Allerheiligen. Der Tag Allerheiligen wird in unſerer Ge⸗ meinde, da die Bevölkerung überwiegend katho⸗ liſch iſt, als geſetzlicher konfeſſioneller Feiertag begangen. So hatte auch geſtern überall die Arbeit zu ruhen. Viernheim hatte ein Feier⸗ tagskleid an. Allerheiligen iſt der Tag der Toten. Einmal im Jahre ſoll man ſeinem Er⸗ innern an die teuren Toten auch öffentlich zum Ausdruck bringen. Die Gräber werden beſon⸗ ders geſchmückt, Blumen und Kränze werden als Zeichen des Erinnerns und der Vergänglichkeit aufs Grab gelegt. Eine ſtattliche Prozeſſion der Gläubigen beſuchte den Gottesacker, um für die Seelen der Abgeſchiedenen zu beten und ſie der Liebe des Allmächtigen zu empfehlen. Bis zur hereinbrechenden Dunkelheit war der Friedhof das Ziel Tauſender, die die Gräber ihver Lieben beſuchten, um zu beten und ſtille Zwieſprache zu halten. Das herbſtliche, an das Vergehen alles Lebeweſen mahnende Wetter war ſo recht dazu angetan, um in den Menſchen tiefe Wehmut und unſagbare Traurigkeit zu wecken, ſodaß manche heimliche Träne im Gedenken des lieben Toten über die Wange rollte. Totenſonntag— Trauertag! nochmals mit einem vollen Hauſe gerechnet wird. Sichern Sie ſich deshalb Karten zu 40 Pfg. in den Buchhandlungen Schweikart und Hof⸗ mann. 5 Zur Beachtung. Da wegen des geſtrigen Allerheiligentages die Zeitung ausfallen mußte, bringen wir in heutiger Ausgabe z wei Romanfortſetzungen. „ Zentrumsverſammlung. Am Donnerstag Abend wird außer dem Landtags ⸗ abgeordneten Schül auch der Reichstags ⸗ ab geordnete Bockius, Mainz ſprechen. Nach vielen Jahren haben wir dadurch endlich wieder einmal Gelegenheit, unſeren langjährigen Reichstagsabgeordneten zu ſehen und zu hören. In der heutigen Zeit, da es gilt, die Rechte und die Intereſſen des Volkes gegen die„hohen Herrn“ zu verteidigen, iſt es umſo notwendiger, daß die Wählerſchaft treu hinter ihren Abge⸗ ordneten ſteht. Möge darum morgen abend jeder Zentrums anhänger ſich im Freiſchütz einfinden! Wenn auch in erſter Linie das Erſcheinen der Männer er⸗ wartet werden darf, ſs werden doch auch die Frauen und Jungfrauen gebeten, ihre Hausarbeit Zehner. 2. Geſelle: den Linken und Dame, Kreuz Dame und Neuner, Karo Aß. Meiſter: Herz Aß, König und Zehner, Kreuz Bauer und Achter. Folgedeſſen konnte der Meſter bei einem jeden Geſellen, ſowie für ſich abgelegt ſagen. (3* Sechſte). 2 85 * Die Nationalſozialiſtiſche Par⸗ tei veranſtaltet hier eine Wahlverſammlung, bei der der heſſiſche Landtagspräſident Prof. Dr. Werner ⸗Darmſtadt ſpricht. Es wird intereſſant ſein zu hören, was dieſer bekannte heſſiſche Politiker zu der derzeitigen politiſchen und wirtſchaftlichen Lage zu ſagen hat.(Näheres ſiehe Inſerat). Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrit erscheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Geſaugverein Liederkranz. Alle Theaterſpieler bitte ich heute abend 7 Uhr im Lokal zu ſein. Der Spielleiter. *„Steine am Lebensweg“. Dieſes ergreifende Lebensſchauſpiel, das die Marianiſche Jünglingsſodalität am letzten Sonntag im Frei⸗ ſchützſaale mit ſo großem Erfolge zur Aufführung brachte, wird am kommenden Freitag wiederholt. Groß iſt die Zahl derjenigen, die ſich für die 2. Aufführung intereſſieren und ſich das präch- tige Stück nicht entgehen laſſen wollen, weshalb ſo einzuteilen, daß ſie ebenfalls die Verſamm⸗ lung beſuchen können. * Das alte Geſellenſpiel. Bei dem Geſellenſpiel hat ſich am letzten Sonntag im Gaſthaus zum„Prinz Friedrich“(Andr. Müller) ein Spiel zugetragen, das bei unſeren Urvätern nicht vorgekommen iſt. Die Karten waren fol⸗ gendermaßen verteilt:(Herz Trumpf). 1. Geſelle: den Beſten und Neuner, Kreuz Aß, König und beilegen, auf das hingewieſen wird. Die Deutſche Volkspartei läßt in heutiger Ausgabe ein Wahlflugblatt Die Kerwe naht, Denkt ans Inserat! Des Waldes letztes Leuchten. Wenn wir jetzt den Wald betrachten, Was ein ſchimmern! welche Pracht! Zwiſchen grünen Baumeskronen Das Rot und Gelb ſo leuchtend lacht. Dieſes Wunder zu beſchauen Zog's mich heut zum Walde hin: Will ein wenig hier verweilen, Und verſenken meinen Sinn. Als ich ſo in mich verſunken, Fällt zu Füßen mir ein golden Blatt: Aufwertsblickend ſah ich Blätter Wirbeln durch die Luft herab. Dieſes Fallen macht mich traurig: Wehmut ſchleicht mir in das Herz. Warum muß ſo ſchnell vergehen, Was erfreut des Menſchen Herz? Vor mir löſte ſich vom Zweige Ein braunes Blatt: Wind trug es fort. Neues Sehen: Neues Staunen. Saß ja ſchon die Knoſpe dort! Dieſe Knoſpe wird ſich entfalten, Wenn auch das Blatt in Moder ruht. Zu neuem Leben wird es ſich geſtalten, Wenn im Frühling die Sonne ruft. Drum will ich mich nicht weiter grämen, Einen Zweck es doch nicht hat. Daß nach dem Werden, kommt Vergehen, Iſt ja beſtimmt in Gottes Rat. Heut ſoll mich dieſe Pracht erheben, Vielleicht liegt ſie morgen ſchon im Staub: Was wir heute noch bewundern, Iſt morgen ſchon des Todes Raub. A. T. Freitag, den 4. November im Freischütz. Wiederholung des ergreifenden Lebensſchauſpieles: ſfertal.-Afgbfgbsörläbfl Steine am Lebensweg AI Eintritt 40 Pfg. Anfang 8 Uhr. Karten bei: Buchhandlungen Schweikart und Hofmann. dailiaMuſterzimmer etwas ab- genutzt mit gr. Garder⸗ obenſchrank, Innenſpiegel Heute Abend 9 Uhr Singſtunde für den ganzen Chor. Schlafzimmer: Als Im Haus- empfiehlt ſich Nikolaus Helbig 10. Mannheimerſtraße 11 vis a vis vom alten RM. 169.— Can des Mannheim⸗Lindenhof, Bellenſtraße 2(Alte Oel⸗ fabrik) dir. hint. Haupt⸗ bahnhof. Zum Waschen und Pülzen. Hellgelbe Mernselie Stück 7 Welge Kernselle 250 gr. St. I Pfg. 0 Weide Mernselle, 250 gr. St. 15 Pfg. 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Betr.: Die Pfändung der Tabaksgelder für rück⸗ ſtändige Steuern pp. In den letzten Tagen werden wir dauernd zu verkaufen Campertheim, Sedanſtraße 22. Freigabe ihrer von dem Vollziehungsbeamten ge⸗ pfändeten Tabaksgelder erſuchen. Wir machen er] dungen, die von dem Vollziehungsbeamten Roß⸗ 3. mann für rückſtändige Gemeindeſchuldigkeiten vor⸗ genommen werden, nur von deſſen vorgeſetzter Empfehlen: kraut, Gärtnerei gchöne Guitten, deshalb den hier in Frage kommenden Perſonen, Schwarzwurzeln, Bote 1 dem Kreisamt ſchriftlich zu ſtellen, das nach Feld-u. Endivien⸗ Anhörung der Gemeindebehörde entſcheidet. 13 falat, Note- und— Gelberüben, Ppinat Betr.: Leſeholz-⸗Nutzung. und Rochbirnen. facher deabel Behörde, dem Kreis amt Heppenheim, wieder aufgehoben werden können. Wir empfehlen eutſprechende Anträge nicht bei uns, ſondern bei Nachſtehendes bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis und empfehſen genaue Be⸗ achtung. f Leſeholztage ſind Mittwoch und Sams⸗ tag. Der Verkauf von Leſeholz iſt geſetzlich Schöne zu vermieten. Emil Krauſe Waſſerſtraße 58 Geige und eine gute zu verkaufen. 3 Zimmer- Wohnung ſich durch den Beſitz des abgeſtempelten Abfuhr⸗ mit Küche, Balkon, Ab⸗ ſcheines ausweiſen können. e e umgerodeter Stöcke ſtellt das Forſt amt die Er⸗ Daſelbſt eine 32.jährige verabfolgt werden. Mandoline verboten. Ebenſo darf Losholz nur verkauft werden, wenn durch Abſtempelung des Abfuhr⸗ ſcheines auf dem Forſtamt die Genehmigung zum Verkauf erteilt iſt. Der Käufer muß Für die Gewinnung im Walde verbliebener, laubnisſcheine aus, die bei der Gewinnung mit⸗ zuführen ſind. An Nichtortsbürger können ſolche Erlaubnisſcheine nur für den freien Wald Betr.: Ausführung des Feldſtrafgeſetzes. Gemäß Beſchluß Ortsbürgernutzungsaus⸗ ſchuſſes vom 21. 7. 1932 werden nachſtehend die Namen derjenigen Perſonen veröffentlicht, die in der abgelaufenen Periode wegen Feld⸗ frevel veranzeigt wurden. 1. Kamenzin Eugen, wohnhaft in Viernheim, Am Tivoli 2. Georgi Michael 3., wohnhaft in Viernheim, Am Tivoli 3. Lammer Alfons, wohnhaft in Viernheim, Am Tivoli 4. Diefenbach Lorenz, wohnhaſt in Mannheim, Mittelſtraße 117 Langendörfer Albert, wohnhaft in Mannheim, Ammerbachſtraße Gärtner Henrich, wohnhaft in Mannheim⸗ Waldhof, H. Riedweg Mitſchelle Friedrich, wohnhaft in Mannheim⸗ Waldhof, H. Riedweg Haller Joſef, wohnhaft in Mannheim⸗Sand⸗ hofen, Sonnenſtraße Sommer Jakob, wohnhaft Sandhofen, Gaswerkſtraße Wieland Karl, Sohn von Eugen, Viernheim Mannheimerſtraße Radner Auguſt, wohnhaft in Viernheim, Holzſtraße Alex Philipp, Sohn von Franz, Viernheim Lorſcherſtraße Grieſer Jakob, wohnhaft in Lampertheim, Poſtſtraße 4. Bauer Karl, Sohn von Peter 2., Viern⸗ heim, Weinheimerſtraße „Frau Valentin Kirchner 2. Viernheim, Bis⸗ markſtraße Splitter Karl, „„ Seiler Otto, wohnhaft in Mannheim, Pump⸗ werkſtraße Braun Guſtav, wohnhaft in Mannheim, Mittelſtraße 129 19. Hufnagel Willi, wohnhaft in Mannheim, Riedfeldſtraße 103 20. Bangert Kaſpar, Sohn von Jakob, Viern⸗ heim Kiesſtraße 21. Baureis Nikl., Sohn von Georg 5., Viern⸗ heim Kiesſtraße 22. Lammer Karl, Sohn von Jakob 5., Viern⸗ heim Neubauſtraße 23. Keßler Adam, Sohn von Edmund 1., Viern⸗ heim Neubauſtraße 24. Burkert Eliſe, Tochter von Math. 1., Viern⸗ heim Neubauſtraße 25. Hochſtädter Hans, Sohn von Mich. Witwe Viernheim, Am Tivoli 26. Schüßler Kurt, Sohn von Peter, Viern⸗ heim Moltkeſtraße 27. Weidner Peter, Sohn von Mathäus 2., Viernheim Ludwigſtraße Viernheim, den 31. Oktober 1982. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. in Mannheim⸗ wohnhaft in Mannheim Der Gesang-Verein„Liederkranz“ veranstaltet am Kir chweih- Dienstag einen„Bunten Abend“ im Freischütz. 22 m. B. Tattersallstraße 12 Nähe Hauptbahnhof. Telefon 44834. Von unseren Nallee.mpor ten bringen wWir wieder vier der arlesensten Sorten onne Zwischengewinn in den Verkauf Bourbon-Naffee Kräftiges, feines Aroma Pfund 2 Mark Suatemala-Mischung Sehr krältig, fein Pfund 2.25 Mark Mexiko⸗Mischung Hochgewächs, feurig, Kräftig Pfund 2.50 Mark Echt arabische Mokka-Mischung rassig, würzig Pfund 3 Mark Würfelzucker Hlein Domino, südd. Fabrikat Plun 39 Pig. Der Haltee wird täpnen keisen gebrannt Ider präsident des hessischen Landtages Prof. Dr. Werner spricht am Donnerstag, den 3. Mov. im Löwensaale. — cdeine Diskuſſion! Unkoſtenbeitrag 10 Pfg! —. Hitlerbewegung(Ortsgruppe Viernheim). e (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 1,40 Mt. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeila aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährli preis monatl. ge.— Bezugs en: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte ch einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ talender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Vierr rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: heim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung imer Anzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) An 1 reiſe: Die einſpaltige d koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., . n bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt. nahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes b bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 256 In kurzen Worten: Reichspräſident von Hindenburg empfing am Mittwoch den Reichskanzler zum Vor⸗ rag. Es handelte ſich dabei um eine Beſpre⸗ ung der innerpolitiſchen Lage. Reichskanzler von Papen hat deutſchnatio⸗ alen Landwirten erklärt, daß das Reichs⸗ kabinett ſofort die wegen der Einfuhrkon⸗ ngentierung nötigen Maßnahmen be⸗ chließen werde. Die Vorlagen über die Neuordnung des deutſchen Rundfunks enthalten Regelungen es Programmdienſtes, der Verwaltung und er Staatsaufſicht. Die kommiſſariſche preußiſche Staatsregie— rung hat eine Verordnung über die Haus⸗ altsführung der Gemeinden und Gemeinde— erbände verabſchiedet. Bei Echterspfahl im Speſſart verunglückte m Mittwoch das Flugzeug D 724. Die In⸗ aſſen, fünf Perſonen, kamen hierbei ums Leben. eee Verſtimmungen. Die innerpolitiſche Atmoſphäre t wieder einmal mit Hochſpannung geladen. Eigenartig nicht etwa wegen des Reichstagswahlkampfes, der dieſes Mal recht m verläuft, ſondern wegen der neuen Mi⸗ kiſter⸗Ernennungen für Preußen, die das Reich gegen den Willen des preußiſchen Staatsminiſteriums Braun vorgenommen hat und die nicht nur bei dieſem Miniſterium Anſtoß erregten, ſondern auch lebhafte Pro⸗ ſte in Süddeutſchland hervorgeru⸗ n haben. Zunächſt meldete ſich der baye⸗ che Miniſterpräſident Dr. Held zum Bort. In zwei Stuttgarter Wahlverſamm⸗ lungen äußerte er ſich mit ungewöhnlicher chärfe gegen das Vorgehen der Reichsre⸗ ierung. Der Reichskanzler habe, ſo ſagte er, it der Beſetzung von preußiſchen Miniſte⸗ en die Grenze ſeiner Befugniſſe, die ihm ls Reichskommiſſar für Preußen nach dem rteil des Staatsgerichtshofs gezogen ſeien, beit überſchritten. Das Vorgehen des ſteichs ſei ein Verfaſſungsbruch. Und der Bayeriſche Kurier“, das Organ der Baye⸗ iſchen Volkspartei, dem Miniſterpräſident r. Held beſonders naheſteht, bezeichnete die Raßnahmen der Regierung von Papen als glatte Annektion Preußens“ durch das teich. Das ſei der Beginn neuer Konflikte don Ausmaßen, die noch garnicht abzuſehen eien. Aber nicht nur in Bayern regt ſich ein ſehr heftiger Widerſtand, ſondern auch in Würt⸗ emberg und Baden. Das Stuttgarter „Deutſche Volksblatt“, das Organ des würt⸗ embergiſchen Staatspräſidenten Dr. Bolz, ein Zentrumsblatt, nennt die jüngſte Aktion der Reichsregierung gegen Preußen eine Ver⸗ faſſungsverletzung und eine Mißachtung des Spruchs des Staatsgerichtshofs. Auch ba⸗ diſche Zeitungen, insbeſondere die Zentrums⸗ blätter, vertreten den gleichen Standpunkt. Man kann alſo ſagen, daß die neuen Maß⸗ zahmen des Reichskanzlers von den drei füddeutſchen Länderregierungen, in denen Bayeriſche Volkspartei und Zentrum die * ührung haben, ſcharf abgelehnt werden. Die Reichsregierung iſt, wie man aus Berlin hört, über die ſcharfe Tonart, die Miniſterpräſident Dr. Held angeſchlagen hat, micht nur erſtaunt, ſondern auch erſchrocken und verſtimmt. Man will Herrn Dr. Held zunächſt nicht antworten, um die Kluft nicht noch mehr zu erweitern. Der Reichskanzler hatte offenbar geglaubt, durch ſeine Reiſen nach München und durch die wiederholte Entſendung eines beſonderen Vertrauens mannes in der Perſon des Freiherrn von Lersner das Verhältnis zwiſchen Reich und Bayern auf die Dauer freundſchaftlich ge⸗ taltet zu haben. Dieſe Annahme hat ſich nun als trügeriſch erwieſen. Es iſt ganz unver⸗ kennbar eine Abkühlung zwiſchen Berlin und München eingetreten. Man nimmt daher auch an, daß der bereits anaekündſate Bo⸗ N Donnerstag, den 3. November ſuch des Fretyerrn von Lersner in München unterbleiben wird. Merkwürdig war ja auch, daß Freiherr von Lersner, der am Dienstag dieſer Woche dem württembergiſechn Staats⸗ präfidenten Dr. Bolz in Stuttgart einen Be⸗ ſuch gemacht hat, dort nicht mit dem baye⸗ riſchen Miniſterpräſidenten zuſammentraf, obwohl Dr. Held an dieſem Tage ebenfalls in Stuttgart weilte. Er reiſte aber noch vor Ankunft Lersners wieder ab. Zu dieſer Verſtimmung zwiſchen Berlin und Süddeutſchland kommt natürlich auch noch eine ſolche zwiſchen der Rei chsregie⸗ rung und der alten Preußenregie⸗ rung. Das Kabinett Braun plant jetzt ei⸗ nen Vorſtoß gegen die Reichsregierung und zwar ſoll er im Rei chsrat unternommen werden. Dieſer iſt bekanntlich auf den 10. November einberufen worden. Nach dem Spruche des Staatsgerichtshofs iſt die alte preußiſche Staatsregierung berechtigt, die preußiſchen Reichsratsvertreter nach wie vor zu inſtruieren. Offenbar beabſichtigt num das Kabinett Braun, zuſammen mit den Re⸗ gierungen Bayerns, Württembergs und Ba— dens im Reichsrat gegen die Reichsregierung zu operieren. Auf dieſe Weiſe könnte ein neuer, recht unangenehmer Konflikt entſte⸗ hen. Am heutigen Donnerstag tritt der Ver⸗ faſſungsausſchuß des Reichs⸗ rats zuſammen. Er beſteht aus neun Mit⸗ gliedern. Das Preußenkabinett wird die Mi⸗ niſterialdirektoren Dr. Brecht und Dr. Badr als ſeine Vertreter in den Reichsratsausſchuß entſenden. Da Dr. Bracht, der ſtellvertreten⸗ de Reichskommiſſar für Preußen, jetzt auch zum Reichsminiſter ernannt worden iſt, hat er das Recht, ebenfalls der Ausſchuß⸗ ſitzung anzuwohnen. Unter Umſtänden könn⸗ te es ſomit ſchon heute zu Auseinanderſetzun⸗ gen über die ganze Frage kommen. Eine Entſcheidung wird aber erſt in der Plenar⸗ ſitzung des Reichsrats am 10. November zu erwarten ſein. Vom nationalen Standpunkte aus ſind dieſe internen Konflikte und Verſtim⸗ mungen natürlich ſehr zu bedauern. Denn heutigen Tages wären Einigkeit und Ge⸗ ſchloſſenheit des ganzen Volkes beſonders nötig. Hoffen wir daher, daß ſich ein Weg finden läßt, der zur gütlichen Beilegung die⸗ ſer Differenzen führt. Je eher das gelingen wird, deſto beſſer wäre es! Oel ins Feuer. Bemerkenswerte Rede eines franzöſiſchen Generals. Paris, 3. November. Weil die Stimmung in Frankreich ihnen offenbar noch nicht deutſchfeindlich ge⸗ nug iſt, hat der General Troſſoun, Kom⸗ mandeur des 3. Armeekorps, während einer Gefallenenkundgebung auf dem Friedh of (4) in Rouen eine blutrünſtige Rede gegen die„ſchwächliche“ franzöſiſche Außenpolitik ge⸗ halten. Frankreich habe, ſo erklärte der Ge⸗ neral, am Tage des Waffenſtillſtandes in Europa eine erſtklaſſige Stellung gehabt, aber nach und nach verliere dieſe Stellung durch die Fehler und die Schwächen der franzöſiſchen Politik immer mehr. Durch dauernde Zu⸗ geſtändniſſe laſſe man ſich die aus dem fran⸗ zöſiſchen Siege herrührenden Rechte allmählich entgleiten. Streſemann habe deutlich geſagt, wie die franzöſiſche Großmut eingeſchätzt würde und General Schleicher habe erklärt, daß alle franzöſiſchen Zugeſtändniſſe nur ein Beweis für die Scheinheiligkeit Frankreichs ſeien. Als der Präſident der Republik im Auguſt in Metz den neuen Kanal der Moſel ein⸗ geweiht habe, hätten gegenüber in Pirmaſens 550 000 ehemalige Ktiegsteilnehmer ſich ver⸗ ſammelt, um die Abſchaffung der Verträge und die Rückgabe der verlorenen Gebiete zu fordern. Niemals, auch nicht zur Zeit Wil⸗ »elms 2., ſei Frankreich mit größerer Ver⸗ achtung behandelt worden, als jetzt. Dem⸗ gegenüber aber ſei in Frankreich zunehmen⸗ des Sichgehenlaſſen, ja ſogar Diſziplinloſig⸗ keit ſeſtzuſtellen. Solche Reden haben gerade noch gefehlt, um die deutſch⸗franzöſiſchen Beziehungen noch meyr zu vergiften. und dann entruſtet man ſich in Frankreich über Deutſchland! Wer Oel ins Feuer gießt, braucht ſich nicht zu wundern, daß die Flammen höher auflodern! Neuordnung des Rundfunks. Vorlage der Reichsregierung an die Reichs- ralsausſchüſſe. Berlin, 3. Nov. Eine amtliche Preſſenotiz teilt mit, daß die Neuordnung des deutſchen Rund⸗ funks in organiſatoriſcher Hinſicht binnen kurzem vollſtändig durchgeführt ſein werde. Am 8. November würden in den Reichs⸗ ratsausſchüſſen eine Reihe von entſprechen⸗ den Entwürfen abſchließend erörtert. Der Aufbau des Rundfunks ſolle nach folgenden Grundſätzen durchgeführt werden: Die ein⸗ zelnen Rundfunkgeſellſchaften ſtel⸗ len ihr Programm ſelbſtändig im Rahmen der Richtlinien für die Programmgeſtaltung auf. Grundſätzliche Programmfragen wer⸗ den von der Reichsrundfunkgeſellſchaft bear⸗ beitet. Als beratende Organe für den Pro— grammdienſt wirken Programm bei⸗ räte mit, Die Richtlinien über den Programm- dienſt verpflichten den Rundfunk zur Aufbauarbeit an Volk und Skaat, die frei von Partkeieinflüſſen und bürokra⸗ liſchem Zwang ſein ſollen. Alle Rundfunkgeſellſchaften erhalten die Form der G. m. b. H. Die Anteile an der Reichsrundfunkgeſellſchaft ſind zu 51 Prozent in Händen der Reichs poſt, zu 49 Prozent bei den Ländern Preußen, Bayern, Sachſen, Württemberg, Baden und Hamburg. An der Ausübung der Staatsaufſicht ſind das Reich und die Länder beteiligt. Die Befugniſſe der Kommiſſare des Reichs und der Länder um⸗ faſſen Fragen der Perſonalpolitik und des Programmdienſtes. Die Kommiſſare können einzelne Dar- bietungen aus politiſchen Gründen ver⸗ bieten oder von Veränderungen abhängig machen. Die neuen Beſtimmungen über den Rund⸗ funk ſind mit den Vertretern der Länder, in denen Sendegeſellſchaften ihren Sitz haben, beſprochen worden. Deutſche Tagesſchan. Der neue Reichsbankausweis. Nach dem neuen Reichsbankaus⸗ weis hielt ſich die Inanſpruchnahme des Inſtituts am Monatswechſel in normalen Grenzen. Der Noten umlauf hat ſich in⸗ folge der ſtarken in Umlaufſetzung von Schei⸗ demünzen nur um 206 auf 3620 erhöht. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf liegt mit 3723 um rund 800 Millionen Mark unter demje⸗ nigen der gleichen Zeit des Vorjahres. Der Goldbeſtand hat infolge Eingang von ruſſi⸗ ſchen Goldes eine Steigerung um 20,5 Mil⸗ lionen erfahren. Dieſer Steigerung ſteht al⸗ lerdings ein Rückgang der deckungsfähigen Deviſen um 14,2 Millionen Mark gegenüber, hervorgerufen zumteil durch Zins⸗ und Til⸗ gungszahlungen aus der Dawesanleihe. Es ergibt ſich eine Beſſerung des Deckungsbe⸗ ſtandes um 6,3 Millionen Mark. Das Dek⸗ kungsverhältnis iſt von 27,4 auf 26 vom Hundert zurückgegangen. Die Geſamtvorlage der Reichsbank erſcheint durchaus geeignet, der Frage einer weiteren Diskontſen⸗ kung näherzutreten. Weiterbeſchäftigung ausgelernter iſt Mehreinſtellung. Auf eine Eingabe des Reichskartells des ſelbſtändigen Mittelſtandes hat der Reichs⸗ arbeitsminiſter dem Kartell folgende Ent⸗ ſcheidung mitgeteilt:„Wenn ein Lehrling nach Ablauf ſeiner Lehrzeit nicht aus dem Unternehmen ausſcheidet, ſondern in demſel⸗ ben als Geſelle oder Handlungsgehilfe oder ſonſt gegen Entgelt weiterbeſchäftigt wird, ſo iſt dieſe Weiterbeſchäftigung als Mehrein⸗ ſtellung eines Arbeitnehmers im Sinne der Verordnung des Reſchsnräſidenten zur Bele⸗ Lehrlinge 1 1 49. Jahrgang bung der Wirtſchaft vom 4. 9. 1932 anzuſe⸗ hen.“— Es wird ſomit in dieſem Fall die Mehrbeſchäftigungsprämie von 400 Mark gewährt. Auslands⸗Nundſchau. Die Karkoffelnerzeugung in der Sowjekunion Der Oktober-Monatsplan für die Bereitſtellung von Kartoffeln in den Er⸗ zeugungsgebieten iſt, wie aus Moskau amtlich gemeldet wird, bis zum 25. Oktober in der Geſamtunion nur zu 45,2 Prozent er⸗ füllt worden. Dadurch erreicht der Geſamt⸗ jahresplan für die Kartoffelnbereitſtellung bis zu dieſem für ruſſiſche Verhältniſſe ziem⸗ lich ſpäten Datum nur 38,1 Prozent. Ver⸗ hältnismäßig befriedigend verläuft die Win⸗ terausſaat von Getreide, da nach offiziel⸗ len Angaben bis zum 25. Oktober bereits bis zu 84,5 Prozent durchgeführt war. Der neue engliſche Spinnereiſtreik. Der Spinnereiſtreik in Lancaſhire nimmt jetzt eine noch größere Ausdehnung an. Faſt alle Spinnereibetriebe ſind ſtillge⸗ legt. Auch diejenigen Betriebe, die zunächſt noch arbeiteten, ſchloſſen aus Solidaritäts⸗ gründen die Betriebe. Politik und Revolver. Schießerei in Hamburg. Hamburg, 3. November. Die Polizeipreſſeſtelle teilt mit: Am Mitt⸗ woch morgen zwiſchen 6 und 7 Uhr verteilten Nationalſozialiſten und Kommuniſten Flug⸗ blätter, ohne daß es zu Zuſammenſtößen kam. Mährend ſich dann die kommuniſtiſchen Flug⸗ lattverteiler entfernten, begab ſich ein Trupp Nationalſozialiſten nach der Admiralitäts⸗ ſtraße, um weitere Flugblätter in der Innen⸗ ſtadt zu verteilen. In der Höhe der Heiligengeiſtbrücke traten den Nationalſozialiſten Kommuniſten entge⸗ gen und gaben auf die Nationalſozialiſten min⸗ deſtens 30 bis 40 Schüſſe ab. Getroffen wurden insgeſamt 12 Perſonen, von denen einige keiner Partei angehören und als Paſ⸗ ſanten in Mitleidenſchaft gezogen wurden. 190 7 Neues aus aller Welt. Feuer im Bergwerk. Auf der Zeche Con⸗ ſtantin der Große in Bochum brach ein Grubenbrand aus, durch deſſen Rauchent⸗ wicklung 21 Bergleute Vergiftungen davon— trugen. Vier von ihnen ſind ſchwer erkrankt ins Krankenhaus eingeliefert worden. Gefängnis wegen Betrugs des Wohl- jahrtsamks. Das Amtsgericht Düſſeldorf verurteilte einen wegen Betrugs ſchon mehr— fach vorbeſtraften Anſtreicher zu neun Mona⸗ ten Gefängnis bei ſofortiger Verhaftung, Der Beſtrafte hatte von Anfang Mai 1931 bis Mitte März 1932 für ſich und ſeine Frau Wohlfahrtsunterſtützung in Höhe von 365 Mark bezogen, obwohl er ſowohl wie ſeine Frau Nebenbeſchäftigung hatten, es jedoch unterließen, dieſe pflichtgemäß anzumelden. Arbeiksniederlegung im Freiwilligen Ar- beitsdienſt. Im Altonaer Freiwilligen Arbeitsdienſt haben 1000 Beſchäftigte die Arbeit niedergelegt. Die Urſache iſt darin zu ſehen, daß die von der Stadt gewährte be— ſondere Zulage von einer Mark auf Grund der neuen Feſtſetzungen des Reiches nicht mehr bezahlt werden kann. Dieſer Betrag war gedacht zur Beſtreitung eines erhöhten Aufwandes für Fahrgelder uſw., da die Ar⸗ beiten meiſt außerhalb der Stadt durchge- führt werden mußten. Anfall eines Schülerzuges. Auf der Sta⸗ tion Nordgermersleben bei Neuhal⸗ densleben fuhr am Mittwoch der Schülerzug Eilsleben—Neuhaldensleben, der mit Kin⸗ dern, die in Neuhaldensleben die Schule be⸗ ſuchen, dicht beſetzt war, in voller Fahrt auf einen dort für die Nacht abgeſtellten Leer⸗ zug auf. Dabei bohrte ſich die Lokomotive des Schülerzuges in die beiden letzten Wa⸗ gen des Leerzuges ein, die vollſtändig zer⸗ krümmert wurden Glücklichermeiſe erlitten eine Anzahl Kinder lediglich geringfügige Hautabſchürfungen. Sie konnten alle ihre Fahrt fortſetzen. Die Urſache des Unglücks ſoll auf falſche Weichenſtellung zurückzufüh⸗ ren ſein. Reichswehrdeſerkeur geht zur Fremden- legion. Beim Rekrutierungsbüro in Dieden⸗ hofen(Elſaß) meldete ſich der deutſche Unter⸗ offizier Paul Müller vom 4. Artillerieregi⸗ ment in Bautzen(Sachſen) zur Fremden⸗ legion. Müller erzählte, daß er aus Furcht wegen eines Stiefeldiebſtahls beſtraft zu werden, deſertiert ſei. Die ganze Strecke von Bautzen bis Diedenhofen, alſo 700 Kilometer habe er zu Fuß zurückgelegt. Durch deulſchen Dampfer gerektet. Mitt⸗ woch früh 1 Uhr hat der deutſche Dampfer „Bothilde Ruß“ 16 vermißte junge Got⸗ länder gerettet, die am Sonntag von der Inſel Gotland aus in einem Boot aufs Meer hinausgefahren waren, um eine ruſſiſche Flottille zu beſichtigen. Man hatte die ganze Zeit über nichts mehr von ihnen gehört und hielt ſie für verſchollen. Die ſchwediſche Funk⸗ ſtationen hatten alle Dampfer auf das ver- mißte Boot aufmerkſam gemacht, worauf die „Bothilde Ruß“ ihren Kurs ſofort geändert hatte. Die Stockholmer Preſſe zollt der Rettungstat des deutſchen Schiffes große Anerkennung und ſtellt feſt. wie ſchwierig ee geweſen ſein müſſe, im Dunkel der Nacht das Boot aufzufinden. Die Freude über die Rettung der Totgeglaubten iſt in dem klei⸗ nen Heimatdorf auf der Inſel Gotland un— beſchreiblich. Zuſammenſtoß zwiſchen Straßenbahn und D-Zug. An einer Bahnüberfahrt in der Nähe von Dijon, an der es bereits ſchwere Unfälle gegeben hat, ſtieß der D⸗Zug Nan⸗ cy Nevers mit einem Straßenbahnwagen zuſammen. Zwei Perſonen wurden auf der Stelle getötet, ſechs Perſonen wurden ſchwer verletzt, von denen bereits zwei geſtorben ſind. Wieder Erdſtöße in Griechenland. Die Halbinſel Chalkidike, auf der in letzter Zelt durch Erdbeben ſchwere Schäden angerichtet worden waren, iſt wiederum von ſchwere⸗ Erdbebenſtößen heimgeſucht worden. Zahl— reiche Gebäude ſtürzten ein. Die Bewohner flüchteten angſterfüllt ins Freie. Reich beſtreitet Pflichtverletzung. Begen die Erklärung der Regierung Braun. Berlin, 3. November. Zu der Erklärung der preußiſchen Staats⸗ regierung über die angebliche Pflichtverlet⸗ zung der Reichsregierung wird von zuſtän⸗ diger Reichsſtelle erklärt, daß dieſe Mittei⸗ lung irreführend ſei. Die Entſcheidung des Staatsgerichtshofes habe keineswegs der Reichsregierung die Pflicht auferlegt, die preußiſche Staatsregierung formell wieder in ihr Amt einzuführen. Die Reichsregierung habe lediglich die Pflicht, ihr die Ausübung feſt umriſſener Befugniſſe zu ermöglichen. Zu dieſem Zweck habe ſie der Regierung Braun bereits entſprechende Vorſchläge gemacht, auf die die Regierung Braun aber bisher nicht eingegangen ſei. Papen kommt nach Darmſtadt. Zum Beſuch der heſſiſchen Regierung. Darmſtadt, 3. November. Von zuſtändiger heſſiſcher Stelle wird amtlich mitgeteilt: Reichskanzler von Papen bat die Abſichk, 1 im Anschluß an seine Beſuche in Dresden, Stuftgart, Karlsruhe und nach der Einwei⸗ hung der Rheinbrücke in Mannheim am 20. November auch der heſſiſchen Regierung in Darmſtadt einen Beſuch abzuſtatten. Der abgeſtürzte Vallon. Eine Bauleitung vor Gericht. Mannheim, 3. November. In einer bis tief in die Nacht hinein wäh⸗ renden Verhandlung vor dem Schöffenge⸗ richt wurde die Schuld an dem verhängnis⸗ vollen Balkonabſturz in der Waldhof⸗ ſtraßſe am 30. Mai d. J. unterſucht. Ange⸗ klagt wegen fahrläſſiger Tötung und Kör⸗ perverletzung waren der Bauunternehmer E., der Architekt Sch. aus Karlsruhe, der Bauführer R. und der 64jährige Hilfsarbei⸗ ter S. Das Unglück hatte ſich folgenderma⸗ ßen ereignet. Die Familie Knaus hakte Beſuch, den das Ehepaar abends auf den Balkon führte. Kaum waren die vier Perſonen auf den Bal- kon gekreten, da brach auch ſchon die Bal konplatte durch. Frau Knaus ſtürzke in den Hof, ihr Mann, ein Kaufmann Heck und ein Fräulein Wilhelm auf den Balkon des vier⸗ ten Stockes. Alle Perſonen wurden verletzt: bei Frau Knaus wurden ſchwere innere und äußere Verletzungen feſtgeſtellt, die den Tod herbeiführten. Als das Haus noch im Rohbau ſtand. „ hatte ſich am 27. Auguſt 1930 der Lehrling Vielhauer in der Mittagsſtunde auf einen noch ungeſchützten Balkon im vierten Stock geſetzt und ſeinen Kameraden, den Lehrling Holl herbeigerufen. Als dieſer den Balkon be⸗ trat, ſenkte ſich die Platte, und Viel⸗ hauer ſtürzte auf den Balkon im dritten Stock. Holl konnte ſich noch an einer Gerüſt⸗ ſtange feſthalten, Vielhauer wurde ſchwer ver⸗ letzt. 5 N Die vier Angeklagten ſind beſchuldigt. die Unglücksfälle durch fehlerhafte Konſtruktion des Balkonbodens verſchuldet zu haben. Der Bauführer ließ die Balkone abſperren, als ſich Riſſe zeigten, außerdem wurden Ver⸗ hotstafeln aufgehängt. Trotz des erſten Un⸗ falles wurden nur ſechs Balkone neu herge⸗ ſtellt, die anderen drei, die drei höchſten wur⸗ den nicht erneuert. Die Angeklagten beteuer⸗ ten ihre Unſchuld und erklärten, ſie ſeien nicht verantwortlich. Das Urteil wird erſt im Laufe des Don⸗ nerstag gefällt. der Dresdener Krankenkaſſenſtandal 200 000 Mark veruntkreuk! Dresden, 3. November. Wie man erfährt, belaufen ſich die Unter ⸗ ſchlagungen bei der Dresd wer Orkskranken · kaſſe nach den letzten Jeſtedungen auf na; hezu 200 000 Mark. Die Anterſchlagungen ge hen bis in das Jahr 1926 zrück. Flugzeugkataſtrophe. Flugzeug im Speſſart abgestürzt.— Fünf Tote. Frankfurt a. M., 3. Nov. Auf dem Flug von Nürnberg nach Frankfurt a. M. verunglückte am Mitt⸗ wochmittag gegen 1,15 Uhr das Flugzeug D 724(Typ Junkers F 13) bei Echters⸗ pfahl in der Nähe von Rohrbrunn im Speſſart durch Abſturz. Die Inſaſſen des Flugzeuges, Oberregie. rungsrat Weindner und Regierungsral Eſchenbach vom Landesfinanzamk München, der kaufmänniſche Angeſtellte Richter von der Münchener Flugleitung und die Beſatzung, Flugzeugführer Ankon Schulz und Funker. e Karl Frank kamen hierbei ums eben. Sachverſtändige ſind zur Klärung der Gründe des Unfalles unterwegs. Bericht eines Augenzeugen. Ein Augenzeuge des Abſturzes berich⸗ tet über ſeine Beobachtungen: Es herrſchte dichter Nebel, ſo daß man nur auf we⸗ nige Meter Sicht hatte. Das Flugzeug flog außerordentlich niedrig über den Wal⸗ dungen zwiſchen Echterspfahl und Weibersbrunn. Nach dem unregel⸗ mäßigen Arbeiten des Motors zu ſchließen, muß während des Fluges ein Mo⸗ torſchaden eingetreten ſein. Plötzlich ſetzte der Motor aus und das Flugzeug ſtürzte mit ſtarkem Aufprall in den Wald. der eine Flügel iſt abge⸗ brochen und ſteht aufrecht im Walde. Das Flugzeug ſelbſt hal ſich 100 Meter davon entfernt in den Boden eingebohrt und iſt völlig zertrümmert. Der Flügel⸗ bruch dürfte durch den Auſprau auf die Baumkronen hervorgerufen worden ſein. Nach einer anderen Meldung ſoll das Un⸗ glück auf den gemeldeten Flügelbruch zurück⸗ zuführen ſein. Der Flügel ſoll ſich ſchon in größerer Höhe von der Maſchine gelöſt ha⸗ ben, Beim Abſturz geriet das Flugzeug in Brand, jedoch nahm das Feuer nur geringe Ausdehnung an, da ſich die Maſchine ſofort in die Erde einbohrte und das Feuer ſo er⸗ ſtickt wurde. Die bisher gefundenen vier Leichen ſind ſtark verſtümmelt. Der bisher noch nicht aufgefundene fünfte Verunglückte ſoll be⸗ reits in der Luft aus der abgeſtürzten Maſchine geſprungen ſein. Der verunglückte Flugzeugführer Schulz ſtammt aus Hindenbuürg(0berſchleſien), der Funkmaſchiniſt Frank aus Greifs⸗ wald. Militärischer Verrat. Drei Jahre Zuchthaus für einen Marine⸗ Gefreiken. Leipzig, 3. Nov. Das Reichsgericht verurteilte den früheren Matroſengefreiten vom Torpedoboot„Greif“, Spital, wegen Vorbereitung eines hoch⸗ verräteriſchen Unternehmens in Tateinheit mit Verrats militäriſcher Geheimniſſe, ſowie in Tateinheit mit einem Verbrechen gegen Paragraph 92 des Militärſtrafgeſetzbuches (Nichtbefolgung eines gegebenen Befehls) zu drei Jahren Zuchthaus, Entfernung aus der Marine und zum Verluſt der bürger⸗ Magdalen zwischen den zwei ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger, Halle(Saale) „Tante Suſanne ſoll mit ihr reiſen.“ „Die? Das iſt doch die alte Dame mit den grauen Locken? Sie tam mir ſehr vernünftig vor damals auf unſerer Hochzeit, obwohl ich kaum zehn Worte mit ihr ge⸗ Ich—“ wenn ſie in einer kleinen Penſion wohnen will, mir ſoll es recht ſein, denn— Magdalen iſt ſehr ſchön. Sie hat nur ihre Schönheit bisher zu wenig genützt. Vielleicht— hätte ſie ſogar mich dauernd zu ihren Füßen gezwungen. Viel⸗ leicht aber bin ich gerade deshalb verrückt nach ihr, weil ihre kühle Reſerve mich reizt, weil ich ſonſt etwas darum (5 geben würde, wenn ſie mir einmal Liebesworte zuflüſterte. Er hatte halblaut geſprochen, und der Freiherr wußte, trotzdem ſein Schwiegerſohn eigentlich doch zu ihm ge⸗ ſprochen hatte, waren die letzten Worte nicht für ihn be⸗ lichen Ehrenrechte auf die Dauer von ſechg ren In den Jahren 1930 bis 1931 iſt ein kom. muniſtiſcher Funktionär an den Angeklaglen 1 etreten, Fünen um den Angeklag. en für die Gedanken de 5 nen, tatſächlich jedoch in der ſchießen. Der Vorſitzende ſtellte in der Urteilsbe. gründung u. a. feſt, der Angeklagte habe jetzt! zugegeben, daß er überzeugter Kommuniſt ſei und alles daran ſetzen wolle, um die kom muniſtiſchen Gedanken in die Marine ein. dringen zu laſſen. Spital ſei jedoch nicht zu der Zerſetzungsarbeit der KPD. verwendet! worden, da er ihr viel beſſer dadurch dienen! konnte, daß er milikäriſche Nachrichken gab, die zumteil von der KPD. zum Zwecke des Bürgerkrieges zurückgeſtellt werden konnten, zumteil aber auch an Rußland weiter zu geben waren. Bluttat im Gefängnis. Zwei Tole, ein Schwerverletzter. Freiburg i. Br., 3. Nov. Wie erſt jetzt bekannt wird, ereignete ſic am Montag abend im hieſigen Landes gefängnis in einer Gemeinſchaftszell eine furchtbare Bluttat. In einem Anfall von Tobſuchk erſchlug ei Gefangener mit einem harten Gegenſtan zwei ſeiner Mitgefangenen und brachte den dritten ſchwere Kopfverletzungen bei, di aber nicht lebensgefährlich ſind. Schwere Anruhen in England. Polizei und„Hungermarſchler“. London, 3. Nov. Zu Zuſammenſtößen der Polizei m Hüngermärſchlern und Arbeits loſen kam es in den Zugangsſtraßen zum engliſchen Parlament. Es gelang aber der Polizei, unter Anwendung des Gummiknüp⸗ pels, die Bannmeile freizuhalten. An der Weſtminſterbrücke überfielen die Arbeitslosen die dort fahrenden Straßenbahnwagen, riſ⸗ ſen die Schilder von den Wagen herunter und griffen damit die Poliziſten an. Es wurde auch verſuchk, mit geſtohlenen Kraftwagen eine Barrikade zu errichten, Von der Charing Groß-Skation aus drang die Menge auf den Trafalgarplatz vor, Steine, Kohlenſtücke wurden auf die Poli. ziſten geſchleudert. Ueberall griff die Polizei mit Gummiknüppeln ein und trieb die Men⸗ ge auseinander. In der großen Verkehrs. ſtraße, dem Skann, ſind viele Jenſterſcheiben zerkrümmerkt worden. Jahlreiche Perſonen wurden verhaftet. Eine große Anzahl von Frauen brach ohnmächtig zuſammen. die Jahl der Verletzten ſteht noch nicht feſt. Der dramatiſche Augenblick bei den Unru⸗ hen war der Angriff der Polizei auf daz Nelſon⸗ Denkmal. „Du bleiboſt doch heute hier? Dann ſehen wir uns ja beim Mittageſſen wieder“, ſagte Lindsmühlen. Ein wenig ſpäter ſtand Graf Rex im Zimmer, ſteif, gemeſſen, kühl⸗ vornehm, wie er immer geweſen hatte eine Tochter der pommerſchen Lindsmühlen ge⸗ heiratet, und ſie hatten ſich nur damals auf der Hochzeit in Berlin, die im„Kaiſerhof“ gefeiert wurde, geſehen Der Graf war damals Botſchaftsrat, und er hatte dieſe Hochzeit in Berlin gewünſcht. Mit dem Majoratsberrn von Linds⸗ mühlen, vor dem er ſich jetzt gemeſſen verbeugte, hatten ihn wenig Intereſſen verbunden. r APD. zu gewin. bſicht, aus den Angeklagten einen Helfer militäriſchen Ver. rats für Rußland zu machen. Einer det Briefe Spikals enthielt als Anlage ein ge. heim zu haltendes Schriftſtück über Arkillerie. ſprochen habe. Da iſt aber Magdalen ſicherlich ſehr gut aufgehoben.“ „Beſtimmt, Friedrich Karl! Was nun den Scheck an⸗ betrifft, ſo will die Kleine kein Geld. Sie hat ſich etwas aufgeſpart von ihrem Nadelgeld und will das nun zu ihrer Reiſe verwenden.“ Der Schloßherr pfiff durch die Zähne. Donnerwetter nochmal! Das imponierte ihn.— Magdalen war doch anders, ganz anders als die Frauen, die noch auf ſeinem Wege waren. Immer Geld, niemals genug Geld konnten die von ihm verlangen. Erſt neulich wieder die Lydia! Zehntauſend Mark waren gar nichts. Die verlangte ſie eben zu irgend etwas. Sie hatte hier irgendeinen koſtbaren Schmuck geſehen, dort in einem Pelzgeſchäft einen Ein⸗ kauf gemacht oder ſich ſonſt extravagante Dinge geleiſtet, die Unſummen verſchlangen, ohne ſich auch nur im ge⸗ ringſten zu ſcheuen, dieſe Summen dann zwiſchen einem holdſeligen Lächeln und einer Zigarette von ihm zu ver⸗ langen. Lydia! Noch war ſie bezaubernd, hielt ihn durch ihre fürſtliche Schönheit und ihre heiße, leidenſchaftliche Liebe. Aber das konnte nur noch eine Frage der Zeit ſein, dann würde er auch ſie beiſeite werfen— das wußte Friedrich Karl von Lindsmühlen ſchon heute. Er warf die Zigarre in den Becher und ſtand auf. „Gut alſo, ich bin mit dem Unſinn einverſtanden. Mit dem Geld, das weiß ich noch nicht ſo recht. Wiederum, ſtimmt geweſen. Friedrich Karl ſtrich mit der Rechten über die heiße Stirn. „Ich bin einverſtanden. Willſt du das gütigſt beſtellen? Im Oktober erwarte ich ſie dann wieder in unſerem Stadt⸗ heim. Ich denke, daß dann ein anderes Leben beginnen wird. Bis dahin werde auch ich aufgeräumt haben.“ Magdalens Vater reichte ihm die Hand. „Sei gut zu der Kleinen— ſie verſteht eben das Leben nicht! Sicher aber wird ſie es noch lernen.“ „Sie mag bleiben, wie ſie iſt.“ Das klang ſchroff. Freiherr von Gerring ſah ſeinen Schwiegerſohn er⸗ ſtaunt an, ſagte jedoch nichts. Die beiden Herren ſprachen dann noch von einigen anderen Sachen. Friedrich Karl war ärgerlich auf Jockei Förſterberg, da der ihm das wertvollſte Pferd zum Teufel geritten hatte. Er ſprach davon, ſeinen Rennſtall zu erweitern, was den Freiherrn veranlaßte, ihn vorſichtig zu warnen, da ein großes Vermögen in ſolch einem Stall ſteckte, das man jeden Tag verlieren konnte. f Die Debatte darüber war noch in vollem Gange, als der Diener den Grafen Rex meldete, der den Herrn von Lindsmühlen dringend zu ſprechen wünſchte. „Ich laſſe hierher bitten!— Papa, du biſt ſo freundlich.“ Freiherr von Gerring erhob ſich und ging nach ein freundſchaftlichen Händedruk. Die Herren ſaßen ſich nach der Begrüßung in den tiefen Klubſeſſeln gegenüber, und Graf Rep ſuchte augenſcheinlich eine ganze Weile nach der paſſenden Einleitung; dabei er⸗ ſchien er dem Majoratsherrn ſeltſam aufgeregt und ver⸗ ſtört, was die kühle Vornehmheit eben doch nicht verdecken konnte. „Ich bin gleich ſelbſt gekommen. Friedrich Ehriſtian hat ſich in dieſer Nacht erſchoſſen. Der Grund iſt ein Rätſel“, ſagte der Graf plötzlich ſpröde in Friedrich Karls abwartendes Schweigen hinein. „Friedrich Chriſtian!? Um des Himmels willen, was hat denn dieſen frohen Menſchen die Waffe in die Hand gedrückt?— Die arme Tante Adelheid!— Ich bin ganz außer mir!“ i „Es trifft uns alle furchtbar. Aber gegen die Tatſache läßt ſich nichts machen. Es— handelt ſich um etwas anderes mit.“ a 5 „Sprechen Sie doch, Graf!“ 5 Die Handſchuhe wurden lang gezogen, der Graf ſchob ſich das Rückenkiſſen zurecht, das heruntergefallene Monokel mußte auch noch geputzt werden, dann endlich ſagte er: „Die Lindsmühlen in Pommern ſtehen vor dem Nichts. Gut Henninghofen ſteht vor der Verſteigerung. Der Erbe iſt tol. Wer da die Schulden bezahlen ſoll—1 Zudem, wovon ſoll Tante Adelheid leben? Und Fanny? Ich habe ein hohes Einkommen; aber mit einem kleinen Zuſchuß hat man ſchließlich doch gerechnet. Hm! Ich wollte nun Gaoyriſezung folgt Es wäre außerordentlich wichtig, wenn das Wetter mit un⸗ umſtößlicher Sicherheit vorausgeſagt werden könnte. Wie an⸗ genehm für den Wanderer, wenn er wüßte, ob er Regen oder Sonnenſchein zu erwarten habe; wie bedeutungsvoll für den Landwirt, der die Beſtellung des Ackers und das Einheimſen der Ernte mit der Witterung in beſten Einklang zu ſetzen ver⸗ möchte, wenn er wüßte, wie das Wetter wird! Unſere Wetterwarten ſagen die Witterung aus dem Luft⸗ druck und den Wärmezuſtänden verſchiedener Orte eines großen Gebiets auf einen Tag mit vielen Treffern und ver⸗ hältnismäßig wenig Fehlangaben voraus; jedoch ſetzen wir den Fall, wir wären in einer Gegend, wo keine Wetternachrichten hinkommen. Wir müßten es dann machen, wie die Leute es in alter Zeit getan haben. und die Natur ſelbſt fragen, ob ſie uns nicht durch Anzeichen verratet. welches Wetter ſie zu beſcheren geſonnen ſei. Freilich, mancher baut auf die ſelten trügende Erfahrung: „Kein Wirtshaus ſo klein. es iſt ein Wetterglas drein.“ Aber ein Barometer allein ſagt nicht immer die Wahrheit, ſondern gibt nur dann genaue Kunde, wenn ſeine Angaben mit denen an anderen Orten und den eigenen vorhergehenden verglichen werden. Daher darf man es dem Landmann nicht verargen, der ſein Barometer, das auf„ſchön“ ſtand, bei heftigen Regen zum Fenſter hinaushielt mit den zürnenden Worten:„Kannſt du dummes Ding nun ſehen, wie es regnet?“ Abhängig vom Wetter war der Menſch allezeit. und von jeher bemüht er ſich, deſſen Wechſel voraus zu wiſſen. Der Acker⸗ bauer, der Jäger, der Hirt— ſie richteten ihr Augenmerk auf ihre Umgebung, zumal auf die Tiere, deren Gefühl für Witte⸗ rungsveränderüngen ihnen nicht verborgen bleiben konnte. Es fällt ja jedem im Sommer das Verhalten der Tiere bei Ge⸗ witierſchwüle auf, Der Menſch fühlt den lähmenden Einfluß der Gewitterſchwüle und ſieht an den Tieren die Mattigkeit in Bewegung und Haltung, Naht das Gewitter, noch ehe die Blitze zucken, ſo ſchweigen die Vögel; ſie bergen ſich vor dem Ausbruch des Gewitters. Und wie neu belebt ſind die Menſchen und Tiere nach der elektriſchen Entladung. Es iſt, als wenn die Natur aufatmete. So erkennen wir, wie eine Witterungserſcheinung deutlich wahrnehmbar auf die Tierwelt einwirkt. In dem vorliegenden Falle äußert ſich dieſe Einwirkung als eine Störung im Wohl⸗ befinden. Was wir Schwüle nennen, iſt ein Unbehagen, das durch die vermehrte Feuchtigkeit der warmen Luft hervor⸗ gerufen wird, die die Waſſerabgabe des Körpers erſchwert. Ein ähnliches Unbehagen verſpürt man in heißen, menſchenüber⸗ füllten Räumen. Beim Gewitter aber ſpielt die elektriſche Spannung auch wohl eine Rolle. Tatſache iſt, daß ältere, an Gicht leidende Leute ſchon lange vorher an der Zunahme ihrer Schmerzen Gewitter und Wetterwechſel voraus merken. Sehr lehrreich iſt andererſeits das Verhalten der Tiere in der außerordentlich warmen und trockenen Luft, die in den Alpenländern der Föhnwind mit ſich bringt. Im Gegenſatz zur warmfeuchten Gewitterluft, die die Verdunſtung hindert, ſteigert die Föhnluft die Waſſerabgabe. Die Schleimhaut der Naſe wird trocken, die Gemſen verlieren die Witterung, den einen Geruch, der ſie vor ihren Feinden warnt. Sie klettern auf die unzugänglichſten Felsgrade und Zacken, um ſicher vor Menſchen und Raubtieren zu ſein. Auch der Jagdhund vermag zur Zeit des Föhns der Fährte des Wildes nicht mehr zu folgen, da die trockene Naſe ihren Dienſt verſagt. 0 Die geſamte Tierwelt der Alpen ändert mit dem Nahen des Föhns ihr Verhalten. Die friedlich graſenden Bergziegen werden im Streite um den Weg plötzlich zu unverſöhnlichen Boxkämpfern und erklimmen wie die Gemſen in angſtvoller Flucht die für den Menſchen kaum erreichbaren Felsgipfel. Die Rinderherden dagegen ſtürzen mit einem dumpfen Gebrüll die ſteilen Hänge hinab, den ſicheren Stall zu erreichen. Aber auch das eingeſperrte Vieh verrät durch ſtundenlang anhaltendes Brüllen und Raſſeln mit den Ketten ſeine. fieberhafte Unruhe. Bei den Menſchen macht ſich die Müdigkeit in den Gliedern bemerkbar, Naſenbluten und Herzklopfen ſtellen ſich oft ein, und nervöſe, reizbare Perſonen leiden an körperlicher und geiſtiger Verſtimmung, die bis⸗ weilen in wirkliches Krankſein übergeht, das ebenſolange an⸗ hält wie der Föhn. So üben gewaltige Naturerſcheinungen einen unverkenn⸗ baren Einfluß auf lebende Geſchöpfe aus. Durch Nachdenken müſſen wir zu dem Schluß kommen, daß geringer Wetterwechſel auch wenig merkbare Gegenäußerungen der Tierwelt zur Folge haben muß, und daß zu ihrer Wahrnehmung eine eingehende Beobachtung erforderlich iſt, die jede Kleinigkeit in Betracht , Und dg eine Beobachtung nicht genügt, eine Geſetzmäßig⸗ eit zu begründen, ſo bedarf es der Sammlung vieler Tat⸗ ſachen, um Täuſchungen auszuſchließen, denen ſelbſt kundige elehtte unterliegen, wenn ſie nicht auf der Hut ſind. Als einſt der große Naturforſcher Newton ins Freie ging, wurde er von einem Schäfer, der ſeine Herde unter Auf⸗ ſicht hielt, vor dem bevorſtehenden Regen gewarnt und erſucht, umzukehren, wenn er nicht naß werden wolle. Da der Himmel klar war und keine Regenwolke zeigte, dankte Newton für den guten Rat, ohne ſich von dem Spaziergang abhalten zu laſſen. Allein nach kurzer Zeit wurde die Luft trübe und dichter Regen ſiel herab, ſo daß Newton durchnäßt auf dem Rückwege wieder bei dem Schäfer anlangte, den er befragte, auf welche Weiſe ihm die Vorherſage des Regens möglich geweſen ſei— lag doch möglicherweise die Entdeckung eines Naturgeſetzes vor, deſſen Wirkung dem Schafhüter in die raxis bekannt ge⸗ worden ſein konnte. Der biedere 8 äfer zögerte nicht mit der Antwort; er erklärte dem Gelehrten, daß ſtels baldiger Regen eintrete, wenn ſein alter Schaf bock ſich in einer beſonderen Weiſe vom Winde abkehrte. Damit war für die Wiſſenſchaft aller ings nichts gewonnen, zumal ſich herausſtellte, daß andere Schafböcke nicht mit dem gleichen Gefühl für Witterungs⸗ änderung begabt waren, und da ſchwer zu entſcheiden war, ob der altersſchwache Bock an gichtigen Beſchwerden litt oder nicht. Jedenfalls aber läßt ſich nicht abſtreiten, daß hier ein Fall vorliegt, der die Empfindlichteit eines Tieres für Aende⸗ rung des Wetters auf das Deutlichſte erkennen ließ. Je größer der Einfluß iſt, den Regen und Sonnenſchein auf die Lebensbedingungen eines Tieres haben, um ſo feiner wird deſſen Vorgefühl für einen Umſchlag des Wetters ſein, und dieſe Regel ſehen wir auch bei vielen Inſekten beſtätigt, denen Regen das Daſein und die Suche nach Nahrung erſchwert. Kommen die Bienen bald nach ihrem Ausflug wieder zurück, ſo kann man ſich auf Regen gefaßt machen, denn die feuchte Luft beſchwert die Flügel der Tierchen und hindert ſie im Fluge. Aus demſelben Grunde verkriechen ſich viele In⸗ ſekten vor dem Eintritt des Regens oder fliegen in tieferen Luftregionen. Die den Mücken oder Fliegen nachſtellen⸗ den Schwalben ſind daher gezwungen, ihre Nahrung dicht über der Erde zu ſuchen, weil ſie in der Höhe keine Beute finden, und ſo gilt denn auch der niedrige Flug der Schwalben als ein Anzeichen nahen Regens. Der Hauch des Mundes läßt ebenfalls auf den Feuchtigteits⸗ gehalt der Luft ſchließen. Verdichtet er ſich zu ſichtbarem Waſſer⸗ dampf, ohne daß die Lufttemperatur eine niedrige iſt, ſo iſt die Luft mit Feuchtigkeit geſättigt, und die geringſte Temperatur⸗ erniedrigung bringt feuchte Niederſchläge. Aus gleichem Grunde ſehen wir als Anzeichen ſchlechter Witterung an, wenn die einer Lokomotive entſtrömende Dunſtwolke ſich weit hinzieht und lange ſichtbar bleibt, während gutes Wetter zu erwarten iſt, wenn dieſe Dunſtwolke alsbald nach ihrem Austreten ſich in der Luft auflöſt. Schon im Altertum machten die Bewohner der Lipariſchen Inſeln die Beobachtung, daß die Dunſtſäule über dem Vulkan auf Stromboli größer und mächtiger vor eintretendem Regen ſei, als bei dauernd heiterem Wetter, ohne jedoch zu wiſſen, daß die Erſcheinung auf dem großen Feuchtig⸗ keitsgehalt der Luft beruht. Da nun die Wolken am Himmel, ebenſo wie der Hauch des Mundes, die Dunſtwolke der Loko⸗ motive und des Vulkans, aus feinen Waſſerbläschen beſtehen, ſo ergibt ſich von ſelbſt, daß die am heiteren Mittag eines Sommer⸗ tages ſich bildenden Haufenwolken, ſobald ſie gegen Abend hin dichter werden, Boten des Regens ſind. Beginnt die Feuchtig⸗ keit ſich bereits auszuſcheiden, ſo pflegt der Mond einen Hof zu zeigen. Hölzerne Gefäße quellen auf, das Salz wird feucht und der Ruß fällt aus dem Schornſtein, indem er Waſſerdunſt aufſaugt; es ſteht daher Regen vor der Tür. Werden die Waſſerdämpfe durch die Abendkühle verdichtet, ſo geht die Sonne in prachtvoller Abendröte unter und zeigt unruhiges Wetter mit Regen an. Fällt die Kühle der Nacht dieſe Dünſte als Tau, ſo darf man mit ziemlicher Gewißheit auf ſchönes Wetter rechnen, da das Waſſer aus der Luft ent⸗ fernt wurde. Starker Tau gibt Hoffnung auf einen heiteren Tag; dagegen iſt Regen zu vermuten, wenn es bei Windſtille nicht getaut hat. Die Bienen fliegen an tauarmen Morgen früher aus als gewöhnlich, da ſie ihre Nahrung ungehindert finden können und nicht zu warten brauchen, bis die Blumen trocken geworden ſind. Früher Flug der Bienen deutet daher auch auf Regen. Als vorzüglicher Wetterprophet gilt ſerner die Spinne, und zwar ſchon von alters her. Bereits um das Jahr 1477 ſchreibt Konrad von Megenberg in der erſten deutſch herausgegebenen Naturgeſchichte:„Wenn die Spinnen iren Netzel höher ziehent, daß iſt ein Zeichen, daß es regnen will.“ Und noch heute gilt auf dem Lande die Regel, daß das fleißige Arbeiten der Spinnen an ihrem Netz ſchönes Wetter anzeige, wohingegen ſchlechtes Wetter, Regen und Wind, eintreten ſoll, wenn die Kreuzſpinnen einen Teil ihres Gewebes einreißen. Die Urſache des Einreißens iſt in der Eigenart des Geſpinſtes zu ſuchen, deſſen Fäden ſich bei feuchter Witterung enger zu⸗ ſammenziehen. Damit jedoch die Spannung nicht zu groß werde und das mühſam gewirkte Gewebe möglichſt erhalten bleibe, lockert das vorſorgliche Juſekt die zarten Schnüre oder durchſchneidet ſie an geeigneten Stellen. Hat es dagegen das Gefühl, daß gutes Wetter eintreten wird, bei dem Mücken und Fliegen wieder zum Vorſchein kommen, ſo bringt es ſein Netz Ein guter Wetterprophet. 5 in Ordnung und fügt den vorhandenen Maſchen neue hinzu, im voraus auf guten Fang hoffend. Der Franzoſe Quatremer d' Isjoval ſchrieb ein Büchlein unter dem Titel:„Die Spinnen als die beſten Wetterprophetinnen“, und er durfte ſie wohl rühmen, da er ihnen langerſehnte Befreiung aus dem Kerker verdankte. Quatremer, nämlich ein franzöſiſcher General⸗ adjutant, wurde von den Holländern in Utrecht gefangen⸗ gehalten; er aber ſagte aus dem Verhalten der Spinnen den Eintritt ſtarken Froſtes voraus, der wirklich eintrat und die Eroberung Hollands durch Pichegu(1794) ermöglichte, die ihm die Freiheit wiedergab. Beſtändiges Wetter ſoll eintreten, wenn die Hängeſpinnen die Hauptfäden neuer Netze lang und weit ziehen, und wenn die Winkelſpinnen in der Nacht ihre Gewebe vergrößern. Wind und Sturm ſtehen bevor, ſobald die Hängeſpinnen ihr Netz einreißen oder die Maſchen ſehr weitläufig anlegen. Anzeichen von Kälte ſind das Hervor⸗ kommen der Winkelſpinnen, ihre Unruhe und ihr Kampf um die beſtgelegenen, ſchon fertigen Gewebe. Je dichter ſich dieſe Spinnen einweben, um ſo ſtrenger ſoll die zu erwartende Kälte werden. Auch von einigen Schnecken wird behauptet, daß ſie brauchbare Wetterpropheten ſeien. Die Schnecken nehmen keine Feuchtigteit durch Trinken auf, ſondern begnügen ſich mit den Säften der Kräuter, die ſie verſpeiſen, und ſaugen nur während eines Regens Waſſer durch die Oberhaut ihres Körpers ein. das ſie in regelmäßigen Zwiſchenräumen wieder ausſchwitzen. Je mehr Flüſſigkeit ſie auf dieſe Weiſe verlieren, um ſo auf⸗ fallender verändert ſich ihre äußere Färbung. Die Garten⸗ ſchnecke wird erſt hellrot, dann dunkelrot und zuletzt braun. Man trifft ſie niemals unterwegs kriechend an, außer vor dem Regen. Mehrere Arten von Gartenſchnecken kriechen zwei Tage vor einem Regen an den Stämmen der Bäume hinauf und ſetzen ſich auf die Blätter, als wollten ſie das belebende Naß aus erſter Hand empfangen. Wird der Regen ſtark und an⸗ haltend, ſo begeben ſie ſich an die untere, geſchütztere Seite der Blätter; wird er vorausſichtlich nicht lange dauern, ſo bleiben ſie auf der oberen Blattſeite in ſtiller Erwartung kleben. Den Laubfroſch hält man für einen Wetterpropheten und ſperrt ihn deshalb in ein Glashäuschen ein, um ihn wie eine Art von nützlichem Tier zu halten. Aber der Ruf, den er als Regenverkünder beſitzt, iſt ein keineswegs verdienter. Er ſchreit, wenn bereits feuchte Witterung eingetreten iſt, und ſchweigt, wenn trockene Luft vorherrſcht. Das Schreien iſt in erſter Linie ein Zeichen ſeines Wohlbefindens; es kann aber auch durch Sinnenreiz hervorgerufen werden, denn er fängt zu quaken an, wenn man anhaltend mit Papier raſchelt, Meſſer⸗ klingen aneinanderreibt oder ähnliche Geräuſche auf ihn ein⸗ wirken läßt. Auch das Hoch⸗ und Niedrigſitzen auf ſeiner Leiter iſt ohne Bedeutung für die Wettervorausſage, wie jeder alsbald erfahren wird, der über das Gebaren des gefangenen Laub⸗ froſches und den Wetterwechſel eine Zeitlang genau Buch führt. Er wird bald einſehen, daß Laubfroſch und Wetter in keinem Zuſammenhang ſtehen. Das Quaken des Laubfroſches im Freien kann nur bedingungsweiſe als ein Anzeichen bevor⸗ ſtehenden Regens gelten, denn er läßt ſein eintöniges Lied nur dann hören, wenn es ihm wohlgeht, wenn er ſatt iſt. Feuchte Luft treibt die kleineren Inſekten den Büſchen und Geſträuchen zu, auf deren Geäſt der Laubfroſch hauſt, und da iſt es denn möglich, daß er reichere Beute findet und üppigere Mahlzeiten hält als ſonſt, wenn kein Regen in Sicht iſt. Man würde ſeinen Ruf daher nicht ganz falſch mit„Satt, ſatt!“ überſetzen, während man denſelben allgemein als„Natt, natt!“ zu deuten pflegt. Ein weniger anmutiger Geſelle iſt der Blutegel, der jedoch als Weiterfühler großen Ruf beſitzt. Um ein Wetterglas zu machen, nimm einen Blutegel, wie ſolcher in den Apothelen käuflich zu haben iſt, tue ihn in eine gläſerne Flaſche mit weiter Mündung, die du mit Waſſer füllſt. Auf den Boden! gib weißen Sand und einige Kieſelſteine. Dieſe Flaſche ſtelle an einen kühlen, aber hellen Ort und bewahre ſie vor den Strahlen der Sonne. Ein nach Norden gelegenes Fenſter eignen ſich gut Bei heiterem und ſchönem Wetter liegt der Blutegel auf dem Grunde der Flaſche ohne Bewegung, in einer Schnecken⸗ linie gebogen. Wird er unruhig, ſo bedeutet dies, daß Aende⸗ rungen in der Witterung bevorſtehen, und aus der mehr oder minder zunehmenden Bewegung des Tieres kann man auf den höheren oder geringeren Grad der Veränderung ſchließen. Will es regnen, ſo ſteigt er zur Oberfläche des Waſſers und bleibt ſo lange oben, bis das Wetter wieder anfängt ſchön zu werden. Vor beginnendem Wind und Sturm durcheilt der Blutegel das Waſſer mit großer Behendigkeit und hört nicht eher auf, ſich zu bewegen und zu ſchlängeln, als bis der Wind ſich erhebt. Stehen gleichzeitig lange Streiſenwolken am Himmel, die ſich in„Schäfchen“ auflöſen, ſo kann man mit unzweifelhafter Sicherheit auf bevorſtehenden heftigen Wind rechnen. Sind Gewitter im Anzug, ſo begibt er ſich aus dem Waſſer und zeigt auffallende Unruhe. Bekanntlich iſt der Blutegel ein geger elektriſche Reizungen höchſt empfindliches Tier. Daß Tiere ein ſeines Gefühl für Wetterumſchlag haben. läßt ſich nicht leugnen. Als ich vor Jahren in einem Boot in der Beuſtädter Bucht fuhr, ſagte mein Schiffer:„In drei Tagen ſpäteſtens haben wir Oſtwind.“—„Woran ſehen Sie das?“ fragte ich.—„Das Waſſer iſt klar geworden“, antwortete er. Und ſo war es auch. Die unzähligen Kleintierchen des Waſſers. die in ſtillen Buchten das Waſſer oft ſtark trüben, hatten ſich geſenkt. Es trat ſchon nach zwei Tagen Oſtwind ein, und mit ihm hörte der herrſchende Weſtwind mit ſeinen Regenſchauern auf. Hier hatten alſo die kleinen, mikroftopiſchen Geſchöpfe die bevorſtehende ſtürmiſche Bewegung des Waſſers geahnt. Alle derartigen Beobachtungen erfordern aber, außer der günſtigen Gelegenheit, Zeit und genaue Prüfung. Leider teilen die Tlere als Wetterpropheten mit anderen Propheten das Schickſal, daß ihnen kein unbedingter Glaube geſchenkt. 170 21„Die Wette um Era ! ĩ 4. Fortſetzung Nachdruck verboten. Die kraftvolle, braune Hand ſtrich das Haar zurück. Im Reitanzug ging der Schloßherr von Hagenhöhe in den Salon. Dort erhob ſich ein alter Mann und blickte ihm mit müden, eingeſunkenen Augen entgegen. 5 Kardorf ſtreckte dem Beſucher die Hand entgegen, was dieſer aber überſah. Zorn ſtieg in dem Jüngeren auf. Was ſollte denn das heißen? „Darf ich fragen, was Sie zu mir führt?“ fragte er, und jeder Zoll war bereits Ablehnung. a „Ich habe die ganze Zeit über auf Sie gewartet. Seit drei Stunden warte ich auf Sie, Herr Kardorf!“ Der andere trat einen Schritt zurück. „Was ſoll das heißen? Ich wüßte nicht, daß ich mich mit Ihnen verabredet hätte.“ a „Nein— gewiß nicht! Aber denken Sie nicht, daß, weil wir arm ſind, wir uns eine derartige Kompromittierung gefallen laſſen müſſen!“ Kardorf blickte ihn mit weit geöffneten Augen an. Hagens Jüngſte, die er noch nicht kannte— ſie hatte er geküßt! Schweigen herrſchte im Zimmer. In Kardorfs Bruſt arbeitete es, und in ſeinem Hirn jagten ſich die Ge⸗ danken. Endlich ſagte er: „Ich bin ſelbſtverſtändlich zu jeder Genugtuung bereit, Herr von Hagen.“ „Es gibt nur eine, Herr Kardorf!“ Der zuckte zuſammen. Was wollte der denn von ihm? Sollte er etwa die kleine——— Haha, das war ja zum Lachen. Er, Harald Kardorf, der Gatte dieſer kleinen Land⸗ pomeranze! Er, den das Geringſte an einer Frau ſtören konnte, er ſollte täglich dieſe kleine Landpomeranze als ſeine Frau neben ſich dulden, nur weil er in einer dummen „Laune ſie geküßt hatte? Fein ausgedacht von dem ver⸗ armten Kerl da, dieſem Herrn von Habenichts, der die Situation ſo wunderſchön für ſich auszunützen verſtand. Aber das ſollte ihnen nicht gelingen— das nicht! Kardorf richtete ſich hoch auf. „Ich habe Ihr Fräulein Tochter nicht gekannt! Habe — auf mein Wort— nicht gewußt, wen ich vor mir hatte. Ich bedaure den ganzen Vorfall auf das tiefſte und bin zu jeder Entſchädigung und Genugtuung bereit. Was Sie jedoch vorhin andeuteten, ſcheidet aus! Völlig aus, Herr von Hagen. Das kann mir unter keinen Umſtänden zu⸗ gemutet werden.“ Ohne ein weiteres Wort, ohne Gruß verließ Herr von Hagen das Zimmer. Gleich darauf ſah Kardorf ihn drüben zwiſchen den Feldern dahingehen. Achſelzuckend trat Kardorf vom Fenſter zurück. Etwas Tolleres hatte die Welt wahrhaftig noch nicht erlebt! Nun, die dort drüben würden ſich ſchon beruhigen. Er würde eine hübſche Summe auf einen Scheck ſchreiben, und dann würde die leidige Angelegenheit eben doch erledigt ſein. ** * Einige Tage ſpäter kam ſein Vater. Groß und aufrecht ſchritt er neben ſeinem Sohne, der ihn freudig überraſcht empfing, die breiten Stufen der Freitreppe hinauf. Er war wie immer herzlich und humorvoll, und Harald Kardorf, der für den erſten Augenblick den Beſuch des Vaters auch mit der albernen Angelegenheit, wie er das ganze Vor⸗ kommnis noch immer bei ſich nannte, in Verbindung bringen zu müſſen glaubte, atmete erleichtert auf. Ihm tat das kleine, ſchöne Mädel auch ein bißchen leid. Gewiß, das wollte er doch auch gar nicht abſtreiten. Aber das andere! Nein, das war doch zu grotesk! Das war ein⸗ fach unmöglich. Die beiden Kardorfs ſaßen ſich dann im alten, ſchönen Herrenzimmer gegenüber, und bei einer guten Zigarre und einem Glaſe Rüdesheimer tauſchten ſie gegenſeitig die letzten Erlebniſſe aus. Sie hatten ſich einander immer gut verſtanden, Vater und Sohn. Herr Kardorf senior hatte jederzeit Verſtändnis für die Bedürfniſſe eines jungen reichen Mannes gehabt. Harald war ja bereits ohne ihn reich, denn er beſaß ſchon von ſeiner verſtorbenen Mutter her ein großes Vermögen. Und Herr Kardorf hatte nie ein Wort darüber verloren, wenn er auch erfuhr, daß der Sohn etwas toll gewirtſchaftet hatte. Harald wiederum achtete ſeinen Vater ſehr hoch, und er war der einzige Menſch auf der Welt, deſſen Willen ſich der Herrenmenſch Harald Kardorf zuweilen beugte. Er wußte, daß der Vater ein arbeits reiches Leben hinter ſich hatte und daß er auf ſeinem Wege ſtets aufrecht und ehrenhaft dahin⸗ geſchritten war. Es gab ſo viele gemeinſame Intereſſen, und ſie ver⸗ ſtanden ſich auch darin ſo gut, daß ein paar Stunden voll⸗ ſtändig mit dieſem Thema ausgefüllt werden konnten. N Seltſamerweiſe hatte Herr Kardorf senior ſcheinbar noch nichts von der unangenehmen Kußgeſchichte gehört. Jetzt aber ſah er auf einmal auf und ſagte: „Hoffentlich läuft der kleine Spaß gut ab, Harald. Du warſt von jeher ein Heißſporn; aber bedenke doch, daß du mein Nachfolger biſt; ſetze nicht immer deinen guten Ruf in ſolcher Weiſe aufs Spiel!“ Haralds ſchönes, markantes Geſicht zuckte. Alſo doch! Der Vater war vollſtändig orientiert über ſſeinen neueſten Skandal. „Ach Gott, Papa“, ſage er,„ſo etwas bringt eine kleine Abwechflung mit ſich!“ „Ich weiß“, ſagte der Vater.„Trotzdem aber iſt die Sache häßlich!“ „Papa— das— iſt— ich bin ja ganz unter Aufſicht, das muß ich ſchon ſagen. Bin ich ein Gymnaſiaſt, daß jeder Schritt von mir unter Kontrolle ſteht?“ „Nein, Harald, gewiß nicht! Und mir fällt es auch gar nicht ein, dich überwachen zu wollen— dazu biſt du zu alt.“ „Na, dann iſt ja alles in Ordnung!“ nickte der Sohn befriedigt.„Trogdem wüßte ich natürlich gern, wer dich ſo genau orientiert hat.“ „Herr von Hagen!“ Schweigen herrſchte. Harald brannte ſich umſtändlich eine neue Zigarre an, machte einen Zug, legte ſie beiſeite und wühlte zwiſchen den Zigaretten herum. Endlich ſagte er: 9 Ich habe mich von Herzen über deinen unverhofften Beſuch gefreut, Papa— du weißt es. Ich konnte allerdings nicht ahnen, daß dieſe höchſt alberne Wette, von der du wohl gehört haſt, der Grund dieſes Beſuches iſt. Leider läßt ſich aber doch beim beſten Willen nichts mehr daran ändern, ſo gern ich das auch ſelber möchte.“ „Aendern nicht, Harald, aber gutmachen! Dazu iſt es niemals zu ſpät!“ 1 Harald ſprang in tiefſter Erregung auf. „Du willſt doch damit nicht etwa ſagen, daß du dieſem Herrn von Havenichts recht gibſt, der damit eine feine Ge⸗ legenheit gefunden hat, ſeine Tochter unter die Haube zu bringen?“ fragte er ganz außer ſich. i Der ältere Kardorf ſtand gleichfalls auf. „Das will ich allerdings damit ſagen, und du wirſt nach reiflicher Ueberlegung zu dem Schluſſe kommen, daß es das beſte iſt. Dann iſt die Sache aus der Welt geſchafft und ich—“ Harald, noch immer tief erregt, blickte den Vater an. „Warum ſprichſt du es nicht aus, Papa?“ „Ich wollte nur ſagen, Harald, daß ich mich auf die kleine Schwiegertochter freue. Sie hat ſich mir bereits da⸗ mals ins Herz geſchlichen, als ich hier die Kaufverhand⸗ lungen mit ihrem Vater pflog. Würde es ſich hier um die andere Tochter handeln in deinem Falle, dann würde ich über dieſe Löſung deines leichtſinnigen Streiches gewiß nicht erbaut ſein, trotzdem es vielleicht auch ſein müßte. So aber bin ich ganz froh darüber. Und du haſt doch ſchließlich zwei Augen im Kopfe, und da wirſt du doch zu⸗ geben müſſen, daß Eva von Hagen ein allerliebſtes, reizen⸗ des Geſchöpf iſt. Eigentlich zu ſchade für dich, mein lieber Harald; aber niemals iſt es für dich ein Opfer, ſie zur Frau zu nehmen.“ Harald Kardorf wurde von widerſtreitenden Gefühlen hin und her geriſſen. Daß man ihn dergeſtalt zu einer Heirat überrumpeln wollte, ihn, der ſich bis jetzt ſtets ſo ſchön den Rücken frei gehalten hatte! Und ausgerechnet dieſes kleine Landmädel, das wohl jung und ſchön war, aber doch jedes Frauen⸗ reizes entbehrte, den ein verwöhnter Mann doch wenigſtens verlangen konnte. Er wollte doch ſein ganzes Leben lang nicht an der Seite einer ſolchen unbedeutenden Frau zu⸗ bringen! Einfach gräßlich der Gedanke! Aber in einer höchſt ſcheußlichen Situation befand er ſich jetzt— daran war kein Zweifel. Jedem anderen hätte er heimgeleuchtet, der an ihn hätte dieſe Zumutung ſtellen wollen. Nun, er hatte es ja auch bereits getan. Herr von Hagen hatte nichts erreicht! Aber der Vater! N Ruhig abwartend, ſtand er dort drüben an dem hohen, geſchnitzten Schrank und ſah zu ihm hinüber. Ja, es würde doch wohl das beſte ſein, er würde ſich dem Wunſche des Vaters fügen. Freilich, was dann werden ſollte, war vorläufig nicht auszudenken. Eine Ehe, in der es nur Pflichten gab, die konnte er nicht führen. Niemals würde er ein Weib be⸗ rühren, das er nicht liebte! Er beſaß im Grunde genommen eine vornehme Natur, die ſich nicht verſchleuderte. Was er bis jetzt erlebt, war doch ſtets von Liebe und Leidenſchaft geleitet geweſen. Mochte es nun von kurzer oder langer Dauer ſein. Aber hier! Einfach unmöglich! Und dann war ihm das Mädchen ſo kinderjung und zierlich vorgekommen. Schade war es eigentlich auch um ſie, daß ſie nun an der Seite eines in der Liebe ſtets rück⸗ ſichtsloſen Harald Kardorf ihr Leben zubringen ſollte. Denn er konnte ihr nichts geben, abſolut nichts, und dabei würde ihn das Gefühl, durch eine ekelhafte Zwangslage in dieſe Ehe hineingetrieben worden zu ſein, noch unter⸗ ſtützen. g Der Vater ſah den Kampf, der in dem Sohne tobte, und er fühlte ihm das ſogar nach; trotzdem würde er nicht einen Zoll zurückweichen von ſeinem Wunſche, deſſen Er⸗ füllung er nun einmal in dieſem Falle für das einzig Richtige hielt. N Haralds braunes Geſicht war fahl, als es ſich dem Vater zuwandte. „Du haſt recht, Papa: eine Dummheit, eine koloſſale Dummheit. Aber ſie iſt ja gut zu machen. Ich werde mich alſo deiner beſſeren Einſicht fügen.“ „Ich danke dir, mein Sohn!“ Die Hände der beiden Männer lagen mit feſtem Druck ineinander. „Hieſige Gäſte waren nicht anweſend, und deine luſtigen Kumpane aus Berliner Künſtlerkreiſen und ſo weiter, die haben keine Urſache, die Angelegenheit breitzutreten. Alſo wirb du in aller Form um die kleine Hagen“, ſagte der Vater dann noch. Harald biß die Zähne ſo feſt zuſammen, daß ſie leiſe knirſchten. Wenn ihm wenigſtens dieſe elende Komödie erſpart geblieben wäre! Er konnte nicht heucheln. Konnte es nie! Aber vielleicht verlangte man das nicht von ihm. Denn eigentlich er⸗ übrigte ſich wohl jede Komödie, da die Beteiligten ja doch alle wußten, auf welcher Grundlage dieſe Ehe zu⸗ ſtande kam. „Wann gedenkſt du nach dem Roſenhauſe hinüberzu⸗ gehen?“ Die Stimme des Vaters klang gütig in die ſtürmenden Gedanken des Sohnes hinein. „Bald! Sobald als möglich! Hinausſchieben hat ja teinen Zweck! Wenn nun einmal dieſer Becher geleert werden muß, dann ſchon gleich auf einen Zug“, ſagte Harald lakoniſch. „Gut, ich werde alſo dann Herrn von Hagen mitteilen laſſen, daß wir beide ihn heute noch zu ſprechen wünſchen Und damit der Herr nicht denkt, daß wir ihn etwa ſeiner jetzigen Armut wegen nicht als vollwertig reſpektieren, —. 8— werden wir anfragen, wann unſer Beſuch angenehm iſt“, entſchied Herr Kardorf senior. 6 Harald entgegnete nichts. Die ganze Sache kam ihm jetzt ſchon beinah wie ein Schauſpiel vor, an dem er ſich vielleicht ſogar noch ergötzen würde. i 5 Sein Herz blieb dieſer ganzen Angelegenheit ſo fern, daß er auch nicht mit einem Gedanken erwog, ob es wiel⸗ leicht nicht doch möglich ſei, Eva näherzutreten und ſo die in Ausſicht genommene Ehe zwiſchen ihnen beiden zu einem guten Ende zu führen. f 15 Nein, er haßte das blonde Mädel— haßte es wirklich! Und nie würde er mit ihr mehr ſprechen, als wie un⸗ bedingt nötig war. Er konnte reiſen! Konnte ſeinen Vater bitten, ihm die ausländiſchen Geſchäfte zu übertragen. Damit waren meiſt ſehr lange Reiſen verbunden, die bis⸗ her immer Direktor Albers unternommen hatte. Hier in Hagenhöhe war bei dem Inſpektor alles in den beſten Händen, und ſein Schwiegervater würde ja auch da ſein. Harald ſtampfte plötzlich in nicht länger zu bändigender Wut mit dem Fuße auf. Wer ihm das vor acht Tagen geſagt hätte, daß er das kleine Landmädel heiraten würde! Ausgelacht hätte et den. „Ich bin eigentlich ein bißchen müde, Harald. Geſtatteſt du, daß ich mich ein Weilchen auf das Ruhebett lege? Mein Herz iſt in letzter Zeit nicht mehr ganz in Ordnung.“ „Bitte, Papa, ruhe dich aus. Entſchuldige bitte, daß ich nicht eher daran dachte.“ Und er legte verſchiedene Kiſſen bequem zurecht. Der Vater lächelte. „Biſt eben doch ein guter Kerl, alter, toller Harald. Und— ſei auch mit der kleinen Eva gut, Junge. Es wird an dir liegen, nur an dir, wie dieſe Ehe ſich geſtaltet.“ „Ich werde ihr nie etwas zuleide tun, Vater.“ Da lächelte Ludwig Kardorf und ſchloß die Augen. 1 14. 1. Im Roſenhauſe gab es Tränen. Tränen und gehäſſige Worte. Mit dick verſchwollenen Augen ſaß Brigitte da und kam nicht darüber hinweg, daß Eva dieſen Mann haben ſollte. In kurzen Worten hatte der Vater ihr geſagt, daß ſie ſich keinen Hoffnungen hingeben ſolle— Kardorfs Intereſſe gelte allein Eva. Dieſe Eröffnung war heute mittag wie eine Bombe eingeſchlagen. Um zwei Uhr wollte Harald Kardorf kommen, um die Eltern um Evas Hand zu bitten. Er kam mit ſeinem Vater, um die Sache von vornherein zu ſank⸗ tionieren. Von dem Vorfall im Walde hatte Herr von Hagen ſeinen Damen keine Mitteilung gemacht. Totenblaß ſaß Eva in ihrem Zimmer, nicht fähig, klar denken zu können. Wie hatte der Vater zu ihr geſagt? „Harald Kardorf hat mich vorhin durch ſeinen Vater gebeten, heute um deine Hand anhalten zu dürfen. Was ſoll ich ihm ſagen, wenn er kommt?“ Eva hatte gemeint, alles nur zu träumen. Harald Kardorf kam, um ſie, gerade ſie zur Frau zu begehren? Dann war er alſo doch kein Lump, dann hatte er ſie viel⸗ leicht ein bißchen lieb und hatte das eben nur auf eine höchſt unſchickliche Art zum Ausdruck gebracht? Mit gefalteten Händen ſaß Eva da. Sie wußte es ja ſeit Tagen, daß dieſer Mann ihr Schickſal war, wenn ſie auch niemals gehofft hatte, ſeine Frau zu werden. Sie liebte ihn, und ſie fürchtete ſich gleichzeitig vor ihm. Es war gut, daß ſie die ganze Wahrheit nicht erfuhr, denn dann hätte ſie niemals eingewilligt, Harald Kardorfs Frau zu werden. Wenn ſie gewußt hätte, wie Kardorf dieſe Ehe ſchon jetzt verabſcheute, dann hätte ſie ſich wohl in irgendeinen Winkel verkrochen, um ihm ja nicht mehr vor die Augen zu kommen, der jede Gemeinſchaft mit ihr zurückwies und die Ehe mit ihr als eine Kette betrachtete. Endlich aber mußte ſie daran denken, ſich umzuziehen. Sie wählte ein ganz einfaches Kleid aus weißem Wollſtoff. Keinen Schmuck, nichts! Auch keine Blume! Es war keine Freude in ihr, nur ein grenzenloſes Staunen darüber, daß dieſer halb geliebte, halb gefürchtete Mann ſie zur Gattin begehrte. * 1 15 In dem kleinen, verwilderten hinteren Teile des Gartens zwitſcherte es aus vollen Kehlen. Ein Sonnen⸗ tag war das heute! Der Sommer ſchien an dieſem Tage alle Gaben auf einmal auszuſtreuen. Wie eine Lichtgeſtalt lehnte Eva von Hagen am Stamm der Akazie und blickte dem hochgewachſenen Manne ent⸗ gegen, der auf ſie zu kam und aus deſſen Augen ſie etwas ſtreifte, vor dem ſie erſchauernd zuſammenzuckte. „Wollen Sie meine Frau werden?“ Nach einigen oberflächlichen Worten die ſchickſalsſchwere Frage. Der Mann ſtellte ſie ſo, als ob er irgend etwas Gleichgültiges feſtſtellen wollte. Ein grauſam⸗harter Zug in dem braunen Geſicht, ein ſpöttiſches Aufblitzen in den dunklen Augen. Furcht und Abwehr rangen in Eva. Sie ſchreckte zurück wie vor einer großen Gefahr, die ſich langſam, drohend, ſie vernichtend vor ihr aufrichtete. Und der Mann mit dem ſpöttiſchen Lächeln kam ihr nicht zu Hilfe. Abwartend ſtand er da. Er ſah den Kampf. Und ein grauſames Freuen war in ihm, daß er es ihr zeigen konnte, wie ſehr er eine Ge⸗ meinſchaft mit ihr nicht wünſchte, und daß er ſich nur einem verhaßten Zwange beugte. Seine mächtigen, dunklen Augen glitten über ſie hin⸗ weg, ſtellten mit kühlem Erſtaunen feſt, daß das kleine Mädchen ſchön war, ſelten ſchön ſogar, und doch ſchlug ſein Herz nicht ſchneller. Es blieb nur eine oberflächliche Be⸗ trachtung, dieſe Feſtſtellung— nichts weiter. g Eva aber blickte in die dunklen Augen des Mannes. Wie gebannt blickte ſie da hinein, ohne ſich zu rühren. Und wie unter einem geheimen Zwang ſagte ſie leiſe: „Ja, ich will Ihre Frau werden.“ (Fortſetzung folgt.) U ee, daß man vielfach Halsketten aus Stahl trägt, Schuppen⸗ und Gliederketten, aus Plättchen und Stiften, dazu paſſend die Gürtelſchnalle, auch ſehr häufig den ganzen Gürtel? daß man nicht nur die einfarbige Federbog aus Straußen⸗ ſedern trägt, ſondern daß ſie aus zwe kontraſtierenden Farben zuſammengeſetzt werden darf, vorzugsweiſe ſchwarz⸗ weiß und braun weiß? daß Hahnenfedern gleichfalls zu einer ſehr kleidſamen Boa ver⸗ arbeitet werden? daß man ſowohl Straußen⸗ wie Hahnenfedern als Beſatz auf Hüten, Kleidern und Pelerinen verwendet und ſogar ganze Toques aus ihnen zuſammenſetzt? daß man wieder Broſchen trägt, zwar nicht, wie in alter Zeit, um ein Stehbort zu ſchließen, ſondern als Schmuck ſeitlich des Halsausſchnitts? daß quadratiſch die Form dieſer jetzt wieder Broſche iſt? daß man auch in Herbſt und Winter kurze, geknöpfte Weſten unter dem Koſtüm und dem Mantelkteid trägt, und zwar aus Pikee, aus geſtreiftem, kariertem oder ſchottiſchem Jerſey, aus Woll⸗ ſtoff oder aus Pelz? große Samtſchleifen gern als Dekoration getragen werden, ſowohl, um eine Boa zu ſchließen, als auch, um der Wickeltaille einen Abſchluß zu geben? modernen 9 daß Knöpfe aus Nickel vorzugs⸗ weiſe verwendet werden, um der dunklen Winter⸗ garderobe eine Belebung zu geben? daß Kleider vielfach im Rücken durch eine Reihe kleiner Knöpfe geſchloſſen werden? daß man weißes Leder oft⸗ mals als Einfaſſung von Kragen und Manſchetten auf dunklen Kleidern ver⸗ wendet, in Uebereinſtim⸗ mung mit den ſehr beliebten weißen Ledergürteln? daß Ihnen durch die Ver⸗ ſchiedenartigkeit der flachen Colerettes, Pelzkrawatten und Boleros, die man aus Pelz, aus Spitze, Seide. Chiffon und Samt in allen Farbtönen arbeiten kann, Gelegenheit gegeben wird, aus ein und demſelben Kleid zu jeder Gelegenheit ein neues zu machen? Dabei kommt es einem beſonders zuſtatten, daß man weiß auf ſchwarz und umgekehrt trägt, rot auf ſchwarz, ſchwarz auf rot, lila und grün auf ſchwarz und weiß uſw. daß man die Hüte immer mehr ins Geſicht rückt. nicht nur auf ein Auge hinab, ſondern in gerader Linie in die Stirn, die von ihr oft halb bedeckt wird? daß es eine neue Farbe für Kleider, Mäntel, Hüte und ſogar für den Pelz gibt, die ihren Namen—„queue de cog“— nach dem Hahnen⸗ ſchrei erhalten hat? daß man neben den lang emporkletternden Abend⸗ handſchuhen auch ſolche trägt, die knapp über dem Handgelenk enden, um noch 8 einigen der modernen, ecki⸗ 1 F gen Armreifen Gelegen⸗ heit zu geben, auf dem unbekleideten Arm der Damen zu blinken? daß Sie ſich wieder kleine Blumenbuketts, auch Veilchen, auf die Schulter, an den Gürtel und auf den Muff ſtecken dürfen und daß durch eine Abwechſlun Na eines kleinen Buketts der ganze Eindruck Ihrer Er einung verändert. daß Sie Ihr großes Ballkleid beliebig in ein kleines Geſell⸗ ſchaftskield umwandeln können, je nachdem Sie ein Leibchen im Ausſchnitt tragen, an welchem Aermel angeſetzt ſind, wie die Mode ſie verlangt, kleine Puffärmel aus dem Material des Kleides oder aus Spitze oder gefältete Volant⸗ ärmelchen oder lange, weit ausfallende Aermel? Das Leib⸗ ehen mit den Aermeln iſt jedenfalls entſcheidend für den Eindruck des Kleides. daß auch Franſen wieder als Garnitur verwandt werden? Und zwar nicht nur in der Farbe des Kleides, ſondern auch in leuchtenden Farben, wie blau und rot auf weißem Abendkleid. daß noch nie die Auswahl in Farben, Formen und Garni⸗ turen ſo groß war wie jetzt? daß aber auch eine große Gefahr beſteht, einmal eine falſche Zuſammenſtellung zu machen? Alſo Vorſicht bei der Wahl! Eugeènie Bucbwald. Als eingefleiſchten Junggeſellen lernte ich meinen Mann kennen. Er hatte nicht meine Bekanntſchaft geſucht und ich nicht die ſeine. Der Zufall hatte uns zuſammengeführt, und bei dieſem uns zuſammenführenden Zufall hatten wir beide etwas erkannt. Er, daß, wenn alle Frauen ſo wären wie ich, kein Mann Weiberſcheu zu haben brauche. Ich, daß, wenn alle eingefleiſchten Junggeſellen ſo wie er. keine Frau um keinen ſolcher Junggeſellen einen weiten Bogen zu machen brauche. Und noch etwas hatten wir beide erkannt. Etwas, was ſchon viele Männlein und Weiblein vor uns erkannt und noch nach uns erkennen werden:„Es iſt nicht gut, daß der Menſch allein ſei!“ f Alſo heirateten wir. Und da geſchah, was ich nicht für möglich gehalten hatte. Ich erkannte, daß zwiſchen einem ein⸗ gefleiſchten Junggeſellen, namentlich zwiſchen ſolchem, der ſich ſein Eſſen ſelbſt gebraut, und einem Manne, der ſich weder ſein Eſſen ſelbſt braut, noch brauen will und der kein ein⸗ Feste Junggeſelle iſt, ein ganz gewaltiger Unterſchied eſteht.— Im erſten Augenblick erſchrak ich ehrlich, dann dachte ich zuverſichtlich, daß ſich ſo etwas korrigieren ließe; nun aber habe ich ſchon längſt eingeſehen, daß ein eingefleiſchter Jung⸗ geſelle ein hoffnungsloſer Fall für jede Frau iſt, die ihre Hausfrauenpflichten gründlich kennt, kann und liebt und ſie infolgedeſſen auch ſelbſt ausführen möchte oder für ihre Aus⸗ übung ſelbſt Anordnungen geben. „Ich bitt dich, was machſt du denn da?“ fuhr mich mein Mann an, als ich in unſerem Heim bei Bereitung des erſten gemeinſamen Mittagsmahles war und er neugierig die Küche betrat. Erſtaunt drehte ich mich nach ihm um, da ich nicht wußte, was ich Beſonderes tat. Entfernte ich doch nur die Pelle von den Kartoffeln, und zwar dadurch, daß ich ſie ſchabte. Dann meinte ich: „Schälen war nicht notwendig! Schälen wäre ſchade! Sie ſind ſo ſchön! Es ſind neue!“ „Schälen? Schälen?“ erſcholl die Stimme meines Mannes. „Wer würde wohl neue Kartoffeln ſchälen? Man ſchält ſie nicht und man ſchabt ſie nicht— ſo wie ſie ſind, kocht man ſie gewaſchen!“ 5 e es ſoll doch keine Pellkartoffeln geben! och Es ſoll „Weiß ich! Weiß ich!“ Mein Mann ließ mich nicht zu Ende ſprechen.„Aber auch in die Suppe kannſt du die Kar⸗ toffeln ſo wie ſie ſind tun!“ Ein Wunder, daß meine Augen nicht vor Staunen aus den Augenhöhlen quollen, denn gewundert habe ich mich wirklich genug. „Ich kochte mir niemals die Kartoffeln anders!“ wurde ich belehrt.„Kennſt du nicht den Roten Faden'? Dann wirſt du auch ſo kochen, wenn du ihn lieſt!“ Ich kannte nicht den„Roten Faden“ und ich hatte auch keine Luſt, ihn zu leſen und nach ſeiner Anleitung zu kochen; aber ich hatte auch keine Luſt, in unſerem Heim als Mittagsmahl ein Eſſen einzunehmen, das wie Schweine.. e e war. Es gab die erſte Auseinanderſetzung mit meinem Manne. Ich ſiegte. Nicht dadurch, daß mein Mann mir ſchließlich recht gab, ſondern nur damit, daß ein Mittagsmahl nach meinem altbewährten Rezept auf den Tiſch kam und keins nach der Nutſchnutſch⸗Zubereitung, wie es unſere vierbeinigen Speck— und Schinkenlieferanten vorgeſetzt bekommen, und das von ihnen mit einem zufriedenen Grunzen quittiert wird.— So unheilvoll die Miene meines Mannes geweſen, als er das Reich der Küche verließ, ſo froh war ſie bei dem Mittags- mahl, und ich dachte: Nun wird er ſein Unrecht einſehen! Das war falſch gedacht. Wohl ſtritt mein Mann den Wohl⸗ geſchmack des Mittagsmahls nicht ab, doch ſein Unrecht ſah er nicht ein, und er ſieht es niemals ein. Immer wieder tiſcht er mir ſeine ſelbſterprobten Koch⸗ zubereitungen auf, immer wieder gibt es Auseinander⸗ ſetzungen, aber immer wieder auch ein Sieg auf meiner Seite, kann ich ihm die nach meiner Methode gekochten Gerichte auf⸗ tiſchen. So iſt es, und ſo wird es wohl bleiben. Er tiſcht mir ſeine Rezepte auf, ich ihm die Mahlzeiten. Und ich hoffe, ich werde mich mittlerweile daran gewöhnen, daß ich keinen Mann zum Manne habe, ſondern einen eingefleiſchten Junggeſellen. Und der Frau, die es noch nicht weiß, ſei es hiermit geſagt: Ein eingefleiſchter Junggeſelle bleibt ein eingefleiſchter Jung⸗ geſelle ſein Leben lang, auch wenn er zehnmal heiratet. Ein eingefleiſchter Junggeſelle aber iſt nichts weiter als ein unglück⸗ ſeliger Beſſerwiſſenwoller aller Hausfrauenpflichten. Doch leine Angſt, auch ſolche Beſſerwiſſenwoller lieben ihre Frau. Und die Frau?— Sie liebt ſie ebenfalls. Und ſo liebe alſo werden kaun? Seien die Blümchen friſch oder künſtlich! auch ich meinen Mann, den Beſſerwiſſenwoller, den ein⸗ gefleiſchten Junggeſellen. Erika Thomy. Elegante Ausländerinnen ſind gewöhnt, nicht nur die Puder⸗ quaſte, ſondern auch den Lippenſtift ganz öffentlich zu ge⸗ brauchen. Da jedoch der kleine rote Stift zum Anlaß wird, daß bei uns die Meinungen heftig aufeinanderplatzen und die Situation diesbezüglich noch nicht geklärt iſt, ſo wollen wir die Frage offen laſſen, ob er die gleichen Oeffentlichkeitsrechte beſitzt wie die Puderquaſte, oder nicht.. Einige Punkte nur ſtehen feſt. Auch bei uns gibt es heute ſchon viele Frauen, die ſich ohne Mitwirkung des Lippenſtiftes ſozuſagen„un⸗ angezogen“ vorkommen. Das künſtlich vertiefte Rot der Lippen hebt den Geſichtsausdruck oft in erſtaunlicher Weiſe, und zwar insbeſondere bei bleichem Teint. Es gibt vorzügliche flüſſige Lippenfärbemittel, die einer nicht allzu ausgiebigen Mahlzeit ſtandhalten. Auch hier kann man ſagen: Uebung macht den Meiſter. Es gibt Frauen, die zu eſſen verſtehen, ohne daß das Kolorit ihrer Lippen darunter leidet. Auch wenn wir perſönlich das Beſtreben einer Frau, ihre Schönheit durch dieſen oder einen anderen Trick künſtlich zu heben, nicht billigen, ſo kommt uns unaufgefordert keine Kritik zu. Die Unfeineren und Geſchmackloſeren wären in dieſem Falle immer die öffentlichen Angreifer, nie die Angegriffenen. Mo. Gedanlen uber die Frau. Die Frauen ſind ſo leicht bereit, mit uns zu ſteigen und zu ſtürmen, ſo hoch wir wollen, ſo weit wir ſie mitnehmen, aber landen und wohnen wollen ſie auf der ſicheren, warmen Erde. N: Wenn Frauen nach den Gründen fragen, nach denen wir ſie lieben, wären die meiſten tief beleidigt, wenn wir ihnen die Wahrheit ſagten. i * Nicht für ſeine Schwächen und Laſter, ſondern für ſeine Voll⸗ kommenheiten iſt der Mann geſtraft durch— das Weib. * „Deine Mutter liebte auch einmal. Sei zu jedem Weibe ſo. 115 du wünſcheſt, daß dein Vater geweſen, als er deine Mutter iebte. * Das weibliche Herz hat eine ſtarke Logik, nur daß ſie un⸗ berechenbar iſt, eben weil es keine geſetzmäßige Vernunſtlogit im Sinne des Mannes iſt. Das traurige Schickſal vieler Frauen: zu welken, ehe ſie geblüht haben. * Würde auch nur eine Frau ihre Seele ſo wenig verhüllt zeigen wie ihren Körper: ihre Seelenloſigkeit wäre entſchleiert. EN Alles kann Erſatz finden, nur die Frau deiner Jugend nicht. E Darum fühlt ſich der Mann in den Gefilden der Liebe ſtark und ſicher, weil er nur ſtraucheln, niemals(wie die ſchöne Partnerin) fallen kann. E Wer keine Frau hat, hat nichts. Gutes, hat keine Freude, keinen Segen, keine Stütze, keinen Frieden. Der neueste Modeschrei in England. 0 England hat neuerdings das Pfeiferauchen auch bei den amen Anklang gefunden. Sogar auf der Straße ſieht man ſie mit Genuß ihr Pfeiſchen rauchen. die Bluttat im Landesgeſängnis. Freiburg, 3. Nov. Der über die Bluttat im Freiburger Landesgefängnis ausgegebene amtliche Bericht beſagt, daß der Täter der 35jährige Schloſſer Karl Müller aus Eichelberg (Bayern) iſt, der ſeit Frühjahr 1930 im Lan⸗ desgefängnis Freiburg wegen mehrfachen Dieb⸗ ſtahls im Rückfall eine dreijährige Gefäng⸗ nisſtrafe zu verbüßen hat. Am Sonntag abend rief er in ſeiner Zelle laut um Hilfe und äußerte dem eintretenden Inſpektor Verfol⸗ gungsideen. Er wurde darauf in eine Beruhigungszelle gebracht und kam im Laufe des Montag in einen Saal der Krankenabteilung, in dem noch drei Leichterkrankte untergebracht waren. Hier war das Verhalten Müllers ſo, daß er nach ärzt⸗ licher Anſicht unbedenklich in Gemeinſchaft ge⸗ laſſen werden konnte. Abends 7 Uhr lagen alle Gefangenen des Saales ruhig in ihren Betten. Gegen 9 Uhr hörte ein Krankenauf⸗ ſeher aus dem Saale 5 Hilferufe und Schläge. Beim Oeffnen der Saaltür erhielt er von dem Gefangenen Müller einen wuchtigen Hieb auf den Unterarm, worauf der Krankenauf⸗ ſeher die Türe wieder abſchloß und die Haus⸗ wache alarmierte. Diieſe erſchien ſofort und iſolierte den toben⸗ Stellvertreter:„ Müller. den Müller. Müller hatte in einer plötzlich Wahllokal: Schillerſchule rechts. aufgetretenen Geiſtesverwirrung von einer 11 Bettſtelle 10 u haf 0 i 4 Alicenſtraße gefangenen im af erſchlagen und einen 335 a. zweiten ſo ſchwer verletzt, daß er ſtarb. Bertholdus Pfenninghſtraße i Bürſtädterſtraße Bei den Getöteten handelt es ſich um den„Kirſchenſtraße Zdjährigen 9 e q. er den 5. Kühnerſtraße 52jährigen Engelber uſer aus erried. 5 1 5 5 9 Regel Ae mit To⸗ Ludwigſtraße von Bürſtädter⸗wbis Lorſcherſtr. desfolge verurteilt. Der dritte, wegen Tot⸗ Luiſenſtraße von Bürſtädter⸗ bis Lorſcherſtr. ſchlags verurteilte Saalinſaſſe, der 40jährige 9. Nibelungenſtraße Auguſt Littin aus Eichſtetten erhielt von dem Verlängerte Alexanderſtraße tobenden Müller Verletzungen am Kopf. 3. Wahlbezirk. Vorſteher: Ratsmitglied Mandel alle zugelaſſenen Kreiswahlvorſchläge, die Par⸗ tei und die Namen der erſten vier Bewerber jedes Vorſchlags enthalten, Der Stimmberech⸗ tigte hat bei der Stimmabgabe durch ein Kreuz oder Unterſtreichen oder in ſonſt erkennbarer Weiſe den Kreiswahlvorſchlag zu bezeichnen, dem er ſeine Stimme geben will. Stimmzettel, die dieſer Beſtimmung nicht entſprechen, ſind unzültig. Es folgen die einzelnen Bezirke. Viernheim, den 2. November 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Wahlbezirke. 1. Wahlbezirk. Vorſteher: Ratsmitglied Gärtner Stellvertreter:„ Schloßhauer. Wahllokal: Sitzungsſaal des Rathauſes. . Friedrichſtraße Friedrich Ebertſtraße Luiſenſtraße von Lorſcher- bis Blauehutſtr. Ludwigſtraße von Lorſcher- bis Waſſerſtraße Rathausſtraße links und rechts vom Rathaus 5. Waldſtraße(bis Waſſerſtr. 2. Wahlbezirk. Vorſteher: Ratsmitglied Ecker Vereinsanzeiger. Mänuergeſangverein 1846. Freitag abend 1/9 Uhr Singſtunde. Da das Neujahrsprogramm zuſammengeſtellt wird, iſt es Pflicht eines jeden Sängers, in der Singſtunde zu erſcheinen. Der Vorſtand. Vis ſiehtaufdemepiel) Kürzung der Sorzjal-Renten! Abbau der Sozſal⸗Oersjcherung! Einbruch in das Tarif⸗Recht! Radikale Senkung der Löhne! g Arbeiter und Soꝛzjal⸗Rentner nagen am Hungertuch! Erhöhung der Arbeitslosenziffer um As ooo! Millionengeschenke für die Gross-— unternehmer! Arbeiter! Gebt der Junker und Bekanntmachung. Betr.: Reichstagswahl am 6. Nov. 1932. f f ae Regierung die Die Reichstagswahl findet am Sonntag, f 4 den 6. November 1932 vormittags 9 Uhr Kommt heute Abend geſchloſſen zur Zentrums Wählt Zentrum! Liſte bis nachmittags 6 Uhr ſtatt. Die Abgren⸗ verſammlung in den Freiſchütz! Immerhin aber war es doch möglich, ſchon 1922 die erſte Deutſche e auszutragen. Bekanntlich ſpielten damals die Turner noch ohne ſcharfe Trennung mit den Sportlern. So ſtanden ſich im erſten Endſpiel der Polizeiſport⸗ verein Berlin und der Turnverein Schwanheim gegenüber. Berlin gewann mit 5:1 und war damit erſtmals Deutſcher Handballmeiſter. n 8 8 20 5 8 1 5 Dieſer Titel iſt den Berlinern nachher noch ſiebenmal zu⸗ 5 8 8 gefallen. Aber er wurde von Jahr zu Jahr härter umſtritten. g 5 N 5 5 Inzwiſchen hatten ſich nämlich auch in den anderen Landes⸗ verbänden ſehr ſtarke Mannſchaften gebildet. Im Jahre 1928 gon 0 Hinweiſe für Angriff und Verteidigung ſind in großen Um⸗ riſſen ſehr wichtig und wertvoll im Fußballſpiel. Grundſätzlich muß der Gegner an der Entfaltung ſeines Könnens gehindert und überwunden und die eigene Spielkunſt mit möglichſt geringem Kräfteaufwand voll ausgenutzt werden, und zwar durch verſtändige Spielweiſe, nicht durch rückſichtsloſes Drauf⸗ gehen, das die Perſon des Gegners mißachtet. Die Eigenart der einzelnen Spielaufgaben verlangt aber richtige Auswahl der Mannſchaft. Iſt der Torwart körperlich groß, kann er hohe Bälle nehmen, ohne danach ſpringen zu müſſen. Gutes Auge, ſcharfe Beob⸗ achtung braucht er, um jeden Angriff ſchon von weitem zu ver⸗ folgen. Mit kräftigem, widerſtandsfähigem Körper und gerade⸗ zu vollkommener Ballbeherrſchung kann er den ſtärkſten Angriff kaltblütig erwarten. i M Auch der große und kräftige Verteidiger iſt im Vorteil. Er iſt ſtandfeſter und ſein Kopfſtoß wird erfolgreicher ſein. Ruhig und furchtlos muß er die beſte Verteidigung im Angriff ſuchen. 980 Abwehrſtöße macht er am vorteilhafteſten nach dem Flügel. die Zahnpaste, die von mehr als 6 Millionen Menschen— allein in Deutschlend— täglich gebraucht wird. Vorzüglich in der Wir- kung, sparsam im Verbrauch, von höchster Qualität. Tube 50 Pf. und 80 Pf. Weisen Sie jeden Ersatz dafür zurück. gelang es ſogar zum erſten Male einer anderen Mannſchaft, den Titel zu erringen. Das war der von Schelenz geführte Deutſche Handball⸗Elub Berlin, der die Hallenſer Polizei im Endſpiel ſchlug, Ueberhaupt hat ſich ſehr bald die Erſcheinung geltend gemacht, daß beſonders die Mannſchaften der Polizei dieſen neuen Sport forcierten. Das liegt weniger daran, daß die Poliziſten mehr als Ziviliſten für das Handballſpiel ge⸗ eignet ſind, als an der Erkenntnis der maßgeblichen Polizei⸗ inſtanzen, daß gerade das Handballſpiel am beſten dazu ge⸗ eignet iſt, den Körper nach jeder Richtung hin auszubilden. Als Ergänzung zu den rein dienſtlichen Uebungen iſt deshalb heute ſowohl bei der Polizei als auch beim Reichsheer der Handballſport ſehr eingeführt und vielleicht iſt der Tag nicht mehr fern, wo die Soldaten den langjährigen Pionieren des Handballſports den Rang ablaufen. Schon hat ſich gezeigt, daß die Vorherrſchaft der Berliner Polizei nicht ewig dauerte. Die Weißenfelſer Poliziſten haben ſich den Titel geholt, und man kann dieſe Elf wohl als die zur Zeit ſtärkſte anſprechen. Immerhin ſind die Unterſchiede in der Spielſtärke immer geringer geworden. Meiſt trennen ſich die Gegner bei hohen Torquoten nur mit einem Tor Differenz (Endſpiel 1930: Polizei Berlin— Sportfreunde Siegen 11: 107 und von einem Sieger und Beſiegten kann bei den Spielen der Spitzenklaſſe oft nicht mehr die Rede ſein. Hinzu kommt. daß die Turner, die 1923 eigene Wege gingen, auch das Hand⸗ ballſpiel ſehr bevorzugen. Eine Unzahl von Mannſchaſten kämpft jedes Jahr unter den Bannern der Deutſchen Turner⸗ ſchaft um die Titel der verſchiedenen Klaſſen. Allerdings har bei der Deutſchen Turnerſchaft keine Mannſchaft bereits mehrere N Male den Titel erhalten. Ein Beweis für die Ausgeglichenheit en 5 des Materials. Bis vielleicht vor drei Jahren konnte nign aber ve N r mit Recht die Sportlermannſchaften als erheblich ſtärker ein⸗ ſchätzen. Aber mehr und mehr verſchwindet auch dieſer Unter⸗ ſchied zwiſchen DSB. und DT.⸗Mannſchaften. Zwar konnte Polizei Weißenfels den DT.⸗Meiſter Herrnheim glatt ſchlagen. aber ſchon mancher gute DSB.⸗Vexein unterlag den Spitzen⸗ mannſchaften der Deutſchen Turnerſchaft. Zum Beiſpiel wurde 1 Elf des WSV. von den weſtdeutſchen Turnern eſchlagen. 5 Vll A VN Die urſprüngliche Form des Hammers findet man nur noch in ſeinem Gebürtslande Schottland. Der Hammer iſt hier 16 engliſche Pfund ſchwer und hat einen ſtarren, ſchlecht faß⸗ baren Stiel. Bei dem von uns heute verwendeten Gerät iſt nur die Kugel übriggeblieben. Der ſtarre Eiſenſtiel han ſich in einen elaſtiſchen Draht mit Handgriff verwandelt. Mit dem moderniſierten Hammer, deſſen Gewicht von 7,25 Kilogramm 16 engliſchen Pfunden entſpricht, werden ſelbſtverſtändlich größere Wurfweiten erreicht. zung der Wahlbezirke und die Lage des Wahl- lokals iſt aus nachſtehender Aufſtelluug erſichtlich. Wir machen darauf aufmerkſam, daß die Stimmzettel amtlich hergeſtellt ſind, daß ſie Krischan, der Knecht, war unter das Zigeunervolk gefallen. Um von dem glücklichen Ende dieſer wah⸗ Bauern her. Glücklicherweiſe kamen die bei⸗ den Landjäger dazwiſchen, inzwiſchen war zu allem Ueberfluß das Rad geſtohlen worden, aber das fand man bald einſam wieder, ſo wie die Frau das Pferd gefunden hatte. Kriſchan ſtand mit dem Pony auf der Straße, der Käufer des Ponys kam und for⸗ derte das Tier. Als Kriſchan ſich weigerte, es herzugeben, drohte der Zigeuner mit Po⸗ lizei und Schadenerſatz: ren Geſchichte gleich etwas vorwegzunehmen, ſei ſchon hier geſagt, daß die Bäuerin an dieſem bewegten Tage auch noch Geburtstag hatte und ihn am Abend auch gebührend und mit doppelter Freude feiern konnte. Aber ehe es ſo weit war, gab es allerhand Aufregung auf dem Hofe vor der ſchleswigſchen Stadt Rendsburg. Montag hatte die Bäuerin den Geburtstag, A Wlan„lla, n. „Ane 1 Schottiſcher Hammerwerfer mit dem ursprünglich ſtarren Stiel. Der Mannheimer Bürgerausſchuß einberufen. Stellvertreter: 5 Punbtwertung nach Belieben. hat meiſtens den Kampf ganz anders gewertet und es kommen 1 gegen einen Italiener nach Punkten gewonnen hat. Vorbildlicher Kurzſtreckenläufer. Der vollendete Start eines Kurzſtreckenläuſers, ein großer Vorteil für den gewandten Torhüter. Der Mittelläufer muß alles können: ſchnell und ausdauernd laufen, Angriff und Verteidigung ſicher leiten und beherrſchen: daher iſt er meiſtens der Spielführer. Die Außenläufer dürfen ihm an Zähigkeit nicht nachſtehen; ſie müſſen die gegneriſchen Flügelſtürmer, die ſchnellſten Gegner im Felde, am Flanken hindern. Einwurf iſt Sache der Außenläufer. Weiter Einwurf möglichſt in Richtung auf das gegneriſche Tor. Die Innenſtürmer ſollen ſchnell, geſchmeidig gewandt ſein. Sie ſind die Torſchützen der Mannſchaft, müſſen alſo aus⸗ geprägtes Schußvermögen beſitzen. Flache, ſcharfe, gutgezielte Schüſſe ſoll der Innenſtürmer aus jeder Lage anbringen. Mehr noch wird das vom Mittelſtürmer erwartet, dem die meiſten Schüſſe, auch der Elfmeter, zufallen. Zuſpiel iſt gut, freiſtellen nötig, aber Schußfreudigkeit vorm Tor iſt beſſer. Wer frei ſteht, ſchießt! Dieſer Grundſatz verhütet„Ueberabſpiel“. Der Mittel⸗ ſtürmer muß ſeinen Sturm immer wieder an das Gegentor heranführen, indem er ſeinem Mitſtürmer den Ball ſo zuſpielt, daß dieſer Raum und freie Stellung gewinnt. Von den Flügel⸗ ſtürmern, die, wie ſchon geſagt, ſehr ſchnell ſein müſſen, ver⸗ langt man, daß ſie nach raſendem Lauf einen ſauber ab⸗ gemeſſenen Flankenſtoß zum Innenſtürmer ſenden, oder, wenn frei, unmittelbar auf das Tor. Richtiges Freiſtellen und Abſpielen, aber auch richtiges Abdecken gehört zum überlegenen Spiel. Grundſätzlich decken der Mittelläufer den Mittelſtürmer, die Verteidiger die Innen⸗ ſtürmer, die Außenläufer die Außenſtürmer ab. Das iſt klare Regel, die nicht ohne Ausnahme bleibt, aber immer wieder Regel werden muß. W. B. Es wird ſelbſt manchen Boxfachmann geben, der nicht aus den Urteilen klug wird, die hin und wieder von den Punkt richtern eines Borkampfes geſprochen werden, wenn der Kampf ohne einen entſcheidenden Niederſchlag zu Ende ging. Jeder hin und wieder Urteile ans Tageslicht, die jeder Beſchreibung ſpotten. Als Carnera gegen Paolino in Barcelona boxte, hatte man drei Punktrichter in die Ecken geſetzt: einen Italiener, einen Spanier und einen Engländer. Als der Kampf ohne Entſcheidung zu Ende gegangen war, mußte die Bewertung der Punktrichter entſcheiden. Da ergab ſich folgendes ſeltſame Reſultat: Der Italiener hatte acht Runden für ſeinen Lands⸗ mann Carnera und zwei unentſchieden geſehen. Der Spanier hatte ſeinem Landsmann Paolino vier Runden zugeſprochen und die übrigen unentſchieden gegeben! Nur der Engländer alte ſich ſeine Sachlichkeit bewahrt. Er gab ſieben Runden für Carnera, eine für Paolino und zwei unentſchieden. So wurde das Urteil auch verkündet. Man ſieht, daß die Wertung nach Punkten in ungeahntem Maße Verdrehungen der Tat⸗ ſachen nach ſich ziehen kann. Es iſt in dieſem Zuſammenhang intereſſant, daß noch niemals ein ausländiſcher Boxer in enn man die Wertung des Italieners im Kampfe Carnera gegen Paolino betrachtet, iſt das kein Wunder. Dr. H. St. Was ein Tour⸗de⸗France⸗Sieg einbringt. Man bedauert oft die Radfahrer, die wochenlang auf der Landſtraße liegen, um die„Tour de France“ zu gewinnen. Wenn man aber hört, was ſie dabei verdienen, hört das Mit⸗ leid ſchnell auf. Max Bulla, der Wiener Straßenfahrer, ge⸗ wann 1931 die„Tour de France“ in der Klaſſe der Touriſten. An Preiſen und Prämien hat er im ganzen 38 805 Frank ge⸗ wonnen, Dazu kommen noch etwa 16 000 Frank, die er von den Fabriken erhält, die mit ſeinem Sieg oder. Bild Reklame machen dürfen.— Auf Grund ſeines Sieges erhielt er Engagements für faſt 30 Bahnrennen. Dafür erhält er mindeſtens 50 000 Frank. Zwanzig Engagements mußte der Wiener dabei noch ablehnen, weil er ſonſt Terminſchwierig⸗ keiten bekommen hätte. Rechnet man einmal die geleh Summe in deutſche Währung um, ſo hat Bulla durch ſeinen Die beſſere Griffmöglichteit ſetzt den Werfer in die Lage, ſeine Wurftechnik zu verbeſſern, indem er den Hammer nicht nur im Stand um ſeinen Körper kreiſen läßt, ſondern im Ab: wurftreis von 2,13 Meter Durchmeſſer anſchließend noch zwei Körperdrehungen macht. Gute Werfer, wie z. B. Wenninger (Stuttgart), werfen mit drei Drehungen, was aber eine Körper⸗ beherrſchung vorausſetzt, die nur durch jahrelanges Training erreicht wird. Denn die Fliehtraft des ſchwingenden Hammers wird mit jeder Drehung größer und bringt ſelbſt die ſchwerſten Körper aus dem Gleichgewicht. Den Anſchluß an internationale Spitzenleiſtungen im Hammerwerfen haben die deutſchen Leicht⸗ athleten noch nicht gefunden. Ueber die 50⸗Meter⸗Grenze iſt noch keiner von ihnen gekommen. die als Mindeſtes im inter⸗ nationalen Wettbewerb gilt. Mit 57,771 Meter— eine erſtaun⸗ liche Weite— hält der Amerikaner Pat Ryan überragend den Weltrekord, an den ſelbſt die beſten Hammerwerfer von heute nicht herankommen. E. W. Welche Entwicklung nimmt der Handballſport in Deniſchland? Von Dr. Hans Steen. Weiteres Anwachſen der Bewegung.— Berlin nicht mehr Hochburg.— Im Jahre 1936 zum erſten Male Handballturnier auf der Olympiade. Es ſind jetzt genau zehn Jahre her, daß in Deutſchland Hand⸗ ball geſpielt wird, denn wenn au ſchon ſeit dem Kriegsjahr 1915 hier und dort Handball mannſchaften auftauchten, ſo wurde doch erſt im ſeerſch 1922 durch die Einführung einer Deutſchen Handballmeiſterſchaft dem neuen Sport die offizielle An⸗ erkennung verſchafft. Die erſten Handballſpiele wurden in Berlin ausgetragen. Der Frauenturnwart der Reichshauptſtadt, Heiſer, war zuerſt darauf gekommen, ein Spiel zu erfinden, das, nach den Grundprinzipien des Fußballs geartet, doch auch den Frauen 170 J einen e a zu treiben. So war ſein Handballſpiel nur dadurch vom Fußball verſchieden, daß man an Stelle der Füße die Hände zur Weiterbewegung des Balles nehmen durfte. Dieſes 1 9 daß man damals meiſt Torball nannte, wurde von Carl Schelenz zum heutigen Hand⸗ ballſpiel ausgebaut. Kein Zweifel, daß es auf ſeinen Einfluß zurückzuführen iſt, daß der neue Sport ſehr ſchnell von Berlin „Tour⸗de⸗France“-Sieg mindeſtens 17000 Mark verdient. Da⸗ mit wird er gewiß zufrieden ſein können!— Dr. H. St. aus Anhänger in Mitteldeutſchland fand. Weniger ſchnell gin damals die Entwicklung im Weſten, Norden 110 Sud a en. Heute kann man getroſt ſchon von einer Handballoberliga ſprechen. Dazu gehören etwa 15 Vereine. In Berlin: Polizei. DC. und BSV. 92, im Weſten die Aachener Vereine, Raſen⸗ ſport Mühlheim, Hindenburg Minden, im Süden Fürth und Darmſtadt, in Mitteldeutſchland Weißenſels, Deſſau und 9 im Norden Poſt Hannover und Polizei Hamburg, im Südoſten Boruſſia Carlowitz. Natürlich bringt es die Ausgeglichenheit der darauffolgenden Mannſchaften mit ſich, daß auch die Maun⸗ ſchaften der Spitzengruppe. Niederlagen einſtecken müſſen. Aber die Spiele dieſer Spitzenklubs zeigen, daß das Leiſtungsniveau im deutſchen Handball immer noch ſteigt. Schon heute findet man beim Handball Zuſchauermengen, die früher beim Fußball ſelbſt Ausnahmen waren. In Weißenfels, Aachen und im Süden ſind ſchon 10000 Zuſchauer gezählt worden. Zeichen, daß der erſt zehn Jahre alte Sport den notwendigen wenden gefunden hat, weil ſchnelle, torreiche Kämpfe geboten verden. alle. Ein Im Jahre 1936 wird auch zum erſten Male ein olympiſches Handballturnier ausgetragen werden. Die Beteiligung, wird nicht gering ſein, ſpielen doch ſchon faſt alle europäiſchen Länder Handball. Deutſchland und Oeſterreich ſind allerdings noch führend, und es beſteht kaum ein Zweifel, daß dieſe beiden Gegner ſich in vier Jahren um die Olympiſche Hand ballmeiſter⸗ ſchaft gegenübertreten werden. Bis dahin aber wird der neue Sport noch eine weitere Auſwärtsentwicklung durchmachen, deren Ende augenblicklich kaum abzuſehen iſt. Sport⸗Karilatur. [Anderſon in Los Angeles im Diskus⸗ (Amerika) ſiegte werfen mit 49,49 Metern. „Denke dir nur, Mimi— bin ich doch beinahe mit dem Motorrad auf meinen alten Freund Max gefahren; ich habe ihn mindeſtens zwei Jahre nicht mehr geſehen!“ N „Da hat er ſich wohl ſehr gefreut, als er dich ſah?“ Ich glaube nicht— er hat nämlich bei dem Zuſammen⸗ treffen eine leichte Gebirnerſchütterung erlſtten.“. alten 0 0 Mannheim, 3. Nov. Der zum 10. Novem⸗ ber einberufene Bürgerausſchuß hat ſich u. a. mit folgenden Stadtratsvorlagen zu beſchäf⸗ tigen: Für Straßenherſtellung werden insge⸗ ſamt 158 270 Rm. gefordert. Davon entfal⸗ len auf den Stadtteil Mannheim⸗Käfertal 76 170, auf Mannheim⸗Friedrichsfeld 65 480 und die 5. und 18. Sandgewann 16 620 Rm. Der Bürgerausſchuß wird weiter um ſeine Zuſtimmung zu den Eingemeindungen der Vor⸗ orte Seckenheim, Wallſtadt, Friedrichsfeld, Sandtorf und Straßenheim, die bekanntlich 1929-30 erfolgten, erſucht. Außerdem ſtehen zur Verhandlung die Ausſcheidung von Wald⸗ gelände im Rheinauer Gebiet und Entwäſſe⸗ rungsarbeiten im Sandtorfer Bruch. Do. X nach Zürich geſtartet. Mannheim, 3. Nov. Zum Start des Do. X nach Zürich hatten ſich auf den Rheinufern etwa 30 000 Perſonen eingefunden. Das Flug⸗ ſchiff verließ ſeinen Landeplatz kurz nach 12 Uhr, begab ſich auf die Mitte des Stromes und brachte, ſtromaufwärts fahrend, die Mo⸗ toren in Gang. Erſt oberhalb Altrip verließ Do. X das Waſſer, machte noch eine Rund⸗ fahrt über Mannheim⸗Ludwigshafen und ent⸗ fernte ſich in ſüdlicher Richtung. * Mannheim, 3. Nov.(Immatrikula⸗ tion an der Handelshochſchule.) An der Handelshochſchule Mannheim fand die tra⸗ ditionelle Immatrikulationsfeier ſtatt. Der neue Rektor, Profeſſor Dr. Sommerfeld, be⸗ grüßte die jungen Studenten. Er hob hervor, daß es kein Leichtes ſei, in wirtſchaftlich ſchwe⸗ rer Zeit ein Studium zu beginnen, obwohl Tauſende von Akademikern heute auf der Straße liegen. Dennoch: Dem Mutigen ge⸗ hört die Weltl, aber man müſſe mit dem nö⸗ tigen geiſtigen Rüſtzeug in die Welt hinaus⸗ treten. Es wurden diesmal 37 neue Studen⸗ ten immatrikuliert, darunter 83 Damen. Die Zahlen beweiſen damit einen erheblichen Rück⸗ gang gegenüber früheren Immatrikulationen. * Ludwigshafen, 3. Nov.(Vier Leicht⸗ verletzte.) In der Nacht ſtieß in der Fran⸗ kenthalerſtraße ein Laſtkraftwagen aus Mann⸗ heim mit einer nach Oggersheim fahrenden Straßenbahn der Linie 11 zuſammen. Stra⸗ ßenbahn und Laſtkraftwagen wurden erheblich beſchädigt. Die Berufsfeuerwehr mußte die Fahrzeuge beſeitigen. Vier Perſonen auf der Straßenbahn wurden leicht verletzt. Weiſenheim a. Bg., 3. Nov.(„Viehfei⸗ er tag!.) Wie l e feiert unſer Dorf auch heuer den ſog.„Viehfeiertag“. Die Ein⸗ richtung geht auf das Jahr 1794 zurück. Da⸗ mals wurden die Ortſchaften Weiſenheim a. Bg. und Bobenheim a. Bg. von einer Vieh⸗ ſeuche heimgeſucht, die den geſamten Vieh⸗ beſtand vernichtet haben ſoll. Die Einwohner cen en damals, zur Abwendung eines ähn⸗ Unglücks einen beſonderen Buß⸗ und Danktag zu feiern und gaben dieſem Tag den Namen„Viehfeiertag“. Als Termin wurde für Weiſenheim a. Bg. nach Allerheiligen, für Bobenheim a. 575 der N beſtimmt. jeweils der Freitag teitag vor dem Sonntag Lätare ie Bewohner halten mit Zähigkeit an dem n Bei Menſchen und Vieh herrſcht an dieſem Tage algen Arbeits⸗ ruhe. Der Unterricht an den Schulen fällt aus. in der Stadt war Jahrmarkt und am Diens⸗ tag Pferdemarkt. Der Bauer wollte dabei ſei⸗ nen Fuchs verkaufen, er wollte aber auch beim Geburtstage ſeiner Frau zu Hauſe ſein. Darum ſchickte er am Montag zeitig den Knecht Kriſchan mit dem Fuchs nach Rends⸗ burg, er ſolle ihn da einſtallen, damit man am nächſten Tage früh auf dem Markte ſei; wenn er ihn aber zwiſchendurch gut verkaufen könne, denn man tau, aber nicht unter 300 Mark, unter 100 Talern. Kriſchan zog morgens los, Kriſchan war ) zum Mittag noch nicht wieder zu Hauſe, die Nachmittagsſtunden verrannen, Kriſchan blieb aus.„Wird das Tier verkauft haben und iſt nun mit dem Geld verſackt!“ ſagte ſich der Bauer. Drei Uhr war ſchon vorbei, da ſetzte er ſich auf ſein Rad, um Fünf, wenn die Frau zur Koppel zum Melken müßte, ſei er beſtimmt wieder zu Hauſe, und ſtrampelte los nach Rendsburg. Richtig: In Rendsburg traf der Bauer den Kriſchan vor der Kneipe ſtehen. Ein furcht⸗ bar bedäppertes Geſicht machte er, an der Hand hielt er einen elenden Pony, Wert: 50 Mark! Und Kriſchan erzählte: Die Zigeuner ſeien gekommen, das Taternvolkf, das immer auf dem Roßmarkt ſei, die hätten ihn ganz gewiß hyportiſiert oder hyptonoſiert oder wie das heiße, das Pferd ſei jedenfalls weg und auch die Zigeuner. 5 Es war ſo geweſen: Kriſchan hatte ſich, auch ohne den Fuchs verfauft zu haben, zu einer Labung in der Wirtſchaft berechtigt ge⸗ funden. Er hatte aber vorher das Pferd in den Stall geſtellt. Dort hatten die Zigeuner es geſehen und dem Kriſchan einen Preis von 105 Talern geboten, zuerſt aber müßten ſie den Pony verkaufen, für den ſie ſchon ein Angebot von 110 Talern hätten. Kriſchan hatte zugeſagt und auf die reſtlichen 15 Marl ſchon einen mehr gehoben. Der Käufer des Ponys kam auch richtig. Er wollte ſich das Tier noch einmal vorführen laſſen. Kriſchan ſollte es vorführen. Was hinten im Stall ge⸗ ſchah, ſah Kriſchan nicht, als er den Pony vorführte, in Schritt und Trab, in Schritt und Trab und nochmals, der Käufer wollte es gründlich wiſſen. Der Ponykauf wurde per⸗ fekt, die Zigeuner gingen weg, das Geld zu holen. Inzwiſchen entdeckte Kriſchan, was im Stall vorgefallen war Die Bäuerin zu Hauſe wartete auf ihren Mann, auf den Kriſchan, ſie blieben genau ſo aus wie der Fuchs. Fünf wurde es, ſechs, da ging ſie hinaus zur Koppel zum Melken. Siehe da, zwiſchen dem Geſträuch eines Knicks verſteckt, fand ſie auf einmal den Fuchs. Nanu! Das war doch eigenartig! Aber gut, daß der wenigſtens noch vorhanden war, die Män⸗ ner würden ſchon alleine heimfinden! Sie band das Pferd los und ſtellte es bei einem Nach⸗ barbauern unter. Als ſie wieder an die Stelle kam, ſtand da das ganze Taternvolk, und einer beſchimpfte den andern des Diebſtahls. Wie ahnungslos ging die Bäuerin vorbei zur Weide. Der Bauer aber ließ Kriſchan mit dem Pony ſtehen und fuhr hinter den Zigeunern her, ein paar Landjäger beſtellte er auf den gleichen Weg, er aber gleich vorneweg. Auf der Schleswiger Landſtraße holte er das Volk ein und forderte ſeinen Fuchs zurück. Aller Zant zwiſchen den Zigeunern hörte mit einem Schlage auf und man fiel gemeinſam über den Kriſchan ließ den Pony und zog betrübten Herzens zurück zum Hofe... Auch der Bauer kam, leicht ge— ſchunden, wieder heim und war ungemein er— ſtaunt, dort die fröhlichſte Stimmung vorzu⸗ finden, richtige Geburtstagsſtimmung. Als er aber erfuhr, wie alles gekommen ſei, daß alles wieder beiſammen ſei: Die Frau, der Kriſchan, das Pferd, das Fahrrad und er auch noch und dazu alles, was ſonſt zum Hofe gehört, da feierte er auch den Geburtstag mit. Die Pflicht des Heillundigen. Ein berufsmäßiger Naturheilkundiger war angeklagt worden, weil er durch Mitteilung der Diagnoſe an eine Patientin, Frau L., fahrläſſig deren Geiſteskrankheit verurſacht ha⸗ ben ſollte. Der Angeklagte hatte Frau. nachdem er ſie unter Anwendung der Augen⸗ und Pendel-Diagnoſe unterſucht hatte, erklärt, es ſtehe ſehr ernſt um ſie. Das Blut ſei ver⸗ giftet, das Herz an einem Flügel entzündet; ſie habe Anlage zu Krebs; es ſeien ſogar ſchon Krebsknurren vorhanden. Er verſprach ihr, ſie zu heilen, verſchrieb ihr Arzneien und beſtellte ſie wieder. Frau L. geriet über dieſe Erklä⸗ rungen in große ſeeliſche Erregung, ſie itt unter Angſtzuſtänden. Es entwickelte ſich ein Zuſtand„ſchwerſter Depreſſion mit Selbſt⸗ mordneigung“, ſodaß ſie als geiſteskrank in eine Heilanſtalt überführt werden mußte. Das Berufungsgericht hat als erwieſen angenom⸗ men, daß der Angeklagte durch Fahrläſſigkeit die Geiſteskrankheit der Frau L. verurſacht habe. Das Reichsgericht ſah den Fall anders an und führte nach Mitteilung der Deutſchen Be⸗ amtenbund⸗Korreſpondenz in ſeinem Arteil vom 29. Februar 1932 folgendes aus: Die Art, wie der Heilbehandler den Kranken wahr⸗ heitsgemäß aufklärt, iſt in der Hauptſache eine Frage des ärztlichen Taktes. Nicht jede Ver⸗ letzung des Taktes erhält aber ſchon einen ärztlichen Kunſtfehler. Ob ein ſolcher im Ein⸗ zelfall vorliegt— ſei es, weil mit Rückſicht auf die gegebenen und bei der gebotenen Sorgfalt erkennbaren beſonderen Umſtände die unbeſchränkte Kundgebung der Wahrheit über⸗ haupt, ſei es, weil die Art, in der ſie geſchah, die Heilung nach den Erfahrungen und Leh⸗ ren der ärztlichen Wiſſenſchaft nur ungünſtig beeinfluſſen konnte— wird regelmäßig nur durch Vernehmung von Sachverſtändigen zu ermitteln ſein. Das angefochtene Urteil läßt dem Zweifel Raum, ob das Berufungsgericht in dieſer Richtung geprüft hat, ob und inwie⸗ weit dem Angeklagten ein ärztlicher Kunſtfehler zuzurechnen und zur Laſt zu legen ſei. Wiſſen Sie das? Der tiefſte Schacht, den je Menſchenhände und Menſchengeiſt in das Erdinnere gebaut haben, 2 00 ſich in Orange Country be⸗ finden; er hat die kaum glaubliche Tiefe von 2440 Metern. Seit dem Jahre 1877 bis zum Jahre 1930 ind im deutſchen Reichsgebiet 1 629 565 Er⸗ indungen dem Reichspatentamt vorgelegt worden, wovon rund 517 000, alſo 32 Pro⸗ zent, das Reichspatent erhalten haben. In Deutſchland ſtarben 1917 757 000, im Jahre 1929 805 960 und im Jahre 1931 725 988 Menſchen. 1 A. Brechtel. Wahllokal: Goetheſchule links. Am Frohnberg Bahnhofſtraße Hügelſtraße Lorſcherſtraße Ringſtraße Schulſtraße Weinheimerſtraße Zeppengaſſe 4. Wahlbezirk. Vorſteher: Ratsmitglied Zöller Stellvertreter:„ Bläß. Wahllokal: Goetheſchule Mitte. 1. Bismarckſt raße von Weinheimer-bis Rathausſtr. Eulerſtraße Heddesheimerſtraße Holzſtraße Kiesſtraße Mannheimerſtraße Neubauſtraße Rathausſtraße links vom Rathaus bis Ende Steinſtraße 5. Wahlbezirk. Vorſteher: Ratsmitglied Schloſſer Stellvertreter:„ Bender. Wahllokal: Schillerſchule rechts. „ Annaſtraße Bismarkſtraße von Rathaus⸗ bis Kreuzſtr. . Goetheſtraße „Kreuzſtraße Lampertheimerſtraße . Molitorſtraße . Römergartenſtraße Schillerſtraße Seegartenſtraße 6. Wahlbezirk. Vorſteher: Ratsmitglied Hofmann Stellvertreter:„ J. Mandel. Wahllokal: Schillerſchnle rechts. 1. Jahnſtraße 2. Jägerſtraße Moltkeſtraße Neuhäuſerſtraße Rathausſtraße rechts vom Rathaus bis Ende . Spitalſtraße Sandſtraße Wilhelmſtraße Am Königsacker Am Tivoli Bürgermeiſter Lamberthſtraße Moltkeſtraße(Tivoli) Rathausſtraße(Tivoli) 7. Wahlbezirk. Vorſteher: Ratsmitglied Belz Stellvertreter:„ Weidner. Wahllokal: Goetheſchule rechts. 1. Außerhalbliegende Gebäude 2. Blauehutſtraße 3. Eliſabethenſtraße 4. Hansſtraße 5. Hofmannſtraße 6. Pandurengaſſe 7. Repsgaſſe 8. Waſſerſtraße 9. Weihgartenſtraße 10. Wieſenſtraße. — S D N ee —