Lokales 70 bis 80 Tabakbauern beſtraft. Wie wir erfahren, erhielten im Laufe dieſer Woche 70 bis 80 Tabakbauern von hier Straf⸗ zettel, weil ſie mehr Tabak anbauten als ihnen genehmigt war(Kontingent⸗Ueberſchreitung). Die Hälfte des mehrgebauten Tabaks wurde beſchlag⸗ nahmt und ſoll erſt bei Zahlung der Strafe freigegeben werden. * Der Biernheimer Tabak ver⸗ kauft. Am geſtrigen Dienſtag wurde bei der Tabakeinſchreibung in Karlsruhe der hieſige Tabak verkauft. Der Tabakbauverein! verkaufte an die Firma Landfried in Heidelberg und der Tabak- bauverein II und Ill an die Firma Brinkmann in Bremen. Als Preis wird 69 RM. per Zent- ner bezahlt. Für den Lorſcher Tabak wurden 70 RM. und für den Hüttenfelder Tabak 71 RM. per Zentner bezahlt. Dieſen Preis kann man als zufriedenſtellend für die Tabakbauern bezeichnen. „Sie gehen entſchieden zu weit, Herr Hageſtolz, wenn Sie behaupten, ſolche Pracht⸗ hausfrauen wie früher gebe es heute nicht mehr“ — ſagte Frau Lotte zu ihrem Tiſchgaſt, der ſich eben einen zweiten Teller von der ihm offenbar herrlich ſchmeckenden Suppe erbat.— Herr Hage⸗ ſtolz verneigte ſich—„es gibt Ausnahmen. Wie z. B. bringen Sie es nur fertig, dieſe delikate Suppe um 1 Uhr auf den Tiſch zu ſtellen, wenn Ihr Gatte um 12 Uhr 20 anruft, ob er noch mich, den verwöhnten Junggeſellen, mitbringen könne?“ Der Hausherr lächelt zufrieden:„Meine Frau könnte Ihnen jeden Tag im Monat eine andere, ebenſo ſchmackhafte und ebenſo ſchnell zubereitete Suppe vorſetzen. Sie ſehen mich un- gläubig an, Herr Hageſtolz?— Lotte, ſag Du das Zauberwort!“ Und Lotte flüſterte:„Maggi's Suppen.“ Freiw. Arbeitsdienſt in der Schlothlache. Nach langen Verhandlungen wurde geſtern der freiw. Arbeitsdienſt in der Schlothlache ge— nehmigt. Es werden in dieſem Dienſte 105 Jugendliche unter 25 Jahren Verwendung fin⸗ finden. Der Förderungsſatz beträgt bei koſten- freier Stellung eines Mittageſſens aber nicht 1.40 wie beantragt ſondern nur 1.25 Mk. Ob dies auf Einſpruch eines Viernheimer Mitbür⸗ gers am Miniſterium in Darmſtadt zurückzu⸗ führen iſt? Die Namen derer, die im Laufe werden jeweils am Arbeitsamt und im Schau⸗ kaſten an der Drehſcheibe bekanntgegeben. Für die Zubereitung des Mittageſſens iſt die Ein⸗ ſtellung von fünf Mädchen genehmigt. Dieſe erhalten den gleichen Förderungsſatz von 7.50 die Woche und das tägliche Mittageſſen. Zur Beruhigung aufgeregter Gemüter kann mitgeteilt werden, daß die Kathol. Jugend nicht Träger des Dienſtes iſt. f dieſer Welt. Es war einmal ein Walzer— Es war einmal ein Wien Das entzückendſte Märchen für große Leute, verſäumt es nicht, beſucht's noch heute. Wer über Kirchweih den Central-Film⸗ Palaſt beſuchte, war ſehr zufrieden. Es iſt ein wunderbares Stück die Tonſilm⸗Operette„Es war einmal ein Walzer.“ Und im kleinſten Geldbeutel fand man den Eintrittspreis dazu. Für 50 Pfg. wurde man drei Stunden köſtlich unterhalten und alle kamen auf ihre Rechnung, auch diejenigen, die am Montag durch eine Stö⸗ rung nicht mehr alles ſehen konnten, daran Herr Fieger nicht ſchuld war. Des großen Erfolges wegen, ſowie auf vielſeitigen Wunſch wird der Spielplan auf heute Mittwoch verlängert. Denn einer ſagt's dem andern: Das Kirchweihpro⸗ gramm im Central-Kino iſt wirklich großartig, das muß man geſehen haben, ich rate Dir, gehe heute noch rein, ſowas ſchönes darf man nicht verſäumen, zumal er heute nur noch 40 Pfg. koſtet. Alles beſucht noch heute Abend den Tonſilm⸗Kehraus im Central-⸗Film⸗Palaſt. NB. betr. Störung am Montag abend. Wie uns mitgeteilt wurde, hatte ſich im Orts- netz ein Zuleitungsdraht gelöſt, alsdann ſind die Motore heiß gelaufen und es mußte abge⸗ ſtellt werden. Dies alles iſt auf das Schuld- konto der Gemeinde zu ſchreiben. Herr Fieger war an dieſer Störung unſchuldig, was hiermit betont wird. Vereins⸗Anzeiger. Männergeſangverein 1846. Donnerstag abend 8 Uhr Vorſtands⸗ unö Vergnügungsaus⸗ ſchuß-Sitzung. ¼9 Uhr Singſtunde. Voll⸗ der nächſten drei Wochen eingeſtellt werden, Es gibt noch Märchen auf das Wahlergebnis in heſſen. Auch Gandhi wurde gewählt. Darmſtadt, 16. November. Zur Feſtſtellung des Ergebniſſes der Reichs⸗ kagswahl vom 6. November 1932 fand un⸗ ter dem Vorſitz des Kreiswahlleiters Mini⸗ ſterialrat Bornemann eine Sitzung des Kreis⸗ wahlausſchuſſes für den Wahlkreis 33 Volks⸗ ſtaat Heſſen ſtatt. Ministerialrat Bornemann teilte mit, daß in Heſſelbach i. O. eine Stö⸗ rung der Wahlhandlung vorkam. Dort wurde die Urne während der Wahlzeit geöffnet, weil ein Auswärtiger— was zu ſpät bemerkt wurde— dort irrtümlich gewählt hatte. Man nahm ſeinen Stimmzettel wieder aus der Urne. Das iſt unzuläſſig und wird dem Wahl⸗ prüfungsgericht vorgelegt. Von rechtswegen hätte der Irrtum protokolliert werden müſ⸗ ſen und nach Feſtſtellung des Wahlergebniſſes wäre dann der ſtärkſten Partei eine Stimme abgezogen worden. Wenn es mehrere Stim⸗ men geweſen wären, hätte der Abzug nach dem Dehond'ſchen Verfahren vorgenommen wer⸗ den müſſen. Als ungültig ſind zu Anrecht von einigen Wahlvorſtehern verſchiedene Wahlſcheine be⸗ zeichnet worden. So z. B. wenn bei der Anmerkung der Wähler ſein Zeichen wieder geſtrichen hat, ſei es weil er aufgeregt war, oder ſich in der Reihe irrte. Hier muß dem Wähler die Möglichkeit der Korrektur gegeben werden. Auch die Markierung außerhalb des Kreiſes iſt nicht zu beanſtanden. Manchmal iſt auch— weil der Bleiſtift abbrach— das Zeichen undeutlich geweſen, oder es war mit Tinte eingezeichnet und kopiert worden. Solche Schönheitsfehler ſollten exkannt und im Sinne des Wählers beachtet werden. Stimmen des⸗ halb ungültig zu erklären, weil im Umſchlag durch Verſehen der Wahlbehörde noch ein alter Wahlzettel lag, oder weil sämtliche Par⸗ teien bis auf die gewünſchte durchſtrichen wa⸗ ren, iſt nicht ſtatthaft. „Das endgültige Ergebnis für Heſſen ergibt ſich aus folgenden Zahlen: NSDAP. 329 52 1, SPD. 190 799, KPD. 112 334, Zentrum 114 365, Dn. 24726, Rad. Mittelſt. 719, D. V. P. 24 134, Staatsp. 6084, Chr. Soz. Bd. 9995, Reichsp. d. D. Mittelſt. 712, D. Landv. 2178. Gegenüber dem vorläufigen Ergebnis ergeben ſich demnach folgende Aenderungen und zwar mehr Stimmen für: NSDAP. 56, SPD. 128, KPD. 30, Zentrum 35, Dn. 17, Rad. Mittelſt. 2, DVP. 8, Staatsp. 4, Chr. Soz. Vd. 4. Stimmberechtigt waren 967 840, gültige Stimmen 819 046, ungültige Stim⸗ men 7892. zähliges Erſcheinen erwartet der Präſident Die ſtärkſte Veteiligung hatte der Kreis 1 Tautervach mit 8/02 Prozent, die geringſte Heppenheim mit 75,5 izt Oberheſfen wählte über, Starkenburg entſprechend und Rheinheſſen unter dem Landesduürchſchnitt. In Kirſchgarten, Kr. Alsfeld, war die Wahlde⸗ teiligung 100 Prozent, in Vöckelsbach, Kr. Heppenheim, nur 42,6 Prozent. Die Wahlpoeſie iſt faſt ganz geſchwunden. Auch Ludendorff und Gandhi haben Stimmen erhalten. f * Bei der Ermittlung der Mandatsziffern auf Grund der in den Sitzungen der Kreiswahl⸗ ausſchüſſe 1 Wahlergebniſſe iſt zu beachten, daß von den in Heſſen⸗Raſſau ab⸗ gegebenen Stimmen alle durch 60 000 nicht teilbaren Reſtſtimmen zur Verrechnung auf das Wahlergebnis von Heſſen⸗Darmſtadt über⸗ tragen werden, ſodaß Parteien, wie z. B. die Deutſche Volkspartei, die in Heſſen⸗Naſ⸗ au nicht genügend Stimmen für einen Kan⸗ idaten aufgebracht hat, durch die Verbin⸗ Hull mit Heſſen⸗Darmſtadt ein Mandat er⸗ d 0 Geſetzgebungsausſchuß des Heſſiſchen Landtags. Darmſtadt, 16. Nov. Der Geſetzgebungs⸗ ausſchuß des Landtages iſt für Donnerstag, den 17. November, vormittags 10 Uhr, ein⸗ berufen. Die Tagesordnung umfaßt 21 Punkte und zwar Eingaben wegen Strafſachen. Stundung der Reichs winzerkredite. Das heſſiſche Miniſterium der Finanzen, Abteilung für Landwirtſchaft, gibt bekannt, daß die am 15. November 1932 fällige erſte Tilgungsrate und die weiteren Tilgungsraten der verzinslichen und unverzinslichen Reichs⸗ winzerkredite für ein weiteres Jahr geſtun⸗ det werden. Die erſte Tilgungsrate iſt daher falt am 15. November 1933 zur Rückzahlung ällig. Keine Tanzmuſik am Totenſonntag. Der heſſiſche Miniſter des Innern hat an⸗ geordnet, daß für den Totenſonntag(20. Nov.) und 1. Weihnachtsfeiertag(25. Dez.) die Er⸗ laubnis zur Abhaltung von Tanzmuſik nicht erteilt werden darf. Für den Totenſonntag iſt die Abhaltung von Konzerten und Thea⸗ tervorführungen gänzlich unterſagt. Lichtbil⸗ dervorführungen ſind nur inſoweit geſtattet, als ſie ernſten und belehrenden Inhalts ſind, was durch Vorlage eines Lampe⸗Scheines nach⸗ gewieſen werden muß. Das Ur dlanie AHrchweit-Jonm-Propamm heute letztmals im Central- Filmpalast En Besuch noch Heute lonnt ssen. 1 Fla für dd Pig 7 7 Go/ segne diesen Bund/ Für die uns anldhßlidi unserer Ve mad hlung in so reichem Maße ÜUbermit- ſellen Güctwünscie und Geschenke insbe- sonders der Frejw. Saniſaſskolonne für die qargebrachſe Ovalion herzlichen Dank. Adam Veiß u. Frau 5 Jhierese geb. Friedrich 9 E 5 Tabakbauverein III (Trauben). Unſeren Mitgliedern zur Kenntnis, daß der Vereinstabak verkauft iſt. Wir erwarten, daß der Tabak welcher noch unter Dach hängt, ſchnell⸗ ſteus abgehängt, gebüſchelt und ſortiert wird, da die Zeit ſoweit vorgeſchritten u. das Wetter unſicher iſt. Auch ſoll die Ware in den nächſten Tagen zur Ablieferung kommen. Der Vorſt. S S DS die gut gekleidet gehen tragen Fertig⸗ kleidung nur von Steiert. Ulster-Paleiot moderne Facons 29 erſtkaſſig gearbeitet Mk. 39, 35,* Hüte mr. 3.20, 2.0 2,50 Mützen Mr. 1.10, 0%/. 0,85 Kragen 3 Sun. 1. Selhsthinder grofle Auswahl. Neue, moderne Deſſins von 9.40 an. Marl Steiert Herren M-oden—— Berufskleidung Schulſtraße 6 Telefon 112 l ö f f S O — m 4 A Deplohungen U Hoenpelen empfehle 2 dunende ſopiplanzen, Blumenkörbchen Falmen, Immertännchen usw. Für Brautleute Brautbuketts zu ermäßigten Preiſen. lob. Marl Hemnf 2 Gartenbau Wasserstr. 45 Nen Bekanntmachung. Betr.: Waſſerleitung; hier Sicherung der Haus⸗ leitung gegen Froſt. Mit Eintritt der kälteren Jahreszeit machen wir die Hausbeſitzer darauf aufmerkſam, die auf ihrem Grundſtück befindlichen Waſſerleitungs⸗ einrichtungen rechtzeitig und ausreichend gegen Froſt zu ſichern. Die Kellerfenſter ſind zu ſchließen und mit ſchlechten Wärmeleitern Stroh, Holzwolle, Lumpen etc. abzudichten. Garten- leitungen ſind vor Eintritt des Winters zu ent⸗ leeren und während des Winters leer zu hal⸗ ten. Die Waſſermeſſerſchächte ſind mit doppel⸗ tem Deckel zu verſehen und die darin unterge⸗ brachten Waſſermeſſer beſonders mit ſchlechten Wärmeleitern zu umwickeln. Ausdrücklich weiſen wir darauf hin, daß die Hausbeſitzer auf Grund der Waſſerbezugs⸗ ordnung verpflichtet ſind, ſämtliche auf ihren Grundſtücken angebrachten Waſſerleitungseinrich⸗ tungen, insbeſondere die Waſſermeſſer, ausrei⸗ chend gegen 1 zu ſichern und auch ſonſt vor jedweder Beſchädigung zu ſchützen. Die Koſten für auftretende Froſtſchäden ſind in allen Fäl⸗ len vom Hausbeſitzer zu tragen. Es liegt daher im eigenen Intereſſe der Hausbeſitzer, geeignete Schutzmaßnahmen zu tref⸗ fen, um vor unnötigen Koſten und unliebſamen Störungen in der Waſſerverſorgung bewahrt zu bleiben. i Viernheim, den 11. Nov. 1932. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Vereins⸗ u. Trainingsabende d. Sport⸗ vereinigung Amicitia 09 e. B. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Abteilung Fußball: Mittwoch nachm. 2 Uhr: Training der Schüler. 4 Uhr: Training der 2., 4. und 5. Mannſch. 8 Uhr: Spielausſchuß. Donnerstag: 4 Uhr Training der 1. u. 3. M: Freitag: 4 Uhr Training der Jugend. Abteilung Kraftſport: Mittwoch u. Freitag abend: Training im Lokal. Vorſchau: Samstag abend Ringkämpfe in Hockenheim. Sonntag kommt 08 Mannheim! Im Haus- Nikolaus Helbig 10. Hehrben Nonlrapen und gelbfleiſchige SPelscharfoflel Zentnerweiſe abzugeben Ferd. Lamberth Waſſerſtraße 28 empfiehlt ſich Mannheimerſtraße 11 vis a vis vom alten Pfarrhaus. Suenon Sie geld: wie 1. 2. Hyp. Betriebsg. uſw. dur heim, Bismarckſtraße 25, Wohlſtand bringt das Zeitungs⸗ Inſerat. koſtenl. Auskunft 770 Achtung! Ib- hre! Alle im Jahre 1897 aus der Schule Entlaſſenen, weiblichen u. männlichen Geſchlechts, werden hierdurch auf Donnerstag, den 17. November, abends 8 Uhr in das Gaſthaus„Zur Gambrinushalle“ zu Altersgenoſſe Michael Faltermann, höfl. eingeladen Mehrere Altersgenoſſen. SSS GGG sesessssseses eee Alte Zeitungen zum Einschlagen u. zum Tapexieren zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. — F. Glawe, Viern⸗ Anfragen Rückporto. (2 Zimmer u. Küche) zu vermieten. Schöne Ludwig Krug Uhrmacher Innung (2 Zimmer u. Kü zu vermieten. Lamberth. fnieurlchstr.4 Schöne — —— 5 au beziehen durehi dle Buchhandlungen ſernheimer Anzeiger Wouerndeimer Tageblatt— Eiernheimer Nachrichten) int täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 160 t frei 1 1 Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fah kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchaftoſt 1.40 kutter, ge illu wie einen Wand- u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim cher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt e M.— Schriftleitung Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftoſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung enpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., er 10 0 abgeſtalter Rabatt— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- (Biernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) 5 mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unsrer Geſchoftsſte 32 15 ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamres Nummer 268 Griff in ein Weſpenneſt Die Franzoſen behaupten bekanntlich, ſie hätten den Weltkrieg in erſter Linie geführt, um den„Militarismus“ auszurotten. Sie verſtanden und verſtehen darunter das [deutſche Volksheer. Nach dem Krieg, als man Deutſchland in die Feſſeln von Ver⸗ ſailles gepreßt und Deutſchland dadurch ſo gut wie völlig entwaffnet hatte, rief Frank⸗ reich einen Militarismus ins Leben, wie ihn die Welt bisher noch nicht geſehen hat. Man hört freilich in Frankreich nicht gerne etwas davon, aber Tatſachen ſchafft man nicht da⸗ durch aus der Welt, daß man nicht davon ſpricht. Es iſt deshalb ganz nützlich, wenn von deutſcher Seite gelegentlich auf Frankreichs gigantiſche Rüſtung hingewieſen wird. Augenblicklich iſt dieſes Thema ja auch deshalb beſonders aktuell, weil es Frankreichs„Abrüſtungswillen“ beſonders hell beleuchtet. Neuerdings hat wieder einmal ein deut⸗ ſches Blatt— die„Kölner Illuſtrierte Zei⸗ tung“— auf Grund authentiſchen Materials U den franzöſiſchen Militarismus in Wort und Schrift dargeſtellt. Eine Sondernummer: „Frankreich in Waffen“ unterrichtet zuverläſſig über Frankreichs gewaltige Rü⸗ ſtung. Frankreich hat im wahrſten Sinne des Wortes an ſeiner Oſtgrenze eine„chin e⸗ ſiſcche Mauer“ errichtet, eine Feſtungs⸗ kette aus Panzer, Eiſen und Beton. Die Ge⸗ ſchütze bedrohen in dem völlig entmilitari⸗ ſierten deutſchen„Vorgelände“ zahlreiche wehrloſe deutſche Städte. Beſon⸗ dere Beachtung erfordert die Tatſache, daß innerhalb von ſechs Tagen 26 Infanterie⸗, fünf Kavallerie⸗ und vier Luftdiviſionen in Bewegung geſetzt werden können und zwar ohne Befragung des Parlaments. Von den in den Kolonien im Frieden ſtationierten elf Infanterie⸗Diviſionen und ſechs Kavallerie⸗ brigaden iſt dabei noch nicht die Rede. Die franzöſiſchen Grenzdiviſionen haben erhöhten Etat und ſind innerhalb weniger Stunden aufgefüllt und marſchbereit. Vier Mil⸗ lionen Weiſe und eine Million Farbige ſtehen ausgebildet für die Wehr⸗ macht zur Verfügung. Nach drei bis vier Wochen tritt die„Na⸗ tionale Armee“ mit mindeſtens wei⸗ teren 20 Reſervediviſionen auf, Dazu kom⸗ men ſechs oder ſieben nordafrikaniſche Divi⸗ ſionen und ein bis zwei weitere Kavallerie⸗ diwiſionen. 70 Infanteriediviſionen und ſechs Kavalleriediviſionen, dazu Korps⸗ und Ar⸗ meetruppen ſind am Beginn der vierten Mo⸗ bilmachungswoche zuverläſſig 0 25 000 leichte und 18 000 ſchwere Maſchinen⸗ gewehre, 1500 Minenwerfer, 5400 Geſchütze, 4000 Kampfwagen und 5000 Flugzeuge bil⸗ den die Ausrüſtung dieſer drei erſten Wellen. Die ſtärkſte Luftflotte Europas liegt in den feſtungsgeſchützten Räumen der Grenz⸗ gebiete, um den erſten Schlag zu führen. Beſonders intereſſant iſt die Entwicklung der Tankwaffe. Das Heft bring u. a. eine Abbildung des lange Zeit geheimgehal⸗ tenen 62 Tonnen ſchweren neuen Durch⸗ bruchtanks, von dem gegenwärtig etwa 10⁰ Stück in Ausführung ſind. Frankreichs Rü⸗ ſtung zur See findet entſprechende Würdi⸗ gung. g Es war vorauszusehen, daß dieſe Veröf⸗ fentlichung wie eine Bombe einſchlagen würde. So iſt es denn auch gekommen. Die Sondernummer war kaum erſchienen, als das franzöſiſche Außenminiſterium ſich ſchon bemüßigt fühlte, eine ſieben Schreibmaſchi⸗ nenſeiten umfaſſende amtliche Verlautbarung herauszugeben, in der der Verſuch unter⸗ nommen wird, die Veröffentlichungen der Kölner Illuſtrierten“ zu widerlegen. Dieſer Verſuch muß freilich als völli 9 mißglückt bezeichnet werden. Zunächſt gibt die franzöſiſche Regierung zu, daß die in dem Artikel„Frankreich kann in fechs Tagen e angeführten Zahlen über die franzöſiſchen Truppeneinheiten in Friedens⸗ zeiten den Tatſachen entſprechen. Man hahe verfügbar. bei igen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme eee Tagen 12 Po ann Gewähr nicht übernommen werden Papen⸗Beſuche abgeſagt. Vorläuſig keine Kanzlerreiſe nach Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim und Darmſtadt. Vor einem Kanzlerwechſel?— Die Parteiführerempfänge.— Stimmen zur Lage. Berlin, 17. Nov. Reichskanzler von Papen wollte be⸗ kanntlich am Donnerstag nach Stuttgart fahren, um der württembergiſchen Regierung einen Beſuch zu machen, am Sonntag wollte er in Karlsruhe die badiſche Regierung beſuchen und im Anſchluß daran nach Darmſtadt zur heſſiſchen Regierung ge— hen, nachdem er in Mannheim an der Weihe der neuen Rheinbrücke teilge⸗ nommen hatte. Am Mittwoch abend wurde nun folgende amtliche Mitteilung herausge— geben: Der Reichskanzler hat ſich veranlaßt ge⸗ ſehen, die von ihm geplanten Beſuche in Stuttgart, Karlsruhe, Darmſtadt abzu⸗ ſagen, da er nach dem Ergebnis der heu⸗ tigen Parteiführerbeſprechungen es für richtiger hält, eine Klärung der politi- ſchen Lage abzuwarten. Dieſe Mitteilung kommt völlig über⸗ raſchen d. Bisher hatte es geheißen, das Reichskanzler von Papen ſeine Reiſe nach Süddeutſchland ohne Rückſicht auf die poli⸗ tiſche Lage unter allen Umſtänden durch— führen werde und daß er erſt nach ſeiner Rückkehr nach Berlin am nächſten Montag dem Reichspräſidenten über den Verlauf ſei⸗ ner Beſprechungen mit den Parteiführern Be⸗ richt erſtatten werde. Am Mittwoch hat Herr von Papen die Herren Dr. Kaas und Joos vom Zen- trum, Schäffer von der Bayeriſchen Volkspartei empfangen. Auf Grund dieſer Beſprechungen hat der Reichskanzler nunmehr ſeine Dispoſitionen geändert: er will nun zunächſt die Klärung der politiſchen Lage abwarten. Die Entſcheidun⸗ gen, die man erſt für nächſte Woche erwar⸗ tete, ſtehen alſo jetzt unmittelbar bevor. Tritt Papen zurück? Ueber den Empfang der Parteiführer beim Reichskanzler wird noch mitgeteilt, daß ſo⸗ wohl die Vertreter des Zentrums als auch der Vertreter der Bayeriſchen Volks⸗ partei dem Reichskanzler mitgeteilt haben, ſie ſähen keine Möglichkeit, die von Herrn von Papen erſtrebte„Nationale Konzentra⸗ tion“ durchzuführen. Lediglich der Vertreter der Deutſchen Volkspartei, Dingeldey, hat dem Kanzler die Unterſtützung ſeiner politi⸗ ſchen Freunde zugeſagt. Da die Deutſche Volkspartei aber nur 11 Reichstagsabgeord⸗ nete hat, bedeutet dieſe Zuſage praktiſch nicht viel. Der Reichskanzler hat im Verlauf der Beſprechungen nochmals erklärt, daß Perſonenfragen für die weitere Enkwick⸗ lung keine Rolle ſpielen dürften. Da Zentrum und Bayeriſche Volkspartei dem Reichskanzler nunmehr offiziell eine Abſage erteilt haben und die NSDAP. die gleiche Haltung einnimmt. ſteht feſt. jedoch vollkommen phantaſtiſche Schlußfolge⸗ rungen bezüglich der militäriſchen Kräfte im Kriegsfalle gezogen. Die Zahlen für die im Olenſt ſtehende Armee ſeien Phantaſiegebilde. Da es dem Quai d'Orſay offenbar unmöglich iſt, dieſe angeblichen Phantaſiegebilde zu wi⸗ derlegen, muß er ſich bezeichnenderweiſe mit Ausflüchten begnügen. Es ſei leider nicht möglich, die Unterſtellung zurückzuwei⸗ ſen, da dazu Angaben gemacht werden müß⸗ ten, die in allen Ländern geheim gehalten würden. Der an die franzöſiſche Adreſſe ge⸗ richtete Vorwurf, aß das an der Nordoſt⸗ arenze errichtete Suſtem von Befeſtigungs⸗ daß die Reichsregierung von Papen eine Mehrheit für eine„nationale Konzentra- kion“ im Reichstag nicht haben wird. Welche Entſchlüſſe Reichspräſident und Reichsregierung auf Grund dieſer Tatſache fällen werden, bleibt abzuwarten. Die Enr⸗ ſcheidung wird, wie bereits oben erwähnt, jetzt nicht mehr lange auf ſich warten laſſen, weil Herr von Papen offenbar ſelbſt Wert darauf legt, die Entwicklung der Dinge zu be— ſchleunigen. Bei dieſer Sachlage rückt ein Rücktritt des Reichskanzlers in den Bereich der Möglichkeit, da ja Zen⸗ trum und NSDAP wiederholt erklärt haben. daß ſie unter einem anderen Kanzler zur Mitarbeit bereit wären. Man darf die oben erwähnte Erklärung Papens, daß Perſonen⸗ fragen keine Schwierigkeiten machen dürften, wohl ſo auffaſſen. daß er bereit iſt, dem Reichspräſidenten ſeinen Rücktritt anzubie⸗ ten, wenn ſeine Perſon einer Klärung der Lage im Wege ſtehen ſollte. Eigentlich ſollten am Mittwoch noch die Sozialdemokraten Wels und Dr. Br ei t⸗ ſcheid empfangen werden. Da die Sozial⸗ demokratie aber, wie bereits bekannt, die Einladung abgelehnt hatte, fanden am Mittwoch keine weiteren Empfänge ſtatt. Es herrſcht immer noch Unklarheit, ob die Be⸗ ſprechung mit Adolf Hitler zuſtandekommt. Adolf Hitler iſt zu einer Beſprechung eingeladen worden. hat ſich aber vorläu⸗ fig darauf beſchränkt, die Einladung zu beſtätigen und um eine Bedenkzeit von 24 Stunden zu erſuchen. Seine Ankwork wird alſo erſt für Donnerstag erwarkek. Am heutigen Donnerstag findet eine Sitzung des Reichskabinetts ſtatt, in der die Ergeb⸗ niſſe der Parteiführerempfänge beſprochen werden. Appell an Hindenburg. Das Berliner Zentrumsblatt, die„Ger- mania“ ſchreibt in einer Beſprechung zu den Verhandlungen des Reichskanzlers mit den Parteiführern u. a.: Es iſt müßig, über die politiſche Entwicklung der kommenden Woche und über die mutmaßliche Entſchei⸗ dung des Reichspräſidenten irgendwelche Kombinationen anzuſtellen. Man kann nur wünſchen, daß allen an der Entſcheidung Be⸗ teiligten, mögen ſie nun in⸗ oder außerhalb der Regierung ſtehen das ungeheure Rieſen⸗ maß ihrer Verantwortung voll und ganz zum Bewußtſein gekommen iſt. Wenn dieſe Erkenntnis mil dem ehrlichen Willen verbunden iſt, unter allen Umſtänden eine Nolgemeinſchaft zur Reltung unſeres Landes zu ſchafſen, dann wird dieſe vielleicht letzte Chance zu einer friedlichen Forkenk⸗ wicklung ſicher nicht verpaßt werden. In die⸗ ſer Erwarkung richten ſich ſchon heuke alle Blicke auf den Reichspräſidenken von Hinden⸗ burg, in dem das ganze Volk einen klaren Enkſchluß zur Enkwirrung einer unerkräg⸗ lichen Kriſe und zur Sicherung einer verfaſ⸗ ſungsmäßigen Politik erhofft. Soweit das genannte Blatt. Man geht wohl nicht fehl, wenn man dieſen Artikel ſo auslegt, daß das Zentrum zur Mitarbeit be⸗ reit ſei, wenn der Reichspräſident Herrn von Papen fallen läßt und einen anderen Reichs⸗ kanzler ernennt. Auch in den Reihen der NS DAP. dau- ert die Gegnerſchaft gegen das Reichs kabinett von Papen fort, wie die Preſſe⸗ äußerungen der beiden letzten Tage zei⸗ gen. Der„Angriff“ ſchreibt beiſpiels· weiſe, die Abſage der Sozialdemokratie bedeute eine neue ſchwere Niederlage des Kanzlers. Dieſe Preſſeſtimmen haben wohl dazu bei⸗ getragen, den Reichskanzler zu beſtimmen, auf eine ſofortige Klärung der Lage zu dringen. Für Nülllehr zur Bismartkverfaſſung. München, 17. Nov. Staatsrat Dr. Schmelzle, der frühere bayeriſche Finanzminiſter und jetzige Präſi⸗ dent des bayeriſchen Verwaltungsgerichts⸗ hofs, äußert ſich in der„Münchener Zeitung über Bismarcks Verfaſſungsſchöpfung und ſchreibt, die Weimarer Verfaſſung habe be⸗ wußt und gewollt dieſen Grundſatz verlaſſen. In dieſer Abkehr von natürlichen Grundla⸗ gen des Reiches liege die Urſache des Ver— ſagens der Weimarer Verfaſſung. Nur der Bismarckſche Föderalismus habe das Deutſche Reich möglich gemacht. Nur die Rückkehr zu dieſem Föderalismus könne die Uebel beſeitigen, die ſich aus der Weimarer Verfaſſung ergeben hälten. Prak- tiſch bedeute das die Rückkehr zum Vertrags- gedanken. Jede Reichsreform müſſe von den Grundlagen ausgehen, die Bismarck dem Reiche gegeben habe. * Keine Subventionen für die Nheinſchiffahrt Berlin, 17. Nov. Amtlich wird mitgeteilt: Im Laufe der öffentlichen Erörterungen über die Behebung der Notlage der Rheinſchiffahrt iſt auch der Gedanke aufgetaucht, finanzielle Hil⸗ fe des Reiches in Anſpruch zu nehmen. Dieſer Gedanke iſt undurchführbar. In einem Rundſchreiben des Reichsver⸗ kehrsminiſters an die Regierungen der Län⸗ der iſt zur Unterrichtung der Rheinſchiffahrt⸗ treibenden ausdrücklich darauf hingewieſen, daß angeſichts der Finanzlage des Reiches auf eine Unterſtützung der Rheinſchiffahrt oder auch nur der Partikulierer durch Geld⸗ mittel des Reiches nicht gerechnet werden kann. Die Linderung der Noklage auf dem Rhein muß auf dem Wege der Selbſthilfe ge⸗ ſucht werden. amagen pffeaſocararter gegenneer beuge, land trage, könne, wie ſchon vielfach erklärt, einer eingehenden Prüfung nicht ſtandhalten. Die amtliche Verlautbarung bemüht ſich als⸗ dann, an Hand von ſehr vielen Zahlen Dinge zu behaupten, die 00 und oft genug wi⸗ derlegt worden ſind. Auch die alte Behaup⸗ tung, daß der Bau des F „Dünkirchen“ eine Folge des Baues der deutſchen Panzerſchiffe, die die Engländer be⸗ kanntlich„Weſtentaſchen⸗ Panzerkreuzer“ nennen, ſei, taucht wieder auf. Alles in allem zeugen die Kae Ausflüchte. daß das deuſſche Blatt mit ſeiner Veröffentlichung mein Weſpenne ſt ge⸗ griffen hat. Die Franzoſen haben ein böſes Gewiſſen— deshalb iſt ihnen die Publika⸗ tion aus Köln hölliſch unangenehm. Bezeich⸗ nend hierfür iſt, daß nach einer Meldung aus Paris die Sonderausgabe der„Kölniſchen Illuſtrierten Zeitung“ auf Veranlaſſung der franzöſiſchen Regierung für das Gebiet von Elſaß⸗Lothringen verboten worden iſt. Warum dieſe 8 wenn man ein reines Gewiſſen hätte? Aber man hat eben keines! Und darum ſind derlei Veröffent⸗ lichungen über das wahre Geſicht Frankreichs ſehr begrüßenswert. In kurzen Worten: Reichskanzler von Papen hat ſeine Reiſe nach Süddeutſchland abgeſagt. Er will die Klärung der politiſchen Lage abwarten. „Die Vertreter des Zentrums und der Baye⸗ riſchen Volkspartei erklärten am Mittwoch dem Reichskanzler, daß ſie keine Möglichkeil ſähen, die von ihm geplante„nationale Konzentration“ zu unterſtützen. Ein Rück⸗ tritt des Reichskanzlers rückt dadurch in den Bereich der Möglichkeit. Durch einen Erlaß des italieniſchen Mini⸗ ſterrats werden 18 bekannte Antifaſchiſten, die im Jahre 1926 mit dem Verluſt der Staatsbürgerſchaft und mit der Vermögens⸗ beſchlagnahme beſtraft worden waren und ins Ausland flüchteten, begnadigt. Die Geſuche Englands, Frankreichs und Belgien um Zahlungsaufſchub für die am 15. Dezember fällige Kriegsſchuldenrate haben in Amerika ſtark verſtimmt. Die weitere Entwicklung. Nach den Beſprechungen mit den Parteien.— „Naheliegende Konſequenzen“. Berlin, 17. November. Die Abſage der ſüdweſtdeutſchen Reiſe des Reichskanzlers hat in politiſchen Kreiſen na⸗ türlich erhebliche Ueberraſchung ausgelöſt. Sie lag aber wohl von vornherein nicht außer— halb aller Möglichkeiten. Die direkte Veran⸗ laſſung iſt in dem Ausgang der Beſprechun— gen zu ſehen, die der Kanzler mit den Partei— führern gehabt hat. Die Unterredung mit den Zentrumsführern, die ungefähr 40 Minuten währte, fand in Gegenwart des Staatsſekretärs Planck ſtatt. Die Beſprechungen ſelbſt waren verkrauli⸗- cher Nakur, doch geht man wohl in der An- nahme nicht fehl, daß die beiden Jenkrums⸗ führer nochmals in aller Deullichkeit und Schärfe zum Ausdruck gebracht haben, daß das Zenkrum die Art der jetzigen Führung ablehnen müſſe. Sachliche Fragen wurden übrigens von kei⸗ ner der beiden Seiten angeſchnitten. Dagegen wurde vonſeiten des Zentrums nochmals der Gedanke der Not- und Arbeitsge⸗ meinſchaft ſtark unterſtrichen und ferner in den Vordergrund geſtellt, daß das Zen⸗ trum an der Herſtellung einer ſolchen Notge— meinſchaft zur Zuſammenfaſſung aller ar— beitswilligen Kräfte poſitiv ſich betätigt. Der bisherige Juſtand, wie er ſich nach Auffaſſung des Zenkrums und auch der ande⸗ ren großen Parteien unker der Regierung des jetzigen Kanzlers enkwickelkt hat, müſſe— und das iſt wohl ebenfalls deutlich zur Sprache gebracht worden— zum Verfall und Chaos führen. Aus der Ablehnung der jetzigen Führung ergäben ſich von ſelbſt nahelie⸗ gende Konſequenzen. Die Bußtagbeſprechungen haben die Ent⸗ wicklung alſo weiter vorwärts getrieben— eine Entſcheidung haben ſie aber noch nicht gebracht, ſie liegt vielmehr in dem nächſten Stadium der Entwicklung, nämlich den Emp⸗ fängen beim Reichspräſidenten. Nach der Auffaſſung politiſcher Kreiſe ſind die Ausſich⸗ ten dafür äußerſt gering, daß die Par-⸗ teien einen Ausweg aus den gegenwärti⸗ gen Schwierigkeiten zu weiſen vermögen. Ein Nieſen⸗Panzerſchiff. So ſieht die„Abrüſtung“ in der Praxis aus! London, 17. Nov. Das Londoner Blatt„Daily Tele⸗ graph“ bringt einen ſcharfen Angriff gegen den Bau des franzöſiſchen Panzer⸗ kreuzers„Dünkirchen“. Vom eng⸗ liſchen Standpunkt aus müſſe dieſe franzöſi⸗ ſche Flottenbaupolitik deswegen kritiſiert werden, weil er den Plänen zur Herab⸗ ſetzung der Linienſchifftonnage auf 22 000 Tonnen, wie ſie von der engliſchen Admira⸗ lität gehegt würden, vorgreife. Die Baupläne ſeien im letzten Augenblick noch ſo geändert worden, daß das Schiff 26 500 Tonnen und ſtatt der 30,5 Zentimeter-Geſchütze, acht 33 Zentimeter-Geſchütze tragen ſoll. Damit werde die„Dünkirchen“, abgeſe⸗ hen von dem engliſchen Schlachtkreuzer „Hood“, das kampfkräftigſte Schiff der Welt ſein und Schiffen, wie„Renown“ und„Repulſe“ ſowie den japaniſchen Schiffen der Kongo-Klaſſe, überlegen ſein. Das 33 Jenkimeter-Geſchütz feure Granaken von 1000 Pfund Gewicht auf eine Entfernung von 40 000 Metern. * Große Abrüſtungslundgebung. London, 17. Nov. In der Londoner Alberthall fand unter Vorſitz von Lord Cecil eine große A b⸗ rüſtungskundgebung ſtatt. Die Ver⸗ ſammlung nahm einſtimmig eine Entſchlie⸗ ßung an, in der u. a. eine weitgehende Abrü⸗ ſtungspolitik, die Anerkennung der deutſchen Gleichberechtigung, keine Wiederaufrüſtung irgendeines Staates und ein Verbot der An⸗ griffswaffen gefordert wird. Lord Cecil erklärte, der Zweck der Ver⸗ ſammlung ſei, die engliſche Regierung bei der Durchführung der von Sir John Simon im Ankerhaus dargelegten Politik zu ſtärken. Auch der Erzbiſchof von Vork forderte Erfül⸗ lung des Abrüſtungsverſprechens der Alliier⸗ ten, das im Verſailler Verkrag verankert ſei und nach dem die moraliſche Verpflichtung zur Erfüllung des Verſprechens beſtehe. Tardien gegen Herriot Wegen des franzöſiſchen Abrüſtungs planes. Paris, 17. Nov. Da das„Echo de Paris“ behauptet hatte, daß der neue franzöſiſche Abrüſtungsplan dem Plane Tardieus im Februar ver⸗ gleichbar ſei, hat der ehemalige Miniſterprä⸗ ſident jetzt an das genannte Blatt ein Schrei⸗ ben gerichtet, in dem er erſtens feſtſtellt, daß ſein Plan die rechneriſche ind lat⸗ ſächliche militäriſche Angleichheit zwiſchen Deutſchland und Frankreich aufrechf er⸗ halten hätte, die von allen Unkerzeich⸗ nern des Verſailler Vertrages als eine notwendige und bedingungsloſe Vor- ſichtsmaßnahme gegenüber dem„Angrei⸗ fer von 1914“ aufgefaßt worden ſei; zweikens habe ſein Plan die allgemeinen Grundzüge der ſranzöſiſchen mililäri⸗ chen Organiſationen nicht geändert und ie Frage der Miliz nicht aufgeworfen, drittens habe der Plan vom Februar von Frankreich aus keine Vorſchläge auf Ein derartiger nſchlag ſei franzöſiſcherſeits ohne Beiſpiel, denn ſelbſt die von Frank⸗ reich angenomm nen Aenderungen der Tri⸗ bute hätten ſich nur auf Tatſachen bezogen die in den Verträgen nicht genannt geweſen ſeien. Der Brief Tardieus enihält ſomit eine ſcharfe Kritik des franzöſiſchen Planes, die auf der Rechten nach wie vor unvermindert geübt wird. Die parteipolitiſche Verſchieden⸗ heit der Beurteilung des Planes h ſoweit, daß die franzöſiſche Preſſe ſich nicht einmal über den Widerhall einig iſt, den der Plan im Ausland ausgelöst hat. Aufſtand in Honduras. Mehrere Städte von den Aufſtändiſchen beſetzt. London, 17. Nov. Im nördlichen Teil der mittelmexikaniſchen Republik Honduras iſt, wie aus Tegucigalpa gemeldet wird, eine Revolution ausge⸗ brochen. Die Aufſtändiſchen haben mehrere Städte erorbert. Der erſte Erfolg der Aufſtändiſchen war die Einnahme von Sk. Pedros und die Beſetzung des Regierungsgebäudes. Die Regierungs- kruppen, unkerſtützt durch die Nationaliſten, machten bisher vergebliche Verſuche, die Stadt zurückzuerobern. Die Aufſtändiſchen ſind Anhänger des geſchlagenen liberalen Präſidentſchaftskandidaten Dr. Angel Huete. Unter ihren Führern ſoll ſich auch ein Eng⸗ länder befinden. Deutſche Tagesschau. Keine Herabſetzung der Penſionsgrenze. Da in den Kreiſen der Beamtenſchaft immer noch Beunruhigungen über eine angeblich ge⸗ plante Penſionsaltersherabſetzung herrſcht, wird von zuſtändiger Seite noch einmal darauf ver⸗ wieſen, daß es ſich bei dieſen Gerüchten um Bahlmanöver handelte. Die Reichsre⸗ gierung beabſichtigt nicht, die Penſionsgrenze herabzuſetzen. Das Siedlungsweſen im Jahre 1932. Nach amtlicher Mitteilung wird am Ab⸗ lauf dieſes Jahres feſtzuſtellen ſein, daß 7000 landwirtſchaftliche Siedlerſtellen im Reiche neu geſchaffen wurden. Im Jahre 1931 belief ſich die Zahl auf 9000 Stellen, doch ſind darin auch ſtädtiſche Siedlungen berückſichtigt, die in dieſe Zählung eigentlich nicht hineingehören. Gegenüber anderen Darſtellungen wird darauf hingewieſen, daß der Landvorrat für weitere Stellen durchaus nicht erſchöpft iſt; es ſind für dieſe Zwecke zurzeit 45 000 Hektar bereitge⸗ ſtellt, von denen 10 000 Hektar für die An⸗ liegerſiedlung in Frage kommen. Auslands⸗Nundſchau. Der franzöſiſche Steuerhinterziehungsſtandal. Nach einer Meldung aus Paris iſt der franzöſiſchen Abgeordnetenkammer von einem unabhängigen Abgeordneten ein Entſchließungs⸗ entwurf eingereicht worden, der die Veröffent⸗ lichung der Namen der in den großen Steuer⸗ hinterziehungsſkandal verwickelten Perſönlich⸗ keiten fordert. Inzwiſchen haben ſich die 37 Anterſuchungsrichter, die auf 1018 Fälle dieſes großen Skandals verteilt ſind, verſammelt, um Abänderung der Verträge enthalten. ſich über den Gang der Unterſuchung zu ver⸗ ſtändigen. * Ein Kochkurſus beginnt im Inſtitit „St. Mariä“ zur gründlichen Erlernung der bürgerlichen Küche und des Backens. Ermäßigter Preis. Ebenſo beginnt die Nähſchule und ein Vügelkurſus für alle Arten von Wäſche. An⸗ meldungen im Laufe dieſer Woche. * Beſtrafte Tabakbauern! Alle die Tabakbauern, die wegen Kontingentüber⸗ ſchreitung einen Strafzettel erhielten, wollen ſic zwecks Stellungnahme hierzu, heute Abend um 1/9 Uhr im„Roten Kreuz“ einfinden.(Siehe Inſerat). f * Beſondere Ehrung. Dem Jung ⸗ lehrer Herrn Hans Knapp, Sohn des Herrn Adam Knapp zur Germania wurde in Anerkenn⸗ für das Lehramt an den Volksſchulen auf Vor⸗ ſchlag der Prüfungskommiſſion eine Goetheme⸗ daille verliehen. Der Beſitz der Medaille wird durch eine Urkunde beglaubigt. Die Medaille trägt auf der Vorderſeite das Goethebildnis und auf der Rückſeite des großen Dichters unſterb⸗ liche Worte: allen Gewalten zum Trutz ſich erhalten, nimmer ſich beugen, kräftig ſich zeigen... Dem auf ſo ehrenvolle Art Aus⸗ gezeichneten auch unſeren herzlichen Glückwunſch! * Das Nachhkirchweihfeſt wird am Notiz, wonach am kommenden Sonntag, weil Totenſonntag, alle Tanzbeluſtigungen u. Kinovor⸗ führungen verboten ſind, trifft für Viernheim nicht zu. Hier wird, da die Gemeinde zu 980% begangen. Das Kirchweihfeſt wird alljährlich am Sonntag nach Martini(11. November) ge⸗ feiert, ſodaß Nachkirchweih immer auf den Toten⸗ ſonntag fällt. Das Kreisamt hat auch in Würdi⸗ gung all deſſen die Ausnahmegenehmigung für Viernheim erteilt. Alle getroffenen Vorberei⸗ werden, das Nachkirchweihfeſt wird gefeiert. Alle Feſtinſerate,die in der Samstagsnummer erſcheinen mit wir für ſorgfältige Ausführung Sorge tragen können. * Sparen, aber nicht am falſchen Fleck. In Notzeiten iſt mancher geneigt, aus ſagenannten Sparſamkeitsgründen nach billigen Erſatzmitteln zu ſuchen. Jeder wird die Be⸗ obachtung machen müſſen, daß: in ſolchen Zeiten dieſe billigen Sachen wie Pilze aus der Erde ſchießen, weil man mit der Einſtellung der Men⸗ ſchen rechnet, die häufig denken, daß man durch billigen Einkauf ſpart. Das iſt grundfalſch. An einem Beiſpiel ſei's gezeigt: Die qualitativ hoch⸗ ochen Sie HAU Suppen Se Sporen Arbeit Zeit und Geſd — 32 often— Sammeln Sie Mac dutschefne g Magdalen zwischen den zwei ö ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg 1 Copyright by M. Feuchtwanger, Halle(Saale) „Das iſt mir tatſächlich zu hoch. Willſt du dich, bitte, etwas irdiſcher ausdrücken, mein Kind? Faſelſt du etwa Ich verſtehe mich auf ſolche Freundſchaft nicht. Ich verſtehe dagegen recht gut, auf welche Weiſe man einen ſolchen unbequemen Seelenfreund los wird— verſtehſt du? Du wirſt alſo die Güte haben, mir den Mantel da und den Namen ſeines Beſitzers zu damit ich mit dem Herrn einige Worte von einem Seelenfreund? übermitteln, ſpreche“, ſagte er kalt. „Den Namen? Ich weiß ihn nicht. Ich weiß nur, daß du jetzt einen guten, anſtändigen Menſchen verdächtigſt. Wundere dich auch nicht, wenn du die Antwort bekommſt, die auf dieſen Verdacht gehört.“ Magdalen wandte ſich ab. „Dein Kommen war überflüſſig. Ich kann nicht ver⸗ geſſen, obwohl ich es verſucht habe. Ich— finde mich nicht mehr zu dir zurück! Nimm das, wie du es nehmen willſt“, ſagte ſie und ſchritt zur Tür. Mit einem Satz war er bei ihr, ergriff ihr Handgelenk mit feſtem, ſchmerzlichem Griff. 5„Du bleibſt bei mir, oder es geſchieht etwas! Ich will dich haben— hörſt du? Du biſt meine Frau! Und dein Vater hat einen Wechſel gefälſcht. Er weiß es nicht einmal, daß ich davon Kenntnis habe; aber das Papier befindet ſich in meiner Hand. Ich denke, daß du jetzt vernünftig ſein wirſt, Magdalen.“ Sie wandte ihm ihr blaſſes, zuckendes Geſicht zu. „Du— wirſt mir dieſes Papier aushändigen?“ Er lachte laut auf. „Nein, mein Kind, ſo dumm bin ich nun doch nicht. Ich habe da immer etwas in der Hand, womit ich deine Frei⸗ heitsgelüſte unterbinden kann“, ſagte er. ſagen. willen vernachläſſigſt.“ alſo, wir fahren heim! Mantel?“ Perſönlichkeit des Fremden. reiſen laſſe ich dich nicht!“ Pflichten! Nichts als Pflichten! Er hatte ihre ſchmale Hand losgelaſſen, an derem Ge⸗ lenk ſich jetzt große, rote Flecke zeigten. Etwas beſchämt, blickte er darauf nieder. Magdalen drückte die andere Hand auf die ſchmerzende Stelle; ihre Augen waren unnatürlich groß. „Ich bin deine Sklavin! Mein Vater hat mich dir ver⸗ [17 kauft— ich habe keine Rechte mehr“, ſagte ſie tonlos. „Wenn es auch nicht ſo kraß iſt, wie du dich aus⸗ zudrücken beliebſt, ſo ſcheinſt du eben doch die Sachlage endlich richtig aufzufaſſen. Alſo, meine ſchöne Sklavin, be⸗ ſtimme, wohin wir jetzt miteinander reiſen werden!“ „Du— kannſt doch jetzt— Lindsmühlen fort?“ fragte ſie, nur um irgend etwas zu „Eigentlich nicht— da haſt du ganz recht. Aber es iſt mir alles egal— ich hatte Sehnſucht!“ „Wir wollen heim, Friedrich Karl. Lindsmühlen iſt ein Paradies. Ich will nicht, daß du deine Pflichten um meinet⸗ „Wie ſchön du biſt, wenn du ſo ſprichſt, Magdalen! Gut Doch zuvor: Wem gehört der Wie eine Entweihung kam es ihr vor, als ſie ihm kurz erzählte, was ſie erlebt. Nur ganz flüchtig ſtreifte ſie die In den Augen Lindsmühlens ſtand wütende Eiferſucht. Doch ihr ruhiges Weſen entwaffnete ihn. So ſagte er nur: „Das iſt ja unglaublich! Meine eigene Frau mit einem Fremden allein in einer Berghütte! Nun, da ich dich kenne, nehme ich nicht mehr Notiz davon, als die Sache verdient. Ich denke, wir ſchweigen davon. Aber noch einmal allein Sie antwortete nichts mehr; doch ganz deutlich hörte ſie die tiefe, wohltuende Stimme des fremden Mannes: „Der Menſch ſollte ſich wohl Pflichten beugen, nur nicht dann, wenn es um ſein Lebensglück geht.“ Magdalen fror es plötzlich am ganzen Körper. im Hochſommer nicht von waren.“ weißt.“ Die Tür ſchloß ſich. Und ganz weit fort, irgendwo, da verkroch ſich ihr Lebensglück, weil zwei Menſchen ſich zu ihren Machthabern aufgeworfen hatten. „Ich möchte mich umziehen, Friedrich Karl. Ich werde ein Bad nehmen— vielleicht erfriſcht es mich, denn ich fühle mich ſehr müde“, ſagte ſie und zwang ſich vergeblich, ihrer Stimme Feſtigkeit zu geben. du in dieſer Spelunke? Haſt du das nötig? Wir werden noch einige Tage in den„‚Partenkirchener Hof überſtedeln. Hier zu wohnen, iſt mir zu dumm. Ich werde alſo⸗ gleich mal telephoniſch Zimmer beſtellen!“ Sie ſah ihn bittend an. „Friedrich Karl, Tante Suſanne verträgt den Trubel nicht. Sie hatte ſich vor einigen Tagen den Fuß verſtaucht, und es würde ihr ſicher ſchwer fallen, jetzt mit in das vor⸗ nehme Hotel überzuftedeln. Willſt du nicht etwas Rückſicht auf ſie nehmen?“ 0 „Herrgott noch mal! Wenn du mich ſo anſiehſt, nehme ich ſelbſtverſtändlich Rückſicht auf ſie. Ich würde jetzt ſogar mit dir im Kellerloch wohnen.“. „Ich werde dann ſofort mit unſerer Wirtin ſprechen. Sie hatte erſt geſtern Sorgen, weil noch einige Zimmer leer „Meinetwegen! Ich quartiere mich alſo hier ein. Und nun ſchlafe ein bißchen— du ſiehſt tatſächlich ſehr mit⸗ genommen aus. Na, ja, Gewitter, die haben dich kleinen Angſthaſen ja immer mitgenommen.“ g Es klang gönnerhaft, überlegen. f Magdalen lächelte ſchwach. f „In zwei Stunden eſſen wir. Iſt dir das recht?“ „Ich habe zwar einen Bärenhunger, aber ich werde mir ſchon helken. Ich gehe inzwiſchen mal ein Stückchen fort.“ „Dann auf Wiederſehen!“ 6 „Auf Wiederſehen, Magdalen! Und bringe gute Laune mit! Leichenbittermienen kann ich nicht ausſtehen, wie du Cortſetzung folgt.) ung beſonders guter Leiſtungen in der Prüfung i kommenden Sonntag hier gefeiert. Unſere geſtrige i katholiſch, der Totengedenktag bereits am 1. Nov. tungen zur Nachkirchweihe können alſo belaſſen ſollen, wolle man uns frühzeitig überlaſſen, da⸗ wertige Chlorodont⸗Zahnpaſte iſt im Preiſe etwas 65 * „ * * bas Erleben —— 5 ——— eines von Rudolf Nehls Fromnttsol daten Copyright by Martin Feuchtwanger Halle(Saale) Schluß. Nachdruck verboten. iete hat ganz recht. Wenn die Exploſionsgaſe ſich nicht erbilt 1 00 und das wird ſicher nicht der Fall ſein, kann die ſauerſtoffhaltige Luft nur langſam eindringen. Da darf man ſich nicht unten aufhalten. 7 5 a ch habe immer ein Licht bei mir in der Rocktaſche. Ich zünde es an und ſteige tieſer. b 5 f Flete Reimer ruft von oben meinen Namen und ich ank⸗ worte immer, damit er hört, daß ich munter bin.. Das Licht brennt, aber jetzt geht es nicht weiter. Erdmaſſen verſperren den Weg. Dahinter iſt alles tot. Ich ſteige wieder or. em überlegen noch, ob wir helſen können, aber wir könnten in vielſtündiger Arbeit höchſtens die Leichen bergen, wobei wir uns aber der Gefahr ausſetzen, daß die Erde nachſtürzt und wir verſchüttet werden. a i N Erſchüttert gehen wir zu unſerem Unterſtand zurück. Am nächſten Tage übernimmt Offizierſtellvertreter Bunge die Kompagnie. Unſer Kompagnieführer hat ſich krank ge⸗ meldet und iſt ins Lazarett gegangen. XI. Dem Ende zu. Von da an kam ein Fehlſchlag nach dem anderen. Die Ameritaner hatten mit ungeheurem techniſchen und Menſchenmaterial in den Krieg eingegriffen— jetzt kam das Ende. ü.. Der Soldat an der Front hatte vier Jahre lang die Heimat verteidigt. Vier Jahre war Zeit geweſen, ſich auf einen günſtigen Frieden vorzubereiten. In iedem Frühjahr hatte man gehofft, daß dem wahnſinnigen Morden Einhalt geboten würde, doch mit jedem Winter hatte man die Hoffnung be⸗ graben. i Aber obwohl das neue Jahr 1918 und beſonders der Sommer und Herbſt unerhörte Verluſte brachten, obwohl der Soldat an der Front erkannte, daß er nur noch als lacht⸗ opfer ausharrte, war niemand da, der Erbarmen mit ihm hatte. Sollte niemand der Kämpfer zurückkehren zu Weib und Kind, zu Eltern und Geſchwiſtern? Hatte die Heimat uns verlaſſen? * „Am 31. Auguſt 1918 fuhr ich auf Urlaub. g Meine Frau 5 geſund, und mein Kleiner iſt groß geworden in der Zeit, wo ich ihn nicht geſehen habe. 0 f Mein Vater iſt gealtert, und meine Mutter weint, wie ſie mich ſieht. Es dauert lange, bis ich ſie beruhigt habe. 5 Meine Mutter iſt ſo anders als ſonſt, nicht ſo lebhaft, wie ich ſie kenne. Auf meine Fragen gibt ſie mir oftmals nicht die 10 Antwort, und wenn ich nicht mit ihr ſpreche, ſitzt ſie teilnahmslos da und blickt ſinnend vor ſich hin. 15 Sle hat einen Brief an meinen um ſechs Jahre jüngeren Bruder Willi geſchrieben, der auch im Felde iſt. Ich leſe ihn durch und erkenne zu meinem Entſetzen, daß ſie nicht mehr fähig iſt, die Sätze richtig zu ſormen. ö Voll heißen Mitleids betrachte ich ſie immer wieder und kann es nicht faſſen. Mein Vater wendet ſein ſorgenvolles Geſicht ab. f. 5 ü 6 wird wieder beſſer werden, wenn ich erſt wieder hier bin“, ſpreche ich mir ſelber Mut zu; aber die Angſt bleibt. Von der Front kommen nur ungünſtige Nachrichten; es geht unaufhaltſam zurück. Man ſpricht vom Frieden— jetzt, wo es zu ſpät iſt! Mein Urlaub geht zu Ende. 425 Fiete Reimers Mutter hat mir ein Paket gebracht, das ich meinem Kameraden mitnehmen ſoll; ich tue es nur zu gern. Meine Frau hat gute Zuverſicht, daß ich unverletzt zurück⸗ kehre. Mein Bruder Paul, der wegen eines Herzfehlers nicht im Felde iſt, erzählt, daß der Krieg nur noch Tage dauern könne. Bis ich an der Front ſei, meint er, iſt Friede. Der Abſchied von meiner Mutter geht mir nahe. Laut weinend liegt ſie an meiner Schulter. Sie ſtreichelt meine Wangen; ihr ſchmerzverzerrter Mund ſagt wieder und mmer wieder:„Du ſiehſt mich ja nicht mehr, wenn du zurückkommſt! Mit ſchwerem Herzen ſchaue ich immer wieder nach dem kleinen Häuschen zurück, von dem meine Mutter mir noch lange nachwinkt. ö. Werden ihre Worte in Erfüllung gehen? Meine Frau iſt zuverſichtlich, de ſie mich bald und dann für immer wieder bei ſich hat. Und ſie ahnt nicht, daß ich dies⸗ mal das verdammte Gefühl nicht loswerden kann, daß ich nicht wieder zurückkehre! 1 Als ich in Charleville auf der Kommandantur frage, wo mein Regiment liegt, kann man es mir nicht ſagen. Ich ſoll nach Liart fahren und mich dort erkundigen, rät man, mir. In Liart frägt man mich, ob ich es nicht ſelber weiß. Dann ſoll ich nach Rethel fahren, vielleicht könne man mir dort Aus⸗ kunft geben. b 4 N Jade So fahre ich von Ort zu Ort. Es iſt erſtaunlich, wie viele Urlauber untersvegs ſind. Die Regie verſagt! Und das iſt das Ende.. 1 Die meiſten Urlauber wollen nicht mehr zur Front, um ſich nicht noch kurz vor e e zu laſſen; denn zu welchem Zweck? Zu retten iſt nichts mehr 10 10 1 Sad i 10 der Front werden dezimiert, und ſie er⸗ halten keinen neuen Zuſtrom. Wer in der Etappe iſt, will letzt nicht mehr nach vorn. Ich habe Urlauber getroffen, die monate⸗ lang in der Etappe umhergefahren ſind. Man verſucht, An⸗ gehörige einer 1 zu 1 aber unterwegs ver⸗ krümeln ſich immer mehr und mehr. 0 ö e e mehrere Tage in der Etappe unterwegs iſt, i kann man verſtehen, weshalb niemand mehr von hier fort will, denn hier lebt es ſich ja herrlich und in N 5 0 Auf einer Kommandantur in einem kleinen dreckigen Neſ füllt mir ein junges Mädchen auf, das elegante Schuhe und Seidenſtrümpſchen trägt, das Kleid kurz bis ſaſt zum Knie— damals ganz ee Lot we 11 0 ein Spazierſtöckchen mit farbiger Schleife. Donnerwette ö 90 19210 Unoſenbeit ſage ich zu einem Kameraden, daß we e benden doch viel graziöſer ſind als unſere Mädel in der Heimat. Da lacht er mir hell ins Geſicht. 8 5„Klenſch das iſt doch eine von der Sorte, die denen in der Etappe das Leben ſchön machen! Das ſind die weiblichen Hilfs⸗ kräfle aus Deutſchland, die auf den Kommandanturen angeſtellt ſind. Sie kriegen pro 0 ſechs Mark, und du als duſſeliger Saane mußt für eine Mark Löhnung täglich im Dreck und Schlamm liegen. Dafür haſt du die Ehre, dich für dein Vater⸗ land zum Krüppel ſchießen zu laſſen, wenn überhaupt etwas von dir übri bleib aben alle recht, die ſich hier in der Etappe Verumprücken ein Schwein müßte nach vorn gehen, bevor hier nicht der, Sauſtall aufgeräumt wird! Na, nun iſt's ja auch bald vorbei. 0 00 ebe dieſe Aeußerung 05 ohne Kommentar wieder. Ich weiß nicht, ob vas mit der Löhnung ſtimmt, ich kenne mich in der Etappe nicht aus. Ich will auch nichts gegen die Frauen und Mädchen ſagen, die derartige Poſten bekleidet haben. N konftatiere damit nur, was ein Soldat mir ſagte, denn die Ich habe mich auch nie um Politik gekümmert; aber jeder, der unſere Soldaten im Schützengraben etwa für den kata⸗ ſtrophalen Zuſammenbruch verantwortlich machen möchte, ſoll über dieſen Ausſpruch einmal gründlich nachdenken. 5 Ich mache niemand einen Vorwurf, der in der Etappe einen Poſten weit vom Schuß hatte; man kann vom menſchlichen Standpunkt alles verſtehen. Aber wer in der letzten Zeit vor dem Zuſammenbruch die Zuſtände in der Etappe auch nur für kurze Zeit ſah, mußte über den kraſſen Gegenſatz nachdenklich werden. * Nach einigen Tagen fand ich mein Regiment in der Cham⸗ ne. a alder Feldwebel war erſtaunt, als er mich ſah; er hatte nicht geglaubt, daß ich wieder zur Truppe zurückkehren würde, da doch nach ſeiner Meinung der Krieg in wenigen Tagen aus ſei. Meine Kompagnie war am Abend zuvor in Stellung ge⸗ gangen, und ich machte mich gleich auf den Weg, um zu Fiete Reimer zu kommen, bei deſſen Maſchinengewehr mein Platz als Richtſchütze war. Die Kämpfe, die unter einem unerhörten Einſatz von Tanks und Fliegergeſchwadern jetzt einſetzten, gehören bezüglich ihrer Wirkung auf die Nerven der Verteidiger zu den ſchlimmſten Tagen des Weltkrieges, der jetzt rapide ſeinem Ende zuging. Ich wurde nicht, wie mein Freund Fiete Reimer und ſaſt das ganze Regiment, von den Amerikanern gefangengenommen, ſondern kam leicht verletzt mit dem letzten Krankenzug, der vor den vorrückenden Amerikanern floh, direkt ins Lazarett nach Dresden, wenige Tage vor dem Waffenſtillſtand. Für mich war der Krieg vorbei. XII. Was mir der Krieg nahm. Ich halte einen Brief in der Hand, den ich ſoeben erhalten e: Ge freiter 99 5 Rudolf Nehls e Dresden. Reſervelazareit 6, Abilg. Fröbelſtr., Haus B. Der Brief iſt von meinem Bruder in der Heimat, Ein kleiner roter Zeltel iſt darauf geklebt.„Durch Eilboten!“ Das iſt kein gutes Zeichen. lazarett am Bismarckplatz verlegt bin. Ich ſehe den Poſtſtempel genauer an: der Brief iſt vom 4. November. Heute haben wir den 6. November. e. N Warum habe ich ihn eigentlich nicht ſoſort aufgeriſſen, was doch eigentlich das Nächſtliegende iſt? Aber ich kann mir denken, daß er nichts Gutes enthält. Doch welcher Art die Nachricht iſt, kommt mir nicht in den Sinn. Ich öffne den Umſchlag und leſe: „Lieber Willi!“ Das iſt eigenartig. Ich heiße doch Rudolf mit Vornamen. eie hat fein Beer zwei Brieſe geſchrieben und hat ſie beim Kuvertieren verwechſelt. Nun, einerlei, der In⸗ halt wird mich auch intereſſieren. Ich leſe weiter: „Mit dem heutigen Briefe kann ich Dir leider keine gute Nachricht geben. Mamas Beſinden iſt dermaßen, daß jeden Augenblick mit ihrem Ableben zu rechnen It Heiß ſteigt es mir in die Augen, und meine Kehle iſt wie zg en g Die Mutter! 1 9 0 Vielleicht iſt dieſer Brief auch ſchon durch ein Telegramm überholt. 160 0 11 Ain Donnerstag voriger Woche war es ſehr ſchlimm, aber als wir Dir davon ſchreiben wollten, beſſerte ſich Mamas Zuſtand wieder für einige Tage, doch trat plötzlich eine Ver⸗ ſchlimmerung ein, die auch geſtern anhielt. Mama kannte uns nicht und liegt ohne Schmerzen da, das Auge iſt trüb, wie ebrochen. 5 5 g 5 Lieber Willi! Wo Du auch die Natur liebſt, wirſt Du damit einverſtanden ſein, wenn wir unſere Mutter unter den alten Eichen auf dem alten Dorffriedhofe zu Genin betten, wie es auch ihr Wunſch geweſen iſt. Sollte unſer Vater ſpäter einmal von dort fortziehen, ſo iſt dieſe Stätte uns doch vertrauter als ein Platz zwiſchen den endloſen Reihen⸗ gräbern des Vorwerker Friedhofs. 5 Sollteſt Du dieſen Brief noch früher erhalten als das Telegramm, ſo biſt Du wenigſtens vorbereitet. Nun für heute hei Es grüßen Dich herzli 0 0 1 Papa und(vielleicht der letzte Gruß) Mama, ſowie Paul und Paula.“ ehe abſeits von den Kameraden, damit ſie meinen Se aul ſehen. Was ich empfinde, kann mir doch niemand nachfühlen, das muß ich mit mir allein abmachen. 8 all die Jahre ſoviel Elend geſehen, ſoviel mmer und Nun. Habe die Zähne zuſammengebiſſen und habe mich art gemacht. Und jetzt merke ich, wie es mir heiß über die Worie flammen nicht erwa von mir. ngen einnt. Es geht nicht anders, ich muß weinen. * Einkäufe zu machen. M e 0 kleines Bäumchen mit Lichtern und weißer Watte. meine Geige mitgebracht und hoffe auf ein Wunder Das Schreiben iſt mir nachgeſandt, da ich ins Induſtrie⸗ Wie hatte ſch mich geſreut, daß ich heil wieder zurückgekehrt bin. be hatte ich ungeduldig die Zeit herbeigelvünſcht, die Mutter wiederzuſehen, damit ſie ſich nicht länger in Sorge um mich verzehrte, und jetzt war alles zu ſpät! f Ich, um den die Mutter ſich all die vielen Jahre hindurch gebangt hatte, war faſt unverſehrt zurückgekommen; aber ſie hatte ſich in Sorge um die Söhne verzehrt. E Aber was ſoll das Grübeln? Es ſind drei Tage verfloſſen, ſeitdem der Brief geſchrieben wurde, und noch habe ich kein Telegramm erhalten. Vielleicht iſt eine Beſſerung eingetreten? In aller Eile gehe ich mit dem Schreiben zum Stabsarzt und erhalte(wider Erwarten) Urlaub. 5 0 Jetzt geht es der Heimat zu, und vielleicht ift alle meine Sorge unnötig. 4 Wie träge ſich die Räder drehen, und wie langſam die Land⸗ ſchaft an mir vorüberzieht! Fiebernde Ungeduld hämmert mir im Blute. Ich möchte, wie meine Gedanken, dem Zug vorweg⸗ eilen, hin zur Mutter, die ſich in der letzten Stunde vielleicht nach mir ſehnt! 5 Aber fast iſt es, als ob ſich alles gegen mich: verſchworen hat, um meine ſchwache Hoffnung zu vernichten; es dauert noch lagelang, bis ich angelangt bin. 1 0 Wir fahren über Berlin, und als wir ſpätabends dort an⸗ kommen, iſt alles in heller Aufregung. Man ſpricht von Um⸗ ſturz und Revolution. Wir ſchreiben den 8. November! Ankommende Soldaten werden geſammelt und in Kaſernen interniert. Kann nicht jeder von ihnen ein Revolutionär ſein? Mit Mühe gelingt es mir, zuſammen mit einem jungen Feldwebel, zu entkommen, und gemeinſam wollen wir ver⸗ ſuchen, uns zu Fuß durchzuſchlagen. Ein flüchtender Offizier nimmt uns in ſeinem Auto mit, bis ſich unſere Reiſeroute trennt.. So vergehen koſtbure Tage, bis ich endlich in Lübeck an⸗ gelangt bin. 4 Ich hatte ein Telegramm aufgegeben, daß ich von Dresden abgereiſt bin. Nun iſt meine Frau immer und immer wieder zum Bahnhof gegangen, denn ich muß doch endlich kommen. Und dann plötzlich, ſie iſt ſchon in größter Sorge, denn es gehen die tollſten Gerüchte um von Bürgerkrieg und Blut⸗ vergießen, trete ich überraſchend ins Zimmer. Ihr leuchtender Blick 525 mir mehr als alle froh ſie iſt, mich wiederzuhaben. f b Pie Nee mit Mutter?“ iſt meine erſte Frage. Und ich kann die Antwort nicht ſchnell genug erfahren. Komme ich noch rechtzeitig, oder har der Senſenmann das Stundenglas ſchon umgedreht? „Mutter lebt.“ Gott ſei Dank!. Dann will ich gleich zu ihr eilen. * Nur zum Teil benutze ich die Elektriſche, dann gehe ich den ſchmalen Richtweg, der durch die Wieſen ſührt. Eilends lauſe ich durch den Regen des grauen Novembertages. Und als ich ins Haus trete, klopft mein Herz vor Erwartung. a Mein Vater iſt freudig überraſcht, und dann ſtehe ich am B er Mutter. 5. Betz ird mein Anblick alte Bilder in ihr wecken? Wird ſie ich erkennen, wenn ſie mich ſieht?. 1 Ihr Geſicht iſt ſo ſchmal und verſchwindet ſaſt in 1 Kiſſen; ſie hat ſich ſehr verändert, ſeit ich ſie das letzte Mal ſah. Sie hält die Augen geſchloſſen. a 8 Ich halte mich etwas im Hintergrunde, es könnie ihr viel⸗ leicht ſchaden, wenn ſie mich ſo plötzlich vor ſich ſiehl. i Mein Vater nimmt behutſam ihre Hand, da ſchlägt ſie die Augen auf. l e 5 5 „Mama, unſer Rudi iſt hier“, ſagt er leiſe. Erwartungsvoll blicke ich zum Bett hinüber, ob nicht ein freudiger Strahl in ihren Augen aufleuchten; doch ihr Blick bleibt trübe wie bisher. Auch dann noch, als mein Vater die Worte wiederholt. 55 Wochen ſind vergangen, wo ich täglich draußen bin. Ich will die Hoffnung nicht aufgeben. N 5 Mein Bruder Willi iſt auch zurückgekehrt; ſchon längſt iſt der Krieg vorbei. a e e Es iſt ein trauriges Weihnachtsſeſt für uns, ohne Freude, Worte, wie ohne Hoffnung. Ganz allein bin ich am Heiligabend mit meiner Mutter im Zimmer. Der Vater und mein Bruder ſind zur Stadt, um Mit ſchwerem Herzen ſchmücke ich ein Ich habe Ich habe die Mutter mit Kiſſen geſtützt, damit ſie, halb auf⸗ gerichtet, den brennenden Baum ſehen kann. Dann lehne ich am Türpfoſten und ſpiele leiſe ein Weihnachtslied. Die Lichter am Baum brennen, und die Augen der Kranken beleben ſich. Ihr Blick geht nicht mehr ohne Ziel in die Ferne, ſondern wird vom Lichterglanz eingefangen. Und dann ſehe ich, wie ſich ihre Mienen beleben, die Ge⸗ danken müſſen arbeiten, um dieſe Veränderung hervorzu⸗ bringen. Seit vielen Wochen zum erſten Male. Meine Geige ſchweigt. Und ans Bett tretend, frage ich: örſt du, Mutter?“ f 800 165 wie der e 80 Worten ſucht, und leiſe kommt 8 über ihre Lippen: kuſik. 5 Mein 99075 jnbelt Soll wirklich das Wunder geſchehen, daß ie Mutter geſundet? 1 0„Was iſt 5 für ein Lied?“ frage ich weiter. Und nach Sekunden des Nachdenkens erhalte ich die Antwort: „O Tannenbaum N Ich weiß 1 2 9 5 er wien zu faſſen. er und mein Bruder hie ären! Wache iſt in meinem Herzen und ein Jubel, der mir die Bruſt zu eng macht. Leiſe adh 1 0 iche Mutter, kennſt du mich! 5 0 mee wie ihre Gedanken arbeiten, und mich fragend Ane 9 ihre Lippen: Biſt du es, Willi? ö aun ſie mich auch noch nicht gleich erkennt, aber ſoviel weiß ſie, daß einer ihrer Söhne bei ihr iſt. Ich will ihrem Gedächtnis zu Hilſe kommen. „Ich bin es, Mutter, Rudolf.“ 5 1 1101 Da iſt es, als wenn ſich ihr Mund vor Weinen. verzieht. Und wie mit Tränen in der Stimme, kommt es 9 ihre Lippen, zweifelnd und als ob ſie es nicht begreifen kann, das eine Wort, ſo todtraurig: „Rudi,. g 0 Mein Kopf iſt lief auf die Kiſſen geſunken. Mit meiner Faſſung iſt es vorbei. Ich wehre den Tränen nicht, die mir aus den Augen ſtürzen. Weiß ich doch, daß ihr Mund meinen Namen nie mehr ſprechen wird. * 8 8ater und mein Bruder kommen, iſt alles wie vor⸗ de e noch die Lichter am Baum, aber mit ge⸗ ſchloſſenen Augen liegt die Kranke apathiſch in den Kiſſen. Der letzte Funke des Bewußtſeins iſt verglimm. Ich muß nach Hauſe, zu Frau und Kind. Der Kleine wartet auf den Weihnachtsmann. Wenn jetzt der Auf dem ſtillen Dorffriedhof, unter den alten Eichen, iſt eine 161 Glaft Trauernd ſenkt man eine Mutter ins Grab, der die Sorge um die Söhne das Herz gebrochen hatte. g Eine von den vielen! — Ende.— 37 ⁵ði j 7* 8 1* 8 . —— 16. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Eva ſaß vor dieſem Briefe, und das Herz hämmerte ihr wild in der Bruſt. Was ſollte ſie denn dort in Hagenhöhe? Warum wollte er ſie zwingen, zu kommen? Denn er wußte vielleicht doch ſchon heute, daß ſie kommen würde, weil ſie es für ihre Pflicht hielt, ihn nicht in eine unbehagliche Situation zu bringen. Mußte er es ihr wirklich ſo ſchwer machen? Wußte er nicht, wie ſehr ſie ſich im Grunde ihres Herzens immer nach Hagenhöhe geſehnt hatte? Und nach— ihm? Beide Hände ſchlug Eva vor das zuckende Geſicht. Sie ſchämte ſich ihrer großen, ſehnſüchtigen Liebe zu Harald Kardorf— dieſer Liebe, der ſie nicht Herr werden konnte, trotzdem es ihre Frauenehre erforderte. Nach Stunden ſchwerſten Kampfes ſchrieb Eva an ihren Gatten, daß ſie es in dieſem Falle als ihre Pflicht anſähe, zu kommen. Sie treffe am Dienstag ein. Sie teilte ihm auch die Ankunft des Zuges mit. Als ſie den Brief noch einmal durchlas, dachte ſie: „Als wenn nichts zwiſchen uns in die Höhe ragte— nicht dieſe Scheidewand, die Haralds Charakter zwiſchen uus errichtete!“ **.* „Ich reiſe für einige Tage nach Hauſe.“ Faſt gleichgültig klang es, als Eva es ihrer mütter⸗ lichen Freundin mitteilte. Die wußte nicht, was ſie ſagen ſollte. Da reichte Eva ihr den Brief. Nun verſtand ſie. Aber es war doch wieder Groll gegen dieſen Mann in ihr, der ſeine Frau nur rief, weil er ihrer bedurfte. Doch ſie ſagte nichts. Evas ſchwermütige Augen geboten ihr größte Vorſicht. So ſprach ſie nur einige freundliche Worte und erbot ſich, ihr beim Packen zu helfen. Außerdem bedauerte ſie ſehr, daß Eva nun Weihnachten nicht hier ſein könnte; denn ſelbſtverſtändlich werde ſie ja nun wohl das Feſt gleich daheim feiern. Eva erſchrak! Daran hatte ſie noch nicht gedacht. Allein mit Harald? Allein mit ihm zum Weihnachtsfeſt? Nein! Niemals! Schon wollte ſie ſagen, was ſie dachte, da fiel ihr ein, daß ſie, wenn auch nicht in Hagenhöhe, ſo doch im Roſen- hauſe die Feiertage über bleiben könnte. Die Eltern waren jetzt allein und würden ſich gewiß ſehr freuen. „Liebe, gnädige Frau, meine Eltern werden ſich natür— lich freuen, wenn ich Weihnachten bei ihnen bin. Sie ſind doch jetzt ſehr vereinſamt, ſeit meine Schweſter Brigitte auch verheiratet iſt.“ „Selbſtverſtändlich, Kindchen, Ihre werten Eltern haben das größere Recht auf Sie. Obgleich ich nun auch einſam ſein werde, denn mit Grete iſt ja nichts anzufangen. Sie ſchreibt jeden Tag zwei Briefe, und wenn der Brief— träger nur einmal nicht ganz pünktlich eintrifft, dann gibt es Heulen und Zähneklappern. Mein Gott, es iſt ſchon ein Kreuz mit ſolchen verliebten Leuten.“ „Grete iſt glücklich, und Vanderfelde bietet die Gewähr für ein dauerndes, echtes Glück.“ Durch die Stimme Evas klang es wie unterdrückte Tränen. Frau von Volkmar ſtrich über das blonde Haar. Doch ſie ſagte nichts. Was hätte ſie auch ſagen ſollen? Sie wußte doch, daß Eva dieſen finſteren ſtolzen Mann noch immer liebte. 4. 21. 1 Auf dem Bahnhofe in Weimar ging Kardorf wartend auf und ab. Es war empfindlich kalt, und er hatte den Kragen ſeines Pelzes hochgeſchlagen. Kardorf blickte ſtarr in die Richtung, aus de- der Zug kommen mußte. In ihm wütete ein Höllenbrand. Er gab ſich auch gar keine Mühe mehr, es vor ſich zu verbergen, wie er ſich krank ſehnte nach Evas Liebe. Jeuner Kuß auf dem Wohltätigkeitsfeſt hatte ihm den letzten Schleier von ſeinem Empfinden geriſſen. Er wußte jetzt, daß er die ſüße blonde Frau mit einer Innigkeit liebte, die ihn vollſtändig gewandelt hatte. Kein wüſtes Leben war auf die Enttäuſchung, als Eva ihn zurückwies, gefolgt. Nein, er war eher zum Frauen⸗ haſſer geworden. Und manchmal hatte er ſchon mit dem Gedanken ge— ſpielt, Schluß zu machen. Mit ſeinem Leben! Aber jedes— mal hatte er im letzten Augenblick an ſeinen alten Vater gedacht. Nein, dem durfte er das nicht antun. So hieß es eben, weiter an der Karre ziehen, die man ſich ſelber ſo ſchön zurecht gezimmert hatte. Eva hatte ihn damals geliebt, hatte auch an ſeine Liebe geglaubt. Und er? Achtlos war er an dieſer ſchönen Mädchenblüte vor— übergeſchritten, hatte ſich nicht die Mühe gegeben, ihr näher zu kommen. Ja, er hatte ſie förmlich gehaßt, weil ſie nicht irgendein kleines Landmädel geweſen war, ſondern die Tochter des alten Hagen, die er heiraten mußte, weil er ſie vor den Leuten kompromittiert hatte. Wenn er damals hätte ahnen können, daß eine Zeit kommen würde, wo er faſt wahnſinnig wurde vor Sehn— ſucht nach dem jungen Geſchöpf! Und ſie kam jetzt, weil er ſie gerufen hatte! Leiſe keimte eine törichte Hoffnung in ihm auf. Wenn auch Eva ſich nach ihm ſehnte? Er ſchüttelte den Gedanken ab. Nein, das würde ſie nicht! Wie konnte ſie ſich nach ihm ſehnen? Das war ausgeſchloſſen, war ein Ding der Un⸗ möglichkeit. „Wenn es aber dennoch ſo wäre?“ Kardorf horchte in ſich hinein. Woher kam denn nur dieſe Stimme, die das behaupten wollte? „Zurinktreten!“ Der Beamte lief ſchnell am Bahnſteig entlang. Kar⸗ dorf ſtarrte auf das Ungetüm, das heranfauchte und dann mit nachlaſſender Geſchwindigkeit in die Halle einlief. Kardorf lief den Zug entlang. An eines der Fenſter drüß ch ein ſüßes, blaſſes Geſicht. Kardorf war ſchon do e die Tür, ſtieg ein. Wen un cba „Guten Tag, Eva! Ich danke dir, daß du gekommen biſt. Darf ich dein Gepäck nehmen? Es iſt nicht viel Aufenthalt.“ Ihre Hände ruhten nur kurze Zeit ineinander; dann nahm Kardorf das Gepäck an ſich. Sie ſtiegen aus, und er zog Evas Arm durch den ſeinen. Schnell ſchritt er mit ihr dem draußen wartenden Auto zu. Hier verſtaute er das Gepäck und wickelte dann Eva in die warme Decke. „Du haſt keinen Bedienten mit, Harald?“ Es klang wie Angſt in ihrer Stimme. „Du möchteſt nicht gern allein mit mir fahren, Eva?“ Da ſchämte ſie ſich plötzlich ihrer Gedanken und ſagte: „Wie kannſt du ſo fragen? Ich vertraue dir doch!“ „Ich danke dir, Kind!“ Sie fuhren ein Weilchen ſpäter über hart gefrorene Straßen. Der Schnee lag auf den Bäumen und Sträuchern. Auf den Straßen hatte ihn die Kälte flach gedrückt. Er bildete kein Verkehrshindernis. Ruhig und ſicher fuhr der Wagen dahin. Eva ſaß da, ſah nur immer auf den breiten Rücken und den ſchmalen Kopf. Und wieder ſtieg ein Angſtgefühl ohnegleichen in ihr hoch. Sie fürchtete ſich vor Harald Kardorf— und doch liebte ſie ihn. Der Zwieſpalt in ihrem Herzen wurde größer, je näher man Schloß Hagenhöhe kam. Und dann war man eben da, ehe man ſich deſſen recht verſah. Die Dienerſchaft war freudig überraſcht. Die Sieber⸗ ten ſtrahlte über das ganze gute Geſicht. Kurze Zeit ſpäter war es, als ſei Eva nie von Hagenhöhe fort geweſen, als läge nicht eine ſchickſalsſchwere Zeit zwiſchen einſt und jetzt. * 11.* Sie ſaßen ſich wieder in dem ſchönen, alten Speiſe— zimmer gegenüber. Er war, wie ehemals, bemüht, ihr die beſten Biſſen vorzulegen. Ruhig und ungezwungen plauderte er mit ihr. Er erzählte ihr dies und jenes aus der Nachbarſchaft, teilte ihr mit, daß Brigitte glücklich wäre— wenigſtens hätte Papa den Eindruck. Dieſer ſelbſt ſei ſehr oft in Hagenhöhe, und er komme auch morgen früh mit Graf Oſten herüber. Fürſt und Fürſtin Lohbeck würden gegen Mittag eintreffen, desgleichen die anderen Herrſchaften. Ob ſie meine, daß man Brigitte noch her- bitten ſolle? Eva überlegte, dann ſagte ſie: „Es iſt vielleicht ganz gut, wenn Brigitte kommt. Ich kann mich ſehr gut erinnern, daß ſie früher einmal eine Fuchsjagd mitgeritten hat und daß man ſie allgemein be— wunderte, weil ſie ſo ſtolz und ſicher zu Pferde ſaß. Wird die Fürſtin mitreiten?“ „Nein, Eva. Die Fürſtin— ſieht Mutterfreuden ent⸗ gegen. Aus dieſem Grunde—“ Evas ſchlanke Hände glitten zitternd über die weißen Blüten, die er ihr mitgebracht hatte und die mit ihrem leiſen, geheimnisvollen Duft das Zimmer durchwehten. „Dann werden wir drei Damen alſo hierbleiben. Ich werde mir Mühe geben, recht liebenswürdig zu der Ge— mahlin deines Freundes zu ſein“, ſagte ſie dann leiſe. Wie Goldfunken ſprühte das Haar auf ihrem Kopfe im Schein des Lichtes auf. Harald Kardorfs Augen lagen auf dem ſchmalen, liebreizenden Frauengeſicht. Warum ſtürzte er ihr nicht einfach zu Füßen, ſagte ihr, wie ſehr er ſie liebte? Daß die Welt mit all ihren locken⸗ den Verführungen für ihn verſunken war? Daß er nur noch nach ihrer Liebe dürſtete, daß ſie allein ihn zum glück⸗ lichſten Menſchen machen konnte? Sein Wort! Er mußte es ihr halten. Jetzt hatte er ſich ſelbſt den Weg zu ihr abgeſchnitten. Mit leiſem Kniſtern fiel das große Scheit im Kamin zuſammen. „Wie lange bleiben deine Gäſte hier?“ fragte Eva plötzlich. Er blickte, wie aus einem Traum erwachend, auf. Dann ſagte er haſtig: „Drei Tage, Eva. Darf ich fragen, wo du das Weih⸗ nachtsfeſt zu verleben gedenkſt?“ „Um der Leute willen— hier, Harald.“ „Ich danke dir, Eva, daß du um der Leute willen hier- bleiben willſt. Ich habe mir ſchon den Kopf zerbrochen, wie man dein Fortſein erklären könnte. Die Sieberten hat ſchon alle Geſchenke beſorgt, Arbeit hätteſt du alſo da⸗ mit nicht.“ „Es hat mir immer Freude gemacht, Weihnachtsüber— raſchungen vorzubereiten. Freilich, diesmal wäre nun wohl die Zeit viel zu kurz dazu. Aber nach Weimar werde ich noch einmal fahren müſſen. Vielleicht am Sonnabend, wenn die Gäſte fort ſind. Kaun das Auto—“ „Bitte, Eva, du biſt hier die Herrin und haſt nur zu beſtimmen. Ich werde dich ſelbſt fahren.“ „Ich danke dir, Harald. Doch jetzt bitte ich um Ent⸗ ſchuldigung. Ich bin ſehr müde. Die Fahrt hat mich doch angeſtrengt.“ „Gewiß, Eva, und ich bin dir ja ſchon dankbar, daß du mir die Stunde dieſes Beiſammenſeins geſchenkt haſt.“ Eva dachte dem Klang dieſer Worte noch nach, als ſie ſchon längſt in ihrem Schlafzimmer weilte. Hatte dieſe Worte wirklich der ſtolze, über alles hinwegſchreitende Harald Kardorf geſprochen? Eva n trat ans Fenſter. Draußen ſchneite es ſacht, und die Winternacht war hell und voll Ahnung der kommen⸗ den Weihnacht. Eva faltete die Hände, ſah hinaus in die Winternacht und weinte lautlos. In ſeinem Schlafzimmer lief Kardorf auf und ab, ſtöhnte: „Hat ſchon jemals ein Menſch ſein eigenes Glück ſo mit frevelnder Hand zerſtört wie ich? Wenn ich doch gut⸗ machen könnte! Wenn Eva mich doch noch einmal ſo gläubig vertrauend anſehen könnte wie damals, als ich widerſtrebend genug nach dem Roſenhauſe kam, um mir ihr Jawort zu holen. Doch es iſt alles zu ſpät, und ich habe nicht einmal das Recht, mit dem Schickſal zu hadern, denn ich allein habe mit brutaler Hand das koſtbare Ge⸗ webe zerriſſen, das Evas reine Liebe um uns beide ſpann. Nun kann ich nichts Beſſexes mehr verlangen, als daß ſie ſich von mir innerlich gelöſt hat. Ob ſie auch nur ahnen kann, wie ſchwer es mir geworden iſt, mein ihr gegebenes Wort zu halten?“ a Totenſtill war es in dem alten Schloſſe. Mehrere Zimmer weiter ſchlief ſein junges Weib, an das er kein Recht hatte und das er jetzt liebte mehr als ſein Leben. 1. 1 . Herr von Hagen freute ſich ſehr, Eva in Hagenhöhe vorzufinden. Auch Graf Oſten war erfreut, die junge Schwägerin begrüßen zu können. Brigitte konnte leider nicht herüberkommen, da ſie ſtark erkältet war, und Graf Oſten betonte, daß er nur ungern fortgefahren ſei. Mit ſolchen Erkältungen ſei nicht zu ſpaßen, und er habe ſich auch erſt beruhigt, als die verehrte Mama zu Brigitte ge⸗ kommen ſei. Die Eltern wollten ſowieſo das Weihnachts⸗ feſt bei ihnen verleben. Nun paſſe das ja ſehr gut. Da könne ſie, Eva, mit ihrem Manne doch auch herüber⸗ kommen, da ſei man wenigſtens vollzählig beiſammen. Eva lächelte, ſah an ihrem Manne vorüber und ſagte: „Gewiß, lieber Schwager, das können wir einrichten. Das heißt, wenn Harald nicht anders disponiert hat?“ Der beeilte ſich, zu verſichern, daß ihm alles recht ſei, wie Eva es für gut befinde. Man blieb nicht lange allein. Nach und nach kamen alle Gäſte, und gegen Mittag holte Harald das Fürſten⸗ paar von der Bahn ab. Sie waren beide liebe, natürliche Menſchen, hatten ſich mit der veränderten Zeit ſehr gut abgefunden, und der Fürſt meinte gemütlich: „Ich vermiſſe den ganzen Klimbim nicht einmal. Man kann jetzt wenigſtens als freier Menſch leben, ohne daß man ſich an tauſend Geſetzen der Hofſitte wund ſtößt. Nicht wahr, Karla, wir fühlen uns ſehr wohl?“ Fürſtin Karla nickte lächelnd. „Gewiß, Fritz. Und unſer ungeſtörtes Leben in Loh⸗ beck iſt ſehr ſchön.“ Der Fürſt lachte fröhlich und meinte dann: f „Nun genug von uns. Wir wollen recht gemütlich die paar Stunden verleben. Am Freitag abend müſſen wir, ſchon wieder daheim ſein. Leider geht es nicht anders.“ ** 0* Die Jagdbeute war ſehr gut. Der Fürſt bei froheſter Laune. Er hatte den Kapitalbock geſchoſſen und war Jagd⸗ könig. Während die Herren draußen im Walde waren, ſaßen die Fürſtin und Eva beiſammen. Fürſtin Karla war auch noch jung. Nur wenig älter als Eva. Und ſie plauderten von allem möglichen. Einmal ſagte die Fürſtin: „Sie können ſtolz ſein, Kardorf ſo in Feſſeln geſchlagen zu haben. Mein Mann ſagte mir damals, als er von ſeiner Vermählung erfuhr: Sie muß etwas ganz Beſonderes ſein, die Kardorf zur Frau erwählte. Ich habe noch nie einen ſchwierigeren Charakter kennengelernt, als ihn Kar⸗ dorf beſitzt. Und nur eine ganz große Liebe würde ihn einmal veranlaſſen können, ſeine Freiheit aufzugeben.“ So ſagte damals mein Mann, und nun können Sie ſich denken, wie neugierig wir waren, Sie kennenzulernen, liebſte Frau Doktor. Und unſere Erwartungen ſind in der Tat noch übertroffen worden“, ſchloß die Fürſtin liebenswürdig. Ihr ernſt prüfender Blick ruhte dabei auf dem ſchönen Geſicht Evas. Neidlos erkannte ſie den bezaubernden Lieb⸗ reiz dieſer Frau an. Sie ſagte zu ihrem Gatten: „Wenn man dieſe beiden ſchönen Menſchen ſieht, dann lacht einem das Herz; aber mir iſt, als ob etwas zwiſchen ihnen ſtände. Das wäre furchtbar. Ich habe ſie beide ins Herz geſchloſſen und will mich an dieſem Glück erfreuen, denn dieſe zwei Menſchen müſſen überglücklich miteinander ſein— ſie ſind ja direkt füreinander geſchaffen.“. „Du haſt ganz meine Gedanken, liebe Karla. Auch ich bilde mir ein, irgendein Mißverſtändnis ſteht zwiſchen ihnen. Ob ich Kardorf mal eine kleine Andeutung mache?“ „Nein, nicht! Da hat ein Dritter ſich nicht einzumiſchen, überhaupt ſchon gar nicht ein Mann. Männer faſſen ſo etwas immer zu plump an.“„ „Erlaube mul, Liebſte“, ſagte er empört. f „Du ſagſt alſo nichts zu ihm?“ 5 „Nein doch, ſchließlich habe ich doch in meiner Ehe ge⸗ horchen gelernt. Aber wenn nun tatſächlich ein Miß⸗ verſtändnis beſteht? Bedenke mal, jetzt vor Weihnachten. Sie ſollen glücklich ſein, ſo wie wir, und ſollen ſich nicht zanken.“ „Ich werde einmal ganz vorſichtig ſondieren.“ „Das tue, mein Herzensweib.“ Die junge Fürſtin dachte an dieſes Geſpräch und plauderte ſo geſchickt auf ihr Ziel los, daß Eva es nicht einmal merken konnte, daß ſie in eine kleine Falle ge⸗ gangen war. Das Geſpräch ging hin und her. Schließlich ſagte die Fürſtin: f „Man darf ſein Feingefühl nicht zu ſtraff ſpannen. Ein Mann fühlt und denkt ganz anders wie eine Frau. Mein Mann und ich waren einſt wochenlang durch ein Mißverſtändnis voneinander getrennt, und wir denken heute noch beide mit Schrecken daran, wie leicht unſer Glück dabei hätte in Trümmer gehen können.“ 1 Eva ſah ſie mit großen Augen an. Sie verriet mit keiner Silbe, wie es in ihr ausſah; aber die Fürſtin wußte es auch ſo. Und ſie küßte plötzlich den roſigen Mund Evas. 5„Schaffen Sie jedes Mißverſtändnis aus dem Wege, liebe Freundin, und überlaſſen Sie Harald Kardorf nie einer anderen Frau.“ 1 Wußte die Fürſtin etwas? 5 Eva forſchte in den ſympathiſchen Zügen; aber heiter lächelnd ſagte Karla: „Ich meine natürlich für die Zukunft. Nur ja ſich immer ausſprechen, nicht ſich erſt entfremden. Man bereut es zu bitter.“ l (Schluß ſolat) sparsam im Verbrauch, von höchster Sonnenaufg. 7.21 Mondunterg. 11.42 00 Zahnpaste, die von mehr als 6 Millionen Weise— allein in Deuischland— täglich gebraucht wird. Vorzüglich in der Wirkung, Aualitat,. Tube 50 Pf. und 80 Pf. Weisen Sie jeden Ersatz dafür zurück. höher, als in jüngſter Zeit angeprieſene billige Zahnputzmittel, aber die Chlorodont⸗Zahnpflege⸗ e mittel ſind preiswerter, weil ſſe vorzüglich in der Wirkung, ſparſam im Verbrauch und von phöchſter, ſtets gleichbleibender Qualität ſind. 4 Das viernheimer Zuſammentreffen der roten und grünen Teufel auf dem Waldſportplatz! 5 Am Sonntag gaſtiert eine der gefährlichſten Mannſchaften des Rheinbezirkes, der Mannheimer Fußballklub 08, Mannheim⸗Lindenhof, auf dem Waldſportplatz. Schon zweimal in dieſem Jahre mußten die Grünen den Sieg den„Roten“ überlaſſen, einmal auf eigenem Platz in den 1 Pokalſpielen. Die Grünen treten in umformierter Aufſtellung des Sturmes an und zwar wurde 101 der Halbrechte Schmidt gegen Winkler ausgetauſcht. Von dieſer Umſtellung verſpricht man ſich ſehr viel, vor allem Tore. Grundbedingung natürlich iſt, daß ſich die Läuferreihe eines beſſeren Auf⸗ baues befleißigt. Bei 08 Mannheim iſt die Mannſchaft gegen das Vorſpiel auch etwas um⸗ geſtellt und zwar wird der Käferthaler Müller den Halblinkenpoſten einnehmen. Auf jeden Fall hat ſich 08 Mannheim ſtark in die Höhe gear- beitet; die Erfoge kommen nicht von ungefähr. Die Leute ſind äußerſt flink, ſpielen überlegt und ſind ſchußfreudig. Die Grünen müſſen den 2. Platz behalten und das bedingt einen Sieg über 08. Das ſollte wahrhaftig genügen. Gedenktage. 17. November. 1796 Katharine II., Kaiſerin von Rußland ge⸗ ſtorben. 1898 Der Großinduſtrielle und Politiker Her— mann Henrich Meier in Bremen geſtor— ben. Prot.: Huga Kath.: Gregor der Wundertäter Sonnenunterg. 16.09 Mondaufg. 18.37. Fünf Wochen vor Weihnachten! Weihnachten! Seltſam fällt dies Wort mit ſeinem zauberhaften Klang in den nüchternen Tag. Sagt es nicht einer:„Wer denkt ſchon an Weihnachten?“ Aber es iſt ſchon ſo, daß wir an Weihnachten denken müſſen, denn bis zum Feſte ſind es ja nur noch fünf Wochen. Wie raſch werden ſie entſchwunden ſein, ebenſo raſch, wie uns bisher die Tage enteilten und uns gar nicht daran glauben machen wollen, als ob Weihnachten ſchon ſo nahe ſei. Denn noch immer iſt der Winter nicht bei uns eingekehrt; wir hatten milde und ſon⸗ nige Tage, die der Natur ein frühlingshaftes Gepräge gaben. Und noch immer umdrängen uns die Sorgen und Nöte des Alltages ſo dicht und ſo jagend, daß uns kaum Zeit zur Beſinnung bleibt, einmal darüber nachzuden⸗ len, wo wir eigentlich ſtehen. Geben wir es doch ruhig zu: weder äußerlich noch innerlich ſind wir auf das Weihnachtsfeſt vorberei⸗ tet, geben wir zu, es überraſcht uns, zu hören, daß es nur noch fünf Wochen bis dahin ſind. Aber gerade deshalb wollen wir damit beginnen, eine perſönliche Einſtellung zu dem kommenden Feſte zu gewinnen. Zunächſt ſoll klargeſtellt werden— beſonders für alle die, die etwa glauben möchten, das Feſt paſſe heute nicht in unſere notumbrandete Zeit—, daß auch heuer Weihnachten gefeiert werden ſoll und gefeiert werden muß, damit wenig⸗ ſtens ein Licht in ſo viele erſtarrte Herzen fällt: das Licht vom Weihnachtsbaum hel⸗ ſender und hilfsbereiter, gegenſeitiger Liebe. Jetzt beginnen allerorts die örtlichen Winter⸗ hilfsaktionen, da möge jeder, der noch eine Gabe geben kann und ſei ſie auch noch ſo lein, ſpenden und ſo zur Vorbereitung eines für ihn wie für die anderen ſchönen Feſtes beitragen. * f Zahlungserleichterungen für Reichsſteu⸗ ern. Für die am 15. November 1932 fäl⸗ ligen Einkommen⸗ und Vermögensſteuerzah⸗ lungen der Landwirte werden Verzugszuſchläge * nicht berechnet, wenn die Zahlung der Steuer bis zum 15. Dezember 1932 erfolgt. Führt ie Einziehung von Reichsſteuerrückſkänden zu Vereins⸗Anzeiger Verein für Sport⸗ und Körperpflege 1896. Freitag, den 18. Nov. abends 8 Uhr findet im Fürſt Alexander vollzählige Uebungsſtunde der Schwerathletik ſtatt. Das Erſcheinen aller Sportler iſt Pflicht betreffs Abwiegen der Stemmer und Ringer für die Serien- kämpfe am 27. Nov. in Worms. Der Spartenleiter. Härten, ſo rann die Bezahlung ratenweiſe im Laufe der Wintermonate erfolgen. Dieſe Zahlungserleichterungen ſollen verhindern, daß die Landwirte gezwungen werden, auf ein⸗ mal größere Mengen ihrer Erzeugniſſe auf den Markt zu bringen. Es wäre zu wünſchen, daß das gleiche Entgegenkommen bei der Grundvermögensſteuer und den Gemeindeum⸗ lagen gewährt würde. * Die Poſt wird vorſichtig. Nach den verſchiedenen Ueberfällen auf Geldbriefträger ſind Pläne erörtert worden, wie derartige Raubüberfälle verhindert werden könnten. Je⸗ dem Geldzuſteller einen Begleitmann mitzu⸗ geben, ſcheitert an den Koſten, auch ein Wach⸗ hund iſt nicht das Richtige, ſodaß vorläu⸗ fig eine kleine Vorſichtsmaßnahme nur einge⸗ führt werden kann. Es ſollen in Zukunft die Geldzuſteller die Beträge von Poſtanweiſun⸗ gen uſw. an ihnen unbekannte Perſonen, Un⸗ termieter, oder auf Beſuch weilende Petſonen nur noch in Gegenwart Dritter auszahlen. * Wetterbericht. Wettervorherzage: Anhaltende friſche nord⸗ öſtliche Winde, morgens meiſt nebelig, vorwie⸗ gend trocken. Welt und Wiſſen. Deutſche Hopfenbilanz. Der Deutſche Hopfenbauverband teilt mit: Nach den Ausweiſen des Statiſtiſchen Reichs⸗ amtes betrug im Wirtſchaftsjahr 1. Oktober 1931 bis 30. September 1932 die Hopfenein⸗ fuhr 11123 dz, die Ausfuhr 29 207 dz. Es ſind alſo wieder um 18 084 dz gleich 36 168 Zentner Hopfen mehr aus- als eingeführt worden. Es zeigt ſich eben, daß der hochwer⸗ tige deutſche Qualitätshopfen vom Ausland verlangt wird, trotz der Abſperrungsmaßnah⸗ men, die das Ausland rings um Deutſchland ge⸗ troffen hat, durch Kontingentierung und Hochſchutzzoll lange ſchon vorher, ehe Deutſch⸗ land daran ging, die gleichen Schutzmaßnah⸗ men auch für die deutſche Landwirtſchaft an⸗ zuwenden. Jedenfalls muß der deutſche Hopfenbau auch weiter auf höchſte Qualitäts- ware Wert legen, um ſich am Hopfenmarkt des Inlandes und des Auslandes führend zu behaupten. Die Ausbreitung des Rundfunks in der Welt Die Zahl der Rundfunkteilnehmer in der Welt hat von Mitte 1931 bis Mitte 1932 im allgemeinen überall zugenommen. Rund 150 Millionen Menſchen hören an rund 40 Mil⸗ lionen Rundfunkapparaten, das heißt, jeder 14. Erdbewohner iſt am Rundfunk beteiligt. Die Verhältniſſe in den einzelnen Ländern ſind allerdings ſehr verſchieden. In dem ge⸗ nannten Zeitraum ſtieg die Zahl der Rund⸗ funkteilnehmer in der Schweiz um 64 Pro⸗ zent(gegenüber 31 Prozent von 1930 auf 1931), in Großbritannien um 26 Prozent (20) und in der Tſchechoſlowakei um 25 Pro⸗ zent(16). In den übrigen Ländern Euro⸗ pas hat die Zahl der Rundfunkteilnehmer um etwa 10 bis 15 Prozent zugenommen, das heißt weniger ſtark als im vergangenen Zeit⸗ raum. In Deutſchland betrug die Zunahme nur noch 11 Prozent(15). Vogelring erzählt Lebensgeſchichte. Der Vogelberingung, wie ſie von der Staat⸗ lichen Vogelwarte Helgoland ſyſtematiſch be⸗ trieben wird, iſt ſchon manche intereſſante Auf⸗ klärung über den Vogelflug und die oft noch wenig bekannten Lebensgewohnheiten mancher Vogelarten zu danken. Am 15. Mai 1910, alſo vor über 22 Jahren, zog der Bäckermeiſter R. in Gießen einem verunglückten Storch einen Ring an. Der Vogelpatient kam zu dem Arzt Dr. W. in Schöllkrippen in Pflege und wurde hier nach ſeiner Geneſung am 10. Sep⸗ tember 1916 in Alexandrien von einem Pater gefangen und wieder freigelaſſen. Ueber ſeine weiteren Wanderungen und Schickſale gibt der Ring zwar keinen urkundlichen Aufſchluß mehr, aber es iſt ihm doch zu danken, daß die Staat⸗ liche Vogelwarte jetzt ihre Eintragungen über die Lebensgeſchichte dieſes Storches abſchlie⸗ ßen kann. Freund Adebar iſt heimgegangen. In ſeinem Garten in Frankfurt⸗Eſchersheim fand dieſer Tage ein Beamter der JG. Far⸗ beninduſtrie beim Umgraben den Ring. Wann und wie ſein weitgereiſter Träger den Tod gefunden hat, war leider nicht mehr feſtzu⸗ ſtellen. 20 000 Drähte tragen eine Brücke. In der Gruppe„Brückenbau“ im Deutſchen Muſeum iſt neuerdings ein Stück des Trag⸗ kabels der Köln-Mülheimer Rheinbrücke, der neusſten und größten Kabelbrücke Europas aufgeſtellt worden. Die Brücke wird von zweien dieſer Kabel getragen, von denen jedes 550 Meter lang iſt und aus 37 Seilen ver⸗ ſchloſſener Bauart, ſo wie ſie der Abſchnitt in der Muſeumsſammlung zeigt, beſteht. Jedes der Seile beſitzt wiederum 277 Stahldrähte. Die beiden Kabel haben eine Tragkraft von 44 000 Tonnen(die Tonne zu 1000 Kilo⸗ gramm) und ihr Geſamtgewicht beträgt 1500 Tonnen. Die Geſamtlänge der Seile mißt 40 Kilometer. Die neue Brücke, ein Meiſter⸗ werk der modernen Brückenbaukunſt, über⸗ ſpannt, wie das im gleichen Raum befindliche Gemälde von Fritz Jacobſen Wiesbaden⸗Bieb⸗ rich zeigt, in einer einzigen Oeffnung von 315 Metern den Rhein und paßt ſich ohne jede Störung wunderbar dem Landſchaftsbild an. Aus Vaden. Der neue Präſident des Landesfinanzamkes. Karlsruhe, 17. Nov. Wie verlautet, iſt die Ernennung des Landesfinanzamtsdirektors Dr. Müller zum Präſidenten des Landesfi⸗ nanzamtes offiziell vollzogen worden. Mannheim, 17. November.(Neuer Lei⸗ ter des Nachrichtenamtes.) Die„Ar⸗ beiterzeitung“ berichtet, daß der Leiter des Nachrichtenamts der Stadt Mannheim, Dr. Höber, durch Oberbürgermeiſter Heimerich ſeines Amtes enthoben worden ſei. Das Blatt knüpft an dieſe Mitteilung Kombinationen politiſcher Art. Tatſache iſt, daß der ſeithe⸗ rige Leiter des Städt. Nachrichtenamtes, Dr. Höber, den Poſten eines wiſſenſchaftlichen Hilfsarbeiters beim Städt. Wohlfahrtsamt übernimmt und durch den bisherigen Inha— ber dieſer Stelle, Dr. Gunzert, erſetzt wurode. Auf Anfrage wird an zuſtändiger Stelle erklärt, daß es ſich dabei lediglich um einen Austauſch zur weiteren Ausbildung im Kommunalweſen handele. Von einer förm⸗ lichen Amtsenthebung könne keine Rede ſein, auch irgendwelche Differenzen politiſcher Na— tin lägen nicht vor. Mannheim, 17. Nov.(Nicht Horſt⸗ Weſſel⸗Lied.) Die Polizeidirektion hat der Mannheimer Ortsgruppe der NSDAP. zur Auflage gemacht, anläßlich des am Don— nerstag ſtattfindenden Sepp⸗Summer⸗ Abends das Horſt-Weſſel-Lied nicht ſingen zu laſſen. Mannheim, 17. Nov.(Hausſuchung bei der Arbeiter zeitung.) In den Räumen der Rhein-Main⸗Druck AG., in de⸗ nen die„Arbeiterzeitung“ hergeſtellt wird, nahm die Polizei eine Hausſuchung vor, wo— bei ein Stoß Flugblätter beſchlagnahmt wurde. Aus der Pfalz. Ludwigshafen, 17. Nov.(Beſtrafte Schmuggler.) Im Frühjahr 1932 hatte der 24jährige Kaufmann Ludwig Dahl in Kirchmohr aus dem Saargebiet 3100 Päckchen Zigarettenpapier eingeſchmuggelt, wovon 1900 an den 27jährigen Tagner Jakob Scher— rer in Ludwigshafen geſandt wurden, der ſie in Verwahr nahm und auch teilweiſe abſetzte. Wegen fortgeſetzter Steuerhehlerei erhielt der ſchon einſchlägig vorbeſtrafte Dahl vom Amtsgericht Ludwigshafen ſechs Monate und anſtelle der verwirkten Geldſtrafe weitere 66 Tage Gefängnis, Scherrer drei Monate Ge⸗ föͤignis und 41 Tage Zuſatzſtrafe. Mannheim, 17. Nov.(Schweinepeſteim Bezirk Mannheim). Nach den bezirks⸗ ärztlichen Meldungen wurde Anfang November in Käfertal, Sandhofen, Rheinau, Seckenheim, Ilvesheim, Ladenburg, Neckarhauſen, Of— tersheim, Schriesheim, Schwetzingen, Plank— ſtadt und Altlußheim, ſowie im Amtsbezirk Weinheim in Hemsbach, die Schweinepeſt feſt⸗ geſtellt. Vorbeugende Maßnahmen ſind an⸗ geordnet. Mannheim. 17. Nov.(Exrploſion). In der Wohnung eines Taglöhners in S 6 explo⸗ dierte eine Carbidlaterne, wobei der Mann Verbrennungen am linken Auge erlitt. Der Verletzte wurde dem Städtiſchen Krankenhaus zugeführt. Mannheim, 17. Nov.(„Meiſter Pe⸗ dros Puppenſpiel“.) In Verbindung mit der Ausſtellung des Schloßmuſeums „Schattentheater und Puppenſpiel“ bringt das Nationaltheater am kommenden Sonntag die einaktige Oper von Manuel de Falla„Mei⸗ ſter Pedros Puppenſpiel“ zur Mannheimer Erſtaufführung im Ritterſaal. Das Stück be⸗ handelt die bekannte Puppenſpielepiſode aus dem Don Quixote des Cervantes. Die erſte Aufführung beginnt am Sonntag um 20.80 Ahr. Die einzigen öffentlichen Wiederholun— gen ſind am Montag und am Dienstag. Karlsruhe, 17. Nov.(Wegen Falſch⸗ münzerei verurteilt). Die Große Strafkammer verhandelte gegen drei Falſch⸗ münzer, und zwar gegen den Metzger Weiß aus Loffenau, den Keſſelſchmied Feierſtein aus Mühlburg und den Hilfsarbeiter Walter aus Heidelberg. Nach Anweiſungen des Ange— klagten Weiß fertigte Feierſtein aus Lötzinn zwei Fünkmarkſtücke an, die von dem Ange⸗ klagten Walter in Zahlung gegeben wurden. Die Fälſchungen waren jedoch derart, daß ſie alsbald als ſolche erkannt wurden und die Po⸗ lizei zugriff. Das Gericht verurteilte Weiß und Feierſtein zu je einem Jahr Gefängnis, Wal⸗ ter zu zehn Monaten Gefängnis. Karlsruhe, 17. Nov.(Politiſcher Pro⸗ zeß). Der Gaujugendführer der NSDAP., Kaufmann Karl Hans Cerff aus Karlsruhe hatte ſich wegen Beleidigung des verſtorbenen badiſchen Innenminiſters Maier zu verantwor⸗ ten. Der Angeklagte hatte Anfang April in einer Wahlverſammlung der NSDAP. in Moosbronn ausgeführt, es ſeien hohe Beamte des Innenminiſteriums bei Gauführer Wagner geweſen und hätten geſagt, ſie könnten nicht mehr alles decken, was im Innenminiſterium vorgehe, da Miniſter Maier ſich über das Recht hinwegſetze. Der Angeklagte, der er⸗ klärte, er ſei zur Wiedergabe dieſer Aeuße⸗ rung, die auch vom Staatspräſidenten im Landtag ſchon Erwähnung fand, ermächtigt worden, wurde freigeſprochen. Militär in den Straßen Genfs. Die geſpannte Lage in der Schweiz hat die Regierung veranlaßt, in dem Genfer Unruhe⸗ herd ſtarke militäriſche Poſten an wichtigen Straßenkreuzungen aufzuſtellen. Verbrecherjagd auf den Dächern. Zwei Einbrecher verhaftet. Wien, 16. Nov. Zwei Einbrecher hatten in einer Mittel⸗ ſtandsküche einen Einbruch verübt. Die Tat war aber raſch bemerkt worden. Polizei um— ſtellte das ganze Häuſerviertel und trieb die Einbrecher auf die Dächer, wo ſie unter den Alarmſchüſſen der Wache im Kreiſe von Dach zu Dach flüchteten, bis ſie endlich geſtellt wer— den konnten. Eine große Menſchenmenge verfolgte erregt die Menſchenjagd in der Höhe. Beide Einbrecher ſind übel beleumundele Burſchen, von denen der eine erſt gerade eben aus dem Gefängnis gekommen iſt, übrigens ein ausgeſprochener Pechvogel. Sein lehter Streich hakke darin beſtanden, daß er vom Keller her in ein Delikakeſſengeſchäft einbre⸗ chen wollte. Das Loch war aber zu ſchmal. um ihn durchzulaſſen. Er enkledigte ſich alſo feiner ſämtlichen Kleider, und warf das Bün⸗ del voran. Dadurch kraf er aber ein Geſtell mit Eiern, das mit ſchrecklichem Geköſe um ſtürzte, ſo daß die Wache aufmerkſam wurde. Sie verhafteten den Verblüfften, wie er noch ſplitternackt daſtand, ein Stemmeiſen in jeder Hand, übergoſſen von Eigelb, und bedeckt mit Eierſchalen. * Einbrecher in der Kirche verhaftet. Duisburg, 17 Nov. Der Duisburger Polizei iſt es gelungen, ! die ſeit langem geſuchten Verbrecher Theiſſen, Petzold und Lump zu verhaften. Die Polize: hatte in Erfahrung gebracht, daß ſich Theiſſen mit ſeinen Komplizen in Duisburg-Hochfeld in der Petrikirche aufhielt. Ein Ueberfallkommando war alsbald zur Stelle und umſtellte die Kirche. Als die Räu- ber ſich umzingelt ſahen, verſuchken ſie zu flüchten. Theiſſen erhielt dabei einen Kopf- ſchußz und mußte lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus geſchafft werden. Seine beiden Komplizen konnten verhaftet und dem Poli- zeigefängnis zugeführt werden. Die Räuber krugen Armeepiſkolen Kaliber 8 Millimeler mit insgeſamt 77 Schuß Munition bei ſich. Lokales Schadenfeuer. Heute Mittag um 1 Uhr gab es Feueralarm. In der Behauſung des Kaufmanns Herrn Nik. Werle, Hügelſtraße, entſtand in einem Aufbewahrungs⸗Schuppen ein Feuer. Durch das raſche Eingreifen konnte es lokaliſiert und nach kurzer Zeit gelöſcht werden. Viel Volk war gleich an der Brandſtelle. Ent- ſtehungsurſache unbekannt. Gebetzeiten derjüd. Gemeinde 20. Cheſchwan Wajero 19. Nov. Sabatt⸗Anfang 4,30 Uhr „ Morgen 8,30 „ Nachm. 3,30 „ Abend 5,25 Wochentag ⸗Abend 6,00 „ Morgen 7,00 7 7