Lokales * Die Auszahlung der Arbeits⸗ loſen⸗Unterſtützung(Alu) findet wegen des Kirchweihfeſtes bereits am Samstag in der üblichen Reihenfolge ſtatt. Wir machen die Alu⸗ Empfänger hierauf aufmerkſam. * Geſangverein Liederkranz. Mit einem reichhaltigen Programm wartet obiger Ver⸗ ein am Kirchweihdienstag im Freiſchütz auf. Jeder, auch der verwöhnteſte Beſucher, wird auf ſeine Rechnung kommen und wer einige frohe und heitere Stunden verleben will, der komme am Kirchweihdienstag in den Freiſchütz. Gutge⸗ wählte humoriſtiſche Schlager wechſeln einander ab und zum Schluß wird getanzt. *Die Natur als Arzt und Helfer. Ueber dieſes wichtige Thema findet heute Abend 8 Uhr im Engel ein Vortrag ſtatt, in welchem der bekannte Pſychologe Joſef Berger ſpricht. Kein Geſunder und kein Kranker darf dieſen Vortrag verſäumen. „Eigenheim ⸗Ausſtellung! Eine Ausſtellung zeitgemäßer Eigenheime zu Feſtprei⸗ ſen, die von einer Reihe Mannheimer Architekten mit ſehenswerten Modellen beſchickt iſt, findet z. Zt. in Mannheim L 15, 14, am Kaiſer⸗ ring ſtatt. Die Ausſtellung, die ſich bisber einen überraſchend guten Beſuches erfreute, iſt täglich von 9 bis 20 Uhr, Sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Beſuch kann allen Bauintereſſenten nur beſtens empfohlen werden.(Eintritt frei) Schafflers Wettervorherſage für Dezember 1932. Anfänglich regneriſch, am 2. und beſonders am 4. Dezember zeitweiſe ſtürmiſch. Hierauf trockner, kälter. Schneefall um den 13. De⸗ zember, in Regen übergehend, Tauwetter, dann wieder kälter. Zur Zeit des aſtronomiſchen Winterbeginnes Anſteigen der Temparatur, um Weihnachten windig mit Schneefall. Bis Ende des Monats im allgemeinen winterlicher Wetter⸗ charakter. Für Januar 1933. Normaler Wintermonat ohne große Ex⸗ treme, nicht ſehr kalt. Im Gegenſatz zum Januar des Vorjahres winterlicher und ver⸗ hältnismäßig viel Niederſchlag, Schnee. In der erſten Dekade ziemlich ſchwankende Tempe⸗ ratur, doch gemäßigter, mit ſtürmiſchen Winden zu Beginn der zweiten Dekate. Hierauf an⸗ haltend kälteres Wetter, das um den 16. Januar wahrſcheinlich von windigem Tauwetter unterbrochen wird. Nach Mitte der dritten De⸗ kade Niederſchlagswetter mit kalten Nordwinden, beſonders um den 26. Januar. Witterungs⸗ charakter anhaltend bis Ende des Monats. Bekanntmachung. Betr.: Verbeſſerung der Tränke am Bürſtädterweg. Der bei der Erweiterung der obenge⸗ nannten Tränke gewonnene Sand, kein Baugrund, kann abgefahren werden. Das Grundſtück Flur IX. Nr. 285, Acker im Lohfeld J. Gewann 1319 qm ſoll veräußert werden. Angebote ſind bis Mittwoch, den 16. ds. Mts. unter Angabe der erwünſchten Zahlungs⸗ bedingungen bei uns, Zimmer 21, abzugeben. Viernheim, den 8. November 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Gefunden wurde: ein Herrenfahrrad und ein Herrenregenſchirm. Viernheim, den 9. November 1932. Beſſiſches Polizeiamt Oechler. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u, Singſtunden Krieger⸗ u. Soldatenverein Teutonia u. Schützen. abteilung. Heute Mittwochabend 9 Uhr findet der zweite Vortrag des Herrn Kame⸗ raden Heim ſtatt. Es iſt Pflicht aller Schützen pünktlich und vollzählig zu erſcheinen. Der Vorſtand. Verein für Sport⸗ und Körperpflege 1896. Mittwoch den 9. und Freitag, den 11. Nov. abends 8 Uhr findet im Lokal Fürſt Alex. ander vollzählige Uebungsſtunde der Schwer⸗ athletik ſtatt. iſt Pflicht, betreffs den bevorſtehenden Serien- kämpfen am 27. Nov. in Worms. Der Spartenleiter. Geſangverein Liederkranz. Alle Theaterſpieler (innen) bitte ich heute Abend 7 Uhr ins Lo⸗ kal. a Der Spielleiter. Männergeſangverein 1846. Donnerstag 8/ Uhr Singſtunde. Erſcheinen aller Sänger er- wartet der Präſident. ee e ee eee Für die uns anlahlidi unserer Silbernen Hochzeit in Das Erſcheinen aller Sportler (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 1,40 Er f täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt aa furt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. gierubeimer Ari Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernb. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— knnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Wü bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 262 Donnerstag, den 10. November 1932 49. Jahrgang Nach den amerikaniſchen Wahlen Nooſevelts ſtarke Mehrheit.— Das neue amerilaniſche Parlament.— die politiſchen Auto⸗Vermietung! Durch Anſchaffung eines größeren Wagens bin ich in der Lage alle vorkommenden Fahrten wie ach zeilen, Relsegesellschaften. Krankentrausnorte, bei Folgen der Wahl.— Demokratiſche Mehrheiten in beiden Häuſern des Parlaments. 8 Neuyork, 10. Nov. Die Wahlvorausſagen ſind eingetroffen: Besucht die Mussfellung: „Zellgemdhèe Eigenheime au Festpreisen“ So reichliciem Ilaße erwiesenen Hufmerksamkeilen Rin Geſtalt einer umpuoung des Fabinetts— Glückwunſch Hoovers an Nooſevelt. als Zeitpunkt wurde Dezember genannt— qanken herzlichst Forstsekretdr Gr V. Weidner u. Frau Djernheim, Hobember 1932. JJ..*rfr7r;f,%˙= äußerſt billiger Berechnung ſorgfältig und zuver⸗ läſſig auszuführen. Tel. 89 Hans Knapp, — Lorſcherſtraße 70— Mechanikermeiſter Mar. Jungungssodaltal. Viernheim. Donnerstag abend 8½ Uhr im Freiſchütz(Kettelerſälchen) n Verſammlung der 1930, 31 u. 32 aus der Schule Entlaſſenen. Um zahlreichen Beſuch bittet Der Präfekt. Sonderpreiſe ee 4 de 2 9 24 für die Kirchweih⸗Bäckerei: Allerfeinſtes Auszugsmehl Pfund 24 Pfg. Weizenmehl Spez. 0 Pfund 22 Pfg. Blütenmehl Pfund 19 Pfg. Grieszucker fein Pfund 38 Pfg. Margarine und Cocosfett Pfd. von 28 Pfg. an Sultaninen und Korinthen ¼ Pfund 12 Pfg. Neue Mandeln extra Qualität Pfund 95 Pfg. 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Franklin Nooſevelt. Der neue amerikaniſche Präſident Frank⸗ lin Rooſevelt wurde am 30. Januar 1882 in Hyde Park, Neuyork, geboren. Er iſt ein weitläufiger Verwandter des verſtor⸗ benen Präſidenten Theodor Rooſevelt. Die Rooſevelts ſind holländiſcher Abſtam⸗ mung. Franklin D. Rooſevelt war früher Rechtsanwalt, wandte ſich jedoch bald der Po⸗ litik zu, und wurde ſpäter in den Neuyorker Staatsſenat gewählt. Im Jahre 1913 wurde Rooſevelt zum Staatsſekretär im Marineamt ernannt, einen Poſten, den er während des ganzen Weltkrieges inne hatte. Im Jahre 1919 weilte er in Europa, um an der Demobiliſierung der amerikani- ſchen Truppen mitzuwirken. 1928 wurde Rooſevelt zum Gouverneur des Staates Neuyork gewählt. Eine heim⸗ tückiſche Krankheit, von der Rooſevelt vor etwa 20 Jahren befallen wurde, hatte Läh⸗ mungen an Beinen und Füßen zur Folge. Rooſevelt kann ſich infolgedeſſen auch heute nur mit Mühe fortbewegen. Seine Füße ſind 192 geſchient. Deutſche Tagesſchau. Gute Entlaſtung der Reichsbank. In der erſten Novemberwoche iſt bei der Reichsbank eine gute Entlaſtung zu ver⸗ beichnen. Nach dem Ausweis vom 7. Novem⸗ ber hat ſich die geſamte Kapitalanlage um 200 auf 3256 Millionen Nm. verringert. Die Be⸗ ſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen beigen eine Abnahme um 1,2 auf 939,1 Millionen Rm., wobei mehr als 1,1 Millionen Rm. auf Deviſenabzüge entfallen. Da 10 der Notenumlauf um 117,3 Millionen Rm. auf 3502, Millionen Rm. verringert hat, iſt die Notendeckung auf 26,8 v. H. gegen Bei der Verhandlung über die Amtsent⸗ hebung des Bürgermeiſters von Eutin, Dr. Stoffregen durch den nationalſozialiſti⸗ ſchen Regierungspräſidenten Böhmcker im Regierungsgebäude in Eutin, an der auch der oldenburgiſche Staatsminiſter Pauly teil⸗ nahm, wurde nach mehrſtündiger Verhand⸗ lungsdauer die Verfügung gegen Dr. Stoff⸗ regen aufgehoben und Dr. Stoffregen wieder in ſein Bürgermeiſteramt einge⸗ ſetzt. Länderkonſerenz in Würzburg. Zur Vorbereitung der Reichsralsſitzung. Würzburg, 10. Nov. Am Mittwoch fand in Würzburg eine be⸗ reits ſeit einiger Zeit vereinbarte Konferenz der Vertreter der ſüddeulſchen Länder und Bachſens ſtatt. Dieſe Konferenz, an der für Bayern, Mini⸗ ſterpräſident Dr. Held teilnahm, hatte in An⸗ Oalenbeit der Sachreferenten der beteiligten änder Bayern, Württemberg, Baden, Heſ⸗ ſen und Sachſen den Zweck, für die bevorſte⸗ 1 Sitzung des Reichsrats eine einheit⸗ iche Stellung der Länder in den ſie berüh⸗ renden Fragenkomplexen herbeizuführen. Die eichsregierung war von der Kon⸗ ferenz vorher v erſtün digt worden. aus der Wahl vom 8. November ſind die De— mokraten als Sieger hervorgegangen. die Republikaner, die bisher das Heft in den Händen hatten, ſind unterlegen. Anſtellte Herbert Hoovers wird Franklin Rooſevelt Präſibent der de Staaten von Nordamerika wer— en. Nach dem endgültigen Wahlergebnis er— hielt von den 531 Wahlmännern, die zu wählen waren. Rooſevelt 472. Hoover dagegen nur 59. Rooſevelt iſt ſomik als gewählt zu bekrachken. Wie dieſe Zahlen zeigen, hat Rooſevelt außerordentlich gut abgeſchnit⸗ ten. Sein Erfolg iſt noch weit größer, als man im Voraus angenommen hatte. Sieg der Demokraten auf der ganzen Linie Außer dem Präſidenten und dem Vizeprä⸗ ſidenten wählten die Amerikaner am 8. No⸗ vember auch noch die Abgeordneten zum Un⸗ terhaus des Parlaments(Repräſentan⸗ tenhaus), ein Drittel der Mitglieder des Se— nats(Oberhaus des Parlaments), ferner die Gouverneure der meiſten Einzel— ſtaaten, zahlreiche höhere Beamte und Bür— germeiſter. Auch bei dieſen Wahlen errangen die Demokraten einen über- wältigenden Sieg. Der neue Senat— Oberhaus— be— ſteht nach dem Ergebnis der jetzigen Ergän— zungswahlen aus 59 Demokraten, 36 Repu— blikanern und einem Farmarbeiterparteiler. Zahlreiche langjährige republikaniſche Sena— toren— darunter Watſon-Indiana, Smoot— Utah und Moſes⸗Newhampſhire— ſind durch jüngere Kräfte erſetzt worden. Im Repräſenkankenhaus— Unkerhaus, haben die Demokraten eine Mehrheit von 150 Sitzen errungen. Hierdurch iſt eine ſichere Mehrheik für die Aenderung der Prohibition gegeben. Der Sieg der Demokraten bei den Wahlen der Gouverneure und Bürgermeiſter ent— ſpricht dem bei der Präſidentenwahl, der für Rooſevelt rund 65 vom Hundert beträgt und einen Rekord für Amerika darſtellt. Leſte Nachrichten. Teilrückzahlung auf amerikaniſchen Kredit. Berlin, 10. Nov. Auf den Lee⸗Higginſon⸗ Kredit des Reichs von urſprünglich 125 Mil⸗ lionen Dollar iſt die am 10. November fällige Rate von drei Millionen Dollar zu⸗ rückgezahlt worden. Da ſich die deutſche Deviſenbilanz in den letzten Wochen günſtig entwickelt hat, iſt von der Möglichkeit des Transferaufſchubs kein Gebrauch gemacht worden. 5 Neue Kämpfe in der Mandſchurei. Mulden, 10. Nov. In Schangſchengpu kam es erneut zu folgenſchweren Zuſammenſtößen zwiſchen irregulären chineſiſchen Truppen und japaniſchen Streitkräften. Die Stärke der Banditen, die die Stadt in ihrer Gewalt ha⸗ ben, wird auf mehr als 3000 Mann geſchätzt. Im Verlauf des Tages ſind umfangreiche ja⸗ paniſche Artillerieverſtärkungen eingetroffen und haben die Stadt unter Geſchützfeuer ge⸗ nommen. Dabei wurden über 100 Häuſer eingeäſchert. Der Eiſenbahnverkehr im Kampf⸗ gebiet iſt ſtark beeinträchtigt; ſo fiel ein Gü⸗ terzug dem Feuer zum Opfer. Präſident Hoover, der unterlegene re— publikaniſche Kandidat, der die Wahlergeb— niſſe in ſeiner Heimatſtadt Palo Alto in Kalifornien erwartete, ſandte Rooſevelt fol— gendes Glückwunſchtelegramm: „Beglückwünſche Sie zur Gelegenheit Us A-Lande dienlich ſein zu können, und wünſche erfolgreiche Regierungszeit.“ Man wird von ſolchen Wahlſitten in Deutſchland mit einem gewiſſen Neid⸗ gefühl Kenntnis nehmen. Es wäre hier— zulande ja leider undenkbar, daß ein unter— legener Präſidentſchaftskandidat ſeinen ſieg— reichen Rivalen ritterlich beglückwünſcht!— In Neuyork wurde in allen Hotels und Reſtaurants der Sieg Rooſevelts gefeiert. Auf dem Broadway wurden Strohpuppen, die Hoover darſtellten, verbrannt. Die Alkoholſchmuggler verkauften wegen der zu erwarkenden Aufhebung der Pro⸗ hibition ihre Vorräke auf den Straßen. Die„Neuyork Times“ erklärt in einem Ar— tikel zum Wahlausgang, daß Hoover von ſeinen Freunden verlaſſen, und von ſeinen Gegnern bedrängt, ver⸗ loren habe. Er ſei ein tragiſcher Beweis da— für, wie ein einzelner Mann ungerecht für 1 und Verbrechen anderer zu büßen habe. Uebergangszeit. Nach der amerikaniſchen Verfaſſung wird der bisherige Präſident Hoover, der am 4. März 1929 im Weißen Hauſe einzog, noch bis zum März nächſten Jahres im Amte bleiben. Angeſichts der überwältigenden Mehrheit, die der Demokrat Rooſevelt bei den Wahlen er— zielt hat, iſt doch nicht anzunehmen, daß die Hoo⸗ ver-Regierung auf wirktſchafts⸗ und au- ßenpolitiſchem Gebiet noch irgendwelche Enkſcheidungen von grundſätzlichec Be⸗ deutung fällen wird. Es iſt im Gegenteil ſehr wahrſcheinlich, daß; Präſident Hoover aus Gründen der Loyali⸗ tät bereits Ueberleitungsmaßnahmen für die Reaierung Raoſenelt treffen wird. Ob das vor ſich gehen wird oder ob ſich dieſe Ueber— leitung in der Politik ſelbſt auswirken wird, iſt eine zurzeit noch unentſchiedene Frage. Nach der nunmehr erfolgten Wahl Rooſe- velts iſt auch die Gelegenheit gekommen, dem ſcheidenden Präſidenken Hoover zu beſcheini⸗ gen, daß er in einer Zeit, in der die Welt die bisher größte Wirtſchaftskriſe erlebt hat, Menſchenmögliches getan hat, um den Nie- dergang der Weltwirtſchaft aufzuhalten. Sein größtes Verdienſt iſt zweifellos ſein Bemühen um das Zuſtandekommen des ſogenannten Hoover-Jahres, das bekanntlich die Einlei⸗ kung für die endgültige Streichung der Re⸗ parationen war. Ohne die perſönliche Inikia⸗ tive Hoovers, der von dem Berliner Bokſchaf⸗ ker Sackett kalkräftig unlerſtützt wurde, wäre das Wirtſchaftselend in der Welt heule ſicherlich noch größer als es ohnehin ſchon iſt. Paris ift zufrieden. Paris, 10. Nov. Der Wahlſieg Rooſevelts wird von der franzöſiſchen Preſſe mit Genugtuung aufge— nommen, da man von der neuen amerikani- ſchen Regierung eine grundlegende Aende— rung zur Einſtellung zur Schuldenfrage und der Zollpolitik erwartet. Auch die Ausſicht auf baldige Abſchaffung des Alkoholverbots und die damit gebotene Gelegenheit für di— Ausfuhr franzöſiſcher Weine und Spirituoſen wird ſehr begrüßt. Der„Paris Midi“ erklär u. a., wenn der neue amerikaniſche Staats- präſident in der Abrüſtungsfrage auch die Politik weiterführen werde, die von Hoover eingeleitet worden ſei, ſo könne man von ihm noch eine weſentlich liberalere Einſtellung er— warten. i In der Zollfrage habe ſich Rooſevelt bereits als entſchloſſener Anhänger eines freieren Warenauskauſches bekannt. Die Schulden- frage, die Frankreich am meiſten inkereſſiere, dürfte durch die Wahl Rooſevelks ebenfalls einer endgi tigen Löſung näher kommen. Auch das„Pekit Journal“ rechnet mit einer viel geſchmeidigeren Politik der Regierun und hofft, daß der neue Präſident ſich auf dem Wege zum Frieden den europäiſchen Staatsmännern anſchließen werde. Abbau der Fürſorge⸗Erziehung. Verordnung des Neichspräffdenten über Jugendwohlfahrt. Berlin, 10. Nov. Im Reichsgeſetzblatt wird eine Verordnung des Reichspräſidenten über Jugendwohlfahrt veröffentlicht, die einen Abbau der Fürſorge-Erziehungsmaß— nahmen anordnet. Es wird u. a. beſtimmt: Ein Minderjähriger, der das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, iſt durch Beſchluß des Vormundſchaftsgerichts der Fürſorge— Erziehung zu überweiſen, 1. wenn die Vorausſetzungen, die im Bür⸗ gerlichen Geſetzbuch genannk ſind, vorliegen und zur Verhütung der Verwahrloſung des Minderjährigen die anderweitige Unkerbrin⸗ ung erforderlich iſt, eine, nach dem Ermeſ⸗ en des Vormundſchaftsgerichts geeignete Un⸗ terbringung aber ohne Inanſpruchnahme öffentlicher Mittel nicht erfolgen kann. Jur Verhükung 1 körperlicher Verwahrlo⸗ ſung iſt die Ueberweisung nicht zuläſſig; 2. wenn die Fürſorge⸗Erziehung zur Beſeiti⸗ ung der Berwahrloſung wegen Unzuläng⸗ ichkeit der Erziehung erforderlich iſt. Die Fürſorgae- Erziehung darf nicht angeordnet werden, wenn ſie offenvar reine Ausſicht auf Erfolg bietet. Die Fürſorge-Erziehung endigt mit der Vollendung des 19. Lebensjahres. (Bisher 21. Lebensjahr). Auf Antrag der Fürſorge-Erziehungsbe⸗ hörde kann beim Vorliegen beſonderer Ver⸗ hältniſſe die Fortführung der Fürſorge-Er⸗ ziehung über das vollendete 19. Lebensjahr jedoch nicht über den Zeitpunkt des Eintritts der Volljährigkeit des Minderjährigen hinaus angeordnet werden. Zur Lage im Reich. Papen über das Wahlergebnis. Berlin, 10. November. In einer Unterredung mit dem Chefredak⸗ teur des Transozean⸗Nachrichtendienſtes er⸗ klärte Reichskanzler von Papen über das Ergebnis der Reichstagswahlen, er betrachte die Verſchiebungen nicht als ausreichenden Grund, den Kurs zu ändern, den die Regie⸗ rung unbeirrbar geſteuert habe. Das wichtigſte Ergebnis der Wahl beſtehe darin, daß die In kurzen Worten: Im Reichsgeſetzblatt wird eine Verord⸗ nung des Reichspräſidenten über Jugend⸗ wohlfahrt veröffentlicht, die einen Abbau der Fürſorge⸗Erziehungsmaßnahmen anordnet. Auf einen amerikaniſchen Kredit des Rei⸗ ches von urſprünglich 125 Millionen Dollars iſt die am 10. November fällige Rate von drei Millionen Dollar zurückbezahlt worden. Wegen Ausſchreitungen beim Berliner Verkehrsſtreik wurden vom Sondergericht drei Kommuniſten zu je zweieinhalb Jahren Zuchthaus und ein Nationalſozialiſt zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Nacht zum Mittwoch wurde ein Bombenanſchlag auf das Kieler Gerichtsge— fängnis vereitelt. Ein weiterer Sprengſtoffanſchlag war auf eine elektriſche Fernleitung bei Berlin vor⸗ bereitet, er wurde ebenfalls rechtzeitig ent⸗ deckt und vereitelt. Die Wahlen in Amerika haben einen über⸗ wältigenden Sieg der Demokraten auf der ganzen Linie gebracht. Franklin Rooſevelt iſt zum Präſidenten gewählt. Mehrheit von Nationalſozialiſten und Zen⸗ trum unmöglich ſei, ohne die Hilfe der Deutſch⸗ nationalen Volkspartei. Vielleicht dürfte es doch möglich ſein, eine Grundlage zu finden, auf der diejeni⸗ gen Parteien, die für Geſetz, Ordnung und chriſtliche Weltanſchauung eintreten, ſich zu gemeinſamer Arbeit vereinen könn⸗ ten. Die Regierung ſei gerne bereit, ihre Hand jedem einzelnen und jeder Parteigruppe zu reichen, die guten Willens ſei, loyal an der Löſung der nationalen Aufgaben mitzuar⸗ beiten. In dieſem Zuſammenhang erwähnen wir einen Artikel der„Nationalſozialiſtiſchen Kor⸗ reſpondenz“ über das Angebot des Reichs- kanzlers, mit allen Parteien zuſammenzuarbei⸗ ten, die dazu bereit ſeien. Der Artikel be⸗ merkt dazu, die Regierung von Papen ſei der nationalſozialiſtiſchen Bewegung gegenüber überhaupt nicht mehr verhandlungsfähig. Das einzige, was man von ihr noch erwarte, ſei, zu verſchwinden. Pariſer Echo der Kanzlerrede. Paris, 10. November. Die Rede des Reichskanzlers von Papen vor der ausländiſchen Preſſe findet in den Pariſer Blättern aller Richtungen größte Be⸗ achtung, und wird nach ausführlicher Wieder⸗ gabe größtenteils wohlwollend beſprochen, und zwar beſonders von der„Ere Nouvelle“, dem Blatt Herriots. Die„Ere Nouvelle“ er⸗ klärt, die Worte Papens ſtellten einen fühl⸗ baren Fortſchritt dar. Der Kanzler habe end⸗ lich den Friedenswillen Frankreichs anerkannt und zugegeben, daß Frankreich loyal an der Verſöhnung arbeite(2). Frankreich ſei wirk⸗ lich nicht ſchuld daran, wenn dieſe Verſöh⸗ nung noch nicht verwirklicht worden ſei. Seit Monaten ſei man eine ſolche Sprache nicht mehr gewohnt. „Wir ſind,“ ſo ſchreibt die„Ere Nouvelle“, „ſo aufrichtig glücklich über die Haltung des Neichskanzlers, daß wir davon abfehen wollen, das zu unterſtreichen, was uns trennt. Wir wollen nur das beachten, was uns eint. No üne kleine Anſtrengung, noch ein etwas grö⸗ ßerer Wille, noch einige Schritte vorwäets, und vielleicht werden wir ſehen, daß wir uns nur infolge eines Mißverſtändniſſes nicht ver⸗ ſtehen.“ Der neue Reichstag. Wann wird die erſte Sitzung ſein? Berlin, 10. Nov. Ehe der am 6. November gewählte Reichs⸗ tag zu ſeiner erſten Sitzung zuſammentreten kann, müſſen noch verſchiedene Formalitäten erledigt werden. Zunächſt müſſen die Kreiswahlausſchüſſe das endgül⸗ tige Ergebnis feſtſtellen. Dieſe Arbeit wird etwa 10 bis 12 Tage in Anſpruch neh⸗ men, worauf der Reichs wahlausſchuß zuſammentritt. Das wird etwa am 15. Tage nach der Wahl der Fall ſein. Hierauf wer⸗ den die Bewerber gefragt, ob ſie die Wahl annehmen. Die Friſt für die Zuſtimmungs⸗ erklärung beträgt eine Woche. Mit der Ver⸗ öffentlichung des endgültigen Wahlergebniſ⸗ ſes im Reichsanzeiger iſt demnach am 24. oder 25. Tage nach der Wahl zu rechnen. Die Einberufung hat— ſo beſtimmk die Reichsverfaſſung— innerhalb von 30 Tagen nach der Wahl zu erfolgen. Als theoreliſcher Zeitpunkt des Juſammenkriktts käme der 2. oder 3. Dezember in Frage. Da aber eine Einberufung des Reichstages zum Wochen⸗ ende nicht üblich iſt, dürfte der neue Reichs. tag vorausſichllich am 5. oder 6. Dezember zuſammenkrelen. Jlge, . 7 Verlangen Sie aueh beim Nachfüllen von MAGGI unL, Bis zun Tage des Zuſammentritts am⸗ tiert der alte Reichstagspräſident weiter. Das iſt alſo der Nationalſozialiſt Göring. Die erſte Sitzung wird ſodann von dem älteſten Abgeordneten geleitet. Im neuen Reichs⸗ tag iſt das der Nationalſozialiſt Litz⸗ mann. In der zweiten Reichstagsſitzung er⸗ folgt die Wahl des Präſidiums. 36 Frauen im Reichstag. Die ſozialdemokratiſche Fraktion zählt ſtatt 14 jetzt 13 weibliche Mitglieder. Die Kommuniſten haben die Zahl ihrer Frauen von 12 auf 13 erhöht. Beim Zen⸗ trum ſind von bisher 6 Frauen 5 wieder⸗ gewählt worden. Bei den Deutſchnatio⸗ nalen ſind wieder drei Frauen gewählt; Bayeriſche Volkspartei und Deut⸗ ſche Volkspartei ſtellen je eine. Alle übrigen Parteien haben keine Frauen in ihren Reihen, die Nationalſozkali⸗ ſten aus Prinzip. Die Zahl der Frauen im neuen Reichstag wird dadurch 36 betragen (bisher 37). a schöne weiße Zähne erhalten Sie bei täglichem Gebrauch von Chlorodont, der Zahnpaſte von höchster Qualität. Sparſam im Verbrauch. Tube 50 Pf. und 80 Pf. 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Alſo werden wir die Sache zuſammen unternehmen. Um was handelt es ſich eigentlich? Das muß doch unbedingt in den Papieren ſtehen?“ Widerſpruch. Es wird ſich ſo fügen, daß meine Verwandten zufällig in Lindsmühlen zu Beſuch weilen.“ Die beſtimmte Redeweiſe Friedrich Karls duldete keinen „So wäre alles beſprochen, und ich geſtatte mir daher, 11 „Ich habe vor einigen Jahren die Bibliothek bl Henninghofen durchſtöbert und fand den Plan, der dem aufklärenden Schriftſtück beigefügt war.“ „Und— Sie ließen Friedrich Chriſtian von Linds⸗ mühlen ruhig zugrunde gehen? Sie händigten ihm das entwendete Schriftſtück nicht aus?“ Der andere bekam eine grüne Geſichtsfarbe. „Verrat, Herr von Lindsmühlen?“ 5 „Nein! Weil ein Verrat an den Tatſachen nichts mehr ändern würde. Zweitens verrate ich nie einen Menſchen, auch einen Schuft nicht. Mich reizt dieſes Abenteuer, zu dem Sie mich gezwungenermaßen einladen mußten, denn andernfalls hätten Sie in Henninghofen nicht nach dem Schatze ſuchen dürfen. Henninghofen gehört mir! Ich kann die Durchſuchung alſo ruhig vornehmen, bin niemand Rechenſchaft ſchuldig. Und meine Verwandten werden ja nicht zu kurz kommen. Seit Tagen gehört mir der alte Beſitz und ich bin alſo bereit, Ihren Phantaſtereien zu folgen. Aber wir wollen vereinbaren, wann Sie mir das Verſteck zeigen oder in meinem Beiſein dangch graben wollen. Und Halbpart ſoll dabei gelten.“ ö Reuter trat unſchlüſſig von einem Fuß auf den andern. Mißtrauiſch gingen ſeine Augen über Lindsmühlens breite, maſſige Figur. Dann nickte er entſchloſſen. „Am zweiten September gebe ich mein Geheimnis preis, eher nicht.“ „Und wenn mir bis dahin meine Zuſage leid wird? Sie verſuchen hoffentlich nicht, ein Doppelſpiel zu treiben? Wie Sie ſehr gut wiſſen, muß ich hier ſchon bald fort und es wäre immerhin möglich, daß Sie verſuchen würden, ohne mich dieſen ſogenannten Schatz zu heben, an den Sie rechtlich keinerlei Anſpruch haben.“ 5 „Es iſt der Schatz der Henninghoferin aus dem Dreißig⸗ jährigen Kriege. Sie hat ihn verſteckt, als der Feind kam. Vielmehr, kommen ſollte. Es waren damals nur wilde Gerüchte geweſen. Die reiche Henninghoferin ſtarb dann in einer der folgenden Nächte an Herzſchwäche. Sie hatte ſich vor dem Feinde halb tot geängſtigt. Und Robert Heil, ihr treues Faktotum, hat kurze Zeit darauf gleichfalls das Zeit⸗ liche geſegnet, war aber doch noch anſtändig genug, vorher ein Schriftſtück abzufaſſen, das ſich in meinen Händen be⸗ findet.“ Lindsmühlen wurde nachdenklich. Dunkel erinnerte er ſich, daß von einem ſolchen Schatz innerhalb der Familie ſchon früher manchmal geſprochen worden war. Auch ſeine verſtorbene Mutter hatte davon als von einer feſtſtehenden Tatſache geſprochen. Sollte es möglich ſein, daß dieſer Schatz exiſtierte? Hatte dieſer Gauner recht? Und war es ſeiner überhaupt würdig, mit dem Kerl gemeinſame Sache zu machen, der den Lindsmühlen in Henninghofen das Schriftſtück entwendet hatte? Er mußte es! Es gab keinen anderen Weg, wenn er den vielleicht doch vorhandenen Schatz heben wollte. „Am zweiten September! Weshalb gerade da?“ fragte er den Baron nach einer Weile. „Das iſt mein Geheimnis. Bis dahin müßten Sie ſich gedulden. Ich kalkuliere, daß der Schatz zum größten Teil aus wertvollem Schmuck beſteht. Ein mir gut bekannter Händler in Amſterdam wird ſofortiger Abnehmer ſein.“ Lindsmühlen lächelte. „Das Weitere beſtimme ich— nicht Sie.“ Tückiſch ſah Reuter ihn an. Dann aber ſagte er: „Dieſes Weitere hätte ja vorläufig auch noch Zeit.“ „Gewiß, ganz meine Meinung. Ich werde alſo am zweiten September hier in Henninghofen anweſend ſein. mich zu empfehlen“, ſagte Reuter und ſtreckte die Hand gegen ihn aus. Aber Lindsmühlen überſah dieſe Hand, brannte ſich umſtändlich eine Zigarre an und meinte freundlich: „Am zweiten September alſo. Es leben die Millionen!“ Das war Hohn! Der andere ſpürte es und ſchwieg. 15 4* Garmiſch⸗Partenkirchen! Sommer und Winter ein Paradies! Jetzt, im Auguſt, war die Alpenwelt für den Spaziergänger, der die Natur liebte, einzig ſchön. Es waren viele Ausländer da, die faſt alle in den großen Hotels wohnten. Gruppen von vornehmen Menſchen be⸗ gegnete man überall, und fremde Sprachen wurden allor⸗ wärts geſprochen. Abſeits vom großen Verkehr, auf ein⸗ ſamen, ſchönen Wegen zu den einzelnen Almen hittauf ſchritten Arm in Arm zwei Damen. Täglich, bei jedem Wetter ſah man ſie. Sie wohnten in einer Keinen, vor⸗ nehmen Penſion und mieden jede Geſelligkeit. Die Jüngere erregte trotzdem ſofort das Intereſſe der einzelnen Touriſten, wenn ſolche ihnen einmal begegneten. Aber Magdalen von Lindsmühlen wußte nie, wie einer dieſer Leute ausgeſehen, die ſie ſo angeſtarrt. Sie hatte kein Intereſſe an dieſen fremden Menſchen. Die Natur war ihr genug. Stundenlang ſaß ſie manchmal bei der Reſi, der munteren Sennerin, und ſah dem bunten Vieh zu, das ſo gemächlich im fetten Alpengraſe ſich gütlich tat. Ganz in der Nähe fuhr die Kreuzeckbahn, und Tante Suſanne ſaß mit klopfendem Herzen und ängſtlichen Augen neben der Nichte und betete, daß nur doch nicht einmal eine dieſer ſchwebenden Kabinen herabfallen möchte. Wie die Menſchen überhaupt ſo etwas bauen konnten! Direkt ein Verbrechen war das, die Mitmenſchen ſo zu gefährden! (Fortſetzung folgt.) das weiß Das Erleben — e Ines — von Rudolf Nehls Meste u., Front soldaten Copyright by Martin Feuchtwanger Halle(Saale) 2. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Haſtend ging es im Graben entlang, und als er am Abhang mündete, blieb ich erſchöpft ſtehen. Nun war ja keine Gefahr mehr. Kurz vor dem Ende des Grabens, wenige Meter nur, hatte ich einen Soldaten lang auf der Erde liegen ſehen. Ein großer, blaſſer Menſch mit einem ſchwarzen Spitzbart. Nicht dunkel, nein, ganz ſchwarz. Man hatte wohl geglaubt, er ſei auch tot, und viele waren über ihn hinweggelaufen. Viele Abfätze der Kameraden hatten ihn getreten. Und der lebte! Ich hörte ihn nicht klagen oder ſtöhnen, aber ſeine Augen waren noch voll Leben. Den wollte ich gleich holen, wenn die Kameraden alle aus dem Graben heraus waren. Den und, wenn es möglich war, den andern, den ich ſchon ein Stück getragen hatte. Nun waren alle wieder zurück, aus dem Graben kam nie⸗ mand mehr. Die Schwarzen? Wer hatte ſie geſehen? Geſehen? Wohl keiner von denen, die es gerufen hatten. Der Zugführer war im Graben als erſter vorgegangen und hatte über die Deckung geſehen, um ſich zu orientieren. Da hatte eine Gewehrkugel ihm den Hals durchſchlagen. Den Hals, die Wirbelſäule. Da waren die Soldaten umgekehrt. Einer hatte den andern ängſtlich gemacht und in heilloſer Flucht zurückgedrängt. Es waren keine Leute vom neuen Erſatz, die ihren Führer hilflos liegen ließen. Der Zugführer war tot. Die Uebriggebliebenen gingen zu ihrem Gepäck zurück. Ich brachte mit dem Kameraden, der mir ſchon den erſten Verwundeten hatte bergen helfen, den andern aus dem Graben in Sicherheit. Er lebte noch, konnte ſprechen. Der zweite, den ich getragen hatte, wurde von zwei Mecklen⸗ burgern, Landsleuten von mir, aus dem Graben geholt. Ich habe ihn geſehen und noch mit ihm geſprochen. Einen Tag und zwei endloſe Nächte hatte er gelegen in beſtändiger Furcht, daß die Schwarzen ihn finden könnten. Er wußte ja, was dann ſein Los war. Niemand hatte uns vermißt. Niemand hatte nach uns ge⸗ fragt, als wir zurückkamen. Wir hatten geſtürmt! Kleinigkeit. Warum eigentlich? Der es wußte, lebte nicht mehr. II. Im Granatenhagel. Maden kriechen umher. Ueberall. Am Abhange, im Gebüſch iſt ein kleines Depot von Lebens⸗ mitteln angelegt. Proviſoriſch nur, damit die Truppen im Not⸗ falle davon nehmen können. Säcke voll Speck liegen in der prallen Sonne. Wenn man hineinſieht, erblickt man kribbelnde Maden. Vor wenigen Stunden ſind die Menſchen gefallen. Jetzt ſchon kriecht das eklige Geſchmeiß aus Mund und Naſe. Fliegen, grünſchillernd, ſurren um Leichen. Aber auch unſer Schweiß lockt ſie an. Man verſcheucht ſie; doch ſie kommen wieder und immer wieder. Ach, es iſt ja ſo gleichgültig, ob es dieſe oder jene iſt, die Krankheiten überträgt. Laß ſie ſitzen! Soldaten der verſchiedenen Regimenter liegen bunt durch⸗ einandergewürfelt am buſchbeſtandenen Abhange. Die nicht ſchlafen, irren umher nach Waſſer; die Sonne brennt. Im Talkeſſel iſt ein Brunnen. Das Waſſer ſieht weiß aus, wie Kalkmilch, aber es iſt kühl und erfriſchend. Es iſt verboten, davon zu trinken. Aber was vermag das Verbot, wenn der Durſt quält? Ein ehen Feſſelballon ſteht am Himmel und kann die Schlucht überſehen. Von Zeit zu Zeit platzen Schrapnells über den Köpfen der Waſſerholer. Es gibt Tote und Verwundete, und trotzdem, wenn alles eine Weile ruhig war, ſtehen die Durſtenden wieder um den Brunnen. Der Abend iſt nicht mehr fern. Es wird dunkel werden und unheimlich. „Sollen wir uns nicht für die Nacht Schutz ſuchen? Vielleicht ein kleines Loch buddeln, wie die anderen es machen?“ Eggers iſt einverſtanden, ebenfalls ein jüngerer Kamerad aus dem Holſteiniſchen. Wir graben die Erde ſenkrecht ab. Es iſt ein mühſeliges Stück Arbeit. Der Schweiß bricht uns aus allen Poren; doch es 15 gut, Deckung zu haben. 8 wird aber kein Unterſtand, nur daß wir einen halben Meter tiefer liegen. Erſchöpft halten wir inne. Ein Leutnant kommt an uns vorbei. „Wer hat Ihnen das befohlen?“ N War überhaupt jemand da, der Befehle erteilte? „Dieſer Abſchnitt iſt den Neunzigern zugeteilt. Gehen Sie weiter!“ Wir ſehen uns an und denken, er wird ſchon wieder ſort⸗ gehen. Wir ſind müde und wollen ſchlafen. Nach einer Weile kommt er zurück. Er ſchlägt Lärm, daß wir noch da ſind. Wir nehmen unſere Torniſter und gehen weiter. Aber als es dunkel iſt, gehen wir wieder hin. Sollte unſere Arbeit vergebens geweſen ſein? Man hat inzwiſchen eine Leiche auf unſeren Lagerplatz hin⸗ gelegt. Wir tragen den Toten ein Stückchen weiter ſort. Hier wollen wir ſchlafen. Lärm weckt mich. Bellend ſchießen unſere Geſchütze. Ich kann das Mündungs⸗ ſeuer ſehen. Man wird wohl ſchlecht ſchlafen können. Ich höre, wie die Granaten über uns hinwegſauſen, zum Feind hinüber. Es iſt intereſſant. Noch nie anders als ge⸗ legentlich eines Manövers in meiner Kindheit habe ich Kanonen ſchießen ſehen. Die Geſchütze ſehe ich auch jetzt nicht, nur den Feuerſtrahl. Es iſt eine Beruhigung. Man merkt, daß man hier nicht auf verlorenem Poſten iſt. Man hat Rückhalt. „„Nach wenigen Minuten aber iſt das Schießen nicht mehr ſtörend. Die Augen wollen zufallen. Da plötzlich in der Luft ein Leuchten! Dann ein Krachen! Und praſſelnd ſchlägt etwas in das Laub der Büſche. Der Franzmann ſchießt! a 1 Ich will etwas zu Eggers ſagen, der an meiner Seite liegt, da erhellt ſich die Nacht blitzartig überall. Ueber mir... da hinten jetzt.. hier rechts! Dort! Und jetzt hier, ſcharf links. Und dann beginnt ein Höllenkonzert.. Feuer ſpringt auf— krachendes Berſten erfüllt die Luft. Die Erde dröhnt! Erde regnet auf uns herab, von platzenden Granaten empor⸗ . Bäume ſtürzen um, Buſchwerk fliegt durch die uft Unaufhörlich zerreißt das Feuer der platzenden Geſchoſſe die Finſternis. Und wir liegen ohne Schutz da und ſtarren nach oben, wo wir die Zahl der platzenden rapnells nicht mehr zählen können.: Ich habe die Knie ans Kinn hochgezogen. Ich müßte lügen, wenn ich ſagen ſollte, ob ich vor Furcht gezittert habe. Aber ch, eine entſetzliche Angſt ſchnürte mir die Kehle zu. Den Torniſter hatte ch aufgeſchnallt und über mich gedeckt, zum Schutz. um Schutz? 6 o doch eine der kleinſten Granaten mich in Stücke reißen (ktonnte, wenn ſie den Weg zu mir fand! Und doch war es für mich eine Beruhigung. Der Holſteiner war fortgelaufen. Jetzt waren wir allein. Unſere Geſchütze bellten— und größere Kaliber miſchten ſich ein. Höllentanz! Von oben fliegt etwas auf mich. Schwer— wuchtig. Legt ſich für einen Augenblick auf die Bruſt— kollert weiter.. Mir war, als hätte ich einen menſchlichen Laut vernommen. Halb richte ich mich auf. Etwas tiefer ſpringt ein Menſch auf die Beine. Platzende Schrapnells beleuchten ihn. Wild blickt er ſich um. Dann ſtürmt er den Abhang wieder empor. Ich komme mir ſo klein und ſo hilflos vor. Was kann ich tun, um mich vor dem Eiſenhagel zu ſchützen? Nichts. Wehrlos bin ich der Gefahr preisgegeben. Es iſt Zufall, wenn ich mit dem Leben davonkomme? Zufall? Stehen wir nicht alle— der Gedanke drängt ſich mir auf—, ſtehen wir nicht alle in Gottes Hand? In Gottes Hand! Ja, hatte ich denn einen Gott? Bis zu zwanzig Jahren hatte ich jeden Abend und Morgen gebetet. Das gehörte ſich ſo. Und dann wollte ich Gott ſuchen, deſſen Exiſtenz mir eine Selbſtverſtändlichkeit war. Ich ſuchte greifbare Beweiſe. In beſter Abſicht. Ich ſprach mit Andersgläubigen, las die Ueberſetzung des Korans. Ich beſuchte Verſammlungen der Heilsarmee und hatte Unterredungen mit katholiſchen Geiſtlichen. Und das End⸗ reſultat war: ich verlor meinen Gott! Aber wenn es doch einen Gott gab, der ſeine ſchützende Hand über uns hielt, der würde mir helfen, wenn ich zu ihm betete. Not lehrt beten! Beten ſollte ich, der ich ihn ſo lange Jahre verleugnet hatte? Nein! Ich wäre mir ſo erbärmlich vorgekommen! Ich hatte nicht einmal den heimlichen Wunſch, daß er mir helfen möge. 5 5 Aber das gelobte ich mir in der Stunde der Angſt: Sollte ich den jungen Tag erleben, ſo wollte ich ein Dankgebet zu dem emporſchicken, den ich jetzt in meiner Not nicht anzurufen wagte. Und ſo lag ich und wartete— wartete fünf viertel Stunden lang— blieb am Leben— unverwundet. Dann— als ſich das Feuer gelegt hatte, ſuchte ich mit Eggers einen Unterſtand auf, in dem ſich Mannſchaften und Offiziere zuſammengedrängt hatten. Der Leutnant war auch darin, der uns fortgeſchickt hatte. Es wäre die ſchrecklichſte Kanonade geweſen, die ſie im Kriege bisher erlebt hätten. Sie waren im Unterſtand geweſen, der, in den Fels ge— hauen, bombenſicher war. Ich hatte im Granatfeuer meinen Gott gefunden. III. Ich hatt' einen Kameraden. Fünf Tage lang lagen wir am Abhange, deſſen grünes Laub- werk zerfetzt war. Wir wurden abgeſchoſſen wie die Haſen. Unſeren Kompagnieführer hatten wir ſchon zweimal aus⸗ gegraben aus dem Unterſtand, deſſen Eingang wiederholt ein⸗ geſchoſſen war. Seit wir hier lagen, hatten wir kein warmes Eſſen be⸗ kommen. Die Ueberlebenden hatten ruhrartigen Durchfall. „Wir werden zurückgehen, zum Steinbruch, und ſehen, ob man ſich dort eine Suppe kochen kann. Der Magen verlangt etwas Warmes. Kommſt du mit, Franz?“ Eggers war mit dabei. So nahmen wir unſer Kochgeſchirr und ein paar Suppenwürfel und gingen zum Steinbruch, der eine Viertelſtunde weit zurücklag. Wir durften kein Feuer Stellung verraten! Blödſinn! Als ob man in dem flimmernden Sonnenglaſt dölint dem Hügel den Rauch von wenigen dürren Reiſern ſehen önnte! „Ich werde mich auf freiem Felde in ein Granatloch ſetzen, Franz. Dort wird uns niemand ſehen.“ Aber Eggers getraute ſich nicht. Es war ihm zu gefährlich. Er hörte auch nicht auf mein Zureden, ſondern ging zum Ab⸗ hang zurück. Ich blieb und kochte mir ein warmes Eſſen, eine Wohltat für den entwöhnten Magen. Zum Abhang zurückgekommen, war Eggers nicht auf unſerem Lagerplatz. Unten am Fuße des Abhanges waren Unterſtände in den Fels getrieben. Wir lagen auf halber Höhe. Ich ſetzte mich auf meinen Torniſter und wollte einen Brief nach Hauſe ſchreiben. Ein Glück, daß meine Frau keine Ahnung davon hatte, in welcher Gefahr ich die ganze Zeit geweſen. Da ſah ich Eggers zu mir hochſteigen. Er hatte mit mehreren Kameraden vor einem Unterſtand geſprochen. Schon war er halb hoch, als einer der Kameraden ihn zurückrief. Er drehte ſich um und ſtieg wieder hinunter. ö Da plötzlich ein heulendes Sauſen über mir. Duckend werfe ich mich auf die Erde. N Ein Krachen, ſo unheimlich, und ein Luftdruck, der mir den Atem nahm. Dann ſchlug eine ungeheure ſchwarze Rauchwolke vor mir hoch. Eine Mine war krepiext! a Gellende Schreie durchſchneiden die Luft. Ich weiß, was geſchehen. anmachen. Wir könnten die Schnell ſtecke ich den Brief in die Taſche und haſte den Ab⸗ hang hinab. ö Menſchen wälzen ſich in ihrem Blut! a Mitten in die Gruppe war die Mine eingeſchlagen, die über mich hinwegſauſte. Der erſte, zu dem ich kam, war Eggers! Seine Beine fehlten! 5 Wie mit einem ſcharfen Beil ſind ſie abgehackt oberhalb der Knie. Es läuft nicht einmal Blut aus den Stumpfen. Das iſt mein Freund, nicht nur Kamerad! Ich beuge mich zu ihm nieder; mit aufgeriſſenen Augen ſtarrt er mich an. „Ich will an deine Mutter ſchreiben, Franz.“ Sein Mund bewegt ſich— er verſucht zu ſprechen; doch kein Laut kommt über ſeine Lippen. Sanitäter Sieben andere liegen außer ihm am Boden. kommen aus dem nahen Unterſtand. Wir legen Eggers auf eine Zeltbahn. Er iſt ſo leicht. Man braucht ihn nicht mehr zu verbinden— er iſt bereits tot. Wie ſchnell es geht! Drei Tote außer ihm, vier ſchwer verwundet, auf einen Schlag. Das lohnt ſich. Und ich kniete noch immer neben ihm, und als ich ihm die Augen zudrücke, die noch immer wie anklagend zum Himmel ſtarren, kann ich nichr einma, weinen. Man iſt hart ge⸗ worden! Ein Menſchenleben weniger. Wann wird es mich ireſſen? Am Abend, während ich zum Eſſenholen kommandiert bin, wird er beigeſetzt. In weichen Sandſtein grabe ich am nächſten Tage mit 1 Dolch ſeinen Namen und ſetze ihm den Stein aufs Grab. Hier ruht mein Freund Franz Eggers, ſteht darauf. Ich hätte„Kamerad“ ſchreiben ſollen, ſagen die anderen. IV.„... leuchteſt mir zum frühen Tod?“ Drei Tage ſchon war mein Freund nicht mehr. Itch war ſremd in der Kompagnie. Wir waren ſehr zuſämmen⸗ geſchmolzen, und man konnte berechnen, wann den letzten die Kugel treffen mußte, wenn es ſo weiter ging. Wir ſollten aus der Front gezogen werden; aber dieſe Parole lief ſchon ſeit Tagen bei uns um, ohne daß ſie ſich ver⸗ wirklichte. Da kam vormittags Befehl, jenſeits der Kirchhoſsſchlucht einen Graben zu beſetzen. Der erſte Beſehl all die Tage. In einem Taleinſchnitt lag der Friedhof der Truppen, die hier ſeit langem die Stellung hielten. Wir kreuzten ihn, um zu unſerer neuen Stellung zu gelangen. Schreckliche Verwüſtung ringsumher. fanden keine Ruhe in den Gräbern. Der Kirchhof war von zahlloſen Granaten geyflügt, der Erd⸗ boden aufgeriſſen und die Leichen aus den Särgen heraus⸗ geſchleudert. Ein entſetzlicher Verweſungsgeruch verpeſtete die Luft. Schnell darüber hinweg. Den Abhang hoch und hinein in den Graben, der Deckung bietet! Er war nur dreiviertel Meter tief, und wir mußten geduckt gehen, um nicht geſehen zu werden, denn unbedingt war der Feind nicht weit. Als wir rückwärts ſchauten, ſahen wir Franzoſen in großer Zahl auf unſere Stellung zukommen. Hatten ſie den erſten Graben überrannt? Aber wenig ſpäter wußten wir, es waren Gefangene, die unſere Truppen gemacht hatten. Auf unſere Stellung war ein Angriff geplant; der Feind Selbſt die Toten zerſchoß die Drahtverhaue! Nur ſchwach war unſer Graben beſetzt. Soweit ich ſehen konnte, waren ein Kamerad und ich die einzigen. Waren wir die vorderſte Linie? Lagen vor uns noch andere Truppen? Niemand war da, der uns Auskunft gab. Was hatten wir auch zu fragen? Ob Sterben ſchlimm iſt? Es kam darauf an, wie der Tod kam. 1 Eggers hatte wohl kaum begriffen, daß er ſterben mußte. Aber wer nun ſchwer verwundet iſt, zerſchoſſen und ſich noch lange quält? Und wer weiß, daß er ſterben muß und hat Frau und Kind zu Hauſe— ob dann das Sterben ſo leicht wird? Schrecklich, wenn das Augenlicht genommen! 5 Ach, was ſoll man grübeln! Ich habe eine feſte Schnur bei mir, damit ich die Adern abſchnüren kann, wenn Arm oder Bein verletzt iſt. Man will doch nicht verbluten, wenn Rettung möglich iſt! Da wird ein Beſehl durchgegeben: Seitengewehr aufpflanzen, und wenn der Feind durch das Drahtverhau kommt, heraus aus dem Graben und ihm ent⸗ gegen. Morden! Mann gegen Mann! Wieviel werden über uns beide herfallen, wenn der Sturm beginnt? N N Wahnſinn! Wir beide allein auf mehr als zwanzig Meter! Seitengewehr pflanzt auf! Es waren damals noch die langen Seitengewehre. Säbel⸗ trottel hatte man und Spaten. Meinem Kameraden hatte ſich die Säbeltrottel um das Spatenfutteral gewickelt. Ich ſoll ſie ihm zurechtbinden. Der Graben iſt nur flach. Mein Kamerad ſtellt ſich aufrecht hin, und ich knie vor ihm nieder, dabei rage ich aber auch noch mit dem Kopfe über den Grabenrand. Verſtohlen luge ich über die Kante ins Gelände, wo vor dem Graben die Granaten ein⸗ ſchlagen, um das Hindernis zu beſeitigen. Ob ſie ſchon kommen? Ein furchtbarer Schlag wirft plötzlich meinen Kopf zur Seite! Zerſchmettert mir ein Kolbenhieb den Schädel? Ich bin gegen die Grabenwand gefallen und greife nach meiner linken Wange, wo ich einen brennenden Schmerz ver- ſpüre Lebenswarmes Blut feuchtet meine Hand, rinnt mir am Arm herunter! Jetzt mußt du ſterben! 1 1. Was nützt mich nun die Schnur? Wo ſoll ich hier das Plut abbinden? Jetzt ſterbe ich— ſterbe, wie ſo viele andere— wie Eggers und alle die ich im Blut liegen ſah. Und zu Hauſe iſt Frau und Kind. Und meine Frau ahnt nicht, daß mir der Tod im Nacken ſitzt! Muß ich ſchreien, wie ſo viele andere? Aber noch lebe ich! Ich will an meine Frau einen letzten Gruß ſchreiben Ein Kuvert mit Aufſchrift habe ich immer in meiner Brieſtaſche. Mit dem linken Auge kann ich nicht mehr ſehen, und das Blut läuft mir über das Geſicht. Schmerzen verſpüre ich nicht. Mit blutbeſudelter Hand lege ich den Bogen auf die Brief⸗ 0 taſche und halte ſie gegen die Grabenwand. Liebes Lieſel, will ich ſchreiben— das„L“ und„i“ iſt ſchon zu Papier gebracht... Da durchzuckt mich eine Erkennnis. Ich denke ja noch! Das Gehirn funktioniert! Muß ich denn überhaupt ſterben? Gibt es nicht doch noch Rettung? Fort, zum Verbandplatz! Ich weiß, gleich im Unterſtand nebenan liegen die Sanitäter. Brief und Taſche fortgeſteckt! Fort von hier! Rur wenige Schritte habe ich zu gehen, da ſtützt mich ſchon jemand. Ein Arzt im Unterſtand nimmt mich ſofort auf. Ver⸗ bandpäckchen auf die Wunde, Watte darüber. Ich ſehe mit einem Auge um mich, erkenne alles umher. Weiß, daß mir ge⸗ holfen wird. Hoffnung durchpulſt mich.(Fortſetzung ſolgt.) 7„die Wette um Eva!) U Kardorf ſagte mürriſch: [„Warum du durchaus hierher wollteſt, möchte ich wirk⸗ lich wiſſen. Irgendein mondänes Seebad wäre doch deinen Wünſchen auch entgegengekommen. Aber aus⸗ gerechnet Monte Carlo.“ Vanderfelde lachte herzlich. Dann ſagte er: „Natürlich, ausgerechnet das liebe Spielhöllchen muß ſes ſein. Ich will was auf dem Platze laſſen. Die meiſten können es gut gebrauchen. Heiliges Pech. Ich denke noch an geſtern abend. Wie der Alte mit gierigen Fingern die Gelder einſtrich. Du, abſcheulich ſind dieſe Bilder wirklich manchmal.“ „Eben darum, es gefällt mir hier nicht.“ „Dir gefällt es nirgends. Und das iſt nicht richtig, iſt grundfalſch, iſt hirnverbrannt. Die ganze ſchöne Reiſe haſt du mir ſchon verekelt. Warum denkſt du überhaupt noch an dieſes Weib? Sie iſt ganz beſtimmt keinen Gedanken von dir wert, das laß dir geſagt ſein. Und um ihretwillen haſt du dich beinah von deiner kleinen Frau ſcheiden laſſen wollen.“ N „Du weißt, daß dieſe Frau mir nichts ſein kann“, fuhr Kardorf auf. 5 Der andere dachte ein Weilchen nach; dann ſagte er: „Na ja, über die Liebe darf man nichts ſagen. Du mußt ja ſelbſt am beſten wiſſen, warum du der Frau, die deinen Namen trägt, nichts geben kannſt.“ „Drum eben ſchweig' davon. Ich habe ſchon genug durch dieſe elende Geſchichte gelitten.“ „Na ja, ich kann ſchon ſchweigen. Eklig mag es ſein. Kann ich mir ja ſelber denken, daß ſo ein artiges Haus- töchterchen dir nichts ſein kann. Du brauchſt eine elegante, feurige Frau, das verſteh ich vollkommen. Schade, daß die Lady Telton damals verheiratet war, die ſchöne Eng— länderin, die wir in Singapore kennenlernten und mit der du die wunderbaren Nächte zwiſchen Palmen verträumt haſt.“ „Darauf kann ich mich kaum noch beſinnen, Philipp.“ „Iſt das die Möglichkeit? Du biſt in der Tat ein ge— fährlicher Liebhaber. Dir darf keine Frau zu viel Liebe ſchenken, dann biſt du ihrer auch ſchon überdrüſſig. Da bin ich anders. Ich bin eine dankbare Seele. Wenn mir eine Frau ihre Liebe ſchenkt, vergeſſe ich ihr das nie.“ „Darf ich fragen, warum du dann noch nicht verheiratet biſt? Mit einundvierzig Jahren wäre es doch ſchließlich Zeit!“ ſagte Kardorf lakoniſch. „Wie kannſt du denn meine Worte ſo verdrehen, lieber Freund!? Ich kann doch nicht gleich heiraten. Siehſt du, ich have immer eingeſehen, daß es eben doch noch nicht die Rechte war. Wenn ſie kommen wird, dieſe Rechte, mir vom Himmel direkt Beſtimmte, dann opfere ich meine Freiheit mit dem größten Vergnügen.“ „Das iſt auch eine bequeme Logik, um ſich Gewiſſens⸗ biſſe vom Halſe zu halten“, meinte Kardorf kalt. „Herrje!, biſt du aber heute ſtachlig! Na, ich hoffe, daß ſich dir recht bald etwas nähert, wodurch du genießbar wirſt. Gehſt du jetzt mit in die Spielſäle?“ „Da es egal iſt, wo wir ſitzen, bin ich einverſtanden. Spielen wir alſo.“ Im Spielſaal waren ſie ſofort wieder der Mittelpunkt des allgemeinen Intereſſes. Irgendwer hatte Kardorf zerkannt, und bald wußten es auch die anderen. „Harald Kardorf, der Sohn des bekannten deutſchen Induſtriellen.“ Die Damen blickten noch zärtlicher auf Kardorfs große, elegante Figur, die ſich im Smoking ganz beſonders gut ausnahm. Philipp Vanderfelde blickte unternehmungs— Huſtig um ſich: doch das Intereſſe der Damenwelt galt un— ſtreitig in der Mehrheit ſeinem Freunde. Kardorf nahm aber vorläufig davon nicht die geringſte Notiz und ſchritt dem Spieltiſch zu. Die Freunde ſpielten. Kardorf verlor eine hohe Summe, Vanderfelde gewann. Letzterer flüſterte Kardorf zu: .„Menſchenskind, höre doch auf. Fortuna hat ſich von dir abgewandt. Sie iſt direkt vor dir geflohen. Wie kann man nur ſolch geſegnetes Pech haben? Sieh mal, dieſer Geldhaufen...“ Er konnte nicht weiterſprechen. Es wurde von neuem geſetzt. Kardorf ſpielte wieder und verlor. Vanderfelde gewann! Es verloren noch andere Leute. Vanderfelde aber gewann; gewann den ganzen Abend. Kkardorf ſpielte mit verbiſſener Wut weiter. Er gewann dann noch einmal einen hohen Einſatz, hatte aber trotzdem, als ſie endlich aufſtanden, ſehr viel Geld verloren. a Die Freunde gingen dann noch in die Bar und blieben nicht lange allein. Ein paar Herren ſetzten ſich zu ihnen; der eine, ein alter Spanier, wollte durchaus das Syſtem von Vanderfelde wiſſen. N„Verrate ich nicht. Würden Sie das an meiner Stelle tun? Man würde die Bank ruinieren. Ich bleibe ſelber noch länger hier, folglich kann ich keine Kompagnons ge⸗ brauchen“, ſagte Vanderfelde dreiſt. Die Herren fühlten ſich beleidigt. Sie wechſelten noch ein paar gezwungen höfliche Worte, dann gingen ſie wieder davon. Nicht ſo ſchnell wurden Vanderfelde und Kardorf die Damen los, die es heute auf die beiden Herren ab⸗ e geſehen hatten. Das heißt, es waren Damen der Halb⸗ welt, denen ein paar von den ſchönen Tauſendern ſehr an⸗ genehm geweſen wären. Von den Tauſendern, die der Blonde dort drüben im Spielſaal gewonnen hatte. „ Vanderfelde war nicht abgeneigt. Er prüfte mit Kennerblick die in der Tat ſehr netten Weiberchen. Kar⸗ dotf aber ſah finſter vor ſich hin. ö „Früher warſt du amüſanter. Offen geſagt, das hätte ich dir niemals zugetraut, daß du dir wegen einer Frau ede Stimmung verderben läßt. Warum haſt du übrigens dan ede, nicht genommen? Sie ſchrieb mir heute frith, ſie denke noch immer an die ſchönen Stunden in Rom zurück. Die hat Geld.“ Nachdruck verboten. „Von mir aus kann ſie Geld haben.“ „Kardorf, es handelt ſich um ungefähr zehn Millionen Mark. Ich habe ihren Mann gekannt. Solide Sache, ſage ich dir.“ „Dann greife doch du zu.“ „Aber nein! Sie liebt doch dich.“ „Dafür kann ich nicht.“ „Vanderfelde wandte ſich achſelzuckend von Kardorf ab und kokettierte mit einer ſchlanken Brünetten. Dieſe warf ihm ſchmachtende Blicke zu, was ihm ſehr viel Spaß machte. Mit dem Puſſel verlebte er beſtimmt noch einige angenehme Stunden. Augenblicklich ging das nicht, denn bei Kardorf ſtand das Barometer auf ſchlecht. Das war ja überhaupt zum Davonlaufen, wie der tolle Kerl ſich verändert hatte. Die Tür der Bar öffnete ſich wieder, und eine Dame in Begleitung mehrerer Herren trat ein. Sofort wandte ſich dieſer Dame die Aufmerk⸗ ſamkeit ſämtlicher Gäſte zu. „Etelka Standhaſſy, die ſchöne Ungarin“, flüſterte einer der Herren Vanderfelde zu, und auch Kardorf hörte die Worte. Die Ungarin ſteuerte auf den Tiſch am Fenſter zu, der in der Nähe von Kardorf und Vanderfelde ſtand. Der Blick ihrer braunen Augen, die ſo ſeltſam zu dem rot⸗ blonden Haar kontraſtierten, blitzte in leiſer Befriedigung über Harald Kardorf hin. Die Begleiter der Dame waren ſehr exkluſiv ausſehende Herren. Kardorf hatte ruckartig den Kopf gehoben, als er der ſchönen Frau anſichtig wurde. Ein Erkennen dämmerte in ihm auf. Etelka Standhaſſy? Nein— es mußte wohl ein Miß⸗ verſtändnis ſein. Jene ſchöne Frau, mit der er damals auf dem Dampfer„Prinz Luis“ reiſte, hatte anders ge⸗ heißen. Alſo war ſie es wohl nicht. Trotzdem Kardorf feſt davon überzeugt war, daß er ſich geirrt hatte, als er die Fremde von früher her zu kennen glaubte, beobachtete er die ſchöne Frau verſtohlen, und Vanderfelde ſtellte mit größter Genugtuung feſt, daß Kardorf ſich eben doch bald genug wieder für eine Frau intereſſierte. Es war ja auch zum Lachen! Harald Kardorf und kein Intereſſe mehr für ſchöne Frauen! Eher ging die ganze Welt zugrunde. Alſo ja, jetzt konnte der Tanz beginnen. Ein feſches Weib! Raſſe! Ungarinnen waren immer Raſſe. Nun, Kardorf war alſo auf dem beſten Wege, aus ſeiner Abgeſtumpftheit aufzuleben. Die blonde Frau warf den ſchönen Kopf zurück und lachte. An dieſer einzigen Bewegung erkannte Harald Kardorf, daß er doch recht gehabt hatte. Es war Tilde Loſſen, die Frau des berühmten Kammerſängers, der ſich aus unbekannten Gründen erſchoſſen und ſeine Frau mittellos zurückgelaſſen hatte. Dieſe ſchöne Frau war damals ſeine Partnerin auf der Reiſe nach Kairo geweſen! Damals, als er, Hans von Selzen, der Bankier Moldenhaus und Siegfried Tanner, der Sohn vom Generaldirektor der Halitzſchbahn, in Muntkbas in den Staaten die entzückende Reiſe unter⸗ nahmen. Tilde Loſſen, die ſo heiß küſſen konnte! Etelka Standhaſſys goldbraune Augen begegneten nun den ſeinen. Ein brennender Blick traf ihn. Harald Kar⸗ dorf ſenkte unmerklich die Mundwinkel— ein verſtohlenes Grüßen im Blick der großen, dunklen Augen. Sein Blick ging noch einmal prüfend über die kleine Geſellſchaft hin. War einer der Herren, die ihr hier Ge⸗ ſellſchaft leiſteten, vielleicht ihr Gatte? Kühl und ſachlich erwog er es und ſtellte bei ſich feſt, daß er es der ſchönen Frau gönnte, wenn ſich ihr Leben doch noch in ſolide Bahnen gelenkt hatte. Ein wunderbarer Duft ſchwebte durch den Raum. Die Herren witterten. Der Duft kam vom Tiſche der Ungarin, kam von ihr ſelbſt. Kardorf fing dieſen geheimnisvollen Duft, der immer wirkte, als käme er aus fernen Gefilden, mit leiſer Erregung in ſich auf. Noch war Tilde Loſſen ſchön! Und nach Treue ſuchte er nicht mehr. Seitdem— ſeitdem die Gräfin Gallen ihm bewieſen hatte, daß die vornehme Abſtammung noch lange kein Schutz gegen ganz gewöhnliche Untreue zu ſein braucht. Wie war es doch gleich geweſen? Er, Kardorf, erwog, ſich gänzlich von ſeiner Frau zu trennen, um die ſchöne Gräfin, die ſein Herz in Flammen geſetzt, zu heiraten. Er liebte ſie aufrichtig. Hätte ihr jedes Opfer gebracht. Und eines Tages war er früher ge⸗ kommen. Er ſchob den Diener beiſeite, als er ihn zurück⸗ halten wollte. Schritt im Vollgefühl ſeines guten Rechts auf den kleinen Salon zu, den Viola bevorzugte, hörte Stimmen, hemmte den Schritt. „Ich kann nicht mit dir gehen, Egon. Ich kann dir nicht ins Ungewiſſe folgen. Mein Vermögen iſt zu⸗ ſammengeſchmolzen. Noch weiß es niemand. Und ich muß jetzt den entſcheidenden Schritt tun und Kardorfs Werbung annehmen. Er wird frei ſein, ſobald er es will, ſobald ich es will. Laß uns vernünftig ſein, Egon. Ich werde dich nie vergeſſen— doch heiraten muß ich Harald Kardorf!“ Eiſerne Ruhe kam über den Lauſcher. Weiter, jetzt mußte er alles wiſſen! Und ſeltſam— er empfand es faſt wie eine Genugtuung, daß man auch ihm einmal untreu ſein konnte. Irgendwie kam ihm zum Bewußtſein, daß ſo vielleicht die Frauentränen an ihm gerächt werden ſollten, an denen er ſo viele Male im Leben die Schuld getragen hatte. Wer war denn dieſer Egon? Drinnen ſprach die Gräfin weiter begütigend auf den Mann ein, mit dem ſie ihn, Kardorf, die ganze Zeit über betrogen hatte. In höchſter Erregung antwortete dieſer: „Dann ſei wenigſtens ehrlich genug, mir zu ſagen, daß du den finſteren Menſchen liebſt.“ Dann die Stimme der Gräfin: 5 „Ja, heute weiß ich, daß ich ihn liebe. Wer ſollte das nicht? Ich bin ihm unterlegen. Und ich bin faſt froh darüber.“ Der heiß erregte Mann drinnen ſagte noch irgend etwas; dann erklang plötzlich die Stimme der Gräfin: „Biſt du wahnſinnig? Was ſoll das heißen?“ „Daß du mit mir zuſammen ſterben wirſt, wenn du nicht mit mir leben willſt.“ „Hilfe!“. Drinnen war es wie ein Ringen. Mit einem Satz war Kardorf dort, riß den jungen Menſchen zurück, deſſen Hände den weißen Hals der Gräfin umklammerten, Halb ohnmächtig ſank die ſchöne Frau auf das Ruhe⸗ bett. Kardorf wandte ſich an den Mann: e „Ah. Graf Salden! Sie haben ſich ein bißchen gehen laſſen? Ich glaube, es iſt am beſten, Sie verlaſſen einſt⸗ weilen das Haus, bis Sie ſich etwas beruhigt haben. Und meine Perſon ſchalten Sie bitte ganz aus. Ich werde Ihnen nicht mehr im Wege ſtehen.“ 1 5 Der junge Graf taumelte hinaus, ohne ſich zu ver⸗ abſchieden, ohne Hut und Handſchuhe. i J 81% Kardorf ſtand mit gekreuzten Armen vor Viola Gallen, blickte mit grauſamem Lächeln auf ſie nieder.. Sie erhob ſich mühſam, ſtreckte die Hände nach ihm aus:, „Du— haſt— alles— gehört?“ Eine ſpöttiſche Verbeugung. 5 1 „Zu dienen, Frau Gräfin! Sie hätten den erſten Lieb⸗ haber entfernen müſſen, ehe der zweite kam. Es iſtenicht meine Schuld, daß ich ungewollt Zeuge dieſes Idylls wurde. Ich war um dieſe Zeit beſtellt.“ 1 0 b Jedes Wort ſollte eine Beleidigung ſein und träf die, ſtolze Frau auch. 8 Sie trat ganz nahe zu ihm hin.„ „Dann haſt du auch gehört, daß ich dich liebe; das, müßte dir genügen.“ 6„ „Leider nicht, Gnädigſte. Ich bin ſo unglaublich rück⸗ ſtändig, von der Frau, von der ich mich geliebt glaubte, auch ein wenig Treue zu verlangen.“ W Die weißen Frauenarme umſchlangen ſeinen Hals!“ „Vergib mir doch. Ich konnte mich nicht eher los⸗ machen— er war immer ſo unbeſonnen. Es ſpielte ſchon, als ich dich kennenlernte. Und ſeit langem weiß ich, daß ich nur dich liebe, dich ganz allein.“„ „Zu viel Ehre, Frau Gräfin, aber ich weiß tatſüchlich nichts mit den Broſamen anzufangen, die Graf Salden, übrigließ.“ e „Harald!“ i N Behutſam, aber doch beſtimmt nahm er die Arme der Gräfin von ſeinen Schultern. 1 „Keine Szene, es wäre lächerlich! Ich lege dieſe Epiſode meines Lebens zu den übrigen. Doch ich bin bereit, eine größere Summe— ſagen wir ruhig, ich will mich nachträglich noch etwas erkenntlich zeigen. Ich hatte nun einmal das Pech, zu hören, daß Frau Gräfin ſich in Schwierigkeiten befindet— Freunde helfen ſich. Alſo darf ich Ihnen einen Scheck ausſtellen?“ f 5 ö Die Lippen der Gräfin waren ganz weiß. f „Das wagen Sie mir anzutun? Mir? Bin ich ein kleines Ladenmädchen, oder bin ich die Gräfin Gallen?“ Da ſah er ſie mit einem Blick an, der ſie die Augen ſenken ließ. Harald Kardorf ſagte: 5 „Vergleiche wollen wir lieber in dieſem Falle nicht ziehen.“ a Da wußte die ſchöne Frau, daß alles verloren war. Daß dieſer Mann es ihr nie verzieh, daß ſie ihn betrogen hatte. Betrogen mit einem jungen, leidenſchaftlichen, nichtsſagenden Menſchen. i f Als er den Scheck vor ſie hinlegte, ſtarrte ſie darauf nieder. Dann nahm ſie ihn plötzlich, zerriß ihn. „Nein, Harald Kardorf, ſo nicht! Bezahlen läßt die Gräfin Gallen ihre Liebe nicht!“ 5 Eine tiefe Verbeugung Kardorfs. 5 „Scheiden wir alſo in Frieden voneinander— ver⸗ geſſen Sie jedoch nie, daß ich Sie aufrichtig geliebt habe.“ „Harald, dann vergib mir doch“, ſchrie ſie auf. Und— er ging! e s Nach kurzer Zeit hörte er, daß ſie ſich mit Lionel Aſtor, einem reichen Braſilianer, vermählt hatte. Nun war er über ihr Schickſal beruhigt, doch die Verachtung, blieb in ſeinem Herzen. 1e Und nichts hatte dieſe Verachtung, die ſich indirekt gegen alles Weibliche richtete, aus ihm entfernen können. Es war kein Wunder, daß Vanderfelde, den er damals auf der Reiſe kennenlernte und der mit ihm tolle Stunden verlebte, den Kopf über ihn ſchüttelte. f Und heute tauchte plötzlich aus toll verlebten ſchönen Tagen dieſe rotblonde Frau auf, blickte ihn an, zeigte ihm mit jedem Blick, daß ſie noch immer viel für ihn übrig hatte. Sein Herz ſchlug nicht ſchneller beim Anblick der ſchönen, gepflegten Frau. g.. Harald Kardorf erwog nur ganz kühl, ob es nicht doch ganz gut ſei, Erinnerungen aufzufriſchen, die geeignet waren, die Verbitterung in ihm auszulöſchen. Kardorf erhob das Glas gegen Vanderfelde— ſeine Augen ſuchten jedoch die ſchöne, rotblonde Frau. Sie nippte gleichfalls an ihrem Glaſe, und ein ſtummes Grüßen war in ihren Augen. 5 Vanderfelde hatte das alles lächelnd beobachtet und dachte zufrieden: N „Dem Himmel ſei Dank, der Kontakt iſt gefunden. Nun wird es endlich wieder luſtiger werden.“ ** 0 ö Sie war es wirklich! Tilde Loſſen! Und ſie war heute reich und unabhängig. Der ungariſche Schweinezüchter Standhaſſy hatte ihr ſein ganzes Vermögen hinterlaſſen. Er war ſo anſtändig geweſen, gerade in dem Augenblick einem Schlaganfall zu erliegen, in dem Tilde anfing, ihn unerträglich zu finden. 5 Dabei hatte er ſich immer bemüht, ihr zu gefallen. Aber Liebe läßt ſich nicht zwingen, und wenn man ſchon einmal einen Harald Kardorf tennengelernt hat, dann erſt recht nicht!(Fortſetzung fol Mondunterg. 4.03 Prot. Mart. Luther. Kath.! Andreas Avellin RNopfſalat, Weißkraut, Rotkraut, Wirſing, Gelbe Rüben, Note Rüben, Spinat, Blumenkohl, Kohlrabi, Tomaten, Gurken ſind in einwandfreier friſcher Wedenktage. 10. November. 1483 Martin Luther in Eisleben geboren. 1759 Friedrich von Schiller in Marbach ge⸗ boren. 1810 Der erſte Reichsgerichtspräſident Eduard v. Simſon geboren. enaufg. 7.08 Sonnenunterg. 16.19 510 0 Mondaufg. 14.55 Ft. Martinstag. Martinstag war urſprünglich bei den Bau⸗ ern wenig beliebt, mußten doch an dieſem Tage die Zinſen entrichtet werden und eine alte Bauernweisheit ſagt:„Sinter Määte, et Betaale nit vergäte“. Und mancher arbeit⸗ ſame Landwirt und Hofbeſitzer ſah mit Sor⸗ gen und Bangen dem Martinstage entgegen. Wenn die Ernte eingefahren iſt und die W letzten Trauben geleſen ſind, dann rüſtet die Jugend für den Martinstag. Vielfach werden auf den Feldern die Reſte der Kartoffel⸗ ſträuche, in den Wäldern das Laub und die Aeſte geſammelt, um das Brennmaterial für das Martinsfeuer zuſammenzutragen und man hört alte vertraute Martinslieder: „St. Martin, St. Martin, St. Martin ritt durch Schnee und Wind, Sein Roß das trug ihn fort geſchwind!“ In vielen Gegenden iſt der Martinstag ein Kinderfeſt. Für uns bedeutet dieſer Tag mehr. St. Martin iſt ein Gedenktag für den Hei⸗ matfreund, er iſt eine Erinnerung an alte verklungene Tage, wo das Volkstum noch etwas galt. So ſollte allen Deutſchen der Martinstag ein Heimatfeſt ſein und eine Mahnung, Sit⸗ ten und Bräuche zu achten und zu ſchätzen als unvergängliches Ahnengut. In andern Gauen Deutſchlands klingt wohl die Legende ö vom hl. Martin noch nach, aber die wenig— ſten wiſſen, daß ſich Volksbräuche an dieſen Tag knüpfen, die es wert ſind, allen denen vermittelt zu werden, die ihre Heimat ſchätzen und lieben. a. n Die Martinigans. Der 11. November, der Martinitag, bringt die Martinigans zum 8 3 Martinifeſt. Auch wurde am Martinstag der neue Wein geprüft und man nannte dieſe Prüfung den„Martinitrunk“. So ſind von altersher die Gänſe mit der„Feder“-weißen eng verbunden. Martinigans und Federweißer haben ihre Verbundenheit bis auf den heu⸗ tigen Tag bewahrt. Was gibt es auf dem Gemüſe⸗ und Obſtmarkt? Immer noch bietet der heimiſche Markt reichlich Abwechslung. Endivienſalat, Ackerſalat, Radieschen, Rettiche, Ware zu haben. Deutſches Obſt— Aepfel, Birnen, Quitten. Nüſſe— iſt ebenfalls aus⸗ reichend vorhanden. Der Obſt⸗ und Gemüſe⸗ markt liefer; ſo viel deutſches Obſt und Ge⸗ müſe, daß ein Kauf fremder Erzeugniſſe voll⸗ ſtändig überftülſig i“ 1— Für wonig Geoid finden Sie noch Alles in gr. Wahl in unserem großen Tola-Ausverkaut Jetzt ist die günstigste Gelegenheit, auch ohne viel Geld Ihren ganzen Bedarf in Mäntel, Anzüge, loppen, Hosen, Loden-, Gummi-, Garhadin- Mäntel spottbillig einzudecken. Um schnellstens zu räumen, Verkauf zu jedem annehmbaren Preis! Wolf, 61. 2 MANNHEIM * 75 Jahre alt. Morgen Freitag, den 11. November, feiert unſere achtbare Mitbür⸗ gerin, Frau Thereſe Lenz geb. Martin, Rat- hausſtraße 82, ihr 75. Wiegenfeſt. Das greiſe Geburtstagskind, das auf ein arbeitsreiches Leben zurückblicken kann, iſt auch heute noch körperlich und geiſtig ſehr rüſtig Zum Wiegenfeſte unſern herzlichſten Glückwunſch. * Verſammlung der Holzhauer. Alle Holzhauer wollen ſich am Freitag nachm. um 5 Uhr in der Schillerſchule zwecks einer Beſprechung einfinden. Mehrere Einberufer. Kerweſpiel auf dem Wald⸗ ſportplatz gegen VfR. Kaiſerslautern! Die Ringer Tabellenführer! Das Fußballſpiel iſt meiſtens ein Glücks- ſpiel ſagen alte, im Fußballſport ergraute Män- ner. Dem iſt wirklich ſo, denn immer noch iſt die Frage nach Inhaber des 2. Platzes unbe— antwortet, immer noch ſtehen alle Chancen offen und ſicher die beſten für die Viernheimer. Das heißt, ſie müſſen ſich nicht mehr ſchlagen laſſen und mit Elan ans Werk gehen. Am Sonntag ſtartet der VfR. Kaiſerslautern in Viernheim zum zweiten Male, iſt alſo kein unbekannter Gaſt mehr. Damals ſchlug er die Grünen auf eigenem Boden auch 2:1. Deshalb muß man die Blauen mit beſonderer Vorſicht behandeln. Sie werden ſich nicht ſo ohne weiteres bepacken laſſen, nachdem ſie mal Lunte gerochen und ge— rade am Sonntag die erſten Punkte erobert haben. Uebrigens ſind die Blauen keinesfalls ſo ſchlecht, wie man es nach ihrem Tabellenſtand annehmen könnte. Sie beſitzen einen glänzenden — Rechtsaußen, Markert, der eine Kanone für ſich iſt und Sonntag für Sonntag ſein Tor ſcort. Sie werden beſtimmt den Grünen ſchwer zu ſchaffen machen, viel Tore werden beſtimmt nicht fallen.— Die Ringer haben am Samstag Abend im Saftladen vor gut beſetztem Haus eine Niederlage gegen den Sp. V. Siegfried erlitten. Dies kam daher, weil die Rotweißen ihre Mannſch. durch Leute aus der Liga verſtärkt hatten. Die Leitung merkte den Wind, proteſtierte und hatte den Erfolg, daß der Kampſ für die Schwarzblauen als gewonnen gewertet wird. Deshalb führen die Ringer allein, ſteuern alſo feſte der Meiſter— ſchaſt zu. Bekanntmachung. Betr.: Stromverſorgung; hier Einführung von Sperrzeiten für die Kraftſtromabnehmer. In Anbetracht des nunmehr wieder auftre— tenden erhöhten Lichtbedarfs machen wir die Kraftſtrombezieher auf die, wie alljährlich, für die Monate November, Dezember, Januar u. Februar eingeführten Sperrzeiten beſonders auf— merkſam. Bei Eintritt der Dunkelheit ſind da— her die Motoren mindeſtens bis 9 Uhr abends abzuſchalten. Es dürfte ſich bei den meiſten Kleinverbrauchern wohl ohne beſondere Umſtände durchführen laſſen, die Benutzung der Motoren auf die Tagesſtunden zu beſchränken. Ebenſo wird es auch nicht notwendig ſein, gerade die Abendſtunden, woſelbſt ein hoher Lichtbedarf auf— tritt, zum Bügeln auszuſuchen, ſondern nach Möglichkeit die Lichtſpitze zu ſchonen. Wir werden die genaue Einhaltung der Sperrzeiten anhand unſeres regiſtrierenden Watt— meters kontrollieren und bei Zuwiderhandlungen geeignete Maßnahmen zur Abhilfe treffen. Wenn durch Nichteinhaltung der Sperrzeiten eine Ver- teuerung des Strompreiſes eintritt, werden wir diejenigen Kraftſtrombezieher zur Zahlung einer beſonderen Gebühr heranziehen, die eine ſolche Stromverteuerung verurſacht haben. Wir hoffen jedoch, auf die Einſicht der Stromabnehmer rechnen zu können, ſodaß wei⸗— tere Maßnahmen ſich erübrigen werden. Viernheim, den 10. November 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Löbe ſpricht von Holland ans. Rede über den Sender Hilverſum. Berlin, 10. Nov. Im Rahmen eines Sonderprogramms „Stunde der Arbeiter“ ſprach am Mittwoch abend über den holländiſchen Rundfunkſen⸗ der Hilverſum, der frühere Reichstagspräſi— dent Löbe über das Thema„Der 9. Novem⸗ ber und die Arbeiterklaſſe“. Löbe führte in ſeiner Rede, für die ihm der deutſche Rund— funk verweigert wurde u. a. aus: 1 Der 9. November 1918 bedeutet für den deutſchen Arbeiter der Schlußſtrich unter das alte kaiſerliche Deutſchland, der Durchbruch zur ſozialen Freiheit. Die ſozialiſtiſche deut— deutſchen Arbeiter den Schlußſtrich unter das alte kaiſerliche Deutſckland, den Durchbruch den Ruhm in Anſpruch Volk und Staat vom Untergang errettet zu haben. Erſt ſpäter ſei— en die Anhänger des alten Syſtems aus ih— ren Schlugtwinkeln wieder hervorgekommen und hätten die geleiſtete Arbeit verun⸗ glimpft. Selbſtverſtändlich habe ſich nicht alles ſo entwickeln können, wie es der Arbei⸗ terklaſſe in der erſten Begeiſterung über die gewonnene Freiheit vergeſchwebt habe. Der Weltflug geglütkt. Gronau heimgekehrt.— 60 000 Kilometer zurückgelegt. Rorſchach, 10. Nov. Der deutſche Weltflieger Wolfgang v. Gro nau iſt Mittwoch gegen Abend in Altenrhein bei den Dornierwerken nach glücklicher Ueber⸗ querung der Alpen glatt niedergegangen. Er wurde von dem Erbauer ſeines Flugzeuges, dem bekannten Ingenieur Claude Dornier, begrüßt. Heute nachmittag wird er mit einem kurzen Flug über den Bodenſee Friedrichs⸗ hafen erreichen, wo der offizielle Empfang vorgeſehen iſt. Damit hat Gronau in etwas über 300 Flugſtunden eine Strecke von mehr als 60 000 Kilometern zurückgelegt. v. Gronau war mit hochbelaſteter Maſchine „D 2053“ am 22. Juli dieſes Jahres von Sylt aus geſtartet. Die Route ging über Island, Grönland, Alaska, Chicago. Die 3000 Meter hohen Rocky-Mountains wurden glänzend überwunden. Die Landung am Pazlfiſchen Ozean beſchloß den großen Ueberlandflug über Amerika. Dann folgte die Strecke von Amerika nach Aſien, über die Aleuten nach Japan, über China, Batavia. Am 10. Okto⸗ ber mußte eine Notlandung bei Burma vor— genommen werden. Am 17. Oktober ging der Flug weiter über Ceylon, Bagdad, Athen, Rom nach Genua. Dort erfolgte Mittwoch nachmittag um 2 Uhr der Aufſtieg über die Alpen zum Bodenſee. Daf dieses gerechtfertigt soll lhnen unser Geschäftsprinziꝑ zeigen, das wir nachstehend darlegen zulhrer eigenen Beurteilung Jeder bei uns gekaufte Schuh trägt die geſetzlich geſchützte Schutzmarke„Fritz⸗Schuh“, das Merkmal, das uns verpflichtet, Ihnen das Beſte zu bieten, wenn das, was wir wollen, erreicht werden ſoll: Sie zum dauernden Träger von Fritz⸗Schuhen zu gewinnen. Qualität und Preiswürdigkeit betrachten wir als höchſte Aufgabe in unſerer Geſchäftsführung. Eine fünfund⸗ zwanzigjährige Erfahrung ſteht uns zur Erreichung dieſes Zieles zur Seite. Unſer Einkauf mit ſicherer Hand durch eigene Leder- und Fabrikationskenntniſſe erfolgt ausſchließlich vom Qualitätsgedanken geleitet, in Verbindung mit vorzüglichen Paßformen. Unſere Preiswürdigkeit erreichen wir durch großen Bedarf und Kaſſa⸗Einkäufe, wodurch wir weſentlich billigere Preiſe erzielen als bei Inanſpruchnahme langfriſtiger Kredite. Alle Vorteile, die wir erzielen, wirken ſich bei unſerer Preisfeſtſetzung zu Gunſten unſerer Kunden aus. Fritz⸗Schuhe ſind mehr wert als ſie koſten. Material und Verarbeitung ſind Beweis. Wir erleichtern Ihnen den Einkauf: Jeder in unſerem Lager befindliche Schuh trägt ſeine oſſene Preisauszeich nung. Dieſer Preis iſt fi jeden Kunden der niedrigſte Feſtpreis. Jeder Schuh in unſeren Schaufenſter⸗Auslagen zeigt ſeine Artikel⸗Nummer, wodurch Ihnen bei Verlangen dieſer Nummer ſofort der gewünſchte Schuh vorgelegt wird. Unſere große Auswahl vom einfachſten Werktagsſchuh bis zum feinſten Luxusſchuh läßt Sie ſtets das Gewünſchte finden. Wir unterhalten ein Lager und ein unſeren Fabriken zur Herſtellung aufgegebenes Quan⸗ tum von ca. 30 000 Paar Schuhen. Sie können daran unſer⸗ Auswahl und Leiſtungsfühigkeit ermeſſen. Der Chef unſeres Hauſes wacht ſtreng darüber, daß die unumſtößlichen Grundſätze, die die Entwicklung unſeres Geſchäftes im Laufe der 25 Jahre gebracht haben, eingehalten wer, den. Wir betrachten es als unſere vornehmſte Aufgabe, Sie in jeder Hinſicht zufrieden zu ſtellen und Ihre Sympathie zu erringen durch aufmerkſame Bedienung. Mannheim Carl Fritz. Cie Breitestr HA. 8.