* Gemeinderatsſitzung am Donners⸗ tag, den 10. Nov. abends 8 Uhr im Sitzungs⸗ ſaale auf dem Rathauſes mit folgender Tages⸗ ordnung: 1. Den Viernheimer Waldrezeßvertrag, 2. den Voranſchlag der Gemeinde Viernheim pro 1932, hier; Faſelunterhaltungskoſten u. Deckung des Fehlbetrags durch Umlegung auf die Mutterviehbeſitzer, den Voranſchlag der Gemeinde Viernheim pro 1932, hier; Ausgleich der auf den Allmendgrundſtücken ruhenden Laſten durch angemeſſene Erhöhung der Allmendauflage, Kanalgebühr des Metzgermeiſters Georg Va⸗ lentin Heckmann, „Darlehnsregelung, hier; Regelung der Dar- lehensverhältniſſe zwiſchen der Gemeinde und dem Kreditverein.(Nicht öffentlich.) * Tonfilm„Der gläſerne Motor“. Am kommenden Donnerstag, den 10. November abends 8 Uhr kommt in Saale des Gaſthauſes zum deutſchen Kaiſer(am O. E.G.⸗Bahnhof) ein Tonfilm„Der gläſerne Motor“ ein Kulturfilm für alle Kraftfahrintereſſenten zur Vorführung. Dieſer Film iſt bis jetzt in allen Großſtädten gelaufen und hat dadurch, daß er die genauen Vorgänge beim Exploſionsmotor zeigte, außer- ordentlches Intereſſe gefunden. Der Film iſt für jeden Kraftfahrer und jeden Intereſſenten des Kraftweſens von ganz beſonderer Wichtigkeit, zu- mal beſonders die Sparmaßnahmen, welche heute bei den hohen Betriebsſtoffpreiſen ſicherlich jeden intereſſieren, praktiſch vorgeführt werden. Für Jeden iſt es deshalb von größtem Vorteil dieſe Vorführung zu beſuchen, beſonders auch da der Tonfilm nur einmal hier am Platze läuft und kein Eintritt erhoben wird. Die Kerwe naht, denkt ans Inserat! Sport und Spiel. Die Grünen in Waldhof hoch mit 5:0 geſchlagen! 2. M. 5:1, 3. M. 6:3, 4. M. 41 verloren. Wir Viernheimer wußten, daß auf dem Raſen des Waldhof⸗Stadions wenig zu erben war, zumal die Waldhöfer nach Rache für die einzige Niederlage, die ſie ſich in Viernheim holten, ſchnaubten. Das Publikum in Waldhof kann man ohne weiteres als das„vornehmſt“e des ganzen Bezirks betrachten, die Viernheimer ſind da die reinſten Waiſenkinder dagegen. Wo blieben die Temporufe für die Viernheimer Mann⸗ ſchaft? Eine moraliſche Unterſtützung der Mann⸗ ſchaft auf fremdem Boden iſt genau ſo notwen⸗ dig, wie das unermüdliche Kämpfen der Spieler. Wenn in Viernheim ein Schiedsrichter ſo ver⸗ möbelt worden wäre, wie am Sonntag Vor⸗ mittag bei den dritten Mannſchaften, weiß Gott welche Strafe— vielleicht Platzſperre— da käme. Ein beſonderes Thema war der Schieds- richter Glaſer⸗Neckarſulm, eine Marke für ſich, der im ganzen Spiel überhaupt nicht im Bilde war. Das erſte Tor war ein glattes Abſeits! Die Grünen haben 5:0 verloren, aber die Tore waren keine Ausbeute großangelegter Kombinati⸗ onen— meiſtens Geſchenke von Schiedsrichter⸗ gnaden. Bei den Grünen war die Verteidigung lobenswert. Der Mittelhalf konnte nicht in Fahrt kommen, wie auch die Sturmmitte. Da- runter litt das Spiel ſtark, das Viernheimer Syſtem war nicht zu ſehen. Es fehlte der Zn⸗ ſammenhang in der Mannſchaft ſelbſt. Den Spielbericht ſchenken wir uns, Halbzeit 3:0, Facit 5:0. Nun hat ſich aber die Situation um den zweiten Platz nicht viel geändert, denn der VfR. verlor in Lindenhof, Neckarau gegen Phönix. Alſo gibt es immer noch Hoffnung auf den 2. Platz, der ſo heiß erſehnt wird. Dazu gehört aber ein beſſerer Sturm, der viel- leicht gerade gegen die Lautringer(die Kerwe⸗ gäſte in Viernheim ſind) am notwendigſten iſt. Alſo Amiciten, reißt Euch zuſammen, nochmals winkt eine große Chance, die man unbedingt ausnutzen muß. des Gemeinderats jeweils nur 20 Perſonen als Zuhörer zugelaſſen werden können. Dieſe müſſen vereins ⸗ u. Trainingsabende d. Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 e. b. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Abteilung Fußball: Dienstag Nachm. 4 Uhr: Training der 1. Mannſchaft mit Erſatz. 5 Mittwoch nachm. 2 Uhr: Training der Schüler. 4 Uhr: Training der 2. und 4. Mannſchaft. 8 Uhr: Spielausſchuß. Donnerstag: 4 Uhr Training der 1. u. 3. M' Freitag: 4 Uhr Training der Jugend. Abteilung Kraftſport: Mittwoch u. Freitag 8 Uhr: Training im Lokal. Vorſchau: Sonntag(Kirchweih) 13. Nov., nachm. 8 Uhr, Verbandsſpiel gegen VfR. Kaiſerslautern. Ueber die Kirchweihtage: Großer Rummel im Vereinslokal zum goldenen Stern. Bekanntmachung. Betr.: Das Faſelweſen in der Gemeinde Viern⸗ heim. Wir haben einen ſchweren Faſeleber ab⸗ zugeben. Die Abgabebedingungen liegen au fdem Büro, Zimmer Nr. 5, zur Einſicht offen. An⸗ gebote ſind ſchriftlich auf dem vorgenannten Büro bis Donnerstag, den 10. ds. Mts vormittags 10 Uhr einzureichen. Die Eröffnung der Angebote findet im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Zuſchlags⸗ u. Bindefriſt 14 Tage. Betr.: Die Sitzungen des Gemeinderats. Wir haben Veranlaſſung, nochmals darauf hinzuweiſen, daß zu den öffentlichen Sitzungen im Beſitz eines von der Bürgermeiſterei ausge- ſtellten Ausweiſes ſein, der nur für eine Sitzung gilt. Zuhörer, die nicht im Beſitze eines Aus- weiſes ſind, werden bei der Kontrolle des Saales verwieſen und im Weigerungsfalle wegen Haus⸗ friedensbruch veranzeigt. Viernheim, den 7. Nov. 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Verlängerung der Feierabendſtunde an den Kirchweihtagen. Wir geben hiermit bekannt, daß wir die Feierabendſtunde an den Kirchweihtagen und zwar für den 13., 14. und 15. November d. Irs. mit Genehmigung des Herrn Heſſ. Miniſters des Innern und im Einverſtändnis mit dem Kreisamt Heppenheim allgemein auf 3 Uhr feſt⸗ geſetzt haben. Viernheim, den 7. November 1932 Heſſiſches Polizeiamt. Oechler. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Krieger⸗ u. Soldatenverein Teutonia u. Schützen⸗ abteilung. Morgen Mittwochabend ½9 Uhr findet der zweite Vortrag des Herrn Kame⸗ raden Heim ſtatt. Es iſt Pflicht aller Schützen pünktlich und vollzählig zu erſcheinen. Der Vorſtand. Turnverein von 1893. Heute Dienstag und Freitag abend 8 Uhr vollzählige Turnſtunde im Lokal. Mannſchaftskampf in Schwetzingen und 46 Mannheim am 4. Dezember. Turnerinnen Abtl. Donnerstag abend 8 ¼ Uhr 4 N vollzählige Turnſtunde. Alle Turnerinnen wollen unbedingt erſcheinen. Die Turnleitung. Verein für Sport⸗ und Körperpflege 1896. Mittwoch den 9. und Freitag, den 11. Nov. abends 8 Uhr findet im Lokal Fürſt Alex⸗“ ander vollzählige Uebungsſtunde der Schwer⸗ athletik ſtatt. kämpfen am 27. Nov. in Worms. Der Spartenleiter. aller Art, liefert ſchnell u. billigſt Druckſachen eee = Bedenk“ das Eine immerzu, den letzten Schliff gibt Dir der Schuh! Zur Kir chweihe empfehle alle Sorten Ausführungen Für Herrn: Besonders preiswert! 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Mittwoch: ¼9 Uhr Hallentraining ſämtl. Fuß⸗ ballmannſchaften. Donnerstag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde. 4 Uhr ab Training der Handballmannſchaften und Leichtathletik. 8-10 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde 5 3/10 Uhr Heimabend der Sturmſchar. Freitag: 810 Uhr Uebungsſtunde der Turnabteilung. Dienstag u. Freitag: Platz-Training. Zu allen Uebungs⸗ und Trainings ⸗Stunden iſt im Sport zu erſcheinen. Die Sportleitung f Rein üblicher Werhe vortrag! fur für denkende Menschen f 17 um Mittwoch, den 9. November 1932, abends 8 Uhr Eintriit frei!— Eintritt frei! damaliger Vortxag! 5 im Gasthaus„Zum Engel“, Mernheim Der bekannte Pſychologe Joſef Berger ſpricht zum Thema: Ile Hau ads Arzt und Heller! Keine Apparate, Radium, Hochfrequenz u Biochemiſchen Kuren. Die Matur allein heilt alles! Dr. med. Wolf der bekannte Naturarzt ſagt: Ils Plchlige krnänrung ist das beste Helmittel! Kein Geſunder und kein Kranker N darf dieſen Vortrag verſäumen! 5 Bitte verwechſeln Sie ihn nicht mit ähnlichen, er findet erſtmalig ſtatt! Feltu. Feuerwehr Am Dienstag, den 8. Nov. 1932, findet abends 8 Uhr in der Schillerſchule unſer diesjähriger 1. Vortragsabend ſtatt. Wir bitten daher die Mitglieder recht zahlreich zu erſcheinen. Das Kommando. Zum Kirchweihfeſt empfehle Bohnenkaffee ½ Pfd. 60 und 90 Pfg. Mein Schlager! garant. echt arab. Mokkamiſchung / Pfd. nur 75 Pfg. Margarine zum Backen Pfd. 28 38, 63 Kokosfett Pfd.⸗Tafel 27, 35 u. 63 Pfg. Kokosflocken/ Pfd. 10 Pfg. Reines Schweinefett Pfd. 55 Pfg. feinſte Füßrahmtafelhutter i/ Pfd. 35 Pfg. Sultaninen, Roſinen in nur bill. Preiſen neue Haſelnüſſe/ Pfd. 18 Pfg. Mandeln, garant. handverleſene Ware J Pfd. 30 Pfg. Pfd. 1.15 Num, Arak, gittermandeln, Zitronenödl 5 Prozent Rabatt! 5 Prozent Rabatt!! 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Anzeiger! i uslonlen auannuagnf Ing * jernheimer Anzeiger Wuiernheimer Tageblatt— Biernheimter Nachrichten) 1,40 aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjch kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftoſt Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 10 recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— r eint täglich mit Ausnahme der Sonn- und 1 740 f. frei 15 Haus gebracht.— Gratisbeila 1 das monatl. illuſtrierte einen Wand⸗ einen 2 u. beim Zeitungsträger checktonto Nr. 21577 Amt ankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung (Giernheimer Bürger-Ztg.— Viernb. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 3 bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 261 Mittwoch, den 9. November 1932 49. Jahrgang Schwierige Verhandlungen. Der Reichskanzler hat dem Reichspräſi⸗ denten über die durch den Wahlausfall ge⸗ affene Lage Bericht erſtattet. Die amtliche Mitketung uber dieſen Vortrag iſt ſehr kurz Sie konſtatiert lediglich die Tatſache, ſchweigt ſich aber völlig aus, wie die Be⸗ ſprechung im einzelnen verlaufen iſt, Aus der„Deutſchen Allgemeinen Zeitung“, die bekanntlich gute Beziehungen zu Regie⸗ rungskreiſen hat, erfährt man aber einiges daruͤber. Danach hätte ſich Reichspräſident von Hindenburg im ganzen von dem Wahl⸗ ergebnis befriedigt erklärt, doch ſoll er auf nachdrückliche Bemühungen zu einer,„Zu⸗ ſammenfaſſung aller poſitiven Kräfte“ ge⸗ drängt haben. Die Reichsregierung wird nun in ihrer nächſten Sitzung über die innerpo⸗ litiſche Situation beraten und ſich darüber ſchlüſſig werden, in welcher Form ſich die Verhandlungen abſpielen ſollen, die der Reichskanzler auf Grund des Wahlergeb— niſſes führen will. Das erwähnte Blatt meint dazu, es erhebe ſich jetzt die Frage, ob der Reichskanzler nach dem Beiſpiel der vor⸗ letzten Reichstagswahl von ſich aus Ver⸗ handlungen mit den Parteien eröffnen, oder ob der Beginn der Reichstagsverhandlungen anfang Dezember abgewartet werden ſoll. Nach dieſen Informationen ſind alſo ir⸗ gendwelche Entſcheidungen über das, was nun geſchehen ſoll, bis zur Stunde noch nicht getroffen. Man darf aber wohl annehmen. daß ſie unmittelbar bevorſtehen. Die Lage iſt natürlich recht ſchwierig. Und man kann heute noch keineswegs überſehen, ob es mög⸗ lich ſein wird, eine aktionsfähige Mehrheit im Reichstag zuſtande zu brin⸗ gen. Der nationalſozialiſtiſche Führer Adolf Hitler hat in ſeinem erſten Aufruf, der ſofort nach der Reichstagswahl veröffent⸗ licht worden iſt, der Reichsregierung wie⸗ derum ſchärfſten Kampf angeſagt. Ganz an⸗ ders hat ſich der Führer des Zentrums, Prälat Kaas, ausgeſprochen, indem er ſagt, die Zentrumspartei ſei bereit, jeden verantwortbaren Schritt zur Ueberbrük⸗ kung der Zerriſſenheit zwiſchen den politi⸗ ſchen Lagern und zur Ermöglichung einer ſtarken volksverbundenen Reichsregierung anſtelle des unmöglichen heutigen Zuſtan⸗ des“ zu tun. Das iſt eine offene Erklärung des Zentrums zur Verhandlungsbereitſchaft. In ähnlichem Sinne hat ſich auch die Lei⸗ tung der Bayeriſchen Volkspar⸗ tei ausgeſprochen. Da auch Reichskanzler von Papen in einer halbamtlichen Preſſe⸗ notiz geſagt hat, die Reichsregierung ſtehe mit ausgebreiteten Armen“ bereit, um mit jedem zuſammenzuarbeiten, der dazu bereit ſei, müßte man annehmen, daß es nicht all⸗ zu ſchwierig 100 dürfte, die Verhandlungen in Gang zu bringen. Allerdings iſt es vom Beginn dieſer Verhandlungen an bis zu einem poſitiven Ergehnis noch ein weiter, ſehr weiter Weg. Wir haben ſchon einmal darauf hin⸗ gewieſen, daß nicht nur Notionalſozialiſten, ſondern auch das Zentrum auf eine Um⸗ bildung des Reichskabinetts drängen werden, weil ſie mit Herrn von Pa⸗ pen nicht zuſammenarbeiten wollen. In die⸗ ſem Zuſammenhange wird ſelbſtverſtändlich auch wieder die Frage akut werden, ob die ationalſozialiſten an ihrer frühe⸗ ren Forderung, daß der Reichskanz ⸗ lerpoſten ihnen zufallen muß, feſthalten. oder ob ſie etwa jetzt bereit wären, in ein Reichskabinett unter anderer Führung ein⸗ zutreten. Nach den bisherigen nationalſo⸗ Aatcchen Aeußerungen hat es nicht den inſchein, als ob eine Verſtändigung über dieſe Frage leicht zu erreichen ſein werde. Nan muß annehmen, daß die Nationalſozia⸗ liſten, geſtützt auf die Tatſache, daß ſie auch nach der Wahl vom 6. November wiederum die weitaus größte Reichstagsfraktion ee den Reichskanzlerpoſten für Adolf Hitler be · anſpruchen. Dann wird ſich fragen, wie ſich der Reichspräſident zu dieſer Forde⸗ Kanzlerrede über die Lage. Zum Wahlergebnis.— Deutschlands Kampf um ſein Necht.—„Der Vertrag von Verſailles hat keinen wahren Frieden gebracht!“— Der franzöſiſche Nüſtungsplan. Reichskanzler v. Papen hielt am Diens⸗ tag auf einem vom Verein der in Berlin tä⸗ tigen ausländiſchen Preſſever⸗ treter veranſtalteten Eſſen eine Rede, in der er u. a. ausführte: Sie werden von mir zunächſt eine Aeußeruna erwarten über die Lage, die durch den Ausgang der Reichstagswahlen bedingt worden iſt. Ich kann meinen Geſamteindruck dahin zu— ſammenfaſſen: Cine erfreuliche Zunahme des Verſtändniſſes für die Regierungsarbeit iſt feſtzuſtellen. Keine Partei wird noch Berechtigung zu der Annahme haben, daß ſie die Allein⸗ herrſchaft in Deutſchland ausüben kann. Dagegen glaube ich die Hoffnung hegen zu dürfen, daß es nunmehr zu einer wirklichen nationalen Konzentration kommk. Möge die erfreuliche Einigkeit, die das deulſche Volk heute in den gro- ßen Fragen der auswärkigen Politik durch alle Parteien hindurch beſeelt, jetzt auch der Führung der Geſamtpolikik die nokwendige breite Grundlage ſchaf⸗ fen. Perſonenfragen ſpielen hierbei— ich habe es ſchon immer bekonk— keine Rolle, werden We verfolgt wer- en. Der Reichskanzler kam dann auf die Be⸗ ſonderheiten der deutſchen Verhältniſſe zu ſprechen, die bedingt ſeien durch unſere geo⸗ graphiſche Lage und unſere Geſchichte. Der Redner fuhr fort: Namentlich unſere heutige politiſche Lage iſt nur verſtändlich aus jener unabläſſigen Verflechtung von Innen- und Außenpolitik. Wie ſoll eine Regierung das nötige Anſehen vor ihren Bürgern haben, wenn ſie mit einſeitigen Diskriminierun⸗ gen gegenüber dem Auslande belaſtet und nicht imſtande iſt, ihnen das primi⸗ tivſte Lebensrecht, die Sicherheit nach außen hin, zu gewährleiſten? Die lange Reihe der Interventionen der Sie— germächte, welche den deutſchen Regierungen immer neue Demütigungen zumuteten, trägt ein großes Maß von Schuld an der allgemei⸗ nen Radikaliſierung und der Verſchärfung der innenpolitiſchen Lage. Aus dieſem ge— ſchichtlichen Zuſammenhang von Außen- und Innenpolitik ergibt ſich für das deutſche Volk die ſchickſalshafte Aufgabe, eine Geſtalt für ſeine Staatsführung zu finden, welche den dauernden Notwendigkeiten ſeiner Lage in rung, die er am 13. Auguſt bekanntlich ab⸗ gelehnt hat, jetzt ſtellen wird. Man ſieht, die Lage iſt immer noch reichlich ſchwierig und verworren. Der Reichstag ſelber wird, wie bereits bekannt, vorausſichtlich erſt auf den 6. De⸗ zember— das iſt der nach der Reichsverfaſ— ſung äußerſte Termin— zuſammenberufen werden. Die Reichsregierung von Papen hat angekündigt, daß ſie ihm ſofort den Entwurf einer Verfaſſungsreform vorlegen wird. Was geſchehen ſoll, wenn dieſer Ent⸗ wurf beim Reichsparlament keine Gegenliebe findet, weiß man noch nicht. Denkbar wäre natürlich eine erneute Reichstagsauflöſung. Was ſie aber für einen praktiſchen Zweck ha⸗ ben ſoll, iſt nicht einzuſehen. Man muß alſo wünſchen, daß die Verhandlungen mit den Parteien, die ja in den nächſten Tagen be⸗ ginnen werden, wenigſtens den Erfolg ha⸗ ben, daß eine Mehrheitsbildung im Reichs⸗ tag zunächſt einmal verſucht wird. Es be⸗ darf dazu guten Willens auf allen Seiten. Mitteleuropa und den beſonderen Schwierig⸗ keiten ſeiner heutigen Situation in gleicher Weiſe entſpricht. Die erſte Vorbedingung hierzu iſt die Wiederherſtellung der vollen Hoheit des Staates, und die Einrichtung einer ſteti⸗ gen, machtvollen Regierungsgewalt. Eine ſolche autoritäre Staatsführung ſtehe nicht im Widerſpruch zu dem Grundſatz der Demokratie. Demokratie und Autorität ſind keine Gegenſätze, ſondern notwendige Ergänzungen. Die Augen der Welt ſind heu— te auf die Vereinigten Staaten von Nordamerika gerichtet, wo ein großes Volk ſeine Staatsführung für die nächſten vier Jahre in die Hände eines Mannes legt. Iſt es denn undemokratiſch, frage ich, einen dem Lande verantwortlichen Staatschef zu wählen? Dann kann es nicht weniger demokratiſch ſein, die anonymen Mächte der Parteibüro⸗ kratien, die ſich zwiſchen Regierung und Volk geſchoben haben, auszuſchalken? In unſerem deulſchen Reichspräſidenten hat ſich die Wahl durch die mehrheit des Volkes, alſo ein Akt unmiktelbarer Demokrakie, mit der geſchicht⸗ lichen Aulorikät ſeiner Perſon vereinigt. Da⸗ mit iſt der ruhende Pol geſchaffen, von dem aus auch die verſchiedenartigſten Bewegun⸗ gen unſeres politiſchen Lebens gemeiſterk werden können. Unſere Lage in der Mitte unſeres Erdtei⸗ les bringt es mit ſich, daß ſich alle Erſchütte⸗ rungen unſerer wirtſchaftlichen und politi⸗ ſchen Verhältniſſe auf alle übrigen Staaten Europas und auf die meiſten Staaten der Welt übertragen müſſen. Und deshalb muß ich hier nochmals mit Nachdruck hervorheben: Es wird nicht Ruhe und Frieden in Eu⸗ ropa werden, bis man nicht dem deut ſchen Volke die lebensnotwendigen Vor- ausſetzungen zugeſtanden hak, die ihm eine friedliche und ſichere Enkwicklung gewährleiſten. Deutſchland kann nicht heute, 14 Jahre nach der Beendigung des Krieges, noch immer in der Rolle des Beſiegten feſtgehalten werden. Wir verlangen die Gewährung der gleichen Rechte, die für alle anderen gelten, nicht als eine Gnade oder eine Wohltat, ſondern als unſeren unverrückbaren Anſpruch. Ich ſtelle nichts neues feſt, wenn ich ausſpreche: Der Vertrag von Verſailles hal keinen wahren Frieden gebrachkl. Er iſt ur⸗ ſprünglich nur als Präliminarvertrag gedacht geweſen, und er enkhält eine Re- viſionsklauſel. Es muß das Ziel nicht allein der deulſchen, ſondern der europä⸗ iſchen Politik ſein, die Beſtimmungen, die durch Zwang auferlegt wurden, durch Löſungen zu erſetzen, die dem frei⸗ en Ermeſſen aller Bekeiligten entſprin⸗ gen. Unſer Weg wird der Weg fried⸗ licher Verſtändigung ſein. Der Reichskanzler erwähnte dann die deut— ſche Forderung nach Gleichbere chti⸗ gung auf dem Gebiete des Rüſtungs⸗ weſens und kam in dieſem Zuſammen— hange auf den franzöſiſchen Plan zu ſprechen: Der franzöſiſche Plan ſetzt anſchei⸗ nend voraus, daß alle europäiſchen Feſtland— ſtaaten gleichartige Heere erhalten. Das er⸗ ſcheint vom deutſchen Standpunkt durchaus diskutabel. Wir haben zurzeit eine Heeres— verfaſſung, die uns durch Diktat aufgezwun⸗ gen wurde, und führen Klage darüber, daß unſere Soldaten nicht mit denen anderer Länder gleichwertig ſind, weil ſie nicht die gleiche Bewaffnung wie dieſe führen dürfen. die franzöſiſche Regierung geht anſchei⸗ nend davon aus, daß erſt gleicharkige Wehrverfaſſung und gleicharkige Be- waffnung die Heere der verſchiedenen Länder wirklich vergleichbar macht. Die- ſen Skandpunkt erachte ich als einen gro- ßen Jorkſchrikt. Es iſt unbeſtreitbar, daß, wenn es gelingt, allen Heeren den Charakter reiner Defenſiv⸗ mittel zu geben. wir einen entſcheidenden Schritt in der moraliſchen Abrüſtung und Be⸗ friedung der Welt vorwärts gekommen ſein werden. Die deutſche Regierung, die den Frieden wünſcht, weil ſie wie keine andere Nation der Welt der Segnungen des Frie— dens bedarf, ſtellt ihre Politik unker den Geſichkspunkt wirklicher allgemeiner Abrüſtung. Sie wird jede Maßnahme begrüßen, welche die Defenſivkraft im Gegenſatz zur Angriffs— kraft ſtärkt, und Deutſchlands Anſpruch auf gleiches Recht und gleiche Sicherheit verwirk— licht. Aber wir werden nicht an einer Abrü— ſtungskonvention mitarbeiten ſo lange wir nicht wiſſen, ob ſie in ihrem ganzen Umfange für uns ſelbſt Geltung haben ſoll. Die amerilaniſchen Wahlen. Großwahltag in den Vereinigten Staaten Nordamerilas. Neuyork, 9. Nov. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika hatten am Dienstag ihren alle vier Jahre wiederkehrenden Groß wahltag, an dem nicht nur der Präſident gewählt wurde. ſondern auch das Unterhaus des Parla⸗ ments, ein Drittel des Senats, ſowie die Parlamente der meiſten Einzelſtaaten. Im Staate Neuyork findet neben den politiſchen Abſtimmungen noch eine Ab ſtimmung über die Auflage einer 30 Mil- lionen Dollar⸗Anleihe für die Erwerbs ⸗ loſen ſtatt. Das Wetter war kühl und bewölkt. Im Oſten herrſchte Regen. Um dem Maſſenan⸗ drang der Wähler begegnen zu können, wa⸗ ren in der Stadt Neunork neue Wahlmaſchinen eingeführt worden, die aber recht umſtändlich ſind. In den übri⸗ gen Städten und auf dem Lande wurde mit Stimmzetteln gewählt. Amtlich war der Wahltag zum Feiertag erklärt worden, doch waren trotzdem die meiſten Geſchäfte geöff⸗ net. Da das Wahlgeſetz ſolche Perſonen von der Wahl ausſchließt, die aus öffentlichen Mitteln unterhalten werden, ſind bei der jetzigen Wahl viele Perſonen ihres Stimm⸗ rechts verluſtig gegangen. Es iſt bei der Wahl beſonders zu beachlen, daß 1 Präſident nicht wie in Deukſchland unmittelbar vom Volke gewählt wird, ſon⸗ dern daß vielmehr 531 Wahlmänner für die Präſidenkſchaftswahl gekürt werden, die ſo⸗ genannten Elektoren, die in zwei Monaten uſammentreten, um die Abſlimmung über 2 Präſidentſchaftskandidaten vorzunehmen. In kurzen Worten: Auf einer Veranſtaltung der ausländiſchen Preſſevertreter in Berlin hielt Reichskanzler v. Papen am Dienstag eine große Rede über innen⸗ und außenpolitiſche Fragen. Auf Grund einer Berichtigung der im Wahl⸗ kreis 26(Franken) abgegebenen Stimmen, iſt die Zahl der Reichstagsmandate der N. S. D. A. P. um 1 auf 196 und die Geſamtzahl der Reichstagsabgeordneten auf 583 erhöht wor⸗ den. An der Berliner Börſe entwickelte ſich am Dienstag eine ſtürmiſche Aufwärtsbewegung am Rentenmarkt, die auch auf die Aktienmärkte übergriff. In den Berliner Verkehrsbetrieben wurde am Dienstag die Arbeit wieder aufgenommen. Die Berliner Verkehrsgeſellſchaft hat insge⸗ ſamt 2500 Arbeiter wegen des Streikes ent⸗ laſſen. Nach einer Meldung aus San Franzisko war auf den Zug des Präſidenten Hoovers ein Anſchlag geplant worden, der jedoch recht⸗ zeitig verhindert werden konnte. Da die Wahlmänner von den Parleien ge- wählt werden und es ſich praktiſch um die Enkſcheidung lediglich zwiſchen Republika nern und Demokraten handelt, ſo bedeuket die Mehrheit, die eine dieſer Parkeien unker den Wahlmännern erhält, auch ſchon die Wahl ihres Kandidaten. Eine große Rolle in der Wahlbewegung ſpielte bekanntlich die Frage des Alkohol- verbots. Die Agitatoren für den„trocke⸗ nen“ Kandidaten Hoover wandten ſich vor allem an die Frauen, denen ſie die Fol⸗ gen einer Aufhebung der Prohibition in den grellſten Farben ausmalten. Wenn die„Naſſen“ ſſegen. Waſhington, 9. Nov. Das„Republikaniſche Nationalkommitee“ veröffentlicht ſoeben einen Bericht über die Ausgaben der Partei für den Prä⸗ Millionen Mark hat die republikaniſche Par⸗ tei aufgebracht, um ihrem Kandidaten, den bisherigen Präſidenten Hoover, zum Siege zu verhelfen. Die Gegner des Alkoholverboks kreffen be⸗ reits alle Vorbereitungen, um die Aufhebung der den Alkoholgenuß verbietenden Geſetze ſo bald wie möglich in die Tat umzuſetzen. Es wird allerdings noch viel Waſſer den Hudſon hinunterfließen, bevor die Verwalkungsma⸗ ſchinerie alle Prohibitionshinderniſſe über⸗ wunden hat. Anſchlag auf Hoover? Dynamilattenkat auf den Hoover⸗-Zug. Neuyork, 9. Nov. Nach einer Meldung aus San Fran— zisko verlautet dort, daß auf den Zug des Präſidenten Hoover ein Anſchlag ver⸗ übt worden iſt. Drei Meilen weſtlich von Paliſade(Nevada) hielten Streckenwärter in der Nähe einer kleinen Brücke einen Vorzug an. Den Kriminalbeamten, die in dem Vor— zug ſaßen, wurde von einem der Strecken— wärter mitgeteilt, daß er von zwei Männern, f einem Neger, überfallen worden et. Die Angreifer hälten verſucht ihn zu er⸗ dolchen. Als ſie ſchließlich die Flucht ergrif⸗ fen, hälten ſie auf ihn geſchoſſen, 555 eine Kugel ſeine Hand kraf. In der Nähe der Brücke wurde kurz darauf ein Sack mit Dy⸗ namit gefunden. Der Güterzug erlitt vierzig Minuten Verſpätung. Die Gerüchte erhielten neue Nahrung da⸗ durch, daß der Hoover⸗Zug ſpäter die Station Winnemucca, wo vorher ein kurzer Aufent⸗ halt geplant worden war, ohne Halt durch⸗ fuhr. Herriot wirbt um Italien. Die Nadelſtichpolitik dürfe nicht andauern. Paris, 9. November. Bald nach ſeiner Rückkehr aus Spanien hat der franzöſiſche Miniſterpräſident Herriot Preſſevertretern gegenüber erklärt, daß die franzöſiſche Lage in Genf nach der Darlegung des Abrüſtungsplanes ſich weſentlich gebeſſert habe. Herriot kam dann auf die franzöſiſch⸗ italieniſchen Beziehungen zu ſprechen und meinte, man müſſe ſie auf eine vernünftige Grundlage bringen. Die Nadelſtichpolitik dürfe nicht andauern. Nach dem Kriege ſei man moraliſch ungerecht gegen die Italiener geweſen. Man müſſe an⸗ erkennen, daß Italien die Möglichkeit gehabt hätte, neutral zu bleiben, Italien ſei aber in den Krieg eingetreten, in einem Augenblick, als man bereits wußte, daß er fürchterlich werden würde. In einem„Italieniſch⸗franzöſiſche Entente“ betitelten Artikel ſchreibt der diplomatiſche Mit⸗ arbeiter des„Daily Telegraph“, daß die freundlichen Verbeugungen Herriots vor Ita⸗ lien in Londoner diplomatiſchen Kreiſen größ⸗ tes Intereſſe hervorgerufen hätten. Sie wür⸗ den als ein bemerkenswertes Ereignis, viel⸗ leicht ſogar als ein möglicher Wendepunkt in den europäiſchen Bezie⸗ hungen gewertet. Herriot und ſeine Berater ſeien— ö ſo ſcheint es— zu dem Schluß gekommen, f daß ein ſtändiger Widerſtand gegen die ita⸗ ſidenten-Wahlkampf. Nicht weniger als acht lieniſchen Wünſche Deutſchland und Italien in einen gegen Frankreich gerichteten Zuſam⸗ menſchluß führen müſſe. Der Korreſpondent hält eine italieniſch⸗ franzöſiſche Verſöhnung in der Seerüſtungs⸗ frage für möglich. Wenn ein Nachlaſſen der Spannung in England auch herzlich begrüßt werde, ſo bedauere man die aus Paris kom⸗ menden Gerüchte, die erneut von einem Viermächte⸗Mittelmeerpakt mit England, Frankreich, Italien und Spanien ſprächen. England und Amerika hätten ſich ſchon auf der Londoner Flottenkonferenz ein⸗ deutig dagegen erklärt. Der engliſche Stand⸗ punkt gehe dahin, daß der Pakt vollkommen unnötig ſei, wenn ſich die franzöſiſch-italieni⸗ ſchen Beziehungen beſſerten. Wie ſie„abrüſten“. Ausbau der japaniſchen Flotte. Tokio, 9. Nov. Marineminiſter Okada erklärte der Preſſe, daß die japaniſche Regierung trotz der Wirtſchaftskriſe beſchloſſen haben, der Wie⸗ deraufbau der Flotte fortzu⸗ ſetzen. Die volifiſcho Lan- Tornen Oſten nor- lange eine Starrung„apans am Pacific. Der Miniſter betonte, daß die Anweſenheit der amerikaniſchen Flotte im Stillen Ozean„die japaniſche Oeffenklichkeit zu Demonſtrationen reizie.“ Das japaniſche Innenminiſterium hat alle kommuniſtiſchen Kundgebungen an⸗ läßlich des 15 jährigen Jubiläums der Sow⸗ jetunion verboten. Die Polizei iſt angewie⸗ ſen, mit Waffengewalt ſämtliche Kundgebun⸗ gen zu verhindern. Auch England London, 9. Nov. Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ rechnet damit, daß ſich das eng⸗ liſche Kabinett gegen eine völlige Abſchaf⸗ fung der Luftwaffe zu Lande und zu Waſſer ausſprechen werde, da ſie unpraktiſch ſei und unnötige Gefahren mit ſich bringe. In der„Daily Mail“ veröffenklicht der Ge⸗ neraldirektor der Imperial Airway, Sir Eric Geddes, einen Artikel, in dem er ſich ganz ſcharf gegen jede internationale Kontrolle der Zivilluftfahrt und ſonſtige einſchränkende Be⸗ ſtimmungen richtet. Ganz wie bei uns Engliſche Sorgen wegen der Arbeilsloſigkeit. London, 9. Nov. Die engliſchen Arbeitsloſenziffern haben, wie im Verlaufe einer Unterhausausſprache über die Arbeitsloſigkeit mitgeteilt wurde, in der Zeit vom 26. September bis zum 2. No⸗ vember um 147 067 abgenommen. Sie belie⸗ fen ſich am 2. November auf 2 710 944 gegen⸗ über 2 858 011 am 26. September. Macdonald erklärte u. a., das Problem der Arbeitsloſigkeit iſt durch und durch inkerna⸗ tional.„Solange der inkernakionale Güter⸗ auskauſch nicht in allen ſeinen Verzweigun⸗ gen und Verknüpfungen geregelt iſt, beſteht wenig Hoffnung auf eine Rückkehr zu einem wirklich geſunden und nakürlichen Handel und damik auch die Rückkehr der Wohlfahrt in irgendeinem europäiſchen Staate.“ Als nächſte Richtlinien forderte Macdonald eine Rückbewegung zum Lande.„Ich bin überzeugt, erklärte er, daß das Land eine viel größere Rolle ſpielen muß in allen bis⸗ herigen Plänen zur Behebung der Arbeits- loſigkeit. Die Landwirkſchaft muß ein wich⸗ tiger Teil der engliſchen Wirtſchaft ſein.“ Wahl⸗Nachleſe. NSDAP. 196 Mandate. Berlin, 9. Nov. Der Kreiswahlleiter des Wahlkreiſes 26 (Franken) hat dem Reichswahlleiter ein berichtigtes Ergebnis gemeldet, das um 51 981 gültige Stimmen höher iſt als das zuerſt gemeldete. Der Anteil der National⸗ ſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei an die⸗ ſer Stimmenzahl beträgt 18 882. Die Berich⸗ tigung wirkt ſich dahin aus, daß der NSDAP. ein weiteres Mandat auf ihrer Reichsliſte zufällt. Die Geſamtzahl ihrer Abgeordneten be⸗ krägt nunmehr 196. Der Reichstag um⸗ faßt damit insgeſamt 583 Abgeordnete. Es iſt natürlich bis zur Feſtſtellung des endgültigen amtlichen Wahlergebniſſes noch mit weiteren kleineren Berichtigungen dieſer Art zu rechnen. Auch bei der Reichstagswah 6 N vember mußten in Köln Männer und Frau⸗ en getrennt abſtimmen. Das Bild hat ſich gegen früher e . ö r bei der Zentrums⸗ partei verändert und zwar noch mehr zu Gunſten der Frauen. Von je 1000 gültigen Stimmen entfallen auf die einzelnen Parteien bei der NS DA p. Männer 21,8, Frauen 19,3 bei der 8D. Männer 18,6, Frauen 16,4, bei der Ap d. Männer 29,0, Frauen 20,1, bei der Jen trumspartei Männner 20,2, Frauen 33,9, bei der DM np. Männer 5,6, Frauen 5,5, bei der DVP. Männer 2,8, Frauen 2,8 Stim- men. Die Wahlbeteiligung betrug bei den Männern 75,4 Prozenk, bei den Frauen 60,8 Prozent. N Die Reichs ſinanzen. Geſpannte Lage. Berlin, 9. Nov. In der nächſten Sitzung des Reichska⸗ binetts wird über die Lage der Reichs⸗ finanzen beraten werden. Wie ein Berliner Blatt meldet, wird über die Finanzlage dem⸗ nächſt der Oeffentlichkeit Aufſchluß gegeben werden. Die Kaſſenlage werde als befriedi⸗ gend hingeſtellt. Die Finanzlage ſei natürlich geſpannt, doch glaube man unker Inanſpruchnahme der ei⸗ genklich für die Schuldentilgung beſtimmten 400 Millionen Mark und durch Begebung von Reichsſchatzwechſeln die Schwierigkeiten aberwinden zu können. Der Fonds zur Abdeckung der ſchwebenden g Schulden wurde ſeinerzeit auf Verlangen des damaligen Reichsbankpräſidenten Dr.Schacht gebildet. Sparmaßnahmen. Kaſſel, 9. Nov. Wie verlautet, ſoll die kürzlich angekün⸗ digte Reform der Reichsfinanzverwaltung demnächſt durchgeführt werden, und zwar ſollen von den 26 Landesfinanzämtern die Aemter in Oldenburg, in Schwerin und in Kaſſel aufgelöſt werden. Das Lan⸗ desfinanzamt Oldenburg ſoll nach Bremen, das Landesfinanzamt Kaſſel nach Frank⸗ furt a. M. verlegt werden. Im Reichsfinanzminiſterium wird dazu auf Anfrage erklärt, daß eine Entſcheidung über dieſe Fragen in nächſter Zeit noch nicht zu erwarten ſei. Die Erwägungen über die Reform der ie ſchwe⸗ ben ſchon ſeit Monaten, ohne daß bisher ein Ergebnis erzielt worden iſt. Letzte Nachrichten. Urteil im Allenſteiner Bombenlegerprozeß Allenſtein, 9. Nov. Am Dienskagnachmit⸗ kag wurde das Urteil im Allenſteiner Bom⸗ benlegerprozeß verkündet. Die Angeklagten Bethke, Franz Weiß, Quaſſek und Alimmek wurden zu je fünf Jahren Juchthaus, Demb⸗ kowſki zu einem Jahr Gefängnis, Wilhelm Weiß zu einem Jahr Juchthaus, Hellwig zu einem Jahr Zuchthaus, Pernack zu einem Jahr drei Monaten Juchthaus und Juſchka zu neun Monaten Gefängnis verurkeilt. Die Unterſuchungshaft wurde in Anrechnung ge⸗ bracht. Alle übrigen Angeklagten wurden freigeſprochen. 53 Erleben 1. Fortſetzung. Magdalen zwischen den zwei ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger, Halle(Saale 10 Kurz und förmlich ſagte er: „Herr Baron Reuter? Sehr angenehm. Ich hatte Ihren Beſuch erwartet. Darf ich bitten, wieder Platz zu nehmen? Ich denke, daß wir unſere Angelegenheit gleich hier an Ort und Stelle ins reine bringen können. Ich kaufe Gut Henninghofen mit allen darauf ruhenden Laſten. Ich bitte Sie, mir zu ſagen, wie hoch Sie noch an Hennig⸗ hofen beteiligt ſind?“ Der Blick des Barons ging zur Seite, blieb dann an dem prachtvollen Geweih haften. „Ich habe von Herrn Friedrich Chriſtian von Linds⸗ mühlen ein Schriftſtück erhalten, das mir das Erſtkaufs⸗ recht ſichert, ſobald Henninghofen einmal zum Verkauf kommt. Da es jetzt ſo weit iſt, ſo ſehe ich nicht ein, wes⸗ halb ich von meinem Recht zurücktreten ſoll. Ich...“ Lindsmühlen hob die Hand. „Wünſchen Sie, daß das Gericht Einblick in die Bücher erhält, in denen die Wucherzinſen verzeichnet ſind, die mein unglücklicher Vetter Ihnen zahlen mußte?“ Das Geſicht des Gegenübers wurde kleiner, verfiel förmlich, wirkte wie eine unheimliche, kleine, graue Fratze. Der Baron ſagte mit heiſerer Stimme: „Es war niemals die Rede davon, daß der Majorats⸗ herr jemals Henninghofen kaufen würde.“ „Möglich! Da war aber auch nicht daran zu denken, daß mein Vetter zum Revolver greifen müßte. Um Ihr Recht des Vorkaufs vollends verſchwinden zu laſſen, er⸗ kläre ich Ihnen, daß ich Gut Henninghofen von allen Schulden frei machen werde und daß es meine Tante trotz⸗ dem behält.“ „Das— iſt— iſt eine abgekartete Sache, Herr von Lindsmühlen. Ich— gehe darauf nicht ein.“ „Ganz nach Belieben! So hätte ſich Ihr Beſuch wohl erledigt?“ „Ich beſtehe auf meinem Recht. Eine Infamie iſt es, denn...“ Ruhig ſtand Lindsmühlen auf. „Mich trifft aus Ihrem Munde nichts, Baron Reuter. Wo haben Sie denn übrigens dieſen wunderſchönen Titel her? Vor zwanzig Jahren hießen Sie doch unbedingt noch Max Gillinger und wohnten in Breslau in der Kron⸗ prinzenſtraße?“ Der andere ſank rückwärts in den Stuhl, ſchlug mit dem Kopf gegen die Lehne, lallte: f „Sie— ſind— ja nicht bei Sinnen! Wie könnten Sie ſonſt ſolchen Unſinn ſchwatzen?“ „Nicht Theater ſpielen, lieber Baron. Es iſt viel richtiger, wenn wir beide genau wiſſen, mit wem wir es zu tun haben. Ich meine, woran wir miteinander ſind.“ „Ich hatte bereits einen Käufer für Henninghofen und hätte gut verdient. Wollen Sie mir das Geſchäft nicht trotz⸗ dem überlaſſen? Sie haben Ihr ſchönes Lindsmühlen, was geht Sie denn ſchließlich die alte, verſchuldete Klitſche an?“ „Merkwürdig, daß Sie dann ein ſolches Intereſſe daran haben, mein Lieber. Ich werde mir den Grund und Boden doch einmal etwas näher anſehen. Am Ende liegt da ein Schatz vergraben? Man kann manchmal nicht wiſſen. Aber erzählen Sie mir doch bitte, lieber Baron, wie das zuging, daß Sie ſo plötzlich in eine andere Haut kriechen konnten?“ Der andere warf ſich in die Bruſt, was komiſch wirkte, und ſagte: „Vor zehn Jahren hatte ich Gelegenheit, dem alten Baron Reuter eine große, eine ſehr große Gefälligkeit zu erweiſen. Zum Dank dafür hat mich der kinderloſe, un⸗ verheiratete Alte adoptiert. Sie ſehen, ich trage den Namen mit vollſtem Recht.“ „Aha“, ſagte Lindsmühlen. Weiter ſagte er nichts. Sein Gegenüber gewann in ſeinen Augen. Wahrhaftig, der Mann paßte in die Welt. Wenn er auch mit dieſem Urteil nicht etwa ſich ſelbſt ein⸗ geſtehen wollte, daß der Kerl ihm imponierte. Gott be⸗ wahre! i Aber vom rein menſchlichen Standpunkt aus war der Mann tatſächlich ein Genie. Und ein Gauner war er obendrein, ſoviel ſtand feſt. „Sie ſehen ein, daß Sie bei einer gerichtlichen Ausein⸗ anderſetzung nur den kürzeren ziehen würden. Wollen Sie mir nicht ſagen, weshalb Sie mit allen Mitteln danach trachten, Gut Henninghofen in Ihre Hände zu bekommen?“ fragte er den Baron nach einer Weile. Der blickte auf, mißtrauiſch, forſchend, feindſelig. „Ich habe keinen beſonderen Grund. Es liegt nur neben meinem Beſitztum, und ich könnte die beiden Güter bequem zu einem Ganzen verbinden.“ „Ach ſo!“ Lindsmühlens Blick bohrte ſich in das Geſicht Reuters. Deſſen Grund hätte eigentlich einleuchtend ſein müſſen. Trotzdem war dieſer Grund aber nicht die Wahrheit! Und Lindsmühlen fragte lächelnd: „Wollen Sie ſich mir nicht anvertrauen? Auf Ihren faulen Grund hin erhalten Sie Henninghofen von mir aus beſtimmt nicht ausgeliefert, darauf können Sie ſich ver⸗ laſſen.“ g Er brannte ſich eine Zigarette an und ſetzte ſich wieder, ruhig abwartend, was der andere jetzt anfangen würde. Der ſaß aber ganz ſtill, ſtierte zu Boden und kämpfte augenſcheinlich ſchwer mit ſich. Dann ſagte er: „Wenn ich Ihnen trauen könnte?— Halbpart bedeutet für jeden von uns noch ein Vermögen.“ N Lindsmühlen ſah ihn durchbohrend an. „Und wenn ich Ihr Partner wäre? Es käme darauf an!“ f Jetzt kam Leben in den andern. Haſtig ſprang er auf. „Ich muß wiſſen, daß Sie ſchweigen können.“ „Ich kann's! Genügt das?“ 5 „Ja! In Henninghofen liegt ein Schatz vergraben, der, wenn man ihn hebt, für jeden von uns zirka eine Million bedeuten dürfte.“ l f „Wie das?“ (Fortſetzung folgt.) — Nachdruck verboten. Aber wir verſtanden uns auch ohne Worte. Dieſe Ungewißheit war gräßlich. Konnten nicht jeden Augen⸗ blick die Schützen ihr Feuer einſtellen und uns überfallen? Wenn nun die Schwarzen durch das Geſtrüpp, das den Ab⸗ hang bedeckte, zu uns heranſchlichen— was dann? War irgend jemand da, der uns warnte? War überhaupt ein Führer hier, der Befehle erteilte? Ich hatte es mir ganz anders ge⸗ t. ber ſchließlich wurde ich ruhiger. Wenn ich auch wohl die Abſchülſſe hörte, als ob die Schützen kaum zehn Meter von uns lagen, ſo mußte ich mich doch täuſchen. Ich hätte das Mündungsſfeuer ſehen müſſen, wenn ſie direkt auf uns ſchoſſen, doch das war nicht der Fall. Aber ich hörte deu nis dugein auf Widerſtand ſtoßen, wenn ſie durch die ö ige ſegten, und von oben kamen abgeſchoſſene Zweige derab. Aber dabei blieb es. d Das Artilleriefeuer ſchwieg, und auch die Infanterie ſchoß nicht mehr. Nur hin und wieder zerriß ein Knall die Stille. Die unheimlichen Rufe der Verwundeten hatten aufgehört. Die müden Soldaten ſchliefen in ihren feuchten Kleidern. c den kühlen Nachtwind ſpürten, der mich fröſteln machte? Eggers an meiner Seite war auch eingeſchlafen. War ich der einzige, der wachte? Warum ſchlief ich nicht auch? atie ich Angſt? Nun ja. Wäre es ein Wunder geweſen? Aber dann war noch etwas anderes, was mich nicht ſchlafen ließ. Unbekümmert lagen hier Tauſende von Menſchen. Wer wachte, daß ſie ſo ſorglos ſchlafen konnten? Was doch ſo ſelbſt⸗ verfländlich erſchien, Wachen auszuſtellen— war es geſchehen? Von unſerer Kompagnie beſtimmt nicht. Kannten unſere Führer überhaupt die Gegend beſſer als 1777 ſchlich ſchlug Alarm, wenn der Feind unvermutet lautlos heranſchlich? Zwiſchen vielen Menſchen und doch allein lag ich lauſchend, die Augen auf die Anhöhe gerichtet, wo der Feind lag. 1 5 44* 1 eie Der Reſt der Nacht war ruhig verlaufen. Im Oſten dämmerte fahler Frühſchein. Aus dem Schatten der Nacht tauchte Buſch und Baum erkenntlich hervor. Man konnte die Gegend erkennen, Gott ſei Dank! Nun ſchien alles nicht gefährlich zu ſein. Alle Mannſchaften, die mit uns zuſammen angekommen waren, lagen im Talkeſſel; es war eine lange Schlucht, die ſich weit erſtreckte. Wir lagen in halber Höhe eines Abhanges. Ob der Hügel nach der anderen Seite auch ſo abfiel wie auf dieſer? Ich war neugierig und wollte ſehen, wie es wohl aus⸗ ſah. Der Feind, der die Nacht über geſchoſſen hatte? Nun, bis zur Höhe konnte man wohl ſchon einmal ſteigen, wenn man e war. ö a Mein Gewehr tte ich mitgenommen, obwohl es nur wenige Meter bis nach oben war. Man konnte nicht wiſſen! Der Gedanke, daß dort oben eine Gefahr auf mich warten könne, kam mir nicht. Da blieb ich verhaltend ſtehen, ohne mich zu rühren. d Daß ich das auch nicht ſchon früher geſehen hatte! Em franzöſiſcher Soldat mit roter Hoſe, den langen Ueber⸗ rock» frackartig zurückgeſchlagen, ſtand in einem Gebüſch, keine fünfzehn Meter von mir entfernt! Das rote Käppi mit dem großen Schirm deckte ſeinen Kopf. Ein unerwartetes Zuſammentreffen! „Sollte ich mein Gewehr in Anſchlag bringen? Aber er würde mir ſicher zuvorkommen! Doch da, als ich genauer hinſah: in eigenartiger Stellung ſtand er da! Die Hände hielten einen Aſt umkrampft, der über feinem Kopfe hing. Die Knie waren eingeknickt. Unbeweglich verharrte er ſo. Und da wußte ich, der Soldat lebte nicht mehr. Im Be⸗ 10 vom Abhang herunterzuſteigen, hatte ihn die Kugel ge⸗ troffen; das Buſchwerk ſtützte ſeine Füße, daß die Laſt des Körpers nicht ganz auf ihnen ruhte. Die Hände waren um den Aſt erſtarrt. Ob er eine Verwundung hatte? Einen Schuß? Ich weiß nicht. Ich ſah nur das bläulich⸗weiße Geſicht, aus dem mich zwei gebrochene Augen anzuſtarren ſchienen. Der Mann war tot. Wahrſcheinlich hatte ihn eine der pfeifenden Kugeln ge⸗ troſſen, die ich auf der Wieſe über mich hatte ſingen hören. Ich ſtieg höher. Niemand der Kameraden war zu ſehen. Das letzte Stück mußte ich wohl vorſichtig ſein. Aber ich hatte nicht das Gefühl, als ob dort oben der Rand ſchon von Franzoſen beſetzt ſei, und ich wollte doch wiſſen, wie es dahinter ausſah. Oben angelangt, ſah ich eine künſtlich geſchaffene Schulter⸗ wehr; Patronen lagen umher, leere Hülſen, ein Koppel. Vorſichtig lugte ich über den Rand. Es war nicht ſo, wie ich es vermutet hatte, daß der Hügel nach der anderen Seite auch abfiel. ſondern vor mir breitete ſich ein grünes Feld aus. Eigenartige Pflanzen. Ach, es waren ückerrüben, die wahrſcheinlich im Herbſt nicht geerntet waren. Sie waren nun in Saat geſchoſſen. Ganz weit dahinten ſah ich einen Trümmerhaufen, weiß leuchtend. 80 Jetzt war ich noch ebenſo ſchlau wie vorher. ch ging weiter am Hang entlang, blieb ſorgſam in Deckung und kam nach wenigen Schritten an einen zweiten Poſtenſtand. Oh, hier waren Kameraden! ch ging näher und blieb dann zögernd ſtehen. Zwei Soldaten in deutſchen Uniformen lagen übereinander, und letzt, nahe vor ihnen ſtehend, ſah ich zum erſten Male das grauſige Bild des Kampfes. Dem einen war die halbe Schulter fortgeriſſen, die Uniform war häßlich mit Blut beſudelt. Der Kopf des anderen war e e ke In nächſter Nähe mußte eine Granate oder ein rapnell krepiert ſein. So alſo ſah es aus, wenn Menſchen auf dem Felde der Ehre gefallen ſind? So grauſam war der Anblick! Lange habe ich geſtanden und das Bild in mich auf⸗ enommen. Niemand ſtörte mich. Ich werde vieles gedacht aben, hatte ja Frau und Kind zu Hauſe, die auf meine Rück⸗ ehr warteten. nd wenn nun ſtatt jener beiden.. ach, was 10 ich, es iſt lange her. ch ſtieg den Abhang hinab. Unten war Leben in die Truppen gekommen. Meine Kompagnie machte ſich fertig, wir wurden nach links verlegt und mußten den Abhang beſetzen. Unſer Gepäck hatten wir abgehängt. Sicher war es Zufall, denn uns konnte der Feind nicht geſehen haben; plötzlich hörten wir, wie ein Maſchinengewehr en Rand des Abhangs ratternd abſtrich. Von links an⸗ gefangen, hörten wir die Geſchoſſe durch die Zweige fegen, welter nach rechts zu. So dicht gingen die Kugeln über uns Hinweg, daß wir uns unwillkürlich duckten; und unbedingt war es nolwendig, denn kaum einen halben Meter über uns— wenn wir uns aufrichteten, konnten wir darüber hinw— ſpritzte Erde 510 e 0 n 1 ein e s Frontsol daten von Rudolf Nehls Copyright by Martin Feuchtwanger Halle(Saale) Nun wußten wir, was wir zu erwarten hatten, wenn wir die Köpfe unvorſichtig zu hoch ſtreckten. Mein Freund Eggers war einer anderen Gruppe zugeteilt. Neben mir lag ein junger Kamerad in gleichem Alter wie er. Auch zum erſten Male draußen. Eine Viertelſtunde verging, während der das Maſchinen⸗ gewehr gleichmäßig den Rand abſtrich. Von links kommend, über uns hinweg, weiter nach rechts. Und nun war man ſchon orientiert. Wenn die Einſchläge an uns vorbei waren, lugte ich über die Kante. Sollte man den Schützen nicht ſehen können? Die meiſten Kameraden aßen, da ja nichts Beſonderes be⸗ fohlen war. Doch die Feldflaſchen waren leer. Aber es war jetzt kühl, der Durſt quälte nicht ſo wie auf dem Marſche. Da ſtöhnte ein Menſch! Laut und vernehmlich. Wir ſehen uns an, mein Kamerad und ich. Und dann dringt ein klagendes Wimmern von oben über die Böſchung. Ich werde nicht weniger beſtürzt ausgeſehen haben wie der junge Soldat an meiner Seite. Ein Menſch war in Not! Etwas weiter lag einer der alten Leute, die ſchon in vielen Schlachten erprobt waren. „Hörſt du?“ fragte ich ihn. Ich wollte hören, wie er das Stöhnen deutete. Er zuckte die Achſeln. „Ob dort ein Verwundeter liegt?“ fragte ich ihn direkt. Törichte Frage. Unbedingt war es ſo. „Da werden noch mehr liegen als einer“, gab er gleichgültig zurück. Er aß ruhig weiter. Ja, wie war das nur möglich? War er erſt ſoeben ver⸗ wundet worden? Oder, doch das mochte ich gar nicht aus⸗ 45 8 hatte der ſchon die ganze Nacht gelegen, der ſo kläglich ſtöhnte? „Werden die Verwundeten denn nicht fortgeſchafft?“ Der Soldat, mein Kamerad, ſah mich mit einem Blick mit⸗ leidig an, als wenn er ſagen wollte:„Gott, biſt du naiv!“ Ich mochte nicht weiter fragen. Aber der junge Kamerad an meiner Seite hatte wohl denſelben Gedanken wie ich. Wir ſahen uns an und verſtanden uns Ich nahm meinen Helm ab, wartete, bis das Maſchinen⸗ gewehr unſern Platz abgetaſtet hatte, dann kletterte ich über die Böſchung, kroch zwiſchen dem hohen Zuckerrübenkraut hin⸗ durch. Keine zehn Meter entfernt war ein Graben. Schnell erſt mal in Deckung gehen! Mich umſehend erkannte ich, daß mein Kamerad mir folgte. Alſo ſchnell in den Graben! Doch noch einen Moment ſtutzte ich. Der Graben war nicht leer! Menſchen lagen vor mir, der Geſtalt nach. Sie trugen auch Uniformen. Doch die Geſichter waren ſchwarz wie das des Teufels! Ich hab' ihn mir nie rot vorgeſtellt. Das alſo waren die Schwarzen, die unſere Kameraden, die Artilleriſten, abgeſchlachtet hatten? In ſich zuſammengeſunken, in grotesken Stellungen, lagen ſie im Graben. Der Schädel war ihnen eingeſchlagen. Geſicht und Hände waren hoch auf⸗ getrieben; ſie hatten wohl ſchon tagelang in der ſengenden Sonne gelegen. Ein ſtarker Verweſungsgeruch ging von ihnen aus Und da, etwas weiter nach rechts— jetzt ſah ich es erſt—, lag ein Soldat mit unſerer Uniform. Er lebte! „Kamerad—— Kamerad—— Waſſer...! Er verſuchte den Kopf zu heben. Stöhnte! Meine Feldflaſche war leer. Aber es war nicht ſo wichtig, ob der Bedauernswerte noch einige Zeit länger dürſten mußte. Nur fort aus dieſer gräßlichen Umgebung! Ex lag nicht ab⸗ geſondert für ſich, ſondern auf den Leichen Farbiger. Sein Gewehr lag neben ihm. Das Schloß war ſtark verroſtet. Oder war es Blut? Ob das Maſchinengewehr auch weiterhin die Böſchung beſtrich? Es war möglich. Wir zwei packten den verwundeten Kameraden, wohl weniger ſanft als zweckmäßig, und trugen ihn gebückt nach unſerm Lagerplatz. Ob ihm noch geholfen werden konnte, wer wollte es ſagen; aber er war doch in Not! So ſelbſtverſtändlich war es uns ge⸗ weſen, ihm zu helfen. Wir hatten ihn, den Rücken etwas erhöht, niedergelegt. Ich wollte mich nach einem Sanitäter umſehen. Da kam ein Offizier die Stellung entlang. Seine Mütze war in den Nacken geſchoben und ließ die Stirn frei. In der Hand hielt er eine Armeepiſtole. Unſer Zugführer ſprang auf und machte eine Meldung: „Dritter Zug, ſiebenter Kompanie, Reſerve⸗Infanterie-Regi⸗ ments 75 zur Grabenbeſetzung kommandiert!“ Hauptmann Freiherr von S. war es, dem er die Meldung machte, der Führer der Korpsreſerve. Der Hauptmann grüßte und wollte weiter. 5 „Herr Hauptmann, ich möchte mit meinem Zug zum Sturm vorgehen. Stellung iſt?“ fragte unſer Zugführer. Der Offizier ſah ihn erſtaunt an. „Iſt der Sturm befohlen worden?“ fragte er. 5 Der Zugführer mußte verneinen. Er wollte auf eigene Fauſt vorgehen. 5 „Er iſt blödſinnig“, raunte mir der Kamerad von den alten Leuten zu, den ich vorher wegen des Verwundeten gefragt hatte.„Er will Feldwebelleutnant werden, weil Leutnant Stünker doch gefallen iſt.“ Der Hauptmann rät ab. 5 „Es iſt zu gewagt ohne Artillerievorbereitung. Und wozu auch? Aber ſchließlich, wenn Sie durchaus wollen?— Doch ſehen Sie zu, daß Sie Ihre Leute alle aus dem Graben kriegen, ſonſt hat es keinen Zweck.“ 9 geht weiter. Der Zugführer eilt ihm einige Schritte nach: „Herr Hauptmann, wo liegt der Feind?“ Ja, wo liegt der Feind? Der Hauptmann hat ſich ſelber orientieren wollen, deshalb iſt er ein Stück den Graben entlang gegangen, doch er mußte umkehren ohne Reſultat. „Ja, links der Flensburger Graben iſt zum Teil von uns beſetzt. Wie weit, ſtehl nicht feſt. Vor uns ſollen noch Truppe) liegen, Sechsundachtziger glaub' ich. Deshalb vorſichtig, un! nicht ſchießen! Im übrigen werden Sie ja ſehen, von welche Richtung Sie Feuer erhalten, wenn Sie ſtürmen.“ Hm!— das war die Lage! 5 1 „Dritter Zug zum Sturm fertigmachen. Seitengewehr auf⸗ pflanzen. Keine Patrone im Lauf.“ Einer ſagte es dem andern. Alſo jetzt wurde es Ernſt! Eggers? Wo war Eggers? Ach, da hinten, zwei Gruppen weiter rechts. Hätte ihn lieber neben mir gehabt. Wie Jagdhunde, die das Wild wittern, zitterten wir vor Aufregung. Ich beſtimmt. War das Angſt, die uns überfiel? Oder brannten wir darauf, dem Gegner das Bajonett in die Bruſt zu bohren? Menſchen, die wir nie geſehen hatten? Vielleicht waren es auch Schwarze wie die, die im Graben lagen? Große Menſchen mit wildem Geſichtsausdruck, die uns beſtienhaft anſpringen würden, wenn wir ſie u Geſücht helene? Können Herr Hauptmann mir ſagen, wie die Meine Kameraden hatten ihnen den Schädel eingeſchlagen. Waren wir ihnen überhaupt gewachſen? Doch wir waren unſer ja viele! Der ganze Abhang lag voller Soldaten, das ganze Tal. Alle, alle, die geſtern mit uns gekommen waren. Hunderte. Tauſende! Beſtimmt würden wir den Feind über⸗ rennen können und ſeine Stellung beſetzen. 9 f Den Sturmriemen unters Kinn. Den Helm feſtgerückt. Vom linken Flügel, wo unſer Zugführer war, mußte das Zeichen kommen. i Da— jetzt!! Wir ſchwangen uns über die Böſchung, ſtanden im grünen 1 Gewehr rechts, wie auf dem Exerzierplatz, und dann liefen wir vorwärts— liefen— lieſen! 1 16 0 ee, Der Feind? Ja, wo war ein Feind? „Hinlegen!i⸗ Einer brüllte es dem andern zu, und unſer Zug war wie vom Erdboden verſchwunden. „.. werden Sie ja ſehen, von welcher Richtung Sie Feuer erhalten.“ Ja, wir merkten es! Raſendes Inſauteriefſeuer empfing uns. Wir hörten keine Kugeln pfeifen, das Knattern der Schüſſe machte ein Höllenkonzert. Und von links her mähten Maſchinengewehre! Liegenbleiben? Nein, weiter! Links von mir war man aufgeſprungen, und ſchon ſtand ich auch wieder auf den Füßen. Ich warf einen Blick nach rechts. Einige Mann ſah ich. Und ich erkannte, daß kaum vier Gruppen von unſerm ganzen Zug vorſtürmten! Vielleicht dreißig Mann von den vielen Tauſenden ſtürmten im vollen Tageslicht über freies Feld gegen einen verſchanzten Feind, den niemand ſah! Dreißig Mann liefen in ihr Ver⸗ derben. Liefen? Es war kein Laufen mehr. Geduckt gehend, das Gewehr umkrampft, mit den Augen den Feind ſuchend, der uns das verderbenbringende Blei entgegenſchickte, taſteten wir uns vorwärts. Ja, wenn wir im erſten Anſturm auf den Feind geſtoßen wären! Aber ſo? Wahnſinn! Heller Wahnſinn! Von links wurde ein Zeichen gegeben. Alles rannte plötz⸗ lich nicht vorwärts, ſondern ſeitlich nach der Richtung, aus der die Maſchinengewehre hämmerten. Ich lief auch. Winkte meinen Kameraden, die rechts von mir waren. Und je mehr ich rannte, deſto kürzer wurde die Reihe meiner Vordermänner. Drei— zwei noch— jetzt nur gar einer! Und dann ſtand ich vor einem Graben und ſtürzte hinein wie alle andern— ſtürzte hinein— ſprang auf weiche Körper.“ Menſchen! Tote? Verwundete? Auch der Reſt des Zuges ſprang von oben herab, und das Knattern der Gewehre übertönte Schreien und klagendes Rufen⸗ nach Hilfe Unſer ugführer hatte ein Zeichen gegeben und waer in den Graben zeſprungen. Der ganze Zug, ſoweit er am Sturm teis⸗ genommen hatte, war ihm gefolgt. Und im Graben lagen die! Toten des letzten Kampfes und die Verwundeten. Seit mehr als vierundzwanzig Stunden! Freund und Feind. Man muß nicht denken. Und die Gedanken jagten ſich ſo ſchnell daß man die Einzelheiten nicht ſo in ſich aufnahm. Und doch ſehe ich ſie auch heute noch, die blutenden Menſchen. über die wir haſteten, um den Anſchluß an die Kameraden nicht zu verlieren, die im Graben weiter vorgedrungen waren. Es war der Flensburger Graben, der direkt zum Abhang ee Wir gingen in Richtung auf den Feind weiter. Feind! Nein, Gegner! Auch die Schwarzen! Sie hatten meinen Kameraden die Kehle durchgeſchnitten.“ Herrgott, das iſt Krieg! Man muß es verſtehen können. Greuel? Ja, da darf es eben keinen Krieg geben.—— „Zurück!— Zurück!! Die Schwarzen kommen!“ Alles ſtockte und drängte zurück. War man auf Widerſtand leſtoßen? War die Uebermacht zu groß? Niemand wußte es. Aber rückwärts! Rückwärts!! Man konnte doch nicht auf die Verwundeten treten. Es ging langſam. „Kamerad, nimm mich mit! Die Schwarzen!“ Einer der Unſeren verſuchte, ſich aufzurichten. Er hatte nen Schuß durch den Kiefer erhalten. „Meine Beine, Kamerad!“ Sie waren ihm wohl auch zerſchoſſen, ſonſt hätte er ſich ja lber helfen können. Schneller als ſich alles erzählen läßt, ſegte ich mich auf die Knie. Der Perwundete ſchlang ſeine Arme um meinen Hals, und mit ihm auf dem Rücken eilte ich weiter. Es hatte eine Stockung gegeben. „Weiter da vorne!“ Ja doch, ich beeilte mich ja. War mals ſchwächlich, wenn ich durchaus geſund. Aber die Laſt, die auf mir ruhte, drückte lich ſchier zu Boden. Und dann über Tote hinweg, wo der ſuß keinen feſten Halt fand. An Verwundeten vorbeigezwängt, die man nicht treten wollte. Und im Rücken der Feind, nach⸗ drängend. „Weiter, zum Teufel nochmal! Die Schwarzen ſchneiden uns die Kehle ab!“ 1 Ich war am Ende meiner Kräfte, taumelte gegen die Grabenwand. Der Verwundete hielt mich umklammert, drückte mir faſt die Luft ab. Ich machte mich frei. Im Graben war eine Ausbuchtung zum Ausweichen. Dagegen lehnte ich ihn. Ich ſchämte mich. Eigentlich noch heute, wenn ich daran denke, aber der Weg mußte frei ſein. Konnte ich verantworten, daß vielleicht, während ich einen Kameraden retten wollte, mehreren der Weg zur Rettung verſperrt wurde? 1 10 komme zurück, Kamerad. Ich hole dich. So geht— nicht.“ 5 Ein todtrauriger Blick. Er klagte nicht. Kameradſchaft War das Wort nur eine Phraſe? 1 (Fortſetzu no ſoigt.) inn 0„Die Wette um Eva“ 5 Copyriabt by Marti e n. 9. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „So! Wenn du aber glaubſt, daß ich mir das noch länger gefallen laſſe, daß du mich und deine Schweſter ſtets zurückſetzt, ſo irrſt du dich. Wenn in deiner Ehe etwas nicht ſtimmt, ſo mache uns ja nicht verantwortlich dafür.“ „Ich mache niemand verantwortlich, Mama. Nur— ich muß allein ſein. Ich reiſe dann mit Volkmars fort. Wohin, weiß ich noch nicht.“ „Du biſt ſehr ſelbſtändig, mein Kind. Was ſagt denn dein Mann dazu?“ fragte Frau von Hagen. Die großen, blauen Augen Evas ſahen in die Weite. „Mein Mann? Er wird niemals von mir verlangen, daß ich mich in Hagenhöhe vergrabe.“ „So, dann iſt es ja gut. Es iſt jedoch immer ſchmerz⸗ lich für Eltern, wenn ſie ſehen müſſen, wie ein Kind ſich nach und nach vollſtändig von ihnen löſt“, ſagte Frau von Hagen klagend. Eva ſah die Mutter groß an. Vor dieſem Blick ſenkten ſich die Augen der Frau von Hagen. Vielleicht kam es ihr zum erſten Male zum Bewußtſein, daß ſie doch eigentlich zimmer nur für Brigitte Verſtändnis gehabt hatte, daß die jüngere Tochter einſam geweſen war. Und jetzt war ſte wieder einſam! 8 Etwas wie Mitleid ſtieg in Frau von Hagens Herz empor. Ehe ſie jedoch etwas ſagen konnte, erhob ſich Eva. „Ich muß noch Reiſevorbereitungen treffen. Bitte, ent⸗ ſchuldigt, wenn ich jetzt ſchon gehe. Mama, ich habe etwas für dich dort auf das Büfett gelegt.“ „Ich danke dir, mein gutes Kind. Freuſt du dich nicht auch, wenn Brigitte nun doch noch eine gute Partie macht?“ IIch freue mich mit euch, Mama.“ Brigitte kam nun endlich auch herbei. Ihre Toilette dauerte in letzter Zeit lange. Sie begrüßte Eva herzlicher als ſonſt und ſchien auch im übrigen zu ihrem Vorteil verändert zu ſein. Der Vater begleitete Eva noch ein Stück hinüber. Eva drückte ihm unterwegs einen Umſchlag in die Hand. „Hier, Papa, laß dir deine Lieblingsmarke ſchicken und mache dir überhaupt gute Tage.“ „Kind, ich danke dir herzlich. Aber— du nahmſt nicht gern von Harald etwas. Wie—“ „Es iſt mein Geld, Papa— es iſt nicht von Harald“, ſagte Eva faſt jauchzend. Der alte Herr ſah ſein ſchönes Kind ſaſſungslos an. „Nicht Haralds Geld? Von wem iſt es denn?“ „Von mir, Papa“, ſagte Eva und ſtreichelte ſeine Hand. Dann ſetzte ſie hinzu: „Du wirſt mich nicht länger fragen, lieber Papa. Ver- traue mir, bald werde ich es dir erzählen. Es hängt das ja alles mit meiner Reiſe zuſammen. Und— ich habe mir ein Ziel geſteckt. Wenn ich es erreiche, dann— dann bin ich die glücklichſte Frau auf der Welt. Wenn ich es nicht erreiche, dann habe ich meine Arbeit. Biſt du nun be⸗ ruhigt?“ Der alte Herr nickte, noch immer völlig benommen. Dann aber fragte er doch noch: „Und— hat Harald ſeine Freiheit von dir zurück⸗ verlangt? „Nein, Papa!“ a Schweigend ſchritten ſie miteinander auf dem ſchmalen Wege zwiſchen den Feldern dahin. Sie waren dieſen Weg ſchon oft miteinander gegangen. Am breiten Fahrweg, der direkt nach Hagenhöhe führte, blieb Eva ſtehen und verabſchiedete ſich von ihrem Vater. „Darf ich dich morgen früh zur Bahn begleiten, Eva?“ Sie ſchüttelte den blonden Kopf. „Ich fahre zeitig fort, Papa, und da würdeſt du da⸗ heim durch dein zeitiges Aufſtehen nur ſtören. Leb wohl, lieber Papa! Ich werde immer pünktlich ſchreiben.“ „Kind, du wirſt mir recht fehlen.“ „Jetzt kannſt du ja wieder in Feld und Wald umher⸗ ſtreiſen. Wir werden immer aneinander denken.“ „Ja, Eva, das wollen wir.“ *** Und als der Zug am anderen Morgen Eva davontrug, ſaß ſie allein in einem Abteil und ſann vor ſich hin. Sie dachte an Harald Kardorf, und das Herz— das törichte Herz— glaubte noch immer, wenn auch der Verſtand mahnte: „Harald Kardorf vergißt es nie, daß man ihn zu dieſer Ehe gezwungen hat, und dann— er liebt doch die Gräfin.“ Eva Kardorf wurde von Volkmars ſehr herzlich auf⸗ genommen. Sie fühlte ſich bald wohl in dem vornehmen Hauſe. Nachdem ſie in Begleitung von Frau Volkmar alles eingekauft hatte, was eine elegante junge Frau braucht, machte ſie ihrem Schwiegervater einen Beſuch. Er war freudig überraſcht und auch ſehr herzlich zu ihr. Sie ſaßen ſich dann in dem ſchönen, altdeutſchen Speiſe⸗ zimmer gegenüber. Eva hatte unbedingt erſt mit ihm eſſen müſſen. Seine Hand ſtrich über ihr blondes Haar. „Muß ich dir erſt ſagen, kleine Eva, daß ich über Haralds Benehmen entrüſtet bin? Leider war er von jeher ſehr ſchwer zugänglich für Vorwürfe oder gütliches Zureden. Man muß ihn gehen laſſen“, ſagte Kardorf traurig. Eva lächelte ihn an, und der alte Herr dachte: „Mein Gott, iſt Harald denn blind? Sie iſt ja eine Schönheit, ſeit ſie das Kindliche abgeſtreift hat. Dieſes reizende Geſicht, dieſe zarte, ſchlante Figur, die wunder⸗ vollen Augen! Warum hat mein Sohn ſich nicht Mühe gegeben, ein beſſeres Verhältnis zwiſchen ſich und dieſem jungen, reizenden Geſchöpf herzuſtellen?“ Eva ſprach von ihrer Reiſe. Verhehlte nicht, daß ſie ſich darauf freute. f 150 a. „as iſt recht, Eva. Der Meinung bin ich ſchon lange. Wenn der Herr Gemahl ſich in der Welt da draußen amü⸗ ſiert, ſoll die kleine Frau es auch tun. Brauchſt du Geld? Ach was, ich frage gar nicht erſt. Du ſollſt dir jeden Luxus gönnen, auf den eine ſchöne Frau Anſpruch hat. Ueber⸗ haupt— du, Eva, mir kommt ein guter Gedanke. Ver⸗ brauche mehr Geld, leiſte dir alles. Einfach alles. Sei extravagant, wohne in den teuerſten Hotels, treibe Sport, glänze in der Geſellſchaft. Bis Harald eines Tages er⸗ kennt, was für ein Schaf er war.“ i Eva ſtieg es heiß in den Augen auf. Sie wußte auf einmal, was für einen treuen Freund ſie an ihrem Schwiegervater hatte. „Nur nicht weinen, kleine Eva! Das iſt der infame Kerl nämlich gar nicht wert.“ „Du haſt Harald nicht mehr lieb, Vater?“ „Oho, wie kannſt du fragen, Mädel. Sehr lieb habe ich den ſchönen Burſchen, der ein tüchtiger Menſch iſt und dem ich einmal alles getroſt hinterlaſſen kann. Ich habe ihm damals Hagenhöhe gekauft, weil er immerfort in Liebesaffaren verwickelt war. Er ſollte mal auf andere Gedanken kommen. Er hat eben heißes Blut, der Junge. Und da macht er wohl zuweilen eine Dummheit. Leider.“ Evas Augen ſenkten ſich, als ſie leiſe ſagte: „Ja, Vater Und die größte Dummheit machte er nun durch dieſe Wette.“ Der alte Herr ſah ſie an. „Hat Harald dir das etwa ſelbſt erzählt?“ „Nein! Doch es genügt, daß ich es weiß.“ „Ja— und du?“ „Ich habe Harald ſtets geliebt. Liebe ihn heute noch. Doch ich gebe ihn ſofort frei, wenn— er— die Gräfin Gallen heiraten will. Sie wird das doch zweifellos ver⸗ langen.“ „Das weißt du auch?“ „Ja! Gräfin Gallen war mit unter den Jagdgäſten, die Harald eingeladen hatte, und damals habe ich erſt er⸗ fahren, was Harald ſich durch dieſe Heirat mit mir an⸗ getan hatte.“ „Armes, kleines Mädel, du armes, kleines Mädel!“ Und da ſtürzte Eva plötzlich an die Bruſt des alten Herrn und weinte, weinte. Der alte Herr ſtörte dieſes Weinen nicht. Seine Hand ſtrich nur immer wieder liebkoſend über das blonde Haar. Dabei ſtreifte ſein Blick das lebensgroße Bild ſeiner ge⸗ liebten, früh verſtorbenen Frau, deren Ebenbild Harald war und um derentwillen er auch ſtets und immer wieder dem Sohne jeden tollen Streich verziehen hatte. Und hier dieſe junge Frau, die den Namen ſeines Sohnes trug, die litt um ihn und ihre Liebe, litt unſagbar, wie ihm die Tränen verraten hatten. Er beugte ſich herab zu Eva, als er dann ſah, daß die Tränen verſiegt waren. „So, nun haſt du dich ausgeweint. Nun will ich dir auch etwas ſagen: Zwiſchen der Gräfin Gallen und Harald iſt alles aus!“ Sie ſah ihn faſſungslos an; dann brach ein ſolcher Strahl von Freude aus den großen Augen, daß es ihn tief ergriff. „Es— es iſt nichts mehr zwiſchen ihnen? Wie— iſt das möglich, Vater?“ „Ich weiß es beſtimmt. Leider ſind mir die Gründe un— bekannt. Harald reiſte in einer höchſt düſteren Stimmung nach Holländiſch⸗Indien. Ich habe dieſe Reiſe direkt be⸗ grüßt, wenn ich dabei auch immer an dich gedacht habe.“ „Ich danke dir, Vater, für deine Liebe und Güte.“ Der Seniorchef der Kardorf-Werke ſah eine Weile vor ſich hin, dann meinte er nachdenklich: „Dein Los iſt eigentlich genau dasjenige der Heldin in dem berühmten Roman von Eva Hellberg. Ja, genau das Schickſal der Johanna Treben iſt es. Ich habe das Buch geleſen. Es hat mich ſehr nachdenklich gemacht. Ich werde es Harald geben, ſobald er heimkommt. Kennſt du das Buch, Eva?“ Eva erhob ſich. Die Sonne ſchien ins Zimmer, und ihre Strahlen woben einen Glorienſchein um die blonde Frau, um ihr reines Leid, das ſo deutlich in den ſchönen Zügen ſtand. „Vater, verſprich mir, gegen jedermann zu ſchweigen. Niemand darf es wiſſen außer dir und mir. Willſt du mir dein Wort geben?“ „Du haſt mein Wort, Eva.“ „Ich bin Eva Hellberg!“ Der alte Herr ſprang auf. Das Zimmer um ihn drehte ſich, die Möbel ſchienen einen wilden Tanz aufzuführen. Er war zu ſehr erſchrocken. Und in dieſes Erſchrecken hinein ſchien ihm Haralds zornige Stimme zu tönen: „Du wirſt doch nicht im Ernſt glauben, daß ich mein Leben an der Seite dieſes unbedeutenden Kindes zu⸗ bringen will? Ich habe euch den Willen getan, und eines Tages wird ſich ja doch ein ſchicklicher Vorwand finden laſſen, um die verhaßte Feſſel zu ſprengen.“ Der alte Herr ſetzte ſich wieder. Die Knien zitterten ihm zu ſtark. Mit dem ſeidenen Tuche wiſchte er ſich über die Stirn. Dann ſagte er: „Eva, das— ich bewundere dich. Du biſt noch ſo jung! Wie konnteſt du ein ſolches Werk der Entſagung ſchreiben? Dieſe erſchütternden Worte der Johanna Treben ſind deinem Herzen entſtiegen? Eva, du biſt kein Kind mehr. Du biſt eine Frau, die man lieben muß, wenn man an Haralds Stelle ſtände. Wie wäre es anders möglich.“ Eva ſah ihn an mit den großen, leuchtenden Augen. Als habe ſie ſeine letzten Worte überhört, ſagte ſie leiſe: „Harald liebt die Gräfin nicht mehr.“ „Gott ſei Dank, Kind. Sie hat ihm noch einige Briefe hier in die Wohnung geſchickt, die er allemal zornig zer⸗ knüllte und vernichtete. Wenn Harald einmal mit etwas fertig war, dann iſt er es für immer.“ ö Der alte Herr entnahm ſeiner Brieftaſche einen größe⸗ ren Betrag. „Nimm es an, Eva. Es macht mir Freude. Und be⸗ diene dich des Geldes. Kaufe dir alles, was dir gefällt. Ich werde dir noch einen Kreditbrief ausſtellen laſſen. Du wirſt daraufhin in jedem Orte, auch im Ausland— kurz, wohin dein Weg dich auch führen mag, Geld bekommen bei den betreffenden Banken, die darauf vermerkt ſind. Der Name Kardorf gilt noch etwas da draußen.“ Eva war jetzt ſchon ſo weit, daß ſie ſich herzlich über das Geld freute. e e „Soll ich es wirklich nehmen?“ t „Aber natürlich. Am liebſten würde ich dich begleiten. Aber ich kann hier nicht fort, ſolange mein Het Sohn nicht ſo liebenswürdig iſt und mich mal vertritt auf einige Wochen. Aber du biſt ja in Begleitung der Familie Volk⸗ mar gut aufgehoben. Ich kenne ſie als feine, vote Menſchen, die hier allgemeines Anſehen genießen,(Sehe ich dich denn noch einmal vor deiner Abreiſe% „Wenn es dir recht iſt, Vater, dann komme ich nach ein⸗ mal zu dir. Wann treffe ich dich am ſicherſten?“ e „Täglich um dieſe Zeit. Kind, mir iſt noch ganz be⸗ nommen zumute. Die kleine Eva Kardorf und Eva Hell⸗ berg ein und dieſelbe Perſon? Ich werde wohl eine ganze lange Zeit brauchen, um mich endgültig damit äbzu⸗ finden.“ e Noch ein paar herzliche Worte hin und her, und Eva ging in ihrem leicht beſchwingten Schritt davon. Kardorf ſah ihr nach, ſah, wie ſie unten das Aſito be⸗ ſtieg und davon fuhr.„ „Eine unbedeutende Frau? Ein unbedeutendes Kind? Harald, du haſt einen wunderſamen Edelſtein am Wege liegen laſſen. Auch ohne dieſe Begabung wäre es das ſchöne Geſchöpf wert geweſen, daß du ihr deine Liebe zugewandt hätteſt. Statt deſſen haſt du einem wertloſen Kieſel dein beſtes Empfinden geſchenkt. Denn ich weiß daß 3 ee A ils du ſchwer enttäuſcht abgereiſt biſt“, dachte er. 9177 a** n In Monte Carlo war Hochbetrieb. Internationale Ge⸗ ſellſchaft. Beſte Klaſſe und dicht daneben zweiſelhaſteſte Elemente. Das ſich immer wieder wiederholende Bild des berühmten Spielortes. 165 Die Spielleidenſchaft beherrſchte die meiſten Melſchen. Sie ſahen nichts von der ſüdlichen Schönheit der Nätur. Ihr Weg führte täglich in den Spielſaal. Zuweilen ſpielte ſich eine Tragödie ab, die möglichſt vertuſcht wurde vor der Oeffentlichkeit, denn Geſchäft iſt Geſchäft, und hier und da ein Selbſtmord war nicht geeignet, Neulinge allzu⸗ locken. Neulinge aber brauchte man auch. tt Es mußte dem Bankhalter mit der Zeit auf die Nerven fallen, wenn er immer wieder den ſilberlockigen Kopf der alten ruſſiſchen Fürſtin ſah, die mit Schmuck behängt tag⸗ aus, tagein hier ſaß und ſpielte. Oder den Amerikaner, deſſen Nervenſyſtem vollſtändig zerrüttet war unde der trotzdem hierblieb, ſeinen Sekretär hinter ſich, der mit ernſtem Geſicht die Summen kontrollierte, die ſein Herr gewann oder verſpielte. Oder die bekannte Halbweltdame, deren müdes Geſicht geſpenſterhaft leuchtete in der Beleuch⸗ tung des Sacles. Oder den alten Mann, der ſeit Jayren abends hier ſeinen Platz hatte, der bei Tag bettelte und die reichen Gaben, die ihm mitleidige Menſchen zufließen ließen, hier wieder verſpielte? Dabei war der Mann ein ehemaliger Bankier aus Boſton, der einſt zu den xeichſten Leuten gehörte. Das waren ſo die Elemente, die zur Sache gehörten. Es gab noch mehr ſolche, aber die hier waren die Charakterköpfe, die man ſich merkte. 1 In den letzten Tagen waren wieder viel neue Gäſte gekommen. Unter ihnen fielen zwei Herren auf, die durch ihre impoſanten Geſtalten ſofort das allgemeine Intereſſe auf ſich zogen. Der eine war zweifellos ein Deutſcher. Warum man das ohne weiteres glaubte, war nicht feſtzu⸗ ſtellen. Aber ſoviel ſtand feſt, daß alle Damen dieſer ueuen Männererſcheinung ſofort das allergrößte Intereſſe ent⸗ gegenbrachten. e Er blieb aber kühl, zurückhaltend und blickte inimer düſter um ſich. Sein Freund ſchien zugänglicher für weib⸗ liche Schönheit zu ſein. Er beſaß ein lachendes, frohes Geſicht; ſeine weißblonden Haare ließen ſich nur ſchwer bändigen und ſtanden beim geringſten Lufthauch zu Berge. Er blickte ſich den Damenflor ſehr genau an, zog mit Kennermiene die Konſequenzen. l „Viel Lebewelt! Alſo zu Abenteuern reichlich Gelegen⸗ heit. Ich für meine Perſon bin nicht abgeneigt, wenn du dieſe Randbemerkung gütigſt geſtatten willſt. Weiter: internationale Klaſſe Nummer eins. Meiſt verheiratete Damen, was mich aber nicht ſtört. Das kommt bei mir immer ganz auf den Trottel von Mann an, der dazu ge⸗ hört. Einem wie dir würde ich aus dem Wege gehen. Siehſt du, ich fürchte mich ſchon beinah vor dir, geſchweige, wenn man dir bei einer Frau ins Gehege kommt. Ich danke. Alſo weiter: Dann gibt es noch junge, ganz teizende Damen, die aber alle in Begleitung ſind. Bir! Junge Damen in Begleitung von Eltern und Tanten ſind immer eine gefährliche Geſchichte. Man gerät da leicht in eine Falle. Nee, ich werde mich hüten. Aber eine junge Witwe mit ihrer Freundin iſt hier. Solide Sache und dahei nicht zu riskant. Da werde ich mich alſo in der Nähe auf⸗ pflanzen.“ i „Du haſt ja eingehende Studien gemacht. Ich überlaſſe dir aber das Jagdgebiet allein. Ich habe kein Verlangen danach!“ f 7 f „Das iſt einfach herrlich, iſt ein Freundſchaftsdionſt, der nicht unterſchätzt werden darf. Denn wenn du erſt geruhſt, dich für die holde Weiblichkeit zu intereſſieren, dahin fällt man ja mit tödlicher Sicherheit hinten runter“, meinte Vanderfelde gemütlich.„Eigentlich war's eine hevytrliche Idee von dir, mich von meiner Scholle fortzulolſen. Mögen ſie mich ruhig einmal betrügen, meine liehen, Be⸗ ite amten; ſchließlich weiß ich nicht mal, warum ich inen ſo genau auf die Finger gucke. Ich kann doch ſowleſo nichts mitnehmen, wenn mich mal der Detbel bolt.“ (Fortſetzung bolgt.) Raubüberfall auf der Landſtraße. Berlin, 9. Nov. Auf dem Wege zwiſchen dem Berliner Vorork Hoheneuendorf an der Nordbahn und Bergfelde vertraten zwei mit Piſtolen bewaffnete männer den beiden kaſſenboten der Gemeinde Bergfelde den Weg und zwangen 100 zum Abſteigen von ih⸗ en Rädern und fuhren mit den Rädern da⸗ von. Da die Geldkaſchen der Boten an den Rädern befeſtigt waren, fielen den Tätern 1800 Mark Unkerſtüßzungsgelder in die Hän⸗ de. Die Räuber ſind unerkannt enklommen. Militärflugzeug abgeſtürzt. Drei Generale und 10 Offiziere getötet. Aſuncion, 9. Nov. Wie die paraguayaniſche Oberſte Heeres 0 leitung mitkeilt iſt im Chaco ein dreimolo⸗ iges bolivianiſches Milifärflugzeug abge⸗ stürzt. Drei Generale und 10 Offiziere fanden dabei den Tod. Ein ganz großer Hochſtapler. Er heiratete ſogar eine Millionärstochter. Freiburg, 9. November. Der„Fall Coloredo“ beſchäftigt in dieſen 5 agen das Gericht. Als Graf Friedrich von Coſoredo und„Herzog von Hohenbaden“ ver⸗ übte der in Baden⸗Baden gebürtige Friedrich ucckhardt Hochſtapeleien in e Um⸗ fange ſowohl in Deutſchland, als auch in der Schweiz. Der Kreis der Geſchädigten iſt faſt zunüberſehbar. In Weltbädern gab ſich der Gauner als der illegitime Sohn eines deutſchen Fürſtenhauſes aus und belegte ſeine Angaben durch falſche Papiere. So gelang es ihm tatſächlich eine amerikaniſche Millionärstochter zu heiraten. Dieſer Ehe entſproß ein Kind. Nachdem die Ehe in Frankreich wieder geſchieden war, verheiratete ſich Burckhardt zum zweiten Male. Weiter beſchaffte ſich B. durch hohe Bezah⸗ lungen gefälſchte Doktorbriefe und andere Ti⸗ tel und Päſſe und Urkunden. In der Schweiz 5 ſcchädigte er unter Angabe von„höchſten Be⸗ iehungen“ eine Anzahl Juweliere, denen er 16 Wertſachen abnahm ohne ſie zu bezahlen, aber dafür ſelbſt ſofort verſetzte. Auch ſeine Hotel⸗ rechnungen in der Schweiz, die recht erheb⸗ lich waren, denn der Herr Graf trat entſpre⸗ chend auf, ließ er unbeglichen. In Freiburg ereilte ihn aber ſein Schickſal. Aus Baden. Vier landwirtſchaftliche Anweſen eingeäſchert. Tiefenbrunn bei Pforzheim, 9. Nov. In der Nacht auf Dienstag zerſtörte ein Großfeuer 4 N Jandwirtſchaftliche Anweſen der Landwirte Kel⸗ ler, Ehrhardt, Herrmann und Gärtner. Sämt⸗ liche Erntevorräte ſind vernichtet, ebenſo das Mobiliar des Landwirts Keller, während die anderen Familien ihren Hausrat in Sicherheit bringen konnten. Auch das Vieh wurde ge⸗ 1 et Die Entſtehungsurſache iſt noch unbe⸗ unt. . Politiſche Schlägereien. „ Leiten bei Heidelberg, 9. Nov. Hier ent⸗ ſtand eine Schlägerei zwiſchen Nationalſoziali⸗ N Iten, Kommuniſten und Reichsbannerleuten, in deren Verlauf ein Nationalſozialiſt durch einen Lülich und ein Reichsbannermann durch einen Stedͤſchuß in den Oberſchenkel verwundet wur⸗ den. Lebensgefahr beſteht in keinem der beiden Fälle. Die Gendarmerie hat bereits mehrere Verhaftungen vorgenommen. * Mannheim, 9. Nov.(Fährtenhund [pürt Einbrecher auf). In dem Mann⸗ eimer Herren gehörigen Jagdhaus auf der Rheininſel Eliſabethenwörth(Huttenheim) wur⸗ 5 en ſeit Februar dieſes Jahres fünf Einbrüche verübt, wobei Kleidungsstücke, Bettzeug, Le⸗ n ensmittel, Geſchirr und anderes im Werte von etwa 2000 Mark entwendet wurden. Die Täter wurden in Germersheim vermutet. Nach dem eezten Einbruch im September wurde der Gahrtenhund„Basko“ von der Polizei⸗ und Gendarmerieſchule Karlsruhe am Tatort ein⸗ Peeſetzt. Dieſer nahm die Fährte auf und ver⸗ lelgte ſie dem Rheindamm entlang bis zur irche in Rußheim(6 Kilometerl). Der Hund Pentte alſo die Aufmerkſamkeit der Gendarme⸗ rie von Germersheim ab auf Rußheim. Dort und in dem benachbarten Liedolsheim konnten 5 Täter ermittelt und feſtgenommen, ſowie der größte Teil des Diebesgutes vorgefunden werden. Heidelberg, 9. Nov.(Schwerer Un⸗ glücksfall). Der in den 20er Jahren ſte⸗ hende Dreher Remy wollte einen zwanzig Zentner ſchweren Drucktiegel in der Schnell⸗ preſſenfabril von der Schleifmaſchine ablaſ⸗ ſen. Der Tiegel fiel dem Unglücklichen zuerſt auf die Oberſchenkel und dann auf die Füße. Es bedurfte angeſtrengter Arbeit, um Remy von der ungeheueren Laſt zu befreien. Er wurde ſofort in das Akademiſche Krankenhaus gebracht. Heidelberg, 9g. Nov.(Weitere Zu⸗ nahme der Wohlfahrts er werbslo⸗ ſen.) Am 2. November ſtanden beim Wohl⸗ fahrts⸗ und Jugendamt Heidelberg 4934 Wohlfahrtserwerbsloſe in offener Fürſorge ge⸗ genüber 4904 in der Vorwoche. Wiesloch, 9. Nov.(Noch glimpflich abgegangen.) In der Zigarrenwickelfabrik Welker u. Wimmer verunglückte eine Arbei⸗ terin aus Walldorf dadurch, daß ihre Klei⸗ der von der Transmiſſionswelle der Maſchi⸗ nenanlage erfaßt und ihr die Kleider buchſtäb⸗ lich vom Leibe geriſſen wurden. Zum Glück riſſen die Kleider, ſodaß die Arbeiterin mit einigen Prellungen noch glimpflich davonkam. Bettingen, A. Wertheim, 9. Nov.(Vor⸗ ſicht beim Traubengenuß.) Der 11⸗ jährige Sohn des Landwirts Val. Wießner erkrankte überraſchend ſchnell und klagte über heftige Leibſchmerzen. Der herbeigerufene Arzt ſtellte Vergiftungserſcheinungen feſt, die durch den Genuß einheimiſcher, geſpritzter Trauben hervorgerufen ſein ſollen. Forchheim b. Karlsruhe, 9. Nov.(Mit dem Kraftrad tödlich verunglückt). Der 34 Jahre alte verheiratete Mechaniker Heinrich Reger von hier fuhr in der Dunkel⸗ heit auf ein unbeleuchtetes Fuhrwerk auf. Er erlitt ſo ſchwere Kopfverletzungen, daß er ſtarb. Willſtätt b. Kehl, 9. Nov.(Der Stier beim Gärtner.) Ein junger Stier, der aus der Weide ausgebrochen war, geriet in eine Gärtnerei, wo er an mit Winterſalat beſtell⸗ ten Beeten und an den Glasfenſtern der Früh⸗ beete ſeinen Uebermut austobte und erheblichen Schaden anrichtete. Oeflingen, 9g. Nov.(Sochherziges Hilfswerk.) Die Familie des bekannten badiſchen Induſtriellen Hackelsberger hat für arme und bedürftige Familien eine große Win⸗ terhilfsaktion ins Leben gerufen. Etwa 50 Familien können monatlich in den hieſigen Geſchäften ein gewiſſes Quantum Lebensmit⸗ tel beziehen und zwar in der Zeit vom 1. Nov. 32 bis 1. April 33. Freiburg, 9. Nov.(Immatrikulation an der Univerſität Freiburg.) Bei der zweiten Immatrikulation wurden 276 Stu⸗ dierende, darunter 81 Frauen, neu aufgenom⸗ men. Es entfallen auf die theologiſche Fakul⸗ tät 5, auf die rechts⸗ und ſtaatswiſſenſchaftliche 58, die mediziniſche 150, die philoſophiſche 38 und die naturwiſſenſchaftliche 25 Studierende. Grunholz bei Waldshut, 9. Nov.(Grau⸗ ſiger Fund). Ein Handwerksburſche, der im Heu in der alten Ziegelhütte des Theodor Meier übernachtete, fand eine ſchon ſtark ver⸗ weſte männliche Leiche. Die Perſonalien und die Urſache des Todes konnten noch nicht ſeſt⸗ geſtellt werden. Oberbaldingen(Amt Donaueſchingen), 9. Nov.(2 Anweſen niedergebrannt). In der Nacht brannte das Anweſen des Landwirts Voßler, in welchem auch der Fa⸗ brikarbeiter Karl Glunz wohnte, nieder, außerdem das Anweſen des Otmar Held. Die Arſache des Brandes iſt unbekannt. Bei Voß⸗ ler verbrannten landwirtſchaftliche Maſchinen. Ein Teil der Fahrniſſe konnte gerettet werden. Der Gebäudeſchaden wird mit 20 000 Mark, der Fahrnisſchaden mit rund 7000 Mark be⸗ ziffert. Den Kameraden erſchoſſen. München, 9. Nov. In der Nacht hat ſich in der Kaſerne des ſiebenten bayeriſchen Pio⸗ nierbataillons in München ein ſchwerer Un⸗ fall ereignet. Ein Gefreiter dieſes Bataillons wurde von dem Kaſernenpoſten für einen Einbrecher gehalten und nach mehrmaligem Anruf, auf die keine Antwort erfolgte, durch einen Schuß ſo ſchwer verletzt, daß er ſtarb. Der Bär als Kriminaliſt. Eine ſchnurrige Geſchichte hat ſich in der Nähe des Vorgebirgsortes Dersdorf zugetra⸗ gen. Ein Bärentreiber trottete mit ſeinem Tier gemächlich über die Landstraße. Der Treiber hatte ſich die Kette, an der der Bär befeſtigt war, um die Schultern gehängt. Plötz⸗ lich machte der Bär einen Sprung in den Straßengraben und riß dabei ſeinen Führer zu Boden. Im Straßengraben lag ein Sack, den der Bär mit ſeinen mächtigen Panken auseinanderriß, einen toten Haſen herauszerrte und ihn vor den Augen des erſtaunten Trei⸗ bers auffraß. In dem Sack befanden ſich ins⸗ geſamt drei Haſen, die wahrſcheinlich ein Wil⸗ derer auf der Flucht fallen gelaſſen und mit Laub bedeckt hatte, um ihn zu paſſender Stunde. abzuholen. So iſt der Wilderer um ſeine Beute gekommen, des Bären feine Spür⸗ naſe hatte das Wild entdeckt, trotzdem es fürſorglich verſteckt war und meterweit von ſeiner Naſe entfernt lag. Aus der Geſchichte des Papiers, In einem kleinen Haus des Schwarzwald⸗ dorfes Mönchweiler befindet ſich, wie nur we⸗ nigen bekannt ſein dürfte, die wohl größte Sammlung zur Geſchichte des Papiers, die Karl Theodor Weiß im Verlauf eines Le⸗ bens zuſammengebracht hat. Sie umfaßt in ſyſtematiſch georoneten Entwicklungsreihen Ori⸗ ginalpa iere mit Waſſerzeichen aller Zeiten und Länder vom erſten Auftreten des handge⸗ ſchöpften Papiers bis zum Maſchinenpapier und zählt etwas über 80 000 Typen von rund 2000 deutſchen Papiermühlen. Andere Teile der Sammlung enthalten die verſchiedenartig⸗ ſten Erinnerungsſtücke an berühmte Papierma⸗ cher mit dem Nachweis von über 6000 Papier⸗ machergeſchlechtern, hiſtoriſchem Nachrichtenſtoff über 2000 deutſche und mehr als 1800 außer⸗ deutſchen Papiermühlen, den Werdegang des Papiers von den Rohſtoffen bis zu allen er⸗ denklichen Verarbeitungen. Ferner die Fach⸗ bücherei mit Manuſkripten und Druckwerken aller Zeiten und die Kulturgeſchichte des Pa⸗ piers— mit Papierdenkmälern untergegange⸗ ner Kulturen beginnend— bis zu den inter⸗ nationalen Beziehungen des Papiers im Welt⸗ verkehr. Verlin fährt wieder. Streikabbruch auch durch die NSDAP.— 2500 Maßregelungen. Berlin, 9. Nov. Die„verkehrsloſe Zeit“, die ſich für Berlin deswegen ſo empfindlich ausgewirkt hat, weil das Heer der Arbeiterſchaft, der Beam⸗ ten und Angeſtellten bei den ausgedehnten Entfernungen bis zu drei und vier Wegſtun⸗ den bis zu ihrer Arbeitsſtelle zurücklegen muß, iſt jetzt endgültig wieder vorüber. Nach zweitägigem vollſtändigem Lahmlegen des Verkehrs und nach weiteren fünf Tagen, an denen ein Teilverkehr durchgeführt wer— den konnte, wurde am Dienstag morgen der Verkehr der Straßenbahnen, der Untergrund— bahnen und der Omnibuſſe in vollem Um⸗ fange wieder aufgenommen. Die Wiederauf— nahme des Verkehrs wurde dadurch ermüög— licht, daß die Streikleitung der kommuniſti⸗ ſchen RGO.(Revolutionäre Gewerkſchaſts⸗ oppoſition) am Montagabend beſchloß, den Streik abzublaſen, während die Nation al⸗ ſozialiſten ſich für die weitere Durchführung einſetzten und ihren Mitgliedern empfohlen, am Dienstag morgen nicht zur Arbeit zu erſcheinen. Infolge des kommuniſtiſchen Vorgehens hat ſich dann die nationalſozialiſtiſche Skreik⸗ leitung am Dienskagnachmiktag enlſchloſſen, den Skreik ebenfalls einzuſtellen. Da durch dieſen verſpäketen Entſchluß der Nationalſo⸗ zialiſten ein Teil der Schaffner und Wagen führer am Dienskagmorgen nicht zur Arbeit erſchienen war, ſah ſich die Direktion der BBG. veranlaßt, weitere 1500 Enklaſſungen vorzunehmen, ſo daß, da am Monkag ſchon 1000 Arbeiter nicht wieder eingeſtellt wur den, die Jahl der Gemaßregelfen nunmehr 2500 beträgt. ller Art, liefer Druckſachen ſchrell u. billigt Viernh. Anzeiger Aus der Heimat. Gedenktage. 9. November. 1848 Der Politiker Robert Blum in Wien erſchoſſen. 1918 Rücktritt Reichskanzlers Prinz Max von Baden; Nachfolger Friedrich Ebert.— Ausrufung der Republik in Deutſchland; Abdankung Kaiſer Wil⸗ helms II. und ſein Uebertritt über die holländiſche Grenze.— 1923 National⸗ ſozialiſtiſche Revolution Gitlerputſch) in München. * Kampf dem Straßenlärm. Die Entwicklung hat in den letzten Jah⸗ ren zu einem Verkehrslärm geführt, der in der Nähe verkehrsreicher Straßen und an Knotenpunkten des Verkehrs eine Bedrohung der Geſundheit bildet. Der gewünſchte Er⸗ folg aber blieb aus. Die reichsgeſetzlichen Be⸗ ſtimmungen haben eine intereſſante und beacht⸗ liche Wandlung erfahren. Man ſollte früher zum Erreichen gehöriger Verkehrsſicherheit oft und viel hupen. Heute darf nur noch gehupt werden, wenn Menſchen oder Wegebenützer in tatſächlich ſichtbare Gefahr kommen oder wenn ein Warnungszeichen vor dem Ueber⸗ holen eines anderen Fahrzeugs nötig wird. Wo an unüberſichtlichen Wegeſtellen eine Gefahr durch raſches Auftreten des Kraft— fahrzeugs an ſich zwar möglich iſt, aber durch langſames Heranfahren vermieden werden kann, darf nicht ſtatt deſſen verſucht werden, mit erfolgloſen, dafür aber lärmerzeugenden Warnungszeichen die Gefahr zu bannen. Die hier geſetzlich vorgezeichnete Entwicklung iſt noch nicht Allgemeingut der Kraftfahrzeug⸗ führer geworden. Zwar der erfahrene, wirklich „gute“ Kraftfahrer ſetzt ſeit langem ſeinen Stolz darein, möglichſt ohne Lärm und Ge— rauſch durch den Verkehr zu kommen. Viele dagegen hupen laut und oft und ſchaffen nach wie vor einen unerträglichen Verkehrslärm, ohne für ſich oder den übrigen Verkehr irgend eine Sicherheit als Ausgleich hierfür zu er— reichen. Es tut not, daß kein Mittel unverſucht oleibt, die Rückſichtnahme aller gegen alle im Verkehr zu fördern. Das zeigen die täglichen Unfälle, die auch dem Fußgänger und Rad— fahrer eindringlich vor Augen führen ſoll— ten, daß nur Vorſicht und gegenſeitige Rück⸗ ſichtnahme Verkehrsſicherheit verbürgt, nicht aber geräuſchvolle Warnungszeichen. * Zwei Verkaufsſonntage vor Weihnach⸗ ten. An unterrichteter Stelle wird erklärt, daß in der Frage der für den Verfauf frei⸗ zugebenden Sonntage vor dem Weihnachtsfeſt Preußen und die Mehrzahl der Länder einem Vorſchlage des Reichsarbeitsminiſters zuge⸗ ſtimmt haben. Das generelle Verlangen nach Freigabe von drei Verkaufsſonntagen vor dem Weihnachtsfeſt iſt geſcheitert. Der Einzelhandel insbeſondere habe großen Wert darauf ge⸗ legt, daß ihm jeweils zwei volle Wochen mit Sonntagen für das Weihnachtsfeſt zuge⸗ ſtanden werden. Da in dieſem Jahr der Heilige Abend auf einen Samstag fällt, ge⸗ nügt die Freigabe des ſilbernen und goldenen Sonntags. Im nächſten Jahr dagegen, wo der Heilige Abend auf den Goldenen Sonn— tag fällt, iſt mit der Freigabe auch des kupfernen Sonntags für den Weihnachtsver⸗ kauf zu rechnen. Die diesmal nicht zuſtande⸗ gekommene einheitliche Regelung dieſer Ange⸗ legenheit für das ganze Reich iſt für das nächſte Jahr zu erwarten. Wiſſen sie das? Polizeilich meldepflichtige Krankheiten ſind Fleckfieber, Pocken, Scharlach, Diphtherie, über⸗ tragbare Genickſtarre, ſpinale Kinderlähmung, Typhus und Paratyphus, Fleiſch⸗, Fiſch⸗ und Wurſtvergiftung, übertragbare Ruhr, Bißver⸗ letzung durch tolle Tiere, Tollwut, Milzbrand, Rotz, Trichinoſe, Kindbettfieber und die Kör⸗ nerkrankheit(Trachom). In dieſem Jahr feiert die Zigarette ihren 100. Geburtstag; ſie wurde im Jahre 1832 von einem ägyptiſchen Soldaten erfunden. Der Körper des Menſchen beſteht zu 67 Prozent aus Waſſer. Achtung! Kraftfahrer! Liter 31 Pfg. 5 Liter 35 Pfg. Bestes Hochleistungsbenzin(Benzolgemisch) Ltr. 38 4 Keine hohen Konzernpreise. 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