Lokales * Auto⸗ u. Motorradklub. Morgen Donnerstag abend findet im Gaſthaus z. Pflug eine wichtige Verſammlung ſtatt. Tagesordnung: „Garagen und die neueſten Beſtimmungen.“ Ein wichtiger Punkt, der jeden Kraftfahrer inte⸗ reſſieren muß. Zahlreiches Erſcheinen notwendig. * Die Einwohnerzahl der Stadt Mannheim betrug laut der ſtatiſtiſchen Mo⸗ ihrer zwerren Hermat, dle keine Tannen kennt, rufen ſich das deutſche Weihnachtsfeſt in ihr jetzt hochſommerliches Land. Bei uns wird, oder ſoll doch dann der weiße Schnee lie⸗ gen, der harte Froſt knacken, die andere Hälfte der Erde jedoch brütet unter der Sommer⸗ ſonne. Aber Weihnacht iſt trotzdem deutſche Weihnacht, wo Deutſche wohnen. Und über⸗ allhin, wo Deutſche wohnen, wandern deutſche Chriſtbäume. Das Schiff nach Kapſtadt iſt nur eines von vielen. Andere fahren hinaus nach Buenos Aires, nach Newyork, nach Cal⸗ cutta und Melbourne, dorthin vor allem, wo Aus Heſſen und Naſſau. Iſt Frau Jöſt verantwortlich? Darmſtadt, 23. Nov. Im Nieder⸗Liebers⸗ bacher Mordprozeß gegen Frau Jöſt und die anderen Angeklagten äußerten ſich die Sach⸗ verſtändigen. Der Kreisarzt von Heppenheim, Medizinalrat Dr. Orth, der die Sektion der Leiche des Peter Jöſt vorgenommen hatte, er⸗ klärte, eine Mitwirkung Dritter habe nicht ats el werden können, er bekundete weiter, körperlich Frantfurt a. W.., 28. Nov,(Warnung bung Frankfurts tritt ein Betrüger auf, der ſich als Inhaber der Firma„ etall-König und Co., Frankfurt a. M.“ ausgibt. Er ver⸗ ſpricht den Käufern den Alleinverkauf von Pa⸗ tentzündern für einen größeren Bezirk; außer⸗ dem gibt er Garantie von einem Jahr für jeden Zünder und ſichert auch geeignete Kino- reklame, koſtenloſe Belieferung von Brenn⸗ ſtoff und 10 Prozent in Waren zu. Wie feſt. geſtellt wurde, beſteht die Firma„Metall vor einem Betrüger). In der Amge. ſernheimer Anzeiger Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) 0 blatt— Blernheimer Na 5 der Tote geiſteskrank und auch. 8 2— ſehr ſchwach geweſen ſei. Obermedizinalrat Dr. Heydt kam zu dem Ergebnis, daß die Frau die Tat in voller Ueberlegung ausgeführt habe. Allerdings ſei ſie, erblich belaſtet— König und Co.“ in Frankfurt überhaupt ni Es ſei daher vor dem Betrüger 1 9 0 Frankfurt a. M., 23. Nov.(Student läßt ſich vom Zug überfahren.) Auf natsüberſicht im Juli 276,030, im Auguſt 275,800, im September 275,772 Einwohner. deutſche Siedler wohnen, in unſere unvergeſ⸗ ſenen Kolonien, alle nehmen ſie die koſtbare Fracht mit: deutſche Weihnachtsbäume. Es iſt nicht allein der Mangel an Tannen, Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis monatl. 3* 0 Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., 1,40 Mt frei ins Haus gebracht.— e wöchentl. das achtſeſtige illuſtrierte a L bei Bicberhoiung abgeſtufter Rabatt.— in nahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Verſammlung der be⸗ ſtraften Tabakpflanzer! Von den geführten Verhandlungen beim Hauptzollamt Worms erſtatten der Vorſitzende der Kommiſſion Herr Hoock und anſchließend Herr Bender eingehend Bericht, der allſeits Ge⸗ nehmigung fand. Hiernach wurde den beſtraften Tabakpflanzern größte Milde bei Beurteilung und weiteſtes Entgegenkommen aus Rechts- und Billigkeitsgründen zugeſagt. Es find folgende Anordnungen zur Erledigung zu erfüllen: 1) jeder beſtrafte Pflanzer muß die Sammel- Erklärung vor der Verwiegung auf dem Rathaus (Zimmer 21 bei Regiſtr. Englert) unterſchreiben; 2) die jedem Pflanzer vom Hauptzollamt Worms zugeſandte Einzel⸗Erklärung muß jeder am Donnerstag, den 24. Nov. mittags 3— 5 Uhr im Rathausſaale an die Kommiſſion abgeben. Seine Gründe wegen der überbauten Fläche ſind auf der Rückſeite der Erklärung kurz anzugeben. Alle beſtraften Pflanzer die ihre Unter⸗ ſchriften geleiſtet haben, alſo die Kommiſſion mit ihrer Vertretung beauftragten, wollen dies wie oben erledigen. Die Kommiſſion: i. A.: gez. Jakob Hoock 7. Fritz Bender. * deniſche Chriſtbäume fahren in alle Welt. Es beginnt zu wintern, aber an Weihnachten, das ſchneeige Feſt, denken wir doch noch nicht. Bis dahin..„ wir ſind ja erſt in der erſten Novemberhälfte.— In Hamburg jedoch be⸗ laden ſie ſchon ein Sſtiff mit Weihnachtsbäu⸗ men. Deutſche Chriſtbäume werden dort, wohl⸗ verpackt, in den Bauch des Schiffes getragen, einer nach dem andern, immer mehr. In kühlen, feuchten Räumen werden ſie da unten im tiefen Dampfer aufbewahrt, damit ſie nach anderthalb Monaten noch recht friſch und grün und voller Nadeln ſind, als kämen ſie gerade geſtern aus dem deutſchen Wald. Das Schiff iſt bald vollbepackt, und dann fährt es hinaus in die Nordſee, über den Ozean Wohin fährt dieſes Schiff mit den deut⸗ ſchen Tannen? Dieſes fährt nach Kapſtaot. In die Südafrikaniſche Union. Deutſche in der die Deutſchen draußen die Weihnachts⸗ bäume aus der Heimat holen läßt. Mit die⸗ ſem Stückchen deutſchen Waldes wandert die Heimat ſelbſt mit über die Meere und Kon⸗ tinente. Leben aus deutſchem Boden kommt zu denen in der Fremde zum deutſcheſten aller Feſte. Und von den t ie fe haben es auch die Andern gelernt, ſelbſt ſie feiern Weihnacht nach unſerer Art unter deutſchen Tannen, auch zu ihnen ſchickt der deutſche Wald ſeine Send⸗ linge. Deutſche Chriſtbäume ziehen in alle Welt zur Weihnacht. Deutſcher Tabak. Der deutſche Tabakbauer macht dem deut⸗ ſchen Raucher oft und nicht mit Unrecht den Vorwurf, daß er auf Grund einer überlie⸗ ferten Abneigung die einheimiſche Ware ohne weiteres für minderwertig anſpricht. Dem iſt entgegenzuhalten, daß mit dem Fortſchreiten der wiſſenſchaftlichen Erkenntniſſe auf dem Ge⸗ biete des Tabakbaues insbeſondere im letzten Jahrzehnt ſich große Umwälzungen vollzogen haben. Durch die Beſtrebungen der deutſchen Qualitätstabakbauvereine und Verbände iſt heute der inländiſche Tabakbau ſchon auf einer beachtlichen Höbe angelanat. Gerade das Jahr 1982 har einen Inlanostavar von ganz hervorragender Qualität gebracht, die von vielen ausländiſchen Tabaken nicht erreicht wird. Der deutſche Raucher kann durch Be⸗ vorzugung der Fabrikate, bei denen deutſcher Tabak verarbeitet iſt, ſeinen Teil dazu beitra⸗ gen, der deutſchen Ware den Platz im Rahmen unſerer Volkswirtſchaft zu ſchaffen, der ihr gebührt. Was auf dieſem Gebiete erreicht werden kann, zeigt das Beiſpiel Italiens, wo der Tabakbau von einer Anbaufläche im Jahre 1913 von 8722 Hektar auf 34360 Hektar im Jahre 1929 ausgedehnt werden konnte, d. h. eine 400prozentige Steigerung erfuhr. Er brachte vielen italieniſchen Bau⸗ ern eine neue und lohnende Einnahmequelle, die letzten Endes wieder der Volkswirtſchaft zugute kommt. Millionen Deutscher leiden Mot beide Eltern waren Trinker— geiſtig minder⸗ wertig. Der zweite Angeklagte Gg. Kochen⸗ dörfer ſei ebenfalls intellektuell und ethiſch minderwertig und der Angeklagte Peter Keß⸗ ler iſt Epileptiker und in ſeiner Verantwortlich⸗ leit beſtünden begründete Zweifel. Auf ſeine Ausſagen ſei, da er außerordentlich leicht be⸗ einflußbar, kein Wert zu legen. Es wurden dann auf den Antrag der Vertei⸗ digung hin ein Gefangenenaufſeher und eine Aufſeherin als Zeugen vernommen, die be⸗ kunden, daß die Angeklagte im Gefängnis einen hyſteriſchen Krampfanfall erlitten hätte. Die Verhandlung mußte dann im Beginn des nächſten Gutachtens abgebrochen werden, da die Angeklagte zwei Ohnmachtsanfälle erlitt. Der Direktor der Landes⸗Heil⸗ und Pfle⸗ geanſtalt Alzey, Obermedizinalrat Dr. Wer⸗ ner, billigte der Angeklagten zwar nicht den Paragraphen 51 zu, ſie ſei aber zurzeit der Tat nicht in einem Zuſtand heller und klarer Ueberlegung geweſen, ſondern habe im Affekt gehandelt. * Neue Vorlagen im Landtag. Darmſtadt, 23. Nov. Dem Heſſiſchen Land⸗ tag ſind wieder drei neue Anträge zugegangen, darunter ein ſolcher der SPD. betreffend die Zinsverbilligung für die Bauherren, die in der Aa tee gebaut haben und durch die ngunſt der wirtſchaftlichen Verhältniſſe nicht mehr in der Lage ſind, ihren Zinsverpflich⸗ tungen nachzukommen, ein Antrag des Abge⸗ ordneten Glaſer, der fordert, anzuordnen, daß jede Pfändung von Zuckerrübengeldern unter⸗ bleibt, endlich will ein Zentrumsantrag bei der Reichspoſtverwaltung die geeigneten Schritte veranlaßt ſehen, damit die Oberpoſt⸗ direktion in Darmſtadt erhalten bleibt. * Frankfurt a. M., 23. Nov.(Feſtnah⸗ me eines Falſchmünzerpaares.) In Sachſenhauſen verſuchte eine 27jährige Frau falſche Fünfmarkſtücke zu verausgaben. Sie wurde dabei feſtgenommen. Bei einer Durch⸗ ſuchung ihrer Wohnung fand man im Näh⸗ zeug verſteckt weitere Falſchſtücke, die beſchlag⸗ nahmt wurden. Unter dem Verdacht der Mit⸗ täterſchaft wurde ihr 32jähriger Bräutigam verhaftet. Er erklärte, mit der Sache nichts zu tun zu haben. Die Frau geſtand, allein Fal⸗ ſifikate hergeſtellt zu haben. Der Richter hat Haftbefehl gegen beide erlaſſen, da beide ſchon mehrfach vorbeſtraft ſind. dem Bahnkörper zwiſchen Gießen und Roedgen wurde die Leiche eines in Darmſtadt wohnen⸗ den Studenten aufgefunden. Der junge Mann hatte ſich aus bis jetzt nicht bekannten Grün⸗ den von einem Zuge überfahren laſſen. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Auto- und Motorradklub.(Klublokal z. Pflug). Morgen Donnerstag abend 8 ½ Uhr in „Garagen⸗Frage“. Vorher um 8 Uhr Vor⸗ ſtandsſitzung. Der Vorſtand. tag, den 24. November abends ½9 Uhr Mitglieder⸗Verſammlung im Lokal. Vollzählig erſcheinen! Der Vorſtand. Verein für Sport⸗ und Körperpflege 1896. Mittwoch, den 23. und Freitag, den 25. Nov. abends 8 Uhr findet im Lokal Fürſt Alexander vollzählige Uebungsſtunde der Schwerathletit Pflicht. Die Spartenleiter. Mitwirkenden erwartet. Der Leiter. Sünger-Einheit. Mittwoch abend Ständchen Zuſammenkunft der Sänger 8 Uhr im Gaſthaus zur Vorſtadt. Am ſchußvorſitzenden Neudörfer. Der Vorſtand. Gemeindekaſſe. zahlt werden. Winkenbach. Mache meine Tanzſchüler darauf aufmerkſam, daß die Freitags⸗Tanzſtunde ausfällt. Hierfür findet morgen Donnerstag Abend Tanz⸗ ſtunde ſtatt. Gg. Kirchner, Tanzlehrer Sofortige Hilfe m. Darlehen Ilusorden „ u. Hypotheken. Meine Bank brachte bisher über 7000 Dar- lehensgesuche zur Auszahlung. Rückporto erbeten. Thoma, Mannheim-Neckarstadt, Gärtnerstrasse 85, Ecke Waldhofstrasse, SSS SS der dul gendedele ier l kauft nur im Spezialgeschäft wo er bei größter Auswahl gut und billig bedient wird. SSS eee Marl Steiert Herren⸗Moden—— Berufskleidung Schulſtraße 6 Telefon 112 12 Spendet Zur Winterhifte 32-33 Das beste Weihnachts- geschenk für Kinder ist das een äußerſt billig! Cocosfelt offen u. in Tafeln Pfd. ab 27 Pfg. Deutsches u. amef. 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Die Kokspreiſe betragen vorerſt noch: fir goss Ul. 1.80 Nn. für Koks II. 1.60 RM. für Koks J. 1.50 RM. Wir machen die Intereſſenten auf die günſtigen Kokspreiſe aufmerkſam und empfehlen, ſich mit dem notwendigen Winterbedarf einzu⸗ decken. Viernheim, den 24. November 1932 Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. pro Ztr. ab Lager Moderne Janzschule Im Freitag, den 25. Nov. 1932, beginnt ein flenelſer⸗ Taikursus mit den neuen Saiſontänzen N opg-Troltu. Deulsch-RneInzande 2. 12 Zu dieſem Kurſus ladet frd. ein Viehlebertran hält Schweine geſund und mäſtet. Liter 70 Pfg. Rathaus⸗Drogerie rler Hoskong Neue und getr. An- züge, Schuhe, Män- tel, Hosen, Koffer, seln. Lederjacken, Geh- rockanzüge(auch leihweise). An- u, Vr kauf KHavalierhaus 5 bies Mannheim J 1, 20— chm Guterhaltene hölzerne! Egge zu verkaufen Geor; as n 32 Einfach- gut- billig Beachten Sle meine Musterrimmer u. Aüehen am Schaufenster. meln Lager im ohsren Stockwerk ohne jede Ver- bindlichkelt. 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Von allen Maßnahmen hat der Reichspräſident unverzüglich dem Reichs⸗ tag Kenntnis zu geben. die Maßnahmen 1 7 ſind auf Verlangen des Reichstages außer Kraft zu ſetzen.“(Die Artikel 114, 115 uſw. — der Reichsverfaſſung, die vorübergehend auf⸗ gehoben werden können, betreffen die Ver— ſammlungsfreiheit, Preſſefreiheit uſw.) lu adlanver U. Forpssebrie Hans Haas, Tanzlehrer. Sonder dngebd eee N kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Vie Fei a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: m.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt 850. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 0% e bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an Beſtimumt vorgeſchriebenen Tagen kann jeboch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 274 Um Artikel 48. Der Artikel 48 der Reichs ver⸗ bei den gegenwärtigen erhandlungen über die Regierungsbildung m Reiche eine gewichtige Rolle. Das ſſt zelbſtverſtändlich. Denn wir werden ja ſchon ſen Monaten auf Grund dieſes Verfaſſungs⸗ gartikels regiert, weil der parlamentariſ he Apparat ſchon ſeit dieſer Zeit nicht mehr kzunktionierte. Da nun kein Kanzleranwärter weiß, ob es ihm gelingen wird, die Parſa⸗ mentsmaſchine wieder in geordneten Gang zu bringen, ſo iſt es leicht verſtändlich, daß ger ſich vorher erkundigt, wie es ünftig wit 15 Anwendung des Art. 48 gehalten werden ſoll. Um die Situation richtig zu würdigen, iſt Jes nötig, ſich daran zu erinnern, daß dieſer vielgenannte Verfaſſungsartikel der Reichsregierung ſondern nur dem Reichspräſidenten Vollmachten erteilt. werden ſomit vom Reichspräſidenten, nicht von der Reichsregierung, erlaſſen. Daraus folgt, daß in erſter Linie der Reichs⸗ präſident für die Entſcheidung der Frage zuſtändig iſt, in welchen Fällen von dem 4 111 48 Gebrauch gemacht werden darf und ooll. nicht elwa 5 außerordentliche Die Notver ordnungen Der Artikel 48 der Reichsverfaſſung lau— tet in ſeinem hier in Betracht kommenden zweiten und dritten Abſatz wie folgt:„Der Reichspräſident kann, wenn im Deutſchen Reich die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich geſtört oder gefährdet wird, die zur Wiederherſtellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nötigen Maßnahmen treffen, erforderlichenfalls mit Hilfe der bewaffneten Zu dieſem Zwecke darf ganz oder zum Teil außer Auf Grund dieſer Beſtimmungen alſo wird Deutſchland ſeit geraumer Zeit regiert. Ihr Wortlaut läßt erkennen, daß ſie im Grunde nur für eine vorübergehende Not⸗ ſtandszeit gedacht waren. Nur die parteipo⸗ litiſche Entwicklung Deutſchlands hat es mit ſich gebracht, daß daraus ſchon etwas wie ein Dauerzuſtand geworden iſt. Nun iſt aber ganz klar, daß der Reichspräſident einem künftigen Kanzler nicht etwa eine Blan⸗ kovollmacht zur Anwendung des Ar⸗ tikels 48 geben kann. Denn ſchließlich iſt es la der Reichspräſident ſelber, der die Not⸗ verordnungen erlaſſen muß. aber kann die Anwendung des Artikels 48 nicht von vornherein ausgeſchloſſen werden, Andererſeits auch nicht für einen Kanzler, der den Auf⸗ trag hat, ein Kabinett auf„ſicherer parla⸗ mentariſcher Mehrheit“ zu gründen. Eine ſolche Mehrheit hatte auch das Kabinett Brüning und es kam trotzdem nicht ohne Anwendung des Artikels 48 aus. Unſere 5 parteipolitiſch hältniſſe ſind eben zur Zeit durchaus anor⸗ en und parlamentariſchen Ver⸗ mal und deshalb iſt man jedenfalls für be⸗ fſtimmte Fälle auf die Anwendung anorma⸗ ler Mittel in der Geſetzgebung angewieſen. Man kann ſagen, daß es eine Sache des perſönlichen Vertrauens iſt, das der Reichspräſident zum jeweiligen Reichs⸗ 1 kanzler hat, ob und wie weit er dieſem das 0 ewichtige Machtmittel des Artikels 48 in die and gibt. Man erinnert ſich in dieſem Zu⸗ ammenhange daran, daß das Kabinett von Papen urſprünglich ohne dieſen Artikel enen wd 1 ganz kurzer Zeit doch zu dieſem te, aber ſchon nach ushilfs⸗ mittel greifen mußte, weil es eben einfach nicht anders ging. Vorher war das ſchon, wie wir bereits erwähnten, unter der Reichs⸗ Donnerstag, den 24. November 1932 Die Antwort Hitlers. Hitler will kein parlamentariſches Kabinett, ſondern eine Präſidialregierung bilden. Kommt die„Harzburger Front“ wieder? Berlin, 24. Nov. Auch der geſtrige Mittwoch war wieder ein Tag der Gerüchte und der Ko m⸗ bin ationen. Urſprünglich war die Ueberreichung der Antwort Hitlers, die be⸗— kanntlich die Form einer Denkſchrift hat, für die Mittagsſtunde angekün⸗ digt. Im nationalſozialiſtiſchen Hauptquar⸗ tier, dem Hotel„Kaiſerhof“ wurde fie⸗ berhaft gearbeitet und beraten. Als die Ueberreichung der Denkſchrift ſich verzögerte, löſte eine Tartarennachricht die andere ab. Es handelte ſich immer um völlig haltloſe Mutmaßungen. Endlich wurde am Nachmiktag nach 1 Uhr dem Skaatsſekretär des Reichsprä⸗ ſidenten, Dr. Meißner, der Brief Hiklers an den Reichspräſidenten und die dazu gehörigen Erläuterungen überreichk. Der endgültige Text war anſcheinend nochmals neugefaßk worden. woraus ſich die Verzögerung erklärt. Verſchiedene Blätter wußten zu berichten, daß eine neue perſönliche Beſprechung des Staatsſekretärs Meißner mit dem national⸗ ſozialiſtiſchen Führerſtab erfolgt ſei. Das iſt in dieſer Form nicht richtig. Tatſache dürfte vielmehr lediglich ſein, daß eine indirek⸗ te Fühlungnahme ſtattgefunden hat. in der gewiſſe Sondierungen der NSDAP. klargeſtellt wurden. Hitlers Stellungnahme. Ueber den Inhalt der Antwort Hitlers verlautet, daß die Bildung einer parla⸗ mentariſchen Regierung nach Auffaſ⸗ ſung des Führers der NSDAP. un mög⸗ lich iſt und daß es überhaupt nicht er⸗ wünſcht iſt, den parteipolitiſchen parlamen⸗ tariſchen Boden wieder zu betreten, nach⸗ dem man ihn glücklicherweiſe einmal verlaſ— ſen hat. Adolf Hitler ſtellt ſich aber für eine prä- ſidiale Löſung der Kriſe in weikeſtem Umfange zur Verfügung. Jedenfalls wird durch dieſe Ankwort, nach natio- nalſozialiſtiſcher Auffaſſung, die Tür zu weiteren Verhandlungen nicht zugeſchla⸗ gen. Die Frage iſt alſo jetzt, ob der Reichsprä⸗ ſident geneigt iſt, dem nationalſozialiſtiſchen Führer die Aufgabe zu übertragen, ein Präſidialkabinett zu bilden, das heißt eine Regierung, die ſich in erſter Lini⸗ auf das Vertrauen des Reichsprä ſi n denten ſtützt. kanzlerſchaft Brüning der Fall. Berejts da⸗ mals entwickelte ſich die Lage ſo, daß Ls gar keinen anderen Ausweg gab, als zum Arti⸗ kel 48 zu greifen. Es wird auch künftig nicht anders zu ma⸗ chen ſein. Zwar wird der Reichspräſident nicht von vornherein erklären können, daß ſich der künftige Kanzler in jedem Falle auf die Autorität Hindenburgs ſtützen und kraft dieſer Autorität den Artikel 48 allen ſeinen Maßnahmen zu Grunde legen dür⸗ fe— aber andererſeits wird der Reichsprä⸗ ident wohl jedem Kanzlerkandidaten das Recht einräumen, von Fall zu Fall den Ar⸗ tikel 48 anzuwenden. Wann das geſchehen ſoll, wird in jedem Einzelfalle zwiſchen dem Reichspräſidenten und einein Kanzler ver⸗ einbart werden müſſen. Alles in allem iſt dieſer Zuſtand natüclich keineswegs erfreulich. Aber wenn das Par⸗ lament verſagt, muß eben einfach ein aa⸗ derer Weg gewählt werden. Und ſchließlich erfordern außergewöhnliche Zeiten auch außergewöhnliche politiſche Me⸗ thoden. EE Hugenberg und Hitler. Bekanntlich iſt es ſchon vor den Wahlen zu einer Entfremdung zwiſchen der von Hugenberg geführten Deutſch⸗ nationalen und der NSDAP. gekom⸗ men. Die ſogen.„Harzburger Front“, das Zuſammengehen von NSDAP., Deutſchnationalen und Stahlhelm— wax von nationalſozialiſtiſcher Seite mehrfach ausdrücklich als erledigt bezeichnet wor⸗ den. Nun iſt der der NSDAP. angehörige Herzog von Koburg in Berlin einge⸗ troffen und hatte am Mittwoch eine längere Beſprechung mit dem Führer der NSDAP. über die politiſche Lage. Man geht nicht fehl in der Annahme, daß er ſich bei dieſer Beſprechung ſehr ſtark für die Wiederherſtellung der Harzburger Front eingeſetzt hat. Die „Deutſche Jeikung“ ſchreibt hierzu, daß der Juſtand der Kriſe die nationale Oeffentlichkeit nur in der Auffaſſung be⸗ ſtärken könne, daß unter allen Umſtän⸗ den ein neuer nakionaler Block als Träger der kommenden Verankworkung aus der Kriſe hervorgehen müſſe. Auf Grund der Beſprechung zwiſchen dem Herzog und Adolf Hitler dürfe der Erwar⸗ tung Ausdruck gegeben werden, daß es nun⸗ mehr auch zu einer weiteren Fühlungnah— me innerhalb des nationalen Lagers kommt. Regierungslriſe und die Wirtſchaftsverhandlungen. Ueber die Einwirkung der Regie⸗ rungskriſe auf die Wirtſchafts⸗ verhandlungen wird von unterrichte ten Kreiſen mitgeteilt: Die Regierungsver— handlungen beſchränken ſich angeſichts der langen Dauer der Verhandlungen um die Bildung einer neuen Regierung augenblick— lich naturgemäß auf die laufenden Ge⸗ ſchäfte. Alle Fragen grundſätzlicher Art werden beiſeite gelaſſen. Erſt eine neue Re⸗ gierung wird wieder entſcheidend in die Ge⸗ ſtaltung der Politik, vor allem der Wirt— ſchaftspolitik eingreifen können. Zu den Fragen, die vorläufig unerledigk bleiben, gehört auch das Konkingenkie⸗ rungsproblem. Bekanntlich iſt vor eini- gen Wochen noch vor Ausbruch der Re⸗ gierungskriſe eine Art Zwiſchenzuſtand geſchaffen worden, nachdem die Butter konkingente unter Dach und Fach ge⸗ bracht worden waren. Das Schwergewicht in handelspolitiſcher Be⸗ ziehung ruht zur Zeit auf den Handels⸗ vertragsver handlungen, die bei⸗ ſpielsweiſe mit Fronkrenck ſeit zwei Ta⸗ gen im Gange ſind Es iſt behaupter wor⸗ den, daß die franzöſiſche Abordnung Anwei— ſung habe, bis zur Vildung einer neuen deutſchen Regierung allen entſcheidenden Fragen auszuweichen, da die gegenwärtige geſchäftsführende Regierung nicht die nöti⸗ gen Vollmachten habe. Dieſe Auffaſſung iſt irrig und beruht auf einem Mißverſtänd⸗ nis. Die Franzoſen hatten nämlich vor der Abreiſe nach Berlin angefragt, ob die Ver⸗ handlungen angeſichts der Regierungskriſe durchgeführt werden würden. Auf die be⸗ jahende Antwort iſt die Abordnung dann nach Berlin ohne irgendwelche Vorbehal⸗ te abgereiſt. Zu den Dingen über die, wie es ſcheint, wegen der gegenwärtigen politiſchen Lage nicht entſchieden werden kann, ge. hört der ſozialdemokraliſche Ankrag auf Einleitung eines Volksbegehrens über den ſozialpolitiſchen Teil Sepiem⸗- ber verordnung. Auch die Frage der Wirtſchaftsverbände, ob Dr. Wagemann als hohem Beamten ge⸗ ſtattet ſei, in der bekannten Art in wäl rungspolitiſche Angelegenheiten einzugrei⸗ fen, dürfte von der amtierenden Reichsregie⸗ rung kaum noch entſchieden werden. Was vie Finanzen bes Reiches angeht, ſo kann geſagt werden, daß die Geſamt⸗ iage nicht ganz ſo ſchlecht iſt, wie Be; richte häufig glauben machen wollen. Das dürfte auch im weſentlichen aus der Rede hervorgegangen ſein, die der Reichs⸗ finanzminiſter Graf von Schwerin⸗ Kroſigk vor einem vertraulichen Kreiſe in der Frankfurter Geſellſchaft für Induſtrie, Handel und Wiſſenſchaft gehalten hat. — Hitlers Vorſchlag. Präſidialkabinett unter Hitlers Jührung. geſtützt auf das Verkrauen des Reichs- präſidenken. Berlin, 24. Nov. Das Antwortſchreiben Adolf Hitlers iſt nicht an den Reichspräſidenten, ſondern wie⸗ der an den Staatsſekretär Meißner gerichtet. Das Schreiben, das, wie auch aus der amt— lichen Mitteilung hervorgeht, im erſten Teil die Ablehnung des Auftrags in der vom Reichspräſidenten gewünſchten Form dar⸗ ſtellt, enthält in ſeinem zweiten Teil poſitive Anregungen, die im weſenklichen in dem Vorſchlag der Betrauung Hitlers mit der Führung des Reichskabinekts gipfeln, wobei ſe⸗ doch, wie von nakionalſozialiſtiſcher Sei- te verlautet, den ſonſtigen Bedingungen des Reichspräſidenken, ſoweit ſie ſich nicht auf die Forderung einer parla⸗ mentariſchen Mehrheitsregierung bezie⸗ hen, weitgehend Rechnung getragen wird. Das würde praktiſch bedeuten, daß Adolf Hitler die vom Vertrauen des Reichspräſi⸗ denten getragene Führung des Kabinetts als ſolche durch ihn, Hitler ſelbſt, in Vor⸗ ſchlag bringt, die übrigen Mitglieder des von Hitler geführten Kabinetts ſich jedoch ebenſo auf das Vertrauen des Reichspräſi⸗ denten ſtützen und nicht von Parteien ge⸗ ſtellt werden ſollen. Eine ſolche Regierung würde der Art des Brüning ⸗-Kabinetts ähneln, das gleichfalls nachträglich den Reichstag vor die Entſcheidung über die Stellungnahme gegenüber dem Kabinett und ſeine Maßnahmen geſtellt hat. Weitere Verhandlungen. Es iſt nicht damit zu rechnen, daß der Reichspräſident ſchon heute eine endgültige Entſcheidung trifft, vielmehr glaubt man in unterrichteten Kreiſen, daß die Verhandlungen weikergehen werden, jedoch nicht in Fortführung des bisher ge⸗ führten Briefwechſels. Reichspräſident Gö⸗ ring hat bei der Ueberreichung der Antwort ausdrücklich den Wunſch ausgeſprochen, daß die Fäden zwiſchen dem Büro des Reichspräſidenten und herrn hitler nichk abgeriſſen. ſondern die Verhandlungen unter allen Umſtänden fortgeführt werden möchten. Ebenſo hat Göring darum gebeten, Hitlers Vorſchlag als ſolchen vorläufig geheim ⸗ zuhalten, damit die weiteren Verhand⸗ kungen nicht geſtört werden. In Kreiſen der Reichsregiereung werden deshalb auch kei⸗ nerlei Auskünfte hierüber gegeben, bevor der Reichspräſident über den Vorſchlag ent⸗ ſchieden hal Die Nerhandlungen werden nichl 49. Jahrgang * eee eee e ee 5 e e. 8 ſchriftlich, ſondern munduch in der Form fortgeſetzt, daß entweder der Reichspräſident Adolf Hitler erneut empfängt oder Staatsſekretär Meißner die Verbindung aufrecht erhält. Nach Auffaſſung politiſcher Kreiſe enthält im übrigen das nationalſozialiſtiſche Kom⸗ munique eine ungewöhnliche Kritik am Reichsoberhaupt in der Behauptung, daß die Vorbehalte des Reichspräſidenten „innerlich undurchführbar“ ſeien. Dieſe Feſtſtellung hat umſo mehr befremdet, als Adolf Hitler bei ſeinen perſönlichen Be⸗ ſprechungen im Hauſe des Reichspräſidenten die Vorbehalte grundſätzlich ange⸗ nommen hat. So mußte der Reichspräſi⸗ dent den beſtimmten Eindruck gewinnen, daß eine parlamentariſche Mehrheitsbildung auf Grund der bereits veröffentlichten fünf Punkte möglich ſei. Die Gleichberechtigung. Vor einer„privalen“ Fünfmächtekonferenz über die Gleichberechtigungsforderung? Genf, 24. Nov. Reichsaußenminiſter von Neurath be⸗ ſuchte am Mittwoch den Präſidenten der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, und darauf den Kabinettschef Muſſolinis, Baron Aloiſi. Die Unterredung mit Henderſon hat nur informatoriſchen Charakter getra⸗ gen. Die Beſprechung mit Aloiſi ergab von neuem die weitgehende Uebereinſtimmung zwiſchen Deutſchland und Italien in der Gleichberechtigungsfrage. In maßgebenden engliſchen Kreiſen wird verſichert, daß die mit größtem Nachdruck jetzt von Simon ge⸗ führten Verhandlungen ſich immer ſtärker in der Richtung einer Fünfmächtebeſprechung bewegen. Man nimmt an, daß anfangs der nächſten Woche die Verkreker Deutſchlands, Englands, Frankreichs und Italiens unker Hinzuzie⸗ hung eines amerikaniſchen Beobachlers zu gemeinſamen, jedoch inoffiziellen fortlaufen⸗ den Berakungen zuſammenkreken werden, um die Gleichberechtigungsfrage nach der formalen und materiellen Seite hin zu klä⸗ ren. Man verſichert, daß mit Kückſicht auf die kleinen Mächte dieſe Beſprechung nur als private Verhandlungen erklärt werden ſol⸗ len. Die franzöſiſche Regierung lehnk eine Beteiligung an der Fünfmächkebeſprechung grundſätzlich nicht ab. Hoover und Nooſevelt. Eine Beſprechung der Kriegsſchuldenfrage. Waſhington, 24. November. Präſident Hoover und ſein Nachfolger NRooſevelt hatten im Weißen Haus (Regierungsgebäude) eine Beſprechung über die Frage der Kriegsſchulden. Es iſt das erſtemal in der Geſchichte der Vereinigten Staaten, daß der amtierende Präſident ſeinen Gegner und Nachfolger zur Entſcheidung über wichtige politiſche Probleme heranzieht. In der amtlichen Erklärung über die Kon⸗ ferenz heißt es: Präſident Hoover und Rooſe⸗ velt beſprachen ausgiebig die vorliegenden Fra⸗ gen. Sie hatten das Gefühl, daß ein Fort⸗ ſchritt erzielt wurde. Der Präſident wird am zung oder Streichung der Kriegsſchulden Wi⸗ derſtand entgegenzuſetzen. Vor Annahme eines Vittgeſetzes. Der Sprecher des amerikaniſchen Reprä⸗ ſentantenhauſes, John Garnor, hat Rooſevelt mitgeteilt, daß der Kongreß in der nächſten Sitzungsperiode ein Biergeſetz annehmen werde, wonach der Verkauf von Bier mit einigen Einſchränkungen erlaubt wird. Es ſei jedoch unſicher, ob Hoover dieſes Geſetz unterzeichnen werde. * Lauſanne gefährdet? Paris, 24. November. Der aus London zurückgekehrte ehemalige Finanzminiſter Flandin gewährte einem Vertreter des„Echo de Paris“ eine Unter⸗ redung, in deren Verlauf er u. a. erklärte, daß man in England nicht mit einer Ableh⸗ nung des an die Vereinigten Staaten gerich⸗ teten Geſuches um Zahlungsaufſchub rechne. Wenn Amerika aber einen abſchlägigen Be⸗ ſcheid erteilen würde, müſſe unter Umſtänden die Lauſanner Konferenz wieder einberufen werden. Eine ähnliche Marnuna erteilt die radikale Düſſeldorf, 24. Nov. Der Verein zur Wahrung der gemeinſa⸗ men wirtſchaftlichen Intereſſen im Rhein⸗ land und Weſtfalen(Langnamverein) hielt am Mittwoch in Düſſeldorf ſeine 60. ordent⸗ liche Mitgliederverſammlung ab, die unter dem Leitſatz „Geſunde Wirtſchaft im ſtarken Staat“ ſtand. Die Tagung wurde mit einer An⸗ ſprache des Vorſitzenden Dr. ing. Sprin⸗ gorum Dortmund eröffnet, der darauf hinwies, daß es nunmehr notwendig ſei, die als wichtig erkannten grundlegenden Ver⸗ faſſungs⸗, Verwaltungs- und Finanzreform⸗ maßnahmen tatſächlich durchzuführen. Bei dem Umbau des Verfaſſungswerkes müſſe zunächſt Hand an die kranken Stellen gelegt werden, das ſeien die Beſtimmungen über das Wahlrecht und das Fehlen einer zwei⸗ ten Kammer. Es ſcheine ein Ausbau des Reichsrats erforderlich zu ſein, den man et⸗ wa in der Verbindung des bisherigen Reichsrats und des Reichswirtſchaftsrats zu einer erſten Kammer zählt. Als Hauptredner ſprach Profeſſor Dr. K. Schmidt. Er ſagte u. a., die Entwicklung der parlamentarſſchen Demokratie in Deutſchland habe dazu geführt, daß die Ein⸗ 0 der Weimarer Verfaſſung entar⸗ tet ſeien. Das Ergebnis ſei ein machkunfähiges Parfeiſyſtem und ein Staat der brukal⸗ ſten Schwäche. Um dieſen Zuſtand zu überwinden, müſſe ein von aller Parteipolitik freies Beamten⸗ tum wieder hergeſtellt werden. Ferner ſei eine weite Sphäre der privaten Wirtſchaft des Unternehmers möglich und notwendig. Reichsbankpräfident Dr. Luther Mittwoch mit den Kongreßführern verhan⸗ deln, und die Fragen weiter verfolgen. Die demokratiſchen Kongreßführer ha⸗ ben heſchloſſen. allen Norſuchen nach Horahſet 1 ergriff im Verlauf der Ausſprache das Wort. Er erklärte u. a., die Form der „Ere Nouvelle“, die erklart, Fraurreich werde zwar ſeinen Verpflichtungen nachkommen, wenn ihm lein Zahlungsaufſchub gewährt werden ſollte, aber wenn Frankreich zahle, werde es vielleicht erklären, daß das Lauſanner Ab⸗ kommen noch nicht ratifiziert ſei. Das würde den amerikaniſchen Bankiers hoffentli denken geben.. ee Schiffsunglück. Mokorſegler geſtrandet— Beſatzung gerektet g Hamburg, 24. Nov. Während eines Sturmes, der die deutſche Nordſeeküſte heimſuchte, iſt in der Elbmün⸗ dung der Motorſegler„Marie Eliſe“ ge⸗ ſtrandet. Das Schiff, ein in Haren an der Ems beheimateter Motorſegler, befand ſich auf der Reiſe von Dortmund nach Hamburg mit einer Kohlenladung und geriet gegen gungsdampfer liefen zur Rettung aus. Das Schiff iſt jedoch auf dem großen Vo Präſidialregierung ſei nicht erſt gelang es, den Mokorſegler zu ecreichen und die aus vier Mann beſtehende Beſatzung zu bergen. Staat und Wirtſchaft. Eine Rede des Neichsbankpräſidemen Dr. Luther. neueren Urſprungs. So ſei z. B. das Ko⸗ binett Cuno eine Präſidialregierung geweſen. In dem Kabinett, das er(Luther) zu führen die Ehre gehabt habe, habe man teilweiſe auch mit Ermächtigungsgeſetzen ge⸗ arbeitet. Damals hätten auch Parteien der Regierungserklärung dieſes Kabinetts ihre Zuſtimmung gegeben, die nicht durch Ver⸗ trauensleute in ihm vertreten geweſen ſeien. Nur ein beſſer geformtes, beſſer durch ⸗ gebildetes Staatsweſen, als es das Keich heute ſei, könne imſtande ſein, uns davor zu ſchützen, daß der Segen einer wiederkehrenden Konſunktur uns zum Anſegen auoſchlage. Vor der Wirtſchaftskriſe ſei die Großhandelsrichtzahl in Deutſchland im Vergleich zu den übrigen europäiſchen Län⸗ dern zu hoch geweſen. Daher ſei der Sturz umſo ſtärker geweſen. Das gelte es in Zu⸗ kunft zu vermeiden. Was nütze die Bereit⸗ willigkeit der Reichsbank Kredite zu geben, wenn die kreditwürdige Wirtſchaft dieſe Kredite nicht nehme? Gegenüber dem Beſtreben um ſeden Preis Schulden abzubauen und die Li⸗ quidität der Unternehmen zu heben, müſſe ein geiſtiger Amſchwung kommen, der, wie er glaube, ſchon eingetreten ſei. Nur darum habe die Reichsbank das ge⸗ waltige Projekt der Steuergutſcheine wagen können. Man dürfe jetzt nicht ſo tun, als ob dieſes Programm gar nicht exiſtiere, und eine Rei⸗ he von weiteren Projekten herausbringen. bei denen nicht danach gefragt werde, in welchem Maße ſie ſich auf das Regierungs⸗ programm ſtützten, ſonſt werde die geſamte Entwicklung gelähmt. 0 Bei dem Thema„Geſunde Wirkſchaft im ſtarken Staate“ gehöre die Reichsbank auf die Seite des Staates. Sie könne aber ihre Aufgaben nur erfüllen. menn ſie gegen vo- 10.00 Uhr abends in Seenot. Die Signale wurden in Cuxhaven geſehen. Die Ber⸗ gelſund geſtrandet. Einem Rettungsboot litiſche Einflüſſe vourommen fſichergeſt werde Zum Schluß betonte De. Luſher, dan man in der jetzigen Jeit niemals ausein. ander gehen ſolle, ohne zu ſagen, daß wir Mut züm eigenen Muk, nämlich Mul zum Handeln haben müßten. Reichskanzler von Papen hatte an dee Tagung des Verbandes ein Begrüßungstele⸗ gramm geſandt. a Die Arbeitsloſigleit in England. N Neue Pläne zur Arbeits beſchaffung. 0 London, 24. November. führlich mit der Arbeitsloſenfrage wobei die Pläne der Regierung eingehend de⸗ trachtet werden. Es wird feſtgeſtellt, daß in der letzten Zeit ein beſonderer Unterausſchuß des Kabinetts eingeſetzt worden iſt, der zuſam⸗ men mit Sachverſtändigen eine Reihe von Porſchlägen bearbeitet. Einer dieſer Vorſchläge iſt die Beſchäftigung von Arbeitsloſen durch einen Ausbau des Syſtems der Kohleverflüſſigung(Gewinnung von Benzin und Rohöl aus Kohle), wodurch gleichzeitig der engliſchen Kohleninduſtrie Hilfe geleiſtet werden ſoll. Die dahingehenden Pläne ſind anſcheinend bereits ſchon ziemlich weit ge⸗ diehen.„Morningpof“zufolge hat eine eng⸗ liſche Großfirma ſich zur finanziellen Anterſtüt⸗ zung für eine ſolche Unternehmung bereit er⸗ klärt. Sie habe dafür die Bedingung geſtelt, daß die Benzin⸗ und Oeleinfuhren einem ſtän⸗ digen Zollſchutz unterworfen werden ſollen. „Daily Herald“ zufolge beabſichtigt die Re⸗ gierung einen Ausſchuß einzuſetzen, der für eine nützliche Beſchäftigung der jungen Arbeits⸗ loſen ſorgen ſoll. Die Ausgaben ſollen durch freiwillige Beiträge aus der Oeffentlichkeit unter Regierungsgarantie gedeckt werden. Der Zweck des Ausſchuſſes ſei, den Arbeitslosen körperliche Ausbildung, Erziehungserleichte⸗ rung, Arbeitsgelegenheit und Kleinſiedlung zu verſchaffen. In den großen Induſtriemittel⸗ punkten ſollen Ortsausſchüſſe zu dieſem Zwecke gebildet werden. Der Staatsſekretär des Reichspräſidenten, ö Dr. Otto Meißner, hat einen bedeutſamen Anteil an den Verhandlungen zur Regierungs⸗ bildung im Reich. Magdalen zwischen den zwei ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger, Halle(Saale „Menſchenskind, was haſt du bloß davon, dauernd unter Wilden zu leben? Stell' ich mir ſcheußlich vor. Die 23 zu ſtellen? Bande kann dich obendrein noch mal abmurkſen. Was haſt dankbar: du dann? Bleib hier und laß dich nieder. Von wem du das Zigeunerblut geerbt haſt, iſt mir ſowieſo ein Rätſel. Gut, ſchön— du haſt was geſehen, haſt vielleicht auch Er⸗ fahrungen auf allen Gebieten machen können. Wir biederen erwarten?“ Landjunker ſind da wahrſcheinlich die reinſten Engel da⸗ gegen, aber bleib ſchon endlich hier. Zudem biſt du—— er laut auf: na ja.“ Er brach ab, ſchnäuzte ſich laut und vernehmllich, ſchalt ſich innerlich ſelbſt einen Idioten. Da hätte er ja beinahe unten.“ was ganz Albernes geſagt. Was brauchte er denn eine Bemerkung zu machen, daß Karl Joachim ſein Erbe ſei? Jetzt doch nun nicht? Jetzt, da Magdalen wußte, daß ſie bei ihm zu bleiben hatte? Wie nett es doch vom alten Gerring war, ſeinen Leicht⸗ ſinn ſchriftlich niederzulegen. Nun war Magdalen macht⸗ los gegen ihn. Nun war ſie wieder ſein, die ſchöne zarte Stunden arbeiten.“ Frau! Er gönnte ſie keinem Anderen. Sein war ſie, ſein! Und ſein würde ſie bleiben! Friedrich Karl von Lindsmühlen wußte ganz genau, daß er ohne den gefälſchten Wechſel des alten Freiherrn von Gerring keine Macht mehr über Magdalen gehabt hätte. Daß ſie von ihm gegangen wäre, um nicht mehr zurückzukehren. Und aus dem Triumphgefühl heraus, doch wieder Sieger geblieben zu ſein, lachte er laut und ſchallend, dachte an die feſche Frau, die ihm das heiße Blut rebelliſch gemacht, die er beiſeite werfen würde wie jede andere, mit dem Bewußtſein: Das Schönſte, Beſte weilte in ſeinem Heim! „Leben Sie wohl!“ Tante Suſanne hüſtelte und ſagte dann, daß es beſſer ſei, heimzufahren. Frühmorgens und am Abend ſtreiche es doch ſchon kühl von den Bergen herüber. Sie vertrage die ſcharfe Luft, wenn ſie auch noch ſo geſund ſei, nicht gut. Friedrich Karl ſah erſtaunt auf. Seit wann beliebte ſich dieſe geduldete Verwandte denn in den Vordergrund Magdalen erhob ſich und ging zu Tante Suſanne um den Tiſch herum. Sie ſtreichelte ihr die Hände und ſagte „Gewiß, Tante Suſanne, ich möchte auch heim. Schließ⸗ lich bleiben die Herren noch hier und machen einige Touren, von denen wir ſie dann daheim in Lindsmühlen Friedrich Karl ſah ſeine Frau verdutzt an, dann lachte „Nee, mein Kind, das gibt es nicht. Gut, laſſen wir die Touren, man lebt auch ohne ſie. Bleiben wir alſo hier So fröhlich er es ſagte, ſo lag doch in ſeinen Augen ein böſer Blick, und Magdalen dachte ergeben: Ich habe ja kein Selbſtbeſtimmungsrecht mehr. Karl Joachim aber erhob ſich und ſagte: „Ich bin über Gebühr lange geblieben. Geſtatten gnädige Frau, daß ich mich verabſchiede? Ich wollte einige Sie reichte ihm die ſchmale Hand, über die er ſich beugte. Sein Handkuß war zart und abſchiednehmend. „Wir ſehen uns morgen! Schließe dich der Tour nach dem Baderſee an. Meine Frau hat mir erzählt, daß der See ſehr ſchön ſei. Im Zimmer kann man doch nun nicht immer ſitzen“, meinte Friedrich Karl von Lindsmühlen. Der Jüngere ſchien unſchlüſſig. Dann ſagte er: „Ich habe vergeſſen, dir zu ſagen, daß ich nicht allein hier bin. Mein Freund Berndorf hat ſich auf der letzten Reiſe ein böſes Fieber geholt, und ſein Herz iſt nicht in Ordnung. Ich weiß auch gar nicht, was er über die näch⸗ ſten Tage beſchloſſen hat. Ich darf Nachricht geben?“ begleitete. allein blieb. „Bitte! Aber ſehen werden wir uns doch noch hier?“ „Das hoffe ich ſelbſt recht ſehr.“ Noch eine tiefe Verbeugung, dann waren die beiden Frauen allein, während Friedrich Karl den Bruder hinaus⸗ Magdalens Kopf ſank müde zur Seite; zwei große Tränen perlten ihr über die Wangen. Tante Suſanne ergriff ihren Stock und humpelte zu ihr hinüber, die ſich in die Ecke zwiſchen die Blattpflanzen geſetzt hatte. Behutſam ſtrich die Hand der alten Dame über den blonden Scheitel der jungen Frau. „Immer auf den alten Herrgott vertrauen, Kind! Er macht es zuletzt doch immer wieder wohl.“ Magdalen ſah ſcheu auf. Was wußte Tante Suſanne, und was wußte ſie nicht? Die Augen der alten Dame waren finnend in die Ferne gerichtet. Ihre Lippen murmelten: „Kleines Mädel, armes kleines Mädel!“ ** Sie waren wieder daheim! Im alten, maleriſchen Gartenhauſe, das eigentlich ein kleines Schlößchen für ſich war, wohnte Karl Joachim. Er kam zu den Hauptmahlzeiten herüber, ſonſt war er viel allein. Er ſchrieb ein Buch über ſeine Erlebniſſe in Aſien und Indien und ſchloß ſich nur ſelten einmal irgendeiner Feſtlichkeit an, die entweder in Lindsmühlen oder auf einem Nachbargut veranſtaltet wurde. Und man drängte ſich doch geradezu, ſeiner einmal hab⸗ haft zu werden. Denn daß er ein ſchöner, großer Menſch war, galt gewiß als wichtiger Faktor für Schwiegermütter, aber daß er jetzt auch allgemein als Erbe des Majorats galt, das war noch weit wichtiger. Aber der ſtolze Karl Joachim nahm leider ſehr wenig Notiz von all den liebevollen Bemühungen. Er machte gar kein Hehl daraus, daß ihm ſolche Vergnügungen, wie Tanz, geſellige Zuſammenkünfte, Geburtstagsfeiern und der⸗ gleichen mehr, ein Greuel waren und daß er viel lieber (Fortſetzung folgt.) Die engliſche Preſſe beſchäftigt ſich aus⸗ Ans Baden. 0 10 242 Nm. für die Unwettergeſchädigten in Laudenbach. Laudenbach, 24. Nov. Die Badiſche Ge⸗ bpaäudeverſicherungsanſtalt hat den Anwetterge⸗ e 0 Laudenbach für die Schäden an en Gebäuden den Betrag von 10 242 Rm. zur Verfügung geſtellt, wodurch die ſachlichen ee 1 5 Geſchädigten zu etwa 70—.75 Prozent gedeckt werden können. Beteiligt ſind 81 Geſchädigte mit einem Betrag von insge⸗ ſamt 9075 Rm. und zwei beſonders Geſchädigte mit dem Betrag von 1167 Nm. Es bleibt jetzt noch der etwa 30-40 000 Rm. betragende Schaden zu decken, der durch die Vernichtung von 190 Obſtbäumen entſtanden iſt. Linkenheim, A. Karlsruhe, 24. Nov.(Fol⸗ gen einer Unſitte.) Nach Schulſchluß wollte ſich der Voltsſchuler Karl Theodor Heuſer an den Anhänger eines Bulldoggs hän⸗ gen und kam dabei unter die Räder. Der Junge erlitt ſchwere Verletzungen an beiden Füßen. 33 Kehl, 24. Nov.(Franzöſiſcher De⸗ ſerteur.) Im Rheinhafen wurde ein fran⸗ zöſiſcher Soldat in Uniform aufgegriffen. Wie die Feſtſtellungen ergaben, handelt es ſich um einen Soldaten des 25. Tirailleur-Regiments in Saarburg in Lothringen, der von ſeinem Truppenteil deſertierte und über die Eiſenbahn⸗ brücke nach Kehl gelangte, wo er ſich zunächſt im Hafengebiet verſteckte. Die Polizei hat den Ausreißer zunächſt in Schutzhaft ge⸗ nommen. Auenheim, A. Kehl, 24. Nov.(Schwe⸗ rer Unfall.) Der 30 jährige ledige Schif⸗ fer Jarob Moſer von hier wurde in Baſel beim Uebernehmen des Drahtſeiles eines an⸗ deren Schiffes, das mit dem ſeinen zuſammen die Fahrt nach Straßburg machen ſollte, am Bein von dem Drahtſeil erfaßt und gegen einen Boller geriſſen. Dabei wurde ihm der Fuß am Knöchel abgedrückt. Der Verunglückte wurde ins Basler Krankenhaus eipfach Freiburg, 24. Nov.(Verzweiflungs⸗ ta teiner Mutter.) Anläßlich einer durch das Stadtjugendamt Freiburg unter poliezi⸗ lichem Schutz vorgenommenen Verbringung zweier Kinder in das Waiſenhaus kam es im Stadtteil Stühlinger mit den Eltern zu ſchar— fen Auseinanderſetzungen, in deren Verlauf die Mutter einen Selbſttötungsverſuch unter⸗ nahm, ſodaß ſie in die Chirurgiſche Klinik ver⸗ bracht werden mußte. Furtwangen, 24. Nov.(Tödlicher Un⸗ fall.) Der verheiratete 42jährige Joſeph Raufer war beim Dungfahren unter einen Wa⸗ gen geraten und überfahren worden. Er iſt im Krankenhaus an den Folgen der ſchweren Ver⸗ letzung, vermutlich einer inneren Verblutung, geſtorben. Gütenbach, 24. Nov.(Schwerer Sturz) Der bꝛjährige Arbeiter Markus Tritſchler ſtürzte durch einen Fehltritt etwa 2 Meter auf ein Ziegellager herab und blieb mit ſtayken Kopfverletzungen bewußtlos liegen. Er würde ins Krankenhaus gebracht. Lebensgefahr ſoll nicht beſtehen.— An einer ſteilen Berg halde ſtürzte der 42jährige Joſef Raufer beim Dung⸗ ſeilen ſo ſchwer, daß er einen kom⸗ plizierten Schenkelbruch erlitt und ins Kran⸗ kenhaus verbracht werden mußte. Singen a. H., 24. Nov.(Auch ein Zei⸗ chen der Zeit.) Vor einiger Zeit hielt ein Geſchäftsmann durch eine kleine Anzelge in ber Zeitung Nachfrage nach einem gebrauchten Auto. Innerhalb von zwei Tagen erhielt er nicht weniger als 100 ſchriftliche und 20 tele⸗ foniſche Angebote. Fünfzehn Verkäufer waren mit ihren Wagen gleich ſelbſt erſchienen. Die Preiſe bewegten ſich zwiſchen 300 und 1800 Rm. Mehrere Verkäufer ſicherten, auch wenn ihr Wagen nicht gekauft würds, ſogar Rück⸗ zahlung der Auslagekoſten zu. Konſtauz, 24. Nov.(Gefährliche Ver⸗ geßlichkeit.) Bei einem Kofitrollgang fand die Polizei nachts eine Villa vor, deren Erd⸗ geſchoß bei offenſtehender Haustür hell be⸗ leuchtet war. Bei näherem Juſehen ſtellte ſich heraus, daß ſich niemand i der Wohnung befand. Das Silber im Eßzimmer und ein Kuchen auf dem Tiſch ſchienen geradezu auf ungebetene Gäſte zu warten! Die Wohnungs⸗ inhaberin im erſten Stock erſchien erſt auf mehr⸗ maliges gütiges Zureden, dankte der Polizei für ihre fürſorgliche Tätigkeit und ſchloß die Tür ab. — Das Konkordat im Pausbaltsausſchuß. In erſter Leſung mit 10 gegen eine Stimme bei 6 Enthaltungen angenommen. Karlsruhe, 24. November. Am Mittwoch erfolgte im Haushaltsaus⸗ ſchuß die Abſtimmung über die beiden Kirchen⸗ verträge. Abgegeben wurden 10 Stimmen für und eine Stimme gegen die Verträge; 6 Ab⸗ geordnete enthielten ſich der Stimme. Mit ja ſtimmten die Zentrunzs⸗Abgeordneten ſowie Mitglieder der Deuſſchen Volkspartei und per Wiriſchaftspartei, N 0 mit der Einſchrän⸗ kung, daß ihre Abſtimmungen für ihre Fral⸗ tionen nicht bindend ſeien. Mit nein ſtimmte de hang während So⸗ zialdemokraten und der na lonalſozialiſtiſche Vertreter ſich der Stimme enthielten, ebenfalls mit der ausdrücklichen Erklärung. dak man aus ihrer Haltung teine Nuaſchlüſſe auf die Abſtimmung im Plenum ziehen dürfe. Aus der Pfalz. Prozeß Heim—Hühnerfauth vertagt. Neuſtadt a. d. H., 24. Nov. In dem Pro⸗ zeß, den Geheimrat Dr. Heim⸗Regensburg gegen den verantwortlichen Schriftleiter der „NS. Rheinfront“, Hühnerfauth, wegen der Berichterſtattung über den ſog. 2. Heim⸗Peo⸗ zeß in Neuſtadt angeſtrengt hat, ſollte die Verhandlung am 28. November ſtattfinden. Dieſer Termin wurde nunmehr auf Antrag des Verteidigers des Privatbeklagten Hühner⸗ fauth, Rechtsanwalt Dr. Weinmann⸗Ludwigs⸗ hafen, auf unbeſtimmte Zeit ausgeſetzt. * Ludwigshafen, 24. Nov.(Das Wohl⸗ fahrtsamt geſchädigt) Der Arbeiter Georg Hotmeier hatte durch Arbeit 436 M. Mark verdient und zu gleicher Zeit vom Wohlfahrtsamt 300 Mark Unterſtützung be⸗ zogen. Er wurde daher wegen fortgeſetzten Betrugs zu drei Monaten Gefängnis verur⸗ teilt. Ludwigshafen, 24. Nov.(Gefängnis für Meſſerſtecher.) Das Schöffengericht verurteilte den Schloſſer Hutter wegen gefähr⸗ licher Körperverletzung zu fünf Monaten Ge⸗ fängnis. Hutter hatte im Laufe einer Ausein⸗ anderſetzung der Frau ſeines Nachbarn einen 12 Zentimeter tieſen Stich in die Bruſt ver⸗ ſetzt. Oppau, 24. Nov.(Taubſtummer über⸗ fahren.) Der Radfahrer Johann Berin⸗ ger aus Oppau wurde kurz vor dem Ortsein⸗ gang von Edigheim von einem Zug der Lo⸗ kalbahn Oppau Frankenthal erfaßt und ſchwer verletzt. Beringer iſt taubſtumm und hat in⸗ folgedeſſen die Signale des Zuges nicht hö⸗ ren können. Er wurde nach dem ſtädtiſchen Krankenhaus Ludwigshafen verbracht. Kaiſerslautern, 24. Nov.(Zuchthaus wegen Blutſchande.) Der Landwirt K. Dunzweiler aus Erzenhauſen wurde von der Großen Strafkammer wegen Blutſchande zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Der An⸗ geklagte hatte ſich an ſeiner in der gleichen Mohnung wohnenden verheirateten Tochter vergangen. Kirchheimbolanden, 24. Nov.(Wegen Diebſtahls verurteilt.) Das Amts⸗ gericht verurteilte den Knecht Kaufmann aus Trahweiler bei Kuſel wegen Diebſtahls zu ſieben Monaten Gefängnis, Er hatte in Al⸗ bisheim ſeinem im gleichen Zimmer ſchlafenden Arbeitskollegen einen Koffer erbrochen und hieraus 69 Mark, die ganzen Erſparniſſe des zweiten Knechtes, entwendet. Landſtuhl, 24. Nov.(Vom Laſtauto getötet.) Der 32jährige Ludwig Lesmeiſter, wohnhaft in der Felſenmühle, wurde, als er ſich auf dem Heimweg befand, von einem Transportauto der Speditionsfirma Fuchs⸗ Kaiſerslautern derart angefahren, daß der Tod innerhalb weniger Minuten eintrat. Die ärzt⸗ eiche Unterſuchung ergab als Todesurſache einen Wirbelſäulen⸗ und Schädelbaſisbruch. Die Schuldfrage iſt noch ungeklärt. Der Ver⸗ unglückte hinterläßt eine Frau und fünf Kin⸗ der. Der Unfall iſt umſo tragiſcher, als vor drei Jahren ein Bruder ebenfalls durch einen Unfall und zwar durch Exploſion einer Gra⸗ nate ums Leben gekommen iſt. Alſenborn, 24. Nov.(Mißtrauens⸗ vo tum für Bürgermeiſter.) Eine Anzahl Mitglieder des Gemeinderats hatte beim Bezirksamt Kaiſerslautern wegen der gemeindlichen Geſchäftsführung Beſchwerde er⸗ hoben. Dem 1. Bürgermeiſter Müller wird zum Vorwurf gemacht, ſich als Gaſtwirt auf Koſten der Gemeinde Vermögensvorteile ver⸗ ſchafft zu haben. Auf Veranlaſſung des Be⸗ zirksamts nahm der Gemeinderat in ſeiner Ge⸗ ſamtheit Stellung zu der Beſchwerde. In der Abſtimmung wurde dem Bürgermeiſter mit Stimmenmehrheit ein Mißtrauensvotum aus⸗ geſprochen. Tranerſitzung im Landtag. Ein Nachruf für die verſtorbene Abgeordnete Amann. München, 24. November. Zu Beginn der Plenarſitzung des bayer. Landtags am Mittwoch vormittag teilte Prä⸗ ſident Dr. Stang mit, daß die Frau Abg. Ellen Amann, die in der Dienstag⸗Sitzunn Antrag der Bayeriſchen Volkspartei betref⸗ fend Hilfeleiſtung für die kinderreichen Fami⸗ lien im Sitzungsſaal einen Schlaganfall erlitten hatte, in der Nacht auf Mittwoch einem zwei⸗ ten Schlaganfall erlegen iſt. Präſident Dr. Stang gab dem Gefühl der Trauer des Hauſes über dieſen Verluſt in einem tief empfundenen Nachruf Ausdruck. 14 Jahre lang hat Frau Amann dem Land⸗ tag angehört und in vorbildlicher Pflichttreue und mit hingebendem Eifer die Aufgaben einer Abgeordneten erfüllt, für die ſie ein in vielen wifſenſchaftlichen, volkswatſchaftlichen und ſtaatswirtſchaftlichen Studien und Werken und in der Praxis ſozial⸗caritativer Arbeit ner⸗ g tieftes und verelchertes Wiſſen mitgebracht hat. Nicht bloß der Landtag hat eine hochgeſchätzte Mitarbeiterin verloren, ſondern viele Orga⸗ nisationen des öffentlichen Lebens beklagen in den Tod der Frau Hofrat Amann den Ver⸗ luſt einer außekordentlich wertvollen Arbeits⸗ kraft. Auf Vorſchlag des Präſidenten wurde die Sitzung zum Zeichen der Trauer für eine Stunde unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung trat das Haus in die Ausſprache über einen Antrag des Bauernbundes betreffend die Seßhaft⸗ machung nachgeborener Bauernſöhne, Dienſt⸗ knechte und Landarbeiter ein. Hierbei ver⸗ langte der kommuniſtiſche Abg. Schaper die Enteignung der Großgrundbeſitzer, während Abg. Siebert(RS.), anregte, auch Wald⸗ boden in den Dienſt der Siedlung zu ſtellen. Nach Auseinanderſetzungen der Abgg. Con⸗ rad(B. Vp.) und Wagner(NS.) ſtellte Staatsrat Dr. Hänlein feſt, daß die Schul⸗ den der Landwirtſchaft während der letzten 12 Monate weſentlich geſenkt worden ſeien. Für die Binnenſiedlung habe Bayern vom Reich 3 Millionen Mark erhalten, mit denen man nun ſiedeln könne. Bayern werde den bauernbündleriſchen Antrag beim Reich wärm⸗ ſtens unterſtüh en. Das Haus trat nach Annahme des Autrags in die Ausſprache zu den Anträgen des Bau⸗ ernbundes und der Bayeriſchen Volkspartei betreffend Hilfe für die einheimiſche Wald⸗ wirtſchaft ein, wobei Abg. Mang(N.) die Anträge befürwortete. Nach weiteren Aus⸗ führungen des Abg. Dr. Hundhammer (B. Pp.), der die Auffaſſung vertrat, daß die deutſche Forſtwirtſchaft durchaus in der Lage wäre, den einheimiſchen Holzbedarf vollſtän⸗ dig zu decken, wurde die Sitzung abgebrochen und auf Donnerstag, den 1. Dezember vertagt. Aus Heſſen und Naſſau. Baugeldzuteilungen. In den letzten Tagen wurden ausgeloſt: bei der Oeffentlichen Bauſparkaſſe(Abteilung der Landesklommunalbank— Girozentrale) für Heſ⸗ ſen in Darmſtadt 31 Verträge mit 144 000 Mark(zuſammen bisher 114 Verträge mit 645 000 Mark) und bei der Oeffentlichen Bau⸗ ſparkaſſe für den Regierungsbezirk Kaſſel(Ab⸗ teilung der Landeskreditkaſſe) in Kaſſel 37 Verträge mit 136000 Mark(zuſammen bisher 157 Verträge mit 632000 Mark). Alle deut⸗ ſchen öffentlichen Bauſparkaſſen zuſammen ha⸗ ben bisher rund 40 Millionen Mark an etwa 6300 Bauſparer zugeteilt. * Frankfurt a. M., 24. Nov.(Ein fal⸗ ſcher Kriminalbeamter). Von der Po⸗ lizei wurde der 25jährige Hans Kiekebuſch feſt⸗ feſtgenommen, weil er ſich als Kriminalbeam⸗ ter ausgegeben hatte. Seit Monaten beſuchte er Kinos, ſtellte ſich als Kriminalbeamter vor und nahm Reviſionen vor. In mehreren Fällen borgte er ſich von den Kaſſiererinnen Geld. Einer Kinobeſitzerin erzählte er, er habe gute Tips und werde für ſie wetten. Am näch⸗ ſten Tage erzählte er dieſer Frau, daß er für ſie 20 Mark gewonnen habe. Das Geld händigte er ihr jedoch nicht aus, ſondern erbat ſich neues Geld für weitere Wetten, das er auch erhielt. Er erzählte auch in den Kinos, daß er mit der Ueberwachung der Stra⸗ ßenhändler und Straßendirnen betraut ſei. Diez, 24. Nov.(Zwei Perſonen durch Kohlengaſe vergiftet.) In ihrem Schlafzimmer fand man die 17jährige Käte Schrankel tot im Beit, während die Mut⸗ ter bewußtlos vorm Bett lag und nur noch ſchwache Lebenszeichen von ſich gab. Die Frau wurde ſofort ins Krankenhaus gebracht, wo ſich herausſtellte, daß eine Kohlenorydgas⸗ vergiftung vorlag. Soweit bisher feſtſteht, iſt das Gas aus einem Rußſchieber nach dem Schornſtein ausgetreten und hat ſich auch im übrigen Haus verteilt. Auch die Bewohner der über der Schrankelſchen Wohnung liegen⸗ den Räume hatten an dieſem Morgen unter Benommenheit und Kopfſchmerz zu leiden. * Gelnhauſen, 24. Nov.(Todesopfer eines Autounfalls.) Am Buß⸗ und Bettag verunglückte auf der Landſtraße Geln⸗ hauſen—Büdingen das Auto des Bauunter⸗ nehmers Schuſter aus Fulda, ohne daß es an⸗ ſcheinend zu ſchweren Verletzungen der vier Inſaſſen gekommen war. Jetzt ſtellten ſich 482 dei dem 12jährigen Sohn des Schuſters innere nach einem Referat und einer Rede über den Schmerzen ein, die eine Operation notwendig machten. Der Knabe ſtarb jetzt im Kranken⸗ haus an den Folgen der Verletzungen. * Marburg, 24. Nov.(Eine neue Kli⸗ nik in Marburg). Nach eineinhalbjähri⸗ ger Bauzeit iſt unweit des Hauptbahnhofes in der Lahnſtraße eine neue Privatklinik fer⸗ tiggeſtellt worden, die ſich gut dem Rahmen der zahlreichen Marburger Kliniken anpaßt. Die neue Klinik wird von den Barmherzigen Schweſtern geleitet und kann bis 100 Kranke aufnehmen. Im Hinblick darauf, daß die An⸗ ſtalt im Jubiläumsjahr des Heimganges der großen Heiligen errichtet wurde, wurde, ihr der Namen„Privatklinik St. Eliſabeth“ ge⸗ geben. 1 1 Zugabe oder Wertrellame. Seit der Verordnung vom 9. März 1932 iſt inſofern eine erhebliche Verwirrung ein⸗ getreten, als die Kreiſe des Handels wie des Publikums vielfach zu der Meinung gelangt ſind, jedwedes unentgeltliche Hingeben einer Ware oder Leiſtung zu einer anderen Ware oder Leiſtung könne als verbotene Zugabe angeſehen werden. Die Verordnung hat das Zugabe u 1 zu bekämpfen unternommen, aber ſie at Zugaben nicht ſchlechthin verboten. Der Unkerſchied der Auffaſſung liegt ſchon in den Worten, die von den einander gegenüber⸗ ſtehenden Intereſſentenkreiſen gebraucht werden: ſpricht man von Zugaben, ſo denkt man an kleine Lockungen, die dem Geſchäft etwas den Wert Verſchleierndes, alſo Un⸗ reelles anheften ſollen, ſpricht man hingegen von Wertreklame, ſo drückt man damit aus, daß die jedem Kaufmann erlaubte, nicht un⸗ lautere Reklame nicht nur durch Anſchau⸗ ungs⸗ und Wortreklame— alſo Inſerate u. dergl.— ſondern auch durch Hingabe von lockenden, aber deutlich umgrenzten Werten an den Käufer getrieben werden kann. Der Sinn eines Geſetzes iſt allein aus dem zuſammenhängenden Inhalt des Geſetzes— hier alſo der Zugaben⸗Verordnung— zu entnehmen. In dieſer Verordnung ſind aber die Ausnahmen ſo zahlreich und einſchneidend, daß ſie nicht einmal als ganz ſpezielle Ausnahmen angeſehen wer⸗ den können, ſondern neben den Fällen des Zugabeverbots faſt ebenſo gewichtige Fälle der Zugabenerlaubtheit bedeuten. Das gilt insbeſondere für den Rabatt, und zwar ſowohl für den Mengen- wie für den Bar⸗ rabatt. In noch höherem Grade gilt das von der Ausnahme(8 1 Abſ. 2, Ziffer e), die jede Zugabe geſtattet, wenn die Barvergütung zum Einſtandspreis wahlweiſe zur Ver⸗ fügung geſtellt wird. Daß man angeſichts einer ſolchen einſchneidenden Ausnahme, die jede Wertreklame erlaubt, ſofern ſie nur klar und deutlich den Barbetrag des Zugabe⸗ gegenſtandes nennt und zu gewähren bereit iſt, auf das Zugabeverbot in jedem Zweifels⸗ fall die ſchärfſte Auslegung anzuwenden für richtig halten kann, ſtimmt mit dem Geſamt⸗ ſinn der Verordnung ſchlechterdings nicht überein. Hat doch die amtliche Begründung ſelbſt ſich dahin geäußert, daß dieſe letztere „Ausnahme“ die praktiſch wichtigſte ſei. Durch die Barvergütung aber wird aus der Zugabe ein Geldrabatt, und es iſt der Rechtsgrundſatz auch in der Zugeben⸗Ver⸗ ordnung verwirklicht, daß Rabatte erlaubt bleiben. Man hat behauptet, Herrenſtrümpfe und Damenſtrümpfe ſeien nicht gleiche Waren und dürften z. B. bei dem ſogenannten Strumpfabonnement nicht zuſammengerech⸗ net werden. Wollte man die„Gleichheit“ jeweils auf genaue Preis- und Deſſingleich⸗ heit beſchränken, ſo hätte dies m. E. in der Verordnung deutlicher geſagt werden müſ⸗ ſen. Ebenſo liegen die Dinge bei der Be⸗ nennung als unentgeltliche Zugabe.„Gra⸗ tis“ zu ſagen, iſt verboten: aber daß darum. wie man gemeint hat, auch der Ausdruck „Belohnung“ oder„Prämie“ verboten ſein ſoll— da ja doch ſtets der Betrag der Bar⸗ vergütung hinzugeſetzt werden muß, wenn es ſich nicht um die gleiche Ware oder ge⸗ ringwertige Kleinigkeiten handelt— iſt eine willkürliche Annahme. Auch der Begriff der geringwertigen Klei⸗ nigkeit wird oft viel zu eng auf faſt wert⸗ loſes Zeug beſchränkt, während die Verord⸗ nung doch immerhin zwar von geringem, aber doch von einem„Wert“ ſpricht. Ich habe in meinem Kommentar verſucht, eine m. E. aus dem Wortlaut der Verordnung ſich er⸗ gebende mittlere Linie einzuhalten und dem Gedanken der Wertreklame, ſoweit er ſich in lauteren und auch von der Verordnung offengelaſſenen Grenzen bewegt, gerecht zu werden, denn es muß nach wie vor dem Ge⸗ ſchüäftsmann unbenommen bleiben, in dem Umfange, den ihm der Wortlaut der Geſotz⸗ gebung gelaſſen hat, die Reklame ſo zu b treiben, wie ſie Erfolg für ihn verſpricht. Ob man grundſätzlich vom wirtſchaftlicher Standpunkt aus Zugabe oder Wertre gutheißen ſoll oder nicht, darüber wird es Meinungsverſchiedenheiten immer geben. Was aber nicht ſein darf, iſt eine zur Willkür neigende, weil von dieſem Mei⸗ nungsſtreit beeinflußte Auslegung der mit Geſetzeskraft ausgeſtatteten Verordnung. Eine einſeitige Auslegung der Beſtimmun⸗ gen im Sinn eines ſaſt unbedingten Verbotes ſollte vermieden werden, weil zahlreiche und wichtige Ausnahmen dieſes Verbots in der gleichen Verordnung mit wohlüberlegter Ab⸗ grenzung enthalten ſind. Dieſe wohlüßer⸗ legte Abgrenzung aufrecht zu erhalten, muß im Intereſſe der Rechtsſicherheit die Aufgabe der Anwendung der Verordnung bleiben. * Wetterbericht. ö Wettetvorhetſage: Anhaltend unbeſtändige, 70 Witterung bei lebhaften Weſt⸗ winden. r e rr — 1 e eee 4 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Der reiche Blinde i Ges AeUberd. B 4. Fortſetzung. Nachdruck verboten. 0 Seufzend deckte Hilda den Tiſch ab, räumte in der Küche auf und fütterte dann den Vogel und den Kater. e ſetzte ſie ſich wieder an ihr Fenſter und arbeitete fleißig. Ellinor wurde am Nachmittag von Frau Doremann gebeten, zu Frau von Uningen zu gehen und einen Modell⸗ hut abzuliefern. Gleichzeitig ſollte die Dame ihn noch einmal probieren. Frau von Uningen war die Schweſter der Freifrau von Hellenbach, verwitwet, pikant, ſehr lebensluſtig. Sie allein war die Urheberin, wenn jetzt draußen in Hellenbach ein Feſt das andere jagte, denn die Familie Hellenbach lebte ſonſt durchaus zurückgezogen. f Frau von Uningen hätte ſich ſehr gern wieder ver⸗ heiratet. Und da es hier in der Umgegend eine Menge Landadel gab, deren Angehörige durchweg mit den Uningens verkehrten, ſo hatte ſie bier noch die meiſte Hoff⸗ nung. Ueberdies ſchwebten in ihrer Heimat ſo einige kleine Affären, die ihr die empörten Damen noch nicht ver⸗ geſſen hatten, und ſo war es wirklich für alle Teile das beſte, wenn ſie ſich jetzt ein bißchen bei Schweſter und Schwager aufhielt. Der Schwager war darüber nicht beſonders erfreut, denn der Aufenthalt der ſchönen Witwe brachte nur Wirr⸗ warr und Trubel in ſein ſonſt ſo gemütliches, friedvolles Heim; aber er ſagte nichts und ließ ſie gewähren. Letzten Endes reiſte ſie ja doch wieder ab. Und dann kannte er doch auch das Ziel, das verfolgt wurde. Wenn das erreicht wurde, daß der Flederwiſch bald wieder unter die Haube kam, dann ließ er es ſich gern noch ein übriges koſten. Aber Lore von Uningen hatte ſich verrechnet. Unter den Beſitzern der Nachbargüter gab es keine verwitweten Männer, und die Söhne, die in Frage kamen— denen hatten die betreffenden Mütter augenſcheinlich energiſch den Standpunkt klar gemacht, denn man mochte ſagen, was man wollte, ſo freundlich und liebenswürdig alle Damen zu Frau von Hellenbach waren, ſo feindlich benahmen ſie ſich gegen Lore von Uningen. Und daher mochte es auch kommen, daß die jungen Herren, die ſich anfangs bei jeder Feſtlichkeit um die junge Witwe geſchart hatten, ſich nun zurückhielten und ſich wieder um die jungen Mädchen be⸗ mühten. So ſtanden die Sachen! Nun war aber in der letzten Zeit ein neuer Verehrer aufgetaucht. Aſſeſſor von Faber! Schneidig, flott, elegant, ſelbſt durchaus kein Tugend⸗ protz— das paßte! Dabei ging ihm auch der Ruf großen Reichtums vor⸗ aus. 5 Das paßte noch beſſer, denn die Anſprüche, die Lore an das Leben ſtellte, waren koſtſpielig; einen armen Mann hätte ſie nicht brauchen können. Jetzt beſaß ſie zwar die Penſion des verſtorbenen Gatten, des Majors; aber das war wenig. Viel zu wenig. Und von dem einſt ganz an⸗ ſehnlichen Vermögen beider Teile war nur noch ein kläg⸗ licher Reſt übrig. Da hatten ſie es beide viel zu gut ver⸗ ſtanden, das Geld durchzubringen. Zu ihr alſo ging Ellinor Hardegg mit dem Modellhut, den ſonſt wahrſcheinlich keine Dame der Stadt und Um⸗ gegend gekauft hätte, weil er viel zu teuer und— ja, auch zu auffällig war. Die Berins aber gaben nächſte Woche das große Gartenfeſt, und da Aſſeſſor von Faber auch bei den Berins verkehrte, ſo lohnte es ſich beſtimmt, ſich zu dem Tage ganz beſonders vorteilhaft zu kleiden. Und zu der fliederfarbenen Toilette paßte der Hut wirklich einzig. Was tat es denn ihr, wenn ſich die Landpomeranzen entſetzen würden? Sei es doch darum! Es galt, den Aſſeſſor einzufangen, und der verſtand es, eine elegante Frau einzuſchätzen. Durch die Lorgnette muſterte Frau von Uningen un⸗ geniert das ſchlanke, dunkellockige Mädel. Sie zuckte zuſammen. g Mein Gott, die Kleine war ja wirklich eine Schönheit erſten Ranges. Gut nur, daß ſie nicht ihrer Geſellſchafts⸗ klaſſe angehörte, aber gutes Bürgertum war es ſicher. Sie kannte ſich da aus. Trotzdem— wie unbequem, wenn ein Lebemann, wie Doktor von Faber, die Kleine erſpähte! „Sie bringen mir meinen Hut? Schön! Ich werde mir ſofort das dazu beſtimmte Kleid noch einmal anziehen, da⸗ mit Sie gleich ſehen können, wie er ſitzt“, ſagte ſie. Es ſollte ganz gewiß freundlich klingen, aber ein ge⸗ häſſiger Ton ſchwang durch die helle Stimme, ſo daß ſie faſt ein wenig ſchrill und mißtönend klang. Schweigend packte Ellinor den Hut aus. Er war ein Gedicht! Und er würde die ſchöne, rotblonde Frau ſicher ſehr gut kleiden, davon war ſie überzeugt. Aber— weshalb hatte nur Frau Doremann gerade ihr dieſe Miſſion anvertraut? Sie, die nichts von Hüten ver⸗ ſtand? Wenn nun noch etwas geändert werden müßte? Sie war doch die Kaſſiererin und nicht eine der vielen Modiſtinnen, die in Frau Doremanns Hinterſtube flott arbeiteten? Die Dame kam ſchon nach kurzer Zeit zurück. Das flie⸗ derfarbene, blaſſe Seidenkleid umſchmiegte ſie in weichen Falten und rauſchte diskret. „Kommen Sie doch mit in mein Ankleidezimmer hin⸗ über. Da kann man alles beſſer ſehen“, ſagte Lore von Uningen. Sie war ſchon an der kleinen Verbindungstür, riß ungeſtüm die Portiere zurück. Alles an dieſer Frau war Lebensgier, Ungeduld, Ner⸗ voſität! Ellinor ſtand beſcheiden an der Tür, hielt vorſichtig das koſtbare Gebilde, das ein Hut war und das vielleicht ſchon bald beiſeitegeworfen wurde. Lore nahm den Hut, drückte ihn auf die rotblonden, dieſem Kleid und Hut bildſchön aus. Strahlend wandte ſie ſich nach dem Mädchen um. „Nun? Ich glaube, es gibt nichts daran zu ändern. Sehe ich gut aus?“ „Gnädige Frau ſehen bildſchön aus!“ ſagte Ellinor, und es kam aus aufrichtigem Herzen. „Da. nehmen Sie, und ſagen Sie Frau Doremann einen ſchönen Gruß; ich wäre ſeyr zufrieden.“ Ein Drei⸗Mark⸗Stück lag in Ellinors Hand, ehe ſie es verhindern konnte. Aber es trieb ihr die Tränen in die Augen. Ohne daß die Geberin es ſah, legte Ellinor das Gelo auf den Ziertiſch, der dicht an der Tür ſtand. „Ich komme in den nächſten Tagen noch einmal per⸗ ſönlich ins Geſchäft“, ſagte Lore Uningen gönnerhaft, freundlich; Ellinor wußte, daß ſie jetzt entlaſſen war. Leiſe ging ſie hinaus. Faſt fand ſie ſich nicht mehr zurecht. Die vielen Gänge, Türen, Winkel und Treppen des alten Baues irritierten ſie. Da kam ein eisgrauer Diener den großen Mittelgang herauf. Als er ſie ſo ratlos ſtehen ſah, kam er ſofort auf ſie zu. Befremdet ruhte ſein Blick auf ihr. Wie mochte denn das Mädel ins Schloß gekommen ſein? Ehe er etwas ſagen konnte, bat Ellinor: „Bitte, führen Sie mich doch hinunter. Ich finde mich nicht mehr zurecht.“ g f Dann ſetzte ſie erklärend hinzu: e „Ich bin vom Geſchäft der Frau Doremann und habe Frau von Uningen einen Hut gebracht.“ Sein Geſicht wurde freundlicher. Höflich bat er, ihm zu folgen. Und wenig ſpäter ging Ellinor Hardegg ſchon wieder unten an den Taxushecken entlang. Droben am Fenſter ſtand Lore von Uningen und ſah ihr nach. Sie erwartete jemanden. Jemanden, der ihr ver⸗ ſprochen hatte, gegen fünf Uhr im Schloßpark zu ſein. Der Schloßpark war dem Publikum geöffnet, und um dieſe Zeit war er ziemlich leer. Höchſtens, daß ein paar Groß⸗ mütterchen mit ihren Enkelchen in der Sonne am Gold⸗ fiſchteich ſaßen, oder daß ein paar Fremde den Park be⸗ ſichtigten. Sie wollte hinuntergehen. Das fiel nicht auf, denn ſie war täglich um dieſe Zeit im Park. Haſtig ſtreifte ſie das Kleid ab. Den Hut hatte ſie ſchon vorhin beiſeitegelegt. Eine ſonderbare Unruhe war plötz⸗ lich in ihr, ohne daß ſie zu ſagen vermocht hätte, worauf ſich dieſe Unruhe bezog. Schnell ſtreifte ſie ihr helles Leinenkleid über, drückte die weiße Mütze ins Haar. Dieſer Aufzug machte ſie jugendlich, faſt mädchenhaft. Ein raſcher Blick noch in den Spiegel, die weißen Hand⸗ ſchuhe in die rechte Hand, und dann ſtellte ſich Lore von Uningen wieder ans Fenſter, um das Kommen des Aſſeſſors zu erwarten, denn natürlich würde ſie etwas ſpäter in den Park hinuntergehen. Er mochte ruhig etwas warten. Da— mit weitgeöffneten Augen blickte die ſchöne Frau auf die Straße dort drüben, die am Stadtwäldchen vor⸗ überführte. Dort ſtand Aſſeſſor von Faber und unterhielt ſich mit dem Mädel, deſſen Schönheit ihr vorhin auf die Nerven gegangen war. Das war kein zufälliges Treffen, er mußte ſie bereits kennen; da war wohl kaum noch ein Zweifel möglich. Und jetzt wandte er ſich mit ihr der Stadt zu, begleitete ſie. Begleitete dieſes Mädchen— die Angeſtellte eines Waren⸗ hauſes!—, und ließ ſie, Lore von Uningen, warten! Unfaßlich! Lore ſtampfte mit den Füßen auf; ſie weinte wild. „Das mir! Mir das! Um ſolch ein Mädchen!“ Dann ſtand Frau von Uningen mit ſtarren Augen da. Und in dieſen ſtarren Augen war dennoch ein unbändiger aß. Haß a 5 a Ellinor war ehrlich erſchrocken, als dicht vor ihr Aſſeſſor von Faber auftauchte. Doch es war viel zu ſpät, ſie konnte ihm nicht mehr ausweichen. So dankte ſie ihm freundlich, aber zurückhaltend auf ſeinen höflichen Gruß. Da er aber ſtehenblieb und ein paar höfliche Worte an ſie richtete, ſo war es unmöglich, einfach fortzulaufen. Dann erwachte ſchließlich noch ein bißchen Trotz in ihr. Sie würde doch noch ein paar fröh⸗ liche, harmloſe Worte mit einem Herrn wechſeln können? War ſie denn nicht auch jung und frei? Die Töchter des Bürgermeiſters und Amtsgerichtsrats Irmgard waren doch auch den lieben langen Tag mit jungen Herren auf dem Tennisplatz zuſammen und da fand kein Menſch etwas dabei! Und aus dieſem ſtolzen Trotz heraus lachte ſie den Mann an, als er eine launige Bemerkung machte. 1 Dieſes Lachen brachte ihn nun vollends um den Ver⸗ and. Er hatte ſich im Schloßpark mit der pikanten Frau von Uningen treffen wollen. Aber das hatte plötzlich gar keinen Reiz mehr für ihn. Die Geſellſchaft des jungen, reizen⸗ den Mädels hier dünkte ihn ungleich ſchöner und wert⸗ voller. Zudem war es vielleicht überhaupt beſſer für ihn, wenn er dieſe heimlichen Stelldicheins mit der ſchönen Witwe beizeiten aufgab, denn an eine Heirat mit ihr dachte er nicht im entfernteſten, und da ſie eine Dame der Geſellſchaft war, konnte die Sache obendrein brenzlig werden. Und— das kleine, ſüße Mädel hier lockte ihn mehr, viel mehr. Wenn ſie nur nicht gar ſo ſcheu und zurück⸗ haltend geweſen wäre, die kleine Dame! Nun, einem Künſtler in der Liebe, wie er es war, würde es ſchon ge⸗ lingen, ſie zutraulicher zu machen. welligen Haare. Er kleidete ſie entzückend. Sie ſah in Trotzdem der Aſſeſſor ſich ſelbſt die Sache als ein neues Abenteuer hinſtellen wollte, ſo fühlte er doch eine eigen⸗ artige weiche Regung in ſeinem Herzen. Er verlachte dieſe Regung. Wollte ſie verlachen, aber er ſtand auf einmal vor der völlig ernſten Tatſache, daß er imſtande wäre, dieſes reizende, unberührte, nicht im geringſten auf den Männerfang dreſſierte Mädel zu heiraten. Der Mann ſtand vor dieſer Tatſache ſelbſt wie vor einer Offenbarung. Aber es war Wahrheit, Wahrheit, Wahrheit; er konnte in ſich hineinhorchen, ſoviel er wollte — es blieb dabei. Er würde das Mädel heiraten, wenn ſie es wollte. „Fräulein Hardegg, ich liebe Sie!“ Ellinor blickte ihn erſchrocken an. Dann lächelte ſie. i „Das haben Sie ſicher ſchon vielen Mädchen und Frauen geſagt, Herr Doktor. Ich bin mir aber zu ſchade dazu, dieſe Reihe zu verlängern.“ Ganz die Antwort, die er erwartet hatte. Sein Herz klopfte raſch und laut. Herrgott, war das Mädelchen ſchön! Sie war es wohl wert, daß man ihretwegen die Frei⸗ heit aufgab. „Ich bitte Sie, meine Frau zu werden, Fräulein Hardegg.“ Ellinor zuckte zuſammen. Mit großen, entſetzten Augen ſah ſie ihn an. War er vielleicht gar betrunken? Denn bei vollem Verſtand würde er doch dieſe Frage niemals an ſie richten? Doch dann fand ſie ſich in ihren Stolz zurück. Wenn ſie den Mann geliebt hätte, dann hätte ſie„Ja!“ ſagen können, denn der verſtorbene Doktor Hardegg würde ſich niemals geſellſchaftlich unter Herrn von Faber ſtehend gefühlt haben. Wenn die Eltern noch lebten, dann hätte ihre Jüngſte gewiß nicht nötig gehabt, in ein Geſchäft zu gehen. So aber mußten die beiden Töchter des allgemein verehrten Arztes ſich ihr Brot durch ehrliche Arbeit ver⸗ dienen, was ſie nun, wenigſtens in den Augen verſchiede⸗ ner Mitmenſchen, herunterdrückte. Frank und frei hob Ellinor Hardegg den ſchönen Kopf. „Ich kann Ihre Frau nicht werden, denn ich liebe Sie nicht. Ihr Antrag ehrt mich ſehr, und es tut mir ſelbſt leid, daß ich Ihnen keine andere Antwort geben kann“, ſagte ſie. Sprachlos blickte er auf ſie nieder. Er war ein ſehr ſchöner, ſchlanker Menſch, und ſeine Leidenſchaft machte ihn noch ſchöner. Doch ſeine heißen Worte, mit denen er Ellinor jetzt überſchüttete, prallten ab an ihr. Sie wußte, daß ſie recht daran tat, ihn abzuweiſen. Sie liebte ihn nicht. Und ſelbſt wenn ſie ſeine Hand jetzt nahm in der Hoffnung, ihn ſpäter lieben zu lernen, ſo würde doch immer in ihr die Befürchtung bleiben, daß er ſpäter ſelbſt darunter leiden würde. 8 Vielleicht würde er es ſogar einmal bereuen. Er mochte ruhig eine Frau der höheren Kreiſe heiraten, ſofern er die ehrliche Abſicht hatte, ſeine Freiheit aufzu⸗ geben, es war für alle Teile am beſten ſo. Von dieſer inneren Ueberzeugung brachten ſeine dringenden Bitten ſie nicht ab. 8 Er war tief verletzt. War es der richtige Ausdruck? Fühlte er nicht vielmehr einen wütenden Schmerz in ſich? Saß es wirklich ſchon ſo tief bei ihm? Er blieb ſtehen, ergpiff ihre Hand. „Eine Bedenkzeit wäre zwecklos?“ Es klang weich und bittend. Und der Mann kannte ſich ſelbſt nicht mehr. Wie ein Blitz fuhr die Erkenntnis vor ihm nieder, daß er dieſes junge Mädchen liebte. Sie, die nichts von ihm wiſſen wollte. Sie fiel gänzlich aus dem Rahmen der vielen Fgauen und Mädchen, deren Liebe er haben konnte, er, der verwöhnte Frauenliebling, und nun hatte er ſich gerade an dieſes Mädchen verloren. Schickſal! 0 Das Mädchen ſah ihn an, lange, prüfend, ernſt. Dann ſagte ſie leiſe: 0 „Ja, eine Bedenkzeit erbitte ich nicht, weil ich nie anders denken werde. Verzeihen Sie mir. Vielleicht haben Sie es doch ehrlich gemeint, und dann iſt es gewiß traurig, daß ich Ihnen wehgetan habe.“ Er beugte ſich über ihre Hand, küßte ſie. „Leben Sie wohl, gnädiges Fräulein.“ „Ich wünſche Ihnen alles Gute, Herr Doktor.“ Sinnend ging Ellinor weiter. Herr von Faber bog rechts in die vornehme Wiege ein, in der er wohnte. 0 Ellinor aber ging ins Geſchäft zurück. Plötzlich aber dachte ſie, wie gut es jetzt geweſen wäre, wenn ſie nicht ſo ſchwerblütig wäre. 0 Jetzt wäre die Gelegenheit da geweſen, wieder in die gute Geſellſchaft zu kommen, wie Es früher bei Lebzeiten der Eltern geweſen war. 1 ſie hatte die Gelegenheit einfach vorübergehen aſſen. ö Vielleicht würde Hilda ſchelten, denn ſie litt am meiſten darunter, daß ſie, Ellinor, ins Geſchäft ging und nun von den Damen dafür ſchief angeſehen wurde. Ellinor kam wieder im Geſchäft an. Frau Doremann kam ihr ſogleich entgegen und fragte, wie der Hut zu dem Kleide gepaßt, und wie er der gnädigen Frau gefallen habe. ö Ellinor ſagte: „Frau von Uningen war ſehr zufrieden; der Hut paßte vorzüglich zum Kleid, und ſie kommt in den nächſten Tagen perſönlich zu Ihnen, Frau Doremann?“ „So! Na, das iſt ja ſchön ſo. Was ich ſagen wollte: Haben Sie Herrn von Faber getroffen?“ „Ja!— Ja!“ Faortſetzung folgt) der Bombay er deutſche Tagesschau. ptemberbilanz der politiſchen Zuſammen⸗ . ſtöße. em Monat September ereigneten ſich Staatsgebiet Preußen 304 politiſche Aſammenſtöße. Davon waren nach polizei⸗ her Feſtſtellung in 139 Fällen(45,% Pro⸗ ut) Kommuniſten die Angreifer, in 100 ällen(32,9 Prozent) die Nationalſozialiſten, 21 Fällen(6 Prozent) Reichsbanner und m naheſtehende Gruppen. In den übrigen ällen konnte die Schuldfrage polizeilich nicht lärt werden. An Toten gab es in der nannten Zeit bei dieſen Zuſammenſtößen nen Kommuniſten, der durch einen Polizei⸗ Famten erſchoſſen wurde. Verletzt wurden 282 ſerſonen. a Zur Arbeitsloſenſtatiſtik. Zu den jeweils für die erſte Hälfte des Nonats erſcheinenden Berichten der Reichs⸗ uſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeits⸗ lenverſicherung über die Entwicklung des Ar⸗ zitsmarktes wird von unterrichteter Seite auf Mlgendes hingewieſen: In der Zahl der in er Mitte des Monats jeweils gezählten Ar⸗ zitsloſen iſt erfahrungsgemäß ein gewiſſer ſrozentſatz von Arbeitsgeſuchen enthalten, die ch tatſächlich bereits erledigt haben, ohne daß ſchon zur Kenntnis des Arbeitsamtes ge⸗ ingt iſt. Das Geſamtbild der Entwicklung nes Kalendermonats, das jeweils erſt aus em Bericht entnommen werden kann, der am onatsende erſtattet wird, iſt erfahrungsge⸗ äß genauer als die Zwiſchenmeldung über en Stichtag der Monatsmitte. Braun kann nicht in den Landtag kommen. Wie aus Berlin gemeldet wird, iſt der keußiſche Miniſterpräſident Braun an einer alsentzündung erkrankt und bettlägerig. In⸗ igedeſſen wird ihn Miniſter Hirtſiefer im ztaatsrat und Landtag vertreten. Auch die plante Rede über den Konflikt Preußen— leich vor dem Landtagsplenum wird nicht ſraun, ſondern Miniſter Hirtſiefer am Don— erstag halten. Politiſches Allerlei. 1 Solingen. In der Vollſitzung der Solinger induſtrie- und Handelskammer erklärte der Porſitzende, Geheimrat Dr. Duisberg, daß t mit dem Ende des Kalendervierteljahres den dorſitz der Kammer niederlegen werde, nach⸗ em er ſchon vor einem Jahre alle übrigen Pirtſchaftlichen Aemter aufgegeben habe. Berlin. Der Hauptausſchuß des preußiſchen landtages beſchäftigte ſich am Mittwoch mit iner Eingabe des Verbandes der Rhein⸗Ruhr⸗ heutſchen in Eſſen um Kredithilfe für Be⸗ tzungsſchäden. Die Eingabe wurde der Re⸗ erung zur Erwägung überwieſen. Auslands⸗Rundſchau. politiſche Prozeſſe gegen Sudetendeutſche. wie aus Prag gemeldet wird, ſchweben bei n tſchechoſlowakiſchen Gerichten 90 politiſche zrozeſſe gegen Sudetendeutſche, durch die 402 erſonen und 27 deutſche Verbände betrof⸗ in werden. Die Prozeſſe ſollen nach der riftlichen Ausfertigung des Urteils gegen je Angehörigen des Deutſchen Nationalſozia⸗ Itiſchen Volksſports durchgeführt werden. Trotzki in Dänemark eingetroffen. Der Dampfer„A. P. Bernstorff“ mit rotzki an Bord traf am Mittwochnachmit⸗ ig in Esbjerg ein, von wo Trotzki nach kopenhagen weiterfuhr. Trotzki erklärte nem Journaliſten, er freue ſich, das gaſt⸗ eie Dänemark zum zweiten Male in ſeinem eben beſuchen zu können. Er komme auf Ein⸗ dung der ſozialdemokratiſchen Studentenor⸗ Naniſation, um über die ruſſiſche Repolution nen Voftrag zu halten. Das Ziel ſeines dortrages ſei, die geſchichtliche Geſetzmäßig⸗ zit der ruſſiſchen Revolution klar zu legen. Pen Vortrag werde er in deutſcher Sprache Halten, da er die däniſche nicht beherrſche. Vor Gandhis Freilaſſung? e Berichterſtatter des Daily Herald“ berichtet, daß der indiſche Bizekönig zurzeit die Freilaſſung Gandhis ter gewiſſen Bedingungen erwäge. Mehrere Perater des Vizekönigs ſetzten ſich für eine ſedingungsloſe Freilaſſung ein mit der Be⸗ ründung, daß Gandhi jederzeit wieder ver⸗ aftet werden könne, wenn er die Ungehorſam⸗ feitsbewegung fordere. Deviſenſchieber⸗Prozeßz. Ein Geheimrat als Angeklagter. Berlin, 24. Nov. Vor dem Schnellſchöffengericht beimAmts⸗ ericht Berlin⸗Mitte 755 ſich der Kauf⸗ dunn Dr. jur. Adolf Borchardt, der von 904 bis 1916 Generalbevollmächtigter und germö ensverwalter Thyſſens war, der beh. Regierungsrat Tillich aus dem keußiſchen ohlfahrtsminiſterium, der zergwerksdirektor Guſtav Cordes aus annoper, der Bankdetektiv der Dresdener 11 Reinhard Kubbernuß, der Makler A Holländer, der Kaufmann Wil⸗ m Brauſer und der Rittmeiſter a. D. cheek aus Kaſſel wegen Deviſenverge⸗ us zu verantworten Geheimrat Tillich, Or. Borchardt, Direktor Cordes und der Detektiv Kubbernuß werden beſchuldigt, gemeinſam in der Zeit vom 24. Mai bis 15. Juni ds. Js. in ausländiſchem Beſitz befindliche 36 Jarben⸗Aktien im Wer⸗ ke von 115000 Mark auf das Konto Tillich bei der Dresdener Bank gebracht und enk⸗ gegen den Vorſchriften der Deviſenbewirk⸗ ſchaftungsſtelle dem flüchtigen Bergwerksdi⸗ reklor Schmidt ausgehändigt zu haben. Zu Beginn der Verhandlung kam zur Sprache, daß ſich mehrere Rechtsan⸗ wälte zur Verteidigung der Angeklagten im Unterſuchungsgefängnis angeboten hät⸗ ten. Der Vorſitzende nannte dieſes Verfah⸗ ren ungewöhnlich. Der Vertreter der Staats⸗ aal c Staatsanwaltſchaftsrat Jaco⸗ by, erklärte, daß dieſe Anwälte zweifellos von intereſſierten Kreiſen geſchickt worden ſeien, die hinter dieſen Deviſentransaktionen ſtänden. Dieſer Angelegenheit würde ſeitens der Staatsanwaltſchaft noch nachgegangen werden. Die Verhandlung wird vorausſicht⸗ lich drei Tage in Anſpruch nehmen. Sprengſtoff⸗Jund. Münſter, 24. November. Zwei Arbeiter fanden an der Bahnſtrecke nach Hamm vier Pakete mit Sy rengſtoff von je ein Kilogramm Inhact. Eines der Pakete lag unmittelbar an den Schienen. Ob der Schienenräumer einer Lokomotive die Pa⸗ kete beiſeitegeſchoben hat, ſteht noch nicht feſt. Familien⸗Chroniſen. Vereinzelt hört man wohl einmal, daß ſich jemand eingehender mit der Geſchichte ſeiner Familie befaßt und Nachforſchungen über ſeine Vorfahren, die Herkunft ſeiner Familie überhaupt, vielleicht auch die Ent⸗ ſtehung ſeines Namens, die Verzweigung ſei⸗ ner Familie ſowie die Zuſammenhänge mit anderen anſtellt. Im allgemeinen geht aber die genauere Kenntnis kaum über die Großeltern oder allenfalls Urgroßeltern hinaus. Es iſt recht ſchade, daß es ſo iſt, daß gerade hierfür ſo wenig Intereſſe vorhanden iſt. Die meiſten Menſchen würden ſchon ganz gern etwas Ge— naueres darüber wiſſen, aber ſie ſcheuen die Mühen, die damit verbunden ſind und er⸗ klären von vornherein, man würde doch nicht viel ermitteln, oder man müßte ſchon einen koſtſpieligen Apparat dafür in Bewegung ſet⸗ zen, und ſelbſt in dieſem Falle wäre der Er⸗ folg noch zweifelhaft. Der Fehler iſt eben der, daß man von Kindheit an nicht daran gewöhnt wird, auf den Zuſammenhang und Zuſammenhalt in der Familie zu achten. Nur bei den Adelsfamilien und verſchwindend wenigen bürgerlichen Fa⸗ milien iſt es anders. Was man ſonſt im allge⸗ meinen weiß, beruht auf mündlicher Ueber⸗ lieferung, die zumeiſt recht unſicher iſt, dagegen ſind eingehendere ſchriftliche Aufzeichnungen kaum jemals vorhanden oder beſchränken ſich auf die bloße Wiedergabe von Daten über (Geburten, Eheſchließungen und Todesfälle. Von den Verwandten, die irgendwann einmal in die weite Welt gegangen ſind, findet ſich ſelten etwas, ſie ſind verſchollen und ver⸗ geſſen. Man könnte aber dieſe Fäden, die allmählich völlig entgleiten, wenigſtens eini⸗ germaßen in der Hand behalten durch eine Familienchronik, die ſich vom Vater immer auf den älteſten Sohn oder die älteſte Tochter vererbt, mit der Verpflichtung, ſie fortzu⸗ führen. Man ſollte ſich um ſeine Vorfahren und Verwandten nicht erſt dann bekümmern, wenn man vielleicht das Glück hat, einmal eine Erb⸗ ſchaft anzutreten, und gerade dann kann die genaue Kenntnis der Familienzuſammenhänge von großem Nutzen ſein. Mit der Teilnahme an den Schickſalen der einzelnen Mitglieder und Linien würde auch der Familienſinn, der bei uns häufig ganz verlorenzugehen droht, wieder geſtärkt werden, was ganz beſonders zu begrüßen wäre, denn auf der Familie baut ſich der Staat auf. Aus der Heimat. Gedenktage. 24. November. 1531 Der ſchweizeriſche Reformator Joh. Oekolampadius, eigtl. Heußgen, in Ba⸗ ſel geſtorben. 1632 Der Philoſoph Baruch Spinoza in Am⸗ ſterdam geboren. 1801 Der Dichter Ludwig Bechſtein in Wei⸗ mar geboren. f Prot. und kath.: Chryſogonus. Sonnenaufg. 7.32 Sonnenunterg. 16.01 Mondaufg. 2.31 Mondunterg. 13.52 die Adventszeit naht. Ein Tag jagt den anderen, eine Sorge die andere und über all dem Kummer und Trubel vergißt man ſchier, daß es dem Advent zu⸗ geht. Freilich macht man ſich nur einen ein⸗ zigen Augenblick los von der Haſt und dem Lärm, von der Not und dem Elend des All⸗ tags, hört man in ſich, blickt man um ſich, dann püren wir es bis tief hinein ins innerſte Herz, ß jene Zeit im Anrücken iſt, die als die 927 0 im ganzen Vobr⸗ gilt: Die Zeit der orbereitung und Vorfreude auf das Weih⸗ nachts 10 a a aheim ſehen wir uns bereits von einem aeſ igen Heimlichtun umaeben. wie es ſonſt em häuslichen Kreis nicht zu merken iſt. Ver⸗ ſtohlene Arbeiten beginnen, Gedanken zum 0 tsfeſt lingen und ſchwingen durch die Stube. Die Auslagen der Geſchäfte deuten zum Teil ſchon auf das Feſt hin, beſonders Spielwarengeſchäfte haben ſich ſchon ganz wei⸗ nachtlich eingeſtellt. Noch iſt die Zeit des ewigen Dunkels, der wallenden Nebel und der ſchwer verhängten Himmel. Und doch geht durch dieſe düſternen Tage bereits ein Schimmer des Lichtes, der Erwartung und der Zuverſicht. Es geht dem Advent zu. Sorgen wir dafür, daß auch die Seele immer öfters vom rauſchenden Le⸗ ben der Außenwelt heimfindet zu dem Frieden, zu der Stille und Harmonie, von der die näch⸗ ſten Wochen erfüllt ſein ſollen. Für die Abſender von Weihnachtsbrie⸗ ſen und Pakete nach dem Ausland und Ueber⸗ ſee iſt die Friſt zur Auslieferung herangerückt, wenn die Sendungen noch rechtzeitig zum Feſt den Empfängern ausgehändigt werden ſollen. Im allgemeinen müſſen Briefe, Karten uſw. am Tage vor dem nachſtehend angegebenen Poſtſchluß aufgeliefert werden, möglichſt noch früher: bis zum 30. November in Köln für die Goldküſte, Nigeria, Portugieſiſch Oſtafrika, Angola, Südafrikaniſche Union, Chile, Deutſch⸗ Südweſtafrika, Argentinien, Bolivien, Para⸗ guay und Uruguay; bis zum 28. nach Ma⸗ deira; bis zum 30. November nach den Kana⸗ riſchen Inſeln, Korſika, dem aſiatiſchen Teil der Türkei, Rußland, Libyen, Paläſtina, Rhodus und Sporaden. e Frühlingszweige an Weihnachten. Wenn man jetzt im Garten einige Zweige vom Wei⸗ den⸗, Mandel-, Kirſch⸗ oder Pfirſichbaum ent⸗ nimmt, dieſe im großen Gefäß mit lauwarmen Waſſer im warmen Zimmer hinſtellt, hat man an Weihnachten blühende Zweige. Das ver. dunſtete Waſſer darf nur mit warmen Waſ— ſer von Zeit zu Zeit nachgefüllt werden, in da⸗ Waſſer muß man ein wenig Salz tun, damit es nicht faulig wird. Die Zweige müſſen täg⸗ lich leicht aeſprint merdon d Zur Erleichterung des Winterſportver- kehrs. Zur Erleichterung des Winterſportver⸗ kehrs wird die Deutſche Reichsbahn, nach einem Beſchluß der Ständigen Tarifkommiſſion, der am 20. November, alſo noch rechtzeitig vor Beginn der Winterſportſaiſon, in Kraft tritt, die Mitnahme von Schneeſchuhen und Rodel⸗ ſchlitten auch in die dritte Wagenklaſſe d Schnellzüge geſtatten, wenn eine Beläſtigung der Reiſenden und Beſchmutzung der Wagenſitze von der Mitnahme dieſer Winterſportgeräte ausgeſchloſſen iſt. Die Reichsbahn hat ſich je⸗ doch vorbehalten, nicht nur beſtimmte Züge auszuſchließen, ſondern die Reiſenden auch auf beſondere Abteile oder Wagen zu verweiſen. Wie man Schnupfen und Erkältungen bekämpft. Von Dr. W. Schweisheimer. „Ach was“, ſagt ein ſchnupfengeplagter Mann,„was nützt es mich denn, wenn ich mich in acht nehme? Wo doch ſtatiſtiſch nachgewie⸗ ſen iſt, daß jeder Menſch im Durchſchnitt dreieinhalbe Erkältungen im Jahr durchzuma⸗ chen hat?“ Aber dieſer Gedankengang ſtimmt nicht. Schon zahlreiche Krankheitsſtatiſtiken haben ſich mit wachſender Einſicht in das Weſen einer Krankheit gebeſſert. So kann es beim Schnup⸗ fen und anderen Erkältungen auch geſchehen. Perſönliche Bewahrung läßt viel erreichen. Der Schnupfen, eine katarrhaliſche Erkrankung der Naſe und ihrer Nachbargebiete, iſt eine leichte Inſektionskrankheit. Die Krankheitskeime kön⸗ nen ſich aber erſt in der Schleimhaut feſtſet⸗ zen, wenn eine Erkältung die Widerſtandskraft des Körpers herabgeſetzt hat. Die Hauptarbeit hat ſchon zur Vermeidung des Schnupfens und anderer Erkältungskrank⸗ heiten zu geſchehen. Abhärtung iſt gut, aber nicht bei jedem in gleicher Weiſe möglich. Der eine erkrankt, wenn ihm ein unerzogener Schnupfenkranker ins Geſicht nieſt, oder wenn er ſich einem kalten Luftzug ausſetzt. Naß⸗ werden der Füße kann eine Halsentzündung zur Folge haben, Erhitzung und dann über⸗ mäßige Abkühlung kann einen Darmkatarrh bewirken. Geeignete Kleidung muß ſich immer nach der Witterung richten— nicht nach dem Kalender. Abhärtung wird weniger durch Kalt⸗ waſſerkuren erworben als durch viel Aufent⸗ halt in friſcher Luft. Ueberheizte Zimmer ſcha⸗ den mehr als zu kalte. Man ſollte ſtets im ungeheizten Zimmer ſchlafen. Wer mit Schnupfen⸗ oder Huſtenkrankheiten zu tun hat, wird den Mund durch Spülungen oder geeignete Tabletten desinfizieren. Viele Aerzte rauchen ein wenig, wenn ſie mit ſolchen Kranken zu tun hatten, um den Mund etwas zu desinfizieren. Schmerzhaft iſt es, wenn von der Naſe aus die Nebenhöhlen(Stirnhöhle uſw.) ergriffen werden. Man wird ſtets dar⸗ nach trachten, den Schnupfenteufel raſch wieder zu vertreiben. Das gelingt am beſten durch Wärme. Ein heißes Bad, dann ins Bett, einige Taſſen hei⸗ ßen Tee oder heiße Zitronenlimonade ſind gute Wärmeſpender. Vor allem hat ſich auch heiße Milch, ein altes Hausmittel erfahrener Frauen, gleichfalls aufs beſte bewährt. Der Blutkreis⸗ lauf wird eee die Schweißabſonde⸗ rung angeregt. Gerade die Schweißabſon⸗ derung iſt ein vortreffliches Mittel zur Ver⸗ hinderung des Ausbruchs einer Erkältung wie zur Heilung einer bereits ausgebrochenen. Milch und Tee als Heißgetränke haben noch den Vor⸗ teil. daß ſie die Nierentätiakeit anregen. Das ſt gleichbedeutend mit der Herausſchaffung ſchädlicher Krankheitsſtoffe aus dem Körper, wie das zum Teil ja auch beim Schweißaus⸗ bruch geſchieht. Zur weiteren Unterſtützung der Wirkung wird man um die ſchmerzende Stelle, alſo um Hals oder Bruſt, einen wollenen Schal oder feuchten Wickel legen. Bei Darmbeſchwer⸗ den(häufig ſchmerzhafte Koliken) ſind heiße Umſchläge oder Wärmeflaſchen nützlich. Der Bier'ſche Jodtropfen vermag zweifellos be⸗ ginnende Erkältungen noch abzubiegen. Man gibt dazu eineinhalb Tropfen Jodtinktur in ein wenig Waſſer, Milch oder ſonſtiger Flüſſig⸗ keit. Nötigenfalls gibt man am näaͤchſten Tag noch einmal einen Tropfen ebenfalls in Flüſ⸗ ſigkeit. Mehr Jodtinktur iſt zwecklos. Die Wir⸗ kung iſt bewährt, wenn auch in ihren eigent⸗ lichen Wirkungsurſachen noch nicht begründet. Wiſſen Sie das? Die Haut des menſchlichen Körpers beſitzt über zwei Millionen Schweißdrüſen, die durch ihre Tätigkeit den Körper entgiften und die Nieren entlaſten. Das Straßenbahnnetz des Ruhrgebietes um⸗ faßt 1200 Kilometer(von Baſel bis Flens⸗ burg ſind es 1050 Kilometer). Letzte Nachrichten. Neue Erdſtöße in Weſtdeutſchland. Eſſen, 24. Nov. In den frühen Morgen⸗ ſtunden des Mittwoch wurden bei der Bochu— mer Erdbebenwarte erneut Erdſtöße aufge⸗ zeichnet, die jedoch nach den bisher vorliegen den Nachrichten an Stärke erleb ich hinter den in der Nacht zum Montag aufgetretenen Erd— ſtößen zurückblieben. Die neuerlichen Erdbe⸗ wegungen ſind, wie eine Rundfrage erkennen läßt, von der Bevölkerung kaum bemerkt worden. Eiſenwerk durch Ausſtändiſche ſtillgelegt. Schwelm, 24. Nov. Dem Teil der Beleg— ſchaft des Schwelmer Eiſenwerks, der bereits in der Belegſchaftsverſammlung gegen die Wiederaufnahme der Arbeit proteſtiert hat— te, iſt es gelungen das Schwelmer Eiſenwerk ſtillzulegen. Vereinbarungsgemäß hatte die Verwaltung die Fabriktore wieder geöffnet. Sofort ſetzten gegen die Arbeitswilligen Terrorakte dieſes Teils der Belegſchaft ein, die ſtellenweiſe zu Tätlichkeiten ausarteten. Hitler macht Vorſchäge. Eine Mitteilung der NSDAP. Berlin, 24. Nov. Die Antwort Hitlers bringt, wie die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. mitteilt, un⸗ ter eingehender Begründung zum Ausdruck, daß Adolf Hitler den vom Reichspräſidenten übergebenen Auftrag einer rein parlamen⸗ tariſchen Löſung der Regierungskriſe nicht übernehmen kann, weil er in Verbindung mit den gemachten Vorbehalten innerlich un⸗ durchführbar iſt. Angeſichts der kroſtloſen Lage unſeres Vaterlandes, der immer ſteigenden Not und der Verpflichtung für jeden einzelnen Deut⸗ ſchen ſein Letztes zu kun, damit Volk und Reich nicht im Chaos verſinken, hat Adolf Hitler dem Herrn Keichspräſidenken einen klar umriſſenen Vorſchlag unterbreitet, durch den in kürzeſter Friſt die Regierungskriſe gelöſt werden kann. Der Vorſchlag ſchlie U mit dem Verſprechen Adolf Hitlers bei ſei⸗ ner Annahme ſowohl ſeine Perſon als auch ſeine ganze Bewegung für die Löſung der Regierungskriſe und damit für die Erret⸗ tung des Vaterlandes einzuſetzen. Neue Klage Preußens? Ein Ankrag des Skaaksrafsausſchuſſes. Berlin, 24. Nov. Der Verfaſſungsausſchuß des preußiſchen Staatsrates beſchäftigte ſich abſchließend mit der durch das Urteil des Staatsgerichtshofes und den dazu getroffenen Maßnahmen des Reiches geſchaffenen Lage in Preußen. Die Stellungnahme des Verfaſſungsausſchuſſes wurde in einem Antrag niedergelegt, der dem Staatsrat in ſeiner auf Donnerstag an⸗ beraumten Sitzung zur Annahme empfoh⸗ len werden ſoll. Die Verordnung vom 20. Juli und der Erlaß vom 18. November grif⸗ fen in die durch die Reichsverfaſſung garan⸗ tierten Rechte Preußens ein. 5 Zur Klarſtellung der durch die Verord- nung des Reichspräſidenten vom 20. Juli und den Erlaß vom 18. November 1932 her⸗ vorgerufenen Streitpunkte hält der Verfaf⸗ ſungsausſchuß des Skaatsrates eine Klage beim Staaksgerichtshof für notwendig. Sprengſtoſſerploſion. Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Marburg, 24. November. Beim Abtragen eines Hanges ereignete ſich hier eine ſchwere Sprengſtoffexploſion. Als am Mittwoch die Grabungen aufgenommen wurden, ſchlug ein Arbeiter mit der Spitz⸗ hacke auf einen ſteckengebliebenen Sprengſchuß, der explodierte. Dabei wurde ein Arbeiter auf der Stelle getötet und zwei weitere ſchwer verletzt.