* . Gail Aarien N* I ö Deutscher Maiser 2 ̃ ˙ↄvꝛvvvꝛ5ꝛ55ß T2. ̃ ̃... Ouo Yacdbmann Malter Neulinge 85 si Mara Padcbmann geb. Marlin 0 0 a 8 Wernbeimer Tageblatt— Blernhetmer Nachrichn Viern heimer Zeitung . 8 g int täglich mit Ausnahme der Sonn- und— reis monatl. 6 5 8 Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., 140 i fre 101 Haus W— Gratisbeila 158 das acht 5 illustrierte 2 dei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchtuß fur Inſorote und ouden on aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- e mittags B uhr, großere Artikel einen Tag vorher— Annahme uon dedeige in alan, lalendek.— Annahme von Abonnements ta gl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungs träger Geſchͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterer und des Polizeiamtes enſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſ Nr. 21877 Amt Plazvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit perackſichtigt. Fur die üunatum Fenin lt. tung, Druck u. Verlag: 90 Merz ee Rathausſtr. au beſtimint vorgeſchriebenen Tagen kanm jedoch eine Gewähr nicht abernommen werden Dermäßhlis Niernbeim Tranſefurt a. M. 19. Modember 1932 N (Biernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) 2 — — — 2 — 5 g N Zur Hachkirchweihe grolle Janni Meullinges Mintersbadb Vorzügliche Küche und Keller. Aufmerksame Be- geb. Marlin dienung. Es ladet freundlichst ein Hans Brüekmann u. Frau:-: Die Mapelle 2 Alien denen, die an Kirchweihe hel uns keinen Platz mehr ue ist Gelegenheit geboten, an Mach- braucht 44 Ps ein J. kirchweine dies nachzuholen. gutem Zuſtande, fahrber. 5 Nummer 271 . ̃⅛—.. 10 Kloz 250 odom in ſehr Schone gut. fahrber. Zuſtande 0 Preis 100 Mk. 1 Gas⸗ (2 Zimmer u. Küche) —— 6— 60—..——— 06— Turst Alenander“ Fr ene dcn PPP halber,! Qpelwagen ge⸗ SCeec(( CC Nachkirchweihſonntag von 7 Uhr ab TANZ in der Vorstadt Tanzen frei! Eintritt: Damen 20, Herren 50 Pfg. Weine offen und in Flaſchen Montag, den 21. 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Mit dieſem Sam⸗ melbegriff kennzeichnet der Volksmund jeg⸗ liche gewerbliche Arbeit, Lieferung oder Lei⸗ ſtung, die„nebenher“ ausgeführt oder be⸗ wirkt wird. Vorausſetzung dafür iſt, daß ſol⸗ che Leiſtung irgendwie„bezahlt“ wird— meiſt natürlich unter regulärem Preis während der„Schwarzarbeiter“ weder die aus dieſem Geſchäft entſtehenden Steuer⸗ pflichten erfüllt, noch die ſozialen Laſten und Abgaben entrichtet, noch den Verpflichtun⸗ gen nachkommt, die nach Geſetz und Recht dem ordentlichen Handwerker und Gewerbe⸗ treibenden obliegen. Auszunehmen von dem Begriff Schwarzarbeit iſt jede künſtleriſche Tätigkeit, ebenſo wie in gewiſſem Umfange die Tätigkeit der freien Berufe. 5 Blickt man nun einmal, anhand dieſer ſummariſch gefaßten Begriffsbeſtimmung, genauer in unſer heutiges Wirtſchaftsleben hinein, ſo ſtellen wir feſt, daß uns Schwarz⸗ arbeit auf Schritt und Tritt begegnet. Ja, es iſt ſoweit, daß ganze Berufsgruppen durch die Schwarzarbeit in Auflöſung begriffen ſind. Es iſt ſchon„üblich“ geworden, be⸗ ſtimmte Arbeiten nicht mehr beim eingeſeſſe⸗ nen Handwerksmeieſter ausführen zu laſſen, und fogar viele Bedarfsartikel nicht mehr in einſchlägigen Geſchäften zu kaufen. Dafür hat ſich ſchon eine neue Arbeiter⸗ und Liefe⸗ rantenſchicht herangebildet. Wenn das Be⸗ ſchäftigen ſolcher Leute und das Kaufen bei illegitimen Händlern beſtraft würde, ſo würde mancher brave Bürger ſchnell ein an⸗ ſehnliches Strafregiſter erhalten. Zweifellos iſt der Umfang der Schwarz⸗ arbeit eine Folge der ſchweren Wirtſchafts⸗ kriſe. Hunderttauſende von Menſchen ſuchen mit allen Mitteln ihr hartes Los durch ir⸗ gendeinen Nebenerwerb zu verbeſſern. Sie fragen dabei nicht viel danach, ob ſie bei ih⸗ rem Tun dieſen oder jenen Beruf zerſtören, oder gar ob ſie die Geſetze verletzen und ſich ſtrafbar machen. Man hat ſie auch allzu⸗ lange gewähren laſſen. Wo kein Kläger, iſt kein Richter. Arbeits⸗ und Wohlfahrtsbehörden haben nicht nur Schwarzarbeit geduldet, ſondern— ich will annehmen unbewußt— vielfach ge⸗ fördert. Heute ſieht man auch bei den Be⸗ hörden ein, daß es ſo nicht weitergeht. Die Zahl der Unterſtützungsempfänger wird durch Schwarzarbeit nicht geringer; aber die Zahl der Zuſammenbrüche im Mittelſtand und damit der Zuwachs von Unterſtützungs⸗ bedürftigen aus den bisher ſelbſtändigen Mittelſchichten wird immer größer. Hier vollzieht ſich— ſchmerzvoll und abſeits der breiten Oeffentlichkeit— eine Wandlung,! die die bisherigen Mittelſchichten in weitem Umfange vernichtet, ohne an ihre Stelle neue wirtſchaftliche oder moraliſche Werte zu ſet⸗ zen. Darin liegt eine ungeheure Gefahr für unſere Wirtſchafts⸗ und Geſellſchaftsordnung. Die Reichsregierung tritt für die Erhal⸗ tung des ſelbſtändigen Mittelſtandes ein Zahlreiche Maßnahmen der Regierung ſal⸗ len die Betriebe wieder in Gang bringen Die Schwarzarbeit läßt aber gerade bei den am ſchwerſten betroffenen Schichten des Handwerks und Gewerbes dieſe Maßnahmen nicht zur Auswirkung kommen. Wir werden auch trotz aller Anſtrengungen noch auf lan⸗ ge Zeit hinaus mit einem gewiſſene Beſtand an Erwerbsloſen zu rechnen haben. Dazu kommt das große Heer der kleinen Penſio⸗ näre, Wartegeldempfänger, Kurzarbeiter u. a. ie alle werden Schwarzarbeit weiter leiſten, wenn wir uns nicht endlich zu ener⸗ giſchen und durchgreifenden Maßnahmen aufraffen. Einſeitige Beſtrafung der warzarbeiter nutzt gar nichts, ſchafft im Gegenteil nur unendliche Verbitterung. Man ſoll die Armen nicht erſt ſchuldig werden laſ⸗ ſen. e ee ſtillſchweigend dulden, egentlich einmal einen Sünder beſtrafen, iſt unmoraliſch. Es muß möglich ein, durch geſetzliche Maße die Schwarzarbeit aus unſerem Wirtſchaftsleben Verzicht zugunſten Schleichers?— Gerüchte und Kombinationen.— Die Klärung sarbeit Berlin, 20. Nov. Die mit großer Spannung erwartete Un⸗ terredung Hitlers mit Hindenburg hat ſtakt⸗ gefunden und zwar auf Wunſch Hitlers un⸗ ter vier, Augen. Samslag gegen Mittag ſuchte Adolf Hitler den Reichspräſidenten zu der vorgeſehenen Beſprechung über die Re- gierungsbildung auf. Vorher hatte der Abg. Göring eine Un⸗ terredung mit dem Staatsſekretär des Reichspräſidenten, Dr. Meißner. Dieſe Unterredung dauerte etwa eine Viertelſtun⸗ de und war um 11.10 Uhr beendet. Die Unterredung Hitlers mit dem Reichs⸗ präſidenten war gegen 12.30 Uhr beendet. Unter ungeheurem Jubel des Publikums be⸗ ſtieg Hitler ſeinen Kraftwagen und begab ſich in den Kaiſerhof. Die Menge durchbrach die Schupoketten und ſtürzte ſich an das Ausfahrstor des Päſidentenhauſes heran, ſo daß es erſt wieder geſchloſſen werden mußte. Dann erſt war es der Schutzpolizei möglich, die Straße ſoweit freizumachen, daß der Wagen heraus⸗ fahren konnte. Aber auch in der Wilhelm⸗ ſtraße ſelbſt gab es immer wieder Stockun⸗ gen, ſo daß Hitler buchſtäblich nur ſchritt⸗ weiſe vorwärts kam. Die amtliche Mitteilung. Amtlich wird mitgekeilt: Der Keichspräſi⸗ „dent empfing Herrn Adolf Hitler zu einer Beſprechung über die poliliſche Lage Die Ausſprache dauerte über eine Stunde; es wurde in Ausſicht genommen, ſie in den nächſten Tagen forkzuſetzen. Der Führer der Bayeriſchen Volkspartei, Dr. Schäffer, wurde Samstag nachmittag vom Reichspräſidenten empfangen. Unter vier Augen! Wie von unkerrichteter Seite beſtätigt wird, hat die Beſprechung zwiſchen dem Reichs- präſidenten und Adolf Hitler eine Stunde und zehn Minuten gedauert. Sie vollzog ſich zunächſt zwiſchen dem Reichs; räſidenken und Adolf Hikler unter vier Augen. Nach kurzer Zeit wurde dann Staatsſekre⸗ tär Meißner zugezogen. Der Inhalt der Un⸗ terredung erſtreckte ſich auf eine Darlegung der gegenſeitigen Auffaſſungen. Da die Be⸗ ſprechungen noch nicht abgeſchloſſen ſind, werden ſie in der nächſten Woche fortgeſetzt. Kundgebungen für Hitler. Als Adolf Hitler von ſeiner Unterredung mit dem Reichspräſidenten in das Hotel Kai⸗ ſerhof zurückkehrte, wurde er auch dort von einer großen Menſchenmenge mit Heilrufen begrüßt. Die Menſchenmenge ſtimmte das Deutſchlandlied und hierauf das Horſt⸗Weſſel⸗ Lied an. Um die Menge zu beruhigen, zeigte ſich Adolf Hitler nach Betreten des Hotels des Neichspräfidenten. hierauf noch einen Augenvuck der Menſchen⸗ menge am Fenſter. Optimiſtiſche Beurteilung. Ueber die Ausſprache Adolf Hitlers mit dem Reichspräſidenten wird ſtrengſtes Still⸗ ſchweigen bewahrt, doch wird betont, daß der Verlauf ein außerordenllich freundſchaftlicher war. In Berliner politiſchen Kreiſen glaubt man zu einem gewiſſen Optimismus in der Fra⸗ ge des Zuſtandekommens der nationalen Konzentration berechtigt zu ſein. Der Reichs⸗ präſident hat zunächſt noch niemand damit beauftragt die Verhandlungen zwiſchen den Parteien zu leiten, man nimmt aber an, daß Hitler als Führer der größten Par- tei von ſich aus die Inikiative ergreifen wird, um die Ausſprache zwiſchen den verſchiedenen Parteien in Gang zu bringen. Etwa Dienstag der kommenden Woche dürf— te ſich dann der Reichspräſident erneut über den Stand dieſer Verhandlungen unterrich— ten laſſen. 1. Etappe abgeſchloſſen. Damit iſt die erſte Etappe der Beſprechun⸗ gen abgeſchloſſen, und der Reichspräſident wird ſich dann in den nächſten Tagen über ſein weiteres Vorgehen ſchlüſſig werden. Der Sonntag iſt eine natürliche Verhandlungs⸗ pauſe; aber auch für Montag ſind noch keine weiteren Beſprechungen in Ausſicht genom⸗ men. Die Ueberlegung des Reichspräſidenken bewegt ſich jetzt wohl vor allem in der Richtung, ob er ſelbſt auch im nächſten Sladium mik den Parteien verhandelt, oder ob er einen Mann auswählt, der die weiteren Verhandlungen in ſeinem Auftrage zu führen hätte. Nach Auffaſſung unterrichteter politiſcher Kreiſe ſind beide Möglichkeiten gegeben. Hi t⸗ ler ſelbſt hat entgegen anderslautenden Mel⸗ dungen nicht die Abſicht, nun von ſich aus mit den anderen Parteien direkte Verhand⸗ lungen aufzunehmen. Das ſcheint ſich in ſei⸗ ner Unterhaltung mit dem Reichspräſidenten ergeben zu haben. Das weſenklichſte Reſultak der Beſpre⸗ chung zwiſchen ihm und dem Reichspräſiden⸗ ten dürfte darin zu ſehen ſein, daß die Füh⸗ lung mit ihm noch nicht zu Ende iſt. Es iſt bekannt, daß die Auffaſſung des Reichspräſi⸗ denten und die Adolf Hitlers über die inner politiſche weitere Entwicklung voneinander abweicht Der Verlauf der Beſprechung hat aber die Möglichkeit zu einer Fortſetzung der Jühlungnahme noch offen gelaſſen. * Was geſchieht nun? „In Juſammenhang mit dem Empfang Hillers durch den Reichspräſidenken waren in Berlin bereits Gerüchte nerbreitel. wo⸗ u bannen. Dann wird für viele Taufende wieder ein ordnungsmäßiger Arbeitsplatz geſchaffen. Die ſteuerlichen Leiſtungen ſtei⸗ gen und den ſozialen Einrichtungen werden wieder die regulären Beiträge zugeführt. Schließlich könnten die Unterſtützungsſätze für die Alten und Schwachen und die dann der noch erwerbslos Bleibenden erhöht werden, derart, daß unmoraliſche Schwarzarbeit un⸗ terbleiben kann. Auch die Gewerkſchaften ha⸗ ben oft erklärt, daß ſie die S e be⸗ kämpfen wollen, denn ſie treibt ſchließlich die Mitglieder aus ihren Reihen. So haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Handwerk, Handel und Gewerbe und nicht zulent die Behörden. ein Intereſſe daran dieſen Krebsſchaden zu veſeinigen. Dleſe Erm a muß ſich durchſetzen. Sie darf auch nicht vor falſchem Mitleid Halt machen, das oft nur der Deckmantel dafür iſt, die Not der Armen durch deren billigere Leiſtungen aus⸗ zunutzen. f Die Parlamente haben ſchon in zahlreichen Entſchließungen die Schwarzarbeit verur⸗ teilt, der Reichswirtſchaftsrat hat nach lang⸗ wierigen Beratungen einen dickleibigen. Be⸗ richt erſtattet— Poſitives iſt damit bisher nicht erreicht. Die Frage duldet aber keinen Aufſchub, denn Schwarzarbeit iſt ein Krebs⸗ ſchaden und bedroht die Sicherheit und Ord⸗ nung des geſamten Volkes. Schr. nach auf Grund einer Unterredung zwiſchen dem General Schleicher und Hitler dieſer bereit ſein würde, zu Gunſten Schleichers auf das Kanzleramt zu verzichten. Dieſe Gerüchte ſind reine Kombinationen. Eine Einigung in der Frage der Neubil⸗ dung der Regierung iſt noch nicht erfolgt, und wird auch erſt in einigen Tagen zu er⸗ warten ſein. Kanzler⸗Kandidaten? Dr. Bracht-Eſſen. Dr. Goerdeler-Leipzig. Reichs wehrminiſter a. D. Dr. Geßler. Richtig iſt allerdings, daß General von Schleicher eine Beſprechung mit Hinden⸗ burg hatte. Das politiſche Intereſſe dreht ſich nun um die Frage: Was hat Hitler geſagk? Was will Hitler? Man hört, daß er ſich volle Handlungsfreiheit ſeinen Parteigenoſ⸗ ſen gegenüber vorbehalten hat. Er ſei ge⸗ willt, für ſeine Perſon Zurückhaltung zu üben, jedoch die Führung der neuen Regie⸗ rung für die NSDAP. zu beanſpruchen. Man nannte in dieſem Zuſammenhang be⸗ reits Gregor Straſſer als Kanzlerkan⸗ didaten. Die Taktik der Nationalſozialiſten ſcheint diesmal viel elaſtiſcher zu ſein als am 13. Auguſt. Sowohl in ihren Kreiſen als auch in denen des Zentrums iſt man ſich klar darüber, daß alle Anſtrengungen ge— macht werden müſſen, wenn die ihnen vom Reichspräſidenten gegebene Chance der Bildung einer nationalen Konzentration ausgenutzt werden ſoll. Für die ausſchlag⸗ gebende Frage, ob eine Verſtändigung zwi⸗ ſchen Hindenburg und Hitler möglich iſt, wird es von großer Bedeutung ſein, daß die nakionalſozialiſtiſche Partei- führung offenbar enkſchloſſen iſt, unker gewiſſe Mißverſtändniſſe der Vergangen- heit einen Strich zu ziehen und den ehr⸗ lichen Verſuch einer ZJuſammenarbeit zu unternehmen. Im Vordergrund dürften nach dem, was aus nationalſozialiſtiſchen Kreiſen verlautet, zwei Forderungen ſtehen: Die Ar⸗ beitsbeſchaffung und unbedingte Vernichtung des Kommunismus. Verhandlungen Zentrum— N DA. Das Jenkrum iſt bereit, jeden Kanzler, den der Reichspräſidenkt ernennt und dem eine Reichskagsmehrheit Arbeitsfreiheit ge- währt, zu unkerſtützen,„einerlei, ob dieſer Kanzler Hikler oder Skraſſer oder anders heiße,“ wie die„Kölniſche Zeitung“ aus unterrich— teten Zentrumskreiſen erfährt. Unmittelbar nach dem Empfang Hitlers ſollen Beſpre— chungen zwiſchen dem Zentrum und Hit— ler begonnen haben, die einer direkten Ver— ſtändigung dienen ſollen und in denen beſon— deres Gewicht darauf gelegt wird dem neuen Kabinett eine feſte Unterlage zu geben, die vom Grundſatz, der Präſidialregierung nicht allzu weit entfernt iſt und trotzdem die Mit— arbeit der Parteiführer geſtattet. Die Ausſprache ſoll ſich auch auf die Re— gierungsbildung in Preußen be⸗ ziehen. Man hoffe, wie ein Berliner Blatt zu melden weiß, auf beiden Seiten bald ſoweit zu ſein, daß am 24. oder 25. November die Neuwahl des Miniſterpräſidenten vorgenom— men werden könne. Das Blatt meint, daß man bei beiden Parteien anſcheinend dur ſch—⸗ aus optimiſtiſch ſei. Wenn es zu der erwarkelen Einigung komme, würden Deulſchnaklionale, Deutſche Volkspartei und die kleineren Rechlsgruppen gefragt werden, ob ſie das Einigungspro⸗ gramm als gemeinſame Grundlage der nakio⸗ nalen Konzenkration eingehen wollten. Im Mittelpunkt der Auffaſſung der Deutſchen Volksparlei ſteht das Wirtſchaftsprogramm, deſſen we⸗ ſentliche Teile nach dieſer Anſicht im In⸗ tereſſe einer baldigen Geſundung der deut⸗ ſchen Wirtſchaft aufrecht erhalten werden mufſſen. Evenſo iſt veranntgeworden, daß die Volkspartei großen Wert darauf legt, daß die Reichsreform mit Preußen weiter durchgeführt wird. Die Deutſche Volkspartei iſt bereit, einem Kanzler ihre Hilfe zu leiſten, der durch einen Verzicht des Reichstages auf ſelbſtändiges Handeln für lange Zeit in die Lage verſetzt werden würde, poſitive Arbeit zu leiſten. Braun ſpricht im Landtag. Gegen die verordnete Regelung der Komgpe⸗ tenzen. Berlin, 21. November. Das geſchäftsführende preußiſche Staatsmi⸗ niſterium beſchäftigte ſich mit der letzten Not⸗ verordnung des Reichspräſidenten. Als Er⸗ gebnis der Beſprechungen wird folgende amt⸗ liche Verlautbarung herausgegeben: „Die preußiſche Staatsregierung ſtellte in ihrer Staatsminiſterialſitzung einſtimmig feſt, daß die auf Antrag der Reichsregierung er⸗ laſſene Verordnung auf Grund von Artikel 48 der Reichsverfaſſung dem Wortlaut und Geiſt der Entſcheidung des Staatsgerichtshofs nicht entſpricht. Miniſterpräſident Dr. Braun wird in der nächſten Vollſitzung des Land⸗ tages am Donnerstag, den 24. November zu der dadurch geſchaffenen Sachlage Stellung nehmen.“ Zentrum 70 Mandate. 584 Sitze im neuen Reichstag. Berlin, 20. Nov. Der Reichswahlausſchuß ſtellte am Sams- tag auf Grund der Meldungen der Kreis- wählleiter das amtliche Endergebnis der Reichstagswahl vom 6. November 1932 feſt. Nach dieſem endgültigen Ergebnis ſetzt ſich der neue Reichstag aus 584 Abgeord⸗ neten zuſammen. An der bisher bekanntge⸗ wordenen Mandatsverkeilung iſt inſofern eine Aenderung eingetreten, als die deulſche Jenkrumsparkei auf Grund der Reſtſtimmen noch ein weileres Mandat auf der Reichs liſte erhalten hat und damit über insgeſamk 70 Sitze im neuen Reichstag verfügt. Erfolge der Arbeitsbeſchaffung. Berlin, 21. November. Die Maßnahmen der Reichsregierung zur Arbeitsbeſchaffung haben neben den ſonſtigen Mitteln zur Belebung der Wirtſchaft den Ar⸗ beitsmarkt merklich entlaſtet. Die Zahl der Arbeitsloſen, die im Freiwilligen Arbeitsdienſt beſchäftigt werden, hat jetzt bereits 250 000 überſchritten. Der erſte Abſchnitt des Arbeitsbeſchaffungs⸗ programms in Höhe von 135 Millionen Reichsmark iſt in voller Durchführung. Mit dieſer Summe, zu der noch etwa 25 Millio- nen Reichsmark Erſparniſſe an Arbeitsloſen⸗ unterſtützung kommen, ſind bisher insgeſamt 10 Millionen Arbeitertagewerke für Arbeitsloſe bereitgeſtellt worden. Hierbei ſind nur die Tagewerke mit eingerechnet, die an der Bau— ſtelle ſelbſt geleiſtet werden. Auch die Arbeiten an dem zweiten Teil des Arbeitsbeſchaffungsprogramms in Höhe von 207 Millionen Reichsmark ſind zum Tei! im Gange oder werden in nächſter Zeit be⸗ zonnen. Dieſer Abschnitt umfaßt u. a. Stra⸗ zenbauten, landwirtſchaftliche Meliorationen, landwirtſchaftliche Siedlung und vorſtädtiſche Kleinſiedlung, den Bau von Eigenheimen und ferner eine Aktion zum Abwracken veralteten Schiffsraumes und den Bau von Herings⸗ loggern. Nach den Ergebniſſen der bisherigen Maßnahmen kann man damit rechnen, daß ſich hier zuſätzliche Arbeitsgelegenheit in Höhe von weiteren 15 Millionen Arbeitsloſentage⸗ werken zuzüglich der mittelbaren Entlaſtung des Arbeitsmarktes ergeben. Für das notleidende Baugewerbe iſt vor allem ganz beſonders wertvoll die Hilfsaktion des Reichs für die Durchführung der Inſtandſetzungsarbeiten, für die 50 Mil⸗ lionen Reichsmark und Mittel des Hausbe⸗ ſitzes ſelbſt zur Verfügung ſtehen. Zur För⸗ derung des Eigenheimbaues hat übrigens auch der Vorſtand der Reichsanſtalt noch 5 Mil⸗ lionen erſparte Arbeitsloſenunterſtützung be⸗ reitgeſtellt. Von großer Bedeutung iſt endlich für wich⸗ tige Teile der Wirtſchaft die Bereitſtellung zuſätzlicher Arbeiten durch die Reichsbahn und die Reichspoſt in Höhe von über 300 Millionen Reichsmark, die zum großen Teil ebenfalls im Gange . Die Auswahl der Arbeitskräfte iſt eine wichtige Aufgabe der Arbeitsämter und geſchieht nach ſozialen Geſichtspunkten, ins⸗ beſondere müſſen auch langfriſtige Arbeitsloſe bevorzugt werden. In ihrer Geſamtheit genommen bedeuten dieſe Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen eine Mehrbeſchäftigung von mehreren Hunderttau⸗ ſend Arbeitsloſen, wenn man nur die un⸗ mittelbare Beſchäftigung berückſichtigte. Min⸗ deſtens ebenſo wichtig iſt aber die weitere Auswirkung dieſer Maßnahmen, die zuſam⸗ men mit der Ausgabe der Steuergutſcheine in Höhe von insgeſamt 2.2 Milliarden Reichs⸗ mark zu einer nachhaltigen Belebung der Wirtſchaft im weiteren Umfange führen muß. Anſchlag auf Herriot. Die Exploſion vorzeitig erfolgt. Paris, 21. November. Auf den Zug, mit dem der franzöſiſche Miniſterpräſident Paris verlaſſen hatte, um ſich nach Nantes zu begeben, wurde am Sonntag früh ein Dynamitanſchlag verübt. Unbekannte Täter hatten etwa 50 Kilo⸗ meter vor Nantes unter die Schienen eine ſtarke Dynamitpatrone gelegt, die in dem Augenblick explodieren ſollte, in dem der Zug die Strecke paſſierte. Die Exploſion ereig⸗ nete ſich jedoch eine Stunde vor dem Ein⸗ treffen des Zuges, ſo daß ein unüberſehbares Unglück vermieden werden konnte. Die Einweihung der Nheinbrücke. Ein Jeſttag der Schweſterſtädte Mannheim⸗ Ludwigshafen.— Die Feier der Uebergabe. Mannheim, 20. November. In Anweſenheit einer großen Anzahl von Vertretern des Reiches, der Länder Bayern und Baden, der Reichsbahn, badiſcher, pfäl⸗ ziſcher und rheiniſcher Städte, des Reichstages und des badiſchen Landtages. von Vertretern der Wirtſchaft, des Handeis uno wewerves ſowie der kirchlichen Behörden fand am Samstag nachmittag unter ſtarker Anteil⸗ nahme der Bevölkerung der Schweſterſtädte Mannheim und Ludwigshafen die Einwei⸗ hung der Rheinbrücke ſtatt. Schon lange vor Beginn des Uebergabe⸗ aktes herrſchte auf Mannheimer und Lud⸗ wigshafener Seite ein reges Leben und Treiben. Die Muſikkapelle der Badiſchen Landespolizei Karlsruhe ſpielte Starke Ab⸗ teilungen der badiſchen und bayeriſchen Lan⸗ despolizei marſchierten auf den beiderſeitigen Brückenköpfen auf, die Feuerwehren der bei⸗ den Städte formierten ſich in ſtarken Kolon⸗ nen zur Spalierbildung und auch die Schul⸗ jugend mit Fahnen und Wimpeln in den Farben der Länder ſtanden in vorderſter Reihe. Zur Sicherung eines reibungsloſen Verlaufes der Feſtfeier waren umfangreiche Abſperrungsmaßnahmen getroffen. Der Ver⸗ kehr über die Rheinbrücke lag während des Uebergabeaktes, etwa eine Stunde, ſtill und Erinnerungen wurden wachgerufen an jene Zeit, wo Truppen der ehemaligen Feindſtaa⸗ ten den Weg über die Brücke verſperrten. Der alten Rheinbrücke hatte man eim feſtli⸗ ches, farbenprächtiges Gewand angelegt. Von den Portalen grüßten Fahnen und Wimpel, die ganze Wegſtrecke, die der Zug der Feſt⸗ gäſte ſpäter nahm, war umſäumt von hohen Maſten mit den Fahnen der beiden Länder und Städte. Hinter den Barrieren, an den Fenſtern und auf den Dächern der umliegen⸗ den Gebäude hatte ſich eine nach vielen Tau⸗ ſenden zählende Zuſchauermenge eingefun⸗ den. Ein beſonders impoſantes Bild grüßte vom Rhein herauf; Schiffe und Kähne aller Größen trugen reichen Wimpelſchmuck und zeigten ſo auch die Anteilnahme der ſchiffahrt⸗ treibenden Kreiſe an dem feſtlichen Ereig⸗ nis. Vor dem Mittelportal des Mannheimer Schloſſes hatten ſich gleichwie auf dem Lud⸗ wigshafener Brückenkopf inzwiſchen die von den beiden Städten geladenen Feſtgäſte aus Nah und Fern eingefunden. Gegen 1,30 Uhr ſetzte ſich auf der Mann⸗ heimer Seite der Zug der Feſtgäſte, geführt von einer Eskorte berittener badiſcher Lan⸗ despolizei in Bewegung. An der Spitze ſchritten Staatspräſident Dr. Schmitt⸗ Karlsruhe, Finanzminiſter Dr. Mattes, Staatsrat Heurich, Landtagspräſident Duff⸗ ner, Kirchenpräſident D. Wuth, Oberbürger⸗ meiſter Dr. Heimerich u. a. m. Unter dem Geläute der Kirchenglocken beider Städte und dem Krachen der Völlerſchüſſe, dem Geheul der auf dem Strom verankerten Rhein⸗ ſchiffe ſchritten die badiſchen Feſtgäſte über den nördlichen Fahrdamm der alten Rhein⸗ brücke, auf der Ludwigshafener Seite vom Jubel der wimpelſchwingenden Schulkinder empfangen. Der Feſtakt. Vor dem am Bahndamm aufgeſtellten, von Blattgrün umgebenen und in den bayeriſchen Farben geſchmückten Rednerpult fand als⸗ dann eine kurze Begrüßung der offiziellen Vertreter der Länder und Städte ſtatt. Oberbürgermeiſter Dr. Ecarius ergriff hierauf das Wort zu ſeiner Feſtan⸗ ſprache. Einleitend wies er darauf hin, daß mit dem Bau der neuen Rheinbrücke eine volkswirtſchaftliche und verkehrspolitiſche Not⸗ wendigkeit verwirklicht, ein heißerſehnte⸗ Ziel der Geſamtbevölkerung der Städte Mannheim⸗Ludwigshafen und ihrer Hinter⸗ Magdalen zwischen den zwei ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuditwanger, Halle(Saale) — „Du biſt im Irrtum. Ich hätte dir gar nichts ſagen ſollen. Du denkſt eben anders über die Frauen wie ich. Ich ſage dir, ich würde nicht wagen, auch nur davon an⸗ Sie iſt mit den Frauen, die dir vorſchweben, nicht im mindeſten zu ver⸗ zufangen, was dir ſo logiſch ſcheint. gleichen.“ „Ah, eine Madonna? Nimm dich in acht, Karl Joachim! Auch Madonnen haben der Männerwelt ſchon die größten Ueberraſchungen geliefert.“ „Laß dieſen Ton!“ Scharf, ſchroff, herriſch klang es. Berndorf wurde ernſt. „Um Gottes willen, Lindsmühlen, es ſitzt doch nicht etwa ſo tief, daß du deinen Frieden verlieren wirſt?“ „Möglich! Aber ſchan du zu, daß du dein Herz wieder in Ordnung bringſt, Berndorf. Ich möchte nämlich ſobald wie möglich wieder fort.“ „Hm! Nun, Doktor Meinhardt iſt noch nicht zufrieden. Und ich auch nicht. Es hämmert da noch ſo ganz hübſch in der Hauptkammer meines menſchlichen Daſeins. Ich bleibe noch hier. Mir gefällt es auch. Frau Dorle Hauſinger ſagte erſt geſtern, ſie würde mich ſehr gern pflegen. Sollte ich ſie beim Wort nehmen, dann würde ich nicht mehr nach Aſien gehen. Dann heirate du auch, und wir bleiben hier— das heißt: im ſchönen Deutſchland.“ „Das hat Zeit!“ : Karl Jvachim ſagte es, und er dachte daran, daß man ihm in einem der letzten Briefe nahegelegt, ſich mit Fanny, der Kuſine aus Pommern, zu verloben. Das würde nicht geſchehen! Niemals! Er war nicht dazu geſchaffen, in einer liebeleeren Ehe Sudan anſchließen.“ die letzte Grenze.“ ſoll dir da helfen!?“ witters erblühte.“ Zimmer hinein?“ ihm ab. zu leben, und den Beſtimmungen und Wünſchen der Familie beugte er ſich ſchon gar nicht. Wenn Berndorf hierblieb, dann mußte er eben wieder allein hinaus in die Welt. Warum mußte dem überhaupt dieſes Fieber das Herz zerſtören, daß er nun hier hockte und ſich in die hübſche, ſchwarzlockige, kleine Hexe verliebte? 2⁰ Die athletiſche Figur Lindsmühlens ſtraffte ſich. „Ich werde noch ein Stündchen fortgehen. Ranken iſt eingetroffen. Ich möchte ihm doch noch einige Winke geben. Und dann wird er am beſten wiſſen, wo ich ſeinen Vetter erreichen kann. Ich werde mich deſſen Expedition nach dem „Ueberſtürze nichts! Zuweilen iſt ſogar eine Ehe nicht „Sie ſteht über jedem Abenteuer!“ „Brauchſt du mir nicht noch einmal zu verſichern, mein Freunderl! Es gibt trotz allem manchmal noch ein ehrliches Zuſammenkommen. Freilich, wenn du fortrennſt— wer „Vielleicht haſt du recht. Aber glaube mir: jedes Wort hätte das entheiligt, was zwiſchen uns während des Ge⸗ „Ich— wünſche von ganzem Herzen, daß dieſe Frau dir noch einmal begegnet. Es iſt etwas Eigenes um ſolch eine Liebe. Es ſind auch nur wenige Auserwählte, denen dieſe Liebe zuteil wird“, ſagte ſinnend Berndorf. Lindsmühlen reichte ihm die Hand. „Langweile dich nicht! Du ſetzt dich doch nicht etwa ins „Nein, ſei beruhigt! Ich bleibe auf der Veranda. Der Anblick der Zugſpitze iſt überwältigend. Und dann will Frau Dorle mir vorleſen. Ich höre nicht zu; aber ich ſtelle mich ſo. Es ſieht zu hübſch aus, wenn ſie lieſt.“ „Dann auf Wiederſehen!“ „Auf Wiederſehen! Ich wünſche dir viel Glück, und wenn der tolle Zufall nicht gar zu tückiſch iſt, verhilft er dir beſtimmt zu einem Wiederſehen mit der ſchönen Zauberin.“ Als Berndorf allein war, fiel die gute Laune von Brautpaar. „Der Unglücksmenſch! Frau! Nur immer ſo viel Wirrwar als nur irgend mög⸗ lich! Und ich hätte dem Prachtkerl alles Glück der Welt ge⸗ wünſcht, denn er verdient es. Aber was iſt hier zu machen? Nichts, rein gar nichts! Bei dieſem ſchwierigen Charakter iſt es zudem von vornherein beſſer, man unterläßt jede Einmiſchung. Hm!“ Herr Berndorf wurde aber ſehr angenehm aus ſeinen Gedanken geriſſen. Frau Dorle Hauſinger ſetzte ſich zu ihm, ſeufzte leiſe und blätterte im Buche. Dann ſagte ſie: „Eben hat ſich Fräulein Steinbach mit dem ſchneidigen Aſſeſſor verlobt. Gott, wer doch auch noch ſo jung wäre!“ Natürlich hatte Berndorf nichts Eiligeres zu tun, als ihr zu verſichern, daß die Jugend allein es auch nicht tue, ſondern daß dazu Liebe gehöre, auch wenn man ſchon eine Enttäuſchung hinter ſich habe. f Es gab ein Geſpräch hin und her; das Ende war ein Ausgerechnet eine verheiratete f Berndorf war ſehr glücklich. Er liebte das reizende, laſſen! dem Freunde. ſchwarzhaarige Perſönchen wirklich. In ſein Glück hinein fiel nur mißtönend die Sorge um den geliebten Freund. Nie hatte dieſer Abenteuer geſucht, niemals leichtſinnig ſeine Liebe verſchenkt, wenn er auch die Frauen kannte. Bei dieſem idealen, in ſich verſchloſſenen Menſchen mußte eine unglückliche Liebe verheerend wirken. ö Fort wollte er wieder. Das ſah ihm ähnlich. Sich in die Einſamkeit, in wilde Gefahren begeben! Wenn man ihm doch nur helfen könnte! Aber Lindsmühlen würde ſich ja auch niemals helfen Berndorf fühlte zwei weiche Arme um ſeinen Hals. „Woran denkſt du?“ Berndorf küßte den ſuchenden Mund. „An zwei, die ſich nicht finden, Dorle!“ „Wie dumm ſie ſind— wie dumm!“ Berndorf antwortete nicht; aber ſeine Gedanken folgten 5 Fort. folgt) Eine Paradies⸗Inſel. m Jahre 1895 hatte der bekannte fran⸗ zo Schokoladenfabrikant Menier, der ich ein ausſichtsreiches ace ſichern wollte, kurzerhand die zur anadiſchen Provinz Quebec gehörende Inſel Anticoſti im St. Lorenz⸗Golf angekauft. Mit ihren 8400 Quadratkilometern iſt die Inſel etwas größer als Korſika. Menier begnügte ſich nicht da⸗ mit, ſeinen Beſitz als Jagdgrund zu benutzen, ſondern brachte es fertig, das Terrain, das beim Ankauf eine Wüſtenei geweſen war, aus eigenen Mitteln zu einer blühenden Kolonie umzugeſtalten. Zu dieſem Zweck wurden die verſchiedenſten Tierarten heimiſch gemacht, Hä⸗ fen, Eiſenbahnlinien, eine Flotte, Hotels, Kir⸗ chen und Schulen geſchaffen. Kurz, Menier tat alles, um das Land zu ziviliſieren, ohne ihm indeſſen ſeinen urſprünglichen Charakter zu nehmen. Die Inſel iſt heute ein Eden, das Reiſeziel vieler reicher Amerikaner, die voller Entzücken zurückkehren. Dank ihrer La⸗ ge hat die Inſel Anticoſti, die Kanada vorge⸗ lagert iſt, und in der Nähe von Neufundland liegt, eine Wichtigkeit erlangt, die erſt in neuerer Zeit richtig erkannt wurde. Als 1535 der franzöſiſche Reiſende Cartier im St. Lorenz⸗Golf ankerte und im Namen des Königs von Frankreich von dem ver⸗ laſſenen Lande Beſitz nahm, entdeckte er die Inſel, die ſpäter ſeinem Begleiter Sire de Joliet als Lehen gegeben wurde. Sie blieb zwei Jahrhunderte lang im Beſitz der Fami⸗ lie Joliet und wurde dann von den letzten Erben an eine kanadiſche Geſellſchaft verkauft. Aber auch dieſe tat nichts für das Land, ſo daß die Inſel ſchließlich zur öffentlichen Ver⸗ ſteigerung kam, in der ſie, da niemand bot, Menier für billiges Geld erſtand. Das Klima der Inſel iſt vorzüglich, wenn auch die Win⸗ tertemperaturen hohe Kältegrade erreichen. An⸗ ticoſti iſt daher ein unvergleichliches Terrain für den Winterſport und bietet einem Multi⸗ millionär daneben die denkbar beſte Gele⸗ genheit, ſeinem Jagdvergnügen zu huldigen. Aber Menier hatte einen höheren Ehrgeiz. Er war ſich bewußt, daß ihm der Beſitz eines Landes, das ſo reich an fiſchreichen Gewäſ⸗ ſern, Seen, Urwäldern und fruchtbaren Aek⸗ tern iſt, Pflichten und Verantwortung auf⸗ erlege. Zunächſt ging er daran, den leich⸗ teren Zugang zur Inſel durch Anlegung von Landungsplätzen zu ſichern und in der Um⸗ gebung des Haupthafens, der den Namen „Port Menülr“ führt, Seen auszutrocknen, eine Normalſpurbahn zu bauen, die 45 Kilometer weit ins Innere führt, Straßen anzulegen und Hunderte von Quadratkilometern zu ent⸗ wäſſern, um ſie der Landwirtſchaft und der Viehzucht zu gewinnen. Zur Ausführung die⸗ ſes Programms war ſelbſtverſtändlich die Her⸗ anziehung von geeigneten Arbeitskräften not⸗ wendig. Menier wählte ſein Perſonal unter Franzoſen oder franzöſiſchen Kanadiern und brachte auf dieſe Weiſe eine Kolonie zuſammen, die heute rund tauſend Köpfe zählt. Zur Aufnahme der Bevölkerung wurden überall Häuſer und Wohnungen geſchaffen und für die Beſucher, die ſich bald einſtellten, ein Hotel deb aut. Aber auch die geiſtigen Bedürfniſſe der Bevölterung wurden nicht vernachläſſigt. Es entſtanden Schulen, eine Kirche, ein Theater, ein Kino und ein Orcheſter. Verwaltungs- rechtlich bildet das Recht des Grundherrn den Ausgangspunkt der geſetzlichen Gewalt des Inſelkönigreiches. Während der Abweſen⸗ heit des Grundherrn führt ein Stellvertreter als Gouverneur die Geſchäfte, unterſtützt von einigen Gehilfen, die ſozuſagen als Reſſortmi⸗ niſter des Staates ihres Amtes walten. Die Polizeigewalt wird durch einen kanadiſchen Polizeiwachtmeiſter und durch ſeine Unterge⸗ benen vertreten, die als Feldhüter Dienſt tun. Sie haben das Recht, jeden, der ſich gegen die Geſetze vergeht oder als unerwünſchter Friedensſtörer gilt, feſtzunehmen und ins Ge⸗ fängnis zu bringen, denn auch Anticoſti hat ein Gefängnis. Dort verbleibt der Uebel⸗ täter, bis er zur endgültigen Beſtrafung der 1%% kanadiſchen Behörde übergeben Wind. Fodom und Gomorra. Die Ausgrabungen beſtätigen Berichte der Bibel. Daß die Erzählung des Untergangs von Sodom und Gomorra auf tatſächlichen Na⸗ turvorgängen beruht, iſt keine Erkenntnis von geſtern und heute. Die geologiſche Ge⸗ ſchichte des Landes Paläſtina, die ſich in der Bibel, dieſer Ehronik der Israeliten, ſpiegelt, lieſt ſich wie ein ſpannender Roman. Der Boden 1 und hebt ſich, bald iſt er der Grund des Meeres, dann wieder der Boden eines ausgedehnten Süßwaſſerſees, bald wie⸗ der trockenes Land. Paläſtina iſt ja, geolo⸗ giſch betrachtet, ein Spielball der Naturge⸗ walten. Quer vom Weſten nach Oſten zieht ſich das an e Gebiet der ganzen Erd⸗ oberfläche, die a mittelmeeriſche Zone, durch das Land. Dieſer Landſtrich war wohl der Uräquator der Erde, und in dieſer fee U ein Schwächegebiet der Erdkruste entſtehen, das in der Tat bis zum heutigen Tage, ebenſo wie in Mittelamerika, üdeuragna und Südasien. ein gefürchtetes Montag, 21. November 1932 Senkungs⸗ und Eropevengeoter ift. So hat Paläſtina in jeder Erdperiode eine andere Geſtalt angenommen. Der Untergang von Sodom und Gomorra iſt ſehr wahrſcheinlich das bedeutendſte tek⸗ toniſche Ereignis, das ſich ſeit Menſchenge⸗ denken in Paläſtina ereignet hat. Die Be⸗ ſchreibung der Kataſtrophe im erſten Buch Moſes weiſt zweifellos auf ein Erdbeben hin:„Da peſe Jahwe auf Sodom und Go⸗ morra Schwefel und Feuer aus dem Himmel regnen und kehrte alle dieſe Städte um, und den ganzen Keſſel und alle Bewohner und das Gewächs des Bodens. Als Abraham ſich am Morgen an den Ort begab, wo er vor Jahwe geſtanden hatte, und gegen Sodom und Gomorra ausſchaute und nach der gan⸗ zen Gegend der Ebene, da ſah er Rauch aus der Erde aufſteigen, gleich dem Rauch aus einem Schmelzofen.“ Die Feuererſcheinun⸗ gen, welche die Bibel erwähnt, und die Rauchentwicklung kann man zum Teil aus den Entzündungen der Kohlenwaſſerſtoff⸗ dämpfe erklären, die noch heute aus den Erdſpalten jener Gegend aufſteigen. Auch die dort vorhandenen Aſphaltmaſſen dürften bei der Entzündung genug Rauch liefern können. Schon in dem Kapitel der Bibel, in dem der Kampf Abrahams mit dem Könige von Elam berichtet wird, findet ſich die Be— merkung:„die Ebene von Siddim war voll von Gruben mit Erdpech“. Dieſe Tatſachen laſſen ſich mit der bibliſchen Ueberlieferung wohl vereinbaren. 5 War man ſich alo klar, daß Sodom und Gomorra durch eine Naturkataſtrophe ver— nichtet worden ſein mußten, ſo wußte man nicht von der wirklichen Lage der beiden Städte. Hierüber haben die auf Initiative der Päpſtlichen Akademie ins Werk geſetzten Ausgrabungen im ſüdlichften Jordantal Auf— klärung geſchaffen. Dort entdeckte Pater Mellon, ein Mitglied dieſer Körperſchaft, be⸗ hauene Steine und Tongefäße mit chaldäi⸗ ſchen Inſchriften. Eingehende Nachforſchun— gen förderten Ruinen zutage, in denen man mit gutem Grund die Ueberreſte von Sodom und Gomorra vermutete. Alles deutet dar⸗ aufhin, daß die Einwohner in Haſt und Eile vor einem plötzlich hereinbrechenden Unheil geflüchtet ſein müſſen; überall findet ſich vul⸗ kaniſche Aſche, die Grundmauern waren durch die Hitze geſprengt, und in der ganzen Umgebung wuchs keine Pflanze. Man be⸗ fand ſich hier am Schauplatz jener berühm⸗ ten Kataſtrophe! Es ſind nicht die erſten und die einzigen Ruinen, die man im Jordantal gefunden hat; aber keine der anderen läßt eine Zerſtörung durch Feuer annehmen. Nach der Anſicht der Sachverſtändigen hat die Zerſtörung der Stadt ungefähr 3000 Jahre vor Chriſti Geburt ſtattgefunden, alſo, im Einklang mit der Bibel, zur Zeit Abra— hams. Hetlenſträucher. Vom Schlehſtrauch und Holunder.— Hage butten und Brombeeren.— Geiſtige Lecker biſſen. Innerhalb der geſchichtlichen Entwicklung des deutſchen Bodens im Zeitalter der gro⸗ ßen Rodungen hat ſich neben der Feldflur noch eine weitere Kategorie des Kulturbo— dens herausgeſtaltet, nämlich das Hausland. Es war ein Stück Nutzboden, das an der Hofſtätte lag und zum Anbau nicht von Ge⸗ treide, ſondern von anderen Nutzkräutern be⸗ ſtimmt war, zur ſogenannten„Schmalſaat“. Das Hausland wurde nicht mit dem Pflug. ſondern mit dem Spaten bearbeitet, der bei feineren Gewächſen in Anwendung kam und neben der beſſeren Lockerung des Bodens auch zum Jäten diente. Dies Hausland war ſtändig umzäunt. Den älteſten und urſprüng⸗ lichſten Zaun bildete die Hecke, die lebende Hecke. Sie iſt noch immer der ſchönſte und vornehmſte Zaun. und kein Staketenzaun, auch kein Drahtgeflecht kann dagegen aufkom— men. Die Hecke hat zum deutſchen Volk von je⸗ her in beſonderen Beziehungen geſtanden. Da kommt zunächſt ihr Beitrag zur Volks⸗ ernährung. Die Früchte des Schlehſterau⸗ ches, ſchon im Althochdeutſchen fleha ge⸗ nannt, wurden trotz ihres herben Geſchmacks, der erſt unter der Einwirkung des erſten Froſtes etwas angenehm ſäuerlich wirkt, von den unverwöhnten Gaumen unſerer Altvor— deren, zumal bei ſonſtigem Nahrunasmangel geſammelt und gegeſſen. In den Notzeiten des Dreißigjährigen Krieges zogen die hun⸗ gernden Leute an die Hecken, ſammelten Schlehen und dörrten ſie, um daraus ein fla⸗ denförmiges Brot zu backen. Bis in die Neu⸗ zeit hinein war Schlehenmus eine auf dem Lande übliche Zukoſt zum Brot. Die Aebtiſ⸗ ſin Hildegard vom Kloſter Ruvertsberg bei Bingen verzeichnet zahlreiche Schlehen rezepte. Nach altem Volksalauben ſchlägt in den Schlehdorn nie der Blitz, und man iſt unter ihm ſicher, weil von ihm die Dornenkrone Chriſti gemacht wurde. Monnigfache Beziehungen zum Glauben und Leben unſeres Nofftes hoint auch der Holunderſtrauch. Die ſchwarzen Ho⸗ lunder und Attichbeeren hat man ſchon in älteſter Zeit als„Mus“ und Hausarznei ge⸗ braucht. Der Holunder, Holler, Holder der Baum der Frau Holle, in uralter Zeit ſchon hoch geehrt. ſchützt vor allem böſen Zauber; in ſeinem Schatten ſchläft man ſicher, unge⸗ fährdet von Schlangen und Mücken. Holun⸗ derholz gehörte zu den Hölzern, mit denen in germaniſcher Urzeit vornehme Leichen ver⸗ brannt wurden. Wenn der aufs Grab ge⸗ pflanzte Holunderzweig wieder ausſchlägt, o iſt der Geſtorbene ſelig. Auch die roten Früchte der wilden Hek⸗ kenroſe, die Hagebutten, bieten in ihrem fleiſchig gewordenen Blſitenboden, mit Zucker gekocht, ein beliebtes Fruchtmus, das ſogenannte„Buttenmoſt“. Die Dorfſugend wartet den erſten Froſt ab, der den Hagebut— ten einen ſüßen Geſchmack gibt: dann geht es ſcharenweiſe über die rohen Früchte her. Nach dem erſten Froſt ſchmecken der Jugend auch die roten Mehlbeeren des Schwarzdorns wunderbar. Unter den kriechenden Stachelgewächſe/ liefert der Brombeerſtrauch die belieb⸗ teſten Früchte. Dieſe hat man früher auch „wilde Maulbeeren“ genannt. wie denn die Himbeere in Altbayern noch heute„Malbee⸗ re“ heißt. Der mittelalterliche deutſche Bota⸗ niker Megenberg nannte die Pramper (Brombeere) auch Kratzbeer, weil ſte an dor⸗ nigem Strauche wächſt. Nach altem Aber⸗ glauben kann man durch einen Kranz von Brombeerwurzeln Hexen erkennen. Wir ſchließen die Strauchvegetation ab mit dem Wacholder, dem am weiteſten ver⸗ breiteten Nadelholzſtrauch. Er iſt das Ge⸗ wächs der Heide: Löns, der Dichter und Sän⸗ ger der Heide, ſchwärmte für den Machandel⸗ baum. Auf dem Sandboden der Oſtmarken bildet der Wacholder geſchloſſene Beſtände. Wie ſehr dies Gewächs von unſerem Volke ſeit älteſter Zeit beachtet wurde, beweiſt die lange Reihe ſeiner deutſchen Namen. Die altbayeriſche„Kranawitſtaude“ lautet alt⸗ hochdeutſch chranawite und mittelhochdeutſch kranbit. Wacholderbeeren dienten von je als Küchengewürz und zu RNäucherungen. Wacholderöl iſt ein uraltes Mittel zur Wundbehandlung. Vom Wacholderſtrauch, im deutſchen Oſten Kaddeck genannt., ſchneidet man die beſten Peitſchenſtöcke. Im alten Volksglauben iſt der Wacholder ein heiliger Strauch und darf nicht abgehauen werden;: ſeine Nadeln und Beeren wurden zu Räuche⸗ rungen gegen böſe Weſen und Hexen ange⸗ wandt, da dieſe den Geruch nicht vertragen Wacholder bannt die Geiſter und auch die Sorgen. Wilhelm Buſch ſagt:„Wer Sorgen hat, hat auch Likör“. Und aus Wacholder⸗ beeren wird der deftige Wacholderbrannt⸗ wein gewonnen. Was der„Steinhäger“ im deutſchen Norden und Nordoſten, das iſt der kernige Schlehenbranntwein im deutſchen Sü⸗ den und Südweſten. Beide ſind herzhafte Schnäpſe für Männer. Himbeeren und Brombeeren wollen feiner ſein, ſie liefern den ſüßen Saft für beliebte Tafelliköre. Mehr 'was für Damen! Jedenfalls liefern die am Wege wachſenden wilden Heckenſträucher wohlgeſchätzte„geiſtige“ Leckerbiſſen. Heckenſträucher ſind das Dorado für die gefiederte Welt der Felder. Gerade den nütz⸗ lichen Vögeln bieten die Hecken mit ihren Früchten beliebte Nahrung und durch ihre Dornen ſicheren Schutz gegen Raubvögel, Füchſe und Katzen. Dr. B. 100 Jahre Schloß gshenſchwangan. Eins der prächtigſten bayeriſchen Königs⸗ ſchlöſſer, das berühmte Schloß Hohenſchwan⸗ gau bei Füßen im Allgäu, kann in dieſem Jahre auf ein 100jähriges Beſtehen in ſeiner heutigen Geſtalt zurückblicken: Im Jahre 1832 erwarb Kronprinz Maximilian von Bayern, ſpäter König Max II., die alte Burg⸗ ruine, deren Anfänge auf das 12. Jahrhun⸗ dert zurückgehen. Er ließ die ſtark verfallene Ruine nach den Plänen von Dominik Quaglio durch den Münchner Baumeiſter Ziebland im Stile eines mittelalterlichen Rit⸗ terſchloſſes wiederaufbauen. Münchens be⸗ rühmteſte Künſtler des 19. Jahrhunderts, Moritz von Schwind, Ludwig von Schwan⸗ thaler, Wilhelm Lindenſchmitt u. a., ſchmück⸗ ten die weihevollen Schloßräume mit farben⸗ freudigen Bildern deutſcher Heldengeſtalten aus Sage und Geſchichte. König Maximilians Sohn, dem ſpäteren König Ludwig II., war Schloß Hohenſchwangau, in dem er einen großen Teil ſeiner Jugend verbrachte, einſt Lieblingsaufenthalt. Die Schloßräume. mit den beziehungsreichen Malereien ein Bilder⸗ buch von zauberhaftem Reiz. mögen die Phantaſie des jungen Prinzen angeregt und ſeine Neigungen zur Sage und Mythe ſtärkt haben; im Schwanenritterſaale iſt ihm die erſte Kunde von Lohengrin geworden. Auch in der Geſchichte des Deutſchen Reichs hat das Schloß ſeinen Platz: Im Taſſozim⸗ mer, unter dem grünen Geäſt des gemalten Märchenwaldes, vollzog König Ludwig II. am 5. Dezember 1870 den Gedanken der Eini⸗ gung der deutſchen Fürſten und Stämme im Deulſchen Reich mit König Wilhelm von Preußen als Deutſcher Kaiſer. 6 In welchem Monat ſind gie geberen? Alte Aſtrologen⸗Weisheit über die Frau. Nach der Meinung der alten Aſtrologen herrſcht bei der im Januar geborenen Frau der Verſtand über das Herz. Sie beſitzt Klugheit, iſt gutmütig und ſtolz, kommt aber durch ihre Wankelmütigkeit und Neigung zum Flirt oft in unangenehme Situationen. In Geldſachen iſt ſie genau und ſehr ſpocſam. Die Frau, die im Februar gebore. iſt, eignet ſich wenig zur Hausfrau. Ihr Sinn iſt romantiſch und flüchtig. Unſchlüſſigteit, Lau⸗ nen und Trägheit ſind ihre Hauptfehler. Trotz ihres gutmütigen, einſchmeichelnden Weſens macht ſie den Mann ſelten glücklich. Bei der im März geborenen Frau beſtimmt das Gemüt das Leben. Sie iſt hübſch und angenehm und drängt ſich nicht in den Vorder⸗ grund. Trotz ihres guten Verſtandes iſt ſie ſehr abergläubiſch und lehnt ſich nie gegen das Schickſal auf. Sie iſt gewöhnlich eine gute Hausfrau und Mutter und bekommt aft viele Kinder. Dagegen ſoll man der Frau, die im Aprin geboren iſt, am beſten aus dem Wege gehen. Sie hat einen unangenehmen Charakter, iſt ſtreitſüchtig und nachtragend. An ihren Mann ſtellt ſie ſehr große Forderungen, erfüllt aber ſelten ihre eigenen Verpflichtungen. Das Gegenteil von ihr iſt die im Mai ge⸗ borene Frau. Sie iſt lebensfroh und ſchelmiſch und trotzdem gewiſſenhaft in ihren häuslichen Pflichten. Vielleicht ſieht ſie ein bißchen zu ſehr auf das Aeußere, aber ſie tut es in lie⸗ benswerter Weiſe. Sie hat viele Freunde und Bewunderer, und ſie iſt ſelten ökonomiſch ver⸗ anlagt. Ihre Kinder werden meiſt hübſch und klug. Die Frau, die im Juni geboren iſt, feſſelt durch ihr ſelbſtbewußtes, ſicheres Auftreten, iſt gleichzeitig aber im Beſitz von weiblicher Weichheit und Nachgiebigkeit. Sie verſteht es, hauszuhalten und iſt ſparſam. Gewöhn⸗ lich ſehr gutmütig, kann ſie jedoch, wenn ihre Intereſſen angegriffen werden, auch ſehr ſcharf auftreten. Die Frau, die im Juli Geburtstag feiert, iſt ſehr wiſſensdurſtig und geiſtig regſam; ſie iſt eine gute Hausfrau und hat ein herzliches, teilnehmendes Weſen, das es verſteht, ſich beliebt zu machen. Sie bekommt in der Regel viele Kinder, die ſie mit großer Sorgfalt und Liebe erzieht. Die im Auguſt geborene Frau iſt ſehr tem⸗ peramentvoll und hitzig. Sie liebt tief, iſt dabei aber unbeſtändig in der Liebe. Auch liebt ſie die gutbeſetzte Tafel und den Kom⸗ fort. Oft ſehr religiös, plagt ſie mit ihren Grübeleien ihre Umgebung. Immer aber iſt ſie gutherzig und mitfühlend. Die Frau, die der September geprägt hat, iſt leichtſinnig und wetterwendiſch und liebt Kinder nicht. Zu große Luſt am Kritiſieren und Geldliebe ſind ihre Fehler. Sie iſt ſehr empfindlich und feinfühlig und abhängig von Stimmungen. Sie philoſophiert und mit Er⸗ folg, denn ſie hat einen ſtarken Geiſt und viel Logik. Die im Oktober geborene Frau liebt die Ge⸗ ſellſchaft unt flirtet gern. Sonſt aber weiß ſie, ihr Heim gemütlich zu machen und ver⸗ ſteht es vorzüglich mit kleinen Geldmitteln hauszuhalten. Von der im November geborenen Frau heißt es, daß ſie es verſteht, ihren Mann zu leiten und ihm eine gute Kameradin zu ſein. Ihr Haus weiß ſie muſterhaft zu führen; in Geldſachen iſt zie sehr ſpekulativ und vorſſch⸗ tig; im Umgang freundlich, jedoch egoiſtiſch und ſehr eiferſüchtig. Sie neigt dazu, viele Kinder zu bekommen und verſteht es, ihnen eine gute Erziehung zu geben. Ueber die Frau, die im Dezember geboren iſt, wird geſagt, daß ſie ein gewinnendes, lie⸗ benswürdiges Weſen habe. Ein wenig kokett, iſt ſie im übrigen ſehr treu und pflichthewußt. Sie iſt ein vorzügliche Frau und Mutter. In der Hausführung ökonomiſch, ohne geizig zu ſein, iſt ſie gegen Arme freigebig und mmm: gern teil an anderer Leid. Ihr Geiſt iſt hoff · nungsvoll und leicht begeiſtert, ihr Gemüt feurig und impulſiv und tiefgläubia. 50 Jahre Gaſtwirteinnung Heſſen. Darmſtadt, 18. Nov. Die Gaſtwirte⸗In⸗ nung Heſſen, Sitz Darmſtadt, gegründet im Jahre 1882, konnte ihr 50 jähriges Beſtehen feiern. Unter Führung des Gründers und damaligen Vorſitzenden C. Reinemer, erlebte die Innung zur damaligen Zeit einen ſehr ſchnellen Aufſchwung. C. Reinemer ſpielte im Gaſtwirtsgewerbe eine bedeutende Rolle. Ueber die Gründung des Darmſtädter Vereins hin⸗ aus organiſierte er auch das geſamte heſſiſche Gaſtwiltsgewerbe, desgleichen war er auch Mit⸗ glied und Förderer des ſüddeutſchen Gaſtwirte⸗ bundes. Mit der Gründung des Heſſiſchen Lan⸗ desverbandes ſchuf er die Brücke zwiſchen Nord⸗ und Süddeutſchland, ſeine weiteren Schöpfun⸗ gen ſind die Gründung der Haftpflicht⸗ ſowie der Sterbekaſſe Deutſcher Gaſtwirte und des Seltersſprudels Auguſta⸗Viktoria, Löhnberg a. d. L. Den Zeitverhältniſſen entſprechend wurde das 50jährige Beſtehen der Gaſtwirte⸗ Innung durch eine ſchlichte Feier im Städt. galbau gedacht. N 0 1 Copyriaht by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) D E r r ei ch E B 1 i n d e Roman von Gert Aethberg. 1 1. Fortſetzung. Ernſt von Vayburg lächelte bitter. Was ſollte er denn dagegen tun? 9 855 Schließlich hatten ſie ſogar recht, wenn ſie ſo dachten. Und uur er war feige und begriffsſtutzig, daß er noch nicht längſt wußte, was ſich für ihn gehörte. Feige! Ernſt von Vayburg keuchte wie ein verwundetes Tier. Et feige? Seine Gedanken wanderten zurück. Und die Hölle von Arras umbrandete ihn wieder. Links und rechts fielen ſie, die Kameraden ſo vieler Tage und Monate und Jahre. Tag um Tag, Stunde um Stunde hatten ſie da draußen Nachdruck verboten. ihre Pflicht getan. Er, Vayburg, hatte viele gefährliche freiwillige Patrouillen ausgeführt, hatie die höchſten Aus⸗ zeichnungen erhalten. Und er hatte auch immer damin ge⸗ rechnet, daß auch er aus dieſem Kriege nicht mehr nach Hauſe kam. Sein beſter Freund fiel! Der frohe, luſtige Mengern! Und zwei Tage ſpäter verlud man ihn ſelbſt ſchwer— verletzt nach der Heimat. Wochenlanges Hindämmern, dann die grauenhafte Ge— wißheit, daß es ewige Nacht bleiben würde. Das Augenlicht verloren! Der Menſch erträgt viel! Die dumpfe, zuweilen faſt wahnſinnige Verzweiflung legte ſich. Er lebte in Schloß Vayburg dahin. Es war kein Leben, es war nur ein einziges Ertragen, Dulden! Der Mutter brach das Herz. Sie hatte ihn ſo oft ge— ſtreichelt: „Mein Junge!“ Und dann hörte er das unterdrückte Schluchzen. Der Vater war auch geſtorben. Er hatte auch keinen Lebensmut mehr beſeſſen. Zu ſchwer laſtete des Sohnes Unglück auf dem ganzen, einſt ſo frohen Schloß. Und nun war er eben übriggeblieben. Er allein. Sie hatten ihn alle verlaſſen. Die Mutter hatte einmal zu ihm geſagt: „Möchteſt du nicht Gerda heiraten? Du hätteſt dann jemand, der zu dir gehörte, der um dich wäre? Eigent⸗— lich habt ihr euch als Kinder doch immer ſehr gut ver— ſtanden.“ „Nein. Mama! Ich heirate nicht! Weil es Unnatur wäre. Weil mich keine Frau lieben würde. Sie kämen alle nur um des Reichtums willen nach Vayburg— und das ſoll lieber unterbleiben!“ „Ja, aber— du mußt doch jemand haben. Solange ich lebe, iſt es vielleicht für dich erträglich. Aber was ſoll dann werden?“ Er hatte die Hände der Mutter geküßt. „Sorge dich darum nicht. Jetzt biſt du ja auch noch— da, und ein gütiges Schickſal wird dich mir ſchon noch lange erhalten.“ Das war ſechs Wochen vor dem Tode der Mutter ge— weſen! Nun war er allein. Schon vier Jahre war er allein! Und ſo würde es nun immer bleiben. Furchtbar! Der Kies knirſchte. Joſeph. der Diener, brachte die Poſtſachen. Wie es nun ſchon ſeit Jahren war, ſchnitt er die Briefe auf und las ſie ſeinem Herrn vor. Nichts gab es im Leben des Herrn, was der Diener nicht wußte. Mit der Zeit hatte Joſeph eine Art Machtſtellung erhalten, weil Ernſt von Vayburg ganz und gar auf ihn angewieſen war. Und der Diener nützte dieſe Machtſtellung. Er betrog ſeinen Herrn zuſammen mit dem Inſpektor. Sie brachten große Summen beiſeite. Sie machten ſich auch kein Ge— wiſſen. Der Blinde merkte es ja nicht, würde es nie merken, wie ſehr man ſein Vertrauen täuſchte, und jetzt war ſich eben jeder ſelber der Nächſte. Und dem Herrn auf Vay⸗ burg blieb wahrhaftig noch genug, wenn man ihm auch ruhig etwas nahm. Der Gutsherr lehnte ſich zurück und hörte, was der Diener vorlas. Er ließ ſich dann den Gutsſekretär kommen und beſprach mit ihm die Antworten, die von dieſem er- ledigt wurden. Vielleicht betrog ihn auch dieſer... Ernſt von Vapburg wußte es nicht, aber er vermutete es. Einer konnte er vertrauen, aber die hatte ja gerade auf die Gutsgeſchäfte keinerlei Einfluß und verſtand ſie viel⸗ leicht auch nicht. Minchen Sauer! Wer weiß, wie lange er ſie noch beſitzen würde! Der Gutsſekretär ſaß lauernd da. Er hatte noch etwas auf dem Herzen, was mit dem Herrn beſprochen werden mußte Aber trotz der angeborenen Dreiſtigkeit fehlte ihm der Mui Der Inſpektor hatte zwar geſagt: „Es iſt ein Unſinn, wenn wir ihn überhaupt fragen. Zudem iſt mit dem Schlag des Birkenwaldes bereits be— gönnen worden. Und dann bedenken Sie gefälligſt, was für ein glänzendes Geſchäft wir zwei wieder dabei machen. So etwas paſſiert uns ja im Leben nicht wieder, daß man uns nicht auf die Finger ſieht! Sieht! Hahal, ſieht! Sieht iſt gut! Aber Spaß beiſeite! Sagen Sie es ihm heute! Alſo nochmals: Die Stämme ſind zerfreſſen. Verſchiedene Nachbargüter haben auch Holz ſoviel als möglich ge⸗ ſchlagen, um noch ſo zu retten, was zu retten iſt.“ „Der Birkenwald iſt aber kerngeſund! Wenn er es erfährt?“ „Quatſch! Er wird es eben nie erfahren! Gehen Sie lieber, und machen Sie Ihre Sache gut!“ Der Sekretär überdachte noch einmal die Unterredung, und dann ſprach er eben. „Der Birkenwald? Ausgeſchloſſen! Wir ſind nicht arm, daß wir abholzen müßten!“ ſagte Vayburg ſehr ent⸗ ſchieden. a „Gewiß, gnädiger Herr. Doch auch in den Nachbar⸗ wäldern iſt dieſer Schaden an dem Hartholz zu bemerken. Herr Graf von Urheim läßt die Sache unterſuchen.“ Mit dreiſter Stirn log der Sekretär das, denn Graf Urheim verkehrte ja hier nicht. Früher ſollte eine dicke Freundſchaft zwiſchen Schloß Vayburg und Schloß Ur⸗ heim beſtanden haben. Doch da der Herr auf Vayburg ſich menſchenfeindlich von allem zurückgezogen, kam niemand mehr. Und das war für die Vampyre in Schloß Vayburg gut. Sehr gut! Vayburg war aufgeſtanden. Seine Bruſt arbeitete in tiefſter Erregung. Der Birkenwald, der ſich am Waldwaſſer lang hinzog. Er gehörte zu Vayburg, wie die drei dicken runden Türme mit ihren weithin leuchtenden goldenen Kugeln zu Vay⸗ burg gehörten. „Jetzt wäre noch etwas herauszuſchlagen. Später zahlt der Holzhändler kaum noch was“, ſagte der Sekretär. Vayburg ſchwieg. Irgendwie ſtörte ihn plötzlich dieſe kriechende, ein wenig heiſere Stimme. Er wandte ſich zu dem Sprecher herum. „Nein! Nicht ein Stamm kommt zum Verkauf! Der Wald bleibt! Ich glaube nämlich nicht an die beſchädigten Birken! Ich weiß aber genau, wie viele Bäume dort ſtehen. Man kann ſie gelegentlich von einem Menſchen zählen laſſen, der nichts mit den Gutgeſchäften von Vay⸗ burg zu tun hat!“ Der Sekretär antwortete nicht. Aber Vaybürg hob wie lauſchend den Kopf. Es war, als hätte neben ihm eine Schlange aufgeziſcht. „Haben Sie mich verſtanden?“ fragte er ſcharf. „Jawohl, gnädiger Herr.“ „Dann gehen Sie, bitte, wieder an Ihre Arbeit!“ Schritte erklangen. Sie entfernten ſich. Ernſt von Vay⸗ burg taten dieſe ſchleichenden Schritte plötzlich weh. Sie riſſen an ſeinen Nerven. Er griff um ſich, faßte den Stamm eines Baumes. Es mochte die alte Buche ſein. Der Gutsherr von Vayburg preßte die Stirn an den Stamm. „Wozu lebe ich? Wozu?“ „Ernſt, wie ich mich freue, dich wiederzuſehen! Und was machſt du? Immer noch der ſchöne, forſche Kerl von einſt biſt du, den alle Frauen vergötterten!“ „Herzlich willkommen, Hermann! Die Freude iſt ganz auf meiner Seite. Bleibe ſolange als möglich, alter Kerl! Du weißt ja nicht, was du mir mit dieſem Beſuch in meine Einſamkeit bringſt!“ Einſamkeit? Hermann Oldenberg hing dem Klang des Wortes ver— wundert nach. Einſamkeit? Hatte es der reiche, ſchöne Ernſt von Vayburg denn nötig, ſich einſam zu fühlen? Hatte er vielleicht die Eltern verloren? Ja, dieſer Schlag traf ja ſchließlich jeden Men⸗ ſchen einmal. Oder— oder haperte es in ſeiner Ehe? Denn er würde doch verheiratet ſein? „Einſam? Ein Sonnenmenſch wie du?“ fragte Her⸗ mann Oldenberg ſchließlich. Ein bitteres Lachen. Oldenburg ſtarrte auf die dunklen Brillengläſer, die die Augen des Freundes verdeckten. Es kroch etwas an ihn heran. Etwas Furchtbares! Das war etwas, was er lieber nicht zu Ende denken wollte, denn es mußte doch un⸗ möglich ſein! Ernſt von Vayburg ſprach: „Richtig! Woher ſollſt du wiſſen, was für ein kleines Malheur ich mit mir herumſchleppe. Ich bin blind! Völlig! Die Aerzte haben es für völlig ausſichtslos er⸗ klärt, wenn noch etwas in der Angelegenheit getan wird. Meine Mutter wollte es ſeinerzeit durchaus erzwingen. Aber ſchließlich gewöhnt man ſich eben ſogar an die ewige Nacht; ſiehſt du. Und nun erzähle mir etwas von dir. Du wirſt jetzt ſelbſt einſehen, daß du der Gebende wirſt ſein müſſen, denn von mir gibt es leider nichts zu berichten, als daß ich jahraus, jahrein hier in meinem alten Vay⸗ burg hocke und darauf warte, daß man mich neben meinen Eltern drüben auf dem Dorffriedhof in der alten Gruft zur letzten Ruhe niederlegt.“ Hermann Oldenberg drückte beide Hände des Freundes. Er war nicht imſtande zu ſprechen. Er wußte, wenn er auch jetzt nur die Lippen öffnete, dann würde er los⸗ heulen, brüllen; eine einzige Anklage gegen das Schickſal würde es ſein, das dieſen Prachtmenſchen zu einem ſolch furchtbaren Daſein in ewiger Nacht verdammt hatte. „Nun erzähle mir doch, Hermann! Du warſt immer ſolch luſtiger Kerl, und beim Regiment war es hölliſch langweilig, wenn du einmal auf Urlaub gefahren warſt“, ſagte Vayburg herzlich. Oldenberg faßte ſich endlich. Und er ſtreifte mit kleinem Wort des Freundes Unglück, ſondern ſprach von ſich, nur von ſich, was ſonſt gar nicht ſeine Art war. Er erzählte vom Zuſammenbruch in Gut Oldenhof. Daß die Mutter und die zwei Schweſtern jetzt im Witwenhäuschen wohnten und Handarbeiten ſtichelten. Der Vater ſei bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen. Er aber, der Sohn, glaube nicht einmal an dieſen Unfall. Viel eher glaube er, daß der Vater es nicht ertragen hatte, mit den Seinen den Oldenhof verlaſſen zu müſſen. Er ſchwieg. Vayburg aber dachte: i „Warum habe ich all das nicht gewußt? Ich hätte doch vielleicht helfen können?“ Aber Hermann Oldenberg meinte, daß da kein Menſch mehr hätte helfen können. Da hätten ein paar Hundert⸗ tauſend gefehlt, und die leihe jetzt kein Menſch meh auf ein völlig verſchuldetes Gut. f „Ich hätte es getan. Es wäre in Vayburg nicht darauf angekommen“, ſagte der Gutsherr ſehr entſchieden. „Du biſt ein lieber treuer Kerl, Ernſt. Aber das Opfer hätte ich ja nicht mal angenommen. Wie kämſt denn du dazu, anderer Leute Schulden zu bezahlen? Ich will gewiß nichts gegen meine Eltern ſagen. Großvater hatte auch ſchon ein bißchen toll gewirtſchaftet. Aber ein wenig mehr einſchränken hätte man ſich nachher ſchon in Olden⸗ berg können. Da wäre noch manches gutzumachen ge⸗ weſen. Mama, Roſe und Ilſe haben Unſummen für Bälle und ſonſtige Feſte verbraucht. Na ja, du kennſt den Rummel nicht. Haſt ja keine Schweſtern. Aber wenn da ſo'n paar junge Mädel unter die Haube gebracht werden ſollen, dann verſchlingt das eben Unſummen. Und dabei war doch alles umſonſt. Das war das Schlimmſte. Während man in Oldenberg noch eifrig darauf bedacht war, der lieben Mitwelt Glanz und Wohlhabenheit vor⸗ zutäuſchen, wußte die nämlich ſchon längſt Beſcheid. Für ſolch zugedeckte Armut hat ſie ſchon immer eine feine Naſe gehabt, die liebe Mitwelt. Vor allem Willi Behrend, der Beſitzer des Nachbar⸗ gutes, und Baron Leskauer beſaßen ſie, die gute Naſe. Sie zogen ſich mit Anſtand zurück, und die Mädels heulten Tag und Nacht. Dann kam der endgültige große Krach, der Herrn Bankier Friedrichs unſer altes Oldenberg in die Hände b ſpielte. gebracht. Und nun will ich zu all den Geſtändniſſen ruhig noch ein anderes hinzufügen. Wozu lügen und'rumdruckſen? Ich bin ohne Stellung. Ich war Verwalter auf Schloß Vogtsberg, das dem Grafen Treßler gehörte. Der iſt vor einem Jahre geſtorben, und vor kurzem iſt ein neuer Herr in Vogtsberg eingezogen. Du kennſt ihn auch. Unſer ehe⸗ maliger Rittmeiſter Freiherr von Pahl⸗Lorzen. Da war meines Bleibens natürlich nicht länger. Er hatte es mir nicht vergeſſen, daß ich ihn einſt, ohne es zu wollen, ſo bloßſtellen mußte. Na, Schwamm drüber. Nun bin ich ohne Arbeit und dachte—“ Ernſt von Vayburg ſtand auf. Seine Hand taſtete ſich auf des Freundes breite Schulter. „Ich brauche ganz dringend einen tüchtigen Verwalter, auf den ich mich abſolut verlaſſen kann. Ich vermute ſeit langem, nein, ich weiß es ſogar, daß man mich überall betrügt. Du kommſt wie gerufen. Das heißt, meine Mine Kurz zuvor hatte man meinen Vater tot heim⸗ wird ſich rieſig freuen, einen treuen Helfer zu bekommen. Sie paßt wie ein Schießhund auf, aber von den eigent⸗ lichen Gutsgeſchäften verſteht ſie nichts. Willſt du alſo bleiben?“ Der andere drückte ihm krampfhaft die Hand. „Mit tauſend Freuden, Ernſt. Und belohnen will ich 8 deine Güte durch unverbrüchliche Treue.“ Das klang wie ein Schwur, und Ernſt von Vayburg wußte, daß er ſich auf dieſen Freund verlaſſen konnte. Er hatte ſich ſchon früher auf ihn verlaſſen können, als ſie noch beide junge Offiziere waren. „Dann abgemacht. Wann kannſt du kommen? Biſt du verheiratet?“ „Noch nicht! Aber ich werde es jetzt tun. Kläre hat lange genug auf mich gewartet, und ſie würde auch noch weiterhin geduldig warten. Aber um meinetwillen bin ich froh, daß ich ſie nun zu mir holen kann“, ſagte Olden⸗ berg offen. Vayburg überwand die leiſe Enttäuſchung. Er hatte ſich im ſtillen ſchon auf manch gemütliche Plauderſtunde gefreut, die ſie vielleicht am Abend miteinander haben würden. Er ſagte: f „Ich freue mich ſehr über dein Glück. Bringe deine Kläre alſo recht bald nach Vayburg. Ihr könnt im linken Flügel des Schloſſes wohnen oder drüben im Garten⸗ hauſe, wenn ihr das vorzieht. Du erhältſt ein monat⸗ liches Gehalt von ſechshundert Mark und Station frei! Das heißt alſo, alles, was deine liebe Frau für eure Küche benötigt, das läßt ſie ſich von meiner Maniſell herüberholen.“ „Ich danke dir, Ernſt. Wir werden wie die Könige leben. Und wenn du geſtatteſt, dann wohnen wir im Gartenhauſe.“ 5 „Gut! Ich wünſche dir von Herzen alles Glück, und mir wünſche ich, daß du immer in Vayburg bleibſt“, ſagte der Gutsherr. Sie beſprachen dann noch dies und jenes. Mamſell Mine wurde gerufen. Sie ſollte ein gutes Frühſtück zu⸗ ſammenſtellen und ſpäter für ein erſtklaſſiges Mittageſſen ſorgen. f Sie erfuhr auch die Tatſache, daß Herr Oldenberg für immer hierher kommen würde. Mit ſeiner jungen Frau. Er würde Schloß und Gut Vayburg verwalten. Aber es dürfe vorläufig kein Menſch weiter erfahren. i Mine verſicherte, daß ſie ſich eher die Zunge abbeißen, als es verraten werde. Und wer von der ganzen Bande denn das wohl wert ſei, daß man ihm ſo was Wichtiges auf die Naſe binde? Sie werde ſich ſchönſtens hüten. Auf ſie könne man ſich verlaſſen. „Das weiß ich, meine alte Mine. Wenn ich dich nicht gehabt hätte“, meinte der Gutsherr, und es kam ihm vom Herzen. Mine blähte ſich auf, und wie ein Dreimaſter ſchwebte ſie in ihrer rundlichen Fülle zur Tür hinaus. Alles an ihr i blähte und erhob ſich. Die ſchneeweißen, ſteifgeſtärkten Haubenbänder, die große Schürze, der weite Rock, das breite, gutmütige Geſicht. a Fortſetzung jolat) niſter der Zuſammenarbeit von Bayern mit der badiſchen bei der Durch⸗ fübrung des Brückenbaues. Er betrachte ſie als ein Unterpfand dafür, daß nun auch die anderen im Brückenvertrag vereinbarten Bauwerke bald erſtehen werden. Unterpfand dafür Brücke dienen, ſondern auch zur Verſtärkung erkämpft worden ſei. In ſeinen wei⸗ h machte ſich Oberbürger⸗ neiſter Dr. Ecarius zum Dolmetſch der Sor⸗ den der beiden Länder, insbeſondere des pfälziſchen Grenzlandes. Außer⸗ gewöhnlich hart und langandauernd bedrücke die Wirtſchaftsnot, die Tauſende von Volks⸗ genoſſen aus dem Berufsleben herausgeriſſen habe. Die großen Induſtriebetriebe ſeien ſtill⸗ gelegt oder nur noch keilweiſe beſchäfligt. Die Hafenanlagen der beiden Städte ſeien ver⸗ ödet, gewerblicher Mittelſtand und Handel kämpfen verzweifelt um ihr Daſein. Immer beängſtigender erfülle ſich an dieſem unglück⸗ li Lande, das einſt mit Recht der Garten Peuſchland⸗ genannt wurde, lähmend und erſtörend ſein Schickſal. Es ſei Grenzland geworden und wegen der hiermit verbundenen Gefahren in ſeiner wirt. schaftlichen Enkwicklung ſtark vorbelaſtet und gehemmt. Eine weitſchauende und verankwor⸗ fungsbewußle Staatspolilik erfordere daher, daß über der Hilfe von Oſten der Weſten nicht vergeſſen werde. die in der 12 jährigen Leidenszeit der Beſetzung des Lan⸗ des kauſendfältig erproble Liebe und Treue de älzer zum deutſchen Vaterlande und ihr 0 Kampf um die Heimat, hätten es wahrlich verdienk, daß das Reich und die bekeiligten Länder dem vorwärlſchreitenden Unheil Einhalt gebielen und noch ſorgſamer und zielbewußler wie bisher die ehedem hoch enkwickelte Wirtſchaft hegen und pflegen. dieſes Grenzgebietes Viel wichtiger als die Brücken der Technik eien in dieſen Tagen die Brücken des Ver⸗ (rauens und der Verſtändigung. Eine volks⸗ verbundene kraftvolle Staatsführung tue not und ſo würden die neuen Brücken über den Rhein zum Mahner und Sinnbild. Der Vertreter der Deutſchen Reichsbahnge— ſellſchaft, Direktor Löhr, gab in ſeiner An⸗ prache eine Rückſchau auf die Geſchichte der Brückenverbindung zwiſchen Ludwigshafen und Mannheim, insbeſondere auf die Ent⸗ wicklung des Baues der neuen Rheinbrücke. Indem er die beiden Brücken an die Vertre⸗ ier der beteiligten Länder übergab, brachte er den Wunſch zum Ausdruck, daß die Brük⸗ ken in ihrer neuen Geſtalt und unter ihren neuen Eigentümern dazu beitragen würden, daß das Band, welches durch ſie zwiſchen den beiden Schweſterſtädten und den beiden Nach⸗ barländern hergeſtellt wird, ſich immer enger knüpfe zum Nutzen der beiden Städte und Länder, zum Wohle des ganzen deutſchen Vaterlandes. Finanzminister Dr. Maite; überbrachte in ſeiner Anſprache die Glückwün⸗ ſche des Landes Baden. Weiter führte er aus, die Brückenbauten würden nicht nur dazu dienen, den unmittelbaren Verkehr zwiſchen den Nachbarſtädten und den Nachbarlän⸗ dern zu erleichtern, ſie ſeien weiterhin in be⸗ ſondem Maße geeignet, willkommenen An⸗ trieb für unſere Wirtſchaft zu bilden. Möge die weitausſchauende Förderung der Rhein⸗ cchiffahrt durch das Reich, die in den Brücken⸗ bauten, auch in der Oberrheinregulierung von Straßburg bis Baſel ihren ſichtbaren Aus⸗ druck finde, durch die Tarifpolitik der Reichs⸗ bahn ſo unterſtützt werden, daß das durch den Kriegsausgang ſchwer betroffene Ober⸗ rheingebiet wieder wirtſchaftlich aufblühen könne. An der Uebernahme der neuen Stra⸗ henbrücke und in Verbindung damit auch der alten knüpfte der Miniſter den Vorbehalt, daß es weiteren Verhandlungen der Länder Bayern und Baden mit dem Reich und der Reichsbahn beſchieden ſein möge, auch den Umbau der alten Straßenbrücke in eine gleichwertige Brücke zu der neben ihr gelege⸗ nen ſicherzuſtellen. In ſeinen Schlußworten gedachte der Mi⸗ der Regierung . Staatsminister Dr. Stützel 1 überbrachte die Grüße der bayeriſchen Staats⸗ und insbeſondere des Miniſterpräſiden⸗ en Dr. Held. Der Miniſter gedachte dann der freundnachbarlichen Zuſammenarbeit mit der badiſchen Staatsregierung, in der er ein e Brückenbauten bei Speyer und Maxau, in di Erfüllung gehe. Drei Wünſche a0 der Miniſter der neuen Brücke mit auf 0 Weg: Möge Gottes Schutz über ihr wal⸗ en, damit ſie auf Jahrzehnte hinaus den aturkräften Trotz biete, möge die nicht nur zur Sicherung des Verkehrs und Belebung des Verkehrs, möge der Brücke aber auch das Schickſal der alten beinbrücke erſpart bleiben, daß ſie von llbent dach em Militär beſetzt und oelſchritten werde. Die neue Brücke ſei er⸗ ue in Zeiten ſchwerſter Not, geſcgaffen bah dene naneller Hemmniſſe. Sie ſei Mer, ern Mahnmal für Volk und Aude elan d. Wie hier alle ein Ziel im ˖ 90 hatten, ſo müſſe auch bei der Verwirk⸗ lichung der aroßen Ziele awiſchen dem Reich, unte g erblicke, daß auch der übri e Teil des großen Vertragswerkes, alſo den Landern und Gememsoen vertrauensvoue Zuſammenarbeit geleiſtet werden. Mit einem Hoch auf das deutſche Vaterland ſchloß Dr. Stützel ſeine Anſprache. Das Deutſchlandlied bildete den Abſchluß des Uebergabeaktes. Anſchließend begaben ſich die Feſtgäſte über den ſüdlichen Fahrdamm der alten Rheinbrücke, an deren Portal der badiſche Staatspräſident Dr. Schmitt das über den Eingang hinweggezogene Band durchſchnitt und damit auch den ſüdlichen Fahrdamm für den Fahrverkehr freigab zum Mannheimer Schloß, wo anſchließend die Stadt Mannheim zu Ehren ihrer Gäſte einen Tee⸗Empfang veranſtaltete. Die Feier im Schluß. Im Ritterſaal des Mannheimer Schloſſes verſammelten ſich dann die Feſtgäſte und fan⸗ den an der Teetafel Gelegenheit zu vielfälti⸗ ger Ausſprache über die Ereigniſſe dieſes Ta⸗ ges. Vielſeitig wurde anerkannt, daß die Rheinbrückenfrage Mannheim Ludwigsha⸗ fen eine außerordentlich günſtige und hoff⸗ nungsfrohe Löſung gefunden habe. Daß auch die Rheinbrücken von Maxau und Speyer folgen müſſen wurde heute deutlicher denn je. Beſonders betont wurde von den Gäſten aus allen Teilen des Reiches, insbeſondere aus den ſüddeutſchen Ländern, daß die Durch- führung des Brückenbauprogrammes in den Weſtgrenzländern des Reiches geradezu eine wirtſchafts⸗ und kulturpoli⸗ tiſche Notwendigkeit ſei, wobei be⸗ ſonders zum Ausdruck gebracht wurde, daß das Reich die Verpflichtung habe, nach der Abtrennung von Elſaß⸗ Lothringen und beſonders angeſichts des nunmehr einſetzenden Endkampfes um das Saargebiet keine Mittel zu ſcheuen, um durch den Bau weiterer Rheinbrücken den Willen unter Beweis zu ſtellen, zur Siche⸗ rung des deutſchkulturellen Lebens und der deutſchen Wirtſchaft im Weſten alle Kräfte mobil zu machen, um die Einheit des Reiches auch nach außen hin deutlicher denn je nachzuweiſen. Im weiteren Verlauf des Tee-Empfangs nahm zunächſt Oberbürgermeiſter Dr. Heimerich das Wort zu einer längeren Anſprache, in der er zunächſt die erſchienen Feſtgäſte willkom⸗ men hieß. Er dankte in bewegten Worten den beteiligten Regierungen und ſtaatlichen Organiſationen, daß ſie die neue Brücke nunmehr haben zur Wirklichkeit werden laſ⸗ ſen. Sie werde ohne Zweifel die beiden Län⸗ der Baden und Bayern enger und feſter zu— ſammenführen als das bisher der Fall war. Eine beſſere Verſtändigung ſei auch unker Wahrung der Selbſtändigkeit und Gleichbe⸗ rechligung unter dem Geſichtspunkte engerer Zuſammengidbeit möglich. Gemeinſame Ar- beit ſei das einzige, was das deulſche Volk aus ſeiner Zerriſſenheit wieder herausführen könne. Der Arbeitswille und die Schaffenskraft des deutſchen Volkes ſeien unſere ſtärkſte Zukunftshoffnung und die neue Brücke ſei ein ſchönes Beiſpiel dieſer Schaffenskraft. Der Redner ſchloß mit einem Hoch auf Deutſch⸗ land, Volk und Heimat. Staatspräſident Dr. Schmitt überbrachte namens der badiſchen Staatsre⸗ gierung den beiden Städten Mannheim und Ludwigshafen ſeine Glückwünſche dafür dar, daß es nunmehr endlich gelungen ſei, eine gute Verkehrsverbindung zwiſchen den beiden Ufern des Rheins herzuſtellen. Die neue Brücke ſei ein Wahrzeichen des von der franzöſiſchen Beſatzung freigeworde⸗ nen Rheinlandes. Sie ſei aber auch gleich⸗ zeitig ein Wahrzeichen hervorragender deut⸗ ſcher Technik. Er ſprach den Wunſch aus, daß der Bau der zwei weiteren Brücken Karls⸗ ruhe—Maxau und bei Speyer bald nachfol⸗ gen werde. Wir wollen, ſo führte der Staats⸗ präſident weiter aus, ein ſtarkes Reich durch ſtarke Länder, wir wollen ein einiges Reich, wir wollen nicht bloß die Hüter des Reiches ſein, ſondern auch ſtarke Säulen des Reiches bilden. Und aus dieſem Grunde— im Interſſe des Reiches— ver⸗ langen wir die Eigenſtaatlichkeit, die wir beſitzen und die uns von der Reichsver⸗ faſſung garantiert iſt. Der Weſten und der Südweſten haben gewiß nichts gegen eine Oſthilfe, aber Meſthilfe und Südweſthilfe iſt ebenſo nötlig. Beſonders Baden ſei durch die neue Rhein⸗ grenze kein geringerer wirtſchaftlicher Scha⸗ den zugefügt worden als dem Oſten durch die dortige Neuordnung. So ſei das Verlan⸗ gen nach ausgleichender Gerech⸗ tigkeit berechtigt. Nur auf dieſer könne ſich ein geſundes Staatsleben aufbauen. Der Staatspräſident ſchloß mit der Feſt⸗ ſtellung, daß das Volk im Weſten und Süd⸗ weſten des Reiches nicht verzage, daß es auf Gott und auf ſich ſelbſt vertraue, auf deut⸗ ſches Können, auf den Opferſinn des Volkes, 0 unſere Arbeit und Ausdauer und nicht zuletzt auf den geſunden Sinn der großen Mehrheit des deutſchen Volkes. In lebhafter Ausſprache blieben die Feſt⸗ gäſte noch einige Stunden beiſammen. Sport und Spiel Ein Remis auf dem Waldſportplatz! Die„Grünen“ kämpften geſtern unter einem unglücklichen Stern. Trotzdem ſie in großer Ueberlegenheit des Spielfeld beherrſchten, wurde nichts zählbares erzielt. Der Halbzeit⸗ ſtand war 1:1 und ſo ſollte auch das End⸗ reſultat heißen. Lindenhof verteidigte in der zweiten Halbzeit recht glücklich und ſo wurde auch das„Unentſchieden“ von den„Roten“ nnd ihren Anhängern freudig begrüßt. Für die „Grünen“ dürfte hiermit die Hoffnung auf den 2. Platz entgültig dahin ſein, zumal der Mit- bewerber Phönix Ludwigshafen geſtern gegen Waldhof zwei wertvolle Punkte einheimſte. Der Traum von der Teilnahme um die„Süddeutſche“ iſt aus, es war zu ſchön, um wahr zu ſein. Als beſonders ſinnvolle Ehrung für den im Laufe des geſtrigen Sonntags verſtorbenen verdienſtvollen Ehrenvorſitzenden, Herrn Johannes Schmitt, ſpielte die Mannſchaft mit dem Trauer⸗ flor um den Arm. Die beiden Fahnen am Eingang, die Heſſen⸗ und die Vereinsfarben, waren auf Halbmaſt geſetzt.— Aus Anlaß des Totenſonntags wurde das Spiel kurz vor Halb- zeit eine Minute unterbrochen, die ſchweigend im Gedeuken der Toten verbracht wurde. Die Reſultate: Amicitia Viernheim— 08 Mannheim 171 Phönix Ludwigshafen— Sp.⸗V. Waldhof 1:0 VfR. Kaiſerslautern— VfR. Mannheim 22 Tabellenſtand am 20. November: Vereine Sp. gew. unent. verl. T. Punkte Waldhof 15 12 65:21 25:5 Phönix L'hafen 15 10 38:24 20:10 Viernheim 15 9 32:25 19:11 VfR Mhm. 15 42:31 16:14 Neckarau 13 29:26 15:11 08 Mannheim 14 28:37 14:14 Mundenheim 14 28:29 13:15 Sandhofen 14 16:30 10:18 Friedrichsfeld 14 24:41 6:19 Kaiſerslautern 15 12:59 3:27 Schutzſportabtlg. des Reichsbanners. Handball: Ob. Mumbach 1.— Viernheim 1. 3:2(0:1) Dieſes Spiel war auf Viernheims Wunſch und Ob. Mumbachs Einverſtändnis auf vorm. verlegt. Mit etwas Verſpätung, gab der Schieds- richter Kam. Schreckenberger den Ball frei Es entwickelte ſich gleich von Beginn an ein flottes Spiel und Viernheim iſt leicht im Vorteil. Doch auch die durchbruchartigen Angriffe von Mum- bach, machen der Viernheimer Hintermannſchaft viel zu ſchaffen. Trotz der Ueberlegenheit gelingt aber dem Viernheimer Sturm heute auch gar— nichts. Was nicht neben oder über das Tor geworfen wird, iſt eine Beute des Mumbacher Tormanns. Doch endlich in der 26. Minute mußte er vor einem von Viernheinis Mittel- läufer fair platziertem Ball die Segel ſtreichen. 1:0 für Viernheim. Dies war ein Signal für die Platzmannſchaft zum Foulſpielen. Nach der Pauſe iſt Viernheim durch die robuſte Spiel- weiſe Mumbachs ſtark deprimiert und ſchon heißt es 1:1 und kurz darnach 2:1 für Mumbach. Viernheims Ehrgeiz will es nicht zulaſſen eine Niederlage zu empfangen. Es gelingt ihnen auch durch den Halbrechten die Partie wieder auf Remis zu ſtellen. Doch das Verhängnis naht mit ſchnellen Schritten. Kurz vor Schluß, mußte Viernheims Torwächter einen ſchwach ge— ſchoſſenen Ball, nachdem ſich der Torlinienrichter einbildete mit ſeinem Fähnchen am Ball rum⸗ fungieren zu dürfen, paſſieren laſſen. Es folgt eine kleine Debatte. Doch das das zu ſchnell gegebene Tor brachte Mumbach Sieg u. Punkte. Trotz der gegebenen Verlängerung konnte Viern⸗ heim keine Tore mehr erzielen und mit dem Schlußpfiff mußten die Schutzſportler zum erſten⸗ 20 282= 2— — o O mal geſchlagen den Platz verlaſſen.— Doch am nächſten Sonntag muß der Sieg wieder unſer ſein. Freiheit. Viernheimer Tonfilmſchau. Das erfolgreiche Nachkirchweih⸗Programm. Heute letztmals im Ceutral⸗Film⸗Palaſt. 1. Platz nur 40 Pfg. Ein ganzes Tonfilm Programm aus der Ufa⸗Klaſſe zeigte man über Nachklrchweih zur großen Freude dem hieſigen Publikum. Man verlebte einen ſchönen und obendrein billigen Abend. Heute Abend iſt noch allen, die noch nicht die Nachkirchweih Darbietung geſehen und gehört haben, die letzte Gelegenheit geboten, das Verſäumte nachzuholen, zumal es heute 1. Platz nur 40 Pfg. koſtet. Zur Aufführung kommt das ganze Programm. 1.„Ihre Hoheit befiehlt“ mit Willy Fritſch und Käthe v. Nagy. 2.„End⸗ kampf“ mit Hoot Gibſon. 3.„Das Ufa⸗Kaba⸗ rett Nr. 4“. 4.„Der Lorenzitag in Kärnten“. Dieſes reichhaltige und überaus ſchöne Ufa⸗Ton⸗ filmprogramm kann zum Beſuch noch heute beſtens empfohlen werden. Ein Beſuch lohnt ſich. eee Vereins⸗ Anzeiger Unter bieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold Abtl. Schuz⸗ ſport. Heute Montag Abend 1/9 Uhr wich⸗ tige Sportausſchußſitzung bei Kam. Ph. Stein Rathausſtraße 115. Um pünktliches Erſchei⸗ nen bittet Der Schutzſportleiter. Klub der Geflügelzüchter 1926. Am Donners tag, den 24. November abends ½9 Uhr Mitglieder⸗Verſammlung im Lokal. Vollzählig erſcheinen! Der Vorſtand. Fport vom Sonntag. Berbandsſpiele in Süddeutſchland. Main: VfB. Friedberg— FC. Hanau 3:3. Heſſen: FSV. 05 Mainz— VfR. Bürſtadt 5:0. Nordbayern: Germania Nürnberg— 1. FC. Nürnberg 17K. Sp.⸗Vgg. Fürth— VfR. Fürth 1:1. FC. Bayreuth— ASV. Nürnberg 32. Würzburger Kickers— FC. Schweinfurt 2:3. Süd bayern: Bayern München— Teutonia München 0:0. Wacker München— 1860 München 4.8. DDS. München— SSV. Alm 1:1. Jahn Regensburg— Ulmer FV. 1:1. Baden: SV. Schramberg— Karlsruher FV. 0:1. Württemberg: f VfB. Stuttgart— Kickers Stuttgart 1:1. Sportfreunde Eßlingen— SV. Feuerbach 1.1. FC. Birkenfeld— Stuttgarter SC. 2:1. Anion Böckingen— Normania Gmünd 8:1. Rhein: Phönix Ludwigshafen— SV. Waldhof 10. VfR. Kaiſerslautern— VfR. Mannheim 22. Amicitia Viernheim— 08 Mannheim 111. Saar: FC. Idar— 1. FC. Kaiſerslautern 2:1. Eintracht Trier— Sportfreunde Saarbrük— ken 5:2. FV. Saarbrücken— Saar 05 Saarbrücken 121. SV. 05 Saarbrücken— SV. Völklingen 3:2. FK. Pirmaſens— Boruſſia Neunkirchen 2:1. Süddeutſche Vereine auf Reiſen: Preußen Münſter— Eintracht Frankfurt 0:2. Boruſſia Fulda— Germania Bieber 4:0. * Phönir Ludwigshafen— SV. Waldhof 10. Das einzige Verbandsſpiel in Mannheim⸗ Ludwigshafen hatte mit 8000 Zuſchauern einen ganz ausgezeichneten Beſuch erfahren. Das Spiel ſelbſt enttäuſchte dagegen. Der Sieger zeigte zwar zeitweiſe recht gute Leiſtungen, lief aber doch nur ſelten zu großer Form auf. Mehr als viele Worte beweiſt die Tatſache, daß Phönix gegen faſt ſtets nur zehn Geg⸗ ner— außerdem war Walz während des größten Teils der Spielzeit lediglich Sta⸗ tiſt— nur einen Treffer erzielen konnte, daß es Ludwigshafen noch ſehr ſchwer fallen wird, ſich trotz dieſes Erfolges den zweiten Platz zu ſichern. Schon in der erſten Minute er⸗ zielt Hörnle mit direktem Freiſtoß ein Tor für Phönix, das aber wegen Abſeits des nicht eingreifenden Rechtsaußen annulliert wird. Noch vor Ablauf der erſten Viertelſtunde fällt aber dann doch der Führungstreffer für die Platzherren, da Rihm, der zu weit vor dem Tor ſteht, einen hohen Fernſchuß ſelbſt ins Netz lenkt. Damit war zugleich bereits das Treffen entſchieden, da Pennig, der ſchon gleich nach Beginn verletzt wurde, erneut und zwar dieſesmal bis Schluß des Kampfes aus⸗ ſcheiden mußte. Beiderſeits bieten ſich im wei⸗ teren Verlauf noch gute Torchancen, die aber nicht ausgenutzt werden konnten. Union⸗Film⸗Palaſt. Das beliebte Union bringt zur Nachkirch⸗ weih eine klaſſige Spitzendarbietung, die alle Kinofreunde, ſowie diejenigen, welche dem Film noch fernſtehen, ſehen müſſen. Es iſt einfach ein fabelhaftes, glänzendes Kerweprogramm für Viern⸗ heim. Was ſehen wir? Den wunderbaren Hei⸗ mat-Großfilm„Der Schuß im Morgengrauen, oder„Der Jäger von der Riß“ mit dem gro- ßen Künſtlerſtabe: Weiß Ferdl vom Platz'l, Gritta Ley, Grit Haid, Rio Nobile als Kaplan Moſer, u. v. a., ein ergreifendes Schauſpiel allererſten Ranges. Im zweiten Teil ſtartet der berühmte Künſtler Ramon Novarro in ſeinem großen Erfolgsfilm„Ben Ali“, ein gigantiſches Filmwunder von allererſter Qualität; alle Viern⸗ heimer ſollten Ramon Novarro beſuchen. Und zum Schluß der Bombenkerwelachſchlager„Franz als Zahnarzt“. Auch zur Nachkirchweih ſehen Sie bei uns ein Großſtadtprogramm, das ſich alle Freunde des Films anſehen müſſen. Da⸗ rum auf Nachkirchweih gibt's nur eine Parole: alles geht ins Kino, das billigſte Vergnügen! Beſucht Ramon Novarro!