeben Frau von Hagen. Sie war die Liebens⸗ würdigteit in Perſon, und ſie war wirklich eine Weltdame, ſobald ſie es ſein wollte. Und jetzt wollte ſie es ſein! Sie vergaß, daß ſie vor kurzem von dieſem Manne nur als von einem Parvenü geſprochen hatte. Sie war be⸗ geiſtert von ihm, trotzdem Harald Kardorf ſich nicht die geringſte Mühe gab, ihr zu gefallen. In ſeinen dunklen Augen leuchtete heute nicht einmal Spott. Rein, grenzenlos langweilig ſchien dem verwöhnten 0 8 8 10 5 2 5 5 1 2 1 1 5 2 Copyright by Martin Feuchtwanger, Falle(Saale) 4 Manne dieſer Beſuch. Daß da noch ſo eine Tochter dieſes vollſtändig verarmten Paares fehlte, berührte ihn nicht. Wenn doch dieſer vermaledeite Beſuch erſt vorüber wäre! Sein Vater hatte aber auch manchmal Ideen! Und eine Art, darauf zu beſtehen, hatte er auch noch obendrein. Nun, er hatte dem guten Papa den Gefallen getan, würde alſo auch noch die anderen Familien beglücken; aber dann war Schluß, und zwar gründlich! Er dachte gar nicht daran, ſich fortwährend auf dieſes oder jenes Gut einladen zu laſſen. Er war kein paſſendes Objekt für heiratswütige Landpomeranzen und deren beſorgte Mütter. In Hagenhöhe mußte die Luft rein bleiben von ſolchen Gelüſten— baſta! Er wollte frei ſein, wollte ſein Leben genießen. Und an dieſem ſeinen Vorſatz würden alle jagenden Mütter nichts ändern. Brigitte von Hagen ſah ihn mit glänzenden Augen an. In ihr war eine Sehnſucht ohnegleichen, daß dieſer ſtolze Männermund ſie küſſen möge. Ob dieſe mächtigen, dunklen Augen auch zärtlich dreinſchauen konnten? Brigittes Herz klopfte laut und ungeſtüm. Noch einmal jung ſein an der Seite dieſes begehrenswerten Mannes! Harald Kardorf wandte ſich ihr zu. „Gnädiges Fräulein, darf ich fragen, ob Sie das ganze Jahr hier in dieſem— ich gebe es zu— idylliſchen Winkel verbringen? Verzeihen Sie! Doch mir ſcheint das faſt unmöglich, wenn man jung und ſchön iſt.“ Brigittes dunkle Augen blickten ſehnſüchtig in die ſeinen. Dann ſagte ſie: „Ich möchte gern in die weite Welt hinaus; doch Sie wiſſen ja wohl am beſten, daß wir uns hier einſchränten müſſen.“ „Verzeihung, gnädiges Fräulein, ich weiß tatſächlich nicht, wie ich zu der Frage kam. Trotzdem, ich halte meine Worte aufrecht. Sie gehören in das Leben hinaus!“ Frau von Hagen ſagte lebhaft: „Das ſagte ich meinem Manne längſt; doch er findet es hier ſehr ſchön. Und wir fügen uns dem Tyrannen.“ Es klang harmlos; der Gatte aber hörte die Spitze heraus. Doch das empörte ihn nicht ſo wie das, daß ſeine Frau ſich ſolcher Ausdrucksweiſe bediente gegenüber einem Manne der beſſer als jeder andere über die ärmlichen Ver⸗ hältniſſe der Hagen informiert ſein mußte. i Man ſprach noch einige liebenswürdige Worte mit⸗ einander; dann verabſchiedete ſich Harald Kardorf. Als der Wagen längſt mit ihm davongefahren war, ſtand Brigitte immer noch am Fenſter. Der Vater hatte das Zimmer verlaſſen. Die Mutter trat zu Brigitte und legte ihren Arm um ſie. „Brigitte, Herr Kardorf war ſehr liebenswürdig! Wie findeſt du ihn?“ ö Brigitte fuhr herum. Ibre großen dunklen Augen blickten die Mutter in verzehrendem Feuer an. „Mama, noch einmal ein Hoffnungsſtrahl, dieſes ver⸗ pfuſchte Leben in andere Bahnen zu lenken. Wenn es mir doch gelingen würde! Das Schickſal iſt mir wahrlich eine Genugtuung ſchuldig. Und ich lechze dem Augenblick ent⸗ gegen, wo ich als reiche, gefeierte Frau den treuloſen Men⸗ ſchen heimzahlen kann, was ſie uns angetan, als ſie ſich von uns zurückzogen.“ N „Gott gebe es, mein Kind, daß ſich unſere Wünſche er⸗ füllen“, ſagte Frau von Hagen, und ſie ſah ſelbſt die Zu⸗ kunft wieder in einem roſigeren Licht. 5 25. 5*. 7 Unterdeſſen fuhr Harald Kardorf zu den Melenthins. Er war ſehr ſchlechter Laune. Hätte er ſich doch nur bloß nicht gefügt! Aber nun mußte er eben ſein Penſum her⸗ unterleiern, mußte die Suppe auslöffeln. Und er wurde in Berlin erwartet, im ſchönen Berlin! Es war zum Ver⸗ zweifeln. Saſchi Orlano erwartete ihn längſt. Sie hatten ſich zwar gezankt, und dieſe Strafe des langen Wartens auf ihn ſchadete dem kleinen Sprühteufelchen gar nichts. Um ſo köſtlicher war dann die Verſöhnung! Er liebte gleich bleibende Frauen auch gar nicht. Er verlangte Tem⸗ perament! Frauen, ſchön und feurig wie edle Rennpferde! Ja! Da konnte er ſeine Stunden opfern. Zeit und Geld! Sich ſelbſt! Für eine ſtille, zufriedene Ehe war er gar nicht ge⸗ ſchaffen. Er konnte auch nicht die Treue halten. Er hatte ſie noch keiner Frau gehalten und würde das auch niemals können. Mochte die Frau auch noch ſo ſchön und be⸗ gehrenswert ſein, es gab immer wieder andere Frauen. So durchraſte Harald Kardorf das Leben; dann aber blieb er wieder wochen⸗, ja ſogar monatelang für ſich allein. Er war mit Leib und Seele Landwirt; doch dann kamen eben doch wieder Stunden, da er ſich krank ſehnte nach Wein, Weib und Geſang. Dann hielt ihn nichts mehr, und er ließ in Hagenhöhe alles ſtehen und liegen. Er konnte es ſich leiſten, weil der Inſpektor eine Arbeitskraft erſten Ranges und die Treue und Ehrlichkeit in Perſon war. Er wäre auch jetzt bereits wieder über alle Berge ge⸗ weſen; doch er hatte immer wieder auf ein Zuſammen⸗ treffen mit dem blonden Mädel gewartet. Er hatte mit den beiden tollen Freunden eine unſinnig hohe Wette ab⸗ geſchloſſen, daß er, ſobald ihm das reizende Mädel noch einmal in den Weg laufe— es ſei, wo es ſei—, dieſes Mädchen küſſen würde. Der Wagen hielt. Herr von Melenthin empfing ſeinen Gaſt und führte ihn dann zu ſeiner Familie. Da war eine ſympathiſche Mutter mit feinem, klugem Geſicht, ein hoch aufgeſchoſſener Sohn, der gerade ſeine Ferien als Gym⸗ naſiaſt daheim verbrachte, und dann waren noch zwei luſtige Mädel, die allerdings auf irgendeine Aehnlichkeit mit ihrer feinen, ſtillen Mama nicht den geringſten An⸗ ſpruch erheben konnten. Sie ſaßen zwar ein bißchen ſcheu da; aber der Schalk blitzte ihnen doch nur ſo aus den luſtigen Augen. ö Harald Kardorf faßte ſie denn auch an der richtigen Seite an, und bald war ein luſtiges Geplänkel im Gange, bei dem ſich alle Anweſenden ſehr amüſterten. (Foriſetzung folgt.) 3. Fortſetzung Nachdruck verboten. Frau von Melenthin bedauerte es wohl zum erſten Male in ihrem Daſein als Mutter, daß ihre beiden Töchter mit ſo wenig körperlichen Reizen geſegnet waren. Ganz nebenbei erwähnte Kardorf, daß er ſeinen Beſuch bei den Hagens bereits gemacht habe. Das Ehepaar Melenthin blickte ſich daraufhin vielſagend an. Es war doch klar, daß man nun auch wieder mit den Hagens ver⸗ kehrte. Ein ſchicklicher Vorwand war bald gefunden worden. Als Harald Kardorf aus Melenthin wegfuhr, dachte er amüſiert: 5 „Die haben mir gefallen. Geben ſich wenigſtens, wie ſie gewachſen ſind. Wie treuherzig mir Melenthin offen⸗ barte, daß ſie ſehr ſparſam ſein müßten, wenn es immer ſchön um den Ring gehen ſolle.“ Om, da hatte es ihm gefallen. Da würde er vielleicht ſogar einen näheren Verkehr anbahnen. Aber mit den Hagens beileibe nicht! Mit denen nicht! Die Mutter fiel ihm auf die Nerven— und die Tochter? Nun, hoffentlich bildete die ſich nicht etwa Unmögliches ein. Sie hatte ihm nicht leid getan, die ſtolze Brigitte mit dem müden Zug um den Mund. Der ſcharfe Frauenkenner hatte es nur zu leicht feſtſtellen können, wie ſchön, wie berückend ſchön Brigitte von Hagen einſt geweſen ſein mußte. Nun, er konnte ſie nicht aus ihrer Welt heraus helfen. Daun fuhr Kardorf zu dem Landrat Kaskel. Dieſes Paar hatte keine Kinder. Der Landraf ſiel ſofort mit poli⸗ tiſchen Fragen über ſeinen Gaſt her, und die Frau Landrat ſtrickte eifrig an einem weißen, baumwollenen Strumpf. Während Kardorf den Ausführungen des Landrats ſcheinbar eifrig folgte, der ihm die Unmöglichkeit der jetzi⸗ gen Verhältniſſe auseinanderſetzte, ſuchte er zu ergründen, ob dieſer häßliche baumwollene Strumpf dort, an dem die klappernden Nadeln eifrig gehandhabt wurden, für einen Mann oder für eine Frau beſtimmt ſei. Nachdem er ſich dergeſtalt die vorgeſchriebene Beſuchszeit notiert hatte, fuhr er nach Hauſe. Das Bewußtſein ſeines Junggeſellendaſeins hob ihn über jede Verpflichtung hinweg. Die Nachbarn kamen nicht auf ihre Koſten, wenn ſie dachten, Schloß Hagenhöhe würde ſeine gaſtlichen Pforten öffnen. Morgen mußte er noch einmal fahren. Da waren die Teblers! Mit drei ſchönen Töchtern geſegnet! Und reich! Der Alte in allen möglichen Ehrenämtern! Dann kamen Graf und Gräfin Landsbrück! Beide ſteiß und unnahbar! Beide auf eine ungeheure ö Ahnenreihe zurückblickend. Beide hochgebildet und zum Davonlaufen häßlich. Brr! Das konnte fidel werden. Dann war noch der Miniſter außer Dienſt da, der ſich hier in dieſem Winkel zur Ruhe geſetzt hatte, weil es was zum Schießen und was zum Angeln gab. Seine Exzellenz war kurzſichtig, und es ſollte zuweilen paſſieren, daß er die Grenzſteine nicht genau unterſcheiden konnte. Aber Exzellenz lächelte dann ſo treuherzig und meiate: „Verzeihung! Verzeihung! Ich war tatſächlich der Meinung, ich befände mich noch auf Baredauer Gebiet. Wir müßten dann— Hm, aha!“ Darauf folgte nichts mehr, ſondern Exzellenz putzte ſeine Brille und wartete, was der Geſchädigte entgegnen würde. Da man der liebenswürdigen Exzellenz aber doch nichts auf die freundliche Entſchuldigung, die im Grunde genommen nicht einmal eine war, erwidern konnte, ſo lief die Karre, wie ſie eben lief. Das alles hatte Inſpektor Bomke ſeinem Herrn pflicht⸗ ſchuldigſt gemeldet. Exzellenz war verwitwet, und ſeine zwei flotten Söhne koſteten ihm ein hübſches Sümmchen. Töchter waren keine da, nur die Schweſter Seiner Exzellenz ſtand dem Haushalt in Baredau vor, und es ging dort unter ihrem Regiment alles wie am Schnürchen. Ja, alſo morgen kam dieſe Familie an die Reihe. Und dann war Schluß, Schluß, Schluß! Dann würde er ſeinem alten Herrn berichten, daß er ſeinen Willen reſpektiert, und nun ſollte der ihn auch zufrieden laſſen. In Hagenhöhe empfingen ihn ſeine Freunde in fröh⸗ lichſter Laune. Sie ſaßen in der kühlen Halle und würfel⸗ ten. Im Rühler ſtand Sekt, und die Sieberten, Kardorfs Mamſell, ſchien die beſten Biſſen aus der Speiſekammer zuſammengeſucht zu haben. „Freunderl, hier läßt es ſich leben. Schade, daß wir ſchon bald zurück müſſen. Mein alter Herr hat mir einen ekelhaften Brief geſchrieben von Arbeit und Pflicht, auch von Taugenichts und Enterben ſteht was in dem Wiſch. Denke mal! Und der Haſſeleck muß zum Derby. Seine Roſinante ſteht ſich längſt bei Mosheiler die Beine krumm.“ Johnſen hatte es lachend geſagt; dabei ſah er nach den vielen Flaſchen, die unter dem Tiſche ſtanden. Kardorf ſetzte ſich zu ihnen. Er war ganz in der Stim⸗ mung, hier noch ein Weilchen mit durchzuhalten. Es wurde ſehr fidel an dieſem Nachmittag, und kopfſchüttelnd zählte Johann die Flaſchen der teuren Marke. . 5 11 Am anderen Tage ſollten die Freunde abreiſen. Harald gab ein Abſchiedsfeſt. Aber nicht etwa die Nachbarn, die ſich gegenſeitig eiferſüchtig bewachten, wer nun wohl zu⸗ erſt nach Hagenhöhe kommen würde, waren geladen, ſon⸗ dern noch einige Herren und Damen aus Berlin, die mit ihren Autos gekommen waren. Es ging laut und luſtig zu. Am luſtigſten waren Johnſen und Haſſeleck. Sie hatten ihre Wette ſo gut wie in der Taſche. Und nun neckten ſie den Freund bei jeder Gelegenheit. Harald Kardorf biß die Zähne zuſammen. Noch war er bisher bei allen ſolchen Wetten der Gewinnende ge⸗ weſen. Eigentlich hätte er die erſte Wette gelten laſſen ſollen, die da hieß:„Sobald mir das Mädel noch einmal in den Weg läuft, werde ich ſie küſſen.“ Nein, da hatte er in einem verrückten Augenblick die Wette ſelbſt noch verſchärft. Ich küſſe ſie, wo es ſei, und ich wette, daß ihr es in Kürze erlebt, denn ſie iſt ja von hier. Erſtens haben wir ſie in Begleitung einer alten Vogelſcheuche getroffen, und zweitens muß ich ein Brett vor dem Kopfe gehabt haben, 1 7———-—-— ¼-¼-—.: n——õ daß ich vergeſſen konnte, daß ſie die Rehe immer gefüttert hat. Alſo die Wette gilt: Ich küſſe das Mädel, andernfalls erhaltet ihr zehntauſend Mark. Gebrauchen könnt ihr beiden Sumpfhühner es ja wohl ganz gut?“ Und die Freunde hatten ihn lachend umarmt. „Ein Teufelskerl biſt du doch, Kardorf! Na, wir warten. Und wir nehmen natürlich die Wette an.“ Kardorf ſah mit finſteren Mienen auf ſeine Gäſte. Daß er die Wette verlieren würde, ärgerte ihn in finanzieller Hinſicht nicht. Es war einzig ſein Ehrgeiz, der es nicht zulaſſen wollte, daß er verlor. Aber das war nun wohl nicht mehr zu ändern. Kardorfs Augen trafen ſich mit den hellgrauen Augen der ſchönen Saſchi Orlano. Seltſam, wie kühl er ihr gegenüber ſchon wieder fühlte, und er hatte ſich doch eigent⸗ lich die ganze Zeit über auf ein Wiederſehen mit ihr ge— freun. Er war faſt ein wenig traurig darüber, daß ſein Herz ſich ſchon wieder von dieſer Frau loszuſagen begann, denn die Stunden mit ihr waren köſtliche geweſen. Aber er kannte ſich ja zu genau. Wenn er erſt anfing, kritiſch zu beobachten, dann war er auf dem beſten Wege, eine Sache fallen zu laſſen. Eine Sache! Faſt hätte Kardorf hell herausgelacht. Eine Sache! Saſchi Orlano eine Sache, die er abtun wollte, ſobald es ihm gefiel. Sie würde ihm die Krallen zeigen wollen, aber das würde gar nichts an der Sache ändern. Rein gar nichts. Wenn Harald Kurdorf mit etwas fertig ſein wollte, dann hielt ihn keine Macht der Erde davon zurück, ſeinen Willen durchzuſetzen. Wie lange alſo Saſchi noch ſeine Geliebte ſein würde, konnte nur eine Frage der Zeit ſein. Und dabei ſah ſie gerade heute wundervoll aus. Ein⸗ fach berückend! Und ſie hatte ſich auch von ihrer beſten, liebenswürdigſten Seite gezeigt, ſeit ſie hier in Hagenhöhe angekommen war. Sie hatte angedeutet, daß ſie gern einige Wochen hierbleiben würde. Ihre Nerven brauchten dringend Erholung, und irgendein modernes Seebad ſei ihr zu laut. Kardorf hatte bei dieſen Worten gelächelt. Saſchi Or⸗ lano und ſich nach Einſamkeit ſehnen, dieſen Begriff gab es nicht! Saſchi bezweckte etwas anderes. Zum Lachen war es! Er und eine Saſchi heiraten? Nein! Kardorf vergaß es in dieſem Augenblick, daß er, als er die ſchöne Tänzerin damals kennenlernte, den Gedanken nicht von ſich gewieſen hatte. Heute aber war es anders in ihm geworden. Saſchi Orlano hatte ihre Macht über ihn verloren! Und ſie ahnte es nicht einmal! Eine grauſame Freude war in ihm, daß ſie das vor⸗ läufig nicht ahnte. „Herr Kardorf, einen Spaziergang durch den Wald“, ſchlug eine Dame vor, deren aſchblondes Haar ganz kurz geſchnitten war und die ein paar große Perlen in den Ohren trug, die dem Kopfe einen ausländiſchen Typ gaben. Dabei war Mia Selben noch vor einigen Jahren ein kleines Ladenmädel geweſen, das ſich ſo manchmal mit großen Kartons über den Potsdamer Platz hinwegquälte. Aber dieſe von ihr gehaßten Botengänge wurden ihr Glück, denn ſie hatte eines Tages einem Herrn, der an ihr vor⸗ überging, ohne jede böſe Abſicht einen der ſchweren Kartons auf die Füße geworfen. Der hatte ſie an⸗ geſchnauzt, ſie aber dann plötzlich ſehr aufmerkſam ge⸗ muſtert— und ſo hatte Marie Selbiger eben ihre Karriere gemacht, war eine beliebte Soubrette geworden und hieß jetzt Mia Selben. In den Wald! Natürlich wurde der Vorſchlag freudig aufgenommen. Man konnte übrigens dort ein Picknick ver⸗ anſtalten. Das würde ſehr luſtig werden. Die Sieberten, die Mamſell Kardorfs, war weniger be⸗ geiſtert. Aber ſie tat natürlich, was ihres Amtes war. Und ſo ſtanden bald appetitlich zurechtgemachte Körbe da. Johann ſchleppte dieſe Körbe, von denen einer mit Wein⸗ flaſchen und Likören gefüllt war, nach dem Walde. Und bald danach wanderte die ganze Geſellſchaft luſtig in den duftenden Wald hinein. Die Sieberten ſtand am Fenſter ihres Stübchens und ſah ihnen nach. Sie ſchüttelte den grauen Kopf. Nein, das nahm beſtimmt kein gutes Ende! Immer war nur ſolche lockere Geſellſchaft hier. Sie ließen es ſich alle auf Koſten des Herrn wohl ſein. Warum nur erkannte er dieſe Hohl- heit nicht? Und war er wirklich mit dieſem Leben zu- frieden? Das konnte doch nicht ſein! Die Sieberten, die ihrem Herrn jeden Wunſch von den Augen abgeleſen hatte, konnte nicht daran glauben, daß dieſes Leben ihn befriedige. Warum er bloß nicht heiratete? Es gab ſo viele nette Mädels hier. Sie hatte bereits in dieſer Hinſicht Studien gemacht, als ſie mit dem Inſpektor und dem Perſonal bis zum letzten Winter allein hier war, während Harald Kar⸗ dorf ſich noch daheim bei ſeinem Vater in Berlin aufhielt. Und ſie hatte bereits ſo ſchöne Pläne geſchmiedet, die ihr nun dieſe mondäne Geſellſchaft zerſtörte. Vor allem ſtörte ſie die Rotblonde mit den gefärbten Lippen! Und die Sieberten hatte ſcharfe Augen. Sie wußte ganz genau, daß dieſe Frau Herrn Kardorf näherſtand! Gerade die! Die ſollte ſchön ſein? Zum Lachen! Augenbrauen gemalt, Lippen gemalt, Wimpern gemalt. Das ganze Geſicht ge⸗ pudert, und ſolches aufdringliches Rotblond gab es auch nicht. Das war gefärbt. Die Sieberten ſchüttelte ſich. Alles Lug und Trug und Farbe! Und ſo etwas liebte Herr Kardorf? War er denn vom letzten Funken klaren Verſtandes verlaſſen worden? Seufzend ging die Sieberten wieder in ihre Küche. ** l. Im Walde lagerte ſich die Geſellſchaft. Es ging aus⸗ gelaſſen zu, und jeder fühlte ſich augenſcheinlich ſehr wohl. Nur in Saſchi Orlanos Augen glomm es unheilverkündend auf. Was ſollte das heißen? Warum war Harald ſo kühl gegen ſie? Wollte er ſie etwa beiſeite ſchieben? Richard Johnſen ſah ſich erſtaun nach ihr um. Was ziſchte denn da? Es klang ja beinah, als ob dort eine Schlange läge? Aber nein, es war nur die ſchöne Saſchi. Aber Augen konnte die machen. Hu, man konnte ſich davor fürchten. Um Harald Kardorfs Lippen lag ein ſpöttiſches Lächeln, als er Saſchi herausfordernd muſterte. „Sagen Sie mal, Herr Kardorf, haben Sie hier nicht einen Räuber? Und ſein blondes Lieb? Der Wald iſt wie geſchaffen für Romantik in dieſer Richtung.“ Elly Helger hatte es ſcherzend geſagt, und ſie zeigte ihre weißen Perlzähne, die hinter den roten Lippen leuchteten wie bei einem Raubtier. „Nein, Fräulein Elly, leider iſt mir davon nichts be⸗ kannt. Es hätte auch—“ Kardorf brach ab und blickte plötzlich ſtarr geradeaus. Dann wandte er ſich haſtig an ſeine Gäſte. „Ruhe! Ganz ſtill.“ Ehe die Verdutzten wußten, was eigentlich los war, ſchritt er ſchon dort drüben durch den Walr und ſtand auf dem ſchmalen Wege, der zwiſchen den hellſchimmernden Birkenſtämmen dahinführte. Mit einem Siegerlächeln hatte er erſpäht, daß das blonde Mädel dort allein kam. Nein, nicht allein. Die Vogelſcheuche war mit dabei. Aber das war jetzt ganz gleich, und wenn der Teufel ſelbſt als ihr Begleiter mit anweſend war— er, Harald Kardorf, mußte ſeine Wette gewinnen! „Guten Tag, mein kleines Fräulein. Sie lieben alſo noch immer die Waldſpaziergänge? Wollen Sie vielleicht wieder harmloſen Jägern das Wild vergrämen?“ Chriſtine blickte ihn wie eine gereizte Löwin an. Der kam ihr gerade recht mit ſeinen Liebenswürdigkeiten, die nicht die Spur echt waren. Eva ſah ihn an. Es war ihr unmöglich, ſich aus dem Bann der großen dunklen Augen in Sicherheit zu bringen. Ein heftiges Zittern überlief ſie, und er, der Weltgewandte, Vielerfahrene, ſah es mit einem Gefühl triumphierender Genugtuung. Und plötzlich hatte er ſie mit beiden Armen umfaßt und küßte ſie mehrere Male auf den Mund. Wie gelähmt lag das Mädchen in ſeinen Armen. Chriſtine aber ächzte: „Das iſt eine Gemeinheit, das— iſt—“ Mein Gott, was ſollte ſie nur noch ſagen? Wenn es nur nicht gerade Herr Kardorf geweſen wäre! Kardorf ließ Eva aus ſeinen Armen. In dieſem Augen- blick ſchallte lautes Gelächter durch den Wald. Von allen Seiten kamen ſie gelaufen. Laut rief eine fröhliche Männerſtimme: „Nanul, Kardorf, nehmen Sie ſich noch immer Wegzoll auf dieſe Art? Ich dachte, das ſei ein Vorrecht Ihrer Schloßgeiſter geweſen?“ Harald Kardorf verbeugte ſich mit ſpöttiſchem Lächeln. „Ich habe nur eine Wette gewonnen, mein Fräulein. Nehmen Sie es als Scherz, es war nicht böſe gemeint.“ Sie muſterten alle Eva von Hagen. Keiner kannte ſie. Sie waren ja alle nicht aus dieſer Gegend. Eva ſah wirr um ſich, dann taumelte ſie rückwärts, aufgefangen von den Armen der alten Chriſtine. „Harald Kardorf, du biſt ein Schuft!“ 10 Kardorf fuhr herum und ſah gerade hinein in Heinz von Lehrters Augen. War der Bildhauer vielleicht verrückt ge⸗ worden? 11 Kardorf trat dicht vor ihn hin.—4 „Du wirſt mir Genugtuung geben, Lehrter! Ich bin dir keine Rechenſchaft ſchuldig, mein Lieber; du ſollſt mich nicht umſonſt beleidigt haben. Du kannſt dich darauf verlaſſen, daß deine Beleidigung nicht ungerächt bleibt!“ Dann ſah Kardorf dem jungen Mädchen nach, das ſich von der Alten fortführen ließ. Die frohe Laune der kleinen Geſellſchaft war in alle Winde zerſtreut. Saſchi Orlano lehnte mit ſeltſam bleichem Geſicht an dem dicken Stamm einer Kiefer. Sie ſah Kar⸗ dorf an, der ihrem Blick ruhig ſtandhielt. Auf dem Wege zum Schloſſe ging Saſchi dicht neben ihm. Sie hatte es ſo einzurichten gewußt, und ſagte: „Was ſollte das heißen, Harald? Haſt du wirklich Freude daran, mich vor den anderen allen bloßzuſtellen, oder lockte dich tatſächlich ein Abenteuer mit dem kleinen Mädel?“ „Beides!“ Grauſam, ſcharf kam es von ſeinen Lippen. Saſchi ſagte nichts mehr. Sie durfte nichts mehr ſagen, wenn ſie nicht noch das Letzte verderben wollte. Zwei Stunden ſpäter hatten alle Gäſte das Schloß verlaſſen. *** Als Schloß Hagenhöhe längſt in tiefer Ruhe lag, ſtand Harald Kardorf noch immer am Fenſter ſeines Schlaf⸗ zimmers und rauchte. Er ſah in die ſchweigende, duftende Nacht hinaus. Einmal dachte er: „Das iſt die geſchmackloſeſte Sache, die mir in meinem ganzen Leben vorgekommen iſt. Direkt albern!“ Aber Harald Kardorf konnte es nicht ändern, daß ihn ein unbehagliches Gefühl überlief, wenn er an die blauen Mädchenaugen dachte, die ihn mit ſo unverhohlener Ver⸗ achtung angeſehen hatten. * 4* Es war gegen Mittag. Kardorf kam eben vom Felde geritten, als der Diener ihm Beſuch meldete. Herr von Hagen! Ein kurzes Aufblitzen in Kardorfs Augen. Was wollte denn der von ihm? Etwa einen liebevollen Gegenbeſuch abſtatten in der Hoffnung auf einen ſtattlichen Pump? Das hatte er nun davon, daß er den ganzen Landjunkern Gelegenheit gegeben hatte, ihn kennenzulernen. Mißmutig wollte er ſich umziehen, als Johann ſagte: „Herr von Hagen wartet ſeit zwei Stunden!“ „Donnerwetter noch einmal! Na, dann muß ich wohl ſo bleiben, wie ich bin.“ (Fortſetzung folgt.) * die Wette um Eva! 80 weiſe Einführung der Vürgerſtener in Heſſen. 1 Der heſſiſche Miniſter der Finanzen hat im Einverſtändnis mit dem Innenminiſter in einer großen Reihe von heſſiſchen Landgemeinden, deren Gemeinderatsverſammlungen die ihnen von den Kreisämtern angeſonnene Erhöhung der Bürgerſteuern im Jahre 1933 auf 500 Prozent der einfachen Landesrichtſätze ablehn⸗ ten, dieſe Steuererhöhung zwangsweiſe an⸗ geordnet. Begründet wird dieſe Maßnahme damit, daß die Inanſpruchnahme von Reichs⸗ mitteln für die kommunale Wohlfahrtspflege Zwang Gras. Sperrt der Winter fruh das Haus, hält er es nicht lange aus. Bleibt der Vor⸗ winter aus, kommt der Nachwinter mit Braus. Andreas(30.) hell und klar, bringt ein gutes Jahr. Wenn im November die Waſſer ſtei⸗ gen, werden ſie ſich den ganzen Winter zei⸗ gen. Viel und langer Schnee gibt Frucht und Klee. Baumblüte ſpat im Jahr nie ein gutes Zeichen war. Wenns an Allerheiligen ſchneit (.), lege deinen Pelz bereit. Allerheiligen trägt eigen, den Winter in allen Zweigen. „ Die Arbeiten des Landmannes im No⸗ vember: Die Getreideſaat wird zu Ende ge⸗ führt, die Wieſen gedüngt, die Bäume werden Druck zerfrieren und Vasleitungen verſtop⸗ fen, wenn die ſie umgebende Temperatur un⸗ ter 0 Grad ſinkt. Beſonders gefährdet ſind die Eintrittsſtellen der Leitungen in die He⸗ bäude. Nun iſt gerade die richtige Zeit durch rechtzeitiges Schließen und Abdichten der Kel⸗ lerfenſter mit ſchlechten Wärmeleitern(Stroh, Holzwolle, Lumpen, Papier uſw.) vorzuſorgen. Freiliegende Rohre müſſen eingehüllt werden. Die ſorgfältige Anwendung dieſer Vorſichts⸗ maßregeln macht ſich reichlich bezahlt, denn manchmal ſetzt der Vorwinter unvermittelt ſchnell ein. Eine kleine Gruppe von Baronen, Großgrund⸗ beſitzern und Großinduſtriellen hält die Zeit für gekommen, das Volk zu entrechten und zu knebeln, Herren und Knechte ſoll es nur noch geben.— Kath. Volk! Denke an die Vergangenheit! Wahre deine Rechte und deine Freiheit! Wähle am 6. November Zentrum, Liſte 4. ——ñů— Tagung des heſſiſchen Zängerbundes Unter ſtarker Beteiligung aus dem ganzen Bundesgebiet, das außer den drei heſſiſchen Provinzen auch den Bayeriſchen Speſſart und das Preußiſch⸗Wetzlar⸗Solmſer Land umfaßt, fand in Bad Nauheim der 9. Bundestag des Heſſiſchen Sängerbundes ſtatt. Unter den Ehrengäſten befand ſich Oberſchulrat Haſſin⸗ ger vom Kultusminiſterium in Darmſtadt, deſ⸗ ſen enge Verbundenheit mit der Sängerſache der Bundesvorſitzende Miiniſterialrat Dr. Sie⸗ gert beſonders hervorhob. Die Tagung begann mit einer Ehrung für den verſtorbenen Präſidenten des Deutſchen Sängerbundes, Geheimrat Hammerſchmidt und den Bundeschormeiſter Naumann(Main). Die Gedächtnisrede des Bundesvorſitzenden wurde von Geſangsvorträgen eines Maſſenchors um⸗ rahmt. Die darauffolgende Beratung gab ein Bild der Geſchloſſenheit und Eintracht und war er⸗ füllt vom Geiſt der Harmonie, der Begei⸗ ſterung und Liebe zum deutſchen Lied und ließ erkennen, welch wichtiger Kulturfaktor der Heſſiſche Sängerbund im deutſchen Volks⸗ leben darſtellt. Aus dem Bericht des Bundesvorſtandes ging hervor, daß der Bund 808 Vereine mit 17 650 zahlenden Mitgliedern umfaßt, dazu kommen noch über 9000 Arbeitsloſe, die keine Beiträge leiſten. Den Glanzpunkt des Jah⸗ res bildete das Frankfurter Sängerfeſt. Die Beteiligung des Bundes an der Stunde des Chorgeſanges im Südweſtdeutſchen Rundfunk iſt eine ganz außerordentliche. Hinſichtlich der zukünftigen Aufgaben des Bundes ſoll ein beſonderes Augenmerk auf die Gewinnung der Jugend und eine erhöhte Werbetätigkeit gerichtet werden. Der Bun⸗ desvorſtand plant die Veranſtaltung einer Heſſiſchen Sängerwoche nach dem Vorbild der Nürnberger Sängerwoche. Verſchiedenes. Kulturbarometer Seife. Der Chemiker Liebig hat einmal den Ver⸗ brauch an Seife als ein Barometer der Kul⸗ tur bezeichnet; wir brauchen uns in dieſer Hinſicht nicht zu ſchämen. Gallier und Deutſche haben ſich wahrſcheinlich in die Ehre der Er⸗ findung der Seife zu teilen; Orientalen, Grie⸗ chen und Römer bedienten ſich ja zur Reinigung des Körpers in erſter Linie des Oels. Plinius ſpricht von der Seife als einer nordiſchen Er⸗ findung und es iſt gewiß, daß die Römer der Kaiſerzeit aus Deutſchland Seife bezogen haben. In Pompeji iſt ein ganzer Seifen⸗ laden mit wohlerhaltenen Vorräten bloßgelegt worden. Deutſche Seifenſieder ſind dann ſeit der Zeit Karl des Großen mit Sicherheit nach⸗ weisbar. „So“, ſagte der Soldat,„nun kann man wegigſtens ruhig eſſen und ſchlafen“, ſchloß den Deckel des Torniſters zu und legte ſich zu Bett.„Warum ſeid ihr eigentlich hierhergekommen?“ fragte er, ſchon halb aus dem Traume heraus.—„Unter dem Ofen ſteht ein Braukeſſel voll Gold; den ſollſt du haben, wenn du uns augenblicklich freiläßt!“—„Vielleicht reden wir morgen früh darüber“, ſagte der Soldat,„und nun wünſche ich kein Wort mehr zu hören und allerſeits gute Nacht!“ Da mußten die Rieſen ſtille ſein. Er ſchlief bis hoch in den Tag, als e Die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. Schon ſeit längerer Zeit ſchweben zwiſchen der Reichsregierung, den Länderregierungen und verſchiedenen wirtſchaftlichen Organiſa⸗ tionen Verhandlungen darüber, ob es möglich ſei, die ſeit Jahren umſtrittene Sonntags⸗ ruhe im Handelsgewerbe wenigſtens für die Zeit vor Weihnachten im ganzen Reichsgebiet einheitlich zu regeln. Dabei iſt beabſichtigt, jeweils die zwiſchen dem 8. und 24. Dezem⸗ ber liegenden Sonntage für den Verkauf frei zu geben, die Arbeitszeit der Angeſtellten grundſätzlich auf ſechs Stunden und den La⸗ denſchluß in der Regel auf 6 Uhr abenos feſtzuſetzen. Bei Verlängerung der Schluß⸗ zeit auf 7 Uhr abends ſoll die Beſchäftigung nach den geſetzlichen Vorſchriften die volle Ausſchöpfung der kommunalen Realſteuern er⸗ fordere. Es iſt alſo auch damit zu rechnen, daß in allen Gemeinden, die Rei szuſchüſſe in Anſpruch nehmen müſſen, die übrigen Real⸗ ſteuern zwangsweiſe auf die heſſiſchen Lan⸗ desdurchſchnitte erhöht werden. Gemeinden, die Reichszuſchüſſe für ihre Wohlfahrtslaſten nicht in Anſpruch nehmen, werden von Zwangs⸗ ſteuern nicht betroffen und können die Bür⸗ gerſteuer ablehnen. Aus der Heimat. Gedenktage. verſetzt und die Blumen in die Winterquar⸗ tiere gebracht. * Intereſſant für Radfahrer. Vor einigen Tagen bot in Lampertheim ein Mann ein Fahrrad weit unter Preis zum Verkauf an. Ein Käufer fand ſich, der aber machte den Kauf davon abhängig, daß erſt der Nach⸗ weis über den Erwerb beigebracht werden ſollte. Der Mann wollte den Nachweis er⸗ bringen, ließ das Rad zurück und erſchien nicht mehr. Nach einigen Tagen wurde nun das Rad bei der Polizei in Lampertheim ſichergeſtellt und es dauerte nicht lange, da war auf Grund der Radmarke und der Fahr⸗ 1 90 ö pee toben Das ad war in Ludwigshafen geſtohlen worden. 5 0 2. Noveinber Es empfiehlt ſich, Fahrradmarke und Nummer don Angeſtellten auf fünf Stunden verkürzt werden. 1642 Sieg der Schweden über die Kaiſer⸗ genau zu merken. 1 a 4 lichen bei Breitenfeld. N 1917 Graf Hertling wird Deutſcher Reichs⸗ Wetterbericht. kanzler. f Im Weſten lie i ;; 5 iegt Hochdruck, im Norden 1918 A en 0 0 Oeſterreich noch eine ſtarke Depreſſion. Für Donners⸗ . tag und Freitag iſt zwar zeitweilig aufhei⸗ Prot. und kath.: Allerſeelen. terndes, aber immer noch unbeſtändiges Wet⸗ Sonnenaufg. 6.54 Sonnenunterg. 16.32[ ter zu erwarten. Mondaufg. 12.23 Mondunterg. 19.01.* Mut im Alltagsleben. November. a Des Jahres düſterſte Tage kommen. Grau In der heutigen ſchweren Zeit braucht man 0 und wolkenverhangen iſt der Himmel. Wie oft beſonderen Mut im Alltagsleben. Mut ein Leichenteich breitet ſich die Nebeldecke über gehört dazu, ſeine Meinung zu ſagen, wo es ört 5 5 die Erde. Ein kalter Wind rafft die letzten nötig iſt, auf das zu verzichten, was nicht Blätter von den Hecken. Entlaubt ſtehen die nötig iſt, auch wenn man es begehrt. Mut . 5 Bäume, ſchaurig kahl. Oedherbſt iſt es ge⸗ gehört dazu, Bittende abzuweiſen, wenn man worden. Linter ihm lauert bereits der Win⸗ den Nutzen einer Gabe nicht erkennen kann; ter. Das iſt der November. Mag er es auch habe Mut 12 dem e 1 gut meinen mit uns. und uns noch ein vaor iſt, als an dem was bald vergeht; überſchreite] hettere, freunduche Tage ſchenken: onnige deine Mittel nicht, auch wenn Freunde zu[ Stunden im Note ſind nur 10 19105 Gaſte ſind. Gebe lieber den Armen, als daß] Gruß, ein letztes Abſchiedwinken. 10 d e te 0 Das Jahr geht ſchlafen. Das Vergehen in e e e anzugeſtehen dn d der Natur mahnt an die Vergänglichkeit alles . biſt, du nimmſt dadurch der Armut den Irdiſchen, an den Tod. Am Ausgange des * 7* 6 9 e e 15 N eee 0 Monats beginnt bereits die Adventszeit und Hitten. Sorge erst fur gelinde e eee damit die Vorbereitung und Vorfreude auf Wohnung, ehe du für kleberfluſſges cad das Schönſte aller Feste Es fängt an, zu vii Kenne den Freund dauch in de weihnachten Wer hätte da die wahre Chriſt⸗ bigen Rock, 5 1 7 1995 Ehrenwort ſtimmung in ſich, der da nur an ſich ſelbſt Anwaltskammer ſtieg auf 322 Anwälte. Wei⸗ 5 be fer 9 50 ohrlic it 0 uf: denken, darüber aber all der kranken, armen, ter wurde betont, daß der Referentenentwurf 0 et n nehrlichkeit und Dope] gebrechlichen und hilfsbedürfigen Menſchen[ zur Aenderung der Reichszivilprozeßordnung pelzuüngigkeit wo ſie ſic, zeigen. vergeſſen wollte, die die Hilfsbereitſchaft der⸗[in wichtigen Punkten n Bewegungsfreiheit jenigen brauchen, die ſich noch in beſſerer und Schmiegſamkeit des Verfahrens und damit Lage befinden. Darum: Gebt, ſpendet, helft! b en auh de Mogli ene dite 115 i 115 5 5 f eichen auch die Möglichkeit eine- beſondere Bedeutung bei; es bebt 00 a e dem lezten] gen Wahrung der Intereſſen der Kechtſuchen. um Martini Nebel ſind wird der. Weiter den durch die Anwälte. Dieſer Gefahr werde meiſt gelind. Hat aber Martini(11.) 1 0* nur dadurch zu begegnen ſein, daß die deut⸗ e, Geiſte böchſter Pflächt⸗ 195 n 0 901 01 ihre 20 wirds vor Froſt durch Vorſorge. Die herannahende treue und Gewiſſenhaftigkeit die Behandlung 9 5 e ee Marti 1 0 0 1 0 10 kältere Jahreszeit gibt Veranlaſſung, erneut] der einzelnen Sachen in Angriff nehme, um Wie 080 8 1 915 90 1 ie 10 auf den rechtzeitigen und ausreichenden Schutz hierdurch eine rechtzeitige, erſchöpfende und 19 0 Köln eh 10 e Donner[ der Waſſer⸗ und Gasverſorgungsanlagen ge⸗ rechtliche Bearbeitung zu ſichern. f K gen den Einfluß der Kälte hinzuweiſen. Waſ⸗ 1 . e 19018 70 0 500 Meiden dal ſerleitungen. Waſſermeſſer und Ventile unter plötzlich heftig an die Tür geklopft wurde. Das war der Wirt,—B der nicht anders dachte, als daß ſein Gaſt nicht mehr unter i— den Lebenden ſei. Wie er aber die Stimme des Soldaten hörte, 5 dle ein wunderte er ſich über die Maßen und fragte ſofort in unter,. tänigſtem Tone:„Was befehlen der Herr zu frühſtücken?“ Denn er dachte, mit dieſem Schläfer müßte es eine beſondere Bewandtnis haben. Da öffnete dieſer die Tür und ſagte:„Zu⸗ nächſt möchte ich zwei Burſchen.“—„Was— was?“ fragte der Wirt und erſchratk bis ins Herz hinein; denn er meinte, der Gaſt wolle die beiden Burſchen zum Kaffee verzehren“ „Sie ſollen mir den Ranzen da in die Schmiede tragen, und der Schmied ſoll ihn durch drei Geſellen mit ſchweren Häm⸗ 8 0 Anneli haue Haifiſch miu en geſchrieben— mit ei!„Der Haifiſch in der Bai— der mag kein Ei“, ſagte der Lehrer lachend, als er ihr Aufſatzbeft zurückgab. Und dann fragte er: „Was will er denn?“ Einige in der Klaſſe wußten ſofort, was gemeint war:„Hühnereier mag er nicht“, rief die Urſel,„aber Fiſchlaich liebt er, dieſe durch zähen Schleim zuſammenhängen⸗ n den Eierklumpen von Fiſchen... und Froſchlaich auch!“— mern ausklopfen laſſen!“ befahl der Soldat weiter. Dem Wirt„Eine hübſche Maid wird er auch nicht verachten“ ſagt Erika.— blieb der Mund offenſtehen; weil er aber den Zorn ſeines„. und meinen Patenontel Maier nicht minder“, ergänzte Gaſtes nicht weiter erregen wollte, ſo ließ er gleich die Ge⸗ Hella.„Aus unſerem Milchmann Meier macht er ſich viel⸗ ſellen aus der Schmiede holen. Die kamen mit zuſtigen Ge- leicht nicht viel!“ Wie recht ſie hatte! Ein paar(lotte Kreide⸗ ſichtern, weil ſie glaubten, bei dem Fremden wäre es nicht ſtriche— eins, zwei, drei—. ſchon ſperrte ein gefräßiger ganz richtig im Oberſtübchen. Als ſie den Ranzen aber an⸗ Haifiſch an der Wandtafel ſein gewaltiges Maul ſperrangel⸗ faßten, konnten ſie ihn nicht tragen und mußten den dritten weit auf und ſchluckte den Froſchlaich hinunter, und die Maid Geſellen rufen. Dann rollten ſie den Torniſter die Stiege und auch den lieben, guten Patenonkel Maier. Marianne gab hinab, rollten ihn in die Schmiede und rollten ihn auf den ihm einen Laien zu freſſen. Inge fütterte ihn mit einer dürren Amboß Der Soldat erſchien auch dazu und mir den ſchwer⸗ Maie, und Lotte warf ihm gar einen Kaſſer vor. Die kleine ſten Hämmern, die in der Werkſtatt waren, ſtellten ſich die Eiche, die Leni ihm ſtiſten wollte, behagte unſerem Bathar in chrei ae n e e ebenſowenig wie der Weidmann den Roſel für ihn d ein Geſchrei au m a Te d er pie ſie beide wi 8 es Matis war ihm Hölle darin. Das half aber nichts; den Schmieden waren brachte: er ſpie ſie beide wieder ausl. Lores mai 10 1 395 willkommen; vom Weizen aber, den Hilde ihm anvot, wollte Alte auf einem Baumſtumpfe ſitzen.„Hätteſt du nicht Luſt, drei prei Dukaten verſprochen, und ſie mußten dafür drei Stunden er nichts wiſſen.— Schade um die ſchönen Körner! Wir Wünſche zu tun?“ fragte ſie.— Wenn es weiter nichts iſt!“ lang hämmern. Allgemach ſchwieg der Lärm; aber an dem ſchütten ſie in die Getreideecke in die große E—i-erkiſte, die ſagte der Wanderer. Und weil er der Meinung war, das Ranzen war tein Härlein und keine eee Fans et wir aus wenigen Kreideſtrichen raſch zuſammenzimmern. und Wünſchen helfe nichts mehr, ſo bedachte er ſich nicht lange und Als die Zeit herum war wurde der Torniſter an den Fluß packen die Eiche und den Weidmann gleich mit dazu.. und ſprach:„Zuerſt wünſche ich mir Gottes Gnade und Freund⸗ getragen und geöffnet. Da kam ein ſchwarzes Pulver heraus. auch den Heiden, mit dem Annelore angerückt tam, und vieles ſchaft: zu zweit, daß mein Torniſter nicht zerreißt was auch das färbte die Flut vom Juen bie af Mündung, Und der andere mehr. Unſerem Baihal haben wir noch manche Are mit ihm geſchehen möge; und zu dritt, daß alles was ich in Fluß heißt noch heute das Schwarzwaſſer. Von Stund' an und E- iſpeiſe vorgeſetzt. Nach dieſem und jenem Brocken dieſen Torniſter wünſche ſoſort drin iſt und bleiben muß war das Zimmer des Wirtshauſes vom Spule befreit. Der ſchnappte er noch begierig, Den Main trank er in vollen Zügen bis ich es wieder heraus twünſche.,⸗—„Soll geſchehen!“ sagte Holde aukeſſek 1 Gaſtwirt teilten ſich die Dukaten. die ſie in ang. ſiheinwaſſer aber lehnte er dankend ab. Daun war er die Wunſchfrau,„und nun Glück auf die Reiſe!“—„Schönen din Brauteſſel unter dem Ofen fanden; und es waren ihrer ſo ſatt. Dick und ſatl und viel zu müde, um auch nur eineg Blicz Dank auch“, antwortete der Soldat. Als es dämmerig ge⸗ piele, daß leder der beiden ein Schloß davon bauen laſſen auf die Liſte der Ai⸗ und Eiſpezialitäten zu werſen, die Ingrid worden war, ſtieß er mit dem Fuß an einen großen Stein. und konnte. So kann einer mit drei Pfennicen, wenn er ſie richtig und Gieſela ihm vorlegten. Ai⸗ und Eiſpezlalitäten? Laib weil ihm das weh tat, ſagte er verdrießlich:„Wärſt du in anwendet, ein ſteinreicher Mann werden. L. B.(Brot), Leib(Körper), Saite lauf der Geige), Seite(inte meinem Ranzen, hätte ich mich nicht ſtoßen können!“ Da Seite), Waiſe(elternloſes Kind), Weiſe(Art, Melodie), Rain ſprang der Stein in den Torniſter und war ſo ſchwer, daß der(Ackergrenze), rein(ſauber). Nun ſpielen wir das neue Spiel: Mann hintenüberflog und auf dem Kopfe ſtand. Wie er„Der Haifiſch in der Bai— der mag kein Ei. Was wilt er darüber nachdachte, wodurch er in dieſe merkwürdige Stellung denn“, auf Wandertagen und auch daheim im Freundeskreiſe keen den Sen n a de ee dee bie den e ald en ee a da le tree 8 S ſi 7 er dem 1„das 79 0 1 e ec e ö eg a dane Ager en eie 9 5 deen 11 0 ein Pfand geben und kommt einen ganzen Platz Da g 0 erunter! enn eee weil 9155 We 0 der Nähe 7 100 er Wer Luſt hat, merkt ſich die Auszahlreime: um ein Nachtlager. Aber der Gutsherr, der gerade in ſeiner 5„ 5 Stube ſaß und Goldſtücke aus ſeinem eiſernen Kaſten auf den 7 55 1 5 19 7 1 1 955 Main, Tiſch zählte, wies ihn barſch ab. Da mußte der Soldat von les schluckt der Dai 5 5 hinnen, und wie er ſo in die finſtere Nacht wanderte und nach a der Meeresba einem Licht ausſchaute, fiel ihm der Torniſter ein.„Ich möchte in M Sbai. doch, daß ich all die Goldſtücke des ſauberen Gutsherrn in Weidmann, Eichamt, Eiche, meinem Ranzen trüge!“ Und ſiehe da: ein Klang war in der Rhein, Ereignis, Leiche, Luft, und die Dukaten des hartherzigen Bauern rollten in abgefeimt, Getreide, ſeinen Ranzen. Danach kam er in ein Gaſthaus und fragte Weide, Weizen, Heide: nach einem Zimmer. Der Wirt ſah ihn von oben bis unten ſtehen auf der Liſte an: dann zuckte er die Achſeln, und ſagte:„Es ſind alle beſetzt, für die Ei- erkiſte. bis auf eins. Aber darin kann niemand ſchlafen. Wer es verſucht hat, iſt in der Nacht geſtorben.“—„Das iſt gerade ein feines Quartier für mich!“ antwortete der Soldat, ließ ſich vier Kerzen, ein wenig Eſſig und ein Glas Bier hinauftragen, wofür er gleich bezahlen mußte, und wünſchte dem Wirt eine gute Nacht. Kaum hatte er ſich zu Tiſch geſetzt, da polterte etwas durch den Rauchfang herab und ein ſchwarzer Klumpen rollte in das Zimmer; daraus entwickelte ſich ein Rieſe mit gräßlichen Klauen und Zähnen Noch zweimal wiederholte ſich der Spektakel, bis endlich drei der greulichſten Geſellen bei⸗ ſammenſaßen.„Was verſchafft mir denn die Ehre ſo ſpäten Beſuchs?“ fragte der Soldat.—„Du mußt jetzt ſterben“, ſagte der Rieſe.—„So eilig?“—„Ganz gewiß! Aus deinem Kopfe wollen wir eine Kegelkugel drehen.“—„Wo habt ihr denn die Kegel?“ fragte der Soldat.—„Die machen wir aus deinen Armen und Beinen“—„Auch nicht ſchlecht! So etwas iſt mir im Leben noch nicht paſſiert!“—„Das läßt ſich wohl denken“, ſagte der Rieſe.„Und nun trink dein Bier aus; denn ich will dir den Kopf abſchneiden.“— Der Soldat ergriff d 1 eee 0 0 ie 1 „Würden die Herren vielleicht erſt einma ier hinein⸗ f N 5 ſpazieren? Dann können wir ja weiter über die Sache reden.“ Zeichenſtunde... 5 Da fingen die Rieſen auch ſchon an, an ihren großen Leibern Ein Ei. mit einigen Kurven, Haken, zu ſchlottern, und krochen wie die Kätzlein in den Ranzen. Schon iſt's ein Froſch, bereit, zu quaken. Ein Soldat hatte ſeine Zeit gedient, nahm ſeinen Torniſter auf den Rücken und fuhr ins Land, Arbeit zu ſuchen. Im Herzen trug er fröhlichen Mut und in der Taſche drei Pfen⸗ nige Nicht lange, ſo begegnete er einer alten Frau, die bat ihn um ein Almoſen„Ich habe zwar ſelbſt nur drei Pfen⸗ nige“, ſagte er,„aber drei oder zwei— was tut's? Da haſt du einen!“ Am andern Tage traf er wieder eine alte Frau: er merkte aber nicht, daß es die gleiche war, und als ſie ihn anſprach, gab er ihr den zweiten Pfennig. Am dritten Tage geſchah es ebenſo.„Ob ich einen oder keinen habe— was tut's?“ Und gab ihr den letzten Pfennig. Da war nun ſein Geld alle; aber ſein guter Mut noch nicht. Bald kam er in einen tiefen Wald und ſah zu ſeinem fröhlichen Staunen die Die Reiſekoften der heſſiſchen Beamten. Darmſtadt, 2. Nov. Das heſſiſche Geſamt⸗ miniſterium hat an ſämtliche Behörden ein Schreiben gerichtet, wonach bei Feſtſetzung der den heſſiſchen Beamten zuſtehenden Reiſekoſten bei auswärtigen Dienſtvorrichtungen bis zu einer Entfernung von 100 Kilometern nur die Eiſenbahnfahrkoſten dritter Klaſſe aus der Staatskaſſe erſetzt werden. Bei Dienſtreiſen, an denen nichtheſſiſche Beamte oder andere Perſonen teilnehmen, die zur Benützung einer höheren Eiſenbahnwagenklaſſe berechtigt ſind, wird auch den heſſiſchen Beamten die Mitbe⸗ nützung der höheren Klaſſe geſtattet, wenn das Zuſammenreiſen in der höheren Klaſſe aus dienſtlichen Gründen veranlaßt iſt. In den Tagegelderverzeichniſſen iſt unter Angabe der an der Reiſe beteiligten Perſonen eine kurze Begründung aufzunehmen. Verſammlung der Heſſiſchen Anwaltskammer. Mainz, 2. Nov. Im neuen Juſtizpalaſt fand am Samstag unter dem Vorſitz von Juſtizrat Bender⸗Darmſtadt die 53. Ver⸗ ſammlung der Heſſiſchen Anwaltskammer ſtatt. Aus dem Geſchäftsbericht geht hervor, daß im vergangenen Jahr 34 Rechtsanwälte neu zugelaſſen wurden; die Mitgliederziffer der Bauernregeln für den November: Der Landmann legt der Mitterung im November Onkel Heinrich. Der Onkel Max knurrt immerzu Und kommt vor Sorgen nicht in Ruh'. Henliſpork⸗ 1 a— 5 aufgabe. eee f 1 Magdalen zwischen den zwei Dieſes Bildchen enthält drei Sprichwörter! Wie lauten dieſe? f 026 10 u no 2 12 vg of meg id un dib d uus utog 105 piu ipy! ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Jol 100 tufecplueuuod jo usb moe:Dunlgjilnze Copyright by M. Feuchtwanger. Halle(Saale) Karl mit ſeinen dreiundvierzig Jahren bald ausgetobt haben könnte? Doch Magdalen ſagte nichts. Aber ihr Ge⸗ ſicht war immer weißer und ſtarrer geworden. Das Schweigen wurde dem Freiherrn unheimlich. Er hüſtelte ungeduldig; dann fragte er: „Du wirſt vernünftig ſein?“ „Ich werde ſehr vernünftig ſein, Vater!“ „Ihre Stimme hatte ſeltſam tonlos geklungen. Herr von Gerring atmete auf. Gott ſei Dank ſchien die Kleine endlich vernünftig geworden zu ſein. Wahr⸗ haftig, ſo viel Aufſäſſigkeit hätte er in ihr nicht vermutet. Sie war eigentlich immer ſanft und darum ſehr leicht zu plötzlich auftauchſt. Ich muß allein ſein, um mich ſelbſt wiederzufinden, ſonſt bleibe ich lieber hier.“ „Nun ja, aber— hm!— ich weiß doch nicht recht, ob da Friedrich Karl einverſtanden ſein wird.“ „Ich gehe von meinen Bedingungen nicht ab. Ich muß Frieden um mich haben.“ „Gut! Ich ſpreche alſo jetzt gleich mit deinem Manne.“ Magdalen nickte und ging dann raſch hinaus. Es war ihr nicht länger möglich, ihrem Vater in das wohllebige Geſicht zu ſehen, ſeine Stimme zu hören, die ſo ſelbſt⸗ verſtändlich von ihr die Fortſetzung dieſer Ehe forderte. Ihr Vater wollte ihre ganze Not nicht anerkennen, weil Nur, weil du das Leben noch viel zu wenig kennſt, dentſt du ſo einfältig darüber. Sei klug und reiſe! Biſt du in deinem Heim, dann markiere die glückliche Gattin und kümmere dich nicht um Friedrich Karls kleine Abwege. Eine kluge Frau ſieht ſo etwas gar nicht. Offen geſagt, %% eech gun antsig og gad Neteyv i eue pozug Mod Idyll im Urwald. Auf der Palme ſitzt der Affe d von dummen Streichen, ört durch den Urwald ſchleichen egerhäuptlina Klim⸗Klam⸗Klum! Schnell pflückt er'ne Kokosnuß Und läßt fallen von der Höh Dieſe auf den Ko Dem Negerhäupt ch der Afſe ſehr, Denn Kokos fac dt ka d B en okosſn ſüß u Dem Negerbänptlina K m⸗Klam⸗Kkum: rd verlegen. freut ſich über dieſen — o weh— Rhe aim Alam Atum! egerhäuptlina Klim⸗Klam⸗ ich begreife dich nicht, und wenn du dennoch töricht genug biſt, das warme Neſt zu verlaſſen, dann weißt du ja, was du gleichzeitig mit auf dein Gewiſſen nimmſt!“ Das letztere war eine Drohung. Ihr unbewegtes, weißes Geſicht leuchtete ihm ent⸗ gegen. „Ich weiß ja, Vater! Ich weiß ja alles. Ich dachte nur, wenn auch du alles wüßteſt, dann würdeſt du anders denken. Nun iſt es ja gut ſo, wenn ihr alle beide der Meinung ſeid, daß ich es herrlich habe auf der Welt. Dann ſeid ihr im Recht, und ich bin ſehr dumm, auch nur einen Augenblick dabei etwas zu denken, wenn der Mann ſeine Frau betrügt.“ „Herrgott nochmal! Jetzt wird es mir zuviel! Wenn die Frauen nicht immer ſo viel fragen, ſich unnötige Ge⸗ danken machen würden, dann gäbe es manchen Eheſtreit nicht. Und an mich brauchſt du auch nicht ein bißchen zu denken? Dann wäre es doch damals wirklich beſſer ge⸗ weſen, du wärſt nicht dazu gekommen— es wäre längſt alles vorüber, und ich hätte meine Ruhe. Was nützt mich heute deine damalige Gefügigteit, wenn ich aus der Un⸗ ruhe nicht mehr herauskommen ſoll und am Ende wieder dort ſitze, wo ich damals zuſammengebrochen war?“ Magdalen hätte fragen können, ob nur ſie vernünftig zu ſein habe, ob nicht auch der Vater mit einer kleinen Summe monatlich auskommen könnte, ſtatt auf der Taſche ſeines Schwiegerſohnes zu liegen. Und ob nicht Friedrich lenken geweſen. Was ſie nur auf einmal hatte? Seine eigene Frau, ihre Mutter, war doch auch immer ſtill und fügſam geweſen, trotzdem ihr auch manches zu Ohren ge⸗ kommen ſein mochte. Magdalen ſagte mitten in ſeine Gedanken hinein: „Vorläufig werde ich reiſen. Ich muß erſt ſehen, mich mit dem Leben abzufinden. Vielleicht werde ich es ganz gut lernen. Wenn ich jetzt hier bliebe, würden die Reibe⸗ reien eines Tages doch wieder da ſein. Willſt du in dieſem Sinne einmal mit Friedrich Karl ſprechen?“ „Hm! Ich weiß nicht! Friedrich Karl hat natürlich das letzte Wort, das wirſt du wohl oder übel anerkennen müſſen. Und dann brauchſt du ja auch Geld. Die zweite Frage: Mit wem willſt du reiſen? Allein geht das doch nicht, und ich wüßte niemand.“ „Tante Suſanne wird es ſein. Und wenn du ſo freund⸗ lich ſein willſt, dann erwähne gegen Friedrich Karl den Geldpunkt gar nicht erſt, denn ich nehme nichts.“ „Du nimmſt nichts? Wovon ſoll denn dann die Reiſe bezahlt werden, wenn ich fragen darf?“ „Ich konnte in den letzten Jahren von meinem viel zu reichen Nadelgeld ſparen, da ich faſt nichts für mich ver⸗ brauchte. Es wird zu einer mehrmonatigen Reiſe für Tante Suſanne und mich reichen.“ „Ganz gut ſo. Wo aber willſt du hin?“ „Der Zweck meiner Reiſe wäre von vornherein ver⸗ fehlt, wenn ich fürchten müßte, daß du oder Friedrich Karl er fürchtete, aus ſeinem bequemen Daſein geriſſen zu werden, weil er fürchtete, daß die Geldquelle, die er immer wieder brauchte, verſiegen würde, wenn Friedrich Karl der Kaufpreis dafür entzogen wurde. In ihren ſchön eingerichteten Zimmern ſchritt ſie dann. ruhelos auf und ab. Würde Friedrich Karl einverſtanden ſein? Würde ſie dieſe Reiſe, die ihr heimlicher Wunſch ſchon lange war, antreten dürfen? **. Drüben im Arbeitszimmer ſaßen ſich die beiden Herren bei einer Zigarre gegenüber. Friedrich Karl hatte laut aufgelacht, als ihm ſein Schwiegervater Magdalens Wunſch übermittelte. Plötzlich aber war er nachdenklich geworden. Warum nicht? Vielleicht war es ganz gut ſo, wenn ſie ſich einige Zeit nicht ſahen? Unfug war es natürlich, was ſie da verlangte. Er würde trotzdem immer wiſſen, wo und in weſſen Geſellſchaft ſie ſich befand. Und Magdalen verlor ſich nicht, da konnte er ſehr beruhigt ſein. Seine ſchöne, kühle Madonna war ihm ſicher. Ein Siegerlächeln ſtand in ſeinem hübſchen, blaſſen Geſicht. N „Wir wollen ihr den Willen laſſen, Schwiegerpapa. Ich werde der Kleinen einen anſtändigen Scheck ausſtellen, denn natürlich ſoll ſie ſich jeden Luxus leiſten. Aber— hallo— wer begleitet ſie denn? Verwünſcht, nun weiß ich nie⸗ manden!“(Fortſetzung folgt.)