* () Die Fünfzigjährigen der im Jahre 1897 aus der Schule Entlaſſenen, halten ihre erſte Verſammlung am kommenden Donners⸗ tag in der„Gambrinushalle“ bei Altersgenoſſe. Michael Faltermann ab, worauf aufmerkſam gemacht wird. * Unglücksfall. Beim Schiffſchaukeln fiel geſtern Abend auf dem Marktplatz ein hieſiger junger Mann aus dem Schiffe. Der Geſtürzte kam knapp neben dem Randſtein zu Fall und blieb bewußtlos liegen. Hilfsbereite Hände ver⸗ brachten ihn in ein Nachbarhaus, wo er recht bald wieder zu ſich kam. Er trug Verletzungen am Kopſe und Quetſchungen an den Schultern davon. Auch hier wieder einmal Glück im Un⸗ Die Reſultate: Amicitia Viernheim— VfR. Kaiſerslautern 3:1 Mundenheim— Phönix Ludwigshafen 32 Sandhofen— Sp.⸗V. Waldhof 5 1 VfR. Mannheim— Pf. Neckarau f Friedrichsfeld— 08 Mannheim Tabellenſtand am 13. November: Vereine Sp. gew. unent. verl. T. Punkte Waldhof 14 12 1 65:20 25:8. Phönix L'hafen 14 37:24 18:10 Viernheim 14 31:24 18:10 Neckarau 13 29:26 15:11 VfR. Mhm. 14 40:29 15:13 08 Mannheim 13 27:36 13:13 Mundenheim 14 28:29 13:15 auf den Ausgleich und kaum 3 Minnten ſpäter heißt es durch unhaltbaren Schuß 1:1, und wäre nicht in dieſen kritiſchen Minuten die Viernheimer Hintermannſchaft, beſonders aber der Schluß. mann zu ſehr auf dem Damm geweſen, ſo hätten die Schutzſportler ihre erſte Niederlage bezogen. Zum Schluß bot ſich noch einmal eine Gelegen- heit zum Sieg, aber der Viernheimer Mittel- ſtürmer ließ dieſe große Chance aus und mit dem Schlußpfiff trennten ſich beide Mannſchaften befriedigt mit dem obigen Reſultat. Freiheit. Lokale Nachrichten Der girchweihſonntag brachte uns diesmal in überraſchender Weiſe ſehr günſtiges Kirchweihwetter. Der wenige Regen in der Frühe konnte dem Feſttag keinen Abbruch tun. Es blieb den ganzen Tag über heiter und trocken. Vormittags fanden die üblichen Feſt⸗ gottesdienſte ſtatt, die ſehr ſtark beſucht waren. In der Predigt wurde auch mit Bitternis feſt⸗ geſtellt, daß der eigentliche Zweck der Kirchweihe heutzutage nicht ſelten entweiht würde. Soweit Rlernhelntt Anzelber ö S— Diernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: Die einſpalti 1 koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer (Biernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) 2 25 eint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. monatl. Vereins„Anzeiger 740 Nit frei ins Haus gebracht. e ee wöchentl. das a e illuſtrierte 5 Alttuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjahrlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ der Chroniſt feſtſtellen konnte, war der Beſuch von Auswärts ſehr gut. Am Nachmittag wurde der„Kerwekranz“ feierlich abgeholt und am Eingang verſchiedener Wirtſchaften als Symbol angebracht Das Zeichen, daß es nun„los⸗ gehen“ kann, war ſomit enthüllt. Wie wir auf verſchiedene Anfragen erfahren konnten, war der Erfolg des erſten Kirchweihtages zufrieden⸗ ſtellend. Auch die Schau- und Verkaufsbuden auf dem Marktplatz hatten guten Beſuch, doch ſollen die Einnahmen geringer ſein. Der heu⸗ tige zweite Tag wird noch manche Einnahme öffnen. Das Kirchweihtreiben war während des ganzen geſtrigen Tages und die Nacht bin- durch ſehr lebhaft. Hoffentlich hat der erſte Tag überall einen ungeſtörten Verlauf genommen, das man ſich auch für heute und morgen wünſchen möchte. Vom Marktplatz iſt leider ein Un⸗ glücksfall zu melden. Auf ungeklärte Weiſe ſtürzte ein hieſiger junger Mann von der Schiffſchaukel auf das Straßenpflaſter, ſodaß dieſer vom Platze getragen werden mußte. * Die morgige Ausgabe unſerer Zeitung erſcheint bereits um 1 Uhr. Inſerate werden zeitig erbeten. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 3 wegen Radfahren ohne Licht und 1 wegen Verkauf an Sonntagen (Sonntagsruhe im Handelsgewerbe). glück. Wie leicht hätte der junge Mann bei dem Sturz aus der Schaukel ſein Leben einbüßen können. * Sportplatzherſtellung. Von dem Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold wird uns mit⸗ geteilt, daß die Genehmigung zur Inſtandſetzung ihres Sportplatzes durch den Freiwilligen Arbeits⸗ dienſt von dem ſüddeutſchen Arbeitsamt, Sitz Stuttgart, eingegangen iſt und die Arbeiten am Dienstag, den 15. d. Mts., in Angriff genom⸗ men werden. Diejenigen, welche ſich bereits zum Freiwilligen Arbeitsdienſt gemeldet haben, treffen ſich heute um 3/2 Uhr im Goetheſchul⸗ hof. Stempelkarten ſind mitzubringen. Die⸗ jenigen, welche nicht anweſend ſind haben keinen [Anſpruch mehr im Freiwilligen Arbeitsdienſt be⸗ ſchäftigt zu werden. Sport und Spiel. Ein 3:1 Sieg der„Grünen“ Der VfR⸗Kaiſerslautern wurde auf dem Waldſportplatz in einem richtigen„Kerweſpiel“ 3:1 geſchlagen. Wenig Zuſchauer, wenig guter Fußball. Es hätte kein etwas ſtärkerer Gegner kommen dürfen, ſonſt wären die Punkte wieder abgewandert. Wo iſt der alte Kampfgeiſt der euch die„Grünen Teufel“ werden ließ? Auf- gewacht ihr Herrſchaften, wir wollen Fußball, Kampf und Siege ſehen und keine Stümperei. Sandhofen 14 16:30 10:18 Friedrichsfeld 14 24:41 6:19 Kaiſerslautern 14 19:57 2:26 —. G AD 80—— 08— c O N g — Reichs banner Schwarz ⸗Rot⸗Gold Abteilung Schutzſport: Handball Großſachſen 1.— Viernheim 1. 1:1(0:0) Im erſten Spiel in der Nachrunde mußten die Viernheimer Schutzſportler zum Freien Turn⸗ verein Großſachſen, daß hier nicht im Spazieren⸗ gehen gewonnen werden konnte, waren ſich die Schutzſportler im Klaren, wollte ſich doch Groß⸗ ſachſen für die im Vorſpiel erlittene Niederlage revanchieren, um den Abſtand zwiſchen ihnen und dem Tabellenführer Viernheim zu verrin- gern. Es wäre ihnen auch bereits geglückt, ja wenn nicht Viernheims Schlußmann einfach die ſchwierigſten Bälle gemeiſtert hätte. Nun zum Spiel ſelbſt. Viernheim hat Platzwahl und wählte den Wind als Bundesgenoſſen, aber die Mannſchaft findet ſich nicht richtig auf dem ſehr kleinen Platz zuſammen. Allmählich kommt auf beiden Seiten ein flüſſigeres Spiel zum Vorſchein und beſonders Großſachſen drängt heftig auf Er- folge, aber es bleibt bei raſſigem Spiel bis zur Pauſe 0:0. Nach der Pauſe iſt Viernheim mehr aktiver und es ſchälte ſich nun eine leichte Feld⸗ überlegenheit heraus, die dann auch in der 20. Minute in einem zählbaren Erfolg durch den Halbrechten verwandelt wird. Aber nun iſt Großſachſen nicht mehr zu halten, ſie drängen Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Ortsgruppe Viernheim. Heute mittag ½2 Uhr melden ſich die bereits angemeldeten Kameraden zum Arbeitsdienſt im Goetheſchulhof. Wer nicht erſcheint, hat keinen Anſpruch. Ebenſo lade ich die Herren Vorſtandsmitglieder zu der heute abend um 8 Uhr im Lokal zum Anker ſtattfindenden Sitzung, betreffs Arbeitsdienſt, ergebenſt ein. Der Voeſtand. Aus Heſſen und Naſſau. Anträge im Geſetzgebungsausſchuß. Der Geſetzgebungsausſchuß des Heſſiſchen Landtags erledigte eine Reihe von Eingaben, darunter eine Anzahl kommuniſtiſcher Vor⸗ lagen wegen der Polizei. Ein ſozialdemokratiſcher Antrag, der die Re⸗ gierung erſucht, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß dem Reichstag baldmöglichſt ein Geſetzentwurf über den Aufbau des Reichs⸗ wirtſchaftsrates vorgelegt wird, um endlich der Arbeiterſchaft die in der Reichsverfaſſung vor⸗ geſehene Mitwirkung zu ermöglichen, wurde angenommen. Ein kommuniſtiſcher Antrag auf Aufhebung des Milcherhitzungszwanges in Heſſen wurde abgelehnt, ebenſo ein kommuniſtiſcher Antrag auf allgemeine Amneſtie.— Annahme fand ein ſozialdemokratiſcher Antrag auf Amneſtie für politiſche Gefangene. Der Ausſchuß ver⸗ tagte hierauf ſeine Beratungen auf Donners⸗ tag, den 17. November. S DSS SSS Zur Kirchweihe auf dem Marktplatze wieder eingetroffen! Oexloren eine Handtaſche auf dem Wege vom Marktplatz bis Blaue- hutſtraße. Abzugeben gegen Belohnung Zur zahlreichen Benützung ladet ein 0 f 5 Sehmitt's Autonoblesse Salon ⸗Schiffschaukel U. Kinderfahrradschme n Der Unternehmer: Schmitt, Mannheim. Blauehutſtr. 14 Eine Grube Kuhdung Achtung! 18 f ö f Club der Gemütlichen 1915 Achtung! ſofort zu verkaufen bei Adam Babylon Heddesheim Poſtſtraße 3. g eee Zum Deutſchen Michel Am Dienstag, den 15. November findet unſere große Eröffnungs sitzung Humoriſten und Büttenredner werden für heitere Stim- mung und angenehme Unterhaltung ſorgen. Beginn: 8,11 Uhr abends. im Lokal N „Zum Anker“ 5 ſtatt. h Es ladet freundl. ein SS e„eee ü Achtung! Alleinig staatlich konzessionierte fahrschule am Platze! Erteile ständig Lehrkurse für alle Führerscheine. Erinnere auch gleichzeitig an meine besteingerichtete Reparatur- Werkstätte Autofahrten in allen Gelegenheiten zu billigster Berechnung. Großes Tanklager in nur erstklassigem Marken-Benzin u. Gemisch. 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Alle unſere Schulen müſſen ſich in Zukunft langſam aber 1 ſtetig entvölkern. kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſ to Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Wlatzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jeboch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 266 Dienstag, den 15. November 19322 49. Jahrgang Geburtenrückgang und Schule Das Schulweſen, als ein Teil unſeres öffentlichen Lebens, iſt aufs engſte verknüpft mit den Geſchicken des Staates, mit dem Wohl und Wehe der Nation. Zu der ſtaat⸗ lichen Finanznot kommt für das Schulweſen überaus verhängnisvolle Fin anznot der Gemeinden. Will man ſich ein Bild von dem jetzigen Stande unſeres Schulweſens ma⸗ chen und dabei einen Blick in die nächſte Zu⸗ kunft tun, ſo muß vor allem die Frage nach Beſucher⸗ Die Höchſtzahl der Volksſchulkinder der tiefſte Stand 1925. Seit 1926 haben wir es in der Polksſchule mit einer Scheinblüte zu tun. Auch in den drei folgenden Jahren war der Zugang trotz ſchwächerer Aufnahmezahlen doch arö— ßer als der Abgang. Erſt recht trat eine Stei⸗ gerung von 1930 ab ein, als die ſehr dün⸗ nen Kriegsjahrgänge, die noch dazu ja auch durch ſtarke Abgabe an die höheren Schuſen kleiner geworden waren, zur Entſaſſung ka⸗ men. Es müſſen immer zwei Jahraänge, nämlich der Aufnahme- und der Entlaſſungs⸗ jahrgang, verglichen werden. Beſtimmt ſteht feſt, daß auch zu Oſtern 1933 die Schülerzahl in den Polksſchulen noch einmal ſteigen wird, weil dann der letzte ſchwache Geburtenrſick⸗ gang 1918/19 aus der Kriegszeit zur Ent⸗ laſſung ſteht und ein für die Nachkriegszeit normaler Jahrgang eingeſchult wird. Mit 1933 iſt der Geburtenausfall während der Kriegsjahre für die Volksſchule ausgeglichen und auch die durch den abnormen Aufnahme⸗ jahrgang 1926 bedingte Scheinblüte zu Ende. Für 1934 wird dann bei den Volksſchuͤlkin⸗ dern beſtimmt ein Rückgang einſetzen. In dieſem Jahre kommt nämlich der Aufnahme⸗ jahrgang 1926 zur Entlaſſung, während nur ein für unſere Zeit normaſer als Lernan⸗ fängerjahrgang hinzutritt. Für die folgenden Jahrgänge wird die noch ſtetig fallende Geburtenzahl von Einfluß ſein, 905 f aber dann weiterhin ein leichtes, allmähliches, Sinken der Schüler⸗ Auf 1000 Einwohner kamen im Reich im Jahre 1900 noch 35,6 Lebendgeborene, 1913 nur noch 28,2, im Jahre 1931 ſogar nur noch 16! Rein rechneriſch geſehen, könnte man aus vorſtehenden Zahlen ſchließen, daß jetzt gegenüber der Zeit vor 30 Jahren nur noch etwa mehr als ein Drittel der Kinder zur Schule käme. Das iſt jedoch in dieſem Maße glücklicherweiſe nicht der Fall, weil im glei⸗ chen Zeitraum die Sterblichkeitszif⸗ fer der Säuglinge infolge des fortgeſchrit⸗ tenen ärztlichen Wiſſens und Könnens und der hygieniſchen und ſozialen Fürſorgemaß⸗ nahmen ganz weſentlich günſtiger ge⸗ worden iſk 1900 kamen im Reich auf 100 Geburten 20,7 Sterbefälle im Säuglinas⸗ alter, 1931 nur noch 8,3. Die Volksſchulkin⸗ derzahl wird außerdem noch dadurch hoch ge⸗ halten, daß nunmehr alle Kinder vom er⸗ ſten bis vierten Schuljahr die Volksſchule be⸗ ſuchen müſſen. N Noch ungünſtiger wirken ſich die Dinge für die höheren Schulen aus. Sie ſte⸗ hen unter denſelben Konſequenzen des Be⸗ völkerungsrückganges wie die Volksſchulen. Dazu kommt aber, daß die ſchwierige Wirt⸗ ſchaftslage ſich bezüglich der höheren Schule dann noch nach zwei Richtungen hin fühlbar macht: einmal geht die Schülerzahl der höhe⸗ ren Schule zurück, weil die Eltern die hohen Koſten nicht mehr aufbringen können, zum zweiten müſſen auch beſtimmte Einrichtungen der höheren Schule abgebaut werden, weil der Staat und die Städte nicht mehr die nö⸗ tigen Mittel haben, um derlei Einrichtungen auch weiterhin zu finanzieren. Selbſtyer⸗ ſtändlich iſt der Rückgang des Beſuches der höheren Schulen bis zu einem gewiſſen Grad begrüßenswert. Denn heute iſt dieſe Schul⸗ gattung zweifellos überfüllt, was wiederum zu einer bedauerlſchen lebeefüllung der Uni⸗ verſitäten und übrigen Hochſchulen geführt Noch leine Klärung der Lage. Der Reichskanzler will die nationale Konzentration.— Die Parteiführerbeſprechungen. Vor der Neichstagseinberufung.— Ein weiteres Zentrumsmandat? Berlin, 15. Nov. Der geſtrige Montag hat die Entwicklung der innerpolitiſchen Lage nicht vorwärts ge— bracht, weil Reichskanzler von Papen in Dresden weilte, wo er der ſächſiſchen Re⸗ gierung einen Staatsbeſuch abſtattete. Es herrſcht ſomit nach wie vor noch keine Klarheit über die Pläne der Reichsregie— rung. Was an den Gerüchten von einer an— geblichen erneuten Reichstagsauf⸗ löſung Wahres iſt. weiß die Oeffentlichkeit ebenfalls noch nicht. Der Reichskanzler hat ſich gegenüber dem Vertreter eines Dresde⸗ ner Blattes auf der Fahrt nach Dresden über die Lage ausgeſprochen. Herr von Papen erklärte, daß das Werk der Verfaſſungsre⸗ form in geſetzmäßiger Weiſe durchgeführt werden ſoll. Ob ſich das Regierungspro— gramm mit dem Reichstag durchführen laſſe, werde ſich vermutlich bei den Parteiführer— beſprechungen im Laufe dieſer Woche erge— ben. Er ſei feſt enkiſchloſſen, die Verwirk⸗ lichung einer nationalen Konzentration anzuſtreben. Es müſſe ſich doch ermög- lichen laſſen, daß zwiſchen dem Führer der Nationalſozialiſten und ihm eine offene Ausſprache herbeigeführt werde. Weiter hat der Reichskanzler mitgeteilt, daß er auch die Führer der Sozialdemo⸗ kratie hinzuziehen werde. Erſt auf Grund des Ergebniſſes der Beſprechungen werde der Reichspräſident ſeine weiteren Entſcheidun⸗ gen treffen. Der Wille der Reichsregierung ſei, alles zu verſuchen, um ein arbeiksfähiges Parlament zu ſchaffen, damit dem Volke die Möglichkeit zurückgegeben werde, ſei⸗ ne Stimme wirklich zur Geltung zu brin⸗ Gen. hat. Aber man darf andererſeits doch auch nicht vergeſſen, daß die höheren Schulen ihr gut Teil zu dem ungeheuren Aufſchwung der deutſchen Nation in der Zeit von 1871 bis 1914 beigetragen haben. Und es iſt ein unnatürlicher Zuſtand, daß der Rückgang der Schülerzahl dieſer wertvollen Bildungsſtätten zum Teil darauf zurückzuführen iſt, daß die Eltern aus finanziellen Gründen ihren Kin⸗ dern nicht mehr die höhere Schulbildung er⸗ möglichen können. Aber dieſe Betrachtungen gehören ſchon in ein anderes Kapitel, da wir uns im Rahmen dieſes Artikels ja mit der Wirkung des Geburtenrückgangs auf die Schule zu befaſſen haben. Was für Volksſchule und höhere Schule gilt, trifft ſelbſtverſtändlich auch auf Fort⸗ bildungs⸗, Gewerbe⸗ und Han⸗ delsſchulen zu. Die Zahl der Schüler dieſer Lehranſtalten iſt unabhängig von der Zahl der Volksſchüler. Mag ſein, daß ſich in den Fortbildungsſchulen jeder Art künftig der Schrumpfungsprozeß in der Beſucherzahl noch nicht in gleichem Maße zeigt, weil eine größere Anzahl von Schülern, die bei gün⸗ ſtigerer Wirtſchaftslage in die höhere Schule gekommen wären, jetzt nach Beſuch der Volks⸗ ſchule in einen praktiſchen Beruf und damit auch in die Fortbildungs⸗ uſw. ⸗Schule über⸗ gehen. Aber auch das wird nur ein vorüber ⸗ gehender Zuſtand ſein. Im ganzen bietet die künftige Entwicklung unſeres Schulwe⸗ ſens, ſoweit wir ſie überſehen können, na⸗ türlich das gleiche trübe Bild wie die Ent⸗ wicklung unſerer Bevölkerungsbewegung überhaupt. ſtellung der endgültigen amtliche DDr 2b Am Sonntag hatte der Reichskanzler eine Unterredung mit dem Führer der Deutſch— nationalen Volkspartei, Dr. Hugenberg. Die Beſprechungen mit dem Führer der Zen— trumspartei, Prälaten Kaas, und dem Führer der Bayeriſchen Volkspartei, Staatsrat Schäffer, werden am Dienstag ſtattfinden. Neichstag erſt 6. Dezember. Gegenüber Preſſemitteilungen über eine Reichstagseinberufung ſofort nach Feſtſtel— lung des amtlichen Wahlergebniſſes wird mitgeteilt, daß Reichstagspräſident Göring nicht die Abſicht hat, den Reichstag vorzei— tig einzuberufen. Präſident Göring wird den Keichskag beſtimmt erſt für den 6. Dezember, dem verfaſſungsmäßig letzten Termin, einbe⸗ rufen. Als erſte der Reichstagsfraktionen tritt die ſozialdemokratiſche bereits am Donnerstag zuſammen. Im preußiſchen Landtag nimmt der Klepper-Unterſuchungs⸗ ausſchuß ſeine Arbeiten wieder auf: er will von Donnerstag ab an drei Tagen die Zeu⸗ genvernehmungen über die gegen Finanz⸗ miniſter Klepper erhobenen Vorwürfe fort⸗ ſetzen: es ſollen u. a. der frühere Finanz⸗ miniſter Höpker-Aſchoff, Miniſter Klepper ſelbſt, Reichswehrminiſter von Schleicher und Staatsſekretär Dr. Planck gehört werden. Der Verfaſſungsausſchuß des preußiſchen Staatsrates verſammelt ſich am Dienstag um Stellung zu der Lage zu nehmen, die ſich für den Staatsrat aus dem Leinziger Urteil in der Streitſache Reich Preußen ergeben hat. 584 Reichstagsabgeordnete. Der Reichswahlausſchuß zur Feſt⸗ 2 Der — ——————————— ——— der Reſchstagswahl wird vorausſiccg⸗ lich am kommenden Samstag, den 19. November. in Berlin zuſammentreten. Bis zum 17. November ſollen die einzelnen Wahlkreiſe ihre endgültigen Schlußergeb— niſſe nach Berlin melden. In unkerrichketen Kreiſen verlaukek, daß es nicht als ausgeſchloſſen gellen darf. daß eine weilere Berichtigung des Mahlergehniſſes er⸗ folgt. Es fehlten nämlich der Deulſchen Zen ⸗ krumspartei nur noch 398 Stimmen für ei⸗ nen weiteren Sitz auf der Reichsliſte und es ſei durchaus möglich, daß dieſer geringe Stimmenreſt ſich bei den ſorgfältigen Schluß⸗ berechnungen noch herausſtellt. In dieſem Falle würde der neue Reichstag aus 584 Mit- gliedern beſtehen. * Eine baneriſche Stimme zur Lage. Regensburg, 15. Nov. Unter der Ueberſchrift„Was geht vor?“ befaßt ſich der dem bayeriſchen Miniſterprä⸗ ſidenten naheſtehende„Regensburger Anzei— ger“ mit den in dieſen Tagen umlaufenden Gerüchten einer Wiederauflöſung des Reichs⸗ tages, ſtellt feſt, daß die Reichsregferung auf dieſe beunruhigenden politiſchen Gerüch⸗ te keine klare Antwort gegeben habe und ſchreibt u. a.: Eine neue Reichstagsauflöſung müßte wie eine Verhöhnung und wie ein Mißbrauch des Wählervolkes und ſeiner Rechte wirken und unter Umſtänden unmittelbar zur Kataſtrophe führen. Eine neue Reichskagsauflöſung wäre der Funke in das innerdeukſche Pulnerfaß. Jum Schluß heißt es: Wir im deukſchen Süden, insbeſondere im deulſchen Bayern ſehen den Dingen, die ſich zurzeit in der Reichshaupk⸗ ſtadk anbahnen. mit ſchwerſten Sorgen, aber auch mit dem mut des Kämpfers für Frei⸗ heit und Recht der Nation enkgegen. Ergebniſſe chskunzler zur Neichsreform. Beſuch des Reichskanzlers in Dresden. Dresden, 15. Nov. Reichskanzler von Papen ſtattete am Montag der ſächſiſchen Staatsregierung ei— nen offiziellen Beſuch ab. Vor Vertretern der ſächſiſchen Preſſe hielt er eine Anſprache, in der er die Frage der Reichsreform ausführlich erörterte. Er betonte, daß die Reichsregierung durchaus föderaliſtiſch eingeſtellt ſei. Die Länder müßten an der Reichsreform entſcheidend mitwirken. Die Mitwirkung des Volkes an den Geſchicken des Landes ſolle in keiner Weiſe ausgeſchal— tet werden: im Gegenteil, es ſolle eine neue beſſere konſtitutionelle Baſis geſchaffen wer⸗ den, die gerade eine Mitwirkung der breite— ſten Maſſen des Volkes an der Regierung erſt ermögliche. Die Regierung wolle die breiteſte Mitarbeit von Volk und Parteien, die der Ausdrucksfaktor der Geſinnungsmei⸗ nungen ſind. Nur der überſpitzte Parlamenkarismus, der in den letzten Jahren manches Unheil angerichlet habe, 1 ausgeſchaltet wer⸗ en. Er, der Reichskanzler, ſei der Auffaſſung, daß durch alle Parteien eine weitgehende Uebereinſtimmung über die Ziele der Reichs⸗ reform gehe, denn die Beſeikſgung des Dua⸗ lismus amiſchen Reich und Preußen und die Wiederherſtellung einer neuen konſtitunoner— len Baſis durch Zuſammenarbeit zwiſchen Volk und Regierung ſei ein Ziel, dem alle Parteien zuſtrebten. Wenn auch die Nuan⸗ cierungen verſchieden ſeien, ſo müſſe es doch möglich ſein, für ein ſolches Ziel eine breite Baſis zu finden und die Regierung ſei mit großem Ernſt dabei, dieſe möglichſt breite Ba⸗ ſis für ihre Ziele und für ihre Arbeit zu fin den. Die innere und äußere Lage des Reichs ſei zweifellos außerordentlich, ernſt. Es be⸗ ſtehe eine weite Gemeinſamkeit in den Zielen der auswärtigen Politik und es könne auch eine Gemeinſamkeit hergeſtellt werden über die Ziele der Innenpolitik. f Perſonenfragen würden in dieſem hiſto· riſchen Spiel der Kräfte keine enkſchei⸗ dende Rolle ſpielen. Notwendig ſei die Einigkeit im Ziel und im Willen, 1 50 dieſem Zuſtande wirtſchaftlicher und ſeeliſcher Schwäche herauszukommen. Das Wirtſchaftsprogramm. Im ſächſiſchen Staatsminiſterium begrüßte Miniſterpräſident Schieck den Kanzler, der mit einer kurzen Anſprache dankte. Der Reichskanzler wiederholte das Bekenntnis, daß die Reichsregierung ganz auf föderaliſti⸗ ſchem Boden ſteht. Er wies dann auf die Be⸗ mühungen der Reichsregierung zur neuen Belebung der Wirtſchaft hin, und hob hervor, daß der Ruf der Reichsregierung gerade in Sachſen vielfach Widerhall gefunden habe. Die Wirtſchaftspolitik des Reiches ſei im be⸗ ſten Sinne eine Mittelſtandspolitik. Die leichte Beſſerung, die ſchon heute auf manchen Gebieten des Wirtſchaftslebens verſpürt werde, ſei eine zarke Veli. die mit der Sorgfalt äußerſten Vertrau⸗ ens gehegt und gepflegt, nicht aber mit dem mitleidsloſen Abſatz gehäſſiger Par⸗ teipolitik zertreten werden ſolle. Die Reichsregierung werde dafür ſorgen, daß der Geſundungsprozeß der Wirtſchaft nicht durch Leidenſchaften des politiſchen Unver⸗ ſtandes geſtört werde. Nur vertrauensvolle Zuſammenarbeit könne den Ländern ihre grundgewachſenen ſtaatlichen und kulturellen Funktionen erhalten, und dem Reiche ſeine alte Kraft und Stärke wiedergeben. Ein Appell an den Kanzler. Nach dem Empfang des Landtagsvorſtan⸗ des und der Preſſe beſuchte der Kanzler mit Staatsminiſter Richter die ſtädtiſchen Körper⸗ ſchaften im Rathaus. Oberbürgermeiſter Külz, der den Kanzler begrüßte, ſagte u. a.: Als Oberbürgermeiſter einer deutſchen Lan⸗ deshauptſtadt und eines großen deutſchen Kultur- und Wirtſchaftszentrums darf ich die Bitte äußern: Geben Sie den deutſchen Skädten wieder Lebensmöglichkeiten, machen Sie die Selbſt⸗ verwaltung aus dem Martyrium, das ſie jetzt iſt, wieder zu einer Skäkle, wo der ungebro⸗ chene, vorhandene Wiederaufbauwille ſich auch wirklich in die Aufbaukat umſetzen kann. Weiſen Sie in der Reichsreform den Ge⸗ meinden im Geſamkorganismus des deulſchen Gemeinſchaftslebens wieder den Platz zu, der ihnen im Inkereſſe des Volksganzen gebührt. Wahlen in Sachſen und Lübell Die Ergebniſſe gleichen dem Wahlreſultat vom 6. November. Dresden, 15. Nov. Im Freiſtaat Sachſen fanden am Sonn⸗ tag Gemeindewahlen ſtatt. Die Betei⸗ ligung war etwas geringer als bei der Reichstagswahl vom 6. November. Die Stimmenverteilung ergibt unter Berückſichti⸗ gung dieſer Tatſache ungefähr das gleiche Bild wie bei der Reichstagswahl. Die NSDAP. büßte an Stimmen und Mandaten ein, ebenſo die Sozialdemokraten, dagegen gewannen die Kommuniſten. Lübeck, 15. Nov. In der Freien Stadt Lübeck wurde die Bürgerſchaft(Stadtparlament) neu ge⸗ wählt. Es erhielten Sitze: Sozialdemokraten 29(bisher 34), Hanſeatiſcher Volksbund 5 (bisher 29), Kommuniſten 9(bisher 7), Na⸗ tionalſozialiſten 27(6), Deutſche Staatspar⸗ tei und Zentrum, die Liſtenverbindung hat— ten, zuſammen 1 Sitz(bisher 2), Haus- und Grundbeſitzer 4(1). Politiſch bedeutſam iſt, daß die bisherige Linksmehrheit in der Lübecker Bürgerſchaft durch den Wahl— ausgang gebrochen wurde. Die gar wählt deutſch! Glänzendes Bekenntnis der Saarbevölkerung zum deukſchen Gedanken. Saarbrücken, 15. Nov. Bei den Kommunal- und Kreis⸗ tagswahlen des Saargebiets iſt zum er⸗ ſten Mal mieder dor ſage nannte„Saar⸗— bund“, eine von franzoſiſcher Seite ins Leben gerufene Organiſation in Erſchei⸗ nung getreten, wobei der„Saarbund“, um ſeinen wahren Charakter zu verbergen, dies⸗ mal unter dem Namen einer„unabhängigen Arbeiter⸗ und Bürgerpartei“ aufgetreten iſt. Die Ergebniſſe der Wahl haben eindeukig und klar bewieſen, daß die Bevölkerung des Saargebiets das Treiben der hinter dem Saarbund ſtehenden Kreiſe eindeulig ablehnt. Dieſe Wahlergebniſſe ſtellen ſich, wie nicht anders zu erwarten war. wieder einmal als ein glänzendes Bekennknis der Saarbevölke⸗ rung zum deulſchen Gedanken dar. Im ganzen ſind in 346 Gemeinden 4301 Gemeindevertreter uſw. und in ſieben Krei⸗ ſen 205 Kreistagsabgeordnete gewählt wor⸗ den. In den Kreiſen und in 339 Gemeinden hat die unabhängige Arbeiter⸗ und Bürger⸗ partei überhaupt keinen Vertreter erhalten. Troß größter Anſtrengungen iſt es ihr lediglich in ſieben Gemeinden gelungen je einen Bewerber durchzubringen. Sie hat alſo von 4301 gewählten Gemeinde⸗ verkrekern nur ſieben erreichl. Nach dieſem Ergebnis kann ſich jeder ſelbſt ein Bild machen wie ungefähr die Volks⸗ abſtimmung, die im Januar 1935 über die Rückgliederung des Saargebiets an das Deutſche Reich entſcheiden ſoll ausfallen wird. Die deutſchen Parteien. Im übrigen ſind für den Wahlausfall zwei Momente beſonders charakteriſtiſch: das ſtar⸗ ke Anwachſen der Nationalſoziali⸗ ſteen und die Zunahme der Kommuni⸗ ſten. Ganz beſonders in die Augen ſprin⸗ gend iſt die ſtarke Stimmenzunahme der NSDAP., die bisher mit 1133 Stimmen und einem Sitz vertreten war, und zwar in der Stadtverordnetenverſammlung der Stadt Saarbrücken und die nun rund 30 000 Ge⸗ ſamtſtimmen im ganzen Saargebiet und 25 Sitze in den Körperſchaften der Gemeinden bzw. Kreiſe einnimmt. Nicht ganz ſo auffal⸗ lend iſt die Zunahme der Kommuniſten. Von bisher 21 Sitzen iſt ihre Mandatszahl auf 58 geſtiegen, ihre Stimmenzahl von 31 605 auf 76 108. Gleichzeitig haben die Deutſchnationalen und die Deutſch⸗ Saarländiſche Volkspartei teil⸗ weiſe 50 prozentige Verluſte, wohl haupt⸗ ſächlich an die NSDAP. Geringe Verluſte hatte die Zentrumspartei. Die Kriegsſchuldenfrage. Die engliſche Note an Amerika. London, 15. Nov. Das engliſche Außenminiſterium veröffent⸗ licht jetzt den Wortlaut der engliſchen Note an Amerika in der Frage der Kriegs⸗ ſchulden. Es heißt darin u. a. England glaube, daß das Syſtem der zwiſchenſtaat⸗ lichen Finanzverpflichtungen, wie es jetzt be⸗ ſtehe, einer Reviſion unterzogen werden müſ⸗ ſe. Die engliſche Regierung halte ſchnelles Handeln für notwendig und hoffe, daß Ame⸗ rika ſobald wie irgend möglich in einen Mei⸗ nungsaustauſch eintreten werde. England verlangt alsdann die Aufſchiebung der am 15. Dezember fälligen engliſchen Kriegs⸗ ſchuldenzahlungen an Amerika während der angeregten Verhandlungen, oder während irgend eines anderen Zeitabſchnittes, über den man ſich einigen könne. Es ſei unmöglich. in der kurzen Zeit von fünf Wochen eine Vereinbarung über einen Gegenſtand nan ſa aramem Ausmaß au er⸗ zielen. Dabei wird auf das Vorgeyen hinge⸗ weiſen, das während der Lauſanner Konfe renz angewandt wurde. ſo, um einen unge ⸗ ſtörten Verlauf der Verhandlungen zu er⸗ möglichen, die Jahlungen an die teilnehmen ⸗ den Mächte aufgeſchoben wurden. Die eng⸗ liſche Regierung drückt die Hoffnung aus, daß in dieſem Falle ein ähnliches Vorgehen wie in Lauſanne ergriffen werden möge. Im Schlußabſchnitt der Note wird Waſ⸗ hington als Ort für die Schuldenerörte⸗ rungen vorgeſchlagen. Nooſevelt nimmt Einladung Hoovers an. Neuyork, 15. Nov. Präſident Hoover hat ſeinem Nachfolger Rooſevelt eine Einladung zu einer Beſprechung in das Weiße Haus zugehen laſſen, die ſich mit der Stellungnahme Ameri⸗ kas gegenüber dem europäiſchen Schuldner⸗ ſchritt beſchäftigen ſoll. 5 Wie verlautet, wird Roofevelt dieſer Ein⸗ ladung als Privatmann nachkommen, um ſo eine etwaige Verantworkung für eine Schul⸗ denherabſetzung zu vermeiden. Die Halkung des Parlamenks iſt nach wie vor ablehnend. Die Antwort auf die Schuldnernoten dürfte im übrigen nicht vor Ende dieſer Woche zu erwarten ſein. Aus Baden. In den Flammen umgekommen. Sinsheim, 15. Nov. In der Amtsgemeinde Haſelbach kam eine 70jährige Witwe, die in Abweſenheit ihrer Angehörigen Feuer anzün⸗ den wollte, den Flammen zu nahe, wurde von dieſen erfaßt und fand einen ſchrecklichen Tod. Das einjährige Enkelkind erlitt eben⸗ falls Brandwunden und wurde in ſchwerver⸗ letztem Zuſtand in das Krankenhaus nach Neckarbiſchofsheim gebracht. * Mühlhauſen b. Wiesloch, 15. Nov.(Ein⸗ brecher läuft dem Poliziſten in die Hände.) In der Nacht verſuchte der 27jäh⸗ rige Willi Glück aus Oftersheim, wohnhaft in Mannheim, einen Einbruch bei dem Bäcker⸗ meiſter Brand. Der Bäcker hörte die Ge⸗ räuſche und wollte den Dieb ſtellen, ſodaß der Einbrecher flüchtig gehen mußte. Zufällig ging gerade der Polizeidiener vorüber, als der Einbrecher das Haus verließ. Der Be⸗ amte, der von dem Fliehenden zur Seite ge⸗ ſtoßen wurde, gab zunächſt zwei Schreckſchüſſe und ſchließlich drei ſcharfe Schüſſe auf Glück ab. Dieſer wurde in die Unterſchenkel getrof⸗ fen und ins Bezirksgefängnis Heidelberg ein⸗ geliefert. Eberbach, 15. Nov.(Tagung des Badiſchen Waldbeſitzerverbandes) Die diesjährige ordentliche Mitgliederverſamm⸗ lung des Badiſchen Waldbeſitzerverbandes fin⸗ det am Sonntag, den 27. November in Eber⸗ bach ſtatt. Pforzheim, 15. Nov.(Tragik der Landſtraße.) Zwiſchen Dillſtein und Pforzheim wurden zwei Handwerksburſchen an⸗ getroffen, von denen der eine ſich vor Schmer⸗ zen krümmte. Der Führer eines Lieferwagens brachte den jungen Mann, einen 20jährigen Gärtner aus Oberkirch ins Städtiſche Kran⸗ kenhaus. Dort wurde ein Leiſtenbruch feſt⸗ geſtellt und ſofort eine Operation vorgenom⸗ men. Karlsruhe, 15. Nob.(Die Keller⸗ treppe hinabgeſtürzt). Die Wirtin zur alten Brauerei Heck, Frau Reichenberger, ſtürzte die Kellertreyne hinab und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß der Tod alsban eintrat. Die Verunglückte ſtand anfangs de 30er Jahre und war erſt ſeit wenigen Wochen verheiratet. e Karlsruhe, 15. Nov.(Verkaufs häus⸗ chen beraubt). In der Ettlingerſtraße wurde von bis jetzt noch unbekannten Tätern ein Verkaufshäuschen erbrochen und darauz e Rauch⸗ und Zuckerwaren entwen⸗ Goldſcheuer bei Kehl, 15. Nov.(An Wundſtarrkrampf geſtorben). Am 21. Oktober verletzte ſich der 57 Jahre alte Landwirt Hermann Berl beim Krautverlg⸗ den am Kopf. Er ſchenkte der Verletzung keine Beachtung, bis dieſer Tage Schmerzen und Lähmungserſcheinungen im Ge⸗ ſicht auftraten. Ins Krankenhaus verbracht wurde dort Wundſtarrkrampf feſtgeſtellt, den der rüſtige Mann trotz aller ärztlichen Bemü⸗ hungen nunmehr erlag. Breiſach, 15. Nov.(Unfall an der Stromleitung). Bei Arbeiten an einer elektriſchen Leitung an einem Hauſe in Ach⸗ karren verunglückte ein Elektrotechniker. Er ver⸗ lor das Gleichgewicht und griff beim Fallen nach der Leitung, an der er hängen blieb. Erſt nach einer Viertelſtunde konnte er mit ſchweren Brandwunden an den Händen aus ſeiner unglücklichen Lage befreit werden. Heitersheim, 15. Nov.(Sturz von der Leiter.) Der Sohn des Landwirts Hagen⸗ bach von hier ſtürzte ſo ſchwer von der Leiter, daß er beſinnungslos liegen blieb. Er mußte! mit einem Schädelbruch und Rückenmarksver⸗ letzungen in die Freiburger Klinik verbracht werden. An ſeinem Aufkommen wird ge⸗ zweifelt. Ludwigshafen, 15. Nov.(Taſchendiebe im Warenhaus). Am Samstag nachmit⸗ tag wurden in einem Warenhaus in der Lud⸗ wigſtraße hier zwei Geldbeutel aus den Klei⸗ dertaſchen geſtohlen. In einem Falle erben. teten die Täter 35 Mark, im anderen Falle 7.50 Mark.. Maikammer, 15. Nov.(Tödlich ver⸗ unglückt). Der 17 Jahre alte Sohn dez Weinhändlers Ferrara ſtieß in Edesheim kurz vor dem Ortsausgang mit ſeinem Motorrad auf ein ſchwach beleuchtetes Fuhrwerk auf. Hierbei kam der Motorradfahrer zu Fall,! wobet er ſo ſchwere Verletzungen erlitt, daß er noch auf dem Transport zum Kranken⸗ haus Landau ſtarb. Kaiſerslautern, 15. Nov.(70 Jahre Nähmaſchinenfabrik Pfaff). Die weltbekannte Nähmaſchinenfabrik G. M. Pfaff Kaiſerslautern blickt in dieſem Jahre auf ein 70jähriges Beſtehen zurück. Das von dem Großvater des heutigen Leiters des Werles gegründete Familienunternehmen hat ſich aus kleinſten Anfängen heraus zu ſeiner heutigen Größe entwickelt. f Pirmaſens, 15. Nov.(Eine Eifer⸗ ſuchtstat). Als hier der 51 Jahre alte Fabrikarbeiter Ludwig Biehl des Nachts mit ſeiner Geliebten Maria Strohmeier ſich nach 151 05 begeben wollte, lauerte ihm deren frühe⸗ rer Liebhaber auf und brachte ihm einen tiefen Meſſerſtich in den Rücken bei, der eine ſehr ſchwere Verletzung zur Folge hatte. Biehl mußte in das Krankenhaus gebracht werden. Zweibrücken, 15. Nov. in Einöd bei der Ausgabe eines falſchen Fünf markſtückes feſtgenommen worden war, und wegen Münzverbrechens in Unterſuchungshaf kam, iſt am Samstaa wieder auf freien Fuß geſetzt worden. i CCC VVVVVbVbobobobobPoPPGGTGbTGTb0ꝰ% d fp/ ⁵ĩ ·» ⅛—o e ñð(V.—— 38 ⁵—1—x—x—x—x—ꝛ ̃—— Magdalen zwischen den zwei ungleichen Brüdern Er lachte plötzlich kurz auf. Mit ſeiner ruhigen, ſelbſtverſtändlichen Auffaſſung der Situation nahm er auch ihr die lähmende Befangenheit. zurück? Aber der Vater? Dann bin ich ſchuld an ſeinem Tode. Ich muß dann doch wohl zurück nach Lindsmühlen. Der hochgewachſene Mann im hellen Sportanzug ſah heftige (Auf freien Fuß geſetzt). Der 15jährige Lehrling, der Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger, Halle(Saale) 115 Auch in ſeinen Augen blitzte ein kurzes, erſtauntes Er⸗ kennen auf, dann verneigte er ſich: „Verzeihung, Gnädigſte, ich hatte vorhin in der Dunkel⸗ heit nicht geſehen—— geſtatten Sie, daß ich das Wetter hier mit abwarte? Wenn ich Ihnen allerdings läſtig bin, dann will ich gehen.“ „Nein, nein, bleiben Sie!“ f Haſtig, überſtürzt hatte ſie es hervorgeſtoßen, und um ſeinen Mund war wieder das eigene Lächeln, halb Spott, halb Güte. Magdalen ſah es, und da ſagte ſie: „Wie dürfte ich Ihnen verwehren, gleichfalls hier zu bleiben? So hat das Unwetter Sie auch überraſcht?“ Er warf den Lodenmantel auf den Heuſchober, der an der Seite aufgeſchichtet war. „Ich bin ſeit geſtern unterwegs. Mir macht ſo ein Wetter nicht viel aus, aber man ſucht ſich ſchon ein trockenes Fleckchen, wenn es irgend möglich iſt.“ Seine Augen, dieſe hellen, ſcharfen Augen gingen über ſie hin. Er trat einen Schritt näher, ſeine Hand ſtreifte behutſam ihr dünnes Kleid. „Sie werden ſich eine Krankheit holen, Sie ſind ja völlig durchnäßt“, ſagte er. Als gäbe es keinen Widerſpruch für ihn auf der Welt, ſetzte er hinzu: „Wickeln Sie ſich bitte in meinen Mantel. Er iſt waſſer⸗ dicht und innen trocken.“ Er hielt ihr das Kleidungsſtück bereits entgegen. Und Magdalen ließ ſich willenlos in den Mantel wickeln. „So, jetzt werden Sie wenigſtens nicht kalt werden. Bitte, trinken Sie einen Schluck Wein. Fürchten Sie ſich etwa vor einem Gewitter? Uebrigens ſind das hier ſogar mehrere. Ich habe das Toben der Natur gern.“ „Ein Tiſch und eine Bank! Was wollen wir mehr? Proviant iſt im Ruckſack, Wein auch. Ein famoſes Mahl wäre alſo zur Stelle. Darf ich Sie untertänigſt zu dieſer frugalen Mahlzeit einladen?“ Von Magdalen fielen Schrecken, Angſt und Furcht ab. Sie fühlte ſich ſicher und geborgen, weil dieſer Mann da war, weil er ſo unaufdringlich für ſie ſorgte. Sie nahm auf der Bank Platz, die er an den runden, grobgezimmerten Holztiſch geſchoben hatte.. Er füllte einen Becher mit Wein und reichte ihn ihr, ſich leicht zu ihr herüberbeugend. In ihre blauen Augen kam ein rätſelhafter Ausdruck. Magdalen dachte: Jetzt kommt das Leben zu mir! Ein wertvolles, ſchönes Leben kommt zu mir! Aus ſeinen Augen traf ſie ein warmer Blick. „Wiſſen Sie auch, daß ich in den letzten Tagen immerzu an Sie gedacht habe?“ fragte er, und ſeine Hand um⸗ ſpannte warm ihr ſchmales Handgelenk. Sie antwortete nicht, aber ihre Augen ſahen groß und fragend in die ſeinen. i Seine Finger löſten ſich, um den markanten Mund zuckte es. War es Zorn, weil ſie ſich benahm wie ein kleines, dummes Mädel? „Sie ſind doch noch ſehr jung. Und dennoch haben Sie ſchon ſo viel geweint? Iſt das Leben hart zu Ihnen?“ Ihre Stirn ſenkte ſich tief, tief. i „Wie können Sie es wiſſen?“ Ein Flüſtern war es nur. „Ihre Augen verraten es! Ich habe immer ſehr gut in den Augen der Menſchen leſen können“, ſagte er, und ſeine Stimme klang weich. Da ſie nicht antwortete, ſetzte er hinzu:„Eigentlich müßte ich mich Ihnen wohl vor ſtellen. Da Sie aber den Trauring tragen, ſo erübrigt ſich das. Man kann ſich trotzdem kennenlernen. Der Name tut nichts zur Sache. Meinen Sie nicht auch?“ Magdalen dachte: Den Trauring? Ja, warum trage ich ihn denn? Ich will doch nicht mehr zu Friedrich Karl prüfend in ihr zuckendes, blaſſes Geſicht. „Das Wetter iſt vorüber. Oder beſſer, es wird gleich völlig vorüber ſein. Und im Leben iſt es genau ſo. Alles geht einmal vorüber, wird beſſer, ſchöner. Daran ſoll man 1 5 Würde man es nicht, hätte das ganze Leben keinen ert.“ „Sie haben wohl recht. Aber es kann auch ein Leben geben, an dem man zerbricht“, ſagte ſie. Ganz feſt nahm er ihre zuckenden Hände in die ſeinen. In ſeinen Augen ſtand ein großes, warmes Perſtehen. „Wie kann ein Mann Ihnen Leid zufügen? Muß er ſich nicht glücklich ſchätzen, Sie zu beſitzen?“ „Ich kann— darüber— nicht ſprechen. Ich kam nach— ich rettete mich in die Berge, um mich ſelbſt wieder⸗ zufinden.“ ö Sein Geſicht war finſter, als er fragte: „Und— haben Sie ſich gefunden?“ „Nicht, wie ich es wohl ſollte. Ich— weiß aber wenig⸗ ſtens wieder, was meine Pflicht iſt“, ſagte ſie matt. „Ja? Wirklich? Der Menſch ſollte ſich wohl Pflichten beugen, nur nicht dann, wo es um ſein Lebensglück geh. Das Glück läßt ſich nämlich niemals herbeizerren; es kommt von ſelbſt. Finanzielle Berechnung kann ganz beſtimmt niemals auf das Glück warten. Es wird nicht kommen. Ließen Sie Familie zurück in der Heimat, gnädige Frau?“ „Nein! Ich habe kein Kind!“ Sich vorbeugend, küßte er die kleine Rechte, die kalt und unruhig in der ſeinen lag. Er wußte jetzt, daß dieſe junge Frau, der zuliebe er die größten Torheiten hätte begehen können, tiefunglücklich war, und irgendeine Hoffnung regte ſich in ihm. 5 „Sie ſind noch ſehr jung, gnädige Frau. Wenn man jung iſt, nimmt man alles viel zu ſchwer. Erſt das Leben klärt ab, macht nachſichtiger“, ſagte er gedämpft, und der Klang ſeiner Stimme hüllte Magdalen in eine wohlige Müdigkeit. i ortſetzung folgt.) 6. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Jetzt bin ich wohl an der Stelle, vor der er mich warnt. Ich 15 vor einem rieſigen Minentrichter, und da packt mich doch das Entſetzen! Ein gräßliches Bild vor meinen Füßen! Viele, viele Menſchen liegen in der Tiefe, zum Teil über⸗ einander. Tote und Verwundete. Durch den Lärm der platzenden Granate zweiflungsvoll der Ruf nach Hilfe. „Sanftäter!“ Sanitäter!“. Wohl alle, die dort unten liegen, haben wie ich den Weg oben am Rande des Trichters benutzt, Sie ſind von den platzen⸗ den Schrapnells getroffen, hinabgeſtürzt. Verwundete verſuchen, ſich emporzuarbeiten. nicht dort unten ſterben. Ich ſehe nicht die Angſt auf ihren Geſichtern. Ich will nicht das Schickſal der anderen ſehen, das vielleicht ſchon in dieſer Sekunde mein eigenes iſt. Nur fort von hier! Weiter, weiter! Dort unten iſt der Hexenkeſſel, wo der Tod ſeine Ernte hält! Wer nicht flieht, iſt ihm verfallen! Jetzt weiß ich, weshalb die Schrapnells alle hauptſächlich ſein Ziel hatten. Alles, was von unſerer alten Stellung nach 5 will, muß dieſen Weg nehmen. Und alle rennen ins Ver⸗ rben. Niemandem von denen, die dort unten liegen, kann geholfen werden; wenn ſie nicht ſelber in ihrer Angſt verſuchen, ſich ſort⸗ ſchallt ver⸗ Sie wollen zuſchleppen, iſt ihr Schickſal beſiegelt. Wer hier helfen will, iſt ſelbſt des Todes! E Ich bin hindurch. Gott ſei Dank! Und nun erkenne ich: den Graben, den ich jetzt entlang⸗ ſtürme, haben wir erſt vor kurzem im Morgengrauen gegraben, als der Engländer den Rieſentrichter ſprengte. Gleich muß ich in unſerer alten Stellung ſein. Fremde Truppen liegen in unſeren Gräben. Man will wiſſen, wie es vorn ausſieht, ob wir viele Verluſte haben. Ich perſchte in Eile. Nach dem Unterſtand will ich, wo das Mineral⸗ waſſer iſt; und nach wiederholtem Fragen, finde ich ihn. in ſehr erhitzt, und der Schweiß rinnt mir über das Geſicht. Es wird nicht gut ſein, ſich gleich über das kühle Naß Nene doch das überlegt man ſich nicht! f Das Waſſer iſt eiskalt! Ja, wenn wir das vorn hätten! Ich trinke mich richtig ſatt, bis ich nicht mehr kann. So, das wird vorläufig reichen. Dann packe ich mir meinen Ruckſack voll, lege Sandſäcke dazwiſchen, daß die Flaſchen nicht gegen⸗ einander kollern, und dann geht es zurück. Ja, ich muß den Weg noch einmal machen! Ich überlege. Ob ich vielleicht noch ein Stück in unſerer alten Stellung entlanggehe und verſuche, auf einem anderen Wege nach vorn zu kommen? b i 5 Aber wer weiß, wie da die Ausſichten ſind? Hier kann ich mich nicht verlaufen und finde meine Gruppe beſtimmt am ſchnellſten. 155 Wo der kleine Graben, der nach dem Trichter führt, von unſerer Stellung abzweigt, iſt ein Unterſtand. Dort werde ich einen Augenblick raſten und auf die Lage ſpannen. 5 Auch in unſerer alten Stellung laufe ich ſchon durch die Gräben, denn der Engländer ſchießt heftig, und unſere Gräben hat er böſe beharkt. 1 So, jetzt bin ich bei dem Unterſtand angelangt. Noch einmal lüfte ich meine Feldmütze, trockne Geſicht und Bruſt ab. Einen Schluck nehme ich noch aus der Flaſche, die ich in der Hand halte— ich habe ſchon wieder Durſt—, und dann will ich durch den Trichter. Ich habe mir überlegt: mehrere Schrapnells platzen kurz intereinander, dann kommt eine kurze Pauſe, bis wieder eine adung kommt. Dieſen günſtigen Augenblick will ich ausnutzen. Vielleicht habe ich Glück. 2 Zwei Melder kommen atemlos angelaufen. Auch ſie wollen für einen kurzen Augenblick Luft ſchöpfen. Ich ſage ihnen, wie ich es machen will. Und will mich in Trab ſetzen. Laß uns erſt durch“, ſagt der eine,„wir haben es eilig!“ Warum ſoll ich ihnen nicht den Gefallen tun? Dann, gleich hinterher, wo ich annehme, daß ſie ſich ſchon in Sicherheit gebracht haben, wage ich den Lauf. Ich halte den Augenblick für günſtig. 0 m Ausgange des kleinen Grabens, kurz bevor er in den Trichter mündet, rennt jemand direkt gegen mich. Es iſt einer der Melder. Er ſtößt mich rückſichtslos zurück und haſtet weiter. Warum iſt er nicht vorwärts gelaufen?. Aber hier iſt keine Zeit zum Grübeln. Sekunden entſcheiden 1 05 das Leben! Weiter alſo, bevor die nächſten Schrapnells ben. 1 0 Der Weg iſt ſchmal und unten die Tiefe. Es wäre peinlich, wenn man ſtolpert und herunterkollert. Schon bin ich halb durch, da ſtockt mein Cult 1 Gegen die Böſchung gelehnt, liegt ein Soldat quer über den Weg. Sein Kopf liegt gegen die Erde, als wenn er ruht, und ſein Gehirn iſt freigelegt. 5. Im erſten Augenblick, als ich das Schreckliche ſehe, bin ich wie erſtarrt. Dann will ich zurücklaufen, wie ſein Kamerad, der, von Grauen erfaßt, um ſein Leben lief. 0 Doch ſchon kommt die Ueberlegung. Halb biſt du ſchon durch, alſo weiter! Der Rückweg iſt ja genau ſo gefährlich. ch ſteige über den Toten hinweg und haſte vorwärts. N b die Schrapnells über mir platzen, ich weiß es nicht. Ich renne! Renne um mein Leben! 1 IX. Vergeltung. Dann kam eine Nacht des Schreckens. 0 0 Selten habe ich empfunden, daß ſich das Grauen ſo ins Hirn frißt wie da. *. Gegen Abend wird eine Parole durchgegeben, die alle gern hören: Dieſe Nacht um halb zwei Uhr werden wir abgelöſt! Ja, aber wer dann noch lebt! f. Die Sonne geht unter, und es wird ruhig an der Front. Ift es genug für heute?. 1 Will der Tommy vielleicht bei anbrechender Dunkelheit ohne Artillerieunterſtützung einen überraſchenden Angriff wagen? In weitem Bogen gehen dauernd Leuchtraketen hoch. Wir haben ja n keinen Drahtwerhau vor unſerer Stellung, da müſſen wir ſcharf aufpaſſen. 1 5 chade, daß wir nicht ſchon früher abgelöſt werden, da würden wir vielleicht noch mi: heiler Haut davonkommen. Na, wir können ja nichts daran ändern. Bis halb zwei Uhr ſind es ja auch nur wenige Stunden.. Mein Bein ſchmerzt. Die Wade iſt ſtark angeſchwollen, viel⸗ leicht durch die de wan als ich nach unſerer Stellung ge⸗ dea den rar. Ich habe den Stieſelſchaft ein Stück aufgeſchnitten. „das iſt ja aber alles nicht ſo wichtig. * von Rudolf Nehls Copyright by Martin Feuchtwanger Halle(Saale) Das Erleben eines Frontsold aten Da ſchlagen Granaten ein. Geht es jetzt los? Wirklich, der Tanz beginnt! Granaten und Schrapnells ſpielen dazu auf. Krachend ſcheint die Erde Feuer zu ſpeien, und über uns zerreißt greller Lichtſchein die Dunkelheit. Granaten wühlen ſich in die Erde, und platzende Schrap— nells überſchütten uns mit einem Hagel von Blei. Ich habe mir eine dicke Bohle beſorgt und quer über den Graben gelegt. Darunter hocken wir mit mehreren Mann. Jeder macht ſich ſo klein, wie es nur geht. Immer mehr Eiſen wirft der Engländer herüber. Er muß in aller Eile unheimlich viel Artillerie zuſammengezogen haben. Damit trommelt er auf unſere Stellung, was die Ge— ſchütze hergeben wollen. Wir haben auch unzählige Batterien hinter uns, die die engliſche Artillerie in Schach halten könnten, aber wir kennen ja den Standort der feindlichen Kanonen nicht. Was hat es für einen Zweck, daß unſere Geſchütze Verderben ſpeien, denn es iſt ja nur Zufall, wenn unſere Granaten die engliſchen Batterien treffen. Aber der Engländer weiß haargenau, wo ſeine Stellung iſt. Und kurz davor iſt unſer neuer Graben. Er braucht nur zu ſchießen, dann trifft er immer! enen weiß man, wie es hätte gemacht werden müſſen. Wären wir einfach dreißig Meter weiter vorgegangen, hätte uns ſein Feuer vielleicht nicht geſchadet. Weshalb kam nie— mand auf dieſe Idee? Immer und immer wieder ſehe ich auf das Leuchtzifferblatt meiner Uhr. Wie doch die Zeit ſchleicht! Bis halb zwei Uhr iſt eine halbe Ewigkeit. Unſere Gruppe hat bisher keine Verluſte erlitten, aber von beiden Seiten drängen die Kameraden ſich zuſammen. Dort funkt er dauernd in den Graben. Unſer Hauptmann iſt bei uns und verſucht, uns durch ein Scherzwort aufzumuntern, wenn für Sekunden das Krachen der berſtenden Granaten aufhört. Er weiſt uns darauf hin, daß in wenigen Stunden die Ablöſung kommt.: Aber was ſind Stunden für eine entſetzlich lange Zeit, wo Minuten Ewigkeiten bedeuten! Da plötzlich übertönt allen Geräuſch. f Es pfeift und ziſcht, als ob Kohlenſäure ſich aus vielen, vielen Stahlflaſchen einen Ausweg ſucht. Fauchend kommt es durch die Luft mit gewaltigem Getöſe, als ob rieſige Motoren ohrenbetäubend ſurren. Schwillt an zu heulendem Fauchen, das lähmenden Schrecken verbreitet. Als ob wütende Ungeheuer aus der Finſternis auf uns zu⸗ ſtürzten, kommt es dahergeraſt!. Wir kriechen zitternd in uns ſelbſt zuſammen, denn darüber ſind wir uns klar: Jetzt kommt das Ende!. Und ich weiß, das iſt eines der rieſigen, unheimlichen Ge⸗ ſchoſſe, von denen er uns ſchon am Nachmittag eines herüber⸗ ſandte. Wir halten den Atem an! Gleich wird ſich unſer Schickſal erfüllen. 0 Jetzt dröhnt die Erde und wankt unter unſeren Füßen! In furchtbarem Anprall hat ſich ein rieſiges Geſchoß kurz vor unſerem Graben in die Erde gebohrt. N 7 Aber das heulende Pfeifen hört nicht auf. Die Luft iſt noch erfüllt von dem gräßlichen Ton, da ſchlägt ſchon ein zweiter Koloß ein. Und ein dritter folgt, und noch einer! Dann iſt alles ruhig. Ruhig?! Das Einſchlagen der Granaten, das Platzen der Schrapnells erſcheint uns auf einmal ſo geringfügig im Vergleich zu dem, was wir ſoeben erlebt haben. 5 Erleichtert atmen wir auf und können es kaum faſſen, daß wir noch am Leben ſind. Ja, wir ſind noch alle beiſammen und rufen uns gegenſeitig unſere Vermutungen zu, was das für rieſige Geſchütze ſein müſſen, die ſolche gewaltigen Ge⸗ ſchoſſe ſchleudern.„ 1. „Ein Glück, daß die Dinger nicht krepiert ſind“, meint einer, „dann wären wir alle nicht mehr.“ „Die ſind nicht geplatzt?“ frage ich.. N 43 5 Der am Nachmittag vermutet hat, daß es ein Schifſsgeſchütz ſei, das den erſten Schuß abgegeben hat, ſag!: f „Waren alles Blindgänger. Menſch, ſonſt.. Die Granaten ſind für Panzerplatten eingerichtet und müſſen großen Wider⸗ ſtand finden, ſonſt krepieren ſie nicht.“ 1 Vielleicht „Dort, halb links, ſchießt eine Batterie!“ ruft einer der Kameraden.„Das wird ſie ſein— paßt auf! In Richtung Arras!“ N 5 ö Zweimal habe ich es noch aufblitzen ſehen. Alle ſtieren wir in der angegebenen Richtung in die Dunkelheit. Wenn es zu⸗ trifft, müſſen wir das Kommen der Granaten gleich hören können. Wirklich, da heult es heran! 5 f Es iſt, als wenn teufliſche Mächte entfeſſelt ſeien und Freude daran hätten, uns arme Menſchenkinder zu. Tode zu ängſtigen, bevor uns das Eiſen in Stücke reißt. Beim Nahen Lärm ein eigentümliches Ich weiß nicht, ob das zutrifft, was er erzählt. hat er recht. der Ungeheuer, die uns mit gewaltigem Vernichtungswillen zerſchmettern wollen, kann man wahnſinnig werden. Jetzt ſind ſie da! Der erſte Koloß der vier hat ſich etwas rechts von uns in die Erde gewühlt, die drei anderen ſind noch weiter abſeits eingeſchlagen. Wir atmen auf. Unſer Hauptmann hat genau beobachtet. „Zwiſchen Abſchuß und Einſchlag ſind es Sekunden“, belehrt er uns. Ja was nützt uns das? Sie kommen, und das iſt ſchlimm genug „Da! Jetzt!“ ruft einer, und alle ſtarren hinüber, wo das Mündungsfeuer aufblitzt. Niemand ſagt ein Wort; aber es iſt wohl kein einziger unter uns, der nicht im ſtillen mitzählt. Eins... zwei.. drei Noch hört man nichts, denn um uns her dröhnt ja ſowieſo der Lärm der einſchlagenden Granaten. Der Tommy trommelt! Vier.. fünf Fauchend kommt der Tod gezogen.. Sechs..! Das Grauen eilt vorweg... Sieben...! Totbereit erwarten wir den Streich des Henkers. Acht Jetzt Der Boden dröhnt, und Erde ſtürzt auf uns. Da löſt ſich unſere Erſtarrung. Wir können denken, alſo leben wir! Mit verzweifelter Kraft ſpringen wir auf. Wir wollen noch nicht ſterben! Wir wollen nicht lebendig begraben ſein! Wir ſchütteln die Erdſchollen von uns... noch ſind wir un⸗ verſehrt. Die Grabenwand iſt von der Erſchütterung eingefallen. Ein genau acht Glück, daß der Graben ſo flach war. Man muß ſich vielleicht lieber im letzten Augenblick auſ⸗ richten, anſtatt ſich auf der Grabenſohle zu verkriechen. Aber man will doch auch nicht von den platzenden Schrapnells ge⸗ troffen werden! Dettman umklammert meinen Arm und zeigt wortlos nach drüben, wo es wieder aufblitzt. Ja, ja, das Spiel wird ſo weiter gehen in ununterbrochener Folge, ſo ſchnell die engliſchen Kanoniere laden können. Sie üben Vergeltung für die vielen— vielen Kameraden, die wir geſtern gemordet. Und wir liegen ſtundenlang ſo in der zerſchoſſenen Erde und warten auf das Ende. Wir ſterben lebend hundertſachen T Tod 4 Meine Uhr zeigt zwei an. Wir leben noch immer. Wie durch ein Wunder iſt niemand von unſerer Gruppe getötet oder verwundet worden. Vor einer halben Stunde hätten wir ſchon abgelöſt werden müſſen; aber da fragt niemand danach. Wohin hätten wir uns wenden ſollen, wo jeder Schritt ins Verderben führt! Da ſchieben ſich haſtend dunkle Geſtalten zwiſchen uns. „Erſtes Bataillon Reſerve ſechsundachtzig?“ ruſt jemand durch die Dunkelheit. Unſer Hauptmann, der die meiſte Zeit bei unſerer Gruppe geweſen iſt, antwortet. Es iſt die Ablöſung, dke wir geſtern abend ſo ſehnlichſt herbeigewünſcht hatten. Immer mehr Kameraden haſten an uns vorbei. Sie wollen nach dem erſten Graben und denken an Unterſtände und Schutz. Sie ahnen nicht, daß ſie hier ſchon am Ziel ſind! Dann, als es ihnen geſagt wird, daß ſie hierbleiben müſſen, hört man ſie ſchimpfen und fluchen. Jetzt wollen ſie wenigſtens Platz haben. Wir ſollen aus dem Graben heraus— und dabei ſind es doch nur elende Trümmer. Auf engem Raum liegen wir zuſammengeballt. Niemand weiß, was links und rechts von uns vor ſich geht. Sind dort überhaupt noch Soldaten von uns? Liegen wir nicht ganz ver⸗ laſſen hier in der Dunkelheit, während die anderen ſchon längſt tot oder getürmt ſind? Unſer Hauptmann hat uns geſagt, daß wir die Stellung räumen können. Jeder ſoll ſehen, wie er ſich durchſchlägt. In unſerer Reſerveſtellung wollen wir uns ſammeln. Plötzlich kommt wieder vierfach der fliegende Tod! Neben mir liegt ein alter Landwehrmann der ſriſchen Truppen. Er hat ſich ganz zuſammengekauert und denkt, daß jetzt das Ende kommt. Er zittert wie im Schüttelfroſt. Er ſchluchzt und weint laut. Dazwiſchen höre ich ihn beten. Iſt es nicht zu begreifen, wo er ſich ſagt, daß er vielleicht ſchon im nächſten Augenblick vor ſeinem Richter ſteht? Bis nach drei Uhr haben wir noch im Feuer gelegen, und erſt als eine Granate in den Graben fällt, die unter der neuen Beſatzung Opfer fordert, faſſen wir den Entſchluß, der Hölle zu entfliehen. Aber nicht direkt auf unſere alte Stellung zu wollen wir laufen, ſondern noch ein Stück im Graben weiter entlang, um erſt dann im rechten Winkel nach rückwärts zu eilen. In der Dunkelheit kann man unmöglich durch den Trichter! Und über⸗ haupt ſcheint es mir, als ob das engliſche Feuer beſonders auf die Gegend um den Trichter konzentriert ſei. Wir ſind vier Mann, die zuſammenbleiben wollen. Ich bin der Aelteſte. Dann iſt Dettman da. Außerdem ein Kamerad aus der Hamburger Gegend— er will Jockei werden— und ein kleiner Freiwilliger. Wir ſetzen uns in Marſch. Die Front iſt von vielen Leuchtkugeln erhellt. Die neue Be⸗ ſatzung vermutet einen engliſchen Angriff. Doch der wird ſicher erſt im Morgengrauen erfolgen. Platzende Schrapnells werfen grelle Lichter. Der Graben weiter rechts iſt nicht heſetzt. Man hat über⸗ haupt Mühe, ihm zu folgen; er iſt völlig eingeſchoſſen, und viele Kameraden ſind tot oder verwundet, halb verſchüttet. Aber man will das Elend nicht ſehen. Helfen kann man ja doch nicht. Es iſt eben Krieg. Verdammt noch mal, ein gräßliches und unbarmherziges Morden! Ich renne in großen Sätzen voraus— und die anderen folgen. Ich will keinen der Unglücklichen treten, die tot oder ver⸗ wundet am Boden liegen, und ſpringe ausweichend bald hier⸗ hin, bald dorthin. Plötzlich ſchreit ein Menſch unter meinen Füßen. Ver⸗ zweiflungsvoll wie ein krankes Tier.„Ick bün ja nich dot!“ Schon bin ich weiter. Das Entſetzen haſtet hinter mir her. Die platzenden Granaten jagen mich weiter. Wie unſäglich gräßlich iſt das! Da— als ich von einer Erdſcholle zur anderen ſpringen will, bleibe ich plötzlich ſtehen. Vor mir liegt 1 7 ein Menſch. Er ſieht mich. Oder ſind es nur Worte, die er immer wiederholend ſpricht? „Kamerad! Kamera-—ad! Mien Bein! Verbinn' mie mien Bein! O Gott, o Gott! Mien Mudder, mien Mudder!“ Er liegt auf dem Rücken. Den kurzen Stumpf ſeines ab⸗ geſchoſſenen Beines hält er hoch. Dies Elend! Dies furchtbare Elend! Ihm iſt nicht zu helfen. Er muß ſterben. Und er weiß es vielleicht!? „Gehb's nicht weiter?“ Die Kameraden rufen es. g Ja doch! Aber wir wollen jetzt abbiegen und quer; auf unſere alte Stellung zu, denn auf dem Graben liegt Granatſeuer, und das Zwiſchengelände beſtreut der Feind vielleicht nur mit Schrapnells.. Wir ſtürmen jetzt quer über das Feld. Es iſt ein, ach, ſo erbärmlicher Wettlauf um das Leben. Die Schrapnells jagen uns vor ſich her und platzen in unſerer Nähe. Da— grelles Feuer und ein ſcharfer Knall über uns! 1 1 15(Fortſetzung folgt.) 5 Dun von Gert Neibers„Die Wette um Eva“ 4 14. Fortſetzu ng. „Kardorf, du biſt ſeltſam verändert!“ „Du magſt recht haben. Ich habe in dieſer Nacht übe in Geſellſchaft war.“ .„Ja— aber verſuche doch noch einmal eine Verſtän⸗ digung.“ „Nein!“ „Weshalb nicht?“ „Weil es keinen Zweck hätte. Und überlege es dir doch recht. Sie hat es heute nicht mehr nötig, auf mich zu warten. Ihr Herz wird längſt gewählt haben. Nun iſt ſie furchtbar erſchrocken, daß ich plötzlich auftauche und Rechte geltend machen will, nachdem ich ſie ſolange als Luft Kannſt du ihr dieſen Stand⸗ punkt vielleicht verdenken? Ich beſtimmt nicht, nachdem ich neben mir behandelt habe. nir alles noch einmal reiflich überlegt habe. Ich fände es beiſpielsweiſe mehr als geſchmacklos, wenn ich mich ihr noch ein zweites Mal aufdrängen würde.“ 0„Ja, was ſoll aber dann nun werden?“ „Nichts! Jeder geht wieder ſeinen Weg, ſo wie es vor unſerem Treffen in Monte Carlo war. Das iſt doch ſehr einfach.“ „Kardorf! Klipp und klar eine offene, ehrliche Ant⸗ wort: Wäre es dir möglich, nur einer einzigen Frau zu leben?“ Kardorf ſah ihn groß an. Dann ſagte er: „Wenn du mir dieſe Frage vor einigen Tagen vor— gelegt hätteſt, dann hätte ich dich einfach ausgelacht. Heute aber ſage ich dir: Ja, es wäre ſehr gut möglich. Aber die, der ich jetzt treu ſein könnte, die will nichts mehr von mir wiſſen.“ „Das iſt ja zum Längelanghinſchlagen.“ Vanderfelde rannte im Zimmer hin und her. „Was ſoll man nur bloß machen? Das heißt, Dickköpfe ſeid ihr beide. Daß ſich nur keiner etwas vergibt! Nur ja nicht! Ich aber ſage dir: Verſuche es noch einmal! Du biſt ſchließlich der Mann. Dir kommt es zu, um die Frau die du liebſt, zu werben. Du liebſt deine Frau doch?“ s „Ja, Vanderfelde. Ich liebe die ſüße Frau, wie ich nie geglaubt hätte, eine Frau lieben zu können.“ „Dann iſt es ja gut.“ Vanderfelde ſetzte ſich wieder zufrieden in ſeinen Seſſel. Nun hatte er wenigſtens dieſes Geſtändnis des ſtolzen Kardorf in der Taſche. Damit ließ ſich doch vielleicht etwas anfangen. Er mußte einmal in Ruhe darüber nachdenken Nach einer Weile meinte er:. „Gehe doch noch einmal zu ihr, ſie...“ Er brach ab. Er durfte ſich dieſes Vertrauensbruches nicht ſchuldig machen. Beinah hätte er verraten, daß er durch Grete wußte, wie ſehr Eva ihren Mann noch immer liebte. Nein, Kardorf mußte den Weg zu ſeiner Frau allein finden, etwas anderes gab es nicht; er ſah das ein. „Du haſt eingeſehen, daß ich nicht zu Eva gehen kann, nach dem, was ich mir zuſchulden kommen ließ.“ „Das will ich nicht ſagen, Kardorf. Ich habe nur im letzten Augenblick eingeſehen, daß es beſſer iſt, wenn ich dir nicht länger zurede. Man verdient ſich dabei nämlich manchmal einen ſehr ſchlechten Lohn. So etwas muß jeder mit ſich ſelber abmachen. Und du haſt mir geſagt, Eva hat dich damals geliebt. Eine Frau, wie ſie, wechſelt ihre Liebe nicht wie ein Paar Handſchuhe. Das wollte ich dir nur noch ſagen. Ich muß jetzt gehen. Grete und ihre Mutter erwarten mich.“ „Du willſt vermutlich noch längere Zeit mit ihnen zuſammenbleiben. Ich reiſe ſobald wie möglich ab.“ „Wohin?“ „Nach Berlin.“ 5„Das trifft ſich ausgezeichnet. Frau Eva hat auch er— klärt. daß ſie nach Berlin will, und zwar ſo ſchnell wie möglich. Ich werde alſo mit dir zuſammen reiſen, ſobald die Damen mit Herrn von Volkmar abgereiſt ſind“, ſagte Vanderfelde ruhig, als handle es ſich um eine ganz ſelbſt⸗ verſtändliche Sache. 5 „Dann bleibe ich noch hier.“ „Auch ſchön. Bleibe alſo hier! Dann reiſe ich allein nach Berlin. Menſchen, die dem Glück durchaus den Rücken kehren wollen, die ſoll man ſich ſelber überlaſſen.“ »Vanderfelde, ſchweig! Ich ſage dir: Schweig. Du würdeſt anders ſprechen, wenn du wüßteſt, was ich ſeit geſtern gelitten habe.“ 0 Da ſchwieg Vanderfelde wirklich. Er drückte Kardorf zum Abſchied herzlich die Hand und ging dann hinaus. Kardorf aber ſchrieb an Eva ein paar Zeilen. Sie lauteten: 5 5 „Eva! Ich bitte Dich um Verzeihung. Der Ton war falſch ganz falſch, das weiß ich jetzt. Zu Dir hätte ich anders ſprechen müſſen. Ich habe noch nie in meinem Leben eine Frau um Verzeihung gebeten. Ich tue es jetzt, weil mir alles daran liegt, Deine Verzeihung zu erhalten. Ich liebe Dich, Eva. Dieſe Liebe hat nichts mit dem zu zun, was mich bisher zu anderen Frauen trieb. Sie iſt viel reiner, edler, und ich fühle es: Dir würde ich treu bleiben. In Hagenhöhe zuſammen mit Dir— es könnte kein größeres Glück für mich geben. Doch ich darf wohl W noch auf Deine Liebe hoffen, ich habe dazu kein Recht. Du haſt es mir zudem ſelbſt geſagt, daß zwiſchen uns jene unſelige Wette ſteht. Deine Liebe iſt mir ver⸗ loren, das Beſte, was die Welt mir bieten konnte. Dann alſo gewähre mir wenigſtens Deine Verzeihung, Eva. Ich wohne bis morgen hier; dann reiſe ich nach Nizza. Harald. Er las die Zeilen noch einmal durch, nickt i ie 3 1 e und ſie alsdann in einen Umſchlag. Dann übergab er 17 9055 Viertelſtunde ſpäter einem Boten des Blumengeſchäftes in dem er ſechs wundervolle, dunkelrote Chryſanthemen Nachdruck verboten. Trinkgeld an ſich und machte ſich ſchnell auf den Weg. ſah in die am Felſen hoch ſchäumenden Wogen und ſah G immer zwei blaue Augen, ein ſchönes, ovales eſicht. N Etelka Standhaſſy! Was war ſie ihm noch? Was war ſie ihm je geweſen? Und was waren ihm alle anderen h Na kel packte ihn. Warum mußte ſo vi im Leben des Mannes ſein? ee e Langſam ging er weiter. Grübelte darüber nach, warum er Eva nicht beachtet hatte, als ſie ſtill und wunſch⸗ los in Hagenhöhe neben ihm dahinlebte. Wie anders e 99 alles 10 5 Ob ſie ihm verzeihen würde? er ins Hotel zurückkam, war ſei rſte Frage etwas für ihn abgegeben ſei. g e Der Portier dienerte. „Nein, Herr Doktor. Ich hätte es in Empfang ge⸗ nommen, da ich ſeit früh Dienſt habe.“ „Es iſt gut, Bonari; ich danke Ihnen.“ . Harald Kardorf ſtieg die Treppe hinauf und wartete in dumpfer Unruhe. Wartete den ganzen Tag, den Abend die Nacht und den nächſten Tag. i Eva antwortete ihm nicht. Am ſelben Abend noch reiſte er ab. Als er ſeine Geld— angelegenheiten im Büro des Hotels regelte, hörte er neben ſich einen Herrn erzählen, daß geſtern ſchon wieder ein Mann tödlich von einem Auto überfahren worden ſei. Das ſei der vierte Unfall an dieſer Stelle, aber ge⸗ ändert würde nichts. a Kardorf hörte es und hörte es auch wieder nicht, weil fach 11 7 0 um Eva kreiſten. Sie hatte ihm nicht geſchrieben. Ob ſie wußte, wie ſehnſüchtig er asg e 0 ißte, wie ſehnſüchtig er darauf Als er an der Stelle vorüberfuhr, wo der arme Menſch geſtern verunglückt war, las eine alte Frau gerade Papier und ein paar vertrocknete Blumen zuſammen, und ſteckte alles in einen ſchmutzigen Sack. Harald Kardorfs reuevolle Zeilen an ſeine Frau verbrannten kurze Zeit darauf in einer kleinen Hütte mit anderem Papier zuſammen, und richteten einer alten Frau die karge Abendſuppe. * 15* N Eva war wieder in Berlin. Einige Tage wartete ſie, dann ſtattete ſie ihrem Schwiegervater einen Beſuch ab. Er war erſt vor einigen Tagen aus Nauheim zurück. Der Arzt hatte ihm energiſch geraten, die Kur zu gebrauchen, es müſſe auf alle Fälle einmal ohne die beiden Chefs gehen. Sichtlich erholt, begrüßte er Eva und küßte ſie herzlich. Als ſie ſich dann gegenüberſaßen, betrachtete er ſie forſchend. Da ſie ſchwieg, ſagte er endlich: „Ich freue mich ſehr, dich wieder zu ſehen, mein Kind. Du nimmſt es mir aber doch nicht übel, wenn ich dir gleich in der erſten Viertelſtunde ſage, daß ich mir unſer Wiederſehen etwas anders ausgedacht hatte? Du warſt doch mit Harald zuſammen in Monte?“ „Verzeih, Vater. Alle Mühe, deine große Güte war umſonſt. Harald kann keiner Frau eine große, echte Liebe geben. Dazu iſt er nun einmal nicht fähig, und es iſt edler 10 7 wenn er das offen zugibt, als wenn er heucheln irde.“ Kardorf der Aeltere ſaß ſprachlos da. wetterte er los: f„Ja, mein Kind, iſt er denn total übergeſchnappt? Denn mit fünf geſunden Sinnen läßt man eine Frau, wie dich doch nicht am Wege ſtehen?“ f Evas Lippen zuckten. „Das wollte er ja auch nicht. Ich kam ihm gerade recht als angenehme Abwechſlung. Das mußte ich natürlich zurückweiſen. Du verſtehſt mich, Vater?“ f„Kind, Kind, das iſt ja furchtbar! Wenn du wüßteſt, wie ich mich auf euch beide gefreut hatte! Wird denn der b c werden in dem Punkte, der die Frauen etrifft? Er mü i s ſi ert ſi 50 dialen lüßte doch bald wiſſen, was ſie wert ſind a„Es gibt viele ſchöne Frauen, Vater. Man kann ihnen nichts nachſagen, als daß ſie lebensluſtig und modern ſind. 0 viele Männer lieben eben Frauen, die nicht mit der Liebe zugleich auch die Treue verlangen. Harald gehört zu dieſen Männern. Wir dürfen ihm deshalb nicht böſe ſein, nur gehe ich nicht mehr nach Hagenhöhe zurück.“ „Ja, Kind, was willſt du denn machen? Doch nicht e ins Roſenhaus? Dort ſind wahrhaftig viel mehr e lieh 1 Gehe lieber nicht dorthin.“ „Ich hatte auch nicht die Abſi 5 1 J e i Be e ht die Abſicht, Vater. Ich wollte hier 5„Natürlich, Kind, das wird dann in dieſem Falle das Beſte ſein. In meiner Villa wäre für dich Platz, doch das 11 0 10 15 Haralds willen nicht mögen. Die Wohnungs⸗ wierig, mein Ki i i i i d e ein Kind. Eine eigene Wohnung wirſt be zu ihm auf. „Lieber Vater, ſorge dich nicht um mi bei Frau von Volkmar wohnen. 95 kann 1 7 edit Arbeit leben und brauche mich um nichts zu kümmern.“ „Ueberanſtrenge dich nicht. Ich ſetze dir eine Rente aus i 170 Harald nichts nehmen willſt, Eva.“. „Ich danke dir herzlich für deine Fü 5 muß arbeiten, damit ih gehe ee 155 10 1 ihre Hände. »Und ich hatte ſo ſchön geträumt, Eva. Wenn i Hagenhöhe käme, mich auszuruhen, dann 19 5 155 wilder Bengel auf meine Knie und ſieht mich mit Haralds dunklen Augen genau ſo fordernd an, wie ſein Vater es tat, wenn er durchaus etwas erzwingen wollte. Und ein kleines blondes Mädel ſchmiegt ſich an mich. Das ſoll nun Dann aber für Eva ausgeſucht hatte. Der Bote, ein zuverläſſiger, alles nicht ſein, Eva?“ älterer Mann, nahm Blumen, Brief ſowie ein reichliches 1 r arald Kardorf aber li alles mögliche nachgedacht, trotzdem ich bis gegen Morgen 1, ſeine Schwiegertochter der Frau von Volkmar geſprochen n— 1 daß Harald in Berlin eingetroffen ſel. Am gleichen Tagge ſeien ſie in der Oper, und dann ſei auch ins Weite. Hatte ſie denſelben Traum nicht auch ſchon ein⸗ mal geträumt? Große Tränen liefen über das ſchöne, ovale Geſicht, das, von der ſüdlichen Sonne nur ein klein wenig gebräunt, ein entzückendes Kolorit bot. Eva warf den Kopf zurück. „Vater, ich bin ſchuldlos daran, daß dein Traum ſich nicht erfüllt. Und Harald kann nichts dafür, daß ihm das Hätteſt du Harald doch niemals gezwungen, mich zu heiraten. Sein Leben iſt doch auch zerſtört, viel mehr als das meine. Denn was hatte ich denn zu verlieren? Aber er— er! Doch wir wollen ſchweigen davon. Geſtatteſt du, daß ich dir den wertvollen Schmuck wieder zurückgebe? Er war für einen anderen Zweck beſtimmt.“ g „Nein, Eva! Der Schmuck gehört dir! Für alle Zeiten gehört er dir! Kein Stück will ich davon zurück.“ i Eva gelang es nicht, den alten Herrn anderen Sinne zu machen. f„Ich bleibe dein Berater und dein Freund, Eva. Und ich bitte dich, jede Woche einmal zu mir zu kommen.“ „Ich komme, Vater.“ . E l f Eva reiſte für einige Tage nach Hagenhöhe, um noch einiges zu ordnen. Von hier aus ging ſie auch ins Roſen⸗ haus. Sie hatte den Eltern und der Schweſter kleine, wert⸗ volle Geſchenke mitgebracht, die große Freude hervorriefen. Brigitte zeigte mit merklichem Stolz den Ring, der breit und funkelnd an ihrer linken Hand ſaß. Sie hatte ſich mit Graf Oſten verlobt, und in Kürze ſollte die Hochzeit ſein. Brigitte war ſehr anſchmiegend. Das hatte ſeinen Grund darin, daß ſie eine größere Summe haben wollte, die, als ſie endlich damit herausrückte, Eva auch ſofort bewilligte. Und dann legte Eva ein Buch vor die Eltern hin. „Das ſchenke ich euch. Ich habe eine Widmung hinein⸗ geſchrieben. Lieber Papa, was ihr jetzt erhaltet, iſt nicht mehr Harald Kardorfs Geld. Ich glaube, es wird dich freuen, daß du von ihm nichts mehr zu nehmen brauchſt.“ Erſtaunen— Umarmungen— Tränen.. „Wie iſt das möglich, Eva?“ „Fragt nicht; es mußte alles ſo ſein.“ Der Vater ſah ſein Kind lange an. Dann fragte er: »Und Harald? Wo iſt er? Und wird— wird deine Ehe 9h gar geſchieden?“ „Nun, ch halte es für meine Pflicht, auszuharren, und ich glaube, auch Kardorf will 1 0 2 5 „Der Parvenü! Du müßteſt den Grafen Oſten ſehen, er paßt viel beſſer in unſere Familie als Kardorf. Wenn—“ Eva hatte ihr die Hand auf den Mund gelegt. i 5„Sage nichts gegen Harald Kardorf, liebſte Mama, ich liebe ihn mehr als mein Leben.“ Und ſchnell trat ſie auf die Terraſſe hinaus und ſah n e 5 5 nach Hagenhöhe hinüber. rinnen im Zimmer ſchwiegen ſie un i. mit großen Augen an. e e 1 5 ** e* 5 5 Zu Brigittes Hochzeit kam Eva, und die Schweſtern küßten ſich herzlich. Graf Oſten war auch fee jungen Schwägerin. Da er nichts über ihre Ehe wußte, meinte er bedauernd: Es ſei doch zu ſchade, daß Kardorf, durch dieſe lange, wichtige Geſchäftsreiſe verhindert ſei. Er lobte ihn und rühmte den guten Namen der Kardorfs über den grünen Klee. Er ſchien ſich merklich darüber zu freuen, daß Kardorf ſein Schwager war, was die Mutter und Brigitte mit erſtaunten Augen feſtſtellten. So war denn alles in Ordnung, und kein Menſch ahnte den wahren Zuſammenhang der Kardorfſchen Ehe. Nur die nächſten 88g 927 0 daß vielleicht ſchon in Kürze Schloß 5 öhe der Mittelpunkt eines i fehr ed punkt eines nachbarlichen Klatſches *. 1 E Eva war in Berlin. Das Leben im Hauſe der Frau 9e Das 5 Frau von Volkmar geſtaltete ſich ſehr angenehm für lie. Sie e ſich um nichts zu kümmern und konnte ganz ihrer Arbeit leben. Regelmäßig jede Woche einmal beſuchte ſie ihren Schwiegervater, der ſich ſtets freute, wenn ſie kam. Aus ſeinem Munde erfuhr ſie auch, daß Harald wieder in Hagenhöhe weilte. Sie ſaß mit blaſſen Lippen vor ihm. „Nun kann ich nicht mehr kommen, Vater, Harald kann eines Tages auch zu dir kommen und— ich könnte es nicht ertragen, ihm zu begegnen.“ Der alte Herr nickte ſchmerzlich. „Ich verſtehe dich, mein Kind. Aber ich werde Fran, von Volkmar bitten, mir zu geſtatten, daß ich dich ab und zu in ihrer Wohnung beſuche. Ich möchte auf keinen Fall unſere mir ſo lieb gewordenen Plauderſtündchen miſſen.“ e 8700 01 8 und dein Vorſchlag iſt ſehr gut ar. Frau von Volkmar wird ſt e ſich 1 zu können.“. „Na, dann wäre das alſo in Ordnung, mein Ki Sollte Harald kommen, dann i 1 c 1 2 1 0 darf ich ihm nichts aus⸗ „Es hätte keinen Zweck, Vater“, ſa i ck, ſagte Eva gequält. „Oder ja, ſollte euer Geſpräch einmal mich berühren dann ſage 9 0 18 bereit bin, ihn freizugeben“ „Weiter haſt du ihm nichts 2“ 5 „Nein!“ e „Es iſt gut, Eva.“ ** 0* Bereits einige Wochen ſpäter— Herr Kardorf hatte ſchon zweimal in der Wohnung Am gleichen Tage jeder Tag beſetzt, Das junge Weib antwortete nicht. Ihre Augen gingen! da Harald nur einige Tage bleiben könnte. (Foriſetzung folgt.) 3 sverbandes Heſſen im Reichsverband der Palit Preſſe fand im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ein Feſtakt ſtatt, an dem die Vertreter der Behörden, des Staa⸗ tes und der Stadt ſowie zahlreiche Ehrengäſte und die Bevölkerung Darnmſtadts lebhaften Anteil nahmen. Eingeleitet wurde der Feſt⸗ hakt mit einer Orcheſterdarbietung des Heſſi⸗ ſchen Landestheaters. Leben eines glücklichen Gatten und Vaters nicht liegt. teur Ackermann⸗Berlin. i f der Arbeit der Preſſe in der heutigen Zeit, die Preſſe im Kampf nach drei Fronten und zwar gehe der Kampf fitels 48, er gehe nach unten, denn der Leſer vorgefaßte Meinung wiederfinden und ſei un⸗ gehalten, all dritten gehe der Kampf gegen die wirtſchaft⸗ 5 pvertretern. Da Staatspräſident Dr. Adelung 1 verhindert waren, wurden Glückwünſche von ſprach Oberbürgermeiſter Müller Glückwünſche ner, Generalintendant Hartung vom Heſſiſchen rektor Stemmer für den Verkehrsverein Darm— Preſſeſeſt in Darmſtadt. 25 Jahre Landesverband Heſſen. Darmſtadt, 15. November. Anläßlich des 25jährigen, Jubiläums des ee e ee hielt die Begrüßungsanſprache. Im Anſchlu 90 af folgte eine Feſtanſprache von Chefredak⸗ Er gab ein Bild von ein Bild von der„Preſſefreiheit“ und zeichnete nach oben, denn die Preſſe ſei heute vielfach das Objekt des Ar⸗ wolle häufig aus der Zeitung ſeine perſönlich geh wenn dies nicht der Fall ſei; zum lichen Nöte. Es folgten dann Anſprachen von Behörden⸗ und der Vertreter des Reichs am Erſcheinen ihnen verleſen. Für die Stadt Darmſtadt aus. Ferner ſprachen Landtagspräſident Wer⸗ Landestheater, Dr. E. E. Hoffmann und Di⸗ ſtadt. Zum Schluß wurden Ehrenurkunden verliehen und zwar an Staatspräſident Dr. Adelung, an den Prälaten der Heſſiſchen Lan⸗ deslirche D. Dr. Dr. Diehl und an den Ehrenſenator der Techniſchen Hochſchule, Fa⸗ brikant Heinrich Zinkann. Im Anſchluß an den Feſtakt wurde als Kammerſpielaufführung des Heſſiſchen Landes⸗ theaters Schnitzlers„Literatur“ aufgeführt. Nachmittags fand ein Fußballmatch„Preſſe gegen Bühne“ ſtatt, ein Laienſpiel mit hu⸗ moriſtiſchem Einſchlag. Neues aus aller Welt. Schweres Brandunglück. Der Hochwaldort Schwarzenbach bei Trier wurde von einem ſchweren Brandunglück heimgeſucht. Vermutlich durch Kurzſchluß entſtand in ei⸗ nem aus fünf Anweſen beſtehenden Häuſer⸗ block Feuer, das bald drei Wohnhäuſer und ſämtliche Stallungen und Scheunen ergriffen hatte und vernichtete. Die obdachloſen Fami⸗ ſien wurden von Nachbarn aufgenommen. Große Erntevorräte und eine Menge land⸗ wirtſchaftlicher Maſchinen wurden vernichtet. Zwei Ratten ſetzen eine Skadt in Dunkel. Eine Stromſtörung, die die Stadt Velbert um die Mitternachtsſtunde vorübergehend in Dunkel gehüllt hatte, findet nunmehr ihre Aufklärung. Zwei„neugierige“ Ratten hat⸗ ten ſich in das Transformatorenhäuschen am Rathausplatz eingeſchlichen und waren zwiſchen die Hochſpannungsdrähte geraten. Dadurch war der Kurzſchluß, begleitet von einer heftigen Detonation und einem großen Feuerſchein entſtanden. Flugraketenſtart. Auf dem Tempe lho⸗ fer Flugplatz in Berlin führte der Osna⸗ brücker Ingenieur Tilling der Oeffentlichkeit die von ihm erbauten Flugraketen vor. Die erſte Rakete erreichte eine Höhe von 700 Me⸗ tern und ging dann, wie vorgeſehen, im Gleitflug wieder herunter. Der zweite Start hatte ſehr unter den immer ſtärker werden⸗ den Böen zu leiden. Der Abſchuß der dritten Rakete würde aus Sicherheitsgründen von der Flugpolizei unterſagt, da der Boden⸗ wind inzwiſchen auf 14 Sekundenmeter an⸗ geſchwollen war und ein Niedergehen der Rakete innerhalb der Zuſchauerplätze befürch⸗ tet wurde. Ueberfall auf einen Kohlenzug. In der Nähe von Petrikau(Polen) wurde von Arbeitsloſen ein Ueberfall auf einen vorbei⸗ fahrenden Kohlenzug verübt. Der den Zug begleitende Polizeibeamte machte von ſeiner Waffe Gebrauch und ſchoß zwei Arbeitsloſe nieder. Union⸗Film⸗Palaſt! Heute Kirchweihdienstag zum letzten Mal der Bombenerfolg. „Sein letztes Edelweiß“ Das Tagesgeſpräch auf Kirchweih waren zweifellos die prächtigen Kirchweihprogramme im beliebten Union. Heute geht nochmals der ergreifende Hans-Beck aden Großfilm„Sein letztes Edelweiß“ in Aufführung, ein unbeſchreib⸗ lic ſchönes Filmwerk mit fabelhafter Muſik⸗ illuſtration. Einer ſagt es dem andern, dieſen Film muß man geſehen haben! Deshalb iſt heute nochmals mit großer Beſucherzahl zu rech⸗ nen, denn es geht heute Abend alles zum„letz- ten Edelweiß“. Es gibt Andrang, darum ſichert Euch Plätze! Näheres im Inſerat. Auf zum Friedberg, 15. Nov. Um eine zweckmäßige Ausbildung der Feuerwehrleute zu erreichen, wurde mit Unterſtützung der Heſſiſchen Brand⸗ verſicherungskammer hier eine Feuerwehrfach⸗ ſchule gegründet, die den Unterricht am 5. Dezember aufnimmt. Es ſind zunächſt drei Lehrgänge mit je 30 Teilnehmern vorgeſehen. Bei 18 heſſiſchen Kreiſen entfallen im kom⸗ menden Winterhalbjahr auf jeden Kreisfeuer⸗ wehrverband fünf Teilnehmer, die in der Bergkaſerne untergebracht werden. * Letzte Nachrichten. Todesſprung eines Berliner Schülers. Saßznitz, 15. Nov. Der 17 jährige Schüler Herbert Kaufmann aus Berlin ſtürzte ſich vom Königsſtuhl auf Rügen in die Tiefe. Er war mit dem Zuge aus Berlin gekom⸗ men, und hatte in Saßnitz ein Mietauto bis Stubbenkammer genommen. Dort warf er ſeinen Mantel ab, tat ſeine Uhr und andere Sachen in die mit Büchern gefüllte Schul⸗ mappe und legte alles auf eine Bank, um dann plötzlich in Richtung des Feuerregen⸗ felſens abzuſpringen. Der Wagenbeſitzer konnte ihn nicht mehr an der Tat hindern. Der Abgeſtürzte wurde als Leiche geborgen, Exploſion. London, 15. Nov. Auf einer Kohlengrube in Uſhaw Moor(Grafſchaft Durham) ereig⸗ nete ſich eine Exploſion. Die Zahl der Opfer ſteht noch nicht feſt. Bisher wurden zwei Tote geborgen. Doppelmord. Die Mörder zünden das Haus ihrer Opfer an Neuſteftin, 15. Nov. Auf dem Grundſtücks des Landwirts in Trocken⸗Glienke entſtand ein Brand, der die Scheune und den Viehſtall mit allem Inven⸗ tar vernichtete. Als die herbeigeeilten Feuerwehrleute in das inzwiſchen ebenfalls in Brand geratene Wohnhaus eindran⸗ gen, fanden ſie im Schlafzimmer die beiden e in ihren Betten ſtark verkohlt tot auf. Das Zimmer ſelbſt war ein Bild der Ver⸗ wüſtung. Die Schränke waren aufgeriſſen und der Inhalt lag verſtreut im Jimmer um- her. Die Eheleute ſind aller Wahrſcheinlich⸗ keit nach von Einbrechern in ihren Bekten mit einem Beil erſchlagen worden. Um die Spu⸗ ren der Tat zu verwiſchen, haben die Täter in allen Räumen Brandherde gelegt. Vußtagsgedanken. Da Jeſus ihn ſah liegen und vernahm, daß er ſo lange gelegen hatte, ſpricht er zu ihm: „Willſt du geſund werden?“ Warum fragt denn der Herr dieſen Kranken? Er iſt immer der Seelſorger. Wir reden ſo oft von dem Segen des Leides. Wir tun recht daran. Aber das hat doch auch ſeine Ausnahmen. Leiden iſt eine Charakterprobe. Den einen läu⸗ tert es, den andern macht es hart. Den einen verklärt es, den andern verbittert es. Darum ſollten wir jedes Leid, das uns kommt, mit heiliger Furcht begrüßen. Das gilt auch von dem Leid, unter dem wir alle ſeufzen, unſerer Schwachheit und Sünde, unſerer Schuld vor Gott. Dieſes Leid fühlen wir umſo ſchmerz⸗ licher, je aufrichtiger und ernſter wir es neh⸗ men mit der ſtillen Einkehr bei uns ſelber, zu der uns der Bußtag aufruft, aber wir dürfen nicht vergeſſen, daß rechte Buße nicht nur die Gebrechen unſerer Seele aufdeckt, ſon⸗ dern auch den Willen ſtärken muß, den Le⸗ bensmut anfacht, uns die Frage ins Gewiſſen wirft: Willſt du geſund werden? Wollen! Das iſt es! Wenn wir nicht wol⸗ len, ſchickt uns Gott keine Erlöſungsſtunde. Doch wahre Willensbildung beruht nicht nur auf der Steigerung der Kraft, auch nicht in der Erziehung zur Beharrlichkeit. Sie muß das höchſte Ziel vor Augen haben. Nach oben— das muß die Loſung für unſeren Wil⸗ len werden. Aber dazu brauchen wir die Kraft von oben. In dieſen größten Kraft⸗ ſtrom, der noch immer durch die Welt geht, müſſen wir uns einſchalten. All mein Wunſch und all mein Wille gehn in Gottes Willen ein! Wiſſen Sie das? Nur 18 Jahre kann man eine Erfindung durch Patent ſchützen laſſen; nach Ablauf die⸗ ſer Zeit darf die Erfindung von jedermann benutzt werden. Im Jahre 1931 konnten wegen mangelhaf⸗ ter Adreſſierung rund 4 Millionen Briefe in Deutſchland dem Adreſſaten nicht einge⸗ händigt werden. ö Im Jahre 1929⸗30 wurden in Deutſchland 203 Frauen zu Aerztinnen approbiert. Aus den Nachbarländern. Kind in der Pfuhlgrube ertrunken. Am Samstag vormittag fiel W Töchterchen des Landwirts Ludwig Wagner hier im Hofe eines Nachbarn in die Pfuhl⸗ grube und konnte nur als Leiche geborgen „letzten Edelweiß“! werden. Oberhauſen(Bezirk Zweibrücken), 15. Nov. Politisches Allerlei. Berlin. Der Erſte Bundesführer des „Stahlhelm“, Franz Seldte, hat ſich auf Einladung der Königlich Italieniſchen Akade⸗ mie nach Rom begeben. Athen. Nach ſtürmiſch verlaufener Kam⸗ merſitzung wurde der neuen griechiſchen Regie⸗ rung Tſaldaris das Vertrauen der Kam⸗ mer ausgeſprochen. f Aus der Heimat. Gedenktage. 15. November. 1787 Der Komponiſt Chriſtoph Willibald Ritter von Gluck in Wien geſtorben. 1862 Der Dichter Gerhart Hauptmann in Salzbrunn geboren. 1862 Der Literaturhiſtoriker Adolf Bartels Prot. und kath.: Leopold. in Weſſelbrunn geboren. Sonnenaufg. 7.17 Sonnenunterg. 16.11 Mondunterg. 10.00 Mondaufg. 16.45 21. Verkehrsmittel als Krankheitsquelle Ueberall, wo die Menſchen in dichtgedräng⸗ ten Gruppen, in Anſammlungen, in Zimmern, Sälen, Büros, Wirtſchaften, Theatern, Kinos, Verſammlungen zuſammenſtehen oder— ſit⸗ zen, ſchaffen ſie ſich eine Atmoſphäre, die mit den Ausdünſtungen und Ausatmungsſtoffen und ⸗giften von ihnen allen geſpeiſt wird. Dieſe„Luft“ erneuert ſich wenig oder gar nicht, und zum Abſtrömen kommt es nur dann, wenn Zug entſteht. Am ſchlimmſten ſind dieſe, mit ſchweren geſundheitlichen Gefahren verknüpf⸗ ten Verhältniſſe in den Straßenbahn- und Untergrundbahnwagen. Hier müſſen die Men⸗ ſchen auf engſtem Raum immer wieder ihre eigene und die Ausatmungsluft der anderen einatmen, und zugleich damit auch alle nur möglichen und denkbaren Anreinlichkeiten: Pilze, Mikroben, Infektionskeime und An⸗ ſteckungsgiſte. Darin liegt zweifellos eine große Anſteckungs⸗ und Vergiftungsgefahr, beſon⸗ ders beim Stehen, weil die Annäherung hier umſo größer iſt und der Atem unmittelbar zu⸗ und einſtrömt. Beſonders in Zeiten von Grippe und Influenza wächſt die Gefahr ins Ungeheure; denn die Menſchen ſind nicht alle Naſenatmer. Im Grunde genommen handelt es ſich auch hierbei um eine Frage der Reinlichkeit. Reine Luft für Lunge und Haut! Zum Schutze der Volksgeſundheit ſollte daher mindeſtens die Kontrolle der Ueberfüllungsvorſchriften ſcharf gehandhabt werden und dieſe ſelbſt ſollten viel ſtrenger ſein als bisher. * Verbilligte Weihnachtsrückfahrkarten. Wie wir hören, ſind die Beratungen in der Reichsbahn über den verbilligten Weihnachts⸗ Die Verbilligung wird bei Löſung einer Rück⸗ fahrkarte ein Drittel des normalen Fahrpreiſes betragen, wobei für die Hinfahrt die Zeit vom 21. Dezember bis 1. Januar, für die Rückfahrt die Zeit vom 23. Dezember bis zum 10. Januar freiſteht. Die Arbeiterrückfahr⸗ karten werden auf die gleiche Zeit ausgedehnt, * Zur Frage des Zugabeweſens. Nach 8 1 Abf. 1, Satz 1 der Notverordnung über das Zugabeweſen vom 9. März 1932 iſt es verboten, im geſchäftlichen Verkehr neben einer Ware oder einer Leiſtung eine Zugabe (Ware oder Leiſtung) anzubieten, anzukün⸗ digen oder zu gewähren. Das gleiche gilt. wenn zur Verſchleierung der Zugabe eine Ware oder Leiſtung mit einer anderen Ware oder Leiſtung zu einem Geſamtpreis ange⸗ boten, angekündigt oder gewährt wird. Nach der Begründung liegt der Verdacht einer verſchleierten Zugabe dann nahe, wenn der in Betracht kommende Gegenſtand gegen ein Entgelt abgegeben wird, das hin⸗ ter dem ortsüblichen Preis für gleiche Waren oder Leiſtungen weſentlich zurück⸗ bleibt. Unter dem ortsüblichen Preis wird das Entgelt zu verſtehen ſein, das von der Mehrheit der einſchlägigen Unternehmungen eines beſtimmten räumlichen Bezirkes zur gleichen Zeit für Waren oder Leiſtungen gleicher Art und Güte verlangt wird. Wetterbericht. Eine Aenderung der allgemeinen Witte⸗ rung iſt dadurch zu erwarten, daß der Kern des HHochdrucks ſich verlagert hat und die Hoch⸗ neble zur Auflöſung gebracht werden. Wettervorherſage: Milder, trocken, vieler⸗ orts Aufheiterung. Sportnachrichten. Rüllſchau auf den Sonntag. Fußball. Bei den Verbandsſpielen gab es im Süden und Weſten nur wenige, dafür aber umſo bedeutſamere Entſcheidungen. So wurde der VfB. Karlsruhe von Raſtatt knapp ge⸗ ſchlagen, ſodaß für die beiden Karlsruher Alt⸗ meiſter die Teilnahme an den Endrunden ſo gut wie ſicher iſt. Aehnlich war es in Süd⸗ bayern, wo der DSV. München wertvolle Punkte an Teutonia verlor, während der un⸗ erwartete Sieg von Schweinfurt über die Spielvereiniauna Fürth die Favoritenſtellung reiſeverkehr nunmehr zum Abſchluß gelangt. der Fürther nichr zu geſahrben veriſtag, ba⸗ gegen aber dem 1. JC. Nürnberg die Mei⸗ ſterſchaft eigentlich ſchon jetzt brachte. In Mürttemberg kann dagegen die Niederlage des Tabellenführers gegen Böckingen für die Kik⸗ kers noch recht nachteilige Folgen haben. Am Rhein iſt an dem Endſieg von Waldhof nicht mehr zu zweifeln, dagegen wird der Kampf um den zweiten Platz nach der Niederlage von Phönix Ludwigshafen und dem Unentſchieden zwiſchen VfR. und Neckarau noch recht erbit⸗ tert werden. In der Saargruppe waren die Ergebniſſe für Pirmaſens und Kaiſerslautern gleichfalls äußerſt günſtig, denn FV. und Sfr. Saarbrücken mußten beide Niederlagen hin⸗ nehmen. Am Main ſollte in dieſem Jahre der FSV. wieder einmal zur Meiſterſchaft kom⸗ men, während die gegen Schluß jeder Saiſon vom Pech verfolgten Offenbacher wohl auch jetzt wieder mit dem dritten Platz vorlieb neh⸗ men müſſen. Da die Wormſer Vereinigten in Kaſtel verloren, werden FSV. Mainz und Wormatia Worms die Gruppe Heſſen bei den Endſpielen vertreten, ſofern hier nicht eine ganz überraſchende Wendung eintreten ſollte. Bei den norddeutſchen Meiſterſchafts⸗ ſpielen konnte der HSV. durch einen 3:0⸗ Sieg über St. Georg ſeine Poſition am Ta⸗ bellenanfang weiter befeſtigen. Im Weſer⸗ Jade⸗Bezirk mußte ſich der Tabellenführer Polizei Bremen von Germania Leer mit 2:1 ſchlagen laſſen. Holſtein Kiel ſiegte dagegen über Union Teutonia mit 4:0. Schalke 04 weilte beim Tabellenführer von Hannover⸗ Braunſchweig und konnte einen knappen 3:2⸗ Sieg über Arminia Hannover davontragen. Schwimmen. Am zweiten Tag des Internationalen Tref⸗ fens in Berlin ſiegte im 100 Meter Kraul der Ungar Szekely in einer Minute vor Schu⸗ bert⸗Breslau und Derichs⸗Köln. Das Herren⸗ Bruſtſchwimmen über 200 Meter ſicherte ſich der Göppinger Schwarz vor dem Hamburger Sietas und Wittenberg⸗Berlin. Das 400⸗ Meter⸗Herren⸗Kraulſchwimmen ſicherte ſich der Kölner Deiters vor Wefing und Eckſtein. Wei⸗ ßenſee 96 war ein zweites Mal, diesmal mit 6:3 über den 1. Wiener ASC. erfolgreich.— Ein Klubkampf zwiſchen dem 1. Frankfurter SC. und dem Karlsruher SV. ſah die Frank⸗ furter mit 40:35 Punkten ſiegreich, die Karls⸗ ruher ſtellten aber in der Schwellſtaffel eine neue Hallenbeſtzeit auf. Turnen. 8000 Zuſchauer Jahen am Sonntag nachmit⸗ tag in der Kaiſerdamm⸗Ausſtellungshalle in Berlin die Endkämpfe der 22 beſten deut⸗ ſchen Einzelturner um die Deutſche Geräte⸗ meiſterſchaft. Es wurden ganz großartige Lei⸗ ſtungen gezeigt, und die erſten drei Sieger waren ſich vollkommen gleichwertig. Mit einem halben Punktvorſprung wurde Frey⸗Bad Kreuznach mit 178,5 Punkten vor dem Frank⸗ furter Winter 178 und Steffens⸗Bremen 177 Punkten Deutſcher Meiſter. Den vierten Platz belegte der vorjährige deutſche Meiſter Krötzſch (jetzt Neu⸗Röſſen, Thüringen) mit 175, Punk⸗ ten vor Wedekind⸗Forſt, Haßler⸗Bornheim, Johnke-Berlin, Kleine⸗Leipzig, Gehns⸗Mainz⸗ Kaſtel, Sandrock⸗Immigrath, Lorenz⸗Hanno⸗ ver, Stutte⸗Eichen, Herrmann⸗Ulm, Kanis⸗Kö⸗ nigsberg, Popp⸗Schleiz, Hülß⸗Breslau, Volz⸗ Schwabach, Eſchwei⸗Pforzheim, Kindermann⸗ München, Mod-Berlin, Wertholz⸗Hann. Mün⸗ den und Schenk Brombach. Märkte und Vörſen. Bom 14. November. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Produkkenbörſe. Weizen 21.25; Roggen 16.50; Sommergerſte, füt Brauzwecke 18 bis 18.75; Hafer inl. 14 bis 14.50; Weizenmehl ſüdd. Spezial Null 29.75 bis 30.50; dto. niederrhein. 29.75 bis 30; Roggenmehl 23.75 bis 25; Weizenkleine 8, Roggenkleie 8.25; Soya⸗ ſchrot 11 bis 12.50; Palmkuchen 8.75; Erdnuß⸗ kuchen 12.50 bis 12.75; Heu ſüdd. 4.60 bis 4.80; Weizen⸗ und Roggenſtroh drahtgepreßt und ge⸗ bündelt 2.25 bis 2.50; Biertreber 10.75 alles per 100 kg. Tendenz ſtetig, Futtermittel befeſtigt. Frankfurter Schlachtviehmarkt. a Zufuhr: 1471 Rinder, davon 314 Ochſen, 131 Bullen, 557 Kühe, 469 Färſen, ferner 601 Kälber, 165 Schafe, 4426 Schweine. Preiſe pro 50 kg Le⸗ bendgewicht: Ochſen 29 bis 31, 25 bis 28, 22 bis 24; Bullen 26 bis 28, 22 bis 25; Kühe 24 bis 26, 20 bis 23, 17 bis 19, 13 bis 16; Färſen 29 bis 31, 25 bis 28, 22 bis 24; Kälber 37 bis 41, 32 bis 36, 26 bis 31; Schafe 22 bis 25, 18 bis 21: Schweine 40 bis 44, 40 bis 43, 38 bis 42, 35 bis 39. Marktverlauf: Rinder ruhig: Kälber und Schafe mittelmäßig geräumt; Schweine ſehr lang⸗ ſam, geringer Ueberſtand. Mannheimer Großviehmarkl. Zufuhr: 22 Ochſen, 195 Bullen, 303 Kühe, 435 Färſen, 785 Kälber, 105 Schafe, 2996 Schweine, 2 Ziegen, 50 Arbeitspferde, 65 Schlachtpferde. 5 pro 50 kg Lebendgewicht bzw. Stück: chſen 24 bis 32; Bullen 18 bis 25; Kühe 10 bis 24; Färſen 24 bis 33; Kälber 24 bis 41; Schafe 18 bis 25 Schweine 35 bis 45; Ziegen 10 bis 15: Arbeitspferde 300 bis 1200; Schlachtpferde 20 bis 110 Mark. Marktverlauf: Großvieh und Kälber ruhig, Ueberſtand; Schweine ruhig, kleiner Ueber ⸗ tand. f Mannheimer Produklenbörſe. Weizen inl. 22 bis 22.25; gocgen inl. 17.25 bis 17.50; Hafer inl. 14 uis 14.75; Sommergerſte inl. 19 bis 20; Futtergerſte 17.50 bis 17.75; gelber Platamais mit Sack 17.50 bis 17.75; ſüdd. Wei ⸗ zenmehl Spezial Null 30 bis 30.75; ſüdd. Weizen. 92 0 0 33 bis 33.25; ſüdd. eee 22 bis 22.25; Roggenmehl 60—70 proz. 22.50 bis 24.25; en fein 7.75 bis 8; Biertreber 10.75 bis 1 Erdnußkuchen 12.25.